Weltenstadt.de >> Forum (http://forum.weltenstadt.de/)
Das Rollenspiel >> Stadt-Archiv [read only] >> Das Haus von Roßstein
(Thema begonnen von: Orga am 11. März 2003, 23:42 Uhr)

Titel: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 11. März 2003, 23:42 Uhr
Am Rande des Marktplatzes, an seinem südlichen Ende, steht ein großes stattliches Haus, das Haus von Roßstein. Es ist eines der alten Häuser, von denen man vielleicht in den alten Büchern der Stadt etwas von seinen Erbauern erfahren kann, so lange steht es schon da und trotz der Zeit. Seine Mauern sind dick und aus grauem Stein.  
Ein schmiedeeisernes Tor unterbricht die mannshohe Mauer, die das gesamte Grundstück umgibt. Wildwuchernder Efeu ist weit über die Mauer gewachsen und verdeckt sie fast vollständig. (Die Mauer ist mittlerweile vom Efeu befreit und auf die etwas höher gezogene Mauer stecken spitze Eisenstangen - ca 50 cm lang - die die Mauer unübersteigbar machen.)

Die schwere zweiflügelige Eingangstür des Hauses erreicht man über fünf quadratisch angeordnete Stufen, die von allen drei Seiten zum Eingang hinaufführen.  

Unmittelbar über dem Eingang ragt ein Balkon, wie ein schützendes Dach, über die gesamten Stufen und rechts und links noch ein Stück darüber hinaus.  Er wird von zwei dicken grauen Säulen getragen, die vor den Stufen aus dem Boden ragen. Das Geländer des Balkons besteht aus kleinen Säulen, auf denen lange Steinplatten den Abschluß bilden. Zwei hohe Fenstertüren ermöglichen den Zugang zum Balkon, an deren Seiten verwitterte Fensterläden hängen.  

Rechts und links von der Eingangstür befinden sich zwei breite hohe Fenster im Erdgeschoß, sowie auch direkt im Stockwerk darüber, die dem Haus eine gewisse Großzügigkeit verleihen. Die Giebelwand wird über dem ersten Stockwerk von einem Steinsims unterbrochen,  über dem drei kleinere Fenster aus dem Dachgeschoß einen weiten Blick über den Marktplatz ermöglichen.

Das Besondere an der Giebelfront ist das Mäuerchen, das überall ein wenig über den Rand des Daches ragt, so daß man den Rand des Daches nicht sieht und das sich treppenförmig von beiden Seiten zur Spitze des Hauses hin verjüngt und oben in einem kurzen graden Stückchen Mauer endet.

Die Längsseiten des Hauses sind mit den wesentlich kleineren Fenstern auf beiden Seiten und in beiden Stockwerken sehr schlicht gehalten, wie auch die Fenster der hinteren Giebelwand. Der einzige markante Punkt ist der kleine Steinanbau, in dem drei Stufen zu der schweren Hintertür des Hauses führen.

Im hinteren Bereich des Anwesens befinden sich ein langer Stall, ein Schuppen und ein kleines Wohnhaus für das Gesinde. Auch in der hinteren Mauer des Anwesens befindet sich ein schmiedeeisernes breites Tor.

Etwa aus der Mitte des vollkommen verwilderten Anwesens ragt ein riesiger Kastanienbaum in den Himmel, der genauso alt aussieht, wie das stattliche Haus.





Die Personen, die sich zur Zeit im "Haus von Roßstein" in Talyra aufhalten



Orga von Roßstein, adelige Tochter mit Familiensitz "Gut von Roßstein" bei Verd am See, das Gestüt der Roßstein´schen Pferde, schlanke wendige und ausdauernde Rotfüchse mit weißer Blässe und weißen Fesseln, Besitzerin des Anwesens in Talyra

Henry - Heinrich von Roßstein, Orgas Ehemann, adeliger Sohn aus dem Hause von Rheydt, Besitzer des Pferdehofes außerhalb der Stadtmauern Talyras, (Vater Leonhard von Rheydt ist der Zuchtmeister auf dem roßsteinschen Gut bei Verd),

Frederik 5 Jahre und Anna 2 Jahre, die Pflegekinder von Henry und Orga, die Henry in der Goldenen Harfe entdeckt hat und zu sich nahm, deren Großmutter Trude als Witwe des Goldschmieds in Talyra wohnt. Frederik hat einen blonden Schopf, ebenso wie Anna, Frederiks kleine Schwester


Im Gesindehaus leben

Mariann und Tharon, Eltern von Mary (4 Jahre) und Elos (16 Jahre)  Mariann achtet auf Garten und im Haupthaus auf alles, Tharon kümmert sich mit seinem Sohn um alle anfallenden Arbeiten auf dem Anwesen und um den Stall.
"Mariann" = Anfang Dreißig, schlank, edles Gesicht, braune Augen, gute Figur, mittelgroß, hellbraunes glattes Haar, meistens im Gnick mit einem Band zusammengebunden
"Tharon" = Ende Dreißig, schlanker sehniger Mann, braune Augen, dunkelbraunes welliges Haar,  


Im Haupthaus leben

Yohn, Henrys rechte Hand und gleichzeitig Orgas Leibwächter, von ihrem Bruder vom Gut bei Verd zu ihrem Schutz nach Talyra geschickt, hat dunkle Augen,  dunkelbraunes, volles welliges Haar, ist groß und stark gebaut, trägt immer zwei Dolche verborgen bei sich. Yohn wohnt im EG im letzten Zimmer vor dem Hinterausgang.

Marie, die gut beleibte aber nicht fette Köchin, gute Seele des Hauses, bei der alle Informationen eingehen und die alles unter Kontrolle hat und weiss, was im Haus vorgeht und die jungen Mägde scheucht. Marie ist Ende der Fünfzig, hat ergrautes Haar, in einem Knoten zusammengesteckt, fröhliche dunkelbraune Augen und immer Holzpantoffeln auf den Füßen. Marie wohnt unter dem Dach über Orgas Salon mit Fenster zum Markt

Jana und Gerda, 17 und 18 Jahre alte Kindermädchen von Frederik und Anna, wohnen in Dachkammer,

Elli und Senna 19 und 20 Jahre alte Zimmermädchen, wohnen in Dachkammer

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. März 2003, 02:22 Uhr
Orga von Roßstein erreicht in Begleitung der beiden Wachmänner das von ihrem verstorbenen Onkel geerbte Anwesen am südlichen Rand des Marktplatzes.

Die Kutsche und der Pferdewagen stehen schon vor dem Haus, mit den wartenden beiden Frauen und Männern, denn sie hatten Order, bis zu ihrem Eintreffen nicht die Kutsche und den Pferdewagen zu verlassen.

Einiges Volk steht schon schaulustig um sie herum. Als sie jedoch die Wachmänner sehen, weichen sie etwas zurück, aber wohl nicht weit genug in den Augen der Wachen, denn diese befehlen ihnen, einen Weg freizumachen. Sie postieren sich rechts und links von den Wagen, so daß sich diesen niemand unbemerkt nähern kann.

Orga von Roßstein holt aus ihrer Satteltasche einen dicken Ring mit vielen Schlüsseln hervor und hat am Tor beim zweiten Versuch den richtigen Schlüssel gefunden. Henry, der den Pferdewagen gelenkt hat, drückt die knarrende Eisenpforte zurück und Orga geht, gefolgt von den beiden Frauen und dem vornehmen Herrn, die Stufen hinauf zur Eingangstür des Hauses.

Diesmal hat sie direkt den richtigen Schlüssel zur Hand und mit leichtem Druck öffnet sie die Türe zu ihrem neuen Wohnsitz. Doch gleich weicht sie ein wenig zurück, das Haus riecht wie ein verstauber Dachboden. Sie nimmt ein Tüchlein aus ihrem Ärmel und bevor sie es sich vor die Nase hält und hineingeht wendet sie sich an die Drei: "Öffnet sogleich die Fenster in jedem Zimmer,  Marie du unten und Ellli Du oben!" So stürmen sie in das Haus und reißen alle Türen und Fenster auf.
Orga wendet sich zu Henry, der noch am Tor steht und auf die Wagen achtet und ruft ihm zu: "Henry, bring erst die Koffer und Kisten von der Kutsche herein!"

Dann tritt auch sie ins Haus, in dem sie als Kind des öfteren war, wenn sie ihren Onkel besuchten. Sie kennt die Räume, auch von späteren Besuchen, die aber immer seltner wurden. Sie schreitet durch den offenen breiten Gang, der in das große Zimmer mündet. In diesen Wänden hatte sich immer das meiste Leben abgespielt. Sie blickt links zu dem großen Kamin auf der gegenüberliegenden Wand, in dem alte graue Asche liegt. Zwei Jahre steht das Haus leer und zwei Jahre sind viele Monate, in denen sich genausoviel Staub ansammelt. Überall liegt er beinahe fingerdick, aber sie läßt sich nicht entmutigen. Ihr Verwalter, der sich letzten Monat um die Formalitäten gekümmert  hatte, berichtete ihr von dem Zustand des Hauses und sie war vorgewarnt.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. März 2003, 03:35 Uhr
Orga von Roßstein sieht sich um, überall fingerdicker Staub. Sie geht an der Treppe vorbei, die an der rechten Wand hinauf in den oberen Stock führt, auf eine Türe zu, die dem Eingang gegenüber liegt. Dahinter erstreckt sich ein langer, recht breiter Gang, der am anderen Ende des Hauses in der Hintertür endet. Sie öffnet rechterhand eine Kammer, in der immer das Putzzeug stand. Sogleich findet sie Eimer und Lappen und stellt alles vor die Tür. Einen kleinen Eimer in der Rechten und ein weiches Tuch aus dem Regal an der Wand in der Linken, geht sie in die Küche und füllt den Eimer halbvoll mit Wasser.  Elli und Marie haben wohl alle Fenster geöffnet, denn sie sind wieder bei ihr, um sich neue Anweisungen zu holen.

"Elli, geh hinauf in das Dachgeschoß und richte vier Zimmer für die Nacht so, daß ihr darin schlafen könnt. Leo bekommt das große in der Mitte mit Fenster zum Marktplatz, für Marie, Henry und Dich richte am Ende des Ganges, neben der Treppe drei Zimmer. Hier, nimm den Eimer und den Lappen mit und wisch alles feucht ab." wendet sie sich an das Zimmermädchen.  Kaum hat Orga ihr den Eimer mit dem Lappen in die Hand gedrückt ist sie auch schon auf dem Weg nach oben, denn es gibt viel zu tun.

Marie, die Köchin, steht neben ihr und wartet. "Marie, geh in die Küche und bring sie soweit in Ordnung, daß Du darin kochen kannst, aber erst reinige die Regale im Vorratsraum und sieh nach, was wir für die nächsten Tage alles an Nahrungsmittel brauchen." weisst sie die Köchin an, die nichts lieber tut, als sich gleich in die Küche zu begeben und sie als ihre Domäne einzunehmen.

Orga von Roßstein schmunzelt, sie kennt die beiden Frauen und weiss, was ihnen am schnellsten von der Hand geht und sie hatten gewiß genug zu tun und der Abend war nicht mehr fern.

Sie selber begibt sich über die lange breite Treppe hinauf in das Schlafzimmer, in dem das große Bett mit den gedrechselten Stangen und dem Dach aus dunkelgrünem Samt steht, in dem sie als Kind so gerne geschlafen hat. Sie schüttelt die Decken und Kissen auf dem Balkon aus und legt alles wieder zurück. Dabei sieht sie noch immer viele Menschen unten herumstehen, aber die Wachen stehen wie kleine Festungen da und lassen niemanden in die Nähe der Wagen.

Orga von Roßstein geht wieder hinunter und macht sich selber mit Eimer und Tuch ans Werk und entstaubt den schönen runden Tisch, die Sessel darum, die Gemälde und einige Regale mit wertvollen Büchern. Doch schon bald schließt sie wieder die Fenster des großen Raumes, denn die Kühle des Abends beginnt in das Haus zu ziehen. Im gesamten Erdgeschoß verschließt sie sorgfältig jedes Fenster mitsamt Fensterladen, doch das Schließen der Fenster im oberen Stockwerk trägt sie Leo, ihrem Diener auf, der sogleich in seiner vornehmen Art die vielen Stufen der langen Treppe hinaufsteigt und im oberen Stockwerk verschwindet.

Im großen Raum stapeln sich unterdessen die Kisten und Koffer und nachdem Henry die letzte Kiste hereingetragen hat wendet sie sich an ihn: "Henry, wenn du die Wagen in den Schuppen gebracht hast und die Pferde im Garten sind, kannst Du zur Goldenen Harfe gehen und ein ordentliches Mahl zu Dir nehmen." Ihrem Diener Leo, der wieder zurück ist und weiter die Kisten nach Inhalten geordnet, im ganzen Raum verteilt und hier und da Gegenstände herausnimmt und sie an einen vorläufigen Platz stellt, gibt sie die Anweisung, das große Tor zu öffnen, damit Henry die Wagen in den Hof fahren kann und überreicht ihm den Ring mit den Schlüsseln. Sie ruft ihm noch nach: "Schließe es dann wieder ab und verriegele es sogfältig!"

Als Henry durch das Haus kommt, um noch den Pferdewagen zu holen, geht Orga mit hinaus und bedankt sich bei den Wachen für ihren Dienst. Sie bittet sie ins Haus und nachdem jeder von ihnen zwei Aufwärmer hinuntergekippt hat drückt Orga jedem zum Abschied eine Münze in die Hand und eine mit Bast umflochtene dickbauchige Flasche mit köstlichem Rotwein, mit Empfehlung an den Wachoffizier. Mit glücklichen Gesichtern verlassen die Beiden das Haus und Orga ist froh, daß nichts gestohlen wurde. Nun gönnt sie sich auch ein Glas und  genießt die entspannende Wirkung des edlen Tropfens.

Doch nicht lange sitzt sie still da, denn Henry, der seine Arbeit wie befohlen getan hat, tritt zu ihr und sagt, daß er zur Goldenen Harfe geht. "Wenn du gegessen hast gehen wir essen und du wachst über das Haus," läßt sie ihn wissen. Henry nickt auf seine ruhige Art, während er seine Pfeife aus der Tasche zieht und das Haus verläßt, offensichtlich froh, daß jetzt der größte und anstrengendste Teil des Umzuges hinter ihm liegt.

Orga von Roßstein sieht Leo zu, wie er beginnt, in dem großen Raum die Öllampen zu füllen und anzuzünden, denn es wird langsam dunkel, auch die, die neben der Treppe an der Wand hängen und für die oberen Stockwerke gedacht sind. Als er dann noch ein Feuer im Kamin anzündet wird es richtig gemütlich in dem großen Raum und Orga läßt sich auf dem dicken weichen Teppich vor dem Kamin nieder, der auf eine Art erhöhtem Fußboden liegt und auf dem sich noch immer die großen Schafsfellkissen türmen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. März 2003, 19:46 Uhr
Orga von Roßstein sitzt eine Weile gemütlich an die Kissen gelehnt, aber in ihrem Kopf arbeitet es. So viel ist zu tun, denkt sie und stellt fest, wir brauchen noch Hilfe. Mit wenigen Schritten ist sie in der Küche und staunt, wie sauber die sie ist. Alle Arbeitsbereiche sind blitzblank und alle Schränke und Regale. "Marie! Du warst aber fleißig!" wendet sie sich überrascht an die Köchin, die mit roten Wangen an den beiden tiefen Waschbecken dabei ist, die Töpfe und Pfannen zu schrubben, die sonst an großen Haken über dem Herd hängen. "Laß die Töpfe für morgen und geh auf Dein Zimmer und ruh Dich ein wenig aus. Es wird auch langsam Zeit, daß Ihr Euch beide fertig macht, denn sobald Henry zurück ist gehen wir in die Goldene Harfe. Es wird allerhöchste Zeit für ein warmes Mahl.
Orga begibt sich in ihr Schlafgemach im oberen Stockwerk und stellt erfreut fest, daß Leo schon all ihre persönlichen Dinge heraufgebracht hat. Erst schließt sie die noch sehr verstaubten dunkelgrünen Samtvorhänge und öffnet erst dann einen großen Koffer und nimmt daraus ein warmes schlichtes Kleid aus dunkelgrünem Samt heraus, das oben mit einem hohen Stehkragen endet. Das ist wohl für das Wirtshaus passender, denkt sie und nimmt noch die kostbaren Spangen aus dem Haar und ersetzt sie durch unauffällige Hornspangen.
Schnell verbirgt sie noch die kleine schwarze Ebenholztruhe in dem Geheimfach hinter dem mächtigen Bücherregal, schiebt ihre kleine schwarze Lederpeitsche in die Rocktasche und ist schon wieder auf der Treppe nach unten als sie das schwere Eisentor hört und Henry kurze Zeit später ins Haus tritt. "Verriegele das Haus hinter uns!" wendet sie sich an ihn, bevor sie mit den beiden Frauen und ihrem Diener, die schon unten auf sie warten, das Haus verläßt.  




Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 14. März 2003, 23:20 Uhr
Henry steht in der offenen Eingangstür, als Orga von Roßstein mit ihrer Dienerschaft von der Goldenen Harfe heimkehrt.
Im Haus nimmt Leo seiner Herrin den Umhang ab, gibt ihn auf einen lederbezogenen Kleiderbügel und hängt ihn an die schwere gedrechselte Garderobe im großen offenen Gang. "Verriegele die Tür!" wendet sich Orga an Leo und geht auf den Kamin zu. Auf halbem Weg fällt ihr auf, daß das schmiedeeiserne Gestell für die Holzscheite hoch aufgefüllt ist. Sie dreht sich zu Henry um, der unter der Treppe steht und blickt ihn mit einem freundlichen Koppfnicken an, denn er hatte ordentlich zu tun gehabt, das große Gestell zu füllen.  
Ein besonders großes Stück liegt knisternd im Kamin und der Schein des Feuers erhellt den Raum mit seinem flackernden Licht und breitet eine wohlige Wärme aus.

Auf dem weichen Teppich vor dem Kamin läßt sich Orga auf eines der dicken Fellkissen nieder und entspannt sich. Beinahe flüsternd wendet sie sich noch einmal an Leo: "Sag den anderen, sie können zur Ruhe gehen und sie sollen die Öllampen in den Gängen heute Nacht brennen lassen!" Sie legt ihren Kopf auf ihren Arm, den sie über das weiche flauschige Schafsfell schiebt und beobachtet, wie immer wieder neue Flammen am Holzstamm emporzüngeln. Jetzt kann ich endlich ich selber sein, denkt Orga, denn seit sie das väterliche Gut verlassen hatten, erwarteten sie von ihr stets Anweisungen,  was als nächstes getan werden soll. Zuhause war es so einfach, jeder wußte, wo sein Platz ist, aber seit der Abreise, blickten alle zu ihr.  Mal sehen, wie wir das in den Griff bekommen denkt sie müde und greift zu dem wunderschön geschliffenem Weinkelch und nippt .. und nippt... bis sie die Glut des edlen Tropfens nicht nur durch ihre Kehle rinnen spürt, sondern auch ihr Blut wärmer durch die Adern jagd. Sie lacht auf und läßt sich in die Kissen sinken.
"Auf Dein Wohl Onkel! Auf Dein Wohl guter Gregor, jetzt ist Deine kleine Orga für immer hier, wie Du Dir das schon so viele Jahre gewünscht hast!" spricht sie mit erhobenem Glas zum Portrait über dem Kamin. Eine Träne rollt über ihre Wange, sie hat ihn geliebt, diesen ruhigen unergründlichen Mann, mit dem sie eine stille Übereinkunft verbunden hatte. Sie waren wie zwei Verschworene, obwohl es nie etwas gab, worüber sie hätten verschworen sein können, oder doch - damals bei dem dunkelgrünen Samt! Orga kichert vor sich hin bei der Erinnerung an die Aktion mit den Vorhängen für dieses Haus. Sie waren beim Tuchhändler in Verd und sahen beide gleichzeitig den großen dicken Ballen dunkelgrünen Samtes und sahen sich nur an und wußten, daß es nur dieser wunderschöne dicke Samt sein würde, in diesem herrlichen Moosgrün, das an die Wälder und die Jagd erinnert, der vor diese hohen Fenster kommt.

Orga vergräbt ihr Gesicht in die Kissen und schluchzt wie ein kleines Kind, warum war sie nicht schon viel früher hierhergezogen, als er noch lebte; aber das konnte sie ihrer Mutter nicht antun. Noch einen Moment und der Wein hat seine Wirkung voll erreicht und sie sinkt in tiefen Schlaf und bemerkt nicht einmal, wie Leo zurückkommt und die warme Felldecke über sie legt. Er selbst setzt sich in eine dicke Wolldecke gehüllt in den hohen Lehnsessel hinter sie und wacht über seine Herrin, bis auch er, den Kopf an eines der dicken Ohrenkissen gelehnt, einschläft.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. März 2003, 21:15 Uhr
Orga von Roßstein erwacht, als die Stimmen vom Marktplatz schon von regem Treiben künden. Sie erhebt sich aus den Kissen und geht hinauf in ihr Schlafgemach.

Erfrischt und in ein neues hochgeschlossenes Kleid aus dunkelgrünem Samt mit breitem schwarzen Saum gekleidet, setzt sie sich in einen Sessel in der rechten Ecke der Fensterfrontseite von dem sie einen guten Überblick über den Marktplatz hat. Viele Menschen sind dort unterwegs.

Sie blickt überrascht auf, als Leo mit einem großen Tablett das Zimmer betritt. Es ist mit frischem Brot, Butter, Käse, Ei und Honig vollgestellt und aus der Kanne strömt der Duft von Schwarztee mit dem von Zitronenblüten. "Leo Du hast meine Gedanken erraten!" spricht Orga ihn fröhlich an und freut sich auf ihr Frühstück. "Bring noch eine Tasse und leiste mir Gesellschaft Leo!" kommt es streng über ihre Lippen, die keine Widerrede dulden, "denn wir müssen über die Anstellung neuer Leute nachdenken. Als er wieder hereinkommt weisst sie ihn an, sich in den anderen Sessel zu setzten.

Nachdem sie eine Weile über verschiedene Möglichkeiten sprechen wird es ihr klar, daß sie erst einmal nach Bedarf für einige Stunden Hilfskräfte anheuern werden. Leo hat ihr mit seinen Einwänden sehr bei ihrem Entschluß geholfen. "Vielleicht finden wir auf diese Weise dann auch die Leute, die wir suchen," schließt sie die Überlegungen ab.

Sie genießt ein weiteres Stückchen des Brotes und spricht weiter: "Ich möchte, daß die Efeuhecke an der gesamten Mauer entfernt wird. Sie dient zwar vielen Tieren als Unterschlupf, aber auch Diebe können sich wunderbar darin verstecken. Sie muß um das ganze Anwesen herum entfernt werden. Die Mauer muß danach gereinigt und gestrichen werden. Henry soll die Männer beaufsichtigen. Ich denke es sollten nicht mehr als zwei sein, vielleicht ein Vater mit seinem Sohn, die auf Arbeitssuche sind. Sie könnten jeden Morgen zur Arbeit kommen und dann abends wieder nachhause gehen, bis die Mauer fertig ist. Sie müssen wissen, daß wir sie nur für diese Arbeit anheuern."
Leo verläßt sie, um sich mit Henry abzusprechen und Orga genießt noch ausgiebig das herrliche Frühstück, das sie während der Reise so vermißt hatte.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. März 2003, 01:17 Uhr
Orga von Roßstein geht nach ihrem Frühstück hinunter zu Marie. Wie ihr Leo berichtet hat, waren sie früh auf den Markt gegangen und hatten einen Rieseneinkauf getätigt. Einige Körbe mit Gemüse stehen noch auf dem großen Tisch, andere leer daneben. In der Vorratskammer sind die Behälter für Erbsen, Linsen, Bohnen, Weizen und Dinkel bis zum Rand gefüllt. Aus der Kartoffelkiste schauen   gute feste Kartoffeln heraus. Sie geht hinüber zu dem schwarzen Ebenholzfässchen mit den reichen Verzierungen und hebt den Deckel ab. Er ist mit kostbarem Reis gefüllt. In einem viereckigen irdenen Gefäß mit Deckel liegen frische Brote, daneben Fäßchen mit Gelee, Butter und Honig und ein schmaler langer Korb ist randvoll mit frischen Eierr gefüllt.

"Marie, sag, könntest Du noch eine Küchenhilfe gebrauchen, oder möchtest Du lieber alleine schalten und walten?" wendet sie sich an die Köchin, die gerade einen großen Blumenkohl putzt. Marie wiegt den Kopf hin und her und meint dann: "Gnädige Frau, ich kann die Küchenarbeit schon alleine schaffen, aber ein fleißiges Lehrmädchen ist immer gut in der Küche zu gebrauchen und sie könnte das Abspülen des Geschirrs übernehmen."  Sie nickt bei ihren Worten, als wollte sie sie bestätigen. "Gut, dann werden wir mal sehen." antwortet ihr Orga und verläßt wieder die Küche.  Im Salon trifft sie auf ihren Diener und gibt Anweisung, ihren Schwarzen zu satteln. Sie möchte ausreiten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. März 2003, 01:56 Uhr
Orga aus dem Hause von Roßstein steigt auf ihren Schwarzen und reitet langsam aus dem Tor und am Rande des Marktplatzes entlang Richtung westliches Stadttor. Sie will hinaus in die Wälder reiten. Einerseits braucht ihr Pferd Auslauf und andererseits möchte sie die nähere Umgebung der Stadt erkunden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. März 2003, 16:04 Uhr
Im Hause von Roßstein:

Leo läuft immer nervöser vom Salon bis zur Hintertür, blickt dort hinaus, aber noch immer ist seine Herrin nicht zurück. Bei seiner nächsten Runde geht er hinüber zu Henry und blickt ihn an. Seine Sorge ist deutlich in seinem alten Gesicht zu lesen und auch Henry pafft seit einer Weile öfter, als es sonst seine Art ist, an seiner Pfeife.
Er hatte mittlerweile die zwei Männer, die er mit dem Abholzen der Hecke beauftragt hatte, wieder nach Hause geschickt und für den nächsten Tag bestellt. Er blickt Leo an und nickt ihm zu. Schnell hat er die Fuchsstute gesattelt, eine Decke an seinen Sattel gebunden und eine  kleine Metallflasche mit einem guten Tropfen. Er ist rasch aus dem Tor Richtung westliches Stadttor verschwunden, wo er von eine der Wachen erfährt, daß er Orga von Roßstein vor einigen Stunden in Richtung Norden hat reiten sehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. März 2003, 04:21 Uhr
Als Henry durch das vordere Tor reitet kommt Leo schon die Treppen heruntergeeilt. Schnell verriegelt er Tor und Türe hinter Henry, der Orga von Roßstein in ihr Schlafgemach hinaufträgt. Henry legt sie behutsam auf ihr Bett und spricht zu Marie, die mit Elli hinzugeilt ist: "Kleidet sie in ein weites Nachtgewand, ich muß dann ihren Arm einrenken." Leo schaut besorgt auf, doch Henrys Haltung ist so ruhig und selbstsicher, daß er beschließt, ihm zu vertrauen.  
Henry verläßt das Zimmer und Marie und Elli befreien ihre Herrin vorsichtig von der engen Kleidung. Immerwieder wird sie dabei halb wach und stöhnt vor Schmerzen, obwohl sich die beiden Frauen die größte Mühe geben, sie so wenig wie möglich zu bewegen. Als sie es endlich geschafft haben und sie Orga wieder in die warme Daunendecke hüllen kommt Henry zurück. Er hat sich in einen bequemen Hausanzug gekleidet und tritt zu Orga.

"Marie, lege drei Ziegelsteine auf den Rost neben das Feuer und Elli bring ein langes schmales Tuch." bittet er die beiden und wartet, bis sie davoneilen. Dann bittet er Leo, sich hinter Orga zu setzten und sie so zu halten, daß sie gerade sitzt. Er tastet ganz behutsam die Schulter ab und sieht dann Leo an und nickt. Leo hält sie fest umschlossen und mit einem kurzen Ruck bringt Henry Orgas Arm wieder in die richtige Lage. Sie will sich vor Schmerz hin und herwerfen, aber Henry hält sie fest in seinen Armen und spricht beruhigend auf sie ein, bis sie wieder zurücksinkt. Vorsichtig gleiten seine Hände unter ihren Kopf und tasten ihn behutsam ab, bis seine Fingerspitzen eine leichte Schwellung an ihrem Hinterkopf finden. "Sie ist mit dem Kopf aufgeschlagen. Sie muß die kommenden Tage so ruhig wie möglich liegen. Geh Du jetzt schlafen Leo, ich werde die nächsten Stunden bei ihr wachen und zur Ablösung wecke ich Dich dann," spricht er zu Leo, der nur nickt und froh ist, daß Henry weiss was zu tun ist.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. März 2003, 17:11 Uhr
Henry sitzt in einem bequemen Ohrensessel in Orga von Roßsteins Gemach und beobachtet die Schlafende. Er hatte mit einem langen Tuch ihren Arm so an ihren Körper gewickelt, daß er durch ihre Bewegungen seinen Sitz nicht verändern kann und ihren Oberkörper mit Hilfe zweier großer Kissen hochgelagert, um den Druck auf die Schwellung am Hinterkopf zu verringern. Die warmen Steine hatte Marie mit Tüchern umwickelt und rundherum eng an ihren Körper gelegt, denn sie war unterkühlt gewesen. Nun war sie mit Daunen- und Felldecke schön warm eingepackt und er hofft, daß sie sich da draußen am See nicht auch noch eine böse Erkältung zugezogen hat.

Henry geht wieder zu ihr und berührt ihre Hand, die nur unter der Felldecke liegt, und er stellt beruhigt fest, daß sie wieder schön warm ist. Als er gerade zurückgehen will wird sie halbwach und wälzt sich herum und rutscht den Kissenberg herunter. Schnell ist er wieder neben ihr und bettet sie wieder behutsam auf die Kissen, doch ihre Unruhe wird noch stärker. Er setzt sich in dem riesigen Bett neben sie und hält sie sanft aber unnachgiebig in der nötigen Ruhestellung, während er sie leise bruhigt: "Ganz ruhig Orga, es ist alles gut, Du bist zuhause, ruh Dich aus, ich bin bei Dir, ganz ruhig..." und streichelt sanft über ihren Kopf. "Henry.... " flüstert sie leise und schon ist sie wieder ruhig eingeschlafen. Henry lächelt sanft und denkt wieder an seine Kindheit, wie er mit Orga zusammen aufgewachsen ist, wie sie gespielt haben und später, als sie älter wurden .... Er verdrängt die Erinnerung und streichelt weiter sanft ihren Kopf und bleibt einfach neben ihr sitzen, so konnte er ihr schneller äußeren und inneren Halt geben, falls sie wieder unruhig wurde und er spürt tief in seinem Herzen, daß sie beide damals nur räumlich getrennt wurden, als ihr Vater ihn zu seinem Bruder nach Talyra geschickt hatte, damit die beiden Jugendlichen sich nicht zu nahe kommen. Ihr Vater wußte nicht, daß er zuspät kam....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 19. März 2003, 19:46 Uhr
Als Coriel gemächlich schlendernd an einem hübschen Haus vorbeikommt, bleibt sie zuerst faszieniert stehen.
Irgendwie verspührte sie den Wunsch einfach mal anzuklopfen.
Sie mochte neue Gesichter.
Ohne weiteres Zögern lief sie auf die Tür zu und klopfte behutsam.

"Hallo, jemand zu Hause?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. März 2003, 20:25 Uhr
Leo, der Diener von Orga von Roßstein, sichert gerade das Feuer im großen Kamin, nachdem ihm Henry riet, auch zur Ruhe zu gehen, da hört er jemanden vorne an das Tor klopfen. Überrascht blickt er auf, geht zur Eingangstüre, entriegelt sie und geht hinaus zum Gartentor, wo er ein junges Mädchen stehen sieht. Überrascht spricht er sie an: "Was macht Ihr denn noch zu so später Stunde allein in der Dunkelheit?" Er blickt sie fragend an, denn sie sieht nicht aus wie ein bettelndes Mädchen. Sie ist zwar einfach, aber ordentlich gekleidet und er meint, das Gesicht schon einmal gesehen zu haben.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 19. März 2003, 20:53 Uhr
"Eigentlich wollte ich nur mal sehen wer hier eingezogen ist. Ich freue mich immer wenn es hier neue Leute gibt. Aber sagt wart ihr nicht vor kurzem in der Goldenen Harfe mit eurer Herrin?" sprach sie etwas verlegen, denn sie bemerkte erst jetzt das es schon ziemlich spät war.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. März 2003, 21:43 Uhr
Leo schaut überrascht über den Mut des Mädchens, einfach so mal anzuklopfen.  "Ja, stimmt, Ihr seid Coriel, jetzt erinnere ich mich. Ich würde Euch ja hineinbitten, nur liegt Orga von Roßstein nach einem Reitunfall darnieder und kann für etwa zwei Wochen keinen Besuch empfangen. Vielleicht kommt Ihr danach einmal vorbei und besucht sie. Entschuldigt mich jetzt bitte, ich muß wieder zurück ins Haus." Leo verbeugt sich leicht und lächelt noch einmal Coriel an und geht dann ins Haus zurück und hofft, daß das Mädchen gut nach Hause kommt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. März 2003, 17:58 Uhr
Orga von Roßstein erwacht vom Krähen eines Hahnes in ihrer Nähe und fragt sich benommen, wo sie ist, doch langsam kehrt die Erinnerung zurück....Der Schwarze hat mich abgeworfen. Sie überlegt weiter und kann sich aber nur noch schwach daran erinnern, wie Henry sich plötzlich am See zu ihr hinunterbeugte. "Wo bin ich?" fragt sie leise und versucht ihre Augen zu öffnen, als sie bemerkt, daß sie ihren linken Arm nicht bewegen kann. Sie will sich gerade verschlafen nach rechts rollen, um sich mit Hilfe der rechten Hand aufzurichten, als sich ein Arm über sie legt und sie sanft zurück hält und hört gleichzeitig Henrys sanfte Stimme neben sich: "Nicht aufrichten Orga, Du bist mit dem Kopf aufgeschlagen und mußt ganz ruhig liegen."
Wie zur Bestätigung seiner Worte, beginnt sich schon alleine von dem Zurseiterollen in ihrem Kopf ein dumpfes Gefühl breit zu machen und ihr Gleichgewichtsgefühl zu stören. "Mir wird so schwindelig."  kommt es unruhig von ihren Lippen und augenblicklich ergreift sie Panik....dieses Schwindelgefühl.... die verdrängte Erinnerung an ihre verzweifelte Hilflosigkeit vermischt sich mit der Gegenwart und sie beginnt ungewollt um sich zu schlagen. "Neiiiin" schreit sie auf und versucht sich aus Henrys sanftem Griff zu befreien, was ihr aber nicht gelingt. Sie spürt kurz danach etwas in ihren Mund hineinfließen und bäumt sich mit aller Macht dagegen auf und es ist nur noch ein ersterbendes Flüstern, daß über ihre Lippen kommt: "....unser Kind!" bevor das Mittel seine ganze Wirkung entfacht und Orga zurücksinkt.

Henry hält Orga in seinem Arm und starrt eine Weile auf ihre Lippen, aus denen er diese verzweifelt gehauchten Worte vernommen hat, bevor er das Fläschchen wieder schließt und Orga zurück in ihre Kissen legt. Sein Gesicht wird leichenblass und eine schreckliche Vermutung steigt in ihm auf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. März 2003, 20:19 Uhr
Leo schreckt in seinem Bett hoch, als er einen Schrei aus dem Schlafgemach von Orga von Roßstein hört, das direkt unter seinem Zimmer liegt. Er hechtet in seinen Morgenmantel und steht kurze Zeit danach in ihrem Schlafgemacht. Henry steht wie erstarrt und leichenblass vor Orgas Bett und Leo fragt entsetzt: "Ist sie verstorben?"
Henry blickt nur kurz auf und beruhigt ihn: "Sie schläft, ich habe ihr ein starkes Beruhigungsmittel gegeben." Henry geht aus dem Zimmer und legt in Orgas kleinem Privatsalon etwas neues Holz auf das schon fast heruntergebrannte Feuer im kleinen Kamin. Er sieht Leo fest in die Augen, der ihm in den Raum gefolgt ist und fragt mit einer Stimme, die keine Ausflüchte gestattet: "Was ist mit Orga geschehen, nachdem ich damals nach Talyra geschickt wurde?" und seine Augen scheinen ihn zu durchbohren.
Leo weicht bei Henrys Frage einige Schritte zurück und starrt Henry an, doch dann geht er zu einem Sessel und läßt sich seufzend hineingleiten, er wußte, jetzt würde das bestgehütetste Geheimnis der Familie von Roßstein in Verd vor ihm gelüftet. Er zögerte noch, doch als er Henry drohend seinen Namen sprechen hört, gibt er nach und beginnt ihm alles zu erzählen, was er weiss:
"Orga wurde gesagt, daß Ihr nach Talyra geschickt wurdet, um etwas abzuliefern und sie wartete fröhlich auf Eure Rückkehr. Wir wussten, daß es nicht stimmte, aber keiner brachte es übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen, bis Euer Vater es tat, als Orga zu ihm ging und ihn fagte, wann Ihr wieder zurückkommt. Sie jagde daraufhin Richtung See auf einem der Pferde davon und Euer Vater folgte ihr. Wie ich später erfuhr, hatte sie ihm dort anvertraut, daß sie von Euch ein Kind erwarte. Euer Vater soll ihr geraten haben, Euch nach Talyra zu folgen, aber sie wollte das Kind zuhause bekommen." Leo seufzt und es fällt ihm sichtlich schwer, weiterzusprechenen: "Einige Wochen später soll sie ihn noch einmal aufgesucht haben und um seine Hilfe gebeten haben, weil die Reaktion ihrer Mutter ihr Angst gemacht habe. Am nächsten Morgen hatte Euer Vater ihre Fuchsstute mit Decke, Proviant und einem großen Teil seines Ersparten gesattelt und früh hinter dem Stall bereitgestellt." Leo zögert und Henry muß ihn erst wieder auffordern weiterzusprechen. "An dem Morgen hörte ich Stimmengewirr aus Orgas Zimmer und nach einer Weile kam Orga nur in ihrem Nachtgewand und ihren Umhang gehüllt aus ihrem Zimmer gestürmt und wollte fliehen, doch ihr Vater hatte das Pferd entdeckt und fing sie hinter dem Stall ab und brachte sie ins Haus zurück. Sie versuchte sich vergebens, wieder loszureißen." Leo konnte nicht mehr weitersprechen, denn er rang nach Fassung und Henry ahnte, warum. Er legt ihm die Hand auf die Schulter und beruhigte ihn: "Laß gut sein Leo," doch dann brach es aus Leo hervor: "Es war furchtbar, sie hat sich gewehrt, daß sie sie an ihr Bett banden und ihr mit Gewalt das Mittel in ihren Mund kippten, erzählte mir ihre Amme unter Tränen doch erst als sie fühlte, daß das Kind in ihrem Leibe tot war, rührte sie sich nicht mehr. Keiner konnte sie wochenlang dazu bewegen, auch nur die Augen zu öffnen. Euer Vater hat sie dann aufgesucht und mit ihr gesprochen, als alle glaubten, daß sie den nächsten Tag nicht mehr überlebte, und irgendwie hat er es geschafft, ihren Lebenswillen wieder zu wecken, doch seit diesem Tag hat sie nie wieder jemand lachen hören."

Henry läßt sich auf einen Sessel fallen, vergräbt sein Gesicht in seine Hände und murmelt immer wieder nur: "Was haben sie Dir angetan Orga!"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. März 2003, 14:17 Uhr
Henry und Leo sitzen schweigend im Privatsalon von Orga von Roßstein bis der Morgen dämmert. Dann erhebt sich Henry beherrscht und teilt Leo mit, daß er die Heilerin Morgana am nördlichen Stadttor holen wird. "Sie wird sicher vor heute Abend nicht aufwachen, also mach Dir keine Sorgen Leo," verabschiedet er sich von ihm.

Nachdem er sich erfrischt, umgezogen und zwei Pferde gesattelt hat, reitet er aus dem vorderen Tor hinaus Richtung nördliches Stadttor.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. März 2003, 00:29 Uhr
Henry erreicht das Haus von Roßstein und reitet durch das schwere schmiedeeiserne Tor, das Leo ihm schon offenhält. Er steigt im Garten von seiner Fuchstute, gibt ihr einen Klaps und trägt die Phiole von Morgana der Heilerin ins Haus.
"Morgana kommt, sobald ihre Hilfe da ist auf der Kleinen nach und schaut nach Orga," berichtet er Leo und deutet auf die Phiole, "zehn Tropfen davon soll Orga bekommen, falls sie wieder zu unruhig wird." Henry geht mit der Phiole hinauf und stellt sie auf Orgas Tisch. Er läßt seine Felljacke auf einen Stuhl gleiten und geht leise in Orgas Gemach, wo sie ruhig schlafend in ihren Kissen liegt. Behutsam schlägt er die Decke etwas zurück und beginnt, das Tuch von ihrem Arm und ihrem Körper zu wickeln und drückt dann eine Mulde in die Bettdecke, legt den Arm hinein, damit er wenigstens ein bischen Halt hat und zieht die Felldecke wieder bis über ihre Schultern und verläßt dann das Zimmer, um sich um die Pferde zu kümmern. Leo wird über sie wachen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 22. März 2003, 00:35 Uhr
Morgana reitet durch das Tor auf das Anwesen von Rosstein. Langsam gleitet sie aus dem Sattel und hält dabei das Pferd am Zügel fest. Noch scheint niemand ihre Ankunft bemerkt zu haben. Sie bindet das Pferd an und geht hinüber zu der Eingangstür. Dort betätigt sie den Türklopfer und wartet, das ihr jemand öffnen wird.

Während sie wartet, schaut sie sich ein wenig um. Jier sieht es aus, als würden recht eiche Leute wohnen. Sie ist schon gespannt darauf die Herrin des Hauses zu sehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. März 2003, 00:50 Uhr
Henry kommt gerade die Treppe herunter, um zu den Pferden zu gehen, als er die Heilerin auf der Kleinen durch das Tor reiten hört. Er geht gerade auf die Eingangstür zu, als er auch schon die Heilerin klopfen hört und öffnet die Türe.

"Seid herzlich willkommen im Hause von Roßstein." spricht er die Heilerin freundlich an und als Leo auf der Treppe erscheint fügt er hinzu: "Leo wird Euch zu Orga von Roßstein führen," und mit einer ruhigen Bewegung seiner Hand bittet er sie hinaufzugehen.

Henry verbeugt sich leicht und geht zur Küche und schickt Marie nach oben zu Orga, damit sie der Heilerin, wenn nötig helfen kann.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 22. März 2003, 00:59 Uhr
Morgana folgt Leo die Treppe herauf und ihre Blicke schweifen bewundernd durch das Haus. Asl sie das Zimmer erreicht haben kommt eine Magd, die ihnen in das Zimmer folgt. Morgana ist ein wenig überrascht als sie die Dame des hauses erblickt.Das ist doch die vornehme Dame aus der Goldenen Harfe, die mit ihrem Gesinde dort gegessen hat.

