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Das Rollenspiel >> Das Umland >> Auf dem Ildorel
(Thema begonnen von: Uuma am 13. Jan. 2005, 14:20 Uhr)

Titel: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 13. Jan. 2005, 14:20 Uhr
Der Ildorel, der riesige See der Immerlande gleicht einem Meer, wenn man an seinen Ufern steht. Seine Wasser sind tief und unergründlich. Reicher Fischbestand lockt die Fischer aus den Fischerdörfern bei Wind und Wetter hinaus, aber auch die prächtigen Handelsschiffe befahren den riesigen See und nutzen ihn, um ihre Waren zwischen den großen Hafenstädten, den Metropolen des Handels, hin und her zu befördern.
Auch die Hauptstadt Ildoriens, Talyra mit seiner mächtigen Stadmauer, liegt im Westen an seinen bewaldeten Ufern und wunderschönem Sandstrand.

Schon manch ein stolzes Schiff wurde von den Fluten des Ildorel verschlungen, wenn stürmische Winde die Wasser des Sees meterhoch aufpeitschten. An sonnigen Tagen sind es die kleinen Segelschiffe der Adeligen und Reichen, die man mit ihren weißen Segeln über seine Wasser gleiten sehen kann.

Reisend aller Rassen nutzen die großen Dreimaster, die wie die Handelsschiffe zwischen den großen Hafenstädten majestätisch hin und her segeln, um in der Sicherheit dieser großen Schiffe die Schönheit des Sees zu bewundern und so das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, denn es gibt auch dunkle Gestalten, die sich auf räuberischen Schiffen nur zu gerne der Habe der Reichen bemächtigen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 13. Jan. 2005, 14:42 Uhr
Im Schiff (http://www.rose-palan.de/uumashausmitschiff.jpg) vor der Mündung des kleinen talyrianischen Flusses
   
Uuma weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, sie merkt nicht einmal dass überhaupt welche vergeht. Sie hängt noch immer mit ihrem Oberkörper im Schiff, und mit mittlerweile eiskalten Beinen aus dem Schiff. Das Kichern ist leisem  zähneklapperndem Gemurmel gewichen und hin und wieder kommt ein kaum hörbares Stöhnen über ihre Lippen, denn die Wirkung des Gebräus lässt langsam nach. Leise nähern sich Schritte, dann geht die Türe auf und der Kapitän betritt mit einer Öllampe in der Hand den kleinen Raum. Er starrt auf den Teil, der von Uuma zu sehen ist, dann donnert er in tiefem Bass los. "Taaankuuun!!!" und packt gleichzeitig die Echsenlderkleidung in ihrem Gnick, damit sie nicht doch noch aus dem Fenster rutscht und spürt die harten Hornplättchen. "Verdammt! Wenn ich nicht alles selber mache!"

Eilige Schritte sind zu hören, dann erscheint der Gerufene und bleibt vor Schreck wie angewurzelt stehen. Zum Einen sieht er Uuma im Fenster hängen und zum Anderen den vor Zorn bebenden Kapitän. "Ich denke du kümmerst dich um sie! Warum hängt sie im Fenster und nicht gefesselt da oben?" und er zeigt mit der ausgestreckten Hand, mit der er noch immer die Öllampe hält, zu den Haken an der Decke. "Und hast du ihr das Gebräu gegeben? Ich habe dir gesagt, dass du das nur dann jemandem gibst, wenn ich das sage!" Zorn funkelt in seinen Augen, kalt und dunkel. Der Kapitän wartet, bis Tankun Uuma aus dem Loch gehoben, und auf die Säcke gelegt hat und tritt zu dem Mann, der sich gerade erhebt. Die Rechte des Kapitäns schnellt in die Magengegend des Mannes, der nur noch keuchend nach Luft schnappt. "Noch einmal und ich lass dich auspeitschen, bis du aufhörst zu denken. Du sollst Befehle befolgen! Blitz und Donner!" Der Kapitän dreht sich an der Türe noch einmal um und jetzt hat seine Stimme wieder seinen normalen Befehlston. "Binde sie da oben fest, aber jeden Arm einzeln! Das ist eine Wilde, kein Mädchen aus der Stadt! Und bleibe bei ihr. Die Männer hatten schon lange keine Weiber mehr und geschunden nutzt sie mir nichts."

Uuma sieht das Licht, das den Raum erhellt, hört das Gebrüll des Mannes, aber das Gebräu benebelt noch zu sehr ihre Sinne, so dass sie noch nicht begreift, was sich vor ihr abspielt. Die Hände, die sie aus dem Loch heben und auf die Säcke legen nimmt sie schon mehr wahr, auch dass der Druck auf ihre Hüftknochen verschwindet. Schlapp wie ein Mehlsack hängt sie dabei in seinen Armen. Ein Wischleder aus einem Kübel der Rumpelkammer, in der sie liegt, wird um ihr rechtes  Handgelenk gewickelt, dann ein Seil mehrmals darum geschlungen und mit einem Seemansknoten festgezogen. Das Gleiche geschieht mit ihrem linken geschwollenen Handgelenk, nur mit mehreren Ledertüchern. "Es tut mir Leid Kleine," sind die einzigen Worte des Mannes, während er die Seile über zwei Deckenhaken legt und sie daran nach oben zieht, bis ihre Füße kaum noch den Boden berühren. Die langen Seilenden wickelt er seitlich um einen Balken und verknotet sie. Mit einem prüfenden Blick verlässt er den Raum, um ihr einen heißen Grog zu machen, der die Kälte aus ihr vertreiben soll.  

Pochender Schmerz meldet sich in ihrer linken Hand, die durch den Druck des Seiles noch mehr anschwillt und Uuma beginnt sich gegen den Schmerz zu sträuben. Das Leichtigkeitsgefühl, das ihr vorher alle Empfindungen genommen hat, ist verschwunden und hat einer bleiernen Müdigkeit Platz gemacht. Das Licht der Öllampe taucht den Raum in ein schummeriges Licht und als sie die Augen öffnet starrt sie vor sich hin, bis die Erinnerung langsam wiederkehrt. Uuma nicht fliehen aus Fenster? fragt sie sich müde, doch dann wird sie sich ihrer Körperhaltung bewusst und starrt nach oben zu ihren Händen. Augenblicklich erkennt sie das Ausmaß ihrer Lage. Ihr wird klar, dass sie sich so nicht von den Stricken befeien kann und Panik steigt in ihr auf.
Nur langsam reagiert ihr Körper auf ihre Bemühungen sich zu bewegen, doch dann angelt sie sich mit ihrem Fuß seitlich von ihr einen  Sack, auf den sie sich wenigstens soweit stellen kann, dass ihr Gewicht nicht mehr ganz so schwer an ihren Handgelenken zieht. Trotz aller Grübelei ist das Letzte, an das sie sich erinnert, das Lächeln des Mannes, als er ihr den Rest des Gebräus einflößte. Wie lange Uuma seien in Schiff? Was passieren mit Männern, die Uuma helfen bei Haus? Das schaukelnde Gefühl hat sich etwas verstärkt, aber das Schiff scheint noch immer an einer Stelle vor Anker zu liegen, denn es schaukelt nicht frei in den Wellen. Ihre Augen schließen sich wieder müde und es strengt sie mehr und mehr an, auf dem Sack zu stehen und sich nicht hängen zu lassen. Uuma wollen sitzen oder liegen, beginnt es verzweifelt in ihr zu murren, denn der Schmerz in ihrer Linken ist schon ohne Zug auf ihr Handgelenkt fast nicht zu ertragen.



Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 13. Jan. 2005, 17:17 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Auf leisen Sohlen nähert sich Schatten verstohlen der Tür, die ihn in den Bauch des Schiffes führen wird. Der Nebel macht auch vor dem Schiff nicht halt, und in durchscheinenden Fetzen bildet er im Gewirr der Takelage Trugsegel, die den Kahn in ein Geisterschiff verwandeln. Solange wir nicht zu den Geistern gehören… Bevor sich die schlanken Finger des Elfen um den Messingknauf schließen, reinigt er mit einer flüchtigen Bewegung die gebogene Klinge des Dolches am ohnehin schon besudelten Hemd des Wächters. Quietsch bloß nicht! droht er den rostigen Scharnieren argwöhnisch.

Mit Fingerspitzengefühl lässt der geübte Dieb die Tür einen winzigen Spalt aufschwingen. Das Licht einer trüben Öllaterne dringt durch den Spalt nach draußen, wie Gelee durch die Risse eines gesprungenen Tongefässes, als wolle es sich von der Kalten Nebelnacht fernhalten. Eine steile Stiege führt einige Stufen hinab in die Eingeweide des Schiffes, bis sie auf einen Gang treffen. Nichts zu sehen. Vermutlich reichen der Nebel und eine Wache an Deck aus, um ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen, das weiter Vorsichtsmassnahmen aus Sicht der Schmuggler überflüssig macht. Uns soll es recht sein. Sachte öffnet Schatten die Tür gerade so weit, dass er hindurch schlüpfen kann, um sie dann ebenso geräuschlos wieder zu schließen.

Seine blanken Sohlen gereichen ihm nun zum Vorteil, denn nur auf Zehensitzen schleichend ist er leiser als der Flug einer Eule auf der Jagd. Allerdings wird es ihm dadurch nicht gerade wärmer! Als er den Gang erreicht, erkennt er, dass sich hier nur eine Türe befindet, und sich die Treppe nach einem Absatz weiter nach unten windet. Mucksmäuschenstill bewegt er sich auf die Tür zu, jederzeit bereit seinen Dolch zu benutzen, der sich mit seiner Linken wie der Kopf einer stoßbereiten Klapperschlange bewegt. Ruhe. Kein Geräusch dringt durch das Türblatt an Schattens spitzes Ohr. Probehalber dreht er den Knauf, doch die Türe ist verschlossen. Die Kapitänskajüte vielleicht?! Seine rechte hand wandert siegessicher zum Kragen seines Hemds, in dessen spitzen sich für gewöhnlich ein paar Nadeln verstecken, die schon viele Schlösser geöffnet haben. Für gewöhnlich.

Gedanklich fluchend verwünscht er seinen Holzopf, da sein eigenes Hemd am Strand des Ildorels im Schnee vergraben auf seine Rückkehr wartet. Natürlich lassen sich im Kragen des unglückseeligen Halsabschneiders, der nackt hinter den beiden Fässern an Deck liegt, keine solchen Nadeln finden. Wenigstens beruhigt ihn die Vorstellung, dass Uuma eher nicht gleich hinter der ersten Türe und dann auch noch völlig ohne Wache auf ihre Rettung warten würde. Also bleibt nur ein Weg. Weiter Abwärts. Die Treppe ist eng und ausgetreten, während der Lichtschein der trüben Öllampe am Eingang mit jedem Schritt schwächer wird.

Die Pupillen seiner scharfen Elfenaugen weiten sich zu schwarzen Schlünden, die gierig jedes Lichtkorn aufsaugen. Er erreicht einen weiteren Gang, von dem mehrere Türen abgehen. Umsichtig lauscht er an allen, wobei er vereinzelt Stimmen und Bewegungen vernimmt, und sie damit vorerst von seinen Nachforschungen ausschließt. Immer weiter führen ihn die Gänge durch den Rumpf, wie Adern die ein hölzernes herz durchziehen. Jedes mal wenn er schritte vor sich hört, zieht Schatten sich zurück oder wählt einen anderen Weg. Er ist tief in der Höhle des Löwen, und ein unbedachter Kampf, nein schon ein verräterisches Geräusch, könnte ihn den Kopf kosten. Und das alles wegen einer frechen Gör, die nicht hören kann, wenn man sie darum bittet, im sicheren Haus zu bleiben… Der Anflug von Frustration entspringt der Anspannung, gleichzeitig so leise wie so schnell wie möglich zu sein. Zwei Komponenten, die sich nur schwierig vereinen lassen.

Ein weiter dunkler Gang, dessen Weg sich endlos dehnt, während er sich für sein Empfinden nur quälend langsam vorwärts bewegt. Da geschieht es! Die Türe, die Schatten gerade passiert hat knackt vernehmlich, als sich der Türknauf auf der anderen Seite bewegt, und sie aufspringen lässt. Mit einem gehetzten Blick wendet sich Schatten erst der nächsten Tür zu seiner linken zu, bevor er sich dann doch für die Rechte entscheidet. Eine schnelle Drehung des Handgelenks später atmet er erleichtert auf, als sie sich als unverschlossen erweist. Pfeilschnell huscht er hindurch und schafft er nur knapp sie zu schließen, bevor sich die andere Türe ganz geöffnet hat. Dunkelheit umfängt ihn, und er glaubt sich schon in Sicherheit, als ihn ein durchdringendes Schnarchen aufschreckt. Schritte bremsen abrupt vor seinem Versteck, während er sich umwendet, um seinen Dolch in die ungefähre Richtung des Scharchens zu halten. Eine Faust donnert gegen die Tür, so laut, dass Schatten glaubt, spätestens jetzt müsste auch der letzte Blaumantel in der Steinfaust aufgewacht sein.

>>Wach gefälligst auf, Du alter Saufbold!<<, lärmt eine tiefe Stimme von der anderen Seite der Tür, und Schattens macht sich Sprungbereit, auch wenn er nur erahnen kann, was in der fast absoluten Finsternis vor ihm liegt. >>Ich schwöre Dir, wenn Du nicht ihn 2 Minuten bei der kleinen Wilden gegenüber Wache hältst, dann baumelst Du vom höchsten Mast, ob Du mein Bruder bist oder nicht!<< Ein verschlafenes >>Jaja…<<, das wohl so viel bedeutet wie, „Du kannst mich mal!“ dringt genuschelt zu Schatten herüber doch es bleibt dunkel. Nach ein paar Sekunden entfernen sich die Schritte auf dem Gang wieder, begleitet von einem Haufen wilder Seemannsflüche. Abwarten. Sekunden vergehen wie Stunden, doch dann wird das Schnarchen wieder lauter, und Schatten wagt es, wieder aus der Kajüte in den Gang zu schlüpfen. Gegenüber also…warum denn nicht gleich so!

Ohne weitere Zwischenfälle erreicht er die andere Seite des Ganges und damit die Türe, hinter der, so Loa ihm heute Nacht gnädig ist, Uuma auf ihre Rettung wartet. Nach einem erneuten Horchen öffnet er sie Tür, und der Anblick lässt ihn trotz des Ernstes der Lage fast laut auflachen. Gespannt wie eine Bogensehne angelt sich die junge Dunkelwäldlerin mit nackten Beinen gerade einem Sack, um ihre Arme ein wenig zu entlasten, an denen sie angebunden nach unten baumelt. Ihre Zungenspitze steckt dabei zwischen ihren Lippen und der verschleierte Blick ihrer Augen vereitelt beinahe den Versuch, sich auf dem nachgiebigen Gegenstand aufrecht zu. Grinsend will er ihr gerade zu Hilfe eilen, als er schon wieder Schritte auf dem Gang hört die sich seiner Türe nähern.

Sofort Stellt er sich in den Totenwinkel des Türblatts, und als es aufschwingt und ein Mann den Raum betritt, hat dieser so schnell das Messer an der Kehle, dass er nicht einmal Zeit hat, die Tasse Grog in seinen Händen fallen zu lassen. Nur Uumas kaum verständliches >>Nein, nicht Mann töten…<< verhindert ein neues Blutbad, und Schatten schließt die Türe mit seiner Ferse. Sein Augen richten sich auf Uuma. „Warum nicht?!“, seine melodische Stimme klingt eisig und zu Allem entschlossen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 14. Jan. 2005, 04:03 Uhr
Uuma ist müde, schrecklich müde und sie friert. Sie bemüht sich ihren linken Arm nicht zu belasten und ihr Gewicht in den rechten zu hängen, denn der tut ihr in den Fesseln nicht weh, auch wenn es nicht angenhem ist wie ein Stück von ihrem getrockneten Fisch an irgendwas zu hängen. Als sie Schritte hört und ängstlich zur Türe blickt meint sie sich zu vergucken, denn das konnte unmöglich wahr sein, was sie da zu sehen meint und kneift die Augen kurz zu, aber der Mann, dem sie in ihrem kleinen Haus die Brustwunde zugenhäht hat steht immer noch neben der Türe im Schatten des sowieso schon recht düsteren Raumes und grinst sie an. Langer seien verrückt! denkt sie und hält die Luft an, als Tankun mit einem Becher in der Hand den Raum betritt und sie irritiert ansieht. Im selben Moment will der Schlanke ihm die Kehle durchschneiden und Uuma kann nur noch wild den Kopf schütteln und ihm zuraunen, es nicht zu tun.
Mit einem tiefen Atemzug entspannt sie sich wieder, als Tankun den Moment überlebt und bei dem Geruch des dampfenden Getränkes in seiner Hand wird ihr bewusst, wie durstig sie ist. <"Warum nicht?!"> fragt der Lange mit eisigem Unterton, dass es Uuma noch kälter wird, und sie ist froh, dass Tankun bei alledem nicht das dampfende Getränk hat fallen lassen. Ungeduldig schüttelt sie den Kopf. "Tankun seien Heiler und seien Gefangener auf Schiff!"  Wieder schnuppert sie nach dem Getränk. "Uuma haben Durst!" flüstert sie und blickt sehnsüchtig zu dem köstlich riechenden Tee. "Tankun nicht seien Kämpfer. Uuma wollen trinken!" spricht sie eindringlicher, während sie auf dem Sack ungeduldig das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagert. Tankun sieht genau so blass aus wie der Bleiche, doch dann holt er wieder Luft und bewegt sich langsam, mit vom Körper weggestreckten und leicht erhobenen Händen, auf sie zu und Uuma hofft inständig, dass der Lange jetzt nichts tut, was Tankun das Getränk verschütten lässt. Kaum setzt er den Becher an ihre Lippen trinkt sie gierig den warmen Grock, der brennend ihre Kehle hinunter rinnt. Sie schmeckt den Alkohol darin, aber ihr Durst und ihr Kältegefühl lassen sie weiter schlucken, bis der Becher leer ist. Trotz der verrückten Situation genießt sie den Nachgeschmack und fühlt die Wärme, die sich in ihrem Magen schon auszudehnen beginnt. Der Schlanke hat den Dolch in der Hand, jeden Moment bereit Tankun damit die Kehle durchzuschneiden, aber der scheint hart im Nehmen zu sein und beginnt zu sprechen.

"Es stimmt, was die Kleine sagt, ich wurde vor einigen Jahren von der Bande gefangen genommen, als der Kapitän schwer verletzt wurde. Seit dem lebe ich hier als Gefangener, auch wenn ich mich frei auf dem Schiff bewegen kann." Er holt wieder Luft und dreht sich zu dem Schlanken mit wieder erhobenen Händen ganz langsam um. "Aber ihr müsst wahnsinnig sein, auf dieses Schiff zu kommen, ihr könnt..." Mehr sagen kann er nicht, denn wieder nähern sich Schritte, Schritte von drei Männern. Tankun zeigt auf die Segel, die an der Wand hängen und der Schlanke begreift und huscht hinter sie.
"Männer holen anderen Finger von Uuma?" fragt sie mit ängstlicher Stimme und beginnt am ganzen Leib zu zittern, denn Panik ergreift sie bei der Vorstellung, doch schon betritt der Kapitän mit nur einem der Männer den Raum. Uuma kann sich nur zu gut an sein Gesicht und sein grausames Lachen erinnern und zerrt an ihren Fesseln, dass ihr die Tränen in die Augen treten.  Sie könnte schreien vor Angst. Mit unbeweglicher Mine mustert er sie, sieht sich die Fesseln an und nickt. "Warum nicht gleich so Tankun." Er nimmt ihr Kinn zwischen seine Finger und nähert sein Gesicht dem ihren, bis sie seine Augen direkt vor sich sieht. "Du gehörst jetzt mir kleine Wilde. Gewöhn dich an den Gedanken," und ein besitzfreudiges fieses Lächeln zieht über sein Gesicht. Uuma zittert vor Angst, aber gleichzeitig steigt der blanke Zorn bei seinen Worten in ihr auf. Uuma gehören nur Mutter Erde und Großer Geist!
Die Erinnerung an ihre Herkunft und was sie ist, der in dem Gedanken gefühlsmäßig mitschwingt, mobilisiert ihre Kraftreserven und während er über die Angst und Wut in ihren Augen amüsiert lächelt tritt sie zu und trifft die Weichteile des Kapitäns, der sich zusammenkrümmt und flucht. Uumas nächster Tritt trifft ihn voll am Kopf, dass er zurücktaumelt, bevor der Andere auch nur einen Schritt auf sie zu machen kann. "Uuma nicht gehören Bande!!! Nie! Nie! Nieeeeee!!!" schreit sie voller Zorn, wenn auch ihre verzweifelte Angst darin mitschwingt, denn sie kann noch nicht wirklich glauben, dass der Lange sie wird befreien können, während sie versucht ihr zurückweichendes Ziel mit weiteren Tritten zu attackieren, doch dann trifft sie die Rechte des anderen Kerles und ihr Körper hängt im nächsten Moment kraftlos in den Seilen. Sie bekommt nichts mehr davon mit, wie der Kapitän sich aufrichtet und schallend lacht. "Was für ein süßes kleines Biest." Er blickt Tankun amüsiert an. "Pass mir gut auf sie auf. Die Kleine wird mir aus den Händen fressen, wenn ich mit ihr fertig bin," und unter den verwunderten Blicken Tankuns verlässt der Kapitän amüsiert lachend den kleinen Raum. "Endlich mal was richtig Widerspenstiges zum Spielen..." hört man in dem Gang die Worte des Kaptiäns leiser werden.





Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 14. Jan. 2005, 16:48 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

>>Tankun seien Heiler und seien Gefangener auf Schiff!<< antwortet die kleine Wilde leise, wobei sie immer noch voller unverhohlener Überraschung, den in ihren Augen verrückten Elfen mustert, der betont langsam sein scharfe Klinge von Tankuns Kehle fortbewegt. Der Grog, den der Mann in seinen Händen hält, verströmt dampfend einen angenehmen Geruch, in dem ein Hauch Rum mitschwebt, und Uuma muss sehr durstig sein, denn bestimmend verlangt sie nach dem heißen Getränk. >>Tankun nicht seien Kämpfer. Uuma wollen trinken!<< Der Heiler muss sich gute Nerven erhalten haben, denn trotz der tödlichen Bedrohung, in der er eben noch geschwebt hatte, war kein Tropfen des starken Tees verloren gegangen.    
   
Abwartend beobachtet Schatten, wie der Becher an Uumas Lippen geführt wird, und sie ihn ohne abzusetzen leert. Eigentlich hätte der Fremde erst selbst einen Schluck davon trinken sollen, während der Elf ihm in die Augen schaut, um sicherzustellen, dass sich kein Gift in der Flüssigkeit befindet, aber das Vertrauen der Dunkelwäldlerin ist offenbar groß. Kaum ist der letzte Rest des Grogs durch Uumas Kehle geronnen, sieht sie ein wenig erleichtert aus,und Tankun wendet sich um, und setzt zum Sprechen an. Nach einer raschen Schilderung seiner Situation hier an Bord, wobei er beschwichtigend seine Hände von sich streckt, da Schattens Klinge noch immer leicht geneigt auf seine Brust zielt, sind schon wieder Schritte zu hören, die sich der Türe nähern. Das geht ja hier zu, wie in einem Taubenschlag! >>Aber ihr müsst wahnsinnig sein, auf dieses Schiff zu kommen, ihr könnt...<< Zu mehr kommt der alte Heiler nicht mehr, denn Schatten bleibt nur die Wahl zwischen einem halbherzigen Versteck hinter einem Segeltuch oder einem weiteren Kampf gegen eine Unbekannte Anzahl von Gegnern.    
   
„Einen nehme ich auf jeden Fall mit, bevor ich falle oder gefangen genommen werde, also mach lieber keinen Fehler!“ Die gezischten Worte des Elfen lassen jegliche Wärme vermissen, und Tankun setzt zu einer bissigen Antwort an, als Schatten bereits hinter dem Segeltuch verschwindet. Seine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, und dann schwingt die Tür auf. In Uuma beginnt Panik aufzusteigen, als der Kapitän in Begleitung eines weiteren Mannes den Raum betritt, und für seine unverschämten Worte würde ihn der Elf am Liebsten hier und jetzt töten! Rotzfrech bäumt sich der unbändige Lebenswille der kleinen Jägerin auf, und mit einem diabolischen Lächeln lauscht er auf die unmissverständlichen Geräusche, als sie ihre ganze Wut in den Tritt legt, der den großen Kerl völlig unvorbereitet trifft.    
   
Der schwache Damm, den Schattens Selbstbeherrschung gegen seinen Wunsch stemmt, Uumas Peiniger mit seiner Klinge Bekanntschaft machen zu lassen, droht zu brechen, als er das trockene Geräusche eines Schlags vernimmt, woraufhin Uumas Gezeter verstummt. Doch das würde womöglich eine unbemerkte Flucht vereiteln, und so hält er sich zähneknirschend zurück, bis die beiden Schurken den Raum endlich wieder verlassen. Mit einem kleinen Nicken bedeutet er Tunkun seine Dank, weil er sich so loyal verhalten hat, um dann auf die Tür zu zeigen, damit der alte Heiler sie im Auge behält. “So meine kleine Wilde, nun wirst du ein Bad nehmen, ob Du willst oder nicht!“

Während er ihre Fesseln durchschneidet, taste er mit seinem Geist nach Ben. Das vertraute Gefühl von Sorge und Wachsamkeit strömt ihm von dem großen Hund zu, der einige Schritte vom Schiff entfernt am Ufer Stellung bezogen hat, und sich nun voller Spieltrieb ins Wasser stürzt, um dem Befehl seines Herrn zu folgen. Kaum hängt Uuma wie ein nasser Sack über der Schulter des Elfen, meldet sich Tunkun skeptisch zu Wort. >>Mit ihr über der Schuler entkommen wir niemals!<< Schatten dreht sich zum Fenster, um Uumas nackte Beine wieder aus dem Fenster zu hängen. >>Sie wird ertrinken!<< protestiert der alte Heiler, doch sie baumelt schon bis zur Hüfte aus dem Bullauge, als der Elf das leise Platschen von Bens Schwimmgeräuschen vernimmt.

„Keine Sorge, unten wartet Verstärkung!“ Dass die Verstärkung aus einem Hund besteht, verschweigt er hingegen lieber. Durch die unfreiwilligen Bewegungen und den Schmerz in ihrer Hüfte, als sie erneut über den Rand des kleinen Fensters schabt, kommt Uuma langsam wieder zu Bewusstsein, und ihre Augen weiten sich, als sie ihre Lage erkennt. Sie hört noch Schattens leises „Keine Angst!“, als sie auch schon im freien Fall dem Ildorel mit seinem eisigen Wasser entgegen stürzt. Die Fluten verschlucken sie wie ein kaltes Grab. Doch nur Sekunden später spürt sie sich kraftvoll an den Fingern einer Hand gepackt, und als sie hustend wieder Luft in ihre Lungen saugen kann, wird sie an ihrer eingeklemmten Hand mit starken Schwimmzügen zum rettenden Ufer gezogen. Ben ignoriert dabei stoisch jeden Versuch, die Hand aus seinem Maul zu befreien, und erst als sie wieder ganz aus dem Wasser sind, setzt er sich mit einem vorwurfsvollen „Wuff“ neben sie. Sofort werden die am Strand postierten Bogenschützen darauf aufmerksam, und sehen sich als bald einem riesigen Hund gegenüber, dessen vom Kopfansatz bis zur Schwanzspitze senkrecht aufgerichtetes Fell, ihn fast doppelt so goß erscheinen lässt. Drohend stellt er sich beschützerisch vor Uuma, die sich gerade mühsam und erledigt wieder aufrappelt.

„Und nun sollten wir sehen, dass WIR so schnell wie möglich verschwinden!“ wendet er sich viel freundlicher und entspannter an Tunkun. Schatten ist sichtlich zu frieden mit dem Verlauf der Rettungsaktion, aber sein unternehmungslustiges Lächeln erstirbt, als er die wiederkehrenden Schritte vor der Türe hört.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 14. Jan. 2005, 21:50 Uhr
Das Erste was Uuma wieder mitbekommt ist der Schmerz in ihren Oberarmen, als ihre steif gewordenen und nach oben gestreckten Arme plötzlich nach unten fallen. Der Geruch des Schlanken ist das Nächste was sie wahrnimmt, den sie vom Nähen seiner Wunde her wiedererkennt. Uuma beginnt, sich noch von dem Kinnhaken benommen zu orientieren, als sie den Druck auf ihre Hüften und dann auf ihre Rippen spürt, und reißt die Augen auf. Sie versucht sich noch an den Hemdsärmeln des Schlanken festzuhalten, der sie mit den Beinen voraus, durch das kleine Fenster in die eisige Kälte schiebt und drückt, doch der Schmerz in ihrer Linken lässt sie sofort ihren Griff lockern. <<"Keine Angst!">> hört sie seine Worte, die sie beruhigen sollen. Keine Angst? Uuma nicht haben Angst vor Wasser, protestiert sie innerlich und sieht noch in seine spitzbübisch blickenden Augen, bevor er sie ganz aus dem Schiff schubst.

Das Wasser des Sees empfängt sie mit eisiger Kälte, doch die gurgelnden Geräusche des über ihr zusammen schlagenden Wassers klingen vertraut in ihren Ohren und sie weiß, dass der Schlanke sie damit gerettet hat. Nach Luft schnappend taucht sie aus dem Wasser auf und spürt die leichte Strömung, die sie auf den See hinaus treibt, als plötzlich aus dem nebligen Nichts ein großer Hundekopf vor ihr auftaucht und freudig ihr Gesicht abschleckt. Bevor Uuma sich versieht, hat er ihre rechte Hand im Maul und zieht sie zielstrebig durch das eisige Wasser, weg von dem großen dunklen Schatten aus dem sie gefallen ist. Uuma kann nur versuchen mit dem anderen Arm mit zu schwimmen, denn trotz mehrerer Bemühungen gelingt es ihr nicht, ihre Hand aus seinem  Maul zu befreien. Wie eine zappelnde Beute, die er nicht gewillt ist aus seinen Fängen frei zu geben, strebt er mit hoch erhobenem Kopf mit ihr dem Ufer entgegen, während die eisige Kälte Uuma langsam immer lahmer werden lässt, bis sie zuletzt nurmehr von dem riesigen Hund durch die Fluten gezogen wird. Irgendwann spürt sie Land unter ihren Beinen, doch der Hund gibt ihre Hand erst frei, nachdem sie aus dem Wasser gekrabbelt ist und nicht einmal mehr eine Zehenspitze von ihr im Wasser liegt.

Uuma spürt vor Kälte kaum noch ihre Beine, aber sie hört ihre Zähne klappern, während sie der Länge nach auf den feuchten Sand plumpst und einfach liegen bleibt und der  Hund sich ausgiebig schüttelt. Plötzlich fällt ihr der Name des Hundes wieder ein. "Ben!" kommt es leise über ihre Lippen und gleich schleckt er ihr Gesicht wieder ab. Schlafen... denkt sie noch, während sie die Gesichter von dem Langen und Tankun vor sich sieht und hofft, dass sie es schaffen ungesehen von Bord zu kommen. Uuma warten auf Männer, die retten Uuma, denkt sie bei sich und hört nicht das leise Grollen in Bens Kehle, der die Männer von der Steinfaust gewittert hat, die sich ihnen durch den Nebel nähern.

Erst als das Knurren lauter wird öffnet sie die Augen und blickt in seine Richtung und sieht im Nebel ein paar Gestalten auf sie zukommen. Uuma bekommt einen fürchterlichen Schrecken, denn ihr erster Gedanke ist, dass es Banditen aus dem Schiff sind, doch dann erkennt sie die Männer von der Stadt, die sich langsam nähern und sie muss an den Bleichen und den jungen Mann mit dem Hund denken. Uuma setzt sich auf und greift mit der Rechten in Bens Fell und zieht ihn zu sich. "Ben ruhig, das seien Gute! Ruhig Ben!" Der Hund setzt sich neben sie und während zwei der Männer langsam auf sie zu kommen scheint Ben zu gehorchen, denn er beobachtet sie nur wachsam und knurrt nicht mehr. Einer hockt sich neben Ben und spricht ruhig auf ihn ein und der Andere legt ihr seinen Umhang um und hockt sich zu ihr. "Du bist Uuma die Besitzerin des kleinen Hauses nichtwahr?" Uuma nickt und er will sie aufheben, doch Uuma schüttelt den Kopf. "Mann von Hund retten Uuma und noch seien auf Schiff," hört sie sich zähneklappernd sagen, doch der Mann schüttelt nur ernst den Kopf. "Du kannst nicht hier bleiben," und hebt sie auf ihre Beine, wickelt den Umhang fest um sie und hebt sie einfach vom Boden auf und trägt sie weg, nachdem der Mann bei Ben ihm einen Befehl zugeraunt hat. Sie kann sich nicht mal dagegen wehren, weil er sie so fest in den Umhang gewickelt hat. Uuma wieder seien gefangen, geht es ihr durch den Kopf und sie kann sich gerade noch ein hysterisches Lachen verkneifen. Doch nach ein paar Schritten spürt sie, dass der Umhang sie wärmt und sie begreift, dass sie sich endlich in Sicherheit befindet. Die innere Anspannung fällt mit jedem Schritt, den der Mann macht, mehr von ihr ab und sie merkt nicht einmal, wie sie erschöpft einschläft.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 17. Jan. 2005, 15:50 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Schritte. Nicht schon wieder! Máel spürt, wie trotz aller Aufregung, die Stimme in seinem Inneren ruhiger wird und ihm mehr und mehr die Kontrolle überlässt. Gut so. Heute ist schon viel zu viel Blut geflossen. Das gut vernehmbare Klacken der Stiefelabsätze auf den Schiffsdielen ist schon fast heran, und hindert Máel und Tankum an einer schnellen Flucht. Doch noch während sich der Elf um seine eigene Achse dreht, um nach einer Möglichkeit zu suchen, einer weiteren Konfrontation zu entkommen, kommt ihm ein rettender Gedanke. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch kämpfen. Das Fenster ist zu eng für die beiden Männer, und als Versteck bleibt nur wieder das Segeltuch, das Máel schon einmal als Deckung gedient hat.

„Du bist der einzige Heiler hier an Bord in all den Jahren?“, wispert er Tankun zu, der bestätigend nickt. „Dann werden sie gewiss nachsichtig mit Dir sein, wenn Du die kleine Wilde entkommen lassen hast!“ Der fragende Ausdruck in den Augen des alten Heilers verwandelt sich in erwartende Gewissheit, als er Máels linke Faust auf sich zukommen sieht. Der Schwinger ist hart, aber nicht hart genug, um Tankun bewusstlos zu machen. Ein dünnes Rinnsal Blut sucht sich von seiner aufgeplatzte Lippe einen Weg sein Kinn herab, wobei Tankun Máel anfunkelt: >>Wir sind noch nicht quitt.<<, zischt er dem ehemaligen Dieb zu, wobei er sein Messer aus dem breiten Gürtel zieht, um es dem schlanken Elfen zu reichen.

Grinsend verschwindet Máel wieder hinter dem weißen, dicken Stoff, der ihn vor neigierigen Blicken verbergen wird, während Tankun sich auf den Sack legt, der Uuma als Sockel gedient hatte. Kaum haben sie ihre Positionen eingenommen, schwingt die Tür auf, und der Kapitän in Begleitung seines Schlägers betritt die kleine Vorratskammer. Der Elf ist auf Geräusche und Schattenspiele angewiesen, die die zuckende Flamme der Öllaterne auf den Segelstoff malt. Er kann Tankun stöhnen hören, als er vom Schiffseigner grob auf die Füße gezogen wird.

Mit donnernder Stimme fährt der Kapitän den alten Mann an. >>Wo ist das Weibsstück, du alter Narr!?<< Wutschnaubend und mit 100 Verwünschungen hört er sich Tankuns Geschichte an, der Uuma bloß noch etwas Grog geben wollte, damit sie bei Kräften ist, wenn die Mannschaft ihren Spaß mit ihr haben will, als sie ihn mit einem akrobatischen Tritt ins Reich der Träume geschickt hat. >>Da mein Messer verschwunden ist, muss sie es wohl irgendwie mit den nackten Füßen aus meinem Gürtel geangelt haben, um sich zu befreien und aus dem Fenster zu springen.<<

Ein übler Hacken reißt Tankuns Kopf herum, und sein Blut regnet in kleinen Tropfen auf das Blütenweiß des Segeltuchs, hinter dem Máel angespannt darauf lauert, ob er eingreifen muss oder nicht. Noch nicht…noch ist es nicht nötig, beruhigt er sich selbst. >>Irgendwie? IRGENDWIE!?!<<, echot der Kapitän. Er ist außer sich vor Wut, doch scheint Tankuns besonderer Status Schlimmeres zu verhindern. >>Wenn sie entkommen ist, dann lasse ich dich Kiel holen, bis Du denn Ildorel leer gesoffen hast! Roge, sieh nach, ob Du das kleine Miststück noch im Wasser planschen siehst!<< Der Schläger beeilt sich, dem Befehl nachzukommen, denn sein Chef ist nicht in der Laune, in der er Fragen oder Widerspruch dulden würde. Schnaubend wendet sich der Boss der Diebesbande wieder Tankun zu, der immer noch am Boden kauert, um sich von dem harten Schlag zu erholen. Máel nutzt die Gunst der Stunde, um unbemerkt sein Versteck zu verlassen, und auf leisen Sohlen die Tür zu erreichen, die er mit einem Schnappen ins Schloss drückt. >>Und? Hast Du sie gefunden, oder… Wer zum Klabautermann bist Du denn?<< Das Geräusch hatte den Kapitän herumfahren lassen, doch statt seines Schlägers sieht er sich einem teuflisch grinsenden Elfen gegenüber, der ihn mit einem Dolch und einem Messer bedroht.

Selbstsicher richtet sich der Schurke zu seiner voller Größe auf und hakt seine Daumen in die leuchtend rote Schärpe, die sich um seine Hüften schlingt. Überlegen dreht er sein Gesicht zur Seite, um sich an Tankun zu wenden. >>Hast Du eine Ahnung, wer diese halbe Portion von einem Spitzohr ist?<< Doch statt der erhofften Antwort, muss er mit der Härte eines von Tankun geschwungenen Balkens erkennen, dass der alte Heiler ganz offensichtlich die Antwort auf seine Frage weiß.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 19. Jan. 2005, 10:41 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Mit einen erstickten Stöhnen sinkt der Anführer der Diebesbande in sich zusammen. Máel ist merklich zu frieden mit dem Verlauf seiner Enteraktion. Uuma ist frei, der Kopf der Diebesbande bewusstlos in seiner Gewalt, er selbst unverletzt, nun müssen sie nur noch unbemerkt mit ihrer Geisel entkommen. Mit einem beinahe heiteren Grinsen reicht er Tankun sein Messer zurück. „Gute Arbeit! Ich bin froh, nicht Bekanntschaft mit Eurem starken Schlagarm geschlossen zu haben!“ Seine eigene Waffe legt er neben dem Kapitän auf den Boden, um ihn von seiner roten Schärpe zu befreien, mit der er dessen Handgelenke fesseln möchte. Talyra muss ihn verweichlicht haben, denn viel zu vertrauensselig bemerkt er dabei nicht Tankuns nachdenkliches Gesicht, und auch nicht den Balken, den er abschätzen weiter in seinen Händen wiegt.

Máel ist gerade dabei die Schärpe unter dem schweren Körper des Schiffseigners her zu wurschteln, als er mit angestrengtem Gesicht zu Tankun blickt. „Was steht Ihr so rum? Wir haben es eilig! Wollt Ihr mir nicht…“ ACHTUNG! Doch seine flüsternde Stimme warnt ihn diesmal einen Tick zu spät! Das Letzte, was der Elf sieht, ist ein in seinen Augen übergroßes Stück Holz, dann explodiert ein hämmernder Schmerz an seinem Hinterkopf. Sterne wirbeln durch sein Blickfeld, das sich zu einem dunklen Tunnel verengt hat, an dessen fernen, hellen Ende ein boshaft grinsender Tankun steht. >>Die kleine Wilde zu täuschen war leicht, aber Dich hinters Licht zu führen war ein Kinderspiel!<<

Voller Unverständnis nuschelt Mael ein „Was…?“, bevor Tankun wiederum den Balken hebt. >>Aber zäh bist Du, das muss ich Dir lassen!<< Unfähig sich wirkungsvoll zu verteidigen, schafft es der ehemalige Dieb gerade noch auf die Knie, um seine Arme abwehrend vor seinen Kopf zu heben, doch der nächste Hieb des Heilers fegt sie einfach zur Seite wie eine Windbö ein paar Schnipsel Pergament. Dann wird es schwarz.

Bewusslos bemerkt er nicht, wie sich Tankun zuerst daran macht, ihn an den Balken zu binden, an dem Uuma vorher schon hing, was ihm mit der Hilfe des zurückgekehrten Schlägers problemlos gelingt. Natürlich ist Kapitän Roderro nicht besonders erfreut darüber, dass ihn sein Heiler niedergeschlagen hat, aber seine Erklärung stimmt ihn mehr als versöhnlich. >>Erkennt ihr ihn nicht?<<, fragt Tankun, wobei er Máels Kopf an den Haaren zieht, da ihm sein Kinn auf die Brust gesunken ist, >>Das ist Máel Dúinc. Die Diebesgilde aus Ambar hat ein sehr hohes Kopfgeld auf seine Ergreifung ausgesetzt! Zu dumm, dass sie ihn lebend wollen, damit sie noch ihren Spaß mit ihm haben können. Ich habe in gleich erkannt, denn kurz nach seiner Flucht ging es deswegen in Ambar hoch her, als ich dort mit meiner alten Mannschaft vor Anker lag.<<

Nachdem Tunkun die Summe genannt hat, die auf Máels Ergreifung ausgesetzt ist, verschwindet der letzte Vorwurf aus Roderros Stimme, weil er auf Uuma verzichten muss. Das ist ein mehr als guter Ausgleich! Ein gieriges Funkeln verdrängt jede andere Emotion in den dunklen Augen des Kapitäns. >>Wehe Du lässt ihn wieder entkommen!<<, warnt er den alten Heiler, >>Es sei denn, das nächste Tauschgeschäft wird eine ähnliche Steigerung!<< Mit lautstarkem Gelächter verlässt er zusammen mit seinem Schläger die kleine Kammer, deren Türe er geräuschvoll zuknallt. >>Und nun weck mir meinen versoffenen Bruder endlich! Ich habe etwas wichtiges mit ihm zu besprechen.<<, klingen Roderros Worte gedämpft durch das dicke Holz, während Tankun Máels Dolch aufhebt, und den ohnmächtigen Dieb umrundet. >>Du wirst mir ein fettes Sümmchen einbringen, Spitzohr!<< Seine Stimme trieft vor Gier und Spott.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 23. Jan. 2005, 13:22 Uhr
Die Schneeeule schaut nicht schlecht als der kleine Schneehügel auf dem sie es sich gemütlich gemacht hat, plötzlich unter ihren Füßen vibriert. Aufgeschreckt flattert sie laut schimpfend davon, als Silver sich streckt und so den Schnee von sich wirft. Kurz schaut er sich um, dann breitet er seine Schwingen aus um sie vom frost zu befreien und hüft ein zweimal auf dem breiten Ast auf und ab. Dann springt er in die Luft und....fällt erst einmal in die Tiefe. Der Boden kommt wieder sehr schnell näher und erst kurz vor dem schneebedeckten Waldboden fängt er sich wieder und gleitet einige Zeitlang nur in wenigen Schritten über dem Boden dahin, weicht Bäumen aus und fliegt über Sträucher hinweg. Seine Flugkünste hatten sich im letzten Jahr deutlich verbessert, das er fast nur in Drachengestallt unterwegs gewesen ist, und sich nicht mehr auf die Hilfe anderer verlassen konnte.

