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(Thema begonnen von: Deliah am 13. Aug. 2003, 12:06 Uhr)

Titel: Der alte Stall
Beitrag von Deliah am 13. Aug. 2003, 12:06 Uhr
Es ist ein sehr großer, verlassen aussehender Stall und man hört keinerlei Geräusche herausdringen, nur der Wind, der durch verborgene Spalten und Ritzen pfeift. Das große hölzerne Tor lässt sich nicht öffnen, sosehr man auch daran rüttelt, zehrt, drückt und schiebt, es bleibt hartnäckig verschlossen. Sehr wahrscheinlich haben sich die beiden großen Torhälften durch Wind und Wetter verzogen und lassen sich somit nicht mehr bewegen. Die beiden Längsseiten des Gebäudes sind in regelmäßigen Abständen durch hochliegende Fenster unterbrochen, die von außen Licht in die Boxen der Pferde hineinlassen.
Wenn man das Gebäude zur Hälfte umrundet, stößt man auf eine kleine Hintertür und ein weiterer Eingang in den Stall ist ein hohes Boxenfenster, dessen Glas zerbrochen und somit eine kleine Öffnung vorhanden ist, durch die sich jedoch nur Kinder oder sehr schmale Menschen zwängen können. Zum Fenster hinauf kommt man durch eine provisorisch, zusammengestellte Kistentreppe, die den Anschein hat nicht sehr stabil zu sein. Doch bisher hat sie immer gehalten.

Durch die Hintertür gelangt man in eine kleine Kammer, die einmal die Sattelkammer gewesen ist. In dieser befinden sich an den Wänden ein paar Regale und Hacken, und an der linken befindet sich eine schmale, dicht an die Wand gedrängte Leiter, die hoch durch eine Luke zum Heuboden des Stalles führt. Auf dem Heuboden befindet sich noch ein beträchtlich großer Haufen Heu und Stroh, der von dem alten Besitzer zurückgelassen wurde.
Aus der Sattelkammer hinaus führt eine Tür in den eigentlichen verlassenen Stallbereich. Auf der rechten Seite, befindet sich das große Stalltor und diesem gegenüber, also auf der linken Seite, führt ein Mittelgang bis nach hinten zur gegenüberliegenden Stallwand. Links und rechts des Mittelganges befinden sich jeweils 10 gleich große, leere Boxen, dicht an dicht, aneinander gereiht. Diese sind von waagerechten, übereinanderliegenden Eisenstangen getrennt an denen man auch bequem zu dem kaputten Fenster hinaufklettern und von diesem hinunterklettern kann, das nach draußen auf die Kistentreppe führt. Besagtes Boxenfenster befindet sich auf der linken Seite, wenn man mit dem Rücken zum Tor im Mittelgang steht. Oben an der Decke befindet sich eine große Heuklappe, durch die das Heu vom Boden herunter geworfen wurde, doch diese ist zur Zeit geschlossen.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 24. Aug. 2003, 20:46 Uhr
Kurz nachdem sie die Goldene Harfe passiert haben und Aegnor versichert hat, das er noch weiter gut bei Kräften sei, um Lorne auch noch das letzte Stück Weges zu tragen kommen sie von Deliah geführt am Stall an. Zielsicher umrundet Deliah den Stall um auf dessen Hinterseite zu kommen. Aegnor und Lorne folgen ihr in einigem Abstand und sehen zu, wie Deliah überlegend ihren Blick von der provisorischen Kistentreppe, die hinauf zu dem zerbrochenen Fenster führt, zu ihnen schweifen lässt und dann entschieden den Kopf schüttelt. Durch das Fenster dort oben, würde nur Lorne passen und das wäre jedoch mit ihrem Fuß noch eine zu schwere Angelegenheit. Deswegen wendet sich Deliah der Hintertür des Gebäudes zu, denn schließlich musste Jock ja in den Stall hineingekommen sein, und sie sah nur diese Tür als einzige Möglichkeit. Prüfend drückt sie die Klinke hinunter und siehe da – sie ist offen und nicht verschlossen, so wie sie, sie bei ihrem ersten Erkundungsgang vorgefunden hatte. Deliah winkt Aegnor und Lorne lächelnd zu, ihr zu folgen und zu dritt betreten sie die kleine Sattelkammer des Stalles.
