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Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Atevoras Wohnung
(Thema begonnen von: Atevora am 17. Dez. 2010, 20:29 Uhr)

Titel: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 17. Dez. 2010, 20:29 Uhr
Atevoras Zuhause:

Informationen zum Gebäude:
Atevoras Wohnung befindet sich in der Tausendwinkelgasse, im obersten Stockwerk (2. Stock) eines der größeren Gebäude der Tausendwinkelgasse. Das Wohnhaus ist mit reichlich Grünspan überzogenen Dachschindeln bedeckt und dazu farblich passend spannen sich zwei grüne Sonnensegel vom Gebäude ausgehend über die Straße. Unter diesen ist ein verblichenes Schild zu sehen, das Nadel und Faden zeigt. Das Gebäude besitzt Gauben, milchige und klare Butzenschreiben sowie einen Balkon mit schmiedeeisernen Geländern.  

Im Erdgeschoß: Wohnt/befindet sich ein Schneider mit seinen Verkaufsräumlichkeiten. Sein Name ist Cordus Kameruk. Im Erdgeschoß gibt es zudem einen Abort.
Im ersten Stock: Gibt es bloß einige kleinere Wohnungen.
Im zweiten Stock: Am Gang befinden sich eine Leiter die hinauf zur Dachkammer führt, und 3 Türen. Hinter einer der Türen liegt der zweite Abtritt des Gebäudes, vermutlich des saubersten in ganz Talyra. So sauber, dass sogar jene, die ihn benutzen - unterdessen sie ihn benutzen - auf nie mehr wieder sehen verschwinden. Einst meinte einer der Kobolde, die zuvor in diesem Haus wohnten, es wäre viel zu anstrengend, den Abort immer Mühevoll zu leeren und zu putzen.  
Seither reinigt sich der Abtritt auf magischem Wege selbst und niemand, der kein ausreichendes magisches Gespür besitzt, sollte ihn betreten, ansonst – so heißt es – wird er mit viel Pech noch während er sein Geschäft verrichte ins Nirwana gezogen.
Hinter den weiteren Türen sind Atevoras, und die ihres Nachbarn- ein Kobold mit dem Namen Lonolik - Wohnung zu finden.


Atevoras Wohnung:
http://img30.imageshack.us/img30/277/wohnungvateunbkl.jpg

Die Wohnung hat mit Balkon etwa 80m², ist also für mittelalterliche Verhältnisse enorm geräumig und groß. Aber sie ist mit nicht viel über zwei Schritt Höhe nicht besonders hoch.

- Vorraum:
Der Vorraum ist ausgestattet mit einem schmalen Kasten, und Haken fürs Gewand, sowie einem hölzernen Gestell mit einer Tropfwanne darunter zum Schuhe abstellen. Zudem steht neben dem Gestell für die Schuhe eine Kiste in denen einige Pantoffeln aus Filz für die Gäste sind.

- Wohnzimmer:  
Die Wände im Inneren sind größtenteils kalkweiß. Der Boden besteht aus sorgsam geputzten, polierten und gewachsem Parkettboden. Es duftet im Inneren leicht nach Zedern (Putzmittel bzw die Holzpolitur) und die Wohnung strahlt auf den ersten Blick eine gewisse Unnahbarkeit und Kälte aus.
Die Kopfseite des Zimmers besitzt eine Abschrägung vom Dach. Sie wird unterbrochen durch eine Gaubenausfassung mit einem doppelten Fenster. Dort wo die Wand noch nicht abgeschrägt ist befinden sich links und Rechts des Fensters teils farbige, teils milchige Butzenscheiben die direkt in die Wand eingelassen sind.  
Unter dem Fenster befindet sich ein runder kuscheliger Teppich auf dem Atevoras Hund Shafir zu dösen pflegt.
Die Einrichtung ist aus dunklem Holz oder Schmiedeeisen und durchaus schmuckvoll mit Intarsien und Schnitzerei verziert. In den Regalen und Ablageflächen stehen Bücher die von zwei Buchhaltern gehalten werden, allerhand Hüllen mit gerollten Pergamentblättern, Schreibwerkzeug. Alles ist sorgsam und akribisch zusammengeräumt. Teilweise wirkt es schmucklos und leer, denn kein zierliches Deckchen, oder sonstiger persönlicher Gegenstand ist auf den Regalen zu finden, alles in Allem lässt die Ordnung eine gewisse Strenge der Bewohnerin vermuten.
Zudem dominiert ein runder Tisch, mit vier gepolsterten Holzstühlen das innere des Raumes. Er steht auf einem von blauer und weißer Farbe dominierten viereckigen Teppich mit einem Lebensbaummotiv darauf.
In den Ecken des Raumes befinden sich Kohleschalen, dennoch vermögen sie in dem großen Zimmer nicht genügend Wärme zu spenden um es wirklich wohlig warm werden zu lassen, doch dies macht Atevora nicht viel aus, denn die Magierin findet ein nicht besonders hoch temperiertes Umfeld durchaus angenehm.


- Das Schlafgemach
Betritt man durch die Tür das Schlafgemach, befindet sich zur Rechten sogleich zur Rechten eine Tür hinaus zum Balkon.. Wo von außen nur eine Wand aus Butzenscheiben zu sehen ist, befindet sich davor im inneren der Wohnung in der Wand eingelassen der vermutlich eindrucksvollste Blickfänger in der Wohnung: Ein großes Motivfenster. Es besteht aus drei Teilen. Auf dem ersten Abschnitt ist das Bild einer rauen See zu sehen, am mittleren Teil beruhigen sich die Wogen und ein hübscher Regenbogen beginnt, der sich im dritten Teil, der ruhiges Wasser und einen Strandabschnitt zeigt, fortsetzt. Ein großer schwerer Vorhang aus dunkelblauem Stoff reicht hier von einer Raumseite zur Anderen. Er ist meist zugezogen und versperrt nicht nur den Sonnenstrahlen den Weg sondern auch den Blick auf die Tür und das Motivfenster. Auf der davon gegenüberliegenden Seite ist eine geschlossene Tür zu sehen. Sie ist immer verschlossen und den Gästen ist der Zutritt untersagt.
Auch in hier im Schlafraum besteht der Boden aus Holzdielen und in den Ecken sind Kohleschalen, doch sie werden selten benutzt. Neben Kästen für Gewand und Bettwäsche und einem mit Spiegel und einer Waschschüssel, dominiert den Raum ein großes geräumiges Bett. Über der Matratze liegt ein Unterbett das meist mit frischen Kräutern gefüllt ist und den Raum mit ihrem wohltuendem Duft nach Kamille, Melisse und Pfefferminze erfüllt. Darauf liegen eine edle Decke aus weichem Fell und eine meist zurückgeschlagene warme Steppdecke. Auf dem Boden vor dem Bett liegt ein gebürstetes, kuscheligweiches Schaffell.

- Der Balkon
Der Balkon wirkt den Sommer über wie eine blühende bunte Oase. In Blumentöpfen und Körpen, adrett und ansehlich zusammengestellt gedeihen hier verschiedene Pflanzen wie Hibiskus, Malve und Ringelblumen, oder Brunnenkresse, Hängebelagonien, Rosengeranie, Portulak, Silberkraut und verschiedene Kräuter schmücken die Töpfe, umspielen das Geländer und wachsen dem Himmel oder streben dem Boden entgegen.



Charaktere:

Schneidermeister Cordus Kameruk (NSC):
Cordus Kameruk ist ein schon etwas betagter Mann, mit freundlichem Wesen, aber leichtem Hang zum Düsteren oder zur Melancholie. Er hat graues Haar, eine etwas gedrungene Statur und ist vermutlich nicht größer als 167 Senkel. Trotz dessen ihn bereits bei grausigem nasskaltem Wetter ab und an die Gicht plagt, ist er ist noch bemerkenswert flink auf den Beinen und noch schneller und gewandter mit Nadel und Faden.  


Lonolik (NSC):
Er ist einer der vielen Kobolde der Tausendwinkelgasse, und vermutlich - wie fast jeder Kobold in der Stadt - auf mehreren Umwegen irgendwie mit Euron verwand, oder zumindest mit ihm bekannt. Er wohnt in der Wohnung gegenüber Atevora. Er ist flink, gewitzt und auch durchaus verschlagen, und er amüsiert sich gerne damit mit wenig aussagekräftigen manchmal konfusen Worten die Bürger der Stadt zu verwirren. Aber darüber hinaus ist er ein freundliches Naturell.



Weitere Beschreibung folgt..

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 17. Dez. 2010, 20:30 Uhr
Wenige Tage vor dem Julfest


Seit wenigen Wochen ist Atevora nun bereits wieder in Talyra. Sie ist dabei bisher – mit Ausnahme wichtiger beruflicher Tätigkeiten – noch kaum dazu gekommen etwas von ihrer zu-Erledigen-Liste zu streichen. Denn kaum war sie einen Tag in der Stadt geschah etwas unerwartetes.
Ein Winseln, poltern und lautes Scharren an ihrer Tür hat sie unsanft geweckt, nungut, zumindest zum Teil, das protestierende helle Kajaaa ihrer Eule als fordernde Antwort auf die Störung viel zu Früh am Morgen tat ihr übriges.
Schlaftrunken schlurfte sie zur Tür um nachzusehen wessen lästige Töle solch einen Lärm gerade und ausgerechnet vor und an IHRER Tür veranstaltet, und war dabei auch schon fest dazu entschlossen das Viehzeug umgehend sowie ohne jede Gnade ins Jenseits zu befördern. Zornig, mit Schwung öffnet sie die Tür, und als sie in den diesig erhellten Gang blinzelt starren sie zwei unglaublich traurige dunkle Augen eines Larkaner Bärenhundes an. Der Hund war in einem erbärmlichen Zustand, völlig abgemagert, das Fell stumpf, klumpig verfilzt und dreckstarrend, eine offene entzündete Wunde an der linken Vorderpfote, und dennoch erkannte sie ihn sofort. Die weiße Spitze an der Rute des ansonsten vollkommen schwarzen Hundes war charakteristisch genug: Shafir!
Im ersten Moment dachte sie Anrakis muss auch irgendwo in der Nähe sein. Dem Zustand des Hundes zu Urteilen, dürfte es ihm nicht besonders gut gehen. War er noch weiter die Treppen hinab und völlig entkräftet, vielleicht war er sogar am letzten Weg zur Wohnung gestürzt und lag nun irgendwoe - womöglich gleich im Treppenhaus - hilflos und verletzt. Eilends lief sie die Treppen hinab, doch kein alter Mann war dort. Aus diesem Grund hastete sie die Stiege wieder  hoch, warf sich ihren Umhang über und weitete die Suche auf die Straßen und Gassen der Tausendwinkelgasse aus, wobei sie sogar Maester Kameruk, den Schneider im ersten Stockwerk, der immer wieder gut an ihr verdient, um Hilfe bat. Aber weder in den Straßen und Gassen, noch im Kupferkessel selbst war er zu finden, geschweige denn auch nur gesehen worden.

Nach der langen vergeblichen Suche kehrten sie schließlich zum Haus zurück. Atevora bedanke sie sich zerknirscht bei dem hilfsbereiten Schneider, und beschloss sich des abgemagerten Hundes anzunehmen. Obwohl er so Dreckstarrend ihre Wohnung versaute, verzichtete sie für den Moment auf das vorerst beinahe unmöglich erscheinende Unterfangen einigermaßen zufriedenstellend sauber, oder das Fell ordentlich frisiert zu bekommen. Letzteres nicht nur, da sie keine Bürste besaß welche dieser Aufgabe auch nur annähernd gewachsen gewesen wäre. In einer Schüssel servierte sie ihm etwas Trockenfleisch, das ansonst als Notration für Via gedacht ist, und die Reste ihres Mittagessens, versorgt begleitet von weinerlichem lauten Gewinsel des verfilzten Fellknäuels Wunde und frage sich dabei, wie der Hund es hätte alleine bewerkstelligen sollen, entweder durch den Kupferkessel, oder über die anderen weniger offiziellen Umwege, in die Tausendwinkelgasse zu marschieren. Die Überlegungen führten allesamt zu keinem wirklich vernünftigen oder befriedigendem Ergebnis, also begab sie sich – wie es ein jeder verantwortungsvolle und um seine Mitmenschen sorgender Mensch täte – zur Steinfaust, meldete den Vorfall und gab eine Vermisstenanzeige auf.


Anrakis blieb allerdings weiter verschollen. Nicht einmal ihre besonderen Kontakte konnten ihr aufschlussreiche Informationen oder Gerüchte über des Alten verbleib liefern. Dafür war sie vorerst wie es aussah – wortwörtlich – auf den Hund gekommen.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 20. Dez. 2010, 21:34 Uhr
Wenige Tage vor dem Julfest



Es gibt nur wenige Tage und Nächte im Langschnee, an denen der Geist der Mittwinternacht zu spüren ist. Heute ist vermutlich einer davon. Vor dem Fenster schneit es unter verhangenem Himmel dichte luftige Schneeflocken, Atevora kopiert gerade bei warmen Kerzenschein die letzten Zeilen eines Gedichtsbandes in ihrer schönesten Schrift, Shafir liegt leise schnarchelnd zusammengerollt wie ein großer flauschiger riesiger Fellberg auf einem dicken Webteppich und neben seinen Pfoten hockt Via, den Schnabel tief in des Hundes Fell vergraben und döst ebenso friedlich vor sich hin während aus der Küche von Gustavs Treiben gelegentlich leises plätschern dringt.
Wer ist Gustav? Eine gute Frage...
Eigentlich hatte Atevora noch heute, vor nicht ganz einer Stunde, vor Gustav endlich einem sinnvollen Zweck zuzuführen und sich gewissermaßen seiner zu entledigen. Sie hat die Schneide extra schärfen lassen, das große Holzbrett auf die Arbeitsfläche gelegt und die Spülwanne bis oben hin angefüllt um das Blut rasch wegwaschen zu können. Dann hat sie ihn gepackt und auf das Brett gehoben. Mit unbarmherzigen Blick, die Finger ihrer Linken um seinen dünnen Hals - ihn nach unten drückend - den rechten Arm hoch erhoben, das Beil in der Hand stand sie da! DOCH DANN! – ein niedliches Schwänzleinwackeln, voll zuversicht und vertrauen die schwarzen runden Äuglein auf sie gerichtet, ein liebevolles zaghaftes Schnattern : „ VERDAMMT!!“
Nun hockt sie fröhlich in der Spülwanne und planscht glücklich vor sich hin; Gustav ihre Gans.
Wie Atevora zu einer Gans kam? Nun, soviel sei gesagt, es hat irgendwie mit Berta, der Betreiberin eines Käsestandes am Marktplatz, und ihrer Reise von Sommer bis Winter im Umland zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die letzte Zeile beendet.
Mit einem Seufzen lässt sich Atevora in die Stuhllehne zurückfallen. Ein lautes Scheppern dringt aus der Küche, ihm folgt ein leises Murren seitens der Magierin. Atevora wollte lieber nicht wissen wie es mittlerweile in der Küche aussah. Vermutlich herrschte bereits eine mittlere Überschwemmung, nur gut, oder zum Glück war sie eine Wassermagierin. Das war gewiss nicht unpraktisch wenn es galt dieses nasse Chaos wieder zu beseitigen.
Langsam und ein wenig schläfrig massiert die weiße Mistress mit Daumen und Mittelfinger den Bereich am Nasenansatz und lässt anschließend den Blick zu den beiden Tieren am Teppich schweifen. Shafir hebt den Kopf hoch, gähnt und legt seinen massiven Schädel, nach kurzem genüsslichem Schmatzen, wieder auf eine seiner großen Tatzen dicht neben Via. Mittlerweile hatte sich der Hund wieder erholt und wieder gut an Gewicht zugelegt, dass er nicht mehr aussah wie ein wandelnder befellter Lattenrost auf vier Beinen und einem an dieses Gestell genagelten bärigen Hundekopf. Kein Wunder, er fraß binnen 24 Stunden auch fast mehr als sie selbst an ganzen vier Tagen. Die Shin hatte die letzte Zeit vermutlich hauptsächlich damit verbraucht sich zu erkundigen wie ein großer Larkaner Bärenhund zu versorgen ist, alles zu besorgen, sein Fell zu bürsten und – weil sie dann einfach dazu Lust hatte – anzufangen oder zu versuchen ihm Befehle und Kunststücke abseits vom normalen Sitz und Platz beizubringen. Vielleicht hatte der Hund, wenn er schon so teuer war,  mit konsequenter Erziehung und Geduld, wenigstens einen sinnvollen Nutzen. Zumindest dürfte seine imposante Erscheinung manchen davon abhalten ihr zu Nahe zu kommen, auch wenn sich seine gefährlichen Kampfkünste – wie sie noch weiß – darauf beschränken einen vermeintlichen Bösewicht umzuwerfen und sich dann auf ihn zu setzen. Zudem schien Via einen Narren an dem Köter gefressen zu haben, die Beiden waren nach der kurzen Zeit schon beinahe ein Herz und eine Seele.

Als sie so die zwei friedlich aneinandergekuschelten Tierchen betrachtet, bemerkt sie wieder das kleine längliches Behältnis aus Leder auf der Ablagefläche nebst der Zwei. „Hm..“ Das war eines der nicht so wichtigen Dinge auf ihrer Liste, die noch erledigt gehörten. Aber wieso hatte sie das Etui dort in der Ecke abgelegt? Ah.. genau...dämmert es ihr. Das war als Via wieder einmal einen Anfall ihrer Eigentümlichkeiten hatte und meinte noch einmal überprüfen zu müssen ob Gustav nicht vielleicht doch Futter und zu verknuspern ist. Sie hat die Gans binnen Sekunden nahezu durch die ganze Wohnung gejagt. Die Federn flogen was das Zeug hielt und gerade als Atevora rasch das was sie gerade in der Hand hielt irgendwo abstellte um einzuschreiten, war es wieder vorbei. Seither herrscht Waffenstillstand, oder Via hat gütig beschlossen das andere Federvieh einfach zu ignorieren weil es zu viel Aufwand ist ihm nachzujagen und zu versuchen es zu erlegen.

Wieder klappert es in der Küche und mit einem blechernen Poltern landet irgend etwas am Boden. Atevora rollt schicksalsergeben mit den Augen. Eule, Gans, Hund, was als Nächstes? Pickt an meinem Fenster der Kuckuck und will bei mir einziehen? „Es reicht, ich muss raus hier.“
Atevora zieht sich ein paar dicke Socken, ihre Stiefel, einen weiteren Überwurf an, und krallt sich Umhang und Handschuhe. Via krabbelt unterdessen auf den Rücken des sich streckenden und aufstehenden Hundes und beäugt der Magierin Einmumm-Zeremonie kritisch. Abermals rumpelt etwas in der Küche, als Atevora zum Brett geht um die Lederverpackung in ihrer Tasche zu verstauen. Die Gans hat den Umbruch scheinbar bemerkt, die Spüle verlassen und schielt nun auch vorsichtig um die Ecke um nach dem Rechten zu sehen.
Kurz hält die Magierin inne und überlegt einen Augenblick ob sie nicht vielleicht einen „kleinen Abstecher“ zum Pfirsich machen und die Gans Annest übergeben sollte. Diese Überlegung kam ihr schon einmal, doch sie wollte die Gans nicht verschenken sondern selbst verwerten. Mittlerweile erschien es ihr allerdings feig die unausweichliche Tätigkeit einfach auszulagern. Ob Aurian für die Gans vielleicht Verwendung hatte? Nach dem ganzen Stress am Markt, den gierigen Blicken, ihren Ausbruchkünsten, der langen Reise und so fort hatte sie eigentlich einen ruhigen Lebensabend anstatt geschlachtet zu werden fast schon verdient.
Während Atevora so grübelt, stellt sich der Bärenhund schwanzwedelnd vor sie, und schaut sie treuherzig aus dunklen Augen an, jederzeit dazu bereit sie zu begleiten, wohin auch immer sie jetzt gehen mag. Eifersüchtig, wie es nur ein Weib sein kann, beginnt auch Via umgehend aufgeregt zu flattern und gibt einen unangenehm laut kreischenden Schrei von sich, als wolle sie drängend Kund geben, dass sie gefälligst auch mit will. So wirft sich Atevora den schweren gefütterten Lodenumhang über, schlüpft in ihre Handschuhe und wickelt noch rasch ein dickes Leinenband um ihren Arm, bevor sie ihn Via hinhält, damit die edle Dame darauf Platz nehmen und sich durch das Stiegenhaus tragen lassen kann.




----> Die Steinfaust - Sitz der Stadtgarde und Kerker

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 17. Jan. 2011, 22:27 Uhr
15. Silberweiß


Das Geräusch des Schabers auf dem Pergament, dem weichen Kratzen der Bleigriffeln auf der Schreibunterlage und dem Atmen der Anwesenden im Raum ist das einzige das zu hören ist. Kurz wird das Schweigen gebrochen, als Via, die sich vor geraumer Zeit mittig auf den runden Tisch gesetzt hat, neckisch mit dem Schnabel die Schreibfeder aus der Halterung zerrt und mit einem Schubbs vom Tisch rollt. Ein kichern ertönt welches Atevora mit konsequentem Tonfall, der keine Widerrede erlaubt, unterbricht: „Konzentriert euch auf die Arbeit.“ Augenblicklich kehrt wieder Stille ein. Ob der Nichtbeachtung plustert Via beleidigt ihr Federkleid auf, und flattert schließlich, mit den kräftigen Flügel schlagend zum dösenden Shafir, sodass auch noch einige Blätter davon aufgewirbelt hinab zu den Holzdielen gleiten.
Unerfreut sieht Atevora hinüber zu ihrem offenbar gelangweilten Vogel und bemerkt, dass es vor den Fensterscheiben langsam beginnt zu dunkeln, und das obwohl noch nicht einmal die 16. Stunde des Tages angebrochen ist.

Heute Abend wird Atevora mit der Frau mit den wundervollen bernsteinfarbenen Augen die Theateraufführung in der Stadt besuchen. Doch bisher war davon noch nicht viel zu erahnen. Der Tag verlief nicht anders als ein beliebig anderer Inartag. Sie hat Dornentinte aufgestellt, da sie langsam wieder leer wurde, Kalkulationen durchgeführt, Yarik – einen Botenjungen vom Marktplatz – auf Tour geschickt um die kopierten oder übersetzen Unterlagen und Werke auszuliefern - und das natürlich wieder nicht ohne ihn zuvor mit dem Wasserkübel zum Brunnen zu schicken, damit sich der kleine Dreckfink wäscht bevor er ihre pingelige Kundschaft aufsucht, und wie jeden anderen normalen Inartag hat sie am Nachmittag einige Kinder bei sich zu Hause unterrichtet. Die Kleinen mehr oder weniger Wissensdurstigen waren größtenteils bereits wieder weg, nur noch Perrin und Maddi saßen am Tisch. Entgegen den anderen Kindern entstammen die Zwei nicht aus bürgerlichen Familien die zu etwas Wohlstand kamen, oder am aufsteigenden finanziellen Ast saßen. Es waren die Kinder von Ronan, einem der Türsteher des Pfirsichs, welche sie auf dessen Bitte und im Gegenzug zu anderen Leistungen als bare Münze, jeden dritten Inartag in Lesen, Schreiben und Mathematik unterrichtete, aufdass es ihnen einmal besser ergehen möge als ihrem Vater.
Es war immer etwas ungewiss wann sie genau kamen, und ebenso, wann sie wieder gingen. Manches Mal blieben sie bis tief in die Nacht, bis jemand die Zeit fand die zwei abzuholen, denn ihr Vater erlaubte es den Beiden nicht ganz alleine den weiten Weg zum Pfirsich zu Fuß nach hause zu gehen.
Wie erwähnt, heute schien ein ganz normaler Tag, wie auch jeder Andere zu sein, mit der Ausnahme der Kleider, die bereitgelegt auf Atevoras Bett lagen, und der Tatsache, dass die Magierin darauf geachtet hatte heute gut ausgeruht zu sein und vernünftig gespeist zu haben. Außerdem wurden die zwei Kinder heute von Ysa und Vinadé, abgeholt und würden die Wohnung erst zusammen mit Atevora und ihrem baldigen Gast verlassen. Ysa ist, nebenher erwähnt, eine Dirne des Pfirsichs, sie entspricht vom Aussehen der lieblichen hübschen Unschuld vom Lande, und spielt auch bravourös die Rolle der sich leicht zierenden Sittsamen für jeden Recken dessen Gelüste in diese Richtung reichen. Ysa hat heute ihren freien Tag und versteht sich freundschaftlich sehr gut mit Vinadé, einer der Küchenmägde des Pfirsichs. Die Beiden werden Lyall mit einer Kutsche abholen und dann dabei helfen sie und Atevora für den gesellschaftlichen Abend zurecht zu machen.
Auch meister Cordus Kameruk, der Schneider im untersten Stockwerk des Hauses, war informiert und stand mit Nadel und Faden bereit um Lyalls Kleid noch abzustecken und anzupassen. Vermutlich würden ihre Gäste jeden Moment vor der Tür stehen.


Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 20. Jan. 2011, 17:05 Uhr
2. Silberweiß 511


Natürlich, was auch sonst..
Atevora zieht eine unerfreute Grimasse. Das war weit mehr Schnee als es vorher aussah. Natürlich musste es so kommen, dass es soviel Schnee vom Himmel schmiss. Atevoras Missmut zum winterlichen Treiben scheint momentan womöglich etwas widersprüchlich, denn normalerweise schenkte ihr der Anblick frisch gefallenen Schnees, wie sich die sanften Flocken sacht über all den Dreck und den Unrat der Straßen, die Unebenheiten auf Feld und Flur legt und ihn ausgleicht und bedeckt, Ruhe und ein wenig Frieden, doch musste das ganze ausgerechnet heute sein? Schließlich war sie ab heute einen Siebentag lang diejenige, welche das Stiegenhaus sauber und den Eingangsbereich bestmöglich schneefrei halten musste. Zumindest schienen die Wolken etwas lichter zu werden, und mit etwas Glück würde nicht mehr so viel Schnee zu dem über Nacht hinzukommen.

Ohne weiteren innerlichen Widerwillen geht Atevora zu der Rumpelkammer neben Cordus Geschäftsräumlichkeiten, packt die Schaufel, die neben dem kleinen Handkarren gelehnt in der Ecke steht und stapft damit bewaffnet mutig den Schneemassen entgegen. Schwungvoll holt sie aus und stößt die eisenverstärkte Holzkante der Schaufel tief in die hilflose Flut der weißen Pracht. Uh, verdammt ist der schwer! Sie ist nicht geschaffen für solche Arbeiten. Das war sie noch nie. Unter Aufwendung nahezu all ihrer Kraft hebt sie die vollgeladene Schaufel in die Höhe und schippt den Schnee zur Seite. Und auf ein Weiteres: Mit Schwung hinein mit der Schaufel, hochheben, ächzen, Schritt zur Seite, schnaufen, abladen. Und nocheinmal: mit Schwung hinein mit der Schaufel... Hm... Atevora stockt mitten in der Bewegung, stützt sich schwer atmend auf den Schaufelstiel und beäugt die Schneefläche vor sich. also eigentlich.. das ist das alles doch nur Wasser...
Nicht sonderlich elegant stapft sie die zwei Schritte zur Hausmauer zurück, stützt die Schaufel gegen die Wand und dreht sich wieder zu ihrem derzeitigen Feind um. Innerlich zur Ruhe kommend schießt sie die Augen, atmet tief durch und konzentriert sich. Still streift etwas Neues und doch so bekanntes ihr Bewusstsein, löst einen Teil los. Ihr Geist streicht über den Schnee, gleitet durch ihn hindurch als spüre sie ihn in sich, um sich herum, jede einzelne einzigartige filligrane Flocke, jede glitzernde zarte Eiskristallspitze als könnte sie sie berühren und wie der Wind hochwirbeln. Das Gefühl weitet sich aus wird greifbarer, nimmt Form an. JETZT!

>>“waa –mmpff!“<< Ertönt es mit dem plötzlich aufgewirbelten und nach vorne preschenden Schneeschwall. „hum?“ Sprechender Schnee? Atevora blinzelt verwirrt in den dichten Dunst wirr und konfus zu Boden stiebender Flocken Das kann nicht sein... Die Konturen werden wieder klarer und Atevora erkennt, wie jemand, nein nicht jemand, IHR NACHBAR, fast Kopfüber halb liegend in der neu entstandenen Schneewehe steckt. „.. Ups.“ Bevor Atevora noch daran denken kann zu ihm hinüber zu stapfen und ihm zu helfen, hat sich der kleine Kobold, der nun eher einem zerknautschtem Schneemännchen ähnelt, schon aufgerappelt, klopf sich den Schnee von den Schultern und stiert sie bösen Auges an. „Ich bitte vielmals um verz..“ Beginnt Atevora, doch der Kobold beachtet die Worte nicht. Noch immer bösen Blickes stiefelt er schnurstracks an ihr vorbei durch den Schnee, packt die Schaufel an der Wand, drückt sie ihr in die Hand, deutet resolut - beinahe schon fahrig - auf die restliche Schneefläche, dreht sich wortlos um, und verschwindet im Gebäude.
Fein, das hat mir nun sicher Sympathien eingebracht.
Die folgende halbe Stunde verbringt die Magierin mit Schneeschaufeln.


Nachdem Atevora mit dem Schnee fertig war, kam das Stiegenhaus an die Reihe. Man sieht nicht alle Tage jemanden, der von vielen – wenn auch oft nur spitzzüngig – als Lady betitelt wird, auf den Knien robben und Dreck aufwischen. Doch auch wenn es gewiss nicht zu ihren bevorzugten Betätigungen gehört, sie war sich dazu schon in den ersten Tagen, als sie in Talyra ankam, nicht zu schade. Man würde sich ohnehin wundern wozu der Mensch nach einer langen Odyssee alles bereit ist, wenn es ein Dach über den Kopf und regelmäßige warme Mahlzeiten in Aussicht stellt. Als sie mit dem Aufwischen der Wasserpfützen, welche der Kobold bis hinauf zu seiner Wohnung hinterlassen hatte, angefangen hatte, musste sie schockiert feststellen wie dreckig alles ringsherum eigentlich ist. So hat Atevora, was nicht so geplant war, damit verbracht das Stiegenhaus und den Flur zu reinigen. Atevora würde sich dabei vermutlich niemals eingestehen, dass sie nicht bloß reinlichkeitsbedacht ist, sondern der Übereifer nur daher kam, um etwas anderes, das sie sich heute fest vorgenommen hatte, unnötig hinauszuzögern.

Es ist mittlerweile früher Nachmittag, Atevora hat den Eingangsbereich vom Schnee befreit, Putzteufel gespielt, noch ein wohltuendes Bad genommen und -was für sie besonders ungewöhnlich ist - auch noch ausgiebig gespeist. Kurz gesagt, sie konnte sich nicht länger vor dem noch ausständigen Tagespunkt drücken.
Sorgsam schlägt sie gerade das Geschenk für die ungewöhnliche Elbe in einem schmucklosem Leinentuch ein, damit ihm nichts passiert, verschnürt es noch locker und macht sich dann auf den Weg zur goldenen Harfe.

-------> Die Goldene Harfe

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 21. Jan. 2011, 14:55 Uhr
15.  Silberweiß



Nervös trommeln Lyalls Finger auf das Fensterbrett. Zum wiederholten Mal ändert sie ihre Sitzposition und rutscht unstet auf dem Sitzpolster des Sessels herum. Diesen hatte sie sich zum Fenster gezogen, um besser den Hof und die Auffahrt zum Anwesen überblicken zu können. Am Anfang hatte sie am Fenster gestanden doch ihre Knie zitterten so sehr, dass sie fürchtete, sie könnten noch unter ihr nachgeben. Und einen an der Anrichte aufgeschlagener Kopf oder ähnliches kann sie nun überhaupt nicht gebrauchen.
Ein erwartungsvolles aber doch ängstliches Zittern erschüttert kurz aber heftig ihren ganzen Körper. Gänsehaut bildet sich auf ihren Armen und eine nur wenige Augenblicke anhaltende Kälte breitet sich in ihr aus.
Gedankenverloren reibt sie über ihre Arme, den Blick jedoch nicht von der noch leeren Hofeinfahrt abwendend. Bald würde Lady Savena kommen und sie zum Theaterstück abholen.
Den ganzen Tag, auch bei ihrer Arbeit, hat sie daran denken müssen und mit zittrigen Fingern und pochendem Herzen bis zu dieser Stunde ausgeharrt.  
 
Schon früh am Morgen hatte sie damit begonnen sich auf dieses Ereignis vorzubereiten. Lange hatte sie gebadet und sorgfältig ihre Haare und das Fell an ihren Ohren glatt gekämmt, um es dann mit dem teuren Öl vom Markt – welches ihr Avila einmal geschenkt hatte - glänzend zu bürsten.  
Nun schimmerte es in einem matt-blauschwarz und fiel ihr seidig um die Schultern.
Ihre Beine strecken in einer schwarzen Lederhose, ihre Füße in den einzigen Stiefeln die sie besitzt. Gefüttert mit braunem Kaninchenfell bilden sie - mit ihrem ebenso braunen Leder - einen Kontrast zu der schwarzen Hose.
Ihr Hemd ist weiß und aus Leinen gewebt, darüber trägt sie eine dicke Weste aus gewebter Wolle.  
Diese Stücke gehören ihr, mit Ausnahme der Weste, und erscheinen Lyall relativ angemessen für die Fahrt zum Haus von Lady Shin bei diesem Wetter. Immerhin wurde sie anscheinend bald wieder komplett umgekleidet.
 
Während sie sich noch darüber Gedanken macht, wie Lady Savena wohl wohnt und lebt, fährt eine Kutsche in den Hof ein.
Das Knirschen des Kieses unter den großen eisenbeschlagenen Rädern lässt die Wargin aus ihren Träumereien aufschrecken. Erstaunt und etwas verwirrt blickt sie drein, als zwei ihr völlig fremde Frauen aussteigen, doch weit und breit keine weiße Lady. Vielleicht sitzt sie noch im Wagen.
Die Höflichkeit und ihre Pflichten als Magd gebieten es ihr jedoch aufzustehen und die Eingangstür für die Ankommenden zu öffnen.
Fragend blickt sie die näher kommenden Frauen an. Beide sind unterschiedlich groß und lächeln ihr  freundlich zu.
>>“ Du musst Lyall sein, nicht wahr?“<<, lässt eine von ihnen verlauten. >>“ Ich bin Ysa und das hier neben mir ist Vinandé.“<< Beide knicksen höflich vor der Wargin und reflexartig Verbeugt sich auch die Gestaltwandlerin vor ihnen.  
Den Türknauf umklammernd sieht Lyall zu den beiden Frauen am Treppenabsatz hinab.
>>“ Wir werden dich mit der Kutsche zu Lady Shin bringen. Sie erwartet uns sicher alle schon. Uns wurde gesagt, du wüsstet über alles Bescheid. Komm, wir sind schon etwas spät dran.“<<
Beide drehen sich um, laufen ein Stück in Richtung Kutsche, als sie jedoch bemerken, dass Lyall ihnen nicht folgt, drehen sie sich nochmals um.
>>“Was ist? Wir beißen nicht“<<, lacht Vinandé auf. >>“ Zumindest nicht oft...“<<, gibt Ysa spitz zurück, grinst die Wargin dabei breit an.
Tief holt Lyall Luft, tritt dann langsam über die Türschwelle und schließt leise die Tür hinter sich.
Warum ist Lady Savena nicht selbst gekommen?, geht es ihr durch den Kopf während sie zögerlich auf die Frauen zu geht. Vielleicht konnte sie nicht kommen... und ist sehr beschäftigt. Fange den Abend nicht mit negativen Gedanken an...
 
Eine helfende Hand streckt sich ihr aus der Kutsche entgegen und errötend blickt sie in das Gesicht von Ysa. Ihre weichen Gesichtszüge verziehen sich zu einem Lächeln, als sie die Wargin mit einem Ruck in die Kutsche bugsiert.
Mit einem metallenen Scheppern schließt sich die Kutschentür hinter ihr und dämmriges Halbdunkel senkt sich über sie.
Im Kutscheninneren riecht es dumpf und der Geruch erinnert sie an das Pulver, welches sie von Avila bekommen hatte, um es über die Möbel auf dem Dachboden zu streuen. Es sollte kleine fliegende Tiere fernhalten wurde ihr damals gesagt, welche sich genüsslich über Stoffe und Pelze hermachten. Das gemahlene, weiße Zeug schien sie jedoch auf Abstand zu halten.  
Rumpelnd setzt sich das Gefährt in Bewegung, nachdem der Kutscher schnalzend die vorgespannten Pferde antrieb.
 
Schweigend gibt Lyall ihren Augen etwas Zeit sich an die dunklere Umgebung zu gewöhnen und begutachtet das Wageninnere etwas genauer. Zwei gepolsterte Bänke, eine kleine Ladeluke über ihren Köpfen sowie mehrere kleinere Kästchen und Päckchen befinden sich darin, ebenso wie die ihr unbekannten Frauen.
Die kleinere, welche sich ihr als Vinandé vorgestellt hat, schaut gerade aus einem der kleinen Fenster auf die Straße hinaus. Die andere, Ysa, blickt die Wargin jedoch an.
Kurz treffen sich ihre Blicke doch alsbald senkt Lyall ihren Blick. Vor allem weil sie fürchtet er könnte auf dem ausladenden Dekolleté der Frau hängen bleiben oder dahingehend abrutschen.
>> „Deine Ohren sind wirklich hübsch. Richtig speziell. Dafür würden die Männer sicher extra was springen lassen...“<<  
Verwirrt hebt Lyall den Blick, neigt fragend den Kopf auf eine Seite. Ysa bekommt jedoch sofort einen Rippenstoß von einer vehement kopfschüttelnden Vinandé. >>“Was? Ist doch wahr... Lass dich nicht verwirren Lyall... ich finde deine Ohren wirklich sehr ausgefallen.“<< Lächelnd versucht Ysa die Situation zu retten. >>“ Wenn wir erstmal bei Lady Shin angekommen sind putzen wir dich richtig heraus! Ich bin so gespannt auf die Kleider!“<< Bestätigung suchend schaut Ysa in Richtung der Küchenmagd des Pfirsichs und diese nimmt auch gleich weiter das Thema freudig auf.  
Den Rest der kurzen Fahrt unterhalten sich die beiden Angestellten des Pfirsichs sehr angeregt über Themen von denen Lyall noch nie ein Wort gehört hat.
Spätestens bei Wörtern wie „Kleider säumen“, „Hochsteckfrisur“ oder ähnlichem, schweifen die Gedanken der Wargin an ferne Orte ab.
 
Plötzlich kommt der Wagen abrupt zum stehen und die der Gestaltwandlerin zugewandte Tür wird aufgerissen.
Ein ziemlich zerknautschtes altes Gesicht, das jedoch lächelt schiebt sich in ihr Blickfeld. Es ist der Kutscher, welcher den Damen aus dem Wagen helfen will.
Langsam steigt Lyall aus dem Vehikel, automatisch die ihr dargebotene Hand der Kutschers ergreifend. „Danke...“, sagt sie leise und wird sich erst jetzt bewusst, dass sie vor dem Kupferkessel zum Halt gekommen sind.
Nachdenklich beäugt sie das Gebäude. Nur ein oder zwei Mal ist sie auf einer ihrer Besorgungstouren für Avila oder Lady Aurian hier vorbei gekommen.
Und jedes Mal sah das Haus noch krummer und schäbiger aus. Eigentlich müsste es bei dieser windschiefen Lage doch schon längst umkippen oder nicht?
Hinter ihr sind der Kutscher und die beiden Frauen damit beschäftigt die vielen kleinen Päckchen, Köfferchen und Schächtelchen aus der Kutsche zu holen.
>> „Hier Lyall, das kannst du tragen. Aber pass auf, dass du es nicht fallen lässt. Dort sind zerbrechliche Gegenstände darin. Trag es in den Kessel, wir kommen gleich nach.“<<  
Freundlich aber bestimmt bekommt sie ein großes und auch recht schweres Paket in die Hand gedrückt, wir einmal vom festen Griff Vinandés halb um die eigene Achse gedreht und dezent in den dämmrigen Schankraum bugsiert.

     Einen Herzschlag lang steht sie unschlüssig im Dämmerlicht des erlöschenden Feuers,      welches im Kamin des Gasthauses flackert, bis sich ihre Augen an das fahle Zwielicht      gewöhnt haben.
     Langsam sieht sie sich um und bemerkt viele verschiedene Gestalten jeglicher Größe, Form      und auch Farbe. Mehrere Augenpaare – teilweise auch nur EIN Auge bei gewissen      Personen- starren sie an, die meisten blicken nach ein paar Herzschlägen jedoch wieder      desinteressiert weg.
     Mit einem trockenen Schlucken versucht sie ihre schlagartig ausgedörrte      Kehle zu      befeuchten.
     Die Schankstube ist größer als zuerst von Außen angenommen und wirkt zudem irritierend      einladend. Nur wenige Stühle passen zu dem Tisch an dem sie aufgestellt sind noch zum      restlichen Interieur und doch bilden sie mit den Kannen, Tellern, Wandbehängen, Bänken      und so fort, die alle aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen, ein passendes Bild.
     Links von ihr kann man vor lauter Mänteln, Umhängen, Kutten, Hüten und teilweise auch      undefinierbaren Lumpen die dahinter liegende Wand kaum erkennen. Unschwer lässt sich      erkennen, dass dies wohl die gasthauseigene Garderobe sein muss. Auf manchen Stoffen hat      sich schon eine dünne Staubschicht abgelegt.
     Lyall will gar nicht wissen warum der Besitzer verhindert zu sein schien, seine      Habseligkeiten wieder abzuholen.
     Hüte zum Beispiel passen nur auf den Kopf und wenn dieser fehlte, stellt es sich als sehr      schwer heraus diesen optisch richtig aufzusetzen.
     Nicht das die Wargin wirklich das Gefühl hatte gleich aus der nächsten Ecke angesprungen      und um Geld oder ein Körperteil erleichtert zu werden, nein... hier doch nicht.
     Trotzdem drückt sie das in Pergament eingeschlagene Päckchen und den kleinen Koffer      fester an ihre Brust und wirft einen angespannten Blick über ihre Schulter zurück auf die      Gasse.

     Zu ihrer Erleichterung verabschieden sich Ysa und Vinandé gerade vom Kutscher und      stapfen nun vollgepackt zu ihr herüber.
     >>„So dann wollen wir mal...“<<, sagt Ysa entschlossen, bevor sie auch schon in die      Gaststube eintritt, kurz nickt und hinter dem Kamin verschwindet.
     „Äh...“, kommt es nur aus Lyalls Mund, doch Vinandé ist schon hinter ihr um sie sanft in die      gleiche Richtung zu dirigieren.
     Der Kamin ist wirklich ein imposantes Stück Handwerkskunst. Übersät mit Verzierungen in      Form von Tieren, Bannern und Bändern, Pflanzen und Fabelwesen kann die Wargin nicht      umhin mit den Fingern die fast schon lebendigen Linien im Gesicht einer geflügelten      Seharim nach zufahren.
     Das flackernde Licht haucht den Schnitzereien ein kurzweiliges Leben ein und auch einen      Wolf sieht Lyall zu ihrer Freude, bevor sie am Kamin vorbei in einen Hinterhof geschoben      wird. Hier wird die Wargin von an- und abschwellendem Stimmengewirr empfangen. Wie      der Tidenhub branden die verschiedenen Sprachen an ihr Trommelfell, mal lauter und mal      leiser.
     >>„Es tut mir Leid, dass ich dich so vorbei dränge aber wir sind wirklich spät dran. Und zu      einer Verabredung sollte man ja eigentlich immer pünktlich sein, nicht?“<<, entschuldigt      sich Vinandé bei der Gestaltwandlerin mit einem Zwinkern.
     Abwesend nickt Lyall nur, darauf konzentriert die Stimmen und Gesänge der schmalen      Gassen aus ihrem Kopf zu fern zu halten.
     Mit eng an den Kopf angelegten Ohren folgt sie Ysa und Vinandé durch die übervölkerten      schmalen Häuserschluchten der Tausendwinkelgassen.


     Nach einer gefühlten Ewigkeit in diesen kakophoniedurchträngten Gassen und Winkeln der      „heimlichen Stadt“, stehen die drei Frauen vor ihrem Ziel.
     Grüne Sonnensegel spannen sich bis weit auf die schmale Straße und unter ihnen hängt ein      etwas verblasstes Schild auf dem Nadel und Faden zu sehen sind. Balkone und Gauben      verzieren die Wohnstatt, filigrane Butzenscheiben komplettieren das Bild.
Lyall kann kaum ihren Blick von dem großen Haus abwenden, dessen Fassade sich wie ein vertikaler Berg vor ihr erhebt. Für die Tausendwinkelgassen ist dies ein wirklich imposantes Gebäude und es scheint als würden sich die anderen Häuser ehrfurchtsvoll in seinen Schatten neigen.

>>„ So da wären wir.“<<, lässt Vinandé verlauten. >>„ Lady Shin wohnt ganz oben, sieht du?“<<
Den Kopf halb in den Nacken legend blickt die Wargin hinauf und muss zugeben, dass sie solch ein Haus hier sicher nicht erwartet hätte. Alle Häuser rings herum sind erheblich kleiner und manche scheinen sogar einfach in den Zwischenraum zwei bestehender Häuser hinein gebaut worden zu sein.
Immerhin musste man so nur für zwei anstatt vier Wände bezahlen, schließlich wurden diese „fehlenden“ zwei Seiten von der Fassade der Nachbarhäuser geliefert.
Gerade wollen Lyall und ihre Eskorte das Haus betreten, als Ysa von einem kleinen aber gut gekleideten Mann aufgehalten wird. Die beiden scheinen sich gut zu kennen, denn Ysa lacht über alle platten Witze aus dem Mund des Mannes.
>>„ Geh doch schon mal vor, das hier ist.... äh... speziell. Wir kommen sofort nach.“<<
Die Situation abschätzend mustert Lyall den Mann noch kurz, zuckt dann jedoch unmerklich die Schultern und wendet sich dem Hauseingang neben der Ladentür des Schneiders zu.

Langsam und unsicher stapft die Wargin den kalten Treppenflur nach oben. Nach jedem Geräusch des fremden Hauses lauschend merkt sie erst gar nicht, dass sie bereits ganz oben angekommen ist. Verdutzt sucht sie weitere Treppen, doch bis auf zwei schwere Türen und einer baufälligen Leiter befindet sich sonst nichts auf dem Treppenabsatz.
Unschlüssig steht sie vor den geschlossenen Türen. Selbst für ihre Ohren ist aus Richtung der rechten Tür nur ein sehr leises Schaben zu hören, wie das Kratzen von Lady Aurians Federkiel über Pergament. Doch der Ursprung dieses Geräusches ist ihr unbekannt. Vielleicht auch nur kleine Mäusekrallen, die in den Zwischenwänden nach Halt suchten?
Bei der linken Tür ist rein gar nichts zu vernehmen, nur Stille und ab und zu das Knarren eines Dachsparrens.
Soll ich einfach eintreten? Vielleicht ist dahinter aber auch nur eine weitere Treppe? Und wohin führt die Leiter? Sie sieht aber so aus, als wäre sie sehr lange nicht benutzt worden.... Das Haus sieht von Außen so groß aus... möglicherweise bin ich noch gar nicht oben angekommen? Nur welche Tür nehme ich? Dann eben auf gut Glück die Rechte...
Kurz blickt sie den Treppenschacht hinab, doch weder am Ende der Treppe noch auf eine der Stufen sind die Frauen schon zu sehen. Nur das Stimmengewirr der drei Personen dringt leise zu ihr herauf.
 
Nervöser werdend kaut sie auf ihrer Lippe herum, fasst sich dann jedoch ein Herz und klopft an die ausgewählte Tür.
Selbst wenn es nur eine weitere Treppe sein sollte, so ist sie jedoch mit ihrem vorsichtigem anklopfen auf der sicheren Seite.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 24. Jan. 2011, 17:30 Uhr
15. Silberweiß


Die teilweise bunten Fensterscheiben warfen langsam aber sicher nicht mehr genügend Licht in die Wohnung, sodass sich ein grauer Schleier über alles auszubreiten begann. Er lies es den Augen zunehmend schwerer fallen die Schrift und Ziffern auf den Unterlagen vor sich zu erkennen. So dankbar Ronan ihr auch war, er würde es höchst wahrscheinlich nicht gutheißen, wenn sich seine Kinderlein bei ihr die Augen ruinierten.
Atevora unterdrückt ein gähnen und legt das halb abgeschabte Pergamentblatt zur Seite um ein paar Kerzen anzuzünden.
Die Magierin ist gerade dabei mit Hilfe eines an der Spitze geharzten langen dünnen Holzstäbchens die letzten Kerzen anzuzünden, als ein zaghaftes Klopfen ertönt. Wären die Kinder nicht so artig still (was vermutlich nicht geringfügig daran lag, dass sie – wie es Kindern mit ihrer schnellen Auffassungsgabe nun einmal zu eigen ist – Atevoras Härte erkannt haben und nicht nur aus diesem Grund gehörigen Respekt vor ihr hatten) und würde Via Via zusammen mit Shafir gemütlich am Teppich dösen, hätte sie das Geräusch vermutlich überhört.

Fragend zieht die Shin die Augenbrauen zusammen. Das Klopfen passte weder zu Ysa, noch zu Vinande und der Botenjunge, den sie heute noch mit den Einnahmen zurück erwartete und für den sie die Tür wie üblich offen ließ, neigte ohnehin dazu gleich ohne Klopfen oder jegliche andere Vorwarnung sofort rotzfrech in die Wohnung zu kommen. Kurzum bläst Atevora das Feuer auf dem Holzstück aus, legt es auf den Holzrahmen einer der am Tisch liegenden Wachstafeln, durchquert den Wohnraum und öffnet die Tür.
Davor steht einsam und alleine eine vollgeladene Lyall. Irritiert schweift Atevoras Blick hin zur Treppe, doch von den beiden Angestellten des Pfirsichs fehlt jede Spur. Ohne Frage muss die Wandlerin von den Beiden, oder zumindest von einer der Zweien, abgeholt worden sein. Alleine hätte sie den Weg zu ihrer Wohnung vermutlich nicht gefunden. Wo sind die Beiden? Lyall hat sie die letzten Meter bestimmt nicht verspeist. Motorisch nimmt Atevora der Wandlerin einen Teil ihres Gepäcks ab: „Guten Abend Lyall. Kommt doch herein.“
Noch während Lyall der Aufforderung nachkommt, setzt die Eismaid im fragenden Tonfall fort: „Wo sind denn Ysa und Vinande geblieben?“
Unterdessen Lyall antwortet, mustert Atevora die Frau eingehender. Sie wirkt auf den ersten Blick ein wenig nervös. Ihre Haare sind sorgsam gekämmt und geben glänzend das sparsame Licht des Umfeldes wieder, zudem ist sie heute wesentlich vorteilhafter gekleidet als vor einigen Tagen. Das Hemd sitzt wie angegossen und umschmeichelt vorteilhaft die sportliche Figur und eine enge schwarze Lederhose schmiegt sich an die langen wohlgeformten Schenkel. Sie verschwindet in einem Paar guter warmer Stiefel, die obendrein auch noch ein weicher Fellsaum ziert. Es ist ungewöhnlich, dass eine Magd ein Paar Stiefeln von solcher Qualität besitzt. Viele einfache Bedienstete mussten sich im Winter mit schlichten Bundschuhen zufrieden geben, falls sie sich solche überhaupt leisten konnten. Viele der einfachen Bürger , vor allem auf dem Land, besaßen nicht einmal das. Sie mussten sich mit Strümpfen zufrieden geben, welche – um etwas Schutz vor dem Schmutz und der Nässe der Straßen zu bieten – mit einer Schicht Teer an der Sohle überzogen wurden, und nicht wenige, Atevora denkt hier insbesondere an das als Fliegengrund bezeichnete Stadtviertel, mussten Sommer wie Winter ihrem Tagwerk sogar barfüßig nachgehen.
Atevora reißt sich von den Gedanken los bevor sie gänzlich abzuschweifen droht: „Falls ihr eure Weste ablegen möchtet, zu eurer Rechten sind ein paar Haken. Ach, und bitte zieht eure Schuhe aus. Ihr könnt sie dort“ Beiläufig deutet Atevora auf ein Holzgestell mit etwas schräger Auflagefläche unter dem sich eine Blechtasse befindet um den Schmutz der möglicherweise tropfenden Schuhe aufzufangen. „abstellen. Damit ihr euch nicht verkühlt: In der Kiste dort gleich daneben findet ihr ein paar Filzschlupfen. Ich hoffe es sind welche dabei die nicht zu klein sind.“ Mit diesen Worten dreht sich Atevora um und geht voraus in das Hauptzimmer in dem sich auch die Kinder befinden, die zwar noch immer brav am Tisch mit ihren Lernaufgaben sitzen, aber mittlerweile neugierig zum Eingang schauen.


Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 25. Jan. 2011, 11:15 Uhr
15. Silbwerweiß


Tatsächlich! Sie hatte gleich die richtige Tür gewählt, denn eine etwas verwirrt drein blickende Lady Savena öffnete ihr soeben.
Ohne ein Wort nimmt sie Lyall einen Teil der ihr aufgeladenen Waren ab, blickt kurz hinter die Wargin auf die Treppe bevor sie sie doch noch herein bittet.
Zögerlich tut die Wargin ihre ersten Schritte in Lady Savenas Domizil. Viel wärmer als im Treppenhaus ist es nicht und die Kohlebecken in den Zimmerecken schaffen es nicht die Kühle zu vertreiben.
Vielleicht kam daher ja einer ihrer vielen Namen? Eismaid... doch Lyall bezweifelte, dass sie hier übermäßig viel Besuch empfing.
Fast hätte sie die Frage durch ihr grübeln wieder mal überhört. „Ysa und Vinandé sind noch unten. Sie haben wohl einen gemeinsamen Bekannten getroffen. So einen kleinen Mann... ich kenne ihn nicht aber er roch übermäßig nach Parfum.“ Mit ihrer rechten Hand deutet sie kurz die Größe des Mannes an und bemerkt dabei, dass Lady Savena sie ansieht. Kurz kann sie dem Blick standhalten, doch dann senkt sie ihren Blick. Obwohl sie die kleine alabasterhäutige Frau zunehmend mehr mag, kann sie deren Gedanken und Absichten noch immer nicht durchschauen. Alles in allem ist ihr diese Frau noch ein ziemliches Rätsel.
Was sie wohl denken mag... ich hoffe, ich habe mich nicht zu unpassend gekleidet.
Recht undamenhaft zieht die Wargin verstohlen ihre Nase hoch und sieht aus einem der Fenster des Zimmers zu ihrer linken. Viel ist nicht zu sehen außer die gegenüberliegende Hauswand und ein paar leere Wäscheleinen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit unter dem abschätzenden Blick der Lady, wendet sich diese mit den Worten ab: >>„Falls ihr eure Weste ablegen möchtet, zu eurer Rechten sind ein paar Haken. Ach, und bitte zieht eure Schuhe aus. Ihr könnt sie dort abstellen.“<< Gehorsam folgt die Wargin den Handbewegungen der Eismaid und beginnt sogleich ihre Stiefel auszuziehen. Ihr Gepäck hat sie vorher auf einen leeren Beistelltisch abgelegt.
>>„Damit ihr euch nicht verkühlt: In der Kiste dort gleich daneben findet ihr ein paar Filzschlupfen. Ich hoffe es sind welche dabei die nicht zu klein sind.“<< Und mit diesen Worten dreht sie sich um und verlässt die Wargin in Richtung eines größeren Raumes, aus dem gedämpft ein Tuscheln an ihre Ohren dringt.

Ihre Stiefel auf dem Holzrost ablegend, begutachtet die Gestaltwandlerin interessiert das vor ihr stehende Konstrukt. So etwas würde sich ebenso gut für das Anwesen eignen. Dann würden auch nicht immer alle mit matschbefleckten, nassen oder staubigen Stiefeln durch da Haupthaus latschen, ob Lady Aurians Gäste jedoch Filzpantoffeln anziehen würden, wagt Lyall zu bezweifeln.
Kurz bewegt sie ihre Zehen in dem fusseligen dunklen Stoff des Pantoffels. Ihre Ferse ragt ein kleines Stück über die Sohle hinaus, doch dies ist das größte Paar, welches sie gefunden hatte.
Was musste sie auch so große Füße haben...
Schließlich zieht sie ihre Weste aus und hängt sie auf einen der ihr dargebotenen Haken und folgt ihrer Gastgeberin in das Hauptzimmer. Im vorbeigehen schnappt sie sich auch wieder ihre hoch gebrachten Päckchen und hievt sie vor ihre Brust.

Bevor sie in das etwas heller erleuchtete Zimmer tritt, steckt sie vorsichtig ihren Kopf durch die Tür.
Vor ihr sitzen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, über mehreren Büchern, verstreuten Zetteln, die sich auf den Pulten vor ihnen verteilen.
Neugierig schauen sie zu ihr auf und Lyall nickt ihnen kurz zu, bevor sie ihre Worte an Lady Savena richtet. Das flackernde Licht der Kerzen im Zimmer taucht die Gestalt der Frau gegenüber in ein ungewohnt lebendiges rosé.
„Wo kann ich dies hier abstellen?“, fragt die Wargin leise und sieht direkt in das tiefe Blau von Lady Savenas Augen.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 27. Jan. 2011, 20:31 Uhr
15. Silberweiß


Noch während Lyall damit beschäftigt ist passende Pantoffeln aus der Kiste für sich hervorzufischen, stellt Atevora die Leinentasche, die sie der Gestaltenwandlerin abgenommen hat, auf ihrem Stuhl ab. Von der Neugierde ein wenig in den kleinen Zeh gebissen, öffnet sie die Tasche und begutachtet den Inhalt. Verblüffung zeichnet sich in Atevoras Mimik ab und sie greift in die Tragetasche hinein um den Inhalt genauer zu begutachten. Perücken? Seidenbänder? Was zum.. sind das etwa Silberfäden?!
>>Wo kann ich das abstellen“<< Atevora unterbricht die Inspektion und Blickt zu Lyall hoch. „Stellt es irgendwo hin, wo Platz ist.“
Die kurze Stille welche auf Atevoras Worte folgt, beschließt die kleine Maddi prompt auszunutzen: >>“Wer bist denn du? ... Und warum schaun‘ deine Ohren so komisch aus?“<<
Atevora registriert zwar aus den Augenwinkeln, dass Lyall den Mund öffnet, doch die weiße Mistress Antwortet bevor die Frau dazu kommt ein Wort zu sprechen: “Was habe ich dir letztens über den Höflichkeitsplural erzählt?“ Rückartig wendet sich des Mädchens Kopf Atevora zu. Unterdessen ihr Bruder sich halb hinter der Wachstafel versteckt und frech rumfeixt, runzelt das Mädchen kurz die Stirn und wendet sich wieder Lyall zu: >>“Warum schauen E u r e Ohren so komisch aus?“<< Korrigiert sie sich und betont die Satzveränderung besonders deutlich. Irgendwie klingt der Satz jetzt aber auch nicht wirklich besser.. Atevora schmunzelt amüsiert und dreht sich dann Lyall zu. „Darf ich an Euer statt antworten?“ Sie darf.
„Also, wollen wir die Anwesenden einmal einander vorstellen. Lyall, der Bursch hier ist Perrin, und das wissensdurstige Mädchen ist seine Schwester Maddi. Perrin, Maddi, das hier ist Lyall, sie arbeitet auf dem Anwesen de Winter.“ Perrins Augen werden groß. >>„Boaa.“<< Unterbricht er Atevora. >>“ Wohnst du auch in dem in dem großen Haus?“<<
>>„Wohnt IHR auch in dem großen Haus!“<< Verbessert ihn seine Schwester neunmalklug und setzt fort: >>“Ätsch du bist auch nicht besser.“<< Als Krönung steckt sie ihm noch die Zunge raus. Erbost verschränkt ihr Bruder die Arme vor der Brust: >>“Selber bäh.. Blöde Ziege.“<<
„Schluss jetzt ihr Beiden!“ Schneidet Atevoras eisige Stimme den Disput. Vom plötzlichen scharfen Tonfall verstummen die Kinder und ziehen erschrocken die Köpfe ein „Ihr wisst, ich unterrichte euch nur auf Bitten eures Vaters, einzig aus einer Gefälligkeit heraus. Ich dulde in meiner Gegenwart weder Streitereien, noch, dass ihr euch gegenseitig verspottet oder mit Schimpfwörtern bedenkt. Wenn ich so etwas noch einmal höre, nehme ich euch beim Kragen, schleife euch sofort zurück zum Pfirsich und werde ich euch zukünftig nicht mehr unterrichten. Habe ich mich klar ausgedrückt?“<<
Ein zaghaftes Nicken antwortet ihr.
„Also gut. Zurück zu den Fragen: Ja Lyall wohnt tatsächlich auch in dem Gebäude. Sie arbeitet dort als Magd. Ihr beide habt bestimmt schon einmal von Anukis und von Wer, einem ihrer fünf Archonen gehört, nicht? Es heißt er habe einigen Wenigen die Gabe geschenkt sich in Tiere verwandeln zu können. Lyall besitzt diese Gabe.“
Ein erstauntes Oooh, ist von beiden zu vernehmen als sie wieder zu Atevoras Gast schaun. >>„Du kannst dich wirklich in ein Tier verwandeln?“<< Will Perrin noch einmal von Lyall bestätigt bekommen. >>“Das ist toll!“<< Gibt er begeistert von sich und legt dabei die Wachstafel mit den darauf stehenden Rechenaufgaben als uninteressanten Tand verkommend auf den Tisch. >>“Das würde ich auch gern können. Das wär was, sich in einen Vogel zu verwandeln. Da könnte ich so hoch auf einen Baum klettern wie ich will..“ << Seine Schwester fällt ihm wieder ins Wort:>>“Aber du sollst nicht so hoch raufklettern, weil wenn du ausrutscht..“<< nun schneidet der Bruder seiner Schwester den Satz ab: >>„Eben! Da könnt Papa nicht mehr schimpfen, weil wenn ich ausrutsch wärs total egal, ich könnt ja fliegen!“<<  Nicht besonders überzeugt runzelt Maddi die Stirn und schürzt die Lippen, während Atevora der Wandlerin ein aufbauendes Lächeln zukommen lässt. Die Aussage von ihrem Bruder unkommentiert im Raum stehen lassend, kommt Maddi wieder auf eine ihrer Fragen zurück: >>„Ja, aber... warum hat Lyall jetzt so flauschige Ohren? Bekommt die jeder, der von Wer beschenkt wird?“<<
In dem Moment wird die Eingangstür aufgestoßen. Ysa’s mit allerhand Mitbringsel vollgeladene Gestalt erscheint im Türrahmen. >>“Entschuldigt die Verspätung Mylady, aber mir kam geschäftliches dazwischen.“<<
Atevora beäugt die Frau kritisch: „Sagt mal Ysa, habt ihr etwa den Pfirsich vollkommen ausgeräumt?“
„Ähm, also, nur.. fast. Aber das war nicht meine Idee. Ihr hättet Miss Al’Mere sehen müssen. Sie war ganz verzückt als sie gehört hat, dass ihr heute mit einem lieben Mädel auszugehen beabsichtigt! Und sie wollte ganz sicher gehen, dass wir alles mit haben damit wir euch Beide ja ganz sicher schick rausputzen können.“<< Atevora rollt innerlich mit den Augen. Sie kann sich schon in etwa vorstellen welche Gedankengänge der Königin der Nacht zu dem Thema durch ihr Köpfchen gegangen sind. >>“ Guten Tag Mylady“<< Begrüßt auch Vinandé Atevora nachdem sie die Eingangstür hinter sich geschlossen hat. „Brr. Hier ists aber auch nicht viel wärmer als draußen. Ich hab übrigens Meister Kameruk bereits bescheid gesagt, er wird dann wohl bald hier sein.“<<

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 29. Jan. 2011, 09:16 Uhr
15. Silberweiß



Dort hin wo Platz ist... suchend sieht sie sich um, nur leider ist hier kein ausreichender Platz. Schriftrollen, Tintenfässchen, Federkiele und der gleichen fort belegt die Tische im Raum und so will sich Lyall schon abwenden, um ihr Glück in einem angrenzenden Zimmer zu versuchen, als eine helle Kinderstimme ihr Trommelfell erreicht.
>>“Wer bist denn du? ... Und warum schaun‘ deine Ohren so komisch aus?“<< Fragend wandert eine Augenbraue der Wargin nach oben in Richtung Haaransatz, doch bevor sie antworten kann wird das Mädchen schon von Lady Savena getadelt.
>>“Was habe ich dir letztens über den Höflichkeitsplural erzählt?“<< Fast schon verschreckt wendet sich die Aufmerksamkeit des Mädchens kurz ihrer offensichtlichen Lehrerin zu. Stirnrunzelnd scheint das Mädchen angestrengt nachzudenken. Dann scheint sie in ihren kindlichen Gedanken das gefunden zu haben, wonach sie gesucht hat.
>>“Warum schauen E u r e Ohren so komisch aus?“<<, fragt das Mädchen nun, das „Euch“ sehr betonend.
Ja... das klingt ganz nach Euch, Lady Savena. Diesen Humor könnt ihr gänzlich Euer eigen nennen., denk sich Lyall halbwegs amüsiert.
Doch zu ihrem Glück möchte die fahlhäutige Lady in ihrem Namen antworten. Lyall lässt sie gewähren, muss sie doch zugeben, dass sie die Fragen rund um ihre Ohren langsam aber sicher entnerven.
Gut...diese Kinder hier wussten sicher nicht „was“ sie ist und ihre kindliche Neugier ließ sie Dinge gleich beim Schopf packen und gerade heraus aussprechen. Lyall hatte nichts dagegen, solange sie höflich blieben.
Bei den meisten Kinder ist dies auch immer der Fall gewesen, doch sobald sie Älter wurden und das Wort „Vorurteil“ sich in ihrer Seele einnisten konnte, hatte die Wargin schon einen Stempel auf der Stirn mit den Worten „MONSTER“ in dicken, roten Lettern.
Hier in Talyra – wo die Leute mehr oder weniger an den Anblick nicht menschlicher Wesen gewöhnt waren – sind die Leute immer recht freundlich geblieben, wenn auch nur um ihre Waren an wen auch immer los zu werden. Doch draußen auf dem Land und in den Wäldern ist die Erkenntnis noch nicht durchgedrungen, dass ihre Art oder „Zauberwesen“, wie es dort so schön hieß, nicht grundsätzlich blutrünstige Ungeheuer sind und in der Nacht mit Vorliebe Kinder stehlen, um sie dann mit Wechselbälgern auszutauschen.
Wie oft war ihr nachts Fackelschein und das aufgeregte Rufen mistgabelschwingender Bauern gefolgt, obwohl sie nur nach Unterkunft oder ein bisschen Essen gefragt hatte? Wie schnell hatten diese abergläubischen Narren unter ihrer schmutzigen Kutte ein Lyall gänzlich unbekanntes religiöses Symbol hervorgefummelt, um ihr es dann unter die Nase zu halten. Nur ihre dummen Gesichter hatten Lyall immer etwas erheitert, wenn sie sich gänzlich unbeeindruckt von den falschen Reliquien und gebastelten Heilspüppchen gezeigt hatte und nicht vor ihnen zurück gewichen war.

Seufzend lässt sie diese Gedanken an eine alte Zeit fallen und bemerkt, dass sie fast die gesamte Unterhaltung verpasst hat.
>>„Ja, aber... warum hat Lyall jetzt so flauschige Ohren? Bekommt die jeder, der von Wer beschenkt wird?“<<, fragt das kleine Mädchen wieder sehr interessiert, doch keiner der Anwesenden kommt zum antworten. Ysa und Vinandé kommen gerade zur Tür herein und ergreifen das Wort.
>>“Entschuldigt die Verspätung Mylady, aber mir kam geschäftliches dazwischen.“<<, sagt Ysa und versucht zwischen den Gepäckstücken vor ihren Gesicht hindurch zu blicken. Doch alles was sie zu sehen bekommt, ist eine kritisch drein blickende Lady Savena.
>>„Sagt mal Ysa, habt ihr etwa den Pfirsich vollkommen ausgeräumt?“<<, fragt diese dann auch prompt.
„Ähm, also, nur.. fast. Aber das war nicht meine Idee. Ihr hättet Miss Al’Mere sehen müssen. Sie war ganz verzückt als sie gehört hat, dass ihr heute mit einem lieben Mädel auszugehen beabsichtigt! Und sie wollte ganz sicher gehen, dass wir alles mit haben damit wir euch Beide ja ganz sicher schick rausputzen können.“, versucht Ysa entschuldigend zu erklären.
Kurz überlegt Lyall woher sie den Namen „Pfirsich“ kennt und ob ihr eine Miss Al' Mere schon einmal begegnet ist, doch in ihrem Kopf wollen sich keine passenden Bilder zu den gehörten Namen einfinden.
Sie muss zugeben, dass sie noch nicht die ganze Stadt kennt obwohl sie nun schon einen ganzen Zwölfmond in der Stadt weilt.
Und auch ein Meister Kameruk ist ihr nie begegnet. Glaubt sie jedenfalls. Doch ihn würde sie ja bald kennen lernen.
Ein bisschen neugierig auf das was noch kommt ist sie schon. Auch wenn sich Neugierde, Angst und freudige Erregung die Wage halten, ist sie doch irgendwie gespannt auf das Stück, die Leute dort und Lady Savena.

Interessiert lauscht sie dem Gespräch zwischen den Frauen aus dem Pfirsich und der Lady und harrt der Dinge, die da noch kommen mögen.


Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 30. Jan. 2011, 22:43 Uhr
15. Silberweiß


„Sehr fein.“ Antwortet Atevora auf die Bekanntgabe.
„Ysa, du kennst den Hausbrauch bereits, wenn du ihn bitte Vinandé kurz mitteilen möchtest?“ Zusammen mit den Gepäckstücken versucht sich die Dirne an einem höflichen Knicks und verschwindet nach einem kess betonten >>„Sehrwohl, Maylady.“<< Zusammen mit der Küchengehilfin aus dem Blickfeld.
Atevora bemerkt erst in diesem Moment, dass Lyall noch immer wie ein vollgeladener unschlüssiger Packesel im Raum herumsteht. Atevoratypisch wandert eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie einen Schritt auf Lyall zugeht. Lyall hätte das ganze Zeug auch ruhig auf den letzten freien Sessel, oder auf den Boden stellen können. Ob auf den Teppich oder die blanken Holzdielen wäre dabei gleichgültig, die Dielen waren dazu jedenfalls allemal sauber genug. Genaugenommen sogar beinahe wie geleckt, sodass man davon essen könnte. Atevora war nach dem notgedrungenden Lebensabschnitt in der Unterstadt, sowie den noch immer gelegentlichen Aufenthalten dort besonders penibel was die Sauberkeit in ihren eigenen vier Wänden betrifft. Auch auf langen Reisen waren die manchmal sehr kompromissartigen Hygienebedienungen immer eines der Dinge, welche sie nur schwer akzeptabel fand. Das Erste wonach sie sich somit jeweils sehnte war ein wohltuendes ausgiebiges Bad. Glücklicherweise hatte sie einen gewissen Vorteil gegenüber Anderen, wenn es darum ging, sich diese Wünsche zu erfüllen. Die kleine Distanz überwunden, nimmt Atevora der Magd noch einen Teil ihrer Last ab und richtet das Wort dabei aber an die Kinder: „ Ich werde dir die Frage ein anderes Mal beantworten Maddi. Nun aber setzt fort mit euren Aufgaben, damit ihr fertig werdet, oder ist etwas unklar? Wenn, dann fragt gleich, ihr wisst ich beiße nicht.“
>>“Zumindest nur ausgesprochen selten“<< Meint Ysa keck, als sie den Wohnraum betritt. >>“Ysa! Also, manchmal bist du wirklich unmöglich.“<< Tadelt die nachfolgende Vinandé unterdessen sich Atevora mit der freien Hand an die Schläfe greift und schicksalsergeben ein: „Das kann ja heiter werden..“ haucht. Den vorherigen Satz gerade ausgesprochen, bleibt die Küchengehilfin plötzlich stocksteif stehen: >>“Uh.. das sind aber viele Bücher, das ist fast schon wie in einer Bibliothek!“<<
„Ihr übertreibt. Zudem, das sind größtenteils nicht meine Bücher. Ich kopiere sie bloß, also bitte nichts anfassen.“
Vinandés verduztem Blick zu urteilen, war Atevoras ton vermutlich zu hart. Atevora beherrscht es eben nicht mit viel Besuch umzugehen. Sie hat sich mittlerweile zwar daran gewöhnt in ihrem eigenen Haushalt Leute zu empfangen, oder in einem anderen Haushalt längere Zeit umgeben von mehreren fremden Menschen andere zu unterrichten, doch es war für sie eine große Belastung. Denn entgegen Anderen mit ihrem natürlichen emphatischen Verständnis, war es für sie noch immer schwer auf Andere einzugehen und ihr eigenes Handeln abgewogen abzuschätzen. An Lyall und mit einem einschließenden Blick auch an die Anderen gewandt, bittet sie die Frauen ihr in das angrenzende Zimmer zu folgen.

Schwere dunkelblaue Vorhänge schließen fast jedes Licht der dahinter liegenden Fenster aus und verdecken die Tür zum Balkon. Geheimnisvoll wirkt in der Düsternis des Raumes das Glühen in den erst frisch aufgefüllten Kohlebecken. Es befinden sich Kästen für das Gewand und einer mit Spiegel und Waschschüssel davor im Gemach. Gegenüber den Vorhängen, auf der anderen Seite des Raumes ist eine Tür zu sehen, sie ist immer verschlossen. Den Gästen ist der zutritt verwehrt und nur Atevora weiß was sich dahinter genau befindet. Das Zimmer wird dominiert von einem großen gemütlichem Bett, die Kopfseite schießt mit einem langen Holzbrett ab auf welchem sich ein großer Kerzenhalter mit drei weißen Kerzen befindet. Neben der Schlafstätte liegt ein großes kuscheliges und sorgsam gebürstetes Schaffell. Die Steppdecke des Bettes ist zurückgeschlagen und gibt den Blick auf die mit weichen Fellen bedeckte Matratze Preis. Es duftet in dem Raum nach getrockneten Wildkräutern, voranging nach Kamille Melisse und Pfefferminze, mit denen ein Kissen und das Unterbett gefüllt sind. Auf dem Bett liegt ein Kleid, welches auf den ersten Blick schon zu erkennen, Atevora eindeutig zu groß ist.
Atevora legt das Gepäck auf dem Bett neben dem Kleid ab, Ysa und Vinandé sowie Lyall tun es ihr gleich. >>„Na dann wollen wir mal“<< Verkündet Ysa voller Tatendrang in der Stimme, indes Atevora die Kerzen entzündet. >>“Jetzt kommen wir zum interessanten Teil des Abends:“<< Ihre Stimme wird durchdringend und bekommt eine frivole Nuance als sie näher an Lyall heran und geschmeidig wie eine Raubkatze hinter sie tritt. Mit forschem Tonfall spricht sie >>„Ausziehen.“<< und greift dabei liederlich nach dem Stoff um Lyalls Hüften um der Frau dabei zu Diensten zu sein. >>“Ohh, nein!“<< Vinandé krallt sich Ysas Hand >>“Dabei helfe lieber ICH.“<< und bugsiert sie entschlossen aus dem Schlafgemach.
Amüsiert beobachtet Atevora das Szenario, doch plötzlich richtet sich Vinandés strenger Blick auch auf Atevora. Ja sie hat verstanden. Leider. Die Eismaid gibt ein kurzes vornehmes Räuspern von sich: „Ich denke, meine Hilfe wird hier nicht benötigt, ich werde mich in der Zwischenzeit um meine Schüler kümmern.. und sehe nach wo Meister Kameruk so lange bleibt.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 02. Feb. 2011, 19:08 Uhr
15. Silberweiß



Verwirrt steht Lyall im nach Pelz und Kräutern duftenden Schlafgemach der Lady Savena. Die ihr übergebenen Gepäckstücke ruhen nun auf dem Bett neben denen von Lady Savena, Ysa und Vinandé.
Die bernsteinfarbenen Augen der Wargin folgen dem puppengleichen Körper der Gastgeberin, als diese die Kerzen eines großen Kerzenhalters neben dem ausladenden Bett entzündet.
In dem flackernden Schein der Kohlebecken und neu entzündeten Kerzen wirkt die Haut der Eismaid wie aus dünnem Porzellan gefertigt und fast noch unwirklicher als sonst.
Lange kann sich Lyall jedoch nicht auf sie konzentrieren, denn ein Geräusch hinter ihr verlangt ihre  Aufmerksamkeit.
Es ist Ysa, die leise hinter sie getreten war und sich nun an ihrer Kleidung zu schaffen machte.
„Ausziehen.“, verlangt sie forsch mit einem sonderbaren Unterton in ihrer Stimme, den Lyall nicht einzuordnen vermag.
Verdutzt schaut die Wargin abwechselnd zu ihrer eigenen Hüfte auf der Ysas Hände ruhen und in das grinsende Gesicht der Frau.
Irgendetwas im Tonfall und der Haltung der Frau lässt Lyall sich warnend versteifen.
Ein fordernder raubtierhafter Blick tritt in die Augen ihres Gegenübers, unruhig schüttelt sich die Seelenwölfin und streift in Lyalls Seele knurrend umher.
Bevor die Situation jedoch unangenehm für beide Seiten werden kann, wird Ysa am Arm gepackt und von Vinandé hinaus bugsiert.
“Ohh, nein! Dabei helfe lieber ICH.“, verkündet sie und wirft, zu Lyalls Erstaunen, auch Lady Savena aus dem Raum. Der Blick der Wargin verheddert sich kurz mit dem ihrer Gönnerin bevor diese die schwere Tür hinter sich schließt. Verständnislos blinzelt die Gestaltwandlerin kurz. Hatte nicht auch sie einen ähnlichen Blick wie Ysa auf sie gerichtet? Nein... das kann nicht sein. Trotz allem kann sie sich des Eindrucks nicht erwehren von einem besonderen Interesse für die weiße Lady zu sein.

Dann waren nur noch Vinandé und sie im Raum. Plappernd ergoss sich ein Strom aus freundlichen Worten und Bewunderung für ihre schlanke Figur über Lyall. Nicht allen Worten konnte sie folgen und manche Redewendungen verstand sie nicht auf Anhieb, doch sie bedankte sich immer höflich, so wie sie es von Lady Aurian gelernt hatte.
Wie eine verärgerte Hornisse schwirrt die Küchenmagd des Pfirsichs in dem Raum umher, zieht einen Stuhl heran, leert den Inhalt mancher mitgebrachter Pakete auf dem Betttuch aus und legt einen Gitterrost über eines der Kohlebecken, um darauf wiederum Lyall völlig unbekannte kleine Gegenstände darauf zu platzieren.
Interessiert beäugt die Wargin die vielen Tiegel, Döschen, Bänder und Schminkutensilien,welche durch die hastig suchenden Hände von Vinandé wandern.
Ein verzücktes Quietschen entfährt der Kehle der kleinen Frau, als sie ein moosgrünes Seidenkleid hoch hebt.
Lyall ist es gar nicht aufgefallen, wie es so auf dem Bett gelegen hatte, doch nun wollte sie dem Forscherdrang von Vinandé Einhalt gebieten. Sicher war dieses teure Stück für Lady Savena bestimmt obwohl es ihr augenscheinlich zu groß sein würde.
Bevor sie jedoch ein Wort sagen kann, ist die Küchenmagd an sie herangetreten und hält das Kleid an ihren ausgestreckten Armen von sich und drückt es gegen den Oberkörper der Wargin.
„Wirklich wunderschön! Du wirst so toll aussehen! Und diese Farbe...passt fantastisch zu deinem... wilden Aussehen.“ Kichernd legt die Magd es wieder aufs Bett und streicht die entstandenen Falten wieder glatt.
„Komm, wir haben noch viel vor!“ Mit sanftem Druck auf ihre Schultern gibt sie der Wargin zu verstehen, sich doch auf einen der Stühle zu setzen.
Verdutzt und etwas gehemmt folgt die Wandlerin der Aufforderung , als Vinandé hinter sie tritt und mit ihren Fingern durch die schwarzen Haare der Wargin kämmt.
Interessiert will Lyall sich umdrehen, doch zwei kleine aber starke Hände richten ihren Kopf wieder nach vorne aus und drücken ihre Schultern gehen die Stuhllehne.
„Nach vorn schauen! Entspann dich... ich tu dir doch nichts!“ Ihr lächelndes Gesicht schiebt sich seitlich in das Sichtfeld der Wargin. „Ich mache deine Haare noch etwas hübscher und dann ziehen wir dich an!“
Geduldig lehnt sich Lyall zurück und beobachtet den tanzenden Schatten von Vinandé an der gegenüberliegenden Wand.

Plötzlich verbreitet sich ein angenehmer Duft im Raum. „Ich mache deine Haare etwas nass. Ich hab dafür extra das teure Haarwasser aus dem Pfirsich mitgehen lassen! Ich hoffe du weißt das zu schätzen“, verkündet Vinandé stolz.
Die Wargin lässt sich ohne Murren die Haare befeuchten und dann zu kleinen, harten Knoten hochbinden, die ihr das Gefühl gaben, als würde ihr Haar an den Wurzeln herausgerissen.
Dann vernimmt die Gestaltwandlerin ein metallisches Geräusch und eine fast schon unangenehme Hitze breitet sich auf ihrem Kopf aus.
Erklärend wendet sich die Frau an Lyall: „Das sind kleine Metallklammern, die ich um die Haarknoten gemacht habe. Sonst kann es lange dauern bis es getrocknet ist. Außerdem bleiben die Haare dann länger in der gewünschten Form.“
Gewünschte Form? Was zum...
„Halt! Nicht bewegen und lass die Finger davon! Die Dinger sind sehr heiß, du verbrennst dich nur. Das Ergebnis siehst du früh genug.“ Wieder hörte sie ein Kramen und Kruscheln hinter sich, bevor die Magd vor sie tritt und die Wargin durchdringend ansieht.
„Diese Farbe? Nein... Und diese? Hmm.. zu dunkel...Ah! Ja hier und...das... genau!“ Immer weiter weicht Lyall mit ihrem Gesicht zurück, als Vinandé mit einer Art Stift immer näher kommt.
„Halt still! Ich weiß, es riecht etwas komisch. Nein nicht anfassen... Ealara gib mir Kraft!“ Mit einer Hand Lyalls Kinn festhaltend werkelt sie im Gesicht der Wargin herum, manchmal eines der Augen aufhaltend oder ein paar Strähnen aus dem hellhäutigen Gesicht wegwischend.
Währenddessen plauderten sie allen Klatsch und Tratsch aus den sie nur irgendwie auftreiben konnte, um Lyall abzuhalten sich ständig prüfend ins Gesicht zu fassen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit tritt die Magd prüfend zurück, stemmt ihre Hände in die Hüften und nickt anerkennend. Sie bittet Lyall aufzustehen und hilft ihr das grüne Seidenkleid anzuziehen.
Dann löst sie Lyalls Haarknoten, wobei die Wargin sich innen auf das Fleisch ihrer Wange beißt, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.
Aber als Vinandé ihre Aufgebe beendet hat, fällt Lyalls Haar in langen, dunklen Locken bis über ihre Schultern herab.
Interessiert spielt die Wargin mit dieser seltsamen Haartracht, zieht immer wieder ein paar Locken nach unten um sie dann wieder nach oben schnellen zu lassen. Ihr Blick wandert weiter und an ihr herab. Es ist ein seltsames Gefühl, die Beine nicht in Hosen stecken zu haben sondern ein einem weiten grünen Kleid. Goldene Bordüren sind an den Ellenbogen und ihrem Halsausschnitt angebracht und zeigen gestickte stilisierte Ranken und Früchte.
Die Ärmel des Kleides sind weit und lang, hängen fast – bei herabhängenden Armen – bis zu ihren nicht mehr sichtbaren Knöcheln herab.
Vinandé schlingt noch einen kunstvoll geschmiedeten Gürtel besetzt mit Edelsteinen um ihre Hüfte und legt ein prunkvolles Kollier um ihren Hals.
Dann zupft sie prüfend an ein paar Stellen am Rücken der Wargin herum. „Obwohl das Kleid etwas zu eng ist, um schicklich zu sein, beult es etwas hinten aus. Doch Meister Kameruk wird das bestimmt richten können.“, sagt Vinandé mehr zu sich selbst als zur schwarzhaarigen Wargin.
Als Lyall sich in einem Spiegel betrachtet, lächelt sie und kann kaum glauben, dass sie dies dort sein soll. Eine für sie vollkommen Unbekannte lächelte dort aus dem reflektierenden Ding zurück und ahmt alle ihre Bewegungen nach.
Ein zaghaftes Klopfen lässt beide Frauen zur Tür blicken.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 07. Feb. 2011, 22:31 Uhr
15. Silberweiß


Vermutlich hätte es Atevora äußerst unterhaltsam empfunden dabei zuzusehen wie Lyall mit der kleinen Schönheitstortur konfrontiert wird. Als sie Ysa, eine ihrer bevorzugten Dirnen im Pfirsich bei jener sie eine gute Kundin ist, um die kleine Gefälligkeit und Hilfe für die Theatervorbereitungen bat, hatte sie nicht mit diesem Anschlag, weder auf sie noch auf Lyall, gerechnet. Sie hatte auch nicht so recht angenommen, dass Vinandé hier im gewissen mit dem selben Eifer beseelt war wie Ysa, schließlich war sie bloß eine einfache Küchenmagd. Doch eigentlich hätte sie es auch ein wenig ahnen können, es musste schließlich einen Grund dafür geben, weshalb sich die beiden Frauen auch außerhalb ihres Arbeitsplatze angefreundet haben. Es hieß wohl nicht ganz ohne Grund: gleich und gleich gesellt sich gern. Augenscheinlich hatte Ysa die Küchenmagd schon sehr gut darin vertraut gemacht, wie eine Frau für das Auge möglichst schicklich herzurichten ist.

Man darf allerdings nicht fälschlicher Weise annehmen, dass es Atevora besser ergeht als Lyall. Sie wollte - wohlgemerkt wollte - zwar die Stiegen hinab ins Erdgeschoß gehen um nach dem Schneidermeister zu sehen, doch dazu kam sie nicht ansatzweise. Noch bevor sie einen Schritt zum Ausgang setzten kann, wird sie von Ysa resolut gepackt und zielstrebig an den beiden Kindern vorbei in die Küche bugsiert, wobei sie es neben dem Bändigen der widerstrebenden zierlichen Magierin, auch noch ganz nebenher fertig bringt einen Stuhl vom Tisch zu nehmen und mit in die Küche zu verfrachten.
Auch sie verteilt den Inhalt der Tüten, die noch im Hauptraum standen und nicht mit ins Schlafzimmer getragen wurden, großzügig und breiträumig auf der Anrichte. Danach wird Atevora in ein Korsett gezwängt, die Haare werden toupiert und gerade als sie aussieht wie eine vollwertige Vogelscheuche zerzaust vom größten Sommersturm, vernimmt sie einen mürrischen Perrin aus den Nebenräumlichkeiten. Wie es für eine gute Lehrerin Pflicht ist, und insgeheim überaus froh über die Unterbrechung, sieht sie nach welches Problem ihn trotzig die Schreibtafel energischer auf den Tisch ablegen ließ. Das Problem ist schnell erkannt. Er war bei seinen Rechenaufgaben mittlerweile bei den Subtraktionen angekommen und wusste damit wenig anzufangen. Eine Lösung ist mit einigen Fallbeispielen schnell gefunden. Mit neu gefundenen Elan beginnt er für jede Rechnung eine mögliche Alltagssituation herbeizusinnieren und rechnet unter gelegentlicher Zuhilfenahme seiner Finger weiter.

Als Ysa allerdings mitbekommt, dass Atevoras Dienste gerade nicht mehr unmittelbar von Nöten sind, wird sie auch schon wieder konsequent in die Küche geschleift. Dort angekommen steckt, bindet und flechtet ihr die Dirne künstliche Haarsträhnen, edle schimmernde Satinbänder und sogar Silberfäden ins Haar um die Haarpracht üppiger und voluminöser erscheinen zu lassen als sie tatsächlich ist. Zum Abschluss fasst sie das Haar locker zusammen und befestigt es mit zwei Haarnadeln, und zwar jenen Haarnadeln welche Tane auf einem Markt in Verd entdeckt hatte und die er dort für sie mitgehen – jeder weiß was das bedeutet - hat lassen. Sie erinnern von der Form nicht nur bloß an etwas filigranere Eisennadeln, sondern konnten auch sehrwohl den Zweck erfüllen für den diese Waffen gedacht sind.
Normalerweise wären Waffen auf der Veranstaltung nicht erlaubt. Das beunruhigte Atevora in Hinblick der Ereignisse, die nach der letzten größeren gesellschaftlichen Zusammenkunft der sie beiwohne über sie hereinbrachen, mittlerweile etwas. Wenn sie die Waffen allerdings auf diese Art derart frech öffentlich präsentiert, standen die Chancen eventuell gar nicht schlecht, dass sie damit sogar durchkam. Sollte sie diese Nacht also tatsächlich jemand attackieren, hat er die Dinger schneller in seiner Augenhöhle oder in den Nieren stecken als er das Wort „Huch“ sagen kann.

Ein Klopfen an der Tür reißt Atevora aus ihren düsteren Gedankengängen. >„Ich mach auuuf!“< Verkündet Maddi munter und schon hört man wie die Stuhlbeine über den Parkettboden scharren, gefolgt von schnellen tribbelnden Schritten die sich entfernen. Mit einem knappen >„Oh, das trifft sich gut.“< Wendet sich Ysa ab und lässt Atevora allein in der Küche zurück.
Das Stimmengewirr im Nebenraum lässt die Ankunft des Schneiders und das übliche Begrüßungsprozedere vermuten, dem sich Atevora als Wohnungsherrin auch anschließen sollte. Obwohl es ihr lieber wäre noch einen Augenblick die Zeit zu genießen in der niemand um sie herumschwirrt, ihre Nerven mit naiven Fragen strapaziert, oder unermüdlich an ihr herumzupft, bequemt sie sich dennoch dazu in den anderen Raum zu den übrigen Anwesenden zu schlendern.
>“Ah! Guten Abend Mistress!“< Überkorrekt wie immer verbeugt sich der Herr tief vor ihr. „Guten Abend auch Maester. Oh bitte lasst das doch. Ich sagte doch schon einmal es ist nicht nötig wenn wir Beide doch im selben Haus wohnen, außerdem tut es eurem Rücken nicht gut und ich weiß doch, dass dieser euch in letzter Zeit etwas plagt.“ Mit einem freundlichem Lächeln und Glänzen in den Augen antwortet er: >„ Ja der Rücken, der Rücken. Das ist halt so im Alter, besonders bei diesem grausigem kalten Wetter wie die letzten Tage zwickt es da und dort dann besonders, aber das ist noch lange kein Grund gegenüber einer hübschen Dame die guten Manieren zu vergessen. Und entschuldigt, dass es etwas länger gedauert hat. Hier ist euer Kleid, ich habe den Saum noch etwas herausgelassen, jetzt sollte es wie angegossen passen.“<
„Herzlichen Dank.“ Atevora möchte gerade erwähnen, dass Lyall im Schlafzimmer wartet, da kommt ihr Ysa aber schon zuvor: >“ Im Nebenraum wartet übrigens der nächste Kunde, wollt ihr bitte nachsehen ob an dem Kleid für heute Abend noch rasch etwas korrigiert werden muss?“<
>“Aber freilich!“< Antwortet der Mann heiter, unterdessen Ysa verhalten an der Tür klopft. Vorsichtig öffnet sie diese einen Spalt und linst um die Ecke: >„Der Maester ist da, können wir hereink..“< Das was sie erspäht beantwortet ihre Frage augenscheinlich von selbst. Erquickt von dem was sie sieht, öffnet sie die Tür, vergisst all das sittliche Getue und betritt mit freudig strahlenden Augen das Gemach, sodass der Schneidermeister einen Moment lang nur irritiert blinzelt und ihr kurz darauf etwas verhalten nachfolgt. Fidel faltet sie die Hände vor der Brust und lässt den Blick verzückt an der Gestaltenwandlerin auf und Abgleiten während sich der Schneider freundlich und beschwingt, mit einer abermaligen tiefen Verbeugung vorstellt: “Schneidermeister Cordus Kamerkuk zu ihren Diensten. Womit kann ich behilflich sein? Oh.. Ah.. Ich glaub ich seh schon. Geh ich recht in der Annahme, dass ihr Lyall und dies das besagte Kleid für heute abend ist?“
Kaum hat Cordus die Ansprache beendet und tritt näher an Lyall heran um die Sache mit geschultem Blick näher zu begutachten, kann Ysa nicht länger still bleiben: >“Lyall ihr seht wirklich hinreißend aus. Diese Locken, wie sie so herrlich euer Gesicht umschmeicheln und vorteilhaft die Öhrchen verdecken, einfach zauberhaft. Eine wirklich gute Idee Ina!“ Vinandé kichert verschämt und macht eine abwehrende Handbewegung >“Apropo, braucht ihr das Schmickzeug noch? Nein? Sehr gut.“
Mit flinken Fingern sammelt die Dirne alles benötigte zusammen und kommt etwas später mit einem Säckchen voller Döschen und Tiegelchen und allerhand anderem Klimbim für eine brauchbare abendliche Kriegsbemalung wieder aus dem Schlafzimmer heraus.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 09. Feb. 2011, 20:57 Uhr
15. Silberweiß

„Ohweh, mir schwant böses. Muss das sein?“
>“Und wie das sein Muss!“< Gibt die Dirne voll Überzeugung kund. >“Jetzt zaubern wir euch einen Hauch Leben ins Gesicht!“< Mit den Worten geht die Frau an Atevora vorbei, und stellt die Utensilien auf den Tisch.
„Einen Hauch was? Wie darf ich denn das nun verstehen? Sehe ich etwa so Grabesnah aus?“
>“Uhm.., also.. offen gestanden... Ja.“<
Sogleich beginnt sie halb mit dem Rücken zu Atevora gedreht mit zwei raschen Handgriffen etwas Platz auf der Ablagefläche zu schaffen um sie schließlich wieder sorgsam mit diversen Kosmetika vollzuräumen
„Wie bitte? Was ..“
>“Und diese ständigen Schluchten unter den Augen: Das geht schonmal gar nicht!“< So eine Frechheit. Als Ysa sieht wie sich Atevora offenkundig anspannt ändert sie ihre Taktik. Geschmeidig, mit lasterhafter Attitüde tritt sie näher an Atevora heran, umrundet sie, führt sie sanft zum Sessel und flüstert ihr ins Ohr:. >„Es wäre doch schade wenn die zarte kühle Grazie eines Eiskristalles misskannt würde und eventuell im Widerspruch zum wärmenden Liebreiz eurer Begleitung stünde. Vertraut mir...“<
„Es reicht. Es ist überflüssig mir kokettierend nichtssagende liebliche Worte ins Ohr zu säuseln.“ Ein frostiger Blick verwebt sich einen Augenblick mit dem der Dirne. Sie hatte Recht, es war unsinnig wie ein verwöhntes bockbeiniges Biest nun die pikierte adelige Göre zu spielen nur weil sie mit der schlichten Wahrheit konfrontiert wurde. „Die Feststellung war legitim. Also gut, helft mir ins Kleid und danach zaubert ihr mir eben etwas Lebendigkeit ins Gesicht.“
So wird Atevoras Gesicht also zuerst mit edel duftenden Salben eingeschmiert, der Glanz abgepudert und die Wangenlinie mittels Rouge mit einer duftigen sanften farbigen Nuance versehen und danach der Lidstrich mit schwarzer Farbe nachgezogen.
>“Hallo Matrone.. und, die anderen. Wieso stochert die Frau da mit dem kleinem Stab in eurem Gesicht herum? Hier sind übrigens die Einnahmen von heute.“<
Ertönt es plötzlich neben ihnen. Sie hatte den Jungen gar nicht hereinkommen gehört.
„Ah, Yarik, gut dass du da bist. Ja leg sie bitte auf den Tisch.“ Der Botenjunge tut wie ihm geheißen. „Sag, Bursche hast du Lust dir heute noch etwas Geld hinzu zu verdienen?“ Eigentlich ist die Frage relativ unnötig, doch der Form halber fragt man doch.
>“Klar doch Matrone, immer!“<
„Weißt du wo hier Sänftenträger zu finden sind?“ Ein knappes >“Freilich.“< antwortet ihr. „Sehr schön, dann bitte hol welche für 2 Leute her.“


Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 08. März 2011, 20:45 Uhr
15. Silberweiß

Ein interessiert drein blickendes Auge schiebt sich in den schmalen Türspalt von Lady Savenas Schlafgemach, um das vorläufige Ergebnis von Vinandés Arbeiten an der Wargin zu begutachten. Anscheinend gefällt das Resultat, denn sogleich wird die Tür vollends aufgestoßen und eine begeistert lächelnde Ysa betritt den Raum.
Hinter ihr kann Lyall einen leicht gebückt dastehenden Mann erkennen, der Ysa schließlich etwas irritiert in das Schlafzimmer hinein folgt. Etwas distanziert aber über die Situation anscheinend recht amüsiert, steht Lady Savena im Gang ihrer Wohnung. Erhellt von einem Kohlebecken sieht sie noch unwirklicher aus als sonst, fast so als Stünde sie zur Schwelle in das Reich der Geister und  dunklen Wanderer.
Sie begutachtet Lyall wohl ebenfalls, doch lange kann die Wargin ihren Blick nicht auf ihrer Gastgeberin ruhen lassen. Ysas raubtierhaftes hineinschleichen in den Raum beansprucht die volle Aufmerksamkeit der Gestaltwandlerin. Erwartungsvoll sind ihre pelzigen Ohren in Ysas Richtung gedreht, als diese abschätzend die Arme vor der Brust verschränkt und Lyall auf eine ihr etwas unangenehme Art ansieht.
Auf und ab wandern ihre Blicke, immer wieder hinauf und hinab. Nervös verlagert die Wargin ihr Körpergewicht von einem Bein auf das andere, leise raschelt dabei der waldgrüne Stoff und schmiegt sich noch enger um ihre Beine. Sie hatte das unangenehme Gefühl gerade mit den Augen schneller ausgezogen zu werden, als sie sich noch vor kurzem schwerlich in dieses Kleid hinein gemüht hatte.
Solch einen fast schon anzüglichen Blick gemischt mit dem weiblichen Anstand nicht zu sehr zu starren, hatte sie noch nicht einmal bei Männern gesehen. Bevor sie jedoch fragen kann oder überhaupt etwas sagen kann, um diese Situation richtig zu begreifen und zu deuten, tritt ihr der  Mann in das Blickfeld.
Überrascht schaut sie hinab, denn er ist etwas kleiner als sie. Dieser Umstand ist wohl auf seine altersbedingte gebücktere Haltung zurückzuführen genauso wie auf die Tatsache, dass er sich überraschend tief Verbeugt. Die Wargin meint seine Nase schon auf den Bodendielen entlang scharren zu hören, doch in diesem Augenblick kommt er wieder rasch nach oben.
Ein freundliches Lächeln liegt auf dem faltigen Gesicht und in den kleinen dunklen Augen blitzt ein bewahrter jugendlicher Schalk.
>>„Schneidermeister Cordus Kamerkuk zu ihren Diensten. Womit kann ich behilflich sein? Oh... Ah... Ich glaub ich seh schon. Geh ich recht in der Annahme, dass ihr Lyall und dies das besagte Kleid für heute Abend ist?“<< Wie einstudiert nicken Vinandé und die Wargin gleichzeitig bejahend.
Mit kleinen Schritten ist der Mann unheimlich flink unterwegs und steht schon an der Seite der schwarzhaarigen Frau, bevor diese begriffen hat was genau vor sich geht. Abschätzend zieht und zupft er am Rückenteil des Kleides, rafft hier faltet dort zusammen und murmelt immer wieder etwas vor sich hin. Beobachtend blickt Lyall an sich herab, jede Fingerbewegung des Schneiders so nahe an ihr kritisch musternd.

>>„Lyall ihr seht wirklich hinreißend aus. Diese Locken, wie sie so herrlich euer Gesicht umschmeicheln und vorteilhaft eure Öhrchen verdecken, einfach zauberhaft. Eine wirklich gute Idee Ina!“<< Gedanken abwesend greift die Wargin hoch zu ihrem Kopf und betastet die Stelle an der vorher noch ihre Ohren aus den Haaren herausgestochen waren, doch jetzt von einer Haarflut überspült zu sein scheinen. Aber... ich mag meine Ohren eigentlich..., überlegt sie zögerlich.
Hinter ihr kichert die Küchenmagd schelmisch auf die Schmeichelei von Ysa hin.
Dann scheint Ysas Interesse an der  grün gewandeten Gestaltwandlerin genauso schnell erloschen zu sein wie es entflammt worden war, als diese die Tiegel, Töpfchen, Cremes und Kohlestifte zum Schminken auf dem Bett ausgebreitet liegen sieht.
>>„Apropos, braucht ihr das Schminkzeug noch? Nein? Sehr gut.“<< Wie ein Wirbelwind und mit flinken Fingern, rafft sie alles vom Bett in ein Säckchen zusammen und rauscht durch die Schlafzimmertür davon.
Kurz sehen sich alle drei zurückgelassenen Personen verwirrt an, doch der Schneidermeister ergreift als Erster wieder das Wort.

>>„ Nun... ich denke wenn ich hier...“<< Mit zwei Fingern von jeder Hand hält er eine geraffte Stofffalte an der Hüfte der Wargin fest. >>„ und hier etwas abstecke, wird es genau passen und man wird nichts sehen. Ich denke das Kleid wird wohl nur ausgeliehen sein?“<<
Als Antwort zuckt Vinandé nur mit den Schultern. >>„ Wie dem auch sei... Man sieht später auch keine Veränderungen, nachdem man die Nadeln entfernt hat. Ich denke jedoch unter dieses Kleid gehört noch ein Unterrock. Wie er da so schlaff hängt... Mädchen ihr müsst mehr essen!“<< Errötend wendet Lyall ihren Blick ab, um nicht in die väterlich besorgten Augen des Alten sehen zu müssen.
Mit schnellen Schritten ist die Küchenmagd des Pfirsichs an einer der mitgebrachten Schachteln angelangt und wühlt halb hinein gebeugt dahin herum. Ein leiser triumphierender Aufschrei ertönt, als sie den Unterrock wie eine Trophäe in die Luft hebt und damit zu Lyall heran tritt.
>>„Hier probier den mal an. Wir haben leider nur den hier mitgebracht.“<< Während sich die Gestaltwandlerin noch fragt wie sie denn in diesen zusätzlichen Rock gelangen soll obwohl sie doch schon dieses Kleid anhat, zeigt ihr Vinandé pantomimisch, dass sie einfach nur von oben hinein steigen soll. Verwirrt blickt sie den Schneider und die Magd mit großen Augen an, doch beide lächeln nur leutselig und geduldig.
Seufzend tut Lyall wie ihr geheißen und als Ergebnis steht der Saum des Kleides mitsamt dem Rock nun eine gute armeslänge von ihr ab. Nur der Bund kneift sie etwas und so zupft sie immer wieder durch das Kleid hindurch daran herum.
>>„ Ah... das sieht doch schon ganz anders aus, meint ihr nicht auch? Nun nur noch das Abstecken.... so.... hier und....ja dort... vielleicht auch noch hier“<< Geduldig lässt Lyall das weitere Geschehen über sich ergehen und fragt sich jedoch gleichzeitig mit leisen Gedanken, ob dies hier wirklich das Richtige für sie ist. Zunehmend steigt ihre Anspannung, denn sie weiß nach all dem Getue und Gewerkel in diesen heiligen Hallen der Lady Shin werden sie auf die volle Straße gehen, um dann in das noch vollere...ja was nur... Theaterwasauchimmer zu drängen und sich ein „Gesellschaftliches Ereignis der Extraklasse“ anzusehen, bei dem sicher nicht wenige Leute zugegen sein werden.
Bestimmt auch wichtige Leute, die ihre Herrin kannten und vor denen wollte sie sich nicht wieder zum Narren machen. Wie auf der Feier im Anwesen. Hoffentlich gibt es dort kein Feuerwerk... oder noch schlimmeres. Vor allem wollte sie ihre derzeit gütige Gastgeberin nicht beschämen. Nervös beginnt sie gedankenverloren an einem ihrer Fingernägel zu knabbern. Ein harter Schlag auf ihren Handrücken holt sie jäh zurück in das hier und jetzt. Ärgerlich sieht sie auf in das tadelnde Gesicht von Vinandé.
>>„Wir knabbern nicht an Fingernägeln! Die sehen eh schon aus... Kutscherhände! Ich habe mein Bestes gegeben aus diesen Stummeln etwas zu machen. Ich empfehle dir ein Kräuter- Ingwer- Handbad um diese fingerdicke Hornhaut loszuwerden. Na macht nichts. Heute muss es eben so gehen.“<< Bei diesen Worten schnappt sich die kleine Magd eine von Lyalls Händen, dreht sie argwöhnisch herum und lässt sie dann mit einem seufzen sinken.
Beschämt starrt Lyall auf ihre Handflächen hinab. Dort wo ihre Finger in die Handfläche übergehen, ebenso wie an den Fingerballen hat sich dicke Hornhaut gebildet. Diese ist weder aufgesprungen noch rau, lässt ihre Haut an diesen Stellen jedoch dunkler und schmutzig erscheinen. So schlimm ist es doch nicht... oder? Ich muss ja keinem die Hand geben. Denke ich....
Mutlos lässt sie ihre Hände sinken und versucht die Blicke auf sie zu vermeiden, indem sie sie fest an ihre Oberschenkel drückt.