Morgana tritt an das reich verzierte hölzerne Bett und betrachtet sich erst einmal den Arm. Er ist gut eingerenkt worden und wird somit auch bald keine Schmerzen mehr verursachen."Wie lange schläft sie jetzt schon?" , wendet sie sich an Leo.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. März 2003, 01:16 Uhr
Leo, der Diener von Orga von Roßstein, sieht eine freundliche ruhige Frau unten bei Henry stehen und ist freudig überrascht, sie macht einen vertrauenswürdigen Eindurck auf ihn und seine erste Sorge, wer da wohl sich seiner Herrin nähern wird, ist verflogen. Er führt sie in Orgas Schlafgemach und tritt zurück.
Als die Heilerin ihn fragt, wie lange sie schon schläft, überlegt er einen Moment: "Gesternabend brachte sie Henry  ohnmächtig nachhause. Sie schlief, soweit Henry mir berichtete, bis der Hahn aus der Nachbarschaft krähte und ist wohl davon wach geworden, denn ich hörte sie aufschreien und Henry berichtete mir, daß er ihr ein Beruhigungsmittel geben mußte und seit dem schläft sie."

Marie steht am Bettende bereit und blickt ein wenig ängstlich auf ihre Herrin und man sieht ihr an, daß sie das Gehörte sehr beunruhigt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 22. März 2003, 12:29 Uhr
Morgana nickt nur zu den Worten von Leo. Dann hebt sie leicht den Kopf von Orga und befühlt die Beule am Hinterkopf. Sie ist recht gross und wenn der Aufschlag hart war, konnte der Schwindel davon kommen. Wenn es Orga auch noch Übelkeit verursachte wäre sie sich sicher, aber da Orga schläft, kann sie diese nicht danach befragen.

"Leo, wisst ihr ob sich Frau von Rosstein übergeben hat? Dann wüsste ich genauer, ob der Schwindel mit dem Sturz zusammenhängt. Und ich müsste auch wissen, was für ein schweres Erlebnis, sie durchlebt hat."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. März 2003, 14:07 Uhr
Leo hält sich dezent im Hintergrund, doch als er hört, was die Heilerin ihn da fragt, wird er ganz blass. Das .... das kann ich doch einer Fremden nicht erzählen, das...das... Leo denkt fieberhaft, aber wenn es nun doch wichtig ist, damit sie wieder ganz gesund wird... und dabei denkt er nicht nur an den Sturz. Er erinnert sich an die junge fröhliche Orga, die überall, wo sie auftauchte Lebensfreude verbreitete.

Leo wendet sich der Heilerin zu und bittet sie, in das Nebenzimmer zu kommen und schließt hinter sich die Türe zu Orgas Schlafgemach. Nachdem sich die Heilerin in einem Sessel niedergelassen hat holt er eine Flasche roten Weines und eine Karaffe mit Wasser und gibt in einen mit Verzierungen reich geschliffenen Weinkelch, den er vor der Heilerin auf dem Tisch absetzt, von beidem etwas hinein, setzt sich selber etwas abseits vom Tisch auf einen Sessel und beginnt ernst: "Ich denke, Ihr wißt, daß das, was ich Euch mitteile niemals diesen Raum verlassen darf." Leo holt noch einmal tief Luft und fährt fort: "Henry, der Sohn des Rittmeisters, ist mit Orga von Roßstein auf deren väterlichem Gut in Verd am See aufgewachsen. Beinahe jeden Tag ritten sie gemeinsam auf den Pferden hinaus, doch als sie in die Jugendjahre kamen wurde aus der Freundschaft eine tiefe Zuneigung.  Ihr Vater war dagegen und schickte Henry mit 17 zu seinem Bruder, in das Haus von Roßstein hier in Talyra, doch es war bereits zu spät, denn die damals 16jährige Orga war schon in den ersten Monaten schwanger, was Henry aber nicht wusste. Henrys Vater war Orgas einziger Vertrauter, der ihr riet, seinem Sohn zu folgen, doch sie wollte das Kind zuhause bekommen. Sie erkannte die Gefahr zu spät und an dem Morgen, als sie fliehen wollte, Henrys Vater hatte ihr schon für die Flucht ein gesatteltes Pferd hinter dem Stall bereitgestellt, konnte sie zwar aus dem Haus fliehen, aber ihr Vater, der das Pferd entdeckt hatte, fing sie hinter dem Stall ab und brachte sie ins Haus zurück."

Leo ringt wieder nach Fassung, doch es gelingt ihm nicht ganz und er erzählt der Heilerin, was ihre Amme berichtet hatte, daß sie die wild tobende Orga ans Bett banden und ihr das Mittel mit Gewalt einflößten, und sie sich erst aufhörte zu wehren, als sie spürte, daß das Kind in ihrem Leibe nicht mehr lebte, und wie sie sich Wochen nicht mehr rührte, bis Henrys Vater sie besuchte und ihren Lebenswillen wieder geweckt hatte, aber danach nie wieder ein Lachen von ihr zu hören war.
Leo sitzt zittrig da und nach einer Weile des Schweigens spricht er weiter: "Heutenacht muß Orga etwas gesagt haben, denn Henry fragte mich, als ich aufgrund ihres Schreies in ihr Gemach eilte, wo Henry leichenblass neben ihr am Bett stand, was mit Orga passiert wäre, nachdem er das Gut in Verd verlassen habe." Mit einem leisen Stöhnen kommt es aus Leos Mund: "Ich mußte ihm alles erzählen."
Leos aufrechte Haltung ist verschwunden und er sitzt zusammengesunken in seinem Sessel und wischt mit seinem weißen Tuch in seinem Gesicht herum und schweigt.  -  Erst die letzte Nacht Henry alles erzählen zu müssen und nun nocheinmal der Heilerin, das war einfach zuviel für sein altes Herz.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 12:15 Uhr
Orga von Roßstein liegt in ihren weichen dicken Kissen und hört wie aus weiter Ferne die Geräusche des Marktplatzes an ihr Ohr dringen und plötzlich schießt es durch ihren Kopf: "Henry!" und bemerkt nicht, daß sie seinen Namen dabei leise austößt, doch sogleich erinnert sie sich an seine Worte, sich nicht aufzurichten und so öffnet sie nur mühsam die Augen und tastet neben sich, wo Henry zuletzt war. Henry! denkt sie und hoffnungsvoll wendet sie sich nun vorsichtig nach rechts, doch sie sieht nur noch, wie Marie leise hinauseilt und im Nebenraum mit jemandem spricht. Was ist hier los? fragt sie sich verwundert und denkt über ihre Lage nach und warum Marie so plötzlich ohne ein Wort aus dem Zimmer läuft. Sie will schon nach ihr rufen, doch ihre Kehle ist so trocken und durch die leichte Bewegung nach rechts spürt sie auch schon wieder leichten Schwindel aufkommen. Sie läßt sich wieder zurücksinken und bemüht sich, dieses Schwindelgefühl in den Griff zu bekommen, doch irgendwie macht es ihr Angst und sie spürt, wie eine immer stärker werdende Unruhe sie erfaßt. Ich muß ganz ruhig liegen, ich darf mich nicht bewegen, denkt sie konzentriert und ihre Hände krallen sich in die weiche Felldecke und der Schmerz in ihrem linken Arm lenkt sie für einen Moment ab.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 23. März 2003, 13:15 Uhr
Es war Leo anzusehen, wie schwer es ihm gefallen ist, diese Geschichte zu erzählen."Ihr könnt euch sicher sein, das ich kein Wort erzählen werde. Aber es ist auch wichtig für mich diese Dinge zu wissen, ansonsten kann ich nicht richtig heilen. " Morgana wolte noch mehr sagen, doch plötzlich sind Geräusche aus dem Nebenzimmer zu hören und kurze Zeit später erscheint die Magd in der Tür.

"Frau von Rosstein ist erwacht, und sie ruft nach Henry. Könntet ihr Kommen?" Kaum hat sie die Worte ausgesprochen, ist die Magd auch schon wieder verschwunden. Leo und Morgana erheben sich und gehen in das Gemach von Frau von Rosstein.

Orga von Rosstein liegt mit bleichem Gesicht und geöffneten Augen in den dicken Federkissen. Morgana tritt zu irh ans Bett. Seid mir gegrüsst, ich bin Morgana, die Heilerin, ich glaube wir sahen uns schon einmal in der Goldenen Harfe. Man hat mich geholt, da ihr vom Pferd gestürtzt seid. Wie geht es euch momentan? Habt ihr noch diese Schwindelgefühl, von dem mir Leo berichtet hat?" Morgana hat leise und beruhigend gesprochen, doch wie es schien, waren selbst diese leise gesprochenen Worte für Orga eine Qual. Sie schien noch starke Kopfschmerzen zu haben. Ihre Aura ist auch nicht klar, sondern flackert in verschiedenen Schattierungen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 14:09 Uhr
Orga von Roßstein bemüht sich gerade krampfhaft, ruhig zu bleiben, als sie die Stimme einer Frau hört, die sie nicht kennt. Ihr ist so elend und sie findet kaum Halt, weil ihr so schwindlig ist, aber sie schafft es, die Frau neben sich anzublicken. Die Frau aus der Goldenen Harfe,denkt sie verwundert, ...ja ich bin vom Pferd gefallen und mir ist schrecklich schwindlig und elend und ich habe Durst.. "Wasser..." kommt es leise über ihre Lippen und sie versucht an irgendetwas Halt zu finden... "Henry...." Ihre Unruhe wächst mit ihrem Unwohlsein und sie denkt nur noch, ich halte das nicht mehr lange aus, ...Henry hilf mir!... Sie versucht Haltung zu bewahren vor der fremden Frau, auch wenn sie ihr schon vom ersten Moment an angenehm war mit ihrem ruhigen Wesen, aber sie weiss nicht, wie sie sich in dieser hilflosen Lage verhalten soll....dieser Schwindel bringt alles in ihrem Innern durcheinander...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 17:39 Uhr
Henry hat im Stall die Pferde versorgt und nachdem er sich gewaschen und frisch eingekleidet hat geht er in die Küche und schaut nach, ob die Hühnersuppe fertig ist, die er Marie gebeten hatte, für alle zu kochen. Er nimmt mit einem großen Löffel etwas heraus und probiert... und sie schmeckt köstlich, wie alles, was Marie kocht.
Er geht noch eine Weile im langen Gang hin und her und pafft an seiner Pfeife, in die er den Tabak hineingestopft hat, den schon sein Vater am liebsten rauchte und den Orga so gerne mochte, denn alles Vertraute konnte ihr im Moment nur helfen. Er muß lächeln bei der Erinnerung daran, wie sie manchmal als kleines Mädchen hinter seinem Vater herlief, um den Qualm aus seiner Pfeife zu riechen und auch während der Reise nach Talyra bemerkte er, wie sie den Duft einsog, wenn er ihr mit der Pfeife näher kam. Henry klopft die Pfeife aus und steckt sie weg, holt eine silberne Suppenschale und füllt sie halb voll mit der dampfenden Hühnerbrühe und stellt sie auf Orgas Tablett und legt noch einen Löffel und eine Serviette dazu.  Es wird allerhöchste Zeit, daß sie etwas zu sich nimmt, denkt er und geht hinauf in ihren Salon und stellt ersteinmal alles auf dem Tisch ab, denn noch ist die Hühnerbrühe zu heiß und er will die Heilerin auch nicht stören, die bei Orga am Bett steht, wie er durch die offene Tür beim Eintreten gesehen hatte. Er geht zum Fenster und blickt wartend hinaus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 23. März 2003, 19:26 Uhr
Morgana sieht sich nach Marie um, um sie zu bitten etwas Wasser zu holen, doch Marie steht schon längst mit einem Glas Wasser hinter ihr und reicht es Morgana.Morgana nickt mit einem kurzen Lächeln zu Marie und nimmt das Glas. vorsichtig hebt sie Orgas Kopf und hält ihr das Glas Wasser an die Lippen. Morgana lässt nur kleine Schlucke in den Mund laufen, da sie sich noch nicht sicher ist, ob es Orga übel ist oder nicht.

"Trinkt nicht zuviel auf einmal, ich weiss nicht wie euer Magen reagiert." Orga zwinkert nur einmal kurz mit den augen, um Morgana zu zeigen, das sie verstanden hat.Orga scheint es immer noch schwindelig zu sein, da ihre Augen immer wieder weggleiten. Eine Tür wird geöffnet, und Morgana sieht wie Henry das Tablett abstellt und zum Fenster geht.

"Henry, kommt doch bitte hier ans Bett, ich habe das Gefühl, das Frau von Rosstein eure Nähe braucht." Wenn die Geschichte sich so abgespielt hat, wie Leo sie erzählt hat, dann kann nur Henry Orga im Moment ein wenig Halt geben, den sie jetzt dringend braucht.Vieleicht hat des Festbinden des Arms, Orga sich erinnern lassen, was damals in der Nacht geschah, und durch den Sturz und die Schwindelanfälle, hat sie geglaubt, das selbe geschähe noch einmal, aber das kann ich erst herausfinden, wenn Orga wieder sprechen kann.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 20:06 Uhr
Orga von Roßstein erschreckt kurz, als sich eine Hand unter ihren Kopf schiebt, doch sie fühlt sich ganz sanft an und sie beruhigt sich wieder und als sie die Stimme der Heilerin hört, und sie das erfrischende Wasser in ihrem Mund spürt, schluckt sie es dankbar hinunter und augenblicklich fühlt sie sich etwas besser. Wenn doch nur das Schwindelgefühl aufhören würde, denkt sie, doch plötzlich ist Henry bei ihr, legt seinen Arm um ihre Kissen und beugt sich zu ihr herunter und sie hört glücklich seine leisen Worte: "Es wird alles gut Orga, ich bleibe jetzt bei Dir," und fügt schelmisch hinzu: "bis Du mich davonjagst," und lacht leise mit seiner tiefen sanften Stimme. Seine Hand legt sich auf ihre Schulter und sie nimmt diesen Duft wahr, den sie so liebt.
"Mir ist so schwindelig..." flüstert sie ihm zu, aber sie fühlt sich nicht mehr so hilflos, nicht wenn Henry so nah bei ihr ist und ihr Halt gibt, doch im nächsten Moment zieht ein Schwindel sie weg von ihm und sie fällt in eine erneute Bewußtlosigkeit.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 23. März 2003, 20:32 Uhr
Orgas Aura ändert sich augenblicklich, als Henry sich neben sie setzt und den Arm um sie legt.Die Schattierungen lassen nach und es scheint Ruhe in ihre Aura einzukehren. Doch dann huscht ein kurzer Schatten darüber und Orga fällt wieder in eine Bewusstlosigkeit.

Morgana wendet sich zu Henry und spricht leise mit ihm."Ich kann noch nicht mit Gewissheit sagen, das die Schwindelanfälle, die sie hat, wirklich nur von dem Sturz herrühren, dafür müsste ich sie eine Weile unter Beobachtung haben. Der Schlag auf den Kopf kann diesen Schwindel auslösen, doch können bei ihr auch noch seelische Gründe eine Rolle spielen. Ich habe Leo ein Beruhigungsmittel dagelassen und werde noch eine Phiole dalassen, die den Schwindel, falls er von dem Sturz kommt ein wenig mildern wird. Ganz kann ich ihn leider nicht direkt heilen. Sie braucht jetzt viel Ruhe und darf auch den Kopf nicht zu schnell bewegen. Wie mir scheint habt ihr eine beruhigende Wirkung auf sie, deshalb möchte ich euch bitten, so viel Zeit wie euch möglich ist, in ihrer Nähe zu verbringen."

Henry hat aufmerksam den Worten Morganas gelauscht. Nun kramt Morgana in einem iher Beutel und holt eine türkis schimmernde Phiole hervor."Gebt ihr dreimal am Tag 10 Tropfen in ein wenig Wasser gemischt zu trinken, dann müsste es ihr bald besser gehen. Die Beule am Hinterkopff sollte mit klaten Umschlägen nach ein paar Tagen verschwinden."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 21:52 Uhr
Henry hört den Worten der Heilerin aufmerksam zu, und nickt ab und zu bestätigend.  Als sie eine neue Phiole aus ihrem Beutel holt nickt er Marie zu, sie an sich zu nehmen. Henry wendet sich dankbar an die Heilerin: "Ich bin froh, daß Ihr kommen konntet. Wir werden ihr dreimal täglich die Tropfen geben und wenn ihr Schwindelgefühl weniger wird, denke ich, wird sich auch ihr Gemütszustand wieder stabilisieren. Ich werde solange bei ihr bleiben, wie sie mich braucht." Sein Gesicht hellt sich auf, als er die Heilerin ansieht und weiterspricht: "Es scheint mir, als hätte sich seit gestern ihr Wesen verändert, ich erkenne wieder Züge in ihr, die mir aus ihrer Jugend vertraut sind." Henry senkt abrupt den Kopf und fährt fort, als hätte sich eine dunkle Wolke über sein vorher erhelltes Gesicht geschoben: "Seid heutenacht weiss ich, warum die vielen langen Jahre ihr sanftes fröhliches Wesen hinter einer Maske verborgen war," und in seiner Stimme klingt die Ohnmacht heraus, das Geschehene nicht ungeschehen machen zu können.
Es dauert nicht lange und er faßt sich wieder und spricht ruhig weiter und sieht sie wieder freundlich an: "Bitte laßt Euch von Leo nachhause fahren, die Kutsche steht unten bereit und er wird Euch für Eure Mühe entlohnen, obwohl eine solche Hilfe eigentlich unbezahlbar ist," und sieht ihr mit sanftem Blick tief in ihre Augen, "und es würde mich freuen, wenn Ihr noch einmal Zeit finden könntet, nach Orga von Roßstein zu sehen. Vielleicht könnt Ihr Leo sagen, wann er Euch wieder abholen darf." Dann überlegt er kurz und fragt: "Dürfen wir Euch aber vorher noch zu einer kräftigen Hühnersuppe einladen? Es wäre uns allen eine Freude, wenn Euch Leo mit Maries Hühnersuppe verwöhnen dürfte," und lächelt sein verschmitzes Lächeln.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 23. März 2003, 22:05 Uhr
Morgana erwidert Henrys Lächeln."Ich denke ihr seit wohl im Moment die beste Medizin, die Orga von Rosstein bekommen kann."Dann überlegt sie kurz, ob sie der Einladung folgen soll, doch Schilama ist schon wieder sehr lange alleine mit Deliah und Morgana möchte zur Kate zurück.

"Seid mir nicht böse, wenn ich eure Einladung ausschlage, aber ich habe in der Kate noch einen weiteren Patienten, um den es nicht sehr gut steht und ich möchte mein Lehrmädchen nicht gerne so lange mit ihr alleine lassen, obwohl ich ihr voll und ganz vertraue. Aber das Angebot mit der Kutsche nehme ich gerne an, und sobald es meine Zeit erlaubt werde ich wieder hier vorbeikommen, sollte vorher etwas sein, holt mich ruhig."in einer Kutsche fahren ,das ist wieder eine neue Erfahrung

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. März 2003, 22:56 Uhr
Henry lächelt, als die Heilerin ihn als Medizin bezeichnet und verbeugt sich mit einem verschmitzen: "Danke" und als sie die Einladung abschlägt wendet er sich an Marie: "Fülle einen Topf mit Suppe und wickel ihn gut ein und gib ihn Leo mit."
Als sie ihm sagt, daß sie zur Not jederzeit bei ihr anklopfen können, bedankt er sich noch einmal ganz herzlich bei der Heilerin und ist froh, daß er sie aufgesucht hat. Bevor sie den Raum verläßt wendet er sich noch einmal an sie und spricht: "Ich habe noch eine Bitte an Euch, wann immer ihr ein Pferd braucht, holt Euch Kleine, sie steht immer für Euch bereit." und lächelt die überrascht aufblickende Heilerin zum Abschied noch einmal freundlich an.

Leo begleitet die Heilerin hinaus und als es wieder still ist in Orgas Schlafgemach setzt er sich neben sie und schließt die Augen. Er läßt seinen Geist vollkommen los und versenkt sich in sein innerstes Selbst, wie ein alter Mann es ihn einst gelehrt hatte. Der hagere Alte stand plötzlich hinter ihm, damals, als er auf die Felsen geklettert war, die weit in den See reichen, wo er seinen Trennungsschmerz hinausbrüllte in die ohrenbetäubende Brandung des Sturmes, der die Wellen an den Felsen hochpeitschte und die Gischt über ihn versprühte...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 23. März 2003, 23:01 Uhr
Morgan folgt Leo die Treppe hinunter und hinaus zu der grossen Einganstür. Auf dem Hof steht die Kutsche schon bereit und Leo hilft Morgana beim Einsteigen. Als Morgana im Wagen sitzt muss sie Schmunzeln, sie kommt sich wie eine grosse Dame vor. Doch dann fährt die Kutsche los und Morgana ist mit ihren Gedanken schon bei der Kate, Schilama und Deliah.

Die Kutsche rumpelt über den Hof, doch davon spürt Morgana dank der guten Federung der Kutsche, fast gar nichts.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 24. März 2003, 14:45 Uhr
Henry  sitzt neben Orga von Roßstein auf dem Bett und taucht langsam aus seiner Versenkung auf. Er betrachtet die Schlafende und holt sich leise unten vom Kamin eines der großen Fellkissen und setzt sich wieder neben sie, aber wesentlich gemütlicher, als vorher. Es ist mittlerweile später Abend und sie muß nun endlich etwas zu sich nehmen beschließt er.

Behutsam legt er wieder den Arm um sie und flüstert leise: "Orga aufwachen," und streicht sanft die langen schwarzen Haare aus ihrem Gesicht.   Hm, denkt er, nachdem keine Reaktion ihrerseits erfolgt, dann muß ich zu anderen Mitteln greifen und schmunzelt. Er gibt zehn Tropfen von Morganas Mittel in ein wenig Wasser und das Glas und die Suppe, die in der silbernen kleinen Schüssel am Ofen schön warm geblieben ist, stehen kurze Zeit später auf Orgas großem Bett am Fußende auf ihrem Tablett. Vorsichtig nimmt er die kleine Silberschüssel und hält sie Orga direkt unter die Nase und wartet. Ihre Augen beginnen unruhig unter den Liedern hin und her zu wandern und dann öffnet sie sie langsam. "Riecht gut, nichtwahr?" spricht er leise und nimmt ein wenig auf den Löffel und nähert sich ihrem Munde. "Mund aufmachen," spricht er liebevoll streng und schon hört er Orga schlucken. "Und jetzt die Medizin gegen den ärgerlichen Schwindel," sagt er leise, als wenn er sich selber gegen Schwindel wehren würde, setzt das Glas vorsichtig an ihre Lippen und sie schluckt auch das brav hinunter und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Nachdem er ihr so einige Löffel Hühnerbrühe verabreicht hat macht er eine Pause, denn irgendetwas geschieht mit ihr. Sie setzt ein paarmal an, um Luft zu holen, doch dann beginnt sie leise zu schluchzen. Henry stellt schnell die Suppe auf das Tablett zurück und nimmt sie behutsam in seinen Arm, während sie leise einige Male seinen Namen ruft, aber von ihrem Schluchzen daran gehindert wird, weiterzusprechen. Er überlegt, die Medizin muß eine krampflösende Wirkung haben, und unter sanftem Streicheln spricht er beruhigend auf sie ein: "Ich bin da Orga..., es wird alles gut..., ich werde jetzt immer für Dich da sein Liebes...Leo hat mir alles erzählt..."  
Ihr leises Schluchzen scheint kein Ende finden zu wollen, doch er hat Zeit, viel Zeit und hält sie nur sanft und beschützend in seinen Armen. Laß all den Schmerz hinaus Liebes, laß ihn hinaus, ich werde Dich nie wieder verlassen, nie wieder... denkt er innig, sie in seine liebevolle Fürsorge einhüllend.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 26. März 2003, 18:09 Uhr
Orga von Roßstein erwacht spät in der Nacht in Henrys Armen und erinnert sich daran, wie Henry ihr die Suppe und die Medizin gab und wie sie sich nicht mehr gegen die Tränen wehren konnte, aber dann mußte sie eingeschlafen sein.

Orga dreht sich vorsichtig zur Seite, denn sie wollte nicht riskieren, daß wieder der unangenehme Schwindel sie überfällt, denn bisher fühlte sie sich richtig gut. Sie hört Henrys ruhigen Atem und kuschelt sich noch mehr in seine Arme und legt die Stirn an seine Brust.  "Ich habe Dich so vermißt, Henry," flüstert sie leise, um ihn nicht zu wecken und erschreckt, als er plötzlich ganz leise antwortet: "Ich Dich auch Orga, aber ganz tief in meinem Herzen wußte ich, daß wir irgendwann wieder zusammenfinden würden, mein Liebes," und streichelt sanft über ihr Haar und ihren Rücken. "Wenn ich geahnt hätte, daß du unser Kind in Dir trägst, hätte ich Dich nicht zurückgelassen. Ich habe bis gestern von alledem nichts gewußt. Es tut mir unendlich leid, daß ich Dich nicht vor dem Leid bewahren konnte, das Du durchlebt hast," spricht er ruhig, aber sie spürt den Schmerz in seiner Stimme und antwortet: "Hätte ich auf Deinen Vater gehört und wäre Dir gefolgt, würde unser Kind noch leben Henry, ich habe nicht auf ihn gehört...., ich habe nicht auf ihn gehört...," und sie ringt wieder nach Luft und erneut beginnt sie zu schluchtzen und das tiefe Schuldgefühl bricht sich Bahn, das sie so viele Jahre gequält hat.
Henry begreift nun erst das ganze Ausmaß ihres Kummers, endlich hat sie es ihm anvertraut. Er dreht Orga auf ihre Kissen zurück, nimmt ihr Gesicht in seine Hände und blickt ihr ganz tief in die Augen während er beschwörend spricht: "Liebes, es ist nicht Deine Schuld, daß unser Kind tot ist, sie haben es Dir brutal genommen, sie haben ihr eigenes Enkelkind getötet, Dich trifft nicht die geringste Schuld, sowas darfst Du nie wieder denken, hörst Du Liebes, nie wieder!" Er schließt sie fest in seine Arme und verbirgt die Tränen vor ihr, die ihm in die Augen treten. Jetzt weiss er, warum sie zu der scheinbar gefühlskalten Person wurde, die niemanden an sich heranlies, wie er immer wieder von den Knechten hörte, die aus dem Gut von Roßstein aus Verd kamen.



Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 27. März 2003, 15:59 Uhr
Die Sonne ist schon längst über den Dächern der Stadt zu sehen und scheint auch ein wenig in ihr Schlafgemach, als Orga von Roßstein von einem Geräusch erwacht. Sie öffnet die Augen und sieht Leo das Zimmer betreten. Sie fühlt sich beinahe beschwingt und begrüßt Leo freundlich, der sehr blaß aussieht: "Guten morgen Leo, Du bist so blaß, hast Du nicht genug geruht?"  Leo schaut seine Herrin trotz ihrer offensichtlich guten Stimmung immer noch ein wenig besorgt an und antwortet: "Ihr habt mir einen ordentlichen Schreck eingejagt und ich war sehr in Sorge um Euch, aber es scheint Euch wieder besser zu gehen," und lächelt ein wenig. Er tritt mit einem kleinen Tablett, auf dem ein kleines Glas mit Wasser steht, zu ihr und bittet sie, die Medizin gegen den Schwindel einzunehmen. Orga freut sich, daß sie ohne Schwierigkeiten das Glas ergreifen kann und kippt den Inhalt hinunter und legt sich zurück. Es dauert nicht lange und sie fühlt wieder, wie beim letzten Mal, als Henry ihr die Medizin gab, wie sich ihre Muskeln entspannen, doch dieses Mal muß sie schmunzeln, denn es ist, wie wenn sie zuviel Wein getrunken hätte, nur daß sie dabei geistig ganz klar bleibt. Sie zieht die Decke etwas über das Gesicht, damit Leo nicht mitbekommt, daß sie kichern muß, aber er lächelt dezent und freut sich offensichtlich über ihre Heiterkeit.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. März 2003, 01:09 Uhr
Orga von Roßstein verspürt nach einem kleinen Nickerchen Hunger, doch erst möchte sie sich frisch machen und in ein hübscheres Nachtgewand kleiden. Leo holt Marie und Elli und mit Hilfe der beiden Frauen ist Orga bald gewaschen und umgekleidet und ganz glücklich, daß sie so gut wie keinen Schwindel mehr verspürt, obwohl sie noch immer eine leichte Schwellung am Hinterkopf hat. Sie ruft Leo wieder in ihr Schlafgemach und bittet ihn, ihr Hühnersuppe, Brot und Butter zu bringen, denn ihr Hungergefühl wird immer intensiver.
Während Leo das Zimmer verläßt legt Orga sich in die dicken weichen Kissen zurück und ist froh, daß sie jetzt wieder ein bischen ausruhen kann, denn es war wohl doch etwas anstrengender gewesen, als sie dachte, denn sie fällt kurze Zeit später in tiefen Schlaf und wird nicht einmal wach, als Leo mit dem warmen Frühstück wieder das Zimmer betritt. Leise geht Leo wieder hinaus und setzt sich im Nebenzimmer in den Ohrensessel und macht ein Nickerchen, denn er hatte tatsächlich seit ihrem Sturz kaum geschlafen, zu sehr hatten ihn die Ereignisse aufgeregt und mitgenommen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 29. März 2003, 11:55 Uhr
Henry kommt in Orgas Gemächer und sieht den eingenickten Leo im Ohrensessel sitzen und schmunzelt. Leise stellt er die silberne Suppenschale auf den Kamin, damit sie warm bleibt und geht in Orgas Schlafgemach, wo sie schlafend in ihren Kissen liegt. Ihr schwarzes langes Haar breitet sich wie ein Fächer um ihr Gesicht aus und vorsichtig setzt er sich neben sie. Bilder aus ihrer Jugenzeit tauchen vor ihm auf; wie oft lagen sie im Gras und erfreuten sich an ihrer Zweisamkeit. Schon als Kinder fühlten sie sich zusammen am wohlsten, als würden sie einfach zusammengehören, als wäre jeder nur ein Teil des Anderen.  Die vielen Jahre der Trennung hatten nichts daran geändert, als wäre die Zeit ein unwesentlicher Faktor, als gäbe sie es irgendwie nicht wirklich, obwohl sie deutlich Spuren bei ihnen hinterlassen hatte.
Henry sitzt neben Orga und das Gefühl der Zeitlosigkeit, daß er von seinen Versenkungen kennt, wird ihm als Etwas bewußt, das hinter all dem Auf und Ab des Lebens exestiert, wo ihre Herzen in Übereinstimmung schlagen und wo die stille Gegenwart des Anderen ist, auch wenn sie nicht zusammen sind.
.
"Henry," hört er Orga leise seinen Namen rufen und ihre Hand streckt sich nach ihm aus. Er beugt sich zu ihr hinunter und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelt sie an, meine geliebte kleine Orga, denkt er, wird jedoch plötzlich von einem unüberhörbaren Knurren ihres Magens abgelenkt.  "Leo ist mit Deiner Suppe im Nebenzimmer eingenickt," sagt er mit einem schelmischen Lächeln zu Orga und holt die Suppe mit den Brotstückchen, die mit Butter und Marmelade schon fertig gestrichen auf einem Teller liegen, zu ihr ans Bett. Er richtet ihr die Kissen, hilft ihr etwas auf und stellt das Tablett neben sie. Sie ist schon wieder so kräftig, daß sie mühelos alleine essen kann und mit einem "Laß es Dir gut schmecken Liebes," verläßt Henry sie für eine Weile, nicht ohne Leo vorher zu wecken, damit er wieder auf sie achte.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 31. März 2003, 20:49 Uhr
Orga von Roßstein liegt nach ihrem Frühstück gemütlich in ihren Kissen und fühlt sich so gut, daß sie am liebsten aufstehen möchte, aber Henry, der wieder zurückgekommen ist, besteht darauf, daß sie noch liegen bleibt. Er setzt sich mit einem großen Buch in der Hand neben sie, lehnt sich an das große Fellkissen und während Orga sich noch in seinen Arm kuschelt beginnt er, ihr aus dem Buch vorzulesen.
Sie muß darüber eingeschlafen sein, denn sie erwacht und Henry, der neben ihr ruht, lächelt sie liebevoll an. Sie blickt zu ihm auf, sieht seinen liebevollen Blick, der sie momentan in ihre Jugendjahre versetzt und sie spricht leise zu ihm: "Henry, ich möchte endlich Deine Frau werden, ich möchte, daß Du für immer an meiner Seite lebst und Deine Pfeife mit diesem wunderbaren Duft ganz nah bei mir rauchst," und lächelt ihn mit ihrem herausfordernden Lächeln an, mit dem sie ihn früher schon immer zu Streichen ermuntert hat. Sie klettert halb über ihn und untersucht seine Taschen und findet die Pfeife, zieht sie heraus und schnuppert daran und lächelt ihn an. "Ich liebe diesen Duft," flüstert sie und steckt die Pfeife wieder in seine Tasche. Henry schlingt seine Arme um sie und dreht sie vorsichtig so, daß sie auf ihm zu liegen kommt und fragt sie lächelnd, während er ihr tief in die Augen schaut: "Was weisst Du denn von Deinem Zukünftigen?"
Orga ist für einen Moment leicht irritiert, denn sie spürt den Ernst in seiner sonst leicht schelmischen Frage, doch sie faßt sich schnell und antwortet ihm: "Du bist meine andere Hälfte, ohne Dich bin ich nur halb, unvollkommen, liebster Henry," und versinkt in der sanften warmen Glut seiner Augen, bis sie ganz schwach zurücksinkt und die Augen schließt. Sanft streichelt er ihre Wangen, ihre Schläfen, ihre Stirn, doch plötzlich schluchtzt sie auf, denn ein Schmerz bohrt sich in ihre Brust und sie flüstert: "Ich würde es nicht ertragen, Dich noch einmal zu verlieren Henry," und mit einem Weinkrampf krallen sich ihre Hände in der Decke fest. Henry ist blitzschnell mit einem Schluck Wasser, in das er zehn Tropfen von Morganas Beruhigungsmittel hineingibt, zurück und flößt es Orga vorsichtig ein, die immer wilder die Beine unter der Bettdecke bewegt, während ihre Hände noch immer verkrampft die Decke umklammern. Er setzt sich neben sie, zieht sie behutsam zu sich hoch und während er sie sanft schaukelnd in den Armen hält spricht er beruhigend auf sie ein: "Ganz ruhig Liebes, ganz ruhig...., ich bin bei Dir und werde Dich nie wieder verlassen...., sei ganz ruhig...." Langsam scheint die Medizin zu wirken und als sie nach einer Weile ganz ruhig atmet und vollkommen entspannt in seinen Armen liegt, legt er sie in ihre Kissen zurück und deckt sie warm zu. Nachdenklich geht Henry im Zimmer auf und ab, sie immer wieder anschauend und sich vergewissernd, daß sie schläft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 02. Apr. 2003, 15:39 Uhr
Orga von Roßstein hat sich nach ihrem Erwachen der Fensterseite zugedreht, die Decke über ihren Kopf gezogen, damit weder Henry noch Leo, falls er herein kommen sollte, ihr Gesicht sehen können und nun liegt sie mit angezogenen Beinen, eingerollt wie ein Igel da und grübelt, immer wenn er zärtlich zu mir ist kommt dieser irrsinnige Schmerz und ich raste aus...bin ich verrückt?...bin ich nicht normal....? Leise weint sie vor sich hin, denn ihr wird schmerzlich bewußt, daß irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Das kann ich Henry nicht zumuten, er macht sich viel zu viele Sorgen, wenn ich so verrückt spiele, denkt sie und sie weiss aber auch, daß sie es nicht unter Kontrolle hat. Vielleicht sollte ich mit der Heilerin sprechen, die hier war, vielleicht weiss sie Rat... überlegt sie und faßt wieder Hoffnung, daß sie vielleicht doch wieder so unbeschwert mit ihm zusammen sein kann, wie früher.

Sie spürt Henry neben sich, der sie aber ganz in Ruhe läßt und sie weiss, daß er genau mitbekommt, was ihr im Kopf herumgeht. Langsam wendet sie sich um und erklärt ihm, daß er nicht mehr zärtlich zu ihr sein darf, weil sie dann diesen schrecklichen Schmerz spürt und daß sie dann die Kontrolle über sich verliert und daß sie ihm das nicht länger zumuten will, doch dann hält sie es nicht länger aus, dreht sich ganz zu ihm um und kuschelt sich in seine Arme und weint leise vor sich hin. Henry legt nur behutsam den Arm um ihre Schulter und sie spürt, wie schwer es ihm fällt, nicht zärtlich zu ihr zu sein. Dann hört sie seine ruhige tiefe Stimme: "Du hast etwas schrecklich Grausames erlebt Liebes. Die ganzen Jahre hast Du es in Deinem Innern verschlossen und nun will es heraus, weil da drinnen das genau weiss, daß ich auf Dich aufpasse," und er lacht dieses sieghafte verschmitze Lachen, das sie so an ihm liebt, es ist so voller Zuversicht und Stärke.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 03. Apr. 2003, 11:49 Uhr
Die Nacht verlief ruhig und friedlich und Orga von Roßstein  erwacht alleine in dem riesigen Bett, daß sie, wie die letzten Nächte, nun immer mit Henry teilen wird. Sicher ist er bei den Pferden, denn seine Seite des Bettes ist schon ordentlich gemacht und die Decke liegt fein säuberlich über dem Bettzeug.

Sie beschließt, heute aufzustehen, denn sie hat nicht mehr das geringste Schwindelgefühl und auch die Schwellung ist fast nicht mehr zu spüren. Langsam erhebt sie sich, schlüpft in ihren dunkelgrünen samtigen Morgenmantel und geht vorsichtig ein paar Schritte im Zimmer auf und ab und freut sich, daß sie sich noch immer gut fühlt. Sie geht zu der Waschschüssel auf der Kommode und beugt sich hinunter und erfrischt ihr Gesicht an dem kühlen Naß, als sich plötzlich alles zu Drehen beginnt. Sie schreit leise auf und versucht vergebens irgendwo Halt zu finden. Sie spürt, wie sie mit ihrer Hüfte auf den Boden aufschlägt, aber zwei Hände packen sie plötzlich am Morgenmantel und verhindern, daß sie mit dem Kopf unsanft auf dem Boden landet.
So ein Mist, denkt sie zornig über diese heimtükische Schwellung in ihrem Kopf, kann sich aber nicht aufrichten, weil sich noch immer alles in ihr dreht und ihr wird schrecklich übel, daß sie zu würgen beginnt. Sie hört Leos aufgeregte Worte: "Ihr dürft doch noch nicht aufstehen!" als er sie auch schon schnell zur Seite dreht, damit das, was sich aus ihrem Innern den Weg ins Freie sucht, nur auf dem Boden landet. Oh nein! Wie peinlich, denkt sie und ist froh, als Leo ihr mit einem feuchten Tuch den Mund abtupft. Dann hört sie eilige Schritte im Nebenzimmer und kurz darauf beugt sich Henry über sie, hebt sie vom Boden auf und trägt sie zurück auf das Bett.
Wenn mir doch nicht so schwindelig wäre,  denkt sie und immer noch ist ihr ganz elend. "Mir ging es doch schon so gut!" sagt sie leise zu ihrer Verteidigung und schluckt kurz danach den Inhalt des Glases hinunter, das Leo ihr an die Lippen setzt. Henry öffnet, ohne etwas zu erwiedern, ihren Morgenmantel und zieht ihr ihn behutsam aus. Erst als sie wieder warm zugedeckt im Bett liegt und die Wirkung der Medizin schon wohlig warm durch ihren Körper wogt, setzt er sich zu ihr und flüstert: "Dich darf man aber auch keine Minute aus den Augen lassen," und schiebt sanft eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Orga fühlt sich zwar schon wieder etwas besser im Kopf und Magen, aber sie ist äußerst unzufrieden mit der Situation, wie lange mußte sie denn noch im Bett herumliegen, wo draußen der Frühling sicher schon die ersten Blumen im Garten herausgetrieben hat und da kommt ihr eine Idee und sie flüstert: "Henry, es geht mir nachher bestimmt wieder besser,  kann ich dann nicht ein bischen im Garten sitzen? Erst als ich mich nach unten zur Waschschüssel gebückt habe ist mir schwindelig geworden, wenn Du mir hilfst, kann ich bestimmt nach unten in den Garten gehen, ohne daß mir schwindelig wird. Ich mag nicht länger nur im Bett herumliegen!"
So, jetzt ist es draussen denkt sie und während sie sich noch die Blumen im Garten vorstellt wird sie mit einem Mal so schläfrig, daß sie einnickt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 03. Apr. 2003, 17:58 Uhr
Das Summen einer dicken Hummel weckt Orga von Roßstein und während sie langsam davon wach wird hört sie Vogelgezwitscher über sich. Verwundert öffnet sie die Augen und stellt fest, daß sie unter der großen Kastanie auf der Sonnenliege ihres Onkels liegt. Sie blickt sich verwundert um und sieht Henrys spitzbübisches Lächeln, der neben ihr, seine Pfeife rauchend, in einem Gartensessel sitzt und sich offensichtlich an ihrem überraschten Gesichtsausdruck erfreut. "Henry, bist Du verrückt, ich bin doch viel zu schwer!" doch sie freut sich wie ein kleines Kind. Es ist herrlich, denkt sie und greift nach Henrys Hand und zieht sie an sich. "Oh Henry, es ist herrlich hier draussen!" Sie spürt, daß sie auf den großen Kissen vom Kamin liegt und auch mit der dazugehörigen Felldecke zugedeckt ist.

