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Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Das Anwesen McDunn
(Thema begonnen von: Shyada am 16. Jan. 2008, 00:06 Uhr)

Titel: Das Anwesen McDunn
Beitrag von Shyada am 16. Jan. 2008, 00:06 Uhr
Im Nordwesten der Stadt, ganz in der Nähe der Tempel, befindet sich direkt am südlichen Ufer des Llarelon das Anwesen der Familie McDunn, eine Adelsfamilie der Ostlande ohne allzu großes Vermögen oder Ansehen, aber dennoch nicht ganz unbekannt in Talyra.
Nachdem die Hausherrin bereits vor zwei Jahren gestorben ist, leben nur noch ihr Mann Eamon McDunn und ihre beiden Töchter Aylen und Erinn in Talyra. Der Rest der Familie der einst in Talyra ansässig war, hat nach dem Tod Rhondas wieder zurück zur Heimat begeben, so dass Eamon plötzlich allein mit der Erziehung seiner Töchter konfrontiert wurde.

Das kleine Anwesen der Familie McDunn besteht aus einem zweistöckigen Eckhaus, dessen Wände aus silbergrauem Stein erbaut wurden, und einem kleinen Garten, welcher durch das Haus zur Strasse hin verdeckt wird. Den Garten kann man aber zusätzlich über eine kleine Pforte neben dem Haus betreten, diese ist aber meist verschlossen und lässt sich zudem nur von Innen öffnen.
Betritt man das Haus gelangt man in einen recht großen Flur dessen rechten Seite aus einer breite Treppe besteht, die ins erste Stockwerk führt. Dieses wird nur von McDunn und seinen Töchtern bewohnt und auch betreten. Nur selten erhält ein Gast oder Bekannter Zutritt zu den oberen Räumen, wozu unter anderem das Arbeitszimmer Eamons und die Schlafgemächer der Familie zählen. Einzige Ausnahme ist das Hausmädchen Tajana, dass dort für Ordnung sorgen muss.
Obwohl man dem Haus ansehen kann, dass die Familie etwas mehr Geld zum Leben hat, ist nirgends übertriebene Dekoration oder unnötiger Tand zu finden. Wohl ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Mann das sagen im Haus hat. Das auffälligste im Flur ist ein riesiger holzverkleideter Spiegel neben der Treppe an der Wand zum Gästezimmer. Weiter findet man dort nur einige Haken an der Wand für Mäntel oder Hüte und drei massive Kisten aus dunklem Holz, sowie ein halbhoher Schrank an der linken Wand.
Hinter dieser Wand befindet sich die Abstell- und Gesindekammer, die eigentlich nur von Tajana aufgesucht wird, um sich dort für einen Moment auszuruhen oder alten Tand zu verstauen beziehungsweise wieder herauszuholen. Man gelangt zu diesem Raum, wenn man den Flur erst ein Stück gerade aus und dann nach links entlangläuft. Die linke Tür führt in den Abstellraum, während die andere Tür in den Salon oder auch das Empfangszimmer führt. Hier empfängt Eamon seine Gäste oder lässt seine Töchter ihre Kaffeekränzchen abhalten. Gleich rechter Hand um die Ecke befindet sich ein wuchtiger runder Esstisch direkt vor einem riesigen Fenster, welches einen hervorragenden Blick auf den Innenhof und die Terrasse erlaubt. Hier isst die Familie wenn kein Besuch im Haus oder nur ein Gast zugegen ist. Eine weitere Tür dort wird von Tajana benutzt, um rasch von der Küche das Essen zu bringen. Gäste werden selten durch diese Tür geführt.
Steht mehr Besuch im Haus an, so wird der Tisch im anderen Bereich des wohl größtes Raumes im Haus genutzt. Es ist eine lange Tafel mit gepolsterten Stühlen, an der bis zu zwölf Personen Platz finden.
Am Kopfende der Tafel befindet sich ein massiver Kamin, dessen gusseiserne Verzierungen die Köpfe seltsamer Fabelwesen bilden. Auch im Salon fehlt der übliche Einfluss einer Frau, allerdings sind einige Landschaftsbilder und ein Portrait von Rhonda an den Wänden zu sehen. Die von der kleinen Tür gesehene rechte Ecke wird von zwei wuchtigen Sesseln beherrscht, die von deckenhohen Bücherregalen eingerahmt werden. Vor den beiden Sesseln befindet sich ein weicher Läufer und ein kleiner Tisch. Auf diesem, sowie überall in der Leseecke verteilt stehen Kerzenständer unterschiedliche Größe, wobei jener auf dem Tisch der Kleinste ist.