Jock ist nirgends zu finden und Deliah führt Aegnor und Lorne schnell durch die untere Etage des Stalles, zeigt ihnen die vielen Boxen und das Fenster, das sie bisher als Einstieg genutzt hatte. Aegnor setzt Lorne ab und entschuldigt sich bei den beiden Mädchen. Er möchte sich zurück zur Goldenen Harfe begeben und verspricht, in den nächsten Tagen vorbeizuschauen. Lorne gibt ihm ebenfalls das Versprechen, einmal  in der Harfe vorbeizuschauen. Nachdem die beiden Mädchen nun alleine sind, steigt Deliah mit Lorne die schmale Leiter in der Sattelkammer hinauf auf den Heuboden. Dort zeigt sie ihr den großen Heuhaufen und erklärt ihr, dass dies für gewöhnlich ihr Schlafplatz ist und das auch Jock seit kurzem hier schläft. Sie lädt Lorne ein, ebenfalls hier zu hausen und das jüngere Mädchen nimmt freudig an.

Am nächsten Tag findet das Sommerfest statt und Deliah und Lorne, deren Fuß es dank Aegnors Salbe bereits viel besser geht, besuchen das Fest, tummeln sich auf dem Marktplatz in dem bunten und lustigem Treiben, sehen dem Pferderennen zu und vergnügen sich auf vielerlei andere Weise. Somit sind sie während des Festes ausführlich beschäftigt und keine Langeweile kommt auf. Kurz ist ihnen Jock begegnet und Deliah hat ihm Lorne vorgestellt und ihm mitgeteilt, das sie nun bei ihnen auf dem Heuboden nächtigt. Jock hat lächelnd zugestimmt und Lorne freundlich als neue Mitbewohnerin begrüßt.
Nun ist das Fest vorüber und Lorne und Deliah halten sich, nun nachdem alles vorbei ist, im Stall unten bei den Boxen auf und langweilen sich, da nicht einmal Jock da ist, den sie eventuell ärgern könnten.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Lorne am 27. Aug. 2003, 10:27 Uhr
Während sie so dasitzen, meint Lorne: "Ich finde es toll, dass Aegnors Salbe so gut geholfen hat. Schau nur, die Schwellung ist kaum noch zu sehen." Lächelnd zeigt sie auf ihren Knöchel und betastet ihn vorsichtig. "Es wäre echt blöd gewesen, wenn ich deshalb nicht zum Fest gekonnt hätte, oder? Sowas habe ich schon lange nicht mehr erlebt?" Sie schwieg einen Moment und da Deliah nichts sagt, fragt sie: "Aber was machen wir nun, ist ein bisschen langweilig, oder?"

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 27. Aug. 2003, 15:54 Uhr
Deliah sitzt im Schneidersitz auf dem Boden Lorne gegenüber und malt mit einem Strohhalm Linien in den Staub.
"Ja stimmt. Die Salbe hat wirklich gut geholfen."
Leises, gedämpftes Vogelgezwitscher ist von draußen zu hören. Im Stall selbst herscht absolute Stille, die nur von einem leisen Kraschbeln in einer weiter entfernt Box und Deliahs Strohhalmgewisper gestört wird. Deliah blickt zu der Box aus dem das leise Geraschel zu hören ist und lächelt.
" Eine unserer kleinen Mitbewohner scheint wenigstens keine Langeweile zu haben." Sie lässt den Halm fallen und steht auf. "Komm. Was hälst du davon, die Straßen unsicher zu machen? Das ist immerhin besser als hier rumzuhocken."

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Aegnor am 03. Sept. 2003, 13:43 Uhr
Die Tür, die Aegnor öffnet um in den Stall zu kommen, knarrt leise als er sie öffnet. Drinnen duftet es nach Heu. So leise wie möglich schließt er die Tür wieder und geht ein bisschen weiter in das innere des Stalls. Er versucht Deliah oder Lorne ausfindig zu machen, jedoch ist keine von beiden zu sehen, lediglich ein kurzes rascheln ist zu hören.
Anscheinend ist niemand außer den Mäusen die hier auch wohnen. Vielleicht sollte ich die mal fragen.
Beim letzten Teil seines Gedankens muss Aegnor kurz grinsen.
Was soll’s, ich versuche es einfach einmal denkt sich Aegnor und ruft "Deliah, Lorne? Seid ihr hier irgendwo?"

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 03. Sept. 2003, 13:56 Uhr
Deliah hilft Lorne kameradschaftlich auf die Füße, die Ihren Vorschlag zugestimmt hat und will gerade die Box verlassen, in der sie gesessen haben als eine Stimme nach ihnen ruft. Verwundert und Überrascht sieht Deliah kurz Lorne an und dann kann sie sich denken wer da gerufen hat. Sie öffnet schnell die Boxentür und tritt auf den Mitttelgang hinaus. Vorne am Tor sieht sie Aegnor stehen, der sich suchend umsieht.