>>„ So, ich denke das hätten wir. Wie fühlt ihr euch, Lyall? Könnt ihr euch noch gut bewegen und Luft holen?“<< Prüfend macht sie ein paar Schritte durch den Raum, dreht sich hier hin und dort hin.
„Ja, es geht schon. Auch wenn ich wohl so nicht viel essen könnte. Viel Platz ist ja nicht zwischen mir und dem Stoff. Aber es sitzt jetzt besser, vielen dank.“ Auch wenn sie das Gefühl nicht ganz abschütteln kann mit dem nun voluminöseren Kleid auszusehen wie eine grüne Glocke, ist sie doch überrascht, was Vinandé und zum Schluss auch der Schneidermeister aus ihr gezaubert haben.
Wohl fühlt sie sich in den Kleidern jedoch noch nicht. Vielleicht würde das merkwürdige Gefühl  „interessant auszusehen“ und die damit verbundene Aufmerksamkeit irgendwann am Abend aufhören. So viele Blicke hatte sie sonst nur durch ihre Ohren auf sich gezogen, doch diese schienen in dieser Aufmachung eher nebensächlich. Das Gefühl der Pfau unter all den Hühnern zu sein, ist so gar nicht ihres. Mittelpunkt? Nein danke... hier am Rand ist es recht nett.
>>„Kommt Mädchen. Stellen wir das Resultat nun der Hausherrin vor.“<< Und so treten die Küchenmagd, der Schneider und zum Schluss Lyall auf den Gang hinaus. Ein höfliches Räuspern von Seiten des Mannes soll Lady Savenas Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ysa ist jedoch noch fleißig damit beschäftigt dem Gesicht der kühlen Frau Farbe einzuhauchen und macht eine abwehrende Handbewegung ohne sich zu ihnen umzudrehen.
>>„ Dann heißt es wohl warten.“<<, sagt Vinandé schließlich und lässt sich zusammen mit Meister Kamerkuk auf einer kleinen Bank nieder. Lyall zieht es vor stehen zu bleiben. Ganz hat sie die Kinder im Nebenraum vergessen, doch als sie den Kopf wendet kann sie erkennen, dass diese mehr als interessiert herüber schauen.
Errötend zieht sie sich in den Schatten eines großen Schrankes zurück und zupft nervös den Bund des Unterrockes wiedermal zurecht.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 22. März 2011, 22:29 Uhr
15. Silberweiß


Tüchtig stürmt der Botenjunge davon um die Aufgabe zu erledigen und sich den Zuverdienst zu sichern.
>“Lyall ist sehr hübsch und lieblich“< Reißt Ysa plötzlich eine Unterhaltung aus dem Nichts an.
„Ja, da habt ihr wohl recht, sie ist sehr lieblich anzusehen.“ Antwortet Atevora gewohnt sachlich.
>“Ist sie der Grund, weshalb ihr in letzter Zeit so selten im Pfirsich seid?“<
Bei den Worten senkt sich der Blondhaarigen Hand, in der sie das Stäbchen für den Lidstrich hält, und kommt auf Atevoras schmaler Schulter zu liegen. Einen Moment lang blickt die Eismaid der Dirne überrascht ins Gesicht, fängt sich allerdings rasch wieder. „Nein, kleine Sorge. Und ich denke zudem nicht, dass sie überhaupt an Intimitäten mit mir interessiert wäre. Genaugenommen ist das auch niemand.“  Aufdringlich legt die Dirne ihre Hand auf Atevoras Schenkel: >“Doch, ich schon.“< säuselt sie zuckersüß und lässt die Finger in Richtung Schritt hochwandern. Unbeeindruckt nimmt Atevora der Dirne Hand und zieht sie mit sanfter Gewalt in die Höhe, weg von ihrer Intimzone. „Aber nur, weil ich euch dafür bezahle.“ Geschmeidig lehnt sich die Dirne nach vorne. Das Gesicht so nahe an Atevoras, dass sie auf ihrer Wange die Wärme spüren kann, haucht ihr die Dirne verführerisch ins Ohr: >„Gerade eben bezahlt ihr mich nicht.“<
Ein Kichern ertönt unweit von ihnen und Perrin zieht der Beiden Blicke auf sich, als er gerade noch verstohlen über seine Unterlagen zu ihnen linst. Ungünstiger Ort, ungünstige Stunde.
„Es ist nicht mehr viel Zeit...“ Ob des Themenwechsels nickt Ysa verstehend, und fährt mit der schwarzen Farbe der Magierin Lidstrich nach. Bald schon ist der Pfirsich wieder in ihrem zweiten Element.

Einige Augenblicke später, öffnet sich die Tür zum Schlafgemach, und ein kurzes Räuspern ertönt um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Konnte der Schneider wirklich schon fertig sein? War nicht viel umzuändern, mittlerweile tatsächlich bereits soviel Zeit vergangen, oder der Schneider noch flinker als sie angenommen hatte?
Sie wusste zwar sehr genau von Cordus Fähigkeiten ansich. Auch bei ihrer jetzigen Garderobe hatte er wieder beste Arbeit geleistet. Die Nähte waren perfekt, die Nadelstiche waren eng, fein und gleichmäßig, nichts scheuerte. Sie hatte das Kleid, welches sie gerade trug, aus den Stoffen fertigen lassen, welche sie von Zorlok für ihre Arbeiten als Mitbezahlung erhalten hatte. Zorlok mochte zwar, soviel konnte Atevora feststellen, ein überaus paranoider Mensch sein, der gnadenlos mit allen Mitteln alle irgendwie geahndeten und vermeintlichen Widersacher konsequent aus den Weg räumte – eine sehr gefährliche Konstellation die enormer Vorsicht bedarf – doch er hatte Handschlagqualität und wusste spezielle Dienste sehr zu würdigen und gut zu entlohnen. Dementsprechend hatten die Stoffe welche sie erhielt nur die denkbar beste Qualität. Edler Brokat, weichste Seide, und da sie von Kameruks Fähigkeiten überzeugt war, hat sie vertrauensvoll ihn damit beauftragt, aus den Stoffen Kleidungsstücke zu zaubern.
Das Kleid das sie gerade trägt war im übrigen weit weniger prunkvoll und auffällig als jenes das sie auf dem Blumenball trug. Es wirkte eher schlicht und elegant. Es bestand aus einem Unterkleid aus fein schimmernder Baumwolle mit zarten und spitz zulaufenden Ärmeln die mit einem üppigen Ornamentmuster bestickt waren. Das Überkleid besaß eine seitliche Schnürung und war aus Seidenbrokat und besaß ein hübsches Paisley Muster mit eingewobenen Gold- und Silberfäden und hatte weite fast bodenlange Schleppen-Ärmel anstatt Magierämel. Auch auf einen unbequemen Unterrock verzichtet Atevora, dieser würde bei der Machart des Überkleides auch gar nicht passen. Das alles waren Lösungsansätze von Meister Kameruk, um sich noch im modischen Rahmen zu bewegen, aber Atevoras Wunsch nach bestmöglicher Bewegungsfreiheit nachzukommen.

Auf das Kurze Räuspern antwortet dem Schneider eine gefuchtelte Handbewegung von Ysa. Vollkommen wortlos bringt die Dirne damit zum Ausdruck, dass die Anderen gefälligst zu warten hatten, denn jetzt war es wichtiger der „Gesichtsbemalung“ den letzten Feinschliff zu verpassen.
Maddi und ihr Bruder waren indes mit ihren Aufgaben fertig geworden, und schauen nun neugierig zu Lyall und dem alten Schneider. >„ Du siehst aus wie eine wunderhübsche Prinzessin!“< Lässt Maddi kurzum die ehrliche Feststellung verlauten, traut sich aber nicht sich von ihrem Stuhl zu erheben und neugierig an der Wargin herumzuzupfen. Schließlich war sie ja scheinbar so teilweise Wolf, und sie wusste nicht ob der Wolfsfrau das so Recht, oder sie sie dafür vielleicht beißen würde. Da bleibt man lieber vorsichtig und beobachtet einmal aus der Ferne, so wies ihr Papa ihr beigebracht hat. Nicht allein mit Fremden reden, keine Vorurteile haben, aber nicht kopflos losrennen, Und wichtig ist, bevor man etwas macht immer brav fragen, weil sonst könnte es von manchen haue geben, die ihr Papa dann hauen muss, weil man oder seinem kleinen Mädchen nicht weh tut. Aber das möchte sie nicht, weil er dann vielleicht ins Gefängnis muss, da die Anderen meist so ein paar Haue von ihrem Papa gar nicht vertragen, sondern gleich zusammenfallen wie ein wackeliges Kartenhaus. Vielleicht sollte sie also fragen ob sie näher kommen kann? Sie würde auch gerne an diesen Ohren ziehen, schaun ob sie wirklich echt und, ja ob sie kuschelig sind, sie haben so flauschig hervorgeblitzt. Ob sie wohl noch da sind? Man sieht sie unter den Locken gar nicht mehr..

Atevora möchte auf Maddis Bemerkung hin einen Blick riskieren und versucht an der Dirne, die ihr mit ihrem Körper den Blick verstellt, vorbei zu sehen. Doch bevor sie noch etwas erspähen kann, wird sie vom Pfirsich zärtlich am Kinn gepackt >“Nein, nicht, zu mir hochsehen bitte.“< und der Kopf wieder in die gewünschte Position gebracht.
Mit einer letzten Handbewegung werden die Wimpern noch mit Tusche nachgeschwärzt und endlich kramt Ysa in einer der Taschen, fördert einen - in hübschen Holzschnitzereien eingelassenen - Spiegel zu Tage, den sie Atevora mit einem stolzen >„Fertig!“< überreicht, und schließlich einen Schritt zur Seite tritt.

Die Shin begutachtet einige Augenblicke ihr Spiegelbild und ist sehr zufrieden mit dem was sie sieht. Auf den Lippen und Wangen liegt ein unaufdringlicher zarter Hauch von Rosa, die Augen wirkten mit dem schwarzen Lidstrich größer und ausdrucksvoller, und abgerundet wurde das ganze von sanften Farbpigmenten vermischten samtigen Permutttstaub, der nicht nur die Augenlider in immer neuen duftig, leichten Farbnuancen schimmern ließ.

Ein zufriedenes Lächeln umspielt der Magierin Lippen, als sie zu Ysa blickt und ihr anerkennend zunickt. Dann steht sie auf um zu Lyall hinüber zu gehen.
Eine bemerkenswerte Wandlung Stellt Atevora fest. Niemand der Lyall nicht bereits am Anwesen de Winter in ihrer normalen Tätigkeit gesehen hat, würde beim ersten hinsehen auch nur erahnen, dass es sich bei dieser herausgeputzten Schönheit um eine gewöhnliche Dienstmagd handelt. Wobei, gewöhnlich, das war mit Sicherheit nicht die richtige Bezeichnung. Selbst in Talyra gab es nur ausgesprochen wenige, die sich auch körperlich in ein richtiges Tier verwandeln konnten.
Mit leicht schräg gelegten Kopf begutachtet sie Lyalls neues Erscheinungsbild noch einmal eingehender. Auch ihre Augen sind geschminkt, damit die warme und ungewöhnlich gefärbte bernsteinfarbene Iris noch besser zur Geltung kommt und die Blicke besonders auf sich ziehen würden. Die Haare glichen beinahe flüssigen schwarzen Wellen, die ihr Gesicht gleichermaßen hart und sanft umspielten. Das Kleid aus satten moosgrünen Farben mit den goldenen Verzierungen war eine hervorragende Wahl. Lyall erinnerte sie an einen Monat voller wärme, Überfluss und satten Farben.. einen Sommergrünen Wald im Licht der untergehenden Goldscheinsonne. „Wunderschön. Ihr seht aus wie der Sommer.“
Atevora hingegen könnte das Bild des Winters präsentieren.
„Eine sehr schöne Idee mit den Haaren, Vinandé. Die Frisur passt wirklich hervorragend zu euch, Lyall.“ Schließlich wendet sie sich dem Schneider zu „Und das Kleid sieht auch aus wie maßgeschneidert. Gab es viel umzuändern?“
Des Schneiders Augen blitzen erfreut auf. Begleitet von einer wegwerfenden Handbewegung meint er: >“Nein, nein, war kaum der Rede wert. Ich schreibe also dann alles zusammen und wir verrechnen Morgen?“<
„Ja danke, das wäre mir sehr recht. Und ihr wollt wirklich auf Shafir und Via Acht geben so lange ich abwesend bin?“ Erkundigt sich Atevora noch einmal, ob das Angebot des Schneiders noch Gültigkeit hat. >„Sicher doch, auf den Guten alten Shafir pass ich doch gerne auf, und eure gefiederte Freundin fällt sowieso kaum auf.“< Wenn er wüsste wie aufdringlich dieses Federvieh sein kann wenn es will..
Noch einmal verbeugt sich der Schneider zum Abschied und verlässt dann die kleine Truppe um in seine eigenen Räumlichkeiten zurückzukehren.
„Nungut, Lyall, ich hoffe ihr fühlt euch nicht zu unwohl in der ungewohnten Kleidung? Ich hoffe zudem dieser kleine Anschlag mit der Frisur und der Schminke war nicht all zu unangenehm für euch? Ich hätte euch hierzu eventuell vorwarnen sollen? Vinandé“ Atevora lässt der Frau einen kurzen Seitenblick zukommen „ist hoffentlich schonend mit euch umgegangen?“
Es ist der Küchenmagd anzumerken, dass sie mit einem „natürlich war ich das“ herausplatzen möchte, doch sie verkneift es sich, und lässt stattdessen Lyall antworten. Atevora beschließt unterdessen Lyall aufzuklären, was demnächst auf sie zukommen wird, um sie nicht noch weiteren Überraschungen auszusetzen: „Im übrigen, keine Sorge, wir werden bald aufbrechen. Ich habe nach Sänftenträgern schicken lassen. Sie werden uns bis zum Kupferkessel tragen, damit wir nicht selbst durch die Tausendwinkelgasse gehen müssen und dabei den Saum unserer Kleider über den Dreck der Straßen schleifen. Sie würden dadurch nur ganz feucht und schmutzig vom Schnee. Ich werde in der Zwischenzeit noch etwas erledigen, denn, Perrin, Maddi“ Atevora dreht sich den beiden Kindern zu: „Ich habe gesehen, dass ihr mit den Aufgaben fertig seid. War etwas unklar oder unverständlich?“ Beide schütteln zeitgleich mit dem Kopf:“ das ist fein, zeigt her.“
Atevora überfliegt die eingeritzten Zeichen auf der Wachstafel und die Schrift auf einem billigen Stück Papier. „Sehr gut, Perrin,“ Atevora legt dem Jungen anerkennend die Hand auf die Schultern „gut gemacht, alles richtig, und das obwohl heute soviel Ablenkung war. Du machst bessere Fortschritte als Manche die wesentlich öfter hier zum Unterricht sind. Du übrigens auch Maddi.“ Damit wendet sie sich dem Mädchen zu: „Sehr hübsche Buchstaben, doch zum Schluss hin hast du etwas geschludert. Ich möchte, dass du die letzten zwei Zeilen, neben den anderen Übungen für zu Hause, noch einmal schreibst.“ Danach greift Atevora nach den Unterlagen die sie schon hergerichtet hat, und drückt sie den Beiden in die Hände. In dem Moment wird die Wohnungstür aufgerissen und der Botenjunge stürmt keuchend in die Wohnung.
„Yarik, wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst anklopfen bevor du mein Heim betrittst? Du hast auch sicher wieder nicht die Schuhe abgeputzt.“
Schuldbewusst zieht der Junge den Kopf ein und druckst kurz rum, bevor er von der Standpauke ablenkt: >„Ich, öhm, ... also... die Träger sind da!“<
„Danke, das habe ich mir schon gedacht.“ Während Atevora spricht, holt sie ihre Geldkatze aus einer griffbereiten Schublade, in der sie normalerweise nicht zu finden ist. „Junge, hast du noch Luft für eine weitere nicht unentlohnte, Aufgabe?“
Selbstbewusst und mit Stolz geschwellter Brust meint der Bengel >„Aber immer doch, Matrone!“<
Atevora schmunzelt schmal. „Sehr schön. Bitte sag den Trägern, dass wir gleich kommen, und dann Lauf bitte zum Marktplatz um eine der Kutschen zu holen. Lass dich zum Kupferkessel fahren, der Kutscher soll dort auf uns warten. Hier hast du etwas Geld für die Vorauszahlung, deinen Lohn bekommst du dann auch vor Ort.“
Der Straßenjunge wirkt plötzlich aufgeregt, auch seine Stimme spiegelt selbes wieder: >“Wie ich darf mit einer Kutsche fahren?!“< Atevora antwortet mit einem kurzen Nicken. Kutschen konnten sich nur wenige leisten, besonders für viele Knechte oder Mägde war es das Höchste, wenn sie ihren Herrschaften eine Kutsche holen durften und dann den Rückweg selbst mitfahren konnten, als würden sie sich ganz alleine selbst teuer durch die Gegend fahren lassen. >„Ui das ist toll!“< hört man nur noch halb von dem Jungen, denn noch während er den Satz freudig ausruft, hat er sich schon umgedreht und stürmt davon um die Aufgabe zu erfüllen.
„Es ist schön anderen eine Freude machen zu können“ denke ich... Spricht Atevora in die Richtung der Anwesenden. „Also dann, lasst uns aufbrechen.“

Und so begeben sie sich in den Vorraum, ziehen die Schuhe an und schlüpfen in ihre Umhänge. Shafir wird von der Aufbruchstimmung auch mitgerissen. Schwanzwedelnd umkreist er die Anwesenden, schleckt einmal Perrin, dann Maddi freudig über das Gesicht und möchte eindeutig ebenfalls, wohin auch immer, mitgenommen werden. Bevor Atevora die Wohnung verlässt, holt sie sich noch ihren Lederhandschuh und ruft nach ihrer Eule, „Via!“ die sie als erstes natürlich einmal wieder ignoriert. Atevora probiert es ein zweites Mal „Via, hiri*!“ und der Vogel leistet der Aufforderung gütiger Weise Folge. Die Anderen stehen bereits im Flur, als die Magierin als letzter, zusammen mit Shafir und Via, die Wohnung verlässt und schließlich umständlich mit der Eule am Arm und einem vor den Füßen im Weg stehenden riesigen schwarzen Fellmonster umständlich ihre Wohnung abschließt.
Zum Schluss liefert sie die Tiere noch beim Schneidermeister ab und tritt schließlich in die Nacht hinaus, wo sie mit Lyall bereits von den Sänftenträgern empfangen wird. Lyall fällt es, wie es aussieht, mit dem bauschigen Rock gar nicht so leicht sich in den Tragesessel zu setzen, doch die Träger sind ihr überfreundlich – natürlich, wer hilft nicht gerne einer hübschen scheinbar gut situierten Frau – behilflich, und reichen den zwei Damen noch zwei kuschelige warme Decken, damit ihnen am Weg nicht kalt wird, bevor sie in die Höhe gehoben, und über die gepflasterte Straße getragen werden. Ysa und Vinandé spielen mit den Kindern die Vorhut und sorgen dafür, dass den Sänftenträgern mit ihrer „Fracht“ der Weg freigegeben wird.
Nach einer kurzen Wegstrecke sind die Damen vor dem Eingang zum Kupferkessel angelangt. Atevora schickt Lyall mit den Anderen schon voraus, damit sie sich in der Kälte nicht versehentlich verkühlt. Während die Frauen und Kinder nacheinander im Gashaus verschwinden, entlohnt Atevora die Träger angemessen. Ihr wird von einem der Männer freundlich die Tür geöffnet und aufgehalten, als sie dann selbst mit der kurzen Verzögerung ihrer Begleitung ins Gebäude folgt.




*Hierher

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 12. Apr. 2011, 22:34 Uhr
15. Silberweiß


Während sich der wartende Schneider mit Vinandé leise unterhält und auch Lady Savena sowie Ysa  in ein Gespräch vertieft sind – Lyall hört geflissentlich weg, denn sie achtet die Privatsphäre der Gespräche sehr, kann sie doch so gut wie jedes noch so leise Wort mit ihren Wolfsohren verstehen – betrachtet die Gestaltwandlerin das Innere von Lady Savenas Wohnstube eingehender.
Ihr Blick gleitet über weiß gekalkte Wände, die ab und zu durch dunkle Fachwerkstreben unterbrochen werden und bleibt schließlich an der gegenüberliegenden Wandschräge hängen.
Bunte Scheiben sind in die Wand neben dem dominierenden Fenster eingelassen und werfen sicher, bei genug Sonnenlicht, wunderschöne Motive auf den Parkettboden darunter.
Ein zusammenhängendes Bild kann Lyall jedoch nicht erkennen, wobei dies wahrscheinlich an dem nachlassenden Tageslicht liegt, welches den Raum langsam mit Dunkelheit füllt. Nach und nach flammen in den Fenstern des gegenüberliegenden Gebäudes Lichter auf und sprenkeln das Butzenglas effektvoll mit tanzenden Silhouetten.
Nur die Kohlebecken flackern stetig gegen die Düsternis des Zimmers an, schaffen an den Wänden   flimmernde Geister, Schattenspiele und hüpfende Kobolde, das Knacken und Zischen des Holzes klingt wie das Wispern und Wimmern dieser verlorenen Geschöpfe.

Das zufriedene Schnarchen des schwarzen Hundes Shafir durchbricht zum wiederholten Male die Stille. Die Drachenländerin kann seine Silhouette gegen den runden Umriss des Teppichs, auf dem er sich genüsslich breit gemacht, hat klar erkennen, versucht dabei jedoch nicht den Blick der Kinder am Tisch davor zu kreuzen. Aus ihrem Augenwinkel kann sie die kleinen Gesichter als interessiert herüber schauende helle Flecken erkennen, beide haben schon lange das Interesse an ihren Aufgaben verloren und folgen lieber den Vorbereitungen aller für den Ball.
Viele Bücher, Schriftrollen und aufgefaltete Pergamentblätter füllen die Regale, deren Bretter sich unter so mancher Wissenslast leicht biegen. Alle Möbelstücke sind mehr oder weniger ausgiebig verziert, in dem dämmrigen Licht kann sie Intarsien in verschiedener Größe und Form erkennen, die sich hell von den dunklen Möbeloberflächen abheben.
Die Möbel selbst stehen auf Löwen- oder Greifenfüßen, so genau kann sie dies nicht sagen, welche ihnen das Aussehen geben, als könnte sie von selber Reißaus nehmen oder des Nachts in der Wohnstube herum galoppieren.
Viel Zierrat oder Dinge, die dem Raum einen persönlicheren Beiklang geben würden, befinden sich jedoch nicht in der Stube, alles ist zweckmäßig eingeräumt, so dass man schnell vom Schreibtisch an die Bücher gelangen konnte und noch ein gewisser Komfort gegeben ist.
Kälte füllt jedoch alle Räume, in denen sie sich bis jetzt aufgehalten hatte und die Kohlebecken scheinen nicht dazu gedacht zu sein diese auch nur im geringsten Vertreiben zu können.
Ihre Anordnung und Füllmenge entspricht eher ästhetischen Gesichtspunkten als Praktikablen und so hält sich dieser fröstelnde Zustand hartnäckig. Auch im Sommer dürften diese dicken Wände eine gewisse Kühle spenden, doch jetzt während der kalten Jahreszeit reflektierten sie die Kälte des Schnees scheinbar ungehindert in die Wohnstube hinein.
Obwohl Lyall mit Lady Savena bald zu einer größeren Veranstaltung unterwegs sein würde, kannte sie diese Frau doch so wenig, dass sie sich teilweise schämte, die Einladung angenommen zu haben. Wer war sie schon, solch ein gönnerhaftes Angebot anzunehmen?
Dieses Kleid musste ein Vermögen gekostet haben, ebenso wie der Schmuck und die Änderungen sind nur wegen ihr vorgenommen worden. Vielleicht mussten sie wieder geändert werden? Wenn dies Kleid nun nur ausgeliehen war?
Kosten über Kosten...

Seufzend verlagert Lyall ihr Gewicht auf das andere Bein und lehnt sich vorsichtig gegen die untertemperierte Wand. Woher kam diese fahle puppengleiche Frau überhaupt?
Nein, sie würde nicht die Dreistigkeit besitzen frei heraus zu fragen. Sie schätze es selber nicht ausgefragt zu werden und und sprach meist nur, wenn sie angesprochen wurde.
Sie genoss die Stille und war meist darauf bedacht durch zusehen zu lernen, so wie sie es gewohnt war. Auch wenn sie ein freundliches Naturell besitzt, so war ist doch recht in sich gekehrt und muss wirkliches Vertrauen zu jemandem fassen, um mehr als nur ein paar oberflächliche Floskeln über sich zu verlieren.
In diesem Punkt sind sich Lady Savena und Lyall recht gleich – zumindest in den Augen der Wargin – und so würde sie warten, bis sich der schmale Mund im Gesicht mit der porzellanfahlen Haut von selber öffnen würde, um zu reden. Oder eben auch nicht.

>„ Du siehst aus wie eine wunderhübsche Prinzessin!“< Verdutzt schaut Lyall hinüber zu dem runden Tisch unter dem Fenster, den sie doch so zwanghaft gemieden hat anzusehen. Das kleine Mädchen schaut mit großen glänzenden Augen zu ihr herüber, ihre dünnen Beinchen baumeln über der Stuhlkante, mehrere Zoll entfernt vom Boden.
Forsch blitzen die runden Äuglein des Kindes und verraten ihre Neugier, sowie das Bestreben die Wargin von Nahem zu betrachten.
Nervös streicht die Drachenländerin eine  gelockte Strähne aus ihrem Gesicht und hadert mit ihren Worten. Kinder sind nun wirklich nicht ihr Metier und sie hat so viel Erfahrung mit ihnen, wie mit der Aufgabe, Sonnenlicht in ein Glas einzufangen, damit dieses des nachts im Dunkeln leuchten kann.
Doch zu ihrer Überraschung bleibt das kleine Mädchen brav sitzen und widersteht dem Drang, näher zu kommen.
„Ja ich.... ehm...ja danke.“ Hüstelt sie leise vor sich hin. Was zum Teufel ist eine Prinzessin? Aber so wie das Mädchen es ausgesprochen hat, muss es etwas gutes sein. Oder? Zumindest scheint sie mit eine gewissen Respekt und Ehrfurcht dem Wort zu begegnen.
Kurz hält die Wargin Maddis Blick Stand, doch dann überzieht tiefste Röte ihr Gesicht und sie starrt versonnen auf ihre Füße, die noch in Filzpantoffeln stecken.
Das Rascheln von Stoff verrät eine Bewegung aus der Küche und nur einen Herzschlag später, tritt Lady Savena in die Wohnstube.
Eulengleich wandert ihr Blick durch den Raum, bis er auf der Wargin hängen bleibt. Nachdenklich scheint Lady Savena den Kopf schief zu legen, um Vinandés Werk in Augenschein zu nehmen und auch Lyall hat so Gelegenheit ihre Gastgeberin zu begutachten. Ebenso richten sich die Augen von den weiteren Personen im Raum auf die weiße Gestalt, die im Zwielicht unnatürlich zu leuchten scheint.
Feiner weicher Schimmer überzieht ihr Gesicht sowie auch die hervor blitzenden Säume des Unterkleides, goldene und silberne Fäden werfen das wenige Licht kunstvoll zurück.
Die langen Ärmel schleifen fast auf dem Boden und unterstreichen das unwirkliche Aussehen der Lady aufs Äußerste. Ein schillerndes Muster zeichnet sich auf dem Seidenbrokat ab, das die Wargin ein bisschen an tanzende Fische erinnert.
Sie wäre nun auch nicht im geringsten überrascht zu sehen, wie sich die Lady langsam in ebenso eine Schneeeule verwandelt, wie Via, um dann mit ihr gemeinsam durch das Fenster in den Nachthimmel zu entschwinden.
Selbst ihre Haare sind von irisirenden Fäden durchzogen und sind scheinbar voluminöser als vorher. Satinbänder und Silberfäden sind hinein geflochten und zwei spitze Nadeln ragen neben dem Kopf hervor. Unwirklich und ätherisch wirkt sie, fahl und gespenstergleich oder wie eine teure Puppe, die gerade von einem stolzen Puppenmacher in das Schaufenster gestellt wurde. Ihre Züge wirken unter der aufgetragenen Farbe fremdartig leblos und nur dieser zarte Pastellton scheint ihr Leben einzuhauchen.
Wenn sie des öfteren solch eine Garderobe zu tragen pflegt, kann sich die Wargin gut vorstellen, warum die meisten Leute sie mit Kälte, dem Winter oder Geistern in Verbindung brachten.
Auch auf sie wirkte Lady Savena unnahbar schön, doch es schien eine gefährliche Schönheit zu sein.
Diese liebliche Schönheit gepaart mit Anmut, wirkt wie eine Winterlandschaft, auf dessen hart gefrorener harschen Schneeschicht sich das Licht der Sonne hundertfach bricht und während man damit beschäftigt ist, all die Schönheit in sich aufzunehmen, langsam und unabwendbar erfriert.
Man würde lächelnd dem Tod entgegentreten und ihn begrüßen wie einen alten Freund, ohne es zu merken, vollkommen gebannt durch die einnehmende Andersartigkeit.
Auch die geschminkten Augen kommen nun besonders gut zur Geltung und das dunkle Blau zieht den Blick auf sich, wie ein Mahlstrom, ohne Entkommen.

Ehrfurchtsvoll verbeugt sich die schwarzhaarige Frau vor der Frostkönigin, sie kann einfach nicht anders.
Als hätte Lady Savena ihre Gedanken erraten, greift sie den Faden mit den Jahreszeiten selbst auf und vergleicht Lyall bewundernd mit dem Sommer. Verwirrung, ob des gleichen Gedankenganges, macht sich in Lyalls Kopf breit, ihre Ohren richten sich in dezenter Überraschung nach vorn und lugen kurz durch die dichte Lockenmähne.
Natürlich wird auch Vinandés und des Schneiders Arbeit zutiefst gelobt, bevor die Tiere der Lady in die Obhut des  Schneidermeisters übergeben werden. Die Schneeeule Via, hat die Wargin an diesem Abend keines Blickes gewürdigt, ganz anders, als bei ihrem letzten Treffen. Aber auch die schwarzhaarige Frau hat versucht nicht allzusehr in Richtung Eule zu starren.
Doch der alte Mann verlässt, ohne eines der Tiere, die Wohnung, nicht ohne sich jedoch noch einmal galant zu verbeugen.
Bernsteinbraune Augen folgen der hageren Gestalt, bis diese die Wohnung durch das Eingangsportal verlässt, und die Tür hinter sich leise schließt.
Dann füllt Lady Shins Stimme den Raum, welche sich freundlich aber tonlos nach Lyalls Wohlergehen unter der Prozedur des Schminkens und Ankleidens erkundigt und dabei einen forschenden Blick auf Vinandé wirft.
„Nein, Herrin. Es ist alles in Ordnung, soweit. Es ist tatsächlich etwas ungewohnt, so ohne Beinkleider, aber als unangenehm würde ich es nicht bezeichnen. Vinandé ist sehr freundlich zu mir gewesen und das Ergebnis gefällt mir auch, ich erkenne mich selbst nur nicht wieder.“, erwidert die Wargin und versucht niemand im Speziellen anzusehen.
Die Eismaid scheint durch diese Worte beschwichtigt und zufrieden zu sein, denn nun eröffnet sie Lyall, dass sie Sänftenträger organisiert hat und alle alsbald aufbrechen werden.
Vorerst wendet sie sich jedoch den Kindern und ihren Aufgaben zu.
Lyall versucht ein paar Blicke auf die Schreibtafeln der Kinder zu erhaschen, doch da sie des Lesens nicht kundig ist und mit Zahlen schon immer ein paar Probleme hatte, erlischt ihre Neugier rasch.
Mit einem Finger fährt sie die Umrisse einer Intarsie eines nahen Beistelltisches abwesend nach, mit den Gedanken schon bei der Aufführung, während die Lady anerkennend beide Kinder für ihre heutigen Leistungen lobt.



Sie hört die schnellen Schritte und das Knarren der Treppenstufen schon bevor die Tür zur Wohnung der Shin schwungvoll aufgerissen wird, und der Botenjunge Yarik auf der Schwelle erscheint. Mahnende Worte von Seiten der Lady schwappen sogleich auf ihn herab. Schuldig im Sinne der Anklage zieht er den Kopf flugs zwischen die Schultern, doch die Rüge hält ihn nicht davon ab, das Wort wieder zu ergreifen: >>„ Ich, öhm, … also … die Träger sind da!“<<
Eine Art ängstlicher Vorfreude durchströmte den Körper der Wargin und lässt eine Gänsehaut über ihre Haut laufen.
Jetzt würde es bald soweit sein, doch das neue veränderte Aussehen gab ihr Mut, als „einfacher Mensch“ zu erscheinen, die pelzigen Ohren kaum merklich in der Lockenflut versenkt.
Hat sie sich doch im Spiegel kaum selbst wiedererkannt, wie sollten also die anderen Gäste erkennen, dass sie eine einfache Magd und dazu noch eine Gestaltwandlerin ist? Diese Gedanken lösen eine relative innere Ruhe aus und so kann sie dem kommenden Unterfangen leichter entgegensehen. Zumindest hoffte sie das.
Ihre wahre Herkunft würde sie sonst nie wirklich verschleiern, doch in einem solchen Fall, mit so vielen erwarteten Menschen, wollte sie sich den Stress und die wohl anstehenden Fragen gerne ersparen.
Mit nervös zittrigen Fingern streicht sie den Stoff ihres Kleides glatt, wischt ein paar unsichtbare Fusseln von ihrem Dekoltée und versucht so unauffällig wie nur möglich, ihren Unterrock in die richtige Position zu ziehen.
Sie ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie die kurze Unterhaltung und die Anweisungen von Lady Savena an den Botenjungen nur am Rande mitbekommt.
Als sie jedoch wieder aufsieht, ist nur noch die weiße Lady in der Nähe der Tür auszumachen, der Junge ist jedoch schon -seinen weiteren Pflichten nachkommend- aus dem Raum verschwunden.
Zuletzt hört sie noch: >>„Es ist schön anderen eine Freude machen zu können. Also dann, lasst uns aufbrechen.“<< Eine nicht zu überhörende Pause entsteht zwischen beiden Sätzen, fast so, als hätte die farbverlassene Mistress einen Gedanken eingeschoben.
Anstatt sich darüber jedoch lange Gedanken zu machen, folgt Lyall höflich ihrer Gastgeberin auf dem Fuße in den Vorraum. Dort tauscht sie ihre Filzpantoffeln wieder gegen ihre eigenen Schuhe und schlägt sich fest in ihren Umhang ein, zum Schutz gegen den eisigen Wind draußen.
Ihre Rocksäume lugen verräterisch unter dem dunklen Stoff des Umhanges hervor, denn er vermag nicht alles zu verdecken.
Alle Anwesenden tun er ihr gleich und nach kurzer Zeit sind sie startklar.

Träge quetscht sich nun auch der große zottelige Hund Shafir an den Beinen der Anwesenden vorbei, leckt beide Kinder ab, die fröhlich dabei quietschen und nur halbherzig versuchen seine kalte Schnauze abzuwehren. Nach Beendigung seines Rundganges scheint er zufrieden und schmiegt sich sabbernd an Lady Shins Beine.
Während die Anwesenden - unter ihnen auch Lyall - die Wohnung langsam verlassen, versucht die weiße Lady mit schwindender Geduld ihre Schneeeule zu sich zu rufen.
Ob dieses Unterfangen klappt oder nicht, kann die Wargin von der Treppe aus nicht erkennen, ist sie doch auch zusätzlich dadurch abgelenkt, ihre Füße blind unter dem wallenden Stoff zu koordinieren. Dieser gelangt ihr hinderlicherweise immer wieder unter den Stiefelabsatz, der Unterrock wickelt sich um ihre Knöchel und bringt sie fast zu Fall, während der Bund dieses Kleidungsstückes wie üblich fast schon unter ihre Achseln hoch rutscht und unangenehm zwickt und kratzt.
Kurz vor der Eingangstür zum Haus bleibt sie jedoch stehen und lässt Ysa und Vinandé, beide jeweils eins der Kinder an der Hand haltend, vor ihr aus der Tür treten.
Sie verlässt den Schutz des Türrahmens erst im Windschatten der weißen Mistress und tritt dann zögerlich an die Sänften heran, deren Träger bereits ein kurzes Gespräch mit ihrer Gastgeberin angefangen haben.

Die Sänften ähneln bei näherer Betrachtung einem breiteren Sessel oder Stuhl, an den zwei lange hölzerne Stangen befestigt sind.
Der Stoff, der die Stühle überzieht -und auch ein kleinen Baldachin über den Köpfen der Reisenden, die auf ihnen Platz nehmen, bildet- ist burgunderfarben und mit Goldfäden durchwebt, die ein komplexes Muster bestehend aus großen Blättern und Greifen zeigen.
Am Baldachin baumeln winzige Troddeln aus ebenso roten Fasern, umwunden mit Golddraht und an der Rückseite der Sänften zeigt sich ein Wappen, doch der kurze Blick, den die Gestaltwandlerin darauf erhaschen kann reicht nicht aus, um Einzelheiten zu erkennen.

Mit der Betrachtung ihres „fahrbaren Untersatzes“ beschäftigt, zuckt Lyall heftig zusammen, als eine männliche Stimme an ihrem Ohr erklingt: >>„ Wir würden nun den Weg zum Kupferkessel antreten, Herrin.“<< Errötend nickt sie nur und versucht umständlich ihre Röcke zu raffen und sich hin zu setzen, doch das voluminöse Unterkleid bauscht sich störrisch vor ihr auf und nimmt ihr fast die Sicht auf die vordere Sänfte.
Mit ein bisschen Hilfe des ihr immer noch freundlich zuredenden Mannes gelingt es, das Kleid zu bändigen und ihre Reise durch die bevölkerten Straßen beginnt. Krampfhaft hält sie sich an dem Sitzpolster fest obwohl es kaum schwankt, doch diese Art des Reisens ist ihr völlig neu.
Die scheue Wargin versucht sie hinter ihren Locken zu verstecken, die ihr fast schon schützend in das Gesicht fallen und schaut erst auf, als sie das Gasthaus erreicht haben.
Schnell folgt sie mit raschelnden Röcken den Mägden des Pfirsichs in den dunkleren Gastraum und versucht das kecke Grinsen der Sänftenträger aus ihren Gedanken zu verbannen.
Verlegen spielt sie mit den Verzierungen des beeindruckenden Kamins im Kupferkessel, bis ihre derzeitige Schirmherrin auftaucht.
Kurz wirft Lyall Lady Savena ein scheues Lächeln zu und versucht sich ihrem Schrittempo anzupassen.
Sich auf die Lippe beißend überlegt sie, wie sie ihren umher schwirrenden Gedanken Ausdruck verleihen soll, fasst die zerbrechlich wirkende Frau neben ihr dann jedoch zögerlich am Ärmel an und formuliert ihren derzeit stärksten Gedanken dann frei heraus (jedoch so, dass die Kinder und vor allem Maddi es nicht mitbekommen) : „Herrin... was...was ist eine 'Prinzessin' “?

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 18. Juli 2011, 23:46 Uhr
<---- Die Straßen der Stadt


16. Silberweiß


Als Antwort schaut Lyall nur verduzt auf den Umhang, dann zu Atevora und wieder zurück zum Umhang, bevor sie den Blick schließlich scheu zu boden richtet. Die Wolfsvariante kommentiert Atevora für sich und hängt den Umhang wieder zurück. Sie hatte es bereits befürchtet. Ihre Füße und Hände hätte sich Lyall auch selbst säubern können, nun lag es an Atevora diese riesigen Tatzen vom Dreck zu befreien. Sie seufzt innerlich. Hoffentlich hielt Lyall dabei still. Bei Shafir war es zu Beginn ein äußerst kniffliges Unterfangen, und das zusätzlich zum Umstand, dass Fell und Pfoten von alleine schon schwer vernünftig von Schmutz zu befreien waren. Mit lautem Brummen hat ihr Hund seinen Unmut über Atevoras Eigentümlichkeit, oder neue Marotte, Kund getan und einfach nicht wirklich still halten wollen, bis er gemerkt hat, dass sein Fauchen es tatsächlich ernst meint und langsam aber sicher leicht unleidlich wird. Man hätte es ihr rein Äußerlich als unbedarfter Beobachter nicht einmal angesehen, doch Shafirs Nase hat die Veränderung durchaus wahrgenommen. Angeblich riechen die Menschen anders wenn sie traurig, verärgert, nervös, oder ernsthaft Krank sind, zumindest hat Kaney ihr gegenüber einmal so etwas verlauten lassen. Jedenfalls, nach einigen Malen wurde die Pfotensäuberung schließlich Routine, die der Hund mittlerweile äußerst gutmütig über sich ergehen lässt.

Wortlos nimmt Atevora einen Reibfetzen aus einer Lade, packt die Wasserschüssel, kniet sich vor Lyall hin und stellt die Schüssel neben sich ab. „Die Pfote bitte.“ Gegenüber einer anderen Person wäre diese Wortwahl jetzt rüder Straßenjargon mit einem vergeblichen Anflug von Benehmen gewesen. Atevora schmunzelt bei dem Gedanken in sich hinein, aber nur äußerst kurz. Wie riesig diese Tatzen sind. Ihre Hand wirkt im Vergleich noch feingliedriger und zierlicher als sonst ohnehin schon. Auch dieser farbige Kontrast war äußerst interessant, und erst diese Kallen! Einen Moment lang beäugt sie die Pfote auf ihrer Handfläche eingehend und fährt mit dem Daumen über eine der großen matt glänzenden schwarzen Kallen, bevor sie sich wieder darauf besinnt was sie vor hatte.
Gründlich wäscht sie eine Pfote nach der Anderen und trocknet sie penibel ab. Lyall verhält sich die gesamte Prozedur über äußerst entgegenkommend und zugleich überaus passiv. Aus Gewohnheit wuschelt die Magierin ihr zur Belohnung lobend über den Kopf, wie sie es sonst mit ihrem Hund handhabt, danach gehen sie in den Wohnbereich. Die Schüssel lässt Atevora vorerst im Vorraum stehen. Es ist zwar üblicherweise nicht ihre Art, aber sie würde sie erst später säubern.

Gezielt lenkt die Magierin ihre Schritte ins Schlafgemach und holt eine Felldecke aus einem der Kästen. Es ist jene, die sie bei ihrer Flucht nach Talyra bei sich hatte. Eigentlich hatte sie unlängst vor diese zu beseitigen, indem sie das Fell irgend einem der armen Tölpel im Fliegengrund schenkt, denn sie war an einigen Stellen bereits äußerst abgenutzt. Nun ist sie nicht unglücklich darüber es noch nicht getan zu haben, denn es lag zwar ebenfalls ein weiches, sauberes und sorgsam gekämmtes Schaffell vor ihrem Bett, doch dieses war mehr als offensichtlich wesentlich zu klein für Lyall. Das alte Fell würde allerdings sicherlich für seine jetzige Aufgabe noch ausreichend, und vor allem groß genug sein.
Kurzum schiebt Atevora also das Schaffell in Richtung der abgeschlossenen Tür zum angrenzenden Raum und legt die Decke darüber, sodass an einem Ende eine sachte Erhebung, wie ein flacher Kopfpolster, entsteht. Danach wirft sie einen Blick in die Kohlebecken. Das Glimmen darin war längst erloschen. Es würde vermutlich unangenehm kalt werden bis zum Morgen, wenn gar nichts mehr außer den Wänden gegen die Kälte antritt. „Ich werde in der Küche das Feuer anfachen. Hast du Hunger? Dann komm mit, ansonsten kannst du dich auch bereits hinlegen und ausruhen.“ Es war gewiss anstrengend mich die ganze Zeit zu tragen. Den letzen Teil behält die Magierin für sich. Atevora hätte den Rückweg aus eigener Kraft nicht mehr geschafft, und das weiß sie auch ganz genau. Schuldete sie der Wargin aufgrund dessen etwas? Allerdings war sie auch nur wegen ihr, oder eher aufgrund des befürchteten Umstandes, ein Unglück könnte zu ihren Lasten gerechnet werden, in diese Lage geraten. Andererseits hatte sie der Frau in derzeitiger Felltracht vermutlich einfach viel zu viel zugemutet. Sie hat doch recht bald gesehen, wie sehr diese in der ungewohnten Umgebung unter Anspannung stand. Die vielen Eindrücke haben sie höchst wahrscheinlich geradezu erschlagen. Ihr vorgehen war zu rüde. Sie würde Lyall nicht noch einmal ohne reichliche Vorbereitungen in solch anstrengende und fordernde Situationen stoßen. Die Frau besaß dazu nicht genügend innere Gelassenheit und Gefasstheit. Ihr fehlte es so sehr an Wissen und Erfahrung, vielleicht würde sie sich der Person annehmen, es wäre zumindest im Gewissen schade, wenn es niemand täte und ihr Potential, dass sie offenkundig besaß, ungenutzt bliebe.

Lyall beschließt Atevora zu begleiten.
In der Küche befragt die Magierin sie, was sie zu essen wüscht. Sie hat von Brot über Wurst, Speck, bishin zu Milch, Käse und sogar Fleisch, das sie in ihrer Eiskiste für Via aufbewahrt, alles in ihrer kleinen Speisekammer. Lyall verständigt sich bei den Fragen mittels Kopfnicken oder Kopfschütteln.
Nachdem die Shin etwas zu Essen aus dem, von der Dachschräge größtenteils sehr niedrigen, kleinen Raum geholt und mit einem scharfen Messer in Lyallgerechte Happen geschnitten hat, kümmert sie sich um das Feuer. Es gelingt ihr auch sogar schnell eines zu entfachen.
Unterdessen die Wargin genüsslich in der Küche ihr Mahl verputzt, nutzt Atevora die Zeit die Kohlebecken zu leeren. Immer wenn sie mit einem fertig ist, legt sie dem Feuer Nahrung nach, sodass es mittlerweile sogar relativ wohlig warm in der Küche ist.
Als sie endlich alle Wärmeschalen von der Asche bereit hat, ist genügend Glut entstanden um einige neu aufzufüllen. Lyall hat sich nach ihrer Mahlzeit auf die Decke zurückgezogen, vermutlich um nicht versehentlich im Weg herumzustehen und betrachtet Atevora, wenn diese im Blickfeld auftaucht gelegentlich teils Müde und interessiert.
Endlich fertig.
Wie gerne würde sie sich jetzt ein ordentliches Bad gönnen und so lange im heißen Wasser liegen bleiben, bis ihre Haut ganz aufgeweicht und schrumpelig wie jene eines alten Weibes ist. Sie würde es morgen nachholen, wenn ihr Mana ihr das Wasserschleppen aus der Zisterne im Innenhof erspart.
Für etwas Hygiene nimmt sie sich trotz ihrer Müdigkeit dennoch Zeit. Mit einem der letzten vollen Krüge füllt sie die Wasserschüssel in ihrem Schlafgemach. Dann hält sie inne und wirft für die Dauer eines Herzschlages einen Blick über ihre Schulter auf Lyall und beschließt schließlich, dass es ihr gleichgültig ist, wenn die Gesaltenwandlerin mehr von ihrer Haut, oder ihren Narben zu sehen bekommt.
Mit einer fließenden Bewegung löst sie also ihr hochgestecktes Haar und bürstet dieses, bevor sie ausgiebig mit einem weichen Naturschwamm ihr Gesicht, das Dekoltee, den Oberkörper und die Arme wäscht und danach ihr Nachtgewand überstreift. Zum Schluss holt sie noch ihren Miswak hervor um ihre Zähne zu pflegen und erst danach geht sie auf nackten Füßen zu ihrem Bett, schlägt die Decke zurück und schlüpft hinein. „Schaf gut Lyall“ Spricht sie noch zu dem momentanen Wolf, dreht sich um und schließt die Augen.

Ihre Träume sind unruhig.
Die Vergangenheit plagt sie und kettet sich zu einem wilden zusammenhanglosen Bildszenario. Langsam hält der Sturm inne, nun liegt sie in einem leeren Raum mit hohen Fenstern. Keine Vorhänge schließen die Sonne aus, kein Gegenstand bietet Schutz. Die Haut bildet nässende Blasen und ist an ihren Fingern wund aufgeplatzt. Sie weint und wimmert schmerzgepeinigt, doch niemand möchte sie hören. Verzweifelt rüttelt sie an der verschlossenen Tür. Plötzlich schnappt die Türklinke nach unten, die Tür wird aufgerissen und wirft sie zu Boden. Vor ihr seht ein dunkler Schatten mit grausamen Augen.
Die Szene ändert sich.
Ihre Hände sind dick verbunden. Der Duft nach Aloe und Ringelblumen erfüllt den Raum. Ein Mann steht ihr mit grimmiger Miene gegenüber und schimpft sie ein dummes Kind, einen grotesken Fehler der Natur. Unverblümt prasseln Worte auf sie ein, deren Bedeutung sie zum Teil nicht versteht. „Was gehst du auch n die Sonne, was hast du dir dabei gedacht?“ Schimpft er weiter. Tränen rinnen ihr über die Wangen und ziehen scherzhafte Nasse spuren, als bestünden sie aus Säure. „Sie wird nicht alt werden, schon gar nicht wenn sie es schon besser wissen müsste und trotzdem so unbesonnen ist“ Spricht er zu jemand anderes. Sie wagt nicht zu sprechen, nicht zu erzählen, dass sie es nicht tat, nicht vor hatte, denn sie weiß er steht hinter ihr mit falschem bekümmerten Gesicht, und sobald sich der Heiler umdreht lächelt er Hämisch auf sie herab. Sie ist ihm ausgeliefert.
Wieder ändert sich das Bild.
Es rattert und Schaukelt. Sie befindet sich in einer Kutsche. Im geheimen kann sie keine Kutschen leiden, oder doch? Es war einmal anders. Ihr gegenüber sitzt ein Mädchen, nein eine junge Frau im Alter von etwa 18 Sommern. Sie ist gekleidet in einfache Gewänder, eigentlich sind sie zu bunt für das normale Volk. Ist es eine Tracht eines fernen Landes? Nein, sie erinnert sich, es ist die Kluft manch fahrender Zirkusleute, die mit Messern hantieren und diese Zielgenau zu werfen vermögen. Die Frau hat den Kopf gegen die Kutschenwand gelehnt und schlummert sanft. Jäh werden sie beide vom Sessel geschleudert, ein Pferd wiehert jämmerlich...
Atevora fährt in die Höhe und reißt die Augen auf. Ihr Mund ist trocken, ihr Herz schlägt laut und schmerzhaft gegen ihre Brust und das Atmen fällt ihr schwer. Nein, es ist nicht das Herz das schmerzt, es sind ihre Rippen. Kommt es vom Traum? Unsinn. Sie erinnert sich daran, wie Lyall sie ansprang, wie die Pfoten auf ihrer Brust landen und sie zu Boden schleudern. Ihre Kehle ist so schrecklich trocken, Durstgefühl meldet sich. Sie hat zu wenig getrunken und beschließt dagegen etwas zu unternehmen. Wie spät es wohl ist? Der Schein der Wintersonne fließt unter den schweren blauen Vorhängen hervor über das Schlafzimmerparkett.
Schlaftrunken schiebt Atevora ihre Füße über die Bettkante und setzt sich auf. Ihr Blick gleitet hinab zum Boden, doch es dauert einen Herzschlag lang bis ihre Gehirnwindungen verarbeitet haben was sie sieht. Lyall liegt vor ihrem Bett, eng zusammengerollt, doch nicht als Wolf sondern vollkommen Splitterfasernackt. Eine Gänsehaut überzieht den wohlgeformten kräftigen und eleganten Körper. Atevoras Augen wandern sacht den Konturen ihres Leibes entlang und bleiben an ihrer rechten Schulter hängen. Ein offenes Auge im Umriss einer Wolfspfote starrt sie an.
Wie lange die Frau wohl schon so dort liegt? Ohne wärmendes Fell ist es viel zu kühl im Raum, sie wird sich noch erkälten. Eine Weile noch betrachtet die Magierin mit mildem Blick die Gestalt zu ihren Füßen, bevor sie sich endgültig davon losreißt. Sie greift nach eine ihrer Decken, beugt sich zu Lyall hinab und deckt sie vorsichtig zu. In dem Moment schlägt die Wargin die Augen auf und sieht sie an.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 21. Juli 2011, 21:14 Uhr
16. Silberweiß


Dumpf starrt sie geradeaus und zieht mit den Augen zum wiederholten mal die Linien des Putzes an der gegenüberliegenden Wand nach.
Der Schlaf lässt trotz ihres übermüdeten Körpers auf sich warten. Ihr Geist wirft sich träge hin und her, nicht fähig Ruhe zu finden und in das tiefe heilsame Dunkel des Schlafes überzugleiten.
Mit einem Knurren erhebt sich die Wölfin, streckt ihr Kreuz knackend durch und blickt auf das Bett. Ruhig liegt Lady Savena da, halb vergraben unter einer relativ dünnen Decke, nur einer ihrer Arme lugt unter dem Bettzeug hervor. Ihre Atemzüge sind ruhig und flach.
Friedlich sieht sie aus und noch zerbrechlicher als sonst, so klein in diesem riesigen Bett.
Mehrere Male dreht sich Lyall auf der Stelle, kratzt mit den Pfoten über das Fell und legt sich dann als überdimensionaler Fellkringel wieder am Fußende des Bettes auf den Boden.
Was ist dies nur für ein Tag gewesen. Wie sollte sie dies alles Lady Aurian erklären? Wie sollte sie erklären, dass sie das Theater gesprengt hatte, Lady Savena angegriffen und geängstigt hatte und ja... sie fast zurückgelassen hätte?
Bei diesen Gedanken brummt sie leise unruhig. Ihren Kopf auf die kühlen Holzdielen legend starrt sie ins Nichts.
Vielleicht würde die Lady sie zum Anwesen schleifen und fordern, dass sie die Stadt zu verlassen hatte oder einfach nur, dass Lady Aurian sie entließ. Doch das war so ziemlich dasselbe.
Wahrscheinlich ist die weiße Mistress einfach nur zu müde gewesen, um ihr schon jetzt den Kopf abzureißen. Aber hatte sie wirklich so erzürnt gewirkt?
Wenn ihre Miene Interpretationen zuließ, so gehörte der Gesichtsausdruck „Wütend“ noch nicht zu ihrem Repertoire. Aber was heißt das schon? Konnte man nicht auch unter einer gleichgültigen Fassade jemanden das Ende finden lassen?
Ihr eigentlicher Plan war es gewesen, die Stadt einfach schnellstmöglich zu verlassen. Doch dies geschah in Panik und bei rechter Überlegung konnte sie dies einfach nicht tun. Es wäre den anderen Bewohnern des Anwesens gegenüber respektlos und feige. Sie würde ihre Strafe erdulden und versuchen sich zu erklären.
Als ob ihr ganzes Leben nicht bisher aus Erklärungen und Entschuldigungen bestanden hätte!
Ea hatte wohl einen Fehler begangen und sie in den falschen Körper gesteckt. Hätte sie nicht einfach nur Wolf werden sollen anstatt Wolfs- Mensch? Als Wolf ist vieles einfacher und sie versteht die Menschen an sich offensichtlich nicht gut genug, um wirklich unter ihnen leben zu können.
Sie würde alle trotzdem so vermissen... so sehr....
Lyall merkt nicht einmal wie ihr Geist immer träger wird und die Schwärze der Nacht sich auch in ihrem Kopf breit macht, um ihr endlich den ersehnten Schlaf zu gönnen.