Zurück auf dem Flur liegt direkt gegenüber dem Hauseingang die Küche zu dessen linke Seite eine Tür zum Garten führt.
Neben einer Feuerstelle und einem Ofen, bietet die Küche noch genügend Platz für allerhand Schränke und einem Tisch samt Bänken. Von den Wänden kann man nicht mehr viel sehen, dafür biegen sich die Regale und Schrankböden vor Geschirr, Töpfen, Besteck und anderen Küchenutensilien. Auf den Fensterbänken, sowie von der Decke hängend findet man überall Kräuter. Manche frisch, manche getrocknet.
Vom Ofen mitgewärmt wird das Zimmer gleich daneben, welches ursprünglich das Zimmer von weiterem Hauspersonal war, aber dann zu einem Gästezimmer umfunktioniert wurde. Es ist einfach eingerichtet und beherbergt außer einem Kassettenschrank, einem Bett, zwei Truhen und einem Nachtschrank nur noch einen Teppich samt Tisch mit zwei Stühlen. Tritt man aus diesem Zimmer heraus hat man gleich direkt gegenüber den Eingang zum anderen Gästezimmer, das ungefähr gleichgroß, aber umfangreicher ausgestattet ist. Die zwei großen Schränke in diesem Raum werden von Eamon hauptsächlich zum Verstauen von Bettwäsche und nicht ständig benutzter Kleidung genutzt. Passend zu den dunklen Eichenschränken gibt es zwei Betten und zwei Nachtschränke, sowie einen Tisch mit drei Stühlen.
Zwischen den beiden Gästezimmern befindet sich das Bad, dass von allen Hausbewohnern genutzt wird. Ein zweites befindet sich in der anderen Etage. Jedoch besitzt nur das gemeinsam benutzte über einen Abtritt und eine Wanne, die über einen unterirdischen Abfluss verfügen.


Verlässt man das Haus so befindet man sich sogleich auf einer gepflasterten Terrasse, die von einem ungefähr kniehohen Zierzaun eingerahmt wird. Der Rest des Innenhofes besteht aus Grünflächen, sowie mehreren Bäumen und Beeten entlang der mannshohen Gartenmauer, die zur Flussseite hin durch Sichtfenster durchbrochen ist.


Personen des Hauses:

Eamon McDunn
Ein etwas stämmiger Mann mittleren Alters, dessen braunes Haar sich bereits grau verfärbt und der generell ein wenig verwirrt und überfordert wirkt. Besonders nach dem Tod und dem „plötzlichen“ Verschwinden eines Großteils des Familiengeldes hat sich dieser Zustand verstärkt.
Dennoch ist Eamon ein gebildeter Mann, der für das Gildenhaus der Stadt arbeitet und so auch nicht ganz unbekannt bei den ansässigen Handwerkern und Stadtleuten ist.

Eamon ist jemand der permanent freundlich ist und nur äußerst selten rumschreit oder flucht. Dann meist ohnehin wegen sich selbst, weil ihm etwas unheimlich dummes passiert. Kleiden tut sich Eamon genauso wie er sein Haus eingerichtet hat. Einfach, aber edel und natürlich den Zwecke entsprechend. Er ist kein Mann allzu großer Worte, weiß sich aber trotzdem in Szene zu setzen oder sich zu behaupten.


Aylen McDunn
Nach dem Tod ihrer Mutter hat die mittlerweile sechzehnjährige Aylen beschlossen, dass ihr niemand anderes mehr etwas zu sagen hat, nur ihr Vater, und genau diese ablehnende Einstellung strahlt sie auch jedem gegenüber aus, der ihr nicht in den Kram passt. Sie gehört zu der Sorte Mensch, der sich nur um eigene Belange kümmert und sich nicht im geringsten um andere kümmert. Sie schikaniert gerne und gibt anderen für ihre Fehler die Schuld, was sie zu einem äußerst anstrengenden Biest machen kann.
Ihrem Vater gegenüber weiß sie sich natürlich zu benehmen und nutzt seine Gutmütigkeit geschickt aus, um ihre Wünsche in die Tat umzusetzen.
Aylens Augen und Haare haben die gleiche braune Farbe wie ihr weiter und zum Leidwesens des Mädchen hat sie auch seine stämmige Figur geerbt.

