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Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Das Anwesen de Winter
(Thema begonnen von: Aurian am 14. März 2005, 21:20 Uhr)

Titel: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 14. März 2005, 21:20 Uhr
Im Seeviertel, ganz in der Nähe von Vinyamar, liegt das alte Anwesen der de Winters. Einst eines der prächtigsten Häuser der Stadt, nagt nun der Zahn der Zeit an den Gebäuden. Und dennoch spürt man noch den Zauber, der von all dem ausgeht.
Eine zierliche Freitreppe führt zur Tür des Haupthauses, in die ein filigran anmutendes Muster geschnitzt ist. Der aufmerksame Betrachter wird im Zentrum der beiden Flügeln die Nachbildung eines Steines erkennen. Auch sonst ist das Mauerwerk mit zarten Verzierungen übersät, so leicht, als wären sie von Feenhand angebracht worden. An der Rückseite befindet sich ein Erker, von dessen Fenster man einen wunderschönen Ausblick auf den Ildoriel hat.
Betritt man das Haus nun durch besagte Tür, gelangt man in eine wunderschöne Halle, die sich in der Höhe bis unter das Dach erstreckt. In der Mitte der rückwärtigen Wand befindet sich ein Kamin, links und rechts davon führen zwei Treppen auf die Galerie beziehungsweise den ersten Stock.

Wendet man sich nun im Erdgeschoss nach links, gelangt man in den Küchentrakt: Vorgelagert befindet sich der Speisesaal, dessen Herzstück ein schwerer Tisch darstellt, um den herum zwölf Stühle angeordnet sind. An den Längsseiten befinden sich zum Teil zierliche Anrichten, sofern die großen Fenster Platz dafür lassen. Diesen Raum betritt man durch einen bogenförmigen Durchgang, der den Blick auf die Eingangshalle freigibt. Dem genau gegenüber befindet sich eine Tür, die zu den Wirtschaftsräumen führt. Hier befinden sich Küche, Speisekammer und der Abgang zum Weinkeller, sowie eine weitere Tür, die in einen kleinen Hof führt, der die Stallungen mit den angrenzenden Schlacht- und Räucherkammern vom Hauptgebäude trennt. Besagte Küche wird von einem mächtigen Ofen beherrscht, der in den Zeiten, als das Anwesen noch bewohnt war, so gut wie nie ausging. Selbst in den Nachtstunden glomm eine schwache Glut darin und an manch kaltem Winterabend fanden halb erfrorene Reisende Zuflucht davor. Gastfreundschaft war immer groß geschrieben worden und eben diesen einladenden Eindruck vermittelt das Haus noch immer, obwohl es verlassen ist, ganz so als wäre der Geist der ehemaligen Bewohner noch immer präsent. Direkt an die Küche grenzt die Speisekammer, in deren Boden sich die Luke zum Weinkeller befindet. Dieser Raum hat drei Türen: Eine zur Küche, eine zum Gang der zum Speisesaal führt und eine eben in den Hof.

Die gesamte rechte Seite des Erdgeschosses wird von einem einzigen Raum eingenommen:  dem Salon. Obwohl hauptsächlich für offizielle Anlässe genutzt, strahlte auch er immer eine Gemütlichkeit aus, die ihresgleichen sucht. Hell und freundlich eingerichtet, mit großen weichen Stühlen vor dem Kamin, der sich an der hintersten Wand befindet. An den Wänden befinden sich in diesem Bereich des Salons Regale, die bis unter die Decke reichen und einst voll waren mit Büchern. Heute sind diese Schätze im Haus der Bücher. Nach dem Tod der Lady hatte Tallard veranlasst, dass sie dorthin gebracht wurden. Zum Schein aus dem edlen Motiv, all das der Stadt zu bewahren und vor Räubern zu schützen, doch hinter vorgehaltener Hand wurde getuschelt, es sei alles Rache an der Familie de Winter, Rache für Lestats Verhältnis mit seiner Frau.
Der vordere Teil des Raumes wirkt beinahe leer, sind doch nur hüfthohe Anrichten und einige Stühle entlang der Wände verteilt, doch bei so manchem rauschenden Fest hat er als Tanzfläche gedient. Nun überzieht eine feine Staubschicht Boden und Möbel und auch hat sich ein feiner grauer Film über die großen Fensterscheiben gelegt.

Steigt man nun eine der beiden Treppen empor, gelangt man auf die Galerie, die beide verbindet und sowohl link wie auch rechts in Gänge mündet: Der linke Teil ist der Gästeflügel. Vier einladende Räume boten Freunden und Verwandten beschauliche Unterkunft für die Nacht. Großzügig angelegt, gehen in allen der Schlafbereich fließend in einen kleinen Wohnbereich über, verbunden durch bogenförmige Durchgänge, gleich dem, der die Halle mit dem Speisesaal verbindet. Die Fenster geben den Blick zum Teil auf den Garten, zum Teil auf den Strand frei und wenn man sich etwas aus dem Fenster lehnt, kann man den Blick auf den Ildoriel genießen. Wirklich überwältigend ist der Blick auf dem See jedoch von den Fenstern des Erkers aus, der sich im rechten Trakt, direkt im Schlafzimmer, befindet. Durch die Fenster fällt des Morgens das Licht der aufgehenden Sonne und kitzelt den Bewohner sanft wach, denn genau gegenüber des Erkers steht das Himmelbett mit den hauchzarten, weißen Vorhängen. Vor dem Bett liegt ein weiches Fell, ursprünglich weiß, doch nun ergraut vom Staub. Des weiteren befindet sich eine Kommode im Raum, mit einem runden Spiegel und einem Stuhl davor. Ein bogenförmiger Durchgang führt in den Wohnbereich, der mit den gleichen gemütlichen Sesseln ausgestattet ist, wie der untere Salon. Auch befindet sich hier ein Kamin, kleiner zwar als jene des Erdgeschosses, jedoch nicht minder heimelige Wärme verströmend. Auch befindet sich im Schlafzimmer eine zweite Tür, die zum Ankleidezimmer führt.

Tritt man auf den Gang des Traktes, wird man noch dreier Türen gewahr: Zwei führen in die Zimmer, welche ein einst von Lestat und Forral, den Söhnen des Hauses,  bewohnt  wurde. Die dritte führt in eine klein, jedoch nicht minder ansprechende Kammer: Erins Reich. Die Amme der beiden Jungen hatte solange die Familie im Besitz des Hauses war hier oben gelebt, ja sie hatte regelrecht zur Familie gehört. Schlussendlich führt noch eine Luke auf den Dachboden, der voll ist mit allerlei Dingen, die sich über die Jahrzehnte angesammelt hatten. Zum Teil sind die Gegenstände fein säuberlich mit Laken verhüllt, anderes liegt in Truhen, auf denen sich eine Staubschicht gebildet hat, wie auch auf dem Fußboden. Unterbrochen wird diese nur von den Spuren der Mäuse, die hier mitunter munter umherhuschen.

Neben dem Wirtschaftstrakt befindet sich ein kleiner Hof, auf dessen anderer Seite sich die Stallungen und daran angrenzend die Räucherkammer befindet, ebenso wie das Gesindehaus, ein kleines, einfaches aber ordentliches Haus. Umgeben werden die Gebäude von einem einst prachtvollen Garten. Zwei Dinge springen dem Betrachter sofort ins Auge: Zum einen die mächtige Eiche, die neben der Freitreppe wie ein Wächter des Herrenhauses wirkt und ihre Äste schützend über die Bewohner zu breiten scheint. Auch wenn das alles nun unbewohnt ist, der Baum trotzt der Zeit. Das andere sind die Rosenstöcke: Einst liebevoll gehegt und gestutzt, haben sie sich nun wild ausgebreitet und im Sommer füllen sie alles mit ihrem Duft. Obwohl nun verwildert, bestechen sie durch atemberaubende Schönheit. Begrenzt wird all das von einem Zaum, in dessen Mitte sich ein schmiede eisernes Tor befindet. Dahinter führt ein breiter Weg aus weißem Kies zum Haupthaus. Zum einen mündet dieser dann in den Hof, zum anderen wir er schmäler, führt um das Haus herum und mündet in einen schmalen Weg, der zum Strand hinabführt und sich im Sand des Ufers verliert.

Hier, am Rand der Böschung steht, gut verborgen von einer Hecke, ein weißer Pavillon. Könnte er reden, wie viel hätte er zu erzählen, von heimlichen Treffen, verbotenen und geheimen Liebesschwüren und vor allem von jenem Drama, dass sich hier vor nun gut 21 Sommern ereignet hat: Jenes Drama, das das vorläufige Ende der Familie de Winter eingeleitet hatte.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 21. Apr. 2005, 22:52 Uhr
Auf dem relativ kurzen Weg zum Seeviertel nimmt Aurian kaum etwas von dem wahr, was auf den Strassen rund um sie herum geschieht. Ihre Gedanken kreisen unablässig um das, was sie zu tun gedenkt. Angst macht sich in ihr breit und doch, die Angst vor der Zukunft ist größer. Endlich gelangt sie zum Zaun, der das Anwesen de Winter umgibt. Und genau wie sie es in Erinnerung hat, befindet sich eine kleine Lücke darin, gerade groß genug, damit sie hindurch schlüpfen kann. Ein rascher Blicke nach links und rechts, doch die Strasse ist leer und dann ist sie im Garten. Rasch huscht sie auf das Haupthaus zu, die Treppe empor. Vor der Tür bleibt sie stehen. Ihr Blick fällt auf die Schnitzerei in der Tür und unwillkürlich greift sie zu dem Stein um ihren Hals: Das Ebenbild dessen, der in das Holz geschnitzt ist. Die junge Magierin atmet tief durch, dann stößt sie die Tür auf, welche zu ihrer Verwunderung nicht versperrt ist. Die Angeln quietschen protestierend, als Aurian in die Vorhalle tritt und das Tor hinter sich schließt. Im Inneren ist alles von einer Staubschicht überzogen, nur zu deutlich ist zu erkennen, dass schon lange keiner mehr hier war.

Ihre Stiefel hinterlassen klar erkennbare Abdrücke, als sie sich auf die Suche nach der Küche macht. Unter normalen Umständen hätte sie erst das Haus erkundet, doch das hier ist nicht normal. Wenn alles vorbei ist, dann kann ich mir das hier in Ruhe ansehen. Nur nicht jetzt. Morgen, morgen ist auch noch ein Tag! So in Gedanken versunken, gelangt das Mädchen in den linken Flügel. Für das prächtige Esszimmer hat sie kaum einen Blick als sie es durchquert und schließlich in der Küche steht. Auch hier ist alles von einer Staubschicht überzogen. Auf dem Herd steht noch ein Gefäß, gerade recht, um Wasser zu erwärmen. Die junge Magierin hatte bereits bei ihrer Ankunft in diesem Trakt eine Tür gesehen, massiver als die anderen. Durch diese gelangt sie in den Hof und hier steht der Brunnen. Der Schwenkarm ist eingerostet und es kostet sie einige Mühe ihm zu betätigen. Doch nach einiger Zeit ist der Kessel mit Wasser gefüllt. Mit einem Seufzer blickt Aurian gen Himmel. Die Sonne lacht von einem  wolkenlosen Frühlingshimmel und die Vögel stimmen ihr schönstes Lied an. Für einen Moment ist sie versucht, einfach so stehen zubleiben und den Moment zu genießen, einfach alles zu vergessen. Warum kann die Zeit nicht einfach jetzt in diesem Moment stehen bleiben? Mit einem Seufzer wendet sie sich ab. Sie kann nicht warten, hat das Gefühl, jeder Moment der vergeht ist ein Moment zu viel.

Wieder in der Küche erwärmt sie das Wasser. Sie hatte Kea genau beobachtet, als diese das Linnesmôr zubereitet hatte. Nur ganz wenig hatte die Schmiedin genommen. Erst verwendet Aurian auch nur eine Brise, doch dann runzelt sie die Stirn. Für das, was sie tun musste, ist eine Brise wohl zu wenig. Entschlossen streut sie noch einen ordentlichen Schuss nach und lässt das Gebräu noch tüchtig ziehen. Als ein intensiver Geruch die Küche durchströmt, füllt sie alles in einen Becher, den sie mittlerweile aus einem der Regale genommen hatte. Die ganze Zeit über ist sie komplett ruhig, all die Angst und Nervosität, die sie auf dem Weg von der Schmiede heimgesucht hatten, waren von ihr abgefallen. Als sie jedoch den Becher an die Lippen setzt, zittern ihre Hände leicht. Ihr Götter verzeiht mir, aber ich kann dieses Kind nicht bekommen, nicht nach dem, wie ich es empfangen habe und nicht von diesem Mann! In Gedanken hört sie wieder seine Stimme: >...ein Teil von mir wird immer in dir sein!<Nicht wenn ich es verhindern kann! Entschlossen trinkt sie das bittere Gebräu auf einen Zug aus.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 22. Apr. 2005, 06:38 Uhr
Zunächst passiert gar nichts. Die Küche ist wie sie war und das einzige, was sie an sich merkt, ist, dass sich ein seltsam bitterer Nachgeschmack in ihrem Mund bildet. Was hast du denn geglaubt? Das Rohan jetzt stehen bleibt? Blöde Kuh! Doch was würde wirklich kommen. Erst jetzt kommt ihr dass sie sich darüber überhaupt keine Gedanken gemacht hatte. Doch nun ist es zu spät, getrunken ist getrunken. Die doch sehr große Küche erscheint ihr mit einem Mal sehr eng und so macht sie sich auf, das Haus näher zu erkunden. Wie schön muss es einst hier gewesen sein! Andächtig fährt sie mit dem Finger über das Geländer der Treppe, ungeachtet der Tatsache, dass sich ihre Finger mit Staub überziehen. Beinahe andächtig steigt sie Treppe nach oben. Der Blick von der Galerie hinunter in die Halle ist beeindruckend. Im oberen Stock sieht es genauso verlassen aus wie ebenerdig. Beinahe andächtig öffnet sie eine Tür und steht in einem wunderschönen Zimmer: Das Schlafzimmer. Für einen Moment bleibt ihr die Luft weg, vor Staunen, aber auch wegen des Ziehens, welches sich, wenn auch nur ganz leicht, in ihrem Unterleib breit macht. Sie beachtet den Schmerz jedoch nicht, als sie ans Fenster tritt und den Ausblick auf den Ildoriel genießt. Prächtig breitet sich der See vor ihr aus, ruhig liegt er im Sonnenlicht. Der Erker erlaubt einen herrlichen weiten Blick und Aurian könnte ewig hier stehen, alles um sich vergessend, sich dem Frieden des Moments hingebend.

Doch in diesem Augenblick fährt ein stechender Schmerz durch ihren Körper, der ihr die Luft raubt. Mit einem Stöhnen krümmt sich das Mädchen zusammen. Es ist wie Feuer, als würde ihr jemand ein glühendes Schwert in die Eingeweide jagen. Nur kurz ebt er ab, ehe er in voller Gewalt zurückkehrt. Mehr taumelnd als andere gelangt sie zu dem Himmelbett. Die wenigen Schritte erscheinen ihr wie ein Marsch von Meilen und mit einem kleinen Aufschrei lässt sie sich auf das Bett fallen. Aurian glaubt innerlich zu verbrennen. Ihre Stirn glüht und ein feiner Schweißfilm hat sich auf ihrer Stirn gebildet. Das ist die Strafe! Nein es muss wohl so sein...oder nicht! Götter helft mir, ist das so wie wenn man stirbt? Kaum ist sie fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, der Schmerz wütet wie ein zorniges Tier, dass sich anschickt, ihre Eingeweide mit seinen Klauen zu zerfetzten. Nur am Rande nimmt sie wahr, wie ihr etwas an den Beinen herabrinnt, warm, klebrig. Ihr eigenes Blut, dass ihre Kleider und die weiße Decke rot färben. Die Welt um Aurian herum scheint zu schrumpfen, zusammenzusacken auf das Bett und ihren Körper, beherrscht von den krampfartigen Schmerzen, die in immer kürzeren Intervallen auftreten, bis sie ineinander übergehen. Ich sterbe und vielleicht ist es besser so! ist ihr letzter Gedanke, ehe sie gnädigerweise in Bewusstlosigkeit versinkt.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cedric Fitzroy am 24. Apr. 2005, 21:15 Uhr
Der stumpfe, kalte Klumpen in seiner Magengegend treibt Cedric durch die Straßen Talyras. Er hat keine Vorstellung davon, wo er sie suchen soll und so hastet er von der Steinfaust zum Marktplatz, befragt eine Magd aus der Goldenen Harfe, die ihm jedoch nur sagen kann, dass das Mädchen am gestrigen Tag in dem Gasthaus gewesen war und eilt dann weiter durch die Straßen der Stadt. Wo ist sie? Noch immer kann er sich nicht erklären, wieso ihm der Anblick ihrer leeren Kammer solche Furcht einjagt, doch er hatte den Torwachen Befehl gegeben jedem Blaumantel der die Steinfaust verlässt Bescheid zu geben, die Augen nach dem Botenmädchen offen zu halten. Irgendwer wird sie finden.. vermutlich ist sie auch schon längst wieder in ihrer Kammer, liegt auf dem Bett und starrt an die Decke.. Doch der eisige Ballen in seinem Bauch will nicht verschwinden.
Während der junge Gardist durch die Straßen eilt, sich immer wieder suchend umblickt und stumm zu allen Göttern fleht, gehen ihm die letzten Besuche bei Aurian durch den Kopf. Sie war still gewesen, wie immer; sie hatte ihn aus großen, unendlich traurigen Augen angesehen, wie immer und die Panik war in diesen grünen Katzenaugen aufgeflackert, wann immer er sich auch nur einen Sekhel zu weit auf sie zubewegt hatte. Ebenfalls wie immer. Und doch, jetzt wo er sich jedes winzige Detail in Erinnerung ruft, geht ihm ihre deutlich spürbare Unruhe nicht mehr aus dem Kopf. Irgendetwas hatte sie beschäftigt, mehr noch als das was ihr angetan wurde und doch musste es irgendwie damit zusammen hängen, doch so sehr er auch darüber nachgrübelt, es will ihm nicht einfallen. Eine düstere Ahnung beiseite schiebend eilt in Richtung Seeviertel.

Die Straßen werden breiter, das Volk verteilt sich besser und er kommt rasch voran. Ihm war der Tag eingefallen, an dem er Aurian das erste Mal zu Maester Malakai begleitet hatte. Sie waren auf den Wunsch des Mädchens hier ins Seeviertel gekommen und hatten sich das alte Anwesen der de Winters angesehen. Olyvar hatte ihm, bevor er Aurian ins Haus der Bücher begleitet hatte, über ihre Herkunft aufgeklärt und so hatte er dem Wunsch des doch recht geschwächten Mädchens nachgegeben. Ist ja quasi ihr Elternhaus... Jetzt ist er auf dem Weg zum Anwesen der de Winters, einer Eingebung folgend und kaum mehr als eine winzige Hoffnung. Er hat keinen anderen Anhaltspunkt außer der Harfe und auch wenn er sich im Stillen einen Narren schilt, eilt er durch das Seeviertel.
Das Anwesen liegt still und in nachmittäglichem Schlummer inmitten seines verwilderten Gartens und wirkt genauso verlassen wie immer, wenn er auf einer Streife daran vorbeigekommen war. "Verdammt, Mädel, wo steckst du?" Der Klumpen in seinem Magen schmilzt auch nicht in der Frühlingssonne und treibt den Gardisten einmal um das Anwesen herum. Er findet eine Lücke im Zaun und schulterzuckend zwängt er sich, leise Flüche murrend hindurch. Wetten, dass sie mittlerweile schon längst wieder in der Steinfaust ist? In Sicherheit und ganz sicher durch nichts in Gefahr als durch ihre eigenen Gedanken.. Oh ihr Götter, können solche Lücken nicht ein wenig breiter sein? Cedric ist nicht besonders groß oder besonders breitschultrig, aber das Zaunloch, durch das ein schlanker Mädchenkörper passt, bereitet ihm dennoch einige Probleme.
Mehr oder weniger elegant kommt er schließlich auf der anderen Seite des Zaunes an und findet sich im dichten Urwald eines riesigen, wuchernden Rosenstockes wieder. "Hrmpfm." Jetzt, wo du einmal drin bist, kannst du auch gleich ganz sicher gehen.. Ein schmaler Trampelpfad führt durch das Dickicht auf das Haus zu und jetzt, wo er die breite Pforte erkennen kann, macht sich erneut das ungute Gefühl bemerkbar und treibt ihn, die Dornen die sich in seinem Mantel verhaken ignorierend voran. Er findet die Tür nur angelehnt und mit wild klopfendem Herzen stößt er sie weit auf.

Schmale, kleine Fußspuren führen durch die jahrealte Staubschicht; jemand hatte sich vor kurzem durch die Halle bewegt. Cedric steht noch immer im Eingang, folgt mit den Augen dem Muster und findet schließlich eine Spur, die ins obere Stockwerk führt. Aber nicht zurück. Seine Linke wandert ans Schwertheft; selbst wenn Aurian nicht hier war, irgendjemand hatte den Frieden dieses Hauses gebrochen und war noch immer da. Langsam und so leise wie es auf alten Treppenstufen möglich ist, folgt er der Fußspur die Treppe hinauf. Jemand war mit dem Finger das Geländer entlanggefahren, hatte den Staub aufgewirbelt. Einbrecher tun so etwas normalerweise nicht. Vielleicht ist es wirklich Aurian und sie will sich nur ihrer Wurzeln erinnern? Er hat keinen Blick für die Pracht des alten Hauses, all seine Sinne sind angespannt damit beschäftigt Geräusche oder Bewegungen zu erhaschen die den Eindringling verraten würden. Es fällt ihm nicht leicht, seinen Herzschlag zu beruhigen als er der Spur, die noch immer nur in eine Richtung führt, zu einer offenen Tür folgt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 25. Apr. 2005, 06:34 Uhr
Immer wieder durchzucken Schmerzwellen Aurians schmalen Körper, gleich einem glühenden Schwert. Die gnädige Bewusstlosigkeit war nur trügerisch gewesen, immer wieder kommt sie kurz zu sich, meist von einem schmerzhaften Krampf in ihrem Leib zurückgeholt. Leise stöhnend rollt sie sich zusammen. Ein kalter Schweißfilm hat sich auf ihrer Stirn gebildet und doch vermeint sie, verbrennen zu müssen. Ihre Stirn glüht im Fieber. Sie ist nicht mehr fähig, klar zu denken, nur ein Wunsch ist mehr da: Es sollte vorbei gehen, irgendwie, egal wie.
Eine weitere Schmerzwelle rollt auf sie zu, schlimmer als alle anderen vorhergehenden. Hätte sie noch die Kraft, sie würde ihre Pein laut heraus schreien. Doch mehr als ein Wimmern, gleich dem einer jungen Katze, kommt nicht mehr über ihre Lippen. Der Beutel mit dem Linnesmôr, den sie immer noch in der Hand gehalten hatte, gleitet zu Boden und einige der Kräuter verteilen sich vor dem Bett. In ihrem Dämmerzustand bemerkt sie es nicht und das Fieber gaukelt ihr Wahnvorstellungen vor, Erinnerungen an all das was gewesen war: Feuer, herabfallenden Steinbrocken. Sie vermeint wieder die Schreie zu hören. Eine Gestalt wankt auf sie zu: Groß, haarig, halb Mensch, halb Ratte. Und das Gesicht, es das Gesicht von ihm. Ein ekelhaftes Grinsen steht darin geschrieben und immer wieder die gleichen Worte, tonlos und doch klar verständlich in ihrem Kopf: >Ein Teil von mir wird immer in dir sein...<. Die Gestalt streckt ihre Hand nach ihr aus, kommt immer näher, will sie berühren. Sie kann nicht fliehen, jede Bewegung ist unmöglich, die Schmerzen, warum treibt ihr jemand Feuer durch den Leib, wofür ist das die Strafe?
Wirr fliegen ihre Fiebergedanken dahin, vermischen sich mit der Realität. Dann drängt ein weiterer, besonders heftiger Krampf die Bewusstlosigkeit erneut ein Stückchen zurück und die Konturen des Rattenmenschen verschwimmen, werden zu einer anderen, vertrauten Person, die mit einem Mal im Raum steht: Ein junger, blonder Gardist, blaue Augen, der voll Entsetzen auf sie herabsieht. Wer?...Cedric! Nur mit Mühe kann sie einen klaren Gedanken fassen. Ihre vollkommen rauhe Kehle kann kaum ein deutliches Wort formen und so kommt nur ein tonloses Krächzen über ihre Lippen. „Cedric....hilf mir. Es...es tut so weh!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cedric Fitzroy am 26. Apr. 2005, 18:09 Uhr
Was er sieht, als er vorsichtig um die Ecke blickt, jagt ihm vermutlich den Schreck seines Lebens ein: Aurian liegt zusammengekrümmt auf dem großen Himmelbett und regt sich nicht. Doch beängstigender als das hoffentlich nur bewusstlose Botenmädchen ist die Blutspur die sich vom Fenster über den Boden zum Bett und zu Aurian zieht. "Oh ihr Himmel... Aurian!" Das Schwert poltert zu Boden und mit zwei langen Schritten ist er beim Bett angelangt. "Aurian, Mädel... Mädchen was hast du angestellt? Himmel.." Er weiß, dass Blut außerhalb eines Körpers meist mehr aussieht als es dann tatsächlich ist, aber der rote Fleck auf den alten Laken lässt ihn frieren. Sie krümmt und windet sich vor Schmerzen, was ihn einerseits erleichtert, beweist es doch dass sie wenigstens noch lebt, doch die wimmernden Schmerzenslaute zerreißen ihm das Herz. >Cedric....hilf mir. Es...es tut so weh!< "Mädchen.. Aurian.." Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und die Blässe auf ihren schmalen Wangen lässt sein Herz schmerzhaft stolpern. "Was..was hast du getan.. Aurian.." Die zwei Finger seiner Rechten streichen über ihre zarten, blutleeren Wangen, wandern zu ihrem Hals und spüren ihrem leisen, aber rhytmischen Herzschlag nach. "Oh Himmel! Aurian.." Das Mädchen wird erneut von einer Schmerzwelle erfasst, die sie sich winden lässt und ihre Finger haben sich in sein Hemd gekrallt. Sie bringt außer einem Wimmern nichts mehr heraus und dieser kleine Laut zerreißt den grauen Schleier, den der Schock sie so vorzufinden über ihm ausgebreitet hat. "Mädchen, du musst zu einem Heiler. Was hast du getan?" Cedrics Blick irrt durch den Raum und bleibt schließlich an einem kleinen Lederbeutelchen zu seinen Knien hängen. Vorsichtig hebt er den Beutel auf; er ist fast leer und er kennt die Kräuter nicht, die sich darin befinden. Morgana. Sie wird wissen, was das ist und wie man Aurian helfen kann. Aurian liegt nach einer neuen Schmerzwelle erschöpft da, ihr Atem geht flach und stoßweise und Schweiß steht ihr auf der Stirn. Er steckt sich den Kräuterbeutel ins Hemd, dort würde er ihn nicht verlieren und er hat die Hände frei. So vorsichtig es geht, schiebt er den linken Arm unter ihre Schultern, den Rechten unter den Knien hindurch und hebt sie sacht auf. Mit wenigen Schritten ist Cedric mit Aurian zur Tür hinaus, eilt die Treppen hinunter, durch die Halle und in den verwilderten Garten hinaus.
Die Sonne ist ein kleines Stück weitergewandert, lässt ihn blinzeln und er hält auf der ersten Stufe der Freitreppe inne. Eine weitere Schmerzwelle durchläuft das Mädchen und lässt es in seinen Armen beben. Ihm bleibt nichts, als sie festzuhalten und abzuwarten bis Aurian schließlich wieder still und erschöpft in seinen Armen liegt. Cedrics Blick irrt durch den Garten und bleibt am großen schmiedeeisernen Tor hängen. Durch die Lücke im Zaun kommst du mit ihr auf dem Arm nicht.. Das Tor, alt aber noch immer massiv wird anscheinend nur von einer schmalen Kette verschlossen gehalten und er glaubt, dass sie seit das Anwesen leer steht, nicht ausgewechselt wurde. Zum ersten Mal ist er froh über Tallards Geiz, seine verletzte Eitelkeit und seinen Einfluss im Stadtrat, denn mit Sicherheit hatte der alte Mann diese "Sicherung" veranlasst. Mit einem, oder zwei kräftigen Hieben.. Ihm wird bewusst, dass sein Schwert noch immer oben in dem Schlafgemach liegt und so setzt er Aurian so vorsichtig wie möglich ab, lehnt sie an die Hauswand und hastet wieder ins Innere des Hauses. Als er an Aurian vorbei wieder aus dem Haus tritt hat er bereits den Umhang von den Schultern genommen und legt ihn der Botin um. "Ich bin gleich wieder da und dann finden wir jemanden, der uns zu Morgana bringt, hörst du? Halt durch!"

Die Kette stellt sich als widerspenstiger als erwartet heraus und er braucht mehrere schweißtreibende Schwerthiebe um ein Glied der Kette zu sprengen. Doch schließlich schafft er es, stößt das Tor weit auf und blickt sich suchend auf der Straße um. Einige Passanten sind stehen geblieben, starren ihn mit weit offenen Mündern an doch er hat nur einen flüchtigen Blick für sie übrig. Ein Holzfuhrwerk zieht seine Aufmerksamkeit auf sich und mit einem kurzen Blick zu Aurian, die noch immer so daliegt wie er sie zurückgelassen hat, tritt er dem Wagen in den Weg. "Halt." Der Mann zügelt überrascht sein Pferd, eine alte Stute mit grauem Stichelhaar um Augen und Nüstern und schaut den Gardisten fragend an. "Ein Notfall, Ihr müsst mich zu Morgana bringen, stellt keine Fragen, ich bezahl Euch die Fahrt!" Ohne eine Antwort des Fuhrmannes abzuwarten wendet sich Cedric wieder um, rennt zu Aurian und hebt das Mädchen vorsichtig wieder an. Als der Gardist auf die Straße zurückkehrt, wartet der Mann mit offenem Mund und schaut ihm staunend zu, wie er das Botenmädchen sanft auf die Ladefläche zwischen einige Bretter und mehrere schlanke Äste legt und dann selbst hinauf klettert. "Zum Nordtor und beeilt Euch!" Der Fuhrmann schließt den Mund, schüttelt den Kopf über dieses seltsame Verhalten und bringt das Pferd mit einem leisen Schnalzen in Bewegung.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Novo am 11. Jan. 2006, 20:11 Uhr
<- Das Krähennest

Im Dunst des Morgennebels liegt vor Novo ein Grundstück welches von einer Mauer umgeben ist. Der Verfall überzieht das Anwesen wie Schimmel ein altes Brot. Deshalb findet der Junge leicht einen Durchlass, der ihn durch einen Garten nahe an die Wirtschaftsgebäude heranbringt. Im Gegensatz zu den anderen Häusern in diesem Viertel, scheint dieses hier nicht mehr bewohnt zu sein. Deshalb hatte er bereits vor einigen Tagen hier nach Feuerholz gesucht. Dabei hatte er neben dem Stall die alte Räucherkammer entdeckt, in dem noch immer ein Stapel sorgsam aufgeschichtetes Holz liegt.
Vielleicht sollte ich einfach in Zukunft hier übernachten. Die Mauern sind immer noch stabiler, als die meiner Hütte. Gemütlich schlendert er in den Hof, als er plötzlich ein Licht in einem der Räume des Haupthauses sieht. Schnell huscht der Junge zum Eingang des Stalls, um sich zu verstecken. Eine Weile beobachtet er den Lichtschein, doch da dieser sich nicht bewegt, wird er wieder mutiger. Vorsichtig tritt er wieder in den Hof und schleicht, immer an den Mauern der Häuser entlang zu dem erleuchteten Fenster. Er hört ein Rascheln und Klappern und als er hineinblickt, sieht er, dass es sich um die Küche des Hauses handeln muss. Erst kann er den Grund für die Geräusche nicht erkennen. Dann jedoch sieht er eine dunkle Gestalt, die in den Schränken des Hauses wühlt. Ihre Kleidung ist deutlich besser der Jahreszeit angepasst, als die Novos. Trotzdem sieht sie nicht so aus, als würde ihr das ganze Grundstück gehören. Für einen Moment sieht er im Kerzenschein das Gesicht des Eindringlings. Die rote Narbe auf der rechten Wange des Mannes läßt erschrocken die Luft einziehen. Schnell duckt er sich wieder unter den Fenstersims. Mit dem hier wohnen, wird es wohl doch nichts werden. Der Junge eilt wieder über den Hof zur Räucherkammer. Schnell sammelt er dort einige Holzscheite zusammen, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Mit einem armvoll davon, eilt er hinaus und verlässt das Anwesen auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen ist. Nur die Spuren, die er im Schnee hinterläßt, gefallen ihm gar nicht. So läuft er lieber einen Umweg über den Strand, wo sich am Wasser seine Spuren verlieren werden.

-> Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 30. Apr. 2006, 09:31 Uhr
Mit einem Mal findet sich Aurian vor dem Anwesen ihrer Familie wieder. Wie von selbst hatten ihre Beine sie hierher gebracht. Das Tor ist wieder mit einer Kette gesichert, doch die Lücke in der Hecke ist nach wie vor da und durch diese zwängt sie sich. Sie folgt dem Weg zum Haupthaus, ihre Umgebung nur durch einen Schleier aus Tränen wahrnehmend. Wie auch bei ihrem letzten Besuch ist die Tür nur angelehnt. Im Inneren sind in der Staubschicht einige Fußspuren zu erkennen und Aurian überkommt die Erinnerung an ihren letzten Besuch: Hierher hatte sie sich geflüchtet um die vermeindliche Abtreibung durchzuführen, als sie nach dem Abenteuer in der Kanalisation geglaubt hatte, von Blutaxt schwanger zu sein. Cedric hatte sie damals gefunden und zu Morgana gebracht. Das hatte ihr damals das Leben gerettet. Eine Träne rinnt über ihr Gesicht als sie langsam die Treppen hinaufsteigt. Im ersten Stock betritt sie das Schlafzimmer. Auf dem Boden und dem Bett sind nur zu deutlich die Spuren des geronnenen Blutes ersichtlich stumme Zeugen jenes Tages vor mittlerweile ungefähr einen dreiviertel Götterlauf. Aurian seufzt und tritt an das Fenster im Erker. Stumm liegt der Ildoriel da, noch fest hat der Winter den Strand in seinen Klauen. Aus den Augenwinkeln kann sie einen kleinen Pavillion erkennen, der einsam und verlassen den Weg zum Strand flankiert. Er ist schon halb von wilden Rosen überwuchert. Lange steht die junge Frau so am Fenster, immer wieder liest sie den Brief. Sie kann es nicht verstehen und ihre Tränen lassen die Tinte zum Teil verschwimmen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Mai 2006, 06:44 Uhr
~am Nachjul~

Wie lange sie so am Fenster gestanden hat, weiß sie nicht. Irgendwann sind die Tränen versiegt. Durch das Fenster fällt das Licht der Wintersonne, die sich zaghaft ihren Weg durch die Wolken bahnt. Aurian streicht mit den Fingern sanft, fast zärtlich über den Fenstersims. Dann wendet sie sich um. Der Raum hat trotz der Spuren der Zeit etwas herrschaftliches, wie das ganze Haus. Wie schön muss es hier einst gewesen sein! Die junge Halbelbe durchwandert den Raum, streicht gedankenverloren über Kommoden, die geschwungene Lehne eines Stuhles. Zuerst nur um sich abzulenken, dann aus immer weiter steigendem Interesse beginnt sie, dass Haus zu erkunden. Auch die anderen Räume im Obergeschoss zeugen trotz der Spuren der Zeit von der einstigen Pracht des Anwesens und dem Ansehen der Familie in Talyra. Aurian erkundet einen nach dem anderen. In einer Kammer bleibt sie stehen. Deutlich ist zu erkennen, dass es sich um die Behausung eines jungen Mannes handelt: Das Zimmer ihres Vaters. In einer der Truhen findet Aurian einen, bereits etwas vom Motten angenagten Umhang der Stadtgarde. Die junge Magierin zittert leicht, als sie den Stoff heraushebt. Sogar die Fibel ist noch da. Einen Moment stockt sie, dann löst sie sie vorsichtig. Sie würde sie mitnehmen, ein Andenken. Vater, ich gebe dir und meiner Familie den Namen wieder, den sie verloren haben, das schwör ich dir. Und wenn es das letzte ist, was ich tue!Behutsam legt sie dem Mantel wieder in die Truhe, die Fibel steckt sie jedoch in die Innentasche des eigenen Umhanges. Was auch immer genau geschehen war, sie würde es herausfinden. Was war geschehen, nachdem ihr Vater Talyra verlassen musste? Was war mit ihrer Großmutter, der Lady de Winter, geschehen? Tallard! Immer wieder schwirrt der Name des alten Stadtrates durch ihren Kopf. Er war schuld daran, dass all das geschehen war und noch immer schien er nicht verziehen zu haben, denn aus welchem Grund hätte Olyvar sie sonst vor ihm gewarnt. [i]Eines Tages werde ich  hier her zurück kehren, als rechtmäßige Herrin des Besitzes. Ihr geht es nicht um Geld und Macht,  nein nur darum, den Namen der Familie wiederherzustellen. Die Familie de Winter ist nicht tot und sie  würde es beweisen...irgendwie und irgendwann.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 26. Juni 2007, 14:56 Uhr
In der Zeit um Inari 507
Mit einem Sufzer zieht Aurian die große Tür hinter sich ins Schloß. Versonnen streicht die junge Frau über ins Holz geschnitzte Nachbildung eines Steines. Das Original hängt an einem Lederband um ihren Hals. Eben fällt ein Sonnenstrahl darauf, der sich in dem blauen Schmuckstück bricht. Aurian de Winter, Magierin im Dienste der Steinfaust, dreht sich um und lässt den Blick über den weitläufigen Garten schweifen, der das Anwesen umgibt. Ihr Anwesen, das Anwesen ihrer Familie. Seit nicht ganz einem halben Jahr gehört es ihr, offiziell, nachdem der Bau Jahre lang ein trauriges Schattendasein im Seeviertel von Talyra gefristet hatte. Nachdem sie ihre wahre Identität heraus gefunden hatte, hatte sie im letzten Herbst den Kampf umm ihr Erbe und die Ehre ihrer Familie angetreten. Die Angelegenheit war bis vor den Stadtrat gegangen. Olyvar von Tarascon, ihr Vorgesetzter in der Steinfaust, ihr Lehrer Aberthol Silberbart und Niniane, angesehene Protektorin des Larisgrünes, hatten für sie Partei ergriffen und nach und nach waren alle Mitglieder des Stadtrates zur Einsicht gelangt, dass es sich bei ihr tatsächlich um die Tochter Lestat de Winters handele.
Tallard, erbitterter Feind der Familie und ebenfalls Mitglied des Stadtrates, hatte Gift und Galle gespuckt, doch vergebens. Am Ende der Verhandlung, die sich in der Tat drei Tage hingezogen hatte, wurde Aurian offiziell der Schlüssel zum Anwesen übergeben.

Seit diesem Tag setzt die junge Frau alle Mittel in Bewegung, das Haus wieder zu altem Glanz zu erwecken. Geld oder sonstige Schätze hatte die Familie ihr nicht hinterlassen, sodass sie alle anfallenden Reperaturen von ihrem Sold aus ihrer Arbeit in der Steinfaust bestreiten muss. Soviel wie sie kann macht sie selbst, doch ihren Fähigkeiten sind Grenzen gesetzt und mit Magie lässt sich auch nicht alles machen, jedenfalls kann sie es nicht. Doch esgeht voran, nicht zuletzt auch wegen einiger guter Freunde, die wie selbstverständlich mitanpacken. Und so ist, auch wenn noch viel zu tun ist, jetzt im den ersten wirklich warmen Tagen des Sommers, bereits leicht zu erkennen, wie schön das Anwesen einst gewesen ist und auch wieder sein wird.

Aurian wendet sich endgültig um und geht die Stufen zum Weg hinunter, der zum Tor führt. Entgegen ihrer sonstigen Angewohnheit trägt sie heute ein Kleid. Der moosgrüne Stoff fließt weich um die zarte Taillie. Der Auschnitt und der Saum sind mit einer bronzefarbenen Borte eingefasst. Um die Hüfte ist ein schmaler Gürtel in derselben Farbe geschlungen. Sie hatte das Stück gemeinsam mit einigen anderen in einer Truhe am Dachboden gefunden. Die Stücke waren erstaunlich gut erhalten und mit der Hilfe von Rhordris Frau Morna hatte sie sie ausgebessert und ihnen einen moderneren Kick verpasst. Wobei sie hauptsächlich die Ideen geliefert hat, die Umsetzung blieb bei der alten Offiziersfrau, denn mit Nadel und Faden kann die Halbelbe nicht gut umgehen. Ihre Nähversuche enden meist in blutig gestochenen Fingern, schiefen Nähten und mitunter abgebrochenen Nadeln.

Es ist der Tag von Inari und sie hat dienstfrei. Aurian hat eigentlich nichts Bestimmtes vor, keine Verabredung zum Fest, nichts. So hat sie beschlossen, einfach den Tag zu geniessen und sich von der ausgelassenen Stimmung in der Stadt treiben zu lassen. Sie atmet tief durch, als sie durch das Tor auf die Strassen des Seeviertel tritt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 13. Juli 2007, 13:42 Uhr
<-- Marktplatz Talyras

Erleichtert zieht Aurian das schmiesdeeisene Tor hinter sich ins Schloss. Das Gedränge auf dem Marktplatz und vor allem die neugierigen Blicke waren ihr dann doch zu viel geworden. Traurig erinnert sie sich an die Inarifeste der letzten Jahre zurück: Damals war sie nur ein einfaches Mädchen gewesen, dem es leicht gefallen war, mit den anderen jungen Leuten zu scherzen und zu lachen. Unbeschwert über den Tanzboden zu wirbeln und das prickeln der Nacht zu geniesen. Nun ist alles anders: Der Name de Winter ist bekannt, zu bekannt, als das sie inkognito bleiben könnte. Irgendwer erkannte sie immer. Und doch, zu den wirklichen Oberen der Stadt gehört sie auch nicht: Zuviel ist geschehen, all das Vermögen der Familuie ist verschwunden, wahrscheinlich über irgendwelche Kanäle in den Geldkatzen von Tallard. So ist sie nur mehr eine verarmte Adelige, und nicht mal das richtig, ist sie doch ‚nur’ eine Bastardtochter von Lestat. Sie hatte um ihr Erbe gekämpft, um ihren Namen doch zu welchem Preis? Sicher, sie hat noch immer ihre Kammer in der Steinfaust, innerhalb der Mauern der Kaserne schien in dieser Hinsicht die Zeit stehen geblieben zu sein. Auch Meister Aberthol war kein bischen anders zu ihr als früher. Doch sie, sie war anders: Irgendwie hatte sie ihre Unbeschwertheit verloren, das bischen, was ihr trotz ihrer harten Erfahrungen geblieben war. Eine Menge Schmutzwäsche war in der Verhandlung vor dem Stadtrat gewaschen worden. Tallard war bemüht gewesen, kein gutes Haar an der Familie und im Besonderen an ihrem Vater zu lassen und seine Anhänger, die er mitunter als Zeugen hinzugezogen hatte, hatten fleissig in die selbe Kerbe geschlagen. Schlussendlich war er mit seiner Argumentation unterlegen, doch ein bitterer Beigeschmack blieb bestehen. Tallard hatte nicht nur in der Vergangenheit ihres Vaters gekramt, auch ihr Leben hatte er aufgerollt. Er schien seine Spitzel überall zu haben. Nichts war ihm verborgen geblieben: Ihre Magiebegabung, die sie zu Beginn nicht kontrollieren konnte, der Vorfall am Strand, bei dem sie Menschen erstarren ließ, ihre Entführung in die Kanalisation, ihre Verwicklungen in die Geschehnisse des Dämonenangriffes. Ja er war sogar so weit gegangen, unterschwellig schwarze Magie anzudeuten. Aberthol hatte das sofort widerlegt und Olyvar hatte sich für seine Magierin verbürgt. Doch allein die Erwägung dieser Tatsache hatte sich in den Köpfen der Talyrer festgesetzt und mancher beobachtete sie mit Misstrauen. So hatte Aurian sich vom öffentlichen Leben zurückgezogen, wie ein verwaistes, wildes Tier, das seine Wunden lecken will.  

Mittlerweile war die junge Halbelbe die Treppen zu ihrem Schlafgemach hinaufgestiegen. Nun steht sie an den offenen Fenstern des Erkers und blickt auf den Strand des Ildoriel. In der Ferne sind die Inarifeuer zu sehen und ab und an trägt der Wind fröhliches Gelächter und Musik zu ihr hinauf. Eine einzelne Träne rinnt über ihr Gesicht und schützend schlingt sie die Arme um sich. Allein…sie fühlt sich allein und verloren in solchen Momenten. Unter Tags ist es etwas anderes: Sie kann sich ihren Studien widmen, in der Steinfaust Dienst tun oder ihre Fertigkeiten im Kampf trainieren (mittlerweile war sie zu einer recht passablen Schwertkämpferin geworden, zwar nicht sehr stark, dafür aber wendig und schnell, sodass sie sich ihrer Haut im Ernstfall schon wehren konnte) oder aber das Anwesen auf Vordermann bringen, so gut es mit ihren bescheidenen Mitteln möglich war. Doch wenn die Nacht kommt und sie nicht schlafen kann, kommen die Grübeleien und Gedanken. Oft geistert sie dann durchs Haus oder durchstöbert den Dachboden, um sich abzulenken.

Seit dem inarifest sind einige Wochen vergangen. Es verspricht wieder ein heisser Sommer zu werden. An einem dieser Tage, eigentlich ist es bereits Abend, ist die Magierin wieder einmal dabei, den Dachboden zu durchkämmen. Am Boden einer alten Truhe, die voll ist mit alten Kleidern, findet sie eine kleine Kiste. Neugierig öffnet sie diese. Der Inhalt raubt ihr fast den Atem: Briefe, Briefe ihres Vaters an seine Mutter, ihre Großmutter. Mit einem Plumps lässt sie sich auf den Boden fallen, versunken in die Lektüre. Ein Teil der Pergamentstücke ist bereits vergilbt, die Schrift nach über zwanzig Jahren kaum noch zu lesen. Lestrat war kreuz und quer in den Immerlanden herumgereisst, auf der Suche nach einer neuen Heimat und gequält von Heimweh und seiner verlorenen Liebe, der Lady Mya Tallard. Der letzte Brief kam aus Vinnar. Atemlos liest Aurian immer wieder die letzten Zeilen. Sie kann nicht fassen was da steht:
>Liebste Mutter! Ich bin hier in Vinnar und morgen breche ich auf Richtung der Erika Berge. Es werden Freiwillige gesucht, um die dortigen Aufstände niederzuschlagen. Ich weiß es ist Söldnerdienst, aber ich kann damit Geld verdienen. Geld, um nach Talyra zurückzukehren, soviel Geld, dass es egal ist, was war. Und Geld für meine Familie, für euch aber vorallem für die Frau, die ich liebe! ich spreche nicht von Mya Tallard. Sicher, ich habe sie verehrt aber jetzt weiß ich, dass es keine Liebe war. Liebe…ich empfinde sie jetzt! Ihr Name ist Eilan und sie ist eine Elbe, eine Windelbe. Sie ist die wunderbarste Frau der Welt mit den schönsten Augen die du je gesehen hast. Oh du würdest sie mögen und sie trägt mein Kind unter dem Herzen. Für sie muss ich ausziehen, um ihr und dem Kind eine  Zukunft zu sichern. Alle sagen es wird nicht lange dauern, die Aufständischen zu befrieden. …< Aurian schluckt. Jeder weiß wie dieser Feldzugegeändet hat: Von den ausgezogenen Freiwilligen war keiner zurückgekehrt, alle verschollen, vermutlich tot! Mit Tränen in den Augen liest Aurian weiter:
>…Und wenn ich zurückkomme, dann sehen wir uns wieder, geliebte Mutter! Ich bringe Eilan nach Talyra und wir heiraten. Und Tallard kann uns nichts anhaben! Nicht mehr lange Mutter und wir sehen uns wieder. Dein dich liebender Sohn Lestat!< Die Halbelbe lässt den Brief sinken. Ihre Hand zittert. Eine Spur, einLebenszeichen ihres Vaters und ihre Mutter…er hatte sie erwähnt, schon gekannt, je sie war schon gezeugt! Für sie steht fest: Sie muss nach Vinnar, um jeden Preis! Und zwar schon morgen! Das Pergament in der Hand stürmt sie die Treppen hinunter ins Schlafzimmer. Fieberhaft sucht sie alles zusammen, was sie braucht und stopft es in einen Seesack. Es ist nicht viel: zwei, drei Hemden, eine zweite Hose, Unterbekleidung und ein einfaches Leinenkleid, sollte sie in die Verlegenheit kommen, etwas Schöneres zu brauchen. Auch ein paar leichte Schuhe nimmt sie mit. Bürste und eine Haarschleife folgen. Morgen würde sie sich in aller Früh zum Hafen aufmachen und ein Schiff suchen, dass sie nach Vinnar bringt. Sie hat keine Ahnung ob an diesem Tag eines ablegen würde, doch sie will für alles gerüstet sein. Erschöpft fällt sie in eine leichte Trance aus der sie beim ersten Sonnenstrahl erwacht.

Die Vögel zwitschern, als sie sich, den Sack über der Schulter und den Brief sicher in der Bluse verstaut, auf den Weg zum Perlenhafen macht. Ihr Geld, all das was sie sich ersparrt hat, hat sie in der Geldkatze an ihrem Gürtekl bei sich. Es würde reichen, auch wenn sie nach dieser Reise so gut wie pleite war. Doch es ist es alle Mal wert.

--> am Perlenhafen

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 15. Mai 2009, 12:02 Uhr
Mehr als ein halber Zwölfmond ist vergangen, seit Avila Hals über Kopf aus der Villa di Athalant geflüchtet und vollkommen ziel- und mittellos dagestanden war. Sie erinnert sich noch gut an den Tag, als sie in Tränen aufgelöst an der Anschlagtafel des Marktplatzes stand und ihre gesamte Zukunft in Talyra in tausend Scherben zerspringen sah. Ein verhutzeltes Mütterchen, das offensichtlich Mitleid mit ihr hatte, machte sie auf einen kleinen, unauffälligen Zettel aufmerksam, auf dem eine Frau namens de Winter nach Hilfe für Haus und Hof suchte. Avila war sofort klar gewesen, dass dieses Gesuch ihre einzige Chance sein würde und sie machte sich voller Hoffnung auf die Suche nach dem alten Anwesen. Diese Hoffnung blieb nicht unerfüllt, Aurian de Winter begrüßte sie mit offenen Armen und fragte nie, warum ihre neue Angestellte ohne ein einziges Gepäckstück aufgetaucht war. Sie verabredeten einen – zumindest im Vergleich zur Villa di Athalant – geringen Lohn, dafür aber freie Kost und Logis. Zudem bekam Avila ein paar Kleider von ihrer neuen Herrin geschenkt, darunter sogar ein richtig feierliches, aus weichem, moosgrünen Stoff, das sie erst gar nicht annehmen wollte. Aurian redete ihr so lange zu, bis sie sich umstimmen ließ, aber nur unter der Bedingung, dass Avila dafür alle anfallenden Näh- und Stopfarbeiten übernehmen würde. Mit Nadel und Faden weiß die junge Frau schon lange umzugehen und solange es nicht um großflächige Stickereien geht, beschäftigt sie sich auch ganz gerne und mit viel Geduld abends mit Handarbeiten. Diesen Handel ging Aurian mit einem Lächeln ein und insgeheim hat Avila bis heute den Eindruck, dass ihre Herrin darüber auch ganz froh ist. Außerdem bekam sie eine schöne Unterkunft in dem Gesindehaus des Anwesens, obwohl sie auch in einem der Gästezimmer im Haupthaus hätte einziehen können. Die Entscheidung ihr eigenes kleines Reich zu beziehen, auch wenn das mit viel Arbeit verbunden war, hat Avila nicht einen Moment lang bereut. Das Gesindehaus hätte leicht für sechs bis acht Menschen gereicht, dementsprechend lange dauerte es auch, es von allem Staub und Dreck zu befreien und die Spinnen und Mäuse, die es sich dort im Laufe der Zeit häuslich eingerichtet hatten, zu verscheuchen. Die schlichten, aber stabilen Möbel waren bis auf einen Stuhl ausnahmslos heile und Avila fühlt sich seitdem in ihren eigenen vier Wänden überaus wohl. Das liegt auch mit daran, dass auf dem alten Gebäude ein vergleichbarer Zauber zu liegen scheint, wie auf dem ganzen Anwesen. Es fühlt sich an, als würden die ganzen großen, prächtigen Räume auf die Rückkehr ihrer ursprünglichen Besitzer warten und bis dahin vor sich hin träumen. Es ist ein Haus, das so lange voller Menschen, voller Liebe, Lachen und Tränen gesteckt hat, dass noch immer ein ferner Nachhall von ihnen zu vernehmen ist, wenn man genau hinhört. Viele der Räume befinden sich noch in genau dem Zustand, in dem sie hinterlassen wurden, was den Eindruck nur noch mehr verstärkt.

Es ist Irrsinn zu zweit das gesamte Gebäude betreiben zu wollen, denn auch wenn sich Aurian nicht zu schade ist selbst mit anzufassen, so hat sie doch zu wenig Zeit. Ihr Dienst in der Steinfaust und die Ausbildung bei Meister Alberthol fordern die junge Magierin sehr, weshalb sie nur an ihren freien Tagen wirklich viel Zeit daheim verbringt. Folglich ist es Avila, die versucht, alles gleichzeitig zu machen, aber zerreißen kann sie sich nun einmal auch nicht. Sie wäre ja schon vollauf beschäftigt, wenn sie sich den ganzen Tag nur im Garten verbringen würde, nachdem sie im Frühjahr erst einmal Gemüsebeete anlegen musste und genug damit zu tun hatte, die vollkommen verwilderten Rosen wieder ein wenig in Form zu bringen. Hier ist sie allerdings nicht nur Gärtnerin, sondern auch Köchin, Wäscherin, Scheuermagd und seitdem sie Aurian vom Vorteil eigener Hühner überzeugen konnte, auch Stallbursche. So steht sie in der Regel mit den ersten Sonnenstrahlen auf und fällt häufig erst wenn es schon vollkommen düster ist in ihr Bett. Die Zeit schon nur so zu verfliegen und Avilas Ausflüge zum Haus der Bücher werden immer seltener, zu viel ist zu tun. Das einzige, woran sie festhält, sind die regelmäßigen Besuche auf dem Markt, wo sie das wenige, was sie und Aurian zum Essen brauchen, besorgt, aber auch auf dem Teil des Markts mit den Pflanzen, schaut sie sich regelmäßig um. In der Regel tauscht sie dort aber mit Naturalien, beispielsweise fremde Sämereien gegen kleine Rosenpflanzen aus dem Garten de Winter. Mittlerweile ist sie dort auch schon eine kleine Bekanntheit und immer wieder werden ihr Pflanzen geschenkt, die durch den Transport beschädigt wurden und daher den Händler nichts mehr einbringen können.

Jedes Mal, wenn sich Avila fragt, wann sie sich wohl das nächste Mal von ihrer Arbeit loseisen kann um dem Haus der Bücher einen Besuch abzustatten, wird ihr immer mehr bewusst, dass es schlichtweg unmöglich ist, das alles hier allein zu betreiben. Deshalb ist sie immer wieder an Aurian herangetreten um sie darauf aufmerksam zu machen, wie notwendig sie weitere Angestellte brauchen, bis ihre Herrin ihr versprochen hat, abgesehen von dem Zettel an der Anschlagtafel noch persönlich herumzufragen. Trotzdem hat sich bisher überhaupt nichts ergeben, deshalb freut sich Avila sehr, als ihr eines Abends Aurian erzählt dass sich eine sogenannte Lyall auf den Aufruf gemeldet hat. Die Magierin stellt mit einem Seufzen fest, dass sie sich wohl selbst nicht darum kümmern können wird, woraufhin Avila selbstverständlich versichert: „Macht Euch keine Sorgen, ich wollte morgen ohnehin auf den Markt, dann ich gehe diese Lyall im Gasthaus suchen.“ Eigentlich kann Avila Gasthäuser nicht besonders gut leiden, das sind ihr zu viele Menschen auf zu engem Raum, aber ihrer Herrin zuliebe macht sie das gerne. Außerdem war sie es ja schließlich, die immer wieder so sehr betont hat, wie nötig weitere Unterstützung in Haus und Garten wären, da muss sie jetzt auch zeigen, dass sie es ernst meint. Erleichtert bedankt sich Aurian und bespricht mit ihrer Angestellten die Bedingungen, unter denen die fremde Frau eingestellt werden kann. So macht sich Avila am kommenden Tag am Nachmittag auf, um erst schnell einen Abstecher auf dem Marktplatz zu machen und dann gleich nach Lyall zu suchen.

---> Die goldene Harfe

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 31. Juli 2009, 10:14 Uhr
----> Die Goldene Harfe

Gemeinsam verlassen die beiden jungen Frauen die Harfe und Avila stellt fest: „Es ist nicht weit vom Marktplatz bis zum Anwesen deWinter, das ist sehr angenehm, weil man die Einkäufe dann nicht so lange tragen muss.“ Prompt drückt sie Lyall das Laib Brot in die hat, dass nicht mehr so recht in ihren Korb passen will. „Das Anwesen liegt direkt am Ufer des Ildorel, von den Räumen im ersten Stock kann man direkt aufs Wasser sehen, das kann ich dir zeigen, wenn du möchtest. Magst du Wasser?“, erzählt sie und wartet Lyalls Antwort ab. Währenddessen verlassen sie das Marktviertel in Richtung Osten, also in Richtung Seeviertel. Dort sind etwas weniger Leute auf den Straßen, kein Wunder, es ist Abendbrotzeit und aus so manchem Haus riecht es schon verführerisch nach Essen. Hoffentlich ist die Lady wieder lange im Haus der Bücher.
Endlich erreichen sie das Anwesen und Avila beeilt sich nach dem Schlüssel zu suchen, den ihr Aurian gegeben hat, damit das Gebäude nicht versperrt wird, wenn niemand zuhause ist. Sie gibt Lyall einen Moment Zeit, den imposanten Bau zu bewundern, der von außen wenig an seiner Schönheit verloren hat. Die Herzländerin steigt die Stufen, schon manches Mal bei schweren Einkäufen verflucht, hinauf, schließt die Tür auf und bittet Lyall herein. „Das ist die große Halle, ich nenne sie manchmal Königshalle, weil sie so riesig ist“, beginnt sie die Führung, scheucht Lyall aber gleich weiter. „Hier müssen wir nur ab und zu sauber machen und mir ist immer noch nicht klar, wie man die Staubweben da oben an der Decke loswerden soll.“ Kurz weißt sie nach oben an die Decke, dann wendet sie sich nach links. „Hier ist der Speisesaal, aber seitdem ich hier arbeite, war der noch nie voll besetzt, die Lady hat nicht so oft Besuch. Viel wichtiger für uns ist aber die Küche“, Seite an Seite betreten sie den großen Raum, den Avila mittlerweile als eine Art zuhause ansieht. „Du kannst das Brot da hinlegen. Also hier werden wir hauptsächlich schalten und walten, besonders wenn die Obst- und Gemüseernte kommt.“ Schnell zeigt sie Lyall Speisekammer und den Weg zum Weinkeller ohne hinunter zu steigen, dann gehen sie wieder zurück zum großen Saal und Avila lässt ihre neue Bekanntschaft einen Blick in den Salon werfen. „Glaub mir, dieser Raum ist ein Staubfänger! Die Lady hat erzählt, dass der ganze Raum früher voller Bücher war, die aber weggeben wurden. Ich hoffe, sie überlegt sich, was sie mit den Regalen machen soll.“ Kopfschüttelnd schließt sie die Tür wieder hinter sich und führt Lyall in den ersten Stock, zeigt ihr wie versprochen den Ildorel durch eins der Gästezimmerfenster. „Die anderen Räume, auch die Schlafräume der Lady deWinter, betrete ich nur, wenn ich es vorher mit ihr abgesprochen habe, ich glaube an ihnen hängen viele Erinnerungen. Jetzt aber auf zum Gästetrakt!“ Lyall wirkt ein wenig überfordert, schon allein von der Größe des Anwesens und all den vielen Zimmern. „Mach dir keine Sorgen, ich dachte am Anfang auch, dass ich mich hier nie zurecht finden werde, aber das geht schneller als man denkt“, verspricht Avila. Für sie muss es ja noch komischer sein, als für mich. „Sag mal Lyall, woher kommst du eigentlich?“, fragt die Herzländerin unvermittelt, als sie das Hauptgebäude verlassen und in den Hof treten. Gespannt hört sie zu, was Lyall zu sagen hat, während sie sie zu dem kleinen Gesindehaus führt. Stolz öffnet sie die Tür und lässt die zukünftige Magd herein. In den vier Zimmern, die vom Mittelraum abgehen, könnten problemlos acht Leute unterkommen. Avila setzt sich auf einen der drei Stühle, die in der Mitte des Gemeinschaftsraums an einem Tisch stehen und bietet auch Lyall einen Platz an. „Du kannst dir ein Zimmer aussuchen, wenn du magst. Das links hier gehört mir, aber ich habe auch die anderen drei sauber gemacht und alles Ungeziefer vertrieben. Na, was sagst du?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Aug. 2009, 13:57 Uhr
Nachdem Avila ihre Getränke bei einer Schankmaid bezahlt hat, machen sich beide auf den Weg zum Anwesen. Während sie sich durch die Leute schlängeln, welche von ihrem Tagwerk auf den Feldern wieder zurück in die Stadt drängen, versucht Lyall sich den Weg einzuprägen und schaut sich nach prägnanten Punkten um. Als Wolf würde der Geruch sie führen aber Sicher ist nun mal Sicher. Plötzlich berührt sie etwas am Arm und bevor sie ihre Blicke von den Schildern der umgebenden Läden wenden kann, hat sie auch schon einen Laib Brot in der Hand. Fragend sieht sie Avila an, welche sich jedoch schon wieder in Richtung Anwesen bewegt und dabei immer schneller zu werden scheint.
Mit großen Schritten folgt Lyall ihr Aufmerksam, um alle Sätze mit zu bekommen, welche ihr Avila beim laufen über die Schulter zuruft. >> „Das Anwesen liegt direkt am Ufer des Ildorel, von den Räumen im ersten Stock kann man direkt aufs Wasser sehen, das kann ich dir zeigen, wenn du möchtest. Magst du Wasser?“ <<, fragt Avila sie freundlich und korrigiert mit einem leichten ziehen an Lyalls Ärmel ihre Route vom Markt aus in Richtung Seeviertel. Hier sind die Straßen ruhiger und Lyall hat das Gefühl freier Atmen zu können als noch vor ein paar Herzschlägen.
„Ja ich mag Wasser. Dort wo ich herkomme gibt es meist nur schmale Flüsse oder Bäche. Ich war erstaunt als ich den Ildorel das erste Mal gesehen habe. Es war eine Vollmondnacht und der See lag vor mir wie eine Scheibe aus geschmolzenem Silber. Ich habe noch nie eine so große Wasserfläche gesehen. Ich konnte nicht mal das gegenüber liegende Ufer erkennen. Doch die Fische aus dem Ildorel schmecken hervorragend. Natürlich habe ich auch vom Meer gehört, gesehen habe ich es jedoch noch nie“, sagt sie lächelnd. Der Gedanke an die Fische und der Geruch von Gebratenem und Gekochtem in der Gasse, lassen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Und plötzlich stehen sie beide vor dem imposanten Gebäude. Avila eilt die Treppen hoch und nestelt in ihrem Korb nach dem Schlüssel für die schwere Eingangstür während die Gestaltwandlerin noch vollauf damit beschäftigt ist ihre Blicke über das Haus und den Garten wandern zu lassen. Eine zierliche Treppe führt zum Haus auf der Avila gerade steht, ebenso erhebt sich eine große alte Eiche neben dem Haus und der Duft von Rosen aus einem etwas verwildertem Garten nebst Rosenstöcken dringt an ihre Nase.
Jedes Detail einprägend steigt sie langsam zu Avila herauf, welche mittlerweile die Tür aufgeschlossen hat. Mit den Fingerspitzen streicht Lyall sanft über die filigranen Muster welche die Türflügel und anscheinend auch den Rest der Hauswände bedecken. Im Zwielicht des Gartens verschmelzen die kleinen Schnitzereien jedoch mit den Schatten.
Ein Räuspern holt sie aus ihren Gedanken zurück und mit einem Lächeln übertritt sie die Türschwelle nach Avilas Aufforderung. Die Halle hinter der Tür ist riesig und das Äussere des Hauses, trotz seiner einschüchternden Größe gegenüber Lyall, lässt fast nicht auf so eine große Vorhalle schließen. Fast klappt ihr das Kinn herunter und wie ein kleiner neugieriger Welpe starrt sie gebannt und fasziniert auf die Einrichtung.
>>„Das ist die große Halle, ich nenne sie manchmal Königshalle, weil sie so riesig ist. Hier müssen wir nur ab und zu sauber machen und mir ist immer noch nicht klar, wie man die Staubweben da oben an der Decke loswerden soll.“<< , hört sie Avila sagen und ihr Blick wandert an Avilas Finger entlang zur Decke. Von der Deckenkonstruktion mit grauflauschigen Spinnweben wandert ihr Augenmerk nach unten und fällt gerade noch auf den mächtigen Kamin in der Mitte der zwei Treppenaufgänge, als die Frau sie auch schon weiter scheucht. Seitdem sie die Harfe verlassen hatten, hatte sich das Tempo von Avila stetig gesteigert. Ich habe die leise Ahnung, dass sie eine gute und ehrliche Freundin ist aber eine ebenso strenge Lehrmeisterin sein wird., denkt Lyall bei sich auf dem Weg zum Speisesaal. >>„Hier ist der Speisesaal, aber seitdem ich hier arbeite, war der noch nie voll besetzt, die Lady hat nicht so oft Besuch. Viel wichtiger für uns ist aber die Küche.“, hört sie Avila sagen als beide den Kopf in die Tür stecken um einen Blick in das Zimmer dahinter zu werfen. Ein großer Esstisch dominiert den Saal in dem es leicht nach Staub und abgestandener Luft riecht. Große Fenster mit zurückgezogenen schweren Vorhängen lassen großzügig vergehendes Abendlicht in den Raum fließen. Viel Zeit zum schauen bleibt ihr nicht denn Avila schließt die Tür wieder und beide wenden sich um und betreten die weitläufige Küche.

Hier ist es angenehm warm und dieser Raum ist, im Gegensatz zum vorherigen, oft benutzt worden. Im Ofen brennt auch jetzt ein kleines Feuer. So wie es sich für Küchen nun mal gehört, denk sie und setzt einen Fuß auf den Steinboden. Hier scheint sich Avilas Reich vor ihr auszudehnen und sie sieht der jungen Frau den Stolz an, mit der sie ihre Küche ansieht. Lyall zollt ihr schon jetzt großen Respekt sich in einem Wirrwarr aus Töpfen, Kannen, Flaschen, Säcken, Besteck und Dinge die sie noch nie gesehen hatte, zurecht zu finden. Dieses ganze Anwesen in Schuss zu halten ist sicher keine leichte Aufgabe für ihr Gegenüber, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses riesige Haus und das dazugehörige Grundstück nur von zwei Personen bewohnt und benutzt wird. Sie tritt an einen Holztisch mit vielen Scharten an der Kante heran, auf die sie das Brot legen soll. Unbewusst streicht sie mit einer Hand über das steinharte Holz und lauscht gespannt den Worten ihres Gegenübers. Scheinbar hält sich die Frau hauptsächlich in diesem Raum auf wenn sie ihrer Arbeit nachgeht, welche wohl zur Ernte- und Saatzeit am schwersten ist. Dann wird ihr im Eiltempo die Speisekammer und der Weg zum Weinkeller gezeigt. Doch dann geht es wieder aus der Küche hinaus, durch den großen Saal, in den „Salon“ wie Avila es nennt. Es ist ein weiterer großer Raum mit vielen leeren Regalen bis unter die Decke. Auch hier riecht es nach Staub und Lyall meint einen unterschwelligen Geruch von verbrannten Blättern zu riechen. Früher scheinen sich viele Personen hier aufgehalten zu haben um zusammen zu rauchen. >>„Glaub mir, dieser Raum ist ein Staubfänger! Die Lady hat erzählt, dass der ganze Raum früher voller Bücher war, die aber weggeben wurden. Ich hoffe, sie überlegt sich, was sie mit den Regalen machen soll.“ << Lyall fragte sich kurz neugierig warum all die Bücher weggegeben wurden, doch da ihr Avila die Antwort nicht nennt, hatte Lady Aurian wohl ebenso Avila den Grund nicht genannt. Es spielte auch keine wirkliche Rolle, denn sie konnte sowieso nicht lesen.
Leise und mit einem Kopfschütteln schließt Avila wieder die Tür und sie begeben sich in den ersten Stock.

Die Treppen sind sauber geputzt und knarren nur sehr leise unter jedem Schritt. Lyall folgt Avila in eines der Gästezimmer von wo aus man einen atemberaubenden Blick auf das Ufer des Ildorel sowie auf den See selbst hat. Nebel zieht in der Mitte des Sees herauf und das rückwärtige Ufer ist nicht mehr zu sehen. Dunkel hebt sich der Wald wie eine Umzäunung um den See ab und kühle Luft schlägt ihr entgegen als Avila kurz das Fenster öffnet und Lyall ihren Kopf herausstreckt. >>„Die anderen Räume, auch die Schlafräume der Lady deWinter, betrete ich nur, wenn ich es vorher mit ihr abgesprochen habe, ich glaube an ihnen hängen viele Erinnerungen. Jetzt aber auf zum Gästetrakt!“<< , hört sie Avila sagen und langsam schwirrt ihr der Kopf vor lauter Zimmern und dem Auf und Ab im Haus.
Dann geht es auch schon weiter und ihre Schritte führen sie aus dem Hauptgebäude heraus während Avila das Wort wieder an sie richtet: >>„Mach dir keine Sorgen, ich dachte am Anfang auch, dass ich mich hier nie zurecht finden werde, aber das geht schneller als man denkt. Sag mal Lyall, woher kommst du eigentlich?“ Ihre Schritte knirschen auf dem Boden und Lyall überlegt kurz wie sie auf die Frage antworten soll. Sie atmet tief die klare Luft die vom See herüber weht ein und antwortet: „Ich komme aus der Drachenlanden. Geboren wurde ich im Nachtwald. Vielleicht sagt euch das was? Er liegt am Fuße der Eisenberge. Ich habe so gut wie mein ganzes Leben dort verbracht. Manchmal denke ich, ich hätte nie weggehen dürfen.“ Sie senkt den Blick auf den Boden und seufzt leise, bevor sie Avila wieder ansieht. „Es ist ein sehr schönes wildes Land. Ich vermisse es sehr. Doch es ist gefährlich für eine einzelne Person. Irgendwann kehre ich zurück… Aber nun bin ich hier. Und werde das Beste daraus machen.“ Sie lächelt ihrem Gegenüber schüchtern zu, als sie auch schon das Gesindehaus erreichen.

Es ist kleiner als das Hauptgebäude des Anwesens aber nicht minder imposant. Aus der von Avila geöffneten Tür dringt ein leichter Geruch von Blüten und frisch gewaschener Wäsche und nicht ein Steinchen aus dem Hof liegt auf dem Boden des Hauses. Unbewusst klopft Lyall ihre Stiefel an der Türschwelle ab bevor sie einen Schritt hinein tut um sich im Innenraum umzusehen. Sie stehen in einem Mittelgang in den vier Türen eingelassen sind. Sie stehen einen Spalt breit offen, geben aber den Blick nicht in den Raum selbst frei. >>„Du kannst dir ein Zimmer aussuchen, wenn du magst. Das links hier gehört mir, aber ich habe auch die anderen drei sauber gemacht und alles Ungeziefer vertrieben. Na, was sagst du?“<< , sagt Avila während sie sich an den Tisch im Vorraum setzt und Lyall auch einen Platz anbietet. Die Sitzfläche des Holzstuhles fühlt sich angenehm Kalt an und die Gestaltwandlerin rückt näher an den Tisch heran bevor sie antwortet: „ Ich bin vollkommen überwältigt. Ich hatte es mir zwar groß vorgestellt aber nicht so… nun…mächtig. Und der Garten umgibt das Gebäude ja auch noch! Ich glaube selbst die Harfe ist kleiner.“ Kurz müssen beide Lachen bevor sie weiter spricht. „ Ich bin wirklich sehr froh, dass ihr mich angestellt habt. Ich bin zwar noch etwas verwirrt was die ganzen unterschiedlichen Zimmer so wie ihren Nutzen angeht aber ich bin sicher das werde ich bei Zeiten lernen. Überrascht bin ich nur, dass in solch einem Anwesen wirklich nur zwei Leute wohnen! Und ihr kümmert euch um alles? Wirklich ALLES? Und das allein?“ Kurz streicht sie gedankenverloren über ihr rechtes Ohr. „Ich zolle Euch wirklich Respekt. Und ich bin schon gespannt welche Aufgaben ich hier zu meistern habe. Und zu dem Zimmer, ich nehme welches ihr mir gebt. Aber wenn ihr mir freie Wahl lasst, so würde ich das letzte Zimmer auf der rechten Seite bevorzugen.
Und…Ich… traue mich fast nicht zu fragen aber… hättet ihr vielleicht eine alte Decke die ich auf den Boden legen kann? In der Harfe hat mir Aegnor seine alte Satteldecke überlassen… aber ich denke er will sie wiederhaben. Ich muß noch zurück, ihm alles berichten und meine Sachen aus der Harfe holen. Mal sehen wann ich hier überhaupt anfangen soll.
Ich bin schon sehr aufgeregt und freue mich wirklich auf meine Aufgaben hier. Ihr seid wirklich eine sehr nette Person Avila. Ich freue mich euch als Lehrmeisterin zu haben.“ Kurz deutet sie mit ihrem Oberkörper eine Verbeugung an, soweit es die sitzende Position zulässt.
„Ab wann werde ich gebraucht? Und werde ich die Hausherrin bald auch kennen lernen? Oder ist sie auf Reisen? Wenn diese Frage erlaubt ist natürlich.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 27. Sept. 2009, 17:05 Uhr
Wie sie so einander gegenübersitzen, muss Avila darüber nachdenken, was du Lyall so alles über sich erzählt hat. >„Ich komme aus der Drachenlanden. Geboren wurde ich im Nachtwald. Vielleicht sagt Euch das was?“<, hatte sie auf Avilas neugierige Frage geantwortet. Bedauernd hatte die Magd den Kopf schütteln müssen, von den Drachenlanden hatte sie schon so manche Geschichte gehört, aber der Nachtwald sagt ihr nichts. >„Er liegt am Fuße der Eisenberge“<, hatte Lyall daraufhin erklärt, was Avila dennoch nicht weiter geholfen hatte. >„Ich habe so gut wie mein ganzes Leben dort verbracht. Manchmal denke ich, ich hätte nie weggehen dürfen“<, hatte die junge Frau mit gesenktem Blick zugegeben. >„Es ist ein sehr schönes wildes Land. Ich vermisse es sehr. Doch es ist gefährlich für eine einzelne Person. Irgendwann kehre ich zurück… Aber nun bin ich hier. Und werde das Beste daraus machen.“< Auf das zurückhaltende Lächeln hatte Avila mit einer sanften Erwiderung geantwortet. Als sie jetzt rückblickend darüber nachdenkt, stellt die Magd fest, dass sie diese Aussage bedauert. Unglaublich, wie gerne ich sie schon mag, dabei kenne ich sie doch erst seit so kurzer Zeit! Dennoch fühlt sich Avila in Lyalls Gegenwart immer wohler und besonders haben ihr Lyalls poetische Wort zum Ildorel gefallen. Es war eine Vollmondnacht und der See lag vor mir wie eine Scheibe aus geschmolzenem Silber – das hätte auch ein fahrender Sänger nicht schöner sagen können. Direkt danach die realistische Einschätzung der Fische aus dem Ildorel war Avila wie der absolute Gegensatz vorgekommen. Ob ihr das einfache Leben als Magd wohl wirklich auf Dauer gefallen wird? Irgendwie kann sich Avila das nicht vorstellen, Lyall scheint da allerdings anderer Meinung zu sein, denn sie stellt nun, nach kurzem Schweigen, begeistert fest: >„ Ich bin vollkommen überwältigt. Ich hatte es mir zwar groß vorgestellt aber nicht so… nun…mächtig. Und der Garten umgibt das Gebäude ja auch noch! Ich glaube selbst die Harfe ist kleiner.“< „Na, nicht wirklich“, antwortet Avila und stimmt in das Lachen ein, ihr kommt das Anwesen manchmal auch jetzt noch gigantisch vor, vor allem wenn sie daran denkt, es putzen zu müssen. >„ Ich bin wirklich sehr froh, dass Ihr mich angestellt habt. Ich bin zwar noch etwas verwirrt was die ganzen unterschiedlichen Zimmer so wie ihren Nutzen angeht aber ich bin sicher das werde ich bei Zeiten lernen. Überrascht bin ich nur, dass in solch einem Anwesen wirklich nur zwei Leute wohnen! Und Ihr kümmert Euch um alles? Wirklich ALLES? Und das allein?“< Bei dieser Frage streicht sich Lyall ein weiteres Mal über das Ohr und dieses Mal kann es sich Avila nicht verkneifen, sie sich doch einmal anzusehen. Sie sehen tatsächlich aus, wie die eines großen Hunds oder eines Wolfs. Ob sie wohl genauso gut hören kann? „Na, mir bleibt ja nichts anderes übrig“, antwortet sie lahm auf Lyall Frage, was soll sie auch sonst dazu sagen? >„Ich zolle Euch wirklich Respekt. Und ich bin schon gespannt welche Aufgaben ich hier zu meistern habe.“< Bei diesen Worten läuft Avila leicht rosa an und um die Verlegenheit zu überspielen stellt sie fest: „Mach dir da mal keine Sorgen, wir werden mehr als genug für dich zu tun finden, das kannst du mir glauben!“ An Arbeit mangelt es im Anwesen de Winter wirklich nicht, gerade weil es nur von so wenigen Leuten bewohnt wird, aber trotzdem bestmöglich in Schuss gehalten werden soll.

>„ Und zu dem Zimmer, ich nehme welches Ihr mir gebt. Aber wenn Ihr mir freie Wahl lasst, so würde ich das letzte Zimmer auf der rechten Seite bevorzugen.“< „Dann ist es deins“, stellt Avila mit einer einladenden Bewegung fest. >„Und…Ich… traue mich fast nicht zu fragen aber… hättet Ihr vielleicht eine alte Decke die ich auf den Boden legen kann? In der Harfe hat mir Aegnor seine alte Satteldecke überlassen… aber ich denke er will sie wiederhaben.“< Vollkommen perplex schaut Avila du Gegenüber an, für einen Moment hat es ihr die Sprache verschlagen. Sie hat auf einer Satteldecke geschlafen? Auf dem BODEN? Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein, oder etwa doch? Lyall scheint ihre Verblüffung nicht zu bemerken, denn fröhlich spricht sie weiter: >„Ich bin schon sehr aufgeregt und freue mich wirklich auf meine Aufgaben hier. Ihr seid wirklich eine sehr nette Person Avila. Ich freue mich Euch als Lehrmeisterin zu haben.“< Die leichte Verbeugung beantwortet die Angesprochene mit einem mechanischen Kopfnicken, die Sprache hat sie noch nicht wieder gefunden. >„Ab wann werde ich gebraucht? Und werde ich die Hausherrin bald auch kennen lernen? Oder ist sie auf Reisen? Wenn diese Frage erlaubt ist natürlich.“< „Also, ich … äh…“, stottert Avila, atmet einmal tief durch und fängt sich wieder. „Es freut mich sehr, dich hier zu haben und ich finde dich auch sehr nett, deshalb wirst du auch ganz sicher auf keiner Pferdedecke am Boden schlafen!“ Noch immer fassungslos schüttelt sie den Kopf. „Wir werden dein Bett genauso herrichten, wie meins, Decken und Kissen kannst du selbstverständlich haben. Wie gesagt, die Herrin ist sehr großzügig, sie würde uns nie wie Tiere hausen lassen.“ Nur langsam verraucht Avilas Aufregung. Dieser Aegnor kann etwas erleben, wenn er mir über den Weg läuft! Eine Frau zu behandeln wie ein Haustier! Es ist ja etwas anderes, wenn man auf Reisen ist und nichts anderes Wärmendes hat, aber hier mitten in der Stadt wird es ja wohl möglich sein, eine einfache Decke zu besorgen! Sie bekommt immer mehr den Eindruck, dass der Fremde Lyall nach Strich und Faden ausgenutzt hat, auch wenn sie sich selbst davon zu überzeugen versucht, dass sie das jetzt noch gar nicht beurteilen kann. „Wenn es dir recht ist, würdest du gleich morgen hier anfangen. Wenn Du mehr Zeit braucht, ist das natürlich auch in Ordnung, sagen wir doch einfach so schnell wie möglich? Lady de Winter hat sehr viel zu tun, aber ich bin sicher, dass sie es sich nicht nehmen lassen wird, dich bald kennen zu lernen.“  

Avila legt den Kopf schief und mustert Lyall einen Moment schweigend. „Wo wir jetzt für dieselbe Herrin arbeiten, wie wäre es mit dem Du? Sonst komme ich mir so viel älter und wichtiger vor, als ich eigentlich bin! Ich bin doch auch nur eine einfache Magd!“, bei der letzten Feststellung muss sie lachen. Lehrmeisterin klingt so hochtrabend und bedeutsam! Dabei kann ich du nur beibringen, was so gut wie jede Herzländerin, ob Magd oder nicht, über den Haushalt versteht. „Obwohl meine Großmutter mich so einiges mehr gelehrt hat. Bevor du gehst, was hältst du davon, wenn ich dir den Garten zeige?“ Flink erhebt sich Avila von ihrem Stuhl und wartet Lyalls Anwort gar nicht erst ab, sondern geht voraus in den Garten. Kaum hat sie das erste Stückchen grün betreten, ist ein Wandel in ihrem Gesicht zu bemerken, es scheint weicher zu werden und ein zufriedener Glanz schleicht sich in due Augen. Obwohl es langsam zu dämmern beginnt, ist ihr Tritt so sicher, als wäre es helllichter Tag und jeder ihrer Bewegungen ist anzusehen, wie wohl sie sich hier fühlt. „Ich glaube, heute wird es eine sternklare Nacht“, stellt sie gedankenverloren Fest, ohne auch nur einen Moment in den Himmel zu schauen. Sie führt Lyall langsam die Gemüsebeete entlang, von der Hektik, die sie im Anwesen ausstrahlte, ist nichts mehr zu merken, sie wirkt ruhig und sicher. „Ich habe einfach zu wenig Zeit“, stellt sie seufzend fest, als sie einen Blick auf das doch recht magere Kräuterbeet wirft. „Hoffentlich ändert sich das jetzt, wo du hier mit arbeitest.“ Gemeinsam gehen sie in den Garten hinaus und Avila bemüht sich nach Kräften, Lyall den Küchen- und Kräutergarten und den Rest des kleinen Parks zu zeigen, der das Haus umgibt wie ein dicker grüner Mantel – ein Mantel mit ziemlich vielen Geheimtaschen, Falten und Rüschen, wenn man so will, denn er hat etwas von einem Labyrinth mit vielen Verstecken, Lauben, einem halb verborgenen und völlig überwucherten Pavillon und efeuumrankten Nischen an sich. Es ist Sommer, Levkojen und Phlox, Bartnelken, Sonnenblumen, Astern und ein paar vereinzelte Herbstrosen blühen und erfüllen die Abenddämmerung im Schatten der alten Bäume mit ihrem süßen Duft, als sie schließlich ihren Rundgang beenden und wieder am Haus ankommen. „So, das war erst einmal alles, was mir einfällt. Wenn du noch irgendwelche Fragen hast, frag einfach, ja?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 30. Sept. 2009, 20:49 Uhr
In ihrer Übermütigkeit bemerkt Lyall die aufkeimende Anspannung ihres Gegenübers erst, als Avila kopfschüttelnd das Wort an sie richtet: >„Es freut mich sehr, dich hier zu haben und ich finde dich auch sehr nett, deshalb wirst du auch ganz sicher auf keiner Pferdedecke am Boden schlafen! Wir werden dein Bett genauso herrichten, wie meins, Decken und Kissen kannst du selbstverständlich haben. Wie gesagt, die Herrin ist sehr großzügig, sie würde uns nie wie Tiere hausen lassen.“< Etwas vor den Kopf gestoßen nickt Lyall nur. Wie ein Tier zu hausen hatte sie nun wirklich nicht vorgehabt auch wenn sie zugegebenermaßen recht viel „Tier“ war. Anscheinend ahnt Avila nicht was genau ihr da gegenüber sitzt. Deswegen beschließt Lyall auf das eben Gesagte zunächst nicht weiter einzugehen.
Während sich die Zornesfältchen auf Avilas Gesicht zu glätten beginnen, spricht sie ruhig weiter: >„Wenn es dir recht ist, würdest du gleich morgen hier anfangen. Wenn Du mehr Zeit braucht, ist das natürlich auch in Ordnung, sagen wir doch einfach so schnell wie möglich? Lady de Winter hat sehr viel zu tun, aber ich bin sicher, dass sie es sich nicht nehmen lassen wird, dich bald kennen zu lernen.“< Erfreut zucken Lyalls Ohren kurz. Zu gern würde sie sofort anfangen, aber der Tag war schon weit fortgeschritten und in ihrem Überschwang durfte sie Aegnor und die Harfe nicht vergessen. „So würde ich gern morgen anfangen. Wie ihr wisst würde ich gerne meine wenigen Habseligkeiten hier verstauen und mit meinem Begleiter reden. Ich hoffe er bleibt auch in der Stadt…“ Kurz zupft sie sich gedankenverloren am ledernen Hemdärmel bis sie Avilas Blicke auf sich spürt. Ihre Blicke treffen sich als Lyall aufschaut. Kurz bevor die Stille sie beide zu erdrücken droht, ergreift die Magd das Wort. >„ „Wo wir jetzt für dieselbe Herrin arbeiten, wie wäre es mit dem Du? Sonst komme ich mir so viel älter und wichtiger vor, als ich eigentlich bin! Ich bin doch auch nur eine einfache Magd!“< Die Augen der Frau halten sie noch einen kurzen Moment gefangen bis sie antwortet: „Natürlich…entschuldigt. Ich bin es nur nicht mehr gewohnt…Du…ich war lange niemandem mehr so nah, dass ein „du“ angebracht gewesen wäre.
Außer Aegnor natürlich. Dann danke ich dir hiermit nochmals und auf eine gute Zusammenarbeit!“ Das helle Lachen der Magd steckt auch Lyall an und sie empfindet immer mehr Sympathie für die in braunes Leinen gehüllte Frau.
Plötzlich stützt Avila die Hände auf die Tischplatte und erhebt sich so schnell mit den Worten: >“ „Obwohl meine Großmutter mich so einiges mehr gelehrt hat. Bevor du gehst, was hältst du davon, wenn ich dir den Garten zeige?“<, dass Lyall auch aufspringt und fast ihren Stuhl umkippt auf dem sie eben noch gesessen hat. Schnell eilt sie um den Tisch herum, um der Magd zu folgen.

Mit großen Schritten schließt Lyall auf, doch Avila ist schon am Rande des großen Gartens stehen geblieben.
Unter ihren Füßen wird kantiger Kies des Hofes zu weichem Gras. Aufmerksam folgt sie Avila durch den abendlichen Garten, der sie mit allerlei schweren, würzigen Gerüchen empfängt. Entspannt schreitet die Magd durch den Garten, sich immer wieder nach der
einen oder anderen Blume bückend. Dies scheint ihr Lieblingsplatz zu sein und als Lyall sich umsieht kann sie nachvollziehen warum dem so ist.
>„Ich glaube, heute wird es eine sternklare Nacht“<, hört sie Avila leise sagen. Lyall nickt nur stumm obwohl sie weiß, dass die braunhaarige Frau sie nicht ansieht. Schweigend gehen sie die Gemüsebeete entlang. Ein paar der Pflanzen sind auch ihr bekannt. Kohl, Karotten, Knoblauch und Kartoffeln wachsen auch in ihrer Heimat, doch daneben stehen noch hoch gewachsene Pflanzen mit gefiederten Blättern. Kleine grüne Halbmonde hängen zwischen gekräuselten Ästchen mit denen sich das Gewächs augenscheinlich an einer Holzkonstruktion festhält. Als Avila nicht hinsieht, zieht sie an einem dieser Schwänzchen. Kurz bevor der Zug zu groß wird und das Gebilde abreißt lässt sie wieder los, woraufhin sich die kleine hellgrüne Liane wieder vollkommen aufrollt. Hmm… bei Gelegenheit werde ich Avila fragen was dies für eine Pflanze ist. Als Lyall aufsieht hat die Magd bereits das Kräuterbeet erreicht. > „Ich habe einfach zu wenig Zeit. Hoffentlich ändert sich das jetzt, wo du hier mit arbeitest.“< Bestätigend nickt Lyall. Ihr Blick wandert über das Kräuterbeet. Es ist nur zur hälfte bepflanzt worden. Sie entdeckt Minze, Dill, Kerbel und Johanniskraut aber auch einige die sie nicht kennt. Kurz bückt sie sich um ein Ästchen der kleinen Pflanze abzuzupfen. Ein scharfer und würziger Geruch entströmt dem Kraut, als sie es zwischen ihren Fingern zerreibt. Er erinnert sie an warme Tage und Sonnenschein. Begierig all die neuen Kräuter und Gemüsesorten zu erfahren, freut sie sich noch mehr auf die Arbeit gemeinsam mit Avila.

Nachdem sie eine Hausecke umrundet haben, erstreckt sich der eigentliche Garten vor ihnen. Sie lassen den Nutzgarten hinter sich und betreten das Zwielicht aus efeubewachsenen Lauben, überwucherten Pavillons und hohen, in Form geschnittenen Hecken. Interessiert schaut sich Lyall um und vor ihrem geistigen Auge siehst sie fast schon die verliebten Pärchen in den Lauben sitzen oder neckisch fangen spielen. Zweifelsohne werden diese Gewächse das ein oder andere Geplänkel mitbekommen haben. Oder auch Morde aus Eifersucht, wie sie in den Liebesliedern der fahrenden Barden besungen werden von denen Lyall schon ein paar zu hören bekommen hat. Kopfschüttelnd lächelt sie in sich hinein während ihre Hände sanft über bunte Blütenköpfe streichen.
Mäuse und anderes kleines Getier kreucht fast unhörbar im Unterholz, Federn werden raschelnd zurechtgerückt während sich Vögel in den Bäumen über ihr zur Ruhe begeben.
Ihre Ohren sind fleißig damit beschäftigt alle Töne der Dämmerung aufzunehmen, während sie weiter an den Blumenbeeten entlang geht. Es ist wirklich ein wunderschöner geheimnisvoller Garten und sie brennt schon fast darauf, ihn nicht nur mit menschlichen Sinnen genießen zu können.

Am Ende des Grün wartet Avila schon auf sie. > „So, das war erst einmal alles, was mir einfällt. Wenn du noch irgendwelche Fragen hast, frag einfach, ja?“< Mit einem letzten Blick auf den Garten gerichtet, antwortet sie: „Oh, im Moment fällt mir eigentlich keine Frage ein. Aber ich denke spätestens morgen werdet ihr mit Fragen überhäuft werden!“ Leicht lächelt sie Avila zu bis ihr Gesichtsausdruck wieder ernster wird. Sanft nimmt sie Avilas rechte Hand in ihre eigenen Hände und senkt den Blick. „Ich muss euch da noch etwas sagen… Das mit der Decke auf dem Boden…Ihr solltet nicht denken ich würde Lady Aurian etwas schlechtes andichten oder von ihr behaupten wollen sie würde ihre Bediensteten wie unlauteres Volk behandeln. Doch… seht… ich brauche gerade diese Decke um, sagen wir, das Bett nicht zu beschmutzen. Vielleicht bin ich doch mehr Tier als ihr euch gerade vorstellen könnt. Ich habe ein kleines Geheimnis. Ein mehr oder weniger offensichtliches Geheimnis.“ Verlegen und ohne aufzuschauen deutet sie auf ihre Ohren, welche sich leicht senken. „Ich bin eine Gestaltwandlerin. Ein Warg sozusagen. Ich hoffe dieser Umstand ändert nichts an… dem „du“.“
Ein schiefes Lächeln huscht kurz über ihr Antlitz als Lyall zu Avila aufsieht. „Vielleicht ist diese Art der Bequemlichkeit auch übertrieben, das gebe ich zu. Aber ich hoffe ihr verwehrt mir diese kleine Marotte mit der Decke nicht. Auch ein Wolf liegt gern weich…“ In ihren eigenen Ohren klingen diese Worte mehr als unbeholfen und als der Ausdruck auf dem Gesicht der Magd sich nicht ändert, drückt sie kurz ein letztes mal Avilas Hand bevor sie diese loslässt. Etwas angespannt harrt sie der Dinge die da kommen werden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 02. Okt. 2009, 00:23 Uhr
Lächelnd schaut Avila Lyall an, wie sie kaum die Augen von dem Garten losreißen kann, um ihr zu antworten. Ganz offensichtlich gefällt es der jungen Frau hier, da scheinen sie eine Vorliebe für die Natur zu teilen, die nicht jeder Stadtbewohner nachvollziehen kann. Warte erst ab, wie es hier aussehen wird, wenn ich mehr Zeit habe! Sie lässt der jungen Frau Zeit und zupft dabei ein paar welke Blätter von einer nahestehenden Rose ab. >„Oh, im Moment fällt mir eigentlich keine Frage ein. Aber ich denke spätestens morgen werdet ihr mit Fragen überhäuft werden!“<, antwortet Lyall schließlich. So eine offene, unbeschwerte Begeisterungsfähigkeit habe ich noch bei keinem Erwachsenen erlebt.  „Kein Problem, du kannst mich alles fragen, auch wenn es dir noch so dumm vorkommt. Ich bringe dir gerne alles bei, was ich kann“, versichert ihr Avila. Überraschend streckt ihr Gegenüber mit einem mal die Hände aus und umfasst Avilas rechte, ohne ihr dabei ins Gesicht zu sehen. >„Ich muss euch da noch etwas sagen…“<, beginnt sie so zögerlich, dass der Magd prompt die wildesten Ideen kommen. Muss sie mir etwas beichten? Hat es einen unschönen Grund, dass sie aus ihrer geliebten Heimat fortgegangen ist? Wird sie gesucht? Hat sie Schulden? Ehe sie noch wildere Theorien spinnen kann, klärt Lyall sie stockend auf: >„Das mit der Decke auf dem Boden…Ihr solltet nicht denken ich würde Lady Aurian etwas schlechtes andichten oder von ihr behaupten wollen sie würde ihre Bediensteten wie unlauteres Volk behandeln. Doch… seht… ich brauche gerade diese Decke um, sagen wir, das Bett nicht zu beschmutzen.“< Avila öffnet den Mund, um Lyall zu versichern, dass sie ihr nicht unterstellen würde, schlecht über die Lady zu sprechen, schließt ihn dann aber unverrichteter Dinge wieder. Es ist Lyall an der Nasenspitze anzusehen, wie schwer es ihr fällt, über die Lippen zu bringen, was sie jetzt sagen will, also ist Avila einfach still, hört ihr zu und bemüht sich um ein freundlich-nichtssagendes Gesicht. >„Vielleicht bin ich doch mehr Tier als ihr euch gerade vorstellen könnt. Ich habe ein kleines Geheimnis. Ein mehr oder weniger offensichtliches Geheimnis.“< Mit einem sehr betretenen Gesichtsausdruck weist sie dabei auf ihre Ohren, die sich dabei senken, wie bei einem Welpen, der mächtig Ärger bekommen hat. Damit spricht sie sofort Avilas Mutterinstinkte an, sodass die Lyall am liebsten in den Arm nehmen würde, da die aber immer noch bei dem „Ihr“ bleibt, erscheint es Avilas doch ein wenig unangebracht. >„Ich bin eine Gestaltwandlerin. Ein Warg sozusagen. Ich hoffe dieser Umstand ändert nichts an…dem „du“.“< Bei diesem Worten hebt Lyall endlich den Blick um Avila ins Gesicht zu sehen. Sie versucht sich sogar an einem Lächeln, scheitert allerdings daran. >„Vielleicht ist diese Art der Bequemlichkeit auch übertrieben, das gebe ich zu. Aber ich hoffe ihr verwehrt mir diese kleine Marotte mit der Decke nicht. Auch ein Wolf liegt gern weich…“<, endet Lyall schließlich unbeholfen und sichtlich nervös, wobei sie noch einmal Avilas Hand drückt um sie dann loszulassen.

„Lyall“, beginnt Avila und dabei wandelt sich ihr bisher freundlich-neutraler Gesichtsausdruck zu einem vorwurfsvollen. „Ich will nie wieder hören und sehen, dass du dich für das schämst, was oder wer du bist! Du solltest stolz auf all die Fähigkeiten sein, die es mit sich bringt, ein Gestaltenwandler zu sein und es nicht eingestehen wie ein geprügelter Hund. Selbstverständlich ändert das nichts an dem Du, du bist ja schließlich dieselbe Person, oder?“ Mit in die Hüften gestemmten Händen funkelt sie die Schwarzhaarige empört an und schnappt kurz nach Luft, dann zwingt sie ihre Aufregung allmählich nieder. „Dir hat bestimmt jemand eingeredet, dass es nicht gut ist, anders zu sein als der Rest, nicht wahr?“, fragt sie nach einem Moment versöhnlicher. „Weißt du, meine Großmutter hat oft gesagt, dass viele Menschen ziemlich dumm sind.“ Bei diesen Worten umspielt ihre Lippen ein in die Vergangenheit gerichtetes Lächeln. Das kann ich auch heute noch nur bestätigen. „Alles was sie nicht kennen oder verstehen, macht ihnen Angst und aus Angst entstehen dann Vorurteile, die wiederum zu Hass führen können. Dabei ist es ganz egal, ob man anders aussieht oder etwas kann, wozu sie selbst nicht in der Lage sind.“ Kurz zögert sie, dann gibt sie doch zu: „Über mich haben sie immer getuschelt, dass ich mit Pflanzen viel besser zurecht komme, als mit Menschen, weshalb mein Vater auch einen Mann bestechen müsse, damit der mich heirate.“ Das Schlimmste daran ist, dass er es schließlich selber auch gedacht hat. Deshalb konnte ich auch nicht daheim bleiben, sondern musste fort, fort von all den festgefahrenen Meinungen und Ansichten. „Dabei habe ich noch Glück gehabt, wenn ich nur daran denke, wie so mancher Stotterer oder Schieler ausgelacht und gequält haben.“ Bei dem Gedanken schüttelt es Avila sichtlich. „Du und ich, wir können uns immerhin sagen, dass uns die Götter einfach ein wenig reicher beschenkt haben, als andere. Ich denke mir immer, dass Amitari es gut mit mir gemeint hat und niemals wollte, dass ich mich dessen schäme. Der Preis dafür ist gering, besonders wenn man gelernt hat, ihn mit einem Schulterzucken zu zahlen.“ Auch wenn es bis zu diesem Punkt einige Zeit und viele Selbstzweifel gedauert hat. „Um zurück zu dir zu kommen: Natürlich sieht man Ohre wie deine nicht jeden Tag und am Anfang werden besonders auf dem Markt bestimmt einige Leute schauen und tuscheln. Das Schöne ist aber: Wir sind hier in Talyra, der Weltenstadt, der Stadt der hundert Völker und der tausend Gerüchte, da ist ein Gestaltenwandler mehr oder weniger kaum Aufmerksamkeit wert. Wusstest du, dass einer der Hauptmänner der Steinfaust der stadtbekannte Gestaltenwandler Kaney ist? Es ist hier also nicht einmal etwas so ungewöhnliches, wenn sich mitten auf dem Marktplatz ein Mensch in einen Wolf verwandelt.“ So allmählich wird es wirklich dunkel und auch wenn es ihr wie immer schwer fällt, sich dazu zu überwinden den Garten zu verlassen, beschließt Avila nach dieser für ihre Verhältnisse extrem langen Rede, dass es Zeit zum Essen ist. „Wenn du also wirklich auf dem Boden schlafen willst, ist das kein Problem und wenn es sonst irgendetwas gibt, dass dir schwer fällt oder was du  zum Beispiel nicht essen magst, sag einfach Bescheid. Apropos Essen: Mir knurrt der Magen, was hältst du von Abendbrot? Dabei kannst du mir ja etwas von deiner verwandelten Gestalt erzählen.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Nov. 2009, 22:47 Uhr
Ihr Mund fühlt sich so trocken an wie die Knochenwüste Sacaleynda. Wie ein ausgewrungener Lumpen klebt ihre Zunge am Gaumen fest, als sie versucht zu schlucken. Mit einer abwesenden Geste wischt sie ihre mittlerweile feuchten Hände an ihrer Lederhose ab ohne den Blick von Avilas Gesicht zu wenden. Die Zeit schien still zu stehen bevor ihr Gegenüber das Wort an sie richtet.

>“Ich will nie wieder hören und sehen, dass du dich für das schämst, was oder wer du bist! Du solltest stolz auf all die Fähigkeiten sein, die es mit sich bringt, ein Gestaltenwandler zu sein und es nicht eingestehen wie ein geprügelter Hund. Selbstverständlich ändert das nichts an dem Du, du bist ja schließlich dieselbe Person, oder?“<, sagt sie etwas aufgebracht zu Lyall, stemmt dabei ihre Hände in die Hüfte und funkelt sie aus ihren dunkelgrünen Augen an. Unbewusst tritt Lyall einen Schritt von ihr zurück und legt die Ohren an, obwohl das eben gehörte sie eigentlich freudig stimmen sollte. Nicht viele würden solche Worte für sie finden, geschweige denn für ihr „Talent“.
Als der erste Zorn verraucht ist, entspannt sich Avilas Gestik was wiederrum Lyall etwas beruhigt. >“ Dir hat bestimmt jemand eingeredet, dass es nicht gut ist, anders zu sein als der Rest, nicht wahr? Weißt du, meine Großmutter hat oft gesagt, dass viele Menschen ziemlich dumm sind.“< Fast automatisch nickt Lyall, doch Avilas Augen verklären sich als würde sie im Geiste in der Vergangenheit weilen und ein Lächeln erscheint im Halbdunkel des Häuserschattens. Es ist nicht so einfach jemandem zu widersprechen, der seine Argumente mit Mistgabeln und Schwertern unterstreicht., seufzt Lyall innerlich.
Doch einen Lidschlag später sieht Avila sie versöhnlich an und versucht ihr die Engstirnigkeit mancher Personen näher zu bringen. >“Alles was sie nicht kennen oder verstehen, macht ihnen Angst und aus Angst entstehen dann Vorurteile, die wiederum zu Hass führen können. Dabei ist es ganz egal, ob man anders aussieht oder etwas kann, wozu sie selbst nicht in der Lage sind. Über mich haben sie immer getuschelt, dass ich mit Pflanzen viel besser zurecht komme, als mit Menschen, weshalb mein Vater auch einen Mann bestechen müsse, damit der mich heirate.“< Betreten nickt Lyall verständnisvoll, erinnert an ihre eigenen Erfahrungen und etwas schockiert über die Aussage des Bestechens. So eine schöne Frau… bestechen? Die Männer des Clans hätten ihr Gewicht in Fleisch, Fellen und Bernstein aufgewogen. An mich hätte man sie schon binden müssen, damit sie da bleiben. Amazonenkind und auch noch weiblich… als würde ich ihnen sonst was antun… Kurz hängt sie gedanklich in der Vergangenheit fest, besinnt sich dann jedoch wieder auf das Hier und Jetzt.

Ein Schauer durchläuft Avilas Körper, als würde sie frieren während sie spricht: >“Dabei habe ich noch Glück gehabt, wenn ich nur daran denke, wie so mancher Stotterer oder Schieler ausgelacht und gequält haben. Du und ich, wir können uns immerhin sagen, dass uns die Götter einfach ein wenig reicher beschenkt haben, als andere. Ich denke mir immer, dass Amitari es gut mit mir gemeint hat und niemals wollte, dass ich mich dessen schäme. Der Preis dafür ist gering, besonders wenn man gelernt hat, ihn mit einem Schulterzucken zu zahlen.“< Betreten schaut Lyall kurz zu Boden, etwas beschämt das sie nicht immer die Willensstärke besitzt um ebenso zu denken. Wie oft hatte sie sich in einsamen Nächten gefragt ob es nicht einfacher gewesen wäre sich in den nächsten Wasserfall zu stürzen oder garnicht erst geboren worden zu sein. Natürlich war das lästerlich gegenüber Ealara, die sich in ihren unergründlichen Wegen sicherlich etwas dabei gedacht hatte gerade ihr diese Gabe zu schenken. Aber anders zu sein, hieß auch manchmal allein zu sein. Daran hatte sie sich eigentlich auch gewöhnt. Die vielen Leute in der Stadt hatten sie etwas verschreckt und sie war froh dass, das Anwesen so unglaublich groß war und nicht jeder seinen Fuß einfach so auf diesen Grund setzen durfte. Wenn sie erst einmal Wächterin des nächtlichen Gartens war, würde sie dies gut durchzusetzen wissen. Diese Träumerei belustigt sie ungemein und sie dankt den Göttern für diesen Wohn- und Arbeitsplatz.

>“Um zurück zu dir zu kommen: Natürlich sieht man Ohren wie deine nicht jeden Tag und am Anfang werden besonders auf dem Markt bestimmt einige Leute schauen und tuscheln. Das Schöne ist aber: Wir sind hier in Talyra, der Weltenstadt, der Stadt der hundert Völker und der tausend Gerüchte, da ist ein Gestaltenwandler mehr oder weniger kaum Aufmerksamkeit wert.“< Bestätigend nickt sie: „Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich habe noch nie so viele Menschen und Wesen des Waldes sowie Elbenvolk auf einem Haufen gesehen. Die meisten Völker wusste ich nicht einmal zu benennen. Manche gelten bei uns im Land schon als ausgestorben. Zu uns dringt aber auch nicht oft jemand vor, der Neuigkeiten mitbringt. Und ein Clan traut dem anderen nicht über den Weg, sodass Gerüchten kein Glaube geschenkt wird.“ Kurz erinnert sie sich an den Nachtwald mit seinen Gerüchen und dem würzigen Geschmack der Luft, was ihr einen kleinen Stich versetzt. Der nächste Satz jedoch haut Lyall fast aus ihren pelzgefaßten Stiefeln. >“Wusstest du, dass einer der Hauptmänner der Steinfaust der stadtbekannte Gestaltenwandler Kaney ist? Es ist hier also nicht einmal etwas so ungewöhnliches, wenn sich mitten auf dem Marktplatz ein Mensch in einen Wolf verwandelt.“< Mit offenem Mund starrt sie Avila an und schüttelt gleichzeitig ungläubig den Kopf. Jemand wie…jemand wie ich? Hier? In der Steinfaust? Wo ich den Brief abgegeben habe? Ich…hier…nun…diese Stadt gefällt mir immer besser! Ihre Gedanken überschlagen sich förmlich und schwanken zwischen Neugier, Unglauben und antrainierter Vorsicht. Sie bringt nicht mal ein Wort heraus obwohl sie Avila am liebsten ausgequetscht hätte wie eine überreife Frucht. Doch das konnte trotz allem erstmal warten, denn als die Magd das Abendbrot erwähnt, knurrt Lyalls Bauch zustimmend und ihre letzte Mahlzeit scheint Ewigkeiten entfernt zu liegen.
Gemeinsam begeben sie sich zum Küchentrakt des Gebäudes und Lyall muss zugeben, dass sie sich sehr wohl in der Gegenwart dieser Frau fühlt. Trotz der kurzen Zeit die sie sich kennen, ist sie sehr angetan von dieser zurückhaltenden aber großherzigen Frau.

In der Küche schürt Avila das Feuer im Ofen und setzt Wasser auf. Fasziniert folgt Lyall den Bewegungen der Frau von einem Töpfchen zum anderen, vom Regal zum Tisch und wieder zurück. Die Wärme des Ofens und die fast schon hypnotischen Lichtspiele des Feuers auf der gegenüberliegenden Wand, drohen Lyall einzuschläfern. Um dies zu verhindern setzt sie sich grade auf und wendet ihren Blick auf Avila, welche mit dem Rücken zu ihr an einem großen Tisch mit Küchenutensilien steht. „Du sagtest vorhin, du möchtest etwas über meinen anderen Körper wissen? Was… genau?“ Etwas komisch ist ihr bei der Frage schon. So offenkundig hatte sich fast keiner für ihr anderes „Ich“ interessiert. Die wenigsten akzeptierten wortlos den Umstand der zwei Gestalten und die, die es nicht taten wollten eher wissen ob ihr Fell zu den Holzdielen ihres Fußbodens passte als an ihren Körper. Das in dem Wolfspelz Lyall steckte war unerheblich. Ealara sei Dank, scheinen die Leute hier anders zu denken.
Ärgerlich schiebt sie die unangenehmen Gedanken beiseite, bestrebt etwas positiver auf ihre Zukunft zu schauen als bisher.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 04. Nov. 2009, 20:32 Uhr
~Kurz vor Allerseelen~

„Zur zehnten Stunde…in Ordnung!“ Aurian nickt ob des Vorschlags des Hochelben. >Bis morgen dann< Der Elb nickt ihr noch einmal zu ehe er seinen Wagen wendet und mit den Pferd am Zügel Richtung Händlertor marschiert. „Euch auch eine gute Nacht und zuvor noch einen sicheren Heimweg!“ Aurian winkt Cineád noch einmal zu, ehe sie das große Tor öffnet und Richtung des Herrenhauses geht. Wie sie so auf das große Gebäude zusteuert, kommt es ihr mit einem Mal kalt, leer und einsam vor. Wie lebendig muss das alles noch zu Lebzeiten ihres Vaters hier gewesen sein! Mittlerweile leben zwar auch Avila und Lyall hier und die beiden sind treue Seelen, für die Aurian den Göttern sehr dankbar ist. Dennoch: Gemessen an der Größe des Hauses ist es noch immer einsam.

Im Gesindehaus brennt noch Licht und so stattet Aurian ihren beiden guten Hausgeistern noch einen Besuch ab. Sie berichtet Avila von der Möglichkeit, den Grund an der Südstraße eventuell an Cineád zu verpachten und die Großmagd nicht zustimmend. Es war auch ihre Idee gewesen und Aurian ist immer wieder froh über die praktischen Einfälle der jungen Frau. Sie besprechen noch kurz die Geschehnisse des Tages, ehe die Magierin sich in ihre eigenen Gemächer zurückzieht. Avilas Angebot, ihr ein Bad zu richten lehnt sie dankend ab. Sie hatte bereits in der Steinfaust das Badehaus aufgesucht, nach der Razzia in der Tausendwinkelgasse war das mehr als nötig gewesen, die beiden Möchtegernmagier waren eher ausgemachte Schmutzfinken gewesen und dementsprechend hatte ihre Behausung ausgesehen. Wenn die beiden etwas gebraucht hätten, dann einen Reinheits- und Putzzauber! denkt die Halbelbe bei sich. Den Göttern sei Dank hat sie noch immer ihre keine Kammer in der Steinfaust, wo auch immer eine Ersatzuniform bereitliegt, denn so verdreckt, wie sie nach dem Einsatz war, hätte sie sich nie und nimmer in die Harfe gewagt!

Aurian entzündet eine Kerze und tritt an das Fenster des Erkers in ihrem Schlafzimmer. Der Blick über den Ildoriel ist wie immer atemberaubend, die Sterne leuchten am klaren Herbsthimmel und die frische Brise treibt den Geruch des Wassers in das Seeviertel. Aurian atmet tief durch. War ihr das Haus zuvor auch einsam vorgekommen, nun genießt sie die Stille und den Frieden ihres Zuhauses. Noch einige tiefe Atemzüge, dann schließt sie die Fensterläden und begibt sich zu Bett.

Am nächsten Morgen haben die Nebel Talyra wieder fest im Griff. Man sieht kaum das Ufer des Ildoriel. Nicht mehr lange und der erste Schnee würde die Stadt in einen weißen Mantel hüllen. Aurian schlüpft in eine warme, helle Wollhose, eine Bluse aus warmen Stoff und ein wärmeres Wams in dunkelgrün gehalten. Die langen Haare lässt sie offen. Noch rasch schlüpft sie in warme Stiefeln und geht hinaus in den Stall. Dikta begrüßt sie mit einem freundlichen Wiehern. Aurian hatte die Ponystute von ihrem ersparten Sold der Steinfaust abgekauft und mit hierher gebracht. Dem ehemaligen Botenpony leistet Mischu, eine freche Ziege, Gesellschaft. „Na ihr beiden“ begrüßt sie die Tiere und wirft ihnen Heu in den Stall. „Fresst euch mal satt, später könnt ihr auf die Hausweide!“ Aurian hatte, zwar unter Protest Avilas, einen Teil des riesigen Gartens in eine Weide für die beiden umfunktioniert.  Noch eine Weile sieht sie den beiden beim Fressen zu, ehe sie in die Küche geht, um selbst zu frühstücken.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Nov. 2009, 14:38 Uhr
In der geräumigen Küche ist es wohlig warm. Im Kamin tanzen lustig die Flammen und es riecht nach frisch gebackenem Brot. In einer Kanne steht frisch gebrauter Cofea bereit. Auran streift ihren Mantel ab und wirft ihn über einen der Stühle, ehe sie sich eine Tasse von dem herrlichen Gebräu einschenkt. Lyall sitzt bereits an dem großen Tisch beim Frühstück, von Avila ist nichts zu sehen. Vermutlich ist sie bei den Hühnern im Stall. „Guten Morgen“ begrüßt sie die junge Gestaltwandlerin.

Beschämt muss sie feststellen, dass sie mit der jungen Frau noch nicht viele Worte gewechselt hatte, seit diese vor einigen Siebentagen ihren Dienst in ihrem Haus angetreten hatte. Ich hab einfach zu viel um die Ohren, ich sollte langsam wirklich bessere Prioritäten setzen! tadelt sie sich in Gedanken selbst. Lyall nickt ihr über den Rand ihres Bechers freundlich zu. Aurian lässt sich auf den Stuhl ihr gegenüber plumpsen, nicht sehr damenhaft aber eine feine Dame…das würde sie wohl schwer werden. Im Sitzen angelt die Magierin nach einer kleinen Truhe, die, von einem Vorhängeschloss gesichert, unter einem der Regale steht. Aus einer Schublade fischt sie Federkiel und Tintenfässchen. Den Schlüssel zu der Truhe holt sie aus einem Schmalztopf, der auf dem Regal steht. Bin wohl die einzige Hausherrin die ihre Buchhaltung in der Küche macht! denkt sie bei sich. Sicher, in ihren Wohnräumen steht ein Schreibtisch, an dem sie hätte bequem arbeiten können, doch so hält sie es für praktischer: Hier ist Avilas Reich und sie kann ihre gute Seele jederzeit fragen und sich mit ihr besprechen ohne dass einer der beiden die Stiegen in den ersten Stock hinauf- oder hinunter gemusst hätte. Ausserdem mag sie die Küche einfach!
Aurian gießt sich noch einen Becher Cofea ein, ehe sie sich den Aus- und Einnahmen des Anwesens widmet. Bei der Durchsicht der Zahlen runzelt die Halbelbe die Stirn. Von den Vermögenswerten, die ihr Vater in Vinnar hinterlassen hat, ist nicht mehr viel übrig  und mit ihrem eigenen Sold bringen sie das große Haus gerade mal so über die Runden. Wenn das mit der Verpachtung klappt, wär das eine große Hilfe! Aurian seufzt, schließt das Haushaltsbuch und verstaut alles wieder an seinem Platz. Sie wechselt noch einige Worte mit Lyall, ehe sie sich wieder hinaus begibt. Die Magd hat sich inzwischen daran gemacht die Küche zu putzen, während Avila sich auf den Weg zum Markt gemacht hatte.

Die Halbelbe geht auf die Hauskoppel zu. Dikta kommt ihr fröhlich wiehernd entgegen während Mischu vorwitzig an den mittlerweile dürren Ästen einem Apfelbaumes nagt. „Na meine Kleine, wollen wir einen Ausritt machen?“ Das Pony blubbert wohlig vor sich hin, während Aurian es hinter den Ohren krault. Dann führt sie die kleine Stute in den Stall, den sie im Zuge der Morgenfütterung auch schon gemistet hatte. Noch so was was eine feine Dame eigentlich wohl nicht tut, denkt sie bei sich und fragt sich, warum ihr diese Gedanken heute dauernd in den Sinn kommen. Mit sanften Strichen bürstet sie das braun-weiß gefleckte Fell, das ob des nahenden Winters schon beträchtlich länger geworden ist. Ein Blick zum Himmel zeigt ihr, dass sich die zehnte Stunde naht und sie sich beeilen sollte, was Angesichts eines doch ziemlich dreckigen Ponies gar nicht so leicht ist! In der Ferne hört sie das Geräusch des großen Tores, als sie den Sattel auf Diktas Rücken legt und wie sie mit der Stute an der Hand den Stall verlässt, steht Cináed bereits im Hof, sein Pferd am Zügel. „Guten Morgen!“ begrüßt sie ihren Besucher, wird dabei aber beinahe von Diktas trompetenden Wiehern übertönt, mit dem die kleine Stute das fremde Pferd begrüßt.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 06. Nov. 2009, 10:36 Uhr
« Glyn-y-Defaid

Kurz vor Allerseelen

Áed am Zügel führend betritt Cináed das Anwesen de Winter und überlegt, wohin er seine Schritte lenken soll. Er sieht sich um und entdeckt in einiger Entfernung eine Hauskoppel, auf der sich ein kleines Pony und eine vorwitzige Ziege tummeln. Als der Elb näher kommt, kann er auch die Herrin des Anwesens sehen, die einen Sattel auf den Armen trägt, welchen sie offenbar gerade auf den Rücken des Ponys verfrachten will. »Guten Morgen«, begrüßt sie ihren Gast und das Pony tut es ihr munter gleich. Es wiehert so ausgelassen, dass es Aurians Stimme beinahe gänzlich übertönt. Cináeds Stute erwidert die Begrüßung sanft, sie besitzt ein sehr gelassenes Wesen, das durch nichts so schnell aus der Ruhe zu bringen ist. Gutmütig beäugt sie das Pony, als sie und ihr Herr die Hauskoppel erreichen. Cináed nickt Aurian zu. „Guten Morgen“, grüßt auch er und schaut lächelnd zu dem Pony hinüber. „Wenn haben wir denn da?“ Freundlich streckt er Dikta eine Hand entgegen, damit sie seinen Geruch wahrnehmen kann. Erst nachdem das Pony ausgiebig daran schnuppert hat, krault er es zur Begrüßung hinter einem Ohren. Der Elb deutet mit dem Kopf in Richtung seiner eigenen Stute. „Das ist übrigens Áed“, erklärt er und wartet geduldig, während Aurian ihr Reittier sattelt. „Kein besonders schöner Tag für einen Ausritt“, meint Cináed, wobei er die wabernden Nebel beobachtet. Er lacht. „Aber auch kein besonders schlechter“, fügt er schließlich gut gelaunt hinzu. So schnell schlägt dem Elben nichts aufs Gemüt. Eigentlich ist er bei jedem Wetter gerne draußen unterwegs, solange es nicht gerade in Strömen regnet und fürchterlich stürmt.

Anerkennend schaut er sich um. „Ihr habt ein schönes Anwesen“, stellt er mit Blick auf den Garten fest. „Habt Ihr jemanden der Euch damit hilft?“, erkundigt er sich. „Eurer Dienst in der Steinfaust lässt Euch vermutlich nicht genug Zeit, um Euch um alles alleine zu kümmern, oder?“
Plötzlich wird er sich des Gewichts an seinem Arm wieder bewusst und streckt Aurian den Korb entgegen, den Rhona ihm für die Halbelbe mitgegeben hat. „Für Euch“, erklärt der Hochelb. „Mit den besten Grüßen von Glyn-y-Defaid – Kornäpfel, frisches Zwetschgenmus und geräucherter Schinken.“ Lachend überreicht er der Magierin den Korb. „Nun ja, wollen wir gleich aufbrechen?“

Unterwegs im Umland »

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 06. Nov. 2009, 13:22 Uhr
„Das ist Dikta“ stellt Aurian die kleine Stute vor, die sich bereitwillig von Cináed hinter dem Ohr kraulen lässt. Mischu kommt neugierig näher, wohl in der Erwartung dass etwas zu fressen abfallen könnte. „Ein schönes Pferd habt ihr“, stellt sie anerkennend fest, während sie Aed betrachtet. „Hmm naja aber ich denke es sollte trocken bleiben“, meint sie mit einem Blick zum Himmel. Tatsächlich versucht die Sonne sich einen Weg durch den Nebel zu kämpfen. >Ihr habt ein schönes Anwesen! < Aurian erröte leicht. „Danke! Es ist halt noch sehr viel zu tun damit es wieder so wird wie es wohl mal war…“leichte Wehmut klingt in ihrer Stimme mit. Bei seiner Frage nach etwaigen weiteren Bewohnern des Anwesens nickt sie. „Ja Avila und Lyall leben und arbeiten hier. Ohne die beiden wäre ich verloren, weil ich neben dem Dienst wirklich nicht zu viel komme, das stimmt. Avila ist meine Großmagd mit einem goldenen Händchen für Pflanzen und eine wahre Künstlerin in der Küche und der Hausorganisation. Lyall kümmert sich vor allem um alles was hier ums Haus herum ist, sie hat auch Apfelgribs Behausung gebaut.“ Bei diesen Worten zeigt sie auf ein kleines Häuschen, das in den Ästen der Eiche verborgen ist. Aus ihrer Stimme ist ihr Stolz auf das Haus und seine Bewohner zu hören und man kann erahnen, dass sie das alles mit Zähnen und Klauen gegen jeden Angreifer verteidigen würde.

> Mit den besten Grüßen von Glyn-y-Defaid – Kornäpfel, frisches Zwetschkenmus und geräucherter Schinken. <  Überrascht nimmt sie den Korb von dem Elben entgegen. „Danke schön! Wäre aber nicht nötig gewesen!“ Sie schenkt ihm ein freundliches Lächeln und wirkt dabei so jung und zerbrechlich, dass kaum jemand auf die Idee käme, es mit einer Stadtgardistin zu tun zu haben. „Ich werde die Sachen rasch in die Küche bringen, einen Moment! – Und du benimmst dich!“ wendet sie sich noch rasch an die gefleckte Ponystute ehe sie in Richtung Haus davon eilt.

Mittlerweile ist auch Avila wieder da und Aurian übergibt ihrer Großmagd den Korb. Diese ist hocherfreut, vor allem über die Kornäpfel und das Zwetschkenmus, aber auch der Schinken findet begeisterte Zustimmung. Alles wird sogleich in der Vorratskammer verstaut. „Ich weiß nicht, wann ich wieder komme, ich reite mit dem Herrn von Glyn-y-Defaid Cináed hinaus und begutachte das Weideland. Er hat Interesse es zu pachten. Mach dir also keine Gedanken, du musst auch nicht mit dem Essen warten! Halt uns die Daumen!“ Avila nickt und sieht ihrer Herrin hinterher, wie sie wieder hinaus eilt, um ihren Gast und eventuellen Geschäftspartner nicht zu lange warten zu lassen. Aurian ist so ganz anders als man sich eine adelige Herrin vorstellt. Vor dem Fenster in der großen Halle hält die Halbelbe kurz inne und versucht in der Fensterscheibe ihr Spiegelbild zu überprüfen. Ihre Wangen sind gerötet und das schwarze Haar wirkt leicht zerzaust. Rasch fährt sie mit den Fingern durch, dann zuckt sie die Schultern. Was soll‘s, beim Reiten würde es noch schlimmer werden. Dann geht sie hinaus und zurück zur Hauskoppel.

Dort haben die beiden Stuten mittlerweile begonnen, sich näher zu beschnuppern, unter den wachsamen Augen Cináeds, damit sie nicht in gröberen Streit geraten. Doch die beiden Tiere scheinen sich zu vertragen und Dikta hat schon begonnen, an Aeds Mähne herum zu knabbern, sichtlicher Sympathiebeweis der Kleinen. Aurian ist durchaus bewusst, dass sie eigentlich fast zu groß für Dikta ist aber andererseits ist sie leicht genug, um dem Tier nicht zu schaden. Und sie mag das Pony einfach! „So fertig, von mir aus kann‘s los gehen!“meint sie, bindet Dikta los und gemeinsam gehen sie über den Kiesweg in Richtung des Tores um das Anwesen zu verlassen.

-> Unterwegs im Umland  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 19. Nov. 2009, 14:49 Uhr
Während Avilas kleinen Gefühlsausbruchs verhält sich Lyall sehr zurückhaltend, sie wirkt gleichzeitig erleichtert und beschämt. Im Nachhinein tut es der Magd ein wenig Leid, aber Lyalls Worte konnte sie einfach nicht so stehen lassen. Normalerweise ist es nicht leicht, Avila aus der Fassung zu bringen, doch mit auf dummen Vorurteilen basierenden Schuldgefühlen, kann das durchaus gelingen. Viel zu dem Thema sagt ihr Gegenüber zwar nicht, doch Lyall ist anzusehen, dass sie es wohl häufig schwer hatte und noch nicht viele Menschen für sie Partei ergriffen haben. Erst als Avila auf die außergewöhnliche Akzeptanz in der Weltenstadt zu sprechen kommt, bestätigt Lyall ihren Eindruck: >„Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich habe noch nie so viele Menschen und Wesen des Waldes sowie Elbenvolk auf einem Haufen gesehen. Die meisten Völker wusste ich nicht einmal zu benennen. Manche gelten bei uns im Land schon als ausgestorben.“< „Wenn du etwas wissen möchtest, kannst du mich gerne fragen, benennen kann ich dir wohl alle Völker, aber über manche weiß ich auch nicht allzu viel. Aber dann können wir ja immer noch zum Haus der Bücher gehen und nachschauen“, bei dem Gedanken an dieses Gebäude muss Avila sanft lächeln, sie war schon viel zu lange nicht mehr in diesem Hort des Wissens und der Geschichten. Lyall führt derweil weiter aus: >„Zu uns dringt aber auch nicht oft jemand vor, der Neuigkeiten mitbringt. Und ein Clan traut dem anderen nicht über den Weg, sodass Gerüchten kein Glaube geschenkt wird.“< Das muss schon ein merkwürdiger Menschenschlag sein, sinniert Avila. Kein Wunder, dass sie von dort weggegangen ist, besonders in Anbetracht der Tatsache, wie diese engstirnigen Leute sie behandelt haben müssen.
Als die Magd Lyall von Kaney erzählt, erntet sie einen so entgeisterten Blick, dass sie grinsen muss. „Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber nach allem, was ich so über ihn gehört habe, soll er manchmal ein ganz schöner Draufgänger sein.“ Dabei muss sie an eine Geschichte darüber denken, wie der Hauptmann ein Pferdegespannt angehalten haben soll, indem er einem der Pferde die Kehle aufschnitt. Ob das wirklich der Wahrheit entspricht, kann Avila allerdings nicht sagen, sie hat das Gerücht vom Gemüsemarkt und da kann eine flüchtige Bekanntschaft auch als eine mondelange leidenschaftliche Affäre dargestellt werden. Außerdem wäre das sicherlich ein fürchterliches Blutbad gewesen!  „Ihm sieht man genau wie dir sehr deutlich an, dass er ein Wandler ist, weil er auch in seiner menschlichen Gestalt die Wolfsaugen beibehält.“ Viel mehr weiß sie über den Blaumantel nicht zu erzählen, aber wenn Lyall irgendwann mehr von ihm wissen will, kennt Avila ein paar Händler, die sicherlich mehr über ihn sagen können. Da die Wandlerin aber gar nicht so neugierig zu sein scheint und begeistert auf den Vorschlag etwas zu Abend zu essen eingeht, gehen sie in die Küche. Lyall schaut sich aufmerksam um, während Avila herum hantiert und dafür sorgt, dass etwas auf den Tisch kommt. Es ist schöner, mit jemandem gemeinsam zu essen, als alleine. Als sie gerade damit beschäftigt ist, ein paar Brotscheiben abzuschneiden, richtet Lyall wieder das Wort an sie: > „Du sagtest vorhin, du möchtest etwas über meinen anderen Körper wissen? Was… genau?“< Ihrem zögerlichen Tonfall zufolge, ist ihr die Frage ein wenig unangenehm, vielleicht auch das ganze Thema. Hoffentlich fühlt sie sich da nicht zu nahe getreten… „Es ging mir eigentlich nur darum, ob es abgesehen von der Decke zum Schlafen noch weitere Dinge gibt, die es im Alltag zu beachten gilt. Gibt es Nahrungsmittel, die du nicht isst? Brauchst du rohes Fleisch? Verhalten sich Tiere dir gegenüber ängstlicher? Wir haben hier ein paar Hühner, nächstes Jahr würde ich gerne auch noch etwas mehr Federvieh anschaffen, ein paar Enten und vielleicht auch zwei Gänse…“
In Gedanken an ihre Zukunftspläne schweift die Magd gedanklich kurz ab, dann kommt sie wieder zurück zum Thema, während sie das Brot in einem kleinen Korb auf den Tisch stellt, dazu gesellen sich mehrere Töpfchen mit verschiedener Marmelade, ein Tiegel Honig, etwas Butter, ein würziger Bergkäse und etwas Schinken, außerdem zwei Holzbretter mit Messern und der mittlerweile gezogene Tee nebst zwei einfachen Tontassen. „Bei denen wird es nicht so viele Probleme geben, denke ich. Etwas anders ist das vielleicht bei dem Pony der Herrin, das zusammen mit einer Ziege im Stall steht. Riechen Pferde, dass du dich verwandeln kannst und werden nervös oder nicht?“ Sie versucht die Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen, Lyall soll das schließlich nicht als Vorwurf verstehen, sondern als neutrales Interesse. „Selbst wenn, ist das auch nicht so schlimm, weil wir uns um die beiden wenig kümmern müssen, das macht meist die Lady.“ Darum ist Avila auch ganz froh, sie versteht sich zwar meist ganz gut mit Tieren, aber sie ist nur den Umgang mit Nutzvieh gewöhnt, über Pferde weiß sie wenig, reiten kann sie natürlich nicht und es hat sie auch nie so sonderlich interessiert. Es wäre ja nicht so, als ob ich mir jemals selbst eins leisten könnte und ich habe schon genug zu tun um nicht auch noch als Stallbursche arbeiten zu müssen. Nichtsdestotrotz vergisst sie die zwei Stallbewohner natürlich nicht, es fallen immer wieder Reste für sie ab und auf Aurians Bitte hin hat Avila besonders viele Karotten angebaut, damit die eine oder andere auch in einem Pferdebauch landen kann. „Jetzt hätte ich fast unseren kleinen magischen Mitbewohner vergessen!“, ruft sie aus, als sie sich zu Lyall an den Tisch setzt. „Die Herrin hat von einem Abenteuer Apfelgribs mitgebracht, ein kleines Irrlicht, das die Lady sehr liebt.“ Bei dem Gedanken an das feingliedrige Wesen mit dem hohen Stimmchen muss Avila lächeln. „Sie ist ein entzückendes Wesen, ich bin mir sicher, dass ihr euch mögen werdet. Sie scheint ausgeflogen zu sein, sonst würde sie schon längst hier herum wuseln und sich über den Menschenfraß beschweren. Apropos Essen: Lass es dir schmecken!“ Um Lyall ein wenig die Scheu zu nehmen, reicht sie ihr das kleine Körbchen mit dem Brot und wartet gespannt auf die Antworten der Wandlerin.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 21. Nov. 2009, 00:19 Uhr
~Kurz vor Allerseelen~

Es ist ein angenehm warmer Herbsttag, als sich Avila fröhlich ein Liedchen pfeifend auf den Weg vom Markt zurück zum Anwesen de Winter macht. Sie hat gerade einen hervorragenden Handel abgeschlossen: Der Frau von Galit, einem Obst- und Gemüsehändler aus Heldenstein, mit dem Avila schon als sie in der Villa diAthalant arbeitete Geschäfte machte, sind alle Kürbispflanzen im Sommer vertrocknet. Im eher schattigen Teil des Gemüsegarten des Anwesen de Winters sind sie hingegen so unaufhaltsam gewachsen wie Unkraut. Einiges davon hat die Großmagd zwar schon zusammen mit der Lyalls emsiger Hilfe verarbeitet, aber man kann sich auch nicht nur von Kürbis verarbeitet zu Suppe, Gemüse, Gewürzbrot, Salat, Marmelade und in gefüllter, überbackener, gedünsteter und gebratener Form ernähren. Also haben Avila und Galit mit Handschlag besiegelt: Sie bringt ihm noch am selben Tag einen großen Korb Kürbis, damit seine Frau endlich die von ihm heißgeliebte Suppe machen kann und ihre Horde Kinder die geliebten Schreckgesichter schnitzen können. Dafür kriegt sie die nächsten Wochen Galits sämtliches Herbstgemüse günstiger.  Davon haben wir beide unseren Nutzen und keiner einen Nachteil, stellt die Magd zufrieden fest. Am besten ich beeile mich, damit ich ihm den Kürbis heute Nachmittag bringen kann, bevor es dunkel wird. Zum Glück ist er den ganzen Tag in der Stadt. Als sie frohgemut die geliebte Küche betritt, zieht ihr der mittlerweile altbekannte Geruch nach Cofea in die Nase, weshalb ihr prompt ein Schaudern über den Rücken läuft. Unglaublich, wie die Lady für dieses grauenhafte, schwarze Gebräu so viel Geld ausgeben kann! Dabei schmeckt das Zeug alles andere als gut und den Durst löscht es auch nicht. Da die aus dem tiefen Süden importierten Cofeabohnen der einzige wirkliche Luxus ist, den sich die Lady de Winter sich gönnt, sieht Avila selbstredend darüber hinweg, verstehen tut sie es aber dennoch nicht. Da ist mir doch jeder Tee lieber. Zufrieden stellt die Großmagd fest, dass Lyall schon fleißig die Küche nach dem Frühstück sauber gemacht hat und auch das zweite Laib Brot zur rechten Zeit aus dem Ofen genommen hat. „Lyall, was würde ich nur ohne dich tun?“, fragt sie lachend und beginnt ihren Einkauf vom Markt aufzuräumen. Sie sieht, wie die Wolfsohren der Magd zufrieden zucken, wie immer, wenn sie gelobt wird, was in letzte Zeit häufig der Fall ist, so geschickt, wie sich Lyall mittlerweile anstellt. So war es nicht immer, ganz zu Anfang hatte Avila so manches Mal darüber gestaunt, was man alles nicht wissen kann, zum Beispiel so simple Kleinigkeiten wie ein Bett zu beziehen. Doch mit unermüdlichem Eifer hat sich die Wandlerin in den letzten Monden so gut wie alles angeeignet, was man als Magd können und wissen muss und zwar nicht nur wie man Hausarbeiten verrichtet, sondern auch im Umgang und Erkennen von Gemüse, Kräutern und Gewürzen, die sie aus ihrer Heimat nicht kennt, hat sie große Fortschritte gemacht. Auf dem Markt kennt sich Lyall mittlerweile gut aus, auch wenn sie immer noch nicht alleine gehen mag, genauso wie sie ungern alleine kocht. Dafür nimmt sie Avila allerlei körperlich anstrengenden Arbeiten ab, wie Feuerholz spalten und ins Haus tragen, aber auch einen stabileren Unterstand für die Hühner und ein kleines Haus für Apfelgribs hat sie gebaut. Sie ist allgemein im Umgang mit Handwerkszeug sehr geschickt und hat schon so manche kleine Ausbesserung an der Villa vorgenommen, sowie Möbel repariert. Über diese Fähigkeiten freut sich Avila immer sehr, die selbst im Umgang mit Hammer und Säge ziemlich unfähig ist. „Was hältst du davon, wenn wir Wäsche waschen? Es fühlt sich an, als ob es morgen genauso sonnig und ein wenig windig wird, wie heute.“

Doch noch bevor die Wandlerin etwas dazu sagen kann, steckt Aurian den Kopf durch die Küchentür und drückt Avila einen Korb in die Hand. Verwundert schaut die Magd von Kornäpfeln, Zwetschgenmus und dem großen Stück geräucherten  Schinken zu ihrer Herrin, als diese begeistert erzählt, dass es sich dabei um ein Geschenk handelt. Na, das ist doch mal etwas wirklich Sinnvolles! Besonders der Schinken sieht sehr vielversprechend aus, weshalb er auch gleich in die kühle Speisekammer gestellt wird. >„Ich weiß nicht, wann ich wieder komme, ich reite mit dem Herrn von Glyn-y-Defaid Cináed hinaus und begutachte das Weideland. Er hat Interesse es zu pachten. Mach dir also keine Gedanken, du musst auch nicht mit dem Essen warten! Halt uns die Daumen!“<, berichtet Aurian strahlend und ist sofort wieder aus der Küche verschwunden. Kopfschüttelnd schaut ihr Avila hinterher, kann aber nicht anders als zu lächeln. Mittlerweile haben sich die drei Frauen so sehr aneinander gewöhnt, dass sich die Großmagd manchmal wie eine Glucke vorkommt, die immer ein wachsames Auge auf ihre zwei Küken hat, damit ihnen auch bloß kein Übel zustößt. Lyall hatte sie ja schon vom ersten Tag an gemocht und gerne unter ihre Fittiche genommen, aber auch Aurian ist ihrer mit ihrer überaus liebenswürdigen, aber manchmal etwas umständlichen und was Alltäglichkeiten angeht etwas unpraktischen Art sehr ans Herz gewachsen. Hoffentlich verscherbelt sie das Land nicht für einen Apfel und ein Ei… Avila hat es bisher zwar noch nicht mit eigenen Augen gesehen, doch demzufolge, was sie in der Stadt so gehört hat, kann das de Winter’sche Land nicht schlecht sein und sie hat nicht ganz unbegründete Zweifel an Aurians Geschick im Handeln. Cináed, der Herr von Glün-irgendwas-Elbisches… Was sagt mir das? Doch es will der jungen Frau beim besten Willen nicht einfallen, woher ihr der Name bekannt vor kommt, auch nicht, als sie zusammen mit Lyall die zwei großen Waschzuber, ein paar kleinere Zinkwannen, die Waschbretter, zwei hölzerne Bleuel, mehrere lange Holzklammern, sowie verschiedenste Holzplatten, Bürsten und Seifen hervor holen. Da es im Anwesen de Winter keine Waschküche gibt, muss in der Küche gewaschen werden, weshalb dutzende Eimer Wasser von der Pumpe hinein geschleppt werden um dort zum Kochen aufgesetzt zu werden. In der Zeit bis das Wasser so weit ist, spannen die beiden Mägde im Garten die Leinen, auf denen sie die nasse Wäsche zum Trocknen aufhängen. Im Anwesen de Winter wird zwar wie allerorts zweimal im Jahr eine große Wäsche abgehalten, wo auch Dinge wie Vorhänge und Decken gewaschen werden,  außerdem wird aber mindestens einmal im Mond Arbeitskleidung gewaschen, da keine der Mägde wirklich viel Wechselkleidung hat. Es ist eine wirklich anstrengende Arbeit und bald schon sind ihre Hände rot vom Seifenwasser und die Arme schmerzen vom Wäscheschlagen, der Arbeit mit dem Waschbrett und dem Auswinden, davon lassen sich die beiden Frauen aber nicht die gute Laune verderben. Avila erzählt, was sie auf dem Markt so alles zu Ohren gekommen ist und gemeinsam überlegen sie, was davon wohl stimmen mag, außerdem erzählt sie natürlich von ihrem Handel. Es vergehen einige Stunden bis endlich alle Wäsche zum Trocknen an die frische Luft gehängt ist, erst dann macht sich Avila nach einer kurz eingeschobenen kalten Mahlzeit daran, die schönsten Kürbisse für Galit zusammen zu sammeln. Kaum sind sie mit dem Aufräumen fertig, ertönt aus dem Hof lautes Hufgeklapper und die zwei Mägde beeilen sich, heraus zu kommen um sich nützlich zu machen. Das ist allerdings gar nicht weiter nötig, denn Aurian und der elbische Lord sind nur gekommen, um ihre Pferde auf die Hausweide zu lassen und sich dann auf den Weg zur Stadthalle zu machen, um den gerade ausgehandelten Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Absatteln und Hufe auskratzen erledigen die beiden adligen Herrschaften gleich selber, weshalb es für Avila und Lyall dort nichts mehr zu tun gibt. Bei all der Arbeit ist es schon später Nachmittag, als sie sich auf den Weg macht, um endlich ihren Teil der Abmachung einzuhalten. „Zum Wäscheabnehmen und –strecken bin ich wieder da!“, verspricht Avila, bevor sie sich auf den Weg in Richtung Marktplatz macht.


---> Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 25. Nov. 2009, 19:35 Uhr
Aufmerksam hört sie Avilas Erzählungen zu während sich der Tisch vor ihr immer mehr füllt. Gerade ist sie dabei über Kaney zu reden, dem man wohl genauso wie ihr ansieht, dass sie keine „normalen“ Menschen sind. Ihre Gedanken schweifen kurz ab während sie sich vorstellt wie dieser Mann wohl aussehen mag. Er scheint einen hohen Rang in der hiesigen Wache zu genießen und ebenso eine gehörige Portion Respekt der Bevölkerung.
Das Klappern von Tongefäßen schreckt sie aus ihren Träumereien auf und Avilas Worte dringen an ihre pelzigen Ohren: >>„Es ging mir eigentlich nur darum, ob es abgesehen von der Decke zum Schlafen noch weitere Dinge gibt, die es im Alltag zu beachten gilt. Gibt es Nahrungsmittel, die du nicht isst? Brauchst du rohes Fleisch? Verhalten sich Tiere dir gegenüber ängstlicher? Wir haben hier ein paar Hühner, nächstes Jahr würde ich gerne auch noch etwas mehr Federvieh anschaffen, ein paar Enten und vielleicht auch zwei Gänse…“<< Kurz überlegt Lyall und kaut dabei abwesend an ihrer Unterlippe.
„Nein, eigentlich bin ich mit einer Decke ganz zufrieden. Und ich esse soweit auch alles. Zumindest probiere ich auch Dinge die mir unbekannt sind. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich diese Speise nochmals essen will oder es doch lieber sein lasse!“ Kurz lächelt sie die Magd amüsiert an. „Rohes Fleisch ist… ab und zu schon was Feines aber ihr müsst es nicht wegen mir kaufen oder ähnliches. Wenn ich sehe was hier alles auf den Tisch kommt… So ein gutes Essen habe ich mir schon lange nicht mehr leisten können. Meist nur Suppe und Schmalzbrot.“ Wasser läuft ihr im Mund zusammen, da Avila in diesem Moment Brot, Käse, Speck und kleine süße Geheimnisse in Töpfchen auf den Tisch stellt. Dem verführerischen Geruch nach handelt es sich um diverse Marmeladen und Honig, dessen schwerer würziger Duft zum vernaschen einlädt. „Tiere nun… nicht alle mögen meine Gegenwart sofort. Aber sie gewöhnen sich schnell an mich. Die einzigen Tiere die immer reissaus nehmen sind Schafe. Ich habe einmal ihre Gedanken erhaschen können als sie mich gesehen haben…“ Kurz räuspert sie sich und liebäugelt dabei mit einem dicken Stück Schinken. „Sie sehen meine Menschengestalt aber gleichzeitig schiebt sich das Bild eines Wolfes dazwischen… das scheint zu viel für sie zu sein. Schafe sind nicht sehr Willensstark. Sie lassen sich leicht beeinflussen. Aber wie gesagt, die meisten Tiere sind kein Problem wenn sie sich an mich gewöhnen können. Und gerade Hühner und Ziegen mag ich sehr! Hühner suchen am Anfang ihr Heil in der Flucht aber es sind intelligente Tiere. Sie wissen wer ihnen Futter bringt und sie gut behandelt. Ziegen haben doch ihren eigenen Charme. Und ihre Augen… du musst zugeben, es gibt keine geheimnisvolleren Augen als Ziegenaugen. Enten und Gänse kann ich allerdings nicht einschätzen. Ich musste noch nie welche hüten.“ Ich habe sie auf meiner langen Reise auch eher gejagt als umsorgt. Ihre Flucht vor mir war nur logisch. „ Ich denke bei ihnen wird es sich wie mit Hühnern verhalten. Und die Ponys der Herrin haben ja genug Zeit sich an mich und meinen Geruch zu gewöhnen. Reiten kann ich nicht also müssen sie mich auch nicht tragen.“ Verschmitzt lächelt sie der Magd zu, während diese die Holzbrettchen, Tontassen und den frischen Tee auf den Tisch stellt, sich anschließend selber setzt und mit einer einladenden Handbewegung Lyall den Vorzug am Brotkörbchen gewährt, welches sie ihr reicht.
>>„Jetzt hätte ich fast unseren kleinen magischen Mitbewohner vergessen! Die Herrin hat von einem Abenteuer Apfelgribs mitgebracht, ein kleines Irrlicht, das die Lady sehr liebt.“<< Ein leichtes Lächeln huscht über Avilas Gesichtszüge. Nicht nur die Herrin scheint das Wesen zu mögen.
>>„Sie ist ein entzückendes Wesen, ich bin mir sicher, dass ihr euch mögen werdet. Sie scheint ausgeflogen zu sein, sonst würde sie schon längst hier herum wuseln und sich über den Menschenfraß beschweren. Apropos Essen: Lass es dir schmecken!“<<
Beide Stoßen mit ihren dampfenden Teetassen an und Lyall prostet Avila freudig auf Tamar zu.
„Ein Irrlicht sagt ihr? Diese feingliedrigen Wesen aus den Mooren? Ich habe noch keins von Nahem gesehen, doch auf meiner Reise hier her sind mir ein paar begegnet. Wenn es dunkel wird hört man sie singen und ihre kleinen Glühkörperchen huschen zwischen Büschen und Farnen entlang. Wenn man ihrem Gesang folgt oder ihr geisterhaftes Licht als Licht einer Behausung wähnt… man schaut nicht mehr auf den Weg vor sich und wird leichtsinnig. Auch wenn ich denke, dass hinter ihrem neckischen Locken und Spotten keine böse Absicht steckt, viele Wanderer sind ihretwegen in das ewige Dunkel hinab gesunken.
Ich wusste nicht, dass Irrlichter auch in der Stadt gedeihen aber Talyra hält wirklich viele Überraschungen bereit! Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf den Abkömmling der Moorgeister!“

Lange sitzen sie so, unterhalten sich und genießen den wärmenden Schein des Feuers.
Als das Essen gegessen, das Feuer heruntergebrannt und der Tisch abgeräumt ist, verabschieden sich die beiden herzlich und Lyall hat das Gefühl diese herzliche Frau schon lange zu kennen.
Sie begleitet Avila noch zum Gesindetrakt, welche wirklich müde dreinschaut. Ein letztes mal umarmen sie sich, Lyall verspricht früh am nächsten Morgen mit ihren Habseligkeiten wieder da zu sein um Avila so schnell wie möglich unter die Arme greifen zu können und keine ihrer Lektionen in Sachen Haushalt zu verpassen.

Freudig tritt sie den Weg zur Harfe an, wo Aegnor schon wartet und es fast schon nicht mehr aushält ihm alles zu erzählen. Sogar die Blicke der Passanten bekommt sie nicht mit.
Auf einer Wolke aus Vorfreude und leicht erregter Benommenheit schwebend, wandelt sie durch die abendlichen Gassen Talyras in Richtung Marktplatz.



---> Die Goldene Harfe

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 04. Jan. 2010, 12:25 Uhr
« Glyn-y-Defaid
Tag des Julfests
21. Chólar 509 d5Z, Mittwinter

Nach einem kurzen Besuch in der Harfe (bei dem sie Borgil reichlich mit Julbrot und Würstchen sowie mehreren Säcken voller Kornäpfel versorgt haben) brechen Úna, Gwyn und Cináed zum de-Winter-Anwesen auf – ihrem letzten Ziel in Talyra, bevor es endlich wieder heimwärts geht. Zusammen machen sich die Drei auf den Weg. Am Ziel angelangt führt der Elb das Gespann auf Aurians Hof, streicht Úna das wirre Haar aus dem Gesicht und richtet Gwyns dicken Schal. „Seit höflich Ihr Zwei“, meint er augenzwinkernd, wobei er vor allem an die mögliche Reaktion der beiden Kinder denkt, falls sie im Haus auf Aurians Magd Lyall treffen sollten. Úna springt vom Kutschbock und stemmt empört die Hände in die Hüften. „Aber natürlich“, verkündet sie huldvoll und Cináed kann sich gerade noch rechtzeitig ein Lachen verkneifen. Gemeinsam holen die Drei die letzten Sachen von ihrem Karren und schlendern dann zum Eingangsportal des Haupthauses hinüber.

Staunend steigen Úna und Gwyn die große Freitreppe hinauf und bleibend beeindruckt vor der prächtig verzierten Eingangstür des de-Winter-Anwesens stehen – so etwas Schönes haben sie bisher noch nicht oft zu Gesicht bekommen, den derlei verspielte Verzierungen findet man auf Glyn-y-Defaid nirgendwo. Begeistert klatscht Úna in die behandschuhten Hände und Gwyn pfeift anerkennend durch die Zähne, als er bemerkt, dass selbst die gesamte Vorderfront des Haupthauses wunderhübsch verziert ist.
Cináed positioniert die beiden Kinder taktisch geschickt nur ein paar Schritte von der Tür entfernt, tritt kurz vor um laut anzuklopfen und ihre Anwesenheit anzukündigen und zieht sich dann eilends wieder hinter die beiden zurück, während sie darauf warten, dass ihnen aufgetan wird. Zunächst geschieht erst einmal gar nichts. Dann allerdings kann man Stimmen und hastige Schritte hören. Zu guter Letzt wird die hohe Flügeltür endlich vor ihnen aufgetan. Avila, Aurins Großmagd, taucht im Türrahmen auf und mustert das vor ihr stehende Trio eingehend: Alle Drei sind in dunkle, dick mit Schaffell gefütterte Mäntel aus rauem Leder gehüllt und tragen dazu passende Hosen und hohe, warme Winterstiefel. Außerdem haben sich alle einen langen Schal um den Hals geschlungen – Únas ist rot, Gwyns blau und der von Cináed cofeabraun-karamell geringelt. Dazu tragen die unerwarteten Besucher passende Handschuhe. Die beiden Kinder haben sich darüber hinaus farblich auf ihre Schals und Handschuhe abgestimmte Mützen bis über beide Ohren ins Gesicht gezogen, sodass Avila kaum mehr als zwei leuchtende Augenpaare, zwei tropfende rote Nasenspitzen und vier fröhliche Apfelbäckchen erkennen kann.
Entschlossen tritt Úna ein wenig vor und Gwyn baut sich hinter ihr auf, bevor sie gemeinsam voller Eifer und ehrlicher Begeisterung die wenigen Julverse vortragen, die Cináed ihnen in zahlreichen Unterrichtsstunden mühevoll eingetrichtert hat:

Mit Winterwind und gar eis'ger Hand,
So zieh'n Chòl und Kenen durch das Land
Die beiden Archonen bringen Eis und Schnee
Und verzaubern damit jeden Wintersee

Wir sitzen meist zusammen im warmen Haus
Und schauen nur manchmal zum Fenster raus
Der Duft des Julzeit weht durch jeden Raum,
Er kündet von Glück – ein Wintertraum

Heute bringen wir Euch davon ein Stück
Wir geben's gern, nehmen's nicht zurück


„Frohes Julfest“, beenden der Junge und das Mädchen ihren kleinen Vortrag fröhlich, Scheu kennt weder der eine noch die andere. Die Zwei verbeugen sich artig vor Avila und sehen einander anschließend zufrieden an. „Frohes Julfest“, schließt sich der Hochelb den kleinen Dichtern an. Dann erkundigt er sich: „Ist Lady de Winter im Haus? Wir...“ „...bringen frisch gebackenes Julbrot und ein paar Julwürste“, fällt ihm Úna ins Wort. „Einige Kornäpfel haben wir auch noch... Und Honig für das Irrlicht...“ Verlegen schaut sie zu Avila auf. „...die meisten Pfefferkuchen haben wir unterwegs allerdings schon selbst aufgegessen...“ Sie knufft ihren Bruder 'unauffällig' mit dem Ellenbogen in die Seite, woraufhin dieser der Großmagd einen kleinen Beutel entgegenstreckt, im dem es verlockend nach Honig und allerlei Gewürzen duftet. „Das sind die Letzten“, erklärt er entschuldigend. Die junge Frau lacht und bittet das Trio freundlich herein. Dabei murmelt sie irgendetwas, das verdächtig nach »Sire« klingt und der Herr von Glyn-y-Defaid winkt hastig ab. „Nennt mich Cináed. Oder wenn es unbedingt sein muss 'Herr Cináed'“, meint er lächelnd. „Das genügt vollauf.“ Die Magd nickt und sperrt die Flügeltür geschwind hinter dem Hochelben und den Kindern zu. Erst jetzt wird den Dreien richtig bewusst, dass Avila nicht so dick angezogen ist wie sie selbst – warum auch? Im Haus ist es schließlich mollig warm wie sie gleich darauf feststellen, als sie die große winterlich geschmückte Eingangshalle des de-Winter-Anwesens betreten und sich neugierig umsehen. Úna ist so fasziniert, dass sie unentwegt in die Höhe starrt und mehr auf die Galerie achtet, als auf ihre eigenen Füße, sodass sie mehr als nur einmal kurz davor ist unglücklich zu stolpern und Gwyn ständig in die Fersen tritt.

Schweigend folgen die drei Besucher Avila durch das Haus. Drinnen ist es so wohlig warm, dass sie recht bald ihre Handschuhe ausziehen, ihre Mäntel aufknöpfen, die Mützen in die Taschen stopfen und ihre Schals etwas lockern. Die Hausherrin begrüßt sie herzlich und äußerst überschwänglich, bietet ihnen sogleich etwas zu trinken an und fordert sie auf, doch bitte die Mäntel abzulegen. Aber Cináed lehnt dankend ab. „Wir können nicht lange bleiben, man erwartet uns zum Mittagessen zurück“, erklärt er freundlich. „Und eigentlich wollten wir auch nur rasch unsere Julgaben vorbeibringen.“ Lächelnd deutet er auf die zwei Körbe (einen kleinen und einen großen) die er mit ins Haus getragen hat, darin enthalten sind: Zwei dicke Laibe Julbrot, mehrere Julwurstketten, eine Flasche mit selbstgebranntem Schlehdornschnaps, ein paar Honigkuchenmännchen und natürlich Kornäpfel, Nüsse, Rosinen und getrocknete Pflaumen sowie ein kleiner Bund Mistelzweige.
Nachdem die Gaben ordnungsgemäß überreicht und etliche Dankesworte gewechselt wurden, stellen sich Gwyn und Úna noch einmal stolz nebeneinander auf und präsentieren ihr kleines Gedicht ein zweites Mal, nun allerdings vor dem gesamten versammelten Hausstand des de-Winter-Anwesens. Úna platzt förmlich angesichts all des Lobes (und der süßen Leckereien, die Avila den Kindern großzügig zusteckt) und wird nicht müde allerlei zu erzählen: Von ihren Mäusen, dem Schneemann, den sie zu bauen gedenkt, und selbstverständlich von den Schlittschuhen, die sie sich so sehnlich wünscht. „Könnt Ihr laufen, Lady de Winter?“, erkundigt sich Cináed halb im Scherz, halb im Ernst und die junge Halbelbe schüttelt verlegen die Kopf. Sie besitze zwar welche, erklärt sie lächelnd, habe aber bisher noch nie die Gelegenheit gehabt, sie auch auszuprobieren. Úna und Gwyn fallen bei diesen Worten beinahe vom Glauben ab und schütteln verständnislos mit dem Kopf. „Dann müssen wir es Ihnen beibringen“, verkündet Gwyn theatralisch und seine Schwester bekundet heftig nickend ihre Zustimmung. Cináed grinst. „Wenn das so ist, werden wir Lady de Winter wohl für morgen zu uns einladen müssen, damit wir gemeinsam auf dem Drych Cymylau Schlittschuhlaufen können“, meint er lachend und die Kinder nicken abermals. Doch plötzlich schaut Úna unsicher drein. „Aber was, wenn das mit den neuen Schlittschuhen nicht klappt?“, wirft sie besorgt ein. Der Elb lächelt und zerzaust ihr gutmütig den wirren Haarschopf. „Dann gehst du eben so aufs Eis“, schlägt er vor. „Das ist natürlich nicht so gut wie mit Schlittschuhen, ich weiß, ich weiß“, fügt er hinzu, als er den entrüsteten Blick der Kleinen bemerkt, „aber allemal besser als im Haus zu bleiben, oder was denkst du?“ Das Mädchen stimmt mit einem abgrundtiefen Seufzen zu. „Also dann, morgen zur besten Cofeazeit“, verkündet der Herr von Glyn-y-Defaid.
Cináed, Úna und Gwyn knöpfen ihre Mäntel wieder zu, binden ihre Schals wieder richtig um den Hals und ziehen ihre Handschuhe an. Höflich verabschieden sie sich von allen und lassen sich von Aurian, die in ihrem dezenten dunkelgrünen Kleid mit feinem silbergrauem Pelzbesatz wirklich sehr hübsch aussieht, zurück zur Eingangstür geleiten. Lachend und winkend hüpfen die Kinder die Stufen der großen Freitreppe hinunter und klettern anschließend auf den Kutschbock ihres Wagens. „Frohes Julfest, frohes Julfest“, rufen sie noch einmal zum Abschied, dann rumpelt Cináeds Gespann vom Hof und verschwindet polternd auf den Straßen der Stadt in Richtung Händlertor.

Glyn-y-Defaid »

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Hinweis: Dieser Beitrag ist ein Fragment des Julposts aus dem GyD-Thread (s. Beitrag vom 21.12.09), das aus Gründen der Übersichtlich- und Spielbarkeit auch an dieser Stelle noch einmal gepostet wurde.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 09. Jan. 2010, 18:06 Uhr
Tag des Julfests
21. Langschnee d5Z, Mittwinter


Wärmend strahlt das Feuer des Kamins auf das schwarze Fell der Wölfin. Friedlich hebt und senkt sich der Brustkorb und ab und zu zuckt leicht eines der Beine, während ihr Geist sich in Träumen wand. Leise knackt und zischt es im Kamin des Salons, als die letzte Feuchtigkeit aus den Holzscheiten entweicht. Draußen vor den großen Fenstern fällt der Schnee schon seit Stunden mit einer beeindruckenden Beständigkeit, leise Geräusche erzeugend wo er zu liegen kommt.

Es war der Tag des Julfestes. Seit den frühen Morgenstunden waren Avila und Lyall damit beschäftigt gewesen diverse Speisen zu kochen, das Anwesen auf Vordermann zu bringen und den Schnee soweit aus dem Hof zu beseitigen, dass man die Pforte sowie die Freitreppe leicht erreichen konnte. Mehrere Bleche und Schüsseln voller Pfefferkuchen und Törtchen, eine Julfestsuppe in einem großen Kessel sowie ein großer Braten, waren das Ergebnis der Anstrengungen in der Küche. Lyall war vollauf damit beschäftigt gewesen Avilas Anweisungen so gut sie es konnte Folge zu leisten um Wurst aus der Speisekammer oder frisches aber ebenso eiskaltes Wasser aus dem Brunnen zu holen.
Die Magd hatte bei ihrer Arbeit eine solche Schnelligkeit und Elan an den Tag gelegt, dass Lyall sie wirklich bewunderte. Sie hätte schon längst den Überblick über all die dampfenden und brodelnden Töpfe und Pfannen verloren. Avila jedoch wusste genau in welchem Topf noch Würze fehlte, wo umgerührt oder welcher Topf von der Feuerstelle genommen werden musste. Zudem begoss sie mit einer Kelle in der einen Hand den Braten immer wieder mit seinem eigenen Sud, während sie mit der anderen Lyall beim Plätzchen ausstechen half.

Es war auch die Aufgabe der Gestaltwandlerin für genügend Feuerholz zu sorgen und so hatte sie immer wieder den Weg in den Hof zum Hauklotz angetreten. Diese Arbeit ging ihr leichter von der Hand als Kochen und Nähen und sie musste zugeben das Hausarbeit ab und zu sogar anstrengender war als jagen und kämpfen. In den Wochen, seit sie hier angestellt war, hatte sie schon viel gelernt aber auch mit ein paar Rückschlägen zu ringen gehabt. Sie bemühte sich redlich doch nicht alles ging ihr so reibungslos von der Hand wie sie es sich wünschte.
Doch auch wenn sie sich am Anfang etwas ungeschickt mit Nadel und Faden angestellt hatte, so konnte sie Avila immerhin schon beim Stopfen von Löchern oder Flicken von ausgeriebenen Stellen an Hosen oder Ärmeln helfen.
Mit den Scheiten in den Armen befeuerte sie den Ofen, ebenso die Kamine im Haus und stapelte ein paar Holzscheite neben den Feuerstellen, damit man schnell nachlegen konnte wenn die Wärme nachließ oder das Feuer auszugehen drohte.
In der Küche half sie Avila noch beim Verstauen der nicht mehr benötigten Küchenutensilien und wusch das benutzte Geschirr und Besteck ab, damit der Waschtrog wieder bereit war von neuem befüllt zu werden.
Währenddessen räumte Avila den Tisch in der Küchenmitte ab und begann in einer neuen, größeren Form Teig zu kneten.
Es war Teig für ein großes sowie mehrere kleine Julbrote, die man später an Freunde und Verwandte verschenkte. Lyall wusste nicht genau um die Bedeutung des Julfestes doch allein die Gerüche, welche durch die Küche wogten, zogen sie in den Bann des Festes.

Als ihre Aufgaben getan waren und sie Avila nach neuen bat, sagte diese ihr, dass sie eine Pause machen konnten während der Teig für das Brot ruhen musste.
Und so hatte sich Lyall erschöpft vor dem Kamin im Salon niedergelassen, nicht ohne nochmals kräftig Holz nachzulegen. Ihre Kleidung hing über einem angestaubten Sessel.
Ihr pelziger Kopf hatte nicht mal den Boden berührt, da glitt ihr Bewusstsein schön über in einen leichten Schlaf.

Trotz ihres dösenden Körpers, sind ihre Sinne hellwach und so schiebt sich Kinderlachen und Gemurmel in ihr Bewusstsein, den Traum beiseite schiebend.
Gähnend und dabei ihre weißen Fänge und Zahnreihen entblößend, richtet sie sich auf. Kurz zuckt sie mit den Ohren, da sie sich nicht vorstellen kann Kinder gehört zu haben.
Doch da hört sie es wieder. Ein Reim ist es der aufgesagt wird, doch Lyall ist zu weit weg und ihr Hirn noch nicht ganz bei der Sache um das Gesagte einwandfrei zu verstehen.
Nochmals gähnend steht sie auf und trottet zu der Tür des Salons, welche nur angelehnt ist. Ihre Nase in den Spalt drückend, schiebt sie die Tür soweit auf, dass sie den Eingangsbereich und die Vorhalle knapp sehen kann.
Kalte nach Schnee duftende Luft weht um ihre Pfoten, von der geöffneten Eingangstür kommend. In ihr steht ein großer Mann und zwei Kinder von denen sie jedoch nicht viel erkennen kann, da alle dick eingepackt sind. Hinter ihnen kann die Gestaltwandlerin den blaugrauen Himmel sehen und auch ein paar Schneeflocken.
Avila befindet sich bei den Gästen und bittet diese gerade herein, die Tür hinter allen schließend. Staunend sehen sich die Kinder in der Vorhalle um, sich von ihren Mützen und Handschuhen befreiend. Der Vater der Kinder –Lyall nimmt zumindest an das er dies ist- stellt sich Avila gerade vor. „Nennt mich Cináed. Oder wenn es unbedingt sein muss 'Herr Cináed'. Das genügt vollauf.“, sagt er lächelnd an die Magd gewandt.
Wenn er ein `Herr` ist, so muss auch er ein Anwesen besitzen, schießt es ihr durch den Kopf. Ob ich schon mal an seinem Anwesen vorbeigekommen bin? Ich frage mich ob es auch so schön ist wie dieses hier. Die drei Neuankömmlinge haben erst ein paar Schritte in die Vorhalle getan als auch Aurian zu ihnen stößt. Vielleicht sollte ich auch herauskommen und alle begrüßen..., denkt sie bei sich, doch entscheidet sich dann aus Scham dagegen. Sie hat Gewissensbisse gegenüber ihrer Herrin sowie Avila, die dieses Verhalten wahrscheinlich nicht gutheißen würden, doch die Angst beschämt zu werden überwiegt zu sehr. So bleibt sie hinter der Tür und folgt dem Gespräch aus sicherer Entfernung.

Die Kleinen schwatzen unentwegt über Plätzchen und Würstchen aber auch über Apfelgribs und geben ihr eingeübtes Gedicht nochmals vor versammeltem Publikum zum Besten.
Auch wird über Schlittschuhlaufen gesprochen, wovon Lyall beim besten Willen noch nie etwas gehört zu haben meint. Ihr Blick schweift abwesend über die Gesichter der Anwesenden, bis ihr auffällt, dass der groß gewachsene Mann ein Elb ist. Spitze Ohren lugen aus den silbern-blonden Haaren hervor, wenn er seinen Kopf neigt. Fasziniert beobachtet sie ihn und wundert sich das Elbenohren akzeptiert werden, ihre jedoch kaum. Ist doch nur ein bisschen mehr Pelz an meinen…, denkt sie wehmütig, strafft jedoch die Schultern und versucht an die Worte zu denken die Avila ihr offenbart hatte. Ja sie ist stolz auf sich… es dauerte nur immer etwas bis ihr das auch wieder selber klar wurde.

Durch das Knarren der Eingangstür wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Die Gäste verabschiedeten sich bereits wieder. Die Geschenke und Speisen, in Körben verpackt, haben schon den Besitzer gewechselt und man unterhält sich schon über den nächsten Tag.
Herzlich verabschieden sich alle und wünschen sich noch ein frohes Julfest, dann hört sie auch schon den Wagen über das Pflaster im Hof rumpeln. Aurian und Avila winken dem Gespann noch nach bis es aus ihrem Blickfeld verschwindet.
Bevor ihre Herrin und Avila sie entdecken können, zieht Lyall die Tür wieder etwas zu und beginnt die Verwandlung. Schnell greift sie nach ihrer Kleidung und streift sich diese über. Mit gespreizten Fingen fährt sie sich durch die Haare um sie zu entwirren und tritt hinaus in die Eingangshalle. Schnell legt sie in den Kamin an der hinteren Wand noch etwas Holz nach bevor sie in die Küche eilt. Nun hat sie wieder etwas zutun, die Julfestwürstchen, die Äpfel sowie die anderen vorbeigebrachten Speisen in die Vorratskammer bringen. Und bestimmt war der Teig für das Julbrot der Lady auch schon zum weiterverarbeiten bereit.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 09. Jan. 2010, 21:30 Uhr
Tag des Julfests  
21. Langschnee d5Z, Mittwinter

Der Jultag beginnt trüb. Aurian räkelt sich genüsslich im Bett und wirft einen Blick durch die Fenster des Erkers. Grau spannt sich der Himmel über den Ildoriel und durch die geschlossene Türe dringen leise Geräusche von geschäftigem Treiben. Es ist das erste Julfest in Talyra, das Aurian in ihrem Haus verbringt. Im Vorjahr war sie zwar als Erbin bereits anerkannt gewesen, doch hatte sie die Einsamkeit des Anwesens gescheut und hatte freiwillig Dienst in der Steinfaust versehen. Dieses Jahr war das anders: Avila und Lyall würden mit ihr feiern und irgendwie freut sich die Halbelbe auf das Fest, auch wenn ein wenig Wehmut mitschwingt. Noch einmal streckt sie sich und steigt anschließend aus dem Bett. Noch im Nachthemd und barfuß tapst sie zum Fenster um die Nase an die frische Luft zu stecken. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist es kühler geworden und die Halbelbe zweifelt nicht daran, dass sich im Laufe des Tages noch Schnee einstellen wird. Aurian holt noch einmal tief Luft, ehe sie das Fenster wieder schließt und zum Schrank geht. Gedankenverloren betrachtet sie den Inhalt. Normalerweise trägt sie entweder die Uniform der Stadtgarde oder einfache Leinen- oder Wollhosen und –hemden. Doch heute, zur Feier des Tages würde sie ein Kleid wählen. Viele besitzt sie ja nicht und alle sind aus den Truhen vom Dachboden und dementsprechend alt und eigentlich aus der Mode. Doch Morna, Rhordris Frau und ein Genie mit dem Nähzeug, hatte einige davon so umgearbeitet, dass sie der zierlichen Halbelbe passen und außerdem hat sie sie auch aufgepeppt. Wie auch jenes schlichte, dunkelgrüne Kleid, das die Magierin eben aus dem Schrank nimmt: Zuvor gänzlich ohne Schmuck, hat die Frau des Kastellans einen Pelzkragen angenäht und Ausschnitt sowie Saum und Ärmelenden mit schmalen Goldborten verziert. Als Aurian sich im Spiegel ansieht, erkennt sie sich zuerst nicht wieder: Das soll sie sein, diese Frau in dem edlen Gewand? Sie kichert wie ein junges Mädchen, ehe sie in die weichen Lederstiefel schlüpft und Richtung Treppe hinuntereilt.

Am oberen Ende der Treppe bleibt sie jedoch abrupt stehen: Die ganze Halle glänzt und blinkt vor Sauberkeit und alles ist mit Reisig und roten Schleifen geschmückt. Avila und Lyall müssen bis in die Nacht hinein gearbeitet haben. „Oh wie wunderschön!“ haucht die Herrin de Winter. Dann eilt sie ganz undamenhaft die Treppe hinunter, wobei sie Acht geben muss, um nicht über den ungewohnten Kleidersaum zu stolpern. Überall duftet es nach frisch gebackenem Brot und anderen Köstlichkeiten und je näher sie der Küche kommt, umso stärker wird der Duft.

In der Küche erreicht er seinen Höhepunkt und Avila ist ganz in ihrem Element. Aurian schnuppert, während sie sich einen Becher Cofea einschenkt. „Avila das ist alles herrlich. Du bist ein Genie, wunderbar!“ Sie lächelt ihrer Großmagd zu und zum wohl hundertsten Mal dankt sie den Göttern, dass sie diese junge Frau in ihr Haus geführt haben. Eben kommt Lyall mit dem Arm voll Reisig und Holz für die Feuerstelle herein. „Guten Morgen!“ begrüßt Aurian die Gestaltwandlerin. Hinter ihr flattert Apfelgribs herein und lässt sich auf Aurians Schulter nieder. Aurian gibt der kleinen Mitbewohnerin einen Honigkeks und die Augen des Irrlichtes beginnen zu leuchten. Das magische Persönchen liebt Honig und alles was damit zubereitet wurde über alles – mit Ausnahme von Met. Noch immer muss Aurian lachen, wenn sie daran denkt, wie sich das Irrlicht im letzten Herbst an dem alkoholischen Getränk versucht hatte. Mit der Folge dass Apfelgribs Schlangenlinien geflogen war, laut zu singen begonnen hatte, ehe es in ihrer Kammer in ihrer Leinentasche eingeschlafen war und am Morgen danach mit abscheulichen Kopfschmerzen aufgewacht war. Seitdem nennt das Irrlicht Met nur mehr das böse Honigwasser. Zwischen zwei Bissen Keks gähnt Apfelgribs. „Bin müde, geh schlafen! Aber es ist so kalt draußen!“ nuschelt es, schmiegt sich an seine große Freundin und sieht die Halbelbe mit großen Kulleraugen an. Aurian lacht. „Schon verstanden, du kannst in meinem Zimmer schlafen!“ Apfelgribs gibt einen quietschenden Freudenlaut von sich und flattert nach oben. Aurian stellt den Becher Cofea ab und wendet sich ebenfalls zum gehen.  „Ich seh' mal eben nach Dikta und Mischu!“

In der Vorhalle hängt ihr Umhang. Sie wickelt sich rasch ein, ehe sie in Richtung der Stallungen geht. Ihr Atem hinterlässt weiße Wölkchen. „Hallo ihr Lieben!“ begrüßt sie die beiden Tiere und gibt beiden eine Handvoll Rüben und etwas Heu. Beide blubbern zufrieden und eine Weile beobachtet die Magierin sie, wie sie einträchtig nebeneinander stehen und fressen. Dann kehrt sie ins Haus zurück und begibt sich in ihre Kammer. Apfelgribs hat sich auf ihrem Kopfpolster zusammengerollt und schnarcht leise vor sich hin. Aurian lächelt. Seit dem Abenteuer mit dem Nekromanten ist das kleine Wesen nicht mehr aus dem Anwesen wegzudenken. Manchmal fragt sich die Halbelbe, ob es nicht Sehnsucht nach seinem Volk habe aber darauf angesprochen, hat sie nur ausweichende Antworten erhalten.

Aurian setzt sich an den kleinen Schreibtisch, der an einem der Fenster steht und zieht einige Bogen Papier heraus. Heute Nachmittag wollte sie in der Steinfaust vorbei schauen und den Botenkindern einige Naschereien als Julgabe vorbeibringen. Gleichzeitig will sie aber auch zwei Raben mit Briefen losschicken: Einen an Kenor, Keas Bruder und einen an ihre Zieheltern in dem kleinen Dorf in Sumera. Während Kenor von ihrer Erbschaft weiß, haben ihre Zieheltern keine Ahnung. Sie wissen nicht einmal, wo sie ist und was sie tut. Zu lange hat sie es vermieden, sich bei ihnen zu melden. Nun, Mittwinter ist ein guter Zeitpunkt das zu ändern. Doch wo soll sie beginnen? Der Brief an den alten Freund ist leichter und schneller geschrieben doch als das erledigt ist, starrt sie auf den leeren Bogen Papier. Liebe…Eltern… ist diese Anrede denn noch richtig? Gedankenverloren knabbert die Halbelbe an der Feder. Dann gibt sie sich einen Ruck und verwendet die Anrede doch und als sie einmal zu schreiben begonnen hat, fließen die Worte wie von selbst. Am Ende sind es vier Seiten und Aurian hat das Gefühl nur einen Bruchteil von dem gesagt zu haben, was zu sagen ist. Doch gleichzeitig ist sie erleichtert. Sie schließt das Kuvert und drückt den Siegelstempel ins heiße Wachs. Nur selten verwendet sie das offizielle Zeichen der Familie de Winter doch zu diesem Anlass scheint es ihr richtig.

Mittlerweile ist beinahe Mittag, als sie Stimmen in der großen Halle hört. Kinderstimmen und die Stimme von Cináed, dem Herrn von Glyn-y-Defaid. Rasch steht sie auf und geht hinaus, gefolgt von Apfelgribs. Dem neugierigen Irrlicht entgeht es selbst in Phasen des tiefsten Schlafes nicht, wenn Besuch kommt und sofort ist es hell wach! Cináed kennt es ja bereits aber die beiden Kinder in seiner Begleitung sind neu und interessiert mustert es die beiden, während diese artig ein Julgedicht aufsagen. Avila eilt sofort in die Küche und bringt Süßigkeiten für Úna und Gwyn, die Aurian ja bereits von ihrem Besuch auf   Glyn-y-Defaid kennt. Ùna erzählt auch gleich von ihren Mäusen und Aurian muss schmunzeln, wenn sie daran denkt, wie sie die Kleine das erste Mal gesehen hat: Die Mäuse vor den Katzen des Gutes verteidigend. Wenig später ziehen die drei aber auch schon wieder von Tannen, jedoch nicht ohne Aurian zu einem Schlittschuhausflug überredet zu haben. Die Halbelbe hat zwar keine Ahnung wie das geht, aber warum nicht? Irgendwie ist sie in eier gewissen Hochstimmung, in der sie bereit ist, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Die Magierin und Avila winken ihren Gästen nach, als der Wagen den Weg zum großen Tor entlang rumpelt. Als sie die Tür dann wieder schließen und die kalte Winterluft aussperren, bemerkt die Halbelbe Lyall, die eben aus dem Salon kommt. Die Gestaltwandlerin wirkt etwas verlegen und unsicher. Aurian kann dankt ihres empathischen Elbengespürs die Unsicherheit der jungen Frau sehr genau spüren. Es ist eine Mischung aus Scham, Verlegenheit und Schuldgefühl. Die Halbelbe kann nur ahnen, dass sie schon eine geraume Weile hinter der Tür des Salons gestanden hatte. Aufmunternd lächelt sie ihr zu: „Lyall, schön dass du gerade kommst! Der Teig für die Julbrote ist wohl fertig und ich habe mir gedacht, es wäre nett, wenn wir sie gemeinsam fertig machen! Und während sie backen, können wir dann die restlichen Gaben vorbereiten, ich möchte heute Nachmittag gerne noch in der Steinfaust vorbei schauen!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 10. Jan. 2010, 17:58 Uhr
Tag des Julfests  
21. Langschnee d5Z, Mittwinter



Ihr rechter Fuß schwebt gerade über der Schwelle zum Küchentrakt als sie die Stimme der Lady de Winter vernimmt. Wie vom Donner gerührt hält sie mitten in der Bewegung inne, um sich dann langsam mit abgeknickten Ohren zu ihr umzudrehen. Doch zu ihrer Überraschung lächelt sie Lyall an. „Lyall, schön dass du gerade kommst! Der Teig für die Julbrote ist wohl fertig und ich habe mir gedacht, es wäre nett, wenn wir sie gemeinsam fertig machen! Und während sie backen, können wir dann die restlichen Gaben vorbereiten, ich möchte heute Nachmittag gerne noch in der Steinfaust vorbei schauen!“ Verlegen nestelt Lyall an ihrem Hemdsaum herum bis sie sich wieder fasst und eine Verbeugung andeutet. „Sehr wohl, Herrin. Wie ihr wünscht…Herrin.“
Laut muss sie schlucken um ihre Verlegenheit zu überspielen. Man hat mich also doch gesehen! Oh nein… Was sie sich jetzt wohl denkt? Ich bin keine dreiste Lauscherin… Mit einer ausladenden Bewegung stößt sie mit ihrer rechten Hand die Küchentür auf und verharrt in dieser Position des Türaufhaltens, damit ihre Herrin und Avila vor ihr den Raum betreten können. Leicht neigt sie den Kopf, sodass ihre schwarzen Haare nach vorne fallen und ihr Gesicht verdecken. Tränen steigen in ihre Augen. Sie wollte alles recht machen, besonders diesen Menschen gegenüber, die sie so freundlich und ohne Vorurteil aufgenommen haben. Gerade sie sollen nicht schlecht von ihr denken müssen. In dem Moment, als Aurian an ihr vorbeikommt, greift sie mit einer blitzschnellen Bewegung nach dem Handgelenk der Lady, sodass diese verwirrt innehält, um Lyall anzusehen. Durch den Schleier aus Haaren und Tränen, die sie vergeblich versucht zu unterdrücken, kann sie gerade so den fragenden Blick der Lady erkennen. „Herrin ich… ihr sollt nicht glauben ich hätte aus Böswilligkeit gelauscht. Ich wollte einfach nur…niemanden verschrecken. Und vielleicht auch…ich weiß es nicht… mich hat die Angst gepackt. Verzeiht mir, Herrin…“ Schroff wischt sie sich mit dem Ärmel ihres groben Leinenhemdes über die Augen, kann Lady Aurian jedoch nicht ins Gesicht sehen.
Kurz drückt sie leicht mit ihrer Hand ein letztes Mal das Handgelenk ihrer Herrin, um sie dann loszulassen. Kurz zieht sie die Nase etwas unschicklich hoch, wendet sich schief lächelnd an die Lady: „Verzeiht auch dies…meinen Gefühlsausbruch. Es scheint ich habe meine Ängste noch nicht ganz abgelegt. Ich lerne jedoch mit ihnen umzugehen.“ Leicht streicht sie sich ihre Haare wieder aus dem Gesicht, welche seidig über ihre Schultern fallen. Dieser schöne Tag soll nicht durch sie verdüstert werden.
Eine einladende Geste in den Küchentrakt andeutend, folgt sie der Lady, die Küchentür hinter sich zuziehend.

Kleine Schwaden aus Dunst und Rauch ziehen an der weiß gekalkten Decke entlang. Am Tisch steht Avila, welche gerade die Arbeitsfläche des Holztisches großzügig bemehlt und dabei aussieht, als würde sie Saat auf einen Acker ausbringen. Mit geübter Hand, ist der gesamte Tisch schnell weiß und wie mit pudrigem Schnee bedeckt. Die Gestaltwandlerin indes lenkt ihre Schritte in Richtung Vorratskammer und kommt mit einem dick angeschwollenen Teigberg von beachtlicher Schwere wieder heraus. Vorsichtig kippt sie das Flachskörbchen immer weiter, sodass der Teig behäbig aus der Form kullert. Ein schönes schneckenhausförmiges Muster hat sich von den Flachsstreben des Körbchens in den Teig gedrückt.
Mit beiden Händen zieht Avila den Teigbatzen zu sich heran und teilt dann mit einem breiten, jedoch dünnen Brettchen, faustgroße Laibe ab. Unter den flinken Händen von Lady Aurian und Avila, formen sich immer mehr kleine Brötchen, in die Lyall wiederum mit einem Messer ein Kreuz einschneidet. Dabei unterhalten sich Lady Aurian und Avila angeregt über das Wetter und welche Kleidung am vorteilhaftesten bei dieser Kälte ist. Ab und zu zieht Lady Aurian an ihrem grünen Kleid herum, welches ihr vortrefflich steht. Nicht allzu oft hat Lyall sie in den vergangenen Wochen so schick angezogen gesehen, da auch die Lady auf praktische Kleidung wert legt. Doch an solch einem Festtag war dies natürlich anders. Das dunkle Grün ist wirklich schick, überlegt sie sich und es erinnert sie an die Tannen und Fichtenzweige, welche Avila und sie den vergangenen Abend überall im Haus aufgehängt haben. Im ganzen Haus herrschten nun Rot- und Grüntöne vor, ab und zu durchbrochen von Gold.

Abwesend folgt Lyall den Goldverzierungen der Borte an Ausschnitt und Säumen des Gewandes und versucht die Muster darin zu erkennen. Plötzlich wird ihr jedoch bewusst, dass sie wohl schon länger so gestarrt haben muss und sieht wieder auf die Brötchen herunter.
Dann erinnert sie sich an den Kräutertee über dem Feuer, holt drei Tassen und Löffel hervor ebenso wie Honig und ein paar Gewürze. Als erstes gießt sie der Lady eine Tasse ein, dann Avila und schließlich ihr selbst. Ihr Schemel knarrt leise als sie sich auf ihm niederlässt.
Der Tee dampft noch, so frisch vom Feuer heruntergenommen und in der Zwischenzeit steht sie doch noch einmal auf, der Ofen muss ein letztes Mal befeuert werden.
Holzscheite, Zweiglein und ein bisschen klein gehacktes Holz fangen schnell Feuer und heizen den Ofen erneut auf. Mit dem Blasebalg lässt sie dem Feuer viel Luft zukommen und es bedankt sich indem es Prustend und Fauchend hohe Flämmchen züngeln lässt. Schweiß steht auf ihrer Stirn während sie gedankenverloren in die Flammen blickt, rhythmisch den Blasebalg betätigend.
Auf dem Tisch türmen sich indes die kleinen Gaben, aber auch ein großer Festtagslaib für eventuelle weitere Gäste des Hauses. Wie eine kleine Armee unter einem dicken Admiral warten sie darauf ihre letzte Reise als roher Teig anzutreten, mitten hinein in die Gluthitze des Ofens.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 19. Jan. 2010, 12:46 Uhr
Aurian versteht Lyalls Ängste nur zu gut, auch sie war lange eine Außenseiterin gewesen. Doch sie will nicht weiter in die junge Frau dringen, so legt sie ihr nur die Hand auf die Schulter und drückt diese sacht. „Es ist in Ordnung Lyall, wirklich! Du musst dich nicht schämen, weder für deine Gefühle noch für sonst irgendwas! Und du sollst wissen: Wenn du reden willst, du kannst immer zu mir kommen. Auch wenn ich nicht viel Zeit zu haben scheine: Wenn du etwas brauchst, kommst du einfach und dann nehme ich mir die Zeit einfach! Und jetzt komm, der Teig wartet.“
Die nächsten Stunden in der Küche vergehen wie im Flug. Zum Schutz ihres Kleides hat sich die Magierin eine Schürze umgebunden und die Haare waren zu einem wirren Knoten zusammengedreht worden. Wie so zwischen ihren beiden Mägden in der Küche steht, mit roten Wangen und einem Mehlklecks an der Stirn, würde kaum einer sie für die Gardemagierin und Nachfahrin einer der ältesten Familien Talyras halten. Dann ist die Arbeit erledigt und der letzte Schwung Julbrot ist im Ofen. Auch die anderen Julgaben – vor allem Zuckerwerk für die Botenkinder der Steinfaust – sind mittlerweile liebevoll zurechtgemacht, mit roten Schleifchen und Tannenzweigen. Aurian und Lyall füllen einen großen Korb voll. „So, ich werde mich dann zu Recht machen und dann statte ich der Steinfaust einen Besuch ab. Am Rückweg werde ich dann noch der Harfe und Meister Aberthol einen Besuch abstatten!“ Fragend sieht sie Lyall an. „Hast du eventuell Lust mich zu begleiten?“ Sie will die junge Frau nicht zwingen, doch vielleicht würde ihr ein wenig Kontakt mit anderen gut tun, vor allem wenn sie dabei wäre. Dort, wo sie hingehen würde keiner die Gestaltwandlerin anfeinden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Jan. 2010, 16:55 Uhr
Tag des Julfests    
21. Langschnee d5Z, Mittwinter



Der Geruch nach Tannennadeln und frischem Brot erfüllt die Küche des Anwesens de Winter und vermischt sich mit den Rauchfäden des offenen Feuers. Warm tanzen die Strahlen der Glut über Lyalls Unterarme, die Ärmel ihres Leinenhemdes sind bis zu den Ellenbogen hoch geschoben. Vorsichtig verstaut sie in Zusammenarbeit mit ihrer Herrin die letzten Gaben für die Mitglieder und Helfer in der Steinfaust. Rote Schleifen zieren das Körbchen sowie Zweiglein von Nadelbäumen und die Dekoration findet sich ebenso auf den Pfefferkuchenmännlein wieder, welche ihr aus dem Korbgeflecht mit Rosinenaugen entgegenblicken.
Auch kleine bunte Steinchen, in vielerlei Farben verziert füllen die Lücken zwischen dem Gebäck vollends aus. Lady Aurian und Avila hatten auf ihr Fragen mit einem Lächeln geantwortet, dass es sich dabei um Bonbons und Zuckertoffees handelte, doch nach dem Probieren eines weiß-grün gestreiften Klötzchens in Form eines Schuhs – zumindest nahm Lyall in dem Moment an das es sich um eine Fußbekleidung handelte – war ihr bewusst geworden, dass sie dem Zuckerwerk vorerst nichts abgewinnen konnte. Höflich hatte sie das harte Ding zu Ende gelutscht, doch in ihrem Mund flutete noch immer der penetrante Minzgeschmack umher.

Konzentriert den Anwesungen der beiden Frauen folgend, reicht sie Gebäck um Gebäck an Avila und Lady Aurian weiter, welche weitere Körbe füllen. Dann geht es ans Aufräumen und kleine Schweißperlen bilden sich auf den Gesichtern der Frauen. Alles landet wieder an seinem angestammten Platz in- oder ausserhalb des Küchentraktes.
Zufrieden mit sich und ihrer Arbeit lassen sie sich ein letztes Mal auf ihren Stühlen nieder, jeder für sich damit beschäftigt die Kleidung von Mehl und möglichen Teigresten zu befreien.

Alle Lachen kurz als Avila die Herrin des Anwesens darauf hinweist, dass sich auf ihrer Stirn ein bemehlter Klecks befindet, knapp unterhalb des Haaransatzes. Mit einem kecken Spruch auf den Lippen wischt Lady Aurian ihn mit einem Zipfel ihrer Schürze hinfort, bevor sie auch diese auszieht und zusammengefaltet in einer Truhe verstaut.
Dann tritt sie vor den größten Korb welcher für die Steinfaust gedacht ist und wendet ihren Kopf um Lyall anzusehen.
>> „So, ich werde mich dann zu Recht machen und dann statte ich der Steinfaust einen Besuch ab. Am Rückweg werde ich dann noch der Harfe und Meister Aberthol einen Besuch abstatten! Hast du eventuell Lust mich zu begleiten?“ <<
Bei den Worten übermannen die Gestaltwandlerin mehrere Gefühlswogen, welche hauptsächlich aus Sorge, Freude, Stolz aber auch abwartender Vorsichtigkeit bestehen. Es scheint ihr als hätte sie einen Eiszapfen geschluckt welcher nun mit eisigen Klauen in Richtung Magengegend wandert, um dann in ihrem Verdauungssaft auf höchst unangenehme Weise zu schmelzen.
Kurz werden ihre Fingerknöchel weiß, die Hände zu Fäusten geballt ringt sie um Fassung.
„Auch wenn ich zugeben muss, dass ich wirklich sehr aufgeregt bin, möchte ich gern mit Euch kommen. Eure Frage erfüllt mich mit Stolz.“ Mit der rechten Faust auf ihrem Herzen, eine Geste typisch für ihren Clan, steht sie mit einer fließenden Bewegung auf um sich zu verbeugen. Die netten Worte ihrer Herrin ein -paar Stunden vorher gesprochen- haben sie zuversichtlicher gemacht, dass sie zumindest in diesem Haus nichts zu befürchten hat und willkommen ist. Lady Aurian würde sich sogar ihrer Sorgen und Nöte annehmen, dafür ist sie sehr dankbar.
„Wenn Avila damit einverstanden ist mich für ein paar Stunden zu entlassen und keine wichtige Arbeit hat, stehe ich euch gern zur Seite.“
In ihrem Körper breitet sich ein Schauer der Erregung aus welcher sie bis in ihre Haarspitzen zu elektrisieren scheint, doch ihr Magen krampft sich dessen ungerührt weiter misstrauisch zusammen. Um ihre zittrigen Hände zu verbergen und ihnen Halt zu geben, klammert sie sich an den aus Weidenruten geflochtenen Henkel des Steinfaust- Korbes.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 12. März 2010, 11:37 Uhr
Kurz vor dem Anwesen trennen sich Aurians und Yasrenas Wege: Die Harfenmagd kehrt zum Gasthof zurück und die Magierin reitet durch die Gassen des Seeviertels heim. Ihre Verabschiedung ist freundlich und Aurian verspricht nochmal, sich zu melden, sollte sie es sich mit Dikta und einem Fohlen anders überlegen. Es ist schon dunkel, als sie endlich heimkommt und Avila hat sich bereits Sorgen gemacht, was sie auch unumwunden zeigt. Dass ihre Herrin so allein herumzieht, Gardistin und Magierin hin oder her, ist ihr so und so nicht recht, in ihren Augen ist das alles viel zu gefährlich. Aurian nimmt den tadelnden Blick mit einem verstohlenen Lächeln zur Kenntnis, gelobt aber Besserung und vor allem verspricht sie – sie weiß nicht mehr zum wievielten Male schon – auf sich aufzupassen. Dann trollt sie sich, ein mittlerweile schlafendes Irrlicht auf dem Arm, hinauf in ihre Gemächer. Zu ihrer großen Freude hat ihre oberste Magd neben der Standpauke auch an alles andere gedacht und ihr vorsorglich bereits warme Ziegelsteine ins Bett gelegt und eine Kanne heißen Tee auf den Nachtisch gestellt. Womit habe ich so eine Perle nur verdient? denkt die Halbelbe bei sich, als sie sich in die Decken kuschelt. Apfelgribs schnarcht bereits leise neben ihr auf dem Polster.

Die nächsten Tage bringen weiteren Schnee und da Aurian Dienst hat, macht sich das Irrlicht immer wieder auf den Weg zu seinen neuen Freunden nach Glyn-y-Defaid. Vor allem mit Úna ist es ein Herz und eine Seele. Die Magierin ist besorgt, es könnte den Bewohnern des Gutes zur Last fallen doch Cináed wehrt lachend ab. Es sei schon in Ordnung, meint der Hochelb, als die beiden sich eines Tages in der Harfe treffen. Mittlerweile sind sie zum „Du“ gewechselt, wie selbstverständlich und der Gutsbesitzer wird immer mehr zu einem Vertrauten und Bruderersatz, wie eine Familie die Aurian in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hatte. Und so ist das Irrlicht immer öfter mit den Kindern von Glyn-y-Defaid unterwegs.
„Hatschieeeeetschitschiiiiii!!!“Eines Morgens wird die Halbelbe von einem lauten Niesen und Geschniefe an ihrem Ohr geweckt. Apfelgribs war erst spät heimgekommen und bibernd ins Bett gekrochen. Jetzt liegt es zittern, mit rotem Näschen und rinnenden Augen da und sieht doch recht elend aus. „Was ist denn los?“ will Aurian von ihm wissen. >Kalt! < bekommt sie zur Antwort. >Und Kopf tut weh und Hals auch aua und überhaupt…alles dreht sich! Und ich hab doch nicht mal Metzeugs getrunken was komisch im Kopf macht…!< Ein Griff an die Stirn des kleinen Wesens zeigt ihr, dass Apfelgribs Fieber hat. „Was habt ihr denn gemacht gestern? Wieso bist du überhaupt so spät erst heim gekommen?“ Doch mehr als Schniefen ist von dem kleinen Wesen nicht herauszubekommen.

Als die Halbelbe allerdings in Küche geht, um für die Patientin warme Honigmilch zu holen, trifft sie auf eine zeternde Avila, die unzählige nasse Flecken in der großen Halle beseitigt. Und als sie dann unter ihrem Bett noch die nassen Kleider des Irrlichts findet, fügt sich eines zum anderen. Mit mehr oder weniger sanftem Drängen erfährt sie dann die Wahrheit: Ùna und Gwyn waren gemeinsam mit Apfelgribs noch einmal zum Weiher gegangen, um Eis zu laufen und das, obwohl es in den letzten Tagen doch wärmer geworden war. So war das Eis dann doch schon etwas dünn und es kam, wie es kommen musste: Sie waren eingebrochen. Während die Kinder allerdings nur bis zur Hüfte im Wasser standen, hatte das Irrlicht ein Vollbad genommen. Die Sachen waren in der kurzen Zeit, immerhin war es schon später Nachmittag, nicht trocken zu bekommen und am Heimweg hatte es dann stark abgekühlt. Das Ergebnis: Apfelgribs hat einen dicken Schnupfen und Fieber! Die nächsten Tage muss es das Bett hüten, bekommt Kräutertee und Wadenwickel und ist eine recht unleidliche Patientin, die alles ganz dumm und ungerecht findet und überhaupt ist krank sein ekelig.
Als Aurian Cin davon erzählt, muss der Elb schallend lachen. Nun ist ihm auch klar, warum Ùna und Gwyn husten, auch wenn sie es nach Tunlichkeit zu verheimlichen versuchen. Doch auch das geht vorbei und langsam aber sicher hält er Frühling Einzug in Talyra.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 18. März 2010, 09:38 Uhr
~ Anfang Taumond ~

„So, das wäre erledigt!“ zufrieden schaut Aurian auf die, zugegeben etwas windschiefe, Zaunlatte der Hauskoppel, die sie soeben unter den neugierigen Blicken von Dikta und Mischu wieder angenagelt hat. Eigentlich kümmert sich ja Lyall um die handwerklichen Belange des Anwesens und die junge Frau ist bei sowas auch um einiges geschickter als die Magierin aber im Moment ist, wie jeden Frühling, so viel rund um das Haus zu erledigen, dass jede Hand gebraucht wird. Und die Halbelbe ist sich keineswegs zu schade dafür, selbst zuzupacken, auch wenn ihre Angestellten immer wieder meinen sie würden es schon alleine schaffen. Jetzt gerade war Lyall dabei im Innenhof das Dach des Hühnerstalls auszubessern, dem der Winter doch gehörig zugesetzt hat. So hat Aurian es übernommen, den Koppelzaun zu reparieren, bevor die vierbeinigen Bewohner auf die Idee kämen, Avilas Blumen und vor allem dem Gemüsegarten einen Besuch abzustatten. Auch wenn erst die ersten zarten Triebe zu sehen waren: Hufen und neugierig zupfenden Pferde- und Eselmäulern hielten sie sicher nicht stand. Gedankenverloren zupft Aurian mit den Zähnen an ihrem Daumen herum, um einen besonders hartnäckigen Span herauszuziehen. Ihr Blick wandert über die Fassade und das Dach des Haupthauses. Einige der Schindeln hängen bedenklich schief und sollten starke Frühlingsstürme kommen (was anzunehmen ist), dann würde der eine oder andere von ihnen im Hof landen, sofern sie nicht vorher wieder fixiert worden waren. Die Halbelbe seufzt. Sie hat mit Cináed vereinbart, dass Owyn, Liam oder Emris, je nachdem wer abkömmlich war, in den nächsten Tagen vorbei kommen würde um zu sehen, was zu machen war. Genauergesagt war es die Idee des Gutsbesitzers gewesen, als er bei seinem letzten kurzen Besuch den Zustand des Daches gesehen hatte. Aurian war sehr froh über dieses Angebot gewesen, gleichzeitig fühlt sie sich auch ein wenig schuldig, immer wieder auf die Hilfsangebote ihres Freundes zurückgreifen zu müssen. Eine weitere Hilfe im Anwesen wäre wunderbar nur hat sich zum einen noch niemand gemeldet, zum anderen: wovon sollte sie einen weiteren Angestellten entlohnen können? Einige Male hat sie auch versucht, sich mit Magie zu behelfen, doch sind da auch Grenzen gesetzt, darüber hinaus ist für sie die Anwendung von Zauberei im Alltag immer noch ungewohnt und irgendwie befremdlich. Sie war einfach nicht mit ihrer Gabe aufgewachsen sondern von ihr mehr oder weniger im Alter von 18 überrumpelt und erst als Erwachsene ausgebildet worden. Nach wie vor funktioniert ihre Magie mehr instinktiv (und das vor allem in Gefahrenmomenten) und ein bewusster Einsatz kostet sie zum Teil viel Energie und Konzentration.

Das Geräusch von Hufen und Diktas blubberndes Wiehern lenken Aurians Aufmerksamkeit auf den Hof. „Wir haben Besuch, seht mal!“ Die Halbelbe greift nach Hammer und Nagelkistchen und geht den Ankömmlingen entgegen. Wie sie da, mit alter brauner Leinenhose, verwaschenem Hemd und alten, etwas ausgelatschten Stiefeln auf die Gruppe zukommt, sieht sie alles andere aus als wie eine talyrische Adelige. Auf der Stirn prangt ein kleiner schwarzer Schmutzfleck und einige Strähnen haben sich aus dem Zopf gelöst, zu dem sie ihre schwarze Mähne im Nacken zusammengebunden hat. „Hallo Cin! Wie geht’s, was verschafft mir und meiner bescheidenen Hütte die Ehre?“ Erst im Näherkommen wird sie des fremden Jungen auf Aeds Rücken gewahr, im ersten Moment hat sie ihn für Gwyn gehalten.  „Wen haben wir denn da?“ freundlich sieht sie ihn an. Müde Augen aus einem kalkweißen Gesicht begegnen ihrem Blick und sofort spürt sie ein gewisses magisches Knistern. Die Halbelbe lässt sich aber nichts anmerken sondern wendet sich wieder an den Elben. „Kommt rein ihr zwei…ähh Entschuldigung drei…“ soeben hat sie die Fee entdeckt. „Avila hat Eintopf gemacht, es ist gleich Mittag und wie ich sie kenne, kann man damit die halbe Stadtgarde verköstigen! Aed kann einstweilen auf die Koppel, ich hab den Zaun gerade repariert!“ Bei der Erinnerung daran verzeiht sie leicht das Gesicht. Der Span in ihrem Finger beginnt mittlerweile zu unangenehm klopfen, nur sitzt er ziemlich tief, sodass er nicht leicht zu entfernen sein wird.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 18. März 2010, 12:00 Uhr
« Die Straßen der Stadt
Anfang Taumond

Die Hausherrin höchst persönlich bemerkt die Anwesenheit der drei unerwarteten Gäste noch bevor diese die Eingangstür des de-Winter-Hauses erreichen und anklopfen können. Mit Hammer und Nagelkistchen in den Händen und bekleidet mit brauner Linnenhose, verwaschenem Hemd und ausgetretenen Stiefeln kommt sie ihnen von der Hauskoppel her entgegen. Offensichtlich ist sie mit irgendwelchen Ausbesserungsarbeiten am Zaun beschäftigt gewesen, denn ein auffälliger Schmutzfleck prangt mitten auf ihrer Stirn und einige wirre Haarsträhnen haben sich aus ihrem Zopf gelöst. Cináed schmunzelt. Das ist Aurian wie er sie mittlerweile nur zu gut kennt – keine überhebliche Stadtadelige, sondern eine tatkräftige junge Frau, die auf ihrem Anwesen überall mit anpackt wo sie es nur vermag. »Hallo Cin«, begrüßt die Halbelbe ihn erfreut. »Wie geht's, was verschafft mir und meiner bescheidenen Hütte die Ehre?« Der Shida'ya lacht. „Hallo Aurian“, erwidert er ihre Begrüßung fröhlich. „Der Zufall treibt mich her...“ Und noch bevor er dazu kommt näheres zu erklären, hat die Hausherrin seine beiden unbekannten Begleiter auch schon entdeckt. »Wen haben wir denn da?«, verkündet sie freundlich, als sie zunächst Uio und dann auch Zoe bemerkt. Und ohne lange zu zögern, hat sie die beiden auch schon in ihr Haus eingeladen. »Avila hat Eintopf gemacht, es ist gleich Mittag und wie ich sie kenne, kann man damit die halbe Stadtgarde verköstigen! Áed kann einstweilen auf die Koppel, ich hab den Zaun gerade repariert!«
Cináed lächelt amüsiert, denn er hat sich in der zierlichen Halbelbe kein bisschen getäuscht. „Das sind Uio“, er deutet mit dem Kopf knapp in die Richtung des schmächtigen Jungen, der seine Augen kaum noch offen zu halten vermag, „und seine Freundin Zoe.“ Während der Elb weiter spricht, macht er Áed los, um sie rasch zur Hauskoppel hinüber führen zu können, bevor er Aurian, Uio und Zoe ins Haus folgt. „Die beiden haben gerade einen gehörigen Schreck hinter sich“, meint er. „Ich denke, Uio, reicht fürs Erste ein Platz, an dem er sich eine Weile ausruhen kann. Der Eintopf läuft ihm ja gewiss nicht weg... was mich angeht, ich hätte nichts gegen einen Teller von Avilas Eintopf einzuwenden.“ Sein Blick wandert zu Zoe. „Was ist mit dir, kleine Dame?“ ...so oder so ähnlich geht die Unterhaltung noch eine kleine Weile weiter, bevor der Elb Áed schließlich auf die Hauskoppel schafft (wo sie von einer begeisterten Dikta freudig in Empfang genommen wird) und man sich ins Haus und auf den Weg zur Küche macht. Auf halbem Wege kommt ihnen auch noch Apfelgriebs entgegen geschwirrt und nimmt sich sogleich der kleinen Fee an, die vermutlich gar nicht so  recht weiß, was um sie herum geschieht, so schnell geht alles und so viele neue Eindrücke prasseln auf sie ein.

Cináed überlässt es Aurian sich um Uio zu kümmern und verschwindet derweil hinter Zoe und Apfelgriebs in der Küche, wo ihn der verlockende Duft von frischem Eintopf empfängt. Die Magd steht am Herd und begrüßt die unerwarteten Gäste höflich. Der Hochelb nickt und lässt sich erschöpft auf den nächstbesten freien Stuhl fallen. Was für ein verrückter Morgen, sagt er sich zum hundertsten Mal an diesem Tag. Hoffentlich kommen Owyn und Emrys auch ohne mich zurecht, denkt er ein wenig schuldbewusst, denn eigentlich ist im Augenblick keine gute Zeit dafür, dass er seinem Hof und den dort auf ihn wartenden Aufgaben so lange fern bleibt. Cináed seufzt und trinkt dankbar etwas von dem Wasser, das jemand, wahrscheinlich Avila, vollkommen unbemerkt neben ihm auf dem Tisch abgestellt hat.
Während er mit Zoe und Apfelgriebs auf Aurians Rückkkehr wartet, driften seine Gedanken ganz allmählich ab und er lässt die Ereignisse in der schmalen Gasse noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren. Von einem Augenblick auf den anderen fühlt der Elb sich urplötzlich vollkommen ausgelaugt und die Selbstsicherheit, die er bisher irgendwie aufrecht gehalten hat, fällt mit einem Mal wie ein Mantel von ihm ab. Seine Hände beginnen so heftig zu zittern, dass er seinen Becher abstellen muss und kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn. Verlegen wischt er sie mit dem Ärmel fort, als er Zoes fragenden Blick bemerkt. Erst jetzt wird dem Herrn von Glyn-y-Defaid bewusst, dass er seinen Mantel noch gar nicht abgelegt hat und holt das Versäumnis eilends nach. Allmählich lässt das beklemmende Gefühl der Angst, welches ihn ganz plötzlich überkommen hat, wieder nach. „So viel Aufregung an einem Tag, hm?“, murmelt er und sieht die Fee und das Irrlicht erschöpft an. Apfelgriebs rückt interessiert näher. Bisher hat sich das kleine Geschöpf sehr zurückgehalten, doch man sieht ihm deutlich an der Nasenspitze an, dass es schier vor Neugierde zu platzen droht...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 19. März 2010, 18:13 Uhr
--> Straßen der Stadt

Zoe weiß gar nicht wie ihr geschieht. Ihrem Retter Uio geht es gar nicht gut. Er ist ganz bleich um die Nase und sieht so aus als würde er gleich mitten auf der matschigen Straße zwischen den beiden Großen zusammenbrechen. Sicherheitshalber nimmt die kleine Fee, die jetzt ja gar nicht mehr so klein ist, seine Hand und drückt sie ganz fest. Wenn einer der beiden Großen Uio noch mal wehtun möchte, dann muss er erst einmal an Zoe vorbei. Jetzt ist es an ihr, auf ihren Retter aufzupassen und die verantwortungsvolle Aufgabe nimmt das Mädchen ernst!
Was der Schwarzhaarige und der Bärtige da mit einander reden versteht sie nicht. Zu aufgeregt ist die kleine Fee. Aber eins weiß sie genau, vor dem bösen Großen, der den Uio so brutal geschlagen hat, vor dem hat sie ganz doll Angst. Die Augen des Mannes funkeln so seltsam, fast so wie bei dem bösen Großen mit den Tätowierungen im Gesicht, der sie so schlimm behandelt hat. Der andere, der sieht netter aus. Der lächelt sie und Uio ab und zu aufmunternd und eigentlich ganz freundlich an. So findet es das Feenmädchen am Ende gar nicht so schlimm, dass Uio und sie mit dem Großen, der sich als Cináed vorstellt, mitgehen. Hauptsache sie ist bei ihrem Freund und kann ihn beschützen. Sollte dieser Cináed Uio ebenfalls schlagen wollen, dann wird sich die Fee auf ihn stürzten und… naja, darüber was sie dann genau tut, kann sie sich auch noch Gedanken machen, wenn es so weit ist.

Gemeinsam ereicht die kleine Gruppe ihr Ziel, ein großes Haus mit viel Grün drum herum, was dem Feenmädchen gut gefällt. Sie liebt die Natur, die Bäume, die Pflanzen, die Tiere und ganz besonders liebt sie Vögel, von denen es hier reichlich gibt. Eine kleine Gruppe Rotkelchen, Blaumeisen und andere Singvögel haben sich auf einer riesigen Eiche gleich neben dem Haus niedergelassen und stimmen zu einem fröhlichen Lied an. Zoe kann sich ein glückliches Grinsen nicht verkneifen. Wenn es an einem Ort so viele Vogelfreunde gibt, dann kann er eigentlich nur gut sein. In der dunklen Steinhöhle bei dem bösen Großen, da gab es nichts... außer Spinnen und ein armes hungriges Mäuschen.
Während sich der Große namens Cináed mit einer anderen Großen redet, geht Zoe auf die unglaublich große Eiche zu. Natürlich ohne den Uio, der neben Cináed steht, aus dem Auge zu lassen. Sie hat nicht vergessen, dass sie ihren Freund beschützen muss. Ihre großen blau schillernden Schmetterlingsflügel bewegen sich lautlos auf ihrem Rücken hin und her. Kaum hat das Mädchen ihre Hand nach oben ausgestreckt, flattern auch schon die ersten Vögel zu ihr hinunter und lassen auch auf Kopf, Schultern und Arme nieder. Zoe kichert leise, als sie von allen Seiten angezwitschert wird. Mit all den Vögeln auf Kopf und Körper steigt sofort ihre Laune und vor Glück nur so strahlend kehrt sie zu Cináed, Uio und der anderen Großen, die Aurian heißt, zurück. Kurz nachdem sie zu dritt, nein, eigentlich sind sie ja nun viel mehr, jetzt wo Zoe auch die ganzen lieben Vogelfreunde mit sich schleppt, das Haus betreten haben, nimmt Aurian den Uio mit, damit er sich ein bisschen ausruhen kann.
Zoe schaut unglücklich drein und weiß im ersten Augeblick nicht, ob sie den Uio wirklich mit der braunhaarigen Großen mitgehen lassen soll. Zwar sieht auch sie viel netter aus als der fiese Schläger von vorhin, aber bei den Großen weiß man schließlich nie. Doch der Cináed überzeugt sie davon, das Uio nichts passieren kann und so lässt sich die kleine Fee überreden, ihn in die Küche zu begleiten. Zum Abschied gibt sie Uio einen schnellen Kuss auf die Wange. Wenn sie schon mal so groß ist wie er, muss sie das auch ausnutzen! Außerdem bittet sie einen Spatzen auf ihrer Schulter, ihren Freund zu begleiten. Falls jemand ihm wehtun will, wird er zu ihr fliegen und dann kann sie ihm gleich zu Hilfe eilen. Denn auch kleine Feen können große Retter sein! So flattert der braune Spatz von ihrer Schulter und landet geschickt mitten auf Uios rotem Haarschopf. Zoe muss bei dem Anblick, des total müden Uios mit dem fröhlich vor sich her singenden Spatz auf dem Kopf breitlächeln. So ist es gut…jetzt kann sie mit Cináed mitgehen, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Doch schon auf dem Weg zur Küche wartet der nächste Schreck auf Zoe. Plötzlich kommt ein anderes fliegendes Wesen auf sie zu. Ungläubig reißt das Mädchen die Augen. Die Gestalt ist ähnlich klein wie sie, wenn sie ihre natürliche Größe hat, und schwirrt neugierig um sie herum.
Unsicher kaut das Feenmädchen auf ihrer Unterlippe herum. Was das wohl ist? Schließlich greift sie intuitiv nach der Hand des Großen und drückt sie. Sie kennt diesen Cináed zwar nicht, aber er macht doch eigentlich einen netten Eindruck und….ganz ehrlich das war heute wirklich alles ein bisschen viel Aufregung für Zoe.
So erreichen die beiden schließlich die Küche des Hauses und werden dort von neuen Großen mit Essen und Trinken empfangen. Das Feenmädchen sitzt still und aufrecht auf einem der Stühle. Ab und zu sieht sie zu Cináed auf, schaut aber, wenn sein freundlicher Blick auf sie fällt, sogleich wieder schüchtern weg.
Ein paar ihrer neuen Vogelfreunde haben sich neben ihr auf dem Tisch gemütlich gemacht und trippeln neugierig auf und ab. Das seltsame fliegende Wesen ist auch da…
„Hmmmmmmm……du…du schlägst den Uio nicht oder?“, fragt Zoe vorsichtig Cináed. „Weil…..nunja…ich würde das nämlich nicht zulassen.“ Die kleine, jetzt beachtlich große Fee, versucht ziemlich gefährlich und selbstbewusst auszusehen. „Der böse schwarzhaarige Große hat mich überrumpelt, aber jetzt...jetzt bin ich gewarnt und …ich hab meine Freunde hier…also….sei gewarnt!“
So, jetzt traut bestimmt keiner der Anwesenden mehr, gemein zu ihr und Uio zu sein. Hoffentlich…..
„Ich heiße übrigens Zsuzl’pztirrp Rirrizyptzszoefyrrd. Aber du kannst mich ruhig Zoe nennen oder kleiner Eisvogel. Das bedeutet mein Name nämlich in eurer Sprache“, sagt die kleine Fee, jetzt wieder mit einem unwiderstehlich niedlichen Lächeln im Gesicht. Ihr langer Feenname klingt wie eine Aneinanderreihung von Vogeltrillern und -zwitschern und ist für einen Menschen wahrlich nicht aussprechbar. „Und Uio ist mein bester Freund…und Retter! Und du? Wohnst du hier?  Hier…ist es ganz hübsch.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 22. März 2010, 11:39 Uhr
Als die kleine Gruppe, gefolgt von einer munteren Vogelschar, das Anwesen betritt muss Aurian dann doch innerlich schmunzeln: Irgendwie wird die Schar derer, die in dem einst so stattlichen Haus ein und ausgehen immer bunter. Denn dass der Junge, den sie gerade Richtung Treppe, die hinauf in den Gästeflügel führt, bugsiert mehr ist als nur ein einfacher Strassenlauser ist, das spürt die Magierin nur zu deutlich. Ihr Blick fällt auf das geflügelte Mädchen, zweifelsohne eine Fee, das unschlüssig in der Halle steht und sich nicht recht entscheiden kann, ob es ihr folgen oder doch lieber hinter Cin nach in die Küche gehen soll.  Vor allem weil gerade ein reichlich neugieriges Irrlicht herunter geflattert kommt. Seit die Sonne an Kraft gewinnt, zieht es das Wesen vor, die Tage vermehrt im Haus zu verbringen. Diese heiße gelbe Scheibe, die auf der Haut brennt mag das Irrlicht gar nicht! In seinen Augen handelt es sich um ein Spaß verderbendes etwas, heißt es doch, dass es seine Besuche bei seinen Freunden auf Glyn-y-Defaid deutlich verringern muss. Aurian hat ihm zwar versprochen, sich um einen Schutzzauber umzusehen, so einfach war das aber nun doch nicht. „Apfelgribs!“  ruft die Halbelbe ihrer magischen Mitbewohnerin zu. „Kümmer dich doch bitte mal um unsere Gäste, Cin und… ich weiß nicht mal ihren Namen! Aber benimm dich und quetsch sie nicht gleich aus wie Zitronen mit deiner Fragerei!“ Geschäftig nickt das Irrlicht. >Aber was‘n das für eine Große? Die hat ja Flatterflügel….fast wie ich!< Apfelgribs versucht, seine eigenen Flügel zu betrachten indem es sich umdreht, ein Unterfangen das im Fliegen nur schwer zu realisieren ist und es in der Folge stark ins Trudeln bringt. Aurian grinst. „Ich vermute sie ist eine Fee, die im Augenblick menschliche Größe angenommen hat!“ Das Irrlicht bekommt große Augen. >Die können das? < staunt es. >Und wie groß is es im nicht Großengröße Zustand?< „In etwa so wie du!“ Die Aussage reicht, um die Fee endgültig ganz nach oben auf Apfelgribs Interessenliste zu setzen und schon flattert es zu auf die Besucher zu, winkt Cin kurz zu und baut sich dann in der Luft auf. Zuvor muss es aber noch einem Spatz ausweichen, der zu Aurian und dem Jungen fliegt und sich in dessen Rotschopf niederlässt. >Hallo, ich bin Apfelgribs! < Das geflügelte Mädchen scheint sich aber zu fürchten und schnappt sich Cins Hand. Das Irrlicht runzelt die kleine Stirn. Hatte es etwa Angst…vor ihr? So sagt es erst mal nichts und folgt den beiden in die Küche.

Aurian schüttelt leicht den Kopf und widmet sich dann wieder dem Jungen. „Komm mit, ich bring dich erst mal in eines der Gästezimmer! Dort kannst du schlafen!“ Behutsam bugsiert sie ihn die Stufen hinauf. >Zoe…wo…müde…Zoe? < nuschelt ihr kleiner Gast. Die Halbelbe versteht zwar nicht recht viel, trotz Elbengehör, kann sich aber zusammenreimen, dass er nach seiner geflügelten Begleiterin fragt. „Keine Sorge, sie ist auch hier. Sie geht erst mal in die Küche sich stärken und wenn du ausgeschlafen hast, kannst du das gleiche tun, es ist genug da!“ Mittlerweile haben sie das obere Ende der Treppe erreicht und Aurian stupst gleich die Tür zum ersten Gästezimmer auf. Wieder einmal sendet sie ein kurzes Dankgebet an die Götter, dass sie ihr Avila ins Haus geschickt haben. Eine der ersten Taten ihrer obersten Magd (die Magierin bezeichnet sie lieber als ihre Hausperle) war es gewesen, die Gästezimmer so herzurichten, dass sie jederzeit bezogen werden können. >Wer weiß, wer und was kommt! < Sie selbst hätte wohl nie daran gedacht. Nun kann sie den Jungen in ein frisches, weißbezogenes Bett verfrachten. Seine Stiefel zieht sie ihm von den Füssen, ebenso entledigt sie ihn von Mantel, Hemd und Hose – mehr oder weniger ohne seine Hilfe, er kann kaum mehr die Augen offen halten. Aus einer Kiste fischt sie ein Nachthemd (auch von Avila in jedem der vier Gästezimmer bereit gelegt). Es ist ihm zwar mindestens drei Nummer zu groß aber besser als nichts. „So mein kleiner Piepmatz, du musst dir aber nun auch einen anderen Platz suchen!“ meint sie zu dem Spatz. Der Vogel legt den Kopf schief, als würde er jedes Wort verstehen und flattert dann auf den Bettpfosten wo er sich niederlässt. Aurian schüttelt lächelnd den Kopf. Ich weiß nicht…naja vielleicht weiß Cin mehr, erst mal muss der hier schlafen! Darum muss sie sich aber keine Sorgen machen, denn kaum hat der Kopf des Jungen das Kissen berührt, ist er auch schon eingeschlafen. Die Halbelbe deckt ihn behutsam zu und verlässt leise das Zimmer. Die Kleider hat sie über einen Stuhl gehängt, zwar müssten sie dringend gewaschen werden, doch dazu muss sie erst Ersatz finden.

Als sie die Küche betritt, sitzen der Elb, das geflügelte Mädchen und Apfelgribs am Küchentisch und ihre Hausperle hat auch bereits Eintopf auf den Tisch gestellt und Brot dazu gelegt. Die Vögel haben sich auf sämtlichen Regalen niedergelassen und Avila wirf ihrer Herrin einen Blick zu der irgendwo zwischen Verzweiflung und Amüsiertheit schwankt. Aurian zuckt nur die Schultern, um ihr zu zeigen, dass sie auch keine Ahnung hat, was eigentlich los ist.> Ich heiße übrigens Zsuzl’pztirrp Rirrizyptzszoefyrrd. Aber du kannst mich ruhig Zoe nennen oder kleiner Eisvogel. Das bedeutet mein Name nämlich in eurer Sprache. Und Uio ist mein bester Freund…und Retter! Und du? Wohnst du hier?  Hier…ist es ganz hübsch. < bei diesen Worten muss die Hausherrin lächeln. Bevor sie sich zu den anderen setzt wäscht sie sich noch rasch in einer Schüssel die Hände (der Span muss wirklich bald raus, mittlerweile brennt das Biest wie Hölle und Aurian zieht leicht die Luft ein vor Schmerz). Auch der schwarze Fleck auf der Stirn verschwindet, nachdem ihre Magd sie dezent darauf hingewiesen hat. Als sie sich zu den anderen setzt, fällt ihr Blick auf ihren Freund. Cináed ist bleich wie die Wand und seine Hände zittern, sodass er kaum den Becher mit Wasser zum Mund führen kann ohne etwas zu verschütten. Beruhigend legt sie ihm die Hand auf den Unterarm. Deutlich spürt sie seine Unruhe und zum wiederholten Male verflucht sie, dass sie nicht zu senden vermag – jedenfalls nicht bewusst. Ihren fragend, besorgten Blick scheint er allerdings zu spüren, denn der Gutsherr sieht sie mit einem Ausdruck an, den sie noch nie in seinen Augen gesehen hat.

Da die Großen anscheinend nicht recht antworten wollen (oder können, was weiß man bei denen schon?), übernimmt es Apfelgribs, dem die Ungewissheit nun  doch zu lange dauert, die Anwesenden vorzustellen. >Also das ist Aurian, meine Freundin. Ihr gehört das alles hier. Der Große da ist Cináeaed…oder so irgendwie…Cin halt! Der wohnt draußen hinterm Wald in einem großen Haus, da wohnen auch meine Freunde Úna und Gwyn. Die da…< dabei zeigt das Irrlicht auf Avila, >…ist unsere Kümmerfrau, die sorgt nämlich für uns alle und vor allem macht die ganz tolle Honigkekse! Heißen tut sie Avi…irgendwas ich sag immer Avi! < Treuherzig schielt es in Richtung Herd, wo die oberste Magd des Anwesens gespielt empört zu dem frechen Irrlicht schaut. >Und hier tut keiner dir oder dem Uiogroßen weh! Weil die Aurian, die ist eine ganz liebe jawohl, weil die hat mich mal aus einem Käfig geholt, von so ‚nem ganz gemeinen Nekroirgendwas mit vielen grauslichen Haustieren, die mich immer fressen wollten!<  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 23. März 2010, 12:52 Uhr
Zoe, das Feenmädchen, sitzt schweigend auf einem der Stühle neben Cináed, während ihre gefiederten Freunde – insgesamt sechs Spatzen – munter auf der Tischplatte herumstolzieren und ein paar Brotkrumen aufpicken. Die Kleine wirkt etwas verunsichert,schließlich ist alles fremd und ungewohnt für sie. Immerhin, sie wirft Apfelgriebs immer wieder neugierige Blicke zu. Denn 'Großen gegenüber taut die Fee jedoch nur zögerlich auf. »Hmmmmmmm... du... du schlägst den Uio nicht oder?«, erkundigt sie sich schließlich vorsichtig bei dem Elben und sieht ihn fragend an. »Weil... nun ja... ich würde das nämlich nicht zulassen. Der böse schwarzhaarige Große hat mich überrumpelt, aber jetzt... jetzt bin ich gewarnt und... ich hab meine Freunde hier... also... sei gewarnt!« Mit ernsten großen Augen sieht das Feenkind Cináed entgegen. Der lächelt und nickt. „Mein Ehrenwort“, erklärt er freundlich. „Uio, dir und deinen Freunden wird hier kein Leid geschehen.“ Das scheint die Fee ein wenig zu beruhigen. »Ich heiße übrigens Zsuzl’pztirrp Rirrizyptzszoefyrrd. Aber du kannst mich ruhig Zoe nennen oder kleiner Eisvogel. Das bedeutet mein Name nämlich in eurer Sprache«, stellt sie sich dieses Mal richtig vor, nachdem sie vorhin auf der Straße auf Cináeds Frage hin nur mit einem verlegenen, kaum verständlich „Zoe“ reagiert hat. Der Elb lächelt. „Erfreut dich kennen zu lernen, Zoe Eisvogel.“ Die Fee erwidert sein Lächeln schüchtern. »Und Uio ist mein bester Freund... und Retter!«, verkündet sie. Sie schaut sich um.  »Und du? Wohnst du hier? Hier... ist es ganz hübsch«, meint sie mit Blick zu Fenster und hinaus in den Garten.

Bevor Cináed jedoch dazu kommt Zoes Frage zu beantworten, tritt Aurian hinzu und bleibt neben dem Elben am Tisch stehen. Seine schlechte Verfassung ist ihr nicht entgangen und so legt sie ihm beruhigend eine Hand auf den Arm, während ihr fragender Blick den seinen sucht. Es gibt einiges zu bereden, sendet Cináed ihr. Aber nicht hier, nicht vor Zoe. Später. Das kaum merkliche Kopfnicken der Halbelbe verrät ihm, dass sie ihn verstanden hat. Dass Aurian bisher noch nicht gelernt hat bewusst bzw. gezielt zu senden, ist längst kein Geheimnis mehr für den Herrn von Glyn-y-Defaid. Der Hochelb wendet seinen Blick ab und sieht wieder zu Zoe, ihren gefiederten Freunden und Apfelgriebs hinüber.
Nun da seine Herrin da ist, kann das freche Irrlicht einfach nicht länger an sich halten und plappert wie wild drauf los: »Also das ist Aurian, meine Freundin. Ihr gehört das alles hier«, stellt sie die Hausherrin vor und fügt unnötigerweise hinzu: »Der Große da ist Cináeaed... oder so irgendwie... Cin halt!« Apfelgriebs holt nur einmal kurz Luft, dann redet sie auch schon weiter und beantwortet Zoes Frage munter anstelle des Shida'ya. »Der wohnt draußen hinterm Wald in einem großen Haus, da wohnen auch meine Freunde Úna und Gwyn.« Der Herr von Glyn-y-Defaid unterdrückt ein amüsiertes Schmunzeln, als er Zoes immer verwirrter dreinschauendes Gesicht bemerkt. Dass sie mit Apfelgriebs Ausführungen kaum etwas anfangen kann, verwundert nicht weiter. Das Irrlicht ist allerdings gerade so in Fahrt, dass es davon nichts mitbekommt und einfach fröhlich weiter schnattert. »Das da ist unsere Kümmerfrau, die sorgt nämlich für uns alle und vor allem macht die ganz tolle Honigkekse! Heißen tut sie Avi... irgendwas ich sag immer Avi! Und hier tut keiner dir oder dem Uiogroßen weh! Weil die Aurian, die ist eine ganz Liebe jawohl, weil die hat mich mal aus einem Käfig geholt, von so 'nem ganz gemeinen Nekroirgendwas mit vielen grauslichen Haustieren, die mich immer fressen wollten!« Spätestens an dieser Stelle hat Zoe vermutlich völlig den Faden verloren und schaut nur noch verständnislos von einem zum anderen. Nachdem der Mund des Irrlichts endlich wieder stillsteht, erklärt Cináed daher:

„Was Apfelgriebs sagen will ist... Aurian de Winter ist die Herrin dieses Anwesens. Avila ist die Oberste Magd hier im Haus. Und ich selbst lebe auf einem Hof außerhalb der Stadtmauern.“ Der Hochelb lacht erheitert, als er den immer mürrischer werdenden Ausdruck auf dem Gesicht des Irrlichts bemerkt, dem es gar nicht passt, dass Cináed seine Worte offenbar 'übersetzen' muss. „Apfelgriebs kommt mich von Zeit zu Zeit dort draußen besuchen... nun ja, eigentlich besucht sie Úna und Gwyn, die beiden leben ebenfalls auf meinem Hof. Gwyn ist vermutlich ebenso alt wie Uio, seine Schwester Úna ist etwas jünger.“ Der Elb schenkt dem schmollenden Irrlicht einen aufmunternden Blick. „Apfelgriebs hat selbst schon einige unerfreuliche Erfahrungen mit uns Großen gemacht, bevor sie hierher kam. Ich kenne nur einen Teil der Geschichte, aber ich bin mir sicher sie erzählt dir alles ganz genau, wenn du sie fragst.“ Schlagartig kehrt das erloschene Strahlen auf das Gesicht das Irrlichts zurück und Cináed zwinkert Zoe verschwörerisch zu, bevor er sich wieder dem kleinen 'Unruhegeist' des de-Winter-Anwesens zuwendet. „Wie wäre es, wenn du Zoe ein wenig herumführst, Apfelgriebs“, schlägt er vor, „während ich kurz mit Aurian spreche?“ Das Irrlicht wirft der Hausherrin einen fragenden Blick zu und nickt dann begeistert, als diese ihre Zustimmung gibt. »Aber achtet darauf, dass ihr Uio nicht weckt«, ermahnt die Halbelbe ihre kleine Freundin, als das Irrlicht begeistert von der Tischplatte abhebt.

Cináed steht ebenfalls auf. „Lass uns einen Moment hinausgehen“, meint er an Aurian gewandt. „Dort können wir ungestört reden.“ Die beiden nicken Avila zu und versichern, dass sie rechtzeitig zurück sein werden, sobald der Eintopf heiß genug und somit servierbereit ist. Anschließend ziehen sie ihre Mäntel an. Gemeinsam verlassen die junge Lady de Winter und der Herr von Glyn-y-Defaid das Haus und suchen den Garten des Anwesens auf. Schweigend folgen die beiden dem schmalen Weg aus weißen Kieselsteinen, der um das gesamte Haus herumführt, bis sie sich dem Strand des Ildroels nähern und am Rand der steil abfallenden Böschung, unweit des versteckten Pavillons, stehen bleiben. Ein paar Krokusse strecken hier behutsam ihre kleinen Kopf aus dem noch kalten Erdreich und zahlreiche Schneeglöckchen blühen ringsumher, doch darauf achten der Shida'ya und die Halbelbe im Augenblick nicht weiter. Stattdessen blicken sie auf den Ildorel hinaus und Aurian wartet geduldig bis Cináed endlich die richtigen Worte gefunden hat und zu sprechen beginnt.

Der Shida'ya erzählt nicht mehr als nötig... hält sich nicht an unnötigen Details auf. In schlichten Worten fasst er zusammen, was Aurian wissen muss und wartet anschließend ihre Reaktion ab. Was sie ihm sagt, ist einerseits überraschend... und andererseits auch nicht. Die Halbelbe hat tatsächlich schon so manches geahnt und vermutet... und verhält sich auch in dieser Situation wie eine wahre Freundin.
Erleichtert blickt Cináed auf den See hinaus, bevor er schließlich die morgendlichen Ereignisse in der Gasse zu schildern beginnt und Aurian von Uios Fähigkeiten berichtet. „Er besitzt zweifellos eine Begabung für Feuermagie“, schließt er seine Ausführungen. „Aber er hat seine Kräfte nicht unter Kontrolle, denke ich. Ich glaube nicht, dass er das Feuer bewusst heraufbeschworen hat, um sich zu verteidigen oder den Hexer damit gezielt am Arm zu verbrennen... Du hast selbst gesehen wie müde er ist, ausgelaugt. Jemand sollte sich um ihn kümmern und ihm zeigen wie er seine Kräfte kontrollieren kann, bevor noch etwas Schlimmeres geschieht.“ Cináed blickt gedankenverloren in die Ferne. „Er scheint ein netter, kleiner Bursche zu sein, vielleicht etwas zu unbedarft für sein Alter. Es wäre schade, wenn ihn sein Feuer verzehren täte.“ Sowohl Aurian als auch dem Hochelben ist klar, welches Schicksal Kindern droht, deren Talent unentdeckt bleibt und die daher nie in den magischen Künsten ausgebildet werden: Jene mit sehr geringem Potential haben es noch relativ gut getroffen, doch jene, die ebenso viel Mana besitzen wie jeder andere Magier auch, werden vollkommen allein und schutzlos mit Kräften konfrontiert, die ihre Fähigkeiten zwangsläufig übersteigen. Und diejenigen unter ihnen, die die ersten zwei Jahre nach dem Erwachen ihrer Kräfte überleben, mögen sich glücklich schätzen oder auch nicht. Denn nicht selten kommt es zu Katastrophen, die die jungen Hexer sehr nachhaltig prägen oder sie gar in den Wahnsinn treiben, wenn sie mit ihrer unkontrollierten Kraft andere verwunden und töten, sich selbst verletzen... oder gar vernichten.

Cináed sieht Aurian an. „Deshalb habe ich den Jungen hergebracht“, sagt er schließlich langsam. „Sprich mit ihm. Schick ihn zu einem geeigneten Lehrmeister oder auf eine Akademie, wenn er will. Und wenn nicht, dann bring ihm wenigstens bei wie er seine Kräfte beherrschen kann, damit er für sich und andere keine Gefahr darstellt.“ Der Hochelb blickt erneut auf den Ildorel hinaus. Nathanaels Worte fallen ihm wieder ein. »Glaube ihnen nicht, dass es außerhalb ihrer Regeln und ihres Systems keine lebenswerte Zukunft für dich gibt. Dass du nur, wenn du so wirst wie sie, es schaffen kannst mit deiner Kraft um zugehen. Das ist eine Lüge! Es gibt immer eine Wahl und es gibt die Freiheit, zu entscheiden, was und wie man sein will!« Der Herr von Glyn-y-Defaid lächelt nachdenklich. „Und hilf Uio dabei seine eigenen Entscheidungen zu treffen.“ Langsam wendet sich Cináed wieder Aurian zu. „Ich weiß nicht, ob du noch jemandem davon erzählen musst, was ich dir gerade anvertraut habe... deinem Lehrmeister oder anderen... aber ich bitte dich, ganz gleich was du tust, lass nicht zu, dass jemand dem Jungen etwas aufzwingt, was er nicht will! Nicht wenn es nicht absolut notwendig ist...“ Der Blick des Hochelben wandert den Weg zurück zum Haus. Plötzlich lacht er. „So, jetzt sollten wir uns aber besser auf den Rückweg machen, bevor Avilas Eintopf kalt wird.“ Der Herr von Glyn-y-Defaid reicht seiner Begleiterin galant den Arm, um sie zum Haus zurückzuführen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 24. März 2010, 09:17 Uhr
Aurians Blick wandert über den Ildoriel, während sie Cin zuhört. So etwas Ähnliches hat sie schon vermutet. Zu deutlich spürt sie die Unsicherheit und Besorgnis des Hochelben. Auch wenn sie nicht bewusst zu senden vermag, Empfindungen und Gedanken auffangen kann sie, vor allem wenn der andere nicht versucht, irgendetwas zu verbergen. In der danach entstehenden Pause wird ihr der Gesang der Vögel zum ersten Mal in diesem Jahr voll bewusst. Der Frühling klopft an die Türen der Stadt. Die junge Halbelbe sieht ihren Freund an. Mit einem Mal hat sie das Gefühl, sie sei die Ältere, so verunsichert wirkt der Gutsherr. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher! Egal was kommt, die Tür zum Anwesen ist ebenso immer offen wie meine Ohren! Wofür hat man denn Freunde?“ Sie lächelt ihm aufmunternd zu. „Ich versteh dich nur zu gut, mir ist es nicht viel anders gegangen vor einigen Jahren noch…“ Dann beginnt sie ihrerseits zu erzählen und Cin wird, das sieht sie in seinen Augen, bewusst dass er das richtige getan hat, sich ihr anzuvertrauen. In Gewisser Weise ändeln sich ihrer beiden Erfahrungen in diesen Dingen und eine neue Art der Vertrautheit macht sich zwischen ihnen breit.

Dann kommt das Gespräch auf die Geschehnisse des Vormittags. Aufmerksam lauscht die Gardemagierin den Ausführungen und langsam kommt Licht in diese doch etwas verworrene Geschichte. >Ich weiß nicht, ob du noch jemandem davon erzählen musst, was ich dir gerade anvertraut habe... deinem Lehrmeister oder anderen... aber ich bitte dich, ganz gleich was du tust, lass nicht zu, dass jemand dem Jungen etwas aufzwingt, was er nicht will! Nicht wenn es nicht absolut notwendig ist...< Aurian nickt. In Gedanken geht sie alle Möglichkeiten durch: Ihr erster Lehrmeister, Malakei, er war Feuermagier gewesen und hatte auch erst vermutet, sie würde ebenfalls Talent in diese Richtung haben. Erst nach seinem Verschwinden und in den Wirren des Dämonenangriffs hatte sich enthüllt, was Maester Aberthol ihr dann bestätigte: Ihr Element war nicht das Feuer, es war die reine Energie, die alles umhüllende Kraft. Einmal war sie schon zu Studienzwecken in Sorbon am östlichen Ufer des Ildoriel gewesen, dort in der Akademie der Energie. Auch Aberthol, ihr jetziger Mentor, ist eigentlich Feuermagier. Soweit es in seiner Macht stand und steht hatte er ihr alles Mögliche beigebracht, vor allem was notwendig war, die Magie zu kontrollieren.  

„Keine Sorge, ich werde ihn zu nichts zwingen! Was das erzählen angeht…Maester Aberthol wäre zwar der Richtige, ist aber im Moment nicht in der Stadt, so gesehen kann ich es ihm nicht mal berichten, selbst wenn ich wollte. Auch Raben könnte ich keinen schicken, ich weiß nicht wo er ist und wann er zurückkommt. Und sonst…Uio hat nichts angestellt, also muss ich ihn auch nicht bei der Garde melden.“ Aurian zwinkert Cin zu. Sie bewegt sich da auf recht dünnem Eis aber was soll‘s? Auch ist ihr klar, dass es wohl nicht schlecht wäre mit dem Commander zu sprechen … andererseits: erst musste der Junge mal wieder zu Kräften kommen, dann würde sie weiter sehen. „Ich kann ihm nicht viel beibringen was Feuer angeht aber einige wesentliche Grundzüge sind wohl in allen Schulen gleich: die Sache mit der Meditation, das Spüren seiner Kräfte, das bewusste Fühlen und regulieren, die Konzentration! Ein paar Übungen kann ich ihm schon zeigen, auf alle Fälle so viel, wie er braucht um sich selbst besser zu schützen! Und wenn er wirklich die Ausbildung zum Magier einschlagen will, dann werde ich schon einen Weg finden Aberthol ausfindig zu machen. Oder ihm auf  seinen Weg nach Serathie zu helfen!“
Cináed scheint über ihre Antwort erleichtert denn er lacht kurz auf, ehe er ihr mit dem Hinweis auf Avilas Eintopf galant den Arm anbietet. Aurian macht einen leichten Knicks (was in ihrer momentanen Kleidung doch etwas komisch aussieht) und nimmt ihn an.  Gemeinsam schlendern sie zum Haus zurück. Der Halle zeigt Apfelgribs Zoe, die sich wieder auf Feengröße geschrumpft hat, gerade, wie toll sich das Geländer der großen Freitreppe zum Rutschen eignet. Aurian verdreht in gespielter Verzweiflung die Augen. „Du hast auch nur Flausen im Kopf was?“ neckt sie das Irrlicht. „Weckt mir aber bloß nicht den Uio mit eurem Gekicher!“ wiederholt die Magierin ihre Ermahnung von vorhin, ehe die beiden Großen die Küche betreten, in der es schon sehr verlockend nach Eintopf riecht.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 24. März 2010, 12:41 Uhr
Zoe ist wirklich verwirrt. So was wie „Apfelgribs“ hat sie noch nie gesehen. Da ihr lieber Onkel ihr nie Geschichten über Irrlichter erzählt hat und sie auf ihrer Reise vom Dunkelwald nach Talyra auch nicht über ein solches Wesen gestolpert ist, ist ihr das kleine bleiche Geschöpf mit den hellen Flügeln und dem lustigen herzförmigen Gesicht völlig fremd. Und doch ist es gleichzeitig auch überraschend vertraut.
Das lustige schnelle Geplapper, das hektische Schlagen mit den Flügeln und der neugierig aufgeweckte Blick – das könnte auch von ihr stammen.
Die kleine Fee nimmt all ihren Mut zusammen und lächelt einfach mal Apfelgribs an. Dabei muss sie ein bisschen Kichern. Der Name der Apfelgribs ist ja auch wirklich lustig.
Unterdessen versuchen Apfelgribs und alle Großen im Raum Zoe viel zu erklären. Das Feemädchen sieht sie mit ihren großen Kinderaugen an und nickt einfach mal. Sie ist zwar immer noch viel zu aufgeregt, um sich alles merken zu können, aber die Großen scheinen wirklich alle nett zu sein und so legt sich ganz langsam Zoes Nervosität und Angst. Besonders den bärtigen Großen mit dem lustigen Bart mag sie. Der lächelt immer so freundlich und hat ganz liebe Augen.
Cináed und die andere Große, namens Aurian verschwinden schließlich – Zoe hat keine Ahnung warum - und lassen sie mit Avi und Apfelgribs allein. Aber das macht nichts. Apfelgribs ist wirklich lustig und flattert wie wild vor ihrem Gesicht auf und ab, denn sie will dem Feenmädchen das Haus und zeigen.
„In…in Ordnung“, antwortet die kleine Fee vorsichtig und folgt dem vor ihr her fliegenden Wesen. Es dauert nicht lange und Zoe wird es in ihrer „Großen“ Gestallt zu dumm. Schwupp verwandelt sich die Fee in ihre ursprüngliche Form zurück, in der sie nicht viel Größer als Apfelgribs ist. So ist es besser, denn so kann man zu zweit viel mehr Spaß haben. Kurze Zeit später ist das Eis zwischen dem frechen Irrlicht und der von Natur aus ziemlich neugierigen Zoe komplett gebrochen. Zu zweit tollen die Beiden durch sämtliche Räume des Anwesens. Obwohl Zoe Häuser nicht mag, findet sie es gar nicht so schlimm hier. Und zu ihrer Überraschung spricht Apfelgribs eine Sprache, die dem Zsazzluu´iitis, der Sprache der Feen, sehr sehr ähnlich ist. Da die kleine Fee eine große Sprachkünstlerin ist, dauert es nicht lange bis Zoe sich mit Apfelgribs ohne Probleme verständigen kann auch ohne die Allgemeinsprache, die sich wirklich ein wenig plump auf einer Feenzunge anfühlt, sprechen zu müssen. Ihr neuen Singvögelfreude fliegen ebenfalls begeistert mit den Beiden mit.

Irgendwann erscheinen auch Cináed und Aurian wieder. Zoe winkt dem bärtigen Großen schüchtern zu. Jetzt da sie wieder klein ist, fühlt sie sich etwas wohler in ihrer Haut. Vorsichtig fliegt sie vor sein Gesicht und guckt ihn mit schief gelegtem Kopf an.
„Hmmmm… danke, dass du uns, also den Uio und mich, hierher mitgenommen hast. Du bist nett…und danke, dass wir hier schlafen dürfen.“ Sie grinst ihn und Aurian kurz an. Dann streckt sie vorsichtig ihre Hand aus und stupst Cináed, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen, an der der großen Nase. Dabei lächelt sie ihn breit an.
„Wenn ich darf, dann leg ich mich ein bisschen zum Uio. Ich bin auch total müde. Das war ein furchtbar anstrengender Tag!“, sagt sie schließlich. Verschlafen reibt sich die Kleine ihre Augen.
Zoe ist wirklich müde, die ganze Aufregung, der böse Große mit den langen schwarzen Haaren, der Feueruio und dann noch Cináed, Aurian und Apfelgribs..phuuu..das ist selbst für eine mutige Fee zuviel.
So ist sie wirklich froh, als das Irrlicht sie in Uios Zimmer begeleitet und sie sich zu ihrem besten Freund legen kann. Wie immer kuschelt sie sich in die warme Kuhle zwischen seinem Kopf und seinem Hals. Dort schläft sie am liebsten, denn dort ist es warm, dort riecht es ganz doll nach Uio ihrem Retter und dort fühlt sie sich sicher!
Ihre neuen Vogelfreunde lassen sich auf dem geöffneten Fenster und dem breiten Fensterbrett nieder und passen auf Zoe und ihren Uio auf.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 25. März 2010, 12:14 Uhr
Aurian und Cináed schlendern gemächlich zum Haus zurück und der Shida'ya nutzt die Gelegenheit, um noch ein wenig über die zurückliegende Unterhaltung nachzudenken – denn da gibt es vieles worüber nachzudenken sich lohnt: Zum einen sind da die Dinge, die Aurian im anvertraut hat, um ihm zu zeigen, dass er ihr vertrauen kann; und zum anderen ist da das, was sie ihm über ihre eigenen Lehrmeister, die Akademie im fernen Serathie und die magischen Grundpraktiken erzählt hat, die für alle Schulen gleichermaßen gelten – Meditation, Konzentration und das bewusste Spüren, Fühlen und Regulieren der eigenen magischen Kraftströme. Aus dem Mund der Halbelbe klingt all dies vollkommen selbstverständlich und einfach, und Cináed hofft für Uio, dass dem tatsächlich so ist, denn irgendwie fühlt er sich selbst auch ein wenig verantwortlich für den Jungen. Besorgnis erfasst ihn, als ihm der Gedanke kommt, dass Uio sich tatsächlich Nathanael zuwenden könnte. Der dunkelhaarige Hexer scheint dem Shida'ya beim besten Willen kein geeigneter Lehrmeister zu sein – zu hart und verbittert hat sein ganzes Wesen gewirkt. Voller Zorn, Hass und Wut. Starke Gefühle, ja, aber Gefühle, die nicht besonders gut dazu geeignet sind, um einen jungen, gesunden Geist zu schulen und zu formen und vorurteilsfreies Denken und Toleranz zu fördern.