Weiß. Einfach nur Weiß. Mehr kann Lyall um sich herum nicht erkennen. Es scheint Schnee zu sein, doch er fühlt sich falsch an.
Verwirrt und unschlüssig sieht sie sich um. Ein runder Kreis aus Helligkeit umgibt sie, doch dahinter erhebt sich eine Wand purer Düsternis. Nicht einmal ihre Augen vermögen es hindurch zu dringen, es ist einfach alles vollkommen schwarz.
Schnuppernd versucht sie ihre Position zu bestimmen, etwas vertrautes zu finden. Doch der Schnee gibt keine Informationen preis, riecht einfach gesagt nur nach nichts.
Irritiert und zunehmend verunsichert beginnt Lyall immer weitere Kreise um ihren Ausgangspunkt zu ziehen. Zunächst läuft sie langsam hin und her, doch als ihre Angst wächst an einem ihr unbekannten Ort zu sein, rennt sie fast schon kopflos umher.
Wie ein auf die Bühne gerichtetes Licht umgibt sie der helle Schein und lässt die Schatten nie näher kommen oder ihre Umgebung vollends erkennen.
Doch die Wölfin hat das unbestimmte Gefühl aus den Schatten heraus angestarrt zu werden.
Ihre Nackenhaare sträuben sich als ein schneidender Wind aufbraust und durch ihr Fell fährt, die Kälte unnatürlicherweise bis an ihre Haut bringend.
War der Schnee nicht weiter kalt gewesen, so macht es dieser Wind allemal wett. Doch noch etwas bringt er auf seinen unsichtbaren Schwingen zu Lyall... Stimmen.
Zuerst kann sie nicht verstehen, was dort gesprochen wird oder in welcher Sprache.
Leise verharrt sie und lauscht dem Wind, dessen akustische „Fracht“ nun immer deutlicher wird.
Du bist SCHULD... schuldig.... Umgebracht! Du hast sie.... Du trägst die Schuld! Schande!
Immer lauter werden die Stimmen und nehmen weiter an Lautstärke zu, je stärker der Wind sie umtobt.
Das Crescendo schaukelt sich zu seinem Höhepunkt und als Lyall schon fürchtet vom Wind auseinander gerissen zu werden oder nur auf das Bersten ihrer Trommelfelle wartet, erstirbt der Sturm und mit ihm auch die vorwurfsvollen Stimmen.
Nur eine zerzauste gedemütigte Wölfin bleibt still zurück.
Wie lange sie in diesem weißen Geisterland umher wandert weiß sie nicht, doch zumindest kam der Wind und mit ihm die Stimmen nicht mehr zurück.
Stetig bewegt sich der Lichtkreis mit ihr, egal in welche Richtung sie sich wendet und gibt so nur ein paar Schritt des Weges vor der schwarzen Wölfin preis. Aber was kümmert es sie schon? Sie hatte sich verlaufen.
Vielleicht würde sie hier sterben? In dieser Einöde ohne Bäume, Freunde und...
doch was ist das da vorn?
Eine Art Schneewehe hebt sich über den trostlosen Boden empor, schimmert irisierend im unnatürlichen Licht das Lyall so lange begleitet.
Zögerlich tritt die Wargin an den Schneehaufen heran und zuckt gleich wieder erschrocken zurück.
Dort liegt Lady Savena und dem Zustand ihrer Leiche nach zu urteilen, schon sehr lange. Ihr wunderschönes weißes Kleid, das sie am Tag des Theaters getragen hatte, hing nun in schmutzigen Fetzen von ihrem ausgemergeltem Körper herab. Wie mit dünnem weißen Leder überzogene Stöcke wirkten ihre Arme und Beine, aber am schlimmsten war der Kopf. Madenzerfressen und löchrig, wirkt die pergamentartige Haut wie ein schauriges Abbild der Lady zu Lebzeiten, Nase und Lippen sind schon lange weggefault.
Lyalls Herz krampft sich zusammen, zerquetscht wie von einer Faust aus Stahl. Reue überzieht sie und die Ungewissheit, ob es nicht ihre Schuld ist, dass diese Frau nun hier armselig und verloren liegt.
Schnuppernd nähert sie sich dem Kadaver als dieser seine schrecklichen leeren Augen aufschlägt. Erstarrt blickt Lyall in die milchigen Augäpfel über die kleine Fliegenmaden tollen. Selbst im Tod ist ihr Blick vorwurfsvoll und voller Schmach für Lyall.
Winselnd versucht sie Abbitte zu leisten, um Vergebung zu flehen.
Doch es soll ihr keine gewährt werden. Innerhalb von Sekunden tost der Wind um sie herum, wie Banshees kreischen die Stimmen in ihren Ohren. Heulend öffnet das Etwas, was einmal Lady Savena war, ihren Mund  wie zu einem stummen Schrei.
Der Geruch nach Fäulnis und Verwesung dringt an die empfindliche Nase der Wölfin und ihre menschliche Seite befiehlt der Wölfin sich abzuwenden.
Doch sie kommt nicht weit. Die spindeldürren Arme schießen empor und die klauenartigen Hände krallen sich mit einer unmenschlichen Kraft in das Brustfell der Gestaltwandlerin.
Wie ein wild gewordenes Pferd wirbelt und springt die Wölfin herum, bestrebt den wandelnden Leichnam wieder los zu werden. Doch dieser zieht sich immer näher an ihr Gesicht heran, Maden und Käfer wandern an ihren Armen entlang auf Lyalls Fell, setzen sich in Ohren, Nase und Augen der Wölfin.
Panisch und blind schlägt sie mit ihrer Pfote nach dem zerfallenen Gesicht, trifft dies jedoch nie oder die Schläge gehen hindurch.
Nun singt die Leiche im Chor mit den Stimmen des Windes...
Kalt und leblos bohrt sich der Blick der trüben Augen in Lyalls Schädel, der fast zu bersten scheint. Kälte erfasst sie und bildet eine Gänsehaut auf ihrem Körper.
Doch diese Kälte wirkt so real und auch die Empfindung irgendwo zu liegen und nicht wie wild eine Leiche abschütteln zu müssen, drängt sich am Traum vorbei in ihr Bewusstsein.
Langsam beginnt sie zu erwachen.

Mit einem Ruck reißt sie die Augen auf und sieht direkt in die eisblauen Augen der Lady Shin.
Mit einem Schrei wacht sie vollends auf und bemerkt mit Schrecken, dass sie auch noch nackt ist. Bei ihrem Versuch rückwärts krabbelnd Abstand zu gewinnen knallt die Wargin geräuschvoll mit ihrem Hinterkopf an das Fußende des Bettes und sinkt wieder in sich zusammen.
Benommen befühlt sie vorsichtig ihren Kopf und ihre Finger zucken zurück, als sie die Stelle ertasten, die Bekanntschaft mit dem Bettpfosten gemacht hat.
Ein leises „Au...“ entringt sich ihrer trockenen Kehle. Durch einen Haarschleier beobachtet sie die Lady und zieht langsam die Decke schützend über ihren zitternden Körper, den langsam eine Schamesröte zu überziehen beginnt.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 22. Juli 2011, 16:05 Uhr
16. Silberweiß


Ein Schrei zerreißt die frühmorgendliche Stille. Mit schockweit aufgerissenen Augen weicht die Wargin vor ihr zurück und mit einem lauten RUMMS wird die Flucht jäh unterbrochen.
Also auf diese Weise hat noch niemand auf ihre Gegenwart reagiert. Wobei, noch niemand ist vielleicht nicht ganz zutreffend, sie hatte sehrwohl einmal gegenüber jemanden einen kleinen Horror Auftritt mit Tanes Hilfe inszeniert, der so überzeugend war, dass der Anwesende eine feuchte Lacke am Boden hinterlassen hat. Doch das war eindeutig eine andere Gegebenheit als das hier jetzt. Sah sie mit dem zerwühlten Haar und mit zerknautschtem übernächtigen Gesicht denn so furchterregend aus am Morgen? Als Saylia bei ihr wohnte hatte sie davon nichts bemerkt. Die ehemalige Schmiedin hat sie sogar zumeist mit einem unnatürlich fröhlichen Morgengruß bedacht. Hatte sie sich vielleicht des Nachts in ein Monster verwandelt? Wohl eher nicht. Sei es drum, der anregende Moment war jetzt jedenfalls unwiederbringlich zerstört. Zumindest, oder vielleicht eher leider, war sie durch den Lärm jetzt endgültig wach. Einen Herzschlag lang überlegt Atevora ob sie überprüfen solle ob sich die Wargin ernsthaft verletzt hat, doch genaugenommen wirkte es nicht so.
Wie niedlich die Frau aussieht, wie sie so zuerst mit scherzverzerrtem Gesicht und dann sogleich verdattert aus einem Vorhang ihrer verfilzten Haare zu ihr hochschaut, bibbernd die Decke hochzieht und sich eine verräterische Schamesröte auf ihre Wange stiehlt. Sofort würde sich jeder hinknien freundlich auf sie einreden, sie bang und bekümmert fragen ob sie sich verletzt hat und sich rührend um sie kümmern. Atevora ist allerdings nicht jeder.
„Dir auch einen guten Morgen Lyall.“ Spricht sie trocken und richtet sich wieder auf. Die Magierin wechselte des Nachts zum Du. Sie wäre sich seltsam vorgekommen einen Wolf mit allen Regeln der Höflichkeit anzusprechen, und trotzdessen Lyall jetzt wieder ein Mensch war, hat sie beschlossen beim du zu bleiben. Die Frau würde sich gewiss dazu äußern, wenn es ihr unrecht sein sollte, doch Atevora möchte das bezweifeln.
Als wäre Lyall ein Spielzeug an dem sie ihr Interesse verloren hat, wendet sich Atevora ab und lässt die Frau am Boden kauernd zurück. Vielleicht würde sie später einen geeigneteren Zeitpunkt wählen um Lyall ein paar Fragen zu stellen und somit ihren Wissensdurst zu stillen.

Wie jeden Morgen begibt sie sich zu der Kommode unter dem großen Spiegel, auf dem die Waschschüssel und davor ein weich gepolsterter Hocker steht. Bedächtig langsam greift sich zur Kanne von der Nacht und gießt das letzte Wasser darin in einen neben der Schüssel stehenden Zinnbecher. Sie war am Abend tatsächlich so müde gewesen, dass sie gänzlich vergessen hatte, dass Lyall sich bei ihr umgezogen hatte. Ihr Gewand lag noch immer an dem selben Ort wie an dem bevor sie die Wohnung verlassen hatte und ihr war dieser Umstand erst aufgefallen, als sie die Felldecke für die Wandlerin auf dem Boden ausgebreitet hatte. „Du kannst dich gerne auf das Bett legen, oder dich unterdessen anziehen“. Spricht sie ohne den Blick auf die Frau zu richten, oder mit ihre Tun inne zu halten. Sie hatte an den Rändern des Vorhanges das Morgenlicht gesehen, das blau und bunt durch das Bleiglasmotiv fällt, und sie würde heute wohl nicht umhin kommen nicht erst bei Dämmerung, oder in der Nacht die Straßen zu betreten, und darum nimmt sie zuerst einen Schluck vom Nass um ihren Durst zu stillen und holt dann ein Tiegelchen aus einer der Laden vor sich. Als sie den Behälter öffnet, strömt ihr der gewohnte, teils chemische und teils nach Mandelöl, oder anderen Ingredienzien riechende Duft der weißfarbigen Paste darin entgegen und sie beginnt damit sorgsam ihre Haut einzucremen, zumindest überall dort, wo die Sonne hinscheinen könnte. Dann schlüpft sie in zweckmäßige bequeme Kleidung, ohne jegliche Zier oder Tand, die bis auf den guten Stoff nicht darauf schließen lässt sie gehöre zu jemanden von höherem Stand. Ein Umstand der einigen von Adel ihr gegenüber zusätzlich die Nase rümpfen lässt: ihr größtenteils völliges Desinteresse an angeblich modischen, ästhetischen Dingen, kostbarstem Ziehrat und Prunk.
Erst als sie ihre Gewänder übergestreift hat, zieht sie mit Schwung die Vorhänge zurück. Ein eindrucksvolles Motivfenster wird aufgedeckt und sogleich ergießt sich in wunderschönen zarten Farben das Morgenlicht in den Raum. Es taucht ihn in unwirkliches gedämpftes, mildes blaues Licht, nur die Sonnenstahlen die durch den gläsernen Regenbogen und den Strand dringen, kämpfen gegen die Flut an Blau an, das dem Gemach eine unwirkliche, verzauberte Atmosphäre verleiht.
Atevora nimmt das Farbenspiel nicht mehr wahr, und hat auch keinen Blick für das kunstvoll gearbeitete Glasmotiv, das niemand von außen vermuten würde. Es ist reiner Alltag, und so richtet die Magierin ihr Wort unbewegt an Lyall: „Frühstück?“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 22. Juli 2011, 22:26 Uhr
16. Silberweiß



Der Boden ist kalt und auch das Fell kann die heraufziehende Kühle nicht unterbinden. Zitternd und  beschämt wischt sich die Wargin ihre Haare aus dem Gesicht.
Indes tritt die Lady von ihr weg, geht auf Abstand. Etwas an ihr verändert sich in diesem Moment, ihr Blick wird dunkel und der Funken an Interesse erlischt.
Verdammt! Warum muss das immer zu ungünstigen Zeiten passieren?
Eng schlägt sie die Decke um sich und richtet sich auf, um ihrer derzeitigen Gastgeberin in die Augen zu blicken. Doch das Glimmen ist erloschen, welches Lyall eben noch gemeint hat erkennen zu können.
Woran hat sie gedacht, als sie Lyall so gesehen hat? Wahrscheinlich hat sie sich lustig über mich gemacht... Ein wenig Trotz legt sich in die Gesichtszüge der Wargin, als diese sich eine herabgefallene Strähne aus dem Gesicht pustet.
Ihr Blick ist fest auf Lady Savena gerichtet, während diese sich anschickt ihre Morgentoilette zu beginnen.
Was für ein seltsames Bild dies doch gerade ist. Eine nackte Frau zu Füßen der Lady... aber anscheinend hat nur Lyall ihre Probleme damit. Fast scheint es so, als wäre die weiße Mistress diesen Anblick geradezu gewöhnt.
War es etwas Verlangen gewesen, was dort so hell in ihren Augen zu sehen war?
Leicht schüttelt die Gestaltwandlerin den Kopf. Nein, so etwas gibt es doch sicher nicht. Frauen und... Frauen...?!
Sicherheitshalber versucht sie so unauffällig wie möglich jede freie Körperstelle mit einem Teil der Decke zu bedecken.
Man weiß ja nie...
Unbehagen kriecht an ihr hoch, klebrig wie Honig und kaum abzuschütteln. Wie privat doch dieser Raum war, wie sehr sich die Situation doch geändert hat, als sie wieder zur Frau wurde.
Nicht nur der Blickwinkel hat sich geändert auch die Atmosphäre schien kühl und fast schon gewohnt distanziert.
>>„Du kannst dich gerne auf das Bett legen, oder dich unterdessen anziehen“.<<
Bernsteinfarbene Augen suchen erneut den Blickkontakt zur Lady, doch diese scheint vollkommen beschäftigt damit zu sein irgendwie.... beschäftigt zu wirken.
Sie beginnt sich mit einer hellen Paste einzureiben und als dabei Stellen ihres Körpers frei werden, die jenseits jeglicher Vorstellung von Lyall liegen, dreht sich die Wandlerin um und beginnt ihre Sachen zusammen zu raffen.
Jemand hat sie säuberlich gefaltet auf den Boden neben die Tür gelegt, sogar ein Duftsäcken liegt darauf. Vorsichtig legt sie den Beutel voller Kräuter auf den Schrank neben sich, packt ihre Kleidung und verschwindet vor die Tür.
Mitten im Flur zieht sie sich hastig um, versucht danach ihre Haare mit den Fingern durchzukämmen und zu entwirren, zieht hier und da sogar ein paar kleine Stöckchen heraus.
Sie wagt es nicht wieder in das Schlafgemach zurückzukehren und sieht sich statt dessen etwas um.
Nichts hat sich groß verändert, kein Wunder, es war über den vergangenen Tag auch keiner hier gewesen.
Ein paar Pfotenabdrücke kann sie doch noch auf den Dielen erkennen, folgt ihnen mit den Augen bis zur Eingangstür, um dann erfreut zu lächeln. Ihre Stiefel!
Nur wenige Schritt trennen sie von ihrem fast kostbarsten Besitz und schnell zieht sie die warmen Fellstiefel über ihre nackten Füße.
Lady Savena mochte es offensichtlich nicht, dass man mit Schuhen in ihrer Wohnung herumlief, aber schließlich sind die Stiefel nun trocken und all der Dreck musste abgefallen sein.
Freudig wackelt sie in der Fußbekleidung mit den Zehen und fühlt sich, angezogen und halb gekämmt, bereit, wieder unter die Augen der Lady zu treten.

Gerade als sie die Tür zum Schlafgemach erreicht und den Umriss der Lady vor dem Vorhang des Fensters erkennen kann, schiebt diese den schweren Stoff ruckartig zur Seite und helles Licht flutet in hunderten Farben in den Raum hinein.
Geblendet muss die Wargin mit den Augen blinzeln und bewundert danach das verzierte Fenster. Ist die Lady eine Langschläferin oder warum bedeckt sie dieses wunderschöne Stück Handarbeit mit einem dicken Stoffwall?
Doch ihr Gegenüber nimmt dies alles nicht mehr wahr. Fast schon schlurfend und in einer recht ungewöhnlich "gewöhnlichen" Kleidung passiert sie die Wargin.
Zu normal wirkt sie, wäre da nicht der blasse Teint und diese seltsam gemusterten Haare. Doch ein bisschen vom Zauber, den die Lady sonst umgibt, scheint verloren.
>>„Frühstück?“<<
Die zierliche Frau ist schon fast in der Küche angekommen, als Lyall sich traut ein „Gerne...“zu murmeln.
Gehorsam folgt sie, bleibt jedoch wieder unschlüssig  im Türrahmen stehen.
Geschäftig beginnt die Lady unterdessen in den Küchenutensilien herum zukramen.
„Kann ich... irgendwie helfen,  Gràidheag sioc?“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 24. Juli 2011, 16:59 Uhr
16.Silberweiß


Im Wohnbereich ignoriert Atevora geflissentlich, dass Lyall ihre dreckigen Schuhe wieder angezogen hat. Sie hatte es gestern nicht geschafft diese Wolfstatzen im Dunkeln sauber genug zu bekommen, wie die Spuren auf dem Parkett eindeutig belegen, somit war es einerlei ob die Wandlerin ihr Schuhwerk wieder angezogen hat und damit durch ihre Wohnung stiefelt, sie würde den Boden ohnehin reinigen müssen. Vielleicht wäre eine Putzkraft eine Überlegung wert? Andererseits war es ihr doch lieber selbst zu putzen, alsdass – sofern sich überhaupt jemand fände der sich darauf einließe ihre Gegenwart länger zu ertragen - wieder irgend ein zusätzlicher Mensch seine Kreise um sie zieht, sie umgibt ihr Leben verkompliziert, sie mit Dingen oder Gewäsch durch unnütze Plauderei bedrängt, die sie nicht interessiert, geschweige denn im geringsten kümmert und durch ihre Wohnung geistert. Manche Dinge und Bereiche darin waren einfach nicht für anderer Augen bestimmt, und neugierige klatschüchtige Putzweiber würde sie lieber so gut wie möglich von sich fern halten.
In der Küche holt Atevora die Bretter und das Besteck aus den Kästen, holt das Brot aus der Brotdose und schneidet es in dünne Scheiben, als Lyalls Stimme hinter ihr ertönt. >“„Kann ich... irgendwie helfen, Gràidheag sioc?“<
Da war er wieder ihr neuer Name. Als hätte sie nicht schon genug Bezeichnungen für ihre Person. Es fiel ihr zunehmend schwerer auf die Titulierungen auch zu reagieren, wenn sie angesprochen wurde. Diesen Namen fand sie allerdings zur Ausnahme einmal nicht übel. Geliebte des Frostes, das war beinahe poetisch.
„In der Tat“ Antwortet sie bündig. „Du kannst in die Speisekammer gehen und holen was immer du Frühstücken möchtest.“ Unterdessen sie spricht legt sie die Brotschreiben in ein Körbchen und überlegt ob sie diese nicht lieber kurz über dem Feuer anknuspern lassen soll, da das Brot noch vom Vortag ist und bemerkt dann, dass Lyall nicht vom Tatendrang erfasst erscheint was das Betreten der Speisekammer und das freie bedienen daraus betrifft. Das war auch ungewohnt. Tane würde sich so ein Angebot nicht zweimal sagen lassen und sofort alles aus der Speisekammer herauszerren was sich drinnen befindet. Die Wandlerin hingegen wirkt unschlüssig. „Worauf wartest du? Nur zu...“ Mit einer winkenden Handbewegung in Richtung Speisekammertür unterstützt sie die Worte. Während die Frau zögerlich im angrenzendem Raum verschwindet, stellt die Magierin derweilen etwas Wasser für ihren morgendlichen Kräuteraufguss auf. Vielleicht sollte sie Lyall fragen ob sie nicht vielleicht etwas anderes am Morgen trinkt? „Möchtest du ebenfalls einen Kräuteraufguss, oder lieber Milch?“ Einen verdünnten Wein hat sie nicht im Haus, außerdem kann sie sich nicht denken, dass Lyall den Morgen mit Alkohol beginnen sollte. Ihr ist vor der Theateraufführung ihr Gesichtsausdruck beim Schluck aus dem Weinbecher nicht entgangen, und auch nicht, dass sie ihn ungeleert wieder zurück auf irgend ein Tablett geschummelt hatte.
Lyall ist mit dem Aufguss-Angebot zufrieden. Atevora entscheidet sich heute Morgen für eine beruhigende Teemischung mit Orangenblüten, Melissenblätter, Rosmarin und Pfefferminze – Lyall macht auf sie den Eindruck als könnte sie eine solche Teemischung gut vertragen - die sie in eine Kanne gibt um sie später mit siedendem Wasser zu übergießen. „Bitte sei so freundlich und achte auf das Wasser. Ich gehe rasch meine Tiere abholen. Falls das Wasser kocht bevor ich zurück bin, dann gieße es einfach in die Kanne dort.“
Mit den Worten nimmt Atevora die Bretter und das Besteck, legt sie im Vorbeigehen auf den Tisch, streift sich ihren Lederhandschuh über und verlässt im zügigen Tempo die Wohnung.

Noch bevor die Schin die Verkaufsräumlichkeiten des Schneiders betreten hat, dringt das laute Bellen ihres Hundes an ihr Ohr, und kaum hat sie die Tür geöffnet, steht er auch schon schwanzwedelnd vor ihr und umrundet sie freudig hektisch herumhüpfend als sei er noch ein junger Welpe. Automatisch vergraben sich ihre Finger in dem groben schwarzen Fell bevor sich ihr Blick hebt und durch den Raum driftet. Sie entdeckt den Schneider sofort, er sitzt auf seinem Hocker vor dem langen Verkaufstisch und beendet gerade eine Naht an einem mintgrünen Stoffstück. Vor ihm sitzt ihre Eule auf dem Tisch und dreht den Kopf in ihre Richtung. Ihr Blick wirkt anklagend und arrogant, als würde sie ihr stumm vorwerfen: Was kommst du erst jetzt um mich abzuholen“. Mit einem kühlen Schmunzeln wischt die Eismaid den Gedanken beiseite und begrüßt höflich den Schneider. Sie bedankt sich bei ihm und führt sogar eine kleine seichte Unterhaltung mit ihm, bei welcher sie erfährt, dass beide Tierchen wohl ausgesprochen brav waren. Vor allem die Eule war so unaufdringlich, dass er beinahe hätte vergessen können, dass sie überhaupt da ist. Das verwundert Atevora doch ein wenig. Sie kennt Via ausgesprochen gut, und sie weiß wie fordernd sie manches Mal sein konnte. Wie oft sie doch ganz zufällig etwas zerfledderte, herumrollte und auf den Boden schmiss, nur weil ihr langweilig war, beziehungsweise weil man sich erdreistete ihr nicht genügend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Es war fast als fände sie es als befriedigende Genugtuung wenn Atevora sich bücken und das am Boden liegende Zeug wieder aufsammeln musste.
Mit einer Floskel verabschiedet sich die Magierin von dem Schneider und verlässt mitsamt Hund und mit der Eule auf dem Arm seine Räumlichkeiten.

Als sie nach den paar Minuten wieder ihre Wohnung betritt und die Tür hinter sich schließt, lugt Lyall im Türrahmen zur Küche um die Ecke. Sie wirkt unschlüssig, doch da ist noch mehr. Sofort flattert Via auf ihrem Arm auf lässt dabei ihre wunderschöne Stimme hören, als wolle sie voll Unmut schreien „jetzt ist die Göre noch immer da!“ , und fliegt mit einigen kräftigen Flügelschlägen auf einen der Kästen von wo aus sie den Raum gut überblicken kann. Via ist von Lyalls Gegenwart gar nicht begeistert. Kein Wunder, selbst Atevora erkennt, dass die Frau irgend etwas umtreibt, und Via ist von drückender Atmosphäre nie begeistert. Die Eule hat dabei schon Recht, Lyall konnte gefährlich werden, ganz besonders wenn sie so unausgeglichen wirkt. Vermutlich würde ihr Vogel auf die Gegenwart der Frau gelassener reagieren wenn diese mehr Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen würde.
Shafir lässt sich davon allerdings wenig abschrecken, er ist durch seine Größe und seine Erfahrungen selbstbewusst genug, alsdass er sich so leicht  beeindrucken lassen würde. Oder aber er riecht noch irgend etwas anderes. Sofort trottet er freundlich auf Lyall zu und stubbst sie an um Streicheleinheiten zu ergaunern. Atevora folgt dem Hund in die Wohnstube. Bei genauerer Überlegung wirkt Lyall mit ihrer Haltung eher gehemmt und betrübt, allerdings kann sich Atevora nicht vorstellen weshalb es so sein könnte.  Möchte Shafir die Frau womöglich trösten? Sie hat Lyall doch nicht gekränkt, oder doch? War ein Wort schon wieder zu harsch? Ach immer diese elenden Komplikationen bei zwischenmenschlicher Interaktion! Mit Shafir oder Via hat sie doch auch nicht solche Probleme. Sie versucht das Ganze vorerst zu ignorieren. Lyall hatte mittlerweile alles für das Frühstück hergerichtet, auch der Tee steht bereits auf dem Tisch. Als Atevora sich bei ihr bedankt, anstalten Macht sich zu setzen um das Mahl zu beginnen und Lyall ihre Attitüde noch immer nicht ändert, die Magierin sogar das Gefühl hat der Wandlerin Unwohlsein steigert sich, gibt sie schließlich resignierend auf. So eine Miene verdirbt sogar ihr den Appetit und dabei hat sie eigentlich bereits einen nicht zu verachtenden Hunger. Atevora wirkt nicht gerade überrollt von Sorge oder sonderlich bekümmert was das Wohl ihres Gegenübers anbelangt, doch man merkt ihr eine gewisse Ratlosigkeit durchaus an, als sie sich doch zu der Frage durchringt:
„Lyall, beschäftigt dich etwas?“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 04. Aug. 2011, 13:56 Uhr
16. Silberweiß



Hätte Lyall eine Marotte, wie an den Fingernägeln kauen würde sie dies wohl in diesem Moment tun, doch da dem nicht so ist, läuft sie händeringend unruhig in Lady Savenas Küche auf und ab.
Was nur soll sie um Ea's Willen nun tun? Die Nacht und die Träume haben ihr keinen Hinweis gegeben und noch immer kann sie sich nicht auf eine Entscheidung einlassen.
Sollte sie gehen oder doch besser bleiben, komme was da wolle?
Würde sie die Schmach überleben aus dem Anwesen geworfen zu werden oder würde sie auf der Stelle vor Scham und Traurigkeit sterben?
Nein verdammt! O etwas gibt es nicht... hör auf dich in solchen Fantasien zu verstricken! Der Tod ist doch kein Ausweg...
Welche Optionen gibt ihr das Leben denn schon? Sie könnte sich heute noch auf den Weg Richtung Westen begeben, zum Stamm ihrer Mutter.
Doch selbst dieser Gedanken klingt in ihren Ohren mehr als lächerlich. Wer bitte kann ihr garantieren, dass sie dort aufgenommen wird, nur weil ihre Mutter damals vor so vielen Jahren dazugehört hatte? Schließlich ist auch sie damals weggegangen und vielleicht hegten sie noch immer einen Groll gegen ihre Mutter und so auch gegen ihre Tochter?
Zudem hat sie nur eine vage Beschreibung des Ortes erhalten und möglicherweise würde sie den Ort niemals finden? Hieß es nicht, Amazonen würden sich nur vor gewählten Augen zeigen?
Verdammter Mist! Wie sie es dreht und wendet, um eine Aussprache kommt sie nicht herum. Und wenn sie mehr als ehrlich zu sich selbst war, so möchte sie hier bleiben, in Talyra und vor allem auf dem Anwesen.
Nirgends hatte sie mehr Freunde als hier, und selbst wenn dies nur ein recht überschaubarer Kreis war, so ist Lyall doch stolz auf jeden Einzelnen.

Nein, einfach weglaufen das passt nicht zur Wargin. Es lässt sich nicht mit dem unerbittlichen Ehrgefühl in ihr vereinbaren wie ein Schuft einfach zu verschwinden und unterzutauchen.
Also wird sie in den sauren Apfel beißen müssen und die Strafe auf sich nehmen müssen.
Seufzend wendet sie sich dem blubbernden Teekessel zu und gießt das heiße Wasser auf die getrockneten Pflanzenteile in der bereitgestellten Kanne.
Ein Duft steigt aus der Kanne auf, süß und schwer mit einem Hauch nach Honig. Lyall freut sich auf den Tee und die Dämpfe gemischt mit den aufsteigenden ätherischen Ölen lassen sie sich etwas beruhigen.
Trotzdem kann sie nicht umhin zu zappeln und die Maserungen der Tischplatte mit dem Finger nachzufahren, während sie auf die Rückkehr der Shin wartet.
Die einzigen Geräusche neben dem ihres Stiefels, dessen Absatz rhythmisch auf den Boden trommelt, sind das leise Zischen und Knacken des Feuers und die tippelnden Schrittchen der Mäuse in der Zwischendecke über ihr.

Doch nach einiger Zeit des bangen Wartens hört sie das Klicken von Pfoten auf der Treppe und ebenso den charakteristischen Schritt der Lady.
Kurz darauf hört sie auch schon den Schlüssel im Schloss kratzen, springt wie von einem Sandskorpion gestochen auf und hechtet zur Tür der Küche.
Vor wenigen Minuten noch war es ihr, als ob sie dieses Gespräch in Ruhe hätte führen können, doch nun geben ihre Knie fast unter ihr nach und ihr Kopf ist schlagartig wie leergefegt.
Nur aus den Augenwinkeln beobachtet die die große Eule, welche protestierend ihr Federkleid schüttelt, um dann von einem erhöhten Punkt aus die Szene überblicken zu können.
Die Wölfin in Lyall begibt sich in Lauerstellung und knurrt unhörbar, doch ihr menschlicher Geist hat zur Zeit größere Probleme, als nach einer vorlauten Eule zu jagen.
Auch Shafir, dem riesigen Hund, tätschelt sie nur abwesend kurz den Kopf und findet ein paar leise Worte der Zuneigung für ihn.
Doch dieser macht sich nichts daraus, wedelt nur freundlich mit dem Schwanz, bevor er sich auf dem Teppich in der Wohnstube niederlässt und sie unter halb geschlossenen Augenlidern hervor beobachtet.
Lady Savena legt den Schlüssel zur Wohnung ab und Lyall folgt ihr betreten in die Küche.
Wäre sie nun in Wolfsgestalt, hätte sie sicher ihren Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, als Zeichen ihrer inneren Unruhe.
Wortlos setzen sie sich beide, doch auch der Shin scheint die angespannte Atmosphäre auf den Magen zu schlagen.
Dann erbarmt sie sich zu fragen: „Lyall, beschäftigt dich etwas?“

Zuerst ist die Wargin mehr als erleichtert, dass die Lady das Wort ergriffen hat und so diesen schwierigen Teil von Lyalls Schultern genommen hatte. Doch was war nun zu sagen?
Mehrere Herzschläge lang ist es einfach nur weiterhin still. Doch plötzlich hört die Wandlerin auf auf ihrer Unterlippe zu kauen und die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus: „Herrin ich... es tut mir so leid! Was ich getan habe ist unverzeihlich. Aber es hat mich alles so erschreckt! Ich naja... ich habe mir immer wieder gesagt, dass alles nicht echt ist. Und das dies Leute nur spielen... aber dann das Blut und die Schreie... und alles war so...ECHT. Ich konnte mein 'Inneres' nicht aufhalten. Es tut mir sehr, sehr leid, wenn ihr wegen mir nur noch mehr in Verruf kommen solltet. Und ich bürge natürlich für alles was ich getan habe. Auch wenn dies wohl nicht viel bringt.“ Kurz überlegt sie, scheint fast schon den Faden verloren zu haben, doch dann beginnt sie erneut leise und wesentlich langsamer: „Ich habe Angst gehen zu müssen. Alles aufgeben zu müssen, was mir hier fast schon geschenkt wurde. Ich weiß sonst nicht wohin... Ich... habe nichts... hier ist alles was ich habe. Und wenn Lady Aurian sauer wird, das könnte ich nicht ertragen!“
Zuletzt hebt sie ihren Kopf und blickt traurig in das unbarmherzige Eisblau der Augen der Lady.
Selbst wenn sie für Gefühlsregungen nicht empfänglich war und wahrscheinlich diese Situation eher logisch als mit dem Herzen abwägen würde, so liegt im Blick der Wargin trotz und gerade darum aufrichtige Ehrlichkeit.
„Und ich möchte eure Gunst nicht verlieren...“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 04. Aug. 2011, 16:17 Uhr
… die goldene Harfe (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1268679632;start=105#108)

01.06.511


Lange hatte Yasraena überlegt, ob sie damit  das Vertrauen zu Savena  zerstören würde. Andererseits ist Savena fort und wer weiß schon, wann sie wieder kommen wird. Sie würde Yasraenas Eindringen in ihrer privaten Wohnstädte gar nicht erst bemerken. Yasraena hat herausgefunden wo Lady Shin wohnt und das bis auf ein Paar Nachbarn niemand dort anzutreffen sein wird. Sie wohnt alleine in einer für die Tausendwinkelgasse überdurchschnittlichen großen Wohnung. Yasraena ist sehr neugierig und gespannt, welche Geheimnisse die Shin odrt wohl verbergen wird.

Lange streift Yasraena nur so durch die kleinen Seitengässchen und Läden der Tausendwinkelgasse und erst als es spät und bereits dunkel wird, nähert sie sich dem Haus, in dem auch die Wohnung der Lady liegt. Eine Anspannung macht sich in der Elbe breit, keinesfalls möchte sie bei dem Einbruch erwischt werden und dennoch ist die Neugier so stark wie nie zuvor. Eine Mischung aus Adrenalin, Vorfreude, Unbehagen und Neugier erfüllt die Elbe, welche  sich unauffällig umsieht. Aber es scheint keiner mehr hier und so nähert sie sich den mit Grünspan überzogenen Gebäude. Die Tür zur Straße ist nicht verschlossen, doch die Nähstube des Schneiders ist unlängst geschlossen und er hat sich in seine privaten Räume zurückgezogen, so dass Yasraena unbemerkt in den Hauseingang und den großen Flur mit den Treppen eindringen kann. Sie steigt die Treppe hinauf ins erste Stockwerk, wo mehrere geschlossene Türen auf mehrere Einzelwohnungen hinweisen. Kurz verharrt die Elbe und lauscht, doch hinter den Türen ist alles ruhig. Sie streckt ihre empathischen Fühler aus, öffnet sich für das was sich dort verbergen mag. Angst und Panik schlägt ihr entgegen. Sie nähert sich der Tür und lauscht abermals, aber kein Laut ist zu hören, die Furcht ist aber so dermaßen greifbar. Das Yasraena nicht weiß, was sie machen soll. Geschieht dort hinter der geschlossenen Pforte etwa ein Verbrechen? Gerne wüsste sie von wem diese Gefühle kommen und vor allem warum. Aber schon vernimmt sie ein kindliches Weinen, hört Schritte und eine Person – vermutlich die Mutter – nähert sich, tröstet das Kind und langsam beruhigt sich dieses wieder. Ein böser Traum – nichts weiter. Manchmal vergisst Yasraena, dass Menschen träumen und dabei ganz unterschiedliche Dinge im Schlaf erleben und diese in dem Moment gar für real halten. Der Elbe sind die Traumwege verborgen und es ist ihr nur schwer vorstellbar, dass sie dort liegt und schläft und zeitgleich im Schlaf die unterschiedlichsten Dinge erleben kann. Manchmal hat sie die Menschen ein wenig darum beneidet, gerne wüsste sie, wie sich ein Traum anfühlt. Aber jetzt wo sie die Angst des Kindes wahrgenommen hat – Angst vor Dingen die hier in seiner Wohnung gewiss nicht existieren – ist sie sich unsicher ob Träume wirklich etwas sind, was es sich zu erleben lohnt und so lenkt sie ihre Neugierde wieder auf wesentliche Dinge und steigt die Treppe weiter empor bis in die 2. Etage in der die Wohnung der Lady liegen soll. Es war gar nicht schwer an diese Information zu kommen. Lady Shin verdient ihr Geld im Lesen, Übersetzen, Schreiben und vervielfältigen von Schriftstücken. Für diese Dinge gibt es durchaus den einen oder anderen Kunden und Yasraena hat einfach erzählt, dass sie eine Abschrift eines Buches benötigt und sie Lady Shin deswegen aufsuchen wolle und schon hatte sie die Daten, allerdings mit dem Beisatz, sie sei derzeit nicht verfügbar und wäre verreist. Man nannte ihr andere Schreiber und Yasraena versprach einen von diesen Aufzusuchen. Aber über der Shin Bleibe hatte sie auf diesem Wege dennoch rasch einiges in Erfahrung bringen können.

In der zweiten und letzten Etage findet die Elbe drei Türen vor. Abermals streckt sie ihre empathischen Fühler aus. Hinter einer der Türen nimmt sie Aktivitäten wahr. Die Gefühle sind dabei recht undeutlich. Aber zumindest weiß die Elbe nun, dass das die Nachbarswohnung sein muss. Denn Atevoras Wohnung kann nur leer sein, dessen hat sie sich im Vorfeld ausführlich überzeugt. Dennoch ist die Elbe sehr vorsichtig, denn das was sie hier plant ist gewiss nicht rechtens und könnte nicht nur dafür sorgen, dass sie hochkant aus der Harfe fliegt, sondern dass sie gleich hinter den schweren Gittern der Steinfaust landet und das will sie selbstredend auf gar keinen Fall riskieren. Hinter den anderen beiden Türen ist es still. Keinerlei Aktivitäten, keinerlei Gefühle, einfach nur Stille. Yasraena betrachtet kurz die Türen, eine ist etwas abseits und sieht nicht ganz  so massiv aus, wie die Wohnungstüre. Die Elbe vermutet, dass es sich um eine Abstellkammer handelt  und so öffnet die Elbe diese unverschlossene Tür einen Spalt und wirft einen Blick hinein. Sie ist sehr überrascht als sie einen Abort vorfindet, denn kein verräterischer Geruch hat verraten, dass hier die Bewohner ihre Notdurft verrichten. Kurz lässt sie den Blick durch den Raum streifen und tatsächlich, es ist nicht ein kleines bisschen Dreck zu finden. Die Elbe hatte noch nie einen so reinen und sauberen Abort gesehen. Sie runzelt die Stirn über solch Reinlichkeit, schließt die Tür wieder und widmet sich der anderen Wohnungstür. Diese muss die Tür zu der Wohnung der Shin sein. Selbstredend ist die Tür verschlossen. Aber damit war zu rechnen. Die Elbe nimmt einen Dietrich aus ihrem Beutel und versucht sich an dem Schloss. Doch dieses ist viel zu fein, als dass sie mit dem Dietrich weit gekommen wäre. Also nimmt sie eine er stabilen Haarnadeln und versucht ihr Glück damit. Nach einer kurzen Pröckelei springt das Schloss mit einem klickenden Geräusch auf und behutsam schiebt die Elbe die Tür einen Spalt auf und späht hinein. In dem Raum ist wie erwartet alles dunkel und friedlich ruhig. Trotz der Dunkelheit, kann Yasraena selbstredend hervorragend sehen, so dass sie nicht einmal eine verräterische Kerze entzünden muss, deren Schein man durch die Fenster hinaus würde sehen können. Trotzdem wartet sie einen Moment und betrachtet den Vorraum genau. Sie würde Savena durchaus zutrauen, ihre Bleibe während ihrer Abwesenheit, welche scheinbar kein großes Geheimnis unter ihrer Kundschaft ist, mit einer Falle zu sichern. Erst als Yasraena nichts davon entdeckt schlüpft sie zu dem Spalt und zieht die Tür behutsam und vor allem möglichst geräuschlos hinter sich zu.

Der Vorraum indem sich Yasraena befindet ist sehr klein und unspektakulär. Es gibt eine Garderobe für größere Gewänder wie Umhänge und Mäntel. Auch steht ein Gestell mit einer Tropfwanne dort, auf dem die Schuhe der Shin stehen. Darüber hinaus gibt es noch einen Kasten. Yasraena ist sich sicher, dass auch dort nur Kleidungsstücke, wie z.B. Tücher und dergleichen zu finden sein werden und unterzieht diesem Raum keiner näheren Untersuchung. Denn wenn die Lady was wirklich Interessantes zu verbergen hätte, würde es sich wohl kaum direkt im Eingangsbereich befinden.  Yasraena schlüpft schnell aus ihren Stiefeln, lässt diese im Eingangsberiech zurück und geht erst dann  vorsichtig weiter. Behutsam setzt sie dabei einen Fuß vor den Anderen, damit der blankgeputzte noble Parkettboden nicht zu knarzen beginnt und die unter der Lady wohnenden Mieter nicht verräterische Laute hören. Der Wohnraum wirkt aufgrund seiner kalten weißen Wände sehr eisig, aber dennoch nicht ungemütlich. Yasraena muss lächeln, denn genauso kennt sie Savena und dieser Raum passt hervorragend zu der kalten Frau in Weiß.
Kalt? Nun ja, nicht immer… Zumindest nicht zu mir… schmunzelt Yasraena. Denn es stimmt, in der letzten Zeit haben die Beiden sich regelmäßig getroffen und das Eis zwischen Ihnen ist nunmehr gebrochen. Auch Savena lächelt öfter und wirkt bei weitem nicht mehr so distanziert, wie sie auf andere Bewohner Talyras zuzugehen pflegt. Kurz weilen der Elbe bei der Gestalt, welche sie so sehr vermisst, dann jedoch zieht sie ihre Aufmerksamkeit wieder aus ihrem Innern heraus auf den eigentlichen Grund, weswegen sie hier ist und widmet sich wieder voll und ganz dem Wohnraum. Die kunstvoll geschnitzten Möbel mit den Eisenornamenten verleihen dem Raum trotz der übertriebenen Ordnung und der weißen Wände ein gemütliches Aussehen. Kurz lässt die Elbe ihren Blick über die Möbel streifen, dann geht sie auf die andere Seite des Raumes, wo sich kunstvolle Buntglasfenster befinden. Ein Teppich liegt dort, wie erwartet ist dieser mit einigen Hundehaaren versehen, was darauf schließen lässt, dass dies der Platz von Shafir ist.
Komisch, im Rest der Wohnung habe ich kaum ein Haar gesehen und das bei diesem Hund. Savena muss eine sehr ordentliche Person sein… Ob es hier immer so aussieht oder ob sie nur wegen der Reise eine solche Ordnung hinterlassen hat?

Sollte Savena wegen der Reise die Wohnung in solch gelecktem Zustand hinterlassen haben, wird es sicher kaum möglich, irgendetwas interessantes zu finden. Dennoch lässt die Elbe ihren Blick weiter über die Schränke und Regale schweifen. Viele Bücher stehen ordentlich nebeneinander gereiht und manche Ablageflächen sind mit Pergamentrollen gefüllt. Dass die Lady sich dem Schreiben widmet wusste Yasraena ja bereits, daher sind all diese Dinge nicht weiter verwunderlich. Trotzdem schaut sich die Elbe einige der beschriebenen Pergamente näher an.  Eines ist besonders interessant, nicht vom Inhalt her, aber von der Schrift, eine Zeile mit Buchstaben in ordentlicher Schrift, vermutlich Savenas Handschrift und darunter befindet sich in eher ungeübten und krakeligen Schrift das gleiche erneut. Ähnliche Papiere mit unwichtigen Worten findet Yasraena zu Hauf. Also scheint auch das zu stimmen, dass Savena des Lesens nicht mächtige unterrichtet. Bisher gibt die Wohnung keinen Aufschluss darauf, dass Savena irgendwelchen krummen Machenschaften nachgeht. Da sie aber zweifelsohne Kontakte in der Unterstadt hat, ist sich die Elbe sicher, dass diese nicht nur mit Abschriften von Büchern zu tun haben können oder aber… Vielleicht mit einer etwas spezielleren Art von Büchern. Aber im Grunde ist sich Yasraena sicher, dass da mehr hinter stecken muss. Nur was?
Neugierig untersucht sie die Bücher und Pergamente weiter auf ihre Inhalte. Insbesondere jene Abschriften von Buchausschnitten, die Savena gefertigt hat, sind stellenweise durchaus interessant. Hier ein Buch über Kräuter.  Dort liegt eines über Schwerter und Waffen. Atevora hat sogar die Zeichnungen ordentlich und originalgetreu abgezeichnet. Vielleicht hat ein Schmied diese Abschrift beauftragt. Neugierig blättert Yasraena durch die Seiten. Die meisten Waffen sind ihr durchaus geläufig, da sie sich schon immer für Waffen interessiert hat. Bei einigen sehr speziellen Waffen hält sie inne und überfliegt die kurzen Erklärungen. Irgendwann legt sie das Buch wieder weg, denn so interessant sie es auch findet, es enthält nichts, was ihr Aufschluss über Savena geben könnte. Keine losen Zettel mit geheimen Notizen oder sonstiges. Nach und nach nimmt sie sich die Bücher vor. Viele enthalten auch geschichtliche Daten. Nichts was Yasraena interessiert. Aber erstaunlicher Weise handeln die meisten Bücher von leichten Kindergeschichten. Erst runzelt Yasraena wieder die Stirn, als sie das Märchen „Mianna und der Hase“ in der Hand hält. Dann jedoch fallen ihr die ganzen Schreibübungen ein und in der Tat, sie findet einige lose Blätter darin, vielleicht hat Savena aus dem Buch in Form eines Diktates vorgelesen. Kindergeschichten sind für Schreibanfänger wahrlich am Einfachsten und nun wird der Elbe auch klar, weswegen eben diese Bücher zu Hauf hier zu finden sind und so stöbert sie weiter. Wohl weislich darauf bedacht, alles wieder ordentlich an seinen angestammten Platz zurückzustellen.