Erinn McDunn
Das Nesthäkchen der Familie. Ein schlaksiges, quirliges Mädchen von zehn Jahren, dass eigentlich nie still sitzen oder sein kann. Die blonden Haare hat sie von ihrer Mutter geerbt und kommt auch sonst eher nach dem Gemüt Rhondas.
Auch wenn sie manchmal zuviel plappert ist sie doch ein recht umgängliches Kind, dass auch weiß, wann es besser ruhig sein sollte und sich gehorsam gegenüber Erwachsenen zeigt.
Mit ihrer älteren Schwester versteht sich Erinn eigentlich recht gut, aber natürlich kommt es aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften und des Alters immer wieder zu Auseinandersetzungen.


Tajana
Eine unauffällige zierliche Frau, die schon in die Jahre gekommen ist. Ihr Haar war einst schwarz, ist nun aber schon von grauen Strähnen durchzogen. Obwohl sie schon an die fünfzig Sommer erlebt haben mag, ist sie dennoch recht flink auf den Beinen und versteht es alle anfallenden Aufgaben im Haus McDunn geschickt und schnell zu erledigen.
Auch wenn sie permanent im Haus anzutreffen ist, wohnt sie nicht hier, sondern hat ihr Heim im südlichen Teil der Stadt.  


Zur Zeit zusätzlich noch Shyada die bei Ausflügen als Begleitschutz für die Töchter dient.

(Skizze vom Haus folgt)

Titel: Re: Das Anwesen McDunn
Beitrag von Shyada am 16. Jan. 2008, 22:17 Uhr
Aufgrund der Kälte und der fortgeschrittenen Tageszeit sind nur noch wenige Bürger Talyras auf den Strassen unterwegs. Aus einigen dunklen Ecken dringen lallende Stimmen von Männern, die einen über den Durst getrunken haben und sich nun draußen noch ein wenig über ihre Probleme unterhalten. Gelegentlich sieht man Katzen oder Personen durch das nächtliche Talyra huschen oder hört deren Getrappel, aber sonst ist die Stadt fast wie ausgestorben. Lichterschein erhellt Teile von Häusern und Strassen, vertieft allerdings die Schatten rings herum. Hunde heulen in die Dunkelheit hinein und der Wind stimmt mit heiserem flüstern darin ein, wenn er um die Häuserecken schleicht.
Shyada liebt es durch ein so leeres Talyra zu laufen. Es erweckt stets den Eindruck einer verlassenen Stadt in welcher nur noch die Geister aktiv sind. Und solche Städte haben bekanntlich ihre Geheimnisse. Auch wenn Talyra gewiss alles andere als ausgestorben ist, so weiß Shyada, dass so manch einer etwas im Verborgenen hält und gerade das macht es so interessant in der Stadt zu sein. Sie würde es nur schwerlich zugeben, aber zu ihrem Leidwesen hat sie sich einfach an die Stadt gewöhnt. Sie war und ist das einzige Zuhause das sie jemals hatte und der einzige Ort an denen es Personen gibt, die sich um sie gekümmert haben. Das schwache Lächeln auf ihrem Gesicht kann niemand sehen, da sich in ihrem Umkreis keiner auf den Strassen befindet und selbst dann wäre es fast unmöglich, da Shyada wie immer an den Schatten entlang schleicht. Jederzeit bereit im Dunkel zu verschwinden, falls sie nicht gesehen werden möchte.

Heute Abend gibt es jedoch keinen Grund um sich zu verstecken. Wer auch immer das Mädchen getötet haben mag, lauert ihr zumindest nicht auf und so erreicht Shyada unbehelligt das Anwesen, dass ihr schon seit längerer Zeit ein warmes Bett anbietet. Sie hat sich von Anfang an nicht in dem Haus wohl gefühlt und kommt auch nach wie vor nicht mit den Kindern zurecht, aber abgesehen von den gelegentlichen Ausflügen oder einigen Unterrichtsstunden bezüglich Verteidigung hat sie jede Menge Freiheiten und ist an nichts gebunden. Und auch wenn es ihr manchmal wie Verrat an sich selber vorkommt, ist es ein recht behaglicher Deal zwischen ihr und Eamon. Er stellt keine Ansprüche oder macht ihr keine Vorschriften und sie führt ihre Aufgabe aus. Mehr nicht. Die Anwesenheit bei Teegesellschaften ist zwar nicht gerade Shyadas Lieblingstätigkeit, aber solange man sie nicht zwingt sich in pompösen Kleidern blicken zu lassen oder sich mit an den Tisch zu setzen lässt es sich ertragen.
Knarrend öffnet sich die Tür, die trotz der späten Stunde noch nicht verschlossen ist. Verwundern tut Shyada dies schon, da Eamon sonst so übervorsichtig ist, da sie allerdings nicht mit dem Sonnenuntergang schon im Bett liegen würde, hatte er sich damit arrangieren müssen. Die Dielen unter ihren Füßen knarren leise. Es ist niemand zu hören. Die beiden Mädchen schlafen vermutlich schon. Tajana würde bereits zu Hause sein und Eamon? So wie Shyada in einschätzt wartet er wieder irgendwo im Haus darauf, dass sie zurückkehrt, damit er alles verriegeln kann. Sie ist gerade an der Küchentür vorbei als ein leises aber deutliches „Shyada?“ aus dem Salon zu hören ist. Ihre Antwort wäre beinahe ein pampiges „Wer sonst?“ geworden, wird dann aber nur zu einem neutralen. „Ja!“. Leises rascheln ist zu hören, dann wird es plötzlich dunkel, als der Lichtschein vom Salon fehlt, aber schon kurz darauf, flackert ein neues Kerzenlicht, als Eamon sich mit einem Kerzenständer in der Hand ihr nähert.