"Hallo Aegnor! Wir sind hier." Deliah winkt ihm kurz zu und dann geht sie mit Lorne zu ihm. "Wie wollten uns gerade auf den Weg machen und durch die Straßen ziehen."
Blöd ist es irgendwie schon, das er jetzt aufgetaucht ist. Denn so können wir nichts zu Essen  stehlen oder etwas erbetteln. Naja, verschieben wir das eben auf später.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Aegnor am 05. Sept. 2003, 08:05 Uhr
Ein Glück, sie sind doch da
"Last euch nicht aufhalten", antwortet Aegnor auf Deliahs Satz, "aber es währe doch schade um die schönen Lebensmittel, die dann verderben".
Während er dies sagt, holt er ein paar Äpfel, ein bisschen verpackte Wurst und ein Brotleib aus seinen Taschen heraus und gibt sie abwechselnd Lorne und Deliah.
"Ich war gestern noch auf dem Markt und habe ein bisschen mehr eingekauft als ich brauche. Ich wollte euch heute damit überraschen. Und ich glaube, das ist mir Gelungen." fügt er mit einem lächeln noch hinzu, als er die Gesichter der beiden sieht.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Lorne am 05. Sept. 2003, 13:48 Uhr
"Waoh", staunt Lorne, als Aegnor ihr einen Apfel in die Hand drückt. "Kannst du hellsehen oder woher hast du gewusst, dass ich schon wieder Hunger habe?" Sie zwinkert fröhlich und beißt in den saftrigen Apfel, dieser schmeckt herrlich süß und Lorne strahlt noch mehr, süße Äpfel mag sie nämlich besonders gerne.
Kauend sieht sie zu Deliah hinüber. "Wollen wir nach dem Essen in die Stadt gehen?", fragt sie mit halbvollem Mund, sodass sie kaum zu verstehen ist. An Äegnor gewandt fragt sie: "Kommst du dann auch mit, dann kannst du mir ja mal die Goldene Harfe zeigen."  

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 05. Sept. 2003, 19:20 Uhr
Deliah ist ebenfalls überrascht, als Aegnor ihnen die Lebensmittel überreicht.
"Danke Aegnor! Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, wie wir uns heute zu Essen beschaffen hätten."
Gut, dann brauch ich heute ja nicht betteln oder stehlen. Ich frage mich ja noch immer warum Jason so außer sich war, als er mich dabei gesehen hat. So was geschieht doch alltäglich.
Deliah beißt in ihren Apfel und nickt Lorne zu. "Klar gehen wir dann in die Stadt, hatten wir doch eh vor."
Deliah nimmt das Leib Brot und winkt Lorne und Aegnor ihr zu folgen. "Kommt, wir müssen ja nicht unbedingt im Stehen essen. Gehen wir auf den Heuboden und machen es uns dort gemütlich."
Aegnor und Lorne, die die verpackte Wurst trägt, folgen ihr hinauf auf den Boden und dort lässt sich Deliah im Schneidersitz in den Heuhaufen fallen. Dann bemerkt Deliah mit einem Grinsen: "Tja, son Pech das Jock jetzt nicht da ist. Der würde doch glatt neidisch werden, wenn er uns so essen sehen würde."
Einige Zeit später sind alle Lebensmittel, die Aegnor ihnen mitgebracht hat bis auf den letzten Krümmel verputzt und Deliah sieht die andern beiden aufordernd an. "Nun? Können wir gehen?"

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Lorne am 09. Sept. 2003, 14:51 Uhr
Lorne schluckt den letzten Bissen ihrer Mahlzeit hinunter, dann nickt sie Deliah zu. "Ja, also von mir aus kann es losgehen." Sie sieht zu Aegnor hinüber. "Du kommst doch mit, oder?"

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 11. Sept. 2003, 17:15 Uhr
Ungeduldig sieht Deliah von Lorne zu Aegnor, denn sie möchte endlich los und aus diesem Stall herauskommen. Einfaches Herumsitzen liegt ihr ganz und gar nicht und nach ihrem Geschmack dauert es ihr gerade viel zu lange bis Lorne und Aegnor in Bewegung kommen. Sie springt entschlossen auf die Füße und sagt: "Natürlich kommst du mit Aegnor, oder willst du hier bleiben?" Sie grinst skeptisch und sieht Aegnor fragend an. "Hier ist es nämlich nicht gerade interessant und aufregend, außer du willst den Mäusen bei ihrem geschäftigem Treiben zugucken." Sie zwinkert ihm zu und Lorne und Aegnor stehen vom Boden auf und klopfen sich die an der Kleidung hängen gebliebenen Heuhalme ab. Deliah geht voran zur Luke und klättert die schmalen Leitersprossen hinunter in die kleine Sattelkammer. Kurze Zeit später haben sie zu dritt den Stall verlassen und begeben sich zum Marktplatz, wo um die Stände ein buntes und lutsiges Treiben herrscht.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Jock am 01. Okt. 2003, 12:46 Uhr
Am späten Morgen erwacht Jock auf dem Heuboden und setzt sich gähnend auf. Routiniert streicht und schüttelt er sich die Heuhalme von der Kleidung, die sich wie jede Nacht unabänderlich an ihr verhackt haben.