Nichts an den Büchern spricht für eine andere Tätigkeit, welcher Lady Shin nachgehen könnte. Egal wie lange Yasraena sich den ganzen Büchern und Schriften widmet, sie wird nicht fündig. Dennoch hält sie nach einer Weile inne, als sie ein Buch über Giftkunde findet.  Dieses Buch liegt auf dem Tisch und sorgsam daneben liegt ein weiteres in Leder gebundenes Buch. Yasraena blättert erst durch das Buch, welches neugebunden aussieht und auch das Papyrus wirkt frisch und neu. Die ersten Seiten sind beschrieben. Aber dann folgen nur leere Seiten. Yasraena überprüft das andere Buch, ein alter Wälzer, dessen Einband hier und da bereits eingerissen ist und deren Seiten ebenfalls schon spröde und brüchig geworden sind. Dieses Buch ist vollständig mit Anleitungen zu Giftpflanzen, deren Gewinnung und deren Anwendung gefüllt. Die ersten Seiten des neuen Buches entsprechen diesem ganz und  gar, so dass Savena hier scheinbar eine  Komplettabschrift tätigt, und die Inhalte des halb verfallenen Buches zu retten. Yasraena überlegt kurz, da sie nicht weiß, wann Savena zurückkommt und ob sie das Buch wieder rechtzeitig hier platzieren kann, dann aber fällt ihr ein, dass Lady Shin von einer sehr langen Abwesenheit gesprochen hat, die durchaus zu mehreren Monden werden kann und so nimmt Yasraena ein großes Tuch aus ihrem Beutel und wickelt das Buch vorsichtig hinein, ehe sie es, sorgsam darauf bedacht, es nicht noch mehr zu beschädigen, in ihrer Beuteltasche verschwinden lässt.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 10. Aug. 2011, 10:12 Uhr
16.Silberweiß


Sie schweigt. Nach Atevoras Empfinden schier endlos, kaut ihr Gegenüber unschlüssig auf ihrer Unterlippe herum, bevor die Worte endlich wie ein Sturzbach aus ihr heraussprudeln.
Die weiße Mistress lässt die Frau vor sich hin plappern und unterbricht sie nicht dabei das frei heraus zu sprechen was sie bekümmert. Es ist dabei zum Großteil nicht wirklich etwas neues was die Wargin ihr mitteilt, sondern nur das, was sie über Nacht bereits selbst kombiniert hat, sodass ihr der mühevolle Wortschwall so seltsam überflüssig erscheint. Es war offensichtlich, dass sie sich erschreckt hat, dass es zu gewagt war der Frau soviel unbekanntest zuzumuten, auch wenn sie vermutlich niemals nachvollziehen können wird weshalb, und wie es genau dazu kommen konnte. Sie ruft sich bei Lyalls Worten ins Gedächtnis, dass viele es für sich selbst benötigen die Dinge auszusprechen und die Ereignisse zu erörtern, anstatt sie langsam absinken zu lassen um ihren inneren Unfrieden zu besänftigen. Außerdem bereitet es ihr ohnehin keinerlei Müh die Wörterflut die kurze Zeit die sie andauert über sich ergehen zu lassen. Ihr kommt dabei nicht in den Sinn beschwichtigend das Wort zu ergreifen und versöhnlich einzulenken indem sie erwähnt sie könne Lyalls Reaktion zumindest zu Bruchteilen nachvollziehen, schließlich war sie selbst einige Augenblicke ob des künstlichen Blutes äußerst überrascht, um die Frau damit zu beruhigen.
War Lyalls Handeln denn überhaupt unverzeihlich? Vielleicht. Sie hatte nicht vor es nachtragend zu ahnden, auch wenn sie theoretisch dazu durchaus in der Lage wäre. Die daraus für sie erwachsenden Nachteile wären weit größer als ein eventuell, mit voraussichtlich kümmerlichem Hauch, aufkeimendes Gefühl der Genugtuung. Atevora hat zudem nicht nur ähnliches bereits erlebt – schließlich fehlte einst nicht viel und ein Zentaur hätte im Fieberwahn ihr Herz mit einem Speer durchstoßen – sondern sie hatte weitaus schwerwiegenderes auf ihr Lasten mit dem es sich zu befassen galt. Ihr stand also gewiss nicht der Sinn danach, ein zweifelsohne zu Teilen selbstverschuldetes, Hoppala in dieser Art nachtragend breit zu treten, wenn es zur selben Zeit vermutlich viel zu viele gab, die tatsächlich danach trachteten ihr Leben auszulöschen. Nüchtern betrachtet waren die Ereignisse letzte Nacht sogar ein Beweis für Lyalls, sozusagen „gutmütiges Wesen“, denn sie konnte selbst in dieser offenbaren Extremsituation rechtzeitig an sich halten. Es ist somit nichts erwähnenswertes vorgefallen, zumindest nach Atevoras Sichtweise der Dinge. Nicht zu vergessen ist: sie hat einige Etappen der Geschehnisse sogar genossen. Ob sie eines Tages wieder auf der Wargin Rücken steigen und mitsamt ihr und dem Wind über die Erde jagen kann? Wenn möglich allerdings das nächste Mal ohne dem Part stundenlang durch den Schnee zu stapfen und die ruppige Begrüßung kann ebenfalls gerne ausgegrenzt werden.
Was ihren Ruf und die Rederei betraf, nun was interessierte sie schon jemals wirklich was Kleingeister hinter ihrem Rücken erzählten? Außerdem, machte sie sich zeitweise nicht sogar selbst einen jux daraus bestehende Vorurteile aufzugreifen und gezielt zu überreizen? Es war auch ab und an durchaus erheiternd manch Gerüchte über sich zu vernehmen, die derart überzogen und unglaubwürdig waren, dass sie jene Erzählungen die Wahres bargen verschleierten und mit sich hinab in die Lächerlichkeit rissen.
Kurz hält die Frau inne. Es wirkt als müsse sie ihre zerstreuten Gedanken sortieren bevor sie wieder fortfährt: >>„Ich habe Angst gehen zu müssen. Alles aufgeben zu müssen, was mir hier fast schon geschenkt wurde. Ich weiß sonst nicht wohin...“<< Weshalb Lyall ihr diese Verlustängste mitteilt ist ihr schleierhaft. Es ist ihr im Grunde vollkommen gleichgültig was die Frau misste, was für wundervollen Dinge, oder wie viel Zuneigung ihr zu Teil wurde, und es scherte sie auch nicht im geringsten wohin Lyall sich einmal verkriechen würde, wenn sie tatsächlich beschloss, sie müsse nun auf der Stelle und unbedingt weiterziehen, weil sie doch ein ach so schreckliches Wesen ist, dass sich so grausam beanstandenswert und unverzeihlich benommen hat, sodass ihre Gegenwart für die Gesellschaft einfach nicht mehr tragbar ist. Welch weinerlicher Mumpitz. Andererseits, es wäre zugegebenermaßen doch ein wenig Schade, wenn Lyall sich tatsächlich zu solch einer unbesonnenen Entscheidung genötigt fühlen würde, nur da sie sich brisante Problematiken einbildete. Wessen Gesellschaft, wenn nicht die ihre sollte dieser Stadt erhalten bleiben, wenn sie doch ein solch glänzendes Beispiel für die ehernen Tugenden ist, welche in der tollen Gesellschaft so hoch gehalten werden?
Lyalls Augen glänzen bei den Worten so sonderbar. Sie wird doch nicht etwa ernsthaft jeden Augenblick zu weinen beginnen? Das wäre dann bereits die dritte Person, welche salzige Tropfen in ihr Heim streut. Wie lästig...  Macht sie irgendwas falsch, oder passiert das Anderen, die neue Bekanntschaften in ihr Heim einladen auch so unausweichlich? >>„Und wenn Lady Aurian sauer wird, das könnte ich nicht ertragen!“ <<
„Hm..“ Sie könnte sich eher vorstellen, dass Lady de Winter nicht Lyall, sondern ihr gegenüber erbost ist. Ihr kommt der Gardistin Warnung am Blumenball wieder in den Sinn. Atevora stellt die Ellbogen auf die Tischplatte, faltet die Finger ineinander und stützt ihr Kinn darauf. Wie war das? Sie sollte sich unterstehen mit ihren Liebsten zu spielen. Doch hatte sie nicht genau das, zwar ein wenig unbeabsichtigt, aber dennoch getan? Lyall ausgetestet, mit ihr gespielt wie eine Katze mit einer Maus, bis das Nagetier daran versehentlich zu Grunde geht? Nur, dass sich diese bestimmte Maus eben in einen großen bösen schwarzen Wolf verwandeln konnte, der die Katze in ungünstigen Fällen mit einem knappen Happen verschlingt. Nungut, das ganze Unterfangen war jedenfalls lehrhaft. Sie hat Lyall selbst und ihre Grenzen kennen gelernt. Sie würde für das nächste Mal gedanklich auf diese Erlebnisse zurückgreifen und ihre Entscheidungen besser abwägen können. Auch wenn das zu groß geratene kohlfarbene Hündchen sie nicht riss, gebissen werden wollte sie in Zukunft ebenfalls nicht. Weshalb hat sie sich überhaupt dazu entschlossen weiterhin diese Gesellschaft zu pflegen und es nicht als unglücklichen Missversuch abzutun? War es kühles Interesse an diesem magischen Wesen, die eventuelle Möglichkeit mehr über dieses zu erfahren und alle Wissenslücken zu füllen? Weil sie auch mehr in anderen Belangen beobachten und lernen konnte? War es der Reitz jemanden in gewissen Bereichen zu Formen? Etwas abgefärbte Abgebrühtheit von ihrer Seite käme der Frau bestimmt zu Gute; Oder war es einfach, weil Lyall scheinbar versuchte, dass diese Bekanntschaft funktioniert und Atevora beschlossen hat so gut wie ihr möglich zurückzurufen was in den Wald hineinschallt?

Als Lyall wieder der Shin ungerührten Blick sucht, ist die Weinerlichkeit in der Gestaltenwandlerin Augen etwas anderem gewichen.>> „Und ich möchte eure Gunst nicht verlieren...“<< Die Worte aus Lyalls Mund überraschen sie. Teils interessiert, teils abschätzend wandert Atevoas Augenbraue nach oben und sie beiäugt ihren Gegenüber einen Herzschlag lang taxierend, bevor sie sich dazu bequemt zu antworten. „Interessant.“ Wirft sie der Wandlerin trocken entgegen.
Es war schon ein wenig skurril. Lyall die bloß aus einem unbewussten Gefühl heraus die nonverbalen Botschaften des Umfeldes gemeinhin um soviel besser zu deutet vermochte als Atevora mit all ihren aufmerksamen Beobachtungen und Grüblereien, war scheinbar so sehr damit beschäftig sich in Selbstvorwürfen zu ertränken, dass sie im Augenblick vollkommen blind für das Offensichtliche ist.
Die Stille drückt unerträglich. Es ist Lyall anzusehen wie so etwas wie Zweifel, Verzweiflung oder noch größere Unruhe, wenn nicht sogar ein Fluchtinstinkt in ihr aufsteigt. „Hör auf damit.“ Lässt sie neutral, fast schon gelassen verlauten. Die Wargin scheint verwirrt, doch die Shin lehnt sich bloß ruhig im Stuhl zurück. Kein falsches mildes Lächeln umspielt ihre Lippen um der Situation Weichheit zu geben. Die Magierin hatte nicht mehr vor gegenüber der Wargin zu schauspielern nur um sich gesellschaftskonformer zu präsentieren. Manche Personen nehmen die Posse unbewusst wahr. Lyall war vermutlich so jemand. Lag es vielleicht daran, dass sie hier zwei Seelen gleichzeitig beobachteten? Es war jedenfalls zu sehen zu was die gekünstelte Attitüde in Gesamtheit schließlich führt.
„Ich stelle dir eine Frage, gehe ruhig einige Augenblicke in dich und überlege bevor du antwortest, sofern du das möchtest:
Wirkt es denn so, als hättest du meine Gunst verlohen?“
Ein fast süffisantes Lächeln breitet sich auf Atevoras Lippen aus, unterdessen sie betont seelenruhig nach einer Scheibe Brot greift: „Mal ganz abseits davon, dass dich meinereins bereits die ganze Zeit freundschaftlich duzt.“ Es ist vielleicht unangebracht, dass Lyall der Magierin das Herz ausschüttet und diese nicht mit Mitgefühlt und Herzlichkeit reagiert, sondern sich sogar irgendwie darüber zu amüsieren scheint. „Gönn dir endlich etwas Ruhe von deinen Zweifeln und deiner Selbstzerfleischung, beides führt zu nichts erstrebenswertem.“ Merkt sie wie nebensächlich an, unterdessen sie zu ihrem Messer greift um etwas Butter auf ihr Brot zu streichen. „Es wirkt womöglich eigentümlich es zu erwähnen, doch mir hat der gestrige Abend, mit einigen Abstrichen natürlich, durchaus gefallen. Er war ausgesprochen, hm, interessant. Neben den Gesichtern der Anwesenden, als du plötzlich als riesenhafter Wolf von dannen gestürzt bis -. wie war das? Ich bin für meine interessanten Auftritte berühmt? Ja, bei solchen Aktionen, führwahr – empfand ich besonders den Ritt durch die Straßen äußerst erquickend.“ Die Wandlerin wirkt ein wenig sprachlos. Ob sie Atevora nun vielleicht für verrückt hielt? „Ich habe übrigens beschlossen, dass dein Unterricht heute beginnt. Also greif herzhaft zu, es ist noch sehr früh am Morgen, ich habe noch einige Dinge vor, bevor ich dich zum Anwesen begleite und bei Aurian deinen Dienstentgang begleiche.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 10. Aug. 2011, 15:34 Uhr
16. Silberweiß



Ja, wirkt es denn so, als hätte sie die Gunst verloren? Offensichtlich nicht aber kann man sich bei Lady Shin denn wirklich bei irgendetwas im Klaren sein? Bei jemandem, der mehr Namen besitzt als Ealara die Mutter selbst? Und die zwischen mehr Facetten ihres Ich's wechseln kann, als das Farbspiel des Lichts auf der Oberfläche einer Seifenblase?
Musste man nicht ständig im Geiste wachsam sein, jedes Wort dreimal im Geiste drehen bevor man sich annähend dazu erdreisten kann, die Bedeutung als „erfasst“ zu erachten?
Aber trotz allem ist diese Frau für Lyall jemand, der in seiner verschachtelten Weise die Wahrheit spricht. Auch wenn es dauern konnte, bis man alle Sätze aus ihrem Munde für sich selbst verstanden hatte.
Zumindest hat sie die Wargin nicht entrüstet Heim geschickt oder sie mit Vorhaltungen bedrängt. Statt dessen sitzen sie nun beide hier, starren sich mehr oder weniger abschätzend an und werden wohl auch noch gemeinsam Frühstücken.
Tut man so etwas mit jemandem, mit dem man Streit hat oder ihn Verachtet?
Nun, Gesetz der menschlichen Logik nicht und vielleicht muss sich Lyall angewöhnen manche Situationen um die Shin doch etwas besser und objektiver zu betrachten, als sie es zur Zeit noch tut.
Aber schließlich sitzt sie nicht Avila oder Lady Aurian gegenüber, deren Geist so freundlich und gradlinig ist, dass man Uhren danach stellen konnte – nicht das sich die Gestaltwandlerin sonderlich für Uhren oder die Uhrzeit interessierte, der gute alte Stand der Sonne tat es ja schließlich auch – nein, hier sitzt die Geliebte des Frostes deren Humor fast so spitz und eisig ist, wie eine im Schnee vergessene Heugabel aus Eisen und deren beste sarkastisch formulierte Sätze eine Horde Schulmeister mehrere Zwölfmonde lang mit der Erörterung des Inhaltes beschäftigen konnten.
Doch Lyall hat sich mittlerweile, in den letzten Stunden und auch in den Tagen des Blumenballs, an die etwas verschrobene Art der Frau gewöhnt. Ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht wirklich versuchte, das sich im Umlauf befindliche Geschwätz über sie aus dem Weg zu räumen, sondern es auf eine für sie amüsante Art noch auf die Spitze zu treiben und somit die Lügenmäuler und Heuchler dumm dastehen zu lassen.
Möglicherweise ist gerade dieser makabre Charakterzug einer, der Lyall am meisten fasziniert und auch imponiert.
Was würde die Wargin dafür geben ebenso viel Schneid zu besitzen? Den Lästermäulern einfach die kalte Schulter zu zeigen - wie sie es oft versucht hatte aber immer wieder kläglich gescheitert war – oder den Klatschweibern mit ihren vor Lügen immer länger werdenden Nasen, dieses Körperteil - symbolisch gesprochen - einfach einmal abzubeißen.

Ein Grinsen, das ein verschlagener Kobold nicht besser hätte hinkriegen können, huscht kurz über das fahle Gesicht der Lady. Fast schon zu ruhig und langsam greift sie dabei nach einer Scheibe Brot, um diese dann dünn mit einer Schicht Butter zu besreichen.
Kurz wird Lyall etwas mulmig, als sich die kleine weiße Hand der Frau um den Griff des Messers schließt. Unwillkürlich fasst sich die Wargin an den plötzlich phantomartig schmerzenden Hals, lässt die Hand aber schnell wieder auf ihren Schoß zurück sinken.
Ein „Du“ zwischen zwei Personen bedeutet nicht automatisch auch, dass man mit dieser gut gestellt ist. Doch dies lässt die schwarzhaarige Frau außenvor.
>>„Gönn dir endlich etwas Ruhe von deinen Zweifeln und deiner Selbstzerfleischung, beides führt zu nichts erstrebenswertem. Es wirkt womöglich eigentümlich es zu erwähnen, doch mir hat der gestrige Abend, mit einigen Abstrichen natürlich, durchaus gefallen. Er war ausgesprochen, hm, interessant. Neben den Gesichtern der Anwesenden, als du plötzlich als riesenhafter Wolf von dannen gestürzt bist. Wie war das? Ich bin für meine interessanten Auftritte berühmt? Ja, bei solchen Aktionen, führwahr – empfand ich besonders den Ritt durch die Straßen äußerst erquickend.“<<
Lyall kann nicht verhindern ungläubig drein zu schauen und auch ihre zuckenden Ohren verraten ihre Unsicherheit.
Erquickend? Ritt? Ritt?!
So wahr Lyall am Tisch mit der bösartigsten weißbetuchten Hexe Talyras sitzt, die kleine Kinder kocht und Ehemänner nachts besucht, um ihnen Wechselbälger unterzuschieben - zumindest hörte man das eine oder andere dieser Dinge im gleichen Atemzug mit den diversen Namen der Lady -  DIES hat sie nun wirklich nicht erwartet. Ist es versteckte kindliche Freude? Oder nur eine neue Art aufzufallen? Leugnen kann Lyall nicht, dass es auch für sie eine neue interessante Erfahrung war, die so wohl wirklich noch nie praktiziert wurde.
Diese kleine Gestalt, die sonst so um ihre kostbaren Kleider und den luxuriös übertriebenen Pomp besorgt war und sich nur das Edelste leistete – wahrscheinlich auch um diversen Gerüchten gerecht zu werden – und bei der man in den Räumen seine Schuhe gegen wabbelige Stoffschlappen tauschen musste, findet einen „Ritt“ auf einem dreckigen nassen Wolf interessant und erquickend?
Am liebsten würde Lyall nun laut lachen, lachen über sich, diese dummen Vorurteile gegen die Lady und auch sie selbst und vor allem, da Lady Savena sie schon wieder einmal überrascht hatte.
Doch nur ein schmales Lächeln lassen ihre Gesichtsmuskeln zu. Zu sehr mahnt sie der erste Satz an ihre zugeknöpfte ängstliche Art.
Nicht das die gestaltwandelnde Frau ängstlicher Natur wäre, im Gegenteil; doch wenn sie sich einem oder mehrerer Menschen verpflichtet fühlte, so versuchte sie jedem alles Recht zu machen. Daran ist an sich nichts schlechtes, findet Lyall, doch manche Leute verdienten dies nicht im geringsten. Und schlussendlich fühlt sie sich immer Verantwortlich, sucht die Fehler immer bei sich selbst, als bei anderen.
Wie oft ist sie schon ausgenutzt worden? Bevor... ja bevor sie hierher kam und das offene Herz der Lady des Anwesens kennen lernte.
Auch wenn die Worte von Lady Savena barsch und wenig mitfühlend klingen, so hat schon lange keiner mehr solch wahre Worte an sie gerichtet. Dies hier war kein mildtätiges Schulterklopfen, kein mitleidiger feuchter Blick in ihre goldenen Augen mit den Worten „Sei glücklich über das was du hast“ oder diese platten Worte wie „Keine Sorge, das wird schon wieder“. Diese Worte zeigen ihr, dass sich etwas unter dieser harten Schale der Frau doch für sie interessierte. Ehrlich interessierte. Und auch wenn die Lady es offenkundig nicht gewohnt war Nettigkeiten zwischen zwei Personen auszutauschen, so versteht die Wargin sofort den tieferen ernsten Sinn der Sätze.
Offenheit und Ehrlichkeit, wenn auch härter gesprochen, sind ihr wesentlich lieber als ein Mitgefühl- heuchelndes Händedrücken und leere nette Worte.

Oberflächlich betrachtet scheint die weiße Mistress auch jetzt eher gelangweilt und von Lyalls Anwesenheit mehr als ermüdet zu sein, doch genau solche Worte zeigen ihr, dass genau dieses Desinteresse doch nur Fassade ist, die es aufrecht zu erhalten gilt.
Kurz legt Lyall fast schon in wolfsmanier den Kopf schief, blickt lange auf die entspannt dasitzende Frau und fragt sich zum wiederholten Male, was ihr wohl passiert sein musste.
Solch einen emotionalen Panzer baute keiner über Nacht auf. Wo Lyall auf verbale Attacken floh, setzte sich die Shin nur fester in den Sattel, klappte das Visier ihres imaginären Helmes herunter und bließ zum Kampf.
Möglicherweise kann Lyall noch viel von ihr lernen.
Als hätte sie den Gedankengang der Wargin erraten, sagt ihre Gastgeberin: >>„Ich habe übrigens beschlossen, dass dein Unterricht heute beginnt. Also greif herzhaft zu, es ist noch sehr früh am Morgen, ich habe noch einige Dinge vor, bevor ich dich zum Anwesen begleite und bei Aurian deinen Dienstentgang begleiche.“<<
Ohne Lyall weiter zu beachten, greift sie auch schon nach einer weiteren Brotschnitte und gießt sich Tee nach. Auch die Wargin angelt sich ein Stück Brot aus dem geflochtenen Körbchen und süßt ihren Tee mit einem Löffel Honig aus dem bereitgestellten Vorratsglas aus der Kammer.
Schweigend essen sie eine Weile, nur das Knacken des Brotes, das Schaben und Schleifen der Kiefergelenke und Zähne füllt die pelzigen Wolfsohren der Drachenländerin.
Doch dann legt sie ihr Brot vor sich ab, nimmt einen kräftigen Schluck Tee – der sehr gut schmeckt sie jedoch auch etwas dösig macht – und beginnt von neuem, jetzt jedoch mit kräftigerer Stimme: >>„Ich habe mir euren Rat zu Herzen genommen und lange nachgedacht. So bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ihr wohl doch nicht so vergrämt seid und mich zum Dunklen wünscht, wie ich zuerst dachte. Zudem habe ich nicht damit gerechnet, dass euch der Abend trotzdem gefallen hat, doch da dem so ist, bin ich umso erleichterter. Und ich bin dankbar für eure offenen Worte. Viele haben mir schon gesagt, ich solle mich nicht so.. selbstkastaien. Doch... irgendwie kann ich es nicht anders. Da ist etwas, was mich immer wieder dazu bringt, diese Gedanken zu denken, mir über alles Sorgen zu machen und... naja so schlimm finde ich es meist nicht. Doch ab und zu nimmt es überhand. Vielleicht könnt ihr mir etwas mehr Selbstbeherrschung und Ruhe beibringen.
Wie ich schon sagte, möchte ich gerne bei euch lernen und fühle mich geehrt, dies tun zu können.“
Kurz hält sie inne, nicht sicher ob die Aufmerksamkeit der Lady wirklich auf ihr ruht, bevor sie leise lachend hinzufügt: „Möglicherweise lässt sich der Ritt wiederholen...“


Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 11. Aug. 2011, 22:30 Uhr
16. Silberweiß


Die Magierin weiß nicht welche Gedanken  der Wargin durch den Kopf geistern, unterdessen sie schweigend speisen. Vermutlich hätten sie Lyalls Simile und Metaphern zur Beschreibung ihres Wesens und Gebarens amüsiert, und ein Schmunzeln abgerungen.
Unvermittelt beschließt die Frau dann doch sich mitzuteilen, als Atevora schon nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hat. Auch dieses Mal hört sie zu ohne Lyall zu unterbrechen, wobei sie aufgrund ihres immer schalen Mienenspieles eher desinteressiert als aufmerksam wirkt. Sie muss Lyall bei ihren Worten übrigens sekundieren, Selbstreiflektion und die Absicht sein möglichst Bestes zu geben sind gewiss nichts Schlechtes, sondern durchwegs gute Eigenschaften, doch sie braucht sich nicht dazu verpflichtet fühlen quasi krampfhaft immer und überall jedermanns Erwartungen zu erfüllen. So etwas ist nicht durchführbar und solch eine Zielsetzung darum utopisch.
>>„Vielleicht könntet ihr mir etwas mehr Selbstbeherrschung und Ruhe beibringen.“<<
Ob Lyall selbst die Idee kommt das Herrin als Anrede endlich auszusparen, und mit dem Du nachzuziehen?
Atevora nickt sacht „Dies lag in meiner Absicht, oder zumindest dir einige Entspannungstechniken zu vermitteln, die nützlich sein könnten um verlorengegangene Ruhe wiederzufinden.“ Atevora ist bewusst: es ist nicht immer einfach mit einer zusätzlichen Gabe gesegnet zu sein, das dürfte in Lyalls Fall nicht anders sein, doch gerade dann ist es wichtig die Beherrschung über sich und seine Gefühlslagen auch in Aufwühlenden Situationen zu behalten um nicht eine Gefahr für sich und das Umfeld zu werden.
>>“ Wie ich schon sagte, möchte ich gerne bei euch lernen und fühle mich geehrt, dies tun zu können.“<<
Ob sich Lyall im vollem Umfang bewusst ist worauf sie sich einlässt? Atevora ist gegenüber jenen denen ihre spezielle Aufmerksamkeit zukommt streng und unbarmherzig, und fordert sie oft bis zur Grenze ihrer Belastbarkeit. Die Magierin ist allerdings guter Dinge, dass Lyall die Herausforderungen meistern wird. Die Frau scheint wissbegierig und ehrgeizig zu sein und auch dazu bereit Hürden zu meistern und neue Wege zu beschreiten. Das alles sind sehr gute Vorraussetzungen, und Atevora hat bereits eine Idee wie sie der Frau das Wissen am Besten vermittelt. Vermutlich wäre es nicht zielführend sie schlicht an den Tisch zu setzen und den Unterricht starr und staubig zu gestalten, doch um dies Gedanklich besser zu umreißen würde sie etwas mehr über die Frau in Erfahrung bringen müssen.
>>“Möglicherweise lässt sich der Ritt wiederholen“<<
Interessiert heben sich der Magierin Augenbrauen und sie legt den Kopf leicht schief. Eine unbewusste Geste mit jener der Gegenüber entgegenkommender, harmloser und freundlicher wirkt: „Tatsächlich? Ein Neuaufgreifen empfände ich vergnüglich. Vorzugsweise dann wieder in tiefster, dunkelster Nacht bei Sturmgeheul im vollem Lauf quer über die Pflastersteine der Stadt um die Phantasie der Bürger anzuregen.“ Ein spitzes Grienen huscht über Atevoras Lippen.
„Ich bin ohnehin bereits gespannt welch amüsanten Geschichten mir zu den Ereignissen der letzten Nacht womöglich zu Ohren kommen, falls uns welche auf unserem Weg durch die Straßen sahen. Unter Umständen wird es Sagenhaft!“
Lyall scheint ob der Worte verlegen. Hatte sie den Gedanken sie könnten eventuell beobachtet worden sein noch gar nicht aufgegriffen? Nun, gleichgültig, Atevora beschließt das Thema zu wechseln, unter Anderem um sie gezielt abzulenken, nicht dass Lyall ihre Überlegung sie könnten den Spaß wiederholen wieder verwirft, nur weil sie ihren verschrobenen Humor versehentlich zu offensiv präsentiert hat.
„Entschuldige meine Neugierde, da ist etwas das mich seit geraumer Zeit beschäftigt. Ich warne vor, die Frage ist wieder sehr persönlicher Natur, doch keine Sorge, dieses Mal ist sie nicht derart Pietätlos wie das letzte Mal. Es wird nie explizit erwähnt in den diversen Schriften und lässt viel Interpretationsspielraum, oder erzählt - wenn angedeutet - unterschiedliches. Ein Druide, den ich auf meinen Reisen traf, erzählte, er habe gewissermaßen so etwas wie ein Seelentier, welches ihn indirekt durch sein Leben begleitet, mit jenem er über Meditation Kontakt sucht und mit ihm Zwiesprache hält. Er ist der Überzeugung, dass jedes Vernunftbegabte Wesen eine seelische Verwandtschaft mit einem Geisterreichtierwesen besitzt, jene sich auch in gewissen Verhaltensweisen der Personen zeigt. Der Eine ist beispielsweise zaghaft ruhig sucht den Frieden wie ein stilles Reh, der Andere schwingt sich prahlerisch Empor und zieht mit Mut sichtbar voran wie ein Adler. So frage ich mich: Ist es bei dir bloß eine Gabe sich in einen Wolf zu verwandeln, habt ihr nur generell einige Eigenschaften und Instinkte die einem Wolf zugesprochen werden könnten, oder ist es mehr?“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 13. Aug. 2011, 09:26 Uhr
16. Silberweiß



Das Interesse an ihrer „Art“ ehrt Lyall sogar ein wenig und pikiert ist sie überhaupt nicht, da Lady Savena die Worte ehrlich gemeint hat und wirkliches Interesse dahinter zu stehen scheint.
Sie will der Lady und ihren Worten trauen, auch wenn sie sich damit ein stückweit in ihre Hände begiebt. Ja, es war wirklich nicht wie im Anwesen, die Situation war entspannter als zur damaligen Zeit und die Shin schien wirklich – Lyall kann es kaum in Gedanken fassen – offen zu sein.
Ihr zumindest gegenüber.
Etwas freier und gelöster rutscht die Wargin auf ihrem Stuhl in eine bequemere Position und denkt darüber nach, wie sie ihre Antwort formulieren soll.
„Ja, mehr oder weniger. Er hat schon recht damit der…Druide.“ Ihre nächsten Gedanken ordnend beißt sie ein Stück Brot ab und spült den Bissen mit einem großen Schluck Tee herunter.
„Die Clans haben sogenannte Totemtiere. Sie rufen sie bei Festen und Zeremonien an, bitten um Schutz, gute Ernten und ihren Segen. Man könnte sie als... Vermittler zwischen der Welt der Sterblichen und der großen Göttin sehen. Sie hören sich an, was wir kleinen Wesen zu sagen haben und wägen ab, ob man die Göttin damit belästigen kann oder eben nicht. Grob gesprochen. Jeder hat eines dieser Totems, doch die Wenigsten können damit kommunizieren. Sie sind eher eine Art „Wegweiser“ und geleiten die Seele nach dem Tod in das Reich der Schatten.“
Kurz stoppt sie, rekapituliert ihre Worte und prüft, ob sie etwas vergessen hat. Doch sie ist zufrieden und fährt fort: „Schamanen können sich in das Reich der Geister und der Vergessenen begeben und mit ihrem Totem reden, es um Rat fragen und so. Na ja zumindest meinen sie das. Unser Schamane... war etwas erzürnt darüber, dass ich diese Gabe hatte und nicht er. Er, der doch so nahe an Ealara ist, näher als ich es je sein könnte. Ein weiterer Mensch, der mich verachtete. Doch das machte damals schon keinen Unterschied mehr.“ Sie blickt versonnen in das Rotgold des Tees in ihrem Becher, beobachtet eine Weile den emporsteigenden Dampf und spricht dann gefasster weiter.
„Ich kann euch nicht sagen, was der Unterschied zwischen menschlich sein... und menschlich plus 'Extra' ist. Obwohl ich nicht immer eine zweite Seele in mir beherbergt habe, ist die Zeit davor so verworren und verschwommen. Es sind Dinge passiert, die ich versuche im Unterbewussten zu behalten.“
Ein schiefes Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Ihr seht, ich bin noch keine gute Informationsquelle über die Wargen. Erst seit ein paar Jahren habe ich es geschafft mich an die Schmerzen zu gewöhnen und mich zu wandeln, wann ICH es möchte. Und es in ungünstigen Situationen zu unterlassen. Doch wenn ich es beschreiben müsste, dann würde ich sagen... hmm... man betrachtet die Dinge wie mit vier Augen anstatt Zweien. Man hat immer zwei 'Meinungen' oder einen zusätzlichen Rat, der es einem erleichtert auf viele Situationen angemessener zu reagieren. Manchmal instinktbetonter und manchmal eben rationaler.“
Rational... noch so ein Wort, was sie erst hier gelernt hatte. So wirklich weiß sie nicht, was es zu bedeuten hatte, doch meist wurde es in einem Atemzug mit dem Wort 'menschliches Denken' benutzt. Wahrscheinlich bedeutete es nur, dass der Mensch erst handelte bevor er dachte.
„Es ist nicht immer einfach 'zwei' zu sein, obwohl im Körper ja nur Platz für eine Seele wäre. Manchmal überlagern sie sich und das kann sehr verwirrend sein. Vor allem, wenn beide eine andere gedankliche Richtung einschlagen.“
Die Aufmerksamkeit der weißen Mistress liegt nun vollkommen auf Lyall. Nun ja fast, wenn man vom Brot absieht, dass noch eine beträchtliche Menge an Interesse für sich beansprucht.
Unter dem Blick der eisig blauen Augen nimmt die Nervosität der Gestaltwandlerin wieder zu, fahrig streicht sie sich eine Strähne hinter eines ihrer Ohren und beginnt damit das Außenohr zwischen zwei Fingern hindurch zu ziehen.
Das Fell ist weich und erinnert sie jedes Mal an ihre Andersartigkeit. Vielleicht würde sie ihrer neuen emotionsbeladenen Freundin irgendwann davon erzählen, wie es zu den Ohren gekommen war. Doch nicht heute. Dafür ist es noch zu früh.
„Wie ich es genau beschreiben soll, weiß ich nicht. Ich fühle, dass dort noch meine Seelenwölfin ist und sie weiß das ich da bin. Wir respektieren uns und sind doch verschieden. Sie ist die etwas forschere, wohingegen ich... nun... ihr wisst ja. Wenn man jedoch zu lange Tier ist, scheint sich das menschliche Gebahren und die Gepflogenheiten recht schnell zu verflüchtigen. Warum dies als Mensch nicht genauso mit dem 'Wolfs- Ich' ist, ist mir ebenso ein Rätsel.“
Dann lässt sie von ihrem Ohr ab, umfasst den Becher mit beiden Händen. Fast scheint der Becher ein Anker zu sein, an den sie sich klammern muss.
„Mehr weiß ich im Augenblick nicht darüber zu berichten. Nur, die Freiheit als Wolf ist unbeschreiblich. Alle Zwänge fallen ab und man ist viel mehr... Eins mit Ealaras Schöpfung.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 14. Aug. 2011, 19:30 Uhr
16. Silberweiß 511



Lyall beantwortet die Fragen ausgesprochen beherzt und detailreich. So ausführlich, dass sie Bereiche erwähnt, nach denen sich die Magierin nicht einmal erkundigt hatte. Atevora kann dabei erkennen, dass ihr Gast sich redlich bemüht die richtigen beschreibenden Worte zu wählen und sich zwischendurch auch immer wieder überwindet derart offen über sich und ihre Erfahrungen und Eindrücke zu sprechen.
Ausnahmsweise kann es die Magierin dieses Mal sogar nachvollziehen, denn um so mehr jemand von sich offenbart, oder preisgibt, um so eher bietet man Anderen eine Angriffsfläche um es gegen einen zu richten. Die weiße Mistress hatte solches allerdings nicht vor. Zumindest nicht zu gegebenen Zeitpunkt, sondern erst wenn es ihr eines Tages als nötig erscheinen sollte. Vorerst beabsichtige sie ihr Wissen anders einzusetzen.
So angelt sie also die für sie interessanten Informationen heraus. Wage Ideen und Überlegungen nehmen Formen an, während die Magierin den Worten lauscht, die teilweise ordinär mit vollem Mund zwischen zwei Bissen vom Frühstück vorgetragen werden.
Es verhielt sich also tatsächlich so, dass in Lyall zwei Seelen in Einem wohnen. Atevora möchte sich nicht vorstellen welch Zwiespalt über die Frau teilweise hereinbricht. Ihr reichte schon ihr eigener der sie zuweilen heimsuchte, obwohl sie sich den Körper nicht mit einem zweiten Ich zu teilen hatte.
Womöglich würde sie die Frau eines Tages noch weiter befragen wie es dazu kam oder wann der Wolf beschlossen hatte in ihr einzuziehen, wenn er, wie es laut der Erzählungen vermuten lässt, nicht schon immer zugegen war. Doch für heute hatte die Frau genug über sich verraten.
Nungut, die Freiheit als Wolf ist also unbeschreiblich? Der Haken an dieser Freiheit erschien ihr allerdings sehr beträchtlich, sodass sie sich die Frage stellt ob dieses „Geschenk“ überhaupt lohnenswert ist. Die Gabe als Segen und Fluch. Vielleicht würden ihre Gedanken die Waagschale zur lichten Seite neigen, wenn nicht der Wolf sondern ein edler Raubvogel, wie ihre Eule, der Seelenpartner wäre, und man sich durch ihn erheben, mit dem Gefieder die Wolken streifen und im Flug auf die Welt herabblicken könnte.
Die Magierin kann sich im Übrigen durchaus vorstellen woran es liegen mochte, dass der menschliche Aspekt, oder vielmehr das was so groß als menschlich angepriesen wird, zurücktritt, wenn ein Warg sich zu lange seiner anderen Seite hingibt. Wie klar oder Verschwommen sind denn die Grenzen vom Tier zum Mensch-Sein? Ist nicht auch der Mensch im Grunde nur eine Ansammlung von Trieben und Instinkten? Atevora hält allerdings Abstand davon die Gedanken in Worte zu kleiden. Das Thema und die Überlegungen dazu sind im Augenblick ohnehin gänzlich unerheblich.
„Ich danke für die ausführliche Erörterung.“ Antwortet Atevora somit knapp als sich ihr der Eindruck auftut, dass Lyall ihren Ausführungen im Moment nichts mehr hinzuzufügen hat.
So speisen beide gemeinsam zu Ende und räumen den Tisch ab.

Unterdessen Lyall alles was sie daraus entnommen wieder an seinen angestammten Platz in der Speisekammer zurücklegt, erspart sich Atevora den Gang in die Kälte für neues frisches Nass. Es ist ein Leichtes und eine alltägliche Übung Wasser in die Spüle vor sich ergießen zu lassen. Anrakis hätte die fehlende Ehrfurcht und den Umstand der bloßen Bequemlichkeit leichthin Magie zu wirken getadelt, doch die Shin hat beschlossen die Vorzüge des Magierdaseins zur Ausnahme einmal ganz feizügig auszuschöpfen, ohne sich lange einzustimmen und jeden Tropfen der sich in die Schale ergießen soll vorab zu visualisieren, seine Beschaffenheit im vollem Umfang zu erfassen und zu ehren.
Lyall ist, als sie aus der Speisekammer heraus in die Küche tritt, so freundlich ihre Gastgeberin bei ihrer niederen Tätigkeit abzulösen. Unterdessen sich die Magd also dem Säubern des Geschirrs widmet, nutzt die Magierin die Zeit um alles was sie benötigen wird zusammenzusuchen und herzurichten. Sie legt als erstes die Schreibutensilien auf den runden Tisch im Hauptraum bevor sie sich dem Schlafgemach zuwendet. Sie räumt zwei der Wärmeschalen und Kerzenleuchten aus dem Hauptraum hinein, und stellt die anderen Kohlebecken im Zimmer näher ans Bett heran, bevor sie die Schalen neu auffüllt. Am langen Brett am Kopfende des Bettes findet sich kurz darauf eine - mit warmes wasser gefüllte - Wasserschale ein, in welche sie eine sorgsam verkorkte Phiole mit zart duftendem Öl hineinlegt.
Als sie sich umdreht sieht sie, dass Lyall im Türrahmen steht und sie mit aufmerksam nach vorne gerichteten Ohren beäugt.
„Bitte zieh deine Schuhe aus und setz dich auf das Bett.“ Weist Atevora ohne Umschweife an. Ein wenig unschlüssig kommt Lyall der Aufforderung nach und setzt sich zögerlich auf das Bett, währenddessen Atevora die Kerzen im Raum entzündet. Die Frau hat sich ein wenig unbehaglich anmutend an die Bettkante gesetzt. „Nicht nur jederzeit zur Flucht bereit mit halben Hinterteil auf die Bettkante meine Gute.“ Tadelt sie. Vorsichtig rutscht Lyall weiter rückwärts zur Bettmitte hin.
„Ist es warm genug für dich?“ Fragt Atevora, und erkennt aus den Augenwinkeln ein Nicken, denn sie hat den Blick bereits nicht mehr direkt auf der Frau ruhen, sondern geht zu den Vorhängen um sie zuzuziehen.
Wieder verdunkelt der schwere Stoff zuverlässig den Schlafraum, und nur noch die Kohlebecken und Kerzen vertreiben beinahe romantisch die Dunkelheit im Gemach. „Sitzt du bequem?“ Will Atevora wissen, als sie sich zu Lyall auf das Bett setzt. Die Magd bestätigt neuerdings. „Sehr gut.“
Wie bereits so oft in ihrer Gegenwart wirkt Lyall äußerst verwirrt. Sie sollte so gnädig sein ihren Gast ein wenig aufzuklären. „Ich habe die Vorhänge zugezogen, weil ich nicht so lange im Sonnenlicht sitzen möchte, denn meine Haut verträgt die Sonne nicht, aber das ist nun nicht von Bedeutung. Wie erwähnt werde ich dir nun einige Entspannungsübungen zeigen. Es ist sehr wichtig, dass du eine angenehme Sitzposition einnimmst und dir nicht kalt ist.
Setzte dich aufrecht hin, schließe die Augen, Kopf und Körper bilden eine gerade Linie. Nicht ins Hohlkreuz verfallen“ Atevora korrigiert sanft aber bestimmt Lyalls Haltung. „nicht die Augen öffnen. Lege deine Hände locker auf die Höhe des Bauchnabels“ Atevora führt Lyalls Hände zur entsprechenden Stelle: “Atme tief ein und zähle im Geist dabei bis drei, spürst du wie sich deine Hände mitbewegen wenn sich dein Bauch beim Einatmen hebt? Zähle beim langen Ausatmen ebenfalls bis drei, und fühle bewusst wie sich Bauch samt Hände wieder senkt. .. Noch einmal, eins, zwei, drei.. eins zwei drei.. eins..“ Atevora wird beim zählen immer leiser, flüstert nur noch und verstummt ganz. Ein paar Minuten sitzt Lyall nur da und Atmet ruhig. „Atme ruhig weiter und breite deine Hände aus, .. Augen nicht öffnen.. die Hände liegen locker zur Seite mit den Handflächen nach oben. Fühlst du deinen rechten Arm? Er wird jetzt ganz sanft zu Boden gezogen. Der rechte Arm wird immer schwerer und schwerer, der rechte Arm entspannt sich. Auch der Linke Arm wird Richtung Boden gezogen, er wird schwerer, immer schwerer, er ist ganz schlaff und entspannt.“ Atevora spricht sehr langsam, mit langen Pausen zwischen den Sätzen um Lyall die Zeit zu lassen sich einzufinden und das gesprochene zu erfühlen: „Eine angenehme wärme strömt den Arm entlang, breitet sich aus, auf der Haut bis in die Fingerspitzen. Wie die Strahlen der Sonne die sacht darüber gleiten. Du bist auf einer Lichtung im Wald, der Wind säuselt melodisch und sacht durch grüne Blätterdach der ausladenden Bäume, du riechst den Duft den er mit sich trägt. Es duftet nach den Blumen der Apfelbäume die in voller Blüte stehen.“ Unterdessen sie weiterspricht nimmt sie die Phiole vorsichtig aus dem warmen Wasser, öffnet sie und träufelt etwas vom kostbarem Öl auf ihre Handfläche. Ein losgelöstes Lächeln breitet sich auf Lyalls Lippen aus und verrät Atevora, dass Lyalls Gedanken sich tatsächlich an diesem idyllischen Ort befinden. „Du bist nicht alleine.“ Spricht Atevora weiter und verteilt das Öl zwischen ihren Händen: „Avila sitzt dir gegenüber, sie lächelt dich freundlich an, und nimmt deine Hand.“ nimmt dann zärtlich Lyalls rechte Hand und massiert die Handflächen. Kreisend streichen ihre Daumen über Lyalls Handballen und Finger. „Ihre Augen schimmern warm wie das Licht der Sonne, das golden durch die Blattkronen auf euch herabscheint. Der Wind streicht sacht durch dein Gesicht, zerrt verspielt an deinen Haaren. Du siehst dich um..“ Atevora wird leiser und lässt Lyall ihre Gedanken weiterweben, in welche Richtung sie auch immer führen mögen.
Langsam legt sie Lyalls Rechte Hand ab, und widmet sich der zweiten Hand um auch hier die Verspannungen unter der schwieligen Haut aus den Muskeln zu massieren. Als sie damit fertig ist, legt sie auch diese Hand vorsichtig zurück in ihre ursprüngliche Position und wartet einige Atemzüge lang.
„Öffne die Augen“ Träge kommt die Frau ihrer Aufforderung nach und blinzelt sie einen Augenblick lang noch wie im Traum gefangen an.
„Wie geht es dir?

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 17. Aug. 2011, 17:50 Uhr
01.06.511


Nachdem Yasraena das Buch sorgfältig und sicher in ihrer beutelartigen Ledertasche verstaut hat, will sie sich die anderen Räumlichkeiten noch etwas näher ansehen und widmet sich der, vom Eingang aus gesehen, rechten Tür. Hinter dieser befindet sich jedoch nur die Küche. Yasraena will sich schon abwenden und den Raum außen vorlassen, als ihr eben dies auffällt. Gerade weil sie dem Raum keine besondere Beachtung schenken möchte und ihn für unwichtig hält, unterzieht sie ihm einer genaueren Untersuchung und schaut auch in die Schränke. Aber wie erwartet findet sie nirgends ein Geheimversteck oder ähnliches. Nur akribisch sortiertes Porzellan, edles Besteck, einige Töpfe und andere Küchenutensilien lassen sich finden. Yasraena wendet sich einer von der Küche ausgehenden, weiteren Tür zu, aber hinter dieser befindet sich nur eine Vorratskammer und auch dort findet sich kaum noch etwas. Man sieht der Kammer deutlich an, dass die Bewohnerin länger abwesend sein wird und so befindet sich nichts Verderbliches in der Kammer. Einzig einige geschlossene Flaschen mit Wein und Schälchen mit getrockneten Kräutern befinden sich noch dort. Yasraena geht davon aus, dass Savena ihre letzten verderblichen Speisen den Armen überlassen hat, denn das ist, was die Lady in ihrer Freizeit zu tun pflegt. Sie hilft Armen und Bedürftigen. Insbesondere um Not leidende Kinder scheint sie sich zu kümmern.

Yasraena verlässt die Kammer wieder und nach ihr die Küche. Sie durchquert abermals die Wohnstube und steuert auf die Tür auf der anderen Seite des geräumigen Wohnraumes zu. Yasraena findet auch diese Tür unverschlossen vor und öffnet sie. Hinter dieser Tür tut sich das Schlafgemach der Lady auf.
Ein angenehmer Geruch nach beruhigenden Kräutern schwebt in der Luft und ein besonders imposantes Motivfenster lenkt Yasraenas Aufmerksamkeit von dem Inneren des Raumes ab. Verträumt nähert sie sich dem dreigeteilten Kunstwerk eines Fensters und betrachtet die fein und sorgsam verarbeiteten bunten Glasstücke. Eine ganze Landschaft zieht sich über die drei Teile des Fensters. Auf dem Einen zeigt sich eine verregnete, stürmische See, auf dem anderen beruhigen sich die wilden Wellen wieder und gleichen nur noch leichten Wogen, aus denen sich ein Regenbogen emporhebt und auf dem letzten Teil des Fensters befindet sich ein Strand, welcher von leichten sanften Wellen umspült wird. Die Elbe betrachtet den Strand und die schäumende Gischt und ist absolut angetan von diesem Meisterwerk. Gerne würde sie mit ihren Fingerspitzen über das so wundervoll gestaltete Glas gleiten, doch
verharren ihre Finger, etwa einen Fingerbreit vor der Scheibe und fahren die Konturen und Motive nur in der Luft nach. Sie traut sich nicht, dass Kunstwerk zu berühren, denn dann würde sie das Geschmiere, dass Finger unweigerlich auf Glas hinterlassen, noch wegwischen müssen und all das  kostet Zeit. Yasraena befindet sich aber mitten in einem Einbruch und da sollte man einen unnötig langen Aufenthalt tunlichst vermeiden und schnellstmöglich zusehen, dass man erledigt bekommt, weswegen man hier ist und ungesehen wieder verschwindet. Daher reißt sich die Halb-Shebaruc auch wieder von dem Anblick los und lässt ihren Blick über den Rest des Zimmers schweifen. Viel zu sehen gibt es nicht, da ein schwerer Vorhang aus dunkelblauem Stoff ihr den Blick versperrt. Behutsam zieht die Elbe den Stoff ein wenig fort und schlüpft auf die andere Seite dieser Stoffwand. Hier hinten ist es nachtschwarz. Der Vorhang verschluckt das letzte bisschen Licht. Doch das hindert Yasraena selbstredend nicht daran alles genau zu erkennen. Ob Tag- oder Nacht, ihr ist es fast einerlei. Aber nur fast, zugegebener Maßen sind ihre Augen lichtempfindlicher, als jene der meisten Elben, so dass ihr die Nacht fast schon ein wenig lieber ist.

Yasraena begutachtet den Raum und alles was sie darin findet. In den Kästen und Truhen befindet sich ausschließlich Bettwäsche und Kleidung. Auf einer kleinen Anrichte findet sie eine kleine Waschschüssel. Darüber hinaus scheint es außer dem großen geräumigen Bett und einem Spiegel aber nichts Interessantes im Schlafraum zu geben. Yasraena betrachtet das sorgfältig gemachte Bett genauer. Es ist wirklich groß und auch wenn sie beim Anblick der vielen weichen Kissen das Bild Savenas vor sich sieht, wie sie sich in einem hauchzarten Nachtgewand aus weißblauer Seide auf dem Bett räkelt, ist es nicht das wonach sie sucht. Energisch schiebt Yasraena das Gedankenbild fort und hebt die Tagesdecke an, um unter das Bett zu schauen. Doch dort lässt sich nichts finden, erstaunlicher Weise nicht einmal ein Sammelsurium an Flusen, Haaren und anderem Dreck, wie es doch sonst meist an solchen Orten zu finden ist. Dafür entdeckt sie den Grund für den angenehmen Geruch. Das Bett selbst, oder vielmehr eine der Decken, welche sich unter der Tagesdecke befindet scheint mit erlesen, duftenden Kräutern gespickt zu sein, so dass sich neben dem weichen und angenehmen Füllmaterial eben auch dieser wohltuende Duft in der Decke befindet und daraus hervor den ganzen Raum durchströmt, ohne dabei zu stark oder gar penetrant aufdringlich zu sein, verzaubert der Geruch, bzw. eben diese Mischung an Gerüchen, die ganze Atmosphäre des Raumes.

Aber auch das ist, so interessant es auch sein mag, nicht der Grund für Yasraenas Herkommen. Eine letzte Tür hat sie erspäht und eben dieser widmet sie sich nun. Da sie vom Schlafzimmer ausgeht, vermutet die Elbe, dass sich dort eben die Dinge befinden, welche die Lady unbedingt für sich behalten möchte. Daher ist es auch nicht weiter  verwunderlich, dass die Elbe die Tür verschlossen vorfindet. Aber mit verschlossenen Türen hat sie gerechnet und sie ist im Öffnen von diesen nicht gerade ungeübt, weshalb sie es gleich mit einem dünnen Dietrich versucht. Yasraena hockt sich nieder und späht, den Dietrich in der Hand, zuallererst durch das Schlüsselloch. Doch obgleich ihre Augen im Dunkeln einwandfrei sehen können, sieht sie nichts. Es ist nicht so, als wäre es auf der anderen Seite der Tür absolut finster. Vielmehr ist es so als würde ein heller weißer Dunst die Sicht versperren… Nein, kein Dunst… Eher wirkt es so, als würde eine kleine, dicke weiße Wolke in dem Schlüsselloch leben und jedes hindurch sehen verhindern. Yasraena hat solcherlei Dinge nie zuvor gesehen, aber da Savena eine Magierin sein soll, vermutet die Elbe, dass es sich um einen magischen Trick handeln muss. Vielmehr als eine kleine magische Spielerei kann es nicht sein, denn wäre die Lady eine solch starke Magierin, wie manche munkeln, dann hätte sie sich in jener Nacht selbst zu helfen gewusst. Die Leute munkeln vieles und das einfache Volk, was sich unter Magie kaum etwas vorstellen kann, wird selbstredend maßlos übertreiben. Daher ist die Elbe nun zwar vorsichtiger, weil sie mit einer unliebsamen Überraschung rechnet, aber wirklich ernst nimmt sie die magischen Fähigkeiten ihrer Freundin nicht. Und so versucht sie blindlings ihr Glück mit dem Dietrich. Doch die Wolke scheint nicht nur die Sicht zu nehmen, sondern auch das Eindringen mit diesem Fremdgegenstand zu verhindern. Gleich so, als würde sie nur den richtigen Schlüssel akzeptieren. Was Yasraena jedoch nicht auf sich sitzen lässt und den Druck minimal erhöht. Mehr als eine kleine Sinnestäuschung kann es doch mit dieser Wolke nicht auf sich haben. Ein Knirschen ertönt und fast fühlt es sich an, als würde diese schwammige Wolke endlich nachgeben, doch stattdessen merkt die Elbe, wie Eiseskälte sie durchzuckt. Sie versucht den Dietrich wieder herauszuziehen, doch auch in diese Richtung bewegt sich das Metallstück nicht. Gerne würde sie ihre eiskalten Finger, welche nunmehr brennen, als hätte sie in eine heiße Flamme gepackt, von dem Dietrich lösen, doch ihre Finger bewegen sich nicht. Ein leiser Schmerzlaut entflieht ihrer Kehle und Angst macht sich in der Elbe breit. Währenddessen kriecht die Kälte weiter und weiter und immer tiefer in Yasraena hinein. Dann, als sie schon zu keinem Gedanken mehr fähig ist und auch die Angst endlich abebbt und nur noch Frieden, Ruhe und Gleichgültigkeit bleibt, löst sich der Dietrich und rutscht von selbst aus der Tür. Yasraena bemerkt es nicht einmal, auch hat sie jeden Versuch, das Ding wieder aus dem Schloss zu entfernen bereits unlängst aufgeben müssen, so tief sitzt die alles umfassende Kälte. Die Elbe rutscht hinab und bleibt reglos am Fuße der Tür auf den dunklen Holzdielen liegen.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 18. Aug. 2011, 22:01 Uhr
01.06.511


Es ist kalt und doch fühlt sich die Elbe nicht wie erfroren oder unterkühlt. Vielmehr ist es eine angenehme Kälte, wie in einer milden Winternacht. Die Landschaft um sie herum ist ihr zwar fremd aber gleichzeitig erscheint ihr irgendetwas daran merkwürdig vertraut. Weite Wiesen und Felder erstrecken sich vor ihrem Auge und hauchzarte Flöckchen des feinsten Pulverschnees rieseln sanft auf die Gestalt herab. Yasraena kann sich nicht erinnern wie sie hierher kam oder wo hier überhaupt ist, auch was sie bevor sie herkam gemacht hat, weiß sie nicht mehr. Ihr kommt aber in dieser traumhaften Idylle auch nicht in den Sinn über das Wie oder Warum oder gar das Woher nachzudenken. Sie nimmt all die Eindrücke um sich herum einfach als selbstverständlich wahr, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Die einzelnen Flocken tanzen weiter auf sie herab und im silbrigen Licht des Vollmondes glänzen sie wie schneeweiße Sterne in ihrem ansonsten silbrigen Haar.