Cináed betritt hinter Aurian die große Eingangshalle des de-Winter-Anwesens und sogleich werden seine grüblerischen Gedanken von einem fröhlichen Irrlicht, einer munteren Fee und sechs lauten Spatzen vertrieben. Ja, in der Halle herrscht solch ein buntes Treiben, dass sich die Hausherrin genötigt sieht, zu mahnen: »Weckt mir bloß den Uio nicht mit eurem Gekicher!« Sofort wird es leiser und Zoe, die mittlerweile wieder ihre normale Körpergröße angenommen hat, fliegt vorsichtig zu Cináed und seiner Begleiterin hinüber. »Hmmmm... danke, dass du uns, also den Uio und mich, hierher mitgenommen hast. Du bist nett... und danke, dass wir hier schlafen dürfen.« Die kleine Fee schenkt Aurian ein dankbares Lächeln, bevor sie den Hochelben mutig mit einem Finger an der Nase stupst und ihm ihr breitestes Lachen schenkt. Schließlich gähnt die Fee ausgiebig. »Wenn ich darf, dann leg ich mich ein bisschen zum Uio. Ich bin auch total müde. Das war ein furchtbar anstrengender Tag!«, meint sie und reibt sich verlegen die Augen. Diese Bitte können Aurian und Cináed der Kleinen selbstverständlich nicht verweigern. »Natürlich, ruh' dich nur aus«, meint die Hausherrin und auch der Hochelb nickt zustimmend. „Schlaf gut, Zoe. Und grüß mir den Uio, wenn ihr wieder wach seid“, erklärt er lächelnd. „Ich werde nach dem Essen nach Hause reiten, aber in ein, zwei Tagen schaue ich wieder hier vorbei.“

Schmunzelnd sieht Cináed Apfelgriebs dabei zu wie sie Zoe zu Uios Zimmer begleitet, dann folgt er Aurian in die Küche, wo Avila schon mit dem heißen Eintopf auf sie wartet. Der Tisch ist bereits gedeckt. Suppenschalen, Becher und Löffel stehen bzw. liegen bereit, sodass sie sich nur noch zu setzen brauchen. Als Cináed der verlockende Duft des Eintopf in die Nase steigt, meldet sich auch prompt sein Magen knurrend zu Wort. Lachend legt er seinen Mantel ab und lässt sich anschließend auf einem freien Stuhl nieder.
Die Suppe ist wirklich ziemlich heiß, schmeckt aber ausgezeichnet – so ausgezeichnet, dass Cináed sich zweimal einen kleinen Nachschlag erbittet. Dennoch ist am Ende immer noch reichlich von dem Eintopf übrig, sodass auch Uio und Zoe später noch etwas davon werden essen können. Satt und zufrieden lehnt sich der Hochelb auf seinem Stuhl zurück und meint anerkennend an die Köchin gewandt: „Das hat wirklich hervorragend gemundet, vielen Dank.“ Sein Blick wandert über den Tisch hinüber zu Aurian. Die Halbelbe sitzt ebenfalls satt und zufrieden da, nestelt aber immer immer wieder unruhig am Daumen ihrer rechten Hand herum. Als Cináed sich schließlich erkundigt, was los sei, streckt ihm die junge Frau verlegen die Hand über den Tisch entgegen. Es bedarf keiner langen Erklärungen, um dem Hochelben klar zu machen, was los ist. Offenbar hat sich die Halbelbe beim Reparieren des Zauns einen Span zugezogen, der zu tief sitzt, als dass er ohne Hilfe herausgezogen werden könnte. Gemeinsam ist das 'Problem' jedoch rasch behoben. Und nachdem der verletzte Daumen eine Weile ein warmes Wasserbad genommen hat, um die Haut ein wenig aufzuweichen, hat Cináed den kleinen Splitter rasch mit etwas Geschick entfernt. Darauf angesprochen, meint der Shida'ya nur lachend: „Auf Glyn-y-Defaid haben wir täglich mit dergleichen zu tun, da kommt man nicht so schnell aus der Übung.“

Eine Weile sitzt man noch lachend und schwatzend beisammen, doch schließlich erhebt sich Cináed. „Ich sollte mich so langsam auf dem Heimweg machen“, erklärt und klingt dabei ein wenig schuldbewusst. „Eigentlich wollte ich gar nicht so lange fort bleiben. Im Augenblick gibt es viel zu tun. Ich habe einen Aushang an der Anschlagtafel am Marktplatz angebracht, um einige Tagner anzuwerben. Hoffentlich meldet sich bald jemand... Zur Zeit wird jede Hand gebraucht.“ Der Herr von Glyn-y-Defaid greift nach seinem Mantel und streift ihn über, bevor er sich höflich von Aurian und Avila verabschiedet. An die Hausherrin gewandt, fügt er schließlich noch hinzu. „Ich schaue morgen oder übermorgen wieder vorbei, um noch einmal nach Uio und Zoe zu sehen – je nachdem wie es meine Zeit zulässt. Gegen Abend, wenn dir das Recht ist?“ Fragend schaut er die Halbelbe an und lässt sich von ihr zur Tür hinaus geleiten. Gemeinsam holen sie Áed von der Koppel und Cináed verabschiedet sich abermals. „Auf bald“, sagt er lächelnd und schwingt sich dann auf den Rücken seiner Stute. Er winkt Aurian ein letztes Mal zu, bevor er Áed vom Hof reiten lässt und auf den Straßen der Stadt verschwindet, um die Stadt in Richtung Glyn-y-Defaid zu verlassen.  

Glyn-y-Defaid »

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 26. März 2010, 11:24 Uhr
Aurian begleitet Cin noch zur Tür und winkt ihm nach, als er auf Aed durch das Tor reitet. Mittlerweile war es Nachmittag geworden und  die Halbelbe versteht nur zu gut dass es ihn nach Hause zieht, immerhin hat sie inzwischen ein wenig Arbeit, wie viel Arbeit so ein Gut macht. Gedankenverloren fährt sie über ihren Daumen, über jene Stelle, aus der der Elbe den hartnäckigen Span entfernt hat. Eigentlich hat sie sich ja ein wenig geschämt, ob ihrer Ungeschicklichkeit, sich so ein Biest in den Finger zu rammen, doch die Bemerkung, sowas kämme auch auf Glyn-y-Defaid nur zu häufig vor, hat dieses Gefühl wieder relativiert. Ihre Gedanken wandern zurück zu dem Gespräch an den Klippen. Der Gutsherr hat einiges, wenn nicht alles bestätigt, was sich die junge Frau bereits seit geraumer Weilegedacht hat. Dennoch ist sie froh, dass er sich ihr anvertraut hat. Inzwischen gibt es nicht mehr viel, was sie einander nicht sagen würden, aus der reinen Geschäftsbeziehung zu Beginn war eine wahre und aufrichtige Freundschaft geworden.

Aus der Küche dringen gedämpfte Geräusche heraus: Avila ist mit dem Abwasch beschäftigt und Lyall, die mittags nur kurz aufgetaucht war, hämmert wohl im Hühnerhof wieder an den doch etwas störrischen Dachschindeln, die so überhaupt nicht an ihrem Platz bleiben wollen. Aurian schließt leise die Tür und geht die Treppen nach oben. Ein kurzer Blick in das erste Gästezimmer bestätigt ihr, dass ihr Besuch friedlich schläft, die kleine Fee hat sich zu dem Jungen gekuschelt und schlummert ebenfalls sanft. Die Vogelschar hat es sich am offenen Fenster bequem gemacht. Ihr Blick fällt auf die Kleider des Jungen: Mantel und Stiefel sind ja noch in passablem Zustand, sieht man vom kleinen Schmutzflecken ab, doch Hemd und Hose haben eindeutig bessere Tage gesehen. „Komm mit Apfelgribs, „ flüstert sie dem Irrlicht zu, dass sich auf ihrer Schulter niedergelassen hat, „lass uns mal schauen, ob wir für den Jungen nicht was anderes zum anziehen finden!“ Begeistert nickt das kleine Wesen. Was finden…das heißt meistens, dass ein Ausflug auf den Dachboden bevorsteht und der ist ja so spannend! Zum einen ist es dort so herrlich dunkel und zum anderen sind da so viele Sachen zu entdecken! Einmal hat Apfelgribs schon eine Kiste mit Puppenkleidern gefunden, die auch gepasst hätten, nur waren da keine Löcher für die Flügel drin! Wie war da die Enttäuschung groß gewesen und erweicht von ein paar dicken Irrlichttränen hat Aurian zwei besonders schöne Stücke bei Rhordris Frau Morna Irrlichgerecht ändern lassen. Diese beiden Stücke hütet das kleine Wesen nun wie seinen Augapfel, auch wenn es sehr schwierig ist, mit so viel Stoffgewirr um den Körper zu fliegen! Heute aber geht es nicht um sie sondern um den Freund von Zoe und Apfelgribs mag Zoe! Darum mag es auch den Uio, auch wenn er ein Großer ist!

Aurian öffnet die Luke am Ende des Ganges in ihrem Privatflügel und gemeinsam steigen sie steile Leiter hinauf. Instinktiv beginnt das Irrlicht zu leuchten und erspart Aurian somit eine Kerze zu entzünden. Die Halbelbe hat somit auch beide Hände für die Suche frei. „Danke!“ die Magierin grinst ihrer Freundin zu und gemeinsam stöbern sie in den Kisten. Schon öfters haben sie sich all den Schätzen am de Winterschen Dachboden gewidmet, doch durch sind sie noch lange nicht! Einige Niesanfälle später (der Staub, der sich jahrelang hier angesammelt hat, kitzelt gewaltig in den Nasen) werden die beiden fündig: In einer großen Kiste befinden sich Jungenkleider, die ihrem kleinen Besucher passen könnten. Zwar nicht mehr wirklich modern, aber immerhin ohne Risse und Flecken! Aurian schnappt sich eine Hose aus schwarzem Wolltuch und ein weißes Leinenhemd, ein dunkelgraues Wams dazu…fertig! Apfelgribs besteht noch auf einem leuchtend roten Halstuch und so ausgestattet, klettern sie wieder die Leiter hinunter. Die Luke ist rasch verschlossen und leise betreten sie erneut das Gästezimmer, in dem der kleine Hexer vor sich hin schnarcht. Die Decke ist verrutscht und ein Fuß schaut darunter hervor. Vorsichtig richtet die Magierin diese wieder. Dann nimmt sie die alten Sachen außer Mantel und Stiefel (wenn sie Cin richtig verstanden hat, liegt dem Kleinen viel an diesen Dingen)  und legt stattdessen die ‚neuen‘ Kleider hin. Ob die noch zu retten sind? Ich bezweifel es…Was hast du nur erlebt, du armer Kerl? denkt Aurian bei sich und streicht Uio vorsichtig eine Strähne des roten Haarschopfes aus der Stirn. Dann schleicht sie gemeinsam mit Apfelgribs wieder hinaus. Das Irrlicht, dessen Neugierde noch immer nicht zu Gänze befriedigt ist, jetzt aber nichts Neues mehr erfahren kann, verkriecht sich in sein Holzhäuschen in der Eiche und die Hausherrin zieht sich zurück, um sich der verhassten Buchhaltung des Anwesens zu widmen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 28. März 2010, 15:01 Uhr
~ Im Taumond ~

Zufrieden eine Melodie vor sich hinsummend, würzt Avila den Eintopf nach, den es zum Mittagessen geben soll. Von draußen klingt Lyalls stetiges Geklopfe herein und etwas weiter entfern ist auch der zweite Takt eines Hammers zu vernehmen, wenn auch weniger regelmäßig und immer wieder von längeren Pausen unterbrochen. Ach Mylady, das hättet Ihr doch auch bis morgen warten lassen können. Avila rechnet es ihrer Herrin hoch an, dass sie sich auch für einfach Arbeiten, wie das Richten eines Zaunes, nicht zu schade ist, allerdings ist es kein Geheimnis, dass Aurian mit dem Hammer nicht sonderlich gut umgehen kann. Auf der anderen Seite ist es natürlich besser, dass Pferd und Ziege heute schon weggesperrt werden und nicht noch weitere der jungen Pflanzen fressen können, die im Garten allmählich zu grünen beginnen. Hoffentlich tut sie sich nichts. Doch wenn die Lady sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann es schwierig sein, sie davon abzubringen, also haben Lyall und Avila es bald aufgegeben, Aurian darauf hinzuweisen, dass doch am nächsten Tag einer der Knechte Cináeds vorbeikommen würde und den Zaun in kürzester Zeit richten würde. Diese Tatsache ist es auch, die Avila dazu bringt, vor Vorfreude zu summen, denn sie ist sich ziemlich sicher, welcher der Knechte am nächsten Tag bei ihnen sein würde. Schließlich hatte Emrys ihr das letzte Mal, als sie sich getroffen haben, lange in die Augen gesehen und ihr versprochen dafür zu sorgen, dass sie sich so bald wie möglich wieder sehen würden. Die Erinnerung daran jagt ihr immer noch ein wenig Röte ins Gesicht, weil es doch eine recht unerwartete freudige Überraschung war. Oh, der Knecht hat ihr natürlich gefallen, er hat eine sehr angenehme ruhig Art, ein sehr ansprechendes Gesicht mit dunkelbraunen Augen, hohen Wangenknochen und einem schmalen Kinn, außerdem eine große, kräftige Gestalt mit breiten Schultern. Doch Avila hatte jedes Mal als sie ihn gesehen hat das Gefühl, dass er sie gar nicht wirklich wahrnehmen würde, er war zwar nicht unfreundlich, aber doch immer recht kurz angebunden gewesen. Dementsprechend hatte es sie natürlich sehr verwundert, als er plötzlich ihre Nähe suchte und dann nach relativ langem Schweigen gleich so etwas zu ihr sagte. Sie war natürlich schrecklich rot geworden und hatte vor sich hingedruckst, dass sie das sehr freuen würde, zu mehr war ihr keine Zeit geblieben, weil sie dann schon gehen musste. Seit diesem Tag fragt sie sich mit einer Mischung aus Unsicherheit, Ungläubigkeit und vager Hoffnung, ob sie seinen Blick richtig gedeutet haben könnte. Bei der Arbeit muss sie sich sehr zusammenreißen, um ihre Gedanken nicht zu dem Knecht wandern zu lassen, sondern sich auf das zu konzentrieren, was sie gerade tut. Bisher war Aurian und Lyall noch nichts aufgefallen, doch Rhona hatte ihr beim letzten Treffen, als Emrys mit Owyn unterwegs gewesen war, so lange einen vielsagenden Blick zugeworfen, bis sie ganz nervös geworden war. Als nächstes wurde sie über ihr Liebesleben ausgefragt, doch als Avila gestottert hatte, dass es das im Moment gar nicht gebe, wurde die Köchin noch freundlicher zu ihr, als sie es ohnehin schon immer ist und ließ wie beiläufig die Bemerkung fallen, dass sich das vielleicht bald ändern würde. Die junge Magd mag Rhona sehr gerne, noch dazu hat sie in den letzten Monden eine Menge von ihr gelernt, denn auch wenn Lyall und Aurian sich nie beschweren, ist Avila sicherlich nicht die beste Köchin Talyras, doch dank Rhona hatte sie einige Fortschritte gemacht. Sie schien nichts gegen den Gedanken zu haben, dass ich Emrys näher kennen lernen könnte, es schien sie sogar zu freuen, grübelt Avila und rührt noch ein wenig Salz in den Eintopf.

Avila wird in ihren Gedanken unterbrochen, als sie ihre Herrin in der Halle nach dem Irrlicht rufen hört und noch weitere, teils unerwartete, teils unbekannte Stimmen hört. Als nächstes nimmt sie Schritte wahr, die die Treppe hinauf gehen, die einen stammen zweifelsohne von ihrer Herrin, die anderen sind ungleichmäßig und schlurfend. Es vergehen nur wenige Augenblicke, dann betreten der Herr des Glyn-y-Defaid und ein Mädchen mit Schmetterlingsflügeln die Küche. Noch dazu flattert ein halbes Dutzend Vögel herein, weshalb Avila erst einmal ein wenig verdattert guckt, so etwas hat sie auch noch nicht erlebt. Dann beeilt sie sich, den Herrn Cináed gebührend zu begrüßen und auch das hübsche kleine Mädchen mit den schillernden Flügeln zu begrüßen. Das muss wohl eine Fee sein, die eine große Gestalt angenommen hat… Währenddessen flippt Apfelgriebs natürlich absolut aus, endlich ist mal jemand anderes mit Flügeln im Haus, außerdem ist das Irrlicht ohnehin schrecklich neugierig. Avila beeilt sich, den beiden etwas zu trinken zu bringen und versucht sich aus dem Gespräch der beiden zusammen zu reimen, was wohl vorgefallen ist, während sie nebenbei dafür sorgt, dass die Vögel vom Essen und allen Lebensmitteln möglichst weit wegbleiben, bis sie sich schimpfend auf einem Regal mit verschlossenen Dosen und Tiegeln niederlassen. Federzeug gehört in den Garten und nicht ins Haus! Als dann die Lady endlich die Küche betritt, wirft ihr Avila einen zugleich fragenden, also auch Hilfe suchenden Blick zu, doch leider erntet sie nur ein Schulterzucken. Seufzend wendet die Magd sich ab um noch ein paar Würstchen klein zu schneiden um damit den Eintopf noch etwas zu strecken, an Gemüse kann sie nichts mehr hinzufügen, sonst wird es nicht weich genug oder der Rest verkocht. Nebenbei macht sie Aurian noch unauffällig auf einen Fleck im Gesicht aufmerksam, man muss schließlich dafür sorgen, dass die Herrin keinen heruntergekommenen Eindruck macht. Was allerdings mit dem Herrn Cináed los ist, ist Avila ein Rätsel, es scheint ihm nicht gut zu gehen. Doch er scheint sich wieder ein wenig zu fangen, als er versucht, Apfelgriebs Geplapper in Überlichtgeschwindigkeit auf verständige Geschwindigkeit zu übersetzen. Avila ist ihm dankbar, als er nach der Vorstellung vorschlägt, dass Apfelgriebs die Fee herumführt, woraufhin die beiden und die Vogelschar verschwinden. Auch der Herr und die Herrin treten noch ein wenig vor die Tür, was Avila die Gelegenheit einräumt, den Tisch für alle zu decken, noch mehr Brot aufzuschneiden und Lyall zu rufen.

Alles scheinen zufrieden mit dem Essen zu sein, was Avila natürlich sehr freut. Dann macht sich der Herr alsbald auf, nachdem er der Lady einen Span aus dem Daumen gezogen hat. Manchmal benimmt er sich wirklich wie ein großer Bruder, denkt die Magd lächelnd. Während sie sich um den Abwasch kümmert, verschwindet Lyall wieder zu dem Hühnerstall, der ihr scheinbar ziemlichen Ärger macht und Aurian und Apfelgriebs wollen auf dem Dachboden nach Kleidern für den schlafenden Uio suchen. Die Lady de Winter hatte Avila kurz erklärt, dass sie den magisch begabten Jungen nach einem Kampf von der Straße aufgelesen hatte und er zunächst bei ihnen bleiben würde, genau wie die Fee. Das verwundert Avila nicht sehr, so ein gutes Herz wie ihre Herrin hat kaum jemand und was Magie angeht, ist Aurian gewiss auch nicht die falsche Adresse. Gehen solche Kinder nicht normalerweise auf Zaubererschulen?, fragt sich die Magd insgeheim, aber wirklich viel weiß sie weder über Magierschulen, noch über die arkanen Kräfte. Als sie die Küche ordentlich aufgeräumt und noch ein paar Kleinigkeiten erledigt hat, beschließt sie, dass das Kind jetzt erst mal genug geschlafen hat und etwas essen muss, nach allem was Aurian erzählt hat. Also wärmt sie eine ordentliche Portion von dem Eintopf auf, schnappt sich ein Tablett und stellt einen Teller Eintopf, einen Löffel, eine Kanne frischen Wassers, einen Tonkrug und ein Tellerchen mit Keksen darauf, außerdem ein extra Tellerchen mit Honig und einem der kleinen Löffel, die Lyall für das Irrlicht geschnitzt hat. Mit dieser Essensladung geht sie die Treppe hinauf und schaut, welches der Gästezimmer der Junge bezogen hat. Zufrieden stellt sie fest, dass dort alles sauber und ordentlich ist und hält bei dem herzerweichendem Anblick kurz inne. Der Junge hat sich zusammengeräumt und wirkt unter der großen Decke sehr klein, in seinem Nacken hat sich die Fee – jetzt in kleiner Gestalt – zusammengerollt und von der Fensterbank wird Avila von einem Dutzend Vogelaugen betrachtet. Lächelnd stellt Avila das duftende Essen aus einen Tisch an der Wand und beugt sich über den Junge, den sie sofort in ihr Herz schließt. Sie kann nur grob einschätzen, wie alt er ist, wohl so zwischen zehn und dreizehn Jahren. Er ist sehr dreckig, was sie bald wird ändern müssen, doch unter dem Dreck ist eine schöne braune Hautfarbe zu erahnen, sein langes rotbraunes Haar wird sie auch entwirren müssen. Das wird Tränen geben. Ach Schätzchen, was hast du wohl schon alles erlebt… Sanft und sehr, sehr vorsichtig, streicht sie ihm über die Schulter und schüttelt ihn dann ganz sacht, darauf eingestellt, dass er vor Angst aufspringen, oder nach ihr schlagen könnte. Doch als sich auch nach dem zweiten Versuch nichts tut, lässt sie von ihm ab, aus dem Tiefschlaf möchte sie ihn dann doch nicht wecken. Da musst du ja zu tode erschöpft sein, dann lass ich dich wohl besser noch eine Weile schlafen. Mit diesen Gedanken steht Avila auf und verlässt das Zimmer, allerdings nicht, ohne noch einen letzten liebevollen Blick auf den Jungen zu werfen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 28. März 2010, 18:37 Uhr
Als Uio erwacht ist es dunkel um ihn herum. Noch etwas benommen vom Schlaf wälzt er sich in dem Gästebett hin und her. Wohlig warm und weich fühlt sich alles an. Ich scheine noch zu träumen, sagt er sich und reibt seine Augen. Die Dunkelheit in dem Zimmer stört ihn nicht. Er ist in der Unterstadt aufgewachsen, dort ist es immer dunkel. Und doch bemerkt Uio einen Unterschied. Hier ist es anders…alles ist so…weich so…neu…sauber…es riecht gut…ein Bett? So recht mag sich der Straßenjunge nicht dran erinnern, wann er zuletzt in einem Bett geschlafen hat. Also nicht in einem Strohlagerbett irgendwas…nein einem richtigen Bett. Vermutlich hat er noch nie in einem solchen gelegen. Voller Tatendrang schiebt er schwungvoll die Decke zur Seite und bemerkt erst jetzt, dass seine Kleidung fehlt. Natürlich entdeckt er die von Aurian bereitgelegten Sachen, doch wird der kleine Taugenichts nun skeptisch. Langsam fallen ihm die Geschehnisse in der kleinen Gasse wieder ein, als er sich ankleidet und fragt sich, wie er hier hingekommen ist und vor allem wo er ist. Den Teil hat Uio nämlich nicht so recht mitbekommen.

Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit und er erkennt auf dem Bett seine kleine Freundin Zoe, die dort immer noch eingrollt liegt und tief und fest zu schlafen scheit. Ach wie gut, das Zoe da ist und es ihr gut geht , denkt er sich und lächelt. Niemals hätte er die kleine hilflose Fee allein gelassen. Schließlich ist er ihr Retter…Ritter Uio! Und noch etwas erkennt Uio dann…oder besser seine Nase erschnüffelt etwas Süßes. Neugierig tippt er mit dem Finger in den Honig und probiert ihn sogleich. „Hmmmmmm!“ , entfährt es ihm genüsslich. Irgendwer hat da doch tatsächlich etwas zu essen für ihn hingestellt. Schon ist Uio dabei, die Leckereien in seinen hungrigen Magen zu schlingen. Gerade noch rechtzeitig denkt er an seine Freundin Zoe und lässt ihr etwas vom süßen Honig übrig. Nicht viel…aber…wenigstens etwas! Als Retter…Ritter Uio muss man auf so was achten! Liebevoll deckt er Zoe mit einem Deckenzipfel zu und macht sich dann daran, heraus zu finden wo er ist.

Schnell erahnt Uio, dass es sich um ein reiches Anwesen handeln muss. Nicht ganz ohne Bedenken schleicht er leise durch die Gänge. Wer hier wohl wohnen mag?, denkt er sich nicht ohne einiges an Furcht. Bisher ist ihm noch niemand begegnet. Es muss wohl tief in der Nacht sein und alle schlafen tief und friedlich. Noch eine Tür öffnet er und landet in der Vorratskammer des Anwesens. Uios Augen werden groß wie Untertassen und sein Magen macht vor lauter Vorfreude ein lautes Geräusch. Dann stürzt er sich wahllos auf die gelagerten Speisen. Er öffnet Töpfe, Amphoren, Tiegel, um von jedem Gefäß zu probieren. Mal mehr mal weniger stopft er in sich hinein. Besonders haben es ihm die verschiedenen Käsesorten und die Himbeermarmelade angetan. Innerhalb von wenigen Minuten ist der kleine Junge in Gesicht und an den Händen mit den verschiedensten Speisen bekleckert und beschmiert. Da Uio es nicht gewöhnt ist, regelmäßig essen zu bekommen und schon oft Hunger gelitten hat, nutzt er die Chance, so viel in sich hineinzustopfen wie er kann, auch wenn sein Hunger schon längst gesättigt ist. Schließlich werden seine Bewegungen langsamer und sein Bauch sagt ihm eindeutig, dass nichts mehr Platz hat. Uio ist vollgefressen aber Glücklich …und ihm wird plötzlich übel.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 28. März 2010, 20:35 Uhr
Verwundert hält Avila innen, als sie ein schlecht einzuordnendes Geräusch vernimmt. Nachdem sie den Jungen allein gelassen hatte, war sie in die Küche gegangen, hatte den großen Kessel hervor geholt, der immer benutzt wird, wenn genug Wasser für ein Bad gebraucht wird, und hatte ihn übers Feuer gehängt. Dann hatte sie wie eine emsige Biene Eimer voll gepumpten Wassers hin und her getragen, bis genug für ein Bad da war. Da immer noch nichts von dem Kind zu hören war, ging sie als nächstes mit ihren Putzsachen nach oben um die anderen Gästezimmer zu kontrollieren und wenn nötig zu säubern. Es ist nicht mehr viel, was zu machen ist, weshalb sie entscheidet, gleich den merkwürdigen Lauten nachzugehen, die von unten an ihre Ohren dringen. Ob das wohl der Kleine ist? Neugierig packt sie ihre Sachen zusammen und folgt den Geräuschen in die Küche, wo sie rasch ihre Sachen abstellt. Sie hat eigentlich erwartet, dass sich der Junge irgendwo hier herumtreiben würde, doch es klingt, als würde er sich wo anders aufhalten. Oh, ich ahne was, ich ahne was… Avila muss an ihren jüngsten Bruder denken, den man immer nur an einem ganz bestimmten Ort suchen musste – der Speisekammer. Mit leisen Schritten tritt sie in den Türrahmen zum Nebenzimmer, obwohl sie vermutlich auch hätte lauter sein können, denn Uio macht einen ziemlichen Lärm damit, alle Tiegel, Einmachgläser und Töpfe zu öffnen, überall ein bisschen zu probieren und es dann wieder irgendwo anders hinzustellen. Zu gleichen Teilen erschüttert und belustigt begutachtet Avila das Chaos, das der Junge bei einem Überfall verursacht hat, auch er selbst schaut aus wie eine mit Lebensmitteln bekleckerte Vogelscheuche. Sie bringt für einen Moment kein Wort heraus und ihr bleibt keine Zeit sich zu fangen, denn schon dreht sich der Kleine mit grünem Gesicht um, scheinbar hat er es übertrieben. Sie braucht nur den Bruchteil eines Augenblicks um die Lage zu begreifen, dann greift sie rasch nach einer der Schüsseln, die er gerade geleert hat und drückt sie dem Jungen in die Hand. Gerade rechtzeitig, der kleine Kerl erbricht sich geräuschvoll, da hat er seinem Magen nach langer Hungernot wohl einfach zu viel angetan.

Mit in die Hüften gestemmten Händen wartet Avila ab, bis er fertig ist, dann nimmt sie ihm die Schüssel ab, um den Inhalt entsorgen zu können und kommandiert: „Du bleibst hier und rührst dich nicht von der Stelle, Freundchen!“ Große, ängstliche braune Augen schauen ihr entgegen, doch was der Junge da veranstaltet hat, kann man nicht mit einem Augenaufschlag entschuldigen, egal wie niedlich er sein mag. Sie braucht nicht lange, dann steht sie wieder vor dem Frechdachs, dem im Gesicht geschrieben steht, dass er sich überlegt hat, ob er verschwinden soll, sich aber nicht von dem Essen trennen konnte. „Schau dir an, was du angerichtet hast! Ich verlange eine Entschuldigung“, hält sie ihm vor und macht eine Handbewegung in Richtung Speisekammer, lässt ihn aber gar nicht zu Wort kommen. „Wenn du noch Hunger hast, dann sagst du in Zukunft gefälligst Bescheid, hast du mich verstanden?“ Sie funkelt ihn an, obwohl die Wut vor den großen braunen Kinderaugen immer mehr schmilzt. „Außerdem schau dich an, du bist ein wahrer Dreckspatz! So geht das nicht weiter, du verwandelst das ganze Anwesen in einen Schweinestall!“ Mit einem Kopfschütteln weist sie ihn an, mit in die Küche zu kommen, die Speisekammer aufräumen kann sie auch noch später. „Ich bin übrigens Avila, Lady de Winters oberste Magd und die Frau, die dafür sorgen wird, dass du gleich ein Bad nimmst. Und nein, über das Thema werden wir nicht diskutieren!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 29. März 2010, 02:05 Uhr
Schon den ganzen Tag hämmert Lyall im stetigen Takt Schindeln auf das kleine Hühnerhaus des Anwesens, immer unter den wachsamen Äuglein der Hühner um sie herum. Endlich hat sich das Geflügel an ihre Anwesenheit gewöhnt und sitzt nun still im Häuschen oder scharrt zufrieden in der Erde des eingezäunten Bereiches vor dem Hühnerstall. Noch vor ein paar Tagen war dies fast undenkbar gewesen. Die Wargin musste sich nur auf ein paar Schritte dem Stall nähern, bevor darin und darum das heillose Chaos ausbrach. Federn flogen durch die Luft, Dreckbrocken stoben aus dem Gehege hervor und es erhob sich ein Gegacker und Geschrei von den Federviechern, als wäre das Weltenende heraufbeschworen worden. Es schwirrte in dem Gehege wie ein in einem Glas gefangener Wespenschwarm, welcher von einem Lausebengel frech geschüttelt worden war. Doch es hatte nichts geholfen, Lyall musste in den Stall um das Dach auszubessern und so war sie die letzten Tage zerhackt, zerpickt und todmüde in ihr Bett gefallen. Die Panik der Vögel, welche für sie fast schon greifbar war, hatte auch sie aufgekratzt und mehr als einmal musste sie sich beherrschen, um nicht aus Wut einem besonders aufsässigen Federball den Hals umzudrehen. Doch irgendwann hatte selbst das dümmste Huhn verstanden, dass sie keine Gefahr darstellte und so ergab sich eine Idylle die, die letzten Tage wie einen verblassende Erinnerung aussehen ließ. Und auch die Kratzer und blauen Flecke verblassten allmählich auf ihren Armen.

Vorsichtig arbeitet sie sich immer höher bis zum Dachfirst vor, mit einem Knie auf dem niedrigen Dach abgestützt, das andere auf dem wackeligen Hackklotz, welcher ihr sonst zum Holzspalten oder Schlachten dient. Ihre Gedanken schweifen im Grün des erwachenden Waldes umher, während ihr Körper routiniert und zuverlässig die Arbeit verrichtet. Sorgfältig passt sie darauf auf das Dach an gewissen Stellen nicht zu belasten. Hier sind die Dachsparren faulig und wurmstichig vom Alter, halten nach Lyalls Meinung jedoch noch lange genug um wenigstens diesen Zwölfmond zu überleben, bevor sie sie wirklich austauschen muss.
Kurz wandern ihre Gedanken zurück zu den Gesprächen am Mittagstisch, welcher wohl nun auch mit einer Fee geteilt wird. Wie lange dies so bleiben wird, weiß sie allerdings nicht. Sie hat verpasst den Gesprächen zu folgen, wollte jedoch auch keine Fragen stellen, zu sehr beschäftigt mit der Hühnerstall-Problematik. Lyall mag Feen schon seit sie ein kleines Mädchen war und so ist sie über diesen Anblick eher erfreut als übermäßig überrascht. Wobei sie eine Fee selbst in dieser Stadt nicht vermutet hätte, doch sie wird wieder mal eines besseren belehrt. Im Nachtwald waren viele Feen zuhause gewesen und hatten ab und zu auch mit ihr gespielt, wenn sie auf ihren Streifzügen weit in das Dunkel des Waldes vorgedrungen war. Sie haben wohl geahnt, dass ich mehr zu ihnen gehöre, als zu den Menschen aus meinem Clan., seufzt sie innerlich. Durch diesen Gedanken abgelenkt ist sie kurz unaufmerksam. Nach dem Hammer greifend, belastet sie eine morsche Stelle des Daches mit ihrem Knie zu sehr und bevor sie sich dessen gewahr wird, kracht es auch schon bedrohlich im Holz. Sie kann garnicht so schnell reagieren wie ihr Bein auch schon bis zum Oberschenkel im Dach steckt. Wut keimt in ihr auf, am liebsten würde sie es gerade mit der Axt zu Kleinholz verarbeiten. Unter den kritischen Blicken der umgebenden Hühner, ringt sie ihre Wut nieder und entledigt sich erstmal des Hammers und ebenso des Nagelsäckchens. Dumpf schlagen sie auf dem Boden unter ihr auf.

Gedanklich versucht sie eine Lösung für ihre prekäre Lage zu finden, denn um Hilfe zu Rufen…nein…dafür ist sie zu Stolz. Grübelnd kratzt sie sich am Kopf, wendet den Kopf hier hin und dort hin. Wenn sie sich am Dachfirst festzuhalten versucht, würde wahrscheinlich die komplette Konstruktion abreißen und sie hätte das ganze mühselig gedeckte Dach mit einem Ruck abgerissen. Nein, so kann sie es nicht angehen. Also stützt sie sich mit ihren Händen auf die Dachkante, bei der die tragende Konstruktion die Wand darunter ist. Doch so bekommt sie ihr Bein nicht frei, denn dieses hängt, ohne sich helfend auf etwas abstützen zu können, im Innenbereich des Stalls fest. Die ersten Hühner verlassen schimpfend das Haus, sich immer wieder auffällig protestierend das Federkleid richtend. „Ja ja, ist ja gut… ich habe schon verstanden. Der Besuch meines Fußes war nicht geplant.“, knurrt sie.
Doch wie sie auch zieht und zerrt, das Bein bleibt wo es ist. Ihre letzte Möglichkeit ist nur, sich auch mit dem anderen Bein auf das Dach zu begeben, um ihr Glück in einer sitzenden Position zu versuchen.
Mit beiden Händen versucht sie sich vorsichtig am Dachgiebel fest zu halten um, auf dem Bauch liegend, ihr zweites Bein ebenfalls auf das Dach zu wuchten. Behutsam dreht sie sich auf den Rücken und begibt sich dann in eine sitzende Position. Doch das Loch ist zu eng um ihr Bein gebeugt hinauszubefördern und breiter machen will sie es auch nicht zwingend. Umso mehr Arbeit hat sie hinterher.
Also versucht sie eine leicht hockende Stellung einzunehmen, was ihr auch mehr oder weniger gut gelingt. Hoffentlich sieht mich niemand…, denkt sie noch und freut sich schon ihr Knie aus der Dunkelheit des Hühnerhauses wieder ans Tageslicht kommen zu sehen. Das Dach jedoch hat nicht vor ihren akrobatischen Akt zu tolerieren und gibt unverzüglich mit einem trockenen Knacken nach. Nun rennen auch die letzten Hühner aufgeregt schimpfend hinaus, aufgescheucht durch den lautesten und wütendsten tamarischen Fluch, den Talyra wohl jemals aus dem Munde einer Frau zu hören bekommen hat.

Nun steht sie da, bis zur Hüfte im Hühnerhaus versunken, puterrot, ihr Haar garniert mit weißen Hühnerfedern. Das Haus umgibt sie wie ein seltsames Kleid, den Eindruck erweckend als wäre sie, wie in einer Geschichte über Riesen, direkt durch die Decke gewachsen. Zornig pustet sie sich eine Feder von der Nase, immer noch wilde Flüche murmelnd und versucht durch die kleine Hühnertür hinaus zu gelangen. Dies gelingt ihr auch recht gut, bis ihre Hüfte stecken bleibt. Doch nun kann sie sich nicht mehr beherrschen, Zorn flutet ihren Blick. Da ihr die Hühnerleiter quasi den Weg in die Freiheit versperrt, schlägt sie das Holzkonstrukt mit einem kräftigen Faustschlag ab und robbt sich ins Freie. Dort schnappt sie sich den kläglichen Rest der Einstieghilfe und zerbricht sie mit einem Ruck über ihrem Bein. Jähzorn ist eigentlich keine ausgeprägte Eigenschaft ihres Charakters, doch dieser Zornesausbruch ist nicht mehr zu verhindern gewesen. Die Leiter zusätzlich zum Rest zu reparieren ist wirklich das kleinere Übel. So klopft sie sich -schon wieder etwas gefasster- Dreck und Federn ab, bindet ihre Haare neu zusammen und sammelt ihre Gerätschaften wieder ein, um sich von neuem ans Werk zu machen.




Die Sonne ist längst untergegangen, als Lyall die letzten paar Nägel in die neue Hühnerleiter schlägt. Kerzenschein erhellt ihre geschäftigen Hände. Sie sitzt an den Hackklotz gelehnt auf dem Boden des Hofes, ab und zu die Kerzen auf dem Klotz für besseres Licht verschiebend.
Die Hühner haben sich schon lange zur Nachtruhe begeben. Auch für sie ist es ein aufregender Tag gewesen und unter einem neuen Dach, durch das es weder regnet noch schneit, schläft es sich wohl doppelt so gut.
Gähnend befestigt sie die letzten Streben und schlussendlich die ganze Leiter am Haus. Zufrieden begutachtet sie ihr Werk. In diesem Haus würde auch sie vor lauter Müdigkeit jetzt schlafen gehen.
Fahrig sammelt sie ihr Werkzeug auf, räumt alles beiseite und an seinen richtigen Platz, bevor sie die Kerzen löscht und den Innenhof in Richtung Gesindetrakt verlässt.

Im Inneren des Gesindehauses ist es Still. Es richt leicht nach Wildblumen und frischer Wäsche. Andächtig genießt sie den Moment, atmet tief ein und aus. Doch auch ihr eigener Geruch dringt ihr in die Nase und der will so garnicht nach frischer Wäsche oder Blumen duften. Leise zieht sie ihre Sachen aus, bis sie bar jeder Kleidung im Vorraum steht, denn so staubig und schmutzig  kann sie nicht in ihr sauberes Bett steigen. Die geschundene Kleidung steckt sie in einen der Wäschesäcke in der nahen Waschkammer und lenkt ihre Schritte wieder hinaus. Kein Mond scheint um ihr den Weg zu weisen, doch das stört sie nicht. Mittlerweile kennt sie den Weg zum Ufer des Ildorel so gut, dass sie ihn auch ohne Licht oder andere Hilfsmittel findet. Dichtes Unterholz empfängt sie an der Grenze zwischen Anwesen und Ufer, doch auch das ist schnell überwunden. Nun trennt sie nur noch eine kurze Strecke vom klaren Wasser des Binnensees.

Ihre Füße versinken leicht im Sand, welcher sich zur spätern Stunde kühl um ihre nackten Fußsohlen legt. Kein merkliches Geräusch erzeugend, lässt sich Lyall in das Wasser des Sees gleiten. Für eine Weile schwimmt sie im kalten See und genießt gedankenversunken die anregende Kälte.
Fertig gewaschen und erfrischt, watet sie anschließend mit entspannten Muskeln zum Ufer zurück. Dort verwandelt sie sich in die schwarze Wölfin um von dem Wasser ihren Durst zu löschen, bevor sie wieder zurück zum Anwesen wandert.
Schon von weitem sieht sie das erleuchtete Fenster des Küchentraktes, in dem Avila wohl ihre letzten Handgriffe für diesen Tag tut. Der Garten des Anwesens liegt still vor ihr, nur ab und zu wird etwas durch eine sanfte Brise leicht bewegt. Es riecht nach frisch umgegrabener Erde, Blumen und nächtlicher Luft, welche vom See in die Stadt strömt. Auf leisen Pfoten kommt sie auch am Häuschen des Irrlichts vorbei, doch das schaukelt friedlich in den Ästen über ihr vor sich hin.
Ihre Krallen erzeugen auf dem harten Untergrund des Hofes leise klickende Geräusche, während sie ihren Weg zur Küche fortsetzt.
Mit dem Kopf stößt sie die schwere Tür zum Küchentrakt auf, die nur angelehnt gewesen ist. Langsam durchschreitet sie die Vorkammer zur Küche in der Hoffnung dort Avila zu finden. Vielleicht gibt es noch Aufgaben für sie oder das ein oder andere Häppchen zum verspeisen. Gegen eine kleine Stärkung hat sie gewiss nichts einzuwenden.

Doch die Küche ist leer, abgesehen von einem großen Kessel über dem Feuer aus dem es schon gehörig dampft. Wer nimmt denn jetzt noch ein Bad? Oder will sie Suppe für einen ganzen Clan kochen? Ob etwas passiert ist? Schnuppernd reckt sie ihre Nase in die Luft und horcht angestrengt. Ein fremder Geruch dringt an ihre feuchte Nase. Auch hört sie nun Stimmen. Nein, eine Stimme. Argwöhnisch knurrt sie leise. Sie setzt sich wieder in Bewegung, ihre Ohren weisen ihr den Weg. Zur Speisekammer…

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 29. März 2010, 18:59 Uhr
Uio wird nicht nur Übel, sein Bauch rebeliert aufs Gröbste. Ehe er sich versieht und auch nur im Entferntesten auf das auftauchen der fremden Frau reagieren kann, hat er eine Schüssel in der Hand und übergibt sich. Keinen einzigen Gedanken verschwendet er daran woher diese Schüssel kommt... um ehrlich zu sein, denkt Uio gerade überhaupt gar nichts. Nun ja, vielleicht wie schade es um das leckere Essen ist, dass seinen Weg nun wieder aus ihm heraus sucht. Sobald er fertig ist nimmt Avila ihm die Schüssel wieder ab. Uio wischt mit dem Ärmel seinen Mund ab und taumelt einen Schritt zurück. Nur Wortfetzen von dem was sie ihm sagt dringt in sein Bewusstsein. Uio´s Straßenjungen-Kenntnisse und sein geschulter Umgang mit Erwachsenen aller Art sagt ihm instinktiv, dass hier der altbewährten Dackelblick angebracht ist! Damen, besonders wenn sie aus besserem Hause stammen, reagieren meist freundlicher, wenn man schaut wie ein ängstlicher, verprügelter Hund! Also schaut Uio ängstlich und mit großen Augen die Frau an, die dann plötzlich verschwindet. So richtig versteht Uio nicht, warum und will sich schon davon schleichen, da taucht sie wie aus dem Nichts wieder auf.

>„Schau dir an, was du angerichtet hast! Ich verlange eine Entschuldigung! Wenn du noch Hunger hast, dann sagst du in Zukunft gefälligst Bescheid, hast du mich verstanden?“<,  beginnt sie sogleich. Dackelblick , fährt es in Uios Kopf und tatsächlich! Der Blick der Frau wird weicher und ihr Tonfall sanfter. >„Außerdem schau dich an, du bist ein wahrer Dreckspatz! So geht das nicht weiter, du verwandelst das ganze Anwesen in einen Schweinestall! Ich bin übrigens Avila, Lady de Winters oberste Magd und die Frau, die dafür sorgen wird, dass du gleich ein Bad nimmst. Und nein, über das Thema werden wir nicht diskutieren!“, sagt sie und deutet Uio an aus der Kammer zu kommen und in Richtung eines Raumes zu gehen.
Geschickt geht er an Avila vorbei und meidet dabei die Berührung mit ihr. Nein, von Fremden lässt er sich äußerst ungern anfassen. Uio beginnt zu grinsen. Den eben noch schmerzenden Bauch hat er schon wieder völlig vergessen. Ja, jetzt riecht er es auch. Ein Bad! Klasse. Das letzte hatte ich…ähm bei Madame Azra., denkt er fröhlich und springt unangemeldet voran. Immer der Nase nach rennt er los ungeachtet der Worte, die ihm Avila hinterher ruft. Ich finde schon den Badezuber! Keine Angst!, denkt er feist, beginnt zu lachen und stürzt an ihr vorbei in Richtung des Zimmers mit dem Badezuber.

Dort angekommen verschwendet Uio keine Sekunde damit sich etwa auszukleiden. Nicht doch! Er rennt auf den Zuber zu. Das Wasser platscht förmlich hoch, als er kopfüber hinein springt. Kurz ergreift ihn Panik doch mit Hilfe von rudernden Hundepaddelbewegungen kommt er wieder japsend an die Wasseroberfläche. Als hätte sein Sprung und das wilde Gepaddel nicht schon genug Wasser verspritzt, beginnt Uio juchzend und jolend ein wahres Unwetter in dem Zuber nachzuspielen. „Hey das ist sogar richtig warm!“, entfährt es ihm begeistert. Nun endlich beginnt er, sich seiner Sachen zu entledigen und diese achtlos irgendwo hin zu pfeffern. Uio kennt keine Scham, so ist es ihm gleich, ob Avila oder das ganze Haus, dass durch seine Gejole garantiert wach geworden ist, sich dort versammeln würde. Langsam weicht der Dreck von dem jungen körper und seine schöne braune Haut kommt zum Vorschein. Doch nicht nur das. Die Narben auf seinem Körper, die sonst mit Dreck und Kleidung bedeckt sind und von einem bisherigen harten Leben zeugen, fallen jedem sofort ins Auge. Oft genug hatte Gero oder seine schreckliche alte Schlange ihn geschlagen. Einige Narben auf dem Rücken und Oberarm zeugen von Gürtelhieben. Auf der Brust eine Narbe hat ihm ein Mann verpasst, als er etwas stehlen wollte. Die Wunde hatte sich immer wieder entzündet…nein daran denkt Uio nicht gern zurück. Am Kinn ebenfalls eine Narbe, die er davon getragen hat, als er durch Geros heftigen Schlag ins Gesicht umfiel und sich an einer Treppenstufe verletzte. Hier blieb zum Glück nur eine kleine Narbe übrig, die nicht gleich auffällt. Und zu guter…Verzeihung! Zu schlechter letzt noch die Narbe in seiner Handfläche. Geros Freundin hatte einige Jungs mit dem Stock bestraft, weil sie nicht gehorchten. Aber an all das denkt Uio nicht. Uio planscht vergnügt im warmen Wasser, schrubbelt sich mit einer Bürste und lässt die Seife flitschten.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 29. März 2010, 21:56 Uhr
Mit einem Seufzer klappt Aurian den schweren Folianten zu. Die Betriebsamkeit der letzen Tage und Wochen hatten ihr genug Ausflüchte geliefert, die ungeliebte Buchhaltung liegen zu lassen. Heute hat sie dafür alles aufgearbeitet und sich mehrmals geschworen, nie wieder so viel zusammenkommen zu lassen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt ihr, dass mehrere Stunden vergangen sein müssen – die Sonne steht bereits tief am Himmel. Die Halbelbe gähnt. Für heute war genug gearbeitet. Alles was sie jetzt will ist ein warmes Bad! Ihr Blick fällt auf das Bündel Kleider am Boden – Uios Kleider. Bei näherer Betrachtung sind sie nicht gar in so schlimmem Zustand, wie zuerst angenommen: Sicher, voller Dreck sind sie und einige kleine Rissen, vor allem an Knien und Ellenbogen , aber ihrer Einschätzung nach sollten diese repariert werden können – sofern man nähen konnte, etwas was Aurian noch weniger kann als Zäune wieder zusammen zu nageln. Die Halbelbe grinst, schnappt sich den Kleiderhaufen, ebenso wie Ersatzkleider für sich selbst und marschiert die Treppen hinunter zu dem kleinen Badehaus gleich neben dem Hintereingang. Sicherlich hätte sie Avila auch um einen Zuber heißes Wasser bitten können, doch eigentlich möchte sie ein wenig allein sein, zu viel geistert ihr im Kopf herum: die Sache mit dem kleinen Kerl oben im Gästezimmer, Cins ‚Geständnis‘ dazu die täglichen Sorgen rund um den immer noch stellenweise ramponierten Zustand des Anwesens. Während sie das Wasser auf der Feuerstelle im Badehaus  erwärmt, stopft sie die schmutzigen Kleider – jene des Jungen und auch ihre eigenen – in den Wäschesack. Ihr Blick schweift über ihren Körper: An ihrer Hüfte erinnert eine lange Narbe an jene unliebsame Begegnung, die ihre magische Begabung dem Lord Commander enttarnt hatte. Er war es, der ihre Ausbildung zur Magierin in die Wege geleitet hatte. Auf ihren Beinen sind noch Spuren jener Verletzungen zu sehen, die ihr der Dämonenangriff eingebracht hatte. ThianShi, jene geheimnisvolle Heilerin die eine Weile in Talyra gelebt hatte, hatte zwar den Großteil der Spuren beseitigen können, einige waren aber geblieben. Wie sehr versteh ich dich kleiner Kerl solltest du deine Begabung fürchten! denkt sie bei sich.

Mittlerweile ist das Wasser warm und die Magierin lässt sich, nachdem sie den Zuber gefüllt hat, mit einem Seufzer ins Wasser gleiten. Durch die Tür klingen gedämpfte Hammergeräusche – Lyall ist noch immer mit dem Hühnerstall beschäftigt. Die Halbelbe bewundert die Magd für ihr Geschick, das widerspenstige alte Ding wieder in Stand zu setzen, aller morscher Bretter und angriffslustiger Hühner zum Trotz. In den letzen Tagen hat die Wargin einiges von dem Federvieh einstecken müssen und Aurian hätte es zu gut verstanden, wenn sie einem oder auch mehreren den Hals umgedreht hätte. Aus der Steifaust hat sie ihrer Angestellten Heilsalbe mitgebracht, das  minderste was sie tun konnte, den Heilzauber sind nicht ihr Metier. Ich werde ihr sagen, dass sie sich nach all den Mühen mit dem Stall ruhig einen Tag frei nehmen kann! nimmt sich Aurian vor, ehe sie prustend untertaucht, um ihr Haar vom Dreck zu befreien.

Sie fühlt sich wie ein neuer Mensch, als sie schließlich aus dem Zuber krabbelt und skeptisch auf das doch etwas schmutzige Wasser schielt. Bei dem Gedanken, wie sie wohl ausgesehen hat, schämt sie sich doch etwas. Was würde Cin wohl denken. Auch wenn sie sich nun doch schon etwas besser kennen – wie eine Landstreicherin möchte sie ihn auch nicht unter die Augen kommen, wenn es sich vermeiden lässt. Aurian schlüpft in ein helles Leinenkleid, eine dunkle Kordel um die Taille dient als Gürtel. Ihr Haar, noch feucht von der Wäsche, lässt sie offen. Einen Moment überlegt sie zu Bett zu gehen, entscheidet sich dann aber anders und geht in den Salon. Die Bücher, nach langer Zeit ins Anwesen heimgekehrt, geben dem Raum einen heimeligen Tatsch. Im Kamin brennt Feuer, anscheinend hat ihre oberste Magd bereits geahnt, dass sich ihre Lady wieder einmal hierher zurückziehen würde. Aurian lässt sich in einen der tiefen Sessel plumpsen und angelt nach dem Buch, das auf dem Tischchen steht. In der letzen Zeit hat sie begonnen, sich etwas mehr mit der Geschichte der Stadt auseinander zu setzen, erst aus Pflichtgefühl ihrer Position gegenüber, schon bald aber aus ehrlichem Interesse. Ganz vertieft ist sie, dass sie von dem Getöse in der Küche nichts mitbekommt. Erst ein jauchzender Schrei holt sie in das Jetzt zurück. Verdutzt runzelt sie die Stirn. „Was bei allen Göttern…?“ Sie klappt das Buch zu und geht in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist. In der kleinen Kammer hinter der Küche findet sie auch die Ursache: Ein strahlender Uio, der, mit sich und der Welt zufrieden, in einem riesigen Zuber hockt, eben die Seife zwischen den Fingern hindurch flutschen lässt und Seifenblasen erzeugt. Der Überschwemmung rund herum nach zu urteilen, ist er mit Schwung in den Bottich gesprungen. Die Halbelbe grinst. Anscheinend hat er sich nicht mal Zeit genommen, sich vorher die Kleider auszuziehen, denn diese sind ebenfalls klatschenass. „Na so gefällst du mir schon erheblich besser!“ begrüßt sie ihren Besucher. „Mein Name ist Aurian, Aurian de Winter. Ich hoffe du hast gut geschlafen, vorhin warst du je ziemlich erledigt!“          

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 01. Apr. 2010, 15:04 Uhr
Das vorhin noch saubere Wasser ist nun von Uio´s Dreck, der sich besonders in seinen verfilzten Haaren eingenistet hat, braun geworden. Selbst der Schaum, der bei einem „normalen“ Bad schön weiß ist, hat hier und da die Farbe von hellbraunem oder manchmal rötlicher erde angenommen. Uio stört das nicht, ihn stört ja selbst den Dreck wenn er an ihm klebt nicht. Gerade ist er dabei durch pusten und blubbern des Wassers Blasen zu erzeugen, da entdeckt er eine Gestalt, die sich flux aus dem nichts direkt vor ihn an den Zuber zu materialisieren scheint.

>„Na so gefällst du mir schon erheblich besser!“< sagt sie mit belustigter Stimme. Uio versteht nicht so ganz was sie damit sagen will und schaut die Gestalt, die er sogleich als eine Frau identifizieren kann, neugierig an.
> „Mein Name ist Aurian, Aurian de Winter. Ich hoffe du hast gut geschlafen, vorhin warst du je ziemlich erledigt!“ < fährt diese fort.
„Winter? Wieso Winter? Ist nicht bald schon Frühling…heißt du dann Aurian der Frühling?!“ nuschelt Uio mehr als er sagen kann, da er noch immer versucht nebenbei blasen zu machen. „Ich bin der Uio! Ohne Winter und so. Aber wenn dann… am liebsten Sommer, da ist es schön warm!“ plappert er weiter und besieht sich weiter genau sein gegenüber. Wer sie wohl ist… denkt er und fragt sogleich: „Ist das euer Haus Madame Winter?“



Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 01. Apr. 2010, 20:28 Uhr
Der Frechdachs lässt sich von Avilas Schimpftirade nicht weiter beeindrucken, ist aber auch schlau genug, um seinen Augen, die denen von kleinen Hundewelpen gleichen, die Arbeit des Beschwichtigens zu überlassen. Ein wenig fassungslos macht es die Magd dennoch, als er nicht weiter auf das eingeht, was sie sagte, sondern kaum dass er das Wort „Bad“ hört, in die Küche stürmt und in voller Montur in die Badewanne springt. Wer hätte gedacht, dass es einem solchen Dreckspatz Spaß machen könnte zu baden, denkt sie, als sie ihm in die Küche folgt und betrachtet die Bescherung, die er dort anrichtet, während er sich völlig unbedarft in der Wanne seiner Kleidung entledigt. Dafür darf ich dann heute Abend noch den Boden wischen, ganz wunderbar. Dabei und mit der Speisekammer wirst du mir aber gefälligst helfen, ich bin nicht deine Dienerin. Avila hatte noch nie, auch in der Villa di Athalant, Probleme mit Kindern, die viel Unsinn machen, so lange sie dann aber auch die Suppe, die sie sich eingebrockt haben, auslöffeln. Überrascht stellt sie fest, dass Uio Lyall in ihrer Wolfsgestalt keines Blickes würdigt, zu sehr ist er offensichtlich mit seinem Bad beschäftigt.
„Hallo Lyall, lass mich raten, du hast noch Hunger?“, fragt sie freundlich und muss es sich verkneifen, der Frau in ihrer Wolfsgestalt hinter den Ohren zu kraulen. Gewiss, es ist eine eindrucksvolle Gestalt, die dort neben ihr steht, aber Avila hat sich schon so sehr daran gewöhnt, dass sie in den Wolfsaugen mittlerweile schon Lyalls menschliche zu sehen glaubt. Nicht gerade, dass der Wolf mit dem Schwanz wedelt, doch ihren Augen ist anzusehen, dass sie von diesem Vorschlag sehr viel hält. „Der Kleine ist sich selbst genug, da mach ich dir rasch ein paar der Reste zurecht.“ Lyall gibt einen zufriedenen, aber zugleich auch fragenden Laut von sich. „Dann erklär ich dir auch, was vor sich geht.“ Avila angelt nach dem Teller, der mittlerweile als Lyalls „zweiter“ Teller gilt, ein ziemlich altes hölzernes Ding, auf dem die Magd beispielsweise ausgekochte Suppenknochen und andere Essensreste aufbewahrt, die nicht unbedingt für das menschliche Gebiss geeignet sind. Avila stellt den Teller neben den großen Küchentisch und setzt sich, mit einem Auge immer bei dem begeisterten Kind.
„Ich glaube die Herrin ahnt nicht so ganz, was sie sich da eingebrockt hat“, sinniert sie, als sie Uio dabei beobachtet, wie er auf dem Bottichboden nach der aus den Händen gerutschten Seife sucht. „Von Erziehung hat der Junge noch nie etwas gehört. Er hat die Speisekammer vollkommen verwüstet, sich so voll gestopft, bis ihm schlecht geworden ist, sich nicht einmal entschuldigt und ist dann mit seinen neuen Kleidern in den Bottich gesprungen, deshalb ist der Boden auch so nass“, erzählt sie Lyall, während die sich über den Teller hermacht, als hätte sie mindestens eine Woche lang nichts gegessen. Sie hat ja heute auch hart und lange gearbeitet… Man könnte meinen, es würde Lyall überhaupt nicht interessieren, was Avila ihr erzählt, nur wenn man auf die Ohren achtet, merkt man, dass sie ihr aufmerksam zuhört. „Außerdem frage ich mich, wo er herkommt, hast du die Narben gesehen?“, fragt sie sehr leise, doch der Wolf mit seinen feinen Ohren wird sie trotz des Lärms des Jungens sicherlich verstehen. „Ich glaube er hat schon viel Schlimmes erlebt. Aber wie kann er dann noch so völlig unbedarft und verspielt sein?“ Sie schüttelt verwundert den Kopf, das ergibt alles keinen rechten Sinn.
Lyall kann ihr in ihrer derzeitigen Gestalt ohnehin keine Antwort geben, also ist es auch keine schlimme Unterbrechung, als plötzlich die Lady im Türrahmen steht und belustigt auf Uio herabschaut. Wie es aussieht, hat er die schon genauso sehr um den Finger gewickelt wie mich, stellt Avila bei einem Blick auf ihre lächelnde Herrin fest. Diese stellt sich gerade vor und erhält als Antwort nur belangloses Geplapper und ein paar ziemlich freche Fragen. Avila räuspert sich, wie um zu sagen: Hey, jetzt aber mal langsam, Freundchen. Doch Uio beachtet das nicht im Entferntesten, er scheint wirklich keinerlei Sinn für Höflichkeit und Anstand zu haben, allerdings verwendet er wenigstens die höfliche Anredeform. Die Hand, die einen füttert, sollte man vielleicht nicht unbedingt beißen, denkt sich Avila schmunzelnd und muss sich eingestehen, dass sie, obwohl sie einerseits schockiert ist, sie andererseits den Kleinen schon jetzt sehr mag. Das sagt schon etwas aus, so viel Chaos, wie er in ihrer ordentlichen Küche angerichtet hat. Sie wartet, bis Aurian auf Uios Fragen geantwortet hat, dann fragt sie: „Mylady, der Junge hat ein wenig Unordnung angerichtet und ich möchte dass er, sobald er abgetrocknet ist und wir ihm etwas Kleidung besorgt haben, mir dabei hilft, das wieder aufzuräumen. Wäre das für Euch in Ordnung oder habt Ihr andere Pläne mit ihm?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Apr. 2010, 22:59 Uhr
Bevor sie auch nur die Speisekammer erreicht hat, hört sie schnelle Schritte auf sie zukommen. Mehr aus Reflex als wirklicher Absicht, springt sie mit einem großen Satz in den Schatten eines großen Schrankes schräg zu ihrer Rechten. Sie traut ihren Augen kaum, denn aus dem Schatten heraus erblickt sie einen Jungen, der wie ein Derwisch in Richtung Küche an ihr vorbeisaust. Verdutzt tritt sie ein paar Schritte aus dem Schatten hinaus, schnuppert und ist etwas angewidert von dem ranzigen, leicht sauren Geruch, der ihr in die empfindliche Nase steigt. Riecht wie nasse Straße und Erbrochenes…, dringt es in ihre Gedanken.
Sie will gerade der grün-braunen Geruchsspur in die Küche folgen, da hört sie auch schon ein lautes Platschen und einen jauchzenden Aufschrei des Jungen. Ihre Schritte beschleunigend, trabt sie in die Küche zurück und bleibt wie vom Donner gerührt stehen.
Eine Pfützenlandschaft erstreckt sich über den halben Küchenboden, immer wieder mit nassem Nachschub versorgt durch das wilde Geplansche des Jungen. Schon vereinigen sich die ersten kleineren Pfützchen zu einer großen Lache und diese wiederrum zu einem kleinen See. Erst kann sie nicht glauben was sie dort sieht. Der frische Boden so überschwemmt, die ersten Stuhlbeine fangen schon an Wasser aufzusaugen und in der Mitte der Wasservulkan, welcher unermüdlich Schaum und Wasser speit.
Zornig funkeln ihre Augen den Jungen in der Wanne an, welcher sie jedoch keines Blickes würdigt, zu sehr beschäftigt mit Seifenstücken-nach-tauchen und Wasser-aus-der-Wanne-befördern. Was denkt er sich wo er hier ist? Und ich weiß schon wer das alles sauber machen muss… Schon will sie zu ihm stürzen und ihn etwas unsanfter aus seinem Badewasser befördern als ihm vielleicht lieb ist, da steht Avila plötzlich hinter ihr und richtet das Wort an sie. >> „Hallo Lyall, lass mich raten, du hast noch Hunger?“<< Ihre ruhigen und freundlichen Worte lassen ihren Zorn vorerst verrauchen, während sie sich zu der obersten Magd umdreht. Freudig sieht sie Avila an, erfreut sie zusehen jedoch auch die Frage in ihrem Blick: „Was geht hier vor?“. Ganz verbergen kann sie ihre Freude über das bevorstehende Mahl in ihren Augen wohl nicht, denn ihr Gegenüber schaut sie wissend an, was Lyall ein leises Schamwinseln entlockt. Ein bisschen schlecht fühlt sie sich schon, die Magd jetzt noch um Essen zu bitten. Selbst wenn es sich, wie in diesem Fall, nur um Fleischreste und Knochen handelt, die kein Mensch verdauen kann. >>„Der Kleine ist sich selbst genug, da mach ich dir rasch ein paar der Reste zurecht. einen. Dann erklär ich dir auch, was vor sich geht.“<<
Freudig trabt sie Avila hinterher weiter hinein in die Küche, den Jungen aus dem Augenwinkel beobachtend. Viel Neues geschieht jedoch nicht. Sie kann sich vorstellen dass, das Wasser immer weiter abkühlt und verdreckt –wie die braunen Schaumblasen mittlerweile verraten- doch das tut dem Spaß des Jungen keinen Abbruch. Wenn du so weiter paddelst und spritzt, sitzt du bald auf dem Trockenen Freund… Ob man das „Wasser“ aus dem Zuber überhaupt noch herausschütten kann? Oder muss ich es mit der Axt heraushacken…. Woher kommt der Junge überhaupt? Um sich zu bedanken stubst sie Avilas Hand leicht mit ihrer Nase an, als diese ihr den Napf neben den Esstisch stellt und sich auf den Stuhl neben sie setzt. Lyall betrachtet den Teller vor sich und ihr läuft das Wasser im Mund zusammen. Fleischreste, ausgekocht und frisch, Suppenknochen und abgeschnittenes Fett liegen einladend vor ihr. Sie muss sich beherrschen nicht in den Napf zu sabbern und so legt sie sich hin und beginnt zu fressen. Manchmal wundert sie sich als Mensch selber, dass solcher „Abfall“ einen solchen Reiz für ihren inneren Wolf hatte. Doch in Wolfsgestalt kommt ihr diese Gedanke nie.

Hin und wieder sieht Lyall aus ihren Augenwinkeln hoch zu Avila. Nachdenklich sieht diese dem Jungen bei seinem Unfug zu und die Wargin meint, einen kleinen Funken Freude in ihren Augen zu sehen.
>>„Ich glaube die Herrin ahnt nicht so ganz, was sie sich da eingebrockt hat. Von Erziehung hat der Junge noch nie etwas gehört. Er hat die Speisekammer vollkommen verwüstet, sich so voll gestopft, bis ihm schlecht geworden ist, sich nicht einmal entschuldigt und ist dann mit seinen neuen Kleidern in den Bottich gesprungen, deshalb ist der Boden auch so nass.“<< Abfällig schnaubt Lyall als Antwort, während sie mit kräftigen Beißbewegungen einen Rinderknochen spaltet um an das Mark zu kommen. Daher der widerwärtige Geruch den der Kleine hinter sich hergezogen hat… Das gute Essen! Und das Einkochen und pökeln hat so viel Mühe gemacht.
Leise und sich etwas zu ihr herüberlehnend fügt Avila hinzu: >>„Außerdem frage ich mich, wo er herkommt, hast du die Narben gesehen? Ich glaube er hat schon viel Schlimmes erlebt. Aber wie kann er dann noch so völlig unbedarft und verspielt sein?“<< Lyalls Ohren folgen jedem von Avilas Worten und sie blickt zu ihr auf. Doch sie kann das Gesicht der Magd nur von der Seite erkennen während diese den Kopf schüttelt, ihr Blick immer noch auf den Jungen gerichtet. Kurz schaut auch Lyall auf, kann jedoch vor lauter Schaum und glitzernden Wassertropfen höchstens den Kopf und die Schultern des Kerlchens ausmachen. Das ist kein Grund sich so zu benehmen… nicht hier in diesem Haus. Verspielt… Das ist eine Küche und kein Kinderhort. Wir müssen das hier putzen… Und das Chaos in der Vorratskammer möchte ich garnicht begutachten. Ungläubig und etwas pikiert knurrt Lyall leise, ihre Lefzen leicht hochziehend. Im Körper des Wolfes kann sie Avila keine Antworten geben, doch um ihren Unmut zu verkünden reicht auch das wölfische Vokabular vollkommen aus. Grollend legt sie ihren Kopf auf die Vorderpfoten, sich ab und zu über die Nase leckend.

Schritte im Flur lassen sie ihren Kopf jedoch wieder hochschnellen. Lady Aurian steht im Türrahmen und überblickt das Geschehen eher gutmütig als übermäßig entrüstet. Freundlich stellt sie sich dem fremden Kind vor, doch der ungehobelte Junge antwortet solch einen wirren Quatsch, dass Lyall fast nicht an sich halten kann. Aufgebracht steht sie mit einem Ruck auf, ihr Nackenfell steht wie Sägeblätter von ihrem Körper ab, ihre Fänge sind gebleckt und sehen im Kontrast zu ihrem schwarzen Fell noch bedrohlicher aus. Angriffslustig lehnt sie sich nach vorne und es hat den Anschein, als würde Avila eine unsichtbare, straff gespannte Leine halten, die Lyall davon abhält einen Satz nach vorne zu machen. Wie redest du mit der Lady du ungehobelter kleiner Wicht? Erst am Ende seines Satzes, scheint er wenigstens etwas Respekt in seine Wortwahl zu legen. Wütend setzt sich die Gestaltwandlerin wieder neben Avila und lehnt sich leicht gegen ihr Bein. Sie merkt, dass die Beiden schon eingenommen vom Rüpelcharme des Kindes sind und nimmt sich etwas zurück. Er mag ja sicherlich nett sein, aber das hier war nicht nötig gewesen. Ganz verraucht ist ihre Wut jedoch nicht. Du solltest froh sein, dass du hier gelandet bist. Etwas verloren stubst sie Avilas Bein mit der Nase an und hört diese sagen: >> „Mylady, der Junge hat ein wenig Unordnung angerichtet und ich möchte dass er, sobald er abgetrocknet ist und wir ihm etwas Kleidung besorgt haben, mir dabei hilft, das wieder aufzuräumen. Wäre das für Euch in Ordnung oder habt Ihr andere Pläne mit ihm?“<< Aufmerksam beobachtet sie die Reaktion des Jungen und ihrer Herrin. Selbst mit der Hilfe des Jungen, würde es eine lange Nacht werden. Da ist sich Lyall sicher.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 07. Apr. 2010, 10:13 Uhr
Uios Interpretationen ihres Namens lassen die Halbelbe schmunzeln. Der kleine Kerl hat es faustdick hinter den Ohren so viel steht fest. Etwas skeptisch beäugt sie die Sauerei auf dem Boden, lässt sich aber nichts anmerken. >Ist das euer Haus Madame Winter? < „DE Winter“ korrigiert sie ihn lächelnd „Und ja, das Haus hier gehört mir!“ Sie zwinkert ihm zu ehe sie sich zu Avila wendet, die sie soeben über das Chaos aufklärt. >Mylady, der Junge hat ein wenig Unordnung angerichtet und ich möchte dass er, sobald er abgetrocknet ist und wir ihm etwas Kleidung besorgt haben, mir dabei hilft, das wieder aufzuräumen. Wäre das für Euch in Ordnung oder habt Ihr andere Pläne mit ihm? < Pläne hat sie schon, vor allem möchte sie mit ihm reden, doch das hat auch bis morgen Zeit. Sie kann ihre oberste Magd nur zu gut verstehen: Sie würde es an ihrer Stelle auch unfair finden, den Schweinestall allein zu beseitigen. Auch Lyall scheint dieser Meinung zu sein. Den die Wargin, noch immer in ihrer Wolfsgestalt, hat eine doch eher drohende Körperhaltung eingenommen.  „Ich glaube das ist nur recht und billig!“ Die Magierin sieht wieder zu dem Übeltäter hinüber, der  soeben prustend auftaucht. „Auf dem Dachboden sind noch Kleider, die ihm passen sollten, gleich in der großen Kiste links neben der Luke!“ Während sich Avila auf macht, selbige zu holen, wendet sich die Magierin wieder an ihren Gast. „So mein Bester, hör mir mal zu: Nachdem du fertig bist mit baden, wirst du so nett sein und Avila und Lyall helfen, das Chaos, das du verursacht hast, wieder zu beseitigen. Ist nur fair! Wenn du etwas brauchst, sei es zu essen oder sonst was, fragst du! Keine Selbstbedienungsaktionen! Ansonsten sind du und deine kleine Freundin Zoe hier herzlich willkommen, das Zimmer, indem du geschlafen hast, steht euch zur Verfügung.“ Sie lächelt ihm zu. „Und jetzt raus aus der Wanne. Das Wasser ist ja eine einzige Brühe und warm ist das sicher schon lang nicht mehr!“ Mit diesen Worten wirft sie ihm ein Handtuch zu.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 08. Apr. 2010, 10:39 Uhr
Ein herzhaftes Gähnen entfährt Zoes Mund. Schläfrig reibt die kleine Fee die Augen und streckt sich ausgiebig. Uiii…die Schlafstelle ist ja so was von kuschelig. Eigentlich ist das Mädchen gar nicht mehr müde, doch das weiche Kissen und das herrlich nach Sonne und nach Seife duftende Laken haben es Zoe so angetan, dass sie sich immer wieder tiefer in das flauschige Weiß um sie herum gedrückt hat und eingedöst ist. Doch nun ist sie ausgeschlafen und fit!
Die kleine Fee richtet sich auf und ihre blauschimmernden Flügel zucken auf ihrem Rücken hin und her. Neugierig sieht sie sich um. Die Decke neben ihr ist zerwühlt und auf dem Tisch steht ein Tablett mit leeren Tellern, Schüsseln, Krügen und einem Tellerchen mit einem kleinen Rest Honig. Die Fee schnuppert genüsslich. Der Honig duftet traumhaft gut. Doch da sie nicht weiß, für wen er gedacht ist, rührt sie ihn auch nicht an. Alles andere wäre unhöflich, schließlich muss man fragen, bevor man sich etwas nimmt!
„Uio?“, fragt sie zaghaft in den Raum.
Stille…..
Hm, wo ihr Freund wohl steckt?
Die kleine Fee erhebt sich vom flauschigen Bett und flattert vorsichtig durch die offen stehende Tür. Von unten dringen eine Vielzahl von Stimmen an ihr gut geschultes Feenohr. Sie erkennt die Stimme von der Großen namens Aurian und von Avi, wie Apfelgribs die oberste Magd genannt hat. Außerdem ist da noch das Kurren eines Wolfes oder großen Hundes zu hören, aber so genau kann Zoe das nicht sagen und natürlich die wichtigste Stimme von allen, Uios Stimme. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Mädchens, als sie Uios fröhliches Geplapper vernimmt. Wenn Uio lacht und Spaß hat, dann geht ihm gut - niemand hält ihn fest, schimpft ihn oder oh schreck…tut ihm weh. Zoe seufzt zufrieden und fliegt die Treppe hinunter, immer den Stimmen entgegen. Sie braucht auch nicht lange suchen, um ihren Freund zu finden. In dem großen Raum in dem sie schon vor ein paar Stunden gesessen haben, sind alle um den vor Freunde nur so glucksenden Uio versammelt. Ihr Retter nimmt gerade ein ausgiebiges Bad und alle Großen stehen um ihn herum und schauen ihm dabei zu. Zoe kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das sieht aber auch wirklich zu lustig aus, wie Uio im Wasser planscht, das es nur so spritzt und über den Bottichrand schwappt. Da sie ihn nicht stören will, lässt sich die kleine Fee ganz oben auf einem der Holzregale nieder, ohne groß auf sich aufmerksam zu machen. Zufrieden lächelnd stützt sie ihr Kinn auf die Hand und baumelt vergnügt mit den Beinen, während unter ihr sich fleißig gebadet wird.
So gefällt ihr das. Uio ist glücklich und sie kann gleichzeitig ein Auge auf ihn werfen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 08. Apr. 2010, 12:25 Uhr
Uio schaut von Madame Aurian zu den beiden anderen Zuschauern und erstarrt für einen Moment. Neben der ihm schon bekannten Frau, die sich Avila nennt steht ein großes Tier, dass sich beim längeren hinschauen als ein Wolf entpuppt. Schwer schluckt der Straßenjunge. Bisher hat er nicht immer nur gute Geschichten über Wölfe gehört und Hunde sind ihm auch nicht immer freundlich gesonnen gewesen. Besonders dann nicht, wenn er ihrem Besitzer etwas entwenden wollte und diese sie dann auf seine Fährte schickten. Schnell schüttelt Uio den Kopf und versucht den Blick von dem Tier abzuwenden. Doch lässt er den Wolf nicht aus dem Auge. Auch seine Körperhaltung ist mehr angespannt als eben noch wie er ausgiebig in dem Zuber herum getollt ist.

> „Mylady, der Junge hat ein wenig Unordnung angerichtet und ich möchte dass er, sobald er abgetrocknet ist und wir ihm etwas Kleidung besorgt haben, mir dabei hilft, das wieder aufzuräumen. Wäre das für Euch in Ordnung oder habt Ihr andere Pläne mit ihm?“<, sagt dann Plötzlich Avila und Uio gefallen die Worte gar nicht. Pläne? , denkt er und schaut wieder auf die Herrin des Hauses. Was für Pläne? Uio holt tief Luft und taucht einfach einmal ab um kurz darauf wieder prustend aufzutauchen.
>„Ich glaube das ist nur recht und billig!“<, willigt dann Aurian auf Avilas Worte ein.

>„Auf dem Dachboden sind noch Kleider“<, fährt sie fort  >„die ihm passen sollten, gleich in der großen Kiste links neben der Luke!“< Sogleich verschwindet die obstere Magd aus dem Raum.
>„So mein Bester, hör mir mal zu: Nachdem du fertig bist mit baden, wirst du so nett sein und Avila und Lyall helfen, das Chaos, das du verursacht hast, wieder zu beseitigen. Ist nur fair! Wenn du etwas brauchst, sei es zu essen oder sonst was, fragst du! Keine Selbstbedienungsaktionen! Ansonsten sind du und deine kleine Freundin Zoe hier herzlich willkommen, das Zimmer, indem du geschlafen hast, steht euch zur Verfügung.“< Uio sitzt während der Ansprache in dem lauwarmen Wasser des Zubers und schaut die Frau abschätzend an. Sie stellt Forderungen und Regeln auf dessen Auswirkungen Uio sich noch nicht ganz bewusst ist. War er nicht eigentlich hier um…ja warum war er hier? Sollte er dem dunkelhaarigen Fremden nicht sein Geld zurückzahlen? Oder…? Uio denkt nur kurz darüber nach und fängt rein aus Reflex das Handtuch auf, das ihm Madame Aurian zuwirft. Er ist es gewohnt sich schnell auf andere Situationen einzustellen. Egal warum er hier ist. Ein Dach über dem Kopf und die Aussicht auf Essen sollten vorerst reichen, um sich mit der reichen Hausherrin gut zu stellen. Hier würde sicher noch das ein oder andere für ihn abfallen. Und wenn es sein muss, würde er eben einfach verschwinden. Wie immer. Niemand würde sich über das weglaufen eines einfachen Straßenjungen wundern oder ihn gar suchen…

Uio trocknet sich ab und schweigt erst ein Mal. Mehr schlecht als recht abgetrocknet gleitet er aus dem Zuber und reicht Aurian das Handtuch. Skeptisch schaut er zu dem Wolf hinüber. „Gehört der zu Euch?“, fragt er dann leise und man sieht ihm an das es ihm unangenehm ist. Einmal zu fragen und dann die Gewissheit das dieses Tier ihn die ganze Zeit fixiert und jeden seiner Bewegungen beobachtet.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 09. Apr. 2010, 11:25 Uhr
~Apfelgribs~


Mit einem Plumps lässt sich das Irrlicht neben der Fee auf dem Regal nieder. Es war nur kurz aus dem Zimmer geflattert und als es zurück gekommen war, war die neue Freundin nicht mehr da gewesen. Nicht mal die Honigkekse hat sie angerührt, etwas was Apfelgribs nicht verstehen kann: Wie kann man nur Honigkekse verschmähen? Die sind ja fast genauso lecker wie Blütennektar! Sicherheitshalber hat das Irrlicht aber einen Krümel mitgenommen, wer weiß vielleicht kennen Feen ja keine Kekse? Auch etwas was sich das kleine Wesen nicht vorstellen kann. Vorsichtig stupst es das geflügelte Mädchen an. „Duuuuu…magst du keine Kekse? Die sind urrrrr lecker, die hat die Avi gemacht und die kann das wirklich!“ Treuherzig schaut Apfelgribs Zoe an. „Hat du gut geschlafen?“ will es dann wissen. „Die Betten von den Großen sind toll, ich hab zwar draußen ein Häuschen, aber wenn‘s kalt ist darf ich immer bei meiner Lady schlafen! Im feinen weichen Bett, dass auch so gut nach Rosen riecht!“ Zufrieden stellt das Irrlicht fest, dass Feen anscheinend doch Kekse mögen (ein sehr großer Pluspunkt in der Apfelgribschen Sympathieskala), denn Zoe nimmt den angebotenen Krümel dankend an. „Wenn du noch was willst, du unten ist noch mehr, musst nur sagen dann hol ich was. Oder…in der Speisekammer ist auch ein Honigtopf, das is auch lecker gut! Wenn wir leise sind merkt Avi nicht mal was!“ Das Irrlicht kichert in sich hinein und blinzelt der Fee verschwörerisch zu.  Dann schielt es zu dem Jungen im Bottich und die Wasserlacken in der Küche. „Ui das schaut aus, da muss die Avi sicher doll putzen nachher und die Lyall auch! Aber nicht als Wolf, da muss sie erst wieder eine Große werden. Ich mag sie ja als Große lieber, auch wenn ich nicht mehr so viel Angst hab wie früher. Kürzlich hat sie mich sogar auf ihrem Rücken reiten lassen aber… sie is halt so schwarz! Und hat so große Zähne!“ Nachdenklich kratzt sich Apfelgribs den Kopf. „Aber sie hat so ein Kuschelfell als Wolf, das ist schon fein! Vielleicht hab ich sie als Wolf auch mal so gern wie als Große. Magst noch Keks?“ wendet es sich dann wieder an Zoe.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 09. Apr. 2010, 13:03 Uhr
Ihre bernsteinfarbenen Augen verfolgen jede Bewegung des Straßenjungen, als dieser triefnass aus dem Zuber steigt. Kleine Rinnsale aus Badewasser bilden sich an seinen Beinen und Armen, gespeist vom voll gesogenen Stoff seiner Kleidung. Schweigend trocknet er sich weitestgehend ab, Lyalls Blick erwidernd. Einen kleinen Funken Angst kann sie in seinen Augen sehen und ebenso die Skepsis ihr gegenüber.
>>„Gehört der zu Euch?“<<, hört sie ihn, an Lady Aurian gewand, fragen. Wie als Antwort darauf erhebt sie sich, setzt sich in seine Richtung in Bewegung.
Kurz vor ihm bleibt sie stehen. Sie muss nicht sehr weit aufsehen, um ihm in seine Augen blicken zu können. Abschätzend mustert sie ihn, bevor sie leicht an ihm schnuppert. Doch der Geruch nach Seife und Nässe überdeckt alle anderen Gerüche, die an ihm gehaftet haben könnten. Ihr wölfisches Interesse an ihm sinkt und so meldet sich ihr Gewissen wieder, bald mit dem Saubermachen zu beginnen. Avila ist schließlich schon auf dem Weg ihm neue Kleidung zu besorgen und sie will ihr gegenüber nicht müßig erscheinen.
So beschließt sie zum Gesindehaus zurück zu kehren und sich zum Saubermachen anzuziehen.
Noch während sie sich zur Tür, welche auf den Hof führt, umdreht, dringt Apfelgriebs helles Stimmchen an ihre Ohren. Interessiert schaut sie zu einem der oberen Regale auf. Zu ihrer Überraschung sitzt nicht nur das Irrlicht, sondern auch die kleine Fee dort oben. Still knabbert die Fee an einem von Avilas Honigkeksen. Apfelgriebs teilt ihre Kekse? Sie ist bestimmt froh jemanden in ihrer Größe gefunden zu haben. Ein angedeutetes Schwanzwedeln ihrerseits ist ein Gruß an die kleinen Geschöpfe, bevor sie sich umdreht und hinaus in die Nacht trabt.

In ihrer Kammer angekommen schließt sie die Tür hinter sich und beginnt ihre Verwandlung. Ein paar Minuten später steht sie nackt vor ihrer Kleidertruhe und sucht passende Kleidung. Sie entscheidet sich für eines ihrer braunen Leinenhemden sowie eine etwas zu weite schwarze Stoffhose. Einer der früheren Knechte mochte sie wohl gehört haben, doch auch bei ihr würde sie gute Dienste leisten. Schuhe zieht sie nicht an, da ihre Lederstiefel wohl nur das Wasser aufsaugen würden. Bei der Überschwemmung ist barfuss gehen vielleicht nicht mal die abwegigste Idee. Kurz kämmt sie ihre schwarzen Haare, welche etwas wirr von ihrem Kopf abstehen. Und auch ihre Ohren werden vorsichtig gebürstet.
Die Steine im Hof fühlen sich klamm unter ihren Füßen an, doch zum Schuppen ist es nicht weit. Die Holztür öffnet sich knarrend unter ihrem Griff, welche schon etwas schief in den Angeln hängt und die Wargin befördert zwei Eimer und mehrere dicke Wolltücher zutage.
Mit den Putzutensilien unter den Arm geklemmt, macht sie sich auf den Rückweg zur Küche.
Als sie am Holzstapel vorbei kommt, nimmt sie auch hiervon ein paar Scheite mit um in der Küche ordentlich anzuheizen. Umso schneller sollte der Steinboden wieder trocken werden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 13. Apr. 2010, 09:25 Uhr
Nachdenklich sitzt Zoe neben dem Irrlicht und lässt ihre Beine baumeln. Ab und zu knabbert sie an dem Keks den Apfelgribs ihr geschenkt hat - der schmeckt so gut nach Nüssen, Sonne, Getreide und gaaaanz viel Liebe. Aber im Großen und Ganzen hört sie aufmerksam Apfelgribs Geplapper über Lyall, Avi und Aurian zu. So viel neue Informationen, die auf die kleine Fee einströmen. Ein Wolf der auch wie ein Großer aussehen kann ..wow. Wissbegierig lugt die kleine Fee hinunter und blickt das große Tier mit einer Mischung aus kindlicher Neugier und Respekt an. Als der Wolf ebenfalls zu ihr nach oben blickt und zur Begrüßung mit dem Schwanz wedelt, hebt das Mädchen schüchtern die Hand und winkt zurück.
Kann das wirklich sein? Große, die mit Kleinen wie sie und mit Tieren zusammen leben und nett sind? Das wäre zu schön…fast zu schön, um wahr zu sein.
Zoe seufzt tief und blickt dann Apfelgribs an:
„Du bist echt eine ganz liebe…“, sagt sie lächelnd in der Sprache des Irrlichts. „Ich hab fast nicht mehr dran geglaubt, dass es so was wie hier gibt. Weißt du… viele Große sind so, so seltsam. Ich verstehe sie meistens nicht und manche Große… ja, mache sind richtig fies.“ Über das kleine Feengesicht huscht plötzlich eine dunkle Wolke, als sie sich an den gemeinen Großen erinnert, der ihr so wehgetan hat. Sie schließt kurz die Augen, doch dann, fast eben so schnell, wie die traurigen Gedanken aufgezogen sind, verschwinden sie wieder und das Mädchen strahlt wie eh und je das Irrlicht mit ihren hellbraunen Augen an. Schließlich beugt sie sich vor und haucht dem Irrlicht einen Kuss auf die bleiche Wange. Die Haut des hellhäutigen kleinen Wesens fühlt sich angenehm kühl an.
„Danke….“, flüstert Zoe, „der Keks war total lecker! Aber jetzt bin ich satt.“
Und dann…schwups…öffnet das Feenmädchen ihre hübschen blau schillernden Flügel und mit einem verwegenen Satz springt sie dem Küchenboden entgegen. Doch statt auf dem Dielen zu landen, lässt sich die Fee geschickt auf Uios nackter Schulter nieder. Ihre kleinen Händen greifen nach Uios langen und jetzt pitschnassen Zotteln und halten sich daran fest, während sie sich auf die Zehenspitzen stellt und nach vorne lehnt, damit sie Uios liebes Gesicht sehen kann - eine akrobatische Übung, die der Kleinen mit Leichtigkeit gelingt.
„Hallo…du!“, begrüßt Zoe ihren Freund. „Du hast ohne mich geplanscht? Das nächste Mal weckst du mich aber. Ich muss doch eine Auge auf dich werfen.“ Kichernd schaukelt sie an seinen Haarsträhnen vor und zurückt und wirft Uio einen frechen aber gleichzeitig auch zuckersüßen Feenblick zu.
„Hallo Aurian, Hallo Avi…“, ruft das kleine Mädchen schließlich auch den beiden Großen freundlich zur Begrüßung zu. „Vielen Dank für die leckeren Kekse. Die waren wirklich fantastisch, riesig und total lecker!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 13. Apr. 2010, 15:15 Uhr
„Das ist Lyall. Sie arbeitet lebt und arbeitet ebenfalls hier.“ Als Aurian Uios verdatterten Blick bemerkt muss sie dann doch lachen. „Sie ist eine Wargin.“ erklärt sie mit einem Kopfnicken in Richtung der schwarzen Wölfin, die sich neben ihr niedergelassen hat. Skeptisch mustern sich Junge und Tier, ehe ihre Magd (Aurian tut sich immer noch schwer, sie in ihrer Wolfsgestalt als solche zu sehen) aufsteht und sich nach draußen begibt, wohl um sich zu wandeln. Gerade lässt sich die kleine Fee sich auf Uios Schulter nieder und auch Avila betritt  soeben wieder den Raum, im Arm eine Ladung frischer Kleidung. Apfelgribs flattert der neuen Freundin hinterher und lässt sich ihrerseits auf Aurians Schulter nieder. „Hallo Zoe!“ begrüßt die Magierin eben das Feenmädchen. „Es freut mich, dass dir die Kekse schmecken, sie sind eine vom Avilas Spezialitäten!“ Sie hält ihm die Kleider hin, die die oberste Magd ihr gegeben hat. „Hier, sollten einigermaßen passen schätze ich!“ Dezent dreht sie sich um während Uio sich ankleidet, immerhin will sie ihn nicht in Verlegenheit bringen – was jedoch angesichts seines bisherigen Verhaltens recht schwierig zu sein scheint. Eben betritt auch Lyall, nun wieder in ihrer menschlichen Gestalt, den Raum. Wohlweislich hat die Magd ihre Schuhe draußen gelassen dafür hat sie vorsorglich einiges an Putzutensilien und auch Brennholz mitgebracht. Skeptisch blickt der Junge von einer zur anderen, er scheint es noch nicht recht zu glauben, das mit dem putzen. Zur Bekräftigung ihrer Worte drückt Aurian ihm einen der Lappen in die Hand. „Je eher du anfängst, desto eher bist du fertig! Avila und Lyall werden dir sagen, was zu tun ist! Ich muss mich noch um einige Angelegenheiten des Anwesens kümmern, ich seh' nachher nach euch!“ Die Halbelbe zwinkert ihrer obersten Magd verschwörerisch zu. Sie weiß, Avila würde mit dem Bengel schon klar kommen.

Aurian steigt leichtfüßig die Treppen zu ihren Gemächern empor, begleitet von einem aufgeregten Irrlicht. >Die is lieb die Zoe, weißt du und sie kann meine Sprache also so richtig! Das kannst du ja leider nicht! Ich mag die doll gerne, kann die da bleiben? Sie könnte in meinem Häuschen wohnen das is eh soooo schön groß und die isst auch sicher nicht viel. Bitte bitte bitte, lass sie da bleiben! < lachend hebt Aurian die Hand um Apfelgribs Redefluss zu bremsen. „Immer schön langsam mit den kleinen Irrlichtern! Von mir aus kann sie bleiben, das weißt du. Ich würde mich freuen wenn du eine Freundin in deiner Größe finden würdest. Aber ich kann das nicht allein entscheiden, da musst du Zoe schon fragen, ob sie bleiben mag! Und ich denke ihr Freund Uio hat da auch ein Wort mitzureden und bevor du in der Richtung irgendwas anstellst: Zuerst rede ich mit dem Jungen.“ Das Irrlicht zieht eine Schnute, erwidert aber nichts. Es kennt diesen Tonfall: Wenn ihre große Freundin so redete dann war alles betteln und widersprechen umsonst. >Na gut aber mach schnell! Nicht dass sie wieder weg sind und ich Zoe nicht fragen konnte ob sie nicht doch da bleiben mag! < Das Wesen flattert hinter Aurian her, sieht sich aber immer wieder um, was der Halbelbe nicht verborgen bleibt. „Na los, hopp, ab mit dir. Ich seh’ dir doch an der Nase an, dass du wieder zurück in die Küche willst. Aber stell nichts an, es herrscht da schon Chaos genug!“ Ein Jauchzer, ein Irrlichtkuss auf die Wange und schon schwirrt es, vor Freude hell leuchtend, zurück nach unten.

Mit einem Seufzer zieht die junge Lady die Tür ihres Arbeitszimmers hinter sich ins Schloss. Herrlich diese Ruhe! Rasch entzündet sie eine Kerze auf dem kleinen Schreibtisch und angelt nach Feder und Pergament. In wenigen Wochen sollte der Blumenball im Anwesen stattfinden, ein Fest das früher Tradition im Hause de Winter war und zu den gesellschaftlichen Höhepunkten Talyras gezählt hatte. Sie war in einem der Folianten darüber gestolpert und von der Idee angetan hatte sie beschlossen, dieses Fest wieder zum Leben zu erwecken. Nun wollten die Einladungen verschickt werden und zu diesem Zweck musste sie erst einmal eine Gästeliste erstellen.  Gedankenversonnen nagt Aurian an der Feder. Wer war da aller?

Es dauert einige Zeit doch dann hat sie alle zusammen und geht daran, die Einladungen zu schreiben. Ganz vertieft ist sie in die Arbeit und als sie aufsieht, steht der Mond bereits hoch am Himmel du die Kerze ist fast zur Gänze abgebrannt. Aurian streckt sich. Es ist spät geworden aber alle Briefe sind fertig und versiegelt. Morgen würde sie die Einladungen verschicken, doch nun wollte sie erst einmal nach unten sehen, wie es um die Küche und das dortige Schlachtfeld bestellt war.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 13. Apr. 2010, 19:29 Uhr
Bevor Aurian Uios Frage beantworten kann, kommt der große Wolf auf Uio zu. Uio schluckt und versucht ruhig zu bleiben. Natürlich hat er Angst, will das aber auf keinen Fall zugeben. Also bleibt er leicht verkrampft stehen und lässt den Lyall an sich herankommen. Von weitem sah das Tier schon groß aus, doch nun wo es genau vor ihm steht, ist es für Uio ein riesen Vieh. Uio stockt der Atem als die Schnauze den Wolfes an ihm schnuppert und atmet erleichtert wieder aus als das Tier sich von ihm abwendet. Puh das war knapp! Vor dem muss ich mich in acht nehmen. Wer weiss was noch kommt.

>„Das ist Lyall. Sie arbeitet lebt und arbeitet ebenfalls hier.“<
HNNN? Lebt und arbeitet hier?, denkt Uio verdattert und sein Blick spricht Bände.
>„Sie ist eine Wargin.“<
„Aha…“, sagt er nur darauf und denkt sich: was auch immer das ist, sie soll mir nicht zu Nahe kommen!
Zum Glück bleibt Uio keine Zeit, das Thema mit dem nicht zu nahe kommen zu vertiefen, denn schwupp flattert etwas auf ihn zu. Die kleine Fee setzt auf seiner Schulter auf, schnappt sich ein paar von seinen Haarzotteln und schwingt sich so, dass er ihr hübsches kleines Gesicht sehen kann. Uio lächelt. Mensch Zoe du bist wirklich niedlich. Er mag es wenn Zoe in seiner Nähe ist und in seinen Haaren baumelt.
>„Hallo…du! Du hast ohne mich geplanscht? Das nächste Mal weckst du mich aber. Ich muss doch eine Auge auf dich werfen.“ Die kleine Fee kichert frech und auch Uio beginnt zu kichern. „Versprochen!“ sagt er und schupst seine kleine Freundin die hin und her baumelt mit einem Finger an. In der Zwischenzeit hat sich der Wolf aus dem Staub gemacht und die oberste Magd ist zurück und stellt sich neben Aurian.


>„Hier, sollten einigermaßen passen schätze ich!“< , hört er Aurian sprechen und sie hält ihm neue Kleidung hin.
Uio nickt und nimmt sich vor, nach seiner Kleidung später zu rragen als noch jemand die Raum betritt. Eine Frau die er noch nicht gesehen hat. Sie ist bestimmt auch eine Magd oder so was und arbeitet hier, denk er und schaut von einem zu anderen.
> „Je eher du anfängst, desto eher bist du fertig!“< Uio ist sich sicher das das nichts Gutes bedeutet und hebt skeptisch die Augenbrauen bei Aurians Worten. >„Avila und Lyall werden dir sagen, was zu tun ist! Ich muss mich noch um einige Angelegenheiten des Anwesens kümmern, ich seh' nachher nach euch!“< Stumm nickt er einfach und schaut Aurian hinterher. „Zoe?“, flüstert er dann dem Feenmädchen zu. „Ich mach das schon! Keine Sorge.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 14. Apr. 2010, 13:59 Uhr
Höchst zufrieden mit der Tatsache, dass Uio das Chaos, das er angerichtet hat, auch aufräumen muss, macht sich die oberste Magd des Anwesen deWinter auf den Weg zum Dachboden. Dort angekommen sieht sie sich fröstelnd nach der Kiste um, von der die Herrin sprach, und schüttelt dabei den Kopf über all den Staub und das Chaos, das sie im Schein ihrer Kerze sehen kann. Es ist ein ausgesprochen großer Dachboden, dennoch ist er sehr vollgestopft, mit wissen die Götter was für Zeug, ein paar der Umrisse im Hintergrund wirken auf Avila gar wie riesige Truhen. Ich will nicht wissen, was hier alles für Viehzeug wohnt. Vielleicht sollte man mal Lyall fragen, ob sie Schädlinge wie Ratten oder Mäuse riechen kann… Die Nase der Wargin hatte sich schon einige Mal als überaus nützlich erwiesen und Avila hat mittlerweile keine Probleme mehr damit, Lyall auf ihre übermenschlichen Sinne anzusprechen. „Die Leiter könnte man auch mal neu machen“, murmelt die oberste Magd und fügt diesen Punkt ihrer geistigen Noch-zu-erledigen-Liste hinzu. Aurian und Apfelgribs Begeisterung für den Dachboden kann sie nicht nachvollziehen, es ist zugig und düster hier oben und für ihren Geschmack zu ungeordnet. Rasch ist die Kiste gefunden und Avila stöbert sie durch, auf der Suche nach etwas, das zum Arbeiten geeignet ist und nach etwas Hübscheren für den Alltag. Der Großteil besteht aus feinerer Kleidung, als man dem achtlosen Bengel anziehen sollte, doch nach einigem Suchen ist dann eine schlichte Leinenhose und ein dunkelblaues Hemd in ungefähr seiner Größe gefunden, das müsste für den Alltag genügen. Ganz auf dem Boden der Kiste findet Avila endlich etwas, das fürs Arbeiten geeignet ist: Beinlinge aus Barchent,  ein an den Ellenbogen unauffällig verstärktes Leinenhemd und ein Überwurf aus Loden. Zusätzlich wählt sie noch einfache Nachtwäsche und Unterwäsche aus. Zufrieden mit ihrem Fund verlässt Avila den Dachboden, schiebt die Leiter nach oben und schließt die Luke hinter sich, das muss genügen.

Avila beeilt sich, zurück in die Küche zu kommen, wo der Junge nackt und einigermaßen abgetrocknet da steht. Bevor sie noch etwas sagen kann, wird sie freundlich von der kleinen Fee begrüßt, die wohl zu Uio gehört. Im Gegensatz zu ihm hat sie scheinbar schon mal etwas von anständigem Benehmen gehört, denn sie verkündet: >Vielen Dank für die leckeren Kekse. Die waren wirklich fantastisch, riesig und total lecker!< Lächelnd nickt Avila der kleinen Gestalt zu, die scheinbar eine ebenso große Neigung zu Honig hat, wie Apfelgribs. Aurian stellt gar fest: >Es freut mich, dass dir die Kekse schmecken, sie sind eine vom Avilas Spezialitäten!< „Vielen Dank, mylady“, murmelt die Magd, mit Lob spart ihre Herrin wirklich nicht. Während Uio sich umzieht, sammelt Avila die Kleider ein, die er erst im Zuber ausgezogen hatte und die dementsprechend mit Wasser vollgesogen sind und hängt sie in die Nähe des Kamins. Lyall betritt soeben in Menschengestalt die Küche, im Gepäck diverse Putzsachen aus dem Schuppen, weshalb ihr Avila einen dankbaren Blick zuwirft. Sie kramt nur noch ein paar der groben Bodenbüsten hervor, die in einem Körbchen in der Küche aufbewahrt werden, dann können sie anfangen. Der Junge sieht alles andere als begeistert aus, doch Aurian stellt ganz einfach fest: >Je eher du anfängst, desto eher bist du fertig! Avila und Lyall werden dir sagen, was zu tun ist! Ich muss mich noch um einige Angelegenheiten des Anwesens kümmern, ich seh' nachher nach euch!< Darauf nickt er nur und flüstert der kleinen Fee auf seiner Schulter etwas zu. Dann wollen wir doch mal sehen, ob er genauso gut arbeiten, wie Dreck machen kann. Damit ist die Herrin auch schon aus der Küche verschwunden und Uio sieht sich zwei Mägden gegenüber, die ihren Feierabend gerne mit etwas anderem verbracht hätten, als Küche und Speisekammer zu putzen.

„So, dann ran ans Werk.“ Avila blickt sich rasch um und überlegt, was am besten zuerst gemacht wird, während Lyall nachfeuert, damit alles rasch trocken wird. „Uio, du wirst Lyall helfen, diese Dreckbrühe in den Ausguss zu schütten, wenn der Zuber leer ist, bringt ihr ihn wieder her und du wischst du ihn mit diesem Tuch hier sauber. Sobald du fertig bist, hilfst du uns mit dem Küchenboden, dann kommt die Speisekammer dran. Ich will keine Bummelei sehen, Lyall und ich müssen morgen früh aufstehen und wir brauchen unseren Schlaf. Verstanden?“ Avila sieht den Jungen auffordernd an und wartet seine Reaktion ab. Sicherlich, der Junge hat eine Menge kindlichen Charme, das heißt aber nicht, dass man ihm die ganze Arbeit abnehmen muss, die man ohne ihn nicht gehabt hätte. Schon allein das Wasser für sein Bad zu pumpen, war schließlich eine anstrengende Arbeit gewesen, es jetzt noch vom Boden zu wischen ist nicht gerade Avilas Traumvorstellung. Sobald Uio und Lyall aus der Küche verschwunden sind, beeilt sich die Magd, sich ihre Arbeitsbeinlinge und eine feste Bluse anzuziehen, das Kleid ist ihr zu schade um damit auf dem Boden herumzukriechen. Dann stellt sie alles hoch und trocknet das, was im Wasser stand, notdürftig, doch zum Beispiel gegen die vollgesogenen Stuhlbeine kann wohl nur das Feuer etwas unternehmen. Als nächstes beginnt sie, mit dem Tuch möglichst viel Wasser von dem Boden in den Eimer zu bringen. „Ganz ganz wunderbar, wäre das Wasser wenigstens sauber, könnte man damit gleichzeitig den Boden putzen, aber so…“, murmelt sie vor sich hin, als Lyall und Uio wieder die Küche betreten.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 16. Apr. 2010, 11:38 Uhr
>„So, dann ran ans Werk“<, hört Uio Avila sagen und wendet seinen Blick von den merkwürdige aussehenden fellartigen Dingern der einen Frau, die ihr aus dem Kopf zu wachsen scheinen und durch ihr dunkelbraunes Haar hervorstehen, ab. >„Uio, du wirst Lyall helfen, diese Dreckbrühe in den Ausguss zu schütten, wenn der Zuber leer ist, bringt ihr ihn wieder her und du wischst du ihn mit diesem Tuch hier sauber. Sobald du fertig bist, hilfst du uns mit dem Küchenboden, dann kommt die Speisekammer dran. Ich will keine Bummelei sehen, Lyall und ich müssen morgen früh aufstehen und wir brauchen unseren Schlaf. Verstanden?“<

Ausguss? Dreckbrühe? Tuch, Küchenboden, Speisekammer? Schlaf? Na, das kann ja noch heiter werden , denkt Uio mürrisch bei dem Gedanken hier jetzt das Putzmädchen zu spielen. „Ja Klar!“, sagt er frech und verschweigt, dass er vom Putzen nicht einen Funken Ahnung hat, geschweige denn von dem was Avila ihm grade gesagt hat. Also schnappt er sich einfach einen Eimer, macht sich auf den Weg zum Zuber und lässt ihn platschend voll laufen. Ruckartig zieht er den vollen Eimer hoch und befördert so nicht nur den Eimer schwappend über den Rand sondern auch eine Menge von dem Wasser aus dem Zuber. BATSCH, klatscht das Wasser auf dem Boden auf. Doch nicht nur der Boden hat etwas abbekommen. Uio selbst, was ihm aber nicht im Geringsten etwas auszumachen scheint, ist Nass gespritzt. Auch die kleine Fee, die noch immer auf seiner Schulter sitzt, hat einen großen Schwall Wasser abekommen. Hastig schüttelt sie sich das Wasser aus den Flügeln und wie ein Wunder perlt die Dreckbrühe sofort von Haut, Haar und Flügeln ab. Grinsend lehnt sich die Kleine an Uios Hals und lacht:
"Jetzt bist du ja schon wieder ganz nass!"
Auch Uio lächelt breit seine Freundin an. Dann dreht er sich schwungvoll dreht um und verliert dabei weiter Wasser aus dem Eimer. „Wohin nun damit?“, ruft er laut und erschrickt als Lyall direkt vor ihm steht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 16. Apr. 2010, 17:55 Uhr
>>„Wohin nun damit?“<<, ruft der Straßenjunge fröhlich aus und dreht sich dabei um seine eigene Achse. Auch der Eimer, und vor allem das darin befindliche Wasser, wird mitgerissen und entleert schwappend fast den kompletten Inhalt auf dem Boden der Küche.
Fast stößt er bei seinem wilden Gehampel mit Lyall zusammen und man sieht ihm den Schreck der plötzlichen Begegnung an. Der Ausdruck auf seinem Gesicht wechselt von fröhlich, über erstaunt zu ängstlich. Auch meint die Wargin ein Fünkchen Aufmüpfigkeit in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Still steht sie ein paar Herzschläge einfach vor ihm und ihr Blick bohrt sich förmlich in ihn hinein.
Langsam streckt sie ihre Hand nach ihm aus, packt ihn am Schlafittchen und hebt ihn (ebenso den Eimer in seiner Hand) auf ihre Augenhöhe an. Wortlos entringt sie ihm mit der anderen Hand den Eimer aus seinem fassungslosen Griff. Hilflos baumelt der Junge einige Handbreit über dem feuchten Steinboden. „Willkommen Herr, in diesem gastlichen Haus.“, knurrt sie leise. „Ich hoffe Euch hat der Aufenthalt in diesem bescheidenen Heim bisher gefallen. Man sieht jedenfalls, dass ihr Euch bis jetzt wohl köstlich amüsiert habt.“ Mürrisch sieht sie sich in der überfluteten Küche um. „Daher denke ich nicht, dass es Euch allzu viel Mühe bereitet nun auch etwas für uns zu tun.“ Enger schließt sich ihr Griff und sie fügt leise fauchend hinzu: „Mit diesen Sätzen ist mein Herrschaftliches- Vokabular fast erschöpft… und ebenso meine Geduld. Hier gilt der Grundsatz: Mache ich Dreck, räume ich ihn auch wieder auf. Und Ersteres hast du wirklich hervorragend zustande gebracht. Nun gilt es den Rest einzulösen. Hier sieht es aus wie nach einer Flut, nur die zappelnden Fische fehlen noch. Und ich bin sicher…wenn du nicht in einem nassen Bett schlafen willst, wirst du uns helfen.“
Drohend hebt sie den Arm mit dem Eimer, schüttelt ihn kurz und lässt ihn wieder sinken. „Denn das nasse Bett müssten ja wieder…lass mich überlegen…AVILA und ICH neu beziehen.“
Langsam lässt sie den Jungen wieder sinken, bis seine Zehenspitzen gerade so die klammen Steine berühren können. „Und das Unheil, welches du über die Speisekammer gebracht hast, wage ich nicht anzusehen. Wenn man nur stielt, so wie du…sag mir nicht du arbeitest für das was du isst…dann weiß man nicht, wie viel Arbeit es bedeutet alles zu ernten, einzulegen und zu kochen. Doch Arbeit wirst du noch in diesen Stunden lernen.“ Nun lässt Lyall ihn vollends auf den Boden sinken, lockert ihren Griff jedoch nicht.
Langsam nähert sich ihr Gesicht drohend dem zurückweichenden Gesicht des Bengels, ihre Augen sind zu Schlitzen verengt und ihre Ohren zucken nervös. „Lady Aurian mag gefallen an dir finden. Doch das gibt dir noch lange nicht das Recht hier so zu hausen und Avilas sowie meine Geduld derart auf die Probe zu stellen. Und denk ja nicht du könntest irgendwann einfach so klamm heimlich abhauen. Ich werde dich finden, egal in welches Loch du dich in dieser Stadt verkriechen solltest.“ Vielsagend tippt sie sich mit einem Finger an die Nase.
„Natürlich nur, wenn du deiner Verpflichtung unehrenhaft entfliehen solltest. Das alles sage ich natürlich von Freund zu Freund, nicht wahr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten lässt sie ihn plötzlich los, greift sich den zweiten Eimer und wirft ihn Uio entgegen. Die Wucht des Aufpralls lässt den Jungen ein paar Schritte zurücktaumeln. „Wir werden einen Eimer nach dem anderen schöpfen und das Brackwasser in die Abflussrinne im Hof kippen. Das sollte nicht allzu lange dauern. Du hast ja schon das meiste Wasser in der Küche verteilt. Wenn das getan ist, werden wir den Zuber in den Hof tragen und säubern. Keine Fragen mehr? Dann folge mir.“
Ohne ein weiteres Wort wendet sie sich um und will in Richtung Hoftür, die Küche verlassen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 18. Apr. 2010, 13:35 Uhr
Selbst wenn Zoe wollte, sie könnte beim besten Willen nicht wiedergeben, warum sich die fröhliche Stimmung, so plötzlich sich gewandelt hat.
Gerade eben noch hat die junge Fee auf Uios Schultern geturnt und ihm beim Plantschen, Spritzen und Wasser Schöpfen zu gesehen. Ja und jetzt ist alles anders.
Ihr Freund und Retter wird von einer Großen mit den lustigen Fellohren gepackt und in die Höhe gehoben. Auf einmal schauen Uio und Zoe in zwei zornige Augen, die dem Feenmädchen einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter jagen lassen. Irgendwie wird der Kleinen sofort bewusst, dass zwischen der Großen mit den Puschelohren und dem Wolf von vorhin ein Zusammenhang besteht. Zoe kann sie dieses Gefühl zwar vor lauter Schreck nicht einordnen, aber auf irgendeine Art und Weiße müssen beide miteinander verbunden sein. Beide haben denselben Duft, dieselben bernsteinfarbene Augen und auch eine fast identische Ausstrahlung. Doch die kleine Fee hat keine Zeit, sich um diesen seltsamen Umstand Gedanken zu machen. Denn sie spürt die Wut und hört das leise Knurren und Fauchen, doch ebenso wie schon heute in der schmalen Gasse in der Stadt, als der böse schwarzhaarige Große Uio so gemein geschlagen hat, kann die Kleine sich überhaupt nicht erklären, warum die Großen sich so unausstehlich verhalten.
Natürlich sie hört und versteht sie was die Große da dem Uio und ihr da an den Kopf wirft…Dreck aufräumen, arbeiten…das sind alles Dinge, die auch der kleinen Fee nicht fremd sind. Auch zu Hause musste jeder seinen Beitrag für das alltägliche Leben im Kobel leisten, keine Frage. Aber warum, sind die Großen immer so zornig? Warum müssen sie immer gleich einen am Kragen packen, bösen Anfunkeln, Angst einjagen und einem weh tun? Das will einfach nicht ihren kleinen Feenschädel hinein.

So unerwartet die Große Uio gepackt hat, so plötzlich lässt sie den Jungen auch wieder los. Zoe will gerade Uio fragen, ob es ihm gut geht, als ein Eimer den beiden entgegen fliegt und Uio ruckartig nach hinten taumeln lässt. Die Wucht des Aufpralls reißt Zoe von den Schultern ihres Retters. Doch dank ihrer Flügel und ihrer akrobatischen Flugkünste ist es für das Mädchen kein Problem, sich in der Luft zu halten
<„Wir werden einen Eimer nach dem anderen schöpfen und das Brackwasser in die Abflussrinne im Hof kippen. Das sollte nicht allzu lange dauern. Du hast ja schon das meiste Wasser in der Küche verteilt. Wenn das getan ist, werden wir den Zuber in den Hof tragen und säubern. Keine Fragen mehr? Dann folge mir.“>, knurrt die Große mit den Puschelohren Uio entgegen.
Nein… nicht noch mal. Nicht noch mal wird Zoe einfach nur blöd rumfliegen, während Uio geschubst und ihm gar schlimmeres angetan wird. Ein Ruck geht durch den zierlichen Feenköprer. Dann flattert die Zoe todesmutig vor das Gesicht der Großen. Mit ernsten Gesichtsausdruck und großen, ängstlichen Augen schaut sie Lyall an:
„Du….du bist wütend wegen dem Wasser auf dem Boden? Aber das ist doch nicht schlimm! Ich…ich…kann auch helfen, das Wasser auf zu wischen. Ich..kann mich zwar jetzt nicht mehr groß machen, aber..aber..ich kann bestimmt auch etwas tun.“ Zur Bestätigung nickt Zoe so doll, das ihre braunen Haare nur so hin und her wippen.
„Aber bitte….bitte tu Uio nicht weh! In Ordnung?“
Traurig guckt sie von Uio zu der Großen und wieder zu Uio. Und dabei dachte Zoe hier könnten sie und ihr Retter endlich mal ein bisschen glücklich sein. „Ich kann mit einem Stück Stoff den Boden sauber machen. Jetzt gleich! Das geht bestimmt. Ich mache das auch ganz alleine. Wenn du mir bis morgen Zeit gibst, dann kann ich mich auch wieder groß machen und den großen Eimer nehmen und das Wasser aus dem Zuber wegschütten. Das ist kein Problem, das kann ich alles machen! Du siehst also...du musst nicht mehr wütend auf Uio sein. Ich mach hier schon sauber. Ich bin in sowas gut!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 18. Apr. 2010, 13:44 Uhr
Ehe sich Uio versieht, packt ihn eine wie aus dem nichts auftauchende Hand am Kragen und zerrt ihn in die Höhe. „Ah!“, entfährt es ihm. Was… was soll das? Uio weiß nicht recht wie ihm geschieht und schaut fassungslos in die Augen der Frau mit den pelzigen Dingern seitlich am Gesicht. Und plötzlich fällt ihm eine Ähnlichkeit zu den Augen des großen Wolf auf. Aber wie ist das möglich… nein, das kann nicht sein, denkt er, während Lyall mit ihm redet. Nur vereinzelt versteht er ihre Worte, denn er hört nicht richtig zu.
>„…wenn du nicht in einem nassen Bett schlafen willst, wirst du uns helfen.“<
„Aber das tu  ich doch schon!“, will Uio sich erklären, jedoch ohne Erfolg. Lyall hört ihm einfach nicht zu.
>„Denn das nasse Bett müssten ja wieder…lass mich überlegen….“  <
„Ich hab schon in schlimmeren Betten geschlafen!“, ruft er aufgeregt dazwischen. Was geht die es überhaupt an, wo ich schlafe? Die geht das nichts…überhaupt nichts an!
Schließlich spürt er wieder Boden unter den Füßen und er windet sich in ihrem Griff. Weg hier…weg und nie wieder kommen…, schießt es ihm durch den Kopf. Ich muss mir von niemanden mehr was sagen lassen. Und schon gar nicht von jemandem mit Felldingern am Ohr. Während Uio sich in Gedanken vertieft, redet Lyall weiter. Wieder dringen nur Teile von dem in Uios Bewusstsein.

>„… stielt, so wie du…sag mir nicht du arbeitest für das was du isst…dann weiß man nicht, wie viel Arbeit es bedeutet alles zu ernten, einzulegen und zu kochen. Doch Arbeit wirst du noch in diesen Stunden lernen.“ < Uios Augen und Mund sind weit offen, als Lyall ihn wieder ganz auf den Boden stellt. Langsam weicht er zurück.
> „…Und denk ja nicht du könntest irgendwann einfach so klamm heimlich abhauen. Ich werde dich finden, egal in welches Loch du dich in dieser Stadt verkriechen solltest.“ „Was?!“, bringt er heraus und stolpert zurück. „Du!“, will er auffahren, doch wieder scheint die junge Frau ihm weder Gehör zu schenken, noch ihn zu Wort kommen zu lassen. Sie spricht gleich weiter und pfeffert ihn schließlich den Eimer entgegen.
>„Wir werden einen Eimer nach dem anderen schöpfen und das Brackwasser in die Abflussrinne im Hof kippen. Das sollte nicht allzu lange dauern. Du hast ja schon das meiste Wasser in der Küche verteilt. Wenn das getan ist, werden wir den Zuber in den Hof tragen und säubern. Keine Fragen mehr? Dann folge mir.“<
Ziemlich verdutzt steht Uio da und schaut der Frau hinterher. Für ihn ist eines klar, nicht länger als nötig wird er hier bleiben. Auf keinen Fall läßt er sich von dieser Frau einschüchtern oder sagen was er zu tun hat. Er hat vor nicht all zu langer Zeit sein Leben selbst in die Hand genommen und hat gut gelebt. Er kann gut auf sich selbst und die kleine Fee aufpassen und wenn es sein muss, für die hohen Herrschaften Dienste übernehmen. Warum bin ich noch mal hier?, fragt er sich und schaut auf den Eimer. Da war dieser Mann, dem ich das Geld gestohlen hab.

>>„Wisst Ihr was, ich glaube Euch sogar, dass Ihr dem Bengel hier helfen wollt, mit einem Dach über dem Kopf, Arbeit, die Möglichkeit Schulden abzubezahlen<<, kommen ihm die Worte des Mannes wieder in den Sinn.  „Verflucht noch eins!“, zischt er leise. Sollte es wirklich so sein, dass er, Uio, hier seine Schuld abarbeiten muss. Die neun Höllen können nicht schlimmer sein!
>> …und tut was ihr für richtig haltet, aber lasst mich mit euren salbungsvollen Worten in Ruhe, von denen mir nur schlecht wird! Der Junge schuldet mir nichts mehr!“<<
Und als ihm dieser Teil wieder einfällt, beginnt Uio zu grinsen. Ich kann gehen wann immer ich will! Ich schulde niemandem etwas! Die Worte der Fee, die sich vor Lyall´s Gesicht aufgebaut hat, holt Uio aus seinen Gedanken. Tief seufzt er. Och nein, ich will nicht, dass sie denkt sie muss das klären!

„Zoe!?“, sagt er sanft aber bestimmt und stellt sich zwischen ihr und Lyall. „Ich komm schon zurecht! Und glaube mir sie wird mich…“, und bei diese Worten dreht er sich um und funkelt die Frau böse ein paar Herzschläge an. „…nie wieder anfassen!“
„Also erledigen wir diese Sache hier und verschwinden dahin, wo es uns gefällt!“, sagt er dann wieder an Zoe gewand. Ohne abzuwarten nimmt er dann den Eimer, füllt  ihn zwar nicht mehr ganz so ungeschickt wie vorhin, aber immer noch nicht ohne Wasser zu verplempern und macht sich auf den Weg zum Ausguss. Als die Fee immer noch bei Lyall ist und ihm nicht folgt ruft er sie: „Zoe jetzt komm schon! Lass die in Ruhe und sie lässt uns in Ruhe!“ Uio´s Herz schlägt nervös. War das wirklich er, der da gerade so bestimmt und mutig…sogar drohend gesprochen hat? Ja, er hat ihr gedroht, ihn nicht noch mal anzufassen, damit soll Schluss sein. Und wer es wagt bekommt eben so wie der Schwarzhaarige ein schmerzhaftes Andenken!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 18. Apr. 2010, 14:41 Uhr
Ihr Fuß schwebt schon über der Türschwelle, da hört sie das leise Schlagen filigraner Flügel an ihrem Ohr. Verdutzt dreht sie sich um und blickt direkt in das kleine Gesicht der Fee. Vor lauter Zorn, hat Lyall ganz vergessen, dass sich das kleine Geschöpf wohl noch auf Uios Schulter befunden haben musste. Nun ist sie aufgeflogen um ihr zu folgen. Bedauern und Verstörtheit beherrschen die Mimik der kleinen Fee, als sie zur Wargin spricht:
>>„Du….du bist wütend wegen dem Wasser auf dem Boden? Aber das ist doch nicht schlimm! Ich…ich…kann auch helfen, das Wasser auf zu wischen. Ich…kann mich zwar jetzt nicht mehr groß machen, aber…aber…ich kann bestimmt auch etwas tun.“<<
Sofort verraucht Lyalls Zorn bis zu einem kleinen Glimmen und sie lächelt das Wesen freundlich an, welches heftig mit dem Köpfchen nickt um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Traurig schaut sie immer wieder in Lyalls Gesicht und auf Uio, welcher ärgerlich etwas vor sich hingrummelt. Lyall schenkt ihm in diesem Augenblick jedoch kein Gehör.
>>„Aber bitte….bitte tu Uio nicht weh! In Ordnung? Ich kann mit einem Stück Stoff den Boden sauber machen. Jetzt gleich! Das geht bestimmt. Ich mache das auch ganz alleine. Wenn du mir bis morgen Zeit gibst, dann kann ich mich auch wieder groß machen und den großen Eimer nehmen und das Wasser aus dem Zuber wegschütten. Das ist kein Problem, das kann ich alles machen! Du siehst also...du musst nicht mehr wütend auf Uio sein. Ich mach hier schon sauber. Ich bin in sowas gut!“<< Bei den Worten und dem flehentlichen Blick der Fee wird das Herz der Gestaltwandlerin weich wie Butter in der Sonne. Liebevoll stubst sie mit einem ihrer Finger ein Beinchen der Fee an. Kaum kann sie glauben wie solch ein liebliches Geschöpf in Begleitung eines solchen Rüpels unterwegs sein kann. Doch irgendetwas scheint die beiden wohl zu verbinden, was sie auch nicht in Frage stellt.
„Nein kleine Fee, du musst nicht helfen. Außer du willst es. Es ist schließlich nicht dein Verdienst, dass hier alles schwimmt.“ Mit schief gelegtem Kopf und lauschenden Ohren betrachtet sie das Farbspiel der schillernden Flügel im Schein des Feuers. Irgendwo neben ihnen zetert der Junge vor sich hin, doch weder die kleine Fee noch Lyall achten darauf. „Es ist schon gut. Ich habe ihm nicht wehgetan. Es tut mir leid…“ Bei diesen Worten überkommt sie plötzlich ihre verdrängte Müdigkeit. Wie mit Blei ausgegossen fühlen sich ihre Glieder an und kurz wendet sie sich ab, um herzhaft zu gähnen. Kurz fährt sie sich erschöpft mit dem Handrücken über die Augen, kneift sich dann, um die Müdigkeit zu vertreiben in ihren Nasenrücken. „Es ist spät und es ist wohl mein Temperament mit mir durchgegangen. Ich… bin keine Kinder gewöhnt. Besonders nicht so einen Trotzkopf.“ Kurz schaut sie sich nach dem Jungen um. Doch der scheint wirklich mit dem Schöpfen begonnen zu haben, denn in der Küche befindet er sich nicht mehr. „Mach dir keine Sorgen kleine Fee… wir werden das Chaos hier gemeinsam bezwingen. Auch wenn es eben länger dauert. Die Sache ist nur die, dass Avila und ich schon viel gearbeitet haben und du sicher verstehst, dass wir zusätzliche Arbeit nicht gebrauchen können. Wir sind müde und müssen schon in ein paar Stunden wieder aufstehen. Aber genug der Worte… Wenn du wirklich helfen möchtest, kannst du das Feuer immer wieder schüren, damit es schön warm bleibt. Schaffst du das?“ Freundlich lächelt sie die Fee an und streckt ihre Hand aus, um sie unter die Fee zu halten. Es bereitet ihr Freude den fast nicht mehr wahrnehmbaren Luftzug der feinen Flügel auf ihrer Handfläche zu spüren. Fast so wie bei Apfelgriebs.
Verschwörerisch leise, jedoch mit einem Grinsen im Gesicht, sagt sie fröhlich: „Du musst dir keine Sorgen um deinen Jungen machen. Ich bin eigentlich ganz freundlich. Wir haben uns wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Wir werden schon miteinander auskommen, denke ich. Nun müssen wir aber anfangen.“ Noch einmal schaut sie sich suchend im Raum um und beschließt dann ebenfalls mit dem vollen Eimer hinaus in den Hof zu gehen, wo sie den Jungen vermutet.

Und tatsächlich. Er steht wirklich beim Ausguss im Hof und versucht den schweren Eimer zu entleeren. Seine helle Oberbekleidung hebt sich vom dunklen Hintergrund des Gesindehauses ab. Kurz flammt ihr Zorn wieder auf, doch sie ringt ihn so gut es eben geht nieder. Mit einem Hüsteln macht sie ihn auf sich aufmerksam, als sie an ihn herantritt. „Vielleicht ziehst du für die Arbeit dein Hemd wieder aus, wenn es dir nicht zu kalt ist hier draußen.“ Keine Antwort kommt über die Lippen des Jungen, zornig funkeln seine Augen sie an. Doch sie hat nichts anderes erwartet. Wenn er versucht mich einzuschüchtern, muss er sich aber schon etwas mehr anstrengen., bemerkt sie etwas amüsiert. „Hör zu…“ Seufzend kniet sie sich vor den Jungen, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. „Ich war eben etwas grob. Sieh es mir nach. Es ist ein langer Tag gewesen… Lass uns das hier fertig machen. Ich denke es ist auch in deinem Sinne, schnellstmöglich ins Bett zu kommen.“ Kurz lächelt sie ihn an. „Eine liebe kleine Freundin hast du da übrigens. Du kannst stolz darauf sein.“ Abschließend schenkt sie ihm noch ein weiteres Lächeln, wendet sich dann um und gießt den Inhalt ihres eigenen Eimers in den Ausguss. Hellgraues Wasser ergießt sich, gefolgt von einem braunen Dreckstrom in die steinerne Rinne. Den Zuber wird man wirklich öfters spülen und schrubben müssen, wenn dort wirklich irgendwann wieder Wäsche drin gewaschen werden soll…

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 20. Apr. 2010, 10:47 Uhr
Sind Große nicht wirklich seltsam? In einem Augenblick Knurren und Fauchen sie das es einem ganz Angst und Bang ums Herz wird und einen Moment später sind sie wieder freundlich und lächeln einen nett an. Wie das zusammen geht, ist Zoe wirklich zu hoch. Das ihr eigenes sympathisches und liebeswürdiges Wesen und der große Charme, der den hübschen Feen so zu eigen ist, schon so manchen „Großen“ be- und verzaubert hat, übersteigt den Horizont des Mädchens. Aber das ist ja auch nicht wichtig. Wichtig ist für Zoe ist, dass Lyall nicht mehr böse auf Uio und damit auch auf sie zu scheinen scheint.
Das Feenmädchen hört der „Puschelohrgroßen“ aufmerksam zu und ganz langsam entspannt sie sich wieder. Ihr Flügelschlag wird weniger hektisch und am Schluss lässt sie sich sogar auf der geöffneten Handfläche Lyalls nieder. Ein absoluter Vertrauensbeweis! Der kleine Feenkörper auf Lyalls Hand ist so leicht wie eine Feder und fühlt sich angenehm warm und samtig weich an. Der Gesichtsausdruck der kleinen Fee ist immer noch einwenig verschüchtert. Immer wieder wandern ihre Augen zu Uio hinüber der ziemlich missgelaunt drein schaut und immer wieder Worte vor sich hin knurrt, die Zoe nicht versteht. Nur gut, das Zoe nicht nachtragend ist, dafür hat die Kleine ein viel zu sonniges Gemüt. Lyall Entschuldigung akzeptiert sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Vielleicht ist die Große ja so launisch, weil… weil sie gleichzeitig Große und Wolf ist. Ich versteh, dass zwar nicht wie so was sein kann, aber bei den Großen weiß man schließlich ja nie. Die sind ja eh ein bisschen komisch. Und Wölfe..uiuuiui…die können ziemlich grummelig sein, wenn man sie ein bisschen ärgert.
„Einverstanden…“, antwortet sie leise. Ihr hellbraunen Augen suchen kurz den Blick der Großen, um dann ganz schnell wieder Richtung Boden zu schauen. „Um das Feuer kann ich mich gut kümmern. Aber.. aber.. du musst mir bitte etwas geben, damit ich den Flammen ein bisschen Luft zufächeln kann. Euer Feuer ist so groß und ich so klein...“, ein kleines Lächeln umspielt den Mund der Fee, „ wenn ich da puste, passiert gar nichts!“ Um Lyall davon zu überzeugen, dass sie ein Hilfsmittel braucht, pustet das Feenmädchen einwenig vor sich hin. Aus dem schüchternen Lächlen wird ein breites Grinsen.

Schließlich folgt Zoe Lyall nach draußen, wo die beiden auch Uio finden. Mit einem riesigen Luftsprung, befördert sich die Kleine auf Uios Schulter und umarmt ihn so doll sie nur kann. Samt schmiegt sie ihren Kopf an seine Wange.
„Ich helf dir beim Sauber machen, dann geht es schneller!“, sagt sie leise zu ihm. „Wenn wir uns beeilen, dann sind wir gleich fertig.“ Die kleine Fee hat ihre Augen geschlossen und genießt die Nähe ihre besten Freundes „Ritter Uio“. Sie spürt das Uio immer noch mächtig sauer ist, aber vielleicht kann sie ihn ja wieder besser gelaunt stimmen. Nachdenklich hebt sie den Kopf und blickt in Uios düsteres Gesicht. Wenn er so guckt, dann weiß Zoe immer gar nicht was sie machen soll. Achja….doof! Dann fühlt sich auch Zoe total schlecht. Ein tiefer Seufzer entfährt der kleinen Fee. Dann drückt sie ihm einen Kuss auf die Wange.
Vielleicht hilft das ja!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 20. Apr. 2010, 12:43 Uhr
Uio ist schon draußen beim Ausguss angekommen, dreht sich noch mal um und will gerade nochmals zu Zoe rufen als er sieht wie sich die kleine Fee auf Lyalls Handfläche stellt. Mit einem Knurren schluckt er die Worte herunter und dreht sich um. In ihm wirbeln plötzlich verschiedene Gefühle durcheinander, Gefühle die er nicht will und nicht einordnen kann. Es ist als stehe die Welt, Uio´s Welt, Kopf und er muss entscheiden, wie sie wieder zurechtgerückt wird. Schon oft in seinem Leben hat es Situationen gegeben, in denen er sich so gefühlt hat und nicht wusste wie er sich verhalten soll. Und an solche Situationen fühlt sich Uio schlagartig erinnert.

Gero und seine Schlange, so nannten sie die Frau an Geros Seite, die bissig und hinterlistig war wie eine Schlange. Auch sie hörten Uio nicht zu, wenn er sich verteidigen wollte. Wobei man sagen muss, dass es meist natürlich faule ausreden waren, um nicht ärger zu bekommen. Diese wurden entweder ignoriert oder mit einer saftigen Ohrfeige belohnt.  Selbst die anderen Jungen, die alle älter waren als Uio, nahmen ihn nicht ernst. Nutzen ihn aus oder jagten ihm seine mühsam erbeuteten Münzen ab, so dass Uio nicht zu selten mit leeren Händen nach Hause kam und somit mit leerem Bauch und einer Trachtprügel schlafen ging.
In solchen Momenten floh Uio in seine eigene kleine Welt in der er tun und lassen konnte, was er wollte. Wo er jemand war, wo man ihn ernst nahm…
…dort wo er der kleine Meisterdieb Uio ist!

Uio seufzt tief und schaut auf seine Hände. Immer noch brodelt und kocht die Wut auf…auf einfach alles in ihm. Aber diesmal passiert nichts mit seinen Händen. Diese „Gabe“ hat sein Leben aus den Fugen gerissen. Ihm sein zuhause, auch wenn es kein Gutes ist, genommen. Was zu allen neun Höllen soll er nur damit anfangen, wenn es nicht funktionierte, wenn er es will? Oder will er es vielleicht doch nicht richtig? Er ist nicht nur wütend, auch traurig…unsicher…was passiert als nächstes… genau so war es bei Gero auch. Jeder Tag war ungewiss…

Aus den Augenwinkeln bemerkt er eine Bewegung. Lyall nähert sich dem Ausguss an dem er steht. Ohne es steuern zu können verfinstert sich Uios Gesichtsausdruck. Ihre Stimme ist freundlich, als sie zu ihm spricht. Dennoch ist Uio nicht in der Lage, auch nur freundlich zu schauen, geschweige denn etwas zu sagen. Ja, vielleicht ist es besser den Mund zu halten.
>…„Eine liebe kleine Freundin hast du da übrigens. Du kannst stolz darauf sein“<, sagt sie schließlich und schenkt ihm ein Lächeln, bevor sie sich dem Ausguss zuwendet.
„Ja, meine Freundin und nicht deine…“, nuschelt Uio brummelig vor sich hin und schaut weg. Gerade ausgesprochen und fast stolz darauf, kommt sogleich Zweifel auf, ob es richtig war, so etwas zu sagen.

Ach…sie hat es sowieso nicht gehört…was solls… mir hört ja nie jemand zu…selbst schuld Uio, dummer Junge!, denkt er grimmig in sich hinein, als er Zoe bemerkt die ihm einen Kuss auf die Wange drückt.
Schlagartig verfliegt der zornige Ausdruck auf seinem Gesicht. Erstaunt blickt er zu Zoe, die ihn lieb anlächelt und kichert. Uio bleibt die Spucke weg und schluckt trocken. Seine Wangen werden rot und überhaupt wird ihm ganz fürchterlich heiß. Und auch das dreckige Wasser in Lyall´s Eimer ist, um einiges wärmer, als er eigentlich sein dürfte. Dampfend läuft es die Rinne entlang.
Uios Herz pocht wild in seiner Brust. Mit einer Spur Panik schaut er auf seine Hände und seufzt erleichtert, als er feststellt, dass sie sich nicht verändert haben. Krampfhaft versucht Uio ein Lächeln hinzubekommen und nickt Zoe einfach zu, bevor er sich wieder daran macht, einen Eimer Wasser aus dem Zuber zu holen.

Während der nächsten Gänge vom Zuber zum Ausguss und wieder zurück ist Uio still. Es wurde genug gesprochen, genug gedroht…Schluss! Nachdem der Zuber leer ist, soll er helfen das Wasser vom Boden zu wischen. Man merkt ihm an, dass er noch nie einen Fußboden gewischt hat. Er verteilt mehr das Wasser, als das er es aufwischt. Dementsprechend geht die Arbeit langsam voran und die Zeit verstreicht bis sie fertig sind.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 20. Apr. 2010, 14:25 Uhr
Als Aurian die Küche betritt, ist das Chaos so gut wie beseitigt. Der Steinboden glänzt zwar noch etwas feucht, doch die hell im Kamin tanzenden Flammen würden ihren Teil schon dazu beigetragen, dass das schnell von statten geht. Zoe, die kleine Fee fächert mit einem Fächer aus Blättern fleißig Luft, um das Feuer zu schüren. Dementsprechend heiß ist es in der Küche auch. Uio und Lyall wischen einstweilen noch in den letzten Ecken und Avila kramt in der Speisekammer herum. Die Scherben einiger zerbrochener Töpfe liegen in einem Korb und warten darauf entsorgt zu werden. Beinahe bekommt die Halbelbe ein schlechtes Gewissen, dass sie ihren Angestellten nicht geholfen hat, die Unordnung zu beseitigen. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass andere für mich arbeiten! denkt sie bei sich. Es muss schon recht spät sein und dementsprechend müde sehen Lyall und Avila auch aus. Es war ein langer Tag und dieser Mehraufwand war alles andere als willkommen. Aurian lächelt ihnen aufmunternd zu. „Na das sieht ja schon wieder ganz anständig aus1 Tut mir leid, dass ich euch nicht geholfen habe aber irgendwann muss der Schreibkram auch erledigt werden, irgendwie ist da wieder so viel liegen geblieben…“ Entschlossen nimmt sie Avila den Scheuerbesen aus der Hand, mit dem die Oberste Magd dem Boden gerade eine weitere Schrubaktion angedeihen lassen will. „Für heute ist genug! Der Boden trocknet schon, hier ist es heiß wie in einer der neun Höllen! Lyall, lass den Zuber Zuber sein! Der kann auch morgen noch geschrubbt werden! Ihr beiden seid reif fürs Bett! Danke! Und morgen bleibt ruhig etwas länger liegen, das Füttern der Hühner kann ich auch machen und Apfelgribs hilft sicher beim Eierklauben!“ Ihre Mägde sehen sie dankbar an. Zwar ist sich die Magierin sicher, dass die beiden ihr Angebot zum Ausschlafen kaum annehmen werden, doch sie will ihnen zumindest die Möglichkeit offen lassen! Dann wendet sie sich an Uio. „Und du bist auch reif für die Falle! Hast zwar den halben Tag verschlafen aber ich schätze mal, ein paar Stunden mehr kommen nicht ungelegen!“ Auffordernd zwinkert sie ihm zu, ehe sie die gesamte Gesellschaft zur Küchentür hinaus bugsiert, jeglichen Protest von Avila im Keim erstickend. Apfelgribs ist mittlerweile von ihrem Ausflug zurückgekommen und fürsorglich nimmt sie Zoe an der Hand. >Komm mit! Is schon spät! Magst in meiner Hütte schlafen? Oder bei deinem großen Freund im Zimmer? Hast du noch Hunger, hab noch Kekse! < Gemeinsam sehen sie den Großen nach, die die Treppe emporsteigen beziehungsweise durch die hintere Tür Richtung Gesindehaus verschwinden.

Aurian führt Uio in das Zimmer, in dem er vorher schon geschlafen hat. Ein frisches Nachthemd liegt auf dem Bett. „So du, nachdem die ärgste Aufregung vorbei ist…ich bin dir nicht böse, schau nicht drein wie ein geprügelter Hund, Blödheiten macht jeder mal und du hast ja geholfen, den Schaden wieder zu bereinigen! Aber in Zukunft frag, wie schon vorher gesagt! Und ich würde sagen wir gehen jetzt alle miteinander ins Bett und morgen reden wir dann in Ruhe…ich meine ich kenn grad mal deinen Namen und ich denke, dich interessiert es auch, beim wem du da ins Haus gepurzelt bist! Aber jetzt mal: Gute Nacht!“ Sie lächelt ihm freundlich zu, ehe sie die Tür hinter sich ins Schloss zieht und den Jungen allein lässt. Draußen atmet sie tief durch. Cin hatte ihr zwar gesagt, dass der Junge magisch begabt sei, dennoch war sie von der Intensität der magischen Aura überrascht. Ihre Haut kribbelt und irgendwie scheint er einem Vulkan zu gleichen, der jeden Moment hoch gehen konnte. Mit Schaudern denkt sie daran, dass sie vor wenigen Jahren in derselben Situation gewesen war, nur dass sie keine Feuer entzündet hat. Energie als magisches Element war viel schwerer greifbar und blieb deswegen eher unentdeckt. In den Augen der Leute hatte sie einfach immer nur Glück gehabt, Glück, dass eigentlich Schutzschilder waren, aus Instinkt aufgebaut. Nur zu gut erinnert sie sich daran, wie sie, gerade mal acht Jahre alt, von einem Baum gefallen war. Doch statt hart aufzuschlagen, war sie wie auf einem Kissen gelandet, dass ihren Fall knapp über dem Boden gebremst hat. Erst dann war sie die letzten Zentimeter auf den Boden geplumpst. Anstatt sich alle Knochen zu brechen hatte sie nur einen blauen Fleck am Allerwertesten davon getragen. Wie hätte sie damals schon ahnen können, dass da mehr war als nur der Schutz der Götter?

Mit einem Seufzer stößt sich Aurian von der Wand ab. Einerseits ist sie müde, andererseits aufgekratzt: Uio, Cins Offenbarung, das abendliche Küchenchaos… Leise verlässt sie das Haus und geht an den Strand hinunter. Der Ildoriel bildet hier eine kleine Bucht, in der man windgeschützt ist. Lange blickt die Halbelbe auf den nächtlichen See hinaus. Ihre Gedanken kreisen ziellos umher. Erst als sie zu frösteln beginnt, kehrt sie ins Haus zurück und geht ebenfalls zu Bett.      

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Apr. 2010, 22:56 Uhr
Kurz erzürnen Uios Worte die Wargin und ein dicker Kloß aus aufkeimender Wut bildet sich in ihren Eingeweiden.>>„Ja, meine Freundin und nicht deine…“<<… als ob du das zu entscheiden hast, Junge. Schon will sie sich umdrehen und ihm ein paar zurechtweisende Worte unter die Nase reiben, doch sie besinnt sich eines Besseren. Der Straßenjunge scheint zu denken, dass sie nichts gehört hat und so will sie ihn auch in dem Glauben lassen. Schweigend holt sie Eimer um Eimer aus der Küche und gießt dessen Inhalt in den Ausguss im Hof. Anscheinend weiß der Junge nicht, wie gut ihre Ohren wirklich hören. Und nun einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, ist nun wirklich nicht in ihrem Sinn. Auch will sie Lady Aurian nicht verärgern und ihren „Gast“ vertreiben. Auch wenn sie zugeben muss, dass er ein ziemlich freches und vorlautes Mundwerk hat, welches sie gerne gestopft hätte. Doch das ist nicht ihre eigentliche Art, die Mattigkeit in ihrem Körper machen sie aggressiv und verlangsamen ihre Gedanken. So hat die impulsive Wölfin in ihr leichtes Spiel die Oberhand über ihre Emotionen und Handlungen  zu gewinnen.
Und im Großen und Ganzen ist sie schon zufrieden damit, dass er die aufgetragene Arbeit verrichtet, auch wenn er ab und zu leise vor sich hin grummelt.

Ihre Hände verrichten routiniert die Bewegungsabläufe des Wischens des Küchenbodens, doch ihr Geist wandert in den dunklen Wäldern des fernen Nachtwaldes umher, während sich ihr protestierender Körper nach einem weichen Bett sehnt. Mit einem leichten Kopfschütteln vertreibt sie die Gedanken an weiches Moos unter ihren Pfoten oder den frischen Geruch ihres Bettes und wendet sich dem Zuber zu. Gerade in diesem Moment betritt Lady Aurian den Raum.
>>„Na das sieht ja schon wieder ganz anständig aus! Tut mir leid, dass ich euch nicht geholfen habe aber irgendwann muss der Schreibkram auch erledigt werden, irgendwie ist da wieder so viel liegen geblieben…“<< Lächelnd richtet sich Lyall auf und sieht ihre Herrin an. >>„Für heute ist genug! Der Boden trocknet schon, hier ist es heiß wie in einer der neun Höllen! Lyall, lass den Zuber Zuber sein! Der kann auch morgen noch geschrubbt werden! Ihr beiden seid reif fürs Bett! Danke! Und morgen bleibt ruhig etwas länger liegen, das Füttern der Hühner kann ich auch machen und Apfelgribs hilft sicher beim Eierklauben!“<<, ruft Aurian aus und nimmt der leise protestierenden Avila die Scheuerbürste aus der Hand. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es Lyall nicht aufgefallen, wie heiß es wirklich in dem Raum sein muss. Ungläubig streicht sie sich eine schweißnasse Strähne von der Stirn und lässt den Zuber dankbar zu Boden sinken. Während die Herrin sich an Uio wendet, schaut sich die Gestaltwandlerin in der Küche um. Viel ist geschafft, doch morgen wird noch genug arbeit auf sie alle warten. Ausschlafen ist da nicht drin, doch sie ist erfreut über die Freundlichkeit ihrer Herrin. Ich habe es wirklich gut getroffen… Manche sollten dies ebenso honorieren…, denkst sie, nicht ganz ohne einen gedanklichen Vorwurf in Uios Richtung zu unternehmen.
Immerhin ist der Boden trocken, die Möbel hoch geräumt und die Vorratskammer zumindest von umgefallenen und achtlos hingeworfenen Behältnissen befreit. Seufzend fährt sie sich mit der Hand über eines ihrer Ohren und wendet sich, einen Nachtgruß ausrufend, schlaftrunken von der Szenerie ab. Auch Avila und der Rest begeben sich zu ihren Nachtquartieren. Das Letzte was Lyalls Ohren wahrnehmen, ist das beruhigende Knacken des Feuers im Kamin, welches ohne die Hilfe der kleinen Fee langsam ersterben wird.

Wie sie in ihre Kammer gekommen ist und sich entkleidet hat ist Lyall ein Rätsel, als sie sich in ihren Laken ausstreckt. Gedankenverloren betrachtet sie das weiße Viereck aus bleichem Mondlicht an ihrer Wand, erzeugt durch das doppelflügelige Fenster in ihrem Raum.
Eigentlich ist sie zu müde um allein schon die Augen auf zu machen, doch ihr Verstand kreist um alles und nichts, lässt sie nicht einschlafen und verärgert sie somit zusehends. Gibt es das? Zu müde zum einschlafen zu sein… Mürrisch dreht die sich auf die Seite, in Richtung Zimmertür. Still liegt das Gesindehaus da, nur ein paar Mäuse und sonstiges Getier huschen im Zwielicht herum.
Der Junge… die Fee… pickende Hühnerschnäbel… all das rauscht an ihrem inneren Auge vorbei. Und ebenso die Überzeugung, dass der Junge etwas verbirgt. Etwas, was sie nicht zuordnen kann. Vielleicht spielen ihre übermüdeten Sinne ihr auch einen Streich, doch das will sie nicht glauben. Wenn sie sich sonst auf nichts in der Welt verlassen kann, so doch blind auf ihre Sinne. Doch was kümmert sie es? Nun ist er zumindest für ein paar Stunden nicht mehr ihr Problem und morgen würde er wahrscheinlich die meiste Zeit bei der Lady verbringen. Soll mir nur recht sein… Kurz gähnt sie und schüttelt sich, als ihr eine Gänsehaut das Rückgrat hinunter läuft. Noch tiefer drückt sie sich in ihr weiches Laken.
Doch vielleicht hat sie am morgigen Tag etwas Zeit für die kleine Fee und Apfelgribs. Gern würde sie den beiden beim Spielen zusehen, um auch etwas mehr über das kleine Wesen zu erfahren. Möglicherweise könnte sie auch das neue Spielzeug für das Irrlicht fertig bekommen und beide hätten ihren Spaß daran. So hofft sie jedenfalls.
Seit zwei Wochen arbeitet sie an einem geschnitzten Holzdrachen mit Rädern zum hinter sich herziehen. An seinem einen Ende befestigt man eine Schnur  und das Irrlicht nimmt auf dem kleinen Sattel aus Leder platz. Sogar an Zaumzeug hat Lyall gedacht! Durch einen einfachen Mechanismus unter dem Drachenkörper wird er zum wippen gebracht, wenn sich die Räder drehen. Hoffentlich hat Apfelgribs so viel Spaß damit, wie es mir Spaß gemacht hat es zu fertigen. Auch wenn ich mir mit dem scharfen Messer fast den Daumen abgetrennt habe… Mit Gedanken an Verbesserungen ihrer Konstruktion, gleitet auch die Wargin in einen erholsamen Schlaf.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 24. Apr. 2010, 20:47 Uhr
Aurians Worte über ein paar Stunden Schlaf ,die ihm sicher gut tun würden, kommentiert Uio gedanklich und macht ins geheim schon Pläne.
Nie und nimmer kann ich jetzt nen Auge zu machen. Ich muss mit Zoe reden…wir müssen einen Plan machen. Wir müssen überlegen, was wir als nächstes machen und wohin wir gehen…
In dem Zimmer angekommen, in dem er geschlafen hat, keimt immer noch etwas Aufmüpfiges in ihm. Ans Schlafen ist jetzt nicht im Geringsten zu denken. Doch Aurians beruhigende Worte und das einladende, weiche Bett beweisen ihm eindeutig das Gegenteil. >>„…wie schon vorher gesagt! Und ich würde sagen wir gehen jetzt alle miteinander ins Bett und morgen reden wir dann in Ruhe…ich meine ich kenn grad mal deinen Namen und ich denke, dich interessiert es auch, beim wem du da ins Haus gepurzelt bist! Aber jetzt mal: Gute Nacht!“<< Ohne es zu wollen fallen ihm seine Augen zu, als er sich auf das Bett fallen lässt, während Aurian die Tür hinter sich schließt.
Morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag…, denkt er und ist dann schon eingeschlafen. Die ganze Situation hat ihn mehr geschafft, als er erahnen konnte. Und somit schläft Uio und auch die kleine Fee tief und fest in einem wunderbar weichen Bett des Anwesens de Winter. Aus den bösen Gedanken und der Tatsache das Uio sich eigentlich aus dem Staub machen wollte, wird wohl dieses mal nichts. Aber… morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag.

Als der nächste Tag anbricht und schon die warmen Sonnenstrahlen der Morgensonne in das kleine Zimmer scheinen, schlafen Beide tief und fest. Mit offenem Mund liegt Uio da und schnarcht leicht, hin und wieder unterbrochen durch ein Schmatzen und Seufzen, vor sich hin. Zeit das Nachthemd anzuziehen hatte Uio nicht, die Müdigkeit hatte ihn so schnell überrannt, dass er gerade noch ins Bett fallen konnte und dabei acht gab Zoe nicht zu zerquetschen, die es sich auf seiner Schulter bequem gemacht hatte. Eingewickelt in einige seiner Haarsträhnen und mit den Beinen in seinem Hemd gesteckt liegt, sie auf seiner Brust und schläft friedlich.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 27. Apr. 2010, 09:45 Uhr
Die ersten warmen Sonnenstrahlen kitzeln Zoe im Gesicht.
„Mjaaaaammmm….“, schmatzelt die kleine Fee genüsslich und dreht ihren Kopf sehnsüchtig in Richtung des Morgenlichts. Zufrieden liegt sie auf Uios Brust, die sich regelmäßig hebt und senkt. Eingewickelt in seine langen Haarsträhnen, die Beine und den Unterkörper unter seinem Hemd versteckt hat, hat sie die ganze Nacht tief und fest geschlafen. Durch das leicht geöffnete Fenster hört sie die Vögel draußen trällern und zwitschern.
Ist das Leben nicht schön? Von der Sonne und den Vogelfreunden geweckt werden und den besten Freund gleich neben sich… was will eine kleine, glückliche Fee mehr.
Das Mädchen streckt und reckt ihre zierlichen Glieder, dann arbeitet sie sich immer noch etwas vom langen Schlafen träge aus Uios Hemd heraus. Ihr Freund und Retter schläft tief und fest. Versonnen lächelnd betrachtet die kleine Fee das sonnengebräunte Gesicht des Jungen. Er sieht im Schlaf ganz friedlich aus. Ihre blauschillernden Flügeln bewegt sich langsam hin und her, während sie den Kopf auf die Hände aufgestützt, geduldig darauf wartet, das Uio aufwacht.

Und endlich wird ihr beharrliches Warten belohnt. Der Junge auf dessenn Brust es sich die Fee im Schneidersitz bequem gemacht hat, regt sich schläfrig und eine lang gezogenes Gähnen entfährt seinem Mund.
Ein helles Lachen, das an das Klingeln von kleinen Glöckchen erinnert, ertönt vor seinem Gesicht und lässt Uio erstaunt die Augen öffnen.
„Guten Morgen, du Schnarchnase!“, begrüßt ihn eine vor Freude nur so strahlende kleine Fee. „Hast du ausgeschlafen? Sieh nur die Sonne scheint draußen. Heute wird bestimmte ein wärmerer Tag als gestern!“
Sie beugt sich zu ihm hinunter und drückt rechts und links ihre Hände auf die Wangen.
“Morgnnn“, nuschelt Uio immer noch ziemlich schlaftrunken. „Schon lange wach?“
„Jaaaa..., aber das macht nichts! Ich hab dich beim Schlafen beobachtet.“
Ein letztes Mal gähnt der Junge herzhaft, dann richtet er sich endlich auf. Ein breites Grinsen liegt auf seinem Gesicht, während er seine Freundin beobachtet, die nun ausgelassen vor seinem Gesicht hin und her flattert.
„Beobachtet hast du mich, soso…..“
Zoe nickt und schlägt ausgelassen zwei Purzelbäume in der Luft.
„Ja hab ich und das hat Spaß gemacht“, antwortet sie ihm, nachdem sie ihre akrobatischen Flugübungen abgeschlossen hat. Breit lächelnd lässt sie sich auf seiner Schulter nieder. Auf seiner anderen Schulter taucht wie aus dem nichts ein kleiner Vogel auf. Er muss sich wohl durch den engen Spalt des geöffneten Fensters gemogelt haben. Dabei handelt es sich um den selben Vogel, der schon gestern auf Wunsch des Feenmädchens auf Uio aufgepasst hat. Der kleine Spatz legt den Kopf schief und betrachtet den verdutzt dreinblickenden Uio. Dann trällert er eine kleines Liedchen zur Begrüßung.
„Er mag dich…“, übersetzt Zoe, „und er sagt wir sollen unbedingt nach draußen schauen. Er ist heute ein wunderschöner Tag, gar nicht kalt.“
„Sag er das?“, erwidert der Junge. Aus dem erstaunten Gesichtsausdruck wird ein verschmitztes Lächeln „Na dann lass und mal ein Weg nach draußen finden.“ Das Haus zu verlassen und einwenig im Garten herumzutollen ist ganz in Uios Sinne. Sein Bedarf einer der komischen Frauen von gestern über den Weg zu laufen ist ziemlich begrenzt. Vielleicht können sie sich ja rausschleichen, ohne dass irgendjemand etwas davon mit bekommt.
Ein guter Plan!
Uio stupst noch einmal frech die kleine Fee auf seiner Schulter an, denn schwingt er die Beine aus dem Bett und macht sich gaaaanz leise auf den Weg ins Untergeschoss. Wenn er sich recht erinnert, dann gab es in der Nähe der Küche einen zweiten Ausgang.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 29. Apr. 2010, 09:44 Uhr
Am Horizont ist erst ein leichtes Morgengrauen zu erkennen, als Aurian aus dem Bett krabbelt. Mit einem herzhaften Gähnen streckt sich die Halbelbe und blinzelt verschlafen Richtung Fenster. >Scho‘ munter? < Apfelgribs stupst ihre große Freundin neugierig an. >Guten Morgen!< „Morgen! Ja, ich hab Avila und Lyall versprochen, mich heut‘ morgen um die Tiere zu kümmern, dass sie mal ein wenig ausschlafen können. Gestern war für die beiden ein extrem harter Tag!“ Nachdenklich kratzt sich die Halbelbe an der Nase. „Und mit unserem Gast möchte ich mich heut auch noch in Ruhe unterhalten, ehe ich am Nachmittag in die Steinfaust muss.“ Bei dem Gedanken daran seufzt sie. Eigentlich hätte sie erst morgen wieder Dienst aber eine Patrouille hatte am Vortag ein seltsames Kästchen bei einem Händler aus Azurien entdeckt, verziert mit eigenartigen Runen und Zeichen und allem Anschein nach magisch verschlossen. Der Händler, eine reichlich zwielichtige Gestalt, hatte sich geweigert, Herkunft und Inhalt preis zu geben und nachdem in seinem Wagen noch weitere obskure Gegenstände aufgetaucht waren, hatte er die Nacht in einer Zelle der Steinfaust verbracht. Heute Nachmittag sollte sie sich die Funde anschauen und ihr grauste schon jetzt davor. In dem Schreiben, dass der Lord Commander ihr gestern hatte zukommen lassen, waren einige Andeutungen enthalten die ihr kalte Schauer über den Rücken jagten: Schwarze Runen und ein Orofin, auch zwei oder drei Nebelquarze. Von dem ganzen dunklen Kram und wo möglichen Dämonengewürm hab ich die Nase gestrichen voll! war ihr erster Gedanke, als sie die Botschaft gelesen hat. Die Halbelbe hat bereits einige unangenehme Begegnungen mit Dämonen hinter sich und diese Ausgeburten des Dunklen sind ihr zutiefst verhasst. Energisch schüttelt sie sich um die Gedanken zu vertreiben. Zuerst muss sie sich um Uio kümmern. „Was hältst du von unseren Gästen?“ wendet sie sich an das Irrlicht, das mit baumelnden Beinen  am Kaminsims hockt und ihr beim Ankleiden zusieht. Apfelgribs legt den Kopf schief. >Zoe is nett, die mag ich. Der Junge….weiß nicht, ist Zoes Freund. Auch wenn er viel Wasserchaos macht. Aber wenn er Zoes Freund ist und Zoe meine Freundin ist dann ist er eigentlich auch mein Freund. Und du bist meine Freundin also ist er dann auch dein Freund und der von Cin, weil der ist ja auch dein Freund! Und dann essen wir gemeinsam Avis Honigkeks und weil die allen schmecken ist die auch unsere Freundin und die Lyall auch…< Aurian muss ob der Irrlichtlogik lachen und bevor das kleine Wesen noch auf die Idee kommt, es müsse nun mit ganz Talyra Kekse essen, bringt sie die Mitbewohnerin auf andere Gedanken. „Komm, lass uns die Eier einsammeln und die Tiere füttern!“ Mit einem begeisterten Quietscher flattert Apfelgribs hinter ihr her. Eier einsammeln macht Spaß!

In der Küche ist tatsächlich noch niemand und ehe die junge Lady durch die Hintertür das Haus verlässt, stellt sie eben noch einen Topf Wasser auf, um es für Cofea zu erwärmen. Im neuen Hühnerstall (Lyall hat sich hier wirklich selbst übertroffen) warten die gefiederten Bewohner schon auf ihre Körner und der prachtvolle Hahn – von Apfelgribs auf den Namen Kikerikieri getauft – begrüßt sie mit einem lauten Schrei. Rasch wirft sie der Meute Körner hin und während diese aufgepickt werden, flattert das Irrlicht von Nest zu Nest und sammelt die Eier in den Korb, den Aurian neben die Tür gestellt hat. In der Zwischenzeit füttert die Hausherrin Dikta und Misch mit Heu. Kurzlauscht sie dem zufriedenen Kauen von Pony und Ziege. Gedämpft klingt Apfelgribs Stimmchen herüber, wie es mit den Hühnern schimpft, die ihre Eier nicht recht hergeben wollen >Husch husch weg…da schau Körnchen…geh weg du  Federtier…!< Seit sie das kleine Wesen aus den Fängen des Nekromanten gerettet hat, ist es um einiges selbstsicherer geworden, auch die Scheu Fremden gegenüber ist deutlich zurückgegangen, vor allem wenn es sich in Aurians Gesellschaft befindet. Mit einem Lächeln geht die Halbelbe in die Küche, um selbst zu frühstücken. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen und als sie die Küche betritt ist Avila schon dabei das Frühstück zu machen. „Ich hab doch gesagt  ihr könnt ausschlafen…“ Die oberste Magd wischt den Einwand ihrer Herrin mit einer Handbewegung zur Seite. Zu viel ist noch zu tun, der Blumenball rückt immer näher.

Nach dem Frühstück geht Aurian wieder hinaus. Apfelgribs gesellt sich zu ihr, einige Federn im Haar und brummelt vergnügt irgendwas von >dummem Federvieh< vor sich hin. Gemeinsam gehen sie zum Stall um Dikta und ihre Ziegenfreundin auf die Hausweide zu bringen. Das Irrlicht, nicht gerade eine Freundin des Sonnenlichts, zieht sich die Kapuze seines Umhangs über den Kopf. >Ich mag die gelbe Scheibe nicht! < mault es. >Kannst du nicht mal was zaubern dass die weg geht oder dass sie zumindest nicht so brennt? < Mitleidig stupst Aurian das Wesen an die Nase. Sie hat schon einiges an Büchern gewälzt aber außer schützendem Umhang und Sonnencremen aus diversen Kräutern hat sie noch keine Lösung für das Sonnenproblem des Irrlichts gefunden. Dikta und Mischu haben im Gegensatz dazu keine Probleme mit der Sonne. Vergnügt folgen sie ihrer Herrin auf die Wiese, wo die Stute sich ausgiebig wälzt, während die Ziege sofort beginnt, am frischen grün zu zupfen. Die Halbelbe stützt die Ellbogen auf den Zaun und beobachtet die Tiere. Da fällt ihr Blick auf eine Bewegung beim Haus: Uio schielt um die Ecke und Zoe flattert neben ihm her. Sieh an, da ist wer aufgewacht! Interessiert beobachtet sie den Jungen, der sich neugierig i Garten umsieht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 29. Apr. 2010, 21:30 Uhr

Uio ist von Zoes der Idee, den Garten des Anwesens aufzusuchen, gleich Feuer und Flamme. Ungesehen schleichen sich die Beiden durch das Haus und finden den Weg nach draußen. Nicht durch die Tür in der Küche, denn dort ist schon die Oberste Magd geschäftig am Arbeiten. Vorbei an einigen Türen, die verschlossen sind, berühren Uios Hände nun einen Türklinke, die sich sacht herunter drücken lässt. Der Raum hinter der Tür, die der junge Rotschopf langsam und ganz darauf bedacht keinen Laut zu machen, öffnet, ist groß und zu Uios Erleichterung menschenleer. Schnell schlüpft er hinein und schließt hinter sich leise die Tür. Zoe auf seiner Schulter kichert leise.
„Du bist einer! Wir hätten doch ganz einfach durch die Küche gehen können!“
„Neee, mag jetzt einfach mit dir irgendwo sein und nicht …ach egal! Hier geht es bestimmt durch eines der Fenster in den Garten!“
Schnurrstrax geht er auf die großen Fenster zu und lässt seinen Blick nur kurz auf die Einrichtung und sonstige Gegenstände des Raumes gleiten. Grade ist er bei einem Fenster angekommen, da fällt ihm etwas ins Auge. Der kleine Langfinger kennt dieses Gefühl nur zu gut. Es juckt ihm in den Fingern und natürlich würde sich so einiges aus diesem Anwesen zu Münzen umsetzen lassen, jedoch hält er diesmal einfach nur inne und schaut auf den Tisch, auf dem sich ein funkelnder Brieföffner und eine schicke Dose befindet.

„Schau Uio, da draußen ist wirklich der Garten. Los komm!“ Zoe flattert vor seinem Gesicht herum und zeigt wild gestikulierend auf die Fenster. „Uio?!“
„Hm?“ Ruckartig fährt der Junge herum. „Ja doch…lass und rausgehen!“
Noch einen letzten Blick wirft er zurück auf die Dinge, die er noch vor ein paar Tagen ohne bedenken eingesteckt hätte und lässt sich dann von seiner Freundin zum Fenster ziehen. Jetzt etwas zu stehlen, wäre ziemlich dumm und unüberlegt. Vielleicht hat dieses Haus noch mehr zu bieten, als diesen Brieföffner und eine schmuckvolle Dose. Schnell öffnet er edas Fenster und mit einem Satz sind beide herausgesprungen. Ein paar Purzelbäume und Schleichmanöver später liegen Zoe und Uio kichernd im Grass.  
„Ja, so könnte das Leben immer sein. Sonnig wie der Morgen, leicht wie eine Fee und kitzelig wie ein Grasshalm in der Nase“, sagt Uio seufzend und schaut nachdenklich drein.
„Wieso denn in der Nase?“, fragt Zoe, die nicht ganz versteht, warum man sich einen Grasshalm in die Nase stecken sollte. Da prustet Uio schon laut los und beginnt Zoe mit einem schmalen Grasshalm zu kitzeln. Leider ist ihr Gesicht kleiner als gedacht. Er verfehlt immer wieder ihre Nase. Schließlich fängt auch das Feenmädchen zu lachen an und bewaffnet sich ebenfalls mit einem Mini-Grasshalm.
„Na warte!“, sagt sie theatralisch, fliegt eine schnelle Piruette, um dann ganz „unvorhergesehen“ Uios Nase zu attackieren.
„Oh nein…., ich glaube ich bin getroffen!“, spielt Uio mit. Mit trudelnden Armen singt er zu Boden und liegt einige Herzschläge wie erstochen da…bevor er wieder anfängt zu giggeln.

Mit langen Grasshalmen bewaffnet, lachen und kichernd spielen Zoe und Uio im Garten des Anwesens. Zoe flattert mal um ihn herum bis Uio gespielt zu Boden fällt sich die Fee schnappt und sich am Boden mit ihr wälzt und wieder von vorn. Uio ist so glücklich, dsas er alles um sich herum vergisst. Jetzt zählt nur noch das hier und jetzt. Er mit Zoe, hier in der Sonne. Zoe, seine Freundin! Ja,er hat wirklich jemand den er als Freundin bezeichnet…und noch viel besser, sie sagt er ist ihr Freund! Unglaublich aber wahr. Uio ist warm und seine Haut beginnt zu kribbeln. Er kann nicht anders und beginnt laut zu lachen. Auch Zoe lacht lauter und macht wilde Flugkünste um ihn herum. „Gleich hab ich dich!“, ruft Zoe und macht einen Satz direkt an Uios Hals und Gesicht. Ein Hitzeschwall überrollt Uio plötzlich und lässt ihn noch lauter lachen. Wieder lässt er sich ins Grass fallen. Zoe hält sich juchzend an einer seiner Haarsträhne fest und gleitet sanft herunter bis sie auf seiner Brust landet.

„Das war klasse!“ sagt sie und lächelt Uio an. Doch dieser lächelt nicht mehr so breit und richtet sich schnell auf. Sein Blick ist nicht auf Zoe geheftet sondern auf jemand anderes. Aurian de Winter. Wie lang hat sie sie wohl schon beobachtet? Fragt sich Uio während die Hitze in seinem Körper und das kribbeln, von dem er keine notiz genommen hatte, nachlässt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 30. Apr. 2010, 07:41 Uhr
!! Im Anwesen gibt‘s es nun 2 Zeitlinien: den Ball und Aurians Gespräch mit Uio, nicht verwirren lassen ;-)

~ 3. Grünglanz~


Aurian wirft einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel: Irgendwie glaubt sie noch immer, einer Fremde sieht sie da an, allerdings eine sehr hübsche Fremde! Das fliederfarbene Kleid betont ihre zarte aber dennoch weibliche Figur, ehe es in einem weiten Rock endet. Der rechteckige Ausschnitt ist von weißer Spitze eingefasst und um die schmale Taille ist ein dunkelvioletter Y-Gürtel mit zarten, goldenen Stickereien geschlungen. Die Füße der Halbelbe stecken in gleichfarbigen Schuhen. Jemand, der sie nur in der Uniform der Stadtgarde oder ihren sonstigen einfachen Leinenkleidern kennt, würde sie wohl erst auf den zweiten Blick erkennen. Das Prachtstück hat Rhordris Frau Morna genäht. >Das was da am Dachboden liegt ist ja ganz schön, aber wenn der Blumenball wieder erblüht, muss auch die Gastgeberin wie eine Frühlingsblume sein! < Die resolute Frau des Kastellan hatte es sich nicht nehmen lassen und Aurian war noch immer hin und weg: Morna hatte sich selbst übertroffen!
Die langen, schwarzen Haare der Halbelbe sind in Locken hochgesteckt, nur zwei Strähnen kringeln sich in die Stirn. Abgerundet wird das Ganze von einer fliederfarbenen Blüte, die in dem Lockenberg steckt. Auch dafür trägt Morna verantwortlich. Eben zupft diese die letzten Strähnchen zu Recht. >Wunderschön! < Aurian wendet sich zu ihr. „Danke Morna! Du bist ein Schatz. Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll! < Resolut wischt die Ältere alle Einwände und Danksagungen beiseite. >Papperlapapp! Eine junge Frau wie du sollte viel öfter schöne Kleider tragen! Is doch eine Schande, so was immerzu in einer Uniform zu verstecken! Und jetzt hopp, die ersten Gäste werden bald kommen!< Lächelnd sieht sie der jungen Lady de Winter nach, als diese das Schlafzimmer verlässt und muss sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischen: Sie hat das Mädchen, nein mittlerweile ist sie eine junge Dame, seit dem Moment ins Herz geschlossen, als sie sie zum ersten Mal in der Steinfaust gesehen hat. Damals noch Botin, weit entfernt von Lady oder Magierin. Und doch: Fast war sie wie eine (zusätzliche) Tochter, auch wenn sie jetzt Gardemagierin, Adelige und was wissen die Götter sonst noch war!  

Auf dem Gang zur Galerie kommt Aurian ein aufgeregtes Irrlicht entgegen  geflattert.  Das kleine Wesen sieht allerliebst aus: die silbrig glänzenden Haare sind zu ganz kleinen Korkenzieherlöckchen gedreht, die lustig um das Gesichtchen springen. Mit wahrem Feuereifer hat Apfelgribs die Kiste mit den Puppenkleidern, die es am Dachboden gefunden hat durchwühlt und darin ein hellrotes Kleidchen mit gelben Spitzen gefunden. Morna hat dieses ei n wenig geändert, dass die Flügel auch Platz fanden und die Spitzen zum Teil erneuert. Nun passt es wie angegossen und stolz dreht sich das Irrlicht im Kreis. Als es seine große Freundin  sieht macht es Kulleraugen. >Bis du schön! Ohhhh!!!! Fast ehrfürchtig tippst es mit dem kleinen Finger an die Ohrringe: ebenso blau wie der Stein der de Winters, der immer um ihren Hals hängt ist es der einzige Schmuck, den die Halbelbe trägt.  Genauergesagt auch der einzige den sie besitzt: mehr war von dem Familienschmuck nicht übergeblieben. Apfelgribs flattert um die Magierin herum. >Die…die Musikmachkobolde sind schon da!< berichtet es aufgeregt >…und die Avi und die anderen, die die Nara und die Mair, machen lecker Essen und überall sind sooooo schöne Blumen!< Aurian muss ob der offensichtlichen Begeisterung den Irrlichtes lachen.  Mit Musikmachkobolden meint sie die Koboltkapelle, die Plumquart ihr vermittelt hat.  Anfangs war sie skeptisch gewesen aber nachdem sie sich mit den Musikern getroffen hat, war sie beruhigt: Trotz Koboltmanieren waren sie begeistert von der Idee, bei so einem Fest spielen zu können.

Als Aurian auf die Galerie tritt bleibt ihr fast der Atem weg: Die ganze Halle gleicht einem Blumenmeer. Lyall und Avila hatten mit der Hilfe von Nara, Mair, Emrys und Liam in den letzten Tagen bereits alles geputzt und in Stand gesetzt und heute war der Schmuck angebracht worden. Dass ihre oberste Magd auch in diesem Bereich ein goldenes Händchen hat, weiß Aurian schon vom Julfest aber das hier…: vorherrschend ist die Farbe Blau, die Farbe des Hauses de Winter, aber auch zartrosa, lila und gelbe Blumen zieren den Eingangsbereich. Die großen Flügeltüren zum Salon stehen offen, während jene zum Speisesaal noch verschlossen sind. Noch sind die langen Tische dort leer, doch hier würde später das Buffet stehen. Der Salon hingegen, in dem die Kobolde gerade ihre Instrumente aufbauen (eigentlich zaubern sie sie aus ihren Hüten) ist ebenso mit Blumen geschmückt. Der vordere Bereich würde später als Tanzfläche dienen, während weiter hinten einige Stühle zum ausruhen einladen. Die großen Fenster, die zum Garten führen, sind alle weit offen und der fröhliche Gesang der Vögel dringt herein.

Auch im Garten war Avilas schmückende Hand zu sehen: Die kleine Laube, die einst im Mittelpunkt des Dramas um Lestat und Tallards Frau Maira gestanden hatte, ist ebenso mit Blumen dekoriert wie die Freitreppe die zum Haustor führt. Auch das steht schon offen. Lyall hat mit Emrys die Stallungen hergerichtet und in den Boxen neben Dikta und Mischu liegt frische Einstreu, bereit die Pferde der Gäste zu beherbergen. Während des Balles würde Emrys sich um die Tiere kümmern, eine Aufgabe die er eigentlich gemeinsam mit Liam hätte erledgen sollen. Aber nachdem dummen Missgeschick von neulich hatte Owyn entschieden, dass nur Emrys zum Anwesen gehen sollte.

Die Sonne senkt sich bereits über Talyra hinab. Die ersten Gäste würden bald eintreffen. Etwas nervös sieht sich die Halbelbe um: Alles schien perfekt und doch ist sie aufgeregt: Immerhin war es das erste Fest, dass im Anwesen unter ihrem Besitz stattfindet. Emrys platziert eben die letzten Fackeln entlang der Zufahrt. Bei Einbruch der Dunkelheit würden sie entzündet werden und den Weg vom Tor zum Haupthaus ausleuchten. Ein wenig hinter ihm kommt auch Lyall auf sie zu. Die Wargin hat soeben die großen Torflügel geöffnet. Nun machen sich die beiden auf zum Gesindehaus um sich selbst auch hübsch zu machen. Für Aurian ist es selbstverständlich, dass auch ihre Angestellten an dem Fest teilnehmen und nicht nur arbeiten und das erstreckt sich auch auf die hilfreichen Geister aus Glyn-y-Defaid.
Und wenig später ist auch das knirschen des weißen Kieses in der Einfahrt zu hören: Der ersten Gäste treffen ein. Mit einem Lächeln, das ihre Nervosität verbirgt tritt Aurian auf das obere Ende der Freitreppe, gefolgt von einer aufgeregt flatternden Apfelgribs.      

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 30. Apr. 2010, 20:59 Uhr
Den ganzen Tag über hatte Lyall zusammen mit dem Gesinde von Glyn-y-Defaid Hand in Hand zusammen gearbeitet. Nur wenige Worte waren nötig gewesen, um sich zu verständigen und so ging ihnen die Arbeit schnell und leicht von der Hand. Nun strahlte das Anwesen vor Sauberkeit und die bunten Blumengirlanden lächelten einem schon von weitem einladend entgegen. Alles war für das große Fest hergerichtet.
Emrys war ein fleißiger und intelligenter Mann, so dass sie für alle anstehenden Arbeiten nur etwas mehr als die Hälfte der Zeit gebraucht hatten. Nur ab und zu hatten sie ein Wort gewechselt, jedoch lag ihr gemeinsames Hauptaugenmerk auf der zufriedenstellenden Vollendung ihrer Aufgaben.
Konzentriert hatte jeder von ihnen gearbeitet und Lyall verlor selten einen Gedanken an das Fest an sich.
Doch nun, nachdem sie sich auf dem Hof von Emrys verabschiedet hat und ihren Gang zum Gesindehaus fortsetzt, wird sie unsicher. Aufregung durchflutet ihren Körper, lässt ihre Gedärme kurz wie mit Eis gefüllt erscheinen. Mit einem gezwungenen Schlucken versucht sie ihren trockenen Mund zu befeuchten. Ihre Schritte hallen laut in ihren Ohren wieder, als sie die letzten Meter zu ihrer Kammer beschreitet und die Tür hinter sich schließt.
Laut seufzt sie, klammert ihre feuchten Hände in das weiche Laken und versucht sich zu beruhigen. Es ärgert sie, dass sie immer noch pure Panik bei dem Gedanken verspürt unter vielen Leuten zu weilen. Und doch ist da auch noch dieses Gefühl endlich wieder zu jemandem zu gehören. Akzeptiert zu werden und wieder eine Aufgabe in ihrem Leben zu haben. Ihre Gefühle sind hin und her gerissen, Freude und Angst wechseln sich jeden Herzschlag ab und lassen ihren Kopf schwirren.
Leicht schwindelt es ihr, als sie aufsteht, zu ihrem kleinen Tischchen geht und den Holzdrachen holt. Mit der einen Hand stabilisiert sie ihren unsicheren Stand durch einen Griff an den Türrahmen und betrachtet das Holzkonstrukt, in ihrer anderen Hand. Etwas fehlt noch... Langsam, um das Schwindelgefühl nicht wieder auszulösen, dreht sie sich um und kniet sich neben das Bett auf den Boden. Ihren Körper vollständig an das Bettgestell gepresst, angelt sie mit einer Hand unter dem Bett nach ihrer kleinen Truhe, in der sie interessante Fundstücke wie hübsche Federn, Steine, bunte Bänder und ihr eigenes Werkzeug verstaut. Doch ihre Finger suchen weder Werkzeug noch Naturmaterialien, sondern angeln nach einem kleinen goldenen Glöckchen.
Mit steifem Rücken gleitet sie zu Boden und setzt sich auf die kalten Dielen. Kurz überlegt sie angestrengt, während sie auf das Glöckchen starrt. Dann entscheidet sie sich für ein rotes Band aus ihrer Sammlung, zieht das Glöckchen auf und bindet es dem Drachen mit einer hübschen Schleife um den Hals. Die Enden des Bandes sind schon etwas fleckig und ausgefranst, stören den Gesamteindruck jedoch nicht im geringsten.
Zufrieden lächelt die Wargin und entblößt ihre weißen Zähne. Kurz überprüft sie noch den Flügel-Mechanismus, indem sie aufsteht und den rollenden Drachen ein kurzes Stück hinter sich her zieht. Zu ihrer Freude schlagen die kleinen Flügel munter auf und ab und das Glöckchen bimmelt hell, immer wenn der kleine Faucher über eine Unebenheit der Holzdielen rumpelt.

Nun geht es jedoch an das festliche Umkleiden. Sanft legt sie das Spielzeug für das Irrlicht auf ihr Bett und entfaltet ihre Festkleidung daneben. Man hatte ihr ein schönes Kleid geben wollen, doch Lyall fühlt sich in Hosen und Hemd einfach wohler. So hatte sie dankend abgelehnt und sich statt dessen für eine hellbeige Bluse mit Kordelzug am Kragen und einen schwarzen Gürtel mit unauffälliger Schnalle entschieden. Die dunkelbraune Lederhose, das dunkelbraune Mieder mit Schnürung vorne und die kniehohen Schaftstiefel aus schwarzem Wildleder mit Kaninchenfellbesatz, gehören jedoch in ihren Besitz. Zugegebenermaßen unterscheiden sich diese Kleidungsstücke oberflächlich betrachtet kaum von ihrer Alltagskleidung. Bei genauerem hinsehen zeigt sich aber, dass die feinen Stickereien, welche für ihren Clan üblich sind und Hose sowie Stiefel zieren, von feinerer Machart zeugen. Filigrane Jagdszenen und Tiere sind zu erkennen und weisen sie unter Clansmitgliedern als vollwertige Jägerin aus. Zuletzt hatte sie diese feinen Lederstücke getragen, als sie in die Position eines Jägers erhoben wurde. Doch das ist lange her und nur ihrer Pflege ist es zu verdanken, dass sie nicht schon längst abgenutzt und brüchig erscheinen. Dies war ihr letztes glückliches Fest gewesen...
Mit einem Kopfschütteln vertreibt sie die Gedanken an die Vergangenheit und kleidet sich um.
Im ersten Moment zwicken sie die Stiefel etwas, doch sie würden sich im Laufe des Abends schon noch weiten. Schnell kämmt sie ihre schwarzen Haare glatt und zupft die letzten widerspenstigen Heu- und Blütenreste heraus. Dann bindet sie sie mit einem breiten schwarzen Samt-Band zurück, welches sie am Tag zuvor von Lady Aurian bekommen hat. Auch ihr Fell an den Ohren wird gestriegelt bis es glänzt und fein anliegt.
Musik aus dem Haupthaus dringt an ihre Ohren erzeugt durch die Koboldmusiker, welche ihre Instrumente einspielen, während sie ihre Waschschüssel halb mit kaltem Wasser füllt, um sich nochmals gründlich das Gesicht zu waschen. Kalt und erfrischend benetzt es ihre leicht sonnengebräunte Haut, bevor sie sich mit einem nach Wildblumen duftenden Handtuch abtrocknet.
Sie wirft einen letzten prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche, schnappt sich den Drachen und hält mitten in der Bewegung inne. Nein, den Drachen würde sie dem Irrlicht erst am Höhepunkt des Festes überreichen, damit wäre die Überraschung perfekt. Mit schnellen Handgriffen verstaut sie das Rädertier unter ihrem Bett und eilt hinaus.

Die ersten Gäste erreichen gerade das Anwesen und Lyall sprintet die letzten Schritte bis zu ihrer Herrin, die Treppe hinauf. Mit der rechten Faust auf dem Herzen verbeugt sie sich vor Lady Aurian und tritt dann respektvoll schräg hinter sie. Sie zwinkert dem schwebenden Irrlicht zu und beglückwünscht es zu dem wunderschönen roten Kleidchen. Dann nimmt sie jedoch still ihren Platz hinter der Lady ein, welche in ihrem fliederfarbenen Kleid mit violettem Gürtel sehr herrschaftlich anmutet. Bei jeder Bewegung ihres Kopfes, hüpfen ihre weichen Locken geschmeidig auf und ab.
Zu etwas späterer Stunde wird Lyall Avila helfen das Buffet zu füllen, doch nun wartet sie auf neue Aufgaben aus Richtung ihrer Herrin.
Etwas mulmig ist ihr schon zumute, als die Gäste am Fuße der Freitreppe ankommen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 01. Mai 2010, 09:57 Uhr
Es ist Rhordri, der als erster ankommt, was nicht sonderlich verwunderlich ist, immerhin ist seine Frau Morna, die Aurian geholfen hatte, sich zurechtzumachen und von der außerdem das Kleid stammt (das er bisher nur in Teilstücken gesehen hatte) schon den halben Tag hier und erwartet ihn. Er hat versucht Olyvar zum Kommen zu bewegen, aber er kann unmöglich sagen, ob der Lord Commander, der ebenso wie er eine Einladung erhalten hatte, tatsächlich auftauchen würde, aber Rhordri ist fest entschlossen, das Fest zu genießen und sich endlich einmal anzusehen, was Aurian aus dem alten De Winter Anwesen gemacht hatte. Seit Lestats Verschwinden war das Haus zwar nicht unbedingt heruntergekommen, aber nur noch ein Heim für Staub und Spinnen gewesen, der Park verwildert, die Nebengebäude verfallen und das Haus selbst… nun ja, es hatte wohl einen langen Märchenschlaf hinter sich. Als er jetzt aber die breite Freitreppe hinauf stapft, an deren Ende ihn zwei schlanke Gestalten erwarten (viel mehr kann er im Licht, das aus dem weit geöffneten Haustor strömt wie goldener Dunst nicht erkennen), ist dem Haus und dem Anwesen nichts mehr davon anzusehen. Da hat Aurian ganze Arbeit geleistet… und das alles macht sie mit zwei Mägden? Die talyrischen Spatzen pfeifen zwar längst von den talyrischen Dächern, dass der Herr von Glyn-y-Defyd hier aus und ein geht und einige seiner Knechte ebenfalls, aber Aurian hat noch nie ein Sterbenswörtchen darüber verloren, dass es da einen Verehrer in ihrem Leben gibt, also hält man sich in der Steinfaust mit Spekulationen zurück. Sie könnten ja auch einfach nur befreundet sein, ist dir der Gedanke schon mal gekommen? Rügt er sich selbst in Gedanken, schüttelt aber gleich darauf den Kopf. Klar, jeder unverheiratete Mann bei Verstand und Gesundheit möchte mit Aurian ganz bestimmt nur befreundet sein. Die Kleine ist eine Augenweide geworden, sie hat einen alten Namen und ein prächtiges Anwesen, Verstand, Mumm in den Knochen und ein freundliches Wesen… also wenn das kein guter Fang ist, dann weiß ich auch nicht weiter.

Als er das Ende der Treppe erreicht und das Gegenlicht nicht mehr blendet, erkennt er Aurian und zu seiner Freude auch Lyall, die ihn wie auch die anderen Gäste (er hatte einige auf dem Weg getroffen, die bald eintrudeln müssten) schon erwarten. "Aurian, lass dich anschauen!" Die kleine Magierin tut ihm den Gefallen und dreht sich in ihrem Kleid einmal im Kreis, so dass die weichen Stofflagen ihrer Röcke flattern. "Sehr hübsch!" Lobt Rhordri, meint aber weniger das Gewand, auch wenn er die Schneiderkünste seiner Frau sehr zu schätzen weiß. Sie hat immer alles für die Mädchen selbst genäht, von ihren ersten Batistwindeln bis zu ihren Hochzeitsgewändern, und muss sich - zumindest seiner bescheidenen Meinung nach - hinter keinem Meister mit Nadel und Faden verstecken. "Die Farbe steht dir gut, aber in Grün hättest du mir noch besser gefallen", brummt Rhordri mit seinem weichen Bass und väterlich-stolz leuchtenden Augen, und spielt damit auf die tagelang andauernde Diskussion zwischen Morna, Aurian, ein paar seiner Töchter und ihm selbst an. Eine blumige Farbe hatte es sein sollen für das Kleid, darin waren sich alle einig, aber während Blau und Flieder favorisiert wurden, hatte er für Apfelgrün plädiert - nicht dass er ernsthaft mitreden hätte dürfen. "Aber hier stehe ich und rede Unsinn, wo du doch deine Gäste in Empfang nehmen musst! Hallo Lyall aus den Drachenlanden, schön, dich wiederzusehen!" Er grinst der jungen Frau zu und mustert sie anerkennend von ihren glänzend gebürsteten Ohrspitzen bis hin zu den ebenso glänzenden Schaftstiefelspitzen. Sie hätte umwerfend in einem hübschen roten Kleid ausgesehen mit ihren bernsteinfarbenen Augen und dem dunklen Haar, aber Rhordri hätte seinen Schwertarm darauf verwettet, dass Gewänder mit Röcken wohl nicht so ganz die Welt der jungen Wargin sein dürften, also verliert er taktvoll kein Wort darüber und unterlässt es auch, sie damit zu necken. Abgesehen davon sieht sie so oder so sehr hübsch aus. "Wo steckt meine bessere Hälfte eigentlich? Und wer wird noch alles erwartet?"  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 01. Mai 2010, 20:34 Uhr
Mit einem Lachen dreht sich Aurian vor Rhordri im Kreis. Der Kastellan, in seiner besten Ausgehuniform, lächelt mit einem gewissen väterlichen Stolz. Wie seine Frau hat er die junge Halbelbe ins Herz geschlossen und Aurian erwidert diese Gefühle: in gewisser Weise war er ein Vaterersatz geworden. „Ach Rhordri, du machst mich verlegen! Schön dass du gekommen bist!“ Apfelgribs flattert um den Mann herum und versucht in der Luft einen Knicks zu machen. >Maester Rhordri…deine Frau ist toll. Schau was sie mir gemacht hat! < Und schon wirbelt auch das Irrlicht einmal um die eigene Achse, verheddert sich dabei aber beinahe im Stoff und kommt ins trudeln. >Ähhh…ok…also…muss noch üben mit langem Kleid fliegen..also…< ein bisschen rot wird das kleine Wesen, was auf der blassen Irrlichthaut nur zu deutlich zu erkennen ist. Rhordri und Aurian grinsen sich an: Apfelgribs ist auch in der Steinfaust mittlerweile bekannt und auch wenn das kleine Ding mitunter recht frech und vorwitzig sein kann, gibt es niemanden, der ihm wegen irgendetwas lange böse sein kann. >Wo steckt meine bessere Hälfte eigentlich? Und wer wird noch alles erwartet?< „Morna ist oben, sie macht sich auch noch zurecht und kommt dann runter. Und wer noch kommen soll? Nun Cinaed von Glyn-y-Defaid sicher ebenso wie Lady Shin. Borgil und Azra meinten, sie würden versuchen zu kommen. Kaney ist ja nicht in der Stadt, ich weiß nicht ob er heute noch zurückkommt. Kea wollte auch kommen, Tiuri war sich nicht sicher, er hat irgendwas von Inaribekanntschaft gesagt. Von Olyvar weißt du sicher mehr, ich habe ihn die letzten Tage nicht zu Gesicht bekommen. <  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 02. Mai 2010, 19:03 Uhr
Grenzenlose Freude durchströmt sie, als sie ihren graubärtigen Freund aus der Steinfaust auf dem weißen Kiesweg erblickt. Ein Lächeln zeigt sich in ihrem Gesicht und wie von Zauberhand ist ihre Nervosität wie weggeblasen. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, doch dies erschient ihr in diesem Moment eher unpassend. So verbeugt sie sich still vor ihm und ihr Grinsen zieht sich fast von einem pelzigen Ohr zum anderen hinauf.
>> "Aurian, lass dich anschauen!" <<, donnert er der Lady mit seiner tiefen Stimme entgegen. Gekonnt dreht sich daraufhin Lady Aurian um ihre eigene Achse und Lyall muss einen Schritt zurück treten, um den wogenden lila Stoffbahnen nicht in die Quere zu kommen . >> "Sehr hübsch! Die Farbe steht dir gut, aber in Grün hättest du mir noch besser gefallen.“ << Seine Haltung verrät Stolz und eine väterliche Gutmütigkeit legt sich auf seine Gesichtszüge, während er Lady Aurian betrachtet. Gerne hätte die Wargin diesen Ausdruck auf dem Gesicht ihres eigenen Vaters gesehen, doch die kurze tiefe Traurigkeit, die sie dabei empfindet überspielt sie gekonnt.
Ihre Herrin bedankt sich etwas verlegen für das Kompliment und auch das kleine Irrlicht präsentiert stolz ihr extra für sie umgenähtes Puppenkleidchen. Prompt verheddert es sich jedoch in dem ungewohnt langen Stoff und ihre bleiche Haut errötet stark. Lady Aurian und der Kastellan grinsen sich verschwörerisch an und auch Lyall kann sich ein leises Kichern nicht verkneifen.

Dann wendet der Kastellan sich ihr zu: >> "Aber hier stehe ich und rede Unsinn, wo du doch deine Gäste in Empfang nehmen musst! Hallo Lyall aus den Drachenlanden, schön, dich wiederzusehen!" << Erfreut verbeugt sie sich nochmals mit der Faust auf dem Herzen vor dem Graubart. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Aber sagt, wird der alte Steinhaufen... ich meine natürlich die Steinfaust... auch ohne euch auskommen?“, fragt sie schelmisch und erfreut sich an dem fröhlichen auf und ab hüpfen seines Fassbäuchleins, als ihr Gegenüber kurz auflacht. Dann sieht er an Lady Aurian und Lyall vorbei, seine Augen suchen das Innere der Eingangshalle ab.
>> "Wo steckt meine bessere Hälfte eigentlich? Und wer wird noch alles erwartet?" << Kurz überlegt die Gestaltwandlerin, um auf die Frage zu antworten doch ihre Herrin kommt ihr zuvor.
>> „Morna ist oben, sie macht sich auch noch zurecht und kommt dann runter. Und wer noch kommen soll? Nun Cinaed von Glyn-y-Defaid sicher ebenso wie Lady Shin. Borgil und Azra meinten, sie würden versuchen zu kommen. Kaney ist ja nicht in der Stadt, ich weiß nicht ob er heute noch zurückkommt. Kea wollte auch kommen, Tiuri war sich nicht sicher, er hat irgendwas von Inaribekanntschaft gesagt. Von Olyvar weißt du sicher mehr, ich habe ihn die letzten Tage nicht zu Gesicht bekommen.“<< Nur ein kleiner Teil der Gäste sind Lyall bekannt und so kommt sie nicht umhin sich im Geiste Gesichter zu diesen Namen zu überlegen. Etwas Neugierig ist sie schon und auch zuversichtlicher als noch vor ein paar Minuten. Immerhin hat sie nun auch Rhordri, an den sie sich notfalls klammern kann. Morna würde es ihr bestimmt nicht übel nehmen. Hoffe ich zumindest... Sanft zupft sie etwas am Ärmel und als sie sich umdreht, erblickt sie die hübsche Magd Nara. Ihre himmelblauen Augen ziehen Lyalls Blick an. Kurz wispert sie ihr verlegen zu, dass ihre helfenden Hände in der Küche gebracht werden, bevor sich das scheue Mädchen mit einem Knicks verabschiedet und sich schnell entfernt.
„Wir sehen uns hoffentlich später  noch, Herr vom alten Steinhaufen! Ich werde in der Küche gebraucht. Herr... Herrin.“ Kurz verbeugt sie sich und eilt in die Küche um nach zu sehen, wie weit Avila schon gekommen ist. Und vielleicht auch um ein kleines bisschen zu naschen...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 03. Mai 2010, 08:40 Uhr
--> Glyn-y-Defaid

Schon seit einigen Stunden treibt sich Nathan nun auf dem Anwesen de Winter herum und - oh Wunder  - bisher kam es zu keinen größeren Auseinandersetzungen oder Zwischenfällen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Nathans Stimmung am gestrigen Abend noch alles andere als rosig war. Doch der Hexer gibt sich wirklich Mühe.
Die ganze Nacht hat er mehr oder minder meditierend und übend im Garten von Glyn-y-Defaid verbracht. Sein Mana ist dementsprechend verbraucht und der selbst ziemlich müde und erschöpft. Auf jeden Fall ist er zu ausgelaugt, um sich an dem Trubel um ihn herum, an den vielen fremden Gesichtern, an dem aufgeregten Geschnatter der Frauen, an dem freudigen Gebrummel der Männer und an dem ganzen Tand und Blumenschmuck, um ihn herum zu stören. Widerstandlos, zumindest für Nathans Verhältnisse, hat er am Morgen des Blumenballs eine abgelegte Stoffhose und ein strahlend weißes Hemd samt brauner Weste von Owyn übergezogen. Zwar sprach sein skeptischer und missmutiger Blick, als er sich im Spiegel das erste mal betrachtet hat, ziemliche Bände, aber Rhona, die oberste Magd von Glyn-y-Defaid, ist nicht gerade bekannt zimperlich zu sein. Hemd und Weste sind ihm viel zu weit, immer hin ist Owyn im Vergleich zu dem eher schmal gebauten Hexer ein wahrer Schrank, doch glücklicherweise ist Nathan nicht eitel und so hat er sich schließlich schnell von Rhona davon überzeugen lassen, Owyns Sachen zu tragen.
Zusammen mit Emrys hat er, schon lange bevor Cináed das Gut verlassen hat, Nara und Mair zum Anwesen de Winter gebracht. Sie sollten alle so früh wie möglich da sein, um dem Gesinde von Aurian de Winter noch tatkräftig bei den Vorbereitungen zum großen Fest unter die Arme greifen zu können. Immerhin gibt es viel zu tun.
Gemeinsam mit einer Magd namens Lyall haben die Männer die Stallungen des Anwesens für die abendliche Veranstaltung hergerichtet. Und nun da die ersten Gäste die Anlage betreten, sind Emrys und Nathan voll damit beschäftigt die Pferde in Empfang zu nehmen und zu versorgen. Emrys übernimmt dabei den Kontakt mit den Gästen, ist freundlich und zu vorkommend und macht wirklich eine gute Figur im Umgang mit den angesehenen Leuten Taylras. Nathan dagegen ist für die Arbeit im Stall eingeteilt, er bringt die Pferde in ihre Boxen, füttert sie und hat somit kaum Kontakt zu irgendwelchen Leute, was dem verschrobenen Kerl ziemlich recht ist.
Am späteren Abend, als die meisten Gäste eingetroffen sind und schon im Haupthaus befinden, teilt Emrys Nathan für das Holzhacken ein, eine Aufgabe die der Hexer gerne übernimmt. Sie gibt ihm die Möglichkeit, etwas abseits vom Trubel seiner Arbeit nach zu gehen, ohne alle Nase lang irgendeinem herausgeputzten Schnösel über den Weg laufen zu müssen. Er lässt sich von Avila in seine Arbeit hinter der Küche einweisen und beginnt dann mit dem Spalten den Holzes. Rix, die ihren Herrn wie gewöhnlich nicht aus dem Auge lässt, hat es sich auf der Dachrinne neben dem Eingang zur Küche gemütlich gemacht und feuert den Hexer mit allen möglichen abstrusen Reimen und Sprüchen an.
Nathan lässt den Vogel gewähren. Immerhin lenkt er ihn von der eintönigen Arbeit ab und ein wenig Gesellschaft tut selbst einem eigenbrötlerischen Hexer manchmal gar nicht so schlecht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 03. Mai 2010, 10:22 Uhr
Njucon hat mit vielem gerechnet, als er die junge Lady beim Inarifest angesprochen hat, aber gewiss nicht mit einem so unbeschwerten Abend ohne brisante Themen und Lügereien. Nicht genug damit, dass sich die junge Frau als äußerst interessante Gesprächspartnerin herausstellte, der es ebenfalls zu gefallen schien, nicht lang und breit über bisheriges Leben und Herkunft zu plaudern, fragte sie ihn doch glatt, ob er sie nicht am 3. Tage des Grünglanzes zu einem Ball begleiten würde. Njucon war ehrlich überrascht, aber auch offen angetan davon. Wenn er schon Talyra verlassen würde, könnte sein letzter Abend auch ein Ball sein. Njucon hatte mit einem schmunzelnden Lächeln bedankt und zugesagt.

Kurz aber wirklich nur kurz, hatte er mit dem Gedanken gespielt seine Landeskleidung zu tragen. Doch schließlich schien ihm dieser Schritt doch etwas zu gewagt. Er wollte sich offen und ehrlich zeigen, aber nicht gleich wie ein offenes Buch für jedermann zu blättern auf den Tisch legen. Im blieb nun nichts anderes übrig, als sich eine passende Abendgaderobe anfertigen zu lassen. Genug Münzen befinden sich in seinem Besitz und eine gute Schneiderin war auch schnell gefunden.

Ihr seht…wirklich gut darin aus…Mylord!, meldet sich Ilai zu Wort, als Njucon sich die aus schwarzem Wildleder und mit rotem Bestickten gemusterte Weste über das neue weißen Hemd zurechtrückt.
„Ich weiß Ilai!“, gibt er lächelnd zurück. „Ich wollte es nicht zugeben, aber ich habe schon einen gewissen…nein, ich formulieren es anders.“ , Njucon räuspert sich, als würde er eine Ansprache halten und streicht das Hemd, das an Ärmel und Saum mit feiner schwarzer Stickerei nach seinem Wunsch verziert wurde glatt. Anders als sonst hat er der Schneiderin diesmal gesagt, sie könne sich dem Anlass entsprechend prunkvoller an ihrem Handwerk auslassen. So ist dieses Hemd, die Weste und auch die schwarze Wildlederhose aus teurem Tuch und Leder gefertigt und in mühevoller Arbeit an einigen Stellen bestickt.
„Ich finde gefallen dran, mich den Anlässen passend zu kleiden! Und glaube mir Ilai dieser Abend hält gewiss noch ein paar ganz besonderen Überraschungen bereit.“
Ich ahne worauf ihr hinauswollt…
„So?“
Diese Frau…
„Eifersüchtig?", lacht der Albino um dann gleich darauf wieder ernst fortzufahren. "Sie ist eine recht angenehme Gesellschaft.“
Nein! Ich…nein … Ihr wollt nicht…
„Meine liebe Ilai, ich habe vor, mich diesen Abend köstlich zu amüsieren. Mich mit meiner Begleitung zu interessanten Gesprächen hinzugeben, herrlich zu speisen und viel zu tanzen. Oh…ich gedenke ebenfalls, einige köstliche Weinsorten zu probieren…oder was das Anwesen sonst noch zu bieten hat….hm…aber, ich brauche euch gewiss keine Erklärungen über meine Pläne dieser Nacht zu geben…“
Hm…nein…braucht ihr nicht. Nur…
„Ja, gewiss wird sie dort sein…und nicht allein. Aber ich gedenke nicht, dieser Gegebenheit zu viel gewicht zu geben.“ , sagt er und lächelt sein Spiegelbild an. Mit gekonnten Handgriffen bindet er seine weisen Haare mit einem schwarzen Band im Nacken zusammen.

Augenblicke später begrüßt er seine Begleitung mit Kusshand und beglückwünscht sie der Auswahl ihrer wirklich perfekt abgestimmten Kleidung für den Abend.
„Wie ich sehe werden Eure und meine Kleidung wirken als hätten wir uns abgesprochen meine Dame. Ein wirklich herrliches Detail, wenn ich anmerken darf, sind die schwarzen Stickereinen. Wenn Ihr erlaubt, Lady Shin, würde ich Euch gern für den heutigen Abend eine Kleinigkeit zu Euren ohnehin schon perfekten Auftreten überreichen.“ ,Njucon lächelt und fördert eine kleine Schatulle wie aus dem nichts hervor und öffnet diese. Auf weißem edlem Tuch liegt eine zarte Halskette mit einem Tropfenförmigen rotem Edelstein. „Nun wir kennen uns noch nicht so lang, dennoch hoffte ich Euren Geschmack zu treffen und…ich gestehe…dieser rote Stein sieht schon auf dem Tuche gut aus…aber auf heller…weißer Haut muss er erst fantastisch wirken.“ ,spricht Njucon und gibt dem Kutscher ein Zeichen loszufahren.

Am Anwesen de Winter angekommen, steigt Njucon zuerst aus der Kutsche und reicht ihr die Hand zum aussteigen. Vom inneren des Hauses dringt Musik an sein Ohr und sein Lächeln wird breiter. Galant hält er ihr den Arm hin und schaut ihr in die Augen. „Ich hoffe ihr habt genauso wie ich, Lust Euch auf diesem Ball zu amüsieren, Lady Shin.“
Scherzend und lachend erreichen sie schließlich hinter einigen anderen Gästen, von denen sich die ein oder anderen mehr oder weniger zu ihnen umdrehen, die Tür und somit das innere des Anwesens. Lady Shin steuert auf eine in eine festlich gekleidete dunkelhaarige Frau zu, die gerade einem der Gäste die Hände schüttelt, die Hausherrin Aurian de Winter. Njucon lächelt freundlich und lässt sich von ihr mitziehen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 03. Mai 2010, 11:40 Uhr
Nach und nach treffen immer mehr Gäste ein. Auch wenn der Ball eher im familiären Rahmen stattfinden soll ist Aurian nicht herum gekommen einige namhafte Personen einzuladen.  Doch deren Zahl hält sich in Grenzen. Rhordri hat mittlerweile seine Frau gefunden und die beiden beobachten mit einer Mischung aus Rührung und Stolz die Halbelbe, die soeben Varin willkommen heißt. Der Gardist ist entgegen seines Rufes allein gekommen. Eben drückt er Aurian einen galanten Kuss auf die Hand. >Ich hoffe du gestattest mir die Ehre eines Tanzes. Ich wäre untröstlich wenn der schönste Aufputz der Steinfaust mir diese Gunst verweigern würde! < „Alter Charmeur!“ Aurian muss lachen. „Da kann ich ja fast nicht nein sagen obwohl…“ vielsagend nickt sie leicht in Richtung von Nara und Mair, die den Gästen soeben Erfrischungen anbieten und immer wieder in Richtung des hübschen Blaumantels schielen,  „…ich glaube nicht dass es dir an Tanzpartnerinnen mangeln wird!“ Sie zwinkert ihm verschwörerisch zu, immerhin kennt sie ihn und seinen Ruf nun schon lange genug. Apfelgribs kommt eben von einem Rundflug zurück. >Ich würde mich sehr über einen Tanz freuen! < erklärt das Irrlicht sehr ernsthaft und ebenso ernsthaft verbeugt Varin sich vor dem kleinen Wesen. >Es wäre mir eine Ehre! < Dann trollt sich der junge Blaumantel und überlässt Aurian den eben ankommenden Gästen.

Es ist Lady Shin, die in einem äußerst auffälligen Kleid soeben durch die Tür tritt, gefolgt von einem sehr ansehnlichen jungen Mann, der beinahe dieselbe blassen Hautfarbe wie die Magierin hat. Die beiden wirken perfekt aufeinander abgestimmt und Aurian zieht leicht eine Augenbraue in die Höhe. Hatte die weiße Magierin, die sie im Laufe der Jagd nach dem Nekromanten als eisig reserviert kennengelernt hatte, etwa einen Gefährten gefunden? Die beiden geben ein hübsches Paar ab und Aurian wendet sich mit einem Lächeln an die beiden. „Lady Shin, schön dass ihr gekommen seid!“ Im Gegensatz zu den anderen Gefährten kann sich die Halbelbe nicht überwinden, zum vertraulichen Du zu wechseln, zu distanziert erscheint ihr die junge Frau, auch wenn sie nun ein strahlendes Lächeln zur Schau stellt.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 03. Mai 2010, 22:56 Uhr
3. Grünglanz


Ihr erschien es zwar nicht als notwendig, da der Mann bereits zu Inari offen und unverwandt Kund getan hatte, dass er sehr bald für unbestimmte Zeit verreisen würde, dennoch hätte sie mitunter doch eine nähere Recherche über ihn einholen sollen.
Interessanter Weise war Njucon ein Mann der ihr nicht nur im Aussehen nicht ganz unähnlich zu sein schien. Irgendwie, man konnte es nicht viel anders ausdrücken, schwammen sie einfach auf der selben Wellenlänge. Eines stand für sie bereits zu Inari fest, doch nun, als sie ihn samt der aufwendig gearbeiteten Gewandstücke näher betrachtet, sowie mit der Hand noch einmal sacht über das Schmuckstück streicht, war es um so deutlicher. Ein Mann wie er nahm nur dann eine so schlichte Stelle in einer Bibliothek an, in welcher er bei weitem nicht genug verdienen dürfte um sich diesen Pomp tatsächlich leisten zu können, wenn er sich hinter den verstaubten Pergament und Buchseiten ein wenig zu verbergen versuchte. Sei es um sich zu verstecken, oder um zu lauern. Somit kombinierte sie, dass er wohl nicht mehr oder weniger ehrlich und mit offenen Karten spielen dürfte als sie selbst.
Weiters stand für sie fest, dass eine Person wie er seine Schwächen und ganz besonders seine Stärken und Vorzüge sehr gut kannte, und auch genau wusste jene für ihren Vorteil einzusetzen und Arbeiten zu lassen. Zudem leben gutaussehende Männer gerne für die Jagd. Die Beschaffenheit wie er an sie herantrat, diese geübte und unaufdringliche Art sie anzusprechen sprach diesbezüglich auch Bände. Atevora war die Situation ein wenig neu, nicht nur dass er sie nicht, wie die meisten Anderen anscheinend, vormals als Vampir deutete und einen großen Bogen um sie machte, sie sah sich bei seinem Anblick auch noch mit seltsamer Normalität konfrontiert. Nur diese Augenfarbe war möglicherweise zu Beginn doch etwas eigenwillig. Aber auch jene empfand Atevora auf den zweiten Blick höchstes als sehr anregend und interessant.
Der Albino war trotz dieser angebohrenen Eigenwilligkeit ein überaus gutaussehender Mann, aus zweifelsohne gutem Hause, reichlich Verstand und einer exzellenten Bildung, einem noch ausreichendem „Vermögen“ in der Hinterhand, und der, genau so wie sie, die Neigung zu einem perfiden Auftreten besaß. Sich mit ihm einzulassen kam somit einem gewissen, aber durchaus amüsanten und unterhaltsamen, Wagnis gleich. Ein kleines Abenteuer für ansonsten gelangweilte, wache Geister, unzufriedene und vereinsamte Ehefrauen oder eine verführerische Falle für einfältige naive kleine Frauenzimmer, die zu wenig von der Welt wussten oder blauäugig mehr erhofften als ihnen angeboten wurde. Wobei, um ehrlich zu sein, erzählen sein ganzes Auftreten und seine Ausstrahlung dem geübten Beobachter eigentlich sehr Bald genug zu dem womit hier zu rechnen war bzw. worauf man sich einließ. Er war jemand der gerne zu einem prickelnden, unverbindlichen und darum so erquickend und interessanten Spiel einlud, es aber sehr wahrscheinlich niemanden aufzwang und ein Nein von der Frauenwelt auch durchaus akzeptierte. Jemand wie er, dessen war sich Atevora relativ sicher, hatte es schlichtweg einfach nicht nötig es anders zu handhaben. Kurzum: er war ein Tane mit wesentlich mehr Stil, Raffinesse und Geld. Ja, doch, die Magierin konnte relativ gut einschätzen um welche Art von Mann es sich handelte, den sich hier als Begleitung gesichert hatte, und sie hatte auch noch vor dieses erfrischende Tänzchen mit ihm nicht nur zu wagen, sondern es auch noch in vollen Zügen zu genießen. Guter, wo warst du nur so lange, wir hätten uns, oder ich hätte mich, unlängst auf das herrlichste amüsiert.

Galant wie ein echter Kavalier reicht er ihr die Hand zum Aussteigen aus der Kutsche und bietet ihr danach den Arm an um sich einzuhaken. Mit einem eindringlichen Blick - wobei sie festellt wie leicht es doch für ein unbedarftes Mädele sein muss, sich darin zu verlieren - in Atevoras Augen, erkundigt er sich scherzend: >„Ich hoffe ihr habt genauso wie ich, Lust Euch auf diesem Ball zu amüsieren, Lady Shin.“< Atevora lächelt ihre Begleitung ehrlich und zufrieden an. „Mir liegt nichts ferner als darauf mit einem Nein zu Antworten.“ Gebt gut acht ihr lieben Leute, zwei Raubtiere betreten die Bühne.

Wie erwartet streifen sie zwei bereits jetzt reichlich Blicke ein, und Atevora ist sich sicher, das so manches sachte Getuschel im Umfeld ebenfalls ihnen Beiden gilt: „Ach, ich habe übrigens vor in Gedanken eine Strichliste zu den möchte-gern unaufdringlichen und verstohlenen Blicken zu führen, welche uns unauffälligem Pärchen entgegen geworfen werden und mich an diesem Kleingeistgehabe im Geheimen zu erheitern, und ihr?“
Während sie sich im Strom der eintreffenden Gäste einfügen, entdeckt Atevora die Lady de Winter. Nungut, besser gesagt wird ihr erst jetzt nach einigen Schritten gewahr, dass jene in zarten einem Fliederton gekleidete Frau die Gardemagierin ist. „Oh, seht, dort ist auch schon die Gastgeberin. Nun, dann wollen wir sie doch, ganz so wie es sich gehört, nett begrüßen, nicht?“

Aurians Blick kann im ersten Moment nur als überrascht gewertet werden. Sie macht im ersten Augenblick auch Anstalten freundlich näherzutreten, verharrt aber dann in der Bewegung und bleibt höflich distanziert, genau so, wie es Atevora eigentlich schätzen würde. Ihrer Meinung nach wäre es nicht nötig überall eine übertriebene Herzlichkeit und eine „lieb Welt“ zur Schau zu stellen. Eine sehr aufmerksame Person.. Leider störten sich all zu viele an einem etwas distanzierten und verschwiegeneren Verhalten. Ebensowenig schätzen sie es, wenn ihnen gewisses unblumig, sondern eisig auf den Punkt gebracht zugetragen wird. Die Leute brachten einen all zu schnell Ablehnung, Verachtung bis hin zu Hass entgegen, nur weil jemand weniger Sinn für oder Verständnis für Emotionalität besaß, sondern sich auf der rein Rationalen oder eher von Logik orientieren Seite aufhielt. Sie waren scheinbar nicht fähig es einfach hinzunehmen und zu akzeptieren.
Es war außerhalb der Unterstadt und ihren geschäftlichen Tätigkeiten gesellschaftlich betrachtet äußerst müßig und hinderlich sie selbst zu sein. Aus diesem Grund hatte sie beschlossen dem Umfeld zu bieten was es doch so sehr von ihr verlangte: Falschheit, Lug, Trug und Schauspiel. Bedauerlicherweise, dessen war sich Atevora sehr im Klaren, akzeptierten die Individuen es meist noch weniger, wenn sie dieses Schauspiel herausfanden oder ausfdeckten. Ein Schauspiel zu welchen sie jenen allerdings Menschen erst getrieben hatten obwohl er die Ehrlichkeit in Bezug auf dieserlei Dinge eigentlich schätzte. Ein von Ironie gejagtes Trauerspiel.
Wie ungemein bedauerlich. Es passte jedenfalls nicht in das Maskenspiel die Begrüßung zu belassen wie sie war, und da Aurian es nicht zu wagen schien von sich aus an Atevoras Frostmauer zu kratzen oder sich mit Beharrlichkeit hindurchzuhacken, war es nun an Atevora die Klamm vor ihnen zu überwinden, auch wenn es leider nur gespielt war. Eigentlich hatte Aurian etwas anderes verdient und die Magierin war sich dieses Umstandes durchaus bewusst. Erster Akt, Szene 1. Auftritt Lady Savena Shin und Njucon Aleris

„Und ich danke vielmals für die freundliche Einladung! Ich war so frei, wie ihr seht, mit Begleitung zu erscheinen. Wenn ich vorstellen darf, das hier ist Njucon Aleris.“ Auch gegenüber Aurian zieht Njucon alle Register und benimmt sich wie ein vorbildlicher und überaus charmanter Gentleman um dessen Fang Atevora nur beneidet werden kann.
„Ich muss ehrlich zugeben, ich war zu Beginn, der Einladung wegen, doch etwas überrascht. Ich werde auf Grund meiner gar so herzlichen Ader nicht oft zu solchen Veranstaltungen eingeladen. Ich sah mich auch beinahe dazu gezwungen meine Absage übermitteln zu müssen, da ich den Brief erst drei Tage vor Inari überreicht bekam. Kobolde.. wir vestehen uns, nicht?  Aber wie hätte ich diese Einladung ausschlagen können? Und ich muss zugeben, allein ob dieses Anblickes hat sich das Kommen schon gelohnt“ Atevora macht einen Schritt auf die Gardistin zu und nimmt mit sanften Griff Aurians Hände, welche sie zuvor fast sittsam vor ihrem Schößchen ineinander gefaltet hatte. „Wie hübsch ihr in diesem wundervollem Kleid ausseht. Da muss ich gar Acht geben, dass mir meine Begleitung nicht abhanden kommt und fortan nur noch an euren Fersen klebt!“ Atevora wendet sich scherzend dem weißhaarigen Schönling zu. „Untersteht euch bloß mir das anzutun.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Azra am 03. Mai 2010, 22:57 Uhr
Borgil lässt nicht lange auf sich warten, allerdings kommt sie nicht dazu irgendetwas zu sagen, denn er schlittert mit einem gehetzten: „Bin sofort fertig!", einfach an ihr vorbei in Richtung Kaminzimmer und Zuber. Lachend schüttelt sie den Kopf, wirft sich schon einmal ihren Umhang über die Schultern und wird sich in diesem Zuge der buckligen, krummen Gestalt im Eingang gewahr. „Oh, Nathrach, komm doch herein“, heisst sie den älteren Freund von Borgil mit einer einladenden Geste Willkommen. Er erwidert es mit einem hölzernen Nicken, tritt ein und schliesst sorgfältig die Türe hinter sich, bevor er sich den monströsen Mantel in einer weichen, fliessenden Bewegung von seinen schiefen Schultern zerrt. Es überrascht Azra immer wieder aufs Neue, mit welcher Eleganz sich der Bucklige trotz seines deformierten, gedrungenen Leibes zu bewegen weiss. „Hast du schon gegessen?“, erkundigt sie sich freundlich und eilt, kaum das er den Kopf geschüttelt hat, aus dem Zimmer: „Dann gebe ich in der Küche Bescheid. Eines der Mädchen soll dir etwas bringen.“ Um ihr Kleid nicht zu beschmutzen spart Azra es sich, Sigruns Refugium zu betreten. Zwar kann man beim besten Willen nicht behaupten, dass die Matrone der Harfenküche nicht darauf achtet, dass alles schön sauber und geputzt bleibt, aber wenn Fleisch gebraten, Kräuter geschnitten, Tomaten gepresst und Kartoffeln geschält werden, kann es immer mal wieder vorkommen, dass man sich einen Fleck einfängt. Um eben dieses zu vermeiden fischt Azra eines der Mädchen – Bria, ein noch sehr junges Mogbarmädchen mit hübsch rosigen Wangen und frechen, rotblonden Locken – aus dem Gewühl und trägt ihr auf etwas Brot, Butter, Suppe, Braten und Honiggemüse, sowie einen Humpen feinstes Verder Dunkel in Borgils Privatgemächer zu liefern und sich hin und wieder, während ihrer und Borgils Abwesenheit, bei Nathrach zu erkundigen, ob sie ihm noch etwas bringen kann. Bria versichert ihr mit funkelnden Augen, dass sie gut auf den Gast Acht geben würde und verschwindet dann mit raschelnden Röcken im Schankraum. Zufrieden kehrt Azra zu Nathrach zurück und informiert ihn darüber, dass sein Essen gleich kommt, Halla die Jungs gerade ins Bett bringt und er sich, wenn sich irgendwelche Probleme ergeben würden, am besten an die oberste Schankmaid wenden könne.
In der Zwischenzeit hat Borgil im Eilflug mit seinen Söhnen geplanscht, sich aus seinen Arbeitskleidern gekämpft und ist in die bereit gelegte Festtagsgewandung geschlüpft – nicht ohne sie mit Handbeil und Geldkatze zu vervollständigen. Azra kann darüber nur schmunzeln, aber sie spart sich jeglichen Kommentar. Irgendwann zwischen Nargen in der Schankstube, blutigen Hetzjagden durch die Kanalisation, Dämonen über Talyra und blutrünstigen Mördern im Larisgrün hat sie sich gerne an den Gedanken gewöhnt, dass ihr Mann niemals gänzlich unvorbereitet die Goldene Harfe verlässt. Mit einem verliebten Lächeln folgt sie ihm durch den privaten Hintereingang hinaus in die laue Frühlingsnacht und zieht fragend die Stirn kraus, als er schnaubend mit den Augen rollt und fast schon vorwurfsvoll verlangt: "Würdest du bitte wütend auf mich sein?" Verständnislos blinzelt sie ihn von der Seite her an und will schon fragen, warum sie denn bitteschön wütend sein sollte, doch er kommt ihr zuvor. "Es wäre wirklich leichter, wenn du wütend auf mich wärst. Ich hab den blöden Ball vergessen und das tut mir leid." Mit einem milden Lächeln auf den Lippen schüttelt Azra leicht den Kopf, schiebt ihre Finger zwischen seine und hebt den Rock ein wenig an, um die Schleppe zu schonen. Sie wäre das letzte Wesen auf Rohas weitem Rund, dass ihrem Mann einen Vorwurf machen würde, weil er einen Ball vergessen hat, ganz besonders jetzt, wo die Erinnerungen an das Inarifest noch immer wie ein zarter Rosenduft in den Strassen hängt und die Goldene Harfe sich nur langsam von dem Ansturm der jährlichen Besucher erholt. Manch einer vergisst, dass nicht nur die Vorbereitungen für so ein Fest, sondern auch das Aufräumen und Aufstocken sehr viel Zeit und Nerven beanspruchen. Allerdings… auch hätte sie durch irgendeine ihr unbekannte Fügung die Erlaubnis gehabt ihm die Hölle heiss zu machen, hätte ihr schlechtes Gewissen ihr das ohne Zweifel verboten. Als hätte er ihren Gedanken erraten, versichert er ihr zum unzähligsten Mal, dass es nicht ihre Schuld gewesen sei, ihr etwas mehr Misstrauen aber nicht schaden könne. Mit einem kläglichen Seufzen nickt sie, wissend, dass Borgil absolut recht hat und ihre Vertrauensseeligkeit und Naivität ihm schon so manches graues Haar hat wachsen lassen. Aber sie trägt ihr Herz nun einmal in ihren Händen, daran hat auch Njucons Vertrauensbruch nichts geändert.

Ganz so entschlossen wie Borgil kann sie die Sorgen nicht aus ihren Gedanken verbannen, aber sie gibt sich alle Mühe dem Trübsal entgegen zu wirken – was das festlich hergerichtete Anwesen der Gastgeberin mühelos unterstützt. Das hohe, weiss gekalkte, herrschaftliche Haus mit den schlanken Fenstern, Zierbögen und prächtigen Erkern wird vom Schein der Fackeln, die den breiten, hellen Kieselweg säumen, in ein warmes Spiel aus Schatten und Licht gehüllt und Azra klappt vor Staunen der Mund auf. „Das ist… wunderschön“, haucht sie schwärmerisch und lässt den Anblick auf sich wirken. Noch vor weniger als vier Jahren war es ein grauer, von Efeu und Rosenranken überwucherter, leerer und toter Kasten gewesen, nicht mehr als ein brüchiges Stück Stein, dem sogar die alterslose Anmut, die manchen Häusern aus vorvergangener Zeit eigen war, verloren gegangen war. Jetzt strahlt das ganze Anwesen in neuem Glanz. Mit einer fast schon kindischen Freude weist Azra Borgil auf dem Weg zum hell erleuchteten Eingang auf all die grossen und kleinen Veränderungen hin, die ihr ins Auge springen. Der Garten ist hergerichtet und erblüht in farbenbunter Pracht, das Gras ist gemäht, die Büsche gestutzt und Azra könnte schwören, dass sogar die Bäume ihre Krone wieder mit Stolz tragen. Im goldgrün durchwirkten Halbschatten des Eingangs kann Azra mehrere Gestalten ausmachen, aber mehr als lichtumrandete Silhouetten erkennt sie nicht. Mit einem freundlichen, stummen Gruss passiert sie an Borgils Arm diejenigen der Gäste, die die Harmonie des Abends noch ein wenig im Freien geniessen wollen, und beginnt zu strahlen, als sie Aurian entdeckt. Aus der schmalen Gardemagierin, der man normalerweise nur in Uniform oder einfacher Tracht entgegen kommt, ist eine wunderschöne Lady geworden und Azra muss schmunzeln ob des anerkennenden Blicks, mit dem Borgil die Verwandlung genauestens unter die Lupe nimmt. „Sieht sie nicht bezaubernd aus?“, raunt Azra ihm leise zu und ihr Blick huscht über schwarzes, kunstvoll hochgestecktes und mit Flieder verziertes Haar, makellose, perlmuttblasse Haut, zierliche weisse Spitze, goldene Stickereien, glänzende Seide und schimmernden Samt. Aurians Kleid ist ein Traum aus Flieder und Violett und Azra hätte darüber hinaus beinahe die anderen beiden Gäste, die neben der Lady des Hauses stehen, nicht bemerkt. Aber eben nur fast. So hebt sie den Kopf, um auch das sehr apart gekleidete Pärchen mit einem höflichen Lächeln zu begrüssen und geht beinahe durch die Knie, als sie erkennt, wer dort steht. Erschrocken schlägt sie die Hand vor den Mund und nur Borgils Arm um ihre Taille verhindert, dass sie wie eine gelöste Feder zurückschreckt. Aus weit aufgerissenen, runden Augen starrt sie zu Njucon hinauf und erst als ihre Lungen heftig rebellieren, merkt sie, dass sie den Atem angehalten hat.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 03. Mai 2010, 23:19 Uhr
Borgil traut seinen Augen nicht, als er sieht, wer da grade im hellen Gegenlicht steht und angeregt mit Aurian plaudert, aber dann sieht er die Begleitung des Bleichfischs und wundert sich nur noch ein bisschen. Lady Shin und der Hundsfott, na wie ungeheuer…passend. Azra dagegen scheint zu Tode erschrocken, ausgerechnet Njucon hier anzutreffen und sieht aus, als wolle sie gleich ohnmächtig werden oder auf dem Absatz kehrt machen und davonlaufen. Was nicht in Frage kommt, schließlich ist hier nirgendwo ein Feuerdrache zu sehen. "Atmen, Herzblatt", Borgil tätschelt ihr beruhigend die Hand. "Ganz egal was ein Mann mit dir anstellt oder nicht anstellt… oder angestellt hat… vergiss nie zu atmen." Sie nickt ruckartig und lässt sich widerstandslos die restlichen Stufen hinauf manövrieren. Borgil dagegen ist bester Laune. Was ihn angeht, so hatte das Weißhaar seine verdiente Abreibung bekommen, damit sind sie quitt. Nun ja… wenn es nach Borgil ganz allein ginge wären sie dann quitt, wenn Njucons Kopf auf einem hübschen Pfahl vor der Harfe steckt, aber das lässt sich leider mit den Gesetzen der Langbeine nicht so ganz vereinbaren. Du sitzt im Stadtrat, ändere das Gesetz! Borgil wäre unter Umständen möglicherweise auch versucht, Njucons Frau gegen ihren Willen zu küssen, sollte der Kerl je eine finden, die bereit wäre, ihn zu nehmen - und die ihm dann auch tatsächlich etwas bedeutet -, aber das hält Borgil für ungefähr so wahrscheinlich wie Schneefall im Sonnenthron in den Herzlanden und außerdem küsst er schließlich nicht jede. Naaa… das lassen wir doch besser. Am Ende bringe ich das Weibsbild dann nicht mehr los!

"Hallo Aurian", knurrt er also grollend, aber mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Dann nickt er Lady Shin zu und schiebt Azra ohne Weiteres in Richtung Haus durch den Eingang. Er kann es sich allerdings nicht verkneifen, Lady Shin zu zu grinsen, Zuckerwatte zwischen sich und seine Stimmbänder zu schieben (so gut das bei Borgil eben möglich ist) und ihr im Vorbeigehen einen quasi väterlich gemeinten, honigsüßen Rat mit auf den Weg zu geben: "Falls Ihr vorhabt Euren Begleiter noch zu küssen, Lady Shin, dann lasst euch gesagt sein, dass er grottenschlecht küssen muss. Die Frauen, bei denen er's versucht, laufen ihm schreiend davon, so hört man. Aber Ihr seid ja nicht vermählt, dann solltet Ihr einigermaßen sicher sein. Oh, und falls Ihr es doch schon getan habt, also ihn zu küssen meine ich, mein aufrichtiges Beileid. Sucht Euch so schnell wie möglich Ersatz, Ihr braucht dringend andere Vergleichsmöglichkeiten… nur für den Fall, selbstredend. Aurian, mein Mädel, mit der Wahl deiner Gäste solltest du ein bisschen vorsichtiger sein. Sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, aye? Ach, und weil wir gerade dabei sind… wo ist denn das Essen? Es riecht fantastisch… dort drin jedenfalls. Man sollte es nicht verkommen lassen, wer weiß, ob wir später noch Gelegenheit haben, etwas davon zu genießen. Und was dich angeht…" jetzt hält er doch noch einmal kurz inne. Sein kohleschwarzer Blick richtet sich zum ersten Mal überhaupt auf Njucon und misst ihn von oben bis unten. "Und? Prügeln wir uns jetzt einmal quer durch den Garten oder lassen wir's? Oh, sieh mich nicht so an. Ich hab dir das Hirn schon mal zu den Ohren rausgezogen, ich mach's gern wieder. Soll ich?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 04. Mai 2010, 09:44 Uhr
Die höfliche wenn auch etwas förmliche Begrüßung der Lady Shin verwundert Aurian dann doch. Sie hat die weiße Mistress anders in Erinnerung: eher wie einen Immerfroster Eiszapfen mit dem Humor einer Steinsäule. Der junge Mann in ihrem Schlepp, der als Njucon Aleris vorgestellt wird, gibt sich weltgewand und Aurian fragt sich, wo die Magierin ihn wohl kennengelernt hat. > Kobolde.. wir verstehen uns, nicht? < Die Halbelbe nickt. Das nächste Kommentar der Lady verschlägt ihr dann aber doch die Sprache > Wie hübsch ihr in diesem wundervollem Kleid ausseht. Da muss ich gar Acht geben, dass mir meine Begleitung nicht abhandenkommt und fortan nur noch an euren Fersen klebt! < solche scherzhaften Bemerkungen passen nun gar nicht in ihre Einschätzung der Magierin. Wenn sie an ihre gemeinsame Zeit bei der Nekromantenjagd zurückdenkt, drängen sich eher Erinnerungen an nüchterne, maximal zynische Bemerkungen in den Vordergrund – sieht man von der Zeit ab, in der die Lady unter dem Fluch des Lies-michs stand. Entweder hat sie sich komplett verändert oder sie spielt…dass aber dann gut! denkt Aurian bei sich, die sich nicht sicher ist, was sie von der „neuen“ Lady Shin halten soll. Die direkte, manchmal zwar etwas grobe aber unverblümte Art der Magierin hat ihr eigentlich ganz gut gefallen, immerhin musste man nicht befürchten, in irgendein gesellschaftliches Fettnäpfchen zu treten. Apfelgribs hingegen hat ihre Meinung von Lady Shin und die steht fest. Hatte das Irrlicht schon eine Schnute gezogen als es hörte, dass diese eingeladen wurde, so kann es sich auch jetzt nur mühsam zu einem halbwegs höflichen >Guten Abend! < durchringen und zieht ein eher säuerliches Gesicht in Richtung der doch sehr extravagant gekleideten jungen Frau. Wenigstens verzichtet das magische Wesen darauf, irgendwelche Bemerkungen fallen zu lassen, sondern flattert nur wachsam wie ein kleiner Leibwächter neben ihrer großen Freundin herum.

Die junge Magierin kommt allerdings nicht dazu, sich den Kopf über die Wandlung der Lady Shin zu zerbrechen, denn eben kommen Borgil und Azra auf sie zu. Sie strahlt ihre Freunde herzlich an, das Lächeln gefriert allerdings, als der Zwerg seinen Bass brummen lässt. >… Aurian, mein Mädel, mit der Wahl deiner Gäste solltest du ein bisschen vorsichtiger sein. Sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, aye? < Wie, was? Er sagt das im selben Atemzug mit essen, einer Erläuterung über Njucons Küsskünste und einer (für zwergische Verhältnisse) nicht ernstgemeinten Drohung in Richtung des Albinos. Was bei allen verlausten Nargenhintern… Ihr fällt gar nicht auf, dass sie in Gedanken einen von Borgils Flüchen verwendet. Die Halbelbe blitzt den Harfenwirten wütend an: Freunde hin oder her und auch wenn sie ihn gut genug kennt, dass er seine Gründe für so einen Auftritt hat, sie würde sich nicht darauf einlassen ihren Ball zu einem Feld für einen Ringkampf ausarten zu lassen. Innerlich sammelt sie ihre magische Energie, bereit, ein e Barriere oder was auch immer zwischen den (potentiellen) Streithähnen zu errichten. Gegen einen magieresistenten Zwerg würde es zwar nicht viel nützen aber den Kontrahenten könnte sie abschirmen und aus der Schusslinie befördern. Azra ist noch weißer als sonst und sieht aus, als würde sie sich am liebsten hinter ihrem Mann verstecken. „Was das Essen angeht Borgil: Avila ist gerade dabei das Buffet vorzubereiten, es wird nicht mehr lange dauern – sofern nicht irgendwelche…sagen wir mal außerplanmäßigen Vorkommnisse dazwischen kommen. Und wenn ihr beiden da schuld dran seid dann Gnaden euch die Götter! fügt sie in Gedanken hinzu, als sie beide, Zwerg und Albino, abwechselnd anfunkelt, dabei aber für alle, die die kleine Szene nicht mitbekommen, ein strahlendes Lächeln beibehält.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 04. Mai 2010, 10:07 Uhr
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Am Abend des Blumenballs im Anwesen de Winter
3. Inar 510 d5Z

Auf dem Weg zur Stadt ist Cináed nicht allein auf der Großen Südstraße unterwegs. Immer wieder kommen ihm aus Richtung Talyra Bauern mit ihren Wagen und Gespannen entgegen. Die meisten von ihnen waren sicher auf dem Markt, um dort ihre Waren zu verkaufen oder Vieh zu handeln. Cináed grüßt die Männer und Frauen stets höflich, wenn sie an ihm vorüber kommen, denn diejenigen, deren Gehöfte zwischen Talyra und Heldenstein liegen, kennt er zumeist persönlich oder wenigstens vom Sehen her. Die Zurückhaltung mit der sie ihm heute begegenen, ist ihm jedoch zuwieder und seine festlichen Gewänder werden ihm mehr und mehr unangenehm. Normalerweise kennen ihn die Leute nur in seinen schlichten Arbeitsgewändern, abgetragenen Hosen und groben Hemden, und seine heutige Erscheinung erinnert sie zu sehr dran, dass er eben doch kein kleiner Bauer ist wie sie. Dem Shida'ya gefällt das nicht, denn er fühlt sich durchaus als einer der ihren. Gerne fachsimpelt er mit Bauer Faenmor über Saatgut, pludert mit Padrig Cadogan über Haus und Hof und tauscht bei Rhosyn Trahaearn Rezepte für Rhona ein.
Der Elb seufzt und rückt den Korb vor sich auf dem Sattel ein wenig zurecht. Die beiden Kätzchen haben mittlerweile Ruhe gegeben und scheinen friedlich in ihrem sanft schaukelnden Bettchen zu schlummern, denn ab und an sind ein paar Geräusche zu hören, die Cináed ganz entfernt an leises Schnarchen erinnern. Dieser Gedanke lässt ihn unwillkürlich schmunzeln.

Schließlich erreicht der Herr von Glyn-y-Defaid die Stadt und reitet mit Áed durch das große Händlertor auf die Straßen der Stadt und weiter zum Anwesen de Winter. Am Ziel angekommen schwingt er sich aus dem Sattel und betritt (Áed mit der einen Hand am Zügel führend, mit der anderen den Katzenkorb tragend) das Grundstück.
Fackeln stecken in regelmäßigen Abständen am Rand der Zufahrt im Boden und erhellen den Weg bis zum Haus mit ihrem warmen, freundlichen Licht. Ein wirklich wunderbar milder Frühlingsabend. Zufrieden sieht Cináed sich um. Avila, Lyall und auh sein eigenes Gesinde haben ganze Arbeit geleistet: Der Garten erstrahlt in seiner ganzen Pracht und überall um ihn herum grünt und blüht es. Ein Anblick der Stolz macht, wenn man bedenkt wie einsam, heruntergekommen und verlassen es hier noch wenige Jahresläufe zuvor ausgesehen hat. Der Kies knirscht unter Áeds Hufen und Cináeds eigenen Schritten, als sie sich dem wunderschön hergerichteten Haupthaus nähern. Bereits aus einiger Entfernung kann er Aurian (die in ihrem fliederfarbenen Kleid einfach absolut bezaubernd aussieht) auf der großen Freitreppe stehen sehen, umgeben von etlichen Gästen.

Der Shida'ya verlangsamt seine Schritte und wendet sich dann der Hauskoppel und den Stallungen zu. Borgil und seine Frau Azra sind offenbar gerade angekommen und begrüßen soeben die Gastgeberin. Auch ein zweites Pärchen steht bei Aurian, doch weder den Mann noch die Frau hat Cináed schon einmal gesehen. Die beiden geben ein eigentümliches Bild ab, so bleichgesichtig und weißhaarig wie sie sind. Einen Moment lang hält Cináed inne und sieht aus einiger Entfernung zu der Gruppe hinüber. Soweit er das von hier aus beurteilen kann, sieht Lady Blutaxt einfach hinreißend aus, hell und freundlich wie eine sanfte Frühlingbrise. Borgil kann sich wirklich glücklich schätzen, stellt der Herr von Glyn-y-Defaid neidlos fest. Die andere Frau, die auf den ersten Blick fast ebenso bleich wie Lady Azra erscheint, wirkt indes irgendwie unnahbar und kühl, auch wenn sie gewiss nicht weniger schön zurecht gemacht ist als die übrigen Damen. Cináed kann nicht genau sagen wieso und warum, aber der erste Gedanke der ihm bei ihrem Anblick in den Sinn kommt, ist Magierin. Nichts in dieser Art ist zu spüren oder deutet auch nur im Geringsten daraufhin, aber irgendwie hat der Shida'ya im Laufe der Zeit in dieser Hinsicht einen sechsten Sinn entwickelt. Woher Aurian sie wohl kennt? Vielleicht eine alte Studienkollegin? Er schüttelt den Kopf. Egal, vermutlich täusche ich mich ohnehin... Entschlossen wendet er sich ab, um Emrys zu suchen und Áed in seine Obhut zu geben. Von seiner Freundschaft mit Aurian einmal abgesehen, zieht er es vor Magiern und ihresgleichen tunlichst aus dem Weg zu gehen. Außerdem...
...ganz gleich ob ihn seine Vermutung nun trügt oder nicht, so ist es ihm doch weitaus lieber Aurian zunächst allein zu sprechen. Der Elb setzt sich wieder in Bewegung. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtet er gerade noch wie Borgil seine Gemahlin durch die weit geöffnete Eingangstür ins Haus schiebt. Und das andere Paar wird ihnen sicher auch gleich folgen, sagt sich der Shida'ya. Wenn Áed untergebracht ist und ich zurückkehre, werde ich Aurian in aller Ruhe begrüßen können. Lächelnd schlendert Cináed davon.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 04. Mai 2010, 15:00 Uhr
Vorsichtig geht die kleine Fee die Treppe zur Haupthalle hinunter. Alles ist so schön geschmückt. Lauter Blumenranken hängen an den Geländern und leuchten in den schönsten Farben und verströmen einen wunderbaren süßlichen Duft, der das Feenmädchen in ihrer Nase kitzelt. Die Großen haben für den Ball alles wirklich sehr hübsch hergerichtet und Zoe hat ihnen natürlich bei den Vorbereitungen, so gut es für eine kleine Fee geht, geholfen. Nun trudeln durch die große Flügeltür zur Freitreppe die ersten Gäste herein und werden von der Hausherrin freudestrahlend begrüßt. Als Zoe die vielen Großen entdeckt, bleibt sie jedoch unsicher mitten auf der Treppe stehen. Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, da runter zu gehen. So viele Große auf einmal und sie da mitten drin?
Ihre Finger umfassen das mit Blumen geschmückte Geländer der Treppe einwenig fester. Und jetzt? Der Blick der Fee wandert quer durch den Raum und bleibt schließlich an ihrem mit kleinen Steinchen besetzten Träger-Kleid hängen, das sie heute von Avila angezogen bekommen hat. Es ist in einem wunderschönen tiefen blau und schillert fast in denselben Tönen wie ihre eigenen Flügel. Zoe hat leider vergessen wie dieser tolle, glatte Stoff heißt, aus dem das Kleid ist, aber es fühlt sich für Großenkleidung toll an. Ja, natürlich ist es im Vergleich zu ihren Kleidern aus Feentagen wahnsinnig schwer, aber Zoe gefällt es trotzdem. Avila hat das Kleid so umnähen lassen, dass der Rücken frei ist und ihre Flügel durch den Stoff nicht behindert werden. Hmm… das ist echt lieb. So sieht die kleine Fee, die sich zur Feier des Tages natürlich groß gemacht hat, auf den ersten Blick fast aus wie eine junge Elbe - zumindest bis man ihre Flügel entdeckt.
Eigentlich gehören zu dem Kleid auch noch schöne Schuhe mit Klitzersteinen darauf, aber Zoe mag einfach keine Schuhe. Barfuss fühlt sie sich viel sicherer. Ängstlich beißt das Feenmädchen sich auf die Lippe und zupft einwenig an dem Haarreif herum, den sie ebenfalls von Avila auf den Kopf gedrückt bekommen hart. Das fühlt sich alles so seltsam an. Zum Glück sind auch zwei ihrer Vogelfreunde da, die ihr von rechts und links Mut zu zwitschern. Auf ihrer rechten Schulter sitzt ein Rotkelchen auf ihrer linken ein Blaukelchen und beide singen um die Wette.
„Ihr habt ja recht…“, seufzt Zoe ergeben. „Wenn ich jetzt nicht da runter gehe, dann haben sich alle umsonst die Arbeit mit mir gemacht und außerdem wäre das feige! Und ich bin nicht feige! Außerdem treibt sich Uio irgendwo da unten rum. Bestimmt ist er in der Küche und nascht schon vom leckeren Essen. “
Zoe verzieht ihren Mund nimmt dann all ihren Mut zusammen, um auch die letzten Stufen hinunter in die Empfangshalle zu nehmen und sich dann unter die Gäste zu mischen.
Schluck...sind die alle riesig... Auf leisen Sohlen bahnt sich die Fee einen Weg durch die versammelten Großen, dabei ist sie immer bemüht, ja nicht mit einen von ihnen zusammen zu stoßen. In diesem Augenblick kommt sich das Mädchen total heldenhaft und unwahrscheinlich mutig vor.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 04. Mai 2010, 16:44 Uhr
Mit schnellen Schritten begibt sich die Wargin in Richtung Küchentrakt. Der Duft vom Blumenschmuck ist schwer und betörend zugleich, als sie sich an Blumengirlanden, Vasen mit üppigem Blumenschmuck und ausgestreuten Blütenköpfen, welche die Tischdecken zieren, vorbei bewegt. Schwungvoll stößt sie die Küchentür auf und ruft Avila einen Gruß entgegen, doch die Magd befindet sich nicht in der Küche und reagiert auch nicht auf nochmaliges rufen. Leicht zuckt die Wargin mit den Schultern und tritt an den Kessel heran, welcher dampfend über dem Feuer schaukelt. Schnuppernd hängt sie ihren Kopf über die dampfende Flüssigkeit und zieht genüsslich das Aroma der Suppe ein. Leichte Blasen werfend, brodelt die rötliche Substanz müde vor sich her. Sie erkennt den Geruch sofort. Eine Suppe mit Mandelmilch köchelt dort, bereit umgerührt zu werden. Eine Kelle hängt am Kaminsims, offensichtlich von Avila zum umrühren benutzt. Kurzerhand nimmt sie eben diese Kelle und rührt die Suppe vorsichtig, so wie sie es von Avila gelernt hat. In ihrem Leben vor dem Einzug in das Anwesen, war sie kein Suppenfreund gewesen. Und auch heute noch zog sie Fleisch oder im allgemeinen „festes Essen“ einer Suppe vor. Doch Avilas Kochkünste hatten ihr sogar dieses Gericht für Zahnlose und Kranke näher gebracht.
Kurz spült sie die Kelle mit Wasser aus dem Frischwassereimer ab und hängt sie zurück.

Beeindruckt schlendert sie durch die Küche, ihre Augen können die Vielfalt der dargebotenen Speisen kaum erfassen. Dort finden sich Terrinen gefüllt mit Huhn und Fenchel, Huhn in Salzkruste, Fasan verfeinert mit exotischen Gewürzen welche sie würzig-süß in der Nase kitzeln, Schweinebraten und Hasenkeulen in brauner Pilzsoße. Diverse Fischfilets -roh und gekocht- erstrecken sich auf mehreren Servierplatten ebenso wie Muscheln und Meeresfrüchte, angerichtet mit verschiedenen Soßenarten. Frische Brotlaibe, vor dem Ofen zum abkühlen abgelegt, steuern ihren typischen Duft der aromengeschwängerten Luft bei und lassen ihr die Spucke im Mund zusammenlaufen. Auffordernd knurrt ihr Magen, doch sie begnügt sich damit ein kleines Ei mit einer Kräutercreme von einem Tablett zu stibitzen. Käse türmt sich in allerlei Variationen auf Drehtellern und (die etwas strenger riechenden Sorten) unter gläsernen Käseglocken.
Ausgehöhlte Äpfel gefüllt mit Mandeln, Rosinen, Pinienkernen und Marzipan stehen auf einem Ofenblech bereit, sie werden jedoch frisch und warm erst zum Nachtisch serviert. In weiteren Schüsseln findet sich eine Mirabellencreme mit Honig und Gewürzen, kandierte Früchte und in einem Körbchen nebenan schon in Scheiben geschnittenes Quittenbrot. Und alles ist liebevoll garniert mit kandierten Blüten in allen bläulichen Farbschattierungen die die Natur zu bieten hat.
Noch viele weitere Speisen befinden sich in Töpfen, Tiegeln und Pfannen, Avila und die fleißigen Hände der Mägde von Glyn-y-Defaid haben ganze Arbeit geleistet.

Durch die Hitze in der Küche quält sie ein Durstgefühl, auch hat sie das Bedürfnis ihre Beine kurz auszustrecken.
Sie gießt sich kalten Pfefferminztee vom Frühstück in einen Tonbecher und setzt sich auf die kleine Holzbank in der Ecke des Raumes. Genüsslich streckt sie sich und macht ihre Beine lang, ihr Kopf ruht an der kühlen Steinwand. Dösend genießt sie die Stille der Küche, nur das Feuer knackt und zischt leise und wirkt umso einschläfernder. Schluck um Schluck leert sie ihren Becher, der Tee erfrischt sie sichtlich und hinterlässt einen angenehmen Geschmack in ihrem Mund.
Zufrieden bleibt sie noch ein paar Herzschläge lang länger sitzen, erhebt sich dann jedoch, um den Speisesaal für die Ankunft der Mahlzeiten sowie der Gäste vorzubereiten.
Eine handvoll Kerzen lässt sie in einen kleinen Leinenbeutel gleiten, schultert diesen um anschließend nach dem geflochtenen Besteckkorb zu greifen und sich zum Buffet zu begeben.
Im Kopf geht sie nochmals die einzelnen Punkte des Abends durch, während sie in ihrem Leinenbeutel nach dem Schlüssel zum Speisesaal fischt. Noch ist die Vorhalle leer, doch der Geräuschpegel aus Richtung Eingangstür lässt vermuten, dass dieser Zustand sich schnell ändern wird. Metallisch schabt der Schlüssel im Schloss entlang und die Wargin muss trotz frisch geölter Angeln einige Kraft aufwenden, um die raumhohe solide Eichentür aufzuschieben.
Betont leise zieht sie die Tür wieder hinter sich zu ohne abzuschließen. Leinensäckchen und Schlüssel lässt sie am Kopfende des Tisches liegen und beginnt die herunter gebrannten Kerzen der Wand- und Tischkandelaber auszutauschen. Im goldenen Licht der Kerzenflammen glitzert der aus Eis geschnitzte Schwan wie ein Diamant und thront in der Mitte des größten Tisches. Myriaden von Farbspielen huschen über seinen Körper und die ausgebreiteten Flügel. Fasziniert beobachtet sie die Farbänderungen. Lyall weiß nicht wer für dieses wunderschöne Stück Eiskunst verantwortlich ist, doch sie zollt ihm schon jetzt Respekt.
Hier und dort taut er bereits und Lyall kann das leise Tropfen von Wasser vernehmen, welches in einer großen Schale unter dem Schwan aufgefangen wird. Doch in der Küche wäre er binnen Minuten geschmolzen, im Speisesaal herrschen angenehmere Temperaturen, was seine Überlebenschancen schon jetzt enorm vergrößert hat.
Dann wendet sie sich von dem durchscheinenden Objekt ab und öffnet die Fenster. Die schweren Vorhänge bauschen sich durch den plötzlichen Luftzug auf und auch die Kerzen flackern kurz. Zufrieden atmet sie tief die frische Abendluft ein und betrachtet den langsam erblühenden Garten im letzten ersterbenden Licht des Tages.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 04. Mai 2010, 19:35 Uhr
>„Ach, ich habe übrigens vor in Gedanken eine Strichliste zu den möchte-gern unaufdringlichen und verstohlenen Blicken zu führen, welche uns unauffälligem Pärchen entgegen geworfen werden und mich an diesem Kleingeistgehabe im Geheimen zu erheitern, und ihr?“< Njuocn schmunzelt breit, ja er hat die weiße Frau mit den spitzen Eckzähnen und den schwarzen Strähnen in den Haaren genauso eingeschätzt! Vorsichtig beugt er sich zu ihr und flüstert in ihr zu: „Wenn ihr eine solche Liste übernehmt, Mylady, kann ich mich getrost um ganz besondere Freunde von mir kümmern.“ Wen oder was er damit meint, sagt er nicht und ahnt nicht wie schnell sich diese einfach dahingesagte Sache erfüllen wird.

>„Oh, seht, dort ist auch schon die Gastgeberin. Nun, dann wollen wir sie doch, ganz so wie es sich gehört, nett begrüßen, nicht?“<, wendet sie sich dann an ihn und wechselt das Thema. Dort angekommen beginnt das übliche Begrüßungsprotokoll, bis auf einmal Lady Shin der Hausherrin fast Freundschaftlich zu ihrem Aussehen gratuliert und mit einem Schmunzeln zu Njucon herüber deutet, sie befürchte ihre Begleitung bei einer solch gelungenen Aufmachung zu verlieren. Njucon ergreift erstaunt sofort das Wort: „Verzeiht Lady de Winter, aber heute habe ich bereits eine bezaubernde Begleitung. Dennoch würde ich Euch gern zu gegebener Zeit zur Tanzfläche führen, wenn es den Damen recht ist!“ Dabei nickt er freundlich beiden Damen zu und will sogleich noch etwas anfügen, als sich zwei Personen zu ihnen gesellen. Und auch wenn Njucon mit ihrer Anwesenheit gerechnet hat, so hat er nicht jetzt in diesem Moment damit gerechnet in die aufgerissenen Augen und das erschrockene Gesicht Azras zu sehen. Njucon zwingt sich innerlich zur Ruhe und vor allem dazu, nicht irgendetwas zu ihr zu sagen. Es ist alles gesagt worden und ein weiteres „es tut mir leid!“ oder „verzeiht mir“ wäre hier und jetzt fehl am platze.

Also belässt er es auf ein kurzes zunicken, um dann gleich darauf in Borgils griesgrämig dreinschauendes Gesicht zu blicken. Nun gut, früher als erwartet, aber lass den Tanz beginnen, mein Freund!, denkt Njucon und muss sich mühen nicht an die Geschehnisse zu denken und ebenfalls unfreundlich drein zu schauen. Und schon beginnt der Zwerg mit seinen Worten spitz wie Speere und scharf wie seine Axt den Angriff. Zunächst setzt er seine Begleitung darüber in Kenntnis, wen sie sich SEINER Meinung nach da als Begleitung ausgewählt hat. Eins muss Njucon dem Harfenwirt wirklich lassen, er versteht es aus Gerüchten und wagen Vermutungen  böse Anschuldigungen zu weben, die so gewissen Männern bestimmt das Blut zum Kochen bringen würden. Njucon hingegen ist äußerlich ruhig und innerlich wartet er auf seinen Einsatz. Doch bevor dieser kommt bedauert Borgil Aurian noch über die Auswahl ihrer Gäste.
Borgil mein guter, dir ist doch hoffentlich klar, dass du hier ein lächerliches Bild abgibst. Aber ich hörte schon davon, dass Zwerge ja keinerlei Manieren haben. …Hm…Du kannst von Glück reden, so einen guten Stand hier in der Stadt zu besitzen.