Plötzlich vernimmt sie seitlich Geräusche und blickt sich um. Dort arbeitet ein erwachsener Mann mit einem noch recht jungen Burschen.  Mit einer Hacke bearbeiten sie das Erdreich und entfernen Stück um Stück die Efeuhecke mitsamt den Wurzeln. Orga sieht erst jetzt, daß vom vorderen Eingangstor bis über die halbe Seite der rechten Mauer aller Efeu entfernt ist. Als der Mann hinüberblickt hält er mit der Arbeit inne, grüßt freundlich und hackt weiter.  Die nackte Mauer sieht recht unansehnlich aus und bevor sie gestrichen werden kann, muß sie ordentlich mit Wasser und Wurzelbürste bearbeitet werden, aber Henry würde sich schon darum kümmern. "Es sind fleißíge Hände," hört sie Henry zu ihr sprechen und als sie ihm zunickt blickt er zu den beiden Männern und spricht weiter: " Es ist eine nette Familie, ich habe seine Frau und die kleine Tochter gesehen, sie würden gut zu uns passen." Nach einer kleinen Pause fährt er fort: "Der Vater macht einen aufrichtigen Eindruck und von seinem Pächter wird er aufs Ärgste ausgebeutet, aber er scheint ihn nicht ganz zu druchschauen. Er muß viel und hart arbeiten, um die Familie satt zu bekommen, darum hat er sich sehr über die Arbeit gefreut, und daß sein Sohn mithelfen darf."  Orga hört Henry aufmerksam zu und meint dann: "Wenn Du meinst, daß sie zu uns passen, dann lade doch die Familie für morgen ein und zeige ihnen alles und auch das Gesindehaus. Wenn es ihnen hier gefällt, biete ihnen doch an, zu uns zu kommen." Sie überlegt, sie hätten unten das Gesindhaus, bis auf die große Stube mit dem Kamin, ganz für sich. Zu dumm, daß ich nicht hingehen kann, um zu sehen, wie es im Moment aussieht.  
Doch plötzlich macht Henry sie auf Wolken aufmerksam, die vom Landesinneren her, schnell auf die Stadt zu ziehen und trägt sie hinauf in ihr nun gemeinsames Schlafgemach. Sie macht sich so leicht wie möglich, daß er unterwegs stehenbleibt und ihr befiehlt, sich zu entspannen. Sie atmet tief aus und lehnt sich an seine Schultern, schlingt die Arme um seinen Hals und trickst ihn einfach aus. Ich bin die glücklichste Frau der Welt denkt sie und liegt kurz darauf warm und kuschelig wieder im Bett, während er hinuntergeht, um die Sachen wieder zurückzuräumen. Hoffentlich gefällt es der Familie bei uns, dann hätte Henry endlich Hilfe und müßte nicht mehr so viel arbeiten, wünscht sie sich, während sie in ihren Kissen liegt und langsam einschlummert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 04. Apr. 2003, 15:02 Uhr
Orga von Roßstein kann kaum den nächsten Tag abwarten, denn Henry hatte den Mann, der im Garten die Efeuhecke entfernt, für den nächsten Tag mit der ganzen Familie eingeladen. Das Zimmermädchen Elli mußte den gröbsten Staub in der großen Stube des Gesindehauses entfernen und Henry beruhigte sie, daß die Familie schon zu ihnen kommen würde, wenn sie die Richtige wäre.  Seine Lebenseinstellung ist wirklich bewundernswert, denkt sie und als es auf den Nachmittag zugeht ist sie in ihren Morgenmantel gekleidet und Henry trägt sie wieder in den Garten. Dieses Mal hat sie genug Zeit, die ersten Blumen in der Wiese zu betrachten. Überall schießen sie aus dem wilden Gras, das mit seinem zarten Grün die Erde bedeckt.
Plötzlich hört sie, wie die Gartentüre aufgezogen wird und hört Leos Stimme. "Sie kommen!" flüstert Orga Henry zu, der wieder seine Pfeiffe paffend neben ihr auf dem Gartensessel sitzt. Seine Ruhe ist bewundernswert, denkt sie noch als Leo mit der Familie um die Hausecke kommt und auf sie beide zusteuert.
Ist das ein hübsches kleines Mädchen! Orga schaut dem kleinen Lockenkopf zu, wie er ungezwungen durch die Wiese läuft und hüpft und sich auf die kleinen Blumen in der Wiese stürzt und offensichtlich an jeder unbedingt riechen muß. Der Mann nähert sich mit seiner Frau und dem Sohn Orga und Henry, der sich erhebt und sie freundlich begrüßt, aber mit der gleichen Ruhe, wie er alles zu tun pflegt. Die Frau scheint so Anfang der Dreißiger und hat hellbraunes glattes Haar, das im Gnick mit einem Band zusammengebunden ist und als sie Orgas Liege erreicht, deutet sie einen Knicks an. Orga reicht ihr die Hand und begrüßt sie mit den Worten: "Ich bin Orga von Roßstein, wie ist Euer Name?" und blickt die Frau freundlich an. "Mariann," antwortet sie, "und das sind unsere Kinder Mary und Elos." Marianns Mann verbeugt sich vor Orga und bleibt bei Henry stehen, da sie ihn Henry überläßt und nicht gedenkt ihn mit einem Händedruck zu begrüßen. Die Männer sind Henrys Sache, denkt sie fröhlich und spürt Henrys amüsiertes inneres Lächeln, wenn er auch nach außen unverändert ruhig erscheint.
Plötzlich kommt das Mädchen von hinten auf Orgas Liege zugelaufen und ein kleines Händchen mit einem hübschen Blumenstrauß erscheint neben ihr. Sie dreht sich vorsichtig um, denn sie wollte jetzt auf keinen Fall einen Schwindelanfall bekommen, sieht in zwei reizende blaue Kinderaugen, die sie unbeschwert anstrahlen und die Kleine gluckst hervor: "Das ist für Dich!" Orga muß überrascht lächeln, doch die Mutter errötet leicht und es ihr offensichtlich peinlich, daß ihr Töchterchen ihr einen Blumenstrauß aus ihrem eigenen Garten schenken will. Orga streicht der kleinen sanft über den Kopf und bedankt sich bei ihr und versichert ihr, daß sie die Blumen später neben ihr Bett stellen wird und jedes Mal an sie denken wird, wenn sie den Strauß sieht. Hocherfreut hüpft die Kleine davon und muß wohl eiligst den ganzen Garten erkunden. Der Vater nickt seinem Sohn zu, daß er auf seine kleine Schwester aufpassen soll und so sind die Erwachsenen nun alleine.
Nachdem sie sich auf Henrys Bitte, in einem Gartensessel niedergelassen haben spricht Henry mit ihnen über das Angebot. Die Frau strahlt und blickt Orga an, als würde eine große Last von ihren Schultern genommen, nur ihr Mann, weiss wohl noch nicht recht, wie er aus seiner momentanen Pachtsache herauskommt, aber Henry steht auf und während die Männer durch den Garten wandern und Henry ihm nebenbei noch den Stall zeigt und durch die untere Etage des Haupthauses schreitet und ihm sicherl auch gleich Marie und Elli vorstellt, scheint er wohl für alle Probleme eine Lösung gefunden zu haben, denn das Gesicht des Mannes wird bei jedem Auftauchen immer sorgloser und fröhlicher.
Unterdessen bringt Leo den Frauen eine Erfrischung und Orga muß, ob sie will oder nicht, die Medizin nehmen. Sie ist froh, daß Leo Mariann in den hinteren Teil des Gartens entführt, wo das Gesindehaus steht und ihr wohl den Kräuter- und Gemüsegarten und das Gesindehaus zeigt, denn, wie sie befürchtet hat, überkommt sie wieder diese wohlige Wärme und Entspanntheit und kurze Zeit später schläft sie lächelnd ein, denn sie hört während des Einnickens ein süßes Stimmchen in ihrer Nähe einen kleinen Reim immer und immer wieder vor sich hin singend.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Apr. 2003, 11:02 Uhr
Sehr spät am Abend erwacht Orga von Roßstein. Henry ist auch schon zu Bett gegangen und liegt neben ihr. Orga kuschelt sich an ihn und ist schrecklich neugierig, aber er scheint in Gedanken versunken, mehr mechanisch seinen Arm um sie zu legen. Eine ganze Weile liegt sie schweigend neben ihm, doch dann muß sie alles genau wissen, denn sie hält es vor Spannung kaum noch aus und so erzählt er ihr, daß am nächsten Tag die ganze Familie kommt und Mariann das Gesindehaus bezugsfertig richten will. Er selber wird mit Tharonn, ihrem Mann, zu seinem Verwalter gehen und die Familie ablösen. Orga ist glücklich, endlich kommt Leben in das stille Haus und sie freut sich schon auf das kleine Mädchen, das schon längst ihr Herz erobert hatte. Sie legt ihre Hand auf Henrys Brust und leise meint sie: "Sie ist jeden Preis wert," und gibt Henry zu verstehen, daß er vollkommen freie Hand hat.
Als Orga ihn bittet, ihr ins Nebenzimmer zu helfen und sich erhebt und nach ihrem Morgenmantel greift, ist er neben ihr und hilft ihr hinein und vorsichtig geht sie Schritt für Schritt zum Regal an der Wand und betätigt den geheimen Öffner und zeigt Henry das verborgene Fach in der dicken Steinwand. "Hier liegt für mehrere Jahre alles, was wir brauchen, um das Haus in Ordnung zu bringen, verschließe nur bitte die Vorhänge und die Türe, bevor du es öffnest," spricht sie sanft zu ihm und fährt fort:" Ich ergänze zwar immer die kleine Holzschatulle im Sekretär für die wöchentlichen Ausgaben, zu der auch Leo Zugang hat, aber ich möchte, daß Du mir hilfst, das Haus von Roßstein hier in Talyra zu verwalten," und fügt neckisch hinzu: "mein Zukünftiger, Vergangener und Gegenwärtiger!" und Henry nimmt sie auf die Arme und trägt sie ins Bett zurück, denn sie beginnt ihm wohl zu übermütig zu werden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Apr. 2003, 18:19 Uhr
Orga von Roßstein kuschelt wieder gemütlich an Henrys Seite und liegt in leichtem Schlummer, als Henry sie leise anspricht und sie fragt, ob sie weiss, wer seine Vorfahren sind. Überrascht horcht sie auf und muß aber verneinen, denn sie kennt nur die Eltern und hat nur gehört, daß sein Vater in jungen Jahren mit seiner Frau im Haus von Roßstein in Verd als Zuchtmeister in Dienst genommen wurde und das sagt sie ihm.

Henry erzählt ihr nun Dinge, die Orga vollkommen überraschen, aber irgendwie auch wieder nicht, denn sein Vater war schon immer für sie der edelste Mann auf dem Gut, auch wenn er nur der Verwalter und Zuchtmeister war. Henrys Vater stand ihr schon immer näher, als ihr eigener Vater es tat, der darauf bestanden hatte, daß ihr Henrys Kind genommen wurde.

"Ich wollte es Dir eigentlich erst erzählen, wenn Du wieder ganz gesund bist, aber es wird Zeit, daß Du es erfährst," spricht Henry sanft zu ihr, doch Orga antwortet ihm nicht, sie wird ganz still und muß erst einmal alles verarbeiten. Dann ist er aus reinstem adeligen Geschlecht! "Warum hat mir mein Vater dann unser Kind genommen? Warum hat er Dich fortgeschickt?" Orga wird unendlich wütend, wütend wie nie zuvor, daß Henry noch versucht sie in seinen Armen zu halten, sie aber dann frei gibt und sie alles heraustoben läßt. "Dieser... dieser... Mörder!!!! schreit sie heraus, trommelt mit unbändiger Kraft mit den Fäusten auf die Bettdecke, schlägt mit den Füßen auf der Unterlage herum und schreit wie eine Wilde, daß Leo kurze Zeit später in der Tür erscheint.

Vermutlich hat Henry ihn zurückgeschickt, denn plötzlich ist er wieder verschwunden und schwer atmend wandelt sich ihr Zorn in hilfloses Schluchzen, ..."Er hat mein ganzes Leben zerstört, hat unser Kind getötet, aus reiner Wilkür...," kommt es über ihre Lippen. Orga kann es nicht fassen, bisher hatte sie immer gedacht, daß er nur keinen Makel in ihrem so adeligen Geschlecht dulden wollte und sie fühlte sich schuldig, schuldig, daß ihr Kind sterben mußte, aber jetzt, jetzt erkannte sie, daß ihr Vater ein ganz gemeiner elender Mörder an ihrem Kind war... Sie wendet sich zur Seite, sie erkennt die Wahrheit und kann sie doch nicht begreifen, ihr Herz kann solche Grausamkeit einfach nicht verstehen.

Doch dann fällt ihr wieder ein, was Henry von der Familie erzählt hat und was am nächsten Tag alles auf ihn zu kommt und dreht sich zu ihm um. "Es tut mir leid, ich bin schrecklich wütend geworden, immer habe ich mich schuldig gefühlt," und sie bebt noch immer leicht vor Zorn. Henry schließt sie in seine Arme und spricht mit so zuversichtlicher Stimme, daß sie ihn überrascht anblickt. "Jetzt können wir die Vergangenheit hinter uns lassen Liebes und Du wirst nie wieder ausrasten, auch nicht, wenn ich zärtlich zu dir bin. Sie schaut ihn noch einen Moment nachdenklich an, doch dann blickt Henry sie aus Augen an, die sie schwach in ihre Kissen zurücksinken lassen und er geht mit ihrer Bewegung mit und ist über ihr bis sie die Augen schließt und nur noch die Zärtlichkeit seiner Berührung genießt....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 06. Apr. 2003, 17:53 Uhr
Der Lärm des Marktplatzes dringt an Orga von Roßsteins Ohr und sie fühlt beim Erwachen die frische Luft zu sich hereinwehen. Henry ist schon auf, denn wieder ist seine Bettseite ordentlich gerichtet und Orga schmunzelt. Doch dann erinnert sie sich daran, daß die Familie heute kommen wollte und ruft nach Leo, in der Hoffnung, daß er im Nebenzimmer ist. Sie muß nicht lange warten und Leo tritt herein. Er scheint erleichtert aufzuatmen, als er sie fröhlich im Bett sitzen sieht und fragt nach ihren Wünschen. "Leo, ist Mariann schon da?" fragt sie wissbegierig und sieht Leo ganz gespannt an. Er berichtet ihr, daß Mariann schon fleißig im Gesindehaus herumwischt und putzt und daß Elos der Sohn, weiter an der Entfernung der Efeuhecke arbeitet und Henry mit Tharonn zu dessen Pächter geritten ist. "Daß Elos aber mit der Hacke aufpaßt, so ein kleines Schwesterchen ist unberechenbar!" spricht sie besorgt zu Leo, der nur lächelt und erwiedert, daß die Kleine bei ihrer Mutter im Gesindehaus ist und daß sie die Türe zugemacht hat, damit Mary ihren Bruder nicht bei der Arbeit stört.

Orga ist beruhigt und wendet sich ihrem guten alten Diener zu: "Leo ich habe einen Riesenhunger, sei so gut und bringe mir das Frühstück, aber mit heißer Milch bitte." Leo blickt unmerklich verwundert auf und verläßt das Zimmer. Es dauert nicht lange, da kommt er mit ihrem Tablett zurück, auf dem frisches Brot und Butter stehen, Honig, Marmelade, Käse und zwei gekochte Eier und ein hoher silberner Becher mit heißer Milch. Leo wünscht ihr noch guten Appetit und verläßt das Zimmer. Hmhhh..., sieht das gut aus! Orga beginnt genüßlich mit ihrem Frühstück und ist in Gedanken bei Henry, aber sie ist zuversichtlich, er wird es sicher schaffen, die Familie abzulösen, wie widerspenstig dieser Pächter auch sein mag.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 07. Apr. 2003, 19:31 Uhr
Orga von Roßstein hat sich richtig satt gegessen und ist gar nicht begeistert, als Leo nach einer Weile mit der Medizin zu ihr ans Bett tritt. "Ich habe doch gar keinen Schwindel mehr!" protestiert sie, doch Leo erklärt ihr mit Engelsgeduld, daß sie die Medizin nehmen muß, um ganz schnell ganz gesund zu werden, weil sie doch sicher bald wieder ausreiten möchte. Das war überzeugend und viel williger schluckt sie die Medizin hinunter, die ihr Leo reicht. Als sie wieder die wohlige Wärme spürt atmet sie tief durch und sinkt entspannt in ihre Kissen, in denen sie auch gleich wieder tief und fest einschläft und erst als Henry sich am späten Nachmittag über sie beugt und leise ihren Namen flüstert schlägt sie im Halbschlaf die Augen etwas auf, um auch gleich wieder in tiefen Schlaf zu fallen.

Sie schläft den ganzen Tag, die ganze Nacht, ohne einmal wach zu werden und erst am nächsten Morgen, als der Hahn in der Nachbarschaft kräht, erwacht sie bleischwer von seinem morgendlichen Gekrähe und ruft Henrys Namen. Als er sich über sie beugt und besorgt fragt: "Orga, was ist mit dir?" denn sie bekommt nicht einmal die Augen auf, flüstert sie: "Mir ist so kalt und ich fühle mich so schwer, so unendlich schwer Henry." Sie spürt Henrys Hand auf ihrer Stirn und hört ihn sprechen: "Liebes du hast Fieber." Er scheint einen Moment nachzudenken und fragt sie dann: "Tut Dir irgendetwas weh oder ist das Atmen schwerer als sonst?" Orga überlegt und atmet ein paarmal bewußt, aber es ist normal. "Nein, das Atmen ist normal, aber meine Arme und Beine sind so schwer und mir ist so kalt," flüstert sie.
"Ich werde Leo zu Morgana schicken und ich bleibe heute bei dir Liebes," spricht er aufmunternt, streichelt sanft über ihr Haar und deckt sie bis zur Nasenspitze zu. Er verläßt das Zimmer und halbwach spürt sie, wie Henry ihr die warme Felldecke aus dem Kaminzimmer über ihr Federbett legt. Nur noch seine Hand wohlig warm und sanft auf ihrem Kopf fühlend, schläft sie wieder ein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 07. Apr. 2003, 22:42 Uhr
Henry ist im Garten mit dem Anspannen der Kutsche fertig und geht hinauf in das Nebenzimmer des Schlafgemachs und nickt Leo zu, der hinuntergeht, die Kutsche besteigt und sie aus dem hinteren Tor des Anwesens lenkt, um Morgana die Heilerin aufzusuchen.
Henry stellt das Tablett mit dem fiebersenkenden Tee, den er vor dem Anspannen des Pferdes aufgegossen hat, auf den kleinen Tisch im Schlafgemach ab. Orga liegt noch immer fest schlafend da und das Fieber ist nicht gestiegen, aber auch nicht gesunken. Henry hat sich in seinen bequemen Hausanzug gekleidet und hofft, daß die Heilerin trotz der frühen Morgenstunde bald nach Orga sehen kann, denn er kann sich das Fieber nicht erklären, sie hat über keinerlei Schmerzen geklagt und ihr freier Atem läßt auch keine Erkältung vermuten. Er schaut aus dem Fenster und blickt in den immer heller werdenden Morgen.  Bald ist es Tag und die ersten Händler werden ihre Waren auf den Marktplatz bringen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 14. Apr. 2003, 18:32 Uhr
In scharfem Trapp erreicht Leo, der Diener von Orga von Roßstein, mit der Heilerin Morgana in der Kutsche, das Haus von Roßstein, aus dem Henry herauskommt, ihr die Kutsche öffnet und sie begrüßt: "Es freut mich, daß ihr kommen könnt, Morgana!"  Er begleitet sie in das Haus, nimmt ihr den Umhang ab und hängt ihn auf einen dicken ledernen Bügel an den Haken und bittet sie mit einer galanten Handbewegung hinauf: "Bitte, wenn ihr vorgehen möchtet!" und kurz darauf betreten sie das Schlafgemach, in dem Orga von Roßstein in leichtem Schlummer liegt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 14. Apr. 2003, 19:55 Uhr
Die Fahrt vom Knoblauchsland war recht zügig vin Statten gegangen und bald schon hatten sie das Anwesen der Roßsteins erreicht. Henry stand schon in der Tür und Morgana folgte lächelnd seine Aufforderung voranzugehen.

Im Zimmer von Orga von Roßstein angekommen, schläft diese, so das Morgana leise an das Bett tritt und sich sachte auf die Bettkante setzt. Als Morgana sitzt kann sie schon fast die Wärme spüren, die von Orgas Körper ausgeht. Orgas Wngen sind gerötet und ab und zu fährt ein Frostschauer über Orgas Haut. Man sieht sofort, das sie Fieber hat und es auch recht hoch sein muss.Komisch alle Leute scheinen aus unergründlicher Ursache Fieber zu bekommen, ihr atem ist ruhig und ihre Nase ist auch nicht verstopft, die übliche Frühjahrsgrippe ist es also wieder mal nicht.

Fast wäre Morgana ein Seufzer herausgerutscht, doch im letzten Moment kann sie ihn noch stoppen.Sie wendet sich zu Henry und spricht leise mit ihm.

"Euch ist gestern Abend nichts an ihr aufgefallen, was dieses Fieber zu erklären scheint? Hat sie etwas von Schmerzen gesagt oder irgendetwas in de Richtung?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 14. Apr. 2003, 20:15 Uhr
Orga von Roßstein erwacht, als sie die Stimme einer Frau hört, die sie schon einmal gehört hat und erinnert sich wieder, die Heilerin....Morgana. Sie öffnet mühsam die Augen und spricht leise: "Morgana....seid gegrüßt und...danke für die Medizin...sie hat mir sehr geholfen...." und schließt wieder die Augen. "Mir ist so kalt und meine Arme und Beine sind so schwer,  aber mir tut nichts weh," flüstert sie leise. Dann hört sie Henry sprechen: "Sie hat zwei Nachmittage draußen im Garten gesessen, aber sie war warm eingepackt, dann hat sie gestern nach dem Frühstück den ganzen Tag voll durchgeschlafen und heute morgen das Fieber. Vorgestern war eine Familie zu Besuch, die zu uns ziehen wird. Die kleine Tochter hat ihr im Garten einen Blumenstrauß gepflückt und überreicht. Könnte es der Beginn einer Kinderkrankheit sein?"
Orga überlegt, ich eine Kinderkrankheit? und muß schmunzeln, "Henry, ich bin doch kein Kind mehr," flüstert sie schwach.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 14. Apr. 2003, 21:46 Uhr
Morgana dreht sich zu Orga um, als diese anfängt zu sprechen und jetzt bemerkt Morgana erst die kleinen roten Pöckchen, die sich am Hals von Orga befinden. Sie muss ein wenig über Orgas letzte Worte lächeln und setzt sich wieder auf die Bettkante.

"Darf ich?" fragt Morgana während sie die Haare von Orga ein wenig zur Seite schiebt. Dann lächelt sie wissend. "Henry hat recht, ihr habt euch eine Kinderkrankheit zugezogen. Bei uns nannte man sie Windpocken, in anderen Ländern habe ich sie auch als Wasserpocken kennengelernt. Es ist nichts schlimmes, aber es wird sicher eine Weile unangenehm werden. Die Pöckchen werden stark jucken und kratzt am besten nicht daran, denn das gibt nachher Narben. Ich gebe Leo nachher ein Pudr mit, mit dem ihr die Pöckchen einreiben könnt, es nimmt den Juckreiz und etwas Tee der das Fieber senkt. Seid aber gewiss in einer, spätestens in zwei Wochen geht es euch wieder richtig gut."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 15. Apr. 2003, 01:02 Uhr
Orga von Roßstein hat das Sprechen sehr angestrengt und während sie Morgana von Windpocken, Puder und Juckreiz sprechen hört, schläft sie langsam wieder ein.

Henry lächelt Morgana erleichtert an und ist sichtlich beruhigt, daß sie nur die Windpocken bekommt und daß die Kinderkrankheit in ein, zwei Wochen überstanden sein wird. Aufmerksam hört er der Heilerin zu und als sie geendet hat meint er noch: "Vielleicht ist es ganz gut, daß sie jetzt durch die Windpocken das Bett freiwillig hütet, denn es wurde die letzten Tage schon recht schwierig sie im Bett zu halten. Jetzt kann die Schwellung in ihrem Kopf in Ruhe abheilen."
Morgana betrachtet noch einmal die wieder fest Schlafende und verläßt dann leise das Zimmer. Henry begleitet sie nach unten und legt ihr den Umhang um ihre Schultern und bedankt sich noch einmal herzlich für ihr Kommen. Er geleitet sie zur Kutsche und verabschiedet sich mit einer leichten Verbeugung von ihr, während er ihr in die Kutsche hilft. Er schließt das Tor und sieht einen Moment der Kutsche nach, die über den Marktplatz davonrollt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Apr. 2003, 18:23 Uhr
Es dauert nicht lange und Leo erreicht wieder das Haus von Roßstein, fährt die Kutsche unter die große Kastanie und geht mit dem Puder und Tee von der Heilerin Morgana durch die Hintertür ins Haus. Den Tee hatte er zu Marie in die Küche gebracht und nun ist er im oberen Salon und stellt den Puder auf den Tisch. Henry wirkt wieder gelassener und als er hinunter zur Kutsche geht, um das Pferd abzuspannen, setzt sich Leo müde in den Sessel und schaut hinaus auf den Trubel des Marktplatzes.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Apr. 2003, 09:45 Uhr
Orga von Roßstein erwacht am nächsten Morgen durch das Krähen des Hahnes, der in unmittelbarer Nähe ihres Anwesens sein Unwesen treibt, stellt aber glücklich fest, daß sie nicht mehr friert. Henry, dessen ruhigen Atem sie neben sich hört, hatte sie den Tag vorher immerwieder erbarmungslos geweckt und den Tee von der Heilerin Morgana zu trinken gegeben und jetzt ist sie ihm sogar dankbar dafür, obwohl sie ihn gestern am liebsten zum Teufel gejagd hätte, als er sie damit gequält hatte, denn der Tee schmeckte scheußlich.
Nie wieder werde ich vom Pferd stürzen und nie wieder werde ich krank werden, ist der einzige Gedanke, den sie diesen Morgen immer wieder beschwörend vor sich hin denkt, denn sie ist es so leid, nur im Bett zu liegen. Aber sie schafft es nur insgesamt dreimal, ihre Beschwörung im Geiste zu formulieren, denn schon ist sie wieder eingeschlafen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Apr. 2003, 11:23 Uhr
Von leisen Geräuschen, dem Lärm des Marktplatzes, der plötzlich an ihr Ohr dringt mit einem Stoß frischer Luft und von einem Jucken, daß an einigen Stellen in Gesicht und Hals  sie reizt, wird Orga von Roßstein geweckt.  Sie will sich gerade diesen Stellen mit der Hand nähern, als Henry sie davon abhält. "Nicht kratzen, sonst behälst du Narben Orga," hört sie Henry sprechen, der gerade die Fenster zum Marktplatz geöffnet hat. Er setzt sich mit einer Puderdose an ihren Bettrand, und beginnt, Orga damit einzupudern, im wahrsten Sinne des Wortes, denn eine feine Puderwolke umhüllt ihr Gesicht. Schnell zieht sie die Decke übers Gesicht und muß lachen: "Hör auf, du erstickst mich!"  Er ist so fröhlich, denkt sie und bemerkt erst jetzt, daß ihr Fieber gesunken ist und bis auf das unangenehme Jucken, sie sich wieder recht gut fühlt. Eine ganze Weile neckt Henry sie zärtlich und erhebt sich dann wieder und schließt die Fenster.
"Wie geht es mit der neuen Familie?" fragt sie Henry neugierig, nachdem er sich wieder auf den Bettrand zu ihr gesetzt hat und er erzählt ihr, daß sie in zwei Tagen einziehen wollen  und die Efeuhecke bis auf ein kleines Stück hinter dem Pferdestall, vollständig entfernt ist. Doch irgendetwas ist noch, das merkt sie und als sie ihn fragt, meint er nachdenklich, daß Leo die letzten Tage so müde und schwach wirkt und er sich ernstlich Sorgen um ihn macht. Orga überlegt: "Vielleicht hat ihn das mit meiner alten Geschichte zu sehr mitgenommen, er war damals der Einzige, der sich nicht von mir fortschicken liess und über mich gewacht hat. Er hat mir damals sehr geholfen." Orga überlegt und meint dann: "Vielleicht sollten wir ihnl zu Morgana schicken, sie gefällt mir und ich denke sie ist eine sehr gute Heilerin, vielleicht kann sie ihm helfen."
Henry bleibt weiter ernst und nachdem sie ihn nachdenklich und fragend anblickt rückt er mit einer weiteren Sache heraus, die ihn offensichtlich beschäftigt: "Du brauchst ein anderes Pferd Orga. Der Schwarze ist zu unberechenbar. Ich sollte ihn wieder zu Deinem Bruder nach Verd bringen." Orga blickt auf, als wollte sie sofort dagegenanreden, doch dann hält sie inne und überlegt. Sicher hat Henry recht, er hat von Anfang an auf die Stadt nervös reagiert, Orga seuftzt und nickt: "Auch wenn es mir schwerfällt, aber du hast sicher Recht." Henry reicht ihr wieder von dem gräßlichen Tee, der ihr so gut getan hatte und sie nimmt wieder ein paar Schlucke.  Sanft streicht er ihr über die Haare und nachdem er sie davon überzeugen kann, daß ihr wieder etwas Ruhe gut tun wird, bis Leo ihr das Essen bringt, verläßt er das Zimmer, um nach der Familie und den Pferden zu sehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. Apr. 2003, 14:00 Uhr
Leo klopft und betritt einen Moment später Orgas Schlafgemach mit ihrem Frühstück. Er sieht wirklich nicht gut aus,denkt sie und bittet Leo, nachdem er das Tablett auf ihrem Bett abgestellt hat, sich auf den Sessel neben ihrem Bett zu setzten. Sie erfährt erst durch hartnäckiges Nachhaken, daß er beim Treppensteigen, und wenn er schnell geht, Stiche in der Brust fühlt und daß die Beschwerden schon vor dem Umzug begonnen haben und sich stetig verschlimmern.  
Orga hört besorgt seine Worte und spricht dann ruhig: "Leo, ich möchte, daß du dir ein Zimmer auf diesem Stockwerk nimmst, mit Blick zum Garten und möglichst keine Treppen mehr steigst, Elli kann für dich laufen, sie hat junge Beine. Warum hast du nicht schon längst etwas gesagt, du weisst doch, daß ich mir wünsche, daß es allen im Hause gut geht," und lächelt ihn dabei freundlich an. "Bitte rufe Elli doch gleich zu mir!" wendet sie sich an Leo, der darauf das Zimmer verläßt. Orga seufzt,  ein Leben ohne Leo kann und will sie sich nicht vorstellen und hofft, daß die Heilerin ihm wird helfen können und viel Ruhe.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Apr. 2003, 12:47 Uhr
Orga von Roßstein will gerade herzhaft in ihr Marmeladenbrot beißen, als sie ein Klopfen unterbricht und die junge Elli hereinkommt. Mit wenigen Worten teilt sie ihr ihre neue Aufgabe mit, für Leo alle Wege zu gehen und sich insgesamt um sein Wohlergehen zu kümmern und nur in der übrigen Zeit den Salon, sowie Bäder und Flure sauber zu halten, doch erst einmal Leo dabei zu helfen, von oben in ein Zimmer auf ihrem Stockwerk zu ziehen. Sichtlich überrascht verläßt Elli jedoch freundlich nickend wieder das Zimmer und Orga kann endlich ihr Frühstück in Ruhe essen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Apr. 2003, 19:48 Uhr
Orga von Roßstein erwacht am späten Nachmittag und ist leicht verärgert, daß sie so lange geschlafen hat, denn sie wollte doch Leo zur Heilerin schicken. Sie ruft nach ihm und als er hereinkommt besteht sie darauf, daß er zu Morgana reitet und mit ihr über seine Beschwerden spricht. Leo bleibt nichts anderes übrig, er verläßt das Haus und nachdem das Pferd gesattelt ist reitet er zum Tor hinaus und über den Marktplatz davon.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. Apr. 2003, 19:28 Uhr
Voller Ungeduld wartet Orga von Roßstein jede Minute auf die Wiederkehr ihres Dieners Leo, als sie seine Schritte hört und er kurz darauf klopft und hereintritt. Gleich will sie alles genau wissen und Leo muß ihr alles über seinen Besuch bei der Heilerin, bis aufs kleinste Detail erzählen. Orga ist sehr beunruhigt über das, was sie da von ihm hört, auch wenn er versucht, es zu verharmlosen.
Sie überlegt einen Moment und spricht: "Leo, du wirst dich die nächsten Tage in dein Bett legen und ruhen, bis du dich wieder besser fühlst. Elli soll dir den Tee machen und dir auch dein Essen bringen und ich dulde keine Wiederrede," und blickt ihn streng, aber voller Sorge an und ergänzt noch: "und daß du auch jeden Tag eine von diesen Pillen nimmst, am besten jeden Morgen zum Frühstück und zwar  so, daß Elli es sieht," und blickt ihn spitzbübisch an. Leo blickt sie beinahe entgeistert an, doch sie nickt nur hartnäckig und schickt ihn ins Bett.
Sie muß nun doch lächeln, aber wenn sie nicht streng darauf besteht, würde er doch nicht auf sie hören, wie damals, wo er einfach Tag und Nacht in der hintersten Ecke ihres Zimmers blieb und sie bewachte. Er hatte ihr mit seiner stillen Anwesenheit so viel Kraft gegeben, der gute Leo... Während ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen legt sie sich zurück und blickt durch das Fenster in den Himmel, der sich langsam immer dunkler färbte, bald würde die Nacht hereinbrechen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Apr. 2003, 12:52 Uhr
Wie jeden Morgen, wenn Orga von Roßstein erwacht, ist Henry schon bei den Pferden oder wer weiss wo, und kümmert sich um alles. Heute hätte sie ihn so gerne noch ein bischen bei sich gehabt. Sie fühlt sich so gut, daß sie ganz vorsichtig aufsteht, ihren Morgenmantel anzieht und ins Nebenzimmer schleicht. Geschafft... Sie genießt ihren Sieg über die Ängstlichkeit, streckt und reckt sich und schleicht weiter zur Eingangstür ihres Salons, als plötzlich Henry die Türe öffnet und sie sie noch gerade mit ihren Händen abfangen kann, um sie nicht an den Kopf zu bekommen. Henry blickt sie nur einen Moment überrascht an, lächelt dann, aber einen Moment später hat er sie ins Bett zurückgetragen und sie muß sich nun eine strenge Rede anhören. Glücklich schlingt sie die Hände um seinen Hals und zieht ihn ganz nah zu sich heran. Lachend läßt er sich neben sie auf das Bett fallen und nimmt sie in die Arme und er erzählt ihr, daß er auf dem Platz der Händler war und ein herrliches Pferd gesehen hat, das am Vorabend mit einer Karawane eingetroffen ist und zum Verkauf angeboten wird. Seine Augen funkeln und ihr ist klar, daß es ein besonderes Pferd sein muß, wenn seine Augen diesen Ausdruck bekommen. "Henry, wenn es so etwas Besonderes ist, dann ersteigere es, koste es, was es wolle," und schickt ihn rasch fort, daß es ja nicht jemand anderes vor ihm kauft. Er bleibt jedoch vollkommen ruhig, lächelt sie nur an und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und geht lächelnd hinaus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. Apr. 2003, 23:31 Uhr
Es kommt Orga von Roßstein wie eine Ewigkeit vor, bis sie Pferdehufen im Garten hört, von zwei Pferden! Schnell huscht sie aus dem Bett und geht zum Fenster - ein rotbraunes Pferd mit heller strohfarbener Mähne und einer leicht gewölbten Stirn mit weißer Zeichnung. Oh, ist das schön! denkt sie staunend, denn es ist groß, schön und wirkt kräftig, ohne dabei plump auszusehen, ein richtiges Streitross. Ruhig und sicher tritt es auf, als würde es eher alles niederwalzen, als zu scheuen, doch dann ist es um die Ecke vrschwunden und sie will lieber nicht in den Flur hinaus und in ein Zimmer auf der Gartenseite gehen. Sie freut sich riesig und kann es gar nicht abwarten, es zu reiten, doch ersteinmal huscht sie schnell wieder ins Bett und pudert sich wieder eimal ein, denn der Juckreiz von diesen Dingern auf Gesicht und Hals  ist sehr störend. Sie weiss, daß Henry die nächste Stunde voll und ganz mit dem Neuen zugange ist und kuschelt sich wieder in ihre Kissen und träumt vom Ausritt in den Wald und zum kleinen See.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 25. Apr. 2003, 23:16 Uhr
Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu. Orga von Roßstein liegt in ihrem Bett und beobachtet einige Raben, die es sich im Baum vor dem Haus gemütlich gemacht haben. Langsam macht sie sich Sorgen, denn Henry war am späten Vormittag mit dem neuen Pferd hinausgeritten und noch immer nicht zurückgekehrt. Doch trotz der Sorge läßt die Medizin von der Heilerin Morgana sie wieder einschlafen und erst als es draußen schon stockdunkel ist, erwacht sie von einem Geräusch dicht neben sich. Sie öffnet die Augen und sieht Henrys Gesicht ganz nah über sich, der sie zärtlich anlächelt. "Henry," flüstert sie und freut sich, daß er wieder bei ihr ist. Sein Gesicht wirkt abenteuerlustig, lange hat sie ihn so nicht mehr gesehen. Er erzählt ihr von dem Neuen, wie sicher er im Gelände geht und wie zuverlässig er ist. Sie lächelt nur glücklich und kuschelt sich in seine Arme und irgendwann ist sie wieder eingeschlafen, während er von seinem Ritt im Larisgrün erzählt, mit seiner sanften tiefen Stimme, die sie so liebt.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 26. Apr. 2003, 20:56 Uhr
Mitten in der Nacht wird Orga von Roßstein von einer schnellen Bewegung neben sich aus dem Schlaf geschreckt. Sie bekommt noch im Halbschlaf mit, wie Henry aus dem Bett springt und aus dem Zimmer läuft. Verwundert reibt sie sich die Augen und hört die Türe zum Salon zufallen und merkwürdige Geräusche irgendwo aus dem Haus. Was ist denn los, fragt sie sich und lauscht angestrengt in die Dunkelheit. Doch dann schießt ihr ein Gedanke durch den Kopf, Leo! Plötzlich hellwach, schlüpft sie schnell in ihren Morgenmantel und geht auf Zehenspitzen in den Salon, lauscht - geht weiter zur Türe, lauscht - und da hört sie unterdrücktes Stöhnen und erschrocken durchfährt sie eine Ahnung. Nein Leo! Du darfst nicht sterben!
Sie öffnet hastig die Türe und barfüßig eilt sie über den dicken Wolläufer zum zweiten Zimmer auf der rechten Seite des Ganges, das Leo bezogen hat und öffnet zaghaft die Türe. Im flackernden Licht einer Kerze, die auf dem Tisch am Fenster brennt, sieht sie Henry über Leo gebeugt stehen, seine Hand ruht auf Leos Arm, als wollte er ihn seine Nähe fühlen lassen. Sie blickt Henry entsetzt an, tritt an Leos Bett, in dem er kaum hörbar atmend liegt und mit hohlen Wangen aus müden Augen zu ihr hinaufblickt. "Leo!... mein guter Leo.." flüstert sie zu ihm, als sie ganz nahe bei seinem Bett ist, sich über ihn beugt und über sein Haar streicht. Sie beugt sich noch tiefer und küsst seine Stirn und flüstert, während ihre tränenfeuchten Augen seinen Blick einfangen: "Leo! - Danke für Alles -  mein treuer Freund." Mühsam huscht ein Lächeln über sein Gesicht, doch seine Augen blicken sie tausend Worte sprechend an, bevor sie wieder müde zufallen. Sie setzt sich auf die Bettkante, nimmt seine lange dünne Hand, die ihr so viele Dienste geleistet hat und streicht immer wieder sanft über sie, drückt sie an ihr Herz und Tränen laufen über ihre Wangen. Plötzlich wird seine Hand schwer und sie kann es nicht glauben, will es nicht glauben, ihr Leo, der Mensch, der immer für sie da war seit jenem Tag, als ihr ihr Kind genommen wurde, hatte sie für immer verlassen.

Lange hält sie Leos Hand in der ihren, hält sie fest umklammert,  bis Henry sie irgendwann behutsam aus ihrem Griff löst und sie auf die Bettdecke zurück legt. Er will sie aus dem Zimmer führen, doch sie will Leo noch nicht verlassen und so nimmt er sie einfach in die Arme, hebt sie vom Bettrand auf und trägt sie durch den dunklen Flur zurück in ihr gemeinsames Gemach und legt sie behutsam in ihre Kissen. Henry hantiert noch einen Moment im Zimmer herum und erst als er neben ihr liegt und sie liebevoll in seine Arme zieht spürt sie, wie kalt sie geworden ist. Stumm rollen Tränen über ihre Wangen und benetzen Henrys Nachtgewand bis er ihr nach einer Weile ein Glas mit Morgans Medizin reicht und nach einigem guten Zureden schluckt sie sie hinunter. Unter Henrys sanftem Streicheln spürt sie wieder die wohlige Wirkung der Tropfen, die sie selbst den Schmerz über den Verlust ihres guten Leo vergessen läßt und in Henrys Arme gekuschelt fällt sie in tiefen Schlaf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Apr. 2003, 04:19 Uhr
Am späten Vormittag wird Orga von Henry geweckt. Sie schaut ihn mit großen Augen an, denn sie erinnert sich an das nächtliche Geschehen, doch er lächelt so zuversichtlich, daß sie ihn nur fragend anblickt. Henry setzt sich auf die Bettkante und erzählt ihr, daß die neue Familie am Morgen ins Gesindehaus gezogen ist und er Leo nach Verd bringen wird, wo sie ihn auf dem Gut begraben werden. Er wird auch den Schwarzen gleich mitnehmen und zu ihrem Bruder bringen. Orga weiss, daß für Henry die Reise schon feststeht und sie überlegt einen Moment. Wenn er schon fährt, dann will ich auch gleich die persönlichen Dinge klären. "Ich muß noch schnell zwei Briefe schreiben," wendet sie sich leicht gehetzt an Henry, denn sie weiss, daß die Reise keinen Aufschub duldet und will schon aus dem Bett springen, als er sie liebevoll in seine Arme nimmt, sie an sich drückt und ihren Hals mit vielen kleinen Küssen bedeckt und sie wieder zudeckt. "Ich bringe dir die Schreibsachen, bleib lieber im Bett Liebes," flüstert er ihr ins Ohr und holt die Sachen aus dem Salon. Sie nimmt die lederne Unterlage, Pergament und die Feder und überlegt, wie sie ihrem Bruder ihre Wünsche mitteilt, während Henry wieder das Zimmer verläßt, um die letzten Dinge für die Reise vorzubereiten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Apr. 2003, 10:52 Uhr
Orga blickt auf das helle Pergament und überlegt, dann kratzt der Federkiel, immer wieder in die schwarze Tinte getaucht, um sich wieder vollzusaugen, nur so über das Papier:

"Geliebter Bruder!"
Wenn du diesen Brief liest, weisst du sicher schon, daß mein treuer Diener Leo verstorben ist. Bitte begrabt ihn neben meiner Amme - ich danke Dir mein Lieber!
Meinen schönen Schwarzen bringt Dir Henry zurück, er ist ein guter Hengst, doch hier in Talyra ist er nervös und hat mich sogar draussen in den Wäldern abgeworfen, daß ich ordentlich stürzte und das Bett hüten mußte.