„Hier, der ist für Euch. Ich bin es ein wenig leid, ständig zu warten.“ Mit fragenden Augenbrauen sieht Shyada zu dem Band samt Schlüssel. Ihre Verwunderung und das Misstrauen sind ihr deutlich anzusehen, aber Eamon erklärt gleich weiter. „So ist es einfacher. Ihr könnt und gehen wann Ihr wollt und ich kann ebenfalls ins Bett gehen wenn ich müde bin und muss nicht auf Euch warten.“ Shyada zögert noch immer einen Moment, greift aber schließlich doch nach dem dunkel glänzenden Metall. Es wäre für sie auch praktischer, aber ein Schlüssel bedeutet im allgemeinen auch Verantwortung und die will sie in diesem Haus eigentlich für nichts übernehmen. Allerdings sollte es auch nicht so schwer sein auf einen kleinen Schlüssel aufzupassen. „Wie Ihr wünscht, Eamon.“ Er nickt zufrieden, murmelt eine Verabschiedung und schlurft dann zu Tür, um sie vor dem zu Bett gehen abzuschließen.
Shyada ist derweil schon längst in ihrem Zimmer verschwunden und hat ihre Kleidung gegen eine zerknitterte Schlaftunika ausgetauscht, die ihr nicht ganz bis zu den Knien reicht. Erneut betrachtet sie den auf ihrem Nachttisch liegenden Schlüssel skeptisch, verwirft ihre Zweifel aber mit einem Schulterzucken und legt sich schlafen.

Titel: Re: Das Anwesen McDunn
Beitrag von Shyada am 23. Jan. 2008, 22:10 Uhr
Sie hat keine Ahnung wie spät es ist, als etwas im Nebenraum scheppernd zu Boden geht, aber es spielt auch keine Rolle, denn im Moment würde sie denjenigen liebend gerne erwürgen. Da Geräusch klingt ziemlich blechern, so dass Shyada vermutet, dass der Störenfried sich in der Küche befindet. Murrend zieht sie die Decke über den zersausten Kopf und dreht sich mit dem Rücken zur Geräuschquelle. So praktisch es manchmal auch ist sein Zimmer direkt neben der Küche zu haben, spätestens am Morgen, wenn Tajana bereits früh dort zu arbeiten beginnt, bereut sie es doch irgendwie. Sie ist noch weit davon entfernt wirklich wach zu sein, aber um noch mal einzuschlafen reicht es auch nicht mehr, so dass Shyada sich nur mehrmals von einer Seite auf die andere dreht und dann resigniert aufgibt. Das Bett ist viel zu warm um es zu verlassen und es erwartet sie sowieso nur ein furchtbar langweiliger Tag. Trotzdem steckt sie vorsichtig die Zehenspitzen am Fußende des Bettes hervor, nur um sie gleich darauf wieder unter der Decke zu verstecken. Definitiv zu kalt! protestiert sie lautlos und fragt sich insgeheim, wann sie eigentlich so verweichlicht ist.
In ihrem Pfahlbaumhaus war sie viel schlimmeres gewohnt. Trotzdem kriegt Shyada sich damit nicht überzeugt, sich aus dem Bett zu schwingen und döst noch eine Weile darin herum.
Auch wenn sie in der Steinfaust ihr eigenes Zimmer hatte, so ist dies hier ein ganz anderer Luxus. Niemand macht ihr Vorschriften, niemand spielt sich als ihr Vormund auf. Sie kann wie üblich tun und lassen was sie will, muss nur gelegentlich daran denken böse Buben mit bösen Blicken zur vertreiben und bekommt dafür Geld. Eigentlich kein schlechtes Geschäft, wenn man diese unsäglichen Gören dabei ignoriert.