Ja, und dann ist es soweit. Borgil taxiert Njucon zum ersten Mal seiner Rede und spricht ihn direkt an.
>"Und? Prügeln wir uns jetzt einmal quer durch den Garten oder lassen wir's? Oh, sieh mich nicht so an. Ich hab dir das Hirn schon mal zu den Ohren rausgezogen, ich mach's gern wieder. Soll ich?"<
War das ein Zugeständnis, dass du mich verdroschen hast, mein Guter? Hier vor so vielen Leuten… alle Achtung!
Njucon beginnt leise zu lachen und haben alle unfreiwilligen und doch neugieren Zuschauer erschrocken auf Borgil geschaut, so drehen sice nun den Kopf in seine Richtung.
„Master Borgil," setzt er mit ruhigem Ton an, "Ich muss Euch enttäuschen. Diese lächerlichen Bemerkungen und Unwahrheiten kümmern mich wenig. Ebenso habe ich nicht vor, Lady de Winter oder sonst jemandem diesen Abend zu verderben, noch mich auf dieses zwergische Niveau herabzulassen. Wenn ihr mich also entschuldigen wollt, ich war gerade dabei eine gesittete und weitaus dringendere Unterhaltung zu führen.“  Mit den Worten dreht er sich zu seiner Begleitung und Lady de Winter um.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 04. Mai 2010, 19:37 Uhr
Atevora hatte bereits mit so manch interessanter Konfrontation mit pikierten Frauen und eifersüchtigen Ehemännern gerechnet, allerdings nichts bereits vor dem Eingang, und schon gar nicht mit Borgil und Azra.

Nungut, sie hatte zwar so einige Gerüchte über den bleichen Maler gehört. Er soll einige Zeit häufig in der Harfe zu Gast gewesen, und nun gar nicht mehr in diesen Etablissement zu Gesicht zu bekommen zu sein. Doch sie hatte diesem Tand keinerlei Bedeutung beigemessen. Ein Fehler wie es aussah.
Über die Art wie Borgil sofort zum Angriff ausholt, rudimentär - sei es bewusst oder unbewusst - auch sie damit beleidigt, oder gewissermaßen demütigt und zu allem Überdruss auch noch droht der Gastgeberin ein Bein zu stellen, ist Atevora im ersten Moment doch sehr erstaunt. Ganz besonders der letzte Aspekt an der ganzen kleinen Operette war doch nicht minder unerwartet. Sie war zwar mit dieserlei Dingen nicht so bewandert, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sich Aurian und Borgil als Freunde betitelten, und eine derartige Posse mit Provokationen, die zweifelsohne eine Eskalation hervorrufen und somit den Ball einer guten Freundin sprängen konnten bevor dieser erst begann, nicht unbedingt zum Spektrum freundschaftlichen Benehmens zählte. Ganz besonders wenn sich Aurian in diesen neuen gesellschaftlichen Gefilden, wie zu hören war, ohne Frage gewiss auch so schon schwer genug tut. Eigentlich sollte er seinen Gram auf ein anderes Mal verschieben und Aurian so gut wie möglich unterstützen und beistehen anstatt mit der Axt in ihrem Rücken herumzufuchteln. Aber gut, was verstand Atevora schon groß von Zwergenlogik oder gar Freundschaftsgehabe. Trotz dessen sie die Anmerkung teilweise sogar anerkennend als irgendwie geahndete nett gemeinte Warnung ihr gegenüber wertet, ihrer Meinung nach brandmarkte er sich so eben als vorzüglicher Ochse und an Stelle der Gastsgeberin hätte sie den Störenfried nun vermutlich mindestens verwarnt.
Nungut, womöglich war ihre Wertung diesbezüglich auch ein wenig harsch, Atevora war schließlich noch nie besonders angetan von großem polterndem Getöse, ganz gleich in welcherlei Hinsicht.

Njucons Reaktion auf diese Darbietung gefällt ihr da schon weitaus besser, denn er lässt sich keineswegs aus der Ruhe bringen, bleibt gesittet sowie relativ gelassen und lässt Borgil, ihrem empfinden nach, mit seinem Affront förmlich gegen eine Wand laufen.
Vielleicht würden einige diese Reaktion des weißhaarigen Mannes als feige oder schwach betiteln, das heißt, dass Njucon so gar nicht auf die Kampfaufforderung eingehen möchte, die weiße Mistress gewichtet diese Dinge allerdings etwas vornehmer, denn ihrer Wertung nach, erfordert es mehr Überwindung und Kraft diesen niederen Impulsen nicht nachzugeben.
Atevora zieht es im Moment jedenfalls vor zu schweigen, und still in sich hinein zu schmunzeln. Sie muss ihren Blick schließlich aber doch kurz Abwenden um bei ihrem Anflug verschrobenen Humors nicht versehentlich zu Kichern zu beginnen.
>„Wenn ihr mich also entschuldigen wollt, ich war gerade dabei eine gesittete Unterhaltung zu führen“ <
Mit einem kurzem Räuspern, zum überspielen ihrer Erheiterung, hat sich Atevora wieder gefangen und meint mit bemüht ernsthafter und freundlicher Mine. „Schön, wenn das also geklärt wäre.. Ich danke euch für euren Rat Herr Borgil, und wünsche euch Beiden noch ein wundervolles Fest.“ und meint nach des Ehepaars Abtritt mit einem geradezu süffisanten Schmunzeln im Gesicht zu Njucon: “Also, ich muss schon sagen, ich habe zwar mit so manch brisanter Begegnung an eurer Seite gerechnet, doch bereits so früh? Das übertrifft meine kühnsten Erwartungen.“ Wie spaßig. Wenn sich das so fortsetzen sollte, verspricht das ein wirklich anregender Abend zu werden „Ich bin diesbezüglich untröstlich Aurian. Nun gut, wie dem auch sei. Ich denke mir steht jetzt der Sinn nach einem exquisiten Tropfen. Was meint ihr Njucon? Ich hoffe jedenfalls ihr wartet nicht zu lange damit die Tanzfläche zu eröffnen wehrte Lady de Winter. Mir ist so als hätte ich Jahre nicht getanzt. Bei näherer Überlegung, ich habe Jahre nicht mehr getanzt. In diesem Sinne, auf bald.“ Dabei bedenkt sie auch das Irrlicht mit einem freundlichen Lächeln und die Beiden verlassen die Szenerie.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Azra am 04. Mai 2010, 21:15 Uhr
Azra hat mit allem gerechnet, aber nicht damit, Njucon an diesem Ball zu treffen und erst recht nicht in Begleitung der weissen Mistress, deren kalte, unnahbare und verstockte Art selbst Azras Offenherzigkeit nichts entgegen zu setzen hat. Borgil hat ganz offensichtlich sehr viel weniger Probleme mit Njucons Anwesenheit, doch sie ist viel zu abgelenkt um argwöhnisch zu werden bei dem Grinsen, das er an den Tag legt. Wenn sie es nicht besser wüsste – und das tut sie nicht – würde sie felsenfest behaupten, er freue sich dem Albino zu begegnen. Und wie es seine Art ist, brachial, direkt und schamlos, konfrontiert er die kleine Gesellschaft um die Gastgeberin ohne Vorwarnung mit den vorherrschenden Tatsachen. Azra hätte es die Sprache verschlagen, wäre sie nicht damit beschäftigt gewesen ihren Blick auf irgendetwas zu richten, nur nicht auf Njucon, dessen reservierte Zurückhaltung ihr zwar nicht unlogisch und erst recht nicht unpassend erscheint, aber doch… Es macht mir viel mehr aus, als es dürfte. Was bist du doch für eine dumme Kuh! Hör auf dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Er ist nun einmal hier und damit hat es sich. Du musst nicht mit ihm reden, nicht mit ihm tanzen, am besten du klammerst dich wie ein Senfpflaster an Borgil. Er wird es schon richten. Doch richten tut sich leider gerade gar nichts, denn trotz Aurians gut gemeinter, aber deutlicher Warnung scheinen weder Azras werter Ehegatte, noch Njucon darauf aus, den Streit einfach Streit sein zu lassen und für den Rest des Abends getrennte Wege zu gehen. Immerhin lässt Borgil sich weder unterbuttern, noch trägt er, im Gegensatz zu Njucon, zu dick auf. Ihr Mann weiss ganz genau, was er kann und wer er ist – und im Moment hat und ist er von allem mehr, als Njucon in seiner scheinheiligen Freundlichkeit, die sie so an dem Albino nicht kennt. Und dann glaubt Azra sich doch wirklich verhört zu haben.

„Zwergisches Niveau?“, echot sie ungläubig und spürt ihren Schrecken in Ärger umschlagen. Heftig beisst sie sich auf die Lippe, um jedes weitere unnötige Wort herunter zu schlucken und Aurian damit nicht noch mehr Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber als Njucons Begleitung dann auch noch mit einem spitzen, zuckersüssem und durch und durch falschen Lächeln erklärt, dass ihr feiner Herr damit wohl alles zu aller Zufriedenheit geklärt hätte, schlägt es dem Fass den Boden aus. „Du“, zischt sie wie eine verbrühte Katze, gar nicht mehr ruhig, gelassen, lieb oder freundlich und erst recht nicht schüchtern, oder ängstlich und tut das, was sie schon vor langer Zeit hätte tun sollen – sie tritt an Borgil vorbei, holt aus und verpasst Njucon auf Zehenspitzen eine gesalzene Ohrfeige, die man über den ganzen Vorhof hört: „solltest dich davor hüten das Wort Niveau überhaupt in den Mund zu nehmen.“ Das laute Klatschen hat die Aufmerksamkeit sämtlicher Umstehender auf sich gezogen, die Azra nun alle ziemlich sprachlos und sehr verblüfft obendrein anstarren, denn eigentlich gilt Borgils Frau als äusserst geduldig, genügsam, mild und immer freundlich. Sie hat noch nie gegen irgendjemanden die Hand erhoben, erst recht nicht in vollem Bewusstsein und es braucht schon sehr viel, um sie überhaupt zu verärgern, geschweige denn wütend zu machen. Aber Njucon schafft das innert drei Herzschläge, indem er sich benimmt wie ein aufgeblasener Pudel, anstatt den Schwanz einzuziehen und sie und ihr Leben, ihren Mann miteingeschlossen, mit seiner unerträglichen Arroganz in Ruhe zu lassen und endlich für seine schändliches Benehmen gerade zu stehen.
Mit bebenden Schultern und der Mund nur noch ein schmaler Strich im kalkweissen Gesicht funkelt Azra Njucon noch einen Moment lang an, bevor sie sich ganz langsam bewusst wird, was sie da gerade getan hat. Die eben aufgeflammte Wut verschwindet aus ihren Augen und ihre zitternden Lippen formen ein deutlich erschrockenes „Oh“, derweil sie von ihrer Hand zu Njucon und dem blassroten Abdruck auf seiner Wange, von Njucon und dem blassroten Abdruck auf seiner Wange zu ihrer Hand und dann zu Aurian sieht. Als sie deren teils entsetzte, teils grimmige Miene bemerkt, tut ihr kleiner Ausbruch ihr schlagartig leid und mit einem um Verzeihung heischenden Blick und einem dicken Kloss im Hals ergreift sie Aurians schmale Finger, die den ihren sehr ähnlich sind: „Oh Aurian, entschuldige. Das war… ich… “ Azra kann gar nichts dagegen tun, dass ihre Augen verräterisch zu glänzen beginnen und hastig blinzelt sie die Tränen fort: „Wirklich, es tut mir leid. Ich wollte dir nicht… deinen Ball… ich meine… Es ist alles so wunderschön und dann komme ich und… Verzeih mir bitte, ja?“ Das es ihr ehrlich leid tut, ist unschwer zu erkennen. Es war keine Absicht Aurian, die als Gastgeberin doch für den Verlauf des Abends verantwortlich ist, mit ihrer egoistischen Handlung in Schwierigkeiten zu bringen. „Ich werde dir später alles erklären“, verspricht sie kaum hörbar und mit gesenktem Blick, versucht sich an einem Lächeln, scheitert kläglich und wendet sich dann wieder Borgil zu. Sich Njucons Blick in ihrem Rücken sehr genau bewusst, streckt sie die Schultern und schiebt demonstrativ ihre Hand in die ihres Mannes: „Wollen wir?“ Sie würde diesen Abend jetzt geniessen. Und zwar ohne irgendwelche lästigen Schuldgefühle.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 04. Mai 2010, 22:28 Uhr
>Master Borgil<, wird ihm mit so viel Würde beschieden, wie das Weißhaar in den wenigen Augenblicken an sich raffen kann, >ich muss Euch enttäuschen. Diese lächerliche Bemerkungen und Unwahrheiten kümmern mich wenig. Ebenso habe ich nicht vor, Lady de Winter oder sonst jemandem diesen Abend zu verderben, noch mich auf dieses zwergische Niveau herabzulassen.< "Nicht?" Echot Borgil und eine seiner Brauen hebt sich süffisant. Das Verlangen los zu prusten prickelt schon in seinem Blut wie Perlwein, der ganzen absurden Situation zum Trotz – zwergisches Niveau, also wirklich, als ob irgendein Zwerg auf Rohas weitem Rund auch nur wüsste, wie man Niveau schreibt. Aber im Gegensatz zu diesen beiden ach so zivilisierten Wasserleichen in ihren komischen Bettlaken, die sich gerade synchron in vornehme Zurückhaltung und beleidigtes Naserümpfen hüllen wie in eine Wolke schlechten Duftwassers, hat Borgil noch nie Zeit und Energien darauf verschwendet,  der Welt auf Biegen und Brechen etwas vorzuspielen, das er einfach nicht ist. "Wie schade, dann hättest du ja vielleicht mal eins," sinniert er und stört sich nicht im Geringsten daran, dass Njucon Anstalten macht, sich mit der kühlen Überheblichkeit eines Wüstenscheichs auf seinem Meara zu Aurian umzudrehen und dabei fast pikiert anmerkt, man möge ihn jetzt entschuldigen, er wolle sich gesittet und dringend unterhalten. "Ha!" Grinst Borgil, rotzfrech wie ein Straßenlümmel und ebenso amüsiert. "Also hast du doch ein Rückgrat… nur schade, dass du es so selten benutzt. Oh, keine Sorge… wir sind schon weg. Bei derart wichtigen und sittsamen Unterredungen dürfen wir natürlich nicht stören. Komm, Azraschatz, wir wollen ihre erlauchten Kreise nicht länger stören und begeben uns zum gewöhnlichen Volk, wo wir hingehören. Bis nachher dann, Aurian… huch?!"

Azraschatz kommt nicht, jedenfalls nicht mit ihm, stattdessen geht eine ziemlich erstaunliche Wandlung mit seiner kleinen Frau vor, die Borgil für die Dauer eines Herzschlags völlig überrumpelt. Sie tritt vor, faucht etwas von Niveau – was nur immer alle damit wollen, es ist so unnütz wie ein Pickel am Arsch - stellt sich auf die Zehenspitzen und klatscht Njucon eine saftige Ohrfeige ins Gesicht, gerade als der sich abwendet. "Hmpf!" Macht Borgil ziemlich baff und fragt sich, wer diese kleine Fremde ist und was sie bloß mit seiner Frau gemacht hat, gerade stand sie doch noch neben ihm. Sie sieht aus wie Azra, sie duftet wie Azra, sie klingt wie Azra… aber das kann ganz und gar unmöglich seine Azra sein. Azra und jemanden ohrfeigen? Nie und nimmer! Aber doch geschieht es, direkt vor seinen ungläubigen Augen. Autsch, das hat gesessen! Im selben Augenblick, in dem es klatscht, tut es ihm leid. Natürlich nicht wegen Njucon, der würde ihm auch nicht leid tun, wenn Drachendreck vom Himmel fiele und ihn erschlüge, und auch nicht, weil ihn ihre Reaktion nicht tief in seinem Inneren entzückt hätte, ganz im Gegenteil. Es tut ihm leid wegen Azra, denn er kennt seine Frau und weiß genau, dass sie gleich fürchterlich bereuen wird, was sie getan hat. Und zwar ebenfalls nicht wegen Njucon, sondern wegen Aurian. Es kommt wie es kommen muss, Azra wäre am liebsten im Boden versunken, stammelt eine Entschuldigung nach der anderen an Aurian hervor. Borgil will schon den Mund aufmachen, und sich einmischen, aber in diesem Moment wendet sie sich ihm auch schon zu. >Wollen wir?< Und wie er will. Er wirft Aurian noch einen eindringlichen Blick zu und betritt dann endlich das Innere des de winterschen Anwesens, aus dem es schon die ganze Zeit verführerisch nach Essen duftet. Nach Bergen von Essen um genau zu sein. Nach Bergen von köstlichem Essen. Wer kocht hier? Praktisch veranlagt wie er ist, wendet sich Borgils Verstand augenblicklich wichtigeren Dingen zu.

Zunächst einmal muss er jedoch ein Niesen unterdrücken, weil alles, aber wirklich alles, voller Blumen ist – blaue Hyazinthen, Himmelskelche, Mondlilien, Männertreu, Vergissmeinnicht und dazwischen zarte Tupfer in rosa, violett und gelb. Zweifellos hübsch, wenn einem ein Blumenmeer gefällt (was bei Borgil ja naturgemäß eher nicht der Fall ist), aber im Augenblick hat er keine Aufmerksamkeit dafür übrig. Ein paar buntgescheckte Kobolde mit gewaltigen Hüten stimmen im Nebenraum, einer Art… Empfangszimmer oder so etwas… klimpernd und quietschend ihre Instrumente, Azra dagegen sieht immer noch so wütend aus, als könne sie mit einem Wag-es-ja-nicht-Blick und einem empörten Faustschütteln ein Wollnashorn in die Flucht schlagen. Gleichzeitig wirkt sie doch ziemlich bestürzt über ihren Auftritt. "Arhem", macht Borgil. "Zwergisches Niveau, was?" Brummt er und kichert leise und dunkel vor sich hin. "Keine Sorge, mein Herz. Aurian wird uns schon nicht gleich vierteilen… hoffe ich doch. Zeig mir deine Hand. Och, nun mach schon, Schneemädel. Ich will sehen, ob sie heil ist. Das hat ordentlich geklatscht, bestimmt brennen deine Finger wie Feuer."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 05. Mai 2010, 08:04 Uhr
Im Speisesaal


Von der ganzen Aufregung am Eingang bekommt Rhordri nichts mehr mit, denn er hat die Gunst der Stunde und die Gelegenheit genutzt (nachdem er erst auch noch das kleine Irrlicht gebührend bewundert hatte selbstverständlich), um Lyall zu folgen. Irgendwo ein geladener Gast zu sein und sich am Ende noch bedienen zu lassen oder ähnliches, also das ist nicht so seins, da macht er sich lieber zumindest ein wenig nützlich irgendwo. Abgesehen davon ist Morna genauso und würde den Dunklen tun, hier unten herumzustehen und Maulaffen feilzuhalten, wenn "ihre" Aurian ihren ersten Ball gibt und es noch irgendwo im Anwesen de Winter irgendetwas zu tun, zu richten oder zu helfen gibt oder ein zusätzliches Paar Hände gebraucht wird. Natürlich findet er sein Weib in der Küche, wo sie einer hübschen jungen Frau mit kastanienrotem… oder ist es doch braunes?... Haar hilft, letzte Hand an zu legen. Er will schon den Mund öffnen, um sich als Träger schwerer Platten oder  Schüsseln, als Wasserholer oder sonstiger "Mann fürs Grobe" anzubieten, als er von den beiden Frauen auch schon wieder hinauskomplimentiert wird. Das sei eine Küche, er stehe nur im Weg herum, huschhusch und wenn er unbedingt meine, solle er Lyall suchen und sie fragen ob noch irgendetwas zu richten  wäre. Als er ein zaghaftes "Äh…wo?" hören lässt, tönt ihm nur ein zweistimmiges, entnervtes "Speisesaal!" entgegen.

Rhodri war früher, zu Lestats Zeiten, oft in diesem Haus – es ist zwar schon einige Jahre her, aber er findet den Weg dorthin ohne Schwierigkeiten. Die Krönung der Festtafel ist ein Schwan aus Eis, der im Licht Dutzender schlanker, weißer Kerzen vor sich hin funkelt. Einen Moment lang betrachtet er das Kunstwerk, bewundert die Detailgenauigkeit des frostigen Abbilds, der strahlt und glitzert wie ein kleiner Kristall, doch dann erinnert er  sich an den Grund für sein Hiersein und sein suchend umherschweifender Blick findet die Gestalt der Wargin am weit geöffneten Fenster. Ein lauer Grünglanzabendwind weht herein und bringt den Duft nach Frühling, nach hunderten blühender Obstbäume und fetter schwarzer Erde, süß wie das Leben. "Ahm", räuspert Rhordri sich, wahrscheinlich völlig überflüssigerweise, denn sie hat ihn mit ihren Wolfsohren sicher längst gehört. "Der alte Steinhaufen kommt wunderbar ohne mich aus… aber es ist gar nicht meiner," beantwortet er ihre Frage von vorhin am Eingang, als sie so rasch in die Küche beordert worden war, dass er gar keine Zeit mehr gehabt hatte, ein wenig mit ihr zu plaudern. "Ich bin da ja nur der Kastellan. Der 'Herr vom alten Steinhaufen' kommt vielleicht nachher noch. Kann ich dir vielleicht noch bei irgendwas helfen, Mädel? In der Küche haben sie mich  rausgeworfen", sein erheiterter Tonfall straft die harschen Worte Lügen, "Morna und Avila und die Mägde von diesem Schafszüchter haben alles bestens im Griff. Aber ich kann nicht einfach nur herumstehen und nichts tun, und andere Gäste sind auch noch nicht hier. Also? Kann ich dir irgendwie helfen oder leistest du mir ein bisschen Gesellschaft?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 05. Mai 2010, 08:40 Uhr
Na los, bringen wir die Sache hinter uns …, denkt Njucon und überhört die Worte von Borgil. Sehr genau erkennt er an Arzas Haltung und ihrem Blick wie sehr sie davon verletzt ist, ihn hier zu sehen und das ER es auch noch wagt so mit ihrem Mann zu sprechen. Natürlich kann sie nicht anders und steht hinter ihrem Mann. Was auch immer er tut oder sagt ist das Richtige. Dementsprechend ist das, was auch immer er sagt oder tut, das Falsche. Eine recht bedauerliche Tatsache, die sich nicht mehr ändern lässt.
Nach außen erscheint der Albino aalglatt und unnahbar, jedoch im inneren ganz tief in ihm, ist ein zartes Wehklagen zu hören. Es schmerzt ihn, Azra so zu sehen. Mehr als er jemals zugeben würde, liegt ihm an der schönen Frau des kleinen Grobians namens Borgil. Aber sie wird es nie erfahren, denn sie würde es nicht verstehen, hat es nicht verstanden, was er in jener Nacht zu ihr sagte. Sie wird das tun, was sie tun muss. Ja, Lady Azra vielleicht habe ich es wirklich verdient…obwohl ich euch nicht mal küsste. Allein das Verlangen, dass ich verspürte, das unmoralische Angebot an Euch. Und bei Ealara, ich würde es jederzeit wiederholen! Nur der Hoffnung wegen, dass ihr einmal von 100derten „ja“ zu mir sagt!

Und schon klatsch ihre zarte Hand an seine Wange. Er weicht ihr nicht aus, hält nicht ihre Hand fest, um sie davon abzuhalten oder versucht sonst irgendwas…er lässt es einfach geschehen und schaut sie geradewegs dabei an. Schaut ihr in die Augen. In die Augen einer wunderschönen weißen Rose in einer Winternacht.

>“Also, ich muss schon sagen, ich habe zwar mit so manch brisanter Begegnung an eurer Seite gerechnet, doch bereits so früh? Das übertrifft meine kühnsten Erwartungen.“<, reißt ihn die Stimme Atevoras aus seinen Gedanken. „Nun“ ,sagt er immer noch nachdenklich, „ Auch für mich ist das äußerst übertrieben…oh, ich meine natürlich überraschend!“ ,wirft er schnell diesem seiner Meinung nach doch recht passendem versprechen nach. Während Lady Shin sich bei der Gastgeberin verabschiedet, öffnet er seinen Zopf und nickt kräftig als das Wort Wein fällt.
„Ein guter Wein wäre jetzt genau das Richtige!“ , wirft er gleich ein und verlässt den Eingansbereich mit Atevora.
Ja und zwar reichlich! Verdammt noch eins Njucon was in allen Höllenfeuern hat dich dazu getrieben diese Frau zu begehren? , rügt er sich selbst in Gedanken und schaut noch einmal Azra hinterher. Gleich ihrer Schönheit, ihrer freundlichen Art und ihrem bezaubernden Lächeln ist sie wie ein unsicherer Schmetterling, der sich ohne Vorwarnung plötzlich in einen hysterisch kreischenden Vogel verwandelt. Und ihr gedrungener Ehegatte. Hn…schlagfertig auf alle Ebenen. Ganz so wie man es Zwergen nachsagt. Ein wirklich klasse Paar...zum würgen!

Das leichte Kribbeln an der unteren hälfte der Wange, dort wo Azras hand ihn getroffen hat ignoriert er, genauso wie die Blicke der anderen Gäste. Getuschel und Getratsche ist er seid Kindsbeinen an gewöhnt. Also nichts Neues.
„Ein etwas Anderer Einstieg als erwartet, aber keine unerwartete Begegnung. Ich entschuldige mich  für die Unannehmlichkeiten, die ich euch breitet habe. Ich würde es euch nicht mal verübeln, wenn ihr auf meine Anwesenheit an Eurer Seite heute Abend verzichtet, aber irgendetwas sagt mir, dass dies nicht der Fall ist.“ , sagt er frei heraus und reicht Lady Shin ein Glass guten Wein.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Mai 2010, 09:38 Uhr
So schnell wie das Gewitter am Stimmungshimmel des Balls aufgezogen ist, so schnell verzieht es sich wieder – jedoch nicht ohne eine gewaltige Entladung, die ausgerechnet von Azra kommt. Nie hätte Aurian damit gerechnet, dass Borgils Frau so reagieren könnte. Die Ohrfeige, die sie Lady Shins Begleitung verpasst, hallt und übertönt sogar die Koboltmusik. Im selben Moment scheint sie sich dafür zu schämen und sieht die Halbelbe an wie ein Häuflein Elend, das nicht weiß, wie es sich entschuldigen soll. Die junge Magierin weiß nicht, ob sie wütend, enttäuscht oder was auch immer sein soll. Ihr Blick wandert zwischen Lady Shin und Njucon, die soeben die Tischchen mit der Weinausschank ansteuern, und Azra und Borgil, die nach einen kurzen Gruß Richtung Speisesaal gehen, hin und her. Mit einem Mal fühlt sie sich sehr allein und nur mit Mühe kann sie eine Träne zurückhalten. Wenn das Fest schon so beginnt, wie würde das nur weiter gehen? Sie spürt einen leichten Lufthauch an ihrer Wange und Apfelgribs lässt sich auf ihrer Schulter nieder. >Nich‘ traurig sein! Wird sicher noch ein schöner Abend. Und zur Nor wirfst du die beiden weißen Großwasauchimmer raus und ich helf dir und die Zoe auch! Die weiße Lady mag ich sowieso nicht, die war noch nie nett zu mir, ich glaub die mag keine Irrlichter und der andere Lange, der hat so Rotglühblutaugen, die mag ich auch nicht, machen Kribbelhaut!< Trotz aller Zerknirschtheit muss Aurian nun doch ob der Tröstversuche des Irrlichts lachen. Ihre kleine Freundin schafft es immer wieder, sie auf freundliche Gedanken zu bringen. Dennoch greift sie sich mit einem „Das brauch ich jetzt!“ ein Glas Sommerwein von dem Tablett, mit dem Nara gerade die Runde macht. Langsam werden es immer mehr Gäste und Aurian ist froh, dass sie alle die Szene von vorhin nicht mitbekommen haben. Apfelgribs im Schlepptau tritt sie wieder durch das Portal ans obere Ende der Freitreppe, teils um Luft zu schnappen, teils um Neuankömmlinge willkommen zu heißen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 05. Mai 2010, 11:21 Uhr
Cináed ist bereits hinter einer Hausecke verschwunden und ohnehin viel zu weit entfernt, um von dem 'Drama' auf der großen Freitreppe noch irgendetwas mitzubekommen. In aller Seelenruhe und bestens gelaunt, führt er Áed zu den Stallungen hinüber und überreicht Emrys, der ihm von dort entgegen kommt, die Zügel der Stute. „Ein wunderbarer Abend für ein Fest, min Herr“, stellt der Knecht gut gelaunt fest und wirkt sehr zufrieden. Cináed schmunzelt still in sich hinein, er kann sich denken, wie der Grund für die gute Laune des jungen Mannes heißt: Avila. Ganz wie es Aurians Art ist, hat sie dem Gesinde großherzig erlaubt, nicht nur hinter den Kulissen wirken zu müssen, sondern auch im Saal das Tanzbein schwingen zu dürfen. Und so träumt Emrys gerade gewiss nicht völlig grund- und aussichtslos von einem langen Tanz mit der hübschen Großmagd des de Winter Anwesens.
Die beiden Männer unterhalten sich noch kurz, doch dann, als man die nächsten Gäste eintreffen und ihre Pferde heranbringen hört, verabschiedet Cináed sich hastig, um Aurian wenigstens für einen kleinen Augenblick allein sprechen zu können. Nicht überstürzt, aber doch zügigen Schrittes, macht er sich (den Korb mit den beiden Kätzchen immer noch dabei) auf den Weg zum Haupthaus, wo die Hausherrin soeben wieder auf die großen Freitreppe hinaus tritt, um auch die nächsten Gäste höchst persönlich in Empfang nehmen zu können.

Als Cináed näher kommt, ist er jedoch recht überrascht, als er die etwas gedrückt wirkende Stimmung der jungen Frau bemerkt. Da er von dem vorausgegangenen Vorfall nichts mitbekommen hat, kann er sich dies nicht so recht erklären. Aber Apfelgriebs schwirrt auch schon um ihre große Freundin herum und lange bevor der Shida'ya am Fuß der Treppe angelangt ist, ist es dem munteren Irrlicht bereits gelungen Aurian wieder ein fröhliches Lachen ins Gesicht zu zaubern. Erleichtert steigt Cináed die wenigen Stufen empor und begrüßt die zierliche Magierin herzlich. „Aurian, du siehst einfach hinreißend aus“, erklärt er – und das entspricht voll und ganz der Wahrheit. Wer auch immer das fliederfarbene Kleid der Halbelbe schneidert hat, hat ganze Arbeit geleistet, das kann selbst ein Schafe züchtender Modemuffel – wie Nara Cináed nennen würde – auf den ersten Blick erkennen. Überhaupt bietet die kleine Gardemagierin einen seltenen Anblick. Ist sie sonst eher schlicht und einfach zurecht gemacht, so haben sie ein paar gute Geister an diesem Tag offenbar mit viel Freude und liebe zum Detail herausgeputzt: Das volle, schwarze Haar der Halbelbe ist zu einem eleganten Lockenberg aufgetürmt, in dem eine fliederfarbene Blüte steckt, und einige lose Haarlocken runden das Gesamtbild ab.
Bevor Cináed jedoch weitere Komplimente anbringen kann, flattert Apfelgriebs aufgeregt dazwischen, um sich nun ebenfalls zu 'präsentieren' und Komplimente zu fischen. Lachend tut der Herr von Glyn-y-Defaid dem kleinen Geschöpf den Gefallen, bis dieses sich kichernd ins Haus zurückzieht, um dort nach Zoe zu suchen. Amüsiert schaut der Shida'ya Apfelgriebs nach. Als er schließlich Aurians fragenden Blick bemerkt, der auf dem Korb in seinen Händen ruht, muss er laut auflachen. „Oh, den hätte ich ja beinahe vergessen“, meint er erheitert. „Ob du mir wohl ein wenig mit den Bändern behilflich sein könntest?“

Gemeinsam machen sich die junge Lady de Winter und der Herr von Glyn-y-Defaid daran, die bunten Schleifen zu öffnen. Als sich schließlich der Korbdeckel heben lässt, kommen darunter zwei junge Katzen zum Vorschein: Die kleinere der beiden, ein zimtfarbenes Tigerkätzchen mit einem weißen, sternförmigen Klecks auf der Stirn, schaut Aurian ein wenig ängstlich, aber auch neugierig entgegen. Die größere, ein sandfarbener Kater mit weißen 'Söckchen' und einem langen weißen Streifen mitten auf dem Rücken, welcher über der linken Schulter in einen größeren sternähnlichen Fleck mündet, schläft seelenruhig und lässt sich dabei von nichts und niemandem stören. „Die Kleine hier“, erklärt Cináed schmunzelnd, „heißt Zimtstern, aber meistens rufen wir sie bloß Sternchen.“ Aufmunternd hält er Aurian den Korb entgegen, damit diese das Kätzchen heraus und auf den Arm nehmen kann. „Und dieser Faulpelz hier“, der Shida'ya deutet knapp mit dem Kopf in Richtung des schlafenden Katers, „wurde von Úna auf den klangvollen Namen Sternschnuppe getauft...“ Warum ist offensichtlich. „Schnuppe tut es aber auch“, fügt Cináed augenzwinkernd hinzu und lacht erheitert. Der Spitzname passt wirklich hervorragend, denn dem kleinen Kerl scheint tatsächlich alles (inklusive Blumenball) vollkommen 'schnuppe' zu sein.
Der Herr von Glyn-y-Defaid lächelt, als er Aurians erstauntes Gesicht bemerkt und das glückliche Funkeln in ihren Augen entdeckt. „Ein kleines Geschenk zum Blumenball“, erklärt der Hochelb sichtlich erfreut über ihre Reaktion. „Nun wo das Anwesen de Winter wieder in neuem Glanz erstrahlt... Ein paar geschickte Mäusefänger dürfen schließlich in keinem guten Haushalt fehlen.“ Erneut bleibt Cináeds Blick an dem friedlich schlummernden Schnuppe hängen. „Wobei... diesem Faulpelz hier könnten die Mäuse vermutlich direkt auf der Nasenspitze herumtanzen ohne das er 's merkt...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Mai 2010, 14:24 Uhr
Hat schon das Irrlicht es geschafft Aurian wieder zum Lachen zu bringen, verfliegt ihre traurige Stimmung endgültig, als Cinaed die Stufen hinaufkommt. Der Schafzüchter sieht in seinen eleganten Kleidern noch besser aus als sonst und Aurian lächelt ihrem Freund (mittlerweile kann sie ihn beim besten Willen nicht mehr als Geschäftspartner sehen) herzlich zu. >Aurian, du siehst einfach hinreißend aus< eine feine Röte steigt ihr in die Wangen. „Das Kompliment kann ich nur erwidern: Du siehst auch sehr gut aus!“ Sie lächelt etwas schüchtern. Du dumme Gans das ist Cin! Benimmst dich wie eine Bachfisch, nur weil er einmal was anderes als seine Arbeitskleidung trägt und du keine Uniform oder ähnliches! schalt sie sich in Gedanken. Apfelgribs ist hingegen alles andere als schüchtern und dreht sich Anerkennung heischend vor ihrem großen Freund im Kreis – diesmal ohne sich im Kleidchen zu verheddern. Glücklich, dass der Elb es hinreißend gefunden hat, flattert das Irrlicht schließlich davon, um Zoe zu suchen. Apfelgribs hat sich in den letzten Siebentagen dick mit der kleinen Fee angefreundet und die beiden sind zuweilen unzertrennlich.

Lachend sehen die beiden Großen dem kleinen Wesen nach. Aurians Blick fällt auf den Korb. „Was…?“ Cin kommt ihrer Frage lachend zuvor. >Ob du mir wohl ein wenig mit den Bändern behilflich sein könntest? < Aurian stellt ihr Glas, dass sie noch immer in der Hand hält, auf das Geländer der Freitreppe und gemeinsam lösen sie die Bänder. Als der Elb dann den Deckel hebt, verschlägt es der Magierin beinahe die Sprach: Zwei Katzenkinder sind im Korb, eines, das friedlich schläft und ein zweites, dass sie etwas schüchtern ansieht! >Die Kleine hier heißt Zimtstern, aber meistens rufen wir sie bloß Sternchen. Und dieser Faulpelz hier wurde von Úna auf den klangvollen Namen Sternschnuppe getauft...Schnuppe tut es aber auch. < werden die Geschwister von Cinaed vorgestellt. Vorsichtig nimmt Aurian die Kleinere heraus. „Na du..Sternchen!“ Vorsichtig krault sie das Katzenkind hinter dem Ohr und wenig später beginnt das zimtfarbene Fellknäudel auch schon zu schnurren. Aurian lächelt. „Danke Cin! Die beiden sind allerliebst! Und Mäusejäger fehlen uns hier noch, da hast du recht!“ Dann stellt sie sich auf die Zehenspitzen und haucht dem Schafzüchter einen Kuss auf die Wange. „Vielen, vielen Dank!“ als sie sich klar wird was sie gerade getan hat wird sie dann doch etwas rot und nagt etwas verlegen an der Unterlippe. Über Sternchens Köpfchen hinweg schielt sie Cin an.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 05. Mai 2010, 17:17 Uhr
Cináed, von der unerwarteten Reaktion der Halbelbe vollkommen überrumpelt, wird  erst Feuerrot, dann Kalkweiß und schließlich wieder Feuerrot..., und ist mindestens ebenso verlegen wie Aurian, wenn nicht sogar mehr. In diesem Augenblick beginnt der Shida'ya erstmals ansatzweise zu ahnen, was in den Köpfen anderer vor sich geht, die die hübsche Magierin und ihn zusammen sehen ohne sie oder ihn näher zu kennen. Und mit einem Mal erscheinen auch die 'Scherze' seiner 'Stammtischfreunde' in einem völlig anderen Licht... Bei dem Gedanken daran wird Cináeds gesunde Gesichtsfarbe gleich noch ein paar Nuancen dunkler.

„Äh, ja“, murmelt der Elb ein wenig unsicher und versucht verzweifelt nicht allzu verwirrt dreinzuschauen, „es war mir eine Freude.“ Er lacht leise. „Ich sollte öfter kleine Kätzchen vorbeibringen“, stellt er schließlich scherzend fest und wirkt schon wieder eine Spur gefasster. „Wohin mit den beiden Rabauken?“ Aurian, (sichtlich froh darüber dass ihr Freund schon wieder scherzen kann und ihren begeisterten Überschwang weder missversteht noch übel nimmt) runzelt leicht die Stirn und erklärt nach einigem Überlegen, dass die beiden Tiere vorerst in ihrer Kammer gut aufgehoben sein sollten, da sie dort »nicht so viel von dem ganzen Trubel mitbekommen und sich langsam an die neue Umgebung gewöhnen können«. Der Herr von Glyn-y-Defaid nickt und winkt Mair heran, die gerade verlegen zur Tür heraus blickt und Aurian eine geheimnisvolle Nachricht aus der Küche zuflüstert. „Hier“, erklärt er der kleinen Magd. „Nimm Sternchen und Schnuppe und bring sie in Lady de Winters Kammer unter. Den Weg kennst du ja mittlerweile, oder?“ Die schüchterne Laiginerin nickt scheu. „Ja, min Herr“, murmelt Mair kaum verständlich. In den letzten Tagen haben Nara und sie so oft im de Winter Anwesen ausgeholfen, dass sie sich dort mittlerweile ganz gut zurechtfinden. Cináed lächelt erfreut. „Gut“, erwidert er. „Sag am Besten auch Avila und Lyall Bescheid, damit sie sich nicht wundern und die beiden unbeabsichtigt entwischen lassen. Und denk an frisches Wasser und ein wenig Futter.“

Mair nickt abermals, nimmt ihrem Herrn den Weidenkorb ab, wartet geduldig bis Aurian auch Sternchen wieder darin verstaut hat und macht sich anschließend auf den Weg. Lächelnd sehen ihr die junge Lady de Winter und der Herr von Glyn-y-Defaid nach. „Hoffentlich läuft sie nicht geradewegs Apfelgriebs und Zoe in die Arme“, meint Cináed und muss leise lachen. Er blickt an sich herab und verzieht leicht das Gesicht. Aurians Kompliment hat ihn zwar gefreut, dennoch fühlt sich Shida'ya in seinen 'herrschaftlichen' Gewändern einfach nicht ganz wohl. „In diesem Aufzug kann ich schlecht auf Katzenjagd gehen, falls die beiden Mäusefänger entwischen sollte“, erklärt er schließlich. Die Halbelbe und ihr Begleiter lachen und wenden sich wieder dem Hof zu, um nach weiteren Gästen Ausschau zu halten...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 05. Mai 2010, 23:50 Uhr
Als Aishalanea im Sturmwind des Jahres 510 eine Einladung zu Aurian de Winters Blumenball erhält, ist sie sowohl überrascht als auch erfreut. Nun ist sie zwar nicht gerade ein regelmäßiger Gast auf derlei Veranstaltungen, aber der Gedanke daran, dass sie bei dieser Gelegenheit sicher einige ihrer Gefährten von der Jagd nach dem Nekromanten treffen würde, von denen sie einige seit langem nicht mehr gesehen hat, überwiegt alle Bedenken, dass sie sich bei einem Ball sicher fehl am Platze fehlen würde.
So macht sie sich denn in den Abendstunden des 3. Grünglanz auf den Weg zum Anwesen de Winter, wobei sie die kürzeste und schönste Strecke den Strand hinunter wählt und somit nicht wie die meisten anderen Gäste vor dem Haupttor vorfährt, sondern von hinten um das Gebäude herum durch den abendlichen Garten spazieren muss, ehe das Eingangsportal und die Gastgeberin in Sicht kommen. Aurian, die in einem zartfarbenen Kleid und mit Blüten im hochgesteckten dunklen Haar ganz bezaubernd aussieht, steht oben an der Freitreppe und unterhält sich gerade mit einem Aishalanea unbekannten Herrn, als die Südländerin eintrifft.

Schweren Herzens hat auch Aisha entschieden, dass sie bei einem Ball nun wohl wirklich nicht umhin kommt, ein Kleid zu tragen – ein für sie ungewohntes Kleidungsstück, welches sie sich denn auch eigens zu diesem Anlass erst einmal zulegen musste. Das Kleid selbst ist relativ schlicht, aber aus tiefblauer Seide, deren Farbe ihre Augen betont, und mit einem tiefen Ausschnitt und bauschigen Unterröcken ausgestattet. Offen darüber wehend wie eine Schleppe drapiert Aisha ihr tief geschlitztes Überkleid aus leicht durchscheinender blaugrüner Seide, das sie sonst bei feierlichen Anlässen zu Hosen trägt. Es wirft einen grünlichen Schimmer über das neue Kleid und ist mit zarter silberner Stickerei abgesetzt. Das Haar trägt sie ausnahmsweise nicht in einem Zopf, sondern weitgehend offen und nur zu einem Teil am Hinterkopf zusammengefasst, so dass es ihr nicht störend ins Gesicht fällt. Von der ebenhölzernen Haarnadel, welche diese Frisur zusammenhält, ist nur die große grünblaue Glasperle an der Spitze zu sehen, die mit Einschlüssen von Luftblasen und Silber wie ein winziges Stück des Südmeeres aussieht. An die Haarnadel hat Aishalanea an feinen Fäden unterschiedlicher Länge eine Anzahl kleine Silbermünzen und Perlen gebunden, die nun überall verstreut in ihrem hüftlangen nachtschwarzen Haar aufblitzen. Um ihren Hals hängt an einer filigranen Silberkette eine grünblau schimmernde Muschel, aus deren durchbohrter Mitte, das tiefe Dekolletee betonend, ein Schauer an Perlen und klaren Glastropfen fällt.

Vor den anderen Gästen muß sie sich damit vermutlich nicht verstecken, dennoch fühlt sich die Agnôrin sehr unsicher in den ungewohnten Kleidungsstücken und befürchtet im Stillen, sich in ihren zahlreichen Unterröcken zu verheddern, falls sie jemand zum Tanz auffordern sollte. Überhaupt hat sie nie richtig tanzen gelernt… und bei dem Gedanken, dass eine Menge Leute von Rang und Namen heute Abend hier sein werden, wird ihr erst richtig mulmig – obwohl sie ja selbst bereits einige von ihnen kennt. Glücklicherweise ist es aber auch nicht ihre Art, sich von derlei Sorgen ins Bockshorn jagen zu lassen, und so gelingt es ihr tatsächlich, einigermaßen würdevoll ihre Röcke zu raffen, über die Freitreppe auf Aurian zuzuhalten – und vor allem, dabei weder auf die eigenen Füße zu sehen noch auf den Rocksaum zu treten.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 06. Mai 2010, 10:14 Uhr
>Ich sollte öfter kleine Kätzchen vorbeibringen< Diese Aussage bringt Cinaed einen freundschaftlichen Knuff in die Seite ein, allerdings sehr vorsichtig, um das zufrieden schnurrende Sternchen nicht zu erschrecken. Geschieht dir ja recht, ne gewisse Retourkutsche hast dir verdient für den Überfall! Noch ein letzter Ohrenkrauler für das Kätzchen, dann werden die beiden von Mair, die eben mit einer Nachricht aus der Küche vorbeikommt, in Aurians Schlafkammer verfrachtet. Wenige Minuten später ist die Magd wieder da und flüstert Aurian zu, dass sie sicher verwahrt seien, Futter und Wasser hätten und vor allem Apfelgribs und Zoe nichts bemerkt hätten. „Danke!“ Aurian ist doch erleichtert, bei dem Irrlicht weiß man nie, was ihm als nächstes einfällt und zwei junge Katzen, potentielle Spielkameraden… Beruhigt kann sie sich der der Ankunft weiterer Gäste widmen. Die meisten sind schon da und so würde auch das Buffet bald eröffnet werden.

Eben kommt eine junge, südländische Frau die Treppen hinauf: Aishalanea. Die Händlerin, sonst meist in Hosen gekleidet, trägt ein wunderschönes dunkelblaues Kleid. Zu ihrem Bedauern hat Aurian es noch immer nicht geschafft, ihrer Kampfgefährtin aus der Nekromantenjagd einen Besuch abzustatten. Umso mehr freut sie sich, dass die Südländerin die Einladung angenommen hat. „Aishalanea, schön dass du da bist!“ Herzlich umarmen sich die beiden Frauen. „Wie geht es dir?“ Dann besinnt sie sich und stellt Cin und die Händlerin  einander vor. „Aisha, das ist Cinaed, Herr von Glyn-y-Defaid, ein Geschäftspartner und noch viel besserer Freund!“ Das Lächeln, dass sie ihn zuwirft sagt wie wichtig er mittlerweile für sie ist, einer der wenigen denen sie wirklich vertraut, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. „Und das ist Aishalanea, Schmuckhändlerin aus dem Süden. Wir haben uns letztes Jahr während einer…Mission im Auftrag der Steinfaust kennengelernt. Irgendwo hier flattert auch Apfelgribs herum, sie freut sich sicher auch, dich wiederzusehen.“ Die Blicke, die die beiden Frauen sich zuwerfen, sprechen Bände. Keine der beiden denkt gern an die Ereignisse zurück, so wie wohl keiner der Beteiligten. Auch dass die Halbelbe ihre Irrlichtfreundin im Zuge dieses Abenteuers kennengelernt hat, mindert den Schrecken nur bedingt. Vor allem die abschließende Verfolgung des Irren in den Ruinen des alten Kellers im Larisgrün lassen ihnen noch immer kalte Schauer über den Rücken rinnen. Aurian hat Cin nie irgendwelche Details erzählt, doch wie alle in Talyra hat er die Ereignisse mitbekommen und gemeinsam mit der Zeitangabe ist ihm sicher bewusst, welchen Auftrag Aurian meint.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 06. Mai 2010, 10:19 Uhr
„Wenn du möchtest, kannst du uns beim servieren der Getränke helfen….“, antwortet Nara lächelnd auf Zoes Frage, ob sie denn nicht irgendwas tun könne. Die kleine Fee hat sich auf leisen Sohlen in die Küche gemogelt, wo Avila und auch andere Große ganz emsig dabei sind, ein leckeres Essen für die ganzen Gäste von Aurian zu kochen. Es brodelt und dampft, es köchelt und klappert aus großen und kleinen Töpfen und viele Mägde rennen aufgeregt und sehr geschäftig zwischen den ganzen leckeren Speisen, die hier gerade zubereitet werden, hin und her. Eigentlich hat das Mädchen ja gehofft, Uio hier zu treffen. Das kleine Schleckermaul liebt es heimlich aus Töpfen und Tiegeln zu naschen, aber er ist nicht hier. Vermutlich ist ihm in der Küche zu viel los oder Avila hat ihn weggeschickt, weil er nur im weg rum gestanden ist und freche Bemerkungen gemacht hat. Zoe kichert ein bisschen bei dem Gedanken.
„Getränke?“ Unsicher blickt Zoe auf die vielen Gläser, die mit einer roten dunklen und gelben hellen Flüssigkeit gefüllt sind, in der wie Perlenschnüre kleine Blässchen aufsteigen. „Und…was muss ich da machen?“
„Schau her…“ Die Magd nimmt ein silbernes Tablett mit fein gearbeiteten Blumenranken, die an den Griffen entlanglaufen und stellt ein paar der durchsichtigen Gläser mit roter und gelber Füllung darauf. Nicht zu viele, denn Zoe geht ihr selbst in ihrer vergrößerten Form nur bis zur Brust. Das zierliche Feenmädchen sieht nicht gerade danach aus, als könnte sie ein volles Tablett tragen.
„So jetzt nimmst du das Tablett mit den Getränken und gehst raus in die Empfangshalle. Wen ein Gast an dir vorbei geht, dann fragst du ihn nett, ob er nicht etwas trinken möchte und reichst ihm dann das gewünschte Getränk. Die leeren Gläser sammelst du wieder und kommst dann hier her. Meinst du, dass du das schaffst, Zoe?“
„Mmmmm….ja!“, antwortet die kleine Fee kaum hörbar. Ihre blauen Flügel zucken nervös auf ihrem Rücken hin und her und ihre Hände spielen mit dem Saum ihres wunderschönen blauen Kleides. Doch trotz der Angst, die sie bei dem Gedanken spürt, nach draußen zu all den Großen zu gehen, nimmt sie allen Mut zusammen, sie ist heute sowieso schon total heldenhaft, und lässt sich von Nara das Tablett in die Hände drücken.
„Das schaffst du schon, Kleine. Keine Sorge! Und wenn etwas sein sollte, ruf mich einfach. Einverstanden?“
Nara lächelt Zoe aufmunternd zu und schiebt dem Mädchen ihren blauen Haarreif wieder auf dem Kopf zu Recht.
„Du siehst sehr hübsch aus. Die Gäste werden sich freuen, dich zu sehen.“
Zoe nickt und versucht einwenig Zuversicht in ihr Feengesicht zu zaubern, dann geht sie tapfer samt Tablett nach draußen. Zum großen Glück des Mädchens wird sie kaum dass sie die Küche verlässt von Apfelgribs, dem kleinen frechen Irrlicht entdeckt. Aufgeregt und fröhlich wie immer schwirrt das Irrlicht um Zoe herum und macht vor Freude mindestens zehn Purzelbäume in der Luft. Das Irrlicht, mit dem sich Zoe wirklich gut versteht, bietet der kleinen Fee natürlich sofort Hilfe an. Das versteht sich von selbst. Die kleinen müssen doch zusammen halten und Zoe sagt da nicht nein. Gemeinsam durch die ganzen Großen sich einen weg bahnen, das ist viel besser als alleine. Außerdem weiß Zoe, das Apfelgribs gerne redet und normalerweise keine Probleme mit irgendwelchen Großen hat.
So teilen sich die zwei die Arbeit. Das Irrlicht fliegt wild umher und fragt die Großen, ob sie etwas trinken wollen und Zoe hält ihnen dann schüchtern und mit gesenktem Blick das Tablett hin. Gemeinsam geben die zwei - nein eigentlich sind es ja mit Zoes Vogelfreunden auf ihren Schultern vier - also gemeinsam geben die vier geflügelten Wesen ein wirklich eigentümliches, aber nicht minder hübsches und niedliches Bild ab, wie sie den Gästen die Getränke servieren.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 06. Mai 2010, 12:49 Uhr
Cináed nimmt Aurians leeres Glas vom Geländer der Freitreppe und will sich damit soeben ins Haus zu begeben, um für die Gardemagierin und sich noch etwas Sommerwein zu holen, als aus Richtung Garten ein weiterer Gast auf das Has zuhält. Die junge, exotisch anmutende Frau ist unverkennbar südländischer Herkunft, daran lässt ihre schöne zimtfarbene Haut und das hüftlange, nachtschwarze Haar keinerlei Zweifel aufkommen. Als sie sich weiter nähert, entschlossen die Freitreppe emporsteigt und auf Aurian zugeht, kann der Shida'ya auch ihre klaren, blauen Augen erkennen. Das saphirblaue Kleid bildet zusammen mit dem meergrünen Übergewand der Fremden einen wunderbaren Kontrast zu ihrer sonnengebräunten Haut und lässt die Farbe ihrer Augen noch mehr strahlen. Cináed schätzt, dass die junge Frau so um die zwanzig Götterläufe alt sein mag und betrachtet sie interessiert. Sie ist schlank und eher drahtig gebaut, statt wohlgerundet, in seinen Augen deshalb aber nicht weniger schön.

Als Aurian ihn schließlich mit der Südländerin bekannt macht, ist er dann aber doch sehr erstaunt. »Und das ist Aishalanea, Schmuckhändlerin aus dem Süden. Wir haben uns letztes Jahr während einer... Mission im Auftrag der Steinfaust kennen gelernt. Irgendwo hier flattert auch Apfelgriebs herum, sie freut sich sicher auch, dich wiederzusehen.« Dass die hübsche Südländerin Schmuckhändlerin ist, glaubt der Herr von Glyn-y-Defaid der lächelnden Lady de Winter aufs Wort... das die beiden Frauen sich jedoch während der Jagd auf einen verrückten Frauenmörder kennen gelernt haben sollen, kann er sich nur schwer vorstellen...
Aurian hat bisher nur wenig über die gefährlicheren Seiten ihre Arbeit für die Steinfaust preisgegeben, und auch über die Geschichte mit dem Nekromanten nur sehr wenige Worte verloren. Cináed weiß, dass sie Apfelgriebs damals aus den Fängen dieses Wahnsinnigen befreit hat. Das ist aber fast schon alles, was dem Hochelben bisher über diese 'Mission' bekannt ist, denn selbst das sonst so redselige Irrlicht spricht – verständlicher Weise – nur sehr ungern über jene Schreckenstage.

Der Shida'ya deutet eine höfliche Verbeugung an und lächelt freundlich. „Es freut mich, Eure Bekanntschaft machen zu dürfen, Lady Aishalanea“, begrüßt er die Südländerin und ist sehr froh darüber, den langen, exotischen Namen auf Anhieb ohne einen einzigen Fehler herausgebracht zu haben. „Ich wollte gerade hineingehen, um noch etwas Sommerwein zu holen. Darf ich Ihnen ebenfalls ein Glas bringen?“ Fragend sieh er zwischen den beiden Damen hin und her. Und nachdem Aishalanea geantwortet hat, verabschiedet sich Cináed mit einem knappen „Wie Ihr wünscht.“, um gemessenen Schrittes ins Haus zu eilen.
Dort angelangt, muss er nicht lange nach Nara oder Mair Ausschau halten, denn anstelle der beiden Mägde haben es sich Zoe und Apfelgriebs zur Aufgabe gemacht, den Gästen Wein anzubieten. Schmunzelnd hält der Shida'ya geradewegs auf das drollige Gespann zu. Die zierliche Fee sieht einfach niedlich aus: Zur Feier des Tages hat sie die Größe eines Menschenkindes angenommen und trägt ein tiefblaues Kleid, welches am Rücken so umgeändert wurde, dass es Zoes zarte Flügel nicht behindert.

„Hallo, ihr Zwei“, begrüßt der Herr von Glyn-y-Defaid die Fee und das Irrlicht. „Wo habt ihr denn Uio gelassen?“ Lachend stellt er das leere Glas in seine Hand auf Zoes Tablett ab und sieht sich fragend nach dem Jungen um. Wenn die Fee noch hier ist, da ist er sich sicher, dann hat auch der kleine Feuerkünstler das Anwesen noch nicht wieder verlassen. Erleichterung breitet sich in dem Shida'ya aus. „Habt Ihr auch für mich ein paar Gläser mit Wein?“, erkundigt er sich schließlich lächelnd, als er den Jungen nirgendwo entdecken kann. „Lady Aishalanea ist gerade eingetroffen und unterhält sich draußen mit Lady Aurian“, erzählt er Apfelgriebs und das kleine Wesen klatsch erfreut in die Hände. „Was haltte ihr davon, dass wir gemeinsam hinausgehen, damit ihr sie begrüßen könnt? Sie freut sich bestimmt darüber dich wieder einmal zu sehen, Apfelgriebs.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 06. Mai 2010, 14:36 Uhr
~Apfelgribs~

Die Großen mit Getränken zu versorgen macht Spaß. Zoe ist zwar etwas unsicher und traut sich nicht so recht, jemanden anzusprechen aber dafür hat sie ja das Irrlicht an ihrer Seite – das in dieser Hinsicht so gar keine Hemmungen hat! Warum auch, sind doch alles Freunde von Aurian und wer ein Freund von Aurian ist, ist ihr Freund – jedenfalls meistens. Denn um Lady Shin und das ‚Rotglühblutauge‘ machen sie dann doch einen Bogen, diese sind sogar dem frechem Irrlicht irgendwie unheimlich! Eben bringen sie Azra und Borgil Sommerwein, als Cinead zu ihnen stößt. Die Fee lächelt ihn scheu an. >Habt Ihr auch für mich ein paar Gläser mit Wein? < „Sicher“ antwortet Apfelgribs und deutet auf das Tablett, auf dem noch drei Gläser stehen. Als der Hochelb erzählt, dass Aishalanea gekommen ist, klatscht es begeistert in die kleinen Hände. „Ui das passt gerade, komm Zoe, lass uns zu Aisha gehen! Die ist toll lieb glaub mir! Die war dabei als Aurian mich gerettet hat aus dem bösen Steinhaufenkeller, wo der Finsterkerl mich eingesperrt hat! Oh der hatte so grausliche Haustiere, Feuerspukbrüllmonster und komische Knurrhunde, die aber gar keine richtigen Hunde sind, weil richtige Hunde sind vieeeeeeeeeeeeeel lieber! Aber die beiden haben mich da gerettet und der Einhornfaun Faron war auch mit und der Lord Commander und der Tiuri und… und noch welche! Hab die alle gern! Komm!“ Aufgeregt flattert Apfelgribs Richtung Tür und Zoe folgt vorsichtig mit dem Tablett.

Am Kopf der Freitreppe wäre das kleine Wesen der Händlerin dann beinahe hinein geflogen, gerade kann es seinen Schwung noch bremsen. „Aishhhhhaaaaaa!“ Mit einem Freudenschrei stürzt es auf die Südländerin und umflattert sie aufgeregt. „Oh bis du schön!“ Neugierig zupft Apfelgribs an Aishalaneas Kleid. „Das is meine Freundin Zoe! Komm Zoe, dass is Aisha!“ Schüchtern tritt die Fee nach draußen und hält Aurian und der fremden Frau das Tablett hin. >Guten Abend! < flüstert sie. Cin hat sich schon drinnen ein Glas genommen, sodass nun für den Moment alle verteilt sind. „Das Fest is schööön Aurian, und … ach bin so aufgeregt!“ Vor Freude glüht das Irrlicht ganz besonders hell, so als wolle es den Fackeln im Garten Konkurrenz machen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 06. Mai 2010, 18:42 Uhr
Sacht werden ihre glatten schwarzen Haare vom herein wehenden Lufthauch gekräuselt. Die Böe, welche ihr entgegenschlägt duftet nach aufwallenden Säften der Bäume und Sträucher rings herum und verspricht ein ertragreiches Jahr. Leicht nicken die Blütenköpfchen der Pflanzen vor dem Fenster im Takt des Windes mit, während die Wipfel der Bäume säuselnd ihre alten Lieder singen. Zufrieden seufzt Lyall in die Stille des Speisesaals hinein und schiebt eine verirrte Haarsträhne wieder hinter ihr Ohr zurück, als sie Schritte und leises anschwellen und wieder abflauen von Stimmen wahrnimmt. Gerade so, als wäre jemand zur Tür herein geschlüpft.
Lächelnd dreht sie sich um und stellt zu ihrer Freude fest, dass es der alte Kastellan ist.
Höflich versucht er durch ein >> „Ähm“ << auf sich aufmerksam zu machen. Doch ihm ist augenscheinlich klar, dass sie ihn schon längst vernommen hat. Sacht schließt sie die Fenster wieder  und ordnet die schweren Vorhänge, während er zu ihr spricht: >> „Der alte Steinhaufen kommt wunderbar ohne mich aus… aber es ist gar nicht meiner. Ich bin da ja nur der Kastellan. Der 'Herr vom alten Steinhaufen' kommt vielleicht nachher noch. Kann ich dir vielleicht noch bei irgendwas helfen, Mädel? In der Küche haben sie mich  rausgeworfen. Morna und Avila und die Mägde von diesem Schafszüchter haben alles bestens im Griff. Aber ich kann nicht einfach nur herumstehen und nichts tun, und andere Gäste sind auch noch nicht hier. Also? Kann ich dir irgendwie helfen oder leistest du mir ein bisschen Gesellschaft?“ <<
Leise lacht sie auf und lenkt ihre Schritte in Richtung des langen ebenholzfarbenen Tisches, bis sie vor ihm steht.
„Herr...stellt Euch nicht unter den Scheffel! Es mag ja sein, dass dieses alte Gebäude jemand anderem gehört aber ohne Euren Einsatz und Eure Arbeit wäre es doch eben nun....hmmm... nur ein Gebäude nicht wahr? Wie ein Körper ohne Hirn... Das sagt man doch so oder?“ Wie ein Welpe, welcher eine neu zu lernende Lektion nicht versteht, legt sie ihren Kopf mit aufmerksam vorstehenden Ohren schief und sieht ihn lächelnd an.
„Ich würde den Herrn des „alten Steinhaufens“ wirklich gerne einmal kennen lernen. Doch wenn er ankommt, müsst ihr mir versprechen zu sagen wer von diesen ganzen Gästen er ist. Denn mittlerweile fange ich an den Überblick zu verlieren.“ Während sie redet, sind beide etwas näher an den großen Tisch getreten und die Wargin drapiert abwesend einen Blumenstrauß in die für sie richtig scheinende Position. „Macht euch nichts draus, dass sie Euch aus der Küche geworfen haben! Als ich eben in der Küche war, war niemand dort, doch auch ich bin besser weitab von köchelnden Speisen anzutreffen. Ich habe nicht so wirklich das Händchen fürs Kochen. Ich glaube ich bin besser in Tische aufbauen, Stühle rücken und reparieren von Dingen. Ich bewundere Avila um ihre Kochkünste und was sie aus einfachen Zutaten zaubert.“ Leicht entrückt streicht sie unbewusst ein paar Falten der mit Veilchen bestickten Tischdecke glatt.
„Ich habe es versucht, wisst ihr? Zu kochen meine ich. Doch ich kann nur das Essen meines Stammes kochen und selbst darin bin ich nur Mittelmaß.“, stellt sie etwas beschämt fest. „Aber hier rede ich nur wirres Zeug! Ich freue mich wirklich, Euch heute hier zu sehen und nun ein Fest mit Euch verbringen zu dürfen, was am Julfesttag ja nicht der Fall war!“ Kurz nimmt sie seine schwere raue Hand in ihre und drückt sie  fest, bevor die Gestaltwandlerin sie wieder sinken lässt.
Freundlich blickt sie ihm in seine Augen und zwinkert ihm zu. „Und auf die Frage ob ihr mir helfen könnt: Ihr seid doch hier um Euch zu amüsieren! Und um mit Eurer Frau das Tanzbein zu schwingen! Und vieeeel von den guten Speisen zu essen und zu trinken. Abgesehen davon habe ich alle meine Aufgaben zur Zeit erledigt. Das einzige was noch auf sich warten lässt, ist das Eröffnen des Festmahls. Avila wollte mir Bescheid geben, wenn es so weit ist. Denn manche Platten und Töpfe sind sehr schwer, das möchte ich ihrem Rücken nicht zumuten. Sie muss sich ja in der Küche schon genug bucklig arbeiten bei Dingen, bei denen ich ihr nicht helfen kann. Ealara sei dank, dass die Mägde von Glyn-y-Defaid da sind! Wenn ich Euch noch kurz darauf aufmerksam machen dürfte, dass der Schafzüchter Cinaed heißt.“ Verschmitzt grinst sie ihn an und stubst ihn sacht mit ihrem Ellenbogen an. „Ich denke er bevorzugt dies mehr als „Schafzüchter“. Obwohl das der Wahrheit natürlich vollkommen entspricht!“ Langsam bewegen sie sich auf die Tür zu und Lyall nimmt im vorbeigehen ihr mitgebrachtes Leinensäckchen und die Schlüssel wieder auf.
„Ich denke wir können die Zeit, die wir noch haben bis das Essen aufgetischt wird, nutzen um ein wenig zu plaudern. Oder möchtet ihr einen Schluck trinken?
Ich muss nur immer den Küchentrakt im Blick haben, wenn ihr erlaubt, Herr. Gerne leiste ich Euch Gesellschaft, wenn ihr dies wünscht.“
Der Kastellan betritt soeben den Gang und auch die Wargin tritt aus dem großen Saal heraus, zieht die Tür hinter sich zu und schließt wieder beflissentlich ab. Kurz lässt sie ihren Blick in die Runde der Gäste schweifen, und erblickt auch zu ihrer Freude die Fee, welcher sie freundlich zuwinkt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 06. Mai 2010, 21:19 Uhr
Atevora war sehr froh darüber, auf welche Art ihre Begleitung die kleine Auseinandersetzung gelöst hatte. Andernfalls hätte sie aufgrund der Schmähung und, wenn auch gewiss - zumindest hoffte Atevora das - nicht so gewollten oder beabsichtigten Demütigung, gegenüber Borgil noch Genugtuung, also eine Entschuldigung oder Entschädigung einfordern müssen. Eine äußerst lästige Gepflogenheit gründend auf ebenso lästigen archaischen Vorstellungen innerhalb diverser irgendwie erdachten Standesgemeinschaften. Aristokratische Idiotie. Selbst wenn sie mit ihrer Begleitung nicht gewissermaßen eine Einheit bilden würde, bei der Art wie der Zwerg gegenüber Aurian formulierte sie solle Acht geben wen sie zu ihren Bällen lädt, konnte es so ausgelegt werden, dass damit nicht nur Njucon, sondern auch sie mit inbegriffen war. Mindestens das war eine Ehrbeleidigung und verlangte vermutlich aufgrund des Zwergen hoher gesellschaftlicher Stellung nach Satisfaktion um vor den versammelten Gästen den Stand zu wahren. Njucon allerdings hatte Borgil im weiteren Sinn herabgesetzt, so stand es Atevora glücklicherweise frei dem Zwergen das Getöse großzügig nachzusehen und dabei in jeden Fall trotzdem ihr Gesicht zu wahren. Zwerg blieb schließlich Zwerg und jene haben keinen Sinn für feine Sitte, ganz gleichgültig in wie vielen Stadträten sie saßen und welch großes Vermögen sie besaßen.

Es war jedenfalls wahrlich ein Glück für Aurian wie sich die Situation auflöste. Atevora wusste, dass es auch ganz anders hätte enden können, und zwar mit einem Duell und einer Leiche. Sie hatte es bereits einmal erlebt, damals, am Anwesen der de Jales, als ihr Ziehvater noch pflegte Bälle zu geben. Diese ganze Auseinandersetzung wurde auch noch von ihm hintertrieben, und diente nur dazu sich recht elegant seiner Feinde zu entledigen bzw. sie dazu zu treiben sich selbst zu reduzieren ohne dabei selbst Hand an zu legen und in die Gesetzlosigkeit zu driften. Zudem sollte es Atevora als Lehre dienen. Eines musste sie Salmakes, ihrem Ziehvater, zugestehen, es war eine sehr plakative und einprägsame Lehrmethode mit welcher er sie da jeweils als Kind konfrontierte.

Atevora unterlässt es ein Wort über Njucons nur mäßig überspielte nachdenkliche Miene und die Blicke in Richtung Azra zu verlieren. Sie sprachen zusammen mit der Tatsache, dass Njucon keine Anstalten unternahm die Frau an ihrem Vorhaben zu hinden, für sich genug. Atevora vermutete, dass sich Azra nicht einmal über dieses, im weitesten Sinn, Konziliant und Zugeständnis bewusst war. Er hatte also höflich zu gelassen, dass sie, zumindest einen Teil davon, ihre irgendwie angebrochene Ehre wieder einfordern konnte. Wüsste die weiße Mistress allerdings welche Ereignisse hinter dieser Operette standen, hätte sie vermutlich sogar gelacht. Njucon hatte sich dazu hinreißen lassen die Karten auf den Tisch zu legen und im Gleichklang war damit ein unmoralisches unausgesprochenes Angebot verbunden gewesen. Ein Angebot das niemand anzunehmen brauchte. Dass Azra damit einen überaus schändlichen Vertrauensbruch oder sonstiges verbinden könnte, auf die Idee käme Atevora wohl nie. Sie käme auch nicht auf die Idee, dass Njucon womöglich der erste selbstentlarvte Verehrer sein könnte mit dem sie zu Rande kommen musste. Sie war schließlich wunderschön, wie alle Elben und Halbelben auf ihre Art zeitlos schön waren, genoss hohes Ansehen in der Stadt, besaß einen einnehmend freundlichen und liebevollen Charakter und war reich. Das alles sollte für manch einen Jägersmann - solch einer Njucon zweifelsohne war - ausgesprochen anziehend, ebenso wie für eine Motte das Licht, wirken. Jäger begehren bekanntermaßen schwer erreichbares auch noch am Meisten. Atevora hätte sich an Azras Stelle, ob der Avancen, vermutlich eher geehrt gefühlt. Es ist doch auch ein anregendes Gefühl umworben und begehrt zu werden und die weiße Mistress hätte auch gewiss nichts dagegen, würde ihr Njucon ebenfalls ähnliches entgegenbringen. Doch zwischen den Beiden existierte, laut Atevoras empfinden, bedauerlicherweise eher eine Atmosphäre der Zuneigung entfernter Verwandter.
Einen kurzen Augenblick entfernt sich ihre Begleitung um ihr einen leichten Sommerwein mit fruchtig-charmanten Charakter zu sichern. Als ihr der Albindo den Wein übergibt meint er:
>„Ein etwas Anderer Einstieg als erwartet, aber keine unerwartete Begegnung. Ich entschuldige mich  für die Unannehmlichkeiten, die ich euch breitet habe. Ich würde es euch nicht mal verübeln, wenn ihr auf meine Anwesenheit an Eurer Seite heute Abend verzichtet, aber irgendetwas sagt mir, dass dies nicht der Fall ist.“ <

„Ja, doch, euer Gefühl trügt euch nicht.“
Atevora prostet dem weißhaarigen Mann zu und nippt an ihrem Glas. „Oh, ein exzellenter Tropfen. Eine gute Wahl der Hausherrin und Gastgeberin, wobei... es würde mich wundern – entschuldigt, dass ich die Person zur Sprache bringe – wenn die Entscheidung dazu nicht mindestens ein wenig auf eine Empfehlung des Zwerges zurückzuführen wäre. So wenig Sinn er auch immer für Zurückhaltung haben mag, um so mehr hat er glücklicherweise was diese Belange hier betrifft.“
Noch einmal nimmt sie einen Schluck von ihrem alkoholischen Getränk und setzt dann fort:
„Nungut, wie dem auch sei...
Ich muss offen gestehen, ich habe, wie erwähnt, jedenfalls bereits mit ähnlichen Begebenheiten gerechnet. Ich denke ich weiß in großen Teilen wen ich mir als Ballbegleitung an meine Seite geholt habe.“
Atevora stellt ein fast kokettes Lächeln zur schau. “Es mag womöglich eigenwillig klingen, doch ich glaube, nein ich bin mir sogar sicher, ich habe mich abstruser Weise sogar bei dieser Situation köstlich amüsiert. Wenn auch frecher Weise zu euren Lasten, ihr verzeiht mir das gewiss, oder? Seid also unbesorgt, ich habe wahrlich wenig Interesse den Abend fern euerer Gesellschaft zu verbringen. Es tut einfach gut jemanden um sich zu haben der einem ähnlich ist.  Ich beziehe das übrigens nicht nur auf das Erscheinungsbild. Ich bin mir sicher ihr wisst wovon ich spreche, nicht?“
Atevora ist sich tatsächlich sicher, dass er sie ebenfalls als Maskenspielerin erkannt hat. Ein derart angepasstes Umschiffen der selben Thematiken und auch die feinen Unterschiede im Auftreten gegenüber diversen Personen sollte offensichtlich genug gewesen sein, dass sie Beide erkannt haben, dass sie gleichermaßen genügend zu verbergen hatten und obendrein in vielem ebenfalls ihre jeweiligen Rollen spielten. „Ich schätze eure Gesellschaft und dieses kleine Intermezzo zum Auftakt verspricht höchstens, dass es spannend bleibt. Außerdem denke ich nicht daran das übliche Getuschel im Umfeld für diesen Abend, wie sonst üblich, alleine zu tragen.“ Atevora lässt ihren Blick flüchtig über die Anwesenden rings huschen. Ihre Stimme ist scharf und eisig als sie weiter spricht: „Seht sie euch an die erlauchte Gesellschaft. Wie sie doch stolz nach zarter Magnolienhaut streben, sie zur schau stellen oder sich noch gekünstelt hell aufpudern um die fehlende Notwendigkeit auf Feldern und an der grellen Sonne arbeiten müssen als Beweis ihres Standes zu präsentieren. Ihr makaberes Schönheitsideal. Doch wenn dann unsereins auf der Bildfläche erscheint, die wir dem erdachten Schönheitsideal der feinen Herrschaften doch eigentlich so sehr entsprechen, ist es plötzlich absonderlich und nicht recht.“

Mittlerweile ist der herrschaftliche und mit herrlichen imposanten Blumengestecken verzierte Saal bereits gut gefüllt und der Strom der Gäste ebbt langsam aber sicher ab während die eigenwillige Koboldkpbelle beginnt ihre ersten Stücke zum Besten zu geben.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 07. Mai 2010, 00:49 Uhr
~ Vom Westflügel der Steinfaust bis zum Anwesen de Winter ~


Mit den empörten Worten: „Dieses Kleid treibt mich in den Wahnsinn!“, rauscht Diantha durch die große Halle und auf ihren Mann zu, der mit spöttischem Grinsen an der Tischkante lehnt. Er ist selbstredend schon längst fertig und schaut in der guten, dunklen Leinenhose und dem schlichten, hellbraunen Hemd bester Qualität einfach zum Anbeißen aus. Sie hingegen muss aussehen wie ein zerrupftes Huhn und noch dazu knallrot im Gesicht von der Aufregung. Der Grund ist ein ganz einfacher: Es liegt nicht am Kleid, oh nein, es liegt nur an ihrer persönlichen Unfähigkeit. Morna hatte ihr eins der Kleider, die sie während der Schwangerschaft von Olyvar bekommen hatte, umgenäht, damit sie es auch ja nicht wagen konnte dasselbe, wie beim Inarifest zu tragen, was laut Morna eine Lady nicht machen soll, wenn die Feste nur kurze Zeit auseinander liegen. Diese Aussage hatte Diantha zwar nur ein fragendes Gesicht entlocken können, doch wenn Morna sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann man sie nur schlecht umstimmen. Angeblich „nur ein bisschen angepasst“ sieht das frühlingsgrüne Kleid jetzt wie ein völlig anderes aus: Ursprünglich mal ganz schlicht und locker fallend, mit zwei schmalen Trägern und nur wenigen Stickereien verziert,  war daraus ein richtiges Abendkleid geworden, mit einer Schnürung am Rücken, unter der Brust gerafft und sowohl an den Trägern als auch entlang des Ausschnitts mit zahlreichen kleinen Blumen bestickt. Noch dazu hat Morna irgendetwas angestellt, dass der Rock auf einmal weiter ist und bei jedem Schritt mitschwingt, sodass es richtig edel aussieht. Das eigentliche Problem bei der ganzen Geschichte war auch nur, dass Diantha sich in den Kopf gesetzt hat, sich das selber anziehen zu können. Anderen Frauen wäre das sicherlich gelungen, aber sie hatte natürlich an einer vollkommen verkehrten Stelle gezogen, sodass das Kleid auf einmal aussah wie ein Segel auf Halbmast. Da war ihr nichts anderes übrig geblieben, als sich wieder auszuziehen, in den Zwinger zu stürzen und sich die erste Magd unter den Nagel zu reißen, die ihr über den Weg lief. Trotz deren tatkräftiger Hilfe, auch in Bezug auf die Hochsteckfrisur, hatte sie weit länger gebraucht, als ursprünglich geplant, deshalb sind sie jetzt doch ein wenig spät dran.
„Wenigstens bin ich jetzt ENDLICH fertig!“, posaunt sie aufgeregt. Man mag es ihr nicht zutrauen, aber ein richtiger Ball, das ist doch etwas anderes als ein Stadtfest oder ein Fest in der Steinfaust. Voller Tatendrang schaut sie Olyvar hoch. „Können wir gehen?“ Es ist eine rhetorische Frage und als sie das Funkeln in den Augen ihres Mannes sieht, kommt sie ihm zuvor, während sie sich auf den Weg zur Tür macht: „Ja, ja, ich weiß, wenn es nach dir ginge, wären wir schon längst los.“ Dann hält sie plötzlich inne, als sie merkt, dass Olyvar sich keinen Sekhel bewegt hat. „Was hast du denn?“, will sie verwundert wissen.
„So nehm ich dich nicht mit“, stellt ihr Mann mit einem spöttischen Grinsen fest.
Allmählich fühlt sich Diantha doch ein wenig von der ganzen Welt verschaukelt, erst die Strapazen dieser ganzen Kleidergeschichte, dann die wohl brutalste Magd Rohas, die an ihren Haaren herumzerrte (gut, zugegeben, es schaut ganz nett aus und wird höchstwahrscheinlich halten) und jetzt soll das alles umsonst sein. „Warum nicht?“, fragt sie aufgebracht. „Ich hab alles was man braucht: Ein Kleid, bei dem alles an der rechten Stelle ist, die Haare sind ordentlich, schau“, dabei hebt sie die Rockschöße an und führt ihr mit einem Strumpfband verziertes Bein vor, „sogar einen Wurfstern hab ich dabei. Was willst du noch?“
„Mein Herz, fällt dir nicht was auf?“, fragt er und deutet damit auf ihre mit hauchdünnen Strümpfen bekleideten Füße.
Perplex schaut sie hinab, fast so, als wäre ihr noch ein Zeh gewachsen. „Oh verflucht!“ Sofort stürzt sie auf eine der Truhen zu und kramt darin herum. Irgendwo, natürlich ganz am Boden und unter allerlei Kinderkleidung ertastet sie schließlich, wonach sie suchte. „Da seid ihr ja!“, strahlend zieht sie ein Paar unheimlich weiche Lederschuhe ans Licht, die eben dieses wohl lange nicht mehr gesehen haben. Sie schlüpft rasch hinein und dann, endlich, sind sie soweit.

Bei den Stallungen angekommen, stellt sich ein erneutes Problem: Die Stalljungen waren schon so nett gewesen, die Pferde zu Satteln, doch nun steht Diantha vor ihrem Falben, der sehr interessiert an der ungewöhnlichen Kleidung seines Menschen ist. Wie sie am besten mit dem Kleid auf das Pferd kommen soll, das ist etwas, worüber sie sich noch gar keine Gedanken gemacht hat. So gut wie jede andere Frau hätte den Sattel abgenommen und wäre auf der Decke im Damensattel geritten, blöd ist es nur, wenn man so etwas noch mit seinem Pferd gemacht hat und weder Zeit hat noch die passende Kleidung trägt, um das auszuprobieren. Sicher, der Falbe ist ein kräftiger Kerl und könnte ihr Gewicht sicherlich leicht ausgleichen, aber da er nun wirklich keinen lammfrommen Charakter hat, ist Diantha wenig daran gelegen, ausgerechnet heute Abend mit ihm einen Willenskampf auszufechten. „Mir doch egal!“, erklärt sie selbstbewusst, zieht sich die Schuhe aus, rafft die Röcke und drapiert sie, als sie im Sattel sitzt, so vor sich, das sie möglichst wenig zerknittern.
„Conasg“, beginnt Olyvar langsam.
Diantha ahnt schon einen Vortrag kommen, deshalb blinzelt sie ihn nur verliebt  von der Seite an, dann kann er schon nicht böse sein. „Ach karhuni, so hässlich sind meine Beine doch nicht und außerdem darf sie außer die sowieso niemand anfassen.“ Doch damit schätzt sie seine Reaktion falsch ein.
„Komm bloß nicht auf die Idee, es der Madame Godiva nachzumachen!“, grinst er, worauf sie in lautes Lachen ausbricht.
Noch immer gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt, kommen sie schließlich ein Stückchen vor dem Anwesen deWinter an. Diantha zügelt ihr Pferd, zu überwältigend ist der Anblick des so vollkommen veränderten Anwesens. Es ist über und über mit Blumen geschmückt und auch der Garten davor ist fein herausgeputzt. Würde sie selbst sich auch nie Gewächse anbauen und pflegen, die nicht wenigstens einen gewissen Ertrag bringen, heißt das nicht, dass sie Blüten nicht wunderschön findet und hier hat sich jemand viel Mühe gegeben, dem Auge zu schmeicheln. Da kann man tatsächlich von einem Blumenball sprechen… Sie sind noch zu weit entfernt, doch Diantha kann sich gut vorstellen, dass es auch ganz wundervoll dort riechen muss. „Wenn der Rest der Feier so schön wird, wie der Blumenschmuck, dann wird es bestimmt ein großartiger Abend!“, stellt sie fest.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 07. Mai 2010, 09:58 Uhr
Uiiiiiiiiiiiiiiiiiii….es ist so unglaublich. So viele neue Gesichter, so viele Große und alle sehen anders aus. Mit Tablett und den bunten Getränken bewaffnet, machen sich Zoe und Apfelgribs ans Werk. Die kleine Fee ist so glücklich, dass ihre Irrlichtfreundin dabei ist. Alleine hätte sie das niemals geschafft. Das kleine geflügelte Wesen ist so quirlig und lustig. Man muss es einfach gern haben. Und wie es mit all den Großen reden kann… so ganz natürlich, als hätte es überhaupt keine Angst vor den Großen.
Zoe steht die meiste Zeit nur stumm da, schaut auf den Boden und nickt kurz oder schüttelt den Kopf, wenn sie gefragt wird. Es fällt ihr schwer, sich unter all den Großen zu Recht zu finden. Sie sind so anders, so laut, so schwerfällig. Doch Apfelgribs lässt sie keinen Moment aus dem Auge. Zielsicher führt das Irrlicht das Feenmädchen durch die Menge, stellt ihr die Gäste vor, die sie selbst kennt und mag – und Apfelgribs mag viele von den Großen.
Doch Einen unter den Gästen kennt auch Zoe. Ein Feenlächeln lässt ihr Gesicht regelrecht aufleuchten, als sie den bärtigen Großen namens Cináed in der Menge entdeckt. Inzwischen hat sie den Gutsbesitzer besser kennen und auch mögen gelernt, denn er ist ein unwahrscheinlich netter. Freudestrahlend geht die kleine Fee auf ihn zu und macht einen höflichen kleinen Knicks. Das haben Avila und Aurian ihr gezeigt. Und weil sie eine kluge kleine Fee ist, hat sie sich dieses Begrüßungsritual der Großen natürlich gemerkt. Aber ehrlich gesagt, findet sie diese Knickserei eher doof. Viel lieber mag sie Cináed umarmen, was sich jedoch ein bisschen schwierig gestaltet: sie hat ja ein Tablett mit den Gläsern in den Händen. Na gut, dann vielleicht später.
„Hallo Cináed!“, antwortet Zoe mit leuchtenden Augen. „Den Uio such ich auch. Ich glaubem der hat sich irgendwo versteckt und wartet darauf, dass ich ihn finde! Aber erst muss ich helfen, die Gläser hier mit dem Blubberzeug zu verteilen. Hast du das mal probiert?“
Das kleine Mädchen kichert leise. Von ihrer Schüchternheit ist fast nichts mehr zu merken.
„Das schmeckt fürchterlich, aber blubbert lustig in der Nase. Aber sprich mir, dass du niemanden was sagst, in Ordnung? Nara hat eigentlich gesagt, ich soll davon nichts trinken.“

Als Cináed vorschlägt nach draußen zu gehen und eine Lady Aschalala oder so ähnlich – Zoe hat zu ihrer Schande gerade nicht so richtig aufgepasst, als der Name fiel – zu begrüßen, ist Apfelgribs gleich Feuer und Flamme. Gemeinsam gehen sie zur Freitreppe, wo ebenfalls noch einige Große in Gruppen herumstehen. Zielsicher steuern Cináed und das Irrlicht auf Aurian und eine weitere Große zu, während Zoe vorsichtig auf leisen Sohlen folgt, immer bedacht nichts von dem Blubberzeug in den Gläsern zu verschütten. Mit einem breiten Lächeln begrüßt sie Aurian. Die ist natürlich auch nett – das versteht sich von selbst – und sieht heute zusätzlich umwerfend hübsch in ihrem neuen Kleid aus. Bevor sie die Magierin allerdings ausgiebig begrüßen kann, muss sie erst diese Aschalaldingsda, was zu trinken anbieten. Deshalb hält sie der fremden Großen schüchtern ihr Tablett hin in der Hoffnung, dass sie recht bald zugreift. Kaum hat die Fremde freundlich lächelnd ihr Glas genommen, stellt die kleine Fee das Tablett auf den Boden.
Endlich hat sie ihre Arme frei! Sie beißt sich kurz auf die Unterlippe und überlegt, dann dreht sie sich zu Cináed um, legt ihm ihre Arme um die Hüften und drückt ihn so fest sie kann. Mit einem verschmitzende Grinsen auf dem Gesicht schaut sie nach oben und meint: „Jetzt kann ich dir auch richtig hallo sagen! Vorhin ging das nicht mit dem Tablett und so…!“ Dann schmiegt sie den Kopf an seine Seite und bleibt einfach ein paar Augeblicke stehen. Unter all den Fremden tut es wirklich gut, ein bekanntes liebes Gesicht zu sehen.
Im Anschluss hüpft das Feenmädchen zu Aurian rüber und nimmt einfach mal ihre Hand.
Blöd jetzt hat sie das Tablett vergessen.
Also gut…
Sie lässt Aurians Hand wieder los, lächelt der Magierin noch mal zu und schnappt sich wieder das Tablett mit Getränken. Immerhin hat sie hier eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und die wird sie auch wahrnehmen!!!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 08. Mai 2010, 15:00 Uhr
>… wie ein Körper ohne Hirn… Das sagt man doch so oder?< Dank dieses Vergleichs muss Rhordri, der über ihren Ausführungen beinahe rot um die Nasenspitze wird, doch eher grinsen. Er und das Hirn der Steinfaust? Nicht in diesem Leben und nicht im nächsten. Er ist eher… eher…. naja. Der Magen vielleicht, die Eingeweide… dort, wo verdaut und der Nachschub in Energien umgewandelt wird. Na was für ein Vergleich, Alter! Lyall sieht ihn an und lächelt ein bisschen unschlüssig… mit ihrem Ohrenspiel erinnert sie ihn in diesem Moment tatsächlich an einen jungen Hund, der nicht so ganz weiß, woran er ist oder ob er etwas gut gemacht hat. >Ich würde den Herrn des „alten Steinhaufens“ wirklich gerne einmal kennen lernen. Doch wenn er ankommt, müsst ihr mir versprechen zu sagen wer von diesen ganzen Gästen er ist. Denn mittlerweile fange ich an den Überblick zu verlieren.<
"Oh, Olyvar erkennst du, mach dir da mal keine Sorgen. Aber ich stelle dich gern vor", lächelt er und kratzt sich den kantigen Schädel beim Gedanken an die übrigen Gäste. "Also Borgil und Azra sind auch schon da, den Zwergenbass habe ich gerade gehört, der ist unverkennbar. Kennst du die schon? Ach, ich stell dich nachher einfach allen vor. Ich weiß selbst gar nicht, wer alles kommt, aber Morna hat was verlauten lassen, dass Aishalanea auch eingeladen wär. Und Varin, aber von dem hältst du dich besser fern… bist ein viel zu hübsches Mädel, da kann er bestimmt nicht widerstehen und… ach, was red ich. Du bist ja alt genug und weißt selbst, was gut für dich ist!" Energisch ruft Rhordri sich zur Ordnung, schließlich ist Lyall nicht eine seiner Töchter (und er hat einige). Als sie seine Hand kurz drückt und erklärt, sie freue sich so, dass Fest mit ihm zu verbringen, wird ihm ganz anders vor Verlegenheit, auch wenn sie zweifellos nicht ihn allein meint. >Und auf die Frage ob ihr mir helfen könnt: Ihr seid doch hier um Euch zu amüsieren! Und um mit Eurer Frau das Tanzbein zu schwingen! Und vieeeel von den guten Speisen zu essen und zu trinken. Abgesehen davon habe ich alle meine Aufgaben zurzeit erledigt.<

"Na wunderbar, dann halte ich dich ja von nichts ab und du kannst mir ein bisschen Gesellschaft leisten," erwidert er. "Oh, meine Morna werde ich nachher schon ein bisschen über den Tanzboden scheuchen… so lange sie nichts von diesem neumodischen Zeug spielen, da kann ich die Schritte nicht. Aber vielleicht nimmt Borgil ja die Organisation in die Hand, er ist ein ausgezeichneter Ansager… na, mal sehen." Er lauscht Lyalls Geplauder und ihrer angenehmen Stimme, die etwas von schweren Töpfen und fremden Mägden erzählt, die hier aushelfen. >Wenn ich Euch noch kurz darauf aufmerksam machen dürfte, dass der Schafzüchter Cinaed heißt.< "Cináed?" Echot Rhordri und es dauert einen kleinen Moment, eher er den Namen dem richtigen Gesicht zuordnet. Er kennt den Herrn von Glyn-y-Defaid nicht persönlich, aber er hat schon einiges von ihm gehört und ihn ein paarmal aus der Ferne gesehen. "Ach ja. Soll gute Wolle haben von seinen Schafen. Hat irgendeine Rasse aus Brioca mit den hiesigen Waldschafen gekreuzt, jedenfalls erzählen das die Bauern, wenn sie den Zehnten in der Steinfaust abliefern…" murmelt er vor sich hin und erinnert sich daran, dass Morna letztens irgendetwas von Wolle für den Wintern und den Spinnrocken erzählt hat. Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit.
>Ich denke wir können die Zeit, die wir noch haben bis das Essen aufgetischt wird, nutzen um ein wenig zu plaudern. Oder möchtet ihr einen Schluck trinken? Ich muss nur immer den Küchentrakt im Blick haben, wenn ihr erlaubt, Herr. Gerne leiste ich Euch Gesellschaft, wenn ihr dies wünscht.<

"Ah sehr gern, Mädel. Und ein Glas guter Roter vom Ostufer wäre jetzt recht, wenn ihr solchen da habt." Er folgt Lyall aus dem Speisesaal, der gewissenhaft wieder hinter ihnen geschlossen wird und lässt sich von dem herumschwirrenden Apfelgriebs und einer kleinen Fee in  Kindergestalt, die vor lauter Aufregung schon ganz rote Backen hat, ein Glas Rotwein reichen. "Ihr habt einige Flatterwesen hier, hm?" Die Steinfaust ist ja fest in Koboldshand (auch wenn Safron und Morag öfter zu "Besuch" sind, als es Rhordri und den anderen Kämmerern lieb ist, weil die beiden Distelfeen allerhand Schabernack treiben), aber in den Tausendwinkelgassen und in den Wäldern rund um Talyra leben hunderte von Feen der verschiedensten Sorte und in dem hohlen Birnbaum in seinem Garten hatte bis vorletzten Sommer eine ganze Sippe kleiner Veilchenfeen gehaust (dann war die Familie zu groß geworden und schweren Herzens in eine Schlehdornhecke am Shenrahtempel umgezogen.) Rhordri erspäht Borgil und seine Frau Azra und stupst Lyall neben sich leicht an. "Der Zwerg dort, der aussieht wie ein Berserker auf Kriegspfad ist Borgil", raunt er. "Wirt und Besitzer der Goldenen Harfe. Sagenhaft reich, sitzt im Stadtrat." Ein lautloses Pfeifen und ein vielsagendes Wedeln der rechten Hand unterstreichen seine Worte, doch er überlässt es Lyall, sich ihren Teil zu denken. "Neben ihm, die hübsche Kleine mit den silberweißen Locken und der Perlmutthaut ist Azra, seine Frau. Azra ist ein Schatz, warte nur, bis du sie kennenlernst, du wirst sie bestimmt mögen!" Dann entdeckt er noch jemanden und seine Augen werden schmal. "Siehst du die? Die dort hinten in Weiß, die aussieht wie der Tod von Brioca? Sie nennt sich 'Lady Shin'. Keine Ahnung, wie sie wirklich heißt." Unwillkürlich fragt sich Rhordri, warum sie hier ist… gut, sie war eine Zeitlang bei den Ermittlern gegen den Nekromanten, allerdings hatte Achim sie ja damals von dieser lästigen Pflicht befreit… und das bestimmt nicht ohne Grund. "Ihren Begleiter kenne ich nicht. Ach ja, und dort bei Aurian am Eingang ist Aishalanea, eine junge Frau von der Rubinküste und Händlerin. Potzblitz, sie trägt ein Kleid!" Die Südländerin sieht hinreißend aus in Blau und Grün, mit ihrer dunklen Haut und dem langen, rabenschwarzen Haar, in dem hin und wieder irgendetwas Kleines silbern aufblinkt. "Der rotblonde Elb dort, der sich gerade Sommerwein holt und mit dem Irrlicht plaudert, ist das Cináed?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 08. Mai 2010, 17:33 Uhr
Herzlich erwidert Aishalanea die Umarmung der Gastgeberin und tritt dann wieder einen Schritt zurück, um die Gardemagierin bewundernd anzusehen. „Aurian, wie schön dich einmal wieder zu sehen, ich danke dir für die Einladung! Du siehst wunderschön aus…“ Dann stellt Aurian ihren Gesprächspartner vor, natürlich hat auch Aishalanea schon die Gerüchte über die beiden gehört, und so nimmt sie das zu Cinaed gewandte Lächeln der Halbelbe interessiert zur Kenntnis – allerdings, ohne sich etwas anmerken zu lassen, es geht sie ja auch nichts an.
>„Aisha, das ist Cinaed, Herr von Glyn-y-Defaid, ein Geschäftspartner und noch viel besserer Freund!“<
„Sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Cináed!“
>„Und das ist Aishalanea, Schmuckhändlerin aus dem Süden. Wir haben uns letztes Jahr während einer…Mission im Auftrag der Steinfaust kennengelernt. Irgendwo hier flattert auch Apfelgribs herum, sie freut sich sicher auch, dich wiederzusehen.“<
Bei der Erwähnung ihrer Mission huscht ein kurzer Schatten über Aishalaneas Gesicht, das sich aber gleich wieder aufhellt, als der Name des Irrlichtes fällt. Dunkle Keller, Dämonen, wahnsinnige Mörder und gefallene Gefährten scheinen an einem lauen Frühlingsabend unter Freunden unwirklich weit weg zu sein, und dennoch – ohne diese Ereignisse stünde die Händlerin wohl jetzt nicht hier.

Der Elb verbeugt sich höflich, und er schafft es sogar, ihren vollständigen Namen richtig auszusprechen – eine Leistung, die Aishalanea ein erfreutes Lächeln entlockt, gelingt dies doch den wenigsten Leuten hierzulande. Dennoch entgeht ihr nicht der leichte Zweifel in seiner Miene, der sie auch nicht gerade überrascht. Eigentlich ist sie sich selbst nicht einmal im Klaren, was sie damals bewogen hat, sich an den Ermittlungen zu beteiligen, immerhin hätte sie ja einfach die Segel setzen und weiterziehen können, der Gefahr den Rücken kehren. Warum hat sie es nicht getan? Du wirst doch wohl nicht sesshaft werden?, schilt ihre innere Stimme, doch bevor sie Gelegenheit hat, diesem Gedanken ihre Ausmerksamkeit zu widmen, bietet der Elb an, den Damen ein Glas Sommerwein mitzubringen, was Aishalanea freudig bejaht.

Cináed ist noch nicht lange fort, da stürzt auch schon wie ein kleiner Lichtblitz das Irrlicht auf sie zu und kann nur gerade eben noch abbremsen, bevor es mit der Händlerin zusammenprallt. >„Aishhhhhaaaaaa!“< „Hoppala, nicht so stürmisch, Apfelgriebs!“ Lachend betrachtet Aishalanea das Irrlicht, das so gar nichts mehr mit dem Häufchen Elend gemeinsam hat, welches sie damals in dem Käfig im Keller des alten Ailín-Anwesens gefunden hatten. Seine Wangen leuchten vor Aufregung, und es trägt ein winziges rotgelbes Puppenkleidchen mit Ausschnitten für seine Flügel. „Hübsch siehst du aus!“ Allerdings erweist es sich als schwierig, einen genauen Blick auf Apfelgriebs zu erhaschen, denn das Irrlicht umflattert die Südländerin so eifrig, dass dieser ganz schwindlig wird, zupft hier und dort an ihrem Kleid und zerrt dann ein Mädchen herüber, das bisher schüchtern etwas abseits gestanden hat. >„Das is meine Freundin Zoe! Komm Zoe, dass is Aisha!“< Hinter Zoe steht auch Cináed, der offenbar anstelle einzelner Getränke lieber gleich die ganze Bedienung samt Tablett mitgebracht hat, welches diese Aisha nun zögerlich entgegenstreckt. Zoe ist unverkennbar eine Fee, auch wenn sie sich vergrößert hat – ein Paar prächtige blauschillernde Schmetterlingsflügel ragen aus ihrem rückenfreien Kleid, das in ganz ähnlichen Farben schimmert. Aishalanea lächelt das Mädchen aufmunternd an, während sie sich ein Glas Sommerwein von dem Silbertablett nimmt, und kaum hat sie dieses in der Hand – schwupps, stellt Zoe das Tablett einfach auf den Boden, um Cináed und Aurian zu umarmen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 08. Mai 2010, 17:44 Uhr
Langsam nähern sie sich der Fee, welche akrobatisch das Tablett mit den vielen gut gefüllten Gläsern trägt. Auch das kleine Irrlicht schwirrt umher, plappert fröhlich vor sich hin, anscheinend wohl darauf bedacht dem kleinen Feenmädchen alles so gut es geht zu erklären. Als Apfelgribs die Wargin entdeckt, flattert es geschwind um ihren Kopf herum sodass, ihre Flügel irisierende Streifen in der Luft hinterlassen. Ihr feines Stimmchen dringt zu Lyall vor und kurz neckt das Irrlicht sie, indem sie kurz an einem ihrer Ohren zieht. Lachend verscheucht sie das kleine Geschöpf halbherzig mit einer Hand, um mit der anderen nach einem Glas auf dem Tablett zu langen. Rhordri gönnt sich soeben einen Rotwein doch Lyall bevorzugt unvergorene Getränke und greift sich einen rötlichen Saft, von welchem sie kurz nippt. >>"Ihr habt einige Flatterwesen hier, hm?"<< fragt der Graubart amüsiert. Kurz nickt Lyall nur, schluckt dann den Saft herunter, welcher sie vom antworten abhält und spricht:„Ja, das stimmt! Wobei die Fee noch nicht so lange hier ist. Sie kam mit einem Jungen an. Wo dieser sich allerdings gerade herumtreibt... „ Wahrscheinlich stibitzt er gerade Häppchen von irgendeinem Tablett...würde mich auch nicht wundern wenn er die Geldkatzen der Gäste aus ihren abgelegten Mänteln klaut., denk sie säuerlich und zuckt mit den Schultern.
Beide schauen den geflügelten Wesen nach, welche eifrig die anderen Gäste mit Getränken versorgen. Die Gestaltwandlerin ist überrascht, wie voll es in der kurzen Zeit geworden ist, während sie die letzten Handgriffe im Speisesaal unternommen hat. Auch die Augen des Kastellans schweifen über die Menge, bleiben hier und dort etwas länger an Personen haften, von denen Lyall nicht einmal die Hälfte zu kennen scheint.
Dann jedoch deutet er auf zwei Personen im Eingangsbereich und stubst die Wargin kurz an.
>>"Der Zwerg dort, der aussieht wie ein Berserker auf Kriegspfad ist Borgil. Wirt und Besitzer der Goldenen Harfe. Sagenhaft reich, sitzt im Stadtrat."<<, raunt er ihr zu und macht eine anerkennende Geste. Sie kennt diesen Zwerg jedoch schon aus der Zeit, als sie kurz nach ihrer Ankunft in Talyra in seiner Schenke gelandet war. Sie hat ihn als sehr ehrlichen Mann in Erinnerung, der genau wusste wer in der Harfe einen Platz hatte und wer nicht. Streitereien gab es aufgrund dessen eher selten und auch das gute Essen trug dazu bei, selbst die erhitztesten Gemüter wieder abzukühlen. Kurz beobachtet sie ihn. Er scheint trotz der ausgelassenen Stimmung angespannt zu sein. Seine verkniffenen Augen entspannen sich jedoch in dem Moment, als seine kleine weißhäutige Frau ihr Wort an ihn richtet. >>"Neben ihm, die hübsche Kleine mit den silberweißen Locken und der Perlmutthaut ist Azra, seine Frau. Azra ist ein Schatz, warte nur, bis du sie kennenlernst, du wirst sie bestimmt mögen!"<< Gut ist ihr ebenso die Frau in Erinnerung geblieben. Immer darauf bedacht alle zufrieden zu stellen, war sie durch die Harfe gewirbelt. Azra ist eine sehr schöne Elbin und gerade ihre weiße Haut und ebenso das weiße Haar lassen sie unerreichbar edel wirklen. Ein Wort haben sie jedoch noch nie gewechselt, denn irgendwann hatte sie die Elbin nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das dies auf die Schwangerschaft der weißhaarigen Frau zurückzuführen war, wusste Lyall nicht.
„Ja, Herr. Die Beiden sind mir wohl bekannt. Ich habe in ihrem gastlichen Haus gewohnt und durfte ihrem köstliches Essen zusprechen! Sie sind wirklich sehr zuvorkommend. Aber ich denke nicht, dass sie sich an mich erinnern werden. Mein Aufenthalt dort, liegt schon länger zurück.“

Plötzlich bemerkt sie einen Wandel in Rhordris  Stimmung und als sie ihn unvermittelt ansieht, bemerkt sie seine zu schmalen Schlitzen verengten Augen. Sie folgt seinem starren Blick und erkennt am hinteren Ende der rückwärtigen Wand ein seltsames Paar. Beide sind vollkommen weiß, von Kopf bis Fuß. Aus der Entfernung erkennt sie nur schlecht Einzelheiten, ausser das die vorderen Strähnen der Frau schwarz gemustert zu sein scheinen. Die roten Augen des adretten Mannes fallen ihr jedoch sofort auf. Ein Albino! Bei Menschen?, wundert sie sich unverhohlen und denkt dabei an ihre Erfahrung mit dem Pöbel und die Reaktionen auf ihr andersartiges Aussehen. Sie kennt Clans bei denen Albinos getötet und ihre Körperteile als Heilmittel gegen alle möglichen Krankheiten zu hohen Preisen gehandelt werden. Es schaudert sie bei diesem Gedanken sichtlich. Gänsehaut bildet sich auf ihren Armen.
>>"Siehst du die? Die dort hinten in Weiß, die aussieht wie der Tod von Brioca? Sie nennt sich 'Lady Shin'. Keine Ahnung, wie sie wirklich heißt."<< Ihr Kleid hat die Farbe frisch gefallenen Schnees und nur auf ihrem Dekoltee blitzt ein kleiner roter Stein auf, als sich die kühle Fremde zu ihrem Begleiter umwendet. Der Albino flüstert ihr etwas zu, doch Lyall kann die Worte durch das allgemeine Stimmengewirr hindurch nicht klar verstehen.>>"Ihren Begleiter kenne ich nicht. Ach ja, und dort bei Aurian am Eingang ist Aishalanea, eine junge Frau von der Rubinküste und Händlerin. Potzblitz, sie trägt ein Kleid!"<< Nur kurz fällt ihr Blick auf Lady Shins Begleitung, bevor er zur Südländerin am Eingang herüber wandert. Wie soll ich mir nur die Namen aller Leute merken? Und wer Lady ist und wer nicht?   Aishalanea... ich weiß nicht mal wie man das genau ausspricht! Aber sie ist wohl sonst auch nicht so der Kleider-Freund... Hosen sind einfach um einiges praktischer! Kleine Münzen und Perlen beleben das Haar der Südländerin und schicken ihre aufblitzenden Lichtfunken in Richtung des Betrachters. Kurz nimmt die Wargin noch einen Schluck, versucht sich alle gehörten Namen und die dazugehörigen Gesichter einzuprägen und dabei die betreffenden Leute nicht allzu unverschämt anzusehen. >>"Der rotblonde Elb dort, der sich gerade Sommerwein holt und mit dem Irrlicht plaudert, ist das Cináed?"<< Erst drehen sich ihre Wolfsohren zu Rhordri um, bevor der ganze Kopf folgt und sie den bärtigen Elben entdeckt. „Aye, Herr. Das ist Cináed. Ein äußerst gern gesehener Freund der Herrin und auch von uns, Avila und mir. Ich habe noch nicht viel mit ihm gesprochen. Ich traue mich das nicht so recht... Versteht mich nicht falsch, er ist ein sehr netter und großzügiger Mann, leise und überhaupt nicht polternd, wie manch anderer. Aber er äh...“ Macht mich einfach mit seiner Anwesenheit ganz wirr. Kein Wort bekomme ich heraus! Wie ein einfältiges Weib ohne viel Verstand... muss wohl daran liegen, dass er ein Elb ist. Ja...das wird es sein. Trotz ihrer langen Reise durch die Immerlande ist er der erste männliche Elb, der ihr begegnet. Und sie muss gestehen, dass die hochgelobte Schönheit der Elben, weiblich wie männlich, kein bloßes Gerücht ist.
Kurz fährt sie sich mit ihren Fingern nervös durch ihr schwarzes Haar. „Nun, sagen wir ich sehe ihn nicht sehr oft, wenn ich draußen auf dem Hof arbeite. Aber sein Gesinde spricht nur gut über ihn. Und das will schon viel heißen.“ Ein trockenes Hüsteln entfährt ihr und sie nimmt nochmals einen kräftigen Schluck Saft, um von ihrer Nervosität abzulenken.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 08. Mai 2010, 20:55 Uhr
Die freudig gespannte Stimmung im Anwesen deWinter war schon früh am Morgen zu spüren, doch je später es wurde, desto aufgeregter wurden alle Beteiligten bei der Vorbereitung des Festes. Glücklicherweise bekamen Avila und Lyall dabei die volle Unterstützung von einem Großteil der Angestellten des Glyn-y-Defaid, anders wäre es auch nicht möglich gewesen, den Ball auszurichten. Doch nachdem die ganzen Girlanden hingen, Gestecke standen, Pflanzenkübel an Ort und Stelle waren und der Garten noch gepflegter aussah, als sonst, musste Avila zugeben, dass es ihnen doch relativ gut gelungen war, auch wenn sie wünschte, dass sie noch mehr blaue Blüten hätte auftreiben können. Das stellt sich in dieser Jahreszeit nämlich als gar nicht so einfach dar, doch jetzt leuchtet Männertreu in seinem intensiven Blau, die langen Lippenblüten des Wiesensalbeis stechen aus den anderen Blüten heraus, die zierlichen hellblauen Blüten des Wald-Vergissmeinnicht sowie die des Ehrenpreis sind allgegenwärtig und die eleganten glockenartigen Blüten des Frauenhandschuh geben dem Ganzen mehr Klasse. Ein wenig Blauregen und ein paar Traubenhyazinthen sind auch zu finden, doch angesichts ihres Inhalts nur dort, wo gewiss keine Blume auf das Essen fallen kann. Natürlich erstrahlt das ganze Anwesen noch in zahlreichen anderen Farben, dank Duftsteinrich, Flieder und der atemberaubenden Mondlilien in weiß, wegen fleißigem Lieschen, Grasnelke und Petunie in Rosa, Goldlack und Felsen-Mauerpfeffer sorgen für gelbe Punkte und eine Sorte Jutenstrick mit großen lila Blüten empfängt die Gäste gleich am Eingang. Avila weiß nicht, wie viele der bunten Girlanden sie seit dem vorherigen Morgen gewunden hat, aber trotz aller Selbstkritik ist sie doch relativ zufrieden. Für die Tischdekoration hatte sie einige Blütenstände vom Breitblättrigen Fingerwurz und vom kleinen Löwenmaul auftreiben können, glücklicherweise kennt sie so gut wie alle Pflanzenhändler auf dem Markt, deshalb hatte ihr an diesem und dem vorherigen Tag jeder ein paar Blüten mitgebracht, entweder von zuhause oder aus dem Larisgrün.
Seitdem nun der ganze Blumenschmuck steht und das Anwesen vor Sauberkeit blinkt, ist Avila mit der Zubereitung des Festmahls beschäftigt, tatkräftig unterstützt von Nara und Mair. Glücklicherweise war Aurian auf die Idee gekommen, dass es kein Essen mit mehreren Gängen geben sollte, sondern ein Buffet mit warmen und kalten Speisen. Die Lady deWinter wollte sich nicht lumpen lassen und hatte ihrer obersten Magd so viel Geld zur Verfügung gestellt, dass sie zunächst einmal schlucken musste. Sie weiß, dass Aurian gespart hat, damit so viel zusammen kommen konnte, doch es zeugt schon von grenzenlosem Vertrauen, dass die Herrin ihr freie Hand damit lässt. Dementsprechend hat sie sich unheimlich angestrengt, die Erwartungen zu erfüllen und der Herrin das beste Fest anzurichten, zu dem sie in der Lage ist. Jetzt endlich, dank der tatkräftigen Hilfe von Cinaéds Mägden und der unerwarteten Unterstützung von Morna, ist das Buffet fertig angerichtet. Die Frau des Kastellans war schon in den letzten Tagen ein paar Mal da gewesen und hatte sehr hilfreiche Hinweise gegeben, doch heute war sie tatsächlich in die Küche gekommen und hatte sich nicht mehr vertreiben lassen. Avila mag die Frau, sie ist so zupackend und lustig, ein bisschen wie Nanna in der Villa diAthalant, welche die junge Magd manchmal sehr vermisst. Obwohl sie so lustig ist, kann Morna auch gut anpacken und es fällt ihr viel leichter als Avila, Leute zu delegieren und Aufgaben zu übertragen. Leider neigt die oberste Magd des Anwesen deWinter ein wenig dazu, alles selber machen zu wollen, besonders in ihrer Küche, wo sich die anderen alle nicht so wirklich auskennen. Dank Morna hatte sie sich sogar einen Moment lang nach draußen setzen und eine Kleinigkeit essen können, nachdem sie das seitdem sie am Morgen aufgestanden war, nicht mehr geschafft hatte. Dort hatte sie davon geträumt, wie schön es werden würde, einen Tanz mit Emrys zu wagen, der ihr am Morgen doch tatsächlich ein Geschenk gemacht hatte: Er hatte ihr eine Rose im Topf mitgebracht, weil er weiß, dass sie abgeschnittene Blumen eigentlich nicht so gerne mag. Dazu hatte er gesagt, dass die schönste Blume in diesem ganzen Haus sie sei – ein Satz, mehr nicht, Emrys ist kein großer Süßholzraspler, aber das hatte genügt um Avila den ganzen anstrengenden Tag zu versüßen. Sie hatte ihm einen Tanz versprochen und wenn er zum letzten Lied sein sollte, das die Musiker spielen würden, da sie vorher sicherlich viel zu tun haben würde. Ganz gleich wann, wenn auch mitten in der Nacht, sie würden tanzen.

Nun lassen die vier Frauen ihren Blick über das angerichtete Buffet streifen, das sich über sämtliche Anrichten des Speisesaals erstreckt, und hier und da wird etwas zu Recht gerückt, dort ein Fleck abgewischt. Eins ist sicher, heute Abend wird niemand hungrig nach Hause gehen und das tagelange Kochen, Braten, Dünsten, Dämpfen, Grillen und Schmoren hat sich ausgezahlt:
Zur Auswahl gibt es drei Suppen, eine grüne Suppe mit Mandelmilch, ein klare Waldpilzsuppe mit frischen Kräutern und eine Rindersuppe. An Fleisch gibt es Huhn mit Fenchel, Huhn in Salzkruste, Putengeschnetzeltes, gewürzten Fasan, Rebhuhn, Stücke vom Spanferkel,  Schweinebraten,  Lamm, Hasenkeulen, Reh im Teigmantel und Wildschweinbraten. Natürlich kommt auch der Fisch nicht zu kurz, um den hatte Avila schließlich hart handeln müssen: Forelle, Barsch, Zahnmaul, Karpfen, Gandel, Lachs, Sterngucker und Mondaugen, roh in feinen Scheiben, sowie gebraten und geräuchert, als Salat, in Pasteten und Sülze. Auch Muscheln und  Meeresfrüchte sind zu finden, mit denen hatte Avila allerdings nichts zu tun, die hat allesamt Mair gemacht. Pilztunke, helle und dunkle Weinsoße, Kräutertunke,  Rhainländische Soße, Käsesoße, Buttersoße und Zwiebeltunke erwarten die Gäste. Dazu gibt es eine große Auswahl an Salaten wie verschiedene Frühlingssalate, pikanter Erdbeersalat, Geflügelsalat, Waldkräutersalat und Wiesensalat. Hinzu kommt zahlreiches Gemüse wie überbackenen Blumenkohl, Spargel, Spinat, frühes Blaukraut, Karotten und Fleischlauch. Kartoffeln sind in so ziemlich allen Variationen zu finden: Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Kartoffelbrei, Kartoffelsalat, Kartoffelauflauf, Ofenkartoffeln, glasierte Kartoffeln und Rosmarinkatoffeln. Für die Liebhaber von kaltem Essen am Abend gibt es große Teller mit allerlei Käse, Wurst, sowie Schinken und eine Auswahl vom hellsten bis zum schwarzen Brot. Die Schleckermäuler erwarten Honigfinger, Hefezöpfe, Erdbeerkuchen, süße Erdbeeren, Erdbeermus mit Brannwein, eine Rhabarberterrine, Holunderblüten im Bierteig, eine fremdländische Cocoa-Kreme und Joghurtkreme, mit Mandeln gefüllte Äpfel, Marzipangebäck, Mirabellenkreme  und kandierte Früchte. All diese Köstlichkeiten sind mit den  essbaren Blüten des Blauhimmelsterns verziert. Damit der Gaumen nicht trocken wird, stehen allerlei Getränke wie Verder Dunkel und Verder Kupfer, Roten und Weißen vom Ostufer, zwei Sorten Branntwein, einfachen Perlwein und Erdbeer- sowie Borretsch-Perlwein und für die Schwangeren Säfte wie Holunderblütensaft. „Ich glaube, wir können die Meute hereinlassen!“, stellt Avila fest, nachdem sie kontrolliert hat, ob es genug Besteck, Gläser, Teller, Schüsseln und Suppenkellen gibt. Alle stimmen ihr zu und so beeilt sie sich, ihre Schürze abzulegen, die ihr feinstes Kleid aus dunkelgrünem Leinen vor Flecken beschützt hat. Gelegenheiten um sich zu setzen und zu essen gibt es sowohl direkt im Speisesaal, als auch im Salon, in der großen Halle und im Garten, sodass wirklich für jeden Platz sein müsste. Mit strahlendem Lächeln öffnet sie die Türen und verkündet den Gästen lautstark: „Das Buffet ist eröffnet!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 11. Mai 2010, 08:14 Uhr
Aurian erwidert Zoes Umarmung und lächelt das Feenmädchen an. Die Kleine hat in den letzten Siebentagen nach und nach ihre Scheu vor den Bewohnern des Anwesens verloren. Die vielen fremden Leute verschüchtern sie zwar wieder ein wenig, aber dennoch strahlen ihre Augen vor Aufregung. „Na ihr beiden, amüsiert ihr euch? Das Getränkeverteilen macht ihr auf alle Fälle ganz toll, danke!“ Die Halbelbe drückt dem Mädchen die Hand und lächelt es aufmunternd an. Cin ist hinter den beiden aus der Tür getreten und hat seine Feenumarmung schon hinter sich. Die junge Magierin wendet sich Aishalanea zu. „Es müssten so ziemlich alle da sein, lasst uns hinein gehen, das Buffet wird wohl gleich eröffnet werden!“ Tatsächlich ist die Halle mittlerweile gut gefüllt und überall sind Gespräche und fröhliches Gelächter zu hören. Aurian überblickt rasch die Schar ihrer Gäste: Borgil und Azra, Rhordri und seine Frau, Lady Shin und ihr Begleiter,…es fehlen wirklich nur mehr wenige und die Nachzügler kennen alle samt das Anwesen, sodass sie den Eingang und die Stallungen alleine finden würden.

Eben öffnet Avila die Tür zum Speisesaal und mit den Worten >Das Buffet ist eröffnet! < ist selbiges auch freigegeben. Aurian hat absichtlich ihrer obersten Magd die Ehre überlassen, den Gästen die Köstlichkeiten zu präsentieren, immerhin war sie es, die alles organisiert, erdacht und zubereitet hat. Und die junge Frau hat das in sie gesetzte Vertrauen voll und ganz gerechtfertigt: Das Buffet ist ein Traum für Augen und sicher auch für den Gaumen! Die Halbelbe nimmt ihre Oberste Magd kurz zur Seite: „ Wunderbar Avila, einfach phantastisch! Ich wüsste nicht was ich ohne dich täte! Aber vergiss mir in der ganzen Arbeit nicht, dass heute Abend noch jemand auf mindestens einen Tanz mit dir wartet!“ sie zwinkert ihr verschwörerisch zu. Natürlich waren ihr die Blicke, die Emrys und Avila sich zugeworfen hatten nicht entgangen und sie freut sich für die beiden, geben sie doch ein nettes Paar ab. Dann wendet sich Aurian wieder ihren Gästen zu, die sich bereits an den verschiedenen Speisen gütlich tun. Aus dem Salon dringt die Musik der Koboltkapelle zu ihnen, mittlerweile haben die Kerlchens es geschafft ihre Instrumente zu stimmen und legen sich mächtig ins Zeug, den Fest einen schönen Rahmen zu geben.

Aurian verspürt ein Grummeln im Magen, was sie daran erinnert, dass sie außer einigen Bechern Cofea heute noch nichts zu sich genommen hat. Apfelgribs ist, mit Zoe im Schlepptau, bereits Richtung Buffet – und da wohl Richtung Süßspeisen – verschwunden. Die Halbelbe wendet sich an Cinaed und Aisha, die noch immer neben ihr stehen. „Kommt, lasst uns auch was essen!“ fordert sie die beiden auf und zu dritt steuern sie auf die Tische zu.    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 12. Mai 2010, 00:30 Uhr
Während Njucon antwortet bemerkt Atevora ein weiteres bekanntes Gesicht. Es ist der Kastellan der Steinfaust. Er steht nebst einer jungen Dame die entgegen der  Anderen in Hemd und Hosen gekleidet ist. Waghalsig zu einem Ball solch eine Kleidung zu tragen. Atevora kennt die Frau neben dem älteren Herrn nicht, aber den Kastellan hatte sie damals als einen äußerst offenen, herzlichen und vermutlich auch gegenüber dem Lord Commander äußerst loyalen Mann kennen gelernt. Er trat ihr, entgegen vieler Anderer, auch ohne Argwohn, sondern sehr freundlich entgegen. Aus diesem Grund war er Atevora, für ihre Verhältnisse eben, auch sehr symphatisch. Sie möchte den Kastellan auch schon mit einer freundlichen Geste begrüßen, doch dann irritiert sie der Blick mit dem er sie bedenkt. Sie wüsste nicht, dass sie Beide im Zwist lägen.

Dass dieser Blick mit dem Auschluss aus der Nekromantenjagdt in Verbindung stehen könne, käme ihr nicht in den Sinn. Sie hätte schließlich auch ihr Leben dafür gegeben, wenn dies dafür gesorgt hätte, dass dieser verwirrte Geist unschädlich gemacht wird. Sie verstand damals ohnehin nicht, weshalb sie einfach hinaus komplimentiert wurde weil sie mit ihren Ledersohlen am schlitzigen Untergrund ausgerutscht war. Als wäre das etwas ungewöhnliches. Aisha passierte ähnliches als sich die Geweide irgend eines Viehs auf dem Boden verteilten. Vielleicht lag es allerdings auch an ihrer direkten Art und ihrem Hang zur Zynik. Letzteres wäre ein weiterer Grund oder Beweis für die lästige auferzwungene Scharade.

Aufgrund des Kastellans Blick lässt Atevora ihre Hand wieder sinken. Wenn er sie schon so plötzlich wie einen Feind aus der Ferne anfunkelte, würde  sie ihm eben auch keine bemühte Freundlichkeit entgegenbringen.  So tut sie also so, als hätte sie ihn nicht bemerkt und wendet sich wieder ihrer Begleitung zu.

Nach kurzer Weile wird auch schon das Buffet eröffnet. An der großen Flügeltür kann Atevora auch wieder Azra und Borgil erkennen. Die Magierin musste wirklich neidlos zugestehen, dass Azra heute besonders schön aussieht. Atevora konnte sich wahrlich zu gut denken wie schnell jemand sein Herz an dieses Persönchen verlieren konnte. Ob ihr Körper ohne Hüllen wohl ebenso makellos war? Böte sich Atevora die Möglichkeit dazu, stünde ihr vermutlich durchaus der Sinn danach dies näher zu erkunden. Ein kleines Abenteuer, auf welches Atevora sich auf Gegenseitigkeit mit Sicherheit einlassen würde. Allerdings… bei jedem näheren Gedanken daran kommt der weißen Mistress wieder der Zwerg in den Sinn. Allein beim weiteren Gedanke dafür die Bettstatt eventuell auch mit Borgil teilen zu müssen  kommt ihr das blanke Grauen. Kantige grobe Männer oder  Zwerge waren nun wirklich nicht Atevoras Kragenweite.
Atevora unterdrückt ein kurzes Frösteln und wartet mit Njucon einige Augenblicke, bis dieses Traumpaar aus dem Blickfeld entschwunden ist, um weiteren ungünstigen Zwischenfällen vorzubeugen . Danach begeben sie sich ebenfalls in den Saal.

Die Speisen, welche aufgetischt im inneren der Halle warten, mussten wohl ein halbes Vermögen gekostet haben. Atevora ist diesbezüglich wirklich ehrlich überrascht. Sie hätte aus kulinarischer Sicht mit weit weniger Pomp gerechnet.  Vielleicht war Aurian doch nicht eine derart verarmte Adelige wie es hieß, oder sie rückte ihrem mühsam ersparten zumindest erheblich zu Leibe. Wenn sie von den, von ihr bereits vor langer Zeit zu genüge kennengelernten, üblichen Fassadenbemühungen der adeligen Gesellschaft ausging, dann war wohl mit letzterem zu rechnen. Viel wegzusparen vermochte sie vermutlich nicht, wenn überhaupt. Allein die Erhaltungskosten für solch ein Anwesen mussten unvorstellbar sein und waren von einem einfachen Gehalt einer Gardemagierin in Ausbildung gewiss nicht gut zu begleichen.

Nach einem delikaten Buffet und einigen anregenden Gesprächen, steht sie mit ihrem Begleiter nahe der Tanzfläche. Der Abend verlief bisher ohne weitere Zwischenfälle .  Aber auch ohne solch Erheiterungsspitzen war der Ball bisher sehr unterhaltsam. Dies war vor Allem Njucon zu verdanken. Es tat gut sich endlich wieder mit einem Mann seines Formates länger unterhalten zu können, und Atevora wird an diesem Abend wieder schmerzlich bewusst wie sehr sie es doch vermisst hatte über allerhand Themen, wie Geschichte, Astrologie oder Politik plaudern zu können. Atevora fühlte sich, ganz gleich der vielen Blicke, an des Albinos Seite einfach wohl.

Mit einem zufriedenen, fast seeligen Lächeln betrachtet sie den Mann zu ihrer Rechten. Die feinen hellen Gesichtszüge, das farblose Haar, welches ihm ein sanfter Windhauch von der Tür her soeben ins Gesicht bläst. Die lockenden blassen Lippen…
Mit einem charmanten Lächeln auf eben diesen wendet er sich wieder Atevora zu. Seine Augen leuchten im Licht der unzähligen Kerzen gleich zwei Rubine. Die Magierin kann sich nicht vorstellen wie jemand diese Augen als unheimlich empfinden könnte. Sie waren ungewohnt, ja, aber auch extravagant und seltsam exotisch. Genau so intensiv diese Augenfarbe Wärme ausstrahlt,  genau so kühl wirkt das dunkle Blau der ihren. Atevora benötigt einen kurzen Moment bevor sie sich aus dem Blick des Albinos lösen kann und die gesprochenen Worte tatschlich wahrnimmt. „Ein Tanz?“ Sie hat nun vermutlich an die zehn Jahre nicht mehr wirklich getanzt. Aaber da sie das Lied, welches die Band so eben spielt, sogar zufällig kennt, willigt sie mit einem ungewohnt sanftmütigen Schmunzeln und Nicken ein.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 12. Mai 2010, 22:45 Uhr
Der Garten des alten de winterschen Anwesens ist ein Augenöffner, keine Frage - und obwohl Olyvar schon auf einen solchen oder ähnlichen Anblick vorbereitet war, schließlich hatte Aurian in den letzten Wochen von nichts mehr anderem als ihrem Ball gesprochen, kann er nicht umhin, das Ergebnis ihrer Bemühungen zu bewundern. "Ja, wirklich hübsch," stimmt er also fast ein wenig überrascht zu, als Diantha, die mit großen Augen den Garten im flackernden Fackelschein bestaunt, murmelt, wenn der Rest der Feier so schön werden würde, wie all diese Blumengestecke, würde es ein großartiger Abend werden. Alles ist festlich geschmückt, vor allem mit blauen Blüten und rankendem Grün, aber nichts wirkt überladen, nichts zu kitschig oder aufgedonnert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes einfach zauberhaft. Vom Haus her dringt warmer Lichtschein durch die Zweige der in voller Blüte stehenden Obstbäume und leise Musik weht durch die laue Abendluft. Sie sind spät dran, doch das war keineswegs seine Schuld gewesen - Dianthas Anblick in dem lindgrünen Gewand, die langen Locken halb aufgesteckt, so dass sich ihre glänzenden Enden weich um ihr Gesicht und über den schlanken Nacken ringeln, war das Warten allerdings mehr als wert gewesen. Die Zeit, in der sie dann noch hektisch ihren Schuhen nachgejagt war und dabei die halbe Halle auf der Suche nach dem richtigen Paar in ein mittleres Chaos gestürzt hatte, hatte er genutzt, um sich selbst umzukleiden. Ihrem Blick nach zu urteilen hätte sie ihn zwar auch in den einfachen Beinkleidern und dem Lederhemd mitgenommen, doch er hatte Aurian versprochen auf ihrem Ball zu erscheinen – obwohl er zugeben muss, dass er zuerst zähneknirschend zugestimmt hatte, denn das Wort "Blumenball" hatte ihn eher an so etwas wie… wie… nun ja, an etwas wie ein Teekränzchen für ältliche Damen denken lassen. Aber so gern Olyvar bei der bequemen Jagdkleidung geblieben wäre, er ist nun einmal der Lord Commander der Steinfaust und Mitglied des Stadtrates und Aurian bedeutet ihr Ball - eine alte Familientradition, wie Rhordri ihm versichert hatte -, so viel, also würde er ihr keine Schande machen und ordentlich gekleidet wie es sich gehört dort erscheinen.

Als sie jetzt durch das Tor reiten und ihre Pferde auf dem weißen Kiesweg durch parieren, trägt er eine Hose aus weichem, dunklem Leder, ein weißes Hemd aus leichtem, tomeblainer Leinen und darüber einen Surcot aus rauchblauem Crepe mit silbergesticktem Vierpassmuster an den Säumen, das Wappen seines Hauses in silberweißer Seiden- und Perlenstickerei auf der Brust. Und weil es ein Gebot der Höflichkeit ist, nicht nur einigermaßen ansehnlich auf das Fest einer guten Freundin zu gehen, sondern auch noch sauber, hat er außerdem ein Bad genommen, sich rasiert und das Haar ordentlich im Nacken zusammengebunden – kurz und gut, alles in allem sollte er vorzeigbar sein. Olyvar schwingt sich aus dem Sattel, hebt Diantha von ihrem Pferd und hält den Falben für sie, während sie wieder in ihre Schuhe schlüpft. "Siehst du irgendwo so etwas wie einen Rossknecht?" Diantha späht suchend in alle Richtungen, doch alles, was sie – und zu ihrem Leidwesen auch die beiden Hengste – entdecken, ist der hübsche Hintern einer schlanken, langbeinigen Fuchsstute, der gerade an der Seite eines hochgewachsenen, hellhaarigen Elben unter den Bäumen in Richtung Stallgebäude verschwindet. "Kein guter Einfall, die beiden dazu zu stellen." Bayvard wiehert bereits leise der entschwundenen Schönheit hinter her und auch der Falbe spitzt mehr als interessiert die Ohren und scharrt ungeduldig Furchen in den Kies. "Sheas!" Warnt Olyvar leise und der Falbe benimmt sich wieder. Dann fällt sein umherschweifender Blick auf ein Stück eingezäunte Wiese auf der anderen Seite des Gartens. "Lassen wir sie dort drüben, Conasg. Ich glaube Aurians Stallungen sind nicht groß genug für ein paar Stuten und diese beiden hier." Sie führen die Pferde hinüber, doch es dauert hier in der abgeschiedenen Ecke des weitläufigen Gartens eine ganze Weile, ehe ihre Ankunft bemerkt wird und ein kräftiger Kerl mit einem braunen Lockenkopf herbeieilt, um ihnen die Pferde abzunehmen.

Der Bursche stellt sich als Emrys, Knecht auf Glyn-y-Defaid, vor und scheint zu wissen, wen er vor sich hat, sowohl was sie selbst, als auch was ihre Pferde angeht. "Ich kümmere mich gut um die beiden, M'lord, " wird Olyvar versichert. "Werd' ein Auge darauf haben, dass sie nicht auskommen. Ich bringe ihnen gleich Wasser und einen Armvoll Heu, wenn es recht ist." Nach ein paar Blicken auf die bedächtige und sanfte, aber doch bestimmte Art des jungen Mannes, mit den Pferden umzugehen, ist Olyvar zufrieden und weiß, dass er sie beruhigt in seiner Obhut lassen kann, ohne befürchten zu müssen, Bayvard würde den Zaun zu Kleinholz verarbeiten und dem Knecht von Glyn-y-Defaid ein paar Finger oder sonstige Körperteile abbeißen. Sie lassen die Pferde also in Emrys kundigen Händen und schlendern über das Gras und die Kieswege zum Haus hinüber. Sie erreichen die breite Treppe gerade, als Aurian an deren oberem Ende einem Elben (vermutlich der Besitzer der hübschen Fuchsstute von vorhin bei den Stallungen, aber das kann Olyvar unmöglich mit Sicherheit sagen, denn er hatte in der Dämmerung nur einen kurzen Blick auf seinen Rücken erhascht) und Aishalanea zu Tisch bittet. >Kommt, lasst uns auch was essen!<
"Wie es scheint, haben wir es gerade noch rechtzeitig geschafft. Komm, Conasg. Folgen wir ihnen einfach unauffällig, mal sehen, wann sie uns entdecken."  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 12. Mai 2010, 22:55 Uhr
Als er Borgil und Azra vorstellt, muss Rhordri feststellen, dass Lyall die beiden schon kennt. >Ich habe in ihrem gastlichen Haus gewohnt und durfte ihrem köstliches Essen zusprechen! Sie sind wirklich sehr zuvorkommend. Aber ich denke nicht, dass sie sich an mich erinnern werden. Mein Aufenthalt dort, liegt schon länger zurück.<
"Ach, du hast mal in der Harfe gewohnt?" Irgendwie beruhigt es ihn, dass die Wargin nach ihrer Ankunft in Talyra gleich so gut aufgehoben war, obwohl er sich im selben Augenblick sagt, dass das doch Unsinn ist, schließlich ist sie ein großes Mädchen und kann sich außerdem verflixt nochmal in einen noch viel größeren Wolf verwandeln, was hätte ihr da denn schon passieren sollen? "Das ist gut, die Harfe ist ein gutes Gasthaus, das beste, das wir haben. Aber ich glaube, du täuschst dich, wenn du meinst, die beiden werden sich nicht mehr an dich erinnern. Borgil hat ein Gedächtnis wie ein Waldmammut und du gehörst ohnehin nicht zu den Leuten, die man so schnell wieder vergisst… das meine ich natürlich im äh… hm… besten Sinn!" Beeilt er sich lächelnd hinzuzufügen und verbeugt sich galant vor Lyall, die ein bisschen verdattert dreinschaut.

Er fährt fort mit seiner Vorstellung der anwesenden Leute und versieht alle Gesichter um sie her mit den dazugehörigen Namen sofern er sie denn weiß, doch als die Rede auf den Herrn von Glyn-y-Defaid kommt, der tatsächlich das rotblonde Spitzohr ist, wie er vermutet hat, wird Lyall richtig verlegen. >Aye, Herr. Das ist Cináed. Ein äußerst gern gesehener Freund der Herrin und auch von uns, Avila und mir. Ich habe noch nicht viel mit ihm gesprochen. Ich traue mich das nicht so recht... Versteht mich nicht falsch, er ist ein sehr netter und großzügiger Mann, leise und überhaupt nicht polternd, wie manch anderer. Aber er äh... Nun, sagen wir ich sehe ihn nicht sehr oft, wenn ich draußen auf dem Hof arbeite. Aber sein Gesinde spricht nur gut über ihn. Und das will schon viel heißen.< "Eieieieiei… hm, verstehe, verstehe," brummt Rhordri und gluckst leise in sich hinein. "Ein netter, großzügiger Mann, der nicht poltert, soso. Nun, aber du kennst ihn, oder? Vielleicht würdest du mir die Ehre erweisen, mich dem Elben irgendwann im Lauf des Abends vorzustellen? Er soll erstklassige Wolle verkaufen und ich wäre an ein bisschen davon interessiert, was meinst du? Dann musst du ja mit ihm sprechen, und zwar in meinem Auftrag sozusagen. Meine Morna will Wolle, also soll sie die beste bekommen, die zu bekommen ist."  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 14. Mai 2010, 11:32 Uhr
Zoe lacht erfreut, als sie Cináed sieht und erzählt ihm fröhlich, dass Uio sich vermutlich irgendwo im Anwesen versteckt, sie ihn aber erst suchen kann, wenn sie alle »Gläser mit dem Blubberzeug«, welche sich auf dem Tablett in ihren Händen befinden, verteilt hat. Sie selbst, so vertraut die Fee dem Elben kichernd an, finde den Geschmack des perlendes Getränk zwar scheußlich, aber dafür prickele es einem immerhin lustig in der Nase. »Aber versprich mir, dass du niemanden was sagst, in Ordnung?«, erklärt das kleine Feemädchen zu guter Letzt. »Nara hat eigentlich gesagt, ich soll davon nichts trinken.« Cináed zwinkert ihr verschwörerisch zu. „Großes Shida'ya-Ehrenwort.“

Gemeinsam folgen Zoe und der Hochelb Apfelgriebs, die sofort begeistert voraus flattert, als sie erfährt, dass Aishalanea soeben eingetroffen ist. Geschickt bahnt Cináed seiner kleine Begleiterin einen sicheren Weg durch die Menge und hinaus bis zur Freitreppe, damit sie mit dem Tablett nirgendwo anstößt und dabei die Gläser zum Umstürzen bringt. Ganz behutsam trägt Zoe ihre kostbare Fracht bis zu Aurian und ihrem Gast und bietet der südländischen Lady schüchtern davon an.
Kaum hat Aishalanea sich bedient, stellt die Fee das Tablett kurzerhand auf dem Boden ab und wendet sich wieder Cináed zu. »Jetzt kann ich dir auch richtig hallo sagen! Vorhin ging das nicht mit dem Tablett und so…!«, verkündet sie verlegen. Und noch bevor der verdutzte Elb so richtig weiß wie ihm geschieht, umarmt ihn das Feenmädchen auch schon und schmiegt sich glücklich an seine Seite. Überrascht schaut der Shida'ya auf Zoe hinab und sieht ihr lächelnd dabei zu wie sie sich wieder von ihm löst und stattdessen zu Aurian hinüber hüpft, um auch die Magierin freundlich zu begrüßen. Erst danach hebt die kleine große Fee das Tablett mit den Gläsern voller Sommerwein wieder vom Boden auf. Cináeds Blick folgt ihr auch dabei weiterhin amüsiert, doch hinter dem fröhlichen Funkeln seiner Augen verbirgt sich auch ein winziger Hauch von Bedauern. Von Zeit zu Zeit erfüllt ihn der Anblick des munteren Feenmädchens ein wenig mit Traurigkeit und es dauert ihn sehr, dass ihm und Tara nie eine Tochter wie Zoe vergönnt gewesen ist.

»Es müssten so ziemlich alle da sein, lasst uns hinein gehen, das Buffet wird wohl gleich eröffnet werden!«, erklärt Aurian an Aishalanae gewandt und führt die kleine Gesellschaft ins Haus. Alle fünf sind so abgelenkt, dass sie die beiden neuen Gäste, die sich soeben über den Kiesweg der Freitreppe nähern, gar nicht mehr bemerken, während sie sich dem Hauseingang zuwenden. »Das Buffet ist eröffnet!«, tönt es kurz darauf auch schon, als Avila schwungvoll die Tür des Speisesaals aufstößt, um die reich gedeckte Festtafel freizugeben. Erfreut geht die Gastgeberin zu ihrer Großmagd hinüber und Aishalanea und Cináed folgen ihr langsam, während Zoe und Apfelgriebs bereits in Richtung Buffet davon stürzen.
Am Rand des Speisesaals bleiben Cináed und die Südländerin stehen. Gemeinsam mit all den anderen, die sich gerade in der Nähe befinden, hören sie wie Aurian Avila überschwänglich lobt. Und auch die Umstehenden bekunden mal lauter, mal leiser ihre Zustimmung. Auch der Herr von Glyn-y-Defaid nickt anerkennend mit einem kurzen Blick hinüber zur gedeckten Festtafel. Nara und Mair haben in den vergangenen Tagen schon ein wenig aus dem Nähkästchen – Pardon, aus dem Kochtöpfchen – geplaudert und von all den wunderbaren Speisen berichtet, bei deren Zubereitung sie helfen durften... aber dieser Augenschmaus übertrifft die Schilderungen der beiden jungen Mägde bei Weitem.

»Kommt, lasst uns auch was essen!«, fordert die Gastgeberin, die sich nun wieder ihren beiden Begleitern zuwendet, Lady Aishalanea und den Herrn von Glyn-y-Defaid auf und hält entschlossen auf die große Buffettafel zu. Cináed folgt ihr lächelnd. Eher zufällig wandert sein Blick zu dem ungewöhnlichen Pärchen, welches ihm zuvor schon auf der Freitreppe aufgefallen ist, als Aurian gerade Borgil und seine Gemahlin in Empfang genommen hat. „Freunde oder Kollegen?“, erkundigt er sich leise und deutet mit einem unauffälligen Kopfnicken zu der Dame in dem winterweißen Gewand mit den aufwendigen Verzierungen aus schwarzer Spitze hinüber. Er überlegt, ob die Unbekannte und ihr Begleiter möglicherweise einem der talyrischen Adelshäuser entstammen, verwirft den Gedanken aber gleich darauf wieder. Der Hochelb kennt sich mit den hiesigen Adelsfamilien gut genug aus, um die wichtigsten Mitglieder zu kennen. Zudem sehen sowohl die junge Frau als auch der Mann an ihrer Seite nicht gerade unauffällig aus, weshalb Cináed sicher ist, dass er gewiss schon einmal von ihnen gehört hätte, wenn sie tatsächlich einer von Talyras alten Familien angehören würden. Vielleicht Adelige aus Sorbon? Alte Freunde aus Aurians Zeit an der Akademie vielleicht?, überlegt er, meint er sich doch zu erinnern, dass die zierliche Gardemagerin einmal eher beiläufig erwähnt hat, eine Weile an der dortigen Magierschule studiert zu haben.
Der Hochelb wartet Aurians Antwort ab, schüttelt aber entschieden den Kopf, als sie vorschlägt, ihn dem unbekannten Paar vorzustellen. „Das hat auch noch bis später Zeit“, winkt er höflich lächelnd ab. „Ich war nur neugierig... Widmen wir uns lieber erst einmal dem Buffet.“ Galant führt Cináed Aurian zur Festtafel. „Avila hat sich wirklich selbst übertroffenen“, stellt er fest. „Da weiß man gar nicht, was man als erstes probieren soll...“ Der Herr von Glyn-y-Defaid lächelt und entscheidet sich schließlich für den Anfang für die klare Waldpilzsuppe mit frischen Kräutern, die so wunderbar duftet.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 16. Mai 2010, 15:56 Uhr
„Ein Ball? Ich…?“ , hatte Uio fast entsetzt gekrächzt, als er von Zoe in den höchsten Tönen und Vorfreuden von dem bevorstehenden Fest hörte. Zoe war so außer sich, dass sie gar nicht bemerkte, dass ihr großer Freund einen Ball alles andere als…schön?...bezaubernd?, fand. Stattdessen erzählte sie ihm was sie gern tragen würde und dass sie sogar ein richtiges Kleid bekommen würde. Uio zog skeptisch eine Augenbraue hoch, sagte „aha…“ und nickte dann einfach nur.
„Ich zieh aber…!“ , wollte Uio noch einmal seinen Protest lautstark mitteilen, da schwirrte die Fee schon um ihn herum und plapperte etwas von „schicken“ Hosen und einem Hemd!

Und nun steht er da, am Rand in der Nähe von einem dicken Vorhang, um sich wenn nötig, dahinter zu verbergen. Unsicher zupft er immer wieder an seinem neuen Hemd und an der rotbraunen Weste. Zoe fand sie passte fantastisch zu seinen Haaren. Doch Uio findet, es sitzt alles so eng und ungewohnt. Er kommt sich vor wie ein Trottel. Bei dem Aufgebot an angesehenen und reichen Herrschaften, denen es vermutlich nicht mal gleich auffallen würde, wenn ihnen eine Silbermünze fehlt, wäre es ein leichtes sich selbst die Taschen zu füllen. Doch Uio steht da und rührt sich nicht. Sein Blick schweift über die vielen Gäste und bleibt wie so oft an teurem Schmuck oder Geldkatzen hängen. Uio schüttelt den Kopf. „Man, ich bin echt ein Trottel! Was mach ich eigentlich hier?“ , fragt er sich und beantwortet sich selbst die Frage in Gedanken. Madame Aurian hat ihm ein Dach über dem Kopf und Hilfe angeboten, solange er sich an gewisse Dinge hält. Und dazu gehört nun mal auch, dass er keine Sachen mitgehen lässt oder andere beklaut. Dem herausgeputzten Jungen, der nicht im Geringsten wie ein Straßenjunge aussieht, entfährt ein Seufzen, was von Herzen kommt. Eigentlich sollte er froh sein. Er bekommt leckeres zu Essen, hat ein weiches Bett, bekommt keine Schläge und braucht sich um nichts mehr zu Sorgen.

Aber ganz so einfach ist das nicht. Das hat Uio schnell feststellen müssen. Denn das, was in ihm schlummert, dass was er vor Aurian nicht zugeben wollte, als sie ihn drauf ansprach, es findet immer seinen Weg. Tief atmet Uio ein und will sich wie gewohnt die Haare aus dem Gesicht streichen, doch diese sind heute alle nach hinten gebunden und irgendwie verflochten. Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Zoe wollte unbedingt seine Haare flechten, bevor sie sich selbst umziehen ging. Vielleicht wäre er, wenn es Zoe nicht so gut hier gefallen würde schon längst wieder weg. Aber eben nur vielleicht. Uio ist sich unsicher, was er tun soll.
In den letzten Tagen hat es immer wieder Situationen gegeben, wo er froh gewesen ist einen Eimer Wasser in der Nähe zu haben. Ängstlich hat er sich dann immer umgesehen, um sicherzugehen, unentdeckt zu bleiben. Bisher mit Erfolg. Aber wie lange noch?
Ganz egal was geschehen würde, dass ist Uio klar wie Avilas Kloßbrühe, er würde niemals zu diesem Abathol oder wie Aurian den Magier nannte, zu dem sie ihn bringen könnte, gehen.
Das Wort Magier, Schule und all die Dinge die Aurian gesagt hatte, und die er fast zur Hälfte wieder vergessen hatte, jagten ihm gehörigen Schrecken ein. Mehr noch als wieder frei und hungernd auf der Straßen zu sein. Frei…

Der Andrang bei den Tischen mit dem vielen Essen hat nachgelassen, stellt Uio zufrieden fest und löst sich von seinem Platz. So unauffällig wie möglich schleicht er sich an die Tische, auf denen Avila und die anderen die vielen Köstlichkeiten aufbereitet haben, heran und beginnt in alter Straßenjungenaufessensuchmanier sich etwas abzugreifen.
So gutes Essen hat er in seinem ganzen Leben noch nie gehabt. Wieder und wieder dreht er sich verstohlen, um als führe er etwas im Schilde. Handlungsweisen die er wohl nicht so einfach lassen kann. Wenn Avila mich jetzt sieht…oder Lyall denken sie ich tu etwas verbotenes…also schnell!, denkt er und baut sich einen Teller voll. Natürlich kommt er mit den Beiden zurecht, jedoch ist er in ihren Augen oftmals ein Störfaktor und Unruhestifter ohne Anstand und Manieren. Sicherlich nimmt es Lyall ihm immer noch übel, dass er vor einigen Tagen das Tor des Hühnerstalls aufgelassen hat. Nicht absichtlich versteht sich…er hat es nur vergessen. Die Hühner fanden die neu gewonnene Freiheit wundervoll und alle Bewohner des Anwesens hatten alle Hände voll zu tun, sie wieder einzufangen.

Den Teller voll getürmt mit leckerem Essen hockt sich Uio dann wieder in seine Ecke bei dem Vorhang. Diese Ecke ist wirklich fantastisch es scheint ihn, während er isst, niemand zu bemerken. Jedenfalls spricht ihn niemand an, noch wird er weggejagt. Ist der Teller leer, so leckt er diesen mit verstohlenen Blick in die Runde, aber es schaut ja niemand, ab und lehnt sich dann zufrieden zurück.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 18. Mai 2010, 08:54 Uhr
Aurian nickt, als Cinaed es höflich ablehnt, nähere Bekanntschaft mit Lady Shin und ihrem Begleiter zu machen. Sie kennt sein Misstrauen gegenüber Magiern mittlerweile und sie weiß es zu schätzen dass er ihr gegenüber einen Teil davon überwunden hat. Während der Hochelb sich an die Waldpilzsuppe hält, greift sie sich selbst eine Schale von der grünen Suppe mit Mandelmilch. Ihr Blick schweift über die Gäste: Alle scheinen sich köstlich zu amüsieren und das Essen zu genießen. Ein Buffet ist einfach zwangloser als eine Tafel mit fester Sitzordnung. In einer Ecke entdeckt sie Uio: Der Junge hat sich mit einem vollen Teller dorthin verzogen. Irgendwie erinnert er sie noch immer an einen  verstoßenen und geprügelten Welpen, der nun ein neues Zuhause hat und immer noch fürchtet, wieder misshandelt zu werden. In Gedanken seufzt sie. Sie hatte ihm ihr Angebot unterbreitet, ohne ihn zu etwas zu drängen. Für den Moment schien er darauf einzusteigen und gibt sich alle Mühe, nichts anzustellen – auch wenn das nicht immer gelingt und sie mitunter das Gefühl hat, Blitzableiter zu sein, vor allem wenn es um Lyall und Uio geht. Die Magd will ihre Herrin vor allen Unannehmlichkeiten schützen und der Junge hat keinen leichten Stand bei ihr. Dazu kommt sein Geheimnis, dass er nach Tunlichkeit zu verbergen sucht (und das seiner Meinung nach auch schafft). Doch Aurian hat sehr wohl gemerkt, dass Uio immer wieder Schwierigkeiten mit seiner Gabe hat: verdächtiger Rauchgeruch, nasse Stellen und verkohlte Flecken im Hof…die Indizien sprechen für sich. Und so hat die Magierin dafür gesorgt, dass mehr Wassereimer als sonst im Anwesen verteilt sind.

Aber diese Sorgen schiebt sie für den Moment weit weg: heute will sie nur ihren Ball genießen. Mittlerweile haben die Kobolde auch ihre Instrumente fertig gestimmt und zarte Klänge erfüllen die Luft. Die Halbelbe wendet sich an den Gutsherrn: „Sag Cin, würdest du mir einen Wunsch erfüllen? Ich meine…eigentlich sollte es ja andersrum sein aber…darf ich dich um den Eröffnungstanz bitten?“ Eine feine Röte steigt ihr ins Gesicht. Es ist zwar noch etwas Zeit, noch sind alle am Essen, aber sie möchte nicht in die Verlegenheit kommen, nachher ohne Partner dazu stehen, wenn es darum geht, die Tanzfläche frei zugeben. Der Hochelb zwinkert ihr zu. >Es wäre mir eine Ehre! < Erleichtert atmet sie durch. Dann entdeckt Aurian ein weiteres Paar, das soeben den Speisesaal betritt: Olyvar von Tarascon und Diantha, seine Frau. „Sie heben es ja doch geschafft!“ Die Magierin ist ehrlich erfreut. Olyvar hatte sie von Anfang an unterstützt, er war es gewesen, der sie zuerst zu Malakei und später zu Aberthol geschickt hatte, als er ihre magische Begabung entdeckt hatte und auch bei  ihrer Auseinandersetzung mit Tallard um die Rückerstattung ihres Besitzes und Namens war der Commander eine große Hilfe gewesen. Von den zahlreichen Abenteuern im Zusammenhang mit der Tätigkeit bei der Garde mal abgesehen. Aus dem reinen Arbeitsverhältnis war mittlerweile Freundschaft geworden. „Das dort sind der Lord Commander und seine Frau! Lass sie uns begrüßen! Kennst du die beiden eigentlich?“ Aurian stellt die leere Suppenschale auf einen der Beistelltische und gemeinsam steuern sie und der Hochelb auf den Eingang des Speisesaals zu. „Oly, Dia, schön dass ihr doch kommen konntet!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 18. Mai 2010, 22:10 Uhr
Mit großen Augen geht Diantha neben ihrem Mann auf das Anwesen zu, das ganz genau ihren Vorstellungen eines adligen Stadtsitzes entspricht, inklusive Reliefs an den Außenwänden und Erkern. Schon die Bauweise verrät, dass hier jemand nicht kleckern, sondern klecksen wollte, damit die ganze Stadt den Wohlstand der Familie sehen konnte. Das ist gelungen, auch die vielen Jahre des Leerstehens konnten dem Gebäude wenig anhaben, ja, es wirkt fast so, als würde ihm jetzt vor Stolz die Brust schwellen, da es endlich wieder schön hergerichtet ist. Es schaut wirklich hübsch aus, nicht nur vom Weiten, Diantha kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit es gemacht haben muss, all diese Girlanden zu winden und die bunten Blumengestecke zu binden. Da das Wetter zum Glück zu Aurians Gunsten angenehm lau ist, wird man auch einen Teil des Abends draußen, in dem gepflegten Garten verbringen können, sollte es drinnen zu voll sein. Ein paar der Gäste wandern bereits zwischen dem Haupthaus und einem Pavillion hin und her und genießen den Abend. Es herrscht eine zwanglosere Atmosphäre, als sich Diantha unter dem Begriff „Ball“ vorgestellt hat, sie dachte, dass es hier recht strikt und starr zugehen würde, doch diese Befürchtung scheint unbegründet zu sein. Es gibt wohl auch kein festes Bankett, sonst wären bestimmt mittlerweile alle herein gerufen worden. Als sie das Anwesen betreten, schlägt ihnen ein sowohl betörender, als auch recht schwerer Geruch entgegen, sodass es Diantha in der Nase kitzelt, so viele Blüten auf einem Haufen ist sie nicht gewöhnt, schön ist es natürlich trotzdem. Das Fest ist schon im vollem Gange, kein Wunder, sie sind schließlich etwas spät dran und es herrscht eine fröhliche Stimmung, von irgendwo erklingt auch einladende Musik. Diantha sieht einige bekannte und ein paar unbekannte Gesichter, als sie durch die Eingangshalle gehen und nickt einfach mal jedem mit einem freundlichen Lächeln zu, der sie grüßt. Sie versucht ja in letzter Zeit schon immer, sich Namen zu den Gesichtern zu merken, wenn ihr jemand vorgestellt wird, aber das klappt nicht in jedem Fall sonderlich gut. Viel verwirrender findet sie allerdings die Menschen, von denen sie sich sicher ist, sie noch nie gesehen zu haben, die aber so tun, als würden sie sie kennen. Da hat sie schon ein paar unangenehme Erlebnisse gehabt, doch sie hofft, dass das hier nicht der Fall sein wird. Soweit sie von Morna gehört hat, sollen einige Leute da sein, die sie kennt, dieses Wissen ist doch sehr beruhigend.
Die beiden gehen einfach mit der Menge mit, die auf den Speisesaal zusteuert, aus dem es verführerisch duftet. Suchend schaut sich die Immerfrosterin nach den Bekannten und Freunden um, die sie hier vermutet und Olyvar stellt fest: >Wie es scheint, haben wir es gerade noch rechtzeitig geschafft.< „Ja, zum Glück“, stimmt sie ihm zu und lächelt zu ihm hoch. Sie weiß, dass er nicht so sonderlich gerne auf förmlichere Feste geht, aber dieses Mal konnte er sich nicht drücken, sonst wäre Aurian enttäuscht und Morna wütend gewesen. >Komm, Conasg. Folgen wir ihnen einfach unauffällig, mal sehen, wann sie uns entdecken.<  Das dauert nicht lange, sie sind gerade ein paar Schritte im Speisesaal gegangen, da kommt Aurian ihnen freudestrahlend entgegen: >Oly, Dia, schön dass ihr doch kommen konntet!< Aus dem Augenwinkel bemerkt Diantha, wie es ihren Mann bei diesem Spitznamen ganz leicht schüttelt, was man allerdings nur sieht, wenn man ihn gut kennt, denn an seinem freundlichen Gesichtsausdruck ändert sich überhaupt nichts. So weit die Immerfrosterin weiß, stammt die Abkürzung von Morna, ganz sicher ist sie sich da allerdings nicht, doch sie weiß, dass er nicht sonderlich gerne so genannt wird, nicht einmal von ihr. Sie hingegen hat gegen die Verkürzung ihres Namens nichts einzuwenden, die Zwillinge haben sie schließlich auch lange so genannt, bis sie zu „Mama“ übergingen. „Hallo Aurian, ihr habt hier alles unglaublich schön gemacht!“, übernimmt Diantha die Begrüßung. Wohlwollend betrachtet sie die hübsche Gastgeberin und stellt fest: „Morna hat nicht übertrieben: Du sieht in dem Kleid einfach zauberhaft aus! Eine echte Lady!“ Bei den letzten Worten zwinkter sie Aurian kurz zu, sie hat die Frau schließlich schon oft genug triefend von einer Wache zurückkommen sehen, um zu wissen, wie wenig pingelig ihr Gegenüber sein kann. Allerdings scheint sich Aurian zugegebener Maßen in ihrem Kleid wohler zu fühlen als Diantha, die immer Angst hat, etwas daran kaputt zu machen, darauf zu schütten oder hängen zu bleiben, auch wenn sich das seit der Schwangerschaft ein wenig gebessert hat. Als nächstes wandert Dianthas Blick zu Aurians Begleiter, einem recht großen, schlanken aber dennoch kräftigen Mann. Er hat etwas über kinnlanges rotblondes Haar, einen kurzen Bart und freundliche Augen, denen anzusehen ist, dass er gerne lacht. Außerdem bewegt er sich in seiner feinen Kleidung ein wenig so, als wäre er sie nicht gewohnt, was ihn Diantha auf Anhieb sehr sympathisch macht. Sie ahnt, wer das wohl sein wird, denn über eine vermeintliche Affäre Aurians wurde in der Steinfaust schon manches Mal getratscht, doch die Immerfrosterin weiß im Gegensatz zu den meisten anderen dank Morna sicher, dass zumindest bisher noch nichts war. Wenn der Mann auch nur halb so nett ist, wie er aussieht, wäre es Aurian nur zu wünschen, dass sich das bald ändert. Ein so hübsches, nettes Mädchen sollte nicht so lange allein sein, wie sie es schon ist. „Wer ist denn dein Begleiter?“, will Diantha freundlich wissen, um ihre Ahnung zu bestätigen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 19. Mai 2010, 11:17 Uhr
Während sie essen, sieht Cináed sich um und betrachtet die ihm bekannten und unbekannten Gesichter. Gewiss wird dies ein sehr schönes Fest werden, von dem man sich noch eine ganze Weile danach erzählen wird. Er lächelt versonnen und bedient sich abermals am Buffet. Es sind viel zu viele Speisen, um von allen kosten zu können, aber dem Shida'ya fällt es dennoch nicht schwer, sich für das eine oder andere zu entscheiden. Da auf Glyn-y-Defaid verständlicherweise überwiegend Fleisch vom Lamm, Schwein, Geflügel und Wild auf den Tisch kommt, zieht er es vor sich an diesem Abend an das reichhaltige Angebot an Fisch und Meeresfrüchten zu halten.
Plötzlich erspäht der Elb Uio in einer Ecke des Raumes – direkt neben einem dicken, schweren Vorhang. Dort hatte er sich also versteckt, mutmaßt Cináed und ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht. Uio hat sich den Teller in seinen Händen bis oben hin mit Speisen beladen, so als fürchte er, womöglich zu kurz zu kommen. Dabei wird auf diesem Fest ganz sicher niemand des Hungertodes sterben.

Ein Seitenblick sagt dem Herrn von Glyn-y-Defaid, dass auch Aurian den Jungen bemerkt hat. Allerdings scheint sie Uio für den Augenblick nicht stören zu wollen und wendet sich stattdessen ganz verlegen Cináed zu. »Sag Cin, würdest du mir einen Wunsch erfüllen? Ich meine... eigentlich sollte es ja andersherum sein aber... darf ich dich um den Eröffnungstanz bitten?« „Oh.“ Einen Augenblick lang ist der Shida'ya ehrlich überrascht, hette er doch aus irgendeinem Grund bisher angenommen, sie würde den Eröffnungstanz mit einem ihm unbekannten Verehrer tanzen. Einem jungen Burschen aus der Stadtgarde vielleicht oder einem alten Freund, zum Beispiel einem netten Magierkollegen aus Sorbon.
Cináed hat sein Erstaunen jedoch rasch überwunden. „Es wäre mir eine Ehre“, antwortet er mit einem fröhlichen Augenzwinkern und die zierliche Gardemagierin atmet sichtlich erleichtert auf. Bevor der Herr von Glyn-y-Defaid jedoch Gelegenheit, noch etwas mehr zu sagen, ziehen ein paar Neuankömmlinge Aurians Aufmerksamkeit auf sich. »Sie haben es also doch geschafft«, ruft sie erfreut. »Das dort sind der Lord Commander und seine Frau! Lass sie uns begrüßen! Kennst du die beiden eigentlich?«, erklärt sie ihrem Begleiter und stellt ihre nunmehr geleerte Suppenschale hastig beiseite. Auch Cináed entledigt sich seines leeren Tellers. „Nicht persönlich“, entgegnet er. „Nur vom Sehen. Bei offiziellen Festlichkeiten in der Stadt sind sie mir natürlich schon begegnet, aber das ist alles. Wir wurden einander noch nie vorgestellt.“

Der Hochelb lächelt und folgt der jungen Lady de Winter gemessenen Schrittes, als sie dem Lord Commander und seiner Frau entgegen eilt, um die beiden überschwänglich zu begrüßen. »Oly, Dia, schön dass ihr doch kommen konntet!«
Mit Aurians kleiner Schwäche für Spitznamen ist Cináed nur allzu vertraut, schließlich kürzt sie auch seinen Namen nur zu gerne ab. Sie muss den Lord Commander wirklich gut kennen, stellt er fest, über diese Art von Vertraulichkeit mit einem Vorgesetzten – noch dazu dem Lord Commander persönlich – doch etwas verwundert. Als die junge Lady von Tarascon die Begrüßung ihrer Gastgeberin erwidert, hält er sich höflich im Hintergrund und wartet schweigend ab, während die Damen gelassen miteinander plaudern. »Morna hat nicht übertrieben: Du sieht in dem Kleid einfach zauberhaft aus!«, stellt die Frau des Lord Commanders anerkennend fest. »Eine echte Lady!« Mit einem fragendem Blick in Cináeds Richtung erkundigt sie sich: »Wer ist denn dein Begleiter?« Aurian errötet verlegen. »Oh, bitte entschuldigt«, erklärt die Halbelbe, als ihr bewusst wird, dass sie in der ganzen Aufregung völlig vergessen hat, ihren Begleiter richtig vorzustellen. »Das ist Cináed, der Herr von Glyn-y-Defaid.« Der Shida'ya lächelt freundlich. „Lady Tarascon, Lord Tarascon.“ Er deutet eine knappe höfliche Verbeugung an.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ieras am 19. Mai 2010, 23:27 Uhr
Es ist nicht das erste Mal in den wenigen Minuten die sie vom Marktplatz bis ins Seeviertel gebraucht haben, dass Ierás die gepflasterten Straßen hier verflucht. Sie waren, aus verschiedenen Gründen, viel zu spät vom Waldhof aufgebrochen und hatten den Weg bis weit in die Stadt in gestrecktem Galopp hinter sich gebracht. Naja, wenigstens kommen wir nicht mit schweißtriefenden Pferden und wehenden Röcken an... Er wirft einen raschen Blick zu Kea hinüber, die, als hätte sie ihr Leben nichts anderes getan in dem alten Damensattel auf einem ihrer Wallache sitzt. Den weiten, aus mehreren Lagen Ceresdorer Seide bestehenden Rock hat sie sittsam unter einem Bein festgesteckt, während das Mieder, dass sich um ihren Oberkörper schmiegt, ihre aufrechte Haltung noch betont.
Eigentlich hatten sie das Kleid für Inari gekauft, doch Elea hatte sich genau diesen Tag (und die vorhergehende Nacht) dafür ausgesucht, ihre erste ernstzunehmendere Krankheit auszubrüten. So hatten sie zwar wenig Schlaf bekommen, allerdings aus den völlig falschen Gründen und das Fest ein weiteres Mal verpasst. Verpasst hatte er dadurch allerdings auch den atemraubenden Anblick seiner Frau in diesem Traum aus rot-goldener Seide. Und auch wenn er in dem Moment, in dem sie die Treppe darin herunter gekommen war, am liebsten einen dicken, blickdichten Mantel um sie gehüllt hätte, ist er langsam doch froh, über die Gelegenheit, die ihnen Aurians Blumenball bietet. Wir kommen kaum vom Hof und in den nächsten Wochen wird das wohl noch weniger der Fall sein...
IeráWährend sie der breiten Straße folgen, die vom Marktplatz geradewegs zum Strand und am Anwesen de Winter vorbei führt, erlaubt er sich einen Augenblick völliger Zufriedenheit; sämtliche Stuten hatten aufgenommen, sie würden den ganzen Sommer mit einem guten Dutzend Fohlen zu tun haben, das Wetter scheint ausnahmsweise einmal so zu sein, wie Eamon ihr Großknecht es haben will und seine Frau sieht in diesem Kleid zum nieder knieen aus. Ierás, du bist schon ein Glückspilz.
In diesem Zustand allgemeiner Zufriedenheit erreichen die beiden das Anwesen und bereits als er absitzt, verfliegt seine Zufriedenheit. Durch die weit geöffnete Tür dringt zarte Musik an seine Ohren und ihm wird schlagartig bewusst, was das Wort Ball eigentlich bedeutet. Schöne Frau, schönes Kleid...Tanzen... Ierás wird für einen Augenblick wirklich schlecht, doch auf Kea´s fragenden Blick hin, schüttelt er nur den Kopf und versucht ein fröhliches Grinsen. Vorsichtig hebt er seine Frau vom Pferderücken und küsst sie, kaum das sie festen Boden unter den Füßen hat. "Wir sollten umkehren.." Seine Hände liegen auf ihrer Hüfte, sein Blick ruht in ihrem und als er weiter spricht ist seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. "Ich würde dich die Treppe hinauf tragen und dir diese feinen Schuhe ausziehen.. die Schnüre in deinem Rücken lösen.. Und diese ganzen Spangen aus deinem Haar ziehen.. eine nach der anderen, bis sie dir in diesen weichen Locken um die Schu...Aua!" Kea versetzt ihm einen leichten Schlag auf den Arm und er zieht die Hand, die gerade zu besagter Schnürung unterwegs gewesen war, mit leicht entrüstetem Gesichtsausdruck zurück. >Ceri und Merryn haben sich mit der Frisur und allem so viel Mühe gegeben, da will ich auch, dass es jemand sieht. Also sei still und lächle.< Weder Kea noch er können wirklich lange ernst bleiben und so tauschen sie nach wenigen Herzschlägen ein kleines Verschwörerlächeln. "Du siehst wunderschön aus, Neyá. Nur damit ich es noch einmal gesagt habe." Ehe er den Abend damit verbringt, seiner Frau in die Augen zu schauen (nicht, dass daran etwas schlechtes wäre), reißt Ierás sich los, nimmt die Zügel der Pferde und sie machen sich auf den Weg zum Stall. Sie hatten mit Absicht die Wallache genommen, denn sämtliche ihrer Stuten sind hochträchtig und mit Edanwen und Smaug hier aufzutauchen wäre mit Sicherheit keine gute Idee gewesen.

Auf dem Weg vom Stall zum Eingang ist Ierás damit beschäftigt, den Sitz seiner Kleidung noch einmal zu überprüfen. Während die Frauen nämlich das lichtdurchflutete und mit einem großen Spiegel versehene Schlafzimmer den ganzen Nachmittag lang in Beschlag genommen hatten, hatte er selbst sich in der Küche waschen und im Arbeitszimmer umziehen müssen und es ist mehr Glück als taktisches Geschick, dass seine Kleidung farblich keine ganze Katastrophe ist. Er trägt eine schmal geschnittene, dunkle Hose aus weichen Leder, ein einfaches, weißes Hemd und einen dunkelgrünen Surcot, dessen einzige Verzierung ein silberner Saum ist. Das Haar fällt ihm, im Gegensatz zu Keas eleganter Hochsteckfrisur lang und glänzend bis weit über die Schultern.
Je näher sie der Tür kommen, um so lauter wird das Geplauder der Gäste und die Musik und erst auf der Schwelle hat Ierás das erste Mal Muße, sich seine über Kea hinausgehende Umgebung genauer anzusehen. Er hatte das Haus vorher noch nicht gesehen und er weiß auch nur vage, dass es lange Zeit leerstand, doch er ahnt, dass eine Menge Arbeit in dem alten Kasten stecken muss. Ich weiß, was für Arbeit unser Haus gemacht hat.. alle Achtung. Kea neben ihm holt angesichts der Blütenpracht um sie herum genießerisch Luft und ihr Lächeln wird immer breiter. "Ich hoffe, es ist jemand hier, den wir kennen..." Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, doch Kea hat ihn gehört und antwortet ihm mit einem verständnisvollem Laut. Doch kaum sind sie zur Tür hinein, verflüchtigt sich seine Sorge, den Abend unter wildfremden zu verbringen, denn er sieht eben noch Olyvars breiten Rücken in einer weiteren Tür verschwinden. Kea hat den Lord Commander der Steinfaust auch erspäht und da sich in diesem Raum ohnehin niemand mehr befindet, durchqueren sie ihn rasch und stoßen gerade zu der kleinen Gruppe, als Aurian den hochgewachsenen Elben neben sich vorstellt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 19. Mai 2010, 23:44 Uhr
Gemeinsam mit Aurian und Cináed hat sich Aishalanea an das Buffet begeben, wo sie sich gleich der Gastgeberin eine kleine Schale mit der grünen Suppe füllt – die Mandelmilch duftet aber auch gar zu köstlich! Als sie wieder zu den beiden anderen aufsieht, sind Aurians Wangen mit einer feinen Röte überzogen. Aisha hat nicht mitbekommen, was die Magierin den Elben soeben gefragt hat, aber es sieht privat aus, daher wendet sie sich diskret wieder dem Buffet zu und lässt den Blick über die Hauptgerichte schweifen, während sie ihre Suppenschale leert. Ein paar Garnelen mit Weißweinsoße, oder doch lieber zuerst den rohen Lachs?

Aishalanea stellt die leere Schale ab und dreht sich wieder zu Aurian und Cináed um, doch wo die beiden eben noch standen, drängen nun ein paar ihr unbekannte Leute ans Buffet. Die Händlerin überblickt die fröhliche Menge auf der Suche nach bekannten Gesichtern, am anderen Ende des Speisesaals blitzt Atevoras auffälliger weiß-schwarzer Haarschopf hervor, auch den Kastellan der Steinfaust kann sie erspähen, nicht aber die Gastgeberin und ihren elfischen Freund. Dann bleibt ihr Blick jedoch am Eingang des Speisesaals an einer anderen bekannten Gestalt hängen – der Lord Commander, ungewohnt edel gekleidet und in seinem perlenbesticktem Surcot eine elegante Erscheinung. Die zierliche Blondine neben ihm muß wohl seine Gattin sein, und neben den beiden entdeckt Aisha nun auch Aurian und Cináed wieder. Achselzuckend lässt die Südländerin die Garnelen Garnelen sein und schlendert stattdessen lieber hinüber zu der plaudernden Vierergruppe.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 20. Mai 2010, 16:07 Uhr
Während sie sich unter die anderen Gäste mischen und vage der Richtung folgen, die Aurian und der Elb vor ihnen schon eingeschlagen haben, entdeckt Olyvar immer wieder bekannte Gesichter unter den Anwesenden und so kommen sie nur stockend voran, weil sie alle Naslang irgendjemand anderen begrüßen oder wenigstens in seine Richtung nicken müssen. Er sieht Rhordri etwas weiter entfernt an der Seite einer hübschen, dunkelhaarigen jungen Frau, erhascht einen Blick auf Borgil und Azra, die verschwörerisch die Köpfe zusammengesteckt haben und entdeckt außerdem zu seiner Freude Aishalaneas schwarzen Haarschopf in der versammelten Menge an einer langen Festtafel weiter hinten, die sich unter der Last wahrer Speiseberge schier biegen will. Olyvar lächelt der Südländerin über einige fremde Gesichter und unbekannte Köpfe hinweg zu, doch sie beugt sich gerade konzentriert über Platten und Schüsseln mit allerlei Fischen und Krebsen, und bemerkt ihn dabei nicht. Diantha und er haben die Schwelle zum Speisesaal kaum überschritten, als jedoch Aurian sie erspäht und auf sie zusteuert, sobald sie hastig eine kleine Schale, aus der sie wohl gerade gegessen hat, auf einem der Tische abstellen konnte. In ein, zwei Schritt Entfernung folgt ihr der hellhaarige Elb mit höflicher Zurückhaltung, aber auch entschlossen genug um deutlich zu machen, dass er und niemand anderes Aurians Begleitung an diesem Abend ist. Olyvar weiß sofort, wer der Mann sein muss, auch wenn er seinen Namen nur vom Hörensagen kennt, schließlich pfeifen in Talyra längst die Spatzen von den Dächern, dass seine kleine Gardemagierin mit dem Herrn von Glyn-y-Defaid, der unlängst das alte Weideland der De Winters gepachtet hat, nicht nur geschäftliche, sondern auch freundschaftliche Beziehungen pflegt. Einige besonders Neunmalkluge und zahlreiche Waschweiber mit zu losen Zungen hatten zu Anfang natürlich allerhand in die Sache hineingedichtet, aber die allermeisten wissen inzwischen längst, dass die beiden nur Freunde sind und nicht mehr. Der Großteil des Geredes ist auch schon lange wieder verstummt, schließlich trägt Aurian nach wie vor keinen Ring am Finger und ist immer noch schlank. >Oly, Dia, schön dass ihr doch kommen konntet!< Die Magierin erreicht sie und streckt Diantha neben ihm mit einem Lächeln die Hände entgegen, während er selbst fast unmerklich zusammenzuckt. Gna! Er kann diese Abkürzung einfach nicht leiden und - ausgenommen eine einzigen Person auf Rohas weitem Rund und das ist Achim - nennt ihn auch niemand so, ganz gleich, wie lange oder wie gut er ihn kennt. Aurian verbringt eindeutig zu viel Zeit mit diesem Oger. Dennoch kann und will er ihr nicht ernsthaft böse sein und lächelt unbeirrt, während Diantha ihre Gastgeberin mit ein paar freundlichen Worten begrüßt. >Morna hat nicht übertrieben: Du sieht in dem Kleid einfach zauberhaft aus! Eine echte Lady!< "Da kann ich nur zustimmen, a phiuthair beag. Dreh dich mal." Aurian tut ihm den Gefallen und Olyvar blickt mit der breit lächelnden Anerkennung eines großen Bruders auf sie hinunter, als sie ihre Röcke schwingen lässt. Sie ist immer hübsch mit dem schwarzen Haar und den ausdrucksvollen grünen Katzenaugen, aber heute hat sie sich besondere Mühe gegeben, schön auszusehen und das ist ihr wirklich gelungen.

Diantha erkundigt sich nach dem Elben und Olyvar tauscht über die Köpfe der beiden Frauen hinweg, der eine blond wie gesponnenes Gold, der andere schwarz wie Kohle, einen kurzen, amüsierten Blick mit dem Mann, als Aurian ihn hastig und mit verlegen geröteten Wangen vorstellt. >Oh, bitte entschuldigt. Das ist Cináed, der Herr von Glyn-y-Defaid.<
"Aye, das haben wir uns schon gedacht." Olyvar erwidert das Lächeln des Elben und begrüßt ihn mit einem kurzen Nicken. Cináed ist kein elbischer Name… vielleicht hat man ihn wegen seines Haares so genannt – obwohl…so rot ist es dann auch wieder nicht. "Oh, Olyvar genügt vollkommen, Cináed, und das ist Diantha, meine Frau. Ich habe gehört, Ihr…" beginnt er, wird jedoch von der Ankunft Keas und Ierás unterbrochen, die in diesem Augenblick zu ihnen treten. "Feasgar màth," entfährt es ebenso überrascht wie erfreut, als er von Ierás in eine kurze, warme Umarmung gezogen wird und gleich darauf Kea vor sich hat, die sich zwar streckt und auf die Zehenspitzen stellt, zu der er sich aber dennoch hinunter beugen muss, um sich auf die Wange küssen lassen zu können. Die Frage "Was macht ihr denn hier?" liegt ihm schon auf der Zunge, doch die Antwort ist offensichtlich – sie sind Gäste Aurians wie alle anderen. Olyvar weiß zwar von den mehr oder minder regelmäßigen, aber immer viel zu seltenen Steinfaustbesuchen der beiden, dass sich zumindest Kea und die Gardemagierin von irgendwoher aus ihrer Mädchenzeit kennen, aber wenn er geahnt hätte, ihnen hier zu begegnen, wäre er mit sehr viel mehr Begeisterung auf diesen Ball gegangen. "Wie schön, euch zu sehen." Ein halbes Dutzend Fragen nach der Kleinen liegen ihm augenblicklich auf der Zunge, doch er beherrscht sich, schließlich haben sie dafür im Lauf des Abends noch genug Zeit. Diantha wendet sich Kea und Ierás ebenfalls zu, um sie kurz zu begrüßen und Olyvar nutzt das folgende Willkommen zwischen Aurian und ihren frisch angekommenen Gästen, um seiner Gardemagierin ein wenig unter die Arme zu greifen und Cináed die beiden am Rand des ganzen Geschnatters vorzustellen. "Das sind mein Ziehbruder Ierás von Tarascon und seine Frau Keandra vom Waldhof." Aus der Menge der übrigen Gäste, die langsam aber sicher in Richtung des Festbanketts mit seinen zahlreichen Speisen strömt, sich dort mit Tellern oder Schalen bewaffnet und sich mit Essen versorgt, ist Aishalanea als einzige in die andere Richtung unterwegs und steuert geradewegs auf sie zu. "Hallo Aishalanea, schön dich hier zu sehen", begrüßt Olyvar sie leise, als sie bei ihnen ankommt. "Du kennst Diantha, meine Frau." Er weiß, dass die beiden sich von jenem Inarifest vor vier Jahren kennen - bevor Diantha beschlossen hatte, ihr Leben als Straßengör und Gelegenheitsdiebin zu beenden. Er weiß jedoch nicht, ob sich die Südländerin und seine Frau seither auch nur einmal irgendwo über den Weg gelaufen waren. Und wenn Aishalanea Diantha an seiner Seite bis eben gar nicht erkannt hätte, könnte er ihr das auch nicht verdenken, schließlich hat sie sich sehr verändert und kaum noch etwas mit dem schmutzigen, hageren halben Kind mit den kurzgeschorenen Locken und der sauertöpfischen Miene gemein, das sie damals war.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 21. Mai 2010, 08:02 Uhr
Apfelgribs hat sich mit Zoe im Schlepptau zu der süßen Ecke des Buffets verzogen. Avila hat wirklich an alles gedacht und so fehlen auch die geliebten Honigkekse nicht. Natürlich werden auch die Früchte und Puddings gekostet aber ohne die Kekse geht halt gar nichts. Gerade rechtzeitig besinnt sich das Irrlicht, dass es heute ja „schön“ ist und gibt sich alle Mühe, sein Kleidchen nicht zu bekleckern – was ihn auch gelingt, auch wenn es sich dafür sehr bemühen muss, nicht zu schnell zu essen. Die oberste Magd und ihre hilfreichen Geister haben ja sogar an Besteck in Irrlichtgröße gedacht, wo immer sie das auch her haben.

Eben schiebt sich Apfelgribs ein weites Stückchen Waldbeere in den Mund (mit einem Honigklecks drauf, das ist schon eine feine Mischung), als es ein weiteres bekanntes Gesicht an der Tür erkennt: der Commander ist in Begleitung einer blonden Frau gekommen. Hastig schluckt das magische Wesen den Bissen hinunter. „Guck Zoe, da ist der Commander! Der hat mich auch mit gerettet und der ist soooooo tapfer, also echt der hat sich allein zu einem Lindwurm getraut, den hat der irre Große auch gefangen und der hätte uns echt gaaaanz leicht fressen können, so mit einem Haps! Weiß ich genau, weil ich hab ihm geholfen und da haben wir ihn dann befreit, weil der war dann doch nicht so böse, der war arm…nur das muss man wissen und wenn man das nicht weiß dann denkt man der frisst  einen und dann ist reingehen und Kette durch….durch… na eben kaputt machen mit dem scharfen  Picksstachel, den die immer an der Hüfte haben, dann ist das mutig! Jawohl!“ Aufgeregt flattert es vor der Fee auf und ab. „Ich muss ihn begrüßen kommst du mit? Oder gehst du zum Uio, der hockt dort…ui hat der viel essen mit, meinst der kann das alles allein essen ohne das es Bauchaua gibt?“ Nachdenklich legt Apfelgribs den Kopf schief, besinnt sich aber dann doch wieder des Commanders und flattert davon, jedoch nicht ohne der Feenfreundin zu winken. Hoffentlich kommt sie nach, sie ist immer soooooo schüchterlich und ich würde ihr den Commander so gern vorstellen. Immerhin ist er einer meiner Lieblingsgroßen, also nach Aurian, Cin, Avia und Lyall! Und natürlich den kleinen Großen, Uio, Una und Gwyn! denkt es bei sich, während es hell leuchtend über  die Köpfe der Gäste hinweg zu der Gruppe am Eingang des Speisesaals flattert. Eben sind noch zwei weitere Gäste gekommen, die das Irrlicht nicht kennt aber auch Aishalanea ist eben wieder dazu gestoßen.

In einer schwungvollen Schleife steuert Apfelgribs auf ihr Ziel los und diesmal schafft sie es, in der Luft zu bremsen, ehe sie jemanden – in dem Fall den Lord Commander  – über den Haufen fliegt. Vor Freude glüht es mit den Kerzen um die Wette. „Olyyyyvaaaar!“ quickst es und grinst ein bezauberndes Irrlichtgrinsen, ehe es in der Luft einen Knicks versucht (der aber doch etwas witzig aussieht) und ihn dann versucht zu umarmen, naja jedenfalls seinen Oberarm. Dann sieht es neugierig zu den Gästen die es noch nicht kennt. Ein >Wer bist du denn? < steht ihm ins Gesicht geschrieben, aber das wäre unhöflich, das hat es schon gelernt, auch wenn die Neugierde sich nur schwer beherrschen lässt.

Zum Glück kennt Aurian ihre kleine Mitbewohnerin schon gut genug, um zu ahnen was diese am liebsten herausplatzen würde und kommt ihm zu Hilfe. „Apfelgribs, na gefällt dir das Fest?“ Mit spitzen Fingern zupft die Halbelbe einen Kekskrümmel vom Kleid des Irrlichtes (ganz hat das mit den nicht kleckern nicht geklappt, aber wenigstens machen Krümel keine Flecken). „Darf ich dir noch weiter Freunde von mir vorstellen: Diantha von Tarascon, Olyvars Frau und das sind Ieras und Kea. Sie leben am Waldhof draußen!“ Apfelgribs nickt eifrig. Sie kennt das große Haus mit den vielen großen Vierbeinern, die Großen nennen sie Pferde! Aber nahe herangetraut hat es sich nicht, vor allem weil das eine große Tier immer so böse dreingeschaut hat, als es näher kommen wollte. Wahrscheinlich war das das Wachpferd und die ließen sicher keinen rein den sie nicht kennen, so wie die Wachhunde auf Glyn-y-Devad!  „Ich freu mich, dass ihr alle kommen konntet!“  wendet sich Aurian soeben an ihre Freude. „Das Buffet ist schon eröffnet, Avila und ihre hilfreichen Geister haben sich selbst übertroffen und im Salon wird dann in Kürze die Tanzfläche freigegeben!...Sofern die Kobolde nicht irgendwas ausgeheckt haben!“ Sie zwinkert Olyvar zu, immerhin kennt er Plumquart zu gut und die Musiker sind Freunde des Skriptors! Aber aus irgendeinem Grund hat der kleine Kerl  einen Narren an der Halbelbe gefunden und so ist sie sich ziemlich sicher, dass nichts schief gehen wird.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 22. Mai 2010, 12:02 Uhr
Fahrig streicht sie sich über ihre Ohren und nestelt leicht nervös an ihrem Hemdzipfel.
>> "Ein netter, großzügiger Mann, der nicht poltert, soso. Nun, aber du kennst ihn, oder? Vielleicht würdest du mir die Ehre erweisen, mich dem Elben irgendwann im Lauf des Abends vorzustellen? Er soll erstklassige Wolle verkaufen und ich wäre an ein bisschen davon interessiert, was meinst du? Dann musst du ja mit ihm sprechen, und zwar in meinem Auftrag sozusagen. Meine Morna will Wolle, also soll sie die beste bekommen, die zu bekommen ist." <<    
Still nickt sie Rhordri zu bevor sie antwortet: „Ja, es wäre mir eine Ehre. Aber erwartet nicht allzu viel von mir. Ich weiß nichts über Wolle und ungezwungene Gespräche mit Elben anfangen ist nicht gerade meine Stärke. Er soll mich ja nicht für eine stotternde dumme Gans halten. Aber was rede ich da schon wieder... Vielleicht macht ihr ja wirklich ein gutes Geschäft. Denn darum geht es ja. Eure Frau spinnt ausgezeichnete Wolle heißt es und ihre Kleider sollen sehr schön sein. Das der Lady Aurian ist auch eines von ihr, nicht wahr? Es ist wirklich sehr schön, die Farbe passt so gut zu ihren Augen. Ich bewundere sie wirklich, was sie aus Stoffen alles zaubert! Wie hat sie es nur geschafft alle Kleider fertig zu bekommen und hier auch noch beim Kochen und Backen zu helfen? Meine Herrin kann sich wirklich glücklich schätzen solche guten Freunde zu haben.“ Kurz sucht sie in der Menge nach dem dunklen Lockenkopf ihrer Herrin und wird fündig. Sie und Cináed stehen mit einer ihr unbekannten Frau an der Eingangspforte und unterhalten sich mit der Fee, während sie an ihren dargebotenen Getränken nippen. Auch das kleine Irrlicht schwebt munter über den Köpfen der Gäste, ab und zu an ihrem feinen Kleidchen zupfend.
Alle Anwesenden sind ausnahmslos hübsch und adrett gekleidet, teurer Schmuck glänzt an vornehmen blassen Hälsen und noch immer nimmt der Strom der Gäste nicht ab, wie ihr das knirschende Geräusch des weißen Kieses vor dem Anwesen verrät.

Dann wendet sie sich wieder dem Kastellan zu und lauscht seinen Worten über die Entstehung des Kleides und wie seine Frau Morna schon wochenlang herum wuselt, um überall hilfreich zur Stelle zu sein. Auch fallen ein paar Worte über die Merkmale guter oder schlechter Wollqualität, Lyall kennt sich mit Wolle jedoch nicht so gut aus und kann meist nicht mehr als aufmerksam nicken, als sie seinen Ausführungen lauscht.
Sie genießt die ruhige Anwesenheit des Graubarts sichtlich und ist froh nicht viel sagen zu müssen, sondern einfach nur zuhören zu können. Langsam leeren sie ihre Gläser und sie will schon fragen, ob sie dem Kastellan noch einen Wein holen darf, doch dann fühlt sie Blicke auf sich ruhen.
Irritiert dreht sie sich um und sucht die Menge ab, doch erst in Richtung Küche wird sie fündig. Mair steht in der Tür, sieht sie aus großen himmelblauen Augen an und winkt ihr hektisch zu, als sie bemerkt, dass Lyall sie nun endlich entdeckt hat. Nun ist es also gleich soweit, das Buffet soll aufgetischt werden. Entschuldigend sieht sie zu Rhordri herüber, der ihrem Blick gefolgt ist und ebenso Mair entdeckt hat. „Herr, bitte entschuldigt mich. Das Essen wird nun serviert. Ich lasse euch ungern einfach so mitten im Gespräch stehen, seht es mir nach... Ich werde nachher noch einmal eure Gesellschaft suchen, wenn ihr dies wünscht.“ Sie verbeugt sich leicht und hastet dann in Richtung Küche davon. Mair verschwindet gerade hinter der Tür und an ihre Stelle tritt Morna, Rhordris Frau. Höflich grüßt Lyall sie im vorbeigehen und freut sich, dass der alte Kastellan nun doch nicht alleine warten muss, sondern seine gute Frau an der Seite hat.

In der Küche ist es sehr warm, obwohl die hintere Tür zum Hof offen steht. Mair, Nara und Avila sind fleißig damit beschäftigt die letzte Blumendekoration stilvoll zu drapieren oder kleine Häppchen noch auf silberne Tabletts zu befördern. Es gibt quasi keinen freien Platz mehr in der Küche, der nicht zugestellt wäre mit Schüsselchen, Töpfen, Kannen, Tabletts, Tellern und Tellerchen, Tiegeln oder Körbchen. Ihr leeres Glas legt sie deswegen vorsichtig auf das sich auftürmende gebrauchte Geschirr in den Bottich zum Spülen und kann es so zwischen einer Tasse und einem Topf positionieren, dass es nicht herunter fällt. Schnell verschafft sie sich einen Überblick über die Speisen und lässt sich die Reihenfolge von Nara erklären, in der die Speisen auf dem Tisch im Speisesaal aufgetischt werden sollen. Der Schwan würde die Mitte bilden, während sie die Tabletts und Töpfe halbkreisförmig darum herum anordnen sollte. Knapp nickt Lyall, greift nach dem Tablett auf das Nara deutet und folgt ihr zügig in den Speisesaal. Auch hier bekommt sie nochmals kurz eine groben Anweisung wo alles anzuordnen sei und versucht sie sich so gut es geht einzuprägen.
Das nächste Tablett ist schwerer als gedacht und ihre Armmuskeln zittern unter der Last. Ich bin ja schon richtig eingerostet! Seit dem die Tage wieder wärmer werden und es kein Holz zu hacken gibt, bin ich wirklich etwas faul geworden. Daran muss sich etwas ändern., denkt sie sich und wuchtet das filigran mit Blumenranken und Vögeln verzierte Silbertablett auf Brusthöhe. Vorsichtig tritt sie ihren Weg zum Speisesaal an und versucht keines der wohlriechenden Fenchelhühnchen zu verlieren, welche ihr die Sicht so versperren, dass sie mit schief gelegtem Kopf an ihnen vorbei schauen muss.
Wie oft sie den Weg von Küche bis zum Speisesaal mit Mair, Nara und Avila antritt, kann sie nachher nicht mehr sagen. Doch es hätte sie nicht gewundert, wenn der Teppich an dieser Stelle abgelaufener ausgesehen hätte als an einer beliebigen andern. Ihr Arm zittert leicht, während sie die letzten Handgriffe tätigt und die Tischdecke nochmals glatt streicht. Auch die Stühle rückt sie zurecht, welche an die Wand gestellt wurden, um ungehindert an den großen Tisch zu gelangen.
Avila ist noch damit beschäftigt die Anzahl der Teller und Bestecke zu kontrollieren, scheint jedoch dann zufrieden zu sein und sagt lächelnd: >> „Ich glaube, wir können die Meute hereinlassen!“ << Lyall nimmt ihr höflich die Schürze ab und bewundert das dunkelgrüne Kleid, welches Avila gerade in die Richtige Position zupft. Es passt ihr wie angegossen und harmoniert auf anziehende weise mit dem Grün ihrer Augen. Neidlos muss Lyall zugeben, dass Avila eine sehr schöne Frau ist und sie sehr gut verstehen kann, wenn Emrys (nicht als einziger) ein Auge auf sie geworfen hat.

Gerade als Avila sich zur Tür umwendet und diese schwungvoll öffnet, drückt sich Lyall an ihr vorbei und hört gerade noch >> „Das Buffet ist eröffnet!“ <<, als sie über die Schwelle zur Küche tritt. Hier ist es nun so leer wie schon seit Wochen nicht mehr, nur hier und da liegen unbenutzte Schüsseln, Teller und Gläser auf welche bei Bedarf schnell zugegriffen werden kann.
Aus einer Truhe in einer Ecke der Speisekammer zieht sie eine neue, frisch gestärkte Schürze hervor und legt die fleckige aus ihrer Hand in einen Wäschesack, welche bisher ein paar schmutzige Handtücher enthalten hat. Damit Avila alles zu ihrer Zufriedenheit vorfindet, schnappt sie sich den  nun leeren Wassereimer und begibt sich mit ihm in den hinteren Teil des Hofes zum Brunnen. Mit vor Anstrengung zitternden Armen zieht sie den Brunneneimer am Seil hoch und hievt ihn auf den Brunnenrand. Sie ärgert sich nun sehr, dass sie das gute Leben hier etwas zu sehr genießt und ihr Körper lahm und faul geworden ist. Von nun an würde sie weniger dem guten Essen zusprechen und mehr arbeiten, um in Form zu bleiben. Die Klimmzüge an den Dachsparren im Stall scheinen nicht den gewünschten Effekt zu erzielen und ohne das Holzhacken, würden ihre Arme zu schlaffen Teiglaiben degenerieren. Vielleicht kann sie ihre Herrin auch davon überzeugen, das Fleisch nicht auf dem Markt zu kaufen oder sich liefern zu lassen, sondern sie auszuschicken um es zu jagen. Ihre Jagderfolge würden auf jeden Fall ausreichen, um drei Leute zu ernähren. Zumindest hofft sie das  und zwickt sich selbst ärgerlich in ihren rechten Oberarm.
Um sich und ihr Gemüt etwas abzukühlen, wäscht sie sich das Gesicht mit dem kalten Wasser etwas ab und nimmt einen Schluck aus einer Holzkelle, welche an einem Nagel an der Überdachung des Brunnens hängt. Das restliche Wasser kippt sie in den leere Trog der Pferdekoppel und holt nochmals frisches Wasser aus den kühlen Tiefen des Brunnens, um dieses dann in den Eimer aus der Küche umzufüllen und läuft wieder in die Küche zurück.
Sie zieht sie Tür zum Hof wieder zu und schließt ab, da sie keine unerwünschten Gäste herein lassen will, stellt den Eimer an seinen Platz und fegt nochmals die Küche durch. Bevor sie die Küche verlässt, fährt sie sich mit den Fingern durch die Haare, um verirrte Strähnen zu glätten.

Im Speisesaal geht es munter zu und zu dem Duft der Blumendekoration gesellt sich nun auch noch der würzigschwere Geruch von Fleisch und Suppen. Animierend knurrt ihr Magen, als sie die Speisen erblickt. Avila, Nara, Mair und Morna haben wirklich ganze Arbeit geleistet. Erst jetzt hat sie wirklich Zeit alle Speisen zu betrachten, auch wenn es vorerst nur von weitem ist, denn sie möchte die Gäste erst ihre Wahl treffen lassen.
Trotz Rhordris knapper Einweisung über die Gäste, sind mittlerweile viele neue Gesichter hinzugekommen und auch das Stimmengewirr wird vernehmlich lauter. Mit angelegten Ohren macht sie sich auf den Weg zu Rhordri und seiner Frau Morna, welche mit Tellern in der Hand an der Wand in der Nähe der Tür stehen. „Ah, Herr! Ich sehe ihr habt euch schon eine kleine Auswahl an Speisen zukommen lassen. Ich wünsche euch und eurer Frau einen guten Appetit. Langt kräftig zu! Wenn ihr noch etwas braucht, lasst es mich wissen. Ich werde mir auch ein paar Häppchen schmecken lassen.“ Auf ihre typische Art verbeugt sie sich vor den Beiden und schlendert an den rückwärtigen Teil des Raumes. Von hier aus beobachtet sie erst interessiert die Gäste und die verschiedenen Kleider der Frauen  und muss sich dann auf die niedrige Fensterbank, um ihren plötzlichen Schwindel zu unterdrücken.
Auf- und abschwellend brandet das Gewirr des vielen Stimmen an ihre empfindlichen Trommelfelle und lassen ihren Schädel brummen,  die einsetzende Musik der Kobolde tut ihr übriges. Kurz fasst sie sich an die Stirn und fährt sich durch die Haare, als ihr Blick auf einen Knirps halb verborgen hinter einer Gardine fällt. Uio sitzt dort und futtert hastig etwas, was aussieht wie ein Brötchen. Noch immer isst er, als könnte man es ihm jederzeit vom Munde wegreißen. Trotz ihrer angespannten Beziehung zueinander, ist er in den letzten Tagen ruhiger geworden und versucht auch nicht mehr alles zu stehlen, was ihm unter die Langfinger kommt. Auch wenn er es ihr nicht gerade leicht macht sich nicht jeden Tag über ihn zu ärgern (kurz denkt sie an die offene Tür des Hühnerstalls vor ein paar Tagen), so versucht er jedoch nicht mehr vorsätzlich irgendeinen Schabernack zu treiben. Kurz greift sie hinter sich und öffnet eines der schweren Fenster nur eine handbreit, um kühle Luft an ihren gemarterten Kopf zu lassen. Nie hätte sie gedacht, dass ein großer aber geschlossener Raum mit so vielen Stimmen sie so verwirren könnte.
Sie beschließt noch ein paar Herzschläge länger sitzen zu bleiben und hofft, dass sich ihre Ohren an die Kakophonie der unterschiedlichen Geräusche gewöhnen werden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 22. Mai 2010, 13:03 Uhr
Zufrieden, aber auch ziemlich erschöpft, beobachtet Avila, wie sich die fein zu Recht gemachten Gäste um das Buffet scharen. Zum Glück wirken sie alle sehr angetan und die Magd hofft, dass ihnen die Gerichte auf dem Fenst in guter Erinnerung bleiben werden. Sie selbst wird, wenn überhaupt, erst etwas essen, wenn der Andrang um das Buffet vorbei ist, allerdings hat sie keinen großen Hunger, so wie immer, wenn sie wirklich lange in der Küche stand. Auf einmal steht die Herrin vor Avila und lobt sie überschwänglich: >Wunderbar Avila, einfach phantastisch! Ich wüsste nicht was ich ohne dich täte!< „Schön, dass Ihr zufrieden seid“, stellt die Magd fest und lächelt. Aurian hat es wirklich verdient, nach all der harten Arbeit in der Steinfaust und an dem Haus, dass ihr Fest ein voller Erfolg wird, über den man noch lange redet. Doch die Adlige ist noch nicht fertig: >Aber vergiss mir in der ganzen Arbeit nicht, dass heute Abend noch jemand auf mindestens einen Tanz mit dir wartet!<, zu diesen Worten zwinkert sie noch vielsagend. Prompt läuft Avila puterrot an und würde am liebsten im Boden versinken, sie hätte nicht gedacht, dass ihre Herrin ahnt, was sie für den Knecht empfindet. Doch Aurian lacht nur und wendet sich wieder ihren Gästen zu, scheinbar macht es ihr nichts aus, was ein Grund zur Freude ist. Damit nicht jeder Gast ihr knallrotes Gesicht sieht, verschwindet Avila für eine Weile in die Küche. Mit einem Seufzen lässt sie den Blick über all das dreckige Kochgeschirr wandern und über die als Nachschub gefüllten Schüsseln und Tabletts. Das Geschirr und Besteck wieder sauber zu kriegen, die Dekoration aufzuräumen und die Küche zu säubern würde mit Leichtigkeit den ganzen kommenden Tag einnehmen. Mit dem Beschluss, jetzt nicht weiter darüber nachzudenken, was morgen sein würde, betrachtet sie ihr leicht verzerrtes Spiegelbild in einem Tablett. Als sie feststellt, dass ihr Gesicht wieder seine natürliche Farbe angenommen hat, ordnet sie ein wenig ihre Haare und beschließt dann, wieder zurück in den Speisesaal zu gehen und zu schauen, ob man schon etwas nachfüllen kann.
Nun hat sich die Nachricht, dass es Essen gibt, offensichtlich unter allen Gästen herumgesprochen, denn obwohl die verschiedenen Speisen doch recht weitflächig verteilt sind, herrscht ein ziemliches Gedränge. Da warte ich mit der Kontrolle wohl besser noch ein bisschen, sonst störe ich noch jemanden, beschließt Avila. Etwas müde lehnt sie sich an die Wand und überlegt, was Emrys wohl gerade tut. Soweit sie mitbekommen hat, ist er für den Stalldienst eingeteilt. Kein Wunder, so gut wie er mit Tieren umgehen kann, selbst die verrücktesten Vierbeiner scheinen seine ruhige Art zu mögen. Hoffentlich hat er an Wechselkleidung gedacht, sonst riecht mein Kleid morgen nach Pferd und ist voller Haare. Doch sie traut ihm zu, so weit mitgedacht zu haben, dass es vielleicht nicht so schön ist, mit Stallkleidung auf einem Ball zu tanzen. Sie wird aus ihren Gedanken gerissen, als auf einmal Apfelgriebs sich auf ihrer Schulter niederlässt und Avilas Kochkünste lobt. „Schön, dass es dir schmeckt und du hast sogar auf dein Kleid aufgepasst“, lobt sie liebevoll. Das kleine Irrlicht ist mittlerweile wirklich nicht mehr aus dem Anwesen deWinter wegzudenken. Nicht ganz bei der Sache hört Avila zu, was das magische Wesen ihr so alles zu erzählen hat, über die Gäste und die Kleider und so weiter. Währenddessen schaut sie sich nach den anderen um und bemerkt, dass Lyall ganz alleine und etwas blass um die Nase auf einem Fensterbrett sitzt. „Apfelgriebs, geh doch mal die Herrin fragen, ob alles in Ordnung ist, oder etwas fehlt“, bittet sie. Sobald das Irrlicht verschwunden ist, eilt Avila zu der Wandlerin und beugt sich zu ihr herunter. „Lyall, ist alles in Ordnung?“, fragt sie mit sanfter, besorgter Stimme. „Hast du genug gegessen und getrunken? Kann man dir etwas holen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 22. Mai 2010, 16:07 Uhr
Wenn doch nur der Raum endlich aufhören würde sich so verdammt schnell zu drehen... Mit vor Anstrengung weißlichen Fingerknöcheln, klammert sich Lyall haltsuchend an die Kante der Fensterbank. Es irritiert sie sichtlich, dass sie monotones Stimmengewirr so aus der Bahn werfen kann. Doch sie erinnert sich nicht, wann sie das letzte Mal in einem Raum mit so vielen Personen gewesen ist. Nichteinmal in der Harfe war sie in so eine Situation geraten, da sie meist so früh zu essen pflegte, dass nur wenige Gäste anwesend waren oder gleich ihr spartanisches Mahl auf ihrem Zimmer zu sich genommen hatte. Und sonst war sie großen Menschenmengen automatisch aus dem Weg gegangen.
Kräftig atmet sie aus und versucht ihre wirren Gedanken wieder zusammen zu bekommen. Nun reiß dich zusammen! Du wirst hier doch nicht das kränkelnde Mimöschen mimen!
Durch das Rauschen in ihrem Kopf, gepaart mit der Koboldmusik dringt Avilas sanfte Stimme zu ihr durch. >>„Lyall, ist alles in Ordnung?“ << Automatisch winkt die Wargin ab und murmelt, das es ihr gut geht. >> „Hast du genug gegessen und getrunken? Kann man dir etwas holen?“  << Etwas wacklig richtet sie sich auf, um Avila ansehen zu können. Sie braucht ein paar Augenblicke um die Bedeutung von Avilas Worten zu begreifen. „Getrunken?...Ja... ja, ich habe etwas getrunken. Roten Saft...welchen weiß ich nicht mehr. Aber er war sehr lecker. Und gegessen?“ Kurz presst sie sich Daumen und Zeigefinger auf ihre Augenlider, ihre Gedanken wollen ihr immer wieder entfleuchen. „Ich weiß nicht... ich glaube heute früh? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Ich wollte jetzt erst einmal die Gäste von allem probieren lassen und warten bis es etwas ruhiger am Buffet geworden ist. Mir ist etwas schwindelig, deswegen habe ich mich hingesetzt.“ Auf den letzten Satz hätte sie getrost verzichten können, denn ihr ist das Unwohlsein relativ gut anzusehen. „Das ist bestimmt gleich vorbei. Mach dir keine Sorgen. Ich befürchte nur für mich ist es hier gerade etwas zu laut.“ Kurz blinzelt sie heftig, blickt Avila dann jedoch an und lächelt. „Es geht bestimmt gleich wieder vorbei. Amüsier dich Avila, du hast es dir mehr als verdient. Es tut mir leid, dass ich dir in der Küche nicht so gut helfen kann und eine Niete im kochen bin.“ Kurz hängen ihre Ohren schlaff an den Seiten ihres Gesichtes herab, als eine neuerliche Woge des Schwindels über sie hereinbricht. Dumpf pochen ihre Ohren und am liebsten hätte sie sich ein paar kleine Brötchen hineingestopft. Verdammt! Nun reiß dich zusammen! Es ist doch nur Lärm!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 22. Mai 2010, 22:16 Uhr
Leise kichert die kleine, jetzt aber ziemlich große Fee, vor sich hin. Mit Apfelgribs an den vielen leckeren Speisen zu naschen, ist schon etwas Feines. Das Tablett mit den Blubberzeug-Gläsern haben die zwei wieder zurück in die Küche getragen und nun dürfen sie sich am großen Buffet an Honigkeksen, Waldbeerengelee und anderen Leckereien satt essen. Zoe weiß gar nicht, wo sie beginnen soll. Hilflos zuckt sie mit den Schultern und blickt ihre vor Freude leuchtende Irrlichtfreundin fragend an, die sich Waldbeere um Waldbeere in ihren kleinen Mund schiebt.
„Du muscht die unb‘dingt pr’biern.“, nuschelt das Irrlicht mit vollem Mund. „Die sind s’was von köschtlich.“
Zoe lacht laut und schnappt sich einfach einen Teller und füllt ihn mit Keksen und Beeren. Es ist wirklich unglaublich was Avila da gezaubert hat.
„Hmmmmm…“, sagt die kleine Fee versonnen. Ein wunderbarer Duft von Wald, Moos und Blättern steigt ihr von ihrem Teller in die Nase, auf dem viele kleine Waldbeeren zwischen einem Haufen Honigkekse hin und her kullern. Sie schnappt sich eine Beere und stopft sie breit grinsend dem Irrlicht in den Mund.
„Die sind echt toll….die riechen schon so prima!“, sagt sie lachend, während Apfelgribs damit beschäftigt ist, die enorme Menge an Waldbeeren herunterzuschlucken. Kaum hat das Irrlicht den Mund wieder frei, werden hastig weitere köstlich duftende Beeren nachgeschoben.

Doch es vergehen nur ein paar Minuten und das Irrlicht hat schon etwas Anderes entdeckt, dass ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Neue Gäste sind angekommen, die Apfelgribs unbedingt begrüßen möchte. Den Comanda, ja von dem hat Apfelgribs schon des Öfteren erzählt. Er hat das Irrlicht zusammen mit seinen Freunden aus einer dunklen Höhle gerettet, genauso wie Uio Zoe vor gar nicht allzu langer Zeit von dem bösen garstigen, Großen befreit hat. Schüchtern wirft das Feenmädchen einen kurzen Blick auf den Mann, der zusammen mit anderen Großen am Eingang des Speisesaals steht. Der sieht wirklich tapfer und total hübsch aus. Nachdenklich legt Zoe den Kopf schief. Uio wird bestimmt auch einmal so ein großer, toller Ritter,wie der Comanda, so tapfer und stark ist er ja schon. Bei dem Gedanken huscht dem Mädchen ein glückliches Lächeln über das Gesicht. Noch glückseeliger wird ihr Gesichtsausdruck als Apfelgribs Uio erwähnt. Tatsächlich ihr bester Freund ist auch endlich herunter gekommen. Natürlich konnte er den ganzen Leckereien, die hier unten auf den Tischen stehen, nicht widerstehen. Uio kann man so gut mit Essen locken! Nun sitzt in einer dunkeln Ecke des Speisesaals gedrängt, halb verborgen von einem dicken, schweren Vorhang und schleckt die letzten Krümel von seinem Teller.
„Ich geh zu Uio“, ruft Zoe Apfelgribs hinterher…“Achja, und sag Cin, dass...naja, dass ich, wenn er fertig gegessen hat und wenn er fertig getanzt hat mit allen, mit denen er tanzen will, dass ich …auch gerne …hm…mit ihm tanzen würde. Aber nur wenn er auch will und Zeit hat.“, schiebt das Feenmädchen hastig nach. Sie will auf garkeinen Fall, dass ihr großer Freund etwas macht, was er gar nicht mag, weil er denkt er muss.
Phuu, ist das alles kompliziert, denkt die kleine Fee. In ihrem Kobel war das immer viel einfacher! Aber sie wollte ja etwas lernen und viele Abenteuer erleben. Deshalb ist sie ja schließlich auch von zuhause fort. Und so ein Tanz mit Cin wäre einfach unglaublich schön. Aurian hat ihr extra die letzten Tage die Großentänze beigebracht und Zoe hat das Gedrehe, Geknickse und Getrippel wahnsinnig viel Spaß gemacht. Nach nur ein paar Übungen waren all die neuen Bewegungen überhaupt kein Problem mehr für das Feenmädchen. Nun freut sie sich schon riesig darauf, dass Aurian endlich den „Ball“, so heißt es, wenn Große sich zur Musik bewegen, eröffnet. Uio ist natürlich weniger begeistert als seine kleine Freundin von der Idee gewesen, bei so einem Ball zu tanzen. Er hat sich strikt geweigert, sich im Kreis zu drehen und behauptet, dass das Ganze total doof aussieht. Deshalb hat Zoe auch gar keine Hoffnung mehr, dass ihr Retter mit ihr zusammen das Tanzbein schwingt.

Ach egal… Zoe streicht sich ein paar braune Haarsträhnen aus dem Gesicht, flattert mit den Flügeln und macht sich dann, nachdem sie Apfelgribs zum vorläufigen Abschied nochmal zu gewunken hat, auf den Weg zu Uio. Geschickt drängt sie sich an den Gästen und den reichlich gefüllten Tischen vorbei und setzt sich freudestrahlend neben ihren Freund auf den Boden. Uio kichert leise als sie nach seiner Hand greift und ihren Kopf an seine Schulter lehnt. In der neuen Hose, dem Hemd und der schicken rotbrauen Weste sieht er wirklich toll aus. Seine Haare hat sie heute Vormittag zu einem schicken Zopf gebunden und als Krönung ein rotbraunes Stoffband mit eingeflochten. Jetzt sieht Uio wirklich wie eine kleine Ausgabe des großen Comanda aus, stellt die kleine Fee zufrieden fest.
„Das Essen ist prima, oder?“, fragt Zoe ihren Freund. „Avila hat das echt toll gemacht!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 23. Mai 2010, 15:30 Uhr
»Oh, Olyvar genügt vollkommen, Cináed, und das ist Diantha, meine Frau«, entgegnet Lord von Tarascon gerade freundlich und erwidert die Begrüßung des Shida'ya mit einem Nicken, als sich zwei weitere Nachzügler zu der kleinen Gruppe gesellen. »Ich habe gehört, Ihr...« Der Lord Commander bricht mitten im Satz ab. »Feasgar màth«, entfährt es ihm überrascht. »Was macht ihr denn hier?« Rasch wendet er sich von Cináed ab, um den jungen Mann, der soeben an seine Seite getreten ist, in eine freundschaftliche Umarmung zu ziehen und anschließend dessen zauberhafte Begleiterin zu begrüßen.
Der Herr von Glyn-y-Defaid wartet höflich ab und nutzt die Gelegenheit, um seine Gedanken etwas zu sortieren und sowohl die Frau des Lord Commanders als auch die andere Dame zurückhaltend zu mustern. Beide sind äußerst festlich gekleidet beziehungsweise haben sich, denn das trifft es wohl eher, in zarte Träume aus feinstem Tuch gehüllt. Der Shida'ya lächelt. Nur gut, dass heute Abend keine Schönheitskönigin gekürt werden soll, denkt er amüsiert. Andernfalls fiele eine Entscheidung gewiss äußerst schwer... Sein Blick wandert zu den beiden Männern und es erfüllt ihn irgendwie mit Erleichterung, dass sie zwar ebenfalls festlich, aber doch ähnlich schlicht wie er selbst gekleidet sind. Verlegen rückt Cináed sein Doublet zurück. Es ist lange her, seit er zum letzten Mal auf einem vergleichbaren Fest gewesen ist und auch wenn Aurian wirklich zauberhaft ist, so fühlt er sich in diesem Augenblick ohne Tara an seiner Seite ein wenig verloren, obschon er sein Bestes zu geben versucht.

Der Lord Commander reißt den Elben abrupt aus seinen Gedanken. »Das sind mein Ziehbruder Ierás von Tarascon und seine Frau Keandra vom Waldhof«, stellt er dem Shida'ya das junge Paar vor, welches er soeben begrüßt hat. Cináed nickt den beiden höflich zu. Ahhh, dass sind also die  beiden, die Eamons Hof übernommen haben, sagt sich der Herr Glyn-y-Defaid im Stillen. Natürlich hat auch er das eine oder andere von dem Klatsch und Tratsch mitbekommen, der vor einigen Götterläufen in Talyra die Runde gemacht hatte, nachdem die erste Frau des Lord Commanders quasi sang und klanglos aus der Stadt verschwunden war. Auch hatte es für einiges Aufsehen gesorgt, als ihr Sohn Ierás etwa einen Götterlauf nach diesem Vorfall von einem unbekannten Aufenthaltsort zurückkehrte und der Lord Commander in als Ziehsohn annahm. Sonderlich viel weiß Cináed, wenn er ehrlich ist, allerdings nicht darüber, denn es hat ihn nie wirklich interessiert. Und so hatte der Elb lediglich die paar spärlichen Wissensbrocken mitbekommen, die Rhona und Nara gelegentlich vom Markt mit Heim gebracht hatten.
Wenn er Lord Tarascon so anschaut, hat Cináed auch nicht den Eindruck, einem Mann gegenüber zu stehen, der mit seinem Privatleben hausieren geht. Sie sind beide annähernd gleich groß und schlank, doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Der Krieger in Olyvar ist unverkennbar, er wirkt schwer und kraftvoll, vergleichbar mit der Stärke eines Bären oder eines Stieres vielleicht. Der Shida'ya überlegt, was er tatsächlich über den gegenwärtigen Befehlshaber der Steinfaust (von dem ihn, ohne das es einem der beiden Männer bekannt ist, exakt 100 Götterläufe trennen) weiß: Er muss noch ein kleiner Junge gewesen sein, als er damals mit seinem Vater nach Talyra kam. Cináed erinnert sich vage. Olyvars Vater, ein Shenrahtempler, kam in seiner Funktion als Präzeptor in die schöne Stadt am Ildorel, das mag so um das Jahr 485, 486 herum gewesen sein. Cináed erinnert sich nur schemenhaft, denn zu jener Zeit hatte das Alter bereits begonnen seiner Frau zusehends zusetzen, sodass sie sich mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben und nach Glyn-y-Defaid zurückzogen. Der Hochelb kann sich noch schwach darauf besinnen, dem jungen Tarascon das eine oder andere Mal im Shenrahtempel über den Weg gelaufen zu sein, doch auch das ist nun schon lange her. Ansonsten ist Cináed lediglich bekannt, was auch die meisten anderen Bewohner Talyras wissen.

Halb in Gedanken schweift der Blick des Herrn von Glyn-y-Defaid zu Lady Aishalanea hinüber, die sich soeben wieder der kleinen Gruppe angeschlossen hat und nun ebenfalls vom Lord Commander begrüßt wird. Der Shida'ya lächelt der jungen Frau kurz zu und muss gleich darauf schmunzeln, als Apfelgriebs geradewegs einmal mehr mitten ins Geschehen hineinplatzt. »Olyyyyvaaaar«, quietscht das kleine Geschöpf begeistert, knickst und versucht den Lord Commander unbeholfen zu umarmen. Als sich das kleine Irrlicht schließlich fragend umschaut, nickt Cináed Olyvar kurz zu und lotst das Irrlicht mit ein, zwei kurzen Schritten zu Aurian hinüber, damit der Lord Commander sich in Ruhe Aishalalena widmen kann.
Apfelgriebs plappert und plappert und ist kaum fähig einmal still zuhalten, während Aurian sie mit den übrigen Anwesenden bekannt macht. »Darf ich dir noch weiter Freunde von mir vorstellen: Diantha von Tarascon, Olyvars Frau. Und das sind Ierás und Kea. Sie leben am Waldhof draußen.« Das Irrlicht nickt heftig mit dem Kopf und spricht so schnell, dass Cináed bei all dem Trubel ringsumher gar nicht mitbekommt, was es erzählt. Unschlüssig steht er da und schaut abwartend zwischen Aishalanea und Olyvar und der größeren Gruppe um Aurian herum hin und her.
Während die Gastgeberin gerade erzählt, dass das Buffet bereits eröffnet ist und auch die Tanzfläche in Kürze eröffnet werden soll, kommt Apfelgriebs plötzlich zu ihm herüber geflattert und lässt sich grinsend auf seiner Schulter nieder. „Zoe sucht Uio“, wispert sie ihm ins Ohr und kichert leise. „Aber ich soll dir sagen, dass sie später gerne einmal mit dir tanzen mag... Natürlich nur, wenn du Zeit hast und wenn du schon mit allen anderen Großen getanzt hast, mit denen du heute Abend tanzen magst...“ Cináed lacht. „Du kannst Zoe sagen, dass mich freuen würde, wenn sie mir einen Tanz schenkt“, erklärt er Augenzwinkernd. „Den Eröffnungstanz habe ich bereits Aurian versprochen, aber der zweite Tanz ist noch frei...“ Der Shida'ya kann sich ein kleines Grinsen nicht ganz verkneifen, als Apfelgriebs sich bei diesen Worten sogleich fröhlich quietschend in die Luft erhebt und blitzschnell abschwirrt, um ihrer kleinen Feenfreundin die gute Nachricht zu überbringen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 24. Mai 2010, 10:23 Uhr
Ebenso schnell wie es aufgetaucht ist, ist das Irrlicht auch wieder in der Menge verschwunden. Aurian kann sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Das kleine Wesen hat sich in den letzen Wochen seit seiner Rettung aus der Gefangenschaft des Nekromanten ordentlich verändert: Aus dem scheuen, sich bei jedem Geräusch erschreckenden Irrlicht war ein aufgewecktes, neugieriges Persönchen geworden. Einzig die Angst vor dunklen Räumen und Käfigen war ihm – verständlicherweise – geblieben. Auch hat Apfelgribs immer mehr die Sprache der ‚Großen‘ erlernt und immer seltener verhaspelt es sich.

Der Blick der Halbelbe schweift über die Gäste am Buffet. Langsam lichtet sich das Gedränge, die meisten scheinen satt oder am besten Weg dahin zu sein und ihr feines Gehör verrät ihr, dass auch die Koboldkapelle endgültig beriet zu sein scheint. Durch die Fenster dringt nach wie vor laue Frühsommerluft und mittlerweile war der Vollmond am Himmel aufgestiegen – eine perfekte Nacht für so ein Fest. Die Götter waren ihr in dieser Hinsicht nur allzu gnädig. „Ich denke es ist Zeit die Tanzfläche zu eröffnen. „ wendet sie sich an ihre Freunde. „Das Buffet bleibt ohnehin die ganze Nacht stehen, also hungern muss auch später niemand!“ Bei den Mengen an Köstlichkeiten bleibt auch sicher noch etwas über, sodass auch die nächsten Tage der Kochtopf in der Küche des Anwesens frei haben wird.

Die kleine Gruppe folgt der Hausherrin, ebenso wie ein Großteil der anderen Gäste in den Saloon. Auch hier ist alles mit vorwiegend hellblauen Blumen geschmückt. Die großen Fenster stehen weit offen, sodass der Duft des Gartens herein kann. Und an der hinteren Wand, in den lange verlassenen Regalen, stehen wieder die gesamten Bücher der Familie de Winter. Lange hatte Tallard verhindert, dass dieser Schatz aus dem Haus der Bücher zurückkehren konnte und erst als Maester Aberthol ein Machtwort gesprochen hat, war der Streit zu Aurians Gunsten entschieden worden. Erst heute war der letzte Foliant, die Familienchronik endgültig zurückgekehrt. Der Magier selbst hatte einen Boten geschickt und als die Halbelbe die letzte Seite aufschlug hatte sie da in fein säuberlicher Schreiberschrift ihren Namen eingetragen vorgefunden. In diesem Moment hatte sie die Tränen nicht zurückhalten können und sie hat sich kein bisschen dafür geschämt. Nun steht dieses Werk neben den andern in dem Regal an der hinteren Wand des Salons.

„Liebe Freunde!“ das allgemeine Gemurmel verstummt, als Aurian sich an ihre Gäste wendet. „Ich will euch nicht lange mit Reden oder Geschichten langweilen. Ich möchte mich nur bei euch für euer Kommen bedanken und auch dafür, dass ihr mich in den letzten Wochen, Monaten und teilweise auch schon Jahren unterstützt habt. Ohne eure Hilfe wäre der Name de Winter wohl endgültig in den Analen Talyras verschwunden und ich…naja nur die Götter mögen wissen wo ich wäre! In diesem Sinne: Danke!“ Sie nickt dem Dirigenten der Kapelle kurz zu und die Kobolde beginnen ein beschwingtes Stück zu spielen. „Die Tanzfläche ist eröffnet!“ Cinaed, der während der kleinen Rede neben ihr gestanden hat, verbeugt sich kurz vor der Magierin. Aurian antwortet der wortlosen Tanzaufforderung mit einem Knicks und im nächsten Moment führt der Halbelb die Magierin mit sicheren Schritten über die Tanzfläche. Aurian ist etwas nervös. Spürt sie doch alle Blicke auf sich ruhen, doch die Souveränität ihres Tanzpartners verleiht ihr Sicherheit und schon nach wenigen Augenblicken lässt das unmerkliche Zittern nach und sie kann die Musik und den Tanz in vollen Zügen genießen.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 24. Mai 2010, 23:05 Uhr
Es ist schon seltsam für ihn seid langem wieder einem solchen Abend beizuwohnen, was nicht heißen soll, dass er es nicht genießt. Seid er in Talyra lebt war er kein Einzellfall von bleicher Haut und merkwürdigen Aussehen. Eine Tatsache die er schätzen gelernt hat. Oder? Natürlich ist es von Vorteil nicht aufzufallen, aber…ja…dieser Abend, an dem sich die Gäste aus den verschiedensten Gründen nach seiner Begeleitung und ihm umdrehen, tuscheln…
Njucon muss sich eingestehen das er diese Art von Aufmerksamkeit die Lady Shin und ihm hier zuteil wird mehr als genießt.

Die nächsten Stunden vergehen ohne Zwischenfälle. Gut gespeist und über mehr oder weniger interessante Themen geplaudert, begeben sich Atevora und Njucon in Richtung Tanzfläche. Der Tanz wurde bereits eröffnet und einige Paare gesellen sich zu Aurian de Winter und ihrem Tanzpartner.

Eine weile betrachtet er die Gäste die sich zur Musik bewegen, am Rand stehen, lachen, scherzen oder sich einfach unterhalten. Schließlich spielen die Kobolde ein Lied auf, an das er sich noch gut erinnert. So dreht er sich zu Atevora, hält ihr seinen Arm hin und spricht mit warmen Worten und mit einem sanften lächeln auf den Lippen:„Ein Tanz?“
Und sie willigt ein. Langsam schreitet das weiße Paar auf die Tanzfläche und sucht sich einen Platz zwischen den anderen Paaren. Kaum dort angekommen beginnt Njucon geheimnisvoll zu schmunzeln, verbeugt sich und tritt dabei einen Schritt nach hinten. Gleich darauf, nachdem Lady Shin ihren Knix tat und ihm die Hand reicht beginnt er schwungvoll den Tanz.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 25. Mai 2010, 14:08 Uhr
Es hätte auch schlechter laufen können – ist ein kurzes, aber dennoch zufrieden stellendes Fazit, für einen langweiligen und arbeitsreichen Abend.
Holzhacken, Wasserschleppen, das Feuer in der Küche am Laufen halten, wieder Holzhacken, Emrys im Stall unter die Arme greifen, Pferde striegeln, Stroh umschichten, Futtertröge füllen, Nathans Tätigkeiten lassen sich am besten mit dem eines „Mädchen für Alles“ bezeichnen und der Hexer kommt seinen Aufgaben mehr oder weniger ohne zu murren nach.
Die feinen Schnösel, die in das Haupthaus geströmt sind, hat Nathan nur von weiten zu sehen bekommen und ganz ehrlich, er ist ganz froh darum. Tanz, Wein und „höfliche Konversation“ sind nun mal nicht die Welt eines Mannes, der die meiste Zeit seines Lebens in Dörfern, kleinen Städten oder in der Wildnis verbracht hat. Diese aufgebrezlten Weiber in ihren feinen Stoffen samt ihren oft nicht weniger edel gekleideten Männern verursachen bei dem Hexer einen Brechreiz. Er konnte diesem gekünstelten Getue noch nie etwas abgewinnen. Aus diesem Grund ist Nathan Emrys auch überhaupt nicht böse, als dieser ihn zu vorgerückter Stunde darum bittet, alleine im Stall auf die Tiere aufzupassen. Der Knecht brummt etwas von einem Tanz, den er der obersten Magd des Anwesens de Winter versprochen hat und dass er sich natürlich beeilen wird. Nathan dagegen winkt nur ab.
„Keine Sorge. Zurzeit ist doch hier eh nichts los. Bis die ersten Gäste wieder abreisen, werden noch Stunden vergehen und bis dahin sind die Pferde bei mir in guten Händen. Also… lass dir nur Zeit mit deiner Tanzerei…“, ein Grinsen huscht über sein Gesicht. Emrys beim Tanzen kann er sich beim besten Willen nicht vorstellen, aber gut, wie heißt es doch so schön: jedem das seine! “Ich hab hier schon alles im Griff. Geh ruhig!“
Emrys lächelt und erwidert ein herzliches “Danke…“, dann wäscht er sich den Stalldreck von Gesicht, Händen und Arme, zieht seine Stallkleidung aus und stattdessen eine frische, ordentliche Hose, Hemd und Weste an und verschwindet in Richtung Haupthaus.
Na endlich, denkt Nathan zu Frieden, während er dem Knecht nachsieht. Emrys ist zwarein ruhiger und alles andere als geschwätziger Mann, trotzdem schätzt der Hexer das Gefühl endlich alleine zu sein. Müde streckt er seine Glieder. Der arbeitsreiche Tag und die letzte Nacht, die er die größte Zeit mit Magieübungen im Garten verbracht hat, haben ihn träge gemacht. Am liebsten würde er sich in einen der Heuhaufen legen und bis zum nächsten Morgen durchschlafen, aber das würde ein nicht gerade gutes Bild auf das Gesinde von Glyn-y-Defaid werfen.
Als ob dir das etwas ausmachen würde, ob irgendjemand etwas Schlechtes über Cináed und sein Gut denkt, stellt Nathan lachend fest. Trotzdem widersteht der schwarzhaarige Mann seiner Müdigkeit und schnappt sich stattdessen zwei leere Holzkübel. Herzhaft gähnend und in jeder Hand einen Eimer tragend verschwindet er in Richtung Brunnen, um sie mit frischem Wasser für die Pferde aufzufüllen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 30. Mai 2010, 14:23 Uhr
Njucon scheint anzunehmen Atevora beherrsche, ebenso wie er, noch einwandfrei die Kunst des Tanzens. Ein Fehler.  
Mit dem ersten schwungvollen Schritt tritt sie ihm auch schon ebenso schwungvoll auf die Füße.
Welch ein Glück hat Atevora ein sehr zart gebautes Gestell. Sie ist beileibe nicht knöchern dürr und dem Hungertod nahe, doch von sehr filigranem fast zerbrechlich wirkendem Körperbau. Vermutlich bringt sie kaum 50 Stein auf die Waage. Kein Laut entfleucht dem Albino, auch wenn seine Miene Bände spricht. Nun, zumindest konnte Njucon nicht behaupten, er hätte nicht geahnt oder in Betracht gezogen, dass so etwas auf der Tanzfläche auf ihn warten würde, schließlich hatte Atevora im Scherz am Eingang verkündet, dass sie lange schon nicht mehr diese Art der Bewegung ausgeführt hat. Dennoch, Atevora ist das Ganze unangenehm, zumal sie kein Mensch ist, der sich gerne ihre Unzulänglichkeiten eingesteht. „Verzeiht, ich.. .. Es ist nur schon so lange her, dass ich das letzte Mal... Ich fürchte mir sind die Schrittfolgen ganz entfallen. Womöglich solltet ihr euch lieber jemand anderes als Tanzparterin suchen.“
Doch Njucon lehnt galant Atevoras Vorschlag ab. Dann beugt er sich unerwartet nach vorne, dass sein Gesicht beinahe ihre Wange berührt und flüstert ihr seltsam aufmunternd und gleichsam zärtlich ins Ohr sie würden diese unbedeutende kleine Hürde schon meistern, und zwar gemeinsam. Gemeinsam, ja.. ein wundervolles Wort. Der warme Atem, welcher dabei ihre Haut streicht sendet ein ungewohnt angenehmes und forderndes Prickeln durch ihren gesamten Körper.

Langsam tanzt Njucon wieder an, zieht sie näher an sich heran und spricht leise, wie ein geduldiger Tanzlehrer, die Schrittfolgen vor, während er sie sacht über die Tanzfläche führt. Schon bald fügt sich mit dem Takt und der Melodie alles wie von ganz alleine. Alsbald bewegen sie sich schwungvoll, von den kleinen Anfangsschwierigkeiten nichts mehr zu erkennen, über das Parkett und tanzen an Aurian, Cinaed und all zu vielen unbekannten Gesichtern vorbei.  
Als wieder ein Lied vorbei ist, stehen sich Njucon und die weiße Lady wieder gegenüber. Sie sehen einander nur still an. Fast wie zwei Verliebte deren stummer Blick soviel mehr spricht als jede gesprochene Silbe. Die Koboldkapelle stimmt ein neues Lied an, und die feine Gesellschaft schickt sich wieder zum Tanz. Doch den Albino und Atevora scheint dies nicht zu kümmern. Noch immer stehen sie nahezu regungslos da und kommen sich doch immer näher, und schließlich küssen sie sich. Zuerst nur sacht und unscheinbar, dann wesentlich inniger. Atevora lässt sich einfach fallen und gibt sich dem Moment hin. Alles rings wird unscheinbar. Die vorbei tanzenden Leute werden zu verschwommenen Schemen, die Musik dumpf und unbedeutend.

Nach dem endlos süßen Augenblick trennen sich ihre Lippen wieder. Schwer atmend sieht sie ihren Begleiter an, während ihr ganzer Lieb eindringlich nach mehr fordert. Plötzlich wird sie sich ihrer selbst und des Umfeldes wieder gänzlich bewusst, die Melodie kehrt zurück, auch das monotone Geschnatter der Gäste..
Atevora zieht fragend und verwirrt die Augenbrauen zusammen und wendet den Blick ab zum Boden hin. Die Magierin wirkt mit einem Mal gar nicht mehr kalt, ungerührt und selbstsicher. Mühevoll drängt sie den aufwirbelnden Gedankensturm zurück, strafft sich wieder und schaut Njucon unverwandt in seine hübschen Augen.  
„Entschuldigt, ich fürchte ich muss kurz austreten, der Wein.. ihr versteht?“
So löst sie sich vorsichtig mit dem, zugegeben zweideutigen formulierten Vorwand, einer vollen Blase von ihrem Begleiter und lässt ihn alleine zurück.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 30. Mai 2010, 23:45 Uhr
Atevora nutzt die Auszeit um ihre Gedanken zu sortieren und zu sortieren derer hat sie viel.
Sie ist bestürzt und entrüstet über sich selbst. Wie konnte sie sich bloß derart gehen lassen, die Kontrolle über sich verlieren? Nur dumme zu gefühlsbetonte Wesen verlieren ihre Selbstbeherrschung und lassen sich zu so etwas in aller Öffentlichkeit hinreißen. Wer sich unachtsam dazu verleiten ließ sich zu sehr von nicht klar kalkulierten Regungen und Gefühlen leiten zu lassen, war in vielerlei Hinsicht gut und gerne ein all zu schnelles Fressen. Es barg Gefahr und das nicht auf gesellschaftlicher Ebene, auch die Magie war zu erheblichen Teilen an Emotionen gebunden. Nicht nur unbesonnene geisteswirre Hexer haben zu deutlich mehr als einmal vorgeführt zu welch katastrophalen Auswirkungen es führen konnte auf Gefühlsebene die Kontrolle über sich zu verlieren.

Atevora fühlt sich deplaziert und wünschte sich Ablenkung. Ablenkung von ihren Grübeleien, den gegen sich gerichteten Gram, Auszeit von den Blicken rings und den Überlegungen rund um Njucon den Geschehnissen  zum Auftakt des Balles und ihrer eigenen Rolle dazu. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Unschlüssig blickt sie um sich. Keine Menschen um sie herum, die sie näher kennt oder die sie kennen oder gar schätzen. Als wäre das von Bedeutung.. Und doch wünschte sie sich wohl insgeheim Tane und Sigourny wären zugegen. Es täte gut Leute um sich zu haben, bei denen sie sich nicht in eine gewisse Richtung überreizt drehen und sich verstellen müsste, sondern einfach sie selbst sein konnte und damit akzeptiert zu werden. So einzelgängerisch und gleichgültig sie sich allem gegenüber auch immer geben mag oder sie wirklich sein mochte, ein jeder Mensch ist doch zu einem erheblichen Teil ein Gemeinschaftswesen und braucht ab und an Vertraute um sich die einem, trotz der daraus entstehenden Zwistigkeiten und Komplikationen, mit ihrer bloßen Gegenwart schon das Leben leichter tragen ließen. Maskenspiel hingegen machte einsam. Atevora kann leider nicht ahnen, dass Aurian sich an ihrer Art gar nicht störte sondern sie sogar zu gewissen Teilen schätzte, das Wissen hätte ihr die Situation erträglicher gestaltet .

So erspäht Atevora niemand für eine kurze Auszeit, nur dieses Irrlicht fällt ihr wieder ins Auge. Dieses Flatterding ließ es sich, schon den gesamten Abend über, nicht nehmen sie immer wieder mit einem ablehnenden fast gehässigen Blick zu bedenken und nicht aus den Augen zu lassen, womit es Atevora begann zunehmend gehörig an den nerven zu nagen. Lästiges Ungeziefer..
Schließlich richtet die Shin wieder ihre sprichwörtliche Maske zurecht die Aufführung muss weitergehen.., da entdeckt sie, als einige der Gäste bei Seite treten, wieder die auffällige Statur von Borgil in unmittelbarer Nähe. Er steht mit dem Rücken zu ihr kaum zwei Schritte entfernt.
Atevora ist uneins mit sich selbst. Soll sie es riskieren, es wagen?
Bevor sie all zu groß das Für und Wider abgewogen hat, steht sie auch schon hinter ihm, streckt die Hand aus und legt sie sacht auf des Zwergen breite Schulter. Ihre Finger sind kalt wie die einer wandelnden Toten, und ihre gesamte Hand wirkt im Vergleich zu Borgils kräftigen, muskelbepackten Rücken fast wie die eines Kindes.

Sogleich dreht er sich zu ihr um. Was genau mache ich hier eigentlich? Ich Trampel.
Kurzum zieht sie ihre Hand nahezu fahrig wieder zurück. Wie ungebührlich es doch sein mochte so dreist einfach in ein Gespräch – führte er gerade ein Gespräch? sie hat nicht darauf geachtet - zu platzen und ihn dabei auch noch frech anzutatschen? Vermutlich kommt sie auch noch mehr als nur ungelegen. Zu spät, viel zu spät um darüber nachzusinnen.
„Herr Blutaxt? Entschuldigt, ich wollte euch nicht..“Aufdringlich betatschen; zu nahe treten? „..stören.“ Wie offensichtlich konstruiert eingefügt. „Es ist nur.. es ist nicht wahr.“ Atevoras Blick gleitet kurzzeitig beinahe beschämt ab: „Njucon küsst, dass es mir fast die Sinne raubt.“
Als sie dem Zwerg daraufhin wieder ins Gesicht sieht versucht sie den Ausdruck darauf zu deuten.
„Bitte versteht mich nicht falsch.. es ist“ Atevora seufzt vernehmlich. „Das hier ist nicht leicht für mich. Ihr wart immer sehr freundlich mir gegenüber, ihr Beide.“ Atevora bedenkt Azra dabei mit einem flüchtigen Seitenblick und wendet sich dann wieder Borgil zu: „obendrein erinnert ihr mich oft an jemanden..  
Jedenfalls, ich bin wirklich untröstlich, dass ich mit meiner Partnerwahl solch ein Missfallen ausgelöst habe, wie sollte ich auch ahnen, dass..  Und nun weiß ich nicht an wen ich mich sonst wenden sollte oder könnte um..“ Atevora runzelt die Stirn und versucht sich scheinbar irgendwie die Worte zurechtzulegen. Es sieht der weißen Mistress nicht ähnlich, dass sie sich bei den Sätzen so herumdrückt. Schon gar nicht, dass sie die Sätze unbeendet abbricht und daraufhin einem neuen beginnt, dabei mit verschränkten Armen dasteht, als wolle sie sich selbst festhalten um nicht sofort zu flüchten, während ihr das Unbehagen zu der Thematik in großen Lettern förmlich is Gesicht geschrieben steht.
„Ich bin für Njucon bloß Ersatz, nicht wahr?“ Abermals wandert Atevoras Blick zu Azra und wieder zurück zum Zwerg. „Welch Närrin ich doch bin, wie konnte ich auch meinen..“ Wieder lässt sie den Satz unbeendet und schüttelt nur andeutungsweise den Kopf bevor sie wieder mit einem Anderen beginnt: „Die Szenerie am Eingang, ihr habt das gut gemeint Herr Wirt, nicht? Doch die gesamte Situation war so unangenehm, peinlich. Vor der ganzen feinen Gesellschaft. Ich wünschte ich hätte es nicht erfahren, oder zumindest anders. Stiller, mit weniger Aufsehen. Als wäre ich nicht Tagtäglich mit genügend Blicken und reißerischem Gerede belastet nur weil ich..“ Wieder spricht Atevora nicht zu Ende, atmet statt dessen durch und kratzt offenbar wieder so etwas wie Haltung zusammen. „Gleichgültig. Jedenfalls, es hat mich gekränkt, auch die unklare Formulierung zur Gästewahl. Ich fordere für diese Demütigung von euch, Borgil, Wiedergutmachung, und zwar... „Atevoras steife Haltung bröckelt wieder: “Eine Umarmung..
nur ein bisschen Halt... bitte.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 02. Juni 2010, 23:09 Uhr
Gerade sind Diantha und Olyvar dem Herrn des Glyn-y-Defaid offiziell vorgestellt worden, da passiert mehrere Dinge auf einmal: Wie aus dem Nichts stehen plötzlich Iéras und Kea in festlicher Kleidung neben ihnen, sodass Olyvar sich mitten im Satz unterbricht und den jungen Mann in die Arme zu ziehen, der bei jeder Begegnung muskulöser zu werden scheint. Nach einem kurzen Überraschungsmoment wendet sich Diantha ihrerseits Kea zu, umarmt sie, beschwert sich, dass sie sich schon viel zu lange nicht mehr gesehen haben und bewundert ausgiebig Keas beeindruckendes Ballkleid. Ihr eigenes wirkt neben all der roten und goldenen Seide unauffällig, allerdings hätte Iéras Frau wohl auch in einem Sack eleganter ausgesehen als Diantha. Ohne sich von dieser Tatsache nur im geringsten die Laune vermiesen zu lassen, wendet sich die Immerfrosterin Iéras zu und begrüßt auch ihn mit einer Umarmung. Er strahlt genau wie seine Frau eine gewisse Zufriedenheit aus, die verrät, dass es wahrscheinlich zuhause alles gut läuft. Dieser Gedanke freut sie allerdings nimmt sie sich vor, später noch einmal genauer nachzufragen, wie es Elea geht und wie es mit der Zucht vorangeht. Kaum hat sie ein paar Worte mit Iéras gewechselt und wendet sich wieder dem Rest der Gruppe zu, als sie Olyvar einen Namen aussprechen hört, an den sie schon lange nicht mehr gedacht hat: >"Hallo Aishalanea, schön dich hier zu sehen"< Perplex schaut Diantha die Südländerin an, die in ihrem blau-grünen, weit ausladenden Kleid wunderschön und gleichsam mit all dem Silber im Haar sehr exotisch aussieht. „Äh“, bringt die Immerfrosterin sehr dümmlich und weiß nicht, was sie sagen soll, doch zum Glück scheint Olyvar zu merken, dass sie so schnell nichts herausbringen würde, deshalb stellt er vor: >"Du kennst Diantha, meine Frau."<
Nein, das tut sie nicht, denkt sich Diantha und das ist das eigentliche Problem: Sie und die Südländerin haben sich seit vier Jahren nicht gesehen, irgendwie hatten sie es mit viel Geschick geschafft, sich nie über den Weg zu laufen, obwohl sie sich bereits beide im selben Gebäude aufhielten. Aishalanea hatte Dianthas Bekanntschaft zu einer Zeit gemacht, als die sich mit Selbstvorwürfen zerfleischt und ihre Aggressionen an jedem ausgelassen hatte, provokative, unverschämt und gehässig. Sie kennt nichts von der liebevollen Ehefrau und stolzen Mutter Diantha von Tarascon, sondern nur Gemeinheit und Streitsucht. Auch wenn sie sich das wahrscheinlich nur einbildet, meint die Immerfrosterin in den blauen Augen der Südländerin so etwas wie Missbilligung zu lesen. So rasch, wie sich am Strand der Wind drehen kann, so rasch ändert sich Dianthas Laune von fröhlich und gelöst zu kleinlaut und beschämt. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, an diesem Abend mit der Erinnerung an das Inarifest vor vier Jahren konfrontiert zu werden. Was suche ich hier überhaupt in diesem Kleid, das viel zu gut für mich ist?, fragt sie sich abrupt und würde am liebsten überall hin sehen, nur nicht zu Aishalanea. Olyvar bemerkt Dianthas Stimmungswandlung, ohne dass sie nur ein Wort sagen müsste und legt ihr sacht den Arm um die Schulter. Diese Geste hält sie davon ab, unter einem Vorwand die Flucht zu ergreifen, sie muss hier bleiben und ausstehen, was auch immer da kommen würde. Er würde bei ihr bleiben, ganz gleich, was die Südländerin sagen würde, der Arm würde sich keinen Sekhelrin bewegen. Inari, habe ich dir eigentlich schon oft genug dafür gedankt, dass ich diesen Mann an meiner Seite haben darf?
Nun ist es an Diantha, sich so ladyhaft wie möglich zu benehmen, um Olyvar nicht in Verlegenheit zu bringen. „Schön… dass wir uns wieder sehen“, beginnt sie zögernd, bewusst eine Formulierung wählend, die weder das persönliche du, noch das unpersönliche Ihr benutzen muss. Wenn sie sich recht entsinnt, hatte ihr Aishalanea die vertrauliche Anrede angeboten, doch ob das heute noch gilt, weiß sie nicht. „Seitdem wir uns das letzte Mal über den Weg gelaufen sind, hat sich viel geändert“, stellt Diantha lahm fest und ärgert sich, kaum ausgesprochen, über ihre Worte. Du wiegst ungefähr doppelt so viel, bist sauber, deine Haare haben eine definierbare Farbe und eine für Frauen angemessene Länge, du pöbelst nicht herum, sinkst nicht nach Gosse und du trägst ein Kleid – wenn ihr noch nicht aufgefallen ist, dass sich etwas geändert hat, ist sie blind, taub und leidet unter Geruchsverlust! „Keine Sorge, dieses Mal weiß ich mich zu benehmen.“ Ihre Worte begleiten ein zugleich gezwungenes, als auch hoffnungsvolles Lächeln. Wie sagt man jemandem, den man ewig nicht gesehen hat, dass man bei der Erinnerung an das letzte Treffen am liebsten wie ein Hase in seinem Bau verstecken würde? Und dass einem das Verhalten Leid tut? Bevor sich Diantha noch weiter den Kopf darüber zerbrechen und die Zunge fusselig reden kann, taucht plötzlich Aurians Irrlicht auf, plappert auf Olyvar ein und verschwindet prompt wieder. Nun vollends aus dem Konzept gebracht, blickt Diantha dem Wesen hinterher, das sie bisher immer nur aus der Ferne gesehen hat, als die Gardemagierin um Aufmerksamkeit bittet. Aurian bedankt sich für die Unterstützung und eröffnet fast im gleichen Atemzug die Tanzfläche. Nach tanzen ist der Immerfrosterin gar nicht zumute, daher fragt wie in die Runde, bewusst auch in Aishalaneas Richtung: „Was haltet ihr davon, wenn wir zum Buffet gehen? Zum Tanzen ist ja noch den ganzen Abend Zeit?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 03. Juni 2010, 23:28 Uhr
Bei ihrer Ankunft wird Aishalanea von Olyvar gleich mit den Worten: >"Hallo Aishalanea, schön dich hier zu sehen. Du kennst Diantha, meine Frau."< empfangen, eine Eröffnung, angesichts derer sie ihrerseits zunächst sprachlos ist. Diantha?! Die Diantha?! Seine… Frau?! Mit offenem Mund starrt die Südländerin die junge Frau an der Seite des Lord Commanders einen Augenblick an, bevor ihr noch halbwegs rechtzeitig auffällt, wie unhöflich das ist und wie dämlich es vermutlich aussieht. Vielen hat sie erwartet an diesem Abend zu begegnen, aber dieser einen Person ganz gewiss nicht. Ohne Olyvars Worte hätte sie die frühere Diebin wohl nicht auf Anhieb erkannt, immerhin liegt ihre Begegnung bereits einige Jahre zurück, und da sie sich seither nicht über den Weg gelaufen waren, hatte Aishalanea angenommen, dass Diantha nach den chaotischen Ereignissen auf jenem Inarifest wohl die Stadt verlassen hat. Offenbar hat sie das nicht, und aus dem schmutzigen, dürren Ding mit der finsteren Miene ist eine blondgelockte Frau in einem hübschen blauen Kleid geworden, die, ganz offensichtlich nicht minder sprachlos, zurückstarrt.

Sie wirkt nicht besonders erfreut, Aishalanea zu sehen, auch wenn sie floskelhaft tonlos und mit merklichem Stocken das Gegenteil behauptet: >„Schön… dass wir uns wieder sehen“<. Es ist offensichtlich, dass Olyvars Gattin die damalige vertrauliche Anrede meidet, den Grund allerdings kann die Südländerin nicht ahnen, und so fasst sie die Worte und den spürbaren Stimmungsumschwung ihres Gegenübers gänzlich anders auf. >„Seitdem wir uns das letzte Mal über den Weg gelaufen sind, hat sich viel geändert“<, fährt Diantha nicht weniger lahm fort, und Aishalanea denkt sich ihr Teil. Unversehens hat das intuitive Misstrauen aller Agnôrin gegenüber Adel und Obrigkeiten, durch wenige positive Erfahrungen kaum abgeschwächt, wieder Oberwasser bekommen, und wenn Diantha nun Missbilligung in den tiefblauen Augen der Händlerin zu sehen meint, könnte sie sogar recht haben. Soviel ist offensichtlich. Da hat jemand nach oben geheiratet, und schon ist eine einfache Schmuckhändlerin wohl nicht mehr gut genug, um sich mit ihr abzugeben.

Die vermeintliche kaum verhohlene Ablehnung ihrer Person gegenüber trifft Aishalanea stärker, als sie angenommen hätte. Von einem Augenblick auf den anderen fühlt sie sich vollkommen fehl am Platz – in diesem noblen Haus, unter diesen Menschen, in diesem edlen Kleid. Schmuck und Seide mag ich mir leisten können, aber Wohlstand allein macht aus einer Seefahrerin von der Rubinküste eben keine Dame der feinen Gesellschaft. Daß ihre Gedanken sich von denen ihres Gegenübers kaum unterscheiden, ahnt sie dabei nicht im Geringsten. So ringt sie sich ein gezwungenes Lächeln ab und die förmliche Entgegnung: „Es freut mich sehr, Euch zu sehen, Lady von Tarascon.“ In der Tat hatte sie Diantha damals das Du angeboten, aber da sie aus deren ausweichender Anrede den Schluß gezogen hat, dass dieser mittlerweile eine solche Vertraulichkeit unangemessen erschiene, antwortet sie dementsprechend und vermeidet es auch, auf ihre frühere Bekanntschaft weiter einzugehen.

>„Keine Sorge, dieses Mal weiß ich mich zu benehmen.“< fährt Diantha jedoch ihrerseits fort, ein Satz, der Aishalanea nun zutiefst verwirrt, da er sich in ihren vorherigen Gedankengang nicht problemlos einreihen lässt. >„Was haltet ihr davon, wenn wir zum Buffet gehen? Zum Tanzen ist ja noch den ganzen Abend Zeit?“< Eigentlich ist der Händerin der Appetit auf Kaviar, Lachs und Garnelen gründlich vergangen, aber sie nickt dennoch mechanisch, während sie erfolglos versucht, ihre umherwirbelnden Gedanken zu ordnen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 05. Juni 2010, 18:24 Uhr
Wie erwartet entgegnet die Südländerin auf Dianthas nicht sehr elegante Begrüßung sehr förmlich: >„Es freut mich sehr, Euch zu sehen, Lady von Tarascon.“< Verunsichert legt Diantha den Kopf leicht schief – irgendwie sieht Aishalanea nicht so aus, als ob sie sich tatsächlich sonderlich freuen würde. Aber warum wählt sie dann ausgerechnet diese Formulierung – das „sehr“ hätte sie sich ja auch sparen können? Vielleicht ist sie ja genauso überrascht wie Diantha und weiß ebenso wenig, was sie sagen soll? Die Immerfrosterin kann nur ganz schlecht einschätzen, was ihr Gegenüber in diesem Moment wohl denkt und leider sind der Dunkelhaarigen die Gefühle nicht wirklich gut im Gesicht abzulesen. Würde die Lady Tarascon nur im Entferntesten ahnen, dass Aishalanea glaubt, sie wäre ihr nicht gut genug, dann würde sie in schallendes Gelächter ausbrechen. Doch so machen sich beide Frauen auf ihre Art die abstrusesten Gedanken und verstehen sich vollkommen falsch. Dem Rest der Gruppe entgeht die dicke Luft zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen natürlich nicht und daher wirken alle sehr froh, auf Dianthas Vorschlag einzugehen und sich am Buffet zu verteilen.