Ein Wiehern ertönt und Yasraena dreht sich herum. Durch den bis dato unberührten Schnee sieht sie Shunj’anar heran traben. In seiner wallenden Mähne, dem hoch erhobenen Schweif und dem nachtschwarz glänzendem Fell haben sich ebenfalls Schneekristalle verfangen und verleihen dem ohnehin prächtig anzusehenden Tier ein unwirklich fantasievolles Erscheinungsbild. Immer näher kommt ihr Culpferd und hinter ihm zeichnet sich sein Weg durch die Spuren seiner Hufe ab. Das um die Elbe herum keinerlei Fußabdrücke sind, welche ihr zeigen, dass sie entweder schon ewig hier stehen muss oder plötzlich genau hier aufgetaucht sein müsste, bemerkt sie nicht. Alles was sich um ihre Herkunft zu diesem Ort, ist wie ausgeblendet und wird von ihrem Verstand unbewusst beiseite geschoben. Dafür verliert sie sich in dem Anblick ihres schwarzen Traums. Shunj’anar hat sie nun fast erreicht, etwa einen Meter vor ihr, verharrt der muskulöse Körper und Shun hebt seinen Kopf. Nun geht die Elbe ihm einen Schritt entgegen und hinterlässt ebenfalls Spuren ihrer gefütterten Winterstiefel. Sanft krault sie den Hengst auf der Stirn, direkt am Mähnenansatz, wo er es am Liebsten mag und flüstert ihm elbische beruhigend klingende Worte zu, ehe sie sich auf den ungesattelten und ungezäumten Rücken des Tieres schwingt und mit ihm durch den Schnee reitet. Weißer Schneepulver wirbelt auf und beginnt einen weiß-silbrig schimmernden Tanz hinter den Hufen des Tieres, doch Yasraena sieht davon nichts. Überhaupt nimmt sie nur noch die unendliche weite Landschaft und ein unbeschreibbares Gefühl von Freiheit und Wohlbefinden wahr. Ihr inzwischen vom Schnee nahezu weißer Umhang flattert ihr nach und immer mehr Flocken lösen sich aus dem dicken Stoff, so dass es auf einen Betrachter wirken muss, als würde eine Schneewolke der Reiterin folgen.

Plötzlich macht die Elbe vor sich einen Wald aus. Er ist nicht einmal weit entfernt und bei dem leichten Schneefall hätte sie ihn viel früher und nicht erst wenige Meter davor entdecken müssen, aber diese Erkenntnis kommt ihr ebenfalls nicht. Alles was nicht in ihr Weltbild passt wird ignoriert oder von anderen, faszinierenden Details, wie einen Falken, welcher im Himmel über ihr seine Kreise zieht, überlagert.

Die Elbe reitet ein Stück in den Wald. Der Weg gleicht einer Allee. Zu beiden Seiten stehen massive dicke Stämme der unterschiedlichsten Laubbäume und über ihr breitet sich ein Blätterdach aus. Faszinierend ist hierbei nicht alleine die Tatsache, dass die Bäume des Winters Blätter tragen, sondern die Bäume an sich. Die Stämme sind nicht braun, wie man sie kennt, sondern wirken beinahe wie vereist und glitzern in einem dunklen blau. Die schneeweißen Blätter selbst wirken wie erstarrt, erfroren und sie sehen aus, als würden sie in Tausend kleine Stücke zerspringen, wenn man sie nur berührt. Genauso wirken auch die hellblauen Blüten, welche das Blätterdach schmücken. Im Ganzen wirkt es, wie man sich die Landschaft einer Schneekönigin aus einem alten Vers vorstellen würde. Yasraena ist von dem Anblick verzaubert und ohne ihr zutun fällt Shun in ein Schritttempo, um ihr zu ermöglichen sich all die kleinen Details der Landschaft anzusehen. Schneeweiße und blaugefiederte Vögel zwitschern in dem Kristall-Blätterdach oder pflücken sich mit ihren Schnäbeln einige der dunkelblauen Beeren, welche an kleinen weißen Eissträuchern am Wegrand wachsen. Der Weg selbst wirkt absolut unberührt. Niemand scheint vor ihr hier entlang gekommen zu sein. Der Weg macht einen Knick und hinter dem Knick tut sich eine kleine idyllische Lichtung auf. Eine frische, fremde unberührte Natur, wie sie das Auge nie zuvor sah, tut sich vor ihr auf. Blaue Glöckchenblumen ragen auf kristallenen Stängeln aus der dünnen weißen Schneedecke empor. Auf der Mitte der Lichtung stehen Felsen, welche so weiß sind, wie der Rest der Landschaft auch. Ein eingefrorener Wasserfall, für immer oder zumindest für den Moment in seiner Bewegung gebannt, glitzert kristallklar im Licht des Mondes. Vor dem eingefrorenen kleinen Teich mit dem imposanten gläsernen oder vereisten Wasserfall bleibt Shun stehen und die Elbe lässt sich elegant von seinem Rücken gleiten.

Von dem Anblick all dieser Herrlichkeit gefangen betrachtet sie die Wunder, welche sich vor ihr auftun, ohne dabei an irgendetwas anderes zu denken. Dabei fällt ihr Blick auch auf ihr Antlitz, welches sich auf der Fläche des Eises wieder spiegelt. Zum ersten Mal nimmt die Elbe sich so wahr, wie sie wohl auch Andere sehen, als bildhübsche Gestalt. Harmonisch passen die Farben ihres Teints und ihrer Haare zu der winterlichen Landschaft, gleich so als würden sie genau zu diesem Gesamtbild gehören und Teil dieser Welt sein. Einen Augenblick ist sie in ihrem Anblick wie gefangen und mustert ihre eisblau glitzernden Augen.
Glitzern und funkeln sie wirklich so? Oder ist es die Spiegelfläche, welche meinen Augen diesen Glanz verleiht? wundert sie sich, als neben ihr eine ihr sehr bekannte Stimme ertönt und ihr ins Ohr haucht: „Sie glitzern immer so herrlich, Yasraena.“ die Elbe wendet sich der Gestalt zu und blickt in die blauen Augen Savenas. Im ersten Moment ist die Elbe nicht überrascht die weiße anmutige Gestalt neben sich auszumachen. Das sie jedoch mit bloßen Füßen und mit nichts als einem weißen seidenen Nachtgewand in dem Pulverschnee steht, erscheint ihr nun doch etwas merkwürdig. Yasraena ist froh, ihren Umhang, feste Kleidung und ihre dicken Winterstiefel angezogen zu haben.

Angezogen?

Sie kann sich nicht erinnern überhaupt etwas angezogen zu haben. Doch so schnell dieser Gedanke auch aufblitzt, ebenso schnell verschwindet er wieder und Yasraena verliert sich in dem Anblick, den die Lady bietet.

Savena?

Für einen Moment verknüpft Yasraena irgendetwas mit diesem Namen. Da war etwas, was sie erledigen musste, etwas was mit diesem Namen zusammenhing. Etwas wichtiges, doch die Elbe kann sich nicht entsinnen, was wichtiger sein könnte, als hier in dieser Idylle bei ihrer Traumfrau zu stehen und so zieht sie die zierliche Gestalt zu sich heran und Savena schmiegt sich eng an ihren Körper. Unter dem hauchdünnen Stoff zeichnet sich die Gestalt der Schönheit nicht nur ab, sondern Yasraena kann auch jedes kleinste Detail fühlen.
Und dann plötzlich kommt ihr eine Erinnerung. Es ist kein wirklicher Gedanke, vielmehr ein Bild was ihr früher am Abend in den Kopf geschossen war, als sie das Bett Savenas betrachtet hat. Die Verknüpfung kann sie derzeit noch nicht ziehen, aber das Bild, wie sich die Gestalt in eben dieser weißer Seide auf dem Bett räkelt ist wieder greifbar nahe. Yasraena reißt sich von Savena los und wendet sich ab. Fast so, als wolle die Lady sie nicht gehen lassen, legt sie ihre Hand auf Yasraenas Arm und versucht sie sanft zu halten, während ihre andere Hand ihren Rücken streichelt und umkost. Doch Yasraena befreit sich und entfernt sich ein Stück. Jetzt erst wird ihr bewusst wie unwirklich alles um sie herum ist und ihr Blick schweift über die Kristallbäume aus Schnee und Eis. Die Illusion zerfällt und nach und nach schmilzt das Eis, beginnt zu tauen und läuft nur so herab. Yasraena zittert, denn wo eben noch eine weiße Idylle war, macht sich nun Matsch und Feuchtigkeit breit. Unter der Eisschicht kommen nun real aussehende Bäume aus Rinde und Laub hervor. Ganz so, wie ein Wald eben auszusehen hat. Auch das Eis der Blumen bricht klirrend und fällt in sich zusammen und darunter tauchen gewöhnlich aussehende Blumen auf. Das Wasser versickert, die Sonne geht auf und die Elbe findet sich plötzlich in einem angenehm blühenden Frühlingswald wieder. Der Wasserfall plätschert leise vor sich hin und mit den Knöcheln im Wasser des Teiches, steht Savena, welche nun ein weißes seidenes Sommerkleid trägt.

Yasraena runzelt die Stirn.
So schnell… So plötzlich…
All das um sie herum kann nicht stimmen, liegt nicht im Bereich des Möglichen. Fieberhaft versucht sich Yasraena an etwas anderes zu entsinnen. Da war etwas, was wichtig war. Etwas von Bedeutung. Etwas was sie getan hatte. Und dann kommt ihr wieder das Bild Savenas, welche sich in weißer Seide auf ihrem Bett räkelt in den Sinn und jetzt, wo ihr klar ist, dass all das um sie herum unwirklich und falsch ist, bekommt sie die dazugehörende Verknüpfung zu packen. Sie war bei Savena gewesen. Zuletzt in ihrem Schlafgemach… Da war diese Tür… Und danach war Yasraena plötzlich hier und alles andere war verschwunden, wie aus ihrer Erinnerung gelöscht. Aber es war nur so tief vergraben gewesen, dass sie ohne diese Verknüpfung wohlmöglich nie daran herangekommen wäre. Ein Schauer läuft ihren Rücken herab und mit der Erkenntnis um den Ort, an dem sie sich eigentlich befinden sollte, schwindet die Landschaft um sie herum. Aber sie verschwindet nicht wie zuvor, um anschließend eine neue andere Landschaft zu präsentieren, nein sie verblasst einfach und dann ist da nichts mehr.



Yasraena erwacht wie aus einem tiefen Schlaf. Sie findet sich zusammengerollt auf dem Schlafzimmerboden Savenas wieder. Müde rappelt sie sich auf, versucht sich zu bewegen und betrachtet ihre Hände. Erfrierungen sollten dort sein. Aber nichts dergleichen ist zu sehen. Sie lassen sich auch ganz normal bewegen. Auch friert die Elbe nicht länger. Sie fröstelt nicht einmal mehr das kleinste bisschen, obgleich sie sich nun ganz klar erinnern kann, dass sie versucht hat diese verzauberte Tür zu öffnen und an mit ihrem Dietrich an der Tür festfror. Yasraena schaut sich um und entdeckt eben diesen Dietrich auf dem Boden. Dort wo er heruntergefallen ist, hat er eine kleine, aber durchaus sichtbare Macke in dem guten Boden hinterlassen und Yasraena flucht leise. Dergleichen wollte sie verhindern, nur was hätte sie schon machen können, außer selbstredend ihre Pfoten von der merkwürdigen Tür zu lassen. Yasraena nimmt den Dietrich und verstaut ihn wieder sicher in ihrer Tasche, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf diese Tür richtet, die ihr fast zum Verhängnis geworden wäre. War es ein Schlafzauber, der die Tür schützt? Yasraena hat davon gehört das manche Wesen, wie z.B. Menschen träumen und im Schlaf die merkwürdigsten Dinge erleben. Bei den Kindern des Bauern war es ähnlich. Besonders schlimm war der Schlaf der Beiden nach dem Tode ihrer Mutter und Yasraena hat versucht ihnen immer wieder aufs neue zu erklären, dass es nur Träume sein.
Nur Träume…
so nannten es die meisten Menschen, aber Yasraena konnte sich nicht vorstellen wie es sein mag im Schlaf solche Dinge zu erleben, Elben träumen nicht. Und so konnte das was sie erlebt hat auch kein Traum sein. Zudem spürt sie ein Teil der Nachwirkungen immer noch. Ganz so als würden sich feine Spinnenweben oder eher Fäden aus dünnem Eis… in ihrem Verstand befinden und ihren Geist einzufangen versuchen.
Es war also mehr eine Art Illusion, zumindest ist es das, was Yasraena vermutet. Aber wie das? Magie dürfte nicht wirken… Was für eine Art Falle ist das nur? Oder war sie, Yasraena so abgelengt, dass sie sich hat von der Illusion mitreißen lassen. Hätte sie all das jederzeit einfach beendeen können? Sie erinnert sich an die wunderschöne Landschaft, welche perfekt zu Savena zu passen scheint. Savena selbst war sicher nur dort, weil der Zauber oder zumindest der Schutzmechanismus sie in Yasraenas Geist gesehen hat. Also hat der Mechanismus etwas vertrautes, lieb Gewonnenes wie eben die Lady und auch das Pferd der Elbe, eingebaut, um sie noch mehr zu fesseln. Yasraena ist sich sicher, dass Menschen und andere Wesen, welche von sich aus das Träumen gewohnt sind und zudem anfällig für Magie sind, sich nicht ohne weiteres aus diesem Netz wieder hätten befreien können und dort gelegen hätten, bis Lady Savena zurückkommen würde um sie zu erwecken. Was zugegebener Maßen in diesem Fall eine zu lange Zeit gewesen wäre und mit Sicherheit den Durst- oder Hungertod nach sich gezogen hätte. Yasraena schaudert, dann packt sie ihre Sachen zusammen, ordentlich darauf bedacht alles (bis auf jene Macke im Boden) so zu hinterlassen wie sie es vorgefunden hat und kehrt nachdenklich und aufgewühlt zur Harfe zurück.


---> die goldene Harfe (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1268679632;start=105#108)

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 20. Aug. 2011, 14:23 Uhr
16. Silberweiß



Obwohl sie versucht ihre Augen offen zu halten und fast schon ihre ganze Willenskraft nur in diese eine Aufgabe legt, kann sie nicht verhindern, dass sie sich automatisch und wie von schweren Gewichten nach unten gezogen schließen.
Auch ihr Körper wird schwerer und ihr Körpergefühl wird immer schwächer. Sie bemerkt zwar, dass sie sich in einer aufrechten Poition befindet, doch sie hätte in diesem Zustand weder einen Arm heben, noch einen kleinen Finger rühren können.
Eigentlich hätte Lyall so etwas wie Panik empfunden aber die ruhige Stimme der Lady und das duftende Öl betäubt ihren Geist auf eine neue Art und Weise, sodass sie nicht einen Gedanken an eventuelle Folgen oder dieses Gefühl des „Ausgeliefert sein's“ verschwendet.
Sie lässt einfach alles über sich ergehen und wie eine reinigende Welle spühlen die Worte und Emotionen über sie hinweg, lassen nichts über ausser einer inneren Stille und Ausgeglichenheit.
Dieses Gefühl hat die Wargin lange nicht mehr empfunden. Stetig nur am Denken, Grübeln und sich Sorgen machen, war ihre innere Ruhe über die Jahre immer weiter geschrumpft, bis nur noch ein zitterndes Etwas übrig geblieben war, dass sich zu sehr darum scherte es jedem -ausser sich selbst- alles recht zu machen.
Es wären sicherlich Tränen in ihre Augen gestiegen wenn ihre Köperkontrolle nicht vollkommen abhanden gekommen wäre. Doch nun ist ihr Körper roh einfach einmal abuschalten, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren und die Angespanteit abfallen zu lassen.

Eine Weile hört sie nur die Stimme der Lady und kleine Sterne tanzen rhythmisch zur Simme vor ihren geschlossenen Augen umher, doch dann verlieren sogar die Worte ihre Bedeutung und nur noch ein monotones aber angenehmes Brummen erfüllt ihren Kopf.
Plötzlich bleiben die Sterne stehen, erzittern an ihrem Platz und flizen dann wie aufgescheuchte Hühner umher.
Kurz wird Lyall leicht schwindelig und sie hätte gerne ihren brummenden Schädel mit den Händen festgehalten, doch ihre Arme gehorchten ihr kein bisschen.
Doch dann erkent sie, dass die unkoordnierten Bewegungen der kleinen tanzenden Lichter eine Art 'Bild' malen.
Zuerst ist alles eher verschwommen und undeutlich, doch nach einer Weile erkennt Lyall, dass sie sich auf einer Lichtung befindet.
Auch wenn dies nicht sein dürfte, so fühlt sich doch alles absolut echt an. Ein sachter Wind streicht durch ihre Haare, fährt ihr leise mumelnd in die Ohren und bewegt das hohe Gras auf der Lichtung.
Es duftet nach Blumen und blühenden Apfelbäumen, brummend ziehen Bienen und Hummeln ihre Runden.
Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht der Gestaltwandlerin aus, denn alles wirkt hier so friedlich. Als könnte nichts Böses diesen Ort jemals erreichen und besudeln.
Von irgendwoher dringt eine leise Melodie an ihre Ohren, doch die Quelle dieser seltsamen Musik kann sie nicht ausmachen.
Sie scheint einfach von überall und nirgendwo zu stammen und wenn sich Lyall auf die Musik konzentriert, wird diese schwächer. Achtet sie jedoch nicht weiter darauf, so wird sie lauter, überschreitet jedoch nie die Grenze zum Aufdringlich sein.
Mit einer Hand streicht sie durch das hohe Gras und wundert sich gleich darauf, dass sie hier ihre Arme benutzen kann.
Doch viel Zeit hat sie nicht sich wirklich darüber einen Kopf zu machen, denn sie bemerkt plötzlich, dass sie nicht alleine ist.
Es ist nur ein Gefühl, wie wenn sich eine andere Entität mit einem selber in einem Raum befindet, doch als sie sich ein Stück zur Seite dreht, kann sie ihren Augen kaum trauen.
Avila sitzt keine Armeslänge von ihr entfernt an ihrer rechten Seite. Sie hat ein wallendes Kleid an und ein Kranz aus Gänseblümchen und Nachtkerzenblüten schmückt ihren Kopf.
Hin und wieder setzt sich ein Schmetterling oder eine Biene auf eine dieser Blüten und geben der Frau eine Art feenhafte Erscheinung.
Sie wendet sich ihr zu und grüß sie überschwänglich und obwohl kein Ton Lyalls Mund verlässt, so deutet ein Nicken von Avila an, dass sie die Worte trotz allem verstanden haben muss.
Langsam ergreift ihr Gegenüber die rechte Hand der Wargin und massiert sie, wie zuvor Lady Savena es tat.
Lange Zeit scheinen sie so da zu sitzen, nur die Vögel und Bienen um sie herum und die ätherische Musik sind die einzigen Laute im schwach wehenden Wind.
Sie scheinen im vollkommenen Einklang mit der Umgebung um sie herum zu sein, die Leichtigkeit des Seins legt sich auf die Wandlerin.
So hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Geborgen. Heimisch. Umfangen.
Nachdem Avila auch ihre Linke ausgiebig massiert und geknetet hat, steht sie plötzlich auf und lächelt auf Lyall hinab.
Diese kann jedoch das Gesicht der Frau kaum erkennen, da durch die Wipfel der Bäume durchbrechende Lichtstrahlen sie blenden.
Avila sagt irgendetwas, doch die Drachenländerin kann die Worte der sich entfernenden Magd nicht verstehen.
Immer heller wird das Licht der Sonne und Lyall schirmt ihre Augen mittlerweile mit einer Hand gegen da grelle Licht ab.
Dann explodiert die Szene wieder in tausend kleine Sterne, die vor Lyalls innerem Auge tanzen.
Langsamer und immer langsamer werden die Bewegungen der Lichtpunkte, bis sie die Sicht auf Lady Savenas Gesicht freigeben. Blinzelnd versucht sie das schmale helle Gesicht vor sich zu fokussieren.
Zuerst ist Lyall mehr als enttäuscht wieder im Schlafgemach der Frostmaid zu sein und ein leichter Schauer läuft ihr Rückgrad herab.
>>„Wie geht es dir?“<<, fragt die Shin gelassen.
Ihren Rücken streckend und sich etwas näher an die Bettkante und damit auch an die Lady heransetzend, antwortet die Wargin mit brüchiger Stimme: „Es geht mir gut, danke. Mir ist nur noch  etwas schwindelig. Wie habt ihr das gemacht? Und so ganz ohne Gesänge und Räucherwerk? So etwas... kenne ich nicht... hatte ich noch nie. Ist mir noch nie passiert.“
Kurz schluckt sie, um ihre trockene Kehle zu befeuchten.
„Es war unheimlich entspannend. Vielen Dank.“
Mit einem knappen Nicken erhebt dich die Lady und verlässt kurz den Raum.
Das lässt Lyall genug Zeit, um sich wieder zu akklimatisieren, sich kurz den Nasenrücken zu massieren und die letzten Fetzen des Traumgespinstes aus ihrem Kopf zu bekommen.
Ungläubig befühlt sie ihre Hände. Wie weich sie doch jetzt sind und herrlich duften!
Es musste teures Öl gewesen sein. So geschmeidig ist ihre Haut schon lang nicht mehr gewesen.

Das Knarren der Dielenbretter lässt Lyall ihren Kopf in Richtung Tür wenden. Dort steht die Shin, mit mehreren Schriftrollen sowie Tinte und Feder bewaffnet.
Ihr Unterricht würde nun beginnen.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 24. Aug. 2011, 17:37 Uhr
16. Silberweiß 511


Wenn Atevora dazu neigen würde, könnte sie nun auf Lyall neidisch sein. Sie wollte ihr bloß Entspannungsübungen zeigen und diese dann die nächste Male Schritt für Schritt ausbauen, doch die Wandlerin hatte es scheinbar bereits beim ersten Mal geschafft in eine art Trance, oder mediationsgleichen Zustand hinüberzugleiten. Sie selbst brauchte einiges an Übung um dies damals zu erreichen. Vielleicht taten sich offenherzige und vertrauensbereite Personen, wie Lyall eine ist, einfach generell leichter sich hinzugeben und fallen zu lassen, als jemand wie sie? Vielleicht lag e aber auch eher daran, dass sich die Magd an viele Orte denken konnte, an denen sie sich wohl fühlte. Es reichte bereits eine sonnenbeschienene Lichtung. Würde sie sich gedanklich an den selben Ort versetzen, würde ihr Überlebensinstinkt nur sehr schnell danach trachten, dass sie schleunigst wieder von da verschwindet und aus der Sonne kommt. Sie hatte sich in der Dunkelheit wohl zu fühlen, doch geborgen fühlte sie sich dort keineswegs. Wer projiziert sich gedanklich auch schon gerne in eine finstere Höhle, oder allein nachts in den Wald? Angenehme Umgebungen sind hier weit seltener gestreut.
Knapp umrissen erklärt Atevora der Magd was für Übungen es waren und wozu sie dienen. Sie schlägt vor ähnliches nun stets vor dem Unterricht durchzuführen um die Entspannungstechniken zu üben, damit sie diese dann genügend beherrscht, um sie auch in aufwühlenden Situationen durchführen und sich selbst wieder etwas festigen zu können. Vielleicht lässt sich in Zukunft auch kreativ eine Begegnung mit ihrem zweiten Ich einweben?
Als sich Lyall schließlich bedankt, nickt Atevora bloß und beschließt den nächsten Punkt in Angriff zu nehmen. Gemächlichen Schrittes holt sie ein flaches dünnes Brett als Schreibunterlage, sowie Tinte, Papier, Feder und Petschaft und kehrt ins Schlafgemach zurück in dem es für ihre Wohnung ungewohnt warm, man könnte direkt sagen: gemütlich, ist.
Gemütlich gesellt sie sich im Schneideritz zu Lyall auf das Bett. Atevora möchte nun ein wenig mehr über der Wargin Selbsteinschätzung und Ziele in Erfahrung bringen und auch dem inneren Kritiker etwas den Nährboden entziehen. Sie möchte Keinen unterrichten der sich ständig selbst behindert, da er sich mit Selbstvorwürfen völlig auslastet.
„Also gut“ Kurz erklärt Atevora, dass sie, bevor sie beginnt für Lyall einen Unterricht zurechtzulegen, gerne mehr über ihre Selbsteinschätzung und Ziele wüsste. Sie wird hierzu zwei Listen anfertigen, eine mit allem positiven und eine mit dem negativen Dingen. Da sie bemerkt hat, dass sie offenbar selbst ihre beste Kritikerin ist, darf diese herauskommen und beginnen.
Rasch entkorkt die Eismaid das Tintenfass, tauch die Feder in die Eisen-Gallus-Tinte und kurz darauf schwebt das Schreibwerkzeug über dem Papier wie ein Damoklesschwert.
„Was missfällt dir an dir?“ Stellt Atevora die erste Frage.
„Deine schlechtesten Eigenschaften sind...? Über welche deiner Angewohnheiten ärgerst du dich am meisten... weil? Drei Dinge die du besonders verachtest sind..?“
Atevora schreibt flink alles Aufgezählte zu diesen und einigen weiteren Fragen auf, und behält sich einige Punkte im Hinterkopf, die je nach Situation ebenso als positiv anzusehen sein, oder Aussagekräftig für den zukünftigen Unterrichtstil sein könnten.
Als die Liste fertigt ist, legt sie diese ab und nimmt ein neues Blatt für die lichte Seite. Auch hier stellt sie wieder einige Fragen wie: „Dir gefällt an dir? Deine guten Eigenschaften sind? Besonders gut kannst du? Die bisher größten Erfolge in deinem Leben sind? Meine Ziele sind?“
So setzen sich die Fragen weiter fort, und Atevora schiebt ab und zu etwas ein, das sie für wichtig erachtet.
Zum Schluss liest Atevora beide Listen vor. Es zeigt sich, dass sie Kontra-Liste kürzer ausgefallen ist, besonders da Atevora vieles, dass bereits auf dieser stand auch in die Pro-Liste übernommen hat. Nach dem Vorlesen und Vergleichen faltet sie beide Zetteln, nimmt die Liste voller Selbstkritik und hält sie Lyall hin. „Ich denke es wird Zeit, dass du deinem inneren Kritiker zeigst was du von dem ständigen oft überzogenem Tadel hältst.“ Sie lässt Lyall den Zettel verbrennen und sie dabei zusehen, wie sich die Worte in Rauch auflösen. Dann nimmt Atevora den anderen Zettel, faltet ihn sorgsam, steckt ihn in einen Briefumschlag und versiegelt diesen. „Den Brief hier lasse ich dir die nächsten Tage zustellen. Öffne ihn nicht sondern bewahre ihn gut auf, wo du ihn oft sehen, oder hervorholen kannst, wenn du vertrist, oder in Versuchung bist deine Selbstkritik überhand werden zu lassen, und rufe dir ins Gedächtnis was dort geschrieben steht.“
Betont langsam legt Atevora das Schriftstück vor sich auf eine Kommode ab. Wie spät es wohl bereits ist? Sie hofft Aurian rennt nicht bereits panisch in ihrem Wohnsitz auf und ab, oder hat Lyall bereits als vermisst gemeldet, denn es war nicht vereinbart, dass sie so lange vom Anwesen fern bleiben würde.
„Ich denke das reicht für heute. Aurian macht sich gewiss bereits sorgen. Auf eine übermäßige Schelte kann ich gerne verzichten. Lass uns aufbrechen. Ich werde dich, wie bereits erwähnt, zum Anwesen begleiten.


----> Das Anwesen de Winter

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Lyall am 24. Aug. 2011, 21:51 Uhr
16. Silberweiß



Wie zwei gute Freundinnen sitzen Lady Savena und Lyall nun auf dem Bett, fast so, als würden sie sich gegenseitig Zöpfe flechten und während dessen auch noch ein paar Geheimnisse austauschen wollen.
Die Nähe zur Shin ist Lyall nun nicht mehr ganz so fremd, sie ist sogar etwas stolz darauf, dass sich die distanzierte Mistress nun auf ihre Augenhöhe begiebt. Nun, zumindest fast.
Denn auch im Sitzen ist Lyall gut einen Kopf größer.

Kurz wackelt die dick gestopfte Matratze, während sich die Frostmaid gemütlich in den Schneidersitz begiebt.
Auch Lyall wendet sich ihr zu, ein Bein angewinkelt auf der Matratze ruhend, das andere am Bett lehnend.
In stiller Erwartung beobachtet sie, wie sich die Frau mit all ihren Utensilien arrangeirt und sich anscheinend darauf vorbereitet etwas niederzuschreiben.
Mit einem leisen Blubb taucht der frisch gespitzte Kiel in die kohlrabenschwarze Tinte und verharrt dann schwach zitternd über dem Papier.
>>„Also gut. Was missfällt dir an dir?“<<, fragt ihr Gegenüber und richtet die kalten Augen nun auf  die Wargin.
Kurz verliert sich die Drachenländerin in der seltsamen Farbe der Iris und wundert sich, wie Ealara die Farbe von harschem glitzerndem Schnee in die Augen einer Person zaubern kann, bevor sie sich  wieder auf die gestellte Frage konzentriert.
„Nun...“, beginnt sie und streicht sacht über eines ihrer Ohren. „Ich denke, das kann ich einfach beantworten. Ich bin viel zu... ängstlich. Oder nein halt! Wie ist das Wort? Schüchtern?“
Grübelnd zieht sie etwas fester an ihrem Wolfsohr, als würde dies ihren Denkprozess fördern.
„Mir missfällt, dass ich zu schüchtern bin und zu sehr damit beschäftigt es jedem Recht zu machen. Und mich von anderer Leuter Meinung beeinflussen zu lassen. Ich denke dies trifft es am besten.“
Kratzend fährt die Spitze der Feder über das Papier, kleine Kringel und Wellen hinterlassend. Mit schief gelegtem Kopf versucht Lyall die Schnörkel und Windungen aus der Perskeptive der Lady zu betrachten.
Die Kunst des Schreibens hatte sie schon immer fasziniert und vor allem die Macht, die aus geschriebenen Worten resultierte.
Meist sah die Schrift von unterschiedlichsten Leuten aus, als wäre eine Krähe in das Tintenfass gefallen und über das Papier gelaufen oder besser gestolpert.
Doch die Schrift der Shin wirkte magisch, vollkommen. Die Worte und Buchstaben schienen ineinander überzugehen, zu tanzen und magisch zu sein.
Sobald etwas auf Paper geschrieben stand, musste es wahr sein. Und nun wurde das was Lyall sagt, ebenso festgehalten.
Etwas ängstigt sie diese Vorstellung schon, dass ihre Worte nun dort stehen sollten. Für immer gefangen auf einem weißen Stück Papier, niemals fähig wieder in die Luft zu steigen, in Ohren zu dringen ausser jemand laß dieses Werk durch.
Doch wer sollte sich um Ea's Willen diese Mühe machen? Es sind nur Worte einer Magd.

Das Schaben verebbt und geduldig fragt die Lady weitere Dinge. Was sie wohl damit bezweckt? Aber nun... Lyall erlebt ihren ersten Unterricht und wurde nicht immer gesagt, man sollte auf Lehrmeister hören?
„Hmmm... meine schlechtesten Eigenschaften... ich glaube, ich grüble zu viel. Denke zu viel nach und irgendwann entwickeln diese Gedanken ein Eigenleben. Dann kommen mir nur die schlechtesten und schlimmsten Beführchtungen in den Sinn und ich mache mich selber kaputt, obwohl im Endeffekt noch nichts passiert ist. Ich hoffe, das war verständlich ausgedrückt.“
Kurz knabbert sie an einem ihrer Fingernägel, lässt die Hand jedoch schnell wieder sinken.
Ysa hat ihre Nägel den vergangenen Abend einfach zu schön gefeilt, diese Arbeit will sie nicht einfach so 'abbeißen'.
„Das ist dann wohl auch eine meiner schlechten Angewohnheiten. Zählt das?“
Ein Nicken der nicht aufschauenden Lady signalisiert ein 'Ja'.
„Dinge die ich besonders verachte... im Allgemeinen?“
Wieder ein Nicken und das beständige Schaben der Feder.
„Unzuverlässigkeit. Lügen. Falschheit.“
Am Ende der Seite angelangt, legt Lady Savena das beschriebene Blatt zur Seite und greift mit einer fahlen Hand nach einem jungfräulich weißen Papier.
Nun wurden die positiven Dinge niedergeschrieben und auf das Medium Papier gebannt.
„Oh, mir gefällt an mir, dass...“
Voller Enthusiasmus begonnen, muss Lyall nun einsehen, dass sie sich diese Frage noch nie gestellt hat.
Normalerweise war sie immer damit beschäftigt gewesen die negativen Seiten an sich wahrzunehmen und sich für alles schuldig zu machen. Doch den umgekehrten Fall, hatte sie nie bedacht.
So bedarf diese Frage längerer Überlegung, als die voherigen.
„Ich denke, ich bin stolz darauf, dass ich Tugendhaft und Treu bin. Ehre bedeutet viel für mich und meine Freunde können immer auf meine Hilfe bauen. Ich versuche zu helfen, wo ich kann.
Als meine Ziele sehe ich vor allem das Erlangen von mehr innerer Ruhe, Gelassenheit und mehr Selbstvertrauen auch in meine Innere Wölfin. Wahrscheinlich sollte ich auch öfter Wandeln, aber ich glaube das gehört in eine andere Sparte.“
Kurz lächelt die Gestaltwandlerin verlegen, obwohl der Blick ihrer Lehrmeisterin auf das Papier gerichtet ist.
„Meine Erfolge... kann ich noch nicht erkennen. Vielleicht, dass ich Talyra erreicht habe? Aber dies tun viele andere jeden Tag auch. Das ist wohl nichts besonderes. Ich denke, ein Erfolg wäre es, eines meiner Ziele zu erreichen.“
Ihr Lächeln erstirbt und etwas gequält starrt sie auf ihre Hände. Negative Gedanken drohen sie zu überfluten und Selbstzweifel keimen wie eine böse Saat auf, doch sie seufzt nur und sagt: „Ich denke, viele Erfolge gab es noch nicht zu verzeichnen.“
Doch dieser Unterricht gibt mir wieder etwas Zuversicht. Wenn ich bei der Gleichmütigkeit in Person keine Beherrschung lerne wo dann?, gesteht sie sich  selbst ein.

Filigrane Finger falten beide Zettel zu kleinen Vierecken und eines davon hält die Shin unter die Nase der Wargin.
Verdutzt schielt diese auf das weiße Ding, verwirrt und erschrocken zugleich. Soll sie dies etwa essen oder gar vorlesen? Hilfe!
>>„Ich denke es wird Zeit, dass du deinem inneren Kritiker zeigst was du von dem ständigen oft überzogenem Tadel hältst.“<<
Mit einer Kopfbewegung deutet sie der Wargin an, den Zettel in einem der Kohlebecken zu verbrennen.
Symbolisch soll dies wohl dafür stehen, dass sie neu anfangen kann und sich ihre schlechten Seiten mit etwas Arbeit ebenso wie das Papier in Rauch auflösen würden.
Mit dem zusammengefalteten Zettel in der Hand lehnt sich Lyall über das Bett und wirft das Papierviereck in die Glut.
Schnell frisst sich die Hitze durch das Papier, entzündet es und lässt nach ein paar herzschlägen nichts mehr übrig, als ein graues Etwas ohne wirkliche Form.
Die Hand der Lady bestückt mit Siegelwachs taucht über dem Becken auf, verharrt dort so lange bis das Wachs anfängt sich zu verflüssigen und wandert dann herüber zu einem Umschlag, auf dessen gefalteter Rückseite die Lady ihr Siegel presst.

>>„Den Brief hier lasse ich dir die nächsten Tage zustellen. Öffne ihn nicht sondern bewahre ihn gut auf, wo du ihn oft sehen, oder hervorholen kannst, wenn du vertrist, oder in Versuchung bist deine Selbstkritik überhand werden zu lassen, und rufe dir ins Gedächtnis was dort geschrieben steht.“<<
Mit so etwas wie Ehrfurcht betrachtet Lyall den auf der Kommode abgelegten Brief. Sie würde dem  Rat Folge leisten.
Was hatte sie zu verlieren? Schließlich ist dies ein weiterer Teil ihrer Lehre bei der Eismaid.
>>„Ich denke das reicht für heute. Aurian macht sich gewiss bereits sorgen. Auf eine übermäßige Schelte kann ich gerne verzichten. Lass uns aufbrechen. Ich werde dich, wie bereits erwähnt, zum Anwesen begleiten.“<<
Beide Frauen stehen langsam vom Bett auf und bereiten sich auf dem Aufbruch zum Anwesen vor.
Kurz blickt die Wargin der zierlichen Frau hinterher, während diese in den kurzen Flur hinaus tritt.
Manches was die Leute über die Lady sprachen, stimmte wirklich.
Es ist sehr schwer sie einzuschätzen und Lyall ist sich sicher, dass sie genau deshalb die richtige Meisterin der Lehre gefunden hatte.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 05. Okt. 2011, 22:41 Uhr
<--- der Kupferkessel

Ende Beerenreif



Müde steigt Atevora die Stiegen hinauf zu ihrer Wohnung. Ihre Gedanken kreisen sich dabei nur um eines: Wunderbares wohlig warmes Nass. Wie es angenehm und so sanft ihre Haut umschmeichelt und den Staub der Straßen wegspült. Zartrosa, duftende Seife auf ihrem Körper, als würde sie mit den prickelnden kleinen weißen Schaumbläschen alle Blüten eines Rosenhaines auf ihre Haut streuen....
Gedankenverloren hängt sie ihren Umhang an den Haken, stellt die Einkäufe in der Küche außerhalb des Hundes Reichweite ab und legt die Schriftstücke in ihrer Tasche beiläufig auf eine freie Fläche.
Zum Kübel schleppen bringt sie heute keiner. Sie muss zum Glück auch nicht. Wie selbstverständlich weben zuvor wirr verstreut schwebende magische Linien ein festes Gebilde und frisches warmes Nass füllt die Wanne. Sogleich umschmeicheln die daraus aufsteigenden nahezug durchsichtigen weißgrauen Dampfschwaden ihre Haut.
Atevora nimmt sich noch die Zeit, die Kleidung die sie getragen hat säuberlich zusammenzufalten, bevor sie in den Zuber steigt. Ein zufriedenes Seufzen entkommt ihren Lippen als sie in das Wasser gleitet.  Es gibt nichts angenehmeres, als nach einer langen Reise in einer stickigen knatternden und ratternden Kutsche ein Bad zu nehmen. Sie hat viel zu lange auf diesen Luxus verzichten müssen, zumindest ihrem Empfinden nach.
Mit geschlossenen Augen geniest sie die Wärme ihres Elementes. Wie schön es wäre, wenn nun auch noch warmes Wasser - Regentropfen gleich - auf sie herab prasseln würde.  Warum nicht? Ein Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. Ja, warum nicht ein wenig die sonst so steifen Magieübungen mit dem Angenehmen verbinden?
So konzentriert sie sich, sammelt mit jedem Atemzug das was in ihrem Blute liegt, bevor es hinaus strömt, sich verbindet und verwebt mit dem feinen Gespinst überall um sie herum. Ihre Gedanken gleiten mit ihm, klettern an ihm empor. Gedankenbilder formen sich, fallen warm und nass herab und berühren ihre Haut. Gleichsam zerrissen wie Eins liegt sie im Wasser, fällt auf sich herab, perlt zu sanften runden Tropfen an ihren blassen Lippen, rollt über ihre bleiche nackte Haut...
Ein Eulenschrei zerreißt sie zu nichts mehr als Eins.
Wie aus wundervollen Träumen erwacht, öffnet sie die Augen. Das aufgeregte Flattern Vias Flügelschlag dringt sich entfernend, dumpf aus dem Nebenzimmer an ihr Ohr und sie erspäht mit trüben Blick Shafir. Er steht vor ihr, die Pfoten auf der Wanne abgestützt und mustert sie mit schief gelegtem Kopf wie besorgt, bevor er, ob des auf ihn gerichteten verklärten Blickes, wieder zu wedeln beginnt. Atevoras Mundwinkel ziehen sich in die Höhe, zu einer Ahnung eines Lächelns, hebt ihre Hand aus dem Wasser und wuschelt kurz über den bärigen Kopf, bevor sie den Hund mit einem knappen Wort und einem Fingerzeig hinaus aus dem Bad schickt.
Hätte sie sich ohne die Beiden nun selbst verloren?
Stumm greift sie nach der am Zuberrand liegenden Seife und schäumt sich sorgfältig ein.

Sie hat sich mit ihrem Bad Zeit gelassen. Sie kann nicht sagen wie viel, doch sie reichte um die Haut an den Fingerkuppen und Zehen aufgeschwämmt und faltig werden zu lassen.
Als sie aus dem mittlerweile kaum noch handwarmen Wassser steigt, und nach dem Handtuch greift, schwindelt ihr kurz. War sie mit einer zu schnellen Bewegung aus der Wanne gestiegen, oder hatte sie zu viel Magie gewirkt? Eine Kombination aus Beidem vermutlich. Bedächtig trocknet sich die Eismaid ab und läuft dann nur mit ihrem Handtuch bedeckt, halb auf Zehenspitzen mit raschen Schritten in ihr Schlafgemach um sich frische Kleidung überzustreifen.
Für etwas Mediation nimmt sie sich anschließend ebenfalls Zeit, bevor sie frisch gekleidet, wie meist in zweckmäßiger heller Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, die Wanne säubert, ihre Einkäufe einräumt und die Tiere füttert. Danach greift sie sich die Schriftstücke, die sie vom Kellner überreicht bekam.
Die ersten vier Briefe sind übliche berufliche Informationen, oder Anfragen. Der fünfte Umschlag beinhaltet eine Nachricht vom Hafen. Das Schiff in dessen Reise sie investiert hatte, war kürzlich im Hafen eingelaufen und ihr Anteil wartete darauf von ihr abgeholt zu werden. Schiffsreisen sind zwar oft eine sehr riskante Investition und Kapitalintensiv, aber wenn alles gut läuft auch, wie dieses Mal wieder, eine sehr Gewinnträchtige.
Der nächste Brief stammt, wie am Schirftbild schon mit flüchtigem Blick zu erkennen ist, von Tane. Die darin enthaltene Nachricht erfreut Atevora weit weniger als die der bisherigen Schriftstücke  Unzufrieden zuckt der Eismaid Mundwinkel. Die Alchemistin, welche in der Unterstadt als „die Alte“ bekannt war, ist währenddessen sie auf Reisen war verstorben. Es war tatsächlich absehbar, und nun so plötzlich dennoch lästig. Jetzt muss sie sich eine neue Bezugsquelle für ihre speziellen Mittelchen suchen, und das ist bei der Alchemistenarmut in dieser Stadt, seitdem die Alchimistenküche beim Dämonenangriff farbenfroh vergangen ist, nicht einmal ein so leichtes Unterfangen. Weiters erwähnt Tane etwas von einer Überraschung die auf sie warte und weswegen sie so bald ihr möglich beim Pfirsich vorbei schneien soll. Was das wohl für eine Überraschung ist, von der er schreibt? Grübelt sie, und greift nach dem letzten Poststück. Interessiert wandert ihre Augenbraue nach oben, als sie das Sigel und die Aufschrift am Umschlag sieht. Ein Schreiben aus der Steinfaust? Kurzum bricht sie das rote Siegel und zerrt das Blatt aus dem Inneren des Umschlages. Es handelt sich um eine Insertion, oder Ladung. Höflich wird sie gebeten sich in der Steinfaust einzufinden um ihren Anteil an der Nekromantenjagd abzuholen. Atevora legt das Schriftstück ab. Einerseits erfreulich, andererseits... Atevora ist nicht besonders erpicht darauf die Steinfaust zu besuchen, oder an damals zu denken. Allerdings, so erinnert sie sich, hat dieser Blinde Maester ihr damals ebenfalls so eine Salbe für ihre Haut angemischt. Eventuell war es möglich diese zukünftig regelmäßig bei ihm, oder einem anderen Heiler der Steinfaust zu beziehen?  So würde sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Im Geist überlegt sich Atevora die bevorstehenden Stationen für den restlichen Tag. Vermutlich würde die Botnerei, und ihre andere „Briefsammelstelle“ auch noch einiges an Post für sie bereithalten. Morgen ist früh genug um sich darum zu kümmern.. Vielleicht, mit viel Glück, kann sie auch noch Yasraena in der Harfe besuchen. Irgendwas in ihrem Inneren treibt sie dazu an, ihr Gesicht ehest möglich wieder  zu sehen, und ihre wunderbare Stimme zu hören, ihre Haut zu fühlen... Alles der Reihe nach..
So steht sie auf, schiebt den Stuhl zurück, wirft sich wie üblich ihren Mantel über und begibt sich gefolgt von Hund und Eule auf den Weg.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 22. Dez. 2011, 20:55 Uhr
<--- Die goldene Harfe




Erntemond – Anfang Nebelfrost.


Die folgenden Wochen färbt sich ein beträchtlicher Teil ihres Körper zuerst rötlichblau, dann violett, und geht über in ein hässliches violettgrüngelb bis die Blessuren ihrer ersten Reitstunde endlich langsam verblassen.
Sie wird von Yasraena nicht geschont, was ihre Pflichten bezüglich des Gauls angeht, denn dieser gehört täglich umsorgt. Außerdem gibt es noch vieles mehr außer Reiten, das mit einem Pferd durchgeführt werden kann und das dabei hilft das Vertrauen und Verständnis zwischen Mensch und Tier weiter auszubauen. Selbst wenn es nicht so wäre, ließe es sich Atevora ohnehin nicht nehmen die Elbe jeden Tag zumindest für kurze Zeit in ihren Tagesplan einzubinden. Sie genießt die Zärtlichkeiten, wenn sie Beide ungestört sind. Die kleinen Blicke, die sanften Berührungen, ihre Stimme, Worte, alles an der Frau. Dennoch halten sich Beide zurück. Es ist der Druck von Außen der sie dazu zwingt ihre Schritte zu bremsen, wohl bedacht zu überlegen, und all zu offene Avancen und Liebeleien im Verborgenen zu halten. Es liegt bei Atevora dabei nicht daran wie ihr das Umfeld begegnet, sie wird ohnedies schwerlich von der Gesellschaft akzeptiert, denn wenn sie versucht freundlich, ein wenig herzlich zu sein, nach Azras Vorbild, wird sie falsch, oder affektiert geschimpft, und wenn sie nach außen hin ihr Inneres präsentiert, schimpft sie alle Welt als gefühllos und kalt. Bis auf Yasraena, und jene ist es der weshalb sie sich dazu zwingt diskret zu bremsen, obwohl sie nach mehr giert. Ihre Vorsicht gilt dieser wunderbaren Frau, welche sich trotz ihres Erbes wesentlich besser in die Gesellschaft und die Stadt eingefügt hat als sie jemals könnte. Es kommt sogar vor, dass Männer, durchaus sehr ansehnliche, ihr Glück versuchen und ihr manchmal subtil, manches Mal auch rüde, ihre Aufwartung machen, ihr Interesse an näheren Kontakt bekunden. Auch von vielen weiblichen Personen wird ihre Gesellschaft freundlich angenommen, doch auch jetzt und bereits zuvor plusterten sich manche auf wie blasierte Suppenhennen und Echauffieren sich darüber, weil die Elbe Symphatien und Freundschaft offen gegenüber Atevora zeigt oder zeigte.
Es wäre manches Mal fast amüsant dem Gerede zu lauschen das davon handelt die Magierin könnte einen schlechten Einfluss auf die gute Magd ausüben. Atevora, die sich den Armen der Stadt annimmt, und die Kinder von offenbar einigen äußerst mutigen Elternteilen unterrichtet, übt einen schlechten Einfluss auf eine Blutelbe aus? Wäre das der Fall und lebten Beide im Reich der Blutelben, könnte das gemäß der Gesellschaft in der sie derzeit leben sogar etwas gutes sein.
Eine verwirrende Überlegung? Womöglich, doch Schuld daran ist diese elende, inkonsequente Definition von Gut und Böse anhand dieser immerzu wankelmütigen ethischen, moralischen und gesellschaftliche Grundsätze. Die rechte Handlungsweise abzuschätzen ist schwer wenn sich die  Parameter dafür von Land zu Land, von Regierung zu Regierung oder sogar innerhalb eines Landes und einer Regierungsform aufgrund anderer Religionen ändern.
Auch wenn sich Atevora mit der Gesellschaft quält, sie vielleicht nie gänzlich verstehen wird, so wird zumindest der Umgang mit dem Pferd routinierter. Sie beginnt sich an das Lebewesen zu gewöhnen und eine Bereicherung an ihm zu sehen, ähnlich wie es bei Shafir der Fall war.

Der Reitunterricht wird auch bald wieder aufgenommen. Yasraena versucht eine neue Herangehensweise. Die ersten Übungen sind es willentlich vom Pferd zu fallen. Sinn dahinter ist zu lernen, zu verinnerlichen und zu automatisieren was zu tun ist um eine größere Verletzung bestmöglich zu vermeiden. Das Mittel dazu ist sich abzurollen und den Schwung mitzunehmen um  die Kraft des Aufpralls umzulenken. Atevora war noch nie feige und stellt sich der Herausforderung. Natürlich sind Schmerzen vorprogrammiert, doch Atevora ist Schmerzen ohnehin gewöhnt.
Schmerzen verursacht - so nebenher erwähnt - auch ein wund gerittener Podex. Auch das kam vor. Es sorgte zu Atevoras Leidwesen zu einiger Belustigung im Umfeld, als sie eine Zeit lang überall hin ein kleines Kissen mit sich nahm, das sie auf Stühle, oder Bänke zu legen pflegte um sich dann gaaaanz vorsichtig darauf zu setzen. Aber auch das ging vorbei. Mittlerweile beherrscht sie es sogar schon im vollem Galopp absichtlich vom Pferd zu purzeln ohne sich dabei zu verletzen und hat bereits die ersten Ausritte unternommen.