Irgendwo heult ein Wolf, doch Silver schaut sich nicht um. Ein anderes Geräusch, eins das er in der Nacht unaufhörlich gehört hatte dringt nun bewusst an seine Ohren. Das Rauschen des Wassers, ohne es zu Wissen hatte er sich einen Schlafplatz in der Nähe des  Ildorel gesucht. Mit einem Grinsen und einer fast tierischen Vorfreude, verlässt er den Larisgrün um vor sich das große Gewässer zu sehen. Blau-grünes Wasser das in immerwährender Gleichmäßigkeit gegen den Strand schlägt, hier fühlt der junge Sturmdrache sich zum ersten mal seit er hier wieder zuhause. Immer schneller wird sein Flug, immer schneller. Lachend berührt er die weißen Wellen, dann steigt er in einem Spiralflug auf in den Wolkenverhangenen Himmel. Möwengeschnatter lässt ihn innehalten, irgendwo unter ihm streiten sich die weißen Vögel um irgendwas. Neugierig lässt er sich etwas fallen, kann aber nicht wirklich viel sehen, da direkt unter ihm eine Nebelbank sein und urplötzlich sind die Quälgeister aller Seefahrer um ihn herum. Schnattern und streiten sich im Flug um einige Fischabfälle, ihr Geschrei ist laut und nervig, so das Silver der mit ihrem Streit ganz und gar nichts zu tun haben will schnell wieder an Höhe gewinnen will. Doch plötzlich hält er inne, unter ihm knarrt Holz und als er näher hinhört und sich die Möwen etwas entfernen hört er einige rauen Stimmen Stimmen...hier? Bin ich schon wieder über Land?  Von seiner Neugier getrieben umkreißt er die Stelle einige male und kommt den Geräuschen dabei immer näher, bis plötzlich ein großer Schatten vor ihm aus dem Nebel auftaucht und mit irrsinniger Geschwindigkeit größer wird. Na ganz toll du kleine Echse, ein Menschenschiff und ein ziemlich  großes noch dazu. Eilig ändert er seinen Kurs und verfehlt den mittlern Mast an seiner Spitze nur um wenige Schritt, der Ausguck im Krähennest späht angestrengt in die andere Richtung und bekommt von Silver Ausweichmanöver nicht das geringste mit. VORSICHT will er schreien, doch hält aus irgendeinem Grund den Mund, wahrscheinlich weil er den großen Bogen aus Eibenholz gesehen hat der im Krähennest steht. Schnell gewinnt er an Höhe, verlässt aber nicht die Gegend. Viel zu neugierig ist der kleine Sturmdrache, um sich solch einen Fund ohne genaure Untersuchung durch die Lappen gehen zu lassen. Er wusste ja jetzt das da unten ein Schiff war und würde sich nicht wieder überraschen lassen.
Eine ganze Weile begnügt er sich damit über dem Schiff zu kreisen, außer Sichtweite der Menschen, die auch sicher nicht mit einer Gefahr von oben rechneten. Doch nach einiger Zeit wird ihm das zu langweilig und er lässt sich bis fast zur Wasseroberfläche fallen und lugt neugierig durch einige Bullaugen. Kisten....Fässer.....Stoffballen....Fässer....Trockenfleisch an Haken....Fässer.....ein festgebundener Elf....Stoffballen......Fässer..... Plötzlich reißt er die Augen auf und wäre fast von einer Welle erfasst worden Ein festgebundener blutender Elf....da stimmt doch was nicht Er will sich noch einmal zurück fallen lassen, doch ein Instinkt, ein sechster Sinn warnt ihn...leider zu spät! Ein Holzeimer an einem Seil donnert schmerzhaft auf seinen Kopf, gerade als er nach oben schaut. Ein Seemann steht oben an der Rehling und hätte fast das Seil fallen gelassen, als er Silver sieht. Doch bevor er jemanden rufen kann ist der Sturmdrache schon untergetaucht. Sei Vorsichtig Silver, hüte dich vor Menschen Silver! Hüte dich vor ihren Bögen Silver! Hüte dich vor Menschen und ihren spitzen Waffen Silver! Von verdammten Holzeimern hat keiner was gesagt!!! Mit schmerzendem Kopf taucht er unter das Schiff durch und kommt auf der anderen Seite prustend wieder hoch, einige Flügelschläge später ist er wieder in der Nebelbank verschwunden. Hinter sich hört er lautes Lachen, anscheinend glaubt dem Seemann keiner seine Geschichte vom fliegenden Fisch. Fisch!!! Ich bin doch kein Fisch.... „ Na warte du heimtückischer Holzeimerwerfer, dir wird ich noch zeigen was es mit dem fliegenden Fisch auf sich hat....später...“
Er bleibt in der Nähe des Dreimasters umkreißt ihn außer Sichtweite der Menschen, der Nebel deckt ihn gut und er sieht das Schiff gut genug. Der Elf im Bauch den Schiffes geht ihm nicht aus seinen dröhnendem Kopf, allerdings weiß er auch nicht wie er ihm helfen könnte.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 24. Jan. 2005, 09:06 Uhr
Misstrauisch beäugt Silver die Schemen des großen Schiffes unter sich, fast jedes Geräusch wird vom Nebel verschluckt und nur sehr schwach kann er das ächzen des Holzes hören. Ab und an mal ein Husten oder ein Fluchen eines der Mannschaftsmitglieder, ansonsten herrscht stille. Was wohl dieser dreimal verfluchte Eimerwerfer gerade macht, am liebsten würde ich ihn ein wenig Erschrecken, einfach so einen Kübel nach mir zu werfen, nach mir! Was habe ich ihm den getan....nichts! Pah!!
Ein leises Plätschern dringt an sein Ohr, eins das vorher nicht da wahr. Konzentriert schaut er in den Nebel, kann zuerst nur wabernde Düsternis erkennen, doch dann schälen sich zwei Schemen daraus hervor die sich dem Schiff nähern. Vorsichtig fliegt er ein wenig höher um nicht gesehen zu werden, versucht aber gleichzeitig die Boote, denn Boote sind es, im Auge zu behalten. Na wenn das nicht noch mehr von diesen Eimerwerfern sind    
Behutsam schleicht er sich hinter die Boote und zählt die Männer die gleichmäßig die Ruder ins Wasser tauchen. Im vorderen Boot steht eine kleine Person, ein Mädchen festgebunden und hinter ihr einer dieser Eimerwerfer mit einer Armbrust und zu Silver entsetzten ist sie auch noch geladen. Das ist doch..... Aufmerksam  schaut er noch einmal hin, mustert beide genau. Das Mädchen und ihren vermeintlichen Peiniger Das ist doch diese kleine Wilde die ich damals am Gasthaus Wegesend traf.... und wenn mir nicht alle Ahnen einen Streich spielen...ist das doch der Lord Commander, warum.....was....wieso...? Plötzlich erschallt vom Schiff ein Ruf : "Na endlich, dachten schon, ihr kommt nie zurück! Wa...? Habt ihr etwa die kleine Wilde wieder eingefangen?" Silver dreht unvermittelt in den Nebel ab, nicht das er noch gesehen würde. Der Lordcommander der Steinfaust ein Verbrecher? Ein mieser Pirat der kleine Mädchen raubt! Ha ich habs gewusst, auch er hat seine dunkle Seite. So ein Schuft, was wohl seine Frau dazu sagen wird, wenn sie davon erfährt. Ein Pirat und Eimerwerfer Ha! Silver schraubt sich in den Himmel und je höher er steigt um so unsinnig wird ihm das alles. Warum sollte der Lordcommander kleine Mädchen rauben, oder gar zu einem Schiff mit einem blutendem und festgebundenem Elben rudern? Aber natürlich schießt es ihm durch den Kopf, natürlich...natürlich....Der Mann im Krähennest mit seinem Eibenbogen könnte es genau so durchschauen.......der Mann!
Ruckartig ändert er seinen Kurs und hält auf den mittleren Mast zu mit dem Krähennest, dieser hält seinen Bogen in der Hand und lugt zu den Booten herunter, von seinem Ausguck kann er nicht in die Boote hereinsehen, der dichte Nebel verbirgt einfach zu viel, doch was ist wenn eine plötzliche Böhe den Nebel gerade in einem ungünstigen Moment aufreißt Silver erkennt die schemenhaften Umrisse der Boote. Der Ausguck lehnt sich etwas über den Rand um besser zu sehen was da unten vorgeht, als Silver leise hinter ihm landet und sich am Holz festkrallt, was leider  ein leises knacken verursacht, was wieder rum den  Mann sich herumwirbeln lässt. Beide starren sich für einen Bruchteil einer Sekunde mit weitaufgerissenen Augen an, doch Silver erholt sich schneller vom Anblick des Mannes als anders herum. Bevor dieser auch nur den Mundaufmachen kann springt Silver ihm ins Gesicht und schlägt ihm die Krallen in die Augen und ohne zu zögern beißt er ihm in die Kehle. Er zappelt und versucht zu schreien, doch nur ein leises Wimmern kommt über seine Lippen als sich seine Lungen mit Blut füllen, dann fällt er zu Boden. Angewidert lässt Silver den Mann los und spuckt das Blut aus Ich hasse so was
Vorsichtig zieht er sich am Rand des Krähennestes hoch und lugt nach unten um zu sehen was da passiert.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 24. Jan. 2005, 12:30 Uhr
Bärenhund... Das Wort gefällt Uuma und sie beobachtet verträumt, wie verspielt Von Tarascon mit Ben umgeht, dem das zu gefallen scheint und erleichtert hört sie seine Worte, >>"Dein Herr ist noch auf diesem Schiff... tja, da kann er nicht bleiben.<< und Uuma ist sich sicher, Ben versteht ihn.
Dann wird es lebendig. Unternehmungslustig funkeln die Augen des Anführers und während er seine Männer versammelt und sie in seinen Plan einweiht lauscht sie gespannt seinen Ausführungen, nachdem sie den Kopf kräftig geschüttelt hat und zu verstehen gegeben hat, dass sie nicht in die Steinfaust will. Sie versteht nicht alle Worte, aber genug, um zu begreifen worum es geht. Nicht nur einmal muss sie leise kichern als aus den Männern der Stadt Piraten werden. Nur vorne am Bug, während sie das Stück auf dem Ildorel rudern, schlägt ihr Herz etwas schneller, als sie sich dem großen Schiff nähern. Für einen kurzen Augenblick meint sie auch ein Rauschen in der Luft über sich zu hören, doch dann ist es schon vorbei. Sie fürchtet sich nicht vorne an der Spitze des Bootes, aber die Angst vor dem bulligen Schmied, der ihr mit dem Eisen den Finger abgehackt hat, steckt ihr noch in den Knochen, und sie hat sein Gesicht und das der beiden anderen Männer, die sie dabei festgehalten haben, nicht unter den Gefangenen gesehen und auch nicht unter den Toten. Nur die Tatsache, dass Von Tarascon direkt hinter ihr steht gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit, dass sie nicht doch noch zu zittern beginnt. Männer von Stadt seien da und Ben. Uuma nicht müssen haben Angst vor Schmied, beruhigt sie sich  und sieht das große Schiff vor ihnen aus dem Nebel auftauchen und wie einen immer größer werdenden Schatten näher kommen.

>>Na endlich, dachten schon, ihr kommt nie zurück! Wa...? Habt ihr etwa die kleine Wilde wieder eingefangen?"<< Obwohl sie den Mann auf  Deck gesehen hat, fährt Uuma kurz bei den Worten zusammen. Schnell hebt und senkt sie ihren Kopf und lässt ihn dann auf die Brust fallen, damit sie geschafft aussieht und ja nichts Verräterisches auf ihrem Gesicht erscheint und die Aktion gefährdet. Und keinen Moment zu früh. Die Worte, die sie direkt hinter sich hört >>"K...k...klar," und "W..w..w..war ein K...k..kinderspiel."  verlangen von ihr, trotz der brenzeligen Situation, ihre volle Beherrschung um nicht loszukichern.

Ohne bei den Banditen auf Deck Verdacht zu schöpfen, legen die Boote längsseits an und das Geflecht aus starken Tauen, das wie eine breite Strickleiter nach unten abgerollt wird, damit sie daran an Deck klettern können, wird herunter gelassen und ein großer Kasten an Stricken, für die Beutekisten. Mit kräftigen Armen, als würden die Männer der Stadt das schon ihr Lebtag tun, klettern sie an Deck. Die Wache schiebenden Piraten empfangen ihre vermeintlichen Kameraden vollkommen ahnungslos und dann ist es auch schon zu spät für sie, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Kraftvoll sausen Schwertknaufe auf ihre Schädel nieder oder Fäuste in ihre überraschten Gesichter und Ruhe ist an Deck, nachdem die zwei noch Lebenden geknebelt und gefesselt in eine Ecke geschleift wurden.
Währenddessen wird Uuma von der Spitze des Bootes losgebunden, nur ihre Hände sind noch mit einem Seil umwickelt und dann sitzt sie auch schon in der Kiste und wird an der gewölbten  Schiffswand in die Höhe gezogen, danach  Ben. Sie beobachtet mit großen Augen das lautlose Verständigen der Männer, die mit Handzeichen von ihrem Anführer, aus dessen Gesicht jegliche Regung verschwunden scheint, hierhin und dorthin huschen und sich wieder formieren, nachdem kein Schmuggler mehr an Deck gefunden wurde. Offensichtlich wähnt sich der Kapitän des Schiffes noch immer in Sicherheit.

Schnell ist die Türe im Deckhaus gefunden, die über eine steile Treppe in den Schiffsbauch führt. Der Anführer lässt Kaney die Lage ausspionieren und dann folgt Uuma mit je einem verkleideten Baumantel an einer Seite, die sie scheinbar abführen. Von Tarascon ist mit mehreren Armbrustschützen direkt hinter ihnen. Erst unten im Gang kann sie im difusen Licht der Öllampe einen dunklen Brandfleck im linken Gang vor einer Türe auf den Bohlen ausmachen, den sie wiedererkennt. "Da seien Raum von Kapitän," flüstert sie nach hinten und ein Schaudern läuft durch ihren Körper. Den Befehl hinter ihr versteht sie nicht, aber die beiden Männer steuern mit ihr auf die Türe zu, ein kräftiges Klopfen, gestotterte Worte hinter ihr, und schon wird sie in den Raum gezogen.
Diesmal muss Uuma nicht kichern, denn beim Anblick des Kapitäns und des Schmiedes, der mit den beiden Helfern und noch einem anderen, am Tisch sitzt, fängt sie trotz aller Bemühungen ruhig zu bleiben, an zu zittern und sich zu sträuben auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Kurz legt sich ihre eine Hand beruhigend auf den Rücken, doch während sie weiter überzeugend in den Raum gezerrt wird, der von der gleichen schwachen Öllampe nur spärlich erhellt wird, drängen die Blaumäntel hinter ihr herein und der Kapitän fährt schon herum, um sie anzuherrschen, denn der Zorn funkelt aus seinen Augen, dass Männer der Mannschaft es wagen unaufgefordert sein Reich zu betreten, da beginnt Uuma schon in Panik zu strampeln, denn sie sieht den Wetzstein noch immer mit den nicht zu übersehenden Blutspuren auf dem Tisch liegen. "Nein! Neiiin!" schreit sie los und die beiden Blaumäntel haben ihre Mühe, sie am Arm fest zu halten, doch dadurch lenkt sie die Aufmerksamkeit des Kapitäns  wieder voll auf sich, der von dem Anblick begeistert zu sein scheint und über das ganze Gesicht grinst. "Da habe ich ja mein Spielzeug wieder. Was für ein erfolgreicher Tag." Zu mehr kommt er nicht, denn in dem Augenblick machen die beiden Blaumäntel mit Uuma einen schnellen Schritt zur Seite und bugsieren sie hinter den Trupp ihrer Kameraden zur Türe, wo Ben nicht aufhört, sie abzuschlecken.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kaney am 24. Jan. 2005, 22:38 Uhr
Der Werblütige legt sich kräftig in die Ruder, während er mehrere Schimpfworte vor sich herflucht, die er vor kurzem von den Schmugglern gelernt hat.
Dabei geht er seinen Gedanken nach, die allesamt mit dem heutigen Abend zu tun haben.
Kaney überlegt gerade, wer verrückter ist: Die Schmuggler, weil sie es sich erdreisten hier aufzutauchen und diese recht friedliche Stadt in diesem Frieden zu stören, oder aber er selbst, weil er einfach nicht nach Hause gehen kann wie es sich nach Dienstschluss gehört, oder aber der Lordcommander persönlich, denn wieso sonst soll man auf die Idee kommen sich als Schmuggler zu verkleiden, um so auf das Schiff zu kommen... und dazu noch mit Achim auf dieser Nussschale....
Leise weiterfluchend rudert Kaney weiter - mit Kleidungsstücken bekleidet, die erstens genauso feucht sind wie seine eigenen, die zweitens etwas zu groß sind und die drittens stinken, als wären sie nie in ihrer ganzen Existenz gewaschen worden - und das so lange, bis das Schiff in Reichweite gekommen ist, und ein Ruf erschallt >Na endlich, dachten schon, ihr kommt nie zurück! Wa...? Habt ihr etwa die kleine Wilde wieder eingefangen?<

Kaney weiß selber nicht, wieso er so ruhig bleibt. Eigentlich ist er, abgesehen davon wenn er auf Jagd ist, nicht der Typ der geduldig abwartet was geschieht, ob die List erkannt wird, oder nicht, und vorallem wie es weitergeht... aber Kaney bleibt ruhig, hält weiter sein Ruder fest, und wartet ab was geschieht.

Und tatsächlich, anscheinend ist der momentan wachhabende Schmuggler besonders einfältig, oder aber die Götter haben ein Einsehen mit Kaney und den anderen Blaumänteln, auf jeden Fall können sie kurz danach ohne Probleme anlegen.

Nachdem die Wachen ausgeschaltet sind - und der Werblütige nocheinmal beruhigend auf Ben eingesprochen hat - macht er sich auf einmal die Lage zu erkundigen, wieviele Schmuggler an Bord sind, oder ob sonst etwas darauf hinweist, wieviele Leute noch unterwegs sind.
Eine weitere Wache ist noch auf dem Schiff unterwegs, die Kaney mit einem "Bei dem Schwanz einer Meernixe, jetzt beweg deinen haarigen PavianAr*** und helf uns gefälligst!" erst in die Richtung der Blaumäntel dirigiert, und ihm dann von hinten den Dolchknauf über den Schädel zieht und ihn so in das Reich der Träume schickt.

"Es scheint niemand mehr an Deck zu sein... Da oben im Ausguck ist auch niemand, zumindest konnte ich niemanden hören." erstattet Kaney vor Olyvar seinen Bericht, unwissend, dass ein getöteter Wachposten im Krähennest mit durchgebissener Kehle liegt, denn dieser Geruch ist außerhalb seiner Reichweite.
Somit ahnt niemand, dass sie einen weiteren Helfer bekommen haben, stattdessen warten die Blaumäntel auf weitere Befehle des Lordcommanders.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 25. Jan. 2005, 10:29 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Es ist so dunkel, dass selbst seine elfischen Augen die Finsternis nicht durchdringen können, die ihn wie ein Ozean aus schwarzer Tinte umgibt. Ein verhallendes Pochen echot durch das Nichts, und Máel versucht den Ursprung des lärmenden Pochens zu ergründen. Bewegungslos treibt er auf den Wellen der Flüssigkeit dahin, unfähig die Richtung zu bestimmen, bis er tief unter sich ein fernes Leuchten ausmachen kann. Stechend dringt es in seine Augen, zerstört die vollkommene Harmonie des schwebenden Zustands. Langsam gerät er in eine Strömung, die ihn wie ein Kreisel in einer enger werdenden Spirale auf das Licht zu zieht, das sich heller und heller im Zentrum des Strudels befindet. Schneller werden die Kreise, lassen ihn Schwindeln, bis sich eine bittere Übelkeit in ihm regt, während er in rasender Fahrt dem gleißenden Leuchten entgegenstürzt. Und dann kommt der Schmerz.

Stürmisch wie die Brandung des aufgewühlten Meeres der Dämmerung, rauscht das Blut zwischen seinen Schläfen. Sein Kopf brummt wie ein wütender Bienenschwarm, während seine Gedanken sich so langsam bewegen, als steckten sie in zähem Honig. Was war geschehen? Wie ein zerbrochener Spiegel liegen die Scherben der Erinnerung zu seinen Füßen, doch wie auf ein geheimes Zeichen fügen sich die glitzernden Splitter wieder zu einem Ganzen, als er die Stimme vernimmt, die er als letztes vor der Dunkelheit gehört hat. >>Was kauf ich mir nur zu erst von meinem Anteil?!<< Tankun! Glühender Zorn lässt Máel herb Galle in seinem Mund schmecken. Verräterisches Schwein! Wie konnte ich Dir bloß vertrauen, wo Du schon Deinen eigenen Leute hintergangen hast! Die späte Einsicht verbessert seine Situation kaum, denn überdeutlich spürt er die Stricke um seine Handgelenke, die ihn an den Balken heften, der sich über seinem Kopf befindet.

Seine Augen öffnen sich einen kaum sichtbaren Spalt, durch den seine grünen Augen giftig den Mann anfunkeln, der ihn in diese Lage gebracht hat. Der alte Heiler schwelgt in seinen Fantasien von Reichtum, wobei er vor dem Fenster auf und abschreitet, durch das Uuma entkommen war. Eine huschende Bewegung vor der Öffnung erregt Máels Aufmerksamkeit, und fast hätte er mit einem überraschten Aufschrei das Ende seiner Bewusstlosigkeit verraten. Für einen Wimpernschlag glaubt er das schuppige Gesicht eines Drachen zu sehen, dessen strahlenden Augen ihn mustern. Den Dunkelwald hatte Máel auf der Suche nach einem solchen Geschöpf durchstreift und nun hängt es mitten in Talyra vor einem Bullauge und betrachtet stattdessen ihn voller Neugier. Und dann ist er plötzlich verschwunden, als wäre er nie dort gewesen! Erstaunlich was man nach ein, zwei Schlagen auf den Kopf so alles zu sehen bekommt… Der Gedanke belustigt ihn fast, als ihn ein Rumpeln unterbricht, das wie Kampflärm durch den bauchigen Resonanzkörper des Schiffes rollt.

Tankun sieht verwirrt auf die Tür bevor er sich ein paar Schritte auf sie zu bewegt, und so Máel in seinen Rücken bringt. Seine Mandelaugen öffnen sich ganz und durchbohren den elenden Piraten mit einem flammenden Blick, doch dann schleicht sich ein gemeines Grinsen auf sein Gesicht. Lautlos zieht der Elf seine Knie an die Brust, genießt noch einen Augenblick die Unwissenheit des Verräters, der unsicher Máels Dolch von einer Hand in die andere wechselt, und dann tritt der Elf zu. Mit aller Kraft stoßen seine Füße zwischen Tankuns Schulterblätter, katapultieren den überrumpelten Heiler vorwärts, bis ihn das harte Holz der Türe unsanft bremst. Der Schmerz in Máels protestierenden Schultern geht unter in dem Hochgefühl, das die Blutspur in ihm erzeugt, die Tankuns Gesicht auf der Tür zieht, als er wie ein nasser Sack an ihr herabrutscht. Regungslos liegt der erschlaffte Körper des Mannes vor dem Eingang und zufrieden grinst der Elf auf ihn herunter. Nun sind wir fast quitt! Nur leider baumelt er noch immer von einem Balken, und das würde sich vermutlich auch nicht so schnell ändern.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 25. Jan. 2005, 15:39 Uhr
Ich kann nichts sehen, verdammte Suppe!  Haben sich denn Veriana Wolkenreiter und Amur gegen mich verschworen heute? Ich will wissen was da vor sich geht...nicht das ich etwas wichtiges verpasse....blöder Nebel....blöder.... Missmutig schaut er noch einmal auf den Bogenschützen herunter der mit aufgerissener Kehle und blinden Augen in den Himmel starrt. Dann krabbelt er wie eine Spinne über den Rand des Krähennestes und den Mast herunter. Das dunkle Holz ist feucht und glitschig, doch die Krallen des Sturmdrachen graben sich fest genug in das Holz, so das er Kopfüber und mit angelegten Flügeln dem Deck des Schiffes näher kommt. Taue und Seile die in einem für ihn unverständlichem Wirrwahr mit den Segeln und den Quermasten verbunden sind, verhindern sein weiterkommen. Mehr als einmal Flucht er leise vor sich hin, weil er wieder in einem der Taue hängen geblieben ist, einmal mit dem Flügel, einmal mit dem Schwanz...langsamer als erhofft Arbeitet er sich weiter nach unten.
"Es scheint niemand mehr an Deck zu sein... Da oben im Ausguck ist auch niemand, zumindest konnte ich niemanden hören.“  Ruckartig hält er inne, erstarrt mitten in der Bewegung. Noch Deckt ihn der Nebel, doch wer weiß wie lange noch, schnell richtet er ein Stossgebet an Veriana Wolkenreiter, eben die er noch vor wenigen Minuten verflucht hat. Nebel bleib...nur nicht verziehen jetzt...bleib... Ohne sich zu rühren wartet er ab, bis die Stimmen unter ihm verstummen, dann kriecht er weiter. Nur um sofort wieder zu erstarren, genau unter ihm steht einer dieser Piraten und Unterhält sich leise mit einem zweiten Mann der dreckige nasse Kleidung trägt, allerdings zu leise als das Silver etwas versteht. Das ist nicht gut, bitte nicht hochgucken....schön weiter über Piratenheldentaten schwafeln, nur nicht hochgucken, hier gibt es gar nichts, gar nichts.... Er krabbelt so leise wie möglich um den Mast herum und verschwindet außer Sichtweite der beiden wieder nach oben, und lässt so die verkleideten Blaumäntel unter sich. Gut...also hier geht es nicht weiter, viel zu gefährlich, nichts für den guten Silver Oben angekommen klettert er wieder ins Krähennest und denkt nach. Und jetzt? Ich muss doch dem tapferen Commander helfen, ohne mich ist er hoffnungslos unterlegen. Verdammt und was ist mit dem Elben im Laderaum, der da so zwischen Fässern und Schweinehälften hängt. So ein armer Kerl.... Noch einmal schaut er runter in der Hoffnung etwas zu sehen, allerdings spielt ihm die gute Veriana Wolkenreiter weiterhin nicht in die Karten, das Deck des Schiffes ist unter einer Nebelschicht verborgen. Ach was solls, der Lord Commander ist schon groß, er wird schon klar kommen. Schließlich hat er ein Schwert...und eine Armbrust  Sich selber Mut zu redend klettert er wieder auf den Rand des Krähennestes und breitet seine Schwingen aus um sich in die Tiefe zu stürzen. Allerdings wartet er diesmal nicht so lange bevor den Flug abfängt, schon mehrere Schritt über der Wasseroberfläche geht er von seinem Sturzflug in einen Gleitflug über.
Vom Heck aus nähert er sich mit zaghaften Flügelschlägen dem Piratenschiff. Auf welcher Seite war das noch gleich? Immer die Rehling im Auge behaltend um nach Eimerwerfern Ausschau haltend, schaut er in mehrere Bullaugen bis er den Laderaum mit dem Elfen gefunden hat. Seine Krallen erzeugen leise Kratzgeräusche, als er sich am Bullauge festhält. Vorsichtig lugt er in den Raum, schiebt seinen Kopf  etwas vor um besser sehen zu können, mustert das Loch durch das schon Umma geflohen war und kriecht breit grinsend und mit fest an den Körper gepressten Flügeln durch das Bullauge.  
In einer Ecke liegt ein Mann, mit angeschlagenem Kopf und scheint zu schlafen. Silver zuckt fast mit den Schultern und nähert sich  Máel der immer noch an einem Balken gefesselt ist. Neugierig schaut er sich den Elfen von oben an, sein schwarzes Haar fällt ihm in feuchtern Strähnen übers Gesicht. Erst beim zweiten blick erkennt Silver das es Blut ist, erschrocken reißt er seine Augen auf. „ Ja meine Güte, ihr seht ja schlimm aus! Das sollte sich mal jemand ansehen, einer der sich mit so was auskennt. Das kann ganz schön gefährlich werden wenn man solche Wunden nicht behandelt, wirklich ich weiß wovon ich spreche. Erst letztes Jahr habe ich viele Leute gerade an so was sterben sehen. Ja sterben! Wirklich schlimm, ihr könnt mir das ruhig glauben, braucht gar nicht so Überrascht zu gucken. Ich war schon bei großen Schlachten dabei...jaja“ sprudelt es aus Silver heraus, ohne auch nur auf die Idee zu kommen Máel zu befreien oder ihn gar zu Wort kommen zu lassen. „ Es gibt da eine Heilerin in der Stadt, dort solltet ihr dringend hingehen.“ Fügt er mit solchem Ernst hinzu das es schon fast unheimlich klingt.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 25. Jan. 2005, 17:52 Uhr
Ans Schiff zu kommen und auf das Schiff zu kommen geht so leicht und schnell, daß Olyvar und seine Männer nicht nur völlig verwunderte Blicke tauschen, sondern auch schlagartig auf der Hut sind. Sie klettern an Bord, schalten Mir-nichts-dir-nichts die Wachen an Deck aus, fesseln und knebeln alle, die ihr Überraschungsmanöver überleben, werden weder entdeckt, noch angesprochen, noch aufgehalten, geschweige denn, daß sie überhaupt einmal auf Widerstand stoßen. Ich weiß wirklich nicht, warum die Stadtgarden anderer Städte so ein Gewese um ihr Piratenproblem machen... das hier ist nicht schwerer als den Sandkasten von ein paar Vierjährigen zu erobern... Mißtrauisch von solch himmelsschreiender Arglosigkeit befiehlt Olyvar seinen Männern, wachsam zu bleiben und sich bereit zu halten, jeden Moment darauf gefaßt, den Haken an der ganzen Sache blutig zu spüren zu bekommen - doch nichts geschieht. Kaney gibt Entwarnung, es sei niemand mehr an Deck und Olyvar weiß, daß er sich auf dessen scharfe Nase verlassen kann - aber ein leeres Krähennest ist ihm dann doch zu suspekt, und er schickt den Narrenkönig hinauf, nachzusehen. Als der Mann zurückkehrt, berichtet er nur mit einem zwar grimmigen, aber durchaus auch beunruhigten Gesichtsausdruck, der Ausguck dort oben sei zwar da, aber mausetot - Kehle zerfetzt. Jetzt wird es interessant... Olyvar beobachtet scharf Uumas Gesicht, als sie diese Neuigkeit mit anhört doch ihre Augen sind ohne jeden Arg. Entweder, sie weiß wirklich nicht, wer oder was den Wachtposten im Krähennest umgebracht hat, oder aber sie ist eine hervorragende Lügnerin.

Doch auch jetzt, da ein Feind im Hinterhalt gewarnt sein müßte, wenn es denn einen gibt, passiert nichts. Das Schiff liegt völlig ausgestorben unter ihnen, dümpelt auf den sachten Ildorelwellen vor sich hin und knarrt gelegentlich friedlich. Selbst Achim ist mittlerweile an Bord, ein unübersehbarer Oger in voller Lebensgröße und IMMER noch kommt keinerlei Reaktion. "Was," zischt Olyvar, "ist hier eigentlich los? Sind wir auf einem Geisterschiff gelandet oder sind sie alle an der Beulenpest verreckt, während wir noch an Land waren?" Keiner seiner Blaumäntel hat darauf eine Antwort und Uuma kann auch nur mit den Schultern zucken, die Unschuld in Person. "Also schön, wir gehen runter. Kaney, komm her und sieh dir das erstmal an." Einen Moment lang ist der Wargjunge unter Deck verschwunden, kommt jedoch rasch zurück und schüttelt nur achselzuckend den Kopf. Olyvar schickt den Narrenkönig und Elden voraus, die Uuma zwischen sich nehmen und ein wenig über den Boden schleifen, schließlich muß Dramatik sein und es soll echt wirken. Dann folgt er, die Armbrust schußbereit unter dem Umhang. Der Gang unter Deck ist spärlich beleuchtet, was ihnen noch mehr zugute kommt und die Tür zur Kapitänskajüte schnell ausgemacht. Bisher war das Entern dieses Piratenschiffs der reinste Shentagspaziergang und Olyvar fragt sich beunruhigt, was sie erwarten mag - aber es ist das leichteste der Welt, zum Kapitän zu kommen (und das Gesicht hat er schon so oft auf Steckbriefen gesehen, daß er es unter Tausenden erkannt hätte, Stiv Roderro, genannt Schwarzbart Rod). Er grinst unter seinem drahtigen, dunklen Bart und einem lächerlich riesigen Hut, und mustert begeistert seine wieder eingefangene Beute, ohne auch nur einen weiteren Blick an seine vermeintlichen Männer zu verschwenden, während Uuma kreischt und sich windet wie eine verbrühte Katze.

Olyvar hat mit vielem gerechnet auf dem Weg hierher, aber nicht damit, daß das Kapern dieses Schiffes ein solches Kinderspiel würde. Auf einen kurzen Wink hin wird Uuma aus der Schußlinie befördert und in Sicherheit gebracht, und Kaptiän Roderro befindet sich Nase an Nase mit einer geladenen Armbrust. "Schön Sitzenbleiben, Schwarzbart." Der Schmied startet einen etwas verspäteten Versuch der Gegenwehr, doch die Armbruster hinter Olyvar, die sich alle mit in die Kajüte geschoben hatten, sind schneller und so landet er mit Bolzen gespickt wie ein Nadelkissen unter dem Tisch, noch ehe jemand auch nur "Hoppla" sagen kann. "Aufstehen, die Hände so, daß ich sie sehen kann. Schön langsam." Kaum hat Roderro sein Gewicht vom Stuhl hochgewuchtet, greift er auch schon nach dem Degen. "Na, na..." Die Armbrust ruckt hoch. "Zieh ihn und du hast einen Bolzen im Auge." Das wirkt. Roderro läßt sich zähneknirschend fesseln und abführen, hochrot vor Wut und nicht ohne Olyvar und seine Männer, samt Uuma und den schwarzen Hund dabei mit Blicken zu bedenken, die töten hätten können. "Jetzt müssen wir nur noch "Schlanker" finden," raunt Olyvar Kaney zu. Da Oger unter Seeleuten nicht sehr weit verbreitet sein dürften, haben die Maße auch dieses Schiffes nicht unbedingt für Achim taugliche Breiten, also ist er oben an Deck geblieben, wo er die restlichen Piraten bewacht und jetzt den Kapitän höchst persönlich in Empfang nehmen darf - was an dem schrillen Kreischen Schwarzbarts und Achims blümchenrankender Süßholzraspelstimme deutlich zu hören ist. "Ich warte immer noch auf den feuerspeienden Drachen, der aus irgendeinem Laderaum hervorbricht... das ist zu ruhig. Zu einfach... ich dachte das wären Piraten, aber Götter... selbst ein Teekränzchen von Großmüttern hätte dieses Schiff kapern können!" Murmelt er kaum hörbar, als sie die Kajüte verlassen. "Durchsucht das Schiff. Dieser Elb muß hier noch irgendwo sein. Seht in den Laderäumen nach und schickt jemanden ins Krähennest. Er soll eine weiße Fahne hissen - bevor uns Vareyar noch abschießt."

Kopfschüttelnd folgt er seinen Männern, die sich - immer noch auf alles gefasst - an die Durchsuchung des Schiffes machen. Sie finden "Schlanker" schließlich hinter einer Tür, die sie mit Gewalt aufschieben müssen, weil dahinter ein Bewußtloser mit gebrochener Nase in einer kleinen Blutpfütze gerade Sterne zählt. "Schlanker" befindet sich in einer kaum würdevolleren Lage - verschnürt wie ein Paket von einem Balken baumelnd.  Das allerbeste jedoch ist, daß in einem Bullauge, aufgeplustert wie eine brütende Henne, niemand anderes als Silver Plappermäulchen hockt. "Hallo Silver. Ich nehme an, der Mann im Krähennest geht auf deine Rechnung," Olyvar reicht die Armbrust dem Narrenkönig hinter ihm weiter, zieht seinen Dolch und beginnt, die Stricke des Gefangenen zu lösen. "Und Ihr müßt Schlanker sein... jedenfalls nennt Euch Uuma so. Ich hab da jemanden an Deck, der will Euch sehen. Schwarz, vier Füße, rosa Zunge - ziemlich lang und ziemlich nass, wenn Ihr mich fragt. Haltet still."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 26. Jan. 2005, 08:55 Uhr
>>"Eine fantastische Idee! Wir sollten sofort gehen! Zu schade, dass ich meine Arme noch brauche.“<< Gibt der Gefangene von sich und Silver, der hocherfreut darüber ist, dass seine Idee eine fantastische ist, will sofort damit beginnen die Fesseln zu lösen, als er hinter sich ein Getöse hört und die Türe aufgeschoben wird. Der Heiler mit der gebrochenen Nase wird dabei einfach beiseite geschoben wie ein nasser Mehlsack. Im ersten Moment reißt der junge Sturmdrache die Augen auf, glaubt er doch, dass eine wildgewordene Horde Piraten in den Laderaum gestürzt kommt um ihn zu fangen. Doch als er den großen Anführer der Gruppe sieht, mit dem albernen Hut und der Augenklappe verwandelt sich sein erstarrtes Gesicht in ein Grinsen, was seine Zähne nur allzu deutlich zeigt.

Olyvar reicht einem Mann hinter sich eine geladene Armbrust, während er ganz beiläufig Silver begrüßt und ihn fragt, ob er für den Mann im Krähennest verantwortlich sei. Verantwortlich...ich? Warum sollte ich für ihn verantwortlich sein, bin ich seine Mutter? Muss ich auf ihn acht geben, dass ihm nichts geschieht, oder dass er nichts Unrechtes tut, für sein schändliches Leben als Pirat der arme Elfen fängt oder gar noch schlimmere Sachen anfängt bin ich nun wirklich nicht verantwortlich... will er gerade antworten, doch der Lord Commander geht schon an ihm vorbei und beginnt damit den Elfen mit einem Dolch zu befreien, und Silver tritt eiligst zur Seite um aus der Aufmerksamkeit Olyvars zu verschwinden, schließlich gab es im Moment wichtigeres, als über so einen Pirat zu reden und die Verantwortung über sein Leben.

Ohne sich zu mucken hört er den Worten des Elfen zu, wie er sich vorstellt und dann von einer Flucht spricht...von Ben und von Umma. Aber natürlich, das kleine wilde Mädchen... Unauffällig versucht der junge Sturmdrache sich Schritt für Schritt, rückwärtsbewegend weiter in den Laderaum zu Bewegen, was unter den Augen der Blaumäntel in Piratenverkleidung allerdings nicht wirklich gelingt. Grinsend bleibt er stehen und hebt fast entschuldigend die Schultern.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 26. Jan. 2005, 11:18 Uhr
>Ihr kommt rechtzeitig! Ich habe Euch schon sehnsüchtig erwartet!< "Ach ja?" erwidert Olyvar mit dem leisen Unterton belustigter Ironie, aber nicht unfreundlich, während er sich daran macht, die Fesseln des Elben zu lösen - möglichst ohne ihm dabei die Pulsadern aufzuschneiden. Der Name "Schlanker" trifft auf das Spitzohr voll und ganz zu - er ist einen halben Kopf kleiner als Olyvar, hat Haar schwarz wie Krähenflügel, die typisch hochwangigen, katzenhaften Gesichtszüge der Schönen und grüne Augen in denen Goldsprenkel wie Staubkörnchen glitzern. Und Olyvar sieht dieses Gesicht nicht zum ersten Mal - allerdings wirkt es in echt sehr viel lebendiger, als auf Pergament. Kaum befreit, stellt sich der Elb als Talareth vor, läßt mit einem entwaffnenden Lächeln die Zähne blitzen und streckt Olyvar dann die Hand hin. >Ich danke Euch! Hat Ben Uuma sicher an Land gebracht? Ich war mir nicht sicher, ob Kaney es bis zur Steinfaust geschafft hat, und ich musste Uuma retten.< Olyvar hebt spöttelnd eine Braue, nimmt die dargebotene Hand, hält sie fest und sieht sein Gegenüber dabei einfach nur lange und schweigend an. Ich weiß, wer du bist und du weißt auch, daß ich es weiß. Dann läßt er los. "Ihr seid gut informiert über die Stadtgarde, wenn ihr mich und meine Männer sogar in diesem Aufzug erkennt." Er legt Federhut und Augenklappe ab, wirft beides beiseite und schüttelt sich wie ein nasser Hund (tatsächlich ist er nicht viel trockener). Dann geht er zu dem Bewußtlosen am Boden, läßt sich neben ihm in die Hocke nieder und überprüft Herzschlag und Atmung. Beides schwach, aber vorhanden - nur die Nase sieht übel aus.

"Warum sollte Kaney es nicht geschafft haben?" Fährt er im Plauderton fort. "Uuma geht es gut, falls Euch das interessiert. Ihr Haus ist abgebrannt und sie hat einen Finger verloren, aber sie ist am Leben.... Silver, du versuchst doch nicht etwa, dich hinter meinem Rücken davonzustehlen, oder?" Olyvar dreht sich nicht um, aber die Geräusche eines jungen Sturmdrachen, der gerade versucht, sich davonzuschleichen, weil er etwas angestellt hat (zum Beispiel einen Stapel frisch gebleichter Hemden zu einem Nest zu zerknautschen, Schlammpfotenabdrücke auf ihnen zu hinterlassen und komische Brandfleckenmuster hineinzupusten), sind ihm noch gut in Erinnerung. "Nun, Talareth, ich muß Euch bitten, mich an Deck zu begleiten. Uuma und Euer Hund warten dort schon auf Euch. Und ich hätte auch noch die eine oder andere Unterhaltung mit Euch zu führen." Er macht eine einladende Geste in Richtung Tür, wo die Piratenblaumäntel inzwischen zwar den Weg freigemacht haben, sich allerdings mit den Armbrüsten im Anschlag präsent genug halten, um jeden Gedanken an Flucht zu unterbinden. Jedenfalls hofft Olyvar das - er würde den Elben nur ungern über den Haufen schießen lassen. Noch weniger kann und will er ihm hier vor so vielen neugierigen Ohren allerdings sagen, daß er im Grunde wenig zu befürchten hat.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 26. Jan. 2005, 16:44 Uhr
Kaum ist Uuma aus dem Raum, lehnt sie sich mit dem Rücken an die hölzerne Wand des Ganges und langsam rutscht sie an ihr herunter, bis sie auf dem Boden hockt, während  Ben sich neben sie setzt. Uuma schlingt den Arm um den Hund und lehnt ihren Kopf an seinen Hals und im gleichen Augenblick hört sie durch die offene Türe der Kapitänskajüte etwas mit einem Krachen zu Boden fallen und sie atmet erst erleichtert auf, als sie kurz darauf die Stimme des Anführers hört. Elende Banditen! Elende Bande Piraten, Schmuggler, Schurken! schimpft sie noch eine ganze Weile in Gedanken vor sich hin, bis sie das Schlagen ihres Herzens  nicht mehr in ihem Kopf hämmern hört, denn der Anblick des Wetzsteines und des Schmiedes hat sie total ausrasten lassen. Obwohl sie sich an der Wand neben der Türe ganz klein gemacht hat, trifft sie ein vernichtender Blick des Kapitäns, als die Gefangenen rausgeführt werden und böse funkelt sie  zurück. Alle Finger, Männer von Stadt sollen abhacken Kapitän, jeden Tag nur einer, bis alle seien weg! denkt sie grimmig, doch dann beginnt sie langsam wieder an Wichtiges zu denken. Gürtel von Uuma müssen sein auf Schiff! geht es ihr dabei auch durch den Kopf, denn seit sie auf dem Schiff aufgewacht ist fehlt er ihr.

Mit einer Hand auf Bens Rücken gestützt kommt sie wieder auf die Beine und durchstöbert mit ihm den Raum, aus dem die Blaumäntel alle Schmuggler hinaus geschafft haben und findet ihren Schlangenledergürtel direkt neben der Türe an einem Haken hängen. "Uuma haben Gürtel wieder! Uuma haben Gürtel wieder!" Ihr wertvolles Stück mit ihrem Köcher und Langmesser wie eine siegreiche Beute in die Höhe streckend, stampft sie in kindlicher Freude im Raum herum. Nach ihrem Freudentanz legt sie sich schnell den Gürtel um und fühlt sich gleich wieder besser und vor allem vollständiger. Mit einem Blick in den Köcher überzeugt sie sich, dass noch alle ihre Pfeile drin sind und glücklich wendet sie sich der Rumpelkammer zu, in dem die Männer von der Stadt den Schlanken gefunden haben, bleibt aber ein paar Schritte davor stehen. Uuma lächelt als sie seine Stimme gedämpft vernimmt und schickt Ben zu ihm, doch der spitzt nur die Ohren, richtet seinen Kopf aufmerksam zur Türe, legt ihn schief und wedelt freudig mit dem Schwanz. "Ben nicht mehr müssen aufpassen auf Uuma!" Ben schaut sie aus seinen großen Hundeaugen an. "Nein, Uuma nicht gehen in Rumpelkammer!" und sie schüttelt den Kopf, doch er bleibt stur neben ihr stehen, blickt von der Türe zu ihr und wieder zurück und Uuma gibt es auf.

Glücklich, dass der Schlanke noch lebt und glücklich, ihren Gürtel wiedergefunden zu haben, an dem auch ihr Lederbeutel noch immer mit den Steinen und Münzen baumelt, wie sie mit einem prüfenden Griff feststellt, geht sie durch den spärlich beleuchteten Gang zurück zur ausgetretenen Stiege und genießt draußen an Deck die kaum spürbare Brise vom See her und ...ihre Freiheit, auch wenn die feuchte Kälte sie hier oben wieder einhüllt. Uuma müssen suchen Steine von Beinlinge in Asche in Haus und fragen Schlanken, wer Uuma können machen Hose aus Leder das seien dick und weich, nimmt sie sich als nächstes vor, wenn sie nur erst einmal richtig geschlafen hat, denn jetzt wo sich die Aufregung langsam legt und die Gefahr vorüber ist, überfällt sie die Müdigkeit.
Uuma hat sich von dem Geschehen in der Nacht und von allem um sie herum innerlich abgeschottet und ist mit ihrer eigenen kleinen Welt beschäftigt. Sie lehnt mit dem Bauch an der Reeling, den Kopf auf ihre Arme gelegt und während sie in das wabernde milchige Weiß des Nebels blickt und dem leisen einlullenden Plätschern der Wellen lauscht fallen ihr langsam die Augen zu.

Plötzlich reißt Uuma ein lautes Gebrüll aus ihren Träumen und sie blickt sich um. Der riesige Oger bei den Gefangenen kümmert sich gerade um den Kapitän, dessen letzten Worte unter der liebevollen Hand des Riesen nicht mehr zu deuten sind, doch was Uuma verstanden hat, lässt eine Gänsehaut über ihen Rücken laufen.
>>"Benno fackel den Kahn ab! Brenn das Schiff nieder! Wir sind geeääääähh....!"<< Uuma blickt sich erschrocken um, sieht aber nur die paar Blaumäntel und den Oger bei den gefesselten  Gefangenen und begreift erstmal gar nichts. Ihre steifen kalten Knochen bewegend schleicht sie näher hin, hält sich aber im Schatten des Deckhauses und lauscht angestrengt in die Finsternis, doch nur der erste Hahnenschrei eines fleißigen Gockels ist in der Ferne ist zu hören. Dann ist da was, was sie an die Stufen ihrer Leitertreppe erinnert und schon fliegt eine Ladeluke mitten im Schiff auf und beißender Rauch quillt daraus hervor.

Uuma reißt die Augen auf, denn was noch aus ihr hervorquillt ist ein Mann nach dem anderen, mit Säbeln und Dolchen bewaffnet und Uumas vibrierender Warnruf ihres Stammes trällert durchdringend in höchsten Tönen durch die Nacht, um den Anführer und alle im Schiff zu warnen, wenn sie nicht schon selber das Gebrüll des Kapitäns gehört haben sollten.
"Zurück Ben!" ruft sie anschließend leise und mit einem Satz ist sie hinter dem Deckhaus und klettert über eine Kiste auf sie drauf. Mit klammen Fingern holt sie ihr kleines Blasrohr hervor und greift nach dem ersten Betäubungspfeil und lautlos bleibt die feine Spitze im Gesicht des ersten Mannes stecken, der gerade auf sie zustürmt.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 26. Jan. 2005, 17:28 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

>>Ach ja?<< Der amüsierte Tonfall in der Stimme das Lord Commanders, lässt alle Alarmglocken in Máel klingen, während der bullige Blaumantel mit geschickten Schnitten die Fesseln des Elfen durchtrennt. Bereits als er den ehemaligen Dieb eingehend mustert, um zu sehen, wer in  seiner Stadt an einem solchen Blutbad wie heute Nacht beteiligt ist, bemerkt Máel Erkennen in den grauen Augen des obersten Gardisten Talyras. Aller Schmutz und Ruß, der sein Gesicht wie eine dicke Schicht Schminke bedeckt, hat nicht seinen Blick für das Wesentliche getrübt. Olyvar ergreift mit kraftvollem Druck die deutlich schlankere Hand des Elfen. Máels Worte hängen noch ein paar endlose Sekunden in der Luft, ohne dass der Lord Commander seine Hand wieder freigibt, sondern stattdessen nur belustigt eine Augenbraue hebt, und mit einem Mal ist sich der Dieb nicht mehr sicher, ob er mit seiner Befreiung nicht vom Regen in die Traufe gekommen ist.

>>Ihr seid gut informiert über die Stadtgarde, wenn ihr mich und meine Männer sogar in diesem Aufzug erkennt.<< Olyvar streift seine Maskerade bei diesen Worten ab, und hockt sich neben Tankun, um ihn zu untersuchen. Seine vermutlich ehemals zu einem ordentlich Zopf gebundenen rotbraunen, nassen Haare hängen teils in einzelnen Strähnen bis auf seine Schultern herab. Als gesuchter Dieb sollte ich die Gefahren kennen, die mich umgeben!, denkt Máel schmunzelnd, bevor er auf Olyvars kleine Spitze eingeht. Du willst also spielen?! „Wer würde eine so imposante Persönlichkeit, wie den Lord Commander selbst, nicht erkennen! Das müsste schon ein ausgesprochen dummer Pirat oder Schurke sein, nicht wahr?!“ Tankuns Untersuchung ergibt leider nur eine gebrochene Nase, an der er unglücklicherweise kaum sterben wird.

„Als ich die Verstärkung auf dem Fluß entdeckte, die auf Uumas Haus zusteuerte, wollte ich Eure Männer warnen, nachdem ich eigentlich Uumas Spuren gefolgt bin. Als ich wieder am Haus ankam, war Kaney verschwunden, und ich fand nur noch Cleyron vor. Er lag ein wenig aus der Puste in einer Ecke. Er wirkt so bleich, bekommt ihm der Kasernendrill nicht?“ Máel lächelt wissend, als er an die spitzen Eckzähne des Vampirs denken muss. „Und das Haus ist abgebrannt? Ich hoffe, dabei wurde niemand verletzt! Konnte Cleyron die Kisten von der Bodenluke räumen und entkommen?“ Bei den Kisten und dem Feuer kommt seine alte Diebesseele auf Touren. Eine Menge Gold und Edelsteine müsste sich in der Asche finden lassen, wenn sich nur die Gelegenheit ergäbe.

Da selbst Silver sich nicht diskret aus der Affäre ziehen kann, denn seine auffällige Unauffälligkeit entgeht Olyvars wachen Sinnen nicht, verzichtet Máel auf einen Fluchtversuch, zumal er nicht von Armbrustbolzen gespickt an einen Igel erinnern will. Die ungläubige Betonung seines „Künstlernamens“ Thalareth lässt die kleinen Goldsprenkel in Máels Augen blitzen, sonst zeigt er keine Reaktion. Viel mehr interessiert ihn sein Dolch, der in seinem Blickfeld auftaucht, als sich Tankun stöhnen auf den Rücken dreht, und ihn so nicht mehr verdeckt. Mehr hart als zart wird der noch halb bewusstlose Schurke von zwei Blaumänteln auf die Füße gezogen. „Einen Lord Commander soll man nicht warten lassen. Wenn Ihr also Fragen habt, begleite ich Euch gern.“ Im Prinzip kommt sich der Elf allerdings kaum weniger gefesselt vor, als eben noch am Balken hängend. Uumas spitzer Schrei reißt ihn aus seinen Gedanken und fragend sieht er Olivar an. „Erwartet ihr noch Besuch?!“

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 27. Jan. 2005, 20:30 Uhr
"Hmmpf. Spart Euch die Mühe, mir Honig ums Maul zu schmieren," erwidert Olyvar. "Nehmt es mir nicht übel, aber dafür seid Ihr einfach nicht hübsch genug. Und da Ihr ja kein dummer Schurke oder Pirat seid..." Er zuckt mit den Schultern und die Belustigung zeigt sich wieder in seinen Augen... als der Elb jedoch Cleyron erwähnt, wird Olyvar ernst. >Er wirkt so bleich, bekommt ihm der Kasernendrill nicht?< Cleyron bekommt sein eigener Hochmut nicht... aber der kommt ja bekanntlich stets vor dem Fall. "Nein konnte er nicht," erwidert Olyvar extrem trocken auf die Frage, ob der Ehemalige denn die Kisten beiseite hatte schieben und flüchten können. "Er wurde ein wenig angesengt und ist momentan nicht ganz auf der Höhe, aber er erholt sich schon wieder." Daß er den Ehemaligen aus dem Feuer geholt und Achim in die Arme geworfen hatte, würde er dem Elben bestimmt nicht nach gerade fünf Minuten Bekanntschaft auf die Nase binden - ebensowenig wie die Tatsache, daß die in Uumas Haus gehortete Schmugglerware längst von seinen Blaumänteln aufgesammelt und fortgeschafft wird, jedenfalls das, was das Feuer übrig gelassen hat. Als der Besinnunglose sich grunzend regt und herumwälzt, winkt Olyvar zwei seiner Männer heran, läßt ihn fesseln und fortschaffen - und nimmt dann den Dolch an sich, der unter dem Piratenheiler zum Vorschein kommt. "Das hier nehme ich einstweilen. Im Augenblich braucht Ihr es ja nicht."