Nun zu einer anderen Sache, die mich ganz persönlich betrifft und ich bitte dich, bevor Du darüber urteilst, erst einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Du weisst, daß Henry damals von Vater vom Gut verbannt wurde, aber wusstest du auch, daß er von reinstem adeligen Geschlecht abstammt? Ja, unser Vater hat es zumindest mir, nie gesagt, ich weiss nicht, ob Du es weisst. Meine Liebe zu Henry war also damals keine Schande! Es war Vaters Willkür. Henry und ich haben hier in Talyra wieder zueinander gefunden und ich bin fest entschlossen, mit ihm die Ehe einzugehen. Was Du noch nicht weisst, ist, daß er von Onkel Gregor an Sohnes statt angenommen wurde und ein beträchtliches Erbe sein eigen nennt, was Dich vielleicht etwas beruhigt.
Nun meine Bitte an Dich. Suche in unseren Familiendokumenten nach einem Schriftstück, das Henrys Familie durch einen Vertrag an das Haus von Roßstein bindet. Sprich auch bitte mit Henrys Vater und frage ihn nach solch einem Vertrag, ob schriftlich oder mündlich. Wenn ein solcher nicht exestiert, würde ich mich freuen, doch falls es solch ein Schriftstück gibt, wünsche ich, daß Du diesen Vertrag als Vaters Nachfolger auflöst und die Familie freigibst. Es ist mir sehr ernst und Du weisst, welche Rechte ich als Deine ältere Schwester besitze, doch ich wünsche mir von Dir, daß Du es als männlicher Erbe des Hauses von Roßstein tust. Bitte lass Henrys Vater weiter als Rittmeister auf unserem Familiengut leben, wenn er es wünscht, aber ich würde mich freuen, wenn er meiner Bitte entspricht und zu uns nach Talyra ziehen würde; ich habe diese Bitte  in einem Brief an ihn ausgesprochen. Bitte laß ihn mit Wohlwollen ziehen, Du hast in Marcor schon längst einen fähigen Nachfolger, also ist es arbeitsmäßig kein Verlust für Dich.
Sobald wir einen Tag für unsere Vermählung festgelegt haben, werde ich Dir eine Botschaft senden und mich sehr freuen, wenn Du mit Deiner Frau und den Kindern an diesem Ereignis teilnimmst. Bitte grüße sie ganz herzlich von mir!
In Liebe! Deine Schwester Orga

Orga überfliegt die Zeilen, setzt das Familiensiegel unter ihren Namen, rollt das Pergament zusammen, gibt es in eine Lederrolle und setzt den Deckel darauf.  So, der erste Brief ist geschafft, nun noch schnell einen Brief an Henrys Vater. Orga lauscht in das Haus, doch alles ist still. So nimmt sie einen neuen Pergamentbogen und überlegt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Apr. 2003, 20:34 Uhr
Orga schreibt mit tintensatter Feder in ihrer kräftigen fließenden Schrift, eine Zeile nach der anderen an Henrys Vater Leonhard von Rheyd auf das Pergament und lädt ihn mit liebevollen Worten ein, bei ihnen zu leben und teilt ihm auch mit, daß sie ihren Bruder darum gebeten hat, eventuell bestehende  Verträge aufzulösen. Sie schreibt weiter von der Ehe, die Henry und sie eingehen wollen und überfliegt schnell noch einmal die Zeilen, bevor sie das Pergament mit ihrem Siegel versieht und in eine andere Lederrolle steckt und schließt auch sie mit dem dazugehörigen Deckel.
Etwas erschöpft läßt Orga sich in die Kissen zurücksinken, doch Gedanken schwirren in ihrem Kopf herum. Leo ist nicht mehr da und Henry reist nach Verd. Sie fühlt sich jetzt schon ganz alleine und verlassen. Als hätte Henry ihre traurigen Gedanken gehört, betritt er reisefertig das Zimmer. Ihr Herz zieht sich zusammen bei seinem Anblick und sie blickt ihn tapfer an, doch dann werden ihre Augen doch feucht und sie würde am liebsten aus dem Bett springen und mit ihm reisen, doch sie weiss, daß sie noch nicht gesund genug ist. Liebevoll nimmt er sie zum Abschied in die Arme und versucht sie zu trösten. Nachdem sie ihm versprechen mußte, die paar Tage noch in ihrem Bett zu bleiben, die er für die Reise braucht, nimmt er die Lederrollen mit den Briefen an sich und eine Weile später hört sie den Wagen aus dem Hof rollen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 28. Apr. 2003, 22:15 Uhr
Coriel hält ihr Pferd am Zügel und läuft daneben.
Ihr Gesicht ist tränenverschmiert und sie sieht auch ganz niedergeschlagen aus.
Als sie an dem grossen Anwesen vorbeikommt, betrachtet sie es nur kurz und läuft dann schluchzend weiter.An einer nahegelegenen Treppe macht sie halt und setzt sich hin.
Der Schmerz und ihre Angst bedrückten sie, und sie war zu schwach weiterzulaufen.
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und zog ein taschentuch aus ihrer Tasche.
Vorsichtig tätschelt sie ihren Alechandro während sie mit stummen Blick betrachtet wie ein Wagen gerade aus dem grossen Tor des Anwesen fuhr.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Apr. 2003, 23:18 Uhr
Orga hört Pferdehufen vor dem Haus und schaut zum Fenster hinaus und sieht eine junge Frau auf den Stufen zum Eingang sitzen. Was macht denn die junge Frau da? Sie sieht ja ganz aufgelöst aus... Orga nimmt die silberne kleine Glocke mit dem schwarzen Ebenholzgriff, die ihr Henry neben das Bett gestellt hat und klingelt nach Elli, die gleich hereinkommt. Nur in ihren Morgenmantel gekleidet und die Haare schnell nach oben gesteckt geht sie mit Ellies Hilfe vorsichtig die große Treppe nach unten und Ellie öffnet auf ihr Geheiß die schwere Eingangstüre.
Draußen sitzt noch immer die jung Frau auf den Stufen und weint. Was hat sie nur und wer ist sie? Leise geht sie die paar Schritte zu ihr und berührt leicht ihre Schulter, während sie freundlich zu ihr spricht: "Ich bin Orga von Roßstein und ihr sitzt auf den Eingangsstufen meines Hauses. Bitte kommt doch herein und sagt mir, was geschehen ist, daß ihr so aufgelöst seid!"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 29. Apr. 2003, 13:07 Uhr
Coriel blickt erschrocken auf.
Sofort erhebt sie sich und macht einen kleinen Knix vor der edlen Dame.
Mit erschütterter feiner Stimme spricht sie:
"Mein Name ist Coriel de Draganof.
Aber bitte macht euch keine Umstände wegen mir."

Etwas schüchtern betritt sie mit den beiden Damen das Haus und sie blickt sich im Haus beeindruckt um.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 29. Apr. 2003, 15:19 Uhr
Die junge Frau erhebt sich von den Stufen und Orga erkennt überrascht in ihr das Schankmädchen aus der Goldenen Harfe, das ihr so gefiel. Orga geht vorsichtig in den Salon und bittet Coriel, sich in einen der Sessel zu setzten und trägt Ellie auf, Tee für sie beide zu kochen. Sie selber setzt sich erleichtert in den großen Ohrensessel, denn das Herumlaufen hatte sie doch sehr angestrengt.
Coriel sitzt zaghaft im Sessel, während Orga sie freundlich anlächelt und fragt: "Was kann ein so nettes Mädchen wie euch nur so traurig machen Coriel?" Bevor Coriel jedoch noch antworten kann erscheint Ellie mit einem Tablett, auf dem zwei Teegedecke, eine silberne Teekanne, Zucker und Sahne stehen, sowie eine kleine Kristallschale mit Gebäck und stellt mit flinken Händen alles auf den glanzpolierten dunklen runden Tisch ab und füllt den Tee in die Tassen. Orga nickt ihr freundlich zu. Sie hat wohl den Tee schon fertig in der Küche stehen gehabt, und wie schön sie das  macht, denkt sie positiv von Ellie überrascht, die sich bisher immer nur um die Zimmer gekümmert hat, während sie sich Zucker und Sahne in den Tee gibt und auch Coriel ermuntert, sich  zu bedienen: "Greift zu und stärkt euch erst einmal!" Durstig schlürft sie leise den Tee und beobachtet Coriel dezent aus den Augenwinkeln.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 29. Apr. 2003, 18:26 Uhr
"Ihr seit zu gütig, Madam."spricht sie Coriel mit leiser Stimme.
Dann trinkt sie einige Schlücke aus der Tasse und blickt ehrfürchtig zu der edlen Frau.
Coriel musste plötzlich an ihren Hengst Alechndro denken.
Doch sie wusste das er nicht davonlaufen würde.
Er war schliessliche ein gutes und braves Pferd.

Coriel ist etwas nervös und sie bemerkt auch das sie schwitzige Hände bekommt.
Trotzdem versucht sie möglichst ruhig zu wirken.
Coriel hätte am liebsten weitergeweint, aber in der Anwesenheit der Frau war das Unhöflich.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 29. Apr. 2003, 19:41 Uhr
Orga von Roßstein macht sich ein wenig Sorgen, denn die junge Frau neben ihr im Sessel wirkt immer noch recht verwirrt, auch wenn sie sich bemüht einen normalen Eindruck auf sie zu machen. In dem Bemühen, ihr die Befangenheit zu nehmen, ergreift sie das Wort: "Ihr habt ein schönes Pferd Coriel, verratet ihr mir seinen Namen?" und lächelt Coriel freundlich an und hofft, daß sie ein wenig aus sich herauskommt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 29. Apr. 2003, 19:59 Uhr
"Sein Name lautet Alechandro. Er ist mein bester Freund und Helfer.
Habt ihr auch Pferde, Gnädigste." sprich Coriel schon etwas aufgeschlossener.

"Er war das erste was ich von meinem eigenen Geld gekauft habe."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 29. Apr. 2003, 20:21 Uhr
Neo steht auf einem Baum der vor dem großen Anwesen steht. In einem Schatten versteckt lauscht er was Coriel sagt, doch dann beschließt er doch vom Baum zu springen. Gekonnt springt er ab, und nähert sich von hinten seiner geliebten Coriel.

"Hast du mich vermisst Schatz?" fragt er mit liebevoller Stimme.
Dann umarmt er sie und gibt ihr einen Kuss.
"Oh gnädige Dame ich bitte meine Manieren zu entschuldigen ich ahbe mich ja noch gar nicht vorgestellt mein Name ist Neo Sanagerion, Sohn des Kriegsherren der vereinten Landmassen aus dem Land der ewigen Schatten."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 29. Apr. 2003, 21:01 Uhr
Orga von Roßstein will gerade auf Coriels Frage antworten, als sie eine Bewegung wahrnimmt und im nächsten Moment eine dunkle Gestalt hinter Coriel wie aus dem Nichts erscheint. Einen Moment ist sie wie erstarrt, greift in ihre Tasche, doch ihre Peitsche liegt bei ihren Kleidern oben in ihrem Schlafgemach. Orga wird von dem Schreck ganz elend, doch sie bemüht sich, sich nichts anmerken zu lassen.

Nachdem sich der Schatten als offensichtlicher Verehrer Coriels entpuppt ist sie doch erleichtert und nach einem tiefen Atemzug spricht sie mit einem nicht zu überhörendem Tadel in ihrer Stimme: "Es wäre mir lieber, wenn ihr nächstes Mal anklopft, Neo Sanagerion! Aber gesellt euch zu uns und sagt mir, ob ihr der Grund für das Leid der jungen Dame seid, die ich aufgelöst auf den Eingangsstufen meines Hauses vorfand? Möchtet ihr Tee?" Ohne eine Antwort abzuwarten greift sie nach der kleinen Glocke und klingelt nach Ellie, die total erschrocken im Gang stehen bleibt, als sie den Mann im Salon sieht. "Bitte bringe noch ein Gedeck, wir haben Besuch bekommen Ellie!" spricht sie ruhig zu Ellie, die schnell davoneilt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 30. Apr. 2003, 20:05 Uhr
Coriel schreckt von Neos überraschtem Besuch plötzlich auf.
Doch als sie ihn sieht fällt sie ihm um den Hals und küsst ihn auf die Wange.
Dann setzt sich Neo neben sie.
Sie senkt ihren Blick wieder und trinkt einige Schlücke Tee.
Die Angestellte von der edlen Frau kommt mit einer Teetasse und neuem Tee zurück.
Etwas nervös fragt sie Neo:
"Wieso bist du vorhin einfach weggelaufen?
Ich hatte gedacht ich habe etwas falsch gemacht, und nun trittst du hier einfach wieder auf."


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Apr. 2003, 21:29 Uhr
Nachdem Ellie dem neuen Gast Neo Sanagerion Tee eingeschenkt hat winkt Orga von Roßstein Ellie zu sich heran und bittet sie leise, ihr Morganas Medizin von oben zu holen. Orga verfolgt, während Ellie die breite Treppe nach oben eilt, die Unterhaltung der beiden jungen Leute und erkennt, daß sie Recht hatte mit ihrer Vermutung, daß dieser übermütig galante Neo mit Coriels Gemütszustand zu tun hatte. Sie lächelt in sich hinein und freut sich irgendwie über die Liebe der beiden, sie hat etwas Bezauberndes.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 01. Mai 2003, 20:44 Uhr
Neo dreht sich zu seiner Geliebten Coriel. Sein Blick wird nachdenklicher,
"Es tut mir Leid du hast nichts falsch gemacht, aber ich weiß nicht wie ich es dir erklären soll, ich bin es nicht gewohnt geliebt zu werden, ich wurde mein Leben lang immer gehasst, und ich konnte es kaum fassen das sich gerade eine Menschenfrau in mich verliebt hat."

Neo küsst Coriel lange und zärtlich, doch dann denkt er auch wieder an die nette Dame und läßt Coriel notgetrungen los.

"Achja meine werte Dame das ihr so nett auf meinen Engel geachtet habt, und das ihr euch so schön um sie gekümmert habt."

Neo blickt sich um, alles scheint so edel und auch die Dame wirkt sehr reich, ein Drow in so edlem Hause, wie ein König füllte der Drow sich, wie zu Hause im Reich der ewigen Schatten....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 01. Mai 2003, 20:52 Uhr
Coriel lächelt Neo an und beobachtet ihn freudig wie auch er sich bewundernd im Hause umsieht.
Dann wendet sie sich an die nette Dame:

"Ihr habt ein wirklich hübsches Anwesen, Frau von Rossstein."

Coriel ist sichtlich glücklicher als zuvor, und sie scheint auch nicht mehr so unruhig.
Seit Neo wieder da ist hat Coriel sicht von schüchternen Mädchen zur gesprächigen Frau gewandelt.

Coriel hält Neos Hand zärtlich und man merkt den beiden die tiefsinnige Liebe gut an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Mai 2003, 21:33 Uhr
"Ich freue mich, daß Coriel wieder glücklich ist," wendet sich Orga von Roßstein lächelnd an den jungen Mann, "es würde mich freuen, euch bald wieder einmal zum Tee hier bei mir zu sehen," spricht sie weiter, beiden freundlich zunickend. Als Coriel vom Haus spricht und sich beide bewundernd umschauen, meint sie: "Das Anwesen ist ein Erbe aus dem Hause Roßstein und ich habe mich erst vor kurzem entschlossen, hier zu leben," wobei sie bei den ersten Worten mit ihrer Hand auf das Portrait über dem Kamin hinweist. "Der Bruder meines Vaters." Orga dreht sich dabei ein wenig um und schaut nach oben, was sie aber  im nächsten Moment schon bereut, denn das Strecken ihres Kopfes hat ein leichtes Schwindelgefühl in ihrem Kopf verursacht. Wo bleibt nur Ellie mit der Medizin, denkt Orga und faßt sich an den Kopf, während sie sich in den Sessel zurücklehnt, um besseren Halt zu finden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 04. Mai 2003, 13:04 Uhr
Neo blickt die nette Frau an.

Noch jemand der nett zu mir ist, habe ich nur ein falsches Bild der Menschen, gibt es auch wie es von meinen Brüden gibt, die ihre Seele nicht im Einklang mit ihrem herzen haben. Menschen sind nicht schlecht ich hatte viele schlechte erfahrungen mit ihnen, ich merke das es auch gute von ihnen gibt.

In seiner Nachdenklichen Art vergisst neo das er doch im Haus ist, doch plötzlich reißt es ihn aus seiner Vision, er spürt das es in diesem raum jemanden nicht gut geht, sieht in Richtung der Dame, und fragt dann:

"Gnädige Dame geht es euch gut? Ihr seht so ausgelaugt aus."

Neo gibt Coriel einen Kuss, dann hält er sie in seinen Armen und ist einfach nur froh bei ihr zu sein...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 04. Mai 2003, 15:41 Uhr
Orga von Roßstein betrachtet wieder die beiden Glücklichen und versinkt sellber in Erinnerungen, an die Zeit mit Henry auf dem väterlichen Gut und hofft für die Beiden, daß sie ihr Glück ungetrübt leben können, weiss sie doch vom Hören und Sagen, daß er einer Rasse angehört, die keinen guten Ruf genießt. Sie selber ist zwar vorsichtig, aber solange sie nicht vom Gegenteil überzeugt wird, gibt sie allen Wesen grundlätzlich erst einmal einen Vertrauensvorschub. Dabei weiss sie zwar gerne ihre Peitsche in der Rocktasche, aber in diesem Fall hatte sie wohl Glück, einem guten dieser Rasse wehrlos zu begegnen. Sie muß schmunzeln und als er sie nach ihrem Befinden fragt antwortet sie: "Danke, aber es geht schon wieder, es sind nur die Folgen eines Abwurfes von meinem hier in Talyra sehr nervös gewordenen Schwarzen," und lächelt den jungen Mann freundlich an, der glücklich seine Angebetete in den Armen hält.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 05. Mai 2003, 11:16 Uhr
Der Drow nickt

"Es freut mich das es euch besser geht, ich schulde euch viel, und so soll mein dank in Form dieses kleinen Steines zu euch gelangen."

Neo hollt einen kleinen Stein aus seiner Tasche. Er reibt ihn kurz, blickt nochmal auf ihn, umschließt ihn in seiner Hand und streckt die Hand zu der netten Dame.

"Nehmt ihn bitte das ist ein Drow-Magie-Stein. Wenn ihr in Gefahr seit, spüre ich es. Bitte nehmt ihn, und habt ihn immer bei euch."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Mai 2003, 12:03 Uhr
Orga von Roßstein versteht nicht, warum er ihr viel schulden sollte, doch sie beläßt es bei seinen Worten, ist jedoch über seine dann folgende Reaktion vollkommen überrascht.
Sie hat schon viel von Magiern gehört, aber bisher niemals bewußten Kontakt zu ihnen gehabt und als er ihr einen Stein geben will, den er eindringlich ansieht, bevor er ihn ihr reicht, streckt sie etwas zögerlich die Hand aus, denn einen solchen Gegenstand hat sie noch nie berührt. Sie schaut ihn etwas unsicher an und antwortet: "Der Gedanke, daß ihr es spüren könntet, wenn ich in Gefahr bin, verwirrt mich etwas. " Sie nimmt jedoch den Stein behutsam in die Hand und spürt sogleich ein kaum merkliches ganz feines Kribbeln in der Hand, als lebe der Stein auf seltsame Weise. Sie blickt den jungen Mann erstaunt an und lächelt über das Gefühl in ihrer Hand. Wenn wir doch alle unsere Vorurteile ablegen könnten, wieviel schöner wäre unser Leben... huscht es durch ihren Kopf, während sie in die wachen Augen des jungen Mannes blickt, dem es ein tiefes Bedürfnis zu sein scheint, ihr dieses Geschenk zu machen. "Ich werde ihn immer bei mir tragen, doch hoffe ich, daß ich niemals in eine Gefahr gerate, um euch nicht zu beuruhigen," spricht sie lächelnd und lehnt sich wieder zurück und ist ganz angetan von dem Stein, der in ihrer Hand sein Eigenleben entfaltet. Welch ein kostbares Geschenk, denkt sie glücklich.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 05. Mai 2003, 16:02 Uhr
Der Drow nickt dankend, es scheint ihm große freude zu bereiten anderen Lebewesen zu helfen.

"Denkt nicht ich sei ein Zauberer, aber im Land der ewigen Schatten ist es ein Brauch, Leuten den man sehr viel verdankt, und immerhin habt ihr gut auf meinen Engel aufgepasst, zu entlohnen. Dieser Stein, ist von solcher Macht umgeben das ich selbst in anderen Ländern spüre ob es jemandem Gut geht. Leider besitze ich nur noch zwei dieser kostbaren Steine.

Der Drow steht auf um seinen Umhang wegzulegen und da kaommt seine wunderschöne Rüstung hervor.
Neo setzt sich wieder zu Coriel und streichelt sanft ihre Hand.

"Achja El, denn hätte ich fast vergessen."

Neo pfeift einmal ganz laut und nicht lange dauert es und El nimmt auf seiner Schulter platz.

"Darf ich eich einen alten Freund vorstellen, das ist El, mein Gefährte auf vielen Reisen und treuer Freund."

Der Dunkelelf gibt seinem geflügelten Freund noch ein wenig Futter und einige Streicheleinheiten....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Mai 2003, 18:31 Uhr
Orga von Roßstein hält Neos Stein in der Hand, der sich unverändert lebendig anfühlt und blickt auf, als der junge Mann seinen Umhang zur Seite legt. Wie unaufmerksam, ich habe ihn gar nicht gebeten, abzulegen, denkt sie, als ihre Aufmerksamkeit auf eine wunderschön gearbeitete Rüstung gelenkt wird, die er unter seinem Umhang trägt.

Verwundert hört sie plötzlich Neo pfeifen, nachdem er davon spricht El vergessen zu haben. Orga blickt auf und fragt sich, welche Überraschung er noch hervorzaubert, während in der Nähe der Treppe, beim meistens geöffneten Fenster,  plötzlich die Schwingen eines größeren Vogels zu vernehmen sind und sich kurz darauf eine prächtige Eule auf Neos Schulter setzt, die offensichtlich El ist.

Doch im gleichen Moment hört Orga Schritte im breiten Gang, der zur Hintertüre führt und sieht kurz darauf Elli mit Mariann und ihrem Mann Tharonn den Salon betreten. Elli reicht Orga auf einem kleinen Tablett ihre Medizin, die sie gleich einnimmt und Mariann tritt zu ihr und spricht leise: "Henry hat uns aufgetragen, euch zur Bettruhe zu gemahnen und zwar mit allem Nachdruck, wenn nötig."  Orga schaut Mariann an und muß leise lachen, doch sie ist eigentlich froh, denn sie hat schon überlegt, wie sie die Treppen wieder hinauf kommt, denn sie fühlt sich schon recht erschöpft von dem langen Aufbleiben. Sie wendet sich darum an Coriel und Neo, dessen gefiederter Freund unbeeidruckt von den vielen Leuten, ruhig auf seiner Schulter sitzt, mit den Worten: "Bitte seid heute Nacht meine Gäste," und an Ellie gewandt: "Richte doch bitte das letzte Zimmer hier unten im Gang links, wenn Coriel und Neo meine Einladung annehmen." Sie wendet sich an die beiden Verliebten, nickt ihnen freundlich zu, mit einem schelmischen Lächeln in ihren Augen und spricht: "Wir sehen uns dann morgen beim Frühstück."
Schnell steckt sie Neos Geschenk in ihre Tasche, denn schon beginnt die Medizin, ihre Müdigkeit in Schläfrigkeit zu verwandeln.  Mariann hilft ihr aus dem Sessel und auch Tharonn tritt nun zu ihr und stützt sie. Sie kommt nur mühsam bis zur Treppe, als sie plötzlich wegsackt und Tharonn sie auffängt und nach oben trägt.  Sie spürt ihn noch die ersten Stufen der Treppe hochsteigen, dann ist sie eingeschlafen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 05. Mai 2003, 20:14 Uhr
Als die Hausherrin verschwunden ist spricht sie zu Neo:
"Wollen wir auch schlafen gehen, oder möchtest du noch etwas wach bleiben, denn schliesslich bist du an die Nacht gewöhnt."

Coriel blickt ihren Geliebten zärtlich an und küsst ihn auf die Wange.
Dann streichelt sie sanft das seidene Gefieder der Eule.

"Ich denke ich werde noch schnell nach Alechandro sehen.
Kommst du mit?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 06. Mai 2003, 20:44 Uhr
Der Dunkelelf nickt und die beieden sehen nach dem Pferd..

"Der Dame scheint es sehr schlecht zu gehen, was sagst du dazu Liebling?? Ich spüre das mit ihr irgentetwas nicht stimmt aber wie können wir ihr helfen, sie war und ist so gut zu uns und wir können das gar nicht schätzen..."

Neo wirkt nachdenklich.

"Ich will ihr so gerne helfen aber es liegt nicht in meiner Macht das zu entscheiden, Akroma habe sie gnädig"

Der Drow küsst Coriel und geht dann still und leise zu Bett...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 06. Mai 2003, 20:54 Uhr
"Du magst recht haben Neo, aber wir haben nicht die Macht dazu ihr zu helfen wenn sie uns nicht erzählt.
Also  ich denke wir lassen die Dame ruhen und hoffen das es ihr baldmöglichst schon besser gehen möge." spricht sie während sie ihrem Pferd etwas Hafer gibt.

Als Neo den Stall verlässt spricht sie kurz zu ihrem geliebten hengst Alechandro, dann verabschiedet sie sich und löscht die Kerzen im Stall.

Dann huscht auch sie nach oben in das hübsch hergerichtete Zimmer.
Coriel sieht die junge Angestellte gerade noch und drückt ihr dann einige Münzen in die Hand.

"Hier, für eure Mühe und Treue zu eurer Herrin."

Darauf verschwindet auch Coriel mit einer knarrenden Tür ins Zimmer.
Dort liegt schon eingemümmelt Neo.
Coriel legt sich zu ihm hin und streicht mit ihren zarten Händen über sein makelloses Gesicht.

"Dich bedrückt die Krankheit dieser Dame sehr.
Aber lass uns für einmal alles vergessen und dann werden nur wir zählen.
Komm mein Geliebter.
Gib dich gnz der Liebe hin." flüstert sie ihm leise ins Ohr.

Dann küsst sie ihn liebevoll, und Neo beginnt die Küsse zu erwiedern.
Schon bald liegen beide eng umschlungen im weichen Federnbett.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 06. Mai 2003, 21:55 Uhr
Orga von Roßstein träumt von einer im Mondlicht silbern schimmernden Rüstung und von Schwertern, die gegeneinander schlagen, als sie, wie fast jeden Morgen, vom  Gekrähe des Hahnes geweckt wird. Sie öffnet noch ganz verschlafen etwas ihre Augen, blickt noch einmal genauer hin, denn sie sieht auf dem hölzernen Fußende ihres Bettes Neos Eule sitzen, die sie aufmerksam beobachtet. "Was machst du denn hier?" spricht sie überrascht, aber noch verschlafen zu der prächtigen Eule, die ihren Kopf kurz schräg stellt und sich dann mit einem kräftigen Schlag ihrer großen Flügel auf ihren Nachttisch schwingt.
Vorsichtig  nähert sie sich mit ihrer Hand der Brust des großen Vogels und streicht sanft über das seidene Gefieder, das sich so unbeschreiblich zart anfühlt. Es ist so weich und sie kann nicht widerstehen und nähert sich behutsam mit ihrem Kopf dem Federkleid und berührt es vorsichtig mit ihrer Wange. "Hmhhhh - ist das schön," flüstert sie leise und würde am liebsten gar nicht mehr aufhören, als der Vogel plötzlich mit seinem Schnabel ihre Stirn liebkost. Einen Moment genießt sie die Berührung, doch dann sinkt sie wieder in ihre Kissen zurück und spricht, während sie mit der rechten Hand über die leere Bettseite streicht, wo Henry die letzten Nächte geschlafen hat: "Ich vermisse ihn so sehr, mein zarter gefiederter Gast,"  und blickt immer schläfriger werdend in die großen klugen Augen der Eule und einen Moment später ist sie wieder eingeschlafen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 09. Mai 2003, 20:26 Uhr
Schon lange Zeit ist wieder vergangen als der Drow in einem wunderschönen Bett aufwacht. Neben ihm liegt seine Geliebte Coriel die nicht mehr viele Kleider auf ihrem traumhaften Körper hat. Neo küsst ihren Bauch, steht auf und legt seine Rüstung an.

Die Nacht mit Coriel war wirklich schön, ich hoffe wir bleiben für immer zusammen, doch eines Macht mir sorgen, ich hoffe der Tempel ist bald errichtet

Der Drow geht zum fenster öffnet die Gartienen und blickt hinaus, es ist Tag, seine Augen beginnen zu schmerzen und er fühlt sich schwach, plötzlich bricht er zusammen und bleibt auf dem Boden des zimmers liegen...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Mai 2003, 12:40 Uhr
Orga von Roßstein erwacht herrlich ausgeschlafen und stellt fest, daß die Eule wohl durch das offen gelassene Fenster genauso wieder hinaus geflogen ist, wie sie herein kam, denn sie ist fort. Orga steht auf und beschließt, sich heute wieder in eines ihrer samtigen Tagesgewänder zu kleiden und den Tag unten im Salon zu verbringen. Sie vergisst dieses Mal aber nicht, ihre kleine Peitsche in ihre Tasche zu stecken und klingelt nach Ellie, die sie nach unten begleitet. Auf ihre Frage nach den Gästen teilt sie ihr mit, daß sie noch nicht aus ihrem Zimmer gekommen sind. "Richte bitte das Frühstück für drei Personen im Salon Ellie, sie werden sicher auch bald aufstehen," weist sie  sie an und setzt sich in ihren gemütlichen Sessel am Fenster und schaut hinaus über den Marktplatz auf dem wie immer, selbst während der frühen Morgenstunden schon reges Treiben herrscht.

Schnell hat Ellie den Tisch gedeckt und Orga schickt sie, nach den Gästen zu sehen, hört jedoch nur einen leisen Aufschrei am Ende des unteren Ganges, wo das Gästezimmer liegt. Sie eilt dorthin und Ellie stammelt, daß der junge Mann reglos vor dem Fenster liegt und blickt sie mit weit aufegrissenen Augen an. Orga geht die paar Schritte zur Türe und blickt in das geräumige Zimmer. Coriel, die erst gerade aufgestanden sein muß, weil ihre Haare noch ganz wirr um ihren Kopf hängen und sie nur ganz leicht bekleidet und ganz verschlafen aussieht, hockt über Neo gebeugt  und redet sanft auf ihn ein. "Hebt ihn auf und legt ihn auf das Bett!" fordert sie Ellie und auch Coriel beinahe streng auf und nach einigen Versuchen gelingt es den beiden jungen Frauen, den jungen Mann auf das Bett zu heben. Orga geht zu ihm und fühlt am Handgelenk nach seinem Herzschlag, der etwas unruhig, aber kräftig genug ist, daß sie sich nicht allzuviele Sorgen macht. Dann fällt ihr wieder ein, daß Dunkelelfen das Tageslicht scheuen und läßt Ellie die Gardienen zuziehen und schickt sie, eine Schüssel mit Wasser und ein frisches Tuch zu holen. "Coriel, bitte zieht im die Rüstung aus, ich kann noch nicht so mit anpacken, ich muß noch eine Gehirnerschütterung auskurrieren," und lässt sich auf dem Stuhl am Fenster nieder und sieht Coriel zu, wie sie Neo behutsam von der Rüstung befreit, was nicht so einfach ist, denn die Verschlüsse scheinen sich nur recht schwierig öffen zu lassen. Sie nimmt ihr Stück für Stück ab und legt sie über die Rückenlehne des Stuhles und als Ellie mit dem Wasser herein eilt taucht sie das Tuch ins Wasser und tupft ihm das blasse Gesicht mit dem gut ausgewrungenen Tuch ab.
Es dauert eine Weile, aber dann beginnen sich die Augen unter den geschlossenen Liedern zu bewegen und langsam scheint er aus der Ohnmacht zu erwachen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 10. Mai 2003, 13:42 Uhr
Coriel sitzt über neo gebeugt auf dem Bett und tipft ihm vorsichtig das Gesicht ab.
Die Augen ihres Geliebten öffnen sich kurz, doch gleich darauf schliess er sie wieder, da das Fenstern noch immer offen ist, und die pralle sonne scheint.

Sofort springt sie auf und schliesst die Fensterläden.
Neo versucht nochmals seine Augenlieder zu öffnen.
Coriel redet ihm gut zu:
"Neo, hörst du mich? Alles wird gut hörst du."

Coriel schien relativ ruhig war aber innerlich völlig verstört und aufgebracht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Mai 2003, 17:11 Uhr
Orga von Roßstein versucht Coriel zu beruhigen und ihr klar zu machen, daß es sicher nicht so schlimm ist und sie ihm erst einmal Ruhe gönnen soll. "Coriel, bitte kleidet euch an, damit ihr euch nicht noch erkältet und laßt Neo ruhen, sein Herz schlägt kräftig und er braucht sicher nur Ruhe. Ellie wird bei ihm bleiben," und sie blickt zu Ellie und nickt ihr zu, die etwas irritiert zusieht, wie Coriel an Neo hängt. "Seid vernünftig und kommt jetzt erst einmal frühstücken Coriel, sonst kippt ihr mir auch noch um," spricht sie etwas resuluter und zieht die junge Frau sanft von Neo fort, den sie fast etwas belagert und blickt ihr in die Augen während sie eindringlich zu ihr spricht: "Zieht euch jetzt bitte an und kommt frühstücken."
Orga verläßt das Zimmer und hofft, daß Coriel sich beruhigt und ihr folgt. Was habe ich mir in meiner Gutmütigkeit wieder angetan, fragt sie sich kopfschüttelnd und geht in den Salon und schenkt sich Tee ein. Sie atmet tief durch und nimmt sich von dem frischen Gebäck und beginnt zu frühstücken, denn sie muß sich jetzt erst einmal stärken, wer weiss, was der Tag noch für Überraschungen bereit hielt. Sie seufzt und freut sich über den köstlichen Geschmack des Gebäckes, das mit dem Beerenmus vom letzten Sommer, das sie aus Verd mitgebracht hatten, so köstlich schmeckt. Sie erinnert sich an Leos Lächeln, als er es in Verd in die Kiste zu den anderen Köstlichkeiten stellte und Trauer steigt in ihr auf über den Verlust dieses guten alten Mannes, der so viele Jahre immer in ihrer Nähe war.  Sie fühlt sich einsam und hofft, daß Henry bald wieder zurück kommt, denn irgendwie war sie es nicht gewohnt, so alleine zu leben und sie stellt fest, daß sie sich nie einsam gefühlt hatte, wenn Leo in ihrer Nähe war.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 10. Mai 2003, 23:06 Uhr
Neo wacht schweißgebadet auf, seine Augen schmerzen, und sein Körper scheint die Sonnenstrahlen noch nicht ganz verkraftet zu haben..
Mit leisen schwerfälligen Worten spricht Neo zu dem Dienstmädchen der Dame...

"Ich, Ich will zu meinem Engel bitte bringt sie zu mir, ich will ihre Hand halten..."

Der Drow versucht sich aufzurichten aber es gelingt ihm nicht, es ist das erste Mal das Neo einen Sonnenzusammenbruch hatte, angeblich soll es viele seiner rasse geben die in der Sonne leben können..
Der Drow bleibt liegen und wartet auf Coriel wobei ihm jede Sekunde wie Stunden vorkommen...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 11. Mai 2003, 11:36 Uhr
Orga von Roßstein beendet ihre Grübeleien und spricht zu sich selber: "Selbstmitleid hilft nicht, auf in den Kampf," und schmunzelt. Erst muß ich jetzt einmal sehen, wie es den beiden Turteltauben geht, und lächelt sanft bei dem Gedanken. Es ist sicher nicht leicht für ein Menschenkind und einen Dunkelelfen, alleine schon wegen der unterschiedlichen Ruhezeiten, aber das ist nicht mein Problem und ich werde es auch nicht zu meinem machen, denkt sie und beginnt, Gebäck mit frischer Butter und Beerengelee und einige mit Käse zu belegen. Vielleicht meldet sich bei Coriel der Hunger, wenn sie die Köstlichkeiten sieht, denn seit dem gestrigen späten Nachmittag hat sie nichts gegessen und so verstört wie sie gestern auf den Eingangsstufen saß, hatte sie davor sicher auch schon länger nichts mehr zu sich genommen, denn mit vollem Magen gerät man nicht so leicht aus der Fassung. Sie klingelt nach Ellie, die das Tablett nimmt und ihr in das Gästezimmer folgt. Neo scheint bei Bewußtsein zu sein, auch wenn seine Augen geschlossen sind. Sie geht zu ihm, betrachtet ihn und vermutet, daß er eine Art Schwächeanfall hatte, denn kalter Schweiß steht auf seiner Stirn. "Wie geht es euch Neo?" fragt sie ihn leise, "aber vielleicht solltet ihr erst einmal etwas Tee zu euch nehmen, ihr habt geschwitzt und euer Körper braucht Flüssigkeit." Ellie füllt etwas Tee in eine Tasse und Orga hebt behutsam Neos Kopf und setzt die Tasse an seine Lippen. Er trinkt einige Schlucke, doch dann sinkt er wieder zurück. "Könnt ihr mir sagen, was geschehen ist?" fragt sie Neo, der vollkommen erschöpft zu sein scheint, aber bei Bewußtsein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 11. Mai 2003, 11:52 Uhr
Coriel zog sich gerade im Badezimmer um als Neo wieder zu sich kam.
Als sie zurückkehrte sah sie das Neo mit geöffneten Augen da lag.
Mit einem Lächeln tappte sie zu ihm und strich im eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Geht es wieder Neo? Bitte jage mir nie wieder so einen Schrecken ein." spricht sie und küsst ihn zärtlich auf die Stirn.

Dann erhebt sie sich und spricht zu Orga.

"Verzeiht das wir so viel Aufruhr in euer Haus gebracht haben. Aber ihr werdet, sobald es Neo wieder etwas besser geht gehen. Dann könnt ihr in Ruhe auskurieren,"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. Mai 2003, 14:02 Uhr
Orga von Roßstein betrachtet wieder etwas unbesorgter die beiden Verliebten und überläßt sie nach einer Weile ihrem jungen Glück. Ellie winkt sie mit sich und trägt ihr auf, hin und wieder nach ihnen zu sehen und ihnen später etwas von der sicher wieder köstlich werdenden Suppe zu bringen, die sie bei Marie in der Küche in Auftrag gibt, die ganz glücklich vor Überraschung in die Hände klatscht, als sie ihre Herrin wieder wohlauf sieht.

Sie läßt sich von Ellie noch in ihren Salon begleiten und ist auch ganz glücklich, daß sie die Treppen schon wieder so gut hinauf kommt. Oben öffnet sie die langen Fenstertüren und läßt sich auf der kleinen Terasse, die das Dach der Eingangstür bildet, auf einen zierlichen Terassenstuhl nieder, der aus dünnen geschwungenen Eisenstäben gearbeitet ist. Sie blickt hinunter in den noch wilden Garten und über die breite starke Mauer, die das Anwesen umgibt und ihr kommt der Gedanke, daß sie ein schmiedeeisernes Gitter oben in die breite Mauer einarbeiten lassen sollte, eines, bei dem die Enden wie spitze Dolche,  das Huschen über die Mauer selbst geschickten Dieben unmöglich machen soll. Der Gedanke gefällt ihr und sie klingelt nach Ellie und schickt sie, Marianns Mann zu holen.

Es ist schon später Vormittag und die letzten Tage sind immer mehr Menschen, Elben und viele merkwürdige Gestalten zu sehen, auch das Gedränge auf dem Marktplatz wird immer dichter, besonder so kurz vor Mittag. Ab und zu sehen auch gutbürgerlich gekleidete Frauen, die sich meist in Begleitung einer Magd oder eines Dieners befinden, die ihnen die Einkäufe tragen, zur ihr hinauf und jedesmal grüßt sie den neugierig blickenden Frauen freundlich zu. Einige wirklich nette Gesichter sieht sie darunter und hofft, daß sie mit der Zeit einige der Damen kennenlernt und zum Tee laden kann, denn dann würde sie immer über alles unterrichtet sein, wissen, wo wer gute Arbeit leistet und vieles mehr. Sie schmunzelt amüsiert und genießt die warmen Strahlen der Sonne.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. Mai 2003, 20:11 Uhr
Orga von Roßstein beobachtet oben von ihrer Tarasse aus einen Jungen, der einen Handkarren voll mit Holz am Rand des Marktplatzes entlangzieht, doch sie wendet ihren Blick von ihm ab, denn die Wärme der Sonne, die jetzt hoch am Himmel steht und die Geräusche des Marktplatzes haben sie schläfrig gemacht und darum erhebt sie sich und geht ins Haus zurück, schließt wieder die hohen Fenstertüren und streckt sich gemütlich auf ihrem Bett aus. Sie legt sich in ihrem Kleid einfach auf die Brokatdecke, die während des Tages das Bett ziert und genießt die Ruhe hinter den dicken schützenden Mauern des Hauses und kurz darauf ist sie eingeschlafen. Ellie, die mit Marianns Mann heraufkommt, deckt sie nur ganz vorsichtig mit der Decke aus dem Kaminzimmer zu, damit sie nicht aufwacht, denn Henry hatte ihnen aufgetragen dafür zu sorgen, daß sie viel ruht und so gehen beide wieder leise nach unten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Mai 2003, 01:02 Uhr
Henry und Yohn haben durch die weniger belebten Gassen der Stadt das hintere Tor des Anwesens von Roßstein erreicht und steigen von ihren Pferden, die nach dem langen Ritt erschöpft die Köpfe hängen lassen. Sie öffnen gerade das große Tor, als Tharonn aus dem Gesindehaus zu ihnen herüber kommt und die Pferde entgegen nimmt. Auf die Frage, wie die letzten Tage waren, berichtet er, daß ein Dunkelelf und eine junge Frau zu Besuch sind, wobei es dem jungen Mann seit dem Morgen nicht besonders gut ginge.
Dunkelelf? denkt Henry überrascht, welches Geschick hat Orga einen Dunkelelfen ins Haus geführt? Etwas verwundert blickt auch Yohn ihn bei den Worten an. Da sich Tharonn um die Pferde kümmert gehen Henry und Yohn gleich ins Haus.
Marie ist noch in der Küche und als sie Yohns Stimme im Gang hört eilt sie hinaus und begrüßt ihn stürmisch. Henry hat ihm das letzte Zimmer auf der rechten Seite unten angewiesen, das Zimmer vor der hinteren Treppe nach oben, von dem aus er schnell draußen bei den Pferden und dem ganzen hinteren Bereich des Anwesens ist und von seinem Fenster den ganzen Garten überblicken kann. Dort legt er den Sack mit seinen sieben Sachen ab und gesellt sich dann wieder zu Marie in die Küche, die ihm gleich das ganze Haus von oben bis unten erklärt, während sie die Suppe auf dem Herd aufwärmt.