Erst als sich allmählich die Wärme vom küchenseitig beheizten Ofen in ihrem Zimmer ausbreitet, entschließt sich Shyada nun doch endlich das Bett zu verlassen. Natürlich ist es außerhalb des Bettes immer noch kälter, so dass sie rasch ihre Kleidung anzieht und sich dann einen Moment an der warmen Ofenwand aufwärmt. Nach einem kurzem Besuch im Bad und einer raschern Katzenwäsche, sucht sie schließlich die Küche auf, wo der kochwütige Wecker auch schon eifrig am Werkeln ist. Mit einem freundlichen „Guten Morgen!“ wird Shyada begrüßt und bekommt, ohne dass sie etwas sagen muss prompt alles mögliche zu Essen aufgetischt. Eigentlich ist sie morgens kein großer Esser und in gewisser Weise ist es ihr noch immer unangenehm, dass sie brav am Tisch sitzen muss, während Tajana um sie herumwuselt und sie „bedient“, aber sie hat sich erstaunlich leicht daran gewöhnt und solange man sie nicht auch als vertätschelte Adelstochter behandeln würde, kann sie damit leben. In aller Seelenruhe lässt sie sich ihr Frühstück schmecken und probiert auch vom Cofea der zu den neusten Vorlieben Eamons gehört, bekommt aber prompt einen Würgereiz vom ungewohnten Geschmack und hastet eifrig zur Spüle. Tajana scheint darüber weniger erfreut, was aber wohl eher am Preis der Bohnen liegt, als an Shyadas Verhalten liegt. Man kann ihr deutlich ansehen, dass sie der Amazone nichts mehr von dem Heißgetränk vorsetzen wird und probiert es stattdessen mit dem üblichen Tee. Dankbar greift Shyada danach und versucht den herben Geschmack loszuwerden.
Sie hat gerade fertig gegessen, als Eamon in der Küche auftaucht und sie über den heutigen Tag – zum hundertsten Mal- in Kenntnis setzt. Wenn die Mädchen mit ihrem Frühstück fertig sind, würde Tajana ihnen noch beim ankleiden helfen und dann würde es schon losgehen. Ihr Ziel ist ein größeres Dorf im Westen Talyras. Shyada hat es schon ein paar Mal auf ihren Reisen gesehen, hatte es aber noch nie betreten. Das würde sich heute ändern.
Grimmen hört sich zwar alles andere als einladend ein, aber irgendwie würde sich der Tag schon überstehen lassen. Zumindest wenn Eamon sich wieder beruhigen würde, denn seit Gerüchte über einen Frauenmörder die Runde machen, ist er hibbelig wie ein aufgeschrecktes Huhn und erklärt ihr immer wieder, dass sie seine Töchter ja nie aus dem Auge lassen soll. Nicht solange sie sich außerhalb des Hauses aufhalten.
Sie lässt auch diese Predigt über sich ergehen und macht sich anschließend ebenfalls „ausgehfertig“, um anschließend auf die McDunns zu warten.