Am vergangenen Abend ist Jock mit der Hoffung in den Stall gekommen, endlich einmal wieder auf Deliah zu treffen, jedoch hat sich diese Hoffnung mal wieder nicht erfüllt. Wieder haben sie sich verpasst. Also muss sich Jock bis auf den nächsten Tag gedulden, um endlich mit ihr reden zu können. Doch auch nun an diesem Morgen ist Deliah nicht im Stall. Zumindest nicht auf dem Heuboden und Jock glaubt auch nicht sie unten zu finden.
Kurzerhand steht er auf klettert die Leiter hinab in die Sattelkammer. Von dort geht er ein paar Schritte in den Stall und sieht sich suchend um, aber wie erwartet findet er hier das Mädchen nicht.
Gut, dann muss ich eben auf eine andere Gelegenheit warten.
Er dreht sich Schulterzuckend um und verlässt das Stallgebäude durch die Hintertür der kleinen Kammer. Draußen stellt er mit einem Blick zum Himmel fest, das die Sonne bereits schon seit ein paar Stunden am morgendlichen Himmel steht und Jock macht sich darüber Gedanken, ob er am nächsten Morgen nicht ebenfalls so lange verschlafen würde. Schließlich musste er sich frühzeitig bei der Bäckerei melden.
Bäckerei, Bäckerei? Ah, ich muss ja noch meine neue Arbeitskleidung von der Schneiderei abholen. Ohne die würde mich Meister Thram bestimmt heute Mittag wieder vor die Tür weisen.
Also macht sich Jock im Schlendergang auf den Weg zur Schneiderei, jedoch beeilt er sich dabei nicht, da es gehießen hat, das die Kleidung erst gegen Mittag fertig sein würde. Und bis dahin ist noch ein wenig Zeit.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 04. Nov. 2003, 00:22 Uhr
Etwas außer Atem kommt Deliah am Stall an. Ihre Kondition, lässt seit ihrer langen Krankheit sehr zu wünschen übrig und Deliah muss ernsthaft daran arbeiten, wieder auf ihr früheres Niveau zu kommen.
Wenn ich nichts dagegen tue, schlägt mich jedes Kleinkind im Wettlauf. Den Rückweg zur Kate, werde ich also gleich auch mal im Schnelltempo zurücklaufen. Kann nicht schaden.
Deliah stößt die Hintertür zur Sattelkammer auf und bleibt kurz überlegend stehen. Wo hat sie den Geldbeutel das letzte Mal hingetan? Sie weiß es nicht mehr genau, also beschließt sie zuerst auf dem Heuboden zu suchen. Schnell steigt sie die Leitersprossen hinauf durch die Luke und  durchsucht den Boden von vorne nach Hinten. Sogar den großen Heuhaufen durchwühlt sie gründlich, wobei es nicht zu vermeiden ist, ganz in ihn hineinzutauchen und ihn von Innen zu untersuchen. Schnaufend taucht sie wieder auf und kämpft sich  mühevoll wieder an die frische Luft. Die Heudurchsuchung hat ergeben, dass sich der Geldbeutel wohlmöglich unten in irgendeiner Box befinden muss. Mit dieser Erkenntnis macht sich Deliah, über und über mit Heuhalmen bedeckt, auf den Weg zurück nach unten.
Hier geht sie zuerst in die Box, die zu dem kleinen Einstig oben durch das Fenster führt. Schließlich hat sie diese am häufigsten betreten, also ist es nahe liegend, das der Beutel dort irgendwo liegt.
Sie durchstöbert jede der vier Ecken und ihre suchenden Hände stoßen schließlich auf etwas Weiches.
"Iiihh!"
Deliah zuckt zurück und betrachtet mit einer Grimasse ihre Finger. Wo hat sie denn da rein gegriffen? Vorsichtig richt sie an ihren Händen. Kein unangenehmer Geruch deutet drauf hin, dass sie in einen verwesenden Mausekadaver gegriffen hat, was sie zu erst angenommen hat. Deswegen schiebt sie das darüber liegende Stroh über dem Objekt vorsichtig beiseite, um es genauer zu untersuchen und sieht schließlich ihren vermissten Geldbeutel. Der Stoff hatte sich nur etwas seltsam in ihren Fingern angefühlt.