Die Immerfrosterin lässt ihren Blick über das mehr als üppige Buffet wandern und stellt fest, dass es wirklich an nichts mangelt. Normalerweise wäre sie mit Begeisterung dabei und würde möglichst alles probieren, egal wie fremd es ihr erscheint. Doch die vermeintliche Ablehnung von Aishalanea hat ihr gründlich den Appetit verdorben, wofür sie einen verwunderten Blick vonseiten ihres Ehemanns einheimst.
>„Conasg, man sieht dir an der Nasenspitze an, dass etwas nicht stimmt“<, stellt er beiläufig und sehr leise fest, während er sich einen Teller mit schmackhaftem Essen füllt.
Unsicher fährt sich Diantha über ihr Kleid, wie um imaginäre Krümel zu entfernen. „Ich habe Aisha schon so lange nicht gesehen… Hast du gehört, wie sie mich mit ‚Euch’ angesprochen hat? Meinst du, dass sie immer noch sauer auf mich ist? Ich hab mich nie richtig bei ihr entschuldigt.“ Sie seufzt tief. „Soll ich das jetzt vielleicht noch nachholen?“
Mit amüsiert hochgezogener Augenbraue mustert Olyvar seine Ehefrau, so als würde er sich denken: Worüber man sich nicht alles den Kopf zerbrechen kann. >„Du solltest tun, was du für richtig hältst“<, schlägt er ausgesprochen diplomatisch vor.
„Hmmm“, brummelt Diantha, es war schon zu erwarten, dass ihr Olyvar keine vorgefertigte Lösung auftischen würde, weil er ihr zutraut, selbst die richtige Lösung zu finden. Eigentlich kennt sie die ja auch schon, nur eine merkwürdige Form von Scham hält sie davon ab, dementsprechend zu handeln. Nervös wirft sie der Dunkelhaarigen einen Seitenblick zu, die gar nicht weit entfernt von ihr steht und genauso wenig Appetit zu haben scheint. Reiß dich schon zusammen!, redet sie sich gut zu und geht dann zu Aishalanea.

„Hättest… hättet Ihr vielleicht einen Moment unter vier Augen?“, fragt sie vorsichtig und erntet dafür einen überraschten Blick, scheinbar hat Aishalanea nicht damit gerechnet, noch einmal von Diantha angesprochen zu werden. Hält sie mich für so einen Feigling? Ich muss schon einen verdammt schlechten Eindruck gemacht haben. Nach kurzem Zögern nickt die Südländerin und sie stellen sie suchen sich eine Ecke abseits von Tanzfläche, Musikern und Buffet, um niemandem im Weg zu sein. Wirklich unter vier Augen könnte man wohl nur im Garten sein, doch es reicht Diantha schon, nicht mitten im größten Getümmel zu sein. „Entschuldigt, wenn ich gerade bescheuert reagiert habe“, fängt die Immerfrosterin sehr undamenhaft das Gespräch an. „Ich war überrascht und wusste nicht, was ich sagen sollte.“ Befangen mustert sie ihre Füße, dann zwingt sie sich jedoch, Aishalanea ins Gesicht zu sehen. „Ich habe mich bei dem Inarifest vor vier Jahren so unheimlich dämlich aufgeführt, dass ich mich immer noch schäme, wenn ich daran denke. Für … Euch muss es schrecklich peinlich gewesen sein, dass Eure Begleitung sich so aufgeführt hat.“ Diantha weiß zwar von Olyvar, dass es für die Händlerin keine direkten Konsequenzen gehabt hat, doch vielleicht hatte es finanzielle Auswirkungen – wer kauft schon gerne bei jemandem ein, der sich mit undankbaren Rotzgören umgibt, die unbegründet Fremde angreifen? „Es tut mir wirklich Leid, dass ich Euch damals das Fest verdorben habe.“ Jetzt lässt sie wieder kleinlaut den Kopf hängen, dann ringt sie sich doch noch zu der brennenden Frage durch: „Können wir vielleicht noch einmal ganz von vorne anfangen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 08. Juni 2010, 21:37 Uhr
Auch wenn er mehr als überrascht ist, dass seine Begleitung ihm nicht schwungvoll in den Tanz folgt und sie ihm eher stolpernd auf die Füße tritt, besinnt er sich seiner einmal angelernten guten Manieren und seines natürlichen Charmes und geleitet Atevora sacht in den Tanz. Er selbst staunt über seine nicht verlernten Fähigkeiten. Nicht schlecht Njucon , lobt er sich selbst und lächelt verschmitzt. Sie sind sogar so gut, dass er es ohne mühe schafft seiner Partnerin mit kurzen Hilfestellungen immer wieder in die Schrittfolge zu dirigieren. Schließlich ist der Tanz vorbei und sind sie sich beim Tanzen schon nahe gekommen, so verlieren sich nun ihre Augen ineinander. Er lächelt sie galant an und auch sie scheint genau in diesem Moment das Selbe verlangen zu haben. Was spricht dagegen? , versucht er die aufkommenden Zweifel zu verscheuchen.
Njucon zögert und bedenkt es bei dieser Art von „näher kommen“ zu lassen. Beide stehen da, nah aneinander wie zwei Liebende kurz vor einem Liebestanz. Die Kapelle spielt bereits ein neues Lied auf und um sie herum tanzen die Paare wieder. Doch dies ist nicht ihr Lied.

Was hast du schon zu verlieren? , schießt es durch seine Gedanken als er sich zu ihr herunter beugt und sie seine Bewegung erwidert. Ihre Lippen treffen sich und verschmelzen miteinander. Aus zarten Berührungen wird ein inniger Kuss, der, wären sie nicht inmitten vieler Gäste auf einem Ball, der Auftakt zu einer lange Nacht sein könnte.
Doch Njucon ist sich seiner Umgebung mehr als bewusst und beendet schließlich den Kuss. Es muss lang genug gewesen sein, dass einige es gesehen haben und zu kurz damit alle auf sie schauen. Und nun? , fragt er sich in Gedanken. Wo wird das hinführen? Er möchte fast laut seufzen und den Kopf schütteln, doch er behält die Fassung und schaut in Augen die auf einmal ihre Kälte und Arroganz verloren haben. Der Albino ist erstaunt und hat alle mühe es sich nicht anmerken zu lassen. Er hätte nicht erwartet die kühle gut aufgebaute Fassade dieser weißen Lady schmelzen zu sehen. Ist es ihr peinlich oder empfindet sie gar etwas für ihn?
>„Entschuldigt, ich fürchte ich muss kurz austreten, der Wein.. ihr versteht?“< erklärt sie nun eindeutig und schon verschwindet sie zwischen den Gästen.
Verdutzt schaut er ihr nach. Frauen! Nach einigen Herzschlägen verlässt er dann die Tanzfläche. Entschlossen geht er zum Weinausschank. Wollte er ihr doch gerade das Angebot machen den Ball, Ball sein zu lassen und sich zurückzuziehen um den Abend auf andere Art und Weise ausklingen zu lassen. Innerlich lacht er kurz auf. Und was wäre das für ein Angebot gewesen Njucon? ,ein unmoralisches wohl kaum, denn sie hat den Kuss, wenn ihn seine Sinne nicht täuschen, genossen. Darauf kann er einen guten Tropfen gebrauchen. Nein, wenn er richtig überlegt, könnte er sogar eher etwas Härteres gebrauchen. Gedacht getan!

Wird Zeit dass ich Talyra verlasse…ich bin diesem Spiel überdrüssig. , denk er und trinkt einen großen Schluck. Eine Augenbraue wandert nach oben und er schaut auf den Becher in seiner Hand.
„Nicht übel!“ , sagt er anerkennend, lächelt und trink noch einen kräftigen Schluck. Ja, genau das hat er gebraucht. Vielleicht ist Lady Shin eines solchen Trankes ebenfalls nicht abgeneigt. Ein Versuch kann nicht schaden! sein lächeln wird breiter als er daran denkt wie Lady Shin womöglich auch genau so etwas jetzt brauchen könnte. Suchend blickt er sich um. Es kann ja nicht schwierig sein sie zwischen den anderen bunten Paradiesvögeln ausfindig zu machen. Er braucht wirklich nicht lang da erkennt er ihr weisses Kleid. Frohen Mutes und einen kessen Spruch auf den Lippen, macht er sich auf den Weg. Sie scheint ihn nicht zu sehen, denn sie bewegt sich rasch durch die Menge. Eine weitere nette Bekanntschaft, denk er immer noch erheitert und hat vor seine Begleitung ebenfalls zu erheitern.
„Oh verzeiht. Nach euch!“ , entschuldigt er sich höflich bei einer älteren Dame, die ebenfalls wie er in die selbe Richtung wollte und lässt ihr galant den vortritt. Keine Augen im Kopf, oder schon erblindet? kommentiert er still für sich die Situation und geht weiter um kurz darauf mitten im Schritt stehen zubleiben. „Was?“, kommt es erstaund aber auch ziemlich skeptisch aus ihm heraus. Sogleich macht er ein Paar schritte zurück und dreht sich seitlich weg, so dass er die kleine Gruppe zu der Atevora gegangen ist trotzdem noch sehen kann. Was soll das nun wieder?, fragt er sich als er mit ansieht wie seine Begleitung bei ….Borgil und Azra steht. Njucons Stirn legt sich in Falten und ganz plötzlich steigt in ihm ein brodelndes Gefühl auf. Seine Gedanken überschlagen sich. Was sollte Lady Shin von Borgil wollen, besonders nach der nicht grade für sie angenehmen Situationen  zu Beginn des Balles. Er hatte nicht den Eindruck gehabt sie und er wären gute Freunde oder es bedarf einer weiteren Klärung. Also was sollte das? Was ist das für ein Spiel Lady Shin? Gespannt steht er in guter Entfernung zu der kleinen Gruppe und verbirgt sich geschickt hinter einer gut genährten Dame und einem Mann der ebenso groß wie Njucon ist. Wenn er nur hören könnte was sie sagt. Stattdessen bekommt er das höchst uninteressante Gespräch zwischen der Dame und ihrem Gatten mit. Njucon rollt mit den Augen.

Was mach ich hier eigentlich? Soll sie doch reden mit wem es ihr beliebt. Was geht mich es an? Njucon schüttelt den Kopf und lächelt über sich selbst. Vielleicht sollte er seiner damaligen vorlieben für rothaarige Mädchen…jetzt Frauen besser nachgehen. Die Farbe weiss scheint für ihn kein gutes Omen zu sein!
Schließlich dreht Njucon sich um und besorgt sich einen weiteren Becher mit dem herrlichen Getränk, dass ihm so schnell wie möglich auf andere Gedanken bringen soll. Für seinen Geschmack lässt er sich eindeutig zu sehr davon mitreißen. Schluß damit!!! Es geht ihn nichts an was die Dame Namens Shin dort zu regeln hat. Genauso wenig wie ihn diese Azra endlich aus dem Kopf gehen muss!

Mit einem gefüllten Becher in der Hand und tief durchatmend erreicht er die Eingangstür. Etwas frische Luft wird gut tun. Langsam geht er die Treppe hinunter und immer mehr festigt sich der Entschluss den Ball und somit auch Talyra schon diesen Abend zu verlassen. Es ist zwar nicht unbedingt die feine Art eine Dame einfach so allein auf einem Ball zurück zu lassen, doch ist er ihr gegenüber zu nichts verpflichtet noch zwingt ihn jemand zu Anstand und Sittlichkeiten! Mit großen Zügen trinkt er den Becher leer und begibt sich zur Kuschte wo er den Kutscher vermutet. Mit ein paar Münzen wäre er sicherlich dazu zu bewegen die weiße Lady nach Hause zu bringen, wenn sie es wünscht. Außerdem hat er noch etwas Wichtiges in der Kutsche liegen. So ungern er sie auch ablegt oder allein lässt, auf einem Ball hatten Waffen nichts verloren.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 09. Juni 2010, 12:20 Uhr
Auch nachdem Apfelgriebs wieder fort ist, bleibt Cináed kaum Zeit um in aller Ruhe durchzuatmen, seine Gedanken zu sortieren und sich an den um ihn herum stattfindenden Gesprächen zu beteiligen. Nun, wo offenbar alle Gäste eingetroffen sind, die Aurian erwartet hat, scheint die zierliche Gardemagierin den Ball endlich offiziell eröffnen und die Tanzfläche freigeben zu wollen. »Ich denke es ist Zeit die Tanzfläche zu eröffnen«, erklärt die Halbelbe und blickt fragend in die Runde. »Das Buffet bleibt ohnehin die ganze Nacht stehen, also hungern muss auch später niemand!« Lächelnd nickt sie ihren Freunden zu und führt sie in den Salon des Hauses, wo das eigenwillige Koboldensemble bereits fleißig am musizieren ist.

Als alle im Salon versammelt sind, die Musik verstummt ist und sich erwartungsvolle Stille auf die Anwesenden herab senkt, wirft Aurian dem Herrn von Glyn-y-Defaid noch einmal einen kurzen Blick zu, strafft anschließend die Schultern und begibt sich in die Mitte des Saals, um ihren Gäste mit eine kleinen Rede für das zahlreiche Erscheinen zu danken. Der Shida'ya folgt ihr langsam und bleibt an ihrer Seite stehen, tritt jedoch einen kleinen, dezenten Schritt zurück, als die Gastgeberin zu sprechen beginnt.
»Liebe Freunde«, erklärt die Halbelbe. »Ich will euch nicht lange mit Reden oder Geschichten langweilen...« Bei diesen Worten erklingt vereinzelt leises, freundliches Gelächter und auch Cináeds Mundwinkel umspielt ein leichtes Schmunzeln. »Ich möchte mich nur bei euch für euer Kommen bedanken und auch dafür, dass ihr mich in den letzten Wochen, Monaten und teilweise auch schon Jahren unterstützt habt. Ohne eure Hilfe wäre der Name de Winter wohl endgültig in den Analen Talyras verschwunden und ich... naja nur die Götter mögen wissen wo ich wäre! In diesem Sinne: Danke!« Als Aurian geendet hat, ziert eine hübsche, jugendliche Röte ihre blassen Wangen und mit einem strahlenden Lächeln wendet sie sich den Kobolden zu, um ihnen mit einem kleinen Zeichen zu verstehen zu geben, dass sie nun wieder aufspielen sollen. »Die Tanzfläche ist eröffnet!«, verkündet die Halbelbe, als die ersten Töne erklingen, und dreht sich zu Cináed um, der ihr mit einer knappen Verbeugung die Hand reicht, um sie zum Tanz zu führen.

Der Herr von Glyn-y-Defaid, der die Nervosität seiner Tanzpartnerin spürt, schenkt ihr ein aufmunterndes Lächeln und lenkt sie mit sicheren Schritten über das Parkett. Die Halbelbe überlässt sich völlig Cináeds Führung. Schon bald sind ihre Aufregung und das damit verbundene, kaum merkliche Zittern verschwunden und man kann sehen, dass sie diesen ersten Tanz des Abends von ganzem Herzen genießt.
Auch dem Shida'ya bereitet der Tanz großes Vergnügen, scheint es ihm doch bereits Ewigkeiten her zu sein, seit er das letzte Mal das Tanzbein geschwungen hat. Dabei macht ihm Tanzen seit jeher sehr viel Freude und die elbischen Tänze, die er einst als Knabe mit Leichtigkeit erlernte, beherrscht er noch heute. Aber auch die Tänze, die seine Frau ihn gelehrt hat, hat er sich sehr schnell angeeignet – selbst die kompliziertesten Schrittfolgen konnten ihn dabei nie schrecken.
...und schon ist der Tanz wieder vorbei, scheint es doch so, als würde die Zeit beim Tanze deutlich schneller zu vergehen. Cináed lächelt und ohne groß zu fragen, lässt er dem ersten Tanz des Abends einen zweiten folgen. Nach und nach strömen nun auch die übrigen Paare zu Aurian und ihm auf das Parkett und lassen sich von den fröhlichen Klängen des Koboldensembles mitreißen.

Auch die Dame in dem winterweißen Gewand mit Besatz aus schwarzer Spitze hat sich mit ihrem Begleiter auf die Tanzfläche gewagt. Im Vorbeitanzen nickt Aurian dem Paar zu und raunt Cináed den Namen der Frau zu – Lady Shin. Nach kurzem Überlegen ergänzt die Halbelbe, dass der Mann an der Seite der Lady Njucon Aleris heiße, sie abgesehen von seinem Namen aber kaum mehr über ihn wisse. Während Cináed Aurian weiter über die Tanzfläche wirbelt, vertraut die Gardemagerin dem Shida'ya an, dass sie Lady Shin bei einem Auftrag für die Steinfaust kennen gelernt hat. »Wie Aishalanea«, ergänzt sie, ohne jedoch auch dieses Mal näher darauf einzugehen, worum es sich bei diesem Auftrag gehandelt hat. Da Aurian zudem nach wie vor unerwähnt lässt, dass Lady Shin ebenfalls Magierin ist, bleibt der Herr von Glyn-y-Defaid bezüglich seiner Vermutung weiterhin im Ungewissen. Nach allem, was ihm die junge Lady de Winter erzählt hat, könnte die bleiche Dame ebenso gut eine Botenreiterin oder Heilerin sein. Hm. Ja, eine Heilerin vielleicht. Warum nicht...? Dieser neue Gedanke erscheint dem Shida'ya gar nicht einmal so abwegig, jedenfalls nicht abwegiger als seine erste spontane Vermutung...
Aurian berichtet ihm derweil in kurzen Worten von dem kleinen Zwischenfall auf der Freitreppe. »...ich hatte schon befürchtet, ich müsste sie mit einer magischen Barriere auseinander bringen«, endet die zierliche Halbelbe und kann glücklicherweise mittlerweile erheitert Kichern. Cináed stimmt lachend zu. „Da haben wir wohl noch einmal Glück gehabt.“ Er zwinkert Aurian schelmisch zu. „Immerhin hebt man sich das Aufblitzen eines großen 'Feuerwerks' üblicherweise für den krönenden Abschluss eines gelungenen Festes auf.“ Der Shida'ya lacht leise. „Nun, freuen wir uns darüber, dass noch mal alles gut gegangen ist“, meint er schließlich lächelnd, „und sich offenbar alle prächtig amüsieren.“ Sein Blick schweift kurz über die fröhlichen, heiteren Gesichter ringsumher.

Als auch der zweite Tanz zu Ende ist, führt Cináed die Gastgeberin galant an den Rand der Tanzfläche hinüber, wo sie beide langsam wieder zu Atem kommen. Der Shida'ya 'entschuldigt' sich verlegen. „Du kommst allein zu recht?“, erkundigt er sich. „Ich sollte Zoe suchen gehen. Ich hatte ihr einen Tanz versprochen...“ Der Herr von Glyn-y-Defaid lächelt und zwinkert Aurian verschwörerisch zu. „...und nachdem es nun doch nicht der zweite Tanz des Abends geworden ist, soll es wenigstens der dritte sein.“ Cináed wartet kurz die Antwort der jungen Lady de Winter ab und versichert sich ein letztes Mal, dass er sie in guter Gesellschaft zurück lässt, bevor er sich auf die Suche nach dem kleinen Feenmädchen begibt. Am Besten fange ich beim Buffet an, überlegt er, da er vermutet, dass Zoe bei Uio ist – und Uio scheint meistens dort zu sein, wo es etwas zu futtern gibt...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 12. Juni 2010, 00:15 Uhr
Borgil ist gerade in ein leises Gespräch mit Azra vertieft, als sich ein paar Eiszapfen auf seine Schulter legen – oder jedenfalls fühlt es sich so an, auch wenn die Berührung federleicht und denkbar kurz ist. "Hum?" Als er sich umdreht, um nachzusehen, wer da etwas von ihm will, sieht er sich Lady Shins totenbleichem Porzellangesicht gegenüber und sie ist allein, von ihrem Begleiter ist nirgendwo auch nur ein weißes Haar zu sehen. Irgendetwas scheint ihr auf der Seele zu liegen, auch wenn Borgil nicht sagen kann, was, denn ihre sonst so gefühllose Maske ist gerade in ziemlicher Auflösung begriffen. >Herr Blutaxt? Entschuldigt, ich wollte euch nicht...stören.< Noch bevor er dazu kommt, sich zu fragen, was sie nur von ihm wollen kann (und eingedenk ihrer Empörung bei seinen Frotzeleien gegen den Weißfisch an ihrer Seite, als sie angekommen waren), sprudelt es auch schon hastig aus ihr heraus – und was sie sagt, lässt Borgil seinen Ohren kaum trauen. Er hätte mit vielem gerechnet… vor allem wohl mit spitzzüngigen Bemerkungen, mit Sticheleien oder auch Kaltschnäuzigkeit, mit beleidigtem Getue, zickigem Verhalten, Stutenbissigkeit oder ähnlichem, aber weit gefehlt: >Es ist nur… es ist nicht wahr. Njucon küsst, dass es mir fast die Sinne raubt.<
Auf Borgils narbiger Wange zuckt ein Muskel, aber das ist auch die einzige Regung, die in seinem Gesicht zu lesen ist, als er ziemlich trocken antwortet: "Das war schon mehr Information, als ich je haben wollte." Und überhaupt - sollte sie dann jetzt nicht in irgendeiner schummrigen Ecke an ihm kleben und ihre Zunge in seinen Hals stecken?
Shin sieht ihn an als versuche sie zu ergründen, was jetzt wohl in ihm vorgehen mag. Es ist ihr anzusehen, dass irgendetwas sie im Inneren wirklich umtreibt, aber Borgil weiß immer noch nicht, woran er ist… das weiß er bei der weißhäutigen Magierin ohnehin nie so ganz genau. Sie ist ja nicht gerade zugänglich und er kann außerdem wirklich nicht behaupten, sie auch nur ansatzweise zu kennen. Natürlich hatte er während der Jagd auf den Nekromanten des Öfteren mit ihr zu tun, sie gehörte ja eine ganze Weile zu den Ermittlern, die in der Harfe ihr Quartier hatten, aber ansonsten weiß er nur das von ihr, was die vielen kleinen Vögelchen in seinen Diensten aus der Unterstadt zu berichten haben. Und was ich beobachten konnte, als sie Sayila gebracht haben… Einen Moment herrscht nervöse Stille, dann fährt Lady Shin ein wenig unbehaglich, fast zögernd, aber nichtsdestotrotz  entschlossen, das auszusprechen, was sie zu sagen hat, fort: >Bitte versteht mich nicht falsch.. es ist… Das hier ist nicht leicht für mich. Ihr wart immer sehr freundlich mir gegenüber, ihr Beide. Obendrein erinnert ihr mich oft an jemanden…<

Borgil fällt der kurze Seitenblick in Azras Richtung auf und einen Moment fragt er sich, wen von ihnen beiden sie jetzt wohl damit meint. Erinnere sie an jemanden? Azra oder ich? Und wenn sie mich meint, an wen erinnert ein alter, narbiger Zwerg wie ich wohl schon außer an einen anderen alten, narbigen Zwerg? Ihre Bemerkung über die Freundlichkeit verwundert ihn dann allerdings doch. "Und warum zum Donnerdrummel sollte ich nicht freundlich sein, Mädel, äh… Lady Shin?" Will er beinahe ein wenig amüsiert wissen. "Ihr habt mir ja nie einen Grund gegeben, es nicht zu sein, oder?"
>Jedenfalls, ich bin wirklich untröstlich, dass ich mit meiner Partnerwahl solch ein Missfallen ausgelöst habe, wie sollte ich auch ahnen, dass…  Und nun weiß ich nicht an wen ich mich sonst wenden sollte oder könnte um…< Die Magierin gerät ins Stocken und balanciert immer wieder am Rand eines Schweigens entlang, das nur nach den richtigen Worten sucht, ehe sie ziemlich abrupt auf den Punkt kommt – und zwar auf einen, den Borgil nun wirklich nicht erwartet hat: >Ich bin für Njucon bloß Ersatz, nicht wahr?<
Borgil klappt den Mund auf, um etwas zu erwidern, schließt ihn aber gleich darauf unverrichteter Dinge wieder. Sil-an-seiner-Esse… worauf will sie denn jetzt hinaus?! Und was will sie bloß von mir hören? 'Ja, er hat sich einfach die nächstbeste kleine, zierliche Frau mit weißer Haut und weißen Haaren gesucht?' Woher soll ich denn das wissen? Himmel, hilf!
>Welch Närrin ich doch bin, wie konnte ich auch meinen…<
"Ahm…" macht Borgil und zuckt mit den Schultern. Kleine Kinder, junge Hunde und Jungfrauen in Nöten haben noch nie verfehlt, ihn auf eine gewisse Art und Weise zu rühren und auch diesmal ist er nicht wirklich dagegen gefeit. Das heißt nicht, dass er gleich allen gesunden Argwohn über Bord werfen würde, aber… nun ja - Lady Shin entspricht vielleicht nicht unbedingt ganz exakt der Klassifizierung einer waschechten "Jungfrau in Nöten", aber im Augenblick ist sie wohl ziemlich nah dran.
>Die Szenerie am Eingang, ihr habt das gut gemeint Herr Wirt, nicht? Doch die gesamte Situation war so unangenehm, peinlich. Vor der ganzen, feinen Gesellschaft. Ich wünschte ich hätte es nicht erfahren, oder zumindest anders. Stiller, mit weniger Aufsehen. Als wäre ich nicht tagtäglich mit genügend Blicken und reißerischem Gerede belastet nur weil ich…<

"Hrrmhm", brummt Borgil und kratzt sich den narbigen Schädel. Hatte er es 'gut' gemeint? Nein, hast du nicht. Jedenfalls nicht nur. Das war wirklich nicht dein Hauptgrund. Lady Shin hält erneut inne und Borgil nutzt das so entstandene Schweigen, um selbst etwas zu erwidern: "Also um ehrlich zu sein, ich wollte nur den Hunds… den Weiß… also ich wollte Njucon ärgern. Ihn ein bisschen provozieren. Vielleicht hätte er mir ja den Gefallen getan und mich angegriffen, ich hätte ihm mit Freuden den Hals umgedreht. Das hat er aber nicht, Pech für mich. Und so lange Talyra seine Gesetze nicht ändert, werde ich wohl kaum je das Vergnügen haben, seinen kleinen Schrumpfschädel auf einen Spieß zu stecken, jedenfalls nicht, so lange er sich von mir und den meinen fernhält. Nicht, dass ich Euch nicht wünschen würde, einen anständigen Kerl abzubekommen, Mäd… ahm, Lady Shin, Verzeihung. Und was immer er sein mag, das ist Njucon wirklich nicht. Aber vielleicht wollt Ihr ja gar keinen solchen. Wie auch immer, das ist allein Eure Sache, Ihr seid schließlich ein großes Mädchen."
>Gleichgültig. Jedenfalls, es hat mich gekränkt, auch die unklare Formulierung zur Gästewahl. Ich fordere für diese Demütigung von euch, Borgil, Wiedergutmachung, und zwar... Eine Umarmung..  
nur ein bisschen Halt... bitte.<

"Mmpf?" Gekränkt? Demütigung? Wiedergutmachung? Umarmung?! Irgendwie, und wie weiß er wirklich nicht genau zu sagen, scheint er tatsächlich in ein Duell geraten zu sein, und zwar in ein sehr, sehr bizarres… und die Genugtuung, die von ihm verlangt wird, ist erst recht seltsam. Er tauscht einen wortlosen Blick mit Azra, die aber auch nur etwas ratlos die Achseln zucken kann, dann legt er seufzend, doch äußerst behutsam einen Arm um Lady Shins schmale Schulter. Ein bisschen Freundlichkeit bricht ihm keinen Zacken aus der Krone. Würde er sie allerdings tatsächlich umarmen, bestünde nur Gefahr, dass er sie unabsichtlich ein wenig zerdrückt oder ihr ein paar Rippen bricht, das lässt er also lieber sein. "Na, na, na, na, " brummt Borgil und kann nicht umhin sich zu fragen, was um alles in der Welt nur in Lady Shin gefahren sein mag, schließlich ist die Frau sonst für gewöhnlich ungefähr so anschmiegsam wie ein rostiges Nagelbrett. "Halt, was? Na, ich hab ein breites Kreuz, für ein bisschen Halt wird es schon reichen." Hmpf! Dafür ist aber eigentlich jemand ganz anderes zuständig. Wo steckt der Kerl überhaupt? Hier jedenfalls nicht. Jetzt ist ihm doch schon wieder eine abhanden gekommen, die er geküsst hat – und das, obwohl sie diesmal doch gar nichts dagegen hatte.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 12. Juni 2010, 18:11 Uhr
Lustlos befördert Aishalanea drei Alibi-Garnelen und eine kleine Scheibe Weißbrot auf ihren Teller, während sie sich unangenehm bewusst ist, dass Diantha und Olyvar nur einige Schritte von ihr entfernt stehen und sich unterhalten – nicht nah genug, dass sie verstehen könnte worüber, aber die Südländerin hätte ohnehin nicht vermutet, dass von ihr selbst die Rede sein könnte. Um sie herum scheinen sich alle Gäste mit Begeisterung über das phantastische Buffet herzumachen und sich die Teller vollzuladen, und Aishalanea erntet ein oder zwei recht verdutzte Blicke für den fast leeren Teller, mit dem sie schließlich das Buffet verlässt, um einige Schritte beiseite zu treten. Aus dem Salon schallt mittlerweile fröhliche Tanzmusik herüber, die kaum einen stärkeren Kontrast zu ihrer Stimmung bilden könnte. Frustriert schiebt die Händlerin die drei verloren wirkenden Garnelchen über den großen Teller und stochert in ihnen herum mit einem Blick, als hätte sie eine persönliche Fehde mit den Tieren. Ab wann man wohl unverfänglich wieder gehen kann, ohne die Gastgeberin zu beleidigen?

Plötzlich aber steht wie aus dem Nichts Diantha neben ihr und spricht sie an: >„Hättest… hättet Ihr vielleicht einen Moment unter vier Augen?“<
Überrascht sieht Aishalanea auf, sie hat nicht damit gerechnet, von dieser Seite erneut angesprochen zu werden. Sie nickt jedoch unsicher, lässt ihren Teller auf einem Beistelltischchen zurück und folgt Diantha in eine ruhigere Ecke. Eine weitere Überraschung erwartet sie, als die Immerfrosterin zu reden anhebt: >„Entschuldigt, wenn ich gerade bescheuert reagiert habe. Ich war überrascht und wusste nicht, was ich sagen sollte.“< Nach diesem Satz sieht sie verlegen zu Boden, was der Südländerin einen Moment gibt, um sich zu sammeln. Dann sieht Diantha wieder auf, und zu Aishalaneas Verwunderung ist in den hellen Augen kein Zeichen der Ablehnung mehr zu erkennen, die sie zuvor wahrgenommen zu haben glaubt. Vielmehr wirkt die junge Frau verlegen, unsicher und… beschämt?
>„Ich habe mich bei dem Inarifest vor vier Jahren so unheimlich dämlich aufgeführt, dass ich mich immer noch schäme, wenn ich daran denke. Für… Euch muss es schrecklich peinlich gewesen sein, dass Eure Begleitung sich so aufgeführt hat.“< Verdutzt sieht Aishalanea sie an. Darum geht es? Sie macht sich Vorwürfe?! Nach so langer Zeit? Und ich dumme Gans hab gedacht… Jetzt ist die Reihe an ihr, vor Scham rot zu werden, doch Diantha sieht es vermutlich gar nicht, denn sie schaut bereits kleinlaut wieder zu Boden. >„Es tut mir wirklich Leid, dass ich Euch damals das Fest verdorben habe. Können wir vielleicht noch einmal ganz von vorne anfangen?“<

„Ich…“ Aishalanea weiß nicht so recht, was sie sagen soll - sie kommt sich unsagbar dumm vor. „Ich bin Euch doch niemals böse gewesen, ich… ich dachte, Ihr…“ Verlegen bricht sie ab. Du dachtest was? Ihr wärt eine arrogante, überhebliche Ziege? Prima, wenn du das aussprichst, entschärft es die Situation bestimmt!
„Und Ihr habt mir das Fest damals nicht verdorben, wirklich nicht!“, fährt sie stattdessen fort. „Es war eine unangenehme Situation, das schon, aber…“ Plötzlich kommt ihr ein Gedanke. „Ihr seid mir doch nicht etwa deswegen in den letzten Jahren aus dem Weg gegangen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 13. Juni 2010, 14:06 Uhr
Mit angehaltenem Atem wartet Diantha die Antwort der hübschen Südländerin ab. Verwirrung löst freudige Überraschung ab, aber die Immerfrosterin meint auch so etwas wie Verlegenheit in den Gesichtszügen ihres Gegenübers lesen zu können. Darauf kann sie sich keinen Reim machen, warum sollte sich Aishalanea für irgendetwas schämen, sie hat schließlich nichts falsch gemacht? >„Ich…“<, setzt die Händlerin an, bricht dann jedoch wieder ab um neu anzufangen. >„Ich bin Euch doch niemals böse gewesen, ich… ich dachte, Ihr…“<, stottert sie vor sich hin und ein leichter Hauch von Rot legt sich über die zimtbraune Haut, was sehr hübsch aussieht. "Nicht?", fragt Diantha verblüfft und versucht damit die betretene Still zu unterbrechen, die sich plötzlich breit macht. >"Und Ihr habt mir das Fest damals nicht verdorben, wirklich nicht!“<, beteuert Aishalanea sehr überzeugend. "Das ist gut", stellt Diantha mit ungeheuchelter Erleichterung fest und hofft, dass ihr Gegenüber das jetzt nicht nur gesagt hat, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. >„Es war eine unangenehme Situation, das schon, aber…“< Oh, jetzt kommt's gleich, ist sich Diantha sicher, doch auch mit dieser Einschätzung liegt sie falsch, denn prompt entwickelt sich das Gespräch in eine Richtung, mit der sie nicht geahnt hat.
>„Ihr seid mir doch nicht etwa deswegen in den letzten Jahren aus dem Weg gegangen?“ <, will Aishalanea unvermittelt wissen. "Na ja, nicht wirklich... Wo soll ich anfangen?" Wenn Diantha der Händlerin alles erzählen wollte, was sie in den letzten vier Jahren erlebt hat, würden sie am nächsten Morgen noch am selben Fleck stehen. Also versucht sie, sich so kurz wie möglich zu fassen: "Nach dem Inarifest wollte ich nur weg aus Talyra und bin so in eine Amazonen-Rettung geraten, auf der ich auch Olyvar besser kennen gelernt habe. Danach wollte ich es mal mit einer rechtschaffenen Arbeit versuchen und so kam es, dass er mich als Kinderfrau für seine Zwillinge in die Steinfaust geholt hat." In der Erinnerung an die damalige vorsichtige Annäherung muss sie versonnen lächeln. "Beim Inarifest vor drei Jahren hat er dann um meine Hand angehalten", bei der Erwähnung dieses Tages fährt sie unbewusst mit dem Daumen über das Ginstermuster auf ihrem Ehering. "Unser Sohn Njall wird im Sonnenthron zwei Jahre alt. Ihr seht also, es hat sich eine ganze Menge in meinem Leben getan." Bei diesen Worten muss sie lachen.

"Ich muss allerdings gestehen", lenkt sie dann ein, "dass ich mir vorgenommen hatte, Euch zu besuchen, seitdem mir Olyvar davon erzählt hat, dass Ihr bei dem Kampf gegen den Nekromanten geholfen habt. Er hat gesagt, Ihr wart sehr mutig und eine große Hilfe." Aishalanea schaut kurz so, als glaube sie, Diantha meine das ironisch, doch das tut die keineswegs. Olyvar hat ihr einiges von dem, was die Gruppe in den finsteren Kellern erlebt hat, erzählt und das hatte teilweise ihre schlimmsten Ängste noch übertroffen. "Ich habe es immer wieder aufgeschoben, weil ich mir Sorgen gemacht habe, dass Ihr vor Wut schäumt und mir mein Verhalten übel nehmt. Mit drei Kindern im Haus findet sich immer ein Vorwand um etwas möglicherweise Unangenehmes vor sich herzuschieben." Bei diesem Eingeständnis beißt sie sich auf die Lippen, es wirft schließlich nicht gerade das allerbeste Licht auf sie, aber wenn schon ehrlich, dann auch richtig. "Hätte ich gewusst, dass Ihr mir nichts nachtragt, wäre ich natürlich viel eher schon gekommen. Vielleicht lässt sich das ja noch nachholen?", schlägt sie vorsichtig vor. "Wenn es Euch nicht passt, ist das natürlich auch in Ordnung", schiebt sie rasch nach, sie will schließlich keine Höflichkeitseinladung und bietet Aishalanea so ein Schlupfloch. Man muss sein unerwartetes Glück ja nicht gleich überstapazieren.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 13. Juni 2010, 15:04 Uhr
>„Das Essen ist prima, oder? Avila hat das echt toll gemacht!“  <, fragt  Zoe mit einem zuckersüßen lächeln und schaut Uio dabei direkt in die Augen.
„Ähm…ja, das essen ist toll!“, entgegnet Uio unsicher. Er weiß gar nicht so recht wo er hinschauen soll. Zoe sieht so wunderhübsch aus und ist nun auch noch fast so groß wie er. „Willst du auch was?“, fragt er schnell und hält ihr etwas von seinem essen hin. „Heute gibt es genug zu Essen!“ Doch Zoe scheint bereits satt zu sein. „Nun gut, dann esse ich alles auf!“ , sagt er lachend. „Wenn du nicht essen magst was magst du dann?“ Zoes Blick spricht Bände und Uio fragt sich warum er das nur gefragt hat.
Sie will ja wohl nicht…och neeee…

Schon vor Tagen wollte sie mit ihm Tanzen üben. Tanzen mit ihm… für Uio ein unvorstellbares unterfangen. Er hat noch nie getanzt und so was machen nur…nur… Trottel und verliebte. Uio schüttelt sich leicht. Igitt verliebte die sich dann Küssen! Dem Jungen wird ganz übel bei dem Gedanke. Und wie zur Bildlichen Untermahlung fällt sein Blick auf ein Paar auf der Tanzfläche, welches sich just in diesem Moment küsst. „Üääähh!“ platzt es aus ihm heraus während er angewidert die Zunge aus dem Mund streckt. Zoe hingegen weiß gar nicht was ihr Freund hat und schaut ihn fragend an. Als Uio ihren Blick bemerkt schaut er sie an, lächelt frech und tut so als wäre nichts gewesen. „ Ich glaube… ich hab lust auf frische Luft. Kommst du mit in den Garten?“ , fragt er schnell und versucht das Tanzthema geschickt zu überspringen. Ja, draußen im Garten sind bestimmt nicht so viele Gäste und unter freiem Himmel fühlt er sich viel wohler als in irgendwelchen Räumen.

Uio hält es auf einmal nicht mehr aus und springt auf. Schnappt Zoes Hände und zieht sie hoch. Frech lacht er als er losplappert: "Los wir gehen in den Garten, ja?" Und schon hüpft Uio los um dann direkt vor einer Wand aus dem Nichts stehen zubleiben. Uio schaut erstaund hoch und erkennt ein freundliches grinsen. Zoe Kichert hinter ihm amüsiert und hüpft auf Cinaed zu. "Uio rennt schon wieder alle Großen um!"
"Naja...ich ähm...hab...also ihn ...nicht gesehen!" , stammelt er fast entschuldigend und zieht einen kleinen Schmollmund. Ich renn garnicht alle Großen um...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 15. Juni 2010, 00:53 Uhr
Es ist Borgil und Azra anzusehen, dass sie sich keinen so rechten Reim aus Atevoras Verhalten machen können. Die weiße Mistress präsentiert sich tatsächlich äußerst ungewohnt. Oder etwa doch nicht?
Es mag wohl sein, dass die Eismaid aufgewühlt und fassungslos über sich selbst war, doch dies bezog sich am ehesten auf ihren lästigen und unüblichen Kontrollverlust, denn groß auf etwas Anderes. Atevora war beileibe kein Mensch, welchen die anderen Belange tatsächlich lange, sonderlich ernsthaft oder grundlegend erschüttern, beziehungsweise aufwühlen konnten.
Sie hatte Njucon schließlich ursprünglich bereits als Jägersmann eingeschätzt, der nur eine äußerst angepasste und ausgewählte Ehrlichkeit der ihn umgebenden Gesellschaft zur Verfügung stellte. Er war zudem Ihr gegenüber auch so Fair gewesen offen zuzugeben, dass er vor hatte bald für einige Zeit zu verreisen und Atevora hatte diese Sachlage mit allen damit verbundenen, oder zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, Optionen und Konsequenzen durchdacht. Sie wäre eventuell durchaus bereit gewesen, sich auf eine kleine hüllenlose Vergnüglichkeit mit ihm einzulassen. Das Bild hätte zwei ausgeglichenen und somit gleichwertigen Hälften einer Waagschale entsprochen, sie sein und er ihr nächtliches Spielzeug. Ein jeder des anderen kleine Trophäe. Doch die Wertigkeit und die Sachlage hatte sich geändert. Dies lag nicht nur daran, dass sich die Magierin hinreißen ließ, den Umstand zu genießen, oder zu wähnen, jemanden an ihrer Seite zu haben, der ihr in vielem so ähnlich war, fast als wären sie irgendwie miteinander verwandt. Nein, sie wollte vor Allem kein schäbiger Ersatz sein.
Zudem wurde ihr durch diese Situation noch etwas Anderes bewusst. Sie wollte keine weiteren verruchten Eskapaden mit Mann und Weib im Pfirsich, keine belanglosen Bettbekanntschaften und Lustknaben, es ist etwas anderes wonach sie sucht. Irgend etwas das Bedeutung hatte, Bestand, einfach mehr, auch wenn sie nicht klar definieren konnte was dieses „mehr“ auch immer genau sein mochte. Sie wusste nur mit plötzlicher Sicherheit: Njucon konnte ihr das gewünschte nicht bieten. Er war auch gewiss niemand der es wollte.
Auch mit ihrer Herangehensweise vorhin in der Causa Borgil war sie äußerst unzufrieden und unglücklich. Diese war für ihre Verhältnisse schlichtweg zu unvorbereitet, viel zu unüberlegt, stümperhaft, sprunghaft und improvisiert. Aber womöglich war dies letztendlich nicht einmal so schlecht. Die notdürftig zusammengekratzten Sätze ließen es möglicherweise glaubhafter erscheinen als eine Aneinanderreihung gezielt und planhaft heruntergeratter Satzgefüge?

Jeder der Borgils Gedanken lesen könnte würde ihm vermutlich vollends zustimmen: Die Art der geforderten Wiedergutmachung war kurios. Natürlich stand es einer in seiner Ehre beleidigten Person frei - im gesetzlich geduldeten Rahmen - zu fordern was immer ihr deucht, doch im Normalfall handelte es sich dabei um Duelle, Aufforderungen zu sonstigen Wettstreiten, oder seltener wurden auch Geldsummen als Entschädigung verlangt. Eine Umarmung hingegen galt vielmehr als Zeugnis freundschaftlicher Zuneigung. Wer würde je auf die Idee kommen dies bei einer möglichen vorausgegangenen Schmähung als Ausgleich zu fordern? Jemand bei klarem Verstand sicher nicht, oder etwa doch? Womöglich gerade eben wegen der bildlichen Bedeutungslast dieser Handlung. Warum sollte Borgil auch eine Person umarmen, von der er der Meinung sein könnte sie hätte auf dem Ball nichts verloren? Gleichwohl würde jemand, der sich bezüglich der Bemerkung auch nur ansatzweise angesprochen fühlen würde, diese Art von körperlichen Nähe im Normalfall vermutlich zumindest aus beleidigtem Getue heraus vorerst nicht zulassen.
Doch, wurzelt der Grund für ihr Handeln wirklich in derart niederen Motiven wie es scheint? War es nur ein kalt kalkulierter Schachzug, ein kühles und niederträchtiges Schauspiel? Bloß perfide Täuschung um es sich mit einer namhaften Persönlichkeit nach dem Fauxpas der Begleitungswahl wieder gut zu stellen, mögliche unvorteilhafte rauhe Wogen zu glätten, oder Unklarheiten im Umfeld zu beseitigen?
Vielleicht.
Eventuell war das Mittel zum Zweck vielschichtiger und auch vollkommen anders gelagert?
Atevoras verborgenes Gedanken- und Gefühlsweben gegenüber dem Gastwirt war, soviel stand fest, äußerst ambivalent. Sie schätzte ihn gleichermaßen wie sie ihn fürchtete, lehnte seine Art ab, wie sie Zuneigung und Anerkennung für gewisse Kleinigkeiten empfand, auch wenn manches zu erheblichen Teilen mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit verwoben war. Vielleicht war Alles zu gewissen Stücken nur ein Vorwand um einem Teilsegment und Drängen nachzugeben, das aus diesem Zwiespalt erwächst ohne mit diesem Handeln in ernsthaften Konflikt mit sich selbst zu geraten? Wer konnte das schon abschätzen? Es war ein Balanceakt nahe an den grauen Grenzen zu Wahrheit, Lüge, Ehrlichkeit und Trug entlang, dass sie selbst nicht mehr oder nur schwer klar aufdecken kann, welcher Standpunkt nun der Richtigere sein könnte. Oder existiert manches Mal sogar ein derart feinverwobendes Gewebe, sodass diese Art der Trennung nicht mehr möglich war?


Entgegen Borgil umarmt Atevora ihren Gegenüber mit beiden Armen. Zumindest wäre das ihre Absicht. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus, denn ihre Arme sind schlichtweg zu kurz um den stämmig gebauten Zwerg tatsächlich zu umfassen.
Für den Bruchteil eines Augenblickes ist dabei in Atevoras Inneren auch der sachte Hauch einer Regung, der nur als Anflug, als ein fragiler Impuls von Geborgenheit interpretiert werden kann. So legt sie die Wange an des Zwergen Schulter - die genau so kräftig erscheint, wie ihr als Mädchen jene Keres erschien - schließt die Augen und krallt ihre schmalen Finger in des Hafenwirts Rücken, als wolle sie auf diese Weise mehr von der Wärme stehlen, welche sie durch die edle Gewandung hindurch spüren kann.


Nach dem kurzen Augenblick löst sie sich wieder aus der Umarmung und tritt sittsam einen Schritt zurück. „Ich danke Euch“, meint sie schließlich mit etwas melancholischem Blick: „Ich denke, ich sollte mich anschicken zu meiner Begleitung zurückzugehen. Es geziemt sich nicht Njucon so lange alleine zu lassen, obgleich er sich mir gegenüber im Eigentlichen nichts zu Schulden kommen ließ. Abstrus nicht wahr?“
Atevora lächelt die Beiden noch kurz milde an, bevor sie sich mit einem: “Ich wünsche Euch noch einen schönen Ball, ohne weitere Belästigungen durch so hagere Sonnenflüchter wie etwa meinereins.“ verabschiedet, umdreht und zwischen den Gästen verschwindet.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 15. Juni 2010, 10:36 Uhr
Im Salon ist einiges los. Ringsumher wird getanzt und geschwatzt und gelacht. Wohin Cináed auch blickt, er entdeckt nur fröhliche, strahlende Gesichter. Aurians Gäste scheinen sich allesamt prächtig zu amüsieren. Auch ihm bereitet das Fest großes Vergnügen, obschon er zugeben muss, dass der Ball doch größer ausgefallen ist, als er sich das vorgestellt hat. Und so sehr es ihm Freude bereitet sich in angenehmer Gesellschaft zu unterhalten, zu speisen und zu tanzen, er wird ebenso froh sein, wenn dies alles vorüber ist und ihn der Alltag wieder gefangen nimmt. Auch wenn es schön ist, dass alles um ihn herum so laut und ausgelassen feiert, auf Dauer ist das nichts für den hochgewachsenen Shida'ya. An zwei oder drei, vielleicht auch vier oder fünf Tagen in einem Götterlauf mag es ja schön und gut sein, so überschwänglich zu feiern, aber Cináed stört die Ruhe und Beschaulichkeit, die die meiste Zeit auf seinem eigenen Hof herrscht, keinesfalls, er weiß sie vielmehr sehr zu schätzen. Draußen auf seinen Ländereien und in der freien Natur sein zu können, ist für ihn ein großes Geschenk, auch wenn andere das nur schwer nachvollziehen und noch weniger verstehen können.
Der Elb rückt sein Doublet zurecht, zwängt sich entschuldigend an einem lachenden Pärchen vorbei und bewegt sich geradewegs auf die lange, gedeckte Buffettafel zu. Ja. Morgen wird er die freundliche Stille genießen, die über den Wiesen und Feldern von Glyn-y-Defaid schwebt, wenn es gerade erst zu dämmern beginnt und die ersten Sonnenstrahlen zaghaft hinter den Baumwipfeln hervor blitzen. Aber jetzt, jetzt will er erst einmal ein Versprechen einlösen, und deshalb sieht er sich suchend um.

Eine kleine Gestalt erweckt seine Aufmerksamkeit – Apfelgriebs, die gerade irgendwo am anderen Ende der reich gefüllten Buffettafel in die Menge verschwindet. Cináed späht angestrengt in die entsprechende Richtung und tatsächlich, offenbar war das Irrlicht kurz zuvor noch bei Zoe und Uio. Oder zumindest in der Nähe der beiden, denn die zwei sitzen in einer gut geschützten Ecke hinter dem Buffet unweit eines schweren Vorhangs. Na, ob Uio sich dahinter wohl versteckt hatte?, fragt sich der Herr von Glyn-y-Defaid und schlendert langsam, aber zielstrebig an der Buffettafel entlang zu der kleinen Fee und ihrem besten Freund hinüber.
Das ungleiche Paar scheint gerade in eine sehr angeregte Unterhaltung vertieft zu sein, denn weder der Junge noch die Fee bemerken, dass sich der Shida'ya nähert. »Los, wir gehen in den Garten«, verkündet Uio soeben, springt übermütig auf die Füße und zieht Zoe dabei lachend mit sich in die Höhe. Im nächsten Moment hat sich der Junge auch schon umgewandt, um seinen Worten Taten folgen zu lassen, aber sein kecker Sprung vorwärts endet direkt auf Cináeds Stiefelspitzen. Verdutzt prallt Uio zurück und schaut erstaunt zu dem Shida'ya auf, während Zoe erheitert kichert und verkündet: »Uio rennt schon wieder alle Großen um!« Der rothaarige Junge gibt sich weniger amüsiert. »Naja... ich ähm... hab... also ihn... nicht gesehen!«, verteidigt er sich verlegen und präsentiert einen kleinen Schmollmund. Cináed lacht. „Schon gut, es war ja auch unfair von mir, mich einfach so an euch heranzuschleichen...“ Er zwinkert Uio verschwörerisch zu.

Mit einem Lächeln wendet sich Cináed Zoe zu. „Ich habe Apfelgriebs eben verschwinden sehen“, meint er fröhlich. „Ich hoffe, sie hat dir erzählt, was ich ihr gesagt habe.“ Freundlich sieht der Shida'ya auf die kleine Fee hinab. „Also, ich bin gekommen, um meinen Versprechen einzulösen“, meint er nach einer kurzen Pause und blickt zwischen Uio und Zoe hin und her. „Aber ich möchte euch nicht von eurem Ausflug in den Garten abhalten“, ergänzt der Elb. „Du kannst auch später noch gerne jederzeit zu mir kommen, wenn du tanzen möchtest, Zoe.“ Cináed blickt wieder zu Uio hinüber. „Ich kann gut verstehen, wenn ihr euch draußen ein wenig von dem ganzen Trubel hier erholen wollt.“ Er lacht leise auf. Der Junge vor ihm sieht vollkommen anders aus, als bei ihrer ersten Begegnung, nun wo er in neuen, sauberen Gewändern steckt und ordentlich zurecht gemacht ist. Wirklich wohl scheint Uio sich derart heraus geputzt jedoch nicht zu fühlen, was Cináed nur zu gut verstehen kann. Seine eigenen Gewänder fühlen sich ungewohnt und irgendwie fremd an, eben anders als die einfache Arbeitskleidung, die er üblicherweise trägt, und Uio geht es vermutlich ähnlich. Der Shida'ya lächelt.
„Ich hoffe, du hast dich gut bei Lady Aurian eingelebt, Uio“, stellt er fest und sieht den Jungen fragend an. „Bestimmt war das alles am Anfang nicht ganz einfach für dich.“ Cináed lacht herzlich. „Aber wenn mich nicht alles täuscht, dann bist du ein Überlebenskünstler, der sich blitzschnell in jeder neuen Lage zurechtfindet. Hm...?“ Der Herr von Glyn-y-Defaid schaut dem Jungen fragend ins Gesicht und blickt dann wieder zwischen Zoe und ihm hin und her. „Nun?“, erkundigt er sich. „Wollen wir einen Tanz wagen oder wollt ihr lieber erst einmal in den Garten hinausgehen?“ Der Elb streicht sich ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich muss zugeben, hier drinnen ist es ganz schön warm. Etwas frische Luft täte mir, glaube ich, auch nicht schaden.“ Er grinst fröhlich. „Also, wenn ich darf, würde ich euch gerne begleiten.“ Aufmerksam sieht er erst Zoe und dann Uio an und wartet geduldig die Antwort der beiden ab.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 16. Juni 2010, 20:28 Uhr
Rhordri amüsiert sich so gut wie sich ein Mann wie er auf einem solchen Ball eben amüsieren kann, mit anderen Worten: er hat durchaus seinen Spaß an der ganzen Sache und er schwingt auch gern hin und wieder mit seiner Morna das Tanzbein, aber er wäre jetzt dennoch lieber mit den Jungs in der freundlichen Stille des Larisgrüns beim Fischen… im Nachtschattental oder sonstwo an einem ruhigen, möglichst menschenleeren Plätzchen. Rhordri hat gern Menschen um sich, das muss er als Kastellan der Steinfaust auch, aber wer seine Tage in einem wimmelnden Bienenstock zubringt, wo alle Naslang irgendjemand anderes etwas von einem will, dies oder das oder jenes zu tun ist und man nirgendwo auch nur ein paar Augenblicke für sich hat, weiß die Abgeschiedenheit der Wälder vermutlich noch mehr zu schätzen… und muss Geselligkeit nicht auch noch nach Dienstschluss haben. Dennoch erfüllt es ihn mit Stolz hier zu sein und zu sehen, was seine kleine Aurian, die er damals als Botenmädel eingestellt hatte (Götter, wie lange ist das schon wieder her!), aus dem alten Anwesen ihrer Familie gemacht hat, das so lange seinen staubverhangenen und spinnwebverseuchten Dornröschenschlaf geträumt hatte. Sie kann vielleicht nicht ändern, was du für ein alter Windhund warst, Lestat, aber sie hat dem Namen De Winter wieder Gewicht gegeben… du wärst stolz auf dein Mädchen, ich weiß es genau! Rhordri leert einen Becher Kupferbier am Rand der Tanzfläche, während hinter ihm die Kobolde ihre quietschenden Fideln, rollenden Trommeln und summenden Bratschen auf das nächste Lied einstimmen und schwört sich, keinen Schritt mehr in diesen vermaledeiten neuen Stiefeln zu tanzen… morgen würde er Blasen so groß wie ein Silberling an jeder Ferse haben. Warum dauert es jedesmal so verflucht lange, bis die Dinger ordentlich eingelaufen sind? Fragt er sich wohl zum hundertsten Mal an diesem Abend und vermisst seine alten. Sicher, sie hatten schon solche Risse, dass er ständig nasse Füße gehabt hatte, wenn es regnete und wenn es trocken war winzige Steinchen und Sand in seinen Strümpfen gescheuert hatten, aber er hatte sie getragen, bis sie ihm praktisch von den Zehen gefallen waren und sich lange standhaft geweigert, sich neue machen zu lassen. Er hasst neue Stiefel. Die alten hatten gepasst wie angegossen, weich, bequem und anschmiegsam - bis er diese soweit hätte, würden Wochen ins Land gehen. Ach, jetzt tu nicht so! Ruft er sich selbst zur Ordnung und leert seinen Krug. Du hast ja nur Angst, dass es deine letzten sein könnten! Wenigstens seine Morna hat ein Einsehen, obwohl sie dabei grinst wie die Katze über dem Sahnekrug, und nötigt ihn nicht noch ein weiteres Mal zu tanzen… diesmal ist es ohnehin irgendwelches neumodische Zeug, da kennt er die Schritte gar nicht. Liall ist längst verschwunden, um Aurians übrigem Gesinde beim Anrichten der langen Festtafel zu helfen, die sich schier unter der Last der aufgetischten Speisen biegen will und allmählich ist es auch wirklich voll geworden, sowohl auf der Tanzfläche, als auch in den übrigen Räumen… nicht unüberschaubar, schließlich ist es dieses Jahr wohl noch kein wirklich offizieller Ball  und es fehlen einige hochrangige Persönlichkeiten, aber doch gut gefüllt. Er hat Olyvar und Diantha erspäht, ebenso wie Kea und Ieràs, Aishalanea und noch ein paar andere bekannte Gesichter, doch langsam meldet sich sein eigener Magen knurrend zu Wort und so schlendert (naja, gut, es ist eher ein leichtes Humpeln) er, seine Frau an seiner Seite, in Richtung des Banketts. "Wer bei der Heiligen Rhiap soll das denn alles essen?" Raunt Rhordri in seinen Bart angesichts der überbordenden Teller, Schüsseln und Platten. "Und wie soll man sich da nur entscheiden? Herrje!" Er grinst im Vorbeigehen Olyvar zu, der gerade selbst die Qual der Wahl mit seinem leeren Teller hat und reiht sich hinter Keandra und Ieràs vom Waldhof ein, um sich etwas zu Futtern zu holen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 17. Juni 2010, 11:25 Uhr
Aurian sieht Cinaed nach, wie er in der Menge verschwindet. Lächelnd nippt sie an einem Glas Perlwein. Alle scheinen sich köstlich zu amüsieren und die Stimmung ist dementsprechend ausgelassen und entspannt. Die Kobolde halten ihr Versprechen und spielen was das Zeug hält und es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Eben wirbelt Rhordri mit seiner Morna im Arm vorbei. Einige Schweißperlen stehen dem Kastellan auf der Stirn, aber er scheint sich daran nicht zu stören und seine Frau strahlt mit den Kerzen um die Wette. Die junge Magierin lächelt in sich hinein. Alles läuft perfekt und der Höhepunkt steht noch bevor: Um Mitternacht soll es ein Feuerwerk geben, über dem Ildoriel, gezündet am Hausstrand. Niemand, nicht einmal Cinaed oder Apfelgribs, wissen Bescheid. Diese besondere Überraschung hat, wie könnte es anders sein, auch Plumquart eingefädelt  >Ich hab da so ein Feenmädl kennengelernt, ein scharfer Feger und was die für Sachen machen kann…<diesen Teil der Kobolderzählungen hat Aurian ausgeblendet, sie kennt die blumigen, detaillierten Ausführungen über diverse amourösen Abenteuer des Skriptors in beinahe allen Feenkobeln der Stadt zur Genüge – so mancher Pfirsich könnte da wohl noch etwas lernen! Schließlich war der kleine Kerl wieder zum eigentlichen Punkt gekommen >Also dieses Feechen, die hat eine Schwester, die mit einem Kerl verheiratet ist der einen Schwager hat der mit einem Kobold befreundet ist dessen Großcousin Feuerwerksgehilfe bei einem Magierkobold in der Tausendwinkelgasse ist. Na und was wär ein Ball ohne Feuerwerk! Ich könnt mal mit ihm reden…?!< Das Reden hat Aurian dann aber doch selbst übernommen und entgegen aller Erwartungen hatte der Feuerwerksmeister einen ernsten und gewissenhaften Eindruck gemacht (und das bei einem Kobold!). Sie hatten sich geeinigt und heute, zur Mitternacht, würde er seine Kunst über dem See darbieten.  

>Darf ich die entzückende Gastgeberin um den nächsten Tanz bitten?< Varin steht mit einem breiten Grinser vor ihr. „Gern!“ Sie stellt das Glas ab und gemeinsam wirbeln sie über die Tanzfläche. Wie es sein Ruf als Frauenheld verlangt, ist der Gardist ein hervorragender Tänzer und Aurian genießt es, herumgewirbelt zu werden. Die beiden sind gut befreundet und die Halbelbe ist wohl eine der wenigen Frauen in der Stadt, die bei seinem Anblick keine weichen Knie bekommt – dafür kennen sie sich zu lange und zu gut!

Zwei Tänze später trennen sich ihre Wege, Varin verschwindet Richtung Garten, wo er ein hübsches blondes Mädchen erspäht hat und Aurian macht sich auf Richtung Buffet. Außer der Suppe zu Beginn hat sie noch nichts gegessen und jetzt, nachdem die erste Nervosität verflogen ist, macht sich Hunger breit. Nach wie vor ist von allem reichlich da. Mit einem Teller in der Hand stellt sie sich zu den anderen in die Schlange. >Und wie soll man sich da nur entscheiden? Herrje!< hört sie eben Rhordris Bass vor sich. „Einfach durchprobieren! Und wenn du willst können Morna und du euch was mitnehmen, es bleibt sicher genügend über! Dann schaffst du das durchkosten schon!“ Sie zwinkert ihm zu, weiß sie doch (und es ist auch nicht zu übersehen) dass der Kastellan gutem Essen nicht abgeneigt ist! Auch Olyvar, Diantha, Kea und Ieras sind gerade mit der Wahl der Speisen beschäftigt und Aurian schließt sich ihnen an.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 17. Juni 2010, 21:24 Uhr
Lächelnd beobachtet das Feenmädchen, wie Uio und Cináed aneinander rumpeln. Uios verdutztes Gesicht als er auf die großen Füßen des bärtigen Elben tritt und seine zu einem Schmollmund verzogenen Lippen, lassen Zoes  Augen kurz auffunkeln, denn Uio sieht einfach total niedlich aus, wenn ihm etwas peinlich ist. Immer mal wieder von dem einem - nämlich ihrem Liebelingsuio, zum anderen -  ihren Lieblingsgroßen schauend, verfolgt sie das Gespräch der Beiden.
Als Cináed das Wort „Tanzen“ in den Mund nimmt, klatscht Zoe vor Freude mehrmals die Hände.
„Natürlich will ich mit dir tanzen!“, lacht die junge Fee und dreht sich übermütig einmal im Kreis, so dass ihr blaues Kleid nur so flattert. Dabei zieht sie ihre Nase kraus. „Tanzen ist sooooo…“
„...langweilig…“, mischt sich Uio ein. Schlagfertigund ergänzt er Zoes noch unvollständigen Satz.
„Gar nicht! Tanzen ist soooo…“
„...trottelig...“
„Sag so was nicht. Du hast es doch noch gar nicht richtig ausprobiert! Wenn du mit mir und Aurian geübt hättest, dann wüsstest du das Tanzen...“
„ ..total doof ist!“
Ein freches Grinsen huscht über das Gesicht des Jungen, während seine Freundin mit gespielter Entrüstung ihre Hände in die Hüften stemmt. Mit schief gelegtem Kopf wirft sie ihm ein „Blödmann….“ entgegen. Was aber eher liebevoll als wirklich beleidigend gemeint ist.
„Ich tanze jetzt mit Cináed! So! Wirst schon sehen, was du verpasst…“

Leise kichernd schnappt sich das Feenmädchen Uios Hand und drückt dem immer noch schelmisch vor sich hin grinsenden Jungen einen Kuss auf die Wange. Einen kurzen, sanften Kuss, der sich eher wie ein angenehmer, flüchtiger Hauch anfühlt, als ein nasser Knutscher. Dann lässt sie seine Hand los und springt mit einem großen Satz und ein paar raschen Flügelschlägen Cináed um den Hals. Die Arme um seinen Hals geschlungen, lächelt die braunhaarige Fee verschmitzt vor sich hin und drückt schließlich ihre Nase auf seine Nase.
„So….wie sieht es nun aus? Tanzen wir? Der Garten kann warten… hehe.. das reimt sich sogar…“
Bevor der Elb irgendwas auf die überfallartige Umarmung erwidern kann, wendet sich die junge Fee wieder ihrem besten Freund zu.
“Ich komm gleich wieder! Und nicht weglaufen!! In Ordnung? Wir gehen dann zusammen in den Garten…“
Es ist wirklich erstaunlich. Nichts an Zoe erinnert mehr an das kleine ängstliche und völlig verschüchterte Feenmädchen, dass noch vor ein paar Stunden mit verschämtem Blick die Treppe hinunter geschlichen ist und sich kaum getraut hat den Blick zu heben. Nun da Uio endlich neben ihr steht, Apfelgribs ihr alles erklärt hat, soweit man das Geplapper des Irrlichts als erklären durchgehen lässt und auch Cináed sich um das Mädchen kümmert, verblasst ihre Furcht vor all den Fremden. Ja, fast vergisst die kleine Fee, dass der große Saal gefüllt mit lauter Großen ist, die sie nicht kennt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 17. Juni 2010, 22:11 Uhr
Als Avila sie anspricht, schaut Lyall ihr nicht einmal ins Gesicht, sondern winkt nur ab und murmelt etwas in ihren nicht vorhandenen Bart. Wie immer will sie niemandem zur Last fallen und ja alles richtig machen, sodass es bei der vielen Arbeit der letzten Tage leicht sein kann, dass sie sich übernommen hat. Und du dumme Kuh hast nicht so wie sonst aufgepasst, dass sie auch mal eine Pause macht um was zu essen oder zu trinken! Avila hat schon öfter den Eindruck gehabt, dass Lyall einer der Menschen ist, die sich so sehr in ein Vorhaben hinein steigern können, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vergessen. Im Alltag ist das auch nicht weiter schlimm, dann gibt es schließlich feste Essenzeiten, außerdem hat die Großmagd da in der Regel auch Zeit, nachmittags bei Lyall vorbei zu schauen und sie zu einer Pause zu zwingen, wenn sie mal wieder ein Vorhaben hat, wie den Hühnerstall umzubauen, den Zaun auszubessern oder Holzstapel für den Winter zu errichten. Natürlich immer unter Vorwänden, da kann Avila auch durchaus erfinderisch werden, etwas muss was probiert werden, oder ein Korken bewegt sich nicht, etwas geht nicht auf oder selbst so ein Blödsinn, wie das ein Laken gezogen werden muss. Nun in all dieser Aufregung hatte Avila nicht so sehr wie sonst auf die andere Magd geachtet – obwohl sie das Problem kennt – und das ist das Resultat: Eine Lyall, die nur leicht wankend aufstehen kann und auf die Frage nach was sie gegessen und getrunken hat, nur stotternd antworten kann: >„Getrunken?...Ja... ja, ich habe etwas getrunken. Roten Saft...welchen weiß ich nicht mehr. Aber er war sehr lecker. Und gegessen?“< Lyall schaut reichlich blass aus und plötzlich wirkt sie so verletzlich, gar nicht das sprühende Leben wie sonst. Die so absolut liebenswerte Eigenschaft, sich nie zu beklagen, egal wie schwer die Arbeit ist, hat sich jetzt gegen sie gewandt und Avila hat es zugelassen. Wie konnte ich nur so blind sein?, macht sich die Magd schwere Vorwürfe. > „Ich weiß nicht... ich glaube heute früh? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Ich wollte jetzt erst einmal die Gäste von allem probieren lassen und warten bis es etwas ruhiger am Buffet geworden ist. Mir ist etwas schwindelig, deswegen habe ich mich hingesetzt.“< „Komm, setz dich jetzt auch wieder und atme mal tief durch“, bestimmt Avila mit besorgtem Unterton in der Stimme. Bitte kipp mir jetzt nicht um!
Natürlich versucht Lyall jegliche Besorgnis zu verstreuen, das ist wohl einfach ihre Art: >„Das ist bestimmt gleich vorbei. Mach dir keine Sorgen. Ich befürchte nur für mich ist es hier gerade etwas zu laut.“< „Du hörst ja auch besser als die meisten und auch ich finde es recht laut“, stimmt ihr Avila zu, wohl auch, um sich selbst zu beruhigen. >„Es geht bestimmt gleich wieder vorbei. Amüsier dich Avila, du hast es dir mehr als verdient. Es tut mir leid, dass ich dir in der Küche nicht so gut helfen kann und eine Niete im kochen bin.“< Fassungslos schaut die Großmagd auf Lyall herab, die mit gesenkten Ohren und schuldbewusstem Gesicht wieder auf der Fensterbank sitzt. Avila braucht einen Moment, bevor sie wieder etwas sagen kann, dann kniet sie sich vor Lyall und sagt eindringlich: „Sag sowas nie wieder, verstanden?“ Nun mischt sich doch etwas Verwirrung in den Blick ihres Gegenübers. „Lyall, du bist mir eine riesige Hilfe, meine rechte und meine linke Hand, auf dich kann ich mich immer verlassen, das ist viel wichtiger, als dass du eine Suppe kochen kannst! Aber mehr noch als eine Hilfe bist du mir eine Freundin, mit der ich gerne Zeit verbringe. Ich kann mich kaum mehr an die einsamen Abende erinnern, als du noch nicht hier warst – ich kann mir die Arbeit hier ohne dich gar nicht mehr vorstellen!“ Die ruhige, zurückhaltende Art der Wargin hatte Avila schon vom ersten Tag an sehr angenehm gefunden, Lyall braucht nicht viele Worte, aber die, die sie benutzt, treffen den Kern der Sache, diese Eigenschaft bewundert Avila sehr an ihr. „Du bist mir wichtig, deine Meinung ist mir wichtig und besonders ist mir dein Wohlergehen wichtig! Deshalb bleibst du jetzt hier sitzen und ich besorge dir etwas zu essen, verstanden?“ Die Großmagd wartet keine Antwort ab, sondern macht sich mit wehenden Röcken auf den Weg zum Buffet, wo sie ein Schälchen mit Lyalls geliebter Mandelsuppe besorgt, außerdem einen Teller mit einer Hasenkeule, einem Stück vom Sparnferkel, Rosmarinkartoffeln, darüber Pilztunke, dazu ein Stück von Lyalls Lieblingsbrot und etwas Waldkräutersalat. Zum Glück ist der Andrang am Buffet jetzt nicht mehr so groß, weil viele Leute tanzen, daher dauert es nicht lange, bis Avila mit Essen und Besteck wieder zurück ist. „Iss das! Ich bleibe so lange hier, bis der letzte Krümel weg ist und du wieder Farbe im Gesicht hast“, verkündet sie und meint das genau so, wie sie es sagt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 18. Juni 2010, 11:34 Uhr
Es ist Zoe, die die Entscheidung trifft. »Ich tanze jetzt mit Cináed! So! Wirst schon sehen, was du verpasst…«, verkündet sie Uio vergnügt, der standhaft die Meinung vertritt, das Tanzen absolut langweilig ist und vollkommen überbewertet wird. Das Feenmädchen drückt dem Jungen blitzschnell einen Kuss auf die Wange und lächelt fröhlich. Dann wendet sich die Kleine von Uio ab – und springt dem völlig verdutzten Cináed mit einem großen Satz um den Hals, umschlingt ihn mit beiden Armen und drückt ihre Nase gegen die seine.
Unwillkürlich muss der Shida'ya einmal tief schlucken. »So... wie sieht es nun aus? Tanzen wir? Der Garten kann warten... hehe... das reimt sich sogar...«, verkündet Zoe kichernd und strahlt vor Begeisterung über das ganze Gesicht. Sie löst sich wieder aus der Umarmung und wendet sich noch einmal Uio zu. »Ich komm gleich wieder! Und nicht weglaufen!! In Ordnung? Wir gehen dann zusammen in den Garten...« Erst als der Junge nickt, nimmt die Fee Cináed bei der Hand und sieht erwartungsvoll zu dem Elben auf. Die Freude steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Und der Shida'ya muss erneut schlucken. Zoe hat sich in der kurzen Zeit, die sie einander nun schon kennen, von einem verschüchterten, ängstlichen kleinen Ding in ein munteres, quietschfideles Persönchen verwandelt, dass nur so vor Lebensfreude sprüht und seine Zuneigung überschwänglich an all jene verteilt, die es gern hat.

Das die kleine Fee ihm dermaßen vertraut und ihm so unverhohlen ihre Zuneigung schenkt, berührt den Shida'ya zutiefst. Und es erschüttert ihn sehr, auch wenn er sich alle Mühe gibt, dass Zoe ihm dies nicht anmerkt, denn es ist zwar ein unheimlich schönes Gefühl, aber es ruft auch schmerzliche Fragen und Erinnerungen in Cináed wach. Fühlt sich so die Liebe eines Kindes an? Der Gedanke daran, dass Tara diese Erfahrung niemals erleben durfte, stimmt ihn traurig. Ein wenig erinnert Zoe den Shida'ya an seine Frau, als diese selbst noch ein Kind war. Hätten er und Tara eine Tochter gehabt, sie wäre der kleinen Fee womöglich gar nicht einmal so unähnlich gewesen. Diese Vorstellung lässt Cináed, ohne das er es eigentlich will, wehmütig lächeln.
Sanft drückt der Elb Zoes Hand und atmet noch einmal tief durch, bevor er sich mit einem heiteren Lächeln dem kleinen Feenmädchen zuwendet. „Nun denn, dann wollen wir mal“, erklärt der Herr von Glyn-y-Defaid. „Meine Dame, darf ich zum Tanz bitten?“ Er deutet eine knappe Verbeugung an und lächelt Zoe abermals zu. Von der inneren Traurigkeit, mit der der Shida'ya immer noch ein wenig zu kämpfen hat, ist ihm rein äußerlich fast nichts anzumerken – sieht man einmal von dem verräterischen, wehmütigen Glanz in Cináeds Augen ab. Er nickt dem Feenmädchen noch einmal zu, dann führt er es behutsam durch das Gedränge und auf die Tanzfläche. Dort angelangt verbeugt er sich abermals, dieses Mal sehr förmlich, vor Zoe und reicht ihr die Hand zum Tanz. Da die zierliche Fee selbst in ihrer großen Gestalt nur einem Menschenkind gleicht, geben die beiden – die kleine Fee mit den blauschillernden Flügeln und der hochgewachsene, schlanke Shida'ya – einen eigenwilligen Anblick ab, doch davon lässt sich das ungleiche Paar weder stören noch vom tanzen abhalten...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 19. Juni 2010, 12:17 Uhr
Diantha wirkt aufrichtig überrascht und erleichtert, als Aishalanea beteuert, ihr nicht böse zu sein – gänzlich überzeugt wirkt sie aber immer noch nicht, denn wann immer die Südländerin einen Satz beginnt, scheint sie erneut mit Vorwürfen zu rechnen. Darauf angesprochen, ob sie ihrem Gegenüber bisher aus dem Weg gegangen ist, schüttelt Diantha immerhin den Kopf und entgegnet:  >"Na ja, nicht wirklich... Wo soll ich anfangen? ... Nach dem Inarifest wollte ich nur weg aus Talyra und bin so in eine Amazonen-Rettung geraten, auf der ich auch Olyvar besser kennen gelernt habe. Danach wollte ich es mal mit einer rechtschaffenen Arbeit versuchen und so kam es, dass er mich als Kinderfrau für seine Zwillinge in die Steinfaust geholt hat."<
Ein versonnenes Lächeln breitet sich auf Dianthas Gesicht aus. Ihre Zusammenfassung wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet – immerhin erinnert sich Aishalanea vage, dass Olyvar bereits einmal verheiratet war und aus dieser Ehe wohl Sprösslinge hat, jedoch hat sie noch etwas Schwierigkeiten, sich Diantha als Kindermädchen vorzustellen. Und Amazonen, die gerettet werden müssen, das ist auch einmal etwas Neues…

Dennoch unterbricht sie nicht mit Nachfragen, für Details ist später immer noch Zeit. Eine flüchtige Handbewegung Dianthas lenkt ihren Blick auf deren Ehering. >"Beim Inarifest vor drei Jahren hat er dann um meine Hand angehalten. Unser Sohn Njall wird im Sonnenthron zwei Jahre alt."<
Verblüfft starrt Aishalanea sie an, diese Neuigkeit ist bisher doch tatsächlich gänzlich an ihr vorübergegangen. „Du hast einen…“ Sie beißt sich auf die Zunge, aber das Wort ist heraus, in ihrer Überraschung hat sie doch glatt vergessen, dass sie Diantha nicht (mehr) duzt. Hoffentlich nimmt sie es nicht übel, wo wir uns doch gerade endlich halbwegs normal unterhalten…
„Ihr habt einen… zweijährigen Sohn?“ Flüchtig sieht sie zu Olyvar hinüber, so dass man die Anrede nun wohl auch auf beide Eltern beziehen könnte, aber dieser Gedanke kommt ihr gar nicht, zu sehr beschäftigt sie die Nachricht. „Was für eine wundervolle Neuigkeit, ich gratuliere!“ Plötzlich muß sie lachen. „… zwei Jahre! Ich bin wohl ein bisschen spät dran, um Glückwünsche zur Geburt zu überbringen, was?“

Diantha stimmt in das Lachen ein, wird aber gleich darauf wieder ernst. >“Ihr seht also, es hat sich eine ganze Menge in meinem Leben getan. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir vorgenommen hatte, Euch zu besuchen, seitdem mir Olyvar davon erzählt hat, dass Ihr bei dem Kampf gegen den Nekromanten geholfen habt. Er hat gesagt, Ihr wart sehr mutig und eine große Hilfe."< Jetzt mustert Aishalanea Dianthas Gesichtsausdruck doch wieder etwas misstrauisch, denn das kommt ihr so gar nicht wie eine Beschreibung ihrer selbst vor. ‚Mutig’ ist nicht gerade ein Wort, das sie auch nur im Entferntesten mit sich assoziieren würde, und wenn sie an die Nekromantenjagd denkt, dann drängen sich ihr eigentlich nur alptraumhafte Erinnerungen an finstere Gänge, blutige Gemetzel, Flammen, Rauch und Tod auf, an Beklemmung, Angst und Trauer. Selten hatte sie sich weniger mutig gefühlt als dort unten in den Kellerräumen unter dem Larisgrün… Diantha wirkt allerdings nicht so, als würde sie sich mit ihren Worten über Aishalanea lustig machen wollen, und so schüttelt diese nur abwehrend den Kopf, äußert sich aber nicht weiter dazu – über dieses Thema will sie heute abend nicht sprechen, nach Möglichkeit nicht einmal nachdenken.

>"Ich habe es immer wieder aufgeschoben, weil ich mir Sorgen gemacht habe, dass Ihr vor Wut schäumt und mir mein Verhalten übel nehmt. Mit drei Kindern im Haus findet sich immer ein Vorwand um etwas möglicherweise Unangenehmes vor sich herzuschieben. Hätte ich gewusst, dass Ihr mir nichts nachtragt, wäre ich natürlich viel eher schon gekommen. Vielleicht lässt sich das ja noch nachholen?“< Der Vorschlag klingt so zaghaft, als fürchte Diantha tatsächlich eine Ablehnung, und damit noch nicht genug, schiebt sie dem hastig noch ein: >„Wenn es Euch nicht passt, ist das natürlich auch in Ordnung"< hinterher, was Aishalanea veranlasst, energisch den Kopf zu schütteln. „Wie könnte es mir nicht passen?! Ihr seid natürlich jederzeit willkommen, die ganze Familie, wenn es nach mir geht – je mehr, je lieber!“ Wie kann sie nur glauben, dass sie mir nicht mehr willkommen wäre? Und das alles wegen der Sache beim Inarifest? Daß es ihr nun peinlich ist, ist nur zu verständlich – aber mir hat es schließlich nicht geschadet, also warum sollte ich ihr deswegen böse sein?
„Ich schlage vor, dieses dumme Inarifest vergessen wir einfach. Seitdem ist so viel Wasser den Bahr el-Atbár hinuntergeflossen…“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ieras am 20. Juni 2010, 11:22 Uhr
Es ist ihm ein wenig unangenehm, so in eine bestehende Unterhaltung zu platzen, aber er ist wirklich froh, Olyvar und Diantha hier auf dem Ball zu sehen. Und auf der anderen Seite ist es gut so, so lernen wir gleich jemanden kennen.. Er neigt den Kopf zum Gruß, als Olyvar ihnen Cináed vorstellt. "Es freut mich, Euch kennen zu lernen." Sein Lächeln ist echt und warm und das bleibt es auch, als eine junge Frau zu ihnen tritt, die Olyvar anscheinend gut kennt. Während Diantha und Aishalanea einige Worte wechseln, wird Ierás von der Ankunft des Irrlichtes abgelenkt. Aurian stellt ihnen das kleine Wesen als Apfelgriebs vor und Ierás entschuldigt sich in Gedanken bei Illiam, dem er die Geschichte vom fliegenden Leuchten nicht hatte glauben wollen. Wer denkt denn auch an Irrlichter, wenn sein Knecht mit einer riesigen Beule und einer unglaublichen Fahne aus der Stadt zurück kommt? Aurians Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken, doch er hört nur einen Bruchteil dessen, was die Gardemagierin sagt. >..im Salon wird dann in Kürze die Tanzfläche freigegeben!...< Er schluckt trocken und bekommt dafür von Kea, die das leise Gulp deutlich gehört hat, einen kleinen Rippenstoß.
Zu seinem Glück folgen sie ersteinmal Aurian in den ebenfalls festlich geschmückten Salon, wo die Halbelbin das Wort an ihre Gäste richtet. Er muss ehrlich zugeben, dass er von den meisten Dingen erst im Nachhinein und durch Dritte erfahren hatte, denn was auch immer Kea und Aurian in ihrer Mädchenzeit einander bedeutet hatten, oft hatten sie sich hier in Talyra nicht gesehen. Und wenn wir sie gesehen haben, drehte sich das Gespräch meist um andere Dinge.. Nachdem Aurian sich bei ihren Helfern bedankt hat, spricht sie die Worte aus, vor denen er sich seit ihrer Ankunft fürchtet und er spürt Kea neben sich mit dem Fuß wippen, als die Musik erklingt. Doch er wird ein weiteres Mal gerettet; diesmal ist es Diantha, die vorschlägt, sich das Buffet einmal näher anzusehen und er ist einer der ersten, der ihr mit Begeisterung zustimmt.

Das Aurian sich für den Ball nicht hatte lumpen lassen, war ihm ja schon beim Anblick all dieser Blumen klar gewesen, aber das Buffet übertrifft seine kühnsten Vorstellungen. Man könnte stundenlang essen, ohne das gleiche zweimal auf dem Teller zu haben.. Sein Blick wandert über das Buffet, bleibt dann an Keas schlanker Hand hängen, die sich zwei Honigfinger auf den Teller legt, schweift dann ihre Schulter hinauf und verweilt schließlich einen Augenblick in ihrem Haar. Angesichts der vielen Speisen ist er einen Moment lang unschlüssig, tut sich dann aber etwas Rebhuhn, überbackenen Blumenkohl und Rosmarinkartoffeln auf seinen Teller. Als Diantha und Aishalanea das Buffet verlassen, folgt er den beiden kurz mit dem Blick, doch da sich Olyvar gänzlich unbeeindruckt zeigt und seinen Teller weiterhin mit Leckereien füllt, zuckt Ierás nur mit den Achseln. >Wer bei der Heiligen Rhiap soll das denn alles essen? Und wie soll man sich da nur entscheiden? Herrje!< Rhordris Stimme die plötzlich hinter ihm ertönt, reißt ihn sowieso aus sämtlichen Gedanken und als er sich zum Kastellan der Steinfaust umwendet, ziert ein breites Grinsen sein Gesicht. "Och, am besten gar nicht, aye?" Mit diesen Worten zeigt Ierás ihm seinen eigenen Teller, auf dem sich nun neben den schon genannten Speisen eine Menge anderer Leckerbissen türmen. "Ich probiere sie einfach alle." Aurian, die nach dem Eröffnungstanz mit Cináed wieder zu ihnen gestoßen ist, stimmt ihm mit ihren Worten zu und gesellt sich dann hinter ihnen in die immer noch recht umfangreiche Menschenmenge ein.

Schließlich ziehen sich Kea, Olyvar und er in eine etwas ruhigere Ecke zurück, von der man das Treiben um sie herum sehr gut beobachten kann. Da das Gespräch zwischen Diantha und der Südländerin nach etwas ernsterem aussieht, geht Ierás davon aus, dass es noch einige Zeit dauern würde und so nutzt er die Gelegenheit Olyvar über die Anwesenden auszufragen. Er kann sich zwar bei weitem nicht alle Namen merken, aber es ist schon interessant endlich ein paar Gesichter zu den Namen (und Klatschgeschichten) hinzufügen zu können. Als sein Blick Borgil und Azra findet, verschluckt er sich kurz an dem Stück Rebhuhn und es dauert einen Herzschlag, ehe er Olyvar mit einem Grunzen auf die Szene aufmerksam machen kann, die sich ihnen da bietet. Der Harfenwirt umarmt gerade vorsichtig eine ganz in weiß gekleidete Frau, während er offensichtlich ein wenig irritierte Blicke mit seiner Frau tauscht, die neben ihm steht. Noch verwirrender, findet jedenfalls Ierás ist das Verhalten der weißhaarigen Frau, nachdem sie sich aus der Umarmung gelöst hat. Sie spricht einige Worte, die man dank der Musik und dem fröhlichen Geplauder rings um sie her nicht versteht und ist dann mit einer eleganten halben Drehung im Getümmel verschwunden. Einen Augenblick versucht er noch, ihr mit den Augen zu folgen, sie ist schließlich kein sehr alltäglicher Anblick, doch als Kea sich erneut zum Buffet begibt, vergisst er alle weiß gekleideten Frauen prompt.
Sein Blick klebt an der Kehrseite seiner Frau und auch wenn ein nicht unbeträchtlicher Teil seiner Gedanken sich nur mit diesem Anblick beschäftigt, gelingt es ihm, Olyvar in ein kleines Gespräch zu verwickeln. "Wie geht es Njáll? Und den Zwillingen? Illiam hat für die drei Spielzeug geschnitzt, aber ich habe es bei unserem etwas hektischen Aufbruch leider vergessen.." Er kratzt sich verlegen am Kopf und kann dann nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. "Herrje, ich hoffe die Fohlen lassen sich noch ein, zwei Tage Zeit, ich brauche dringend ein paar Stunden Schlaf am Stück." Sie tauschen ein Grinsen, denn sie beide wissen, dass eine durchschlafene Nacht mit einem Kleinkind im Haus ein Glücksfall ist. "Sag mal, gilt das Angebot noch, Gærem mit den Junghengsten der Steinfaust auf eine Koppel zu bringen? smaug und Caristo sind zwar nur wenig älter, aber.." Er lässt den satz unvollendet, als er sich kurz an den Versuch erinnert, Smaug und Gærem miteinander zu vergesellschaften. Keiner der beiden hatte nachgeben wollen und es hatte die drei Männer mit langen Knüppeln gebraucht um die beiden Hengste wieder voneinander zu trennen, während die Wallache, die sonst mit Smaug die Weide teilen versucht hatten, sich in der entferntesten Ecke unsichtbar zu machen. "Oh, und wenn du das nächste Mal zum Waldhof kommst.. bring etwas Zeit mit, ich muss dir unbedingt etwas zeigen!" Bei diesen Worten leuchtet Ierás Gesicht vor Aufregung und unterdrücktm Stolz.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Juni 2010, 17:04 Uhr
Langsam nehmen die kleinen Zahnrädchen in Lyalls Kopf ratternd ihre Arbeit wieder auf, und nun kann sie den Raum auch wieder etwas klarer erkennen. Die Umrisse der verstreuten Personen am Buffet werden wieder klarer und die ersten Gesprächsfetzen dringen zu ihr durch. Kurz will sie den Saal und seine Besucher mustern, als sie abrupt stoppt. Verdutzt sieht sie Avila plötzlich mitten ins Gesicht.
Ihre Sinne sind durch den kurzen Schwindelanfall, und die lauten Umgebungsgeräusche, wohl so getrübt gewesen, dass sie nicht ein mal bemerkt hat wie sich die Magd neben ihr niedergelassen hat. Der Blick der Gestaltwandlerin wird noch etwas entrückter, als Avila erneut zu ihr spricht.
>> „Sag sowas nie wieder, verstanden?“ << Kurz krampft sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, als habe eine eiskalte Faust es ergriffen, um nun den letzten Rest Wärme heraus zu pressen. Ihr gerade etwas rosiger gewordenes Gesicht verliert seine Farbe schlagartig wieder. Wie eine Schar aufgescheuchter Hühner, fliehen ihre eben gesagten Worte vor Schreck aus ihren Gedanken. Urplötzlich ist ihr Schädel gähnend leer. Was hat sie gerade noch von sich gegeben? Welche Worte hatten den Weg aus ihrem Mund genommen? Hat sie etwas Falsches oder Unrechtes gesagt? Haben törichte Worte ihrerseits Avila erzürnt? Sie senkt die Ohren beschämt noch bisschen tiefer.
>> „Lyall, du bist mir eine riesige Hilfe, meine rechte und meine linke Hand, auf dich kann ich mich immer verlassen, das ist viel wichtiger, als dass du eine Suppe kochen kannst! Aber mehr noch als eine Hilfe bist du mir eine Freundin, mit der ich gerne Zeit verbringe. Ich kann mich kaum mehr an die einsamen Abende erinnern, als du noch nicht hier warst – ich kann mir die Arbeit hier ohne dich gar nicht mehr vorstellen! Du bist mir wichtig, deine Meinung ist mir wichtig und besonders ist mir dein Wohlergehen wichtig! Deshalb bleibst du jetzt hier sitzen und ich besorge dir etwas zu essen, verstanden?“ << Ruckartig sieht Lyall auf und sucht in dem Blick ihres Gegenübers nach Halt. Kalte Schauer fluten über sie hinweg, gefolgt von heißen Blutschüben, welche durch ihre adrenalingeweiteten Adern pulsieren. Ihr Mund öffnet sich schon halb, doch kein Wort verlässt ihre plötzlich ausgedörrte Kehle. Fest schluckt sie mit dem Ergebnis, dass ihre Zunge an ihrem pergamentartig- trockenem Gaumen kleben bleibt.
Doch Avila wartet auch kein Kommentar der Wargin ab, sondern stürmt mit wehenden Röcken dem Buffet entgegen.

Ein kühler Luftzug vom halb geöffneten Fenster her, lässt kribbelnd eine Gänsehaut auf Lyalls Armen entstehen. Hörbar atmet sie tief ein und wieder aus. Der Duft von Rosen vermischt sich mit dem feuchten, erdigen Geruch des Grases zu einem erfrischenden Mittsommerduft. Doch die Wargin nimmt dies alles nur am Rand wahr.
Haben ihre Ohren eben wirklich diese Worte vernommen? Dumpf hallen die letzten Wörter in ihrem Kopf nach. Ich...bin wichtig... ich bin wirklich nach so langer Zeit wieder jemandem wichtig.
Die Gestaltwandlerin weiß, dass Avila und sie Freundinnen sind und doch geben sich die gefühlten Zwischenmenschlichkeiten... ausgesprochen... noch um einiges mehr Gewicht. Auch wenn Lyall auf Grund ihrer Herkunft recht sparsam mit ihren Gefühlsäußerungen ist und vielleicht Außenstehenden erst etwas distanziert vorkommt, so sieht es in ihrem Innern anders aus. Nie würde sie schlecht über ihre Herrin oder Avila reden oder auch nur denken, beide sind in ihrer Zeit auf dem Anwesen gute Freundinnen geworden, auch wenn die Wargin ihrer Herrin mit zurückhaltendem Respekt begegnet.
Solange man sie auf dem Anwesen deWinter duldet, sind ihre Treue und Loyalität untrennbar mit dem Gut sowie seinen Bewohnern verbunden.
So gut es geht versucht sie alles nach bestem Wissen und Gewissen fertig zu stellen, Avilas Arbeit auf dem Anwesen zu unterstützen und unerwünschte Störungen von ihrer Herrin fern zu halten. Was ihr in den meisten Aufgabenbereichen auch gelingt. Auch wenn ihr Uio ab und zu gehörig dazwischen funkt. Doch muss sie ebenso zugeben, dass er sich in den letzten Wochen mehr zusammen reißt und nicht mehr versucht in allen Dingen seinen Dickkopf durchzusetzen.
Ja, hier hat sie es wirklich gut getroffen. Hätte Lady deWinter und Avila sie nicht aufgenommen, wäre sie weiter in ein ungewissen Schicksal aufgebrochen... immer den kalten Spuren ihrer Mutter folgend ohne zu wissen, ob sie am Zielort erwünscht war.

Kurz presst sie zwei Finger auf ihren Nasenrücken, um die aufwallenden Tränen zurückzudrängen.
Nein, sie wird stark sein. Avila hat recht. Sie muss versuchen ihre aufkeimenden Selbstzweifel abzuschütteln.
Freundlich, mit wieder aufgestellten Ohren, sieht sie der obersten Magd entgegen, als diese beladen mit zwei Schüsseln und einem Teller vom gedeckten Tisch zurückkehrt. Mit einem Kopfnicken nimmt sie die dargebotenen Speisen entgegen, stellt den Teller neben sich auf das Fensterbrett, die Schüssel mit dem Salat auf ihre Knie und widmet sich zuerst der verheißungsvoll süßlich duftenden Suppe. Auch an Besteck mangelt es ihr nicht. Doch eine kleine Schelte bekommt die Wargin noch zu hören und reumütig gesteht sie sich ein, diese auch verdient zu haben. >>„Iss das! Ich bleibe so lange hier, bis der letzte Krümel weg ist und du wieder Farbe im Gesicht hast.“ <<
Hastig beginnt sie die gehaltvolle Suppe auszulöffeln und bemerkt erst jetzt wieder, wie hungrig sie doch gewesen ist. Ärgerlich stellt sie jedoch fest, dass sie mehr auf sich und die elementaren Bedürfnisse ihres Körpers achtgeben muss und sich nicht so ignorant anstellen kann zu erwarten, dass Avila sich neben all der Arbeit auch noch um sie kümmern muss. Viel hat sie auf dem Anwesen schon gelernt und nun ist dies eben eine neue Lektion.

Stochernd bugsiert sie die letzten Bissen, welche den Gabelzinken immer wieder gekonnt ausweichen, auf das Essbesteck und von dort aus in ihren Mund. Die pikanten Soßenlachen saugt sie mit den letzten verbleibenden Brotstücken auf und stellt das leere Geschirr auf ihren Knien ab.
Schief lächelnd blickt sie zur Magd hoch. Avila hat wirklich die ganze Zeit über sie gewacht um zu schauen, ob sie auch alles auf isst. Doch nun geht wirklich kein Krümel mehr in sie hinein. „Es war wirklich ein Festessen. Du bist eine Zauberin in der Küche Avila. Sieh her, alles weg!“ Schelmisch hält die Gestaltwandlerin Avila ihr Geschirr entgegen. Lachend nimmt die Magd es entgegen und will es wohl schon in die Küche bringen, als Lyalls fester Griff um ihr Handgelenk sie davon abhält zu gehen.
„Gabh mo leisgeul... ich meine... entschuldige mein Verhalten. Ich gelobe Besserung... Du hast Recht, ich sollte so etwas nicht sagen. Ich sollte mich lieber freuen hier zu sein, mit dir und der Herrin. Manchmal holt mich meine Vergangenheit ein und...“ Kurz seufzt sie. „Danke, das du dich um mich kümmerst, wenn ich manchmal naja..etwas seltsam bin. Ich meine, wer vergisst außer mir schon zu essen?“ Ein zaghaftes Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Das alles was du eben zu mir gesagt hast...es gilt ebenso für dich. Sei dir gewiss an mir eine gute Freundin zu haben, die dich bei allem versuchen wird zu unterstützen. Einfach...danke für alles...“ Entschlossen drückt sie nochmals das Handgelenk der Magd, bevor sie ihre Hand wieder zurück zieht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 20. Juni 2010, 18:27 Uhr
Auf die Frage hin ob er sich hier gut eingelebt hat, nickt Uio einfach. Lange Antworten liegen ihm nicht und er behält seine Zweifel lieber für sich. Doch es fällt auch gar nicht auf, denn Zoe beginnt Cinaed, sobald er das Wort Tanzen in den Mund nimmt, sofort für sich einzunehmen. Uio fallen da nur ein paar freche Kommentare ein, die er geschickt einwirft. Alles in allem geht es ziemlich schnell und Zoe geht mit dem großen Elb freudestrahlend auf die Tanzfläche. Jedoch nicht ohne Uio vorher, einen Kuss auf die Wange zu drücken. Uio kann gar nichts erwidern oder sagen. Plötzlich kribbelt alles und sein Kopf wird warm. Mit großen Augen steht er einfach da und schaut Zoe nach, die noch etwas sagt wie…er soll warten oder so. So richtig versteht Uio das nicht mehr. In seinen Ohren rauscht es laut und ohne es zu wollen hält er die Luft an.
Langsam wird es um Uio herum dunkler. Nicht weil ihm die Augen zufallen, nein…
in seiner unmittelbaren Umgebung gehen nacheinander ein paar Kerzen aus. Es braucht eine Weile bis Uio aus seiner Starre erwacht, nach Luft schnappt und das Erlischen der Kerzen aufhört. Uio selbst bemerkt gar nicht, das etwas passiert ist und geht einfach ein paar Schritte zurück, um aus sicherer Entfernung heimlich Zoe beim Tanzen zuzusehen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 20. Juni 2010, 18:33 Uhr
Die Angelegenheit mit dem Kutscher ist schnell erledigt. Der gute Mann wird am Eingang auf die weiße Lady Shin warten, ihr die Nachricht überbringen und sie nach Hause fahren.
Kurz hält der Albino inne, nachdem er sein Schwert gegürtet hat und blickt in den Sternenklaren Himmel.
Ist es nicht eine wunderbare Nacht, Ilai?, beginnt er das Stille Zwiegespräch und lässt Iali nicht gleich zu Wort kommen. So funkeln Abertausende von Lichtern am samtenen Himmel einer lauen und ereignisreichen Nacht. Mögen sie allen denen Hoffnung und Zuversicht schenken, die sich nach etwas sehnen, auch wenn sie nicht wissen was es ist.
Ich weiß wonach ich suche, und so auch ihr! , antwortet die Stimme in seinem Kopf mit einer drängenden Klarheit.
Natürlich!, setzt Njucon ohne zu zögern nach. Das Ziel ist klar und ihr Pakt ist eindeutig. Beide wollen etwas voneinander und beide geben einander etwas. Und das so lange bis…
…bis der tot uns trennt., schließt Ilai seine aufkeimenden Gedanken ab. Und hätte Ilai ein Gesicht und Njucon würde in das ihre Blicken, würde sie listig lächeln.

Vom Anwesen de Winter ist es nicht weit zum kleinen Haus, das er vor nicht allzu langer Zeit kaufte und nun vor einigen Tagen wieder verkaufte. Der Tag der Übernahme war auf Morgen gesetzt. Schlüssel hatten die neuen Besitzer bereits bekommen und die Zweitschlüssel würde er einfach auf dem Tisch lassen. So macht sich Njucon auf den Weg an den Ställen vorbei in Richtung Tor, um das Gelände des Anwesens zu verlassen. Er ist mehr als froh das Ilai nicht interessiert daran ist, zu erfahren, was auf dem Ball alles geschehen ist und er entweder es breitwillig erzählt oder sich streiten muss. Iali wirkt seitdem sie beide mehr als deutlich über ihr Bündnis geredet hatten mehr als angenehm zurückhaltend und diskret.

Eine Bewegung in der Dunkelheit zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Schritte!
Njucon seufzt. Sollte es tatsächlich sein, dass ihm irgendjemand gefolgt ist oder gar ihn sucht?
Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Womöglich Lady Shin.  Langsam und ruhig geht er weiter und auch die Gestalt geht unbeirrt weiter.

Ealara muss gnädig mit ihm sein. Njucon entfährt ein echtes erleichtertes Seufzen als er erkennt, dass die Gestalt zwei Eimer trägt und zu den Bediensteten des Hauses gehören muss. Dieser scheint so in seine Arbeit vertieft, das er ihn nicht beachtet.
Um nichts in der Welt würde Njucon mit ihm tauschen wollen. Seine Gedanken schlendern kurzzeitig in diese Richtung und er kommt nicht umhin, sich den Knecht, da sie auf gleicher Höhe sind, anzuschauen.

„Ach!“, Njucon ist erstaunt wen er dort erblickt…oder eher erkennt. Er bleibt mitten im Schritt stehen und gibt sich wirklich überrascht und freundlich. „Ich hatte ja nicht zu denken gehofft, Euch noch einmal über den Weg zu laufen. Zumal ich dachte ihr seid woanders angestellt….ähm…wie war doch gleich Euer Name…Iestin richtig?!“



Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 21. Juni 2010, 09:27 Uhr
Der große, bärtige Elb und die junge Fee, die sich zu gegeben Anlass in ein Mädchen mit blauschillerenden Flügeln verwandelt hat, geben ein wahrlich ungewöhnliches Tanzpaar ab. Doch die Beiden scheinen sich nicht groß daran zu stören. Immerhin sind der Elb und die Fee nicht das einzige seltsame Paar, das sich zum heutigen Blumenball im Anwesen de Winter eingefunden hat und das Tanzbein schwingt.
Doch Zoe nimmt die lächelnden Gesichter, an denen sie sich vorbeidrehen, nicht wahr. Dazu macht der Kleinen das Tanzen viel zu sehr Spaß. Sie liebt die Musik, das leise Rascheln ihres blauen Kleides, wenn sie sich dreht und die vielen einstudierten Schritte, die gemeinsam mit ihrem Tanzpartner ein wunderschönes, unsichtbares Muster auf dem Parkett hinterlassen.

Mit einer grazilen Leichtigkeit bringt Zoe den ersten Tanz hinter sich. Kaum ist das Lied zu Ende, blickt sie Cináed mit flehenden Augen an.
„Noch einen Tanz…bitte...bitte!“
Dem vor Begeisterung nur so leuchtenden Feengesicht, ist es fast unmöglich diesen Wunsch auszuschlagen. Kichernd schnappt sich Zoe Cináeds Hände, macht einen Knicks und zieht ihn wieder in die Mitte der Tanzfläche. Bevor die Musik wieder ihren Anfang nimmt, winkt sie noch schnell ihrem Lieblingsuio zu, dann schlägt auch schon das nächste Tanzstück die kleine Fee in seinen Bann.
Von Cináeds wehmütigen, ja fast schon traurigen Blick bekommt das Mädchen nichts mit. Gefühle von Großen zu verstehen, fiel der Fee schon immer schwer. Daran hat das Zusammenleben mit Uio und die verbrachte Zeit ihm Hause de Winter nichts ändern können. Zwar besitzt das Mädchen ausgesprochen gute empathische „Antennen“, doch bei Großen scheinen sie immer wieder aufs neue zu versagen. Dem Mädchen macht dieser Umstand jedoch immer weniger aus. Sie hat sich dran gewöhnt, das die Großen und ihr Selenleben für sie nicht so einfach verständlich sind, wie die von ihren Tierfreunden.
So schnappt sich das Mädchen, kaum das die letzten Töne des Liedes verklungen sind, die Hände des Elben und drückt sie ganz fest. Ihre Augen glänzen immer noch vor Freude wie zwei kleine schimmernde Sterne.
„Danke.. Danke…“, ruft sie ausgelassen. „ Vielen Dank..das war wirklich so was von schön. Fast so schön wie…wie.. ach egal. Es war einfach wunder, wunderschön!“
Fröhlich grinsend zieht Zoe Cináed in Richtung Uio. Der Junge steht immer noch am Buffett und schiebt sich gerade ein weiteres Stück Braten zwischen die Zähne.
„Hat dir das Tanzen auch so viel Spaß gemacht wie mir?“, fragt das überglückliche Mädchen ihren großen Freund.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 21. Juni 2010, 16:20 Uhr
Zu Cináeds großer Erleichterung scheint Zoe nichts von der plötzlich in ihm aufkeimenden Traurigkeit zu spüren und er gibt sich alle Mühe, dass sich daran auch nichts ändert. Es fällt ihm nicht schwer eine fröhlich Maske zur Schau zu stellen, obwohl ihm in Wirklichkeit alles andere als leicht ums Herz herum ist. Doch glücklicherweise sorgt Zoes Gesellschaft recht schnell dafür, dass Cináeds Heiterkeit bald wieder vollkommen echt ist und der melancholische Ausdruck seiner Augen verschwindet.
Die kleine Fee ist eine sehr geschickte Tänzerin, die rasch lernt und der Shida'ya ist ein erfahrener Tänzer, dem es leicht fällt mit den unterschiedlichsten Partnern zu tanzen, sodass die Zoe und er trotz ihres deutlichen Größenunterschiedes gemeinsam eine gute Figur auf dem Tanzboden abgeben und viel Spaß haben. Lächelnd ziehen sie ihre Kreise auf dem Parkett und hinterlassen dabei ein kompliziertes, unsichtbares Muster, das nur für ihre eigenen Augen sichtbar ist.

Die Musik klingt langsam aus und der Tanz nimmt ein viel zu schnelles Ende. Ein leichtes Schmunzeln huscht über Cináeds Lippen, als seine kleine Tanzpartnerin ihn mit großen, flehenden Kulleraugen ansieht. »Noch einen Tanz... bitte... bitte!« Der Elb lacht. „Aber gerne, wenn es dir solche Freude bereitet“, erklärt er, blickt lächelnd in Zoes vor Begeisterung glühendes, rundes Feengesicht und lässt sich ohne weiteres von dem kichernden Mädchen zurück in die Mitte der Tanzfläche ziehen, als das Koboldensemble ein neues Stück anstimmt. Ein weiteres Mal wirbelt das ungleiche Paar gemeinsam mit den anderen über das Parkett und erfreut sich an den schönen Klängen der Musik.
Zoe ist völlig verzückt. Es ist deutlich an ihrem Gesicht abzulesen wie viel Spaß sie hat und als auch der zweite Tanz zu Ende ist, verleiht sie ihrer Begeisterung voller Überschwang Ausdruck. »Danke... danke...«, ruft sie ausgelassen. »Vielen Dank... das war wirklich so was von schön. Fast so schön wie... wie... ach egal. Es war einfach wunder, wunderschön!« Begeistert drückt sie Cináeds Hände und zieht ihn fröhlich grinsend hinüber zu Uio, der nach wie vor in der Nähe des Buffets steht und gerade zufrieden auf einem Stück Braten herumkaut. »Hat dir das Tanzen auch so viel Spaß gemacht wie mir?«, erkundigt Zoe sich an Cináed gewandt, während sie geradewegs auf Uio zusteuert. Die kleine Fee schenkt ihrem großen Begleiter einen fragenden Seitenblick. Der Shida'ya nickt. „Ja, es war ein großes Vergnügen mit dir zu tanzen, Zoe“, entgegnet der Elb lächelnd. „Du bist wirklich eine ausgezeichnete Tänzerin.“

Gemeinsam bleiben die beiden neben Uio stehen, der gerade den letzten Bissen von seinem Braten hinunterschluckt. „Na, hast du uns die ganze Zeit von hieraus zugesehen?“, fragt der Herr von Glyn-y-Defaid den Jungen freundlich. „Vielleicht hast du deine Meinung ja geändert und magst doch einmal mit Zoe tanzen?“ Der Elb lacht amüsiert, aber keinesfalls abfällig oder gar spöttisch, als er Uios Blick bemerkt. „Nein? Nicht?“ Cináed lächelt. „Zoe ist eine gute Tänzerin und ich könnte dir ganz schnell ein paar einfache Schritte zeigen... aber wenn du nicht magst, dann nicht“, meint er freundlich. „Wollen wir stattdessen lieber in den Garten hinausgehen?“ Fragend schaut der Shida'ya zwischen der Fee und dem Jungen hin und her. „Wir könnten zu den Pferden gehen“, schlägt er vor. „Oder hinunter ans Seeufer...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 21. Juni 2010, 22:51 Uhr
Während Njucon Wünsche in die Nacht entsendet, welche – ohne sein Wissen – Atevora so seltsam direkt streifen und auch nur ihr gelten könnten, ist Atevora auf der Suche nach ihm. Die weiße Mistress ist nun schon ein paar mal die Runde gegangen, doch ihre Begleitung erspäht sie zwischen den vielen Gästen nicht. Aus diesem Grund spielt sie mit dem Gedanken, er könnte - um frische Luft zu schnappen - in den Garten gegangen sein und ahnt dabei nicht im Geringsten, dass sie bei ihrem kleinen Intermezzo mit Borgil beobachtet worden ist, und er daraufhin den Entschluss gefasst hat, den Ball frühzeitig zu verlassen.

Der Abschied hätte vermutlich um so vieles sanfter sein können. Es fehlen, wie so oft, nur ein paar entwirrende Worte. Ein kurzes Gespräch hätte zumindest Klarheit verschafft. Hätte er im Laufe des Gespräches sogar die in den Nachhimmel entlassenen „Worte“ direkt an sie gerichtet? Hätte sie sich dafür bedankt? Eventuell hätte es den Weg sogar für eine Freundschaft geebnet, sofern Njucon ein Mensch war dem Freundschaften etwas bedeuten. Niemand wird je erfahren was alles hätte sein können, denn jede kleine Entscheidung führt einen durch eine neue Tür, auf andere Wege und Njucon ist den seinen gegangen.
Auf diese Weise wird Atevora am Eingang einfach vom Kutscher abgefangen, welcher ihr schlicht mitteilt, dass Njucon den Ball bereits verlassen hat.

Im ersten Moment ist Atevora etwas verwirrt, sowie perplex und bedankt sich nur aufgezogen und floskelhaft für die überbrachte Information.
Man möchte meinen, Atevora wäre die neu aufgedeckte Situation einerlei und sie würde den Umstand nun mit unangemessener Gleichgültigkeit einfach abtun. Zum Teil entspricht das auch vollkommen den Gegebenheiten und ihrer Reaktion. Sowohl der nach innen gerichteten, als auch der nach außen hin präsentierten, und doch sind die Dinge nie ganz so einfach gestrickt, wie es scheinen mag. Atevora ist, bei näherer Überlegung, über das Verhalten brüskiert. Nach dem peinlichen Ballauftakt kam ihr jetzt auch noch gänzlich die Begleitung abhanden und übermittelt wurde ihr die Information nicht direkt von ihrem Begleiter, sondern von einem elenden Kutscher. Wobei, nein, dies wäre dem Kutscher gegenüber unfair, dessen Benehmen war schließlich ohne jede Beanstandung. Wie Desaströs! Wenn sich das herumspricht? Wie das nun wieder aussieht.. .  Die Chancen standen nicht schlecht, dass das Getuschel der erlauchten Gesellschaft über sie unerträglich werden könnte und danach stand Atevora nun wirklich nicht der Sinn. Sie hat schon genug mit allerhand anderem Gerede oder schillerndsten Wortattacken zu kämpfen, schon ganz ohne dem Umstand, dass sich ihre Ballbegleitung einfach sang und klanglos davonstielt. Vermutlich würde im Tratsch noch herauskommen, dass die Jünglinge vor ihr, dem männerfressendem Biest, die Flucht ergreifen und mit wehenden Fahnen das Feld räumen, oder ähnliches.
Ihr würde wohl oder übel nichts anderes übrig bleiben als auch selbst sehr schnell den Rückzug anzutreten, damit ihr Begleitungsverlust nicht all zu sehr auffällt.

Als sie dem Kutscher den Rücken zuwendet um Aurian zu suchen und sich - der guten Sitte entsprechend - von der Gastgeberin zu verabschieden, ist ihr bereits all zu klar, dass sie zu sich selbst nicht ehrlich ist, was den Grund ihrer Empörung und Erschütterung anbelangt.
Atevora ist kein Mensch dem es leicht fällt andere wirklich an sich heran zu lassen, und das auch nur ein kleines Stück. Sie ist gut darin eine unüberwindliche Mauer der Unnahbarkeit und Gleichgültigkeit zu halten. Erst zu Inari ließ sie jemanden näher an sich heran und zwar Sigourny. Doch diese zog, nach dem ersten intimen Kuss, plötzlich die Notbremse. Sie stieß Atevora zurück und wieß sie ab, da ihr mit einem Mal bewusst wurde, dass dies alles mit einer Frau scheinbar doch nichts für sie war. Atevora akzeptierte die Zurückweisung, nahm sie zur Kenntnis, ohne ein Wort. Dennoch war es ein herber Schlag den es zu verkraften galt. Gut, es war gewissermaßen sogar  nicht einmal all zu schwer, denn ein charmanter wohlerzogener junger Mann betrat, wie aus dem Nichts, die Bildfläche.
Heute hat sich Atevora ihm gegenüber hinreißen lassen, unbesonnen der „Magie“ des Augenblickes nachgegeben, und nun? Nur kurze Zeit später lässt er sie ohne ein einziges Wort einfach alleine und einsam zurück.

Vielleicht verhielt er sich aber auch nur weiterhin Fair gegenüber ihr mit dem Entschluss einfach zu gehen, schließlich war sehr deutlich zu erkennen, dass er jemand anderes begehrte. Es ist besser so, bestimmt. Ha! Das ist neu. Zum ersten Mal werde ich meiner Augenfarbe wirklich gerecht!
Atevora ist bei den bitteren Gedanken nicht aufgefallen, dass sie stehen geblieben ist, und dabei ins Nichts vor sich starrt. Wobei, Nichts, das trifft es nicht ganz. Nein, eigentlich überhaupt nicht, denn in dem Moment stellt sie fest, dass sie in unmittelbarer Nähe vor sich, wie im Traumtaumel gefangen, zwei Frauen an der Fensterbank beobachtet hat, wobei sie erst jetzt registriert, was sie da betrachtet.
Es ist direkt degoutant, welch warmherzige Atmosphäre ihr hier - ausgehend von den Beiden – entgegen schlägt. Wie offensichtlich sich die Eine um die Andere sorgt, wie überdeutlich ihr die Empfindung mit großen Lettern ins Gesicht geschrieben steht, während sie über die Andere wacht. Mit welch ekelerregender Dankbarkeit die Andere zurückblickt, und ihrer über sie wachenden gutmütigen Glucke liebevoll und so widerlich vielsagend die Hand drückt. Doch am unerträglichsten ist, dass Atevora mit einem Schlag bewusst wird, dass dies all das war was sie nicht besitzt, und nie besessen hat. Sie hat niemanden, der wirklich ein gutmütiges achtsames Auge auf sie hat, keinen der sich um sie sorgte, oder der sie auch nur wirklich vermisste wenn sie nicht mehr sein sollte. Auch die Umarmung vorhin hatte keinen Wert, es lag keine Wärme darin, bloß bemühte Freundlichkeit in Kombination mit Verwirrung, der Kuss an diesem Abend war ebenso bedeutungslos, und jeder Gedanke zu des Albinos taktvollen Verhalten nur alberne Spinnerei.
Unbewusst greift die Magierin zum roten Schmuckstück, reißt sich die Kette mit einem ruppigen Ruck vom Hals und lässt sie zu Boden fallen, während in ihre Augen ein verräterisches feuchtes Glitzern tritt. Atevora kämpft hoffnungslos mit einem jäh aufziehenden wirren Emotionschaos aus Verbitterung, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Neid und Hass, dass unverhofft über sie hereinbricht wie eine tosende Sturmfront. Und dann plötzlich, mit einem Mal.. Stille. Nichts mehr, keine einzige Regung, nur gähnende Leere, ein dumpfes Gefühlsvakuum, getragen von Gleichgültigkeit.

Von der vorhergehenden niedergeschlagenen Körperhaltung und Tristesse ist nichts mehr zu erkennen. Atevora wirkt gewohnt distanziert und unnahbar, die Miene kalt und verschlossen, bar jeder Emotion. Selbst aus ihren Augen ist jeder Glanz gewichen, sie sind matt, fast leblos und ergänzen nun hervorragend das Bild einer wandelnden seelenlosen Porzellanpuppe.

Schließlich wird die stille Beobachterin entdeckt, die Blicke kreuzen sich.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 23. Juni 2010, 16:50 Uhr
Brav wie ein Kind nickt Lyall und isst ihr Essen in Rekordgeschwindigkeit auf, man merkt ihr dabei aber auch an, wie ausgehungert sie war. Als sie dann einen leeren Teller vorzuweisen hat, stellt sie fest: >Es war wirklich ein Festessen. Du bist eine Zauberin in der Küche Avila.< „Danke“, entgegnet die nur und ist froh darüber, dass Lyall dieses Kompliment nicht mit einer Anspielung auf ihr Liebesleben verbindet, so wie es die die Lady getan hat. Auch das ist sehr angenehm an Lyall, sie scheint keinerlei Interesse an dem Liebesleben anderer zu haben, womit sie wohl eine Rarität in Talyra ist. Mit den Worten >Sieh her, alles weg!< präsentiert Lyall den Teller und wirkt dabei unheimlich jung und irgendwie unschuldig, so unberührt von den vielen negativen Eigenschaften, denen man häufig begegnet, wie Eifersucht, Neid und Arroganz. Bei diesem Anblick in bernsteinbraune Augen, in denen so viel Vertrauen liegt, muss Avila lächeln. Als sie sich abwenden will, um das benutzte Geschirr wegzubringen, wird sie unerwartet mit festem Griff am Arm davon abgehalten. Verwundert schaut sie Lyall an, die sonst nicht sonderlich viel von körperlicher Nähe hält und stellt das Geschirr auf dem Fensterbrett ab, als die mit sehr ernstem Tonfall feststellt: >Gabh mo leisgeul... ich meine... entschuldige mein Verhalten. Ich gelobe Besserung... Du hast Recht, ich sollte so etwas nicht sagen. Ich sollte mich lieber freuen hier zu sein, mit dir und der Herrin. Manchmal holt mich meine Vergangenheit ein und...< Ein tiefer Seufzer folgt auf diese Worte, es  scheint, als ob Lyall immer noch nicht darüber reden kann, was damals geschehen sein muss. Avila hat sich schon einiges ausgemalt, was Lyall wohl zu der Person gemacht haben kann, die sie heute ist, aber überzeugt ist sie von keiner der Ideen. Doch es muss einen Grund geben, dass Lyall so ungern angefasst wird, wobei sie mit Tieren keinerlei Berührungsängste hat. >Danke, das du dich um mich kümmerst, wenn ich manchmal naja..etwas seltsam bin. Ich meine, wer vergisst außer mir schon zu essen?< Diese Worte bringen Avila zum Lachen, gewiss, Lyall mag häufig merkwürdig sein, aber gleichzeitig hat sie ein gutes Herz und das ist doch, was zählt. >Das alles was du eben zu mir gesagt hast...es gilt ebenso für dich. Sei dir gewiss an mir eine gute Freundin zu haben, die dich bei allem versuchen wird zu unterstützen. Einfach...danke für alles...< Noch einmal drückt sie Avilas Handgelenk, dann zieht sie ihre Hand wieder zurück. Einen Moment lang verspürt die Großmagd den Wunsch, Lyall zu umarmen, so wie man es in den Herzlanden nun einmal mit Freunden tut, doch dann beherrscht sie sich, weil sie nicht sicher ist, ob es für die Wargin in Ordnung wäre. „Dann lass mich auch dir dafür danken, dass du bist, wer du bist“, entgegnet Avila und streicht ihr Kleid glatt, damit sie ihren Händen etwas zu tun geben kann.

In diesem Moment bemerkt Avila eine Frau, die nur wenige Schritt von ihr und Lyall entfernt steht und sie offensichtlich beobachtet. Sie ist ein sehr merkwürdiger Anblick, gleichzeitig ausgesprochen schön und nun ja, sehr fremd und es fällt schwer sich vorzustellen, dass sie tatsächlich ein lebendes, fühlendes Leben sein soll. Das Kleid ist ein Traum aus Spitze, Seide und Atlas, seine vorherrschende Farbe ist weiß, allerdings sind diverse Schnüre, Bänder und Schleifen schwarz. Ein wirklich festliches Gewand, das sehr aus dem bunten Farbenrausch der anderen Gäste heraussticht, in keiner Form als hässlicher, sondern nur als … nun ja, anders. Noch auffälliger als das Kleid ist die Frau an sich, klein, zart, fast schon zerbrechlich, mit unnatürlich weißer Haut, dunkelblauen Augen und seltsamen Haaren: größtenteils weiß, doch die direkt das kindliche Gesicht umrahmenden Haare sind tiefschwarz, die dazwischen gestreift. Alles an ihr scheint nicht so recht hierher zu gehören, dazu kommt dann noch der merkwürdig leere Blick, der ein bisschen wirkt, als wolle sie ihre Mitmenschen aussaugen. Sie wirkt wie ein Schneeglöckchen, dass sich in den Mai verirrt hat. Um all das wahrzunehmen und festzustellen, dass die Frau sich nicht recht einordnen lässt, braucht Avila nur einen Augenblick, dann versucht sie den seltsamen Blick mit so viel Freundlichkeit zu erwidern, wie möglich. Auf ihr Lächeln erhält sie keine Reaktion, es wirkt fast, als wäre die andere kein Mensch, sondern nur eine wahnsinnig aufwändig gemachte Puppe, dagegen spricht allerdings dass sie atmet. Die Lady kennt auch wirklich seltsame Leute. Avila tritt einen Schritt auf die fremde Frau zu, natürlich höflich Distanz wahrend, knickst tief und fragt höflich: „Mylady, womit kann ich Euch behilflich sein?“ Durch ein plötzliches Aufblitzen wird ihre Aufmerksamkeit auf den Boden gezogen und sie stellt überrascht fest: „Mylady, ich glaube Ihr habt ein Schmuckstück verloren! Dort, die Kette, ist das Eure? Ist es Euch recht, wenn ich sie für Euch aufhebe?“ Mit leicht angehaltenem Atem wartet Avila die Reaktion ihres Gegenübers ab, in der Villa diAthalant hat sie schon mit sehr unausstehlichen Adligen zu tun gehabt. Insgeheim erwartet sie immer noch, von Leuten in edlen Kleidern wie ein Einrichtungsgegenstand behandelt zu werden, der sich erdreistet zu sprechen und nicht immer zu funktionieren.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 24. Juni 2010, 16:03 Uhr
>>„Dann lass mich auch dir dafür danken, dass du bist, wer du bist.“<< Andächtig nickt die Wargin nur, ihre Kehle zugeschnürt durch einen Pfropf aus zurückgehaltenen Emotionen.
Trocken raschelt Avilas dunkelgrünes Kleid, als die Magd mit ihren Händen über den feinen Stoff fährt um die Stille, welche sich nicht mit Worten füllen lassen mag, zu überbrücken.
Wie eine kleine Ewigkeit kommt ihr es vor. Still stehen sich beide Frauen gegenüber, ergriffen von den Worten der jeweils anderen.

Ein leises Klimpern zu ihrer Rechten, dringt an Lyalls empfindliche Trommelfelle. Reflexartig wenden sich ihre Ohren dem neuen Geräusch zu, bevor auch der Kopf der Gestaltwandlerin die Bewegung ausführt und eine fremde Frau in ihr Blickfeld tritt. Gleichzeitig hat auch Avila die Frau bemerkt und wendet sich ihr zu.
Automatisch sucht Lyall nach dem Ort, von dem das filigrane Klingeln ausgegangen sein kann und wird am Boden, zu Füßen der Lady, fündig. Eine unscheinbare Gliederkette mit einem roten tropfenförmigen Edelstein daran, liegt achtlos auf dem Parkett.
Fragend blickt die Wargin in das alabasterfarbene Gesicht des Gastes, doch in diesem Gesicht spiegelt sich keine Emotion wieder. Außer einem feuchten Glitzern in den Augen und einem kaum wahrnehmbaren Zucken der Lider, ist keine Mimik zu entdecken.
Wie eine Statue aus weißem Marmor durchsetzt mit dunkleren Erzadern steht sie in ihrem weißen Kleid mit feinen schwarzen Verzierungen da, nur das periodische Auf und Ab ihres Brustkorbes lässt Leben erkennen. Ebenso wie das aufgeregt pochende Herz, welches so gar nicht zur Emotionslosigkeit des Gesamteindrucks passen will.
Wie lange steht sie schon so da? Etwas verloren wirkt sie... Ist das nicht... hat Rhordri sie nicht erwähnt? Kurz grübelt Lyall. Alles an ihr trägt die Farbe frisch gefallenen Schnees.
Lyalls „Observation“ dauert nur ein paar Augenblicke und auch Avila mustert kurz den Ankömmling, doch die Magd schüttelt als erstes ihre Starre ab und geht einen Schritt auf die Lady in Weiß zu. >>„Mylady, womit kann ich Euch behilflich sein?“ << Nun fällt auch Avilas Blick auf die funkelnde Kette am Boden.
> „Mylady, ich glaube Ihr habt ein Schmuckstück verloren! Dort, die Kette, ist das Eure? Ist es Euch recht, wenn ich sie für Euch aufhebe?“<< Doch anstatt die Kette gleich aufzuheben, wartet Avila höflich erst eine Antwort ihres Gegenübers ab.
Keine Regung durchfährt im ersten Moment die weiße Frau und der Wargin wird dieses Verhalten recht suspekt. Langsam steht sie auf und positioniert sich so hinter Avila, dass sie dem Gast in die Augen sehen kann.

Geweitete Pupillen starren ihr entgegen, bar jeden Ausdrucks. Das weißliche Fleisch der Frau spannt sich weich über die scharf geschnittenen Gesichtszüge, makellos wie polierter Stein. Nur an den Schläfen und an den dünnen Stellen des Halses, schimmern feine Adern heraus, die sich sacht im Rhythmus des Herzschlages bewegen. Sogar die Haare fügen sich in das nur aus Weiß und Schwarz bestehende Farbspiel der Kleidung ein.
Ihre innere Wölfin wird jedoch langsam unruhig. Fällt es ihr erstaunlich schwer die Lady nicht mit einem in die Totenstarre gefallen Tier zu verwechseln, in welches jedoch plötzlich wieder Leben kommen kann um dann das Heil in der Flucht zu suchen, einen verdutzten Jäger zurücklassend. Doch soweit würde es die Wölfin nicht kommen lassen.
Blut strömt in ihre Muskeln und versorgen sie mit Sauerstoff, welche sie für schnelle Reflexe benötigen und  Adrenalin flutet ihren Körper. Unmerklich zucken Lyalls Oberarme, bereit jede unerwartete Bewegung der Fremden gegen Avila abzufangen. In ihrem Innern hört sie die Wölfin im Jagdfieber heulen.
Beruhige dich! Sie ist ein Gast der Lady... und weder Angreifer noch Beute. Erst liegst du benommen in deinem Seelenkörbchen und musst dich fast übergeben und nun springst du auf und willst Leute anfallen? Dir hat die laute Umgebung wirklich nicht gut getan. Sonst bist du nie so, was ist denn los?, wendet sie sich an ihr inneres Tier. Doch ihr Seelenpartner bleibt ihr eine  Antwort schuldig. Ihre körperliche Reaktion in Anwesenheit das stummen Frau verwirrt Lyall. Angestrengt versucht sie den Drang zu beherrschen, die Frau ein klein wenig anzustubsen, um ihre Lebendigkeit zu testen. Lieber wartet sie die nächsten Reaktionen der weißen Lady ab und überlasst Avila das Reden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 24. Juni 2010, 19:23 Uhr
Ein freundliches lächelnd begrüßt Atevora.
Die Eismaid ist es nicht gewohnt, dass sich Fremde ihr gegenüber entgegenkommend verhalten. Die Meisten starren perplex, verwundert oder vollführen sogar mit verschränkten Armen, einem Schritt rückwärts, oder ähnlichem, einen dezenten Rückzug vor ihr, oder ihrer Erscheinung. Diese Person aber, tritt sogar offenherzig einen Schritt näher. Atevora kann allerdings nicht wirklich abschätzen, ob dies aus einem ehrlichen Impuls heraus passiert, oder aus bemühter anerzogener Freundlichkeit gegenüber speziellen Gesellschaftsschichten.
Die weiße Mistress schätzt, so nebenher erwähnt, normalerweise kaum besonders unterwürfiges Verhalten. Sie vertrat im Eigentlichen die Ansicht, dass im Grunde alle Menschen das Recht besaßen, sich bis zu einem gewissen Grad, auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, auch wenn sie eine gewisse Höflichkeit und Distanziertheit erwartete und ebenso der Meinung war, nicht jedem automatisch auch Respekt zollen zu müssen. In diesem Fall wusste sie - sofern es nur dem entsprang - die Bemühungen dem unter aristrokratischer Gesellschaft erwarteten Benehmen gerecht zu werden, zumindest zu honorieren, bzw. war angenehm überrascht. Sie wusste, dass sie beileibe kein leichtes Objekt war, um den gestellten Erwartungen nachzukommen. Wenn das Gebaren aus einem anderen Antrieb heraus hervorgehen sollte, wusste sie es jedenfalls erst recht zu würdigen.

Während die Frau auch noch einen eleganten tiefen Knicks zu Begrüßung vollführt, steht die Magierin immer noch gräfisch, wie eingefrohren in der Zeit, da und unterzieht der Frau einer dezenten Musterung. Ihr grünes Leinenkleid harmoniert wundervoll mit dem dichten kastanienbraunem Haar, den tiefen smaragdfarbenen Augen und ihrer sonnengebräunten Haut, auf der ein verräterisch elbenhaft bronzefarbener Schimmer liegt.
Auf diesem Ball sind einige Frauen vertreten, an denen ein Aktmaler seine helle Freude hätte.
Atevora behält ihre Gedanken für sich, und betrachtet noch immer schweigsam die Frau, welche manierliche Zurückhaltung präsentiert und sich höflich nach Atevoras Wünschen erkundigt. Bevor sich Atevora noch einen Ruck gibt, sich aus ihrer lauernden Beobachtungshaltung löst und irgend eine Reaktion zeigt, wird die Magd auf das Schmuckstück am Boden aufmerksam. Der Magiern Einschätzung folgend, präsentiert sich die Frau achtbar und ehrlich und erkundigt sich, ob das Geschmeide ihr gehöre. Wider erwartet bückt sich die Magd nicht sogleich, sondern wartet die Reaktion ihres Gegenübers ab. Diese bleibt allerdings weiterhin aus. Die Eismaid, beobachtet statt dessen, mittels eines kurzen Seitenblickes, bloß stumm, wie die in Hosen gekleidete junge Dame näher an die Andere herantritt, fast als wolle sie ihr den Rücken stärken.

Langsam beginnt wieder etwas in Atevora aufzukeimen und zwar: Erheiterung. Sie ist ehrlich amüsiert darüber, wie sich die ausbleibende Reaktion und die Stille ihrerseits schwer ausbreitet, als wäre es ein unheilvolles Omen. Es ist fast, als würde allein ihre Anwesenheit, oder ihre Untätigkeit, beginnen die Raumtemperatur zu senken und sie spürt wie sich sowas wie Nervosität und Verunsicherung in die Atmosphäre mischt, welche die bedeutungsschwere liebevolle Stimmung von noch kurz zuvor aufzuzehren droht. Es bräuchte so wenig, nur eine arrogante Haltung, eine kleine affektierte Bewegung und ein herablassendes Lächeln um den Beiden ein Stück des Balles zu verderben... Doch wozu?

Man konnte Atevoras Wesen viel anlasten und nachsagen, doch Bosheit zählte nicht dazu. Sie hatte noch nie das Bedürfnis, oder auch nur den geringen Drang, biestig, gehässig oder arglistig Gram und Missmut zu säen, oder jemanden böswillig die Laune zu verderben. Sie hatte auch noch nie besonders Interesse daran anderen vorsätzlich Leid zuzutragen, physisch oder psychisch, nur weil sie eventuell selbst soeben damit zu kämpfen hatte. Sie konnte zudem auch noch nie die Beweggründe Anderer zu solch einem, aus ihrer Sicht, unsinnigen Handeln und Verhalten nachvollziehen. Warum sollte sie also groß gegensätzliches zurückgeben, als man ihr gerade entgegengebracht hat?
So bequemt sie sich endlich dazu doch noch etwas Leben zu zeigen. Sacht legt sie den Kopf geringfügig schief und bietet eine etwas zugänglichere Mimik. Sogar eine milde Ahnung eines Lächelns umspielt die Mundwinkel. „Ja, das ist, nein, war mein Geschmeide.“ Atevora vollführt eine sparsame Bewegung mit ihrem rechten Arm und verweist mit der offenen Handfläche in Richtung des Schmuckstückes: „Wenn ihr es aufhebt ist es das Eure. So nebenbei erwähnt, die Kette, sie ist wohl kaputt.“ Sie erntet dafür eigenwillige Blicke und Atevora präsentiert daraufhin ein geheimnisvolles, aufforderndes Schmunzeln, als wäre sie ein listiger Vampir und würde nur abschätzend darauf warten, dass ihre Beute unbedacht einen Schritt zu nahe tritt. „Keine Sorge, es mag vielleicht nicht so aussehen, aber ich garantiere, ich beiße nicht.. und sauge auch niemanden das Leben aus.“ Kurzzeitig schimmert so etwas wie Schalk in Atevoras Augen auf. Noch immer hängt die Skepsis in der Luft, und Atevora seufzt leise. Der Ton wird wieder ernsthafter: „Meinetwegen seht es als Entschädigung. Ich bin mir im Klaren, wie unhöflich es ist Andere lang zu beobachten und zu belauschen, ich kam allerdings nicht umhin, ihr Beide ward einfach zu lieblich anzusehen.“ Bevor die Beiden auf die Bemerkung etwas antworten können, leitet Atevora an die Wargin gewandt einen scharfen Themawechsel ein und überlässt es der braunhaarigen Magd somit, ob sie ihrem Angebot tatsächlich nachkommen möchte, oder nicht: “Es ist im übrigen ungewöhnlich eine Frau zu solch Anlässen in Hosen anzutreffen. Handelt es sich dabei um eine Tracht eures Landes oder Stammes?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 25. Juni 2010, 17:52 Uhr
Nachdem das allgemeine Begrüßungsdurcheinander, bei dem sie alle erst einmal mit Umarmungen, Händeschütteln, Schulterklopfen und – zumindest Olyvar – mit einem quietschenden Irrlichtüberfall beschäftigt sind, wieder abgeflaut ist, folgen Aishalanea, Kea, Ierás und er selbst einer sichtlich nervösen Diantha an die Festtafel. Er hätte schon blind und taub sein müssen, um seiner Frau nicht anzusehen, dass irgendetwas sie gerade ziemlich aus dem Lot gebracht hat, aber er wäre nie im Leben darauf gekommen, dass sie der felsenfesten Überzeugung sein könnte, Aishalanea würde ihr etwas nachtragen oder wäre nicht gut auf sie zu sprechen. Während er sich einen Teller schnappt und dann mit der Qual der Wahl vor üppig gefüllten Schüsseln, Platten und Tellern mit allerlei Köstlichkeiten steht, zappelt Diantha unruhig an seiner Seite herum und würdigt all die Speisen keines Blickes - oder wenn doch, dann scheint sie jedenfalls mit ihren Gedanken viele Tausendschritt weit fort zu sein… nicht einmal ihre geliebte Sternguckerpastete scheint sie zu interessieren. "Conasg, ich kann dir an der Nasenspitze ansehen, dass etwas nicht stimmt", stellt er fest, während er sich selbst blaue Ildorelkrebse und weißes Brot nimmt. Diantha zupft an den faltigen Schleiern ihrer Röcke herum, als wäre dort irgendein Fleck oder ein Fädchen, das es zu entfernen gilt und sieht aus, als wolle sie sich am liebsten hinter ihm verstecken… was keine Kunst ist, obwohl sie wirklich keine kleine Frau ist. Eine Weile schweigt sie, doch dann rückt sie doch mit der Sprache heraus. >Ich habe Aisha schon so lange nicht gesehen… Hast du gehört, wie sie mich mit ‚Euch’ angesprochen hat? Meinst du, dass sie immer noch sauer auf mich ist? Ich hab mich nie richtig bei ihr entschuldigt.< Ein gebrochenes Seufzen so abgrundtief wie der Ginnungagap hebt für einen Herzschlag ihre Brust und der wundervolle Ausblick auf den Ansatz sommersprossiger Rundungen, der sich ihm dadurch bietet, lenkt seine Gedanken kurzfristig in völlig andere Bahnen. >Soll ich das jetzt vielleicht noch nachholen?< Eigentlich solltest du mich küssen. Olyvars rauchgrauer Blick kehrt zu einem Paar Sommerhimmelaugen zurück, in denen unleugbare Besorgnis steht. Halb belustigt, halb bedauernd hebt er eine Braue – obwohl er von allen wohl am besten weiß, wie sehr sie sich in den letzten Jahren verändert hatte, er weiß ebenso, wie schnell sie nach all der  Zeit immer noch mit Selbstzweifeln bei der Hand ist. "Ich glaube ja nicht, dass sie dir etwas nachträgt, aber du solltest tun, was du für richtig hältst, mo cridhe. Was immer du tust, ich bin hier, aye?"

Mit einem leisen Brummen, halb missmutig, halb betreten sucht ihr Blick Aishalaneas dunklen Haarschopf gar nicht weit entfernt von ihnen. Dann legt sie ihm kurz die Hand auf den Arm, die wortlose Geste, ihr ein bisschen Zeit unter vier Augen mit der Südländerin zu geben, strafft die Schultern und dreht sich zu Aishalanea um. Olyvar sieht ihr nach und für einen Moment verharrt sein Blick auf ihrem schlanken Nacken, so bloß und verletzlich unter dem hochgesteckten Haar, dem feinen Spiel der Muskeln auf ihren Schulterblättern und den schlanken Linien ihres Körpers, die ihm so vertraut sind und an denen er sich doch nie satt sehen kann. Die Krebse auf seinem Teller starren ihn aus schwarzen Stielaugen und einem Bett aus Grünzeug aufs allervorwurfvollste an, sind jedoch für den Moment vollkommen vergessen… erst Rhordri und Ierás reißen ihn mit ihrem freundschaftlichen Geplänkel übers Essen wieder aus ein paar sehr angenehmen, wenn auch ziemlich unanständigen Visionen in denen im Wesentlichen die Zurückgezogenheit der Laube in Aurians Garten und die Instabilität von Dianthas Röcken die Hauptrollen spielen. "Hm?" Rhordri wirft ihm einen listigen Blick zu, aber Ierás wiederholt dankenswerterweise seine letzten Worte über das Probieren aller Speisen noch einmal - dann verschwindet sein Ziehvater mit einem wahren Berg von Köstlichkeiten auf seinem Teller wieder an Mornas Seite und sie sind unter sich. "Dort hinten ist ein freier  Tisch, lasst uns doch dort essen. Diantha wird wohl noch… einen Augenblick mit Aishalanea brauchen." Sie setzen sich und probieren, was sie sich vom Buffet mitgebracht haben, plaudern über die Speisen, das festlich herausgeputzte Anwesen, dies und das - und natürlich über die anwesenden Gäste. Es ist eine eher kleine, aber eine ziemlich illustre Gesellschaft, die Aurian hier eingeladen hat, auch wenn, soweit Olyvar weiß, längst nicht alle kommen konnten, die auf ihrer Gästeliste gestanden hatten. "Nan und Cron fehlen. Lady Caitrin auch, ebenso wie Aberthol, aber der ist ohnehin gerade nicht in der Stadt." Und ich hätte schwören können, Aurian lädt unseren frischgebackenen 'Herrn der Flammen' ebenfalls ein, aber wer weiß schon, welchem Rotfuß der seit dem Inarifest wieder hinterher steigt… Olyvar kann auch weder Mealla noch Lilith im Gewühl entdecken, und Faron ebenfalls nicht, aber der Faun wäre wahrscheinlich ohnehin nicht auf einem Ball erschienen.

Norn und Steinmetz sind mit den übrigen Maulwürfen im Rabenbruch auf einem Manöver, das Serval kurzfristig anberaumt hatte, aber der Narrenkönig ist hier, ebenso wie Varin und beide futtern sich gerade auf der anderen Seite der Festtafel durch einen Berg Spanferkel, der für vier normale Männer ausgereicht hätte. Olyvar und Kea sind gerade in ein Gespräch über Bayvard verwickelt, der vielleicht im nächsten Frühling auf dem Waldhof als Deckhengst eingesetzt werden soll, als Ierás zu husten beginnt und ihn dann auf eine ziemlich pittoreske Szene aufmerksam macht. Im Gegensatz zu Ierás verweilt Olyvars Blick allerdings nur denkbar kurz auf der schwarzweißen Erscheinung der selbsternannten "Lady" – sie ist einfach zu klein, zu farblos und zu spröde um sein Interesse zu wecken, außerdem hatte er es noch nie so mit den falschen Hellern. Sein mitfühlender Blick gilt eher Borgils verwirrtem Gesichtsausdruck, der auch nur ratlos mit den Schultern zucken und sich wieder der nicht minder perplex dreinschauenden Azra zuwenden kann. "Frag mich nicht", raunt er zwischen zwei Bissen köstlichem Krebsfleisch und einem Stück Brot. Es ist weiß wie Schnee und himmlisch weich. "Das ist ahm… Lady Shin. Jedenfalls nennt sie sich selbst so. Sie war im letzten Sommer eine Weile bei den Ermittlern gegen den Finsteren." Kea steht mit raschelnden Röcken auf, um sich noch einmal den Teller zu füllen und Olyvar schnaubt amüsiert angesichts von Ierás Miene, als er ihr nach blickt wie ein hungriger Hund einem saftigen Knochen. > Wie geht es Njáll? Und den Zwillingen? Illiam hat für die drei Spielzeug geschnitzt, aber ich habe es bei unserem etwas hektischen Aufbruch leider vergessen.<
"Es geht ihnen allen gut, obwohl Njáll zur Zeit wirklich anstrengend ist… Trotzalter, du weißt schon. Oh, aye? Spielzeug… ich wollte ohnehin im nächsten Siebentag bei euch vorbei schauen, dann kann ich es auch mitnehmen." Gerade als Olyvar eine Bemerkung zu den dunklen Schatten unter Ierás Augen machen will, unterdrückt der junge Mann ihm gegenüber ein Gähnen und murmelt etwas davon, dass sich die Fohlen hoffentlich noch ein wenig Zeit lassen könnten. "Schläft Elea immer noch nicht durch? Mein Beileid… Njáll schläft wie ein Stein und geht beizeiten ins Bett, dafür hat er den Mittagsschlaf seit zwei Wochen ersatzlos gestrichen… ihn tagsüber hinlegen zu wollen ist so aussichtslos wie eine Wanderung auf den Gipfel des Zornsteins," erwidert er mitfühlend und streicht den letzten Rest Krebssauce auf seinem Teller mit einem Stück Brot zusammen.

"Hmm, das ist wirklich gut. Diese kleine Köchin, die Aurian da hat ist Gold wert." Er sieht sich kurz nach Diantha um, doch seine Frau ist immer noch mit Aishalanea in eine Unterhaltung vertieft. Er kann ihr Gesicht von hier aus nicht sehen, aber zumindest ihre Körperhaltung sieht nicht mehr angespannt aus. >Sag mal, gilt das Angebot noch, Gærem mit den Junghengsten der Steinfaust auf eine Koppel zu bringen? Smaug und Caristo sind zwar nur wenig älter, aber…< "Aye, verstehe." Gærem ist der Jungspund, der ihm so gefallen hatte, als Ierás und Kea nach ihrer langen Reise wieder nach Talyra zurückgekehrt waren und inzwischen längst kein Fohlen mehr, sondern ein ausgefuchster Halbwüchsiger. Olyvar hatte ihn seither nur ein-, zweimal gesehen, aber er hatte sich tatsächlich so vielversprechend entwickelt, wie er gehofft hatte. "Natürlich. Wir stellen ohnehin verschiedene Gruppen zusammen und geben allen, soweit es möglich ist, ein oder zwei erfahrene alte Wallache oder verträgliche Hengste dazu. Wir müssten sehen, in welche Herde er am besten passt, aber da hat Faron das letzte Wort. Dernken ist letzten Winter… " Olyvar bricht ab. Er will nicht an diese Nacht denken und auch an nichts, das daraufhin geschehen war. Nicht jetzt. Nicht hier. >Oh, und wenn du das nächste Mal zum Waldhof kommst.. bring etwas Zeit mit, ich muss dir unbedingt etwas zeigen!< Etwas in Ierás Tonfall lässt Olyvar aufhorchen und er spürt, wie sich ihm bei aller Neugier angesichts der strahlenden, geheimnistuerischen Miene des jungen Mannes doch warnend die Nackenhaare aufstellen. Ifrinn! Sei vor lauter Misstrauen einmal nicht so stachlig wie ein Igel! Wahrscheinlich hat er endlich gelernt, einen Nagel in ein Brett zu schlagen ohne sich dabei beide Daumen grün und blau zu klopfen oder  er hat das blöde Tor endlich dazu gebracht, nicht mehr zu kreischen wie eine Bean-sidhe, wenn man es auch nur anschaut… Doch Olyvar kennt Ierás und er kann auch nicht aus seiner Haut… in diesem Fall die eines besorgten großen Bruders, der weiß, dass der Jüngere einfach schon zu viel Unfug angestellt hat und sich selbst liebend gern in Schwierigkeiten bringt. "Ahja", meint er also gedehnt und fixiert Ierás für einen halben Herzschlag mit einem Du-sagst-es-mir-besser-gleich-Blick, der jedoch völlig gelassen in Grund und Boden gegrinst wird. "Nun, wie gesagt… nächsten Siebentag werde ich vorbeischauen und Zeit mitbringen. Wenn es ein schöner Tag wird, nehme ich die Kleine mit ins Nachtschattental - ich habe den Zwillingen versprochen, mit ihnen Forellen zu fangen. Elea und Njáll können Sandburgen bauen, wenn sie wollen."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 25. Juni 2010, 22:27 Uhr
Verwirrt und sich der nächsten Schritte nicht sicher, starren Avila und Lyall die Kette auf dem Boden an. Soeben wurde Avila der Vorschlag unterbreitet, sie möge die Kette doch ebenso gut behalten, wenn sie sich schon danach bückt. Viel kann ihr die Kette wirklich nicht bedeuten. Ob sie das Schmuckstück nun unliebsam findet oder nicht... schmeißt man so etwas denn einfach auf den Boden? Avila wird es sicher aufheben...liegen lassen können wir es nicht. Ob sie sie behält?
Kurz sieht sie wieder auf den tropfenförmigen roten Stein an der dünnen Kette. Die Kettenglieder sind an einer Stelle zerrissen und aufgebogen, ein paar zersprengte Metallösen liegen verdreht daneben.
Irgendjemand wird es aufheben müssen. Und wenn Avila das Steinchen nicht möchte, so werde ich fragen, ob ich es dem Irrlicht geben kann. Das kleine Ding liebt Glitzerschmuck über alles, vielleicht kann die Herrin auch etwas damit anfangen? Sicher kann sie die Kette wieder richten oder den Stein gleich neu einfassen lassen. Noch bevor sie ihre Gedanken zu Ende spinnen kann, richtet Lady Aurians Gast das Wort an die Wargin.
>> “Es ist im übrigen ungewöhnlich eine Frau zu solch Anlässen in Hosen anzutreffen. Handelt es sich dabei um eine Tracht eures Landes oder Stammes?“ << Fragend blickt die weiße Lady Lyall an und überlasst die verdutzte Avila sich selbst.
Etwas verwundert ob des schnellen Themenwechsels aber mit einer tiefen Verbeugung, die rechte Faust auf dem Herzen, tritt Lyall einen Schritt aus Avilas Windschatten. Auch wenn die blauen Augen sich in ihren Kopf bohren, kann sie keine schlechten Absichten hinter dieser Frage erkennen. Und auch ihr pelziges Ich bleibt diesmal abwartend gelassen.
„Aye, Mylady. Es ist das Festgewand der Jäger meines Clans, wenn ihr so wollt. Es besteht aus dem Leder des ersten erlegten Tieres und wird nach und nach mit den Jagderfolgsszenen des betreffenden Jägers bestickt. Die Herrin war so freundlich mir zu gestatten Hosen zu tragen, auch wenn alle Frauen hier ausnahmslos in Kleidern erschienen sind. Ich fühle mich in so viel Stoff nicht wohl. Ich bevorzuge... Bewegungsfreiheit.“
Kurz überlegt sie noch etwas zu sagen, entscheidet sich jedoch dagegen. Schließlich ist die Frage damit beantwortet und Lyall ist keine Person, die Atemluft für unnütze Worte verschwendet.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 26. Juni 2010, 00:34 Uhr
„Herrlich diese Ruhe…“, brummt der schwarzhaarige Tagner Glyn-y-Defaids vor sich her. Fast schon vergnügt schnappt er sich erneut seine zwei Eimer und macht sich auf den Rückweg zum Stall. Seid Emrys seine Arbeit nieder gelegt hat, um mit der obersten Magd des Anwesens de Winter anzubandeln, kann der Hexer sein Tempo selber bestimmten. Niemand, der ihm sagt was er als nächstes zu tun oder zu lassen hat, niemand der ihm zwanghaft versucht, ein Gespräch aufs Auge zu drücken. Aus den geöffneten Fenstern des Haupthauses dringt ein bunter Mischmasch aus Musik und dem Gemurmel vieler Stimmen an sein Ohr. Doch auf Nathan wirken die Gesellschaft, das ausgelassene Lachen der Gäste und die Aussicht auf ein flottes Tänzchen so anziehend wie ein verwesendes Stinktier.
Bin ich froh, dass ich nicht dort drinnen sein muss. Ich frage mich wirklich, wieso man sich überhaupt diesen Firlefanz freiwillig an tut. Pha…das Weiber auf so was ganz wild sind, verstehe ich ja noch, aber das sich Männer zu so einem lächerlichen Blödsinn überreden lassen… unglaublich! Soll Emrys ruhig mit dieser Avila das Tanzbein schwingen und sich dabei lächerlich machen. Mich bringen keine zehn Pferde auf die Tanzfläche!!
Angewidert rümpft der Hexer seine Nase und versucht so schnell wie möglich eine größtmögliche Distanz zwischen sich und dem Haupthaus zu bringen. Nicht das noch jemand auf den abstrusen Gedanken kommt IHN zu fragen, ob er nicht tanzen möchte.
Nara hat ihm schon gereicht. Nicht das die hübsche Herzländerin mit den himmelblauen Augen und dem herzförmigen Gesicht eine nette Abwechslung zu seiner heißblütigen Blutelbin Nevis wäre, aber tanzen? Bitte…. Nathan hat der jungen Magd auf jeden Fall eindeutig zu verstehen geben, dass er an dieser Rumhüpferei auf dem Parkett kein Interesse hat und das sie sich gefälligst einen Anderen suchen soll. Schließlich hat er im Stall zu tun.

Kopfschüttelnd marschiert der Hexer weiter. Wäre dieser ganze Ball-Schnickschnack nicht, ja dann könnte er diese Nacht richtig genießen. Der Himmel ist sternenklar und ein angenehm laues Lüftchen weht durch den Hof. Es lässt die Blätter der umstehenden Bäume und Sträucher leise Rascheln und vertreibt ein wenig die Müdigkeit aus Nathans Gliedern. Das Üben seiner Zauberkunst letzte Nacht steckt ihm noch tief in seinen Knochen und je weiter der Abend fortschreitet, desto schwerer fällt es ihm, seine Augen offen zu halten.
Gerade als der schwarzhaarige Mann, um die Ecke zum Stall biegen möchte, taucht plötzlich wie aus dem Nichts ein Schatten neben ihm auf. Vermutlich ein Gast, der ein wenig Luft schnappen möchte, doch Nathan beschließt ihn zu ignorieren. Den Blick auf den Boden gerichtet, läuft er stur mit seinen beiden Eimern bepackt weiter. Mit den Gästen von Aurian de Winter hat er schließlich nichts am Hut, es sei denn einer von Ihnen will seinen Gaul im Stall abholen, doch dazu ist es an sich noch zu früh.
<„Ach!“>, der Schatten bleibt auf einmal mitten im Schritt stehen und wendet das Wort an Nathan.
Sichtlich überrascht über die unvermutete Ansprache hält der Hexer kurz inne. Unwillig rollt er mit den Augen, und dreht den Kopf in Richtung der unbekannten Stimme, um…..
wie zu einer Salzsäule zu erstarren.
<„Ich hatte ja nicht zu denken gehofft, Euch noch einmal über den Weg zu laufen. Zumal ich dachte Ihr seid woanders angestellt….ähm…wie war doch gleich Euer Name…Iestin richtig?!“>
Die Erkenntnis wer da vor ihm steht sickert nur langsam in sein Bewusstsein und lässt den Hexer innerlich erschaudern. Bleiche Haut, schneeweißes Haare und blutrote Augen, die den großgewachsenen, schlanken Mann im Mondlicht nur noch unwirklicher und mystischer erscheinen lassen.

Njucon Aleris, durchzuckt es Nathans Gedanken, gefolgt von einem, er hat mich also gefunden.
Nathans Augen verengen sich zu Schlitzen, als er den „farblosen“ Mann neben sich mustert. Sein Blick wandert vom bleichen Gesicht des Mannes über seine schwarze übertrieben elegante Kleidung bis zu seinem Waffengurt, an dem sich, wie bei ihrem letzten Treffen vor einigen Monden, das Schwert mit dem Malsebiorzeichen auf der Scheide befindet. Als sich die Augen der beiden Männer wieder treffen, meint Nathan in Njcuons Gesicht ein spöttisches Grinsen zu erkennen. Alleine dieser kurze Blickkontakt reicht aus, um Nathans Blut in Wallung zu versetzen. Langsam stellt er die beiden Eimer neben sich ab, während er in seinem Kopf hastig eine Option nach der anderen, auf Njucons Anwesenheit auf dem Ball zu reagieren, ab gewägt und wieder verwirft.
Dieses Malsebiorschwein hat ihn also wirklich zum zweiten Mal aufgespürt! Es bedarf nur des Namens „Malebior“, um Nathan an all die Ereignisse und all das Leid zu erinnern, die ihm und seinen Weggefährten von der dunklen Loge zugefügt worden sind. Bilder blitzen vor seinem inneren Auge auf und es sind wahrlich keine schönen. Mit jeder Erinnerung wird seine Wut auf diese skrupellose Organisation, die sich noch nie gescheut hat zur Erlangung ihrer Ziele über Leichen zu gehen, größer und mit jeder Erinnerung  reift die Gewissheit in ihm, seine Entscheidung Njucon betreffend viel zu lange heraus gezögert zu haben.
Ich hätte mich um das Schwein schon viel eher kümmern sollen! Damals als er mich bei Arúen aufgespürt hat. Nun bringe ich nur Andere in Gefahr. Wer weiß, was er geplant hat.  Das hier ist eine Falle! Und ich bin blind hineingetappt!
Für einen kurzen Moment überlegt der Hexer, Njucon zu täuschen, ihm Unwissenheit und Naivität vorzuspielen. Doch Nathan ist sich seiner schauspielerischen Grenzen schmerzlich bewusst. Den Malsebior zu belügen, wird stellt Lösung dar.

„Wir sollten mit dem Versteckspiel aufhören…“, zischt Nathan schließlich nach langer Stille leise. Seine Stimme ist fast nicht hörbar.“ Du bist wegen den Malsebior hier? Gut…..ich schlage vor wir unterhalten uns. Lass uns zusammen setzten und ich werde dir alles erzählen, was ich weiß. Ich wohne nicht weit von hier, dort sind wir ungestört.“
Der Hexer hält es nicht für nötig, sein verhasstes Gegenüber mit einer höflichen Anrede wie „Euch“ auch nur einen Funken Respekt zu zollen. Stattdessen huscht ein zynisches Lächeln über Nathans vom Mond beleuchtetes Gesicht, während er ohne Njucons Antwort abzuwarten, einfach langsam vorangeht. Die beiden Eimer voller Wasser lässt er mitten auf dem Schotterweg stehen. Seine Sinne sind bis zum Bersten gespannt und auch wenn es nicht so aussieht, so ist der Hexer jederzeit bereit auf einen Angriff des Malsebiors zu reagieren. Wenn er Glück hat, dann hat Njucon ohne weitere Lakaien das Anwesen betreten. Nach den bisherigen Erfahrungen, die er mit den Anhängern der Loge gemacht hat, lauern die feigen Hunde ihren Opfern gerne in Hinterhalten und einsamen Straßen auf. Den offenen Kampf, besonders vor potenziellen Zeugen, scheuen diese verlogenen Schweine. Seine Chancen stehen also ziemlich gut, dass Njucon hier im Anwesen alleine ist. Wenn Nathan also eine Chance haben will, dann muss er das Schwein so rasch wie möglich überwältigen.
Auf die Idee, sich bei der Hausherrin Aurian de Winter, die ja bekannterweise bei der Stadtwache beschäftigt ist, Hilfe zu holen, kommt der Hexer nicht einmal annähernd. Ein „normaler“ Bürger Taylras würde diese Möglichkeit wohl als erstes in Erwägung ziehen. Doch Nathan ist kein normaler Bürger. Ein Obrigkeitssystem in dem er bisher nur Ablehnung und Hass erfahren hat, das ihn in Ketten gelegt und in Kerker gesperrt hat, ohne zu fragen, ob er schuldig oder unschuldig ist, würde er nie sein Leben anvertrauen. In seiner Welt kamen bisher immer die Männer mit Macht, Ansehen und einem prallen Geldbeutel ungeschoren davon. Wer würde den Worten eines „Hexers“ schon glauben schenken, wenn ein Edelmann, wie dieser Njucon zu schein scheint, mit seinem Wort dagegen steht.
Niemand….
Genau aus diesem Grund, wird Nathan dieses Problem auch auf seine Art und Weise lösen und zwar endgültig!
Freu dich Njucon! Wenn du diese Nacht überleben solltest, dann wirst du dich noch sehr lange an sie erinnern!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 27. Juni 2010, 16:00 Uhr
Mit einem leisen Lächeln stellt Diantha fest, dass es doch noch jemanden in dieser Stadt gibt, der nicht wöchentlich auf dem neusten Stand über das Privatleben anderer gehalten wird. Aishalanea versucht nicht einmal zu überspielen, dass sie keinerlei Ahnung von Dianthas Mutterschaft hatte. >„Du hast einen…“<, beginnt sie, bricht dann aber wieder ab, auch wenn Diantha nicht ganz klar ist, warum, wenn es nach ihr ginge, würden sie sich, seitdem alles aus der Welt ist, längst wieder duzen. >„Ihr habt einen… zweijährigen Sohn?“< Dabei wandert Aishalaneas Blick zu Olyvar und für einen Moment folgt Dianthas Blick dem der Südländerin und ihr Gesichtsausdruck wird noch weicher. Es passiert doch recht selten, dass er sich wirklich höfisch kleidet und auch wenn Diantha ihn lieber in etwas sieht, in dem er sich wohlfühlt, muss sie zugeben, dass auch das etwas hat. Besonders, da in dem feinen Hemd und dem edlen Surcot  noch mehr als sonst auffällt, wie breit seine Schultern tatsächlich sind. Wie als würde er ihre Gedanken lesen, schaut Olyvar plötzlich von seinem Teller auf und erwidert ihren liebevollen Blick mit einer Intensität, die ihr die Knie weich macht. Aishalanea stellt derweil fest: >„Was für eine wundervolle Neuigkeit, ich gratuliere!“< Gerade als Diantha den Blick wieder der Südländerin zuwendet, beginnt die zu lachen. >„… zwei Jahre! Ich bin wohl ein bisschen spät dran, um Glückwünsche zur Geburt zu überbringen, was?“< Da muss auch Diantha lachen. "Nun ja, besser spät, als nie, was?", entgegnet sie und zwinkert. Einen Moment lang ist die Stimmung zwischen ihnen so gelöst, wie sie es vor Jahren schon einmal war und unsinnigerweise empfindet Diantha eine Art Nähe zu der Frau, von der sie eigentlich gar nicht viel weiß. Im Laufe der Zusammenfassung legt sich diese fast freundschaftliche Atmosphäre kurzzeitig bei der Erwähnung des Nekromanten, lebt dann aber wieder auf, als Aishalanea auf Dianthas schüchternen Vorschlag fast entrüstet entgegnet: >„Wie könnte es mir nicht passen?! Ihr seid natürlich jederzeit willkommen, die ganze Familie, wenn es nach mir geht – je mehr, je lieber!“< "Dann würde ich sagen, ist das abgemacht", versichert Diantha mit einem zufriedenen Lächeln, auch wenn sie sich fragt, ob Aishalanea auch noch der Meinung "je mehr, je lieber" sein wird, wenn Dianthas Kinder über den Laden hergefallen sind. Es ist nicht so, als ob sie Angst hätte, dass die Kinder etwas kaputt machen würden, ihr geht es mehr darum, dass die Drei, nun ja, ziemlich laut und neugierig sein können, wenn man keine Kinder gewöhnt ist. Laut vor allem, seitdem Njáll sich besonders in der Öffentlichkeit gerne im besten Trotzalter zeigt und auch wenn er gegen den Sturkopf seiner Mutter nichts ausrichten kann, gibt es hin und wieder unschöne Szenen. Nun, sie wird wohl wissen, worauf sie sich dabei einlässt... "Sobald es sich einrichten lässt, kommen wir vorbei."

Die großzügige Einladung ist nicht alles, was Aishalanea zu sagen hat, sie fügt noch hinzu: >„Ich schlage vor, dieses dumme Inarifest vergessen wir einfach. Seitdem ist so viel Wasser den Bahr el-Atbár hinuntergeflossen…“< Die Redewendung ist Diantha zwar nicht geläufig, aber es ist schon klar, was Aishalanea meint. "Gerne", antwortet die Immerfrosterin folglich dankbar, stellt daraufhin aber mit einem Grinsen fest: "Dann müssen wir aber auch mit dieser seltsamen Anrede aufhören, mit Diantha und du würde ich mich erheblich wohler fühlen!" Die Südländerin stimmt ihr zu, ja, sie scheint sich über das Angebot direkt zu freuen, was Dianthas Laune noch weiter hebt. "Ich glaube, wir sollten uns dann den anderen mal wieder anschließen, die glauben noch, wir wollen nichts mit ihnen zu tun haben. Außerdem muss ich meinen Mann noch zu einem Tanz nötigen, bevor die Kobolde Muskelkater in den Fingern kriegen." Bei diesen Worten zwinkert sie, es ist abzusehen, dass nichts davon sehr wahrscheinlich ist, dennoch wäre es unhöflich, sich allzu lange von allen abzukapseln. Olyvar, Kea und Ierás haben sich an einen Tisch verzogen und es stapeln sich darauf geradezu die leeren Teller, es scheint zu schmecken. Natürlich könnte Diantha noch einen Abstecher zum Buffet machen, doch ihr ist momentan gar nicht nach essen zumute. Sie schnappt gerade noch auf, wie Olyvar sagt >"Elea und Njáll können Sandburgen bauen, wenn sie wollen."<, als sie von hinten an ihn herantritt und die Hand auf seine breite Schulter legt. "Ich glaube, da musst du nicht zweimal fragen!", merkt sie an und lächelt Ierás zu: "Oder was meinst du?" Es ist ihr zwar nicht klar, wann und wo die beiden Sandburgen bauen sollen, doch so wie sie ihren Sohn kennt, wird er schwerlich davon abzuhalten sein und es würde sie wundern, wenn es Elea da anders ginge. "Geht es für Euch in Ordnung, wenn ich meinen Mann zu einem Tanz entführe?", fragt sie mit einem Zwinkern in die Runde und schaut dann Olyvar an: "Lässt du dich entführen?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 28. Juni 2010, 14:18 Uhr
~Apfelgribs~

Zufrieden und satt flattert das Irrlicht durch den Ballsaal. Zoe hat sich mit dem blonden Spitzohrmenschen …wie hießen die gleich? Ach ja Elben?....also mit dem Großen halt auf die Tanzfläche begeben und Uio lümmelt noch immer in der Fensternische herum. Die Versuche des kleinen Wesens, den Jungen zum Tanzen zu überreden scheitern ebenso wie der Fee zuvor. „Du bis‘ fad!“ erklärt es und macht sich auf, jemand anderen zu finden, der bereit wäre, mit ihm zu tanzen. Wie genau das gehen soll, bei dem Größenunterschied, weiß es zwar nicht aber zugegebener Massen hat es auch noch nicht darüber nachgedacht. Also flattert Apfelgribs durch das Anwesen, immer wieder einen ihm bekannten Großen begrüßend. Eben will es sich auf Varin stürzen (immerhin hat der schon mit Aurian getanzt, kann das also) als es stutzt. Nicht weit entfernt entdeckt es die Lady Shin, diese weiße kleine Große, die auch bei der Befreiung aus dem Nekromantenkäfig dabei war und dann aber mit dem großen Ogerdings verschwunden ist. Eigentlich findet das Irrlicht diese Frau komisch, unsympathisch, unheimlich, hat sie ihm doch mit der Sonne gedroht (eigentlich davor gewarnt aber der Tonfall, in dem die Warnung ausgesprochen wurde, hatte etwas Bedrohliches). Nun dieses weiße  Wesen steht also am Buffet neben Borgil, dem Zwerg, bei dem sich das Irrlicht nicht immer sicher ist, welches Ende der Kopf ist, weil er eben so breit wie hoch über Rohas Rund wandert. Und…was ist das? Er umarmt die sonderbare Lady!!! Apfelgribs bekommt Kulleraugen. Irgendwie passt alles nicht mehr zusammen: Borgil ist ein Freund Aurians und somit gemäß Irrlichtlogik ihr Freund. Man umarmt aber nur Freunde oder Ähnliches (also Familie oder so). Da die Weiße aber sicher nicht mit dem Zwerg verwandt ist und auch sonst keine Beziehung haben kann, müssen sie Freunde sein, was wiederum heißen würde, dass die Lady Shin auch ihre Freundin sein müsste…ein Umstand der Apfelgribs bis ins Innerste seiner Seele erschüttert. Dennoch, neugierig wie es ist, folgt es der Frau in den Garten hinaus, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Auch wenn sie laut Irrlichdefinition unter Freundin fällt, unheimlich ist sie dem kleinen Wesen noch immer. Schließlich kehrt die Lady wieder zum Haus zurück und dort trifft sie auf Avila uns Lyall. Diese beiden gehören zu den Lieblingsgroßen und so wird Apfelgribs gleich mutiger und flattert heran. Es bekommt eben noch mit, wie die Wargin die Frage nach ihrer Kleidung beantwortet und fühlt sich gleich bemüßigt, die Freundin zu beschützen. „Ich find das schön, was du anhast!“ erklärt es also und flattert auf Lyalls Schulter, wo es sich niederlässt und misstrauisch-neugierig zu der Lady Shin hinüber schielt! Drinnen und auch zuvor im Garten hat sie ihr fast leid getan, so einsam und traurig hat sie gewirkt (Einsamkeit ist nach hellem Sonnenlicht der Zustand, den Irrlichter am wenigsten leiden können). Nun wirkt die Frau wieder kalt und unnahbar, was sie für das Irrlicht unsympathisch und einschüchternd macht. Und mit der sollte sie theoretisch befreundet sein?    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 29. Juni 2010, 00:35 Uhr
Mit einem angedeuteten, freundlichen Schmunzeln auf den Lippen, welches der abweisenden Haltung zumindest teilweise Lügen straft, beäugt Atevora die junge Frau prüfend.
Sie ist um einige Handbreit größer als die Magierin und die Statur ist weniger üppig, denn vielmehr als geschmeidig und sportlich zu beschreiben. Besonders anziehend wirkt die im wundervollen Bernsteinfarbton strahlende Iris im Kontrast zu den glatten dunklen, geradezu rabenschwarzen Haaren. Vermutlich würden diese Augen viele all zu schnell dazu verleiten, sich längere Zeit darin zu verlieren, wäre da nicht etwas was das Gesamtbild stören und rasch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Ah, das ist also die Wargin vom Anwesen de Winter. Wie heißt sie noch gleich? Lyall? Kommentiert Atevora wortlos für sich, als sie die zartbefellten dunklen Wolfsohren kurzzeitig verräterisch aus den Haaren heraus lugen sieht und umgehend flammt in Atevora so etwas wie kühler hemmungsloser Wissensdurst - wie man ihn Magiern gegenüber allen magischen Dingen so gerne nachsagt - auf.

Als die Frau plötzlich aus ihrer defensiven Stellung offensiv hervor auf Atevora zutritt und die Faust schwungvoll erhebt, erschrickt Atevora. Automatisch spannen sich ihre Muskeln, wie in Erwartung eines Angriffes, und ihre Haltung wirkt für den Bruchteil eines Augenblicks noch abwehrender und spröder als noch kurz zuvor. Alsbald muss die weiße Mistress allerdings innerlich kopfschüttelnd über sich selbst schmunzeln, als die Wargin die Hand bloß zur Brust führt und sich tief vor ihr verbeugt.
Die Eismaid war derlei Benehmen ihr gegenüber einfach nicht mehr gewohnt. Selbst wenn ihr die höfischen Gebräuche dereinst nur all zu bekannt waren, es war einfach zu lange her. Zudem ist es eine Vergangenheit der sie nicht nachtrauerte. Ihr war das in Adelskreisen all zu üppige Mahlwerk der Intrige, in das sie schließlich auch selbst hineingezogen wurde, zu wider. Nicht, dass sie in ihrem derzeitigen Tätigkeitsbereich nicht auch ständig damit zu tun hatte, doch hier versteckten die Ganoven ihre Absichten nicht lange hinter ach so biderem Getue und Gewäsch. Man wusste sofort womit zu rechnen war und damit konnte Atevora durchaus gut umgehen. Zudem waren die ganzen Zusammenhänge, betreffend dieser Zeit damals, mehr als verwaschen und undurchsichtig. Sie hat beispielsweise noch immer nicht begriffen, weshalb sie ihr unbarmherziger und sadistischer Ziehvater überhaupt adoptierte und sie am Papier als Erbin seiner Besitztümer erklärte. Es ist und bleibt für  Atevora ein äußerst unverständlicher Entschluss. Was erwartete sich Salmakes davon? Eine Handlung aus Liebe und Herzensgüte gegenüber seinem kleinem Mündel, war es sicher nicht. Denn nur all zu gerne hat er sie kaum bekleidet in einen sonnendurchfluteten Raum gesperrt, bis ihr die Sonne fast die Haut vom Knochen brannte, sie seinen Lakeien überlassen, weil sie sich zu lange vor diversem weigerte, um sie dann einem Heiler als kleines tollpatschiges unbesonnenes Kind vorzuschieben, damit er sie wieder zusammen flickt und er mit Allem wieder von vorne beginnen konnte. Das Spiel dauerte lange, so lange bis sie einige Zeit nur noch gleichgültig tat was von ihr verlangt wurde und nichts weiter als Leere in ihr war, mit der sie den sadistischen Personen jeder Freude an ihrem kleinen Spielzeug nahm.
Nein, eine Handlung aus Herzensgüte war es gewiss nicht, doch Atevora konnte noch immer nicht nachvollziehen worin das Interesse an ihr bestand. Am ganzen Trachten sie marionettenhaft gefügig machen zu wollen, was ihm - nebenher erwähnt - nie gänzlich oder nur scheinbar gelang.
Auch die Hergänge, die schlussendlich zu seinem Niedergang führten, waren seltsam im Düsteren. Wie schnell doch Verbündete zu Feinden werden konnten, der Ruf zerstört und aller Reichtum, selbst das Leben verloren sein konnte. Doch, wie erwähnt, lag dies alles schon lange zurück, selbst die Erinnerungen zur Odyssee ihrer Flucht waren bereits in weite Ferne gerückt und schienen mittlerweile so unwirklich, als wäre es bloß die traurige Geschichte irgend einer anderen Person. Ihre Nachforschungen und Ermittlungen, welche sie in diese Richtung anstellte und die Ergebnisse daraus sprachen leider schmerzlich etwas ganz anderes. Nungut, zumindest wusste sie mittlerweile teilweise warum so viele all zu erpicht darauf waren sie ohne großes Wimpernzucken beseitigen zu wollen. Sie, die Anhängerin des Namenlosen, Kultistin des Mundus, eine verkommene aus seiner Brut. Diese Denunzierungen mögen vielleicht durchaus oder teilweise sogar sehr sicher auf Salmakes zutreffend gewesen sein, doch sie, die sie die Existenz der Götter verleugnete, sich weigerte auch nur einen zu verehren, oder anzubeten, sollte einer verbotenen lästerlichen Religion angehören? Wie lächerlich. Noch abstruser war jedoch die andere Seite, von der sie im TianAmnen heimgesucht wurde. Aber auch diese Geschehnisse lagen bereits einige Jahre zurück, und so drängt Atevora jeden aufkommenden Gedanken zu diesem Thema rasch in den Hintergrund und richtet ihre Aufmerksamkeit auf Lyalls Worte.

Etwas verhalten aber höflich und auch sehr ausführlich erklärt diese die Bedeutung und Hintergründe zu ihrer Tracht. Gerade eben als Atevora knapp mit dem Kopf nickt, und ein verstehendes „So ist das also..“ antwortet, kommt das Irrlicht aus dem Hintergrund auf sie zugeflattert, setzt sich auf Lyalls Schulter und verkündet mutig und ebenso vorlaut: >„Ich find das schön, was du anhast!“<
„Ah, sieh an, Apfelgribs.“ Atevora nickt dem Irrlicht begrüßend zu, und merkt anschließend trocken an „Ich frage mich noch immer wer Euch wohl diesen unvorteilhaften Namen gegeben hat..“
Unerwartet steht das Irrlicht plötzlich auf, verzieht angesäuert das Gesicht, stämmt überreizt die Hände in die Seite und plappert und schnattert und schimpft plötzlich was das Zeug hält, wie ein wild gewordener Rohrspatz los. Aber das noch in einem Tempo, dass es Atevora nicht möglich ist den Worten wirklich annähernd zu folgen. Die Magierin ist einen Moment lang mehr als überrascht, zieht fragend die Augenbrauen in die Höhe und sieht das Irrlicht nur konsterniert an. Sie hatte es schließlich nicht böse gemeint. Überhaupt nicht. Andererseits beginnt sie aufgrund der Schelte zu ihrer - eigentlich nett gemeinten - Erwähnung tatsächlich in Betracht zu ziehen, die Kleingeistbezeichnung könnte zutreffender sein, als sie jemals angenommen hatte. Erst als das kleine Wesen mit den Schimpftriaden fertig ist und etwas langsamer und betonter spricht, kann die Magierin die Sätze wieder gänzlich verstehen: >>„Meinen echten, richtigen Namen könntest du Große sowieso niiiiemalsnienicht aussprechen! Außerdem,. Schiihin hört sich genau so komisch an. So!“<< Beleidigt verschränkt es die Arme vor der Brust und streckt der Eismaid auch noch frech die Zunge heraus.
Eine Standpauke... von einem Irrlicht. Ach nein, wie putzig. Atevora schmunzelt amüsiert, fasst sich allerdings rasch wieder, um einem weiteren, silbenreichen Wortschwall des Irrlichts zu entgehen und antwortet dann stumpf: „Ja, Ihr habt Recht. Das haben Spitznamen wohl so an sich. Aber von allen Betitelungen meiner Person ist mir Shin die Liebste. Ansonsten werden, unter vorgehaltener Hand, noch gerne schillernde Bezeichnungen wie Kanlia, Wasserleiche, Immerfroster Eiszapfen, Tagvampir oder „Tod von Brioca" verwendet. Wobei ich vor allem letztere als sehr skurril erachte, ich bin schließlich weder eine wandelnde Brutstätte einer Seuche, noch dürstet es mich nach Blut.“ Mit einem Mal wirkt das Irrlicht wieder wesentlich heiterer, kichert und gibt unverblümt mit seiner hellen Irrlichtstimme zum Besten: >>„Also ich find Vampir passend. Du hast nämlich genauso grusligulkige spitze Beißerchen!“<<
Atevoras Mimik ist ausgesprochen nichtssagend, als sie überaus frostig antwortet: „Wie.. fein. Danke.“ und sich nach einem kurz angebundenem: „Wie dem auch sei..“ wieder der schwarzhaarigen Frau zuwendet: „Ihr seid die Wargin Lyall, nicht wahr?“ Atevora versucht umgehend mild und beschwichtigend zu lächeln, als sie den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers wahrnimmt: “Oh, verzeiht bitte meine Direktheit. Ich stieß nur vor einiger Zeit in einem Buch in der Bibliothek auf ein Thema, bei welchem ich irgendwie nicht herum kam an „euch“ Wandler zu denken. Aber..“ Atevora seufzt vernehmlich: „ich fürchte fast, ich würde die Exzentrik - die man uns Magiern nachsagt - fast überstrapazieren, wenn ich nun einfach weiter mit der Tür ins Haus fallen, und Euch die entsprechenden Fragen einfach stellen würde um meinen Wissensdurst zu stillen..“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 01. Juli 2010, 00:28 Uhr
Da hat Avila gedacht, sie hätte wirklich alle Möglichkeiten, sich in Schwierigkeiten zu bringen, umgangen und doch steht sie jetzt vor einer besonders gemeinen: Entweder sie hebt die Kette auf und lehnt das Angebot, sie zu behalten ab, womit sie hochgradig undankbar wäre und ein Geschenk ablehnen würde, das möglicherweise mehr wert ist, als ihr Jahreslohn. Diese Option könnte der weißen Lady Anlass geben, sich bei Aurian über eine Respektlosigkeit zu beschweren, die eventuell sogar zu einer Fehde unter den Adelshäusern führen könnte. Gar nicht gut. Der andere Weg wäre, die Kette aufzuheben und zu behalten, wie es ihr angeboten wurde. Doch das könnte dazu führen, dass die Lady vielleicht fünf Minuten später, vielleicht am kommenden Tag behaupten könnte, Avila habe ihr das Schmuckstück geklaut. Dann stünde das Wort zweier Mägde gegen das einer vermeintlich Adligen – und das würde heißen, sie hätten keine Chance und Avila würde Lyall in ihrer Loyalität ebenfalls ins Verderben ziehen. Im besten Fall würde ihnen unterstellt, sie hätten die Lady ausgenutzt, als sie in einer seltsamen Stimmung war, im schlimmsten Fall würde ihnen vorsätzlicher Raub unterstellt werden. Mindestens genauso wenig gut, wenn nicht schlechter. Eigentlich hat Avila es bisher immer ganz gut hinbekommen, solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, so wie man es als halbwegs intelligente Magd tun sollte. Aber wer kommt schon auf die absurde Idee, ein Gast könnte willentlich ein Schmuckstück auf den Boden werfen, dabei zumindest zum Teil beschädigen und dann dem ersten schenken, der es ihr aufheben will? Verflucht noch einmal, warum muss nur mir so etwas passieren? Nach und nach treten ihr Schweißtropfen auf die Stirn und am liebsten würde sie im Boden versinken, nur um diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Verflucht, was hat dieser Tag nur gegen mich? Langsam, wie im Zeitlupentempo, bückt sich Avila um die Kette aufzuheben, während die Adlige Lyall über ihre Kleidung ausfragt. Sie ist wunderschön, Kerzenlicht spiegelt sich in dem blutroten Stein, der fast so lang wie Avilas kleiner Finger ist. Die Magd hat keine Ahnung, wie sich dieser Stein nennt, trotzdem hat sie das Gefühl, dass er ein kleines Vermögen gekostet hat. Sie kennt solchen Schmuck nur vom Markt und dort an den Ständen, die für keine Magd von Relevanz sind, da die Waren unerschwinglich sind. Sacht streicht Avila mit einer Fingerspitze über die Oberfläche des Steins, so vorsichtig, als hätte sie Angst, dass er zerbricht oder sich als rotes Fensterglas erweist. Er tut nichts davon und fühlt sich noch dazu glatt und kühl an, einen Moment lang scheint er gar danach zu verlangen, dass sie ihn trägt, doch sie reißt sich zusammen und denkt daran, dass dieses Schmuckstück, wenn es nur halb so viel wert ist, wie es aussieht, ihre Eltern und Geschwister wohl einen Mond lang versorgen könnte.

Bei dieser Vorstellung verfliegt das Bedürfnis so irrational rasch, wie es gekommen war. Und diese Frau kann es sich leisten, die Kette erst zu beschädigen und dann dem ersten Wildfremden zu schenken, dem sie begegnet. In diesem Moment erscheint es Avila unglaublich ungerecht, dass manche Menschen dermaßen im Überfluss leben, während andere mit ihrem Lohn kaum ihre Familie versorgen können. Warum kann der Herr der Sonne da nicht eingreifen indem er denen gibt, die brauchen und dabei von denen nimmt, die zu viel haben und es nicht mehr zu schätzen wissen? Ganz einfach weil die Welt kein gerechter Ort ist, weil Adlige sich nahezu alles herausnehmen können und wir anderen in ihrem Schatten kriechen müssen. Wenn  man lange Zeit mit Aurian verbringt, kann man diese Tatsache beinah vergessen, doch das liegt wohl daran, dass die Lady de Winter nicht standesgemäß aufgezogen wurde und weiß wie es ist, für ihr Geld zu arbeiten.
In diese Gedanken versunken nimmt Avila keinerlei Anteil an dem Gespräch, nimmt auch nur am Rande wahr, dass Apfelgriebs sich dazu gesellt hat, bis die Fremde sich doch dann tatsächlich vorstellt: > „Ja, Ihr habt Recht. Das haben Spitznamen wohl so an sich. Aber von allen Betitelungen meiner Person ist mir Shin die Liebste. Ansonsten werden, unter vorgehaltener Hand, noch gerne schillernde Bezeichnungen wie Kanlia, Wasserleiche, Immerfroster Eiszapfen, Tagvampir oder „Tod von Brioca" verwendet. Wobei ich vor allem letztere als sehr skurril erachte, ich bin schließlich weder eine wandelnde Brutstätte einer Seuche, noch dürstet es mich nach Blut.“< Wie … beruhigend. Jetzt wo es gesagt wurde, bemerkt Avila auch, dass diese Shin recht spitze Eckzähne hat, aber es wäre wohl recht blöd von einem Vampir mit ausgefahrenen Fängen auf einen Ball zu gehen. Trotzdem sucht die Großmagd des Anwesens de Winter den Raum vorsichtshalber nach der nächststehenden Kerze ab, man kann ja nie wissen. Besonders als das vorlaute Irrlicht dann auch noch mit provokantem Selbstbewusstsein verkündet: >„Also ich find Vampir passend. Du hast nämlich genauso grusligulkige spitze Beißerchen!“ < „Apfelgriebs!“, entfährt es Avila entsetzt, so kann man einen Gast doch nicht behandeln, egal wie unsympathisch er sein mag! „Entschuldigt ihr Verhalten“, setzt die Magd in Richtung der Lady Shin hinzu. Die wirkt nicht gerade begeistert, als sie entgegnet: > „Wie.. fein. Danke. Wie dem auch sei..“ Es ist wohl ihr Glück, dass die Lady mehr Interesse an Lyall und ihren besonderen Fähigkeiten hat, nach denen sie – wenn auch indirekt – die Wargin am liebsten ausfragen würde. Bedauernd schließt sie mit den Worten: >„Ich fürchte fast, ich würde die Exzentrik - die man uns Magiern nachsagt - fast überstrapazieren, wenn ich nun einfach weiter mit der Tür ins Haus fallen, und Euch die entsprechenden Fragen einfach stellen würde um meinen Wissensdurst zu stillen..“< Na ganz wunderbar, auch noch eine Magierin, die wenn sie Lust hat, uns alle in Frösche verwandeln könnte. Wir müssen auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie zufrieden ist und wenn Lyall sich dafür überwinden muss, über ihre Art zu reden, dann ist das eben so. Avila reagiert auf die einzige Art, von der sie weiß, dass es keinen Ärger geben kann: Das tun, was der Gast will. Sie hat zwar schon zuvor gemerkt, dass die Magierin Lyall wohl alles andere als sympathisch ist, doch sie verlässt sich darauf, dass die Wargin aus Loyalität tun wird, was nötig ist, um die Lady nicht zu verärgern. „Oh, ich bin sicher, Lyall wird Euch helfen, Euren Wissensdurst zu stillen. Doch zuvor lasst mich Euch aus tiefstem Herzen für diese unsagbar wertvolle Geschenk danken, welches ich nur annehmen werde, wenn Ihr Euch vollauf sicher seid, dass Ihr es nicht mehr in Eurem Besitz haben wollt“, zu diesen gestelzten Worten verbeugt sie sich tief. Lady Shin lässt verlauten, dass das der Fall ist, woraufhin Avila sich verabschiedet: „Dann wäre es wohl am sinnvollsten, euch alleine zu lassen.“ Noch einmal knickst sie und macht Apfelgriebs ein Zeichen, ihr zu folgen.

Das kleine Wesen wirkt relativ verärgert darüber, dass Avila sie zu sich gerufen hat, neugierig wie immer möchte sie wissen, wie das Gespräch weiter geht. Als sie eindeutig weit genug weg sind, als dass weder Magierin noch Wargin sie hören können, wendet die Großmagd das Wort an das Irrlicht: „Du kannst gleich wieder zurück, Apfelgriebs, aber ich brauche deine Hilfe, hörst du?“ Große, treue Augen schauen ihr entgegen und die Frage wird mit einem übereifrigen Kopfnicken beantwortet. „Gut. Was du tun sollst, ist ganz entscheidend wichtig. Sobald du bemerkst, dass Lyall irgendwie komisch wird, oder unfreundlich zu unserem Gast ist, musst du mir gleich Bescheid sagen, verstanden? Diese Lady ist niemand, mit dem man sich anlegen dürfte und manchmal kann Lyall, nun ja, recht aufschäumend sein. Du sagst mir gleich Bescheid, verstanden? Und sei bitte auch du etwas freundlicher zu der Lady als vorhin, sie ist eine Freundin der Herrin und dementsprechend sollte man sie respektieren.“ Mit verdrehten Augen gibt das Irrlicht sein Versprechen und macht sich wieder auf den Weg zurück. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich Emrys vor Avila auf und sie muss zugeben, dass sie nie froher war ihn zu sehen. Mal davon abgesehen, dass er unheimlich gut in seinen feinen Sachen aussieht – auch wenn sie neben all den adligen und reichen Herren natürlich sehr schlicht aussehen. Sie muss sich beherrschen, sich nicht auf ihn zu stürzen und sich an ihn zu lehnen und in all dem Irrsinn nach Halt zu suchen. Reiß dich zusammen, du bist die Großmagd in diesem Haus, benimm dich entsprechend! So wartet Avila, bis Emrys vor ihr steht und ihr gleich ein Kompliment darüber macht, wie hübsch sie aussieht, auch wenn sie sich gerade alles andere als gut fühlt. Bevor er noch auf die Idee kommen kann, sie nach einem Tanz zu fragen, zeigt sie ihm die Kette und erzählt die ganze Geschichte. Nachdenklich wandert sein Blick von der Magierin zu Lyall und dann wieder zurück zu Avila. „Ganz schön verzwickt“, stellt er fest. „Was hast du vor?“ „Ich werde zur Lady Aurian gehen und sie fragen, was ich ihrer Ansicht nach machen soll, oder fällt dir noch etwas anderes ein?“ Bedauernd schüttelt er den Kopf, besteht aber darauf, sie zu begleiten, wofür Avila ihm insgeheim sehr dankbar ist, mit Unterstützung an der Seite geht doch alles viel leichter. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach der Lady und finden sie schließlich neben der Tanzfläche, wo sie gerade etwas trinkt, während sie sich offensichtlich vom vielen tanzen erholt. So aufgelöst und strahlend sieht sie wunderschön aus und es tut Avila in der Seele weh, sie von diesem Spaß, wenn auch nur für einen Moment, abzuhalten. „Mylady?“, zieht sie höflich die Aufmerksamkeit ihrer Herrin auf sich. „Ich bräuchte Euren Rat.“ Sie erzählt, wie die Lady sie beobachtete, wie sie sie auf die Kette aufmerksam machte, die ihr dann geschenkt wurde und dass die Fremde Lyall ausfragt. „Zurück haben wollte sie die Kette nicht und ich habe Angst, dass sie sie morgen wieder haben will und sich bei der Obrigkeit beschwert. Ihr kennt die Lady Shin doch besser als ich, was soll ich nun tun?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Juli 2010, 16:35 Uhr
Unendlich langsam bückt sich Avila nach dem funkelnden Rot des Steins, fast schon hypnotisiert von dem teuren Geschmeide. Aus dem Augenwinkel beobachtet Lyall die Magd interessiert, doch schon wird ihre Aufmerksamkeit wieder von Avila abgelenkt. Das vertraute Geräusch schlagender kleiner Flügel nähert sich den drei Personen und bevor Lyall sich versieht, landet Apfelgribs auf ihrer Schulter. Sie muss die kurze Unterhaltung wohl am Rande mitbekommen haben, denn die filigrane kleine Hand senkt sich auf die Wange der Wargin und tätschelt sie sanft, während sie Lyalls Kleidungsstil lobt. Gerührt kann die Wandlerin nicht umhin die winzige Hand mit zwei Fingern liebevoll zu streicheln und leise Dankesworte an das Irrlicht zu richten. Abwesend sortiert sie die Falten von Apfelgribs hübschen roten Kleid so, dass das Irrlicht doch recht herrschaftlich auf ihrer Schulter thront.
>> Ah, sieh an, Apfelgribs. Ich frage mich noch immer wer Euch wohl diesen unvorteilhaften Namen gegeben hat.“ <<, entfährt es der weißen Lady, als sie das Irrlicht, mehr oder weniger freundlich, begrüßt. Entsetzt fährt Lyalls Kopf hoch und sie mustert unverhohlen das mädchenhafte Gesicht der Frau. Doch trotz der seltsamen Worte, bemerkt die Wargin weder Ablehnung noch offene Unfreundlichkeit in den eisblauen Augen. Ich habe mir noch nie diese Frage gestellt, in all der Zeit, in der ich hier nun schon arbeite. Doch wenn sie den Namen akzeptiert und er ihr gefällt, was gibt es auszusetzen? Fragend schaut sie ihr Gegenüber an, merkt noch wie das Irrlicht sich anspannt, um dann eine Schimpftirade vom Feinsten niederhageln zu lassen. Die ungewohnten gefauchten Worte aus dem Mund des kleinen Wesens lassen sie kurz zusammenzucken. Noch nie hat Lyall das Irrlicht so aufgebracht und schnell reden hören. Die kleinen Fäuste in die Seite gestemmt, schaukelt es sich immer mehr auf, bis Lyall ihren ersten ungläubigen Schreck überwunden hat und beruhigend eine Hand nach Apfelgribs ausstreckt. Vollkommen der frechen Art eines Irrlichts gerecht werdend, legt Apfelgribs noch eins nach: >> „Meinen echten, richtigen Namen könntest du Große sowieso niiiiemalsnienicht aussprechen! Außerdem,. Schiihin hört sich genau so komisch an. So!“ << Feist verschränkt es die Arme vor der Brust, um dann zur Krönung auch noch ihre spitze Zunge aus dem Mund hängen zu lassen. „Schhschh...nein nicht, Apfelgribs. Lass es gut sein.“, flüstert die Wargin dem Irrlicht zu, doch ein leichtes Schmunzeln kann sie sich nicht verkneifen.
All dies honoriert die weiße Lady nur mit einer hochgezogenen Augenbraue. Lyall ist sich sicher, dass dieser Vorfall nicht ganz ohne Konsequenzen verlaufen würde, doch die weißhäutige Frau nimmt dies alles gelassener als erwartet. Kurz zeichnet sich ein Schmunzeln auf ihren Lippen ab, welches jedoch sofort wieder verschwindet, als sie an das Irrlicht gewandt antwortet: >> „Ja, Ihr habt Recht. Das haben Spitznamen wohl so an sich. Aber von allen Betitelungen meiner Person ist mir Shin die Liebste. Ansonsten werden, unter vorgehaltener Hand, noch gerne schillernde Bezeichnungen wie Kanlia, Wasserleiche, Immerfroster Eiszapfen, Tagvampir oder „Tod von Brioca" verwendet. Wobei ich vor allem letztere als sehr skurril erachte, ich bin schließlich weder eine wandelnde Brutstätte einer Seuche, noch dürstet es mich nach Blut.“ <<
Kurz stutzt Lyall und geht im Geist alle eben gehörten Namen noch einmal durch. Manche davon kann sie der Bedeutung her nicht einordnen, andere sind sehr unschmeichelhaft und beleidigend.
Sie ist also Lady Shin. Rhordri erwähnte sie ja... Ob der Name etwas bedeutet? All die Bezeichnungen ihrer Person sind eher... unterkühlter Natur. Bis auf... Wasserleiche vielleicht. So aufgedunsen und stinkend... nein..das passt nicht.
Fasziniert beäugt sie auch die spitzen Fänge der Lady, sich voll darüber im klaren, dass diese Zähne sie, ebenso wie ihre eigenen Ohren, zu einem gewissen Außenseiter gemacht haben müssen.
Ebenso wie diese unnatürlich milchigweiße Haut... Viel Sympathie scheint sie auch auf diesem Ball nicht zu genießen. Warum sie wohl so unbeliebt ist? Aber warum ist sie dann hier? Nun...das was die Entscheidung der Lady... es wird schon recht sein. Für Geschwätz und Vorurteile hat sie aus eigener Erfahrung nicht viel übrig, sie überzeugt sich lieber selber, ob solche „Gerüchte“ nicht bloß solche sind. Etwas abweisend und unnahbar gibt sich die Lady durch ihre Körperhaltung und ihre gesprochenen Worte schon etwas, doch Lyall kennt diese Frau zu wenig um darüber urteilen zu können, wie sie sich außerhalb gesellschaftlicher Veranstaltungen gibt.
Doch dies sollte auch nicht ihre Sorge sein. Alle auf diesem Ball werden von Lyall zuvorkommend behandelt, zur vollen Zufriedenheit der Herrin. Sie würde versuchen, den Aufenthalt eines jeden Gastes so angenehm wie möglich zu gestalten.

>> „Also ich find Vampir passend. Du hast nämlich genauso grusligulkige spitze
Beißerchen!“
<< Erfreut über ihren Satz, kichert Apfelgribs sich ins Fäustchen und ihr glockenhelles Lachen, klingelt Lyall in den Ohren. Was ein Vampir ist, kann Lyall nicht sagen, doch es kann nichts nettes sein, da Avilas Stimme die entstandene Stille scharf durchbricht.
>> „Apfelgribs! Entschuldigt ihr Verhalten“ << Unmerklich zupft Lyall an dem roten Saum des Kleidchens, um das aufgeregte Irrlicht zur Raison zu bringen. Das irrlichteigene freche Mundwerk macht eben vor keinem so schnell halt...
Schmunzelnd lehnt sich das kleine Wesen kichernd an Lyalls Kopf an und spielt mit ein paar schwarzen Strähnen, bleibt jedoch diesmal ruhig. Mit einem Seitenblick bemerkt die Wargin ebenso, dass Avila mittlerweile den roten Kristall aufgehoben hat. Rote Funken auf Avilas Handfläche werfend, schmiegt er sich in die Höhlung ihrer Hand. Noch immer ist das leichte Zögern der Magd zu erkennen.

Die blauen Augen von Lady Shin bohren sich fast in den zerbrechlichen Körper der Irrlichts, bevor sie sich eines besseren besinnt und wohl das Interesse verliert. >> “Wie.. fein. Danke. Wie dem auch sei..“ Lyall ist überrascht zu sehen, dass sich das Interesse der Lady wieder ihr zuwendet. Gespannt und mit gespitzten Ohren schaut sie zu der etwas kleineren Frau unmerklich herunter.
>> „Ihr seid die Wargin Lyall, nicht wahr?“ << Fragend legt sie kurz den Kopf schief und ihre Augenbrauen beziehen ohne Lyalls wissentliches Zutun einen fragenden Ausdruck. Die meisten Leute übergingen mehr oder weniger offensichtlich und höflich die Tatsache ihres wargischen Vermächtnisses (gefragt hatte sie so direkt noch niemand), um gleich dazu überzugehen sie mit Missfallen zu behandeln oder- seltener- freundlich zu ihr zu sein.
>> “Oh, verzeiht bitte meine Direktheit. Ich stieß nur vor einiger Zeit in einem Buch in der Bibliothek auf ein Thema, bei welchem ich irgendwie nicht herum kam an „euch“ Wandler zu denken. Aber... ich fürchte fast, ich würde die Exzentrik - die man uns Magiern nachsagt - fast überstrapazieren, wenn ich nun einfach weiter mit der Tür ins Haus fallen, und Euch die entsprechenden Fragen einfach stellen würde um meinen Wissensdurst zu stillen..“ << Theatralisch seufzt Lady Shin nach beenden ihres Satzes. Lyall öffnet den Mund um etwas zu sagen lässt ihn dann jedoch wieder zuschnappen, wie ein Fisch auf dem Trockenen, als Avila das Wort ergreift. >> „Oh, ich bin sicher, Lyall wird Euch helfen, Euren Wissensdurst zu stillen. Doch zuvor lasst mich Euch aus tiefstem Herzen für diese unsagbar wertvolle Geschenk danken, welches ich nur annehmen werde, wenn Ihr Euch vollauf sicher seid, dass Ihr es nicht mehr in Eurem Besitz haben wollt“ << Tief verbeugt sich Avila und Lady Shin überlässt ihr das Schmuckstück letztendlich mit ein paar knappen Worten.
>> „Dann wäre es wohl am sinnvollsten, euch alleine zu lassen.“ Ein letzter Knicks seitens der Magd wird Lady Shin zuteil, bevor sie Apfelgribs ein Handzeichen gibt ihr zu folgen. Leise verabschiedet sich die Wandlerin von dem kleinen Dämmerlichtwesen, drückt zum Abschied die kleine Hand an ihre Wange. Warum sie wohl gehen?

Kurz sieht sie Avila und der über ihr schwebenden Apfelgribs nach, bevor sie sich Lady Shin erneut zuwendet.  „Aye, man nennt mich Lyall, Mylady. Und wie Avila schon sagte, ihr könnt fragen was ihr wollt. Mir sind Fragen lieber als Unwissenheit, aus der schnell Hass und Ablehnung erwachsen kann. Auch wenn ich nicht ganz die Bedeutung des Wortes Exzentrik verstehe, so besagen eure Worte im Großen und Ganzen doch dies: Magier sind neugierig und haben schon des öfteren das Missfallen anderer auf sich gezogen und gelten deshalb als nicht vertrauenswürdig. Zumindest scheinen gewisse Personen nicht viel Vertrauen in das Tun von Magiern zu legen.
Ich muss gestehen, dass ich nicht viel über Magie weiß... doch ich denke man kann die Magier von hier mit dem Schamanen meines Clans vergleichen. Schamanen sind sehr angesehene Personen und ich denke auch  in dieser Stadt sind Magier hoch angesehen, oder nicht? Wenn ich an Lady Aurian denke... ihre Meinung wird sehr hoch geschätzt. Und sie ist auch Magierin, wie ihr sicherlich wissen werdet. Mich würde allerdings sehr interessieren was ihr denn über meine...“Art“ gelesen habt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht lesen kann. Nur die Bilder aus den Büchern schaue ich mir ab und zu an. Doch hier habe ich noch keine Bücher über Wandler gesehen. Aber ich habe bis jetzt auch nur ein paar Bücher aufgeschlagen.“
Vielleicht frage ich Avila oder sogar Lady Aurian, ob sie mir in einer ruhigen Stunde einmal vorlesen würde. Kurz streicht sie sich über ihre schwarzen Haare, fährt die Konturen eines ihrer Ohren nach. „Nun wenn ihr wünscht, beantworte ich euch alles soweit meine Kenntnisse es zulassen. Ich hoffe, es wird euren Ansprüchen genügen.“

In der Ferne mein Lyall das Schlagen von Flügeln wieder näher kommen zu hören...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 04. Juli 2010, 22:25 Uhr
Die Wargin möchte bereits etwas antworten, als ihr die andere Magd ins Wort fällt.
>>„Oh, ich bin sicher, Lyall wird Euch helfen, Euren Wissensdurst zu stillen. Doch zuvor lasst mich Euch aus tiefstem Herzen für diese unsagbar wertvolle Geschenk danken, welches ich nur annehmen werde, wenn Ihr Euch vollauf sicher seid, dass Ihr es nicht mehr in Eurem Besitz haben wollt“<<
Atevora entgeht dabei nicht, dass die Worte sehr gestelzt wirken. Wie sie sich windet.. eigenwillig. Auch so macht die Frau alles andere als einen fröhlichen, oder dankbaren Eindruck. Sie wirkt vielmehr sehr zerknittert und fast nervös. Atevora kommt dabei knapp in Versuchung näher darüber nachzusinnen weshalb. Sie ertappt sich sogar dabei, sich aufgrund der neuerlichen Erkundigung beinahe beleidigt zu fühlen und die Frau gar direkt unverblümt darauf anzusprechen. Sie unterlässt es dann allerdings, denn eigentlich kümmert es sie relativ wenig, und auch so hat sie das Interesse an der Person verloren. Die Reaktion der Magd zeigt auch nur sehr deutlich, dass die offene und freundliche Begrüßung tatsächlich bloß einem loyalen Pflichtempfinden heraus entspringt, und nichts anderem. Nungut, mehr konnte die weiße Mistress auch nicht verlangen, und es war nicht nur mehr als zufriedenstellend und ausreichend, sondern sogar mehr als sie erwarten konnte. Dennoch, manchmal meldet sich selbst in Atevora ein Funke abstruser Hoffnung. Enttäuschend.. Ist das Einzige mit dem Atevora die vorherige Feststellung kommentiert, bevor sie mit knappen Worten bestätigt, dass die Magd die Kette tatsächlich nehmen könne.
Mit einer anschließenden tiefen Verbeugung, mit welcher man annehmen könnte, die Frau wolle auf diese Weise die Sauberkeit des Fußbodens kontrollieren, verabschiedet sie sich und verschwindet mitsamt dem Irrlicht zwischen den Ballgästen.

Kurz blickt Atevora der Frau nach und ist ansatzweise dazu geneigt unverständlich den Kopf zu schütteln, da lenkt Lyall der Magierin Aufmerksamkeit wieder auf sich.
>„Aye, man nennt mich Lyall, Mylady. Und wie Avila schon sagte, ihr könnt fragen was ihr wollt. Mir sind Fragen lieber als Unwissenheit, aus der schnell Hass und Ablehnung erwachsen kann.“<
Mit einem anerkennenden Kopfnicken quittiert Atevora die Bemerkung, dass der Wargin Fragen lieber sind, als mögliche Ablehnung durch Unwissenheit. Atevora vertrat im Gewissen die selben Ansichten, wobei sie es allerdings selbst nicht schaffte über ihren eigenen Schatten zu springen und Fragen, welche sie selbst betrafen, klar zu beantworten. Derweilen kannte sie das erwähnte lästige Spiel, und wie schnell Unwissenheit zu Ablehnung, Furcht und mehr führen konnte doch nur zu gut. Zusätzlich fühlt sich Atevora auch ein wenig schuldbewusst, sich in gewisser Weise in der Wortwahl vergriffen zu haben. Es war nicht ausreichend massenkonform. Auch Tane hatte dies den öfteren beanstandet, und ihr mehr als einmal bekundet, dass er sich des öfteren dazu gezwungen fühlen würde bei einer Unterhaltung mit ihr einen Duden mit sich zu führen zu müssen, damit er einmal alles verstehen kann was Atevora ihm mitzuteilen sucht. Atevora hatte an diesem Tag für die restliche Zeit den genauen Wortschatz mit Betonung und Interpunktion eines niederen Kleinganovens aus Garter Prämies Reihen imitiert. Wie schnell doch Tane der Ansicht war, sie solle doch bitte wieder sprechen wie gewohnt. Er wäre allerdings nicht der bekannte freche Schelm, wenn er ihr dafür nicht ein Rückspiel geboten hätte. Eines Tages stand er, zu einer der Unterrichtsstunden, mit einem riesigen Wörterbuch auf dem Arm vor ihrer Haustür und hat tatsächlich aggressiv plakativ bei fast jedem fünften Wort darin suchend herumgeblättert.
Atevora schmunzelt bei den Erinnerungen in sich hinein und beschließt bei ihrer Wortwahl Lyall gegenüber umsichtiger zu sein.

Forsch, und wie es für eine Lady eigentlich nicht üblich ist, setzt sich Atevora auf die Fensterbank, überschlägt mit einer adretten Bewegung die Beine und sortiert ihre raschelnden Röcke, während Lyall weiterspricht. Nach einem kurzen Vergleichsversuch von Magiern und Schamanen kommt es dazu, dass sie auch Lady de Winter in den kleinen Tratsch mit einbezieht.
>„auch  in dieser Stadt sind Magier hoch angesehen, oder nicht? Wenn ich an Lady Aurian denke... ihre Meinung wird sehr hoch geschätzt. Und sie ist auch Magierin, wie ihr sicherlich wissen werdet.“<
Atevora lauscht den Ausführungen dabei nicht mit voller Aufmerksamkeit. Kein Wunder, denn es interessiert sie ausgesprochen wenig, wie geschätzt die Meinung von der Gardemagierin wird, welche ihr in ihrem magischen Können nicht das Wasser reichen kann. Mylady de Winter hatte ihre Magieausbildung ausgenommen spät begonnen und webt ihre Zauber noch immer äußerst intuitiv und stümperhaft. Vermutlich ist es bloß ihrem elbischen Erbe und ihrem, im Vergleich zu Atevora, nicht ganz so hoch ausgeprägten Talent zu verdanken, dass sie sich über die Last einer vollends wilden Magierin hinweg gerettet hat, welche mit ihrem sehr - wenn auch durch und durch liebenswürdigen, aber dennoch - emotional ausgeprägten Wesen ihr Umfeld permanent in Gefahr bringt. Auch bei der unerfreulichen und aufsehenerregenden Szene zum Auftakt des Balles lag unwiderlegbar ein verräterisches Knistern in der Luft. Wobei sich Atevora insgheim wieder fragt, ob Aurian die richtige Adresse war und dem kleinen Pyromanen mit dem Namen Uio alle nötigen Grundzüge und die notwendige Geistesstärke vermitteln konnte, damit dieser nicht das bittere Los eines unausgebildeten Hexers ertragen muss.
Darüber hinaus wertet Atevora Lyalls Themenwechsel als Versuch den unliebsamen Fragen doch noch zu entgehen. Aber vielleicht war etwas unbefangene Plauderei auch nicht einmal etwas Schlechtes. Atevora konnte das Thema gut und gerne später, oder an einem anderem Tag, noch neu anschneiden.
„Ja, Lady de Winter kann sich glücklich schätzen. Sie hatte und hat die richtigen Führsprecher an ihrer Seite. Dass ihre Person und Meinung geachtet und anerkannt wird, hat allerdings am wenigsten mit dem Umstand zu tun, dass sie in der Lage dazu ist Magie zu wirken.“

Atevora verweist mit einer raren Geste neben sich auf die Fensterbank, und offeriert Lyall damit neben sich Platz zu nehmen. Zudem bietet sie der Frau somit indirekt an, sich auch auf zwischenmenschlicher Ebene auf selbe Augenhöhe zu begeben. „Mylady de Winter ist, um ehrlich zu sein noch nicht hinreichend geübt in den Arkanen Praktiken. Die Zeit lang, als wir zusammen übten, kam es mehr als einmal vor, dass mir anstatt des eigentlichen Zieles die Haare zu Berge standen. Ich neige im Normalfall keineswegs zur Rachsucht, aber nach dem fünften Mal, als ich dachte ein ausgewachsener Berserker würde mich Ohrfeigen, sind mir dann bedauerlicher Weise auch einige Zauber missglückt. So ein Pech. Aber so eine Eiswasserdusche regt den Kreislauf und die Gehirnwindungen an, denke ich... wenn nicht, waren das erschrockene Quietschen während des bedauernswerten Hoppalas, und das Gefluche danach zumindest sehr erheiternd.“ Atevora schmunzelt spitz.
Zu der Magierin Überraschung, erweist sich ihre Einschätzung als falsch, denn die Wargin kommt von ganz alleine auf das gewünschte Thema zurück.
>„Mich würde allerdings sehr interessieren was ihr denn über meine...“Art“ gelesen habt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht lesen kann. Nur die Bilder aus den Büchern schaue ich mir ab und zu an. Doch hier habe ich noch keine Bücher über Wandler gesehen. Aber ich habe bis jetzt auch nur ein paar Bücher aufgeschlagen.“<
Atevora runzelt die Stirn. „Oh, Bücher über Wandler las ich schon lange keines mehr. In ihnen steht für gewöhnlich, je nachdem welche Autoren sie verfassten, genau so viel informatives wie unsinniges. Zu der Feststellung kam ich, als ich einige Zeit mit einem Warg zusammenarbeitete. Kaney, ein Hauptmann der Steinfaust, kennt ihr ihn? Er ist seinerseits auch ein Wolfswandler. Also, nein, es war eine gänzlich andere Thematik, bei welcher mir einige Fragen zu euch Wandlern in den Sinn kamen. Intimes.." Die weiße Mistress bedeutet Lyall etwas näher zu kommen und spricht dann, als diese dem nachkommt, im gedämpften Tonfall fort: "Nun, jedenfalls, ich fragte mich, wie es wohl unter Wargen sein mag, und was ihr bevorzugt. Also rein körperlich. Bevorzugt ihr es in menschlicher Gestalt, soweit möglich in Tierform, oder gar gemischt? Und erachtet ihr in Wolfsform andere, also echte Wölfe, gar als attraktiv?  Ihr müsst die Fragen natürlich nicht beantworten, wenn ihr nicht wollt.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 05. Juli 2010, 13:23 Uhr
„Vielleicht hast du deine Meinung ja geändert und magst doch einmal mit Zoe tanzen?“< , fragt ihn auf einmal der große Elb, als dieser mit Zoe von der Tanzfläche zurückkommt. Uios Blick spricht Bände. Er rümpft die Nase und verzieht fast angeekelt den Mundwinkel. >„Nein? Nicht?“<, fragt Cináed lächelnd nach. >„Zoe ist eine gute Tänzerin und ich könnte dir ganz schnell ein paar einfache Schritte zeigen... aber wenn du nicht magst, dann nicht. Wollen wir stattdessen lieber in den Garten hinausgehen?“< ,fragt er dann Zoe und Uio. „Hm ja Garten ist besser!“, nuschelt Uio, während die kleine Fee sich bei ihm einhackt, in der Hoffnung doch ein Tänzchen mit ihm wagen zu können.  „Wir könnten zu den Pferden gehen“, schlägt Cinaed vor. „Oder hinunter ans Seeufer...“
„Oh ja“, platzt es aus Zoe heraus. „An den Strand!“
„Ja, das ist …gut!“, bestätigt Uio die Aussage von Zoe, die sich nun bei beiden einhackt und freudestrahlend zwischen dem großen Elb und dem nur etwas größeren Uio hin und her schaut. Uio lächelt seine kleine Freundin an und blickt dann kurz zu dem großen Elb. Als ihre Augen sich treffen lächelt Uio unsicher. So richtig weiss er nicht, was er von dem großen halten soll. Er ist freundlich und hat ihm geholfen, aber Uio weiß Erwachsene sind so wandelbar und teilweise unberechenbar. Reichen sie dir erst die Hand, so geben sie dir im nächsten Moment die Peitsche. Nicht das er vor Cinaed oder irgendwem hier im Haus Angst hat, außer vielleicht vor der Wolfsfrau ein bisschen, aber auch das würde er nicht zugeben. Hier würde ihm keiner wehtun, dessen ist er sich fast sicher. Fast eben.  Nein, er hat keine Angst. Schließlich hat er schon schlimmeres durch gemacht und überlebt. Aber eine gute Portion Vorsicht gegenüber anderen schadet nie.  

Erleichtert atmet Uio auf als sie durch die Menge an Gästen endlich den Weg nach Draußen gefunden haben. Hier draußen fühlt er sich gleich besser.  Doch auch im Garten halten sich einige der Gäste auf und Uio ist froh, dass Zoe, Cinaed und er sich weiter vom Haus entfernen und zum Strand hinunter gehen. Beim Gehen schaut er zu Zoe.  Wie gut das Zoe da ist. Allein mit dem großen Elb oder auch mit Aurian fürchtet er, sie würden ihn so komische Sachen fragen oder sagen. Sachen, die er nicht hören mag und die ihn doch mehr berühren, als er möchte. Denn Uio weis, auch wenn er es nicht sagt, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Es ist ja auch kaum noch zu verheimlichen. Er gibt sich ja schon Mühe, aber dieses Kribbeln kommt irgendwann. Und dann, wenn es da ist, lässt es sich nicht abschütteln. Schnell versteckt er sich dann und sucht nach einer Wasserstelle oder findet nicht selten einen Eimer Wasser.  
Aber von Magiern, Schulen und womöglich von der Steinfaust möchte er nichts hören, geschweige denn sehen. Alles in allem geht es Uio gut seid dem er hier auf dem Anwesen ist. Aber jeden Tag mehr drängen sich die Dinge von denen Aurian erzählte, die er nicht sehen will, mehr und mehr in sein Leben. Und Uio hat Angst, das die Geschichte war wird. Jetzt gerade in diesem Moment kommt alles wieder hoch. Vielleicht durch die vielen Menschen auf dem Fest. Vielleicht ist aber auch etwas anderes. Uio weis es nicht, kann diese Gedanken aber nicht abschütteln.  

Etwas gequält schaut er Zoe an. Diese redet gerade mit Cinaed und lacht ausgelassen. Und Uio lächelt ebenfalls.  
Wie gut das du da bist Zoe!, denkt sich Uio und sein kleines, schweres Herz wird ein bisschen leichter.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 05. Juli 2010, 16:25 Uhr
„Wir sollten mit dem Versteckspiel aufhören…“, entfährt es dem Mann nicht gerade freundlich und Njucon ist überrascht von der Reaktion. Er bemüht sich nicht etwas zu erwidern und wartet. Richtig vermutet, der schwarzhaarige den Njucon als Iestin kennt, ist noch nicht fertig. „Du bist wegen den Malsebior hier? Gut…..ich schlage vor wir unterhalten uns. Lass uns zusammen setzten und ich werde dir alles erzählen, was ich weiß. Ich wohne nicht weit von hier, dort sind wir ungestört.“
Gut kann Njucon sein Erstaunen vor seinem Gegenüber vertuschen. Er braucht sich nicht einmal verstellen. Einmal ist es dunkel und die Schatten, die der Mond auf sein Gesicht wirft, geben ihm genug Deckung und zum Anderen schenkt der Knecht ihm kaum mehr Aufmerksamkeit und geht bereits vor zu seiner Unterkunft.
Du? Wirklich unhöflich! Wer seid Ihr, mein Guter? Sicher nicht der für den ihr Euch ausgebt.
In der Tat!, meldet sich Ilai verschwörerisch zu Wort. Habt Ihr die Wortwahl und Betonung seiner Worte gehört? Seid auf der Hut, Njucon! Ich traue diesem Mann nicht. Und mit diesen Worten, die eindringlich in Njucons Kopf erklingen, kann der Albino Ilais bis auf das äußerst angespanne Sinne und Alarmbereitschaft spüren.

Njucon atmet tief durch und folgt dem Mann, von dem er dachte, er würde ihm einen Gefallen tun, wenn er ihm etwas über die Malsebior bringt, mit etwas Abstand.  Doch schon damals war die Reaktion nicht die gewesen, die Njucon erwartet hatte. Er war abweisend und keineswegs erfreut, die erwünschten Informationen zu bekommen. Warum nur? Das ging ihm lange nicht aus dem Kopf, bis er es darauf hatte beruhen lassen und selbst in eigener Sache nachforschte. Ja und nun dieses Treffen. > „Wir sollten mit dem Versteckspiel aufhören… <, kommen ihm die Worte noch mal in den Kopf, als sie fast das Tor zum Anwesen erreicht haben.

„Iestin? Wenn das wirklich Euer Name ist!“, beginnt Njucon dann spöttischer zu sagen, als er es wollte und bleibt stehen. „ …so sprecht, von was für einem Versteckspiel redet ihr? Ich bin an Informationen und nicht an solch ein Kinderspielchen interessiert!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 06. Juli 2010, 11:27 Uhr
Wie erwartet, ist Uio nicht nach Tanzen zu Mute. Cináeds Vorschlag in den Garten hinaus zu gehen, kommt dem Jungen daher sehr entgegen und so stimmt er bereitwillig zu, als Zoe verkündet, dass sie zum Strand hinunter laufen möchte. »Ja, das ist gut...«, willigt er ein und schenkt Zoe ein kleines Lächeln, während diese sich freudestrahlend bei Cináed einhakt und glücklich zwischen ihrem großen und ihrem kleinen Freund hin und her schaut. Dann wandert Uios Blick weiter zu Cináed und für einen kürzen Moment begegnen die Augen des Jungen denen des Elben.
Aufmunternd zwinkert der Shida'ya Uio zu, er kann die Unsicherheit im Blick des Jungen spüren und nur zu gut verstehen. Zoe mag ihr Misstrauen ihm und Aurian gegenüber bereits abgelegt haben, aber Uio lässt sich nicht so schnell beruhigen. Cináed weiß bereits von Aurian, dass Uio bisher nicht mit ihr über seine magischen Fähigkeiten sprechen will und diese standhaft vor ihr verleugnet, obwohl er eigentlich wissen müsste, dass der Herr von Glyn-y-Defaid der jungen Lady de Winter erzählt hat, was er damals bei seiner ersten Begegnung mit Uio beobachtet hat. Der Hochelb kann die Vorsicht und das Misstrauen des Jungen verstehen und nimmt es ihm kein bisschen übel, aber wer weiß auch, dass Uio früher oder später mit irgendjemandem sprechen, wenn es mit ihm kein schlimmes Ende nehmen soll.  

Cináeds Miene wirkt nachdenklich, als er sich von Zoe durch die Menge und hinaus in den Garten führen lässt, während Uio der Fee und dem Shida'ya in einigem Abstand folgt. Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihm reden, überlegt der Herr von Glyn-y-Defaid und blickt sich kurz über die Schulter nach dem grüblerisch wirkenden Jungen um. Auch das Leben des hochgewachsenen Shida'ya war nicht immer so einfach und unbeschwert wie jetzt. Sicher, in seiner Heimat hatte es ihm einst an nichts gefehlt. Sein Haus war klein, aber durchaus wohlhabend und wenn er die Elbenlande nicht verlassen hätte, hätte er womöglich nie auf so schmerzhafte Art und Weise erfahren müssen, was es bedeutet nichts als das eigene, nackte Leben zu besitzen. Aber Cináed HAT nun einmal am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet...
Zoe redet unbeschwert auf den Elben ein und reißt ihn so für eine Weile wieder aus seinen Erinnerungen an vergangene Zeiten. Lachend löst sich die Fee von seinem Arm, als sie schließlich den Rand des de Winter Anwesens erreichen, den Park und die darin flanierenden Gäste hinter sich lassen, und die leichte Böschung zum Strand hinunter klettern. Gemeinsam mit Uio folgt Cináed dem fröhlichen Feenmädchen, welches vor ihnen her dem Wasser entgegen läuft. Über das Gesicht des Jungen huscht ein Lächeln, als er dem Mädchen hinterher schaut, aber obwohl er sich alle Mühe gibt fröhlich zu erscheinen, spürt der Shida'ya das den Jungen etwas bedrückt. „Warum läufst du nicht zu Zoe, Uio?“, schlägt er vor und nickt dem Jungen zu. „Und ich komme einfach nach.“ Er deutet mit einem Grinsen auf seine feinen Festtagsgewänder. „In diesen Sachen kann ich leider nicht so gut laufen“, brummt er mit gespielter Verärgerung. „Und wenn ich meine Kleider schmutzig mache, ziehen sie mir daheim die Ohren lang – noch länger als sie ohnehin schon sind.“

Nachdem Uio Zoe gefolgt ist, sieht Cináed den beiden eine Weile lächelnd aus einiger Entfernung zu. Zoe ist so wunderbar unbeschwert und fröhlich, dass in dem Elben einmal mehr der Wunsch aufkommt, sie wäre seine Tochter. Die beiden würden sich gut mit Una und Gwyn verstehen, überlegt der Shida'ya weiter. Uio und Gwyn müssten eigentlich in etwa das selbe Alter haben. Lächelnd sieht er dem Jungen dabei zu, wie dieser gerade hinter Zoe über den Sand läuft. Nach allem was er durchgemacht haben muss, wirkt er noch immer so kindlich..., denkt Cináed etwas verwundert. Das fällt ihm jetzt schon zum wiederholten Male auf. Uio ist in einem Alter, in welchem andere Kinder bereits wesentlich reifer und erwachsener wirken, weil sie ihren Eltern auf den Feldern und im Haushalt helfen müssen, eine Lehre angefangen haben oder als Knappe in irgendjemandes Diensten stehen. Uio, dem dies alles fremd ist, weil er vermutlich sein ganzes bisheriges Leben auf der Straße zugebracht hat, fehlt diese Ernsthaftigkeit völlig. Und das obwohl ihm gewiss so manch schlimmes widerfahren ist, stellt Cináed fest, der durch Aurian von den Narben weiß, die den schmächtigen Jungenkörper zieren. Die deutlichen Zeugen von Schlägen und anderen Misshandlungen waren der jungen Halbelbe nur zu deutlich ins Auge gesprungen, als man Uio an seinem ersten Tag im Anwesen zu einem ausgiebigen Bad genötigt hatte.
Entschlossen geht der Elb zu Zoe und Uio hinüber, mittlerweile hat er eine Entscheidung getroffen: Er wird mit Uio reden, aber nicht heute, nicht an diesem schönen Festtag. Und er wird ihm auch nicht erzählen, wie es ihm selbst einst ergangen ist, jedenfalls nicht direkt. Das, was er Uio sagen möchte, wird er in einer kleinen Geschichte verstecken, ganz wie es seine Art ist. Cináed wirkt nachdenklich. Er ist sich sicher, dass er Uio helfen kann, weil er weiß, dass niemand den Jungen so gut versteht wie er selbst. Aber er hat auch Angst. Aurian kann Uio ebenfalls helfen..., versucht er sich einzureden. Sie hat ähnliches erlebt wie er... Der Elb schüttelt den Kopf und verscheucht diesen Gedanken hastig wieder.

„Na“, ruft er Zoe und Uio zu, als er die zwei fast erreicht hat. „Gefällt es euch hier?“ Cináed deutet mit ausgestrecktem Arm über den Strand und auf das Wasser des Ildorels hinaus. Einer plötzlichen Eingebung folgend, fügt er hinzu: „Hättet ihr vielleicht Lust mich irgendwann einmal zu besuchen?“ Fragend schaut er zwischen der Fee und dem Jungen hin und her. Der Gedanke ist dem Shida'ya ganz plötzlich gekommen, es würde leichter für ihn sein, wenn er mit Uio an einem Ort sprechen konnte, der ihm vertraut war – und nichts ist ihm vertrauter als Glyn-y-Defaid. „Nun, wie wäre es?“ Cináed lacht. „Ein Ausflug aufs Land, was haltet ihr davon?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 08. Juli 2010, 09:32 Uhr
Meine Güte ist das schön….
Versonnen blickt die kleine Fee auf das im Mondlicht nur so funkelnde und glitzernde Wasser. Immer wieder umspielt eine leichte Brandung ihre nackten Füße und gräbt sie tiefer in den nassen Sand. Doch plötzlich kommt Bewegung in den vor Freude über die Schönheit erstarrten Körper und schwungvoll dreht sich die junge Fee um.
„Uio!“, ruft sie laut ihrem besten Freund entgegen, der mit Cináed noch an der Böschung steht.
„Komm schnell! Das Wasser ist total warm…..Es…ach…nun komm schon!“
Glückselig öffnet Zoe ihre Arme und hüpft auf und ab. Einen Augenblick scheint es so als würde ihr Retter-Ritter zögern, doch dann nimmt er Anlauf und stürzt sich die Böschung herunter. Mit diesem typischen niedlichen - das Wort niedlich mag Uio in dem Zusammenhang aber nicht hören, deshalb nennt Zoe es meist in seiner Gegenwart frech - also mit seinem typisch niedlich-frechen Lächeln auf dem Lippen bremst er neben seiner Freundin ab und grinst sie herausfordernd an.
„Naaaaa…da bin ich!“
„Hab ich schon gesehen….“, kichert Zoe. Sie stupst ihren Freund mit dem Ellenbogen in die Seite und ehe er sich auch nur versieht, schaufelt das Feenmädchen ihm mit den Füßen einen Schwung Wasser entgegen.
„Ups….das wollt ich nicht!“, grinsend senkt Zoe ihren Kopf und versucht sich an einem möglichst betreten und beschämt dreinguckenden Gesichtsausdruck. „Jetzt bist du nass. So was doofes….“
Ihre blau schimmernden Flügel zucken mehrmals hin und her. Ein Zeichen, das die kleine Fee bereit ist, sofort zu reagieren. Und tatsächlich, gerade als ihr Freund zu einem Wasserschlachtgegenangriff übergehen will, rafft Zoe ihr schönes blaues Kleid und spurtet lachend den Strand entlang.
Platsch.,.Platsch…Platsch…
machen ihre Füße im Wasser
Geflogt Uios…PATSCH…PATSCH…..PATSCH

Uio hat seine kleine Freundin fast eingeholt, als die beiden urplötzlich neben Cináed zum stehen kommen.
<„Na, gefällt es euch hier?>, fragt er die beiden kleinen Racker, die mit geröteten Wangen und grinsend ihn anstarren.
„Jaaaaaaaaa…“, antwortet Zoe für sie beide. „Das Wasser ist noch richtig warm. Du musst auch mal deine Füße reinstecken. Aber natürlich ohne Schuhe! Sonst schimpft dein Mädchen zu Hause!“ Mit einem breiten Feengrinsen deutet Zoe auf Cináeds Schuhe, der die Brandung gefährlich nahe sind.
<„Hättet ihr vielleicht Lust mich irgendwann einmal zu besuchen?“>, lächelnd wandert der Blick des Großen  zwischen der Fee und Uio hin und her. <“Nun, wie wäre es? Ein Ausflug aufs Land, was haltet ihr davon?“>
„Dich besuchen?“ Zoe reißt die Augen auf. „Ui ja! Das wär toll!“
Das Mädchen zieht ihre Nase kraus und umarmt den großen Elb.
„Du hast bestimmt einen schönen Garten mit vielen Vögeln und netten Tieren.“ Freudestrahlend schaut das Mädchen Cináed an. Dann dreht sie ihren Kopf zu Uio um und fragt verschmitzt grinsend: „Was meinst du, Ritter -Retter Uio?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 08. Juli 2010, 21:23 Uhr
Während Lyall die ihr gestellten Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, sieht sie Lady Shin dabei zu, wie diese sich adrett auf dem Fensterbrett niederlässt. Eben dort wo Lyall noch vor ein paar Herzschlägen gesessen hatte. Als sie das Thema Aurian de Winter sowie ihre Fähigkeiten anschneidet, wirkt ihr Gegenüber abwesend und leicht gelangweilt.  
Distanziert antwortet die weiße Mistress: >> „Ja, Lady de Winter kann sich glücklich schätzen. Sie hatte und hat die richtigen Fürsprecher an ihrer Seite. Dass ihre Person und Meinung geachtet und anerkannt wird, hat allerdings am wenigsten mit dem Umstand zu tun, dass sie in der Lage dazu ist Magie zu wirken.“ <<  Ganz versteht Lyall die Worte und deren Bedeutung nicht und ihre Verwirrtheit steigert sich noch durch den Umstand, dass Lady Shin ihr bedeutet sich neben ihr auf dem Fenstersims niederzulassen. Etwas steif kommt sie der offerierten Einladung nach. Ein leises Knarren entringt sich der Fensterscharnier, als Lyall sich versehentlich gegen den offenen Fensterflügel lehnt. Erst beim Sitzen fällt ihr auf, wie zierlich Lady Shin eigentlich ist. Kurz verliert sie sich im flackernden Farbspiel der Kerzen und deren Reflexionen auf den Haaren der Lady, bevor sie sich wieder auf die gesprochenen Worte konzentriert.
>> „Mylady de Winter ist, um ehrlich zu sein noch nicht hinreichend geübt in den Arkanen Praktiken. Die Zeit lang, als wir zusammen übten, kam es mehr als einmal vor, dass mir anstatt des eigentlichen Zieles die Haare zu Berge standen. Ich neige im Normalfall keineswegs zur Rachsucht, aber nach dem fünften Mal, als ich dachte ein ausgewachsener Berserker würde mich Ohrfeigen, sind mir dann bedauerlicher Weise auch einige Zauber missglückt. So ein Pech. Aber so eine Eiswasserdusche regt den Kreislauf und die Gehirnwindungen an, denke ich... wenn nicht, waren das erschrockene Quietschen während des bedauernswerten Hoppalas, und das Gefluche danach zumindest sehr erheiternd.“ << Fragend blickt Lyall in das Porzellangesicht von Lady Shin. Was zwischen ihr und Lady Aurian vonstatten gegangen ist hat sie ihres Erachtens nach nicht zu kommentieren. Und über das Geschick in magischen Dingen will sie sich nicht auslassen, da sie weder ihre Herrin noch deren Gast Lady Shin jemals hatte zaubern sehen, um so Vergleiche ziehen zu können. Volkstümliche Magie war ihr geläufig, doch kann sie die Parallelen zur Magie hier nicht so recht ziehen. In Bezug auf Uio wurde des öfteren eine „Magierschule“ erwähnt und nur hier konnte sie gewisse Ähnlichkeiten zur Weitergabe von Sprüchen und Ritualen, wie sie auch unter Schamanen statt fand, erkennen. So beschließt sie nur verstehend zu nicken und das Thema zu wechseln.

So kommt sie wieder auf das eigentliche Thema „Warge“ zurück und erzählt leicht bekümmert das sie nicht lesen kann und sich indirekt ein paar Geschichten oder Sagen über ihre Art von der Magierin erhofft.
Doch zu ihrem Bedauern weiß ebenso Lady Shin nicht viel aus Büchern zu berichten, sie runzelt nur nachdenklich die Stirn.
>> „Oh, Bücher über Wandler las ich schon lange keines mehr. In ihnen steht für gewöhnlich, je nachdem welche Autoren sie verfassten, genau so viel informatives wie unsinniges. Zu der Feststellung kam ich, als ich einige Zeit mit einem Warg zusammenarbeitete. Kaney, ein Hauptmann der Steinfaust, kennt ihr ihn? Er ist seinerseits auch ein Wolfswandler. Also, nein, es war eine gänzlich andere Thematik, bei welcher mir einige Fragen zu euch Wandlern in den Sinn kamen. Intimes.." Enttäuscht knickt eines ihrer Ohren seitlich weg als sie leise spricht: „Nein ich kenne ihn nicht. Man hat mir schon des öfteren erzählt, dass ich wohl nicht der einzige Warg hier bin aber bei keinem meiner Besuche in der Steinfaust bin ich ihm begegnet.“ Als sie jedoch die letzten Worte vernimmt stutzt Lyall. Intimes? Meine Güte was wird sie nun fragen?
Ungläubig wandert eine Augenbraue höher in Richtung Haaransatz, als die weiße Mistress ihr verschwörerisch bedeutet näher zu rücken. Widerwillig lehnt sich Lyall unnötig weit vor, ihre Ohren hätten selbst Geflüstertes noch ausreichend laut wahrgenommen.
>> "Nun, jedenfalls, ich fragte mich, wie es wohl unter Wargen sein mag, und was ihr bevorzugt. Also rein körperlich. Bevorzugt ihr es in menschlicher Gestalt, soweit möglich in Tierform, oder gar gemischt? Und erachtet ihr in Wolfsform andere, also echte Wölfe, gar als attraktiv?  Ihr müsst die Fragen natürlich nicht beantworten, wenn ihr nicht wollt.“ <<
Auffällig verwirrt legt sie den Kopf schief bevor sie sich zurücklehnt und fahrig eine Strähne hinter ihr Ohr streicht. Unbehaglich rutscht sie auf ihrem Sitzplatz herum, während sie verdaut was eben gesprochen wurde.
Was... für eine Frage! Was für eine seltsame Frau! Nicht das sie mehr über Warge an sich wissen will... was ich schon ungewöhnlich finde... nein... Sie fragt auch gleich so etwas. Und das obwohl ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Was ist das für ein Interesse, welches sie mir versucht vorzuspielen? Oder ist dies wirklich ihr...ernst? Will sie  Warge züchten? Ealara warum fragt man MICH ausgerechnet sowas?! Doch dann kommen ihr Avilas Worte wieder in den Sinn. Um keinen zu erzürnen, würde sie wohl antworten müssen.
Kurz räuspert sie sich hörbar und antwortet etwas unbehaglich: „Ich... nun... dies ist eine sehr...“spezielle“ Frage, die mir noch nie jemand auch nur versucht hat zu stellen.“ Einen Moment lang überlegt sie, wie sie weiter antworten soll.
„Ich werde sie beantworten, jedoch möchte ich danach wissen warum ihr mir ebendiese Frage stellt.
Nun..um auf eure erste Frage zurück zu kommen... Ich kann euch leider nichts äh...wirklich interessantes erzählen. Ich bin noch nie einem männlichen Wandler begegnet und auch sonst hat es mich noch zu keinem Mann hingezogen. Im Gegenteil... sie haben Angst vor mir. Nun sei's drum...“ Unmerklich verklärt sich ihr Blick etwas, als würde sie etwas aus der Vergangenheit beschäftigen. Doch dieser Augenblick ist nach ein paar Herzschlägen auch schon wieder verschwunden.
„Zur zweiten Frage kann ich euch nur soviel sagen: Wölfe wissen, dass ich nicht ihresgleichen bin. Die Wolfsrudel denen ich begegnet bin, waren freundlich zu mir und haben mich teilhaben lassen an ihrem Leben. Aber eben nur als „Randwolf“.Und auch sie waren zu Anfangs mehr als misstrauisch. Nicht auf die menschlich hinterhältige Art sondern... Misstrauen erwachsen aus Vorsicht. Schließlich erfahren Wölfe vom Menschen selten gutes. Ich weiß nicht ob sich ein Wolf zu mir hingezogen gefühlt hat, da ihre Hierarchie nicht erlaubt sich mich jemandem zu paaren der nicht Alphatier ist. Aber ich denke dies wisst ihr.
Und ja.. ich habe mich hingezogen gefühlt... nicht speziell zu einem Wolf sondern zu dem Leben in harter aber unberührter Natur, weit weg von Vorurteilen und Hass. Ihre Sprache ist rau aber so voller Mythen und jedes Wort spricht eine Geschichte für sich.“ Während sie redet wird sie immer leiser, bis ihre Stimme fast ein flüstern ist. „Einmal war ich zu lange Wolf. Ich habe mein menschliches Ich fast vergessen gehabt. Es war berauschend, wild, unfassbar... aber doch sehr gefährlich.“ Plötzlich wird ihre Stimme wieder lauter. „Nun frag ihr euch sicher, warum ich nicht dort geblieben bin. Und ich kann es euch beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht weil es nicht meine Bestimmung war... Eines Morgens bin ich aufgewacht und wusste... ich muss fortgehen...“
Mit einem Seufzen schließt sie ab. Vielleicht hätte sie nicht so viel erzählen sollen...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 09. Juli 2010, 19:13 Uhr
>„Na“<, ruft Cinaed den beiden zu als sie bei dem Elb wieder zu stehen kommen. >„Gefällt es euch hier?“<
Zoe ist schneller mit der Antwort und flatterig wie ihre Flügelchen plappert die Fee schon los: >„Jaaaaaaaaa… Das Wasser ist noch richtig warm. Du musst auch mal deine Füße reinstecken. Aber natürlich ohne Schuhe! Sonst schimpft dein Mädchen zu Hause“<
Uio muss ein bisschen kichern. Besonders bei dem Wort Mädchen!
Cinaed lächelt freundlich: >„Hättet ihr vielleicht Lust mich irgendwann einmal zu besuchen?“ Nun, wie wäre es? Ein Ausflug aufs Land, was haltet ihr davon?“<  Uio ist immer noch dabei sich ein Mädchen vorzustellen, das den großen Elb ausschimpft, da bekommt er von Zoe schon eine Antwort.
>„Dich besuchen? Ui ja! Das wäre toll!“  <
Stürmisch umarmt sie Cinaed und spricht begeistert weiter.
>„Du hast bestimmt einen schönen Garten mit vielen Vögeln und netten Tieren. Was meinst du, Ritter-Retter Uio?“<

“Ähm…ich?!“, entfährt es Uio perplex und nickt dann einfach heftig. „ Ja, das wäre …also wenn du das möchtest Zoe…das ist wirklich nett.“ Uio sucht noch während er spricht nach den richtigen Worten. Reden die Erwachsenen, und besonders die die mehr Münzen haben als man essen kann, anders als er es gewöhnt ist.
Und wieder fühlt er sich unwohl, da er nicht weiß, was er sagen soll…oder wie er überhaupt etwas sagen soll. Zweifel, ob er hier hingehört bohren sich in seine Gedanken. Auf der Straße weiß er wenigstens wie man sich zu verhalten hat. Aber hier ist das anders. Avila und auch diese Wolfsfrau haben ihn so manches Mal belehren wollen, wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Allein beim Essen am Tisch sitzen zu bleiben, mit geschlossenen Mund kauen oder mit vollem Mund nicht zu sprechen, damit nicht all das, was sich in seinem Mund befindet über den Tisch verteilt wird, stellt für Uio eine harte Probe, wenn nicht sogar Strafe da. Jeden Tag aufs Neue nimmt er diesen Kampf auf und hat nicht selten böse Blicke von einigen Bewohnern des Anwesens geerntet. Aber böse Blicke ist nichts was Uio davon abhalten würde Uio zu sein. So sind viele der vergangenen Tage nicht nur für Uio anstrengend gewesen.
Und  dabei war es doch gerade so…schön gewesen, hängt er gedanklich dem ausgelassenen Spiel nach. „Ja…ähm Herr Cinaed…das wäre schön“ , schiebt er schnell seinen ersten Worten nach und lächelt unsicher. Ganz vorsichtig sucht er nach Zoes Hand und ruf als er sie schon mit sich zieht: „ Los komm Zoe ,wir waren noch nicht fertig!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 10. Juli 2010, 17:19 Uhr
Ja, Aishalanea weiß durchaus, worauf sie sich mit ihrer Einladung einlässt – wenn man aus einer Familie mit acht Kindern stammt (und selbst die Älteste ist), dann weiß man, was es bedeutet, das Haus voller herumrennender, krakeelender Kleinkinder zu haben. Und tatsächlich, sie freut sich darauf. Nicht, dass sie damals ihre Geschwister nicht oft genug verwünscht hätte, wenn sie auf die Kleinen aufpassen musste oder mal wieder eines ihre Sachen verschleppt hatte – als sie die gerade geborene Sayrearah zum ersten Mal gezeigt bekam, hatte sie ihre Mutter hoffnungsvoll gefragt, ob es nicht noch früh genug wäre, den rotgesichtigen Säugling gegen einen süßen kleinen Hund einzutauschen. Aber im Grunde hatte sie ihre Geschwister natürlich doch gern gehabt, selbst Meeshir, diesen verzogenen kleinen Fratz…

Auf der „Seestern“ ist es viel zu still geworden für ihren Geschmack, seit Ranuk tot ist. Der alte Seebär hatte oft Kumpane aus dem „Aal“ auf einen Schluck herübergebracht, und dann wurde bis spät in die Nacht in der Kajüte Würfel oder Karten gespielt. Aber auch wenn Aishalanea selbst ganz gern gelegentlich in den „Aal“ geht und gegen ein Würfelspielchen nichts einzuwenden hat – manchmal wäre ihr etwas andere Gesellschaft als ein Haufen raubeinige alte Seeleute doch ganz recht. Immer öfter hat sie sich in letzter Zeit gefragt, was wohl aus ihren Schwestern geworden ist, und ob ihre Eltern noch leben… sie hat nie Antwort auf ihre Briefe bekommen, selbst auf die Nachricht vom Tod des Großvaters nicht, und so hat sie es irgendwann aufgegeben zu schreiben. Natürlich war sie es gewesen, die bei Nacht und Nebel von zuhause abgehauen ist, aber trotzdem…

Jedenfalls ist Aishalanea wirklich erleichtert, daß Diantha ihre Einladung freudig annimmt, und noch erleichterter, als sie vorschlägt, zum vertraulichen „Du“ zurückzukehren. Als die beiden Frauen lachend und scherzend an den Tisch zu Olyvar, Kea und Ierás heranschlendern, ist jegliche Anspannung zwischen ihnen verflogen wie ein böser Traum. Diantha „entführt“ ihren Gatten auf die Tanzfläche, wo die zwei ein wirklich hübsches Paar abgeben, und Aishalanea macht noch schnell einen Abstecher zum Buffet, bevor sie sich am Tisch niederlässt. Sie ist vermutlich so ziemlich die Einzige hier, die ohne Partner zum Ball erschienen ist, aber die meisten ihrer männlichen Bekannten sind nun einmal Seeleute, und der Gedanke, einen von ihnen hier über die Tanzfläche zu schleifen, bringt sie zum Schmunzeln. Außerdem tanzt sie selbst mehr schlecht als recht und ist im Grunde dankbar, dass ihr voller Teller ihr ein Alibi gibt, falls sie wider Erwarten von jemandem aufgefordert werden sollte.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 12. Juli 2010, 09:23 Uhr
Lächelnd sieht Cináed Uio an. So war ich auch irgendwann einmal vor langer, langer Zeit... Der Elb schmunzelt still in sich hinein. Nun ja, vielleicht nicht ganz genauso..., denkt er. Nur mit sehr viel Mühe kann sich der Gutsbesitzer ein amüsiertes Grinsen verkneifen. »Ähm... ich?!«, stottert der Junge, als Zoe sich ganz begeistert zeigt von Cináeds Vorschlag zeigt und ihren Ritter-Retter-Freund nach seiner Meinung fragt. »Ja, das wäre …also wenn du das möchtest Zoe…das ist wirklich nett«, erklärt Uio ein wenig lahm. Er ist von Zoes Vorschlag offensichtlich etwas überrumpelt und Cináed kann ihm förmlich an der Nasenspitze ansehen, dass ihm die ganze Sache etwas unangenehm ist. Der Elb kann sich nur vage vorstellen, weshalb dies so ist.

Zwar hat er selbst als junger Bursche einige auf der Straße zubringen müssen, aber aufgrund seiner Herkunft hatte der Shida'ya mit den zahlreichen Regeln und Konventionen der Gesellschaft nie Probleme. Uio hingegen hat (das kann der Gutsbesitzer leicht aus all den Dingen schließen, die Aurian und ihre Mägde bisher mit dem Jungen erlebt haben) nie jemanden besessen, der ihm beispielsweise die einfachsten Tischmanieren beigebracht hat. Daher fällt es Uio vermutlich auch sehr schwer sich diese Dinge, die plötzlich von ihm erwartet werden, anzueignen – zumindest nimmt Cináed dies an. Der Elb kann durchaus verstehen, dass der Straßenjunge sich womöglich von all diesen neuen Regeln eingezwängt fühlt, findet aber auch, dass dieses neue Wissen Uio nicht schadet und ihm – auch wenn er dies jetzt vielleicht noch nicht erkennen oder begreifen kann – später einmal nützlich sein können. Natürlich hofft der Shida'ya sehr, dass Uio sich nicht für den unredlichen Weg eines großen Meisterdiebes entscheidet. Wenn er dies aber doch tun sollte...
...nun, ein Dieb, der sich nicht in der feinen Gesellschaft zu bewegen weiß, wird nie die wirklich wertvollen Schätze der adeligen Damen und Herren stibitzen können und sich stattdessen immer mit ein paar 'entbehrlichen' Brotkrumen zufrieden geben müssen.

Uio ringt sich ein schmales Lächeln ab. »Ja... ähm Herr Cinaed... das wäre schön«, meint er an den Shida'ya gewandt und sieht unsicher zu dem hochgewachsenen Mann auf. „Das freut mich“, entgegnet dieser mit einem herzlichen Lächeln und fügt augezwinkernd hinzu: „Und es reicht völlig, wenn du mich Cináed nennst, Uio.“ Er sieht den Jungen freundlich an, während dieser vorsichtig nach Zoes Hand tastet.
Als Uio das Feenmädchen auffordert, ihr Spiel fortzusetzen, nickt der Elb den beiden noch einmal zu. „Ich fürchte, ich werde so langsam zum Fest zurückkehren müssen“, meint er. „Bleibt nicht zu lange...“ Lächelnd sieht er Zoe und Uio an. „Ich bin sicher, Lady Aurian hat noch die eine oder andere Überraschung vorbereitet... Also, wir sehen uns im Haus wieder...“ Cináed winkt den beiden zum Abschied noch einmal zu, dann wendet er sich ab, klettert sicheren Schrittes die Uferböschung wieder hinauf und schlendert gemütlichen Schrittes durch den Park des de Winterschen Anwesens zum großen Herrenhaus zurück.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 12. Juli 2010, 10:21 Uhr
Viel Zeit zu essen hat Aurian nicht, denn es scheint, als habe es sich beinahe jedes männliche Wesen auf dem Ball in den Kopf gesetzt, mindestens einmal mit der Gastgeberin zu tanzen. Eben ist sie mit dem Narrenkönig über die Tanzfläche gewirbelt (sie hat gar nicht gewusst, dass der schweigsame Gardist ein derart gewandter Tänzer ist, wohl eines seiner vielen Geheimnisse). Leicht außer Atem nippt sie an ihrem Glas, als sie ein etwas verlegenes  >Mylady?< vernimmt. Avila steht in Begleitung von Emrys hinter ihr. Der Knecht von Glyn-y-Defaid hat sich umgezogen und  obgleich seine Gewandung nicht an die Pracht der feinen Gesellschaft herankommt gibt er ein stattliches Bild eines Mannes ab, der ganz in sich ruht und diese Sicherheit auch ausstrahlt. Avila hingegen wirkt, ganz entgegen ihrer sonstigen Art,  verunsichert. Als ihre oberste Magd ihr dann aber erzählt, wird der jungen Halbelbe klar, warum dem so ist. Innerlich seufzt sie. Lady Shin ist ein etwas schwieriger Charakter und auch wenn sie es nicht absichtlich macht (oder jedenfalls nicht immer) schafft die Magierin es doch immer wieder, die Leute zu verunsichern und zu verschrecken. Aurian hat sie in der Zeit der gemeinsamen Ermittlungen und Übungen im Zusammenhang mit der Nekromantenjagd näher kennengelernt und auch wenn ihr die direkte Art der weißen Lady nicht unsympathisch ist: Recht schlau wird sie nicht aus ihr. Zu viele Geheimnisse umgeben die Frau: Woher kommt sie, aus welcher Familie? Ihr Benehmen ist eindeutig das einer Frau der gehobenen Bürgerschicht oder des Adels, doch ihr Haus ist niemandem ein Begriff.