Titel: Re: Das Anwesen McDunn
Beitrag von Shyada am 05. Feb. 2008, 19:58 Uhr
Ihr war schon beim Aufstehen bewusst gewesen, dass der Tag kein sehr angenehmer werden würde, dass er aber so dermaßen zäh verlaufen und einfach nur sterbenslangweilig sein würde, hätte sie nicht erwartet. Sie hat bei weitem schlimmeres erlebt, aber in einer Schlacht gegen Narge zu kämpfen scheint ihr trotz allem erfreulicher, als den ganzen Tag dabei zuzugucken, wie kichernde kleine Mädchen sich über die heranwachsenden Knaben der Stadt unterhalten und sich dabei ausmalen, wer später mal wen heiraten würde.
Wie üblich, wenn es darum geht die Töchter zu begleiten, muss sich Shyada im Hintergrund halten. Natürlich fällt sie auf, weil sie nicht in mit Rüschen besetzten Kleidern herumrennt und nicht mal ansatzweise ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu finden ist. Sie weiß auch, dass die kichernde Gänseschar gelegentlich über sie herzieht, obwohl sie glauben, dass sie es heimlich genug tun, aber ihr soll es recht sein.
Solange man sie einfach in Ruhe lässt, während sie darauf wartet, dass das Elend sein Ende haben wird, hat sie ausreichend Zeit, um über das vergangene Jahr und ihre neuen Pläne nachzudenken und erfährt dabei auch noch so einige andere Dinge, die sich innerhalb und außerhalb Talyras abspielen und irgendwann einmal von Nutzen sein könnten. Auch von Mord ist mal wieder die Rede, allerdings hat sich zu Shyadas Überraschung wohl ein weiteres Opfer zu dem vom Vortag gesellt. Der erwähnte Name kommt ihr bekannt vor, weckt aber keine Erinnerungen, so dass die neu gefundene Leiche für sie weniger eine Rolle spielt. Allerdings kennt sie jemanden, den das absolut nicht kalt lassen würde, dass sich in seiner Stadt innerhalb von zwei Tagen zwei Leichen finden lassen. Und das sie angeblich weniger ansprechend zugerichtet sein sollen, tut wohl sein übriges, um Olyvar und seine Männer auf der Stelle rotieren zu lassen. Insgeheim tun ihr die Gardisten samt ihrem Lord Commander sogar ein wenig leid. Sie weiß, dass auf ihnen jetzt ein ungeheurer Druck lastet und jeder sein Maul aufreißt, was mögliche Täter, angebliche weitere Opfer und allerhand Gerüchten angeht. Tausend Informationen, die einem letztendlich nicht weiter helfen und nur dafür sorgen, dass man ins Stocken gerät. Doch viel schlimmer als die Lästermäuler sind die Fragen und die ausbleibenden Antworten...und die Angst, die so manch anderen auch zu einer Gefahr werden lassen kann. Shyada ist sich ziemlich sicher, dass es in den nächsten Tagen, sollte der oder die Mörder nicht innerhalb der nächsten Tage gefunden werden, zu einigen Krawallen kommen wird. So freundlich Talyra auch wirken mag, Unruhestifter gibt es überall und je größer die Zahl der Einwohner, umso höher die Chance, dass jemand solche Vorfälle zu seinem eigenen Nutzen missbraucht. Sie kann sich zwar nicht vorstellen, dass jemand versuchen sollte Olyvar aus seiner Steinfaust zu vertreiben, aber seit man sogar ihr nachgestellt hat, obwohl sie sich noch immer keinen Reim darauf machen kann, scheint ihr so ziemlich alles möglich.

Doch trotz aller Grübeleien was in der Stadt vor sich geht, vergeht der Tag in Grimmen eintönig und öde. Die Mädchen essen... die Mädchen lachen... die Mädchen lästern... und die Mädchen bewundern gegenseitig ihre tollen Haare und Kleider. Auch wenn sie das Treffen vollkommen kalt lässt, ist es seltsam zu sehen, wie reiche Kinder sich in diesem Alter benehmen. Sie könnte nicht behaupten, jemals soviel Zeit für derlei Dinge gehabt zu haben. Sie hatte ja nicht einmal gewusst, was Kaffeekränzchen sind und wie man interessante Jungen aus der Ferne anschmachtet. So etwas hatte es für sie nie gegeben. Keine Freunde... keine Jungen... keine Freizeit, um sich einfach nur so die Zeit zu vertreiben. Sie hatte nur lernen müssen. Lernen zu überleben und lernen aus ihrem Gesicht eine undurchdringliche Maske zu formen. Wie ein Tier auf der Jagd beobachtet sie die Mädchen und stellt immer mehr fest, dass sie trotz aller Entbehrungen und weniger schönen Momenten froh ist, dass sie nicht so aufgewachsen ist. Allerdings weiß sie auch, dass es nur eine Frage der Erziehung ist, wie man wird. Gerade das letzte Jahr hatte ihr nur zu deutlich gemacht, dass in ihr noch etwas anderes steckt. Etwas, dass genauso überzeugend sein kann, wie die unnahbare Amazone. Sie hatte sich sogar an Kleider gewöhnt. Und gelernt, dass es tatsächlich möglich ist mit anderen zusammen zu leben. Zumindest für sie war es eine Art Zusammenleben gewesen. Für Olyvar und Diantha war sie wohl mehr ein unliebsames Haustier gewesen, dass man sich fälschlicherweise ins Haus geholt hatte, aber dann auch nicht mehr so schnell loswerden konnte. Aber das spielt auch keine Rolle. Sie hat gemerkt, dass da noch mehr in ihr steckt, doch sie ist noch immer nicht bereit, dieses Ich auch wirklich in diese Welt zu entlassen. Ihre Schutzmauer wurde zu dauerhaft erbaut, als dass sie sich so einfach einreißen lassen würde. Oft, so auch heute, hat sie darüber nachgedacht, ob es von Anfang an eine Fehlentscheidung gewesen ist, in die Dienste der Steinfaust zu treten, aber letztendlich verschwendet sie damit nur Zeit, denn zurückdrehen lässt sich die Zeit ohnehin nicht mehr.