"Hab ich dich endlich!"
Sie stopft sich den Beutel kurzerhand in ihren Hosenbund und macht dann kehrt, um sich auf den Rückweg zur Kate zu machen.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Jock am 04. März 2004, 23:21 Uhr
Der Abend ist bereits fortgeschritten und die Dunkelheit breitet sich langsam über der Stadt aus. Die kleine Gasse durch die Jock geht ist bereits so finster, dass er seine Hand nur noch wage erkennt, als er sie hebt um die Gassenwand zu ertasten. Nach wenigen Schritten jedoch hat er sie verlassen und er kann das große Stallgebäude vor sich erkennen das düster und massig vor im aufragt. Immer wieder bläst der Wind durch unsichtbare Ritzen und Fugen und lässt ein leises, schauriges Pfeifen erklingen.
Wenn ich nicht wüsste, dass dies der Stall wäre und ich mir nicht absolut sicher wäre, dass es dort nicht spukt, würde ich jetzt einen großem Bogen drum herum machen.
Doch anstatt die Richtung zu wechseln und den düsteren Stall so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, geht Jock geradewegs auf das Gebäude zu und ein Stück um es herum zu der kleinen Hintertür auf der von der Straße abgewandten Seite.
Froh aus dem kalten Wind heraus zu kommen, betritt er die enge Sattelkammer und lauscht einige Herzschläge lang auf Geräusche, die vielleicht anzeigten, das Deliah zu Hause ist.
Und tatsächlich hört er auf dem Heuboden, ein gedämpftes Scharren und das Rascheln von Stroh. Jock ist bereits auf halben Weg die Leitersprossen hinauf auf die offene Luke zu, als er ein lauteres Poltern hört und darauf herzzerreißendes Fluchen.
Mit wenigen schnellen Schritten steigt er die letzten Sprossen nach oben und sieht sich suchen im immer finsteren Dämmerlicht um.
"Deliah?" ruft er fragend in die Richtung, in dem er ein auf dem Boden hockendes Schemen ausmachen kann und geht drauf zu. Ein ärgerliches Grunzen antwortet ihm.
"Was machst du denn da auf dem Boden? Und was war das eben für ein Krach?"

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 09. März 2004, 23:23 Uhr
(Rückblick)
Die letzten paar Wochen hatte sich Deliah viel auf den Straßen von Talyra herumgetrieben ohne wirklich etwas Aufregendes oder Erwähnenswertes zu erleben. Jock hatte sie in dieser Zeit kaum oder gar nicht gesehen. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie ihm aus dem Weg gegangen war, sondern eher das sich nicht die Gelegenheit ergab ihn zu treffen. Merkwürdigerweise hatte sie ihn nie angetroffen als sie sich im Stall befand oder auf den Straßen den lieben langen Tag herumgammelte. Auch hatte sie sich darüber nicht viele Gedanken gemacht, sondern sich um ihrer eigenen Problemchen gekümmert, wie, ganz wichtig, die tägliche Nahrungsbeschaffung. Ordentlich hatte sie in den letzen Wochen von ihren Bettel und Diebeskünsten gebrauch gemacht und viele Menschen um ihr Essen gebracht. Mitleid kennt sie in dieser Beziehung nicht. Das eigene leibliche Wohl geht schließlich vor.
Neben dieser wichtigen Tätigkeit hatte sie sich hauptsächlich gelangweilt. Nicht das es nicht aufregend war in einer so großen Stadt wie Talyra durch die Gassen zu streifen, aber so das Wahre ist es mit der Zeit auch nichts. Deswegen hatte sie sich immer öfter in den verruchteren  Gebieten der Stadt herumgetrieben. Denn dort gab es wenigsten noch ordentliche Schlägereien zu begutachten, die ein wenig Abwechslung brachten. Einmal sogar hatte sie ordentlich mitgemischt, wäre dabei aber beinahe von einem dreckigen, aber sehr scharfen Messer erwischt worden. Mehr Glück als Verstand brachte sie wieder aus dieser unangenehmen Situation heraus und seit dem war sie vorsichtiger geworden. Lebensmüde war sie am Ende ja dann doch noch nicht.
Doch auch diese blutigen Raufereien konnten nicht lange Deliahs Gemüt erheitern und immer wieder ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie damals in Kirklitz, einfach die Stadt zu verlassen und irgendwohin zu gehen. Wohin genau war ihr schnuppe. Doch dann erinnerte sie sich an Jock und an die noch recht kalte Jahreszeit und sie verschob ihre Pläne wieder auf unbestimmte Zeit.