Aurian deutet auf eine der Fensternischen. „Kommt mit ihr beiden, hier ist es ruhiger!“ Als sie sich gesetzt haben, fährt die Magierin fort. „Ein schönes Schmuckstück! Ich hab es vorhin schon an ihr bewundert. Aber warum sie es wegwirft..keine Ahnung. Aber deine Sorgen sind unbegründet: Die Lady ist zwar…sagen wir mal etwas eigenwillig aber was sie sagt hat Gewicht und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie euch aus diesem Geschenk einen Strick drehen wird.“ Und sollte sie es doch versuchen, bekommt sie es mit mir zu tun! fügt die Halbelbe im Geiste hinzu. So ein Verhalten kann sie sich aber bei der Eismagierin nicht vorstellen. Ganz ist die Skepsis aber nicht aus Avilas Gesicht gewichen und auch Emrys scheint noch unsicher, was er von der Sache halten soll. Aurian seufzt. Ihre Magd hat so etwas nicht verdient, nur zu gut kann sie ihre Unsicherheit nach empfinden. „Weißt du was? Wenn du möchtest nehme ich die Kette für dich in Verwahrung! Wenn du möchtest rede ich auch mit der Lady Shin und vergewissere mich, dass das alles kein Missverständnis ist! Du kannst das Stück natürlich auch selber nehmen beziehungsweise jeder Zeit haben, sollte ich es für dich aufbewahren. Wie du möchtest!“    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 14. Juli 2010, 00:40 Uhr
Die Überraschung steht Lyall ins Gesicht geschrieben. Einige Herzschläge lang sieht sie Atevora nur reichlich verdutzt und fassungslos entgegen, bevor sie fahrig eine Haarsträhne hinter eines ihrer puscheligen Fellöhrchen streicht. Die Wolfsohren zucken verräterisch, nervös, während die Frau mit sichtlicher innerlicher Unruhe auf ihrem unbequemen Sitzplatz herum rutscht und sich dabei auch deutlich ein dezenter Hauch von schamvoller Röte auf die Wangen stiehlt.
Wie herzig.. Denkt die Eismaid jovial bei sich und ist dabei auch eine Spur spöttisch erheitert. Gleichsam beginnt sich allerdings auch Enttäuschung in ihr auszubreiten, da sie bereits befürchtet, wie von ihr freigestellt und angeboten, keine Antwort auf die Fragen von der Magd zu erhalten. Scheinbar habe ich sie verschreckt, schade. Offenbar war sie wieder etwas zu unverblümt in ihrer Fragestellung, und das trotz dessen sie zuvor noch speziell und offen vor dem Wissensdurst ihresgleichen gewarnt hatte. Derweil erachtete sie diese Belange als eine durchaus zu füllende Wissenslücke und die Fragen somit als gerechtfertigt. Sie hat zwar durch eigene Erfahrungen in der Vergangenheit vieles selbst in Erfahrung bringen können, und auch zuvor schon genügend an Abhandlungen Publikationen und auch Ammenmärchen zu dem Thema Gestaltenwandler gelesen, doch dieser spezielle Abschnitt wurde stets großzügig ausgespart oder nicht ansatzweise aufgegriffen.
Um so erfreuter ist Atevora demnach, als die Magd kund gibt - trotz des offensichtlichen Widerwillens - auf die Fragen einzugehen.

Mit kühn und erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen betrachtet die Magierin Lyall, wie diese sichtlich bemüht und unschlüssig nach den richtigen Worten zu dem frivolen Thema sucht. Es ist auch wirklich zu berückend die Gestaltenwandlerin nur prosaisch zu betrachten, wie sie verschämt, fast scheu, sowie mit geröteten Wangen auf der Fensterbank sitzt und so sehr darum bemüht ist eine Verstimmung des Gastes vorzubeugen. Wie sie versucht den an sie gerichteten Erwartungen zum Wohle ihrer Herrin gerecht zu werden, und das ganz gleich wie unangenehm es für sie auch ist. Auch Atevora schenkt ihr deshalb entgegenkommend ein aufmunterndes, wenn auch gleichzeitig forderndes Lächeln. Vermutlich hätte allein das Bild, das Lyall im Moment abgibt, so manchen gütig gerührt und die Gestaltenwandlerin hätte den Gegenüber damit bereits einnehmend für sich gewonnen. Atevora betrachtet das Ganze freilich wesentlich besonnener: Ob sie sich darüber im Klaren ist, welch entzückenden Eindruck sie gerade macht? Generell, Atevoras Einschätzung nach wirkte die Magd sehr treu, loyal, ehrlich, unverfälscht und auch unverdorben. Letzere Kategorisierungen werden auch prompt bestätigt, als Lyall ihre fehlenden Erfahrungen in gewissen Bereichen bekundet.
Aurian hat, wie es scheint, eine ausgezeichnete Wahl bei der Einstellung dieser Magd getroffen. Gewissermaßen verwunderte Atevora dies natürlich nicht. Einerseits hieß es nicht grundlos: Gleich und Gleich gesellt sich gern, und andererseits arbeitet sie schließlich in der Steinfaust und hatte gewiss einen guten Sinn für vertrauenswürdige und brauchbare Personen entwickelt.

Natürlich enttäuscht es die weiße Mistress zu hören, dass die Wargin, trotz des potentiellen Auskunftswillens, keine zufriedenstellende Antwort geben kann. Atevora hatte jedoch nicht vor diesem Umstand besonderen Verdruss zu schenken. Auch wenn dem nicht so wäre, sie käme bei der nachfolgenden Bemerkung nicht einmal wirklich dazu. >„Im Gegenteil... sie haben Angst vor mir“< Eigenwillig, dabei möchte man meinen, es gäbe schlimmeres als die Besonderheit, dass die Patnerin dazu in der Lage wäre sich in einen wandelnden kuscheligen Bettvorleger zu verwandeln. Zudem.. obendrein spart man sich gewissermaßen auch noch das Haustier... Atevora denkt allerdings nicht daran die gefühllosen und rein nüchternen und neutralen Betrachtungen zu dem Thema laut zu äußern. Es würde höchst wahrscheinlich ohnehin wieder falsch interpretiert. Vermutlich würde es als reine Gehässigkeit oder bissiger Spott gewertet. Darum belässt sie es dabei weiterhin schweigsam und aufmerksam der weiteren Worte zu lauschen.
Es verwundert die Lady in Weiß dabei, dass Lyall freiwillig und ausführlich in ein weiterhin äußerst persönliches und bloß teilverwandtes Themengefilde abdriftet. Nicht, dass sie der emotionsgeladene Aspekt der Außenseiterrolle, oder Lyalls ergreifende Vergangenheit groß kümmern oder bewegen würde, dennoch ist ihr die unliebsame Außenseiterrolle doch selbst nur zu bekannt und wie heißt es so schön: Gemeinsamkeiten verbinden. Aus einer kümmerlichen solidarischen Regung heraus beschließt Atevora Lyall gegenüber entgegenkommender aufzutreten. Das heißt, sie wird sich mehr darum bemühen bestenfalls positive Gefühlsregungen zu imitieren um eine für die Gestaltenwandlerin behaglichere und angenehmere Atmosphäre zu schaffen. Sie beginnt auch gleich damit und stellt ein möglichst lindes Lächeln zur schau. Als Lyalls Worte immer dünner werden und sie mit einem Seufzer abschließt, antwortet Atevora im erbaulich mildem Tonfall: „Nun schaut nicht so bekümmert und trüb.“ Atevoras Lächeln wird eine Spur wärmer: „Ich meine, es ist gut wie es kam und wo hin euch euer Empfinden führte. Mindestens eine Person sah ich hier schon, welche sich glücklich schätzt, dass ihr mit eurer Anwesenheit das Gebäude hier mit Leben füllt. Zudem, wären die Dinge anders als sie nun sind, wen könnte, oder sollte ich dann mit meinen Fragen in Verlegenheit bringen? Ich hoffe sehr für euch, ihr findet was ihr im inneren sucht, also das was euch damals weiterziehen ließ. Ach und wegen der Männer..“ Atevora schenkt Lyall einen euphemistischen Blick: „wie erwähnt, in der Steinfaust arbeitet ein gewisser Kaney. Er ist Hauptmann der Späher, zwar vom Aussehen auf den ersten Blick etwas exotisch aber durchaus attraktiv, und glaubt mir, meine Augen erspähten genug für diesen Schluss, ...“ Nach einer kurzen Pause fügt Atevora noch hinzu: „ebenso wie alle übrigen Schankraumgäste der Harfe an diesem Tag, aber das ist eine gänzlich andere Geschichte. Wenn ihr möchtet, erzähle ich euch womöglich ein anderes Mal davon. Ich danke euch jedenfalls für eure Offenheit und für den angenehmen und interessanten kleinen Plausch,“ Atevora steht auf und richtet sich ihre Röcke wieder zurecht „aber nun sollte ich wieder den Dingen nachgehen weswegen ich eigentlich hier bin. Womöglich kann die Gastgeberin mittlerweile ein wenig Zeit für mich erübrigen. Sie war vorhin ständig zum Tanz so heiß begehrt, da stand es mir fern mich aufzudrängen.“


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 14. Juli 2010, 16:43 Uhr
Nathans Sinne sind bis zum Zerreißen angespannt. Jedes leise Rascheln der Blätter im lauen Nachtwind, jedes noch so leises Rollen des Schotters auf dem Weg lässt den Hexer aufhorchen und seinen Puls höher schlagen. Sein Mund ist trocken, seine Hände leicht feucht und doch ist es keine Angst die der schwarzhaarige Mann in diesem Moment verspürt. Es ist eher die Anspannung eines Raubtiers, das kurz davor steht der flüchtenden Beute die Krallen in den Körper zu jagen und es zu Fall zu bringen.
Beute…ein ziemlich passender Begriff für den weißhaarigen, blasshäutigen Malsebior, der Nathan Schritt für Schritt weg vom Anwesen de Winter in Richtung Stadt folgt.
Was soll er nun tun? Ihn erst in einer der dunklen Gassen Talyras den Garaus bereiten? Nein, die Gefahr, dass Njucons Schergen irgendwo dort draußen ihm auflauern, ist viel zu groß. Anderseits besteht hier im Anwesen ebenfalls die Möglichkeit, dass sie beide bei einem Kampf entdeckt werden und damit ein langer Rattenschwanz an lästiger Fragen und weiteren Unannehmlichkeiten auf ihn zukommt.
Also..jetzt oder später? Hier oder in den Gassen?
Für eine Entscheidung bleibt dem schwarzhaarigen Mann nicht mehr viel Zeit. Das Tor und damit die Grenze des Anwesens kommen unaufhörlich näher. Fast als wolle es Nathan für seine Unentschlossenheit, Njucon nicht schon viel früher gejagt und schließlich ausgeschaltet zu haben, nun verhöhnen.

<„Iestin? Wenn das wirklich Euer Name ist …so sprecht, von was für einem Versteckspiel redet Ihr? Ich bin an Informationen und nicht an solch ein Kinderspielchen interessiert!“>
Njucon unterbricht plötzlich die Stille, die sich zwischen den beiden Männern breit gemacht hat. Die Stimme der Bleichhaut trieft voller Hohn und Spott und lässt Nathans Blut nur noch schneller durch seine Adern jagen. Stockend kommt der Hexer zum Stehen, unfähig irgendetwas gegen die kochende Wut zu tun, die wie ein Gift sich in seinen Adern und seinem Gehirn ausbreitet und alle Vernunft verdrängt. Sein Blick fällt auf seine vom Mondlicht beleuchteten Hände.
Sie zittern…
Die letzten Reste Zweifel und Bedenken, die sich in den Hexer regen, werden wie von einer Sturmflut überrollt - von Bildern all der Opfer der Malsebior, von seinem eigenen Leid, von all den angestauten Gefühlen. Das Njucons Verhalten für einen Malsebior ziemlich unlogisch ist, ja allein die Tatsache, dass der weißhaarige Mann ihm nach den vergangen Monden seid ihrer ersten Begegnung nicht aufgelauert und nicht versucht hat, den grünen Stein an sich zu reißen, all diese Ungereimtheiten spielen nun keine Rolle mehr. Er spürt wie er erst schleichend dann immer schneller die Kontrolle über seinen Geist, seinen Körper und schließlich über sich selbst verliert. Doch das ist dem schlanken Mann nun völlig gleich!
Langsam hebt der Hexer seine Hände. Nun zittern sie nicht mehr. Stattdessen schlängeln sich kleine Energieblitze wie Schlangen um seine Fingerkuppen. Blaue Linen, die plötzlich auftauchen, Funken schlagen, um dann wieder genauso schnell zu erlöschen, wie sie aufgetaucht sind.
Ein kaltes, zufriedenes Lächeln huscht über Nathans Gesicht.
Ja….so soll es sein! Kein Zurückhalten mehr…keine unnötigen Worte.
Die Blitze zwischen seinen Fingern werden größer. Jeder Funken wird von einem leisen Zischen begleitet. Jetzt verschwinden die blauen Energielinien zwischen seinen Fingern auch nicht mehr, sondern bilden kleine, kontinuierlich leuchtende Ströme, die von seiner Wut und seinem Mana genährt werden.
Langsam dreht sich Nathan zu dem Malsebior um. Sein düsteres Lächeln, das Funkeln seiner Augen im Mondlicht und die sich fast schon liebevoll um seine erhobenen Hände schlängelnden Blitze lassen den Hexer wie eine Gestalt aus einem Alptraum erscheinen.
Ohja… das was nun kommt wird ihm Freude und tiefe innere Befriedung bereiten!
Nathan zögert keinen Moment. Noch ehe Nujcon in irgendeiner Form auf die veränderte Situation und Nathans bedrohliche Erscheinung reagieren kann, schleudert der Hexer ihm schon einen seiner Energieblitze mit voller Wucht entgegen. Ein widerliches Geräusch entsteht als die in einem Strahl geballte Energie auf die ungeschützte Brust des bleichen Mannes trifft. Von der Kraft des Aufpralles wird er von den Füßen gerissen und landet wie ein nasser Sack im Gras neben dem Weg.
„Reicht dir das schon? Oder brauchst du mehr?“, zischt Nathan Njucon entgegen, der wie paralysiert am Boden liegt. Das leise Stöhnen des Malsebiors dringt an Nathans Ohr und bestätigt, seine Vermutung, dass der weißhaarige Mann noch eine weitere Ladung seiner magischen Kraft vertragen kann, ohne jämmerlich zu krepieren. Denn er möchte ihn schließlich noch befragen und dazu muss das Schwein noch am Leben sein, zumindest einwenig!
Ein weiterer Energieblitz durchzuckt die Luft und erreicht die Brust des schon am Boden liegenden Mannes. Dieser verdreht nun seine roten Augen, sein Körper zuckt einmal, zweimal wild auf, dann bleibt er regungslos liegen. Der süßliche Duft von verbranntem Fleisch steigt auf und setzt sich in Nathans Schleimhäuten fest.
Doch das stört den schwarzhaarigen Mann nur wenig. Viel zu süß ist der Geschmack des Sieges über seinen Konkurrenten. Mit dem Fuß stupst er das reglose Stück Mensch am Boden an.
Keine Reaktion…
Zufrieden betrachtet er sein Werk, während der Strom der Energie zwischen seinen Händen langsam erblasst.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 14. Juli 2010, 23:00 Uhr
„Was zum…“, ist auch schon alles was Njucon noch sagen kann, als der Mann sich wahnsinnig lächelnd umdreht und Njucon etwas mit voller Wucht trifft, so dass er den Boden unter den Füßen verliert. Er bekommt keine Gelegenheit darüber nachzudenken, was das war, da erschüttert seinen Körper abermals ein heftiger Aufprall geballter Energie und der Albino spürt wie seine Brust zu brennen beginnt. Anders wie Feuer, nicht heiß aber doch genauso brennend und fühlt es sich an, als würde ihn etwas zerreißen an dieser Stelle. Der Energiestoß durchzuckt seinen ganzen Körper und lässt ihn schließlich schlaff zusammensacken. Hat Nathan während seines heimtückischen Angriffes etwas gesagt, so hat Njucon es nicht gehört. Zu sehr war er überrascht und dem aus heiterem Himmel zuckenden Schmerzen erlegen.

Njucoon!, wispert eine sanfte leise Stimme mit Nachdruck an sein Ohr.
Ein kleines Stück nur Njucon. Berühr mich…nimm mich!
Seine Brust schmerzt noch immer, doch ist er noch nicht am Ende seiner Kräfte. Ilai?
Ja! Ich bin nicht weit weg Njucon ergreife mich! Los!
Njucon hat die Augen geschlossen und weiß nicht genau wo oder wie weit entfernt sein Angreifer steht. Eine verräterische Bewegung würde seinen Widersacher auf den Plan rufen, dass er noch nicht ganz am Boden ist, wie es scheint. Vermutlich würde dieser dann einen weiteren Angriff starten mit… Mit was auch immer das gewesen ist. Darüber kann er sich später noch den Kopf zerbrechen. Also bleibt er still liegen.  Plötzlich spürt Njucon eine Bewegung. Der Hexer stupst ihn mit dem Fuß an. Ein Test und Njucon spielt mit. Ganz langsam bewegen sich seine Finger und wollen sein Schwert packen. Gleich….seine Finger haben es fast erreicht.

Jetzt!, ertönt die Stimme Ilais laut in seinem Kopf und genau in diesem Moment öffnet Njucon seine Augen, ergreift sein Schwert und obgleich der Schmerz seiner Wunden ihn durchfließt, erhält er durch Ilai ungeahnte neue Kraft und Stärke. Es ist für den Albino ein leichtes aufzuspringen und aus dem Sprung heraus dem Hexer mit Wucht den Griff Ilais ins Gesicht zu schlagen. Jetzt ist es Njucon der boshaft lächelt. Diesmal werde ich mich nicht von jemand einfach so behandeln lassen.
Nein! Natürlich nicht!,stachelt Ilai ihren Träger noch mehr an. Und obgleich Njucon weiß, das dies nicht Borgil ist und er auch nicht eine Nacht mit Azra als Belohnung für den Siege bekommt, spornt es ihn an und er genießt die Macht des ihn ihm wachsenden Zorns und die Illusion der süßen Belohnung! Eine Belohnung die er nur annehmen wurde um Borgil zu demütigen.
Der Schlag ins Gesicht trifft den Hexer hart und überraschend. Njucon holt weit aus und zieht das Schwert mit dem Schwung des Schlages aus der Scheide. Blitzschnell pakt er Nathan am Kragen seines Hemdes und verpasst ihm mit dem Ellenbogen erneut einen zweiten Schlag ins Gesicht.
Ja!, jauchzt Ilai vor Freude und serviert Njucon wunderbare Ideen, ihren Widersacher niederzuzwingen.

Nathan schafft es nicht die Schläge zu parieren, ist er doch zu überrascht von dem jähen Aufbäumen des Albinos. Anstatt schützend die Hände vor sich zubringen versucht er noch ein mal mit allerletzter Kraft den in seinen Augen miesen Malsebiorschweins, mit seiner magischen Kraft zu verletzten. Doch ist sein Mana zu erschöpft und so reicht es nicht im Geringsten den bleichen Mann mit den nun rot funkelnden Augen von sich abzubringen.

Njucon führt die Bewegungen die Iali ihm vorschlägt unbewusst, aber präzise aus und lässt so seinem Gegner nur wenig Chance zur Parade.
Fast schon enttäuscht muss Njucon sich zügeln und den erneuten Rat von Ilai abwehren, will er ihn ja nicht töten, sondern nur Kampfunfähigmachen. Und das scheint schneller erledigt als es ihm und besonders Ilai recht ist.. Zumindest kommt von dem Mann, der ihn mit blauen Blitzen nieder streckt,e kaum bis keine Gegenwehr mehr. Nahkampf ist demnach nicht seine Stärke. Und dabei hat Njucon ihn bisher nur geschlagen. Ruckartig zieht der Albino Nathan an der äußeren Mauer des Anwesens hoch und setzt ihm die Klinge an den Hals. Tu es! Er hat es verdient , zischt Ilai in seinem Kopf. Streck ihn nieder!
Der junge Albino der dem Rausch des Kampfes nie etwas abgewinnen konnte, kann sich kaum dem erwehren, was hier geschieht. Niemals zuvor hat er ein derartiges Gefühl erlebt. Sein Körper bebt vor Anstrengung und Elan. Seine Muskeln bereit jede Bewegung auszuführen bis zur letzten.
Setz diesem lächerlichen Leben ein Ende, drängt Ilai begierig und auch er spürt diese Durst, dieses Verlangen diesem Spiel ein Ende zu setzen. Niemand mehr soll es wagen, ihn so zu erniedrigen! So nähert sich die Klinge immer mehr der schutzlosen Kehle Nathans und schneidet schließlich ins Fleisch. Dünne Blutbänder rinnen am Schwert und auch am Hals des Hexers herunter.

Nein! Njucon schüttelt den Kopf. Hat er sich doch schon genug von Iali leiten lassen. Nein Ilai! Das reicht, ich will ihn lebend! "Ilai…es reicht!" ,schreit er in die Nacht und endlich schwindet die Präsenz des schwarzen Schwertes und somit die Mordlüsterne Stimme Ilais in seinem Kopf..

„Und jetzt mach den Mund auf, bevor ich dich der Stadtwache übergebe! Was willst du von mir Bastard!“ , keucht Njucon aufgebracht. Nicht nur das Ilai aufgehört hat ihn zu drängen, kommt nun mehr und mehr der Schmerz der Verbrennung auf der Brust wieder. Ob er vorhat diesen Knaben wirklich der Stadtwache zu übergeben weiß er noch nicht aber vielleicht tut diese kleine Drohung noch seine extra Wirkung.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 15. Juli 2010, 10:19 Uhr
>>„Nun schaut nicht so bekümmert und trüb.“<< Lyall ist leicht verwundert als sie ein Lächeln das Gesicht der kalten Lady umspielen sieht. Die neugewonnene Mimik will nicht so recht in das eben noch teilnahmslose Porzellangesicht passen und die Wargin tut sich schwer damit diese Gefühlsregungen richtig einzuordnen.
Erst schnippisch-distanziert, dann lüsternd-verschwörerisch und nun einschmeichelnd-freundlich?
Leicht irritiert mustert die Wargin Lady Shin. Aristokratische Machtverhältnisse und damit verbundene umschlungene Wege der Wortwahl waren ihr schon ein Buch mit sieben Siegeln gewesen, als Lady Aurian ihr versucht hatte gewisse Machtverhältnisse innerhalb der Stadt zu erklären. Um den eigenen Standpunkt unter potentiellen Gegnern zu vertreten, konnten Mimik und Gestik ganz andere Wege nehmen als die dazugehörige gesprochene Aussage. Lyalls loyalehrliches Hirn konnte dies nicht gänzlich begreifen.

>>„Ich meine, es ist gut wie es kam und wo hin euch euer Empfinden führte. Mindestens eine Person sah ich hier schon, welche sich glücklich schätzt, dass ihr mit eurer Anwesenheit das Gebäude hier mit Leben füllt. Zudem, wären die Dinge anders als sie nun sind, wen könnte, oder sollte ich dann mit meinen Fragen in Verlegenheit bringen? Ich hoffe sehr für euch, ihr findet was ihr im inneren sucht, also das was euch damals weiterziehen ließ. Ach und wegen der Männer..“<<
Zum zweiten Mal an diesem Abend errötet Lyall leicht und hebt mit einer abwinkend beschwichtigenden Geste die Hand. Welch nette Worte von ihr! Dabei haben so viele schlecht über sie geredet... vielleicht sind ihre Worte aber auch nur leer Hüllen ohne wirklich tiefe Bedeutung... Lyall beschließt jedoch erst einmal nicht vom Schlechten auszugehen, sondern der Frau ihren mitfühlenden Zug zu glauben, da ihre Worte von einem recht milden Blick begleitet werden. Der zweite Teil des Satzes bringt sie wieder auf ihr Ursprungsthema zurück.
>>„wie erwähnt, in der Steinfaust arbeitet ein gewisser Kaney. Er ist Hauptmann der Späher, zwar vom Aussehen auf den ersten Blick etwas exotisch aber durchaus attraktiv, und glaubt mir, meine Augen erspähten genug für diesen Schluss, ...“<< Erwartungsvoll blickt Lyall in die eisigen Augen von Lady Shin, doch zu ihrer Enttäuschung führt sie den angefangenen Satz nicht wirklich weiter aus. Lyall beschließt jedoch vorerst auf das Thema „Männer“ nicht einzugehen.
>>„ebenso wie alle übrigen Schankraumgäste der Harfe an diesem Tag, aber das ist eine gänzlich andere Geschichte. Wenn ihr möchtet, erzähle ich euch womöglich ein anderes Mal davon. Ich danke euch jedenfalls für eure Offenheit und für den angenehmen und interessanten kleinen Plausch.<< Mit raschelnden Rocksäumen steht Lady Shin auf und glättet sporadisch kleine Fältchen im seidigen Stoff.
>>„Aber nun sollte ich wieder den Dingen nachgehen weswegen ich eigentlich hier bin. Womöglich kann die Gastgeberin mittlerweile ein wenig Zeit für mich erübrigen. Sie war vorhin ständig zum Tanz so heiß begehrt, da stand es mir fern mich aufzudrängen.“<<

Etwas fallen gelassen fühlt sich Lyall schon, wie das Spielzeug einer Katze, die plötzlich das sowieso schon geringe Interesse verloren hat.
Da sie die Fragen wohl nicht ganz zufriedenstellend beantworten konnte, verrauchte das Interesse von Lady Shin recht schnell. Nun gut, sollte es eben so sein. Lyalls Worte sind die Wahrheit gewesen und auch wenn die weiße Lady recht viel für Männer übrig zu haben scheint, muss die Wargin zugeben, dass sie zur Zeit keinen Mann direkt ins Auge gefasst hat oder sich Gedanken darüber gemacht hat wer in Frage kommen könnte. Die Arbeit um das Anwesen und die Freundschaft zu den Bewohnern des Anwesens füllten sie genug aus und ließen gerade keinen Platz für wie auch immer geartete männliche Wesen.
Schon sooft hatte sie von Kaney gehört, ihn aber in der Steinfaust nie angetroffen und so hatte sie ebenso die Hoffnung vorerst begraben einen ihrer Art zu sehen. Es macht die Wandlerin stutzig, dass Lady Shin davon ausgeht sie müsste gleich einem ihrer Art euphorisch um den Hals springen um viele kleine Wölfe zu zeugen. Dachte sie wirklich so „triebgesteuert“ wären Warge?
Sie kann nicht verhindern, dass dieser Gedanke sie etwas ärgert.

„Lady Shin... “ Überrascht dreht sich Lady Shin um, während sich Lyall vom Fensterbrett erhebt und in die eisblauen Augen starrt. „Ich danke euch für die freundlichen Worte. Ich bin wirklich sehr glücklich hier... und ich denke man schätzt mich und meine Arbeit. Hier bin ich zum ersten Mal seit langem meine innere Unruhe und das Bedürfnis weiterzuziehen los.
Wenn ihr jedoch etwas Neues über meine Art erfahrt, lasst es mich wissen. Denn ich denke, dieses Gespräch hier war etwas aufschlussreicher für euch als für mich. Aber sei es drum... ihr werdet eure Gründe haben mir eine Antwort schuldig zu sein.“ Leicht nur verbeugt sich die Wargin und lässt die weiße Lady dabei nicht aus den Augen. Natürlich ist Lyall nur eine Magd und was kümmert es eine Lady was diese will. Doch Lyalls Wertvorstellungen besagen nie etwas zu nehmen ohne wieder etwas zurück zu geben und so antwortet die etwas zynischer als gewollt: „Ich wünsche euch noch viel Spaß auf dem Ball. Genießt auch noch ein paar Speisen. Vielleicht könntet ihr mir irgendwann einmal eine Vorstellung eurer Künste zuteil werden lassen. Denn dies ist etwas, was mich interessierten würde. Und nun will ich euren weiteren abendlichen Unternehmungen nicht weiter im Wege stehen...Mylady...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 15. Juli 2010, 15:58 Uhr
Gerade als sich Atevora zum gehen umwendet, halten sie der Gestaltenwandlerin nachgereichte Worte auf. Nach der Meinung dieser, war das Gespräch scheinbar noch nicht beendet.
Normalerweise entschied Atevora wann eine Unterhaltung zu Ende war und nicht kaum bekannte „Mitmenschen“. Lyall hingegen hatte also beschlossen sich dieses elitäre Gebaren nicht adäquat gefallen zu lassen. Etwas dreist für eine Magd... Doch, wie zuvor bereits fest beschlossen, wendet sich Atevora, genau so wie es höflich ist, wieder zu der schwarzhaarigen Frau um und sieht sie einen Augenblick etwas konsterniert an.
Nach einer kurzen und diplomatischen Einleitung, gibt diese ihr Missfallen an der ausständigen Antwort kund und schmeißt Atevora zum Dank für die bemühte Höflichkeit auch noch einen zynischen Tonfall um die Ohren.

Mit neu entflammten Interesse reckt Atevora das Kinn. Ein selbstgefälliges, schmales und hartes Schmunzeln stiehlt sich auf ihre Lippen, während sie ihren Gegenüber mit fast anzüglichem Blick unwirsch und raubtierhaft unverhohlen mustert. An der weißen Mistress Attitüde ist nicht mehr klar zu erkennen wer von den Beiden Jäger, Raubtier oder gar Beute ist. „Kedvesem, wie keck!“ Ein auffordernder Glanz liegt in Atevoras Augen. Sie konnte noch nie viel mit gefallsüchtigen unterwürfigen oder kopflos devot katzbuckelden Narren und leicht manipulierbaren Mitläufen anfangen, zumindest auf nicht geschäftlicher Ebene. Lyall gehörte, wie sie gerade offen zeigt, definitiv nicht zu diesen Menschenschlägen. Sie hatte ganz eindeutig und klar ihren eigenen Kopf und das imponierte Atevora. „Sehr adrett.“  Schnell besinnt sie sich wieder dessen wo sie ist. Sie war hier nicht im Pfirsich und Lyall eine interessante forsche und schlaue Dirne, nein, das hier war der Blumenball und ihr Gegenüber der Lady de Winter sittliche, loyale Magd.
Atevoras Haltung wird wieder freundlicher. Mit einer leutseligen Mimik und einer gütig verzeihenden Tonlage, wie gegenüber einem ungeduldigen oder aufmüpfigen Kind, spricht Atevora weiter: „Ihr habt Recht. Ich habe meine Gründe. Ich sah euch nur zu genau an: meine Antwort hätte euch nicht gereicht. Geduld, die Waage wird ausgeglichen,... doch nicht heute.“ Noch einmal umspielt ein kulantes Lächeln Atevoras Lippen. „Ich wünsche euch noch einen wundervollen Abend.“ Mit diesen Worten nickt sie Lyall sacht und freundlich zu, dreht sich, ohne eine weitere Reaktion abzuwarten um, und geht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 17. Juli 2010, 19:42 Uhr
Erst erwartet Lyall eine wütende oder zumindest pikierte Reaktion der Lady, doch als diese sich umdreht und den Worten der Wargin lauscht, breitet sich ein raubtierhaftes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Hart presst Lyall ihre Zähne aufeinander und harrt aus, als ein fast schon gierig lustvoller Blick der weißen Miss an ihr auf- und abfährt. Fast scheint es als wäre die Wandlerin ein leckeres Backwerk, welches Lady Shin auf ihre Schmackhaftigkeit prüft.
Unbehaglich tritt Lyall von einem Bein auf das andere und ihre Ohren zucken nervös, als sie der „Beschau“ stand hält.
>>„Kedvesem, wie keck! Sehr adrett.“<< Mit glänzenden Augen beobachtet Lady Shin Lyall und diese Fragt sich diesmal ernsthaft, ob nicht doch mehr Vampir in der Lady steckt als behauptet als diese plötzlich ihre Gefühlslage ändert. Wie schon sooft an diesem Abend.
Fast schon mütterlich blickt sie auf die Magd und macht den Eindruck als würde sie Lyall am liebsten versöhnlich den Kopf tätscheln. >>„Ihr habt Recht. Ich habe meine Gründe. Ich sah euch nur zu genau an: meine Antwort hätte euch nicht gereicht. Geduld, die Waage wird ausgeglichen,... doch nicht heute.“<< Diese Rätselworte werden mit einem lieblichen Lächeln unterstrichen.
>>„Ich wünsche euch noch einen wundervollen Abend.“<< Bevor die Gestaltwandlerin auch nur Reagieren kann, wendet sich Lady Shin mit einem Nicken ab und mischt sich unter die Leute am Buffet. Schnaubend stößt Lyall die angehaltene Luft aus. Diese Dame war wirklich sehr affektiert und solch eine Selbstüberzeugung hatte sie nur bei wenigen Leuten gesehen. Sie schien sich wirklich in allem recht sicher zu sein und die Meinung anderer kümmerte sie herzlich wenig. Nun, wer so weit oben auf der gesellschaftlichen Leiter stand konnte sich es wohl durchaus erlauben. Schulterzuckend wendet sich auch Lyall wieder ab und greift nach einem benutzen Teller auf einer der Anrichten.

„Du kannst herauskommen. Ich habe schon längst bemerkt, dass du da bist. Dein Kleid hat dich verraten. Es ist sehr unhöflich bei Gesprächen zu lauschen.“ Mit gespielter Härte in der Stimme spricht Lyall vor sich hin ohne etwas spezielles dabei anzusehen. Plötzlich ist das Flirren feiner Flügel zu hören als das Irrlicht hinter einer versilberten Vase hervorkommt und schuldbewusst  ihr Köpfchen hängen lässt. Ihre strahlenden schmalen Augen sind zu Boden gerichtet, mit ihren langen Fingern knetet sie den Saum ihres Puppenkleidchens.
Lange kann die Wargin jedoch nicht einmal gespielten Groll gegen Apfelgribs aufrecht erhalten und so lacht sie kurz auf. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich böse auf dich sein kann, oder? Nächstes mal solltest du auf geräuschlosere Bekleidung zurückgreifen.“ Spielerisch zupft sie am Rocksaum des roten Kleidchens und vergnügt quietschend wirft sich das kleine Wesen an Lyalls Hals. Liebevoll streichelt sie über die weichen Haare und genießt den erdig-waldigen Duft der von Apfelgriebs ausgeht. >>„Ich mag die weiße Lady nicht. Sie ist kalt wie ein Morgen im Winter und spricht Dinge die sie nicht meint. Ausserdem schaut sie immer so als würde sie einen gleich auffressen wollen. Ja genauso...“<< Kurz wiegt Lyall ihren Kopf nachdenklich. „Nun...ja sie ist wahrlich etwas gewöhnungsbedürftig. Ihre Art verwirrt mich wirklich... und sie kann einen recht schnell gegen sich aufbringen. Aber noch kann ich keine Abneigung gegen sie in meinem Inneren entdecken.“ Kurz brummt sie etwas unverständliches bevor sie sich wieder besinnt und ihre bernsteinfarbenen Augen auf das schmale Figürchen des Irrlichts richtet.
„Kaum wird es draußen Nacht drehst du wieder auf, was mo caileag-charaid*? Komm, hilf mir die benutzten Teller einzusammeln und in die Küche zu bringen.“ Vertaut schmiegt sie ihre Wange an das Gesicht des kleinen Dämmerwesens, während dieses versucht ihr Kinn zu umfassen.
Ein mit kleinen Fängen bewehrtes Lächeln wird ihr geschenkt bevor beide sich an die Arbeit machen und sorglos abgestelltes Geschirr einsammeln.
Teller, Tassen und benutze Löffel finden sich an den unterschiedlichsten Orten, einer klebt sogar so fest an einem Tisch, dass das Irrlicht seine liebe Mühe hat ihn von dort zu entfernen.
Doch als sie es geschafft hat, reckt sie ihn triumphierend wie eine Kriegsbeute in die Höhe und flattert schon zum nächsten Objekt. Amüsiert kopfschüttelnd hebt die Magd eine Gabel vom Boden auf und macht sich mit dem Geschirrstapel auf in Richtung Küchentrakt.


*meine Freundin

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 17. Juli 2010, 20:26 Uhr
Olyvar muss weder aufblicken, noch sich umsehen oder ihre leicht rauchige Stimme hören, um zu wissen, dass Diantha wieder an seiner Seite ist – er hebt seine viel so größere, sonnendunkle Hand im selben Augenblick, um ihre zu umfassen, als ihre hellen, schmalen Finger sich auf seine Schulter legen und lehnt sich leicht an sie. >Geht es für Euch in Ordnung, wenn ich meinen Mann zu einem Tanz entführe?< Hört er sie fragen und lächelt halb verzogen, als die Kobolde mit ihren Fideln, Harfen und Rundtrommeln ein altes, wunderbares Lied anstimmen, ein Stück aus den Zaubererweisen, das von einem geheimnisvollen Fremden erzählt, der irgendwo in den Rhaínlanden einst ein ganzes Dorf vor einem Diener der Finsternis gerettet haben soll. >Lässt du dich entführen?<
"Aye, mein Herz, von dir immer", erwidert er und steht auf, leicht im Kopf, im Herzen und in den Füßen. Er will Diantha sehen, wie sie ihre Röcke hebt und sie so lange im Kreis herumwirbeln, bis ihr schwindlig ist. Ihre Finger verschlingen sich mit seinen, als sie den Tisch verlassen und die Tanzfläche nebenan ansteuern, und Olyvar erinnert sich an jene Inarinacht vor  drei Jahresläufen. Damals war ihr Haar kaum halb so lang gewesen, wie es heute ist und sie hatte nicht einen Schritt tanzen können… auch das hatte sich geändert. Diantha hebt mit einem Lächeln, als denke sie gerade dasselbe wie er, den Arm und legt die freie Hand auf seine Schulter. Ihre Taille ist wieder so schmal wie vor Njálls Geburt, er könnte sie leicht mit beiden Händen umspannen, doch jetzt legen sich nur seine Finger leicht um ihre Hüften, so weich und geschwungen unter dem hellgrünen Stoffbahnen… und dann bewegen sie sich mit gemessenen Schritten zu langsam rollenden Trommeln, einer traurigen Hirtenflöte und klingenden Kitharas und Lauten.

…Ihr wisst es, er ist mit dem Dunklen im Bunde
Doch selbst der rettet ihn nun nicht mehr,
Er wird heute sterben, noch in dieser Stunde
Wir setzen uns endlich zur Wehr!"

Ja! Ja, dreimal Hurra!
Der Müller muss endlich ins Grab!
Ja! Ja, dreimal Hurra!
Und die Mühle, die reißen wir ab!...


Sie drehen sich in großen, schwungvollen Kreisen unter der hohen Decke von Aurians Halle, umflattert von den bunten Bändern an den Säulen und umgeben vom Duft hunderter Blüten und das Lied erzählt seine melancholische Geschichte.

...Der Fremde sah unsre entsetzten Gesichter.
Er lachte und sprach: "Lauft nicht weg!
Ihr habt nichts zu fürchten,
ich allein bin sein Richter,
ich brauch euch zu anderem Zweck!"

Er wies mit dem Finger
und hieß uns zu schauen
"Dort könnt ihr mein Regiment sehen!"
Am Ortseingang sah man zwölf ängstliche Frauen
verschüchtert und Arm in Arm stehen.

"Auch ich war ein Müller,
Soldat, weit Gereister,
nun folgt mir und seid nicht mehr bang.
Habt keine Angst mehrvor den Künsten des Meisters!
Was er kann, das kann ich schon lang!"...


Während sie tanzen, erzählt Diantha ihm von ihrem Gespräch mit Aishalanea und dass sie die Südländerin gern so bald wie möglich auf ihrem Schiff besuchen würde. Olyvar nickt nur und macht seine Frau mit einem grinsenden Nicken auf Cináed aufmerksam, der mit einem kleinen Feenmädchen an den Händen an ihnen vorübertanzt – was Diantha wie erwartet ein entzücktes Lächeln entlockt. Morna und Rhordri drehen sich an ihrer anderen Seite vorbei und vor ihnen rauscht Varin überschwänglich mit Aurian in den Armen über die Tanzfläche. "Oh mic a… erinnere mich daran, dass ich nachher mit Aurian tanze, bevor Varin noch auf dumme Gedanken kommt," grollt Olyvar leise, aber sein Tonfall straft die ernsten Worte Lügen. Er weiß genau, dass der Hauptmann der Wächtergarde Aurian nicht auf die Liste seiner endlosen Eroberungen setzen würde… einmal ganz abgesehen davon, dass die kleine Gardemagierin ohnehin nicht zulassen würde, eine Kerbe an einem Bettpfosten zu werden, ganz gleich an welchem. Hoffentlich. "Ich will nächste Woche bei Ieràs und Kea vorbeischauen und nehme die Kinder mit…" die Laube und ihre Abgeschiedenheit bringt sich nachdrücklich in Erinnerung - und diesem Gedanken folgt ein weiterer an die Abgeschiedenheit einer sonnengesprenkelte Waldlichtung und eines stillen, kühlen Teiches zwischen uralten Baumwurzeln auf dem Fuß. "Meinst du, du kannst dich überwinden, uns zu begleiten, auch wenn es warm wird? Wir nehmen Elea mit und gehen fischen."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 21. Juli 2010, 10:02 Uhr
Njucons Gegenwehr trifft den Hexer völlig überraschend. Bisher raubten seine unkontrollierten Energiestöße immer seinen Gegnern das Bewusstsein, und machten sie für längere Zeit völlig bewegungs- und damit wehrlos. Diesem eher schlaksigen Kerl jedoch macht Nathans Magie überraschenderweise nicht viel aus. Zwar prangt eine große, schwellende Wunde auf der Brust des Malsebiors, aber trotzdem steht er wieder auf seinen verfluchten Beinen. Ehe Nathan sich versieht hat Njucon dem Hexer den Griff seines Schwertes mit voller Wucht ins Gesicht gerammt. Der harte, metallene Knauf trifft auf Nathans linke Augenbraue und hinterlässt sofort eine klaffende Platzwunde. Schmerz durchzuckt den Hexer, nur Sekunden später rinnt ihm Blut über das Gesicht. Blut, das ihm die Sicht eintrübt, als Njucon ihm grob am Hemd packt und ihn auch schon einen zweiten Schlag mit dem Ellenbogen verpasst.

Irgendetwas läuft hier falsch, durchzuckt es Nathans Gedanken, als sein Kopf nach hinten fliegt.
Der Hexer versucht sich zu sammeln, sich auf seine Magie zu fokussieren. Doch es fällt ihm schwer, die nötige Konzentration aufzubringen. Er hebt die Hände und krallt seine Finger in die Schulter des Malsebiors, während Njucon Nathan weiter mit Schlägen bearbeitet. Njucons Schwertknauf trifft ihn erst im Bauch und dann an den Nieren und reißt den Hexer fasst von den Füßen.
Verzweifelt lenkt Nathan all seine Kräfte in seine Hand. Für einen kurzen Moment toben noch einmal zuckende Schlangen aus blauem Licht über Njucons  Schulter. Es ist ein letztes Aufbäumen eines Mannes, der in diesem Moment die wenigen ihm verbliebenen Tropfen Mana für einen finalen Angriff verwendet. Doch die Kraft, die hinter den Energiestößen steckt, ist zu schwach, um den wütenden Malsebior, der in diesem Moment die physische Konstitution eines ausgewachsenen Bullens zu haben scheint, etwas anhaben zu können.
Die zuckenden Schlangen aus blauem Licht, werden immer schwächer, bis ein kraftvoller Hieb mit der flachen Seite des Schwertes gegen Nathans Schläfe endgültig seine Finger von der Schulter seines Gegners reißen.
Keuchend landet der Hexer mit dem Gesicht im Gras. Der metallische Geschmack von Blut und Erde breitet sich in seinem Mund aus. Für einen kurzen Moment flimmern schwarze und weiße Funken vor seinen Augen und rauben ihm das Bewusstsein. Der Hexer ist immer noch völlig benommen, als ihn ein paar Sekunden später etwas grob packt und nach oben reißt. Seine Beine knicken unter ihm ein, doch er wird von der Kraft seines Gegner und der Mauer gegen die er gepresst wird, festgehalten.
Das Njucon mit sich selber spricht, nimmt Nathan überhaupt nicht wahr, auch die scharfe Klinge des Malsebiorschwertes an seiner Kehle dringt nur wie durch einen grauen Schleier gedämpft zu ihm durch. Erst als Njucon ihn mehrmals kraftvoll schüttelt, wird sein Kopf wieder klarer.
Noch einmal startet der Hexer einen letzten Versuch der Gegenwehr. Doch außer ein leises Knistern tut sich nichts. Sein Mana ist verbraucht, endgültig. Geschweige denn, dass er in seinem Zustand sowieso keine Kontrolle über seine Magie aufrecht erhalten könnte.

<„Und jetzt mach den Mund auf, bevor ich dich der Stadtwache übergebe! Was willst du von mir Bastard!“>, zischt ihn die Bleichhaut an. Die schneidende Stimme seines Gegenübers holt den benommen Hexer ein Stück weit aus seinen wie in Watte gepackten Nebel zurück. Ihm ist übel und sein Kopf fühlt sich an, als galoppierte eine Horde wilder Hengste durch sein Gehirn, die ihm das Denken fast unmöglich macht.
<“Rede…!“> Der Malsebior flucht leise und drückt Nathan noch einwenig fester gegen die Grundstücksmauern. <“Warum hast du mich angegriffen?!“>
Ein leises Lachen dringt aus Nathans Mund. Ein Lachen, das sich eher wie trockenes Husten anhört. Kopf, Kiefer und Zunge sind so betäubt, als hätte er sich die letzten 24 Stunden einem Alkoholrausch ausgesetzt.
„Ich …wusste gar nicht, …das ihr Malsebior auch Humor besitzt! Aber gut… man lernt nie aus…nicht wahr?“
Plötzlich wird Nathans Gesichtsausdruck hart. Trotz zu geschwollenem Auge und Blut verschmiertem Gesicht schafft es der Hexer, seine Augen zusammen zu ziehen und den bleichhäutigen Mann böse anzufunkeln.
„Du wirst…von mir nichts erfahren!…Nichts! Du wirst mich schon…töten müssen. Aber das sollte ja...kein Problem für dich und deine Freunde darstellen! Töten gehört...ja schließlich…zu eurem Handwerk!“
Angewidert blickt Nathan auf den Malsebior. Dann spuckt er ihm einen dicken Batzen aus Blut und Speichel mitten ins Gesicht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 27. Juli 2010, 15:34 Uhr
Wackelig und voll beladen erreicht Lyall mit klapperndem Geschirr die Küche. Hier dringt die Musik aus dem Salon nur gedämpft herüber und auch sonst ist sie die einzige Person im Raum. Vorsichtig stellt sie den Turm aus Tellern, Schüsselchen und Gläsern neben dem Spülbottich ab.
Kurz genießt sie mit geschlossenen Augen die einsame Stille des Raumes nach dem Gewirr aus Stimmen, Musik und Nebengeräuschen einer Feier, bevor sie sich entschließt Avila schon jetzt ein bisschen Arbeit abzunehmen, indem sie das mitgebrachte Geschirr abwäscht.
Schnell sind ein paar Eimer mit frischem Wasser aus dem Brunnen im Hof gefüllt und in den Spülzuber entleert. Noch ein paar Tropfen von Avilas Rosenseife geben dem Wasser einen angenehmen Duft und helfen fettige Speisereste besser zu lösen. Wenigstens beim Spülen und Putzen der Küche kann sie eine Hilfe sein, wenn es mit dem Kochen noch nicht so klappt wie Lyall es sich gerne wünschen würde.
Fleisch stellt weniger ein Problem dar als das zubereiten von Gemüse oder das gleichzeitige Überblicken und punktgenaue Kochen von verschiedenen Speisen.
Meist schafft es Lyall zwar das Fleisch schmackhaft zuzubereiten, jedoch ist der Rest an Gekochtem des öfteren angebrannt, zerkocht oder noch halb roh. Dieser Umstand verärgert die Wargin immer wieder auch wenn Avila ihr ohne Unterlass gut zuredet und ihren Unmut darüber zu zerstreuen versucht. So wirklich glaubt Lyall nicht mehr daran eine gute Köchin zu werden, dafür kann sie sehr Stolz auf ihre handwerklichen Fähigkeiten und ihr Geschick im Umgang mit Tieren sein. Zumindest ist ihre Herrin sehr beeindruckt und erfreut wenn die Wargin wieder etwas repariert oder versucht zu verbessern. Sie versucht ihre gegebenen Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen und immerhin hat sie das Problem mit Mäusen und anderem Getier in und um das Anwesen gelöst. Einige hatte sie friedlich dazu bewegen können unter die Laube oder die Sträucher im Garten zu ziehen, andere mussten erst überzeugt werden... Doch nun waren Keller wie Dachboden Mäuse- und Marderfrei. Und auch die Tauben hielten sich fern, dank eines aufgehängten, ausgestopften Exemplars ihrer Art, welchen Lyall in einer der verstaubten Schränke auf dem Dachboden gefunden hatte.

Leise klappert das Geschirr als Lyall es langsam in das kalte Wasser gleiten lässt. Mit einer Büste  bestückt mit Rosshaar schrubbt sie gewissenhaft jeden noch so kleinen Flecken vom reinen Weiß der Teller herunter. Dabei gleiten ihre Gedanken immer wieder ab. Ein paar Mal kreisen sie um das Fest und was noch alles zu tun ist, dann wieder um die Tage nach dem Fest, aber auch um Alltägliches und ihren Wunsch bald wieder unter das schattige Laubdach des Larisgrüns zu treten. Dort würde sie durch das hohe Gras springen, das sich wie Wellen, welche wie durch einen Zauber in ihrer Bewegung verharren, über den Boden wölbt. Sie würde dem Vogelgesang, ungetrübt und fern des Stadtlärms, lauschen können und unter dem wispernden Blätterdach des Waldes ein kleines bisschen Schlummern. Ein Lächeln breitet sich über ihrem Gesicht aus und freudig erwartet sie schon den Tag an dem sie ihre Unternehmung wahr machen kann.
Doch erst würde sie hier alles in Ordnung bringen und natürlich nach dem Fest erst ihre Herrin fragen, ob sie sich einen Tag frei nehmen kann. Vielleicht kommen ja sogar beide mit und wir können draußen ein wenig zusammen entspannen. Ich denke gerade für die Herrin wird es eine angenehme Pause sein und Avila wird sich sicher an den Blumen erfreuen.
Plötzlich vernimmt sie schnelles Flügelschlagen und eine aufgeregte kleine Apfelgriebs kommt hereingeschossen, die Arme voll mit kleinen Löffeln und Gabeln.
„Hier! Das habe ich noch finden können. Manche wollten ihr benutztes Besteck gar nicht hergeben.“ Kurz erzählt das kleine Irrlicht etwas empört von einem Gast, dem sie den Löffel fast schon gewaltsam entringen musste, um ihn in die Küche zu bringen. „Der hat das silberne Ding festgehalten als ginge es um sein Leben!“, empört sich die schmale kleine Gestalt eifrig. Schallend lacht Lyall, sie kann einfach nicht mehr an sich halten. „Nun, vielleicht wollte er auch nur weiter essen? Er war sicher sehr erschreckt darüber den guten Löffel abtreten zu müssen. Äh...oder so ähnlich.“ Kurz wedelt sie mit der Hand, wie um das eben Gesagte und das damit verbundene Omen zu verscheuchen. „Aber nun gut es gibt noch genug andere Löffel im Salon. Es wird schon recht sein. Immerhin kennen sie dich und deine Kapriolen schon lange. Wer kann dir schon lange böse sein?“ Verschwörerisch zwinkert sie dem Irrlicht zu welches darauf ihre kleinen Fänge zeigt und lächelt. „Vielen Dank für deine Hilfe. Möchtest du etwas als Belohnung? Einen Honigkeks vielleicht?“ Quietschend flirrt das Irrlicht um Lyalls Kopf herum und zerzaust dabei ihre Haare, wild in ihrer Feensprache schwatzend. „Jajajajajajajajaaaa einen Honigkeks! Ich werde auch ganz vorsichtig sein! Das schöne Kleid muss ja sauber bleiben!“ Verständnisvoll nickt die Wargin und nimmt einen großen Keks aus der mit Ranken verzierten tönernen Keksdose und reicht das Gebächstück Apfelgriebs. „Wasch dir danach die Hände. Sonst wird das Kleidchen noch klebrig. Und später habe ich noch eine Überraschung für dich...“ Ungläubig und mit Krümeln um den Mund sieht das Irrlicht Lyall an.
„Waff für eine Überaffung? Befomme if die jez fon?“ Kleine Krümel landen auf dem roten Kleidchen und werden schnell von der Gestaltwandlerin mit einer Hand herunter gewischt.
„Nein du bekommst es später. Ich weiß Geduld ist nicht deine Stärke aber wenn der Abend um ist und es sich hier etwas beruhigt hat, werde ich es dir geben. Noch musst du die Herrin gebührend unterstützen und ihr zur Hand gehen. Keine Sorge du bekommst es noch schnell genug.“ Freundlich lächelt sie dem Nachtwesen zu, welches den Keks in windeseile verdrückt hat und sie nun etwas skeptisch ansieht. „Nun schau doch nicht so! Ich vergesse es nicht. Und nun kannst du in den Salon zurückkehren. Wolltest du nicht noch tanzen?“ Heftig nickt das kleine Köpfen zur Bestätigung.
„Ja du hast recht! Kommst du dann auch nach?“ Aufgeregt schlagen ihre Flügel so schnell, dass sie nur noch ein umrissloser Schemen sind.
„Ja... später. Ich kenne die Tänze hier nicht. Dort wo ich herkomme gibt es keine... solchen Tänze. Nur zu Festen werden rituelle Tänze getanzt. Ach was rede ich da. Nun flieg schon und amüsier dich!“ Mit hinterher wehenden roten Rocksäumen verschwindet das Irrlicht flink um die nächste Ecke.

Schnell verschwindet die letzte benutzte Gabel im mittlerweile etwas trüben Spülwasser und wird durch die Bürste wieder blitzend rein geschrubbt. Das tropfnasse Geschirr trocknet die Wargin mit einem blauweiß bestickten Leinentuch und poliert die Gläser und das Besteck anschließend nochmals ausgiebig. Zufrieden begutachtet sie ihr spiegelndes Ergebnis und stapelt das Geschirr wieder ordentlich.
Tassen und Untertassen stellt sie wieder zurück in den Schrank und holt anstatt dessen ein paar Gläser mehr heraus. Schließlich ist der Kuchen schon vertilgt doch die Gäste sprechen dem Wein und den ausgeschenkten alkoholischen Getränken außerordentlich gut zu.
Mit den neuen Gläsern und ein paar frischen Tellern sowie Besteck macht sie sich auf, die aus Weidenruten geflochtenen Besteckkörbe vor dem Salon wieder aufzufüllen.
Einen letzten prüfenden Blick wirft sie hinter sich in die Küche, bevor sie sich in Richtung Eingangshalle begibt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 28. Juli 2010, 13:54 Uhr
Diantha genießt den Moment und ist unendlich froh, auf das Fest gegangen zu sein. Die Gewissheit, dass Aishalanea ihr nicht böse ist, macht es ihr leicht ums Herz, dazu kommt Musik, die sie mag, der betörende Duft vieler verschiedener Blüten und die Nähe ihres Mannes – was kann man sich mehr wünschen? Eine Zeit lang lässt sie sich wortlos von Olyvar führen und dreht sich schwungvoll und mit fröhlich blitzenden Augen mit ihm im Kreis, dann beginnt sie von ihrem Gespräch mit Aishalanea zu erzählen, ohne ihm auf die Füße zu treten. Mittlerweile ist sie zu einer durchaus akzeptablen Tänzerin geworden und wenn es ihr noch an Können und Übung mangelt, macht sie es mit Begeisterung wett. Sie verschwendet auch keinen Gedanken mehr daran, was andere wohl von ihren tänzerischen Fähigkeiten halten mögen, sondern verdrängt im Geist einfach, dass sich noch jemand anderes auf der Tanzfläche aufhält. So muss Olyvar sie auch auf ein sehr niedliches Bild aufmerksam machen, das sie sonst nicht wahrgenommen hätte: Aurians Freund tanzt mit einem glücklich strahlenden Mädchen, ganz ohne auf irgendwelche Tanzschritte zu achten, einfach nur aus Freude an der Musik. Der goldige Anblick bringt Diantha dazu, breit zu lächeln und nimmt sie noch mehr für den Gutsherrn ein, als ihre erste Begegnung es ohnehin schon getan hat. Da wünscht man Aurian doch, dass er ihr irgendwann mehr als freundschaftliche Gefühle entgegen bringt… Diantha ist in zwischenmenschlichen Gefühlen nicht unbedingt eine Fachfrau, aber sie hatte den Eindruck, Aurian wäre dem Mann nicht abgeneigt. Olyvars Gedanken scheinen in eine ähnliche Richtung zu gehen, denn er stellt plötzlich fest:  >"Oh mic a… erinnere mich daran, dass ich nachher mit Aurian tanze, bevor Varin noch auf dumme Gedanken kommt."< Ihm ist anzuhören, dass er nicht wirklich befürchtet, dass der Hauptmann versuchen könnte, Aurian um den Finger zu wickeln, und Diantha geht es da ähnlich. Sicherlich ist Varin ziemlich unverbesserlich, doch der Magierin gegenüber hat er sich immer eher kameradschaftlich verhalten. Es ist eben etwas anderes, das Herz von jemandem zu brechen, mit dem man jeden Tag zu tun hat und den man schon als junges Mädchen kannte. Wieder wandert Dianthas Blick zu Cinaed, der gerade seinen Tanz mit dem Mädchen beendet und sie erwidert: „Ich glaube nicht, dass Aurian auf ihn hereinfällt, dazu kennt sie ihn zu gut… Ich werde dich daran erinnern, aber ich bin der Meinung, dass es nicht allzu sehr eilt.“ Dazu genießt sie diesen Tanz viel zu sehr und es ist doch auch mal schön, ganz ohne Kinder unterwegs zu sein und alte Freunde wiederzusehen.
Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, schmiegt sich Diantha noch mehr an ihren Mann und schaut aus blauen Augen zu ihm auf. Er erwidert ihren Blick mit einem Schmunzeln und erzählt dann: >"Ich will nächste Woche bei Ieràs und Kea vorbeischauen und nehme die Kinder mit…"< Sie nickt, das klingt nach einer guten Idee, sie waren schon viel zu lange nicht mehr auf dem Gestüt, zu viel war immer zu tun. Da wohnt man so nah beieinander und sieht sich doch so selten – das sollte sich ändern!, überlegt sie. >"Meinst du, du kannst dich überwinden, uns zu begleiten, auch wenn es warm wird? Wir nehmen Elea mit und gehen fischen."< Bei diesem Vorschlag muss Diantha nicht lange zögern: „Oh ja, das machen wir! Ein bisschen Hitze werde ich schon überstehen, außerdem glaube ich, dass ich mich langsam an die talyrischen Sommer gewöhne. Letztes Jahr ging es doch auch schon besser als in den vorherigen.“ Außerdem kann ich Mealla nach einer Salbe fragen, damit ich nicht am nächsten Tag aussehe wie ein Krebs. Es ist der Immerfrosterin immer noch unbegreiflich, wie es sein kann, dass ihr Mann und ihre Kinder so gar keine Probleme mit stundenlanger knallender Sonne haben. Immerhin hat sie mittlerweile nicht mehr das Bedürfnis, im Sommer die Kühlhäuser aufzusuchen, aber gerade wenn es mehrere Tage am Stück nachts nicht kühl wird, strengt es sie doch noch an. „Manchmal hast du es ganz schön schwer mit mir, hm?“, fragt sie und meint es eigentlich nur spaßeshalber, doch der Blick, den sie als Antwort bekommt, ist ernst.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 02. Aug. 2010, 11:48 Uhr
Etwas lauter als beabsichtigt stellt Lyall die frischen Teller auf die Anrichte vor dem Salon und füllt damit die zur Neige gehenden Tellerstapel wieder auf. Auch das aus Weidenruten geflochtene Besteckkörbchen wird nicht vergessen und beflissentlich mit unbenutztem Besteck gefüllt, bevor sie vorsichtig die filigranen Kristallgläser für den Wein der Gäste abstellt.
Zuletzt streicht sie noch die etwas unordentlich aufgeworfene Tischdecke glatt und überblickt ihr Werk dann zufrieden, bevor sie sich mit einem bestätigendem Nicken abwendet.

Im Salon ist es ruhiger geworden, die anwesenden Gäste haben sich zu kleinen Gesprächsgruppen zusammen gefunden oder stehen noch ein paar Happen erheischend um das Buffet herum.
Langsam lässt sie ihren Blick über die vielen Gesichter streifen, die meisten sind ihr nur vom Sehen her bekannt, doch dann erkennt sie ein bekanntes Gesicht und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
Rhordri steht etwas unschlüssig am Buffet und sucht noch den ein oder anderen leckeren Bissen auf dem sich langsam leerenden Tisch. Dabei tritt er immer wieder von einem auf den anderen Fuß so als ob ihm etwas unbequem wäre und sein Kopf nimmt erst langsam wieder normale Farbe an, er muss wohl bis jetzt ausgelassen getanzt haben. Zumindest steht Morna glücklich in einer Gesprächsrunde und lacht schallend, wie über einen eben erzählten guten Witz. Es wird ihm wohl eine Pause gegönnt, denn die Koboldmusiker beraten sich gerade über die nächsten Lieder und ob sie nicht doch das ein oder andere Gebäckstück vom Buffet stibitzen sollen.

Kurz verschafft sie sich selbst einen Überblick über die noch vorhandenen Speisen und wird fündig. Ein letztes aber dafür großes Stück Rosentorte garniert mit einem kandiertem Rosenblatt aus dem Garten des Anwesens (das Rezept stammt aus Barsa) liegt einsam und allein auf dem Blech.
Flink holt sie einen ihrer eben hergebrachten Teller, hievt das Stück Torte darauf und macht sich auf in Richtung des Kastellans.
Kurz räuspert sie sich um ihn nicht zu sehr mit ihrer Anwesenheit zu erschrecken, da er doch sehr vertieft in die Auswahl seiner Canapés zu sein scheint.
Als seine Aufmerksamkeit dann jedoch auf ihr ruht, lächelt sie ihn ehrlich an. Sie freut sich wirklich ihn jetzt nochmal anzutreffen, ohne ihn gleich wieder verlassen zu müssen.
„Herr, es tut mir wirklich sehr leid, dass ich vorhin so überstürzt weggelaufen bin. Ich hoffe dies hat Euch nicht zu sehr verärgert. Doch um Euer Gemüt wieder milde zu stimmen, habe ich hier ein Präsent. Ich hoffe es wird euch munden!“
Mit einem noch breiter werdendem Lächeln und aufmerksam aufgerichteten Ohren hält sie ihm den Teller am ausgestreckten Arm einladend entgegen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 03. Aug. 2010, 13:58 Uhr
Rhordri weiß gar nicht mehr, wie viele Tänze und wie lange er seine Morna zum Takt der wilden Fideln und rollenden Trommeln durch die Gegend gewirbelt hat, aber irgendwann findet er sich noch ziemlich außer Atem am Buffet wieder, das zwar inzwischen ordentlich abgeräumt, aber noch keineswegs leer aussieht - und immer noch eine nette Auswahl an Speisen bietet. Eine kleine Stärkung käme ihm nach der ganzen Anstrengung gerade recht und so sucht er sich hier und da ein paar Leckerbissen zusammen und verflucht innerlich immer noch die vermaledeiten neuen Stiefel, die ihn sicher mindestens vier Blasen gekostet haben… und der Abend ist noch nicht mal vorbei! Er plagt sich gerade mit der Qual der Wahl zwischen knusprig gebratenen Hühnerflügeln in einer ziemlich aufregend duftenden Marinade, die ihn irgendwie an Kokos erinnert (er hat schon ein paarmal diese seltsamen Riesennüsse auf dem Platz der Händler gesehen und sogar gekostet, wenn eine Karawane die harten Dinger den endlosen Weg von den Sommerinseln bis hierher mitgebracht hatte) und eingelegtem Sommergemüse, einer Wildpastete mit Pilzen, geschmortem Schweinefleisch mit Pflaumen und Blutpudding, als hinter ihm ein kleines Räuspern ertönt. "Hm?" Rhordri blickt auf und bekommt prompt ein hübsches Stück Rosentorte unter die Nase gehalten und hinter dem Kuchen lächeln funkelnd zwei hübsche braune Augen. "Oi! Da bist du ja wieder", grinst er zurück. Er hatte Lyall vorhin im Vorbeitanzen schon ab und an zu Gesicht bekommen, da war die weißhaarige "Lady Shin" bei ihr gewesen… aber er hatte nicht sehen können, ob sich die seltsame Magierin wirklich mit Aurians Magd unterhalten oder sie vielleicht wegen irgendetwas abgekanzelt hatte, ob sie freundlich oder schrecklich zu ihr gewesen war – oder was auch immer. Geht dich auch nichts an, Alter! Mahnt er sich selbst. >Herr, es tut mir wirklich sehr leid, dass ich vorhin so überstürzt weggelaufen bin. Ich hoffe dies hat Euch nicht zu sehr verärgert. Doch um Euer Gemüt wieder milde zu stimmen, habe ich hier ein Präsent. Ich hoffe es wird euch munden!<
"Ach was," brummelt Rhordri und blinzelt verlegen auf das Stück Torte, das wirklich ziemlich köstlich aussieht. "Wieso soll mich das denn verärgern? Schließlich hast du hier gewisse Pflichten und ahm… also das sieht wirklich lecker aus." Sein Blick wandert zu seinem eigenen Teller, der ziemlich überfüllt mit allem möglichen ist, weil er sich einfach nicht entscheiden konnte. "Ich hab viel mehr, als ich noch runterbringe, aber du siehst aus, als könntest du noch ein oder zwei Bissen vertragen. Setz dich doch zu mir und wir machen ein Resteräuberpicknick, aye? Bis Morna sich dort drüben wieder losreißen kann ist es ohnehin Mitternacht, fürchte ich. " Sie suchen sich ein freies Plätzchen, von dem aus man den ganzen Raum und das meiste der Tanzfläche gut im Blick hat und Rhordri schiebt seinen übervollen Teller demonstrativ in die Mitte des Tisches. "Hier, bedien dich einfach. Ich muss unbedingt noch  von dieser Wildpastete kosten und dann werde ich mir den Kuchen einverleiben… wie läuft's denn so mit dem Ball eigentlich, hm? Tanzbein schon geschwungen? Mit dem…" hier zwinkert Rhordri vertraulich, was ein bisschen so aussieht, als blinzele ein alter grauer Steinkauz, "…Herrn von Glyn-y-Defaid vielleicht?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 03. Aug. 2010, 21:09 Uhr
Überhaupt nicht darüber erzürnt, dass sie gestört wird, hört sich die Lady de Winter geduldig an, was ihre oberste Magd zu berichten hat und zeigt Verständnis. Nachdem sie sich von dem Buffet entfernt haben und vor einem der hohen Fenster sitzen, die Avila am Tag zuvor geputzt hat, stellt die Lady fest: >„Ein schönes Schmuckstück! Ich hab es vorhin schon an ihr bewundert. Aber warum sie es wegwirft..keine Ahnung."< Das wird wohl auch ein Rätsel bleiben und wirft ein seltsames Licht auf die Magierin. Für einen Augenblick wagt Avila sich zu fragen, ob es sich bei der Fremden vielleicht um gar keine wirkliche Lady handelt, denn würde eine solche ein Schmuckstück auf den Boden werfen, wie ein schmollendes Kind, das seinen Löffel auf den Boden pfeffert, weil es sich weigert, seine Suppe zu essen? Das hat ja wohl gar nichts mit guten Manieren und Etikettbewusstsein zu tun! UNSERE Lady würde so etwas niemals tun!, stellt Avila in Gedanken fest und ist vollkommen davon überzeugt, dass Aurian niemals so achtlos mit einem Schmuckstück oder auch nur einem Kleidungsstück umgehen würde. Beruhigend fährt die Gardemagierin fort: >"Aber deine Sorgen sind unbegründet: Die Lady ist zwar…sagen wir mal etwas eigenwillig aber was sie sagt hat Gewicht und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie euch aus diesem Geschenk einen Strick drehen wird.“< Avila nickt, das klingt doch sehr ermutigend, außerdem kann sie in Aurians Augen sehen, dass diese hinter ihr stehen wird, egal was für eine Geschichte die merkwürdige Lady im Nachhinein erzählen würde. Dann kann ja eigentlich nichts schief gehen, versucht sich die Magd einzureden, aber ein wenig Sorgen macht sie sich dennoch.  Aurian merkt das und fügt deshalb hinzu: >"Weißt du was? Wenn du möchtest nehme ich die Kette für dich in Verwahrung! Wenn du möchtest rede ich auch mit der Lady Shin und vergewissere mich, dass das alles kein Missverständnis ist! Du kannst das Stück natürlich auch selber nehmen beziehungsweise jeder Zeit haben, sollte ich es für dich aufbewahren. Wie du möchtest!“< Überrascht von diesem mehr als zuvorkommenden, ja freundschaftlichen Angebot bleibt Avila für einen Moment die Sprache weg, dann aber antwortet sie mit einem breiten, ehrlichen Lächeln: "Das wäre unglaublich liebenswürdig von Euch, Mylady, aber nur wenn es keine Umstände macht?" Darauf wikt Aurian nur ab, als wäre es eine Kleinigkeit, aber das ist es nicht, die meisten Herrschaften würden das nicht für ihre Untergebenen tun. "Dann vielen, herzlichen Dank, das befreit mich auch einer sehr ... misslichen Lage. Wenn Ihr mit der Lady sprechen könntet, wäre das vielleicht auch nicht schlecht - aber nur, wenn es Euch gerade passt." Aurian lächelt nur und verspricht sich darum zu kümmern und voller Dankbarkeit beeilt sich Avila die Kette hinauf in Aurians Arbeitszimmer zu bringen und vorläufig in eine der Schreibtischschubladen zu deponieren, wie diese es ihr vorgeschlagen hat.

Als sie zurück kommt, wartet Emrys geduldig am Fuß der Treppe auf sie. Augenblicklich muss sich Avila zusammenreißen, nicht rot anzulaufen (auch wenn man das bei ihrer sonnengebräunten Haut nicht allzu sehr sehen würde) oder über ihre eigenen Füße zu fallen. So selbstsicher, wie sie manchmal bei ihrer Arbeit scheinen mag, so unerfahren ist sie in Liebesdingen, auch wenn sie nach dem Willen ihrer Eltern schon seit mehreren Jahren verheiratet sein sollte. Unsicher lächelnd geht sie auf den Knecht zu, der als er ihre Schritte hört, zu ihr aufblickt und verwirrt bemerkt sie Bewunderung in seinem Blick. Wie kann er MICH inmitten all dieser atemberaubenden Damen in ihren edlen Kleidern und ihrem teuren Schmuck schön finden? So rätselhaft das auch sein mag, scheinbar gelingt dem hochgewachsenen, eindrucksvollen Mann eben dieses Kunststück. Sie kann sich ihrerseits nicht beschweren, Emrys trägt seinen (einzigen, wie Avila weiß) Anzug mit einer bewunderswerten Selbstverständlichkeit. Er kleidet ihn gut, da er die breiten Schultern betont, wie man sie nur von jahrelanger körperlicher Arbeit bekommen kann. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreicht Avila die letzten Stufen und ergreift die ihr angebotene Hand. Die Haut der Hand ist schwielig und ein paar der Nägel von der Arbeit eingerissen, aber sie hält ihre viel kleinere so vorsichtig, als sei sie aus Glas. "Du bist wunderschön, Avila", stellt Emrys unverblümt fest. Nun läuft Avila doch rot im Gesicht an und bemüht sich um eine Ausrede, weil sie nicht weiß, was sie auf das Kompliment antworten soll. "Ich sollte in der Küche nach dem Rechten schauen...", beginnt sie zögernd, wird aber von Emrys unterbrochen. "Nein", stellt er ganz schlicht fest. "Die Küche kann warten." Unerwartet verbeugt er sich vor ihr und fragt: "Würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?" Avila nickt nur schüchtern und schon wird sie über die Tanzfläche gewirbelt, wobei sie alle Magdpflichten vergisst - zumindest vorübergehend.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 04. Aug. 2010, 13:52 Uhr
Nach einem kurzen Zwischenstop um neuerlich ein Glas Wein aufzunehmen, das sie fast mit einem Schluck gelehrt und darum bald wieder ein zweites Gläschen nach nimmt, bahnt sich Atevora ihren Weg zwischen die Gäste. Das Getuschel und die bedeutungsvollen Blicke samt dem Nasekräuseln ignoriert sie. Sie war es ohnehin gewohnt.  Es wurde Zeit diesem Ball Lebewohl zu sagen, besser früher als später. Doch zuerst stand noch etwas anderes am Plan. Unter der ganzen rauschenden Farbenpracht ausladender Röcke und Roben der Ballgäste ist es nicht einmal leicht die in Fliederfarben gekleidete Gastgeberin zu finden.
Atevora ist gerade dabei noch einmal an dem edlen rubinrotem Getränk zu nippen, als sie von einer bekannten Stimme angesprochen wird. >„Shin, habt ihr kurz Zeit?“< Atevora wendet sich aufmerksam um und wirkt sogar erfreut: „Mylady,“ Atevora knickst „natürlich, das trifft sich gut, ich war sogar eben auf der Suche nach euch.“
War zuvor schon eine besorgte Note in dem lieben Gesicht zu erspähen, stiehlt sich nun auf diese Erwähnung noch mehr Zerknitterung herbei. „Meine Gute, bekümmert euch etwas?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 04. Aug. 2010, 20:26 Uhr
Freudige Überraschung zeichnet sich auf dem Gesicht des Kastellans ab, als er Lyall und zudem noch einen leckeren Kuchen erspäht.
Freundlich grinst er sie an und fixiert das saftige Tortenstück weiter mit den Augen. >>"Wieso soll mich das denn verärgern? Schließlich hast du hier gewisse Pflichten und ähm… also das sieht wirklich lecker aus."<<
Lächelnd schiebt sie den Teller auffordernd weiter unter seine Nase, doch er beäugt nun kritisch seinen eigenen vollen Teller. Der Platz wurde um jeden Sekhel gut ausgenutzt, an Rhordri war wirklich ein guter Turmbauer verloren gegangen.
>>"Ich hab viel mehr, als ich noch runterbringe, aber du siehst aus, als könntest du noch ein oder zwei Bissen vertragen. Setz dich doch zu mir und wir machen ein Resteräuberpicknick, aye? Bis Morna sich dort drüben wieder losreißen kann ist es ohnehin Mitternacht, fürchte ich."<<
Die kleinen Häppchen und Sößchen sehen wirklich zu verlockend aus und so folgt sie dem leicht hinkenden Mann zu einem der leeren hinteren Plätze im Salon. Die Musiker haben überraschenderweise sehr flink wieder zu ihren Instrumenten gefunden und spielen wieder auf, die ersten Paare betreten die Tanzfläche. Ihre Ohren protestieren wieder, besonders gegen das sackartige Ding aus dem oben seltsame Stöcke herausragen.
Die Musik aus dem „Quetschsack“ war angenehm, doch die Lautstärke ohrenbetäubend. Sie versucht es bestmöglich zu ignorieren, so gut es eben ging.
Leise stellt sie den Kuchenteller auf der Tischplatte ab, rückt sich ihren Stuhl zurecht und blickt scheu auf die dargebotenen Speisen. „Ich möchte euch nichts weg essen...“ Doch unnachgiebig wird der volle Teller in die Mitte des Tisches geschoben und eine einladende Handbewegung eröffnet das Essen zwischen den Beiden.
>>"Hier, bedien dich einfach. Ich muss unbedingt noch  von dieser Wildpastete kosten und dann werde ich mir den Kuchen einverleiben… wie läuft's denn so mit dem Ball eigentlich, hm? Tanzbein schon geschwungen? Mit dem…Herrn von Glyn-y-Defaid vielleicht?"<<
Überrascht hält sie in ihrer Bewegung inne, ihre Hand verharrt bewegungslos einige Sekhel über einem panierten Fleischstück, bevor sie puterrot anläuft. „Ich... nun...“ Mit einem Ruck zieht sie ihre Hand zurück um sich nervös fahrig durch ihren Haarschopf zu streichen. „Ja also um ehrlich zu sein... ich kann die Tänze hier nicht so wirklich. Wir.. damals also... der Clan... man tanzt dort nicht. Nur rituelle Tänze und diese dann meist nur von Schamanen. Ich glaube ich kann garnicht tanzen.“
Kleinlaut fügt sie hinzu: „Es ist wirklich schön anzusehen. Diese wirbelnden Röcke und es ist fast hypnotisch wenn sich alles dreht und bewegt. Aber ich glaube ich bleibe bei Dingen die ich gut kann. Wie jagen... ich verzweifle ja schon am kochen! Wie soll ich meine Füße da so verzwickt umeinander kreisen lassen? Und der Herr... ja äh...“ Hier bricht sie kurz ab und sucht nach den richtigen Worten. „ Ich glaube der Herr ist mit Uio und der Fee nach draußen gegangen. Bis jetzt war er sehr beschäftigt. Ich habe ihn nicht oft gesehen.“ Mehr weiß sie in diesem Moment einfach nicht zu sagen. Selbst ihn ihren Ohren klingt die Antwort dumm und blechern. Seine Anwesenheit macht sie unsagbar verlegen, lässt sie kaum zu ihm aufblicken und Lyall konnte sich nicht so wirklich erklären warum. Vielleicht weil er ein Elb ist. Ja das wird es sein. Meine Mutter hat immer davon gesprochen, dass Elben eine anziehende Aura haben. Das wird es wirklich sein... Schnell versucht sie holprig das Thema zu wechseln.
„ Und danke der Nachfrage. Das Fest verläuft ausgesprochen gut. Alle scheinen zufrieden zu sein. Doch was ist mit Euch? Habt ihr euch verletzt, Herr? Ich habe Euch leicht humpeln sehen. Kann ich euch irgendwie helfen?“
Um ihren Händen irgend etwas zu tun zu geben, greift sie nun doch zu und befördert ein kleines gefülltes Ei in ihren Mund, ohne dabei jedoch ihre gute Stube zu vergessen und den Kuchen auf Rhordris Tischseite zu schieben.
Eigentlich ist Ei keiner ihrer liebsten Speisen, doch noch ein paar mehr gestammelte Worte aus ihrem Mund hätte sie selber nicht ertragen können.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 04. Aug. 2010, 22:18 Uhr
Njucon hat einiges erwartet, aber nicht ein Lachen aus dem Mund des Hexers, auch wenn es ein leises Lachen ist.
Was bei alles Höllen ist so verdammt lustig, knurrt er in sich hinein, ohne ein Wort über die Lippen zu bringen. Da spricht auch schon der Mann vor ihm, dem er immer noch Ilai an die Kehle drückt. Seine Stimme ist gebrochen, aber voll Ironie. >„Ich …wusste gar nicht, …das ihr Malsebior auch Humor besitzt! Aber gut… man lernt nie aus…nicht wahr?“ <
Njucons Gesichtsausdruck wird im Gegensatz zu dem seines Gegenübers weniger hart und es spiegelt sich wahre Verwunderung darin, dass dieser Mann ihn gerade …einen Malsebior nannte. Er grübelt gerade  noch was der Hexer damit meinen könnte und lockert seinen Griff, da spricht Nathan giftig weiter und beendet seine Worte mit einer üblen Geste. >„Du wirst…von mir nichts erfahren!…Nichts! Du wirst mich schon…töten müssen. Aber das sollte ja...kein Problem für dich und deine Freunde darstellen! Töten gehört...ja schließlich…zu eurem Handwerk!“ <
Und schon spuckt er dem jungen Albino mitten ins Gesicht.

Eine weile lang steht Njucon einfach da und starrt den Mann vor sich einfach ungläubig an. Sekunden scheinen Minuten zu werden, während er die Worte des Hexers immer und immer wieder in seinen Gedanken durchgeht. „Vielleicht sollte ich Euch wirklich töten. Schließlich habt ihr mich angegriffen und …tzzz!“, sagt Njucon schließlich und schüttelt den Kopf. Weiter lockert er seinen Griff mit dem er Nathan immer noch am Kragen festhält und er lässt sein Schwert sinken. Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck wischt er sich die Blutspuckemischung aus dem Gesicht und steckt Ilai zurück in die Scheide. „Ich bin vieles …aber ich bin kein Mörder!“, fügt er ruhig hinzu und betrachtet den Hexer, der nun langsam an der Steinwand des Anwesens hinunterrutscht. In seinem Blick liest er Hass…tiefen Hass! Aber auf wen…auf ihn? Warum sollte ein wildfremder Mann ihn derartig hassen…ihn töten wollen?
> Ich …wusste gar nicht, …das ihr Malsebior auch Humor besitzt!....< klingen die Worte Nathans in seinem Kopf. > Du wirst mich schon…töten müssen. Aber das sollte ja...kein Problem für dich und deine Freunde darstellen! Töten gehört...ja schließlich…zu eurem Handwerk <
„Und …ebenso bin ich kein …Malsebior!“, fügt er hinzu.

Was für ein merkwürdiger Abend.
Njucon atmet tief durch und schaut sich um. Bisher scheint sie niemand bemerkt zu haben. Gut so, denn das alles hier würde wohl mehr als nur merkwürdig wirken und unangenehme Fragen nach sich ziehen…nicht nur für ihn!
Mit den Fingern fährt er sich durch die Haare und kurz streift sein Blick sein durchlöchertes Hemd und seine Verletzung darunter. Mürrisch verzieht er das Gesicht, als genau in diesem Moment die unangenehmen Schmerzen wiederkommen, die er vorhin noch so gut ausblenden konnte. „Verdammt, das Hemd hat ein Vermögen gekostet!“, sagt er beiläufig und beschließt dann wieder das Hemd und die darunter liegende Wunde zu ignorieren. Doch leider klappt das weniger gut als noch eben im Kampfrausch.
„Verflucht!“, zischt er und schaut grimmig auf Nathan.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Aug. 2010, 08:38 Uhr
Aurian findet die Gesuchte recht schnell und das ist ihr nur recht. Unangenehme Angelegenheiten schafft die Halbelbe immer lieber schnell aus der Welt. Die Wassermagierin scheint zu spüren, dass sie irgendetwas auf dem Herzen hat und so bleiben ihre lange, einleitende Worte erspart. Auch wenn die beiden Frauen sehr verschieden sind, in manchen Wesenszügen ändeln sie sich doch etwas und so kann Aurian direkt auf den Punkt kommen, ohne lang herumreden zu müssen. „Es ist nur eine Kleinigkeit, und ich hoffe ihr versteht mich nicht falsch aber Avila, meine oberste Magd und Hausperle kam vorher zu mir. Sie sagte ihr habt ihr den Schmuck geschenkt, den ihr vorhin noch um den Hals trugt. Ihr habt die Arme damit ein wenig verunsichert und sie ist sich nicht ganz sicher, ob sie ihn annehmen kann. Shin, wenn es euer…dein …“ bewusst fällt Aurian in die vertrauliche Anrede aus der gemeinsamen Zeit bei der Nekromantenjagd um zu verdeutlichen, wie ernst ihr die Sache ist. „…Ernst mit dem Geschenk ist, dann ist es sehr großzügig und ich bedanke mich in Avilas Namen. Wenn es aber nur aus einer Laune heraus gekommen ist, die du morgen bereust oder gar wieder revidieren willst, dann sag es gleich! Ich kenne dich und auch wieder nicht und ich weiß oder ahne, dass nicht alles was du tust immer ganz…sagen wir mal so…mit gesellschaftskonform, legalen Mitteln geschieht aber ehrlich gesagt, solange du damit nicht meiner Aufgabe im Dienst der Stadtgarde in die Quere kommst, ist es mir egal. Du bist du und ich bin ich und mir liegt es fern, irgendjemandem ob seiner Art ändern zu wollen. Nur bitte spiel keine Spielchen mit Avila oder sonst jemandem hier in diesem Haus.“ Aurian hat keinesfalls vor, der Lady zu drohen, doch sie ahnt, dass sie ihrem Gegenüber verdeutlichen muss, dass sie es ernst meint. In der gemeinsamen Zeit bei den Ermittlern hat sie die Wassermagierin etwas einschätzen gelernt und impulsive Handlungen sind eigentlich nicht ihre Art. Dennoch: Teilweise hat sie auf die Gardistin heute Abend verwirrt, schon fast emotional gewirkt und das macht Aurian nun doch etwas stutzig.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 05. Aug. 2010, 11:07 Uhr
Unverwandt kommt Aurian auf den Punkt. Bei dem was sie zu sagen hat ist Atevora gleichermaßen erfreut wie unerfreut. Atevora legt die Stirn grübelnd in Falten und verschränkt unbewusst die Arme vor der Brust. Es ist ihr schleierhaft wie jemand auf die Idee kommt, sie könnte ein irgendwie geahndetes Interesse haben irgend jemandes einfache Dienstmagd in Schwierigkeit zu bringen. Aus purem Spaß? Nein, für solch Unsinn hat sie zuwenig Ambitionen. Wenn, dann war es wesentlich amüsanter den Gegenüber mit ungewohnten Situationen und Gesprächen ansich zu konfrontieren und zu beobachten wie gut die Leute solches meistern, oder diesbezüglich ins schleudern gerieten. Nur ein kleines unverfängliches Späßchen für zwischendurch. Aber auch danach verlangt es Atevora weniger. Ihre ungewohnte gefühlsferne Art war für ihr Umfeld meist schon an Herausforderung genug. Das war ihr mittlerweile durchaus bewusst. Auch die mitgewebte Drohung gefällt Atevora eher weniger, aber das Zugeständnis zu ihrer Person sagt ihr sehrwohl zu. Es begann den Ball und das Umfeld wieder einen Tick freundlicher zu gestalten.
„Hm“ Wie gewohnt wird Atevoras Mimik wieder ausdruckslos. „Ich muss zugeben, es kratzt doch ein wenig beleidigend an mir. Ja, wie ihr sagtet, ihr kennt mich bereits ein wenig. Mein Äußeres täuscht so wenig darüber hinweg wie es in meinem Inneren aussieht. Mein emotionales Innenleben gleicht, wie ihr wohl wisst, meist dem eines Granitblockes und Granitblöcke neigen nicht zur Wankelmut! Falls ihr eine Erklärung möchtet um mein Handeln nachzuvollziehen:“ In Atevoras Stimme mischt sich Bitterkeit und schärfe: “Dieser Schmuck, das schnöde Glitzerzeug und die hübschen Kleider, es bedeutet mir wenig. Was sind der Großteil der Gäste hier, wenn sie ihrer Roben und Besitztümer beraubt werden? Genau das Selbe wie ich jetzt, Nichts! Es sind höchstens Erinnerungen für mich von Wert die an den Dingen haften mögen, und an dem Schmuckstück klebt eine, an die zu denken ich in nächster Zeit nicht genötigt sein möchte. So stand mir im Sinn mich dieser Kette zu entledigen, aufdass sie jemand nehmen sollte der sie mehr Freude bereiten mag, oder schätzt und sei es nur darum, dass er meint an diesem Tand den Wert eines Menschen messen zu können.“ Atevora macht dabei eine herabwürdigende wegwerfende Handbewegung. „Ich kann, meinetwegen auch sofort und auf der Stell, die Zeit erübrigen und eine Schenkungsurkunde aufsetzen, der Lordcommander höchsstelbst könnte sogleich auch als Zeuge dienen, wenn das nötig erscheint um eurer beider Gemüt zu beruhigen. Wobei ich nicht wüsste wieviel es selbst Wert wäre, ich würde nämlich gewiss nicht meinen vollen Namen nieder schreiben, sondern höchstens einen meiner Vornamen oder meinen Spitznamen „Shin“. Anders wäre es für mich politisch zu brisant. Ich hätte gerne weiter Frieden in meinem gesellschaftlichen Exil. Ich werde mir ohnehin nie verzeihen TianShi damals nur durch meine Gegenwart in Gefahr gebracht zu haben, und wenn meine Person nun schon beim Dämonenangriff als verendet gilt - mir ist dabei höchst gleichgültig welch armes Schwein, das mir eventuell leicht ähnlich sah, es dabei wirklich traf -, soll es bitte auch gerne so bleiben. Ihr versteht sicher, nicht?“


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 06. Aug. 2010, 08:41 Uhr
Aurian zieht die Augenbraun hoch. Eine derart, für die weiße Lady schon beinahe emotionale, Antwort zeigt der jungen Frau, dass der Vorfall, der dazu geführt hat, dass sie sich der Kette entledigt hat, ihr mehr zusetzt als sie zugeben will. Die Halbelbe hätte einen Monatssold darauf verwettet, dass es irgendwas mit ihrem seltsamen Begleiter (wo war dieser überhaupt hin verschwunden?) zu tun hat. Aber solange Shin ihr nichts Weiteres erzählen will, würde sie sich hüten, nach zu bohren. „Das Ausstellen einer Schenkungsurkunde ist nun wirklich nicht notwendig!“ erwidert sie hingegen. „Ich verlasse mich auf dein Wort, das genügt mir!“ Aurian lässt ihren Blick über die Gästeschar schweifen. Eben wirbelt Avila mit Emrys über die Tanzfläche. Ihre oberste Magd strahlt und die beiden geben wirklich ein hübsches Paar ab. Generell scheinen sich alle köstlich zu amüsieren, der Ball ist ein Erfolg. Und dabei steht der Höhepunkt noch bevor. Doch bis dahin würde es noch ein wenig dauern. Aurian wendet sich wieder Shin zu. „Nun da das geklärt ist, wollen wir nicht gemeinsam noch etwas trinken? Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen. Wie ergeht es so?“  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 06. Aug. 2010, 10:41 Uhr
Bei Aurians Frage, ob sie zusammen nicht etwas trinken gehen wollen, schaut Atevora auf den Kelch in ihrer Hand. „Ja, sicher, gerne, doch ich fürchte fast, ich habe diesen Abend schon reichlich dem Weingeist gefrönt und beginne nun bald zu schielen.“ Mit einem Zug ist der letzte kleine Schluck im Behältnis geleert. „Ihr habt euch wirklich eine Auswahl an köstlichen Tropfen für den Ball ausgesucht, oder aussuchen lassen?“ Im, für Atevora unüblichen, beginnenden Tratsch, setzen sich die beiden Frauen in Bewegung. „Ihr habt Recht, es ist lange her, dass wir uns trafen. Nachdem ich, zum Ende des Winters hin, Sayila aus dem Blaupfuhl zog, war ich auch, aufgrund geschäftlicher Belange, lange nicht in der Stadt und kam erst vor einigen Siebentagen zurück. Es war auch sehr schön zu sehn, wie sich das Etablissement meiner geschätzten Freundin Miss Al’Mere in meiner Abwesenheit gemausert hat. So würde ich meinen, ums im lapidarem Ton auszudrücken: es geht mir derzeit recht gut“
Als beide Frauen schließlich mit einem neuen Getränk bewaffnet sind, bedeutet Atevora der Gastgeberin ob sie sich nicht zu einem der Tische abseits der Tanzfläche begeben wollen um die Füße etwas auszuruhen. In Wirklichkeit möchte Atevora lieber ein etwas ruhigeres Umfeld „vorbereiten“ um aufs für sie Wesentliche zu Sprechen zu kommen. Als sie sich schließlich gesetzt haben, kommt Atevora endlich zum gewünschten Thema: „Ich hatte, wie ihr wisst, vorhin erwähnt, dass ich mich interessanter Weise ebenso auf der Suche nach Euch befand. Es geht hier allerdings um ein ebenfalls wenig erfreuliches Thema. Die gnädige Frau Al’Mere und meinereins sahen nun des öfteren so manch schlotterichte Gestalt, deren Anblick, wär‘ ihnen Sterbliches nicht gänzlich fremd, des Himmels glühend Augen taun gemacht und Götter Mitleid fühlen. So erwuchs allerdings an ihrer statt in uns der Wunsch, die tollkühne Idee und das Verlangen den Schrecken des Glückes argen Hohn zu mildern. Zumindest vielleicht bei jenen dies am schlimmsten trifft: die kümmerlichen jungen Sprösslige der Straße, um sie, wenn auch nur einen kurzen Augenblick nur, dem Elend ihres zermürbenden Umfeldes zu entreißen. Leider, wie ihr wohl ahnt, sind wir arm an Mitteln, Fürsprecher, Helfer oder Gönner. Ich kann mich noch erinnern wie freudig euch jeweils die Botenkinder vor der Steinfaust schon entgegen strömten, und hörte von eurer Güte, wie ihr erst kürzlich so edel einen kleinen Jungen, oder Feuerteufel, aus dem angesprochenem Umfeld hier aufnahmt. So hoffte ich euer gütiges Herz womöglich dazu erwärmen zu können mit Hand, Spende oder Fürsprache und guter Rede unser kleines Vorhaben zu unterstützen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 06. Aug. 2010, 11:57 Uhr
Wasser, kleine Wellen, Sand und der herrlich große, dicke Mond der, die Oberfläche des riesigen Sees in tausend hellen Lichtern glitzern lässt…all diese Schönheiten lassen Zoe völlig die Zeit vergessen. Zusammen mit Uio jagt die kleine Fee den Strand hoch und wieder herunter. Ihre Füße hinterlassen gemeinsam viele kleine Spuren im nassen Sand.
Ab und zu erwischt der Eine den Anderen. Dann durchdringt ein leises Kichern die Nacht und die Hetzjagd geht weiter.
Der Mond steht schon um einiges tiefer als Zoe plötzlich keuchend stehen bleibt. Sie hat das schöne blau funkelnde Kleid mit den Händen hoch gerafft, damit es ja nicht schmutzig und nass wird und dreht sich zu ihrem besten Freund, den Retter-Ritter Uio um.
„Phu….“, sagt sie immer noch außer Atem. „Ich glaube ich kann nicht mehr. Groß sein ist einfach so waaaaaahnsiing anstrengend. Groß sein und dann noch rennen….“ Das Feenmädchen hüpft kichernd ein paar Mal auf und ab. Dabei spritzen ihre nackten Füße immer wieder Wasser nach oben. „….das kann ich auf Dauer einfach nicht. Bist du böse, wenn ich mich wieder klein mache?“
Die kleine, große Fee schaut ihren Freund mit brauen Kulleraugen an und wartet auf seine Reaktion. Uio zuckt einfach mit den Schultern, grinst frech und antwortet kurz und knapp wie es seine Art ist:
„Nöööö…“
Zoe lächelt ihn breit an. Die Antwort gefällt ihr:
„Gut….“, sagt sie.
Bevor sie sich wieder in ihre normale Feengröße zurückverwandelt, umarmt sie ihren Freund noch einmal. Ganz fest drückt sie den Jungen, denn so oft kommt sie ja nicht in den Genuss annähernd gleich groß wie er zu sein. Sie drückt ihre Nase fest an seinen Hals. Oh und Uio riecht immer so gut. Da ist immer der ganz besondere Uioduft, zu dem sich je nach Tag und den unterschiedlichen Dingen, die er so getrieben hat, viele andere Gerüche dazu gesellen. Heute riecht der Junge nach Seife, Braten, gebackenen Kartoffeln, Sand, Wasser und auch ein bisschen nach ihr selbst. Immerhin ist seine Schulter und sein Hals ihr Lieblingsaufenthaltsort in ihrer normalen Feengestalt, also kein Wunder das Uio auch einwenig nach ihr duftet. Zoe lächelt ganz versonnen bei dem Gedanken.
Schließlich lässt sie den Jungen wieder los. Ihr Gesicht wird ein wenig ernster. Sie schließt ihre Augen und konzentriert sich. Für einen kurzen Moment beginnt die Nachtluft um sie herum zu vibrieren und in einem hellen Licht zu glitzern.
Dann mit einem leisen … PLÖPP… verschwindet das Mädchen mit dem hübschen blauen Kleid und eine kleine Fee schwirrt flügelschlagend und kichernd um Uio herum.
Breit lächelnd lässt sie sich auf seiner Schulter nieder. Sie schnappt sich ein paar seiner geflochtenen Haarsträhnen und hält sich daran fest.
„So…. da bin ich wieder!“ flüstert sie ihm ins Ohr. Dabei giggelt die kleine Fee leise vor sich hin.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 08. Aug. 2010, 11:38 Uhr
Als sie sich gesetzt haben, spielen Lyalls Wolfsohren unablässig in alle Richtungen, geradeso als versuche sie den möglichst taubsten Winkel zur Beschallung aus dem Nebenzimmer herauszufinden, in dem die Kobolde schon wieder aufspielen, als gelte es das liebe Leben. Oi! Mit ihrem feinen Gehör muss sie das ja noch viel lauter hören, als ich! Als er sie auf einen gewissen Elben und das Tanzen anspricht, wird Aurians Magd jedoch ganz und gar verlegen und so rot wie eine von Achims schönsten Fleischtomaten. Sie druckst herum, bevor sie mit der Sprache herausrückt, sie könne die Tänze gar nicht und überhaupt, sie könne eigentlich gar nicht tanzen. >Es ist wirklich schön anzusehen. Diese wirbelnden Röcke und es ist fast hypnotisch wenn sich alles dreht und bewegt.< "Oh ja," stimmt er mit einem fast genießerischen Brummen zu und denkt dabei vor allem an das wohlgerundete Hinterteil seiner Frau und ihre strammen Beine unter diesem wippenden Rock, hach ja… >Aber ich glaube ich bleibe bei Dingen die ich gut kann. Wie jagen... ich verzweifle ja schon am kochen! Wie soll ich meine Füße da so verzwickt umeinander kreisen lassen?<

"Ach, papperlapapp!" Erwidert Rhordri und schüttelt sacht den Kopf. "Das ist gar nicht so schwer… sie mich an, ich hab es auch gelernt und ich bewege mich nicht halb so anmutig wie du.  Also das tanzen, mein ich. Das Kochen… ja also das ist verflixtes Dämonenwerk, das nie und nimmer mit rechten Dingen zugeht, da hast du recht. Hier…" er hebt demonstrativ seine Hände, groß wie Suppenteller, sonnenverbrannt, hart und schwielig vom jahrelangen Gebrauch von Bogensehen, Speerschäften, Schwertgriffen, Schreibgriffeln, Federkielen, Holz, Leder und Eisen und allem, womit ein Kastellan sonst noch so zu tun hat, und dreht sie hin und her. "Zwei linke Daumen, sobald ich auch nur einen Kochtopf sehe. Morna lässt mich den Herd anheizen, aber mehr auch nicht und selbst dafür habe ich zwanzig Jahre Ehe gebraucht. Sie sagt, in der Küche befindet sich alles in kosmischer Auflösung, sobald ich auch nur einen Kessel Wasser aufsetzen soll – und es stimmt. Fürs Kochen hab ich kein Talent… aber tanzen kann wirklich jeder lernen. Wenn du willst, zeig ich dir ein paar Grundschritte."

Unter dem Tisch schlüpft er bei diesen Worten schon mit einiger Anstrengung aus den drückenden, reibenden, verflixt nochmal zu neuen Stiefeln und seufzt erleichtert, als seine Zehen sich wieder in Freiheit befinden. Hoffentlich hat keiner seiner Strümpfe ein Loch. >Ich glaube der Herr ist mit Uio und der Fee nach draußen gegangen. Bis jetzt war er sehr beschäftigt. Ich habe ihn nicht oft gesehen.< Rhordri weiß wirklich nicht, ob Lyalls Verlegenheit mehr dem Tanzen oder mehr dem Herrn von Glyn-y-Defaid zuzuschreiben ist, aber er glaubt langsam zu ahnen, woher der Wind weht und so lächelt er nur still in sich hinein, als die junge Frau beinahe hastig das Thema wechselt. Doch was ist mit Euch? Habt ihr euch verletzt, Herr? Ich habe Euch leicht humpeln sehen. Kann ich euch irgendwie helfen?<

"Äh…" jetzt ist es an Rhordri, ein bisschen peinlich berührt zu sein, doch dann nennt er sich selbst in Gedanken einen alten Hasenfuß. Hör schon auf dich zu zieren, du bist hier schließlich nicht auf einem hochoffiziellen Stadtratsempfang, es ist nur Aurians Blumenball, götternochmal! "Schuld sind meine Stiefel," raunt er also und grinst ein wenig verlegen. "Ich bin nicht verletzt, nur meine neuen Stiefel drücken zum Verrücktwerden. Hab sie grad ausgezogen." Er wackelt demonstrativ mit den Zehen, obwohl die unter dem Tisch gar keiner sehen kann. Allen Göttern sei Dank hatte er noch nie ein Problem mit Käsefüßen, wie viele andere Männer. Sonst hätte Lyall sie auch schon längst gerochen! "Also, wie steht's, holde Maid? Erweist du einem alten Soldaten auf Strümpfen und mit fürchterlichen Blasen an den Fersen die Ehre, dir ein paar Tanzschritte zu zeigen?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 08. Aug. 2010, 17:57 Uhr
Anscheinend hatte auch Rhordri seine lieben Probleme mit dem Kochen. Und Lyall ist nicht weiter verwundert darüber, als er erzählt seine Frau hätte ihn gerne überall aber eben nicht am Herd während sie kocht. Dieses Gefühl konnte sie nur teilen. Meist hockte sie nur neben Avila und sah ihr mit großen Augen dabei zu, wie sie aus einem Topf voll Rüben, Hülsenfrüchte und ein paar aromatisch-würzig duftenden bunten Krümeln ein Essen zauberte, welches seinesgleichen suchte. Bei Lyalls Kochversuchen blieben die Ingredienzien immer das was sie waren.. eben Rüben, Erbsen und bunter Pulver.

Um seine Worte anschaulich zu untermalen, erhebt er seine Pranken und dreht sie hin und her. Die lederartige Haut umspannt die Knochen und man sieht ihnen schwere Arbeit an, sowie den Umgang mit Waffen.
Zahlreiche kleine Narben zieren die braune Haut und auch einige nur ein paar Tage alte Schnitte. An den Enden der Finger, dort wo sie in den Handteller übergehen, findet sich schwielige Hornhaut und Lyall kann- mit einem Seitenblick auf ihre Hände- verstehen, welche Arbeit dieser Mann wohl leisten musste.
Ihre eigenen Hände, zwar schmal und schlank, waren jedoch genau so arbeitsgewöhnt wie seine. Nur dass sich ihre Hornhaut noch nicht mit der seinen messen konnte.

Kurz lacht sie amüsiert auf, während der Kastellan seine Hände so zueinander positioniert, als hätte er wirklich zwei linke Hände. >>"Zwei linke Daumen, sobald ich auch nur einen Kochtopf sehe. Morna lässt mich den Herd anheizen, aber mehr auch nicht und selbst dafür habe ich zwanzig Jahre Ehe gebraucht. Sie sagt, in der Küche befindet sich alles in kosmischer Auflösung, sobald ich auch nur einen Kessel Wasser aufsetzen soll – und es stimmt. Fürs Kochen hab ich kein Talent.... aber tanzen kann wirklich jeder lernen. Wenn du willst, zeig ich dir ein paar Grundschritte."<<
Verwundert zieht Lyall eine ihrer Augenbrauen hoch und murmelt: „Kosmische Auflösung...?“, doch dann versteht sie den Sinninhalt der Worte und lächelt dem Graubart zu. Sie ist wirklich gern in seiner Gesellschaft. Woran das genau lag, konnte sie nicht sagen. Immerhin hatten sie sich bis jetzt nur ein paar Mal gesehen und dann auch nie sehr lange aber in seiner Gegenwart beruhigte sie sich schnell und war ausgeglichen, wie sonst bei keinem der Menschen, die nicht im Anwesen wohnten.
„Ja, das würde ich gerne lernen. Denke ich..“ Zumindest wenn wir alleine irgendwo sind. Im Wald oder sonst wo. Nur dort wo niemand meine plumpen Tanzversuche sehen kann! Ich würde vor Scham im Erdboden versinken... Wirklich jeder scheint hier wenigstens ein paar Tänze zu beherrschen.

Auf ihre Frage nach dem Humpeln, erwidert er etwas zögerlich doch zur Freude der Wargin, dass ihm wirklich nichts schlimmes widerfahren ist: >>"Ich bin nicht verletzt, nur meine neuen Stiefel drücken zum Verrücktwerden. Hab sie grad ausgezogen.“<< Verständnisvoll nickt die Gestaltwandlerin. Leder kann wirklich ein widerspenstiges Material sein, besonders wenn es zu feucht oder zu trocken ist. Trotzdem muss sie bei der Vorstellung den Kastellan in Strümpfen zu sehen, in sich hinein lächeln. Um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, widersteht sie dem Drang unter den Tisch zu spähen.
>>“Also, wie steht's, holde Maid? Erweist du einem alten Soldaten auf Strümpfen und mit fürchterlichen Blasen an den Fersen die Ehre, dir ein paar Tanzschritte zu zeigen?" << Überrascht blinzelt sie kurz und ihr entfährt ein erschrecktes: „Jetzt?!“ bevor sie scheu auf ihre zittrigen Füße schaut. Beide sehen plötzlich so plump und ungeschickt aus wie zwei kleine angeklebte Fässchen, die wie mit Blei gefüllt erscheinen.
Auf ihrer Unterlippe kauend dreht sie sich um und blickt knapp über die Stuhllehne hinter sich. Nur eine handvoll Personen, eine davon Morna, sind außer ihnen noch im Raum, scheinen jedoch noch sehr in ein Gespräch vertieft. Und wenn sie sich umdrehen? Und lachen? Ach nein...nicht Morna. Aber alle können es und ich nicht... wie damals beim Schwimmen im See.

Kurz blitzen alte Erinnerungen auf, der See nur einen kurzen Marsch  von der Lagerstätte des Clans entfernt, sie...frierend und nass...hustend auf dem binsenumstandenen Ufer... alle Kinder hatten gelacht... dabei hatte sie so eine Angst gehabt zu ertrinken!
Monatelang hatte sie sich nicht mehr in die Nähe von Gewässern getraut, bis sie nochmals alleine versucht hatte Schwimmen zu lernen. Und es gelang... aber ach... so würde es doch hier nicht sein.
Du bist nicht mehr fünf! Aber es hat sehr wehgetan... Mit einer Handbewegung wischt sie die Gedanken fort und dreht sich wieder zu dem ruhig abwartenden Kastellan um.
„Ja... also... gern..aber Euer Fuß...Blasen also..“ Kurz muss sie sich räuspern als ihre Stimme bricht.
„Meint ihr nicht ich blamiere Euch? Ich meine ich kann... NICHTS! Und ich werde Euch bestimmt auf die Füße treten und mich verheddern und über meine eigenen Füße fallen und...“  Hier entsteht eine kurze Pause. „Ich möchte nicht, dass man über uns lacht...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 09. Aug. 2010, 15:23 Uhr
Ob der geschraubten Ausdrucksweise der Lady Shin muss Aurian dann doch etwas schmunzeln – innerlich versteht sich. Ihr selbst, obwohl dem Stand nach Adelige, ist so eine gespreizte Ausdrucksweise komplett fremd, im Gegenteil, wenn es sein muss hält sie mit den deftigsten Soldatenflüchen mit. Ihr Grinsen verbirgt sie gekonnt hinter dem Kelch mit dem Sommerwein. In einiger Entfernung entdeckt sie Lyall, die sich mit Rhordri unterhält. Aurian ist froh darüber, dass ihre Magd langsam beginnt, auch außerhalb des Anwesens Kontakte zu knüpfen und der Kastellan mit seiner ruhigen, väterlichen Art ist da genau der Richtige, um ihr die Scheu vor Fremden zu nehmen. >… und hörte von eurer Güte, wie ihr erst kürzlich so edel einen kleinen Jungen, oder Feuerteufel, aus dem angesprochenem Umfeld hier aufnahmt. < Woher weiß sie denn das schon wieder? Aurian ist ob der Informationsquellen der Wassermagierin nicht das erste Mal skeptisch. Doch auch jetzt lässt sie sich nichts anmerken und geht auch nicht näher auf das Thema ‚Uio‘ ein. Das ist nicht weiter schwer, will Shin doch offensichtlich in eine andere Richtung. Von den Kollegen in der Steinfaust weiß sie um jene mysteriöse Miss Al’Mere, die mit einem Mal aufgetaucht war und den Pfirsich übernommen hatte. Den Aussagen der Blaumäntel nach war sie ausgesprochen schön aber auch geschäftstüchtig und der Pfirsich hatte wieder bedeutend an Niveau zugelegt, allerdings war er nun deutlicher ein Hurenhaus als früher und nur mehr bedingt als Gasthof zu bezeichnen. Und diese Miss Al’Mere wollte nun gemeinsam mit der Lady Shin eine Armenspeisung auf die Füße stellen? Woher sich die beiden kannten, danach wollte Aurian mal lieber nicht fragen. „Nun..ich finde die Idee lobenswert, es stimmt, zu viele Bedürftige gibt es in Talyra. Doch wie genau habt ihr beiden euch das vorgestellt? Ich kann mir schon vorstellen, das Ganze zu unterstützen, doch ist es nur eine Idee oder gibt es schon konkretere Pläne?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 12. Aug. 2010, 12:30 Uhr
Sie wird auch immer besser. Geht es Atevora anerkennend durch den Kopf.
Noch zu Zeiten der Necromantenjagt bedachte die Gardistin Atevora des öfteren mit skeptischen Seitenblicken, wenn sie mit Informationen aus unklaren oder vermutlich zwielichtigen Quellen anrückte, oder verzog unerfreut den Mund, wenn Atevora wie automatisch sprachlich etwas farbenfroher und umständlicher ausgriff. Mittlerweile glitzern der Adeligen Augen nur noch amüsiert und ab und an ist ein kleiner verräterischer Anflug in der Mimik zu erkennen, der von Vorbehalt und Verblüffung erzählt. Vielleicht bildete Atevora sich diese Zeichen allerdings nur ein, schließlich versteckt Lady de Winter ihr Gesicht teilweise geschickt hinter dem Zinnbecher, oder überspielt die Vorsicht mit einem Nippen am Wein und sogar gut gesetzter teilweiser Unaufmerksamkeit als ihr Blick an Atevora kurz vorbei gleitet.
Womöglich war die Unaufmerksamkeit allerdings auch nicht gespielt? Eventuell interessierten Aurian die Belange tatsächlich nicht besonders, sondern gedenkt sie nur der formellen Höflichkeit wegen anzuhören. Die Shin hätte Aurian zwar nicht so eingeschätzt, doch sie wusste wie sich das Wesen einer Person rasch wandeln und diese hochmütig, unbekümmert und Blicklos werden, oder sich der Nöte der als geringer erachteten nicht mehr Gerührt zeigen, wenn sie das Glück ereilte hatte Gesellschaftlich hochzurücken. Dieser kurze Biss des Zweifels ist allerdings rasch verflogen, als sich der Gardistin Aufmerksamkeit bei der Erwähnung des neuen Hausgastes wieder vollkommen der Lady in Weiß zurichtet und sie sich, wohl der Vorsicht halber, näher zu Atevoras Vorhaben und den Plänen erkundigt.

„Bisher ist es sehrwohl nur eine Idee, welche allerdings schon mit konkreten Überlegungen gekoppelt wurde.“ Es ist selten der Fall, dass Atevora im Absoluten die Wahrheit offen gibt und nicht nur einen kleinen Teil oder eine zugeschnittene Variation davon. Es stimmte wie gesagt: Es mag wohl aus einer Eingebung heraus eine spontane Idee gewesen sein, doch sie hatten sich tatsächlich bereits nähere Gedanken zu der Thematik gemacht. Orte wie der Marktplatz, oder gar der Vorhof des Pfirsichs, wo sich wohlhabende - gut zahlende  - Bürger durch die stinkenden armseligen Bettelleute belästigt fühlten oder deren Gegenwart sich somit geschäftsschädigend auswirkte bzw. auswirken konnte, waren denkbar ungeeignet. Es sollte ein Ort sein, wo sich das Umfeld an den armen Schatten nicht stört, die Leute mit dem Schreckgespenst der Armut bereits Bekanntschaft geschlossen hatten, es gegenwärtig und im Blickfeld war, und diejenigen von sich schon dort zusammentrafen. Trotz dessen sollte es noch öffentlich und dem normalem redlichen und Bürgerlichen Umfeld nahe genug sein, um sich furchtfrei bewegen zu können und nicht wegen der mitgebrachten Gaben womöglich überrannt und niedergeschlagen zu werden. Ihnen kam hier gleichzeitig die selbe Gegend in Sinn in der sie entsprechende Beschau und Erkundigungen einholten.

„Aufgrund unserer Betätigungen in diese Richtung rumort die Gerüchteküche mittlerweile schon übereifrig und nun da schon des Tratsches wegen Hoffnungen keimen, ist es an uns sie nicht zu enttäuschen und Begonnenes auch zu Ende zu führen.“ Zudem leere Reden und nur Halbes steht der weißen Mistress nicht an, doch dies dürfte Aurian sehrwohl bekannt sein. Atevora lässt sich zu einem vertrauensvollen sachten Lächeln herab bevor sie weiterspricht: „Als Örtlichkeit wurde eine gewählt die euch als Gardistin wohl bekannt sein dürfte: der Lumpenmarkt. Wenn es nur eine kleine Sprunghaftigkeit wäre, ein unbedeutender, hilfloser, unsteter Vorstoß, würde ich euch nun nicht aufsuchen. Dafür kämen wir mit unseren eigenen bescheidenen Möglichkeiten durchaus zu Rande. Es soll allerdings etwas werden das Dauer hat, mit Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit, natürlich nur Bescheiden beginnt, aber vielleicht zu wachsen vermag, damit es auch wirklich - wie angedacht und erhofft - Hilfe und Erleichterung bringen kann. Doch so weit zu kommen - dies so umzusetzen und zu finanzieren - steht, fürchte ich, bedauerlicher Weise außer Miss Al’Meres und meiner alleinigen Kräfte.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 16. Aug. 2010, 12:11 Uhr
Auf dem Weg zurück zum Haupthaus wandert Cináeds Blick für einen Moment zum Dach der Stallungen hinüber, welches in einiger Entfernung hinter ein paar Baumwipfel hervorlugt. Der Shida'ya überlegt kurz, ob er rasch hinübergehen soll, um nach seinen Knechten zu sehen, die an diesem Abend im Anwesen de Winter aushelfen, entscheidet sich aber dagegen, als eine sanfte Abendbrise die fröhliche Musik der Koboldmusikanten zu ihm in den Garten hinaus trägt. Er lächelt, wendet den Blick wieder ab und setzt seinen Weg zum Herrenhaus gemütlichen Schrittes fort.

An seinem Ziel angekommen, begibt er sich in den Salon, wo die geladenen Gäste ausgelassen Tanzen oder vom Rand des Tanzbodens aus zusehen, während sie sich angeregt Unterhalten, Scherzen und Lachen. Der ganze Raum ist von einer heiteren, angenehmen Stimmung erfüllt. Cináed beobachtet das muntere Treiben und lächelt, als er Emrys, einen seiner Knechte auf der Tanzfläche entdeckt und dem jungen Mann dabei zusieht wie dieser Aurians Großmagd Avila über das Parkett wirbelt. Der Shida'ya sieht dem Paar eine Weile wohlwollend zu. Die beiden jungen Leute geben ein hübsches Bild ab und er gönnt ihnen ihr Glück von Herzen. Erst als der Tanz endet, dreht Cináed sich um und taucht wieder in der Menge unter, um nach Aurian zu suchen und eventuell auch noch einen kleinen Abstecher zum Bufett einzulegen.

Als der Gutsherr die junge Lady de Winter schließlich unter all den vielen Gästen ausmacht, bemerkt er jedoch, dass die Halbelbe gerade mitten in einem Gespräch ist – mit niemand geringerem als jener in weiß gekleideten Dame, die ihm bereits bei seiner Ankunft beim Fest aufgefallen ist. Aurian hatte ihn bereits vorhin am Buffet mit der Unbekannte – die junge Lady de Winter hatte die Frau als Lady Shin tituliert – bekannt machen wollen, doch Cináed hatte höflich abgelehnt. Da der Gutsherr auch jetzt nicht unbedingt den Drang verspürt, die frostige Lady näher kennen zu lernen, und das Gespräch der beiden Frauen nicht stören will, bleibt er stattdessen in einiger Entfernung stehen und sieht sich nach anderer Gesellschaft um.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 16. Aug. 2010, 13:12 Uhr
Der Lumpenmarkt…natürlich war dieser Ort Aurian ein Begriff. Für viele die letzte Station vor dem endgültigen Abstieg in die Unterstadt und gleichzeitig ein letzter Strohhalm um sich am lichten Teil der Stadt festzukrallen. Nicht selten wird die Stadtgarde in jenes Viertel gerufen, zumeist weil einer der nicht gar so begnadeten Beutelschneider sich verschätzt und anstatt der Lederschnur einer Geldkatze den Körper seines Opfers erwischt hat. So manche dieser Täter sind Kinder, Waisen oder von den Eltern losgeschickt, ihren Beitrag zum Auslangen der Familie zu leisten. Hält sich der angerichtete Schaden in Grenzen, kommt es schon vor, dass eines dieser Kinder den Weg in die Steinfaust in den Kreis der Botenkinder schafft, doch genauso oft finden die Gardisten Bürger vor, die nicht nur um ihr Geld, sondern auch um ihr Leben erleichtert wurden.

„Ein löblicher Plan. Doch seid ihr euch der Risiken bewusst? Auch wenn der Lumpenmarkt nicht die Unterstadt ist, viel fehlt nicht mehr.“ Aurian sieht die weiße Lady direkt an. Unbewusst war sie wieder in die förmliche Anredeform gewechselt. Die Angesprochene nickt. Die Halbelbe seufzt. „Nun gut, einen Versuch ist es wert, aber ich warne euch: Wenn aus dem ganzen Schwierigkeiten  erwachsen, sei es ein vermehrtes Auftreten von Bettlern in den Straßen oder ein Ansteigen der Beutelschneider wird die Stadtgarde den Markt räumen. Da kann ich euch nicht schützen. Ansonsten….hmm…möglicherweise hab ich eine Idee. Vorausgesetzt der Kastellan hat keine Einwände, könnte ich versuchen, euch Lebensmittel über die Großlieferanten der Steinfaust zu besorgen. Das kämme euch billiger, als selbst die Bauern und Händler abzufahren. Wenn es euch recht ist, werde ich die Sache morgen mit ihm besprechen.“ Aus den Augenwinkeln entdeckt sie Cin, der soeben aus dem Garten zurück kommt. Der Elb sieht kurz zu ihr herüber, ehe er sich in Richtung des Buffets wendet.   

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 16. Aug. 2010, 21:27 Uhr
>>„Ein löblicher Plan. Doch seid ihr euch der Risiken bewusst?“<<
Atevoras Mimik bleibt ungerührt, währenddessen sie spitz in sich hinein schmunzelt. Oh, ihr wisst nicht ansatzweise wie sehr.. Doch entgegen einen entsprechenden Gedanken auszusprechen, nickt Atevora bloß ernst und geht nicht näher auf das Thema ein. Aurian scheint der Eismaid an der Nasenspitze anzusehen, dass sie zu den näheren Risiken nicht auf sie einzureden, oder sie eines Besseren zu besinnen, geschweige denn sich darüber zu erkundigen braucht, weshalb ihr Gegenüber sich so sicher ist mit den Gefahren auch wirklich zu Recht zu kommen. So fährt Aurian fort indem sie die Stimme im geübt warnenden Gardistentonfall erhebt. Atevora hat zum Erwähnten eher weniger Bedenken, zumindest was die Zunahme der Kriminalitätsrate betrifft. Dafür gab es gleich mehrere Gründe: Einer davon war, dass es die entsprechenden Diebesgilden und Banden nicht lange zulassen würden, dass ständig in ihrem Territorium gewildert wurde, und sie würden auch bald dafür sorgen ihr Missfallen überdeutlich Kund zu geben. Vermutlich würde die Stadtgarde nicht viel mehr als eine groß zur Warnung zur Schau gestellte abgehackte Hand von irgend einem bedauernswerten Tölpel finden, der das Pech hatte als Abschreckung für Folgetäter dienen zu müssen. Zudem traute Atevora dem Bettlerpack im Großteil durchaus zu in einer Weise zu agieren, welche ihnen die Chance auf eine kostenlose Mahlzeit nicht verdirbt. Eventuell war es sogar möglich die Diebstahlrate zu senken wenn es einmal weniger Hungrige gab, welche stehlen mussten, um so irgendwie notdürftig ihr Auslangen zu finden um ihre leeren Mägen zu füllen. Allerdings war es töricht anzunehmen solch ein Effekt mit einer kleinen Essensausgabe einmal im Monat, oder so oft es finanziell eben möglich war, zu erreichen.

Mit einer wenigstens vorübergehenden Zunahme des Bettlerpacks auf der Straße zu gewissen Tagen war allerdings mit Sicherheit zu rechnen. Irgendwie, irgendwann und irgendwo mussten die bedauernswerten Schatten der Stadt hervorkommen um sich eben dann genau zur Essensausgabe zu versammeln. Atevora unterlässt es allerdings auch darauf einzugehen, sie hat das Gefühl, dass sich Aurian über diese natürlichen Vorgänge ohnehin nur zu bewusst ist und die Erwähnung aus einem ganz anderen Grund tätigte. Aber konnte es tatsächlich sein, dass sie Atevora zutraute diese Bemühungen nur zu initiieren um vermehrte Diebstähle und andere kriminelle Vorkommnisse mit diesem Deckmäntelchen erklären zu können, und sie sich darum dazu genötigt fühlte diese verdeckte Warnung auszusprechen, um zu verdeutlichen, dass dies sofort und im Ansatz strickt unterbunden würde? Wie es auch sein mochte, Atevora kümmerte es wenig, denn dem Einsatz lag ohnehin eine andere Intention zu Grunde. So antwortet die Lady in Weiß schließlich im diplomatischem Tonfall und einem zarten Lächeln auf den Lippen: „Ich danke euch vielmals für den mahnenden Hinweis, sowie die durchscheinende Sorge um das Wohlergehen meiner Person und meiner Bemühungen.“ Aurian beschließt auf die Floskel nicht näher einzugehen und trägt statt dessen eine Idee vor.

Atevora ist dem Einfall jedenfalls sehr zugetan, genauer genommen kam ihr Ähnliches mit der Erwähnung „Führsprache und gute Rede“ auch in den Sinn. Atevora jedoch besaß in eigener Person vermutlich eine zu schlechte Position um Gehör, Gunst und Unterstützung zu erlangen. Aber wenn Aurian ihr ihre Stimme schenkte und wohlmeinend für Atevora mit solch einem Gesuch vortritt, waren die Chancen auf eine positives Ergebnis wohl ungleich höher. „Würdet ihr?“ Erst in dem Moment dämmert Atevora etwas ganz anderes. Akzentuiert legt Atevora, wie über sich und ihre Worte selbst empört, die Finger kurz vor ihren Mund. „Oh weh. Wie unfein von mir ständig die Höflichkeitsanrede zu verwenden wobei wir gegenseitig längst beim Du angelangt waren. Du hättest mich auch ruhig hinweisen dürfen, dass mir die Gewohnheit gerade eben wieder derbe in den Zeh beißt.“ Atevora räuspert sich. „Nun gut, wie dem auch sei. Ja, das ist eine wirklich hervorragende Idee und es wäre wirklich außerordentlich entgegenkommend den Kastellan darauf anzusprechen.“
Wieder gleitet Aurians Aufmerksamkeit ab und die Eismaid beschließt daraufhin die Lady de Winter nicht weiter mit ihren Belangen oder ihrer steifen Gesellschaft zu bedrängen. „Dann nehme ich dich also beim Wort und werde auch gar nicht weiter lästig deine Zeit in Anspruch nehmen. Zudem fürchte ich mir läuft auch meine davon...“ Eigentlich nicht, aber für heute reicht es ganz eindeutig mit dem Spießrutenlauf. „darum,“ Atevora erhebt sich: „werde ich mich an dieser Stell‘ leider auch gleich von Dir verabschieden.“ Atevora tritt näher an Aurian heran und reicht ihr beide Hände. „Ich danke Dir von Herzen für die liebe Einladung und wünsche Dir noch eine wundervolle Nacht mit deinen Gästen.“ Bei diesen Worten schielt Atevora auffällig unauffällig zu dem Spitzohr das Schafe züchtet und wispert verschwörerisch: „So nebenher erwähnt, ihr Beide würdet ein liebreizendes Pärchen abgeben.“ und tritt schließlich wieder zurück. „Wenns Recht ist, werde ich mich die nächsten Tage zum Ausgang eurer Unterredung mit dem Kastellan erkundigen. Auf Bald.“ Zum Abschied knickst Atevora noch sittlich und wendet sich schließlich zum Gehen.


---->>>Der Pfirsich

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 18. Aug. 2010, 10:29 Uhr
Erstaunlich…., durchzuckt es Nathans Gedanken. Anstatt ihm wie erwartet das Schwert in die Gedärme zu rammen, lösen Nathans zynische Worte eher Erwunderung und Verwirrung bei seinem Gegenüber aus. Sein dick zu geschwollenes, linkes Auge erschwert dem Hexer den Blick auf den weißhaarigen Mann, doch trotzdem meint er sich diesmal in seiner Einschätzung nicht zu täuschen und das obwohl Menschenkenntnis wahrlich nicht zu seinen Stärken zählt.
Njucon mustert Nathan mit schief gelegtem Kopf, dann lockert er Stückchen für Stückchen seinen Griff, bis Nathan schließlich, der sich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Beinen halten kann, langsam an der Begrenzungsmauer des Anwesens herunter rutscht.
<„Ich bin vieles …aber ich bin kein Mörder! Und …ebenso bin ich kein …Malsebior!“>, durchbricht der Albino schließlich die Stille.
„Achja?.....“ Nathans Mund füllt sich wieder mit seinem eigenen widerlich schmeckenden Blut. Vorsichtig lässt er seine Zunge für eine schnelle Zustandsbeurteilung durch seinen Mund wandern. Alle Zähen sind noch an ihrem Platz, doch in seiner linken Wangeninnenseite hat er sich ein großes Stück Fleisch heraus gebissen.
„Und warum trägst du dann ein Schwert mit dem Zeichen der Malsebior? Bist du nur einer ihrer Lakaien. Ein als feiner Pinkel getarnter Spitzel, der für sie die Drecksarbeit erledigen darf?“
Der Hexer spuckt einen weiteren großen Batzen Blut ins Gras. Ein schiefes, vor Ironie nur so triefendes Lächeln ziert sein geschundenes Gesicht. Sein Körper und sein Kopf fühlen sich an, als hätte ihn eine Herde Rinder überrannt. Eins muss man diesem Njucon lassen, dafür das er aussieht wie ein zu lang geratener, dünner Hänfling, haben seine Schläge eine verdammte Wucht. Aus dem Augenwinkel nimmt er wahr, wie die Bleichhaut seine Kleidung überprüft. Mit einem mürrischen Gesicht entdeckt Njucon das faustgroße Loch, das Nathans Energieblitze ihm ins Hemd und in die darunter liegende Haut gebrannt haben. Ein leises Knurren entfährt dem jungen, weißhaarigen Mann.
<„Verdammt, das Hemd hat ein Vermögen gekostet! Verflucht“>
Nathan lacht kurz auf. Ein Lachen, das ihm im gleichen Augenblick schmerzhaft im Hals stecken bleibt. Mit verzerrtem Gesicht hält er sich seine Rippen, die sich qualvoll in seine Lungen zu bohren drohen.
Dennoch gelingt es ihm, seiner Stimme amüsierten Unterton zu verleihen, als er stockend erwidert:
„Oh…tut mir leid, um ….deine schöne Kleidung. Das nächste mal Versuche ….ich dein Gesicht zu treffen, wenn dir das lieber ist. Dann musst du keine Sorgen… mehr um dein Aussehen…machen.!“
Noch immer weiß er nicht, was er von diesem Njucon, der behauptet kein Malsebior zu sein halten, soll. Was hat dieser Mann nur vor?

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 18. Aug. 2010, 20:59 Uhr
Wie eine Marionette, der man sich der Fäden und Führung entledigt hat, sackt der Mann, der Njucon angegriffen hat und an dem der Albino seinerseits seine aufgestaute Wut entladen hat,zusammen und schaut ihn an.
>„Achja?.... Und warum trägst du dann ein Schwert mit dem Zeichen der Malsebior? Bist du nur einer ihrer Lakaien. Ein als feiner Pinkel getarnter Spitzel, der für sie die Drecksarbeit erledigen darf?“<,  sagt dieser verächtlich und spuckt neben sich ins Gras, während Njucon dem zum Fenster herrausgeworfenen Münzen für das Hemd nicht ganz ehrlich nachtrauert.

Als Nathan dann kurz auflacht und ihm eher hustend und stockend erklärt das nächste Mal besser zu zielen, schaut Njucon ernst auf, mustert zwar den Hexer am Boden, aber führt eine ganz andere Unterhaltung.

Ich schätze…Ihr habt mir etwas zu sagen, Ilai? Und seine Worte, die zwar nur Gedanken sind, klingen alles andere als würde er gern eine nette Unterhaltung führen.
Nun wisst Ihr… , versucht es Ilai beschwichtigend, doch Njucon schnürt diese Antwort schnell ab.
Eure ausführliche und ich hoffe doch gute Erklärung erwarte ich morgen.
Gewiss…Njucon es ist…, meint Ilai immer noch ruhig, aber beschwichtigend, während Njucon nur eines will - und das sagt er ihr deutlich.
Meine Liebe, es ist ganz einfach…ja…oder nein!

Während diesem Zwiegespräch wenden sich Njucons Augen mal dem Hexer zu, mal wieder ab. Nicht hektisch…jedoch muss man kein guter Beobachter sein, um zu erkennen, dass diesem Menschen etwas gerade sehr beschäftigt. Aber nur einige Sekunden dann ruhen seine Augen wieder auf Nathan und das kurze aufflackern, das Durchsickern des Gespräches nach außen ist vorbei.

Ja!

Njucon atmet tief durch und hält wie schützend seine Hand auf die Wunde auf der Brust, die höllisch zu brennen beginnt. „Also gut, Ihr habt recht!“, sagt er monoton. „Eben dieses Schwert ist der meinige Grund, mich auf die Suche nach diesen Malsebior zu begeben.“ Und Njucon fährt nur mir einer kurzen Geste vom Knauf des Schwertes über den Griff, legt seine Hand dann dort nieder und drückt zu, als wolle er etwas zerquetschen. Nicht lang, denn schon sobald er weiter spricht, liegt die Hand locker am Griff. „Doch wie es scheint, ist Euer Grund…weitaus brisanter. Ein Malsebior bin ich nicht und ich stehe auch nicht in ihrem Dienste. Mein Anliegen ist es etwas über sie zu erfahren sie  …“

Njucon unterbricht seinen Satz als er vom Anwesen her ein bekanntest Geräusch hört. Rhythmisch berühren die Hufe der Pferde den Boden, als sie zu traben beginnen. Der Kies knirscht unter den Wagenrädern.

Die Kutsche!

„Verdammt auch das noch!“, zischt Njucon. Es wird nicht lange dauern dann wird die Kutsche das Tor erreichen und wenn er ganz viel Pech hat, was an diesem Abend nicht ganz unwahrscheinlich wäre, würde vielleicht sogar seine zurückgelassene Begleitung ihn aus dem Fenster erspähen, anhalten und...

Wenn ihr ihn hier liegen lasst

„…ich weiss!“, knurrt der junge Albino und zieht den Hexer ohne Vorwarnung mühevoll auf die Füße.
„Ich gehe…mal davon aus…das auch Ihr kein Interesse auf …neugierige und lästige Fragen habt!“

Warum um alles in der Welt muss dieser Kerl auch so schwer sein. Aber ihm bleibt keine Zeit, um sich um Schwere oder Schmerzen oder Dreck zu kümmern. Njucon ächtzt vor Anstrengung als er Nathan, der sich entweder dazu entschieden hat nicht mitzuhelfen oder wirklich so viel abbekommen zu haben scheint, nicht selbst mehr gehen zu können, um die Ecke schleppt und dort mit einem kleinen Satz  in einem großen Dornenbusch plumpst. Winzig kleine Dornen bohren sich in seine und Nathans Haut und reißen in ihre Kleidung hier und da lange Löcher.

Ratternd und klappernd fährt die Kuschte an ihnen vorbei, ohne von ihnen Notiz genommen zu haben.
Gut so. Aber das war auch eines der wenigen guten Dinge an diesem Abend, denkt Njucon resigniert und mustert seine zerschlitzte Kleidung.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 23. Aug. 2010, 13:50 Uhr
Von dem stillen Dialog zischen der Bleichhaut und seinem Schwert bekommt Nathan nichts mit. Zu abgelenkt ist der Hexer von seinen Verletzungen und seinem brummenden Schädel, als dass er aus Njucons Zeichensprache irgendetwas Seltsames deuten könnte.
Njucon berichtet gerade, dass sein Schwert die Ursache für sein Interesse an den Malsenior sei und dass er selber mehr über die Organisation erfahren möchte, als er plötzlich mitten im Satz unterbricht.
<“Verdammt aus das noch…“>, zischt der Albino, als das erst leise dann immer lauter das Rumpeln der Räder einer Kutsche und das dazugehörige Traben der Pferde an sein Ohr dringt.
Bevor sich Nathan auch nur einen Gedanken darüber machen kann, was für Konsequenzen entstehen könnten, wenn jemand sie beide in diesem Zustand entdecken würde, hat Njucon ihn schon am Kragen gepackt und auf die Füße gezogen.
<„Ich gehe…mal davon aus…das auch Ihr kein Interesse auf …neugierige und lästige Fragen habt!“>, keucht der Albino, als er ihn mühsam mit sich zieht. Nathans Kopf beschwert sich mit einem stechenden Schmerz hinter den Augen über die ruckartige Bewegung. Spontan wird das bleiche Gesicht des Hexers noch eine Spur fahler. Als kleine Rache macht sich Nathan in den Armen des „Weißlings“ sprichwörtlich schwer wie ein nasser Sack. Soll der elendige Malsebior - oh entschuldigt, er ist ja gar kein echter Malsebior, sondern er trägt nur zufällig ein Schwert der gleichnamigen Organistaion - ihn doch schleppen, wenn ihm es so wichtig ist kein Aufsehen zu erregen.
Mit einem Schubs befördert Njucon den angeschlagenen Hexer in einen Busch, der den beiden als Tarnung dienen soll – eine Weißdornhecke neben bei erwähnt-, während die Kusche klappernd an ihnen vorbei fährt.
Was für ein Idiot, denkt Nathan kopfschüttelnd, als sich die gefühlten tausend kleinen Dornen durch seine Kleidung bohren. Njucon neben ihm mustert mit einem resignierten Gesichtsausdruck seine mit Brandlöchern versehene und nun auch noch an einigen Stellen aufgeschlitzte Kleidung.
„Dieses Hemd muss für dich ja wahnsinnig wichtig sein oder?“, sichtlich amüsiert, soweit man das bei dem zu geschwollenem Gesicht des Hexer überhaupt noch erkennen kann, betrachtet Nathan den feinen Schnösel neben sich, der ihm einem vernichtenden Blick zu wirft.
Kaum hat das Knattern der Kutsche nachgelassen, kriecht der Hexer langsam wieder aus den Busch. Jede Bewegung seiner Glieder fällt ihm schwer und nur mühsam kann er ein Stöhnen unterdrücken. Unter Aufwendung all seiner Kräfte stemmt er sich erst auf alle Viere bis er schließlich schwankend zum Stehen kommt. Zum Glück ist die Mauer des Anwesens nur einen Schritt entfernt, sonst hätte er sich vermutlich nicht auf den Beinen halten können.
„Also, du angeblicher Nicht-Malsebior, was hast du jetzt vor?“, fragt er nach einem Moment der Stille den Albino, der unter leisem Fluchen den Weißdornbusch wieder verlassen hat. „Wenn du nicht vorhast mich der Stadtwache auszuliefern was bezweckst du dann?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Azra am 23. Aug. 2010, 13:56 Uhr
Das farbenprächtige Blumenmeer hüllt die schmuckvolle Vorhalle mit der schlanken Galerie in eine durchdringend süsse Duftwolke, die so schwer ist, das man davon trunken werden könnte, wenn man nur lange genug verweilt. Aurian und ihre Helfer haben wirklich Grosses geleistet und wäre Azra nicht noch immer sehr wütend und sehr erschrocken, hätte sie den Blick nicht von zarten Girlanden, monströsen Blumenkörben und traumhaften Bouquets abwenden können. Leider aber haben Njucons herablassendes und blasiertes Auftreten und ihr eigener, kleiner Ausbruch - das feine Brennen in ihren Fingerkuppen beweist ihr, dass sie es wirklich getan hat – sie völlig durcheinander gebracht, weswegen sie der aufwändigen Dekoration erst einmal keine Beachtung schenkt, sondern sich völlig darauf konzentriert sich an Borgils Arm festzuklammern, wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring, und auf den Beinen zu bleiben. Atmen. Richtig. Einatmen und Ausatmen. In diesem Augenblick ist Azra mehr als dankbar dafür, dass sie sich für das sommergrüne, eher für Elben übliche Gewand, anstatt für das zartrosa, straff geschnürt Miederkleid entschieden hat. “Zwergisches Niveau, was?“, brummt es neben ihr hörbar amüsiert und mit einem leisen laut der Verzweiflung schlägt sie die Hände vors Gesicht. Oh gute Götter, wie konnte mir das nur passieren? Warum gerade bei Njucon? Sie hat den Gedanken kaum beendet, da kennt sie bereits die Antwort: Weil er ein Freund gewesen ist. Weil sie ihn geschätzt, ihm vertraut, ihn gar gemocht hat. Weil gerade er, der hoch in ihrer Achtung gestanden hat, sich nicht an ihrer Familie vergreifen darf – weder verbal noch physisch. Und weil sein hochnäsiges und sehr anmaßendes Benehmen ihr weh tut, auch wenn sie das nur ungern zugibt. Dass ihr Mann von der Ohrfeige mehr als angetan ist, kann sie sich denken, was allerdings nicht zur Verbesserung ihrer Gemütslage beiträgt.
„Verflixt, Borgil“, wimmert sie halb erstickt und beisst sich nur noch halb so selbstsicher, wie noch wenige Herzschläge zuvor, auf die Unterlippe, den Kopf niedergeschlagen zwischen die Schultern gezogen: „Was hab ich getan?“ Du hast ihn geschlagen. Das hast du getan. Und er hatte es verdient. Es war längst überfällig. Und hättest du es damals schon getan, dann wäre er auch nicht fast gestorben! Ob sie will oder nicht, ob es Borgil gefällt oder nicht – und es würde ihm bestimmt nicht gefallen, wenn er wüsste, wie sie darüber denkt -, es tut ihr leid, was damals geschehen ist. Sehr sogar. Selbst hätte Njucon sich tatsächlich an ihr vergriffen und nicht nur sein Verlangen ausgesprochen, hätte das die Schuldgefühle ihm gegenüber höchstens gemindert, aber nicht völlig ausradiert. Das ist absurd, scheltet sie sich selbst und will gerade die Nase rümpfen und sich mit Borgil auf die Suche nach dem Essen – und dem Wein! – machen, als dieser verlangt ihre Hand zu sehen. „Was?“ Verwirrt blinzelt sie ihn an: „Das… das ist nichts…“ Doch Borgil beharrt darauf, sich ihre Finger wenigstens ansehen zu dürfen. Das Brennen ist zu einem unangenehmen, dumpfen Kribbeln abgeflacht und weh tut es längst nicht mehr. „Oh, na gut, hier.“ Mit einem leisen Seufzen streckt sie ihm ihre Hand hin und findet derweil endlich Zeit den prächtigen Blumenschmuck mit der entsprechenden Aufmerksamkeit und Bewunderung zu würdigen… zumindest für ein paar Sekunden, bevor ihr Mund aufklappt und ein leises, durch und durch entzücktes „Oh“ über ihre Lippen kommt.

Aus einem Nebenzimmer, umschwärmt von einem auf und ab hüpfenden, deutlich übermütigen Irrlicht – das zusammen mit Aurian bereits ein oder zwei Besuche in der Goldenen Harfe hinter sich hat – und zwei leise trillernden Vögelchen, tritt ein Mädchen. Sie ist klein, noch etwas kleiner als Azra selbst, schmal und wirkt so zerbrechlich, wie feinstes Rauchglas. Ihr kindliches, aber äusserst hübsches Gesicht wird von einem zartbraunen Haargespinst umrahmt, das zum Teil von einem Reif aus der Stirn gehalten wird. Dazu passend ist sie in ein schimmerndes Kleid aus dunkler Feenseide gekleidet, das ihre Zierlichkeit mehr umspielt, denn verhüllt und unter dem Saum blitzen hell ihre blossen Füsse hervor. Doch das Wunderlichste und Bezauberndste an ihr sind die fein zitternden Schmetterlingsflügel, die der Fee aus dem Rücken wachsen und im Licht der Kerzen schillern, wie ein mitternachtsschwarzer Sternenhimmel. Zusammen mit Apfelgribs kommt das Wesen schwebenden Schrittes auf sie zu und hält ihnen dann, kaum hat das Irrlicht sie beide einmal umkreist und ihnen die köstlichen Weine und den süssen Met in höchsten Tönen angepriesen, ein Tablett mit verschiedenen silbernen und eisernen Bechern unter die Nase. Azra, ganz hingerissen von der zauberhaften Erscheinung, nickt dankbar und beginnt herzlich zu lächeln: „Das ist aber lieb von euch beiden.“ Sorgfältig darauf achtend nichts zu verschütten nimmt Azra einen Becher mit perlendem, fruchtig duftendem Sommerwein entgegen und lacht dann leise auf, als Apfelgribs ihr mit einer stolzen Pirouette ihr kleines, rubinrotes Kleidchen präsentiert. „Du siehst wundervoll aus, Apfelgribs, wie eine kleine Prinzessin“, bekennt sie anerkennend und sieht dem Irrlicht leise kichernd hinterher, als es sehr vornehm das Köpfchen reckt und sich leise bedankt. Seit Aurian das kleine Wesen zum ersten Mal in die Harfe mitgenommen hat, hat Azra einen Narren daran gefressen und es tief ins Herz geschlossen. Die Fee, die sichtbar schüchterner und verlegener ist, als ihr handgrosses Äquivalent, ist hingegen neu für Azra – überhaupt ist sie noch nie einer Fee begegnet. Zumindest keiner, die annähernd Menschengrösse angenommen hat. Natürlich hat sie von der seltenen Gabe der Feen, sich den Grossen anzupassen, gehört, aber es zu hören, oder es zu sehen, das ist ein gewaltiger Unterschied.

Sie sieht der zauberhaften Erscheinung noch hinterher, derweil Borgil bereits den Hals reckt und schnuppert, um endlich das Essen zu finden. Dann schüttelt sie mit einem verträumten Seufzen den Kopf und entdeckt im nächsten Moment Rhodri und Lyall. Hocherfreut die Wargin und den Kastellan der Steinfaust ebenfalls hier zu entdecken, hebt sie die Hand und winkt den beiden lachend zu. Obwohl sie der Frau mit den faszinierenden Ohren und den wunderschönen, bernsteingoldenen Augen nur sehr selten über den Weg gelaufen ist und nie dazu kam, ein Wort mit ihr zu wechseln, hat Azra sie als sehr angenehmen und gern gesehenen Gast in Erinnerung. Und Rhodri ist ein Unikat für sich, dessen freundlicher, ehrlicher Umgang Azra immer wieder das Herz erwärmt. Dann entdeckt sie auch noch Aishalanea, eine Agnôrin, die sich während der Nekromantenjagd auch oft in der Harfe herumgetrieben hat und deren schwimmendem Laden Azra längst einmal einen Besuch abstatten wollte. Kurzzeitig zieht Azra die Stirne kraus, legt den Kopf leicht schief und mustert die in schillernde Blautöne gekleidete, südländische Schönheit, weil ihr irgendetwas seltsam vorkommt. Es dauert einen ganzen Augenblick, bis ihr in den Sinn kommt, was unter den Vögelchen Talyras allgemein über Aishalanea erzählt wird: Eine sehr freundliche Frau, die man nie in etwas anderem, als Hosen zu Gesicht bekäme. Dabei, stellt Azra neidlos fest, sieht sie absolut umwerfend aus in einem Kleid. Der fliessende Stoff betont ihre weiblichen Linien. Ein Umstand, der vor allem den Männern der hiesigen Gesellschaft nicht entgeht. Azra zählt ohne sich gross umzusehen sicher vier Augenpaare, die bewundernd auf Aishalaneas Erscheinung ruhen. „Sieh dir das an, Borgil.“ Hastig stubbst sie ihren Mann mit ihrem Ellbogen in die Seite und nickt so unauffällig wie möglich in Richtung der Agnôrin: „Sieht sie nicht einfach umwerfend aus?“ Borgil stimmt ihr zu, bevor seine ganze Aufmerksamkeit auf einen Schlag von dem Buffet gefordert wird, dass die Grossmagd des de Winters Anwesen gerade ankündigt. Und die Köstlichkeiten, die sich dort auf silbernen Schalen, Zinntellern, hölzernen Platten auftürmen, treiben jedem halbwegs kulinarischen Liebhaber die Tränen in die Augen. Es ist ein Gedicht, für Leib und Seele und Azra weiss gar nicht wo anfangen. Ihr werter Ehegatte hat hierbei überhaupt keine Entscheidungsschwierigkeiten – einmal vor und wieder zurück, lautet die Devise und Azra kommt nach dem zweiten Teller, der bis auf den letzten Sekhelrin von diversen Köstlichkeiten in Beschlag genommen wird , zu der festen Überzeugung, dass Borgil sie nach diesem Ball dick und rund wie ein Fass nach Hause rollen kann.

Erst als Aurian ein Worte an ihre Gäste richtet und damit auch den Tanz für eröffnet erklärt, gelingt es Azra Borgil davon zu überzeugen, in Butter gebratenen Karpaun und süsse Kartoffeln gebratenen Kapaun und süsse Kartoffeln sein zu lassen und mit ihr übers Parkett zu fliegen. Lachend schmiegt sie sich an seine breite Brust, birgt ihr Gesicht an seinem Hals und atmete tief seinen Geruch nach Leder, Firnis, Stein… und Seife. „Rose.“ Fachkundig unterstreicht Azra ihre Feststellung mit einem sehr ernsten Nicken.
“Hä?“
„Du riechst nach Rosen“, wiederholt sie amüsiert und bemüht sich mit einem breiten Grinsen darum ihre Fassung zu wahren: „Wahrscheinlich haben die Jungen wieder mit meinen Duftölen herumgespielt.“ Borgil schnuppert mit gerümpfter Nase an seinem Hemdkragen, schüttelt bemüht unbeteiligt den Kopf und erwidert höchst energisch: “Überhaupt nicht!“ Das Ganze, ohne den Takt aus den Ohren zu verlieren. Azra hängt allerdings längst hilflos kichernd an seinem Hals und achtet nicht länger auf die vorgeschriebenen Tanzschritte, woraufhin Borgil sie einfach ein Stück hochhebt und wie ein Kind im Arm im Rhythmus der Musik hin und her schwingt. Gänzlich atemlos, mit Tränen in den Augen, aber noch immer mit einem leisen Lachen im Hals fleht Azra irgendwann hicksend um Gnade. „Trinken. Wein, Saft, irgendetwas… Himmel, Borgil, lass mich runter.“ Sieben Drehungen weiter sind sie wieder beim Bankett angekommen und während Azra nach Luft schnappt und den Falten in ihrem Kleid zu Leibe rückt, holt Borgil ihnen etwas zu trinken. In trauter Zweisamkeit – es ist dank der trillernden Flöten, Lauten und Trommeln etwas ruhiger geworden um das Essen herum – unterhalten sie sich über die anwesenden Gäste und haben gerade Olyvar, Diantha, Ieras und Kea entdeckt, als sich jemand zu ihnen gesellt. Die letzte Person, die Azra an diesem Abend in ihrer Nähe erwartet hätte. Es ist niemand anders als Misses Ich-bin-viel-zu-fein-für-Euch Shin, die Borgil nun aus seltsam traurigen Augen ansieht und sich die Zunge bei dem Versucht bricht, halbwegs anständige Sätze hervorzustottern. Entgegen ihrer eigentlich sehr ruhigen Natur ist Azra in diesem Fall geneigt Lady Shin fauchend dazwischenzufahren und sie zu den Neun Höllen zu wünschen. Missmutig verzieht sie die Lippen und fixiert die bleiche Lakenerscheinung erst mit überraschend unverhohlener Ablehnung, die sich aber je länger die feine Dame redet in sprachlose Verwirrung wandelt. Wo war bitteschön das zänkische, besserwisserische, eingebildete und so sehr auf ihr Prestige bedachtes Frauenzimmer geblieben, mit dem sie beim Auftakt geglänzt hatte? Azra weiss sich keinen Reim auf das überaus seltsame und mehr als bedenkliche Verhalten der weissen Mistress zu machen und zuckt daher nur vage mit den Schultern, als Borgil ihr einen fragenden Blick zuwirft – nein, sie hat auch keine Ahnung, wovon Lady Shin spricht. Bis diese ihre kalten, blauen Augen direkt auf Azra richtet und meint, sie sei wohl nur ein Ersatz. Ersatz? Wof… oh… OH…. Die Erkenntnis trifft Azra wie ein Pfeil aus dem Nichts und bestürzt verschränkt sie die Hände vor der Brust. Wie ein Wiederwurfbogen kehren der Schrecken, das Trübsal und der Ärger vom Anfang des Abends an ihre Seite zurück, lassen sie betrübt den Blick abwenden und mit einer etwas hölzernen Geste löst sie sich von Borgil und macht einen Schritt zur Seite. Weg von der Lady und deren verletzten Gefühlen, für die Azra sich jetzt indirekt schuldig fühlt. Und das ist auch der einzige Grund, warum sie den Mund hält, als Mistress Weiss die absolut unverschämte Forderung stellt, von Borgil, für sein beleidigendes Verhalten ihr gegenüber, als Wiedergutmachung umarmt zu werden. Eifersucht ist nicht Azras Metier, aber in dem Moment, als Lady Shin ihrem Ehemann regelrecht um den Hals fällt und ihre hellen Nägel in dessen Rücken krallt, muss Azra sich schwer zusammenreissen, um nicht ausfallend zu werden.

Zum Glück findet die Spukgeschichte gleich darauf ein Ende, als Lady Shin - für Azra nach einer gefühlten Ewigkeit – wieder von Borgil ablässt, sich höflich verabschiedet und dann von dannen schwebt, allerdings längst nicht mehr so elegant, wie vor ihrem kleinen nervlichen Zusammenbruch. „Nur ein bisschen… Halt“, äfft Azra die Lady ungewohnt biestig nach, leert den Rest ihres Bechers mit einem Schluck und kann gerade noch an sich halten, um ihr das leere Gefäss nicht einfach hinter her zu schmeissen, zusammen mit ein paar sehr unflätigen, zwergischen Flüchen, die selbst einem gestandenen Raubein noch die Schamesröte in die Ohren getrieben hätten. „Was glaubt dieses… dieses… wandelnde Totenlaken eigentlich, wer sie ist? Führt sich erst auf wie Königin Assuatanay persönlich und kommt im Nachhinein auf Knien angekrochen, um irgendeine Wiedergutmachung einzufordern, die du ihr nicht geschuldet hast. Und ICH… ich bin auch noch schuld daran!“ Ihre grimmig entschlossene Miene und der Ärger überleben die Schimpftirade nicht, zurück bleiben nur eine heillose Verwirrung, lächerliche Eifersucht und ein Hauch von Traurigkeit. Sie fühlt sich überrumpelt von den Geschehnissen, veräppelt von ihren eigenen Emotionen und fragt sich drei Herzschläge lang ernsthaft, ob sie sich besser fühlen würde, wenn sie Lady Shin einfach auch noch eine Ohrfeige verpasst. Nein, nur schlimmer. Denk an Njucon… Argh. Nein, denk NICHT an Njucon. Vergessen sind das Tanzen, die Blumen, die Musik, das Essen, Aurian, Olyvar, Diantha und all ihre anderen Freunde. Rundherum geht der Ball seinen Gang, doch Azra ist jegliche Festtagsstimmung nachdrücklich abhanden gekommen und bevor Borgil überhaupt irgendetwas erwidern, einwerfen oder argumentieren kann, flüchtet sie sich in seine Arme – die ihr und nur ihr gehören – und flüstert kaum hörbar in den Samt seines Surcot: „Können wir bitte etwas frische Luft schnappen?... bevor ich alle Vernunft vergesse und ihr doch noch die Augen auskratze.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 24. Aug. 2010, 10:35 Uhr
Die spitze Bemerkung über die Wichtigkeit seiner Kleidung ignoriert der Albino und beobachtet wie Nathan mehr schlecht als recht sich aus dem nicht grade gut gewählten Versteck kriecht und mühevoll an der Mauer zu stehen kommt. Natürlich ist das zerschlissene Hemd ärgerlich, aber Njucon ärgert mehr das ganze Gesammtbild des Abends, den er sich anders vorgestellt hatte.
>„Also, du angeblicher Nicht-Malsebior, was hast du jetzt vor?“<, fragt der Hexer frei heraus, während Njucon leise fluchend ebenfalls den Dornen gespickten Busch verlässt. >„Wenn du nicht vorhast mich der Stadtwache auszuliefern was bezweckst du dann?“<
Njucon krümmt sich vor Schmerzen und presst seine Hand gegen die Stelle, wo ihn Nathan erwischt hat. Scharf zieht er die Luft ein. „Verflucht noch eins!“, keucht er und fragt sich ernsthaft, was er hier eigentlich macht. Mitten in der Nacht mit diesem merkwürdigen und alles andere als ehrenhaften Kerl sich zu prügeln und dann noch darauf zu hoffen, dass er etwas erfahren kann. Oh, etwas hat er tatsächlich erfahren! Etwas nicht gerade Unerhebliches. Und, er hat diesen dreckigen Kerl verdroschen, das macht die Situation etwas erträglicher, aber nicht besser. Denn Njucon geht davon aus, dass dieser Mann nicht im entferntesten bereit dazu ist, etwas von seinem Wissen über die Malsebior Preis zu geben. Gut dann eben nicht!
„Ich denke, wir gehen getrennte Wege“, sagt er schließlich knapp und wendet sich von Nathan ab. Aber anstatt zu gehen, hält er noch einen Augenblick inne und schaut den an der Wand gelehnten Hexer herausfordernd an. „Euch habe ich nichts mehr zu sagen und ich vermute Ihr haltet es ebenso. Tzzz...außer vielleicht einen Rat! Sollte Ealara sich einen Scherz erlauben und wir uns noch ein Mal über den Weg laufen …so denkt erst nach, bevor Ihr handelt. Also lebt wohl!“, und Njucons sarkastisches Lächeln wird breiter bevor er sich dann nun umdreht und davon geht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 24. Aug. 2010, 12:30 Uhr
Die Nacht ist schon weit fortgeschritten. Der dicke Mond verschwindet hinter einer Wand aus schwarzen Wolken, die sich über dem Ildorel zu einer massiven schwarzen Mauer zusammen ballen, doch die beiden kleinen Racker bekommen davon nicht viel mit.
Zu diesem Zeitpunkt sind die kleine und nun auch körperlich wieder auf ihre Normalgröße geschrumpfte Fee und ihr bester Freund Uio pitschnass und überglücklich. Beide können eigentlich gar nicht so richtig sagen, wie es damit angefangen hat, denn plötzlich lagen sie einfach sich vor Lachen nur so krümmend im warmen Wasser und wälzten sich hin und her. Sogar Zoe hat vor lauter Spaß und Freude völlig vergessen, dass sie heute ihr tolles neues Kleid anhat.
„Bist du auch so nass wie ich?“, fragt Zoe ihren Retter-Ritter. Das Wasser läuft in dicken Tropfen an ihrem zierlichen Körper herunter und landet mit einem leisen PLATSCH im Sand. Lächelnd schwirrt das Mädchen vor Uios Gesicht auf und ab und betrachtet den ebenfalls tropfnassen Uio.
„Öhm…ja schon. Aber das macht ja nix. Heute isses ja nicht kalt!“ Ein spitzbübisches Grinsen huscht über sein Gesicht. „Weißt du was? Ich hab ne lustige Idee….“
„Uiiiiiii…was denn für eine?“ Uios Ideen sind immer klasse. Vor Vorfreunde schlagen die blau schillernden Flügel der kleinen Fee noch einwenig schneller.
„Wir machen aus uns fiese Sandmonster. Fiese, schreckliche Sandmonster….Weißt du wie das geht?“
„Sandmonster?“ Die kleine Fee schürzt bei dem Gedanken an etwas Schlimmes, das im Sand lebt, die Lippen. „So etwas gibt’s doch gar nicht!“
„Klar, du kennst keine Sandmonster? Wo kommst du denn her?“ Mit einem selbstsicheren Lächeln im Gesicht schüttelt der junge Dieb über die Unkenntnis seiner Freundin nur den Kopf. Dann senkt er verschwörerisch den Kopf und lockt die Fee mit dem Finger einwenig näher an sich heran.
„Die haben lange, spitze Reißzähne, sind graubraun und stinken widerlich nach Morast. Soll ich dir die Sandmonster mal zeigen ….hm?“
„Ähhhhhh.. ich weiß nicht, Uio!“ Unsicher schaut sich die kleine tropfnasse Fee um.
„Ach komm…..du hast doch nicht etwa Angst oder?“
„Ne, hab ich nicht!“
„Doch, hast du!“ Das Grinsen des Jungen wird noch ein paar Zentimeter breiter.
„Nein!“
„Wohl….!“
Nun ist es an Zoe ihre Arme zu verschränken und Uio mit tadelndem Blick zu strafen. Der Junge kichert leise und bevor die kleine Fee sich versieht, spurtet er schon laut lachend und grölend den Strand entlang.
„Warte hier! Ich komme gleich wieder…..“, ruft er ihr zu, dann ist er schon hinter der nächsten Biegung verschwunden und Zoe bleibt ganz alleine am Strand zurück.
„Ich hab keine Angst! So ein Blödsinn…“, grummelt sei vor sich hin. „Außerdem gibt es keine Sandmonster!“ Die kleine Fee wendet sich wieder dem Ildorel zu, schnappt sich ein paar schöne, kleine Steine und lässt sie ein bisschen auf dem Wasser springen. Schwupp sind Uio und die Sandmonster wieder vergessen.

So vergehen ein paar Augenblicke, bis das Feenmädchen plötzlich aufschreckt.
War da was? Irritiert dreht sie sich flatternd nach rechts und nach links. Ihre guten Augen machen es ihr selbst bei Nacht möglich, ihre Umgebung bis ins Detail zu sehen. Und tatsächlich ganz hinten am Stand geht eine schwankende graue Gestalt entlang. Ihr Gang ist schlurfig, sie geht auf zwei Beinen und hat ganz seltsam die Arme vor sich ausgestreckt. Ab und zu gibt sie ein lautes Stöhnen und Knurren von sich…
„Grrrroooooooharrrrrrrrr…“
Plötzlich muss Zoe Lachen. Dank ihrer scharfen Instinkte und noch viel besseren Augen bereitet es der Kleinen keine Schwierigkeiten, unter der dicken Kruste aus nassem Dreck und Sand Uio auszumachen, der torkelnd und jetzt zusätzlich auch noch laut fauchend auf sie zu gerannt kommt.
„Ich werde dich fressen. Ich liebe kleine Feen als Mitternachtsimbiss….“, knurrt das Uio-Sandmonster ohrenbetäubend.
„Ne, wirst du nicht!“, antwortet die Fee frech.
„Ohhhhh doooooch….das weeeerddddeee ichhh!!“, fürchterlich mahlen die Zähne des Uio-Monsters. Mit weit gespreizten Krallen rennt er auf die Fee zu, die quiekend ihr Glück in der Flucht sucht.
So beginnt die berühmte Hetzjagd am Ildorel von der die bekanntesen Barden Talyras noch Jahrhunderte später ihre Lieder singen werden: Eine Hetzjagd, bei der das junge und natürlich wunderhübsche Feenmädchen namens Zoe von einem bösen Sandmonster verfolgt wird und dann vom Ritter Uio, der ihre Hilfeschreie gehört hat, mutig gerettet wird. Selbstverständlich besiegt er das schreckliche Sandmonster mit nur einem Schwertstreich. Das ist doch klar oder? Doch dann oh Schreck! Was ist das? Aus den Schaumkronen der Wellen entsteigen plötzlich weitere Schatten. Ein unheimliches Keuchen und Knurren durchdringt die Stille der Nacht. Ein Schlurfen ist zu hören! Oh nein! Plötzlich ist der ganze Strand voller dunkler Gestalten. Ein Rudel Sandmonster auf ihrer nächtlichen Jagd nach jungen Mädchen. Die essen sie nämlich am liebsten. Wäre Ritter Uio nicht zur Stelle gewesen, die junge hilflose Fee wäre bestimmt in den Fängen der grausamen Wesen gestorben. Doch der mutige junge Mann greift sich die vor Schreck erstarrte Fee aus der Luft, in der anderen Hand der tapfer gezückte Stock, äh nein Schwert und flüchtet mit ihr den Hang hinauf. So schnell ihn seine starken Beine tragen rennt unser Held. Hinter den beiden weht der aufbrausende Wind das Stöhnen ihrer Verfolger an ihre Ohren.
„Schneller, Schneller!“ kreischt die entsetzte Fee.
Ritter Uio ist jederzeit bereit, sich zwischen die Sandmonster und seiner geliebten Fee zu stellen. Noch immer hält er seinen Schwertgriff fest umklammert. Doch da...Licht! Ein schützendes Haus. Rettung?! Noch schneller läuft der junge Ritter. Mit riesigen Sprüngen hechet der Held die Treppe hinauf, den Blick auf seine schrecklichen Verfolger gerichtet. Zum Glück steht die Tür des fremden Hauses weit offen, so kann sich der Junge samt der Fee ohne Schwierigkeiten den rettenden Zutritt verschaffen. Er rennt und rennt bis er schließlich einen großen Saal erreicht. Hastig drängt sich der Ritter an den vielen Menschen vorbei. Wo die herkommen spielt erstmal keine Rolle. Viel wichtiger ist es, ein rettendes Versteck zu finden. Da ein langer Tisch! Die junge Fee quietscht vor Freude. Das könnte die erlösende Zuflucht vor den Sandmonstern sein. Geschickt wirft sich der Junge auf den Holzboden und gleitet, immer noch die hübsche Feemaid in seiner Hand, unter den Tisch. Keuchend hält er inne.
„Und? Konnten wir sie abhängen?“ Der Ritter setzt die immer noch nasse Fee auf den Boden ab.
„Ich weiß nicht…“ Das Mädchen schleicht sich hinter ein Tischbein und lugt vorsichtig hervor. „Ich….ich…glaube wir konnten sie abhängen!
„Phuuuuuuuuuuuuuuuuu……das war aber knapp!“, antwortet der Ritter und wischt sich einwenig Sand, Dreck und Schweiß aus den Augen.
Darauf kann das junge Mädchen nur völlig erschöpft nicken.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 25. Aug. 2010, 10:42 Uhr
Irgendwo auf der Tanzfläche

>Oh ja, das machen wir! Ein bisschen Hitze werde ich schon überstehen, außerdem glaube ich, dass ich mich langsam an die talyrischen Sommer gewöhne.< Bei diesen Worten zuckt Olyvars Mundwinkel im Bemühen, ein überraschtes Lächeln zu unterdrücken und eine seiner Brauen hebt sich halb neckend, halb argwöhnisch, als er auf sie hinunter sieht. Er hatte zwar gehofft, dass Diantha ihn und die Kinder begleiten würde, aber mit einer derart enthusiastischen Zustimmung hat er eingedenk ihrer Abneigung gegen die talyrische Sommersonne (auch wenn es noch Frühsommer ist) wirklich nicht gerechnet. "In Ordnung… wer bist du und was hast du mit meiner Frau gemacht?" Will er argwöhnisch wissen und legt den Kopf leicht schräg um sie eingehend zu mustern. >Letztes Jahr ging es doch auch schon besser als in den vorherigen.< Erwidert Diantha würdevoll und dreht sich ein letztes Mal schwungvoll von ihm fort, nur um gleich darauf in seine Arme zurückzukehren. Das Lied über den 'Geheimnisvollen Fremden' aus den Zaubererweisen verklingt und ein anderes, weit fröhlicheres hebt an, doch wie die meisten Paare auf der Tanzfläche bleiben sie einfach wo sie sind, und nach einem Moment haben ihre Füße den neuen Rhythmus gefunden und ihre Schritte passen sich der Musik an. Jetzt ist es an Diantha ihn zu mustern, als wäge sie in Gedanken gerade etwas ab, das sie nicht wirklich erfassen kann und sein Blick wird fragend. Einen Kupferling für deine Gedanken, Frau.

Was sie dann jedoch sagt, verwandelt die vage Neugier in seinen Augen auf das, was wohl in ihrem hübschen Kopf gerade vorgehen mag, auf der Stelle in Verblüffung. >Manchmal hast du es ganz schön schwer mit mir, hm?< Einen Wimpernschlag nur, nicht länger, ist er sogar so perplex, dass er beinahe mitten in der Bewegung innegehalten hätte… doch dann dreht er sich und sie mit ihm weiter zum Takt der Trommeln und Bratschen, nur seine Augen verengen sich belustigt und in seinen Mundwinkeln zuckt es. "Meinst du?" Er hebt sie hoch, schwenkt sie einmal im Kreis herum und stellt sie behutsam wieder auf ihre eigenen Füße. "Och… hundertvierzig Pfund ist nicht 'ganz schön schwer', aber wenn du darauf bestehst…" Dann wird er ernst, obwohl in seinen Augen immer noch ein wenig silbrige Erheiterung glitzert. "Worauf willst du  hinaus, conasg? Wird das eine deiner 'Ich-bin-nicht-gut-genug-für-dich-Anwandlungen'? Dann vergiss sie am besten ganz schnell wieder. Abgesehen davon hat die herzländische Hitze einen ganz entscheidenden Vorteil…" sein Blick wird dunkler, weich und grau wie Ruß und eindeutig spekulativ, als er sie von oben bis unten ansieht und ihre ganze Erscheinung mustert, während seine große Hand über ihren Rücken wandert, um sich dann mit festem Griff auf ihrem Hintern niederzulassen. "Hier können Frauen solche Kleider tragen, ohne sich dabei den Allerwertesten abzufrieren."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 25. Aug. 2010, 20:04 Uhr
>Jetzt?!< Echot Lyall und klingt, als habe er sie aufs Schafott eingeladen und nicht auf den Tanzboden, dann starrt sie zweifelnd auf ihre Füße, gerade als wüchsen ihr eben in diesem Augenblick Dämonenhufe oder etwas Ähnliches. Rhordri unterdrückt ein Schmunzeln und wettet mit sich selbst, dass sie bestimmt gleich nach hundertundeiner Ausflucht suchen wird.
>Ja... also... gern… aber Euer Fuß... Blasen also…<
Seine Augen werden schmal, aber seine Mundwinkel zucken verdächtig, bemüht ein breites Lächeln im Zaum zu halten. "Lyall mit den Wolfsohren, entzückendes Wargenkind aus dem Nachtwald, suchst du etwa nach einer Möglichkeit, dich zu drücken?" Will er wissen und schleckt genießerisch die letzten Sahnereste von seiner Kuchengabel. (Jetzt gibt es diese neumodischen Zinkendinger sogar schon in kleiner – für Naschereien, sieh mal einer an!) Ertappt zuckt das Mädchen zusammen und die pelzigen Ohren legen sich ganz leicht nach hinten. >Meint ihr nicht ich blamiere Euch? Ich meine ich kann... NICHTS! Und ich werde Euch bestimmt auf die Füße treten und mich verheddern und über meine eigenen Füße fallen und...< Ein Ohr klappt wieder nach vorn, das andere spielt nervös in alle Richtungen. Rhordri zeigt sich gänzlich unbeeindruckt. "Ach was, du wirst sehen, es macht Spaß. Außerdem kannst du mich gar nicht blamieren… ich bin hier der alte Kerl und du das junge hübsche Ding, aye? Abgesehen davon werde ich in Strümpfen tanzen, in diese Stiefel bekommt mich nicht einmal mehr Bran persönlich."

>Ich möchte nicht, dass man über uns lacht...< Etwas an ihrem Ton lässt ihn aufhorchen. Das ist nicht nur bloßes Feingefühl, das da aus ihr spricht und erst recht keine Sorge um ihn, sondern es geht tiefer. Hat man über sie gelacht? Als sie jünger war? Oder noch ein Kind? "Das glaube ich nicht… und selbst wenn, sie werden es nicht aus Häme tun, versprochen. Komm, wir versuchen es mal. Den Tanz kenn ich, geht ganz einfach." Er schiebt den Stuhl zurück, steht auf und bietet der verdatterten Lyall galant (gelernt ist schließlich gelernt) den Arm. Dann führt er sie (auf Strümpfen, aber hochzufrieden mit sich selbst) ein Stück abseits in eine vergessene Ecke irgendwo hinter dem Buffet, wo ihnen niemand großartig zusieht und sie ausreichend Platz für ein paar Schritte haben. "Also, da wären wir. Hörst du die Musik, den Takt? Eins, zwei, drei, vier… das ist unser Rhythmus. Stell dich neben mich, dicht an meine Seite… ja genau so. Erst mal ein ganz einfacher, alter Tanz, bei dem man sich nicht gegenübersteht. Siehst du, so kannst du mir gar nicht auf die Füße treten. Jetzt lege ich meinen linken Arm um deinen Rücken so… und du gibst mir deine rechte Hand. Jetzt deine linke Hand über deinen rechten Arm und in meine… japp, genauso. Jetzt haben wir beide uns ordentlich im Schwitzkasten, hm? Aye, gut. Keine Angst, das wird kein Ringkampf. Hast du den Takt noch im Ohr? In Ordnung. Also jetzt - vier Schritte vor! Eins, zwei, drei, vier und zwei zurück eins, zwei, und wieder vier vor und zwei zurück und jetzt, Achtung - " Er hebt seine rechte Hand und mit ihr Lyalls linken Arm über ihren Kopf und dreht sie schwungvoll aus seiner Umarmung und gleich wieder zurück, was die junge Frau mit einem höchst erstaunten Gesicht und einem atemlosen kleinen Lachen quittiert, das Rhordri im wahrsten Sinne des Wortes das Herz aufgehen lässt. "Na also… klappt doch hervorragend. Noch ein bisschen üben und wir können uns aufs Parkett wagen!"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 25. Aug. 2010, 22:58 Uhr
Es hilft nichts, Lyall muss das Tanzen wenigstens probieren. Am liebsten hätte sie sich heraus geredet doch sie weiß, dass etwaige Einwände an Rhordri abprallen würden, wie Sonnenstrahlen an einer der blank geputzten Fenster des Anwesens.
Zudem schmeichelt ihr der Kastellan mit gar süßen Worten und lässt die Sorge verspottet zu werden langsam schrumpfen.

>>"Das glaube ich nicht… und selbst wenn, sie werden es nicht aus Häme tun, versprochen. Komm, wir versuchen es mal. Den Tanz kenn ich, geht ganz einfach."
Vernehmlich schluckt sie einen dicken Kloß Anspannung herunter. Zwanghaft versucht sie den Raum hinter sich mit all den Gästen zu verdrängen und fixiert mit ihrem starren Blick nur Rhordris freundlich dreinblickendes Gesicht. Dieses fungiert nun als Fixpunkt, als Leitstern in einer Galaxie aus aufmerksamen Augen und Mündern, welche sich nur innerhalb von ein paar Herzschlägen auf sie richten und in niederschmetternde hämische Grimassen wandeln können. Nein... ich rede mich nicht heraus. Es ist eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. Wenn nur nicht dieses harntreibende Gefühl allgemeiner Aufmerksamkeit auf mir liegen würde...
Noch einmal versucht sie sich unauffällig um zu schauen und bemerkt ein paar hinzugekommene Gäste, die jedoch mit sich selbst oder dem Buffet beschäftigt scheinen. Eigentlich ruht nur das geduldige Augenpaar des Kastellans auf ihr, welche nun einladend freudig funkeln.
Kurz schaut sie sich sein Gesicht näher an, die jugendlichen Augen in einem sonst ältlichen Gesicht, der weiße Bart, welcher zum neckischen Ziehen einlädt und die blitzend blanke Zahnreihe, entblößt durch die ein Lächeln formenden Lippen.
Sie mag ihn... sie mag ihn wirklich sehr. Und allein deswegen kann sie sich einen Rückzug nicht leisten. Sie will ihm diesen Tanz schenken auch wenn seine Zehen später bestimmt um Erbarmung schreien mögen. Er freut sich auf die Kurzweyl mit ihr und seine echte Freude springt langsam auch auf sie über.

Doch trotz all dem guten Zureden kann sie ein leichtes schauern ihrer Haut nicht unterdrücken, als der Kastellan sich nun vollends erhebt und ihr auffordernd seinen kräftigen Arm anbietet.
Mehr aus Reflex harkt sie sich ein und bemerkt erst, als der gutmütige Weißbart ihren Arm wieder los lässt, dass sie sich ein Stück von ihrem Sitzplatz entfernt haben.
Vor lauter Aufregung wollen ihre Beine sie erst nicht halten und ihre Knie fühlen sich an, als wären sie mit zu lockeren Bändern fixiert und müssten gleich wir morsches Holz unter ihr nachgeben.
Doch zu ihrem eigenen Erstaunen bleibt ihr Körper in der Vertikalen und ein leichtes Gefühl von berauschendem Schwindel überkommt sie. Unwillkürlich schenkt sie dem Kastellan ein breites Lächeln und muss sich eingestehen, dass sie die nun kommende Herausforderung schon freudig herbeisehnt.
Außerdem gibt dieser Tanz ihr die Möglichkeit ihren „Freund aus dem alten Steinhaufen“ etwas länger und besser kennen zu lernen. Angesprochen hatten sie das Thema bis jetzt nicht, aber Lyall hofft inbrünstig, dass er sie genauso gern hatte wie sie ihn.
Lange hat sie jedoch nicht um diesen Gedanken weiter zu führen, denn er richtet schnell das Wort an sie.

>>"Also, da wären wir. Hörst du die Musik, den Takt? Eins, zwei, drei, vier… das ist unser Rhythmus.<< Mit einer hochgerutschten Augenbraue versucht sie dem angesagten Takt zu folgen. Teilweise lenken sie unerwartete Musikakkorde noch ab, die Höhen und Tiefen der Musik reißen sie manchmal vom eigentlichen Takt weg. Es ist fast wie die Trommel des Gedankenfressers... des Schamanen... doch ihre Tänze hier sind so anders, voller Freude.
Als sie meint dem Takt nun mehr oder weniger flüssig folgen zu können, nickt sie Rhordri zu.
>>Stell dich neben mich, dicht an meine Seite… ja genau so.<< Leicht verwirrt und konzentriert mit einem Ohr auf den Takt zu hören, wird sie von seinen prankenartigen Händen sanft auf ihre Position geschoben.
>>Erst mal ein ganz einfacher, alter Tanz, bei dem man sich nicht gegenübersteht. Siehst du, so kannst du mir gar nicht auf die Füße treten. Jetzt lege ich meinen linken Arm um deinen Rücken so… und du gibst mir deine rechte Hand. Jetzt deine linke Hand über deinen rechten Arm und in meine… japp, genauso.<< Scheu steht sie zuerst neben ihm, doch dann kommt wieder Leben in ihre Glieder. Leicht errötet sie, als sie den Druck seines Armes spürt und ihre Hand in die Seine legt.
Kurz beißt sie sich auf die Unterlippe. Würde er die Hornhaut auf ihren Handballen bemerken? Die rissige Haut der Finger? Doch darauf achtet er nicht oder zumindest zeigt er es der Wargin nicht offen. Konzentriert wie ein echter Lehrmeister versucht er vorsichtig Lyall weiter in die richtige Tanzformation zu bringen.
Als Ergebnis blickt die Gestaltwandlerin auf einen Art Armknoten herab, welcher sie stark an das ewige Lebensband erinnert. Kein Anfang und kein Ende zeigend, steht es doch für die Wiedergeburt und die ewige Wiederholung des Lebens.

Tief klingt seine Stimme so nah an ihrem Ohren, sein Bass lässt ihre Trommelfelle leicht beben. So nah an ihr ist sein Geruch herb. Nach Wald, Holz, Mauerwerk, dem leicht sauren aber nicht unangenehmen Geruch nach schwitzendem Mann und dem Hauch des Parfüms seiner Frau Morna. Ihre Nasenflügel blähen sich, als sie den Geruch einatmet.
>>Jetzt haben wir beide uns ordentlich im Schwitzkasten, hm? Aye, gut. Keine Angst, das wird kein Ringkampf. Hast du den Takt noch im Ohr?<<
Leise lachend pufft sie ihn mit ihrem Ellenbogen in seinen ausladenden Bauch, besinnt sich dann wieder auf den Takt der Musik und nickt zur Bestätigung eindringlich, während sie unmerklich mit ihrem Fuß mitwippt.
>>“In Ordnung. Also jetzt - vier Schritte vor! Eins, zwei, drei, vier und zwei zurück eins, zwei, und wieder vier vor und zwei zurück“<<  Vollkommen damit beschäftigt die Schritte ab zu zählen, den Takt nicht zu verlieren und unentwegt auf ihre Füße starrend, kommt Rhordris gerufenes: >>“und jetzt, Achtung“<< zu spät für die in die Schrittfolge vertiefte Wargin.  
Plötzlich wird ihr rechter Arm hoch über ihren Kopf gerissen, das Mobiliar verschwimmt vor ihren Augen als sie herumgewirbelt wird, sodass ihre Haare nur so um ihren Kopf fliegen...
dann sieht sie Rhordri direkt in die Augen und ihre Arme befinden sich seltsamerweise ausgestreckt vor ihr. Doch schon im nächsten Augenblick sind beide wieder in ihre Ausgangsposition zurück gekehrt und Lyall kann ein hervorsprudelndes Lachen nicht unterdrücken. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals und ihr Adrenalin lässt ihr Blut in den Ohren rauschen, doch ihr anfänglicher Schock ist schnell überwunden. Freudig drückt sie die Hände des Weißbärtigen und plötzlich sind ihre Gedanken an etwaige Zuschauer und feixende Blicke verflogen.
>>"Na also… klappt doch hervorragend. Noch ein bisschen üben und wir können uns aufs Parkett wagen!"<< In diesem Moment, als der Kastellan so freudig lächelnd vor ihr steht, kann sie nicht anders, löst sich aus der eingenommenen Tanzformation und fällt ihm um den Hals.
Da sie von einem robusten Körper ausgeht, der sicher nicht so zart und gebrechlich ist wie der einer Lady, drückt sie ihn so fest sie kann, lässt ihn dann wieder los und blickt freudestrahlend in seine Augen.
„Ich habe keine Ahnung was das eben war....  Aber eins weiß ich, ihr habt Recht! Wenn tanzen so ist, macht es wirklich Spaß!“ Flink tritt sie wieder neben ihn und grinst ihn schelmisch von einem Ohr zum anderen an. „Können wir das nochmal machen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 26. Aug. 2010, 13:56 Uhr
~  Im Garten ~

Azras überraschender Wutausbruch verraucht so schnell, wie er aufgeflammt war und noch bevor Borgil, dessen dichte Brauen vor Verwunderung fast die narbige Stirn hinauf gewandert sind, auch nur "Huch" sagen kann, hat sie sich auch schon mit einem leisen Verzweiflungslaut in seine Arme gerettet, die sich fest und warm um sie schließen. Was sie sagt kann er, halberstickt von seinem Samtwams, nur undeutlich verstehen, aber der Sinn geht ihm sofort auf – er ist auch nicht schwer zu erraten. "Alles, was du willst, mein Herz. Komm, gehen wir ein Stück miteinander, aye?" Eine offene Tür hinaus in die Grünglanznacht und in die Dunkelheit des Gartens ist rasch erspäht und Borgil dirigiert Azra mit wenigen Schritten fort von den Gästen, dem Stimmengewirr und der ausgelassenen Feierstimmung des Balles, die allmählich in Fahrt kommt. Draußen umfängt sie Stille – nun ja, nicht wirklich, denn der Lärm der vielen Menschen und der Musik dringt durch die offenen Fenster und Türen zu ihnen heraus wie ein Murmeln geschäftiger Zufriedenheit, das allmählich verblasst und leiser wird, je weiter sie sich in den Garten vorwagen.

Der Mond ist längst aufgegangen, badet die Bäume des alten Anwesens in seinem blassen, kühlen Licht und taucht alles, was darunter liegt in tiefe Schatten, doch sowohl die fette, schwarze Erde, als auch das Haus, alle Nebengebäude und Mauern und selbst das üppige Frühlingsgrün atmen noch jetzt die Wärme aus, die sie tagsüber in der Sonne gespeichert hatten. Tausend berauschende Düfte liegen in der Nachtluft. Der Hartriegel steht in voller Blüte, Carsairkelche und Inarikronen verströmen betörende Gerüche und als sie in der Abenddämmerung angekommen waren, waren überall noch die Bienen wie kleine goldschwarze Fussel durch die Schatten gesummt und balzende Smaragddrosseln und Tirinkis wie Konfetti in den Schlehdornhecken herum geschossen, trunken vor Lust. Geht nicht nur den Vögeln so… geht es Borgil belustigt durch den Kopf. Inari liegt erst wenige Tage zurück, der Frühling hatte seine volle Macht überall in den Herzlanden entfaltet, die Göttin ihre wohlwollenden Segen gegeben und ein Gefühl aufsteigender Säfte durchtränkt auch die ganze Ballgesellschaft (obwohl es bisher noch vergleichsweise züchtig zugeht).

Unter gesenkten Lidern beobachtet er verstohlen seine Frau neben sich… Azra hat sich bei ihm untergehakt, drängt sich jedoch nach wie vor dicht an ihn und er könnte nicht behaupten, dass ihn das in irgendeiner Weise stört, im Gegenteil. Sein Blick wandert langsam an ihr entlang, von den Locken ihres aufgesteckten Haares mit den zarten, weißen Rosen darin zu den Spitzen der weichen, weißen Lederschuhe. Ihr Kleid ist ein mehrlagiges, verwirrendes Gespinst hauchzarter Schleier, glattem Seidenbrokat und allerweichstem Samt in verschiedenen Weißtönen und lindem Grün, das sie selbst wie eine zerbrechliche Frühlingsblüte aussehen lässt - und es passt ihr wie angegossen. Einen Moment lang verweilen seine schwarzen Augen auf dem tiefen Ausschnitt ihres Kleides - wie es scheint ist auch er gegen die Grünglanztrunkenheit nicht immun - dann blickt er wieder in die mondlichtdurchtränkte Nacht hinaus und die hellen Kieswege entlang, ein kleines, halbes Lächeln in den Winkeln seines breiten Mundes.

Er nimmt sich nichts zu Herzen, jedenfalls nichts von irgendjemandem, der ihm nicht nahe steht und es ist, wie schon gesagt – er hat sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, weder mit dem Weißfisch, noch mit diesem… wie hatte Azra sie noch gleich genannt?... wandelnden Totenlaken. Es kümmert ihn nicht, es berührt ihn nicht… aber Azras Kummer, der nagt an ihm. "Halt, Azraschatz… warte. Dein Haar..."
Er löst seinen Arm aus ihrer Umklammerung und zeichnet langsam die Linie einer herabgefallenen Lockensträhne auf ihrem Rücken nach, steckt sie gekonnt wieder hoch und küsst ihren Nacken. "Von wegen deine Schuld", brummt er schließlich. "Vergiss diese blöden farblosen Hampel einfach, die sich für sonstwas halten. Ist doch völlig egal, was sie denken."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Nathan am 28. Aug. 2010, 21:09 Uhr
Erstaunt blickt der angeschlagene Hexer Njucon hinterher. Mit erhobenem Kopf und einem sarkastischem Lächeln auf den Lippen verschwindet der Albino durch das Tor des Anwesens und würdigt Nathan keines Blickes mehr.
Bitte was? Das soll es nun gewesen sein?
Ungläubig schüttelt Nathan den Kopf. Als er Njucon im Glauben einen Malsebior vor sich zu haben, angegriffen hat, hatte er viele verschiedene Varianten, wie diese Nacht zu Ende gehen könnte, im Kopf gehabt. Manche davon waren extrem blutig, einige beinhalteten sogar den Tod von einem von beiden, doch nie hätte er so einen Ausgang vorhergesagt.
Seufzend fährt sich der Hexer über sein zugeschwollenes Gesicht. Als seine Finger über sein dickes Auge und die Platzwunde über der linken Augenbraue gleiten, stößt er einen leisen Fluch aus.
Wie konnte dieser Dreckkerl ihn nur so zusammenschlagen. Er hat sich vorführen lassen, wie ein blutiger Anfänger. Nathan kann sich einfach nicht erklären, wieso dieser Bleichling durch seine Energieangriffe nicht das Bewusstsein verloren hat. Spätestens nach dem zweiten Blitz hätte er zitternd und wimmernd auf dem Boden liegen müssen. Ja, sein Mana war nur schwach gewesen. Kein Wunder nach dem er gestern die ganze Nacht trainiert hat, damit heute auf diesem dämlichen Blumenball nur kein Missgeschick passiert.
„Verdammt…“ Nathans Gefluche wird lauter.
Das kommt davon, wenn man sich zu viele Gedanken um Andere macht, statt sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wäre ihm Cináed, seine Arbeit und dieser hundsverreckte Ball egal gewesen, dann hätte er mit großer Wahrscheinlichkeit diesen aufgeblasenen feinen Pinkel auch besiegen können. Aber nein, er musste ja unbedingt den braven Tagner herauskehren. Nathan, der vorbildliche Knecht, der alle Aufgaben ohne zu murren übernimmt und der auch auf einem Ball eine gute Figur abgibt.
Das ist lächerlich. Ich bin ein Hexer. Nicht mehr und nicht weniger. Ich sollte verdammt noch mal auf hören mit diesen Versuchen, etwas anderes sein zu wollen.
Für einen kurzen Moment lehnt Nathan seinen Kopf an die kühle Steinmauer und schließt die Augen. Er muss eine Entscheidung treffen und zwar schnell. Aber das ist leichter gesagt als getan, wenn einem jeder Knochen schmerzt und man sich fühlt wie ein verprügelter räudiger Hund. Ja, die Niederlage gegen Njucon ist bitter und dass nicht nur weil Nathan immer noch nicht so recht weiß, was er von dem Albino halten soll und - was noch viel wichtiger ist – ob er seiner Behauptung, kein Malsebior zu sein, wirklich glauben kann. Und ja, diese Niederlage kratzt erheblich an seinem Selbstbildnis und an seinem Stolz. Eine ungute Mischung die den Hexer zusätzlich verwirrt.
Es will ihm einfach nicht in Kopf. Er war sich so sicher gewesen, das Njucon einer dieser Malebiorschergen ist. Doch nun, nach dem die Bleichhaut ihn besiegt und weder umgebracht ,noch sonst irgendetwas mit ihm angestellt hat, geschweige denn nach dem grünen Stein, der sich in seinem Besitz befindet und nach dem die Malsebior ja schon seit Jahren her sind, gefragt hat, hat er berechtigte Zweifel.
Nathan seufzt erneut und blickt in den Sternenhimmel. Dunkle Wolken ziehen langsam auf und schieben sich vor den leuchtenden Mond.
Also, was nun, großer Hexer?
Stille….
Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund. Aus dem nahen Anwesen dringen das Lachen und ein vielfältiges Wirrwarr aus Stimmen aus den offenen Fenstern an das Ohr des Hexers.
Aus Minuten werden Stunden, in denen Nathan einfach nur gegen die Mauer gelehnt steht und versucht einen klaren Gedanken zu fassen.
Schließlich rafft er sich auf. Es ist ein mühsames Unterfangen und die kurze Strecke vom Eingangstor des Anwesens zurück zum Stall gleicht der Besteigung eines Berggipfels. Immer wieder muss er eine Pause machen, um kurz durchzuatmen und gegen die aufkommende Übelkeit  und den Schwindel zu kämpfen. Völlig schweißgebadet und totenbleich erreicht er endlich den Stall, in dem sich seit seinem Aufbruch nicht viel getan hat. Die Pferde befinden sich wohlauf in ihren Boxen. Noch sind alle Gäste mit Tanz, Essen und Gesprächen beschäftigt und außer der Kutsche, die polternd an Njucon und ihm vorbei gefahren ist, hat noch kein Gast den Ball verlassen.
Müde schleppt sich Nathan an einen der Tröge. Das Bild was ihm aus dem Wasser entgegen blickt, sieht gelinde gesagt übel aus und erschreckt ihn selber. Auch wenn er all das Blut und den Dreck sich abwäscht, er wird seine Verletzungen vor Emrys und den Anderen kaum verbergen können. Und das wird mächtig Ärger nach sich ziehen.
Egal….
Müde setzt sich Nathan auf den Stallboden und lehnt seinen schweren Kopf an den steinernen Trog. Cináed wird ihn eh aus seinem Haus werfen. Nachdem er erfahren hat, das Nathan seine Pflicht am heutigen Abend vernachlässig hat, wird der Gutsherr nicht mehr lange über einen Rauswurf nachdenken müssen. Aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.
Resigniert, wütend auf sich selbst, verwirrt und empflindlich in seinem Stolz verletzt schließt der ramponierte Hexer die Augen.  

> Glyn-y-Defaid

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Njucon am 29. Aug. 2010, 13:27 Uhr
Unbeschwertheit und der Anschein der junge Albino wäre nur mit ein paar Kratzern und der beschädigten Kleidung davon gekommen, hält nicht lange an. Njucon biegt um die nächste Ecke, verlässt das Blickfeld des Hexers und lehnt sich sogleich an die nächst gelegene Wand.
„Blitz du Donner sollen ihn treffen diesen …elenden Hund…“
Reißt Euch zusammen Njucon…
„Entschuldigt Ilai, aber Ihr,...“ er legt eine Sprechpause ein, betastet seine Wunde auf der Brust und verzieht schmerzhaft sein Gesicht, „...Ihr seid nicht in der Position mir irgendwelche Ratschläge oder Anweisungen zu geben. Erklärt mir lieber, was Ihr mit den Malsebior zu schaffen habt…oh …hattet. Und sagt mir alles was Ihr über sie wisst, bevor ich…“
…wollt Ihr mich verlassen Njucon? Mich? Denkt an Euer versprechen und daran was passiert wenn ich Euch nicht gebe was Ihr braucht!
„Und Ihr denkt daran, dass wir gefälligst zusammen arbeiten sollten! Ihr braucht mich, genauso wie ich Euch…ist es das, was Ihr hören wolltet? Also Schluss mit den Spielchen,  rede Ilai!“
Die letzten Worte sind eher ein Keuchen und Fauchen aus Schmerz und Wut.
Nun gut…es ist lange her, Njucon und meine Erinnerungen sind nicht vollständig. Und Ilai beginnt eine lange Ausführung dessen, an das sie sich erinnert. Angeblich. Njucon traut Ilai nur bedingt und lauscht stumm.  
Angeschlagen macht er sich auf den Weg in das Haus, das er bis vor kurzem noch sein Eigen nannte und noch einige Tage sein Eigen ist, bevor dann die neuen Besitzer einziehen. Bevor sie die Stadt verlassen, wird er sich Schlaf und Ruhe gönnen müssen.

Nun zahlt es sich aus, die mühevoll gesammelten und verarbeiteten Kräuter aufgehoben zu haben. Einige Tropfen der schwarzen Flüssigkeit, die er früher täglich brauchte und etwas von der Mischung, die ihn ruhig schlafen lässt. Schon immer führte er Selbstversuche durch, um verschiedene Tränke, Kräuter und Salben zu testen. Die ein oder andere Mischung hatte dabei für interessante Träume gesorgt. Ohne vorher sich seiner Kleidung zu entledigen, legt er sich ins Bett und wartet darauf, dass die Wirkung eintritt. Langsam entspannt sich sein Körper und der Schmerz lässt nach. Zufrieden seufzt er und schließt die Augen. Mit dem Wissen, über die Malsebior, von dem ihm Ilai berichtet hat, würde er auf eine wirklich interessante Reise gehen. Ein Lächeln legt sich auf sein Gesicht, auf dem noch immer der zart rosane Handabdruck von Azra zu sehen ist.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Azra am 29. Aug. 2010, 17:32 Uhr
…”aye?” Ein schwaches Nicken irgendwo neben seinem Kinn ist die Einzige Antwort, die Borgil von Azra erhaelt, denn sie hat die Lippen fest aufeinander gepresst und kaempft einmal mehr gegen die Traenen, von denen sie nicht weiss, woher sie kommen. Dumme Gans. Jetzt heul ich herum, obwohl ich mich eigentlich freuen sollte. Ueber die Zeit mit Borgil, die froehlichen Taenze, das ausgezeichnete Essen und ueber einen ausgelassenen Abend mit meinen Freunden. Stattdessen lass ich mich von dieser selbsternannten Mistress eifersuechtig machen. Der Letzte Teil hat schon fast eine lächerliche Note, denn auch wenn Lady Shin Borgil die Füsse küssen würde, käme es diesem noch nicht in den Sinn über den Hag zu fressen. Schon gar nicht bei einem mutierten Quagga, das weniger Fleisch an den Knochen hat, als ein Kriegsflüchtling. Es dauert einen Moment, bis Azra sich ihrer Gedanken wirklich bewusst wird und schlagartig werden ihre Wangen von einer sanften Röte überzogen. Veissa scheint mir völlig den Kopf verdreht zu haben. Lady Shi hat mir nie etwas getan... Ich hatte ja bisher noch nie wirklich etwas mit ihr zu tun. Und nur weil sie mit Njucon an diesem Ball aufgetaucht ist, macht sie das noch nicht zur Schwerverbrecherin. Doch alle Vernunft hilft nichts: irgendwo in ihrem Hinterkopf beharrt eine fiese, kleine Stimme hartnäckig darauf, dass die Weisse Lady ein besonders böses Spiel getrieben hat, um sich Borgil an den Hals zu schmeissen. Sie hat ihn mit Krokodilstränen um den kleinen Finger gewickelt und sie könnte es wieder tun, wird Azra beschieden, woraufhin ihr gesunder Halbelbenverstand nüchtern kontert: Borgil lässt sich von niemanden um irgendeinen Finger wickeln. Der wickelt eher selbst, aber dann andere Gliedmassen. Doch die Eifersucht gibt nicht auf und setzt aufgebracht hinterher: Sie hat sich an seine Brust geworfen, der ganzen Länge nach, und das Mieder war mit Sicherheit nur ein Hauch von Nichts! Jetzt meldet sich auch Azras kaum vorhandene Ironie zu Wort: Ja, hat sie und es hat ihm bestimmt seeehr gefallen. Diese Erkenntnis zaubert ein höchst selbstzufriedenes Grinsen auf Azras Lippen und unbewusst reckt sie ihre Schultern ein bisschen und lässt die Schleier ihres Kleides schwingen. Zwar ist sie auch nicht unbedingt das, was man gemeinhin als besonders fraulich bezeichnet, aber verglichen mit Lady Shi hat sie doch annähernd so etwas wie Rundungen.

Etwas ruhiger, als noch im Tanzsaal, tritt sie an Borgils Seite in die angenehm kühle Frühlingsluft und atmet tief den süssen Duft von Inarikronen und Carsaikelch. Dazwischen noch der dezente Hauch von Wildrose und Alanthalilie, die sich beide in tiefroten und schlohweissen Schlieren um das alte Gemäuer winden. Mit jedem Schritt tiefer in die schattenverhangene Silbernacht wird die Musik hinter ihnen leiser und verebbt schliesslich zu einem melodiösen Summen im Hintergrund. Dafür wird leises Zirpen laut, regelmässig unterbrochen von dem wollüstigen Quaken einer Kröte und in der Ferne ist das leise Rauschen der Wellen zu erahnen. Genüsslich lässt Azra ihren Blick über das Land rund um das Anwesen schweifen und fühlt alle unangenehmen Gedanken und Sorgen wie Regentropfen von sich herabrinnen. Als Borgil den Kopf dreht und sie eindringlich mustert, sieht sie lächelnd zu ihm auf und erschauert von den Zehen bis zu den Haarspitzen, als seine schwarzen Augen auf ihrem Ausschnitt zu ruhen kommen. Plötzlich wird sie sich seiner Anwesenheit ungewöhnlich klar bewusst und in ihrem Magen macht sich ein Schwarm Schmetterlinge breit, wie immer, wenn ihre Liebe für Borgil sie von innen heraus wärmt und alle Sorgen und Probleme vom Tisch wischt. Ich bin die glücklichste Frau auf ganz Roha!

"Halt, Azraschatz… warte. Dein Haar..." Geduldig wartet sie ab, damit Borgil ihr Haar wieder richten kann, doch als seine Finger, rau wie getrocknetes Leder, über ihr Rückgrat wandern und er die besonders feinfühlige Haut in ihrem Nacken küsst, lässt sie mit einem geräuschlosen Laut der Entzückung den Kopf nach vorne sinken und schliesst die Augen. Viel zu schnell ist der Moment wieder vorbei und fast schon widerwillig hakt sie sich wieder bei Borgil ein, der seinerseits nun auf den kleinen Zwischenfall während des Balls zu sprechen kommt. Seufzend nickt Azra und hebt in einer hilflosen Geste die Hände: "Ich weiss, Borgil. Ich weiss es doch." Leider ändert Wissen allein an dieser Sache gar nichts, denn hier geht es hauptsächlich um Gefühle, und die spielen bei Azra gerade verrückt. "Ich weiss auch, dass es unsinnig ist, sich für etwas schuldig zu fühlen, dass man nicht getan hat und wofür man überhaupt nichts kann... aber ich kann es auch nicht einfach... einfach ausblasen, wie man eine Kerze ausblasen kann." Einen Moment lang herrscht Schweigen, während welchem Azra auf ihrer Unterlippe herum kaut und sich fragt, ob Ehrlichkeit wirklich immer zum Ziel führt. Oder ob es manchmal nicht einfach besser wäre zugunsten des Friedens zu schweigen. Wenn ich einfach nichts sage, dann lüge ich ihn nicht an... doch so schnell diese Überlegung bei ihr aufgekommen ist, hat sie sie auch schon halbwegs entsetzt wieder von sich geschoben. Ich habe Borgil noch nie etwas verschwiegen und werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen. Es kostet sie allerdings all ihren Mut, um Borgil leise flüsternd zu gestehen, was sie wirklich bedrückt - und es ist offensichtlich, dass sie sich vor einer möglichen Reaktion seitens ihres Ehemannes fürchtet.

"Was Njucon getan hat, damals im Herbst, ist falsch gewesen. Sehr falsch, aber..."Zögerlich hebt sie den Blick, senkt ihn wieder, macht den Munda uf und wieder zu, wie ein Fisch auf dem Trockenen und greift dann in einer etwas zu hastigen Bewegung nach Borgils Hand, als habe sie Angst, er könnte sich in der nächsten Sekunde von ihr abwenden und sie einfach stehen lassen: "... aber er ist kein schlechter Mensch und das dort drin, beim Empfang, aber auch während dem Ball... das war nicht er. Ich weiss, dass ich mich oft in Menschen täusche, Borgil, aber nicht dieses Mal." Und dann, den Kopf schuldbewusst zwischen die Schultern gezogen, fügt sie sehr leise und sehr vorsichtig noch hinzu: "Und es ist völlig egal, wie sehr er mich verletzt hat, wie wie gemein seine Absichten im Bezug auf Lady Shin sein mögen, oder was oder wer er auch immer ist: Ich mache mir Sorgen um ihn."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 29. Aug. 2010, 22:40 Uhr
Schon ihr Seufzen verrät ihm, dass Azra die Sache wohl nicht so leicht auf sich beruhen lassen kann… und dass sie es auch nicht einfach vergessen kann, so wie er es könnte… wenn sie ihn denn ließe. Aber sie lässt ihn nicht, denn es lässt ihr nun einmal keine Ruhe und damit wird auch er keine finden. >Ich weiß, Borgil. Ich weiß,< hört er sie murmeln. >Ich weiß auch, dass es unsinnig ist, sich für etwas schuldig zu fühlen, dass man nicht getan hat und wofür man überhaupt nichts kann... aber ich kann es auch nicht einfach... einfach ausblasen, wie man eine Kerze ausblasen kann.<
"Hmmpf," macht Borgil, diesmal eindeutig missbilligend. "Du wirst nicht schuldiger daran, mein Herz, wenn du dir auch noch so sehr und so oft den Kopf darüber zerbrichst. Aber wenn es dir hilft, kann ich gern ein bisschen so tun, als wärst du's. Schuld mein ich." Eine Weile schweigt er, dann schleicht sich ein dunklerer Unterton in seinen ohnehin schon finsteren Zwergenbass. Ziemlich abgründig, aber weich wie Mitternachtssamt. "Würde mir nicht gefallen, aber… wenn es dein Gewissen erleichtert." Er  ist alles andere als phantasielos, was Gewalt oder Sex angeht und Azra weiß das. Sein Schneemädel kaut jedoch auf ihrer kleinen, rosa Unterlippe herum und ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Borgil hingegen nicht… sein Blick klebt ziemlich hypnotisiert an ihrem Mund. Irgendwann durchbricht ihr Flüstern die Stille und es ist zaudernd, ja fast furchtsam - und keine Antwort auf sein Angebot:

>Was Njucon getan hat, damals im Herbst, ist falsch gewesen. Sehr falsch, aber…< Sie klammert sich an seine Hand, als müsse sie sich krampfhaft an irgendetwas festhalten oder als habe sie Angst, er könne sich im nächsten Moment in Luft auflösen und Borgils linke Braue rutscht fragend ein ganzes Stück nach oben.
Er würde sie jetzt gern bis zur Besinnungslosigkeit küssen, zumindest aber so lange, bis sie nicht mehr einen einzigen Gedanken an das Weißhaar verschwendet, dem romantischen Potential von Aurians Garten auf den Grund gehen, die Liste der Inari abarbeiten und zwar Punkt für Punkt, und sie aus diesem Kleid schälen, Stück für Stück, bis sie nichts mehr trägt als Haut und Hitze… der letzte, von dem er ausgerechnet jetzt etwas hören will, ist Njucon, aber das Schicksal meint es heute nicht gut mit ihm.  > ... aber er ist kein schlechter Mensch und das dort drin, beim Empfang, aber auch während dem Ball... das war nicht er. Ich weiß, dass ich mich oft in Menschen täusche, Borgil, aber nicht dieses Mal.< Borgils zweite Braue, dicht und bronzerot, gesellt sich argwöhnisch zur ersten, während Azra ihren Kopf wie eine verängstigte kleine Schildkröte einzieht. >Und es ist völlig egal, wie sehr er mich verletzt hat, wie gemein seine Absichten im Bezug auf Lady Shin sein mögen, oder was oder wer er auch immer ist: Ich mache mir Sorgen um ihn.<
"Sorgen," Knurrt Borgil verdrossen - die Liste der Inari würde wohl warten müssen. Dann seufzt er schicksalsergeben, holt tief Luft und drückt Azra sacht an sich. "Nun, um mich musst du dir keine machen, mein Herz. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich das gern höre, aber ich danke dir trotzdem, dass du's mir gesagt hast. Jetzt sag ich dir was: Njucon ist mir scheißegal und seine Absichten mit irgendwelchen Weibern erst recht. Aber was du denkst ist mir nicht egal, das war's mir nie. Also… wo drückt der Schuh, eh? Ich meine, wo genau?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Rhordri am 30. Aug. 2010, 11:33 Uhr
Im Haus


Als die junge Frau ihm mit einem strahlenden Lächeln um den Hals fällt, drückt Rhordri sie so fest an sich, wie sie das auch mit ihm tut – Lyall ist nicht aus Zuckerwerk und auch kein so zartes Püppchen wie Lady Shin, Azra oder auch Aurian, bei denen man immer gut aufpassen muss, sie nicht ganz Ausversehen gleich kaputt zu machen, wenn man sie ein bisschen fester in den Arm nimmt. Für eine Frau ist sie sogar ziemlich groß, zumindest verglichen mit den hiesigen. Und ihre Augen sind wirklich ganz und gar außergewöhnlich. Gelbgolden und leicht schräg stehend erinnern sie ihn immer ein wenig an die eines Shirkahns – nicht dass er je einen leibhaftigen zu Gesicht bekommen hätte, aber er hatte einmal eine prächtige Illustration in einem von Maester Ballabars Büchern gesehen, in Tearlach MacDaruins Historie der Natur. Mit der natürlichen Anmut, die ihr zu eigen ist und den sicheren Bewegungen des Raubtieres, das nun einmal in ihrem Inneren steckt, auch wenn man das bei ihrer oftmals eher schüchternen Art leicht vergisst, hatte sie sich die Schrittfolgen und den Rhythmus rasch eingeprägt und sich bald vollkommen synchron mit ihm bewegt – ein Naturtalent im Tanzen, auch wenn sie das vermutlich vehement abgestritten hätte, hätte er ihr das so gesagt. Aber immerhin, ihre Augen leuchten, ihre Wangen sind leicht gerötet und ihr Mund lächelt in einem fort, so dass Rhordri ziemlich selbstzufrieden grinst, als sie verkündet: >Ich habe keine Ahnung was das eben war....  Aber eins weiß ich, ihr habt Recht! Wenn tanzen so ist, macht es wirklich Spaß!<
"Mein Reden, ich wusste doch, dass du kein Hasenfuß bist, sondern ein Prachtmädel!" Sie kehrt an seine Seite zurück und ihr breites Lächeln wärmt ihn vom Kopf bis zu den Zehen. >Können wir das nochmal machen?<

"Oho, aber sofort, Mylady!" Er bietet ihr wieder seinen Arm und sie tanzen weiter. Vier Schritt vor und zwei zurück und irgendwann auch zur Seite, vier nach vorne, zwei zurück, seitwärts links und seitwärts rechts, erst mit einfachen Schritten, dann auch mit gekreuzten und immer wieder dreht Rhordri sie aus seinen Armen und wieder zurück, weil ihr das herumgewirbelt werden anscheinend ebenso viel Spaß macht, wie seiner Morna, als sie jung war. "Ich würde sagen", schnauft er irgendwann hochzufrieden, "beim nächsten Rundtanz gehen wir auf die Tanzfläche, hm? Aber… erst muss ich was trinken. Ich bin ein alter Mann und schnaufe schon wie ein Blasebalg!" Sie bewegen sich im Seitwärtsgang wie die Krabben in Richtung der Getränketische, während die Koboldmusiker weiter aufspielen und die anderen sich zu Reills, Srath Spès, An Ports und einer ganzen Reihe anderer Tänze, deren Namen er nicht kennt, die aber alle so aussehen, als würden sie Spaß machen, weiter drehen. Sie beenden ihre improvisierte Tanzeinlage erst am Rand einer gewaltigen Wanne mit Cider, gegen die Rhordri sich schnaufend lehnt. Vor lauter Musik und wildem Herumgehopse wirbelt ihm das Blut im Kopf herum wie das Wasser in einem Waschzuber. Lyall drückt ihm kichernd einen bis zum Rand gefüllten Becher in die Hand und erhitzt und durstig wie er ist, interessiert ihn nicht, was er enthält, so lange es nur nass ist. Zu seinem Glück ist es Cider und kein Feuerwein, und er stürzt ihn hinunter. Rot und verschwitzt vom Tanzen, aber in absoluter Hochstimmung und mit glitzernden Augen bedankt er sich grinsend und mit einer schwungvollen kleinen Verbeugung. "Ich muss mir meine blöden Stiefel wiederholen", brummt er, als er wieder genug Luft bekommt, um einen einigermaßen klar formulierten Satz herauszubringen und rollt genüsslich die Zehen ein. "Ich hüpfe hier immer noch auf Strümpfen herum, herrje…"

Morna gesellt sich zu ihnen und blickt mit hochgezogenen Brauen auf seine Füße hinunter, verliert aber taktvoll kein Wort, sondern lächelt nur still in sich hinein. Nebenan geht derweil die jüngste Tanzrunde zu Ende und die kratzigen Koboldfideln verabschieden sich in eine kurze, aber wohlverdiente Pause. "Och, ich glaube gleich gibt es einen allgemeinen Ansturm auf die Ciderwanne", raunt Rhordri. "Ich bringe mal lieber meine Zehen aus der Gefahrenzone…" Er bietet Morna seinen rechten und Lyall seinen linken Arm, und will die beiden – und seine bloßen Füße - gerade etwas mehr an den Rand des Geschehens dirigieren, als der Herr von Glyn-y-Defaid direkt hinter ihnen auftaucht, vielleicht auf der Suche nach einer Erfrischung wie die meisten Paare, die gerade von nebenan hereinströmen. "M'lord, " nickt Rhordri kurz und höflich, dann blitzt für einen Wimpernschlag der Schalk in seinen Augen. Ihm ist gerade eingefallen, was Lyall vorhin gesagt hatte und wie er es nun anstellen muss, dass sie ganz unverfänglich mit dem Elben sprechen kann, schließlich ist sie Aurians Magd und ihr obliegt das Wohl der Gäste. Alles andere liegt dann ja wohl bei dem Spitzohr. "Ihr seht erhitzt aus, M'lord. Lyall, sei ein gutes Mädchen, aye und gib dem Herrn Cinaéd einen Becher von eurem Cider. Den müsst Ihr versuchen, ausgezeichnet. Morna, hilf mir meine Stiefel zu suchen, sie sind da unter irgendeinem Tisch…" mit einem ganz und gar arglosen freundlichen Lächeln nickt Rhordri noch einmal in die Runde und schiebt sein Eheweib vage in die Richtung, in der er sein abgängiges Schuhwerk  vermutet.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 30. Aug. 2010, 14:03 Uhr
Ohne Eile schlendert Cináed zum Buffet und bleibt zwischendurch immer mal wieder stehen, um den Paaren auf der Tanzfläche zu zusehen oder kurz dem einen oder anderen Gespräch zu lauschen. Bald schon setzt der Elb seinen Weg zum Speisesaal jedoch wieder fort, denn im Salon ist es reichlich warm und seine trockene Kehle bettelt förmlich um eine kleine Erfrischung. Daran das er am Buffet zu eben diesem Zweck etwas passendes finden wird, hegt der Shida'ya nicht den geringsten Zweifel, denn für das leiblichen Wohl der Festgäste ist mehr als reichlich gesorgt worden. Obschon der Abend bereits weiter voran geschritten ist, biegt sich die Speisetafel nach wie vor unter der Last der darauf auf getürmten Köstlichkeiten, und auch an Getränken mangelt es nicht.
Cináed angelt sich einen sauberen Becher von einem kleinen Geschirrtisch und entscheidet kurz entschlossen, dass ein  schöner, kühler Cider jetzt genau das Richtige ist. Gedacht. Getan. Der Weg zur Ciderwanne ist schnell überbrückt. Gerade noch rechtzeitig... denn kaum hat der Gutsherr sie erreicht, verklingen die letzten Takte der Koboldmusik und die Tänzer verlassen gut gelaunt das Parkett, um lachend und schwatzend in den Speisesaal hinüber zu spazieren, während die Musiker eine wohlverdiente Pause einlegen.

Bevor der Herr von Glyn-y-Defaid jedoch dazu kommt, sich seinen Becher mit dem lockenden Tropfen zu füllen, wird Cináed völlig unerwartet angesprochen. »M'lord«, gegrüßt ihn der Mann, neben dem er soeben stehen geblieben ist, höflich. Ganz unwillkürlich erwidert der Shida'ya die Anrede mit einem knappen Kopfnicken, noch bevor er sich dem Sprecher völlig zugewandt hat und in ein hochrotes Gesicht blickt, dass zwar von einer offensichtlich schon gebrochenen Nase und zahlreichen Narben geprägt wird, aber nicht zuletzt aufgrund der fröhlich funkelnden Augen dennoch sehr gutmütig und angenehm wirkt.
»Ihr seht erhitzt aus, M'lord«, stellt der Mann (sein grauer Vollbart und das ebenso graue Haupthaar verweisen auf ein älteres Semster) fest, woraufhin Cináed lediglich ein verdutztes „Äh-hmmm“ von sich geben kann, bevor sein Gegenüber auch schon weiterzusprechen beginnt. »Lyall, sei ein gutes Mädchen, aye und gib dem Herrn Cinaéd einen Becher von eurem Cider«, erklärt der Unbekannte und wendet sich Aurians Magd zu, die, wie Cináed nun erst bemerkt, ebenfalls ganz in seiner Nähe steht. Wieder an den Gutsherrn gewandt, fügt der Mann noch hinzu: »Den müsst Ihr versuchen, ausgezeichnet.« Der Hochelb nickt bedächtig und hebt in einer etwas hilflos anmutenden Geste den leeren Becher in seiner Hand. „Äh... das hatte ich vor, mein Herr...", entgegnet er. Besagter Herr scheint ihn jedoch schon gar nicht mehr richtig zu beachten, ist er doch viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. »Morna, hilf mir meine Stiefel zu suchen, sie sind da unter irgendeinem Tisch...« Unwillkürlich driftet Cináeds Blick erst in besagte Richtung ab und wandert von dort gleich darauf blitzschnell zu den Füßen des Mannes, die – Tatsache! – in guten, dicken Wollsocken über das sorgsam auf Hochglanz gewienerte Parkett stapfen.

Verdattert schaut Cináed dem entschwindenden Sockenpaar noch einen Augenblick lang nach, während der Mann sein Eheweib auf der Suche nach seinen Schuhen zu den Tischen hinüber bugsiert, dann wendet der Elb sich mit noch immer leicht verwundert wirkendem Blick Lyall zu. „Bitte entschuldigt meine Neugierde, Lyall, aber könntet Ihr mir verraten, wer das gerade war?“, erkundigt er sich höflich und kann ein kleines, erheitertes Lachen nicht mehr länger unterdrücken. Zwar meint er sich zu erinnern den älteren Herrn schon das eine oder andere Mal flüchtig in der Stadt gesehen zu haben – Vielleicht in der Harfe? – , doch einen bestimmten Namen kann er mit dem Gesicht des Graubarts derzeit nicht verbinden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Varin am 30. Aug. 2010, 15:38 Uhr
Varin, der sich schon den ganzen Abend königlich amüsiert, nutzt die Tanzpause und die damit verbundene Ansprechbarkeit der verschwitzten Kobolde, um sie zu einem kleinen Wagnis zu beschwatzen, dem die buntgescheckten Kerlchen gar nicht mal so abgeneigt gegenüberstehen… wahrscheinlich hat Aurian Recht und ihre Musiker sind allesamt mit Pumquat verwandt. Nachdem das erledigt ist, schweifen Varins helle, blaue Augen suchend durch die Menge und blitzen kurz auf, als er Aurian erspäht. Sie hatte ihm heute schon den ein oder anderen (eher mehrere) Tänze geschenkt, aber er hat nicht vor, sie damit schon davonkommen zu lassen… dazu sieht sie in diesem Kleid viel zu sehr zum Anbeißen aus und wenn dem Herr  von Glyn-y-Defaid das noch nicht aufgefallen war, dann ist er nicht klüger als eines seiner Schafe. Nicht, dass er selbst so verrückt wäre, ihr ernsthaft Avancen zu machen, obwohl sie sich inzwischen wirklich zu einem verflucht hübschen kleinen Feger ausgewachsen hat, doch dazu kennt er sie wirklich zu lange und zu gut. Ganz abgesehen davon würde sie ihn ohnehin nicht erhören, denn auch sie kennt ihn zu lange und zu gut. Ihr den Hof zu machen, sie vor unerwünschten Zudringlichkeiten anderer zu bewahren und sie - bei der und jeder anderen Gelegenheit - mit unverfänglichen Neckereien und anhaltenden Zweideutigkeiten aufzuziehen ist trotzdem ein angenehmer Zeitvertreib. Für sie beide – Aurian ist selten um eine schlagfertige Antwort verlegen und er meint es nicht ernst, das wissen sie genau, weshalb sie dieses Spiel auch so gerne spielen.

Gerade eben hatte sie ihren dunklen Schopf noch verschwörerisch mit Lady Shin zusammengesteckt, doch inzwischen kann Varin die Magierin nirgendwo mehr entdecken und Aurian steht am Rand des Geschehens und beobachtet lächelnd das Kommen und Gehen von der Tanzfläche zu den Getränken und wieder zurück. Vor der Cider-Wanne am Buffet hat sich mittlerweile eine ganz schöne Traube versammelt, denn die Tänzer umdrängen sie wie ein durstiger Wespenschwarm. Varin durchquert den Raum, nimmt Aurian, die gerade in die andere Richtung blickt und ihn nicht kommen sieht am Arm und dreht sie einmal, was sie ihm mit einem Lächeln und einem ziemlich frechen Schwung ihrer raschelnden Röcke quittiert. "Ich habe die Kobolde bestochen", grinst er und führt Aurian dann in Richtung Cider. Hoffentlich lässt die Meute uns noch einen Schluck übrig. "Sie spielen nachher diesen neuen Tanz aus Brioca, bei dem die alte Gwyned zu Mittwinter fast ihn Ohnmacht gefallen ist vor Empörung. Erinnerst du dich?" Aurian und er hatten dazu schon  im Schnee auf dem Inneren Zwinger der Steinfaust das Tanzbein geschwungen und er war alles andere als unzüchtig… man berührte sich beim Tanzen zwar ziemlich großflächig, aber das tat man bei anderen Tänzen schließlich auch. "Du erweist mir doch die Ehre, Zuckerschnute, aye? Ich will so ungern mit diesem aufdringlichen Huhn tanzen, dass du da eingeladen hast. Keine Ahnung wer sie ist, die kleine braunhaarige mit den Locken. Sie verfolgt mich schon den ganzen Abend. Ach, apropos Zuckerschnute… ich habe dir schon gesagt, dass du hinreißend aussiehst, oder?" Er schenkt ihr einen Blick, der die Frauen von Caernavon bis Wegesend zum Schmelzen bringt und zwinkert verschwörerisch. "Komm, du seharimgleiches kleines Ding, bevor du mir noch ganz den Kopf verdrehst. Holen wir uns etwas zu Trinken… aber ich brauche etwas Stärkeres als Cider. Sag mal… deiner süßen Magd willst du mich nicht zufällig vorstellen?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 30. Aug. 2010, 20:03 Uhr
Lange tanzen sie zusammen, immer wieder neue Schritte in den aktuellen Tanz mit einbauend oder gleich ein paar neue Tänze lernend, fegen sie über das Parkett des Salons. Nicht ein Mal gleitet Rhordri auf seiner zugegebenermaßen nicht ganz schlitterfreien Fußbekleidung aus und auch seine Zehen bleiben von Lyalls Schuhsohlen unbehelligt.
Langsam prägt sich der Takt und die Schrittfolge der verschiedenen Tänze ein und nach einiger Zeit muss die Wargin sich auch nicht mehr so zwingend auf den Takt der Musik konzentrieren.
Leichtfüßig gleitet sie dahin ohne viel nachdenken zu müssen und nur noch selten schaut sie beim Tanzen auf ihre eigenen Füße, um auch ja keinen falschen Schritt zu tun.
Auf und ab wogt die Musik, mal schneller mal langsamer werdend dringt sie an ihre Ohren und erzählt von Freude, Trauer und Freundschaft.
Keines der Lieder kennt sie wirklich, obwohl sie meint das eine oder andere Lied schon einmal in der Schankstube der Harfe gehört zu haben.

Wie ein junger Kerl dreht und wirbelt der Weißbart sie herum, nie müde werdend ihr noch mehr und mehr Schritte der verschiedenen Tänze zu zeigen. Ihre Arme und Beine bilden komplizierte Knoten, Schlaufen und brezelartige Verflechtungen und mal wird enger, mal ausladender getanzt. Immer wieder verschwimmt der Hintergrund des Salons zu einem farbenprächtigen Schleier und nur der Kastellan bleibt mit scharfer Kontur zurück, wenn sie sich wieder einmal an den Händen festhaltend im Kreis drehen. Wie ein kleines Mädchen jauchzt Lyall immer wieder oder grinst einfach nur bis zu beiden pelzigen Ohren und merkt nicht einmal wie ausgelassen sie wirkt.
Unwillkürlich fragt sich Lyall wer wohl all die Tänze erfunden hat bei der Fülle an Schrittfolgen, Armbewegungen und Paartänzen, kann es sich nicht nur um eine Person gehandelt haben. Wie alt mögen die Tänze wohl sein?
Manche scheinen beliebter zu sein als andere und einige werden wohl sogar mit etwas Argwohn betrachtet, vor allem wenn Mann und Frau zusammen spezielle Tänze vollführen. Zumindest hatte sie beim Wegräumen des Geschirrs den ein oder anderen Wortfetzen in diese Richtung aufgeschnappt.
Doch die Gestaltwandlerin ist vollkommen zufrieden mit dem was sie nun gelernt hat und versucht den Wirrwarr der Fußbewegungen in ihrem Kopf nicht durcheinander zu bringen.
Ausgelassen lässt sie sich von Rhordri führen, dessen Gesicht sich langsam aber sicher immer mehr rötet.
Als auch der letzte Flötenton des vorangegangenen Liedes verklingt, schnauft der Kastellan ganz schön, scheint jedoch mit seinem Werk und seiner wissbegierigen Schülerin hoch zufrieden.

>>"Ich würde sagen beim nächsten Rundtanz gehen wir auf die Tanzfläche, hm? Aber… erst muss ich was trinken. Ich bin ein alter Mann und schnaufe schon wie ein Blasebalg!"<<
Lächelnd nickt die Wargin nur mit aufmerksam aufgestellten Ohren und lässt sich, sich an der rauen Hand des Kastellans festhaltend, zu den Tischen mit den vielen verschiedenen Getränken geleiten. Für die anderen Gäste geht es weiter mit dem wilden Tanz, denn die Koboldmusiker auf der hinteren Seite der Tanzfläche spielen wieder auf.
Vor lauter Aufregung merkt sie nicht einmal, dass sie die ganze Zeit über lächelt und scherzt. Eigentlich ist sie eher ruhig und in sich gekehrt, redet wenig und versucht sich eher bedeckt zu halten. Doch ob es nun an dem Rausch des Umhergewirbeltwerdens oder an dem beschwingt ausgelassenen Tänzen und der Stimmung liegt, Lyall schwebt wie auf kleinen Wölkchen und nimmt ihre Umgebung nur noch durch einen nebligen Schleier war. Wieviel ungereimtes und wirres Zeug sie vor Aufregung in des Kastellans Ohren geblubbert hat, weiß sie nicht mehr zu sagen.
Doch trotz allem zeigt sein Gesicht nur ein gütiges Lächeln und die Wargin ist ihm sehr dankbar für die Aufmerksamkeit die er ihr trotz allem schenkt.

Sie hören erst auf zu Tanzen als Lyalls Fuß scheppernd gegen das Bein des Tisches stößt auf dem die Ciderwanne steht. Etwas perplex schaut sie auf das große Gefäß, in dem der Cider fröhlich vor sich hin schwabbt. Gedankenverloren und immer noch kichernd füllt sie schnell einen reich verzierten Zinnbecher und hält ihn einladend unter die knollige Charakternase des Weißbarts.
Wie ein Verdurstender in der Knochenwüste schnappt er sich den Becher und kippt den gesamten Inhalt in einem Zug hinunter. Ein kleines Rinnsal läuft seinen Bart herab und ein paar Tropfen verirren sich auf sein Oberhemd.
Sichtlich gestärkt lächelt er ihr wieder zu und verbeugt sich huldvoll vor ihr. Ein paar Schweißperlen zieren seine Stirn und mit leicht beschleunigtem Atem eröffnet er ihr: >>"Ich muss mir meine blöden Stiefel wiederholen. Ich hüpfe hier immer noch auf Strümpfen herum, herrje…<<
Ein Blick auf seine Füße und die sich in den Wollsocken bewegenden Zehen lassen sie kurz auflachen.
„Ja wirklich! Ich habe ganz vergessen, dass ihr keine Stiefel anhabt. Aber ich denke eure Zehen sind trotz meiner tänzerischen Unwissenheit nicht zu Schaden gekommen.“ Beide lachen und unterhalten sich noch kurz, bis Morna sich zu ihnen gesellt. Mit einer Verbeugung räumt Lyall den Platz neben Rhordri und lässt Morna an ihrer statt an seine Seite. Sie tauschen ein paar freundliche Worte aus, bis die Frau des Kastellans seine nur mit den Socken bekleidete Füße sieht. Fragend zieht sie eine Augenbraue nach oben, stellt jedoch keine weiteren Fragen sondern lächelt nur wissend.
Im Hintergrund legen die Kobolde wohl eine längere Pause ein, da die ersten Gäste ihren Weg zum Getränkebuffet suchen. Verschwörerisch raunzt er den beiden Frauen zu >>"Och, ich glaube gleich gibt es einen allgemeinen Ansturm auf die Ciderwanne. Ich bringe mal lieber meine Zehen aus der Gefahrenzone…"<< Galant bietet er seiner Frau und Lyall jeweils einen Arm an und will schon sein Heil in der Flucht suchen, als er plötzlich doch stehen bleibt und sich umwendet. Verdutzt bleiben beide Frauen stehen, die gerade noch in ein Gespräch vertieft gewesen waren, als sie den Herrn von Glyn-y-Defaid vor sich erblicken.
>>"M'lord...<<, begrüßt er den Elben höflich. >>"Ihr seht erhitzt aus, M'lord. Lyall, sei ein gutes Mädchen, aye und gib dem Herrn Cinaéd einen Becher von eurem Cider. Den müsst Ihr versuchen, ausgezeichnet. Morna, hilf mir meine Stiefel zu suchen, sie sind da unter irgendeinem Tisch…"<< Verdutzt und sich plötzlich wieder der anderen Gäste bewusst geworden, legt Lyall scheu ihre Ohren an, währen sich der Kastellan und seine Frau suchend zu den Tischen bewegen.
Aus Richtung des Elben kommt nur ein verwirrtes >>„Äh-hmmm“<< doch der Weißbart beachtet ihn nicht weiter sondern schiebt seine Frau nur weiter vor sich her, weg vom Gutsherrn und der Wargin.

Die Verwirrung schlägt sich in seiner Stimme wieder als er fragt: >>„Bitte entschuldigt meine Neugierde, Lyall, aber könntet Ihr mir verraten, wer das gerade war?“, gerade so als würde er überlegen wo er den Kastellan und seine Frau einordenen soll.
Da Lyall nicht wagt in das Gesicht des Elben zu sehen sagt sie nur leise in Richtung Boden: „ Aye Herr. Das war der Kastellan des Steinhauf.. ich meine der Steinfaust. Ein sehr enger Vertrauter der Lady de Winter und ein immer gern gesehener Gast im Anwesen. Leider kann er nicht oft zu Besuch kommen. Später will er sich auch noch über Wolle unterhalten. Er will sie für seine Frau, Morna. Wegen der guten Qualität...“ Kurz räuspert sie sich trocken. „Würdet ihr mir euren Becher reichen, Herr? Damit ich ihn befüllen kann.“
Ohne aufzublicken streckt die Wargin ihre Hand aus um den Becher in Empfang zu nehmen. Sie kann seinen gleichmäßigen Atem hören, das Schlagen seines Herzens, welches langsamer ist als bei Menschen. Ihr Kopf ist plötzlich gähnend leer, sie kann an nichts greifbares denken. Ihre Gedanken zerrinnen wie Sand zwischen ihren Fingern. Eine Ewigkeit lang scheint sie so da zu stehen, mit ausgestrecktem Arm, den Kopf geneigt. Sie kann ihn nicht ansehen. Eine unsichtbare Macht hält ihren Kopf wie an einer Eisenkette gefangen, unfähig auch nur den Kopf einen Sekhel zu heben.
Ich mag ihn doch... er ist nett. Warum habe ich dann ein Gefühl wie Angst in der Brust wenn er vor mir steht? Wie unhöflich ich bin... aber ich kann nicht anders. Warum ist Rhordri nur so schnell verschwunden. Tränen steigen ihr in die Augen, doch sie blinzelt sie energisch weg.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Azra am 30. Aug. 2010, 20:10 Uhr
Koennte er sie jetzt bitte bis zur Besinnungslosigkeit kuessen, bevor noch mehr dramatisches Geschwafel ihren Mund verlaesst? Aber Borgil waere nicht Borgil, wuerde er sich ihre Sorgen nicht mit der ihm eigenen grimmigen Geduld bis zum bitteren Ende anhoeren, komme was da wolle. Er dreht ihr auch nicht den Ruecken zu, entzieht ihr nicht seine Hand oder laesst sie mit ihrem Gefuehlschaos alleine. Ganz im Gegenteil. Er schiebt seinen Arm um ihre Taille und zieht sie zu sich, bis sie lang und warm an seiner Brust aufliegt. Zoegerlich schiebt sie ihre Arme ueber seine Schultern, bis sie seinen Stiernacken unter ihren Haenden fuehlt, und vergraebt die Finger in seinem Haar. Es ist schwer und dick und seidig glatt, aber alles andere als weich. Nichts an Borgil ist weich. Unter der firnisdunklen Lederhaut spielen stalharte Sehnen und glatte, feste Muskeln, die sich ueber schwere Knochen spannen und ihn insgesammt grob, kantig und breit wirken lassen. Azra weiss, was er fuer eine Wirkung auf Fremde haben kann. In seinem Kilt, mit dem Irokesen, der zwergenueblichen Handaxt im Guertel und all den Silberspangen, Goldstiften und Drachenzahnohrringen als Schmuck – es gab eine Zeit, als sie selbst sich manchmal vor ihm gefuerchtet hat. Damals, viele Sommer zurueck, als sie noch ein dummes, kleine Goer gewesen war. Und jetzt gehoert das alles mir. Obwohl Njucon noch immer in ihrem Hinterkopf herumspukt, verliert er schlagartig an Wichtigkeit, als sie ihre kleine Nase in der kleinen Kuhle direkt unterhalb von Borgils Kinn vergraebt und der Geruch nach herbem Leder, Stein und… immer noch Rosen ihr zu Kopf steigt. "Nun,” brummt es neben ihrem Ohr und der nuechterne Tonfall holt sie schlagartig in die Realitaet zurueck: “Um mich musst du dir keine machen, mein Herz. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich das gern höre, aber ich danke dir trotzdem, dass du's mir gesagt hast.” Der halbe Wolkenthron purzelt ihr von der Seele. Erleichtert atmet sie tief durch und nickt an Borgils Brust, ohne sich wirklich von ihm zu loesen. ”Jetzt sag ich dir was: Njucon ist mir scheißegal und seine Absichten mit irgendwelchen Weibern erst recht. Aber was du denkst ist mir nicht egal, das war's mir nie. Also… wo drückt der Schuh, eh? Ich meine, wo genau?"

Sehr, sehr langsam bringt sie ein wenig Abstand zwischen sich und ihn, behaelt jedoch eine Straehne seines rostroten Haares um ihren Zeigefinger gewickelt. Njucon ist ihr alles andere als egal, aber als sie spricht, schwingt ein seltsam vertraeumter Unterton in ihrer Stimme mit, als seien die Worte nur noch belanglose Untermalungen einer eigentlich ganz anderen Botschaft. “Ich glaube, dass er in Schwierigkeiten steckt. In Schwierigkeiten, aus denen er nicht einfach so wieder herausfindet… und ich werde mir wahrscheinlich Sorgen machen, bis ich weiss, dass er einen Ausweg gefunden hat. Und deswegen moechte ich…” Sie hebt den Kopf und hat in dem Moment, in dem ihre Augen, milchhell und von einem quecksilbrigen Glanz erfuellt, die seinen, schwarz wie Ebenholz und absolut undurchsichtig, treffen, den Faden verloren. Was moechte ich? Ich moechte Njucon helfen. Ich moechte wieder normal mit Njucon reden koennen. Ich moechte vergessen, was geschehen ist und neu anfangen. Ich moechte Njucon wieder vertrauen koennen. Aber das wird heute nicht mehr geschehen. Morgen, uebermorgen, die naechsten Siebentage, sie haben alle Zeit der Welt um das Problem Njucon noch eingehend und ausgiebig zu besprechen. Es muss nicht jetzt sein. Die Straehne loest sich aus ihren Fingern und springt zurueck nach in Form, ihr Daumen aber wandert entlang der Rundung seines Schaedels, ueber die die winzigkleine Stelle hinter seinem Ohr, wo er als einziges kitzlig ist, entlang seines sauber gestutzten Bartes zu seinem Kinn, wo er verharrt. Fuer Borgil ist sie seit vielen Jahren wie ein offenes Buch – ein Umstand, der es ihr erleichtert hat sich ihm in jeder erdenklichen Hinsicht zu oeffnen. Auch, was ihre Wuensche angeht und die drehen sich momentan um ganz und gar bodenstaendige Dinge. “Ich moechte, dass du mich aus diesem Kleid schaelst. Ich moechte, dass du mich ueberall kuesst. Ich moechte dich schmecken und spueren.” Ein feines Laecheln stielt sich auf ihre Lippen, als sie sich auf die Zehenspitzen stellt, nach vorne beugt und nahe seines Ohres ganz und gar unzueglich raunt: “Und ich moechte mich dabei alles andere als schuldig fuehlen.”

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 31. Aug. 2010, 09:36 Uhr
Bei Varins Augenaufschlag muss Aurian lachen. Freundschaftlich versetzt sie ihm einen leichten Knuff in die Rippen. „Alter Schmeichler!“ grinst sie. Jede Andere würde hinter den Redereien des Blaumantels irgendwelche Avancen vermuten doch Aurian kennt ihn zu gut und auch Varin weiß, dass er sie nie seiner Liste an Eroberungen wird hinzufügen können. Genauso gut würde er aber auch jeden Kerl, der sich auf Kosten der Magierin ein schnelles Vergnügen holen will, zum Duell fordern. Wie wohl jeder Blaumantel in der ganzen Steinfaust auch. Die kleine Magierin ist für sie alle, obwohl sie sich mittlerweile gut selber wehren kann, immer noch die kleine Schwester, die es zu beschützen gilt – gegen alles und jeden wenn es sein muss! Nur Cleyron und Cedric hatten in ihr mehr gesehen, doch beide sind fort.
>Ich habe die Kobolde bestochen< Die Halbelbe grinst. Nur zu gut ist ihr noch der geschockte Blick der Lady Gwyned in Erinnerung, als sie mit Varin (und im Anschluss mit noch einigen anderen Blaumänteln) im Inneren Zwinger – in Hosen – diesen neuen Tanz ausprobiert hatte. Bei einer einfachen Gardistin hätte sie wohl nur die Nase gerümpft aber Aurian ist eine Lady! Ihre Zofe hatte schon das Richfläschen gezückt, um das schlimmste zu verhüten. „Gute Idee!“ stimmt sie Varin zu und lässt sich von ihm in Richtung Buffet dirigieren.

Zuckerschnute…Aurian zieht den hübschesten Schmollmund den sie zustande bringt und wendet sich dann dem Gardisten zu. „Wie wär’s mit einem Glas Perlwein, mein glutäugiger Galan?“ Ganz ernst kann sie allerdings nicht bleiben, und so schleicht sich ein verschmitzter Grinser in ihr Gesicht. >Sag mal… deiner süßen Magd willst du mich nicht zufällig vorstellen? < Aurian folgt seinem Blick. „Schwerenöter! Aber hilf mir auf die Sprünge, welche der beiden meinst du?“ Lyall steht mit Cin vor der Cidar Wanne und Avila hat sich gemeinsam mit Emrys eben auch etwas von dem erfrischenden Getränk geholt.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 31. Aug. 2010, 14:03 Uhr
Leise (fast schon etwas zu leise angesichts des vor schwatzenden Leuten beinahe überquellenden Speisesaals) beantwortet Lyall Cináeds Frage, wer der Mann, der sich soeben entfernt hat, denn sei. »Aye Herr. Das war der Kastellan des Steinhauf... ich meine der Steinfaust. Ein sehr enger Vertrauter der Lady de Winter und ein immer gern gesehener Gast im Anwesen. Leider kann er nicht oft zu Besuch kommen«, vertraut die junge Magd dem Shida'ya an. »Später will er sich auch noch über Wolle unterhalten. Er will sie für seine Frau, Morna. Wegen der guten Qualität...« Cináed lächelt. „Ah, dass also ist der Kastellan der Steinfaust. Vielen Dank, Lyall.“ Er sieht die junge Frau freundlich an – oder versucht es zumindest. Jetzt erst wird er gewahr, das die Wargin den Blick starr auf den Boden geheftet hat. Der Gutsherr runzelt irritiert die Stirn und fragt sich ernsthaft für einen Moment, ob sie womöglich etwas verloren hat und nun danach sucht.
Lyall räuspert sich. »Würdet Ihr mir Euren Becher reichen, Herr? Damit ich ihn befüllen kann«, erklärt sie nun mit etwas lauterer Stimme als zuvor. Cináed mustert erst verdutzt den Becher in seiner Hand, dann ihr immer noch zu Boden blickendes Gesicht und dann wieder den Becher. Allmählich beginnt ihm zu dämmern, dass Lyall keinesfalls irgendetwas sucht oder das auf Hochglanz polierte Parkett auf eingebildete Staubfussel und Kratzer hin überprüft – sie vermeidet es lediglich bewusst ihm in die Augen zu sehen. Einen Grund für diese Schüchternheit kann sich der Elb allerdings beim besten Willen nicht vorstellen. Habe ich so einen schlechten Eindruck auf sie gemacht?, fragt er sich ein wenig bestürzt. Bisher hatten Lyall und er wenig miteinander zu tun gehabt, wenn er im Anwesen zugegen gewesen war. Aus diesem Grund kann er sich im Augenblick nicht erinnern, wann und wo genau er möglicherweise etwas falsches gesagt oder getan haben könnte, dass dermaßen einschüchternd auf die junge Frau gewirkt hat.

„Öhm“, brummt Cináed daher ein wenig verlegen. „Vielen Dank, Lyall.“ Er lächelt. „Aber das ist wirklich nicht nötig.“ Ihm ist durchaus bewusst, dass derartige Aufgaben zu den üblichen Pflichten eines Bediensteten gehören, wenn Feste wie dieses gefeiert werden. Er hat sogar das eine oder andere Lästermaul sagen hören, dass manche Herrschaften so vornehm und edel seien, dass sie nicht einmal in der Lage wären, sich selbst ein Glas Perlwein einzuschenken. Cináed zählt sich selbst eindeutig nicht zu diesen feinen Leuten. Und sich von vorne bis hinten bedienen zu lassen, entspricht ganz und gar nicht seinem Naturell. Daher macht er auch keine Anstalten der jungen Frau den Becher in die Hand zu drücken.
Während er gesprochen hat, hat er sie genauer betrachtet. Ihre Wangen sind leicht gerötet und ein paar einzelne Haarsträhnen haben sich aus dem  schönen, schweren Zopf in ihrem Nacken gelöst. Der Elb nimmt daher an, dass sie ebenfalls zu den Tänzern gehört hat, die bis eben noch ausgelassen zur Musik der Kobolde durch den Salon gewirbelt sind. „Ihr seht aus, als könntet ebenfalls eine kleine Erfrischung gebrauchen“, stellt er lächelnd fest. „Kommt, wir holen Euch ebenfalls ein Glas und dann stoßen wir gemeinsam an.“ Gut gelaunt schiebt er Lyall, bevor diese genug Gelegenheit hat zu protestieren, kurzentschlossen in die Richtung in der sich, wie er weiß, der Geschirrtisch befindet. „Ein wirklich schönes Fest“, erklärt er nebenher im Plauderton, spürbar bemüht Lyalls Befangenheit etwas zu verscheuchen. „Ihr und Avila habt wirklich ganze Arbeit geleistet.“

Geschickt angelt Cináed einen zweiten Becher von dem kleinen Geschirrtisch und sieht sich um. „Nun, was darf ich Euch holen?“, erkundigt er sich freundlich. „Auch etwas von dem Cider? Oder lieber etwas anderes?“ Fragend schaut der Elb die junge Frau an. Ihre zurückhaltende Art überrascht den Shida'ya einmal mehr. Gewiss, er ist sicherlich alles andere als ein Experte in diesen Dingen, aber unter all den herausgeputzen Damen in ihren prunkvollen Kleidern stellt die Wargin in seinen Augen einen angenehm erfrischenden Gegensatz dar. Die helle, beige Bluse, das dunkle Mieder und die eng anliegende, dunkelbraune Lederhose (die, wie ihm sehr wohl aufgefallen ist, mit aufwendigen Stickereien verziert ist) betonen dezent, aber sehr gekonnt ihre schlanke, geschmeidige Gestalt und bilden einen schönen Gegensatz zu ihrem seidig schimmernden Haar und den außergewöhnlichen Bernsteinaugen.
„Äh, ja, also ich werde jedenfalls etwas von dem Cider nehmen...“, stammelt Cináed verlegen, als ihm bewusst wird, dass es doch ziemlich unhöflich ist, jemanden so eingehend zu mustern, wie er dies gerade mit Lyall tut. Leichte Röte überzieht seine Wangen und nun ist es an ihm hastig zu Boden zu starren, um dort nach imaginären weißen Mäusen zu suchen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 31. Aug. 2010, 16:19 Uhr
Zuerst scheint der Elb nicht zu bemerken, dass Lyall Löcher in das Holz des Parketts starrt und immer noch mit ausgestrecktem Arm auf seinen Becher wartet, um diesen dann zu füllen. Still steht sie da wie zur Salzsäule erstarrt, nur das Auf und Ab ihres Brustkorbs lässt Leben in ihrem Körper vermuten.
Warum bin ich nur so aufgeregt? Wo kam der Herr so plötzlich her? Ich war unaufmerksam... und nun so eine Situation! Warum kann ich nicht im Boden versinken..argh! Gerade kann sie das Bedürfnis sich zu verwandeln noch unterdrücken, will sich das Wolfsfell doch schon wie kleine Nadeln durch ihre Haut bohren.
Als der Herr des Hofes Glyn-y-Defaid ihre starre Haltung ihm gegenüber bemerkt und verwundert brummt: >>„Öhm. Vielen Dank, Lyall. Aber das ist wirklich nicht nötig.“, lässt sie ihre Hand abwesend wieder sinken. Auf dem blank spiegelndem Parkettboden kann sie seine schlanke Silhouette erkennen, leicht erhellt durch die umstehenden Kerzen und Leuchter. Sein Gesicht ist ihr zugewandt und dieses Wissen lässt sie unfreiwillig erröten.
>>„Ihr seht aus, als könntet ebenfalls eine kleine Erfrischung gebrauchen. Kommt, wir holen Euch ebenfalls ein Glas und dann stoßen wir gemeinsam an.“ Seine Hände berühren sie sanft und leiten sie geschickt näher an den Geschirrtisch heran. Unter seiner Berührung zuckt sie unfreiwillig zusammen und eine Gänsehaut überzieht sie von Kopf bis Fuß. Unangenehm stellen sich sogar ihre Haare auf dem Kopf auf.
Immer noch sichtlich darum bemüht Lyall aus der Reserve zu locken, spricht der Shida'ya fröhlich weiter. >>„Ein wirklich schönes Fest. Ihr und Avila habt wirklich ganze Arbeit geleistet.“<< Einen langen Arm machend, angelt er einen zweiten üppig verzierten Becher vom angrenzenden Tisch.
>>„Nun, was darf ich Euch holen?Auch etwas von dem Cider? Oder lieber etwas anderes?“<<, möchte er überaus freundlich von der Gestaltwandlerin wissen.
Die Wargin würde wirklich gerne antworten... doch aus ihrem Mund dringt nur ein Wispern, welches wie das Rascheln von trockenem Laub klingt, das sich jedes Jahr wieder im Herbst im Hof des Anwesens sammelt.
Mehrmals öffnet und schließt sie ihren Mund, doch kein Speichelfluss will sich anregen lassen. Wie  ein trockener, mehrmals ausgewrungener Putzlappen (einer der älteren fussligeren Sorte) klebt ihre Zunge an ihrem schmerzendem Gaumen. Auch ihrem Gegenüber wird die entstehende Pause etwas zu lang und reichlich verlegen antwortet der Elb sich vorsichtshalber selber. >>„Äh, ja, also ich werde jedenfalls etwas von dem Cider nehmen...“<<

Doch Lyall hört kein „Blubb!“ vom Eintauchen der Kelle oder das vertraute Geräusch, wenn eine Flüssigkeit in ein Behältnis umgefüllt wird. Statt dessen blickt sie verwirrt auf das Spiegelbild des Elbenmannes. Einzelheiten kann sie auf dem braunen Parkett in der Spiegelung nicht erkennen, doch genug um zu sehen, dass auch er nun seinen Blick abgewandt hat und zu Boden blickt.
Bei Ea's grünem Blut! Nun sieh was du wieder angerichtet hast! Du hast einen Gast beleidigt! MACH DEN MUND AUF! Die ersten Worte wollen ihre ausgedörrte Kehle nicht verlassen. Panik steigt in ihr hoch, doch dann erlöst sie ein gekrächztes „ Ja, Herr...W..Wasser“.
Schuldig und mehr als peinlich berührt blickt sie auf. Langsam Sekhel um Sekhel, hebt sie ihren Kopf bis sie erst sein bärtiges Kinn, die Spitzen seines weich fallenden Haares und schließlich das ganze Gesicht erblickt.
So nah ist sie ihm noch nie gewesen. In all den Mondläufen, die er hier ein und aus gegangen ist haben sie sich meist nur von der Ferne aus gesehen. Viele Worte hat sie bis jetzt nicht mit ihm gewechselt. Ihre Scham und Vorsicht ihm gegenüber konnte sie sich selbst nicht erklären, doch Begegnungen dieser Art hatte sie versucht zu vermeiden. Eben um diese unüberbrückbare Stille die nun vorherrscht nicht zu erzwingen. Was sollte sie auch sagen? Sie kannte ihn nicht wirklich... hatte aber das Gefühl vor lauter Aufregung schnell auf den Abtritt verschwinden zu müssen.
Was war nur mit ihr los?