Henry überläßt Yohn der Köchin, die ihn gleich unter ihre Fittiche nimmt und geht leise nach oben und beugt sich über Orga, doch sie schläft tief und fest. Er betrachtet sie und muß an das Gut in Verd denken, das sie verlassen hat, dieses wunderschöne Stück Land, ihr Zuhause, und fragt sich, ob sie es nicht im Grunde ihres Herzens vermißt, die Weite, die sanften grasbewachsenen Hügel, den See, der so anders ist als dieses Meer, an dem Talyra liegt. Er hat noch den würzigen Duft der Wiesen in der Nase und am liebsten würde er sich neben sie werfen und ihr alles erzählen, wie er sich dort seit langem wieder zu hause gefühlt hat, doch erst nachdem er sich frisch gemacht und in seinen bequemen Hausanzug gekleidet hat legt er sich neben sie und zieht sie sanft in seine Arme. Liebevoll hält er sie umschlungen und in Gedanken liegt er mit ihr auf ihrer großen Wiese unter der riesigen Trauerweide am Ufer ihres Sees, von dem sich die sanften Hügel mit ihren grünen Wiesen ausbreiten und über die dieser einzigartige würzige Duft weht, der nur über diesem Fleckchen Erde so duftet...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Mai 2003, 19:03 Uhr
Noch nicht lange hält Henry seine schlafende Orga in den Armen, da hört er unten jemanden an die Eingangstüre klopfen und als sie von innen geöffnet wird erkennt er die Stimme einer Person, die er am wenigsten kurz vor Mitternacht hier erwartet hätte.
Vorsichtig legt er Orga zurück in ihre Kissen, die beinahe dabei aufwacht und schleicht hinaus aus dem Schlafgemach und hinunter in den Salon, wo Yohn mit dem fremden Reiter steht, der ihn aufmerksam anblickt. Henry begrüßt ihn mit einem freudigen Lächeln und nickt Yohn zu, der gleich zu Marie in die Küche geht. Der Fremde wirkt etwas verlegen und Henry bittet ihn erst einmal, sich in einen der gemütlichen großen Sessel niederzulassen. Mit einem Griff holt er den guten Roten und Gläser aus dem Schrank und schenkt ein. "Zum Wohl!" prostet er ihm zu und meint beiläufig: "Mein Name ist Henry," und ist gespannt, ob der Fremde sich vorstellt, denn er schien bei ihrem gemeinsamen Ritt seine Identität wie ein Geheimnis zu hüten. Henry geht zum Kamin, entzündet das vorbereitete Holz und schnell taucht ein prasselndes Feuer den Salon in ein flackerndes Licht, erwärmt das kühle Zimmer und schnell breitet sich eine gemütliche Stimmung in dem großen Raum aus.

Henry läßt sich in einen der Sessel neben dem Fremden nieder, der ihn dezent beobachtet und dann das Wort ergreift: "Ich überfalle euch um diese späte Stunde nur ungern, aber ich sehe mich gezwungen eure Gastfreundschaft, die ihr mir anbotet, anzunehmen, denn diese Stadt scheint mit Reisenden überfüllt zu sein und selbst die kleinsten Kammern der Gasthäuser und Zimmervermieter sind wegen des nahenden Festes vergeben. Henry nickt und antwortet: "Ja, dieses Jahr ist es besonders schlimm und man sieht viele merkwürdige Gestalten durch die Straßen ziehen. Euer Besuch ehrt uns und ich spreche sicher auch im Namen von Orga von Roßstein, wenn ich euch herzlich willkommen heisse, nur muß ich euch davon unterrichten, daß ein Dunkelelf, den ich selber noch nicht zu Gesicht bekommen habe, hier im Hause zu Besuch ist. Orga von Roßstein schlief bereits als ich eintraf und so habe ich noch nicht erfahren, welches Geschick ihn in das Haus geführt hat. Er ist mit einer jungen Frau hier und es soll ihm nach Auskunft der Magd nicht gut gehen. Sie bewohnen ein Zimmer hier unten am Ende des Ganges," und er deutet auf die Türe neben der großen Treppe. "Ich denke, ihr solltet es wissen, denn ich möchte nicht, daß ihr unvorbereitet auf ihn trefft."

Der Fremde läßt keine Regung erkennen, nickt nur und spricht: "Sicher sind auch ihm die Regeln der Gastfreundschaft bekannt und achtet sie, aber ich danke euch für eure Offenheit... Mein Name ist Petroff, ich hatte mich bisher nicht vorgestellt." Er lächelt ihm aus seinen großen dunklen Augen freundlich an und Henry beläßt es dabei, holt seine Pfeife aus der Tasche und beginnt, sie genüßlich zu rauchen, während sie schweigend in das knisternde Feuer blicken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 13. Mai 2003, 21:14 Uhr
Coriel lässt ihren geliebten noch etwas ruhen.
Sie beschliesst ihrem Hengst einen kleinen Besuch abzustatten wie sie es jeden Abend tut.
So schlüpft sie in ihren Umhang und tappt nach unten.
Doch schon von weitem vernimmt sie Männerstimmen.
Als sie weiter nach vorne kommt erblickt sie zwei Männer die gemeinsam etwas besprechen.
Als sie Coriel erblicken errötet sie leicht und spricht:
"Verzeiht das ich zu später Stunde noch störe, aber ich bin gleich wieder weg.
Ich wollte nur kurz nach meinem Pferd sehen." spricht sie mit sanfter fast leiser Stimme.

Dann huscht sie mit einem kleinen Knix davor davon.

Draussen atmet sie die frische Luft die gerade von einer kleinen Brise herangeweht kommt.
Dann läuft sie hinüber zu den Stallungen.
Dort erblickt sie einige neue Pferde und ganz hinten blinzeln sie zwei vertraute Augen an.
Leise geht sie nach hinten und streichelt ihren geliebten Hengst Alechandro.

"Na mein Guter. Hattest wenigstens du einen schönen Tag? Ich sag dir ich bin völlig erschöpft aber dich vergess ich nie." spricht sie ihm flüsternd zu und küsst ihn dann auf die Stirn.

Der schwarze Hengst erwiedert den Kuss mit einem Nasenstupser.
Coriel gibt noch etwas frisches Heu und Wasser in alle Tröge, dann verabschiedet sie sich von Alechandro.

Dann schlendert sie wieder hinein.
Diesmal nimmt sie einen anderen Weg zu ihrem gemach um die beiden Männer nicht zu stören.
Dort angekommen legt sie sich zu ihrem tief schlummernden Neo und schläft kurz darauf ein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 13. Mai 2003, 22:04 Uhr
Es ist nun schon weit nach Mitternacht, alles schläft, tiefe dunkle Wolken verdecken den Himmel, verdecken den Mond. Neo wacht auf, neben ihm seine Geliebte Coriel er blickt nach unten, auf der Bettkante sitzt El sein alter Freund. Neo steigt nach unten und schtreichelt El´s Gefieder. Dann gibt er Coriel einen Kuss und steht auf. Das alte Haus wirkt unheimlich und Neo spürt das hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Er zieht seine Rüstung an, dann den Mandel, und zuletzt schnallt er sich seine Krummsäbel um.

Ich spüre das hier etwas nicht stimmt, aber was, ich werde es herausfinden

Neo öffnet seine Zimmertür und geht hindurch, die Gänge sind dunkel aber Neo hat durch seine Dunkelsicht keine Probleme sich an den Wänden heranzuschlechen...
Plötzlich sieht er einen Ritter der durch die dunklen Gänge schweift.

"Was wollt ihr hier Fremder?"

Der dunkle Ritter hollt sein Schwert heraus und greift Neo an, Neo kann nicht ausweichen und bekommt den Hieb direkt in die Rippen.

"Neo du hast es nicht verdient hier auf Erden zu leben.."

Plötzlich wacht Neo schweißgebadet auf, alles war nur ein Traum ein Traum der so real zu sein scheint, Neo macht sich Gedanken über das was der Ritter ihm gesagt hat, noch lange zeit bleibt er in seinem Bett liegen und denkt über die Worte in seinem Traum nach...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 13. Mai 2003, 23:29 Uhr
Orga von Roßstein erwacht unruhig und ihre Hand gleitet über Henrys Bettseite und hält plötzlich in der Bewegung inne..., sie fühlt sich warm an und sie schnuppert...Henry! Sie nimmt den Duft von Henrys Pfeifenkraut wahr, der ihm immer leicht anhaftete und springt aus dem Bett, eilt zur Treppe und bleibt erschrocken oben stehen, doch zu spät, ein Fremder unten im Salon hat sie erblickt, erhebt sich und verbeugt sich galant.
Henry, der schweigend in das Feuer blickt dreht sich um und eilt überrascht zu ihr herauf. Glücklich begrüßt sie ihn und würde sich am liebsten in seine Arme kuscheln, doch Henry führt sie lächelnd die Treppe hinunter. In Höhe der Garderobe huscht sie schnell hinter sie, streicht sich das Kleid glatt, steckt mit flinken Händen ihre Haare ordentlich hoch und geht weiter zum Kamin, wo der Fremde sich vorstellt:  "Petroff," ihr die Hand küßt und lächelnd mit angenehm fester Stimme zu ihr spricht: "Ihr seid sicher Orga von Roßstein, die Herrin des Hauses," Orga lächelt ihn an und antwortet: "Ja, ich bin Orga von Roßstein," und lächelt freundlich zurück und läßt sich im Sessel nieder.
Henry reicht ihr ein, mit dem köstlichen Roten, gefülltes Glas, sie erhebt es und spricht: "Seid willkommen im Hause von Roßstein, Petroff!" und betont seinen Namen  mit einem leicht spitzbübischen Unterton in der Stimme, denn weiss sie doch, daß er seinem Aussehen nach nur Graf Petroff sein kann, der schwarze Ritter, ein Edelmann von edelstem Geblüt, doch sie schweigt lächelnd.

Plötzlich geht die Türe zum Gang auf und Yohn kommt mit einem großen Tablett herein. "Yohn!" kommt es Orga überrascht über die Lippen und sie schaut Henry fragend an, doch der lächelt nur und zuckt mit den Schultern: "Er wollte unbedingt mit," und lacht zu Yohn hinüber, der ebenfalls schmunzelt, sich vor Orga verbeugt und meint: "Euer Bruder schickt mich, nachdem er hörte, ihr seid vom Pferd gestürzt, damit ihr nicht wieder alleine in die Wälder reitet." Er stellt das große Tablett auf den kleinen Tisch an der Wand ab und verteilt erst einmal die Suppenteller, Löffel, Messer, und dann einige Köstlichkeiten auf dem runden Tisch, als hätte er nie etwas anderes gemacht, weiss sie doch, daß es nicht so ist. Zu Guterletzt landet in der Mitte die große Suppenschüssel mit der köstlich duftenden Hühnersuppe.

Sie genießen das Nachtmahl, Henry erzählt von der gemeinsamen Reise von Verd nach Talyra mit noch zwei weiteren Begleitern und nachdem "Petroff" seine Satteltasche vom Pferd genommen und sein  Roß mit Henry in den Stall gebracht hat, geht er mit ihnen nach oben und bezieht eines der Zimmer in ihrem Stockwerk, nahe ihrem Schlafgemach.  Man wünscht sich eine gute Nacht und es kehrt Stille in das Haus von Roßstein ein.

Orga kuschelt sich in Henrys Arme, endlich ist sie mit ihm alleine. Zum ersten Mal schläft Henry vor ihr ein und sie lauscht seinem ruhigen Atem, ihren Kopf ganz nah an seiner Brust und genießt jede wache Sekunde, ihn wieder bei sich zu haben, bis auch sie glücklich einschläft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 14. Mai 2003, 19:27 Uhr
Henry sitzt gerade mit dem Fremden, der sich als Petroff vorgestellt hat am Kamin, als eine junge Frau aus dem Gang auftaucht, die er irgendwo schon einmal gesehen hat, aber er erinnert sich einfach nicht mehr wo. Sie spricht im Vorbeigehen von ihrem Pferd, nach dem sie im Stall sehen will und er wundert sich noch, warum sie nicht einfach die Hintertüre benutzt, die gleich nach hinten zu den Ställen führt, doch bevor er auf sie eingehen kann, ist sie wie ein scheues Reh nach draußen gehuscht ist. Das hat sie sicher nur als Vorwand benutzt, ihre Neugierde zu befriedigen, denkt er schmunzelnd und wendet sich an Petroff: "Das muß die junge Frau sein, die mit dem Dunkelelfen bei Orga zu Besuch ist," der nur leicht nickt und sie setzten ihre unterbrochene Unterhaltung fort.

Henry blickt verwundert auf, als Petroff sich plötzlich erhebt und dreht sich zur Treppe, wo er Orga wie angewurzelt stehen sieht. Ihr ist die Überraschung über die Anwesenheit des Fremden neben ihm anzusehen und mit ein paar behenden Schritten ist er bei ihr und führt sie behutsam die Treppe hinunter.  Wie hat sie das nur herausgefunden, daß ich schon hier bin, wir waren doch so leise? überlegt er, während sie schnell hinter der Garderobe ihre Haare ordnet, denn sie hatte offensichtlich nur ihn hier unten erwartet.

Henry bleibt bei Orgas Begrüßung des Fremden nicht die unterschwellige Betonung seines Namens verborgen, aber er läßt sich nichts anmerken. Als Orga bei Yohns Erscheinen so merkwürdig still, aber erfreut reagiert spürt er wieder die Veränderung in ihr, die er schon vorher oben auf der Treppe bemerkt hatte, hat der Verlust ihres alten Dieners sie so zaghaft werden lassen oder hat sie sich nur mit den de Gästen übernommen... Er ist sich sicher, daß er das noch herausfinden wird und beobachtet sie nur still.

Henry ist müde und froh, als nach einem leichten Nachtmahl auch Petroffs Roß gut versorgt im Stall steht, Petroff selber das Gästezimmer auf ihrem Gang gefällt und er sich neben Orga ausstrecken kann, denn er ist geschafft. Er zieht Orga sanft in seine Arme und küßt sie zärtlich, doch sein Kopf sinkt bald müde auf das Kissen zurück und er ist froh, daß sie ihm nur mit ihrer Hand immer wieder sanft und verspielt über seine Brust fährt und in seine Arm gekuschelt schweigend mit ihm ruht und nicht all das über die Reise erfragt, was sie sicher brennend interessiert. In der Art, wie sie bei ihm liegt und sich an ihn kuschelt spürt er aber auch ihre Veränderung wieder ganz deutlich, doch er muß jetzt erst einmal schlafen, er war einfach zu müde, morgen wird er sich kümmern, morgen... und schon ist er eingeschlafen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 15. Mai 2003, 10:48 Uhr
Orga von Roßstein erwacht beim ersten Licht des Tages und betrachtet Henry neben sich, der noch tief und fest schläft, denn er wird nicht einmal wach, als sie seine Lippen berührt und ihn sanft küsst, ihm über das Haar streicht und ihm sagt, daß sie glücklich ist, daß er wieder bei ihr ist.
Sie huscht in ihren Morgenmantel und wendet sich aus ihrem Salon rechts zur Vordertreppe und geht hinunter, denn sie will nach den beiden Turteltauben sehen. Ellie hatte ihnen zwar die Suppe mittags gebracht und sich bestimmt um sie gekümmert, aber nun wollte sie doch lieber selber schnell nachsehen, wie es den beiden ging. Besonders um Neos Befinden ist sie besorgt, denn Coriel wirkte wieder ganz vernünftig, nachdem sie sich gesternmorgen frisch gemacht und angezogen hatte.
Orga benutzt absichtlich nicht den oberen Gang, der direkt vor ihrer Salontüre geradewegs durch das lange Haus führt, um Graf Petroff nicht zu stören, der sicher einen wacheren Schlaf als ihr geliebter Henry besitzt. Sie schmunzelt bei dem Gedanken, denn sicher war auch er sehr müde nach dem gestrigen Ritt und in fremden Betten schlief man niemals so entspannt, auch wenn Henry wohl wegen der anderen beiden Gäste, die er nicht kannte, ihm noch den Zimmerschlüssel innen ins Schloß gesteckt hatte. Sie erreicht das Gästezimmer der beiden am Ende des langen Ganges im unteren Stockwerk und klopft leise an die Türe, klopft nach einer Weile noch einmal so stark, daß sie sie sicher weckt, falls sie noch schlafen sollten, und öffnet langsam die Tür.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 15. Mai 2003, 20:13 Uhr
Coriel steht gerade vor einem Spiegel und macht sich wieder etwas zurecht, als es an die Tür klopft.
Ihr fällt aber noch die bürste hoch und da klopft es auch schon zum zweiten mal.
Coriel huscht leise hin um neo nicht zu wecken.
Sie öffnet die Tür und erblickt die Hausherrin Orga.

"Guten Morgen, seit ihr auch schon wach? Doch was führt euch zu mir oder besser gesagt uns?" spricht sie leise aber doch verständlich.

"Kommt doch rein, Neo schläft noch, und ich denke nach dem Erlebnis von Gestern tut ihm das gut."

Coriel scheint sich ebenfalls wieder gut erholt zu haben, und ist nun fröhlicher als sie Orga je zuvor erlebt hat.
Ihre Lebenslust war zurückgekehrt.

Sie steckt die vorderen strähnen ihres braun-blonden Haares nock auf und verräumt dann die bürste zurück in ihre Tasche.

Sie bietet Orga einen Stuhl an und dabei strahlt sie unentwegt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 15. Mai 2003, 23:30 Uhr
Orga von Roßstein ist erleichtert als Coriel von innen die Türe öffnet und sie frisch und beinahe fröhlich vorfindet. "Guten Morgen Coriel," grüßt sie sie leise, "ich bin gestern Mittag eingeschlafen und mußte schnell mal vorbei schauen, wie es euch und Neo geht." Orga blickt zu Neo, der noch zu schlafen scheint und ist schon fast wieder aus dem Zimmer, als sie sich zu Coriel umwendet und ihr zuflüstert: "Ellie wird sicher gleich das Frühstück richten, geht ruhig zu ihr und sagt wenn ihr frühstücken möchtet oder irgend etwas braucht. Um euer Pferd braucht ihr euch nicht zu sorgen, Tharon kümmert sich um alle Pferde im Stall," und lächelt sie freundlich an. "Es ist noch sehr früh, ich geh noch einmal ins Bett, mich aufwärmen," lächelt Coriel schelmisch an, nickt ihr zu und schließt wieder leise die Türe.

Sie geht den gleichen Weg zurück, den sie gekommen ist, nur beim Treppensteigen wird ihr plötzlich etwas schwummrig. Merkwürdig, denkt sie, doch dann huscht sie schnell ins Bett. Vorsichtig kuschelt sie sich in Henrys Arme und die wohlige Wärme läßt sie wieder in leichten Schlummer sinken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Mai 2003, 10:51 Uhr
Henry fährt hoch..., reißt die Augen auf..., ...war das ein Traum! denkt er, während er seine verblüffte Orga ansieht, die er mit sich hochgerissen hat. Er läßt seinen Kopf seitlich in ihren Schoß fallen und lacht leise und genießt ihre sanft streichenden Hände auf seinen Armen, seiner Schulter und zuletzt zerzaust sie ihm die Haare und lacht: "Du Langschläfer, hast du endlich ausgeschlafen?" Mit sanfter Gewalt zieht er sie zu sich herab und spielt den verschmusten Kater und schnurrt, immer wieder seinen Kopf in ihre Haare vergrabend, weiss er doch wie kitzelig sie ist und schon fängt sie an sich heftig zu wehren, bis sie hilflos lachend in seinen Armen hängt. "Ich habe dich so vermißt Liebes," flüstert er und beide liegen glücklich beieinander.

Nach einer Weile fragt er: "Sag Orga, vermißt du nicht das Gut? Ich hatte das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen..., die weiten Wiesen, das offene Land um den See, mein Vater und auch das Gut, es ist alles noch so, wie damals, als ich es verlassen habe." Er liegt da und die Erinnerung ist noch so nah, daß er wieder den Duft der Wiesen riecht, doch plötzlich beginnt sie zu schluchzen und schnell beugt er sich über sie, legt seine Hand auf ihre Wange und fragt behutsam: "Hast du auch Heimweh Liebes?" und blickt suchend in ihre tränennassen Augen, doch sie rollt sich nur zusammen und verbirgt ihren Kopf unter seinem Arm. Ich wusste doch, daß irgend etwas nicht stimmt, denkt er und ist froh, daß es heraus kommt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Mai 2003, 16:49 Uhr
Orga wird abrupt, mit Henrys Aufschrecken aus einem Traum, aus ihrem leichen Schlummer gerissen, doch sie schmunzelt nur und genießt es, mit ihren Händen über Henrys Körper zu streichen als er seinen Kopf in ihren Schoß fallen läßt, aber als er anfängt sie zu kitzeln muß sie doch für einen Moment eine leicht aufkommende Panik unterdrücken. Es ist so schön, wieder mit ihm so ausgelassen zu sein, fast wie früher, denkt sie verträumt, als sie sich in den Armen liegen und ihre Zweisamkeit genießen.

Überrascht hört sie dann seine Worte von "Zuhause", fühlt sein Heimweh nach dem Gut von Roßstein, wo sie beide ihre schönsten Jahre verbracht hatten, doch bei ihr wandelte sich der Ort der Gemeinsamkeit in einen Ort der Einsamkeit, wo sie ihn überall sah und er doch nicht mehr war. Sie kann sich gut vorstellen, wie er dorthin zurückkam und ihre schöne gemeinsame Zeit wieder vor Augen hatte, doch sie mußte genau diese Erinnerungen verdrängen, um das Leben dort ohne ihn all die Jahre ertragen zu können, ohne sein Lachen, seine Fröhlichkeit, bis sie alles Gefühl verbannt hatte und nur noch das vertraute Gefühl zu Leo zuliess, der sie nun für immer verlassen hatte.  

Ihre Empfindungen prallen aufeinander und ihre gegensätzlichen Gefühle stürzen plötzlich wie die Karten eines Kartenhauses ineinander, sie kann sie nicht mehr auseinander halten und sie fühlt nur noch Schmerz, hilflosen entsetzlichen Schmerz und hört sich schluchzen. Henrys liebevollem Blick kann sie nicht standhalten, er läßt sie nur noch mehr die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren und als er sie fragt, ob sie Heimweh hat kommt es ihr vor, als würde sie von unzähligen Armen zum Gut zurückgezogen werden, in die absolute Einsamkeit, denn Leo ist nicht mehr da, und während  ihre Arme irgendwo Halt suchen hört sie einen Schrei aus ihrer Kehle dringen: "Neiinnn!"


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Mai 2003, 17:34 Uhr
Als Orga ihren Kopf in seinen Arm vergräbt denkt er noch, daß sich nur eine Anspannung in ihr löst, doch als sie plötzlich mit den Armen nach Halt suchend um sich greift und sich mit einem heiseren Schrei vollkommen verängstigt gegen etwas wehrt, erkennt er, daß sie wieder von alten Gefühlen hilflos überrannt wurde.
Keine seiner Bemühungen bringt sie zur Ruhe, haltlos schluchzend, immer wieder "nein" stammelnd windet sie sich in seinen Armen. Nirgends kann er Morgans Tropfen entdecken und er überlegt schon, ob er sie einen kurzen Moment alleine lassen kann, um im Nebenzimmer nach ihnen zu suchen, als plötzlich Petroff an die offen stehende Türe klopft und mit der gesuchten Phiole und einem Glas Wasser in den Raum tritt. Es ist ihm einerseits unangenehm, daß er durch Orgas Gemütsbewegung in seiner Ruhe gestört wurde, doch andererseits begrüßt er seine Geistesgegenwart. "Ich sah die Tropfen in der Nacht unten im Salon stehen, ich erkannte sie an ihrer Farbe, meine Mutter braucht sie auch hin und wieder" meint er verständnisvoll lächelnd und flößt ihr die Medizin geschickt ein, während Henry Orga  in seinen Armen ruhig hält. Petroff nickt ihm aufmunternd zu und verläßt wieder leise das Zimmer und nur eine Weile später kann er die schlafende Orga in ihre Kissen zurück legen.
Ich muß mit Morgana reden, sie scheint kranker zu sein, als ich dachte. Henry sitzt neben ihr und seine schwärmerischen Gedanken vom Gut Roßstein sind wie weggewischt. Hatte sie nicht immer wieder gesagt, damals unter ihrer Trauerweide am See, sie würde niemals von dort weggehen? Sie liebte das Gut, die weiten Wiesen und den See genau wie er. Warum reagierte sie dann so? Er betrachtet sie zärtlich und streicht sanft die kleinen Strähnen aus ihrem Gesicht und wünschte, er könnte ihr helfen, denn er war es, der sie damals zurückgelassen hatte, auch wenn er fest davon überzeugt gewesen war, das es für sie so besser wäre.
Hätte ich nur auf meinen Vater gehört, grübelt er in dunkle Selbsvorwürfe gehüllt, während er sie betrachtet. Wie gerne würde er sie jetzt zärtlich umfangen, sie streicheln und sie lieben..... Er seufzt, doch dann verscheucht er die trüben Gedanken und denkt, ich werde die Hoffnung nicht aufgeben Liebes, irgendwann ist das auch vorbei... und voller Zuversicht stellt er sich eine schöne Zukunft für sie beide vor und erfreut sich an dem Gedanken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Mai 2003, 22:44 Uhr
Orga braucht lange, sehr lange, bis sie sich an das erinnert, was mit ihr geschah, als Henry von Verd sprach, doch dann trifft sie die Erkenntnis um so heftiger, daß sie diesen Attacken hilflos ausgeliefert ist. Sie denkt wegen der Müdigkeit in ihrem Kopf angestrengt nach, wie sie ihnen entgehen kann und ihr fällt nur ein, wieder zurück nach Verd zu gehen, wieder ihr altes Leben zu leben.
Einen Moment später wird ihr aber bewußt, daß sie dann Henrys Lächeln nicht mehr sehen würde, sich nicht mehr von seiner Fröhlichkeit anstecken lassen könnte und der Gedanke macht sie unendlich traurig.  Leo, was soll ich nur machen? Du hast doch immer einen guten Rat gewußt. Sie sieht in Gedanken sein Gesicht, in dem sich immer irgend etwas bewegte, obwohl er ganz still dastand. Sie muß bei der Erinnerung lächeln, doch dann macht sie das Bild traurig, denn nie wieder wird er so vor ihr stehen. Orga reiß dich zusammen, du mußt eine Lösung finden... Morgana! schießt es durch ihren Kopf, ich muß mit der Heilerin reden! Orga richtet sich auf, fest entschlossen, Morgana aufzusuchen. Ihre Arme und Beine fühlen sich zwar noch etwas müde an, aber sie wird es schon schaffen.  Sie steigt etwas umständlich aus dem Bett, aber sie schafft es, zu ihrem Schrank zu gehen und ein besonders dunkelgrünes Samtkleid vom Bügel zu holen und nachdem sie sich im Schneckentempo erfrischt hat, ins Kleid geschlüpft ist und sich die Haare hochgesteckt hat, verstaut sie noch ihre kleine Peitsche in der Rocktasche und den hübschen weichen Brokatbeutel mit den Münzen und geht langsam zur Treppe und lauscht.
Sie will jetzt niemanden sehen und als unten alles still ist geht sie vorsichtig die Treppen hinunter, Stufe für Stufe, denn ihre Beine fühlen sich etwas weich an, doch sie schafft auch das und huscht zur Garderobe und öffnet leise die Eingangstüre und schlüpft hinaus. Geschafft! Glücklich genießt sie die frische Luft. Ich war schon viel zu lange nicht mehr aus dem Haus, denkt sie und geht langsam, aber mit etwas weniger weichen Beinen aus dem Tor und überquert die Straße und ist auf dem Marktplatz.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2003, 02:59 Uhr
Henry hatte immer wieder nach Orga gesehen, die jedesmal tief und fest schlief und sitzt gerade im Salon, als Petroff das Haus betritt. Er war nach ihrem gemeinsmen Frühstück aus dem Haus gegangen und als er ihn jetzt zu einem Glas Wein einlädt, nimmt er seine Einladung an und sie unterhalten sich gerade über das Gefühlsleben der Frauen, als sie in einer Denkpause Orga plötzlich oben an der Treppe sehen. Henry will gerade aufspringen, doch Petroff hält ihn am Arm zurück und schüttelt nur stumm den Kopf.
Orga war offensichtlich noch gar nicht richtig wach, denn sie nimmt sie in den tiefen Sesseln sitzend überhaupt nich wahr und huscht unten an der Treppe angekommen aus dem Haus. Petroff hält ihn immer noch zurück und spricht ruhig zu ihm: "Laßt sie gehen, sie braucht das jetzt." Henry ist sich einen Moment unschlüssig, ob er das wirklich zulassen soll, sie in diesem Zustand alleine gehen zu lassen als er Petroff sagen hört: "Yohn kann ihr unauffällig folgen und darauf achten, daß ihr nichts geschieht, aber ihr müsst sie gehen lassen!" und lächelt ihn verständnisvoll an. Nach einigem Zögern nimmt er seinen Rat an und schickt Yohn hinter ihr her, unauffällig über sie zu wachen.
Henry braucht jetzt eine Stärkung und leert mit einem Zug den Rest aus seinem Weinglas und füllt ihre Gläser wieder auf. Ein interessanter Beobachter, denkt er, während er Petroff mustert, der seine Gedanken zu hören scheint, so wie er ihn ansieht und beide müssen plötzlich herzhaft lachen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Mai 2003, 15:13 Uhr
Kurz vor der Gartenpforte fällt ihr ein, daß sie gar keinen Schlüssel dabei hat und Leo ist doch nicht mehr da und sie überlegt, wie sie nun in das Haus kommen, als Morgana schon die Türe erreicht und Henry von innen öffnet. Freundlich begrüßt er Morgana und bittet sie ins Haus.  Als er sie nur kurz liebevoll anblickt, dem Fremden an ihrer Seite kurz zunickt und hinter Morgana im Haus verschwindet folgen sie den beiden  und kurze Zeit später sitzt sie wieder schwer, wie zuvor in der Gaststube, im Sessel.
Ein wohliges Feuer knistert im großen Kamin und die Flammen tauchen den Salon in warmes Licht und lassen die Haare von Morganas Begleiter, der sich neben sie in einen Sessel gesetzt hat, wie Feuer leuchten, doch die Müdigkeit macht sich wieder bemerkbar und so sitzt sie nur still da und blickt in das Feuer.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 18. Mai 2003, 16:17 Uhr
Unter Morganas Führung erreichen sie ein imposantes Steingebäude. Die Dame muß eine recht hohe Position haben wenn sie so wohnt.
Ein Mann öffnet die Tür um Morgana zu begrüßen. Der liebevolle zu Besorgnis wechselnde Blick läßt vermuten, das es ihr Gefährte ist.
Die Heilerin geht weiter vorraus, sie scheint sich hier bestens auszukennen, bis sie einen gemütlichen Salon erreichen. Dort setzt Lyn Orga in einen der Sessel ab, und nimmt neben ihr platz.
Kaum das der Zauber nachgelassen hat sackt sie auch schon wieder in sich zusammen und blickt anteilslos in das Kaminfeuer. Was fehlt ihr nur. Ist sie vielleicht bessen? Magie ist hier nicht verbreitet, da kann so etwas schon übersehen werden. Um seinen Verdacht zu überprüfen verändert Lyn seine Wahrnehmung. Von außen ist nicht viel zu sehen, außer das seine Augen einen seltsamen, Ausdruck annehmen und von einen zarten, irisierenden Film überzogen scheinen. Für ihn selbst wird die Welt farblos und stumpf, nur Magisches erstahlt in Farben. Mit seinem Blick auf Orga gewand kann er nur das verblassende Funkeln der Restenergie des noch vor kurzen wirsamen Zaubers sehen ansonsten ist sie so farblos wie die übrige Umgebung. Keine Spur eines magischen Wesen oder Fluches ist zu entdecken. Gut! Diese Möglichkeit kann also ausgeschlossen werden. Aber es bleibt rätzelhaft.
Lyn wechselt wieder zur normalen Sicht und wendet sich mit ratloser Miene an Morgana

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2003, 17:32 Uhr
Henry geht unten im Kaminzimmer bedächtig auf und ab, Petroff war in sein Zimmer gegangen und er wartet auf Orga. Er hatte ein sehr interessantes Gespräch mit Petroff und wußte nun mehr, als noch heute früh. Er blickt immer wieder aus dem linken Salonfenster, das im Dunkeln liegt und wo man ihn von draussen nicht sehen kann.
Plötzlich beobachtet er eine kleine Gruppe auf das Haus zuschreiten und ein Stück vor dem Gartentor blickt er noch einmal genauer hin und traut seinen Augen nicht. Morgana führt die kleine Gruppe an und ein hagerer Mann mit dunkelroten Haaren geht nah neben Orga, die Hand auf ihrer Schulter und würde er nicht Orgas Haltung kennen, würde ihm nichts Besonderes auffallen, aber er kennt Orga und sie geht neben dem Fremden wie eine Marionette. Er beobachtet ihr Näherkommen und er ist sich sicher, daß dieser Mann ein Magier ist, der Morgana hilft, Orga nach Hause zu bringen. Er geht zur Eingangstüre, wo er Morgana freundlich begrüßt, hereinbittet und ihr dankt. Sein Blick streift Orga liebevoll und er sieht, wie müde sie ist, auch wenn sie von dem Fremden auf geheimnisvolle Weise aufrecht gehalten wird, dem er freundlich zunickt.
Hätte er nicht ein sehr lehrreiches Gespräch mit Petroff geführt, würde er wohl auf Orga zustürzen und sie zum Sessel tragen, aber so hält er sich zurück und wartet ab, sie ist wieder wohlbehalten zu Hause und das ist im Moment das einzig Wichtige.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 18. Mai 2003, 21:31 Uhr
Im Salon angekommen, setzt auch Morgana sich in einen der Grossen Sessel die dort stehen. Sie setzt sich Orga gegenüber und betrachtet sie eine Weile, um ihre Aura genauer in augenschein zu nehmen. Aber bis auf eine starke Müdigkeit scheint die Aura in Ordnung es kann nichts körperliches sein, was Orga hat.

"Warum wolltet ihr mich sprechen Lady Roßstein? Was fehlt euch?" Morgana ist immer mehr der Überzeugung dass das Trauma, welches Orga im Hause ihres Vaters erlebt hat, der Grund für alles ist.Irgendwie muss man sie doch davon befreien können. Morgana wirkt ein wenig grüblerisch und als sie den Blick von Lyn bemerkt, der anscheinend auch recht ratlos ist, wartet sie geduldig, bis Orga ihr Anliegen vorgetragen hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Mai 2003, 22:06 Uhr
Orga blickt auf, als Morgana sie anspricht und erinnert sich. Sie lächelt die Heilerin etwas verlegen an und beginnt dann, ihr langsam den Grund zu erzählen: "Heute morgen habe ich wieder vollkommen die Kontrolle über meine Gefühle verloren und es war, als wenn mich irgend etwas wieder nach Verd auf das Gut zurückzieht und ich bekam panische Angst." Sie blickt Henry an, der neben dem Kamin im Hintergrund steht  und spricht weiter: "Ich weiss nicht, was ich machen soll, damit das aufhört," und sie fühlt sich so hilflos und fängt leise an zu weinen. "Er hat doch nur von seinem Heimweh nach Verd gesprochen, weil er nach so vielen Jahren wieder dort war... bei unseren Wiesen und unserem See und..." sie kann nicht weiter sprechen,  wieder überkommt sie dieser Schmerz, als würde ihr das Herz im Leibe umgedreht und sie ringt nach Luft, doch dann springt sie auf und will nur noch weg, aber die Sessel stehen ihr im Weg.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 18. Mai 2003, 22:40 Uhr
Morgana wirft einen kurzen Blick zu Henry, dann springt auch sie auf und geht hinüber zu Orga, die zum Glück durch die Sessel ein wenig aufgehalten wird. Sie nimmt Orga vorsichtig am Arm und spricht leise, aber eindringlich zu Ihr. "Das Weglaufen nützt nichts, Lady Roßstein, ihr nehmt eure Sorgen und Probleme mit, egal wohin ihr geht. Kommt setzt euch wieder hin." Mit einem etwas unsicheren Blick ist Orga stehengeblieben, M;organa hofft das sich ihre Worte beruhigend auf Orga auswirken und sie von dem Weglaufen ablässt, aber sicher ist sie sich nicht.Ich muss dringend mit Henry sprechen, aber unter vier augen, ich muss wissen, ob Orga weiss, was damals geschehen ist, oder ob sie es aus ihrem Denken verbannt hat. Dann hätte man womöglich die Ursache für ihr jetziges Verhalten gefunden. Sie läuft vor ihren Erinnerungen davon.

Henry steht nun auch neben Orga und nimmt sie sanft in den Arm. Morgana flüstert ihm schnell etwas zu." Henry, ich muss euch sprechen, aber alleine."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2003, 23:05 Uhr
Henry stellt sich neben den Kamin und beobachtet zurückhaltend Morgana und den hageren Mann mit den dunkelroten Haaren, der fremdartig, aber nicht unangenehm auf ihn wirkt. Orga sitzt so müde und zusammengesunken in ihrem Sessel, daß er es fast nicht mitansehen kann, doch er hält sich zurück. Er kann ihr nicht wirklich helfen, vielleicht kann es Morgana oder ihr Begleiter, denn sie wird ihn nicht zufällig mit ins Haus gebracht haben, dafür kannte er die Heilerin nun schon zu gut.
Als Orga auf Morganas Frage hin ihre Not schildert und sie wieder beginnt, die Kontrolle über sich zu verlieren und aufspringt, ist er bei ihr. Morgana, die ebenfalls zu Orga getreten ist und ihr ins Gewissen redet flüster ihm plötzlich leise zu, ihn unter vier Augen sprechen zu wollen.
Henry blickt überrascht auf, nickt und nachdem Orga wieder etwas ruhiger in ihrem Sessel sitzt geht er zur Türe, die in das Innere des Hauses führt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 18. Mai 2003, 23:15 Uhr
Orga scheint sich etwas beruhigt zu haben und Henry geht hinüber zur Tür und nickt Morgana kurz zu. Morgana wendet sich kurz an Lyn. "Habt ein wenig ein Auge auf Lady Roßstein." und dann geht sie zu Henry hinüber und folgt ihm ins Innere des Hauses.Henry führt sie in ein Zimmer wo die Beiden sich setzen und blickt erwartungsvoll in Morganas Richtung.

"Es mag euch etwas seltsam erscheinen, das ich euch alleine sprechen wollte, aber Orga sollte von diesem Gespräch erst einmal nichts mitbekommen. Die Gründe werden euch bald klar werden.Ich habe eine überaus wichtige Frage an euch und versucht sie so gut wie möglich zu beantworten. Ich weiss, was damals mit dem Kind von Orga und euch geschehen ist. Weiss Orga was damals passiert ist? Ich meine redet sie manchmal davon, oder erwähnt es nebenbei, oder redet sie nie davon? Ich habe nämlich das Gefühl , das sie diesen Umstand aus ihrem Gedächtnis gelöscht hat und wenn dem so ist, dann sind ihre Reaktionen , die sie jetzt zeigt recht normal."

Morgana ist während sie spricht sehr ernst, denn wenn dem wirklich so ist, steht ihnen eine schwierige Aufgabe bevor.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2003, 23:37 Uhr
Henry geht mit Morgana in eines der kleinen Gästezimmer im unteren Gang und als Morgana von Orgas und seinem Kind spricht wird er sehr ernst und überlegt. "Sie hat mir nie genau gesagt, wie ihr das Kind genommen wurde, das hat Leo mir erzählt, sie hat nur gesagt, daß es ihr genommen wurde, weil ihr Vater es nicht wollte und darauf bestanden hat. Wie genau sie sich daran erinnert weiss ich leider nicht. Es muß sehr brutal gewesen sein, wie Leo von ihrer Amme erfuhr."
Er blickt Morgana etwas hilflos an, mehr konnte er ihr nicht dazu sagen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 18. Mai 2003, 23:45 Uhr
Morgana nickt nur kurz und überlegt eine Weile. "Dann ist es wohl so wie ich es dachte. Sie hat dsa Geschehen verdrängt und jedesmal, wenn sie durch irgendetwas daran erinnert wird, wie zum Beispiel eure Erzählungen von zu Hause, versuhct ihr Gedächtnis es wieder zum Vorschein zu bringen. Sie selber will das aber nicht und darum verliert sie die Kontrolle über sich. Ich denke wir müssen sie irgendwie dazu bringen, sich an das Geschehene zu Erinnern, das wird sicher nicht leicht sein, nicht für euch und Orga und auch nicht für mich. Es ist ähnlich, als wollte ich einen Dämon austreiben, man weiss nie was dabei geschehen kann."

Morgana ist ein wenig unwohl bei der Sache, so etwas hatte sie noch nie gemacht und sie weiss darüber nur aus Büchern, in denen es als Austreibungen böser Geister beschrieben wurde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 18. Mai 2003, 23:56 Uhr
Auf Morganas Frage warum sie sie sprechen wolle und was ihr fehle spricht Orga von Kontrollverlust über ihre Gefühle und allein, davon zu erzählen scheint eine Panikattacke auszulösen und sie springt in wilder Flucht auf. Allein die Stellung der Möbel und das rasche eingreifen von Morgana und Henry halten sie auf. Sie scheint sich wieder zu beruhigen und nimmt wieder ihren Platz ein.
Morgana begibt sich, um alleine mit Henry sprechen zu können, mit ihm in ein Nebenzimmer. Bevor sie geht bitte sie Lyn ein Auge auf die Hausherrin zu haben zu dem dieser mit einem Kopfnicken zustimmt.
Äußerlich ruhig, aber noch immer innerlich aufgewühlt, sitzt die Hausherrin neben ihm. "Sorgt euch nich! Morgana wird sicher eine Heilmethode finden." spricht er beruhigend auf sie ein. "Laßt mich euch für die Zwischenzeit ein wenig Entspannung bringen" bietet er an während er ihr dabei sanft eine Hand in den Nacken legt. "Ja, ich will nur das es aufhört" stammelt sie zur Bestätigung. "Ja, das wird es auch, Habt nur Vertrauen" spricht Lyn weiter auf sie ein und beginnt seine Magie zu wirken.
Orga spürt ein Kribbeln, dann eine wohlige Wärme. Ihr Geist scheint mit einemal losgelöst und frei von allem zu sein. Die Umgebung verschwindet und sie findet sich in einem Boot wieder, das an eine schwülen Tag ruhig einen Fluß hinuntertreibt. Sie liegt auf einem Lager aus Decken und Kissen, ein Baldachin schützt vor der Sonne, das Ufer wird von dichten Urwald gesaumt. Langsam geht die Fahrt dahin und das Schaukeln der Wellen gepaart mit der Schwüle des Klimas lassen sie in eine wohlige Schläfrigkeit versinken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 19. Mai 2003, 12:41 Uhr
Henry war nie auf die Idee gekommen, daß Orga das Erlebnis verdrängt haben könnte, daß sie sich einfach nicht mehr daran erinnern würde. Er schüttelt leicht mit dem Kopf. Er hat mir das Kind genommen... erinnert er sich an ihre Worte, aber mehr hat sie tatsächlich nicht gesagt.

Alles was er wußte hatte er von Leo gehört, dem er sogar eines Abends soviel Roten zu trinken gab, daß er ihm keine Einzelheit mehr verheimlichte. Danach hatte ihr Vater, nachdem er Orga im Morgengrauen an der Flucht gehindert hatte, ihre Amme aus dem Zimmer geschickt, die mit Karlos zurückkam, der ihm half, seiner Tochter das Mittel einzuflößen, das das Kind aus ihrem Leib treiben sollte. Sicher hätte keiner der anderen Bediensteten ihm bei seinem Vorhaben geholfen, selbst wenn er ihnen gedroht hätte, sie vom Gut zu werfen. Sie muß sich mit unbändiger Kraft gegen ihren Vater gewehrt haben, daß er den Mann holen ließ, der die Tiere schlachtete, denn ihr Vater war kein schwacher gebrechlicher Mann.