Es ist später Nachmittag als sie wieder nach Talyra zurückkehren. Shyada ist froh, als das Anwesen der McDunns hinter einigen Hausen wieder auszumachen ist. Endlich würde sie wieder mehr Platz zwischen sich und die Mädchen, sowie Eamon kriegen. Zudem sind ihre Nerven für den heutigen Tag schon reichlich strapaziert und noch länger mit ihnen zusammen zu sein, würde sich nur schwerlich aushalten lassen. Kaum dass die Kutsche vor der Haustüre zu stehen kommt, hat Shyada sie auch schon fluchartig verlassen und ist erfreut darüber endlich dem aufdringlichen Rosenduft entkommen zu können. Ohne ein weiteres Wort, ist sie im Haus verschwunden, um einen Teil der Kleidung zu wechseln. Als sie umgezogen ist und bereits halb wieder auf dem Weg nach draußen ist, kommen erst Eamon und seine Töchter ins Haus und bedenken sie mit einem seltsamen Blick. Shyada zuckt nur mit den Schultern und erklärt kurz angebunden, dass sie noch etwas zu erledigen hätte. Natürlich spielt es keine Rolle, wann sie das Haus der Bücher aufsucht und so langsam geht sie bestimmt dem anderen oder anderen Angestellten des Hauses dort gehörig auf die Nerven, aber sie ist nicht bereits die Entführungssache einfach so fallen zu lassen. Irgendwann würde sich schon ein Hinweis finden lassen, der ihr die richtige Richtung weist.

Titel: Re: Das Anwesen McDunn
Beitrag von Shyada am 24. Mai 2008, 08:44 Uhr
Es sollte, wie jeden Zwölfmond, eigentlich nur eine bequeme Möglichkeit darstellen, um den Winter zu überstehen. Doch seit langem ist es für sie nichts Neues, dass sich die Dinge grundlegend geändert haben. Vieles hatte sie während des vergangenen Zwölfmondes geprägt. Ob es immer zum Guten war, bleibt fraglich. Zu leugnen ist es jedoch nicht, dass sich Shyada an die mehr oder weniger bequeme Lebensweise der Stadtbewohner in Talyra gewöhnt hat. Ein befestigter Wohnsitz hat mehr als nur einen Vorteil und besonders im Winter macht sich ein wenig mehr Mühe doch bemerkbar. Zumindest wenn man dann die Vorzüge von Öfen oder Kaminen in vollen Zügen auskosten kann.
Hinzu kommt, dass sich Eamon ebenso wie die Kinder an ihre etwas seltsame Art gewöhnt haben und sie alle auf eine gewisse distanzierte Art und Weise beinahe hervorragend auskommen. Shyada erfüllt ihre Pflichten und begleitet die Töchter des Hauses auch weiterhin brav wie ein Schoßhund, hat darüber hinaus aber mehr freie Zeit um sich mit ihren eigenen Dingen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass besonders Aylen immer häufiger darum bittet, dass sie allein ihre Freundinnen besuchen darf, da sie trotz allem nach wie vor eine gewisse Abneigung gegen Shyada hegt. Allerdings beruht dies zum Teil auf Gegenseitigkeit. Shyada ist nicht gewillt auch nur im Ansatz eine persönliche Beziehung zu den Bewohnern des Hauses McDunn aufzubauen. Sie kommen mehr oder weniger friedlich miteinander aus und das hilft zumindest im gängigen Alltag größere Probleme zu vermeiden.