>Einen Lord Commander soll man nicht warten lassen. Wenn Ihr also Fragen habt, begleite ich Euch gern.< Olyvar will gerade erwidern, wie zuvorkommend das doch wäre, als ein Brüllen an Deck und dann ein Schrei, der eindeutig von Uuma stammt,  ihn innehalten und lauschen lassen. Talareth sieht ihn an. >Erwartet ihr noch Besuch?!< Olyvar lauscht und hört hastende Schritte, noch mehr Schreie, fluchende Blaumäntel. "Keinen solchen," erwidert er und alles Spötteln ist aus seiner Stimme gewichen. Einen Moment lang sieht er den Elben neben sich an, dann reicht er ihm wortlos seinen Dolch. "Im Augenblick braucht Ihr ihn vielleicht doch." Dann zieht er sein eigenes Schwert und wirft Silver einen ernsten Blick zu. "Silver, tu mir einen Gefallen. Bleib hier. Genau hier - und stell um Himmels Willen nichts blödes an." Er verläßt den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen - sollte das Spitzohr machen, was immer es will, ihm folgen oder durch eines der Fenster verschwinden. Im Heckkastell ist alles ruhig, der düstere Gang liegt still und verlassen da, aber vom Deck her erklingen eindeutig Kampfgeräusche. Olyvar hetzt hinaus, gerade als er den Narrenkönig brüllen hört: "Das Schiff brennt!" und sieht noch, wie eine Ladeluke schwarzen Rauch und Piraten ausspuckt.

Die Blaumäntel strömen auf Deck zusammen und nehmen sich der angreifenden Piraten an, gerade als die Sonne in einer Ahnung von Purpur und Orangegold im Osten aufgeht - und in nicht einmal hundert Schritt Entfernung Backbord die Zorn und die Schwertfisch sichtbar werden. Da die meisten Stadtgardisten mit Armbrüsten bewaffnet sind, fallen die ersten Schmuggler, noch ehe sie irgendetwas ausrichten oder jemanden tatsächlich angreifen können, aber dann sind sie heran, vielleicht ein Dutzend insgesamt. Olyvar sieht Uuma mit einem seltsamen Röhrchen vor dem Mund auf dem Dach des Deckhauses herumhüpfen, hört einen großen Hund knurren und gleich darauf einen Piraten fluchen - offenbar macht Ben sich gerade nützlich - und sieht sich unvermittelt einem säbelschwingenden, einäugigen Riesen gegenüber, dessen Geruch allein beinahe ausreicht, um ihn umzuwerfen. Olyvar duckt sich unter drei, vier wilden Hieben weg, bekommt einen Teereimer zu fassen, wirft ihn seinem Gegner an den Kopf und setzt den abgelenkten, fluchenden Schmuggler dann mit einem Hieb in die Kniekehlen außer Gefecht. Er läßt ihn schreiend liegen und wendet sich dem nächsten zu, der gerade dabei ist, nach Uumas Füßen auf dem Deckhaus zu grapschen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 27. Jan. 2005, 21:05 Uhr
>> Silver, du versuchst doch nicht etwa, dich hinter meinem Rücken davonzustehlen, oder? << Fragt Olyvar ganz beiläufig während er sich mit diesem Elfen unterhält. Silver zuckt ein wenig zusammen, wie ein kleiner junge der dabei erwischt wird wie er eine frische Kirschtorte vom Fensterbrett stiehlt, doch macht er danach ein genau so unschuldiges Gesicht, wenn man bei einen Sturmdrachen von einem Gesicht sprechen kann. Bin ich den ein Dieb, mich davonstehlen....pah so was hab ich doch gar nicht nötig....ich wollte mich nur ein wenig umsehen um euch den Rücken frei zu halten, nicht das noch so ein Schurke aus seinem Versteck springt und uns alle meuchelt, man weiß ja nie bei solchem Gesindel und Gelumpe was sich hier so rum treibt...anwesende natürlich ausgenommen. All das möchte er dem Lord Commander der Steinfaust sagen, möchte dieses Missverständnis aufklären, doch dieser ist viel zu sehr mit dem Elfen beschäftigt das es schon sehr unhöflich wäre ihn gerade jetzt zu unterbrechen, nein das hatte schließlich Zeit.

Mit dem Kopf nickend hört er den beiden zu, wie sie über Feuer und Brände sprechen, über Retter und gerettete und über Kisten... Was haben den Kisten damit zu tun?  Irgendetwas scheint zwischen den beiden zu sein, das merkt sogar Silver, sie mustern sich wie zwei Wildkatzen und sind dennoch ausgesprochen höflich zueinander. Silver nimmt sich vor Olyvare bei Gelegenheit zu fragen. Ein plötzlicher langgezogener Schrei lässt alle aufschrecken und für einen kleinen Moment erstarren. Der schlanke Elf fängt sich am schnellsten  >Erwartet ihr noch Besuch?!< fragt er mit leiser Stimme.
Dem jungen Sturmdrachen schlägt das Herz vor Aufregung, er hört noch deutlicher als alle anderen den Lärm auf Deck, das Poltern von schweren Stiefeln auf Holz, die Zurufe der Soldaten und das Gejohle der Schmuggler. Ungeduldig schaut er zwischen den Männern hin und her. Olyvar zieht ein Schwert aus der Scheide, nachdem er dem Elfen einen Dolch in die Hand gedrückt hat. Ja zeigen wir es ihnen! Auf in den Kampf, nieder mit diesen Piraten, macht Haifutter aus ihren stinkenden Kadavern Ein animalisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, was sofort einfriert als Olyvar ihn mit ernstem Blick fixiert  >> "Silver, tu mir einen Gefallen. Bleib hier. Genau hier - und stell um Himmels Willen nichts blödes an."<<

Mit hängenden Schultern schaut der junge Sturmdrache dem Anführer der Blaumäntel hinter, all seine Aufregung ist einer großen Endtäuschung gewichen Was soll das heißen stell nichts blödes an? Habe ich jemals was blödes angestellt...habe ich das? Ich kann mich nicht erinnern jemals was blödes angestellt zu haben, na ja vielleicht was unüberlegtes, oder was voreiliges. Auch mag es vorkommen das ich schon mal den ein oder anderen Plan verdorben habe....aber was blödes hab ich noch nie angestellt
Über ihm, an Deck des Piratenschiffes tobt ein immer heftig werdender Kampf. Trübsinnig starrt er zur Decke und hofft fast die Holzplanken mit seinem Blick zu durchbohren. Toll zuerst diese Nebelsuppe, wo ich nichts seh und nu hock ich hier unten im Schiffsbauch wo ich Blind bin wie eine Eule bei Tag, und zu allem Überfluss scheint es hier auch noch irgendwo zu brennen.....zu BRENNEN? Eilig lässt er den Kopf hin und her fliegen, seine Nüstern nehmen deutlich den Brandgeruch wahr...Flammen die Holz verzehren. Noch ist kein Rauch zu sehen, doch Silver ist sich sicher das, das Schiff brennt.  fixiert  >> "Silver, tu mir einen Gefallen. Bleib hier. Genau hier - und stell um Himmels Willen nichts blödes an."<<  hört er noch einmal die Stimme von Olyvar, stur bleibt er wo er ist, bleibt genau da stehen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 28. Jan. 2005, 00:55 Uhr
Der überraschte Pirat greift noch in sein Gesicht und zieht Uumas kleinen Pfeil zwischen den Bartstoppeln hervor und dann kippt er auch schon vornüber. Uuma grinst. Pfeile seien klein aber sehr stark in Wirkung! Beinahe im gleichen Augenblick kommen die Blaumäntel an Deck gestürmt, allen voran der Anführer und dann geht es den Piraten an den Kragen. Ganz ungestört kann Uuma aber nicht den Kampf verfolgen, denn immer wieder kommen schwingende Säbel und durch die Luft singende Schwerter Uuma für ihren Geschmack etwas zu nahe und sie hopst von einer Seite zur anderen, denn der Überbau über dem Niedergang ist mit seinen nichtmal zwei Schritt Breite kein sehr sicherer Beobachtungsposten und knarrt auch noch bedenklich unter ihr und Ben, der drohend knurrt, wenn Piraten die Wände des Deckhauses als Rückendeckung missbrauchen wollen.

In dem Gewimmel wagt Uuma nicht, ihre Pfeilchen weiter abzuschießen, will sie doch nicht einen der Blaumäntelpiraten treffen, die sie oft nicht sicher von den wirklichen Piraten zu unterscheiden weiß, was Ben nicht die geringsten Schwierigkeiten bereitet, denn nur wenn einer der Piraten sich Rückendeckung verschaffen will knurrt er ihn an oder schnappt er nach ihm, während er die Blaumäntel gewähren lässt. Belustigt beobachtet Uuma gerade, wie der Anführer der Stadt einem Gegner einen Kübel an den Kopf wirft, als sie aus dem Augenwinkel Ben mit einem riesigen  Satz zu seinem Herrn springen sieht, dem sich ein hagerer Dürrer mit seinem Säbel von hinten nähert und sie hält kurz die Luft an. Im nächsten Moment wird sie jedoch schon wieder abgelenkt, weil jemand ihre Füße packt und blickt nach unten, und lächelt dann mit diebischer Freude den Kerl an, dessen Gesichtsausdruck sich ob ihrer Heiterkeit von erst widerlichem Grinsen in Verblüffung wandelt, denn Uuma erkennt den Anführer der Blaumänner hinter ihm, der sich des Piratens annimmt, und ganz schnell lässt er ihre Füße wieder los.

Dicker beißender Rauch quillt immer stärker aus der Bodenluke hervor, doch Uumas Aufmerksamkeit wird plötzlich von einer anderen, wesentlich kleineren Rauchquelle angezogen. Direkt um den dicken mittleren Mast herum breitet sich ein schwarzer Fleck aus, aus dem Rauch aufzusteigen beginnt. Uuma kann sehen, wie aus dem verkohlten Holz die ersten züngelnden Flammen an dem dicken Stamm empor lecken und Uuma begreift, was gleich passieren wird.  "Mast brennen! Mast gleich werden fallen! Mast faaaalllllleeennnnn!" schreit sie aus leibeskräften, wenn es auch noch ein paar Atemzüge dauern kann, doch zu ihrer Verwunderung sackt der dicke Stamm, kaum dass sie das gerufen hat, schon ein Stück in den Schiffsrumpf und beginnt bedrohlich zu schwanken. Piraten legen Feuer um Mast, erkennt sie und starrt entsetzt nach oben, wo sich schon unter lautem Knarren und dem Geräusch reißender Takelage und aneinander schlagender Rahen die Spitze des Mastes in Richtung Flußmündung neigt und kurz darauf immer rasanter nach unten stürzend, klatschend in die Fluten schlägt. Rahen bersten, Segel lösen sich und klatschen auf das Wasser, Seile zurren und peitschen gerissen durch die Luft und den Kämpfenden um die Ohren, lautes Getöse ist um sie herum, bis das dicke vekohlte Ende des Mastes, von nicht gerissenen Brassen und Wanten auf Deck gehalten, zuletzt mit seinem glühenden Stumpf gen Himmel ragt.
Auf dem schwankenden und ächtzendem Schiff das Gleichgewicht haltend starrt Uuma auf die Reeling, wo unten die Beiboote unter einem Wirrwarr an Seilen für alle unerreichbar im Wasser liegen, während die Flammen durch das aufgebrochene Deck nach oben lodern.


Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kaney am 29. Jan. 2005, 15:14 Uhr
Kaney hat keine Ahnung was hier falsch ist... aber irgendetwas stimmt hier absolut nicht.
Zu wenig Männer an Bord, im Krähennest liegt - wie der Narrenkönig schnell berichtet hat - ein toter Schmuggler mit zerfetzter Kehle, dazu dann noch die Frage des Lordcommanders, ob die Beulenpest am Bord herrscht.
Kaney ist nervös. Es liegt etwas in der Luft, dass weiß er genau, aber als wenn der Nebel sämtliche Sinne des Werblütigen umnebeln würde, Kaney weiß absolut nicht woher dieses Gefühl der Gefahr kommt.

Nervös mit seinem Dolch spielend - er hat sich bereit erklärt, die Gefangenen zu bewachen - beobachtet Kaney nun, wie die übrigen Blaumäntel das Schiff durchsuchen, und als allererstes eine weiße Fahne auf dem Krähennest gehisst wird.

Die nächsten Minuten vergehen ereignislos, außer dass zwei der Schmuggler aufwachen, und sich seltsame Blicke zuwerfen, Blicke, die Kaney nicht sofort interpretieren kann, dann taucht Achim - zusammen mit einem neuen Gefangenen auf.
Dieser Gefangene verursacht eine Gänsehaut bei Kaney.
Der ist sicherlich der Käptn oder sowas denkt Kaney, bei der Authorität die der Mann ausstrahlt.
>>"Benno fackel den Kahn ab! Brenn das Schiff nieder! Wir sind geeääääähh....!"<<
Mit einem unglaublichen Stimmvolumen schreit der Kapitän diese Worte heraus, sie sind bestimmt auf dem ganzen Ildorel zu hören, und seltsamerweise geschieht ... NICHTS.

Kaney ist verwirrt. Mit wem redet der Kerl? Es ist doch niemand an Bord, mit dem er noch... Bei den Göttern, was riecht hier so nach... das ganze Schiff ist doch abgesucht... was ist das?

Noch während Kaney sich verwirrt umschaut und wittert, um einen Überblick über die Situation zu bekommen und den Geruch zu identifizieren- und dabei die verachtenden Blicke der wachen Schmuggler übersieht - passiert es.
Die Ladeluke fliegt auf - Das darf doch nicht wahr sein, da unten ist doch nach Schmugglern gesucht worden dunkelschwarzer Qualm kommt heraus, dicht gefolgt von dreckigen Männer, die sich brüllend auf die nahestehenden  Blaumäntel stürzen.
Kaney grinst. Jetzt endlich weiß er was auf ihn zukommt, was ihn so nervös gemacht hat, und nun da er dieses Problem vor sich hat, kann er auch endlich - erleichtert - reagieren. Die gesamte Frustation des vergangenen Abends hat sich in Wut verwandelt, tierische Wut, die er bereits in der Nargenschlacht entwickelt hatte, Wut, zusammen mit Spass, Spass sich in einem Kampf zu beweisen.

Ebenso brüllend, die Fangzähne zeigend, stürzt er sich auf einen der Schmuggler, und fängt an ihn zurückzutreiben.
Rauch und Feuer, die anderen Blaumäntel, sie sind alle vergessen, Kaney befindet sich im Kampf!

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 31. Jan. 2005, 14:57 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Mit zusammengekniffenen Lippen verfolgt Máel, wie Olyvar seinen geliebten Dolch an sich nimmt. >>Das hier nehme ich einstweilen. Im Augenblick braucht Ihr es ja nicht.<< Natürlich nicht!, denkt der Elf ironisch, Wie käme ich auch nur auf so eine absurde Idee! Sein Gesicht verzieht sich dabei zu einem säuerlichen Grinsen, als hätte er gerade in eine frische Zitrone gebissen. „Ihr hab natürlich Recht. Bei Euch fühle ich mich so sicher wie in der Steinfaust selbst!“ Eine leichte Verbeugung betont die Ironie, aber auch gleichzeitig die Wertschätzung, nicht sofort in Ketten abgeführt zu werden, ohne ihn anzuhören. Olyvar von Tarascon stellt sich als diplomatischer Anführer von Talyras Stadtwache heraus, dem sich Máel für seine Großzügigkeit durchaus verpflichtet fühlt.

Die Antwort des Lord Commanders auf die freche Bemerkung des Elfen, verliert durch Uumas gellenden Warnschrei an Bedeutung, und bleibt vorerst unausgesprochen. Stattdessen reicht Olyvar den verblüfften Elfen seine Waffe. >>Im Augenblick braucht Ihr ihn vielleicht doch.<< ,und schon stürzt er voller Entschlossenheit mit blanker Klinge und seinen Blaumänteln im Schlepp an Deck. Zurück bleibt ein unschlüssiger Elf und ein junger Sturmdrache, die sich ein paar Sekunden zögernd ansehen. „Also ich habe keinen Stubenarrest bekommen!“ Grinsend deutet er mit seinem Kopf in Richtung Tür. „Na komm schon! Wenn jemand fragt, dann sagen wir ganz einfach, ich hab Dich gezwungen!“ Ein schelmisches Zwinkern ist das Letzte, bevor auch Máel hastig an Deck stürzt, wo ihn statt klarer Morgenluft beißender Qualm und Kampflärm erwarten.

Shenrahs feuriger Leib schiebt sich gerade über den Horizont, als würde sie aus dem Wasser selbst steigen, und geblendet schließt Máel die Augen. Auf dem Deck herrscht heilloses Durcheinander. Zumindest für ihn, denn außer dem stadtbekannten Oger der Wache, der in den höchsten Tönen die Vorzüge der ogrischen Hautpflege lobt, während er den Unterschied zwischen Pfirsich und Orangenhaut erklärt, kann Máel kaum Freund von Feind unterscheiden. Alle samt sehen nach Piratenpack aus, ihn selbst eingeschlossen, wie er leidvoll erfahren muss. Brüllend stürzt sich ein verkleideter Blaumantel auf den Elfen, der suchend nach Uuma Ausschau hält, bis er sie mit Ben zusammen auf dem Deckhaus entdeckt, wo sie wie ein dornenverschießender Derwisch einige Piraten mit Pfeilen spickt. Erst kurz vor einem verheerenden Hieb, hält der Blaumantel inne, als er in Máel den Gefangen erkennt, den sie eben erst befreit haben.Doch es bleibt keine Zeit für eine Entschuldigung, und sofort ist der Gardist wieder im Getümmel verschwunden.

Mit einem gewaltigen Sprung setzt Ben in die Richtung seines Herrn, der unetschlosen zwischen der Möglichkeit zur Flucht und dem Drang sich an die Stille Übereinkunft mit dem Lord Commander zu halten, hin und her schwankt, so dass ihm fast der Angriff eines säbelschwingenden, mageren Halunken entgeht, der nur durch Bens beherztes Eingreifen nicht zum Zuge kommt. Der große Rüde fackelt nicht lange mit seinem Gegner, und nur Wimpernschläge später färbt sich sein mächtiges Gebiss rot, als sich die Kiefer kraftvoll schließen. Uumas neuerlicher Schrei beendet Máels Wankelmut, und seine innere Stimme ignorierend, die ihn eingehend zur Flucht ermahnt, sprintet er auf Uumas Position zu.

Doch dann buckelt das gesamte Schiff, wie ein wilder Mustang unter Máels Füßen, und die Welt versinkt im Chaos. Brennende Trümmer, Segeltuch und Taue regnet auf den strauchelnden Dieb herab, wie eine kokelnde, gigantische Marionette, die sich drohend über in beugt. Die Arme schützend über den Kopf haltend, hastet Máel weiter auf Uuma zu, die sich vorwitzig über die Reling beugt, um nach unten zu schauen. Ahnungslos bemerkt sie nicht das Segel, das auf sie zu schwingt, wie ein riesiger Besen. „Achtung Uuma! Duck Dich!“ Der Warnschrei des Diebes kommt zu spät.

Die kleine Wilde hört noch seinen Ruf, doch dann ist das mächtige Segel heran und reißt die zierliche Dunkelwäldlerin wie eine Spielzeugpuppe mit sich in die Tiefe. Halb panisch, halb todesmutig setzt Máel mit einem Kopfsprung über das niedrige Geländer, das das Deck des Schiffes umgibt, und Ben folgt seinem Herrn auch hier unerschütterlich. Rasend schnell kommt die mit Holztrümmern übersäte Wasseroberfläche näher, und Máel schließt zu Loa betend die Augen, in der Hoffnung, sie würde ihn beschützen. Doch ihre schützende Hand schwebt über Ben, der den waghalsigen Sprung unbeschadet übersteht und mit einem lauten Klatschen im Wasser landet. Als erstes tauchen Máels Hände ins eisige Wasser, das mit dunklen Fontänen wie ein überdimensionaler Krake nach ihm greift, als seine gerade verheilte Schulter in einer Explosion aus Schmerz gegen ein Stück ehemaliger Rahe prallt.

Die Wucht des Aufschlags droht ihm die Besinnung zu rauben, und nur die Kälte des Wassers vertreibt den Schatten der Dunkelheit, die ihn auf den Grund des Ildorels ziehen will. Sein unverletzter, rechter Arm bekommt irgendwie den Dolch zu fassen, bevor die Tiefe ihn für immer verschlingt, und nach Atem ringend durchbricht er die Wasseroberfläche. Ben umkreist ihn wie eine Ente ihr Junges, während Máel sich suchend nach der kleinen Wilden umsieht. „UUMA!“ Keine Spur von ihr, nur das große Segel breitet sich wie ein Leichentuch großflächig über das Wasser, als der Elf eine zappelnde Bewegung darunter ausmacht. Sie wird unter dem Segel ertrinken! Fieberhaft versucht er Ben begreiflich zu machen, ihn zum Segel zu ziehen statt an den rettenden Strand, was ihn eine kostbare Minute kostet, so dass ein Blut trotz des Eiswassers siedend heiß durch seine Adern rauscht.

„Mach schon, Du Sturkopf!“ faucht er den Hund an, der widerstrebend auf das Segel zu schwimmt, wobei Máel sich mit seinem gesunden Arm an ihn klammert und mit paddelnden Beinen so gut wie möglich unterstützt. Endlose Sekunden vergehen wie zu große Sandkörner, die sich durch den engen Hals einer Sanduhr zwängen müssen, bis er das riesige Tuch erreicht. Schmerz und Müdigkeit lassen jede Bewegung quälend langsam vergehen, und je näher er sich mit seinem scharfen Dolch einen Weg zu Uuma schneiden kann, desto schwächer werden ihre Bewegungen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 01. Feb. 2005, 05:25 Uhr
Uuma steht noch wie angewurzelt auf dem Dach des Deckhauses, als surrend ein gespanntes Seil über sie hinweg fegt, während alles auf dem Schiff in helle Aufregung gerät. Befehle werden gebrüllt, die sie bei dem Lärm von brechendem Holz, dem Flattern eines wild schlagenden  Segels irgendwo über ihren Köpfen und dem Geräusch des prasselnden Feuers nicht versteht oder nicht wirklich hört, und mit einem Satz springt sie von ihrem Beobachtungsposten runter auf das Deck. Uuma sieht nicht das große Schiff der Stadt sich vom See her nähern, ihr Blick geht zur anderen Seite zum gebrochenen Mast, der mit seinem dicken Ende von einem wilden Durcheinander an Seilen auf dem Schiff gehalten wird, von denen einige zum Bersten gespannt sind.

In dem lärmenden Durcheinander läuft sie zur Reeling rüber, wo unten die Boote im Wasser liegen, doch sie erkennt schnell, dass es viel zu gefährlich ist, da runter zu klettern. Wenn Seile reißen, Mast rutschen in See und erschlagen alle in Boot, denkt sie noch, als sie plötzlich den Schlanken ihren Namen rufen hört, aber sie versteht nicht was er sagt. Mit fragendem Blick dreht sie sich um, als sie schon ein langes Holz auf sich zu fliegen sieht. Reflexartig streckt sie ihre Hände vor und fängt den schlimmsten Schlag ab, doch das Holz holt sie vom Schiff und während ihr bewusst wird, was gerade mit ihr geschieht, landet sie auch schon rücklings im See. Ihre Hände kratzen noch am Segeltuch entlang, das sich wie eine große Decke über sie legt und sie verflucht das rauhe Tuch, das ihr den Fingerstummel schmerzhaft ins Gedächtnis bringt.

Uuma müssen holen Luft für tauchen unter Segel weg, rast es ihr durch den Kopf, als sie aus dem gurgelnden Nass wieder auftaucht und merkt, dass das Segel sie sofort wieder unter Wasser drückt. Nur kurz gelingt es ihr jedesmal beim Auftauchen mit dem Kopf das Segel leicht anzuheben, um gerade soviel Luft zu schnappen, dass sie nicht sofort ertrinkt. So das nicht gehen, sind ihre verzweifelten Gedanken, während das eisige Wasser ihre Bewegungen immer langsamer werden lässt. Uuma schwinden schon fast die Sinne, als sie sich ihres Langmessers entsinnt und mit einem letzten kräftigen Stoß von unten durch das Segel sticht, dass sich ein großer Spalt öffnet. Noch nie hat sie so nach Luft geschnappt, wie in diesem Augenblick und trotzdem kommt ihr das alles so verrückt vor, dass sie pruhstend anfängt zu kichern, sich durch den Spalt drängt und auf das Tuch drauf krabbelt und nach dem Schlanken greift, der sich durch das Segel schneidend auf sie zubewegt, als würde er durch dicken Käse schneiden.

Nicht mehr schneiden  Segel, Uuma fallen in Wasser dann, will sie ihm am liebsten zurufen, aber sie liegt flach auf dem Bauch und robbt kichernd auf ihn zu, bis ihr die Tränen kommen und bis sie erkennt, dass etwas nicht mit ihm stimmt. "Schlanker haben Arm kaputt?" will sie ihn ernst fragen, weil sein linker Arm so schlaff im Wasser schwimmt, aber immer wieder wird sie von neuem Gekicher bewegt, selbst als sie sich bibbernd und wirklich innerlich ernsthaft besorgt zu ihm beugt und versucht, ihn auf das Segel zu ziehen, aber er ist zu schwer. Uuma zerrt gerade seinen Arm über das Holz zu ihr hoch, damit er ihr nicht doch noch in den See verschwindet, denn er sieht nicht mehr sehr wach aus, als sie ein Boot hinter dem brennenden Schiff auftauchen und auf sie zu steuern sieht. "Schlanker aufwachen! Männer von Stadt kommen mit Boot!" und sieht ihn an, während er wieder die Augen öffnet, als wäre sie meilenweit von alledem entfernt. "Das nicht seien wirklich, nicht? Das seien Traum und Uuma wachen auf, wenn Hahn krähen!?!" und blickt in seine grünen Augen, die sie leicht irritiert anblicken. "Schlanker sollen sagen, das seien Traum!" wiederholt sie und rüttelt seinen Arm, während sich ihre Augen mit dicken Tränen füllen. "Das alles nicht können sein wirklich...." und ihr Blick verliert sich in den winzigen kleinen Goldsprenkeln...

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Mael Duinc am 03. Feb. 2005, 11:01 Uhr
Neugier ist der Katze Tod…

Wie in Trance durchtrennt Máel Stück für Stück das derbe Segeltuch, um Uuma zu erreichen und vor dem Ertrinken zu retten. Er hält selbst dann nicht inne seinen gesunden Arm mechanisch zu heben und zu senken, als erst ihr Kopf, gefolgt vom Rest ihres feingliedrigen Körpers, durch einen Schnitt in der übergroßen Stoffbahn auftaucht. Die Kälte des Wassers nagt an seiner Lebenskraft, lässt ihn stumpfsinnig seinen Plan umsetzen, denn seine Gedanken kreisen mit jeder Sekunde im frostigen Wasser langsamer. Viel zu oft schon und zu lange war Máel heute der unbarmherzigen Winterkälte ausgesetzt, als dass sein schlanker Körper noch Reserven hätte, um dem kalten Tod noch viel länger entgegen zutreten.

Fast hätte er Uuma erneut die Kälte des Wassers spüren lassen, als er weiter und weiter schneidet, und so das filigrane Gleichgewicht zu zerstören droht, dass es der kleinen Wilden ermöglicht, sich vorsichtig balancierend auf dem schwankenden Stoff zu halten. Die Ereignisse des Tages haben auch von der Dunkelwäldlerin ihren Tribut gefordert, denn ein verrücktes Kichern ist erstmal alles, was sie statt einer Warnung hervorbringt. Langsam schiebt sie sich bäuchlings auf Máel zu, bis sie seine Hand zufassen bekommt, mit der er seinen Dolch führt. Seine Finger fühlen sich an wie Eiszapfen, die sich untrennbar um den Griff der scharfen Waffe krampfen. Leichter Wind streicht sacht über das Wasser, kühlt alles und jeden noch schneller aus und zaubert so glitzernde Eiskristalle in das rabenschwarze Haar des Elfen.

Mit einem letzen Stich bohrt Máel die gebogene Klinge durch den Stoff, benutzt den Dolch als Anker, um nicht abzugleiten und einfach zu versinken, hinab in das dunkle, kühle Grab, das beinahe zärtlich seine Finger nach ihm ausstreckt. Das Gewicht der voll gesogenen Kleidung legt sich wie eine Decke aus Blei um seinen Körper, und nur Uumas kleine Hände, die seinen kraftlosen werdenden Finger um den Griff seines „Ankers“ halten verhindern sein Untertauchen. Ihre Stimme klingt in seinen Ohren, als rufe sie ihm vom gegenüberliegenden Ufer des Sees aus zu und müde richtet er seine Augen auf ihr jugendliches Gesicht. >>Schlanker aufwachen! Männer von Stadt kommen mit Boot! … Das nicht seien wirklich, nicht? Das seien Traum…<<

Und genauso süreal wie ein Traum kommt Máel auch alles vor. Das Boot der Stadtwache taucht aus dem Ball der aufgehenden Sonne auf und schiebt sich wie ein lächerlich großer Scherenschnitt vor das inzwischen lichterloh brennende Piratenschiff. Die Blaumäntel werden durch Ben angelockt, der aufgeregt bellend das Segel umkreist. Ihre Riemen und Haken, mit denen sie nach Uuma und Máel angeln, erscheinen ihm wie dünne Arme eines abstrusen Monsters, und am Anfang will er sie eher wegstoßen als ergreifen. Nach endlosen Minuten schaffen es die Gardisten die Beiden Schiffbrüchigen an Board zu ziehen, nur Ben, den sie eh nie aus dem Wasser bekommen hätten, bleibt wo er ist. Endlich in Sicherheit, werden Uuma und Máel in eine dicke Decke gepackt und sich gegenseitig wärmend kuscheln sie sich auf einer Ruderbank aneinander, allerdings zittert der Elf so heftig, dass seine Zähne ein wildes Stakkato schlagen, und er befürchtet, die Kälte würde nie wieder aus seinem schmerzenden Körper verschwinden. Die Aussicht auf eine ungewisse Zukunft macht es da kaum besser.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kaney am 03. Feb. 2005, 15:09 Uhr
Immer wieder zerschneidet der Werblütige die Luft vor ihm, doch der Schmuggler ist schnell, er weicht aus, noch bevor Kaney mit dem Dolch auch nur nah genug herankommen kann, und so treibt Kaney seinen Gegner weiter vor sich hin.
Dunkler, rabenschwarzer Qualm kommt aus der Ladeluke, aber das ignoriert Kaney. Er will nur Blut sehen, alles andere ist ihm egal, nur der Kampf ist wichtig und...
>"Mast brennen!...  Mast faaaalllllleeennnnn!"<

Entfernt dringt der Ruf an Kaney's Bewusstsein, und die weit aufgerissenen Augen des Schmugglers vor ihm, der plötzlich stehenbleibt, veranlasst auch Kaney dazu sich umzudrehen.
Brüllend, ja beinahe kreischend, stürzt einer der riesigen Mäste, Seile reißen sich los und zischen gefährlich nah an Kaney und Schmuggler vorbei.

Mit einem Stöhnen erbebt das Schiff unter den Füßen des Werblütigen, Olyvars Stimme dringt an Kaneys Ohr > "Alle runter vom Schiff!..."<.
Schmuggler und Späher der Steinfaust blicken sich an.
Eigentlich hätten sie ihren Kampf noch zu Ende führen müssen, aber...
Der Schmuggler wirft als erstes den Säbel weg und springt ins kalte Nass, Kaney nimmt sich noch die Zeit, sich einmal den Dolch wieder in die Scheide zu stecken, dann sieht er sich um, ob er hier noch irgendjemanden helfen kann... aber der einzige Schmuggler in Reichweite liegt mit offener Bauchwunde an Deck, und so nimmt Kaney allen Mut zusammen, schwingt sich über die Reling.... und landet schmerzhaft mit der rechten Schulter voran in bitterkaltem Wasser.

Dunkelheit umgibt ihn, unsichtbare Hände greifen nach Kaney und ziehen ihn in die Tiefe, Kälte dringt durch die schäbige Schmugglerkleidung bis in seinen Körper, beinahe panisch versucht Kaney wieder an die Oberfläche des Ildorel zu kommen, und gerade in dem moment als er meint dass seine Lungen platzen müssen kommt er wieder an die Oberfläche.

Götter! Ich werde jedes Wasser für den Rest meines Lebens meiden! schießt es dem Werblütigen durch den Kopf, und erst jetzt bemerkt er das irgendetwas mit seiner Schulter nicht stimmt, sie schmerzt, und richtig bewegen kann er sie auch nicht, und wenn er den Arm nicht bewegen kann, wie soll er dann ans rettende Ufer?

Doch Kaney ist stur, er denkt nicht ans Ertrinken, mit einer Mischung aus normalem Schwimmen, Hundepaddeln und sich treiben lassen (inklusive Wasserschlucken) nähert er sich einem der Schiffe der Steinfaust, die gegen den Sonnenuntergang gut zu erkennen sind,
Stur hält er auf das Schiff zu, komme was da wolle, er wird diese verfluchte Nacht lebendig zu Ende bringen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Feb. 2005, 21:45 Uhr
Auf dem Ildorel/ Im Hafen



Auf dem Schmugglerschiff herrscht völliges Chaos - das brüllende Durcheinander der Kämpfe ringsum, echte Piraten und als Piraten verkleidete Stadtgardisten, die sich wildes Hauen und Stechen liefern, mittendrin ein keulenschwingender Oger, der einen hilflos jammernden Kapitän Schwarzbart schüttelt wie einen nassen Sack, dicke schwarze Rauchwolken, die einem Sicht und Atem nehmen, Hundebellen, Wasserklatschen und tief im Rumpf des Schiffes die zischenden Explosionen in die Luft fliegender Rumfässer. Das Schanddeck hat sich binnen Sekunden in etwas verwandelt, das sich des Dunklen Bootsbauer hätte ausdenken können. Als der Mast mit ohrenbetäubendem Rauschen und Krachen niedergeht und das gesamte Vorderschiff unter der Takelage begräbt, die meisten Segel ins Wasser klatschen und grelle Flammenwände aus den aufgebrochenen Planken lecken, kann Olyvar nur noch jedem, egal ob Freund oder Feind oder Verbündetem zubrüllen, daß er seinen Hintern vom Schiff schaffen soll. Jetzt. Dann springt er selbst zwischen gegeneinander gekreuzten Rudern, treibenden Wrackteilen und einem verworrenen Netz aus Seilen und Tauen hindurch in den eiskalten Ildorel. Er spürt die Kälte wie tausend Nadelstiche auf der Haut, spürt, wie ihn das Gewicht seiner Kleidung nach unten zieht und muß darum kämpfen, sich nicht in Segeltuch oder treibenden Holztrümmern zu verheddern.

Den Göttern sei Dank ist er ein guter Schwimmer und Vareyar, sein Waffenmeister, geistesgegenwärtig genug, die Beiboote der Zorn und der Schwertfisch bei den ersten Anzeichen von Rauch auf dem Piratenschiff zu Wasser zu lassen - und so treiben sie alle nicht lange im eisigen See, bis sie frierend und zähneklappernd und tropfnass wie getauchte Katzen gerettet werden. Traurige Bilanz dieses Hinterhalts sind, wie Olyvar schließlich auf der Zorn - endlich in eine trockene Decke gehüllt, einen dampfenden Becher Grog in der Hand und schlotternd vor Kälte - vom Narrenkönig erfährt, drei tote Blaumäntel, vier getötete Piraten einschließlich Schwarzbarts, der sich als Nichtschwimmer herausgestellt hatte und gesunken war wie ein Stein, und ein verbrennendes Schiff. Immerhin ist Achim am Leben und unversehrt und auch Kaney und sein Hund sind gerettet, ebenso wie Uuma und "Schlanker", samt dessen Hund. Selbst Silver ist wieder aufgetaucht, zeternd und tödlich beleidigt - wie sich herausstellt, hält der kleine Sturmdrache von Vollbädern in winterlichen Seen ungefähr soviel wie eine Katze von derlei Beschäftigungen halten würde. Nachdem alle Blaumäntel wie Piraten aus dem Wasser gefischt, ausgewrungen, versorgt und - je nachdem - entweder mit heißem Grog abgefüllt und in Decken gepackt oder aber in Eisen gelegt und in die Brigg gesperrt worden sind, vollführt die Zorn eine elegante Wendung im Licht der aufgehenden Sonne, die den Nebel mit Gold stäubt, und nimmt dann Kurs auf den Hafen.

Ausgestattet mit mehr oder minder passenden, aber wenigstens trockenen Hosen und dem Hemd eines von Uliaris' Matrosen führt Olyvar zwei Stunden später seine kleine Schar vom Schiff und aus dem Hafen, die gefangenen Schmuggler in rasselnden Ketten vor sich hertreibend. Darauf, das Spitzohr in Ketten zu legen, hat er angesichts dessen desolaten Zustand verzichtet. Als sie schließlich wieder festen Boden unter den Füßen haben anstatt schaukelnder Schiffsplanken, Vareyars Männer die gaffende Menge zurückalten und ihnen eine Gasse auf der breiten Kaistraße entlang zum Fischmarkt und dem Seetor hinauf schaffen, wendet er sich noch einmal an Uuma. "Ich brauche noch eine Aussage von dir... in der alles, was geschehen ist, aufgeschrieben steht. Und du brauchst einen Heiler, Mädel. Wenn du willst, kannst du mit in die Steinfaust kommen, damit Maester Ballabar sich deine Hand ansieht. Wenn nicht, dann komm bitte in den nächsten Tagen vorbei, damit du erzählen kannst, wie das alles kam. Talareth... wir sprechen uns später. Führt ihn ab. Ein Maestergehilfe soll ihn sich ansehen und er bekommt alles, was er braucht. Kaney, bring diesen Schwung Schmuggler hier in die Steinfaust, ich komme gleich nach. Achim und der Narrenkönig sollen dir helfen. Vareyar wird noch eine Weile hier im Hafen zu tun haben." Suchend blickt er sich um. "Wo ist dieser verflixte Drache schon wieder?"

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 04. Feb. 2005, 12:18 Uhr
Es dauert nicht lange und Schlanker wird in das Boot gehievt und auch Uuma wird am Genick gepackt und wie ein nasser Hund aus dem Wasser gezogen. Kaum sitzt sie neben ihm, sieht sie Kaney am anderen Ende des Schiffes von Bord springen und sie hopst von ihrem Sitz hoch. "Da seien Kaney!" ruft sie und fuchtelt mit der Hand in die Richtung und während das Boot sich einen Weg durch die Trümmer bahnt drückt sie ein Blaumantel wieder auf die Bank. >"Bleib sitzen, sonst kippst du noch das Boot um!"< und die Männer lachen. Der junge Mann schwimmt wie ein Hund auf sie zu und Uuma überlegt sich, während das Schmugglerschiff nicht weit von ihnen mehr und mehr in Flammen aufgeht, Schreie und das Prassseln der Flammen die Luft erfüllen, dass sie ihm einmal zeigen sollte, wie man richtig schwimmt. Prustend und fluchend wird er neben sie verfrachtet und langsam füllt sich das Boot mit triefend nassen Blaumänteln, die von ihren Rettern mit aufmunternden Sprüchen begrüßt werden. Uuma spürt die Kameradschaft, die die Männer verbindet und während sie in das Wasser starrt sieht sie in den Wellen den Dunkelwald schimmern, ihren Stamm und die unbeschwerten fröhlichen Gesichter.... doch dann sind sie bei dem großen Schiff der Stadt angelangt und werden an Bord gebracht.

Bei einem heißen Grog, während sie auf einer langen Bank an einem genauso langen Tisch das köstliche Aroma des heißen Getränkes genießt merkt Uuma, wie müde sie ist. Auf diesem Schiff ist es gemütlich, warm und es herrscht eine ganz andere Stimmung als auf dem Piratenschiff. Was Uuma sollen machen? Uuma gehen zu Henry oder suchen Pferd an Bach und schlafen in Stroh? Eigentlich möchte sie auf der Stelle nur noch schlafen und sie muss tatsächllich eingenickt sein, denn irgendwann wird sie geweckt und verlässt gleich darauf mit den Anderen müde, aber nicht mehr so verfroren das Schiff. Der Anblick der in Ketten gehenden Schmuggler ist schrecklich und das Gefühl, von den Menschen um sie herum angestarrt zu werden, als sie das Schiff verlassen, ist nicht viel angenehmer, aber sie versteckt sich einfach  zwischen ein paar verletzten Blaumänteln und dann spricht sie der Anführer an.

>>"Ich brauche noch eine Aussage von dir... in der alles, was geschehen ist, aufgeschrieben steht. Und du brauchst einen Heiler, Mädel. Wenn du willst, kannst du mit in die Steinfaust kommen, damit Maester Ballabar sich deine Hand ansieht. Wenn nicht, dann komm bitte in den nächsten Tagen vorbei, damit du erzählen kannst, wie das alles kam. Talareth... wir sprechen uns später. Führt ihn ab....<< Erst nickt Uuma dankend, dass sie verstanden hat, doch dann hört sie, dass Schlanker abgeführt werden soll, und hört den Rest seiner Worte nicht mehr, starrt nur  Von Tarascon an, der sich aber schon abgewandt hat und mit Kaney spricht und Uuma wirbeln die Gedanken im Kopf herum. Aussage aufschreiben? Heiler?  Schlanker abführen!!!? Uuma versteht nicht, warum sie Schlanker abführen, wo er doch keiner der Schmuggler ist? Sie kommt zu dem Schluss, dass sie das nur herausfinden kann, wenn sie mit in die Steinfaust geht und sie vermutet, dass es die Burg am Rande der Stadt ist. "Uuma gehen zu Heiler..." murmelt sie vor sich hin und weiß nicht einmal, ob es die Blaumäntel  um sie herum gehört haben, aber es ist auch nicht wichtig, nicht bei dem ganzen Aufruhr, den sie bei den Menschen im Hafen mit ihrem Erscheinen verursachen. Uuma müssen sprechen mit Bleicher. Vielleicht Bleicher wissen, warum Schlanker seien Gefangener?

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Silver am 04. Feb. 2005, 20:42 Uhr
Berstendes Holz und beißender Rauch umgeben Silver, ein Getöse von Waffen und gefluche der Männer an Deck dringen an seine Ohren. Das ganze Schiff scheint auseinander zu brechen, dennoch rührt der junge Sturmdrache sich nicht vom Fleck, schließlich hatte der Lord Commander der Steinfaust höchstpersönlich gesagt das er hier bleiben  und keinen Unsinn anstellen sollte, was er ja sowie so nie tun würde, gerade nicht in so einer im wahrsten Sinne des Wortes brenzligen Situation. Nachdem der Elf ihn auch noch verlassen hatte, mit einem sehr fragwürdigem Vorschlag ihm doch zu folgen hatte er kurz mit dem Gedanken gespielt dies tatsächlich zu tun, aber wirklich nur einen kurzen Moment.

Aus dem Augenwinkel sieht er eine huschende Bewegung im Schatten einiger Fässer Ratten....wieso gibt es auf jedem Schiff Ratten? verwundert beobachtet er wie einige dieser Nager durch das Bullauge nach draußen klettern “ Dumme Viecher... Eindeutig ...die saufen doch ab.... Wie kann man nur so blöd sein” Kopfschüttelnd schaut er wieder zur Türe, in der Hoffnung das ihn jemand abholen kommt. “ Kann doch nicht so lange dauern, ein paar Gauner zu fangen. ...na ja sie hätten mich halt fragen sollen ob ich ihnen Helfe.... hätte ich natürlich gemacht..... aber so” und so hält Silver sich dran, plappert vor sich hin und schaut mit immer größer werdenden Augen zur Türe, doch kein Lord Commander oder Elf kommen um ihn zu Retten, was er wirklich für sehr Schade findet, schließlich wäre es doch ein Verlust wenn er Sterben würde.
>"Mast brennen!...  Mast faaaalllllleeennnnn!"<  übertönt ein spitzer Schrei das ganze Getöse von oben. „ Na das ist aber allerhand, wenn so ein Mast fällt gibt es bestimmt einen Riesen Schaden“ grübelt er vor sich hin, als schon ein Geräusch an sein Ohr dringt, das ihn stark an eine große sterbende Bestie erinnert. Der Aufprall der kurz darauf das Schiff erzittern lässt reißt sogar ihn von den Beinen. Das Holz über ihm splittert und fliegt ihm wie ein zorniger Hornissenschwarm um die Ohren, wieder geht sein Blick zur Kajütentüre die allerdings durch einen ziemlich schwer aussehenden Balken versperrt wird, der zu allem Überfluss auch noch brennt. Ein leises „ Öhm“ kommt über Silvers Lippen, wie ein nachdenklicher Professor legt er eine Klaue an seine Lippe und geht ein wenig hin und her „ Ich glaube ich habe ein Problem, ich hätte vielleicht doch das Angebot des Elfen annehmen sollen“

Das Feuer greift sehr schnell auf die Stoffballen über, greifen mit gierigen Zungen an alles brennbares und verzehren es mit einem fast unermüdlichen Heißhunger. Dichte Rauchschwaden bilden sich an der Decke und das Feuer leckt darüber hinweg. Hustend steht Silver in der Mitte des Laderaumes der ganz und gar nicht dem entspricht was er sich unter Gemütlich vorstellt. „ Nun wird es aber wirklich Zeit Olyvar!“ Nichts... Kein Lord Commander oder Blaumantel oder Elf oder sonst wer kommt um ihn zu holen. Sich über die nette Bitte Olyvars hinwegsetzend läuft er mit eingezogenem Kopf und angelegten Flügeln auf das Bullauge zu, durch das vor wenigen Augenblicken die vielleicht doch nicht ganz so dummen Ratten verschwunden sind... „ Jaja Silver, das Sprichwort kommt nicht von ungemein > Die Ratten verlassen das sinkende Schiff <„ Hinter ihm bricht ein teil der Decke brennend und mit Getöse ein, gerade da wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Mit einem Satz springt er durch das Bullauge, will sofort seine Flügel ausbreiten um nicht ins kalte Wasser zu stürzen. Zur Sicherheit riskiert er noch einen Blick nach oben, gerade noch rechtzeitig um zu erkennen das ein Stück Balken von irgendwoher abgebrochen ist und mit rasanter Geschwindigkeit auf ihn zurast. „ Nicht mein Tag“ und dann wird es dunkel....
Kälte umgibt ihn, kälte und das Gefühl das ihn wer würgt. Schlagartig öffnet er die Augen und erkennt in welcher prekären Lage er sich befindet. Wasser ist nicht schlecht, gar nicht schlecht. In geringen Mengen und wohl temperiert ist es überhaupt kein Problem, nein sogar sehr angenehm. Aber hier inmitten eines nirgendwo, in dieser Kälte und mit einem sterbenden Schiff in der Nähe das unweigerlich jeden in seiner Umgebung mit in den Tot ziehen würde- nein das war gar nichts für den guten Silver. Wie ein Hund paddelt er zügig an die Wasseroberfläche wo er sich an einem Fass festklammert das vor ihm über die Wellen hüpft.
Ganz in der Nähe retten sich einige Menschen in ein Ruderboot „ sehen aus wie Piraten, mir soll es gleich sein, wird ich halt Pirat! Ist besser als ein Fisch zu werden...“ mault er vor sich hin, während er sich rudernd auf das Beiboot zugbewegt.
Kurze Zeit später sitzt er immer noch vor sich hin maulend an Bord eines Schiffes das sie freundlicherweise aufgenommen hatte. Zu großen Freude stellte sich heraus das es sich nicht um Piraten handelt, sondern um Blaumäntel. Bessergesagt um den Waffenmeister  Vareyar.
Silver in eine warme Wolldecke gehüllt die ihm einer der Männer freundlicherweise gegeben erkennt den großen Achim, jenen Oger den er damals im Larisgrün getroffen hatte und der als Koch bei den Nargkriegen dabei war. Olyvar hat er auch geschafft, ist aber eindeutig zu beschäftigt mit Befehlen und Regeln und all dem wichtigen Zeugs das Silver ihn nicht stören will, außerdem will er ihn nicht darauf aufmerksam machen das der junge Sturmdrache gegen seine Bitte verstoßen hatte, den Lagerraum nicht zu verlassen. Der große Mann war in solchen Sachen immer sehr eigen entschied Silver mit einem nicken zu sich selbst.
Als die Zorn sich Talyra nähert schleicht Silver sich in eine dunkle Ecke Ich glaube es ist besser wenn ich erst mal nicht mit den großen mitgehe, ich kann Olyvar ja nachher immer noch besuchen und ihm sagen das ich das Schiff nicht angezündet hat.
Nachdem das Schiff im Hafen angelegt hat und der größte Trubel sich gelegt hat und er sich unbeobachtet fühlt kommt er aus seinem Versteck einem großen aufgerolltem Tau, gerade in dem Augenblick als Olyvar sich fragend umdreht > "Wo ist dieser verflixte Drache schon wieder?" < Wie vom Blitz getroffen bleibt er stehen und schaut den Lord Commander mit großen Augen an „ Ich bin Unschuldig“ bringt er mit piepsender Stimme hervor und dann sprudelt es nur so aus ihm heraus „ Ich habe das Feuer nicht gelegt, ganz bestimmt nicht und ich habe auch nicht die geringste Ahnung wer so was machen könnte. Es könnten natürlich die Piraten gewesen sein, was ich für ein sehr dummes verhalten halte, sich sein eigenes Schiff unterm Hintern anzuzünden. Darf ich Hintern sagen? Ja? Ja ich glaube schon ist ja schließlich ein Räuberpack, da darf man so was sagen, also wie ich schon sagte könnten es eben diese Piraten gewesen sein die ihr eigenes Boot anzünden um eure Rettungsmission zu verhindern, und ich kann auch verstehen das ihr soviel zu tun hattet mit löschen und kämpfen und schwimmen und nicht untergehen das ihr vergessen habt mir bescheid zu geben das ich den Lagerraum verlassen darf ich hoffe doch sehr das ihr mir nicht böse seit das ich eurer bitte nicht nachkommen konnte, aber ihr werdet verstehen als mir das wasser bis zum hals stand habe ich mich entschlossen den doch nicht allzu dummen ratten zu folgen und einen geordneten Rückzug anzutreten leider wurde ich da von einem Holzbalken kam kopf getroffen der mich dann unter wasser drücke wohl nur kurzzeitig aller lange genug um mich gründlich aufzuweichen was überhaupt nicht in meiner Natur liegt wie ihr ja wisst...“ Silver holt Luft und will gerade weiterplappern .....