Henry wird ganz elend bei dem Gedanken, er selber hatte die Vorstellung gleich ein Stück von sich geschoben, doch nun, bei dem Versuch, Orgas Reaktion zu verstehen, begreift er langsam, was Morgana meint. Wie hilflos war sie den Menschen ausgeliefert gewesen, denen sie vertraut hatte.

Er blickt wieder auf und zu Morgana und meint: "Wird sie das verkraften?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. Mai 2003, 15:32 Uhr
Orga steht da und kommt nicht weiter und die Nähe von Morgana und Henry, die plötzlich neben ihr stehen, geben ihr wieder etwas Halt. Sie hört Morganas Ermahnung, doch sie denkt nur, wenn ich nicht aufgesprungen wäre, hätte ich es nicht aufhalten können und sie will nicht hier unten im Salon ausrasten, wo sie alle ansahen, nein, das mußte sie verhindern, aber sie sagt es nicht, setzt sich nur wieder in den Sessel, denn der Schmerz hat sich wieder gelegt, auch wenn sie sich am liebsten immer noch irgendwo in eine kleine Höhle verkriechen möchte, irgendwo, wo nur sie hineinpasst, mit einer dicken Türe, daß keiner sie sieht.

Als sie Lyns Worte in ihrem Kopf plötzlich hört, erkennt sie, daß sie sich nicht getäuscht hat, sie hört sie wirklich in ihrem Kopf und nicht über ihre Ohren. Die Worte berühren sie angenehm und auch die Art, wie er spricht und sie nimmt sein Angebot, ihr zu helfen gerne an, hatte er ihr doch vorher schon so viel Erleichterung gebracht. Auch wenn sie erst ein wenig erschrickt, als er seine Hand in ihren Nacken legt, überkommt sie doch ein solcher Frieden und eine unbeschreibliche Ruhe und sie genießt das Schaukeln des Bootes, in dem sie sich plötzlich erlebt und die Leichtigkeit in ihrem Kopf und es breitet sich ein Gefühl des Vertrauens in ihr aus, das sich tief in ihr Inneres senkt. Sie schaukelt auf watteweichem Lager glücklich vor sich hin, an tief herabhängenden Pflanzen und Lianen entlang und ein seeliges Lächeln spielt um ihren Mund.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2003, 17:03 Uhr
Morgana ist der Ernst der Lage durchaus bewusst, es kann ein schwieriges Unterfangen werden und sie hat noch überhaupt keine Ahnung, wie sie Orga helfen kann. Sie hat ja sleber so etwas auch noch nie gemacht.

"Ich kann es euch nicht sagen Henry, ich weiss es selber nicht. Ich will euch nicht anlügen, ich selber habe so etwas auch noch nicht gemacht, ich habe davon nur in Büchern gelesen und dies waren auch recht vage Beschreibungen. Doch so wie es jetzt ist, kann es auch nicht weitergehen, irgendwann wird sie ganz die Kotrolle über sich verlieren und das könnte vieleicht noch schlimmer sein. Ich würde gerne Lyn darüber sprechen, allerdings nur wenn ihr nichts dagegen habt. Er ist ein wenig magiebegabt und vieleicht kann er irgendwie helfen. Es ist eine Möglichkeit."

Morgana blickt in das ernste Gesicht von Henry und sie mekrt wie auch ihn die ganze Sache von damals belastet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 19. Mai 2003, 17:54 Uhr
Henry hört die Worte der Heilerin mit gemischten Gefühlen, aber meint dann doch: "Ihr habt recht, wir müssen es versuchen." Er erhebt sich, nickt ihr zu und sie gehen zurück in den Salon, wo er Orga mit geschlossenen Augen vollkommen friedlich entspannt im Sessel sitzen sieht, während Lyns Hand auf ihrem Nacken ruht. Er scheint ein sehr hilfsbereites Wesen zu besitzen. Hoffentlich kostet ihn die Anwendung der Magie nicht zuviel Kraft, geht es ihm spontan durch den Kopf, als er ihn dort neben Orga sitzen sieht. Er nickt ihm freundlich zu und setzt sich auf der anderen Seite neben Orga in einen Sessel und nimmt seine Pfeife aus der Tasche und entzündet sie. Er kann nur abwarten und sehen, wie er Morgana in ihren Bemühungen, Orga von diesem Leiden zu befreien, unterstützen kann.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2003, 22:30 Uhr
Morgana folgt Henry wieder in den Salon, ihr ist ein wenig komisch, da sie sich vollkommen unsicher ist, was passieren wird, wenn sie Orga mit den EReignissen konfrontriert. Als sie aber sieht, wie entspannt Orga in ihrem Sessel sitz und Lyn seine Hand im Nacken von Orga hat, schleicht sich doch ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht. Sie nickt Henry nur noch einmal zur Bestätigung zu und spricht dann Lyn an.

"Ich glaube wir haben herausgefunden, was Lady Roßstein solche Probleme bereitet und vieleicht könntet ihr uns dabei helfen, kann sie im Moment verstehen was wir sprechen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 19. Mai 2003, 23:04 Uhr
Lyn wirft einen prüfenden Blick auf Orga. "Ich glaube nicht, das sie uns jetzt hören kann" antwortet er Morgana. "Sie ist jetzt an einen anderen Ort. Sie erlebt eine ruhige Bootsfahrt, die sie etwas entspannen sollte. Was habt ihr herausgefunden? Wie können wir ihr helfen?" forscht er aufgeregt nach.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2003, 23:14 Uhr
Morgana wirft noch einmal einen kurzen Blick auf Henry und als dieser nickt, beginnt sie zu sprechen.

"Orga vobn Roßstein erwartete ein Kind von Henry, doch dies gefiel ihrem Vater wohl nicht, und er hat sie sozusagen gezwungen, das Kind nicht zu bekommen. Was genau damals vorgefallen ist, wissen alle nicht so genau, doch es muss sehr schlimm gewesen sein, und wir sind zu der Überzeugung gekommen, das Orga dies alles verdrängt und jedesmal, wenn sie irgendwie daran erinnert wird, kommt das verdrängte hoch und dagegen sträubt sie sich gewaltig und reagiert dann mit diesen Ausbrüchen. Wir müssen versuchen sie zu zwingen, sich an das Geschehene zu Erinnern, so schmerzhaft es auch für sie sein wird. Nur habe ich soetwas noch nie gemacht, und ich weiss auch nicht wie Orga darauf reagieren wird. Vieleicht könntet ihr uns mit ein wenig Magie dabei helfen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 19. Mai 2003, 23:29 Uhr
"Wie barbarisch!" ruft Lyn bei Morganas Schilderung über Orgas verdrängtes Erlebnis entsetzt aus. "Wie verderbt muß man sein um einer Frau so etwas anzutun". Doch dann wird er nachdenklich. Auch wenn in seiner Kultur so etwas undenkbar ist, so ist es hier doch geschehen und es gilt der armen Frau zu helfen.
"Hm, ich wüßte da vielleicht eine Möglichkeit" meint er zögernd zu Morgana, nachdem er für eine Weile gegrübelt hat. "Aber das ganze ist nicht einfach und ich fürchte es übersteigt meine Fähigkeiten. Ihr werdet mir helfen müssen." Nachdem die Heilerin ihre Zustimmung signalisiert hat fährt er fort. "Es gibt einen Zauber, mit dem man die Erinnerungen eines intelligenten Wesens sondieren kann. Ich könnte ihn so umwandeln, das die erforschten Erinnerungen reflektiert und sie so gezwungen ist sie wieder zu erleben. Das Problem dabei ist, die richtigen Erinnerungen zu finden. Ich bin in der Schule des Geistes nicht so weit fortgeschritten, als das ich das könnte. Ihr hingegen mit euere Fähigkeit Auren zu sehen und Vitalitäten einzuschätzen könntet mir bei diesen Schritt helfen. Ich würde euch meine Wahrnehmung und einen Teil der Kontrolle von mir leihen, so das ich unter euerer Führung die Gesuchten Erinnerungen finden kann. Aber das wird nicht einfach werden. Der größte Teil der Erinnerungen wird zwar reflektiert, aber ein Teil der Emotionen werden auch wir wahrnehmen. Außerdem ist der Zauber auch recht anstrengend. Was meint ihr? Seid ihr bereit es zu wagen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 19. Mai 2003, 23:37 Uhr
Morgana atmet erst einmal tief durch, als sie hört was Lyn ihr vorschlägt. Sie kennt zwar das Wandeln in der Zwischenwelt noch asu ihrer Heimat und wenn sie mit der Göttin sprach, dann war sie auch in Trance, doch was nun hier passieren sollte, das ist wieder etwas anderes. Sie schwankt einen Moment, ob sie es wirklich wagen sollte, aber Orga musste geholfen werden.

"Einverstanden.", sagt sie , obwohl es ein wenig kratzend ihre Kehle hochkommt, ein wenig mulmig ist ihr dabei schon. "Sagt mir nur was ich genau machen muss, und dann lasst uns so schnell wie möglich damit beginnen, ehe ich es mir noch anders überlege."

Ein leicht schiefes Lächeln erscheint auf Morganas Gesicht, doch dann atmet sie noch einmal durch und hat mit diesem Atemzug gleichzeitig beschlossen, es auf jeden Fall zu wagen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 19. Mai 2003, 23:59 Uhr
"Gut" meint Lyn knapp auf Morganas Zustimmung hin. "Wir werden langsam beginnen. Schließlich müßt ihr erst lernen mit der für euch sicher ungewohnten Wahrnehmung umzugehen. Aber bevor wir anfangen will ich noch den Gefährten dieser edlen Dame über das was kommt aufklären."
An Henry beginnt er. "Morgana hat mit euch sicher besprochen, was wir hier vorhaben." Nachdem dieser zustimmend nickt fährt Lyn fort. "Das ganze wird für eure Gefährtin alles andere als angenehm werden. Um zu verhindern, das sie sich losreißt oder sich selbst verletzt werde ich sie mit einem Lähmzauber belegen bevor wir beginnen. Ich werde dann den eigentlichen Zauber ausführen, wobei Morgana mich leiten wird. Habt ihr noch irgendwelche Fragen dazu, so scheut euch nicht sie zu stellen"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Mai 2003, 00:15 Uhr
Henry wird ganz anders, als er von Lyn hört, wie Morgana ihm helfen könnte, Orgas verdrängte Erinnerungen zu finden und sie wieder damit zu konfrontieren. Er macht sich Sorgen, daß es Orga nicht verkraften könnte, doch dann faßt er wieder Vertrauen, Morgana würde sie sicher nicht überfordern.

Als Lyn ihn dann aber anspricht und ihn fragt, ob er noch eine Frage hat gibt er zu bedenken: "Orga hatte heute früh die Attacke und hat dann bis zum späten nachmittag geschlafen, aufgrund der Beruhigungstropfen, und so weit ich weiss nichts gegessen. Ich mache mir nur Gedanken, ob sie nicht zu entkräftet ist, um jetzt noch soetwas Anstrengendes durchzustehen. Sie hat wohl ein kräftiges Herz, aber ich weiss nicht, wie das Ganze auf ihre körperliche Verfassung einwirken wird," und schaut fragend und besorgt zu Lyn.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 20. Mai 2003, 00:30 Uhr
Auf Henrys Frage hin schaut Lyn ratsuchend zu Morgana. Schließlich ist sie die Heilerin und inwieweit das bevorstehende ihrem Herz zuzumuten ist kann sie besser entscheiden als er. Morgana denkt für einen Moment nach, dann entscheidet sie: "Hm ich denke, das sie in der kommenden Nacht ohnehin nicht viel erholsamen Schlaf finden wird und sie morgen in einer eher noch schlechteren Verfassung sein wird. Ich denke wir könnnen es wagen. Zur Not kann ich immer noch abbrechen. Das kann ich doch oder?" wendet sie sich fragend an Lyn. "Hm, ja ihr habt gewisse Kontrolle" antworet dieser, dann an Henry gewand fährt er fort. "Sollte das Geschehen euch zu schlimm erscheinen, so könnt ihr den Vorgang auch unterbrechen, indem ihr unsere Hände von Orga enfernt. Aber tut dies bitte nur im äußersten Notfall."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Mai 2003, 00:38 Uhr
Henry hört die Argumente und als Lyn sagt, daß er sogar zur Not den Vorgang abbrechen kann ist ihm schon wohler, denn er ist sicher, daß er es sofort bemerken würde, wenn Orga in Gefahr geraten würde und meint: "Gut, dann bin ich einverstanden. Ich hoffe," und er lächelt leicht gequält, "daß ich das durchstehe," und es ist nicht ganz ersichtlich, ob er einen Scherz gemacht hat, oder es ernst meint.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 20. Mai 2003, 01:10 Uhr
Lyn schaut Henry mitfühlend an bevor er sich an Morgana wendet. "So ich werde sie erst mit einem Lähmzauber belegen, dann, fassen wir uns an den Händen um den Verbindungszauber wirken zu lassen. Anschließend berühren wir sie beide mit der freien Hand an der Schläfe. Seid ihr bereit?" Morgana nickt steif ihre Zustimmung.
Lyn steckt seinen Sprachstein weg und wirkt einen Zauber auf Orga, der diese einmal kurz zucken läßt, ehe sie schlaff zu liegen kommt. Ihre Bootsfahrt ist aprupt zu ende. Es ist dunkel und sie kann sich nicht mehr bewegen. Nich einmal die Augen lassen sich öffnen. Es gelingt ihr zu atmen und zu schlucken, aber zu mehr scheint ihr Körper nicht mehr fähig zu sein.
Morgana reicht Lyn die Hand und augenblicklich scheint sich ihre wahrnehmung zu vergrößern, so als hätte sie plötzlich zwei Körper. Sie spürt die leichte Erregung, die ihre Berührung bei Lyn auslöst und die Verlegenheit darüber, das er weiß, das sie dies nun auch spürt. Doch ist dies nur ein kurzes Aufblitzen wie eine flüchtig, durch einen Blitzschlag in stockdunkler Nacht, erhellte Szenerie. Dann berühren ihre Hände Orgas Schläfen und sie spürt das Aufbrausen magischer Energie, das wie eine Flutwelle über sie hineinbricht und alles hinwegspült um sie in einer Woge der Euphorie emporzuheben. Für einen Moment scheint sie sich in dem Rauschgefühl zu verliehren, dann bemerkt sie einen ordnenden Geist der mit dem Wissen und der Disziplin jahrzehntelanger Schulung von frühen Kindesalter an die magischen Ströme steuert und zu einen Muster formt. Mit reflexhafter Geschwindigkeit wird das Muster gebildet schließlich scheint es vollendet.
Ein Wust von tastenden Fühlern stülpt sich über Orgas Geist. Obwohl nur ertastet bildet sich vor Morgans inneren Auge ein Bild dicht verwobener Energiebänder die in verschiedenen Farben, wie Auren leuchten. Der Hauptfühler dringt in einen äußeren, grünlich  leuchtenden Strang ein. Sanft und leicht gleitet er dahin und umfaßt mit Leichtigkeit den Strang. Ein vages Gefühl der Geborgenheit, die vertraute Nähe eines alten Freundes breitet sich aus, dann ist es auch schon vorbei und er Fühler tastet sich weiter. Ein bläulichgrauer Strang wird durchdrungen. Dieser fühlt sich zäh an und nur mit Mühe gelingt es in ihn einzudringen. Das Gefühl wie eine sicher geglaubte Situation plötzlich außer Kontrolle gerät und in Schmerz und Hilflosigkeit endet brandet auf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Mai 2003, 02:04 Uhr
Orgas Bootsfahrt endet jeh mit einem Zusammenzucken ihres Körpers, der sie in eine dunkle Leere taucht, in der sie unfähig ist, sich zu bewegen. Ein Fluchtimpuls keimt auf, doch er verebbt in ihrem absolut bewegungsunfähigen Körperempfinden.
Sie holt gerade tief Luft, als sie eine Berührung an ihren Schläfen fühlt und sie plötzlich wie in einem leichten Schwindel durch Erinnerungen schwebt, die kurz schwach auftauchen und wieder abtauchen, bis sie bei einer wohlig verweilt. Sie sieht Henry, der sich am See über sie beugt und sie anlächelt. Henry... Doch plötzlich verschwimmt die Erinnerung und sie schwebt weiter. Eine andere Erinnerung taucht auf, sie jagd einen Bach entlang, ihr Schwarzer scheut, sie stürzt, schlägt auf dem Boden auf, Schmerzen... die Kälte der Nacht kriecht in ihren Körper..,

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 20. Mai 2003, 03:26 Uhr
Immer tiefer tasten sich die Fühler in das Knäul aus Energiebändern, die Orgas Erinnerungen repräsentieren. Immer grauer und trister werden die Farben immer freudloser und apatischer werden die Erlebnisse. Selbst die Erinnerungen an den Tod nahestehender Mensche ist stumpf und kaum fassbar. Zäh und bedeutungslos erscheinen die Aspekte ihres Lebens. Doch urplötzlich taucht ein völlig anderes Band auf. Anstatt in leblosen Grau erscheint es in einen schmutzigen rotbraun. Sich irwitzig windende Tentakel sprießen zahlreich daraus hervor. Die sich nähernden Fühler werden von ihnen umschlungen und gewürgt. Abgetötet durch die schiere Kraft der Umklammerung. Der Hauptfühler umgibt sich mit einer flammenden Hülle, die die ersten angreifenden Tentakel zu Asche verbrennt. Er erreicht die äußere Hülle und fängt an einzudringen. Zäh, unendlich zäh quält er sich tiefer während immer neue, nachrückende Tentakel ihn zu würgen versuchen. Das Gefühl des Schmerzes und der Verzweiflung wird schier uneträglich, das Würgen der Tentakel immer stärker und doch quält sich der Fühler Mikron für Mirkon vorran. Die Flammenaura verstärkt sich, doch so viele Tentakel sie auch verbrennt, es rücken immer mehr vorran. Aber Lyn und Morgana lassen nicht locker. Hier ist das Ziel und jetzt aufzugeben hieße alles zu verlieren. So mobiliesieren sie ihre letzen Kräfte und drängen weiter vorran. Immer weiter und weiter, allen Widerstand zum Troz gelingt es ihnen schließlich das zähe, wehrhafte Band zu durchdringen.
Gemeinsam fühlen sie einen kurzen Moment des Thriumphes, dann ebbt die Woge der Magie wieder ab, reißt wie ein zurckschwappender Tsunami alles mit sich und läßt nichts als eine schmerzhafte Leere zurück. Das Band zwischen Lyn und Morgana wird gekappt und die Heilerin spürt nur noch eine Leere und Schwäche die von den Leiden Orgas jenes verhängnisvollen Erlebnisses gefüllt wird. Kraftlos sackt sie zusammen, von der Verzweiflung, die nur ein Bruchteil der von Orga während jenen Ereignisses ausmacht, überwälitig. Wie Lyn neben ihr zusammenbricht und leblos mit heftigen Nasenbluten liegenbleibt bemerkt sie gar nicht, so sehr ist sie in iherer Erschöpfung und Verzweiflung gefangen, als das sie mehr tun kann als hilflos schluchzen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 20. Mai 2003, 09:30 Uhr
Morgana ist sich nicht sicher, wo sie sich im Moment befindet, die Gefühle, die sie übermannt haben, als sie den roten Strang durchbrochen haben, toben noch immer in ihr. Sie kann nicht anders und Tränen steigen in Ihre Augen. Dieses Gefühl war fast unbeschreiblich gewesen. Soviele körperliche Schmerzen, soviel Leid und Kummer, soviel Verzweiflung und die Gewissheit, das etwas unwiederbringbares verloren gegangenist.Oh Göttin, nun kann ich verstehen, warum Orga das alles verdrängt hat und das was ich gefühlt habe war sicherlich nur ein Teil von dem, wie sie sich gefühlt haben muss.

Morgana schluckt ihre Tränen hinunter, als sie an Orga denkt. Sie schüttelt leicht den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, doch so recht will ihr das nicht gelingen. Noch ist das Erlebte zu stark vorhanden und die Gefühle toben immer noch in ihrem Geist. Sie ist sich noch nicht einmal sicher, ob sie wirklich geschafft haben, was sie schaffen wollten. Sieblinzelt die Tränen weg, um einen Blick auf Orga werfen zu können. Sie kann sie jedoch nur schemenhaft erkennen, ihr Kopf will einfach nicht klar werden. Sie kneift die augen ein wenig zusammen und das Bild wird ein wenig schärfer. Henry ist bei Orga und beugt sich über sie, aber mehr kann Morgana nicht sehen, dann fällt ihr Lyn ein und das kurze Gefühl, das da war, als er ihre Hand berührte kommt noch einmal kurz an die Oberfläche, wird aber sofort von den anderen Gefühlen überdeckt.

Morgana sieht Lyn am boden liegen und rote Strähnen ziehen sich durch sein GEsicht, fast so rot, wie der Strang den sie eben betreten haben, sie kann aber nicht erkennen , ob es Lyns Haare sind, die ihm übers GEsicht gefallen sind  oder aber Blut.Ich muss endlich meinen Kopf klar bekommen, ich muss wissen, was passiert ist und wie es Orga geht und Lyn.Vorsichtig versucht sie sich aufzurichten, aber sie kommt nur langsam voran, immer wieder wird ihr Schwindelig, dann aber ist es geschafft sie steht auf ihren Füssen, gestützt auf einen der Sessel. Sie blickt zum Fensterja genau, frische Luft ist jetzt das richtigeLangsam immer gestützt auf irgendwelche Möbelstücke erreicht sie das Fenster und es dauert eine Weile ehe sie es geöffnet hat. Doch dann endlich dringt frische Luft in den Raum und die Geräusche vom Marktplatz dringen in das Zimmer. Heute hören sich die Geräuscvhe allerdings etwas anders an, es wird gehämmert und geklopft und viele Rufe schallen über den Markt. Morgana braucht eine Weile ehe sie weiß warum das so ist. Die Inarinacht, die Jahrmarktbuden werden aufgebaut und die Zelte der Schausteller. Einen Moment bleibt ihr Blick auf dem Marktplatz hängen und dank der frischen Luft, kärt sich auch ihr Kopf ein wenig und bald kann sie genau erkennen, was auf dem Marktplatz alles passiert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Mai 2003, 12:36 Uhr
Orga schwebt weiter, weg von der Kälte der Nacht, nur Erinnerungsfetzen huschen an ihr vorbei,  ziehen ihre Aufmerksamkeit auf bedeutungslose Ereignisse immer weiter zurückliegender Jahre. Selbst die Särge mit ihren Eltern sieht sie fast unberührt, wie sie in das große tiefe Loch gesenkt werden und auf dem gutseigenen kleinen Friedhof beigesetzt, für immer aus ihrem Leben gehen und die Gesichter der auch von der Seuche hingerafften älteren Knechte und Mägde.

Ab und zu tauchen Erinnerungen auf, die sie das Gesicht ihres Dieners Leo und das von Henrys Vater Leonhard zeigen, die ein sanftes Gefühl der Verbundenheit  in sich tragen, doch immer ist da etwas, was das unterschwellige Gefühl abwürgt, es nicht zuläßt, Schmerz...
Sie schnappt nach Luft, wehrt sich gegen den Schmerz, der immer stärker in ihr Bewußtsein dringt. Sie versucht sich dagegen zu wehren,  sie schnappt nach Luft, wieder und wieder, sie will fliehen, doch sie fühlt nicht einnmal ihren Körper. Hilflos treibt sie in dem zu einem übermächtigen Meer angewachsenem Schmerz, das seine Wogen wie im Sturm über sie wirft, von wo sie mit aller Wucht über sie zusammen und niederbrechen. Wie eine Ertrinkende versucht sie daraus aufzutauchen und ringt nach Luft, sie kämpft um ihr Leben... nein..., sein Leben... das Leben ihres Kindes... und aus dem Schmerz steigt rasende Verzweiflung, Bilder beginnen sich zu Erinnerungen zu formen.......neeeiiiiin!!!...... In ihrer Kehle bildet sich eine geballte Energie, doch sie kann ihren Mund nicht öffnen zu einem befreienden Schrei und doch löst sich durch die gestaute Luft ihrer Lungen hoch oben in ihrem Hals ein Geräusch, hoch, spitz und durchdringend, während die Flut der Erinnerungen über sie zusammen bricht, begleitet von hilflosem Wimmern, das die gepreßte Luft weiter dort hervorbringt. Sie hat nicht die Macht, den unsagbaren Schmerz aufzuhalten, sie kann nicht vor der Erinnerung  fliehen, hilflos ist sie ihr ausgeliefert..... entsetzt sieht sie Karlos das Zimmer betreten, der in geduckter Haltung auf sie zukommt, sie weiss, ihm kann sie nicht widerstehen, wie ihrem Vater, der es nicht schaffte, ihr das Mittel einzuflösen... Sie kann nicht aus diesem Zimmer entkommen und doch greift sie nach einem Stuhl, schleudert ihn auf ihn, doch nur mit einem Grinsen fängt er ihn auf und packt sie... ihr Kind...... doch noch gibt sie nicht auf, sie versucht seinem klammernden Griff zu entkommen, doch er wirft sie auf ihr Bett,  setzt sich auf ihren Rücken... reißt ihren Kopf hoch und das Gift rinnt in ihre Kehle....neeeiiin.... sie kann sich nicht mehr rühren, sein Gewicht drückt sie auf die Unterlage... immer mehr Flüssiges kippt er in sie hinein,  ... starken Wein, bis ihr Kopf kraftlos nach unten fällt und doch versucht sie sich von dem Lager zu erheben, zu rollen, schlägt auf ihn ein, daß er sie festbindet, wie ein wildes Tier...
Wieder versucht sie sich gegen die Erinnerungen zu wehren,  gegen den wahnsinnigen Schmerz, der dabei ist, ihr die Sinne zu rauben, doch die Bilder stürmen weiter auf sie ein, sie kämpft wie eine Wilde in der Erinnerung und gegen die Bilder, die sie bringen, bis sie sie nicht mehr länger trennen kann und sie Eins werden und sie spürt, wie er in sie hineinlangt, das Kind ergreift und es aus ihr herauszieht, weil ihr Körper es nicht hergibt und mit einem letzten inneren Aufbäumen stemmt sie sich gegen den unerträglichen Schmerz, ihr Kind..., Henrys Kind..., das letzte, das ihr von ihm blieb und augenblicklich stürzt sie in befreiende schwarze Leere und verliert das Bewußtsein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Mai 2003, 14:40 Uhr
Herny beobachtet Lyn, wie er Orga mit seiner Magie in eine liegende Lage bringt und auf den Diwan vor den Kamin legt, wo Morgana sich zu ihm setzt und sie sich verbinden und ihre freie Hand auf Orgas Schläfen legen. Sie scheint vollkommen entspannt auf dem Diwan zu ruhen und vorsichtig setzt er sich neben sie. Aufmerksam beobachtet er Orga, die erst ganz ruhig da liegt, doch dann immer schwerer zu atmen beginnt.  Erst als ihre Reaktionen, die man ihr äußerlich kaum anmerkt, die nur durch ihren Atem erkennbar sind, immer heftiger werden ergreift er ihre Hand, die schlaff und kraftlos auf dem Diwan liegt, was in krassem Gegensatz zu ihrem aufgewühltem Innern steht.  
Saßen Lyn und Morgana bisher ruhig und konzentriert bei Orga, sieht er jetzt die Anstrengung ganz deutlich in ihren Gesichtern, auf denen sich dicke Schweißperlen bilden und er erkennt, wieviel Kraft es sie kostet, Orga durch ihre verdrängten Erinnerungen zu führen. Plötzlich geht eine starke Erschütterung durch Orgas Körper, gleichzeitig kippt Lyn bewußtlos zur Seite, daß er noch gerade seinen Kopf mit einer Hand auffangen kann, damit er nicht auf den Boden schlägt und er sieht aus den Augenwinkeln, wie Morgana in sich zusammensackt.
Behutsam legt er Lyns Kopf vorsichtig auf den Boden und beugt sich schnell zu Orga, die bewußtlos mit flacher Atmung auf dem Diwan liegt. Da er für sie im Moment nichts tun kann, wendet er sich Lyn zu, dessen Nase zu bluten beginnt, hebt ihn vom Boden auf und setzt ihn vorsichtig in einen der tiefen Sessel, den er leicht nach hinten kippt, um ihn in eine leicht liegende Stellung zu bringen und keilt ihn in fest, damit er nicht wegrutscht. Er nimmt eines der Tücher aus dem Gläserschrank und mit etwas Wasser aus der Karaffe reinigt er sein Gesicht von seiem Blut und tränkt ein anderes Tuch mit Wasser und legt es in sein Gnick, um das Nasenbluten zu stoppen.  Morgana, die sich zum Fenster geschleppt hat bring er ein Glas mit Wasser, von dem sie wortlos ein paar Schlucke trinkt und ihm wieder zurück reicht. Er sieht sie besorgt an, legt kurz die Hand sanft auf ihre Schulter, er kann nur warten, bis sie sich von ihrer Überanstrengung erholt hat und setzt sich zurück zu Orga. Wenn das Erlebte so stark auf Lyn und Morgana gewirkt hat, was hat es mit Orga gemacht? Besorgt blickt er zu ihr hinunter und streicht über ihr Haar und läßt die Hand auf ihrem Kopf ruhen, doch dann zieht  er sie ganz zu sich herauf, hält sie sanft in seinem Arm, während er immer wieder liebevoll über ihren Kopf streicht und blickt in das Kaminfeuer, das unberührt von dem eben Erlebten, den Salon in  sein warmes Licht hüllt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Neo am 20. Mai 2003, 20:55 Uhr
Schon viele tage müssen vergangen sein, als Neo seine Augen plötzlich öffnet. Mit langsamen Worten spricht er zu Coriel.
"Ich habe den Himmel gesehen, und die Engel die über ihm schwebten begannen zu sterben."

Neo schließt seine Augen wieder, seine Atmung ist schwer, und seine Hände zittern.
"Coriel lass mich bitte nich alleine, mach dir keine Sorgen es, es wird alles wieder gut, glaube mir"

Nach diesen Worten bricht Neo wieder in seine Welt, die Welt der Träume....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 20. Mai 2003, 21:20 Uhr
Morgana bemerkt Henry erst, als dieser ihr die Hand auf die Schulter legt und ihr ein Wasserglas in die Hand drückt. Morgana nickt ihm dankend zu und Henry geht zurück zu Orga. Mit hastigen Schlucken trinkt sie das Wasser und blickt noch einmal hinaus auf den Marktplatz wo alles eifrig beschäftigt ist, um den Platz für das Inarifest zu schmücken. Wenn das hier vorbei ist werde ich erst einmal feiern gehen. Langsam beginnt ihr Kopf wieder klar zu werden, das Wasser und die frische Luft haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Morganas Beine sind nicht mehr so schwammig, wie sie sich noch vor ein paar Minuten angefühlt haben. Sie dreht sich vom Fenster weg und blickt in den Raum. Henry hat Lyn auf einen der Sessel gebettet und er scheint bewusstlos, Orga scheint es nicht viel besser zu gehen, Henry hält sie in ihren Armen und schaukelt sie sanft hin und her.

Einen Moment überlegt Morgana, um wen sie sich jetzt als erstes kümmern soll und entscheidet sich dann für Orga. Einen Moment kramt sie in den Beuteln, die an ihrem Gürtel hängen und findet endlich das Fläschen, das sie sucht. Sie tritt hinter Henry und spricht ihn sanft an. "Henry? Kann ich mir Orga kurz einmal ansehen?" Henry blickt sie nur Kurz an und legt Orga dann sanft in die Kissen zurück. Orgas Gesicht ist entspannt und ihe Aura flackert zwar noch ein wenig, aber sie ist nicht krank. Morgana öffnet das Fläschen, aus dem sofort ein beissender, aber nicht unangenehmer Geruch entströmt und hält es Orga unter die Nase. Dann verschleisst sie das Fläschen wieder und wartet, ob Orga wieder erwacht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Mai 2003, 21:28 Uhr
Orga muß husten, irgend etwas raubt ihr den Atem und sie reisst die Augen auf, schnellt hoch und atmet schnell ein paar mal ein, um einen unangehmen Reiz zu verdrängen, der sich in ihrem Hals festgesetzt hat.
Überrascht blickt sie in Morganas Gesicht und auch Henry sitzt ganz nah bei ihr. Verdutzt blickt sie von einem zum anderen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 20. Mai 2003, 21:35 Uhr
Morgana fällt ein Stein vom Herzen und sie schickt ein kleines Dankesgebet an die Göttin. Zum Glück haben sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheitet, Orga scheint alles einigermassen überstanden zu haben. Ein breites Lächeln zeigt sich auf Morganas Gesicht, als Orga sie anblickt und sanft klingt ihre Stimme als sie spricht. "Wie geht es euch Lady Roßstein? Und verzeiht, das wir euch so überfallen haben, aber ich sah keine andere Möglichkeit euch zu helfen." Morganas Lächeln wird ein wenig schief bei den letzten worten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Mai 2003, 21:44 Uhr
Orga lächelt Morgana an und meint: "Bitte nennt mich doch Orga, ja." Doch dann erreichen die Worte der Heilerin erst langsam ihr Bewußtsein, verzeiht, daß wir euch so überfallen haben... "überfallen?..." Orga blickt Morgana fragend an, doch plötzlich kommt mit einem Schwindelgefühl langsam die Erinnerung an das eben Erlebte und sie starrt sie an, greift nach Henrys Arm und faßt mit der anderen Hand an ihre Stirn, während sie beginnt nach Luft zu ringen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Niniane am 20. Mai 2003, 21:52 Uhr
In diesem Augenblick klopft  es an der Tür des Roßsteinanwesens höflich aber bestimmt. Es ist ein Botenjunge vom Stadtrat, das Wappen Talyras auf dem Wams aufgestickt, und in seinen Händen hält er eine Pergamentrolle, deren Siegelwachs ebenfalls das Stadtwappen trägt.
Es ist eine Einladung an alle Bürger Talyras von Rang und Adel, das Festmahl am Inaritag mit den Stadträten und Hohepriestern gemeinsam in der Stadthalle einzunehmen und er wartet geduldig, bis ihm geöffnet wird.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 20. Mai 2003, 21:52 Uhr
Morganas Lächeln wird wieder normal als Orga sie bittet diese bei ihrem Vornamen zu nennen, doch dann  verändert sich Orgas Gesicht auf einmal und sie ringt heftig nach Atem. "Orga bitte beschreibt mir, was ihr seht und fühlt, lasst es endlich heraus, ihr könnt es nicht wegschliessen, fangt endlich an, um dieses Kind zu trauern." Die Worte sind ernst gesprochen und sie lassen keinen Widerspruch zu. Morgana weiß plötzlich ganz genau, wenn Orga jetzt nicht um dieses Kind weint und die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, wäre alles um sonst gewesen. Ein Klopfen tönt durch das Haus und Morgana schaut kurz fragend zu Henry.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 20. Mai 2003, 22:09 Uhr
Coriel war während der ganzen Zeit in ihrem zimmer und versuchte ihre Frisur einigermassen in Ordnung zu bringen, da sie es in der Nacht irgendwie geschafft hatte das sich alle langen Haare zu einem einzigen Bündel verfiltz hatten.
Nun sass sie vor dem Spiegel und sah sich eine ganze Zeit nur an.
Dann fiel ihr Blick auf Neo der sich gerade zu ihr umdrehte und sie freundlich anguckte.

Coriel lächelte ihn glücklich an und erhob sich aus dem Sessel.
Sie setzte sich zu ihrem Gelibten aufs bett und strich ihm durch das Haar.

"Na hast du dich erholt? Das hoffe ich denn ich möchte die Lady nicht mehr so belasten.
Wenn dir das recht ist möchte ich möglichst bald gehen.
Denn meine Arbeit ruft." sprach sie ihm freundlich zu.

Dann küsste sie ihn zärtlich und ging zum Fenster.
Sie öffente einen Flügel und betrachtete das bunte Treiben auf den Strassen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Mai 2003, 22:18 Uhr
Henry beobachtet Orgas Reaktion auf das Riechfläschchen Morgans und ist überrascht, wie normal sie sich darauf hin verhält. Als sie sie jedoch erneut anspricht und ihr erklärt, daß sie sie so überfallen mussten, um ihr helfen zu können, kommt die Reaktion, die er von Orga im Stillen erwartet hatte. Doch während Morgana eindringlich auf Orga einredet und sie auffordert, über ihre Gefühle zu sprechen und sie herauszulassen, klopft es an der Türe.

Henry erhebt sich, nickt Morgana kurz zu und geht, zur Eingangstüre und als er sie öffnet blickt er überrascht auf einen Bootenjungen des Stadtrates mit dem Siegel der Stadt Talyra auf seinem Wams.

"Seit gegrüßt!" empfängt er ihn freundlich und blickt auf die Pergamentrolle in seinen Händen und dann fragend zu ihm auf.

Der Bootenjunge grüßt freundlich zurück und überreicht Henry mit einer leichten Verbeugung die Pergamentrolle mit dem Siegel der Stadt. Er öffnet sie, überfliegt den Text, nickt dem Bootenjungen freundlich zu und drückt ihm eine Münze in die Hand, der sich mit einer weiteren Verbeugung verabschiedet und durch die Gartentüre wieder das Anwesen verläßt.

Auf dem Weg zurück zu Orga und Morgana legt er die Rolle auf den Tisch und blickt zu den beiden Frauen, die auf dem Diwan vor dem Kamin sitzen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Mai 2003, 22:59 Uhr
Orga hört Morganas Worte und begreift auch was sie ihr sagt, doch mit dem Schwindelgefühl übermannt sie eine Schwäche, die ihren Körper zusammensacken läßt und sie fühlt sich so schrecklich müde. Sie wundert sich, als Henry plötzlich aufsteht, doch sie antwortet Morgana: "Ich bin so müde, so müde und leer..." und möchte sich in die dicken Fellkissen sinken lassen, doch Morgana hält sie noch am Arm, so daß sie nur zusammengesunken dasitzt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 20. Mai 2003, 23:18 Uhr
Morgana hält Orga fest mit einer Hand am Arm, sie durfte sich nicht wieder in den Schlaf flüchten, diesmal, würde sie sich erinnern müssen. Morgana greift mit der anderen Hand unter Orgas Kinn und hebt ihren Kopf sanft aber bestimmt nach oben, so das sie in Morganas Gesicht gucken muss. "Nein, Orga das flüchten ist vorbei, sie müssen da jetzt durch, erzählen sie mir alles was sie fühlen, was ihnen gerade durch den Kopf schiesst, das einzige was ich nicht hören möchte sind weitere Ausflüchte, die kann und werde ich nicht aktzeptieren." Morgana hält Orgas Blick mit ihren eigene Augen gefangen und lässt sie auch nicht mehr los. wenn Orga jetzt nicht den Durchbruch schafft dann schafft sie ihn nie mehr.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. Mai 2003, 00:05 Uhr
Orga hört Morganas Worte und als sie ihren Kopf hochhebt und sie anblickt füllen sich Orgas  Augen nur still mit Tränen und blicken die Heilerin all die Worte sprechend an, die sie nicht über die Lippen bekommt. Sie erzählen ihr von der Verzweiflung, ihrer Hilflosigkeit und dem Schmerz, bis sie sich zu Henry umdreht, der sich hinter sie gesetzt hat, und leise weinend ihren Kopf in seinem Schoß vergräbt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 00:15 Uhr
Morgana kann in Orgas Augen all das sehen, was sie nicht aussprechen kann, Morganas Arbeit scheint nun Beendet, wirklich helfen kann jetzt nur noch Henry. Morgana blickt zu Henry und spricht leise zu ihm. "Helfen sie ihr dabei sich weiter zu erinnern, mehr kann ich nicht mehr für sie tun. Aber ich glaube, sie weiss jetzt wieder alles. Ich werde mich jetz um Lyn kümmern. Könnte ich wohl etwas heisses Wasser bekommen?" Henry nickt nur und ruft nach einem Bedienstenten und sagt ihm das sie heisses Wasser brauchen.

Morgana geht hinüber zu Lyn, seine Aura wirkt recht fahl aber gleichmässig. Ausser, das er völlig erschöpft ist, scheint ihm nicht viel zu fehlen.Sie kniet sich neben den Sessel und will gerade mit Lyn reden, als ihr einfällt, das er sie ja nicht verstehen kann, da er den Stein nicht in der Hand hält. Deshalb greift sie vorsichtig nach seiner Hand, vieleicht kann sie ihn so wecken, das Fläschen mit dem beissenden Geruch, will sie bei ihm nicht anwenden. Als Morgana Lyns _Hand berührt spürt sie wieder dieses leichte Kribbeln, aber nicht so stark wie die letzten Male.Ich hoffe nur der Tee wird ihm seine Kräfte zurückgeben, es wäre schade wenn er das Inarifest versäumen würde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 21. Mai 2003, 00:35 Uhr
Lyns Atem ist flach aber regelmäßig, das Nasenbluten scheint, dank des kühlenden Tuches, welches Henry in seinen Nacken gelegt hat aufgehört zu haben.
Die Hand die Morgana berührt fühlt sich eißkalt an und scheint leicht zu zittern. An einer Stelle am Unterarm nimmt sie eine Störung der Aura wahr. Als sie den Ärmel hochkrempelt um nachzusehen bemerkt sie eine Nadel mit kristalinen Kopf mit dunkelroter Farbe, die im Fleisch steckt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Mai 2003, 00:49 Uhr
Henry spürt Orgas Müdigkeit und doch versteht er Morganas Bemühen, sie nicht wieder in ihre alte Abwehrhaltung gleiten zu lassen und setzt sich erst wieder zu Orga, als er sieht, daß sie sie aufgibt und liebevoll gleiten seine Hände beruhigend über ihren Kopf und ihren Rücken, als sie sich leise weinend ihren Kopf in seinen Schoß liegt.
Er nickt zu Morganas Worten, die sie an ihn richtet und als sie heißes Wasser braucht ruft er Yohn, damit er sich darum kümmert und spricht zu Morgana: "Ich werde Orga in ihr Bett bringen," und hebt sie auf und trägt sie die Treppe hinauf nach oben. Sie ist so erschöpft, daß sie nicht einmal die Augen öffnet, als er sie aus dem Gewand befreit, die Spangen aus ihrem Haar löst und sie zudeckt. Leise geht er aus dem Schlafgemach und wieder hinunter zu Morgana und Lyn.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 00:49 Uhr
Morgana betrachtet sich die Nadel näher,was ist denn dasSie sit sich unsicher, ob sie die Nadel entfernen soll oder nicht. Sei entscheidet sich dafür, diese Nadel oder was immer es ist zu entfernen, da sie anscheinend die Aura stört. Vorsichtig berührt sie die Nadel und zieht daran, sie lässt sich ganz leicht entfernen. Morgana sieht sie sich noch einmal genau an und legt sie dann auf einen der kleineren Tische, die im Raum stehen.