Leider gibt es bei ihrer Versuchsreihe im Hautpflegesektor weniger erfolgreiches zu verbuchen. Die Letzte Creme löste sogar eine starke allergische Reaktion an der Hautpartie aus, an der Atevora sie getestet hatte.Dafür nehmen im Fliegengrund die ersten Projekte Gestalt an. Deutliche Fortschritte sind zu erkennen, was nicht ohne Folgen bleibt. Eines Tages, bei einer ihrer üblichen Visiten bei der Armenspeisung, treten ihr plötzlich zwei Hand voll Leute aus dieser niederen, verdreckten und mittellosen Bevölkerungsschicht entgegen. Sie hatte einiges erwartet, doch nicht das was sich ereignete. Ihr wurde freundlich gedankt, und noch mehr. Eine alte Dame mit zerfurchtem Gesicht und vom Leben gebeugter Haltung war ebenfalls darunter. Sie hatte Strähniges und ungepflegtes Haar, die Kleidung wurde nur noch von Flicken zusammengehalten, und der Mund war zahnlos. Sie stank nach dem Unrat der Straßen und roch wie viele Greise Menschen. Es ist ein eigenwilliger Geruch den alte Leute zuweilen an sich tragen, es stinkt nach alter, verlebten Jahren, Verfall und dem bevorstehenden Tod. Wie immer stand die Shin aufrecht, den Kopf hoch erhoben, die Mauer der Distanz und Entschlossenheit perfekt gesetzt da, und war bereit mit fester Stimme die Personen aufzufordern sich zu entfernen, oder ihr den Weg freizugeben, sie war sogar darauf vorbereitet sich zu verteidigen, Knochen zu brechen würdeloses Leben zu beenden, sollte es notwendig erscheinen. Die Individuen achteten nicht darauf, ihnen war Atevoras Gestus gleichgültig. Sie lächelten ihr zu, die alte Frau lachte sogar nahezu mit ihrem zahnlosen Mund. Sie fisperte und murmelte Worte die Atevora als Dankesbekundungen deutete, die Anderen stimmten ein und die alte Frau trat näher auf die Magierin zu. Ihr Lächeln wurde noch herzlicher, fast glücklich, als sie ihre Hände ausstreckte und Atevoras Arm ergriff. Ganz so als wäre sie selig zu sehen, zu spüren, dass die Shin existiert.
Zu Hause wusch Atevora als erstes den Dreck und den Gestank von ihrer Kleidung, welchen die Greise Frau darauf hinterlassen hatte. Als die Magierin ihre Kleidung zum trocknen an einen Strick auf ihrem Balkon hängt hält sie kurz inne. Noch nie war irgend ein Passant, irgend jemand der sie und den sie kaum kannte wirklich glücklich, dass es sie gibt. Dies würde Atevora noch einige Zeit zu denken geben.

Mittlerweile ist es Mitte Blätterfall. Yasraena hat Atevora mit einer Nachricht überrascht. Sie hat eine neue Unterstellmöglichkeit für Harm gefunden. Eine Person mit einem Stall für wenige Tiere bietet eine der wenigen freien Boxen als Dauerstellplatz für Harm an. Atevora hat sich das Angebot angesehen. Die Tiere wirken gepflegt, die Stallungen in Ordnung, die Versprechungen und der verlangte Preis reizvoll. Auch die Lage war gegenüber der Elbenschmiede nahe des Blaupfuls und somit noch direkt am Marktplatz sehr zufriedenstellend Wie mag Yasraena das wohl bewerkstelligt haben? Es war zu schön um Wahr zu sein. Wenn es so ist, dann hat es zumeist einen Haken. Die Eismaid nimmt sich zwei Tage Zeit, in denen sie Erkundigungen einholt, oder eher einholen lässt. In der Nacht des zweiten Tages gelingt es ihr dem Umfeld zu entreißen, welchen Handel die Magd mit dem Besitzer geschlossen hat, damit dieser Atevora dieses Offert unterbreitet. Atevora nimmt als das Angebot an und siedelt Harm um. Die Elbe, welche nun bereits gelegentlich bei der Eismaid übernachet, ist schon lange in ihre traumlose Nachtruhe gesunken, als Atevora ihr sacht über die Schulter fährt, und erkennt was dieses Gefühl ist, das sie seit ihrer Rückkehr von ihrer langen Reise im Beerenreif nicht mehr los lässt, wenn sie die Elbe erblickt. Heimat hat einen Namen; ihr Name ist Yasraena.

Der Blätterfall geht und der Nebelfrost kommt, doch der Mond macht seinem Namen keine Ehre. Nur zwei Nächte ist es klirrend kalt, nur selten treiben reißende Nebelschwaden über die Erde. Dazwischen ist es zeitweilig sogar fast so als wäre Frühling, nur dass die keimenden Knospen und zarten Blüten dieser Jahreszeit fehlen. Die Welt wirkt karg, grau, öd und trostlos, die Bäume kahl, doch der Schnee, der alles in sein wundervolles funkelndes Kleid hüllt bleibt aus. Ein wirklich verrücktes Wetter, und das nur in einer Woche.
Dafür ist das Wetter, das sich bereits den ganzen Blätterfall sehr gütig gezeigt hat, Atevoras Investitionen zuträglich. Sie werfen beträchtliche Gewinne ab. Auch ihre übrigen Geschäfte verlaufen in diesen Monden ohne Komplikationen, oder Verzögerungen die oftmals durch ungünstiges Wetter ausgelöst werden. Atevora nutzt noch immer die gewonnene Zeit damit sie mit Yasraenas Gesellschaft zum Einen und dem Ausweiten, beziehungsweise Erweitern ihrer magischen Distanzüberwindung zu füllen. Am nächsten Tag wird eine Reise anstehen, doch sie sollte nicht länger als einen Mond andauern.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 26. Dez. 2011, 16:13 Uhr
Anfang Langschnee

Die Geschäfte hielten einige Überraschungen bereit. Dass sie sich auch immer wieder mit den Unzulänglichkeiten und der Unfähigkeit der einzelnen Leute herumschlagen muss. Sie hatte schon befürchtet den gesteckten Zeitrahmen aufgrund dieser Tölpel nicht mehr einhalten zu können. Es ist im üblichen auch immer wieder interessant zu erfahren, welch Gespür einige für manche Notlagen entwickeln und dann natürlich sofort die Situation auszunutzen gedenken und der vorhersehbaren Gier einheimfallen. Sie verachtet es, wenn bestehende Vereinbarungen aufgehoben werden nur weil mache Gierschlünder nicht genug bekommen können. Der Monat war fast vergeudet. Diese elenden Mehrkosten haben beinahe ihren gesamten Gewinn aufgefressen, da hätte sie als oberste Magd fast mehr verdient. Aber diese Gauner haben nur scheinbar einen guten Clou gemacht, sie werden mit ihrer Bereicherung, mit dem Mehr an Geld nicht lange glücklich sein, dafür wird sie schon sorgen. In ihr hat sich auch längst eine Idee, ein Plan manifestiert wie sie es bewerkstelligen wird. Viel Spaß an den Münzen. Ob sie es wert waren? Sie hofft es, denn am Ende baumeln sie alle am Galgen, oder dienen als Speiß für Maden!
Es heißt jeder soll sich bemühen etwas Gutes in den Dingen zu sehen. Na schön, das Positive war, sie konnte den Auftrag einhalten. Das ist doch auch etwas, denn es gibt kaum wichtigeres als zufriedene Kunden, mit Außnahme natürlich die Welt von bestehendem Ungeziefer zu befreien, welches sie diesen Mond glücklicherweise entdeckt hat.

Müde und ausgelaugt führt die weiße Mistress Harm in seine Box. Ihn auf die Reise mit zu nehmen hat sich als äußerst vorteilhaft erwiesen. Alles in allem sind die Kosten für ein Pferd wesentlich geringer, als die ständigen Aufwendungen für Sänften und Kutschen. Außerdem war es bequemer als ständig jemanden losschicken zu lassen, der sich um ein Transportmittel kümmerte, und dann auf dieses lange zu warten. Das Umfeld starrt allerdings noch immer eigenwillig, wenn Atevora auf diesem Gaul vorbeireitet. Sie kann dabei aber nicht genau abschätzen, ob es an den Dimensionsverhältnissen liegt, oder daran, dass sie das Pferd noch immer ohne Sattel und richtiges Zaumzeug reitet.
Atevora streichelt Harm noch einmal über seinen kuscheligen Hals, und füttert ihn mit einer Karotte, unterdessen ein Knecht Heu und Müsli für das artige Tier herbeischafft und verlässt danach mitsamt Shafir die Stallungen.

Es ist bereits spät in der Nacht, der leichte Regen, der nur knapp mehr als ein Nebelreißen zu beschreiben ist, lässt die Nacht kälter erscheinen als sie ist, da die klamme, feuchte Kleidung die wärme schlechter zu speichern vermag. Sie sollte nun besser auf schnellstem Weg in ihre Wohnung, ein angenehmes warmes Bad nehmen und dann zu Bett gehen. Wohlgemerkt, sie sollte, sie tut es aber nicht. Stattdessen lenkt sie ihre Schritte über den ausgestorben erscheinenden Marktplatz in Richtung „Goldene Harfe“. Das Tor ist noch geöffnet, doch der Schankraum ist mittlerweile ungewohnt leer. Nur noch einige Gestalten sitzen vereinzelt auf den Stühlen, oder an der Theke und nehmen ihre letzten Getränke ein, wobei der Großteil schon eindeutig tief genug in die Becher geschaut hat, und besser  nichts mehr trinken sollte.
Eine Person am Ausschank hat Borgil offenbar in ein äußerst geistreiches Gespräch verwickelt. Eines, wie es nur von einem Alkoholbeduseltem geführt werden kann, und Atevora vermutet dem Wirt könnte eine Befreiung von diesem durchaus Recht sein. So hält sie schnurstracks auf die Theke zu und nutzt eine kurze Pause zwischen den gelallten Wörtern um sich aufzudrängen.
Ihre Vermutung war korrekt, Borgil scheint zumindest nicht Unfroh über die Abwechslung, oder Unterbrechung. Beide tauschen ein wenig Abseits des Betrunkenen einige knappe Sätze, wie sie eben üblich sind, bevor sich Atevora nach Yasraena erkundigt. Borgil bekundet daraufhin leider, dass die Elbe bereits vor längerer Zeit zu Bett gegangen ist.
Sie hatte das bereits vermutet, und doch hatte sie anderes gehofft. Die Magierin möchte sich bereits zum Gehen wenden, da hält sie jedoch inne. Es ist eine spontane Frage die ihr auf der Zunge brennt, die sie gern beantwortet wüsste. Denn sie ist durch ihre Beziehung mit Yasraena und der Tatsache, dass diese hier arbeitet und wohnhaft ist, sowie ihr Pferd in den Stallungen stehen hat, zwangsweise dazu gezwungen öfter dem Zwerg zu begegnen, obwohl sie anderes vorziehen würde. Der Grund dafür liegt auf der Hand, es lag an diesem Zwiespalt in ihr. Borgils Gesellschaft ist seltsamer Weise angenehm, sie weckt manches Mal ein Flüstern an eine Erinnerung, und gleichzeitig ist sie ihr unangenehm, denn sie weiß um seine Informationsquellen und seinen Einfluss. Es beginnt ihr müßig zu werden, bei jeder Begegnung wünscht sie sich mehr dieses Gefühl des Umlauerns ein wenig abstreifen zu können. Und so entscheidet sich Atevora dafür die Begegnung und die Gelegenheit einer relativ leeren Harfe zu nutzen um ihre Gedanken und Fragen anzusprechen.
"Herr Zwerg? Erlaubt Ihr mir eine Frage fernab dem Geschäftlichen?"
Beginnt sie etwas ungalant. Es ist Borgil anzusehen, dass er noch nicht so genau abschätzen kann was er von der Shin Frage halten soll, doch er antwortet ihr einwilligend in typischer Borgilmanier, bei der sich Atevora immer ein wenig so vor kommt, als wollte er sie verschaukeln.
Wie zumeist beschließt die Magierin darüber hinwegzusehen und fährt unbeirrt fort. "Beantwortet Ihr sie mir ehrlich und wahrheitsgetreu?" Er gibt sich einverstanden, und ihr ist so als könne sie belustigte Neugierde in seinen schwarzen Augen aufblitzen sehen.
"Werde ich von Euch nur höflich geduldet, oder bin ich tatsächlich Willkommen?"
Damit hat sie ihn wohl amüsiert, irgendwie. Atevora ist die Frage aber durchaus ernst, sehr ernst sogar. Sie weiß er ist freundlich zu ihr, zumindest auf seine Weise. Sie ist ihm wohl willkommen als Kundschaft, denn sie ist höflich, hat noch nie ärger verursacht, oder vielmehr ist sie darauf nie eingegangen um ihn eskalieren zu lassen, zahlt verlässlich und gibt auch ausreichend Trinkgeld. Sie wird also auf jeden Fall geduldet, aber ist das alles? Vermag ihre Bekanntschaft Bereicherung zu bringen abseits des Geldes? Gibt es eine Chance auf dünnere Mauern?
Borgil Antwortet ihr mit einer Gegenfrage:
>"Kommt Ihr eigentlich gern hierher oder nur weil Ihr müsst?"<
Atevora runzelt die Stirn und sinniert einen Atemzug lang über die Frage. Sie kommt zu dem Schluss: jede mögliche Antwort darauf ist Bezugnehmend auf ihre Frage unbefriedigend. Eine Gegenfrage, er bleibt ihr also eine Antwort schuldig. Vielleicht versucht er höflich zu sein, weil er meint, dass sie die Antwort nicht erfreuen würde? Oder dachte er an Hintergedanken? Es ist nicht wichtig, sie wird nicht noch einmal nachhaken. Die Shin schüttelt enttäuscht den Kopf. Mit den Worten „Gute Nacht Herr Zwerg.“ wendet sie sich ab, geht, und lässt damit vermutlich einen irritierten Wirt zurück.


Langschnee, Jultag

Tane stand eines kühlen Langschneetages, auch hier wirkt der Name des Mondes dieses Jahr seltsam falsch gewählt, plötzlich am frühen Nachmittag vor Atevors Haustür. Sie blinzelt ihn verschlafen an, sein Klopfen hat sie aus der Bettruhe gerissen und das obwohl sie vor hatte nicht vor dem Dunkelwerden ihr warmes Bett zu verlassen. Tane lässt sich allerdings nicht beirren, er hat ein Anliegen an Atevora, doch als er es vorträgt glaubt die Magierin sie hört nicht recht. Er möchte bei ihr Kekse backen? Er hat es zuvor in der Pfirsichküche versucht, meint er, doch die hat ihn bald wortreich aus der Küche verbannt. Der Shin ist es einerlei. Soll er doch ihre Küche unsicher machen, soll er Kekse backen, wenn er meint. Sie lässt ihn in die Wohnung und verkrümelt sich wieder in ihr Schlafgemach. Wenn sie dachte sie würde nun noch Schlaf finden, lag sie sowas von falsch. Wie dieser rorthaarige Kerl doch penetrant sein kann. Ständig dieses rumkramen, das Lärmen, ein Klopfen an der Zimmertür, die Fragen: Atevora wo ist dies, wo ist das, sagmal, weiß tu wie man.. und so weiter und so fort. So stand sie also schließlich mit ihm gemeinsam in der Küche um diese vermaledeiten Kekse zu backen, die er sich eingebildet hatte. Natürlich hatte Atevora genau so viel Backerfahrung, wie damals wissen über Pferde. Es gab einige Hürden zu meistern. Zum Einen hätten sie aufdenken sollen, gelegentlich nachzusehen ob die Kekse schon fertig gebacken sind. Nichts dergleichen taten Beide, sie haben stattdessen getratscht bis ein beißender Geruch zusammen mit dunklem Rauch ihre Aufmerksamkeit forderte. Keksförmige Kohlestücke waren das Ergebnis, und eine verstunkene Wohnung.
Natürlich hatte Tane die Grenzgeniale Idee den Kokelgeruch mit dem verlockenden süßen Duft eines neuen Bleches Bäckerei auszumerzen. Der Vorschlag klang einigermaßen vielversprechend. Also alles von vorne, dieses Mal sogar von Erfolg gekrönt. An diesem Erfolgserlebnis galt es festzuhalten, so drängte das Rothaar Atevora noch dieses Rezept und jenes und eines noch umzusetzen, und schließlich hatten sie mehrere Kilo Kekse in der ganzen Wohnung verteilt herumliegen.
Was wird nun als dem ganzen süßen Naschwerk? Sie beschließt ihren Anteil als kleine Aufmerksamkeit zu verteilen. An wen? Die Liste steht bald fest. Zu den zu Beschenkenden zählen: Aurian, der Kastellan, Mealla, Olgyv, weiters der Harfenwirt samt Gemahlin, der Besitzer des Stalls in dem Harm untergebracht ist, und jene Adelige deren Gutbesitze sie betreut.
Somit wird dieses Jahr zum ersten Mal seitdem sie in der Stadt ist dem Brauchtum gefrönt. Die  Magierin verteilt kleine Döschen mit Backwerk in der Stadt.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 10. Jan. 2012, 14:27 Uhr
10. Silberweiß 512


Inzwischen fühlt sich Yasraena in der Tausenwinkelgasse fast wie zuhause und findet sich in dem Gewirr aus Gassen und Häusern tatsächlich zurecht.
Selbstredend hält sie sich nicht ausschließlich hier auf, um die kleinen Läden zu bestaunen bzw. sich der Waren zu erfreuen, die in dem einen oder anderen kleinen Geschäft angeboten werden, sondern um Zeit mit der Lady zu verbringen. Nicht selten, wenn ein freier Tag folgt, nächtigt sie auch bei Savena. So auch gestern.
Nachdem Yasraena ihr Tagwerk verrichtet hat, haben sie gemeinsam Zeit mit ihren Pferden verbracht, um anschließend bei der Lady einzukehren.
Der Abend mit der Shin war lang und ein Glas Wein folgt den Anderen, so ist es bereits später Vormittag, als sich Yasraena und Savena im Bett zu räkeln beginnen. Der Wein war wirklich hervorragend, weder die Eine noch die Andere verspürt Kopfschmerzen. Allerdings strotzen sie natürlich auch nicht gerade von Energie und so kuscheln sie sich noch eine ganze Weile schweigend aneinander und genießen die gegenseitige Nähe und die Wärme der warmen Decken.

Irgendetwas kitzelt der Elbe Nasenspitze und sie schlägt die Augen auf. Eine Strähne des weißen Haares Savenas hat sich zu ihr verirrt und so streicht sie diese sanft zurück hinter das Ohr der wunderschönen Lady. Zart liebkost sie dabei mit ihrem Handrücken der Menschenfrau Haut. Halb im Bett aufgerichtet, beugt sie ihren Kopf zu ihrer Liebsten herab und haucht ihr einen Kuss auf die Wange. Gerne hätte sie den Mund geküsst, doch der Kopf Savenas ist so in dem Kissen vergraben, dass sie diesen nicht erreicht, ohne die Menschenfrau vorher unsanft zu bewegen. Natürlich ist die Lady aber ebenfalls bereits wach und mit einem Lächeln auf den Lippen dreht sie sich selbst und ihren Kopf der Elbe entgegen. Sofort nutzt die Elbe die Chance und haucht ihr zarte Küsse auf die weichen Lippen. Hätten sie gestern der Zweisamkeit nicht so intensiv genossen, so wären die Küsse der Elbe wohl fordernder, bestimmter. So jedoch begnügt sie sich damit den Morgen ruhiger zu beginnen. Am gestrigen Abend waren die Beiden beinahe übereinander hergefallen, als die Tür endlich hinter Savenas Wohnung zufiel. Der Grund dafür ist ebenso einfach wie plausibel. Den ganzen Abend haben sie sich im Öffentlichen bewegt und mehr als ein gelegentlicher, viel zu kurzer Austausch von unauffälliger Zärtlichkeit, welche das Feuer der Lust nur noch mehr schürte, waren den Beiden nicht vergönnt. Und so kam es, dass sie den Abend bei Savena, wie schon viele Male zuvor, ganz intensiv ausgekostet haben, ehe sie es sich mit dem Wein gemütlich gemacht haben und später abermals, dann jedoch  zärtlicher und ruhiger die Zweisamkeit genossen haben.

Nun ist es Morgen und sie Beide können, sofern Savena die Zeit hat, den ganzen Tag gemeinsam genießen. Im Moment erweckt es jedenfalls nicht den Anschein, dass ihre Liebste sie alsbald fortschicken würde, um ihren eigenen Geschäften nachzugehen. Davon ab, hat Yasraena auch nicht vor sich fortschicken zu lassen. Heute nicht… Es gab ohnehin einiges zu bereden, was in den Augen der Elbe keinen weiteren Aufschub mehr duldet. Selbstredend hätten die Beiden ewig so weiter machen können, doch die Geheimnisse zwischen Ihnen beiden erschweren die Beziehung unnötig und außerdem möchte die Elbe endlich wissen woran sie ist. Natürlich ist sie sich inzwischen sicher, dass die Gefühle Savenas ebenso echt sind wie ihre eigenen. Aber wie weit gehen diese Gefühle? Sind sie tief genug für aufrichtige Ehrlichkeit? Natürlich befürchtet Yasraena, dass dieses Gespräch alles zunichte macht, was sie sich Beide geschaffen haben. Nicht umsonst hat sie das Thema bisher gemieden und doch erachtet sie diese Thematik als Notwendigkeit, die sie nicht länger vor sich her schieben kann.
Und so versucht sie einen Anfang: „Savena… Wie heißt du eigentlich wirklich?“ Ein kurzer Blick in der Shin verdatterte Augen genügt und Yasraena erklärt sich: „Du hast mir von deiner Vergangenheit erzählt. Daher gehe ich davon aus, dass du einen anderen Namen angenommen hast. Stimmt das? Und wenn dem so ist… Ich würde einfach mehr über dich erfahren.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 14. Jan. 2012, 15:04 Uhr
Leise Geräusche dringen an Atevoras Ohr. Trippelnde Schritte im Haus, das fegende Geräusch eines Besens auf dem Gang und kaum merklich und doch präsentes leises, murmelndes Stimmengewirr von der Straße her.
Die Stadt ist längst zum Leben erwacht. Viel zu früh für Atevoras Geschmack. Die Nacht war lange, und sie hat jeden Augenblick zusammen mit Yasraena intensiv genossen. Die erwachte Stadt kümmert sie nicht, noch nicht. Ihre Handlanger würden auch einige Stunden ohne sie auskommen, im Moment steht ohnehin nichts wichtiges an bei dem sie unter Zeitdruck stünde. Kurz öffnet Atevora die Augen. Sie kann die Silhouette der Elbe dunkel vor dem schweren Vorhang sehen, der nur an seinen Enden das Licht des Tages in den Raum spähen lässt. Gerne würde sie der Elbe Wange Liebkosen, doch sie möchte die Schöne nicht wecken, und so streckt sich Atevora rollt in eine bequeme Liegeposition und gibt sich damit zufrieden ihre Wärme im Rücken zu spüren und ihrem gleichmäßigem Atem zu lauschen.
Sie ist beinahe daran wieder in den Schlaf zu nicken, als sich Yasraena neben ihr regt. Kurz darauf streicht der Elbe Hand zärtlich über Atevoras Schläfe und ein sanfter Kuss berührt ihre Wange. Wie wundervoll auf diese Weise aus dem Traumdunst geholt zu werden. Atevora lächelt bevor sie die Augen aufschlägt. Sie kann Yasraena zwar nur als unklaren schemenhaften Umriss erkennen, doch das ist mehr als genug. Sie hat bereits jeden kleinsten Shenkel der Elbe liebkost und erforscht, sodass ihre Gedanken von selbst der Schönen Gestalt vor ihren Augen malt.
Wie das Leben einem manchmal so spielt..
Sie hätte niemals gedacht, dass ihr ein Wesen jemals soviel bedeuten würde. Sie dachte immer sie wäre zu solchen Gefühlen nicht fähig und ein Mensch, der nur der Machtgier, Blutsucht und dem grausamen Wahnsinn einheimfallen könnte. Sie hat wohl gehofft es möge nicht so sein, dass es sie nicht eines Tages über diese Klippe in das tiefe Loch, das nur zum Tod führt treibt. Es war unbewusst ein Strohhalm an den sich ein Teil von ihr, neben dem Trotz und dem Aufbegehren gegen ihren Ernährer, festhielt: wenn keine andere Hoffnung für sie bestanden hätte, hätte sie wohl nie die Aufgabe bewältigt die sich ihr stellte, als sie den Rang einer Magierin erlangte, oder? Aber es waren nur wage Gedanken einer insgeheim verzweifelten. Erst Yasraena brachte zum Vorschein, dass nicht nur diese Leere in ihrem Inneren herrscht, die sie in dieser Welt immer als eine ruhelos getriebene und ausgestoßene gebrandmarkt hat.
Es ist gewissermaßen schon interessant, sie hätte die Magd vor den Vorfällen, die sich in der Blumenballnacht zutrugen, wohl nie näher beachtet. Musste sie nun Njucon, der sie einfach wortlos einsam am Ball zurückließ, den Meuchelmördern die sie zusammenschlugen, schänden und töten wollten, und dem Kredithai, mit seinen Vorbehalten und der drohenden Klinge, nun sogar dankbar sein? Die Elbe beendet Atevoras Gedankengänge mit einem Kuss.
Ein wundervoller Start in den Morgen. Stellt Atevora fest.  "Guten Morgen Liebste." dann streckt sie sich ausgiebig, setzt sich auf und schiebt ihre Füße über die Bettkante. Sie möchte die Vorhänge zurückschieben und das Licht ins Zimmer fließen lassen um der Elbe Anblick zu genießen. Sie betrachtet die Elbe gerne, wenn sie ihr noch halb im Schlaf und mit lakemzerwühltem Haar am Morgen entgegenblickt, denn dann scheint sie noch viel mehr ein Teil ihres Lebens zu sein als sonst.
So geht sie um das Bett herum zum Vorhang und schiebt diesen mit Schwung zurück, und sogleich ergießt sich das matte Morgenlicht durch die bunten Motivglasfenster in das Schlafgemach und taucht es in ein unwirkliches blaugetragendes Farbenspiel. >>“Savena?“<< Ertönt es mit der Lichterflut vom Bett her. Sogleich dreht sich Atevora zu der Elbe um und unterdrückt aufgrund der Kühle im Raum ein Frösteln.
>>“Wie heißt du eigentlich wirklich.“<< Fügt die Elbe an, und Atevora, von der Frage überrascht, bleibt im ersten Augenblick nichts anderes übrig als die Elbe verdutzt anzusehen.
Die Shin hatte schon lange befürchtet, dass solch eine Frage eines Tages auf sie zukommen wird, und sie hat sich tausende Möglichkeiten überlegt darauf zu antworten, doch im Moment ist keine mehr davon greifbar. >>“Du hast mir von deiner Vergangenheit erzählt. Daher gehe ich davon aus, dass du einen anderen Namen angenommen hast. Stimmt das? Und wenn dem so ist... Ich würde einfach mehr über dich erfahren.“<< Setzt sie erklärend fort.
Die Magierin seufzt innerlich, überwindet mit zwei Schritten die Distanz zwischen sich und Yasraenas und setzt sich an die Kante des Bettes zu ihr.
„Du willst mehr über meinen Namen und über mich erfahren? Sind Namen denn so wichtig? Genaugenommen sind sie nur ein loses Gefüge von Buchstaben, außerdem dachte ich, du kennst mich. Ich weiß du kennst mich, sehr gut sogar. Du forscht in meinen Gefühlswelten, du weißt meine Gefühle für dich sind aufrichtig überdies hast du mir doch auch lange Zeit hinterherspioniert.“ Womöglich überrascht es die wundervolle Frau vor sich zu erfahren, dass sie im selben Maßen unter Beobachtung stand, wie die vermandlich beobachtete. „Die Unterstadt ist ein schäbiger Ort, voll erbärmlichen Lebens und deren stinkenden Hinterlassenschaften. Und ich bin ehrlich zu mir selbst, ich bin oft um nichts besser als jene die man freimütig als Abschaum bezeichnet.“ Kurz gleitet der Magierin Blick wie in Melancholie ab. Es ist auch eine gewisse Ironie, dass sie mit der Armenspeisung das Leid anderer erträglicher macht in dem sie, unter anderem, Geld aufwendet, dass sie verdient hat, indem sie andere ins Leid gestürzt hat. „Ich habe mich oft gefragt, weshalb du mich und meine Gesellschaft, die deinem Ruf nur schadet, dennoch akzeptiert hast und nicht versucht hast dein Wissen an die Garde weiterzutragen.“ Atevora sieht der Elbe tief in die Augen und streckt die Hand aus um eine ihrer weißen Haarsträhnen hinter das Ohr zu streichen. Yasraena hat sie und ihre Eigenheiten immer akzeptiert, und sie weiß, sie möchte wohl nur erfahren weshalb Atevora womöglich so geworden ist wie sie eben ist. Sie kann der Elbe vertrauen, oder? Sie möchte Yasraena nicht verärgern oder verlieren indem sie ihr einer Antwort schuldig bleibt. Wenn, dann ist es besser sie riskiert es, und springt über ihren Schatten. Wenn sie dabei im eisigem Wasser landet, dann hat sie zumindest Gewissheit ob sie nicht vielleicht träumerisch mehr in diese „Liebschaft“ hinein-phantasiert hat, als wirklich vorhanden ist. Die Shin seufzt schwer. „Savena ist mein dritter Vorname. Es widerstrebt mir meinen vollen Namen zu nennen, ich fürchte er ruft bei uns Beiden nur Grauen hervor, und sei es nur aufgrund Erinnerungen die mich einholen, oder Erklärungen die sich aufzwingen mögen wenn ich dir meinen Namen genannt habe.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 16. Jan. 2012, 15:39 Uhr
Yasraena fürchtete, dass Savena diese Frage verschreckt. Natürlich ist sie sich der Gefühle sicher. Auch ist sie fest davon überzeugt, dass es ihrer Liebsten genauso ergeht und doch war dort ein kleiner Restfunken von Skepsis, der befürchtete, diese Frage nach der Vergangenheit könnte alles zerstören. Doch vermag eine einfache Frage solch tiefe Gefühle überhaupt zu zerstören?
Doch selbstredend entgeht es der Elbe nicht, dass sich Savena verspannt und sie entgeistert anblickt. Hatte sie nun alles zerstört? Gefühlte Ewigkeiten verstreichen und in der Elbe Gedanken jagt eine Katastrophenvorstellung die Nächste. Bis Savenas Stimme das Gedankenchaos abrupt beendet: >Du willst mehr über meinen Namen und über mich erfahren? Sind Namen denn so wichtig? Genaugenommen sind sie nur ein loses Gefüge von Buchstaben, außerdem dachte ich, du kennst mich. Ich weiß du kennst mich, sehr gut sogar. Du forscht in meinen Gefühlswelten, du weißt meine Gefühle für dich sind aufrichtig überdies hast du mir doch auch lange Zeit hinterherspioniert.< Das gesagt verliert an Bedeutung, der letzte Satz hallt in der Elbe Gedanken nach. Sie wusste es? Die ganze Zeit wusste sie es und hat mich nicht aus ihrem Leben verbannt oder mich drauf angesprochen?
Die Überraschung ist der Elbe sichtlich anzusehen. Schockiert, dass sie ebenfalls unter Beobachtung stand, ist sie zwar nicht. Dafür eher tatsächlich verwundert, dass Savena überhaupt noch mit ihr zu tun haben mag.
Einen Moment dauert es, ehe sie sich gefangen hat und erwidert: „Nein, so wichtig sind Namen nicht. Ich dachte…“ Kurz stockt sie. Doch was ändert es jetzt einen Rückzieher zu machen? Es liegt  ihr schon so lange auf dem Herzen und so fährt sie fort: „…Es sei ein guter Einstieg die Geheimnisse, welche zwischen uns stehen, aus der Welt zu räumen.“
Derweil holt die Shin weiter aus > Die Unterstadt ist ein schäbiger Ort, voll erbärmlichen Lebens und deren stinkenden Hinterlassenschaften. Und ich bin ehrlich zu mir selbst, ich bin oft um nichts besser als jene die man freimütig als Abschaum bezeichnet.< Der Liebsten Blick wirkt ein wenig traurig und driftet von dannen. Ganz so, als wäre sie in ihren eigenen Gedanken verloren. Sofort werden der Elbe Gefühle geweckt und sie schlägt die Decke beiseite und rückt ein Stück näher an die Magierin heran. Die Shin fährt fort: >Ich habe mich oft gefragt, weshalb du mich und meine Gesellschaft, die deinem Ruf nur schadet, dennoch akzeptiert hast und nicht versucht hast dein Wissen an die Garde weiterzutragen.<
„Wie könnte ich?“ entfährt es der Elbe ein wenig entrüstet. „Glaubst du meine Vergangenheit ist makellos und rein? Was schert mich die Garde oder deine Vergehen? Ich habe gewiss genug hinter mir um deswegen nicht mit dem Finger auf Andere zu zeigen. Zudem, niemand mag es verurteilt zu werden. Also warum sollte ich dich nicht nehmen wie du bist?“ Ihre Stimme wird wieder sanfter: „Außerdem… Bist du mir viel zu wichtig.“ Doch ehe das Gespräch zu sehr in die Gefühlsebene abdriftet, zeigt sich ein verschmitztes Lächeln auf der Elbe Gesicht und mit einem leichten Hauch von Sarkasmus in der Stimme erkundigt sie sich fordernd: „Welchen Vorteil glaubst du, hätte ich wohl davon, wenn meine Liebe im Kerker vor sich hin vegetiert? Mir fällt kein einziger ein.“ Dann wird ihr Gesichtsausdruck wieder ernst und nachdenklich: „Obwohl… Ich könnte deinen Unterricht übernehmen  und vielleicht gar deine Geschäfte in der Unterstadt an mich reißen. Wäre doch gelacht, wenn ich deine Kundschaft nicht ebenso zufriedenstellen könnte, wie du!“ Ihr Ton ist herausfordernd und keine Spur von Humor ist enthalten. Kein Lächeln oder Glitzern in den Augen verrät der Elbe Spaß. Savena, welche offensichtlich noch immer ein wenig in der Melancholie gefangen scheint, guckt tatsächlich ein wenig schockiert. Lachend wirft die Elbe ein Kissen nach ihr und im Nu entsteht eine ausgelassene Kissenschlacht. Am Ende liegen Beide prustend vor Lachen in den weichen Decken. Doch nicht lange. Der letzte Rest Müdigkeit wurde von der Ausgelassenheit vertrieben und so kleiden sie sich an und erkunden Küche und Vorratsraum. Yasraena deckt den Tisch, während die Shin Brot, Käse und Schinken aus der Kammer holt. Schnell brät Yasraena noch Eier. Savena schneidet derweil das Brot und kurz darauf sitzen die Beiden gemütlich am Tisch und genießen ihr herzhaftes Frühstück.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 21. Jan. 2012, 15:30 Uhr
>„Obwohl… Ich könnte deinen Unterricht übernehmen  und vielleicht gar deine Geschäfte in der Unterstadt an mich reißen. Wäre doch gelacht, wenn ich deine Kundschaft nicht ebenso zufriedenstellen könnte, wie du!“ <
Hum? Wie bitte? Liegt es Atevora irritiert auf der Zunge, doch bevor sie ihre Gedanken auch nur ansatzweise aussprechen kann, segelt ihr ein Kopfkissen entgegen und trifft sie am Kopf. Überrumpelt blinzelt sie. Was sollte nun dieser Unsinn bitte? Sie wird nun gewiss nicht, wie bei den kleinen verwöhnten Bälgern, eine Kissenschlacht... andererseits, irgendwie..Das schreit es nach Vergeltung!.
Zu was für Tollerei sie sich von der Elbe hinreißen lässt. Das sieht ihr gar nicht ähnlich, und gerade desshalb tut es gut auch einmal alles abzuwerfen und ausgelassen den Tag zu begrüßen. Zum Schluss liegen Beide mit dem Rücken am Bett. Eines der Kissen hat den Belastungen nicht stand gehalten und ist aufgerissen, sodass einige vereinzelte Federn zu Boden stieben. Eine der vorwitzigen weisen Daunen kommt kitzelnd direkt auf Atevoras Nase zu liegen. Irgendwer wird das heute aufwischen und den Kopfpolster stopfen müssen, und mit irgendwer meint sie sich natürlich selbst. Wobei, das stopfen wird sie auslagern. Jenes alte Mütterchen, dass üblicherweise ihre Kleidung wäscht, ist sicher nicht abgeneigt sich mit so einer kleinen Näharbeit am Abend etwas hinzuzuverdienen.
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, bei dem es jeder sofort als lächerliches Gerücht abtun würde, dass die Shin zu so einer Gesichtsmuskelbewegung überhaupt fähig ist, verlässt sie das Schlafgemach und bereitet mit Yasraena das Morgenmahl zu.
Nebenher stellt Atevora einen Sud aus Heublumen für das anschließende Bad auf. Sie wird es sich vermutlich auch heute wieder sparen einige Kübel mit Wasser aus der Zisterne im Innenhof zu holen und stattdessen ihre Magie in Anspruch nehmen.

Sie sitzen Beide am Tisch und genießen die kleine Frühstückstafel von der andere im selben Haus wohl nur zu träumen wagen. Zwischen den Bissen unterhalten sie sich über einige kleine Belanglosigkeiten. Unter anderem kommen sie zu dem Thema, was sie mit dem restlichen Tag anfangen werden. Vielleicht ein kleiner Ausflug mit den Pferden ins Larisgrün? Wieder zu den heißen Quellen? Es gäbe auch eine hübsche Höhle mit interessanten Felsformationen, eine davon sieht aus, als säße ein Skelett in der Wand und starre auf sie herab. Teile der Wände sind mit fluoreszierenden Gewächsen, sie kann nicht sagen ob es Moose, Algen und andere kleine Lebewesen sind, überzogen, welche die Höhle in ein kühles grünblaues Licht tauchen das besonders im Frühling, oder Herbst am intensivsten ist. Shafir hätte gewiss Freude an solch einem Ausflug. Oder wollen sie lieber durch die Tausendwinkelgasse streifen und den vielen kleinen Wunder hier beiwohnen? Es gibt immer wieder Magier die hier ihr Können den gelegentlichen Besuchern nur für lobenden Applaus vorführen, oder manches Mal sind auch einige Feen zu sehen, die sich zu musikalischen Klängen in der Nähe ihres Kobels zum luftigen Tanz hinreißen lassen. Zudem sind immer wieder außerordentlich nützliche Dinge an den kleinen Ständen entlang der winkeligen Gassenwege zu entdecken. Der Harfen hätte gewiss auch seinen Charme, ist es doch immer wieder eindrucksvoll die großen Schiffe zu beobachten wie sie anlegen und welche Gestalten und Waren sich aus ihren Bäuchen heraus aufs Land ergießen.
Savena räumt mit der Elbe zusammen den Tisch ab, und ihre Liebste übernimmt es das Geschirr abzuwaschen unterdessen sich Atevora um das Bad kümmert.

Um sich auf ihr Vorhaben einzustimmen legt sie Seife, Badeöl, Bürste und Korrallenschwamm und Handtücher adrett und Griffbereit in die Nähe des Zubers. Dann mit geübter Konzentration erscheint warmes dampfendes Wasser in der Wanne. Vorsichtig überprüft Atevora die Temperatur, und gießt dann zufrieden den Heublumensud ins Nass. Zurück in der Küche beobachtet sie die Elbe wie sie das letzte Stück gereinigten Geschirrs in das Regal stellt, und greift, als die Elbe Atevora hinter sich bemerkt, mit einem verführerischen Schmunzeln auf den Lippen nach Yasraenas Arm und führt sie zum wassergefüllten Zuber.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 25. Jan. 2012, 13:33 Uhr
Geschafft… Viel zum Abwaschen gab es bei nur zwei Essern auch nicht. Yasraena stellt den letzter Teller zu den Anderen in das Geschirrregal, als Savena sich ihr nähert. Gerade will sie sich schon zu ihrer Liebsten umdrehen, doch da hat Savena bereits ihren Arm ergriffen und zieht Yasraena mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen zu sich, nur um sie dann mit sanftem Nachdruck zu dem angerichteten Bad zu führen.
Ein leicht blumiger Duft  erfüllt die Luft. Zu schwach um aufdringlich oder schwer zu sein und dadurch sehr angenehm. Das Wasser ist bereits warm. Und die Elbe vermutet, dass die Shin ihre Magie genutzt hat. Anders wäre es gar nicht möglich gewesen, den Zuber so schnell zu füllen oder zu erwärmen. Gerne hätte sie ihr dabei zugesehen. Ein Bad auf diese Weise anzurichten ist wahrhaft praktisch.  Ohne Savenas Fähigkeit hätten sie Eimer für Eimer Wasser herauftragen, auf dem Herd erhitzen und dann in den Zuber gießen müssen. Yasraena mag sich gar nicht vorstellen, wie lange das gedauert hätte. Vermutlich wäre ihnen während des Schuftens die Lust auf ein warmes Bad vergangen. So jedoch grenzt es an ein Wunder, ganz ohne diese Arbeit den Komfort eines warmen wohlig duftenden Bads genießen zu können.
Die Elbe zieht Savena zu sich heran, küsst erst ihre vollen Lippen und benetzt dann ihren Hals mit unzähligen sanften Küssen, ehe sie sich, die Haut ihrer Liebsten weiter mit ihren Lippen liebkosend, über die Schulter bis zum Rücken hinarbeitet. Nachdem sie einen letzten sanft fordernden Kuss in den Nacken ihrer Liebsten haucht, streift sie die Träger des  Kleidgewandes von den Schultern. Mit einem sanften rascheln rutscht der helle Stoff nun an dem Körper der Shin herab und sammelt sich in einem weichen, silbrig weißem Meer zu deren Füßen. Unterdessen wendet sich die Magierin nun zu Yasraena um und hilft dieser ebenfalls beim entkleiden. Sanft bewegen sich der Menschenfrau zarten Hände über  der Elbe Körper und hinterlassen ein wohltuendes Prickeln. Nachdem auch die Elbe vollständig entkleidet ist, wird die Shin noch von ihrer Unterkleidung befreit und beide steigen in das wohlige Warm des Wassers. Vergessen ist die Planung für den heutigen Tag, von der ohnehin kaum ein Vorschlag beide wirklich zufrieden gestellt hat. Mit dem Korallenschwamm bewaffnet, wird zuerst der Shin und dann der Elbe Körper vollständig erkundet und liebevoll verwöhnt. Anschließend frönen sie  ausgiebig der Zweisamkeit. All das, was sie in der Öffentlichkeit nicht zu deutlich ausleben wollen, wird nun in vollen Zügen nachgeholt.

Am Ende ihres Liebesspiels, ruhen beide in dem noch immer warmen Wasser und genießen die Nähe der Anderen. Yasraena hätte ewig so in dem Wasser liegen bleiben können, doch langsam ist ihre Haut zu aufgeweicht und auch der Shin Haut scheint es nicht besser zu gehen. So steigen die Beiden wieder aus dem Zuber, trocknen einander ab und kleiden sich wieder an. Nun bleibt ihnen Beiden doch nichts Weiteres übrig, als sich zu entscheiden, was sie mit dem noch jungen Tag anfangen sollen. Der Möglichkeiten gab es viele. Doch wirklich überzeugend schien keine von ihnen. Also warum nicht das Thema vom früheren Morgen aufgreifen? Jetzt wo sie ohnehin offen gelegt haben, einander bespitzelt zu haben, könnte man doch einen gemeinsamen Ausflug dorthin unternehmen oder etwa nicht? Aber wie würde die Lady denken, wenn Yasraena statt eines idyllischen friedlichen Ausflugs durch Talyra oder die Umlande, einen gemeinsamen Besuch in der Unterstadt vorschlägt? Nun, mehr als die Idee ablehnen, würde Savena gewiss nicht. Also warum es nicht drauf anlegen und einen Versuch wagen?
„Um noch mal auf die Ideen für den heuteigen Tag zurück zu kommen. Mir wollen sie irgendwie alle nicht recht gefallen und du hast mir auch nicht den Eindruck gemacht, als würde eine von ihnen dich besonders überzeugen. Aber was hältst du davon, gemeinsam einen Ausflug in die Unterstadt zu machen? Das wäre doch mal was anderes.“ Mit einem verschmitzten Lächeln ergänzt sie: „Zudem bräuchte ich dir dann dorthin nicht mehr nachstellen!“ und spielt damit direkt die von Savena getätigte Kundgebung, dass ihre Beobachtungen nicht unentdeckt blieben.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 31. Jan. 2012, 15:57 Uhr
Es ist wundervoll diese Zweisamkeit, sich gegenseitig verwöhnen, alle Mauren und Zwänge einfach fallen zu lassen. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt, danach gesucht ohne es zu wissen? Unverhofft hat sie es gefunden in dieser Frau.
Entspannt liebkost Atevora der Elbe Haut und merkt dabei wie rau und faltig ihre Finger bereits sind. Auch wenn sie noch gerne einige Stunden hier liegen bleiben würde, das Wasser zwischenzeitlich aufwärmen, oder warmes Wasser herabprasseln lassen, damit ihnen nicht kalt wird, sie sollten aus der Wanne steigen. So steigen Beide aus dem Zuber und kleiden sich an. Atevora kämmt soeben ihr nasses Haar glatt, da dringt wieder Yasraenas angenehme Stimme an ihr Ohr. >„Um noch mal auf die Ideen für den heutigen Tag zurück zu kommen. Mir wollen sie irgendwie alle nicht recht gefallen und du hast mir auch nicht den Eindruck gemacht, als würde eine von ihnen dich besonders überzeugen.“< Da hat sie recht.
>“Aber was hältst du davon, gemeinsam einen Ausflug in die Unterstadt zu machen? Das wäre doch mal was anderes. Zudem bräuchte ich dir dann dorthin nicht mehr nachstellen!“ <
Der Magierin wäre beinahe die Bürste aus der Hand geglitten. Was sie davon hält? Nicht viel, soviel steht fest. Hatte ihr ihre Liebste zum Thema Unterstadt nicht richtig zugehört? Sie wollte doch nicht wirklich und tatsächlich nach dem wohlig, gut duftendem Bad ihren freien Tag in diesem schmierigen, verdreckten von Unrat bedeckten, stinkendem Horror verbringen? „Du möchtest wirklich deinen freien Tag dort unten verbringen? Der Wolfsmarkt mag ja noch relativ geruchsneutral,.. sauber sein und einen gewissen Charme des verbotenen versprühen, doch der Rest? Es wäre schön, könnte der Unrat dort unten zum Himmel stinken, doch leider wird er nur von Erde und Gestein zurück in das Unterirdische Gangsystem zurück gedrückt. Gestalten die sich selbst längst aufgegeben haben, lassen sich irgendwo fallen, wo sie gerade Platz finden, bis sie von jemand anderen vertrieben werden, oder solange keiner dieser den Winkel für einige Zeit mehr für sich haben möchte, weil der Unglückliche sich seines Kots und Urins dort entledigt hat wo er gerade ist und in seinen eigenen Exkrementen sitzen bleibt. Man sieht oft Gestalten erbrechen, aufgrund Krankheit, Suchtmittel, oder Gift, zusammensacken und an ihrem Erbrochenen ersticken. Sie sterben und verfaulen wo sie liegen blieben und die Ratten sind der einzige Segen, der den Gestank von verfaulendem Fleisch eindämmt, bis ein kleiner neuer Bandenchef sein neues Revier absteckt, oder ein alter seines erweitert und den Kadaver im Kanal beseitigt, damit er zum See hinaustreibt und dort die Algen düngt, währenddessen er selbst die fetten Ratten als Eintopf frisst, welche sich zuvor an der Leiche gütlich getan haben. Am erträglichsten sind abseits des Wolfsmarktes nur die festen Reviere der großen, oder alteingesessenen Banden, die ihr Gebiet von herumlungernden sauber halten, und dort ist es für niemanden ratsam, sich lange aufzuhalten, der diesen Gruppierungen nicht angehört, oder ihnen nutzbringend sein kann. Alternativ gibt es noch die vergessenen Wege, die verborgenen Gänge, die drückenden einsturzgefährdeten Tunnel und verwinkelten ehemaligen Kellerbuchten vormaliger, längst überbauter Bauwerke, die niemand bei Verstand noch aufsucht, da sie zu eng sind, und zu gefährlich zu betreten, oder in ihnen verborgen die Schrecken alter Legenden erwachen, oder auch nur Munduskinder auf ihre Mahlzeit lauern.
Das ist keine Übertreibung, das ist die Unterstadt abseits dieses aufregenden Prickelns von Neuem und Gefahr. Hättest du ein Jahr deines Lebens dort als fast Leibeigene verbracht, weil dich irgend eine Person nach einem Dämonenangriff wieder zusammengeflickt hat, würdest du das ebenso sehen. Ich steige dort nur hinab, wenn ich es muss, und nicht weil ich es möchte, oder den Nervenkitzel genieße. Da wäre mir ein Besuch des Lord Commanders in seinem Solar bei Weiten lieber, und dabei, ich schwöre es dir, dieser Mann verachtet mich. Ich kann allerdings nicht genau abschätzen ob es ist, weil er weiß wer ich bin, oder war – denn das weiß er mit Sicherheit, anderenfalls wäre er ein Idiot, und wenn der Lord Commander eines nicht ist, dann das – oder weil er vermutet womit ich größtenteils mein Geld verdinge. Ich schätze Letzteres, denn er scheint relativ uninteressiert am, und unangetastet vom ansonst so kultivierten feudalem Ränkespiel, und meine „Herkunft“ und die damit verbundenen Gruselgeschichten schienen ihn wenig zu jucken.
Wie es aussieht spreche ich das Thema Herkunft nun doch von ganz alleine an, hm? Sagt dir der Name De Jales etwas?“

Atevora lässt den Namen kurz sickern. „Richtig, dieser de Jales. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen als sein Fleisch und Blut zu gelten. Die Gerüchte um ihn sind teilweise nicht unwahr, er hat sich unvorstellbare Grausamkeiten geleistet, auch mit mir. Aber weißt du was das Absurde dabei ist? Ich konnte es vorher nie verstehen, aber was er mir auch antat, so sehr er mich auch manipulierte, bemüht war mich nach seinen Anschauungen, Überzeugungen und Wünschen zu formen – so wie es jede Erziehungsperson und jeder Elternteil versucht seine Werte auf die Kinder zu übertragen – und mich zu seiner Marionette werden zu lassen, ich denke auf seine verquere und unbegreifliche Art, hat er mich dennoch tatsächlich geliebt. Seine Ansichten und Wege waren allerdings eindeutig ausgesprochen Fehlerhaft.“

So sitzen die Beiden noch einige Zeit und tauschen sich über ihre Vergangenheit aus. Atevora erzählt von verdrängten Erinnerungen, vielen Geschehnissen und Vorfällen, Taten und Handlungen ihrerseits von denen sie sich selbst nicht immer sicher ist, ob sie tatsächlich stattfanden, oder Salmakes es ihrem Geist nur vorgaukelte. Er verstand es mit manch Giftlein den Verstand zu verdrehen und beeinflussen, sie selbst kennt welche mit denen sie den Leuten glauben machen und einflüstern könnte was sie wollte, doch es ist ihr zu gefährlich. Sie hat die Dosierung aufgrund unzähliger Versuche an Unfreiwilligen nicht perfektioniert, so wie Salmakes. Nur etwas zu viel, und die Person wäre tot, und wenn eines Atevora nicht im Sinn stand, dann war es einfach so ein Leben zu beenden nur weil sie theoretisch dazu in der Lage wäre.

Zum Schluss, als sich Beide lange ausgesprochen haben, kommt Atevora wieder auf ein anderes Thema zu sprechen. „Ich habe mir übrigens etwas überlegt. Ich werde zwar gewiss nicht nur des Aufenthaltes dort unten in die Unterstadt gehen, aber wenn ich das nächste Mal dort hinab muss, werde ich dir das mitteilen und dich mitnehmen, sodenn du das willst. Schließlich meintest du, du möchtest einmal meine Geschäfte übernehmen, und wie solltest du das, wenn du nicht weißt was ich da denn überhaupt treibe, nicht wahr?“ Atevora schmunzelt ein wenig spitz. „Zusätzlich habe ich dann im Ernstfall, verborgen in den Schatten noch die Schwerthand einer wunderschönen und tödlichen Elbenassasine hinter mir. Außerdem ist kein Ort mehr schrecklich, wenn du bei mir bist.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 01. Feb. 2012, 12:29 Uhr
Der Schrecken Savenas ist beinahe greifbar, als Yasraena ihr eröffnet, dass ein gemeinsamer Ausflug in die Unterstadt doch ein netter Zeitvertreib sei. Die Lady holt aus ihr näher zu erläutern wie unappetitlich, ekelhaft und abstoßend dieser Ort in ihren Augen ist. Zugegeben, das sieht die Elbe nicht anders. Ein Paradies findet man dort unten wahrlich nicht und dennoch würde sie ihre Liebste gerne dorthin begleiten und sei es nur, um sie besser kennenzulernen und auch über ihre Geschäfte zu erfahren. Sie würde wahrlich zu gerne jede Kleinigkeit aus dem Leben der Shin wissen, auch wenn diese Informationen sie an einen so widerwertigen Ort wie die Unterstadt führen. Zudem ist es der Elbe in der Tat herzlich gleich, wie abstoßend der Ort ist, solange sie nur viel mehr Zeit mit der Shin verbringen kann und da diese nun einmal viele Geschäfte hat, um die sie sich kümmern muss und welche ihre freie Zeit wahrlich arg einschränken, liegt es doch nur Nahe, dass man beides miteinander verbinden muss, will man mehr Zeit gemeinsam verbringen.