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Ancoron am 29. Mai 2005, 18:54 Uhr
Das Boot schaukelt sanft auf der Dünung des großen Sees, während Kitty und Ancoron das Feuerwerk genießen. Rote, blaue, gelbe und grüne Blüten aus Funken erblühen am nächtlich dunklen Himmel, übersäen das Firmament mit Myriaden von tanzenden Lichtern und erlöschen ebenso schnell, wie sie gekommen sind. Die ganze Zeit über halten die Heilerin und der Elb einander an den Händen, blicken zum Himmel empor und ihre Seelen schwingen im gleichen Takt.

Zwar ist das dunkle Boot auf dem Wasser vom Strand aus kaum zu sehen, doch die Jubelrufe und der Beifall sind deutlich zu hören, nachdem die letzte Rakete in den schwarzen Himmel gestiegen und dort mit einem lauten Knall vergangen ist.
Als es schließlich still wird, und das Klatschen der Wellen an der Bordwand das einzige Geräusch bildet, flüstert Kitty Ancoron ins Ohr, daß sie noch eine Überraschung für ihn habe. Mit einem geheimnisvollen Lächeln reicht sie ihrem Verlobten ein in feines Leinen gehülltes Päckchen. Der Jäger schaut seine Liebste fragend an, bevor er den Stoff auseinander schlägt und darin ein zierliches Höschen und ein kleines Hemd findet. Gerade groß genug für...

"Ein Kind?", fragt der Elb leise seine Gefährtin. Diese nickt mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor Ancoron sie umarmt und innig küßt.
"Diomas ti, min Ija.", flüstert der Elb in seiner Muttersprache, "I cara ti."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kitty am 31. Mai 2005, 21:09 Uhr
Obwohl sie eigentlich kein Wort von dem versteht was der Elb ihr euphorisch zuflüster, so weiß sie doch das er sich über das Kind was in ihrem Leib heranwächst sehr freut.

"Ja, ein Kind. Es wird wahrscheinlich im Winter geboren werden, deswegen auch die dicke Kleidung. Ich hoffe du bist mir nicht allzu böse das ich es dir so lange schon verheimlicht habe?" sagt sie schüchtern und kuschelt sich, die kleinen Kleidungsstücke fest mit beiden Händen umschlossen, noch näher an Ancorons Brust.
"Ich denke wir sollten unsere Hochzeitspläne jetzt endlich in die Tat umsetzen und einen festen Trmin vereinbaren. Ich werde nämlich ganz bestimmt noch einiges an Gewicht zulegen und ich möchte doch in meinem schönen Brautkleid heiraten."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Ancoron am 02. Juni 2005, 08:33 Uhr
"Nein, ich bin dir nicht böse, Dioma.", lächelt Ancoron, "Warum sollte ich dir böse sein, wo du mir doch das schönste Geschenk der ganzen, weiten Welt machst."

Den warmen Körper seiner Liebsten an seiner Seite zu spüren und die Gewißheit zu haben, daß sie beide bald Mann und Frau sind, durchströmt den Elben ganz und gar. Vor einem knappen Götterlauf, als er aus Fa'Sheel gekommen war, hätte er sich so etwas noch nicht träumen lassen. Er hatte niemanden in der Stadt gekannt und buchstäblich den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Und nun? Nun liegt er mit einer bezaubernden Frau in einem Boot auf dem Ildorel und darf mit ihr die Inarinacht verbringen. Als ob das noch nicht ein Grund zum Glücklichsein wäre, wird sie ihn bald heiraten und erwartet, um das Glück vollkommen zu machen, ein Kind von ihm.
Der Jäger breitet seinen großen Mantel über sich und seine Verlobte, küßt sie zärtlich und streicht mit der Rechten über ihre samtig weiche Haut.

"Ich liebe dich. I cara ti... Ich danke dir.", flüstert er.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kitty am 07. Juni 2005, 16:28 Uhr
Ehrleichtert lässt sie sich weiter in seine Arme gleiten und schließt die Augen während er ihre Haut streichelt und sie küsst.
Er ist begeistert, so hatte ich es mir vorgestellt!
denkt sie im Stillen und lächelt.

"Wenn das Baby da ist wird das Haus wieder einmal zu klein sein... Das wäre schon mein dritter Umzug innerhalb von Talyra, aber dann muss Schluss sein. Das neue Haus muss uns alle Möglichkeiten bieten darin mit dem Baby zu leben und es großzuziehen. Es braucht sein eigenes Zimmer, und wer weiß, vielleicht bekommt es noch einmal ein Geschwisterchen... und auch ich möchte meine Arbeit hier nicht niederlegen. Am liebsten würde ich etwas neues ausprobieren, einen Gasthof zum Beispiel. Ich kann gut kochen und backen und würde mich sicher dazu eignen so einen Hof zu leiten. Ich habe schon öfter darüber nachgedacht etwas neues zu beginnen und vielleicht ist das ja jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, was meinst du Ancoron? Ich habe einiges gespart und verdient in den letzten Jahren hier. Wir können uns sicher einige Zimmerleute leisten die für uns arbeiten würden und an einem geeigneten Standort einen Gasthof mit einigen Gästezimmern errichten."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Ancoron am 07. Juni 2005, 18:57 Uhr
Während Kitty sich in Ancorons Arme kuschelt, erzählt sie ihm von ihren Gedanken für die Zukunft. Daß das Haus der Heilung für eine Familie mit Kindern ein wenig klein ist, ist dem Elben klar. Die Idee mit dem Gasthaus gefällt ihm zwar, doch befürchtet Ancoron, daß eine solche Veränderung sowohl seine Anstellung als Jäger bei Henry von Roßstein, als auch die Tätigkeit Kittys als Heilerin gefährden, beziehungsweise auf lange Sicht hinaus unmöglich machen würde.

Doch der Elb nimmt sich vor, seiner Verlobten zur Zeit noch nichts von diesen Sorgen zu erzählen, sondern vielmehr mit ihr gemeinsam diese ganz besondere Nacht zu genießen.
Mit schier grenzenloser Zärtlichkeit küßt und liebkost Ancoron die Heilerin, und als sie sich schließlich nach Inaris wunderbarem Tanz wieder voneinander lösen, sind ihre beiden Seelen noch immer eins.
Geteilt und doch vereint... wie ein Ginkgo-Blatt., denkt Ancoron bei sich.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Kitty am 10. Juni 2005, 08:58 Uhr
Ein wenig enttäuscht lässt sie sich so von Ancoron entführen und grübelt, während er sie zärtlich küsst, weiter über ihre Zunkunft nach.

"Lass uns langsam wieder zurückfahren. Es ist kalt geworden hier und ich bin so müde." sagt sie schließlich und setzt sich wieder Ancoron gegenüber um ihm mehr Freiheit zum Rudern zu lassen.

Das Boot ist bereits bezahlt und so machen sie es nur am Hafen fest und schlendern stillschweigend zurück zum Haus der Heilung. Er hat mich sicher nur falsch verstanden... Wir werden jetzt öfter darüber reden müssen. Wenn ich erst hochschwanger bin kann ich keine Häuser mehr bauen und Umzugskarren ziehen...

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 11. Nov. 2005, 18:58 Uhr
Uuma hat ihren fünften großen Fisch an diesem Morgen erbeutet und wirft ihn mitsamt der schlanken langen Lanze, mit Schwung in ihren Einbaum. Geschickt klettert sie hinterher und nimmt einen der vielen Lederstreifen, die sie am Griff des Bootes fest verknotet hat, und bindet das Prachtexemplar von Fisch fest. Das seien genug für viele Tage, stellt sie zufrieden fest. Sie hat ihre eigene Technik, ihre Fische in ihr Häuschen zu schaffen, ein Stich in eine Kieme zum Maul durch und besonders die großen Brocken reißen so nicht ab und sie muss die schweren Fische nicht in ihrem Einbaum den Bach hochpaddeln. Hinter dem Boot hergezogen spürt Uuma ihr Gewicht kaum. Der letzte Fisch ist ein besonders langer und kräftiger und sie malt sich genüsslich aus, wie gut er geräuchert schmecken wird.
Die letzten Tage hat sie nur von ihren geräucherten Fischen und Wasser gelebt, weil sie nicht in die Stadt mag. Henry, Yohn und Tharonn muss ihr Räucherfisch auch gut geschmeckt haben, denn sie hatten gut zugelangt und so muss sie sich um Nachschub kümmern, bevor es so kalt wird, dass es auch in ihrem Echsenleder zu kalt wird, um im Wasser herumzuschwimmen. Sie hat noch genug kostbare Steine, dass sie sich Essen in der Stadt kaufen könnte, aber die vielen traurigen Gesicher dort und auch die vielen verstümmelten Menschen, die den grausigen Tag des Dämons überlebt haben, aber denen ein Bein oder ein Arm fehlt, erinnern sie zu sehr an die schrecklichen Bilder, die sie zu vergessen sucht.

Von Uuma trieft das Wasser in ihren langen schlanken Einbaum. Im See erwärmt sich das Wasser zwischen ihrem Körper und ihrem Echsenleder immer soweit, dass sie nicht so schnell auskühlt, doch nun hat sie genug, genug große Fische und vom Wasser, Tauchen, Schwimmen und Jagen. Der Morgen hatte mit Sonnenschein begonnen und noch hält sich das Wetter, wenn sie auch zu sehen meint, dass der Himmel am Horizont im Nordwesten über dem Land eine Nuance dunkler wird. Das Schwimmen und Tauchen über der Untiefe, die sie durch Zufall weit draußen in der Höhe ihrer Bachmündung entdeckt hat und über der große Fische ihre Kreise ziehen, an die sie sonst nicht so leicht rankommt, weil sie meistens zu tief unten über dem Grund schwimmen, hat sie ermüdet. Noch scheint die Sonne und so streckt sie sich einen Moment im Windschatten ihres Bootes aus um ihren müden Gliedern eine Pause zu gönnen. Sie bemerkt zwar die ersten Bilder, die Vorboten des Schlafes, doch es ist so wohltuend, dass sie noch ein kleines Weilchen weiterdösen möchte, dann ist es zu spät und sie schläft tief und fest.

Heftiges Schaukeln weckt sie und bibbernd schreckt sie auf. Der Himmel über ihr ist dunkel geworden, Wind weht heftig von Land, dass sich Schaumkronen auf den Wellen bilden. Uuma greift instinktiv nach ihrem Paddel und stellt entsetzt fest, dass sie noch weiter auf den See hinaus getrieben ist, als sie ohnehin schon war. „Ohh!“ kommt es erschrocken über ihre Lippen und sie beginnt zu paddeln und zu paddeln und ihre Gebete an Mutter Erde werden immer flehender. Uuma das nicht schaffen, wenn Wind nicht drehen... "Mutter Erde drehen Wind zu Land für Uuma..!?"  denkt sie mit aller Liebe, die sie in ihrer aufkommenden Panik zustande bringt.
Sie weiß nicht, wie lange sie so paddelt, während der Wind immer heftiger wird ...und tatsächlich langsam dreht. Erst kommt er aus Norden, dann irgendwann, als sie schon kaum noch ihre Arme spürt, hat sich die Sturmfront  zum Nordosten aufgemacht und zieht nach Süden, dass sie mit den Wellen immer mehr auf das Land zupaddeln kann, das nunmehr nur noch ein dünner grauer Strich in der Ferne ist. Immer lauter wird das Heulen des Windes und das Getöse der Wellen um sie herum, immer tiefer werden einzelne Wellentäler, dass ihr manchmal eine Welle einen der angebundenen Fische im hohen Bogen platschend neben das Boot wirft, dass sie trotz der Mühsal grinsen muss und manchmal kichern, denn noch kann sie das Boot halten, noch paddelt sie mit den Wellen schräg im Rücken, immer weiter auf das Land zu.

Vollkommen unerwartet trifft sie plötzlich mit voller Wucht ein starker Windstoß von der Seite, dass sie mitsamt dem Boot umkippt und es bei all ihrer Geschicklichkeit nicht mehr schafft, bei diesem brodelnden Wasser in ihren Einbaum zu klettern. Geistesgegenwärtig bindet sie noch schnell ihr liebevoll gearbeites Paddel fest, als eine der ab und zu hohen Wellen sie erneut hinaufhebt und beim Hinunterstürzen in das Wellental das Boot unter ihren Händen davonsaust. Ihr wird ganz schwindelig, als sie hinter ihrem Boot her, in das Wellental stürzt, jede Menge Wasser schluckt und dabei total die Orientierung verlier. Ihre Arme und Beine fühlen sich an, als würden sie kaum noch Kraft haben, sich zu bewegen, doch sie strampelt weiter, kommt wieder hoch und stößt sich dabei ihren Schädel an ihrem Einbaum. Autsch! ... ist ihre erste Reaktion, doch dann weiß sie, was sie tun muss. Uuma müssen Hand binden fest an Griff von Boot, damit Uuma nicht ertrinken. Vielleicht Boot schaffen, Kopf halten über Wasser, wenn Uuma... Sie denkt den Gedanken lieber nicht zu Ende. Mit den vier übriggebliebenen Fingern ihrer Linken umschließt sie krampfhaft den Griff am Ende des Bootes, versucht mit der Rechten einen der vielen Lederriemen um ihr Handgelenk zu wickeln und bevor die nächste große Welle sie wieder hochhebt hat sie es geschafft, auch noch zwei Knoten fest anzuziehen. Sie spürt noch, wie sie wieder Wasser schluckt, während das Boot sie mit hinunter in das Wellental reißt und sie wie ihre erbeuteten Fische durch das Wasser gezogen wird, dann verliert sie wie in Zeitlupe die Besinnung, während sie einen letzten Hilfeschrei an ihre Mutter Erde im Geiste abschickt. „Mutter Erde retten Uuma !!!! Uuma das nicht schaffen alleine ...“ und das letzte Bild vor ihren geschlossenen Augen dabei ist ein kleiner Sandstrand, von denen so viele das felsige Ufer des Ildorell mit ihrem feinen Sand unterbrechen, von der Stadtmauer bis zu Henrys Pferdehof, auch wenn sie nicht weiß, in welcher Entfernung sie sich zu Talyra oder dem Pferdehof befindet, denn die Wellen mit ihrer Gischt und das Hinaustreiben vorher auf den See hatten sie nicht einen Anhaltspunkt erkennen lassen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 23. Dez. 2005, 01:15 Uhr
Etwa einen Siebentag vor dem Julfest

Kälte, feuchte Kälte spürt Uuma, als sich ihr Bewusstsein langsam wieder einstellt. Ein schaler Geschmack liegt ihr auf der Zunge und sie hat das Bedürfnis einen Schluck Wasser zu trinken, um ihn los zu werden. Mühsam hebt sie den Kopf, der sich gar nicht gut anfühlt und öffnet langsam ihre Augen. Dunkelheit umgibt sie und jetzt spürt sie auch, warum ihr so kalt ist. Tastend gehen ihre Hände über das Leinen an ihrem Körper und ihre Finger berühren bald zwei dünne Bänder, die das Hemd vorne verschließen sollten. Ein schrecklicher Gedanke schießt Uuma durch den  Kopf, aber als sie die Knoten ihres Lendenschurzes kontrolliert, findet sie die von ihr zugeknüpften Lederbänder unberührt vor und atmet kurz erleichtert auf.

Es ist nur kurz eine Erleichterung, denn hatte Uuma ihre Beine bisher vor Kälte nicht gespürt, gerät sie nun beinahe in Panik, als sie sie anziehen will, denn irgendetwas Schweres umschließt ihr rechtes Fußgelenk, dass sie ihr Bein kaum bewegen kann und dieses Etwas ist eisig kalt. Mit zitternden Händen tastet sie an ihren unbedeckten Beinen hinunter und dann fühlt sie es. Eisen! Uuma haben Eisen um Fuß?! Mit aller Kraft zieht und zerrt sie daran, aber sie kann ihren Fuß nicht daraus befreien. Panik steigt nun doch in ihr auf. Ihr Atem geht stoßweise, doch dann zwingt sie sich zur Ruhe und versucht nachzudenken. Mittlerweile hat sie den Eindruck, dass sie in einer länglichen kleinen Kammer liegt und die Geräusche des an die Bordwand klatschenden Wassers nahe unter ihr und die starken und doch ruhigen Auf- und Abbewegungen machen Uuma klar, dass sie sich auf einem großen Schmugglerschiff auf hoher See befinden muss.

Nach diesem ersten Schock beginnt Uuma ihre Umgebung abzutasten und merkt schnell, dass sie auf dicken Tauen liegt, dann findet sie ihre Felldecke unter sich, die zwischen die Taue gerutscht ist. Da sie ihre Hände frei bewegen kann  hat sie das gute Stück schnell hervorgezogen und wickelt sich mit Tränen in den Augen  erstmal von Kopf bis Fuß in sie ein und atmet solange in ihr winziges Zelt, bis sie nicht mehr friert. Dabei versucht Uuma zu verstehen, warum man ihr die Echsenlederkleidung weggenommen hat. Ihren Ledergürtel mit ihren Sachen, das kann sie verstehen, aber nicht, ihre Kleidung. Wollten sie, dass sie erfriert? Nein, dann hätten sie ihr nicht ihre Felldecke dagelassen. Es ergibt für Uuma keinen Sinn und so begnügt sie sich damit, weiter ihre Umgebung zu erkunden und stößt dabei auf einen Eimer mit frischem Wasser, aus dem sie erstmal gierig trinkt. Irgendwann finden ihre tastenden Hände einen Türknauf und zu ihrer Überraschung ist die recht schmale und niedrige Tür nicht einmal abgeschlossen.
Aufgeregt schlägt ihr Herz, während sie angestrengt nach draußen lauscht. Uuma vermutet, dass es Nacht sein muss, weil kein Licht von draußen hereindringt, denn die Türe hat Ritzen, durch die  Licht dringen würde, wenn welches da wäre. Angestrengt lauscht Uuma mit ihrem Ohr an dem rauhen Holz nach draußen, nach Männern, die in der Nähe sein könnten, aber außer dem Klatschen des Wassers hört sie nichts, oder doch? Hin und wieder ist da das Schlagen von Segeln, wenn eine Bö von der Seite in sie schlägt.

Ganz vorsichtig öffnet Uuma die Türe, oder besser gesagt den Verschlag und starrt überrascht in einen sternenklaren Himmel, von dem die Sterne wie Diamanten  funkeln. Der glatte Plankenboden vor ihr erstreckt sich gut zwanzig Schritt bis zum hinteren Schiffsaufbau, der sich wie ein riesiger schwarzer Schatten daraus erhebt, genau wie die dicken hohen Masten mit ihren mächtigen Segeln und den Wanten. Der Wind singt ein ganz eigenartiges Lied in der Takelage und Uuma steht einen Moment fasziniert da und beobachtet das Spiel von Wind und Segeln. Mit einem Mal muss sie an die Windkind denken, aber da hörte sich das alles ganz anders an, da war nicht das Platschen der Wellen um sie herum und Uuma versteht plötzlich das Lied über Wellen, Wind und Wogen, das sie einmal einen Trupp von Seemänner hat singen hören.

Plötzlich geht eine Türe am anderen Ende des niedrigen Aufbaus auf, der sich auf dem vorderen Teil des Decks befindet und in dem sich auch ihre Kammer befindet. Ein dunkler  Schatten nähert sich von Steuerbord und die Schritte klingen nicht so, als würde sich jemand Mühe geben, leise zu sein. Uumas Kopf wirbelt herum. An der Statur und dem Gang erkennt sie sofort den Breitschultrigen, der sich ihr schon auf acht Schritt genähert hat und Uuma tritt den Rückzug an. Dabei fällt ihr Blick auf die lange Kette, an der das Eisen um ihren Fuß befestigt ist. Die handbreite fingerdicke Eisenschelle ist so schwer, dass sie ihren Fuß nur mit viel Mühe die zwei Schritte bis vor die Türe bekommen hat und drücken tut sie auch auf ihren Fußrücken, dass sich die Stelle schon ganz taub anfühlt, wo sie aufliegt. Hastig zerrt sie ihr Bein in die Kammer zurück, dann schnappt sie sich die Kette, die fürchterlich laut rasselt, dass sie schon befürchtet, alle auf diesem Schiff aus ihren Seemansträumen zu reißen. Die Schritte kommen näher, aber der Breitschultrige bleibt vor der Tür stehen und Uuma lauert angespannt, sich ganz in die Ecke drückend und beobachtet den schwachen Schatten des Mannes, der unbeweglich in die kleine Kammer fällt. Das seien Hackse, der seien schlau wie Fuchs... Uuma nimmt sich vor, nicht noch einmal auf seine Tricks reinzufallen und bleibt genauso unbeweglich stehen und beobachtet den Schatten, die Kette vor ihrer Brust bereithaltend. Sie hat das unstillbare Verlangen, ihm seine List heimzuzahlen.... koste es, was es wolle. Sie hatte nichts mehr zu verlieren...

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 24. Dez. 2005, 00:34 Uhr
Eine ganze Weile geschieht gar nichts. Uuma rührt sich nicht und auch nicht der Schatten, während ihre Arme mit der Eisenkette immer schwerer werden. Plötzlich kommt Bewegung in den Schatten, aber anstatt, dass der Breitschultrige sich bückt, um die Kammer zu betreten, denn die Türe ist sehr niedrig, beginnt er, sich eine Pfeife anzuzünden und pafft und pafft und pafft. Uuma verlagert ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und bleibt sonst  unbeweglich stehen, bis sie kaum noch die Kette halten kann und ihr Fuß mit der Eisenschelle unerträglich weh tut. >>„Vergiss es Kleine! Ich werde nicht zu dir rein kommen.“<< Uuma stößt in Gedanken einen Fluch aus, doch sie hat sich vorgenommen, nicht wieder auf den Kerl reinzufallen und gibt keinen Mucks von sich. Eine plötzliche Bewegung unten an der Türschwelle macht ihr schon Hoffnung, den Kerl doch noch mit der Eisenkette erschlagen oder erwürgen zu könnnen, doch der Breitschultrige hat nur mit einer geschickten Bewegung seiner Stiefelspitze die Kette zu sich her geruckt und zieht sie lachend zu sich raus. >>„Komm lieber freiwillig aus der Ecke raus.“<< Uuma bebt vor Zorn, aber noch gibt sie nicht auf. Mit einem Schritt ist sie in der Mitte des Raumes und zieht mit einem kräftigen Ruck an der Kette, doch Hackse lässt die Kette augenblicklich los und wegen des Gewichtes an ihrem Bein kann Uuma keinen abfangenden Schritt nach hinten tun und fällt rücklings auf die Taue.

Es ist ein Leichtes für den Mann, jetzt zu ihr zu treten und ohne sich um sie zu kümmern entzündet er eine Sturmlaterne an einem Haken an der Decke und blickt grinsend auf sie runter. >>„Du solltest deine Kräfte schonen Kleine, du hast noch eine lange Reise vor dir.“<< Uuma durchfährt es eiskalt bei diesen Worten, doch dann schüttelt sie ihre ängstlichen Gedanken ab und antwortet mit soviel Stolz in der Stimme, wie möglich: „Uuma nicht seien Kleines. Uuma seien Jägerin aus Dunkelwald und mehr gefährlich, als Hackse können denken.“ Mit aller Verachtung hat sie ihm die Worte an den Kopf geschleudert und achtet nicht auf das Grinsen im Gesicht des Mannes, das sie genau sieht, denn gerade flammt das Öl in der Laterne auf. >>“So so, du bist gefährlich...“<< Ein schallendes Gelächter folgt und er beugt sich zu ihr runter, um sich ihren Fuß anzusehen. >>“Du solltest nicht so viel rumlaufen, du kleine gefährliche Uuma, sonst hast du bald einen dicken Fuß wie Klumpfuß unser Koch.“<< Diesmal sind die Worte ernster gesprochen und erst jetzt sieht sie die Tasche, die er umhängen hat. Uuma ist im Stillen überrascht, dass die Stimme des Mannes viel angenehmer klingt, als sein Äußeres aussieht und beobachtet ihn misstrauisch, als er eine kleine Tonflasche entkorkt und ihr eine grüne geleeartige Flüssigkeit auf ihren Fuß und auf ihre Haut unter dem Eisen aufträgt, die scharf riecht, aber nicht unangenehm. Darauf legt er ein Stück grobes Tuch, das er auch unter das Eisen um ihr Fußgelenk wickelt und Uum atmet erleichtert auf, denn nun ist es nicht mehr so eiskalt unten an ihrem Bein. >>“Bring mich lieber nicht um,“<< sagt er mit einem amüsierten Ton in der Stimme, als würde er Uumas Absichten erraten haben, >>„denn ich bin der Einzige, der sich dir nähern darf.“<< Uuma blickt ihn verwundert an und versucht das zu verstehen, doch sie kann damit genauso wenig anfangen, wie mit der Tatsache, dass er ihr dann wohl auch die Kleidung weggenommen hat.  

„Warum Schmuggler holen Uuma und warum Uuma nicht haben an Echsenleder? Uuma das nicht verstehen. Kapitän von.. von... „ Uuma fällt der Name des Großen Dreimasters einfach nicht mehr ein, „von Schmugglerschiff nicht mehr seien in Leben, der wollen haben Uuma...? Wer wollen jetzt haben Uuma ...und warum?“ Vielleicht doch Männer wollen Rache? Uuma hat versucht ihre Stimme nicht unsicher klingen zu lassen, aber die letzten Worte waren wohl doch nicht so fest, wie sie das eigentlich wollte. >>“Kannst du dir das nicht denken?“<< Uuma schüttelt den Kopf. >>Du bist aus dem Dunkelwald, verkaufst die klarsten Edelsteine auf dem Platz der Händler in Talyra, hast genug Gold, dir ein Haus in der Stadt zu kaufen und weißt nicht, warum man so ein Mädchen in die Hände bekommen will? ...Und dann deine wertvolle Kleidung?“<<  Waaas?!  Uuma blickt den Mann entgeistert an und erstarrt. Woher wusste der Kerl das alles? Und hatte Hackse ihre Steine gefunden? Glühender Zorn entrennt in Uuma, als sie sich vorstellt, dass er sie aus ihrer Kleidung rausgeschnitten hat und während sie so tut, als würde sie gleich schluchzen, beugt sie sich dabei nach vorne, die Hände vor ihr Gesicht gelegt, damit er ihre verräterisch blitzenden Augen nicht sehen kann und greift blitzschnell zu der langen Eisenkette und hat sie schon  um seinen Hals geschlungen, doch als sie die Kette mit einem Ruck anziehen will, um ihn zu erwürgen oder mit etwas Glück ihm gleich sein Genick zu brechen, trifft sie die Handkante des Mannes auf ihrer Schulter, dass das Eisen kraftlos aus ihren Händen gleitet und sie zur Seite und auf die Taue kippt. „Diebe! Mörder! Banditen!“ schreit Uuma mit schmerzverzerrter Stimme und tritt mit ihrem freien Bein wild auf den Mann ein, aber viel zu kurz, denn er packt es ohne Mühe und lacht sie auch noch aus. >>“Vergiss es Kleine, du kommst nicht gegen mich an. Sag mir lieber, wo du die Steine her hast.“<< Er lacht rauh. „Du willst nicht, ich weiß, aber du wirst es schon noch sagen, ...du wirst singen wie ein Vögelchen, ...wenn wir erstmal in Naggothyr sind.<< Naggothyr? Uuma schlingt ihre Decke fest um sich, jetzt ist ihr wirklich zum Heulen und das weiß der Kerl, denn er löscht das Licht wieder und verlässt die Kammer ohne ein weiteres Wort.

Uuma weiß, wenn das stimmt, dann ist ihr Stamm in Gefahr, in größter Gefahr. Uuma weiß nun, dass der Heiler damals, was die Schmugglerbande betrifft, nicht gelogen hat und sie sucht verzweifelt nach einer Lösung. Niemals würde sie ihren Stamm verraten, eher würde sie sterben. ...Sterben... Ja, Uuma müssen sterben, um retten so Stamm. Heiße Tränen laufen Uuma über die Wangen und sie hört sich schluchzen, wie sie es als kleines Kind zuletzt getan hat, denn sie liebt ihr Leben und sie liebt Galrin, den großen Nordmann mit den großen warmen Händen, der ihr einen Schauer nach dem anderen durch die Glieder gejagd hat, aber sie sieht keinen anderen Ausweg. Je schneller sie tot ist, um so weniger hätte dieser Fuchs die Möglichkeit, sie an ihrer Absicht zu hindern, denn er scheint ihre Reaktion jedesmal vorauszuahnen. Doch so gründlich sie auch alles abtastet, sie kann nur schwere dicke Taue finden, kein einziges geeignetes Seil kommt ihr in die Finger und bald ist sie so erschöpft und vor allem hungrig, als hätte sie zwei Tage nichts mehr gegessen. Während sie wieder in ihre Felldecke gewickelt daliegt, überlegt Uuma, wie lange sie schon aus Talyra weg ist und kommt zu dem Schluss, dass sie schon die zweite Nacht in den Händen der Schmuggler sein muss. Was würde Galrin denken, wenn sie plötzlich einfach verschwunden ist und ihr Häuschen am Bach verlassen daliegt. Sicher würde er denken, dass sie vor ihm geflohen ist, zurück in den Dunkelwald und der Gedanke macht Uuma ganz unglücklich. Wenigstens würde ihr kleiner Hengst im Stall der Goldenen Harfe nicht verhungern oder verdursten und der Gedanke hat noch etwas Tröstliches, bevor Uuma in tiefen Schlaf gleitet.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 25. Dez. 2005, 00:53 Uhr
Stiefelschritte nähern sich. Uuma ist noch halb in einem Traum gefangen, als sie die Geräusche hört, aber in ihrem Halbschlaf webt sie sie in den Traum mit ein. Erst als das Tageslicht sich über sie ergießt schreckt sie auf und erkennt erst nur Hosenbeine aus gutem Tuch vor der Türe in die Höhe ragen. Misstrauisch blinzelt sie nach oben und sieht den Breitschultrigen, aber sauber und gut gekleidet, selbst seine Haare sehen gepflegt aus. Der Mann macht einen vollkommen anderen Eindruck auf sie und  irritiert starrt sie ihn an, doch er lacht nur und reicht ihr eine Schale, aus der ein Löffel herausguckt. >>Na du Langschläferin? Hier, das ist Eintopf. Iss, damit du wieder zu Kräften kommst.“<< Der Geruch, der von der Suppe in der Holzschale zu ihr herweht ist köstlich und am liebsten würde sie sich gleich darauf stürzen, aber seine Worte haben Uuma auf eine Idee gebracht. Wenn Uuma nicht essen, Uuma verhungern, dann Uuma auch seien tot. Sie blickt zur Seite und ihre Augen funkeln bei der Vorstellung, als hätte sie gerade ein wildes Tier überlistet. Sie nickt dankend und holt die Holzschale zu sich in die Kammer, aber wenn sie nun gedacht hat Hackse würde sich wieder entfernen, so täuscht sie sich. Einen Moment wartet sie mit der Schale in der Hand, dann versucht sie ihn los zu werden. „Uuma wollen essen ohne Augen, die Uuma beobachten.“

Das Gelächter, das dann folgt macht Uuma wieder wütend, denn sie spürt, dass er ihren Plan durchschaut hat. Mann nicht seien normal. Das nicht können sein. Uuma sieht nach seinen Ohren, aber die sehen aus wie bei allen anderen Menschen auch und sie fragt sich, woher er immer weiß, was sie vorhat. Kurz ist sie davor, ihm die Suppe über die guten Lederstiefel zu kippen, aber dann stellt sie sie lieber nur zur Seite und scheucht ihn mit einer Handbewegung fort, zumindest versucht sie es, doch er tut genau das Gegenteil. Er bückt sich und ist mit einem Schritt neben ihr und setzt sie kurzerhand auf. >>Das wird gegessen! Auf der Stelle, oder soll ich dich füttern?“<< Die Stimme ist befehlend und Uuma spürt die leichte Drohung in ihrem Klang und weiß instinktiv, dass sie den Kürzeren ziehen wird, wenn sie nicht isst und schlingt sie hinunter. Die Wärme tut ihrem Magen gut und mit jedem Löffel spürt sie mehr Kraft in ihren Gliedern und verflucht zum zweiten Mal diesen Kerl. Was für Mann das seien? Während sie bis unter ihre Arme in ihre Felldecke eingewickelt dasitzt und ihre Suppe isst und grübelt sieht sie draußen den Matrosen dabei zu, wie sie über Deck stiefeln, hört oben im Ausguck eine Männerstimme etwas rufen, das sie genauso wenig versteht, wie das was die anderen Matrosen sagen, denn sie sprechen eine ihr fremde Sprache.

Das Gerufene muss aber wichtig sein, denn es entsteht eine Betriebsamkeit, die vorher nicht war. Segel werden eingeholt, Befehle vom hinteren Teil des Schiffes gebrüllt und aus den Wanten und vom vorderen Schiffsteil bestätigend zurückgebrüllt. Uuma löffelt währenddessen alles auf und als sie die Schüssel auf die Planken stellt, ergreift Hackse, der die ganze Zeit hinter ihr stand, weil sie sich protesthaft von ihm weggedreht hatte, plötzlich ihr Handgelenk und wickelt ein Seil darum. Uuma will sich dem entziehen, doch sie hat keine Chance gegen den Kraftbrocken, der sie mit seinem Gewicht einfach an die Wand drückt. Während er auch ihr anderes Handgelenk an einen Ring weiter hinten an der Wand festbindet hört sie eine Geräuschkulisse aus der Ferne näher kommen, die sie vom Hafen von Talyra her kennt. Schiff segeln in Hafen! Die Erkenntnis lässt kurz Hoffnung in Uuma aufflackern, die der Breitschultrige ihr jedoch gleich mit einem Stück Leder nimmt, das er ihr in den Mund stopft. Zornig funkelt Uuma ihn an und will ihm mit aller Kraft wohin treten, doch auch ihr linkes Bein bindet er fest, dass sie nichtmal Lärm machen kann, mit dem sie auf sich aufmerksam machen könnte, denn das schwere Eisen an ihrem Fuß kann sie nur hinter sich her ziehen oder mit Hilfe ihrer Hände hochheben. Vor Zorn bebend hört sie bald Stimmen ganz in ihrer Nähe, Matrosen, Händler und anderes Volk am Kai, an den das große Schiff leicht anstößt, aber sie kann nicht die geringste Hilfe von ihnen erwarten und nimmt sich vor diesem ganzen verfluchten Spiel schnellstmöglich ein Ende zu bereiten. Als erstes konzentriert sie sich darauf, sich einfach nur das Bild von ihrem Steg vor ihrem Häuschen in Talyra vorzustellen, denn irgendwie musste sie es doch schaffen diesen Kerl zu täuschen, falls er ihre Gedanken lesen konnte und Uumas Kampfgeist erwacht.

Nicht lange liegt das Schiff im Hafen angetäut. Den Geräuschen nach wurde nur Ladung aufgenommen und Uuma ist sich sicher, dass man es schon erwartet hatte, weil alles so schnell ging. Kaum hat das Schiff wieder tieferes Wasser unter dem Kiel, geht die Fahrt mit vollen Segeln weiter und Uuma wird wieder von ihren Fesseln befreit. Das Land ist nur noch ein grauer Strich in der Ferne, als sie sich mit ihrer Eisenkette am Fuß auf Deck begibt und sich in ihre Felldecke eingemummelt umsieht. Sie hatte die ganze Zeit ihren Steg vor Augen und meinte einmal einen forschenden Blick von Hackse bemerkt zu haben, als er sie losband, aber sie lässt keine Regung zu, nichtmal Freude darüber, um sich durch keine Emotion zu verraten. Es ist anstrengend, aber es zeigt Wirkung, denn immer öfter kommt er zur Reeling neben ihrer Kammer, scheinbar nur, um in die Ferne zu gucken, aber Uuma sieht, dass er wie ein Jäger um seine Beute schleicht. Es muss noch früher Nachmittag sein, da ist Uuma von dem Spiel derart müde, dass sie sich in die kleine Kammer zurückzieht, die Türe zuzieht und vollkommen erschöpft einschläft.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 25. Dez. 2005, 22:31 Uhr
Uumas Kopf fühlt sich nicht wirklich gut an, als sie irgendwann am frühen Abend wieder aufwacht. Sie ist es nicht gewöhnt, sich so krampfhaft auf eine Sache zu konzentrieren. Mit einem tiefen Atemzug dreht sie sich auf den Rücken und will sich erheben, da sieht sie Hackse im hinteren Teil der kleinen Kammer auf einem Schemel sitzen. Ein Schreck durchfährt sie, denn etwas Düsteres umgibt ihn, das sie in der Goldenen Harfe schon gespürt hat, aber jetzt ist es so gegenwärtig, dass eisige Kälte ihre Wirbelsäule hoch kriecht. Die schmale Tür steht einen Spalt offen und unsicher blickt sie ihn an. Steg... Steg... Steg... Ihre Angst macht es Uuma schwer, sich auf ihren Steg zu konzentrieren, doch immer wieder sieht sie sich auf ihm Fische fangen und nach ein paar Mal fällt es ihr wieder leichter, erinnert es sie doch an schöne Stunden in Talyra. >>Wovor hast du Angst Uuma?“<< „Wovor Uuma haben Angst?!" wiederholt sie hastig und ungläubig. "Das ...Hackse fragen, wenn Uuma seien gefangen in Schiff, gekettet an Eisen, das seien dick wie Finger!?" Ein rauhes Lachen ist die Antwort aus dem Schatten des Raumes. >>Du brauchst dich nicht zu fürchten, wenn du mir sagst, wo du die hier her hast.“<< Er hält ihr seine offene Hand vor ihr Gesicht und Uuma erkennt darauf die im Verhältnis zu ihren anderen Edelsteinen recht kleine „Träne der Nacht“, wie die milchig weißen und schillernden tropfenähnlichen Perlen aus ihrem kleinen See heißen. Sie hat sie immer wieder mal beim Tauchen gefunden und einige von ihnen unter die Schuppen ihres Echsenleders versteckt. Uuma konnte zwei von ihnen für mehr Gold, als sie erwartet hatte bei ihrem Händler eintauschen, denn sie brauchte Gold, nachdem ihr Haus halb zerstört war. „Händler noch leben?“ Das ist ihre erste Sorge, denn sie mag den Mann, weil sie bei ihm das Gefühl hat, dass er sie nicht übers Ohr haut, wenn er auch sicher seinen Gewinn an ihren Steinen hatte. Wieder ertönt nur rauhes Lachen, dem jedoch wieder jede Amüsiertheit fehlt. Was passieren mit Hackse, wenn Uuma schlafen? Der Gedanke kreist in ihrem Kopf, aber lange lässt er ihr keine Zeit zum Grübeln.

>>„Woher? Ich frage dich nicht noch einmal so freundlich. Der Maestro will es heute noch wissen und glaube mir, der kennt keinen Spaß, wenn es um seine Beschwörungen geht und für die braucht er sie. Seit Jahren sucht er diese kleinen Dinger, und wissen die Magier, wozu sie gut sind, aber er will nicht nur zwei oder drei!“<< Uuma fragt sich, warum der Maestro sie nicht selber fragt, denn sie vermutet ihn auf dem Schiff, doch im nächsten Moment packt Hackse sie am Hemd und zieht sie vor sich, Auge in Auge. >>Wovor hast du Angst Uuma?“<< Sie weiß nicht mehr sicher, wie er das meint, denn bisher dachte sie, er meint ihre Angst hier auf dem Schiff, vor dem was kommt, aber nun klingt das ganz anders und bei seinem Anblick durchläuft ihr ein eisiger Schauer nach dem anderen. Seine Augen sind düster mit dunklen Schatten drumrum, er sieht aus wie ein Dämon. Steg... Steg... Steg... Seine Augen scheinen sich in ihr Inneres zu bohren und wie zwei schwarze Schlünde stehen sie vor ihren. >>“Angst“<< flüstert er nurmehr noch und wie ein Eissplitter bohrt sich das Wort in ihr Inneres. „Uuma nicht fürchten Tod oder ...irgendwas!“ wehrt sie sich vehement gegen ihn und spuckt ihm die Worte geradezu ins Gesicht, doch er lässt sie nicht das kleinste Stückchen nach hinten zurückweichen und wieder kommt das Wort Angst über seine Lippen und durchbricht irgendwas in ihr, denn mit einem Mal sieht sie lauter Momente, in denen sie Angst gehabt hat, aber er bohrt auf eine unerbittliche Art weiter und tiefer und dann schreit sie auf. Uuma sieht sich als ganz kleines Mädchen mit einer Liane um den Fuß an einem Baum hängen. Einer der Halbwüchsigen des Stammes hatte sie als Köder benutzt, um eine Baumkatze anzulocken. Ihre Hände waren auf den Rücken gebunden und er hatte mit einem Lederstreifen ihre Augen verbunden, damit sie die Katze nicht sehen kann. Er wollte mit der erbeuteten Baumkatze als großer Jäger vor den Männern prahlen. Uuma zittert am ganzen Körper, während Hackse sie loslässt und grausig lacht. Die Erinnerung mischt sich mit dem Gelächter und Uuma hat alle Mühe, sich wieder im Hier und Jetzt zurecht zu finden. >>“Woher hast du die Perlen?“<< Eisig kommt die Frage über seine Lippen. Uuma starrt auf den schwarzen Stein, den er in der anderen Hand hält und über den er mit seinem Daumen kreisend reibt, dass er in einem unheimlichen dunkelroten Licht pulsierend aufglüht. Uuma rutscht entsetzt rückwärts Richtung Tür von ihm weg, Stückchen um Stückchen und vergisst den Steg und alle Bemühungen, ihn zu täuschen, denn er scheint leibhaftig mit einem Dämon verbunden zu sein, so wie er aussieht und wie er sich in ihr Inneres gebohrt hat und Uuma springt an der Türschwelle auf und stürzt durch die niedrige Tür nach draußen. Sie muss jetzt auf der Stelle versuchen diesem Wasauchimmer zu entkommen, um ihren Stamm vor dieser Gefahr zu schützen. Die Erinnerung an ihre Höhle und die großen uralten Bäume, die das Lied der Ewigkeit singen, die steilen Hänge der tiefen Gräben, der alte Sumpf und ihr geliebter See und ihr ganz eigener Baum, in dem sie oben so gerne schaukelte, alles das sieht sie vor sich und in ihr ist reinste Panik, das alles für immer zu verlieren, wenn sie ihren Stamm töteten. Das durfte einfach nicht geschehen.

Uuma schafft es bis zur Reeling, dann zieht der Breitschultrige sie an der Kette langsam zurück, so langsam, dass sie anfängt zu toben und sich noch versucht an dem Türrahmen festzuhalten, doch er ist stärker. „Uuma nicht können verraten Stamm! Uuma nicht wollen,  Stamm sterben, weil Uuma sagen, wo Uuma finden Tränen!“ Hackse zieht sie weiter zu sich hin, aber wider erwarten setzt er sich auf die Taue und zieht sie auf seinen Schoß und drückt sie an sich.  >>„Scht.. scht..., glaubst du man tötet die Kuh, die man melkt?“<< Uuma zittert am ganzen Körper und als sie in seinen Armen landet kann sie nicht anders, als Erleichterung empfinden, denn sie hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, aber seine Worte brauchen eine Weile, bis sie sie versteht. „Maestro nicht lassen töten Stamm von Uuma?“ fragt sie ungläubig und im nächsten Moment ärgert sie sich über ihre Leichtgläubigkeit und will hochfahren, um ihn mit bloßen Fäusten totzuschlagen, weil er sie sicher nur wieder reingelegt hat, doch er hält sie fest, bis ihr Zornausbruch verebbt ist.

>>Weißt du Uuma, du bist schon ein Früchtchen. Du sorgst dafür, dass eines seiner Schiffe vor Talyra versenkt wird... Ja ja, ich weiß, du hast nur das Haus gekauft, aber trotzdem bist du das Persönchen, das alles ins Rollen gebracht hat. Dann bist du auch noch die Wilde, die im Besitz dieser kleinen Perlen ist, nach denen der oberste Kopf der größten Schmugglerbande, die je den Ildorell und die Küsten der Immerlande beherrschte,  schon seit Jahren sucht, um noch mächtiger zu werden, als er ohnehin schon ist."<< Er schüttelt den Kopf und blickt sie eine Weile einfach nur an. >>"Du hast auf jeden Fall sein Interesse geweckt, so dass er nicht nur deine Perlen will. Er sieht in dir auch sowas wie.., ich weiß nicht als genau was, aber auf jeden Fall soll ich dich zu ihm bringen, und zwar lebend und das werde ich!"<< Uuma starrt in das Gesicht des Mannes, aus dem das Düstere und Bedrohliche fast wieder vollständig verschwunden ist, wie der Stein aus seiner Hand und Uuma ist mehr als durcheinander. Als sie wieder ganz zur Ruhe gekommen ist wickelt er sie in ihre Felldecke und legt sie auf die Taue, als wäre er mit allem, so wie es ist zufrieden und verlässt den kleinen Raum, dreht sich in der Türe aber noch einmal um. >>Sei klug Uuma und verärgere den Maestro nicht. Wenn du ihn zornig machst bannt er dich womöglich in einen Stein und verbrennt deinen hübschen kleinen Körper zu Asche, die er dann für seine Beschwörungen nimmt. Dann lässt er dich nur ab und zu mal raus, wenn ihm danach der Sinn steht, aber dann kannst du nur noch als Geist rumschweben und siehst nie wieder deinen schönen Dunkelwald.“<< Uuma blickt den Breitschultrigen entgeistert an und wenn sie ihm auch nicht glauben will, ein Funke Angst davor bleibt in ihr stecken.