Einer der Diener betritt den Raum und bringt das heisse Wasser. Morgana lässt Lyns Hand kurz los und beginnt verschiedene Kräuter aus ihren Beuteln am Gürtel zu holen. Lyn bewegt sich ein klein wenig, aber die Augen bleiben geschlossen. Es dauert nicht lange und Morgana hat die gewünschten Kräuter beisammen und wirft sie in das heisse Wasser, Der Diener ist wieder aus dem Zimmer verschwunden, wobei man deutlich seine skeptischen Blicke sehen konnte. Morgana kniet sich wieder neben Lyn, die Aura an der Stelle wo die Nadel eben noch stekcte bessert sich zusehends. Also habe ich das richtige getan Sie lächelt ein wenig.

Ein erfrischender und belebender Duft breitet sich im zimmer aus, der vo dem Tee herrührt. Morgana erhebt sich und prüft den Tee, er ist durchgezogen und nun kann sie Lyn ein wenig davon geben. Sie holt den seltsam geformten Holzlöffel hervor und gießt vorsichtig ein wenig von dem Tee auf den Löffel. Dann hällt sie ihn an Lyns Lippen und lässt einige Tropfen davon auf seine Lippen fallen. Langsam rinnen die Tropfen die Lippen entlang und bahnen sich ihren Weg in Lyns Mund. Wenn er genauso reagiert, wie die anderen Rassen auf diesen Tee reagieren müsste er bald aufwachen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 21. Mai 2003, 01:07 Uhr
Bei dem ersten Löffel muß sie noch aufpassen, dass der Heiltee noch im Mund bleibt, erst beim zweiten stellt sich allmählich der Schluckreflex ein. Beim dritten geht es noch besser und beim vierten beginnt sich Lyn schon ein wenig zu bewegen und vor sich hin zu murmeln. Zwei Löffel später öffnet er bereits die Augen, aber der Blick ist noch glasig und unstet. Erst nach dem neunten Löffel scheint er halbwegs wieder Herr seiner Sinne zu sein. Seine Bewegungen sind zwar noch zitternd und unstet, aber sie scheinen wenigstens seinen Willen zu gehorchen. Er greift in seine Tasche und spricht mit matter Stimme zu Morgana, die ihn nun wieder verstehen kann. "W-Wie geht es d-der Dame. Hatten w-wir Erfolg?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 01:16 Uhr
Ein freudiges Lächeln sieht über Morganas Mund als Lyn die Augen aufschlägt und nach dem Stein greift und mit ihr spricht. "Der Dame geht es gut und ich denke wir waren erfolgreich. Aber ihr scheint recht geschwächt zu sein." Morgana blickt kurz hoch zu Henry."Wäre es möglich das er heute Nacht hierbleiben könnte und sich asuruht. Ich glaube den Weg bis zur Harfe schafft er nicht mehr. Auch wir anderen sollten uns schlafen legen, damit wir morgen alle zusammen das Inarifest feiern können."

Morgana wendet sich wieder an Lyn. "Ihr habt sicher mitbekommen, was ich gerade gesagt habe. Euch wird die Ruhe guttun, also keine Widerrede." Ein schelmisches Lächeln umspielt ihren Mund bei den letzten worten. Lyn nickt nur kurz und schliesst dann wieder die Augen."Der Tee den ich ihm gab wird ihm über die Nacht hinweg seine Kräfte wiedergeben, so hoffe ich zumindest." wendet Morgana sich wieder an Henry.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Mai 2003, 02:30 Uhr
Henry beobachtet Morganas Teezermonie mit der sie Lyns Lebensgeister wieder weckt. Er scheint noch sehr erschöpft zu sein und Henry versteht zwar nicht die Worte, die Lyn zu Morgana spricht, aber da Morgana ihm antwortet, daß es ihr gut gehe und daß sie wohl erfolgreich waren, kann er sich denken, was er sie gefragt hat.
Als Morgana ihn wegen eines Zimmers für Lyn anspricht nickt er freundlich und meint: "Es würde mich freuen, bitte, seid unsere Gäste, auch ihr Morgana," und lächelnd verbeugt er sich leicht vor ihr und er freut sich, als sie beide die Einladung annehmen. Der Gedanke, das morgige Inarifest gemeinsam zu feiern gefällt ihm auch und als Morgana meint, daß der Tee Lyn über Nacht sicher wieder auf die Beine bringen wird, beruhigt ihn, denn er wirkt immer noch sehr erschöpft.
Henry entschuldigt sich für einen Moment, um nach den Zimmern zu sehen und als er wieder herunter kommt nimmt er Lyn, der sehr leicht ist, auf und zusammen gehen sie nach oben, wo er ihn in einem der Gästezimmer auf dem Bett absetzt und sich bei ihm bedankt, daß er Orga mit seinen Fähigkeiten so geholfen hat. Morgana wünscht ihm noch eine gute Nacht und schließt die Tür leise hinter ihnen. Henry führt Morgana in das andere Zimmer und dankt auch ihr und wünscht ihr eine gute Nacht, nachdem er aus der Küche noch schnell ein Tablett mit einer silbernen Abdeckglocke geholt hat, unter der sich ein kleines warmes Abendbrot befindet. Er stellt es auf dem kleinen Tisch ab und meint nur: "Falls ihr in der Nacht doch Hunger bekommen solltet," und verläßt lächelnd ihr Zimmer.
Leise geht er in Orgas Schlafgemach und beugt sich über sie, doch sie schläft tief und fest und so haucht er ihr nur eine Kuß auf ihre Stirn und legt sich neben sie. Eine ganze Weile lauscht er ihrem ruhigen Atem, bis auch er irgendwann in leichten Schlaf fällt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 07:57 Uhr
Nachdem Henry das Zimmer verlassen hat, setzt sich Morgana auf das Bett, Hunger hat sie keinen, deshalb rührt sie auch nichts von dem Essen an. Ihre Lider sind schwer und jetzt wird ihr auch ihre eigene ERschöpfung erst recht bewusst. langsam lässt sie sich zur Seite gleiten, auf ds weiche und kühle Kopfkissen und ist sekunden später eingeschlafen. Ihr Schlaf ist tief und fest und ohne böse Träume, die sie eigentlich nach dem Geschehenen erwartet hatte, aber die Göttin hat wohl ein einsehen mit ihr und lässt ihr die Ruhe zukommen, die sie braucht.

Der nächste Morgen dämmert mit einem goldenen Schimmer am Horizont herauf, die Regenwolken sind über Nacht verschwunden, so als wollte auch der Himmel sich von seiner besten Seite zeigen, um das Inarifest entsprechend zu bergrüssen. Morgana wird von dem Krähen eines Hahanes geweckt und von den Geräuschen, die udrch das offene Fenster von Markt her in ihr Zimmer fringen, dort wird schon wieder fleissig gearbeitet, um die Tische und Bänke für das heute Abend stattfindene öffentliche Essen aufzustellen.

Morgana ist mit einem Schlag wach und eine freudige 'Erwartung auf den kommenden Tag läßt sie Lächeln. sie steht auf und hebt die Abdeckplatte hoch, die suppe ist kalt, aber sie nimmt, das Brot und den Apfel, und ißt beides, dann geht sie sich durch die Haare und streicht ihr Kleid so glatt wie nur eben möglich. Leise um niemanden zu wecken öffnet sie die Tür des zimmer, huscht hinaus in den Gang und hinüber zu dem zimer in dem Lyn liegt. Ebenso leise öffnet sie diese Tür und schlüpft in das Zimmer Lyn schläft noch, aber seine Atmung ist regelmässig und ruhig. Seine Aura strahlt in einer esten satten Farbe.Der Tee hat seine Wirkung also nicht verfehlt, ihm scsheint es gut zu gehen.

Morgana tritt an das Fenster und öffnet es leise. Die Sonne scheint direkt in das Zimer und die Strahlen wärmen Morgana das Gesicht. Sie holt tief Luft und bleibt am Fenster stehen und sieht den Leuten bei den letzten Vorbereitungen zum Fest zu.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 21. Mai 2003, 09:04 Uhr
Langsam erwacht Lyn aus einen tiefen schweren Schlaf. Er fühlt sich noch ein wenig zerschlagen, aber lange nicht so kaput wie noch am abend davor. Noch mit geschlossenen Augen läßt er die Ereignisse des Vortags Revue passieren. Es war ein ergeignisreicher Tag gewesen. Er hatte einer Frau das Leben gerettet, Morgana kennengelernt und mit ihr zusammen Orgas ersten Schritt der Heilung eingeleitet. Ein Tag mit dem man zufrieden sein konnte.
Langsam öffnet er die Augen, das frühe Tageslicht blendet ihn und seine Pupillen ziehen sich zu schmalen Schlitzen zuzsammen. Für einen Moment überlegt er, ob er aufstehen soll. Beschießt dann sich erst mal aufzurichten und dann über weiteres Vorgehen zu entscheiden. So setzt er sich erst einmal auf und schaut sich im Zimmer um.
Lyn bemerkt die am Fenster stehende Morgana. Sie ist tatsächlich gekommen um nach mir zu sehen denkt er bei sich. Da werde ich mal besser aufstehen um einen guten Eindruck zu machen.
So schlüpft er schnell aus dem Bett. Er ist zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber es geht. Aus dem über einen nahegelgenen Stuhl gehängten Mantel nimmt er seinen Sprachstein und geht barfuß zu Morgana hinüber. Nachdem sie ihn bemerkt hat und sich zu ihm umdreht begrüßt er sie. "Guten Morgen! Was wird uns der junge Tag bringen?" dabei lächelt er sie, zwar ein wenig schwach, aber zuversichtlich an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 09:21 Uhr
Als sie leise Geräusche hinter sich hört und sich umdreht, steht Lyn schon hinter ihr. Morgana lächelt und auf seine Frage antwortet sie mit einem schelmischen Grinsen. "Was das Inarifest bringen wird, kann man nie wissen. Ich würde euch gerne den Jahrmarkt zeigen, dort gibt es viele interessante Dinge zu sehen und genügend Ablenkung, die wir Beide gut vertragen könnten. Wollt ihr mich begleiten?"

Ein Lächeln huscht über Lyns Gesicht und er nickt bejahend. "Dann lasst uns nach unten gehen und sehen, ob die anderen schon wach sind, ansonsten legen wir ihnen einen Zettel hin, das wir zum Jahrmarkt sind." Morgana geht hinüber zur TÜr und öffnet sie. Von unten ist schon das Klappern von Geschirr zu hören, zuminest die Bediensteten sind schon wach.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 21. Mai 2003, 09:39 Uhr
Noch vor wenigen Minuten hätte er sich für einen Spaziergang noch nicht fit genug gefühlt, aber Morganas Einladung kann er nicht widerstehen. So schlüpft er rasch in seine Stiefel, streicht seine vom Schlaf zerknitterte Kleidung glatt und hängt sich den Mantel über um Morgana in den Flur zu folgen.
"Was wird bei dem Fest eigentlich gefeiert? Wir hatten es zwar gestern angeschnitten, aber es ist so viel geschenen."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 09:48 Uhr
Während sie die Treppen hinuntergehen, versucht Morgana ihm das Inarifest zu erklären, das es sich dabei hauptsächlich um die Verehrung der Göttin geht, zu deren Preisung eine Prozession stattfindet und das es das Fest der Liebenden ist. Aber wie soll man das Inarifest richtig erklären, man muss es einfach erleben.

Am Treppenabsatz angekommen lauscht Morgana einen Moment den Geräuschen im Haus und wendet sich dann in die Richtung, aus der sie das klappern des Geschirrs hört und von wo aus ein herrlicher Teegeruch durchs Hasu strömt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Mai 2003, 09:57 Uhr
Henry hört das allmorgendliche Gekrähe des Hahnes und schmunzelt. Wenn dieser Gockel nicht wäre... Auch Orga scheint von seinen lauten Rufen wach zu werden, denn er hört ihre leisen Laute, die von einem sich Dehnen und Strecken begleitet werden. "Guten Morgen Liebes," spricht er leise zu ihr, erhebt sich etwas und beugt sich über sie, ihren Blick auffangend und sich tief und sanft in ihn hineinschleichend. Lächelnd verharrt er dort und ihre Augen lassen ihn dort verweilen, während sie zärtlich ihre Hände um seinen Nacken legt. Doch dann reisst sie ihn jeh aus seinem beginnenden Verlangen sie zuliebkosen. Ihre Augen weiten sich und über ihre Lippen kommt ein ernüchterndes: "Ich habe einen Riesenhunger, Herzallerliebster. Ich sterbe, wenn ich nicht bald etwas esse,"  noch immer seinen Blick haltend, aber schon leise lachend. "Wie wäre es mit Luft und Liebe zum Frühstück?" antwortet er spitzbübisch, doch dann gibt er sie frei.
Er begibt sich in das erste Zimmer auf dem langen Gang rechts, in sein Zimmer, macht sich frisch und kleidet sich in leichte Festtagskleidung, die aus einer dunkelbraunen bequemen Hose und einem naturfarbenen Seidenhemd mit breitem Kragen besteht, der offen über ein dunkelbraunes Samtwams fällt. Die Weite der Ärmel wallt unter dem Wams gekräuselt hervor, während sie über dem Handgelenkt mit einem Band zusammengezogen, frech den Rest des Seidenstoffes über seine sonnengebräunten Hände breitet.
Er tritt fröhlich aus dem Zimmer, als gerade Orga, ebenfalls in Festtagskleidung den kleinen Salon verläßt. Eine fröhliche Beschwingtheit ist auch ihr anzumerken und so gehen sie beide hinunter in den großen Salon, wo sie Morgana und Lyn begrüßen, die schon am Frühstückstisch sitzen.
Mit einem fröhlichen "Guten Morgen!" und "Hoffe, gut geruht zu haben," begrüßt er sie, an dem langen Eßtisch, der neben der großen Treppe steht und auf dem ihnen ein reichhaltiges Frühstück ebenso reichen Gaumenschmaus verspricht und setzten sich zu ihnen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 10:04 Uhr
"Auch ich wünsche euch einen guten Morgen", sagt Morgana und beisst herzhaft in ihr Brötchen, das mit Mermelade beschmiert ist, nachdem sie den Bissen heruntergeschluckt hat, spricht sie weiter: "Lyn und ich wollen gleich zum Jahrmarkt, hätten sie Lust mit uns zu kommen? Es wird sicher interessant werden.

Morgana ist heute voller Tatendrang und Vorfreude auf das Fest. Wäöre sie nicht im Hause Roßstein würde sie sich vieleicht sogar ihre Füße rot anmlaen, so wie es die andren Priesterinnen auch tun werden und barfuss durch die Stadt laufen, aber dies ist jetzt nicht möglich. So ißt sie in ruhe ihr Brötchen auf, während auch die anderen ihre Mahlziet fortstzen. Als sie ihr Brötchen auf hat rutscht sie ein wenig unruhig auf ihrem Stuhl umher, sie kann es kaum erwarten, das Haus zu verlassen und in das bunte Treiben in der Stadt einzutauchen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lyn am 21. Mai 2003, 10:16 Uhr
Das es bei den Fest um die Verehrung einer Göttin geht läßt bei Lyn ein mulmiges Gefühl aufkommen. Zu düster sind die Legenden aus der Zeit, als auch sein Volk Göttern huldigte. Eigentlich war es nur ein Gott und es war Jahrtausende her. Vielleicht sind die Götter in dieser Region und Zeit nicht so grauenvoll? Immerhin ist das Motiv der Feier ja durchaus positiv. Und Morgana würde ihn doch sicher nicht, wie die Priesterinnen aus den Legenden, zu seiner eigenen Opferung führen.
Köstlicher Teegeruch und eine Bedienstete die sie zum Frühstück einläd vertreibt seine düsteren Gedanken. Die Hausangestellte führt sie zu einen reichgeckten Tisch voll mit Dingen, mit denen Lyn nichts anfangen kann, die aber wohl dieserorts verzehrt werden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2003, 10:36 Uhr
Bald ist auch das nächste Brötchen verzehrt und die anderen bis auf Lyn greifen auch recht gut zu. Lyn ist nichts nur etwas Tee und Fruchtsaft nimmt er zu sich. Henry und Orga sind darüber ein wenig. Bald sind alle gesättigt und sonst würde es auf dem Jahrmarkt sicher auch noch jede Mange Köstlichkeiten geben.

Als alle ihr Essen beendet haben hält Morgana nichts mehr auf ihrem Stuhl. Sie steht auf und fragt in die Runde:"... und wollen wir aufbrechen?" Als alee mit den Köpfen nicken und sich erheben, wirft sich Morgana ihren Umhang um und geht in Richtung Tür. Schnell ist sie die Eingangshalle entlang gegangen und öffnet die Eingangstür. Geräusche vom Marktplatz schlagen ihr entgegen und das Rufen einiger Männer die noch die letzten Anweisungen geben.

Gefolgt von den anderen schlägt sie den Weg zum Platz der Händler ein. Die Strassen sin d schon gefüllt mit Leuten und alle Häuser sind mit Blumen und bunten Tüchern geschmückt. Die ganze Stadt verbreitet eine ausgelassene und heiter Stimmung.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. Mai 2003, 13:24 Uhr
Orgas erste Handlung an diesem Morgen ist, sich herzhaft zu dehnen und zu strecken und ein Körpergefühl zu genießen, das ihr irgendwie neu ist, obwohl es ihr auch nicht fremd ist. Sie genießt Henrys Verspieltheit und ist glücklich, glücklich wie schon lange nicht mehr.  Die Erinnerungen, die  Morgana und Lyn wieder in ihr Bewußtsein geholt hatten, waren wie in einer Blase irgendwo in ihrem Innern, nicht verdrängt, aber zur Seite gelegt, denn heute war allen nach Feiern zumute und auch sie ist so glücklich, daß Henry wieder bei ihr ist, daß sie einfach nur das Fest mit ihm unbeschwert erleben möchte. Sie hatte schon viel von dem Inarifest hier in dieser Stadt gehört, aber es noch nie miterlebt.  
Sie betrachtet das Innenleben ihres Schrankes und überlegt, was sie anziehen soll und entscheidet sich für ein Kleid, das ihre Mutter für sie machen liess, das sie aber nie getragen hatte. Es ist aus leichter luftiger Seide in lindgrün gehalten und gelbe Seidenblumen mit dunkelgrünen Seidenblättern darum, sind überall kunsvoll  darauf genäht. Ein spitzer Ausschnitt, der von breiten Rüschen etwas verdeckt wird, die nach unten und zur Seite kippen, geben ihm einen eleganten Hauch, wie auch die Ärmel, die sich nach unten hin weit öffnen und mehr wie ein Schleier wirken, der von ihren Armen fällt. Sie betrachtet sich im großen Messingspiegel und spürt mit einem Mal die Liebe, mit der ihre Mutter das Kleid nach ihren Anweisungen für sie hat nähen lassen und Tränen schießen in ihre Augen. Sie spürt zum ersten Mal seit dem Verlust ihres Kindes wieder die Liebe ihrer Mutter, die sie durch dieses Kleid berührt, das sich an ihren Körper schmiegt. Sie tupft sich die Tränen fort, holt tief Luft, nein, heute werde ich nicht weinen, heute soll Henry seine alte fröhliche Orga erleben, und sie holt tief Luft, steckt die kleine Peitsche in die weite Tasche des Kleides, die glücklicherweise in den Weiten des Rockes nicht auffällt.
Sie gibt noch soviel Münzen, wie in den kleinen, mit Seide umnähten Lederbeutel am Gürtel des Kleides hineingehen, steckt ihre Haare mit den goldenen Spangen kunstvoll nach oben und verläßt zufrieden den kleinen Salon, wo sie auf Henry trifft, der sich in ein Seidenhemd gekleidet hat, das farblich wunderbar zu ihrem Kleid passt, wie auch der Braunton seiner Hose und der Weste.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Lyn und Morgana verläßt sie an Henrys Arm das Haus, aber nicht, ohne vorher Ellie noch aufzutragen, die Giebelwand des Hauses mit Blumen und Tüchern zu schmücken, denn sie hatte vom Schlafgemach aus gesehen, daß alle Häuser bunt geschmückt sind. Henry legt sanft seine Hand auf ihre, mit der sie sich bei ihm einhakt und sie folgen gemeinsam Morgana und Lyn, die vor ihnen gehen. Sie ist heute sicher die glücklichste Frau in ganz Talyra.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Coriel am 21. Mai 2003, 21:48 Uhr
Coriel packt ihre paar Sachen zusammen, kritzelt eine Nachricht für Neo auf einen Fetzen Papier und tappt dann leise hinaus.

Als sie gerade die Treppe hinunter geht begegnet ihr Ellie.
"Könntet ihr mir sagen wo die Hausherrin ist?" fragt Coriel Ellie freundlich.

Ellie antwortet:
"Die Frau von Rosstein ist ausgegangen.
Soll cih etwas für sie ausrichten?"

"Ja, gerne.
Sagt ihr das ich ihr sehr dankbar bin für alles und das ich mich baldmöglichst revanchieren werde.
Sagt ihr das.
Und noch eine Bitte.
Sobald Neo erwacht sagt ihm ich sei in der Goldenen Harfe und arbeite.
Ich wünsche euch einen schönen Tag und auch euch tausend Dank für alles." spricht Coriel höflich und läuft sie letzten paar Stufen hinunter.

Von da an geht sie weiter in den stall wo ihr Hengst Alechandro schon mit lautem gewieher empfängt.
Schnell hat sie ihr Pferd gesattelt.
Dann tritt sie nach draussen, springt auf und reitet im leichten Trab davon.
Unterwegs fällt ihr ein welcher tag heute ist.
Bei einer blumenwiese bleibt sie kurz stehe und plückt einige Blumen.
Eine steckt sie sich und ihrem Pferd hinter das Ohr.
Dann trabt sie richtung Harfe davvon.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 15:19 Uhr
Als Asrai nun das erste Mal vor dem Haus von Roßstein steht, weiß sie erst gar nicht was sie sagen soll. So ein großes und schönes Haus. Ein ganz kleines bisschen erinnert es sie an das Gut von Henrys Vater, aber auch nur ein kleines bisschen. "Ein wunderschönes Haus habt ihr da.", sagt sie dann zu Orga und Henry. "Wirklich wunderschön."
Sie kann sich schon gut vorstellen, dass sie dort von der Terasse aus, der Prozession gut zuschauen würden können.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Mai 2003, 16:09 Uhr
Auch Sethai scheint das Haus zu bewundern. Sein kopf bewegt sich auf und ab, so als würde er die Mauern des Hauses betrachten, genau inspizieren. Eine Zeitlang steht er so da, dann wendet er sich an Orga.

"Es ist sehr alt, nicht wahr... .Dieses Haus hat sehr viel erlebt und gesehen..."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Mai 2003, 16:14 Uhr
Henry läßt die Drei durch das nur ein Stück von ihm geöffnete Gartentor, schließt es schnell hinter sich und kippt den Riegel um. "Endlich sind wir aus dem Gedränge," wendet er sich lächelnd zu ihnen und Orga, die ihn müde aber glücklich anschaut nimmt er bei der Hand und zieht sie zur Eingangstür. "Kommt, gehen wir gleich nach oben," spricht er zu Asrai und Sethai und zeigt nach oben zum großen Dach des Einganges über ihnen. Ellie, die gerade im Salon hantiert, richtet ihnen noch Coriels Botschaft aus und dann geht es die Treppe hinauf und durch Orgas kleinen Salon hinaus auf die Terasse. "Ist es nicht ein herrlicher Anblick von hier oben?" schwärmt er, während er sich auf eine der Steinplatten setzt, die rundherum auf hüfthohen Säulen den Abschluß des Geländers bilden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 16:19 Uhr
Asrai ist von der Terrasse sehr beeindruckt. Man kann von hier aus wirklich die Prozession wunderbar mitverfolgen. Das heute auch das Wetter so schön mitspielt, freut sie besonders. Vielleicht zeigte ihnen so die Göttin, dass ihr die Festlichkeiten gefielen.

"Wenn ich mich nicht irre, dann findet heute doch noch ein Festessen in der Stadthalle statt. Ihr werdet doch sicher dorthin gehen, nicht wahr?", richtet sich Asrai dann fragend an Henry.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Mai 2003, 16:31 Uhr
Sethai folgt auf die Terrasse und schaut runter auf die Festlichkeiten. Er sieht wie die Gefühle der vielen Menschen sich dort vermischen und eine unbändige emotionale Energie ausstrahlen, der sich kaum jemand entziehhen kann. Es liegt wie ein Rausch über allem und lässt alles heute viel fröhlicher und schöner erscheinen als es ist. Besonders starke Wellen gehen von der Prozession aus, vermischt mit magischen Strömen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Mai 2003, 16:47 Uhr
Orga ist froh, als sie durch die immer ausgelassener werdende Menge wohlbehalten am Tor des Hauses von Roßstein ankommen.  Dabei hatte sie den Eindruck, daß sie Sethai folgten, was sie mehr als verwunderte, doch als er vor dem Haus stehend es sich "ansieht" mit seiner Augenbinde und mehr feststellend, als fragend bemerkt, daß es sehr alt ist und viel darin geschehen wäre,  ist sie irritiert., aber freut sich über Asrais offensichtliche Bewunderung. Ja, es ist ein schönes Haus, ihr Haus, das ihr Onkel ihr ganz allein vererbt hatte und in dem sie endlich leben kann, mit wem sie will und sie möchte für alle Ewigkeit mit Henry zusammen leben.

Auf der Terasse angekommen ist sie von dem bunten Treiben, daß sich von hier oben über dem ganzen Marktplatz überblicken läßt, wieder ganz in Anspruch genommen und wiegt sich mit den Klängen leicht hin und her, daß ihr Rock fröhlich schwingt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Mai 2003, 17:01 Uhr
Henry geht zu Orga, als er Asrais Frage hört und legt die Hände auf ihre Schultern, die überrascht im Schaukeln inne hält und ihn überrascht anblickt, während er spricht: "Das haben wir noch nicht besprochen Liebes, wir haben gesternabend eine Einladung zu einem Festessen in der Stadthalle erhalten. Die Stadträte, Priester und Adeligen werden dort sein."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Mai 2003, 17:14 Uhr
Orga horcht auf als sie Asrais Frage hört und als Henry erklärt worum es geht bekommt sie ganz große Augen. "Ein Festessen in der Stadthalle?" Sie überlegt, was soll ich denn dazu anziehen? Sie blickt an sich hinunter, eigentlich ist das lindgrüne Seidenkleid mit den Seidenblüten doch edel genug, überlegt sie und meint: "Wann soll es denn statfinden?" und fragt dann doch zögerlich in die Runde: "Ist das Kleid für diesen Anlass festlich genug?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 17:26 Uhr
"Ich weiß nicht genau, wann das Essen dort stattfindet. Ich habe so eine Einladung auch nicht erhalten. Es kann sein, dass es schon im Gange ist, aber vielleicht beginnt es auch erst nach der Prozession. Stand denn keine Zeit auf der Einladung?" Sie sieht Henry fragend an. "Jedenfalls denke ich, dass das Kleid, welches ihr tragt, sehr passend für diesen Anlass ist. Es ist wirklich wunderschön." Sie lächelt Orga an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Mai 2003, 17:35 Uhr
"Ich bin sicher Ihr könnt Asrais Urtil vertrauen. Was das Schöne und angemessene anbelangt, dafür hat sie ein Händhcen...", wirft Sethai ein. Dabei nimmt er sie sanft in den Arm und lässt seine Hand über ihren Arm streichen, nur ganz zart.

"Ihr müßt von bedeutende Herrkunft sein, wenn Ihr eine solche Einladung erhalten habt Orga. Nicht jedem wird die Ehre zuteil dort zu speisen...."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Mai 2003, 17:47 Uhr
Mit einem "Ich hole mal eben das Pergament," verschwindet Henry durch die hohe Fenstertüre im Haus und kehrt nach einer Weile mit der Pergamentrolle zurück. Er rollt sie auf und meint: "Nach der Prozession findet das Essen in der Stadthalle statt, wir sind beide eingeladen," und wendet sich an Orga: "Liebes, wenn du dich kräftig genug fühlst, gehe ich gerne mit dir dort hin," und schaut sie mit einem liebevollen, aber leicht besorgtem Blick an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Mai 2003, 17:53 Uhr
Orga lächelt Asrai bei ihrer Bemerkung über das Kleid dankbar an und Sethais Bekräftigung, was Asrais Worte betrifft läßt sie sich für das Kleid entscheiden, doch als Sethai über ihre Herkunft spricht, huscht kurz ein Schatten über ihr Gesicht. Sie seufzt und wendet sich an Sethai: "Bedeutend... Wenn man in eine Adelsfamilie hineingeboren wird ist das wohl eher ein Schicksal."
Nicht lange erlaubt sie es dem Schatten, ihre Stimmung zu bedrücken und schaut sich um und fragt: "Wie weit ist das Fest denn schon fortgeschritten?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 18:12 Uhr
Bei Orgas Frage schaut Asrai hinunter auf den Marktplatz. Massen von Menschen und anderen Wesen haben sich dort versammelt und obwohl der Platz brechend voll scheint, erkennt man kaum mürrische Gesichter und es scheint trotz allem jeder genug Platz auf dem Marktplatz zu haben, so dass niemandem die Luft zum Atmen genommen wird. Gerade spricht die Priesterin die Segnung Inaris aus und Henry, Orga und Sethai gesellen sich zu Asrai und schauen ebenfalls auf den Marktplatz gehabt. Es ist ein wunderschöner und atemberaubender Anblick, so dass ihnen für einen Moment fast der Atem stockt. Nach der Segnung beginnt das Festessen für die Bürger und Stadtbesucher auf dem marktplatz.  "Das Essen auf dem Marktplatz beginnt. Ich habe noch nie solch riesige Massen an Besuchern und Stadtbewohnern auf einem Haufen versammelt gesehen. Es ist einfach ein wunderbarer Anblick. Vielleicht solltet ihr euch schonmal auf den Weg machen. Nicht, dass ihr das Festessen noch verpasst. Das wäre wirklich schade. Ich denke, wir werden uns dann auch wieder auf den Weg machen und schauen, was der Tag noch so bringt. Danke, dass wir uns die Segnung von hier aus ansehen durften." Asrai lächelt dankbar.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Mai 2003, 18:18 Uhr
"Ja, wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft und ich hoffe das wir bald mal wieder das Vergnügen haben werden. Ich würde sehr gern noch mehr über Eure Herkunft erfahren." Bei diesen letzten Worten scheint Sethais Blick , wenn er einen hätte, auf Orga zu lasten, als gäbe es etwas, das unausgesprochen bleibt.

"Ich denke wir werden den Tag noch auf unsere Art zu Ende bringen und es wird sicher unvergesslich werden. Aber Euch beiden wünsche ich noch viel Spass auf dem Festessen. Sicher wird das Kleid einige Blicke auf sich ziehen." Respektvoll verbeugt sich Sethai vor den Gastgebern, dann ist er bereit wieder zu gehen. Er wartet nir moch darauf das Asrai sich gebührend verabschiedet. Wie er seine Gefährtin kennt wird es sehr herzlich ausfallen und er schmunzelt schon wieder.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Mai 2003, 18:26 Uhr
Als feiner herabfallender Goldstaub auf sie herabfällt und die Segnung der Priesterin beendet verabschieden sich Asrai und Sethai von ihnen mit freundlichen Worten und dem Wunsch, sie wiederzusehen. Henry lächelt sie beide fröhlich an und wendet sich an Sethai: "Kommt doch die Tage mal zu einem Tee, wir würden uns sehr über euren Besuch freuen."
An der Gartenpforte trennen sich dann doch ihre Wege und da die Menge an den langen Tischen auf dem Marktplatz sich auf die Köstlichkeiten gestürzt hat, haben sie schnell die Stadthalle erreicht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 18:31 Uhr
Nachdem sich Asrai herzlich von Orga und Henry verabschiedet und die Einladung auf eine Tasse Tee schon im Vorraus angenommen hat, stehen Asrai und Sethai nun wieder vor dem Haus. Sie sehen Orga und Henry noch eine Weile hinterher. Dann überlegen sie sich, wie sie den Tag weiter angehen werden.
"Ich muss gestehen, zum Marktplatz zieht es mich heute nicht. Dort ist es mir doch etwas zu voll und Hunger verspüre ich auch keinen. Was wollen wir also noch mit dem angebrochenen Tag anfangen?" Sie sieht Sethai lächelnd an. "Ich glaube kaum, dass wir in dieser riesen Menschenmenge noch auf andere Freunde treffen werden. Wohin also mit uns?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Mai 2003, 18:40 Uhr
"Wir könnten zur Kräuterkate und dort nach Schilama sehen, die beschlossen hat an dem Fest nicht teil zu nehmen, oder wir gehen heim und feiern die Inari-Nacht in privater Zweisamkeit. Ich habe gehört das in dieser Nacht nur wenige Menschen wirklich dazu kommen zu schlafen und obwohl wir beide keine Menschen sind, finde ich doch das das eine sehr schöne und interessante Tradition ist." Bei diesen Worten schaut er Asrai verschmitzt an. "Oder um es kurz zu machen...", er geht vor Asrai in die Knie, nimmt Ihre Hand und haucht einen Kuss darauf," ... ich möchte diese Nacht mit Dir voll auskosten und etwas von der Magie die alle Menschen hier beflügelt mitnehmen."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Mai 2003, 18:48 Uhr
Asrai schmunzelt, als sie Sethais Worte hört. Auch sie möchte diese Nacht allein mit Sethai verbringen. Doch noch ist diese Nacht nicht angebrochen und noch scheint die Sonne. Asrai erwiedert Sethais Kuss zärtlich. "Wollen wir dann erst Schilama kurz besuchen gehen und dann die Nacht bei uns zu hause verbringen?", fragt sie. Als Sethai damit einverstanden zu sein scheint, lächelt sie, nimmt seine Hand und gemeinsam machen sie sich auf den Weg durch die Mengen zur Kräuterkate.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 23. Mai 2003, 23:56 Uhr
Henry hebt Orga in seine Arme, der Inariwein und der lange Tag hatten sie geschafft. Die Arme, die sie um seinen Hals geschlungen hatte, als sie das Haus erreichten, waren hinabgesunken und seelig lächelnd irgendwo zischen Berauschtheit und Schlummer gab sie wohlige leise Laute von sich, als würde sie ihn selbst im Traum noch necken. Oben im Schlafgemach, auf dem großen Bett, streift er behutsam das Seidenkleid von ihren Schultern, öffnet die vielen Haken die es verschließen und zieht es ganz von ihrem Körper und mit einem: "Ich bin gleich wieder bei dir, Liebes," geht er in sein Zimmer und kleidet sich in einen leichten Hausanzug und hält sein Versprechen. Vergügt legt er sich neben sie und nachdem er es geschafft hat, die Spangen aus ihrem Haar zu entfernen zieht er sie in seine Arme und genießt es, sie immer wieder und wieder zu streicheln und zu liebkosen, doch dann läßt er sie in seinen Armen schlafen, zieht die Sommerdecke über sie und lauscht durch die geöffnete Fenstertüre des kleinen Salons den rhytmischen Klängen und dem fröhlichen Gelächter, das vom Marktplatz gedämpft zu ihnen herüber klingt und ihrem immer ruhiger werdendem Atem.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 24. Mai 2003, 20:33 Uhr
Orga fühlt nur noch Henrys warme Anwesenheit, die sie liebevoll einhüllt, fühlt seinen Körper, seinen Atem, sein zärtliches Streicheln, seine sanften Küsse auf ihrem Hals, ihren Schultern und ihrem Haar, doch irgendwann schläft sie ein, zu müde hat sie der lange Tag mit seinen aufregenden Ereignissen gemacht.
Sie weiss nicht, wie lange sie geschlafen hat, doch als sie  immer noch leicht entrückt erwacht, kann sie sich doch wieder fast normal bewegen und blickt in Henrys glückliche Augen, der ihr ganz aufhilft. In ihren seidenen Morgenmantel gehüllt, führt er sie auf die Terasse und der Anblick, der sich ihnen bietet ist überwältigend, ein glutroter Mond steht am Himmel und taucht die ganze Stadt in ein merkwürdig unheimliches Licht und von irgendwo her fallt reicher Blütenregen auf sie herab und hüllt sie in eine Wolke aus lieblichem Jasminduft. Henry zieht sie ganz nah zu sich heran, ergreift ihre Hand und steckt ihr den Lianenring mit dem wunderschönen tiefgrünen Stein an den Finger und blickt sie so zärtlich an, daß sie  ganz schwach werdend mit einem Seufzer in die Knie geht, doch Henry fängt sie auf, trägt sie hinein  und legt sie lächelnd auf das Bett.  "Ja Henry, mein Liebster, ich will... deine Frau werden," flüstert sie und die  letzten Worte schelmisch hinzufügend, als er sich über sie beugt und sie, wie in eine Decke, in die ganze Wärme seines sich ihr ganz öffnenden und offenbarenden Seins hüllt. Sie ertrinkt in seinem unbeschreiblich zärtlichem bodenlosen Blick, der die immer noch ängstlich verschlossenen Türen ihres Herzens aus den Angeln reißt und ihre Seelen verschmelzen, ihr Bewußtsein nimmt seines in sich auf. Sein Wesen ist in ihrem, oder ihres in seinem, es macht keinen Unterschied, denn sie verschmelzen zu diesem Eins-Sein, das sie schon immer tief in ihrem Innern fühlten, doch in diesem Moment ergreift es alle ihre Sinne und wird durch ihre körperliche Vereinigung ergänzt, vollendet. Die sie überwältigende mächtige Energie, die ihren Körper durchwogt entlädt sich in einem einzigen sich ausdehnendem und langsam verebbenden Schrei aus ihrer Kehle, der den Schmerz und das Leid der Vergangenheit mit sich reißt und sie befreit in die Gegenwart seiner zärtlichen Umarmung zurück läßt.

Mit dem langsamen Vergehen der roten Glut des Mondes, die das Schlafgemach in ein unwirkliches Licht gehüllt hatte, fallen sie engumschlungen in tiefen Schlummer.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 25. Mai 2003, 13:58 Uhr
Henry erwacht zuerst, nach dieser Nacht, in der er Orga mit der ganzen Macht seines stillen Wesens in die Kraft seiner Liebe eingehüllt hatte, die jeden Winkel ihrer Seele unhaufhaltsam durchdrang, daß ihre Verzagtheit mit einem befreienden Schrei, sie für immer verließ.

Lächelnd betrachtet er im ersten Licht des Tages ihren ebenmäßigen schönen Körper, der unter der Brokatdecke hier und da herauslugt und verlangend streicht seine Hand über ihre zarte Haut, daß sie sich im Halbschlaf an ihn schmiegt mit Lauten, die wie das Gurren eines Täubchens klingen und auf sein Fordern reagiert, doch an diesem Morgen ist es wie ein sanftes Spiel der Wellen, das sie ergreift und verschmelzen läßt, zart und spielerisch und unendlich erfüllend.

Lange liegen sie nur so da und Orga spricht über ihr Leben auf dem Gut, nachdem er fort war, selbst über den Verlust ihres Kindes kann sie sprechen und immer wieder hält er sie fest umschlungen, als wollte er mit seiner Umarmung das erlebte Gefühl der Hilflosigkeit mit dem Gefühl seiner sie fest umschließenden Gegenwart ersetzten. Sie seufzt noch einmal in seinem Arm, doch dann wenden sich ihre Gedanken endgültig von der Vergangenheit ab und er spürt den Unternehmungsgeist wieder in ihr aufflammen und fragt schmunzelnd: "Was hast du vor?" doch sie schaut verträumt auf den grünen Stein ihn ihrem Ring und er weiss, wonach sie dürstet.
Lachend erhebt er sich und meint: "Ich gehe die Pferde satteln," und lächelnd verlässt er das Schlafgemach.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 25. Mai 2003, 20:38 Uhr
Orga kleidet sich an diesem Morgen wieder in ihren geliebten dunkelgrünen Samt, einer Hose, die so weit geschnitten ist, daß sie bei jedem Schritt wie ein Rock schwingt und einer Weste mit dunkelbraunen Lederknöpfen. Eine naturfarbene Bluse mit großem Kragen und Rüschen an den weiten, am Handgelenkt mit Bändchen zusammengezogenen Ärmeln quillt unter der Weste verwegen hervor. Ihr langes schwarzes Haar fällt nur mit einer breiten Hornspange im Nacken zusammengehalten über ihren Rücken, während die dunklen enganliegenden Lederstiefel den verwegenen Eindruck noch unterstreichen.

Unten vor dem Stall sieht sie Henrys Gast Petroff, der sie zu begleiten scheint, denn auch sein großes starkes Roß steht gesattelt bei ihren Pferden. Erst jetzt sieht sie das neue Pferd, das Henry auf dem Platz der Händler gekauft hatte, es steht in Statur und Anmut Petroffs Roß nicht nach und irgendwie stehen sie da, als würden sie zusammen gehören, obwohl sie farblich vollkommen verschieden sind. Sie muß über den Anblick schmunzeln und begrüßt erst einmal Petroff, der sie mit einem anerkennenden Lächeln um die Lippen bewundert. Orga lacht auf und meint zu Henry gewand: "Es ist ein wunderschönes Pferd, dein Pferd Liebster, sieh nur, wie es dich liebt!" und beobachtet, wie es Henry ungeduldig mit seinem Kopf stupsend zur Eile treibt, als würde es den Wald und die Wiesen schon ungeduldig erwarten. Henry sieht an ihrem Blick, daß er keine Chance hat, wenn er ihr widerspricht und hebt sie einen Moment in ihre Arme und gibt ihr einen sanften Kuss und an seinen Augen erkennt sie, daß er in wenigen Minuten der glücklichste Reiter der Immerlande sein wird. "Das ist mein Verlobungsgeschenk, Liebster!" haucht sie ihm ins Ohr und lacht während sie ihm sanft ins Ohrläppchen beißt.
Orga geht selber in den Stall und mustert die Pferde und entscheidet sich für eine Fuchsstute, die Henry vom Gut mitgebracht hat, die sie zur Begrüßung leise fordernd anschnaubt, ein schönes stattliches Pferd aus der gutseigenen Zucht, das Henrys Vater sicher für sie ausgesucht hat, denn es erinnert sie sehr an ihr Lieblingspferd aus ihrer Jugendzeit.  Vielleicht ist es ein Kind von Stella, meiner guten alten Stute.