Der Gedanke an Jock trieb sie schließlich auch nach vielen Tagen wieder einmal zum Stall. Sie hoffte ihn dort anzutreffen, aber als sie das große Gebäude betrat, war es so verlassen, wie es von außen den Anschein erweckte. Also beschloss sie auf ihren Freund zu warten.
Um ihre mittlerweile wieder aufgekommene Langweile zu vertreiben, übte sie sich an Balkenbalancieren. Hoch oben im Gebälk auf dem Heuboden spazierte sie die komplette Länge des Balkens hin und her und ging dann dazu über, das Balkenweitspringen auszuprobieren. Dies klappte Anfangs auch sehr gut, doch als sie unten in der Sattelkammer ein Geräusch hörte verfehlte sie mitten im Sprung den auf sie zurauschenden Balken und stürzte ab.
Gleich darauf war Jock oben und fragte sie was soeben passiert war.
     
Deliahs Antwort auf Jocks besorgte Frage ist nur ein unverständliches Grunzen. Schnaufend rappelt sie sich wieder auf die Füße und kontrolliert flüchtig, ob sie durch ihren Sturz eben, bleibende Schäden davon getragen hat. Glücklicherweise jedoch ist sie einigermaßen weich im Stroh gelandet und zurück bleiben würden nur ein paar blaue Flecken. Damit kann sie gut leben, entscheidet sie und wendet sich endlich an Jock, der nun direkt neben ihr steht und sie noch einmal fragt, was geschehen ist.
"Och nichts. Bin eben nur mal so ein bisschen runtergehüpft…von da oben." Sie deutet eine wage Handbewegung nach oben ins Dachgebälk an und stapft dann zu einem weicheren Flecken Heu und lässt sich darauf fallen, um es sich bequem zu machen. Betont gleichgültig beginnt sie damit, den Dreck unter den Fingernägeln heraus zu pulen und wirft verstohlene Blicke auf Jock, der nur als dunkler Umriss zu erkennen ist.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Jock am 15. März 2004, 15:17 Uhr
Stirnrunzelnd schaut Jock auf und versucht die Balken über sich genauer zu erkennen. Er kann es nicht genau sagen, aber er meint sich zu erinnern, dass die Balken doch sehr hoch sind. Und da soll Deliah einfach mal so eben runter gesprungen sein? Natürlich ist dies wieder eine glatte Lüge von ihr, aber so wie er sie kennt ist auf ihrer Reaktion zu schließen, dass sie sich nichts weiter getan hat. Also geht er darauf nicht weiter ein, sondern wirft ihr nur einen kopfschüttelnden Blick zu. Das ist Deliah, so wie er sie seit Jahren kennt.
"Es ist gut, dass ich dich endlich antreffe."
Er setzt sich ein Stück entfernt von ihr ins Heu und sieht sie von der Seite her forschend an.
"Wo hast du dich die ganze Zeit herum getrieben? Ich warte schon seit Tagen darauf, um mit dir zu sprechen. Aber nicht ein einziges Mal habe ich dich zu Gesicht bekommen." Deliah antwortet nicht gleich und Jock wartet geduldig ab. Er nimmt einen Heuhalm auf und spielt damit geistesabwesend herum. Er will Deliah nicht drängen, denn dann kann es vorkommen, dass sie sich stur stellt und sich weigert zu antworten.
Seine Taktik geht auf und Deliah berichtet ihm nach wenigen Augenblicken des Schweigens, wohin sie es aus Langeweile getrieben hatte. Während sie berichtet legt sich Jocks Stirn ihn Sorgenfalten und er schellt sich in Gedanken selbst das er nicht besser auf sie acht geben hat.
Auch wenn sie schon alt genug ist um auf sich aufzupassen, hat sie nichts in den Kreisen zu suchen, in denen sie sich die letzen paar Wochen herumgetrieben hatte. Und als das Mädchen anfängt von der Messerstecherei zu sprechen, holt Jock seufzend Luft.
Er hätte wirklich besser auf sie acht geben sollen.