Uuma liegt noch lange wach und versucht das Erlebte irgendwie einzuordnen, aber sie weiß zu wenig von Dämonen und Magiern, als dass sie die Wahrheit von der Unwahrheit in seinen Worten trennen kann. Doch eine große Sorge ist zumindest kleiner geworden, denn das mit der Kuh begreift sie und nochwas. Der Kopf der Schmugglerbande ist ein mächtiger und offensichtlich düsterer Magier, den nur seine Belange interessieren und der wohl nicht Spaß am reinen Töten hat, sondern nur tötet, um irgendein Ziel zu erreichen und sein Ziel scheint offensichtlich nur eines zu sein, immer mächtiger zu werden. Vielleicht hatte Hackse recht, dass ihr Stamm gar nicht in Gefahr war, solange sie dem Magier das gäben, was er wollte und das waren diese schönen schillernden Perlen, die Uuma schon immer so gefielen. Zumindest war es im Moment das, was er wie eine Kupfermünze im Heuhaufen zu suchen schien. Das glaubte sie Hackse. Oder war alles nur eine Lüge? Aber woher kam dann das düstere Aussehen des Breitschultrigen, der unheimlich pulsierende Stein und dann, als er von ihr offensichtlich gehört hatte, was er hören wollte, wieder sein menschliches, sogar mitfühlendes Verhalten? Das war alles zuviel Grübelei und Uuma schließt die Augen. Sie würde wachsam bleiben und noch hatte sie ja nicht verraten, wo ihr Stamm im Dunkelwald lebt, oder doch? Hatte er vielleicht die Bilder in ihrem Kopf gesehen?, den großen Stein in der Mitte des Sees? War es vielleicht doch nur eine Falle, in die sie reingetapst war? Uumas Fäuste hämmern auf den Schiffsplanken herum. Dieser Schuft! Dieser elende Schuft! Unruhig erhebt Uuma sich und in ihre Felldecke eingemummelt begibt sie sich nach draußen. Sie blickt zurück, ein wunderschöner Sonnenuntergang färbt den Himmel im Westen in herrliches Rot, Violett und Gelb und Uuma weiß zumindest , dass sie über diesen riesigen See geradewegs nach Osten fahren. Noch eines fällt Uuma auf, es ist viel wärmer hier, als in Talyra. Es ist nicht warm, aber lange nicht mehr so eisig kalt, doch außer Wasser sieht sie nichts und die Sterne sind noch nicht zu sehen und würden wohl die Nacht auch nicht zu sehen sein, denn lange dünne Wolkenfäden überziehen den Himmel hoch oben. Das sehen aus, wie kommen Wetter das seien nicht gut... Uuma kennt nur zu gut die hohen langgezogenen Wolkenbänder, mit denen sich meist Sturm ankündigt.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 28. Dez. 2005, 03:22 Uhr
Uuma steht an der Reling und wenn die Matrosen ihr auch niemals näher, als bis auf zwei Schritte kommen, wenn sie auf Deck arbeiten, so gehen doch immer wieder verstohlene Blicke zu ihr hin. Die Stimmung der Mannschaft scheint wegen des herrlichen Sonnenuntergangs so gut zu sein, das kann Uuma an den ab und zu gepfiffenen Liedern hören, auch die Fahrt mit vollen Segeln scheint alle zufrieden zu stellen. Uuma merkt, dass sie einem Ziel zustreben und nicht nur gemütlich irgendwohin segeln. Einige Zeit später, die Sturmlaternen an Deck sind längst entzündet, denn es ist mittlerweile stockdunkel, steht  Uuma noch immer an der Reeling, denn die Luft ist eigenartig mild und es gefällt ihr, sich den sanften Wind um die Ohren wehen zu lassen, erinnert es sie etwas an ihren Dunkelwald, wo sie richtige Kälte nicht kennen, da ertönt ein laut gebrülltes Wort aus dem Ausguck, oben vom mittleren großen Mast. Eine hektische Betriebsamkeit bricht los, Sorge und Eile ist in den Rufen der Männer zu hören, dass Uuma sich verwirrt umsieht und dann ihren Blick suchend in die Finsternis richtet, aber sie kann nur das bischen Wasser um das Schiff erkennen, das durch das flackernde Licht der Laternen ein Stück zu sehen ist, denn es ist stockdunkl um sie herum.

Aus allen Luken stürzen Matrosen, die überwiegend über die Wanten rauf zu den Segeln klettern, um sie allesamt einzuholen. Das alles geht so schnell, dass Uuma sich verwundert fragt, was los ist. Kurz muss sie an die hohen Wolkenbänder denken, aber es ist viel zu still, als das sie einen Sturm vermutet. Alles seien still.. zu still..., denkt Uuma gerade, da ist Hackse plötzlich mit einem Satz hinter ihr, packt sie und springt geradezu mit ihr in ihre Kammer und verbarrikadiert die Tür hinter sich, ohne Uuma loszulassen. Die Kette zerrt schmerzhaft an ihrem Fuß, doch es scheint ihn nicht im geringsten zu kümmern, denn schon drückt er sie an die Wand und bindet mit schnellen, fast rücksichtslosen Griffen ihre Handgelenke an den Ringen fest. Er ist gerade bei ihrem zweiten Arm, als  Uuma spürt, wie das  Schiff stark nach Norden abdreht, dann bricht plötzlich die Hölle los. Eine riesige Welle muss über das Deck gebrochen sein, denn Wasser dringt durch die Ritzen der Türe herein, Uuma kann es an den Füßen spüren und den Geräuschen hören. Ächtzend hebt und senkt sich das Schiff in dem plötzlich tosenden  Sturm, dass Uuma nicht verhindern kann, dass sie aufschreit, wenn sich der Bug, in dem sich die Kammer  befindet, in die Höhe hebt, oder wieder nach unten richtet. Trotz des Getöses und der Schiffsbewegungen schafft es der Breitschultrige irgendwie, die dicken Taue irgendwo hinter eine Klappe zu schieben, denn  Uuma hört wie er sie zuschlägt und einen Riegel vorschiebt. „Uuma ertrinken, wenn Schiff sinken! Hackse müssen machen Uuma los von Kette!“ brüllt sie ihm panisch zu, doch sie erhält keine Antwort. Uuma hört, wie er in dem dunklen Raum einmal gegen eine Wand prallt, aber dann ist er bei ihr und hält sich an den Eisenringen fest, an denen sie angebunden ist und stemmt seinen Körper gegen ihren, damit sie nicht mehr an der Wand entlang hin und her rutscht.

Bisher scheint das Schiff genau gegen die Wellen anzukämpfen und nur die großen Brecher lassen Seewasser durch die Kammer laufen... rein, wenn es runter geht und raus, wenn der Bug sich hebt, doch dann ändert sich plötzlich etwas. Uuma hört das Brüllen von Matrosen, dann neigt sich das Schiff zur Seite und ein dumpfer Aufprall an Deck und ein gellender Schrei lassen Uuma erschauern. Matrose fallen von Mast... Auch wenn die Männer Schmuggler und Banditen sein müssen, die Geräusche gehen Uuma durch und durch. Hatte Uuma sich bei dem Auf und Ab gefürchtet, jetzt kann sie es nicht mehr verhindern, dass sie vor Angst immer wieder aufschreit, und dann vor Schmerz, denn das Schiff scheint ein Spielball der Elemente geworden zu sein, es neigt sich plötzlich zur Seite, dass der Breitschultrige mit den Stiefeln auf dem nassen Boden abrutscht, flucht und nur noch an den zwei Ringen hängt, während Uumas Bein mit der schweren Kette zur Seite fliegt und sie das Gefühl hat, als würde ihr jemand das Bein seitlich ausreißen. Das große Schiff knarrt und ächzt, bis es mit einem Mal wieder still wird, als wären sie nicht gerade durch einen Sturm gepeitscht worden. Uuma gibt keinen Mucks mehr von sich, sie beißt nur noch die Zähne zusammen. Draußen scheint es Entwarnung zu geben, denn nach einem gebrüllten Befehl sind wieder eilige Schritte überall auf Deck, und sogar unter Deck zu hören. Hackse lässt sie angebunden hängen und öffnet die Türe, um sich offensichtlich ein Bild von der Zerstörung zu machen, dann wendet er sich um und blickt auf ihr Bein, das kraftlos herunterhängt und verschwindet aus ihrem Blickfeld nach draußen. Ein Matrose erscheint kurz darauf mit Putzlumpen und wischt das restliche Wasser aus der kleinen Kammer auf, bis der Boden nur noch im Licht der draußen wieder flackernden Sturmlaternen, feucht glänzt und dann schleppt er einen dick gefüllten länglichen, groben Leinensack herein, der nach frischem Stroh riecht. Erst als der Breitschultrige Uuma wieder losbindet und sie auf das neue Lager legt stöhnt sie auf und verflucht den Mann in Gedanken, dass er die schwere Kette nicht irgendwo festgebunden hat.

Hackse streift ihr das nasse Hemd über den Kopf und steckt sie in ein trockenes, dann schneidet er ihr die Bänder von ihrem Lendenschurz durch und wirft ihn in die Ecke, obwohl Uuma vergebens versucht hatte, ihn daran zu hindern. >>Willst du, dass die Riemen sich in dein Fleisch schneiden, wenn das Bein da oben anschwillt?“<< „Hackse nicht müssen schneiden durch Riemen! Uuma können das machen auf!“ >>Das bischen Leder stört doch nur beim ...na du weißt schon!“<< Ein amüsiertes Lachen folgt seinen Worten, dann wird er wieder ernst und bewegt ihr schmerzendes Bein, dass ihr die Tränen in die Augen schießen. „Autsch! Hackse nicht müssen reißen aus Bein von Uuma!“ kommt es vorwurfsvoll über ihre Lippen, während sie sich erst vor Schmerz windet und dann auf ihn losgehen will, aber er schiebt  ihr nur ihre Hände unter ihren Rücken und droht ihr. >>Gib Ruhe!“<< Mit kräftigen Bewegungen reibt er das grüne Zeug auf ihren Oberschenkel bis hoch zur Hüfte, dass sie es kaum aushält, aber das Eisen nimmt er ihr nicht vom Fuß, sondern legt die Eisenkette nur so, dass ihr Gewicht nicht an ihrem Fuß zieht. >>Das Bein ist nur überdehnt, morgen wird es schon weniger weh tun, wenn du nicht damit rumläufst.“<< Uuma damit rumlaufen? Sie kann sich kaum bewegen damit und würde bestimmt nicht damit rumlaufen. Sie kommt nicht einmal mehr dazu, ihn nach diesem merkwürdigen Sturm zu fragen, so schnell hat er die Flasche wieder verkorkt und ist ohne ein weiteres Wort aus dem Raum verschwunden.

Uuma liegt nur noch  ein paar Atemzüge wach, in denen sie über den Sturm grübelt, dann schläft sie geschafft ein. Ihre warme Felldecke hat sie vor Schreck völlig vergessen, die der Matrose vom nassen Boden aufgehoben, ausgewrungen, und zum Trocknen über einen Haken gehängt hat. Das neue Lager ist von unten her mollig warm und das dicke grobe Leinenhemd bedeckt ihren Körper bis über ihre Knie.


Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 05. Jan. 2006, 23:59 Uhr
In der Nacht haben Uuma seltsame Träume immer wieder aufgeschreckt, aber nie so, dass sie richtig wach wurde. Am nächsten Morgen stellt sie fest, dass Hackse recht damit hatte, als er ihr ankündigte, dass ihr Bein oben anschwellen würde und sie kommt auch nur schwer hoch, um die notdüftigsten Dinge zu verrichten. Mühsam stützt sie sich an der Wand ab, um zur Reling zu gelangen und hat ihre liebe Mühe damit, den Eimer über das dicke Holzgeländer zu entleeren. Am liebsten würde sie ihn in die nächste Ecke werfen, aber sie würde ihn wieder brauchen und so schleppt sie sich mit leisen Flüchen, jedesmal wenn sie das Bein mit der Kette bewegen muss, zurück in ihre Kammer, wo sie ihren Fellumhang an der Wand hängen sieht. Über Nacht ist es wieder kühler geworden und als sie das feine feuchte Fell vom Haken holt ist sie noch grummeliger, als schon zuvor, denn Uuma weiß jetzt, warum ihr so kalt ist.

Die Matrosen verrichten an Deck still ihre Arbeit, nur ab und zu hört Uuma Befehle, von denen sich ihr einige schon eingeprägt haben und sie grinst bitter. Uuma langsam seien eine von Mannschaft... Uuma nur noch müssen lernen spucken in Bogen über halbe Schiff und treffen über Bord....  Mühsam schleppt sie ihre feuchte Decke zur Reeling und legt sie darüber, denn in dem Wind hier draußen würde sie schneller trocknen, als in der noch immer etwas feuchten Kammer. Sie schafft es sogar, einem der Matrosen mit ihren Handbewegungen klar zu machen, dass er ihre Decke an den Enden mit Seilen festbinden soll, damit sie nicht über Bord geweht wird, denn sie kann nicht so lange auf ihrem geschwollenen Bein stehen, bis die Decke trocken ist. Uuma hatte gedacht, dass das Schiff ordentlich ramponiert wurde in dem merkwürdigen Sturm der letzten Nacht, aber sie hat weder ein zersplittertes Holz, noch ein zerrissenes Segel gesehen, als sie sich auf dem Schiff nach Spuren des Sturms umgesehen hat, was sie wundert.

Der Breitschultrige bringt ihr am Mittag wieder ihre Schüssel voll mit heißer Suppe, in der dieses Mal besonders viel Fleisch schwimmt, aber ansonsten kümmert er sich nicht um sie und Uuma vermutet, dass er sie in Ruhe lässt, weil ihr Bein ihr so zu schaffen macht, doch er kommt den ganzen Tag über auch nicht einmal, um ihr wieder was von dem scharfen Zeug auf das Bein zu reiben.

Am späten Nachmittag erfasst Uuma eine innere Unruhe, die sie von ihrem Lager hoch treibt, auf dem sie doch nur friert, und auf Deck, wo sie sich wieder fluchend und schimpfend an die Reling schleppt, um zu sehen, ob ihre Felldecke nicht endlich trocken ist, bevor sie noch vor Kälte zu schlottern beginnt. Insgeheim hofft sie, dass sie die Stricke unbemerkt mit in ihre Kammer nehmen kann, aber kaum hat sie die Decke abgebunden, kommt der Matrose und nimmt sie ihr aus der Hand und Uuma flucht wieder im Stillen. Nicht nur Hackse seien Fuchs auf Schiff, alle passen auf, Uuma nicht können machen, dass Uuma sterben. Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken den Tag über. Auch ihre Träume in der Nacht haben sie gewarnt und Uuma ist sich nicht mehr so sicher, dass ihr Stamm nicht doch in größerer Gefahr ist, als Hackse sie das glauben lässt.

Grübelnd steht Uuma an der Reling und starrt in das unendliche Grau der Woken und muss an den schönen Sonnenuntergang den Abend zuvor denken, doch es wird nur von Stunde zu Stunde dunkler, dass die Lichter an Bord wieder entzündet werden. Uuma steht in die wieder trockene und sie endlich wieder wärmende Felldecke gehüllt und lehnt sich über das Geländer, um ihr Bein nicht zu belasten, bis Hackse hinter ihr auftaucht. "Ich bringe dich in deine Kammer." Er wartet keine Reaktion von ihr ab, sondern hebt sie einfach nur auf und trägt sie die wenigen Schritte hin und legt sie auf ihr Lager. Seine Bewegungen sind ruhig und vorsichtiger, als den Abend zuvor, als er ihr anschließend das geschwollene Bein mit dem grünen Zeug wieder einreibt. Kaum hat er die Flasche wieder in seiner Tasche verschwinden lassen, reicht er ihr eine andere, aus der ein bitterer Duft in ihre Nase dringt. "Trink einen Schluck davon, es hilft, dass die Schwellung schneller zurück geht." So wie er ihr die Flasche hinhält weiß Uuma, dass sie besser einen kleinen Schluck nimmt, bevor er ihr einen großen eintrichtert und so folgt sie widerwillig seiner Anweisung, auch wenn es bitterstes Feuerwasser ist. Er zieht ihr sogar die Felldecke bis über die Schultern und Uuma hat das Gefühl, als würde dem Mann seit dem Sturm irgendwas schwer zu schaffen machen, denn alle Belustigung, mit der er sie manchmal ansah, ist aus seinen Augen verschwunden. Uuma meint sogar eine versteckte tiefe Traurigkeit in ihnen zu sehen und bevor er aus dem Raum verschwindet schnappt sie aus einer Eingebung heraus seine Hand und drückt sie kurz, dass er mitten im Gehen anhält, aber dann doch den Raum verlässt, ohne sich umzudrehen.

Was auch immer in der Flasche war, es war nicht nur scharf, sondern hat auch eine beruhigende Wirkung, dass Uuma bald vollkommen entspannt in einen tiefen Schlaf sinkt, der nicht wie die Nacht zuvor, von wilden Träumen gestört wird.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 09. Jan. 2006, 23:24 Uhr
Am Bug seines Schiffes stehend, blickt Galrin mit eisigem Blick und geballten Fäusten auf das bleigraue Wasser des Ildorel hinunter. Gut einhundert Schritt trennen den Normander und die "Windkind" von den bleigrauen Fluten des großen Sees, über den das fliegende Schiff hinweg zieht. Schneeflocken umtanzen den metallbeschlagenen Rammsporn des Seglers wie tausende und abertausende von Mücken, die sich um eine Laterne versammeln. Doch der Kapitän bemerkt den stummen Reigen der weißen Pracht kaum, gilt es doch ein ganz bestimmtes Schiff aufzuholen, das irgendwo vor ihnen auf dem großen See, vermutlich erst nach Süden und dann Richtung Osten über den weiten Ildorel unterwegs ist.  

Beim Hafenmeister von Talyra hatte Galrin erfahren, daß in den letzten Tagen nur sehr wenige Schiffe die schützenden Hafenbecken verlassen haben. Zunächst war der gemütliche Hafenmeister nicht recht gewillt gewesen, sein Plätzchen am warmen Kamin aufzugeben, um die Anfragen des Herrn Galrin Ragnarsson zu beantworten. Erst intensives Nachbohren des Nordmannes - und ein großzügig bemessenes Trinkgeld - hatte den biederen Mann bewegt, sich aus seinem Sessel zu erheben und im Logbuch für die letzten Tage nachzuschlagen, welche Schiffe den Hafen angelaufen und verlassen hatten. Siehe da: An dem Tag, an dem Halla Uuma in der "Goldenen Harfe" gesehen haben will, war es lediglich ein einziges kleines Boot gewesen, das mit der Abendflut hinaus gesegelt war. Der große Dreimaster, mit dem es sich dort getroffen hatte, war außerhalb des Perlenhafens auf Reede gelegen, um sich vor den Hafengebühren der Stadt zu drücken. Und als Galrin den seltsam düster wirkenden Mann beschrieben hatte, der in der Harfe gesessen hatte, und dabei auch den abgetrennten Finger an der linken Hand nicht zu erwähnen vergaß, hatte das Gehirnschmalz des Hafenmeisters dann doch noch seine Arbeit aufgenommen. Der Gesuchte habe auf die Frage nach dem Ziel ihrer Reise, kanpp 'Ildala' geantwortet hatte. Der Seefahrer war erst spät am Abend mit seinen Kumpanen und der prächtigen Dreimastkaravelle nach Süden gesegelt.

Für Galrin besteht mittlerweile kein Zweifel mehr daran, daß Uuma sich, aus welchem Grund auch immer, auf diesem Schiff befinden muß, und so kreuzt die "Windkind" nun über dem Ildorel nach Osten, um die Karavelle noch vor ihrer Ankunft in Ildala abzufangen. Immer wieder hebt Galrin sein langes Fernrohr an das rechte Auge und späht in die Tiefe - in der Hoffnung, dieses besagte Schiff auszumachen.
Die schlechte Laune des Normanders hat auch noch einen weiteren Grund. Das Wetter, bei der Abreise von Talyra noch mit Sonne und wenigen Wolken gesegnet, hatte sich in den darauffolgenden zwei Tagen verschlechtert. Gestern war sogar ein Sturm über den See gezogen, der wie aus dem Nichts über die "Windkind" - und auch über alle anderen Schiffe in dieser Region - hergefallen war wie ein Ungeheuer. Und nun segelt das fliegende Schiff unter einer grauen Wolkendecke einher, die kaum die Strahlen der Sonne einmal durch läßt.

Tatsächlich kommt am dritten Tag der Reise ein Schiff in Sicht, auf das die Beschreibung des talyranischen Hafenmeisters paßt. Ein Blick durch das Fernrohr auf den Namen, der am Heck steht, läßt keinen Zweifel daran, daß es sich um die "Wellentänzerin" handelt, das Schiff, das Talyra in jener Nacht verlassen hat.
Nun kommt es dem Normander und seiner Mannschaft zugute, daß eine dichte Wolkendecke über Land und See liegt. Vor dieser Kulisse aus Grautönen ist es der "Windkind" ein Leichtes, sich unbemerkt an den Segler heranzupirschen, ohne entdeckt zu werden. Dies gilt umso mehr, als es bereits wieder auf den Abend zugeht, wo das Licht Minute für Minute immer weiter abnimmt.
Die Seefahrer auf dem Deck der Karavelle zünden Laternen an, um auf dem See nicht mit einem anderen Schiff zu kollidieren. Doch die "Windkind" folgt ihrem Beispiel diesmal nicht. Dunkel und lautlos gleitet das fliegende Schiff immer näher an seine Beute heran, während der Kapitän durch das Fernrohr das Handelsschiff weiter beobachtet. Plötzlich zuckt Galrin zusammen: Er hat auf dem Deck der Karavelle eine Gestalt ausgemacht, die er problemlos als Uuma erkennen kann. Die schlanke Jägerin hinkt, als sie sich merkwürdig langsam über das Deck bewegt, und als das Schiff noch näher heran gekommen ist, sieht Galrin mit Entsetzen, dass einer von Uumas Füßen in Eisen gelegt wurde, angekettet an eine langen Kette, die sie nur mühsam hinter sich her zieht. Galrin bebt vor Zorn, dass man der zierlichen Frau das angetan hat.

Mit einem Schlag sind alle Unsicherheiten, die der Normander noch an seiner Theorie, Uuma sei entführt worden, gehabt hat, beseitigt. Für Galrin steht fest, daß die Männer auf der Karavelle ihr Leben verwirkt haben. Langsam nähert sich die "Windkind" weiter an das fremde Schiff an, und auch wenn Galrin hofft, sie nicht einsetzen zu müssen, so werden die schweren Ballisten unter Deck doch bereitgemacht. Als es schließlich stockdunkel geworden ist, wird Uuma, wie Galrin im Licht der Schiffslaternen erkennen kann, in ein Gelaß auf dem Vorderdeck gebracht, bevor ihre Entführer die Tür schließen und sich, zumindest teilweise, ebenfalls zur Ruhe begeben.

Doch die Ruhe ist trügerisch. Wie ein gewaltiger Raubvogel stößt das Windschiff ohne das geringste Geräusch aus dem wolkenverhangenen Himmel hernieder, gleitet in knapp fünfzig Schritt Höhe über das dunkle Wasser und nähert sich seinem ahnungslosen Opfer. Die Bodenluke im Aufzugsraum ist wieder geöffnet worden, und es stehen mehrere Männer mit Bögen bereit, um nötigenfalls jeden Widerstand bei der Befreiung auszuschalten.
Den Steuermann der Karavelle erwischt es als Ersten. Die ganze Zeit über hat er am Ruder gestanden, doch als er sich zufällig umdreht, erblickt er mit schreckgeweiteten Augen den riesigen Schatten, der sich seinem Schiff nähert. Wie von Sinnen hastet der Mann Richtung Schiffsglocke, um seine Kameraden zu warnen, doch ein Pfeil, der aus der Dunkelheit heran zischt, unterbindet den Versuch des Mannes nachhaltig. Er kommt nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, da bricht er bereits tödlich getroffen in die Knie. Zwei weitere Schmuggler ereilt dasselbe Schicksal, und als der Aufzugkorb der "Windkind" mit Galrin, Gunnar und noch einigen weiteren Männern auf dem Deck des Schmugglerschiffes ankommt, setzt ein Pfeil von Thialfis Bogen noch einen Matrosen außer Gefecht, der eben sein Entermesser ziehen und auf die Nordmänner hatte losgehen wollen.

Flink und leise nähern sich die sechs Normander dem Raum, in den Uuma gebracht wurde. Galrin bedeutet seinen Männern durch Gesten, man solle ihm den Rücken freihalten, während er sich zu Uuma in die Kammer begibt, um die kleine Wilde da heraus zu holen, an die er sein Herz verloren hat. Lautlos öffnet er die Tür und huscht in den schmalen, nach Seewasser, Tang und Birkenpech riechenden Raum, in dem Uuma direkt vor seinen Füßen liegt und gerade dabei ist, zu erwachen.Schnell beugt Galrin sich über sie, und legt ihr vorsichtshalber die Hand auf den Mund.

"Nicht erschrecken, Uuma, ich bin es.", flüstert der Schiffbauer, "Scht... ganz ruhig!" Behutsam schiebt er seine Hand unter ihren Rücken, während er langsam die andere von Uumas Mund nimmt. "Ich hol' Dich hier raus."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 10. Jan. 2006, 13:54 Uhr
Es muss mitten in der Nacht sein, als Uuma im Halbschlaf die Türe ganz leise aufgehen hört, was sie noch  beim Erwachen irgendwie irritiert, denn  Hackses Stiefel hört sie immer schon ein Stück vor ihrer Kammer auf den Planken des Decks, doch dann erinnert sie sich an das bittere, müde machende Getränk, von dem sie einen Schluck vor dem Einschlafen nehmen musste. Trotzdem hat sie das Gefühl, dass es nicht Hackse ist, der da gerade die Tür öffnet.

Bevor Uuma jedoch irgendwie reagieren kann, legt sich ihr schon eine Hand auf den Mund und als sie fast gleichzeitig die leisen Worte direkt über sich vernimmt, weiß sie sofort, wer da sanft auf sie einspricht. Galrin! Uuma reißt die Augen auf und blickt in die des Nordmannes, die im schwachen  Schein einer Schiffslaterne irgendwo auf Deck, sie erleichtert und doch auch besorgt mustern.

Augenblicklich fliegen Uumas Arme um Galrins Hals und ihr kommen Tränen der Erleichterung und Freude über die plötzliche Anwesenheit des Mannes, der sie in seinem Langhaus gefragt hat, ob sie seine Frau werden möchte. „Galrin! Ja! Uuma wollen werden Frau von Galrin!“ kommt es leise, aber innig mit tränenerstickter Stimme über ihre Lippen, während sie ihren Kopf an seinen drückt, als würde sie nicht nur ihr Leben verlieren, wenn sie ihn jetzt wieder loslassen würde. Ihre ganze Angst vor diesem geheimnisvollen Magier und damit auch um ihren Stamm, will schon von ihr abfallen, da schreckt Uuma plötzlich innerlich zusammen. Ein gequälter Ausdruck erscheint auf ihrem Gesicht.  „Galrin bitte! Galrin müssen weg, schnell! Hackse immer bekommen mit Gedanken von Uuma. Hackse gleich wissen, Galrin mit Männer seien hier und wollen retten Uuma!“ Sie drückt den Nordmann ein Stück von sich ab und will aufstehen, hält jedoch aufstöhnend inne und wäre zurück auf das Lager gesunken, hätte Galrin nicht schon seinen Arm um sie geschlungen. Beruhigend spricht der große Nordmann auf sie ein, doch ein ungutes Gefühl drängt Uuma, Galrin gleich wieder mit Nachdruck und voller Ernsthaftigkeit weg zu schicken. Aber anstatt auf sie zu hören hat er sie schon behutsam von ihrem Lager aufgehoben und Gunnar erscheint neben ihr und  nimmt beinahe geräuschlos die lange und schwere Eisenkette vom Boden auf und trägt sie so, dass Uuma nicht einmal mehr das Gewicht des Eisens an ihrem Fußgelenk spürt.

Fest an sich gedrückt bringt Galrin sie hinaus auf Deck und Uuma ist zerissen zwischen dem Wunsch, auf der Stelle in seinen Armen mit ihm zu fliehen, und der Angst um sein Leben, und das seiner Männer. Ihren Kopf an seine Brust geschmiegt muss sie Galrin schnell zuraunen, warum sie auf dem Schiff gefangen gehalten wird, denn sie hat das Gefühl, er sollte das unbedingt und auf der Stelle wissen.  

„Kopf von Schmuggler seien Magier, der wollen wissen, wo Uuma finden 'Träne von Nacht', das seien weiße Perle aus  See von Uuma in Dunkelwald, für machen Beschwörung, die geben mehr Macht, Kopf von Bande!“ Mit den eilig geflüsterten Worten nimmt Uumas Angst noch mehr zu und langsam vibriert sie innerlich vor Anspannung, denn das ungute Gefühl in ihr wird immer stärker. Während sich ihre Hände zittrig in Galrins warmen Umhang krallen, vergräbt sie ihr Gesicht an seiner Burst. Gleich Hackse kommen mit Männer aus Luken... gleich... gleich...  

Angestrengt lauscht sie auf jedes Geräusch auf dem Schiff, aber außer Galrins klopfendes Herz hört Uuma nur den Wind in den Segeln und Wanten singen und die Wellen, die an den großen Rumpf des Schiffes schlagen, das sich in langsamer Fahrt stetig vorwärts bewegt. Uuma hält ihre Augen fest geschlossen und hofft inständig, dass Galrin weiß, was er tut. Plötzlich durchfährt es Uuma wie ein Blitz und sie erinnert sich an das schwere Eisen an ihrem Fuß, das sie vor Aufregung ganz vergessen hat und fährt wie von der Tarantel gestochen hoch. Entsetzt blickt sie in Galrins angespanntes Gesicht, das zwar unnachgiebige Entschlossenheit wiederspiegelt, aber verzweifelt schüttelt sie den Kopf und zerrt wie wild an dem dicken Tuch vor seiner Brust: „Galrin! Uuma nicht können mit! Uuma haben Eisen an Fuß, das seien dick wie Finger und seien fest mit Kette an Schiff!“





Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 13. Jan. 2006, 14:37 Uhr
Zwei Arme legen sich voll Erleichterung und Wiedersehensfreude um Galrins Nacken, und mit leiser aber trotzdem glückerfüllter Stimme flüstert Uuma: >>Galrin! Ja! Uuma wollen werden Frau von Galrin!.<<
Der Normander schluckt kurz, dann jedoch lächelt er und nickt. "Das wirst Du, Uuma. Das wirst Du ganz sicher.", wispert der Schiffbauer, während er die Frau hochhebt und sie behutsam, und beinahe gänzlich geräuschlos, zum Aufzug der "Windkind" trägt. Der getreue Gunnar hilft seinem Herrn, indem er die schwere Eisenkette, die mit einer Stahlschelle an Uumas Bein angebracht ist, aufhebt und so ein Klirren und Scheppern verhindert. Die anderen Nordmänner decken inzwischen den Rückzug ihrer beiden Kameraden und der Jägerin aus dem Dunkelwald, bereit, jeden Widerstand mit ihren Bögen im Keim zu ersticken.
Unterwegs berichtet Uuma, daß sie wohl im Auftrage eines Magiers entführt worden ist, der irgendwelche Perlen haben möchte, welche die Jägerin "Tränen der Nacht" nennt. Auch wenn Galrin nicht viel von Beschwörungen und ähnlichem schwarzmagischen Humbug versteht, so begreift er doch, daß diese Perlen für den Zauberer ein wichtiger Baustein in seinem Machtgefüge sein müssen, und daß er nichts unversucht lassen wird, sie in die Hände zu bekommen.
Dem spucken wir aber in die Suppe, Uuma. Wir schaffen das schon, keine Angst., denkt Galrin, während er die zarte Gestalt auf seinen Armen über das Deck und in Richtung Aufzug trägt, Nur noch zehn Schritt... noch acht... fünf...

Plötzlich hört man ein scharfes Zischen, und direkt neben Thialfi bohrt sich ein Armbrustbolzen in das Schanzkleid der Karavelle. Ein Matrose des Schmugglerschiffes hat seine schwere Waffe auf die kleine Gruppe abgeschossen, und nur dem Glück und den Göttern ist es zu verdanken, daß keiner von ihnen getroffen worden ist. Doch der Armbrustschütze hat nicht daran gedacht, daß er zum Spannen seiner Waffe bedeutend länger braucht als die Normander mit ihren flinken Bögen. Noch während er fieberhaft versucht, die Armbrust mit dem Geißfuß erneut zu spannen und einen Bolzen einzulegen, hat der bullige Knecht Halgar bereits einen Pfeil bereit gemacht und ihn auf den Schmuggler abgeschossen. Hell klingt die Bogensehne, der Pfeil sirrt durch die Luft und mit einem dumpfen Aufprall trifft die Waffe ihr Ziel.
Als wäre Uuma vom Aufschlag des Pfeils erst wach geworden, reißt sie plötzlich die Augen auf: >>Galrin! Uuma nicht können mit! Uuma haben Eisen an Fuß, das seien dick wie Finger und seien fest mit Kette an Schiff!<<
Galrin bemüht sich, die Jägerin zu beruhigen: "Mach Dir keine Sorgen. Die Kette wirst Du schnell los sein. Vertrau' mir." Vorsichtig hebt der Normander seine Liebste in den Aufzugkorb hinauf und stellt sie dort vorsichtig auf die Füße. Die Dunkelwalderin lächelt den Kapitän glücklich an, während Gunnar die lange Kette durch einen Zwischenraum in dem Steineichenholz des Aufzuges steckt. Dort verankert er ein Kettenglied mit einer dicken Eisenstange, um zu verhindern, daß Uuma beim Abreißen der Kette verletzt wird. Nachdem alle Matrosen der "Windkind" wieder in den Aufzug geklettert sind, hebt sich das Windschiff - und mit ihm auch die Kette - sanft an. Die Kette spannt sich, und es ertönt ein lautes Knirschen und Knacken, als die Planken des Schmugglerschiffes, in denen die Kette verankert ist, aufs Äußerste belastet werden.

Mit einem Schlag kommt Leben in die Karavelle. Trampelnde Stiefel, laute Rufe und das Klirren von Waffen erschallt unter Deck, und mit gezogenen Entermessern und bereit gemachten Armbrüsten stürmen die Schmuggler nach oben. Kaum haben sie das Oberdeck erreicht, da entdecken sie die über ihnen schwebende "Windkind", sowie den Aufzugkorb und die darin befindliche Uuma samt ihren Begleitern. Die Armbrüste entladen sich mit hartem Schnalzen, und die Insassen des Korbes ducken sich gerade noch rechtzeitig, bevor der fliegende Tod teils über sie hinweg zischt, teils in das Steineichenholz des Korbes einschlägt.
Besonders ein breitschultriger Mann, der im Gegensatz zu seinen zerlumpten Kumpanen einen halbwegs zivilisierten Eindruck macht, tut sich als guter Schütze hervor. Nur um Haaresbreite verfehlt er Thialfi, der es gerade noch schafft, sich hinter dem schützenden Holz in Sicherheit zu bringen. Der Ausruf des Breitschultrigen: "Trefft nicht das Mädchen, sonst hänge ich Euch an der Rahnock auf!" klingt in diesem Moment geradezu paradox. Doch die Schmuggler haben ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht. In diesem Moment rauscht ein wahrer Pfeilhagel aus der offenen Luke des Windschiffes heran, trifft Rüstung und Fleisch mit fürchterlicher Gewalt, und hinterläßt Tote und Verletzte. Auch der Bullige bricht nach einem Pfeiltreffer ins Knie, gerade als mit einem lauten Knacken und Knacken die Kette aus der Planke des Schmugglerschiffes heraus bricht, in der sie verankert war.

Doch der Jubel der Normander, die auf dem Windschiff und in dem Aufzugkorb ihren Triumph herausschreien, kommt rasch zum Erliegen, als sich plötzlich eine starke Windböe erhebt, und sämtliche Lampen auf der einen Seite des Schiffes zum Erlöschen bringt. Nur eine einzelne Sturmlaterne blinzelt noch von dem in Dunkelheit getauchten Deck der Karavelle zu den Luftfahrern empor. Als wäre er aus dem Deckholz gewachsen, steht plötzlich ein Mann in einer dunklen Robe auf dem Deck des Schmugglerschiffes. Die Leiche des breitschultrigen Mannes, der kurz zuvor gefallen ist, streift der Düstere mit einem geringschätzigen Blick, dann richten sich sein Augen nach oben auf Uuma und ihre Begleiter, die langsam mit dem Aufzug zur "Windkind" empor gezogen werden.

Uuma, die sich immer noch an Galrin lehnt, beginnt zu zittern, und ihr geflüstertes "Der Maestro!" erreicht nur die Ohren des Schiffbauers.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 13. Jan. 2006, 17:26 Uhr
Das Zischen eines Geschosses lässt Uuma in Galrins Armen herumfahren. Vor Schreck wäre sie beinahe auf ihre Füße gesprungen, aber Galrin hält sie fest umschlungen und lässt sie erst los, nachdem er sie in den Aufzugskorb der Windkind gestellt hat. >>"Mach Dir keine Sorgen. Die Kette wirst Du schnell los sein. Vertrau' mir."<< Zu gerne möchte Uuma Galrins Worten Glauben schenken, aber so ganz kann er ihre Zweifel nicht vertreiben. Um ihm das aber nicht zu zeigen, lächelt Uuma ihn an, als er zu ihr in den massiven Holzkasten steigt, wo ihre Kette gerade von Gunnar mit einem Eisen von innen fest gemacht wird. Gunnar muss ihren überraschten Blick spüren, denn er schaut zu ihr auf und nickt ihr mit einem Zwinkern aufmunternd zu, dass für einen Moment ihre Anspannung von ihr abfällt. Jetzt Uuma verstehen...

Während sich der Kasten auf Galrins Wink fast ohne Geräusche etwas in die Höhe bewegt, schaut Uuma voller Spannung auf ihre Eisenkette, die sich von dem Aufzugskorb zu ihrer Kammer spannt, ohne ihren Fuß zu belasten, dann knarrt und knackst die Holzplanke direkt unten hinter der Türe ihrer Kammer auf Deck des Schmugglerschiffes, dass der schwere Eisenring darin wackelt und Uuma hofft, dass jetzt nicht die Eisenstange bricht, denn dann würde sie zurück auf das Deck gerissen werden. Galrin hat seinen Arm um sie geschlungen und hält sie fest an sich gedrückt, als würde er ihre Angst spüren. Noch einen Ruck, und sie würde wieder frei sein.

Uuma bebt innerlich vor Aufregung und sie muss von dem Ring weggucken, um nicht zappelig zu werden. Vorsichthalber schlingt sie jedoch ihre Arme noch um Galrins Arm und drückt ihren Kopf an seine Brust hinter sich, während ihr Blick kurz über das Schiff streift, das mit den brennenden Sturmlaternen sparsam beleuchtet ist. Der Armbrustschütze, sowie die Matrosen, die Wache gestanden hatten, liegen allesamt von Pfeilen getroffen in ihrem Blut und der Anblick schmerzt Uuma, denn sie erinnert sich an die fröhliche Stimmung an Bord, am Abend zuvor, in der sie sich irgendwie dazugehörig gefühlt hatte und sie wundert sich über ihre Empfindungen. Ihre Erlebnisse auf dem Schiff huschen an ihr vorbei, doch dann lassen Uuma die plötzlichen Geräusche weiche Knie bekommen. Entsetzt sieht sie die Matrosen mit gespannten Armbrüsten auf Deck stürzen. Uuma will noch ihre Arme schützend vor die Nordmänner breiten, denn sie weiß, dass keiner von ihnen da unten auf sie schießen würde, solange der Magier sie unbeschadet haben will, doch da reißt Galrin sie schon hinter das schützende Geländer des Aufzugskastens.

„Tong, tong ,tong,“ schlagen die Geschosse überall ins Holz, doch anstatt zu erschrecken, steigt in Uuma Zorn auf. Hackse nicht sagen, Magier wollen haben Uuma unbeschädigt? denkt sie gerade empört und springt, bevor Galrin sie davon abhalten kann, hinter der Deckung wieder auf, da hört sie auch schon die Worte des Breitschultrigen und bleibt voller Genugtuung stehen und grinst sogar die Seeleute an. Uuma weiß selber nicht, was in sie gefahren ist. Erst der Anblick der zusammenbrechenden Männer unmittelbar vor ihr auf Deck des Schmugglerschiffes, als von der Windkind oben ein Pfeilhagel auf die Seeleute niedergeht, bringt sie wieder in die Realität zurück, denn auch Hackse bricht plötzlich in die Knie, dann trifft einer der letzten Pfeile tödlich seine Brust. „Nein!“ kommt es entsetzt über ihre Lippen und sie will zu ihm hin springen, doch Galrin verhindert es mit festem Griff. Uuma hatte Hackses Blick im Sterben gesehen, der auf sie gerichtet war, in dem unausgesprochene Gefühle lagen, die sie beide verbunden hatten. Hackse hatte doch nur den Auftrag seines Maestros ausgeführt. Uuma empfindet Schmerz über den Tod des Mannes, auch wenn sie den  verfluchten Stein in seiner Hand  wieder gesehen hatte, den er rieb und dabei irgendwas gemurmelt hatte, aber trotzdem wollte Uuma nicht seinen Tod und sie spürt, wie ihre Augen feucht werden.

Ein kräftiger Windstoß, der wie aus dem Nichts über Deck bläst und bis auf ihre Sturmlaterne an Backbord alle anderen Lichter auf dem Schiff zum Erlöschen bringt, lässt sie erst wieder von Hackse aufblicken. Keinen Atemzug später tritt eine vollkommen in Schwarz gekleidete Gestalt aus der Dunkelheit der anderen Schiffsseite, und die nicht einmal überrascht wirkt, sondern über dessen auffallend hellhäutiges  Gesicht, und in deren schwarzen Augen, sich eher eine hinterhältige Zufriedenheit zeigt. „Der Maestro!“ kommt es Uuma entsetzt über die Lippen. Galrin seien verloren... und in aufsteigender Panik beginnt Uuma am ganzen Körper zu zittern. Galrin drückt sie an sich, als wollte er ihr die Angst damit nehmen, da hört sie das Splittern des Holzes und das Rasseln der frei gewordenen Kette, die über das Deck schleift und an die Reling prallt. Uuma starrt in die irgendwie merkwürdig schwarzen Augen des Magiers, die sich plötzlich auf sie richten, dann sieht sie nur noch dunkle Nebel und hat das Gefühl, in schwarzer Leere zu schweben.

Mein Täubchen, wer wird denn die Kuh töten, die er melkt? Dein Galrinschatz kann dich in Windeseile in deinen Dunkelwald fliegen! Du weißt, mein Täubchen, w a s  ich von dir erwarte! Während seine verführerisch melodische Stimme durch ihren Kopf säuselt, die Uuma trotzdem eine Gänsehaut über die Arme jagd, taucht ein Bild vor ihren Augen auf. Eine Holzschattulle aus schwärzestem Holz, mit einer in den Deckel eingeritzen roten Rose in der Mitte, mit kunstvoll gearbeiten Silberplättchen an den Ecken und gefüllt mit den Perlen aus ihrem Dunkelwald. Wenn du meinen Auftrag erfüllst, lasse ich dich und deinen Kapitän am Leben. Zu mehr nutzt ihr mir nicht! Das Uuma sollen glauben? schießt es ihr durch den Kopf und trotzdem überlegt sie, ob zwei Hände voll Perlen reichen würden, um dieses Ding bis zum Rand zu füllen. Eine große Tür, wie die eines Gasthauses, wieder mit einer roten Rose, allerdings als metallener Türknauf, taucht anstelle einer Anwort vor ihren Augen auf. Bring sie in die Stadt NAGGOTHYR, in dieses Haus! Aber tritt alleine ein! Jeder andere an deiner Seite wird dahinter den sicheren Tod finden!

In Uuma sträubt sich alles gegen disen Befehl und sie will verneinend den Kopf schütteln, aber sie kann es nicht. Nur ein stechender Schmerz fährt bei dem Versuch in ihre Schläfen. Willst du, dass dein Kapitän auf der Stelle tot zusammenbricht, mein Täubchen?, oder später, solltest du mir den Dienst verweigern? Die Stimme bohrt sich wie ein Dolch in ihren Kopf und ihre Brust, die sie zusammenschnürt, dass sie nach Luft japst und Uuma wird es bitterst klar, dass es keine leere Drohung ist. Nein! Nein, Uuma machen das! will sie hastig antworten, aber nicht einmal ihre Lippen kann sie bewegen und auch ihre Arme kann sie nicht abwehrend vor sich strecken, um mit dieser Geste zu zeigen, dass er Galrin nicht töten soll. Uuma kann aber seine Zufriedenheit spüren und dann ist seine Stimme schon wieder in ihrem Kopf. Wenn du in Schwierigkeiten geraten solltest, mein Täubchen, oder nicht mehr weiter weist, dann berühre die Rose auf deiner Brust, denke an mich und sprich den Namen M o l o k ! Dann werde ich dir beistehen, aber kein Ton darf dabei über deine Lippen kommen und bewahre Stillschweigen über die Sache, wenn du nicht unnötige Qualen erleiden willst! Mein Täubchen!

Uuma nicht haben Rose auf Brust! will sie einwenden, aber wieder bringt sie keinen Ton heraus und  in Gedanken faucht sie hinterher, ...und Uuma nicht seien Täubchen, Uuma seien Jägerin! Seine Art, wie er sie ständig  'mein Täubchen' nennt, ärgert sie dermaßen, dass sie am liebsten zornig auf ihn losgehen würde, doch nur ein Lachen hallt in ihrem Kopf nach, während sie die große schlanke Gestalt wieder durch den Nebel vor ihren Augen auf dem Deck des Schiffes sehen kann, deren Gesicht sich nicht im geringsten bewegt. Keinen Atemzug später erlischt plötzlich mit einer unscheinbaren Handbewegung des Magiers die letzte Sturmlaterne an Bord und er verschwindet genauso schnell im Dunkel der Nacht, wie er gekommen ist. Auch der schwarze Nebel verschwindet vor Uumas Augen, dann herrscht einen Moment atemlose Stille.

„Uuma das träumen?“ kommt es leise über ihre Lippen, während sie auf das Deck starrt, doch beim Anblick der toten Männer wird es Uuma nur zu klar, dass sie nichts davon geträumt hat.  „Wie Uuma können bringen...“ Tränen in Stadt, die Uuma nicht wissen, wo seien... will sie noch ganz benommen von dem gerade Erlebten vor sich hin murmeln, aber keine weitere Silbe bringt sie mehr über ihre Lippen. Ein Schmerz in ihren Schläfen, viel stärker als der zuvor, als sie sich gegen den Magier auflehnen wollte, fährt durch ihren Kopf und schnürt ihr auch jetzt die Kehle zu, dass alles vor ihren Augen in dunklen Nebeln verschwimmt. Galrin! will sie noch rufen und sich an ihn klammern, aber schon reißt das dunkle Gewaber ihr Bewusstsein in schwärzeste Finsternis, in der sie kurz unerträglichen Schmerz erleidet, bevor ihr ganz die Sinne schwinden.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 14. Jan. 2006, 12:21 Uhr
"Uuma! Bist Du verrückt?", faucht Galrin, als sich die Jägerin erhebt und über den Rand des Aufzugkorbes späht. Aber keiner der Schützen auf dem Deck des Schmugglerschiffes schickt mehr einen Bolzen nach oben. Die Normander in der Aufzugluke des Windschiffes sind dagegen weitaus weniger zurückhaltend. Eine weitere Salve von Pfeilen prasselt auf das Schmugglerschiff nieder, und wer nicht rechtzeitig in Deckung springen konnte, der übersteht den tödlichen Hagel nicht.

Das gehauchte "Nein!" von Uuma verwirrt Galrin. Wäre sie etwa gern bei dem Schmugglerpack geblieben? Bei Leuten, die sie angekettet und entführt haben? Das kann nicht ihr Ernst sein!

Als der Düstere auf dem Deck der Karavelle auftaucht, fliegen ebenfalls einige Pfeile zu ihm hinunter, doch seltsamerweise trifft ihn keiner davon. Vielmehr prallen die gefiederten Geschosse wie von einer unsichtbaren Wand ab, die über dem Kopf des Mannes entstanden zu sein scheint. Den stummen Monolog des Magiers, den er zu Uuma schickt, kann Galrin nicht hören. Doch als Uuma plötzlich das Bewußtsein verliert, fängt er sie auf und hält sie fest, damit sie sich nicht verletzt.

Als Galrin schließlich vorsichtig den Kopf über die Brüstung des Aufzugkorbes streckt und hinunter späht, stellt der Normander fest, daß unten drei wesentliche Dinge geschehen sind: Zum ersten ist der Dunkle verschwunden, als wäre er in den Ildorel gesprungen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Zum Zweiten ist auch die letzte Laterne an Bord des Schmugglerschiffes erloschen, so daß es nur von den inzwischen entzündeten Lampen des Windschiffes erleuchtet wird. Und zum dritten dringt kein menschlicher Ton aus dem Schiffsleib mehr zu den Luftfahrern herauf. Nur das Knarren der Takelage und das Ächzen des Rumpfes ist noch von der "Wellentänzerin" zu hören. Die Stille, die sonst herrscht, ist beinahe gespenstisch.

"Nach oben!", kommandiert Galrin mit rauher Stimme, und die Matrosen im Tretrad auf der "Windkind" nehmen ihre Arbeit auf. Langsam verschwindet der große Kasten im Bauch des fliegenden Schiffes. Die bewußtlose Uuma, an deren Bein noch immer die lange Kette befestigt ist, wird im Mannschaftsquartier auf einen Strohsack gebettet und sorgsam zugedeckt. Nachdem der Normander die Bewußtlose zärtlich umarmt und an sich gedrückt hat, betrachtet er noch einmal ihr blasses Gesicht, bevor er sich erhebt und mit seinen Leuten redet. Kurz darauf schickt sich eine bis an die Zähne bewaffnete Gruppe von Nordmännern an, auf die "Wellentänzerin" hinunter zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nachdem er die Matrosen instruiert hat, mögliche Überlebende auch nach Möglichkeit lebend zu fangen,  setzt Galrin sich wieder neben die Jägerin und bettet fürsorglich ihren Kopf in seinen Schoß.

Bitte nehmt diese Frau nicht auch von mir., fleht Galrin stumm, Das darf nicht sein!
Vorsichtig tastet der Nordmann nach Uumas Handgelenk, und eine Welle der Erleichterung durchströmt ihn, als er ihren Herzschlag zwar schwach aber dennoch deutlich pochen spürt.
Sie lebt. Sie lebt, und ist nur bewußtlos. Was hat dieser Kerl nur mit ihr gemacht?