Der Shin endlose Rede über den Abschaum der Stadt nimmt kein Ende. Hätte wer anders diese Rede gehalten, der Elbe wäre es wohl sehr langweilig erschienen, all diesen belanglosen Worten, welche ihr ohnehin nichts verraten, was sie nicht selbst schon weiß, zu folgen. Doch der Stimme Savenas lauscht sie immer gerne, so dass die Bedeutung der Worte selbst kaum eine Rolle spielt. Auch wenn sich Savena gerade ausgiebig darüber auslässt, wie man einen solchen Ort überhaupt freiwillig aufsuchen kann, muss die Elbe nur schmunzeln. Savena ist aber auch zu niedlich und auch ihre alles andere als feine aber dafür umso treffendere Wortwahl mit der sie den Unrat der Unterstadt beschreibt, amüsiert die Elbe. Einfach weil die Worte auf sie so untypisch für die Lady wirken. Das Grinsen bleibt Yasraena allerdings rasch im Halse stecken, als Savena nunmehr doch auf ihre Vergangenheit eingeht. Sie erzählt von einem Dämonenangriff und davon ein Jahr als Leibeigene in der Unterstadt gelebt zu haben. Schon will sich Yasraena für ihren unbedachten Wunsch gemeinsam dorthin zu gehen entschuldigen, doch Savena lässt ihre Liebste gar nicht zu Wort kommen. Stattdessen holt sie weiter aus und berichtet davon, dass der Lord Commander sie nicht mag. Sie seine Gesellschaft aber der Unterstadt jederzeit vorziehen würde.  
Yasraena hätte alles vermutet, nur nicht, dass Savena tatsächlich dort unten in dem Unrat gelebt hat und sie ist fürwahr schockiert. Ein solcher Ort passt in der Tat nicht zu Savena und Yasraena hat, auch wenn sie es sich nur ungern eingesteht, tatsächlich eine etwas verträumte Ansicht zu dem Leben Savenas entwickelt. Klar, sie musste fliehen, gehört einer adeligen Familie an, welche sie jagen würde, sobald ihnen aufgeht, dass es Savena noch gibt, aber dass sie als Leibeigene an diesem Ort hat leben müssen? Die Elbe hatte eher vermutet, dass ihre Liebste die Unterstadt aufgesucht hat, um mit zweifelhaften Geschäften ihren alten Wohlstand zurückzugewinnen und zumindest finanziell auf nichts verzichten zu müssen. Das jedenfalls war der Elbe Plan, als sie angefangen hat sich mit den Möglichkeiten der Unterstadt zu befassen. Doch ob all der Banden hat sie als Neuling kaum eine Möglichkeit gesehen, dort Fuß zu fassen, ohne sich der einen oder anderen Gruppierung anzuschließen, was ganz gewiss nicht in ihrem Sinne ist.

Aber als ob der Shin Geständnis nicht schon genug wäre, setzt sie jetzt, wo sie einen Teil der Vergangenheit enthüllt hat, noch einen oben drauf und erkundigt sich bei Yasraena, ob ihr der Name De Jales etwas sagt. Und wie könnte er nicht? Entsetzen breitet sich auf Yasraenas Gesicht aus, als sie versucht sich irgendeine Verbindung zwischen De Jales und Savena auszumalen. Doch das Geheimnis bleibt nicht länger im Raum stehen, sondern wird von Savena gelüftet. Sie offenbart der Elbe, dass sie seine Tochter ist. Das Erlebte erzählt sie nüchtern, nahezu emotionslos, ganz so, als hätte sie mit dieser unliebsamen Vergangenheit längst abgeschlossen. Yasraena kann sich dennoch nur allzu gut vorstellen, was Savena unter ihrem Vater hat erdulden müssen. Sie kann es sich mehr als nur vorstellen, denn sie hat unter ihrem Vater auch Dinge erlitten, deren Ausmaße sich kaum jemand vorstellen kann – außer vielleicht Savena und um ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen, berichtet auch die Elbe von ihrer Vergangenheit. Sie erzählt, dass ihre hochelbische Mutter von einem Shebaruc versklavt wurde und sie dieser zweifelhaften Verbindung entsprang. Auch erzählt sie, dass ihr Vater sie für seine eigenen Zwecke nutzen wollte und sie daher schon früh zur Perfektion erzogen wurde. Fehler wurden bestraft. Die Bestrafung für Wiederholungsfehler fiel natürlich besonders heftig aus. Es war keine willkürliche Grausamkeit aus einer Laune heraus, mit der er sie bestrafte, vielmehr folgte er seinen eigenen Regeln. Nichts desto trotz waren die Strafen als sehr grausam zu bezeichnen und da Yasraena diese Bestrafungen natürlich sehr fürchtete, versuchte sie immer alles perfekt zu machen, um seinen Zorn niemals auf sich zu ziehen, was natürlich gar nicht immer gelingen konnte. Auch offenbart sie Savena, dass es ihrer Mutter schlussendlich gelang ihn zu töten und sie Yasraena mit in die Elbenlande nahm, aber dorthin habe sie nie recht gehört und auch wenn niemand sie offen als Shebarucblut beleidigt hätte, haben die Elben etwas getan, was ihr noch unangenehmer war, als es jede Beleidigung gekonnt hätte: Man hat sie bemitleidet.
Nach und nach hat sich Yasraena aber selbst abgesondert. Die Spiele der anderen elbischen Kinder erschienen ihr belanglos. Sie hatte nie gelernt zu spielen oder unbeschwert Kind sein zu dürfen und so kamen ihr die Kinder lächerlich vor, was sich wiederrum im Verhalten der jungen Elbe zeigte und was selbstredend zur Folge hatte, dass sich die Anderen nach und nach abwendeten. Letztendlich blieb ihr die Gesellschaft unzähliger Bücher und der Pferde. Nachts hat sie heimlich ihre vom Vater gelernten Kampfkünste weiter trainiert, denn ihr war lange genug eingebläut worden, wie wichtig es sei, seinem Gegner stets einen Schritt voraus zu sein und das konnte man nur, indem man seine Waffe besser beherrscht, als der Gegner die Seine. Yasraena hat immer verstanden, wie wichtig es ist perfekt zu sein. Ein einziger Fehler bedeutete in der Welt ihres Vaters Schmerz und in der realen Welt mitunter gar den Tod. Als Kind war ihr diese Weltsicht sonnenklar. Mittlerweise sieht sie natürlich vieles anders, aber sich verteidigen zu können, kann nie unwichtig sein. Es mag der Tag kommen, an dem ihr Leben davon abhängt oder wie es bei ihrer Begegnung war, das von Savena.

So erzählt die Elbe ihrer Liebsten nahezu ihr ganzes Leben. Die Worte der Elbe sind wohl gewählt, suchen gewiss nicht nach Mitgefühl oder ähnlichem. Auch kommt es ihr nicht in den Sinn die Geschichte Savenas mit ihrer eigenen übertrumpfen zu wollen. Wie könnte man auch diese beiden unterschiedlichen Lebenswege miteinander vergleichen oder gar gegeneinander aufwiegen? Und so sind ihre Ausführungen ähnlich emotionslos wie die der Shin. Yasraena fühlt sich ob der Erzählungen nicht einmal in die Vergangenheit versetzt. Es erscheint ihr, als würde sie ihr Leben neutral von außen betrachten. Als hätte jemand anderer diese furchtbaren Dinge erlebt und nicht sie selbst. Es dauert eine ganze Weile, ehe sich die Beiden über ihr bisheriges Leben ausgetauscht haben. Viel zu viel haben die beiden Frauen erlebt, als dass man es kurz umreißen könnte. Nachdem sie nun ihre Vergangenheit offen gelegt haben, schweigen sie eine Weile. Keine weiß so Recht, was sie sagen soll. Einander trösten? Wohl kaum. Schreckliche Dinge passieren. Niemand der Beiden kann sie ändern oder ungeschehen machen. Es käme auch keinem der Beiden in den Sinn, denn so schlimm die Vergangenheit auch sein mag, sie Beide kannten es nicht anders. Zudem wären sie ohne die vielen Dinge die geschahen, heute nicht hier. Auch hätte das Leben sie womöglich zu gänzlich anderen Persönlichkeiten geformt und wer kann schon wissen, ob das gut wäre?

Savena ergreift als erste wieder das Wort: >Ich habe mir übrigens etwas überlegt. Ich werde zwar gewiss nicht nur zum Aufenthalt  dort unten in die Unterstadt gehen, aber wenn ich das nächste Mal dort hinab muss, werde ich dir das mitteilen und dich mitnehmen.<
Hatte sie gerade richtig gehört? Savena würde sie sogar freiwillig mitnehmen, wenn sie ihre Geschäfte zu erledigen hat? Yasraena steht die Freude über das Vertrauen Savenas deutlich ins Gesicht geschrieben.
Ohne eine Spur von Ironie oder Sarkasmus in der Stimme, ergänzt Savena trocken: > meintest du, du möchtest einmal meine Geschäfte übernehmen, und wie solltest du das, wenn du nicht weißt was ich da denn überhaupt treibe, nicht wahr?< Yasraena kann ob des Humors ihrer Liebsten nur schmunzeln. Anderen wäre ob des toternsten Tonfalls wohl die Ironie entgangen, doch Yasraena weiß die Anspielung auf ihren eigenen Scherz richtig zu deuten. Savena fährt unbeirrt fort: >Zusätzlich habe ich dann im Ernstfall, verborgen in den Schatten noch die Schwerthand einer wunderschönen und tödlichen Elbenassasine hinter mir. Außerdem ist kein Ort mehr schrecklich, wenn du bei mir bist.<
Zuerst will Yasraena sie korrigieren und sie wissen lassen, dass sie ganz sicher alles andere als eine Assassine ist. Immerhin weiß ein jeder, dass sie eine einfache Viehmagd ist. Außerdem hat sie tatsächlich nie für Münzen getötet. Doch all das weiß Savena, nun nachdem sie ihre Vergangenheiten offen gelegt haben, längst. Und zugegebener Maßen mag Yasraena durchaus an eine Assassine erinnern, wenn sie ihre Waffe zieht. Ihr Vater hat ihr beigebracht, wie man eins mit seiner Waffe wird, wie man sich schnell und geschmeidig bewegt und sie hat das Training lange fortgesetzt. Erst nachdem sie die Elbenlande hinter sich ließ und unter den Menschen ihr Glück in einem normalen Leben suchte, hat sie ihr Training nahezu aufgegeben. Sie würde wieder mehr trainieren müssen, wenn die Shin auf ihre Künste baut. Wie dem auch sei, Yasraena korrigiert ihre Freundin nicht. Stattdessen fühlt sie sich sichtlich geschmeichelt, als ihre Liebste ihr offenbart, dass jeder Ort seinen Schrecken verliert, wenn sie die Gesellschaft der Elbe genießen kann. Ein schöneres Kompliment hat sie in ihrem ganzen Leben nicht gehört, aber zugegebener Maßen, es gab der Komplimente auch nicht sonderlich viele. Sie hatte gelernt, in dem was sie kann, ihre Anerkennung zu finden. Sie hatte sie nie verstanden, diese selbstlose Liebe, bei der man sich nur über die geliebte Person freut, einfach weil es sie gibt, nicht weil sie etwas für einen tut oder etwas Bestimmtes tun kann. Und doch erlebt sie nun genau das mit Savena. Alleine die Existenz der schönen Magierin reicht ihr voll und ganz. Sie liebt die Magierin tatsächlich und aufrichtig ihrer selbst willen, nicht für das was sie ist oder kann. Die weiche, melodische Stimme der Elbe ist leise und fast wie zu sich selbst sagt sie „Ich habe es nie für möglich gehalten… Nie geglaubt, dass irgendjemand auch für mich dieses Gefühl empfindet… Noch weniger hielt ich es für möglich selbst je voll und ganz zu lieben. Durch dich habe ich so viel gelernt und erkannt.“ Bei den letzten Worten blicken ihre Augen in die der Magierin. Mit einem verschmitzten Lächeln fährt sie fort „Doch genug von all dieser Gefühlsduselei, sonst fallen wir abermals übereinander her und verbringen den ganzen wundervollen Tag hier in deiner Wohnung… Nicht das mich das stören würde, doch fällt uns gewiss noch etwas Besseres ein… Wo wir gerade dabei sind, gibt es etwas, was ich noch benötige, wenn ich dich demnächst in die Unterstadt begleite? Denn dann könnten wir einige Besorgungen machen. Waffen habe ich wohl. Diese ruhen derzeit in einer verschlossenen Truhe vor sich hin. Auch Kleidung, welche es mir erlaubt mein doch recht auffälliges Haar zu verbergen und nahezu unerkannt dort unten zu weilen, hätte ich wohl. Allerdings hört es da auch schon auf. Da dir meine Beobachtungen nicht entgangen sind, muss es noch immer genug Möglichkeiten geben, mich zu erkennen. Ich vermute, dass meine Augen nicht gerade leicht zu vergessen sind. Auch sehe ich keine Möglichkeit, wo ich mich für diese Ausflüge umgestalten kann. Bisher habe ich dunkle Gassen und verlassene Häuser gewählt, aber wie du weißt sind die Armen und Wohnsitzlosen dort allgegenwärtig – ein unnötiges Risiko. Aus der Harfe kann wohl auch ich kaum in unterstadttauglicher Garderobe spazieren. Borgil würde mich gewiss lynchen, wenn er Wind davon bekommt. Auch deine Wohnung, wo du dir doch dabei bist, deinen Ruf zu bessern, käme kaum in Frage. Der Nachbarn gibt es viele und wer weiß wie oft sie uns erspähen und schlussendlich 1 und 1 zusammenzählen. Hätten wir einen möglichen Unterschlupf, könnte ich auch einige Dinge dort lagern und müsste sie nicht in der Harfe behalten, wo sie vielleicht auch über kurz oder lang auffallen könnten.“

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 05. Feb. 2012, 21:25 Uhr
10. Silberweiß 512



Aufmerksam lauscht Atevora allem was Yasraena ihr mitteilt. Sie kann das erlebte nachvollziehen, kennt sie doch diesen Drill auf Perfektion und die Strafen aus eigener Erfahrung. Bei all den, gleich wie bei ihr, so eigenwillig sachlich und emotionslos geschilderten Etappen, erkennt Atevora auch hier, dass der Blutelb nicht nur ein Monster war, schließlich hatte er sein altes Leben hinter sich gelassen, vermutlich damit es Yasraenas Mutter besser erging, und sie sowie Yasraena leben konnten. Alles weitere kannte er nur nicht anders, er konnte sich von den Ketten seiner vorherigen Erziehung, und seines Blutelbenlebens nicht befreien, er konnte nichts anderes weitergeben als ihm selbst anerzogen wurde. Es ist schon für einen Menschen kaum möglich auszubrechen, alles was er kennt abzuwerfen und sich anzupassen, Atevora weiß schließlich von sich selbst wie vergleichsweise kaputt und fehlerhaft sie aufgrund ihrer Erfahrungen und Erziehung in der Vergangenheit in dieser Gesellschaft gemessen an den anderen hier lebenden Individuen doch ist. Wie ungleich schwieriger musste so eine Umstellung für einen Elb sein? Es ist nur schwer zu sagen, wie lange er dort in den Tiefen mit seinesgleichen gelebt hat und alles als niederen Abschaum ansah. Vielleicht nur zwei jahrzehnte, womöglich mehrere Menschenleben lang? Eines stand fest, er fand sich in der Welt hier draußen nicht zurecht, und die Welt hier akzeptierte ihn nicht. Daraus erwuchs wohl ein unvorstellbarer Zwiespalt, den Yasraena und ihre Mutter zu spüren bekamen. Ob Yasraena ihrem Vater verziehen hat, so wie sie Salmakes? Vermutlich nicht.
Am Ende, als Beide alles einander erzählt haben herrscht Schweigen. Es gibt keine Worte des Mitgefühls, oder des Trostes. Es braucht dieser Worte auch nicht.
Es liegt Wehmut in der Luft, aber auch soviel Frieden.
Fühlt es sich so an, wenn ein neues Kapitel im Leben aufgeschlagen wird? Was es wohl bringen wird, welche Geschichten sie schreiben werden? Es ist gleichgültig, solange sie gemeinsam die Feder führen.
So schlägt sie der Elbe vor auch gemeinsam die Geschäfte in der Unterstadt anzupacken. Yasraena wirkt glücklich über den Verschlag und bringt das auch zum Ausdruck. „Doch genug von all dieser Gefühlsduselei, sonst fallen wir abermals übereinander her und verbringen den ganzen wundervollen Tag hier in deiner Wohnung… Nicht das mich das stören würde, „
Atevora lacht. Die weiße Mistress würde sich daran gewiss auch nicht stören, aber vielleicht wäre es doch sinnvoll den Tag mit etwas halbwegs produktiven zu verbringen. Der Wollust haben sie sich heute schon genug hingegeben, vorerst zumindest. Noch ein wenig verschmilzt in Gedanken wiegend, was sie vielleicht am Abend noch so alles mit der Elbe anstellen könnte, wird sie im ersten Augenblick von Yasraenas Fragen fast überrannt. Ein joviales Schmunzeln stiehlt sich immer breiter auf Atevoras Lippen.
„Liebes, deine Überlegungen sind reizend. Im übrigen, unterschätze dein Können nicht, ich kam mir zwar damals, als du mir gefolgt bist, gelegentlich beobachtet vor, doch vielleicht hätte ich es nicht einmal weiter bemerkt, wenn ich dich nicht schon zuvor hätte gezielt beobachten lassen.“
Während Atevora spricht, rechnet sie schon mit der Frage, warum sie die Elbe überhaupt überwachen ließ, und, tata, da ist sie auch schon die Frage. „Warum? Ach, wegen der Leichen in jener Nacht. Jemand hat sie beseitigt und fürchtete du könntest hier zu neugierig sein, den Dingen nachgehen und mich mit der Unterstadt und den Geschäften von jemanden in Verbindung bringen, weswegen er dich töten wollte, ursprünglich. Es erschien mir etwas unfair, dass du getötet werden solltest, da du mir das Leben gerettet hast, darum versicherte ich der Person mich des Problems selbst annehmen und stellte dich unter Beobachtung. Genaugenommen sind die Befürchtungen mit etwas Verzögerung dann eingetreten, und, … nun, ich hätte mich darum kümmern müssen,“
Es ist schwer zu sagen, ob es Yasraena schockiert, dass ihr Leben auf Messers Schneide war, und dass Atevora ursprünglich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hat sie zu beseitigen, oder ob es ihr imponiert, dass die Magierin für sie gebürgt hat, damit ihr Leben verschont wird, auch wenn es hohe Risiken für sie barg. „doch dummerweise hatte ich mich da schon verliebt. Blöde Sache, nicht?“ Setzt Atevora fort, und als Antwort wirft Yasraena abermals einen Polster nach der Magierin.
„Ich glaube es wird Regen, oder Schnee geben, die Kopfkissen fliegen heute so tief..“
Ein wirklich schlechter Scherz.
„Was die Kleidung und den Einstieg in die Unterstadt betrifft.. nun, es gibt mehrere Wege in die Unterstadt. Als du mir folgtest ist dir gewiss aufgefallen, dass ich ab und an plötzlich unauffindbar verschwand, nicht? Magier können durchs magische Gewirr reisen, ich könnte mich sofort von hier aus mit dir einige Etagen tiefer in die Unterstadt begeben, oder vom Fliegengrund aus, da gibt es zudem einen Zugang, der offiziell als Lager fungiert, oder durch die Kanalisation getarnt als wohltätigen Besuch bei jenen die dort in der Kloake leben. Ich besitze auch eine Nische in der Unterstadt, dort könnten wir deine Besitztümer für dein zwielichtiges Doppelleben lagern, oder hier bei mir. Bei mir wohnt niemand, arbeitet niemand, und mein zweifelhafter Ruf, also die Furcht der Dummen, bringt den Vorteil, dass niemand auf die Idee kommt hier einzubrechen. Apropo Ausrüstung, wie du wohl bemerkt hast, nutze ich in der Unterstadt, und im Umfeld, wenn ich als weiße Mistress unterwegs bin eine Maske, ich denke es wäre ganz amüsant wenn wir dir die Selbe basteln. Das könnte ein wenig Verwirrung stiften. Punkt Kleidung und Waffen: Der Schneider Cordus näht dir sicherlich alles was du dir wünscht, er ist glücklicher Weise so uninteressiert an Gerüchten und die Welt zieht so unberührt an ihm vorbei, dass hier keinerlei Gefahr besteht, dass er über irgend ein Geplapper zusammenhänge findet. Das heißt wir können uns gerne am Markt oder Platz der Händler bei den stoffanbietenden Ständen umsehen. Bezüglich der Waffen, hm, ein weniger auffälliges Schwert vielleicht? Ich kenne einige sehr fähige Söldner, die über den Winter in der Stadt sind, sie könnten uns bei der Beratung zur richtigen Waffenwahl, oder einer brauchbaren Bezugsquelle weiterhelfen, ich denke auch in Punkto Rüstung könnten sie gute Auskünfte geben.Vielleicht sollte ich mir hier auch einmal etwas vernünftiges zulegen. Wir sollten sie auf jeden Fall aufsuchen. Es würde mich wundern wenn sie sich nicht im Pfirsch herumtrieben. Einer der Söldner ist übrigens ein grandioser Schwertkämpfer, wenn es dich interessiert. Wenn du noch Bedenken zu deinen Fähigkeiten des Hinterherschleichens, oder etwas in dieser Art, hast, ich kenne die Einbrecherkönigin der Stadt, sie ist wohl die Beste wenn es darum geht unbemerkt irgendwohin und wieder von dort weg zu gelangen, und Tane, der Bursche mit dem ich mich Abgebe ist unglaublich geschickt darin Hindernisse zu überwinden, als gäbe es sie nicht, über Dächer zu Sprinten und Fassaden hinaufzuklettern, wie kaum ein anderer. Ich bin, wie ich bemerkt habe, bei solchen Aufgaben so behände wie eine Katze mit Holzbein und Gleichgewichtsstörungen“







<---- Die Kanalisation (http://forum.weltenstadt.de/?board=unterstadt;action=display;num=1148825416;start=225)

Ende Silberweiß 512


Es war nicht schwer Anhaltspunkte zu finden. Wie erwartet waren die verdächtigen Kleidungsstücke am Lumpenmarkt ausfindig zu machen. Es waren ohne Zweifel jene von Ijur, sie hatte sie einst selbst an ihm gesehen, als er ihr den Auftrag gab sich unauffällig ein wenig umzuhören um dem Bandenchef des toten Endes die Geschäfte etwas schwerer zu machen. Damals waren sie noch nicht Blutbesudelt und ohne Flicknaht. Die Bezahlung damals war, nebenher erwähnt, ser gut, und es war Atevora eine Freude die gewünschten Informationen weiterzureichen. Vermutlich würde der Bestienmeister ohne Skrupel die Plappermäuler beseitigen, wenn er wüsste wer sie sind. Doch die Plaudertaschen oft selbst nicht mehr so recht, dass sie überhaupt etwas weitererzählt haben. Es ist schon interessant wie Alkohol und die richtige Atmosphäre die Zunge zu lösen vermag, und was so manch Tölpel alles den Huren dieser Stadt in ihren Freudenstunden erzählen. Wie praktisch es für Atevora ist hier mit der Königin der Nacht und ihren früheren Beziehungen in der Schwarze Orchidee, sowie ihren eigenen regen Geschäften mit den Besitzern des „Löchrigen Eimers“ diese Quellen an Neuigkeiten für sich erschlossen zu haben. Die Huren der Schwarzen Orchidee brachten neben den Weibern an den Lumpenständen übrigens eine weitere entscheidende Information. Gestern Morgen war Atevora bei Maura, einer der Huren dieses Etablissements, und eine alte gute Bekannte von Miss Al'mere, und erkundigte sich, ob es neues, oder ungewöhnliches zu berichten gäbe. Viel wusste sie nicht zu erzählen, und doch war etwas dabei, das im ersten Moment vielleicht als unwichtig abgetan werden könnte. Laut ihrer Aussage gab es da zwei schmierige Typen die sie eindeutig als Bandenmitglieder vom Toten End identifiziert hatte. Normalerweise lungerten sie an der Treppe zum Hurenhaus herum und starren schmachtend und Notgeil zu den Orchideen, deren Dienste sie sich nicht leisten konnten. Doch nicht so vorletzte Nacht, da waren sie dort Gäste, und haben einiges an Geld verprasst. Offenbar waren sie kürzlich zu etwas mehr Geld gelangt. Eigentlich nicht unbedingt weiter erwähnenswert, wären da nicht Atevoras Recherchen am Lumpenmarkt gewesen. Mit etwas barer Münze und überzeugenden Worten, was in Erscheinungsweise als weiße Mistress nicht schwer war, ließ sie die dort gefundene Kleidung des ehemaligen Ganovens als Beweis zurück legen und sich von den Verkäuferinnen eine Beschreibung geben, wer die Kleidungsstücke bei ihnen abgab. Wie es der Zufall will, deckte sich diese mit jenen der zwei Kerle in der schwarzen Orchidee.  Bei einem der Schmuckhehler der Stadt, an der Grenze zum Handwerksviertel tauchten diese Gesellen ebenfalls auf. Zwei Kerle aus dem von Keeshar die Kleidung und Schmuck eines Toten verhökern, den sie zum Totenacker hätten bringen sollen, damit ihm die letzte Ehre erbracht wird. Sehr verdächtig. Mit dem Leichengeld hatten Beide dann nichts besseres zu tun als alles in einen Abend voll Lattenputzerei zu investieren.

Soweit sogut. Das war einfach. Atevora hatte auch eine genaue Vorstellung was sie mit ihrem neuen  Wissen anfangen wollte, und hier ging es dann an die etwas anspruchsvollere Informationsbeschaffung. Keeshar, was ist sein Tagesablauf, was sind seine üblichen Aufenthaltsorte, was seine Wege, welche davon bieten Deckung, wann ist er ungeschützt, das heißt wann ist er wo am besten abzufangen?
Atevora greift tief in ihre Trickkiste, um an die gewünschten Auskünfte zu gelangen. Seine Leute und Geschäftspartner sind ihm gegenüber seit Ijurs Tod loyaler, oder vielleicht doch eher furchtsamer? - als zuvor. Welch Glück, hat Atevora einige fähige Vögelchen in ihrem Dienst die es gekonnt verstehen andere Auszuhorchen, und ein weiterer Vorteil war, dass manche sie weit aus mehr fürchteten als den Bestienmeister. Wer möchte schon in die Klauen der weißen Mistress gelangen. Sie war schließlich ein Geist, kalter Nebel der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, oder es gierig daraus heraussaugt. Atevora weiß auch ganz genau woher dieser diffuse Ruf stammt. Der Nebelgeist war klar, aber der Blutsauger? Die Unterstadt hat zwischen Ihr und einem Munduskind das totenbleich, mit weißem Haar und spitzen Zähnen, eine Weile ebenfalls die Unterstadt heimsuchte, nicht unterschieden.

Atevora hat also die benötigten Informationen erhalten, heute Abend wird es so weit sein. Sie hat geplant wo sie ihn abfangen wird, und wie, doch für die Magierin ungewöhnlich macht sich eine gewisse Nervosität in ihr breit. Sie kommt nicht von daher, dass sie dem Bestienmeister gegenübertreten wird, dem sie Ijur zu Diensten noch eine Woche zuvor noch ordentlich ins Handwerk gepfuscht hat, sondern da sie Yasraena in die tiefen der Unterstadt mitnehmen wird. Um sich selbst zur Ruhe zu bringen, und ihre Kräfte wieder voll aufzufüllen, hat sich Atevora in die Mediation begeben.
Sie war gestern tief Nachts mit Yasraena schon einmal unten an dem Ort an den sie sich heute wieder begeben werden. Nur ganz kurz, eine Reise durchs magische Gewirr hin, und wieder zurück, um unbemerkt zu bleiben und Yasraena unter Anderem mit dieser Fortbewegungsart vertraut zu machen. Sie hat ihr kurz das Aktionsgebiet gezeigt und sie von der bestehenden Aufgabe und ihrer Rolle darin in Kenntnis gesetzt. Nun wird es ernst.
Es ist mittlerweile eine Woche vergangen seitdem Ijur vom Bestienmeister erstochen wurde, und wer weiß, vielleicht würde nun, einen Siebentag danach seine Leiche noch jemanden den Tod bringen.

Ein eindringliches Klopfen an der Tür dringt langsam zu der Shin durch. Im Hinterkopf ihres gedämmten Bewusstseins regt sich etwas. Sie weiß es wird Zeit zurückzukehren, irgendwie. Was ist Zeit, und wohin gilt es zurückzukehren? Ins hier und jetzt, antwortet es ihr, dorthin wo Yasraena vor der Tür auf sie wartet.
Atevora öffnet die Augen. Sie hat schon alles hergerichtet, in dem Raum in dem ansonst kein Gast Zutritt hat. Was Yasraena wohl in dem Raum erwartete der ihr bisher zu betreten untersagt war? Langsam erhebt sich Atevora. Es klopft wieder ungeduldig. Es gilt sich zu sputen,  denn sonst meint ihre Liebste noch, sie wäre nicht in ihrer Wohnung. Wobei, nein, vermutlich hat die Hübsche ihre Sinne längst nach hier ausgestreckt und ihre Gegenwart wahrgenommen. Sehr praktisch so etwas, auch die Nachtsicht, wenn man im Team mit so jemanden arbeitete.
An der Tür angekommen, öffnet Atevora mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Begrüßung ist mit ihrer Wortlosigkeit reicher als es jeder einfältiger Satz hätte sein können. Die Elbe tritt in die Wohnung, und Savena greift kurz ihre Hand und bittet sie ihr zu folgen. Anders als sonst legt die Elbe nicht ihren Mantel ab, sie tauscht auch nicht ihre Stiefel mit den auf sie im Vorraum wartenden Pantoffeln, sondern geht Atevora hinterher, durch den Wohnbereich ins Schlafzimmer. Dort schließt Atevora die Tür ins angrenzende Zimmer auf, und geht hinein.
Das Innere des Raumes wird von der Decke und von zwei Lichtquellen nahe der Wand erleuchtet, doch es sind keine Kerzen sondern Kristalle die den Raum erhellen. Manch einer fragt sich gewiss, weshalb nutzt die Magierin die Kristalle nur hier als Licht? Das ist einfach, sie sind selten und teuer und zudem liebt Atevora das Flackern der Kerzen und den Duft des noch kurz glimmenden Dochtes, wenn sie die Flamme löscht.
Der Raum wird bis in den kleinsten Winkel bestens ausgenutzt. Es befinden sich Regale an den Wänden und auch mittig aufgestellt, in ihnen Lagern zu einer Seite viele Schriftrollen, Bücher, Folianten und Briefe, mit brisantem, verbotenem und strittigem Inhalt, in anderen unterschiedlichste kleine Gefäße, Fläschchen, Döschen, und farbige Flakone, die unterschiedliche Pulver und Flüssigkeiten beinhalten. Getrocknete Pflanzen, wie beispielsweise Goldregen, Seraphimtrompete, Nachtschatten, und Bilsenkraut, hängen an einer Seite des Zimmers von der Decke, und lichtgeschützt im Schatten der Regale, sowie fein säuberlich der Länge nach aufgereiht einem freien Platz an den Wänden. Ein Schreibtisch beugt sich unter der Last verbotenem Wissens und wichtiger Formulare, Blaupausen und Pläne für zweifelhafte Geschäfte, oder dienend als Druckmittel gegen manch Bürger dieser Stadt. Nicht weit daneben, unter den trockenen Pflanzen an der Wand, befindet sich ein Tisch mit Reagenzgläsern, Mörser und allem was benötigt wird um so manch Giftlein zu brauen.
Fein säuberlich in einem letzten Regal samt schmalem Kasten und einem Kleiderständer davor sind Atevoras und Yasraenas Errungenschaften für die Unterstadt gelagert. Obwohl die Regale alle vollgeräumt und die trockenen Pflanzen einen kleinen Hauch von chaotischer Individualität in den Raum bringen, wirkt die Räumlichkeit nicht hoffnungslos überladen und mit dem kalten Licht sogar seltsam steril, organisiert und wohl durchdacht arrangiert um sich eine lange Suche zu ersparen. Wobei, nicht der gesamte Raum, sofort fällt einem hier auch ein Fremdkörper ins Auge. Ein kleiner Eiskasten steht suboptimal im Weg herum.

----> Die Unterstadt (http://forum.weltenstadt.de/?board=unterstadt;action=display;num=1148976497;start=90)

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 06. Feb. 2012, 15:17 Uhr
10. Silberweiß 512


Erstaunlich, doch der Zuspruch ihrer Liebsten tut ihr mehr als gut. Also war sie so ungeschickt in ihren Bemühungen der Shin nachzustellen gar nicht gewesen. Und auch sie selbst hätte Savena als weiße Mistress nie in der Unterstadt erkannt, wenn sie dieser nicht bereits vorher nachgestellt wäre. Die Maske, welche die Shin zu tragen pflegt, gefällt ihr in der Tat ausgesprochen gut, doch ist sie sich unschlüssig wie weit eine solche Maske ihr Gesichtsfeld einschränken würde und ihr in einer schweren Situation zum Verhängnis werden könnte. Konnte man damit Bewegungen aus den Augenwinkeln wahrnehmen? Wie verhielt es sich mit einem solch störenden Teil im Gesicht während eines Kampfes. Musste sie überhaupt mit Kämpfen rechnen oder würde die Magie der Shin ausreichen um sie Beide zu schützen? Konnte sie mit ihren Fähigkeiten der Liebsten wirklich eine Hilfe sein oder sagte sie es nur, damit Yasraena sich nicht unnütz vorkam? Nun, sie würde es bald herausfinden…

Dass ihr Leben auf des Messers Schneide stand, wundert die Elbe nicht. Sie hatte nachdem sie herausgefunden hat, das Savena ein zweites Leben in den Tiefen der Unterstadt führt, ohnehin das Schlimmste befürchtet. Wer dort seine Geschäfte aufgebaut hat und ihnen über solch lange Zeit nachgeht, durfte nicht zimperlich sein, wenn es darum ging eine Gefahr loszuwerden und doch waren die Gefühle der Magierin groß genug, um sie zu schützen. Für viele mag der Gedanke, dass es überhaupt im Bereich des Möglichen lag, durch jemanden sein Leben zu verlieren, schon ausreichen, diese Person zu meiden oder zu hassen. Für Yasraena jedoch, wiegt die Tatsache, dass sich Savena entgegen aller Vernunft dagegen entschieden hat, sich ihrer zu entledigen, weit mehr.

Savena holt aus, ihr die Wege in die Unterstadt zu offenbaren. Auch das Thema der Ausrüstung wird noch vertieft. So erfährt Yasraena welchen Schneider sie aufsuchen kann, da sie sich nicht für Gerüchte interessieren und auch nicht weiter tratschen würden, was er ihr gefertigt hat. Bei all den Dingen, welche Savena anspricht, malt die Elbe sich im Geiste aus, was das wohl alles kosten würde. Schwere Rüstungen trägt sie nicht, aber ihre schwarze Lederkleidung ist von der langen Reise abgenutzt und längst nicht mehr so gut, außerdem könnte diese durchaus erkannt werden. Weiße Kleidung, wie die der Mistress, kommt für sie nicht in Frage. Zu schnell verschmutzt diese und Blut und Dreck würden darauf zu sehr auffallen. Nein, gänzlich ungeeignet. Vielleicht wären unterschiedliche Grautöne am Geeignetsten. Damit könnte sie sich im Schatten auch besser verbergen, als im hellen weiß. So oder so, neue Kleidung war von Nöten. Das Leder sollte gut sitzen, ihre Bewegung nicht behindern und zeitgleich stabil genug sein, sie zu schützen. Günstig würde das wohl nicht werden. Eine neue Waffe? Wozu – es hat doch außer Savena niemand diese Klinge gesehen oder? Ungern würde sie sich von dieser Klinge trennen. Im Alltag trägt sie diese schon lange nicht mehr. Als sie diese noch trug, war die Klinge stets unter ihren Gewändern verborgen. Mittlerweile trägt sie, wenn überhaupt,  nur noch einen kleinen Stiefeldolch. Stiefel… Da war sie auch schon wieder beim Thema. Auch hier würde sie dringend neue gebrauchen. Das richtige Schuhwerk ist sehr wichtig und selbstredend würde auch dies kostspielig werden. Aber ihre normalen Stiefel würde sie keinesfalls nehmen können. Ein Paar Dolche, vielleicht auch kleine Wurfsterne oder eine andere Wurfwaffe wäre durchaus sinnvoll. Aber all das kostet Münzen. Es ist nicht so, dass ihr von den Deckakten ihres Hengstes nichts geblieben wäre, aber ob die Münzen wirklich reichen weiß sie nicht. Ein Punkt, welcher der Elbe gerade durchaus Kopfzerbrechen bereitet. Aber sie würde ja sehen, wenn sie mit Savena loszieht um alles zu besorgen, wie weit sie mit ihren Münzen käme.

Savena reißt sie aus ihren Gedanken und holt aus ihr zu berichten, bei wem sie ihre Fähigkeiten verbessern könnte.  Yasraena horcht auf, denn hierauf würde sie gewiss zurückkommen. Doch nicht mehr heute. Stattdessen machen sich die Beiden auf, um den Markt und die Händler zu besuchen und sich Yasraenas Ausrüstung zu widmen.

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Yasraena am 14. Feb. 2012, 13:57 Uhr
Ende Silberweiß 512


Yasraena ist ob des Ausfluges in die Unterstadt sehr gespannt. Noch weiß sie nicht, was sie Beide erwartet. Natürlich hatte Savena sie in ihre Pläne und Vorhaben eingeweiht und dennoch ist es etwas anderes die Magierin dorthin zu begleiten. Der Reiz des Unbekannten und Verbotenen wirkt auf Yasraena mehr als verführerisch und das trotz all dessen was ihr Savena darüber erzählt hat. Endlich bei ihrer Liebsten angekommen – wie hatte sie diesem Augenblick entgegengefiebert – ziehen sich die Beiden als gleich in das Arbeitszimmer der Mistress zurück, um sich für das Kommende vorzubereiten. Hätte Yasraena das Zimmer nicht bereits einmal mit Savena betreten dürfen, um die Einkäufe dort zu verstauen, so wäre sie jetzt aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen und hätte sich all die Utensilien genauer angesehen. Doch das hatte sie bereits in den vergangenen Tagen getan und sich zudem ein wenig mit Savena über die Wirkung verschiedener Gifte ausgetauscht. Das Wissen der Shin diesbezüglich übersteigt das der Elbe deutlich und so kamen sie überein, dass Savena sie im Gegenzug zu dem Reitunterricht tiefer in die Giftkunde einweist.

Yasraena hat das Ersparte, was sie durch Shunj’anar erlangte in eine passende Ausrüstung investiert, welche sie nun – genau wie ihr Kurzschwert – bei Savena aufbewahrt. Auch in der Harfe hat sie ein Kurzschwert. Doch ist dieses viel schlichter und soll lediglich ihre geliebte Waffe ersetzen, sollte sie diese dort je benötigen. Dass ihr geliebtes Schwert sie nicht in die Unterstadt begleitet, ist undenkbar. Dafür kennt sie die Waffe viel zu gut. Von dem Schwert abgesehen trägt sie einen Gürtel, an dem mehrere Wurfmesser befestigt sind, sowie einige verborgene Klingen für den Notfall. Die neuen Stiefel aus schwarzem Leder sitzen perfekt und die Elbe ist sich sicher, damit nahezu lautlos durch die Unterstadt zu schleichen. Die Schatten und verborgenen Nischen werden sie in ihrer dunklen Kleidung gut verbergen, weswegen sie sich schlussendlich doch für eine rein schwarze Aufmachung entschieden hat. Das Gesicht hat sie unter einer schwarzen maßgefertigten Maske aus dünnem Leder verborgen. Die Öffnungen für die Augen sind klein und mit einem durchscheinen schwarzen Stoff bespannt, der ihre Augenfarbe vollständig verbirgt und ihr dennoch eine gute Sicht ermöglicht. Natürlich würde sie im Dunkeln mit diesem Stoff als Mensch wenig sehen, denn die Sicht eines Menschen ist bereits ohne ein solches Hindernis des Nachts bzw. bereits in der Dämmerung stark eingeschränkt. Yasraena jedoch besitzt wie alle Elben die Gabe der Nachtsicht, so dass der Stoff sie kaum behindert und ihr dennoch einen ausgesprochenen Schutz bietet. Da das Leder selbst maßgefertigt ist und eng auf der Haut anliegt ist das Sichtfeld auch nur minimal eingeschränkt. Ihre silbrig-weiße Haarpracht trägt sie unter einer schwarzhaarigen Perücke verborgen. Selbstredend trägt sie auch einen Kapuzenumhang, aber sollte die Kapuze verrutschen, würde die Perücke sie dennoch schützen. Einige wenige Strähnen der nachtschwarzen Haare gucken  in leichten Wellen aus der Kapuze hervor, um den Anschein zu wahren, es würde sich tatsächlich um eine schwarzhaarige Frau handeln. Die falsche Haarpracht war teuer, doch die Elbe hat sie bereits erworben, als sie noch der Shin nachgestellt hat. Die Perücke hat zwei Vorteile, sie verbirgt nicht nur das auffallende Haar der Elbe sondern auch die spitzen Ohren bleiben unter den schwarzen Wellen perfekt verbergen. Ihr Umhang ist aus einem Wendestoff. Außen ist er schwarz, die Innenseite jedoch ist von hellem Grau. Der Saum und die Ärmel sind sowohl nach Innen und Außen umzuschlagen, so dass die zweite Farbe nirgends verräterisch hervorschimmert. Die Elbe hätte was den Umhang anbelangt nicht so tief in die Tasche gegriffen. Savena jedoch hat ihn dann erstanden und ihr mit den Worten „Glaub mir, du wirst ihn schon noch brauchen!“ überlassen. Auch die Shin trägt stets einen Wendeumhang von guter Qualität. Ein solcher Schutz für den Notfall sei unabdingbar.

Nachdem sich beide Frauen für den Ausflug in die Unterstadt zu Recht gemacht haben und keine von ihnen mehr als Savena oder Yasraena erkennbar ist, wirkt die Magierin ihren Zauber. Obgleich Savena schon öfter in Yasraenas Nähe Magie wirkte, ist es das erste Mal, dass Yasraena ihr dabei in die Augen blickt, welche beim Wirken der Magie von einem Glitzern durchzogen werden, welches mehr als nur vage an den Glanz der Himmelsgestirne am nächtlichen Firmament erinnert. Der Anblick raubt der Elbe schier die Sprache. Nie hatte sie etwas Schöneres erblickt. Fast wären ihr vor Rührung die Tränen in die Augen gestiegen, doch schon wird sie von der Magie erfasst und es zieht sie Beide fort in die Unterstadt. Auf diese Art zu reisen ist mehr als gewöhnungsbedürftig und gerade für die Elbe, welche die Kontrolle über das hier und jetzt und ihren Körper gar nicht gerne verliert, ist die Teleportation etwas, bei dem sich alle Nackenhärchen aufstellen und sie am Liebsten sogleich die Waffe ziehen würde und so ist der Anblick der Sterne in der Shin Augen zumindest für den Moment vergessen.

---> Unterstadt

Titel: Re: Atevoras Wohnung
Beitrag von Atevora am 26. Apr. 2012, 00:40 Uhr
Niniane hatte an diesem Tag Anfang Sturmwind Recht behalten. Kaum war die Magierin unversehrt in ihren Gemächern angekommen, erschallten auch schon die Sturmhörner der Steinfaust und nicht lange darauf brach ein Inferno aus heulendem Sturmwind, Blitzen und Regen los. Es war eine gewaltige Sturmfront, die über mehr als einen Tag über Talyra hinwegfegte. Er entwurzelte Bäume, stahl den Häusern die Dächer und manche hielten ihm nicht stand und stürzten in sich gänzlich zusammen als wären es bloß Kartenhäuser. Die baufälligen Gebilde des Armenviertels traf es dabei am Schlimmsten, das heißt, zumindest augenscheinlich. Es gab Bereiche in der Stadt welche den Schrecken der über sie hereinbrach besser verbargen: die Unterstadt. Sie traf es weit schlimmer als den Fliegengrund. Die Kanäle konnten die Wassermassen der Regengüsse nicht mehr aufnehmen, das Grundwasser stieg zusammen mit dem Wasserspiegel des Sees an, das gesamte überschüssige Nass drückte es in das Höhlen- und Tunnellabyrinth der Unterstadt. Der Großteil jene die dort unten ihr Leben fristeten, und denen kein Blick in den Himmel gegönnt war, hatte keine Vermutung was über sie hereinbrechen würde. Nur die Wenigsten achteten auf die fliehenden Ratten, oder hatten das Glück von jemanden außerhalb informiert zu werden um sich rasch genug in Sicherheit zu bringen. Die Flut spülte den gesamten Unrat hinfort und tauschte ihn mit Scharen aufgeschwemmter Leichen.
Viele von Atevoras Konkurrenten, Feinden, aber auch Geschäftspartner waren darunter und noch mehr ihrer namenlosen Helfer, Helfershelfer und Ohrenflüsterer.
Auch ein Schiff in dessen Ladung sie investiert hatte, geriet in den Sturm und arge Not, es schlug Leck und verlor mitsamt der Besatzung über die halbe transportierte Ware, und darüber hinaus traf der Sturm auch  noch einen Fuhrwerkszug dessen Ladung die eigentliche Ware tarnte, mit voller Härte. Viele Wagen wurden zerstört und die Schmuggelware von Wappnern im Umfeld, die nach dem Sturm eine Patrouille durchführten um den Zustand der Wege zu kontrollieren, entdeckt. Glücklicher Weise werden die Ermittlungen ins Nichts führen, denn die Zwischenstrohmänner die ihren Namen nennen könnten, können nicht mehr reden.
Alles in allem sehr herbe geschäftliche und finanzielle Einbußen und Rückschläge die sich hier in Aussicht stellten, und zudem kamen auch noch zusätzliche Aufwendungen auf sie zu, denn als eines der höchsten Häuser der Tausendwinkelgasse wurde auch bei ihrem Wohnhaus das halbe Dach vom Sturm hinfort getragen und sie, als Wohnungseigentümerin hatte einen beachtlichen Teil an Geldmittel für das neue Dach beizusteuern.

Aber der Sturm brachte und bringt nicht nur Lasten, sondern auch neue Möglichkeiten: die Chance sich neu auszurichten, oder bei dem teilweisen entstandenen Machtvakuum Fuß in neuen Bereichen zu fassen und die Shin wäre nicht sie selbst wenn sie diese Möglichkeiten ungenutzt verstreichen ließe.
Die Tage unmittelbar nach dem Sturm hatte sie demnach viel zu erledigen. Hinzu waren auch noch die Künste von Wassermagierin bei einigen gut betuchten Bürgerlichen für Trockenlegungen heikler Gebäudeabschnitte sehr gefragt und die gebotene Entlohnung ließ sie nicht lange mit sich Hadern ihre Zeit für diese Arbeiten freizuräumen. Es war nicht nur eine legale Tätigkeit und die exzellente Bezahlung, sondern auch die Gelegenheit wohlhabende und mitunter Einflussreiche Bürger persönlich kennen zu lernen die hier lockten.

Auch im Fliegengrund engagiert sich Atevora, ungeachtet der auf sie zurollenden finanziellen Einbußen, verstärkt. Es mag womöglich nicht angemessen Erscheinen sich weiterhin diese Großzügigkeit zu erlauben eigene Geldmittel aufzuwenden um Wohltätigkeiten voranzutreiben, obwohl sie durch den Sturm solche Verluste hinnehmen musste, doch Atevora ist sich sehr sicher, dass sich der Aufwand rechnet.

Bei den ganzen Tätigkeiten ist es ihr die letzten Wochen leider nicht möglich gewesen ihre Liebste so regelmäßig zu treffen wie sonst. Eigentlich wäre schon seit langem ein gemeinsames Abendessen mit Azra geplant, doch das wurde immer wieder verschoben. Letztens kam ihnen dieser vermaledeite Sturm dazwischen. Atevora ist es dabei aber im Geheimen nur Recht, sie wüsste ohnehin nicht so wirklich was sie von einem Abend mit der Frau des Harfenwirtes halten sollte, ganz besonders wenn sie daran denkt, dass als Örtlichkeit für dieses Treffen die Hafenspelunke angedacht war. Andererseits liegt wohl Yasraena sehr viel daran, die schließlich mit Azra mehr eine freundschaftliche, denn eine Geschäftsbeziehung pflegt. Nun da sie es geschafft haben dieses Abendessen Monatelang hinauszuschieben, die Tage wieder länger Licht bieten und der Frühling längst ins Land gezogen ist, kommt Atevora eine andere Idee, eine Alternative zum Abendessen am Hafen. Sie unterbreitet den Vorschlag, ein Picknick anstatt des Abendessens, Yasraena, diese teilt ihn Azra mit, und diese Scheint davon auch sehr begeistert zu sein. Azra möchte es sich dabei nicht nehmen lassen für die Verköstigung zu sorgen, wogegen die Magierin natürlich nichts einzuwenden hat. Ganz im Gegenteil wenn angedacht wird, dass die Frau mit einem der reichsten und einflussreichsten Männer der Stadt verheiratet ist, und das größte Gasthaus in Talyra und Umlande mit ihm besitzt. Atevora findet es vielmehr als absolut angemessen, dass sich kleine Halbelbe für das leibliche Wohl zuständig erklärt.
Atevora ihrerseits würde für etwas Stil und Ambiente sorgen.
Einige Zeit hat sie also überlegt wo sie das Picknick stattfinden lassen könnten. Zuerst kamen ihr die heißen Quellen in den Sinn. Sie liebt diesen Ort. Dort wurde die Bausteine zu einer loyalen Freundschaft zusammengeleihmt und auch die Erinnerungen an die Abende mit Yasraena sind ein Hochgenuss. Allerdings ist sie sich leicht uneins ob Azra von einem Bad in den sprudelnden heißen Gewässern angetan wäre, die heißen Quellen könnten doch bei weitem zu intim, oder für Atevoras Selbstbeherrschungsgabe zu quälend sein.  
Ihre weiteren Überlegungen führen sie zu einem weiteren schönen Plätzchen, das sie damals mit Dar Szallyr noch entdeckt hatte, und der geradezu perfekt sein dürfte, auch wenn er weiter entfernt liegt als die Quellen. Es ist eine Lichtung im tiefen Wald mit einem See, einer riesigen Tanne die wie ein dunkelgrüner Wächter auf einem Hügel über alles Thront und im Schilf verborgen wurde dort auch noch ein Pavillon errichtet.  Atevoras Recherchen ergaben natürlich längst wer ihn einst erbauen ließ und zu welchem Zweck. Um so trauriger ist es, wie das einst liebevoll errichtete Bauwerk nun schon seit Jahren stetig verfällt. Der Magierin tat sich die Frage auf, ob der Pavillon wohl nach diesem Jahrhundertsturm überhaupt noch steht. Aus diesem Grund war sie die letzten Tage dort um es zu überprüfen. Er hatte einige Dachschindeln eingebüßt und die Rosen, die sich um die Säulen winden, wirkten ein wenig verwüstet, aber ansonsten hat er dem Sturm mutig getrotzt.

Ein Termin für das Picknick war auch bald gefunden, auch wenn sich Atevora alles andere als sicher ist ob es wirklich stattfindet. Wenn Azra schon für wenige Stunden am Abend so oft etwas dazwischen kam, warum sollte es dann beim ersten Mal funktionieren, wenn es galt einen ganzen Tag freizuräumen?
Die Shin würde jedenfalls dennoch dafür sorge Tragen, dass einige Annehmlichkeiten vor Ort vorhanden sind. Vorerst hat sie sich jedoch damit begnügt mit bezahlter Hilfe den Pavillon und vor allem den Brunnen darin von Blatt und Astwerk zu befreien, sodass der Brunnen in der Mitte wieder fröhlich sprudelt. Zudem gab sie acht möglicherweise unsichere Stellen abzusichern. Die selben Personen die ihr bei diesen Tätigkeiten behilflich waren, würden dann auch mit Packeseln einige gemütliche Felle, Decken und Polster zu der Lichtung transportieren um einen längeren Aufenthalt bequemer zu gestalten.

Auf diese Weise zieht der Sturmwind vor sich hin und bald schon würde der Grünglanz mit dem berüchtigten Inarifest beginnen, für das jetzt schon die Vorbereitungen überall in der Stadt in Hochturen laufen.



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