Seine rauchgrünen Augen suchen immer noch rastlos den Boden vor sich ab, was Lyall Zeit gibt ihn etwas näher zu betrachten. Nicht auffallend lange, jedoch lange genug um sich seiner makellosen Schönheit gewahr zu werden. „Das ist Elben so zu eigen...“ hörte sie ihre Mutter sagen. „Sie altern nicht... sind immer schön und galant. Hüte dich vor ihrer Magie! Sie mögen nett erscheinen doch sie bezirzen dich schneller als du einen Pfeil abfeuern kannst...“
Doch nun...so nah...wirkt er nicht gefährlich oder... falsch in seinen Absichten. Im Gegenteil er sieht ganz normal aus. Keine Aura des Bösen umgibt ihn und... ist ihre Herrin nicht auch Halbelbe?
Nun... vielleicht hatte ihre Mutter damals aus großer Sorge übertrieben oder Erfahrungen gemacht, die sie nun warnen sollten. Doch Lyall schüttelt diesen Gedanken ab. Und außerdem...was soll daran schlimm sein sich... bezirzen lassen zu wollen?
Kurz stutzt sie. Woher kam dieser Gedanke denn eben? Unmerklich schüttelt sie über sich selber ihren Kopf. Alles Gewäsch!
„Herr, vielen Dank für die Komplimente. Avila hat wirklich wunderbare Sträuße gemacht und all dies hier dekoriert. Mein Anteil ist nur gering...“ antwortet sie gerade hörbar. „Ich hoffe es gefällt euch hier bis jetzt. Sprecht dem Cider ruhig zu! Ich habe mir sagen lassen, er soll köstlich sein. Ich...äh..nehme dann ein Wasser...“
Wo sollte sie nur hinschauen wenn auch er seinen Kopf wieder hebt?!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Varin am 31. Aug. 2010, 22:17 Uhr
"Perlwein?" Echot Varin ungläubig und schüttelt den Kopf. "Ich sagte, 'etwas stärkeres als Cider', Zuckerschnute," erinnert er sie und ziept ihr am Haar, was sie mit einem bitterbösen Blick quittiert. Es stimmt zwar, dass die meisten Blaumäntel in ihrem Alter Aurian meistens wie eine kleine Schwester behandeln, brüderlichen Schutz inklusive… dummerweise hat sie damit aber auch mehr lästige "große Brüder" als jede andere junge Frau in den Herzlanden und entsprechend unter ihren Neckereien und Späßen zu leiden. Jetzt brabbelt sie empört etwas von "Frisur ruinieren" und "Finger weg", doch Varin zuckt nur grinsend mit den Schultern. "Selber bäh!"  Auf die Frage nach der Magd handelt er sich auch noch einen tadelnden, wenn auch amüsierten Blick ein. >Schwerenöter!<" Wird ihm beschieden, wenn Aurians erheiterte Miene ihren strengen Ton auch Lügen straft. "Ja", stimmt Varin in brünstig zu. "Sehr schwere Not. Furchtbar schwer. Du hast ja keine Ahnung, wie schwer." Von seinem Techtelmechtel… in Ordnung von seinen erfolglosen Techtelmechtel-Versuchen… mit der neuen Wirtin des Pfirsichs weiß Aurian ja nichts und wenn es nach ihm geht wird sie es auch nicht erfahren. Kleine Schwestern sind ja meistens ganz niedlich, aber sie können auch penetrant nervig und furchtbar neugierig werden – sie müssen wirklich nicht alles wissen. >Aber hilf mir auf die Sprünge, welche der beiden meinst du?< "Na welche wohl, den rothaarigen Hausdrachen bestimmt nicht," schnaubt Varin mit einem schiefen Grinsen. "Die ist zwar ganz hübsch, aber nicht mein Fall. Nichts dran, nicht vorn und nicht hinten, aye? Die andere… wie war noch gleich ihr Name…? Diese Ohren sind einfach… hinreißend, findest du nicht?" Wie immer reizt Varin das Unbekannte, Neue, mal ganz abgesehen davon, dass die Kleine mit und ohne Ohren eine Schönheit ist.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 01. Sept. 2010, 11:03 Uhr
Eine Weile lang sind sie still und lauschen, ob da nicht doch ein schlurfendes und schmatzendes Monster auftaucht.
Dann beginnen die beiden zu giggeln und zu kichern. Uio legt sich auf den Rücken und hält sich mit der einer Hand den Bauch und mit der anderen dämpft er sein Gelächter. Zoe hüpft auf seinen Bauch und hebt kichernd den Arm.
„…uuuund hier mit verleihe ich Euch die besondere Tapferkeitsnadel. Im Kampf habt Ihr Euch mutig und als besonders tapfer erwiesen. Habt das Leben der Feenprinzessin Zsuzl’pztirrp Rirrizyptzszoefyrrd geschützt und verteidigt. Erhebt euch Ritter Uio!“
Feierlich überreicht die Feenmaid ihrem Schützer einen kleinen Holzsplitter.
„Oh…habt dankt…das werde ich in Ehren halten!“, sagt Uio mit gespielter tiefer Stimme und nimmt seine Tapferkeitsnadel entgegen.
Und wieder beginnen beide zu kichern.
„Zoe?“
“Hm?
„Ich glaub ich hab genug vom Monsterjagen und Balldings. Lass uns noch etwas Essen stibitzen und dann schlafen gehen?“
„Gut!“

Gesagt getan! Uio hebt seine kleine Freundin sacht auf seine Schulter und flitzt flink zwischen den Gästen hindurch bis zum Tisch mit den vielen Speisen. Immer wieder sucht er Deckung unter anderen Tischen, Stühlen oder anderem Mobiliar. Unter dem Buffettisch   angekommen suchen Uios flinke Finger nach etwas Essbarem. Hat seine Hand etwas erfasst, zieht er sie flux zurück und lässt sogleich Zoe probieren.
„Ist das gut Prinzessin?“
„Mhhhhh!“, bekommt er ein genüssliches Schmatzen als Antwort.
Und während Zoe weiter nascht linst Uio über den Tischrand und schnappt sich das ganze Tablett.
„Ich glaub das reicht, oder?“, sagt Uio grinsend und ist schon dabei den Weg in ihre Kammer anzutreten, um dort die Beute genüsslich zu verspeisen und dann voll gefuttert und glücklich einzuschlafen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 01. Sept. 2010, 11:09 Uhr
„Ihr Name ist Lyall, aber Schnuckilein, ich hab irgendwo gehört dass gerade Schonzeit ist bei der Jagd auf kleine Mädchen! Oder irr ich mich da etwa?“ Mit einem unschuldigen Lächeln nippt sie an ihrem Glas Erdbeerperlwein. Zwar weiß sie nichts von seinen Versuchen, die neue Pfirsichwirtin zu erobern, aber dass der Hauptmann in den letzten Siebentagen erstaunlich sittsam ist, was das weibliche Geschlecht angeht, ist wohl jedem bereits aufgefallen und Doug, das alte Klatschmaul, hatte die eine oder andere Bemerkung fallen lassen aus denen sich die Magierin einiges zusammenreimen hatte können. Der Narrenkönig hüllt sich zwar wie immer in dezentes Schweigen doch nun erwidert er Grinsen von der anderen Seite des Buffets her mit einem verschmitzten Zwinkern. „Aber wenn du möchtest, kann ich dich selbstverständlich vorstellen! Soll ich Schnuckilein?“ Aurian schaut Varin dabei so unschuldig an, dass sie jeder Richter schon allein ob dieses Blickes für schuldig halten würde. Varin brummelt etwas von >Klatschweiber< und >neugieriges Magiervolk< und versucht doch glatt böse dreinzuschauen, was ihm aber nicht so recht gelingen will. „Lass mal gut sein, von mir erfährt keiner was, was auch immer du schon wieder mit irgendeinem Mädel am Laufen hast. Aber eines sag ich dir: Wenn du mir Lyall verschreckst oder irgendwie mit ihren Gefühlen spielst, dann kriegst du’s bei aller Freundschaft mit mir zu tun!“ Auch wenn sie das in freundschaftlichen Ton sagt, liegt ein ernster Unterton in ihrer Stimme. Sie würde nicht zulassen, dass irgendwer ihrer Magd, die soeben beginnt Vertrauen in die anderen Menschen zu fassen, dieses Vertrauen wieder zerstört – egal wer das auch immer ist und wen sie sich dafür mit allen Dämonen der Unterwelt anlegen müsste!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 01. Sept. 2010, 14:45 Uhr
»Ja, Herr... W... Wasser«, stammelt Lyall leise, während der Elb sich etwas von dem Cider einschenkt und langsam nickt. Hastig spricht die junge Frau weiter. »Herr, vielen Dank für die Komplimente. Avila hat wirklich wunderbare Sträuße gemacht und all dies hier dekoriert. Mein Anteil ist nur gering...«, erklärt Lyall und sieht ihn verlegen an. »Ich hoffe es gefällt Euch hier bis jetzt. Sprecht dem Cider ruhig zu! Ich habe mir sagen lassen, er soll köstlich sein. Ich... äh... nehme dann ein Wasser...« Cináed nickt abermals bedächtig. „Gut, dann also ein Wasser für Euch“, wiederholt er unnötigerweise. „Wenn Ihr wohl so freundlich wärt, meinen Becher kurz zu halten?“ Behutsam reicht der Shida'ya ihr das Gefäß hinüber, um nichts von dem Inhalt zu verschütten und nimmt stattdessen das Glas, welches er Lyall nur wenige Augenblicke zuvor in die Hand gedrückt hatte, im Austausch entgegen.
Suchend sieht er sich um und findet rasch, wonach er Ausschau hält – eine große Karaffe, die bis oben hin mit kristallklarem, eisgekühltem Kräuterwasser, also mit sauberem Quellwasser und besagten Kräutern – Minze, Basilikum, Thymian, Zitronengras, etwas Geranium und drei kleinen Himbeeren, wenn ihn nicht alles täuscht – gefüllt ist. Entschlossen hebt er die Karaffe in die Höhe und lässt einen kleinen Schwall von dem erfrischenden Getränk in Lyalls Glas rinnen. Zufrieden wendet er sich der jungen Frau wieder zu und tauscht lächelnd ihrer beider Getränke gegeneinander aus.

„Ja, das Fest ist wirklich schön“, stellt er fest und lächelt abermals, wobei er nicht ganz sicher ist, wo er hinschauen soll – in Lyalls Gesicht oder auf den Boden. Schließlich entscheidet er sich für einen relativ gefahrlos erscheinenden Mittelweg und fixiert einen unsichtbaren Punkt über der (von ihm aus gesehen) rechten Schulter der jungen Frau. „Ich gebe allerdings zu“, fährt er fort. „Ich bin so große Feierlichkeiten gar nicht mehr gewohnt.“ Beinahe entschuldigend zuckt er mit den Schultern. „Wisst Ihr, meine Frau ging früher gerne tanzen...“ Abrupt bricht er ab, als ihm bewusst wird, dass dies vermutlich nicht das Beste Thema für eine zwanglose Unterhaltung ist.
Eilends hebt er seinen Becher. „Las uns anstoßen“, schlägt er vor. „Auf die Gastgeberin, den Blumenball und einen schönen Abend.“ In eben diesem Augenblick, er schaut noch immer mehr über Lyalls Schulter als in ihr Gesicht, erspäht er in einiger Entfernung besagte Gastgeberin, als diese sich gerade recht vertraulich mit einem stattlichen jungen Burschen unterhält. Ohne groß einen Gedanken daran zu verschwenden wer oder was dieser stattliche Bursche ist, richtet Cináed seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf Lyall. Er prostet ihr zu, dann nimmt er einen tiefen Schluck von seinem Cider, welches ihm sogleich kühl und erfrischend die Kehle hinabrinnt.

„Sag, Lyall, wo kommt Ihr eigentlich her?“, erkundigt er sich, um das neuerlich zwischen Ihnen aufkommende Schweigen zu verscheuchen. „Wie feiert man dort Feste wie dieses? Ich habe gesehen, dass Ihr gerne zu tanzen scheint.“ Der Shida'ya lächelt. „Tanz man in Eurer Heimat die selben Tänze wie hier?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 02. Sept. 2010, 16:26 Uhr
Still nippt Lyall an ihrem Getränk. Das Wasser ist schön kühl und schmeckt angenehm würzig nach Minze und Zitronengras, die restliche Kräuter geben nur eine leichte Hintergrundnote.
Hin und wieder zerplatzt eine eiskalte Himbeere zwischen ihren Zähnen. Wie kleine rote Bojen tingeln sie fröhlich auf der Wasseroberfläche im Glas der Wargin herum.
Sein Gesicht ist ihr nun zugewandt, jedoch scheinen seine Augen nicht auf ihr zu ruhen. Unstet springen sie von ihrem Gesicht auf einen Fixpunkt hinter ihrer Linken, doch Lyall wagt nicht sich umzudrehen.
Auch sie riskiert nur ab und an einen Blick nach oben, da er etwas größer als sie ist, betrachtet sie beflissentlich einen Knopf an seiner Brust, welcher auf ihrer Augenhöhe gelegen ist.
Als sie in sein Gesicht geblickt hatte und ihre Blicke sich kurz trafen, wurde sie fast von ihren Füßen gerissen. Wie ein Malstrom hatten seine Augen sie in sich hineingezogen, unergründlich wie zwei grüne Waldseen und sie hatte das Gefühl gehabt, als könnte er ihr tief in die Seele schauen.
Seine Pupillen waren geweitet und schwarz gewesen, dunkle Brunnen der Wonne aus denen man in langen Zügen trinken konnte.

Doch der Blickkontakt hielt nicht lange an und so starrte nun jeder wieder ins Nichts.
>>„Ja, das Fest ist wirklich schön. Ich gebe allerdings zu, ich bin so große Feierlichkeiten gar nicht mehr gewohnt.“ Kurz zuckt er beinahe reumütig mit den breiten Schultern. Immer wieder rutscht ein Teil seines bärtigen Kinns in ihr Blickfeld, wenn er zu ihr spricht. Wie hypnotisiert hebt sie den Kopf gerade so weit, dass sie seine Lippen sehen kann, welche voll und einladend die Worte formen: >>„Wisst Ihr, meine Frau ging früher gerne tanzen...“<<
Langsam bilden sich Worte im Kopf der Gestaltwandlerin Warum früher?, doch ehe sie sie aussprechen kann, spricht der Elb weiter.
Lyall hat keine Vorstellung davon, was mit der Frau des Gutsbesitzers geschehen ist, aus Respekt würde sie Lady Aurian nie über ihre Gäste und Freunde ausfragen. Die Wargin ist im Allgemeinen eher ruhig und richtiges Vertrauen hat sie bis jetzt nur zu drei Personen aufbauen können. Nur ihre Lady, Avila und der Kastellan gaben ihr die Sicherheit, die sie brauchte um sich zu öffnen.

>>„Las uns anstoßen. Auf die Gastgeberin, den Blumenball und einen schönen Abend.“<< Obwohl ihre Gläser sich treffen und Lyall ein gemurmeltes „Aye... Air do shlàinte, mein Herr.“ murmelt, schaut der Gutsherr immer noch über ihre Schulter. Ohne es zu wollen, versetzt ihr dies diesmal einen kleinen Stich. Was geht nur in mir vor? Ich verstehe das alles nicht mehr... Beruhige dich... Er ist doch sehr nett zu dir! Genieße es, bevor das Fest zu Ende ist. Morgen ist so wie so alles vorbei und der Alltag kehrt zurück. Ein weiteres Mal tut sie einen Schluck aus ihrem Glas, nicht wissend was sie sagen soll um die aufkeimende Stille zwischen ihnen zu überbrücken.
Doch schließlich ergreift er das Wort und die bedrückende Pause weicht zurück.

>>„Sag, Lyall, wo kommt Ihr eigentlich her? Wie feiert man dort Feste wie dieses? Ich habe gesehen, dass Ihr gerne zu tanzen scheint.Tanz man in Eurer Heimat die selben Tänze wie hier?“
Sein Lächeln lässt weiße Zähne aufblitzen, doch weiter als bis zu seiner Nase wagt Lyall nicht zu schauen.
Bevor sie antwortet sieht sie sich schüchtern im Saal um. Ein kleines Grüppchen steht an den hinteren Tischen, sie lachen laut und zeigen sich neue Tanzschritte, welche wohl zu dem verpönten Tanz gehören.
Doch die meisten Gäste befinden sich gerade in unmittelbarer Nähe zu ihr, scharen sich fast schon um das erfrischende Nass, welches auf dem Getränketisch bereit steht.
All die bunten Kleider, die gemachten Haare, welche sich bei der ein oder anderen Frau zu einen hohen Turm schlängeln, die teuren Kolliers und  Ringe...
„Nein...“, antwortet sie zögerlich. Kurz räuspert sie sich und wird dann lauter.
„Nein bei uns tanzt man nicht so...frei. Unsere Tänze sind Huldigungen an Ealara und die Wächter des Clans. Wir tanzen nur um reichlich Beute zu erbitten, zu Ehren der Göttin und auch manchmal um Kindersegen. Doch wir tun es nie aus Freude... Spaß. Das ist mir neu. Die Schritte... ich habe sie erst heute gezeigt bekommen.“ Unsicher wendet sie ihre Kopf und sucht den Salon nach dem weißen Schopf des Kastellans ab, kann ihn jedoch nicht entdecken.
Kurz seufzt sie unmerklich und macht eine ausladende Geste, welche alle Anwesenden im Salon mit einschließt. „Ich kannte wie gesagt keiner eurer Tänze und die schiere Fülle an Tänzen, Schritten und Drehungen hat mich fast erschlagen. Ich kann verstehen, warum ihr sie tanzt. Doch ich frage mich warum wir es nie getan haben. Nur der Schamane... durfte bestimmen wann und warum getanzt wurde. Es war eine Art... Anrufung die nicht leichthin vollzogen werden durfte.
Feste gab es nur zu Ehren einer Geburt oder eines großen Jagderfolges.“ Wie Schemen blitzen alte Erinnerungen auf und fast meint sie die raue Stimme und das barsche Gebaren des Gedankenfressers wieder vor sich zu sehen. Wie er in seiner Geweihmaske, berauscht von Pilzen und Kräutern, Kontakt zu den Urahnen und der Göttin aufnahm.
Leicht schüttelt sie ihrem Kopf, um die Gedanken, welche wie Spinnweben an ihrem Geist hängen zu vertreiben.
„Ich komme aus dem Nachtwald, Herr. Vielleicht habt ihr schon einmal davon gehört. Es ist ein wunderbarer Ort... doch alleine sehr gefährlich. Zu gefährlich... Doch...äh... nun bin ich hier und wirklich froh. Ich liebe die Arbeit hier. Und...und ihr? Ich meine... ihr züchtet also Schafe?“
Oh...ja...da steht er vor dir und du fragst nach Schafen... Fest umklammert sie ihr Glas, zornig auf sich selbst.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Varin am 05. Sept. 2010, 14:03 Uhr
Schnuckilein?! Varin glaubt fest daran, sich verhört zu haben, aber seine Ohren spielen ihm leider keinen Streich – Klein-Aurian wird tatsächlich frech. "Ah, vorstellen klingt gut." Erwidert er also lächelnd. Für einen Moment mustert er den Elben, der eben mit der jungen Frau an der Cider-Wanne steht und plaudert - allerdings sieht ihr Gespräch selbst aus der Entfernung nicht gerade nach angenehmer, leichter  Ballunterhaltung aus, eher ein wenig verkrampft – dann quittiert er Aurians honigsüße Unschuldsmiene mit einer süffisant hochgezogenen Braue. "Als ob du kein Wässerchen trüben könntest, tz!" Rügt er spöttelnd. "Mich täuscht du nicht, ich kenne dich viel zu gut, die Mühe kannst du dir wirklich sparen." Ihre nächsten Worte lassen ihn seine Brauen dann allerdings in echter Verblüffung hochziehen. >Lass mal gut sein, von mir erfährt keiner was, was auch immer du schon wieder mit irgendeinem Mädel am Laufen hast. Aber eines sag ich dir: Wenn du mir Lyall verschreckst oder irgendwie mit ihren Gefühlen spielst, dann kriegst du’s bei aller Freundschaft mit mir zu tun!< Bei aller Freundschaft? Mit Gefühlen spielen? Allerdings – bei aller Freundschaft die unterschwellige Warnung in ihrer Stimme gefällt ihm überhaupt nicht. Was beim Dunklen….? Für wen hält sie mich eigentlich? "Erstens, Aurian, habe ich überhaupt nichts am Laufen," erwidert er gelassen und das ist nichts als die reine Wahrheit, "zweitens spiele ich immer mit offenen Karten, das solltest du sehr gut wissen." Er stupst ihr mit dem Zeigefinger auf die vorwitzige Nase. "Drittens nenn ich mich gefälligst nicht 'Schnuckilein', das ist ja peinlich, sonst muss ich mir einen anderen Spitznamen für dich überlegen als Zuckerschnute und der neue wird dir nicht gefallen! Viertens gebe ich nie Versprechen, die ich nicht halten will, man sollte also meinen, die Frauen, die sich trotzdem mit mir einlassen, müssten  wissen, was sie erwartet – Spaß und Befriedigung solange es dauert. Ich zwinge sie nicht, das Spiel mitzuspielen und ich bin immer ehrlich zu ihnen, so gut solltest du mich inzwischen aber wirklich kennen," mit einem leisen Schnauben und einem grinsenden Kopfschütteln wendet er sich den Amphoren, dickbauchigen Flaschen und Karaffen auf dem Tisch zu, die hochprozentigeres Enthalten als Perlwein, Cider, Bier oder Wein und sucht nach einem genießbaren Uisge oder einem anderen Branntwein. "Fünftens brauche ich jetzt wirklich etwas zu trinken und sechstens… gönnst du deinen Mägden etwa keinen Spaß zwischen den Fellen, wenn sie ihn gern hätten?" Mit einem Kopfnicken weist er auf die Rothaarige – Avenna, Avina oder so ähnlich -, die gerade am Rand der Tanzfläche mit hochroten Wangen in den Armen eines der Knechte des Elben hängt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 06. Sept. 2010, 10:36 Uhr
Ups, hatte sie da einen derzeit wunden Punkt erwischt? Varin scheint doch allen Ernstes zu glauben, er müsse sich rechtfertigen! Fast tut Aurian es leid, dass sie ihn doch etwas direkt …ja was eigentlich?...ermahnt?  gewarnt? hat. „Hab verstanden, tut leid, ich wollte dir nichts unterstellen. Ich fühl mich einfach nur verantwortlich für meine Mädels. Was nicht heißt, dass ich ihnen keinen Spaß gönne! Und zu Punkt fünf…“ sie zeigt zu den Amphoren und Flaschen „…bedien dich!“ Die Magierin weiß, dass der Gardist ihr nicht böse ist, trotzdem, ein wenig nagt doch das schlechte Gewissen an ihr, ihn so harsch angeredet zu haben. Allerdings wär sie auch fast geneigt, das Schnuckilein noch zu überbieten…Schatzibutzi wäre noch eine nette Steigerung! Reiß dich zusammen, anscheinend lässt dich der Alkohol und die ganze Fröhlichkeit kindisch werden! ermahnt sie sich selbst. Stattdessen prostet sie dem Hauptmann zu. „Air do shlàinte!“ Aus den Augenwinkeln sieht sie, dass die Kobolde wieder ihre Plätze einnehmen und zu den Instrumenten greifen.    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 06. Sept. 2010, 11:20 Uhr
Lyalls Zurückhaltung lässt ein wenig nach, aber nicht sehr viel, denn als sie mit Cináed anstößt, blickt sie zwar zu ihm auf, schaut ihm aber immer noch nicht in die Augen. Der Shida'ya lächelt und bleibt geduldig. Das Verhalten und die Worte der jungen Frau sagen ihm mittlerweile sehr deutlich, dass sie lediglich ein wenig schüchtern ist. Immerhin unterhält sie sich mit ihm und hat noch nicht die Flucht ergriffen, so fürchterlich kann es dann also auch wieder nicht sein mit ihm zu reden und gesehen zu werden. Der Elb nimmt noch einen Schluck von seinem Cider.
»Nein... Nein bei uns tanzt man nicht so... frei«, erklärt ihm Lyall schließlich und ihre Stimme verrät, dass sie ihre Selbstsicherheit ganz allmählich zunimmt. »Unsere Tänze sind Huldigungen an Ealara und die Wächter des Clans. Wir tanzen nur um reichlich Beute zu erbitten, zu Ehren der Göttin und auch manchmal um Kindersegen. Doch wir tun es nie aus Freude... Spaß. Das ist mir neu. Die Schritte... ich habe sie erst heute gezeigt bekommen.« Cináed nickt bedächtig und denkt ehrlich interessiert über das soeben Gehörte nach, während sich die junge Frau im Saal umschaut, bevor sie weiter spricht. »Ich kannte wie gesagt keiner eurer Tänze und die schiere Fülle an Tänzen, Schritten und Drehungen hat mich fast erschlagen. Ich kann verstehen, warum ihr sie tanzt. Doch ich frage mich warum wir es nie getan haben. Nur der Schamane... durfte bestimmen wann und warum getanzt wurde. Es war eine Art... Anrufung die nicht leicht hin vollzogen werden durfte. Feste gab es nur zu Ehren einer Geburt oder eines großen Jagderfolges.«

Cináed entgeht die knappe Bewegung, das einfache Kopfnicken von Lyall nicht, nachdem sie die letzten Worte ausgesprochen hat. Die Geste ist ihm nur zu vertraut. Erinnerungen sind lästige kleine Biester, anhänglich wie Kletten und manchmal nur schwer wieder zu verscheuchen. »Ich komme aus dem Nachtwald, Herr. Vielleicht habt Ihr schon einmal davon gehört.« Cináed nickt, ja, gehört hat er davon schon; dort gewesen ist er allerdings noch nicht – weiter als bis nach Caermynydd hat es Tara und ihn nie gen Osten geführt. Lyall scheint allerdings keine weitere Antwort von ihm zu erwarten, denn sie spricht bereits weiter. »Es ist ein wunderbarer Ort... doch alleine sehr gefährlich. Zu gefährlich... Doch... äh... nun bin ich hier und wirklich froh. Ich liebe die Arbeit hier. Und... und Ihr? Ich meine... Ihr züchtet also Schafe?«
Der Gutsbesitzer nickt abermals und nimmt anschließend noch einen Schluck von seinem Cider, bevor er antwortet. „Ja“, entgegnet er. „Ich führe die Schafzucht der Familie meiner verstorbenen Frau fort...“ Sein Blick wird nachdenklich. „Die Schafe sind bereits seit vielen Generationen Glyn-y-Defaids Existenzgrundlage – Wolle, Fleisch, Milch, Käse... – und natürlich die Tiere selbst.“ Cináed macht eine kleine Pause. „Aber das ist kein besonders aufregendes Thema für eine Unterhaltung, oder?“, stellt er schließlich lachend fest, als er den bedripsten Ausdruck auf Lyalls Gesicht bemerkt. „Erzählt mir lieber mehr von Euch“, schlägt der Elb stattdessen vor. „Vielleicht bei einem Tanz?“ Die Kobolde nehmen gerade ihre Instrumente wieder auf und Cináed sieht die junge Frau aufmunternd an. „Euren Worten habe ich entnommen, dass Ihr dem Volk der Waldkinder angehört, oder irre ich mich? Seit Ihr eine Jägerin?“ Mit einer unauffälligen Geste deutet er auf die aufwendige Stickereien, die die Hosenbeine und Stiefel der Wargin zieren, sie sind seinem aufmerksamen Blick keinesfalls entgangen. Die Frage, was sie, falls dem so ist, schließlich nach Talyra verschlagen hat, liegt dem Shida'ya bereits auf der Zunge, doch da es ihm zu persönlich und unhöflich erscheint sich danach zu erkundigen, schluckt er sie hastig hinunter.

Cináeds Blick wandert wieder zurück zur Tanzfläche. „Also, würdet Ihr mir die Ehre eines Tanze erweisen?“, wiederholt er seinen Vorschlag mit vorsichtiger Freundlichkeit. „Ihr würdet mir damit eine große Freude bereiten.“ Dem Tonfall in seiner Stimme, dem lächelnden Ausdruck auf seinem Gesicht und seiner ganzen Körperhaltung kann man deutlich entnehmen, dass er meint, was er sagt. Der Elb würde sie ehrlich freuen, wenn die Gestaltwandlerin in seinen Vorschlag einwilligt. Nichts läge ihm ferner als die Absicht sie vorzuführen oder bloß zu stellen, weil ihr möglicherweise viele der Tänze, deren Kenntnis für die meisten anderen Ballgäste selbstverständlich ist, aufgrund ihrer Herkunft bisher nicht bekannt sind.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Varin am 06. Sept. 2010, 16:39 Uhr
>Hab verstanden, tut leid, ich wollte dir nichts unterstellen. Ich fühl mich einfach nur verantwortlich für meine Mädels. Was nicht heißt, dass ich ihnen keinen Spaß gönne!< "Oh, schon gut. Ich hab's ja begriffen. Ich werde keines deiner heiligen Kälbchen auch nur schief anschauen, Grünauge, können wir jetzt bitte das Thema wechseln?" Er findet tatsächlich so etwas wie einen genießbaren Uisge aus Laigin und schenkt sich zwei Fingerbreit hoch in einen Becher. Der Trank glüht in seinem Mund, brennt in seiner Kehle und verbreitet einen halben Herzschlag später wohlige Wärme in seiner Magengrube. Varin kann Aurian, die unter gesenkten Wimpern zu ihm hochschielt, förmlich an ihren hübschen Augen ablesen, dass sie in Gedanken fieberhaft und hektisch nach einem möglichst indiskutablen Spitznamen für ihn sucht, irgendetwas das noch vieeeeeeeeeel schlimmer und peinlicher als Schnuckilein sein könnte, und rollt schicksalsergeben mit den Augen. "Denk nicht mal dran. Lass es. Zu deinem eigenen Besten, aye? Ich räche mich sonst gnadenlos, ich warne dich." >Air do shlàinte!< Ist alles, was Aurian darauf erwidert und sie stoßen an. Gleich darauf ist jedoch jeder Uisge vergessen. Varin nimmt Aurians Hand und zieht sie in Richtung Tanzfläche, wo die Kobolde sich gerade zur zweiten Runde bereit machen – und sie hatten ihm versprochen, diesen wilden, neumodischen, kastagnetten-klackernden, herrlich verruchten Tanz aus Brioca auch ganz bestimmt zu spielen. Varin ist ein guter Tänzer, das darf er ohne falsche Bescheidenheit von sich behaupten und Aurian wird die Herausforderung gewiss annehmen, mit grünen Funken in den Augen lächelnd ihre Röcke raffen und sich um ihn drehen bis ihr schwindlig wird. Die Kastagnetten klappern, die Fideln beginnen ihr Lied, erst getragen, dann immer schneller - und sie bewegen sich dazu im wiegenden Rhythmus, in dem sie aufeinander zu und voneinander fort streben, sich drehen, halten, übereinander beugen, die Gesichter bald zu, bald abgewandt und ihre Körper oft genug fast der ganzen Länge nach aneinander gedrückt. Vielleicht hatte die alte Gwyned doch recht – der Tanz ist anzüglich, mit einer temperamentvollen Tänzerin wie Aurian allemal. Beugt er sie nicht gerade rittlings über seinen Arm nach hinten, so dass sich ihre Brüste direkt unter seinem Kinn heben und senken, umkreist sie ihn nicht gerade wie eine Katze ihre Beute, dann drehen sie sich miteinander in schwungvollen Kreisen, aber dicht beisammen ohne jeden sittsamen Abstand - und fast immer verlangt die Schrittfolge, dass sie sich zwischen den Füßen des  jeweils anderen bewegen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 07. Sept. 2010, 08:35 Uhr
Die alte Gwyned hätte an diesem Abend wohl mehr als nur eine Prise aus ihrem Riechfläschchen benötigt, hätte sie Aurian und Varin über die Tanzfläche wirbeln sehen. Hatte sie den  Tanz schon zu Mittwinter skandalös anstößig, einer Lady nicht würdig gefunden, was würde sie wohl heute sagen? Damals war es der erste Versuch, sowohl Aurian als auch Varin dick ein gemurmelt und in Uniform und der Schnee im Inneren Zwinger war nicht gerade als idealer Tanzboden zu bezeichnen. Heute dafür: Aurian in ihrem, wenn auch nicht unschicklich aber doch, ausgeschnittenen Kleid, auf den fürs Tanzen perfekt gewienerten Fliesen des Salons. Und Varin, der einige neue, doch etwas gewagtere Tanzschritte und Figuren hinzufügt. Eben wirbelt die junge Halbelbe mit fliegenden Röcken in einer Halbdrehung von dem Hauptmann weg, nur um einen Augenblick später von ihm in einer entgegengesetzten Drehung wieder zurückgeholt zu werden und rücklings über seinen Arm gebeugt einige Taktschläge zu verharren, ehe das Wirbeln und Drehen weitergeht. Aurian tanzt so, wie sie alles tut: Mit voller Energie und ganzem Temperament. Halbe Sachen gibt es bei der Magierin nicht und es ist pure Lebensfreude, die sie in diesem Moment versprüht. Nur mit wenigen würde sie diesen Tanz – vor allem in der Form – wagen, doch Varin kennt sie gut genug, um zu wissen, dass es nur ein Tanz ist und der Blaumantel daraus nichts würde ableiten.

Die übrigenden Tanzpaare haben bereits einen gewissen Freiraum um die beiden gebildet und so manches Paar hat gestoppt, nur um ihnen zuzusehen. Das merkt Aurian aber erst, als sie, nachdem der letzte Kastanettenschlag verklungen ist, wieder auf den Füssen landet – die letzten Takte hat sie hochgehoben, herumgewirbelt verbracht. Eine feine Röte steigt ihr in die Wangen. „Eine Vorstellung hätte das aber nicht werden sollen!“ knurrt sie Varin gespielt entrüstet an, als die Kobolde den nächsten Tanz, wieder etwas klassischeres, zu spielen beginnen und die anderen Gäste ihren Tanz auch wieder aufnehmen. Ihre Augen blitzen allerdings, das Ganze hat ihr doch zu viel Spaß gemacht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Sept. 2010, 12:31 Uhr
Dann tritt Lyall in wohl das größte Fettnäpfchen des Abends.
>>„Ja“<< sagt der Elb nachdenklich. >>„Ich führe die Schafzucht der Familie meiner verstorbenen Frau fort... Die Schafe sind bereits seit vielen Generationen Glyn-y-Defaids Existenzgrundlage – Wolle, Fleisch, Milch, Käse... – und natürlich die Tiere selbst.“<<
Wie unter einem Peitschenhieb duckt sich die Wargin und zieht ihren Kopf beschämt ein Stück zwischen ihre Schultern. Ja... das kann ja auch nur die passieren! Du willst das Gespräch auf etwas neutrales lenken und ?? Dann erinnerst du ihn noch an seine Frau! Seine verstorbene Frau... oh jeeehh... Gedanklich schlägt sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn und schalt sich eine Närrin. Hättest du dir das nicht denken können? So ein gesellschaftlicher Anlass... er wäre doch sonst nicht alleine hier! Gerade will sie mit zittriger Stimme antworten: „Herr, ich wusste nicht, dass...“, doch unbeirrt fährt er fort: >>„Aber das ist kein besonders aufregendes Thema für eine Unterhaltung, oder? Erzählt mir lieber mehr von Euch. Vielleicht bei einem Tanz?“<<
Sein Lachen lässt sie vergessen, was sie eben noch sagen wollte. „ Äh ja Herr... was immer ihr wünscht. Ich dachte nur.. nun es hat mich wirklich interessiert. Ich habe euren Hof noch nicht besuchen können.“ In diesem Moment spielen die Kobolde wieder zu einem kleinen Tänzchen auf. Lyall bewundert diese Geschöpfe für ihre Ausdauer, wobei auch die eine oder andere Grünhaut sich im laufe des Abends zunehmend vor Anstrengung leicht lila verfärbt hat. Doch das hindert keinen der Musiker daran sich bei jedem Lied, welches angestimmt wird wieder voll ins Zeug zu legen.

„Ich würde sehr gern mit euch tanzen. Nur...zeigt mir erst die Schritte von dem Tanz, den ihr anstrebt. Ich muss gestehen... ich habe die Namen nur noch teilweise im Kopf.“ Kurz fährt sie mit der flachen Hand über eines ihrer Ohren und erblickt Lady Aurian mit einem ihr unbekanntem Mann. Wie wild geworden fegen beide über das Parkett, die meisten Tanzpaare haben sich schon zur Seite begeben und sehen der Tanzeinlage der Beiden respektvoll zu.
Sie und ihr Begleiter scheinen einen Heidenspaß bei dem Tanz zu haben.
„Nun, Herr. Was wollt ihr denn von mir hören? Ich glaube so viel interessantes gibt es über mich nicht zu sagen.“ Eine kleine Weile verharrt ihr Blick auf den wehenden Röcken ihrer Lady und den flinken Beinen des brünettenTanzpartners, bis sie sich wieder auf den Herrn von Glyn-y-Defaid konzentriert.
>>„Euren Worten habe ich entnommen, dass Ihr dem Volk der Waldkinder angehört, oder irre ich mich? Seit Ihr eine Jägerin?“<< Sie folgt seinem Fingerzeig, welcher auf die Stickereien ihrer Hose gerichtet ist.
„Ja das stimmt. So schnell hat das vor euch jedoch noch keiner erraten. Den meisten Leuten sind wir.. die Waldkinder unbekannt. Wir...leben sehr abgeschieden. Trauen nur wenigen. So wild wie das Land sind auch die Leute und anderen Clans dort. Fahrende Händler trauen sich nicht oft so tief in die Wälder. Wir waren wohl auch nie gute Abnehmer für ihren Tand und Schmuck. Wir haben alles was wir brauchten selbst hergestellt. Oder mit befreundeten Clans gehandelt.“ Verträumt streicht sie mit ihren Fingerspitzen über die gestickten Erhebungen auf ihren Hosenbein.
„Ja ich bin eine Jägerin. Oder sollte ich besser sagen...war? Die Stickereien symbolisieren die Clangeschichte und auch große Jagderfolge werden so verewigt. Manche Frauen bei uns hatten ihr Lebtag nichts anderes zu tun, als Hosen zu besticken oder zu flicken. Ich habe nur ein Tier mit Stolz erlegen können, bevor ich... „ Fast zärtlich fährt sie die Konturen eines großen Elchs nach. „ Bevor ich mich verabschiedet habe.“ Gewaltsam muss sie die Erinnerungen niederdrücken und richtet ihren Blick wieder auf das sanfte Gesicht des Mannes vor ihr.
Anscheinend muss auch er ein paar Fragen haben, die er besser nicht aussprechen will, in seinem Gesicht zuckt es verräterisch.

Kurz muss die Wargin lächeln und hält, so wie sie es bei Rhordri gelernt hat, galant ihre Hand hin, als Cináed sie freundlich nochmals auffordert mit ihr zu Tanzen.
„Wenn es euch Freude bereitet Herr, so soll es auch meine Freude sein.“ Sie kann sein Lächeln nur erwidern, als sie sich auf die Tanzfläche zubewegen. Vielleicht sollte sie doch etwas entspannter an die Sache heran gehen. Schaden kann es nicht...oder?
Alle Augen sind auf den forschen Tanz der Lady gerichtet und so suchen sie sich abseits ein kleines Fleckchen auf dem großen Parkett.
„Welchen Tanz bevorzugt ihr? Ich muss euch jedoch warnen, ich kann wohl noch nicht alle Schritte. Aber ich werde mich bemühen.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 08. Sept. 2010, 16:08 Uhr
Lyalls aufrichtiges Interesse an seinem Hof überrascht Cináed. Normalerweise haben junge Frauen eher weniger für so langweilige Dinge wie Schafzucht und Landwirtschaft. Andererseits gehört die Wargin einem sehr naturverbundenen Volk an, so gesehen erscheint ihm ihr Interesse sehr verständlich. „Bestimmt ergibt sich irgendwann einmal eine passende  Gelegenheit“, entgegnet er nachdenklich. „Ich habe mit Uio und Zoe ausgemacht, dass sie mich besuchen kommen. Ihr könntet die beiden begleitet, wenn Ihr wollt. Oder ein Auftrag von Lady Aurian führt Euch nach Glyn-y-Defaid. Ihr seid jederzeit herzlich Willkommen.“

Als der Gutsbesitzer Lyall um einen Tanz bittet, zögert sie nur kurz. »Ich würde sehr gern mit euch tanzen. Nur... zeigt mir erst die Schritte von dem Tanz, den ihr anstrebt. Ich muss gestehen... ich habe die Namen nur noch teilweise im Kopf.« Cináed nickt. „Selbstverständlich“, erklärt er und sieht sich suchend nach einem möglichst kurzen Weg zur Tanzfläche um, während die Wargin ein wenig von ihrer Heimat erzählt. »Den meisten Leuten sind wir... die Waldkinder unbekannt. Wir... leben sehr abgeschieden. Trauen nur wenigen. So wild wie das Land sind auch die Leute und anderen Clans dort. Fahrende Händler trauen sich nicht oft so tief in die Wälder. Wir waren wohl auch nie gute Abnehmer für ihren Tand und Schmuck. Wir haben alles was wir brauchten selbst hergestellt. Oder mit befreundeten Clans gehandelt. Ja, ich bin eine Jägerin. Oder sollte ich besser sagen... war? Die Stickereien symbolisieren die Clangeschichte und auch große Jagderfolge werden so verewigt. Manche Frauen bei uns hatten ihr Lebtag nichts anderes zu tun, als Hosen zu besticken oder zu flicken. Ich habe nur ein Tier mit Stolz erlegen können, bevor ich... Bevor ich mich verabschiedet habe.«

Lächelnd reicht Lyall Cináed ihre Hand und gemeinsam begeben sie sich an einen den Rand des Tanzparketts, auf welchem Aurian gerade mit dem jungen Mann in Gardeuniform, den der Shida'ya kurz zuvor an ihrer Seite bemerkt hat, eine gekonnte Vorstellung liefert. Ein großes freies Rund hat sich um das hübsche Paar gebildet, welches schwungvoll über das Parkett wirbelt, und viele Gäste sind stehen geblieben, um dem gewagten Tanz zuzuschauen. Die Zeiten ändern sich so schnell, stellt Cináed amüsiert fest. Wenn ich daran denke, was für einen Wirbel es damals gegeben hat, als dieser skandalöse Tanz, bei dem es (zum Schrecken aller Anstandsdamen) üblich war, die weiten Unterröcke der Tänzerinnen zu entblößen, so unheimlich beliebt war. Tara konnte gar nicht genug davon bekommen. Ich glaube, wir haben kaum etwas anderes getanzt. Der Elb wendet sich schmunzelnd ab und führt Lyall zu einem etwas abgelegenen, ruhigen Fleck am Rand der Tanzfläche, wo es sich sehr gut ungestört vom übrigen Geschehen tanzen lässt.
»Welchen Tanz bevorzugt Ihr?«, erkundigt sich die hübsche Magd lächeln und Cináed stellt erfreut fest, dass ihre Zurückhaltung mehr und mehr schwindet. »Ich muss Euch jedoch warnen, ich kann wohl noch nicht alle Schritte. Aber ich werde mich bemühen.« Der Gutsbesitzer überlegt einen Moment lang und lauscht der Musik. „Wie wäre es mit einem Gàidhlig?“, schlägt er schließlich vor. „Dafür stehen wir bereits goldrichtig.“

Nur ein paar kurze Erklärungen später bewegen Cináed und Lyall sich auch schon über das Parkett. Zwar vollführen sie nicht so gewagte Figuren wie die junge Lady de Winter und ihr Tanzpartner, aber dies bedeutet keinesfalls, dass sie weniger Freude haben.
Um es Lyall leichter zu machen, hat Cináed ihr lediglich die Wichtigsten der vielfältigen Grundschritte gezeigt, die sich zu immer neuen Abfolgen kombinieren lassen, welche durch leicht zu tanzende, gut aussehende und äußerst schwungvolle Figuren bestechen. Lächelnd lässt der Elb die junge Frau in einer eleganten Drehung über das Parkett wirbeln. Gemeinsam geben die beiden ein interessantes Paar ab – die Wargin, die eher in dunkle Farben gekleidet ist, und der Shida'ya, dessen Gewänder mehr von hellen Farbtönen dominiert werden. Das Lyall – im Gegensatz zu all den anderen Damen auf dem Fest – kein Kleid mit weitem, wallendem Rock trägt, erweist sich in mehrfacher Hinsicht als praktisch – zum einen kann sie sich wesentlich freier Bewegen, zum anderen ist es für Cináed dadurch wesentlich einfacher kleine Fehler in der Schrittfolge zu entdecken und ganz nebenbei zu korrigieren, ohne dass der Tanz dadurch in irgendeiner Art und Weise gestört wird.
Die Musik endet und gleich darauf hebt auch schon das nächste Stück an, klassischer und wesentlich getragener als der Tanz zuvor. „Noch ein Tanz?“, fragt der Shida'ya seine Tanzpartnerin lächelnd. „Oder halte ich Euch von Euren Pflichten fern?“ Fast schon besorgt sieht er Lyall an. Erst jetzt wird er sich wieder bewusst, dass sie schließlich nicht nur zu ihrem reinen Vergnügen hier ist, so wie er... und der Gutsbesitzer möchte ihr keinesfalls irgendwelchen Unannehmlichkeiten bereiten. Zwar glaubt er nicht, dass Aurian ihren Mägden ein schönes Fest missgönnt, aber das muss natürlich noch lange nicht bedeuten, dass Lyall und Avila während des Balls keinerlei Aufgaben zu erfüllen haben.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 09. Sept. 2010, 14:23 Uhr
>>„Wie wäre es mit einem Gàidhlig? Dafür stehen wir bereits goldrichtig.“<< Bedächtig nickt Lyall. Sie braucht einen kurzen Moment um sich an Rhordris beigebrachte Schritte zu erinnern und diese mit den neuen Tanzeinlagen, welche sie von Cináed gezeigt bekommt, zu kombinieren.
Anfangs muss sie oft noch überlegen wohin mit welchem Fuß zu welchem Takt und es kostet sie auch einige gedankliche Mühe ihre Arme bei all der Fuß-Aufmerksamkeit nicht zu vergessen.
Freundlich und  geduldig schiebt der Elb aus der Reihe getanzte Füße auf ihre Position oder drückt sanft ihre Arme zurück in die richtige Haltung, wenn diese mal wieder schlaff herabhängen oder in die falsche Richtung wollen.

Langsam füllt sich die Tanzfläche wieder mit wirbelnden Paaren, doch als sie Aufblickt kann sie ihre Lady oder deren Tanzpartner nicht entdecken. Vielleicht machen diese gerade eine Pause. Der Tanz sah schon von Weitem recht anstrengend und schnell aus. Vielleicht kann ich auch irgendwann ein paar von den komplizierteren Tänzen., denk sie angestrengt und verheddert sich fast bei einer verzwickten neuen Drehung. Mit einem Ausfallschritt kann sie sich gerade noch retten bevor sie das Gleichgewicht verloren hätte.
Entschuldigend blickt sie in die grünen Augen des Gutsbesitzers auf, doch dieser lächelt nur und zieht sie wieder zu sich. Ohne merkliche Pause tanzen sie weiter und Lyall ist einmal mehr beeindruckt, wie er es versteht ihre Patzer tänzerisch so auszubügeln, dass sie ohne wirkliche Unterbrechung weiter tanzen können.
Durch das Kerzenlicht scheint er von Innen heraus zu leuchten, bricht sich das weiche Licht doch auf seinen blanken Knöpfen und taucht sein Gewand in eine zarte honiggoldene Aura.
Seine rotblonden Haare scheinen entflammt und silbrige Strähnen blitzen hier und da keck hervor.
Am liebsten hätte die Wargin vor Vergnügen gejauchzt oder wie ein Wolfswelpe gequietscht, doch sie beschränkt sich darauf, ihren Tanzpartner einfach mit einem riesigen Grinsen im Gesicht zu beglücken.

Dann endet die Musik und so auch ihr gemeinsamer Tanz. Ihr Puls ist angenehm beschleunigt und etwas außer Atem pustet sie eine verirrte Strähne aus ihrem Gesicht. Ihre Finger lösen sich aus der für den Tanz typischen Haltung und beide verschnaufen kurz. Doch die Pause ist nicht von langer Dauer, die Kobolde haben bereits wieder angefangen ein Lied für die Gäste zu spielen.
Dieses ist jedoch langsamer als das vorherige und auch etwas schwermütiger.
>>„Noch ein Tanz?“<< Lächelnd möchte ihr Gegenüber der Gestaltwandlerin wieder seine Aufwartung machen, doch dann werden seine Züge nachdenklich.
>>„Oder halte ich Euch von Euren Pflichten fern?“<< Kurz lässt Lyall ihre bernsteinfarbenen Augen über die Menge und den Saal schweifen. Lady Aurian ist noch nicht zu entdecken, nur Avila steht mit Emrys etwas abseits, seine Hand hält die ihre. Bei dem Anblick der beiden lächelt sie ihnen zu. Auch wenn weder Avila noch Emrys zu ihr herüber schauen, wünscht sie der Magd doch nichts als Glück.
Dann wandert ihr Blick weiter über die Tische und Beistelltische, mustert die Kerzen, dann den Getränkeausschank und das Buffet.
Langsam schüttelt sie den Kopf. „Nein, bis jetzt nicht. Es ist noch genug frisches Besteck da, am Buffet muss ich auch noch nichts nachlegen, da der Ansturm nachlässt. Getränke sind auch noch nicht zur Neige gegangen und das benutzte Geschirr habe ich eben erst in die Küche gebracht. Ich denke so viel Neues ist noch nicht angefallen. Die Kerzen werde ich wohl in nächster Zeit wechseln müssen. Aber für einen Tanz ist sicher noch Zeit. Vorausgesetzt ihr möchtet noch einen tanzen.“
Mit der rechten Faust auf ihrem Herz verbeugt sie sich vor dem Shida'ya.
„Ich würde gern noch einmal in den Genuss eines Tanzes mit euch kommen, selbst wenn es der letzte dieses Abends sein sollte.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 10. Sept. 2010, 12:04 Uhr
Cináed ist sichtlich erfreut, als Lyall ihm erklärt, dass er sie keineswegs von irgendwelchen Pflichten fernhält und das dem ersten gemeinsamen Tanz sehr gerne einen zweiten folgen lassen würde. „Also dann“, auch der Shida'ya deutet eine höfliche Verbeugung an, als die Wargin sich die Faust aufs Herz legt und zur Bekräftigung ihrer Worte vor ihm verbeugt. Eine ungewohnte Geste, die überaus förmlich und sehr ehrerbietig wirkt; respektvoller als jene Begrüßungen, die in den Herzlanden in gewissen Kreisen und unter bestimmten Bedingungen üblich sind. Andere täten die schlichte Gebärde möglicherweise als altmodisch ab, aber Cináed gefällt sie – so wie ihm eigentlich alles an Lyall gefällt. Ähnlich wie Aurian gibt sie sich völlig natürlich, ihre Handlungen und Worte bringen offen und ehrlich zum Ausdruck was sie fühlt und denkt. Im Gegensatz zu der jungen Lady de Winter, die schon so manche schmerzliche Erfahrung machen musste, hat sich die schlanke Frau aus dem fernen Nachtwald eine auf geradezu entzückende Art und Weise kindlich-lebensfrohe Unschuld bewahrt, deren Charme man sich nur schwer entziehen kann.
Cináed genießt die Gesellschaft der dunkelhaarigen Frau mit den leuchtenden Bernsteinaugen, die den Shida'ya an die unergründlich-geheimnisvollen Augen einer Eule erinnert, ohne das er selbst sich dessen richtig bewusst ist, aber noch aus einem anderen Grund: Er muss sich nicht zwanghaft darum bemühen in die Rolle des angesehenen Gutsbesitzers zu passen und den steifen Höflichkeitsformeln zu folgen, die in höheren Kreisen der talyrischen Gesellschaft üblich sind. Lyall erwartet nichts davon, jedenfalls vermittelt sie Cináed dieses Gefühl. Stattdessen kann der Elb sein, was er ist: Ein gewöhnlicher, schlichter Mann mit einem einfachen Beruf, der ein ruhiges, wenig abenteuerliches Leben führt.

Galant reicht der Shida'ya Lyall die Hand zum Tanz und gleich darauf bewegen sie sich erneut zu den rhythmischen Klängen der Musik übers Parkett, wobei sie sich dezent am Rand der Tanzfläche aufhalten, wo sie weniger darauf achten müssen, dass andere Paare behindern oder selbst von diesen beim Tanzen behindert zu werden.
Die Zeit vergeht wie im Fluge und, Lyalls Worte werden in gewisser Weise wahr, die Kapelle spielt zum letzten Tanz des Abends auf, denn die Mitternachtsstunde rückt näher und näher und auch Cináed ist das überall auf dem Fest kursierende Gerücht nicht entgangen, dass Aurian für diese Stunde noch eine ganz besondere Überraschung für ihre Gäste arrangiert hat. „Wisst Ihr vielleicht worum es sich handelt?“, fragt der Gutsbesitzer seine Tanzpartnerin Augen zwinkernd, mehr im Scherz und ohne ernsthaft eine Antwort zufriedenstellende Antwort zu erwarten. Falls die beiden Mägde des de Winterschen Anwesens in Aurians Pläne eingeweiht wurden, dann sind sie gewiss auch angewiesen worden, Stillschweigen darüber zu bewahren.
Lyall entfernt sich mit einer eleganten Drehung von ihm und schnellt gleich darauf wieder zu ihm zurück, die Augen leuchtend und ein strahlendes Lachen auf dem Gesicht. Atemlos bleiben sie stehen, als die letzten Klänge der Musik leise verklingen. Cináed betrachtet die junge Frau lächelnd und stellt zufrieden fest, dass von dem zurückhaltenden Geschöpf, welches ihm vor noch gar nicht so langer Zeit mit gesenktem Blick gegenübergetreten ist, um ihm einen Becher Cider oder etwas anderes zu holen, nichts mehr übrig ist.

Als Cináed sich umschaut, stellt er fest, dass sie, ohne es gemerkt zu haben, direkt neben Aurian und dem stattlichen, jungen Mann – seine Gardeuniform kleidet ihn zweifelsohne vortrefflich – stehen geblieben sind. Der Elb nickt dem Mann an der Seite der Gastgeberin höflich zu und wendet sich dann der Halbelbe zu. „Ich habe gerüchtweise gehört, dass in Kürze noch eine Überraschung auf uns wartet“, erklärt er lächelnd. „Aber Lyall hier...“ Mit einem schelmischen Grinsen sieht er die hübsche Wargin an. „...schweigt wie ein Grab. ...wann ist es den soweit?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 10. Sept. 2010, 14:52 Uhr
Die wogende Musik trägt beide auf ihren rhythmischen Klängen in ferne Welten, zeigt ihnen Dinge der Vergangenheit oder hebt sie herauf zu einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.
Das erste mal in ihrem Leben erlebt Lyall den Facettenreichtum der Musik in vollen Zügen und auch wenn ihre Ohren lange gebraucht haben sich an die doch recht lauten Instrumente der Musiker zu gewöhnen, beginnt sie immer mehr sich auf die erzählten Märchen oder Dramen der Takte einzulassen.
Zwar leicht taub und mit einem dröhnenden Gefühl im Kopf, kann sie jedoch nicht umhin pausenlos zu grinsen oder vor Freude leise zu lachen.

Der Spaß an den diversen Tänzen, ob nun mit dem weißbärtigen Kastellan oder mit dem feuerhaarigen Elb, lassen sie all ihre Befürchtungen und Ängste nach und nach vergessen. Ihre Scheu legt sich zusehends und stetig traut sie sich auch an die schwereren Tanzschritte und Drehungen mit dem Gutsbesitzer von Glyn-y-Defaid heran.
Ihr anfängliches großes Unbehagen, welches sie jedes mal verspürt hatte wenn auch nur der Name des Mannes vom Schafhof erwähnt wurde, verflüchtigte sich zu einem kleinen Knäul unmerklich pochendem Nichts.
Frei von jeglicher eben noch verspürter Angst trafen sich ihre Finger und verflochten sich bevor sie  im nächsten Moment wieder gelöst wurden, Blicke wurden erwidert die vorher als unmöglich galten, da die Wargin aus Furcht nicht einmal gewagt hatte in seine Augen zu sehen.
Und auch Lyall hatte das wärmende Gefühl, dass er gerne mit ihr tanzte und ihre Gegenwart genoss.

Während einer schnellen Drehung, bei der das Gleichgewichtsorgan der Gestaltwandlerin fast einen Drehwurm bekommt fragt sie der Shida'ya forsch zwinkernd: >>„Wisst Ihr vielleicht worum es sich handelt?“<< und spielt dabei auf die aufkommenden Gerüchte an, die mittlerweile in jeder Ecke des Anwesens zu vernehmen sind. Mit dem Beenden der Drehung landet sie wieder lächelnd in seinen Armen und zu ihrem überraschten Bedauern endet auch das Lied.
Überraschung? Mir wurde nichts genaues gesagt... hatte das alles nicht mit den Kobolden zu tun? Kurz verziehen sich ihre Augenbrauen in Richtung Nasenwurzel, doch ihr angestrengtes Nachdenken bringt nichts zu tage. Kurz entschlossen schüttelt sie ihren Kopf und zieht entschuldigend die Schultern nach oben. Die Überraschung hat etwas mit Feuer zu tun, so viel wusste sie noch zu sagen. Doch eine Überraschung wäre keine mehr, wenn man es unwissend ausplaudern würde und so sehr sie Cináed gern in Kenntnis - zumindest das es sich um etwas feuriges handelt - setzen würde, sie will ihrer Herrin nicht in die Parade fahren.
Waren es Feuerwagen? Feuerzwerge? Ein großes Feuer? Wie soll ich ihm etwas erklären, was ich selber nicht verstehe. Aber was bei Ea's grünem Blut könnten auch Feuerzwerge sein?! Kurz denkt sie an die bierbäuchigen kleinen Wichte – die in keinster Weise Borgils stattlicher Figur entsprechen -  in bunten Kostümen, die mit Fackeln in der Hand in immer kleiner werden Kreisen herumflitzen. Doch die Vorstellung will so garnicht auf die kriegerisch- griesgrämigen Genossen aus den dunklen Stollen passen. Unweigerlich gibt sie die absurde Vorstellung auf.

Während ihrer Überlegungen, haben sie sich an die Fensterseite des Salons begeben und stehen nun Aug in Aug mit Lady Aurian und ihrem Begleiter mit dem braunen Haarschopf.
Verwirrt sieht sich Lyall um. Wo sind die denn plötzlich so schnell hergekommen?
Höflich verbeugt sie sich auf ihre typische Art vor ihrer Herrin und ihrem Begleiter in der Uniform der Stadtwache, welcher sie aus seinen blauen Augen interessiert mustert.
Mit einem höflichen Nicken begrüßt Cináed den Stadtgardisten bevor er Lady Aurian eröffnet: >>„Ich habe gerüchtweise gehört, dass in Kürze noch eine Überraschung auf uns wartet. Aber Lyall hier...“<< Bei diesen Worten sieht er sie schelmisch grinsend an, was ihr sofort wieder die Schamesröte ins Gesicht treibt, sodass sie schleunigst zu Boden stiert. Ihre schwarzen Haare fallen herab und umgeben wie ein schützender Schleier ihr Gesicht.
>>...schweigt wie ein Grab. ...wann ist es den soweit?“<<

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Varin am 28. Sept. 2010, 12:16 Uhr
Als die letzten Takte ihres wilden Tanzes verklingen und Varin Aurian absetzt, die ebenso schnell atmet wie er selbst, ist ihnen beiden die Röte in die Wangen gestiegen und sie sind ziemlich außer Puste – aber unleugbar zufrieden mit sich selbst und der Welt. Es hatte Spaß gemacht, zur Hölle ja, das hatte es, und es ist ihm völlig egal, was andere denken oder sich zusammenreimen. In dieser kleinen Runde aus lauter Freunden oder guten Bekannten würde ihnen ohnehin niemand irgendein hanebüchenes Gerücht andichten, dazu kennen alle Anwesenden sie beide viel zu gut. >Eine Vorstellung hätte das aber nicht werden sollen!< raunt Aurian in gespielter Empörung an seiner Schulter, an die sie sich schwer atmend noch einen Moment lehnt, doch Varin grinst nur. "Ach, sollen sie doch starren bis ihnen die Augen aus dem Kopf fallen", gibt er ebenso leise zurück. "Ausgezeichnet getanzt, bychan chwaer, es war mir eine Ehre… wie immer." Er sieht auf sie hinunter und für einen winzigen Augenblick, so kurz, dass er noch nicht einmal einen halben Wimpernschlag währt, fragt er sich tatsächlich wie es wäre, sie in seinem Bett zu haben… so wie sie jetzt ist, so wunderschön, so lebendig mit blitzenden Augen, geröteten Wangen und leuchtendem Gesicht, aber er verwirft den Gedanken wieder, noch ehe er ihn zu Ende gebracht hat. Das hier ist Aurian. Sie ist wunderschön und er mag sie sehr - aber sie ist ebenso so sehr seine kleine Schwester, als hätten seine hurende Mutter und sein versoffener Vater sie tatsächlich gezeugt. Lächerlicher Gedanke, ganz abgesehen davon würde sie dir die Augen auskratzen, vielleicht sogar noch bevor Olyvar dich kastriert, also bitte… allmählich wirst du alt und albern, und solltest schleunigst von hier verschwinden!

Mit ehrlicher Belustigung über sich selbst und diese seltsame Anwandlung aus dem Nichts bietet Varin der kleinen Gardemagierin seinen Arm und schlendert mit ihr von der Tanzfläche. Er hätte sie gern noch ein bisschen weiter herumgewirbelt, aber nicht zu so biederen Klängen und schon gar nicht, wenn auf einmal so närrische Ideen durch seinen Kopf geistern. Zurück am Ciderfass nimmt er sich einen Becher voll zu trinken, schenkt auch Aurian etwas ein und sie suchen sich einen Platz etwas am Rand der tanzenden Menge. Varin lehnt sich leicht an einen der Pfeiler… möglichst ohne den Blumenschmuck dabei allzu sehr zu ramponieren. "Ich muss bald los, Aurian. Der Dienst ruft und ich habe die zweite Wache am Tor", erklärt er mit einem durch und durch brüderlichen, wenn auch etwas säuerlichen Lächeln, gerade als der Elb und die kleine Magd mit den Wolfsohren sich zu ihnen gesellen. Lyall, wie Aurian sie genannt hat, scheint von ihrem Anblick dabei so überrascht, dass sie sich verwundert umsieht, so als sei sie sich des eben gegangenen Weges, der sie schließlich direkt zu ihnen geführt hatte, überhaupt nicht bewusst gewesen. Varin unterdrückt ein Lächeln und hat zum ersten Mal an diesem Abend die Gelegenheit, die junge Frau aus der Nähe zu betrachten. Wirklich hübsch. Der Elb nickt ihm kurz zu, doch Aurians Magd verbeugt sich mit einer ebenso alten wie ehrvollen Geste und Varin erwidert ihren Gruß ganz aufrichtig mit einem ebenso respektvollen Kopfneigen. Er hat nur einen kurzen Blick auf ihre ungewöhnlich goldbraunen Augen erhascht, als sie sich bei ihrem Anblick erstaunt geweitet hatten, aber nun senkt Lyall den Kopf und versteckt ihr Gesicht aus irgendeinem Grund, der sich Varin völlig entzieht, hinter ihrem Haar.

"Nun, was immer deine Überraschung ist, Aurianschatz, ich werde sie kaum mehr erleben," wendet er sich an die Magierin neben ihm. "Es sei denn, sie findet auf der Stelle statt." Diesmal ist sein Lächeln zwar immer noch bedauernd und ein wenig schief, aber sehr viel schicksalsergebener als vorhin. "Ich muss um Mitternacht am Tor sein, sonst macht mir Serval die Neun Höllen heiß. Ich musste ohnehin schon mit Seharimzungen betteln, dass sie meine erste Schicht übernommen hat."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Borgil am 29. Sept. 2010, 16:02 Uhr
~ Im Garten ~


Azra lehnt sich in seinem Arm zurück, bis sie ihm ins Gesicht sehen kann, doch ihre Finger spielen immer noch mit einer dicken Strähne seines widerspenstigen Haares und als sie antwortet, ergeben ihre Worte über Njucon – irgendetwas von Sorgen machen und Schwierigkeiten - zwar einen gewissen Sinn, doch ihr Körper spricht gleichzeitig eine ganz andere Sprache und ihr warmes, dunkles Timbre auch. Eigentlich hätten ihn ihre Worte ein wenig eifersüchtig oder zumindest ziemlich argwöhnisch machen müssen, aber was ihr Mund sagt, wird durch ihren Tonfall und ihre ganze Art sich zu bewegen auf einmal so unwichtig und nebensächlich, dass sie auch die Zahlen aus den Büchern vom letzten Mond aufsagen oder von rosa Drachen hätte sprechen können, die gerade mit Zitronenküchlein herum jonglieren. Borgil, der schon immer Prioritäten setzen konnte, hört demzufolge auch gar nicht wirklich zu, jedenfalls nicht dem, was ihr Mund predigt  – dafür hört er den stummen Sirenengesang ihres Körpers umso lauter und lauscht ihm ganz und gar hingerissen. Er fühlt sich ohnehin schon den halben Abend angenehm fließend, als wären seine Eingeweide und seine Gliedmaßen mit Quecksilber gefüllt, jetzt verrutscht es und rollt bebend über sein Rückgrat und seine Beine bis hinab in die Zehenspitzen. Azra hebt Kopf und Blick, und als ihre Augen sich treffen, ihre hell und weich, seine schwarz wie Kohle, bricht sie ab, als wisse sie tatsächlich nicht mehr, was sie gerade eben noch sagen wollte - und auf Borgils hartem Gesicht breitet sich langsam ein Lächeln aus, das sehr zärtlich und sehr dämonisch zugleich ist (und nebenbei bemerkt auch ziemlich selbstzufrieden). Nachtwind erhebt sich und weht ihr ein paar seidige Locken ums Gesicht, doch sie rührt sich keinen Sekhel und ihre Finger streicheln weich über seine Haut, durch seinen Bart, an seinem Kinn. Das Quecksilber rauscht aufwärts, so dass er sich einen Moment lang gefährlich instabil vorkommt, explodiert in seiner Magengrube und schießt in sämtliche Nervenenden, bis er sich fühlt, als würden sich winzige, geladene Dramoraale unter seiner Hautoberfläche winden.

>Ich möchte, dass du mich aus diesem Kleid schälst.< Spätestens bei dem Wort "Kleid" verliert Borgils Gesicht jeden Ausdruck, aber sein Blick hält Azra so fest wie der des Falken das Kaninchen. Sie sagt noch mehr, viel mehr, süße Worte, die sein Inneres wärmen, aber im Donnern des Blutes, das ihm zwischen den Ohren dröhnt (und in einem gewissen anderen Körperteil) gehen sie fast unter. Um sie her ist nichts als die indigoblaue Schatten der alten Bäume, Nachtstille, Mondlicht und die schwere Süße des Hartriegels in der Luft, die einen allein vom Atmen schon betrunken macht. Azras Augen schimmern, ihre Lippen zittern erwartungsvoll und Borgil hat keine Ahnung, wo diese dreimal verfluchte Laube in Aurians Garten eigentlich genau sein mag, aber das ist ihm jetzt auch vollkommen egal. Jetzt will er nur noch eines – seine Frau und mit ihrem bebenden Mund fängt er an. Er hebt beide Hände, fährt mit den Fingern sanft aber fest in ihr Haar, so dass Rosenblüten und Haarnadeln heraus purzeln und in alle Richtungen davonfliegen, und ihre Locken lose über ihre halbnackten Schultern fallen. Dann zieht er sie fest an sich, beugt ihren Kopf zurück und nimmt ihren Mund mit einem Kuss, der ganz genau und viel zu gut über ihre Empfindungen Bescheid weiß - sie würde sich sehr vieles fühlen, aber schuldig ganz bestimmt nicht. Borgil geht langsam rückwärts, sein Mund fest auf ihrem, seine Hände auf und unter ihrem Mieder, dessen Verschnürung dabei ratschend zum Dunklen geht. Was immer sie vorhin so verführerisch geraunt hatte, er ist ziemlich sicher, dass 'Ich möchte, dass du mir das Kleid zerreißt' nicht darunter war, aber das ist ihm jetzt gleich. Mondlicht bescheint ihr Gesicht und lässt ihre weiße Haut wie Silber leuchten. Er muss sie haben oder sterben, jetzt, auf der Stelle und zwar alles von ihr. Azra ist klein und leicht wie ein Kind, sie hätte ihm ohnehin nicht das Geringste entgegenzusetzen, aber sie wehrt sich auch nicht, ganz im Gegenteil: ein schmaler Arm schlingt sich um seinen Nacken, ihre andere Hand zerrt ungeduldig an den Falten seines Kilts und sie presst sich so fest sie nur kann an ihn. Als er mit den Schultern gegen den schuppigen Stamm eines Apfelbaums stößt, dreht er sich mit ihr um, so dass sie gegen die Rinde gedrückt wird. Er schiebt ihr Kleid und die Unterröcke hoch, fühlt hauchzarte Seide über glatter Haut und die Wärme dazwischen, hebt sie hoch und füllt sie aus.

Seine Arme halten fest wie eine gestrandete Forelle, hilflos zuckend an den Baumstamm gedrückt und sein Mund schluckt all die verräterischen Geräusche, die sie von sich gibt - dann sind sie verschmolzen, ein Atem, ein Körper, ein Schatten im Mondlicht auf dem silbernen Gras. Azra ist mehr als bereit und er weiß, was er tut – es dauert nicht lange, ehe sie beide für einen Augenblick schwindelerregender Unendlichkeit über dem Abgrund baumeln und dann in tausend Scherben zersprungen und doch heil und ganz aneinander erschauern. Azras heftiger Atem kitzelt ihn am Ohr, als Borgil wieder in der Wirklichkeit ankommt. Er fühlt sich mindestens wie in der Andernwelt und er hat keinen einzigen festen Knochen mehr im Leib, so dass es das reinste Wunder ist, dass seine Füße ihn tatsächlich tragen, aber sie versehen anstandslos ihren Dienst. "Hmmm", schnurrt er, küsst sie noch einmal, löst sich von seiner Frau und lässt seinen Kilt wieder an Ort und Stelle fallen. Dann stellt er Azra mit einem leisen bedauernden Seufzen wieder auf ihre eigenen Füße zurück. Das Mondlicht versilbert ihr verträumtes Gesicht immer noch, die Reste ihres Kleides allerdings sind weit weniger traumhaft. Es hängt buchstäblich in Fetzen und das wenige, das von den dünnen Stoffbahnen noch übrig ist, hätte genauso gut gar nicht da sein können. "Ups."
"Hm?" Sie blinzelt ihn aus glasigen Augen an und Borgil küsst ihre Nasenspitze. "Tut mir leid," raunt er zerknirscht und ihre Augen weiten sich in völligem Unverständnis. "Oh, nicht dafür," versichert er rasch und kann ein kurzes, wildes Grinsen nicht unterdrücken. "Aber ich fürchte, ich werde wohl unter die Langfinger gehen und irgendwo einen Umhang für dich stehlen müssen, meinst du nicht?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 30. Sept. 2010, 09:05 Uhr
~Im Ballsaal~

Hätte Aurian gewusst, welche Gedanken Varin da durch den Kopf schießen, sie hätte ihn wohl zur Abkühlung mit einem kleinen magischen Energieschubs in eine Tonne mit kaltem Wasser befördert. Wenn er sich schon auf eine Abstinenzwette einlässt muss er in ihren Augen auch mit den Konsequenzen leben. Zum Glück aber bleiben ihr die Gedanken des Hauptmannes verborgen – sie kann zwar dank ihrer Elbensinne Gefühle und Empfindungen jeder Art sehr schnell registrieren, Gedanken müssen aber bewusst an sie gesendet werden.

Cin und Lyall gesellen sich zu ihnen und die Magierin begrüßt die beiden mit einem warmen Lächeln. Sie ist froh, dass ihre Magd Anschluss gefunden hat und das Fest zu genießen scheint. Cinaed ist genau der Richtige, um der Wargin ihre Scheu vor Menschen zu nehmen. Für Varin allerdings ist das Fest bereits zu Ende >Ich muss um Mitternacht am Tor sein, sonst macht mir Serval die Neun Höllen heiß. Ich musste ohnehin schon mit Seharimzungen betteln, dass sie meine erste Schicht übernommen hat. < Aurian nickt verständnisvoll. Mit der Kommandantin der Maulwurfgarde würde sich keiner leichtfertig anlegen, der noch alle Sinne beieinander hatte. „Nichts da! Aber ich geb dir einen Tipp: Schau um Mitternacht einfach in Richtung Ildoriel!“ Aurian zwinkert ihm zu. Varin verbeugt sich galant, beehrt beide Damen mit einem Handkuss, nickt Cinaed zu und verschwindet dann Richtung Tür. Der Narrenkönig, prostet ihm zu. Der Soldat hat das Glück, heute Abend dienstfrei zu sein und er genießt seinen freien Abend in vollen Zügen. Aurian ist sich sicher, dass er früher oder später seinen Weg in den Pfirsich finden würde, um die Nacht in den Armen eines hübschen Mädchens zu beenden. Seit der Übernahme des Gasthauses durch die geheimnisvolle Sigourny al Mere vor einigen Siebentagen blüht der Pfirsich wieder zu alter Pracht auf, wenn nicht sogar im manchen Augen noch strahlender als zuvor. Die sogenannte Königin der Nacht soll einige besondere Schönheiten beschäftigen und unter den Gardisten hat so manch einer schon seine persönliche Favoritin gefunden.

Apfelgribs kommt soeben durch eines der offenen Fenster geflattert, setzt sich auf Aurians Schulter und raunt ihr verschwörerisch ins Ohr >Alles fertig, alle auf Position, kann los gehen!< Das Irrlicht ist sehr stolz darauf, dass Aurian ihm die Aufgabe übertragen hat, die letzten Vorbereitungen für das Feuerwerk zu überwachen. Die Halbelbe nickt ihrer kleinen Freundin zu, ehe diese wieder wegflattert und sich auf Lyalls Schulter setzt und sich an ihr rechtes Ohr kuschelt. >Ich mag deine Flauschiohren! < raunt es der Wargin zu. Aurian verschafft sich mit einem  sanften Schlag einer Gabel an den Rand ihres Glases Gehör. „Liebe Freunde! Ich habe noch eine Überraschung für euch. Wenn ihr alle bitte mit in den Garten kommen wollt…“ Mit diesen Worten tritt Aurian durch die große Glastür, die vom Salon in den Garten führt, ins Freie, begleitet von Cin und Lyall. Von der Rückseite des Anwesens ist der Ildoriel schön zu sehen. In der Ferne türmen sich zwar die ersten Wolken, doch das Feuerwerk würde noch trocken über die Bühne gehen. In der Nähe jener schicksalhaft, berühmt berüchtigten Laube nehmen die Gäste Aufstellung. Und dann beginnen die Kobolde vom Strand aus den Funkenreigen in den Himmel zu jagen: blaue, rote, grüne und gelbe Feuerblumen zeichnen ein eindrucksvolles Bild in den Himmel über dem See.    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Kea am 30. Sept. 2010, 13:02 Uhr
„Uff…“, mit einem Gefühl als würde ihr der letzte Honigfinger noch im Hals feststecken, lässt Kea sich neben ihrem Mann auf einen Stuhl plumpsen.
„Wenn ich noch einen Bissen mehr esse, explodiere ich augenblicklich! Und da wo ich vorher gesessen bin, wird es dann aussehen als wäre ein Honigfingervulkan ausgebrochen.“ Theatralisch streckt sie ihren nichtvorhandenen Bauch hervor und erntet dafür nur ein wenig mitleidiges Grinsen von Ierás.
„Hast du Olyvar noch einmal gefragt?“ Sie murmelt ein bisschen vor sich hin, weil ihr randvoll mit Honigfingern gefüllter Magen ihr die Luft zum Atmen nimmt.
>Wegen Gærem?< Ierás muss dank der etwas offenen Frage seiner maulfaulen Frau noch einmal nachfragen. Kea nickt nur und sogar diese kleine Bewegung kommt ihr beinahe anstrengend vor.
>Ja, und ich habe ihn im nächsten Siebentag mit Diantha und den Kindern zu uns eingeladen.<
Irgendwo auf der Tanzfläche erspäht Kea den breiten Rücken des Lord Commanders und immer mal wieder Dianthas wirbelnde blonde Locken. „Das ist eine sehr gute Idee, wir sehen sie sowieso viel zu selten!“ Sie wendet ihren Blick von den tanzenden Pärchen ab und richtet ihn sehr eindringlich, direkt auf Ierás. „Und du, mein Liebster“, beginnt sie und das klingt schon beinahe wie eine Drohung, so dass Ierás Gesichtsausdruck sofort etwas misstrauisch wird. „Du hast jetzt keine Ausrede mehr!“
>Ausrede?< Ihr Ehemann hat ganz eindeutig nicht die geringste Ahnung wovon die Schmiedin da eigentlich spricht und ein Blick in seine, momentan etwas verwirrt drein blickenden, grünen Augen, lässt Keas Lächeln sofort etwas mitleidig werden. „Tanzen! Du wirst jetzt mit mir tanzen müssen!“ Ierás will den Mund aufmachen um, wie Kea vermutet sofort zu widersprechen, aber die Halbelbe lässt ihm keine Zeit zu protestieren – oder auch zuzustimmen – und redet einfach weiter. „Wenn du nämlich nicht mit mir tanzt, dann suche ich mir jemand anderen hier!“ Ihr Lächeln wird zu einem schelmischen Grinsen, als sie sich näher an ihn heran schmiegt und die folgenden Worte in sein Ohrt flüstert. „Ich hab gehört dieser Varin von der Steinfaust, das soll ein richtig guter Tänzer sein! Der hätte sicher nichts dagegen das Tanzbein zu schwingen, wenn du dich weiter weigerst.“
Sie weiß natürlich, dass sie mit diesem harmlosen Scherz ein wenig an Ierás nicht ganz unerheblicher Eifersucht kratzt, aber ihre Worte führen auch sofort zum erwünschten Ziel. Mit Schwung springt der junge Mann neben ihr auf und zerrt Kea gleich mit von ihrem Stuhl auf die Tanzfläche und in seine Arme.
„Huch!“ entfährt es ihr, während sie hinter Ierás her stolpert, die Süßspeisen in ihrem Magen rumorend. Ohne große Mühe hebt er sie an Ort und Stelle ein Stück hoch und stellt sie auf seinen eigenen Füßen wieder ab.
>So ist das sicherer für deine Zehen!< stellt er selbstironisch fest und bringt Kea so zum Lachen. Wie ein frisch verliebtes junges Mädchen vergräbt sie ihr Gesicht an seiner Schulter, nur um dann, noch immer vor sich hin kichernd, festzustellen, dass jetzt keiner mehr da ist um den Takt anzugeben. In ihr Lachen einstimmend beginnt Ierás schon sie beide im Kreis zu drehen und winkt dann einfach ab. Sie würden einfach ihren eigenen Takt tanzen und wenn es irgendjemandem nicht passen sollte, könne er ja wo anders hin sehen.
Obwohl sie jenseits von Takt und Musik tanzen, genießt Kea diese Abwechslung sehr und sie nimmt sich heimlich vor Ierás irgendwann zumindest ein paar von den einfachen Tänzen beizubringen. Aurians Worte reißen sie aus ihren Kreisbewegungen, denn Tanzen ist das was sie da machen eigentlich kaum zu nennen, und bittet alle ihre Gäste ihr in den Garten zu folgen, wo noch eine Überraschung auf sie wartet. Ein bisschen wehmütig, aber auch gespannt was jetzt passieren würde, steigt Kea von Ierás Füßen und Hand in Hand gehen sie in den Garten hinaus. „Ohhhh“, macht sie leise als die ersten, farbenprächtigen Feuerwerke in den Himmel steigen und bunte Blumen in den verschiedensten Formen zeichnen. Eng schmiegt sie sich an Ierás Seite, ihre Arme um seine Taille gelegt, während sein Arm ruhig auf ihren Schultern ruht. Sie müsste sich auf die Zehenspitzen stellen um ihm etwas ins Ohr zu flüstern und nicht zum ersten Mal ist sie froh, dass sie beide noch einen weiteren Weg der Kommunikation haben, denn sie will den gemütlichen, warmen Platz an seiner Seite nicht verlassen.  
>Ich will dich nach Hause und sofort in unser Bett schaffen!< sendet sie ihm zu und ihr Gesichtsausdruck bleibt dabei so unschuldig als hätte sie gerade festgestellt, dass Lilien ihre Lieblingsblumen sind.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 01. Okt. 2010, 13:26 Uhr
Cináed bietet Lyall galant seinen Arm an und gemeinsam folgen sie der Gastgeberin hinaus in den Garten, um die angekündigte Überraschung zu genießen. Neben der kleinen Laube unweit des Seeufers bleiben die Wargin und der Elb an Aurians Seite stehen und warten gedulig, bis auch alle anderen Gäste eingetroffen sind und sich einen guten Stehplatz gesucht haben. Apfelgriebs, die noch immer auf Lyalls Schulter hockt, kichert voller Vorfreude und kann kaum noch stillsitzen.

Dan, ganz unvermittelt, scheint die Nacht zum Tag zu werden. Bunte Lichter zucken über den nächtlichen Himmel über dem Ildorel und malen zauberhafte Muster auf das dunkle Firmament: Rote Feuerblumen und goldener Sternenregen fällt auf sie herab. Blaue und grüne Spirallen erheben sich zischend in die Höhe und zerplatzen hoch über ihren Köpfen in Kaskaden aus sprühenden Funken. Unten am Seeufer sorgen derweil Feuerfontänen für atemberaubende Effekte, die durch ihre Spiegelungen auf dem Wasser noch verstärkt werden und den staunenden Gästen so manches entzückte Ah und Oh entlocken.

Auch Cináed kann den Blick nicht von dem gebotenen Spektakel abwenden, denn was die Kobolde dort an den Nachthimmel zaubern, ist einfach unglaublich. Sicher, er hat sich selbst schon an dem einen oder anderen kleinen Feuertrick versucht, wenn Tara nur wieder einmal lange genug gebettelt hatte - aber mehr als winzige, über zugeschneite Wiesen tanzende Flämmchen und kleine Lichter, die hinter mit Schneeblumen zugefrorenen Fensterscheiben aufleuchten, bringt er nicht zustande. Und danach, danach fühlt er sich stets tagelang hundeelend und vermag sich kaum zu rühren. Ja, und dann hat er sogar noch großes Glück, denn ein einziger fehlgeschlagener Zauber genügt, um ihn mehrere Siebentage lang mit hässlichen Hitzepusteln oder sogar mit bösen Brandblasen zu quälen. Nein, das hier ist eine völlig andere Sache, obschon das Feuerwerk der Kobolde nicht einmal etwas mit Feuermagie zu tun hat - alchemistisches  Wissen und pyromantisches Geschick reichen vollkommen aus, um mit Feuer zu malen.

Lächelnd sieht er Lyall an. "Wusstet Ihr wirklich nichts davon?", erkundigt er sich. Sein Blick wandert zu Apfelgriebs, die stolz wie Ásgeirr auf der Schulter der Wargin steht und ein zufriedenes Grinsen zur Schau stellt, welches von einem Ohr zum anderen zu reichen scheint. "Es ist wunderschön, findet Ihr nicht?" Der Shida'ya blickt wieder zum Himmel empor, wo just in diesem Augenblick drei goldene Feuerrosen in abertausende kleinere Blüten zerplatzen. Als sie verblüht sind, schaut er erneut zu Lyall. Erst da bemerkt er voller Schrecken, dass die junge Frau neben ihm kalkweiß um die Nasenspitze herum geworden ist und leicht zu zittern scheint.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Okt. 2010, 15:26 Uhr
Schockiert stiert Lyall auf ihre Hand, als die weichen Lippen des Wachmannes über ihren Handrücken streichen. Doch ihn ansehen kann sie nicht. Stattdessen nickt sie nur verwirrt um eine Verabschiedung anzudeuten. Lange noch spürt sie die flüchtige Berührung auf ihrer Hand, obwohl der Gardist schon längst den Saal verlassen hat.
Erst als Apfelgribs sich auf ihrer Schulter niederlässt und ihr etwas in ihr Ohr raunzt, wird sie aus ihrer Erstarrung gerissen. Kurzzeitig entrückt blinzelt sie mehrmals bis die Worte der Irrlichts in ihrem Kopf ihre Bedeutung preis geben, dann jedoch neigt sie ihren Kopf und flüstert liebevolle Worte zurück.
Das glockenhelle Lachen des kleinen Wesens erklingt, als Lyall mit ihrem Ohr wackelt und dabei immer wieder das zarte Gesicht von Apfelgribs streift.
Beide werden jedoch augenblicklich still, Lady Aurian versucht sich gerade unter den Gästen Gehör zu verschaffen, indem sie sacht mit ihrer Silbergabel an ihr Kristallglas tippt. Die nachhallenden Schwingungen des Glases brummen dumpf in den Wolfsohren der Wargin.

>>„Liebe Freunde! Ich habe noch eine Überraschung für euch. Wenn ihr alle bitte mit in den Garten kommen wollt…“<< Ihr Glas und die Gabel auf einen nahegelegenen Tisch abstellend, wendet sich ihre Herrin der Glastür zu. Zwei komplette Tage hatten Avila und Lyall gebraucht um die ganze imposante Fensterfront von Innen und Außen zu säubern. Jetzt wirft das Glas der Tür das Licht der Kerzen im Raum tausendfach zurück und die geschliffenen Kanten spalten das Licht in alle Regenbogenfarben auf.
Dann hört sie ein zaghaftes Räuspern und Cináed bietet ihr seinen Arm dar. Zuerst weiß sie nicht wie sie reagieren soll, doch sie hatte andere Paare beobachtet und ließ nun ihren Arm seinen umfassen. Zögernd legt sie ihre Finger auf seine behandschuhte Hand und ein wohliger Schauer durchfährt sie. Sogar das kleine Irrlicht kichert und auch Lyall kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie zu dem hochgewachsenen Shida'ya aufsieht.

Auf dem Weg in Richtung Laube zwitschert Apfelgribs lauter aufgeregte Worte in das Ohr der Wargin und wird nicht müde ihr zu erklären, wie Stolz sie ist so viele Aufgaben an diesem Tag aufgetragen bekommen zu haben. Milde lächelt die Gestaltwandlerin ihrer kleinen Nachtfreundin zu und kommentiert hin und wieder einige ihrer übersprudelnden Sätze.
An der Laube angekommen, warten ihre Herrin, Cináed und sie selbst darauf, dass sich alle Gäste nach und nach einfinden.
Nach einem Feuer sieht es hier aber nicht aus. Die meisten Gäste richten ihren Blick nach oben, doch als Lyall ebenfalls ihren Kopf und den Nacken legt, kann sie nur den vertrauten Himmel sehen. Selbst die Sterne sind durch dunkle Wolken verhangen.
Was gibt es dort oben, was ich nicht sehen kann? Sie wendet den Kopf schon fragend dem Elb zu, bis ein gewaltiger Donnerschlag den Erdboden erzittern lässt. Ein Grollen und Zischen brandet auf. Es klingt ihr in den Ohren, als öffnete sich der Himmel, um einen gewaltigen, zornigen Drachen zu entlassen.
Hoch über ihrem Haupt leuchten riesige Sterne auf und das Donnern dringt zeitversetzt zu jedem Erblühen der Funkenbluhmen an ihr Trommelfell. Sie erscheinen aus dem Nichts der Dunkelheit und verpuffen in einem silbernen Regen.
Über den Gärten nahe am Strand steigen Rauchsäulen auf. Die Apfelbäume des Anwesens scheinen in Flammen zu stehen, aber keiner läuft davon, um sie zu löschen.
Die Gäste klatschen begeistert in die Hände, doch die Wargin fragt sich nur, wann ihre Trommelfelle wohl bersten würden. Sie spürt wie ihr Herz schmerzhaft gegen die Rippen hämmert, mit vor Entsetzen geweiteten Pupillen starrt sie in die Nacht hinaus.
Unter jedem erneuten Schlag zuckt sie zusammen, rührt sich jedoch nicht von der Stelle.
Sie kann es nicht. Ihre Glieder sind wie mit Blei ausgegossen. Ihre innere Wölfin schreit unter Todesängsten und versucht zwanghaft die Kontrolle über den menschlichen Körper zu erringen, doch die Lähmung der Angst lässt nicht einmal dies zu.
Noch nie in ihrem Leben hat sie so etwas gesehen. Immer wieder wird ihr ganzes Gesichtsfeld von bunten Rädern, Sternen und Sternschnuppen ausgefüllt, die ihr gespenstisch unnatürliches Licht auf alles werfen, was um sie herum ist.
Es sind Drachen! Wie im Nachtwald! Warum läuft keiner Weg? Was geschieht hier? Sie will ihre Herrin warnen, zu ihr rennen und sie wieder in die vermeintliche Sicherheit des Hauses zerren. Der Drang sich auf dem Boden zu werfen wird unbändig aber keine Faser ihres Körpers gehorcht ihr mehr.
Tränen laufen über ihre Wangen und streifen den fahlen Arm des Irrlichts.
Nur aus dem Augenwinkel kann sie erkennen, wie das besorgte Gesicht von Apfelgribs sich zu ihr umdreht und ihr schmaler Irrlicht-Mund der Wargin unverständliche Worte formt. Auch Cináed wendet den Kopf. Seine Miene ändert sich schnell von erheitert zu besorgt.

Ein unnatürlich heftiges Zittern erfasst ihren Körper und lässt ihre Kiefer unangenehm aufeinander schlagen. Wie unter Wahnsinn brüllt in ihr der Wolf, Schwindel und Übelkeit packt sie schlagartig.
Ihre Augen verdrehen sich bis fast nur noch das Weiß zu sehen ist, doch die erlösende Ohnmacht kommt nicht...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 04. Okt. 2010, 12:00 Uhr
Was auch immer Apfelgriebs zu Lyall sagt, Cináed bekommt es nicht mit. Der Elb nimmt lediglich bestürzt zur Kenntnis, wie die Wargin immer heftiger zu Zittern beginnt, beängstigend mit den Zähnen klappert und schließlich sogar die Augen verdreht, sodass nur noch das Weiß zu sehen ist. Zunächst kann sich der Gutsbesitzer absolut keinen Reim darauf machen und sieht einen Moment lang nur hilflos mit an, wie die junge Frau sich mehr und mehr in ein Häuflein Elend verwandelt. Dann jedoch reagiert der Shida'ya blitzschnell. Ohne lange zu zögern packt er die junge Frau einfach und hebt sie auf seine Arme. Eher zufällig begegnet er dabei Aurians Blick, bevor er sich auch schon wieder abgewandt hat, um sich dem Wohnhaus zuzuwenden. „Sag Aurian, dass ich mich um Lyall kümmere“, weißt er Apfelgriebs noch rasch an. „Und sag ihr, dass sie sich keine Sorgen machen soll.“ Das Irrlicht nickt und saust sofort los, um den den Auftrag auszuführen, während Cináed sich so schnell und dennoch behutsam wie möglich mit der zitternden Lyall auf den Armen durch die Menge kämpft.  

Die Wargin ist groß, aber schlank und besitzt kein nennenswertes Gewicht für ihn. Als er endlich das Gedränge hinter sich gelassen hat, beschleunigt Cináed seine Schritte und eilt auf das Haupthaus des Anwesens zu, welches nun nahezu menschenleer vor ihm liegt. Er hört das Knallen der Feuerwerkskörper am Himmel über sich und beginnt allmählich zu begreifen, was los ist. Seine eigenen Tiere – seien es nun die Schafe, seine Hunde oder das übrige Vieh – reagiert oftmals überaus empfindlich und äußerst schreckhaft auf laute Geräusche. Zwar kennt sich der Shida'ya nicht mit der Physiologie von Wargen aus, doch als Elb fällt ihm nicht weiter schwer sich vorzustellen, dass ihre Sinne weitaus empfindlicher sind als z.B. die eines Menschen. Und wenn dem so ist, dann erscheint es ihm sehr wahrscheinlich, dass Lyalls inneres Tier – eine bessere Beschreibung für ihre Fähigkeit der Gestaltwandlung fällt ihm einfach nicht ein – gerade einfach äußerst sensibel auf das Lärmen des Feuerwerks reagiert.

„Schhh, ganz ruhig“, murmelt er leise. „Alles ist gut, alles ist gut.“ Cináed spürt Lyalls Furcht überdeutlich, dazu muss er nicht einmal seine empathische Sinne gebrauchen, denn selbst für einen Nicht-Empathen sind die Empfindungen der jungen Frau unmissverständlich zu erkennen. So schnell er kann, eilt er ins Haus und sieht sich um. Der Salon wirkt gespenstisch leer, denn selbst die Musiker der Koboldkapelle sind zum Strand hinunter geeilt, um dem Spektakel beizuwohnen und es musikalisch zu untermalen.
Der Shida'ya achtet nicht weiter darauf und wendet sich zielstrebig der rückwärtigen Wand des großen Raumes zu, wo sich der Kamin und vor eben jenem mehrere mit weichen Polstern überzogene Stühle befinden. Behutsam setzt der Herr von Glyn-y-Defaid Lyall auf einem dieser Sitzmöbel ab und mustert sie besorgt, da er fürchtet, dass sie auf dem Weg hierher möglicherweise bewusstlos geworden ist. „Lyall?“, flüstert er mit vorsichtig-leiser Stimme. „Lyall, könnt Ihr mich hören?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 04. Okt. 2010, 17:26 Uhr
- Gleiche Zeit anderer Ort -

Ruckartig schreckt Uio aus seinem Schlaf. „Was war das?“, keucht er während seine Beine sich schon schwungvoll aus dem Schlaflager schwingen.
„Zoe hast du das gehört?“, fragt er überflüssigerweise, denn sogleich ertönt ein weiteres und noch ein weiteres dumpfes Knallen und das kleine Zimmer wird in vielen bunten Farben erhellt. Schnell stürzen die beiden ans Fenster und staunen über die helle Pracht am dunklen Himmel.
„Hast du so etwas schon mal gesehen?“, fragt er andächtig.
Zoe, die sich ihre kleine Feennase an der Fensterscheibe platt drückt bekommt nur ein >„äh äh…“< heraus, das Uio als nein interpretiert.
„Ich auch nicht! Es ist wunderschön!“
>“ Hmmhmmmjaaaaa...“<
„Mir gefällt das Rote.“
>“Da schau....grün!“<
„Und gelb!“, Uio kichert.
>“ Und da...uiiiii...Uio schau nur, wie eine riesige Blume!“<
„Ich find es sieht wie eine Schneeflocke aus!“
> „Schneeflocken sind aber nicht bunt!“
„Egal, bei mir schon!“

Fasziniert schauen die beiden Freunde dem Feuerwerkspektakel zu und benennen die unterschiedlichen Farben und Formen und was sie schön und noch viel schöner finden, solange bis es dann vorbei ist und sie sich, bis sie wieder einschlafen, gegenseitig erzählen, was sie alles in den bunten Lichtern gesehen und erkannt haben.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 05. Okt. 2010, 15:49 Uhr
Wie durch die Augen einer anderen, fremden Person sieht sie dabei zu, wie sie sich von Lady Aurian und ihren umstehenden Gästen entfernt. Durch den Schleier der Übelkeit und Benommenheit nimmt sie die ihr zugewandten Gesichter nur als helle Flecken in der strudelnden Umgebung wahr.
Hat mich ein Drache gepackt? Aber ich spüre keinen Schmerz... Obwohl sich ihre Beine augenscheinlich nicht bewegen, nähert sie sich schnell dem Anwesen. Doch sie erhebt sich nicht in die Lüfte, wie sie es erwartet hätte. Langsam dreht sie ihren Kopf. Zuerst nimmt sie nur wahr, dass sie nicht selbst läuft... nein... sie wird getragen. Und zwar vom Gutsbesitzer des Hofes Glyn-y-Defaid. Ihr Kopf schlägt immer wieder gegen sein Brustbein und in ihren Ohren dröhnt der Lärm der Feuerwerkskörper. Verwirrt versucht sie die Situation einzuschätzen. Rettete er sie vor Drachen? Aber warum läuft sonst niemand weg? Man hatte sie Mitleidig angesehen... starben nun alle dort draußen und...wollten dies vielleicht auch noch? So etwas konnte sie einfach nicht glauben. Nicht einmal mit einem vor der Ohnmacht stehendem Hirn.

Schwach beginnt sie sich in den Armen des Shida'ya zu regen. „Lasst mich...herunter... Lady Aurian... Avila... ich muss sie retten! Die Drachen...“ Mit einer fast gefühllosen Hand versucht sie sich ohne Erfolg gegen seinen Griff zu lehnen. Doch mit jeder Bewegung schaukelt sich auch das  schwer abzuschüttelnde Übelkeitsgefühl immer weiter hoch.
„Schhh, ganz ruhig. Alles ist gut, alles ist gut.“, versucht Cináed sie zu beruhigen. Seine Stimme dringt zu ihr, wie aus weiter Ferne als würde er durch einen tiefen Schacht zu ihr sprechen.
Entkräftet und zunehmend verwirrt sinkt sie wieder in sich zusammen. Immer wieder wird alles in das bunte Licht getaucht und auch der Lärm lässt erst nach, als sie den Vorraum des Anwesens erreichen.
Ihre Augen sind geschlossen, doch sie kann spüren wie sich die schützende Schwere der Mauern um sie schließt und den Lärm sowie das Aufflammen der bunten Feuer aussperrt. Zuerst war ihr das wohnen in Steinmauern fremd gewesen. Es hatte etwas von erdrückt werden an sich, eingesperrt sein und dem Verlust von Freiheit. Doch sie hatte ebenso die Vorzüge festen Mauerwerks erfahren und nun wohnte sie gern in ihrer kleinen Kammer, umgeben von nachts atmenden Steinen.
Gedämpft dringt das Brüllen und Zischen noch hierher aber es hat deutlich an Macht verloren.

Das Klappern von Cináeds Absätzen auf dem polierten Fußboden ist die einzige Konstante in dem Chaos in und um Lyall herum. Immer weiter gleitet sie in die bevorstehende Ohnmacht und der Wolf ist dabei die Oberhand zu gewinnen. Beide Seelen kämpfen um das Vorrecht auf ihren Körper, doch noch ist ihr menschlicher Teil der Stärkere.
Kleine schwarze Punkte tanzen vor ihren geschlossen Lidern und verstärken das Gefühl der Entrücktheit zusehends. Die Zeit scheint sich unendlich langsam um sie herum auszudehnen. Ihr Körpergefühl verlässt sie, sie scheint zu schweben bis es mit solch einer Wucht zurückkommt, dass sie vor Angst zusammen zuckt.
Der Lärm wird wieder ohrenbetäubend laut, sie spürt mit jedem Nerv ihres Körpers die Anwesenheit des Gutsbesitzers, spürt seine Hände auf ihr und fast wie Nadelstiche traktieren sie ihre Nervenenden, als eine Strähne von Cináeds Haar ihre Stirn streift.
Ihr Blut rauscht in ihren Ohren, vermischt sich mit dem Geräusch des pumpenden Lebens des Mannes, der sie trägt und sein Herzschlag donnert und vibriert kaum aushaltbar in ihren Gehörgängen.
Doch ihre Ohren nehmen ganz am Rand noch etwas wahr. Eine Stimme die leise zu ihr hindurch dringen will.
Angestrengt versucht sie sich auf diese zu konzentrieren, um sie in der Kakophonie in ihrem Kopf nicht zu verlieren. Ihre Augenbrauen ziehen sich zur Nasenwurzel hin zusammen und ein nachdenklicher Ausdruck überzieht ihr Gesicht. Sie hatte sie heute schon einmal gehört... oder? Plötzliche Müdigkeit lässt sie zweifeln. Schlafen...ja nur schlafen wollte sie jetzt.
Bedrohlich wogt die Ohnmacht über ihr, doch da kamen wieder die gewisperten Worte.
„Lyall? Lyall, könnt Ihr mich hören?“ Ihre Augenlider versagten ihr zuerst ihren Dienst, wollten sich unter keiner Anstrengung ihrer Muskeln öffnen lassen. Ihr Mund formte Worte ohne ihnen Bedeutung verleihen zu können.
Doch nach einer für die Wargin unsagbar langen Zeit, sah sie wieder etwas und heisere Worte drangen aus ihrem Mund. „Ja, Herr...“ Wieder und wieder verschwamm das Gesicht des Shida'ya und wurde unscharf, um dann sein besorgtes und ihr vertrautes Gesicht zu bilden.
„Ich...muss raus...die Drachen! Wir müssen...alle retten. Aber ich bin so...müde...“ Mit ihren letzten Kraftreserven erhebt sie sich von dem Stuhl, auf den er sie wohl abgesetzt haben musste und will schon wieder nach draußen eilen. Doch die Übelkeit und der Schwindel packen sie wieder mit unbarmherzigen Klauen und zerreissen ihre sich formenden Gedanken zu tausend kleinen Fetzen. Taumelnd hebt sie eine Hand an ihre Schläfe, als ihre Knie einknicken und sie in sich zusammen sackt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Diantha am 05. Okt. 2010, 23:30 Uhr
Irgendwo inmitten der Tanzenden

Einen Moment lang zögert Olyvar, dann setzt er die angefangene Drehung mit neuem Schwung fort und fragt seine Frau grinsend: >"Meinst du?"< Sie kennt das Funkeln in seinen Augen und so verwundert es sie nicht, als Olyvar sie hochhebt und sich mit ihr dreht. Über das ganze Gesicht strahlend lässt sie sich von seinen starken Armen halten und genießt den Moment, in dem sie über allem schwebt, fern von jedem Alltag und Ärger. Es ist einer jener Augenblicke des Glücks, der sich nicht planen lässt, aber in Erinnerung bleibt, ganz gleich was auch passiert. >"Och… hundertvierzig Pfund ist nicht 'ganz schön schwer', aber wenn du darauf bestehst…"< Sie vergräbt grinsend ihr Gesicht an seiner Brust, in der Gewissheit, dass das mittlerweile bestimmt das ein oder andere Pfund mehr sind. Etwas ernster, aber noch mit einem belustigen Glanz in den Augen fährt Olyvar fort: >"Worauf willst du  hinaus, conasg? Wird das eine deiner 'Ich-bin-nicht-gut-genug-für-dich-Anwandlungen'? Dann vergiss sie am besten ganz schnell wieder.“< Ein warmes Gefühl macht sich in Diantha breit, das sie ausfüllt, bis an die Fingerspitzen und ihr den Kopf schummrig macht, als hätte sie etwas getrunken. Sie könnte in Olyvars Augen ertrinken und ihm endlos zuhören, wie er in dieser tiefen, liebevollen Tonlage mit ihr spricht, die er nur ganz selten benutzt und dann nur ihr oder den Kindern gegenüber. Sie steht inmitten eines Blumenmeeres, die Geräusche der anderen Ballbesucher werden zunächst dumpf und verschwinden dann gänzlich und Diantha fühlt sich zurückgesetzt zu dem Inarifest an dem Olyvar so unerwartet um ihre Hand angehalten hat. Sich von diesem Moment nicht verschrecken zu lassen, sondern sich kopfüber in das lebenslange Versprechen zu stürzen, dass sie für den Rest ihres Lebens an den Mann mit den Rußaugen binden würde, war die beste Entscheidung ihres Lebens. Sie hat ihm schon so viele Gründe gegeben, das Vertrauen in sie zu verlieren und doch trägt er sie in seinem Herzen, ihr karhuni.

Während Dianthas Gedanken in eine sehr romantische Richtung gehen, scheint das bei Olyvar ein bisschen anders zu sein, denn er setzt seinen vorherigen Worten hinzu: >“Abgesehen davon hat die herzländische Hitze einen ganz entscheidenden Vorteil…“ Ein bisschen überrascht über den Themenwechsel schaut Diantha aus blauen Augen zu ihrem Mann auf, der seine Hand über ihren Rücken gleiten lässt um dann dahin zu fassen, wo die Hände keines anderen Manns etwas zu suchen haben. >"Hier können Frauen solche Kleider tragen, ohne sich dabei den Allerwertesten abzufrieren."< Sie legt den Kopf schief und blinzelt ihn spitzbübisch an. „Hm, vielleicht könnten wir nach dem Ball noch einen kleinen Umweg durch das Larisgrün machen und schauen, ob wir es uns nicht auch ohne Kleider warm genug machen können…“, wispert sie ihm zu, so leise, dass ihr Mann sie gerade noch verstehen kann. Er erwidert ihren Blick und darin liegt noch so viel mehr als Verlangen und Lust, so schön sie auch sein mögen. Das Kostbarste, das sich in den grauen Augen findet, ist die tiefe Verbundenheit zweier Seelen, die nicht gleich sind und sich doch so nah, dass sie sich berühren und stärken. Ohne es darauf anzulegen ist es mit einem Mal Diantha, der die Heiterkeit vergeht und die nach Luft schnappen muss, weil sie den Gefühlen überschwemmt wird, die zwar grundsätzlich immer da sind, doch nicht in dieser Intensität. Sie weiß gar nicht, wie sie in Worte fassen soll, was sie empfindet, bis ihr in den Sinn kommt, was sie einst gemeinsam mit Olyvar las. Es ist nur ein Bruchstück eines längeren Gedichts, doch es ist die Zeile, die sie am meisten bewegte: „Wenn alles was dir lieb und heilig, in ihrem Schatten rasch verblasst, dann liebe weiter, denn du hast fast wie ich gefühlt.“

Sie legt die Hand auf Olyvars Brust, genau auf die Stelle, an der sein Herz schlägt und nach einem Augenblick des Schweigens, beginnt sie wieder zu sprechen, diesmal mit bebender Stimme: „Du hast mich erst vertrauen, danach lieben gelehrt und ohne dich wäre mein Leben leer und farblos. Manchmal wenn ich aufwache und dich an meiner Seite spüre, dann kann ich nicht glauben, dass das wirklich mein Leben sein soll und nicht nur ein schöner Traum.“ Tatsächlich hat sie sogar einmal davon geträumt, in einer Gosse aufzuwachen und festzustellen, dass ihre Familie nur ein grausamer Streich ihres Unterbewusstseins war. Dieser eine Traum war der einzige, der sie im letzten Zwölfmond aus dem Schlaf gerissen hat, zwar nur einmal, doch dafür so verstörend, dass sie schreiend und mit Tränen in den Augen aufwachte  „Mit dir fühle ich mich vollständig und ich habe nicht eine Sekunde unserer Ehe bereut.“ Sonst hat Diantha eher das Problem, dass sie einfach keine passenden Worte findet, an diesem Abend sprudeln die Sätze nur so aus ihr heraus und sie kann nur hoffen, dass Olyvar sie nicht merkwürdig findet. „Ganz gleich was passiert, wir gehören zusammen und ich würde dich jederzeit wieder heiraten.“ Vor Aufregung ganz rot im Gesicht hält Diantha inne und braucht einen Moment um sich zu sammeln. Wahrscheinlich hält er mich jetzt für irre und fragt mich gleich, ob ich zu viel Wein getrunken habe… dabei bin ich vollkommen nüchtern! Kurz überlegt sie, ob sie das Thema wirklich beginnen will und ob es ein passender Themenwechsel ist, doch dann fasst sie sich ein Herz. „Ich… also ich weiß nicht, wie ich das anders sagen soll… Olyvar, willst du noch ein Kind mit mir?“ Das ist wohl eine der letzten Fragen, die man auf einem Blumenball stellen sollte und für Dianthas Ehemann kommt sie vermutlich gerade aus heiterem Himmel, doch die Immerfrosterin trägt diese Frage schon wochenlang mit sich herum. „Ich weiß natürlich nicht, ob es wieder klappt und ich könnte auch verstehen, wenn du sagst, dass Njáll noch zu klein ist… Nur ich habe in letzter Zeit immer wieder daran gedacht, was wir im Larisgrün über eine große Familie sagten und nachdem die Schwangerschaft so gut verlaufen ist… Bin ich eine schlechte Mutter wenn ich sage, dass ich mir hin und wieder eine kleine Lahja ausgemalt habe?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 08. Okt. 2010, 10:25 Uhr
»Ja, Herr...« Völlig benommen reagiert Lyall auf Cináeds Worte. Nicht bewusstlos, stellt der Shida'ya erleichtert fest und atmet auf. Die Wargin sieht zu ihm auf und blinzelt dabei immer wieder, gerade so wie jemand, der nur undeutlich sehen kann und versucht seine Sicht auf diese Weise zu klären. Besorgt mustert der Gutsbesitzer Lyall. »Ich... muss raus... die Drachen! Wir müssen... alle retten. Aber ich bin so... müde...«, stammelt die Magd und erhebt sich taumelnd von dem Stuhl, auf welchem Cináed sie abgesetzt hat. Kleine Schweißperlen glitzern auf ihrer Stirn und verraten dem Shida'ya, wie viel Kraft und Anstrengung sie diese alltägliche Bewegung in diesem Augenblick kostet. Abermals beginnt Lyall zu zittern, dann versagen ihr die Knie auch schon den Dienst, sodass sie hilflos in sich zusammensackt und zu Cináeds Füßen auf den Boden sinkt. Der Gutsbesitzer kann gerade noch schnell genug nach ihr fassen kann, um einen bösen Sturz zu verhindern – mehr aber auch nicht.

Behutsam greift Shida'ya Lyall unter die Arme, hievt sie vorsichtig zurück auf den Stuhl und drückt sie – als er glaubt, dass sie zu protestieren versucht – sacht mit einer behandschuhten Hand zurück auf die weichen Polster. „Alles ist in Ordnung, Lyall“, sagt er in leisem, beruhigendem Tonfall. „Ihr braucht keine Angst zu haben... niemand ist in Gefahr.“ Etwas ungeschickt zieht er sich einen weiteren Stuhl heran und lässt sich der Wargin gegenüber darauf nieder. „Was Ihr dort draußen gesehen habt, nennt man Feuerwerk“, erklärt er geduldig. „Die Überraschung von der Lady Aurian gesprochen hat. Hierzulande schließt man ein Fest gerne mit einem derartigen Höhepunkt ab... Ein Feuerwerk zu entfachen, dass ist eine besondere Kunst. Es erfordert Wissen und Geschick um mit der kontrollierten Zündung von Feuerwerkskörpern schöne Lichtbilder an den Nachthimmel zu zaubern.“ Der Elb lächelt sanft. „Ich nehme an, dort wo Ihr herkommt, kennt man diese Art von Feuerkunst nicht, oder?“ Die Frage ist allerdings eher rhetorischer Natur, denn Lyalls Reaktionen bringen mehr als deutlich zum Ausdruck, dass dies das erste Feuerwerk dieser Art ist, an dem sie teilnimmt. Bloß schade, dass es sie so sehr in Angst und Schrecken versetzt hat, denkt er bekümmert. Und Aurian wird sich vermutlich viele Vorwürfe machen, dass sie nicht daran gedacht hat, dass es Lyall ängstigen könnte... Er seufzt. Aber wer kann so etwas schon voraussehen...?

Nachdenklich erhebt er sich wieder. „Wartet“, erklärt er. „Ich hole Euch einen Becher Wasser. Ihr solltet eine Kleinigkeit trinken.... und dann sehen wir weiter.“ Er mustert Lyall noch einmal und entfernt sich erst, als er sicher ist, dass sie nicht gleich vom Stuhl kippt, sobald er sich für einen Sekunde abgewandt hat. So schnell er kann, eilt er davon, um besagtes Glas Wasser zu holen und rasch zurückzukehren.
Derweil überschlagen sich seine Gedanken. Einmal mehr ist Cináed froh, dass er auch an diesem Abend nicht darauf verzichtet hat, Handschuhe zu ragen. Nicht die üblichen, rauen Lederhandschuhe, die er im Alltag verwendet, sondern helle, weiche aus zartem, anschmiegsamem Kalbsleder. Lyalls Reaktion sagt ihm nämlich nicht nur, dass sie noch nie ein bewusst inszeniertes Festtagsfeuerwerk erlebt hat, sondern vermittelt ihm auch den Eindruck, dass sie Feuer generell fürchtet, was ihn selbst unbewusst dazu veranlasst, auf Distanz zu gehen. Wenn die Wargin Feuer fürchtet, dann ist die logische Konsequenz für ihn daraus, dass sie auch ihn fürchten muss, falls sie jemals von seinem kleinen Geheimnis erfahren sollte, und das möchte der Elb unbedingt vermeiden. Äußerst beunruhigt nimmt er daher das verräterische Kribbeln in seinem Inneren zur Kenntnis. Die Nähe des Feuerwerks, die Ausgelassenheit des Festes, die Wirkung des Ciders und die plötzliche Sorge um Lyalls Wohlbefinden, unterziehen Cináeds Selbstkontrolle einer derart harten Prüfung, wie er sie schon sehr lange nicht mehr durchstehen musste.

Er greift nach einem Becher, füllt ihn bis zum Rand mit Wasser und kehrt zu der jungen Frau zurück. „Bitte“, fürsorglich reicht er ihr das Gefäß, vermeidet es dabei aber so gut es geht, die Hände der Wargin direkt zu berühren. Erst jetzt wird Cináed bewusst, wie nah sie ihm kurz zuvor gewesen ist und eine verlegene Röte schleicht sich auf sein Gesicht. Plötzlich fühlt er sich albern, dumm wie ein kleiner Schuljunge. Entschlossen strafft er die Schultern. „Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Lyall?“, erkundigt er sich. „Wie fühlt Ihr Euch? Soll ich nach irgendjemandem schicken lassen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 08. Okt. 2010, 12:58 Uhr
Cináeds starke Arme packen sie sanft aber bestimmt und befördern ihren ausgelaugten Körper wieder auf das weiche Sitzpolster des Stuhls.
>>„Alles ist in Ordnung, Lyall. Ihr braucht keine Angst zu haben... niemand ist in Gefahr.“<< Das Schleifen von Stuhlbeinen auf dem Boden lässt sie ihren Kopf heben. Er hat sich eine weitere Sitzgelegenheit herangeholt und nimmt nun vor ihr darauf Platz.
Seine Augen fixieren besorgt ihr Gesicht. Erklärend fährt er fort: >>„Was Ihr dort draußen gesehen habt, nennt man Feuerwerk. Die Überraschung von der Lady Aurian gesprochen hat. Hierzulande schließt man ein Fest gerne mit einem derartigen Höhepunkt ab... Ein Feuerwerk zu entfachen, dass ist eine besondere Kunst. Es erfordert Wissen und Geschick um mit der kontrollierten Zündung von Feuerwerkskörpern schöne Lichtbilder an den Nachthimmel zu zaubern. Ich nehme an, dort wo Ihr herkommt, kennt man diese Art von Feuerkunst nicht, oder?“<< Sein Lächeln lässt sie errötend ihren Blick abwenden. „Nein, Herr...“ Ein weiterer Knall eines Feuerwerkskörpers lässt sie schreckhaft zusammen fahren. Ihre Kehle ist wie ausgedörrt und mit einem trockenen Schlucken versucht sie den Speichelfluss unbeholfen anzuregen. „Diese Art von...Überraschung...ist mir wirklich fremd. Es ist also...Feuer...werk?Ist es eine Art..Handwerk?“ Angestrengt versucht sie das Schauspiel am Himmel wieder in ihr Gedächtnis zu rufen, aber es wird überlagert von Furcht und Ohnmacht. Sie kann sich fast an nichts mehr erinnern, außer, dass es laut und bunt war. Wie eine Art Gedanklicher-Riss ist dort nur Schwärze zwischen ihrer Ankunft im Garten und ihrem derzeitigem Aufenthalt im Salon.
Verwirrt streicht sie ihre losen Haare hinter ihre Ohren.
„Ihr...meint damit also, dies war alles Absicht? Das ganze Feuer? Die Überraschung...“ Dann trifft sie ihre Erkenntnis so hart, wie ein Faustschlag in die Magengegend. Übelkeit wogt in ihr auf, stur zurückgedrängt durch Willenskraft. Fest schließen sich ihre Finger um die Stuhllehne, ihre Knöchel treten weiß hervor.
Ich hab Lady Aurians Überraschung für ihn vermasselt. Er spricht so ehrfürchtig darüber! Und nun hat er es wegen mir verpasst... Sicherlich hat er sich schon so darauf gefreut! Ich habe ihn und meine Herrin enttäuscht. Was wird sie nur dazu sagen? Schluchzend schlägt sie ihre Hände vors Gesicht und wendet sich von ihm ab. Er soll nicht sehen wie traurig sie ist. In ihrem damaligen Clan, sind Gefühlsregungen dieser Art unerwünscht gewesen und werden unterdrückt. Ihr Vater, der sich eigentlich einen Sohn gewünscht hatte, verlangte Gehorsamkeit in vielen Dingen, ebenso wie in Gefühlslagen.
Doch keine Tränen wollen aufwallen, stattdessen verschluckt sie sich an einem Schluchzer und ihr trockener Hals protestiert mit einem Hustenanfall.
Nachdenklich und besorgt erhebt sich der Shida'ya. >>„Wartet. Ich hole Euch einen Becher Wasser. Ihr solltet eine Kleinigkeit trinken.... und dann sehen wir weiter.“<< Dankbar nickt Lyall und wischt sich abwesend mit einem Ärmel über die trocken gebliebenen Wangen, als der Elb ihr den Rücken zugewandt hat.
Reumütig blickt sie auf seine schlanke Gestalt mit dem Wissen, dass er nach draußen in den Garten gehört, um dem Schauspiel beizuwohnen und nicht hier her...in den Salon mit einer verängstigten dummen Gans wie sie eine ist. Schwer seufzt sie und schüttelt missmutig ihren Kopf.
Mit einem bis zum Rand gefüllten Becher kehrt er zu ihr zurück. Zaghaft reicht er ihr mit einem >>„Bitte“<< den Becher. Der Gestaltwandlerin gelingt es ein „Habt Dank“ zu hauchen und umklammert dann den Zinnbecher so fest, als hinge ihr Leben davon ab. Schweigend sitzen sie so ein paar Minuten zusammen, während die Wargin immer wieder von dem kühlen Nass nippt.
Seine zunehmende Distanz fällt ihr vorerst nicht auf, genauso wenig wie sein Gedankenkonflikt. Zu sehr ist sie davon eingenommen, dass sie für ihn den großen Festabschluss verdorben hat.

Plötzlich strafft sich Cináeds Körper. >>„Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Lyall?. Wie fühlt Ihr Euch? Soll ich nach irgendjemandem schicken lassen?“<<
Unbehaglich setzt sie sich ebenso auf, rutscht angespannt auf dem seidenen Sitzbezug hin und her.
„Nein, nein! Mir geht es wieder gut.“ In sich hinein horchend, ertastet die Gestaltwandlerin nur noch einen kleinen Funken Benommenheit und auch die Übelkeit ist zunehmend geschwunden. Das Wasser ist wirklich eine Rettung gewesen. Doch zu sehr will sie ihr Glück nicht strapazieren, beschließt also vorerst noch auf dem sicheren Stuhl sitzen zu bleiben.

Von draußen dringt immer  noch ein Fauchen und Zischen herein, doch die Donnerschläge scheinen vorerst ein Ende genommen zu haben. Den Kopf zum Fenster wendend kann Lyall nur ein Paar Bäume und Büsche erkennen, welche in das fahle, bunte Licht getaucht werden.
„Ich werde noch ein bisschen hier sitzen bleiben, denke ich.“, sagt sie zögernd an ihn gewandt. Seine rauchig grünen Augen halten ihren Blick gefangen.
„Herr, ich....“, gelingt es ihr zu sagen, bevor sie wieder eine Pause machen muss. „Es tut mir Leid... ihr..habt wegen mir das Feuerwerk verpasst. Ich...“ Bei Ea's grünem Blut ich bin so ein dummes Stück! „weiß nicht was ich sagen soll...“  Ihre Lippen sind zu einem dünnen Strich zusammengepresst, als sie fieberhaft überlegt, wie sie sich entschuldigen soll.
„Ihr solltet draußen Spaß haben und euch daran erfreuen, wie meine Herrin es wollte. Stattdessen sitzt ihr hier... mit einer verängstigten dummen Magd.“ Müde fährt sie sich mit einer Hand über die Augen. So sehr hatte sie den ganzen Abend versucht ihm nicht über den Weg zu laufen und dann beim Tanzen schön für ihn zu sein und eine gute Begleitung. Woher dieses neuen Bestreben ihm gegenüber kam, wagte sie nicht zu ergründen.
Dann war sie ihm so nah gewesen wie sie nie zu träumen gewagt hatte, hatte sogar - wenn auch nicht ganz zurechnungsfähig - in seinen Armen gelegen.
Zur Krönung hatte sie jedoch seinen Abendabschluss versaut und eine unangenehme Distanz schlich sich zwischen sie, von beiden ausgehend.
Ihre Scham und Vorsicht ihm gegenüber brach sich wieder Bahn und ließ sie ihren Blick senken. Das zunehmend vertrautere Band, welches sich zögerlich zwischen ihnen über den Abend hinweg gebildet hatte, wurde unerfreulich dünn.
Diese Erkenntnis trifft die Wargin härter als von ihr gedacht. So räuspert sie sich nochmals um die Stille zu vertreiben.
„Kann ich es wieder gut machen? Das Feuerwerk scheint fast schon zu Ende...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 18. Okt. 2010, 11:16 Uhr
Lyall scheint die ganze Situation unendlich peinlich zu sein, denn als Cináed zu ihr zurückkehrt, um ihr einen Becher mit frischem Kräuterwasser zu reichen, entschuldigt sie sich wortreich für ihr Verhalten draußen am Seeufer. »Herr, ich... Es tut mir Leid... Ihr... habt wegen mir das Feuerwerk verpasst. Ich... weiß nicht was ich sagen soll... Ihr solltet draußen Spaß haben und Euch daran erfreuen, wie meine Herrin es wollte. Stattdessen sitzt Ihr hier... mit einer verängstigten dummen Magd.« Verlegen senkt die Wargin ihren Blick und ein unangenehmes Schweigen breitet sich zwischen ihr und dem Shida'ya aus. Cináed überlegt krampfhaft, was er sagen soll, aber ihm wollen einfach nicht die richtigen Worte einfallen. Glücklicherweise erlöst Lyall ihn aus dieser unerfreulich Lage, indem sie sich nochmals räuspert, denn offenbar ist auch ihr die Stille nicht sehr angenehm. »Kann ich es wieder gut machen? Das Feuerwerk scheint fast schon zu Ende...«

Leicht abwehrend hebt der Gutsbesitzer die Hand. „Aber nein“, entgegnet er hastig. „Ihr müsst doch nichts wieder gutmachen, Lyall, wirklich.“ Cináed lächelt verhalten. „Es macht mir nicht das Mindeste aus nur einen Teil des Feuerwerks gesehen zu haben“, fügt er erklärend hinzu, einfach um zu reden und nicht wieder dieses unangenehme Schweigen aufkommen zu lassen. „und Euch stattdessen hier Gesellschaft zu leisten.“ Bei diesen Worten lächelt der Shida'ya bereits wieder etwas entspannter. „Vor etwas unbekanntem Angst zu haben ist nichts Schlimmes... sondern nur natürlich“, meint er freundlich, dann wird sein Blick ein wenig ernst und nachdenklich. „Und sich vor Feuer zu fürchten, ist alles andere als dumm.“

Langsam nimmt Cináed wieder auf dem Stuhl Platz, den er kurz zuvor für sich heran gezogen hat. Die Geräusche des Feuerwerks sind immer noch gedämpft zu hören, werden aber mehr und mehr schwächer, da sich das Spektakel allmählich seinem Ende zu zuneigen scheint. „Fühlt Ihr Euch wieder etwas besser?“, erkundigt sich der Elb fürsorglich. „Ich nehme an, es ist nicht nur das Feuer, dass Euch so erschreckt hat... das laute Lärmen der Feuerwerkskörper bekommt Euch vermutlich ebenfalls nicht so gut, oder irre ich mich...?“ Fragend sieht er die Wargin an, wobei er unwillkürlich an den Anblick eines verschreckten Welpen denken muss.

„Also, wenn es Eure Zeit erlaubt, würde es mich wirklich freuen, wenn Ihr mich einmal auf Glyn-y-Defaid besucht“, wiederholt der Gutsbesitzer schließlich zögernd seine zuvor schon einmal geäußerte Einladung. „Der Hof ist nichts besonderes, ruhig und still... aber vielleicht ist das ja nach diesem aufregenden Abend genau das Richtige...“ Er zwinkert Lyall fröhlich zu und die Distanz, die sich zwischen sie geschlichen hat, beginnt allmählich wieder zu schmelzen. Cináed täte es ehrlich freuen, wenn die Wargin ihn besucht.
Wie selbstverständlich kommt ihm in den Sinn, dass sie möglicherweise an einem Waldspaziergang oder etwas ähnlichem ebenso viel Freude hat wie er selbst. Dabei hegt der Gutsbesitzer nicht den kleinsten Hintergedanken, jedenfalls nicht bewusst. Lyalls Gesellschaft ist dem Elben einfach angenehm. Sie ist nicht so kompliziert und schwer durchschaubar wie die meisten anderen Damen, die Cináed kennt. Der Shida'ya hat vielmehr das Gefühl, dass ihre natürliche Art seinem eigenen Wesen durchaus ähnlich ist, was ihm ihre Gesellschaft sehr angenehm macht, zumal es nicht ganz abwegig erscheint, dass sie die eine oder andere Gemeinsamkeit teilen, was bestimmte Interessen (wie z.B. ausgedehnte Ausflüge ins Larisgrün) anbelangt.

Der Blick des Elben wandert hinüber zu den Fenstern. „Hört Ihr das“, meint er. „Das Feuerwerk scheint aufgehört zu haben... Bestimmt werden die Festgäste nun gleich ins Haus zurück geströmt kommen.“ Cináed lächelt. „Wollen wir hier gemeinsam auf sie warten? Oder möchtet Ihr Euch lieber an einen ruhigeren Ort zurückziehen?“, erkundigt er sich, da ihm Lyalls müder Blick keineswegs entgangen ist. „Lady Aurian wird sich gewiss Sorgen um Euch machen“, ergänzt er nachdenklich. „Wenn Ihr wollt, kann ich mit Ihr sprechen und alles erklären...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Okt. 2010, 21:56 Uhr
Mit einer verzichtenden Geste hebt der großgewachsene Elb die in einem feinen Lederhandschuh steckende Hand und winkt lächelnd ab.
>>„Aber nein. Ihr müsst doch nichts wieder gutmachen, Lyall, wirklich. Es macht mir nicht das Mindeste aus nur einen Teil des Feuerwerks gesehen zu haben und Euch stattdessen hier Gesellschaft zu leisten.“<<
Sein freundliches Lächeln lässt Lyall wirklich hoffen, dass er nicht so sauer ist, wie sie zuerst dachte. Im Gegenteil, er wirkt zunehmend vertrauter.
>>„Vor etwas unbekanntem Angst zu haben ist nichts Schlimmes... sondern nur natürlich. Und sich vor Feuer zu fürchten, ist alles andere als dumm.“<<, beendet er seinen Satz bedeutungsschwer.
Vermeintlich verstehend nickt Lyall, nicht ahnend auf was er genau anspielt. Das der Shida'ya ebenso wie die Gestaltwandlerin von Ealara mit Fähigkeiten - die nicht immer so gehorchen wie man es gern hätte - gesegnet wurde, ist ihr nicht bewusst.
In Wolfsgestalt hätte sie sein Geruchsmuster zweifelsfrei erkennen und unterscheiden können, hätte ihm mehrere Horizonte weit über Stock und Stein folgen können... und auch jetzt prägt sie sich unbewusst seinen ganz eigenen Herz- und Atemrhythmus ein.
Dafür sind ihre empathischen Fähigkeiten gegenüber menschlichen Wesen gering. Das Mana in seinen Adern und das unterdrückte Feuer in seinem Geist kann sie daher nicht aufspüren.

Langsam lässt sich der Elbenmann auf den von ihm herbeigeschafften Stuhl gleiten, mit einem Ohr scheinbar konzentriert auf die nicht mehr ganz so kontinuierlich berstenden und fauchenden Feuerwerkskörper.
Auch wenn er ihr gegenüber scheinbar klar zu verstehen gegeben hat, dass sie sich nicht sorgen soll ihm den Abend verdorben zu haben, so kann sie doch nicht umhin sich Vorwürfe zu machen. Gerade jetzt, wo sie alleine im leeren Salon sitzen und er so aufmerksam auf die Geräusche im Garten achtet.
Leise seufzt sie schwer.

Mit einfühlsamer Stimme fährt Cináed ein paar Herzschläge später fort: >>„Fühlt Ihr Euch wieder etwas besser? Ich nehme an, es ist nicht nur das Feuer, dass Euch so erschreckt hat... das laute Lärmen der Feuerwerkskörper bekommt Euch vermutlich ebenfalls nicht so gut, oder irre ich mich...?“<<
Seine ungeteilte Aufmerksamkeit lässt ihr Schauer über den Rücken laufen. Schüchtern klappen ihre schwarzen Wolfsohren zurück.
„Ja Herr. Ich meine... das Feuer am Himmel... Ich kenne dies nur von Drachen. Ich habe zwar nur ein Exemplar in meinem bisherigen Leben von Nahem zu Gesicht bekommen aber es hat gereicht, um mein ganzes Selbst mit Furcht zu durchdringen. Der ganze Horizont war flüssiges Feuer... sogar die Luft schien zu schmelzen! Es roch nach fauligen Gasen und..nun...“
Verlegen räuspert sie sich noch einmal und trinkt den Rest Wasser in ihrem Becher in einem Zug leer.
„Es hat mich einfach zurück an diesen Tag erinnert. Es war keine angenehme Begegnung. Aber ich denke es war einfach alles zusammen...“ Noch verschweigt sie, dass sie sich in seinen Armen fast in den riesigen schwarzen Wolf verwandelt hätte, wenn nicht der kleine Funken menschlicher Seele die Kontrolle behalten hätte.

Durch das abermals von ihm eröffnete Angebot doch einmal seinen Hof und Ländereien zu besuchen aus ihren Gedanken gerissen, starrt sie ihn unverhohlen mit geweiteten Augen an. Aufmunternd zwinkert er ihr ausgelassen zu: >>„Der Hof ist nichts besonderes, ruhig und still... aber vielleicht ist das ja nach diesem aufregenden Abend genau das Richtige...“<<
Kurz mustert sie ihn verwirrt, bevor ihr bewusst wird, wie unhöflich dies ist und wie töricht es ihm gegenüber aussehen muss.
Zugegeben, sie hatte gehofft ihn einmal auf seinem Hof besuchen zu können. Beim ersten Angebot hatte sie nur höflich geknickst, hielt sie es doch nur für eine freundliche Geste seinerseits, die Mägde der Lady miteinzuladen als er ihrer Herrin einen Besuch bei sich vorschlug.
Doch nun war der Wunsch direkt an sie gerichtet. Allein.
Zudem hatte sie sogar das pulsbeschleunigende Gefühl, dass der schlanke Elb sich über ihre Anwesenheit wirklich freuen würde.
Ein Moment der Leichtigkeit befällt sie und sie kann ein breites Grinsen nicht länger verbergen.
Strahlend sieht sie ihn an und ihre Gedanken rasen so schnell um den Tag an dem sie ihn auf dem Hof besuchen kommen würde, dass sie selbst nicht einmal alle Einzelheiten ihrer flatterhaften übersprudelnden Vorstellungen erfassen kann.
„Ich würde wirklich sehr gerne euren Hof besuchen kommen wenn ihr dies wünscht, Herr. Es wäre mir ehrlich gesagt eine große Freude.“

Leicht nickt Cináed und Lyall kann nicht umhin sein offenes Lächeln zu erwidern.
Warum nur verdrehten sich ihre Gedärme zu warmen Knoten und wurde ihr Kopf so leicht wenn sie ihn sah?  Bei keinem anderen Mann war ihr so zumute und die neue Art der gefühle irritierte die Wargin sehr. Auf eine ihr unbestimmte Art fühlt sie sich zu diesem Mann eines anderen Volkes hingezogen. Mit seiner ruhigen Art hat er die zurückhaltende Scheu der Frau aus den Drachenlanden mildern können, ebenso wie der freundliche Kastellan der Steinfaust.
Dann blickt der Elb zu den großen Fenstern des Raumes auf und sieht hinaus.
>>„Hört Ihr das? Das Feuerwerk scheint aufgehört zu haben... Bestimmt werden die Festgäste nun gleich ins Haus zurück geströmt kommen.“<<, meint er lächelnd.
Oh ja die Gäste! Fast wäre es der Magd entfallen. In dieser Zweisamkeit versunken, hatte sie in den letzten paar Minuten fast schon verdrängt, was um sie herum so alles geschehen war. Teller mussten abgeräumt, Geschirr gespült, Kerzen gewechselt, Stuben gefegt und die Laternen im Hof entfacht werden. Außerdem musste sie die Pferde wieder vor die Kutschen der Lords und Ladies zusammen mit den Knechten einspannen und...und...und...
Es gab wirklich keinen Grund müßig herumzusitzen.
Auch wenn die Müdigkeit in ihren Knochen sitzt wie schon lange nicht mehr und der Schwindel lauernd hinter der nächsten Ecke zu warten scheint, rafft sie sich auf.
Ihr unruhiger und leicht müder Blick scheint ihrem Gegenüber nicht entgangen zu sein.
>>„Wollen wir hier gemeinsam auf sie warten? Oder möchtet Ihr Euch lieber an einen ruhigeren Ort zurückziehen? Lady Aurian wird sich gewiss Sorgen um Euch machen. Wenn Ihr wollt, kann ich mit Ihr sprechen und alles erklären...“<<

Jetzt ist sie es, die dankend abwinkend die Hände hebt. „Ich denke, ich werde es ihr erklären. In einer ruhigen Minute. Ich hoffe, ich habe den Festabschluss für die anderen Gäste nicht zu sehr gestört. Wenn sie fragt könnt ihr meiner Herrin jedoch sagen, dass es mir wieder gut geht. Und das ich sie später aufsuchen werde.“
Vorsichtig erhebt sie sich und läuft ein paar Schritte zur Probe. „Ich denke mir geht es wieder gut. Ich werde hier noch ein bisschen aufräumen und in der Küche abwaschen. Dann bin ich auch keinem im Weg.“
Lächelnd sieht sie ihn an. „Ich hoffe wir sehen uns noch einmal diesen Abend. Und vielen Dank für die Rettung! Ich hoffe das war nicht zu viel Aufregung für diesen Abend. Ich stehe trotz allem in eurer Schuld. Nein sagt nichts! So ist es nun einmal. Aber diese Schuld ist keine Last.“ Verlegen blickt sie kurz zu Boden.
„Ich hoffe trotz allem, dass ihr viel Freude auf diesem Fest hattet. Genießt nun noch das Ausklingen des Festes... wenn schon nicht das Feuerwerk. Ach und sprecht doch bitte noch einmal mit Rhordri. Seine Frau ist wirklich an Eurer Wolle interessiert und ich glaube er war etwas zu schnell unter dem Tisch mit seinen Stiefeln verschwunden, als dass ihr wirklich Verhandlungen hättet tätigen können.“ Mit ihrer geballten rechten Faust auf dem Herzen verbeugt sie sich tief vor ihm.
„Ich hoffe ihr empfindet es nicht als unhöflich, wenn ich euch nun verlasse um meine vernachlässigten Pflichten für diesen Abend wieder aufzunehmen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Cinaed am 26. Okt. 2010, 14:15 Uhr
Dankend lehnt Lyall Cináeds Angebot ab. »Ich denke, ich werde es ihr erklären. In einer ruhigen Minute«, entgegnet die junge Frau dem Elben. »Ich hoffe, ich habe den Festabschluss für die anderen Gäste nicht zu sehr gestört. Wenn sie fragt könnt ihr meiner Herrin jedoch sagen, dass es mir wieder gut geht. Und das ich sie später aufsuchen werde.« Cináed nickt, während Lyall sich vorsichtig erhebt, prüfend mit den Füßen auf und ab wippt und anschließend ein paar Schritte geht. »Ich denke mir geht es wieder gut«, verkündet die Wargin dem Gutsbesitzer schließlich. »Ich werde hier noch ein bisschen aufräumen und in der Küche abwaschen. Dann bin ich auch keinem im Weg.« Darauf weiß Cináed so rasch nicht zu antworten, denn dass Lyall irgendjemandem im Weg sein könnte, kann er sich beim besten Willen nicht vorstellen. »Ich hoffe wir sehen uns noch einmal diesen Abend. Und vielen Dank für die Rettung! Ich hoffe das war nicht zu viel Aufregung für diesen Abend. Ich stehe trotz allem in eurer Schuld. Nein sagt nichts! So ist es nun einmal. Aber diese Schuld ist keine Last«, erklärt ihm die junge Frau, wobei sie verlegen zu Boden schaut.

»Ich hoffe trotz allem, dass Ihr viel Freude auf diesem Fest hattet. Genießt nun noch das Ausklingen des Festes... wenn schon nicht das Feuerwerk. Ach, und sprecht doch bitte noch einmal mit Rhordri. Seine Frau ist wirklich an Eurer Wolle interessiert und ich glaube er war etwas zu schnell unter dem Tisch mit seinen Stiefeln verschwunden, als dass ihr wirklich Verhandlungen hättet tätigen können.« Cináed nickt abermals. „Habt Dank, dass werde ich machen“, entgegnet er freundlich. Ganz unwillkürlich ahmt er dieses Mal Lyalls ungewohnte Abschiedsgeste nach, legt die geballte Faust auf die Brust über dem Herzen und deutet eine höfliche Verbeugung an. „Nein, selbstverständlich halte ich es nicht für unhöflich, wenn Ihr Euch verabschiedet.. auch wenn ich es ein wenig bedauere, so eine reizende Tanzpartnerin zu verlieren.“ Er zwinkert der Wargin fröhlich zu,  als er sich wieder aufrichtet. „Vielen Dank, dass Ihr mir ein wenig von Eurer Zeit geschenkt habt, es war mir eine Freude.“

Das plötzliche Ertönen zahlreicher Stimmen lässt den Elben unvermittelt zur Tür hinüber blicken – die anderen Festgäste kommen soeben in den Salon zurückgeströmt. Cináed sieht Lyall noch einmal an und nickt ihr ein letztes Mal zum Abschied zu, dann werden sie ganz unvermittelt von einer kleinen Gruppe getrennt, die schwatzend näher gekommen ist. Etwas enttäuscht sieht der Shida'ya dem dunklen Haarschopf der Wargin hinterher, der sich rasch entfernt, dann hält der Gutsbesitzer nach Aurian sowie dem Kastellan und seiner Frau Ausschau.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Nov. 2010, 13:48 Uhr
Überrascht  blinzelt Lyall, als der Herr von Glyn-y-Defaid ebenfalls seine Faust auf die Brust legt und ihre Verbeugung imitiert.Erfreut nickt sie ihm noch einmal sachte zu.
>>„Nein, selbstverständlich halte ich es nicht für unhöflich, wenn Ihr Euch verabschiedet.. auch wenn ich es ein wenig bedauere, so eine reizende Tanzpartnerin zu verlieren.“<<
Fröhlich zwinkert er ihr beim Aufrichten zu. >>„Vielen Dank, dass Ihr mir ein wenig von Eurer Zeit geschenkt habt, es war mir eine Freude.“<<
Sie will gerade ihren Mund öffnen und erwidern, dass die Freude ganz auf ihrer Seite liegt, als das Eingangsportal aufschwingt und die ersten Gäste in kleinen Gruppen wieder in das Haupthaus strömen.
Ein Wortschwall brandet vor den Damen und ihren Begleitern in den Raum hinein und Lyall legt automatisch ihre Ohren an. Alle scheinen sehr amüsiert und begeistert von dem Feuerwerk zu sein und als die Wargin ihren Kopf wendet, kann sie das wilde Gestikulieren der beeindruckten Personen erkennen, wie sie versuchen die bunten Lichter und Gebilde am Himmel ihrem Nachbarn lebendig darzustellen und  zu schildern. Unwillkürlich tritt die Gestaltwandlerin einen Schritt zurück und kann gerade noch das Zunicken des Elben erwidern, während sich extravagant gekleidete Damen mit bauschenden Röcken vorbei schieben.
Ein mit Kaninchenfell besetzter Saum fegt über ihre Stiefel und hinterlässt ein paar feine graue Haare auf dessen Spitze. Kurz betrachtet die Wargin wie sich der Flaum in der Zugluft, der von der Tür herein strömt, immer wieder von ihrem Stiefelleder zu lösen versucht.
Immer mehr Pärchen und Gruppen, welche vom Garten herein kommen gesellen sich in die Vorhalle und sie kann nur einen kurzen Blick auf den rotblonden Haarschopf des Shida'ya erhaschen, bevor sich auch schon wieder ein anderer Kopf davor schiebt.

Seufzend wendet sie sich ab. Sie hatten sich sowieso schon verabschiedet, was erwartete sie noch? Lyall beschleunigt ihren Schritt, weg von den Gästen und ihren Blicken. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, sie schämt sich für den Vorfall im Garten. Und sie fürchtet sich vor Lady Aurians Reaktion, wenn sie sich würde erklären müssen.
Sie hatte ihre Herrin als gütige, gerechte Frau kennen gelernt, die alles in fester und beständiger Hand hatte doch sie hatte sie in all der Zeit auch nie erzürnt.
Würde dieser Abend das erste Mal sein an dem sie zurechtgewiesen würde? Avila als auch ihre Herrin hatten eine schier unerschöpfliche Geduld mit ihr gezeigt, selbst wenn die Wargin für alltägliche Arbeiten wie Nähen und Kochen wahrscheinlich am Anfang die doppelte Zeit benötigt hatte. Ein spitzer Dorn aus Furcht lies sich nicht aus ihrem Herz entfernen und so versuchte sie ihn zumindest halbherzig zu ignorieren.

Müde fährt sie sich mit ihrer Hand über die Augen und betritt die einsame Küche.
Teller,  Töpfe, Pfannen und Schüsseln bilden in jeder freien Ecke kleine fragile Türme, gestützt von der unbändigen Hoffnung der Magd, sie mögen nicht zusammen fallen. Tassen und Gläser füllen die Zwischenräume des abgestellten Geschirrs und fügen sich nahtlos in das Gesamtbild einer chaotischen Küche ein, wie kleine Mosaiksteinchen in ein voluminöses Gesamtkunstwerk. Nur das diese Kunst aus Arbeit besteht.
Vorsichtig tritt sie an einen der kleineren Stapel heran, quetscht ihre Finger vorsichtig zwischen Tischplatte und das unterste Geschirrstück, hebt den gefährlich schwankenden Stapel an und lässt ihn gegen ihren Brustkorb kippen, um ihn so vor dem Umfallen zu sichern.
Langsam und mit schlurfenden Schritten erreicht sie den Waschzuber, welcher zur Hälfte in die steinerne Arbeitsplatte an der Wand eingelassen ist.
Behutsam platziert sie ihre Fracht neben den Holzdauben des Zubers und fischt ein paar hineingefallene Besteckstücke heraus.
Ihre Muskeln treten unter ihrer Haut hervor wie gedrehte Lederriemen, als sie mit vor Anstrengung rotem Kopf den vollen Zuber aus seiner Vertiefung heraus wuchtet, um ihn draußen im hinteren Teil des Hofes auszuleeren.
Jede Eruption ihrer Schritte lässt das Wasser von einer Seite zur anderen schwanken und umso mehr sich das Wasser aufschaukelt, desto schwerer fällt es ihr einen geraden Schritt vor den anderen zu setzen.
Ich mit meiner Selbstüberschätzung! Und das nur weil ich nicht mehrmals mit einem kleinen Eimer hinaus will...
Mit einem wässrigen Platschen ergießt sich das kalte Spülwasser auf die dunklen Steine im Hof und   schwappt auch noch halb über Lyalls Stiefel. Mit einem Brummen blickt sie auf den dunkler werdenden Fleck, welcher sich auf ihren Wildlederstiefeln ausbreitet.
Mit einem Seufzen macht sie sich auf den Rückweg zur Küche. Die kalte Abendluft riecht immer noch leicht nach Schwefel und den Ausdünstungen des Feuerwerks aber auch ein bisschen nach Regen und Gewitter. Ob es heute Abend noch regnen wird? Der Wind zieht in Richtung Stadt. Wahrscheinlich werden die letzten abreisenden Gäste doch nicht mehr trockenen Fußes nach Hause kommen.
Im Vorbeigehen schnappt sie sich auch noch ein paar Holzscheite, die sie zum besseren Transportieren in den ausgeleerten Zuber stapelt.

In der voll gestellten Küche angekommen, bringt sie den Spülzuber wieder an seinen angestammten Platz, klemmt sich die Scheite unter die Arme und entfacht mit ihnen im Kamin ein fröhlich vor sich hin prasselndes Feuer. Der Schein erfüllt die Küche sofort mit seinem weichen orangenen Licht und lässt skurril verzerrte Schatten der Geschirrberge über die rauen Steinwände tanzen.
Noch einmal muss sie hinausgehen um Wasser zu holen, der letzte Rest aus dem Frischwassereimer erwärmt sich gerade in dem großen Kessel, der bedächtig über dem Feuer schaukelt.
Vier Eimer Brunnenwasser genügen fürs Erste, um den Zuber zwei Handbreit hoch zu füllen und nach dem Hinzufügen des warmen Wassers aus dem Kessel ist das frische Spülwasser immerhin lauwarm. Flink raspelt sie vom großen Seifenblock noch ein paar Seifenflocken hinein und beginnt mit ihrer Arbeit.

Erst als ihre Finger wund und aufgequollen sind und aussehen wie zu fest gestopfte Würste, legt die Gestaltwandlerin die kleine Wurzelbürste aus der Hand. Mit einem Ächzend streckt sie ihren schmerzenden Rücken und presst sich ihre Hände fest in ihr Kreuz. Dreimal hatte sie das Wasser wegkippen und den Zuber wieder neu auffüllen müssen um das Wasser sauber genug zu halten, doch sie ist mit ihrer Arbeit zufrieden.
Acht Stapel Geschirr und diverse Töpfe stehen nun wieder blitzend in ihren Schränken oder hängen an ihrem Platz an der Wand und auch die Besteckkörbe haben an Inhalt wieder zugenommen.
Schnell tauscht sie das mittlerweile feuchte Geschirrtuch gegen ein Neues und vor allem trockenes aus, legt in der Feuerstelle noch ein paar Scheite nach und macht sich durch die Hintertür auf den Weg zum Gesindetrakt des Anwesens.
Vor all der Aufregung hat sie fast etwas sehr wichtiges vergessen und da sich das Fest nun dem endgültigen Ende zuneigt, muss sie sich beeilen.
Kies spritzt kurz in alle Richtungen, als sie ein kurzes Stück über die Auffahrt zum Anwesen zurücklegt und dann im Dunkel des leeren Gesindehauses verschwindet.
Das Knarren der Tür und die Geräusche der Mäuse unter den Dielenbrettern sind die einzigen Laute, die sie begrüßen, als sie ihr kaltes Zimmer betritt.
Langsam lässt sie sich auf alle Viere vor ihrem Bett nieder.Besonders hell ist es nicht und so tastet sie kurz ziellos unter ihrem Bett herum, bis ihre Finger sich um einen kleinen Holzgegenstand schließen.
Es ist ein hölzerner Drache, den die Gestaltwandlerin für Apfelgribs vor ein paar vergangenen Siebentagen angefertigt hat. Eine dünne Staubschicht hat sich auf ihm gebildet. Mit einem Zipfel ihrer Decke wischt sie über den Körper und die Flügel des Drachen hinweg und pustet die letzten störrischen Staubkörnchen hinunter.
Sanft streicht sie im einem Finger über den winzigen Ledersattel auf dem Rücken des Lindwurms und zupft sein kleines Geschirr am Kopf zurecht. Bei jeder Bewegung bimmelt freudig das kleine Messingglöckchen an dem roten Band, welches zu einer Schleife um seinen Hals gebunden ist.
Der Händler auf dem Marktplatz hatte ihr fünf Kupferlinge für das hübsche Glöckchen abgepresst, doch der mattgoldene Schein und das helle Klingeln hatten sie einfach in ihren Bann gezogen und erinnerten sie entfernt an das silberhelle Lachen des Irrlichts.
Ein letztes Mal zieht sie den kleinen Drachen auf dem Boden hinter sich her um den Flügelmechanismus zu prüfen.
Erwartungsvoll schlagen die Holzflügelchen auf und ab und das Glöckchen bimmelt fröhlich wann immer das kleine Rädertier über die Holzdielen rumpelt.
Jäh muss die Wargin lächeln. Das Bild von einem vergnügten Irrlicht keimt in ihren Gedanken auf, welches jauchzend auf dem kleinen Sattel umher hüpft und von ihr flinken Schrittes über die polierten Dielenbretter im Salon gezogen wird.

Schnell schlägt sie das Geschenk für Apfelgribs in einen weißen Kissenbezug ein, zieht die Kammertür hinter sich zu und sprintet über den Hof in Richtung Haupthaus zurück.
Diesmal dringt keine Musik an ihr Ohr, wahrscheinlich ist man drinnen schon dabei sich zu verabschieden.
Flink huscht sie durch die Küche und aus dieser hinaus auf den Gang, um von dort aus den Weg über die große Freitreppe zu den Gemächern der Herrin einzuschlagen. Gedämpft dringt das Stimmengewirr der Feierlichkeiten hier herauf und Lyall muss sich sputen, denn sie will nicht so unhöflich sein und ihre Herrin bei der Verabschiedung der Gäste alleine lassen. Außerdem konnte sie Rhordri, Morna, Cináed und den ganzen Rest doch nicht einfach so gehen lassen ohne sich wenigstens noch einmal gezeigt zu haben.
Unentschlossen steht sie vor dem sich teilenden Gang mit den vielen Türen im Obergeschoss des Anwesens.
Die ist das Reich ihrer Herrin und nur Avila befindet sich zum Räumen und Putzen meist hier oben. Lyalls Aufgabenbereiche erstreckten sich eher über das Untergeschoss sowie um das Haus herum. Zögernd wählt sie den rechten Gang und meint sich zu erinnern, dass die zweite oder dritte Tür gleich zu Anfangs das Schlafgemach ihrer Herrin sein musste.
Auf gut Glück legt sie ihr Präsent vorsichtig vor die geschlossene Zimmertür, hofft das richtige Zimmer getroffen zu haben und wendet sich wieder in Richtung Treppe.
Einen kurzen Blick wirft sie noch über ihre Schulter zurück. Selbst wenn dies nicht das richtige Zimmer ist, kann man das kleine Päckchen schon von der Treppe aus erspähen. Lady Aurian oder auch Apfelgribs selbst, würden es sicher leicht finden.
Langsam geht sie die Treppe wieder hinunter in der Hoffnung, dem Irrlicht möge ihr Geschenk so viel Freude bereiten, wie das Erschaffen ihr eine Freude war.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 02. Nov. 2010, 13:15 Uhr
Das Feuerwerk über dem Ildoriel ist wohl das Meisterstück der Koboldtruppe. Die kleinen Kerlchen haben nicht zu viel versprochen – sie sind Meister ihres Faches. Blumen, Sterne, Linien, alles Mögliche zaubern sie in den nächtlichen Himmel. Aurian hört rund um sich staunende ‚Ahs‘ und Ohs‘, ein Zeichen, dass ihre Überraschung gelungen ist. Dann aber fährt eine andere Emotion wie ein Blitz in ihre Gedanken: Angst, Panik. Die Halbelbe weiß auch, von wem diese starken Empfindungen kommen: Lyall, ihre Magd. Suchend sieht sie sich um und sieht gerade noch, wie Cinaed die Wargin ins Haus bringt. Was war geschehen? Am liebsten würde die junge Magierin hinterher eilen, doch trotz aller Besorgnis kann sie ihre Gäste hier nicht einfach allein stehen lassen. „Apfelgribs“ zischt sie dem Irrlicht zu, dass mit großen Kulleraugen das Spektakel von ihrer Schulter aus beobachtet. Das kleine Wesen reagiert zuerst gar nicht, schaut sie dann aber doch verdattert an. >Was ist denn? Hast du gesehen? Das… das war eine Nachtblume! Ganz sicher! Und der Stern und…< „Ja ich hab's gesehen“ unterbricht sie das Wesen. „Aber du musst mir einen Gefallen tun: Irgendwas stimmt nicht mit Lyall. Cin hat sie soeben ins Haus gebracht. Ich mach mir Sorgen, kann hier aber nicht weg. Würdest du bitte nachschauen?“ Für einen Moment wirkt Apfelgribs unentschlossen, zu schön ist es hier das Spektakel am Nachthimmel zu betrachten. Dann siegt aber die Freundschaft zu der Magd und mit einem letzten, leicht bedauernden Blick huscht es ins Haus.

Aurian sieht ihm nach. Tausend Gedanken wirbeln ihr durch den Kopf. Was war geschehen? Hatte sich die junge Frau wieder übernommen? In ihrem Bestreben, es ihrer Herrin recht zu machen, übernimmt sie sich immer wieder und die Magierin macht sich die größten Vorwürfe, dass sie es noch immer nicht geschafft hat, ihr die Versagensängste zu nehmen. Dann schießt ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf: Lärm! Die knallenden Feuerwerkskörper müssen in den empfindlichen Ohren der Wargin um ein vielfaches Lauter sein. Ich hätte sie warnen sollen, sie darauf vorbereiten! Aber ich in meinem kindischen Stolz, alle zu überraschen… Aurian schämt sich ob ihrer Gedankenlosigkeit. Dennoch schafft sie es, ihr strahlendes Lächeln beizubehalten, als die Gäste sie zu der gelungenen Überraschung beglückwünschen. Das wird ihr erleichtert, als Apfelgribs zurückkommt und ihr zuraunt, dass alles wieder in Ordnung sei und der Herr von Glyn-y-Defaid sich um die Frau kümmere. Trotzdem: Aurian nimmt sich fest vor, mit ihrer Magd zu sprechen und sich bei ihr nach dem Befinden zu erkundigen. Immerhin ist sie nicht ganz unschuldig daran.

Als sie aber das Haus betritt, ist nur mehr Cin im Salon, allerdings hört sie das Klacken der Küchentür. Lyall ist anscheinend in den Wirtschaftsräumen verschwunden und in den folgenden zwei Stunden hat Aurian keine Möglichkeit, ihr dorthin zu folgen.

Nach und nach machen sich die Gäste an den Aufbruch: Ein Unwetter naht und vor allem jene, die einen weiteren Heimweg vor sich haben, wollen noch vor den ersten Regentropfen die eigenen vier Wände erreichen. Aurian steht mit Avila, Apfelgribs und Cin am Fuß der Treppe, als sie die Wargin wieder zu Gesicht bekommt. Scheu gesellt sie sich zu ihnen, Unsicherheit, die Aurian schon überwunden glaubte, schwingt mit und die junge Frau kann ihr kaum in die Augen sehen. Scham, Verlegenheit, all das geht von ihr aus. Aurian schenkt ihr ein warmes Lächeln und drückt ihr die Hand. „Alles in Ordnung?“ fragt sie leise.    

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Uio am 05. Nov. 2010, 17:12 Uhr
- Einige Zeit nach dem Besuch bei Cinaed -
12. Goldschein 510

Gut gelaunt schlendert Uio durch die Gänge des Anwesens auf der Suche nach seiner kleinen Freundin. Kurz überlegt er einen Abstecher in die Küche oder den Vorratsraum zu machen, oh ja… die süßen Speien sind so verlockend und einige male hat er ohne das jemand es bemerkte schon genüsslich hier und da was naschen können, doch Uio entscheidet sich dagegen. Avila die oberste Magd würde sich wenn sie ihn erwischt aufregen und Lyall ihn am liebsten in der Luft zerreißen oder auffressen. Außerdem, für Uio der wichtigste Punkt, hat er gerade keinen Hunger. Ein verhaltenes lächeln schleicht sich auf das Gesicht des Jungen. Keinen Hunger haben ist ein Gefühl, dass er nur selten in seinem Leben hatte. Wieder, wie so oft in den letzten Tagen, beginnen sich seine Gedanken darum zu kreisen wo eigentlich sein Platz ist. Denn auch wenn es hier in Anwesen Speis und Trank in hülle und fülle hier gibt, er ein Bett besitzt, ihn hier niemand schlägt oder einsperrt, eine innere Unruhe zeigt ihn mal mehr mal weniger es fehle ihm etwas.. Etwas, das er nicht in Worte fassen kann, nicht beschreiben kann und wohl auch niemand sonst verstehen wird. Aber da Uio mit niemanden darüber spricht wird er wohl nie erfahren ob es jemand versteht oder nachvollziehen kann. Ihm fällt es schwer sich zu öffnen und sprachlich auszudrücken was ihn beschäftigt oder bedrückt. Sogar gegenüber Zoe. Sie fühlt sich hier so wohl und hat im Gegensatz zu Uio keine Probleme sich einzufügen und Freunde zu finden.

Uio lächelt als er an seine einzige und echte Freundin Zoe denkt. Wo sie wohl steckt? Bestimmt flattert sie mit diesem Irrlicht herum. Hin und wieder schaut er in die angrenzenden Räume um zu prüfen ob Zoe dort ist oder jemand der ihm sagen könnte wo Zoe sich aufhält. Die nächste Tür ist aber geschlossen und Uio öffnet sie nicht, es ist nämlich Lady Aurians Arbeitszimmer. Ohne wirklich böse absichten bleibt er stehen als er Stimmen aus dem inneren des Zimmers hört. Die Stimme die gerade spricht kennt oder erkennt er nicht, jedoch Lady Aurians Stimme, die sich mit dem Fremden zu Unterhalten scheint, ist klar und deutlich. Der rothaarige Junge schüttelt den Kopf und will gerade weitergehen als ihn ein Wort zu einfrieren bringt. > „…Stadtwache…“< Jetzt ist es nicht mehr länger Neugierde die ihm zum Zuhören bringt sondern ein dumpfes Drücken in der Magengegend.
>„Natürlich ist es angebracht einige Blaumäntel um das Anwesen Patrulie laufen zu lassen. Wer weiß was noch alles passieren wird, es ist besser wenn wir schnell eingreifen können um niemanden in Gefahr zu bringen.“<
Uio hat erschrocken die Augen aufgerissen. Blaumäntel, hier am Anwesen? Sie sind wegen ihm hier…
>„Wenn ihr meint! Ich als Gardemagierin werde auch einiges aufbieten können…“<
Hat er das gerade richtig verstanden? Lady Aurian…eine Gardemagierin? Ein Blaumantel?

Uio wird abwechselnd heiß und kalt. Vergessen ist das er Zoe suchen wollte um mit ihr sich vor den arbeiten zu drücken und faul im Garten unter einigen Bäumen zu liegen.
Das kann nicht sein…sie ist so nett zu mir…das alles ist nicht war… drehen sich seine Gedanken im Kreis. Unbewusst ist er einen Schritt von der Tür zurückgewichen und steht mit weit geöffneten Augen dort und starrt die Tür an. In seinen Augen bilden sich tränen. Aus Angst aus Wut aus so vielen Gefühlen die durcheinander purzeln und es ihm unmöglich machen das aufkochende Mana zu unterdrücken oder gar es überhaupt zu bemerken. Seine Hände bilden sich zu Fäusten die sich verkrampfen, genau wie er die Zähne zusammenbeißt als müsse er eine Tracht Schläge aushalten.
Leichte Rauchswaden steigen von der Tür auf und kleine Flammen beginnen an dem Holz zu nagen.

Minuten später rennt Uio auf die große Einganstür zu und reißt diese auf. Hinter ihm vermischt sich lautes rufen, das knistern von Feuer und schritte zu einer hektischen Geräuschkulisse. „Zooooeeee!“, ruft er erneut laut in der Hoffnung seine kleine Freundin hört ihn und eilt so schnell sie kann zu ihm. „Zooooeee komm schnell!“ Im lossprinten wirft er einen kurzen Blick zurück und erkennt einige Leute die aufgeregt durcheinander laufen und versuchen das Feuer zu löschen. Avila schüttet einen Eimer Wasser auf einen brennenden Vorhang, Lady Aurian steht da und ruft etwas was er nicht verstehen kann. Neben ihr der Mann mit dem sie sich unterhalten hatte, ein Blaumantel, klopft wie wild auf seinen Umhang um die kleinen Flammen zu löschen.

„Zooooeeeee!!!Zoooeeeee!!!“
Uio rennt und rennt ohne sich umzusehen. Weg nur weg…wenn sie mich jetzt kriegen ist alles aus, denk er panisch und erhöht unter aufbringen seiner letzten Kraftreserven sein Tempo. Hinter ihm ruft jemand seinen Namen, doch Uio reagiert nicht und so geschwind ihn seine Füße tragen läuft aus dem Tor des Anwesens hinaus, in die Straßen der Stadt.

Uio weiß nicht mehr wie lang er gelaufen ist als er schließlich unter einer der vielen Brücken Talyras sich hinhockt und mit rasendem Herz auf alles versucht zu horchen was ein Verfolger sein könnte. Hastig blickt er sich um und versucht sich zu orientieren.

----> In den Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 07. Nov. 2010, 17:21 Uhr
12. Goldschein 510


<--- die Steinfaust (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1088459553;start=870)

Dem Weg zu dem Anwesen von Aurian schenkt Ragna-Rana keine Beachtung. Hatte sie bis vor kurzem von großen Städten noch Angst - ist ihr all das inzwischen herzlich gleich. Es gibt Wesen, die mehr Angst verursachen, als es eine Stadt je könnte. Ragna hat solch ein Wesen erlebt und auch wenn die Menschen um sie herum alles Erdenkliche tun wollen um ihre Sicherheit zu gewähren, ist sie davon überzeugt, dass man sie nicht schützen kann. Diese Leute um sie herum sind Narren, wenn sie glauben sich mit solch einem allmächtigen Wesen anlegen zu können. Er wird sie holen und bestrafen, so wie er es ihr stets gesagt hat. Noch immer kann Ragna nicht begreifen, wieso man sie unbedingt befreien und wegschaffen musste. Aber sie war auch nicht fähig sich dagegen zu wehren oder sich sonst wie durchzusetzen. Zu lange hatte sie keine eigene Meinung oder einen eigenen Willen haben dürfen. Die Menschen um sie herum verstehen nicht, dass sie ihr nicht helfen, sondern alles noch schlimmer machen und Ragna selbst ist nicht fähig ihnen das zu erklären. Sie würden ohnehin nicht verstehen. Halten sich für so klug und mächtig und wissen doch nichts.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen sie das Anwesen. Aurian redet derweil mit den Wächtern und bringt Ragna dann auf eines der Zimmer: "Hier kannst du erstmal bleiben, ruhe dich aus. Ich kümmere mich währenddessen darum, dass du hier sicher bist! Du hast nichts mehr zu befürchten. Wir beschützen dich." Ragna nickt nur. Sicherheit ist ein Wort, dass in ihrem Leben keinen Platz mehr hat. Aber die Gardistin war so nett und freundlich, dass Ragna-Rana ihr ihren Irrglauben nicht nehmen mag. Wozu auch? Es würde ohnehin passieren und es gibt nichts was sie oder jemand sonst daran ändern könnte. Die Wargin setzt sich aufs Bett und sogleich springt Emerald neben sie und legt den Kopf auf ihren Schoß. Gedankenverloren beginnt sie das goldene Fell des Smaragdkaters zu streicheln und legt sich schon kurz darauf nieder. Sie ist müde - so müde und die Nächte sind immer so kurz, weil sie kaum schlafen kann. Als ihr die Augen gerade zufallen, dringen laute Stimmen zu ihr ins Zimmer. Ein trauriges, fast resigniertes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht: Da ist er schon? Gekommen um mich zu bestrafen? Sind sie deshalb so unruhig?
Der Smaragdkater springt auf und wird sichtbar unruhig und Ragna öffnet die Augen wieder und setzt sich auf. "Pscht. Emerald. Ganz ruhig, er wird dir nichts tun. Bestimmt nicht." flüstert sie ihrem Begleiter zu, als sie sich vom Bett erhebt und vorsichtig Richtung Tür geht. Sie wird nun gehen müssen, ihre Strafe empfangen, denn alles andere wäre nicht richtig. Er würde hier alles und jeden töten und nur sie konnte das verhindern, indem sie sich seiner Strafe und somit ihrer größten Angst stellt. Zitternd und mit Tränen in den Augen öffnet sie die Tür einen Spalt. Panisch springt Emerald an ihr vorbei und jagt aus dem Anwesen und Ragna taumelt ängstlich zurück, als ihr die ersten Flammen entgegen schlagen. Sie hatte damit gerechnet, dass er kommen und sie holen würde. Dass er jedoch das ganze Anwesen niederbrennt, damit hatte sie nicht gerechnet. Aber warum sollte er nicht? Er war sauer und mehr als wütend. Warum sollte er reinkommen und sie holen, wenn ein Feuer sie heraus treiben und zu ihm bringen würde? Und was bleibt Ragna-Rana schon übrig, will sie das Leben all dieser Menschen, die ihr nur helfen wollten, schützen?

Die Panik und der beißende Geruch von Rauch bringen das Tier in ihrem Innern an die Oberfläche. Nur mit allergrößter Konzentration kann sie eine Verwandlung aufhalten und ihre Instinkte niederkämpfen. Aber schlussendlich gelingt es ihr und sie bahnt sich ihren Weg durch den Flur, an den Flammen vorbei aus dem Anwesen. Hier und da begegnet sie Menschen welche sich bemühen das Feuer zu löschen. Irgendjemand fährt sie an, sich nützlich zu tun, stockt dann und verlangt sofort zu wissen, wer sie ist und was sie hier tut. Ragna eilt einfach weiter, bis sie den Ausgang findet und vor dem Anwesen steht. Sie entfernt sich von den Flammen und schaut sich suchend um, doch nirgends kann sie ihren Peiniger entdecken. Unter Tränen denkt sie, Mein Herr... Ich bin hier... Ich bin hier... Hört doch bitte auf damit! All diese Menschen haben damit nichts zu tun. Ja, sie waren Narren, mir helfen zu wollen. Aber ich bin doch hier. Ich komme zurück... Nur bitte, bitte, beendet das hier!
Sie ist sich sicher, dass er ihre Gedanken lesen kann, schließlich hat er ihr auch Gedanken gesandt. Unter Tränen bricht sie auf dem Anwesen zusammen, schluchzt und weint, doch ihr Herr will nicht auftauchen, will das Inferno nicht beenden und Ragna fürchtet schon, dass all die Menschen, welche sie nur beschützen wollten, nun hier ihretwegen sterben müssen. Das es sich gar nicht um ein Inferno, sondern lediglich um ein kleines Feuer handelt, nimmt Ragna-Rana in ihrer Angst und Panik und der entsprechenden Vorstellung ihrerseits gar nicht wahr.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Nov. 2010, 21:31 Uhr
Nur dumpf dringen die Geräusche der aufbrechenden Gäste bis in den Speisesaal durch. Hinter einem der schweren Samtvorhänge steht Lyall am Fenster und beobachtet den immer düsterer werdenden Nachthimmel. Bald wird der Regen in dicken Tropfen aus den Wolken fallen und fädig, ohne Unterlass vom Himmel strömen.
Abwesend wischt sie mit einem ihrer Finger über die Fensterbank. Ein kleiner Staubkranz bleibt auf ihrer Fingerkuppe zurück, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger zerreibt. Dieses Anwesen ist einfach viel zu groß um an jeder Ecke den Bedürfnissen gerecht zu werden.
Ist man im Obergeschoss weitestgehend fertig, wartet auch schon das Untergeschoss wieder mit genug Arbeit. Von den anderen Gebäuden oder dem Dachboden ganz zu schweigen. Seufzend wischt sie ihre Finger an ihrem Hosenbein ab.

Von ihrem Platz am Fenster kann sie ein schmales Stück der weiß gekiesten Hofzufahrt überblicken. Die ersten Pferde werden an ihre Kutschen geschirrt, doch die Knechte von Glyn-yDefaid scheinen noch nicht in Eile zu sein. Den Pferden kann man jedoch ansehen, dass sie sich eigentlich schon auf eine Nacht im Stall des Anwesens eingestellt haben. Mit gesenkten Köpfen und unter gelegentlichem Hufscharren harren sie der Prozedur angeschirrt und eingespannt zu werden
Müßig herumzustehen und anderen bei ihrer Arbeit zuzusehen ist jedoch noch nie Lyalls Art gewesen und so schiebt sie den dunklen Vorhang zur Seite, um den Männern mit den Tieren und Kutschen helfen zu gehen.
Leise raschelt der raue Stoff und ein dumpfer Geruch bleibt an ihren Fingern haften, als sie die langen Stoffbahnen wieder hinter sich zu zieht und die Bahnen des Stoffes wieder in ordentliche Falten legt.

Schon nach kurzer Zeit betritt sie das Haupthaus wieder durch die rückwärtig gelegene Tür in der Küche. Warm ist es hier doch das Feuer ist schon zu einem Haufen glühender Asche zusammen gefallen. Schnellen Schrittes durchquert sie den einsamen Raum und gelangt in die Vorhalle.
Trotz der offensichtlichen Abneigung der Pferde den warmen Stall zu verlassen und nach draußen in die klamme Nacht zu stapfen um ihre Herren gesund und trocken nach Hause zu bringen, verlief das Anschirren jedoch ohne Probleme.
Hier und da hatte eines der Tiere gescheut und wollte sich nicht zwischen die Scherbäume dirigieren lassen, doch nach ein paar Anläufen und gutem Zureden von Seiten der Knechte war auch dies schnell gelungen.
Lyall hatte sich jedoch von den großen Tieren und ihren Hufen fern gehalten und lieber geholfen die Kutschen und Einspänner aus der Scheune zu schieben. Pferde reagierten sehr unterschiedlich auf die Gestaltwandlerin, hauptsächlich jedoch mit Furcht oder großem Misstrauen. So hatte sie -um weder sich noch die Tiere in Stress zu versetzten- einen großen Bogen um die Vierbeiner gemacht.
Als die Kutscher auf ihren Kutschböcken saßen und auch das meiste an Gesinde der Herrschaften schon in den Kutschen saß, war sie in Richtung Küche getrottet um sich nicht durch die Menge an Menschen drängeln zu müssen, die am Fuß der Eingangstreppe in Grüppchen zusammen standen.

Nun nähert sie sich der schweren Eingangstür von Innen her und kann den in Locken herabfallenden Haarschopf ihrer Herrin erkennen ebenso wie Avila und Cinaed, die beide bei Lady Aurian am Ende der Treppe stehen.
Ihr Herzschlag beschleunigt sich und ihre Schritte werden unsicher. Wird ihre Herrin sehr böse sein? Hat sie die Überraschung nachhaltig gestört? Oder war keinem Aufgefallen, dass ihr das Spektakel negativ zugesetzt hatte?
Mehrmals schluckt sie um ihre trockene Kehle zu befeuchten, tritt dann auf den beleuchteten Treppenabsatz und gesellt sich still hinter Aurian. Ein Zittern ihrer Extremtäten kann sie jedoch nur schwer unterdrücken und während sie dem Blick ihrer Herrin gewahr wird kann sie nicht anders als ihre Augen schamhaft zu senken.
Urplötzlich erstarrt ihr ganzer Körper und auch das Zittern verschwindet... eine warme Hand schiebt sich zwischen ihre Finger und fängt an sacht ihre Hand zu drücken. Langsam und nur aus ihren Augenwinkeln beginnt sie mit ihrem Blick ihren Arm herabzufahren bis zu ihrer Hand, verschränkt mit den Fingern der fremden Hand, um dann den zugehörigen Arm hinauf zu fahren und in ein lächelndes Gesicht zu starren. Erstaunt werden ihre Augen größer. Ihre Herrin ist es, die ihre Hand so zärtlich drückt.
>> Alles in Ordnung?<<, fragt Lady Aurian freundlich aber auch ein kleiner Funken Besorgnis schwingt in ihrer Stimme mit.
Jäh senkt die Wargin ihre Augen zum steinernen Boden der Treppenstufe und heftet sie fast schon daran fest. Zaghaft und fast unmerklich nickt die Wargin errötend. „Es... tut mir leid, Herrin. Ich hoffe ich habe nichts verdorben.“ Nun ist sie es die die Hand ihres Gegenübers sachte drückt, bis sich ihre Finger abermals trennen.
Überwältigt von der freundschaftlichen Geste ihrer Herrin kann sie ihre Emotionen kaum zuordnen. Doch Freude und Glück überwiegen deutlich und ihre Zweifel und die Angst, wie ihre Herrin reagieren wird, werden zusehends kleiner.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 10. Nov. 2010, 09:44 Uhr
12. Goldschein 510


Mit einer Mischung aus Verzweiflung und Resignation steht Aurian in Mitten des Chaos, dass sich rund um sie herum ausbereite: Flammen, die aus der Tür züngeln, ein Blaumantel, der die Flämmchen, die an seinem Umhang nagen zu ersticken versucht und dabei flucht, dass einem Unterstadt Ganoven die Ohren rot anlaufen würden, Avila und Lyall, die hektisch versuchen, das Feuer mit einigen der Wasserkübeln, die die Halbelbin in weiser Vorsicht überall im Haus hatte aufstellen lassen, zu löschen und Ragna, die wie von tausend Dämonen verfolgt ebenso aus dem Haus schießt wie wenige Momente zuvor der Verursacher der ganzen Misere – Uio. Apfelgribs kommt eben schlaftrunken aus dem angrenzenden Schlafzimmer geflattert. >Was‘n das für’n Lärm? < nuschelt das Irrlicht.

Die Magierin atmet tief durch. Ganz ruhig, irgendwann ist auch der Tag vorbei, ganz ruhig… In Sekundenbruchteilen versucht sie, ihre Gedanken zu ordnen.  Cumall Sichelzahn, der Gardist, der sie und Ragna von der Steinfaust ins Anwesen begleitet hat, ist es mittlerweile gelungen, die Rauchschwaden an seinem Umhang zu ersticken. Suchend sieht der Mann sich um. Aurian kann sich nur zu genau vorstellen, was oder besser wen er sucht. Schnell bringt sie ihn mit den Worten: „Dort sind noch Wassereimer“! vorläufig auf andere Gedanken. Sie kann wirklich nicht gebrauchen, dass er oder andere Blaumäntel sich auf die Suche nach Uio machen, nicht solange der Junge sich nicht entschieden hat was seine magische Begabung angeht. Die Halbelbe ist sich sicher, dass der kleine Hexer es nicht mit Absicht gemacht hat, vielmehr vermutet sie eine Panikreaktion – aus welchem Grund auch immer. Cumall sieht sie skeptisch an, immerhin scheinen ihre Mägde das ganze ganz gut im Griff zu haben, dann greift er aber doch nach einem Eimer, der gut verborgen hinter einem  Wandbehang steht. Was versteht ein Mann schon von Frauen und ihren Gedanken und dann noch dazu von adeligen, magisch begabten Frauen und ihren Überlegungen? Da war man besser dran, das zu tun, was sie sagen, wollte man sich nicht furchtbar die Finger verbrennen und von Feuer hat Cumall für heute genug.

Eben will Lyall neuen Wassernachschub vom Brunnen holen (was eigentlich nicht mehr notwendig ist). Aurian hat jedoch andere Pläne. „Lyall, versuch Uio zu finden“ raunt sie der Wargin zu. Nicht zum ersten Mal ist sie froh über das überdurchschnittlich gute Gehör ihrer Magd. „Wir sollten versuchen, ihn vor der Stadtgarde zu finden. Ich versuch Cumall zu beschäftigen, dass er nicht mehr daran denkt aber sicher ist sicher. Reit….Geh‘ zu Cinaed! Uio war mit Zoe unlängst dort und vielleicht verkriecht er sich in der Gegend…sie haben irgendwas von einer Ruine erzählt. Beeil dich!“ Die junge Frau nickt und verschwindet dann unauffällig die Treppe hinunter, ehe sie in deutlich schnellerem Tempo das Haus verlässt, kaum dass sie außer dem Sichtbereich des Blaumantels ist.

Ein Problem wäre in Lösung begriffen, nun zum nächsten Sorgenkind: Ragna. Nur zu gern würde sich Aurian selbst um die Frau kümmern, doch sie kann hier nicht wirklich weg, zumal Cumall schon wieder anfängt, von >…Verursacher suchen, Schritte gehört …< zu brummeln. Apfelgribs hat sich indessen auf die Vorhangstange des Wandbehanges verzogen. Die Halbelbe winkt das Irrlicht herunter. „Apfelgribs, du musst mir einen Gefallen tun. Wir haben einen Gast, eine junge Frau. Ihr Name ist Ragna-Rana. Sie wird eine Weile bei uns bleiben. Sie hat eine schlimme Zeit hinter sich und jetzt dieses...dieses Durcheinander. Ich hab sie raus rennen sehen, ich vermute, sie ist ziemlich verschreckt. Kannst du dich um sie kümmern? Sie muss irgendwo am Anwesen sein, ich spür‘ ihre Angst noch zu deutlich!“ Apfelgribs nickt und flattert los. Es ist ein bewölkter Tag und auch ist der Nachmittag schon weit fortgeschritten, sodass die Sonne für das Irrlicht kein Problem darstellt und es auf seinen winzigen Sonnenschirm, den es mitunter mit sich führt, verzichten kann.

Das kleine Wesen muss nicht wirklich suchen: Vor dem Haus, auf den feinen weißen Steinen, kauert eine ihr unbekannte Frau. Ihre Schultern beben und ein leises Schluchzen ist zu hören. Das muss diese Ragna –Rana-undsoweiter sein. (Warum haben diese Großen nur immer sooooo komplizierte Namen?). Vorsichtig nähert sich das Irrlicht der jungen Frau und spricht sie an. >Hallo? Du bist Ragna oder? Ich bin Apfelgribs. Warum weinst du denn? Es ist wieder alles gut, niemandem ist was passiert. Aurian und ihre Leute haben das Feuer gelöscht, du musst dich nicht fürcht…..uahhh!< Mit einem Satz ist das Irrlicht in der Luft und starrt aus großen Augen den Smaragdkater an, der soeben aus dem Gebüsch gekommen ist und sich an Ragna schmiegt und das Apfelgribs interessiert mustert – nach Ansicht des Irrlichts mit einem Blick, der abzuschätzen versucht, wie es wohl schmeckt. >Wer…was…will…tut der mich fressen wollen? < stammelt es ängstlich.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 10. Nov. 2010, 18:46 Uhr
12. Goldschein 510


Ragna vernimmt ein sehr leises Stimmchen und blickt erschrocken auf, die Worte dringen wie durch Watte zu ihr und einen Moment blickt sie sich suchend um, ehe sie das winzige sanft schimmernde Geschöpft erblickt. Noch ehe Ragna-Rana sich über das Geschöpf wundern kann, taucht auch schon Emerald auf und das Irrlicht fliegt erschrocken auf. Emeralds Blick ist hungrig und er fixiert das Wesen aus grün funkelnden Augen. "Emerald - nicht!" fährt die Jägerin die Katze an, welche jedoch den Blick nicht recht von dem fliegenden Wesen lassen kann. Erneut versucht es Ragna, diesmal etwas barscher. Ihre Stimme ist zwar brüchig, doch dass es ihr ernst ist, scheint auch dem Kater nicht zu entgehen, denn er schleicht direkt zu ihr und schmiegt sich an ihr Bein. "Entschuldige... Kleines Wesen..." Diese entgegnet schockiert > Wer…was…will…tut der mich fressen wollen?<
Und dem Verhalten nach wirkt das winzige Geschöpf wie ein Kind - von was auch immer. Ragna würde der Kleinen nur zu gerne etwas beruhigendes sagen, aber alles was sie sagen könnte wäre eine Lüge.
Ja, vermutlich will er das - aber keine Sorge ich passe schon auf. klingt irgendwie nicht sehr beruhigend. Daher versucht sie es mit etwas anderem: "Er braucht einfach nur... Nun...  Zeit sich an ...Wesen wie dich zu gewöhnen. Ich denke das wird schon. Vielleicht hat er dich nur für einen Vogel gehalten." versucht sie die Kleine mit noch immer zittriger Stimme zu beruhigen. Und als Emerald hört, dass das Wesen wie die Großen spricht, guckt er wahrlich ein wenig verdutzt. Noch einmal ermahnt Ragna den Kater schön bei ihr zu bleiben, dann erhebt sie sich und wendet sich erneut dem Geschöpf zu: "Was bist du? Wohnst du hier bei Aurian?    ...   Was ist hier überhaupt passiert?"


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 16. Nov. 2010, 21:15 Uhr
12. Goldschein 510


Warum die Türrahmen ebenso wie die Säume der Vorhänge an den großen Fenstern plötzlich Feuer fingen, ist Lyall ein großes Rätsel. Doch es musste mit Uio oder der neuen Fremden zu tun haben. Wie von einem tollwütigen Goblin gebissen, stürmen sie an ihr vorbei und verschwinden poltend nacheinander im Untergeschoss des Hauses.
Doch die Wargin verschwendet nur einen kurzen Blick auf die Beiden, ist sie doch viel zu sehr damit beschäftigt die kleinen Flämmchen mit der Hand zu ersticken oder die größeren züngelnden Holzfresser mit Wasser zu ertränken.
Rauchschwaden sammeln sich gräulich wie der Schleier einer Banshee unter der Decke, langsam in Richtung eines kaum wahrnehmbaren Luftzuges abziehend.
Auch Avila versucht die Flammen mit ihrer Schürze auszuschlagen, doch bei einem kleinen Hocker in einer Flucht des Ganges muss sie sich geschlagen geben. Nur ein voller Eimer Wasser vermag das heiße Element zu töten.
Doch auch der Hocker musste sein Leben lassen. Drei Beine bis zur Unkenntlichkeit verkohlt und nun eher an abgebrannte Kienspäne erinnernd, das Polster aufgeplatzt und die Füllung zu Asche verbrannt. Kleine graue Stellen verunzieren die Wand, an der das Feuer versucht hatte vergeblich empor zu klettern.
„Das gute Parkett! Es wird ewig dauern es wieder zu richten! Nicht daran zu denken, wenn die Dielen sich heben...!“, hört sie Avila gerade noch schimpfen, als ein Gewitter bestehend aus Flüchen und Unzüchtigen Worten aus dem Arbeitszimmer ihrer Herrin die Worte der Magd komplett überlagern. Errötend legt Lyall ihre Ohren an.
Ihre Finger greifen nach dem Henkel des nächstgelegenen Eimers doch überrascht muss sie feststellen, dass er völlig leer ist.
Das Feuer ist zwar zum Großteil gelöscht - hier und da schwelt noch einer der Türbalken vor sich hin - die Gestaltwandlerin beschließt jedoch zur Sicherheit lieber doch noch einmal zum Brunnen zu marschieren.

Sie hat schon auf ihrem Absatz kehrt gemacht und strebt der Treppe zu, als sie von den Worten ihrer Herrin zurückgehalten wird. Trotz der Entfernung kann sie die geflüsterten Worte von Lady deWinter klar verstehen: >>„Lyall, versuch Uio zu finden“<< Kurz sieht Lady Aurian über ihre Schulter in ihr Arbeitszimmer mit dem angekokelten Gardisten  zurück um sich ihr dann wieder zuzuwenden. >>„Wir sollten versuchen, ihn vor der Stadtgarde zu finden. Ich versuch Cumall zu beschäftigen, dass er nicht mehr daran denkt aber sicher ist sicher. Reit….Geh‘ zu Cinaed! Uio war mit Zoe unlängst dort und vielleicht verkriecht er sich in der Gegend…sie haben irgendwas von einer Ruine erzählt. Beeil dich!“<< Die Dringlichkeit der Worte ist nicht zu ignorieren. Tief verbeugt sich die Wargin mit der Faust auf dem Herzen und signalisiert nickend, dass sie verstanden hat.
Um keinen Unmut des Blaumantels auf sich oder ihre Herrin zu ziehen, läuft Lyall mit gemäßigtem Tempo die Treppe hinunter um dann am Treppenabsatz rapide zu beschleunigen. Den Eimer wirft sie geschickt im Lauf neben die sperrangelweit offen stehende Eingangstür und rennt über den Hof, dass der weiße Kies nur so um ihre Knöchel spritzt.
Leise kreiselt der Eimer auf seiner Bodenplatte angestoßen durch Lyalls eingebrachten Schwung. Als er zum Stehen kommt, ist die Wargin schon längst außer Sichtweite des Anwesens.

Die traurige zusammengekauerte Gestalt auf einem der Grünstreifen des Anwesens bemerkt sie nicht.

---> Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 17. Nov. 2010, 13:05 Uhr
12. Goldschein 510

Apfelgribs schielt noch immer skeptisch auf das große was auch immer Tier hinunter. Irgendwie hat das Wesen eine Ähnlichkeit mit Sternchen und Schnuppe, den beiden jungen Katzen des Anwesens – nur haben die beiden eine weitaus angenehmere Größe. Die Große (Apfelgribs ist sich sicher dass es Ragna sein muss)ist mittlerweile aufgestanden und das gibt dem Irrlicht die Gelegenheit etwas höher und somit weiter weg von Emeralds (heißt der so oder war das ein Wesen solchen Namens?) Maul zu flattern. >Was bist du? Wohnst du hier bei Aurian? ... Was ist hier überhaupt passiert? < Die Stimme der Frau ist noch sehr zittrig und ihr Blick wirkt gehetzt aber immerhin scheinen die Tränen halbwegs versiegt zu sein. „Ich bin Apfelgribs, also in eurer Sprache, meinen richtigen Namen könnt ihr Großen leider nicht aussprechen. Ich bin ein Irrlicht und jaaaa ich wohne hier bei meiner Freundin Aurian. Die hat mich gerettet aus einer dunklen Höhle vor einem irren Elben und seitdem bleib ich bei ihr…“ Bei der Erwähnung von Höhlen und irren Elben weiten sich Ragnas Augen erschrocken. Das Irrlicht versucht gleich sie zu beruhigen „Musst keine Angst haben. Der irre Elb is' weg, den haben die Aurian und ihre Freunde platt, weg gemacht. Sie ist nämlich ganz super toll nett und irre mutig. Wenn hier einer rein will der nicht darf der fliegt mit einem Schubs raus, die Aurian kann nämlich zaubern, sie is' eine echte Magierin!“ Dass Apfelgribs große Stücke auf die Halbelbin hält ist nicht zu überhören, auch wenn es einiges viel größer und toller sieht als es eigentlich ist. „ … Was passiert ist…ich weiß nicht ich hab doch geschlafen, auf einmal hat‘s gebrannt und alle sind ganz wild herum gelaufen dabei war das Feuer gar nicht so schlimm groß, also das im großen Kamin in der Halle im Winter ist größer! Aber ich glaub der Uio, also der wohnt auch hier, dem is’ wieder mal was passiert. Weil der kann eigentlich auch zaubern nur nicht so richtig halt also und darum sind da auch überall Wasserkübeln…“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 17. Nov. 2010, 17:38 Uhr
Als das Wesen, namens Apfelgrips, Ragn von irren großen Elben erzählt, läuft ihr ein Schauer über den Rücken. Zwar weiß sie nicht was ein  Elb oder Elben (das kleine Geschöpf scheint hier nicht sicher zu sein, welche Bezeichnung nun stimmt) sein soll, aber es klingt gefährlich genug um solche Wesen zu meiden. Jedenfalls scheint Apfelgrips sich nun keine Sorgen mehr zu machen und sich bei Aurian, einer Magiern, sicher zu fühlen. Ragna-Rana kennt keine Magier. Das Wort Zauber ist ihr zwar ein Begriff, aber sie findet es sehr verwunderlich, dass ein Mensch zaubern können soll. Dergleichen gibt es doch nur in Geschichten.

Apfelgrips erzählt unterdessen, dass das Feuer doch nur ganz klein und eigentlich gar nicht so schlimm ist. Unsicher blickt die Jägerin zum Haus und stellt fest, dass tatsächlich nirgends Flammen nach draußen züngeln. Zudem erklärt ihr Apfelgrips gerade dass hier noch jemand wohnt, der Zaubern kann und der für den Brand verantwortlich sein wird. Als Apfelgrips weiter ausholt und erklärt, dass deswegen doch auch überall Wasser steht, verzieht Ragna-Rana ihr Gesicht. "Das passiert hier oft?" will sie entsetzt wissen und das Gefühl, dass sich in ihr breit macht ist zwar keine rechte Angst, doch aber mehr als nur Unbehagen. Sie hat für sich akzeptiert, nirgends - auch hier nicht - sicher zu sein, aber verbrennen stellt sie sich alles andere als angenehm vor und die Wölfin in ihrem Innern ist immer noch sehr angespannt. Fast hätte das Tier ob der Panik, welche Ragna bei der Flucht aus dem Haus hatte, die Kontrolle übernommen und wie man hier darauf reagiert hätte, ist der Wargin ein Rätsel, welches sie so schnell nicht lüften will.

"Nun, wenn du so sicher bist, dass keine Gefahr mehr droht, sollten wir vielleicht nach sehen..." murmelt Ragna und macht sich unsicheren Schrittes Richtung Anwesen auf. Immer wieder suchen ihre Augen die Umgebung ab und bleiben ängstlich an dem ein oder anderen Schatten hängen, ehe sie die Tür erreicht und öffnet. Nahezu lautlos, mit der Anmut einer geschulten Jägerin schlüpft sie durch die Tür, als auch Apfelgrips nach geflogen und Emerald hindurchgeschlüpft ist, schleicht sie sich vorwärts. An jeder Ecke und jeder Tür hält sie inne, und schaut erst ängstlich um die Ecke, ehe sie weiter geht, doch dann vernimmt sie Stimmen und ein wenig sicherer folgt sie diesen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 18. Nov. 2010, 21:02 Uhr
Fröhlich vor sich her singend flattert die junge Fee Zoe durch die Lüfte in Richtung Haupthaus. Sie hat den Nachmittag draußen am Strand verbracht. Dort war es wieder so schön, so unbeschreiblich schön. Wenn die Wellen sich überschlagen und weiße Schaumkronen bilden und das Wasser im Sonnenlicht glitzert als wären tausende von Sterne in den riesigen See gefallen und darin versunken, dann ist Zoe glücklich. Stundenlang kann das Mädchen diesem Naturschauspiel zusehen, sehr zum Leidwesen ihres besten Freundes Uio, dem wird nämlich schon nach kurzer Zeit still rumhocken todlangweilig. Weil Zoe aber noch ein bisschen länger im warmen Sand sitzen und auf das funkelnde Wasser blicken wollte, hat sich ihr Freund schon eher auf den Weg gemacht. Er hat es vorgezogen noch ein wenig durch den großen Garten des Anwesens zu strolchen, statt weiter auf einen Haufen langweiliges Wasser zu starren.
Nun ist es später Nachmittag, die Sonne steht schon tief und ein kühler Wind zieht vom Ildoriel auf, so das Zoe schließlich freiwillig ihren Platz am Strand aufgibt, um zurück ins Anwesen zu fliegen.
Hmmmm…, versonnen schließt die Fee ihre Augen, ob Avila wieder dieses leckere Kompott aus Rhabarber gemacht hat? Uii…das wäre fein. Das schmeckt soooo gut. Besser als alles, alles andere
Die Aussicht ihre kleinen Finger in einen riesen Topf voller Rhabarberkompott stecken zu können, lässt die Fee mit den blauen Schmetterlingsflügeln drei schnelle Saltos durch die Lüfte schlagen. Kichernd fliegt sie an dem eingewachsenen Pavillon vorbei und biegt dann in direkter Luftlinie zum großen Haus ab.
Die kleine Fee überlegt gerade, was wohl ihr Freund Uio so den ganzen Tag ohne sie getrieben haben mag, als ihr der Wind den Geruch von verbranntem Holz und Stoff in ihre Nase treibt. Erstaunt hält sie inne und schnuppert.
Ja, da brennt etwas ohne Zweifel aber was? Der Geruch kommt eindeutig aus der Richtung in die sie fliegen will, er kommt vom Haus! Ein klein wenig besorgt fliegt sie so schnell sie ihre Flügel tragen weiter. Kaum ist das Anwesen in Sichtweite, da hat die kleine Fee auch schon die dicken schwarzgrauen Rauchschwaden erspäht, die aus einigen der Fenster im ersten Stock nach draußen ziehen.
Entsetzt hält die kleine Fee inne, dann flattert sie in einem für Feen ziemlich beachtlichen Tempo auf die offenen Fenster zu und kämpft sich durch die Rauschwaden nach drinnen. Um sie herum stinkt und qulamt es und der beißende Geruch nimmt der kleinen Fee fast den Atmen. Mit der Hand vor dem Mund kämpft sie sich durch den Rauch und landet schließlich hustend und keuchend auf dem pitschnassen Parkettboden. Ihre Augen tränen und es dauert eine Weile bis sie Aurian und Aliva erkennt, die gerade den Schaden an dem verkohlten Türrahmen betrachten.
„Gehts euch gut?“, fragt die kleine Fee sichtlich besorgt. Als ein völlig schwarzes, verrußtes Etwas sitzt Zoe auf dem Boden und betrachtet die beiden mit großen Augen. „Ist jemandem was schlimmes passiert?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 26. Nov. 2010, 12:09 Uhr
Aurian rümpft ob des Geruchs nach verbranntem Holz und Stoff recht undamenhaft die Nase. Da hatte ihr kleiner Untermieter ja ein schönes Chaos hinterlassen. Avilas Gesichtsausdruck spricht Bände: Am liebsten würde die an sich so geduldige Magd Uio in diesem Moment wohl am liebsten übers Knie legen. Und die Magierin kann ihr diese Gefühle nicht verdenken, geht es ihr doch ähnlich! Vor allem einfach abhauen. Viel mehr aber würde sie das Warum interessieren. In letzter Zeit hatte der Junge seine Magie doch schon recht gut unter Kontrolle. Irgendetwas muss ihn ziemlich erschreckt, aufgeregt oder verärgert haben. Cumall Sichelzahn hat mittlerweile zu fluchen aufgehört wenigstens etwas) und versucht nun, aus dem ganzen Auftritt eine Amtshandlung zu machen. Aurian lässt ihn palavern. Sie hat keineswegs vor, daraus eine Anzeige oder sonst was zu machen, vielmehr will sie es wie einen Unfall erscheinen lassen: eine Kerze fällt schnell um und falls er Uio gesehen hat: Kinder spielen nun mal und da kann so was schon passieren. Aber als sie eben zu dieser Erklärung ansetzen will, plumpst ein hustendes, komplett rußiges Feechen auf den Boden und landet genau in einer Wasserlake. Zoe. >Ist jemandem was Schlimmes passiert? < fragt die Fee mit großen Kulleraugen und sieht besorgt in die Runde. Von der anderen Seite kommen eben Ragna und Apfelgribs auf sie zu, einen misstrauisch schnüffelnden Smaragdkater im Schlepptau. „Alles in Ordnung, auch Cumall ist nichts passiert oder?“ Mit charmant, mahnenden Lächeln sieht sie den Gardisten an, der sehr wohl weiß, was es heißt wenn eine Frau so drein schaut: Mund halten und Rückzug antreten. So nickt er nur, murmelt etwas von Pflichten, die er zu erledigen hat und zieht sich so würdevoll wie nur irgendwie geht zurück, was in diesem Fall heißt die Stufen hinunter und zur Tür hinaus. >Frauen! Und adelige Magierinnen noch dazu! < Eigentlich kann er die kleine de Winter ja gut leiden, aber sie ist trotz allem eine Frau und die kann man einfach nicht verstehen!

Im Obergeschoß des Anwesens kehrt inzwischen wieder so was wie Ruhe ein: Avila hat damit begonnen, den Boden zu reinigen und Apfelgribs und Zoe haben sich etwas weiter nach oben auf eine Kommode gesetzt – sicher ist sicher, was weiß man bei so einem Kerl wie Emerald schon? Aurian wendet sich Ragna zu: „Es tut mir leid dass es hier gleich nach deiner Ankunft so drunter und drüber gegangen ist. Normalerweise ist es hier nicht so turbulent. Ich hoffe du hast dich nicht zu sehr erschrocken… aber wie ich sehe hast du ja inzwischen Apfelgribs kennengelernt!“ Das Irrlicht unterbricht seine Unterhaltung mit Zoe und winkt ihnen zu. „Und das andere kleine Wesen dort oben ist eine Fee. Ihr Name ist Zsuz…Zsuzlpztirrp… ich hoffe ich hab das jetzt richtig ausgesprochen. Wir nennen sie aber alle Zoe.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 27. Nov. 2010, 14:48 Uhr
Es ist schwer, Avila wirklich in wütend zu machen, so schwer, dass es bisher kaum jemandem gelungen ist. Sie ist in der Lage, stellt die arrogantesten Sprüche zu übergehen, sie kann unnötige Arbeiten ausführen, ohne sich darüber zu beschweren, ja selbst unverdienten Ärger kann sie schlucken. Aber wenn ein kleiner Junge, ohnehin ein unverbesserlicher Trotzkopf und ständiger Unruheherd, aus dem Nichts heraus das Haus ihrer Herrin zum Teil in Flammen aufgehen lässt, dann wird auch Avila sauer. Besonders nachdem die Flammen gelöscht sind und sie vollkommen verschwitzt und verrußt, noch dazu mit von dem beißenden Rauch tränenden Augen versucht das Chaos zu beseitigen. Wieder einmal muss sie den Kopf dafür hinhalten, was Uio tut, doch bisher hat er noch nie so großen Schaden angerichtet. Dieser Junge bräuchte einen Vater, der ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpasst und ihn dann eine Woche lang jeden Tag so hart und lange arbeiten lässt, dass er jeden Abend vor Müdigkeit umfällt. Kein Wort des Vorwurfs oder der Klage kommt über ihre Lippen, das hat ihre Herrin nicht verdient, sie hat einfach ein zu weiches Herz. Das ist eine von Aurian großen Stärken, aber noch dazu auch eine gehörige Schwäche, jedenfalls wenn es sich um Menschen wie Uio handelt. KEIN FUNKEN ANSTAND in diesem Jungen. Immer alles nehmen, was man kriegen kann, möglichst wenig zurückgeben und dann einfach verschwinden, wenn es brenzlig wird, das hat man gerne. Wortlos, aber für jedes empathische Wesen deutlich spürbar voller aufgestauter Wut, kniet sich Avila auf den Boden, um ihn von dem Ruß zu reinigen. Mechanisch taucht die Hand den Lappen in den mit Seifenlauge gefüllten Eimer, drückt das überschüssige Wasser aus, um dann mit Gewalt wieder und wieder über die angekohlte Stelle am Boden zu wischen. Am liebsten würde Avila alles hinschmeißen und fordern, dass der Übeltäter selber beseitigt, was er angerichtet hat. Doch das ist utopisch, entweder Lyall wird ihn nicht finden und wenn doch wird er vermutlich noch verhätschelt, weil er ja so viel Angst hatte, dass er weglaufen musste. Der arme kleine Waisenjunge, der vor Aufregung das Haus anzünden musste, da muss man doch Verständnis haben. Ich habe kein Verständnis mehr für diesen Jungen, das hat er restlos aufgebraucht. Ich hätte ihn schon damals rausschmeißen sollen, als er sich nach seinem Bad so viel herausgenommen hat. Schon damals hätte mir klar sein sollen, der dieser Kerl seine Mitmenschen nur ausnutzt und keinerlei Sinn für Recht und Unrecht hat. Wenn der Junge wieder auftauchen sollte, wovon Avila ausgeht, wird sie ihn in ihrer Küche nicht mehr dulden, das ist sicher. Wer Rechte haben will, der hat auch Pflichten und die geringste ist es, den Menschen in seiner Umweld kein Leid zuzufügen. Bevor er das nicht lernt, kann er vergessen, von mir in irgendeiner Weise akzeptiert zu werden. Da ist es mir auch egal, wie sehr die Herrin mich bittet Rücksicht auf ihn zu nehmen! Bis ich Rücksicht auf ihn nehme, muss er Respekt lernen, anders ist das nicht möglich. Vollkommen in ihre düsteren Gedanken versunken und beschäftigt damit, sich ihr zukünftiges Verhalten gegenüber Uio zu überlegen, bekommt Avila gar nicht mit, dass eine neue Person in das Zimmer gekommen ist und Aurian sich mit ihr unterhält. Dafür bekommt umso deutlicher die schöne Topfpflanze Avilas schlechte Gefühle mit und lässt prompt die vorher aufrecht stehenden Blätter schlaff und traurig herunter hängen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 27. Nov. 2010, 16:13 Uhr
Ragna-Rana erscheint es noch immer merkwürdig, dass ein junger Zauberer für den Brand verantwortlich sein soll und es sich wohl eher um einen kleinen Unfall gehandelt hat. In ihrer Wahrnehmung erschien ihr der Brand viel größer und bedrohlicher. Aber sie ist nach den ganzen Ereignissen der Vergangenheit auch sehr ängstlich geworden. Eine Hand auf dem Rücken von Emerald ruhend bleibt sie bei Aurian stehen. Das kleine leuchtende Wesen namens Apfelgribs gesellt sich zu einem weiteren kleinen wesen, welches jedoch nicht leuchtet, auf einen Schrank und Beide beäugen sie Emerald misstrauisch. Ragna kann es den Beiden nicht verdenken. Bis Emerald die kleinen Wesen nicht mehr als Spielzeug oder Beute ansieht wird sicher noch viel Zeit vergehen. Zumindest aber, bleibt der Smaragdkater bei der Wargin und macht keine Anstalten die Beiden von ihrem Schrank zu holen. Daher kann Ragna-Rana ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Menschen richten. Der Wächter zieht sich unterdessen wieder zurück. Neben Aurian ist noch eine andere Frau im Raum, welche sich daran macht den verkohlten Boden zu wischen. Doch Ragna kommt gar nicht dazu, sie eingehender zu mustern, denn Aurian wendet sich ihr im entschuldigenden Tonfall zu: >Es tut mir leid dass es hier gleich nach deiner Ankunft so drunter und drüber gegangen ist. Normalerweise ist es hier nicht so turbulent. Ich hoffe du hast dich nicht zu sehr erschrocken…<

Ragna weiß nicht genau was sie sagen soll. Ja, sie hat sich sehr erschrocken und mit allem gerechnet, nur nicht mit einem solchen Unfall. Eigentlich haben ihre eigenen Gedanken und ihre Panik vor ihrem Herrn und Gebieter dafür gesorgt, dass sie sich ganz schön in etwas hineinsteigert. Aber egal, wie sehr man es ihr auch versichern mag, sie kann sich nicht vorstellen, dass sie sich jemals wieder irgendwo sicher fühlen könnte. Um jedoch nicht ganz dumm oder vor diesen Fremden zu panisch zu wirken, tut sie ihre Angst ab: "Der Brand hat einfach ein wenig größer gewirkt." Aurian setzt zum Glück auch gleich fort und freut sich das Ragna Apfelgrips schon kennen lernen konnte und stellt ihr auch gleich das zweite kleine Wesen, Zoe, vor. Der andere Name erscheint der Jägerin viel zu unaussprechlich und Ragna versucht gar nicht erst sich diese sinnlose Aneinanderreihung von nicht zueinander passenden Buchstaben zu merken. Immerhin weiß Ragna nun, dass es sich bei den kleinen Wesen um Feen handelt. Dass eine davon nicht wirklich eine Fee ist, der Gedanke kommt ihr gar nicht, immerhin handelt es sich bei beiden Wesen um geflügelte Minimenschen. Ragna-Rana mustert Zoe und stellt sich ebenfalls vor: "Ich bin Ragna-Rana Anardóttir..."  fast hätte sie den Satz um: und werde eine Weile hier wohnen. ergänzt. Sie lässt es jedoch, denn ehrlich gesagt weiß sie nicht einmal, wie lange sie hier bei Aurian bleiben kann oder wie es überhaupt weiter geht. Und am Liebsten hätte sie mit all diesen vielen neuen Personen, mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt, gar nichts zu tun. Aber Aurian war nett und auch wenn Ragna sich jetzt, wo sie sicher ist, dass Aurian nichts passiert ist, am liebsten umgedreht hätte und aus dem Raum gegangen wäre, bleibt sie, wenn auch unschlüssig, wie sie sich verhalten soll.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 30. Nov. 2010, 11:01 Uhr
Zoe lächelt freundlich die neue Große mit dem Wuschelkater an. Von dem übergroßen Fellkätzchen hält sie sich allerdings erst einmal fern. Sicher ist sicher! Zoe versteht sich zwar mit Tieren aller Arten und Rassen sehr gut, aber am liebsten sind ihr immer noch Wesen in ihrer Größe. Die mag sie so richtig gern.
Das völlig verrußte Feenmädchen lässt ihre Beine baumeln und sagt schließlich zu der fremden Großen namens Ragna-Ana-Agidotti oder so ähnlich: „Ja, schön dich kennen zu lernen! Meinen Namen kennst du ja schon und wenn du Hilfe brauchst, dann frag einfach Apfelgribs oder mich. “
Zu ihrer Schande hat Zoe, als sich die Große vorgestellt hat, nicht so genau zugehört, der ganze Rauch und der Wuschelkater haben sie abgelenkt. Naja, dann hört sie halt das nächste Mal, wenn die schwarzhaarige Große ihren Namen nennt, genau zu!
Ihr Blick fällt auf Avila, die wie eine Wilde den verkohlten Boden schrubbt und versucht der Seenlandschaft am Boden wieder Herr zu werden. Eigentlich wollte Zoe sie ja fragen, ob sie ein bisschen Helfen kann, das ganze Chaos aufzuräumen, aber vor Avila mit ihrem düsteren Gesicht hat sie jetzt richtig Angst. Eigentlich ist die Magd ja eine ganz liebe, aber heute hat sie so eine wütende und zornige Aura um sich herum, dass es der kleinen Fee die Nackenhaare aufstellt. Das erinnert sie ganz schlimm an den bösen Großen, der sie vor einiger Zeit gefangen gehalten hat und diese Erinnerungen sind überhaupt nicht schön.
Deshalb rückt sie einwenig näher an Apfelgribs heran und schaut zu Aurian hinüber. Auch sie sieht nicht gerade begeistert aus, macht aber einen viel ruhigeren Eindruck als Avila und macht der Kleinen dadurch auch keine Angst.
„Kann ich was helfen?“, fragt Zoe Aurian ein bisschen schüchtern. Die kleine Fee flattert geschickt von der Kommode herunter und landet mit einem eleganten Purzelbaum auf der Schulter der Magierin. Die vom Ruß komplett geschwärzte Fee schmiegt ihren Kopf an die Wange der Magiern und flüstert leise: „Aber bitte nicht zu Avila schicken, die guckt so böse.., ja?“ Zwei große braune Augen schauen Aurian aus einem undefinierbaren schwarzen Feengesicht an. Ihr kleiner Kopf an Aurians Wange hinterlässt einen dicken Rußfleck.
„Sag mal….“, die Fee schaut sich um, „Wo ist den eigentlich Uio? Ich kann ihn gar nicht hier sehen. Ist er noch draußen spielen?“
Bisher hat sich das Feenmädchen noch überhaupt keine Gedanken über die Ursache für das ganze Chaos im Obergeschoss gemacht. Die neue Große, der Wuschelkater, die ganze Aufregung und die vor sich hinbrodelnde Avila ziehen all ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ieras am 15. Dez. 2010, 18:14 Uhr
Am Abend des Blumenballes


Da Kea ihm keine andere Wahl lässt, ergibt er sich in sein Schicksal, hebt seine zierliche Frau an und setzt sie einfach auf seinen eigenen Füßen ab. So würden nach diesem Tanz wenigstens nur seine Füße schmerzen. Doch als er in Kea´s strahlende Augen blickt, ihren Körper nah an seinem und ihm ziemlich ausgeliefert, stellt er fest, dass er sich getäuscht hat. Tanzen ist eigentlich gar nicht so schlecht.. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, als er Kea noch ein bisschen näher an sich zieht. Sie wirbeln selbstverständlich nicht so elegant und leichtfüßig durch den Raum wie die anderen Paare, aber für eine Weile ist die Welt um sie her, die Müdigkeit und die ein oder andere Sorge, vergessen.
Erst als die Musik endet und Aurian ihre Stimme erhebt, um sie für die Überraschung nach draußen zu bitten, hören die zwei auf, sich zu drehen. Ich liebe dich.

Sie folgen der Menge hinaus in den Garten und finden ein ruhiges Plätzchen etwas abseits. Kea legt einen Arm um seine Taille und schmiegt sich so eng an ihn, dass es ihm schwer fällt, sich auf das wirklich schöne Feuerwerk zu konzentrieren. Der Satz, den ihm seine Frau dann auch noch sendet, lässt jegliches Feuerwerk und die Menschenmenge um sie herum, völlig in den Hintergrund treten. Einige Herzschläge lang ist er völlig still, während er diese Vorstellung in seinen Gedanken genüsslich wiederholt und ausdehnt. Sobald dieses Feuerwerk vorbei ist, lassen wir die Pferde satteln... Das leise Prusten, dass seine Frau ihm als Antwort gibt, ignoriert er geflissentlich.

Er hat keine genaue Vorstellung davon, wie lange das Feuerwerk gedauert hat, aber ihm tut gehörig der Nacken weh, vom vielen nach oben schauen. Aber gelohnt hat es sich.. Er lässt Kea nicht los, als sie sich wieder auf den Weg nach Innen machen, wo sie schließlich auch wieder mit Diantha und Olyvar zusammentreffen. Die anderen Gäste erfüllen mit ihrem Plaudern die große Halle, doch Ierás bekommt von dem allgemeinen Trubel nur noch sehr wenig mit.
"Lass uns heim reiten." Er spricht leise, sein Mund ganz dicht an ihrem Ohr und er atmet genießerisch ihren Duft ein. "Du hattest mir da vorhin so eine hinreißende Drohung ausgesprochen.."

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Coben am 20. Dez. 2010, 23:44 Uhr
Ein knapper Monat ist vergangen, seit Coben Lady de Winter in der Steinfaust aufgesucht hat, und langsam kann er es einfach nicht mehr ertragen zu warten – auf eine Nachricht oder einen Boten oder einen Raben oder auf wen auch immer. Die vermaledeiten Klunker (Rosentaus wenig schmeichelhafte Umschreibung für das Erbe seine Mutter) müssen endlich weg. Oder auch nicht? Er ist sich immer noch nicht sicher, was genau er nun mit ihnen anfangen soll. Jeden Abend zerbricht er sich den Kopf über das verfluchte Säckchen ganz unten in seiner Truhe und er hätte all den Tand wohl schon in den nächsten Tempel getragen und irgendeiner Gottheit geopfert, hätte er nicht die Befürchtung eine andere damit zu beleidigen und sich einem spontanen Blitzschlag auszuliefern. Oder das Andenken seiner Mutter zu beleidigen und auf ewig von ihrer rachsüchtigen Seele verfolgt zu werden. Warum müssen Laiginer auch so verdammt abergläubisch sein? Ich wäre lieber in einer aufgeklärten Welt ohne Werte aufgewachsen.
Seine Gedanken werden kurz zerstreut, als ihm nahe des Anwesens de Winter ein maulig vor sich hinmurmelnder Blaumantel entgegenkommt, der gerade das gesamte weibliche Geschlecht zu verdammen scheint. Immerhin, Coben scheint nicht der einzige zu sein, dem die Frauen – tot oder lebendig – Probleme bereiten. Doch auch um über diese Feststellung nachzudenken bleibt nicht viel Zeit, denn kaum hat der Halbelb das Grundstück der Gardemagierin betreten, lenken ihn zwei dünne, sich reichlich unmotiviert dem klaren Sommerhimmel entgegen kräuselnde Rauchsäulen ab. Kavalier der er ist überlegt Coben einige Augenblicke lang sich sofort wieder umzudrehen und schleunigst das Weite zu suchen, um nicht in irgendein unangenehmes Chaos verwickelt zu werden, aber das schlechte Gewissen und die anerzogene Hilfsbereitschaft (Verdammtes Laigin!) melden sich nur wenig später und so tritt der Gärtner kurz darauf in eine kleine Katastrophe aus nassen Bodendielen, verkokelten Vorhängen und ihre Unmut mehr oder wenig gut verbergender Hausbewohner. "Eh … Lady de Winter?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 21. Dez. 2010, 23:05 Uhr
<------- Die Steinfaust - Sitz der Stadtgarde und Kerker



22.Langschnee



Atevora ist gerade, wie angekündigt, auf dem Weg zum De-Winter Anwesen und trägt dabei eine Miene zur Schau wie nach 10 Wochen Schneegestöber. Ihre Laune wird dabei nicht sonderlich von den Passanten auf der Straße gehoben, die ihr teils seltsame Blicke zuwerfen, tuscheln oder – insbesondere Kinder – dumm rumkichern als sie an ihnen vorbeigeht.
Ich komme mir so unheimlich blöd vor.
Den Mantel fest um sich geschlungen, mit verschränkten Armen, hochgezogenen Schultern sowie eingezogenem Hals, stapft sie gefolgt von Shafir, einer Eule die vorrausfliegt, wartet bis sie vorbei und fast aus der Sichtweite sind, und dann selbes wieder wiederholt, sowie einer dämlichen männlichen Gans, über das vom Schnee bedeckte Kopfsteinpflaster.

Es ist nicht mehr weit, nur noch einige Meter die Straße entlang trennen sie von dem Gebäude, das herrschaftlich aus dem träumerisch leuchtendem Weiß vergänglicher Eiskristalle in die Höhe ragt.
Mit inzwischen schon etwas steifen Bewegungen, steigt sie die breite Treppe zum massiven Tor hoch. Sie hat diese Stiege seit dem Blumenball nicht mehr betreten. Kurz hält sie inne und betrachtet das Bauwerk als auch die davor liegenden Gärten, die still unter der winterlichen Pracht schlummernd auf den nächsten Frühling warten, noch einmal und muss dabei feststellen, dass ihr die eindrucksvollen Säulen und schweren Torbögen in ihrer natürlichen Schlichtheit wesentlich besser gefallen als verdeckt vom Kitsch unzähliger mühevoll arrangierter Blumengestecke und Girlanden. Nun, womöglich waren die schlechten Erinnerungen an die Blumenballnacht und ihre generelle Abneigung gegenüber großen Menschenansammlungen – insbesondere ach so hoher Herrschaften – an diesem spontanen Empfinden nun nicht ganz unbeteiligt. Unendlich Langsam dreht sie sich wieder zum großen Tor, Nundenn, Augen zu und durch., Atmet, um ihre üble Laune, die sich bereits zu verflüchtigen begonnen hat, etwas schneller abzustreifen noch einmal durch, packt den Griff des kunstvollen Türklopfers und klopft an.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aishalanea am 21. Dez. 2010, 23:27 Uhr
~ Am Abend des Blumenballs ~

Der Blumenball ist ein rundum bezaubernder Abend: das Essen ist fantastisch, die Koboldkapelle versteht es, Stimmung zu machen, und der fruchtige Sommerwein, der Aishalanea zu Kopf steigt, tut ein Übriges – es hätte wohl nicht viel gefehlt, und sie hätte doch noch das Tanzbein geschwungen. Aber auch ohne einen Alibiteller in der Hand ist sie so sehr damit beschäftigt, mit all den Freunden und Bekannten zu sprechen, die sie lange nicht gesehen hat, dass sich kaum eine Gelegenheit bietet, sie auf die Tanzfläche zu entführen – und dass gewiss mehrere männliche Gäste dies gern versucht hätten, entgeht der Aufmerksamkeit der Südländerin gänzlich. Die Zeit vergeht wie im Fluge, und schneller als erwartet neigt sich der Abend seinem Ende und Höhepunkt entgegen: der von Aurian angekündigten Überraschung. Erwartungsvoll tritt auch Aishalanea in einer Menschentraube durch die weiten Glastüren ins Freie, ein letztes Glas Sommerwein noch in der Hand. Dunkle Wolkenberge türmen sich über dem Ildorel, die Nachtluft ist schwülwarm und riecht nach Gewitter – es bedarf nicht der Erfahrung einer langährigen Seefahrerin, um zu merken, dass es bald ein Unwetter geben wird.

Noch aber ist es trocken, und das erwartungsvolle Schweigen der Gäste weicht staunenden ‚Ooohs’ und ‚Aaaahs’, als über dem See ein zweiter Blumengarten aufblüht, flammende rote Rosen, funkelnder Goldregen, Orchideen aus blauem und grünem Feuer öffnen sich am dunklen Himmel über dem See, widergespiegelt von der schwarzen Wasserfläche, verlöschen binnen eines Herzschlages und werden überstrahlt von weiteren, noch atemberaubenderen Feuerbildern. Aishalanea hat dicht an der Hauswand Zuflucht gesucht, wo sie nun mit zwiespältigen Gefühlen das atemberaubende Schauspiel verfolgt, denn bei all seiner Schönheit weckt das Feuerwerk in ihr auch Erinnerungen an die Nacht des Dämonenangriffs, den Anblick des toten Ranuk, den Kampf gegen die Goblins und ihre Flucht gemeinsam mit Elyrina zum Faeyristempel. Damals war das Lager einer Alchimistenküche explodiert und hatte ähnliche Feuerbilder an den Himmel über Talyra gemalt, eine flackernde, fröhlich bunte Illumination für das Grauen auf den Straßen und Plätzen der Stadt. So mischt sich auch eine gewisse Erleichterung in Aishas Applaus, als die letzten Funken verlöschen und der Himmel wieder ruhig unter den aufziehenden schwarzen Wolken daliegt.

Herzlich verabschiedet sich die Südländerin von Aurian und allen ihr bekannten Gästen, derer sie im allgemeinen Aufbruchsgetümmel noch habhaft werden kann, bevor sie sich im Laufschritt auf den Weg macht – diesmal nimmt sie nicht den Weg durch die Gartenpforte und über den unbeleuchteten Strand, sondern den einfacheren durch das Haupttor und geradewegs die breite Straße hinunter, über den Llarelon und in Richtung Hafen.

-> Schwimmender Laden

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 22. Dez. 2010, 20:27 Uhr
22.Langschnee



Als sich das Tor öffnet sind Atevoras ersten Worte ein lakonisches: „Achtung ducken.“
Bevor der Gegenüber - es ist zu Atevoras Überraschung die Hausherrin selbst, und nicht eine ihrer Mägde - noch irgend etwas darauf entgegnen kann, stürzt die Eule vom Himmel herab und braust in einem waghalsigem Flugmanöver knapp über Aurians Kopf hinweg ins Innere des Gebäudes.
„Schönen guten Tag Aurian, und bitte entschuldige vielmals, das macht sie leider öfters.“ Während Atevora spricht, bemerkt sie, dass Aurians Blick zur Gans hin gleitet, die wie ein artiger Hund neben der weißen Mistress steht. Atevora folgt unwillkürlich der Hausherrin Blickrichtung. In dem Moment kommt ihr eine zündende Idee.Vielleicht etwas exzentrisch, Allerdings, wär‘ das bei ihr etwas neues? andererseits... warum eigentlich nicht?
Atevora schmunzelt in sich hinein, nach außen hin zeigt sie freilich eine unveränderte Maske: „Ich hoffe ihr hattet einen besinnlichen Julabend? Ach, apropo Jul...ich habe dir etwas mitgebracht.“ Atevora packt kurzum den Gänserich, hebt ihn hoch; „Darf ich vorstellen, das ist Gustav, eine gesellige Hausgans zum... ähm.. liebhaben. Fröhlichen Jul wünsche ich.“ und streckt ihn Aurian entgegen. Vermutlich rein aus Reflex nimmt ihr diese den Vogel ab und bevor sich Aurian die Möglichkeit bietet einen Einwand zu erheben setzt Atevora fort: „Darf ich meiner Eule nachfolgen und eintreten?“
Sie darf. Da Aurian, einfühlend und umsichtig wie sie ist, bemerkt wie erfroren Atevora aussieht, schlägt sie vor sich in einen gemütlicheren und wärmeren Teil des Anwesens als den Flur zu begeben und unterbreitet Atevora das Angebot sich dort mit einem warmen Getränk aus der Küche etwas aufzuwärmen. Atevora stimmt dem Vorschlag natürlich zu.
Nachdem die weiße Mistress die Eule eingesammelt hat, folgt sie Aurian durch das Anwesen, wobei zeitweise das Geräusch ihrer Schritte dumpf von den Wänden zurückgeworfen wird.

Nachdem Atevora, neben einer wenig fruchtvollen steifen Plauderei, in der Wärme des Raumes einen Teil ihrer Winterkleidung abgelegt hat, und schließlich mit einem heißen Getränk bewaffnet wurde, verlässt Aurian  – wohlgemerkt mit der Gans unterm Arm - die Räumlichkeit, um Lyall zu holen.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 23. Dez. 2010, 15:37 Uhr
22. Langschnee 510

Wärmend breiten sich die Strahlen des Feuers auf ihrem Rücken aus. In der Feuerstelle der Küche lodert ein großes Feuer fröhlich vor sich hin, verzehrt hungrig knisternd die Holzscheite, welche Lyall ab und an nachlegt.
Dösend sitzt sie mit dem Rücken zum Kamin am schweren Holztisch, ihr Kopf auf eine Hand gestützt. Unbequem bohrt sich ihr Ellenbogen in die dunkle Tischplatte, doch diese Unannehmlichkeit wird vollkommen durch die entspannende Wirkung des Feuer hinter ihr wieder wett gemacht.
Mit geschlossenen Augen und ruhiger Atmung scheint es fast als würde sie schlafen. Ihr Geist ist auf reisen in fernen Traumwäldern doch ihre innere Wölfin ist, wie jedes Raubtier, nur scheinbar eingenickt. Ihre Ohren folgen trotzdem aufmerksam den tippelnden Schritten kleiner Mäusekrallen hinter den Wandbehängen im Nachbarraum und jedem ächzenden Knarren des frostgepeinigten Hauses.
Den halben Tag hatte die Wargin damit zugebracht die Einfahrt zum Anwesen vom Schnee zu befreien und die dicke Eisschicht aus den Wassertrögen der Tiere zu hacken. Mit scharfen Zähnen hatte der Frost ihr in die Fingerkuppen gebissen und ihre Zehen taub gemacht. Manchmal wünschte sie sich auch in menschlicher Gestalt einen dichten Pelz...

Eigentlich mag sie Herbst und Winter. Zeiten der Ernte und der Stille. Doch als Mensch ist man wirklich mehr den Elementen ausgesetzt, als es als Wolf jemals der Fall gewesen ist. Ständig mehr Lagen an Kleidung anziehen, Mütze, Schal, Handschuhe und was noch nicht alles. Das verdarb den Spaß am Schnee vollends. Was war es da eine Wonne als Wolf durch den Schnee zu tollen, mit dem Kopf voran wie ein Bulle durch die nächste Schneewehe zu preschen um sich dann genüsslich schüttelnd vom Schnee zu befreien. Nur die vereisten Schneeklötzchen, welche sich beständig am Fell an ihren Beinen bildeten, trübt die Stimmung etwas. Doch auch diese konnten schnell abgekaut werden und der Spaß ging von neuem los.
Ein unmerkliches Lächeln legt sich auf das Gesicht der Wargin. Ja, wenn die Frostriesen erwachen und das Land in ihre eisigen Klauen zwängen... ist jeder gut beraten ein Wolf zu sein.
Doch ihre 'Verwandten' draußen in den Wäldern beneidet sie nicht. Man konnte tagelang draußen unterwegs sein und keine Beute finden. Solange bis sich der Magen wie eine dünne, ewig vorwurfsvoll knurrende Schnur aus Fleisch anfühlte.
Auch dies hatte sie schmerzlich erfahren müssen.
Freiheit in der Wildnis war eine Sache, doch Hungern eine andere. Und meistens waren beide Gefühle zwiespältige Weggefährten.

Kurz seufzt Lyall tief. Ja, hier hat sie es gut. Ein Feuerchen im Rücken um sich aufzuwärmen, bevor sie wieder hinaus musste... was gab es besseres?
Das Zischen und Knacken im Kamin nimmt kurz zu, als das Feuer über einen feucht gewordenen Scheit züngelt.
Mit dem Gedanken spielend sich kurz – wirklich nur ganz kurz- in den Wolf zu verwandeln, um sich dann vor dem Feuer zu einem riesigen schwarzen Fellball einzurollen, streckt sie sich aus und öffnet die Augen zu schmalen Schlitzen.
Doch ihre Absichten werden unterbrochen, als sie näher kommende Schritte hört. Ruckartig setzt sie sich auf und wäre dabei fast rücklings vom Stuhl gefallen. Erwartungsvoll und um Fassung ringend wendet sie ihren Blick zur Tür.
Hinein kommt Lady Aurian mit einem Kissen unter dem Arm. Nein, kein Kissen eine Gans! Fragend legt die Wargin den Kopf schief. In Anwesenheit der Gestaltwandlerin scheint die Gans etwas an Contenance zu verlieren - sie strampelt nun wilder und versucht sich aus den Armen von Lady Aurian zu befreien.
Diese Gans sei Gustav, wird ihr erklärt und Lady Aurian ist gerade unterwegs, um sie zu dem anderen Federvieh in den angrenzenden Stall zu bringen. Auf Lyall allerdings würde jemand im Salon warten.
Auf mich? Ich meine... auf MICH? Kurz schießen ihr Erinnerungen an Aegnor durch den Kopf, doch...er würde es nicht sein. Hatte er sie doch so schmachvoll in der Harfe zurückgelassen, würde er jetzt sicher nicht kommen, um um Vergebung zu flehen. Doch wer könnte es sonst sein? Rhordri? Nein, seine tiefe Stimme hätte sie durch das ganze Anwesen gehört und erkannt.
Zögerlich steht sie auf und blickt Lady Aurian mit der Gans Gustav im Schlepptau hinterher, bis sie ihren Weg zum Salon antritt.

Vor der Räumlichkeit angekommen bleibt sie stehen und lauscht. Doch mehr als ruhige Atemzüge und ab und zu das rascheln von Federn, kann sie nicht ausmachen.
Tief atmet sie ein und ruckartig wieder aus, bevor sie den Türknopf dreht um einzutreten.
Wen sie dort am anderen Ende des Raumes sitzen sieht, versetzt ihr kurz einen kleinen Schock.
Lady Shin... Die eisblauen Augen der Magierin wenden sich ihr abrupt zu und kurz flattert die Schneeeule auf ihrem Arm auf, bevor sie empört beginnt ihr Federkleid wieder zu richten.
Ruckartig lässt die Wargin die Tür in ihr Schloss fallen, kommt jedoch keinen Schritt weiter in den Raum hinein.
Nur ihre Blicke treffen sich, doch keiner sagt ein Wort. Warum ist sie hier? Und das auch noch wegen mir? Herrin, warum lasst ihr mich allein!
Das weiße Gesicht der Lady ist unbewegt und  fast so leblos weiß, wie das einer Leiche. Keine Änderung zum letzten Besuch von ihr am Blumenball und dieser Umstand ruft ihr errötend real die eigenwilligen Fragen der weißen Miss ins Gedächtnis. Ebenso wie die Fragen, deren Antworten Lady Shin ihr immer noch schuldig war.
„Herrin...“ Mit der Faust auf dem Herzen verbeugt sie sich höflich, lässt ihr Gegenüber jedoch nicht aus den Augen. Warnend schreit die Eule ihrer Herrin etwas zu, und diese streicht mit einer Hand beruhigend durch das weiße Gefieder der Eule.
„Ihr habt nach mir schicken lassen?“ Ganz kann sie den Argwohn nicht aus ihrer Stimme verbannen. Sie kann diese blasse Figur vor sich nicht einzuschätzen, war sie doch mal freundlich zu ihr gewesen, um dann wieder bohrend schnippisch zu sein.
Also bleibt Lyall auf Distanz.
„Wie kann ich Euch dienen, Lady Shin? Kommt ihr, um meinen Wissensdurst über Warge zu stillen oder wollt ihr eurerseits neue Details des Wargenlebens erörtern?“ Kritisch mustert sie das Gesicht der zierlichen Frau und bereitet sich innerlich auf die Antwort von Lady Shin vor.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 24. Dez. 2010, 20:49 Uhr
22. Langschnee 510



Der warme Gewürzwein im hübschen Service auf dem schmucken kleinen Tisch lässt köstlich nach Zimt und Nelken duftende Dampfgebilde in den Raum aufsteigen. Shafir liegt gemütlich und faul auf dem großen Teppich vor den Kohleschalen und ist gerade dabei einzudösen. Davor, den Blick auf den Hund versperrend, sitzt - oder lümmelt vielmehr – mit bequem übereinander geschlagenen Beinen Atevora und streichelt Via‘s weiches Gefieder, während sie auf Lyall wartet. Die Stille und die behagliche Wärme des Raumes lädt dazu ein gedanklich abzuschweifen. Atevora könnte sogar beginnen sich in dem geräumigen Salon richtig wohl zu fühlen. Wie es wohl wäre, wenn dies ihr Heim wäre? Wie es wohl sein würde wieder von Mägden und Knechten bedient und umsorgt zu werden, kaum einen Handgriff im Haushalt selbst erledigen zu müssen? Wäre da damals nicht die Gegenwart dieser Vasallen und des skrupellosen und grausamen Ziehvaters gewesen, der vom Wahnsinn langsam verschlugen wurde, hätte es damals sogar ein schönes Leben sein können.
In stummer Melancholie versunken, sitzt Atevora - den Blick in weite Ferne gerichtet - da und verdrängt wieder die aufkommenden Bilder und Schrecken der Vergangenheit. In dem Moment betritt Lyall den Raum.

Wie erstarrt und festgenagelt bleibt die Magd stehen und zieht abwesend mit hartem Ruck die Tür hinter sich zu. Unangenehm hallt das Geräusch durch den Salon, nur Via‘s aufgeregtes Flügelschlagen bricht kurz die unangenehme Stille. Noch in Gedanken an einem weit entfernten Ort, verabsäumt es Atevora eine Regung zu zeigen und sitzt nur mit ausdrucksloser Miene da, mit der sie regungslos Lyalls nächster Reaktion harrt. Wird die Magd näherkommen, sie begrüßen, oder sie nur weiter voller Unbehagen anstarren?
>„Herrin..“< Lässt die Gestaltenwandlerin nach einem endlosen Augenblick verlauten und verbeugt sich mit der Faust vor der Brust vor dem Gast. Doch dieses Mal ist es anders als am Blumenball, denn sie verbeugt sich nicht besonders tief, und lässt Atevora bei der Bewegung nicht einmal für einen Herzschlag aus den Augen. Ganz so als wäre Atevora ein gefährliches blutrünstiges Raubtier, dass es im Blickfeld zu behalten gilt.

Via ist von Lyalls Gegenwart jedenfalls keinesfalls besonders angetan. Ein lauter Warnschrei ertönt und unruhig plustert sie die Federn auf, reißt den Schnabel drohend auf und hebt die Flügel angriffsbereit in die Höhe. Da Atevora das Wohl Via’s am Nächsten liegt, versucht sie als Erstes ihre gefiederte Freundin zu beruhigen. Sanft und zärtlich streicht sie über der Schneeeule Federn und flüstert ihr gedämpft und sacht ein paar beschwichtigende Worte zu: „sch, sh, ga-chveitains allatro chails“
Langsam senkt die Eule die Flügel und beruhigt sich wieder. Einen Augenblick betrachtet sie Lyall noch skeptisch und dreht ihr dann den Rücken zu um – was plötzlich wesentlich interessanter zu sein scheint – mit dem Schnabel nach Atevoras Haaren zu schnappen und spielerisch daran zu ziehen. Atevora unterdessen würde es zwar nicht zugeben, doch insgeheim kränkt sie Lyalls verhalten. Sie hat sich dieses Jahr die größte Mühe gegeben einen Ruf als umgängliche, sogar gütige Person und Wohltäterin aufzubauen, der am Befinden der Mitmenschen etwas gelegen ist, und sich jenen der kaltblütigen Schreckschraube oder Unglücksbotin zu entledigen. Sie hatte die Schmiedin gerettet, diese dann bei sich wohnen lassen und ihr geholfen ihr Leben wieder aufnehmen zu können. Sie hat ein wachsendes Projekt im Elendsviertel ins Leben gerufen und sogar diesen Köter bei sich aufgenommen. War nicht ein Teil ihrer guten Taten bis zu ihr vorgedrungen?
Offenbar nicht, denn sie kommt nicht einen Schritt näher, stiert sie voll offenkundigem Argwohn an und steht vor der Tür als wolle sie zeigen, dass sie diese am liebsten öffnen und hinausstürzen würde um vor ihr zu flüchten.
Noch vor wenigen Minuten dachte sie daran etwas entdeckt zu haben, mit dem Lyall eine Freude hätte um sich damit, wie versprochen, für die Höflichkeit und die Offenheit am Blumenball erkenntlich zu zeigen, doch nun begann sie daran ein wenig zu zweifeln. Nichts desto Trotz, sie war nun bereits hier und bis auf einige Kleinigkeiten war alles arrangiert. Darum würde sie ihr Vorhaben jetzt auch durchziehen.
>„Wie kann ich Euch dienen, Lady Shin? Kommt ihr, um meinen Wissensdurst über Warge zu stillen oder wollt ihr eurerseits neue Details des Wargenlebens erörtern?“<
„Guten Tag Lyall. Wie geht es euch?“ Beginnt Atevora kühl, der Frage und der kleinen Spitze ausweichend. „Nein, nein, mein Wissensdurst treibt mich nicht her, aber sehr wohl unsere Unterredung am Blumenball. So bitte, kommt doch etwas näher.“ Etwas zögerlich kommt Lyall der Aufforderung nach, was der Schneeeule allerdings gar nicht gefällt. Empört fauchend erhebt sie sich, und flattert auf ein Möbelstück möglichst weit weg von der Gestaltenwandlerin. Während Atevora ihrer gefiederten Gefährtin einen Moment lang ein wenig ratlos nachblickt, richtet sich der vom Lärm geweckte bärige schwarze Riesenköter auf, schielt aus müden Augen zuerst zu Lyall, dann zu seiner Herrin und legt sich unbeeindruckt, gähnend wieder auf den Boden.
„Hmm. Ich fürchte Via ist Fremden die nach Wolf riechen nicht besonders zugetan. Nungut, gleichgültig...“
Nach den Worten greift Atevora in ihre Tasche, holt ein Lederetui hervor und steht auf um es Lyall entgegenzuhalten und zu übergeben. „Das hier ist für Euch. Am Abend des 15. Silberweiß ist eine Theatergruppe aus Sûrmera in der Stadt. Sie führen ein Stück auf dessen Handlung Euren gefallen finden könnte. Aus diesem Grund lade ich Euch ein. Es wäre mir eine große Freude, wenn ihr mich zu der Theateraufführung begleiten würdet. In dem Etui befindet sich die Einladung für einen Platz direkt an der Bühne.“ Mit einem etwas zu harten schmalen Lächeln auf den Lippen drückt Atevora Lyall das Geschenk in die Hand. “Ich habe bereits mit Aurian darüber gesprochen, und sie würde euch an diesem Tag für die zweite Tageshälfte frei geben. Ich wäre äußerst betrübt, wenn ihr meine Einladung ausschlagen würdet.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 25. Dez. 2010, 17:19 Uhr
22. Langschnee 510


Ein unterkühltes >>„Guten Tag Lyall. Wie geht es euch?“<< verlässt den schmallippigen Mund, welcher in dem recht ungerührten Porzellangesicht sitzt. Zur Antwort nickt die Wargin leicht aber trotz allem verwundert.Sie kann sich immer noch nicht des Eindruckes erwehren, dass die kleine Frau doch aus Haut und nicht aus einem „toten“ Material bestehen kann. Vielleicht ist ihre Haut ebenso kalt und klamm wie Eis? Ach Quatsch...werde nicht albern...

>>„Nein, nein, mein Wissensdurst treibt mich nicht her, aber sehr wohl unsere Unterredung am Blumenball. So bitte,kommt doch etwas näher.“<< Langsam tritt die schwarzhaarige Frau näher an den Gast des Anwesens heran. Lady Shin scheint es offensichtlich gut ergangen zu sein, während sie auf Lyall gewartet hatte. Tief versunken in einem großen Lehnsessel, mit ausgestreckten übereinandergeschlagenen Beinen und dampfendem Würzwein auf dem kleinen Beistelltisch sitzt die kleine Frau da, wie die Hausherrin selbst. Kurz überlegt Lyall... niemand hatte die Küche betreten seit sie sich dort zum Ausruhen niedergelassen hatte, also musste die farblose Dame schon etwas länger auf dem Anwesen verweilen.
Bis auf ein paar Schritt Abstand kommt die Wargin heran, doch dies scheint dem „Hausvogel“ der weißen Lady nicht geheuer zu sein. Schreiend und flatternd wie ein aufgeschrecktes Huhn, schwingt sich das imposante Tier in die Höhe, um sich kurz darauf auf einem Möbelstück weitab der Gestaltwandlerin niederzulassen. Aus ihren erbarmungslosen Augen blitzt übertierische Intelligenz und die Wölfin in Lyall knurrt bedrohlich und windet sich einer Befreiung entgegen. Lyall ist solche Reaktionen von fremden Tieren gewohnt und ringt ihr inneres Tier nieder.
Nicht jetzt... sie hat dir nichts getan... sie erkennt nun mal das wir mehr sind als „eine Person“. Den Blick der Eule meidend, wendet sie sich von dem Tier ab. Sie möchte nicht wissen, welche boshaften Gedanken das Federvieh ihr zeigen würde. Gut genug kann sie sich an die keckernde Rabenschar erinnern, welche Spottnamen von ihrem geschützten Platz hoch oben in den Bäumen auf sie niederprasseln ließen. „Zwei Beine... Vier Beine... Mensch mit Pelz oder Hund ohne Leine?“
Unruhig schüttelt sie die Erinnerungen ab. Selbst ohne Worte mochten manche Tiere so gehässig sein wie Menschen.

In seinem Schlaf gestört, hebt nun auch ein großer Hund hinter Lady Shin den Kopf. In seinen Augen liest Lyall nur schläfrige Verwirrung und altersbedingte Müdigkeit. Etwas schlaftrunken sucht sein Blick Lady Shin, bevor er den Kopf wieder auf die Pfoten senkt.
>>„Hmm. Ich fürchte Via ist Fremden die nach Wolf riechen nicht besonders zugetan. Nungut, gleichgültig...“<<, sagt Lady Shin wie beiläufig und greift in ihre Tasche. Nach Wolf riechen... soso... Fest presst die Wargin ihre Kiefer aufeinander, wie Schnüre treten ihre Muskeln am Hals hervor. Doch sie beschließt der Lady keine Freude zu machen, indem sie der Schmähung kein Interesse schenkt und darüber hinwegsieht. Nun gut, dies war wohl die Retourkutsche für ihre eigene kühle Begrüßung.
Aus ihrer Tasche zieht die Frau ein Lederetui hervor und hält es ihr demonstrativ unter die Nase. Der Geruch von Lederfett und Tier steigt zu ihr empor.
>>„Das hier ist für Euch. Am Abend des 15. Silberweiß ist eine Theatergruppe aus Sûrmera in der Stadt. Sie führen ein Stück auf dessen Handlung Euren gefallen finden könnte. Aus diesem Grund lade ich Euch ein. Es wäre mir eine große Freude, wenn ihr mich zu der Theateraufführung begleiten würdet. In dem Etui befindet sich die Einladung für einen Platz direkt an der Bühne.“<<
Lyall macht keine Anstalten das „Geschenk“ entgegen zu nehmen. Argwöhnisch beäugt sie immer wieder das kleine Täschchen und das Gesicht ihres Gegenübers. Der Warterei überdrüssig, drückt die Frau ihr einfach das weiche Leder in die Hand. Ein hartes Lächeln verzieht ihren Mund.
Lyalls Augen werden bedrohlich schmal.
>>“Ich habe bereits mit Aurian darüber gesprochen, und sie würde euch an diesem Tag für die zweite Tageshälfte frei geben. Ich wäre äußerst betrübt, wenn ihr meine Einladung ausschlagen würdet.“<<
Erneut wendet die Wargin ihren Blick ab und mustert das Täschchen nun genauer. Es ist sehr dünn aber aus feinstem Leder gemacht. Raschelnd bewegen sich die Karten im Inneren, als Lyall das Lederetui in ihre andere Hand wandern lässt um sich nun mit ihrer gewohnten Art zu verbeugen.
Tief seufzt sie. Was soll sie von der Situation hier halten? Sie bekommt ein Geschenk überreicht aber die Miene der Lady zeigt Verärgerung und darunter – kaum merklich - eine Kränkung. Fast scheint es ihr, als habe sie als Geschenk ein Schwert erhalten, mit dem sie nun geköpft werden soll.
Aber wenn Lady Aurian eingeweiht ist? Dann kann doch alles so schlimm nicht sein... oder? Und wenn es nun wirklich „einfach nur ein Geschenk“ ist? Dann hat sich Lyall eben selbst mit ihrer ablehnenden Haltung ins Aus befördert.

Still denkt sie noch einen Moment nach bevor sie ihre Schultern strafft und schwer ausatmet.
„Herrin... verzeiht mir meinen anfänglichen Argwohn. Ich wurde einfach zu oft vor euch...“- hier räuspert sich Lyall laut, was die schreiende Eule wieder aufschreckt doch die Wargin beachtet sie diesmal nicht weiter- „gewarnt. Und ich habe mich...obwohl ich es besser wissen müsste... zu sehr davon beeindrucken lassen, anstatt mir selbst ein Urteil zu bilden. Ja gewarnt, Herrin. Lasst die Augenbraue unten. Ich denke ihr wisst, wovon ich rede.“ Fast mit einer müden Bewegung streicht sich Lyall ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.
„Ich danke euch jedenfalls für das Geschenk. Auch wenn ich weder weiß was eine Theateraufführung ist, noch womit ich dies verdient habe so möchte ich der Einladung zusagen. Es würde mich Freuen euch begleiten zu können, wenn ich damit verhindern kann euch betrübt zu sehen.“ Lange sieht sie Lady Shin in die Augen, deren Farbe sie an einen Bergsee erinnern. Ebenso klar und kalt... wobei ich glaube, dass sie nur halb so schlimm ist wie ihr nachgesagt wird. Wenn überhaupt... Seid ihr allein, Lady Shin? Ich glaube schon...
Um der Situation etwas an Schärfe zu nehmen sagt Lyall: „Ein paar... nette Tiere habt ihr da.“ Unheimlich dreht die Eule ihren Kopf und stiert die Wargin fast schon raubtierhaft an, doch diesmal meidet sie den Blick des Tieres nicht, sondern erwidert den Blick in den schwarzen Abyss.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 26. Dez. 2010, 21:50 Uhr
22. Langschnee 510


Mit bedrohlich zu Schlitzen verengten Augen, als hätte Atevora ihr einen Drohbrief, oder ein Beweisstück zu ihrem baldigen Niedergang, und nicht eine Einladung für einen hoffentlich schönen Abend übergeben, fixiert Lyall Atevora. Als Atevora schließlich den Namen der Hausherrin ins Spiel bringt, wendet Lyall den Blick ab und dreht das Geschenk ein wenig unschlüssig umher. Wie unter einer großen Last seufzt die Wandlerin und verbeugt sich schließlich. Diesmal ist sie so gnädig Atevora dabei nicht weiter giftig zu mustern.
Atevora ist über dieses Prozedere noch immer missstimmt. Sie hatte sich das Ganze hier anders vorgestellt. Sie hatte sich etwas mehr Dank oder Freude von ihrem Gegenüber erwartet, schließlich war ihr Präsent mehr als großzügig. Doch wie so oft schlägt ihr etwas völlig anderes entgegen. Es ist Atevora beinahe so, als wäre es vollkommen gleichgültig wie sie den Individuen in ihrem Umfeld begegnet. Ob arrogant, geringschätzig, überheblich, oder anerkennend, bemüht freundlich und sogar großzügig, ihr schlägt ohnehin immer das gleiche Benehmen entgegen: Skepsis, Misstrauen oder sogar Abscheu und Hass. Ihr alter Freund und Weggefährte namens Bitterkeit kriecht demzufolge wieder schwer und klebrig in ihr empor. Atevora ist eindeutig verärgert. Über Lyalls Verhalten, ihre eigenen Bemühungen, die Scharade und darüber, dass sie sich etwas vormacht. Ein Teil von ihr würde nun am Liebsten ihren Missmut laut kund tun und an Lyall branden lassen. Ihr einfach herablassend und kalt mitteilen: Gut, wenn ihr unglücklich mit meinem Geschenk seid, dann könnt ihr es auch ablehnen. Ich möchte euch schließlich nichts aufbürden, schon gar nicht meine offenbar unerträgliche Gesellschaft.
Es kommt allerdings nicht dazu.
>“Herrin... verzeiht mir meinen anfänglichen Argwohn. Ich wurde einfach zu oft vor euch... gewarnt.“<
Soso, gewarnt. Das ist mal etwas ganz was neues.. Atevora verdreht innerlich die Augen Wundervoll, jetzt werden schon Stallburschen und Dienstmägde vor mir gewarnt, wie ungemein ... schmeichelhaft. Atevora ringt mit innerem Zwiespalt. Soll sie amüsiert, oder eher verärgert sein? Oder vielleicht eher frustriert? Sie ist alles zeitgleich gleichermaßen. Einen schöneren Rückschlag zu ihren Bemühungen könnte man sich kaum vorstellen, und gleichermaßen ist es doch äußerst unterhaltsam. HA! Welch bitterböses seelenfressendes Monstrum ich doch bin. Der Schrecken aller durchwachten Nächte! Unwillkürlich und ganz ohne ihr bewusstes Zutun wandert ihre Augenbraue nach oben.
>„Und ich habe mich...obwohl ich es besser wissen müsste... zu sehr davon beeindrucken lassen, anstatt mir selbst ein Urteil zu bilden. Ja gewarnt, Herrin. Lasst die Augenbraue unten.“< Hum?, wie bitte?“ Nicht zu fassen. Diese Magd scheint zum Einen so um Etikette bemüht, nennt sie Herrin, und dann kommt so etwas. Das Mädel ist genau so Kess wie Sigourny, die redet auch all zu oft , wie sagt man umgangssprachlich: wie ihr das Maul gewachsen ist. Aber Atevora hatte längst nicht mehr das Recht solch keine Fehltritte zu Tadeln, geschweige denn sich groß zu echauffieren und jemanden zu belehren. Sie war bloß eine kleine Geächtete, nur noch ihre Gabe erhob sie vom Großteil des gemeinen Pöbels. >„Ich denke ihr wisst, wovon ich rede.“< Daraufhin dreht sich die Magierin zur Seite und schnaubt kurz verärgert aus. Ja, das stimmte jedenfalls. Atevora wusste nur sehr genau wovon Lyall sprach, aber was sollte sie noch groß dagegen tun? Als Nächstes nur noch frohgemutes ein Liedchen trällernd durch die Straßen hüpfen und im hohen Bogen mit Blümchen um sich schmeißen? Jeden Passanten freudestrahlend herzlich umarmen? aber sicher doch.. Schlussendlich hielt man sie dann auch noch für geisteskrank und warf sie nur rein vorsorglich in den Kerker. Vielleicht taten die Leute allerdings auch gut daran vor ihr zu warnen. Die Shin hatte einen äußerst ausgeprägten Überlebens- und Freiheitswillen. Sie wusste von der Dreckwäsche vieler bekannter und ach so redlicher, gesetzestreuer Bürger der Stadt und hatte keinen Skrupel ihr Wissen auch zu benutzten um alle mit ihr fallen zu sehen, wenn sie dazu gezwungen wurde. Wer brauchte schon Schild und Schwert, wenn er Papier und Feder hatte? Doch noch einmal stellte sich die Frage: Welche Ambitionen sie hätte auch nur auf irgend eine Weise gegen eine kleine Dienstmagd vorzugehen? Lächerlich..