Der Schmied Beinar, der eigentlich ganz gern "noch ein paar Schmugglerschädel blau hauen" wollte, wird stattdessen in den Mannschaftsraum beordert, wo Galrin nur schweigend auf die Metallschelle an Uumas Fuß deutet. Der bullige Mann, dessen Oberarmumfang beinahe die Taille einer schlanken Frau in den Schatten stellt, kratzt sich nachdenklich am Kopf, bevor er nickt und aus seiner Seekiste einen Hammer sowie einen Meißel beschafft. Die Fußfessel selbst ist aus bestem Stahl, soviel erkennt Galrin auf einen Blick. Doch die Niete, die den Metallring um den Knöchel von Uuma herum zusammen hält, ist aus weicherem Eisen. Als Beinar dem Verschluß der Schelle mit seinem Werkzeug zu Leibe rückt, sprühen manchmal kleine Funken durch die Luft. Doch dann ist es geschafft. Der Nietkopf ist auf der einen Seite abgeschlagen, und so läßt sich die Fessel leicht öffnen.

Als die Kette rasselnd zu Boden fällt, öffnet die Jägerin mit einem leisen Stöhnen ihre Augen und blickt sich um. Der Kapitän, der ihren Kopf auf dem Schoß hält, lächelt sie an: "Du bist in Sicherheit, Liebes. Alles in Ordnung."
In diesem Moment betritt Asa, die Tochter des Schmiedes, den Raum und wendet sich, nach einem leichten Knicks, an Galrin: "Kapitän... man hat mich gebeten, Euch zu sagen, daß auf dem Schiff unten keine lebende Seele mehr ist. Die Toten sind wohl noch da, aber der düstere Mann und der Rest der Mannschaft sind verschwunden. Das kann sich keiner erklären. Und nun wollen die Männer wissen, was mit dem Schiff zu geschehen hat. Ob sie es wieder seeklar machen oder in Brand stecken sollen."
Man merkt deutlich, daß Asa diese Frage unangenehm ist. Sie ist es normalerweise nicht gewohnt, so förmlich mit Galrin zu sprechen, doch wenn ein Gast an Bord ist, so hat der Schiffbauer seinen Leuten eingeschärft, so soll die Form gewahrt bleiben.

Der Angesprochene nickt, bevor er antwortet: "Sag Gunnar, er soll sich die Hälfte der Mannschaft nehmen, um damit das Schiff nach Talyra zurück zu bringen. Die Toten bahrt Ihr im Laderaum der Karavelle auf. Der Lord Commander muß erfahren, was hier passiert ist."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 14. Jan. 2006, 14:46 Uhr
Lautes Hämmern dröhnt durch Uumas Kopf und sie träumt von einem großen Amboss, auf dem ein Riese von Kerl ein Schwert bearbeitet. Doch irgendwie passt zu den Geräuschen nicht, dass etwas an ihrem Bein dabei zerrt und als nach einem lauten Rasseln das hämmernde Geräusch verstummt, erwacht Uuma aus der Mischung von Traum und Wirklichkeit und erblickt Galrin über sich. Im ersten Moment dachte Uuma, sie liegt auf dem Strohsack in ihrer Kammer, auf Deck des Schmugglerschiffes, aber dann sieht sie den großen Raum und ein Gefühl zu schweben ist da, das sie so nur von der Windkind kennt.
>>"Du bist in Sicherheit, Liebes. Alles in Ordnung."<<

Uuma stöhnt leise auf. Nichts seien in Ordnung..., denkt Uuma grimmig, als ihr die Erinnerung an das Erlebte wiederkommt, auch wenn Galrin sie erleichtert anlächelt. Doch dann ist da keine Schwere mehr an ihrem Fußgelenk und Uuma wäre beinahe aus Galrins liebevoller Umarmung rausgehüpft. Oh! Eisen seien weg! Uuma zieht sich an Galrins Schulter hoch, denn ihr überdehntes Bein macht ihr noch zu schaffen, aber dann  schaut sie glücklich auf die Stelle, an der vorher das Eisen sie an das Schmugglerschiff gekettet hat und streicht erleichtert mit der Hand darüber. Dankbar nickend blickt sie den kräftigen Nordmann an, der ihr das Eisen entfernt hat und der gerade sein Wekrzeug samt Kette nimmt, um die Sachen weg zu räumen. Bei dem mitfühlenden Blick des starken Schmiedes kommen Uuma plötzlich wie aus heiterem Himmel die Tränen, und sie, die nicht einmal aus Schmerz eine vergossen hat, dreht sich zur Seite und rutscht von Galrin weg auf das Lager und rollt sich zusammen. Während ihr Tränen stumm aus den Augen kullern, fühlt sie sich einerseits erleichtert und andererseits unendlich einsam. Wie Uuma das sollen machen, finden Wissen, wo seien Stadt Naggothyr?, ....und wie Uuma sollen fischen Tränen aus See und nicht können sagen Stamm, warum Uuma machen das? Und wie Uuma sollen reisen zu Stadt, wenn Uuma wissen wo seien Stadt und nicht können sagen Galrin, was Uuma müssen machen da....? Uuma ist es klar, dass  der grausame Schmerz ihr nur das Bewusstsein geraubt hat, weil sie beinahe über die Sache gesprochen hat.

Doch Galrin wird schon von der hübschen jungen Nordmännin Asa abgelenkt,von der sie vor einigen Tagen im Langhaus die Kleidung ausgeliehen bekommen hat, und Uuma ist froh über die Ablenkung, denn sie hat das Bedürfnis sich einzuigeln. Sie möchte in Ruhe über alles nachdenken und schlafen, einfach nur schlafen, ohne zu frieren und sie zieht sich die Decke über ihren Kopf, weil noch immer eine unangenehme Kälte in ihr steckt. Auch wenn Galrin seine Hand warm auf ihrer Schulter legt, als würde er ihr zeigen wollen, dass er für sie da ist, so weiß Uuma doch, dass er ihr nicht helfen kann und das macht alles nur noch schlimmer, zumindest im Augenblick. Uuma hört nur am Rande, was gesprochen wird und wenn sie auch liebend gerne wüsste, ob ihre Echsenlederkleidung irgendwo im Schmugglerschiff rumliegt, so fühlt sie sich  mit einem Male viel zu schwer und viel zu müde, Galrin zu bitten, dass einer der Nordmänner danach schaut.

Wo Uuma haben Decke von Uuma aus Fell... versucht sie sich dann doch noch zu erinnern, weil das feine Fell sie immer so wohlig wärmt, aber da sinkt sie auch schon müde ins Land der Träume.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 15. Jan. 2006, 12:18 Uhr
Während Galrin mit Asa spricht, legt er Uuma vorsichtig die Hand auf die Schulter: Ich bin da., heißt diese Geste, Du bist bei mir und brauchst keine Angst zu haben, daß jemand kommt und Dir etwas antut. Die Jägerin rollt sich indes in ihrem Bett zusammen wie ein Siebenschläfer im Winter, zieht sich die Decke über den Kopf und scheint nichts hören und sehen zu wollen.
So beschließt der Schiffbauer, daß es vielleicht besser wäre, Uuma vorerst allein zu lassen, bis sie sich ihrer wiedergewonnenen Freiheit ganz bewußt geworden ist. Er erhebt sich von der Bettkante und folgt Asa zur Tür. Bevor der Normander Uumas Kajüte verläßt, blickt er noch einmal zu der kleinen Gestalt auf dem Bett zurück. "Schlaf gut, Liebste.", murmelt Galrin zärtlich. Er ist sich nicht sicher, ob Uuma ihn gehört hat, doch er wird sich hüten, auf eine Antwort zu warten oder gar nachzufragen, ob sie ihn verstanden hat.

Inzwischen sind auf dem Deck der "Windkind" lebhafte Diskussionen im Gange. Ein frischer Ostwind hat eingesetzt, den die beiden Schiffe sehr gut für eine Fahrt zurück nach Talyra nutzen können. Doch für die langsamere Rückreise mit der "Wellentänzerin" reicht der Proviant nicht aus. Die nächstgelegene Hafenstadt ist Ildala, doch gegen den Ostwind anzukreuzen würde die Besatzung der "Wellentänzerin" gut und gerne zwei Tage kosten.
So beschließt Galrin kurzerhand, daß der Großteil der Vorräte von der "Windkind" auf die Karavelle geschafft werden sollen. Dem verblüfften Gunnar erklärt der Kapitän, daß die Karavelle mit ihrem Teil der Besatzung in Richtung Talyra voraussegeln solle. Das Windschiff sei bedeutend schneller als der Dreimaster, und könne so in weitaus kürzerer Zeit seine Vorräte in Ildala ergänzen, um später wieder zur "Wellentänzerin" aufzuschließen. Nach einem Abwägen des Für und Wider, findet schließlich der Vorschlag bei allen Beteiligten Anklang. Zwar kommt es zu einem kleinen Streit an Bord, als sich einige Matrosen nicht darüber einig werden, wer nun wo wohin segeln soll oder darf. Aber der resolute Einspruch Gunnars - und die Zusage Alwines, sie würde auf dem Dreimaster mitsegeln und für die Mannschaft der Karavelle kochen - überzeugt dann doch die Leckermäuler und Unentschlossenen, die schaukelnde Fahrt auf dem ehemaligen Schmugglerschiff dem stillen Dahingleiten auf der "Windkind" vorzuziehen.

Als die beiden Schiffe sich trennen und, die Karavelle nach Westen, das Windschiff nach Osten, davonsegeln, steht Galrin an der Reling der "Windkind" und blickt dem Dreimaster hinterher. Dieser entfernt sich rasch. Die "Wellentänzerin" macht ihrem Namen Ehre, und tänzelt über die Wogen des Ildorel, wie ein junges Mädchen über den Tanzboden beim Inarifest. Als die Silhouette des Schiffes schließlich im Zwielicht der Nacht verschwunden ist, und nur noch das Licht der wiederentzündeten Laternen von seiner Existenz kündet, wendet sich Galrin wieder dem Steuer der "Windkind" zu, um sie sicher nach Ildala zu führen. Der fliegende Gigant gleitet still über den schwarz glänzenden See dahin, und als der Morgen graut, sind in der Ferne bereits die Häuser und Türme der großen Handelsstadt am Ildorel zu sehen.
"Ildala voraus!", ertönt der Ruf des Postens vom Ausguck, und es klingt erleichtert. Der Kampf mit den Schmugglern, die Fahrt über das nachtschwarze Wasser... all das hatte an den Nerven gezerrt, und ist nun nur mehr eine bloße Erinnerung.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 15. Jan. 2006, 18:38 Uhr
Traumbilder jagen Uuma einen Schrecken nach dem anderen durch die Glider und so wälzt sie sich unruhig von einer Seite auf die andere. Ein Ruf von irgendwoher über ihr, lässt sie erwachen und sie blickt sich irritiert um. Sofort erkennt sie die Kajüte, aber sie braucht einen Moment, um sich an alles zu erinnern. Uuma noch immer seien auf Windkind... stellt sie erleichtert fest und blickt durch das runde Fenster, unmittelbar neben ihr an der Wand, nach draußen, wo sich gerade die Nacht verabschiedet und das erste Licht des Tages die Wasserfläche unter ihr in ein helles und schimmerndes Grau taucht. Uuma ist es wieder mollig warm und sie fühlt sich auch sonst wieder wohl in ihrer Haut, nur der Durst ist beinahe unerträglich, der sie plagt. Sie schlingt sich die Decke um den Körper und verlässt auf leisen Sohlen die Kajüte, in der sie auf ihrer ersten Fahrt schon gelegen hat. Sie weiß noch, wie sie zu Alwine zur Kombüse kommt, die sicher schon dabei ist, den Herd anzuheizen. Uuma muss nur eine Treppe runter, durch den Aufenthaltsraum mit dem dicken Mast, und dann durch den Flur gehen, wo auch die Treppe bis runter in den Schiffsbauch, oder nach oben auf Deck führt. In dem Flur würde sie auch die Türe zur Kombüse finden, die ganz im vorderen Teil der Winkind liegt.

Uuma kommt jedoch nicht bis zur Kombüse, denn einer der Nordmänner begrüßt sie freundlich, der im großen Aufenthaltsraum am Tisch sitzt und sich gerade gebratene Eier aus einer kleinen Eisenpfanne auf seine mit dicker Butter bestrichene Brotscheibe schaufelt und auch ein Krug mit irgendwas dampfendem neben seinem Brotbrett stehen hat. Uuma starrt auf das Brot, vergisst vor Schreck, und auch durch den leckeren Anblick, glatt zurück zu grüßen. „Ihr seht hungrig aus Uuma!“ Der Nordmann mustert sie forschend und bittet sie dann mit einer galanten Handbewegung, an dem großen Esstisch Platz zu nehmen. „Kommt, wer weiß, wann ihr das letzte Mal etwas zu essen bekommen habt?“ Er schiebt ihr lächelnd das Brett mit der Butterstulle und der  Pfanne mit den Eiern hin. „Lasst es euch schmecken! Was möchtet ihr trinken?, noch immer so gerne heiße Milch?“ Als Uuma verlegen nickt lacht der Blondschopf leise und verschwindet Richtung Kombüse. „Ich sag Asa bescheid, die heute für uns kocht, da ihre Mutter sich mit Alwine um das leibliche Wohl unserer Männer auf der 'Wellentänzerin' kümmert.“ Uuma nickt dankbar und kaum ist der Nordmann im vorderen Teil des Raumes verschwunden, stürzt sie sich ungeniert auf das Essen und verschlingt geradezu das köstlichre Brot mit den ebenso leckeren Eiern. Erst jetzt fällt ihr auf, wie wenig sie auf dem Schmuggleschiff gegessen hatte. Die heiße Milch, die der Nordmann mit einer neuen dicken Scheibe Brot und einer weiteren Pfanne mit Eiern auf einem Tablett herein trägt, genießt Uuma jedoch in langsamen Schlucken. Ihr wird so warm davon, dass sie ohne darüber nachzudenken, die Decke von ihren Schulter streift und nur noch in dem Hemd dasitzt, das ihr Hackse nach dem Sturm übergestreift hatte. Den leicht irritierten Blick des Nordmannes bemerkt sie gar nicht, doch als sie versucht, ihr Holzbrettchen mitsamt dem Messer und dem leeren Becher auf dem Tablett zu Asa in die Kombüse zu bringen, hält er sie davon ab und übernimmt das für sie. „Uuma danken!“ lächelt sie den Blondschopf an und begibt sich auf leisen Sohlen wieder zurück zu ihrer Kajüte, wo sie noch eine Weile unter der warmen Dauendecke aus dem runden Fenster neben ihrem Bett auf das schier endlos erscheinende Wasser unter ihnen schaut, aber dann treibt es sie doch nach oben an Deck.

Leise schleicht sie, nur noch leicht ihr Bein nachziehend, das noch immer oben weh tut und bei dem sie noch immer das unterschwellige Gefühl hat, als würde sie die Kette noch damit hinter sich her ziehen, auf Deck und blickt sich um. Es scheint wieder etwas wärmer geworden zu sein, doch trotzdem schlingt sie die Decke fester um sich, weil ein ordentlicher Wind hier oben weht. Als sie Galrin hinter dem Steuer erblickt klettert sie die Treppe zu ihm hoch, der wie ein echter Seebär dasteht, dessen Blick unergründlich in die Ferne gerichtet ist, der jedoch sofort einen ganz warmen Glanz bekommt, als er sie bemerkt. Kaum hat sie ihn erreicht, drückt er sie so fest an sich, dass sie kichern muss. „Uuma schon essen Eier mit Brot und dick Butter! Und Uuma bekommen Milch, die seien richtig heiß!“ Sie fühlt sich wieder richtig wohl in seiner Nähe und auch jagen wieder sanfte Schauer durch ihren Körper, als sie seine Wärme spürt und sie könnte schnurren vor Wohlbehagen.

Galrin schweigt und ihr ist die Stille nur recht. „Uuma nicht können glauben, Uuma seien auf Windkind, aber Uuma seien hier!“ kommt es ihr über die Lippen und sie spürt Galrins Arm sie fest an sich drücken, dann legt er seine Wange auf ihren Kopf. Ein paar Atemzüge genießt sie das, dann dreht sie sich zu ihm um und schaut ihn direkt an. „Männer von Galrin vielleicht finden Ecksenleder und Sachen von Uuma, und Decke aus Fell von Uuma, in Schiff?“, denn sie möchte sich nicht wieder Sachen von Asa ausleihen müssen, doch plötzlich schweift ihr Blick zur Seite, denn ihr fällt auf, dass sie noch immer Richtung Osten segeln. „Galrin nicht segeln zurück nach Talyra?“ Sie dreht sich erneut in Galrins Arm und blickt nach vorne durch das große Steuer und sieht den immer heller werdenden Horizont, der das Dunkel im Westen schon fast verdrängt hat.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 15. Jan. 2006, 20:24 Uhr
Das sanft wiegende Deck unter den Füßen, die straff gespannten Segel über sich, das leise Knarren der Takelage, das Singen des Windes in den Wanten und Rahen... für diese Empfindungen liebt Galrin sein fliegendes Schiff. In solchen Momenten ist es mehr für ihn als ein Gebilde aus Holz, Tau und Segelleinwand. In solchen Momenten ist die "Windkind" für ihn wirklich ein Kind des Windes, ein Instrument völliger Ungebundenheit. Was würde ihn davon abhalten, einfach an Ildala vorbei zu segeln, neue Horizonte zu sehen, anderen Völkern zu begegnen und Reisen zu unternehmen, die so manchem anderen Mann auf ewig verwehrt blieben? Nichts und niemand! Und wenn er über die Reling hinweg blickt, auf den östlichen Himmel, der sich langsam rötlich zu färben beginnt, so möchte er am Liebsten weiterfliegen, in den Sonnenaufgang segeln, seine Sterne neu ordnen.
In diese träumerischen Momente voll Fernweh und Sehnsucht dringt ein leises Tappen von Schritten auf dem Holz. Und als der Schiffsbauer zu dem Niedergang blickt, der von der Ruderplattform auf das Oberdeck hinab führt, entdeckt er dort die Frau, wegen der er hier ist, wegen der die "Windkind" diese Reise auf sich genommen hat, nach der er sich gesehnt und die zu suchen ihm sein Herz befohlen hat.

Während der Normander mit der Linken noch immer das Steuer fest hält, drückt er die zarte Gestalt mit seiner Rechten an sich. Er ist glücklich, daß sie lebt und daß sie nun hier bei ihm ist. Er hat kein Wort von dem vergessen, was sie in der Kajüte auf der "Wellentänzerin" zu ihm gesagt hat, nämlich daß sie seine Frau werden will. Und er ist sich sicher, daß diese Zusage kein hohles Geschwätz, sondern nichts als die Wahrheit gewesen ist. So kann er nichts Anderes tun, als sie liebevoll anzusehen, als sie ihm kichernd berichtet, sie habe bereits Ei und Butterbrot gegessen und heiße Milch getrunken.

>>Uuma nicht können glauben, Uuma seien auf Windkind, aber Uuma seien hier.<<, ertönt ihre Stimme, und Galrin nickt nur stumm, während er sie abermals an sich zieht, und ihr wärmend seinen langen Rechteckmantel zusätzlich zu ihrer Decke um die Schultern legt. Dann fährt sie fort: >>Männer von Galrin vielleicht finden Ecksenleder und Sachen von Uuma, und Decke aus Fell von Uuma, in Schiff.<<
Der Kapitän nickt abermals, bevor er antwortet: "Wir werden gleich danach suchen, wenn wir mit der Karavelle wieder zusammentreffen... auf unserer Rückreise nach Talyra."

>>Galrin nicht segeln zurück nach Talyra?<<, fragt Uuma verwundert, die offenbar in diesem Moment bemerkt hat, daß das Windschiff nicht nach Westen, sondern der aufgehenden Sonne entgegen nach Osten zieht.
Der Angesprochene wirft einen Blick auf den Kompaß und dreht das Ruder um ein paar Grad nach Steuerbord, bevor er sich wieder seiner Gesprächspartnerin zuwendet: "Nicht sofort. Wir legen einen Zwischenstop in Ildala ein, um unsere Vorräte aufzustocken. Einen Großteil der Lebensmittel haben wir der 'Wellentänzerin' mitgegeben, damit die Leute dort etwas zu beißen haben. Aber wir kommen nur dann ohne knurrenden Magen wieder nach Talyra zurück, wenn wir vorher tüchtig einkaufen."
In diesem Moment erschallt der Ruf aus dem Mastkorb, Ildala sei in Sicht, und im Licht des frühen Morgens gleitet das Windschiff stolz auf die große Handelsstadt am Ildorel zu.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 16. Jan. 2006, 12:38 Uhr
„Oh!“ Kommt es überrascht aus Uuma hervor, als sie hört, dass sie nach Ildala segeln, denn den Namen der Stadt hat sie auch bei den Seeleuten an Bord des anderen Schiffes gehört. „Wellentänzerin heißen Schiff, auf das waren Uuma...“ Das ist mehr eine Feststellung, als eine Frage, denn womit sonst sollten Galrins Männer nach Talyra zurücksegeln, wenn nicht mit jenem Schiff. Sie erinnert sich auch an Asas und Galrins Worte die Nacht, bevor sie wieder eingeschlafen war. „Uuma müssen sehen Stadt und kaufen Sachen. Uuma nur haben Hemd von Hackse. In Echsenleder von Uuma jetzt vielleicht auch seien viele Löcher...“ Sie spürt, wie wieder Zorn in ihr aufsteigt, doch dann fühlt sie Galrins Wärme wieder und beruhigt sich. Sie flüstert beinahe: „Uuma haben versteckt Steine, für die Uuma bekommen auf Markt viel Gold, unter Schuppen von Echsenleder, in Dunkelwald.“ Bekräftigend nickt sie mit ihrem Kopf und dreht sich wieder zu Galrin um. „Keiner das wissen, aber Hackse das lesen in Kopf von Uuma, wie Hackse alles lesen, bis Uuma nur denken an Steg von Haus an Bach.“ Sie kichert leise. „Dann Hackse schleichen um Uuma wie Baumkatze um Beute.“ Wieder kichert sie vergnügt und lacht bald schallend, und wenn Galrin sie nicht wieder fest an sich drücken würde, bekäme sie sicher wieder Bauchschmerzen vor Lachen, doch dann wird sie wieder ernst. „Hackse finden Steine und Uuma glauben, Hackse suchen unter Schuppen nach mehr Träne von Nacht.“

Ein feiner Schmerz beginnt plötzlich durch ihre Schläfen zu ziehen und Uuma fährt erschrocken zusammen. Uuma nicht dürfen sprechen über Träne von Nacht, wird ihr klar und sie presst die Lippen zusammen. Sie windet sich aus Galrins Umarmung, schlüpft aus seinem Umhang und schon eilt sie so schnell sie kann davon. „Uuma fragen Asa nach Sachen für gehen in Stadt!“ ruft sie ihm noch an den Stufen zu, als sie sich mit einem wieder spitzbübischen Lächeln zu ihm umdreht, und verschwindet leicht humpelnd unter Deck. Asa hat ihr schnell eine Hose und wieder die dunkelrote Tunika ausgeliehen, Schuhe braucht sie keine, denn es ist hier nicht frostig, eher schon wieder angenehm mild, und so stürmt sie wieder auf Deck. Sie läuft vorne zur Reling und blickt auf das Land hinunter, wo sie neben der Stadt eine riesig breite Mündung eines sehr breiten Stromes im Licht der aufgehenden Sonne entdeckt und sie kann sich nicht an dem Anblick satt sehen. „Oh! Das seien schön!“ ruft sie aus, auch wenn niemand gerade in ihrer Nähe ist. Ihr Blick schweift über den Hafen fast unter ihnen, wo unzählige kleine Schiffe mit strohgedeckten Hütten darauf vor der großen schützenden Hafenmauer auf dem Wasser schaukeln und auch zwischen den vielen großen Segelschiffen, die wie Perlen auf einer Schnur an einem langen Kai liegen. Das Gefühl frei zu sein übermächtigt sie fast, denn in Gedanken hat sie sich schon für immer eingekerkert gesehen und so sprüht sie fast vor Freude.

Langsam senkt sich die Windkind über dem Rand der Stadt, wo ein riesiger Platz mit vielen Ständen und noch mehr Eseln, mit und ohne Karren, bereit stehen, die Leute, die über die breite Straße von Süden in die Stadt wollen, zu tragen oder zu fahren. Ah! Galrin wollen landen da und reiten in Stadt, vermutet sie und sieht ihre Vermutung schnell bestätigt, als sich das fliegende Schiff weiter senkt und unten schon Geräusche zu hören sind, dass der Korb ausgefahren wird. Galrin tritt zu ihr, sieht mit hochgezogener Braue auf ihre nackten Füße und das an den Ärmeln hochgekrempelte Männerhemd, aber sie nickt nur und Galrin lächelt ergeben. Als sie mit viel Aufsehens auf der Erde ankommen, mieten einige der Nordmänner einen Esel samt Karren für das Heranschaffen der Vorräte, aber Asa und Uuma bekommen einen Esel, auf dem sie bald gemeinsam reiten, während Galrin mit dem starken Schmied und noch zwei anderen Nordmännern, die beiden Frauen zu Fuß begleitet. Es ist ein lustiges Gefühl, auf dem Esel zu reiten und bald sind Uuma und Asa von dieser fremden Stadt ganz begeistert, denn sie ist so anders als Talyra. Sie verstehen zwar beide kein Wort von dem, was die hier viel dunkelhäutigeren Menschen sagen, aber trotzdem müssen sie ständig kichern und machen sich immer wieder auf dies und jenes aufmerksam, dass sie ganz überrascht sind, als sie bald auf einem großen Marktplatz ankommen. Es wird immer enger, aber dem Esel scheint es überhaupt nicht zu stören und da der Bursche recht groß ist, kann Uuma auch viel besser auf die Stände sehen, als würde sie laufen. Galrin tritt jedoch neben sie und legt einen Arm um ihre Schultern und wirkt irgendwie unruhig. Jeden mustert er, der sich ihnen nähert und der nicht nur wie ein einfacher Arbeiter oder Bürger aussieht. Uuma weiß, was in Galrin vorgeht, auch wenn er sie immer wieder mit seinen Scherzen ablenkt.

An einem Stand entdeckt Uuma Hosen für sich, die aus schwarzem glänzenden Leder sind und ganz weich aussehen und Galrin feilscht um sie, dass Uuma und Asa vergnügt kichern . So bekommt Uuma noch ein paar warme Stiefel, weil es in Talyra wieder eisig und frostig sein wird und einen grauen wollenen, ganz warmen Umhang mit Kapuze, den sie an einem Stand hängen sieht. Der Umhang ist im Schulterbereich und in der Kapuze mit weißem Hasenfell gefüttert und am liebsten würde sie sich auf der Stelle darin einhüllen, aber sie würde nur darin schwitzen, darum steckt Galrin ihn nach einem kurzen Wortgefecht in den Seesack, den der Schmied für sie trägt. Asa bekommt von ihrem Vater einige Stränge Wolle, als sie an einem Stand ankommen, auf dessen vielen Stangen Haken hängen, auf denen große gedrehte Wollstränge baumeln. Uuma wird ganz still bei diesem Anblick, muss sie doch an ihre kleine Spindel denken, mit der sie auch schon Wolle gesponnen hat. An seidig glänzender, milchweißer Wolle, in denen teilweise schwarze dicke Fäden mit eingearbeitet sind, bleibt Uumas Blick hängen. „Galrin! Da! Uuma brauchen die da!“ Mit der Hand fuchtelt sie aufgeregt zu den Strängen hin, was nicht so leicht ist, weil eine ganze Traube von Frauen um den Stand drängelt. Am liebsten würde sie Galrins Kopf nehmen und seinen Blick dahin zwingen, aber auch so hat er bald die Wolle erspäht und Uuma nickt wieder heftig, denn es sind nur noch drei Stränge davon auf dem Haken. Erst als Galrin mit diesem Traum von Wolle zu ihr zurück kommt, atmet sie erleichtert auf. Bevor Galrin sie in den Seesack zu den anderen Sachen stopft muss sie ihm die kurz aus den Händen nehmen und verliebt an ihren Kopf drücken. Uuma seufzt. „Die seien schön und weich!“ ruft sie aus und kann sich nur schwer von ihr trennen, als Galrin sie ihr wieder schmunzelnd aus den Händen nimmt, um sie in den Seesack zu stopfen.

Sie wollen gerade weiter ziehen, da sieht Uuma ein kleines Knäuel roter Seide, die irgendetwas in ihrem Innern in Gang bringt und mit einer ernsten Miene bittet sie Galrin noch um das rote Garn, bevor sie weiterziehen. Doch sie kommen nicht sehr weit, denn da erblickt Uuma einen der schönen weißen Vögel, die in ihrem Dunkelwald in Freiheit herumfliegen, aber trotdem sehr selten sind und als heilige Boten des großen Geistes angesehen werden, dass  kein Jäger sie jemals schießen oder fangen würde. Uuma springt von dem Esel, auch wenn kurz ein Schmerz oben durch ihr Bein fährt. Kaum steht sie vor dem Händler da legt sie auch schon in ihrer sonst wirklich melodischen Heimatsprache los, ohne sich dessen bewusst zu werden, obwohl der Händler sie verständnislos anstarrt. „Wie könnt ihr Händler diese heiligen Vögel hier an eine Kette legen und auch noch verkaufen wollen!“ Sie stößt den Mann vor die Brust und hätte sie ein Messer gehabt, sie hätte es ihm an die Kehle gedrückt. Uuma versucht vergeblich den Verschluss der Kette zu öffnen, der das prächtige große Tier gefangen hält und will gerade wieder zu dem Händler herumfahren, damit er den Vogel los macht, da steht Galrin vor ihr und schließt sie in seine Arme, dass sie sich nicht mehr rühren kann, doch sie streckt hren Kopf zur Seite, dass sie an Galrin vorbei gucken kann und sieht den starken Schmied, der den Händler beruhigt und ihm was in die Hand drückt. Uuma will auffahren, denn mit diesen Vögeln Gold zu scheffeln bringt sie zum Kochen, doch Galrin hindert sie entschlossen, wenn auch liebevoll und geduldig daran, weiter auf den Händler los zu gehen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 16. Jan. 2006, 23:32 Uhr
"Tränen der Nacht...", murmelt Galrin nachdenklich, nachdem Uuma ihm von diesem Hackse und der Gier des Mannes nach den wertvollen Steinen, welche sie dabei hatte, berichtet hat. Daß Uuma nach dieser Erzählung ihr Gesicht schmerzvoll verzogen und anschließend kein Wort mehr darüber verloren hat, ist ihm ebensowenig entgangen, wie der Ausdruck des Schreckens auf ihren Zügen. Doch um sich darüber zu unterhalten, wird auch später noch genug Zeit sein.

Der Anflug des Windschiffes auf die Handelsstadt Ildala ist von nur wenigen Menschen unbemerkt geblieben. Wohl haben viele Einwohner der Stadt schon von dem fliegenden Ungetüm aus Talyra gehört, und so manch einer hat es auch schon beim Inarifest oder bei seinen Fahrten über den Ildorel gesehen. Aber trotzdem ist die Ankunft der "Windkind" in der großen Handelsstadt am Südufer des Ildorel ein Ereignis, das dem Besuch eines hochgestellten Fürsten zumindest nahe kommt. Eine johlende Gruppe von Kindern hat sich an dem Ankerplatz eingefunden. Und die Matrosen, die als Wache zurückbleiben, müssen sich förmlich zerreißen, um den vielen fragenden Mündern, leuchtenden Augen und zappeligen Fingern Herr zu werden. Einen Jungen muß Halfdan sogar, wie eine reife Frucht vom Baum, vom Ankertau herunter schütteln, an dem der Bengel schon gut drei Schritt in die Höhe geklettert ist. Mit einem bedauernden Lächeln und einem mitfühlenden Achselzucken läßt Galrin den armen Halfdan und den Rest der Schiffswache zurück, deren flehentlicher Gesichtsausdruck nach kurzem einem schicksalsergebenem Blick weicht.
Auf dem großen Platz im Süden der Stadt, der wohl soetwas wie eine Karawanserei darstellt, leiht man sich gegen ein fürstliches Pfand von drei Goldstücken und ein Mietentgelt von wenigen Kupferlingen zwei Esel und einen Karren. Das eine der beiden Grautiere findet seinen Platz vor dem zweirädrigen Gefährt, das dazu bestimmt ist, die eingekauften Vorräte und Waren zur "Windkind" zurück zu transportieren. Das andere Langohr erhält die ehrenvolle Aufgabe, Uuma und Asa in die Stadt zu tragen. Letzteres finden die beiden Damen offensichtlich so vergnüglich, daß sie fast unentwegt kichern, sich gar nicht genug über die fremde Stadt austauschen können, und allgemein großen Spaß an dem Aufenthalt in Ildala zu haben scheinen.

Ein Normander Sprichwort sagt: "Wenn eine Frau mit Dir einkaufen gehen will, so lasse sie selbst los, aber Deinen Beutel halte fest!" Doch wer will sich angesichts eines Warenangebotes, wie es auf dem Markt von Ildala herrscht, solcher Worte Weisheit noch erinnern? So kauft man gemeinsam vor allem neue Kleidung für Uuma. Eine lederne Hose und ein wollener Kapuzenumhang aus Laiginer Wolle, der mit Hasenfell gefüttert ist, finden ebenso ihren Weg in Galrins Seesack, wie warme Stiefel aus Ziegen- und Rindsleder. Der Normander muß seine Überredungskünste gleich zweimal in die Waagschale werfen. Zum Einen, um den Kleidungshändler davon zu überzeugen, daß er nur eine Hose und nicht den ganzen Stand kaufen will, und zum Anderen, um Uuma von dem Gedanken abzubringen, sich sofort jetzt und hier in den Wollumhang zu kleiden. Es ist relativ warm am Südufer des Ildorel, und der Schiffsbauer weiß nur zu gut, wie leicht man krank wird, wenn man im Winter schwitzt und sich anschließend der Kälte aussetzt.

Bei all der Einkauferei hat es Galrin nie unterlassen, nach möglichen Schergen des Düsteren von der "Wellentänzerin" Ausschau zu halten. Wenn er selbst damit beschäftigt gewesen war, Vorräte für die "Windkind" oder Kleidung für Uuma zu kaufen, hatte Beinar oder einer der anderen beiden Begleiter beide Augen offen gehalten, um einer möglichen Gefahr schnell entgegen wirken zu können. Doch niemand ist auf das vorbereitet, was nun geschieht.
Gerade hat der Kapitän rotes Seidengarn für die Jägerin erstanden, da springt diese plötzlich, gewandt wie eine Katze, von dem Esel ab, und läuft rasch auf einen Händler zu, der offenbar verschiedene Vögel aus aller Herren Länder verkauft. Dort angekommen, beginnt sie damit, den Händler in ihrer Heimatsprache wild anzufahren. Diese Sprache versteht zwar auch Galrin nicht, doch Uumas Blick und ihr Tonfall sprechen Bände. Der Stein des Anstoßes ist ein wunderschöner weißer Papagei, der mit hängendem Kopf und einer dünnen Kette am Bein auf einer Stange sitzt. Ob des plötzlichen Tumults um seine Person wird das Tier jedoch alsbald munter, und als Uuma verzweifelt versucht, den Verschluß der Kette zu öffnen, stößt der Vogel ein heiseres Krächzen aus, als wolle er sich eine solche Behandlung doch sehr verbitten. Der Händler begreift nicht, was die junge Frau, die ihn so erbost anredet, von ihm will, doch die Münzen, die ihm Beinar in die Hand drückt versteht er sehr wohl. Während Galrin sanft aber bestimmt seine Begleiterin davon abhält, dem Kaufmann die Augen auszukratzen, die Kehle durchzuschneiden oder andere Nettigkeiten mit ihm anzustellen, wird der Papagei von seiner Stange losgemacht. Zwar ist die Kette noch an seinem Bein, doch als der Schmied dem Tier die Hand entgegen streckt, läßt es sich darauf nieder und klettert, unter Zuhilfenahme von Schnabel und Krallen, auf Beinars Schulter.  

Nachdem Beinar den Vogel an Uuma übergeben hat, macht es sich dieser, in gleicher Weise wie zuvor bei dem Schmied, auf der Schulter der Jägerin gemütlich. Indes schickt Galrin die beiden Knechte mit dem Eselskarren, der Wolle, den Kleidungsstücken und den Vorräten, zur "Windkind" zurück. Mit auf den Weg gibt er ihnen zusätzlich noch die Anweisung, der ersten Wache vier Stunden Landurlaub zuzubilligen. Nach Ablauf dieser vier Stunden sei dann die zweite Wache dran, und nachdem auch die dritte Wache ihre vier Stunden in Ildala verbracht hätte, werde man sich bei der "Windkind" treffen, um wieder nach Hause zu segeln.
Frohgemut ziehen die beiden Knechte mit dem Eselskarren davon, um ihren Kameraden diese Botschaft zu überbringen. Inzwischen blickt sich der Schiffbauer nach einem Gasthaus um, das er auch rasch an der Nordostecke des Marktplatzes erspäht. Das prachtvolle Haus trägt den Namen "Zum Fernrohr", und scheint die erste Wahl am Orte zu sein. Diese Vermutung bewahrheitet sich im Inneren des "Fernrohrs" nur zu gut. Bis auf den letzten Platz ist die geräumige Gaststube gefüllt, wie der glatzköpfige Wirt zu seinem Bedauern berichtet.

>>Aber, aber, Herr Wirt.<<, meldet sich da eine Stimme hinter den beiden Frauen und den beiden Männern, >>Der Stammtisch ist doch sicher noch frei für diese edlen Herrschaften.<<
Als Uuma, Asa, Beinar und Galrin sich umdrehen, steht hinter ihnen ein schlanker, dunkelhäutiger Mann in feinem Seemannstuch, der sie mit weiß blitzenden Zähnen freundlich anlächelt. Der Wirt katzbuckelt vor dem Fremden und beeilt sich, zu versichern, an dem Stammtisch seien die Gäste natürlich willkommen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 17. Jan. 2006, 10:54 Uhr
Galrin zieht Uuma von dem Vogelhändler fort und nur langsam beruhigt sie sich wieder in seinen Armen. Er ist zwar nicht böse mit ihr, aber sie hat das Gefühl, dass er noch mit ihr über den Vorfall reden will, wenn auch  nicht gleich, denn er schickt die beiden Nordmänner mit den Vorräten und seinen Anordnungen zur Windkind zurück, nachdem er sie wieder zu Asa auf den Esel gesetzt hat. Uuma fühlt sich mit einem Mal müde und auch unverstanden, denn sie hatte die verwunderten und auch empörten Blicke der Leute um den Stand mit den Vögeln gesehen, aber sie ist überzeugt davon, dass es richtig war, was sie getan hat. Während Uuma den Zwischenfall noch einmal in sich bewegt, erinnert sie sich an einen Mann, der sie ohne Emotionen beobachtet hatte und erst jetzt fällt Uuma auf, dass er sie irgendwie an Hackse erinnert, wenn er auch ganz anders ausgesehen hat.

Grübelnd sitzt Uuma neben Asa auf dem Esel, als plötzlich Beinar neben sie tritt und den Arm mit dem Vogel zu ihr hinstreckt und ihr das Ende der feinen goldenen Kette in die Hand drückt. Überrascht blickt Uuma auf, und zuerst will sie sich sträuben, den in ihrem Stamm verehrten Vogel an einer Kette zu sich zu nehmen, aber da hopst der gefiederte Bursche auch schon auf ihren Arm, den sie durch die Bewegung des Tieres spontan vorstreckt.
Der schwere Vogel beäugt  sie und reibt seinen Kopf an ihrem aufgekrempelten Hemdsärmel, um kurz darauf bis zu ihr auf die Schulter zu klettern und das mit lauter leise geflöteten Pfeiftönen, die so zärtlich klingen, dass Uuma kichern muss. Vergessen ist die ganze Aufregung  mit dem Vogelhändler und auch der Gedanke an den schwarzhaarigen Mann. Uuma betrachtet lächelnd Asas verzücktes Gesicht, als das Mädchen das Gefieder des prächtigen Tieres krault und sanft streichelt,  während Galrin mit ihnen zielstrebig auf ein Gasthaus zusteuert.

Uuma freut sich auf ein Essen und blickt Galrin glücklich und auch dankbar an, als er sie vom Esel hebt und sie die letzten Schritte die breiten Stufen zum Eingang hinaufgehen, denn sie ist mittlerweile wieder richtig hungrig. Asa hat sich bei ihrem Vater eingehakt und als sie die große zweiflügelige Tür erreicht haben, erstarrt Uuma für einen Moment, denn in der mit Schnitzereien reich verzierten Türe ist auch diese Rose geschnitzt, die ihr der Magier auf der Schatulle gezeigt hat, wenn sie auch unauffällig in der linken oberen Ecke der linken Türhälfte steckt. Würde Beinar mit Asa nicht hinter ihr stehen und Galrin sie nicht mit einem Arm um ihre Schulter,  ins Innere des großen Schankraumes führen, sie wäre auf der Stelle umgekehrt. Uuma will schon erleichtert aufatmen, als der Wirt ihnen erkärt, dass kein Tisch mehr frei sei, da ergreift ein Fremder hinter ihnen für sie Partei. Uuma blickt sich um und erstarrt erneut, als sie in dem Sprecher den Schwarzhaarigen erkennt, der sie auch beim Vogelhändler beobachtet hat. Nein! schießt es ihr durch den Kopf und eisigkalt durch die Glieder. Das seien Helfer von Magier! Uuma spürt es mit jeder Faser ihres Körpers, wenn sie auch nicht sagen kann warum, und sie möchte nur noch weg, aber Galrin scheint froh zu sein, dass sie noch einen Tisch bekommen und so steuern sie auf eine Ecke des großen Raumes zu, an dem ein Tisch steht, der sich von den anderen Tischen in Form und Material deutlich abhebt und den der Wirt ihnen mit wiederholter Verbeugung zuweist. >>Aye! Aye!<< ertönt es plötzlich neben Uumas Ohr und der Vogel nickt heftig und irgendwie lustig mit seinem Kopf, dass Beinar momentan in schallendes Gelächter ausbricht. Auch Galrin lacht über den Ausruf und Uuma kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, so lustig hat das geklungen. >>“Euer Vogel macht der Herrschaft aus dem Norden alle Ehre!“<< kommt es anerkennend über die Lippen des Wirtes, der gleich darauf einige Gerichte aufzählt, die er empfiehlt und Uuma wählt eine Fischsuppe. Nachdem alle ihre Wünsche geäußert haben, strecken sie erstmal alle gemütlich die Füße unter dem Tisch aus.

Die Getränke werden gebracht, die Speisen aufgetischt und während sie hungrig zugreifen und sich die Köstlichkeiten schmecken lassen, kann Uuma trotz mehrmaligen Umherblickens in der mit den verschidensten Menschenrassen und Spitzohren gefüllten großen Wirtsstube, den Schwarzhaarigen nirgends entdecken. Als der Nachtisch in Form eines süßen Früchtesalates gereicht wird, klettert der weiße Vogel, der bisher ganz brav auf ihrer Schulter gesessen hatte, langsam ihren Arm hinunter und bleibt auf ihrem Unterarm sitzen und schielt mit einem Auge auf die Fruchtstückchen in ihrer Schüssel. Wie auf Kommando halten sie alle abrupt im Essen inne und beobachten amüsiert das Tun des Vogels, da ertönt plötzlich ein: >>“KaDuDu da!  -  KaDuDu da!“<< Beinar ist der erste, der wieder loslacht, dass Asa verwundert den Kopf schüttelt und meint, dass sie ihren Vater noch nie so hat lachen hören und dem Bettler dann ein Fruchtstück aus ihrer Schüssel angelt und  auf den Tisch legt, der gleich mit seiner Kralle zugrabscht und das Stück genüsslich verspeist. Uuma schüttelt verwundert den Kopf. „Vogel heißen  'KaDuDu'!“ >>“Aye!“<< krächzt er wieder und kurz danach kann Uuma sich vor Lachen nicht mehr halten und auch Beinar und Asa laufen schon die Tränen über die Wangen und Galrin schüttelt amüsiert den Kopf. Auch als Beinar und Asa ihn 'KaDuDu' rufen, ertönt jedesmal das „Aye!“ Es ist zu köstlich, und auch der Wirt probiert es mit dem Namen und erntet die gleiche Antwort, als er ihnen auf einem kleinen Tablett in kleinen Gläsern ein schwarzes Getränk, das er Cofea nennt, zur Abrundung des Mahls serviert, zu dem er Rahm und Zucker dazustellt. Erst ist Uuma misstrauisch, denn schwarz schmeckt das Gebräu bitter, aber nachdem es sich durch den Rahm hellbraun gefärbt hat und sie ordentlich Zucker hineingelöffelt hat, versucht sie es wieder und der veränderte Geschmack überrascht sie dann doch.

Kaum haben sie das Getränk zu sich genommen, kommt der Wirt zurück und überreicht Asa eine gelbe Lilie und Uuma eine Schatulle aus schwärzestem Holz, auf deren Deckel eine Rose geschnitzt ist, deren Rillen mit roter Farbe oder Wachs gefüllt sind, und mit Silberplättchen an den Ecken, als kleine Aufmerksamkeit des Hauses, wie er mit einem Lächeln bemerkt, wobei er eine leichte Unsicherheit nicht ganz verbergen kann. Uuma wird kreidebleich und starrt den Wirt an, der sich mit einer Verbeugung wieder zurückzieht. Uuma blickt dem Wirt jedoch entgeistert nach und sieht dabei den Schwarzhaarigen mit einem Lächeln und einem leichten Neigen seines Kopfes in ihre Richtung, das Gasthaus verlassen. Uuma starrt wieder auf die Schatulle vor ihr und eine bisher unbeantwortete Frage findet hier in Ildala, in diesem fremden Gasthaus, in diesem Moment eine Antwort. Zwei Hände voll mit Perlen seien genug, für machen voll das Ding... Träge, wie ein Mühlstein geht Uuma die Erkenntis durch den Kopf, dann nimmt sie die Schatulle und klemmt sie sich, ohne mit der Wimper auch nur zu zucken unter den Arm, während sie sich alle erheben, um zur Windkind zurück zu kehren. Uuma sieht nur am Rande Asas Erröten, als sie an der wunderschönen Blüte riecht. Uuma weiß, dass sie keine Zeit vertrödeln darf und bald mit Galrin zum Dunkelwald aufbrechen muss, damit der Magier seine Perlen bekommt. Ein sanft forschender Blick huscht zu Galrin, der sie aufmerksam anblickt und in Uuma wächst die Sorge, dass er von ihr wissen will, was sie vor ihm verbirgt.  


 

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 17. Jan. 2006, 15:43 Uhr
Der Mittag vergeht für die vier Luftfahrer von der "Windkind", wie man es sich kaum hätte schöner wünschen können.
Das äußerst schmackhafte Essen im "Fernrohr", das offenbar der Hauptgrund für die Berühmtheit des Gasthofes ist, wird so reichhaltig aufgetischt, daß selbst Galrin und Beinar keine Angst haben müssen, hungrig vom Tisch aufzustehen. Uuma wählt eine Fischsuppe, Asa hat sich für eine Sternguckerpastete entschieden. Der Kapitän läßt sich ein gebratenes Hühnchen schmecken, und Asas Vater hält sich an einem saftigen Wildschweinbraten schadlos. Man plaudert über dies und jenes, und amüsiert sich während des Essens über das drollige Verhalten von "KaDuDu". Der Vogel, der inzwischen bei Uuma auf der Schulter sitzt, hat die Herzen der Vier im Sturm erobert. Es ist so gut wie unmöglich, sich dem Charme dieses gefiederten Spaßmachers lange zu entziehen. Das scheint der Papagei auch recht gut zu wissen, denn als er um ein Stückchen Obst aus dem Fruchtsalat bettelt, wird diesem Wunsch durch Asa rasch entsprochen. Außerdem entpuppt sich der Vogel als außerordentlich gelehriges Tier. Er vermag seinen eigenen Namen auszusprechen, sowie die Bestätigung "Aye", die ja für gewöhnlich aus Seefahrerkreisen bekannt ist.
In der Gastwirtschaft "Zum Fernrohr" macht Uuma überdies ihre erste Erfahrung mit dem derzeitigen Modegetränk der Herzlande: Cofea aus Azurien. Ebenso wie Galrin findet sie es ohne Rahm und Zucker ungenießbar, doch mit diesen beiden Zusätzen ist das Zeug recht schmackhaft. (Auch wenn Galrin wohl nie eine solche Sucht danach entwickeln würde, wie Niniane oder die Frau des Sturmlords.)