"Deliah, " beginnt er langsam, als sie geendet hat, "ist dir klar, das du dabei hättest drauf gehen können? Ich weiß du willst das jetzt nicht hören, aber ich kann dir nicht erlauben, das du dich wieder in die Nähe dieser…Leute begibst und überhaupt in die Unterstadt. Das ist wahrlich kein Ort für ein junges Mädchen wie dich. Wer weiß, was dir hätte alles passieren können, außer dieser Schlägerei!" Eindringlich sieht er ihr in die Augen, soweit das in der mittlerweile kompletten Finsternis überhaupt möglich ist. Leise dringen von draußen die Geräusche des Nachtlebens in den Stall und das leise Fiepen und Kraschpeln der nicht wenigen Mäuse, die sich auf dem Heuboden tummeln, mischen sich darunter.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Deliah am 22. März 2004, 23:52 Uhr
Ihre Stimmung vorhin noch einigermaßen fröhlich verfinstert sich bei Jocks Ermahnungen immer mehr, ganz der Dunkelheit angepasst, die die beiden auf dem Heuboden umgibt. Sie bemüht sich Jock anzuhören ohne ihn ärgerlich zu unterbrechen, doch als er geendet hat hält sie nichts mehr zurück und es platz wütend aus ihr heraus.
"Du erlaubst mir nicht, dahin zu gehen wohin ich will? Ich glaub du hast sie nicht mehr alle," zischt sie ihn erbost an. "Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist, das du über mich bestimmen kannst, he? Du bist weder mein Vater noch mein Bruder. Ich denk ja gar nicht daran dir zu gehorchen, Jock!" Zornig springt sie auf und starrt Jocks dunklen Umriss herausfordernd an.
"Ich sag dir was: Dass es in der Unterstadt gefährlich ist habe ich selbst gemerkt. Doch auf diesen Gedanken wärst du wohl nie gekommen.
Und ich werde von mir aus in Zukunft besser acht geben, ich bin doch nicht blöd. Aber das denkst du natürlich nicht war? Das ich ein kleines Kind bin und wie eines denke und handel und in mein Verderben lauf. Nur weil ich jünger bin als du?!."
Zornbebend stapft sie wütend mit ihrem Fuß auf und fährt fort sich in Rage zu reden. Sie schneidet Jocks Versuch ab, etwas zu sagen und schreit ihn an.  "Ich bin wirklich alt genug um auf mich aufzupassen und brauche mir von dir keine Belehrungen anhören. Das weiß ich alles selber.  Steck dir dein beschissenes Verbot sonst wohin und lass mich in Ruhe. Es ist ganz alleine meine Sache wohin ich gehe."
Deliah wirbelt herum und stürmt mit geballten Fäusten auf die Luke zu.
Mist. Ich hätte gar nicht hier her kommen sollen. Schon gar nicht hätte ich es ihm erzählen sollen. Jetzt weiß ich ja was ich davon hab. Idiot.  
Zielsicher findet sie auf dem dunklen Dachboden ihren Weg und steigt die Leitersprossen rasch hinunter. Das Jock hinter ihr her ruft hört sie schon gar nicht mehr, oder eher gesagt, will sie gar nicht hören. Wenige Augenblicke später hat sie den Stall verlassen und rennt in die Nacht hinaus.

Titel: Re: Der Stall
Beitrag von Jock am 23. März 2004, 23:10 Uhr
Erfolglos versucht er Deliah in ihrer aufbrausenden Rede zu unterbrechen und das Mädchen zu beschwichtigen, doch sie lässt ihn nicht zu Wort kommen und schreit ihn sogar an. Verletzt hört ihr Jock unbewegt und schweigend zu und wartet ab, bis sie sich einigermaßen beruhigt hat. Doch etwas zu erwidern, dazu kommt er gar nicht mehr. Ehe er sich versieht dreht sie sich um und rennt auf die Luke zu. Jock springt auf und will sie am Arm ergreifen, um sie aufzuhalten, doch im Dunkeln verfehlt er sie und greift daneben.
"Deliah, jetzt warte doch! So habe ich das nicht gemeint! Warte!"
Mit wenigen schnellen Schritten ist er ebenfalls bei der Luke, doch Deliah ist bereits unten und aus dem Stall gestürmt. In Eile steigt er ihr nach und verlässt den Stall. Draußen schaut er sich suchend nach ihr um und läuft um das Gebäude herum auf die Straße zu.  Aus den Augenwinkeln sieht er einen dunklen Schatten in der Nacht verschwinden und fluchend setzt er diesem hinterher. Doch nach wenigen Schritten hält er an und sieht sich noch einmal um. Mit zusammengekniffenen Augen versucht er eine rennende Gestalt auszumachen, aber erkennt nichts außer den finsteren Umrissen verschiedener Häuser, die wie stumme Riesen teilnahmslos am Wegesrand stehen.
Noch einmal flucht Jock leise vor sich hin und ruft: "Deliah! Komm zurück. Deliah!"
Aber als einzige Antwort erhält er Stille und das entfernte Fauchen einer Katze, die sich über irgendetwas aufzuregen scheint.
Du willst nicht wie ein kleines Kind behandelt werden, doch reagieren tust du wie eines.