Atevora war trotz der Schneidenden Worte gegenüber Lyall nicht verstimmt. Genaugenommen schätzte sie sogar die neuerliche Offenheit und Ehrlichkeit, und lies auch ihre Entschuldigung gelten, mit der sie ihr Benehmen und ihr Einlenken erklärte. Sie zollte es sogar mit Anerkennung, denn nur selten besaßen Andere den Mut die Schublade auszuleeren, in die sie so schnell gestopft wurde. Eine überraschend einsichtige Entscheidung für einen jungen Menschen. Vielleicht würde die Magd in einigen Jahren, mit etwas mehr Lebenserfahrung, viele an Weitsicht und Weisheit weit überragen?
>“Ein paar nette Tiere habt ihr da“< Lässt Lyall schließlich verlauten, um von der gespannten Atmosphäre abzulenken. Doch wenn es eines gab worüber die Magierin im Moment nicht sprechen wollte, dann war es über ihre Tiere.
Sie bemerkt in dem Moment aber, dass Via bereits wieder all zu deutliche Drohgebärden zeigt und Lyall den Blick von ihr nicht abwendet. Nicht mehr lange und der Vogel würde eine Attacke fliegen.
Nicht, dass Atevora wesentliche Sorge um Lyalls Wohlbefinden hätte, bei Via sah das allerdings ganz anders aus. Sie fürchtete, dass der Eule etwas zustoßen und sich verletzten könnte, wenn sie sich mit einem Wolf anlegt. Das wollte sie nicht riskieren. „Oh weh, das ist nicht gut. Via ist etwas aufgebracht. Lyall, ihr solltet sie nicht anstarren und damit noch mehr reizen. Vielleicht sollten wir allerdings - wenn wir Beide nun vor haben einen ganzen Abend miteinander zu verbringen - diese versehentlichen Fronten hinter uns lassen und vergessen und statt dessen noch einmal von Vorne beginnen? Kommt doch, setzen wir uns einen Augenblick, sofern ihr noch etwas Zeit für mich erübrigen könnt?“
Atevora setzt sich wieder in den bequemen Lehnsessel und beginnt bemüht plauderhaft. „Wisst ihr, Via hat ein ausgesprochenes Gespür für mögliche Gefahren und reagiert zuweilen etwas sensibel darauf. Manchmal ist sie auch nur der Spiegel der vorherrschenden Atmosphäre - oh verzeiht - Stimmung. Ich fürchte an ihrem Benehmen sind wir Beide gleichermaßen nicht ganz unschuldig. Am Besten ist, sie nun etwas in Frieden zu lassen. Sie wird sich sicher bald wieder beruhigen, vielleicht kommt sie dann von selbst. Sie ist nämlich ab und an auch ausgesprochen neugierig.“ Höchst wahrscheinlich etwas zu lakonisch und gleichmütig erzählt Atevora weiter: „Shafir - der gutmütige treuherzige Hund dort hinten - ist, nein, war der tierische Gefährte meines Lehrmeisters in den magischen Künsten hier in Talyra, er ging vor nicht ganz zwei Jahren ohne ein Wort fort. Nur Shafir kam zurück.“ Es bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung, dass ihr Lehrmeister vermutlich nicht mehr am Leben ist. Atevora beschließt das beginnend trübsinnige Thema zu wechseln, bei welchem sie wohl wieder ein wenig zu viel Gefasstheit zeigt.
Gelassen nimmt Atevora einen Schluck von ihrem warmen Wein bevor sie fortsetzt: „Also gut, ihr habt mich vorhin gefragt womit ihr die Einladung verdient habt, nicht?“ Noch einmal nippt sie an dem Getränk, stellt es wieder am Tisch ab und sieht Lyall in die wundervoll warmen bernsteinfarbenen Augen. „Ich gab euch am Blumenball ein Versprechen. Ich habe euch versichert mich für eure Offenheit erkenntlich zu zeigen und ich halte meine Versprechen.“ Atevora seufzt kurz und achtet nicht darauf, dass sich Shafir ausgiebig streckt, erhebt und langsam zu seiner neuen Besitzerin trottet. „Ich bin mir übrigens darüber im Klaren, dass ich keine besonders einfache Person bin. Ich bin es auch gewohnt offen, mit vorgehaltener Hand oder hinter meinem Rücken mit allerhand Schimpfwörtern belegt zu werden. Man raunt mir Bezeichnungen wie Falsche Adelige, wandelndes Leichentuch, Vampir“ Atevora bemerkt Lyalls fragende Miene „– das ist ein nicht totes, nicht lebendiges Wesen, welches sein untotes Leben damit erhält, indem es anderen Lebewesen das Blut aus den Adern saugt, und allerhand andere wenig schmeichelhafte Dinge hinterher. Oft gebräuchlich ist noch der Tod von Brioca.“ Auch hier setzt Atevora erklärend an: „Brioca ist eine Stadt, die damit bekannt wurde, dass dort eine Seuche umging von welcher der Großteil der Bevölkerung dahingerafft wurde. Es ist zwar nur eine Redewendung für einen Menschen der sehr bleich, also gesundheitlich meist sehr angegriffen ist, aber ja richtig, man bezeichnet mich genau genommen zeitweilig als eine Seuche.“ Vorsichtig legt der schwarze Hund seinen großen massigen Schädel auf Atevoras Schoß und schaut sie aus gutmütigen dunklen braunen Augen an, als wolle er sie trösten, obwohl die Magierin keine offene emotionale Regung zeigt. Atevora krault wie automatisch Shafir hinterm Ohr, während sie trocken fortsetzt: „Dem entgegen ist der Name Shin richtiggehend schweichelhaft. Shins sind übrigens, in irgend einer Sage oder Erzählung, nebelhafte Geister deren Erscheinen Unglück ankündigt. Schön, nicht wahr? Also ich bin es gewohnt mit Ablehnung behandelt zu werden. Das alles zu einem großen Teil nur desshalb, weil ich aus der Norm falle. Mein richtiger Name, oder zumindest einer meiner Vornamen, ist übrigens Savena. Nungut, wie auch immer...
Ihr habt, wie ihr wisst, am Festabend von euch erzählt, von eurer Ruhelosigkeit und so fort. Ich denke mir geht es in gewisser Weise ähnlich. Außerdem habt ihr euch mir gegenüber sehr Vorbehaltslos verhalten. Das ist selten. Die meisten starren fast erschrocken, mit Abscheu und weichen sogar vor mir zurück. Darum hoffte ich euch als Dank dafür eine kleine spezielle Freude machen zu können. Ich denke es wird ohnehin Zeit, dass ihr einmal eine Theateraufführung erlebt.“ Atevora versucht freundlich zu lächeln, aber so recht gelingen mag es nicht. „Das ist, nebenher erwähnt, ein gesellschaftliches Ereignis zur Unterhaltung. Einige Personen, die Akteure oder Schausteller, schlüpfen in Rollen und spielen Beispielsweise ein Tier oder andere - meist erfundene - Personen, und erzählen zusammen eine Geschichte oder Handlung. Ich denke es werden auch viele gut betuchte – in zweifacher Bedeutung – „ Über Atevoras Züge huscht ein knappes Schmunzeln „ Bürger der Stadt anwesend sein. Wie groß seid ihr? Ich frage weil.. nun, ihr könnt natürlich anziehen was ihr möchtet, auch eure hübsche Tracht die ihr am Blumenball getragen habt, aber ich fände es schade, wenn euch die Anwesenden wegen der Hosen für meine Dienerin halten würden. Das seid ihr schließlich nicht, sondern meine Begleitung. Ich würde an dem Abend für eure Garderobe sorgen, euch Abholen und vor dem Theaterbesuch einkleiden, das heißt natürlich, nur wenn ihr euch damit anfreunden könntet, ich möchte euch schließlich nichts aufzwingen...“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 28. Dez. 2010, 18:34 Uhr
22. Langschnee 510


Fast schon fauchend hebt die große Schneeeule drohend ihre Flügel. Noch immer halten sie und Lyall festen Blickkontakt. Keiner will der Erste sein, welcher die Augen senkt. Gefährlich öffnet und schließt sich der große Schnabel, die langen Krallen kratzen über das Furnier des Möbelstückes.
Das Kräftemessen zwischen der Wölfin und der Eule erreicht fast ihren Höhepunkt, als Lady Shin warnend sagt: >>„Oh weh, das ist nicht gut. Via ist etwas aufgebracht. Lyall, ihr solltet sie nicht anstarren und damit noch mehr reizen. Vielleicht sollten wir allerdings - wenn wir Beide nun vor haben einen ganzen Abend miteinander zu verbringen - diese versehentlichen Fronten hinter uns lassen und vergessen und statt dessen noch einmal von Vorne beginnen? Kommt doch, setzen wir uns einen Augenblick, sofern ihr noch etwas Zeit für mich erübrigen könnt?“<<
Besseren Wissens als ihre tierische Hälfte wendet sich Lyall von der Eule ab. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Situation hätte unangenehm werden können. Empört schnaubt ihr Seelenwolf und zieht sich zurück.
Lady Shin macht es sich unterdessen wieder im Sessel bequem und fährt schon etwas vertrauter fort: >>„Wisst ihr, Via hat ein ausgesprochenes Gespür für mögliche Gefahren und reagiert zuweilen etwas sensibel darauf. Manchmal ist sie auch nur der Spiegel der vorherrschenden Atmosphäre - oh verzeiht - Stimmung. Ich fürchte an ihrem Benehmen sind wir Beide gleichermaßen nicht ganz unschuldig. Am Besten ist, sie nun etwas in Frieden zu lassen. Sie wird sich sicher bald wieder beruhigen, vielleicht kommt sie dann von selbst. Sie ist nämlich ab und an auch ausgesprochen neugierig.“<< Abwehrend hebt die Wargin ihre Hände bevor sie sich auf einem Stuhl nahe des Fensters niederlässt. Von dieser Position aus hat sie Lady Shin und die garstige Eule im Blick, so ganz traute sie dem vorherrschenden Frieden nicht. An mir soll es nicht liegen...
Die Eule scheint sich jedoch wieder halbwegs beruhigt zu haben. Zwar immer noch aufgeplustert wie ein geschütteltes Daunenkissen sitzt sie auf dem Schränkchen zu Lyalls Linken aber ihre Augen ruhen nun nicht mehr beständig auf der Wargin. Allerdings geht von ihr immer noch ein gewisses Aggressionspotential aus.
Darauf bedacht das Tier nicht zulange anzusehen, wendet sie sich wieder ihrem Gast zu, als sie erneut die Stimme der kleinen Frau vernimmt.
>>„Shafir - der gutmütige treuherzige Hund dort hinten - ist, nein, war der tierische Gefährte meines Lehrmeisters in den magischen Künsten hier in Talyra, er ging vor nicht ganz zwei Jahren ohne ein Wort fort. Nur Shafir kam zurück.“<< Verstehend nickt Lyall. Dieser Hund hatte offensichtlich schon viele Dinge in seinem Leben gesehen und schien nun der Welt nicht mehr allzu viele Überraschungen abringen zu können. Vollkommen desinteressiert hatte er das Erscheinen der Wargin hingenommen, nur wenige Tiere zeigten sich dermaßen unbeeindruckt.

Das Weinglas erscheint überdimensioniert im Kontrast zu den schmalen Fingern der Lady, welche sich um das Gefäß geschlossen haben. Ihre vornehm blassen Finger sind perfekt gepflegt, kein Nagel ist länger als der am darauf folgenden Finger und alles in allem scheinen diese Hände keine Arbeit gewohnt zu sein. Lyall ist nicht sehr verwundert darüber, waren die meisten magisch begabten Leute doch recht pingelig wenn es um ihre „Werkzeuge“ ging und immerhin war Lady Shin eine Dame. Doch ein bisschen unangenehm sind der Wargin ihre eigenen rissigen, vom Holz hacken schwieligen Hände schon. Unmerklich faltet sie ihre Hände und legt sie in ihren Schoß.
Fast wie zu einer alten Freundin fährt die weiße Miss fort:
>>„Also gut, ihr habt mich vorhin gefragt womit ihr die Einladung verdient habt, nicht?“<<
Bevor sie das Glas wieder abstellt, nimmt Lady Shin noch einen Schluck und sieht ihr dann direkt in die Augen. Verwirrung überzieht kurz das Gesicht der Gestaltwandlerin bevor sie verhalten nickt.
>>„Ich gab euch am Blumenball ein Versprechen. Ich habe euch versichert mich für eure Offenheit erkenntlich zu zeigen und ich halte meine Versprechen.“, erklärt die Frau ihr seufzend. Erwartungsvoll lehnt sich Lyall auf ihrem Stuhl zurück. Ich glaube woran keiner Zweifel hat ist, dass Lady Shin ihre „Versprechen“ zu halten pflegt. Im Guten wie im Schlechten...
Der zottige Hund wählt diesen Augenblick um sich genüsslich zu strecken, um dann langsam zu seinem Frauchen zu trotten.
Etwas schärfer aber doch entfernt wehmütig sagt Lady Shin ihr: >>„Ich bin mir übrigens darüber im Klaren, dass ich keine besonders einfache Person bin. Ich bin es auch gewohnt offen, mit vorgehaltener Hand oder hinter meinem Rücken mit allerhand Schimpfwörtern belegt zu werden. Man raunt mir Bezeichnungen wie Falsche Adelige, wandelndes Leichentuch, Vampir – das ist ein nicht totes, nicht lebendiges Wesen, welches sein untotes Leben damit erhält, indem es anderen Lebewesen das Blut aus den Adern saugt, und allerhand andere wenig schmeichelhafte Dinge hinterher. Oft gebräuchlich ist noch der Tod von Brioca.“<<
Offensichtlich hat Lyall ihre Gesichtszüge nicht gut genug unter Kontrolle gehabt, um den fragenden Ausdruck beim Wort „Vampir“ verbergen zu können. Das daraufhin gleich eine Erklärung folgt, findet Lyall sehr sympathisch an der hellhäutigen Frau. Auch wenn ihr der Kopf  nach „ nicht tot oder doch tot oder doch vielleicht eher untot“ etwas schwirrt und sie zugeben muss nicht ganz verstanden zu haben, was nun ein Vampir ist. Oder Brioca.
Doch auch dieses Wort wird ihr sofort erklärt, erneut ist die Bedeutung dahinter weniger schmeichelhaft. Tod, Seuche, blass, Leiche... dieser Frau folgten mehr unangenehme Titulierungen, als Fliegen einem Schweinehintern. Lyall weiß, dass hinter jeder Behauptung ein Quäntchen Wahrheit steckt, doch trotz der vielen Namen, welche mit Tod und Verderben zusammen hängen, fühlt sie sich in der Nähe der Lady recht lebendig. Vielleicht hatte sie dem Tod hier und da bei gewissen Personen etwas nachgeholfen? Wie dem auch sei... Noch waren die Probleme der Frau nicht zu ihren geworden und so belässt sie es dabei.
Die Frau war ihr schon seit dem Blumenball auf eine ungewisse Art sympathisch gewesen. Sie schien wie eine recht umgängliche Person hinter etwas konfusen Gefühlen, einer riesigen Wand bestehend aus ihrem zynischem Ego und einer nicht zu verachtenden Menge an bissigem Humor.

Mit einer Hand auf dem breiten Schädel und den Fingern verwoben mit den zottigen Haaren des Hundes versucht Lady Shin bei den nächsten Worten unbefangen zu lächeln: >>„Dem entgegen ist der Name Shin richtiggehend schmeichelhaft. Shins sind übrigens, in irgend einer Sage oder Erzählung, nebelhafte Geister deren Erscheinen Unglück ankündigt. Schön, nicht wahr? Also ich bin es gewohnt mit Ablehnung behandelt zu werden. Das alles zu einem großen Teil nur deshalb, weil ich aus der Norm falle. Mein richtiger Name, oder zumindest einer meiner Vornamen, ist übrigens Savena. Nungut, wie auch immer...“ Hat die Wargin trotz ihrer Ohren eben richtig gehört? Hatte die sonst eher betont kühle zurückhaltende Lady gerade ihren richtigen Namen preis gegeben? Auch wenn es nur einer unter vielen Vornamen ist, wie es scheint, so fühlt sich Lyall doch auf eine erfrischende Art geehrt. Verschmitzt ziehen sich unmerklich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben.
>>Ihr habt, wie ihr wisst, am Festabend von euch erzählt, von eurer Ruhelosigkeit und so fort. Ich denke mir geht es in gewisser Weise ähnlich. Außerdem habt ihr euch mir gegenüber sehr Vorbehaltlos verhalten. Das ist selten. Die meisten starren fast erschrocken, mit Abscheu und weichen sogar vor mir zurück. Darum hoffte ich euch als Dank dafür eine kleine spezielle Freude machen zu können. Ich denke es wird ohnehin Zeit, dass ihr einmal eine Theateraufführung erlebt. Das ist, nebenher erwähnt, ein gesellschaftliches Ereignis zur Unterhaltung. Einige Personen, die Akteure oder Schausteller, schlüpfen in Rollen und spielen Beispielsweise ein Tier oder andere - meist erfundene - Personen, und erzählen zusammen eine Geschichte oder Handlung. Ich denke es werden auch viele gut betuchte – in zweifacher Bedeutung – Bürger der Stadt anwesend sein.“<<
Dankend nickt die Wargin. Ihr sind einsame Zeiten nur allzu vertraut. Selbst mitten in einer riesigen Menge an Menschen konnte man sehr allein sein. Und diese Frau im Lehnsessel gegenüber, hatte wohl ähnliches erfahren.
Und die erklärenden Worte, welche dem fast schon zwanglosen Geplauder folgen, sind einfach nur erheiternd. Schon lange hatte sich keine außenstehende Person mehr diese Mühe mit ihr gemacht.
War auch Lady Shin, trotz ihrer resoluten Auftretens, eine geschundene Seele? Zumindest hat es auf die Wargin diesen Anschein. Auch der liebste Schoßhund wird durch genug Tritte und Schläge irgendwann zu einer rasenden Bestie... Warum sollte es bei Menschen anders sein?

Fast hätte sie die nächsten Worte verpasst, nur der erwartungsvolle Blick ihres Gegenübers reißt sie aus ihren Gedanken.
„Wie? Wie groß? Ich glaube Lady Aurian hat mich einmal vermessen, um mir Kleidung der Knechte vom Dachboden holen zu lassen. Die genaue Zahl weiß ich nicht mehr... aber es war irgendwas um die 6 Fuß? Wobei ich nicht weiß wie man mit Füßen messen will.“ Entschuldigend sieht sie in die eisblauen Augen der Lady und dann auf ihre etwas zu weite Arbeitskleidung, bestehend aus einem alten Hemd und Hose eines ehemaligen Knechtes. „So ganz kann es anscheinend nicht stimmen. Und ich werde anziehen, was für ein Theater dienlich ist. Ihr habt damit ja mehr Erfahrung als ich. Es scheint zumindest ein recht... hohes gesellschaftliches Ereignis zu sein? Ich besitze nicht viel außer meinem Jagdgewand, Alltagskleidung und einem geschenkten Kleid.“ Kurz überlegt sie noch ob sie die Worte, welche ihr durch den Kopf geistern aussprechen soll. Dann fasst sie jedoch den Mut und sagt Lady Shin mit ehrlicher Miene: „Ich danke euch für das Vertrauen... immerhin habt ihr mir euren wahren Namen gesagt. Ich weiß nicht wie viele ihn kennen oder kennen und euch trotzdem andere Namen andichten... aber ich fühle mich geschmeichelt. So fangen wir also neu an. Nun denn... Savena...ich hoffe ich habe euch vorhin nicht zu sehr verärgert. Vielleicht gebt ihr mir die Gelegenheit euch etwas besser kennen zu lernen um selber herauszufinden, wie viel Wahrheit in all euren Namen steckt. “ Breit lächelt Lyall dabei, sie kann einfach nicht anders.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 30. Dez. 2010, 14:26 Uhr
22. Langschnee 510



Bequem im gepolsterten Sessel zurückgelehnt, betrachtet Atevora interessiert die Gestaltenwandlerin. >“Wie? Wie groß?“< Antwortet ihr diese überrascht, als wäre sie kurzzeitig gedanklich abgedriftet und schnappe nun hastig wieder nach dem Faden, bevor dieser vollkommen davon schwebt.
>“Ich glaube Lady Aurian hat mich einmal vermessen, um mir Kleidung der Knechte vom Dachboden holen zu lassen. Die genaue Zahl weiß ich nicht mehr... aber es war irgendwas um die 6 Fuß? Wobei ich nicht weiß wie man mit Füßen messen will.“<
Atevora ist ein wenig erstaunt, dass Lyall, neben einiger zu erwartender Bildungsdefizite, nicht einmal ihre Körpergröße wusste. Normaler Weise ist es doch, von Jugendjahren an, "Brauch" sich ständig,  am Türrahmen der sonstwo abmessen zu lassen um erwartungsvoll und neugierig zu sehen wie viel man wieder gewachsen ist. Gab es unter ihrem Stamm keinen ähnlichen „Brauch“? Der Eismaid ist zwar vollkommen einerlei zu welchem Zweck – und sei es zum ausmessen ihres Sarges - sie von Aurian abgemessen wurde, nimmt allerdings Lyalls Aussage mit einem kommentarlosen Nicken zur Kenntnis und betrachtet Lyall daraufhin abschätzend.
Die Kleidung die sie an hatte war tatsächlich eindeutig etwas zu groß. Vor allem war sie viel zu weit und für Atevoras empfinden wesentlich zu rauh und derb für den ansehnlich athletischen Frauenkörper den sie verdeckte. Doch das hatte nicht viel zu bedeuten. Es könnte hinkommen. Beschließt die Eismaid gedanklich. Laut ihrer Einschätzung war Lyall vermutlich etwa einen Handspann größer als Sigourny und das würde sich mit der Größenangabe decken. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass sich Aurian wirklich vollkommen vermessen haben sollte. Höchst wahrscheinlich hat Aurian die Kleidungsstücke hergegeben, welche noch am ehesten passten, bzw. zumindest nicht eindeutig zu klein waren und überall der Magd Bewegung einsperrten. Schade zu sehen fand Atevora zumindest, dass sich, wie es aussah, keiner die Mühe gemacht hat, die Kleidung wenigstens anzupassen. Atevora stand es jedoch nicht zu Aurian diesbezüglich anzusprechen und darauf hinzuweisen, geschweige denn zu kritisieren. Es war ihre Entscheidung wie sie ihre Mägde herumlaufen ließ, und welches Bild sie abgaben, zudem waren Kleidungsfragen ohnehin pingelige Kleinigkeiten. Viel entscheidender war, dass die Mägde einen einigermaßen gepflegten und gut ernährten Eindruck machten.. und das war eindeutig der Fall.

Über Lyalls Zusatz zu der Maßeinheit muss Atevora innerlich ein wenig schmunzeln. Freilich, zur Zeit als sie in Talyra ankam, hätte sie Lyall ob der Aussage vermutlich Gedanklich bloß mit Hohn und bissigem Spott bedacht. Mittlerweile war sie, was ihre Innenwelten betraf, weit mehr zur Ruhe gekommen, und brauchte so ein Verhalten nicht mehr. Zudem war sie solcherlei Fragen aufgrund diverser Ereignisse - genannt seien hier ihre Erfahrungen mit einigen zu unterrichtenden, oder die Zeit mit der ehemaligen Schmiedin - gewissermaßen mittlerweile gewohnt. Der Wandlerin fast naive Unwissenheit war erfrischend, geradezu lieblich. Besonders erfreulich stellt Atevora zudem fest, dass die Frau nicht abblockt und mauert sondern das Wissen dankbar aufsaugt und ob der Erörterungen sogar ein freudiges Lächeln zu zeigen beginnt. Bei Lyall gab es vermutlich noch ausreichend Möglichkeiten und Potential sie zu formen, das heißt sofern man die entsprechende Iniaziative zeigte und ihr die nötige Aufmerksamkeit schenkte. Atevora könnte mit ihr gewiss ihre Freude haben. Es blieb abzuwarten was der bevorstehende gemeinsame Abend brachte und inwieweit Atevoras Interesse an der Frau erhalten blieb. Im Moment versprach es zumindest ein, zwar anstrengender, aber auch äußerst kurzweiliger Abend zu werden. Schon allein hinblicklich der höchst wahrscheinlich bevorstehenden Reaktionen vieler ach so hoher Herrschaften an diesem Abend. Atevora konnte schon die empörten Gesichter, die entrüsteten Blicke und das angewiderte Nasenrümpfen dieser blasierten Prachtgockel und aufgeputzten Suppenhühner vor sich sehn, wenn sie - diese selbsternannte elende Lady - es wagte in Begleitung einer wunderschön und edel ausstaffierten Dienstmagd, als sei diese eine vornehme Dame, zu erscheint und mit ihr auch noch auf den besten Sitzen Platz nahm. Bei all der offenen Abneigung, den Feindseligkeiten und Denunzierungen, die man ihr lange und oft schon entgegenwarf, würde sie sich diese Kühnheit nur all zu gerne leisten. Wie sprach Sigourny so treffend: Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Sie hatte Recht. Es gab keinen Grund mehr sich groß zu grämen, denn Atevora hatte doch gleichzeitig wichtiges gewonnen: Freiheiten. Und es würde ein herrlicher Spaß. Sie würde es in vollen Zügen genießen alle diese kümmerlichen Gestalten, die sich so sehr an Etikette und höfische Stitten klammerten und selbst geißelten, damit höhnisch plakativ passiv aggressiv zu verlachen. Aus eigener Erfahrung wusste die Magierin, dass in vielen auch der Wunsch nach selben Freiheiten existierte und die Eismaid war gewissermaßen sogar schon richtig gespannt darauf, welch gehässige und neidvolle verbale Diarrhö auf ihre Exzentrik antworte.

Natürlich hatte sie nicht im geringsten vor ihre kleine diebische Freude auf irgend eine Weise zu Lyalls Lasten reichen zu lassen. Sie würde sich nach besten Wissen und Bemühen um Lyall kümmern. Welche Farben Lyall wohl am besten zu Gesicht stehen? Sinniert Atevora einige Augenblicke. Vermutlich sattes dunkles Grün, Weinrot, Braungold oder tiefdunkles Umbra?
>“ich werde anziehen, was für ein Theater dienlich ist. Ihr habt damit ja mehr Erfahrung als ich. Es scheint zumindest ein recht... hohes gesellschaftliches Ereignis zu sein? Ich besitze nicht viel außer meinem Jagdgewand, Alltagskleidung und einem geschenkten Kleid.“<
Reißen Atevora Lyalls Worte aus ihren Überlegungen.
„Ein hohes gesellschaftliches Ereignis?“ War es das?
„Nur für jene, die es zu ernst nehmen. Ein Theaterstück dient vorrangig zur Unterhaltung, oder manchmal auch dazu um kritisch, oder mit reichlich Augenzwinkern zu belehren. Nichts weiter.“
Ein wenig in Gedanken versunken ziehen sich Lyalls Augenbrauen zusammen und ihr Blick richtet sich kurzzeitig zu Boden. Es sieht fast so aus als wäre sie wegen irgend etwas im Ungewissen, oder sie würde mit sich wegen irgend etwas hadern. Schließlich dringt ans Licht was die Frau beschäftigte:
>„Ich danke euch für das Vertrauen... immerhin habt ihr mir euren wahren Namen gesagt. Ich weiß nicht wie viele ihn kennen oder kennen und euch trotzdem andere Namen andichten... aber ich fühle mich geschmeichelt.“< Verblüfft wandern Atevoras Augenbrauen in die Höhe. Sie hätte nicht erwartet, dass dies der Wandlerin viel bedeuten könnte. Sie hatte bloß ihren letzen Vornamen genannt. Ein Name von welchem Atevora nicht glaubt, dass ihn Salmakes als liebevollen Beinanamen wählte. Eher galt er als zynische Spitze zu ihrem Aussehen, schließlich bedeutete er im übertragenen Sinn soviel wie „heiler Blutfluss“. Atevora empfand die gewisse Selbstironie darin durchaus amüsant, zudem war es ein damals kaum bekannter und wenig verwendeter Name, und stand an dritter Stelle auf einem wohl längst vergessenen und schon lange zerrissenen und verbrannten Schriftstück das ihr einst Titel und Ansprüche sicherte. Der Familienname wurde entehrt, in den Dreck gezogen, vielleicht sogar aus den Büchern gestrichen und beseitigt. Sie selbst hätte ebenfalls vernichtet werden sollen, als hätte es sie nie gegeben. Das Malwerk der Intrige war grausam, doch wenigstens lebte sie noch... irgendwie.
>“So fangen wir also neu an. Nun denn... Savena...ich hoffe ich habe euch vorhin nicht zu sehr verärgert. Vielleicht gebt ihr mir die Gelegenheit euch etwas besser kennen zu lernen um selber herauszufinden, wie viel Wahrheit in all euren Namen steckt. “<
Atevora schmunzelt spitz. Ja, wir werden sehen ob ich am Ende des Abends an eurem Halse klebe und genüsslich daran herumsauge. „Sieh an, ihr redet schon beinahe wie eine Lady.“ Meint sie mit freundlicher Miene, bevor wieder ein amüsiertes und kühles funkeln in ihre Augen tritt. „Und, natürlich.“ Atevora richtet sich im Sessel auf und blickt Lyall unverwandt und forsch ins Gesicht “ .... Das wird gewiss spannend!“
Mit einem kühnen Lächeln auf den Lippen, nimmt Atevora das Getränk wieder in die Hand und leert den letzten Schluck. Dabei gleitet ihr Blick kurzzeitig zum Fenster hin. „Hm, es ist seltsam, oft kriecht die Zeit zäh und langsam dahin und dann hat man ihrer wieder viel zu wenig. Ich fürchte meine ist gerade wieder dabei mir abhanden zu kommen. Ich danke euch für die liebliche Unterhaltung. Und sorgt euch nicht, besäße ich ein erwähnenswert hitziges Gemüt, oder wäre besonders leicht ernsthaft verärgert, müsste ich höchst wahrscheinlich ständig bei aller Welt um Genugtuung fordern. Das wäre mir viel zu lästig. Ich werde euch übrigens am 15. am frühen Nachmittag abholen lassen, ich hoffe das ist euch Recht, Lyall? Begleitet ihr mich noch zur Tür?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Jan. 2011, 16:32 Uhr
Reden wie eine Lady? Wollte sie das überhaupt? Nein... weder reden noch so sein wie eine Lady. In ihren Augen hatten Ladys einfach viel zu viele steife Verpflichtungen zu erfüllen, sprachen mit Worten denen sie nicht folgen konnte – manchmal wohl auch bar jeder Bedeutung waren..sie klangen einfach gut-  und meist enger in ein gesellschaftliches Korsett geschnürt wurden als eine nach Luft japsende dicke Frau.
'Zu viel Beachtung verdirbt den Charakter', wenn sie dem Reden ihres Vaters Wahrheit entringen konnte dann hier. Und auch bei Savena schien diese „Aufmerksamkeit“ nicht spurlos vorüber geglitten zu sein. Auch wenn es sich eher um das negative Klientel von Aufmerksamkeit handelte, wie es allen Anschein hatte. Schließlich musste sie sich wohl schon lange gegen viele Machthaber behaupten oder auch nur gegen ihre Spottnamen, was sicher nicht immer einfach ist.
Genau dies weiß Lyall auch aus eigener Erfahrung. Selbst wenn man sich einredete, dass es nur Worte seien, leere Hüllen ohne Bedeutung, so musste man sich doch auch immer wieder selber schmerzhaft eingestehen, dass sie im Innersten doch etwas aufrissen.

Kurz seufzt Lyall und auch Lady Savena nimmt ihren letzten Schluck aus dem Glas genüsslich ein und blickt gedankenverloren aus dem Fenster.
Das pure Weiß des Schnees bedeckt jeden Zoll des Gartens um das Anwesen herum und nur hier und da blitzen ein Paar vorwitzige frostbedeckte Blumenstängel hervor.  
>>„Hm, es ist seltsam, oft kriecht die Zeit zäh und langsam dahin und dann hat man ihrer wieder viel zu wenig. Ich fürchte meine ist gerade wieder dabei mir abhanden zu kommen. Ich danke euch für die liebliche Unterhaltung. Und sorgt euch nicht, besäße ich ein erwähnenswert hitziges Gemüt, oder wäre besonders leicht ernsthaft verärgert, müsste ich höchst wahrscheinlich ständig bei aller Welt um Genugtuung fordern. Das wäre mir viel zu lästig. Ich werde euch übrigens am 15. am frühen Nachmittag abholen lassen, ich hoffe das ist euch Recht, Lyall? Begleitet ihr mich noch zur Tür?“<< Leise stellt Lady Savena ihr Weinglas ab und erhebt sich zum gehen. Auch Lyall steht nickend auf und begibt sich als Erste zur Tür. Die Hand der Wargin verharrt auf dem Türknauf, als sie zurück blickt und die weiße Mistress damit beschäftigt sieht, den großen Hund zum Aufstehen zu bewegen.
Erst widersetzt er sich etwas, doch mit etwas Nachdruck trabt er an ihrer Seite brav zur Tür.Mit einem leisen Knarren öffnet die Wargin- sich halb verbeugend- die Tür für ihren Gast und Anhängsel.
Auch die Eule - von Lyall fast schon in Vergessenheit geraten -  bequemt sich zu einem Aufbruch.
Unerfreut schüttelt die Eule ihr Federkleid aus, erhebt sich mit schweren Flügelschlägen in die Luft und braust über Lyalls Kopf hinweg durch den geöffneten Türspalt. Der Luftzug lässt ein Paar Zierdeckchen und Notizen von Lady Aurian von Schränken und Tischen auf den Boden segeln. Auch ein Zinnbecher hält es nicht an seinem Platz auf einem Beistelltisch. Scheppernd kommt er auf den Dielenbrettern des Salons auf.
Der Eule einen bösen Blick nach werfend zieht Lyall die Tür hinter sich zu und folgt Lady Savena und ihren tierischen Begleitern in die Vorhalle.

Während sie der Lady beim Anziehen ihres Mantels hilft bemerkt Lyall erst, wie klein diese wirklich im Gegensatz zu ihr ist. Und wie zerbrechlich fragil sie so von Nahem betrachtet wirkt. Selbst nur auf armeslänge Abstand war die Illusion eines Porzellanfigürchens perfekt. Selbst ihre Gesichtszüge wirken so unnatürlich eben, wie bei einer der Büsten im Arbeitszimmer ihrer Herrin.
Um nicht allzu sehr zu starren, senkt sie ihren Blick auf den Pelzkragen des Mantels.
Unter den ständig wachsamen Augen der Eule auf der Garderobe sagt die Gestaltwandlerin: „Am 15. also? Ich werde frisch gebadet und gebürstet bereitstehen. Muss ich irgendetwas mitbringen? Oder etwas besonderes beachten?“


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 02. Jan. 2011, 00:18 Uhr
22. Langschnee 510


Zuvorkommend und freundlich hilft Lyall der Magierin in den Mantel. Atevora bemerkt dabei nur müßig wie der Wandlerin Blicke an ihr kleben. Doch die Eismaid ist dabei nicht die Einzige im Raum, die beobachtet wird. Mit großzügigem Respektabstand, und zwar auf der Garderobe, sitzt Via und starrt die Frau aus ihren Abgrund gleichen schwarzen Augen an. Es lag mittlerweile keine erwähnenswerte Spannung mehr in der Luft, und die Gemüter hatten sich beruhigt – auch das der Eule. Doch noch traute das Tier diesem Frieden nicht. Ein Flüstern von Gefahr war gegenwärtig, ein Wolf war unter ihnen. Darum bleibt sie aufmerksam und verfolgt jede Bewegung der Frau nur zu genau, jederzeit dazu bereit das zu verteidigen war ihr gehört, wenn es denn wirklich sein musste.

Lyalls Augen sind noch immer auf den Pelzkragen gerichtet, als sie Atevora wieder anspricht: >„Am 15. also? Ich werde frisch gebadet und gebürstet bereitstehen. Muss ich irgendetwas mitbringen? Oder etwas besonderes beachten?“<
Im Moment nicht.. Es würde an diesem Abend voraussichtlich vieles geben auf das Achten wäre. Mit Sicherheit könnte es hier und dort so manch prekäre Konstellation oder unliebsame Begegnungen mit geltungsbedürftigen Geistern, arroganten Windbeuteln oder schwierigen leicht aufbrausenden Charakteren mit zu viel Einfluss geben. Besonders schön sind auch immer jene Gesellschaften die unter schönen Worten und steifen Platitüden versteckte Kleinkriege vollführen und das damit verbundene reichlich gesellschaftlich dünne Eis. Oft ergibt sich alles jeweils nur aus der entsprechenden Situation heraus. Darauf war, je nachdem welche Gäste anwesend waren, oder welche Unterhaltungen sie führten, dann vor Ort flexibel zu reagieren. Wenn es etwas gab, das speziell zu beachten war, würde sie die Gestaltenwandlerin auf der Veranstaltung vorab jeweils dezent davon in Kenntnis setzen und darauf Hinweisen. Aber welche Hürden und delikate Themen oder Affären nun genau eventuell auf sie zukommen könnten – falls überhaupt - konnte Atevora im Moment nur schwer abschätzen. Es war schlichtweg nicht möglich Lyall tatsächlich gut auf alle Eventualitäten vorzubereiten.. Sie müsste ihr dazu lange einige Machtverhältnisse, politische Interessen und persönliche Unliebsamkeiten diverser Bürger und Familien in Talyra erklären, bei denen sie ihr nicht einmal bekannt ist ob sie dann tatsächlich zugegen sind, und das wäre nicht nur vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit, sondern auch vollkommen sinnfrei. Mit dem Großteil hatte sie ohnehin nichts zu schaffen, wusste zwar von einigen Zusammenhängen nur zu genau, war in die Dinge allerdings nicht involviert (oder zumindest nicht bekannter Maßen), darum würde alles, mit Ausname des üblichen Geredes über ihre Person, einfach unbemerkt an ihnen Vorüberziehen. Und wenn wirklich Personen anwesend waren, bei denen es Heikel werden könnte, würde sie diesen einfach aus den Weg gehen.
„Gewiss solltet ihr etwas mitbringen,“ Beginnt Atevora künstlich beschwingt und freundschaftlich. „etwas von immenser Bedeutung! – Frohsinn, Zuversicht und Gute Laune... ach, und zusätzlich eine Portion Elan und Lebensfreude ist bestimmt auch nie verkehrt. Bitte seid so freundlich und entbietet Aurian noch meine besten Wünsche. Auf bald und einen wundervollen Tag dir noch Lyall.“ Bei diesen Worten gibt sie Via ein Zeichen auf ihren Arm zu kommen. Gnädiger Weise kommt diese der Aufforderung beim zweiten Versuch nach und Atevora verlässt mit Shafir das Anwesen.


--------> Atevoras Wohnung

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 07. Jan. 2011, 16:24 Uhr
12. Goldschein 510


Für Ragna-Rana Anardóttir war es genug Aufregung und wenngleich sie dem kleinen Geschöpf gegenüber fast schon aufgeschlossen war, machen ihr die ganzen Leute um sie herum Angst. Und so macht sie sich nach anfänglichem Zögern nun doch daran sich zurückzuziehen. Allerdings, hat sie nicht die blasseste Ahnung wo sich ihr Zimmer befindet und wohin sie nun soll. Dem kleinen hellen Wesen scheint Ragnas suchender Blick nicht entgangen zu sein und so macht sich Apfelgrips daran, der Jägerin den Weg zu zeigen. Nachdem sie Ragnas Zimmer erreicht haben schwirrt das Geschöpf auch schon wieder davon und Ragna schließt die Tür. Erschöpft lässt sie sich auf ihr Bett sinken und sitzt nun dort, Löcher in die Luft starrend. Es war also nicht ihr Gebieter, wer ihr hier aufgelauert hat und dennoch fühlt sie sich kein bisschen ruhiger.
Noch scheint er mich nicht gefunden oder er hat wichtigeres zu tun… Noch…
An Schlafen ist trotz all der Müdigkeit nicht zu denken. Fremd fühlt sie sich hier und auch Emerald kann ihr heute keinen winzigen Funken Sicherheit geben. Und so dauert es Ewigkeiten, ehe sie sich tatsächlich hinlegt und eine von Alpträumen durchzogene unruhige Nacht verbringt.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 10. Jan. 2011, 14:31 Uhr
12. Goldschein 510

"Eh … Lady de Winter?" Aurian zuckt zusammen. In all dem Durcheinander hat sie es doch glatt überhört, dass ein weiterer Gast das Anwesen betreten hat: es ist Coben, der Gärtner von TinAmnen, der die Halbelbe vor wenigen Siebentagen in ihrer Kammer in der Steinfaust aufgesucht hatte. Innerlich seufzt Aurian Götterergeben. Irgendwie schien der heutige Tag einfach kein Ende nehmen zu wollen. Dabei wollte sie Ragna doch Sicherheit vermitteln, nun dieser Tumult hier ist da alles andere als hilfreich. Und tatsächlich scheint ihr Gast immer nervöser zu werden, allem Anschein nach will sich die junge Frau nur mehr zurückziehen. Die Magierin wirft Apfelgribs einen schnellen Seitenblick zu und das Irrlicht versteht sofort (oder hat es den gleichen Gedanken gehabt?). Auf alle Fälle führt es Ragna und den Smaragdkater (von dem es aber doch einen gehörigen Sicherheitsabstand hält) den Gang entlang zu den Gästezimmern und nach kurzem Zögern folgt Zoe der Gruppe. Das wäre geregelt. Aurian wendet sich nun dem neuen Besucher zu und versucht dabei ein freundliches Lächeln zu zeigen, etwas was ihr ob den Durcheinanders mehr schlecht als recht gelingt – es wirkt eher verzweifelt. „Coben! Wie ich sehe habt ihr Zeit gefunden. Es geht wohl um die Sache, wegen der ihr mich schon vor einigen Siebentagen in der Steinfaust aufgesucht habt!“ Ihr Blick fällt auf Avila. Ihre oberste Magd konzentriert sich krampfhaft auf einen Russfleck – fast schon zu krampfhaft. Aurian zieht eine Augenbraue in die Höhe, lässt sich aber sonst nichts anmerken. Stattdessen wendet sie sich wieder dem jungen Mann zu. „Kommt mit, am besten wir reden in meinem Arbeitszimmer!“ Mit diesen Worten öffnet die Lady die angrenzende Tür.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 10. Jan. 2011, 19:57 Uhr
~12. Goldschein 510~


Es kratzt Avila nicht im Geringsten, als die Fremde das Zimmer verlässt und dafür jemand anderes es betritt. Sie achtet nicht auf die Worte, die gewechselt werden und es ist ihr nur recht, als Aurian mit der anderen Person das Zimmer verlässt. Jetzt ist sie ganz allein mit ihrer Wut, der Wurzelbürste, dem Lappen und ihrem Eimer mit Seifenlauge. Eigentlich ist es nicht wirklich nachvollziehbar, warum sie Uios Ausraster so aus der Bahn wirft, es sei denn, man kennt einen ihrer größten Alpträume: In diesem wacht Avila auf und alles ist niedergebrannt, der Garten, der Wald, das Haus und alle Menschen, die ihr etwas bedeuten. Als Kind hatte sie den Alptraum regelmäßig, jetzt im Erwachsenenalter nur noch sehr selten. Dennoch gehört unkontrolliertes Feuer zu den Dingen, vor denen sie sich am meisten fürchtet, auch wenn sie sich das nur ungern eingesteht. Da fällt es viel leichter, sich berechtigt über den Jungen aufzuregen, als sich einzugestehen, was für einen fürchterlichen Schrecken sie bekommen hat, als es anfing zu brennen. Es war recht rasch gelöscht worden, dennoch ist das Gefühl, dass das Feuer sich ausbreiten und alles verschlingen könnte. Avila reagiert sich noch eine Weile an dem schuldlosen Holzboden ab, auf dem man zwar noch schwarze Male sieht, die sich aber mit Bürste und Lappen nicht ausmerzen lassen. Als sie vollkommen durchgeschwitzt und außer Puste ist, lässt sie langsam die Bürste sinken und fragt sich leise selbst: „Was tue ich denn nur hier?“ Mit einem lauten Platschen lässt sie Bürste und Lappen in den Eimer fallen und beobachtet ungerührt, wie das Wasser über die Ränder spritzt und auf den Boden tropft. Ihr ist durchaus bewusst, dass sie jetzt normalerweise trocken nachwischen müsste, doch ganz im Gegensatz zu ihrer sonstigen Meinung, dass man solche Dinge schnell erledigen sollte um sie nicht zu vergessen, entscheidet sie in diesem Fall anders. Sie nimmt den Eimer am Henkel, verlässt den Raum, durchquert die Küche, in der eine Gemüsesuppe vor sich her brodelt ohne abgeschmeckt worden zu sein und steht endlich im Hof.

Aus einer Ecke schaut ihr die kleine Katze, die bei Avila nur „Liath“ heißt, dabei zu, wie sie den Eimer neben dem Brunnen abstell. Mit einer Mischung aus gesunder Vorsicht und Hoffnung auf Essen wird Avila gemustert und obwohl ihr überhaupt nicht danach ist, muss sie lächeln. Liath ist die einzige der zahlreichen Katzen Talyras, die sich auf das Anwesen traut, den Rest hält Lyalls wohl doch sehr deutlicher Geruch fort. Das erstaunliche an Liaths Unerschrockenheit ist, dass sie sehr klein ist, aber sie ist auch flink und nicht nur durch ihre namengebende graue Farbe vollkommen unauffällig. Avila weiß nicht, wie lange das kleine Tier sich schon an den Küchenabfällen vergangen haben mag, sie hat es schließlich erst erwischt, als sie eines Tages mit dem Einkäufen so vollgepackt heim kam, dass sie einen Teil vor der Tür stehen ließ. Darunter war auch eine Flasche Milch, die so verführerisch gerochen haben muss, dass Liath sie gekonnt so die Stufe herunterschmiss, dass sie aufplatzte. Als Avila schließlich zurückkam stand das Tier mitten in der Milchpfütze und schaute ganz verdattert aus der Wäsche, bevor es wie der Blitz verschwand. Das wenige, das sich retten ließ, trug Avila nach drinnen, dann kam sie mit einem kleinen Schälchen zurück und kippte die Reste von den Scherben hinein. Seitdem haben sie und das kleine Tier eine Abmachung: Miez kriegt einmal am Tag mit Wasser verdünnte Milch und den einen oder anderen Rest, dafür bringt sie Avila regelmäßig eine Maus, die sie vor der Küchentür liegen lässt. Heute gab es noch keine Maus und wie es aussieht hält sich Liaths Jagderfolg bisher in Grenzen, denn sie überwindet sich und streicht Avila vorsichtig um die Beine. Diese lächelt, nimmt das Tier hoch und spricht dabei leise auf es ein und überraschenderweise ergreift Liath nicht die Flucht, sondern es scheint, als höre sie auf Avilas Worte. Mit der Katze auf dem Arm geht sie durch die duftenden Rosen bis in eine versteckte Ecke des Gartens, wo sie zwar noch hören kann, wenn sie vom Haus aus gerufen wird, wo man sie aber nicht direkt sieht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 17. Jan. 2011, 17:25 Uhr
22. Langschnee 510

>>„Gewiss solltet ihr etwas mitbringen, etwas von immenser Bedeutung! – Frohsinn, Zuversicht und Gute Laune...“<<, antwortet die Eismagierin ihr beschwingt.>> Ach, und zusätzlich eine Portion Elan und Lebensfreude ist bestimmt auch nie verkehrt. Bitte seid so freundlich und entbietet Aurian noch meine besten Wünsche. Auf bald und einen wundervollen Tag dir noch Lyall.“<<
Verdattert blickt sie auf die kleine Frau herab, welche gebieterisch ihren Arm nach der Eule ausstreckt.
Das eigenwillige Tier lässt sich jedoch nicht gleich auf diesem nieder. Die Situation und Lyall abschätzend schwingt sie sich erst bei Savenas zweiter Aufforderung  von ihrem gewählten Sitzplatz herunter und blickt auch dann noch recht pikiert drein.
Sich gerade noch an ihre gelernten Manieren erinnernd flüstert die Wargin ein „Gewiss werde ich dies tun, Herrin. Slan leat...*“ und verbeugt sich mit der Faust auf dem Herzen.
Doch Savena ist schon am Fuß der Treppe angekommen, auf ihrem Arm die Eule – ihr Blick ruht noch immer auf Lyall- und friedlich hinter ihr her trottend, der zottelige Hund.

Elan? Lebensfreude? Wirkte ich niedergeschlagen? Warum ist ihre Stimmung von freudig auf bedrückt umgeschlagen und das so plötzlich? Nachdenklich streicht sie sich mit ihrer Hand über eines ihrer Ohren.
Nun... vielleicht war ich zu Anfangs doch etwas...grob. Es tut mir leid...was hätte ich denn denken sollen? So viele „Warnungen“ über ihre Person und dann kommt sie zu mir und bietet mir ihre Gesellschaft und ihren Namen an? Und macht mir ein Geschenk? Gedankenversunken schaut die Gestaltwandlerin Savenas  verschwimmender Silhouette nach, welche immer mehr mit dem umliegenden Schnee zu verschmelzen scheint. Nur ihr dunkler tierischer Begleiter hebt sich nach wie vor gut vom Hintergrund ab. Diese Einladung gibt mit immerhin die Gelegenheit, mehr zu erfahren. Und vor allem, ob sie wirklich so eine schreckliche Person ist. Aber...das kann ich einfach nicht glauben.
Die Helligkeit des Schnees treibt ihr Tränen in die Augen, seufzend zieht sie sich in die Eingangshalle zurück und schließt leise die Tür. Mit einem tiefen Seufzer wendet sie sich wieder dem Salon zu, um das benutzte Geschirr zu holen und die Kerzen zu löschen.

Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass sich gerade Halbwahrheiten ausgeschmückt mit allerlei diffusen Lügen am schnellsten verbreiten. Sie würde einfach selbst herausfinden ob sie mit dieser gefühlsstürmischen und zugegebenermaßen recht affektierten Frau umgehen konnte.
Lyall muss sich jedoch eingestehen, dass sie sich -trotz leichter Unsicherheit- auf das Theaterstück freute.
Vielleicht eilt einfach nur erfundener schlechter Ruf der Eismaid voraus und der Spruch des alten Bauern aus Brynaig – er hatte ihr Essen und Nahrung gewährt, kurz nachdem sie ihren Clan verlassen hatte-  sollte sich wieder einmal bewahrheiten: ' Eine Lüge läuft um ganz Roha, bevor die Wahrheit auch nur ihre Stiefel angezogen hat'...



* Auf Wiedersehen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 18. Jan. 2011, 16:39 Uhr
Ganz klein und ganz allein sitzt die junge Fee auf einem Äste der alten Eiche. Die Beine hat das Mädchen an ihren Bauch gepresst und ihr Gesicht liegt regelungslos auf ihren Knien. Immer wieder kullern Tränen aus ihren Augen. Sie bahnen sich den Weg über ihre Wangen und fallen schließlich ihren langen Weg auf den Erdboden unter den mächtigen Baum. Die Kleine gibt keinen Ton von sich. Die Zeit des lauten Schluchzens und Jammerns ist längst vorbei und hat einer stillen Traurigkeit Platz gemacht, die das Herz der Fee gefangen nimmt und sie einfach nicht mehr los lassen will.
Die Zeit seitdem Uio verschwunden ist, verläuft für Zoe wie zähflüssiger Schleim. Stunden ziehen sich wie Tage, Siebentage wie Monde und Uio ist immer noch nicht zurück gekehrt. Jeder Tag beginnt für sie damit, dass sie zusammen mit Apfelgribs den Großen im Anwesen zur Hand geht. Wenn die Sonne ihren höchsten Punkt überschritten hat, macht sich das Feenmädchen auf, um nach ihren besten Freund in der Stadt zu suchen. Erst wenn die Sonnenscheibe schließlich den Horizont berührt, kehrt sie wieder zum Anwesen zurück, meist müde und völlig erschöpft. Sie sieht, dass sich die Großen um sie Sorgen, doch selbst das beste Zureden ihrer neuen Freunde kann die kleine Fee nicht davon abhalten, die Hoffnung aufzugeben. Die Hoffnung Uio könne irgendwann wieder zu ihr zurück kommen. Sie mag Apfelgribs, Aurian, Avila, Lyall, Ragna und die anderen wirklich gern, aber keiner der Bewohner des Anwesens de Winter kann für die kleine Fee Uios Platz einnehmen. Ihr fehlt sein Lachen, seine total verrückten Geschichten und noch viel verrückteren Ideen. Ihr fehlt seine Wärme und sein Duft und das wunderschöne Gefühl sich in seine langen Haare einzukuscheln oder auf seinem Bauch liegend seinem gleichmäßigen Atmen zu lauschen, bis sie schließlich selbst einschläft.
Nach dem gemeinsamen Abendessen sucht das kleine Wesen die alte Eiche vor dem Haus auf. So wie auch heute verbringt sie die Nacht meistens auf einem der alten knorrigen Äste unter dem glitzernden Sternenhimmel. Hier fühlt sie sich wohl. Vielleicht schaut ja auch Uio irgendwo gerade in den Himmel, sieht dieselben Sterne leuchten und denkt an sie. Traurigkeit erfüllt Zoes Herz. Es kann nur einen Grund dafür geben, dass Uio sie nicht holen kommt. Ihm muss etwas Schlimmes widerfahren sein. Vielleicht wird auch er wie sie damals von einem bösen Großen gefangen gehalten und er wartet so sehnlich darauf, dass ihn jemand retten kommt. Doch Zoe ist kein Ritter wie Uio es ist, sie weiß einfach nicht wie sie ihren Freund finden kann. Jeder Tag der Suche war bisher vergebens.
Das Feenmädchen wischt sich die Tänen aus dem Gesicht. Über ihr Rascheln leise die Blätter der Eiche im lauen Nachtwind.
„Ich werde dich finden, Uio!“, flüstert Zoe leise, während sie Ihre Hände zu Fäusten ballt. „Ich werde dich finden und dich retten. Das verspreche ich dir hoch und heillig beim Geist von Hurrrstchilpzsullitzzilr. Ich werde nicht aufgeben!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 18. Jan. 2011, 19:48 Uhr
Zwischen dem 12. und dem 24. Goldschein 510


Die folgenden Tage und Nächte vergehen für Ragna-Rana sehr langsam. Des Nachts wird sie von Alpträumen geplagt. Immer wieder wacht sie schweißgebadet auf und muss sich erst einmal davon überzeugen, dass sie nicht in Ketten liegt und auch nicht mehr in dieser verhassten Stadt ist. Oftmals kann sie nach diesen Alpträumen kaum mehr einschlafen und besonders die Dunkelheit macht ihr Angst. Sie erinnert sich wie er aus dem Dunklen kam und sie so zielsicher gefangen hatte, dass er des Nachts perfekt sehen können musste. Auch ihre erste Flucht, wo seine Schläge ungesehen aus der Dunkelheit auf sie niederprasselten wird sie nie vergessen und so entzündet sie meistens eine Kerze, nachdem sie aufwacht und  versucht das Einschlafen weitestgehend zu vermeiden. Die Erinnerung an das Feuer an ihrem ersten Tag sorgt jedoch wiederrum dafür, dass sie bei brennender Kerze nicht einschlafen kann und so ist Licht die beste Taktik den Schlaf und somit die Alpträume zu vermeiden.
Alsbald fällt es ihr schon abends ob der Angst schwer überhaupt erst einzuschlafen. Sobald sie in einen leichten Schlaf sinkt, ist er dort in ihrem Träumen. Sie kann seine Stimme hören und es ist, als würde er tatsächlich zu ihr sprechen. Seine Kleidung, seine Art sich zu bewegen, sein Gesicht alles erscheint in diesen Träumen so wirklich, dass sie einem kleinen Kind gleich schon eine regelrechte Angst vor dem Einschlafen entwickelt hat.
Tagsüber ist sie übermüdet und absolut lustlos. Seit ihrer Ankunft hat sie kein einziges Mal gelächelt und selbst ihre Blicke verraten keinerlei Gefühl. Alles an ihr wirkt leblos und leer und genauso fühlt sich die Wargin auch. Dem regen lebhaften Treiben, das hier auf dem Anwesen immer herrscht, geht sie weitestgehend aus dem Weg. Sie versucht die anderen Bewohner zu meiden und interessiert sich für kaum etwas um sich herum. Würde Aurian selbst ihr nicht ab und an etwas zu Essen aufs Zimmer bringen, so würde sie vermutlich oftmals auch darauf noch gänzlich verzichten, doch Aurian kümmert sich und achtet auf ihren neuen Schützling und all das ohne Ragna zu bedrängen, ganz so, als wüsste sie, dass die Fremde einfach etwas Zeit braucht. Nach einer Weile traut sich Ragna zumindest sich frei im Haus zu bewegen. Gemeinsam mit den Anderen isst sie selbst dennoch noch immer nicht und wann immer ihr jemand im Haus begegnet, senkt sie nur den Blick, weicht aus und zieht sich wieder zurück. Wenn sie ihr Zimmer verlässt, dann meist um in einer ruhigen Ecke auf dem Anwesen, fern der Anderen zu sitzen und die Zeit einfach verstreichen zu lassen. Sie sitzt dort und tut nichts. Meist wirkt sie abwesend und in sich gekehrt. Einzig Emerald gelingt es ihr hier und da eine Gefühlsregung abzuringen. Als er den einen Tag versucht hat Apfelgrips zu fangen, ist Ragna-Rana zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten der Gleichgültigkeit sehr laut und böse geworden. Seitdem hat Emerald sich dem kleinen Irrlicht auch nicht wieder genähert. Aber auch wenn Ragna-Rana ansonsten kaum Gefühlsregungen zeigt, wird sie nicht vergessen wie das kleine Wesen sich ihrer am ersten Tag ein wenig angenommen hat und ohne dass sich Ragna ihren Platz auf dem Anwesen durch irgendeine Tätigkeiten verdient, so möchte sie zumindest, dass niemand der hier Lebenden Schaden durch ihre oder Emeralds Anwesenheit nimmt. Und genau dass, ist eines der Probleme mit denen  die Jägerin zu kämpfen hat, denn ihre allnächtlichen Alpträume machen ihr stets aufs neue klar, dass er sie eines Tages finden wird und Ragna-Rana kann sich nicht vorstellen, dass auch nur eine einzige der hier lebenden Personen dann sicher sein wird. Alleine Ragna-Ranas Anwesenheit stellt eine zu große Gefahr dar und das Schlimmste ist, dass nicht einer der Bewohner sich dieser Gefahr wirklich bewusst zu sein scheint.



In der Nacht vom 24. auf den 25. Goldschein 510


Ragna-Rana läuft durch die Straßen irgendeiner Stadt. Dass sie die unzähligen Straßen, Wege und Gassen nicht kennt und auch die Gebäude sie an keine ihr bekannte Stadt erinnern, bemerkt sie nicht. Zu wenigen Städten hatte sie trotz ihrer vielen Reisen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Barfüßig rennt sie über den steinernen Untergrund, biegt immer wieder in andere Gassen und versucht sich weiter von ihrem Verfolger zu entfernen, ohne sich in dem Labyrinth aus Wegen auch nur ansatzweise zu Recht zu finden.  Während sie um die nächste Ecke biegt wendet sie den Kopf, um zu schauen, ob er noch hinter ihr ist, doch sie kann ihn nicht mehr sehen.  Noch während sie den Kopf wieder nach vorne richtet und die Ecke passiert, erkennt sie die Gestalt vor sich, welche dort mitten in der Seitengasse, in welche sie gerade hineinbiegt, mit einem boshaft amüsierten Grinsen auf den Lippen steht - doch es ist zu spät. Ihr gelingt es nicht mehr zum Stehen zu kommen oder auszuweichen. Stattdessen rennt sie geradewegs in ihn hinein. „Shara Scon“ hört sie seine kalte Stimme flüstern und in ihrem Kopf hallt dieser Name noch einen Moment, einem Echo gleich, nach, während seine Hände sie packen und grob festhalten. Panik steigt in ihr auf und mit einem kurzen Aufschrei erwacht sie jäh aus ihrem Traum.

Auch nach dem Erwachen will die Panik nicht von ihr weichen, mit zitternden Händen versucht sie die Kerze zu entzünden um ein wenig Licht in diese unerträgliche Schwärze zu bringen und gefühlte Ewigkeiten verstreichen, ehe es ihr im Dunkeln gelingt den kleinen Docht zu entflammen. Noch immer am ganzen Leib zitternd starrt sie in den Trost des Lichtes und wie jedes Mal erscheint ihr der Traum selbst nach dem Erwachen noch viel zu real. Shara Scon… Shara Scon… hallt diese Stimme noch immer in ihrem Kopf nach, ganz so als wäre er wirklich hier gewesen. Ihre Kehle ist wie zugeschnürt und Wellen von Panik gleiten über sie hinweg. Emerald drückt sich eng an sie, doch sie scheint es nicht einmal wahrzunehmen. Statt ihm irgendeine Form von Aufmerksamkeit zu schenken, steht sie auf, nimmt die Kerze und geht zur Tür. Erst lauscht sie, ob jemand im Haus erwacht ist, doch nachdem sie niemanden hören kann, öffnet sie die Tür vorsichtig ein kleines Stück, schlüpft hindurch und schließt sie hinter sich leise. Nur in ein einfaches Nachtgewand, welches sie von Aurian bekommen hat, gekleidet schleicht sie durch den Flur und zur Haustür. Auch unterwegs begegnet ihr niemand. Immer wieder hält sie inne und lauscht, ob irgendjemand ihr folgt. Als aber stets alles ruhig bleibt, schlüpft sie aus dem Haus und sucht eine ungestörte Ecke. Draußen im Licht der Sterne ist es längst nicht so finster wie im Haus und so findet Ragna sich gut zurecht, verbirgt sich hinter dem Stall und schlüpft aus dem Gewand. Lange ist es her, dass sie ihre Gestalt gewechselt hat und der Schmerz der Wandlung scheint ihr nahezu unerträglich. Gleichermaßen lenkt er jedoch auch von den Alpträumen und ihrer Angst ab und das ist genau was sie jetzt braucht. Nachdem sie den schmerzhaften Teil endlich hinter sich gebracht hat und in der Gestalt einer Sitechwölfin auf dem Boden kauert, erhebt sie sich und läuft leichtfüßig von dem Grundstück in die Nacht. Dabei denkt Ragna nicht nach und gibt sich voll und ganz den animalischen Sinnen der Wölfin hin, handelt instinktiv und folgt irgendwelchen Spuren. Erst gegen Ende der Nacht ist sie wieder zurück, wandelt sich, schlüpft in ihr zurückgelassenes Nachtgewand, nimmt die Kerze und zieht sich, noch bevor jemand im Hause erwacht ist, unbemerkt wieder in ihr Zimmer zurück. Dort reißt sie die Vorhänge auf, damit bald die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen der Dunkelheit ihren Schrecken nehmen können. Anschließend legt sie sich ins Bett und durch die Erschöpfung des nächtlichen Ausfluges, fällt sie alsbald in einen nunmehr ruhigeren Schlaf.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 20. Jan. 2011, 20:42 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Die letzte Woche verlief relativ eintönig. Ragna-Rana ging den Bewohnern des Hauses größtenteils aus dem Weg und verbrachte ihre Zeit zurückgezogen und alleine. Des Nachts jedoch, wenn alles schläft und sie selbst keine Ruhe finden kann, schleicht sie sich raus um sich den tierhaften Instinkten hinzugeben und ihre Sorgen vergessen zu können. So auch heute. Das Haus schlummert tief und fest und die Wargin schlüpft hinaus und in ein sicheres Versteck, um ihre Kleidung abzustreifen. Die Verwandlung selbst ist wie immer schmerzvoll und Ragna glaubt, dass sie sich nie wirklich an die Pein gewöhnen wird, welche mit der Verformung von Knochen, Sehnen und Muskeln einhergeht. Für einen kurzen Moment sehnt sie sich nach den Kräutern der Sommerinseln, mit welchen Tatunca Nara ihren Schmerz verblassen lassen konnte und eine nahezu schmerzfreie Verwandlung möglich machte. Für einen kurzen Moment überrollt sie eine Welle von Trauer über den Verlust ihres Freundes, der so lange Zeit der einzige Mensch in ihrer Nähe war und spült die Schmerzen der Wandlung weg. Dann erinnert sie sich, wie sie die Kräuter und auch alles andere ihrer Habseligkeiten durch Xrecyltres verloren hat und Panik steigt in ihr auf, um dann von einer letzten Woge des Schmerzes, mit der sie ihre Wandlung beendet, hinfort getragen zu werden. Und mit dem Schmerz verblassen auch ihre menschlichen Ängste und Sorgen. Wie stets während der Verwandlung ist ihr Stirnband (das Einzige was sie nach der Versklavung noch von ihren Habseligkeiten behalten konnte) über ihren Hals gerutscht und gleicht nun einem mit Federn, einem ewigen Knoten und einer Wolfskralle bestücktem Halsband. Dieses Erkennungszeichen hatte sie schon auf Barsa getragen, damit ihr Stamm und wichtiger noch, deren Jäger gleich sehen konnten, dass sie es ist. Davon abgesehen, dass der Schmuck ihr wirklich viel bedeutet, zeigt er auch Fremden, dass sie zumindest ein domestiziertes, abgerichtetes Tier ist und so wurde sie meist in Ruhe lassen.

Interessiert wittert und schnuppert die Wölfin. Besonders der Geruch, der von den Ställen herüber weht interessiert sie. Doch der kleine Funke Ragna, der noch in ihr ist, zwingt sie, den Geruch aufzugeben. Insgeheim stimmt die Wölfin ihr ja auch zu. Immerhin sind es die Tiere der netten Frau, welche sie hier aufgenommen hat. Aber der Duft war einfach zu verlockend. Doch von ihrer menschlichen Seite dazu getrieben, ignoriert die Wölfin die Viehställe nach kurzem Zögern und verlässt das Anwesen, um einem anderen Geruch zu folgen, dem Duft eines Wildkaninchens, welches sie jagen darf. Immer mehr verblasst Ragna in ihrem Innern und die Instinkte der Wölfin übernehmen die Kontrolle. Früher hatte man ihr erklärt, dass es gefährlich sei sich zu oft oder zu lange zu verwandeln, weil man sich in der Tiergestalt verlieren könnte, doch was hat sie noch zu befürchten? Die Nächte, in denen sie sich dem Tier überließ waren die Zeiten, die sie ohne diese schreckliche Angst verbringen kann und so kommt es, dass sie nicht nur körperlich, sondern vom ganzen Wesen her als Tier durch die Umgebung des Anwesens streift, um dann aufgeregt der Spur eines Beutetiers zu folgen.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 24. Jan. 2011, 23:00 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Die erfrischende Kühle des Steinbodens dringt durch ihr Sommerfell hindurch und nimmt der schwülen Nachtluft ein wenig Schärfe.
Müde wälzt sich die Wargin vor dem Gesindehaus um in eine bequemere Liegeposition zu gelangen. An Schlaf ist bei diesem Wetter kaum zu denken, in ihrem kleinen Zimmer war die Luft zum schneiden gewesen, selbst bei geöffnetem Fenster.
Lyall bewundert Avila, welche im Nebenzimmer friedlich dem Schlaf der Gerechten frönt und sich an dieser Hitze nicht zu stören scheint. Schon den ganzen Tag war es heiß gewesen und die Abenddämmerung versprach etwas Frische. Doch je mehr die Nacht voranschritt umso schwüler wurde es. Feuchtwarme Luft weht um ihre kalte Nase, irgendwo hatte es wohl einen Sommerregenschauer gegeben und diese klebrige Wetterfront zog nun auf Talyra zu.
Mit einem blubbernden Seufzen stößt sie ihre Atemluft zwischen ihren Lefzen aus und öffnet ihre Augen um in den Himmel zu blicken.
Nur ein paar graue Wolkenfetzen ziehen am Mond vorbei, wie Nebelschwaden zwischen den Herden der Sterne. Das kalte Glitzern der Himmelsgestirne suggerierte eine Kühle die es nicht gab und so hüllte sich Lyall wieder in dämmrige Träumereien.

Immer mehr die Kontrolle über ihren Körper verlierend, wird die Wargin sanft vom Schlaf übermannt. Sie bemerkt mit ihrem letzten Rest an wachem Verstand, dass sie es diese Nacht – Ea mochte wissen wie viele kurze Stunden es noch bis Sonnenaufgang waren-  wohl endlich doch noch ins Traumland schaffen würde.
Gerade ist sie eingedöst und es kommt ihr vor als hätte sie gerade erst ihre Augen geschlossen, um sich dem ersehnten Schlaf hinzugeben, da kickt ihr Hinterbein kräftig -durch einen fehlgeleiteten Muskelreflex- nach hinten aus.
Ihr Tritt trifft eine alte Milchkanne in der normalerweise Regenwasser gesammelt wird, jetzt im Sommer jedoch leer ist, mit voller Wucht, lässt diese kurz taumeln bevor sie blechern scheppernd zu Boden geht.
Wie von einer Feruerspinne gestochen fährt Lyall hoch. Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen kann, hat ihr Körper sich reflexartig in Angriffsposition begeben und steht nun mit gesträubten Nackenhaaren vor der noch leicht hin und her rollenden Kanne.
Zum Dunklen mit diesem... so ein...mögen dich die dunklen Wanderer holen! Gerade war ich am einschlafen...dann das....
Verärgert gibt Lyall der wehrlosen Milchkanne einen Nasenstüber, begibt sich wieder vor die Tür des Gesindehauses, dreht sich mehrmals im Kreis – tierische Instinkte lassen sich nur schwer unterdrücken – und lässt sich dann nieder, nicht ohne dem Blechgefäß noch einen bösen Blick zu zuwerfen.

Doch nun ist sie wieder wach und der Schlaf hat sie nun endgültig entnervt verlassen.
Mit geschlossen Lidern liegt sie still da und wartet ärgerlich auf das Morgengrauen.
Wer braucht schon Schlaf... alles überbewertet. Wäre ich doch nur drinnen geblieben! Verdammte Kanne... ach was denke ich denn da... drin ist es heiß... ob ich hier draußen schlafe oder nicht, was macht das noch für einen Unterschied? Nächstes mal lege ich mich in den Keller... da ist es immer Kalt. Gleich morgen werde ich Lady Aurian fragen, ob...
Ein Geräusch ganz in ihrer Nähe lässt sie aufhorchen. Wie versteinert liegt sie da, nur ihre Ohren bewegen sich unmerklich, jedes Geräusch der sommerlichen Nacht aufnehmend.
Ein paar Herzschläge lang wartet sie mit angehaltenem Atem, doch das Rascheln wiederholt sich nicht.
Müde jedoch schlaflos senkt sie ihren schweren Kopf wieder auf ihr Pfoten. Wo war ich? Ach ja... gleich morgen werde ich fragen, ob ich im Keller... bei Ea's grünem Blut was zum...
Da war es wieder gewesen! Und diesmal ist sie sich sicher. Wenn sie auf etwas vertrauen konnte, dann auf ihr feines Gehör.

Keinen Laut erzeugend erhebt sie sich und lauscht noch einmal aufmerksam mit erhobenem Kopf.
Wieder hört sie nichts, doch dann... da!... wieder dieses leise Rascheln, jetzt jedoch weiter weg.
Ihre Jägernatur ist geweckt und so pirscht sie geduckt immer näher an die Quelle des ominösen  Knisterns heran.
Noch bevor sie das Kaninchen sieht hat sie es auch schon gerochen. Ihre tierischen Triebe drängen sie zur Jagd, doch Lyall ist satt und weiß genau, dass sie hier – im Gegensatz zum Leben und Überleben in Wald und Feld- keine Nahrungsbunker anlegen muss. Ihre Deckung verlassend nähert sie sich dem Tier, sodass es sie unweigerlich sehen muss. Sie will es friedlich verscheuchen, da diese kleinen Pelzknäule immer wieder Avilas Blumen anknabbern und den Gemüsegarten verwüsten.
Da fällt ihr ein Blitzen in der Hecke nur ein paar Schritt von ihr entfernt auf. Beobachtend mit gespitzten Ohren legt sie ihren Kopf schief, unschlüssig was dies dort für ein Objekt sein könnte.
Doch dann bringt der drehende Wind den Geruch mit sich und Lyall ist fassungslos. Ein anderer Wolf! Hier! Verwirrung, Besorgnis und die unverkennbare Wut in ihr, ausgelöst durch das territoriale Vermächtnis ihrer tierischen Natur wechseln sich in mehreren Gefühlswogen ab.
Für Lyall war die Frage wichtiger woher der Wolf kam und ob noch mehr in der Nähe waren, doch ihr tierisches Ich interessierte nur, dass dieser „Eindringling“ IHR Territorium betreten hatte.
Noch bevor Lyalls menschliche Gedanken ein Handeln der tierischen Hälfte unterbinden können, fletscht sie auch schon drohend ihre Zähne und knurrt zunehmend bedrohlich den unbekannten Wolf an.
In Lyall läuft ein instinktgesteuertes Uhrwerk ab und sie beginnt systematisch das Versteck des weißen Wolfs zu umkreisen. Immer enger zieht die schwarze  Wölfin ihre imaginäre Schlinge um den „Feind“ während die von wölfischen Gedanken unterdrückte Menschenfrau versucht sich wieder an die Oberfläche des wirbelnden Seelenstromes zu kämpfen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 25. Jan. 2011, 09:05 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Am Rande vernimmt die Wölfin ein blechernes Scheppern. Doch misst sie diesem Geräusch keine größere Bedeutung bei. Es war irgendwo am Haus und ob einer der Bewohner aufgewacht oder eines der Hoftiere etwas umgestoßen hat, interessiert sie nicht. Vielmehr interessiert sie sich für das kleine Kaninchen, deren Fährte sie folgt. Hier und da hat sie auch Geruchsspuren wahrgenommen, welche darauf hinweisen, dass ein anderer Wolf hier ebenfalls ab und an herumschleicht, aber da die Wölfin stets nur Spuren und Fährten fand, nie jedoch das Tier selbst, hat sie sich darum nicht weiter gekümmert. Vermutlich ein Einzelgänger, der ohne Rudel jagen muss und daher die leichtere Beute auf einem der Höfe vorzieht. In ihrer Heimat waren es auch stets die Einzelnen, welche aus Verzweiflung und auf Suche nach Nahrung in die Dörfer der Menschen kamen und so ignoriert Ragna die Fährten und konzentriert sich auf ihr Kaninchen. Würde sie dem Wolf begegnen, könnte sie ihn immer noch verjagen. Die kurzen menschlichen Gedanken verschwinden wieder und Ragna ist wieder ganz Wölfin, ganz auf ihre Jagd konzentriert. Der Wind steht günstig oder auch nicht – je nachdem wie man es nimmt. So trägt der Wind ihren Geruch zwar von ihrer Beute weg, dafür jedoch geradewegs in Lyalls Richtung, wovon die Sitechwölfin nichts bemerkt.

Als sie gerade zum Sprung ansetzen und das Kaninchen schnappen will, passieren mehrere Dinge gleichzeitig. Ein Geräusch ertönt in unmittelbarer Nähe neben ihr, das Kaninchen jagt davon und Ragna vernimmt ein drohendes Knurren. Die Sitechwölfin wirbelt nun ihrerseits herum, die Lefzen drohend zurückgezogen und die Zähne gefletscht und erwidert das Knurren mit einem tiefen Grollen. Sie ist erbost, dass der Eindringling, welcher Aurians Hof aufsucht ausgerechnet jetzt auftauchen muss und ihr ihre Beute verjagt, dennoch ist sie nicht dumm. Sie mag geschickt, schnell und wendig sein, aber die Wölfin vor ihr überragt sie um ganze 50 Sekhel und sie macht nicht den Eindruck, als würde diese Begegnung kampflos verlaufen.
Hatte ich selbst nicht beschlossen, den Eindringling für Aurian zu verjagen? Der menschliche Gedanke taucht kurz auf, doch wird er wie viele Gedanken zuvor von tierischen Instinkten weggedrängt. Was bleibt ist eine Mischung aus Aggression und Wut über den fremden Störenfried und ein mulmiger Beigeschmack ob dieser imposanten Gestalt. Während ihrer Reisen ist Ragna nie ein Wolf wie dieser begegnet und alleine ob dieser imposanten Größe  würde sie gerne den Schwanz einziehen, sich ducken und laut winseln. Doch gleichzeitig weiß ihre wölfische Seite auch, dass sie nun hier wohnen und dass hier ihr neues Revier ist und daraus würde sie sich nicht vertreiben lassen und so knurrt sie noch etwas lauter und macht einen drohenden Schritt auf den Eindringling zu. Hält dann wieder inne. Mit wütendem Blick und zurückgezogenen Lefzen versucht sie den Eindringling zu verjagen. Ihre ganze Körpersprache sagt: „Dass hier ist mein, verschwinde.“  Doch auch ihr Gegenüber macht keine Anstalten von ihrer Drohung abzulassen und während sich die beiden Wölfe dort zähnefletschend gegenüberstehen, verfängt sich der Wind in Ragnas Halsband und zerzaust die Feder ein wenig.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 27. Jan. 2011, 09:35 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510



Nur noch ein paar Schritte trennen sie und den weißen Wolf voneinander. Auch dieser hat inzwischen eine drohende Haltung eingenommen und lässt sie nicht aus den Augen. Lyalls Wolfsgestalt überragt die kleinere weiße Wölfin beträchtlich, mit amüsiertem Erstaunen und teilweise mit Anerkennung honoriert Lyalls innere Wölfin die Bereitschaft des unterlegenen Tiers einen Kampf mit ihr nicht zu scheuen.
Ihre menschliche Gedanken versuchen immer wieder an die Oberfläche ihrer Seele zu gelangen und die Kontrolle über ihren Körper wieder zu erlangen. Doch all ihre Versuche schlagen fehl. Zu lange hatte sie nicht mehr die Gelegenheit gehabt ihre Wolfsgestalt anzunehmen und nun rächt sich dies, indem ihre animalische Seite stärker und stärker wurde, sich nicht niederringen lassen wollte.

Die Körpersprache des weißpelzigen Eindringlings signalisiert deutlich, dass sie dieses Grundstück und das Anwesen als ihr eigenes anerkennt und Lyall nun mit allem vertreiben will. Unter all dieser Aggression blitzt jedoch auch ein Fünkchen Furcht gegenüber der schwarzen Wölfin auf.
Mit gefletschten Zähnen stehen sich beide gegenüber, doch der kleinere Wolf ist es, der einen mutigen Schritt nach vorne macht und dabei laut knurrt, um seinen Besitzanspruch zu bekräftigen.
Diesen Affront kann die Wargin mit dem schwarzen Fell nicht auf sich sitzen lassen.
Ihr wölfischer Instinkt signalisiert Bereitschaft zum Angriff und der unterdrückte menschlicher Geist kann darauf kaum Einfluss nehmen.
Lyall baut sich noch mehr auf, ihr Nackenfell ist gesträubt und steht wie scharf umgrenzte Sägeblätter von ihrem Körper ab.
In einer noch harmlosen Angriffsgeste schlägt sie mit einer Pfote nach dem Eindringling und lässt ihr dabei eine Botschaft zukommen. In ihrem Geist formt sich der Gedanken an unter ihren Zähnen berstende Halswirbel, herausquellendes Rückenmark und zerfetztes blutiges Fleisch.
Dies sendet die schwarze Wölfin an ihr Gegenüber und der kleine menschliche Funken hinter ihren Augen hofft, die weiße Wölfin würde dem Kampf entfliehen. Doch diese rührt sich keinen Sekhel, taxiert nur weiterhin den schwarzen Wolf.

Wütend leckt der schwarze Wolf sich über die entblößten Zähne, schleicht dabei mit geduckter Haltung immer Näher an den Feind heran.
Eine Windböe erfasst Lyalls Pelz und ebenso das Fell der weißen Wölfin. Nur für einen Augenblick kann man erkennen, dass das andere Tier ein Halsband mit Federn trägt.
Es muss wohl ein domestiziertes Tier sein. Vielleicht aus einem anderen Teil der Stadt und hatte sich nun hier her verirrt?
Domestiziert hin oder her, das interessierte ihre innere Wölfin keine Spur. Doch die menschliche Lyall, unterdrückt von den wilden ungezügelten Emotionen und Gefühlen der Wölfin, wurde fast wahnsinnig vor Angst. Wenn herauskommen würde, dass sie diesen Wolf - wem auch immer er gehörte - angegriffen und vielleicht sogar getötet hatte... das raubte ihr schier den Verstand. Lady Aurian würde außer sich sein!
Der entfesselte Geist der Wölfin frohlockte über die neu gewonnene Herrschaft über diesen kräftigen, starken Körper. Niemals würde sie dem Kampf aus dem Weg gehen, nicht nachdem dieser kleine weiße Fellball meinte all dies hier würde ihr gehören!
Welche Dreistigkeit!

Lauter Knurrend und ihre Zähne wie wild fletschend, bildet sich Schaum vor ihrer Schnauze. Ihr ganzer Körper bebt in freudiger Erregung dem Kampf entgegen.
Kurz spannt sie ihre Muskeln in den Hinterbeinen an und springt auf die Wölfin zu.
Dieser Sprung soll sie nicht weit nach vorn bringen, sondern katapultiert sie in die Höhe über den anderen Wolf. Dumpf prallen beide Körper aufeinander.
Ihre Kiefer schließen sich um den Nacken der weißen Wölfin und ihre Zähne dringen tief ein, erwischen jedoch hauptsächlich Fell bevor sie am weichen Fleisch der weißen Wölfin entlang schrammen.
Mit ihren scharfen Krallen versucht sie die ungeschützte Seite der kleinen Wölfin – kurz vor dem Hinterbein, hier ist die Haut besonders dünn -  aufzureißen. Wie Schneeflocken trudeln ausgerissene Haare zu Boden.
Doch auch der fremde Wolf landet ein paar Treffer bevor sich beide Kontrahenten wieder voneinander lösen.
Enttäuscht spuckt Lyall ein paar weiße Haarbüschel aus und setzt erneut zum Angriff an.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 27. Jan. 2011, 11:23 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Ragna, die derzeit den Trost in der Wolfsgestalt darin sucht, die Kontrolle größtenteils abzugeben und sich von Instinkten leiten zu lassen, um ihre Angst und ihren Kummer zu vergessen, entgleitet nun die Kontrolle völlig und obgleich sie weiß, dass sie gegen die schwarze Riesin absolut chancenlos ist, will die Wölfin den Kampf unbedingt wagen. Es geht hier um zu viel, als dass sie klein bei geben könnte. Außerdem bedarf es oftmals nicht viel einen einsamen Streuner zu verscheuchen und von einem Rudel geht sie nicht aus, die alten Fährten, welche sie gefunden hat, stammten stets von einem einzigen Tier. Einsame Wölfe aber waren ganz auf sich alleine gestellt und für die Jagd ohne Rudel mussten sie absolut gesund sein. Da reicht oftmals schon eine Beinverletzung und das Tier hatte keine Jagdchancen und somit keine Überlebenschancen mehr, was auch der Grund dafür ist, weswegen die Einzelgänger einem Kampf meist aus dem Wege gingen. Vielleicht konnte sie so die Schwarze verjagen? Doch auch die Schwarze scheint diesen Hof eindeutig als ihr Grundstück anzusehen, denn auch sie zeigt deutlich, dass sie das Revier mit Zähnen und Klauen verteidigen wird. Ragnas Wölfin wagt einen drohenden Schritt auf ihre Kontrahentin zu, was jedoch nur zur Folge hat, dass die schwarze Wölfin sich noch drohender aufrichtet.

Die weiße Wölfin hätte sich auch gewundert, wenn eine solche Riesin einfach aufgeben würde. Zu offensichtlich ist es, dass die Schwarze viel Größer und Kräftiger ist. Dennoch ist Ragnas Wölfin kein Gegner, den man unterschätzen sollte. Sie hat auf ihren Reisen weit mehr Zeit in Wolfsgestalt verbracht als manch anderer Warg und ist durchaus kampferprobt und so duckt sie sich ein wenig und schleicht um die schwarze Wölfin herum, welche sie wütend mit ihren Blicken verfolgt. Auch sie duckt sich nun und versucht näher an Ragna heranzukommen, welche jedoch geschickt ausweicht und außer Reichweite bleibt. Sie weiß, dass sie einen so großen Wolf nicht allein durch Kraft besiegen kann und tänzelt daher immer wieder außer Reichweite, in der Hoffnung ein wenig Unaufmerksamkeit ihres Gegenübers ausnutzen zu können. Doch von Unaufmerksamkeit ist bei ihrer Gegnerin keine Spur.

Doch dann zeichnet sich ein innerer Zwiespalt auf den Zügen der Wölfin ab, für den Moment flammt in dem Blick der überlegenen Feindin doch tatsächlich so etwas wie Angst auf, welche jedoch, noch ehe Ragna diese Angst der Gegnerin nutzen und angreifen kann, in geifernde Mordlust umschlägt. Wildknurrend greift die Riesin auch schon an und erwischt die weiße Wölfin im Nacken. Die Verletzung ist nur sehr oberflächlich, überwiegend hat sie Fell eingebüßt und die Haut wird von den Zähnen nur leicht gekratzt. Dennoch erkennt Ragnas Wölfin, dass sie nun vorsichtiger sein muss, wenn sie nicht hier heute den Tod finden will. Hätte sie selbst auch nur noch einen Funken Kontrolle, sie hätte einen solchen Tod wohl durchaus begrüßt, aber ihr wölfisches Ich hängt sowohl an ihrem Leben, als auch an ihrer Freiheit und so gibt die weiße Wölfin in dem Kampf alles, weicht geschickt aus, so dass die scharfen Krallen ihrer Gegnerin nicht sehr tief eindringen und ihr mehr Fell als Haut vom Hinterbein reißen. Ragna rollt sich flink unter den Krallen der Feindin weg und schnappt von unten nach dem empfindlichen Bauch der Schwarzen. Doch auch sie bekommt mehr dichtes Fell, als alles andere zu fassen. Aber während sie auf der anderen Seite unter dem Bauch der Riesin wieder auftaucht, gelingt es ihr kurzzeitig das linke Vorderbein dieser zu fassen. Mehr als ein kurzer Biss ist ihr jedoch nicht möglich, denn schon schnappen die Zähne der Feindin nach ihr und Ragna setzt zum Rückzug an, weicht aus und bringt wieder Abstand zwischen sich und ihre Feindin. Wenn sie versucht unter den Angriffen der größeren Feindin hinwegzutauchen und sich ihre Geschwindigkeit zu Nutze macht, könnte sie die andere Wölfin durchaus besiegen. Aber die Chancen stehen nicht gut, denn auch die schwarze Wölfin ist trotz ihrer Größe geschickt, wendig und schnell und schon setzt diese auch zum erneuten Angriff an. Mit einem gewaltigen Satz springt sie der weißen Wölfin in die Seite und reißt sie wuchtvoll von den Beinen. Obgleich Ragnas Wölfin den Angriff sehen konnte, ging alles zu schnell, als dass sie hätte noch ausweichen können und so landen sie in einem wirren Durcheinander aus Beinen im weichen Gras. Das Gewicht der großen Wölfin drückt sie nieder und Ragna hat keine Chance sich unter dem schwereren Tier herauszurollen und so versucht sie zwar von unten nach der Schwarzen zu schnappen, erreicht aber nicht viel. Als die weiße Wölfin erkennt, dass der Kampf zu Ende ist, tut sie das Einzige, was noch zu tun bleibt und gibt winselnd zu verstehen, dass sie aufgibt. In der Hoffnung, die schwarze Riesin akzeptiert die Kapitulation legt sie dieser die Kehle dar.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 27. Jan. 2011, 20:13 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Mit all ihrer Kraft drückt sie die weiße Wölfin auf den Boden. Mit jedem röchelndem Ausatmen sinkt sie tiefer auf ihre Kontrahentin herab und verhindert so, dass sie ihre Lungen komplett mit Luft füllen kann. Immer weniger kann sich ihr Brustkorb ausdehnen um nach dem Lebenselixir Luft zu schnappen.
Mit einem durch Mark und Bein dringenden Laut, schlagen die Kiefer der Unterlegenen immer wieder zusammen, erwischen jedoch keinen Teil von Lyalls Körper.
Drohend knurrt die schwarze Wölfin in das weiche schneeweiße Ohr unter ihr. Lyalls linkes Vorderbein pocht entnervend, nachdem die kleine flinke Wölfin sie dort erwischt hatte.
Dafür zollte ihr der wölfische Anteil von Lyall Respekt, während der menschliche Teil versuchte sich bemerkbar zu machen.
Doch es gelang, der zu einer kleinen inneren Stimme verkommenen, Lyall nicht ihr animalisches Ich niederzuringen und die Macht über den Körper zurück zu erlangen. Töte sie nicht! Das wird uns teuer zu stehen kommen! Sie ist doch am Boden... lass sie frei!
Schnaubend gibt der Seelenwolf Lyall zu verstehen, dass sie nicht viel von diesem Vorschlag hält.

Doch plötzlich wird der Körper unter der schwarzen Wölfin schlaff und regungslos. Mit der letzten verbleibenden Atemluft bringt die Weiße ein Winseln hervor und dreht ihren Kopf so, dass sie ihre Kehle entblößt.
Nun kann die schwarze Wölfin nicht anders, sie MUSS den unter ihr liegenden Wolf aus ihrer Umklammerung frei lassen.
Das ungeschriebene Gesetz der Wölfe wollte es so und ihr Stolz und Ehrgefühl als Siegerin befehlen es ihr gleichermaßen. Nur Ausgestoßene oder alte, kranke Wölfe handelten nicht zwingend nach diesen Regeln und auf dieses Niveau ließ sie sich nicht herab.
Innerlich entspannt sich Lyall gedanklich und stößt einen imaginären Stoßseufzer aus. Was wohl geschehen wäre, wenn ihr zweites Ich diese Wölfin getötet hätte? Zweifelsfrei hätte Lady Aurian davon erfahren... vielleicht hätte sie nie wieder eine Wandlung auf dem Gelände des Anwesens durchführen dürfen.
Sie musste zugeben, dass sie die Kontrolle verloren hatte. Ob nun durch die ungewohnte Situation oder weil sie sich nun schon länger nicht mehr verwandelt hatte und so ihre wölfische Hälfte verärgert und „angestaut“ hatte... seis drum. Ein wilder Wolf ohne die innere Kontrolle von Lyall hätte viel Schaden anrichten können.
Wenn der langsam abkühlende Geist der schwarzen Wölfin das Interesse an dem liegenden Wolf vor ihr verlieren Würde, hatte Lyall eine reelle Chance ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und darauf konnte sie nur hoffen.

Mit einem letzten Schnauzengriff macht die große Wölfin deutlich klar, wer als Sieger und wer als Verlierer aus diesem Zweikampf hervorgegangen ist, bevor sie endgültig von der Weißen ablässt.
Ein paar Meter trottet sie fort, rollt sich zusammen und beginnt ihr Vorderbein zu lecken. Vier kleine Löcher zieren nun ihr Bein, aus denen ein kleiner Blutstrom sickert.
Sie lässt das am Boden kauernde Tier jedoch nicht aus den Augen und wartet dessen nächste Schritte ab.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 27. Jan. 2011, 22:04 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Erst nach gefühlten Ewigkeiten lässt die schwarze Riesenwölfin von ihr ab und Ragnas wölfische Seite füllt ihre Lungen gierig mit frischer Atemluft. Danach rollt sie sich herum und rappelt sich auf. Ihre Beine zittern leicht, doch davon lässt sie sich nicht beirren. Ihre Seite tut weh und eine Spur Blut färbt das Fell knapp vor ihrem rechten Hinterbein rot. Das war wohl gerade noch einmal gut ausgegangen. Ragna kann nicht recht glauben, was sich die Wölfin dabei gedacht hat eine solche Riesin herauszufordern, welche ihr doch eindeutig überlegen ist. Doch Ragnas Gedanken kümmern die Wölfin nicht, welche nach wie vor die Kontrolle fest in der Pfote hält. Es gab Zeiten da wandelten sie durch Orte, wo es lebenswichtig war, sich auf die menschliche Seite zu verlassen – die Wölfin wusste und akzeptierte das. Doch seitdem die menschliche Seite sich nicht mehr um ihr Wohl schert und ihr gemeinsames Leben nicht mehr achtet, gibt es nichts, womit man die Wölfin noch davon überzeugen könnte, dass es klug sei, Ragna die Kontrolle zu überlassen. Sie weiß genau, was Ragna in der letzten Zeit mit ihrem Leben angestellt hatte und kann nichts davon billigen. Mag der Mensch auch gebrochen sein, die Wölfin ist dies nicht und diese Niederlage heute, kann sie gut verkraften. Sie hat überlebt und eine Chance hatte sie ohnehin von vornherein nicht gehabt.

De schwarze Wölfin setzt  sich ein Stück abseits von ihr nieder und unternimmt keinen Versuch sie weiter zu taktieren oder zu verjagen, lässt sie dafür jedoch kein Stück aus dem Auge. Ragnas Wolfsseite macht sich daran nun ebenfalls ihre Seite zu inspizieren, den Kopf herumzudrehen und ihre Wunden zu lecken. Zum Glück handelt es sich tatsächlich um keine tiefen Verletzungen – nichts was nicht wieder heilen würde. Bleibende Beeinträchtigungen  würden von den blutigen Kratzern jedenfalls keine zurückbleiben.

Immer wieder wirft die weiße Wölfin der Schwarzen kurze Blicke zu, kann sie nicht lange aus den Augen lassen. Doch das große Tier bleibt ruhig. Gerne wäre die Weiße hingegangen. Sie hatte nie das Vergnügen mit anderen Wölfen zu spielen oder mit ihnen zu jagen. Stets war sie alleine. Gerne würde sie all das nachholen, aber nach dem Kampf gerade wäre es dumm sich dem schwarzen Tier noch einmal zu nähern und so hält sie respektvoll Abstand und beschränkt sich darauf der Fremden immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen.
Vielleicht könnte sie in einer gewöhnlichen Wölfin tatsächlich eine Jagdgefährtin finden? Doch wirklich vorstellen kann sie es nicht. Eine fremde Wölfin würde sie nie akzeptieren. Ein Wolf vielleicht, aber eine Wölfin? Ausgeschlossen. Sie gehört nicht zur Familie. Ihr Geruch ist ein fremder und doch klammert sich die weiße Wölfin an den Funken Hoffnung, endlich eine Gefährtin gefunden zu haben und geht mit einem leichten Winseln und unterwürfig geduckter Haltung einen Schritt auf die Fremde zu. Verharrt dann, unschlüssig ob sie näher heran darf oder es das Tier nur wieder aggressiv machen würde. Unsicher beäugt sie das schwarze Tier aus ihren gelben Wolfsaugen und wartet auf ein kleines Zeichen der Körpersprache, dass ihr erlauben würde, näher zu treten oder aber auf eine eindeutige Geste, die sie veranlassen würde, das Weite zu suchen und sich der Schwarzen nie wieder zu nähern.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 29. Jan. 2011, 10:05 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Hechelnd liegt die schwarze Wölfin ein Stück entfernt von ihrer Artgenossin. Die drückende Hitze und der kurze aber heftige Kampf haben ihren Körper unangenehm erhitzt. Nichts würde die Wölfin jetzt lieber tun, als in die Küche zu laufen und Wasser aus ihrer Schüssel zu trinken. Diese war immer voll mit dem erfrischenden Nass. Selbst wenn Lyall selbst es einmal vergaß, so wurde sie immer liebevoll von Avila mit Wasser gefüllt.

Doch beide Wölfinnen lassen sich nicht einen kleinen Augenblick lang aus den Augen, sondern taxieren sich immer wieder abschätzend. Es liegt keine Aggressivität mehr ihn der Luft sondern ein zaghaftes Übereinkommen, den anderen vorerst nicht mehr zu behelligen.
Die bernsteinfarbenen Augen von Lyalls Wölfin streifen über den schmalen Körper ihres Gegenübers.
Ein schmaler Blutstreifen färbt das ansonsten schneeweiße Fell der fremden Wölfin in ein dunkles rot, dort wo das ausgetretene Blut anfängt zu trocknen. Sonst schien sie keine Verletzungen davon getragen zu haben. Und auch sie hatte nur einen Biss abbekommen.
Auch die gelben Augen der Sithechwölfin ruhen auf ihr.
Plötzlich wendet sich die weiße Wölfin ihr zu und kommt in unterwürfiger Haltung schrittweise näher. Winselnd ordnet sie sich ihr unter, fast schon so als würde sie einfach nur die Nähe der Schwarzen suchen.
Interessiert beobachtet Lyalls Wölfin das Schauspiel und hebt ihren schweren Kopf. Sie hatte gesiegt und der Fremden die Freiheit gewährt zu gehen, doch diese blieb und... kam nun auf sie zu.
Traurige Wolfsaugen fixieren ihren Blick und die schwarze Wölfin legt fragend ihren Kopf schief.
Dieses Verhalten irritiert sie, doch sie bleibt ruhig und keine drohenden Züge erscheinen auf ihrem Gesicht.
In diesen Augen spiegelt sich Einsamkeit und der Wunsch nach einem Gefährten ebenso wie die Müdigkeit einer langen Suche.
Und noch etwas anderes. Ein schwacher Funke ganz am Rande des ihr dargelegten Geistes. Doch weder die schwarze Wölfin noch die menschlichen Gedanken in ihn können sich einen Reim darauf machen.

Schwerfällig erhebt sie sich und geht langsam auf den weißen Wolf zu. Nur eine Handbreit entfernt von dem mit weißem Fell besetzen Körper bleibt sie stehen. Das andere Weibchen senkt ihren Kopf noch mehr und ihr Winseln wird von einem Schwanzwedeln unterstrichen.
Langsam beginnt das größere Tier das kleinere schnuppernd zu umrunden. Sie riecht ganz anders als Lyalls Wölfin, doch nicht unangenehm.
Wie lange ist es auch für die schwarze Wölfin her einen Artgenossen so nah bei sich gehabt zu haben? Nun gut, sie ist eine Wölfin und das weiße Tier ebenfalls. Normalerweise bildeten sich solche „Pärchen“ nur äusserst selten. Weibliche Wölfe sind gegen ihr gleiches Geschlecht meist sehr aggressiv und freunden sich schneller mit männlichen Wölfen an.
Aber „normalerweise“ konnte in Bezug auf Lyall schon nicht gelten, immerhin wohnte im Wolfskörper noch ein Mensch oder zumindest die Gedanken von einem.
Auch wenn diese gerade sehr weit in den Hintergrund gedrängt wurden.

Wieder am Vorderende der kleineren Wölfin angekommen, steht Lyalls Wölfin unschlüssig da.
Ruhig aber noch etwas distanziert schaut sie auf den gesenkten weißen Kopf herab. Deutlich kann sie das schnell schlagende Herz ihrer Artgenossin hören, das Aufblähen und Erschlaffen der Lungenflügel bei jedem verhaltenem Atemzug.
Dann schleicht sich ein Gefühl in ihre Gedanken, welche sie von ihrer menschlichen Seite geerbt hatte. Normale Wölfe hatten damit nicht zu kämpfen... mit „Mitgefühl“.
Die schwarze Wölfin kann ihre Einsamkeit spüren, als beträfe sie sie selbst.
Zaghaft senkt sie ihren Kopf und leckt über das weiße Fell an den Ohren der geduckten Wölfin.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 29. Jan. 2011, 11:26 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510  


Einen Schritt nur, weiter wagt sie sich Ragnas Wölfin nicht. Doch als die fremde Wölfin freundlich und fast schon neugierig bleibt, bewegt sich das weiße Tier näher. Durch Körpersprache gibt sie dabei ganz unmissverständlich zu verstehen, dass sie ihren Rang akzeptiert und die Große weder verärgern noch herausfordern möchte. Sie behält das große Tier bei jeder ihrer Bewegungen im Auge, achtet gezielt auf noch so kleine Anzeichen der Körpersprache, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können. Doch das fremde Tier bleibt freundlich.

Tief in ihrem Innern weiß die weiße Wölfin, dass das Verhalten falsch, untypisch ist, aber sie hat schon zu lange als Teil einer Menschenfrau gelebt, als dass sie nur noch ganz und gar wölfisch sein könnte. So spürt die Wölfin zwar, dass etwas anders sein sollte, kann sich aber nicht ganz genau erklären, warum dieses Tier nicht so arttypisch verhält und sie verjagt. Die Wölfin lauscht auf Ragnas Stimme in ihrem Innern, will horchen ob ihr menschliches Ich sich auf all das einen Reim bilden kann, doch auch die menschliche Seite scheint bezüglich des Verhaltens der fremden Wölfin überfragt. Ragna scheint es jedoch mehr darauf zu schieben, dass das schwarze Tier einer Wolfsart angehört, welche die Jägerin nicht kennt und vielleicht verhalten sich diese Wölfe einfach grundlegend anders. Ihr wölfisches Ich kann mit dieser Erklärung nichts anfangen, für das weiße Tier ist Wolf einfach Wolf – da gibt es kein anders und so schiebt sie Ragnas Stimme wieder weg und beschließt der Sache selbst auf den Grund zu gehen.

Ein kleines Stück vor dem fremden Tier bleibt das weiße Tier stehen, winselt erneut laut und duckt sich, um dem anderen Tier noch einmal unmissverständlich klar zu machen, dass von ihr keine Bedrohung mehr ausgeht und sie keinen Kampf sucht. Überraschenderweise kommt das schwarze Tier nun näher und umrundet sie langsam, wobei sie einmal intensiv abgeschnuppert wird. Auch Ragnas Wölfin nimmt den Geruch des anderen Tieres in all seinen Nuancen auf.

Als das schwarze Tier wieder am vorderen Ende von Ragnas Wolfsgestalt angekommen ist, verändert sich dessen Mimik ein wenig und für den Moment scheint es, als würde sich etwas Menschliches in den Blick des Tieres mischen. Anders kann sich die Wölfin diese Gefühlsregung nicht erklären, welche sich dort bemerkbar macht. Ragna spürt, wie die Zunge der Wölfin ihre Ohren schleckt und zum ersten Mal seitdem sie die Schrecken in Mar’Varis erlebt hat, fühlt sie sich sicher und geborgen. Schutzsuchend schmiegt sie ihren Körper an den der dunkeln Wölfin und vergräbt ihre Nase in dem dichten schwarzen Fell und zum ersten Mal seitdem das Tier die Kontrolle übernommen hat, lässt sie die menschliche Seite teilhaben und von dem Gefühl der Geborgenheit profitieren. Ragna und ihre Wölfin sind wieder eins und auch Ragna verliert sich in dem Gefühl des Friedens, welches das fremde Tier ihr vermittelt. Zum ersten Mal, seit sie Tatunca auf den Sommerinseln verloren hatte, spürt sie einen minimalen Anflug von etwas Vergleichbarem und nur zu gerne wäre sie für immer bei dem großen schwarzen Tier geblieben. Alleine um dieses Gefühl behalten zu können. Aber wie soll das möglich sein? Schon früh hat sie gelernt, dass sie sich in der Tiergestalt nie ganz verlieren darf und auch wenn sie diese Lehre in den letzten Tagen ignoriert hat, ist sie selbst der Wölfin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie nach ihren nächtlichen Ausflügen schon fast freiwillig der menschlichen Seite die Kontrolle lässt. Während ihren Reisen hat Ragna die Gestalt so oft gewechselt, wie andere Leute Kleidung. Sie und ihr Seelentier waren stets eins. Ein Leben nur als Wolf ist undenkbar, aber für den Moment möchte sie sich weiterhin dem Gefühl wiegen, dass dieser Moment ewig währt.
Das weiße Tier, lässt sich auf den Boden sinken, den Kopf trotz des schwülen Wetters noch immer trost- und schutzssuchend indem Fell der Anderen vergraben, welche sich nun ebenfalls dicht neben der Weißen ins Gras sinken lässt. Immer wieder schleckt ihr das größere Tier beruhigend über das Fell und zerzaust ihr dieses.

Eine ganze Weile bleiben sie so beisammen liegen, doch irgendwann halten es Beide nicht mehr aus. Die Hitze ist überall und auch wenn Ragna auf den Sommerinseln eine ganz andere Schwüle erlebt hatte, heißt es nicht, dass ihr dieses Wetter nichts ausmacht. Im Gegenteil, auch auf den Inseln hat sie sich nie wirklich an das Klima gewöhnen können. Sie würde jetzt alles für einen kleinen Bach oder Fluss geben, in den sie sich stürzen und abkühlen könnte. Dem schwarzen Tier scheint es da nicht anders zu gehen und ohne Worte scheint es zu verstehen, dass es Ragna zu warm ist. Ob es hier einen kühlen Ort kennt? Vielleicht gar ein Gewässer?

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 29. Jan. 2011, 14:04 Uhr
In der Nacht vom 01. auf den 02. Sonnenthron 510


Wie ein junger Welpe drückt sich die fremde Wölfin an Lyalls Wolfsgestalt. Schutz- und Haltsuchend ist ihre Schnauze tief im schwarzen Pelz vergraben. Beruhigend und mit einer unumstößlichen Beständigkeit leckt die große Wölfin über das Fell der kleineren, türmt dabei Fellberge auf nur um sie im nächsten Moment wieder glatt zu streichen.
Lyall und ihr wölfisches Ich bemerken fast im selben Moment, dass diesem Tier Schlimmes widerfahren sein muss und es schon lange körperlich als auch geistig allein war.
Im Leben eines Wolfes ist es nicht vorgesehen allein umher zu streifen, früher oder später wurden Wölfe davon Wahnsinnig. Lyalls Wölfin ist nie ganz allein gewesen, wenn auch nur da sie im Geiste zu zweit waren.
Jeder wusste um die Stärken und Schwächen des jeweils anderen Geistes und so wechselte sich tierischer Instinkt in der Wildnis und menschliche Denkweisen in der Nähe von Siedlungen ab.

Langsam lässt die Wölfin die menschlichen Gedankenzüge von Lyall wieder durchscheinen. Beide mustern das Tier vor sich, doch keiner von beiden kann ahnen, was wirklich in diesem zitternden Körper steckt.
Ihr menschliches Ich ist schon relativ zufrieden damit, dass die schwarze Wölfin das arme verschreckte Tier nicht weiterhin angreift.
Die große Wölfin hingegen ist ganz und gar darin vertieft, die weiße Wölfin wie einen Welpen zu umsorgen.

Dann hebt die fremde Wölfin jedoch den Kopf und hechelt eindringlich.
Bilder von Flüssen, Seen und Bächen mit ihrem kühlen vor sich hin glucksenden und gurgelndem Nass erscheinen in ihrem Kopf. Die schwarze Wölfin hat ihren Durst bis jetzt verdrängt, doch nun kommt er mit all seiner Macht zurück. Trocken klebt ihr mittlerweile die Zunge am Gaumen, nur schwer kann sie die feinen weißen Haare an ihren Zähnen abstreifen.
Nachdenklich schaut sie in die goldenen Augen unter sich. Sollten sie beide in die Küche gehen und aus dem Napf trinken? Aber was wenn die Fremde Angst vor Menschen hat?
Erinnere dich... sie hat ein Halsband an. Sie gehört jemandem! Langsam senkt die Schattenwölfin ihren Kopf an den schneeweißen Hals und drückt ihre Nase in den Pelz. Kurz zuckt das Tier unter ihr unsicher zusammen, als Lyalls Wölfin das lederne Band an den Zähnen hervorzieht.
Sie muss Menschen gewöhnt sein... oder... ja oder sie hat schlimmes mit ihnen durchgemacht! Geh zum See hinunter...

Langsam steht sie auf, darauf bedacht die weiße Wölfin nicht durch hastige Bewegungen zu verschrecken. Sie wartet geduldig bis sich das Tier erhoben hat und trabt dann, immer wieder wartend damit die Fremde den Anschluss nicht verliert, in Richtung Hecke.
Selbst in der Nacht dufteten die Blumen in den säuberlich von Avila angelegten Beeten süß und schwer als sie daran vorbei kamen.
Nur über das sandige Ufer noch, dahinter kann man den See schon glitzern sehen. Der Geruch nach Algen dringt scharf an Lyalls nasse Nase als sie ihren Körper durch ein Loch in der Hecke zwängt und auf der anderen Seite wartet.
Natürlich hätten sie beide auch die Treppe zum Strand nehmen können, doch sie wollte ihren Lieblingsplatz zwischen ein paar großen Findlingen erreichen. So waren beide auch von allzu neugierigen Blicken vorerst geschützt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 29. Jan. 2011, 17:43 Uhr
Spät in der Nacht vom 01. auf den  02. Sonnenthron 510


Ragna folgt dem großen Tier, welches immer wieder auf sie wartet, als sei sich nicht im Stande Schritt zu halten oder einer Fährte zu folgen – einerlei – in den Augen der Großen muss sie wie ein Welpe wirken, so wie sich eben aufgeführt hat, doch auch das interessiert weder Ragna noch ihre Wölfin. Einzig das kühle Nass, dem sie entgegen laufen und dessen aufdringlicher Algengeruch nun auch der weißen Wölfin eindeutig den Weg weist, ist noch von Bedeutung.

Nahe des Sees erblickt Ragna eine Treppe und fast schon rechnet sie damit, dass die schwarze Wölfin diesen Weg zum Strand hinunter wählt, doch dem ist nicht so. Vielmehr bahnt sich die Wölfin einen Weg durchs Gestrüpp, was nach genauerer Überlegung auch nur allzu verständlich ist. Immerhin handelt es sich um ein Tier und für gewöhnlich nehmen diese nicht die Wege der Menschen. Nachdem sie noch eine Hecke durchquert und eine kleinere übersprungen haben, machen die Beiden vor sich auch schon das Wasser aus. Plötzlich ist der beißende Geruch von Algen absolut unbedeutend und alles was noch zählt ist das im Mondlicht glitzernde kühle Nass. Mit einem Satz stürzt Ragna an der Schwarzen vorbei, schnappt  im Vorbeirennen spielerisch nach ihr und springt dann durch das flache Wasser am Ufer ein Stück in den See hinein. Die andere Wölfin springt ihr nach und schlägt spielerisch mit der Pfote nach ihr, ehe beide Wölfe von den Anstrengungen des Kampfes und der unerträglichen Hitze getrieben, erst einmal ihren Durst stillen.

Trotz der vielen Algen schmeckt das Seewasser frisch und sehr gut und erst nachdem auch das letzte bisschen Durst gestillt ist, blickt sie wieder zu der schwarzen Wölfin auf, welche nicht unweit von ihr ebenfalls ihren Durst stillt. Ihr Blick hat etwas sanftes Mütterliches und irgendwas Vertrautes ruht ebenfalls in den Augen des anderen Tieres, von dem die Schneewölfin aber nicht weiß, was das wohl sein könnte. Wie hätte sie auch wissen können, dass sie dem Blick einer anderen Wargin begegnet ist und ihr das Menschliche in den Augen der Schattenwölfin schrecklich vertraut vorkommt? Ragna hüpft durch das kühle Nass, welches ihr fast bis ans Bauchfell reicht auf das schwarze Tier zu. Das Wasser spritzt dabei in etliche Richtungen und macht nicht nur sich selbst, sondern auch die große Schwarze nass. Spielerisch, mit einem wölfischen Grinsen um die Schnauze, stupst sie der Schattenwölfin ungestüm in die Seite. Diese vergräbt mit einem spielerischen Knurren ihre Zähne im Fell der weißen und schüttelt sie leicht. Die Stimmung ist entspannt und freundlich. Nichts von dem Verhalten der beiden Tiere ist aggressiv und bedrohlich. Spielerisch tollen sie wie Welpen durch das Wasser, schnappen nacheinander oder stoßen sich gegenseitig von den Beinen. Nach einer Weile, als sie zu erschöpft sind um noch weiter zu spielen, trotten sie müde aus dem Wasser, schütteln sich ihr Fell aus und tausende funkelnde Wassertropfen wirbeln unzähligen glitzernden Sternen gleich, davon.

Erschöpft  kommen die beiden Wölfe ans Ufer zurück. Die Hitze ist nun ob ihren klatschnassem Fells weit erträglicher als noch vorher und so lassen sich die Wölfe im Schutz der Findlinge auf dem steinernen Strand nieder. Zufrieden rollt sich die Schneewölfin auf die Seite und kuschelt sich an die Schwarze. Die Nacht neigt sich dem Ende zu und so langsam sollte sie zurück, um noch unbemerkt zu ihrer Kleidung zu gelangen und sich zurück ins Anwesen zu schleichen. Doch auch wenn ihr die Notwendigkeit einer baldigen Heimkehr bewusst ist, möchte sie doch noch einen Moment bei der Schwarzen liegen und das Gefühl  von Schutz und Geborgenheit genießen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 02. Feb. 2011, 17:51 Uhr
Am nächsten Morgen nach der nächtlichen Begegnung


Die Strahlen einer wärmenden Sonne kitzeln Lyall an ihrer Nase, langsam gleitet sie aus dem Halbschlaf in einen wachen Zustand. Begleitet von dem erfreulich desorientierten Zustand, in dem sie die Erinnerungen an die Nacht noch nicht eingeholt haben, wacht sie auf den Steinen am Ufer des Ildorel auf.
Wasser spielt um ihre nackten Fußzehen und ein paar Algenfäden verheddern sich zwischen ihren Zehen.
Doch dann wird ihr schlagartig bewusst wo sie ist und vor allem warum. Ist dies alles vielleicht nur ein Traum gewesen? Ein Traum ihres Hirns im Drang das menschliche Abzuschütteln, um die Freiheit der Wolfskörpers zu nutzen?
Die weißen Haare zwischen ihren Zähnen sprechen jedoch nicht für einen Traum, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie wohl schon länger vollkommen splitterfasernackt herumliegen musste.
Abwesend streift sie die speichelnassen Pelzüberbleibsel an ihrem unbedeckten Oberschenkel ab und starrt, eine Hand erhoben um die Helligkeit der Sonne etwas abzuschirmen, in den strahlend blauen Himmel.
Die Sonne hat ihren Zenit noch nicht erreicht, brennt jedoch schon unbarmherzig herab. Ihre weiße Haut färbt sich bereits bedenklich rot und ihre Finger hinterlassen weiße Abdrücke auf dem geröteten Fleisch.

Nachdenklich zieht Lyall ihre Beine an und schlingt ihre Arme um die Knie. Noch immer ist sie etwas schlaftrunken.
Die Wellenbewegungen beobachtend versucht sie sich an Einzelheiten zu erinnern, doch so recht will sich ihr Gehirn nicht äußern. Ihre innere Wölfin schläft tief und lässt sich auch nach wiederholtem mentalem Traktieren nicht wecken.
Also musste es stimmen. Ein anderer - augenscheinlich weißer – Wolf war also letzte Nacht hier gewesen. Hatte sie ihn getötet? Oder nur verjagt? Hatte sie sich vielleicht sogar mit ihm angefreundet? Aber nein... das wäre sicher nicht geschehen. Die Haare zwischen ihren Zahnlücken sprechen eine deutliche Sprache. Sie musste ihn zumindest einmal gebissen haben.
Eindringlich sieht sie sich um, doch nirgends ist Blut zu erkennen. Außerdem warum schlief sie hier? Nackt? Meine Güte... nackt.
Hastig sieht sich sich um, doch man kann diesen Ort nicht direkt einsehen außer von der Mitte des Sees aus, doch auch hier war kein Fischerboot oder ähnliches zu erkennen.
Langsam steht sie auf und stellt sich auf die Zehenspitzen, um über den Rand der Findlinge zu sehen. Mehr als die Rasenkante des Anwesens und ein paar Hecken sind jedoch nicht zu erkennen.

Avila wird mich sicher schon suchen! Ich war schließlich nicht in meinem Bett... oder... Korb.
Die Kiefern am Waldrand des schräg gegenüberliegen Ufers schimmern in der flirrenden Hitze des Sommertages, als Lyall unauffällig versucht über die Treppe zum See ungesehen in ihre Kammer zu laufen.
Nachdem ihr Seelenpartnerin unkooperativ blieb und einfach weiter schläft, muss die Wargin ihren Weg gezwungenermaßen unbedeckt als Frau zurücklegen.
Eine Hand vor ihrer Scham und einen Arm schützend über ihre Brust haltend, tippelt sie auf Zehenspitzen durch den Garten.
Die Hausecke als Sichtschutz nutzend sieht sie sich prüfend um bevor sie die letzten Meter bis zum Gesindehaus im Spurt zurücklegt.
Patschend kommen ihre nassen Füße auf dem Boden auf und hinterlassen dunkle Abdrücke.
Unsicher huscht sie durch den Gang bis in ihr Zimmer und beginnt dort sich hastig abzutrocknen, um sich dann für die vernachlässigte Arbeit anzuziehen.
Fast schon betend hofft die Wargin errötend, dass sie keiner aus dem Anwesen so gesehen haben mag.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 02. Feb. 2011, 18:41 Uhr
Am frühen Morgen des  02. Sonnenthrons 510


Ragna-Rana döste zum Glück nur kurz ein, so dass ihr nun noch ein wenig Zeit bleibt, zurückzueilen. Schnell rappelt sie sich auf, schüttelt sich einige Algen aus dem Pelz, wirft dem schlafenden Tier einen letzten Blick zu und schlüpft dann durch das Gestrüpp um den Weg zurück zum Anwesen zu nehmen. Hierbei folgt sie einfach der Spur, die sie und die schwarze Wölfin in der Nacht hinterlassen haben.

Am Anwesen angekommen ist der Morgen inzwischen so nah, dass Ragna vorsichtig sein muss um ungesehen zu ihrem Versteck und ihrer Kleidung zu gelangen, aber noch scheint keiner auf dem Hof unterwegs und so wandelt sie sich und kleidet sich rasch wieder an, nur um direkt danach ins Haus zu schlüpfen. Auch hier ist es noch ruhig, so dass sie es ungesehen in ihr Zimmer schafft, wo Emerald sie schon freudig begrüßt. Die Jägerin lässt ihre Finger durch das weiche Fell des Raubkaters gleiten und murmelt ihm beruhigende Worte ihrer Heimatsprache zu, ehe sie sich die Kleider wieder abstreift und ins Bett sinkt. Das kurze Nickerchen hat sie nur noch müder gemacht und so legt sie sich auf ihr Bett und versucht noch ein wenig Schlaf zu finden. Doch obgleich die schweren Vorhänge zugezogen sind um die Sonne uns somit die hohen Temperaturen auszusperren ist es viel zu warm und so dreht sich die Wargin eine Zeit lang unruhig von einer Seite zur anderen. Ihre Gedanken sind dabei immer wieder bei dem großen schwarzen Tier und schon überlegt sie, ob sie Aurian danach fragen soll, doch weiß Ragna nicht Recht, wie sie ihr erklären soll, wann und wo sie das Tier gesehen hat und so verwirft sie diesen Gedanken wieder. Auch Apfelgrips kommt der Tochter Barsas in den Sinn. Doch, da Apfelgrips so gerne plaudert und erzählt, würde dann vermutlich nur wenige Augenblicke später das ganze Anwesen von der schwarzen Wölfin wissen. Vielleicht würden sie Angst bekommen und das herrliche Tier jagen. Ein Risoko, das Ragna-Rana nicht einzugehen bereit ist, dafür hat sie sich in der Nähe des großen Tieres viel zu geborgen gefühlt.

Ein wenig bleiben der Wargin Gedanken noch bei den Geschehnissen der letzten Nacht, ehe die Müdigkeit sie schlussendlich übermannt und ihr die Augen zu fallen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 07. Feb. 2011, 14:30 Uhr
Anfang Sonnenthron 510

Mittlerweile ist Aurians neuer Gast, Ragna Rana, bereit zirka einen Monat im Anwesen. Allerdings ist die junge Frau nach wie vor so verschlossen wie am ersten Tag und geht den Bewohnern des Hauses so gut es geht aus dem Weg. Einzig gegenüber Apfelgribs scheint sie ein wenig Vertrauen gewonnen zu haben, allerdings gerade so viel, als dass das Irrlicht herausbekommen hatte, dass die Große mit dem Riesenmietzekatertier vor irgendwas furchtbare Angst hat. Das kleine Wesen hatte zwar versucht, Ragna zu erklären, dass sie keine Angst zu haben brauche, immerhin sei Aurian sehr gut darin, böse Dunkelzaubermänner zu verjagen, immerhin hat sie es ja auch vor so einem gerettet, allerdings hat die junge Frau Apfelgribs nicht so recht glauben wollen. Ein Umstand, den das Irrlicht gar nicht recht glauben mag. Jetzt aber schläft es selig in seinem Kobel, nachdem es den ganzen Morgen mit dem Flugdrachen gespielt hatte, den Lyall ihr am Abend des Blumenballs geschenkt hatte. Das Gefährt ist der größte Schatz des Wesens und es und Zoe können sich stundenlang damit beschäftigen. Wenn Zeit ist, zieht Lyall die beiden auch hinter sich her, was fröhliches Jauchzen zur Folge hat.

Aurian hingegen ist putzmunter. Zwar hatte sie in der Nacht Dienst in der Steinfaust gehabt, doch trotz durchwachter Nacht ist die Magierin kein bisschen müde. So macht sie sich, nachdem sie die Uniform gegen ein leichtes Sommerkleid getauscht hat, auf die Suche nach Ragna Rana, um sich mit der Frau zu unterhalten und zu versuchen, ihr ein wenig die Angst zu nehmen. Die Halbelbe kann sich schon denken, was ihren Gast bewegt: Die Gefangenschaft durch jenen mysteriösen Fremden, den sie im Verhör in der Steinfaust beschrieben hat, hat nicht nur körperliche Wunden hinterlassen. Nur zu gut kennt Aurian solche Gefühle und Ängste, war sie doch selbst bereits mehr als einmal in ähnlichen Situationen gewesen. Mit Schaudern denkt sie an ihre Gefangenschaft bei den Kanalratten oder die Folter durch den Dämon zurück. Doch beide Peiniger sind tot, einer durch ihre eigene Hand gestorben und so hat sie die Erinnerungen tief in ihrem Inneren vergraben, verdrängt hinter eine Mauer aus Mut und Gelassenheit. Und doch: Ragnas Bericht hatte einiges wieder hoch kommen lassen.

Doch im Moment will sie an das nicht denken, im Moment gilt ihre Sorge eher ihrem Gast. Und tatsächlich, nach einigem Suchen findet sie Ragna am Strand in einer kleinen Bucht gleich unter dem Haupthaus. Die junge Frau sitzt da, krault gedankenverloren Emmeralds Fell und scheint die sich nähernde Halbelbe nicht wahrzunehmen. Aurian will sie keinesfalls erschrecken und so räuspert sie sich leise, bevor sie sie anspricht. „Hallo Ragna, wie geht es dir heute?“ erkundigt sie sich sanft bei ihrem Gast.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 08. Feb. 2011, 13:10 Uhr
Anfang Sonnenthron 510


Ihre Begegnung mit der Riesenwölfin ist erst kürzlich geschehen und doch hat die Menschenfrau aus dieser Begegnung ein wenig Kraft getankt. In den letzten Nächsten hat sie vergeblich nach dem Tier gesucht aber nicht einmal frische Spuren finden können. Ganz so, als sei die schwarze Wölfin weitergezogen. Aufgrund der vielen alten Spuren, hofft Ragna aber darauf, dass das große Tier, welches ihr das Gefühl von Sicherheit vermitteln konnte, bald wieder kommt. Nur zu gern, hätte sie sich selbst gänzlich aufgegeben und wäre dem Tier ins Larisgrün gefolgt. Doch ohne auch nur den Hauch einer Spur, ist ihr dies nicht möglich. Zudem weiß auch ihre innere Wölfin, dass sie eine Einheit bilden müssen und keiner der beiden ohne den anderen existieren kann, so dass ihr das Tier diese Flucht auch einfach verweigert. Zulange haben beide Seiten auf ihren Reisen als Einheit fungiert, als das die Wölfin nicht um die Zusammenhänge und die Notwendigkeit der menschlichen Seite wüsste.

Der kleine Strand, den die Wölfin ihr gezeigt hat, ist inzwischen der Wargin liebster Ort, welchen sie auch tagsüber viel aufsucht um den anderen Bewohnern des Anwesens aus dem Wege zu gehen, sich zu erfrischen oder einfach ein wenig nachzudenken.  Besonders das Erfrischen steht hier aber im Vordergrund. Sie hat auf ihren Reisen etliche Klimabedingungen kennengelernt aber nirgends konnte sie das Wetter akzeptieren. Auf den Sommerinseln war es zu feucht und warm. Hier war es zwar nicht annähernd so feucht, aber die Hitze ist dennoch katastrophal. Nicht das die trockene Hitze in Mar’Varis besser gewesen wäre. Aber in Mar’Varis hatte sie selbstredend andere Sorgen als das Wetter.

Aber auch heute hat Ragna andere Sorgen, denn Emerald ist inzwischen zu einer beachtlichen Größe herangewachsen und entpuppt sich zunehmend als Problem. Im Haus ist er kaum noch zu halten und draußen fürchtet Ragna ständig, er würde sich über die Hoftiere her machen. Bisher hat sie ihn gut füttern können, aber obgleich er es - auch wenn es für seine Art untypisch ist – gewohnt ist totes Fleisch zu essen. Frisst er dies nur noch mit langen Zähnen und man merkt ihm an, dass es seiner Natur widerspricht Aas zu fressen. Mit zunehmendem Alter wird das Raubtier komplizierter. So erjagt er nun in den umliegenden Gebieten Kaninchen und Ragna versucht die Kontrolle über das große Tier zu behalten, welches ihr in der letzten Zeit viel Kraft gegeben hat. Aber Ragna ist nicht dumm und sie weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, ehe die Raubkatze weg muss. Ihr selbst ist in den letzten Tagen oft bewusst geworden, dass das Tier zu einem Problem wird und so hält sie die Raubkatze in ihrem Zimmer oder hält sich mit ihr ein Stück vom Hof entfernt auf, um Probleme zu vermeiden. Lange wird dies aber ohne weiteres nicht mehr möglich sein. Als Jägerin weiß sie, dass ein Tier, welches Menschen gewohnt ist, nicht einfach freigelassen werden kann, da er immer wieder in der Nähe von Menschen nach Nahrung suchen wird. Was das für Emerald heißt bereitet Ragna Bauchschmerzen und sie hat schon überlegt ihm ein Gehege zu bauen,  wie es manche Hoftiere haben, doch würde Emerald dieses bei seinen Kletterkünsten ohne Probleme überwinden. Im Moment schafft Ragna es noch, den Kater abzulenken und vom Hof zu führen, denn er ist immer noch sehr auf sie fixiert, aber die Gefahr die inzwischen von dem großen Tier ausgeht ist nicht zu unterschätzen. So dass Ragna sich inzwischen tagsüber kaum noch in ihrem Zimmer einigelt sondern sich mit Emerald etwas abseits vom Hof aufhält, damit er sich auslasten kann ohne das Unfälle passieren.

Gedankenverloren und von Sorgen geplagt krault sie das Fell des Smaragdkaters und erstmalig seit ihrer Flucht von Mar’Varis kreisen ihre Sorgen nicht um ihren Gebieter. So in ihren Sorgen verloren, bemerkt sie nicht, wie sich Aurian zu ihr gesellt und erst, als diese sich leise räuspert, wird sie von der Wargin, welche leicht zusammenzuckt, bemerkt.
>Hallo Ragna, wie geht es dir heute?< erkundigt sich Aurian mit sanfter Stimme bei ihr. Und Ragna weiß nicht Recht, was sie darauf erwidern soll. Sie will Aurian keinesfalls beunruhigen, aber gleichzeitig weiß die Wargin auch, dass sie es ihrer Gastgeberin schuldet, ihr die Wahrheit zu sagen, ehe etwas passiert. Und so schluckt Ragna schwer und wendet sich Aurian zu. „Ich mache mir Sorgen um Emerald,“teilt sie der Lady de Winter mit. Dem Gesichtsausdruck von dieser nach zu urteilen, hat sie mit etwas gänzlich anderem gerechnet und sie scheint überrascht, das Ragnas Sorgen derzeit nicht ihrer eigenen Sicherheit und ihrem Peiniger gelten, sondern der Raubkatze, der es doch offensichtlich gut zu gehen scheint.
„Er ist…“ Ragna fällt es schwer ihre Sorgen in Worte zu fassen, denn solange es nur Gedanken sind, werden kaum Taten folgen. Doch andererseits – sie ist es Aurian einfach schuldig und so setzt sie mit festerer Stimme fort: „… in letzter Zeit sehr schwierig geworden. Ich habe ihn als Jungtier auf den Sommerinseln aufgegriffen und aufgezogen und es war leicht mit ihm umzugehen, als er noch so jung war, aber nun wo er größer ist, kommt immer mehr das Raubtier durch und ich habe Angst das etwas passieren könnte. Ich versuche ihn schon abseits vom Hof oder eben in meinem Zimmer zu halten, aber ich denke nicht, das es noch lange so funktionieren wird.“  Und wie um ihre Worte zu unterstreichen, ist es Emerald leid von ihr gekrault zu werden und droht ihr mit gebleckten Zähnen, eine Pranke leicht erhoben. Ragna zieht ihre Hand zurück und Emerald beruhigt sich schnell wieder. Einzig sein langer flauschiger Schwanz peitscht noch unruhig hin und her.
Ragna seufzt traurig. Sie hatte auf ihren Reisen Hunde an Ketten gesehen und ein solches Leben würde sie niemandem wünschen, schon gar nicht ihrem Emerald. Ein großes Gehege zu bauen, aus dem er nicht hinaus käme, wäre ein Unterfangen, das nicht umsetzbar ist und ein kleiner Käfig wäre nicht besser als eine Kette. Ragna weiß, dass sie sich von dem Raubtier trennen muss und diese Trennung eine endgültige wäre. Als Jägerin hat sie so vielen Tieren den Tod gebracht und doch macht es ihr die Bindung, die sie zu Emerald hat, scheinbar unmöglich, selbst Hand an ihn zu legen. Sie weiß, dass es früher oder später notwendig sein wird und es besser ist, er stirbt, ehe jemandem etwas passiert. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre er nicht einmal so alt geworden. Dennoch tut es ihr in der Seele weh und der Gedanke an seinen Tod lässt ihre Augen feucht glitzern.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 15. Feb. 2011, 14:19 Uhr
Ohne das Raubtier aus den Augen zu lassen, lässt Aurian sich neben Ragna in die Hocke nieder. Emerald lässt sie nicht aus den Augen und sein Schwanz schlägt nervös hin und her. Der Kater hat, seit die Jägerin ihn in das Anwesen mitgebracht hat, deutlich an Größe und Kraft zugelegt. Apfegribs und Zoe haben gewaltigen Respekt, wenn nicht gar Angst vor ihm. In Gedanken muss die Halbelbe Ragna Recht geben: Früher oder später, wohl aber eher früher, musste für das Tier eine Lösung gefunden werden, ehe er zu einer ernsthaften Gefahr würde. Der feuchte Glanz in den Augen der jungen Frau macht es der Magierin schwer, sie nicht einfach in den Arm zu nehmen, doch belässt sie es dabei, ihr die Hand auf die Schulter zu legen. Ragna ist nach wie vor distanziert und erschrickt leicht und Aurian befürchtet, dass eine solche Berührung mehr Schrecken als Trost sein würde. „Das tut mir leid Ragna. Ich weiß was er dir bedeutet. Ich weiß nicht…du hast größere Erfahrung: Siehst du eine Möglichkeit, ihn an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen? Ich weiß, einfach freilassen funktioniert nicht, aber eventuell kann er lernen, sich zu versorgen. Dann könnten wir ihn mit einem Schiff auf die Sommerinseln schicken und ihn dort in den Wäldern freilassen lassen, weit weg jeglicher Siedlung!“ Aurian ist bewusst, dass so eine Reise viel Geld kosten würde, doch das würde sie schon aufbringen. Schwere wäre es wohl, das Tier an ein Leben in der Wildheit zu gewöhnen, die Chancen dafür sind wohl verschwindend gering.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Coben am 23. Feb. 2011, 16:56 Uhr
12. Goldschein 510

Zerstreut und etwas unbehaglich versucht Coben das Chaos um ihn herum zu ignorieren – er fühlt sich wie ein Eindringling, der in diesem Wirrwarr nur für noch mehr Verwirrung sorgt. Vermutlich hat die Lady de Winter im Moment auch genug andere Sorgen, ohne sich mit den Problemen eines kleinen Gärtners beschäftigen zu müssen. Ihm liegt schon eine Entschuldigung auf den Lippen, mit der er den Rückzug antreten kann, da bittet Aurian ihn ein angrenzendes Zimmer. Der Halbelb zögert noch kurz. Soll er ihre Höflichkeit ausnutzen? Oder doch lieber auf die ihm selbst anerzogenen Manieren hören und die Gardemagierin in Frieden lassen? Wobei das Schlachtfeld um ihn herum ja so oder so nicht nach besonders viel Frieden aussieht. Oder gar seine Hilfe anbieten? Aus den Augenwinkeln betrachtet er für einen Moment  das Durcheinander. Er hatte bereits den ganzen letzten Abend damit verbracht im TianAnmen Core hinterherzuräumen, nachdem Maria sich mit einem entsetzten Stöhnen geweigert hatte weiterhin auf "diese kleine Ausgeburt der Unterwelt!" aufzupassen. Nein. Er würde sein ritterlich schlechtes Gewissen die Not einer Dame ignoriert zu haben später schon beruhigen können. Notfalls mit Uisge.

Mit einem immer noch recht verdatterten Lächeln tritt er durch die geöffnete Tür. "Habt Dank, Mylady. Ich werde Eure Zeit hoffentlich nicht zu lange in Anspruch nehmen." Er findet sich im Arbeitszimmer der Gardemagierin wieder, das zwar deutlich aufgeräumter scheint als ihre Kammer in der Steinfaust, aber doch immer noch weit von dem entfernt ist was man gemeinhin von den Gemächern einer Adligen erwarten würde. Vor allem wohl weil sowohl Stickrahmen als auch bunte Bänder fehlen. Großmutter wäre empört!
Auf einen stummen Wink Aurians hin lässt er sich auf einem der eher funktional anmutenden, doch recht bequem gepolsterten Stühle vor einem großen Eichentisch nieder. "Ihr erinnert Euch vielleicht noch an meinen Besuch in der Steinfaust? Ich weiß, Ihr scheint momentan weitaus akutere Sorgen zu haben als die Suche nach einem Juwelenhändler, aber habt Ihr vielleicht irgendetwas in Erfahrung bringen können?" Verlegen kratzt Coben sich am Ohr. "Es ist natürlich keine wirklich ernste Sache, aber es wäre ... ich meine, ich muss ..." Stockend bricht er ab. Wie erklärt man einer Frau, dass man die einzigen Erinnerungsstücke an die eigene Mutter so schnell wie möglich loswerden will ohne sich ewiger Verachtung anheim zu geben? Und die Juwelen sind ja auch bei den Göttern nicht das einzige Thema, das ihm auf der Seele brennt. "Und ... es ist vielleicht eine etwas persönliche Frage, aber da ich noch nicht lange in dieser Stadt lebe ... wie gut kennt Ihr eigentlich die ... eh, die elbische Gemeinschaft Talyras? Und wenn Ihr mir eine noch persönlichere Frage gestatten würdet, was bei allen Teufeln ist mit Eurem Haus passiert?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 24. Feb. 2011, 10:10 Uhr
12. Goldschein 510

Obwohl Coben doch etwas ins Stocken kommt, als er seine Anliegen vorbringt, ist der junge Mann doch erfrischend offen. Aurian lässt sich höchst undamenhaft auf den Stuhl hinter ihrem Arbeitstisch plumpsen, nachdem ihr Besuch Platz genommen hat. „Ja ich erinnere mich und ich hab tatsächlich einen Händler gefunden, der euch helfen könnte. Sein Name ist Tiberius Glitzerstaub und er hat seinen Laden im Händlerviertel, gleich hinter dem Haus der Bücher. Lasst euch nicht durch seine ruppige Art nicht einschüchtern … „ beim Gedanken an den Diamantenhändler muss Aurian grinsen. Das dürre Männchen mit der Hornbrille und dem beinahe kahlen Schädel wirkt auf den ersten alles andere als annehmend, vielmehr hat man eher das Gefühl, ungelegen zu kommen. „Er ist zwar ein mürrischer Zeitgenosse, aber er würde euch niemals übers Ohr hauen. Hinter seiner rauen Schale hat er einen weichen Kern aber pssst, von mir habt ihr das nicht. Er würde es mir übelnehmen, wenn ich seinen Ruf als beinharter Geschäftsmann untergrabe.“ Die Magierin kichert in sich hinein. All die Spannung der vergangenen Stunde, die unterschwellige Sorge, dass Ragnas ‚Herr‘ das Anwesen heimsuchen könnte, das Feuer,…all das hat an ihren eigentlich stabilen Nerven geknabbert und irgendwohin muss die Spannung. Aurian ist dann nicht der Typ, der dann hysterisch oder laut werden würde, sie wird eher kindisch-überdreht. Die Halbelbe atmet tief durch und versucht sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, schließlich will sie ihren Besuch nicht verunsichern. „Vor Geschäften mit Ambrosius Gimmenschmied würde ich aber abraten. Er ist so ziemlich genau das Gegenteil: Leutselig, freundlich aber ein Gauner: Würde ein Neugeborenes übervorteilen. Wenn ihr euch mit Edelsteinen auskennt und gut verhandeln könnt, könnt ihr bei ihn vielleicht mehr herausholen, aber da müsst ihr, verzeiht meine Direktheit, selber in gewisser Weise einen Hang zum gaunerhaften haben.“

Ihr Gegenüber nickt zustimmend. „Was eure Frage bezüglich der elbischen Gesellschaft angeht, kann ich euch leider auch nicht wirklich weiterhelfen. Ich bin bei Menschen aufgewachsen und das bisschen was ich von elbischer Lebensart weiß, hat mir Lady Niniane beigebracht – inklusive der paar Sprachbrocken.“ Bedauernd zuckt sie die Schultern. Die Lebensweise ist ihr ebenso schleierhaft wie die gesellschaftlichen Floskeln der Adeligen. Irgendwie kommt sie sich manchmal vor, als hätte man sie in Kleider gesteckt, die nicht ihre waren. Schnell schiebt sie diese Gedanken beiseite. Es ist jetzt nicht die Zeit über ihre Probleme zu sinnieren. Um sich abzulenken aber auch ob der Erkenntnis ihrer Unhöflichkeit fragt sie ihren Gast: „ich habe ganz vergessen, mich zu erkundigen, ob ihr etwas zu trinken wollt!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, springt sie auf und geht zu der kleinen Kredenz neben dem Fenster. Dort stehen ein Krug Met und einige Gläser. „Was hier passiert ist … ich weiß es eigentlich auch ni…verdammter Dämonendreck!“ Entschuldigend zieht die Magierin die Schultern hoch. Das Glas, das sie eben füllen wollte, war ihr aus der Hand gerutscht und nun verteilt sich der Met auf ihrem Kleid und dem Teppich, dazwischen liegen die Bruchstücke des Trinkgefäßes. „Naja Scherben bringen Glück!“ Dabei wird Aurian rot. Das ist echt nicht ihr Tag und nun blamiert sie sich auch noch bis über beide Ohren vor Coben, den sie nicht einmal wirklich kennt. Wieder ein Minus in ihrem Ruf als respektierte Adelige!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 22. März 2011, 09:39 Uhr
                             Anfang Erntemond 510


Immer wieder wuchtet Lyall die Axt mit dem verkanteten Holz nach oben, um sie dann kraftvoll mit dem Axtrücken auf den Hackklotz niederfahren zu lassen. Splitternd und krachend zerfällt der dicke Stamm in zwei Teile und landet dumpf auf den Steinen des Hofes. Dann zerteilt die Wargin diese Stücke in noch kleinere Teile für Brennholz in unterschiedlicher Dicke für den Küchenofen und die Kamine im Anwesen sowie dünnere Kienspäne.
Das Holz hacken ist keine leichte Aufgabe, doch die Wargin schätzt es als gutes Mittel ihre Muskeln hier in der Stadt zu stärken und nicht zu verweichlichen. Außerdem hängt sie ihren eigenen Gedanken nach, während ihre Arme fast schon automatisch die Arbeitsabläufe abspulen.
Warm scheinen ihr die letzten kräftigen Sonnenstrahlen auf den Rücken und heizen zum Teil so sehr, dass ihr der Schweiß auf der Stirn steht.

Abwesend fährt sie sich mit dem Ärmel ihres sandfarbenen Leinenhemdes über die Stirn und wischt die schweißigen Hände an ihrer ausgebeulten Stoffhose ab. Fast wäre ihr die Axt entglitten, der Stiel und ihre eigenen Hände sind mittlerweile feucht und rutschig geworden.
Eine gute Zeit also um aufzuhören. Während sie sich streckt und ihr Rücken zwei oder drei Mal protestierend knackt, blickt sie sich auf dem Hof um. Trotz des fortgeschrittenen Jahres singen noch viele Vögel in den Bäumen und auch die Bienen wurden nicht müde fleißig von Blüte zu Blüte zu fliegen, um ihrer harten Arbeit Lohn abzuholen und für den Winter einzutopfen.
Und auch die Wargin ist begierig darauf ihren Lohn in der Küche abzuholen auch wenn dies zugegebenermaßen noch etwas dauern wird.
Mit dem Holz würde der großen Küchenkamin befeuert werden und Avila würde ihre herrlich luftig fluffig weichen Wolkenbrote darin backen. Vielleicht war auch wieder ein leckeres Kartoffelbrot für Lyall dabei, dessen alleinige Vorstellung ausreichte, um der Gestaltwandlerin das Wasser wie Sturzbäche im Mund zusammen laufen zu lassen.
Neu beschwingt mit der Aussicht auf eins von den berühmten Broten der Magd Avila, beginnt sie flott die Holzscheite zu stapeln und die Kienspäne oben drauf zu drapieren.
Sie hat nun doch einen recht großen Haufen Holz vor sich, vielleicht hatte sie es doch etwas übertrieben. Doch es ist wie es ist und ein bisschen mehr würde schon nicht schaden. Immerhin musste sie so nun nicht gleich wieder hinaus. So bald würde dieser Scheite-Berg nicht abnehmen.

Doch wie transportieren? Wenn es sich Lyall eingesteht, ist sie gerade zu faul zwei Mal zu gehen. Und die Verheißung schnell an möglichst viel Brot zu kommen ist einfach zu unwiderstehlich. Immerhin ist Avila sicher schon dabei den Teig zu kneten und diesen mit allerlei köstlichen Gewürzen zu verfeinern. Oder auch mit Nüssen und Honig! Aber nein... dieses Brot gab es erst wenn der Schnee sich hoch vor dem Anwesen auftürmte und man den Laib zusammen mit einem Heißen Würzwein oder – in ihrem Falle – Gewürztee essen konnte. Es war ein spezieller Tag hier in Talyra, das wusste Lyall noch. Aber der Name des Tages wollte ihr nicht recht einfallen.
Nun was solls. Ich werde einfach alles hinein tragen. Kurz schätzt sie ihre Chancen ein in die Küche zu kommen ohne einen Scheit verloren zu haben und kommt zu dem Entschluss, dass es doch machbar wäre.
Tief geht sie in die Knie und schiebt die Hände unter den Stapel. Leicht kratzen die Steine über ihre Haut an den Fingerknöcheln und die Holzpyramide schwankt bedrohlich. Vorsichtig drückt sie ihren Oberkörper gegen das Holz um somit zumindest einen Teil zu stabilisieren und hebt dann alles langsam an.
Ihre Knie protestieren und sie muss sich leise eingestehen, dass ihre Arme doch noch nicht so kräftig sind wie sie es gern hätte. Das Zittern ihrer Armmuskeln überträgt sich auf die Scheite und die Schwingungen übertragen sich auf das, bis über ihren Kopf gestapelte Holz.
Mit viel Willenskraft gelingt es ihr jedoch das Zittern zu unterdrücken und nach ein paar Minuten macht sie die ersten zögerlichen Schritte in Richtung Küche.
Sie kann ihren Weg nur erahnen. Mit einem Auge versucht sie immer wieder an den Hölzern vorbei zu schielen, doch das einzige was sie sehen kann ist die näher kommende Hauswand mit den liebevoll eingravierten Mustern.
Zumindest stimmt die Richtung..., kommt Lyall in den Sinn und so schlurft sie bedächtig weiter.
Nun befindet sie sich im langen Schatten des Hauses an der rückwärtigen Wand. Die Wargin kommt ihrem Ziel immer näher. Ein paar Richtungskorrekturen sowie Stöße gegen die Wand später, kann sie einen Teil des Türrahmens erkennen. Hoffnungsvoll macht sie einen Schritt in den Raum hinein, doch ihr Fuß trifft nicht wie erwartet die Türschwelle, sondern ein bewegliches kleines Objekt.
Sie hat gar keine Zeit verdutzt zu sein, denn es knirscht nur kurz unter ihrem Fuß, bevor er ihr unter dem Körper weggerissen wird und auf dem flachen Objekt in die entgegen gesetzte Richtung saust. Ihr Körper folgt bereitwillig und bevor sie die Küche auch nur richtig betreten hat, ist sie auch schon wieder flott auf dem Weg nach draußen. Kurz versucht sie noch die Balance zu halten, merkt aber schon wie sie immer weiter nach hinten kippt. Auch dieses verdammte Ding hängt noch an ihrem Fuß und klickte jedes Mal höhnisch wenn sie ihren Fuß aufsetzte, um wieder in die Vertikale zu kommen.
Doch es half nichts, sie fiel wie ein gefällter Baum nach hinten. Bis zum Ende klammerte sie sich an die Holzscheite, um diese nicht fallen zu lassen. Eine absolut abwegige Hoffnung und so hat sie auch keine Hand frei, um ihren Fall abzubremsen oder sich zumindest abzufangen.
Dumpf prallt ihr Hinterkopf auf die Steine und ein metallischer Geschmack nach Blut füllt ihren Mund.
Benommen richtet sie sich auf und hält sich den dröhnenden Kopf, betastet auch kurz ihren Hinterkopf aber kein Blut bleibt an ihren Fingern kleben. Nur der Geschmack bleibt. Sie muss sich wohl auf die Zunge gebissen haben. Doch bevor sie auch dies nachprüfen kann, haben die Scheite den Zenit ihrer Flugbahn erreicht und streben nun wieder dem Boden entgegen.
Wie ein -zugegeben- sehr harter Regen gehen die schweren Scheite und Kienspäne um sie herum nieder. Reflexartig zieht sie die Beine an und schlägt die Hände über ihrem Kopf zusammen, um nicht auch noch davon getroffen zu werden.
Eine halbe Ewigkeit scheint es ihr, sitzt sie so dort und wartet darauf, dass sie doch noch den Schmerz eines von ihr abprallenden Holzes verspürt aber er bleibt aus.
Vorsichtig hebt sie den Kopf von den Knien und überblickt das Desaster gründlich. In einem großen Radius um sie herum liegt Holz, manches durch den Aufprall in gefährliche Spitzen zersplittert. Sie würde jeden Fitzel aufsammeln müssen, damit sich das kleine Irrlicht und die Fee nicht verletzen konnten.
Ein tamarischer Fluch stiehlt sich noch über ihre Lippen, doch dann sinkt sie auf den Boden zurück und wartet liegend darauf, dass die Welt um sie herum doch bitte aufhört sich zu drehen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 26. März 2011, 18:03 Uhr
Noch während des Blumenballs


Olyvar hält seine Frau zwar weder für verrückt, noch für betrunken, aber einen Augenblick lang fragt er sich mit einer Mischung aus plötzlicher Ergriffenheit und leiser Belustigung doch, woher dieser unerwartete Romantikanfall auf einmal kommt. Er weiß, dass Diantha ihn aufrichtig liebt, das heißt jedoch nicht, dass er es nicht hin und wieder gern hört. Manchmal muss er es sogar hören und sie hat für gewöhnlich auch keinerlei Schwierigkeiten, ihm das zu sagen. Aber poetische Liebesschwüre oder schwärmerische Sentimentalitäten sind etwas, um das sie meistens einen großen Bogen macht - manchmal hat er fast den Eindruck, als glaube sie, sich für derartige Gefühle schämen zu müssen und sie daher lieber zu belächeln, als sie sich selbst einzugestehen… oder jedenfalls etwas in der Art. Jetzt liegt ihre Hand auf seinem Herzen, als wolle sie es festhalten und in ihrer Stimme ist ein leises, aber verräterisches Beben, als sie ihm eine ganz und gar unglaubliche Liebeserklärung nach der anderen macht. Ihr Näschen rötet sich dabei zusehends und das Blut steigt ihr in die Wangen, bis ihr ganzes Gesicht glüht… und das bestimmt nicht nur, weil seine Hand noch immer fest auf ihrem Hintern liegt. Sie haben längst aufgehört zu tanzen und noch nicht einmal mitbekommen, dass die Musik um sie her verstummt und der Saal inzwischen leer ist, weil alle übrigen Festbesucher in den Garten geströmt sind, um sich dort irgendetwas anzusehen, doch selbst wenn sie etwas davon bemerkt hätten, wäre es Olyvar in diesem Augenblick völlig gleich. Er sagt kein einziges Wort - aus dem schlichten und einfachen Grund, weil es ihm vollkommen die Sprache verschlagen hat, aber ganz abgesehen davon lauscht er ihr auch hingerissen und will nicht einen ihrer hastig hervorgesprudelten Sätze verpassen. Ihre Frage überrumpelt ihn allerdings gründlich - nicht wegen ihres Inhaltes, sondern weil sie zu einem absolut unerwarteten Zeitpunkt an einem absolut unerwarteten Ort kommt. Davon, dass Diantha diese Sache schon wochenlang mit sich herumschleppt, kann er ja nichts ahnen. >Ich weiß natürlich nicht, ob es wieder klappt und ich könnte auch verstehen, wenn du sagst, dass Njáll noch zu klein ist…< fügt sie eilig hinzu und wird womöglich noch röter. >Nur ich habe in letzter Zeit immer wieder daran gedacht, was wir im Larisgrün über eine große Familie sagten und nachdem die Schwangerschaft so gut verlaufen ist… Bin ich eine schlechte Mutter wenn ich sage, dass ich mir hin und wieder eine kleine Lahja ausgemalt habe?<

Eine schlechte Mut…? "Nein, a nighean bhan, nein. Nein, du bist keine schlechte Mutter, meine ich." Er streicht eine verirrte Haarsträhne von ihrer Wange und legt sie sanft hinter ihr Ohr – inzwischen schimmern selbst ihre Ohrenspitzen und sogar ihre Nase in verdächtigem Rosarot. "Dia…" er blickt auf seine vor Verlegenheit glühende Frau hinunter und fragt sich, warum das verflixte Frauenzimmer nicht schon längst auch nur ein Sterbenswort gesagt hat. Gut, sie hatten nach Njáll bisher nicht über eine weitere Schwangerschaft gesprochen, aber auch er erinnert sich gut an ihr Gespräch im Larisgrün und angesichts ihrer Kindervernarrtheit war er einfach davon ausgegangen, dass sie sich ganz selbstverständlich noch mehr wünscht. Du warst es doch, der sie zu Ballabar wegen der Kräuter geschickt hat, die eine Empfängnis verhindern sollen, erinnert er sich nachdrücklich. Und da fragst du dich ernsthaft, warum sie sich Gedanken macht oder dir nichts davon erzählt? "Dia, es ist nicht so, dass ich mir keine Kinder mehr von dir wünsche, im Gegenteil." Einen Moment hält er inne und weiß nicht so recht, wie er ihr das erklären soll, was in ihm vorgeht, so dass sie es auch versteht. "Aber ich will auch nicht, dass du jedes Jahr mit einem Kind schwanger gehst und Njáll ist noch keine zwei Sommer alt. Ich habe es dir schon einmal gesagt, auf der Büffeljagd, erinnerst du dich? Ich kann alles verlieren, Diantha, alles, aber dich nicht. Ich habe drei Kinder… und ich hätte auch nichts gegen vier, fünf oder sechs… aber ich habe nur eine Frau. Und ich will absolut sicher gehen, dass dir nichts fehlt, dass du gesund und stark bist, bevor du wieder schwanger wirst." Diantha strahlt ihn an, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn, und alles, was sie nach einem atemlosen Moment von sich gibt ist ein kleines Lachen und der Hinweis, er solle sich gefälligst nicht so viele Sorgen machen, sie sei ja nicht aus Zuckerwerk. Immerhin erklärt sie sich einverstanden, noch ein wenig zu warten, wenn es im nächsten Jahr eine kleine Lahja geben wird. "Es wird eine kleine Lahja geben", hört er sich selbst sagen und muss fast wider Willen beim Gedanken an ein Baby mit blauen Augen, blonden Locken und Sommersprossen auf einer winzigen Stupsnase lächeln, auch wenn er genau weiß, dass niemand ihnen sagen kann, ob ihr nächstes Kind nicht wieder ein Sohn sein würde. Dianthas Hinterteil – oder wenigstens eine verführerische Rundung davon - schmiegt sich noch immer warm in seine Handfläche und lenkt seine Gedanken prompt wieder auf das Wesentliche. "Nur um in Übung zu bleiben, Frau", schnurrt er leise. "Gilt dein Angebot von eben eigentlich noch? Ich habe keine Ahnung, wo alle hin verschwunden sind und im Augenblick ist mir das auch ziemlich gleich, aber wenn du mich fragst, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um uns davonzustehlen."

Diantha hat nichts dagegen, Aurians Ball vorzeitig zu verlassen, wie sich herausstellt, also holen sie nur rasch ihre Umhänge und schleichen sich durch den mondlichtversilberten Garten zu den Ställen davon, gerade als das Feuerwerk den nächtlichen Himmel in tausend bunte Farben und Lichtblitze taucht. Von einem Pferdeknecht ist im ganzen Stall nichts zu sehen, doch das stört sie beide nicht. Ihre Tiere sind rasch aufgesattelt und bereit, und so verlassen sie das Anwesen, die ganze Stadt und ihre nächtlich stillen Straßen auf dem Weg in den frühlingstrunkenen Wald auf der Suche nach einem kleinen Teich unter einem ganz bestimmten Herzbaum.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 28. März 2011, 18:55 Uhr
Anfang Erntemond 510

Der Erntemond ist für jeden Gärtner eine sehr arbeitsame Zeit, besonders wenn man nebenbei noch einen Haushalt zu führen hat. Avilas Tage sind voll mit Arbeit, doch wie immer, wenn sie viel Zeit im Freien verbringen kann, fühlt sie sich dabei sehr wohl. Hinzu kommt, dass das Wetter ihr in den letzten Tagen sehr gewogen ist: Die Sonne scheint warm, aber nicht mehr so stechend wie noch vor wenigen Wochen und es geht stetig ein leichter Wind, sodass es nicht zu heiß wird. Dementsprechend ist sie auch ganz zufrieden mit dem, was sie bisher geschafft hat: Ein Großteil der Birnen und früheren Äpfel ist bereits eingelagert, der Rest wird bei diesen Bedingungen ebenfalls bald reif sein.
Im Gemüsegarten reifen Salat, rote Beete und Kohlgemüse vor sich hin, nur der Porree will so gar nicht wachsen dieses Jahr, dafür wuchert der Kürbis unheimlich. Sie hat so unheimlich viel von diesem Gemüse zu verarbeiten, von dem schließlich erst die Hälfte wirklich ausgereift ist, dass keiner im Anwesen mehr etwas von Kürbiskompott, -suppe, -salat, -auflauf oder –beilagen sehen möchte, weshalb sie beginnt zu experimentieren. Besonders angetan ist Avila von einer Marmelade, die aus einer Mischung aus Kürbis und Apfel besteht, aber auch ein leichter Auflauf mit Kürbis und viel Quark hat ganz guten Anklang gefunden. Eine weitere Möglichkeit der Verarbeitung scheint die Magd in den letzten zwei Wochen allerdings ausgereizt zu haben: Das letzte Kürbisbrot, das sie gebacken hat, musste sie größtenteils an die Hühner verfüttern, weil es niemand mehr essen wollte. Deshalb knetet sie gerade an einem einfachen Weißbrotteig, während sie darüber nachdenkt, was sie in den letzten Tagen im Garten plant.
Die späten Kartoffeln kommen als nächstes dran. Von denen hatte sie Ende Sturmwind sehr viele gepflanzt, weil für die frühen Kartoffel Mitte Taumond katastrophale Bedingungen geherrscht hatten, mit unheimlich viel Regen und hartem Nachtfrost. Und ich darf nicht vergessen, neuen Knoblauch zu setzen, ich musste doch tatsächlich welchen nachkaufen, das ist mir noch nie passiert… Während sie so vor sich hingrübelt, rollt sie ihren Brotteig mit einer kreisenden Bewegung über das große Holzbrett, was man auch als „schleifen“ bezeichnet. Dadurch sorgt sie dafür, dass das Brot eine schön glatte Oberfläche hat und einem Brot vom Bäcker ähnelt. Als der Teig aussieht, wie Avila sich das vorstellt, legt sie den Teig in ein Gärkörbchen, damit er in der nächsten halben Stunde, die er jetzt noch geht, eine richtige Brotform bekommt. Nun muss der Brotteig nur noch mit einem Tuch abgedeckt werden und warm gestellt werden, dann kann sich Avila die Hände waschen und an die Vorbereitungen für das Abendbrot machen. Es wird einen deftigen Eintopf und dazu das frische Brot geben, außerdem hat Avila ein Glas Pflaumensaft aufgemacht, wovon sie im vergangenen Monat sehr viel gemacht hatten. Der Saft wird noch ein wenig abgeschmeckt und gesüßt werden müssen, doch das ist rasch getan.

Avila will sich gerade in der Waschschüssel die Hände vom duftenden Hefeteig säubern, als sie einen unheimlichen Lärm hört, kurz danach einen unverständlichen Ausruf und dann Stille. Ohne sich über den Dreck Gedanken zu machen, den sie mit ihren nassen, aber noch nicht sauberen Händen verursacht, rafft sie ihren Rock und rennt in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Sie tritt durch die Tür zum Hof und schon sieht sie das Schlamassel: Lyall liegt am Boden und um sie herum liegen auf mehrere Schritt verteilt eine große Menge an Holzscheiten. Im ersten Moment sieht es aus, als habe jemand die Drachenländerin mit einer Holzlawine vom Dach aus erschlagen wollen und Avila fährt die Angst, dass der Frau etwas Ernsthaftes passiert sein könnten, durch Mark und Bein. Nein, nein, nein, bei den Göttern, das darf nicht sein! „Lyall!“, ruft sie auf und läuft auf ihre Freundin zu, die glücklicherweise durch eine langsame Kopfbewegung und zuckende Ohren zeigt, dass sie noch lebt. Die braun gebrannte, durchtrainierte Frau wirkt ganz blass und zerbrechlich, wie sie so am Boden liegt, umgeben von frisch gespaltetem Holz.
Avila kniet sich zu Lyall und schaut zutiefst besorgt in die bernsteinfarbenen Augen, die verraten, dass Lyall schummrig ist. Nach dem ersten Schreck wird der Großmagd klar, dass Lyall wohl zu viel Holz getragen haben und dann gestürzt sein muss. „Was machst du für Sachen!“, schilt sie etwas verärgert darüber, dass die Drachenländerin sie nicht um Hilfe gebeten hat, aber zur gleichen Zeit auch liebevoll. „Kannst du aufstehen?“ Lyall murmelt etwas vor sich hin, beginnt dann aber, sich mit Avilas Hilfe langsam auf ihre Beine zu stellen. Einen Schritt nach dem anderen schleppt sich Lyall auf die Herzländerin gestützt in die Küche bis zu einem Stuhl, auf dem sie sich mit einem erleichterten Seufzen sinken lässt.
„Wie kannst du mich nur so erschrecken! Du kannst mich doch jederzeit um Hilfe bitten, wenn etwas für dich zu schwer zum Tragen ist. Bleib bloß sitzen, jetzt kriegst du erst mal was Stärkendes!“, schimpft Avila vor sich hin, mehr um sich selbst zu beruhigen, als um Lyall wirklich Vorwürfe zu machen, was man auch ihrem Tonfall anhört. Sobald Lyall sitzt, schüttet Avila etwas von dem dicken Pflaumensaft in einen Becher, gießt ihn mit Wasser auf und süßt ihn mit einem großen Löffel Honig, damit der Kreislauf der Wargin wieder in Schwung kommt. „Trink das!“, fordert Avila ihre Freundin auf und ihr Tonfall lässt keinen Zweifel, dass Widerstand zwecklos ist. Als Lyall brav den Becher an die Lippen führt, setzt sich auch Avila um den Schrecken zu verdauen. „Ich hatte solche Angst, dass dir etwas Schlimmes passier ist“, stellt sie fest. „Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als du da gelegen hast!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 01. Apr. 2011, 19:47 Uhr
Anfang Erntemond 510




Langsam schlägt Lyall ihre Augen auf. Weiße Wolken ziehen rasch über den graublauen Himmel hinweg, Schwalben rasen wild umher und sammeln die letzten Insekten des Tages aus dem Plankton der Lüfte.
Träge kriecht ihr Geist umher, immer noch verwirrt von dem Sturz und gelähmt vom Aufprall auf dem harten Boden.
Dann hört sie undeutlich ihren Namen. Ihre Ohren scheinen wie mit Baumwolle voll gestopft zu sein. Ist es nur Einbildung? Kurz versucht sie ihre widerspenstigen Ohren dem Geräusch her auszurichten, doch nur ein unwillkürliches Zucken und Augenliderflackern ist die Folge.
Ein unförmiger Schemen erscheint in ihrem Blickfeld, verwischt wie ein nasser Fleck Farbe. Doch allmählich kommen Konturen hinzu und umso mehr sich die Wargin anstrengt, desto klarer kann sie das besorgte Gesicht von Avila vor sich erkennen.
Langsam beginnen die kleinen Zahnrädchen in ihrem Kopf ihre Arbeit wieder aufzunehmen und nun wird ihr langsam wieder klar, warum sie hier liegt und wie ein toter Fisch in die Luft starrt.
>>„Was machst du für Sachen! Kannst du aufstehen? “<< Mit zu Schlitzen verengten Augen richtet sich die schwarzhaarige Gestaltwandlerin so weit auf, dass ihre Position zumindest halb als „sitzend“ bezeichnet werden kann. Ihre Arme sind dabei nach hinten ausgestreckt, wie Stützpfeiler für eine windschiefe Wand.
„ Mrgg... wrggll...“, bringt sie nur heraus, als Avilas sanfter aber bestimmter Griff sie in die vertikale bugsiert.
Ein brechreizförderndes Gefühl begleitet von Schwindel breitet sich von ihrem Hinterkopf her aus, und hat nach wenigen Herzschlägen schon ihren ganzen Schädel unter Kontrolle.
Schwankend klammert sich Lyall an die etwas kleinere Magd, kneift sich dabei kräftig in den Nasenrücken, um so ihre Gedanken wieder zu konzentrieren. Vor allem soll es sie jedoch von dem unangenehmen Gefühl ablenken. Mit mäßigem Erfolg.
Wie ein altes Mütterchen stützt sie sich schwer auf die schon genug belasteten Schultern der Magd und schlurft in das kühle Dunkel des Küche.

Die besorgten Worte der Herzländerin prasseln auf sie nieder, doch sie weiß, sie hat es nicht anders verdient. Mit hängenden Ohren und hämmerndem Puls hört sie ihrer Freundin zu. Doch was sollte sie sagen? Sie wollte doch alles nur gut machen und so viel wie möglich den anderen hier abnehmen. Wahrscheinlich meinte sie es zu gut und verwandelte Wohlwollen in Ärgernis. War dem so? Aber Müßiggang konnte sie nicht ertragen, vor allem dann nicht, wenn alle so viel taten. Warum war sie aber auch nur so ein nutzloses Stück? So war es doch immer oder? Sie wollte etwas so gut wie möglich machen und heraus kam ein großer Haufen von... ja..noch mehr Arbeit. Genau wie jetzt. Nun durfte sie den Hof fegen und von Splittern befreien. Wahrscheinlich hatten sich diese fiesen kleinen Nadeln schon längst in den Rasen neben der Auffahrt gebohrt und warteten nur darauf sich in eine weiche nichtsahnende Fußsohle zu bohren.
Vorwürfe und Selbstzweifel schaukelten sich in ihrem Kopf auf und drohten ihn zum bersten zu bringen.
Mit einer Hand hält sie ihren Hinterkopf fest....nur für den Fall... und richtet ihren Blick direkt in die berauschend grünen Augen ihrer Freundin.
Der Geruch nach Honig und süßem Saft dringt an ihre Nase und erst jetzt bemerkt sie den Becher Pflaumensaft unter ihrer Nase. Wie lange er wohl schon dort war?
Kleine helle Punkte tanzen vor ihren Augen, wobei sie herrisch versucht das Gefäß mit den Augen zu fixieren.
>>„Trink das!“<< Avilas Worte lassen keinen Widerspruch oder ein Murren zu und so setzt sie das kalte Tongefäß an ihre Lippen. Sie trinkt in großen Zügen eilig leer. Süß und gleichzeitig herb fließt der Saft ihre Kehle hinunter, die Kälte bringt wieder Klarheit in ihre Gedanken
>>„Ich hatte solche Angst, dass dir etwas Schlimmes passiert ist. Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als du da gelegen hast!“<<
Der ängstlich besorgte aber auch gleichzeitig etwas wütende Blick auf Lyall schmerzt sie mehr, als der Sturz auf die Steine.
Stammelnd versucht sie sich zu entschuldigen und ihre Scham über den Sturz zu verbergen. „Es war wirklich dumm von mir. Ich habe es wohl wieder viel zu schnell viel zu gut gemeint. Ich... es tut mir wirklich Leid.“ Stumm senkt sie den Blick und starrt auf eine der Kerben in der Tischplatte des wuchtigen Küchentisches.
Seufzend ringt sie nach passenden Worten. „Ich wollte einfach so schnell wie möglich hinein und Helfen.“ Leiser fügt sie hinzu: „Ich hatte auf ein bisschen Kartoffelbrot gehofft...naja... ich weiß ja wir hatten dieses Jahr nur wenige von diesen Knollendingern.“ Dafür aber so viel Kürbis...., geht es ihr durch den Kopf. Dieses riesige Gewächs dominierte zur Zeit Avilas Gemüsegarten und herrschte wie ein feudaler Kleingartenkönig über die restlichen Pflanzen. Mit seinen großen Blättern schattete er seine Konkurrenz einfach aus und so blieben Radieschen, Möhren und das ganze andere Gewächs auf der Strecke.
Die Kammer war voll von dem orangenen Graus, alle Einmachgläser und -töpfe sind zum bersten gefüllt damit und nach dem Ermessen der Wargin hatte Avila wirklich jede erdenkliche Möglichkeit genutzt dieses Nahrungsmittel in ihr Essen zu schmuggeln.

Eigentlich hat die schwarzhaarige Magd nicht gegen Kürbisse. Wie auch? Immerhin schmeckt das Fleisch der Frucht ausnahmslos nach... nichts. Auch wenn sich die herzländische Magd viel Mühe gab alles schmackhaft anzurichten, die Basis der Gerichte blieb nun mal Kürbis.
„Es war nur so ein Gedanke von mir. Hat mich wohl beschäftigt sozusagen.“ Unschicklich zieht sie kurz ihre Nase hoch. Doch dann kommt ihr noch ein anderer Gedanke: „Worauf bin ich da eigentlich ausgerutscht?“ Zweifelnd zieht sie ihren Fuß auf Kniehöhe und begutachtet die Sohle kritisch. Weißliche Flüssigkeit hat sich an den Rändern angesammelt. Interessiert benetzt sie einen ihrer Finger damit und riecht vorsichtig daran.
„ Das ist... das ist... Milch?!“ Ungläubig und verwirrt sieht sie Avila erstaunt an.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 06. Apr. 2011, 14:00 Uhr
~Anfang Erntemond 510~



Kaum hat Avila den Vorwurf ausgesprochen, tut es ihr auch wieder Leid, denn sie kann in Lyalls Augen sehen, wie betroffen sie davon ist. Die Großmagd will ihren Worten schon wieder an Gewicht nehmen, doch dazu lässt ihr Lyall keine Chance. >„Es war wirklich dumm von mir. Ich habe es wohl wieder viel zu schnell viel zu gut gemeint. Ich... es tut mir wirklich Leid.“< Dabei schaut sie so unheimlich betrübt drein, wie ein Welpe, der etwas angestellt hat und nun der festen Überzeugung ist, dass er gleich schrecklich bestraft wird. Wie als müsse sie sich rechtfertigen, fährt Lyall fort: >„Ich wollte einfach so schnell wie möglich hinein und Helfen. Ich hatte auf ein bisschen Kartoffelbrot gehofft...naja... ich weiß ja wir hatten dieses Jahr nur wenige von diesen Knollendingern.  Es war nur so ein Gedanke von mir. Hat mich wohl beschäftigt sozusagen.“< Vollkommen überrascht schaut Avila ihre Freundin an, mit so einer Begründung hat sie nun wirklich nicht gerechnet. „Kartoffelbrot?“, fragt sie und kann noch immer nicht glauben, dass Lyall wegen so einer Kleinigkeit schwer gestürzt ist. Ihr war auch überhaupt nicht bewusst, dass die Gestaltwandlerin dieses Brot so gerne mag. Wann immer sie Lyall fragt, ist diese mit Essenswünschen doch sehr zurückhaltend und sagt meist so Dinge wie dass ihr eigentlich alles schmeckt, was Avila kocht. Vielleicht hätte ich sie doch noch mehr dazu drängen sollen, mal Wünsche auszusprechen, dann wäre es zu all dem vermutlich gar nicht gekommen… „Ach Lyall, du hättest doch etwas sagen können…“, setzt die Herzländerin an, weiß aber gar nicht genau, wie sie in Worte fassen soll, was sie sagen will. Wie sagt man in einem Satz: Pass besser auf dich auf, sag mir was du essen willst und lass dir helfen, ohne dass der andere das falsch versteht? Wahrscheinlich ist das gar nicht möglich und sie hat jetzt schon genug mitgemacht, da will ich nicht, dass sie sich auch noch über meine Worte aufregt. Statt also noch groß etwas zu sagen steht Avila stattdessen von ihrem Stuhl auf, um Lyall einen Teller mit Essensresten zusammen zu stellen. Etwas Essbares kann ihr und ihrem Kreislauf ganz sicher nicht schaden.

Lyall ist derweil damit beschäftigt, sich mit der Ursache ihres Sturzes auseinander zu setzen. >„Worauf bin ich da eigentlich ausgerutscht?“<, fragt sie sich selbst und betrachtet dabei ihren Fuß. „Du bist ausgerutscht? Ich dachte du seist einfach nur gestürzt?“ Was bei dieser Unmenge von Holz auch wirklich kein Wunder wäre, ich frage mich, wie sie es überhaupt geschafft hat, sich so zu beladen ohne umzufallen? Doch scheinbar ist dem nicht so, denn Lyall fragt vollkommen verdattert mit einem Mal: >„ Das ist... das ist... Milch?!“< Mit überrascht aufgerissenen Augen schaut sie Avila an, die gerade dabei ist von einer groben Wurst Stücke abzuschneiden. Prompt lässt sie das Messer sinken und überlegt: Wie, Milch im Hof? Aber die Kanne habe ich doch herein getragen, oh, ach so, oh nein… Mit ernstem Gesichtsausdruck dreht sich die Herzländerin zu Lyall um und stellt fest: „Lyall, ich bin schuldig. Ich bin für deinen Sturz verantwortlich.“ Die Wargin schaut sie an, als habe Avila gerade verlauten lassen, sie sei ein verwandelter Kobold. „Das meine ich ernst! Ich habe die Milch mit Wasser verdünnt und für die Katzen nach draußen gestellt. Selbstverständlich hätte ich das Schälchen auch an einen anderen Ort stellen können, habe ich aber nicht, damit nicht nur Lady Aurians beide Katzen, sondern noch eine pelzige Freundin von mir davon trinken können.“ Die Bedeutung von Avilas Worten scheint noch nicht so ganz bei Lyall angekommen zu sein, denn sie sagt darauf erst einmal gar nichts.

„Ach Lyall, es tut mir so leid, aber ich wäre doch nicht auf die Idee gekommen, dass es irgendjemand auf dem ganzen großen Hof schaffen könnte, genau in die Schale zu treten. Ich wollte doch wirklich niemandem schaden!“, beteuert sie und kann dem Drang nicht wiederstehen, Lyall einfach zu umarmen. Die Gestaltwandlerin ist stets sehr zurückhaltend, auch was körperlichen Kontakt angeht und normalerweise achtet Avila das selbstverständlich. Aber in diesem Moment ist sie so voll Schuldgefühl und gleichzeitig aber auch unglaublich froh darüber, dass Lyall nichts Schlimmeres passiert ist, dass sie sich einfach nicht kontrollieren kann. Mit Pech hätte sie sich schließlich auch den Hals brechen können! Und das alles nur, weil ich unbedingt der kleinen Katze etwas zu trinken hinstellen wollte. Was bin ich nur für eine Idiotin! Vorsichtig drückt Avila ihre angeschlagene Freundin an sich und bittet: „Kannst du mir bitte verzeihen?“ Dann fällt ihr noch etwas ein, womit sie sich Lyall vermutlich gewogen machen kann: „Dann verspreche ich dir auch, dass ich schon morgen mit der Ernte der Spätkartoffeln anfange, die müssten mittlerweile so weit sein. Dann gibt es so lange Kartoffelbrot, bis du es nicht mehr essen magst und es dir zu den Ohren wieder heraus kommt!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 09. Apr. 2011, 23:22 Uhr
Anfang Erntemond 510


Erstaunen, Verwirrung, Sprachlosigkeit sowie Verblüffung huschen in Sekundenbruchteilen über Lyalls Gesichtszüge. Verdutzt schaut sie in die moosgrünen Augen ihres Gegenübers, die sie sofort einnehmen.
Schuld? Avila soll Schuld sein? Nein besser... sie fühlt sich schuldig? Es dauert ein paar lange Herzschläge, bevor die Wargin ihre eigenen Gedanken wirklich begreift. Diese herzensgute Frau, die jedem versucht alle Wünsche von den Augen abzulesen und immerzu freundlich und hilfsbereit ist, grämt sich nun wegen ihr und dem Missgeschick?
Ehrliches Bedauern und Schuldigkeit stehen ihr in das betroffene Gesicht geschrieben, fest hält sie den Teller mit kleinen Überbleibseln des Mittagessens in beiden Händen.

Niemand hat Schuld an diesem „Unfall“, vor allem nicht die Magd Avila. Lyall trägt die alleinige Verantwortung für ihr Tun und hat sich vollkommen in ihren Absichten übernommen.
Nur durch ihren Drang, alles schnell fertig zu bekommen, hat sie den Teller übersehen und hat dafür nun ihre Strafe erhalten. Die Götter vergaßen nie eine Rüge zu verteilen und waren für jede Kurzweyl und jeden Lacher zu haben.
Eigentlich muss sich die Gestaltwandlerin wieder gehörig selbst vor den Kopf schlagen. Schon wieder fühlt sich jemand betrübt, wegen einer ihrer Handlungen. Und das, obwohl sie es gut gemeint hat!
Lyall würde es nie lernen, anscheinend war ihre schnelle Gründlichkeit immer das Schafott für andere.
Mehr als  ein Starren, wie ein drei Tage toter Fisch mit glasig gewordenen Augen, bringt sie gerade nicht zu Stande und so springt ihr Blick ziellos über das vergrämte Antlitz der Großmagd.
Auch die Erklärung von Avila, welche ihr Handeln begründet, lässt Lyall keine Regung zeigen. Zu sehr ist sie damit beschäftigt die Worte, Empfindungen, Gestik sowie Mimik und die feine Körpersprache ihrer Freundin zu deuten.
Sie kann sich nicht schuldig fühlen, nein... das soll sie nicht. Nicht wegen mir! Was hat sie eben gesagt? Katzen... Katzen... hier sind nur zwei auf dem Hof. Ich habe sie nie bei der Küche gesehen. Oder auch sonst irgendwo anders. Sie scheinen nicht gut auf Wölfe zu sprechen zu sein. Ach was Katzen... das hat sie nicht gesagt oder? Was denke ich hier über Katzen nach?
Mitten in ihren sich überschlagenden Gedankengang hinein, wird sie sich der Tatsache bewusst, dass Avila sie wohl schon geraume Zeit umarmen muss.
Unwillkürlich versteift sich ihr Körper und wird zu einem Brett aus Fleisch und Blut. Wie auch immer geartete körperliche Nähe ist die Wargin nicht gewöhnt und reagiert zuweilen etwas eigentümlich darauf. Doch die Wärme eines anderen Körpers und die Anschmiegsamkeit von Avilas Rundungen, lässt Lyall trocken schlucken.
Nur ihre Mutter hatte sie so innig und lange umarmt, schlagartig fühlt sie sich in ihre Kindheit  und damit ebenso in eine Zeit versetzt, von der sie wusste, dass sie nie wiederkommen würde.
Sie hatte sich nicht einmal von ihr verabschieden können. Die Zeit ist so ein kurzes Gut...
Es stimmt, was der Schamane gesagt hatte: Die Größe des Verlustschmerzes misst sich an den versäumten Dingen und an der Länge der Tage, an denen man nicht dazu kam zu sagen „Es tut mir leid.“
Alles konnte so schnell enden und vorbei sein. Tränen treten ihr in die Augen, die sie energisch versucht weg zu blinzeln.
Diese vertraute und doch zum Teil noch fremde Frau sollte sich nicht schuldig fühlen. Nicht für eine von Lyall fabrizierte Dummheit.
Unbeholfen klopft sie mit ihrer freien linken Hand auf den Rücken der Magd. Fast schon flehentlich bittet die Magd sie plötzlich: >>„Kannst du mir bitte verzeihen?“<<
Der Kloß im Hals der Wargin wird urplötzlich größer, droht ihr fast, die Luft zu nehmen. Da sie an dem dicken Brocken in ihrem Hals gerade keinerlei Wörter vorbei quetschen kann, nickt sie nur kräftig und tätschelt zur Bekräftigung etwas stärker Avilas Rücken.
Dann lösen sie sich voneinander und die Herzländerin wendet sich nochmals an Lyall, während diese kurz fahrig über ihre Augen streicht.
>>„Dann verspreche ich dir auch, dass ich schon morgen mit der Ernte der Spätkartoffeln anfange, die müssten mittlerweile so weit sein. Dann gibt es so lange Kartoffelbrot, bis du es nicht mehr essen magst und es dir zu den Ohren wieder heraus kommt!“<<
Nun kann sie jedoch, trotz etwas düsterer Gedanken, ein Lächeln nicht unterdrücken.
„Dabei helfe ich dir natürlich. Aber ich werde vorsichtig sein und nicht versuchen, alle Stiegen mit den geernteten Kartoffeln auf einmal zu tragen. Und das Brot wird sicher wieder so köstlich wie immer!“ Dann fügt sie jedoch leiser und etwas ernster an: „Es tut mir leid. Es ist allein meine Schuld gewesen. Versuch nicht das Gegenteil zu behaupten und gräme dich nicht. Ich hätte einfach nicht so viel Holz tragen sollen, dann hätte ich auch vor meine eigenen Füße schauen können.“
Obwohl sie noch mit ihrer seelischen und körperlichen Reaktion auf die Umarmung hardert, ergreift sie entschlossen die Hand von Avila. Sie ist etwas kleiner als die Hände der Wargin, welche sie nun umschließen. Kurz drückt sie die Hand freundlich aber fest und sagt: „Du bist so freundlich und gut zu mir... wie kannst du denken, du hättest Schuld? Allein deine immerwährende Geduld mit mir... Ich bin nun schon länger hier und doch brauche ich manchmal immer noch Hilfe, die du ohne zu Murren gewährst. Fast schon mütterlich umsorgst du mich und alle hier.
Ich bin dir für alles, alles, alles sehr dankbar. Mehr als das und ich glaube, das weißt du auch.
Nun vergessen wir das ganze Theater einfach. Mehr als eine Beule, werde ich sicher nicht davontragen. Ich hatte schon schlimmeres!“ Aufmunternd lächelt sie noch einmal bestärkend, bevor sie die zierliche Hand wieder los lässt.
So viele Worte sprudeln normalerweise nicht aus der Drachenländerin heraus aber sie will, dass Avila weiß, wie sehr Lyall sie schätzt. Auch wenn ihr dies nur unzureichend gelingt.
„Aber sagt, für welche Katze war nun die Milch bestimmt? Ich kenne nur die zwei kleinen Katzen. Die vom Herren von Glyn-y-Defaid. Aber sie meiden mich und bekommen ihr Futter normalerweise nicht so nah an der Küche, oder?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 02. Mai 2011, 15:50 Uhr
Anfang Sonnenthron 510
mit Aurian de Winter


Aurians Idee, Emerald zurück in seine Heimat schiffen zu lassen, weckt neue Hoffnung in Ragna. Doch gleichzeitig weiß sie auch, dass der Raubkater keine Jagderfahrungen hat und seine Heimat im Grunde kaum kennt. So nett das Angebot der Magierin auch gemeint ist und so sehr sich Ragna über die Hilfe der Frau freut. Die Lösung mag ihr nicht gefallen.
„Takk mín, Aurian.“ Und als Aurian nur fragend guckt, übersetzt die Jägerin mit einem Lächeln: „Mein Dank!“ und fügt wehmütig hinzu: „ Doch glaube ich nicht, dass es einfach so möglich ist. Er ist die Nähe von Menschen gewohnt und würde dort nicht lange überleben. Er wird die Dörfer der Menschen aufsuchen und getötet werden. Zudem wird eine Überfahrt sicher sehr teuer und ich stehe schon zu tief in deiner Schuld, als dass ich das Angebot annehmen könnte.“ Ragna hat nach wie vor kein Geld und findet den Sinn dieser Münzen mehr als albern. Man kann Fell gegen Fisch, Fleisch gegen Waffen und Schmuck gegen Tiere tauschen, aber diese ganzen Münzen sind ihr zu wider.

Ragna hat gesehen, dass viele Menschen ihre Tiere in Verschlägen halten. Pferde leben in Boxen, Hunde werden angepflockt. Auch wenn ihr dieses Verhalten fremd ist – in ihrer Heimat liefen die Hunde, zumeist Mischlinge oder Schlittenhunde frei im Dorf umher. Es gäbe also durchaus Möglichkeiten das Hofvieh vor dem Kater zu schützen. Und da kommt Ragna auch eine rettende Idee: „Aurian, was hälst du davon, wenn ich ihm ein Gehege baue, wie es die Hoftiere auch haben, nur größer? Es müsste nicht nur ringsum zu sein sondern auch nach oben, damit er nicht rausklettern kann. Ich könnte es um einen Baum bauen, so dass er dort leben und klettern kann.“ Ragna fühlt sich an die Zeit mit Tatunca Nara erinnert  und muss an das Baumhaus denken und fügt hinzu: „Vielleicht könnte ich mir ein Haus in dem Baum bauen, aus Holz, wie ich es auf den Inseln bewohnt habe. Dann könnte ich bei Emerald schlafen und er wäre nicht so allein. Ich würde das Ganze selbstredend selbst bauen und dir dann nicht länger im Haus zur Last fallen. Ich hätte sozusagen mein eigenes Heim und wenn du magst, würden Emerald und ich des Nachts über den Hof wachen.“ Kurz überlegt sie Aurian von der Wölfin zu erzählen, dessen Spuren sie hier auf Aurians Grund gefunden hatte. Ihr zu sagen, dass das Hoftier in Gefahr schwebt doch dann entschließt sie sich dagegen und beunruhigt die Magierin nicht mit weiteren Sorgen. Sie, Ragna, würde ein Auge auf das Tier haben und dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kam. Ob ihrer neuen Aufgabe dankbar und voller Hoffnung blickt sie erwartungsvoll zu Aurian und fragt sich insgeheim bereits was diese von dem Vorschlag hält.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 23. Mai 2011, 09:44 Uhr
Zum ersten Mal, seit Aurian die junge Frau kennt, ist sowas wie Hoffnung und Freude in ihrem Blick als sie einen Ausweg für das Problem Emerald sieht. Kein Wunder, der Kater ist ihr bester Freund und ihn wegzugeben oder gar zu töten wäre ein weiterer herber Schicksalsschlag gewesen. Aus Aurians Sicht spricht auch nichts dagegen, ein Gehege am Anwesen zu bauen: Platz ist genug und in einer entlegeneren Ecke bestünde auch nicht die Gefahr, dass sich das Hofvieh oder der Kater ob der Nähe des jeweils anderen zu sehr aufregen müssten.

Als Ragna aber erklärt, sie wolle das alles allein bauen und niemandem zur Last fallen, schüttelt die Magierin entschieden den Kopf: „ Zur Last fallen! Also das will ich gar nicht hören! Du fällst niemandem zur Last und selbstverständlich helfen wir die so gut es geht. Lyall ist in solchen Dingen sehr geschickt und wenn wir alle mit anpacken, ist das in Null komma nichts geschafft. Und was das bei ihm wohnen angeht: Wenn du möchtest natürlich aber du kannst auch dein Zimmer im Haus behalten, sollte es dir draußen mal zu kalt werden oder du einfach so mal Gesellschaft möchtest!“ Sie schenkt der jungen Frau ein warmes Lächeln, und spürt Erleichterung und ein klein wenig  Freude von ihr ausgehen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 23. Mai 2011, 12:16 Uhr
Ragna kann es gar nicht fassen, dass Aurian ihr Angebot annimmt und auch die Wahl den Standort so zu wählen, dass Emerald die Hoftiere nicht stören kann und diese ihn nicht durch ihre Bloße Anwesenheit provozieren, freut die Jägerin sehr. Sie hatte schon befürchtet den schönen Kater töten zu müssen, was ihr gewiss das Herz gebrochen hätte, ist er doch der einzige Freund, den sie noch hat. Sie hatte gehofft sich mit der Wölfin anfreunden zu können, doch diese hat sich nicht mehr gezeigt und frische Spuren konnte Ragna auch nicht mehr finden, was sie sehr schade fand. Aber es war halt eben doch ein wildes Tier und Ragna hat das Tier ja auch einfach alleine gelassen. Vielleicht hätte die fremde Wölfin mit ihr ein Rudel gegründet, wenn sie nur dort geblieben wäre. Ragna verspürt einen Stich in ihrem Herzen, sie weiß, dass sie selbst die Tiergestalt nicht dauerhaft behalten kann, zu groß ist die Gefahr sich in dem Tier zu verlieren und den Weg zurück nicht mehr zu finden oder ihre menschliche Seite über kurz oder ganz vollständig zu vergessen. Aber wäre es nach allem was passiert ist so falsch für immer ihren Instinkten zu folgen? Sie könnte auch den Schmerz und die Angst vergessen. Auch wenn Ragna sich wünscht, diese Entscheidung noch einmal fällen zu können, hilft alles nichts, das schwarze Tier bleibt spurlos verschwunden und selbst wenn Ragna bei ihr geblieben wäre, Aurian hätte sich große Sorgen gemacht und nach allem was diese ihr doch fremde Frau alles für sie tut, wäre das nicht fair gewesen.

Ich kann Emerald behalten und das ist alles was zählt!
Die Jägerin spürt wie ihr Freudentränen in die Augen steigen und wenn sie selbst auch etwas steif bei der Bewegung bleibt, schließt sie Aurian kurz in die Arme und drückt sie, während ein gehauchtes „Danke. Das werde ich dir nie vergessen!“ über ihre Lippen kommt. Die Magierin scheint sichtlich überrascht sich jedoch über diese bisher größte positive Gefühlsregung ihres Schützlings sehr zu freuen und so fällt es Ragna leicht, nachdem sie sich von Aurian gelöst hat, ihr ein warmes Lächeln zu schenken, dass zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten auch ihre Augen erreicht.

Ragna weiß nicht, was Aurian mit es wird kälter meint, aber kann sich nach ihrem Aufenthalt auf den Sommerinseln und in der Stadt, dessen Name sie am liebsten vergessen würde, nicht mehr vorstellen, dass es außerhalb von Barsa Snjór geben könnte. Gerne würde sie nachfragen, aber würde Aurian sie dann nicht für dumm halten? Ragna überlegt wie sie die Frage am besten stellt und kommt zu dem Schluss, dass es dumm wäre nach der Kälte selbst zu fragen, denn Aurian hat ja selbst gesagt, dass es zu kalt werden könnte um draußen zu nächtigen. Ragna beschließt daher die Kälte als gegeben hinzunehmen und Aurian nach den Auswirkungen zu fragen: „Wenn es kälter wird, wird diese Landschaft dann auch mit einer weißen Decke überzogen? Fallen weiße Flocken vom Himmel?“ Ragna kann ihre Aufregung kaum verbergen. Wie lange ist es her, seit sie Snjór gesehen hatte? So lange, dass sie nicht einmal den Namen in der Allgemeinsprache kennt.

Ragnas Gedanken driften wieder zu Emeralds Gehege. Sie würde eine Aufgabe haben, sich ablenken können und so wie Aurian sagte auch Hilfe bekommen, von einer Lyall. Ragna hat sich kaum etwas aus den anderen Bewohnern des Anwesens gemacht und geht ihnen weitesgehend aus dem Wege, so dass sie nicht einmal genau weiß, wie die einzelnen heißen. Sie stellt sich vor, wie diese eine Magd ihr beim Bauen helfen soll und kann gerade noch ein Schmunzeln unterdrücken. Irgendwie kann sie sich diese Frau so gar nicht dabei vorstellen, so sehr sie sich auch bemüht, sie bekommt kein angemessenes Bild in ihren Kopf, was sie nicht gleich zum Schmunzeln bringt. Doch dann muss sie daran denken, wie die Frau die Haare zurückgebunden hatte und sie erinnert sich, dass ihre Ohren spitz zusammenlaufen, etwas was sie zuletzt bei ihrem Peiniger gesehen hat. Zudem scheint diese Frau aber sehr gewissenhaft und ernst und Ragna weiß nicht Recht was sie von ihr halten soll.

Bei Aurian hat sie auch einmal spitze Ohren erspäht, als diese die Haare mit der Hand hinter die Ohren strich. Traute sich jedoch nicht ihre Gastgeberin danach zu fragen, denn womöglich würde sie verärgert reagieren und dass Aurian nichts mit ihrem Gebieter gemein hat, ist ja eindeutig. Was es jedoch mit dieser Magd auf sich hat, kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen und so hofft sie, Lyall sei irgendjemand anders.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 03. Juni 2011, 19:15 Uhr
Langsam und mit Sorgfalt legt Lyall ihr Werkzeug in die Kiste und tritt von ihrem heutigen Werk zurück. Das kurze Überdach des Schuppens, unter dem im Winter das Feuerholz lagerte, war morsch und wurmstichig geworden, also hatte sie ein paar Sparren und Schindeln ausgewechselt. Im Großen und Ganzen weniger Aufwand, als sie zu Anfangs vermutet hatte.
Nun konnte der Winter kommen, das Dach würde auch die schwersten Schneelasten tragen.
Kurz überlegt sie die Werkzeugkiste mit hinter das Anwesen zu nehmen, wo schon eine neue Aufgabe darauf wartet erledigt zu werden, entscheidet sich jedoch dagegen. Erst möchte sie wissen, was genau sie bauen soll und vor allem wo.
Für wen, das weiß sie schon. Nun, zumindest im Großen und Ganzen. Lady Aurian hatte sich nicht sehr präzise ausgedrückt, als sie die Wargin aufgesucht hatte, um kurz darauf ihren Weg in die Steinfaust fortzusetzen.
Es war für Ragna, besser gesagt ihre große Katze, und eben diese Person sollte auch weitere genaue Angaben machen, wie viel Platz das ungewöhnliche Tier brauchen würde. Ein Gehege in der Nähe des Anwesens soll es werden, doch die Wargin ist skeptisch.
Nur ein oder zwei Mal hatte sie den scheuen Gast des Hauses und das „Haustier“ der Frau gesehen, jedoch immer nur von weitem.
Sie schien die anderen Hausbewohner, wie Avila und auch Lyall zu meiden und durch die vielen Arbeiten in und um das Anwesen herum, konnte sich die Gestaltwandlerin nie lange mit Gedanken an sie aufhalten. Ebenso seit Lady Aurian verlauten ließ, dass ihr neuer Gast unbedingt Ruhe braucht, hatte sie deren Anwesenheit sogar schon fast vergessen.

Ihre Haare mit den Fingern etwas entwirrend, um nicht ganz so zerzaust auszusehen, tritt sie ihren Weg zur anderen Seite des Anwesens an.
In der Wärme des Tages verströmen die Rosen in Avilas gehegtem Garten einen betörenden Duft und Lyall kann nicht umhin kurz stehen zu bleiben, und an einer der imposanten Blüten zu schnuppern.
Süß und schwer wie tausend geöffnete Honiggläser riecht das zarte Innere des fast handtellergroßen Blütenkopfes, umrahmt mit blassroten Blütenblättern. Sie kann verstehen warum Avila diese Blumen und auch andere so liebt. Die Magd schien ein Händchen für die grünen Kinder Eas zu besitzen, denn der Garten ist erfüllt von vielen farbenprächtigen Blüten und Sträuchern, und ebenso von dem aufgeregten Brummen der Bienen und Hummeln.
Zufrieden seufzend, an einem so schönen Ort wohnen zu dürfen, verabschiedet sie sich mit einem letzten Blick auf den Garten, bevor sie über den gekiesten Hof läuft, die Ställe hinter sich lässt und nun auch schon die wartende Gestalt der im Anwesen aufgenommenen Frau erkennen kann.
Augenscheinlich ist die Katze nicht bei ihr, wobei Lyall nicht ganz klar ist, wo sie sich befinden mag. Vielleicht noch auf dem Zimmer im Haupthaus? Würde es dort nicht aus Langeweile das Mobiliar der Zimmers zu Kleinholz verarbeiten? Oder ist es wirklich so zahm, dass es seelenruhig wie eine Hauskatze am Fenster sitzt und geduldig auf die Rückkehr der Frau wartet?
Interessiert wendet sie den Kopf und sucht die unmittelbare Umgebung der Frau nach einem verräterischen Rascheln oder bewegen der Blätter ab. Doch alles ist ruhig und nur der auffrischende Wind fährt säuselnd durch die Blätter der Zweige.

Die Umrisse der stolz dastehenden Frau werden immer deutlicher, mit einer schlanken gebräunten Hand streicht sie eine von Wind zerzauste Strähne hinter ihr Ohr zurück.
Lyalls näher kommen bleibt nicht unbemerkt, wendet sich doch der schwarzhaarige Kopf der Frau ihr interessiert zu. Graue Strähnen marmorieren ihr Haar und in den braunen Augen liest Lyall distanziert- abschätzendes Interesse.
Ihr Körper ist ebenso schlank wie der von Lyall aber nicht ganz so drahtig, zeugt jedoch von Körperbeherrschung und Erfahrung bei Jagd oder Kampf.
Lyall kann keine unmittelbare Aggression in der Köperhaltung der Frau erkennen, trotzdem spannt sich ihre Muskulatur unwillkürlich an. Auch die feinstofflichen Sinne der Wölfin sind nun auf die Erscheinung der Frau fokussiert.
Ihre Schritte verlangsamen sich, bevor sie eine Armeslänge von der Frau entfernt stehen bleibt.
Eine Faust mit der rechten Hand bildend und auf ihr Herz legend, verbeugt sich die Wargin tief. Gerade will sie sich wieder aufrichten, sieht ihrem Gegenüber direkt ins Gesicht, als der Wind erneut eine Böe schickt und diesmal nicht nur ihrer beider Haare zerzaust, sondern noch etwas anderes offenbart.
Am Kopf der Fremdländerin sind Federn und weiterer Schmuck zu erkennen, welches wiederum an einem dunklen Lederband befestigt ist.
Es ist kein außergewöhnliches Lederband noch sind die Federn von einem besonders exotisch anmutenden Vogel, wäre da nicht die Gewissheit, dass sie dieses Band schon einmal gesehen hätte.
Und nicht irgendwo… nein… sie hatte es am Hals der weißen Wölfin gesehen, welche das Anwesen Monde zuvor betreten hatte. Erst hatten sie gekämpft, doch dann waren sie… nun als Freunde auseinander gegangen. Seither hatte sie nicht die Zeit gehabt sich zu verwandeln, jedoch tauchte auch die Wölfin nicht wieder auf.
Es konnte nur eine Erklärung für diesen Umstand geben, dass diese Fremde das Band trug.
Sie musste sie getötet haben!
Fest beißt sie ihre Kiefer aufeinander, ihre Muskeln am Hals treten wie Schnüre hervor und auch ihr Wolf-Ich heult und brüllt, jedoch von Lyalls menschlichem Bewusstsein vorerst niedergerungen.

Eine halbe Ewigkeit stehen sich die Frauen gegenüber bevor es die Wargin nicht mehr aushält. Mit abschätzendem Blick spricht sie leise: „Was hast du mit ihr gemacht? Wo hast du dieses Band an deinem Kopf her? Es gehört dir nicht….“


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 03. Juni 2011, 21:53 Uhr
Anfang Sonnenthron 510



Aurian hatte der Wargin bestätigt, dass Schnee fallen würde und die Landschaft weiß werden wird, sobald der Winter einbricht. Ragna-Rana ist die Freude sichtbar anzusehen. Schnee musste Snjór sein. Es würde also im Winter wie auf Barsa sein. Ob der schwülen Hitze die derzeit mehr an die Sommerinseln erinnert, ist es kaum vorstellbar. Würde die Stadt, bzw. dieses Land ihre Heimat Barsa und die Sommerinseln vereinen, in dem sich das Wetter abzuwechseln gedenkt? Für Ragna ein nahezu unvorstellbarer Gedanke, denn dann wäre dies der Ort, an welchem sie hätte mit Tatunca Nara leben und glücklich werden können. Beide hätten ihr Klima hier erleben können und sie hätte ihm Snjór zeigen können. Wehmütig denkt sie an den Jäger der Sommerinseln zurück, der ihr zu so einem guten Freund geworden war und mit dem sie dort ihr Leben geteilt hat. Aurian bekommt davon jedoch kaum noch etwas mit, denn sie hat sich abgewandt, um Lyall zu holen. Unter dessen macht sich Ragna-Rana auf, den Fleck zu erkunden, den Aurian für das Gehege vorgeschlagen hat. Die Stelle liegt ein wenig abseits vom Anwesen und noch immer recht nah, jedoch fern der Ställe und Hoftiere, was sowohl für Emerald als auch Aurians Getier das Beste sein wird. Ein großer, kräftiger Baum steht dort. Ragna vermag nicht zu sagen, um was für einen Baum es sich handelt, denn sowohl in ihrer Heimat, als auch auf den Sommerinseln gab es diese Bäume nicht. Ragna-Rana streckt ihre Hand aus und berührt die raue, dicke Rinde des massiven Stammes. Dann blickt sie den Baum hinauf und begutachtet die Äste, welche sich ideal für den Bau eines Hauses in luftiger Höhe anbieten. Emerald könnte dort nach Herzenslust klettern und sie könnte dort oben leben und schlafen. Auch die Tatsache, dass der Baum einzeln steht, erleichtert den Bau eines Geheges, denn so könnte sie den ganzen Baum einzäunen, ohne das Emerald von dem Gipfel auf einen anderen Baum springen und das Gehege verlassen könnte. Dennoch überlegt die Wargin, wie hoch der Zaun wohl sein müsste und aus welchem Material? Holz würde den scharfen Krallen des Tieres kaum lange Stand halten, außerdem könnte er es mühelos erklettern und überwinden. Aber ein anderes Material will ihr nicht einfallen. Schilf würde der Smaragdkater mühelos zerfetzen, egal wie dicht sie es auch flechten würde. Also schien Holz das beste Material zu sein, doch wie dick müssten die Gitter dann sein und wie hoch? Vermutlich müsste sie das Gitter so bauen, dass es einen großzügigen Kreis um den Baum zieht und nach oben sollte es entweder nach innen gebogen sein oder einer Kuppel gleich auch über dem Baum geschlossen sein, was dem Baum jedoch wiederrum die Möglichkeit zu wachsen rauben würde und ihm auch Licht nehme. Also scheint die Möglichkeit, nach innen gebogene Stäbe zu nehmen am Geeignetsten. Es würde schwer so viel Holz herbeizuschaffen und zu bearbeiten, aber wenn sie die Äste geschickt zusammenbindet, sollte es wahrhaft möglich sein, sie im oberen Bereich fester zu binden und so eine Wölbung zu erzielen, nur durfte das Holz dafür nicht zu trocken, steif oder porös sein. Vermutlich würde Lyall sich da auskennen und ihr gut helfen können.  Warum sonst, hätte Aurian diese Person als Hilfe vorgeschlagen?

Und als Ragna abermals über diese Lyall nachdenkt und sich fragt, wer diese wohl sein mag, nähert sich ihr eine Fremde. Ragna-Rana wendet sich der Gestalt zu und sieht eine Frau auf sich zukommen, deren Bewegungen an die Geschmeidigkeit und Anmut eines Raubtieres erinnern. Schwarze Haare umrahmen das Gesicht der Frau und fallen ein wenig chaotisch und ungebunden herab. Irgendetwas an der Art dieser Frau und deren Bewegungen erinnern Ragna an irgendjemanden. Sie ist sich nicht sicher an wen. Weiß jedoch, dass ihr diese Frau auf dem Anwesen nie aufgefallen ist. Wie auch? Ragna ist den anderen Personen weitestgehend aus dem Wege gegangen und hat den Blick gesenkt oder rasch abgewandt, so dass sie die anderen hier lebenden Menschen ohnehin kaum kennt. Lyall – es musste einfach Lyall sein – kommt unterdessen näher und Ragna erkennt nun auch, was diese Frau so merkwürdig aussehen lässt. Es sind ihre Ohren. Aus der Ferne waren diese in dem schwarzen Haar kaum auszumachen, doch nun wo die Gestalt, welche nur minimal größer ist als Ragna-Rana selbst, näher kommt, zeichnen sich ihre Ohren deutlich vom Haar ab. Die Ohren haben nichts, mit denen eines Menschen gemein. Vielmehr erinnern sie an die Ohren eines Tieres, genau genommen eines Wolfes. ‚Ob des schwarzen Felles der Wolfohren, muss Ragna unvermittelt an die schwarze Wölfin denken, doch wischt die Wargin diesen Gedanken rasch wieder fort. Es kann einfach nicht sein, dass die Riesenwölfin hier im Anwesen lebt, denn sonst hätte sie gewiss des Öfteren Spuren gefunden, aber nach ihrem Treffen blieb das große Tier wie vom Erdboden verschluckt, also musste es weiter gezogen sein und Ragna weiß, dass es sich nicht um die Frau vor ihr handeln kann. Dennoch mustert sie diese neugierig und interessiert, sichtbar darum bemüht die Ohren der Gestalt nicht zu offensichtlich anzustarren. Was ihr aber kaum gelingt. Und dann kommt Ragna ein bitter böser Gedanke, war es in anderen Teilen der Immerlande etwa üblich, sich Ohren von Feinden oder Beute als Schmuckstück aufzusetzen?

Ohren… Alles dreht sich in dieser Welt um Ohren… Mein ehemaliger Gebieter hat lange und spitze Ohren. Aurians Ohren sind auch spitz, aber nicht so ausgeprägt wie die des dunklen Mannes mit den vielen Tätowierungen und Lyalls Ohren sind von dichtem schwarzen Pelz überzogen, so wie ihn nur Wölfe tragen!
Entsetzen durchzuckt Ragna, als ihr ein böser Verdacht kommt: Hatte diese Lyall womöglich das schöne Tier getötet?
Die Fremde kommt unterdessen noch näher heran und verbeugt sich mit einer der Wargin unbekannten Geste. Ob dies der hier übliche Gruß ist? überlegt Ragna-Rana und will es ihrem Gegenüber schon gleich tun, als sich tief grollend in ihrem Innern das Tier erhebt. Für einen Moment ist Ragna von der Anwesenheit ihrer Wölfin so überrascht, dass es ihr nicht gelingt, die Fremde zurück zu grüßen. Stattdessen mustern sie und ihr inneres Tier die Fremde weiter.
Diese Ohren…
Wut flammt in der Wargin auf. Es musste so sein. Die Menschen hier und in den anderen Landen scheinen Ohren tatsächlich als Schmuck zu sehen. Aurians Ohren und auch die ihres ehemaligen Gebieters wirkten so echt, so realistisch und doch gibt es solche Ohren einfach nicht. Sie konnten nur von Feinden stammen, angespitzt und als Schmuck auf die eigenen Ohren gesetzt. Ein Gefühl von Unbehagen und Widerwillen breitet sich immer mehr in Ragna-Rana aus und ihre Wölfin wird von den Gefühlen noch weiter angestachelt und kommt immer mehr aus den Tiefen Ragnas Seele hervor, um falls nötig angreifen zu können.
„Blessaður, Sei gegrüßt. Ich bin Ragna-Rana und du musst Lyall sein.“ Stößt die Wargin unter zusammengebissenen Zähnen hervor, denn nur so kann sie vermeiden, dass ihre Stimme zu einem drohenden Knurren wird, welches sich schon in ihrem Innern auszubreiten beginnt. Dann stellen sich auch noch der Tochter Anars die Nackenhaare auf und beinahe schon glaubt sie die Beherrschung zu verlieren und das ihr Tier gewaltsam an die Oberfläche dringt, doch kann sie dies noch gerade so abweden und die Wölfin zurückdrängen. Darin ist sie seit der Gefangenschaft geübt, anders hätte sie das Tier vor ihrem Gebieter nie verbergen können. Und wer kann schon mit Gewissheit sagen, wie die Leute auf Gestaltwandler reagieren?

Nach einer schier endlosen Weile bricht die Wargin ihr Schweigen: >Was hast du mit ihr gemacht? Wo hast du dieses Band an deinem Kopf her? Es gehört dir nicht….<
Ragna-Rana zieht scharf die Luft ein.
Was redet sie da? Warum sollte es mir nicht gehören? Wo hat sie es schon mal gesehen?
Und dann kommt ihr die Erkenntnis. Sie hatte das Band immer getragen, außer in ihrer Zeit in Mar’Varis während der Gefangenschaft. Xreclytres hatte es ihr eine ganze Zeit lang abgenommen. Wem hatte er es nur gegeben? Dem was ihr Gegenüber sagt zufolge, muss es sich zumindest um eine andere Frau gehandelt haben.
Unter zusammengebissen Zähnen, presst Ragna hervor: „Ihr seid nicht von hier!“ Es handelt sich um keine Frage, sondern um eine einfache, aber durchaus aggressive Feststellung.
Abermals bäumt sich die Wölfin in ihrem Innern auf und fordert ihr Recht und wieder muss Ragna mit ihr um die Kontrolle ringen. Wütend wendet sie sich ab, unfähig die Fremde weiter anzusehen, denn diese soll ihren Kampf gar nicht erst mitbekommen. Stattdessen dreht sie den Kopf und blickt in Richtung des Baumes, der das Zentrum des Geheges ausmachen soll. Wäre sie nicht so mit sich selbst beschäftigt und hätte ihre Aufmerksamkeit nicht zuvor einzig den merkwürdigen Ohren der Fremde gegolten, vielleicht hätte sie die Augen der anderen Wargin erkannt, so jedoch ist Ragna dies nicht möglich. Wahrscheinlich wäre es ihr, aber auch bei besserer Aufmerksamkeit nicht möglich gewesen, da die Sicht der Wölfin und ihr eigenes Sehvermögen sich grundlegend voneinander unterscheiden und das Tier zudem noch ganz anderen Dingen Aufmerksamkeit schenkt und die Farbe von Augen nicht gerade zu den Prioritäten der Wölfin zählen.  Statt sich jedoch auf das Wesentliche zu konzentrieren, nimmt Ragna-Rana wahr, wie ihre eigene Sicht sich zu ändern und zu verschieben beginnt. Die Wölfin lauert jetzt direkt unter der Oberfläche und Ragna-Rana merkt, wie das Licht sie zu blenden beginnt. Die Augen der Wölfin sind dies bezüglich empfindlicher. Auch schwinden die Farben immer mehr und nun ist sich die Wargin sicher, dass ihre Augen nicht mehr ihre typische nahezu schwarze Färbung aufweisen, sondern ihnen schon ein verräterisches gelbes Glühen inne wohnt. Daher bemüht sie sich, der Fremden weiterhin den Rücken zuzudrehen und erst, als es ihr gelingt, die Wölfin wieder gänzlich zurück zu drängen, wendet sie sich wieder Lyall und ihren abartigen Ohren zu.
Eine Wolfsjägerin… stellt Ragna-Rana zornig fest und mit einem fast schon beißenden Tonfall beantwortet sie nun auch die Frage der Fremden: „Das Band gehört mir. Es hat mir immer schon gehört. Es wurde mir aber eine Zeit lang genommen…“ Mehr sagt sie dazu nicht, denn mit einer Wolfstöterin wollte sie so wenig wie möglich zu tun haben. Ein Wunder, dass ob der hiesigen Sitten nicht auch schon ihr schöner Kater seinen Ohren beraubt wurde. Und Ragna-Rana wird einiges bewusst. Diese Frau hat ebenso dunkles Haar, wie ihr ehemaliger Gebieter und wahrscheinlich stammt sie tatsächlich aus der dortigen Gegend. War es möglich, dass sie Xrecyltres gar kannte und eine wirkliche Gefahr darstellt? Würde sie ihn herführen oder Ragna gar ausliefern? Ragna-Rana kann einen knurrenden Laut nun nicht mehr zurückhalten und am liebsten würde sie diese fremde Frau angreifen und ihre Zähne in ihrer Haut versenken, ob dem Tod, den sie einem solch schönen Tier beschert hat. Ob Aurian sie wohl gebeten hat den Hof frei von Raubtieren zu halten? Die Tochter Anars mag sich nicht ausmalen, wie viele Wölfe diese Fremde wohl getötet haben mag und feindlich verlangt sie zu wissen: „Wie vielen Wölfen hast du die Ohren abgeschnitten, Wolfstöterin?“ Ihr Blick hat wieder dieses gefährliche gelbe Glühen angenommen, aber Ragna-Rana ist es nun einerlei. Wenn Lyall das ist, was Ragna glaubt, dann ist es kein Wunder dass sie keine Spuren des stolzen schwarzen Tieres mehr gefunden hat.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 04. Juni 2011, 16:52 Uhr
Anfang Sonnenthron 510



„Aye…Lyall ist mein Name… Lyall aus den Drachenlanden. Wie ihr seht, komme ich wirklich nicht von hier. Doch ihr ebenso wenig Ragna-Rana…“
Während sie die Worte an ihr Gegenüber richtet, blickt die Frau jedoch in die entgegengesetzte Richtung und scheint mit sich zu ringen.
Kleine Schweißperlen zieren plötzlich ihre Stirn und ihre Hände, die fast zu Fäusten geballt sind, beginnen zu zittern.
Schließlich wendet sie sich sogar ganz ab, was Lyalls Wolfs-Ich fast dazu veranlasst die Oberhand über den Körper der Wargin zu gewinnen, nur um dieser Fremden ihre Fänge zwischen die Halswirbel zu rammen.
Kurz ist es auch an Lyall die Augen für einen Moment zu schließen und ihr Inneres zu beruhigen. Schließlich ist diese Frau der Gast ihrer Herrin, also musste sie zumindest so gut es ging Haltung bewahren und neutral handeln.
Sie beobachtet die Fremde genau und ihr Blick bleibt immer wieder an dem Lederband, welches um den Kopf der Person geschlungen ist, hängen.
Konnte dies wirklich sein? Auf ihrer Reise waren ihr viele Menschen begegnet, die keine Skrupel hatten einen Wolfswelpen kaltblütig zu töten und ebenso hatte Lyall gelernt, dass das Äussere eines Menschen nicht unbedingt auf seine Seele schließen ließ.
Selbst hinter der nettesten Fassade konnte sich die grinsende Fratze des Dunklen zeigen, also warum nicht auch hinter so einer Frau?

Dann treffen sich ihre Blicke wieder, in den braunen Augen ließt die Wargin nur Zorn und Härte, lässt sich augenscheinlich nicht davon beeindrucken. Stattdessen sucht sie wie beiläufig mit den Füßen festeren Stand auf dem Boden, nur für den Fall, dass die Fremde doch übermütig werden sollte.
Mit vor der Brust verschränkten Armen starrt Lyall nun unbeeindruckt zurück.
Der schmale Mund ist verhärtet, doch dann öffnet er sich und es dringen Worte hervor, die Lyall vor Unglauben keuchen lassen: >>„Das Band gehört mir. Es hat mir immer schon gehört. Es wurde mir aber eine Zeit lang genommen…Wie vielen Wölfen hast du die Ohren abgeschnitten, Wolfstöterin?“<<
Der drohende Unterton in der Stimme der Fremdländerin straft ihrer äusserlichen Gelassenheit Lügen, und Lyall bemerkt wie auch ihr Gegenüber sich versteift und in eine andere Haltung wechselt.
Kaum findet sie Worte, um das eben Gehörte auch nur im Entferntesten zu beantworten. Für den hielt sich diese Frau? Ihr solch eine Lüge dreist an den Kopf zu werfen? Alle guten Vorsätze ruhig zu bleiben, noch ein paar Herzschläge zuvor getätigt, sind nun vergessen.

Das warnende gelb in den Augen der fremden Frau übersieht Lyall, zu sehr ist sie damit beschäftigt ihr inneres Tier wieder an die mentale Kette zu legen.
Doch es gelingt ihr kaum… brodelnd erhebt sich die Wölfin und heult ihn Lyalls Kopf erzürnt auf.
„Can a rithist e *… wer wagt es mich so zu nennen? Wer bist du Ragna-Rana, dass du vor mir stehst und mich solch einer Ungeheuerlichkeit bezichtigst?“ Drohend kommt die Wargin näher und umrundet die Frau fast, wie ein Wolf  seine Beute.
Lyall begeht dabei nicht den Fehler, die Fremde aus den Augen zu lassen, während sie die Schlinge immer enger um das stinkende Miststück zieht.
„Du nennst mich eine Wölfstöterin und dein Haupt ziert deine eigene Schmach! Warum lügst du, elende Fremde? Du hast das Brot mit meiner Herrin gebrochen und setzt den Fuß auf diesen Boden des Anwesens und wagst es dennoch, hier zu lügen!“ Grollend und drohend leise fügt sie hinzu: „Was hast du mit ihrem Fell gemacht? Hast du es verkauft und gut von dem Blutgeld gelebt? Ich verstehe, dass man jagt, um zu überleben…aber hier? In der Stadt? Nein…“ Blitzschnell hat Lyall die Distanz zwischen sich und der Fremden überbrückt und drückt ihr mit einer Hand die Kehle zu.
„Ich schneide niemandes Ohren ab… aber vielleicht hast du Recht und ich sollte mit dir anfangen.“ Lyall musste bluffen, denn ihr Dolch lag in ihrer Kammer. Sie bewegte sich immer unbewaffnet auf dem Grund des Anwesens. Schließlich gab es noch nie den Grund dauerhaft Waffen anzulegen. Doch diesen Umstand bedauerte sie nun.
Sie waren einander nun so nahe, dass Lyalls Ohren über die Wange der Frau streiften, als die Wargin ihren Griff verstärkt und ihr Opfer ein Stück vom Boden abhebt.


* Sag das noch mal

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 04. Juni 2011, 18:23 Uhr
> Can a rithist e *… wer wagt es mich so zu nennen? Wer bist du Ragna-Rana, dass du vor mir stehst und mich solch einer Ungeheuerlichkeit bezichtigst?< fährt die Fremde sie an und nähert sich drohend. Jeder von Ragnas Muskeln spannt sich ungewollt an und abermals droht ihre Wölfin noch weiter vorzustoßen und will nach wie vor ihre Fänge in der weichen Haut und dem darunterliegenden Fleisch versenken. Fast schon kann Ragna Knochen unter ihren Zähnen brechen hören und den warmen Geschmack von Blut in ihrem Mund schmecken. Ein Keuchen entrinnt ihr. Sie muss die Wölfin zurückdrängen – Irgendwie. Sie ist Gast und auf Aurians Hilfe angewiesen und durfte jetzt nicht vollends die Kontrolle verlieren. Unterdessen kommt die Frau mit den geklauten Ohren näher und zieht ihren Kreis um Ragna-Rana, fast wie ein Raubtier oder aber eine geschulte Jägerin, gleich einer Wolfstöterin. Ihrem Stamm waren die Wölfe heilig und erneut breitet sich Zorn in ihrem Innern aus und mit der Welle der Wut schwappt auch das Tier noch weiter an die Oberfläche. Ragna merkt noch gerade, wie sich ihre Fänge zu verlängern beginnen und sich die Lippen ein wenig zurückziehen, als Lyall sie drohend anspricht: >Du nennst mich eine Wölfstöterin und dein Haupt ziert deine eigene Schmach! Warum lügst du, elende Fremde? Du hast das Brot mit meiner Herrin gebrochen und setzt den Fuß auf diesen Boden des Anwesens und wagst es dennoch, hier zu lügen!<

Ragna-Rana weiß nicht wie ihr geschieht, gerne würde sie antworten, doch ist ihr kein menschlicher Laut mehr möglich, zu nah ist ihre Wolfsseite und die Verwandlung hat bereits begonnen und so bekommt sie nur am Rande mit, dass Lyall ihr den gleichen Vorwurf macht.
Ich soll einen Wolf getötet haben?
Aber Lyall weist ausdrücklich auf ihren Kopf und Ragna erkennt, dass sie nur das Band meinen kann und sie es tatsächlich an einer Wölfin gesehen haben muss, an ihrer Wölfin. Doch kann sie nichts mehr tun, um ihren Fehler gerade zu biegen und die Situation zu retten, weil sie Lyall nicht mehr sagen, dass sie selbst diese Wölfin ist. Die Während die Fremde ihr weitere Worte entgegen schleudert, dessen Sinn die Wargin kaum noch versteht, setzt Lyall auch schon zum Angriff an und packt Ragna an der Kehle. Mehr braucht es nicht. Die Stimmung zwischen den Beiden war ohnehin schon als sehr drohend zu bezeichnen und da Ragnas Wölfin kaum noch unter Kontrolle zu bringen war, bricht diese nun mit einer Wucht hervor, die Ragna-Rana noch nie erlebt hat. Schmerzen durchzucken sie und schon verschieben sich Knochen, Muskeln und Innereien. Weißes Fell sprießt in ungewohnter Geschwindigkeit aus ihrem Körper und mit einer schnellen Drehung wendet sich eine weiße Wölfin knurrend aus Lyalls Griff. Die Kleider, welche Ragna trug hängen nun in zerrissenen Fetzen von der Wölfin herab, einzig das Stirnband ist wie stets vom Kopf der Wargin auf den Hals der Wölfin verrutscht und ziert nun diesen nun einem Halsband gleich.

Wut, Zorn und Hass blenden die Wölfin und das rohe Verlangen nach Gewalt erfüllen Ragna durch und durch. Sie hat keine Chance die Wölfin zurückzuhalten und nur wenige Gedankenfetzen durchströmen die von Blut getränkten Bilder, welche der Wölfin inne wohnen: Nein! Aurian… zornig sein… Dürfen Lyall… nichts tun
Doch das Tier gibt nichts mehr auf logisches Denken, denn dieser dreckige Mensch hatte nicht nur ihre Freundin, ihre Spielgefährtin getötet, sondern sie selbst oben drein noch angegriffen. Zähnefletschend nähert sich das weiße Tier der Feindin und Ragna bäumt sich im Innern des Tieres auf und versucht die Kontrolle zurück zu erlangen. Aber die Mühe scheint aussichtslos. Mit einem Satz springt die Wölfin Lyall an, welche rücklings zu Boden fällt. Die großen weißen Pranken des Tieres quetschen Lyalls Brustkorb, pressen ihr die Luft aus den Lungenund hindern sie daran sich zu erheben oder auszuweichen. Die Lefzen zurückgezogen entblößt die Wölfin ihre Fänge zu einem letzten drohenden Knurren. Ihr Kopf nähert sich Lyalls Kehle, doch dann hält die weiße Wölfin plötzlich inne. Der Geruch Lyalls, welchen sie zuvor aus Mordlust nicht wahrgenommen hat, strömt ihr entgegen. Diese Menschenfrau riecht nach der schwarzen Wölfin. Nun steht es ferst, dass die Ohren keinem anderen als diesem einen Tier gehörten. Trauer zerreißt das Innere der Wölfin. Die schwarzen Ohren, riechen eindeutig nach dem Tier, dessen Weggefährtin Ragna-Rana nur zu gerne geworden wäre und dieses menschliche Monster hat es gewagt der Wölfin nicht nur die Ohren sondern mit ihnen auch den Geruch zu rauben.

Der Schmerz von Ragna und der Wölfin sind so groß, dass sie für einen kurzen Moment zurückweicht und Lyall aus den Augen lässt. Schmerz, Verzweiflung und Kummer ist alles, woraus die Welt Ragnas nun wieder zu bestehen scheint und sie hebt ihren Kopf gen Himmel und heult mit klagender und schauriger Stimme ein kurzes Lied, welches nur einsame und verlassene Wölfe zu singen pflegen und ihren ganzen aufgestauten Schmerz zum Ausdruck bringt. Dass die Wolfsjägerin sich derweil ein Stück entfernt hat, ist ihr einerlei. Wenn das nun hier Ragnas Tod sein soll, so würde sie ihn begrüßen, aber selbstredend würde sie die Wolfstöterin mitnehmen. Das kurze Klagegeheul verstummt und drohend wendet sich die Wölfin, welche einst Ragna war, mit zurückgezogenen Lefzen wieder dem menschlichen Abschaum zu. Ein lautes Knurren grollt aus ihrer Kehle und erstickt zu einem krächzenden Laut. Denn abermals weht ihrt der Duft der schwarzen Wölfin entgegen. Doch es ist nicht der stinkende, dreckige Duft toten Fleisches, sondern ein sanfter, lebendig frischer Geruch, wie ihn nur eine lebende Wölfin verströmen kann. Ragna und ihre Wölfin erkennen gleichzeitig, dass Lyall ebenfalls eine Wargin sein muss und ihr Tier niemand anderes als die schwarze Wölfin sein kann.

Vorsichtig nähert sich Ragna wieder. Streckt ihre Nase schnuppernd der Fremden entgegen, aber der Geruch ist eindeutig und mit einem großen Satz ist sie wieder über Lyall, reißt diese abermals zu Boden und schleckt ihr einmal quer übers Gesicht. Freudig winselt sie auf und ihr Schwanz wedelt leicht, ehe sie abermals von Lyall ablässt, sich von ihr herunter rollt und in einiger Entfernung auf die Dinge wartet, die die andere Gestaltwandlerin nun machen wird...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 05. Juni 2011, 00:06 Uhr
Weißes Fell schiebt sich zwischen ihren Fingern hindurch und Lyall kann nur ungläubig darauf starren. Was passierte hier? War dies wirklich? Noch vor ein paar Herzschlägen umfasste sie die Kehle einer Frau und nun wand sich ein weißer Wolf in ihrem Griff.
Vollkommene Irritation zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab und die Wölfin kann sich aus dem festen Griff befreien. Zuerst gelingt es Lyall nur schleppend, eine Verbindung zwischen der Wölfin von vor ein paar vergangenen Monden, der Fremden und nun dem eben erlebten zu knüpfen.
Von der Wucht des sich befreienden Tieres auf den Rücken geworfen, versucht die Wargin ihrerseits das massige Tier von sich herunter zu wuchten. Es ist eher ein Überlebenstrieb als wirkliche Überlegung, die sie dazu treibt.
Der Wolf über ihr, der Wind in ihren Ohren, der vergehende Sonnenschein, all dies verlangsamt sich und scheint unwirklicher zu werden.
Nur ein Gedanke beschäftigt sie: Konnte es wirklich sein, dass sie einen anderen Gestaltwandler gefunden hatte? Oder besser, hatte der Gestaltwandler sie gefunden? Es konnte nicht sein… nach so vielen Mondläufen… war sie nicht mehr allein?
Mit geschulten Jägerreflexen wehrt sie die zuschnappenden Kiefer ein weiteres mal ab, doch plötzlich lässt auch die Wölfin von ihr ab.

Schnell kriecht die schwarzhaarige Frau von dem tollwütigen Tier weg und beobachtet es wie in einem diffusen Fiebertraum heraus. Es konnte nicht sein oder? Selbst ihre innere Wölfin scheint verwirrt und zu verblüfft, als dass sie sich entschließen kann Herrschaft über den Körper zu fordern oder die Situation weiter aus der Ferne zu betrachten.
Jedoch konnte kein Zweifel bestehen, es ist das selbe Lederband und die gleiche Fellfarbe. Aber wie groß musste Eas Güte sein, um solch einen Zufall Wirklichkeit werden zu lassen? Und warum hatte Lyall nicht gespürt, dass Ragna eine Wargin war, oder besser, dass sich ein weiterer Gestaltwandler auf dem Anwesen befand? Sie war immer überzeugt davon gewesen instinktiv zu wissen, wenn sie jemand von ihrer „Art“ treffen würde.
Aber sie hat sich getäuscht, grundlegend getäuscht.
Mit ausdruckslosem Gesicht starrt die Wargin auf ihre Hände, die mit weißen Haaren übersäht sind, während das Heulen der Wölfin in die nachmittägliche Hitze vordringt und die Laute vom Wind zerfasert werden.
Wie im Chor stimmt auch Lyalls Wölfin mit ein, jedoch nur hörbar für sie selbst.

Aber sie ist Zeugin gewesen. Zeugin von etwas, das nur Wandler vollbringen können. Also musste es so sein. Auf ihre Augen hatte sie sich schon immer verlassen können. Und selbstredend auf ihre Ohren.
Während ihre Seelenwölfin schon umgestimmt worden war und nun darauf wartete, den Körper wieder ihr Eigen nennen zu können, gibt sich die menschliche Seite noch nicht ganz zufrieden.
Aus bernsteinbraunen Augen fixiert sie die Wölfin. Diese hat das Heulen aufgegeben und sich wieder der Wargin zugewandt. Drohend und mit gesträubtem Nackenfell kommt sie näher, doch Lyall hat keine Angst. Eine zitternde Hand dem weißen Tier entgegenstreckend, wartet sie auf das ankommende Tier. Auch die Wehrhaftigkeit der Wölfin schwindet und ehe es sich Lyall versieht, ist die große Wölfin wieder über ihr. Doch diesmal sind ihre Lefzen nicht drohend zurückgezogen, sondern ein jovialer Ausdruck, der entfernt an ein Grinsen erinnert, überzieht das Wolfsgesicht.
Zuerst weiß Lyall nicht, wohin mit sich, und dem Tier oder besser gesagt, mit der Frau in dem Tier. Doch dann übermannt sie ein lange weggesperrtes und vergessenes Gefühl. Tränen laufen ihr unkontrolliert über die Wangen, lautes Schluchzen mischt sich mit gestammelten Worten. Fest drückt sie ihr Gesicht in das warme weiche Fell und sagt mit erstickter Stimme:
„So lange habe ich gedacht, ich wäre alleine… so lange…“ Lange sitzen beide so da, bevor sie sich wieder voneinander entfernen und Lyall, während sie sich die Augen trocknet, sagt:
„Jetzt brauchst du etwas Neues zum Anziehen.“ Mit einem Finger deutet sie auf die zerrissene Kleidung, die an dem schlanken Körper der Wölfin herabbaumeln.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 05. Juni 2011, 08:55 Uhr
Die Wölfin hat salzige Tränen auf der Haut der anderen Wargin geschmeckt. Nun steht das Tier etwas abseits und weiß nicht recht, was es von all dem halten soll. Hatte sie die Schwarze etwa verletzt? Aber Schmerz riecht anders. Auch den typischen Geruch von Angst oder Trauer, kann sie nicht aufnehmen. Im Gegenteil, die Wargin wirkt erfreut, doch warum dann die Tränen? Ragna versucht erneut, die Kontrolle wieder an sich zu ziehen und die verwirrte Wölfin lässt es teilweise zu. Sie möchte wissen, was die menschliche Seite dazu zu sagen hat, kann nicht verstehen, was dort genau vorgeht. Doch Ragnas Gedanken sprechen von Freudentränen und dass dergleichen bei besonders großer Freude vorkommt. Die Wölfin wedelt wieder sacht mit dem Schwanz und blickt erwartungsvoll zu der felllosen Gestalt, welche sich inzwischen auch wieder etwas gesammelt hat und mit einem Finger auf Ragnas zerfetzte Kleidung zeigend trocken betont, dass sie wohl etwas neues zum Anziehen brauchen wird. Doch das ist der Wölfin einerlei und auch Ragna bedeutet diese Kleidung nichts. Der Stoff erinnert an Mar’Varis und nun war er eben zerstört. Was macht das schon? Viel lieber als sich um neue Kleider Gedanken machen, würde sie jetzt mit der schwarzen Wölfin spielen. Sie jagen, verspielt nach ihr schnappen und mit ihr herumtollen. Aber Lyall macht keine Anstalten sich zu wandeln und hätte sie nicht gesagt, dass sie sich so lange alleine fühlte, hätte Ragna nun wieder Zweifel bekommen, was mit ihr nicht stimmen mag. Doch stattdessen trottet sie auf Lyall zu und lehnt ihre Schulter an Lyalls Beine. Diese macht noch immer keine Anstalten, es ihr gleich zu tun und als Wölfin mit ihr die Umgebung unsicher machen. Das Tier in Ragna ist schwer enttäuscht, doch Ragna entsinnt sich wage, dass Emerald noch irgendwo hier draußen ist und sie nicht einfach verschwinden kann. Auch wollte sie ja das Gehege bauen und womöglich will Lyall sich hier nicht wandeln, weil keiner weiß, wer sie wirklich ist? Aber konnten die Menschen so dumm sein? Lyalls Ohren sprechen doch für sich… und beinahe schon, haben sowohl Ragna, als auch die Wölfin vergessen, dass sie selbst die Ohren für nichts anderes als Raubzugsgut gehalten haben.

Das weiße Tier beschließt einen letzten Versuch, Lyall doch noch zum Spielen zu verleiten und knufft sie mit der Nase in die Seite. Dann tollt sie im Kreis um Lyall herum und stupst sie immer wieder fordernd an, ehe sie mit einem großen Satz vor Lyall landet, sich ihr zuwendet und sich spielerisch duckt, begleitet von einem hoffnungsvollen Schwanzwedeln.
Konnte Lyall sich vielleicht noch nicht auf Wunsch wandeln? Hat sie nicht gelernt mit ihrer Fähigkeit umzugehen?

Emerald und das Gehege sind wieder vergessen, denn sie hat ihre Wölfin wieder gefunden. Das schöne schwarze Tier, welchem sie sich so nah gefühlt hat. Das Tier, für welches sie am liebsten ihre menschliche Gestalt aufgegeben hätte, um an seiner Seite sorgenfrei und instinktgesteuert ein Leben in der Wildnis führen zu können. Nun ist sie wieder hier. Sie war weder tot, noch verloren gegangen. Nun, vielleicht schon verloren gegangen, aber letztendlich wieder gefunden. Ragna wünscht, Tatunca wäre hier und könnte sehen, wie gütig die Welt doch manchmal sein kann. Sie würde nicht mehr alleine sein. Hat jemanden zum Spielen, zum Jagen, zum Kuscheln und um einfach einmal das Tiersein zu genießen. Bisher war es ja immer so, dass Ragna die Gestalt überwiegend zur Jagd oder zur Verteidigung genutzt hat. Das Glück jedoch diese Erlebnisse mit einer Gleichgesinnten teilen zu können, blieb ihr bisher verwehrt. Ragna kann ihre Freude kaum fassen und auch die Wölfin fühlt sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten so richtig wohl in ihrem Pelz. Ragna-Rana und ihr Tier verschmelzen zu einem einheitlichen Ganzen, jeder Kampf den sie beide vorher ausgefochten haben ist vergessen, denn nun sind ihre Gefühle und ihre Ziele so gleich, wie schon lang nicht mehr und so verschwimmen die beiden unterschiedlichen Ansichten und gehen ineinander über. Ragna-Rana ist die Wölfin und die Wölfin ist Ragna-Rana. Kein Zwiespalt, kein Kampf um die Kontrolle und auch kein Unverständnis sind mehr zwischen der Wargin Seele und ihrem Seelentier wahrzunehmen. Das derzeitige Verschmelzen der Beiden schweißt sie zu einer Einheit zusammen, welche sie nur sehr selten erlebt haben und die schwarze Wölfin steht noch immer ohne Fell in der Nachmittagssonne.

Ragna möchte sich nicht zurück verwandeln und ihr Tier teilt diesen Wunsch. Sie möchte den Augenblick mit der Schwarzen auskosten und ihre Nase in deren dunklem Fell versenken. Sie möchte der Wargin zeigen, wie sehr sie diese vermisst hat und wie groß die Freude ob des Wiedersehens wirklich ist. Von nun an, würde sie auf die Schwarze achtgeben. Ihr letztes Treffen in Tiergestalt war so einzigartig und hatte gar etwas von Rudel und Zusammengehörigkeit. Ganz so, als wären sie immer eine Familie gewesen. Ragna hätte sich denken müssen, dass ein solches Verhalten unter Wölfen alles andere als normal ist. Zugegeben, das war ihr auch bewusst, aber zu schön war der Moment, um all das Erlebte in Frage zu stellen und nun hat sie die Antwort auf der Schwarzen sonderbares Verhalten gefunden. Sie haben einander wieder und nie mehr, würde Ragna die Wargin im Stich lassen und sich einfach davon stehlen. Sie würde die Schwarze schützen, für sie sorgen und an ihrer Seite bleiben. Egal was auch passieren mag.
Rudel… Familie…

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Juni 2011, 13:28 Uhr
Ihre Arme um die Knie geschlungen, sitzt Lyall auf dem staubigen Boden und beobachtet die Wölfin vor sich, welche um sie herumtollt.
Immer wieder startet das weiße Tier Versuche, Lyall zum spielen zu animieren und stubst und knufft sie unentwegt.
In einem schnellen Lauf umrundet die Wölfin Lyalls sitzende Gestalt, springt behände vor sie und duckt sich schwanzwedelnd hinunter.
Auch die schwarze Wölfin würde nun gerne spielen und mit ihrer Artgenossin die Gegend unsicher machen, doch Lyall lässt die körperliche Übernahme vorerst nicht zu. Doch ihre Seelenwölfin ist darüber nicht unglücklich, verstraut sie doch auf das Urteil ihrer menschlichen Seite. Später würde noch genug Zeit bleiben.
Vorerst musste sie für Ragna-Rana ein paar neue Kleidungsstücke finden und die große Katze suchen. Zumindest würde sie Ragna fragen, wo sie das große Tier gelassen hatte.
Eine so riesige Katze allein auf dem Hof, das konnte noch Unglückselig enden.

Sich den Staub abklopfend steht sie auf, etwas unglücklich darüber die Wölfin in ihrem Spiel unterbrechen zu müssen.
„Ragna, ich weiß du kannst mich hören. Wir müssen dir erst etwas zum anziehen besorgen. Wenn Lady Aurian wiederkommt möchte ich ihr nicht sagen müssen, dass wir in ihrer Abwesenheit nichts getan haben, außer zu spielen. Versteh bitte, danach ist noch genügend Zeit.“ Lyalls Loyalität gegenüber ihrer Herrin, ist sehr ausgeprägt und niemals würde sie sie enttäuschen wollen. Auch wenn es eine noch so kleine Sache war.
„Deine Katze braucht ein sicheres Gehege. Und auch wenn ich sie noch nie wirklich von Nahem gesehen habe, so ist sie doch schon von weitem recht imposant. Wir wollen die anderen Tiere hier ja nicht gefährden, nicht wahr? Vor allem musst du sie suchen gehen.
Aber erst hole ich dir etwas zum überziehen.“
Mit einer Geste, die Ragna- Rana signalisieren soll zu warten, wendet sich die Wargin den Stall zu.

Da sie keine nachkommenden Pfotenlaute hört, scheint Ragna-Rana ihren Wunsch verstanden zu haben und so begibt sich Lyall in das Halbdunkel des Stalles.
Die Luft ist stickig und warm, nur ab und zu hört man die leisen Schrittfolgen von Mäusepfoten über die Dachsparren trippeln und die Luft ist erfüllt von schwebenden Staubteilchen.
Hier irgendwo bei den Satteldecken, hatte Lyall ein Ersatzhemd. Es ist selbst ihr viel zu groß und auch Ragna-Rana würde das weite Hemd sicher bis zu den Knien gehen. Aber so konnte sie zumindest den Weg zurück in ihr Zimmer antreten, ohne den Nachbarn oder vorbeikommenden Passanten auf der Straße aufzufallen.
Schließlich musste man den gut einsehbaren Hof überqueren, um in das Anwesen hinein zu gelangen.
Die Küchentür war keine Option, da Avila sie immer sorgfältig abschloss, sobald sie das Anwesen verlässt. Und heute war Markttag und Avila , nach dem Wissenstand von Lyall, noch nicht wieder heim gekehrt.
Nach ein paar Minuten intensiver Suche, fördert die Gestaltwandlerin ein etwas fleckiges und zerknittertes Hemd hervor, welches zugegebenermaßen nun auch schon etwas nach Pferd riecht. Dieses Kleidungsstück würde seinen Zweck schon erfüllen und Ragna-Rana konnte es nach Benutzung gleich in die Kleiderkammer zum waschen werfen.
Hier und da zupft sie noch ein paar Strohhalme ab, klopft es kräftig aus und befördert nun noch mehr Staubteilchen in die Luft, die fröhlich in den, durch die Ritzen der Stallwand fallenden, Sonnenstrahlen tanzen.


Kurz kneift sie die Augen fest zu, als sie aus der Stalltür in die Helligkeit des Tages hinaustritt und ruft Ragna schon von weitem zu: „Ich habe etwas für dich gefunden. Es ist nicht viel aber es wird reichen, um bis zum Portal des Anwesens zu kommen.“
Bei der Wölfin angekommen, legt Lyall das Hemd vorsichtig auf den Boden und dreht sich um.
„Es wird dir etwas zu groß sein. Aber es wird bedecken, was es zu bedecken gibt. Verwandel dich bitte. Dann… können wir reden. Und es tut mir leid, dass ich dich vorhin so fest angepackt habe. Ich war…einfach wütend.“
Geduldig kehrt sie der Wargin den Rücken zu und hofft, das diese versteht, was gerade von ihr erwartet wird. Lyall ist sich nicht sicher, in wieweit Ragna ihre Wolfsgestalt kontrollieren kann. Sie konnte nur hoffen, dass all ihre Worte zu ihrem menschlichen Bewusstsein hindurch gedrungen sind.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 07. Juni 2011, 17:56 Uhr
Sowohl die Wölfin als auch Ragna vernehmen Lyalls Stimme. Die Wölfin ist enttäuscht ob der Worte, aber Ragna erkennt selbstredend, dass die Worte wahr gesprochen sind. Auch wenn die Wölfin unzufrieden scheint, ist ihr klar, dass ein gemeinsames Toben und Jagen nicht wegläuft und sie dies durchaus später machen können und so gibt auch sie sich geschlagen. Lyall eilt fort und die Wölfin schaut ihr nach, ehe sie sich auf die Seite fallen lässt. Es dauert nicht lange, da ist Lyall auch schon wieder zurück und lässt ein Stück Stoff neben ihr auf den Boden fallen. Sie selbst dreht sich um und wendet Ragna den Rücken zu, damit diese sich zurückverwandeln kann, was sie auch gleich tut. Die Verwandlung schmerzt zwar, aber diesmal nicht so heftig wie bei der ersten, viel zu überstürzten Verwandlung.

Wieder in menschlicher Gestalt streift sie sich das Leinenhemd über. Es ist arg groß und gleicht schon eher einem Kleid, aber Ragna reicht es vollends. Auch macht sie keine Anstalten ins Haus zu gehen und etwas anderes zum Anziehen zu holen, stattdessen stellt sie sich zu Lyall und fragt unsicher: „Was ist eine Lädie?“ Sie hat des öfteren gehört, dass Aurian auch als Lady bezeichnet wird, doch kann sie mit dem Wort nichts anfangen. Das Wort Herrin ist ihr ein nur allzu bekannter Begriff, auch wenn es nicht recht zu der netten Frau zu passen scheint. Vielleicht würde sie Lyall später fragen, wie es dazu kam, dass sie Aurians Eigentum wurde.
Zumal man ihr in der Steinfaust klar erklärt hat, dass es dergleichen hier nicht gibt, sondern es sogar verboten war. Ragna kann sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet Aurian, welche doch auch in der Steinfaust arbeitet,, gegen dieses hier übliche Gesetz verstößt. Aber das zu klären blieb später noch Zeit.

Nachdem Lyall versucht hat ihr den Begriff zu erklären, ruft Ragna nach ihrem Smaragdkater. Er konnte nicht weit sein. Denn zumindest als sie sich sein zukünftiges Gehege, beziehungsweise eher dessen Standort, angesehen hat, war er noch hier. Er kann erst kurz vor Lyalls Auftauchen verschwunden sein. Von Emerald ist noch immer keine Spur zu sehen und so ruft Ragna ihn erneut. Dann vernimmt sie ein raschelndes und kratzendes Geräusch hoch über sich und einige Blätter fallen auf sie herab. Grinsend wirft sie den Kopf in den Nacken und blickt empor. Emerald hat es sich, wie es scheint, in dem dicken Blätterdach des Baumes, der sein Gehege werden soll, gemütlich gemacht und klettert nun allmählich wieder zu ihr herab. „Loksins kominn niður“ ruft Ragna ihm entgegen und kurz darauf springt Emerald mit einem Satz hinab und streicht mit seinem seidig weichen Fell um ihre Beine, ganz so als wäre er ein kleines Kätzchen. Nur dass seine Schulterhöhe inzwischen 80 Sekhel beträgt und er alles andere als ein kleines Kätzchen ist. Lachend vergräbt Ragna ihre Finger in seinem Fell und blickt dann wieder zu Lyall: „Nun, den Ausreißer hätten wir gefunden!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 09. Juni 2011, 18:01 Uhr
Das feingeschnittene Gesicht von Ragna taucht neben Lyall auf, was die Wargin dazu veranlasst, sich der Frau zuzuwenden.
Von Nahem erkennt sie, und vor allem diesmal ohne Aggression, dass es sich um eine sehr schöne fremdartig erscheinende Frau handelt.
Sie hat dunklere Haut als Lyall und eine hervorstechendere Augenpartie, die sie aufgeschlossen und freundlich erscheinen lässt. Die braunen Augen ruhen nun friedlich auf Lyall und scheinen sogar eine Art Gelassenheit auszustrahlen.
Die Anspannung der letzte Minuten scheint verflogen und auch die Wargin entspannt sich zusehends.
Als sie an der Frau herabblickt, erkennt sie, dass das Hemd wirklich bis zu den Kniekehlen hängt. Über die Zeit im Stall musste es wohl noch mehr ausgeleiert sein und ähnelte mehr einem übergeworfenen Sack, als einem wirklichen Kleidungsstück.
Doch seinen Zweck würde es trotzdem erfüllen. Jedoch scheint Ragna keinen Fuß in das Anwesen setzen zu wollen und als sich Lyall schon fragt, ob  ihre Worte verstanden worden waren Ragna müsse sich etwas zum anziehen holen, fragt ihr Gegenüber schon: >>„Was ist eine Lädie?“<<

Verwirrung huscht kurz über das Gesicht der Wandlerin, als sie kopfkratzend versucht das Wort ''Lady'' zu erklären.
„Nunja... also... es ist eine Art..Titel.. Wie Jagdherr oder so...ehm... Man kann ihn wohl auch vererben und muss ihn nicht durch Jagdgeschick oder Kampf erwerben.“ Wie sollte sie dieses Wort erklären, nachdem sie selbst nicht einmal genau wusste, was er bedeutete? Sie hatte es seit ihrer Ankunft im Anwesen akzeptiert, dass Lady Aurian eben eine... ja..Lady war und sie nicht. Allem Anschein nach war dies ein Titel mehrerer Frauen in der Stadt, was sich wohl auch auf eine höhere Position in der Gesellschaft auswirkte. Wahrheitsgemäß antwortete sie daher: „So genau weiß ich dies auch nicht. Ich habe nie wirklich gefragt. Ich habe es einfach hingenommen. Es ist etwas...hmmm.. jemand den es zu schützen gilt. Zumindest im Falle der Lady Aurian. Ohne sie wären wir... schlecht dran, denke ich. Aber wie du bestimmt schon gemerkt hat, ist sie sehr nett. Du kannst sie bestimmt fragen, was das bedeutet.“ Aufrichtig schaut sie in die freundlichen braunen Augen, während sie sich fragt, warum sie nie nach der Bedeutung des Wortes ''Lady'' gefragt hatte.
Damals war alles so schnell gegangen und da alle Leute Lady Aurian eben so nannten, wie sie sie nannten, hatte sie dies einfach ohne nachdenken übernommen.

Ragna-Rana hat ihre stümperhafte Erklärung wohl fürs Erste ausgereicht, da sie bar jeden Kommentars nun versucht ihr Tier zu sich zu rufen.
Lange tut sich nichts, doch dann hören Lyalls Ohren ein Rascheln über ihnen, welches sich wohl aus der Krone des Baumes auf sie zubewegt. Kurz darauf scheint auch die Fremdländerin das Geräusch zu hören, denn freudig blickt sie nach oben und redet in einer fremden Sprache auf das Tier ein. Langsam schält sich das Tier aus der üppigen Blätter und Blütenpracht des Baumes heraus und ist bedeutend größer, als die Wargin vermutet hatte.
Reflexartig tritt sie ein oder zwei Schritte zurück. Katzen konnte man nicht trauen. Es sind hinterhältige Tiere, die unvorbereitet am liebsten dann zuschlugen, wenn es am wenigsten erwartet wurde. Katzen auf Normalgröße konnten so schon schmerzhafte Wunden hinterlassen, doch Lyall wollte sich erst gar nicht ausmalen, welche klaffenden Wunden solch eine Pranke hinterlassen konnte.
Da sind ihr Wölfe doch um einiges lieber. Als wäre dieses Tier eine kleine Schoßkatze, streichelt und liebkost Ragna es, ohne Angst der Riese könnte es sich anders überlegen und zuschlagen.
„Hmm...ja..“, hüstelt die Wargin auf die glücklichen Worte von Ragna, sie hätte ihren Ausreißer nun endlich wieder.
„Schönes Tier.“, gibt Lyall aus sicherem Abstand zu. „Also für ihn..äh..sie...wie dem auch sei.... soll das Gehege sein?“ Prüfend schaut sie auf das zukünftige Gehege und den Baum. Es würde einiges an Arbeit sein, ein Pferch für solch ein Tier zu bauen. Lyall zweifelte nicht im geringsten daran, dass die Katze sehr weit springen konnte. Und der Baum stand zwar relativ separat, aber doch nicht allzu weit von den ausladenden Wipfeln der angrenzenden Kiefern entfernt. Doch sie würde sich später um diese Problematik kümmern.
„Wollen wir nun nicht ins Haus gehen? Ihr braucht Hosen.. oder zumindest etwas ähnliches. So können wir nicht bauen.“, gibt Lyall lachend zu bedenken.
„Auf dem Weg zum Anwesen können wir ja schon ein bisschen überlegen.“ Mit einer einladenden Handbewegung deutet die Wargin auf das Gebäude zu ihrer Rechten. Dem Tier nicht allzu nahe kommend setzt sie sich in Bewegung. Ragna und ihr Tier tun es ihr gleich. „Zu allererst... wie heißt es denn?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 09. Juni 2011, 19:02 Uhr
^Lyall behält einen großzügigen Abstand zwischen sich und Emerald, wie Ragna feststellen muss. Es wundert sie nicht, der Kater ist zu imposanter Größe herangewachsen und durchaus gefährlich. Auch wenn er seine Krallen einzuziehen weiß, wenn er mit Ragna spielt, so weiß die Jägerin nicht, wie er darauf reagieren würde, wenn andere Menschen ihn bedrängen oder gar anfassen. Bisher hatte auch niemand den Versuch unternommen, außer Ardak, aber er kennt Emerald auch, als dieser noch deutlich kleiner war und musste sich nicht mit dem nun ausgewachsenen Tier anfreunden.