Während sich Beinar die Lachtränen aus den Augen wischt, die ob der bühnenreifen Vorstellung des Papageien reichlich geflossen sind, verleiht der Schmied seiner Vermutung über die Herkunft des Vogels Ausdruck: >>Ich würde mich nicht wundern, wenn KaDuDu einem Seemann gehört hat. Wer sollte ihm sonst den Namen und das 'Aye' beigebracht haben?<<
Der Schiffbauer blickt zunächst den Papagei und danach Uuma lächelnd an, bevor er nickt: "Ja, das ist durchaus möglich. Aber, Liebste, was mich dann doch interessiert... was hast Du dem Händler dort draußen eigentlich alles an den Kopf geworfen? Ich habe kein Wort verstanden, und bin mir sicher, ihm ging es ebenso. Es klang jedenfalls nicht eben freundlich."

Der Antwort wird Uuma, die KaDuDu soeben ein Stückchen Apfel aus ihrer Schüssel gereicht hat, für's Erste enthoben, als der Wirt an den Tisch tritt, und Asa eine handtellergroße, gelbe Lilie überreicht. Diese errötet leicht und bedankt sich bei dem freundlichen Mann, woraufhin dieser sich Uuma zuwendet und ihr mit den Worten >>Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses.<< ein hölzernes Kästchen in die Hand drückt. Die Schatulle selbst - vermutlich aus Ebenholz oder einem ähnlichen Material - ist schwarz, aber die in den Deckel geschnitzte Rose ist mit einem roten Farbstoff unterlegt, was sie deutlich auf dem dunklen Grund hervorstechen läßt.
Der Mann an Uumas Seite zieht kurz die Augenbrauen hoch. Immerhin ist eine solche Holzarbeit ziemlich wertvoll, und der Gesamtpreis für alle Speisen und Getränke, die die vier zu sich genommen haben, würde vermutlich nicht einmal ganz den Wert des Kästchens decken. Doch der Wirt hebt nur abwehrend die Hände, als Galrin etwas erwidern will: >>Empfehlt mein bescheidenes Gasthaus einfach weiter, Ihr guten Leute.<<
"Das werden wir sicher tun, danke.", erwidert Galrin freundlich, bevor er die genossenen Speisen bezahlt, ein oppulentes Trinkgeld dazu legt und sich schließlich mit seinen drei Begleitern anschickt, das Gasthaus wieder zu verlassen.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 17. Jan. 2006, 17:42 Uhr
Uuma ist still, sehr still. Sie will auch Galrins Frage, was sie dem Vogelhändler an den Kopf geworfen hat, nicht beantworten, nicht jetzt auf dem Weg zurück zur Windkind. Es ist kein böser Wille, sie ist nur von der Tatsache, dass der Magier sie in dieser großen fremden Stadt mit dem Holzkästchen beglückt hat, so sehr beschäftigt, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf nichts anderes lenken kann, als auf die Planung, wie sie das mit den Perlen hinkriegt. Sie weiß nicht, wo Naggothyr liegt und bevor sie das nicht weiß, will sie auch nicht zum Dunkelwald fliegen. Sie traut sich nicht, Galrin einfach danach zu fragen, denn sie fürchtet, dass sie wieder diese schrecklichen Schmerzen bekommt, die ihr ein weiteres Mal das Bewusstsein rauben könnten.
Auch auf das freundliche Hin und Her mit dem Gastwirt konnte Uuma nicht eingehen, kommt es ihr doch mehr als verlogen vor von dem Wirt, der genau wusste, was er ihr da von dem Schwarzhaarigen überbrachte, wenn der Magier schon seit Jahren durch seine Helfer nach den Perlen suchte, wie Hackse ihr das erzählt hatte. Das seien wirklich Bande, die seien überall in Städte an Ildorel! denkt Uuma fast verzweifelt über die Macht, die der Magier besitzt und sie fragt sich, ob sie auch in Talyra irgendwo so ein Haus haben, mit einer geschnitzen Rose, und schon bricht in ihr die Jägerin durch, die sich in Gedanken schon heimlich auf den Weg macht, um jedes Haus in Talyra danach abzusuchen.

Der weiße große Vogel scheint Uumas Grübelei zu spüren, denn er überrascht sie, auf dem Weg  zurück durch die Stadt, mit keinen weiteren Ausrufen mehr und steckt sogar manches Mal den Kopf in sein Gefieder und genießt die Schaukelei auf ihrer Schulter. Das Getrippel des Esels ist auf dem Heimweg so schnell, dass die beiden Nordmänner, die sich auf dem Rückweg über Arbeiten an der Windkind unterhalten, kräftig ausschreiten müssen, um nicht von den beiden Frauen abgehängt zu werden, was Uuma insgeheim amüsiert. Als es offensichtlich wurde, dass der Esel seinem Heim auf dem großen Platz zustrebt, hat Galrin ihr die Zügel gegeben, die sie aber dem Grauen nur  über den Hals gelegt hat und so trägt er sie zielstrebig nach Süden, wo ihn offensichtlich sein Futtersack und frisches Wasser erwarten. Asa schweigt ebenfalls, nur die besorgten Blicke des älteren Schmiedes, die er ihr hin und wieder zuwirft, lenken Uuma von ihrer Grübelei etwas ab. Der riesige Nordmann ist trotz seines extrem kräftigen Aussehens ein sehr einfühlsamer Geselle und Uuma hat manchmal das Gefühl, dass er mehr von ihrem stillen Kummer mitbekommt, als Galrin, der sich um so viele Dinge kümmern muss, besonders um die Sicherheit seines Schiffes und seiner Mannschaft und sie vermutet auch, dass er oft an das andere Schiff denkt, das jetzt mit der Hälfte seiner Männer unterwegs nach Talyra ist. So erreichen sie den großen Platz, wo die Windkind über ihren Köpfen auf sie wartet.  

Beinar übernimmt die Rückgabe des Esels und als Galrin sie in den Aufzugskorb heben will schmiegt sie sich an ihn und schlingt ihre Arme um seinen Hals, diese düstere Holzschatulle dabei in einer Hand fest im Griff, die sie irgendwo gut verstauen muss, damit sie ihr nicht verloren geht.  „Uuma sprechen mit Galrin, wenn Uuma fühlen besser, ja?“ Sie streicht Galrin eine verwegene Locke aus dem Gesicht und blickt ihn fragend an. „In Schiff oben auch seien Kübel, wo Uuma können baden?“  Der Gedanke an ein warmes Bad nach den Tagen auf dem Schiff ist mehr als nur Luxus, den sie sich dringend gönnen möchte. Sie blickt kurz über die Dächer der Stadt, hinter denen der große See liegt, aber wenn ein Teil der Mannschaft Ausgang hatte, würde Galrin sicher nicht mit ihr zu einem Strand fliegen, damit sie in die Fluten springen kann.

Plötzlich wird der weiße Vogel auf ihrer Schulter munter, dreht den Kopf hoch zur Windkind, schüttelt sich, schielt wieder mit einem Auge nach oben und beginnt wieder, den Kopf so lustig hoch und runter zu bewegen. >>"EnTäern! EnTäern!"<< Uuma kichert an Galrins Hals los und mit einem schnellen Griff schnappt sie nach dem Schnabel des Schreihalses und hält ihn zu. "Nix entern!" meint sie belustigt, wie sie das 'nicht' mal bei einem Mädchen in Talyra auf dem Markt gehört hat und macht einen Schritt zurück, damit Galrin in den Aufzug steigen kann. Asa blickt sich verlegen um, ob einer der Leute, die zuschauen, wie der Aufzugskorb runter gelassen wurde und auch sehen wollen, wie er wieder nach oben verschwindet, das Geschrei des Vogels verstanden hat.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 17. Jan. 2006, 22:48 Uhr
>>Uuma sprechen mit Galrin, wenn Uuma fühlen besser, ja?<<, wendet sich die Jägerin an Galrin, als sie und ihre Begleiter den Platz wieder erreicht haben, an dem die "Windkind" vor Anker liegt. Die seltsame kleine Schatulle, die sie von dem Wirt in der Stadt bekommen hat, umklammern ihre Finger, als hätte sie keine größere Sorge, als daß sie ihr abhanden käme.

Der Angesprochene nickt. Er hat durchaus bemerkt, daß Uuma nicht mit Freude, sondern eher mit Erstaunen, wenn nicht gar Schrecken, auf diese Gabe reagiert hat. Es liegt jedoch nicht in Galrins Natur, vor allen Leuten nachzubohren, was denn an diesem Holzkästchen so Geheimnisvolles oder Unheimliches dran sei. Seiner Meinung nach ist es durchaus vertretbar, abzuwarten und solche Dinge unter vier Augen zu besprechen.
Die Gelegenheit zu einem solchen Gespräch findet sich recht rasch. Uumas Frage, ob es an Bord der "Windkind" eine Waschgelegenheit gäbe, kann der Schiffbauer guten Gewissens bejahen. Eine längere Schiffsreise zu unternehmen, ohne die Möglichkeit zu haben, zu baden und sich ausgiebig zu reinigen, war Galrin seit jeher ein Greuel. Die Drakkare und Knarre aus Normand sind alles andere als luxuriös, und für so etwas wie einen Waschzuber gibt es an Bord der Drachenschiffe keinen Platz. Die "Windkind" jedoch besitzt eine solche Einrichtung.

Das laute "Entäern! Entäern!" von KaDuDu sorgt abermals für lachende Gesichter bei den Luftfahrern. Doch nachdem der Vogel von diesem geradezu piratenhaften Ausspruch so schnell nicht ablassen will, hält Uuma ihrem Schützling rasch den Schnabel zu. Während die vier Menschen mitsamt dem Papagei den Aufzug betreten und zu dem fliegenden Riesen empor gezogen werden, blickt Galrin noch einmal auf Ildala und das Umland hinab. Ein paar Stunden würde man hier noch ausharren, während die zweite und die dritte Wache ihren Landurlaub genießen könnten. Dann jedoch gälte es, nach Talyra zurückzusegeln, und wer wüßte wohl, wann man das nächste Mal an diesen Gestaden landen würde.

Nachdem der Aufzugkorb oben angekommen ist, führt Galrin Uuma in den hintersten Raum im Unterdeck. Dort steht, hinter ein paar blickdichten Vorhängen verborgen, der Waschzuber und der Badeofen. Der Zuber selbst ist eine kleinere Variante seines großen Bruders im Langhaus auf der Werft. Auch der Badeofen, den Galrin nun mit Fichtenscheiten beschickt, um das Badewasser zu erwärmen, ist eine kleinere Ausgabe als die zuhause. Während das Wasser in dem großen Kessel langsam zu singen beginnt, während es sich erhitzt, weist Galrin mit der Rechten auf zwei kleine Truhen, die hinter dem Zuber an der Bordwand des Windschiffes stehen: "Hier, Liebste, findest Du sowohl Badeessenzen, als auch Wasch- und Handtücher, mit denen Du Dich später abtrocknen kannst. Das Wasser wird rasch warm sein, denke ich."

Eine kleine Weile vergeht, bis Galrin der Ansicht ist, daß die Temperatur des Badewassers ausreichend ist. Nachdem der Zuber gefüllt ist, sieht der Normander die Jägerin fragend an: "Würde es Dir etwas ausmachen, wenn ich mit Dir bade? Die Wanne ist groß genug für zwei."
Uuma verneint diese Frage mit einem Lächeln, und so plantschen wenig später die beiden Verliebten gemeinsam in dem warmen und nach ätherischen Ölen riechenden Wasser. Der Nordmann legt die Arme um seine Liebste und drückt sie sanft an sich, während sie sich an ihn schmiegt und das gemeinsame Bad ganz offensichtlich sehr genießt.

"Du, Uuma...", sagt der Schiffbauer leise, "... ich wollte Dich vorhin nicht fragen, solange die Anderen dabei waren. Aber als der Wirt Dir dieses Kästchen geschenkt hat, hast Du überhaupt nicht ausgesehen, als würdest Du Dich darüber freuen. Vielmehr kam es mir vor, als ob Du Angst davor gehabt hättest. Willst Du mir sagen, warum?"

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 18. Jan. 2006, 11:14 Uhr
Als Galrin Uuma ganz nach hinten in den Schiffsbauch führt und sie bei einem großen Zuber ankommen, strahlt Uuma geradzu. Endlich! denkt sie und beobachtet Galrin, wie er sich darum kümmert, dasst bald herrlich warmes Wasser in dem Zuber ist und nicht nur ihr Laune zum Baden  macht. >>"Würde es Dir etwas ausmachen, wenn ich mit Dir bade? Die Wanne ist groß genug für zwei."<< Uumas Blick huscht kurz über Galrins Gesicht, aber er scheint wirklich nur Lust auf das warme Wasser zu haben und sie schüttelt schmunzelnd den Kopf, dass es ihr nichts ausmacht, ganz das Gegenteil. Doch bevor sie Asas Sachen ablegt und ihr Hemd von Hackse, das sie jetzt schlichtweg als ihr Eigentum betrachtet, schnuppert sie noch an den Ölen in der Truhe herum und entscheidet sich für das Thymianöl, von dem sie etwas in den Zuber tropft, denn es riecht sehr stark.

Galrin entkleidet sich und schwelgt bald in dem warmen Nass, doch Uuma muss erstmal ihre Schatulle sicher ablegen, dann holt sie noch zwei große Tücher und sucht einen Platz für den Vogel, der um sich herum alles genau beäugt, seit sie die Windkind betreten haben und sich schließlich willig auf den einen höheren Badezuberrand setzten lässt. „Da bleiben KaDuDu!  Verstanden?!“ Einige Male erklingt sein „Aye“, während er von einer Seite zur anderen trippelt und das Wasser beäugt und den darin genießerisch sich räkelnden Nordmann, dann steigt Uuma zu Galrin in den Zuber. Sofort lässt sie sich bis zur Nasenspitze unter Wasser gleiten und die Berührung mit Galrins Körper jagd ihr unzählige große und kleine Schauer durch den Körper. Uuma empfindet keine Hemmung vor Galrin. Nach einigen wohligen Drehungen in dem richtig warmen Wasser lehnt sie sich so an den großen Nordmann, dass sie ihren Kopf auf seine Schulter legen, und dabei entspannt die Augen schließen kann, denn sie will ihn lieber nicht verführen, wenn es ihr auch sehr schwer fällt, ihre Hände bei sich zu behalten. Als Galrin seinen Arm um sie schlingt kribbelt es zwar heftig in ihr, aber sie beherrscht sich und gibt sich lieber der wohligen Wärme des Wassers hin, dass sie bald angenehm vor sich hin dösen lässt. Sie wäre tatsächlich schon fast eingeschlafen, als sie Galrins leise Stimme hört.

>>"Du, Uuma...,  .. ich wollte Dich vorhin nicht fragen, solange die Anderen dabei waren. Aber als der Wirt Dir dieses Kästchen geschenkt hat, hast Du überhaupt nicht ausgesehen, als würdest Du Dich darüber freuen. Vielmehr kam es mir vor, als ob Du Angst davor gehabt hättest. Willst Du mir sagen, warum?"<< Uuma hält kurz den Atem an, dann seufzt sie. Sollte sie versuchen, Galrin das einfach zu sagen, auch auf die Gefahr hin, dass wieder der Schmerz kommt? Uuma ist hin und her gerissen und braucht eine ganze Weile, bis sie sich entschieden hat. Zögerlich setz sie sich neben Galrin, denn der Zuber ist breit genug dazu und schöpft ein paarmal Wasser in ihr Gesicht, um sich zu erfrischen, dann streicht sie sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Uuma gerne wollen sagen Galrin das, aber Uuma nicht wissen,  Uuma können sagen das,“ spricht sie mit einer steilen Falte zwischen ihren hochgezogenen Augenbrauen, während ihre Aufmerksamkeit schon ängstlich zu ihrem Kopf wandert, ob sich bei den Worten nicht schon wieder ein feiner Schmerz in ihren Schläfen meldet. Unruhig gleiten ihre Hände über Galrins Brust, rauf und runter, während ihr die Drohung des Magiers wieder und wieder durch den Kopf geistert: >>....und bewahre Stillschweigen über die Sache, wenn du nicht unnötige Qualen erleiden willst! Mein Täubchen!"<< . Endlich atmet sie tief durch und entschließt sich, ihm einfach von dem Auftrag des Magiers zu erzählen. „Kleiner Kasten aus Holz seien von“ Magier will sie sagen, da passiert es. Bei den ersten Worten hat sie schon angefangen innerlich zu zittern, dann kommt unbarmherzig der plötzliche Schmerz und der schwarze Nebel, der sie wieder in die schwarze Leere fallen lässt, bevor sie auch nur ein bischen über  die Sache verraten kann.  

Es ist Galrins Hand, die über ihren Kopf streicht, über ihre Schläfen, über ihre Stirn, und sie damit wieder aus der Bewusstlosigkeit holt, auch wenn sie noch gar nicht wieder zurück will, weil sie sich schrecklich fühlt, doch Galrin fährt mit seinen starken Daumen weiter über ihre Augenbrauen, ihr Kinn und weiter die Kieferknochen hoch zu ihren Ohren, bis er sie ganz zurückgeholt hat und sie mühsam die Augen öffnet und in das besorgte Gesicht Galrins blickt. „Nicht mehr fragen Uuma..“ flüstert sie kaum hörbar und  sieht die widersprüchlichen Gefühle in den Augen des Nordmannes, der sie nur mustert, aber weder zustimmend, noch verneinend auf ihre Frage antwortet, während seine warmen großen Hände nur noch still ihren Kopf halten, dann zieht er sie an sich und legt sich mit ihr wieder in das noch immer warme Wasser zurück, was Uuma vermuten lässt, dass sie nur kurz weg gewesen ist.

„Galrin noch wollen fliegen in Dunkelwald zu Stamm von Uuma?“ Unsicher kommt ihre bange Frage nach ein paar Atemzügen ganz leise über ihre Lippen, während ihre Hand neben ihrem Kopf auf Galrins Brust sanfte Kreise zieht. „Das nicht seien schlimm“, versucht sie Galrin zu beruhigen, dessen Hände jetzt wohlig über ihren Rücken und ihre Arme streichen.  „Das nicht werden sein immer!“ ergänzt sie ihre Worte und lächelt zuversichtlicher, als sie sich fühlt, während sie ihren Kopf leicht hebt, um wieder in seine großen blauen Augen sehen zu können. „Uuma nicht können sagen mehr. Galrin vertrauen Uuma, ja?“ Ihr Kopf sinkt wieder zurück und ihr Seufzer drückt ihre ganze Hilflosigkeit und Unsicherheit aus. Was Uuma machen, wenn Uuma seien Galrin? fragt sie sich und sie hätte beinahe ihren Kopf geschüttelt, denn sie weiß es nicht.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 18. Jan. 2006, 12:15 Uhr
"Uuma!"
Galrins entsetzter Ausruf, als die Jägerin in seinen Armen mit schmerzverzerrtem Gesicht das Bewußtsein verliert, ist nicht eben laut, aber doch so heftig, daß KaDuDu erschrocken zusammenfährt und wild mit den Flügeln schlägt.
Was habe ich getan?, zuckt es durch Galrins Kopf, Bin ich der Auslöser dafür, daß sie bewußtlos geworden ist? Oder ist es dieses Kästchen? Komm schon, Uuma, komm wieder zu Dir, Liebste. Für den Moment kann der Normander nicht viel mehr tun, als dafür zu sorgen, daß der Kopf der jungen Frau über Wasser bleibt und sie nicht ertrinkt. So streicht er vorsichtig mit seiner Rechten über ihr blasses Gesicht, über ihre kohlschwarzen Haare und ihre Schultern, bis schließlich ein zartes Flattern ihrer Augenlider zeigt, daß sie mühsam wieder ins Leben zurück findet.

Uumas Stimme ist nicht mehr als ein Hauch, als sie ihn bittet: >>Nicht mehr fragen Uuma.<<
Der Nordmann umarmt die Jägerin, legt sich dann wieder mit dem Rücken an den Rand des Zubers und hält Uuma einfach nur fest, während sie sich wieder an ihn schmiegt. Schließlich bricht die Dunkelwalderin das Schweigen >>Galrin noch wollen fliegen in Dunkelwald zu Stamm von Uuma?<<, fragt sie, und Galrin blickt sie erstaunt an, bevor er nickt: "Ja, natürlich. Wenn Du willst, segeln wir dorthin, sobald wir in Talyra waren und den Rest der Mannschaft an Bord genommen haben."
Er ist sich nicht sicher, ob Uuma ihn überhaupt verstanden hat, denn anstatt auf seine halb als Feststellung, halb als Frage formulierte Äußerung einzugehen, versichert sie ihm zunächst, daß das mit der Ohnmacht nicht so schlimm sei, und auch nicht immer so sein werde. Sie seufzt leise, dann lächelt sie ihn zuversichtlich an. Doch der traurige Glanz in ihren Augen verrät Galrin, daß sie nicht so optimistisch ist, wie ihr Lächeln und ihre Worte wirken sollen.
>>Uuma nicht können sagen mehr.<<, bittet sie abermals um sein Verständnis, bevor sie zaghaft fragt: >>Galrin vertrauen Uuma, ja?<<
Der Normander drückt die zarte Frau vorsichtig wieder an sich, küßt sie liebevoll auf die Schläfe und lächelt: "Ja, ich vertraue Dir. Und ich werde Dich nicht mehr nach diesem Kästchen fragen, wenn Du es nicht willst. Aber eins mußt Du mir versprechen. Wenn ich Dir irgendwie helfen kann, und Du mir das auch sagen kannst, dann zögere nicht, mir das mitzuteilen. Versprichst Du mir das? Sozusagen als kleinen Vorschuß auf unser Ehegelöbnis?"

Die munter zwinkernden Augen des Schiffbauers sollen Uuma Mut einflößen. Doch auch Galrin fühlt sich nicht so sicher, wie er gern erscheinen will. Was, wenn für Uuma eine Gefahr besteht, der er nicht begegnen kann? Was, wenn irgendwer ihr etwas antut, und er ihr nicht helfen kann. Nur selten in seinem Leben hat sich Galrin, Sohn von Ragnar Eriksson, so hilflos gefühlt wie in diesem Moment.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 18. Jan. 2006, 21:45 Uhr
Erleichtert atmet Uuma auf. Galrins Worte beruhigen sie und seine kleinen Zärtlichkeiten sind so innig, dass sie sich weiter vertrauensvoll an ihn schmiegt. Er würde sogar gleich mit ihr in den Dunkelwald fliegen, sobald sie wieder in Talyra sind und seine Mannschaft vollständig an Bord ist. Uuma ist glücklich und nickt dankbar zu allem was der kräftige Nordmann unter ihr in dem Zuber sagt, zu dem mit dem Kästchen und zu dem mit dem Helfen, nur etwas versteht sie nicht. >>"... Versprichst Du mir das? Sozusagen als kleinen Vorschuß auf unser Ehegelöbnis?"<< „Vorschuß? Ehegelöbnis?“ Uuma blickt ihn irritiert an, denn sie weiß nicht, was ein Schuß mit der Ehe zu tun hat und das Wort 'gelöbnis' ist ihr fremd. „Was das heißen?“ fragt sie Galrin darum und nachdem er ihr das erklärt hat und sie begreift, was er von ihr verlangt, entspannt sie sich wieder. „Ja Uuma werden sagen, wenn Galrin können helfen Uuma.“ Dabei stubst sie mehr und mehr mit dem Finger auf Galrins Brust und blickt ihn unternehmungslustig an. „Galrin können Uuma zeigen Karten, die Galrin haben für segeln mit Windkind über Land. Uuma wollen sehen alle Orte auf Karte, die überall seien: In Land von Galrin, von Uuma, wo Uuma und Galrin seien jetzt, alle!" Uuma wird kurz unsicher und sieht ihn fragend an. "Galrin haben Karten!?"

Uuma wartet Galrins Antwort gar nicht ab, sondern lächelt plötzlich hinterhältig. „Aber erst Uuma wollen machen....“ Sie grinst immer breiter, blickt ihn spitzbübisch an, während ihre Hände wieder über Galrins Brust gleiten, aber diesesmal nicht ängstlich, ganz das Gegenteil. Galrin blickt sie erst verblüfft an, dann als wollte er sagen, wir wollten doch warten bis...., aber schon grabscht sie zu und Galrins Augen weiten sich erst vollkommen überrumpelt, dann schnappt er nach Luft, aber sie hat ihn schon im Griff und lässt ihn nicht mehr los, bis das Wasser wie auf stürmischer See hin und her schwappt und der Vogel sich schreiend in Sicherheit bringt. >>„Tok tok tok Attackeee! Tok tok tok Atackeee!“<<

Uuma schmiegt sich wieder an Galrin, ihre Hände streichen nur noch sanft über seine Brust, bis Galrins Atem wieder ruhiger wird, dann lächelt sie ihn spitzbübisch an. „Jetzt Uuma können sehen Karten?“

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 18. Jan. 2006, 23:49 Uhr
Nachdem Uuma Galrin versprochen hat, daß sie ihn auf jeden Fall um Hilfe bitten wird, wenn sie seiner Unterstützung bedarf, lehnt er sich wieder behaglich im warmen Wasser zurück und genießt die Berührung ihrer Finger auf seiner Brust.

>>Galrin können Uuma zeigen Karten, die Galrin haben für segeln mit Windkind über Land. Uuma wollen sehen alle Orte auf Karte, die überall seien: In Land von Galrin, von Uuma, wo Uuma und Galrin seien jetzt, alle! Galrin haben Karten!?<<, läßt sich die Frau an seiner Seite vernehmen. Der Normander hebt fragend den Kopf und blickt sie an. Daß Uuma sich für die Geographie der Immerlande interessieren könnte, ist ihm völlig abwegig erschienen. Gerade will er ihr antworten, da zwinkert sie ihm plötzlich zu: >>Aber erst Uuma wollen machen...<<

Das, was diesem kurzen Bruchteil eines Satzes folgt, ist für Galrin so überraschend, so intensiv und so mitreißend, daß er gar nicht dazu kommt, irgendetwas zu erwidern. Vielmehr fühlt er sich davon gerissen, wie von einem Wildbach, und spätestens jetzt würde er jeder Person zustimmen, die Uuma als "kleine Wilde" tituliert hat.
KaDuDu zieht es vor, sich mit raschen Flügelschlägen in Sicherheit zu bringen, und beobachtet die beiden Verliebten von einem sichereren Sitzplatz aus.

Als sich die Wellen im Zuber schließlich beruhigen, blinzelt Uuma ihren Galrin spitzbübisch an und fragt, ob sie nun die Karten zu Gesicht bekäme. Der Normander, der nur mit Mühe seinen Atem wieder unter Kontrolle gebracht hat, ist von dieser Frage so verblüfft, als hätte sie plötzlich Elbisch gesprochen oder die Grunzlaute der Narge nachgeahmt. Doch dann zieht ein breites Grinsen über sein Gesicht.

"Nicht so hastig, meine Liebe. Du hast mich gerade eben überfallen, so ist es jetzt an mir, Dir Ähnliches zu bescheren."

Uuma kann nur einen spitzen, wenn auch sicher nicht erschreckten oder gar unglücklichen Schrei ausstoßen, bevor Galrin sich bei ihr für das soeben Vorgefallene revanchiert.
Nachdem die Beiden wieder aus dem Zuber gestiegen sind, sich innig geküßt, abgetrocknet und anschließend angekleidet haben, gehen die Jägerin und der Schiffbauer Hand in Hand zur Kapitänskajüte, in der an der Wand über dem Kartentisch eine drei mal zwei Schritt große Karte der Immerlande hängt. Zur groben Orientierung ist dieses Dokument hervorragend geeignet, doch was kleinere Flußläufe, Dörfer und Weiler angeht, so werden hierfür die detaillierteren Karten herangezogen, die Galrin im Schrank neben dem Kartentisch aufbewahrt. Diesen Schrank öffnet der Kapitän und legt Uuma die Wunderwerke der Kartographiekunst auf den Tisch.

"Hier, da kannst Du die ganzen Immerlande bereisen, ohne Dich nur einmal aus Deinem Stuhl zu erheben.", lächelt der Schiffbauer, "Und wenn Du irgendetwas genauer wissen willst, dann frag einfach."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 19. Jan. 2006, 02:22 Uhr
Als sich Galrins Gesichtsmuskel  zu einem ähnlichen Grinsen verziehen, wie zuvor bei ihr, als sie ihre Finger nicht bei sich behalten konnte, und sie auch seine Worte begreift, die sich im ersten Moment ganz harmlos in ihren Ohren anhören, ahnt Uuma schreckliches und will schon aus dem Zuber flüchten, doch Galrin zieht sie unnachgiebig in seine Arme zurück, besser gesagt in seinen linken Arm, denn den rechten braucht er für etwas anderes. Uuma quietscht und zappelt, dass die Wasserspritzer nicht nur einmal den weißen Vogel treffen, das hört sie an seinem Geschrei, doch sie weiß kurz darauf, dass sie ab sofort jedes Stück Holz eifersüchtig ansehen wird, über das Galrins Daumen prüfend bei seinen Schnitzereien fährt. Seine großen Hände sind unendlich sensibel und Uuma versteht auf einmal sein Geschick, mit dem er feine Kunstwerke aus einem einfachen Stück Holz erschafft... und immer intensiver werden seine kunstfertigen Berührungen, bis sie sich nur noch ergeben kann.

Als sie schon längst wieder aus dem Wasser sind und Galrin sie noch einmal an sich zieht, übermannt sie beinahe die Müdigkeit, die sie schon in dem warmen Wasser überfallen wollte, doch der Wunsch, diese Stadt des Magiers zu finden treibt sie an. Mit dem weißen Vogel wieder auf der Schulter und der goldenen Kette in der Hand, steigt sie mit Galrin die vielen Stufen zu seiner Kapitänskajüte hoch, die auf der gleichen Ebene liegt, wie der große Aufenthaltsraum, nur ganz hinten. Uuma staunt zuerst über den großen Bereich, der geschickt mit zwei Schränken unterteilt ist. Rechts geht es zwischen den beiden Schränken hindurch zu Galrins Schlafgemach, das aber von einem dicken Vorhang zwischen den beiden Möbelstücken vor neugierigen Blicken geschützt ist. In dem offiziellen Bereich, den man gleich betritt, wenn man durch die Türe kommt, steht in etwa drei Schritt Entfernung gegenüber der Türe ein riesiger Schreibtisch mit einem Lehnstuhl dahinter. Links vom Schreibtisch entdeckt Uuma einen runden Tisch mit vier tiefen gemütlichen Sesseln und sie muss sich beherrschen, sich nicht geich in einen rein zu kuscheln und die Augen zu schließen.

Galrin tritt voran, und gleich an den Kartentisch, der links an der Wand steht, von wo sie gekommen sind, und er zeigt auf eine riesige Karte, die an der Wand angebracht ist. „Oh!“ bringt sie nur überrascht heraus und betrachtet die vielen Linien und Eintragungen, die ihr auf den ersten Blick überhaupt nichts sagen. Uuma müssen das lernen verstehen, denkt sie, während Galrin einen Schrank öffnet und viele kleinere Karten herausholt und auf den langen Tisch legt.

Uuma schiebt die Karten vorsichtig zur Seite, klettert auf den Tisch und zeigt auf das etwas länglichrunde Gebilde etwa in der Mitte der Karte und müht sich ab, die Buchstaben hintereinander zu lesen, wie sie das bei Frederik gelernt hat. „Das da seien I-l-do-r-e-l, Ildorel!?“ fragt sie Galrin stolz lächelnd, während sie auf die Buchstaben zeigt, die mitten in dem Bereich besonders groß geschrieben stehen. Galrin nickt und Uuma sucht weiter. „Das da seien Städte?“ fragt sie neugierig, während sie auf die dunklen Flecken zeigt, die am Rande des Sees zu sehen sind, denn auch neben ihnen sind Buchstaben, die sie sich aber erst zusammenreihen müsste. „Galrin sagen Uuma Namen von  Städte, die seien groß und liegen um See? Da unten das auch seien Städte?“ Sie zeigt ein ganzes Stück weiter unten auf die unterste Linie, die in großen Kurven und kleinen Schlenkern in großem Abstand sehr eigenwillig um den großen See verläuft.  „Was seien da unter Linie, wo nur stehen Buchstaben, aber nicht mehr seien Städte?“

Uuma blickt Galrin fragend an und hofft, dass er ihr das alles erklärt, damit sie den Ort finden kann, der so wichtig für sie ist. Vielleicht Uuma fragen Galrin nach Naggothyr und nichts passieren? denkt sie im Stillen, aber sie fürchtet, dass sie Galrin nur wieder einen Schrecken einjagt, wenn es nicht geht und sie wieder umfällt. Es wäre so einfach, aber sie traut es sich nicht, zumindest nicht in diesem Moment.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Galrin am 19. Jan. 2006, 12:42 Uhr
Der Normander ist über die Wißbegier der Jägerin wirklich erstaunt. Daß sie müde ist, hat er deutlich an ihren Augen gesehen, und nach einem langen Tag in der Stadt ist das auch kein Wunder. Aber trotzdem klettert Uuma, nachdem sie die übrigen Karten beiseite geschoben hat, auf den Kartentisch, und beginnt, die Städte-, Gewässer- und Ländernamen zu entziffern.

>>Galrin sagen Uuma Namen von  Städte, die seien groß und liegen um See? Da unten das auch seien Städte?<<, fragt die zierliche Frau aus dem Dunkelwald, >>Was seien da unter Linie, wo nur stehen Buchstaben, aber nicht mehr seien Städte?<<
Der Schiffbauer kommt kaum dazu, ihr auf die erste Frage zu antworten, so schnell sprudeln die weiteren Fragen aus Uuma heraus. Als sie jedoch innehält, und ihn fragend ansieht, macht sich der Nordmann daran, ihr die Karte zu erklären, die sie vor sich haben.

"Also, mein Lieb', wie Du schon richtig gesagt hast, ist das Blaue da in der Mitte der Ildorel. An seinem Nordwestufer... der rote Punkt da oben... da liegt Talyra. Auf der 'Wellentänzerin' seid Ihr sicher an ein paar Städten vorbei gekommen, denn ich glaube nicht, daß sie sich weit vom Ufer entfernt hat. Das Dorf dort, etwas südlich von Talyra, das ist Brioca. Das hier ist Sûrmera, eine reiche Handelsstadt, die durch ihre Kaufleute zu hohem Ansehen und viel Geld gekommen ist. Weiter östlich liegt Amavirin, an der Mündung des Virinfar. Und wir sind hier... in Ildala, am Nordende des Blutflusses, der nach Süden ins Meer fließt."

Bei den letzten Worten deutet Galrin zunächst auf den roten Punkt, neben dem in derselben Farbe und in fein geschwungenen Buchstaben das Wort "Ildala" verzeichnet ist. Anschließend fährt sein Finger über die blaue Linie, die den Fluß darstellt, bis er schließlich an dessem südlichem Ende angekommen ist.
"Hier, bei Naggothyr, mündet der Blutfluß ins Meer. Zwischen der Bucht des Stolzes, an der Kheyris liegt, und der Perlenbucht. Ist irgendetwas, Liebste?"

Der Gesichtsausdruck der Jägerin hat sich verändert, als Galrin die Städte am Südmeer erwähnt hat, und sie braucht einige Zeit, bis sie Galrins Schweigen bemerkt. Dann jedoch schüttelt sie den Kopf und bedeutet ihm, weiter zu machen. Der Normander hebt eine Augenbraue und blickt seine Gefährtin prüfend an, bevor er dann weiter redet: "Dort oben, nördlich des Ildorel, liegt übrigens der Dunkelwald. Deine Heimat, und unser Reiseziel, wenn wir in Talyra gewesen sind. Freust Du Dich schon auf die Fahrt?"

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Uuma am 20. Jan. 2006, 11:44 Uhr
>>„"Also, mein Lieb', wie Du schon richtig gesagt hast, ist das Blaue da in der Mitte der Ildorel. An seinem Nordwestufer... der rote Punkt da oben... da liegt Talyra.“<< „Ahhh!“ Uuma blickt überrascht auf den Klecks, der Talyra dastellt und freut sich, zu wissen, wo ihr kleines Häuschen steht. Doch gleich beginnt sie zu überlegen, wo denn nun Süden auf der Karte ist, wo Osten und Westen. Nordwestufer.... wiederholt sie stumm, aber sie hat nicht die Zeit, das heraus zu finden, denn schon erklärt Galrin weiter und sie lauscht auf jeden Namen, den er nennt und verfolgt dabei genau seinem Finger, der dabei über die Karte wandert.  

>>....Das hier ist Sûrmera, eine reiche Handelsstadt, die durch ihre Kaufleute zu hohem Ansehen und viel Geld gekommen ist.... Uuma horcht auf und guckt genau auf den Punkt, auf den er zeigt. „Das rufen Mann oben auf Mast! Dann Hackse sperren Uuma in Kammer und binden fest, dass Uuma nicht können machen Krach und stecken Leder in Mund und Uuma nicht können rufen." sprudelt es empört aus ihr hervor. "Viel Lärm seien in Hafen und ganz nahe Leute verkaufen Sachen.“ Uuma spürt den Zorn wieder in sich hoch kommen, aber dann beruhigt sie sich genauso schnell wieder, denn das war, jetzt ist nur wichtig, dass sie die Stadt von dem Magier findet.

>>...Und wir sind hier... in Ildala,.....<< Uuma blickt auf den Punkt und erinnert sich an die Fahrt. „Ahh, dann die Seite von Karte seien Osten!?!“ verkündet sie stolz.  „Von Sumera, Hackse segeln nach Osten, Uuma das sehen an Sonne!“ Uuma reibt sich kurz die Augen und gähnt, aber sie will alles wissen und hört Galrin weiter genau zu, der ihr das mit so viel Geduld erklärt, dass sie einmal kurz davor ist, ihre Arme um ihn zu schlingen und sich an ihn zu kuscheln, doch dann reißt seine Beschreibung von dem Fluss, den sie von hier oben sehen kann und der ins Meer fließen soll, wieder ganz in den Bann der Karte und dem Wissen, das auf ihr eingezeichnet ist. Fluss fließen in Meer in Süden.... schwärmt sie beinahe, weil das Bild des großen Flusses in ihrem Dunkelwald vor ihr erscheint, der ruhig und doch voller Gefahren, wie eine riesige nasse glänzende Schlange sich durch das dicht mit- und ineinander verwobene Grün schlängelt, doch dann zuckt sie innerlich zusammen. >>"Hier, bei Naggothyr, mündet der Blutfluß ins Meer.<< Naggothyr? Uuma starrt auf Galrins Finger und sie blickt auf den Punkt, der Naggothyr sein soll. Sie muss das selber lesen und so müht sich ab, N-a-g-g-o-t-....r. Uumas Herz rast, und wenn sie auch zwei Buchstaben nicht entziffern kann, da liegt die Stadt des Magiers.

>>Zwischen der Bucht des Stolzes, an der Kheyris liegt, und der Perlenbucht. Ist irgendetwas, Liebste?"<< Uuma hört Galrins Stimme, aber seine Worte begreift sie erst, als Galrin nicht mehr weiterspricht und sie nur anblickt. Galrin nicht dürfen merken das, hüpft alles vor Aufregung in ihr und sie schüttelt schnell den Kopf. Wenn er das mit den Perlen und dem Magier raus bekäme würde er bestimmt toben und den gefährlichen Mann bestimmt unterschätzen und auf ihn losgehen wollen und davor hat sie große Angst.
Uuma weiß nicht warum, aber sie glaubt diesem schlanken, schwarzgekleideten Molok, der wie eine Statue aus Stein auf dem Deck stand, dass er nur die Perlen will, und sie sonst nicht braucht. Sie hat sogar das Gefühl, dass er ihr dankbar ist, dass sie ihm die endlich beschaffen kann und dass sie dafür dann auch sein Haus wie versprochen unbeschadet verlassen darf. Wenn Uuma auch nicht weiß, woher sie die Gewissheit hat, aber bei allem Düsteren ist da etwas in ihm gewesen, das nur mit ihr gespielt hat und ihr wohl gesonnen ist. Uuma hält sich an dem Gedanken fest, um den Mut und die Kraft aufzubringen, die Perlen aus ihrem See zu 'rauben' und Galrin dann für die heimliche Reise verlassen zu können, denn sie sieht keine andere Möglichkeit, wieder aus dem Bann dieses Molok zu kommen und Galrins Leben zu retten.

„Nein, nichts seien.“ bekräftigt sie ihr Kopfschütteln. „Uuma nur seien müde, aber wollen wissen mehr!“ Sie nickt zu ihren Worten und bemüht sich, ein interessiertes Gesicht zu machen, was ihr dann auch nicht schwer fällt, als Galrin den Dunkelwald erwähnt. >>"Dort oben, nördlich des Ildorel, liegt übrigens der Dunkelwald. Deine Heimat, und unser Reiseziel, wenn wir in Talyra gewesen sind. Freust Du Dich schon auf die Fahrt?"

Uuma dreht sich zu Galrin um, schlingt ihre Hände um seinen Hals und blickt ihm mit einem vielsagenden Lächeln tief in seine blauen Augen, die sie beinahe auf andere Gedanken gebracht hätten. „Uuma aber erst müssen gehen in Haus mit Bücher in Talyra und suchen was.“ Sie kichert, denn ihr wird bewusst, wie komisch sich das für Galrin anhören muss, wenn sie kaum die paar Namen auf der Karte lesen kann, aber Galrin darf sie nicht mitnehmen, er würde sich sonst einiges zusammenreimen und noch misstrauischer werden, als er sie eben schon angesehen hat.

„Uuma danken Galrin für zeigen Karte und Uuma gerne wollen sehen mehr, aber jetzt Uuma seien müde und müssen ...waschen Hemd und  dann Uuma gehen schlafen oben.“ Sie beißt ihm schelmisch ins Ohr und rutscht dann vom Tisch runter, dass der Vogel wild  mit den Flügeln schlägt, um das Gleichgewicht dabei zu halten. „Galrin Uuma wecken, wenn Windkind fliegen weiter? Uuma wollen schwimmen in See unten an Ufer wo seien viel Sand. Hier See nicht seien kalt wie oben in Norden...“ Dabei taucht plötzlich das Bild des Sees vor ihren Augen auf und sie schmunzelt. Jetzt Uuma wissen, wo seien Talyra und wo seien Uuma jetzt! Sie freut sich riesig über das neu erworbene Wissen und strahlt Galrin glücklich an, denn er hat etwas aus seiner Welt mit ihr geteilt.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 01. Sept. 2006, 09:01 Uhr
Von Talyra nach Blurraent im Grünglanzmond


<- Perlenhafen

Ein hervorgebrummtes "Diantha" ist alles, was er zur Antwort bekommt, nebst einem finsteren Blick und einem kurzen Nicken. "Freundlichkeit, dein Name ist Weib," murmelt er, allerdings so leise, das niemand darauf reagieren muss. Dann fährt er etwas lauter fort: "Ich weiß ja nicht, wie es um euch steht, aber ich brauche ein Frühstück und dann ein wenig Schlaf. Du hast einen Plätzchen gefunden, Achim?" Der Oger nickt nicht minder brummig wie das Mädel und nuschelt etwas von "Krieg ein Zelt an Deck. Hat mir der Bootsmann versprochen. Ganz für mich allein!" Mittlerweile ist Achim jedoch ein wenig grün um die Nase und entsprechend kurz fällt seine Antwort aus... und auch den Rest ihres ersten Tages auf dem Ildorel verbringt der Oger blass und würgend über der Reling. "Oger sind Landwesen," erklärt er jedem, der vorüberkommt, um nach ihm zu sehen oder seine Arbeit zu erledigen, und ganz gleich, ob der Betreffende es hören will oder nicht. "Land. L-a-n-d-w-e-s-e-n... hört ihr? Land... diese Nussschale bringt mich noch oooouuuuhhh..." Achim erweist sich leider als wenig seefest und demzufolge auch als furchtbar übellaunig und furchtbar wehleidig, und das, obwohl sie kaum Seegang haben und die "Planke" wirklich kein kleines Schiff ist, das dauernd schlingern und schwanken würde. In den ersten drei Tagen hängt er praktisch nur über der Reling und spuckt sich die Seele aus dem Leib oder krümmt sich käsebleich in seiner Hängematte, will nichts hören und nichts sehen, und – was Olyvar wirklich in Sorge versetzt – noch nicht einmal essen. Selbst zu ein wenig Zwieback oder Brühe lässt sich der Oger nicht überreden und jammert demzufolge auch lautstark – sofern er sich nicht gerade übergibt – dass er noch vom Fleisch falle, ganz abgemagert, dürr, geradezu verhungert sei er schon. Olyvar bleibt bei ihm, hält ihm die Spuckschüssel oder leistet ihm Gesellschaft, erträgt lächelnd seine Schimpftiraden und versucht, Achim hin und wieder wenigstens ein wenig Tee schmackhaft zu machen (letzteres jedoch mit mäßigem Erfolg). Am dritten Tag ihrer Reise jedoch findet Olyvar zu seinem größten Erstaunen Achims Zelt leer vor, selbst der sonst so allgegenwärtige rote Eimer (man hatte ihn gestrichen, um ihn nicht mit anderen zu verwechseln, und ein wackliges "A" für Achim auf die Seite gepinselt) ist nirgends mehr zu sehen... dafür ist der Oger, offenbar überraschend genesen, lautstark zu hören und zwar in der Kombüse unter Deck, wo er mit dem Schiffskoch, einem gewissen Luap Esucob, über klare Brühe fachsimpelt. Kapitän Einhand ist in mancherlei Hinsicht ein Mann von gewaltigem Appetit und hat weder bei der Wahl seines Kochs, noch bei der Ausstattung von dessen Reich im Schiffsbauch Kosten und Mühen gescheut – jedenfalls dem Essen nach zu urteilen, das Einhand, seinen Offizieren und ihnen selbst seit drei Tagen in der Offiziersmesse serviert wird.

Achims Seekrankheit verschwindet so abrupt, wie sie aufgetreten war und der Oger, als Seemann völlig untauglich, verbringt folglich die meiste Zeit bei seinem Bruder im Geiste, dem Koch, und wenn er sich noch so sehr in dessen Kombüse quetschen muss. Das tut der Qualität des Essens allerdings keinen Abbruch und lässt das Ansehen Achims, anfänglich noch endlos von der Mannschaft als Landratte verspottet, sprunghaft ansteigen – denn er ist der einzige, den der göttliche Esucob in seinem Reich duldet und sogar mit Freuden an der höheren Kochkunst teilhaben lässt. Als es der Oger auch noch - großzügig wie er ist -, übernimmt, für die Mannschaft zu kochen, etwas, das Esucob gern abgibt, da er es offenbar für unter seiner Würde hält, irgendetwas anderes als gefüllte Wachteln und gespickten Rehrücken zuzubereiten, würde die Besatzung der "Planke" Achim am liebsten adoptieren. Da er den Oger gut versorgt und in seinem Element weiß, und er - außer an den Gefechtsübungen teilzunehmen - auch keine wirkliche Aufgabe an Bord zu erfüllen hat, hat Olyvar mehr oder minder Zeit und verbringt die meiste davon an Deck. Ihre Kajüten sind zwar im Vergleich zu anderen Schiffen geradezu verschwenderisch groß, immerhin hat jeder von ihnen etwa zwei mal zweieinhalb Schritt, eine Koje, einen kleinen Schreibtisch mit einem Stuhl, eine geschnitzte Holztruhe, einen Waschtisch samt Schüssel und Krug, und ein Fenster zur Verfügung, doch für einen Mann seiner Größe ist das entschieden zu beengend. Außerdem war er schon immer gern auf See, und wenn es nur der Ildorel ist, und er kann sich so mit Aswhang darin abwechseln, Diantha im Auge zu behalten. Die "Faule Planke" straft ihren Namen vom ersten Tag an Lügen. Sie ist weder langsam, denn der Wind steht gut, das Wetter hält und so kommen sie rasch und ohne irgendwelche Schwierigkeiten voran, noch faul im Sinne von "dreckig", wofür der Bootsmann, Fouling, auch jeden Morgen unerbittlich die Decks schrubben und die Abtritte, zwei schmale Galerien am Bug, einmal im Siebentag - der Mann kann Prioritäten setzen -, mit kochendem Wasser scheuern lässt. Selbst das unvermeidliche Ungeziefer an Bord, Ratten und Schaben, hält sich erstaunlich in Grenzen, was wohl vor allem Einhands Kater zu verdanken ist, einem weiß-schwarz gefleckten Ungetüm von Katze, der jede Nacht durch die Laderäume streift und jeden Morgen eine erstaunliche Anzahl geschlagener Feinde auf dem Achterdeck präsentiert, säuberlich aufgereiht wie Soldaten zum Appell. Dennoch gibt es Ratten, Mäuse, Kakerlaken und Getreidekäfer, wie auf jedem Schiff.