Kopfschütteln fährt er sich mit der Hand seufzend durch die Haare und dreht sich um, um niedergeschlagen zurück zum Stall zu gehen. Es würde nichts bringen dem Mädchen im Dunkeln nachzurennen und sie zu suchen. Sie ist eindeutig schneller als er und hat ihn bereits abgehängt. Jock kann nur hoffen das er sie am nächsten Tag irgendwo antreffen würde, doch das bezweifelt er stark. In den letzten Wochen hatte er sie schließlich auch nicht gesehen, obwohl er Ausschau nach ihr gehalten hatte.
Sie geht mir immer mehr aus dem Weg. Langsam beginne ich sie zu verlieren. Deliah stell bloß nichts Dummes an… Mist. ich hätte wirklich besser auf sie Acht geben sollen. Ich Idiot.
Er zieht die Tür der kleinen Sattelkammer hinter sich mit einem Knall zu und steigt die Leitersprossen wieder nach oben. Morgen früh muss er wieder arbeiten und er will, trotz dem Streit eben, noch ein paar Stunden schlafen.
Er macht es sich im Heu so bequem wie möglich und deckt sich mit seinem verschlissenen Mantel zu. Mit geschlossenen Augen wartet er auf den Schlaf doch dieser will sich lange nicht einstellen. Zu sehr schießen ihm allerlei Gedanken durch de Kopf. Erst in den Morgenstunden schläft er endlich ein.

Titel: Re: Der alte Stall
Beitrag von Jock am 29. Mai 2004, 22:03 Uhr
Den gestrigen Tag hatte Jock, wie die Meisten mit Feiern verbracht. Da er sich jedoch nicht sehr viel aus Festen macht, hatte er sich zurückgehalten und sich mehr an der fröhlichen Stimmung erfreut. Sobald die Nacht hereinbrach zog er sich zurück und kehrte zum alten Stall zurück. Deliah traf er wie vermutet nicht an, also legte er sich früh schlafen um am Morgen wieder einmal ausgeschlafen zu sein. Arbeiten würde am folgenden Tag wohl niemand und er rechnete auch nicht damit, dass gerade die Bäckerei geöffnet haben würde und er dort auftauchen muss.
Ausgeruht erwacht Jock am Morgen und streckt sich den Schlaf aus den Gliedern. Er setzt sich auf und bleibt einige Augenblicke abwesend sitzen.
So, das war dann also meine letzte Nacht hier. Irgendwie ist es schade aber, die Bequemlichkeit eines richtigen Zimmers ist mit dem strohigen Komfort hierzu halt nicht zu vergleichen.
Lächelnd fährt er sich mit seiner Hand ein paar mal durch die Haare um die Strohhalme los zu werden, die sich darin verfangen haben und steht dann rasch auf.  Von seiner Kleidung klaubt er ebenfalls verhakte Halme. Er ist froh am vorigen Abend so geistesgegenwärtig gewesen zu sein, seine alte, abgerissene Kleidung überseine neue Arbeitskleidung zu streifen, ehe er sich ins Heu warf und sich zur Nachtruhe bequem zu machen.
Nun zieht er sie wieder aus. Er würde sie ausbessern sobald er sein Zimmer bezogen und sich dort eingerichtet hatte. Er klopft vorsichtshalber sein neues Hemd und die Hose ab und kontrolliert, ob sich auch kein Heuhalm unter seine alte Kleidung geschlichen hat. Mit dem Ergebnis zufrieden, wickelt Jock seine Straßenklamotten zu einem kleinen Bündel und sieht sich dann im Stall um, ob er etwas vergessen hat. Mit hochgezogener Braue bemerkt er jedoch, dass er außer diesem Bündel nichts weiter besitzt, was er sein eigen nennen kann.
Schulter zuckend dreht er sich also um und steigt die Leiter hinunter, in die kleine Sattelkammer.
Er ist sich sicher, dass seine Habseligkeiten mit der Zeit anwachsen werden, jetzt, nachdem er endlich genügend Geld hat, um sich etwas kaufen zu können. Doch was er sich als erstes zulegen wird, weiß er noch nicht.
Jock wirft einen letzten Blick die Leiter hinauf. Groß Abschied nehmen braucht er nicht, denn er denkt, das er in Zukunft noch öfters hier auftauchen wird, alleine deswegen, um nach Deliah zu sehen, sollte er sie hier zufällig antreffen. Auf jeden Fall nimmt er sich vor, regelmäßig vorbeizuschauen.
Sein Bündel nimmt er unter den Arm, verlässt den Stall durch die Hintertür und rasch macht er sich auf den Weg zur Schwertschule.



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