Doch obwohl es ihr im allgemeinen nicht besser gehen könnte, bleibt die Suche nach Antworten nahezu erfolglos. Es stellt sich immer wieder als großes Manko heraus, dass sie selbst nicht schreiben oder lesen kann und somit immer wieder auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Ein Umstand der ihr absolut nicht zusagt, besonders wenn ihr Fragen auf der Zunge brennen, die aber zu viele Gegenfragen verursachen würden. Ihre Besuche beim Haus der Bücher haben über den Winter hinweg nachgelassen und ein Teil der Dinge die sie in Erfahrung gebracht hatte, hat sie schlichtweg gewissen. Das Wissen ist zwar nicht endgültig verloren, aber zur Zeit einfach nicht abrufbar, da sie es nicht direkt anwenden kann. Es sind die Details, kleine Zwischenstücke, die erst mit weiteren Informationen ein Ganzes ergeben würden. Bis es jedoch so weit wäre, würde mit Sicherheit noch einige Zeit verstreichen. Dennoch hat Shyada ihre Suche nicht vollends aufgegeben und nach wie vor steht eine Reise nach Torhof fest. Das wann und wie ist noch nicht einmal im Ansatz geplant, aber es hetzt sie auch niemand. Sie hat alle Zeit der Welt, um weiterhin nach Informationen zu suchen und das Geld für eine solche Reise zu sparen. Letzteres ist dank Eamon recht einfach geworden. Doch auch wenn es ganz und gar nicht in ihrer Natur liegt, Dinge lange Zeit auf sich warten zu lassen, so erscheint es ihr weniger sinnvoll einfach nach Torhof aufzubrechen. Es ist nicht die Angst vor der Fremde, aber Shyada weiß um die Vorteile einer guten Vorbereitung und eine derartige Reise würde eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Natürlich könnte durch Schiffsreisen den Weg verkürzen, aber jeder der sie kennt weiß, dass sie nicht gerade ein großer Freund von Schiffen ist. Gleiches gilt für Pferde. Wenn es sich nicht vermeiden lässt sind es durchaus akzeptable Fortbewegungsmöglichkeiten, aber in diesem Fall hat sie noch immer zwei gesunde Füße oder würde sich vielleicht mit Kutschen oder Fuhrkarren zufrieden geben. Nach wie vor bleibt es jedoch an der Tagesordnung sich umzuhören und sich mehr und mehr an das Stadtleben anzupassen. Shyada ist sich zwar noch immer nicht sicher, wann sie angefangen hat zum Stadtbewohner zu mutieren, doch redet sie sich immer wieder ein, dass es in Torhof nur von Vorteil sein kann, wenn sie sich ein wenig mit höfischer Etikette auskennt. Zumindest demnach zu schätzen, was sie bislang über ihre Entführer herausgefunden hat...

Die Zeit vergeht wie immer sehr rasch. Kaum hat der eine Mond angefangen, so ist er auch schon fast zu Ende. Besonders als der Frühling vor der Tür steht, verbringt Shyada wieder mehr Zeit in Talyras Umgebung und kann die Tage gar nicht so schnell zählen, wie sie an ihr vorbeifliegen. Die graue, trostlose Zeit hat ein Ende gefunden und mit den Blumen blüht auch Talyra wieder auf. Die Strassen sind jetzt wieder und um die Uhr gefüllt, während Jung und Alt ihrem Tagewerk nachgehen oder einfach ein wenig Zeit in der Sonne genießen.
Je länger die Tage werden, umso größer wird der Drang die McDunns für das Leben im Wald zu verlassen, aber ihr Verstand – der sonst wenig zu Rate gezogen wird – erinnert sie immer wieder daran, dass sie ihre momentane Situation nicht leichtfertig verspielen soll. So hat sie zumindest den Anstand und meldet es vorher an, wenn es sich nicht mit den Plänen Eamons kreuzt, wenn sie einige Tage länger außer Haus bleibt. Noch sind die Nächte zwar längst nicht warm genug um sie als angenehm zu empfinden, aber dank ihrer Herkunft weiß sie genug Möglichkeiten, um diese ein wenig ansprechender zu gestalten.
Der Frühling ist im vollen Gange. Blumen zieren die Stadt und auch die umliegenden Felder und Wiesen in einer wahren Farbenvielfalt und locken auch die Talyra immer wieder nach draußen. Für Shyada endlich wieder die Zeit, um sich ein wenig freizügiger zu geben. Natürlich nur, wenn sie nicht im Dienste der McDunn steht und ihren eigenen Dingen nachgeht. Ihre kurze Kleidung ist ihr einfach vertrauter, als die langen Kleider die üblicherweise von den Damen höherer Schichten getragen wird. Sie hat sich zwar mittlerweile gut mit den einfachen Vertretern der Gattung Kleid eingespielt, was aber nicht heißt, dass sie ohne sie nicht mehr leben kann.

Auch heute ist einer der Tage an denen die Familie einmal nicht zu irgendwelchen festlichen Anlässen außer Haus muss, so dass Shyada die Chance nutzt, um sich davon zu stehlen. Gewohnt in kurzem Rock, mit geschnürtem Mieder und Stiefeln verlässt sie das Haus. Genießerisch lässt sie sich vor der Haustür von der Sonne aufwärmen. Es ist noch früh und ein kühler Wind schleicht um die Häuserecken, aber es ist zusammen mit der Sonne erträglich. Im Schatten würde sie zwar noch frieren, aber rasch würde sich die Luft erwärmen und jeder Schatten willkommen sein.
Shyada hat nichts für den heutigen Tag geplant. Jedoch kommen mit der Sonne im allgemeinen auch viele Reisende nach Talyra und vielleicht würden sich am Hafen ja interessante in Erfahrung bringen lassen.



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