Zählt man dazu noch Olyvar, Aswhang, Diantha und den Oger, Kapitän Einhand und seine fast hundert Mann starke Mannschaft, die in stickigen Zwischendecks zusammengepfercht in Hängematten nächtigt, ferner fünfzehn Hühner, acht Schweine und vier Milchziegen, die dem Proviantmeister unterstehen, und die mit allerlei Fässern, Kisten, Trögen und Körben vollgestopfte Laderäume, welche, da die Planke nicht auf Kaperfahrt ist, jedoch noch leer sind, ist klar, dass die Sauberkeits- und Geruchsverhältnisse auf dem Schiff nicht gerade berauschend sind. Die beiden Frauen an Bord, zu Beginn von der Mannschaft nur mit Misstrauen beäugt, werden im Verlauf ihrer Reise mit wachsendem Murren geduldet, bis Einhand ein Machtwort spricht und die Männer an ihr Benehmen erinnert. Olyvar, der das ganze eher mit Belustigung beobachtet, kann es ihnen nicht verdenken... wegen Aswhangs und Dianthas Anwesenheit darf an Deck nicht mehr laut geflucht werden, die Grogrationen wurde beschnitten und, als wäre das noch nicht genug, während der Großen Wäsche der Schwabberer, der einmal im Siebentag nicht nur die Hängematten, sondern auch die Kleider der Seeleute zum Opfer fallen, darf die Mannschaft aus Rücksicht auf die "zarten Gefühle der weiblichen Geschöpfe" (eine Begründung, die Achim bei der Betitelung Dianthas als "zartfühlendes weibliches Geschöpf" einen mittelschweren Lachanfall entlockt) nicht mehr splitterfasernackt oder nur im Unterzeug herum lungern. Nachdem sich die Männer jedoch einmal mit ihrem Schicksal abgefunden haben, besinnt sich auch noch der letzte Seebär auf ein wenig Anstand und sie legen den beiden Frauen gegenüber fortan eine ausgesuchte Höflichkeit an den Tag. Aswhang quittiert diesen Sinneswandel mit kühlem Lächeln, Diantha mit wachsendem Misstrauen – überhaupt sind beide Frauen meist nachdenklich, und während die Elbin zurückhaltend und in sich gekehrt wirkt, scheint Diantha hauptsächlich von schweigsamer Feindseligkeit erfüllt, und ein wirkliches Gespräch kommt mit beiden nicht zu Stande. Der Rest ihrer Reise verläuft gut elf Tage lang absolut friedlich und im Gleichtakt der täglich anfallenden Arbeiten auf eine dreimastigen Galeone. Sie begegnen auf ihrer Fahrt nichts größerem als einem Fischerboot aus Wegesend, das sich ein bisschen weit vorgewagt hat, und dessen Besitzer sich, sehr zur Freude Esucobs und Achims, auch sofort bereit erklärt, einen Teil seines Fangs, vor allem Ildorelkrebse, Welse und zwei Fässer Rotfisch, gleich an den Proviantmeister der "Planke" zu verkaufen. Ansonsten bleibt ihr Kurs Nordnordost, der Wind hält an und treibt sie stetig vorwärts, die Tage werden immer wärmer und die Nächte sind längst schon so lau, dass sich die Freiwache bei Einbruch der Dunkelheit stets am Vorderdeck einfindet, um dort Geschichten zu erzählen, Lieder zu singen oder Würfel zu spielen. Dann kommt der erste wirklich heiße Tag des Jahres, am elften Grünglanz, mit erstickender Schwüle und fast hochsommerlicher Hitze, und nicht ein Windhauch regt sich mehr vom Morgengrauen bis zur Dämmerung, wo die Sonne in einem roten Glutball und scharlachfarbenen Wolkentürmen versinkt. Zu Beginn der Abendwache um die Achte Stunde also, frischt der Wind wieder auf, diesmal in Böen. Eine Stunde später setzt heftiger Regen ein und es herrscht schwerer Seegang.

Eine weitere halbe Stunde später schimmern die Wolken im Westen bereits in unheimlichen Gelb- und Phosphortönen, Blitze zerreißen den Himmel, Donnerschläge krachen und der Wind nimmt das beängstigende Heulen eines ziemlich großen, ziemlich wütenden Tieres an – und schon sind sie mittendrin im schönsten Frühjahrssturm. Weiterhin Kurs zu halten erweist sich als Ding der Unmöglichkeit und die sonst so ruhigen, seidig kühlen Wasser des Ildorel haben sich binnen Augenblicken in mehrere Schritt hohe, brodelnde, schmutziggraue Wellenberge verwandelt. An Deck herrscht wimmelndes Hin und Her – Matrosen hasten auf ihre Posten, spannen Leinen über das Deck oder turnen hinauf in die Wanten, um die Segel zu reffen. Knochennase steht am Steuerrad und Einhand, seine Offiziere und der Bootsmann scheinen überall gleichzeitig zu sein und brüllen den Männern Befehle zu. "Schiffsjungen und Passagiere unter Deck! Sofort! Luken dicht und verschalken!" Bellt es von mittschiffs, während Einhand weiter hinten seinen Leuten Beine macht. "Runter mit den Segeln! Trotter, Cailen, in den Besan! Ihr da, aufentern in die Fockmastrahen! Beeilung!" Während die "Planke" sich stampfend und ächzend von einem Wellental ins nächste senkt und das Prasseln des Regens, das Heulen des Sturms und das Knistern der herabfahrenden Blitze alle anderen Geräusche übertönen, schickt Einhand bis auf eine Handvoll Männer seine ganze Mannschaft unter Deck. Das Unwetter hält vier Stunden lang an, und alles, was nicht niet und nagelfest ist, eingeschlossen ihnen selbst, wird im Bauch des Schiffes hilflos hin- und hergeschleudert. Olyvar denkt an Achim, der sicher bei Esucob in der Kombüse eingekeilt sitzt, und dem sich vermutlich gehörig der Magen umdreht bei einem solchen Sturm, der aber durch seine Größe wenigstens nicht hin- und hergeworfen werden kann wie auf dem Rücken eines buckelnden Wildpferdes. In seiner Kajüte hat es im Achterdeck niemanden gehalten, weder Diantha, noch Aswhang, noch die anderen Männer der Freiwache oder ihn selbst, also warten sie alle zusammengepfercht in der Offiziersmesse auf das Ende des Sturms, klammern sich an die hölzernen Pfeiler oder rutschen und poltern mehr als einmal machtlos durch den Raum, wenn das Schiff seinen wilden Ritt über die Wellen tanzt. Was Olyvar selbst betrifft, so sind seine Rippen und sein Rücken vermutlich längst grün und blau, und seine Arme fühlen sich langsam aber sicher an wie zerkochte Hafergrütze, da er nicht nur sich selbst an einem Holzpfeiler festzuhalten sucht, sondern auch noch Aswhang und Diantha, wobei er alle etwaigen Proteste dagegen einfach ignoriert.

Nach einer halben Ewigkeit und einem letzten gewaltigen Schlingern, das das ganze Schiff für ein paar Augenblicke auf den Kopf zu stellen scheint, ist es plötzlich vorbei, so rasch und unerwartet, wie das Unwetter über sie hereingebrochen war. Die Sturmlaterne am Trägerbalken der Decke über ihnen schwingt immer noch quietschend hin und her und der See geht immer noch schwer, aber das Brechen der Wellen hat merklich nachgelassen und das Heulen des Windes ist immerhin nicht mehr so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Eine halbe Stunde später werden die Luken wieder geöffnet und sie können alle an Deck. Der Sturm ist abgezogen, aber immer noch geht ein kräftiger Wind, der das Schiff mit gehöriger Geschwindigkeit vorantreibt. Olyvar sieht als erstes nach Achim, der noch ein wenig blass um die Nase aus der Kombüse auftaucht, den Sturm aber sonst unversehrt überstanden hat und geht dann aufs Achterdeck, um mit Einhand zu sprechen. Wie sich herausstellt, sind sie ein gehöriges Stück, aber nicht hoffnungslos weit vom Kurs abgetrieben worden. "Zwei Tage vielleicht, wenn wir kein weiteres Pech haben," wird Olyvar beschieden, als er nachfragt, wie lange sich ihre Ankunft in Blurraent verzögern würde. "Das Schiff ist heil, das Unwetter war übel, aber nichts außergewöhnliches um diese Jahreszeit mitten auf dem See, wenn uns der Wind nicht im Stich lässt, sind zwei Tage Verzögerung das Äußerste."
Er lässt, wie sie gleich am nächsten Tag und nur noch vier Tage von Blurraent entfernt feststellen müssen, denn aus dem Unwetter segeln sie direkt in eine Flaute. Das Gewitter hatte die Luft reingewaschen, der Regen noch bis zum Morgen angehalten, dann waren sie ein paar Stunden ganz passabel vorangekommen, doch der Tag war so heiß geworden wie jener vor dem Sturm und am Nachmittag dann war jedes noch so leise Lüftchen vollends gestorben. Die Mannschaft der "Planke" nimmt es gelassen und Fouling, der Bootsmann ergreift die Gelegenheit beim Schopf, um nach dem Sturm "Rein Schiff" zu machen, weswegen die Decks der Planke  in den folgenden Stunden eher einer Großwäscherei mit putzwütigen Arbeitern gleicht. Am nächsten Tag blitzt und blinkt das Schiff, das man förmlich davon geblendet wird, doch Wind ist immer noch nicht aufgekommen und sie dümpeln reglos auf dem Ildorel, der so glatt und unbewegt wie ein Spiegel unter ihnen liegt.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Diantha am 02. Sept. 2006, 22:25 Uhr
Die Überfahrt erweist sich als nicht halb so schlimm wie erwartet.
Der Oger ist die ersten drei Tage damit beschäftigt, seinen Mageninhalt so häufig wie möglich über die Reling zu befördern und fürchterlich zu jammern. Wiederholt wundert sich Diantha darüber, wie ein so imposantes und als grausam verschrienes Wesen dermaßen wehleidig sein kann. Sein Freund Olyvar steht ihm bei, was Diantha hervorragend in den Kram passt, so ist nämlich seine Aufmerksamkeit vollständig von ihr abgelenkt. Nur die Elbe erweist sich als Schatten, die Diebin hat ständig das Gefühl, sie klebt ihr an den Fersen.
Nach drei Tagen ist es mit Achims Seekrankheit aus, doch statt wie erwartet auf Diantha herumzuhacken, verbrüdert er sich mit dem Koch und verbringt den ganzen Tag in der Kombüse. Somit steht es Diantha frei, die Tage an Bord zu genießen, dafür gibt es nämlich mehrere Gründe: Zu erst einmal hat sie das erste Mal in ihrem Leben eine eigene Kajüte und noch dazu eine richtig große! Die Ausstattung besteht nicht wie üblich aus Koje und Waschtisch, sondern noch dazu aus einem Schreibtisch – wer auch immer so was braucht, abgesehen von den Diantha verhassten Magiern –, einem Stuhl und einer Truhe. Hauptsächlich mit Letzteren kann sie etwas anfangen, die kann man nämlich mit etwas Anstrengung vor die Tür stellen und dann - für Dianthas Verhältnisse - beruhigt schlafen.
Der zweite Grund für Genuss an Bord ist auf jeden Fall das Essen. Diantha ist in ihrem Leben schon mehrfach auf See gewesen, aber  so verschwenderische Mahlzeiten wie hier hat sie vorher noch nie erlebt. Es ist ihr auch nicht begreiflich, warum der Kapitän so viele Nahrungsmittel mit an Bord nimmt, die nicht wirklich notwendig wären. Wer braucht so viel Fleisch? Aber statt sich lange darüber den Kopf zu zerbrechen, genießt sie es einfach, dass sie so viel essen kann, wie sie will und sich nicht wie üblich ständig Gedanken um die Herkunft der nächsten Mahlzeit machen  muss.
Davon abgesehen ist das Schiff auffallend, ja fast schon unnatürlich sauber. Die Schiffskatze leistet so gute Arbeit, dass Diantha bisher noch keine einzige lebende Ratte oder anderes Ungeziefer über den Weg gelaufen ist. Aus Fa’Sheel ist sie da ganz anderes gewöhnt, auch hat sie dort keinen so reinlichen Bootmann wie Fouling, der doch tatsächlich jeden Tag und nicht nur jeden zweiten oder dritten die Decks schrubben lässt. Auch die sonst so selbst für Diantha als abstoßend einzustufenden Abtritte sind hier in vergleichsweise gut erträglichen Zustand.
Das Einzige was der Immerfrosterin bei dieser Fahrt auf die Nerven geht ist die Tatsache, dass sie als Frau angesehen wird. In Fa’Sheel war sie mit ihrem siebzehn Wintern noch problemlos als Junge durchgegangen, ein wenig Dreck hatte dank ihrer unterentwickelten weiblichen Rundungen vollkommen ausgereicht. Jetzt aber behandeln die Matrosen sie, als wäre sie aus Zucker und würde bei einem herzhaften Fluch ohnmächtig zusammenbrechen.
Trotz der offensichtlichen Abneigung, die ihr und der Elbe entgegengebracht wird, hält es Diantha nicht lange in ihrer Kajüte, die längste Zeit des Tages verbringt sie damit, möglichst unauffällig an der Reling zu lehnen und den Blick über das Wasser in die Ferne gleiten zu lassen. Durch die Zeit der Untätigkeit hat sie die Möglichkeit zu planen, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Wenn sie ehrlich ist, kommt ihr die Rettung sehr zupass, sie ist vollkommen ziellos, die letzten Monde hatte sie nur mit dem Traum verbracht es irgendwie in die Weltenstadt zu schaffen. In Talyra hat sie ihre Chance als Diebin erfolgreich zu werden verspielt, zu viele kennen ihr Gesicht. Und womit soll sie sonst ihren Lebensunterhalt verdienen? Was hat sie für Fähigkeiten außer die, eine ganz passable Diebin zu sein? Nur mit den Wurfsternen kennt sie sich gut aus und etwas rechnen kann auch, damit hat’s sich dann aber schon. Körperlich ist sie zwar recht fit, aber sich jeden Tag von morgens bis abends als billige, austauschbare Arbeitskraft in einer Gerberei oder einem ähnlichen Gewerbe abzurackern sieht sie auch nicht gerade als lebenswert an. Mit Ekel denkt sie Berichte von Bekannten in Nachtschimmer zurück, die versucht hatten bei einer Gerberei anzufangen. Der Gerber hatte die anfragenden elternlosen Kinder auffallend freundlich aufgenommen, der Grund dafür hatte sich schnell herausgestellt: Diesen jungen Menschen, nach denen niemand fragen würde, konnte man Arbeiten zuteilen, an die keine gelernten Kräfte verschwendet werden sollten, wie beispielsweise das Entfleischen der nicht mehr gerade frischen Häute oder das Beizen der Felle mit aggressiven Säuren oder Laugen. Und eine andere Arbeit als diese oder eine ähnliche wird sie nicht finden, ganz ohne Ausbildung und Beziehungen, noch dazu mit schlechten Ruf.
Das heißt es bleibt nur ein Neuanfang in Blurraent. Diantha weiß nicht viel über diese Stadt, zu lange hatte sie sich nur auf Talyra konzentriert und gar nicht um die Städte im Umland gekümmert. Sie könnte fragen, dieser Olyvar hat sicherlich Ahnung, doch sie hat seine Worte nicht vergessen, dass er sie in seiner Nähe behalten will, weil sie sein Feind ist. Wen sollte sie außer ihn fragen? Achim mit Sicherheit nicht, die Elbe wirkt auch nicht gerade viel freundlicher. Sogar die einfachen Matrosen sind ihr gegenüber negativ eingestellt. Also bleibt Diantha mit ihrer Unwissenheit alleine, schaut auf das Wasser hinaus und grübelt über sich und ihr Leben.
Auch das ideale Wetter kann die Laune der Immerfrosterin nicht heben, ihr wird allmählich klar, wie warm es in den Herzlanden im Sommer werden wird, wärmer noch als in Fa’Sheel und das hatte sie schon als sehr warm eingestuft. Bald schon muss sie die Weste – bestmöglich versteckt zusammen mit dem Bärenfell – in der Kajüte lassen und selbst das Leinenhemd wird warm.

Als Mitte Grünglanz ein Tag ganz ohne Wind und mit brütender Hitze aufzieht, ist Diantha überzeugt in Kürze sterben zu müssen. Ihr scheint, als bekäme sie keine Luft, als wollte die Sonne sie austrocknen und langsam rösten. Nur die Reaktionen der Seeleute, der Elbe und auch Olyvars zeigen ihr, dass der Tod noch nicht naht, auch wenn sie diesen Eindruck hat. Also verzieht sie sich in ihre Kabine und leidet bis zum Nachmittag alleine vor sich hin, doch dann hält sie es nicht mehr aus und kehrt taumelnd und aggressiv wie die letzte Wespe im Erntemond an Deck zurück.
Es dauert nicht lange, bis unerwartet ein heftiges Gewitter losbricht. Es verhilft Diantha zu einem klaren Kopf, was bei dem entstehenden Wellengang auch notwendig ist. Durch das eindeutig nicht normale Heulen des Windes ist Diantha klar, dass sich das Wetter so schnell nicht bessern wird. Deshalb gehorcht sie auch widerspruchslos, als der Kapitän alle Gäste und den Großteil der Mannschaft unter Deck schickt.
Die Zeit in der Offiziermesse scheint nicht vorbeigehen zu wollen. Immer wieder werden alle, egal ob Offizier oder Schiffsjunge, von einer Seite des Schiffs zur anderen geworfen, begleitet von dem ohrenbetäubenden Lärm des Donnerns. Natürlich versuchen sich alle so gut wie möglich an den Pfeilern festzuhalten, doch das gelingt nicht immer. Einmal rammt ihr unbeabsichtigt einer der Matrosen den Ellenbogen in den Bauch, dass Diantha Hören und Sehen vergeht. Als ihre Sinne zurückkehren, wird sie jedoch nicht wie erwartet wild durch den Raum geschleudert, sondern von jemanden an den Pfeiler gedrückt. Vollkommen verdattert sieht sie sich um und registriert, dass es doch tatsächlich Olyvar ist, der dafür sorgt, dass sie sich nicht noch mehr blaue Flecken und Schwellungen holt. Dabei hat er sie doch als seine Feindin bezeichnet! Diantha versteht die plötzliche geänderte Einstellung des Offiziers ihr gegenüber beim besten Willen nicht und das ist etwas, das sie noch mehr erschüttert als das Gewitter. Dachte sie bis vor Kurzem noch, die Rollen wären klar verteilt, muss sie nach dieser unerwarteten Hilfe wohl ihr Verhalten ein wenig ändern, etwas freundlicher als bisher sein. Diese Talyrer sind doch wirklich ein seltsames Volk, zu meinen was sie sagen, scheint bei ihnen nicht unbedingt an der Tagesordnung zu sein, ganz im Gegensatz zur einfache Meinungskundgebungen gewöhnte Immerfrosterin.

Doch auch das Gewitter zieht irgendwann einmal vorbei. Als sie alle endlich wieder an Deck dürfen, geht zwar noch ein starker, erfrischender Wind, doch die See ist deutlich ruhiger.
Der Wind hält nicht lange an, das Schiff kommt am Folgetag in eine ausgewachsene Flaute und die Temperaturen steigen wieder sprunghaft an, was Dianthas Laune nicht gerade zugetan ist. Wieder hat sie das Gefühl solche Temperaturen nie und nimmer aushalten zu können, krempelt sich die Hemdsärmel so hoch wie möglich, verzieht sich zwar nicht unter Deck, aber starrt mit unbewegter Miene auf das Wasser und hofft, dass es bald vorüber geht.
So registriert sie nur am Rande, dass bis in den letzten Winkel klar Schiff gemacht wird. So gerne sie eigentlich das Seemannsleben mag, hat sie mit der Zeit doch Lust auf etwas Land unter ihren Füßen, da ist es viel leichter sich bei solchem Wetter ein schattiges, ungestörtes Plätzchen zu suchen als hier an Bord, mit all den herumwuselnden Männern, denen sie grundsätzlich im Weg zu sein scheint, egal wie sehr sie sich an die Reling zu quetschen versucht.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Aswhang am 04. Sept. 2006, 15:51 Uhr
So schlimm wie befürchtet ist diese Schiffsreise nicht. Dennoch zehrt die stetig gleich bleibende Umgebung an Aswhangs Nerven. Die meiste Zeit verbringt sie, in nachdenkliches Schweigen gehüllt, an Deck und betrachtet das dunkle Wasser unter sich oder den weiten Himmel. Ihre Kajüte ist zwar, wie scheinbar alles auf diesem Schiff, recht sauber, dennoch fühlt sich die Elbe nicht wohl darin. Doch nicht ausschließlich die angenehme Seeluft ist es, welche Aswhang die Reling des Schiffes beinahe ausschließlich zum Schlafen verlassen lässt – auch die blondhaarige Frau ist so gut wie immer an Deck zu finden. Die Silberelbe hat ihren Vorsatz wahr gemacht und behält die Unbekannte fast unentwegt im Auge. Diese wirft Aswhang ihrerseits nur hin und wieder einen unfreundlichen Blick zu, ignoriert sie jedoch ansonsten. So in etwa verhält sich im Grunde jeder an Bord. Meistens wird sie in Ruhe gelassen – ein Zustand der ihr nur allzu Recht ist.
Der anfängliche Groll der Seemänner, aufgrund der beiden Frauen auf dem Schiff, wandelt sich nach und nach. Sie scheinen sich mit ihrem Los abgefunden zu haben. Wenn einer von ihnen das Wort an die Elbe richtet – was ausgesprochen selten geschieht – dann in einer relativ höflichen Art und Weise.
Das Monstrum scheint die Reise nicht gut zu vertragen. Sein Gejammer ist nervtötend und für einen Oger mehr als lächerlich. Obwohl die Elbe bisher noch kein Wort mit ihm gewechselt hat, reichen ihre Beobachtungen aus, um festzustellen, dass dieser Achim alles andere als Angst einflößend ist.
Im Gegensatz zu ihm, empfindet Aswhang das sachte Auf und Ab als beruhigend. Das unaufhörliche Schaukeln und die ewig unveränderte Aussicht, lassen Aswhangs Geist träge werden. Obwohl sie nichts tut, hat eine dumpfe Müdigkeit von ihr Besitzt ergriffen, welche sich nicht vertreiben lässt.
Wider ihrer Erwartungen ist das Essen an Bord ausgesprochen gut. Dennoch rührt sie kaum etwas der Mahlzeiten an. Aus irgendeinem Grund verspürt sie keinen Hunger – und sei es nur, weil sie die Gedanken an ihre bevorstehende Rache ausgesprochen beunruhigen.

Konsequent steigen die Temperaturen. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto wärmer wird es. Sonnenstrahlen lodern auf das Schiff herunter und bald schon ist es in den Kajüten so stickig, dass die Elbe nie mehr Zeit, als unbedingt erforderlich, darin verweilt. Sonnenlauf für Sonnenlauf nimmt die Wärme zu. Solang sie sich unter freiem Himmel befindet, macht ihr die Hitze kaum etwas aus. – Ganz im Gegensatz zu der Blondhaarigen. Diese verschwindet sehr bald mit gequältem Gesichtsausdruck von Deck. Sie scheint keine Wärme gewöhnt zu sein. Erst lange Zeit später taucht sie das nächste Mal auf und ihr ist deutlich anzusehen, dass ihr besser niemand zu nahe kommen sollte. Auch der Oger ist kaum noch zu sehen. Er hängt nicht wie sonst über der Reling und Aswhang ist ganz froh darüber, sich das Jammern nicht mehr unentwegt anhören zu müssen.
Drückende Schwüle hat sich wie eine große Decke über das Schiff gelegt und Aswhang kann deutlich spüren, dass sich die angestaute Hitze schon bald in einem Gewitter entladen wird.
Sie soll Recht behalten. Bereits am Abend setzt prasselnder Regen ein und ein tosender Sturm beginnt. Eine geordnete Hektik bricht unter den Seeleuten aus und ehe sich Aswhang versieht wird sie auch schon unter Deck geschickt.
Kurze Zeit später befinden sich ein Großteil der Mannschaft, sowie alle Passagiere dicht aneinandergedrängt in der Offiziersmesse. Ellenbogen, Beine und der Holzpeiler, an welchem sie sich eigentlich hatte festhalten wollen, treffen sie hart am Kopf, Rücken oder in der Seite. Zu allem Überfluss scheint Olyvar beschlossen zu haben, den Gentleman zu spielen und hält die Silberelbe fest. Auf diese Weise bekommt er die schlimmsten Blessuren ab und Aswhang ist vor schwerwiegenderen Verletzungen geschützt. Glaubt er, ich bin nicht selbst in der Lage, mich zu halten?! Ihr protestierendes, wütendes Fauchen geht im allgemeinem Lärm unter und wahrscheinlich hätte es Olyvar sowieso ignoriert. Also fügt sie sich und leistet keinen Widerstand. Warum tut er das eigentlich? Ihm kann es doch gleichgültig sein, ob ich verwundet werde. Die Elbe ist verwirrt und am liebsten hätte sie diese Frage augenblicklich gestellt. - Doch jetzt ist alles andere, als der richtige Moment für Gespräche.

Irgendwann nimmt der Sturm ein Ende. Sobald die Gefahr vorüber ist kehrt Aswhang an Deck zurück. Noch immer weht ein starker, kühler Wind und lässt das Schiff gut vorankommen. Bei dieser Geschwindigkeit würden sie Blurraent schon bald erreicht haben. Doch Aswhangs Freude währt nicht lang. Bereits einen Sonnenlauf später kommt die Hitze erneut auf. Kein Lüftchen regt sich. Die Mannschaft scheint das, im Gegensatz zu der Elbe, nicht sonderlich zu stören. Alle Mann beginnen, das Schiff zu putzen und nach dem Sturm wieder in Ordnung zu bringen. Aswhang zieht sich in ihre Kajüte zurück und gegen ihre sonstige Gewohnheit kehrt sie vor dem nächsten Tag nicht an Deck zurück.

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Achim am 06. Sept. 2006, 13:40 Uhr
Das freundliche Wetter gewährt der Faulen Planke lange Zeit guten Wind und flotte Fahrt, dann jedoch erfasst ein ausgewachsener Frühjahrssturm das Schiff und lässt eine Nacht lang alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kreuz und quer über die Decks poltern. Während die Seeleute und die restlichen Passagiere umhergeschleudert werden wie Würfel in einem Becher und sich die Schienbeine und Ellbogen blau schlagen, sitzt Achim gemütlich und sicher eingekeilt in der Kombüse zwischen eisernen Bratpfannen, klappernden Kochtöpfen und dem großen Küchenherd und freut sich darüber, dass er, nachdem er sich die ersten drei Tage ihrer Reise die Seele aus dem Leib gekotzt hat, inzwischen so seefest geworden ist, dass nicht einmal mehr ein Sturm mit Hagel, haushohen Wellen und einem wild schlingernden Schiff es schafft, ihn seines Mageninhalts zu berauben. "Du wirst noch ein richtiger Seebär", hatte der Smutje grinsend gemeint, als der Orkan Achim kaum mehr als ein Zucken seiner buschigen Brauen entlockt hatte. "Ganz bestimmt nicht" versichert er dem Koch nachdrücklich. "Denn wenn die Götter gewollt hätten, dass Oger auf oder im Wasser leben, hätten sie ihnen Flossen gegeben. Oder wenigstens Schwimmhäute. Aber das Einzige, was zwischen meinen Zehen wächst, sind Haare - willste mal sehen?" Esucob verzichtet dankend auf diesen Genuss und wirkt bei dieser Ankündigung, als würde er sich am liebsten in seinem großen kupfernen Kochkessel vor den haarigen Ogerzehen in Sicherheit bringen. Auch wenn Achim sich zwischenzeitlich an das Leben auf dem Wasser halbwegs gewöhnt hat, im Grunde seines Herzens ist und bleibt er eine Landratte und kann es kaum erwarten, dass sie endlich Blurraent erreichen. Nicht unbedingt wegen dieser närrischen Amazone, die sie retten wollen - eher weil ihm der Koch erzählt hat, dass es in den Blurraenter Hafenkneipen die besten gebackenen Rhûneforellen weit und breit gibt.

Bis auf den regen Austausch von Kochrezepten, gelegentlichen Sangeseinlagen und Spaziergängen an Deck, bleibt der Sturm auf ihrer Reise so ziemlich die einzige Abwechslung. Wäre Achim nicht ständig damit beschäftigt, in der Kombüse herumzulungern, mit den Matrosen zu würfeln und Karten zu spielen, und mit Olyvar ihre weitere Vorgehensweise bei einem gemütlichen Becher Ale zu besprechen, so würde er sich mit Sicherheit zu Tode langweilen. So aber verbringt er die Tage damit, Esucobs exquisite Küchengeheimnisse seiner eigenen umfangreichen Rezeptsammlung einzuverleiben, von den Matrosen jede Menge unanständiger Seemannslieder zu lernen, und mit dem Versuch, den Kapitän ( der leider absolut kein Interesse an einer Begrünung seines Schiffs hegt) davon zu überzeugen, dass sich auf dem Achterdeck der Faulen Planke ein tropischer Palmengarten ganz prächtig ausmachen würde, mit einem Wort gesagt: er geht allen herzlich auf die Nerven. Die beiden Frauen, die sie dabei haben, tragen dagegen nicht unbedingt zur Unterhaltung oder zur guten Stimmung bei und ziehen es vor, die ganze Reise über vor sich hin zu schweigen und mit sauertöpfischen Gesichtern auf dem Schiff herumzuschleichen. Sie reden nicht (nicht einmal miteinander, obwohl sie eine gemeinsame Rettungsaktion planen), sie lachen nicht, und sie scheinen ungefähr so viel Humor zu haben wie ein Haufen vertrockneter Kuhfladen. Achim jedenfalls sind sie entschieden zu langweilig. Während die weißhaarige Elbin die meiste Zeit unter Deck verbringt und mit versteinerter Miene in ihrem Essen herumpickt wie eine magere Amsel auf der Suche nach Würmern, beäugt Diantha die Portionen auf ihrem Teller mit einem Ausdruck derart widerwilliger Missbilligung, dass der Oger sich ernsthaft fragen muss, ob die beiden vielleicht eine Art Generalphobie gegen jedwede Sorte von Lebensmitteln haben. Was sind das nur für Zicken .... statt dass sie froh sind, endlich mal ordentliche Mahlzeiten auf dem Teller zu haben, pfff... Leute, die derart in ihrem Essen herumstochern, sind ihm von Natur aus ohnehin mehr als suspekt.

Zudem hat sich die seltsame Streunerin neben der Reling häuslich eingerichtet und tut den lieben langen Tag nichts anderes, als aufs Wasser hinauszustarren. Jedes Mal, wenn Achim an ihr vorbeikommt, wirft er einen neugierigen Blick auf ihre Füße, um den Moment nicht zu verpassen, da aus ihren Sohlen Wurzeln sprießen und sich in die Decksplanken graben würden - jedenfalls würde es ihn nicht wundern, wenn sie irgendwann mit den hölzernen Bohlen unter ihren Füßen verwachsen würde, so viel Zeit, wie sie an diesem Platz verbringt. Insgeheim stellt er Vergleiche zwischen ihr und der geschnitzten Galionsfigur am Bugspriet an und entdeckt auffallend viele Gemeinsamkeiten - zumindest ist die Herumtreiberin ungefähr genauso lebhaft und gesprächig wie die starr auf den See hinausblickende Holzfigur, und das einzige, was die beiden Achims Meinung nach überhaupt unterscheidet, sind die hölzerne Beschaffenheit der geschnitzten Lady und die Tatsache, dass sie besser aussieht. Ab und zu bedenkt Diantha den Oger sogar mit mürrischen Blicken - immerhin. Sie sagt zwar kein Wort, aber er braucht kein Genie zu sein, um zu ahnen, was hinter ihrer Stirn vorgeht, so deutlich steht es ihr ins Gesicht geschrieben. Es schert ihn nicht, denn derlei Blicke ist er gewöhnt. Sie entlocken ihm höchstens ein amüsiertes Grinsen, vor allem, weil er sich ziemlich sicher ist, dass sie ein zu großer Hasenfuß ist, ihre Gedanken laut auszusprechen.

Als wäre das Leben an Bord nicht schon langweilig genug, segeln sie nach dem Sturm geradewegs in eine Flaute, die ihrem flotten Reisetempo vorerst ein abruptes Ende setzt. Die Seeleute, die derlei Verzögerungen gewöhnt sind, tragen es zunächst mit stoischer Gelassenheit und nutzen die Zeit zu einem ausgiebigen Schiffsputz und zu allerhand Reparaturarbeiten. Nach zwei Tagen sind die Planken so sauber geschrubbt, dass man sich beinahe darin spiegeln kann, sämtliche Segel sind geflickt, schadhafte Leinen ausgetauscht, Netze und Taue ausgebessert - und es kommt immer noch kein Wind auf. Dafür eine reizbare Stimmung, die an allen Nerven zerrt und dazu führt, dass sie an Deck herumschleichen wie ein Rudel nervöser Katzen und sich gegenseitig ihren Unmut ins Gesicht raunzen. "Kann man das Schiff denn nicht irgendwie anschieben? Oder schleppen?" fragt Achim am dritten Tag der Windstille den Kapitän, als sie nebeneinander an der Reling lehnen und in Richtung Blurraent blicken, das dem Käpt'n nach höchstens noch zwei Tagesreisen entfernt liegt. "Vielleicht hilft es, wenn ich ein bisschen puste?" fragt der Oger hoffnungsvoll und spitzt die Lippen. "Kann doch nicht angehen, dass wir so kurz vor dem Ziel einfach liegenbleiben." Recaro erträgt Achims Genöle mit Gleichmut, klopft auf dem Relingsholz seine Pfeife aus und erwidert nur lapidar: "Sicher kann man es schleppen - wenn du uns 'nen Wal fängst, der es ziehen kann." Achim starrt den Kapitän nur mit großen Augen an, runzelt die Stirn, lüpft die Brauen - und dann breitet sich ein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht aus. "Wozu brauchst du einen Wal, wenn du einen Oger an Bord hast, häh?" Warum auch nicht? Schließlich bin ich stark wie ein halbes Dutzend Ochsen und kann mich auch mal nützlich machen.

Gesagt, getan. Nachdem Achim in Begleitung Recaros und Olyvars sowie der halben, gelangweilt herumlungernden Mannschaft, das Beiboot inspiziert und für ogertauglich befunden hat, fasst er den Entschluss, die Faule Planke einfach nach Blurraent zu rudern, wenn sie schon nicht segeln kann. Der Kapitän scheint ziemlich skeptisch zu sein, ob das Unterfangen klappen wird, aber er lässt sich schließlich breitschlagen, das Beiboot zu Wasser zu lassen und mit dem Bug der Faulen Planke zu vertäuen. "Habt ihr denn keine vernünftigen Paddel?" grunzt Achim angesichts der Ruder, die ihm der Bootsmann in die Hand drückt. "Diese lächerlichen Dinger hier kann ich höchstens als Cofealöffel verwenden." Ächzend schleppen einige Seeleute daraufhin die großen Riemen heran, an denen normalerweise zwei Mann pro Ruder hängen - und diese finden schon eher Achims Anklang. Mitsamt den Riemen lässt er sich in das Beiboot abseilen - eine Aktion, bei der der große Flaschenzug, mit dem für gewöhnlich die Fracht an Deck gehievt wird, die Belastungsprobe seines Lebens durchmachen muss - und siehe da, es gelingt ihm tatsächlich, das Schiff in Bewegung zu setzen. Bei den ersten Ruderschlägen muss er sich zwar reichlich plagen, um die Faule Planke vom Fleck zu bekommen, doch als sie erst einmal Fahrt aufgenommen hat, gleitet sie fast wie von selbst hinter dem rudernden Oger in seiner Nussschale her. Nachdem sicher ist, dass der Oger-Schleppdienst auch funktioniert, richtet Achim es sich in dem Bötchen gemütlich ein und findet durchaus Gefallen an dieser Art zu reisen. Rudernde Oger haben einen immensen Energieverbrauch, das sehen sogar der Kapitän und die Mannschaft ein, und so wird er über einen an einem Tau hängenden Weidenkorb von den Matrosen und vor allem vom Koch mütterlich mit Futter versorgt. "Jungs, daran könnte ich mich direkt gewöhnen", frohlockt er, als wieder ein prall gefüllter Fresskorb an seinem Tau zu ihm ins Boot hinunterrutscht. "Das ist noch besser als Kneipe mit Bedienung." Zum Ausgleich für die Fürsorge legt er sich auch brav in die Riemen und wenn die Faule Planke dadurch auch nicht ganz so schnell ist wie ein Schiff unter vollen Segeln, so kommen sie auf diese Art und Weise doch ordentlich vorwärts.

Ein zweiter Vorteil des Ruderbootes, wie Achim bald höchstzufrieden feststellt, ist die Tatsache, dass die Mannschaft notgedrungen seinen Gesang ertragen muss, ohne dagegen wirklich etwas unternehmen zu können, und so schmettert er auf dem Weg nach Blurraent sämtliche ogerischen Seemannslieder, die ihm einfallen.

"Oger, komm bald wieder,
bald wieder nach Haus,
Oger, fahr nie wieder,
nie wieder hinaus!
Wohin die Seefahrt mich im Leben trieb,
ich weiß noch heute, was mir die Mama schrieb.
In jedem Hafen kam ein Brief an Bord.
Und immer schrieb sie: "Bleib' nicht so lange fort!
Oger, komm bald wieder,
bald wieder nach Haus,
Oger, fahr nie wieder,
nie wieder hinaus!"

Sein Repertoire scheint grenzenlos zu sein, und während die Mannschaft an Bord sich die Ohren zuhält und die Zähne zusammenbeißt, schmettert Achim mit Inbrunst seinen Ogerbass in die drückende Sommerluft:

"Was soll'n wir tun mit 'nem trunk'nen Oger?
Was soll'n wir tun mit 'nem trunk'nen Oger,
zeitig früh am Morgen?
Herr-je, hat der 'nen Kater,
Herr-je, hat der 'nen Kater,
Herr-je, hat der 'nen Kater,
zeitig früh am Morgen!"

So geht es weiter und weiter, während sie sich langsam, aber stetig Blurraent und der Küste nähern, und auf dem Schiff der Bedarf an Ohrstöpseln ins Unermessliche steigt. Unterwegs passieren sie zwei Großsegler, die ebenfalls in die anhaltende Flaute geraten sind und reglos auf dem Ildorel dümpeln. Vergnügt rudert der Oger in Rufweite an ihnen vorbei, hebt den Alekrug zum Gruß und amüsiert sich köstlich über die fremden Matrosen, die über der Reling hängen und dem ogerbesetzten Ruderboot, das einen Dreimaster im Schlepp hat, so ungläubig nachstarren, als wären sie Davy Bones mit seinem legendären Geisterschiff, dem Fliegenden Herzländer, persönlich begegnet. "Was ist?" grölt Achim gutgelaunt zu ihnen hinüber, "noch nie 'nen rudernden Oger gesehen?" Und dann schenkt er ihnen zum Abschied eine weitere Kostprobe aus seinem schier unerschöpflichen Vorrat, diesmal allerdings - nachdem ihm allmählich die Seemannslieder ausgehen - einen strammen Marsch:

"Stets ein Lied beim Marsch parat,
das ist wichtig, Kamerad!
Schmetter' den Choral
über Berg und Tal,
wenn die Ogertruppe naht,
wenn die Ogertruppe naht!

Hopp, zwei drei vier,
haltet Trab, zwei drei vier!
Munter poltern durch die Flur
uns're Oger mit Bravour,
und sie stampfen stolz
durch das Unterholz,
das ist Militärkultur,
das ist Militärkultur!"

Als sie nach zwei Tagen Abschleppdienst endlich in Sichtweite Blurraents kommen, hat der Oger eine heisergeraspelte Kehle und die Mannschaft einen irreparablen Gehörschaden - doch die Laune könnte nicht besser sein. Während Achim mit der feldherrenähnlichen Kommandostimme des Kapitäns im Ohr die Faule Planke in Richtung Hafen manövriert, gibt der morgendliche Dunst, der sich allmählich verzieht, einen atemberaubenden Blick auf die Stadt mit ihren gewaltigen Mauern frei, die sich hinter dem Hafenbecken erheben. Trotz der frühen Stunde herrscht ein unüberschaubares Gewimmel rund um die Kais, Ildorelfischer in ihren kleinen Booten bringen ihren Fang ein, große Lastkähne werden beladen und überall wimmelt es von Matrosen, die ihnen offenen Mundes und mit ungläubig aufgerissenen Augen entgegenstarren. "So viel zum Thema Wir schmuggeln uns unauffällig in Blurraent ein", seufzt der Oger und zieht die Riemen an Bord. "Unauffälliger geht's praktisch nicht. Aber immerhin sind wir angekommen, während die anderen ogerlosen Segelschiffe immer noch draußen auf dem See herumschaukeln."

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Temudjin am 15. Mai 2008, 19:32 Uhr
*KRACH*

Erneut, wieder und wieder, entlädt sich die Wut der Götter über dem Ildorel und taucht die stockfinstere Nacht in ein kurzes taghelles Licht, bevor es wieder dunkel wird, und macht dabei einen Lärm, wie es ein dutzend Sandnarge nicht vermöchten.

*KRACH*

Schon wieder dieses unsägliche Donnern. Mehr bekommt der blinde Passagier, eingezwängt zwischen einem Fass voller Datteln und zwei Säcken voll Reis in der hintersten Ecke des Laderaums des Handelsschiffes, nicht mit, wenn man mal von dem übelkeitserregenden Schaukeln des Schiffes absieht.

*KRACH*

Ihr Götter, ich flehe auch an, zügelt euren Zorn! Habt ihr mich denn nicht schon genug gestraft? Habt ihr mir, Temudjin Al'Fessir ibn Tulamad, auf den Imugdub einst voller Güte herablächelte, nicht schon alles genommen, was man einem Menschen nehmen kann? So lasst mir doch wenigstens den erbärmlichen Rest meines Lebens!
Während er sich so in sein Zwiegespräch mit den Göttern versenkt, muss Temudjin plötzlich mit Schrecken  feststellen, wie sich das Schiff immer mehr nach Backbord neigt. Vom Deck hört er das wütende Knarren des Mastbaums und die verzweifelten Schreie derer, die der Wellenberg, der sich gerade anschickt, das Handelsgefährt zum Kentern zu bringen, in die erbarmungslosen Fluten reißt, denen, bei dem derzeitigen Wetter, niemand mehr entkommen kann. Weiter und weiter neigt sich das Schiff, sodass so langgsam die gesamte Fracht, samt Temudjin ins Rutschen gerät. Während er bislang keinen Gedanken daran verschwendete, dass ihn der Sturm mehr als nur einige Magenverstimmungen kosten könnte, überkommen dem Sohn der Wüste nun doch Furcht und Panik angesichts des bevorstehenden nassen Grabes.
Oh ihr Götter, zeigt Erbarmen! Lasst mich nicht sterben! Nicht jetzt!
Doch die Götter scheinen nicht gewillt, gnädig zu sein, und mit einem lautem Knarren neigt sich das Schiff nun soweit, dass Temudjin, samt der Ladung in freien Fall gerät. Nach einem kurzen Sturz auf die Backbordwand zu, schlägt er hart auf die Dattelfässer, die schneller waren als er, auf, nur um anschließend gnadenlos von den schweren Reissäcken getroffen zu werden. Ein lauter Schrei aus Schmerz und Wut entspringt seinem Mund als unter der Gewalt der anfliegenden Ladung zwei seiner Rippen brechen. Hätte jemand ihm prophezeit, dass Reis ihm den ersten, und anscheinend letzten, Knochenbruch seines Lebens zufügen würde, hätte er ihn wohl einen dummen Narren geschimpft und ausgelacht, doch nun ist ihm ganz und gar nicht zum Lachen zumute.
Schwer atmend und schmerzerfüllt versucht Temudjin sich verzweifelt vor der stürzenden Fracht zu schützen, als das Schiff mit einem letzten wütendem Krachen seinen Kampf gegen die Gewalten des nassen Elements aufgibt und auseinanderbricht. Von einem auf den anderen Augenblick findet sich Temudjin zusammen mit allen übrigen Besatzungsmitgliedern in den tosenden Fluten des Ildorel wieder und wird von der sinkenden Ladung in die Tiefe gedrückt, weg von der rettenden Wasseroberfläche. Erneut kommt die Panik in ihm hoch, denn da er sein Leben lang in der Wüste Azuriens verbracht hatte, hat er nie das Schwimmen erlernt, doch diesmal siegt sein Verstand. Die Luft anhaltend klammert er sich an eines der Fässer, doch statt zu rettenden Oberfläche aufzusteigen, sinkt dieses mit ihm weiter.
Verdammt, es ist zu schwer!
Verzweifelt lässt er das todbringende Frachtgut los, rudert mit seinen Gliedmaßen, um an Höhe zu gewinnen, und bekommt eine Planke zu fassen, die zur Oberfläche aufsteigt. Mit schwindender Kraft und fast erschöpften Luftreserven schlingt er seine Arme um das Stück Holz, das ihm einen Chance auf Überleben verheißt, und strampelt mit den Beinen, um schneller an die rettende Atemluft zu gelangen. In seinen Augenwinkeln sieht Temudjin, wie dass Wrack des Schiffes, auf das er sich vor einer Woche geschlichen hatte, nach unten sinkt, zusammen mit seiner Hoffnung, je wieder festes Land unter seine Füße zu bekommen.
Endlich, nach einem Aufstieg, der ihm stundenlang vorkam, in Wirklichkeit jedoch nur wenige Sekunden dauerte, spürt er wieder die frische Seeluft um sein Haupt und er saugt begierig die Atemluft in seine berits protestierenden Lungen, nur um gleich darauf wieder die Luft anzuhalten, als er von einer Welle wieder unter Wasser gedrückt wird. Zurück an der Wasseroberfläche beginnt Temudjin, sich auf eine größere Ansammlung von Treibgut zuzuarbeiten, für den Fall, dass seine Planke plötzlich beschließen sollte, doch dem nassen Grund zuzustreben. Kaum dass er das Treibgut erreicht hat, hievt er sich auf ein Stück, das groß genug ist, um darauf zu liegen, und bereitet sich darauf vor, dem Sturm auf seinem kleinen Stück Holz zu trotzen, bis dieser aufhört, oder seine Kräfte schwinden.
Imugdub, steh mir bei! Die anderen Götter mögen sich gegen mich verschworen haben, doch ich weiß, dass du mich nie fallenlassen wirst! Schenke mir das Leben, und ich verspreche dir, ich werde mir ein neues aufbauen, ganz in deinem Sinne! Bitte, Imugdub hilf!

Titel: Re: Auf dem Ildorel
Beitrag von Temudjin am 16. Mai 2008, 14:10 Uhr
Als sich der Sturm in den frühen Morgenstunden endlich abflaut, liegt der Temudjin erschöpft auf der großen Planke, die ihn die ganze Nacht vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Der Azurianer ist völlig am Ende seiner Kräfte, durchgefroren, hungrig und durstig - aber er ist am Leben.
Imugdub, ich danke dir! Ich wusste, dass du mich nicht verlässt.
Vorsichtig dreht er sich nun auf den Rücken, um die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages sein Gesicht bescheinen zu lassen. Während ihm eine frische Seebrise sein schulterlanges, schwarzes, mit grauen Strähnen durchzogenes Haar und den durch seine Flucht ungeplegten, schon drei Finger langen Bart streicht und die Sonne langsam über den Horizont des nun endlich ruhigen und wieder flachen Ildorel steigt und beginnt, seine hellbraune Haut und seine mittlerweile abgetragenen, azurianisch weiten, ehemals weißen Sachen zu trocknen, schließt Temudjin zum ersten mal seit zwei anstrengenden Tagen die Augen und genießt das nun sanfte Schaukeln der Wellen, die ihn schon nach kurzer Zeit in den Schlaf wiegen...

Als Temudjin wieder erwacht, hat die Sonne ihren Höchststand schon überschritten und steht mittlerweile im Südwesten. Erst einmal erwacht, macht ihn sein Körper unsanft darauf aufmerksam, dass er zuletzt vor mehr als einem Tag etwas getrunken und seit Tagen nichts mehr gegessen hat. Hungrig und durstig streicht sich mit der linken Hand die restliche Müdigkeit aus den Augen und sieht sich um. Nach Osten nichts als Wasser, doch als er nach Westen blickt, will er seinen Augen nicht trauen. Verblüfft reibt er sich erneut die Augen, doch als er sie erneut öffnet, bietet sich ihm das gleiche Bild: Land, endloses bewaldetes Land und mittendrin, ihm am nächsten, eine Stadt. Sie konnte höchstens sieben Tausendschritt entfernt sein.
Sein Glück kaum begreifend beginnt Temudjin wie von Sinnen zu lachen und erst als er keine Puste mehr hat, scheint sein Verstand zurückzukehren. Erneut dankt er Imugdub und legt sich nur noch zur Hälfte auf die Planke, damit er, mit seinen Beinen im Wasser, auf das ersehnte Land zuschwimmen kann. Hunger, Durst und Erschöpfung scheinen angesichts der bevorstehenden Rettung wie von Zauberhand verschwunden.

-> Das Ufer des Ildorel



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