Trotz, dass Lyall dem Raubkater nicht zu trauen scheint, betont sie, dass er ein schönes Tier sei und das ist er tatsächlich. Hellgolden schimmert sein Fell im Sonnenlicht und auch wenn sich hier und da Äste und Blätter in seinem dichten Pelz verfangen haben, welche Ragna nun herauszupft, wirkt seine Erscheinung mit den dunkleren Flecken auf Rücken und Kopf einfach majestätisch. Seine muskelösen Beine machen ihn zu einem perfekten Springer, der aus dem Stand auf 5 Schritt Höhe oder 10 Schritt Weite bringen kann. Seine säbelartigen Krallen ermöglichen es ihm zudem Bäume perfekt zu erklimmen und sein 80 Sekhel langer Schwanz dient ihn bei seinen Manövern in luftiger Höhe als Balancehilfe. Ein wahrhaft prächtiges und exotisches Tier. Zumindest scheint hier niemand solche Tiere zu kennen und in ihrer eigenen Heimat gab es solche Baumkatzen auch nicht. Ein Gehege zu bauen, dass ihm Stand hält, wird sicher nicht leicht, aber ihnen wird schon etwas einfallen.
Die Wargin erkundigt sich noch, ob das Gehege für ihn bestimmt sei und Ragna stimmt zu: „Sannur! Stimmt! Es ist für ihn. Er ist inzwischen einfach zu groß um ihn zu kontrollieren oder gar hier rumrennen zu lassen. Es ist anstrengend auf solch ein Tier achtzugeben und dort drin wäre er und noch wichtiger Aurians Tiere vor ihm sicher. Er hört zwar einigermaßen, aber er hat seinen eigenen Kopf und hochhalten und festhalten ist einfach nicht mehr. Als er noch ein Kätzchen war, war alles einfacher. Ich hatte schon geglaubt, jetzt wo er sich so verändert, müsste ich ihn vielleicht töten. Man könnte ihn nicht freilassen, weil er keine Angst vor Menschen hat und zu einer echten Gefahr werden würde und hier halten kann man ihn so auch nicht mehr ewig. Ich bin wirklich froh, dass Aurian mir erlaubt das Gehege zu bauen. Er bedeutet mir sehr viel.“ Das Wort Lady hatte Ragna-Rana nie gegenüber der Hausherrin benutzt und würde es auch nicht, ehe sie diese selbst darauf angesprochen hatte und in Erfahrung gebracht hätte, ob diese Anrede wichtig sei und ob es einer Beleidigung gleich kam, sie nicht zu benutzen. Aber hätte Aurian es ihr dann nicht gesagt? Hätte sie nicht darauf bestanden, richtig angesprochen zu werden? Aber scheinbar nicht und das obwohl sie entgegen der Aussagen in der Steinfaust selbst eine Sklavin hält. Ragna-Rana versteht nicht, wie Lyall eine solche Person als nett bezeichnen kann. Zugegeben ihr gegenüber war Aurian immer nett, hilfsbereit und sehr sehr freundlich, aber Ragna ist auch nicht Aurians Eigentum. Lyall scheint dies schon zu sein. Aber darauf wird sie Lyall nicht ansprechen, das würde sie mit Aurian. Immerhin war sie in der Steinfaust dabei, als ihr erklärt wurde, dass es hier keine Sklaverei gäbe und sie sicher sei.

Emerald schmiegt sich derweil weiter an Ragna an und diese streicht ihm sanft ein letztes Stück Laub aus dem Fell. „Er stammt von einem Ort, den ihr wohl Sommerinseln nennt und war verwaist. Ich habe mich ihm dort seiner angenommen, zu einer Zeit wo ich ganz alleine war. Keine Menschenseele weit und breit. Es war für mich damals eine sehr wichtige Aufgabe, für ihn sorgen zu können, ohne ihn wäre ich wohl durchgedreht.“ Ja, das wäre sie wohl tatsächlich, denn der Schmerz den Tatuncas Verschwinden in ihr ausgelöst hat, hätte sie wohl zerfressen, wenn das kleine Katzenjunge sie nicht mit allerhand Unfug abzulenken gewusst hätte. Kurz verdürstert sich der Wargin Blick, doch dann hellt er sich wieder auf, als sie sich erinnert, wie er als kleiner Kater war, ganz flauschig, tapsig und unbeholfen. Sie denkt an seine ersten Kletterversuche und wie tollpatschig seine ersten Sprünge doch waren. Ein Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht, als sie die Zeit mit dem Kleinen vor ihrem inneren Auge erneut durchlebt und ihr bewusst wird, wie wertvoll und wichtig es war, dass sie ihn hier behalten konnte. Sie steht tief in Aurians Schuld und wird sich etwas einfallen müssen, diese wieder zu tilgen.

> Wollen wir nun nicht ins Haus gehen? Ihr braucht Hosen.. oder zumindest etwas ähnliches. So können wir nicht bauen.< reißt Lyall Ragna aus den Gedanken. „Können wir nicht?“ wundert sich Ragna. „Wir? Wieso brauchen wir Hosen?“ Ragna lacht laut auf. „Emerald trägt gewiss keine!“ Und sie selbst braucht auch keine Hose, dergleichen hat sie auch auf den Sommerinseln nicht getragen und hier ist es derzeit auch nicht gerade kalt. Jedoch stimmt sie zu: „Ins Haus sollten wir tatsächlich. Mir ist es lieber, wenn Emerald drinnen im Zimmer bleibt, denn wenn wir bauen, werde ich ihn nicht im Auge behalten können.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 12. Juni 2011, 01:23 Uhr
Noch mehr als die Frage nach dem Sinn einer Hose, verwirrt Lyall das schallende Lachen. Verdutzt senken sich ihre Wolfsohren an die Seiten des Kopfes und verleihen der Wargin noch mehr den Ausdruck ehrlicher Ratlosigkeit.
„Ja nun...natürlich braucht er keine. Er ist ja auch ein Tier. Wir...ja...brauchen als Wolf schließlich auch keine. Aber als Mensch schätze ich den Vorteil dieser Kleidung sicherlich.“ Lyall fährt sich mit einer Hand über ihr Kinn und fügt hinzu: „Vorher hattest du doch auch eine an, oder nicht? Also solltest du, ebenso wie ich, diese Vorteile kennen. Oder seid ihr bei euch ...immer nackt unterwegs? Hier würde man sagen, ich komme von weit her, wo kaum...wie nannte sich das Wort...ah ja... Zivilisation oder so ist. Dörfer und so eben. Und selbst dort tragen wir Hosen.“
Belustigt über die Vorstellung lächelt sie abwesend. Tiere mit Hosen und Menschen ohne sie. Was für eine Welt!
„Ich hoffe ihr meint das nicht ernst. Hier trägt man jedenfalls welche. Oder eben Kleider, wenn dir das mehr gefällt. Ich finde sie zu umständlich und unpraktisch.“
Diese Stoffschläuche sagen der Wargin gar nicht zu. Immer war irgendein Teil des wallenden Stoffes im Weg, man verhedderte sich darin und zugig von unten her waren sie auch.
Nein, SIE wusste sicherlich über die gute alte Hose Bescheid. Lyall wundert sich offen darüber, wie solch eine Person, die das Jagen offensichtlich gelernt hatte, ernsthaft keine Hosen kennen konnte. War es dort wo sie herkam immer sehr heiß oder gab es dort keine Vegetation, die mit widerspenstigen Dornen und garstigen Stacheln bedeckt war? Oder....gab es gar eine ganze Wargennation irgendwo? Liefen deswegen alle ohne Hosen herum, weil sie einfach immer Wolf waren? Aber Lyall wurde schon als Mädchen von ihrer Mutter gewarnt, nie zu lange ein Tier zu bleiben, da man sich schneller als gedacht verlieren würde und das Menschsein ablegte wie eine Schlange ihre alte Haut. Vielleicht konnten sie es aber doch? Die Frau zu fragen traut sie sich dann aber doch nicht. Vielleicht will sie die Wahrheit auch nicht wissen... Besser nicht...
Wenn sie zumindest zum Jagen Wölfe wären, dann bräuchten sie wirklich keine Kleidung. Und das Lachen wäre durchaus berechtigt.

Aus den Augenwinkeln beobachtet Lyall die neben ihr hergehende Frau. Ein Schauer läuft ihren Rücken herab und hinterlässt eine Gänsehaut auf ihren Armen.
Ein ganzes Volk von Wandlern... aber so etwas gab es sicherlich nur in Sagen. Dies hätte ihre Mutter ihr nicht verschwiegen. Nicht sie.
Und diese äußerlich noch recht kühl wirkende Fremde, sah einfach nicht danach aus, als wenn sie ihr gesamtes Leben in Wolfsform verbringen würde. Immerhin war sie ja jetzt Mensch und schien diesen Umstand nicht ungewohnt zu finden.
Kurz fasst die Wargin sich an ihre Ohren, streicht liebevoll darüber, bevor sie ihre Hand wieder sinken lässt.
Es tut gut, nicht mehr alleine zu sein. Doch es versetzt ihr auch einen Stich. Schließlich ist sie nun hier nicht mehr.... ja was? Selten? Etwas besonderes?
Um Ea's Willen.... was denkst du da für einen Mist. Du solltest dich freuen! Kopfschüttelnd tritt sie an das Portal, drückt es auf und hält die schwere Tür offen, bis Ragna-Rana eingetreten ist.
Kurz ist es dunkel um sie herum, da sich ihre Augen noch nicht an die Düsternis in der Vorhalle des Anwesens gewöhnt haben, doch stetig kann sie mehr erkennen.
„So, wo ist dein Raum? Bist du sicher, dass dein Tier... dort nicht heraus kann?“
Die Gestaltwandlerin weiß, dass das Zimmer im ersten Stock zu finden ist. Doch welches genau, kann sie nicht sagen. Avila ist für diesen Teil des Hauses zuständig und kümmert sich um die Zimmer und vor allem um das Arbeitszimmer der Lady.
Manchmal schlich Lyall des Nachts als Wolf bis zu den letzten Stufen der Freitreppe, wagte jedoch nicht weiter vor zu dringen. Keiner hatte es ihr verboten, doch Lyall respektierte den Bereich ihrer Herrin und sah sich als stiller Beschützer der Lady, wenn das Licht aus dem Arbeitszimmer bis kurz vor Morgengrauen brannte.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 12. Juni 2011, 19:10 Uhr
Ragna-Rana versteht noch immer nicht, wieso  Lyall dann IHR gesagt hat, wenn sie nur Ragna meint und spricht die Frage auch direkt offen an: „Wenn du nur mich meinst, wieso dann IHR? Und ja, auf Barsa habe ich auch Hosen getragen, dort ist es auch kalt, aber auf den Sommerinseln trägt man zum Beispiel gar nicht viel. Meist nur wenig Stoff und das, was du mir gegeben hast ist doch ein Kleid oder nicht?“ Zumindest ist das Hemd lang genug, um in Ragnas Augen als Kleid bezeichnet zu werden. Was versteht sie auch schon von Kleidern? Auf Barsa gab es dafür keine Notwendigkeit und auf den Sommerinseln waren diese nicht einmal lang. Tatunca hatte ihr sogar erklärt, dass sein Volk sich nur sehr spärlich bekleidet und ob ihres schüchternen Verhaltens, bei ihren Verwandlungen hatte er ihr, nachdem er zuerst arg verdutzt war, auch deutlich gemacht, dass viele Frauen seines Volkes ebenfalls nur den Unterleib bedecken und ihr Verhalten komisch sei. Er hatte gar gelacht und so hatte sie irgendwann die Scheu sich vor seinen Augen zu verwandeln auch gänzlich abgelegt. Aber hier in Talyra scheinen wieder andere Sitten zu herrschen und Ragna fühlt sich mit all den verschiedenen Völkern und verschiedenen Flecken der Immerlande langsam aber sicher überfordert: „Gut, wenn ihr meint, dass ich hier eine Hose tragen sollte, dann sollten wir mir eine holen gehen.“ Beendet sie das Thema daher und geht gemeinsam mit Lyall zu dem Anwesen.

>So, wo ist dein Raum? Bist du sicher, dass dein Tier... dort nicht heraus kann?< Ragna geht an Lyall vorbei um ihr den Weg zu weisen, während sie antwortet: „Ich zeige dir den Weg. Aurian hat mir einen  Schlüssel für die Tür gegeben, damit er nicht weglaufen kann. Wie man eine Tür öffnet weiß er nämlich leider schon. Aber so wird er dort sicher sein.“  
Selbstredend hat Aurian selbst auch einen Schlüssel für die Tür und auch ist der Schlüssel nicht einzig für Emerald, auch wenn dies bei einem solchen Tier durchaus notwendig erscheint, auch Ragna-Rana selbst fühlt sich deutlich sicherer, wenn sie weiß, dass niemand die Tür öffnen und ihr etwas anhaben kann. Seitdem sie den Schlüssel hat schläft sie besser. Zugegeben, die Alpträume holen sie immer noch ständig ein, aber wenn sie erst einmal erwacht und erkennt wo sie ist und sich dann auch versichert, dass die Tür noch verschlossen ist, weiß sie zumindest dass er nicht hier war und ihr die bösen Träume lediglich von der Ferne zuschickt. Vielleicht weiß er tatsächlich nicht wo sie sich aufhält und sie ist sicher. Doch noch immer ist Sicherheit ein Wort, dass sie nicht ganz glauben kann.

Als sie das Zimmer erreichen und Ragna die Tür öffnet, springt Emerald gleich an ihr vorbei, auf das Bett und rollt sich dort zusammen. Ansonten gibt es in der kleinen Kammer nicht viel. Eine Truhe mit Kleidung, welche Aurian ihr netter Weise überlassen hatte steht an einer Wand, neben einem vollkommen leeren Regal. Neben dem Bett steht ein kleines Nachtschränkchen, auf dem Kerzen liegen. Auch einen altbronzenen Kerzenständer hat Aurian ihr überlassen, damit sie das Zimmer erleuchten kann. Ansonsten besitzt Ragna nichts mehr. Das Meiste hatte sie bereits während ihrer Entführung auf Barsa zurücklassen müssen und jene Waffen und der Beutel mit den Kräutern von den Sommerinseln, hatte ihr Xrecyltres genommen, so dass sie ohnehin keinerlei Dinge mehr hat, außer jenem Stirnband. Jedenfalls sieht man dem Zimmer an, wie mittellos seine Bewohnerin ist. Nirgends steht Ragnas Speer oder andere Utensilien die auf eine Jägerin oder einen anderen Beruf der Wargin hindeuten.
Ragna öffnet die Truhe und kramt eine Leinenhose hervor, welche sie sich anzieht. Dann schlüpft sie aus dem Kleid, welches ihr Lyall übergeben hat und reicht es ihr zurück. Dass die Zimmertür dabei noch immer offen steht und Ragna selbst nun obenrum unbekleidet dort steht, scheint sie nicht zu kümmern. Aus der Truhe nimmt sie ein kurzärmliges Leinenhemd, welches schon bessere Tage gesehen hat, aber außer diversen Verschleißspuren keinen Schmutz oder gar Löcher enthält. Es wirkt einfach abgetragen. Ragna-Rana stört das nicht. Ihr ist es gleich, was sie trägt. Es ist ihr ebenso gleich wie fast alles in ihrem Leben. Nachdem sie Barsa verlassen hatte, ging es stetig bergab. Einzig die Zeit mit Tatunca auf den Sommerinseln, kam nach einer Weile einem kleinen Paradies gleich, dass jedoch seit Tatuncas verschwinden wieder nur bergab ging.

„Sag mal, Lyall, kannst du Worte auf Papier malen?“ erkundigt sich Ragna, welche gerne eine Botschaft an ihre Familie senden würde. Sie weiß nicht, ob dergleichen gar möglich ist oder wie der Brief bis dorthin gelangen soll, aber auch das könnte sie Lyall später fragen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Juni 2011, 19:29 Uhr
Schweigend folgt Lyall Ragna-Rana, die zielsicher auf einer Tür im oberen Stockwerk zusteuert.
Die Sonne wirft helle Vierecke auf das blank geputzte Parkett; nur ein paar Staubkörnchen tanzen träge in der Luft.
Als der Schlüssel sich im Schloss umdreht und Ragnas Hand die Tür aufschiebt, zwängt sich das große Tier auch schon an ihr vorbei und springt behände auf das weiche Bett.
Dort rollt es sich zusammen und starrt Lyall aus den großen Augen an. Auch wenn die Lieder halb geschlossen sind, erkennt die Wargin das wachsame Funkeln darin genau.
Zögerlich kommt auch sie zur Tür herein und postiert sich fluchtbereit daneben.
Eigentlich hat sie einen guten Bezug zu den meisten Tieren- von Hühnern und sonstigen schreckhaften Viechern einmal abgesehen- doch dieses große Tier ist ihr schon von der Art her völlig unbekannt. Solch große Katzen gibt es im Dunkelwald keine und alles was diese Katze ihr aussenden wollte, war anscheinend ein friedliches Bild. Sie und Ragna gemeinsam beim Jagen, das wohlige Gefühl, wenn Ragna die Katze streichelte und noch vieles mehr… war dies nur eine Art Ablenkungsmanöver oder war diese Katze wirklich einfach zufrieden mit der Gesellschaft Ragnas und hatte keine „mörderischen“ Gedanken?
Aber wie dem auch sei, wenn bei diesem Tier die Jagdlust geweckt war, gab es kaum noch ein zögern oder innehalten. Lyall kennt dieses Gefühl nur zu gut…
Und das letzte was sie beide oder alle in diesem Anwesen brauchten, war ein Blutbad in den Ställen. Lyall will sich garnicht ausmalen, was es für ein Chaos wäre… und wenn dabei auch noch eines der Lieblingspferde der Lady verletzt oder sogar getötet werden würde… Ea bewahre uns!

Das Klappern des Truhenverschlusses lässt Lyall zu Ragna-Rana herüberschauen, die gerade dabei ist, sich das übergroße Hemd über den Kopf zu ziehen.
Hektisch versucht die Wargin einen anderen Fixpunkt als den nackten Körper der Frau im Zimmer zu finden und lässt ihren Blick über die Möbel gleiten. Leichte Röte überzieht ihr Gesicht.
Bis auf einen Kerzenleuchter, den Lyall nicht kannte, unterschied sich dieses Zimmer kein Stück von den anderen unbenutzten Gästeräumen.
Weder auf der Kommode, noch im Regal kann sie ihr unbekannte Dinge erkennen, die aus dem Besitz der Fremden zu stammen scheinen.
Entweder sie hat alles gut versteckt – nur wo?- oder sie besitzt einfach gesagt gar nichts. Außer ihrer Katze natürlich. Wobei Lyall in diesem Fall vielleicht nicht gerade von „Besitz“ sprechen würde.
Wahrscheinlich weiß Avila mehr, schließlich ist sie immer in der Nähe der Lady, wenn diese zu Hause ist. Mitbekommen habe ich nichts. Vielleicht ist sie auch…gestrandet…wie ich? Kurz grübelt sie und beobachtet dabei aus den Augenwinkeln, wie sich die andere Gestaltwandlerin ihr Hemd anzieht.
Sie würde nicht fragen. Nie. So ist sie einfach nicht. Sie wird einfach da sein. Warten. Bis sie mit der Sprache rausrückte oder eben nicht. Eine Wargin… wie seltsam.
Ob sie auch solche Probleme in  ihrer Vergangenheit wegen dieses Umstandes gehabt hatte? Nun, schließlich ist sie nun hier und nicht mehr bei ihrem Clan. Aber das kann vielen Umständen zur Rechnung getragen werden.
Warten… es läuft immer alles darauf hinaus. Warum auch nicht? Lyall hat alle Zeit der Welt.
So lange war sie sich fast sicher, die einzige Wargin in einem großen Umkreis zu sein, was kam es da noch auf ein paar Tage an?

„Sag mal, Lyall, kannst du Worte auf Papier malen?“
Wie ertappt, zuckt sie zusammen und wendet sich langsam um.
„Ich… ehm… du meinst ob ich schreiben kann?“ Schüchtern und etwas verlegen streicht sie sich über ihre Ohren.
„Nein… das kann ich nicht. Und lesen auch nicht. Kannst du es denn? Ich wollte es schon lernen… aber ich kam noch nicht dazu und eigentlich na ja… ich glaube es reicht wenn Avila lesen kann und die Lady natürlich.“ Auf den Boden schauend fügt sie an: „ich würde mir aber schon gerne ein paar von den Büchern im Salon durchlesen können. Manche haben so schöne Bilder! Aber ich weiß so ja nicht worum es in dem Buch geht. Und hier sind alle immer sehr beschäftigt, so dass keine Zeit für vorlesen bleibt. Wir fallen meist einfach ins Bett.“
Ihr Gewicht auf ihr anderes Bein verlagernd beobachtet sie die Frau und lauscht ihrer Antwort.
Vielleicht komme ich noch irgendwann einmal dazu… schreiben wäre nicht mal wichtig. Ich würde einfach nur gern lesen können!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 20. Juni 2011, 23:48 Uhr
Anfang Sonnenthron 510


Lyall last Ragna wissen, dass sie weder lesen noch schreiben kann. Diese Worte kannte Ragna-Rana in der Allgemeinsprache noch nicht. „Schreiben…“ Wiederholt sie, um sich die Aussprache inzuprägen. „Ja, das meine ich, Worte schreiben. Entschuldige, aber mir sind noch einige eurer Worte fremd.“ Nervös streicht sie sich eine Strähne ihres wallenden Haares hinter die Ohren zurück. Doch Lyall scheint selbst nervös und teilt ihr mit, dass sie es nicht kann. „Schade…“ sagt Ragna so leise, dass es kaum zu hören ist, doch Lyalls Ohren wird es wohl kaum entgangen sein. > Kannst du es denn? Ich wollte es schon lernen… aber ich kam noch nicht dazu und eigentlich na ja… ich glaube es reicht wenn Avila lesen kann und die Lady natürlich.< lässt Lyall sie wissen. Ragna nickt bedächtigt: „Nein, ich kann es auch nicht, aber ich werde dann Aurian danach fragen. Ich würde gerne Worte… Schreiben verschicken.“ informiert sie Lyall. Ragna-Rana weiß zwar nicht, wie ein Brief bis nach Barsa gelangen und dort ihre Familie erreichen soll, aber vielleicht ist es möglich und wenn dem so ist, wird Aurian sicher wissen, wie man dergleichen bewerkstelligen kann. Lyall erzählt derweil weiter von Büchern mit schönen Bildern, welche sie gerne lesen können würde. Und Ragna versteht nicht, warum die hilfsbereite Aurian ihr das nicht beibringt. Aber vermutlich gehört es einfach dazu, dass wenn man jemanden gehört, man solche Dinge von seiner Herrin oder seinem Herr einfach nicht lernt. Aber es wäre wohl nicht nett, Lyall danach zu fragen. Vielleicht würde sie es sogar verletzen.
Und wenn ich Aurian fragen würde, ob sie Lyall das nicht beibringen kann? überlegt die Wargin und verwirft den Gedanken sofort wieder, denn wenn sie Aurian damit noch wütend machen würde, wäre auch keinem geholfen und vermutlich wird es Gründe für all das geben, die Ragna nicht versteht.

„Ich habe mich nie um diese ganzen Worte gekümmert. Es erschien mir auch nie wichtig, aber jetzt… Nun es würde mir schon reichen, wenn mir irgendjemand Worte schreibt. Ich weiß nicht einmal, wie die Worte dann dorthin kommen sollen, wo ich herkomme, aber vielleicht geht auch das irgendwie… Egal, wir sollten uns um das Gehege kümmern. Ich möchte nicht, dass du Ärger mit Aurian bekommst, nur weil wir die ganze Zeit nur reden.“ Jetzt ist es raus. Eigentlich wollte Ragna-Rana das Thema meiden, aber Lyall hatte selbst gesagt, dass das Gehege wichtig sei, weil Aurian ihr gesagt hat, dass sie helfen solle. Gut – das sind nicht die Worte Lyalls, aber zumindest so kamen sie bei Ragna an und so macht sie anstalten, den Raum wieder zu verlassen, wartet auf Lyall und schließt dann die Tür wieder ab, damit Emerald dort drin bleibt und kein Unheil anrichten kann.


Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 21. Juni 2011, 22:18 Uhr
Anfang Sonnenthron 510


Da Ragna-Rana sie wissen lässt, dass auch sie nicht schreiben kann, ist die Verlegenheit auch schon zum Teil wieder verflogen.
Und wie der Brief dann in ihre Heimat gelangen sollte, da weiß Lyall auch keinen Rat. Geschweige denn, dass sie auch nur im Entferntesten weiß wo sich dieser besagte Ort befindet. Doch es müssen dort nur leicht bekleidete Menschen vorkommen, zumindest nach den Andeutungen von Ragna.
Und es soll dort sehr warm sein. Also liegt dieses Land irgendwo im Süden. Vielleicht fuhren Schiffe bis dort hin oder Händler konnten den Brief bis dorthin mitnehmen?
Lyall hat jedoch weder das Meer, noch hochseetaugliche Schiffe gesehen und so bleiben diese Gedanken reine Spekulation.
„Ich habe mich nie um diese ganzen Worte gekümmert. Es erschien mir auch nie wichtig, aber jetzt… Nun es würde mir schon reichen, wenn mir irgendjemand Worte schreibt. Ich weiß nicht einmal, wie die Worte dann dorthin kommen sollen, wo ich herkomme, aber vielleicht geht auch das irgendwie… Egal, wir sollten uns um das Gehege kümmern. Ich möchte nicht, dass du Ärger mit Aurian bekommst, nur weil wir die ganze Zeit nur reden.“
Leise räuspert sich Lyall, der Türrahmen hinter ihr knackt, als sie ihr Gewicht dagegenlehnt.
„Ich denke Lady Aurian wird dir dabei sicherlich helfen. Sie ist geübt im Umgang mit Tinte und Feder. Sicherlich weiß sie auch einen Weg, wie dein Geschriebenes deine Heimat erreicht. Kannst du denn lesen? Denn schließlich müssen deine Verwandten es ja auch können. Wenn sie den Brief bekommen, müssen sie ihn auch lesen können…“
Langsam steigen beide die Stufen der großen Treppe in der Vorhalle hinab.
„Oh und Lady Aurian hat nichts dagegen, wenn wir reden. Sie erwartet kein aufgebautes Gehege, wenn sie wieder zurück ist. Wir müssen erst sehen, welche Ausmaße das Gehege haben soll und wie viel Material wir brauchen werden. Sicherlich werde ich noch mal mit der Lady reden müssen. Das können wir nicht zu zweit bauen. Vielleicht lässt sie ein paar Knechte von Glyn-y-Defaid kommen oder so… Aber wenn wir schon so angeregt davon reden… wie soll es aussehen? Rund? Eckig und wie groß muss es sein?“
Im Kopf geht sie durch, was sie brauchen würden, um die Katze sicher halten zu können. Derweil lauscht sie der Stimme von Ragna, die immer wieder stockt, als diese kurze Überlegungen anstellt.
„Die Wände müssen nach innen gebogen sein…ja…das sehe ich ein… wie weit kann sie denn springen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 22. Juni 2011, 10:16 Uhr
Das Ragnas Verwandte lesen können müssen, um den Brief zu verstehen leuchtet ein. Aber Ragna ist sich sicher, dass sie jemanden finden werden, der ihnen den Brief vorlesen könnte. Die Allgemeinsprache wird von vielen der Stämme gesprochen. Ja selbst ihre Familie versteht diese, auch wenn sie sie nicht lesen können. Ragna könnte ein Bild dazu malen, damit ihre Eltern sehen dass der Brief von ihr ist oder jemanden bitten bestimmte Dinge zu skizzieren. Sie wendet sie Lyall zu: „Ich denke, ich werde etwas dazu malen, dann wissen sie dass der Brief von mir ist und werden jemanden finden, der ihnen den Brief vorliest. In den Stämmen sprechen viele eure Sprache. Das sollte also gehen.“
Lyall teilt ihr noch mit, dass Lady Aurian nichts dagegen haben wird, wenn die Beiden miteinander reden und Ragna überlegt ob sie Lyall noch eine weitere Frage zur Lady und den hiesigen Bewohnern stellen kann. Selbstredend fragt sie nicht nach der Bedeutung ihrer Herrin. Ragna hat vor der möglichen Antwort selbst ein wenig Angst. Stattdessen erkundigt sie sich: „Sag mal, weiß Aurian, was du bist? Was du kannst? Weiß es sonst noch wer? Und wie reagieren die Menschen hier auf Leute wie wir?“

Kurz darauf wenden sie sich wieder dem Gehegebau zu:. „Ich weiß nicht wie groß es sein müsste. Das Problem ist, dass er sehr gut klettert und sehr weit springen kann. Aus dem Stand würde ich sagen so 9 Schritt springt er bestimmt. Also von der Weite her und von der Höhe würde ich sagen etwa die Hälfte. Je größer wir das Gehege bauen umso mehr Anlauf kann er nehmen. Dann kommt er deutlich weiter und höher.“

Ragna betrachtet den Baum und geht einen Kreis um den Baum lang: „Ich weiß nicht. Wenn wir das Gehege kleiner machen, kann er zwar keinen Anlauf nehmen, könnte aber von dem Baum aus über die Abgrenzung springen. Dann müssten wir deutlich höher gehen. Ich weiß auch nicht, wie man die Begrenzung genau bauen soll, da er Holz ohne Probleme erklettern kann.“ Nachdenklich lässt Ragna ihren Blick über die Umgebung streifen. Lyall hat natürlich recht, zu zweit können sie ein solches Gehege nicht bauen. Aber das Aurian Hilfe anheuern muss, gefällt ihr auch nicht. Sie steht schon zu tief in ihrer Schuld.
„Ob rund oder eckig ist mir relativ gleich, wie es am einfachsten umzusetzen ist. Aber sage mal, Lyall, weißt du worüber sich Aurian freuen würde? Ich stehe in ihrer Schuld und dass sie es mir nun auch ermöglicht, Emerald zu behalten und dieses Gehege zu bauen… Ich weiß nicht wie ich mich je revanchieren kann.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 25. Juni 2011, 11:04 Uhr
„Oh ja! Du kannst sicher ein Bild malen. Das kann so gut wie jeder verstehen.“ Freundlich lächelt sie Ragna zu. „Wie es jedoch überhaupt ankommen soll, weiß ich nicht.“
Dieses Problem hatte ich nie. Bei uns kann keiner diese Sprache schreiben oder auch nur lesen. Geschweige denn, dass ich alle Redewendungen kenne. Und vor allem... keinen würde mein Brief interessieren.
Alles so lange her. Und so weit weg. Nur eine Person würde sie immer begleiten. In ihrem Herzen.
Kurz seufzt sie fast unhörbar nimmt ihr Lächeln dann jedoch wieder auf.
Sie will Ragna nicht mit Stimmungsschwankungen ihrerseits verstören.
„Sag mal, weiß Aurian, was du bist? Was du kannst? Weiß es sonst noch wer? Und wie reagieren die Menschen hier auf Leute wie wir?“
Viele Fragen hat Lyall erwartet, aber diese sicher nicht. Und vor allem nicht so rasch.
„Ja, sie weiß was ich bin. Und Avila auch. Ich... kann es ja auch kaum verbergen.“ Mit einem Finger zeigt sie demonstrativ auf ihre Ohren und lässt sie kurz zucken.
„Sie können damit umgehen. Aber das tun nicht alle. Du solltest diese Gabe nicht an die große Glocke hängen. Wenn du verstehst... Ich denke du weißt, dass nicht jeder Wargen wohlgesonnen ist. Und wenn nicht, dass jetzt.“
Was gibt es schon weiter zu sagen? Manchmal empfindet Lyall diese ''Gabe'' mehr als Fluch, doch Die Bewohner des Anwesens hatten sie mit ihrer freundlichen Art gelehrt, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren, das Beste daraus zu machen und auch Stolz darauf zu sein.
Zumindest versucht Lyall mehr Selbstvertrauen zu finden, was ihre Wandlernatur angeht. Es fällt ihr immer noch schwer Spötteleien einfach zu ignorieren. Wobei sie in dieser Stadt nur selten Menschen trifft, die über sie witzeln. Dafür gibt es in Talyra einfach zu viele verschiedene Wesen.

Sie setzten ihren Weg fort und Lyall hört den Ausführungen Ragnas über das Gehege aufmerksam zu. Als sie den großen Baum erreichen, umrundet die andere Wargin diesen grübelnd.
„Also meinst du wir müssen das Gehege enger bauen? Schmaler?“
„Ich weiß nicht. Wenn wir das Gehege kleiner machen, kann er zwar keinen Anlauf nehmen, könnte aber von dem Baum aus über die Abgrenzung springen. Dann müssten wir deutlich höher gehen. Ich weiß auch nicht, wie man die Begrenzung genau bauen soll, da er Holz ohne Probleme erklettern kann.“
Das Problem verstehend nickt Lyall und betrachtet ebenfalls den Baum. Sie würden nicht darum herum kommen, den Zaun oben mit einem nach Innen gebogenen Teil zu versehen. Vielleicht könnte man darüber ein Netz spannen? Eine Art festeres Fischernetz?
Sie würde Lady Aurian darüber in Kenntnis setzen, wie viele Materialien sie nach ihrer Meinung brauchen würden und, dass sie wohl noch ein paar zusätzliche Hände gebrauchen könnten.
Es wird nicht leicht sein, das komplette Areal einzuzäunen- mit einem Zaun der genügend hoch und stabil ist. Warum ist dieses Tier auch nur so groß geraten und kann zu allem Überfluss noch so gut klettern? Das vereinfacht die Sache nun ganz und gar nicht.

„Ob rund oder eckig ist mir relativ gleich, wie es am einfachsten umzusetzen ist. Aber sage mal, Lyall, weißt du worüber sich Aurian freuen würde? Ich stehe in ihrer Schuld und dass sie es mir nun auch ermöglicht, Emerald zu behalten und dieses Gehege zu bauen… Ich weiß nicht wie ich mich je revanchieren kann.“
Ernst sieht sie Ragna an.
„Ich wüsste nicht was du der Lady geben könnte, was sie sich nicht einfach kaufen kann. Das ist nicht böse gemeint. Dinge, brauchen wir hier nicht mehr. Du kannst deine Schuld am besten mit deiner Hände Arbeit tilgen. Zumindest aus meiner Sicht. Du bist natürlich immer auf der sichereren Seite, wenn du sie einfach selbst fragst. Ich glaube, jeder Bewohner dieses Anwesens steht in irgendeiner Form in Lady Aurians Schuld.“
Sie blickt fort von Ragna, in die Ferne, auf keinen bestimmten Punkt. Sie selbst hat immer noch das Gefühl der Lady etwas schuldig zu sein. Und es würde sich wohl nie legen. So kann sie nur immer für die Lady da sein und ebenso für Avila. Beiden verdankt sie so viel...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 27. Juni 2011, 23:33 Uhr
Nachdem Lyall ihr mitgeteilt hat, dass sie ihr Geheimnis kaum verstecken kann und Aurian und eine Avila Bescheid wissen, setzt die Wargin noch dazu an zu erläutern, dass hier nicht alle Menschen Gestaltwandlern gegenüber freundlich gestimmt sind. Ragna-Rana nickt bedächtig. Bei den Stämmen Barsas galt es als etwas Besonderes und wurde anerkannt. Ihre Eltern waren sogar sehr stolz darauf, dass sie eine Wolfsgestalt hat, denn immerhin gehörte sie einst zu den Wolfsstämmen. Ab er all das liegt lang zurück und durch ihre Reisen, weiß Ragna, dass nicht alle Menschen so sind. Tatunca hatte zwar gelernt zu verstehen, aber er kannte dergleichen auch nicht. „Du wirst es doch niemanden verraten? Also, was ich bin, meine ich. Ich würde es gerne für mich behalten. Ich möchte keine Schwierigkeiten bekommen.“ Erwähnt Ragna etwas vorsichtig. Denn auch wenn sie nicht glaubt, dass Aurian böse darum wäre, fürchtet sie, dass zwei Gestaltwandler ihr zu viel seien oder was noch schlimmer wäre, dass Lyall deswegen der Lady Eigentum ist. Vielleicht dürfen Tiermenschen hier nicht frei sein sondern werden wie Haustiere gehalten? Vielleicht hat Aurian aus Nettigkeit sich Lyall angenommen, damit ihr nichts Schlimmeres wiederfährt? So könnte sich Ragna Aurian eher vorstellen und das macht ihr in Hinblick auf diesen Ort durchaus etwas Angst. Aber diesbezüglich näher nachfragen, wäre ihr arg unangenehm. Sie möchte nicht in Lyalls Wunden stochern und doch scheint sie kurz darauf genau diese zu treffen. Weswegen sie das Thema wieder auf das Gehege und die eigentliche Arbeit der Beiden lenkt.

Doch dann kommt sie doch noch auf ein anderes Thema zu sprechen und zwar wie sie ihre Schuld je begleichen kann. Lyall weiß es auch nicht Recht, da die Lady sich alles kaufen kann was ihr Herz begehrt. Ragna-Rana hat gelernt das Menschen irgendwelche glänzenden Metallstücke als Zahlungsmittel nehmen und sich damit einiges kaufen können. Für sie selbst war Geld eher unwichtig und sie hat auch nie welches besessen. Im Gegenteil, alles was sie brauchte, haben sie erjagt und aus dem Erlegten gefertigt und wenn das nicht gereicht hat, konnte man immer noch tauschen. Aber gut, hier wurde eben ein unnötiger Zwischenschritt eingeführt und man tauscht seine Waren erst gegen dieses Metall und später wieder in andere Waren. Ragna-Rana ist dies einerlei. Denn so oder so würde sie damit nicht weiter kommen. Aurian scheint von dem Metall wirklich genug zu besitzen, um sich jeden Wunsch erfüllen zu können. Was es für Ragna besonders schwer macht, ihr eine Freude zu machen oder sich irgendwie zu revanchieren. Die Wargin ist nicht so erzogen worden, dass man Freundlichkeiten und Hilfe als selbstverständlich annimmt sondern dass man sich auch dafür bedankt und je nach Umfang der Unterstützung bedankt man sich eben auch dementsprechend. Aber Lyall erwähnt noch, dass Ragna sich durch Arbeit bedanken kann und so beschließt sie, genau das zu tun. Einfach so, ungefragt und ohne dass sie Lady Aurian darauf im Vorfeld ansprechen wird, wo man sie braucht, wird sie einfach helfen mitanzupacken, wo es gerade richtig erscheint. Sie würde den anderen hier zur Hand gehen und schauen, dass sie sich auf diese Art revanchiert. Völlig unaufgefordert und völlig von selbst. Vielleicht, so erhofft es sich zumindest die Jägerin, würde das Aurian erfreuen und selbstredend würde sie mit Aurian klären, ob es unhöflich von ihr ist, dass sie sie bisher nicht als Lady bezeichnet hat und wenn dem so ist wird sie sich angemessen dafür entschuldigen.

Dennoch, die Aussage Lyalls, dass jeder auf diesem Anwesen gewissermaßen in Lady Aurians Schuld steht, macht Ragna-Rana Angst. Ist das die hier übliche Form der Sklaverei? Aurian hatte ihr erklärt, dass dergleichen hier verboten sei und es hier keine Sklaven gibt. Aber doch könnte es ja sein, dass die Bewohner hier so tief in ihrer Schuld stehen, dass es eben keinen Unterschied zur Sklaverei mehr macht, eben weil sie Aurian nie vor den Kopf stehen würden und freiwillig alles tun werden, was Aurian von ihnen wünscht. Ist dergleichen dann noch freiwillig, wenn ein inneres Muss einen antreibt, weil man seine Schuld loswerden will und diese doch nie tilgen kann? Ragna runzelt die Stirn und man sieht ihr deutlich an, dass sie ein wenig abwesend ist und die Gedanken denen sie nachhängt nicht gerade positiv sind. Sie möchte in niemandes Schuld stehen und wie lange wird sie hier arbeiten müssen, damit sie ihre Schuld je begleichen kann? Selbstredend fühlt sie sich hier so wohl, wie sich jemand mit ihrer Vergangenheit nur fühlen kann. Zeit ist verstrichen und sie war in dieser Zeit sicher. Es wurde sich um sie gekümmert und sie wurde umsorgt. Ihr fehlt es hier an Nichts und die Dinge, die sie noch immer plagen, sind nichts als Schatten der Vergangenheit, die sie einfach nicht loswerden kann. Gerne würde sie hier bei Aurian leben, weiterhin, bzw. jetzt wo sie um Lyall weiß, erst Recht, aber sie würde freiwillig hier sein wollen, nicht weil sie in Aurians Schuld steht. Eine durchaus verworrene Situation zu der sich Ragna später würde mehr Gedanken machen müssen.  Jetzt heißt es irgendwie wieder zum Hier und Jetzt zurückzufinden.

Auch Lyall scheint das Ganze ähnlich zu sehen, denn auch ihr Blick verdunkelt sich und wird nachdenklicher. Aus ihrer Aussage, dass ein jeder des Anwesen in der Lady Schuld stünde, schließt sie, dass es Lyall ja auch nicht anders geht. „Tut mir leid.“ Versucht Ragna es zaghaft. „Ich wollte dir mit meiner Frage nicht zu nahe treten.“ … Kurz darauf wirft sie noch ein: „Vielleicht sollten wir einfach einmal mit Steinen oder Stöcken eine Abgrenzung legen, wie groß wir uns das Ganze vostellen und wo der eigentliche Zaun hinsoll.“ Selbstredend versucht die damit Lyalls Gedanken und ihre eigenen ebenso, wieder auf andere Aktivitäten zu lenken, denn eine Ablenkung mit Augenmerk auf das Wesentliche scheint Beiden mehr als gut zu tun. Und schon macht sie sich daran, einige Äste zu sammeln und eine Abgrenzung um das Gehege zu legen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 17. Juli 2011, 15:38 Uhr
Ein zaghaftes „Tut mir leid.“ reißt Lyall aus ihren schweren Gedanken.
„Ich wollte dir mit meiner Frage nicht zu nahe treten.“ Mehrere Herzschläge lang mustert sie die Frau vor sich. Anscheinend hat jeder hier auf diesem Anwesen eine lange Geschichte zu erzählen und schon viel erlebt, bis Lady Aurian den gestrandeten Seelen Zuflucht gewährt hatte. Und auch Ragna fügte sich in dieses Muster ausserordentlich gut ein. Warum sollte sie sonst so bestrebt sein, eine Art Schuld zu begleichen?
Aber wer ist Lyall schon, dass sie sich offenkundig in die Angelegenheiten der Lady einmischen würde. Wahrlich, so jemand ist Lyall nun wirklich nicht.
Wenn es etwas gab, was Avila und Lyall erfahren sollten so würde die Lady es sie zur rechten Zeit wissen lassen. Und Lyall schien zumindest die erste Person auf dem Anwesen deWinter zu sein, die um das Geheimnis ihres Gegenübers wusste. Allein die Fragen von Ragna bezüglich der Reaktion anderer auf Wargen ließ diesen Schluss zu.
Lady Aurian musste irgendwann einmal davon erfahren. Doch aus eigener Erfahrung weiß Lyall, dass das Preisgeben dieser „Fähigkeit“ eine große Überwindung ist. Ragna würde es der Lady selber sagen müssen.
Lyall möchte keine Geheimnisse dieser Art vor der Lady haben, doch einen anderen Wargen verraten? Nein... irgendetwas in ihr bäumt sich bei diesem Gedanken auf und stemmt sich mit aller Macht gegen diese Vorstellung.
Sie würde auch nicht wollen, dass jeder ihre wahre Natur kannte. Auch wenn Ragna es einfacher hatte diese ihre Natur zu verstecken.

Ihre Gesichtszüge werden weicher und mit einem kleinen Lächeln macht sie eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, nicht der Rede wert.“ Ragna scheint sich daraufhin etwas zu entspannen und schlägt vor, das Gehege schon einmal optisch mit Stöcken einzugrenzen und die spätere Größe mehr oder weniger festzulegen.
Sie beginnt auch sofort damit Äste vom Boden aufzulesen und sich das rasch anwachsende Bündel unter den Arm zu klemmen. Lyall tut es ihr gleich, entfernt sich jedoch etwas von Ragna, da diese wie im Akkord alle brauchbaren Stöcke in einem gewissen Umkreis schon aufgelesen hat. Schmunzelnd wendet sich Lyall ab und geht ein Stück in Richtung Strand des Ildorel. Vielleicht ist auch Ragna-Rana das Gespräch etwas näher gegangen als gewollt und so konnten sich beide Gemüter wieder langsam entspannen.
Viele Äste findet Lyall nicht, so weit auf der Ostseite des Anwesens gibt es nur wenige Bäume auf dem Grundstück, doch ein Paar brauchbare dunkle Bohlen und Planken finden sich als Treibgut am Ufer des Sees.
Mit einer etwas mickrigen Ausbeute kehrt Lyall ein paar Minuten später zur anderen Wandlerin zurück. Diese präsentiert ihr fast schon stolz einen ganzen Haufen dicker, dünner, krummer und gerader Äste. Lachend sagt Lyall: „Also wenn wir nicht alles verbrauchen, können wir den Rest als Anmachholz verwenden! Du warst ja richtig fleißig!“ Lyall zeigt daraufhin das nasse aber noch nicht faulige Treibgut zwischen dem sich auch normale Äste befinden. „Es ist zwar nass aber zweckdienlich. Es muss ja auch nur halten, bis wir einen richtigen Zaun haben.“
Dann machen sich beide daran und tüfteln gemeinsam die beste Stellung des Zauns um den Baum herum aus. Immer wieder wird korrigiert, Stöcke hier hin und dort hin verschoben und die relative Sprungweite der Katze bedacht.
Dann endlich stehen alle Begrenzungsmarkierungen und Lyall eilt nochmals in die Küche des Anwesens, um aus dem Korb mit Avilas Nähresten ein paar bunte Wollfäden und Stoffstreifen zu stibitzen.
Am oberen Ende der Stöcke angebracht, wehen sie nun sacht im Wind und sind nun auch schneller und von weiter weg zu erkennen.
Zufrieden blicken beide auf ihr Werk und strecken abwechselnd das schmerzende Kreuz. Nun liegen gute 50 m² Fläche vor ihnen, die bald das Gehege der Raubkatze sein werden.
Der Tag ist schon weit voran geschritten, langsam verschwindet der feurige Ball der Sonne hinter den Baumwipfeln des Larisgrüns.
Sie hatten doch länger gebraucht als gedacht. Aber es gibt auch so viel zu beachten! Diese Katze konnte nach Aussagen Ragnas anscheinend überall hinaus und kletterte wie eine..ja..Katze eben.
„So ich denke wir sind fertig! Bist du zufrieden?“ Langsam nähert sie sich der Frau und tritt hinter sie. Leise sagt sie: „Ich werde Lady Aurian nichts von deinem „Zweiten- Ich“ sagen. Das würde ich auch nicht wollen. Aber.... du solltest sie darüber in Kenntnis setzen. Wenn du bereit dazu bist.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 23. Juli 2011, 14:53 Uhr
Anfang Sonnenthron 510



Nachdem die beiden Warge das Gehege abgesteckt und mit bunten Wollfäden markiert haben, betrachten sie zufrieden ihr Werk. Ragna ist sich sehr sicher, dass der Smaragdkater am Ende dort sicher untergebracht sein wird und in den Sommermonden könnte sie selbst mit in dem Gehege leben. Sie denkt an die Zeit auf den Sommerinseln zurück, wo sie mit Tatunca in luftiger Höhe der Bäume gewohnt haben und auch wenn eine solche Lebensart nichts mit ihrer Heimat zu tun hat, erfüllt es die Jägerin mit Freude im Blätterdach zu wohnen und sich dort ein kleines eigenes Heim zu errichten. Sie würde Aurian für diese Möglichkeit danken. Sie würde das alles nicht unbelohnt annehmen. Das war nie ihre Art und auch wenn Lyall ihr nicht sagen kann, worüber sich die Lady freuen würde, so ist sich Ragna doch sicher, dass sie eine Möglichkeit finden wird. Es gibt immer Mittel und Wege und die Pfade der Sterblichen sind unergründbar.

Inzwischen ist es spät und die Sonne geht bereits unter. Zum ersten Mal seit langem erscheint Ragna-Rana die Zeit nicht wie eine Last, während der sie auf etwas schreckliches wartet, was unvermeidbar eintreffen muss. Stattdessen verging die Zeit wie im Fluge und seit Langem fühlt sie zum ersten Mal Freud und Zufriedenheit. Gefühle, welche sie gar nicht an sich heranlassen mag, da diese doch zu schnell vernichtet werden können und der Schmerz dann umso größer sein wird und doch gelingt es ihr heute zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten, nicht, diese Gefühle ganz beiseite zu wischen. Ragna-Rana merkt, dass die Arbeit ihr gutgetan hat. Nicht nur, weil sie etwas Schönes schaffen würden. Etwas, dass ihrem Emerald das Überleben sichern würde. Nein, auch weil sie beschäftigt und abgelenkt war und nicht ständig über ihren Herrn und Meister grübeln musste. So beschließt sie von nun an aktiver zu sein, sich wieder dem Leben zu stellen, stand dieses an sich vorbei ziehen zu lassen. Sie würde in Hof und Haus helfen und den Angestellten der Lady zur Hand gehen, um zumindest schon einmal ihre Schulden für Speis, Trank und ihr Zimmer abzuzahlen. Alles weitere, was sie der Lady verdankt, würde sie ihr auf andere Weise endgelten.

Mit einem zufriedenen Lächeln und einem dunklen Glanz in ihren Augen wendet sie sich Lyall zu, als diese sich erkundigt, ob Ragna zufrieden sei.
„Mehr als das!“ gibt Ragna träumerisch zu, „das Gehege wird ein Traum und ich bin so froh, dass Emerald hier leben kann. Ich fürchtete schon ihn töten zu müssen...“ Zum Schluss wird ihre Stimme immer leiser und die folgenden Worte, welche sie nach einer kurzen Pause noch ergänzt, gleichen fast schon einem leichten Windhauch: „… Er ist doch alles, was ich noch habe.“ Lyalls Ohren zucken in Ragnas Richtung und Ragna erkennt an ihrer Mimik, dass sie jedes Wort verstanden hat.

Und endlich tritt Lyall näher, stellt sich hinter Ragna und flüstert ihr die Antwort auf die Bitte zu, welche Ragna-Rana gestellt hatte. Sie würde Aurian nichts von Ragna-Ranas Wolfs-Ich sagen. Gleichzeitig sagt sie aber auch, dass Ragna selbst Lyall davon erzählen sollte, sobald sie selbst bereit dazu wäre.
Bereit? Wie kann ich dazu je bereit sein…
Sie versucht Lyall die Situation zu erklären: „Weißt du. Ich stamme von sehr weit weg...“ Ragna weiß nicht einmal wie weit sie nun noch von Barsa fort ist, sie hat während all ihrer Reisen vollständig die Orientierung verloren. Aber weit weg, wird schon stimmen, denn sie fühlt sich ihrer Heimat nach wie vor so fern und kann sich auch nicht vorstellen je dorthin zurück zu kehren. Dafür hat sie zu viel erlebt. Etwas wehmütig ergänzt sie: „Mein Clan ist der Stamm der Wolfsbrüder. Wir sprechen nicht von Clans, so wie du, sondern von Stämmen… Meine Familie und mein ganzer Clan waren sehr stolz auf meine Fähigkeit. Erst während meiner… Reisen… wurde mir wirklich bewusst, dass diese Fähigkeit anderswo eher als angsteinflößend und hassenswert gesehen wird. Zuhause war es ein Geschenk, eine besondere Gabe, verliehen von unseren Ahnen. Etwas auf das man stolz sein kann. Und hier… in der Fremde scheint es nichts mehr als ein Fluch. Ich möchte nicht, dass die Leute mich so sehen… Ich bin nicht verflucht, zumindest war ich es nie, bis ich den Boden meiner Ahnen verlassen musste.“ Lyall will irgendetwas erwidern, doch Ragna gibt ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass für sie das Thema beendet ist und sie im Moment nichts weiter dazu sagen möchte. Fragen brennen in Lyalls Augen und auch eine Spur von Faszination, ganz so, als hätte sie es nie erlebt, dass dieses Geschenk als das anerkannt wurde, was es ist. Ragna-Rana kann verstehen, dass Lyall viele Fragen hat, doch wird diese sie für später aufheben müssen, denn die Jägerin möchte den schönen Tag nicht mit Wehmut und Traurigkeit beenden und Lyall scheint zu verstehen, denn obgleich grenzenlose Neugier in ihrem Blick liegt, bohrt sie nicht nach und lässt das Thema ruhen. Ragna-Rana ist ihr unendlich dankbar dafür und wieder einmal rührt sie das Taktgefühl der schwarzen Wölfin. Sie könnte sich durchaus vorstellen mehr.. viel mehr.. Zeit mit der Anderen zu verbringen und mit einem Lächeln lenkt sie das Thema in eine andere Richtung: „Ich denke, wir haben für heute wirklich genug getan. Was hältst du von einem abendlichen Bad im See…“ und mit grenzenloser Hoffnung und Sehnsucht fügt sie hinzu: „Wir könnten anschließend noch laufen oder gar jagen gehen.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 28. Juli 2011, 12:56 Uhr
Langsam zieht sie ihre Bahnen durch das kühle Wasser. Ihre Haare wogen wie ein schwarzer Trauerflor hinter ihr her und kleine Kräuselungen bilden sich auf der Wasseroberfläche, als sie mit kräftigen Armbewegungen ihren Körper durch das kühle Nass bewegt und auf das Ufer zusteuert.
Sie geht an einer etwas felsigeren Stelle an Land und setzt sich auf einen flachen großen Stein, dessen Seiten sich zum Boden hin neigen.
Dort wo ihr nasser Körper den hellen Stein berührt, hinterlässt er dunklere Flecken und eine kleine Wasserlache bildet sich unter ihr, als sie sich mit angezogenen Knien niederlässt.
Mit einer Hand streicht sie sich eine nasse Haarsträhne hinters pelzige Ohr. Ihr Kinn auf die angezogenen Knie gestützt, umschlingt sie ihre Beine mit ihren klammen Armen und beobachtet Ragna, die noch ausgelassen im erfrischenden Wasser des Ildorel schwimmt.
Immer wieder taucht diese ab und nur ein verschwommener heller Schemen bewegt sich unter der Oberfläche des Sees, bis sie an einer anderen Stelle mit einer kleinen Wasserfontäne auftaucht.
Eine Zeit lang beobachtet sie die Frau still, während ihr Körper in der immer noch recht warmen Luft  zu trocknen beginnt.
Schließlich betrachtet sie den Waldrand und die vielen Wipfel der Bäume des Larisgrüns. Das Ufer formt einen großen Halbmond und verschwindet im Dunst in der Ferne des großen Sees.
Langsam erhebt sie sich, schüttelt die letzten großen Tropfen aus ihrem Haar und macht sich daran ihre Sachen einzusammeln, um sie an einem sicheren Ort zu verstauen.
Viel Wert sind diese abgenutzten alten Sachen nicht, doch schließlich würden sie ihren Weg zum Anwesen bekleidet fortsetzen müssen, wenn Ragna ihre Fähigkeit des Wandelns noch eine Zeit lang vor den Augen anderer verbergen will.
Lyall findet eine kleine trockene Spalte in den Felsblöcken um sie herum und quetscht die Sachen dort hinein.
Man würde schon gezielt suchen müssen, um dieses Versteck zu finden. Und wer würde sich schon die Mühe bei diesem „Schatz“ aus alten Fetzen machen?

Dann lässt sie den Blick wieder über das Wasser gleiten und erblickt die schlanke Gestalt von Ragna, die weit draußen ihre Runden zieht.
Kurz winkt sie bis sie die Aufmerksamkeit der Frau auf sich ziehen kann und läuft dann wieder das Ufer hinunter, bis ihre Zehen vom Wasser umspült werden.
Sie ist sich ihrer Nacktheit mehr als bewusst, doch sie versucht diese Tatsache zu ignorieren. Wenn Ragna dies schafft, so sie wohl auch und außerdem ist dies dort vorne nicht nur eine Frau, die langsam auf sie zu geschwommen kommt, sondern eine Wargin.
Für Lyall macht dies durchaus einen Unterschied. Diese Frau ist nicht einfach nackt und ebenso wenig sie selbst. Sie hatten sich nicht ausgezogen, um einfach nur „nackt“ zu sein und zu schwimmen, sondern um sich zu wandeln und ihre gemeinsame Zeit als Wolf verbringen zu können.
Sie fühlte sich dieser Frau auf eine Art verbunden, die sie so noch nie verspürt hatte. Immerhin konnte sie alle Gefühle, Emotionen bezüglich der anderen Seite der Seele verstehen und ebenso wie es ist, sich in etwas anderes als einen Menschen wandeln zu können.
Als sie Ragna in Hörweite wähnt, ruft sie ihr zu, dass sie nun in den Wald gehen können und ihre Kleidung sicher verstaut ist.
Dann huscht Lyall jedoch vom Ufer weg und verzieht sich hinter einen ausladenden Holunderbusch, um sich zu wandeln.
Die Kleiderlosigkeit eines anderen Individuums zu akzeptieren schien ihr genug Lehre für heute, das Wandeln eines anderen Wargen zu beobachten hatte definitiv noch Zeit.
Im Innersten hat sie Angst, wie solch ein Vorgang für Außenstehende anzusehen sein mag und im Moment verspürt sie keine große Lust dazu, dies herauszufinden.
So schreitet ein paar Herzschläge später die schwarze Wölfin unter dem Busch hervor und wartet am Waldrand auf ihre weißpelzige Freundin.
Kühle Luft dringt aus dem dunkelgrünen Dickicht hervor und trägt viele einladende Gerüche heran, deren Ursprung erforscht werden will. Interessiert hebt die Wölfin ihre Nase in den Wind und schnuppert gespannt.

--> Das Larisgrün

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 27. Aug. 2011, 19:50 Uhr
16. Silberweiß


Mit geschlossenen Augenliedern sitzt Via noch immer auf ihrem erhobenen Sitzposten im Hauptraum. Es sieht beinahe so aus, als würde sie dösen, doch ein leises Knarren der Holzdielen lässt sie ihre Augen sofort öffnen. Sie beobachtet jeden Schritt der Hausherrin ganz genau, als diese zum Fenster geht und es öffnet. Die Eule kommt der Aufforderung, als die Eismaid den Blick auf sie richtet und mit ausgestreckter Hand und Zeigefinger hinaus in die Freiheit deutet, sofort nach und die Magierin schließt das Fenster wieder. Shafir sieht auch treuselig zu Atevora auf und wedelt verhalten mit dem Schwanz, als würde er damit höflich fragen: gehen wir raus? Kann ich mitkommen? Atevora beachtet es weniger, ein kleiner Fußmasch tut ihr genau so gut wie dem alten Fellmonster, und sie überlegt, dass sie am Rückweg beim Fleischer vorbeisehen könnte. Heute morgen hatte der Schneider den Hund bereits gefüttert, aber für den Abend hatte sie vermutlich nicht mehr genügend im Haus. Shafir fraß an einem Tag mehr als sie in Drei. Glücklicher Weise konnte sie sich ihres felligen Freundes Tagesration auch leisten. Apropo glücklicher Weise: zum Glück kommen sie auf ihrem Fußmarsch weder am Blaupfuh,l noch am Fluss, oder sonstigem Gewässer vorbei, dann ansonsten hätte sich der Hund mit seinem dickem Fell rascher in Richtung Fluten gestürzt als sie „NEIN!“ rufen kann. Für eine saubere Wohnung gab es kaum schlimmeres als einen nassen matschigen Hund. Nungut, der Fellwechsel ist auch ein Horror.

Gemütlich schlüpft Atevora im Vorraum in ihre Stiefel und nimmt den Umhang vom Haken. Auch die Handschuhe zieht sie ohne Eile an, zupft sie zurecht, wickelt den Schal, der unter dem Umhang am Haken hing, bis hoch fast zur Nase, um den Hals und zieht Kapuze ihres Umhanges tief ins Gesicht. Ähnlich läuft sie auch im Sommer durch die Straßen, weswegen ihr die Bewohner der Stadt nicht selten sehr eigentümliche Blicke zuwerfen. Das ist ein weiterer Grund warum Atevora den Winter mochte; wenn sie sich im Winter vermummte kümmerte es niemanden. Außerdem riskierte sie damit keinen Hitzschlag. Warum konnte die Weltenstadt nicht etwas nördlicher liegen, vielleicht so inmitten Immerfrosts? Das wäre wesentlich angenehmer.

Auch Lyall wirft sich ihren Umhang über. Kurz kämpft Atevora mit der Versuchung die Frau zu fragen, ob sie nicht vielleicht eher Lust hätte als Wolf den Heimweg anzutreten, aber beim Gedanken an die nächtliche Wirtshauszene verwirft sie das Ansinnen wieder. Zusammen mit Lyall und dem Hund verlässt sie die Wohnung. Natürlich nicht ohne diese vorher sorgsam abzuschließen, wobei sie dies vermutlich nicht müsste. Die Flutwelle an Gerüchten und Schauermärchen über ihre Person hatten zumindest ein Gutes: Kaum jemand kam auf die Idee in ihre Wohnung einzubrechen. Es gab ohnehin nichts, außer vielleicht dem Geschirr und den Schreibutensilien und Pergamenten, dass sich rasch verkaufen ließe. Die Kästen und übrigen Wertgegenstände waren entweder zu umständlich unbemerkt zu entwenden, oder ohnehin sehr gut abgesichert. Sollte es doch jemand wagen einzubrechen, wird er schon sehen was er davon hat.

Es ist kalt außerhalb des Gebäudes, wenngleich auch nicht lange so frostig wie des Nachts. Die Tausendwinkelgasse, mit all ihrem Zauber und wunderlichen Gestalten, ist natürlich längst zum Leben erwacht. An allen Ecken und Enden ist zu sehen, dass dieser Teil der Stadt nicht zu unrecht den Beinamen „Zaubererviertel“ besitzt. Wer magische Wesen, Zauberkünstler magische Zutaten, Amulette, seltene Bücher, Schriftrollen und sonstige Utensilien, oder auch nur jemanden zum Austauschen sucht, ist hier genau richtig. Es gibt hier in einem der größten grünen Innenhöfe der Tausendwinkelgassen, sogar einen Feenkobel, weshalb nicht selten so manch Fee im übermütigem verspielten Flug an manchereins Nase vorbeizischt. Einmal soll so ein Feengrüppchen tatsächlich mit dem Gesicht eines Tausenwinkelgassenbewohners sehr heftig kollidiert sein, sodass der Feenstaub in einer dicken Wolke um ihn herum stieb und der Arme Kerl eine Woche lang nichts anderes mehr als Rosenduft hat riechen können und ständig ein nervtötendes Bienensummen in den Ohren hatte.

Nur an wenigen Stellen oder in einzelnen äußerst engen Seitengassen in denen sich kau ein Eingang zu den Gebäuden befinden und auch keine Stände aufgereiht eng an eng stehen, ist der Schnee der letzten Nacht noch unberührt. Diese Flächen werfen das Licht der Sonne funkelnd zurück, als wäre der Weg mit einer dicken Schicht aus kleinen Bergkristallen bestreut. Die kühle Schönheit des Winters. Schade, dass er in diesen Breiten so schnell Auszug hält. Vermutlich war das diese Nacht sogar das letzte Schneegestöber dieses Jahres.

Gefolgt von Vias lautlosem Flügelschlag, schlendern sie Drei die Straße entlang. Lyall neben ihr wirkt interessiert und neugierig. Ihre Ohren sind spitz nach vorne gerichtet und ihre Augen schweifen einmal hierhin und wieder dorthin und verweilen auf so mancher Gestalt. Vermutlich haben Ysa und Vinandé sie gestern so schnell über die Straßen gescheucht, dass sie letztens gar keine Zeit hatte sich richtig umzusehen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie wie ein Packesel beladen war, und genügend damit beschäftigt war über die ganzen Tüten hinweg etwas vor ihren Füßen zu erkennen um nicht ständig jemanden Anzurempeln, zu stolpern ,oder gänzlich auf die Nase zu fallen.
Sie kommen relativ schnell voran, denn heute sind die Gassen nicht so überfüllt wie an so manch anderem Tag in denen man nur im Gänsemarsch wie im zähen und trägem Strom gefangen an den Fassaden vorbeibummelt. Der Kupferkessel ist bald erreicht und passiert, wobei ihr das kecke Schmunzeln, dass ihr der Wirt zugeworfen hat, noch einige Schritte lang draußen auf der Straße in Gedanken haften bleibt.

Am Rande des Marktplatzes überlegt Atevora einen Augenblick, ob sie sich eine Kutsche nehmen soll, die hier nur einige Schritte entfernt auf Fahrgäste warten. Es stehen dort ungünstiger Weise zur Zeit nur kleine zweier Kutschen. Shafir hätte zwischen ihren Füßen keinen Platz mehr, und ihn alleine nebenher mitlaufen lassen will sie ihn auch nicht. So beschließt sie mit Lyall, welche ihre Schritte schon zielstrebig in Richtung Anwesen lenkt und die Kutschen keines Blickes würdigt, zu Fuß zum Anwesen zu gehen.
Gerade als Atevora in den Zehen kalt zu werden beginn, ist auch schon das Tor zum Anwesen in Sicht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 31. Aug. 2011, 11:47 Uhr
16. Silberweiß




Mit weit geöffneten Augen und gespitzten Ohren durchwandert Lyall, immer nah an der Seite von Lady Savena, die Tausendwinkelgassen.
Ob es nun am Schnee lag oder an der Kälte, doch diesmal hat die Wargin sogar die Chance in die vielen kleinen abzweigenden Gässchen und Straßen zu schauen, da nur wenige Menschen die Muße besaßen aus ihren warmen Stuben zu kriechen, wenn sie es nicht dringend mussten.
Ihr Blick fällt auf die vielen Geschäftsfassaden, Marktstände und Buden, die sich aneinander schmiegen und aussehen, als müssten sich sich gegenseitig stützen.
Schon beim ersten Betreten der Tausendwinkelgassen sind Lyall die krummen Dächer und schiefen Giebel aufgefallen, sowie 'Lücken füllende' Häuser von denen manche so schmal sind, dass die Wargin ernsthaft übelegt, ob die Besitzer in ihnen nicht seitwärts gehen müssen, um sich von einem Raum in den nächsten zu begeben.
Doch erst jetzt kann sie die vielen verschiedenen Geschäfte und Lädchen erkennen, von denen keins die gleichen Waren anzubieten scheint.
Kunstvoll sind manche Fassaden verziert, bemalt mit Monden und Sternen oder Blumen, sowie seltsamen tanzenden Zauberwesen.
Viele unterschiedlich große Käfige hängen von Vordächern oder stapeln sich bis weit auf die Mitte der Gasse hinaus, manche leer und andere bewohnt mit Tieren.

An einem der Käfige bleibt Lyall interessier stehen. Ein kleines gefiedertes Tier sitzt darin, zusammengekauert mit geschlossenen Augen.
Sein Federkleid ist bunt und schillert in vielen Blautönen, die eng an den Körper gepressten Flügel enden in langen roten Schwungfedern.
Ein riesiger schwarzer Schnabel dominiert den Kopf, gebogen wie die Kralle eines Raubtiers.
Er sieht bedauernswert aus, in diesem viel zu kleinen Käfig bei der Kälte draußen hängend.
Sein kleiner Bauch hebt und senkt sich langsam und auch ein paar Augenbewegungen unter den hellen geschlossenen Lidern sind zu erkennen.
Langsam schiebt die Gestaltwandlerin einen Finger durch die Gitterstäbe und will den Vogel anstubsen, da kracht die fahle Hand der Lady auf ihren Handrücken.
Erschrocken zieht sie ihre Hand - auf der sich der Abdruck von den Fingern der Lady in Rot abzuheben beginnt - blitzschnell zurück und presst sie an ihre Brust.
Zornig funkeln die Augen der Eismaid, aber Lyall kann darin auch einen Hauch von Fürsorge erkennen.
>>Willst du, dass dein Finger abgebissen wird?<<
Reumütig schüttelt Lyall ihren Kopf. Kurz bleibt die Lady noch mahnend vor ihr stehen, dreht sich dann jedoch um und beide setzen schweigend ihren Weg fort.

Eine Zeit lang bleibt die Wargin hinter Lady Savena, bis sie meint, dass ihr Groll verraucht sein muss und schließt dann wieder zu ihr auf.
Sie passieren unter amüsierten Blicken des Wirts den Kupferkessel und begeben sich dann auf die Straßen der Stadt.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Anwesen de Winter und beide beschleunigen ihren Schritt, als es in Sichtweite kommt.
Unter der dichten Schneedecke ähnelt es den Lebkuchenhäuschen, die Avila und Lyall zu backen beginnen, wenn es draußen kälter wird und der Schneefall einsetzt.
Diese kleinen Häuser verteilt Lady Aurian dann in der Steinfaust, unter ihren Freunden und diese süße Leckerei ist bei den Botenkindern wohl ebenfalls äußerst beliebt.
Die Drachenländerin freut sich auf ihr kleines Zimmer und ihr 'Heim', sowie auf alle Bewohner des Anwesens. Tierische wie menschliche.
Ein warmes Gefühl der Geborgenheit steigt in ihr auf, während sie den Hof überquert und auf die Fensterfronten blickt, hinter denen goldenes Licht flackert.
Kurz überlegt sie zum Hintereingang zu gehen und an die Tür zu klopfen, die von der Küche hinaus auf den Hof führt.
Da sie jedoch Lady Savena als Begleitung hat, entscheidet sie sich für den offiziellen Weg durch den Haupteingang.
Schnellen Schrittes hechtet sie die große Freitreppe hinauf und klopft mehrmals heftig mit dem schweren Türklopfer an.
Aufregung steigt in ihr auf, denn seit sie im Anwesen lebt, hat sie dieses nie länger als ein paar Stunden verlassen. Eine ganze Nacht ist somit schon eine recht lange Zeitspanne und auch wenn das Anwesen und die Wohung der Shin nicht allzuweit auseinander liegen, so freut sich Lyall so sehr wieder zu hause zu sein, als währe sie mehrere Meilen weit weg gewesen.

Lyalls Ohren zucken nach vorne und horchen gespannt auf die sich nähernden Schritte, die aus dem Inneren des Hauses zu ihr vordringen.
An der Schrittfolge erkennt sie Avila, die Magd.
Wäre die Wargin in Wolfsgestalt, so hätte sie freudig gewinselt und hundetypisch mit der Rute gewedelt, doch als Mensch bleibt ihr nichts weiter, als aufgeregt von einem Fuß auf den anderen zu treten und darauf zu warten, dass sich die schwere Tür endlich öffnet.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 31. Aug. 2011, 18:09 Uhr
16. Silberweiß


Mit höchst kritischer Miene betrachtet Avila die letzten Handbreit Saum, die sie gerade fertig gestellt hat und stellt fest, dass sie ordentlich geraten ist, auch wenn sie ihrer Mutter sicherlich noch besser und in kürzerer Zeit gelungen wäre. Kaum hörbar seufzt sie, sie ist mit Nadel, Garn und Schere zwar nicht ungeschickt, aber die Garten- und Küchenarbeit fällt . Sie hat schon eine ganze Weile nicht mehr selbst geschneidert und dementsprechend lange braucht sie auch für jeden Arbeitsschritt. Wenn sie nur daran denkt, wie lange sie an diesem vermaledeiten Schnittmuster gearbeitet hat! Im Gegensatz dazu war es deutlich simpler den passenden Stoff und eine kleine Borte auf dem Marktplatz zu finden, da ist das Angebot schließlich so groß, dass Avila die Augen beinah übergingen. Sie hatte eine Bahn dunkelbraunen Beiderwand und eine Bahn dunkelgrünen Loden besorgt und wie die Magd so ist, hat sie hochtrabende Pläne damit. Ihr erstes Ziel ist ein dicker, wetterfester Umhang mit Kapuze aus dem Loden für Lyall, später sollen ein Paar Beinlinge und eine Weste folgen, aber das ist ferne Zukunftsmusik.
Momentan kämpft Avila ohnehin noch einen ziemlich erfolglos scheinenden Kampf mit dem endlos wirkenden Saum. Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass der Stoff so schwer und dicht ist, dass sie keinen Doppelsaum nähen kann, wie sie es bei dünnem Leinen gewohnt ist. Stattdessen müht sie sich an „Hexenstichen“ ab, wie sie ihre Mutter nannte und hat das Gefühl für jeden Stich Ewigkeiten zu brauchen. Sie sitzt jetzt schon den dritten Tag an diesem dämlichen Saum und erst langsam ist ein Ende in Sicht – aber ihre Hände und Finger schmerzen. Selber Schuld, wenn du nicht in Übung bleibst und dann jeden Winter aufs Neue feststellen musst, dass dir die Handarbeit nicht in die Wiege gelegt wurde, schilt sie sich selber. Dafür wird der Umhang bei diesem Material aber selbst bei Lyall ewig halten. Dadurch, dass die Wandlerin auch so viel körperlich anstrengende Arbeit macht, entstehen in zu dünnen Stoffen immer wieder Löcher oder Risse, daher ist es auch eine Schande, in was für Anziehsachen sie manchmal herumläuft.

Die Winterzeit ist für Avila mitunter recht mühsam, dadurch dass wenig im Garten zu tun ist, hält sie sich vor allem im Haus auf und muss sich um die vielen Ausbesserungsarbeiten kümmern, die sie den Rest des Jahres vor sich herschiebt. Sie will nicht darüber nachdenken, wie viele Tage sie jetzt schon hauptsächlich mit Stopfarbeiten und  strickend verbracht hat, aber irgendwoher müssen ja auch die dicken Wollstrümpfe kommen, ohne die es sich zu dieser Jahreszeit kaum leben lässt. Alles Kaputte wegzuwerfen und Neues zu kaufen wäre eine unheimliche Verschwendung und käme ihr daher niemals in den Sinn. Außerdem ist es ja auch nicht so, als ob sie es nicht können würde – Avila hat nur einfach nicht sonderlich viel Lust dazu. Ganz besonders an einem Tag wie dem heutigen, wenn ihr nicht einmal Lyall Gesellschaft leistet, sondern sie ganz allein mit dem Nähzeug ist.
Diese Herumtreiberin!, denkt sich Avila schmunzeln und nippt an der Tasse warmen Beerentee. Sie weiß nicht so recht, was sie von Lady Shins Interesse für die Wandlerin halten soll, hofft aber, dass es keine Problemen zwischen den beiden Frauen gibt. Bestimmt ist es hauptsächlich wissenschaftliche Neugier, versucht sie sich einzureden. Aber wie wahrscheinlich ist das jetzt, nachdem Lyall sogar bei der Magierin übernachtet hat? Na gut, vielleicht ist es auch etwas anderes… Aber das geht mich dann auch wirklich nichts an… Seit ihrer seltsamen Begegnung mit der Lady Shin beim Blumenball hat sie sich ein wenig auf dem Markt über die Frau schlau gemacht und ganz verschiedene Auskünfte erhalten. Auf der einen Seite wird viel Schlechtes über die Magierin gemunkelt, andererseits kümmert sie sich um die Armenspeisungen, da weiß man kaum, was man glauben soll. Jedenfalls sagen alle, sie sei seltsam…

Passend zu ihren Gedanken hört sie just in dem Moment ein lautes Klopfen an der Tür, dessen Folge Lyall vermuten lässt. Sofort versteckt sie den halbfertigen Mantel in ihrem Nähkorb, er soll schließlich eine Überraschung werden, falls er je fertig wird. Wenn sie alleine wäre, dann wäre sie sicherlich hinten lang gekommen. Daher wird sie wohl diese Frau im Gepäck haben, schlussfolgert Avila und streicht während des Gehens ihre Haare glatt und zupft einen Fussel von ihrem Kleid. Da sie heute nicht im Garten oder in der Küche gearbeitet hat, gibt sie ein sehr ordentliches Bild ab, sie trägt ein hübsches, selbst genähtes Kleid aus dunkelrotem Leinen, das mit einer kleinen Borte am Ausschnitt verziert ist. Natürlich wird die Magierin es für sehr einfach halten, aber Avila ist nichtsdestotrotz stolz darauf, schließlich musste sie eine ganze Weile für das Stoffgeld und die Borte sparen und das Nähen hat viel Zeit gebraucht.
Kaum hat sie die Tür geöffnet, sieht sie auch schon die beiden sehr unterschiedlichen Frauen vor sich stehen: Auf der einen Seite Lyalls gesunde, kräftige, trotzdem noch schlanke Gestalt und auf der anderen Seite die kleine, dünne, bleiche Lady Shin. „Seid gegrüßt, mylady!“, sagt Avila mit einem freundlichen Lächeln und knickst mit gesenktem Kopf tief vor der Adligen, dessen Adelshaus niemand in der Stadt so wirklich zu kennen scheint, danach nickt sie kurz Lyall zu. Alle können immer nur sagen, dass die Lady Shin aus Immerfrost kommt, aber es ist doch seltsam, dass sie wie jetzt kein Gefolge bei sich hat. Ihre Gedanken sind der Magd nicht anzusehen, als sie höflich anbietet: „Kommt doch herein, mylady, es ist so kalt dort draußen! Ich könnte Euch warmen Beerentee anbieten oder auch etwas anderes zubereiten, wenn Ihr es wünscht?“ Mit gesittetem Abstand wartet sie auf die Reaktion der Magierin, während sie schon überlegt, was sie zu dem Tee oder einem anderen warmen Getränk reichen könnte. Glücklicherweise läuft die Küche noch über von den Resten aus der Julzeit, außerdem kocht über dem Feuer schon ein deftiger Eintopf, den es zum Mittagessen geben soll. Irgendetwas wird sich schon auftreiben lassen, dass auch der Lady mundet, hofft sie. Und es kann gar nichts passieren, selbst wenn sie die Kette vom Blumenball wiederhaben wollen sollte, die ist noch immer gut bei Lady Aurian aufbewahrt.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 31. Aug. 2011, 22:47 Uhr
16. Silberweiß



Wie in kindlicher Vorfreude, stürmt Lyall voraus und klopft an dem eindrucksvollen Eingangstor. Sie kann es wohl gar nicht erwarten aus meiner anspruchsvollen Gegenwart entlassen zu sein Kommentiert Atevora für sich. Sie muss ich allerdings eingestehen, die Wandlerin hat sich gut geschlagen. Es gibt nur wenige die ihre alleinige Gegenwart so lange derart gekonnt ertragen haben. Ihnen war – wie sie dem Gerede, dass ihr danach zu Ohren kam, entnehmen konnte – die Atmosphäre zu unterkühlt.
Atevora denkt nicht daran, das Tempo zu erhöhen, sondern stapft gemütlichen Schrittes über den schneebedeckten Kies und die Treppe hinauf um zu Lyall aufzuschließen. Ein wenig rastlos tritt die Wandlerin von einem Fuß auf den Anderen, wobei Atevora nicht sagen kann, ob es tatsächlich Ungeduld ist, oder ob es eher an der Kälte liegt die sie eventuell mit der Bewegung aus ihren Zehen zu bannen versucht. Ihr selbst kommt es dabei gar nicht so kalt vor, allerdings ist ihr eigenes Kälteempfinden ohnehin eine ganz eigene Geschichte.
Es dauert einige Augenblicke in denen Sie nebeneinander stehen und darauf warten, dass jemand öffnet. Praktisch wäre es, wenn es Aurian wäre, dann könnte sie sich gleich mit einer auf dem Weg hierher sorgsam ausgesuchten Floskel dafür entschuldigen, dass sie Lyall erst so spät wieder beim Anwesen abliefert, und den finanziellen Schaden der aufgrund des Dienstentganges entstanden ist begleichen. Danach könnte sie ihren üblichen Tagesablauf wieder aufnehmen, der die meisten Tage größtenteils darin besteht Planungs- und Schreiberarbeiten zu tätigen, Zauber zu üben, zu Meditieren und ein Nickerchen zu machen, bevor sie des Nachts die Ober und Unterstadt unsicher macht.
Zugegeben ein eigenwilliger Rhythmus sein Leben größtenteils in die Nachtstunden verlegt zu verbringen, wenn die Meisten ruhen. Ihr selbst wäre es anders auch lieber; der Mensch ist nicht dazu geboren in der Dunkelheit zu leben.

Schweigsam, den eigenen Gedanken nachgehend, krault sie Shafir am Kopf, der die seltenen Streicheleinheiten sichtlich genießt, und bemerkt aus den Augenwinkeln, wie Via knapp über den verschneiten Rasen gleitet, plötzlich die krallen nach vorne reist und tatsächlich eine kleine Maus zu packen bekommt, welche sie natürlich sofort in einem Happen hinunter schlingt. Atevora graut jetzt schon wieder vor dem Gewölle, dass ihr liebes Vögelchen demnächst vermutlich wieder irgendwo inmitten ihrer Wohnung hervorwürgt. So in Gedanken versunken hört sie nicht den dumpfen Hall der Schritte aus dem Inneren des Gebäudes, sodass die Eismaid ihren Kopf abrupt der Tür zuwendet, als diese Aufschwingt.
Es ist bedauerlicher Weise – gut es war zu vermuten, doch man wird noch anderes erhoffen dürfen – Avila und nicht Aurian die im Eingang steht. Dafür begrüßt Avila sie mit allen Registern der Freundlichkeit, bittet sie herein und bietet sogar Tee an. Lyall wird dabei bis auf einen Seitenblick und ein Einschließendes freundliches Lächeln vorerst gänzlich ignoriert. Gut, sie erinnert sich, so ist es üblich in Adelshäusern, wenn Bedienstete dem erlauchten Besuch öffnen. Kurz kramt die Shin in ihrem Namensgedächtnis und wird fündig: „Guten Tag Avila“ Einen kurzen Augenblick schweift Atevoras Blick ab, zur Eule hin, die sich gerade erhebt und aus ihrem Blickfeld verschwindet. Sie überlegt einen Atemzug lang, ob sie ihre eigenwillig gefiederte Freundin rufen soll, doch sie wendet sich stattdessen mit einer typischen wegwerfenden Handbewegung für „Ach, egal“ wieder der Frau in dem ansehnlichen Kleid zu. Es ist selten, dass sie einfache Mägde in Kleidern mit so gutem Stoff – und seitdem sie in einem Haus mit Schneider wohnt, und öfter für einen Stoffmagnaten arbeitet, erkennt sie solchen auch beim ersten Hinsehen recht gut – samt Verzierungen sieht. Ihr kommt der Schmuck wieder in den Sinn, den sie ihr geschenkt hat. Vielleicht hat sie sich das Kleid zum Teil davon geleistet? Dann hätte dieses Geschmeide noch einem guten Zweck gedient. Die Kleidung schmeichelte der Frau vorteilhaft, und die Farbe gefiel Atevora besser, als die des Fummels am Blumenball. „Herzlichen Dank.“ Wäre die Hausherrin nicht zugegen, dann hätte es die Magd gewiss mitgeteilt, bevor sie einen Besucher so frei hereinbittet und auch noch Tee offeriert. „Obwohl ich es nicht so kalt finde, der Tee hört sich überaus verlockend an.“ Spricht die weiße Mistress, während sie in den Vorraum tritt und Lyall hinter ihr die Tür schließt. „Ich hoffe ich habe Lyall nicht zu lange entführt und ihr hattet somit nicht zu viel Hetzerei bei Euren täglichen Arbeiten und Pflichten“ Versucht Atevora so etwas wie ein kleines belangloses Gespräch anzustoßen, doch wie so oft klingen ihre Worte ohne Absicht distanziert und ein wenig desinteressiert. „Ist Lady de Winter womöglich zugegen?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 01. Sept. 2011, 22:25 Uhr
16. Silberweiß



Freundlicherweise wird Avila begrüßt und sogar mit ihrem Namen angesprochen, was sie der Lady Shin als einen Pluspunkt anrechnet. Da war sie in ihrer Zeit im Hause diAthlant ganz anderes gewöhnt, zum Glück liegt das schon eine Weile hinter ihr. Von Lady Shins Enttäuschung bekommt die Magd nichts mit, schließlich hat man bei einer Begrüßung einer Adligen den Kopf zu senken, mal davon abgesehen, dass die Gefühlswelt der Magierin ihr ja ohnehin nicht allzu sehr anzusehen ist. Für Avila ist nur relevant, dass die Lady Shin sich bedankt und gerne einen Tee hätte. Im Nebensatz erwähnt die Magierin noch, dass sie es nicht sonderlich kalt findet, was nahe liegend erscheint, da sie ja wohl aus Immerfrost kommt oder zumindest lange dort war, so pfeifen es jedenfalls die Spatzen von den Dächern. Dann müssen wir uns wenigstens keine Sorgen darum machen, dass wir ständig nachlegen, wie bei zimperlicherem Besuch. Es dauert lange, bis das Anwesen deWinter wirklich warm ist, aber ist das erst einmal geschafft, halten die alten, dicken Wände die Wärme sehr lange. Nichtsdestotrotz hatte Avila die Kamine am Morgen kräftig eingeschürt, was für sie eine ungewohnte Arbeit ist, da dies normalerweise Lyall übernimmt. Was das angeht, bin ich schon ganz schön verwöhnt. Auch von der ganzen Holzhackerei bleibe ich verschont, vielleicht sollte ich ihr da mehr helfen.
Lyall schließt hinter der Lady Shin die schwere Tür und Avila begleitet die Besucherin in Richtung Salon, wie es sich gehört. Die Magerin stellt fest: >„Ich hoffe ich habe Lyall nicht zu lange entführt und ihr hattet somit nicht zu viel Hetzerei bei Euren täglichen Arbeiten und Pflichten.“< Dass das Interesse eher geheuchelt ist, ist schwer zu überhören, trotzdem ist Avila überzeugt, dass es gut gemeint ist. „Ach nein, das geht schon. Im Garten ist zu dieser Jahreszeit ohnehin wenig zu tun. Ich hoffe Ihr habt mit ihr eine gute Zeit verbracht.“ Avila wählt ihre Worte mit Bedacht und ohne damit irgendetwas implizieren zu wollen. Was genau die Magierin und die Wandlerin miteinander zu tun haben, geht sie schließlich nichts an, aber soweit sie es mitbekommen hat, ging es wohl um einen Theaterbesuch. Das muss doch etwas absolut großartiges sein. Selbst hält die Magd sich so oft es ihre freie Zeit erlaubt im Haus der Bücher auf, aber so etwas wie eine Theatervorstellung hat sie selbst noch nie gesehen.

Die Lady Shin geht nicht weiter darauf ein, sondern möchte wissen: >„Ist Lady de Winter womöglich zugegen?“< Eifrig nickt die Großmagd und da sie derweil im Salon angekommen sind, deutet sie auf einen der Sessel vor dem Kamin, von dem aus man gut das züngelnde Feuer betrachten kann. „Ich werde sie gleich von oben holen.“ Doch gerade als sie sich umwendet sieht sie schon Lyall, die sie aus glücklich strahlenden Augen anschaut, wie ein Kind beim Jultag. Überrascht schaut Avila sie an, sie hat den Eindruck, dass Lyall etwas von ihr erwartet, doch die Wandlerin sagt nur, dass sie die Lady über ihren Gast informieren wird. Zufrieden nickt Avila, das ist ihr recht, dann kann sie sich nämlich um den Tee und die Kekse kümmern. Zum Glück habe ich bevor ich mit der Näherei angefangen habe gleich eine ganze Kanne aufgesetzt, stellt sie zufrieden fest, als sie die Küche betritt und es viel versprechend duftet. Jetzt ist der Tee so richtig durchgezogen, sodass die verschiedenen Beerensorten ihr volles Aroma entfalten.
Vorsichtig gießt sie aus der großen, schweren Kanne ungefähr die Hälfte in eine kleinere, die mit kleinen Vögeln verziert ist. Außerdem stellt sie auf das Tablett die passenden filigranen Teetässchen mit Untertassen, zwei hübsch geschwungene Löffelchen (die im Alltag so gut wie nie Gebrauch finden, da sie dafür viel zu Schade wären) und ein Tiegelchen mit Honig. Da es sich um Früchtetee handelt brauch sie sich weder um Sahne, noch um Milch kümmern, stattdessen kramt sie das Schüsselchen hervor, das zum Teeservice gehört und genauso verziert ist. Dieses befüllt sie mit  verschiedenen Keksen wie Honigfingern, Kürbiskernkipferln, Haferkeksen, Mandelkränzchen und vielen mehr. Damit die feinen Damen sich weder um ihre Finger, noch um ihre Kleider größere Gedanken machen müssen, legt Avila um zwei dicke, weiße Stoffservietten die besten Serviettenringe, die sie auf die Schnelle auftreiben kann. Sie sind zumindest zum Teil aus Silber, dementsprechend schwer und verziert mit einem ganzen Schwarm von winzigen Schmetterlingen. Wahrscheinlich würden die Ladies sie nicht einmal wahrnehmen, aber Avila liebt diese ja doch recht unnützen Ringe und schaut sie bei jedem Putzen ausgiebig an. Jetzt hat sie dazu natürlich keine Zeit, lässt leicht gehetzt den Blick über das Tablett gleiten, stellt fest, dass sie alles haben müsste, schnappt sich noch rasch die frisch gewaschene Spitzendecke um sie sich über den Unterarm zu legen, dann trägt sie das Tablett so schnell wie möglich und vorsichtig wie nötig in den Salon. Sie hat scheinbar wirklich wenig Zeit gebraucht, denn die Lady deWinter ist noch nicht dort, sodass Avila rasch den kleinen Tisch zwischen den beiden Sesseln decken kann. „Kann ich Euch Tee einschenken, mylady?“, fragt sie freundlich.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 03. Sept. 2011, 12:39 Uhr
16. Silberweiß



Langsam wendet sich Lyall der großen Freittreppe zu, gewaltsam den Drang unterdrückend fröhlich wie ein Kind mit kleine Hüpfern ihren Weg fortzusetzen.
Gesittet schreitet sie also die knarrenden Holzstufen empor, ihre linke Hand auf dem Handauf der Treppe gleitend, jede Maserung des dunklen Holzes langsam mit dem Finger nachziehend.
Nachdenklich bleibt sie plötzlich auf der Höhe des Kamins unter ihr stehen, ihre Arme ruhen auf dem Geländer. Durch den warmen Luftstrom werden ihre schwarzen Haare sanft bewegt und eine innere Ruhe erfasst sie.
Die Wandlerin betrachtet ihr Körbchen vor dem geschürten Kamin und ihr Blick verliert sich im Flackern der Flammen.
Ja, hier ist ihr zuhause. Sie möchte nicht gehen... Nicht, wenn sie es nicht wirklich muss.
Würde Lady Savena ihrer Herrin von dem Vorfall erzählen?
Wahrscheinlich...
Doch sie hofft darauf, dass die Lady dies alles – wie es scheint – wirklich nur als großen Spaß empfunden hat. Auch wenn der Spaß an ein paar Stellen recht unspaßig und ernst hätte werden können.
Vielleicht sollte sich Lyall im Beisein der Lady selbst vor ihrer Herrin erklären. Oder nicht? Sollte sie lieber schweigen und anderen das Reden überlassen?
Ihre Herrin würde es sicher irgndwann irgendwo erfahren...

Müde fährt sich die Wandlerin über das Gesicht. Ihre aufkeimende übersprudelnde Glückseligkeit wird immer kleiner und fällt in sich zusammen, wie ein zu früh aus dem Ofen geholtes Soufflé. Je näher sie dem Studierzimmer kommt, desto schwerer wird auch ihr Herz ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können.
Ihr Gefühl von Ehre und Moral drängt sie fast schon schmerzhaft dazu, ihrer Herrin alles zu sagen. Wirklich alles. Doch sie hat Angst.
Angst vor den Konsequenzen, vor der Reaktion ihrer Herrin und davor erklären zu müssen, warum sie ihre Beherrschung verloren hatte.
Würden sie verstehen?
Würden sie verstehen, warum sie solche Panik verspürt hatte, während das Hirn über sie hinwegspritzte ganz so, als wäre es ihr eigenes gewesen? Und das Theaterspiel um die Wargin und ihren Menschenfreund als Realität angesehen hatte?
Du bist einfach eine einfältige, dumme Gans. Was passiert ist, ist passiert. Lady Savena hat dir doch schon vergeben. Also hör auf sie und vergieb dir endlich selbst!

Tief durchatmend und ihre Haare glatt streichend wendet sie sich der Galerie und somit dem Arbeitszimmer der Lady de Winter zu. Sie versucht ihr Beherrschung zu wahren und ihr Inneres zu beruhigen, so wie sie es noch vor ein paar Stunden in der Wohnung der Shin gelernt hatte.
Doch die Umsetzung gestaltete sich momentan - und ganz ohne die weiße Mistress als Ruhepol - mehr als schwierig.
Mulmig ist ihr und mit weichen Knien – etwas, was ihr in letzter Zeit in Gegenwart ihrer Herrin nicht oft passiert – klopft sie an die verzierten Türflügel.
„Herrin?“
Ihre Haltung strafft sich automatisch, als sie die wohlbekannten Schritte ihrer Herrin Aurian aus dem Inneren des Zimmers auf die Tür zukommen hört.
Als sich die Tür öffnet und sie in die freundlichen Augen ihrer Herrin blickt, wird ihr etwas schlagartig klar. Wenn das Gespräch sich in Richtung ihres „unfreiwilligen Überfalles auf Lady Shin sowie das vorzeitige Beenden des Theaterspiels“ entwickeln würde, würde sie alles erzählen und mit den Konsequenzen leben müssen.
Diese Frau kann und will sie nicht belügen müssen oder etwas verheimlichen. Schließlich ist sie eine der wenigen Personen, denen die Wargin bedingungslos trauen würde. Und in dem Punkt würde ihr sicher auch Lady Savena zustimmen.
Warum hört sich dies dann verdammt nochmal in ihrern eigenen Gedanken wie ein Anklagespruch an?

Mit einem Lächeln und erfreuten Worten, ob Lyalls Rückehr auf das Anwesen, fragt Lady Aurian um welchen Gast es sich denn handelt.
„Oh, Lady Savena war so feundlich mich hierher zu begleiten. Ich denke sie möchte noch ein paar persönliche Angelegenheiten bezüglich des vergangenen Abends regeln.“
Mit einem Nicken tritt ihre Herrin neben sie auf den Gang, schließt hinter sich leise die Tür und beide Fauen begeben sich wieder hinunter in den Salon, wo die weiße Herrin und Avila geduldig warten.

Im Tageslicht durchfluteten Salon angekommen, wenden beide Frauen fast gleichzeitig ihren Kopf den Neuankömmlingen zu und grüßen Lady Aurian höflich.
Lyall wendet sich zur Magd Avila um und stellt sich fast schon hilfesuchend neben sie. An ihrem Selbstbewusstein muss sie wirklich noch arbeiten und innerlich verflucht sich Lyall selbst für diese ängstliche Ader in ihr.
Gerade noch zuversichtlich, dass sie ihre Konsequenzen für ihr Handeln tapfer tragen würde, ist sie nun mehr als aufgeregt und versucht jeden Blickkontakt mit ihrer Herrin zu vermeiden.
Sie freut sich unbändig zurück zu sein, sie könnte jeden Bewohner vor Glück umarmen. Und auch die Hoffnung, dass Lady Savena sie in ihre Lehre nimmt, lässt ihr Herz aufgeregt hüpfen.
Doch der fahle Nachgeschmack eines aufkommenden, erklärenden Gespräches bleibt.
Bis dies nicht ausgestanden ist, kann sie sich nicht freuen. Nicht wirklich.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 04. Sept. 2011, 14:19 Uhr
16.Silberweiß



Atevora ist froh darum, dass die Gardemagierin tatsächlich zugegen zu sein scheint und sie sich somit nicht aufmachen muss heute noch persönlich in der Steinfaust vorbei zu sehen, später nochmals hier vorbei zu kommen, oder einen Boten mit den Aufgaben betrauen zu müssen. Schon immer erledigt sie die Dinge lieber in einem Zug anstatt sie ewig hinauszuschieben, hinausgezögert zu sehen, oder die Erledigung jemand anderem anzuvertrauen.
Wie auch das vorherige Mal wird sie in den Salon geführt.
Er wirkt hell und einladend, was nicht nur an der Einrichtung, sondern besonders an den Fenster liegt, die von  schweren edlen Vorhängen flankiert sind, und durch die das Licht der Wintersonne ungehindert den Raum flutet. Atevora wird im Raum alleine zurück gelassen, während die Eine die Herrin des Hauses holt und die Andere den angebotenen Beerentee. Nur Shafir leistet ihr in der Zwischenzeit Gesellschaft. Das letzte Mal als sie sich in diesem Raum aufhielt war der Himmel verhangen und es war bereits spät am Nachmittag, sodass die Sonne, wenn sie unter den Wolken hervorblinzelte, nur noch schwach durch die kargen Äste der blattlosen Baumgerippen hindurch schien. Heute sind die Gegebenheiten anders, und so sieht Atevora davon ab ihren Umhang abzulegen und es sich in einem der gemütlich gepolsterten und zum Verweilen einladenden Sessel niederzulassen. Stattdessen schreitet sie langsam an den Kästen und Vitrinen entlang, betrachtet den Zierrat darin ausgiebig und fährt mit ihrem weiß behandschuhten Finger über eine der Ablagen. Es liegt nur wenig Staub auf dem Holz und doch hinterlässt er einen grauen Schatten auf ihrer Armbekleidung. „Hm..“ Ohne weitere Worte verreibt sie den Staubschatten zwischen den Fingern und begibt sich mit dem Rücken zu den hohen Fenster gewand in den Schatten zwischen diesen um auf die Gardemagierin zu warten.
Sie muss nicht lange harren, da öffnet sich die Tür und Avila kommt mit einem Tablett zurück. Sofort füllt sich der Raum mit dem köstlichen Duft von Waldbeeren und süßem Zuckergebäck, das neben dem Teeservice auf dem Tablett lockend und köstlich zu ihr herüberlächelt.
Vielleicht sollte sie auch einmal versuchen solche süße Leckerein zu backen? Andererseits, vermutlich würde es in einem Desaster enden und es um die Zutaten zu schade sein.
Shafir, der sich neben sie hingesetzt hat erhebt sich wieder, als die Frau hereinkommt, betrachtet sie aufmerksam mit schief gelegtem Kopf und wedelt freundlich mit der Rute. Mit einer kurzen Handbewegung weist die Magierin ihm an sich wieder zu setzen. Würde er jetzt auf die Idee kommen die Frau ordentlich zu begrüßen und sie anzustubbsen, wäre es vermutlich um das Geschirr und die Speisen geschehen. Von der Schweinerei die der Beerentee auf dem Teppich hinterlassen würde gar nicht zu sprechen. Shafir war schon immer gut erzogen, was allerdings weniger ihr Verdienst, als der seines Vorbesitzer ist, und gehorcht sofort. Atevora tätschelt ihm sofort lobend den Kopf, damit das liebe zu groß geratene Schoßhündchen auch weiß, dass es seine Sache gut gemacht hat.

Den Blick höflich gesenkt erkundig sich die Magd sofort zuvorkommend, ob sie der Eismaid eine Tasse einschenken darf. „Gerne“ Antwortet Atevora schlicht und betrachtet wie sich die rubinrote Flüssigkeit dampfend in das weiße Geschirr ergießt und tritt schließlich näher an den Tisch heran unterdessen die Magd sittsam zurückweicht. Aurian hatte gewiss ein wundervolles Leben. Gemocht, einflussreiche Freundschaften, einen ausgezeichneten Ruf, ausreichend Besitztümer, ein geregeltes Einkommen, und loyale und folgsame Angestellte die sie umsorgten. Atevora hatte, nunja, sie war mittlerweile zumindest Wohlhabend, über die Stadt hinaus bekannt und hatte Freundschaften.
Vorsichtig hebt Atevora ihren Tee in die Höhe und genießt den Duft der ihr in die Nase steigt, doch sie trinkt nicht davon, sie würde sich dabei derzeit nur die Lippen, oder die Zunge verbrennen. Sie könnte natürlich ihre magischen Fühler ausstrecken und den Aufguss temperieren wie es ihr beliebt, allerdings hat sie dazu wenig Muse. Er würde ohnehin ganz von alleine auf die richtige Temperatur abkühlen. Stattdessen sich weiter dem Getränk zu widmen, richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf die Magd, die ein wenig Abseits steht und darauf wartet gegebenenfalls weitere Wünsche des Gastes mit bestem Gewissen zu erfüllen. Einige Atemzüge ruhen ihre Augen auf Avilas Gestalt und unterziehen sie einer schweigsamen Musterung. Bevor es der Frau zu unangenehm werden kann, öffnet sich die Tür.
Atevora begrüßt die Gardemagierin höflich, und bemerkt nur aus den Augenwinkeln wie sich Lyall hinter Avila stellt, als würde sie hinter ihr Schutz suchen. Zudem wirkt sie wieder so seltsam verkrampft. Hat sie von Aurian eine Rüge erhalten? Die Shin kann sich das kaum vorstellen, Aurian war kaum ein Mensch sonderlich harsch das Wort erhob. Genaugenommen hat sie die Frau noch nie erlebt, dass sie die Stimme jemals, bis auf ein paar ordentliche Flüche, welche sie nur von Borgil aufgeschnappt haben kann, und die sie allgemein gegen Himmel und Erde schmetterte als ihr eine Gesamtsituation zu wider war, erhob.
„Guten Tag Aurian. Entschuldige, dass ich Lyall erst jetzt zum Anwesen zurückgebracht habe. Mir ist bewusst es war anders vereinbart. Es wurde Nachts etwas später als erwartet, ich hoffe ich habe damit kein zu großes Ungemach erregt? Wieviel schulde ich euch für Lyalls Dienstentgang?"

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 05. Sept. 2011, 08:57 Uhr
Als es an der Tür zum Studierzimmer klopft, ist Aurian mehr erleichtert als gestört, was sie vielleicht hätte sein sollen. Aber bei der ihr so verhassten Buchhaltung ist ihr jede Störung recht. Dieses Chaos aus Zahlen und Berechnungen ist einfach nicht das ihre. Sicher, von ihrem Ziehvater hat sie gelernt, wie eine kleine Landwirtschaft laufen muss, um alle satt zu bekommen, aber das war ja einfach gewesen. Bei einem großen Anwesen wie dem ihren steckt so viel mehr dahinter und immer wieder stößt sie auf weitere Kleinigkeiten. Heiliger Donnergrummel, wer das erfunden hat muss entweder unter chronischer Unterbeschäftigung oder einem überdimensionierten Hang zum Masochismus gelitten haben! Ihre Gedanken werden aber eben von jenem Klopfen unterbrochen und dankbar steuert sie zur Tür um diese selbst zu öffnen – zum einen weil sie froh ist sich zu bewegen, zum anderen um ihren Mägden den Anblick des Chaos in diesem Raum zu ersparen: Berge von Papier befühlen nicht nur den Tisch sondern mittlerweile auch den Boden und alles was sich sonst noch so als Ablage bietet. Zum Glück sieht die Magierin in den Spiegel und kann sich so den kleinen Tintenklecks weg wischen, der sich auf ihrer Nasenspitze festgesetzt hat.

Es ist Lyall, die vor der Tür steht. Die Wargin war an diesem Tag mit Lady Shin oder Savena oder wie auch immer sich die Eismagierin im Moment nennt unterwegs gewesen. Unter der Freude ob des anscheinend schönen Tages spürt die Halbelbe aber auch Unruhe und fast so etwas wie Angst. Natürlich weiß sie um die Schüchternheit ihrer Magd wenn es darum geht unter Menschen zu sein, vor allem wenn sie diese nicht kennt. Hoffentlich war das alles nicht zu viel für sie! Sie hat in der letzten Zeit solch tolle Fortschritte gemacht! Doch sie lässt sich nichts anmerken, sondern folgt ihrer Magd in den Salon, in dem die weiße Mistress, von Avila aufs beste mit Tee und Kuchen versorgt, schon wartet.

>Guten Tag Aurian. Entschuldige, dass ich Lyall erst jetzt zum Anwesen zurückgebracht habe. Mir ist bewusst es war anders vereinbart. Es wurde nachts etwas später als erwartet, ich hoffe ich habe damit kein zu großes Ungemach erregt? Wie viel schulde ich euch für Lyalls Dienstentgang? < mit einem Lächeln winkt die Gardemagierin ab während sie sich selbst eine Tasse Tee einschenkt. „Nichts schuldest du mir Savena. Hauptsache ihr hattet einen schönen Tag. Lyall hat sich schon lange einen freien Tag verdient, aber auch wenn ich ihr nichts zu arbeiten anschaffe, findet sie sich immer wieder was, um sich nützlich zu machen!“ Mit einem Lächeln zwinkert se ihrer Magd zu, die ob des Lobes rot anläuft. „Ohne sie und natürlich auch Avila wäre ich komplett aufgeschmissen! Und jetzt setzt euch zu uns ihr beiden, ihr steht da in der Ecke, als würdet ihr nicht dazu gehören. Los kommt schon!“ Aurian ist sehr wohl bewusst, dass das alles andere als üblich ist, aber sie kann nicht anders: sie ist nun mal nicht als Lady aufgewachsen und würde auch nie eine richtige Lady werden.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 05. Sept. 2011, 13:10 Uhr
16. Silberweiß



Wie eine frische Sommermorgenbriese wirkt die Leichtigkeit ihres freundlichen und unverfälschten Wesens. Sie scheint wie so oft den gesamten Raum im sachten Hauch zu durchweben und die vorherige steife, frostige Atmosphäre, welche in Atevoras Beisein so gerne von Örtlichkeiten Besitz ergreift, langsam zu verdrängen. Avila wirkt jedenfalls Erleichtert, als ihre Herrin eintritt, zumindest so lange bis sie Lyalls Gemütsumschwung bemerkt. Atevora entgehen solche Stimmungsbögen natürlich gänzlich.
Offenherzig und mit einem einnehmenden Lächeln antwortet Aurian auf der Eismaid Frage.
Die Shin ist überrascht, dass Aurian keinerlei Bezahlung fordert, obwohl ihr die Arbeitskraft einer Magd für nun gut einen ganzen Tag entgangen ist. Auch in keiner kleinen Anmerkung wird die zu späte „Übergabe“ bemängelt. „Keine Entschädigung? Dann.. danke ich für diese Großzügigkeit, wehrte Freundin.“ Wie immer klingt der Tonfall eher kühl und Phrasenhaft, und somit keineswegs so herzlich und vertraut wie er vermutlich klingen sollte, wenn jemand als Freundin bezeichnet wird. Aurian geht darauf nicht weiter ein, statt dessen bekundet sie, sie freue sich, dass Lyall sich einen Tag frei genommen und nur für sich genutzt hat und lobt anschließend noch die beiden Angestellten nahezu in einem Tonfall, als wären sie ihre besten Freundinnen. Unterdessen die Gardemagerin spricht, verweist sie auf einen der gemütlichen Sesseln. Atevora ist hin und hergerissen. Sie möchte sich eigentlich nicht besonders lange in dem sonnendurchfluteten Raum aufhalten, schließlich hat sie ihre Salbe zum nachcremen nicht mitgenommen, und sie hätte auch anderes vor. Aber es ist eines der Einladung einer Magd nicht nachzukommen und lieber stehen zu bleiben, als dem Angebot der Hausherrin auf ein gemütliches Verweilen bei Aufguss und Backwerk nicht nachzukommen. Dies wäre sehr unfreundlich, nicht nur aus der Sicht der Etikett. Andererseits, was macht sie sich so groß Gedanken über sittliche Gepflogenheiten? Schlussendlich war für Aurian das Wort Etikette größtenteils ein Fremdwort, wie sie gerade unter Beweis stellt, als sie die Bediensteten einfach mit an den Tisch bittet.
Eine Andeutung eines dünnes Schmunzeln stielt sich auf Atevoras Lippen und verschwindet sogleich wieder.
„Gerne würde ich das Angebot einer geselligen Runde annehmen, die Bäckerei sieht auch zu köstlich aus, doch ich sollte nicht zu lange verweilen. Ich habe meine Creme nicht mitgenommen und es ist heute so.. sonnig.“ Atevora wirft unnötiger Weise einen kritischen Blick zu den Fenstern hinaus. „Wenn es Recht ist, würde ich es somit vorziehen nur kurz den Tee zu genießen und dann wieder aufzubrechen...“
Aurian kennt Atevoras Probleme mit der Sonne und hat nichts gegen die Ablehnung. Konnte die Eismaid sogar so etwas wie Mitleid in ihren Augen lesen? Das ist etwas was ihr innerer Stolz kaum duldet: Bemitleidet werden. Vorerst setzt sich Atevora doch gemeinsam mit Aurian und den Mägden an den Tisch.
Zwischen zwei Schlucken vom köstlichen Tee merkt sie schließlich an: „Aurian? Lyall ist wirklich ein sehr freundliches Naturell.“ Sie nickt der Magd freundlich zu, bevor sie sich wieder der Gardemagierin zuwendet: „Wir haben uns, so denke ich, gut - wie sagt man umgangssprachlich? – Zusammengerauft? Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich sie demnächst an ihrem freien Tag – wann ist dieser noch gleich? - öfter besuche, oder entführen lasse, ich habe Lyall nämlich gestern Nacht angeboten sie in diversen Dingen ein wenig zu unterrichten, ihr also beispielsweise Lesen und Schreiben beizubringen.“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 07. Sept. 2011, 09:33 Uhr
Das Angebot der Lady Savena an ihre Magd überrascht Aurian nun dann doch ein wenig. Sie hat die Shin nicht gerade als eine Person eingeschätzt, die einfach ihre Zeit mit etwas verbringt, was ihr keinen Nutzen bringt. Sie muss Lyall wirklich mögen! denkt die Magierin bei sich. „Von mir aus gerne. Wir müssen uns nur absprechen, damit sich ihre Arbeit und der Unterricht bei euch nicht in die Quere kommen. Aber das sollte zu machen sein.“ Wenn ihr das Spaß macht, vielleicht kann sie mir dann ja auch den einen oder anderen Schreibkram abnehmen … spinnt die Halbeelbe in Gedanken weiter. Avila kommt einfach nicht dazu, alle Listen des Haushaltes zu führen und Aurian schon gar nicht! Aber wenn sie sich das zu dritt teilen, würden sie mit der ganzen Buchaltungsgeschichte vielleicht einmal ins Reine kommen…
Schnell schiebt sie diese Gedanken beiseite. Das ist Zukunftsmusik und sie will ihre Magd nicht unter Druck setzen indem sie sie vor eine neue Aufgabe stellt, zu der ihr noch jeder Zugang fehlt. Aufmunternd lächelt sie Lyall an, die noch immer irgendwie verunsichert und nervös wirkt. Ob etwas vorgefallen ist? Aber Aurian will die junge Frau nicht vor den anderen danach fragen und sie somit in Verlegenheit bringen. Besser dann, wenn sie unter sich waren.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Sept. 2011, 19:10 Uhr
16. Silberweiß



Still setzt sich Lyall auf einen Schemel an der Wand, neben einer großen Kommode aus schimmernd poliertem Walnussholz.
Vor ihr sitzt Lady Savena und schräg daneben ihre Herrin. Von Avila kann sie nur das Gesicht und den voreren Teil ihres Körpers sehen, der Rest wird durch die massive Kommode verdeckt.
Um ihre zitternden Hände zu beruhigen und aus dem Sichtfeld der Anwesenden zu nehmen, versteckt sie die ineinander verschränkten Finger in ihrem Schoß.
Lady Savena scheint der Tee sehr zu munden und auch dem Gebäck ist sie nicht abgeneigt.
Nachdem sie ein paar Züge aus der feinen Tasse genommen hat, bemerkt sie beiläufig: >>„Aurian? Lyall ist wirklich ein sehr freundliches Naturell.“<<
Bei der Erwähnung ihres Namens zuckt die Magd kurz zusammen, errötet schlagartig und schaut zu Boden.
Auch sie mag die Lady gerne leiden und am Abend des Blumenballs hatten sie sich wohl beide auf einem falschen Fuß erwischt.
Mit scheu zurückgeklappten Wolfsohren folgt sie dem weiteren Gespräch ohne dieses zu unterbrechen.
Inständig hofft sie, dass ihre Herrin sie nochmals in die Obhut der weißen Frau gibt und damit Einverstanden ist, dass sie lesen und schreiben lernt.
Und tatsächlich!
Ihre Herrin lässt sich darauf ein! Sie wird also von nun an in ihrer freien Zeit in die Lehre der Shin gehen.
Mit geröteten Wangen blickt sie auf und schaut abwechselnd von ihrer Herrin zu Lady Savena, ihre Gestik und Mimik deutend.
Auch wenn diese freie Zeit rar ist und Apfelgribs sicher nicht darüber erfreut sein wird, dass die Spielzeit mit ihr nun etwas kürzer ausfallen wird als sonst.
Vielleicht kann sie den kleinen Racker ja mitnehmen? Oder nein... besser nicht. Die Eule würde die kleine Nachtgestalt sicher zum Fressen gern haben.
Wo dieses Federviech wohl sein mag? So gern sie die Lady und ihren Hund auch hat, bei der Eule würden sie und ihre innere Wölfin wohl sehr lange brauchen, um warm miteinander zu werden.
Wenn dies überhaupt eintreten würde.

Ein Lächeln trifft Lyall, als ihr Blick auf ihre Herrin fällt und ihre Ohren legen sich noch enger an ihren Kopf als vorhin.
Wie soll sie nur ihre innere Unruhe verbergen?
Verdammte Ohren! Was müsst ihr auch alles verraten? Menschenohren sind nicht so mitteilungsfreudig...
Ein schiefes Lächeln macht sich nun auch auf dem Gesicht der Wargin breit.
Es ist nichts passiert. Alles ist in Ordnung. Die weiße Misress mag dich und lehrt dich sogar. Aber es hätte mehr passieren können! Du hättest sie töten können! Wie kannst du hier nur sitzen und in ihr Gesicht sehen? Mörder!
Aber es ist nichts passiert! Alles ist gut! Erinner dich an die Übungen...
Tief atmet sie ein und aus, zwingt ihren Puls zur Ruhe und versucht ihren Geist zu klären.
Letzteres will ihr jedoch nicht wirklich gelingen.
Fahrig wischt sie sich mit einer Hand über das Gesicht.

Fehler passieren doch jedem mal... Oder?

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Atevora am 07. Sept. 2011, 23:21 Uhr
16. Silberweiß


Zu Lyalls Glück erklärt sich Aurian einverstanden damit, die Magd öfter in ihre Obhut zu übergeben. Genaugenommen hatte Atevora mit einem Einwand gerechnet. Sie hat gewissermaßen bereits vorweg angenommen, Aurian würde Bedenken überkommen sie könnte ihre Magd verderben. Schließlich hat sie am Blumenball offen angesprochen, dass sie – um es milde auszudrücken – nicht ausschließt, dass die Shin nicht immer unbedingt ganz gesetzeskonformen Tätigkeiten nachgeht, oder Gesetzestreue Kontakte pflegt.
Davon, dass Aurian annimmt der Frostmaid Angebot käme aus einem Anflug selbstloser Herzensgüte, erwachsen aus entdecktem sprudelndem Quell von Sympathien für die Wandlerin, ahnt sie nichts. Es ist auch keineswegs zutreffend, nun, zumindest nicht ganz. Gut, Atevora empfand Lyalls Gegenwart als angenehm. Es gibt selten Leute die sie einfach so hinnehmen wie sie ist, und ihr wissenschaftliches Interesse an Lyall war vermutlich nur ein Vorwand, um sich diesen Umstand, oder diesen Grund, weshalb sie die Wargin durchaus gerne in ihrer Nähe hatte, nicht einzugestehen.
Das alleine neigte die Waagschale jedoch nicht zu ihrer Entscheidung. Nicht nur, dass angenehme Gesellschaft für das eigene Wohlbefinden zuträglich ist, nein, es gibt da ganz andere Beweggründe die ihre Bemühungen als durchaus Nutzbringend deklarieren. Sie kann von Lyall eine neue Sprache lernen. Die Schrift würde sie mit Bücherwälzen ergänzend selbst erarbeiten müssen, doch mit ehrgeizigem Studieren staubiger Wälzer kennt sie sich aus. Viel wichtiger war da die Praxis für die korrekte Aussprache, und die kann sie nur durch Übung, bzw. über jemanden, der die Sprache selbst beherrscht, erlernen. Weiters war Lyall und die augenscheinliche Großzügigkeit, welche sie ihr entgegenbringt, ein Schlüssel ihren Ruf weiter in eine angestrebte Richtung zu schieben, und ihre Person in Aurians Blick vielleicht auf der helleren Seite sehen zu lassen. Aurian hatte Freunde mit viel Einfluss, hätte sie Einfluss auf Aurian, könnte das ihr zum Vorteil gereichen. Doch sie weiß, Aurian hält ihre Warnfühler bei ihr ausgestreckt. Um hier keine Probleme erwarten zu müssen, oder sogar von Aurians Kontakten profitieren zu können, muss sie erst Aurians leicht kritischen Blick ihr gegenüber ein wenig ablenken. Wie könnte dies wohl besser zu bewerkstelligen sein, als gegenüber einer kleinen einfachen Magd, die ganz zufälliger Weise zudem einer Person ist, die ihr lieb und teuer ist, großzügig, wohltätig und fördernd aufzutreten? Weiters gab es noch einen letzten, wenn auch außerordentlich profanen Grund: Sie will wieder auf dem Rücken eines schwarzen Riesenwolfes über die Erde jagen!
Wie auch immer, Atevora gibt sich aufgrund Aurians Einverständnis erfreut, nur um kurz darauf fragend die Augenbrauen zusammenzuschieben: „Oh, ich nahm an Lyall hätte einen geregelten freien Tag in der Woche? Auf dem Anwesen auf dem ich einige Zeit meines Lebens zugebracht, und an den Gutshöfen in meiner Betreuung wird es jedenfalls so gehandhabt.“

Unterdessen Atevora spricht, bemerkt sie Lyall, wie sie scheinbar versucht die beruhigenden Atemtechniken durchzuführen, doch besonders erfolggekrönt wirken die Versuche nicht. Selbst Shafir schaut schon mit schief gelegtem Kopf ganz mitleidig mit seinen kleinen brauen Kulleraugen zu Lyall. Was die Magd wohl so aufwühlt? Es könnte noch so ausgelegt werden, sie fürchte sich davor wieder ihre Zeit mit ihr verbringen zu müssen und ist deshalb so unruhig.
Die Eismaid seufzt innerlich. Bei der Wargin kläglichen Selbsberuhgungs-Erfolgen bedeutet es wohl, dass sie noch so einige Energien für diese Übungen aufzubringen hat, bevor sie wirklich sitzen. Dabei hat es in ihrem Schlafgemach noch so vielversprechend gewirkt. Weshalb eigentlich? Müsste es ihr nicht hier, wo sie von lieben Mitmenschen umgeben ist, wo sie sich zuhause und geborgen fühlt, leichter fallen? Hat sich Lyall womöglich, entgegen ihrer Annahme, in ihrer Gegenwart wohler gefühlt, als sie angenommen hat? Lag die offenkundige Vorfreude schnell ins de Winter Anwesen zu gelangen eventuell nicht einmal daran bald wieder von ihr befreit zu sein?
Viele Fragen; viele äußerst unnötige und vollkommen unwichtige Fragen, die kleinerlei weitere Aufmerksamkeit verdienen.
Die weiße Mistress beschließt Lyalls Verhalten unbeachtet zu lassen, und vereinbart mit Aurian einfach die nächsten drei Tage, an denen sie Lyall in ihre kalten farblosen Finger bekommt.

Mit einem letzten großen Schluck leert Atevora das Heißgetränk und macht Anstalten sich zu erheben. „Der Aufguss war tatsächlich vorzüglich. Mein Dank dafür, und auch für die zuvorkommende Bewirtung.“ Atevora nickt Avila höflich und anerkennend zu. Dann zieht sie sich wieder ihre Handschuhe an und lässt sich zur Tür begleiten. „Einen wundervollen restlichen Tag wünsche ich noch.“ Lässt sie noch Floskelhaft verlauten, achtet darauf, dass so wenig Haut wie möglich auch nur irgendwie von der Sonne erwischt werden kann, bevor sie ins Freie tritt und geht dann wieder ihrer Wege.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 20. Sept. 2011, 11:38 Uhr
Aurian sieht der Lady Savena nach, wie sie den Kiesweg zum großen Tor entlang geht. Die kleinen Steine knirschen leise, ein Mensch hätte das Geräusch wohl kaum wahrgenommen, doch dank ihres elbischen Erbes kann die Magierin es sehr wohl hören. Ich werde einfach nicht schlau aus ihr! Einmal ist sie frostiger als der Eiskeller im Pfirsich und dann wieder kann sie selbstlos sein wie eine Priesterin. Mit einem leichten Frösteln zieht sie das Tuch, dass sie sich im Hinausgehen um die Schultern gelegt hat, fester zusammen und nach einem letzten Blick kehrt sie in den Salon zurück, wo Avila gerade die gebrauchten Tassen und Teller auf das Tablett türmt. Lyall wirkt irgendwie verloren, so als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen, bleiben oder davon laufen soll. Unsicherheit, Scham, versteckte Angst…die Gefühle der Wargin sind für die Lady zu lesen wie ein offenes Buch, ihre Magd kann sie vor ihren empathischen Sinnen nicht verbergen und selbst wenn Aurian es nicht möchte: Diesen intensiven Schwingungen gegenüber kann sie sich nicht abschirmen.
Ihre Großmagd nickt ihr zu, als sie mit ihrer Last Richtung Küche marschiert und lässt ihre Herrin mit der anderen Frau im Salon allein. Aurian lässt sich in einen der großen Ohrensessel vor dem Kamin nieder. „Setz dich zu mir Lyall.“ Sie deutet auf den zweiten Stuhl ihr gegenüber. Zögernd kommt die Magd der Aufforderung nach. „Was ist los?“ fragt sie direkt aber in keinster Weise unfreundlich. „Ich merke dass dich etwas bedrückt. Hast du Angst, dass du die Ausbildung nicht schaffst? Oder ist etwas anderes passiert?“ Sanft nimmt sie Lyalls Hand in die ihre und sieht die Wargin direkt an. Deren Ohren zucken nervös und eine feine Röte schleicht sich in ihr Gesicht, als sie beschämt den Kopf senkt. „Du kannst mir alles sagen.“ Ermuntert die Magierin die junge Frau.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Sept. 2011, 15:56 Uhr
16. Silberweiß


Mit gemischten Gefühlen beobachtet sie die weiße Frostschönheit, wie diese - in Begleitung ihrer Herrin - mit kleinen adretten Schritten den Salon verlässt, die Eingangshalle durchquert und ihren Weg zu ihrer Wohnung in der Stadtmitte fortsetzt.
Bald würde auch Lyall wieder zu ihrer Wohnung in der Tausendwinkelgasse finden müssen, um ihre Lehre zu beginnen oder besser gesagt weiter zu führen.
Doch jetzt vermisste sie den seltsamen „Schutz“ der Lady aus Eis und ihre Anwesenheit, da Lyall sich sicher ist, dass ihre innere Aufgewühltheit niemandem im Raum entgangen war.
Vielleicht konnte sie nach ein paar Lektionen im Hause Shin ihre Unsicherheit und ihre Unruhe besser hinter einer unbeweglichen Fassade verbergen, wie es ihre Lehrmeisterin so vortrefflich zu tun verstand.
Wie soll sie denn nun die Umstände des vergangenen Abends erklären? Möglicherweise wäre es besser gewesen, wenn die Sprache doch in Anwesenheit Lady Savenas auf die Feierlichkeiten und die kleinen „Unstimmigkeiten“ gefallen wäre.
Sie hätte sicher gewusst, wie man mit ein paar locker daher gesagten Worten die Situation herunterspielen und das allgemeine Interesse auf andere Dinge lenken  konnte. Doch die Wargin besitzt ein solches Talent mit der Sprache und ihren Windungen und Wendungen nicht. Geschweige denn, dass sie alle Redewendungen kennt! Und mit Sarkasmus hatte sie schon immer ihre Probleme...

Die vertrauten Schritte ihrer Herrin nähern sich durch den Salon, doch Lyall hält den Blick gesenkt.
Ihr Gehör gibt ihr genug Informationen über den derzeitigen Aufenthaltsort der Lady im Raum und das leise Knarren des alten lederüberzogenen Sessels verrät, dass sich Lady Aurian am Kamin niedergelassen hat.
>>„Setz dich zu mir Lyall.“<< Die Worte sind ohne Strenge oder Schärfe gesprochen und doch schneiden sie wie ein heißes Messer in Lyalls Gemüt.
Nur zögernd verlässt sie den geschützten Platz hinter der Kommode und setzt sich langsam auf einen der Salonstühle, auf den ihrer Herrin deutet.
>>„Was ist los? Ich merke dass dich etwas bedrückt. Hast du Angst, dass du die Ausbildung nicht schaffst? Oder ist etwas anderes passiert?“<<
Plötzlich spürt die Gestaltwandlerin, wie die Lady ihre Hände um ihre Rechten schließt und sie bestärkend drückt.
Sie spürt den Blick auf sich ruhen, kann ihre Herrin jedoch nicht ansehen. Ihre Ohren spielen fast schon Karussell auf ihrem Kopf und da ist auch schon wieder diese verdammte verräterische Röte in ihrem Gesicht.
>>„Du kannst mir alles sagen.“<<
Schweißperlen bilden sich auf der glatten Stirn der Drachenländerin, die Hände ihrer Herrin scheinen ihre eigene Hand wie mit glühend heißen Kohlen zu verbrennen, doch sie traut sich nicht ihre Rechte aus dem Griff zu entwinden.
Als Reaktion werden nun auch ihre Hände feucht und fast schon wässrig, ein Punkt mehr auf der Liste der Scham.
„Ich... nun....ehm...“ Ihr Mund wird immer trockener, unangenehm klebt ihre Zunge wie ein ausgewrungener Waschlappen an ihrem Gaumen. Die freie Hand schnellt zu ihrer Kehle und reibt diese, als würde ein unsichtbarer Strick um ihren Hals liegen.
„Wir... es war... nett“ Das letzte Wort verlässt ihren ausgedörrten Hals schrill und gequält.
Die nicht sichtbare Schlinge zieht sich immer fester zu, schnürt ihr den Atem ab. Gibt es denn hier keine Luft in diesem riesigen Raum?
Zu allem Überfluss taucht ein Bild der Lady Savena in ihren Gedanken auf. Kopfschüttelnd und mit einem fast schon diabolischen Grinsen, legt sie ihren Zeigefinger auf ihre Lippen.
Oh Ea! Warum strafst du mich!
Räuspernd fängt sie einen neuen Satz an: „Ja es war sehr... nett. Und auch Lady Savena war sehr freundlich. Es ist alles... bestens.“
Irgendwie gehen ihr die Worte aus. Und auch das Bestreben alles frei zu erklären verflüchtigt sich, wie eine flache Pfütze in der Mittagshitze.
„Ihre Wohnung ist schön.“
Ea, schicke einen Blitz und erlöse mich törichtes Geschöpf!

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 28. Sept. 2011, 15:04 Uhr
Innerlich seufzt Aurian. In all ihrer Zeit im Anwesen hat die Gestaltwandlerin noch immer nicht zur Gänze Vertrauen zu ihrer Herrin gefasst. Die Angst und Unsicherheit muss tief verwurzelt sein, denn hier war der jungen Frau nie etwas Böses widerfahren. Doch die Magierin lässt sich nichts anmerken. Sie weiß, dass irgendetwas war, doch will sie Lyall nicht zwingen, etwas Preis zu geben. Ihre Magd, für die sie sich beinahe so verantwortlich fühlt wie für ein Kind, soll aus freien Stücken erzählen was sie bedrückt. Sie kann sie nur bestärken, sich zu öffnen. „Wirklich Lyall?“ fragt sie daher nach und unterstreicht ihre freundlichen Absichten mit einem sanften Händedruck. Lyalls Ohren klappen fast noch ein wenig weiter herunter, doch ehe sie etwas antworten kann, kommt Apfelgribs herein geflattert und lässt sich auf der Schulter der Gestaltwandlerin nieder. Dabei verbirgt das Irrlicht verdächtig auffällig seine Hände hinter dem Rücken.>Hallo! < trällert es betont freundlich. Dann bemerkt das kleine Wesen den traurig, verunsicherten Ausdruck im Gesicht der Wargin. >Was ist los, hast du was Schlechtes gegessen? < fragt es mitleidig und streicht der großen Freundin über die Wange. Dabei wird auch der Grund sichtbar, weswegen es seine Händchen so versteckt gehalten hat: Tintenfingerchen! Aurian zieht eine Augenbraue hoch. In Gedanke sieht die Halbelbe schon das Pergament in ihrer Schreibstube mit Handabdrücken des Irrlichts übersät und verdreht innerlich die Augen. Wenn die Arbeit der letzten Stunden zu Nichte gemacht wäre, dann würde sie bei aller Liebe und Freundschaft ein ernstes Wort mit Apfelgribs wechseln müssen. Manchmal konnte dieses Flatterwesen ihre Nerven schon auf eine harte Probe stellen. Doch all aufkommender Groll versiegt, als sie sieht wie es Lyalls Ohren grault, in der Hoffnung diese aufzuheitern. >Nicht traurig sein. Bauchaua geht weg und ich leg mich zu dir und sing dir was vor! Und Traurig sein überhaupt geht auch weg! Versprochen. Ich weiß ganz viele lustige Lieder, Plumquart hat mir erst gestern ein neues gelernt …. < Aurian hört ihren Ohren nicht recht, als das kleine Wesen mit piepsiger Stimme anfängt, ein deftig zottiges Koboldlied zu singen.

>Im Feenkobel juhe ,
ist ein Fest wohn ich geh!
Da  sind die schönsten Mädelein,
die baden dort im roten Wein
ganz ohne Blatt und Blüte
bei aller Götter Güte
ich streichl ihre Flügelein
und auch das schöne Bein hinauf
da nehm ich alles für in Kauf
wie zart doch ihre Lippen sind
ich steig zu ihnen ganz geschwind
in Bett, Wanne, wohin auch immer
heraus bringt mich so schnell da nimmermehr
weder Krieger Herr noch Bär
Ich dringe ein in …<

„Apfelgribs es reicht!“ unterbricht sie das Irrlicht, das gar keine Ahnung zu haben scheint, was es da von sich gibt und sie mit großen Augen ansieht. Lyalls Ohren haben mittlerweile ebenso wie ihr Gesicht Tintenspuren und die Röte in ihrem Gesicht hat sich noch vertieft. Plumquart wenn ich dich in die Finger bekomme! denkt Aurian bei sich. Als nächstes würde dieser unmögliche Kobold die Kleine noch mit in den Pfirsich oder einen seiner verruchten Feenkobeln mitnehmen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 04. Okt. 2011, 11:17 Uhr
Konnte sie diese Frau belügen? Skrupellos die Unwahrheit gegen diese freundlichen Augen schleudern?
Lyalls Blick springt hin und her, während sie versucht das gesamte Gesicht ihrer Herrin und damit auch die Mimik im Blickfeld zu behalten.
Nein, sie musste es ihr sagen. Das ist sie ihrer Herrin nach all dem zuvorkommenden Verhalten schuldig.
Doch gerade als sie den Mut gefasst hat ihre Worte in die Welt hinauszulassen und die damit einhergehende Konsequenz still auf sich zu nehmen, dringt das leise Summen der Irrlichtflügelchen an ihn Ohr.
Mechanisch schließt sie ausdruckslos ihren sich eben öffnenden Mund und blickt zur Seite. Was sie getan hatte, durfte nicht an die zarten Öhrchen des Nachtwesens dringen. Sie konnte ihre Gefährtin, die sie in klaren Mondnächten oft geschäftig plappernd auf ihren Streifzügen durch den Garten begleitete, nicht vor den Kopf stoßen.
Sie würde nicht verstehen und wahrscheinlich würde dieses Bild von Lyall, geifernd und sabbernd wie ein Höllenhund, nie in ihr Weltbild passen.
Und die Wargin kann dieses kleine Geschöpf nicht enttäuschen. Noch weniger vielleicht als ihre Herrin. Die Lady würde sicher zumindest versuchen zu verstehen... oder...?
Doch nun einerlei, der Moment der Wahrheit ist ungenutzt verstrichen.

Die Drachenländerin ist einerseits erheitert aber auch noch mehr betrübt, als Apfelgribs sich nach ihrem körperlichen Befinden erkundigt.
Etwas Schlechtes gegessen! Ja mehr kann einem auf diesem Anwesen wirklich nicht passieren und sogar dieser Zufall ist mehr als unwahrscheinlich.
Tränen bilden sich in den Augenwinkeln der Wargin, hastig zieht sie unschicklich die Nase hoch und wischt sich mit einem Ärmel über das Gesicht.
In die nun heile Welt des Irrlichtes konnte Lyall kein Bild von sich als menschenfressendes Monster malen. Es ist ihr einfach nicht möglich.
Sie wird es ihrer Herrin an einem anderen Tag sagen müssen weiß sie doch genau, dass ihre Herrin dieses seltsame Verhalten nicht würde vergessen können.
Leise antwortet sie: „Es ist nichts, Leannan*.“ Ohne einen der beiden Personen direkt ansehen zu können, angelt sie mit ihrer Hand nach dem zierlichen Handgelenk von Apfelgribs, deren Händchen tröstend durch ihr Ohrfell wuscheln, zieht es zu sich herunter und küsst die kleine, tintige Handfläche.
Dies beschert ihr eine blau verschmierte Lippe und einen Handabdruck auf ihrer Wange.
>>„Nicht traurig sein. Bauchaua geht weg und ich leg mich zu dir und sing dir was vor! Und Traurig sein überhaupt geht auch weg! Versprochen. Ich weiß ganz viele lustige Lieder, Plumquart hat mir erst gestern ein neues gelernt ….“<<
Und dann folgt der Anfang eines zotigen Liedes, das jedoch von der donnernden Stimme ihrer Herrin jäh unterbrochen wird.
Das Irrlicht und die Wargin zucken gleichzeitig zusammen und die Strophen ersterben dem Nachtwesen auf den bläulichen Lippen.
Mit einem Ruck springt die Wargin auf ihre Füße und verbeugt sich hölzern vor Lady Aurian und wuschelt Apfelgribs hastig durch das feine Haar.
Doch lange ansehen kann sie keinen von beiden.
„Herrin, ich denke... ich bin einfach müde und etwas überspannt. Erlaubt mir, mich in mein Zimmer zurück zu ziehen. Der gestrige Abend war wohl doch etwas viel für mich. Ich freue mich in die Lehre der Lady Savena gehen zu können und werde dort keine Schande für euch sein.“
Auf dem Absatz kehrt machend, stapft sie zur Tür des Salons und hindurch in Richtung Küche.
Ihr Herz ist schwer. Noch nie hatte sie ihre Herrin einfach so stehen lassen, doch sie kann ihre Tränen nicht länger zurück halten.
Und noch mehr Sorgen will sie der Lady nicht bereiten.
In den nächsten Tagen würde sie die Gesellschaft ihrer Herrin aufsuchen. Wenn sie genug Kraft gesammelt hatte auch mit der schlimmsten Konsequenz der Offenbarung fertig zu werden.
Müde fährt sie sich über die Ohren. Klebrige Tinte bleibt streifig auf der Haut ihrer Hand zurück und läuft in die feinen Linien ihrer Handfläche.
Wenn die Zeit reif ist... Sie ballt ihre Hand zur Faust und verschwindet im Halbdunkel der Küche.


*Schatz, Schätzchen, Liebling

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 02. Nov. 2011, 16:26 Uhr
Anfang Nebelmond

Mit einem breiten Lächeln bindet Avila eine dicke Schleife um Lyall Geschenk und freut sich dabei wie ein kleines Kind. Es hat sie wirklich viel Arbeit gekostet, doch nach etwas mehr als zwei Monaten ist es ihr gelungen den Mantel, zwei Paar Beinlinge und ein Hemd fertig zu stellen. Ein paar Beilinge und das Hemd sind sehr einfach gehalten und vor allem für die Arbeit gedacht, denn die von ehemaligen Angestellten des Anwesens übrig gebliebenen Kleidungsstücke sind zwar noch tragbar, doch passen sie Lyall nicht besonders gut und teilweise sind sie sehr abgetragen. Doch Avila hat nicht nur Arbeitskleidung für die Wandlerin hergestellt: Das besondere Prunkstück von Lyalls künftiger Kleidung ist eine recht eng anliegende Cotte mit einem runden Ausschnitt und eher engen Ärmeln, weite Ärmel mag die Wandlerin nämlich nach eigener Angabe überhaupt nicht leiden. An dem Ausschnitt und den Ärmeln findet sich eine ganz filigrane Borte mit einer silbernen Welle und ein paar kleine gestickte Blümchen. Der Schnitt der Cotte ist Avila ihrer Ansicht nach gut gelungen, es ist genau die richtige Mischung aus Körperbetonung und Schlichtheit. Mit der Cotte und einer besseren Hose kann sich Lyall auf jeden Fall in der Stadt zeigen lassen und auch die Lady Shin dürfte daran nichts auszusetzen habe, das hofft Avila zumindest. Die Magd hat die neue Kleidung sorgfältig zusammen gelegt und eine Schleife darum gebunden, dieses Bündel wird Lyall auf ihrem Stuhl finden, wenn sie zum Abendessen kommt. Wie so oft in letzter Zeit nutzt die Wargin das letzte Licht des Nachmittags dafür, noch eine Ladung Holz zu spalten und zu den Kaminen zu tragen. Der Vorteil daran ist, dass sie dann nicht in aller Frühe in die Kälte zum Holzspalten muss und es trotzdem die ganze Nacht über einigermaßen warm sein kann.

Gut gelaunt knetet Avila den Roggenbrotteig ein letztes Mal durch, er ist in den vergangenen Stunden gut gegangen, sodass sie ihn jetzt in ein Gärkörbchen geben und in den Ofen stellen kann. Derweil blubbert die Kürbisrahmsuppe leise vor sich hin und Avila kostet einen Schluck, bevor sie zufrieden nickt. Dieser Herbst war bisher ungewöhnlich warm, ja teilweise hatte man noch Ende Blätterfall das Gefühl es sei Spätsommer. Avila hat daran selbstredend nichts auszusetzen, all ihre Aufräum- und letzten Erntearbeiten gingen dadurch viel leichter von der Hand als im letzten Herbst, in dem es viel mehr regnete. Vermutlich war der Herbst eine Entschädigung für diesen nicht gerade großartigen Sommer, denkt sie, während sie ein wenig nachwürzt. Dann setzt sie sich wieder zu ihrer warmen Teetasse und der großen Kerze an den Tisch und schaut in ihrem scheinbar bodenlosen Bottich nach dem nächsten Laken, das es auszubessern gilt. Im Laufe des Sommers und des Herbstes sammelt sich immer wieder Bettzeug, Vorhänge und dergleichen, das Löcher hat und ausgebessert werden muss. Besonders Bettzeug gibt es im Anwesen mehr als genug, weshalb man es auch nicht gleich heile machen muss, sondern ersetzen kann, aber irgendwann muss sich eben doch darum gekümmert werden. Da es an diesem Tag recht nebelig und kalt war, hatte sich Avila also den Bottich vorgenommen und stopft schon eine ganze Weile vor sich. Durch die Arbeit an der neuen Kleidung für Lyall und sich selbst, ist sie wieder recht gut an den Umgang mit der Nadel gewöhnt und daher fällt ihr die Handarbeit auch nicht mehr so schwer wie am Anfang. Irgendwann in diesem Herbst sollte ich vielleicht einmal den großen Dachboden aufräumen. Ich muss einmal die Herrin fragen, was sie davon hält... , grübelt sie.

Die Zeit vergeht recht schnell und Avila unterbricht ihre Handarbeit nur hin und wieder um nach dem Brot und der Suppe zu sehen. Schließlich ist das Brot fertig und es duftet verlockend, als die Magd es aus dem Ofenrohr holt. Sie mag es, wenn das Brot noch ein klein wenig warm ist, wenn man es isst, daher backt sie es meist nicht allzu lange vor dem Essen. Während das Brot abkühlt macht sie sich wieder an ihre Stopfarbeit, bis schließlich eine ziemlich ausgekühlte Lyall in die Küche tritt und sich gleich die roten Hände am Feuer wärmt. Nun ist es wirklich an der Zeit, den Tisch zu decken, also steckt Avila Nadel und Faden fest, dann bittet sie die Wandlerin: „Lyall, würdest du die Lady und Ragna holen? Und wenn du wieder kommst, auf deinem Platz liegt eine Überraschung.“ Sie muss sich ein breites Grinsen verkneifen, während sie Geschirr und Besteck aus dem Schrank holt und auf dem Tisch verteilt. Hoffentlich gefällt ihr das, was ich für sie gemacht habe!, hofft Avila inständig.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 20. Nov. 2011, 13:37 Uhr
Anfang Nebelmond

Schon mehrere Stunden lang ist das einzige Geräusch in Lyalls Kammer das geschäftige Kratzen  der arg tintenbefleckten Gänsefeder, die, wie mit einem Eigenleben beseelt, zwischen den schmalen Fingern der Wargin hin und her wackelt.
Ihre Zungenspitze ragt keck aus dem rechten Mundwinkel hervor und bewegt sich leicht, als Zeichen angestrengter Konzentration und ungebrochenem Interesse.
Beschriebene Blätter umgeben die Drachenländerin wie herabgefallenes Herbstlaub und bedecken den Steinfußboden.
Manche Seiten sind gefüllt mit Grammatik, Zeichensetzung und Vokabeln des allgemeinen herzländischen Sprachgutes, andere überzogen mit Wortwürmern aus sich wiederholenden Sätzen oder riesigen mehrfach nachgemalten Buchstaben und Zahlen.
Genau eines dieser Blätter liegt vor der schwarzhaarigen Frau.
Ein geschwungenes – und mehrfach mit zittriger Hand nachgezeichnetes - „A“ überzieht die gesamte Breite und Länge der Seite mit Ausnahme der rechten unteren Ecke. Dort wo der Buchstabe keinen Raum für sich beansprucht ist ein Handteller großer Apfel aufgemalt. Zumindest handelt es sich für Lyall eindeutig um solch ein Gewächs – für andere Personen hätte es sicher auch eine schiefgeratene Pflaume sein können -. Sie selbst hat ihn dort hin gemalt, um den Buchstaben mit einem alltäglichen Gegenstand in Verbindung zu bringen.
Lady Savena vertrat die Meinung, dass dies das Gedächtnis besser schulen würde und der Buchstabe so besser abrufbar wäre.
Und es stimmte wirklich, dass Lyall diese Buchstaben schnell konnte, genauso wie das ABC, in geistiger Verknüpfung mit ihren dazugemalten Dingen. Dieser Umstand des schnellen Lernens ist allerdings wohl eher dem konstanten und nach einer Weile fast schon meditativ-mantraartigem Nachmalen der Buchstaben geschuldet, sowie dem spaßigen Zeichnen von Gebrauchsgegenständen, Gemüsesorten, Tieren und anderen häuslichen Gebrauchsgütern, als Lyalls schnellem Verständnis für Sprachen und Schrift.

Immer noch tut sie sich schwer bei Redewendungen oder Doppeldeutigkeiten, die viel Hintergrundwissen der herzländischen Allgemeinsprache erfordern oder dem Schreiben von eigen ausgedachten Sätzen.
Diktate funktionierten mittlerweile besser, ebenso wie das Kopieren von Schriften aus Büchern oder Schriftrollen. Doch die verhasste Grammatik – die Lyall beim Sprechen mehr oder weniger instinktiv richtig macht – will einfach nicht in den Schädel der Wargin passen.
Aber sie will lernen, will lesen können was in den vielen Büchern und Schriftrollen des Anwesens geschrieben steht und in den Millionen anderen Schriften der Immerlande.
Keiner soll sie mehr bei Schrift und Zahl übers Ohr hauen können, soviel steht für sie fest. Und so musste sie nicht immer Avila um Hilfe bitten, sie doch zum Markt zu begleiten, was der Zeit für die eigenen Interessen und Arbeiten der Magd sicher gut tun würde.
Zudem ist ihr Unterricht kostenlos, was wohl nicht sehr oft der Fall ist, wie sie des Öfteren mitbekommen hat.
Viele wohlhabende Eltern müssen ihre Kinder für teures Geld zu Lehrern oder Gelehrten schicken, damit diese das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen konnten. Wer wollte so viel Geld schon für eine Magd aufbringen?
Sicher, Lady Aurian hätte dies wohl getan oder Lyall selber alles beigebracht, wenn sie ausreichend Zeit dafür gehabt hätte. Doch sie will ihrer Herrin nicht zur Last fallen und erst recht nicht auf ihre Geldkatze – wieder so ein seltsames neues Wort – drücken.
Als Gegenleistung wird nur von ihr erwartet, dass sie Lady Savena das Tamar beibringt.
Zumindest die Aussprache und die Laute ohne Schrift. Auch wenn es meist nicht das allgemeine Tamairge ist, sondern nur dieses plus die jeweiligen Wortbrocken ihres Clans, so scheint ihre Lehrmeisterin doch befriedigt mit dem was die Magd des Anwesens deWinter bieten kann.
'Eine Hand wäscht die Andere', hatte die Lady ihr mit einem Funkeln in den Augen gesagt. Wieder so ein komischer Spruch. Ob er auch für Einarmige gilt? Ich werde sie bei Gelegenheit fragen... , grübelt die Gestaltwandlerin kurz, während sie ein in weiches rotes Leder gehülltes Buch zu sich heran zieht.
Ehrfürchtig öffnet sie das schwere Buch, welches eine Leihgabe der Shin ist, die ihr mehrmals eingebleut hat vorsichtig und umsichtig mit diesem bibliophilen Schatz umzugehen.
Es ist ein prächtiges Buch, mit Gemälden von Tieren und Zauberwesen illustriert, die alle von Blättern, Blumen und Schmetterlingen umgeben und umrankt sind.
Der erste Buchstabe des jeweils ersten Satzes auf der Seite ist groß, geschwungen und karmesinrot.
Lyall meint, dass dieser besondere Buchstabe auch einen eigenen Namen hat. So wichtig ist er wohl. Doch leider hat sie ihn schon wieder vergessen.
Eine ordentliche, flüssige Schrift folgt und füllt sie Seite mit kleineren schwarzen Buchstaben, von deren konstanter Gleichheit sich Lyall noch eine Scheibe abschneiden kann.
Im Moment wirkt ihre Schrift noch wie ein in Tinte getauchter Rabenfuß, der wirr und mit Farbe spritzend auf dem reinen Weiß des Blattes betrunken umhertorkelt.

Mit den Fingern zieht sie die goldenen Buchstaben auf der nächsten und übernächsten Seite nach, noch nicht fähig die verschnörkelte Schrift zweifelsfrei einem Wort zuzuordnen.
Nur ein paar Wortbrocken erschließen sich ihr, doch der Kontext bleibt ihr verschlossen.
Mehrere Minuten lang blättert sie in dem teuren Buch, fasziniert von der Machart. Bald würde sie auch dies lesen können, da ist sie sich sicher.
Ein paar Minuten lang blättert sie träumerisch weiter, dann schlägt sie das Buch jedoch zu, wickelt es wieder fest in das schützende rote Leder und verstaut es unter ihrem Bett.
Es wird Zeit mit der Arbeit auf dem Hof zu beginnen, denn eine weitere Bedingung ihres Studiums ist damit verknüpft, ihre Arbeit nicht schleifen zu lassen und sie genauso genau wie immer auszuführen.
Dies fällt Lyall auch nicht schwer, da sie froh ist nach mehreren Stunden des Sitzens und gebeugt über den Büchern Hockens ihre ächtzenden Knochen wieder zu bewegen.
Trotz der späten Zeit des Jahres ist es noch erstaunlich warm, wenn die Sonnenstrahlen ihren Weg durch die frühmorgentlichen Nebelfelder finden und die Erde langsam duftend erwärmen.
Sind die goldenen Strahlen des Spätherbstes jedoch hinter dem Horizont verschwunden, wird es recht schnell kühl, doch dann ist die Wargin meist schon mit ihrer Arbeit fertig und kann sich weiteren Reparaturarbeiten im Inneren des Anwesen widmen.
Dann schürt sie kräftig die Feuer in den Kaminen und Öfen des Hauses, dass das Eisen mit ihrer kalten roten Nase nur so um die Wette glüht und die von den Steinen des Ofens gespeicherte Wärme bis in die Nachtstunden hinein eine angenehme Temperatur in den Räumen schafft.
Doch noch ist nicht einmal annähernd Abend. In der Scheune wartet eine Dachbodenleiter mit drei gebrochenen Sprossen darauf repariert zu werden, die Ziegen warten schon meckernd und hufescharrend auf ihr Heu, auf dem Dach des Gesindehauses sind mehrere Schindeln locker, die mit dem nächsten Herbststurm nicht gleich vom Dach gefegt werden sollen und Avilas Garten braucht noch Frostschutz, sodass sie mit dem Handkarren in den Wald laufen muss, um eine Fuhre voll Tannenzweige von den umliegenden Bäumen zu schneiden.
Zudem wird sie noch ein bisschen Erde und Sand vom Ufer des Ildorel holen, um damit bei den von Avila so geliebten Rosen ein bisschen anzuhäufeln, um die empfindliche Wurzelregion vor den knisternden Klauen der Frostfeen zu bewahren.
So krempelt sie die Leinenärmel hoch, zieht sie abgenutzte Wollweste enger um ihren Leib und macht sich ans Werk.


Früh wird es nun Dunkel und mit der Dämmerung kommt die Kälte vom See herauf gekrochen, und  greift mit klammen Fingern nach der hellen Haut der Wargin.
Fröstelnd versucht sie mit vor Kälte steifen Fingern den letzten Klotz Holz zu spalten, ohne dabei die Axt loszulassen oder sie sich ins Bein zu rammen.
Mit einem letzten kräftigen Hieb treibt sie die Axtschneide in das harte Holz des Hackklotzes, sammelt die vielen verstreuten Scheite und dünneren, harzigen Kienspäne auf und sortiert diese nach Verwendungszweck in unterschiedlich große Weidenkörbe.
Zwei kleinere Weidenkörbe, die ihr ungefähr bis knapp unters Knie reichen, sind für das Gesindehaus bestimmt und fünf enger geflochtene große Behältnisse – die ihr ungefähr bis zur Mitte des Oberschenkels reichen – beherbergen das Brennholz für das Haupthaus.
Ein paar Mal strauchelt sie auf der großen Treppe zum Haupteingang unter ihrer Last,  da sie natürlich am Besten wieder alles auf Einmal transportieren will, doch sie kann ihr Gleichgewicht wieder finden und stapft zur Tür.
Mit der Schulter drückt sie die ornamentierten Türflügel auf und stellt die Körbe auf den Boden der großen Vorhalle, um sie später – ohne dreckige Stiefel an den Füßen – in den Feuerschalen und Kaminen zu verteilen.
Von der Küche her dringt schon ein betörender Duft an ihre Nase und die Magd beeilt sich die drei verbleibenden Körbe in die Halle zu bugsieren, ohne jedoch dabei den Boden zu verkratzen.
Mit einem großen Schlüssel, der an Wuchtigkeit dem Haupttor in nichts nachsteht, schließt sie die Tür für die Nachtstunden von außen ab, läuft beschwingten Schrittes über den Hof, stößt geräuschvoll die Hintertür der Küche auf und schnuppert verzückt.
Schwungvoll kickt sie ihre Stiefel in eine Ecke, nun barfuß auf den warmen Steinen.
Hinter ihr fällt die Tür wieder ins Schloss, doch Lyall ist so damit beschäftigt schnuppernd die verschiedenen Nuancen der Küchendüfte zu dechiffrieren, dass sie dies nicht bemerkt.

Der herbnussige Geruch einer Kürbisrahmsuppe lässt ihr die Spucke wie Wasserfälle in den Mund schießen und die Hitze des Ofens lässt auf ein oder gleich mehrere frische Brote hoffen.
Am Tisch mit einer dampfenden Tasse Tee bewaffnet, sitzt Avila und stopft allerlei Laken und undefinierbare große Tücher.
Mit einem Nicken begrüßt sie die Magd, gleichzeitig ihre Hände der willkommenen Wärme des Feuers entgegenstreckend.
Die Kerze auf dem Küchentisch verbreitet eine heimelige Atmosphäre und wie immer fühlt sich die Wargin in der Nähe der Ruhe ausstrahlenden Magd mehr als wohl.
Langsam verlieren ihre Fingergelenke die Steifheit der stechenden Kälte und lassen sich gewohnt bewegen. Nur das lästige Prickeln und der leichte Schmerz des warm werdenden Fleisches stört die Wargin, ungeduldig schließt sie ihre Hände zur Faust.

Eine Bewegung aus ihrem Augenwinkel lässt sie zu Avila herüber schauen.
Diese hat ihr Nähzeug beiseite gelegt und schaut sie bittend an. „Lyall, würdest du die Lady und Ragna holen? Und wenn du wieder kommst, auf deinem Platz liegt eine Überraschung.“
Die Gestaltwandlerin ist schon fast wieder zur Tür hinaus, um Avilas Bitte sofort Folge zu leisten, als sie stockt und die Sätze nochmal in ihren Gedanken wiederholt.
Kam das Wort Geschenk vor? Ein Geschenk für sie? Unglauben und Überraschung überziehen das Gesicht der Wargin, wie Wolken eine sommerliche Wiese. Doch dann erhellt sich ihr Gesichtsausdruck und ein breites Lächeln – fast schon von Ohr zu Ohr – erscheint.
„Ein Geschenk? Für mich? Ich meine... ich bin gleich wieder zurück!“
Hastig und mit großen Schritten durchquert sie die Tür, stößt sich dabei fast ihren Kopf am Türrahmen an, schliddert auf bloßen Füßen in die kalte Vorhalle und ruft laut nach ihrer Herrin und Ragna, dem Gast des Anwesens.
Doch all ihre Gedanken sind bei der Überraschung und so hastet sie wieder in die Küche, ein Bündel mit einer großen Schleife darum auf ihrem Stuhl vorfindend.
Mehrere Male schaut sie zum Präsent und wieder zu Avila unschlüssig, ob sie sich dem geheimen Etwas nähern darf.
Doch ein wohlwollendes Nicken gefolgt von einem Lachen von Seiten Avilas, zeigt der Wargin an, dass sie sich auf das Geschenk stürzen darf.
Schnell und etwas unkoordiniert puhlt sie die Schleife auf, befühlt den samtigen Stoff und legt sie andächtig und zusammengerollt zur Seite. Sie würde später in ihrer Krimskrams- Kiste unterm Bett landen, wer weiß schon, wann sie mal etwas schick herrichten musste?
Dann jedoch lässt sie ihre Finger mit glänzenden Augen über den Stoff des Bündels gleiten, welches bei genauerer Betrachtung aus mehreren Kleidungsstücken besteht.
Zu Oberst liegen zwei Beinlinge, eins aus stärkerem Stoff wie für die Arbeit gemacht und das zweite feiner und leichter.
Ein Hemd kommt ebenso zum Vorschein und eine Cotte. Begeistert springt die Frau aus ihrer hockenden Position auf, hält nacheinander die schon jetzt liebgewonnenen Stücke an ihren Körper.
Alles passt auf den ersten Blick wie angegossen und die wundervoll waldgrüne Cotte hält sie mit Abstand am längsten vor sich.
Der Ausschnitt und die Ärmelenden sind mit einer feinen Borte geschmückt, die die Wandlerin an die Illustrationen in dem wuchtigen Buch erinnern.
Eine silberne Welle scheint ein Meer von Blümchen mit sich zu tragen und der dunkelgrüne Stoff ist mehr als passend gewählt.
Die Ärmel sind zu Lyalls Freude nicht weit geschnitten sondern eng anliegend, genau so wie sie es mag.
So schwabbelten die Ärmelenden nicht überall herum oder verfingen sich in Umhängen und  man konnte sich so nicht drauf setzen – etwas, was Lyall sehr oft passieren würde-.
Mit einem tränenfeuchten Gesicht und zitterndem Blick, schaut sie auf die Magd, die ruhig lächelnd vor ihr sitzt.
Diese Cotte kann es wirklich mit dem Kleid der Shin aufnehmen, welches ärgerlicherweise durch ein Missverständnis ihrerseits gelitten hatte.
Lyall und Kleider sind einfach eine schwer zu handhabende Mischung.

Ein paar Herzschläge lang starrt sie in die freundlichen Augen von Avila, kniet sich dann vor sie und umschlingt mit ihren Armen die schlanken Beine der Frau.
Ihren Kopf bettet sie auf die Oberschenkel der Magd und drückt sie fest an sich.
„Vielen Dank! Ich weiß garnicht was ich sagen soll...“, nuschelt sie leise. „Es... es ist wunderschön! Das Kleid und... vielen Dank auch für die neuen Beinlinge und das Hemd. Die Stoffe waren sicher teuer...
Ach... mi gradhaich a thu! * „


*All meine Liebe für dich.



Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 30. Nov. 2011, 14:25 Uhr
Herbst 510


Hechelnd trabt Lyall über den taufeuchten Rasen in Richtung der niedrigen Küchenhintertür.
Mit einem Kopfstoß öffnet sie die nur angelehnte Tür. Im Inneren ist es schön warm, ein Zeichen dafür, dass Avila schon aufgestanden sein musste.
Im Gegensatz zum restlichen Anwesen, ist das Anheizen des Küchenofens Avilas Aufgabe, da Lyall es noch nicht so raus hat für die verschiedenen Nahrungsmittel, durch geschickte Reduktion oder Zugabe von Holz, die optimale Gar- oder Backtemperatur aufrecht zu erhalten.
Doch die Magd ist nicht zugegen und nur ihr Geruch hängt in der Luft daran erinnernd, dass sie sich hier vor ein paar Minuten noch aufgehalten hatte.
Doch Lyall kann nicht warten und darauf hoffen, dass Avila ihre Herrin sanft weckt und sie dafür zu suchen bleibt auch keine Zeit.
Also nimmt sie wieder Anlauf, spurtet mit schliddernden Pfoten durch die Vorhalle und die große Treppe hinauf.
Am oberen Treppenabsatz angekommen wendet sie sich in Richtung des Schlafgemaches der Lady Aurian.

Vor der kunstvoll verzierten Tür angekommen zögert sie kurz, schnuppert nervös am Spalt zwischen Tür und Boden, richtet sich jedoch dann halb auf und drückt mit ihrer Pfote die Klinke herunter.
Ein weiterer Kopfstoß gegen die Tür öffnet diese und gibt den Blick auf ein vollkommen unbenutztes Bett und säuberlich davor abgestellte Pantoffeln frei.
Verwirrt beschnuppert die Wölfin winselnd die Matratze und die Kopfkissen, doch der Geruch ihrer Herrin ist schon mindestens zwei Tage alt.
Mit der Nase auf dem Boden umrundet sie das Bett mehrere Male, kratzt unschlüssig am Teppich herum.
Sie hatte ihrer Herrin in den letzten Tagen nicht aus dem Haus gehen sehen, also musste sie hier irgendwo stecken.
Im Salon?
Nein… dort hielt sie sich noch seltener auf, als in ihrem Bett.
Die Küche kam auch nicht in frage, da diese verlassen und still unter ihr lag.
Bleibt nur noch…
Das Studierzimmer…

Auf den Pfoten kehrt machend galoppiert sie mit hämmernden Pfoten über den blank gewienerten Boden, bremst vor dem Zimmer scharf ab wird jedoch durch ihren Schwung noch ein paar Türen weiter getragen, sich mehrmals um die eigene Achse drehend.
Als sie zum stehen kommt, läuft die bedeutend gemächlicher und vorsichtiger ein paar Meter zurück und betritt das Arbeitszimmer ihrer Herrin.
Die Tür ist weder abgesperrt noch zugezogen, sodass sie die angelehnte Tür umrundet.
Endlich! Hier wird sie fündig.
Zwar hängt Lady Aurian etwas undamenhaft über dem großen papierübersätem Tisch, ihren Kopf auf die Arme gebettet, doch ihrem Schlaf scheint dies keinen Abbruch zu tun.
Lyall kann ihren Atem ruhig und gleichmäßig strömen hören und auch ihr Herz schlägt langsam.
Die Wölfin lässt sich auf ihren Hinterpfoten nieder und legt ihre Vorderpfoten auf den Oberschenkel der schlafenden Frau.
Sie will ihre Herrin nicht aus dem Schlaf reißen vor allem, da sie sich wohl gerade noch im Tiefschlaf befindet.
Wie lange hatte sie nur wieder über ihren Schriftstücken und Büchern gesessen?
Als sich die Frau nicht rührt, fügt sie zum sanften Druck der Pfoten ein flehendes Winseln hinzu.
Doch auch diese Anstrengung bleibt Ergebnislos, so beschließt die Wölfin zu massiveren und erfolgsversprechenderen Mitteln zu greifen.
Sie aufrichtend und ihr Gewicht nun auch auf die Vorderpfoten legend, gräbt sie sich mit ihrem massigen Kopf zum Gesicht ihrer Herrin durch, passiert dabei Ärmel und mehrere Haarsträhnen.
Dann kann sie eine Nase erkennen und eine Wange, die ihr nun schutzlos ausgeliefert ist.
Laut schnüffelnd und leckend versucht sie nun die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Lady Aurian aus ihrem Traumland zu holen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 22. Dez. 2011, 15:58 Uhr
Aurian wird von sanftem Stupsen, leisem Winseln und einer feuchten Zuge aus ihrer Trance geholt. Bis spät in  die Nacht war die junge Magierin über ihren Büchern gesessen, diesmal nicht mit Buchhaltung aber dafür mit magischen Übungen beschäftigt. Die Weiterbildung ihrer magischen Talente blieb in letzter Zeit immer häufiger auf der Strecke und wenn sie sich nicht mehr darauf konzentrierte würde sie früher oder später an Kraft und Mana verlieren.  Und so hat sie sich vorgenommen, neben Dienst in der Kaserne und Verwaltung des Anwesens auch ihre Studien wieder intensiver zu betreiben. Darüber war sie an ihrem Tisch eingeschlafen, über einer Abhandlung der magischen Energiebeugung unter Wasser – gänzlich Trancefördernde Lektüre in ihren Augen.

Nun blinzelt sie verschlafen während Lyall sie leise fiepend, mit schräg gelegtem Kopf ansieht und ihre eine Pfote auf den Schoß stellt. „Guten Morgen! Was ist denn los?“ Nur selten kommt es vor, dass die Wargin sich nicht zurück verwandelt wenn sie nach ihren nächtlichen Streifzügen ins Anwesen zurückkehrt. Aber anscheinend war etwas Wichtiges geschehen, denn sie wirkt aufgeregt. „Willst du mir etwas sagen? Oder zeigen?“   Begeistert, dass die Herrin sie zu verstehen scheint, springt die Wölfin auf und läuft zur Tür, bleibt stehen und sieht sich um. „Ich soll mitkommen?“ rät Aurian was mit einem Schwanzwedeln beantwortet wird. Die Halbelbe seufzt. Eigentlich würde ihr nun eher der Sinn nach einer Tasse Cofea stehen aber sie kennt ihre Magd zu gut, um nicht zu wissen, dass es wichtig ist. So verschiebt sie ihr Bedürfnis nach dem schwarzen Gebräu und folgt Lyall die Stiegen hinunter in die Halle und von dort durch die Hintertür in den Hof hinaus.

Das Ufer des Ildorel >>

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 11. Jan. 2012, 17:05 Uhr
Herbst 510

Avila hat in der vergangenen Nacht nicht sonderlich gut geschlafen, was vor allem an einem Streit mit Emrys liegt. In letzter Zeit kommt dies öfter vor, wenn sie zusammen sind, weil er immer wieder das eine Thema anschneidet, von dem sie nichts hören will: Emrys hat vor Avila in sehr naher Zukunft zu heiraten und eine Familie zu gründen, wovon sie überhaupt nichts hält, schließlich hat sie damals ihre Heimat vor allem auch verlassen um dem Heiratsdruck ihrer Familie zu entgehen. Nach wie vor hat sich an ihrer Haltung zu dem Thema überhaupt nichts verändert: Heirat und Kinder sind etwas für die ferne, ferne Zukunft und eine so kinderreiche Familie wie ihre eigene möchte sie ohnehin nicht haben, wenn sie Kinder kriegen sollte, möchte sie sich dann auch um diese kümmern können. Ihre eigenen Eltern hatten sehr wenig Zeit um sich mit den einzelnen Kindern beschäftigen zu können, was einer der Gründe dafür war, dass ihre Großmutter sie unter die Fittiche nahm. Der Hauptgrund war mit Sicherheit, dass Avila schon von klein auf ein herausragendes Gespür für Pflanzen entwickelte, so wie es auch die alte Frau besaß. Das war nicht die einzige Ähnlichkeit zwischen ihnen, auch die Tendenz jünger auszusehen und die frühe Sonnenbräune zählten dazu. Der größte Unterschied zwischen ihnen war stets die Größe, Avilas Großmutter war und ist sehr groß für eine gebürtige Herzländerin. Sie hatte großen Einfluss auf Avila während sie aufwuchs, was ihrem Vater nicht immer Recht war, häufig schimpfte er über sie, was die Alte nie beeindruckte, ihr fielen immer die richtigen Worte ein, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie unterstützte Avila stets in ihrer Abneigung gegen des heiraten und erzählte ihr einmal sogar im Vertrauen, dass sie nur so früh geheiratet hatte, weil alle ihre Freundinnen das auch getan hatten und dass dies ein Fehler gewesen sei. "Mädchen, binde dich erst, wenn du das Gefühl hast, es ist an der Zeit. Wenn du weiter so nach mir kommst, hast du mehr davon als die meisten." Avilas Großmutter wirkt auch jetzt mit ihren achtzig Jahren noch deutlich jünger als einige mit sechzig, sie ist stets bester Gesundheit und ausgesprochen wissbegierig. Wenn sie wüsste, dass ich einen Freund habe, der mich vom Fleck weg heiraten würde, würde sie mir wahrscheinlich den Hals umdrehen und Vater wäre überglücklich. Bei dem Gedanken, dass Emrys schon seit einer halben Ewigkeit ihre Eltern kennen lernen möchte, muss Avila tief seufzen. Keine fünf Sekunden und Vater wäre damit beschäftigt mit Emrys Brautpreis und Mitgift auszuhandeln, wie den Preis für eine Kuh, die man verkauft.

Der Streit am Vorabend war einer der heftigsten ihrer Beziehung, Emrys schien Avilas Meinung weder akzeptieren zu können, noch zu wollen. Sie sieht ja ein, dass er es schwer mit ihr hat, jede andere Frau ihres Alters würde ihm um den Hals fallen und begeistert bejahen. Doch das kann sie nicht, ja sie kann ihm nicht einmal sagen, wie viel Zeit sie noch braucht um für Ehe und Familiengründung bereit zu sein, sie weiß nur, dass sie es jetzt nicht ist. Damit stecken sie beide in einer Zwickmühle: Emrys hofft sie umstimmen zu können und Avila möchte ihn nicht verlieren, möchte aber gleichzeitig auch nicht ihr Bauchgefühl ignorieren. Wahrscheinlich wäre es das einzig Richtige die Beziehung zu beenden, damit er sich eine Ehefrau und Mutter seiner Kinder suchen kann. Dieser Gedanke kommt ihr nicht das erste Mal, doch die Vorstellung Emrys zu verlieren bricht ihr gleichzeitig auch das Herz. Kritisch betrachtet sie ihr Gesicht auf dem frisch geschöpften Wasser, das sie eigentlich stattdessen zum Erwärmen in die Küche tragen sollte, da sie Wäsche waschen möchte. Sie ist in den letzten fünf Jahren kaum gealtert, wohingegen ihre Freundinnen aus Kindheitszeiten mittlerweile alle älter aussehen, manche mit vielen Kindern sogar sehr. Ich bin nicht die Frau, die er gesucht hat, ich bin nicht wie die anderen! Frustriert schlägt sie mit der Faust in das Wasser, sodass ihr Gesicht zu einer verzogenen Fratze verschwimmt. Tränen steigen der Magd in die Augen und sie sieht sich rasch um, ob zu sehen, ob jemand etwas von ihrem Gefühlsausbruch mitbekommen hat, doch das scheint nicht der Fall zu sein. Viel zu schwunghaft reißt sie den Eimer vom Boden, wodurch das Wasser überschwappt und sich auf ihr Kleid ergießt. "Wundervoll, ganz hervorragend, dass hast du gut gemacht!", gratuliert sie sich selbt mit zusammengebissenen Zähnen, bringt rasch das Wasser in die Küche und leert es in den Waschzuber auf dem Herd um sich danach rasch umziehen zu gehen.

Als sie zurück in die Küche kommt, riecht es vertraut nach nassem Hund. Wo sich Lyall heute Nacht wohl wieder herumgetrieben hat?, fragt sich Avila und ruft den Namen der Frau, doch darauf erhält sie keine Antwort. Das ist ja seltsam, denkt sie sich und folgt den großen dreckigen Pfotenabdrücken, die aus der Küche herausführen. Schon allein die Tatsache, dass Lyall mit so dreckigen Pfoten und in Wolfsgestalt in der Villa herumläuft, ist alles andere als beruhigend, so etwas würde sie im Normalfall nie tun. Noch einmal ruft Avila nach Lyall, als sie keine Antwort erhält ruft sie nach der Lady, vielleicht weiß die ja, was los ist. Auch auf diese Rufe gibt es keine Reaktion, weshalb es Avila langsam zu bunt wird und sie macht sich auf die Suche nach den beiden. Doch egal in welches Zimmer sie schaut, nirgendwo sind sie zu finden, was doch sehr verdächtig erscheint. Aber was kann Avila schon tun? Ihr wurde kein Hinweis hinterlassen, was los sein könnte oder wohin es die beiden verschlagen haben könnte, sie kann nur im Anwesen auf ihre Rückkehr warten. Die Krönung meines Morgens!, stellt sie ungewöhnlich ironisch fest und nimmt sich vor, den beiden eine Standpauke darüber zu halten, wie sie es findet, wenn ohne Vorwarnung oder Hinweis mit einem Mal alle beide ausgeflogen sind.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 10. Feb. 2012, 10:23 Uhr
Herbst 510



Sie brauchten lange, bis auch nur die entfernten Umrisse des Anwesens vor ihnen auftauchten.
Doch die Aussicht auf ihr Heim, der pure Gedanken bald in ihrem Zuhause zu sein spornte die Wölfin nochmals an.
Wenn Avila von dem zusätzlichen Gewicht müde war, so ließ sie sich nichts anmerken.
Unablässig redete sie mit der schwarzen Wölfin, erzählte ihr Dinge, die sie schon wusste sowie Neues.
Wie sie ihr Gemüsebeet umgestalten wollte, das es wieder so viele Laken zu flicken gab, der Dachboden aufgeräumt werden musste... die Hauptsache war jedoch, dass sie nicht aufhörte zu Sprechen.
Ihre Stimme war das Einzige, was Lyall noch bei Bewusstsein hielt. Was ihre Schritte etwas leichter machte und ihr als Wegweiser diente.
Zu fern schien das Anwesen, was einfach nicht näher rücken wollte und je mehr sie darauf blickte, desto langsamer kam sie sich vor.
Also sah sie apathisch auf den Boden, nur der Stimme ihrer Freundin lauschend.
Irgendwie und vor allem irgendwann erreichten sie das Anwesen.
Beide waren mittlerweile völlig entkräftet und schleppten sich quälend langsam voran.
Die Böschung hinauf, durch den Garten und über den Hof ging es auf fünf müden Beinen.
Der vertraute Geruch des Gesindehauses umfing die Wölfin, als sie sich in das Halbdunkel der Behausung begeben.
Ihre Krallen schaben leise über den gewischten Holzboden, während Avila sie bis zu ihrem Bett begleitet.
Erst da  bemerkt die Wargin, dass sie wirklich zuhause ist.
Sie hatten es beide geschafft.
Das grenzte fast ans Unmögliche.

Ihr Körper war ein verhärteter Klumpen aus Schmerz und Qual, als sich das schwere Tier auf die strohgefüllte Matratze hievt.
Waren es Hände oder Pfoten, die sich dort abstützten?
Sie kann es nicht sagen.
Sie ist müde...
so müde...

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Mealla am 16. Feb. 2012, 22:42 Uhr
~Im Herbst~



Verschwitzt und noch dazu vom Nieselregen durchnässt steigt Mealla von dem Braunen ab und bindet das Tier an einem Haken fest. Daraufhin eilt sie Apfelgribs hinterher, die sie nicht zu dem herrschaftlichen Anwesen, sondern zu einem kleinen Häuschen dahinter führt. Ah, ein eigenes Gesindehaus, dafür sieht es ja ganz ordentlich aus, stellt die Heilerin fest und beeilt sich, hinter dem krakeelenden Irrlicht her zu kommen. Im Gesindehaus tritt ihr eine sehr besorgt aussehende Magd entgegen und begleitet sie zu dem einfachen, aber sauberen Zimmer, in dem besagte Lyall auf einem Bett liegt, während sie berichtet: >„Sie ist gerade erst ohnmächtig geworden, ich habe alles versucht, um sie wach zu halten, es tut mir so Leid…“< „Immer mit der Ruhe“, entgegnet Mealla möglichst gelassen und setzt sich neben das Bett. Zunächst betrachtet sie die Verbrennungen der Frau kurz, sie sind fast ausschließlich im Kopfbereich zu finden, dann bleibt ihr Blick an den beiden behaarten Ohren hängen. Überrascht zieht sie die Stirn kraus und die Magd erläutert: >„Lyall ist eine Wargin, sie hat sich in ihrer Wolfsgestalt die Schnauze verbrannt und erst gerade eben zurück verwandelt, als wir hier waren…“< Die Heilerin nickt, bittet die Magd sich um das Pferd zu kümmern (wenn das schweißnasse Tier sich verkühlt gibt es sonst Unmengen an Ärger von Faron) und das nervös plappernde Irrlicht mit sich zu nehmen. Die Frau tut wie ihr geheißen und so erhebt Mealla ihre Hände und begibt sich langsam in ihre Trance und murmelt schließlich die Beschwörungsformel, woraufhin sich goldenes Licht um sie und Lyall auszubreiten beginnt. Wie gewohnt verbindet sich der Körper der Heilerin und des Patienten und Mealla spürt die Schmerzen ihres Schützlings, die durchaus stark, aber doch überraschend erträglich sind. Wie hieß es in dem Buch während der Ausbildung? Warge haben beachtliche Selbstheilungskräfte, wenn ich mich recht entsinne. Diese Kräfte haben sich ganz offensichtlich schon ans Werk gemacht, denn in Lyalls Gesichtpartie arbeiten die Zellen wie wild und versuchen die angerichteten Schaden zu beheben. Was für eine angenehme Überraschung…

Sacht hilft die Heilerin dem ohnehin schon stattfindenden Prozess nach und kümmert sich dabei zunächst um das Gesicht, so eine hübsche junge Frau soll schließlich nicht mit großen Narben herumlaufen müssen. Danach kümmert sie sich verstärkt um die Lippen und den Mund, denn dort sind die Verbrennungen stärker und es sind mehr Hautschichten betroffen. Doch mit Meallas Hilfe bilden sich das Lippenbändchen und die verletzten Hautschichten neu, auch wenn vermutlich einige kleine Spuren zurückbleiben werden. Besser so, als dass ihre Mimik und Aussprache eingeschränkt ist. Schwieriger sieht es im Mundinneren aus, dort werden größere Spuren zurückbleiben, doch Mealla bemüht sich so gut sie kann die Geschmacksknospen vor allem auf der Zunge, die Zähne und die zum Sprechen wichtigsten Bereiche des Mundraums vollständig zu heilen. Dafür werden Bereiche im Wangeninneren und der Großteil des harten Gaumens und der Zunge vernachlässigt, darum können sich auch die Selbstheilkräfte der Wargin kümmern. Langsam richtet sich Meallas Aufmerksamkeit vom Kopfbereich der Frau zu ihrem rechten Oberschenkel, wo eine seltsam geformte Verletzung versorgt werden will. Dorthinein lenkt sie nur ein wenig ihrer Kunst, denn gerade die Geschöpfe mit großen Selbstheilungskräften vertragen meist nicht zu viel Heilenergie von außen, da diese sonst ihre eigenen Kräfte blockieren oder dämpfen können. Sanft zieht sich Mealla zurück und der goldene Glanz wird immer dunkler, bis er schließlich ganz verschwindet. Gewohnheitsgemäß wirft die Heilerin einen Blick aus dem Fenster und wie erwartet hat sich die nur erahnbare Sonne ein ganzes Stück verschoben. Sie betrachtet die ruhig liegende Magd, die nun um einiges entspannter und weniger schmerzverkrümmt aussieht, als vor der Heilung. Dann steigt ihr ein verlockender Geruch in die Nase: Die Großmagd des Anwesens sitzt stumm in einer Ecke und wartet offensichtlich schon eine ganze Weile auf das Ende der Heilung, auf ihrem Schoß befindet sich ein Tablett mit wohlriechendem Tee, belegten Broten und Keksen. „Ihr geht es den Umständen entsprechend gut“, stellt Mealla fest und wärmt die kalten Hände an der Tasse, die ihr gereicht wird. „Sie wird noch eine Weile Schmerzen haben und sie sollte sich möglichst wenig wandeln. Natürlich werde ich Euch Salben, Verbände und Mundspülungen hier lassen, damit es zu keinen Entzündungen kommt.“ Zumindest den Oberschenkel wird sie auch verbinden, sobald sie sich ein wenig gestärkt hat, den Moment wird der Frau nichts geschehen. „Ich werde hier mit Euch warten, bis sie erwacht, das müsste in naher Zukunft der Fall sein“, fügt sie hinzu.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 18. Feb. 2012, 09:42 Uhr
Herbst 510


Feuer. Blut. Schmerz.
Alles was sie sieht und fühlt scheint so real und doch fern. Als würde jemand anderes diesen gequälten Körper besitzen und sie nur mitleidig hinabsehen.
Flüssiges Feuer ergoss sich und etwas schwamm darin. Es ist schwarz und klein, doch je näher Lyall dem Etwas kommt, desto klarer werden die Konturen.
Das im glühenden Meer trudelnde etwas war ein Wolf, nein... ihre Wölfin.
Sie paddelte wild umher, doch ein Strudel bildete sich und sog sie immer schneller hinein.
Lyall wollte schreien, eine rettende Hand ausstrecken, doch sie befand sich in keinem Körper, der ihrem Befehl hätte Folge leisten können.
Über dem Strudel materialisierte sich das Gesicht eines Jungen doch es war zu entstellt, um sagen zu können wer dieser Jemand war.
Hämisch lachend erhob er Fäuste aus Feuer und  ließ brennende Asche nieder regnen.
Doch zu Lyalls Überraschung beruhigte sich das Glutmeer und ihre Wölfin... wuchs.
Sie wuchs bis sie aus der Entfernung klar zu erkennen war und weiter, immer weiter. Auch der Junge schien es nun mit der Angst zu bekommen, starrte er doch nun verwundert auf das sich entfaltende Geschöpf.
Bald war ihre Wolfsschwester so groß wie der Junge selbst.
Nur einen kurzen Moment lang sahen sich der Entstellte und das Tier an, bis sie – wie auf ein unsichtbares Zeichen hin- angriffen.
Feuer regnete, ein heißer Sturm kam auf, doch das Heulen der Wölfin drang hindurch.
Es war ein furchtbarer Kampf, grauenhaft anzusehen und Lyall hatte das Gefühl er würde niemals enden.
Doch dann biss die Wölfin mit einem kräftigen Kieferschnappen dem Feuerjungen den Kopf ab.
Schlagartig wurde die Szenerie schwarz und eine eisige Kälte griff nach Lyall.
Wie auf klammen Klauen kroch die Kälte in ihr hoch und fast schon sehnte sie sich nach der Hitze des Feuers.
Dann glomm ein goldenes Licht weit entfernt auf. Erst war es schwach und pulsierte nur langsam, doch es wurde schnell größer, pulsierte schneller und strahlte eine angenehme Wärme aus, die den festen Griff der unnatürlichen Kälte hinwegschmelzen ließen.
Das Licht schien sich um sie auszubreiten, sie einzuhüllen in eine Decke aus warmem Äther.
Aus irgendeinem Grund wusste Lyall, dass sie von diesem Licht nichts zu befürchten hatte. Im Gegenteil. Es schien sie dazu einzuladen sich fallen zu lassen und sich dem warmen Schimmern hinzugeben.
Eine Ewigkeit oder auch zwei trieb sie dahin, getragen von goldenen Wogen.
Sie bemerkte nicht, wie die reale Welt wieder in ihr Bewusstsein trat und der goldene Schein langsam verblasste, bis nur noch ein schwächlich flackernder Punkt übrig war.

Doch dieses Licht unterschied sich von dem warmen Schein. Es war nicht kräftig genug und... hinter ihm hatte sich keine Wand befunden.
Nur schleppend reagiert ihr Gehirn auf das, was ihre Augen sehen.
Nur eine Kerze ist es, die halb abgebrannt auf ihrem Nachttisch steht und dessen Flamme immer wieder leicht zittert.
Orientierungslos versucht sie den Kopf zu drehen. Verschwommen erkennt sie zwei Gestalten, die in der Nähe des Bettes sitzen und sie nun anblicken.
Eine Person davon scheint Avila zu sein, doch die andere ist ihr fremd.
Irritiert will Lyall aufstehen, doch ein scharfer Schmerz in ihrem Oberschenkel lässt sie von diesem Gedanken Abstand nehmen.
Wo war sie?
In ihrem Zimmer, oder nicht?
Was bei Ealaras grünem Blut ist passiert?
Mit einer Hand tastet sie schlaftrunken nach ihrem Bein, doch ein fester Griff schließt sich um ihr Handgelenk.
>>“Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Die Wunde ist noch zu frisch.“<<
Mit getrübtem Blick fixiert sie das ihr unbekannte Gesicht einer Frau, das von braunen Haaren eingerahmt wird.
Braune Augen blicken forschend auf sie hinab und als die Person wohl sicher ist, dass Lyall verstanden hat, lässt sie das Handgelenk wieder los.
Hilfe und Erklärungen suchend gleitet der Blick der Wargin durch den Raum, zu dem Punkt an dem Avila gesessen hatte.
Doch als Lyall nach ihrer Freundin rufen will und sie ebenso fragen will, was denn passiert sei, verlassen nur dünne gekrächzte Worte ihren Mund, begleitet von einem schmerzhaften Ziehen und Reißen im Breich ihres Mundes.
Ängstlich und verwirrt schnellen Lyalls Hände zu ihrem Gesicht und Hals, doch die Haut ist glatt und eben wie immer.
Vorsichtig versucht sie mit ihrer Zunge den Mund abzutasten, was nur dazu führt, dass frisch gebildete Haut aufreißt und dünne Blutrinnsale zu fließen beginnen.
Tränen schießen der schwarzhaarigen Frau in die Augen, da sie nicht versteht was passiert sein kann.
Hilfesuchend wie ein Kind streckt sie ihre Arme nach Avila aus, herzzerreißend schluchzend.
Stumm presst sie ihre Lippen aufeinander. Ihre Tränen laufen ihre Wangen hinab, sammeln sich zwischen ihren Lippen, wie in einer kleinen Rinne und strömen dann weiter ihr Kinn hinab.
Das Salz brennt auf ihren spröden Lippen, doch dieser Schmerz ist kein Vergleich zu dem in ihrem Mund.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 22. Feb. 2012, 20:22 Uhr
~Im Herbst 510~


Dieser Tag ist der absolute Alptraum und je mehr Zeit vergeht, desto schlimmer wird er. Nachdem sie Lyall nach einer gefühlten Ewigkeit endlich nach Hause gebracht hatte, konnte Avila die Frau nicht lange bei Bewusstsein halten und wusste nicht, was sie tun sollte. Zum Glück kam die Heilerin Mealla kurz darauf und versicherte ihr, dass alles wieder gut werden würde, bevor sie sich an die Arbeit machte. Immerhin gab sie der nervösen Magd eine Anweisung, die ihr ermöglichte, das Zimmer zu verlassen und sich statt tatenlos und ängstlich herumzusitzen um das Pferd zu kümmern. Es war ein großes Pferd, aber sehr folgsam und als Avila es in die Stallungen führte, absattelte und trocken rieb, stellte sie fest, dass ihre Hände zitterten. Trotzdem widerstand sie dem Drang gleich zurück in Lyalls Zimmer zu stürzen und rief sich in Erinnerung, dass die Maestra Mealla sicherlich hungrig sein würde, also kehrte sie erst mit einem gut gefüllten Tablett in das Zimmer zurück und heizte noch einmal ordentlich ein. Daraufhin musste sie wiederum so lange warten, dass sie das Gefühl hatte gleich explodieren zu müssen, bis endlich der seltsam goldene Schein verschwindet, der Avila ein wenig unheimlich ist und die Heilerin sie informiert, dass Lyall bald aufwachen würde. Jetzt wo die Frau nicht mehr in ihrer befremdlichen Trance ist, traut sich Avila auch, ihren Stuhl näher an Lyalls Bett zu ziehen und übergibt der Fremden das mitgebrachen Essen. Wie erwartet hat die Frau großen Hunger und ihr ist anzusehen, dass sie am liebsten wie ein hungriger Wolf über das Essen herfallen würde, doch dazu ist sie natürlich zu damenhaft. Besorgt betrachtet Mealla die schlafende Lyall und hilft schließllich Maestra Mealla, als diese aufgegessen hat, dabei Lyall Bein anzuheben um es verbinden zu können.

Dann bleibt den beiden nichts anderes mehr übrig, als zu warten und es dauert noch eine ganze Weile, bis Lyall endlich beginnt sich zu rühren. Zielgerichtet greift Lyall nach ihrem Oberschenkel, noch bevor sie die Augen öffnet, doch davon hält sie die Heilerin ab. Ihr verwirrter Blick streift das Gesicht der Heilerin und wandert dann weiter, scheinbar orientierungslos, bis er sich auf Avila richtet. Die Wargin versucht etwas zu sagen, doch es klingen nur fremdartige Laute aus ihrem Mund, woraufhin sie ruckhaft nach ihrem Gesicht greift, doch dort ist ihr kaum mehr etwas anzusehen, in ihrem Mund scheint das anders auszusehen, denn der sonst so gefassten Lyall laufen dicke Tränen die Wangen hinunter und sie streckt die Arme nach Avila aus. Der Magd zieht es das Herz zusammen, es tut ihr weh, ihre Freundin so leiden zu sehen und am liebsten würde sie gleich mitweinen. Liebevoll umarmt sie Lyall und streicht ihr sanft mit der Hand über den Rücken um sie zu beruhigen und ein wenig von ihrem Schmerz abzulenken. „Psst, psst, alles wird wieder gut“, versichert Avila ihrer Freundin und wiegt sie vorsichtig wie ein kleines Kind. Es dauert eine Weile bis Lyall sich wieder einigermaßen beruhigt hat und Avila fragt sich, wie viel in dem Mund, der Speise- und Luftröhre ihrer Freundin zerstört ist. Die Vorstellung, dass sie vielleicht nicht mehr schmecken und nur schlecht schlucken kann, vielleicht sogar Atemprobleme kriegen könnte, schnürt Avila der Hals zu. „Wie … wie kann ich ihr helfen?“, stottert Avila nach einer Weile und schaut die Heilerin verzweifelt an, die sich ein wenig zurückgezogen hat. >„Sie hat jetzt große Schmerzen, deshalb lasse ich euch einen Tee, eine Mundspülung, eine Salbe und ein Schmerzmittel da. Habt ihr Kamille und Salbei?“< Avila nickt, ihre Heilkräutervorräte sind nicht zu verachten, einiges an Tees hat sie auch selber, doch die der Heilerin werden vermutlich noch besser sein.

Die Maestra wendet sich an Lyall: >„Ich weiß, dass es sich für Euch momentan fürchterlich anfühlt, doch in eurem Mund ist nicht alles zerstört, wie Ihr jetzt denken mögt. Die wichtigsten Geschmacksknospen konnte ich retten, so wie den Großteil Eurer Gesichtshaut.< Zumindest das klingt ja schon einmal beruhigend. >„Kamille und Salbei könnt ihr immer kauen, wenn es zu schlimm wird. Von dem Schmerzmittel dürft ihr die nächsten fünf Tage am Morgen und am Abend einen Fingerhut voll nehmen. Von dem Tee trinkt möglichst viel, die nächsten Tage wird es euch schwer fallen, viel Nahrung zu Euch zu nehmen, falls möglich trinkt wenig gewürzte Hühner- oder Gemüsesuppe.“< Avila ist nicht sicher, wie genau Lyall im Moment zuhören kann, also spitzt sie die Ohren und passt auf. >„Jedes Mal wenn ihr gegessen habt, spült bitte mit dieser Spülung den Mund aus, vor allem damit keine Entzündungen entstehen. Euer Bein muss jeden Tag neu verbunden und versorgt werden, das werde morgen noch ich übernehmen, danach können wir schauen, ob ihr selber oder Eure Freundin dazu in der Lage sind.“< Wenn die Heilerin ihr das zeigt, dann kann Avila das sicherlich, so ungeschickt ist sie bei derlei eigentlich nicht, also nickt sie. Daraufhin richtet sich die Maestra auch wieder an die Großmagd: „Die nächsten Tage muss sie sich so gut wie möglich ausruhen und darf sich auf keinen Fall überanstrengen, sie braucht viel Ruhe. Man sieht es ihr zwar kaum an, aber die Verbrennungen sind durchaus stark, deshalb sollte sie auch nicht zu viel reden.“[/i]< „Ja, natürlich“, stimmt Avila zu, wenn nötig wird sie Lyall an das Bett ketten, damit sie sich nicht übernimmt. Bisher war die Wargin noch nicht wirklich krank, also kann die Magd nicht sagen, wie sie sich wohl verhalten wird, doch vermutlich wird sie zu früh versuchen, wieder zurück an die Arbeit zu gehen. „Vielen, vielen Dank, dass Ihr so schnell da wart und Euch so gut um Lyall gekümmert habt. Dann sehen wir Euch morgen wieder?“ Die Heilerin bejaht, bedankt sich für die Verpflegung und verabschiedet sich anschließend erst bei Lyall, dann bei Avila freundlich. Die Großmagd eilt der Maestra hinterher und hilft ihr mit dem Pferd, erst dann kann sie zurück zu Lyall. Die Frau schläft noch nicht, sodass sich Avila noch ein wenig an ihr Bett setzt und ihre Hand in die eigene nimmt. „Was machst du nur für Sachen, ich hatte solche Angst, dass dir etwas noch Schlimmeres passiert!“ Sie seufzt tief. „Und die Herrin ist immer noch nicht wieder da, ich frage mich, was genau geschehen ist, aber das wird mir die Herrin schon erzählen, wenn sie wieder kommt, du sollst ja nicht reden.“ Sie streichelt Lyall über die schweißnasse Hand. „Vermutlich sollte ich etwas zu essen vorbereiten und du solltest schlafen. Brauchst du etwas, kann ich irgendetwas für dich tun?“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 03. März 2012, 10:04 Uhr
Herbst 510



Die beruhigende Stimme von Avila, die tröstende Worte spendet und das sanfte Wiegen ihrer Umarmung erinnert Lyall auf eine kehlezuschnürende Weise an ihre Mutter.
Der Gedanke daran schmerzt sie vielleicht noch am meisten, doch gleichzeitig haben diese Gestiken auch eine beruhigende Wirkung.
Irgendwann kann die Wargin nicht mehr weinen und schmiegt ihre tränennasse Wange an die Schulter ihrer Freundin.
Während sich Avila und die Frau, welche wohl eine Heilerin ist - zumindest lassen ihre kundigen Worte darauf schließen – unterhalten, versucht Lyall das Chaos ihrer Gedanken zu ordnen.
Was war nur passiert?
Da war der Strand... Uio... der Knecht vom Blumenball und...ihre Herrin... und dieses seltsame Kribbeln, was sie in der Nähe des Mannes und des Jungen verspürt hatte.
Sie hatte Lady Aurian geholt, nachdem sie Uio erspäht hatte. Nach langer Zeit des Suchens, wurde er ihr durch Zufall wie auf einem Teller präsentiert.
Ihre Herrin war auch angekommen und hatte beide Personen erkannt...
>>„Ich weiß, dass es sich für Euch momentan fürchterlich anfühlt, doch in eurem Mund ist nicht alles zerstört, wie Ihr jetzt denken mögt. Die wichtigsten Geschmacksknospen konnte ich retten, so wie den Großteil Eurer Gesichtshaut.“<<
Verdattert und aus ihren Gedanken gerissen, greift sich die Wargin wie Abwesend in ihr Gesicht. Wie hatte sie ausgesehen, als die Heilerin ihr Werk noch nicht vollbracht hatte?
In welchem Zustand hatte Avila sie gefunden?
Scheu wirft sie einen Seitenblick in das Gesicht ihrer Freundin, welches ein paar Sorgenfalten zeigt.
>>„Kamille und Salbei könnt ihr immer kauen, wenn es zu schlimm wird. Von dem Schmerzmittel dürft ihr die nächsten fünf Tage am Morgen und am Abend einen Fingerhut voll nehmen. Von dem Tee trinkt möglichst viel, die nächsten Tage wird es euch schwer fallen, viel Nahrung zu Euch zu nehmen, falls möglich trinkt wenig gewürzte Hühner- oder Gemüsesuppe. Jedes Mal wenn ihr gegessen habt, spült bitte mit dieser Spülung den Mund aus, vor allem damit keine Entzündungen entstehen. Euer Bein muss jeden Tag neu verbunden und versorgt werden, das werde morgen noch ich übernehmen, danach können wir schauen, ob ihr selber oder Eure Freundin dazu in der Lage sind.“<<
Langsam nickt die Drachenländerin, obwohl sie sich schon jetzt nicht mehr sicher ist alles richtig verstanden zu haben. Dafür ist ihr Kopf einfach zu voll... oder auch zu leer. Sonst würde sie doch wissen was passiert war, oder nicht?
Doch fragen konnte sie nicht geschweige denn irgendetwas sagen. Und das würde wohl auch noch eine gewisse Zeit so bleiben, wie die Heilerin Avila gerade mitteilte.
So wie es sich weiter anhört wird ihr Bett wohl in den nächsten Tagen ihr bester Freund sein.
Der Gedanke daran macht sie unruhig und der ganze Vorfall beschämt sie zutiefst.
Mit gesenktem Blick entlässt sie ihre Freundin wieder aus ihrer Umklammerung, nicht ohne sie jedoch noch einmal zu drücken.
Artig verabschiedet sie sich von der Heilerin, auch wenn sie nur ein bedankendes Nicken zustande bringen kann.
Sie würde die Frau noch öfter sehen und sobald sie wieder sprechen konnte, würde Lyall sich angemessen bedanken.
So wie es schien musste ihr Körper ein Trümmerfeld gewesen sein. Zumindest an bestimmten Stellen.

Während Avila die Frau hinaus begleitet, versinkt Lyall zwischen ihren Laken und ist mit sich und ihren Gedanken allein.
Ausdruckslos starren ihre Augen auf den Türrahmen ihres Zimmers, während ihre Gedanken rasen.
Sie ist sich sicher, dass sie Uio hinterher gelaufen war... sie wollte ihn aufhalten... Er sollte ihrer Herrin nicht schon wieder entkommen, nachdem sie sich so viele Sorgen gemacht hatte.
Lyall hatte doch nur gewollt, dass ihre Herrin eine Sorge weniger hatte.
Denn seit seinem Verschwinden erschien Lady Aurian immer etwas bedrückt zu sein.
Aber was war dann passiert?
An dem Punkt der Verfolgung reißen die Erinnerungen einfach ab. Und ihre Seelenwölfin schien abgetaucht zu sein. Unerreichbar für den menschlichen Geist.
Doch eine schlimme Sache war passiert. Daran lag absolut kein Zweifel.
Und sie war darin involviert. Ebenso wie ihre Herrin. Hoffentlich war ihr nichts passiert!
Ein Schauder überkommt sie und hinterlässt eine Gänsehaut.
Wenn ihrer Herrin etwas passiert wäre, hatte ihr Avila dies doch gesagt. Aber wenn ihr nichts passiert war.... wieso war sie dann nicht hier?
Eine Möglichkeit war auch, dass sie Uio und den Knecht auf das Anwesen gebracht hatte und sich nun mit ihnen unterhielt.
Aber warum hatte sie selbst dann solche Verbrennungen? Und auch noch an diesen Stellen? Sie hatte sicher nicht versucht eine Fackel zu essen, da ist sich die Wargin sicher.
Händeringend sucht sie nach einer Erklärung für die Umstände, doch es will ihr keine plausible einfallen.
Das alles passte einfach nicht zueinander. Warum blieb nur ihre Wölfin so still? Sie konnte ihre Anwesenheit kaum spüren.
Ein prüfender Griff bestätigte jedoch, dass ihre Wolfsohren und somit wohl auch ihre tierische Seite noch da waren. Zumindest konnte sie Letzteres nur inständig hoffen.

Kurz nachdem die Hufschläge eines Pferdes auf dem Hof verklungen waren, kommt Avila mit einem besorgten Ausdruck auf ihrem sonst so strahlenden Gesicht in Lyalls Kammer zurück.
Schweigend setzt sie sich an das Bett der Wargin und ergreift ihre Hand.
>>„Was machst du nur für Sachen, ich hatte solche Angst, dass dir etwas noch Schlimmeres passiert!“<<, sagt die Magd nach einer Weile und seufzt danach tief.
Lyall verschwindet nur immer mehr unter der Decke.
>>„Und die Herrin ist immer noch nicht wieder da, ich frage mich, was genau geschehen ist, aber das wird mir die Herrin schon erzählen, wenn sie wieder kommt, du sollst ja nicht reden. Vermutlich sollte ich etwas zu essen vorbereiten und du solltest schlafen. Brauchst du etwas, kann ich irgendetwas für dich tun?“
Sanft streichelt die Magd über die Hand der Wargin, doch die Drachenländerin kann hinter dieser Geste des Beruhigens auch Trauer und Enttäuschung spüren.
Mit einem Kopfschütteln signalisiert sie Avila, dass sie im Moment bedient ist. Wirklich mehr als bedient.
So verlässt die Magd mit einem Gute Nacht -Gruß den Raum und mit ihr geht die Wärme und das Licht. Schatten drängen auf Lyall ein und wispern die schlimmsten Dinge in der Dunkelheit.
Wenn nicht mal Avila wusste wo ihre Herrin war, dann musste es wirklich schlimm stehen.
Das Anwesen hatte sie also nicht betreten nachdem sie mit Lyall zum Strand gegangen war.
Uio und den Knecht hatte Avila nicht erwähnt. War es ihnen also gelungen zu fliehen?
Aber wohin?
Warum kann ich mich nicht erinnern, bei Eas grünem Blut!
Vorsichtig befühlt sie ihren Kopf, doch keine Platzwunde oder Narbe ziert ihren Schädel, was ein Hinweis auf einen Schlag gegen den Kopf wäre.
Oder war es einfach nur schnell verheilt? Durch ihrer eigenen sowie die Kräfte der Heilerin?
Warum nur brach ihre Erinnerung immer an der selben Stelle ab?
Ein lauter Fluch wollte sich in ihrem Mund formen, doch nur ein heiseres Wispern verlässt ihn.
Resigniert dreht sie sich langsam in Richtung Fenster und starrt hinaus in die Dunkelheit.
Wie gern würde sie einfach in einem Loch verschwinden und nie wieder hervorkommen.
Oder den Tag ungeschehen machen.
Doch es blieb ihr nichts anders übrig als darauf zu warten, was der nächste Tag brachte.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Mealla am 23. März 2012, 12:27 Uhr
~Herbst 510 ~


Am folgenden Tag macht sich Mealla wieder auf den Weg zum Anwesen deWinter, allerdings dieses Mal ohne große Hektik. Sie ist sehr gespannt darauf, ob die Verletzungen der Magd tatsächlich so gut verheilt sind, wie sie es gestern zu versprechen schienen. Selbstheilungskräfte wie diese sind schon faszinierend. Wenn man sie doch besser kennen würde und auch für andere Patienten nutzen könnte… Sie nimmt sich vor, falls Lyall in dem entsprechenden Zustand ist, sie ein wenig danach auszufragen wie genau sich ihre Kräfte ausdrücken und wie sie sich anfühlen. Allerdings hat Mealla ein wenig die Befürchtung, dass es ihrer Patientin nicht entsprechend gut gehen wird, sie wirkte am Vortag extrem niedergeschlagen. Ein solcher Zustand kann eine Genesung um einiges verzögern, grübelt sie, als sie das Pferd durchpariert und in gemächlichem Schritt auf den Hof des Anwesens deWinter reitet. Wie gerufen steht Avila da, offensichtlich hat die junge Frau schon auf sie gewartet und kümmert sich dienstbeflissen um das Tier. Mit einem freundlichen Nicken in Richtung Avila und einem dankbaren Klaps auf die Pferdebrust macht sich Mealla auf den Weg zu der Verletzten. In dem Zimmer steht schon eine Kanne mit Tee und zwei Tassen sowie einer Schüssel mit Keksen bereit, langsam beginnt das der Heilerin zu gefallen. Wenn ich mal genug Geld habe, schaffe ich mir auf jeden Fall auch so eine Dienstmagd an, nimmt sie sich vor. Im Haus ihres Vaters hatten sie natürlich auch eine Köchin, einen Stallburschen für die Pferde und zwei Mägde, manchmal vermisst sie das schon, allerdings war sie es ja auch schon von den Jahren auf der Akademie gewöhnt, dass man ihr nicht alles nachräumt. „Guten Tag Lyall“, wendet sich Mealla zunächst einmal der Verletzten zu. „Wie geht es dir heute?“ Leider sieht die junge Frau nicht viel besser aus, die Heilerin hat fast den Eindruck, ihr Gegenüber hätte kaum geschlafen. Als sie sich die Wunden aber näher ansieht, sehen sie ganz hervorragend aus, einen besseren Zustand könnte man sich bei der Schwere der Verletzungen kaum vorstellen. Nun, dann geht es hier wohl ganz offensichtlich weniger um das körperliche Leiden, überlegt Mealla während sie die Verbände wechselt.

Als sie damit fertig ist, rückt sie einen Stuhl an das Bett der Wargin, holt das gut gefüllte Tablett und einen Schemel herbei und schenkt ihnen beiden eine Tasse ein. „Also Lyall, der Heilungsprozess deiner Verletzungen ist außergewöhnlich gut, ich denke du wirst schneller wieder bei Kräften sein, als erwartet.“ Mealla trinkt einen Schluck von dem Tee, es ist eine Früchtemischung die wirklich sehr gut schmeckt. Auch ihre Erwartungen an die Kekse werden nicht enttäuscht. So lässt es sich wirklich leben. „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass dir etwas auf dem Herzen liegt und deiner Genesung nicht gerade förderlich ist.“ Die Heilerin wählt ihre Worte mit Bedacht und versucht mit ihrer Körperhaltung und ihrem Tonfall Ruhe auszustrahlen, inwiefern das bei Lyall ankommt, wird sich ja zeigen. „Manchmal kann es leichter sein, mit jemandem über Probleme zu reden, mit dem man nicht befreundet ist, weil man sich dann nicht schämen muss.“ Da spricht die Heilerin aus Erfahrung, ihr fällt es immer recht schwer sich jemandem gegenüber zu öffnen und Schwächen und Probleme zu thematisieren. Da sie selber immer das Gefühl hat, sicher und selbstbewusst wirken zu müssen, um ihrer beruflichen Stellung gerecht zu werden, kann sie gut verstehen, wenn jemand an etwas zu knabbern hat. Aber alles nach innen zu fressen ist nie die Lösung, damit zerstört man sich nur selbst. Und gerade in der momentanen Situation steht ihr das nur im Weg und könnte ihr sogar schaden. Mealla versucht zu erraten, was in ihrem Gegenüber wohl gerade vorgehen mag – kommt das Angebot passend oder fühlt sich Lyall vielleicht sogar unwohl? „Ich habe ein offenes Ohr und werde dir helfen, so gut ich kann, wenn du das möchtest“, stellt die Heilerin fest und wartet ab, wie ihr Gegenüber reagieren wird.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 27. März 2012, 18:38 Uhr
Herbst 510



Sie hatte nicht schlafen können. Die ganze Nacht lang ist sie am grübeln gewesen, während ihre Augen den Fleck Mondlicht betrachteten, der sich quälend langsam durch den Raum schob.
Irgendwann war das Mondlicht vergangen und hatte dem orangenen Licht des anbrechenden Tages Platz gemacht.
Doch obwohl ihr Körper müde ist und sich nach der neuen Kraft nach einem erholsamen Schlaf sehnt, drehen sich ihre Gedanken im Kreis und immer wieder um das vergangene Geschehen.
Das ständige Mahlen ihrer gedanklichen Mühlen lassen den Körper ebenfalls nicht zur Ruhe kommen und so ist ihr Bett zerwühlt, während das morgendliche Licht ihr Zimmer golden flutet.
Würde das Wetter Lyalls Geist widerspiegeln gäbe es keinen Sonnenschein und heiteren Himmel, nur Regen, Hagel und Gewitter.
Missmutig starrt die Wargin an die Wand zur Rechten ihres Bettes und lauscht gedankenverloren den erwachenden Schritten der Magd Avila.
Ihre Decke bis unters Kinn gezogen, liegt sie mit angezogenen Beinen in der Mitte ihres Bettes.
Warum kann ich mich nicht erinnern? Und wo... ist...sie?
Zum wiederholten Male schließt sie ihre Augen und konzentriert sich auf ihr Inneres. Doch wie schon in den Versuchen davor kann sie ihre Wölfin nicht locken. Als hätte diese sich in den Untiefen der Seelenwindungen verschanzt lässt sie keinen Funken der Menschenfrau zu sich durchdringen.
Resigniert zieht Lyall ihre geistigen Fühler zurück und öffnet ihre roten, müden Augen.
Was war, wenn sie nie nieder antworten würde? Und Lyall als... „halbes Etwas“ zurücklassen würde? Sicher, sie wäre noch ein Mensch. Doch sie wäre... nicht mehr sie selbst.
Andererseits ängstigte sie der Gedanke an eine bevorstehende Verwandlung jedoch ebenso.
Würden die noch frischen Narben die Wandlung mitmachen? Oder würde ihre Haut aufreißen, wie ausgedörrte Erde unter der unbarmherzigen Sonne des Südens?
Mit zittrigen Fingern fährt sie sich über ihr Gesicht.
Man würde kommen und sie holen. Dies ist so klar, wie der dämmernde Herbsttag vor ihrem Fenster. Fragen stellen über „die Sache“. Doch was sollte sie antworten? Der Zeuge fehlt in diesem Fall. Körperlich anwesend, ja Herr! Doch meine Erinnerungen sind bei jemand anderem?!
Und wenn man sie zwingen würde? Zwingen sich zu verwandeln? Preiszugeben was sie gesehen und auch getan hat? Wenn sie das nur selber wüsste...
Raschelnd bewegt sie ihr Bein in eine angenehmere Position. Der Verband um ihr Oberschenkel ist straff gezogen und treibt sie, nach ihrem Gaumen und den kreisenden Gedanken, schier in den Wahnsinn.
Sie hatte mehrfach versucht sie zu kratzen, doch der Verband ist zu gut angelegt und ihre Finger sind zu dick, um in den schmalen Spalt zwischen Fleisch und Stoff zu gelangen. Ein Löffel war bei einer der vergeblichen Aktionen den Juckreiz zu lindern in den Falten der Stoffbahnen verloren gegangen und sein Umriss hebt sich vom Halbrund ihres Beines mehr als ab.
Sie hatte ihn wieder entfernen wollen, schob und zog an beiden Enden des Verbandes. Nichts half. Der Löffel blieb wo er war.
Doch traute sich Lyall auch nicht den Verband aufzurollen. Das Donnerwetter wird schon schlimm genug sein, wenn man beim Wechseln des Stoffes das corpus delicti zu Tage fördern würde.
Als Entschuldigung würde sicher auch nicht gelten gelassen, dass ihr Bein juckte und kribbelte, als hätte sie es in einen Ameisenhaufen mit sehr verärgerten Bewohnern gesteckt.
Nicht besser ergeht es ihr mit ihrem Mund.
Den Gaumen überziehen Stränge aus Narbengewebe und das Fleisch ist dort so fest, dass es spannt und schmerzt, wenn sie versucht den Mund weit zu öffnen.
Sie öffnet ihren Mund einen Spalt breit und befühlt die kleine Narbe an ihrer Oberlippe. Dies ist alles was man in ihrem Gesicht von dem Vorfall sehen kann und sie ist mehr als froh, dass ihre Zähne nicht geschmolzen waren.
Verdammter Junge! Ich bin sicher er war es... wer geht sonst so unvorsichtig mit Feuer um? Aber wie kam das Feuer in meinen Mund? Und wo ist er jetzt? Ob ich ihm...etwas angetan habe?
Die Vorstellung den Jungen tot zu sehen erfüllt sie mit purer Panik. Schnell schiebt sie diesen Gedanken beiseite. Wenn sie ihn getötet hätte, wäre sie mit Sicherheit nicht mehr im Anwesen. Sondern im Kerker der Steinfaust. Daran hätte sicher auch ihre Herrin nichts ändern können.
Mit blassem Gesicht dreht sie sich zum Fenster und sieht hinaus. Einen kleinen Fleck Himmel kann sie erkennen und den Ast eines sanft im Wind wiegenden Baumes.
Ihr müder Geist lässt sich von den Wolken mitreißen und strömt sanft gedankenverloren mit, als sich die Tür leise öffnet.
Lyalls rechtes Ohr stellt sich auf und dreht sich nach hinten, längst hat sie erkannt, dass es Avila ist. Ihre Schrittfolge ist Lyall so vertraut wie ihr eigener Herzschlag. Diese gute Frau ist Mutterersatz, Lehrmeisterin und Freundin in einem und doch kann ihr die Drachenländerin gerade nicht in die Augen sehen.
Zu groß ist der Schmerz, das Mitleid in den dunkelgrünen Augen ihrer Freundin sehen zu müssen.
So bleibt sie still liegen auch wenn ihr dies einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Geschirr klappert und ein herzerwärmender Geruch nach frischem Tee und Plätzchen erfüllt den Raum, doch die Wargin dreht sich erst zum kleinen Tischchen hin, als dir Türe sich wieder schließt und Avilas Schritte sich im Gesindehaus verlieren.
Zwei Tassen, eine Kanne und Gebäck stehen bereit. Lyall weiß was dies heißt.
Die Heilerin würde kommen und nach ihr sehen.
Von anderen Leuten umsorgt werden ist ihr immer noch unangenehm, will sie doch keinem zur Last fallen. Auch wenn ihr dies nicht so gut gelingt, wie sie es gern hätte. Leider ist Lyall manchmal ein großer Situations- Tollpatsch.
Seufzend zieht sie die Decke über ihren Kopf und wartet auf ihre Bana-bhuidseach*.

Gegen Mittag hört sie ein Pferd über den Hof traben und leise Stimmen, die vom Wind fortgetragen werden, bevor sie Lyalls Zimmer und damit auch ihre Ohren erreichen. Mehr als ein undeutliches Flüstern kann sie nicht vernehmen, doch allzu deutliche die Schritte der Heilerin auf dem Boden des  kurzen Flurs.
Langam zieht sie die Decke von ihrem Kopf und anhaftende Haare gleich mit in ihr Gesicht.
Sie mag nicht schön aussehen. Und sie mag auch nicht wieder Salbei kauen. Das bittere Zeug zieht ihr die Fußnägel hoch.
Ganz entgegen Lyalls freundlicher Natur will sie einfach trotzig sein. Und den verdammten Tag am Strand ungeschehen machen.

>>„Guten Tag Lyall.Wie geht es dir heute?“<<, fragt die freundlich lächelnde Frau. Mehr als ein Nicken zur Begrüßung und ein Schulterzucken als Antwort auf die Frage bringt die Wargin nicht zustande.
Doch dies scheint der Heilerin zu reichen, packt sie doch ihre Utensilien aus und beginnt gleich mit ihrer Arbeit. Den Löffel scheint sie nicht zu bemerken oder verschweigt seine Existenz und damit auch Lyalls kurzen Mangel an Willensstärke. Sie rollt die Bandege einfach ab, ohne das Silber auch nur aufblitzen zu lassen und legt den gebrauchten Stoff dann zur Seite.
Auch in ihren Mund will die Frau schauen. Nur zögend öffnet sie diesen und nicht ohne das sich ihre Nasenflügel vor Schmerzempfinden kräuseln.
Nach ihrer Visite nickt die Bana-bhuidseach bedächtig und gießt Tee in beide bereitgestellte Tassen.
>>„Also Lyall, der Heilungsprozess deiner Verletzungen ist außergewöhnlich gut, ich denke du wirst schneller wieder bei Kräften sein, als erwartet. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass dir etwas auf dem Herzen liegt und deiner Genesung nicht gerade förderlich ist.“<<, sagt Mealla zwischen zwei Schlucken.
Unbehaglich regt sich die Wargin in ihren Laken und sieht peinlich berührt drein.
>>„Manchmal kann es leichter sein, mit jemandem über Probleme zu reden, mit dem man nicht befreundet ist, weil man sich dann nicht schämen muss.“<<
Steif sitzt Lyall in ihrem Bett und starrt die Wand an.
Kann sie sich der Frau anvertrauen? Aber was heißt anvertrauen... wenn die Wache kommt, um sie zu holen – der Vorfall wird sicher nicht ungesühnt bleiben -  würde sie alles erzählen MÜSSEN. Warum dann nicht jemanden im Vorfeld einweihen und diesen dann als Freund im Rücken zu wissen? Vorausgesetzt die Beweggründe werden verstanden.
>>„Ich habe ein offenes Ohr und werde dir helfen, so gut ich kann, wenn du das möchtest“<<

Kurz räuspert sich die Drachenländerin und versucht einen Ton herauszubringen. Zuerst ertönt nichts, ausser ein Wispern wie trockenes Laub.
Fast schon hektisch schnappt sie ihre Tasse, schluckt zwei große Mengen Tee herunter und rülpst leise errötend.
Wie ein Fisch auf dem Trockenen kommt sie sich vor, als sich ihr Mund öffnet und schließt ohne das etwas passiert.
Doch nach und nach kristallisieren sich Laute heraus, durchbrochen von ein paar schrägen Tönen.
Geduldig sitzt die Heilerin neben ihr und nippt gelassen an ihrer Tasse.
Mit hoch rotem Kopf presst die Wargin ein: “Ich...kann mich nicht... erinnern... Sie will nicht... kommen” hervor und schlägt im selben Moment die Hände vors Gesicht.
Wie dumm es klingt. Wie ein weinerliches Kind. Und doch stimmt es.
Sie kann es nicht.

*Zauberin

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 04. Apr. 2012, 10:12 Uhr
3.Sturmwind 512


Schon von der Früh weg lastet eine seltsam gespannte Stimmung über dem Anwesen – die Hühner flattern umher als hätte der Fuchs sich des Nachts in den Hühnerstall geschlichen, die Katzen schleichen herum, als drohe eine Mäuseinvasion und der Ziegenbock ist kaum dazu zu bewegen, den Stall zu verlassen. Selbst Dikta, Aurians sonst so furchtlose Ponystute hüpft beim morgendlichen Ausritt vor jedem Grashalm. Gegen Mittag verstummen die Vögel und Apfelgribs verkriecht sich in ihrem Kobel und erklärt bestimmt, dass ganz böses Wetter kommt. Das Irrlicht zittert regelrecht vor Angst und wenige Stunden später ist klar, dass das kleine Wesen recht hat: Von Nordwesten kommt eine Sturmfront auf, die ihresgleichen auf Rohas Rund sucht. Die Sturmglocken dröhnen über die Stadt und im Anwesen bricht geschäftige Hektik aus: So schnell es nur irgendwie geht wird alles verzurrt und gesichert was nur irgendwie geht. Aurian flucht im schönsten Gossenjargon, als die Dachschindeln zu klappern beginnen: Das alte Gemäuer hat eigentlich eine Generalsanierung notwendig doch das Geld hat bislang nicht gereicht. Nur anlassbezogen war repariert worden und das rächt sich nun. Schon den ersten Böen (und das sind erst die Vorboten) fallen einige Schindeln zum Opfer. Dikta, die von der Halbelbe gerade in den Stall gebracht wird, steigt vor Schreck und die Magierin kassiert einen Tritt auf den Fuß als das Pony wieder zu Boden kommt. „Verfluchter Nargendreck verdammter! – Ruhig du kannst nichts dafür, komm!“  versucht sie das Tier zu beruhigen und Minuten später, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, hat sie es geschafft Dikta in den Stall zu bugsieren.

Der Wind wird immer stärker, der Sand und die Steine im Hof werden beinahe waagrecht umher geweht und in der Ferne ist der erste Donner zu hören. Über dem Wald zucken die ersten Blitze. Aurian läuft oder humpelt eher in Richtung der alten Eiche, zu jenem Baum, in dem Apfelgribs Kobel hängt. Dieser weht bereits beträchtlich hin und her und das Irrlicht sitzt verängstigt in einer Ecke. Bei diesem Wind hat es keine Chance, irgendwohin zu fliegen und der Sturm war hier draußen eine echte Gefahr. „Los komm!“ Aurian hält ihrer Freundin die Hand hin, während sie sich an der Leiter festkrallt, die den Großen den Weg zu der Behausung des Irrlichts ermöglicht. Den Göttern sei Dank hat Lyall selbige mit Nägeln fest am Stamm verankert, trotzdem knarrt sie bedrohlich. Nur zögerlich kommt Apfelgribs hervor und als sie mit dem Irrlicht in der Tasche zurück zum Haus humpelt fallen die ersten Regentropfen. Beinahe haben sie die Tür erreicht als es kracht. Aurian fährt herum. Einer der ersten Blitze des Unwetters hat einen der alten Bäume getroffen. Mit einem lauten Krachen stürzt er um und landet auf dem Dach der Laube. Und dann öffnet der Himmel seine Schleusen. Zwar verhindert der Regen, dass der Baum in Flammen aufgeht, doch die Wucht der Wassermassen ist kaum besser. Nur wenige Meter trennen sie vom Haus, doch es reicht um sie bis auf die Haut zu durchweichen.  

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 04. Apr. 2012, 20:14 Uhr
3. Sturmwind



Avila hat schon den ganzen Morgen ein ungutes Gefühl in der Magengegend und so zittrige Hände, dass sie sogar ein Glas zerbricht. Jetzt reiß dich endlich zusammen, meine Güte!, versucht sie sich selbst zuzureden und sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie ist schon seit einigen Wochen damit beschäftigt, den Garten auf den Frühling und den Sommer vorzubereiten, soweit das beim nächtlichen Frost schon möglich ist. Den vorherigen Tag hat sie damit verbracht die im Sommer blühenden Stauden zu teilen und zu verjüngen, auch hat sie noch ein paar letzte Rosen zurückgeschnitten. Doch an diesem Morgen scheint ihr nichts so recht zu gelingen, auch die Tiere und das Irrlicht sind seltsam nervös, weshalb sie beschließt, dass sie sich lieber um die Küche kümmern sollte. So steht sie, als die Stumglocken schlagen, gerade in der Küche bei den Vorbereitungen des Mittagessens, es soll nämlich Krautwickel geben, ist mit Gedanken aber immer noch im Garten. Wenn dieser elendige Nachfrost doch nur bald aufhört kann ich auch endlich die Sommerzwiebeln pflanzen… Oh, was ist das denn? Sie braucht einen Moment um aus ihren Gedanken in die Realität zurückzukommen und die Bedeutung der Glocken zu erschließen. Dann muss alles ganz schnell gehen: Avila rennt nach draußen um die noch herumliegenden Gartenutensilien so schnell wie möglich einzusammeln, damit sie nicht zu gefährlichen Wurfgeschossen werden können. Dann sucht sie nach anderen Dingen auf dem Hof, die keinesfalls bei einem Wind herumliegen sollten, doch zum Glück ist alles recht aufgeräumt, denn es beginnen sich die ersten Dachschindeln in diesem Moment zu lösen und als gefährliche Lawinen vom Dach zu stürzen.

Mit klopfendem Herzen rennt sie ins Innere der Villa, zum Glück ohne von den Dachschindeln getroffen zu werden und beginnt die Fenster und Türen zu verrammeln, damit sie möglichst nicht vom Sturm eingeschlagen oder aufgerissen werden können, als ihr Lyall über den Weg läuft, schickt sie sie dasselbe im oberen Stockwerk zu tun. Im Erdgeschoss hat sie schon einiges verrammeln können, als die klitschnasse Lady die Küche betritt. „Hier!“, sie wirft der Herrin eine Decke aus einem Korb in der Ecke zu, in dem sie Kaputtes sammelt, das geflickt werden muss. Unter diesen Umständen wird es ihr Aurian sicherlich nicht übel nehmen, dass die Naht der Decke sich an einem Ende aufgeribbelt hat. Dann stürmt die Magd auf die Tür zu, aus der ihre Herrin gerade getreten ist und versucht sie zuzudrücken. Diese Aktion stellt sich als schwieriger heraus, als gedacht, denn der Wind drängt mit aller Macht in die Küche und er bringt Regen mit sich, der den Boden rutschig macht. Erst mit Hilfe der Lady gelingt es Avila die Tür zu schließen, auch wenn sich die Magd dabei den kleinen Finger der linken Hand einklemmt, was höllisch wehtut. Ein „verdammt!“ kann sie sich nicht verkneifen, dann hilft sie Aurian den schweren Küchentisch vor die Tür zu schieben, damit sie nicht wieder aufspringt. Für einen kurzen Moment begutachtet die Magd ihren kleinen Finger, der sich zwar noch bewegen lässt, aber schon höllisch weh tut. Nachher. Erst Mal abwarten, ob uns noch das Dach auf den Kopf fällt, dann ist der Finger mein kleinstes Problem. „Lyall kümmert sich um die Fenster im ersten Geschoss, ich gehe ihr helfen!“, ruft Avila ihrer Herrin zu und rennt die Treppen hinauf. „Lyall, wo bist du?“, ruft sie um nicht alle Räume durchsuchen zu müssen.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 08. Apr. 2012, 15:22 Uhr
3. Sturmwind


Schon seit Tagesanbruch ist Lyall außerordentlich nervös. Als würde ihr ständig jemand über die Schulter schauen oder sie aus den Schatten anstarren, stellen sich ihre Nackenhärchen auf und ihre Ohren zucken besorgt.
Sorgfältig sortiert sie in der Speisekammer die Lebensmittel vom letzten Jahr. Eingelegtes Obst und Gemüse wird  in die vorderen Regale sortiert, um diese als Erstes zu verbrauchen. Dann knipst sie die Schösslinge der Kartoffeln ab und untersucht diese auch auf faulige Stellen. Doch recht ist sie nicht bei der Sache.
Schon zwei Mal wäre ihr fast etwas zu Bruch gegangen und nur unter großer Willensanstrengung gelingt es ihr das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.
Ihr wölfischer Instinkt versucht immer wieder an die Oberfläche ihrer Seele zu gelangen um sie dazu zu bewegen das Anwesen und am besten Talyra so schnell wie möglich zu verlassen.
Was ist heute nur los? Über dem ganzen Haus hängt so eine seltsame Stimmung. Selbst die Tiere scheinen nervös... Und Apfelgribs hatte sie noch nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Seufzend wischt sie mit einem feuchten Lappen über eines der Regale, als ein tippelndes tröpfelndes Geräusch an ihre Ohren dringt.
Ohne den Kopf zu wenden lauscht die mit nach hinten gelegten Wolfsohren der klopfenden Kakophonie.
Durch den Türspalt am Ende der kurzen Treppe fällt ein schmaler Streifen Licht, der sich rasend schnell zurückzieht und einem grauen Dämmerlicht Platz macht.
Anfangs glaubt Lyall nur einen normalen Regenschauer zu hören, doch als schwere Sachen im Hof über den Kies rutschen und das ganze Anwesen dumpf zu vibrieren beginnt ahnt Lyall, dass dies kein einfaches Gewitter sein konnte.
Den Lappen in den Eimer mit Wasser schmeißend eilt sie die Treppe hinauf und kann ihren Augen kaum trauen.
Vor dem Fenster der Küche geht wahrlich die Welt unter. Graue Wasserfäden ergießen sich auf den aufgeweichten Boden, auf dem sich schon nach so kurzer Zeit des heftigen Regens tiefe Pfützen bilden.
Schwarzblau ist der Himmel und der Wind heult um die Ecken, wie ein Rudel Wölfe. Blätter und sogar ganze Zweige weht es gegen das Glas des Fensters und die Kiesel im Hof beginnen gefährlich zu tanzen.

Hektisch blickt sie sich in der Küche um. Avila muss vor kurzer Zeit noch hier gewesen sein, liegen doch ein Brettchen mit Karotten und Kartoffeln sowie weitere Kochutensilien für das Mittagessen bereit.
Ein Schaben und Klappern, welches nur von den alten Fensterläden kommen kann, lässt Lyall sich in Richtung Vorhalle wenden.
Auf dem Weg in Richtung Salon begegnet sie einer zerzausten Magd mit weit aufgerissenen Augen.
Avila stürmt an ihr vorbei und schickt sie die restlichen Fenster im oberen Stockwerk schließen.
Mit einem knappen Nicken wendet sich die Wargin ab und hastet die große Freitreppe hinauf.
Im ersten Stock heult und schreit der Wind wie aufgebrachte Todesfeen. Es scheint mehrere Schindeln abgedeckt zu haben, da es an vielen kleinen Stellen durch die Decke tropft und Pfützen auf dem Boden hinterlässt.
Zuerst weiß Lyall nicht wohin sie sich zuerst wenden soll.
Fensterläden schließen?
Eimer holen?
Auf den Dachboden rennen und die Möbel und aufbewahrten Gegenstände festzurren?
Doch sie entscheidet sich für die Fensterläden.
Geschwind reißt sie die Fenster auf und versucht gegen das Ziehen und Zerren des Windes Fensterläden und auch Fenster sturmsicher zu verschließen.
Es braucht einige Zeit bis sie alle Fenster gesichert hat, doch irgendwann ist es geschafft.
Ein Poltern und Schaben über ihrem Kopf lässt sie wieder an den Dachboden denken.
Schnell läuft sie die schmale Treppe hinauf, die sich durch einen Zugmechanismus in der Decke versenken lässt, hinauf.
Doch etwas scheint über die Eingangsluke zum Dachboden gefallen zu sein, denn der Weg ist versperrt.
So sehr sie auch drückt und schiebt mehr als zwei Finger breit bekommt sie die Holzklappe nicht auf.
Fluchend wendet sie sich ab.
Der Dachboden wird ein heilloses Chaos sein. Hoffentlich gehen nicht viele Dinge kaputt. Lady Aurian hängt an ihren Sachen, auch wenn sie es nicht zugeben mag.
Im Moment konnte sie jedoch nichts tun.

Ein Wassertropfen trifft ihr Ohr mit einem leisen Plitsch und rinnt klamm an diesem herab.
Eimer... es mussten Eimer her...
Und so rennt sie durch die obere Etage, alles aufsammelnd was auch nur im entferntesten Wasser auffangen kann.
Eimer stellt sie unter die schlimmer tropfenden Wasserflecken und Döschen, Kännchen und Vasen unter die weniger Tropfenden.
Sie mag nicht daran denken, wie lange die Decke brauchen würde um wieder zu trocknen.
Und wohin sollte sie die vollen Eimer ausleeren? Die Fenster kamen nicht in Frage. Bei dem Sturm würde sie diese nicht wieder zu bekommen.
Was ein Schlamassel! Woher ist nur dieser Sturm so plötzlich gekommen? Es sah nach Regen aus aber... Aus ihren Gedanken wird sie gerissen, als Avila laut nach ihr ruft.
„Ich bin hier! Ein Zimmer neben dem der Herrin!“ Mit dem Fuß kickt sie eine breite Vase unter einen tropfenden Wasserfleck, während sie versucht einen kleinen Sturzbach, der sich an der Wand entlang ergießt, mit Hilfe eines Kissens aufzufangen.
„Ich brauche mehr Eimer! Es regnet durch die Decke!“

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Aurian am 19. Apr. 2012, 11:52 Uhr
>„Ich brauche mehr Eimer! Es regnet durch die Decke!“ < Lyalls Ruf bringt Aurians Energien schlagartig zurück. Verdammter Nargendreck! flucht sie in Gedanken während sie Avila drei Eimer in die Hand drückt, die unter der Spüle stehen. Die Magierin weiß, dass das Dach nicht das Beste ist, schon längst hätte es einmal neu gedeckt und in Stand gesetzt werden müssen. Doch das Geld hat noch nicht gereich und so war es immer nur notdürftig geflickt worden. Immer wieder waren andere Dinge notwendiger gewesen, um die man sich hat kümmern müssen, seien es Aufgaben in der Steinfaust oder auf dem Anwesen. Und jetzt, wo ihr das Geld aus der Jagd auf den Nekromanten endlich die Gelegenheit geben würde, war es zu spät, der Sturm nimmt ihr die Entscheidung, wann das Projekt anzugehen sei, gewaltsam aus der Hand.

„Bring die zu Lyall, schnell!“ ruft sie ihrer obersten Magd zu, schnappt sich einen Umhang und steuert auf die Tür zum Hof zu. „Ich schau ob ich in der Scheune noch weitere Eimer finde!“ Den besorgten Blickt der Magd ignorierend stemmt sie sich gegen die Tür. Die Windböe die sie erfasst, hätte sie beinahe von den Füssen gerissen und der Regen klatscht ihr mit voller Wucht ins Gesicht. So schnell sie kann zieht sie eine Schutzglocke aus Energie um sich und hastet auf die Scheune zu. Zwar schützt ihre Magie sie so vor den schlimmsten Auswirkungen doch ein feiner Nieselregen dringt noch immer durch und auch der Wind ist nach wie vor spürbar und eine kalte Klammheit dringt ihr in die Knochen. Zwar hätte sie den Schutzschild auch ganz dicht machen können, doch hätte das mehr Mana verbraucht und wäre schneller nutzlos geworden.

Die Scheune knarrt bedrohlich, als Aurian darin nach weiteren Behältern sucht und mit einem Knaller kracht eine der Dachschindeln durch das Fenster neben der Tür. Ein Regen aus Glasscherben mischt sich mit dem Regen vom Himmel. Die Magierin muss darauf achten, sich bei der Suche nach Eiern nicht auch noch die Finger zu zerschneiden, aber zum Glück geht alles gut und nach gefühlten Stunden – in Wahrheit waren es nur Minuten – kehrt sie mit allem, was sich nur irgendwie als Auffangbehälter verwenden lässt , ins Haupthaus zurück. Mit letzter Kraft schafft sie es die Tür wieder zu schließen und mit einem Seufzer lässt sie ihr Mana fahren und löst den Schutzschirm auf.

Zum Ausruhen ist keine Zeit. Begleitet von Apfelgribs, die sie zitternd in der Küche erwartet hat, stürmt sie mit ihrer Last die Treppe hinauf. Im Gang stolpert sie beinahe über die ersten Eimer, ehe sie ihre beiden Mägde erreicht, die mit den vorhandenen Gefäßen, mittlerweile müssen auch diverse Vasen herhalten –versuchen das Wasser aufzufangen. Die sonst so liebevoll arrangierten Blumen wurden achtlos auf den Boden geworfen und vermitteln eine vage Ahnung, wie es derzeit wohl im Garten aussieht.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 02. Mai 2012, 20:55 Uhr
---> Kaney's Hütte


Auf Ragnas Antwort kann Lyall nur zustimmend nicken.
Dieser Tag ist wieder ein sehr aufregender gewesen. Genauso wie der erste Tag ihres eigenen Zusammentreffens im Anwesen deWinter.
„Nun, mir geht es nicht anders. Du warst immerhin die Gefasstere von uns Zweien. Du hast schließlich nicht in den nächstbesten Busch gebrochen.“
Dieser Satz entlockt Ragnas Mundwinkeln immerhin ein kleines amüsiertes Zucken.
„Und mit der Stadt.... Ich glaube wir werden uns nie wirklich an sie gewöhnen. Ich bin nur heilfroh, dass das Anwesen abseits des Trubels und am Strand des Ildorel liegt. Dort ist es schön ruhig und du weißt doch, auch ich verlasse nicht oft den Hof in Richtung Stadt. Meist geht Avila zum Markt und gewisse volle Tage kann man schließlich vermeiden.“
Die Drachenländerin strafft ihre Schultern und blickt geradeaus.
„Ich würde nicht sagen, dass du dich gewöhnen musst. Aber zumindest arrangieren. Denn ganz vermeiden Können wir Städte vorerst nicht. Wenn ich dir irgendwie bei diesem Problem - und natürlich auch bei allen anderen, die da vielleicht noch kommen sollten – helfen kann, lass es mich wissen.“

Anscheinend macht das Thema „Stadt“ Ragna wirklich sehr nervös, denn nach einer Weile fragt sie stattdessen: >>„Und mit dir? Ist alles in Ordnung? Du wirkst als wüsstest du nicht, was du von all dem halten sollst.“<<
Bedächtig nickt Lyall, während sie in die Straße zum Anwesen abbiegen. Hier wird es merklich ruhiger und nachdem sie durch das eiserne Tor auf den Hof getreten sind, fühlt sich die Wargin gleich wieder zuhause.
Kerzen brennen in den Fenstern der Küche und der langgezogene Schatten der Obersten Magd Avila, zieht sich über die rückwärtige Wand der Kochstube.
„Ich muss gestehen... ich weiß auch nicht was ich davon halten soll. Erst denk man, man ist allein. Sicher.... irgendwo wird schon irgendwer sein, der das selbe Schicksal mit einem teilt. Aber erst einen Warg und dann noch einen zu treffen, der auch noch so lange in Talyra zu sein scheint... hmm... das kannst du sicher nachvollziehen! Es geht dir ja gleich... Vielleicht bin ich zusätzlich etwas enttäuscht, weil ich erhofft hatte, dass Warge sich spüren können. Auch auf große Distanz.“
Ein fragender Blick von Ragna lässt Lyall rasch erröten.
„Ja äh... ich glaube das ist nicht der Fall.“
Verlegen kratzt sie sich hinter ihren Wolfsohren.
„Lassen wir es für heute gut sein. Möchtest du einen Tee? Ich bin sicher Avila hält schon kochendes Wasser bereit. Ich kann ihn dir auch auf dein Zimmer bringen, wenn es dir angenehmer ist.“
Gemeinsam überqueren sie das letzte Stück bis zum Haupthaus.
Eine Tasse Tee würde die Gemüter schon wieder beruhigen und Lyall kann den süßen Geschmack von Avilas Brombeer- Apfel- Tee schon fast auf der Zunge schmecken.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Ragna am 09. Mai 2012, 06:20 Uhr
Ja, der Tag war wirklich aufregend und auch sehr lang. Erst die Arbeit an dem Gehege, dann der Ausflug und das Treffen eines weiteren Wargen und inzwischen ist es auch durchaus etwas später geworden.
War ich die Gefasstere?
Möglich? Aber wirklich sicher ist sich Ragna nicht, ob vieles vielleicht auch einfach nur auf Lyall gefasster gewirkt hat. Zugegeben, ihr selbst ist die Aufregung nicht auf den Magen geschlagen und bei dem Gedanken an Lyall, welche ob all der Aufregung ihrer Übelkeit erliegt, zucken Ragnas Mundwinkel verräterisch nach oben.
Die Tatsache, dass sie sich wohl Beide nie an die Stadt gewöhnen werden, entlockt ihr dann ein ehrliches Lächeln. Es tut gut zu wissen, dass es nicht nur ihr schwerfällt sich an diesen riesigen Ort und die Massen an Menschen zu gewöhnen. Dass ihre Freundin sogar glaubt sich nie wirklich daran gewöhnen zu können gibt Ragna ein kleines Gefühl von Sicherheit. Es tut gut nicht alleine dazustehen. Lyall holt weiter aus und bietet der Jägerin Barsas ihre Hilfe an. Das Lächeln um Ragnas Lippen wird eine Spur wärmer: "Das gleiche gilt auch für dich. Wenn es irgendetwas gibt, was ich je für dich tun kann, lass es mich wissen." Bei diesen Worten umschließt ihr e Hand kurz den Oberarm Lyalls mit einem sanften, freundschaftlichen Druck. Sie reden noch ein wenig über die Stadt und gleich schleicht sich bei Ragna wieder dieses Unwohlsein ein. Von der Sicherheit die sie soeben gespürt hat, als ihr aufging, dass es nicht nur ihr so geht, ist nichts mehr zu merken. Und so lenkt sie das Thema recht rasch in Richtung Lyall. Währenddessen biegen die Beiden auch die Straße zum Anwesen. Ragna und Lyall scheinen gleichermaßen erleichtert, ob der Ruhe die nun wieder einkehrt. Die Stadt ist wahrlich kein Ort für Wolfsmenschen.

Als sie das Anwesen fast erreichen setzt ihre Freundin mit ihrer Erklärung an: > Ich muss gestehen... ich weiß auch nicht was ich davon halten soll. Erst denk man, man ist allein. Sicher.... irgendwo wird schon irgendwer sein, der das selbe Schicksal mit einem teilt. Aber erst einen Warg und dann noch einen zu treffen, der auch noch so lange in Talyra zu sein scheint... hmm... das kannst du sicher nachvollziehen! Es geht dir ja gleich... <
Ragna-Rana nickt zustimmend. Ja, auch sie hatte nie zu träumen gewagt so kurz hintereinander zwei weiteren Wargen zu begegnen. Aber sie hatte dergleichen auch nie für ausgeschlossen erklärt. Genaugenommen war ihr immer klar, dass es Andere gibt. Ihr Volk erzählt sich manch eine Legende über Warge und macht aus solchen Fähigkeiten kein großes Geheimnis.
Lyall holt derweil weiter aus: > Vielleicht bin ich zusätzlich etwas enttäuscht, weil ich erhofft hatte, dass Warge sich spüren können. Auch auf große Distanz.?<
Ragnas amüsierter und zeitgleich ungläubiger Blick ruht auf ihrer Freundin und Lyall errötet ? wie schon unzählige Male zuvor an diesem Abend. > Ja äh... ich glaube das ist nicht der Fall.< stammelt diese und Ragna kichert. "Warum sollten wir auch? Menschen spüren einander schließlich auch nicht!" Verlegen kratzt sich Lyall hinter den flauschigen Wolfsohren und Ragna tut es beinahe schon ein wenig leid, dass sie sich so über das Unwissen ihrer neugewonnen Freundin amüsiert. Betroffen wendet sie den Blick von Lyall ab.
>Lassen wir es für heute gut sein. Möchtest du einen Tee? Ich bin sicher Avila hält schon kochendes Wasser bereit. Ich kann ihn dir auch auf dein Zimmer bringen, wenn es dir angenehmer ist.?< Beendet Lyall das peinliche Thema und Ragna schüttelt mit dem Gedanken noch beim vorherigen Thema den Kopf: "Nein... Also doch, klar trinken wir noch einen Tee zusammen, aber du brauchst ihn mir nicht aufs Zimmer bringen!"
Viel zu lange schon hat sich Ragna auf ihrem Zimmer verkrochen und ist den anderen Bewohner n des Anwesend weitestgehend aus dem Wege gegangen. Aber damit ist nun endgültig Schluss. Auch konnte sie es nicht länger zulassen, sich hier wie ein willkommener Gast zu fühlen, ohne auch nur irgendetwas dafür zu tun. In der nächsten Zeit würde sie sich an Lyall halten und ihr bei der Arbeit zur Hand gehen. Sie würde lernen, zu sehen, was es zu tun gab und einfach erledigen was immer so anfiele. So könnte sie Aurian ihren Dank für die Hilfe zeigen, aber gleichzeitig würde es sie auch auf andere - bessere - Gedanken bringen.

Und so folgt sie Lyall in das Innere des Hauses, wo Avila tatsächlich bereits das Wasser erhitzt. Mit einem schüchternen Lächeln begrüßt Ragna die Magd. Auch wenn sie bisher nicht wirklich mehr als vereinzelte Worte miteinander gewechselt haben ist ihr Avila selbstredend bekannt. Wenn Aurian zu tun hatte oder Pflichten für die Steinfaust erledigt, hatte sich Avila um sie gekümmert. Auch in der Zeit, in welcher es Aurian sichtlich schlecht ging, war es Avila, die ihr das Essen brachte. Ragna hätte Aurian gerne getröstet oder ihr sonst wie geholfen, aber ständig war jemand der anderen Bewohner ? meist Avila ? bei ihr um nach ihrem Wohl zu sehen, sie aufzumuntern oder gar davon zu überzeugen, dass sie was Essen musste, so dass sich Ragna eher fern hielt. Sie hatte das Irrlicht nach Lady Aurian gefragt. Sich erkundigt ob diese krank sei und man irgendetwas tun könnte. Apfelgrips hat wie immer kein Blatt vor den Mund genommen und drauf losgeplaudert, dass es doch wegen der Verhandlung sei und es um den verschwundenen Jungen ginge. Ragna-Rana mag sich nicht an das Kind erinnern, aber an ihre Panik bei dem Feuer, erinnert sie sich ganz genau. Und Apfelgrips hatte ihr erklärt, dass das alles irgendwie zusammenhing. Mehr wusste Ragna-Rana aber auch nicht.

Lyall und Ragna, welche sich ein wenig schräg hinter ihr aufhält warten bis Avilas Wasser heiß und für den Aufguss bereit ist. Mit einem Kräutersieb setzt Lyall nun den Tee auf, während Ragna ihr schweigsam über die Schultern schaut.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Avila am 15. Mai 2012, 11:57 Uhr
~Mit Lyall und Ragna~



Avila ist nicht weiter überrascht, als zu Recht später Stunde noch Lyall die Küche betritt, sie hat auch schon das Wasser für einen letzten Tee vor dem Zubettgehen heiß gemacht. Als Lyall dann aber von Ragna begleitet wird, ist sie doch ein wenig verwundert, auch wenn sie es sich nicht weiter anmerken lässt. Obwohl Ragna-Rana schon eine ganze Weile im Anwesen lebt, so hat Avila doch nicht das Gefühl, sie sonderlich kennen gelernt zu haben, ja, sie ist nicht mehr als eine flüchtige Bekannte.Wirklich viel Zeit um sich mit der schweigenden Mitbewohnerin zu beschäftigen hat sich die Herzländerin allerdings in den vergangenen Monden auch nicht nehmen können. Von irgendwo ruft stets die Arbeit, wenn nicht aus der Küche, dann aus dem Garten, von der Wäsche, aus den staubigen Regel und so weiter. Avilas größtes Sorgenkind war vor allem die Lady deWinter, auf die sie viel Zeit, Nerven und Überredungskünste verwenden musste, damit sie nicht verhungerte. Vor allem hat es an Avila gezehrt, dass sie das Problem der Lady nicht wirklich nachvollziehen konnte – sie hatte nach Ansicht der Magd alles getan, was man für den verrückten Jungen tun konnte. Warum sie sich da so Vowürfe machte, würde für Avila unbegreiflich und auch ein wenig lebensfremd bleiben. Einem Hund, der einem einmal in die Hand beißt, hält man sie ja wohl auch nicht ein zweites Mal hin – ihrer Ansicht nach hätte Lyall nie nach dem Jungen suchen sollen, sondern man hätte akzeptieren sollen, dass er ein Idiot ist, der nicht weiß, was gut für ihn ist. So hätte sie es zumindest gehalten, doch so bleibt ihr nichts übrig, als Schadensbegrenzung für die Lady zu betreiben, damit sie keinen Schwächeanfall bekommt. Es kann aber auch sehr anstrengend sein, wenn man stundenlang in der Küche steht um etwas besonders Gutes zu kochen und dann die Herrin nur nach Zusprechen fünf Bissen davon nimmt. An diesem Abend hatte sie zumindest beinahe eine ganze Portion Huhn in Rotweinsauce mit Kartoffeln gegessen, aber Lyalls und Ragna-Ranas Portionen waren übrig geblieben.

Als nun die beiden Verschollenen doch relativ gut gelaunt in die Küche kommen, werden sie von Avila freundlich begrüßt, die versucht sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Wie stets am Abend sucht Lyall aus dem großen Angebot von Avilas selbstgemachten Tees einen aus und kümmert sich um die Zubereitung. Währenddessen stellt die Großmagd Tassen, Löffel und Honig auf den Tisch, sowie eine Schale mit in Fett ausgebackenen Apfelkringeln. „Möchtet ihr etwas essen oder habt ihr schon gegessen? Es gibt Wein-Huhn mit Kartoffeln. Die Kartoffeln könnte ich auch anbraten und das Huhn aufwärmen, aber es schmeckt auch kalt gut.“ Wäre Lyall alleine, dann würde sie jetzt vermutlich fragen, was sie so gemacht hat, aber sie möchte vor allem vor Ragna-Rana nicht zu aufdringlich wirken, wo die sie doch vorhin so freundlich angelächelt hat. Vielleicht ist es besser abzuwarten, ob sie von sich aus etwas erzählen, um sie nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. „Das Gitter sieht übrigens sehr vielversprechend aus, ich habe es mir vorhin angeschaut, da habt ihr gute Arbeit geleistet“, lobt Avila daher lieber, damit müsste sie auf der sicheren Seite liegen und falls nötig auch ein angenehmes Gesprächsthema liefern.

Titel: Re: Das Anwesen de Winter
Beitrag von Lyall am 07. Juni 2012, 17:48 Uhr
nach dem Besuch von Kaney in seiner Hütte


Bedächtig mit einem Finger an ihre Nasenspitze tippend und völlig vertieft in die Auswahl eines Tees, steht Lyall unentschlossen vor dem Regal. Mehrere Tonkrüge mit Korkdeckel aber auch zahlreiche hohe Metalldosen türmen sich vor ihr auf, jedes Gefäß ist mit einem Etikett versehen auf dem in Avilas ordentlicher Handschrift der Inhalt vermerkt ist. Eigentlich hatte die Drachenländerin vorgehabt den Brombeer-Apfel-Tee mit ganzen getrockneten Früchten aus dem letzten Jahr zu wählen, doch stattdessen greift sie zur Dose mit dem Melissentee. Er würde die erhitzten Gemüter sicher beruhigen und zur späten Stunde zu einem tiefen Schlaf verhelfen. Auch wenn Lyall so leider auf die im Tee schwimmenden Apfel- und Brombeerstückchen verzichten musste. Mit einem Lappen hebt sie die große Kanne vom Dreibein ab, in der schon freudig heißes Wasser vor sich hin brodelt. Wie Avila nur immer wusste, wann die Wargin nach hause kam? Es musste ein innerer Instinkt sein, denn meist stand frisches Teewasser bereit, wenn Lyall mal wieder etwas später in die Küche getrottet kam. Innerlich dankt sie der Magd für ihre immer waltende Umsicht, während sie die trockenen Kräuter in ein schmales Sieb füllt und in das heiße Wasser hängt. Sogleich verbreitet sich der wohlriechende süße Duft der Melisse und die Wargin schnuppert entzückt.
„Der Tee muss nur kurz ziehen und dann können wir ihn auch schon trinken.“ Erfreut muss sie feststellen, dass die Großmagd auch jetzt, während Lyalls Odyssee durch das Teeregal, schon Honig und Geschirr auf den Tisch gestellt hat, sowie auch lecker glänzende Apfelkringel. Doch  Avilas Frage nach einem fast schon mitternächtlichen Schmauß kann Lyall nicht widerstehen.
„Oh Hühnchen? Und Kartoffeln? Ja...naja....wir haben ein bisschen was gegessen aber... zu deinem Hühnchen in Rotweinsoße kann ich nicht Nein sagen! Es ist im Vorratskeller nicht wahr? Ich gehe schon, bleib sitzen.“ Und flink wie ein Wiesel huscht sie die Treppe hinunter, späht in diverse Töpfe und Pfannen, bis sie erblickt hat, was sie sucht.
Oben angekommen wirft sie einen Blick auf Ragna, die etwas verloren am Küchentisch sitzt. „Möchtest du auch noch? Ich esse es kalt...Soll ich es dir warm machen?“ Während sie Ragnas Antwort lauscht und verstehend nickt, lobt Avila ihre Arbeit mit dem Gehege für Ragnas tierischen Gefährten. Es war wirklich sehr viel Arbeit gewesen alle Pfosten und Zäune hoch genug zu ziehen und ausbruchssicher zu machen. Zumindest hofften beide dies. Wenn der zu groß geratene Kater irgendwann wieder vor ihrer Türe saß, so war die Höhe der Zäune wohl doch noch zu niedrig gewählt. „Wir hoffen einfach, dass es hoch genug ist.“ Antwortet Lyall, nachdem Ragna auf Avilas Frage geantwortet hat. „Sollte er doch ausbüchsen, könnte es eine Überlegung wert sein ein Netz über das Gehege zu spannen“. Dann hält sie in ihrem Tun, das Hühnchen zu teilen inne und wendet sich an Avila: „Entschuldige, dass ich dich vergessen habe zu fragen. Möchtest du auch noch etwas essen? Oder reicht dir der Tee?“



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