Schnell hat Henry es mit ihrem bequemen Reisesattel, der mit einem weichen Schafsfell gepolster, und einem großen Knauf und einem hohen Wulst gearbeitet ist, gesattelt und sie reiten aus dem Anwesen in Richtung westliches Stadttor, das sie wieder zu dem See führt, wo er sie vor der hereinbrechenden Nacht gerettet hatte.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Mai 2003, 14:06 Uhr
Orga von Roßstein glaubt ihren Ohren nicht zu hören, als sich, kaum hat sie ihren Wunsch geäußert, ein stämmiger Zwerg sich anbietet, diese Arbeit zu verrichten. Als sie nach einigen Überlegungen sich entschließen, die Mauer höher zu bauen und die spitzen Eisen darin einzulassen freut sie sich, daß das Anwesen bald so sicher wie eine kleine Festung sein wird, denn schon oft hat sie verschiedene Gestalten um das Anwesen beobachtet, die sicher nicht nur das Haus bewunderten. Hier mitten in der großen Stadt mit ihrem Hafen und den vielen fremden Wesen fühlt sie sich nicht so sicher wie auf dem Gut, wo jeder Fremde von weitem auffallen würde, denn hier brauchte nur jemand über die Mauer zu springen. Seit die Efeuhecke nicht mehr über der die Mauer wächst kann man auch ohne Mühe von draussen in das Anwesen blicken, was ihr überhaupt nicht gefällt.

Als sie die hintere Pforte des Anwesens erreichen muß Henry sich neben die Mauer stellen und Orga betrachtet ihn schmunzelnd, dann spricht sie wie ein Fachmann: "Also die Mauer könnte etwa einen Fuß höher sein," und sie zeigt mit der Hand, wie Henrys Kopf dann mit der Mauer abschließen würde, "und zwei Fuß könnten die Eisen gut rausgucken, dann wären sie ein Drittel in der Mauer und zwei Drittel drüber, das müsste doch hinkommen oder?" Petroff blickt sie verblüfft an und auch der Zwerg scheint sich zu wundern, aber beide nicken ihr nur zustimmend zu. Henry schlingt plötzlich seine Hände um sie, hebt sie hoch und trägt sie lachend in den Garten: "Du hast dir das wohl alles schon ganz genau überlegt, das ist unfair!" und stellt sie im Garten wieder auf ihre Füße. Auch Petroff und Jup der Zwerg, lachen und folgen ihnen zum Schuppen, wo an der einen Wand ein Regal mit allerlei Handwerkszeug steht und die Augen des Zwerges gleiten über die Gegenstände und immer wieder nickt er beim Anblick des einen oder anderen.
Nach einer Weile fragt Orga: "Fehlt noch etwas, um die Mauer hochzuziehen, außer Eisen, Steine, Mörtel und ...Eier?" und kichert bei dem letzten Wort amüsiert, während sie zu Petroff sieht, aber er scheint das wirklich ernst zu meinen, denn er lächelt zwar, aber nickt bestärkend.  Eier... Orga kann sich ein aufkommendes Lachen nicht verkneifen bei der Vorstellung, wie sie Eier in die Mörtelmischung schlagen....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 30. Mai 2003, 16:49 Uhr
Henry beobachtet Orga, wie sie die Sache in die Hand nimmt und muß schmunzeln, doch sieht er auch, wie sie sich aus alter Gewohnheit die Sorge um die Arbeit, die auf sie zukommt, aufbürdet und spricht zu Jup: "Ich bin gleich wieder da," legt liebevoll einen Arm um Orga und schiebt sie unauffällig und sanft aus dem Schuppen, nimmt draußen, wo sie alleine und unbeobachtet sind behutsam ihren Kopf in seine Hände und nach einem zärtlichen langen Kuß blickt er sie liebevoll an und spricht leise zu ihr: "Liebes, du bist nicht mehr allein, du hast jetzt eine Mann, der dir all diese Dinge gerne abnimmt," und schaut ihr tief in die Augen, als plötzlich Tränen ihre Augen füllen. Liebevoll nimmt er sie fest in die Arme und wartet bis sie sich etwas beruhigt hat und geht mit ihr ins Haus. Oben in ihrem Schlafgemach hebt er sie auf ihr Bett und hält sie in seinen Armen. Erst als sie sich entspannt in ihre Kissen zurück legt und müde die Augen schließt, denn es war ein langer Ritt mit genügend Aufregung, beugt er sich über sie und flüstert: "Ich komme gleich wieder Liebes," und verläßt leise das Zimmer.

Wieder unten begibt Henry sich zu Petroff und dem Zwerg in den Schuppen und spricht: "Jup, wenn ihr euch noch rundherum die Mauer ansehen könnt und überschlagt, was wir für die Erhöhung der Mauer an Material brauchen, dann möchte ich morgenfrüh mit euch los und im Handwerkerviertel alles Nötige besorgen gehen. Wenn sonst keine Fragen mehr sind, dann sehen wir uns morgenfrüh," und blickt fragend zu dem Zwerg, ob es noch irgendetwas zu besprechen gibt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Jup am 31. Mai 2003, 13:11 Uhr
Der Zwerg blickt zuerst Orga und Henry nach und lächelt ein wenig.
Während des wartens begutachtet er die Werkzeuge die in dem Schuppfen aufgereiht sind und unterhält sich ein wenig mit Petroff.

Als Henry wieder den Schuppen betritt wendet er sich ihm zu

"Aje ich werde mir einmal die Mauer ansehen - Ich denke wir sollten die Eisenstäbe in einem Abstand von etwa einer Elle einlassen - meint ihr nicht? So kann nur ein Kind hindurchgelangen. Ich werde dann morgen in der früh hier herkommen und dann können wir sehen was wir alles bekommen - auf bald Herr Henry - und auf bald Herr Petroff"

Jup macht eine kurze Verbeugung und verlässt den Schuppen um sogleich an der Mauer entlangzugehen und sie zu begutachten. Als er einmal an der ganzen Mauer entlang gegangen ist klettert er behändig auf einen Baum nahe der Mauer und springt auf sie, und kommt nach kurzen balancieren mit den mit den Armen wieder ins Gleichgewicht. Er läuft de noch einmal ab und klopft hier und da mit der Hand auf die Mauer.

Nach einiger Zeit springt er von der Mauer hinunter und schlägt den Weg in Richtung des Pfirsichs ein und begibt sich dort in sein Zimmer.

------------------------------

Am nächsten lehnt der Zwerg schon bevor die Sonne richtig am Horizont erschienen ist an der Mauer neben dem eisernen Tor und lässt seinen Blick über die Fassade des Hauses schweifen.
[i]Ein wahrlich schönes Anwesen[i]

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 31. Mai 2003, 16:09 Uhr
Henry hört sich Jups Vorschlag an und meint dann kopfnickend: "Ja, setzten wir die Spitzeisen schön dicht nebeneinander, damit sich auch keine von den dürren Gestalten hindurch zwängen kann."
Der Zwerg versteht offensichtich etwas von diesem Handwerk, denn nachdem er sich verabschiedet und ihm zusagt, am nächsten Morgen wieder in der Frühe da zu sein, sieht er sich die Mauer von allen Seiten an, besonders von oben, während er und Petroff ins Haus gehen. Oben im Flur nicken sie sich zu und wünschen sich noch eine gute Nacht, auch wenn das Abendrot gerade erst den Himmel in sanftes Rot taucht.

Als er in das Schlafgemach tritt, findet er Orga schon in ihr Nachtgewand gekleidet friedlich in ihren Kissen schlummern. Habe ich es mir doch gedacht, die letzten beiden Tage waren viel zu anstrengend für sie gewesen. Nach einem erfrischenden kühlen Bad kleidet er sich in einen bequemen Hausanzug und legt sich zu ihr auf das große Bett, aber er läßt sie in Ruhe schlafen.
Lange liegt er neben ihr, lauscht ihrem ruhigen Atem und seine Gedanken gehen zu den Dreien am Baum, ob sie die Wilddiebe erwischt haben? Hoffentlich sind es nicht zu viele... Auch wenn Petroff ihn im Pfirsich versuchte zu beruhigen, ihm gefiel der Gedanke nicht, daß zwei Frauen und ein schlanker Elbe vielleicht einer Gruppe von Wilderern ihrgendwo in der Wildnis gegenüber standen, elbische Zauberei hin oder her.
Seine Gedanken gehen weiter zu Orgas Reaktion, als er ihr die Sorge um die Ausführung der Mauererhöhung abnahm, warum nur kamen ihr die Tränen? Mit dem Vorsatz, es am nächsten Tag heraus zu finden schläft auch er irgendwann ein.

Durch das Krähen des Hahnes erwacht Henry am nächsten Morgen, als plötzlich Orga beginnt, sich leise schluchzend unruhig im Bett zu bewegen. Nur langsam beruhigt sie sich in seinen Armen, ohne dabei aber wach zu werden, so müde scheint sie noch zu sein. Ich sollte ihr ein paar von Morgans Tropfen geben, damit sie sich richtig entspannt und ausschläft, sie scheint doch noch nicht alles so gut verkraftet zu haben, wie sie es vorgibt. Er steht leise auf, gibt fünf Tropfen in einen Schluck Wasser und läßt sie es im Halbschlaf trinken und kurz darauf liegt sie wieder ruhig in ihren Kissen, auch die Haut in ihrem Gesicht hat die Anspannung verloren. So ist es bestimmt besser für dich Liebes, denkt er zärtlich und haucht ihr einen Kuss auf die Stirn bevor er aufsteht und frühstücken geht. Der Morgen dämmert schon, als er sich in den Stall begibt und das schwere Kaltblut herausführt und vor den Wagen spannt, mit dem sie schon die Sachen von Verd nach Talyra geschafft haben.

"Guten Morgen Jup!" grüßt er den Zwerg, den er am Eisentor stehen sieht und winkt ihn zu sich. "Tharon wird uns begleiten," erklärt er ihm gerade, als dieser aus dem Gesindehaus von Mariann mit einer Umarmung und einem Kuss verabschiedet wird. Er macht sie miteinander bekannt und gemeinsam poltern sie aus dem großen Gartentor Richtung Handwerkerviertel hinaus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 31. Mai 2003, 19:36 Uhr
Orga vergißt in dem Schuppen ganz, daß Henry hier ja all die Jahre bei ihrem Onkel gelebt hat und jeden Winkel und jeden Gegenstand auf dem Anwesen kennt. Als er sie sanft aus dem Schuppen führt und sie so zärtlich daran erinnert, daß sie in seiner zärtlichen Berührung ganz schwach wird, fühlt sie seine Liebe bis in jede Haarspitze und läßt innerlich nicht nur die Mauer los.  Nein, ich bin nicht mehr alleine, du bist wieder bei mir... Doch sie spricht es nicht aus, sie ist nur glücklich und irgendwie löst sich plötzlich eine Anspannung, die sie vorher gar nicht gespürt hatte und sie läßt sich an ihn geschmiegt von ihm ins Haus führen und auf ihr Bett heben und ist glücklich, daß er sie noch eine Weile fest in seinen Armen hält, bis sie innerlich ganz nachgibt und er sie in die Kissen zurück legt.
Nachdem er leise das Zimmer verlassen hat muß sie sich regelrecht zwingen, sich noch frisch zu machen, und in ihr Nachtgewand gekleidet fällt sie gleich danach in ihr Bett und in tiefen Schlaf.
Irgendwann dringen Schreie in ihr Bewußtsein zwischen Wachen und Träumen wandert sie hin und her, sie weiss, sie träumt und doch sind die Bilder da, sie kann nicht vor ihrem Schrecken flüchten, sie sieht Morgana und den merkwürdigen Fremden,  hört wieder die Schreie, ihre Schreie, sieht, wie die Türe ihres Zimmers von außen geöffnet wird und Karlos auf sie zu kommt..., Hahnenschreie, der Hahn aus der Nachbarschaft kräht seine allmorgendlichen Weckrufe...  Karlos kommt immer näher auf sie zu..., doch dann fühlt sie wohlige Wärme sie umfangen...Henry! Sie kann sich noch immer nicht bewegen, aber sie spürt seine Wärme, sie fließt in ihr Wesen, langsam, stetig und beginnt ihre innere Erstarrung zu lösen und als er ihr das Glas an die Lippen setzt schluckt sie dankbar Morganas, sie von diesem Alptraum endgültig befreienden Tropfen und sinkt in erholsamen Schlaf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Juni 2003, 20:17 Uhr
Die Sonne hat sich schon ein Stück vom Horizont erhoben, als Orga frisch und ausgeruht erwacht und lächelnd Henrys Bettseite betrachtet, die wie immer ordentlich gemacht ist, wenn er das Haus schon früh verläßt. Schnell macht sie sich frisch und wirft sich den Morgenmantel über und klingelt nach Elli, die kurz danach das Frühstück in den Salon bringt. Als Ellie durch die Türe huscht sieht sie Petroff in einen seidenen Hausanzug gekleidet aus seinem Zimmer treten und sie hört sich sagen: "Guten Morgen Petroff, wollt ihr mit mir frühstücken?" Es ist ihr klar, daß es nicht ganz der Form entspricht und sie erschrickt leicht, aber er war schon seit den wenigen Tagen die er hier ist, irgendwie zum Freund der Familie geworden. "Die Einladung nehme ich gerne an," antwortet er und betritt mit einer leichten Verbeugung den kleinen Salon und setzt sich zu ihr an den Tisch, auf den Ellie noch ein zweites Gedeck stellt. Orga schenkt den Tee ein und Petroff greift herzhaft zu und gemeinsam genießen sie die Köstlichkeiten, die wie jeden Morgen frisch vom Markt auf ihrem Tisch landen.

Petroff beginnt plötzlich die genüßliche Stille zu beenden, als er mehr feststellend als fragend spricht: "Ihr wißt, wer ich bin und habt bisher geschwiegen." Orga blickt ihn ruhig an und nickt mit dem Kopf: "Ja, ich denke, wenn ihr euch nicht selber als Graf Petroff vorstellt, habt ihr eure Gründe." Petroff sieht sie aufmerksam an und fragt mit einem Schmunzeln: "Woher wißt ihr von mir?"
Orga blickt ihn überrascht an und antwortet ebenso: "Ich dachte ihr wißt das! Ihr ward doch früher des öfteren Gast bei Henrys Vater auf dem Gut in Verd, zumindest hörte ich die Bediensteten immer geheimnisvoll von euch flüstern." Sie lächelt bei der Erinnerung, "aber immer mußte ich an solchen Tagen im Haus bleiben und durfte nicht hinaus. Ihr ward für mich immer der geheimnisvolle Fremde," sie lacht und betrachtet ihn, "und nun sitzt ihr in meinem Salon und frühstückt mit mir."
Petroff blickt sie ruhig an und fragt: "Und nachdem Henry das Gut verlassen hat habt ihr nichts mehr von mir gehört?"
Orga ergreift kurz Unruhe, doch dann senkt sie den Blick und antwortet ihm ehrlich: "Ich habe all die Jahre kaum noch etwas um mich herum wahrgenommen, auch wenn ich jeden Tag dort war. Ich hatte nur Kontakt zu Leo und Henrys Vater und sie sprachen niemals von euch."
Ihr wird auf einmal schlagartig bewußt, wie sie die ganzen Jahre nur in ihrer eigenen Welt gelebt hatte und erschrickt im Nachhinein darüber, wie konnte ich nur so leben? Ihre Gedanken wandern zu Morgana und Lyn, die ihr geholfen hatten, sie aus diesem Zustand zu befreien und sie wechselt abrupt das Thema: "Ich werde nun aufbrechen und mich im Handwerkerviertel nach einem Geschenk für die Heilerin umsehen, bitte entschuldigt mich Graf Petroff."
Orga erhebt sich und sogleich steht auch Petroff aus dem Sessel auf und erwiedert: "Wenn es euch recht ist, begleite ich euch," und lächelt sie so unschuldig an, daß sie schon wieder lachen muß und fügt noch hinzu: "Vielleicht sollten wir die Kutsche nehmen, das Handwerkerviertel ist groß und der Weg dahin recht weit!" Orga gefällt der Gedanke und sie nickt: "Ja, das würde mir gefallen," und nachdem sie umgezogen, und die Kutsche angespannt ist, lenkt Yohn sie beide durch das hintere Tor hinaus Richtung Handwerkerviertel.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Juni 2003, 00:03 Uhr
Yohn fährt die Kutsche durch das Gartentor und als er Orga die Kutschentür öffnen will, scheint sie leer zu sein, doch spontan reißt er die Türe auf und sieht sie auf der Bank liegen. Erleichtert atmet er auf und versucht sie zu wecken, doch sie reagiert nur mit einem recht unwachen Stöhnen. Plötzlich steht Petroff hinter ihm und fragt: "Was ist passiert? Was riecht hier so verkohlt?" Yohn sieht ihn überrascht an und erzählt ihm mit wenigen Worten, was seit dem Eintreffen bei der Heilerin alles geschehen ist. Petroff nickt, legt seine Hand auf Orgas Hals und nach einem Moment beruhigt er Yohn: "Sie schläft nur tief und fest, sie scheint vollkommen geschafft zu sein und einen kleinen Schwips zu haben," und schnuppert übertrieben in die Luft, während er Yohn anlächelt, der ihn verdutzt bei den letzten Worten ansieht. Behutsam holt Petroff Orga aus der Kutsche und trägt sie bis hinauf in ihr Schlafgemach und legt sie auf ihrem Bett ab.
Ellie eilt mit einer Wasserschüssel und einem frischen Tuch herbei, wie Yohn ihr aufgetragen hatte und nachdem Petroff das Schlafgemach verlassen hat entkleidet sie Orga, wäscht sie und kleidet sie in ihr Nachtgewand und deckt sie mit der Bettdecke zu. Leise nimmt sie die nach Rauch riechenden Gewänder mit hinaus und verläßt das Zimmer.
Petroff betritt noch einmal Orgas Schlafgemach und kontrolliert ihr Befinden, hebt vorsichtig ihren Kopf an und entfernt noch die Spangen aus ihrem Haar bevor er sie wieder verläßt und nachdenklich in sein Zimmer geht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 05. Juni 2003, 13:44 Uhr
Henry lenkt das Kaltblut, das Mühe hat, den schwerbeladenen Wagen zu ziehen, durch das hintere Gartentor in den großen verwilderten Hof des Anwesens, als ihm die Kutsche auffällt, die nicht wie sonst im Schuppen steht, sondern vor dem hinteren Hauseingang. Er lenkt den Wagen in die vorderen Mitte des Hofes in die Nähe der Mauer, damit sie dort gleich die Steine abladen können und geht zu Yohn, der gerade das Pferd von der Kutsche abspannt. Er wundert sich über den verkohlten Geruch und sieht ihn nur fragend an und Yohn berichtet ihm, was geschehen war.
Mit einem Satz ist Henry im Haus und eilt in Orgas Schlafgemach, doch sie scheint einfach nur fest und tief zu schlafen. Eine Weile sitzt er auf ihrer Bettkante und hält ihre Hand, die ganz entspannt in seiner liegt. "Oh Orga, dich darf ich wirklich nicht aus den Augen lassen," spricht er leise, "du bist doch selber noch gar nicht wieder richtig gesund." Er beugt sich über sie und will ihr gerade zärtlich einen Kuss auf die Stirn hauchen, als er den Geruch von Verkohltem in ihren Haaren riecht und mit einem Schlag wird es ihm bewußt. Mit gebremster Kraft zieht er sie fest in seine Arme, wühlt sein Gesicht in ihre Haare und flüstert innig: "Oh Liebes..., meine geliebte kleine Orga." Mit einem Schlag wird ihm bewußt, wie sehr er sie liebt, wie schrecklich es gewesen wäre, wenn ihr dort draussen etwas zugestoßen wäre, wenn das Feuer an irgendeiner Stelle wieder ausgebrochen wäre... Er drängt die Gedanken beiseite und hält sie nur weiter fest umschlungen. "Henry..." hört er sie plötzlich im Halfschlaf flüstern. "Ja mein Liebes, ich bin bei dir, ruh dich aus, schlafe Liebes, schlafe..." und streicht liebevoll ihren Kopf, streicht die Haare aus ihrem Gesicht und küsst sie zärtlich auf die Wange und Stirn, so innig und doch sanft, um sie nicht zu wecken. Leise wohlig kommt ein Seufzer über ihre Lippen und einen Moment später schläft sie wieder tief und fest.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 06. Juni 2003, 10:18 Uhr
Erst als Henry sich ganz sicher ist, daß Orga wieder tief und fest schläft geht er in den Hof hinunter, wo Tharon und Yohn schon die Steine abgeladen, und die Kalksäcke in den Schuppen gebracht haben. Nachdem die beiden mit dem nun leicht dahinrollenden Wagen den Hof wieder Richtung Steinehändler verlassen, um noch den Sand abzuholen, schließt er das Tor und genießt erst einmal im Waschraum ein kühles Bad und kleidet sich in einen leichten Hausanzug.
In der Küche bei Marie gönnt er sich einen Teller mit Hühnereintopf und füllt eine der Silberschalen mit Deckel mit der Suppe und trägt sie in den kleinen Salon. Auf einem filigralen Eisengestell, in dem er die kleine Kerze darin entzündet stellt er die Suppe warm und begibt sich zu Orga, legt sich neben sie in das große weiche Bett und streckt seine müden Knochen aus. Nach dem Gerüttel auf dem Pferdewagen den ganzen Tag, ist das weiche Lager eine Wohltat. Er lauscht den Geräuschen, die vom Marktplatz in die weit geöffneten Fenster dringen, die sich von den geschäftigen Geräuschen des Tages langsam in die des Abends wandeln. Je später es wird, um so mehr hört man ausgelassenes Lachen, aber auch Betrunkene, die nach ihrem Tagewerk heim schwanken.
Wie anders ist das Leben auf dem Gut in Verd... denkt er, wie fröhlich war das Gesinde dort den ganzen Tag bei seiner Arbeit...wie früher... Er riecht wieder den würzigen Duft der Wiesen und der großen Kastanien überall auf dem riesigen Gut, sieht die weiß gestrichenen starken Zäune, die die Weiden von einander trennen und den ruhigen Blick seines Vaters auf ihm ruhen und fühlt seinen stillen Stolz beim Anblick seines Sohnes, aber auch seinen Schmerz, daß es ihm nur ein paar Tage vergönnt war, seinen Sohn wieder zu sehen.
Warum eigentlich? fragt er sich, warum sollten wir nicht auf dem Gut leben, wo doch Orgas Vater schon fast drei Jahre tot ist? Mit ihrem Bruder verbindet mich noch immer die alte Freundschaft....er würde sich sogar freuen, denn er vermißt seine Schwester sehr... Er liegt und grübelt und betrachtet immer wieder seine schlafende Orga. Wie sie wohl reagiert, wenn ich sie einfach frage....?

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Juni 2003, 12:53 Uhr
Orga von Roßstein erwacht. Sie fühlt sich müde und benommen, aber ihr Hunger ist übergroß. Sie hört Henrys gleichmäßige Atemzüge und schmunzelt. Vorsichtig rutscht sie aus dem Bett um ihn nicht zu wecken, doch plötzlich erwischt er sie und zieht sie leise lachend zu sich zurück: "So schnell entkommst du mir nicht!" hört sie ihn spitzbübisch flüstern und genießt seine Liebkosungen. "Ich habe Hunger!" protestiert sie und kurze Zeit später sitzt sie im Nebenzimmer, dem kleinen Salon, im Sessel. Während sie  die nahrhafte, reichlich mit köstlichen Hühnerstückchen und Gemüse angefüllte Suppe verschlingt, verschwindet Henry nach unten, um Nachschub zu holen. Er schleppt ein ganzes Tablett mit Brot, Käse, Butter und eine große volle Suppenschüssel herbei und hat sich gleich einen Teller mitgebracht. Genüßlich sitzten sie bei Kerzenschein und schlürfen den köstlichen Eintopf von Marie. "Sie kocht die beste Hühnersuppe der ganzen Immerlande!" schwärmt sie und genießt weiter.

Henry erzählt ihr von den Besorgungen und daß sie keine Eisen bekommen haben und als er schweigt blickt er sie forschend an und sie weiß, daß er ihr das nur erzählt hat, damit sie von ihrem Tag berichtet. Sie schmunzelt in sich hinein. Du bist durchschaut mein Liebster. Sie geht jedoch darauf ein und erzählt ihm von dem Frühstück mit Petroff und dem Kauf des Geschirrs und der Gartenmöbel und wie Yohn sie dann alle zu den kleinen Gehöften vor der Stadt gefahren hat. Auch von Morganas Zusammenbruch erzählt sie und wie sie noch den Korb mit Lebensmittel der jungen hochschwangeren Bäuerin gebracht hat und beim Lord Commander nachgefragt hat, wer für den Wiederaufbau des Stalles und Schuppens zuständig sei.  Sie kichert leise und flüstert mehr: "Er hat mir ein herrlich kühles Bier in die Hand gedrückt und weil ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte habe ich einen solchen Schwips bekommen, daß ich richtig Mühe hatte, daß er beim Verlassen der Steinfaust das nicht merkt." Sie kichert immer noch leise bei dem Gedanken.
Henry erhebt sich, zieht sie in seine Arme und spielt wieder Kater, daß sie flüchten will, weil er sie am Hals damit wieder so kitzelt, doch er trägt sie nur zurück in ihr Bett und sie genießen ihre Zweisamkeit.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 08. Juni 2003, 17:51 Uhr
Henry ist erleichtert als er hört, daß Orgas Umkipper in der Kutsche wohl überwiegend von einem Schwips herrührte, auch wenn sie sich mit all den Aufregungen, ohne mittags etwas gegessen zu haben, sicher übernommen hatte. Glücklich hält er sie in seinen Armen, nachdem er sie mit seiner Schnurrerei zum Lachen gebracht hat. Wie kitzelig sie ist... Er schaukelt sie leicht in seinen Armen und flüstert: "Sicher willst du wissen, ob die jungen Bauersleute einem Lehnsherren verpflichtet sind, stimmts?" Als sie nickt und ihn ernst ansieht verspricht er ihr, daß er am nächsten Tag mit ihr hinfährt und meint: "Wenn es der Großgrundbesitzer ist, bei dem Tharon verpflichtet war, dann bin ich mir nicht sicher, ob er die zerstörten Gebäude wieder aufbauen läßt, er ist ein übler Bursche. Aber sehen wir mal, was die beiden sagen;  wenn sie Hilfe brauchen und sie von uns wollen, gibt es mehr als eine Möglichkeit," und schaut sie aufmunternd an.
Sie benimmt sich trotz der vielen Jahre immer noch nicht wie die üblichen adeligen Frauen, sie ist immer noch die alte Orga, die weder hilflose Tiere noch Menschen leiden sehen kann... Zärtlich streichelt er sie, aber so sanft, daß er sie damit beruhigend beim Einschlafen unterstützt, denn wie ein Kind an ihn gekuschelt schläft sie ein und nur kleine Seufzer zeugen von ihrem langsamen Hinübergleiten in die Traumwelt.
Es ist zwar nicht ihre Aufgabe, sich um abgebrannte Bauern zu kümmern, aber wenn es sie glücklich macht... Im Grunde liebt er genau das an ihr, ihr mitfühlendes Wesen. Ich bin gespannt auf die junge Bäuerin, sie muß eine ganz Liebe sein, daß sie sie so in ihr Herz geschlossen hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Juni 2003, 22:50 Uhr
Orga von Roßstein erwacht am Vormittag von den Geräuschen des Marktplatzes und stellt fest, daß Henry schon auf den Beinen ist, denn das Bett neben ihr ist ordentlich gemacht. Nach einer Katzenwäsche schlüpft sie in einen dunkelgrünen weiten, aber schlichten Rock, eine beige hauchdünne Baumwollbluse mit weitem Kragen und weiten Ärmeln und einer Weste aus dem gleichen Stoff, wie der Rock. Breite Borten zieren Rock und Weste und geben ihm eine kostbare Note. Sie eilt nach unten, wo sie aus dem Fenster in den Garten blickt und Henry bei Jup sieht, mit dem er wohl über die Erhöhung der Mauer spricht. Yohn trägt gerade ein paar Dutzend Eier in den Schuppen. Orga schmunzelt. Sie schlagen tatsächlich Eier in die Mörtelmischung.
Orga sitzt bei einem kleinen Frühstück im großen Salon, als Henry zu ihr kommt und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn haucht und sich zu ihr setzt und meint, daß sie noch eine Hilfe für Jup brauchen. Orga lächelt und meint spitzbübisch: "Hat mir da nicht letztens jemand gesagt, daß ich jetzt einen Mann habe, der sich um diese Sachen kümmert?" und ergreift seine Hand und drückt sie liebevoll. Henry lacht belustigt auf, nickt zustimmend und antwortet geschickt, daß er sie dazu nur mitnehmen möchte auf einen kleinen Spaziergang. Sie horcht erfreut auf und ruft aus: "Oh ja Henry, gerne, seit dem Inarifest waren wir nicht mehr aus!" Nachdem Henry Marie in der Küche Bescheid gesagt hat nimmt er sie an die Hand und übermütig verlassen sie das Haus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 09. Juni 2003, 13:30 Uhr
Orga von Roßstein erreicht mit Henry und Dekar ihr Anwesen am südlichen Ende des Marktplatzes, während sich dunkle Wolken immer drohender über die Stadt schieben und Blitze und Donner immer näher die Luft erzittern lassen. Jup der Zwerg ist nirgends zu sehen, wahrscheinlich machte er gerade Mittagspause, doch Tharon kommt auf sie zu und Henry macht die beiden Männer miteinander bekannt, auch Yohn, der sich ebenfalls kurz darauf zu ihnen gesellt.

Sie läßt die Männer unter sich sein und geht zum Gesindehaus, wo Mariann mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm kritisch zum Himmel sieht und zur Begrüßung einen Knicks andeutet. Orga grüßt Mariann und klärt sie über die Anwesenheit Dekars auf: "Mariann, drüben dieser große Mann, Dekar, sieht auf den ersten Moment recht befremdlich aus,  doch er ist freundlich und hat gute Umgangsformen. Er wird Jup, dem Zwerg bei der Mauer helfen, damit euer Mann sich auch weiterhin um die täglich anfallenden Arbeiten kümmern kann. Er soll ein Zimmer oben bei euch im Nebenhaus bekommen, richtet ein Zimmer für ihn und laßt ihn auch die große Küche mit benutzen. Nehmt ihn freundlich in das Haus auf, er scheint ein guter Mann zu sein." Mariann nickt freundlich und huscht ins Haus, um das Zimmer herzurichten. Sie wußten, daß sie irgendwann das Haus mit anderen teilen mussen und sie scheint sich nicht gestört zu fühlen, eher neugierig zu sein.

Orga ist froh, daß Mariann zwar Dekar aufmerksam, aber nicht mißtrauisch mustert. Sie wünscht Ruhe und Frieden untereinander und bei Mißachtung kann sie selber recht ungemütlich werden. Lächelnd geht sie ins Haus und setzt Marie und Elli noch von Dekars Gegenwart auf dem Anwesen in Kenntnis und begibt sich dann unten in den großen Salon und schaut nach draußen zu den dunklen Wolken, die über die Stadt ziehen.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 09. Juni 2003, 15:35 Uhr
Dekar steht etwas verloren auf dem Hof des Anwesens und beobachtet das ständige Treiben der Bediensteten. Er sieht auch die Mauer mit der er sich wohl die nächste Zeit beschäftigen wird.

Das wird ein Haufen Arbeit...

Viele bleiben kurz stehen und starren ihn mit neugierigen Blicken an. Dekar nickt zurück und lächelt freundlich, aber irgendwie war ihm die Situation peinlich. Da kommt ein wildfremder Mann auf dieses Anwesen, der eigentlich nur einem Zwerg namens Jup beim maurern helfen soll, aber sofort wie ein hoch angesehener Gast behandelt wird. Dekar verhält sich erstmal ruhig und wartet darauf, wie Henry weiter vorgehen will...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Juni 2003, 18:01 Uhr
Henry stellt fest, daß Jup gerade nicht da ist, aber als Tharon und Yohn erscheinen, macht er sie miteinander bekannt und teilt ihnen mit, daß Dekar Jup bei der Mauer helfen wird und ein Zimmer im Nebenhaus bekommt und nickt Tharon dabei zu, weil er im Moment mit seiner Familie dort alleine wohnt. Tharon nickt freundlich zurück und Henry geht mit Dekar zu dem Steinhaufen und meint: "Diese Steine sollen auf die Mauer und im Abstand von einer Elle kommt je ein Spitzeisen von drei Fuß Länge hinein. Da wir die Eisen aber noch nicht haben müssen entsprechende Löcher für sie beim Mauern frei gelassen werden, damit sie zum Schluß nur noch eingesetzt werden müssen."
Henry blickt Dekar an, der sich alles ruhig anhört und meint dann: "Gehen wir erst einmal ins Haus, damit ihr euch zurecht findet." Er geht zur Hintertüre und den Gang bis zur Küche und stellt ihm Marie vor und lächelt sie an während er ihm erklärt: "Wenn ihr Hunger habt, Marie wird euch versorgen, sie ist tagsüber nicht aus der Küche heraus zu bekommen und freut sich, wenn jemand Hunger hat," und lacht, als Marie ihn verlegen ansieht und zeigt ihm noch den Waschraum, damit er weiß, wo er sich erfrischen kann.
Anschließend gehen sie noch zum Nebenhaus und Henry wartet bis Mariann die Türe auf sein Klopfen öffnet, die direkt in die große Küche führt und stellt auch ihr und den Kindern Dekar vor. Mariann begrüßt Dekar freundlich und führt ihn nach oben und zeigt ihm oben das für ihn vorbereitete Zimmer.
Yohn gesellt sich wieder zu ihnen und meint, daß sie den ersten Mörtel ansetzten könnten, da er ein paar passende Eisen im Schuppen gefunden hat mit denen  sie die Löcher für die späteren Eisen hinbekommen müßten. Henry blickt zu Dekar und fragt: "Dekar, ich weiss nicht, ob ihr schon einmal mit Kalk gearbeitet habt, er ist ätzend und ihr solltet vielleicht besser eure guten ledernen Hosen gegen derbe Leinenhosen austauschen, wenn ihr nicht wollt, daß sie zu Schaden kommen. Wir haben im Wäscheraum Arbeitskleidung in verschiedenen Größen, wenn ihr eure Kleidung schonen möchtet," und er nickt ihm freundlich zu, "was ich euch empfehlen würde." Er blickt Dekar an und fragt: "Wollt ihr gleich anfangen oder erst später?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 09. Juni 2003, 20:23 Uhr
Dekar lauscht geduldig und läßt sich durch das Anwesen führen. Beim Steinhaufen mustert er abwechselnd die Steine und die Mauer, während Henry ihm die Situation erklärt.

Sieht ja einfach aus...

Während der gesamten Führung lächelt Dekar und nickt bedächtig. Das kleine Zimmer, das ihm zugewiesen wird, ist ein nett eingerichteter Raum mit einem ziemlich großen Bett. Wann hatte er das letzte mal in einem Bett geschlafen? In Shyada's Zimmer in der Harfe. Obwohl er genau genommen in diesem Bett nicht "geschlafen" hat. Dekar dachte wieder an Shyada und sein Blick wird wehmütig. Sie verschwendet wahrscheinlich keinen Gedanken mehr an ihn, aber immer wieder taucht sie in seinem Kopf auf. Er kann sie nicht vergessen. Aber will er das?
Als Henry auf das Kalk zu sprechen kommt, hört Dekar nur halb zu. Mit einem Seufzer antwortet er.

"Von mir aus können wir sofort anfangen. Wo kann ich nochmal meine Kleidung wechseln? Verzeiht, aber ich war gerade mit meinen Gedanken woanders..."



Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 10. Juni 2003, 05:50 Uhr
Henry schmunzelt, als Dekar sagt, daß er etwas abwesend war und geht mit ihm ins Haupthaus in den Wäscheraum, der gegenüber der Küche liegt und angelt die größte Hose und das größte Leinenhemd mit langen Ärmeln heraus, die er finden kann und reicht ihm die Sachen. "Ihr könnt euch ja in eurem Zimmer umkleiden und laßt euch von Mariann auch gleich im Nebenhaus den Waschraum zeigen," schlägt er Dekar vor und sie gehen wieder in den Hof.

Während Dekar in sein Zimmer geht begutachtet er mit Yohn die alte Mischvorrichtung, eine runde Steinwanne in der Nähe des Schuppens, die auf den ersten Blick wie ein niedriger Brunnen aussieht. In der Mitte ist ein starkes Eisenrohr unverrückbar in den Boden eingelassen aus dem eine bewegbare Eisenstange herausguckt, auf der ein langes Quereisen geschmiedet wurde, an dem sich rechts und links zwei lange schaufelähnliche Eisen befinden, die bis auf den Grund der Steinwanne reichen. Die beiden Enden dieser Eisenstange, die auf beiden Seiten weit über den steinernen Wannenrand hinaus ragen, können von zwei Mann mühelos bewegt werden, so daß Kalk und Sand und später das Wasser mit geringem Kraftaufwand vermischt werden können.

Henry meint zu Yohn: "Damit wurde sicher der Mörtel beim Bau der beiden Häuser und der Mauer gemischt, zumindest sieht die Vorrichtung genauso alt aus wie das Haus," und lacht, "aber es geht damit ausgezeichnet, wir haben diese Mischvorrichtung beim Bau des Stalles eingesetzt," und nickt bei seinen Worten bestätigend mit dem Kopf, denn Yohn sieht überrascht auf die steinerne Wanne, als er den großen schweren Holzdeckel mit Yohns Hilfe von ihm herunter hieft, unter dem die Wanne unauffällig verborgen lag.  

Dekar kommt gerade wieder aus dem Nebenhaus, als Yohn drei Schaufeln Sand auf einer Schubkarre und er eine Schaufel mit Kalk aus dem Schuppen in die Steinwanne geben. Amüsiert lachend schieben Yohn und er die Eisen vor sich her, wie Kinder die ein neues Spiel entdeckt haben und beobachten, wie sich Sand und Kalk ruckzuck vermischen. Yohn bleibt stehen und meint: "Das ist hervorragend, es ist Knochenarbeit, Kalk und Sand mit der Hand in einem Eimer zu mischen," und man sieht ihm die Freude über die enorme Arbeitserleichterung an.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 10. Juni 2003, 12:42 Uhr
Dekar nimmt die Kleidung entgegen und geht auf sein zimmer, um sich umzuziehen. Die "größten" Sachen, die ihm angeboten werden, sind ihm fast schon wieder zu klein. Aber schließlich kann Dekar daran auch nichts ändern und es soll ja nicht gut aussehen sondern ist nur für die Arbeit gedacht.
Nachdem er sich umgezogen hat schmeißt er seine Hose und sein Hemd einfach auf das Bett. Er will grade wieder zu Henry und Yohn auf den Hof zurück, als Mariann an die Tür klopft und ihm den Waschraum des Nebengebäudes zeigt. Dekar bedankt sich freundlich bei ihr, was sie anscheinend sehr verlegen macht. Sie verabschiedet sich von ihm und huscht davon. Kopfschüttelnd macht er sich auf zum Hof.
Dort angekommen betrachtet er interessiert die Steinwanne, in der sich Sand und Kalk anscheinend spielend vermischen. Kurzerhand schnappt er sich auch ein großes Eisen und hilft mit beim Anrühren.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 10. Juni 2003, 14:03 Uhr
Henry lacht noch immer, als Dekar zu ihnen tritt und überläßt ihm seine Eisenstange und holt Wasser, das er langsam zu der Sandkalkmischung gießt. Plötzlich ruft er: "Langsam, nicht zu schnell!" und springt zur Seite, denn er hatte sich nicht umgezogen, weil er mit Orga noch außer Haus wollte. Die beiden grinsen und verlangsamen ihre Schritte und nach einer Weile haben sie eine schöne breiige Mischung. "Die Eier!" erinnert sich  Henry laut, "wir sollten noch ein paar Eier reinschlagen und eilt zum Schuppen und kommt mit einer Handvoll Eier zurück, denn die Mischung sollte nun flott verarbeitet werden. Vorsichtig legt er sie auf den Boden und gibt den Inhalt der aufgeschlagenen Eier hinein und muß einfach lachen dabei und meint: "Unser Gast Petroff erklärte uns, daß der Mörtel so noch besser wird."

Yohn füllt einen Eimer mit der gelungenen Mischung und mit dem Mörtel und einer Schubkarre, voll mit ganzen und halben Steinen, begeben sie sich zum hinteren Gartentor, wo er vorsichtshalber erst einmal mit der Erhöhung der Mauer beginnen will, denn der im Mauerbau erfahrene Jup ist noch nicht wieder da und hier würde es nicht so auffallen, wenn sie was nicht ganz richtig machen.

Henry blickt auf den oberen Mauerrand und meint nachdenklich: "Wir sollten wohl erst den alten Putz oben auf der Mauer entfernen und mit dem Spitzhammer oder einem Meißel einige kleine Löcher einschlagen, damit sich die beiden Mauerteile besser verbinden," und geht mit Dekar zum Schuppen, wo sie einen normalen und einen Spitzhammer finden, sogar einen starken Meißel und er schnappt sich noch eine Wurzelbürste und den Eimer mit Wasser.

Nachdem sie ein gutes Stück der Mauer vom alten Putz befreit haben und einige kleine Löcher in die Mauer geschlagen sind nimmt er sich die Bürste und Wasser und näßt die Mauer von oben ein, damit der neue Mörtel sich mit der alten Mauer besser verbinden kann. Danach geben sie Mörtel drauf und am Ende der Mauer einen Stein quer als Abschlußstein, der mit seiner Länge von etwa einem Fuß genau die Breite der Mauer hat. Erst die folgenden Steine geben sie in zwei Reihen der Länge nach versetzt auf den Mörtel, wobei die fertigen halben Steine die Arbeit wieder sehr erleichtern. Er sieht sich das genau an und meint dann: "Wir sollten nach jedem langen Stein ein Eisen setzten, damit da keiner durchschlüpfen kann. Yohn und Dekar scheinen das auch so zu sehen, denn sie nicken zustimmend.
Henry klopft sich den Staub von Hose und Weste und verabschiedet sich: "Wenn ich mich nicht losreiße, bekomme ich noch Schläge" und lacht, während er ihnen zunickt und sich wieder dem Haus zuwendet, wo Orga im Salon geduldig auf ihn wartet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Juni 2003, 18:10 Uhr
Orga hat im Salon den Eßtisch von Ellie decken lassen und als Henry aus dem Hof kommt bringt Marie gleich den köstlich duftenden Entenbraten mit Kartoffeln und Gemüse und verteilt die Platte und die Schüsseln auf dem Tisch.

Zärtlich umfängt sie Henry, der ihr fröhlich von der Mauer erzählt und sie lächelt, denn sie liebt sein jungenhaftes fröhliches Wesen, das besonders zum Vorschein kommt, wenn er draußen irgend etwas werkelt. Sie blickt ihn liebevoll an und fragt: "Möchtest du heute lieber an der Mauer weiter arbeiten? Ich kann auch alleine zu den Bauersleuten reiten." Henry blickt sie kurz forschend an, nimmt sie dann aber fest in seine Arme und antwortet: "Damit du wieder irgend etwas anstellen kannst?" und lacht vergnügt und leise neben ihrem Ohr, "ich komme gerne mit, Liebes," und küsst sie zärtlich, daß sie schon wieder ganz schwach wird und seufzt.
Henry rückt ihr schnell den Stuhl zurecht und sie genießen das Essen. Marie kommt herein und fragt, ob sie noch etwas wünschen und ihre Augen leuchten, als sie sie genüßlich essen sieht und sie nickt Marie zu und bittet sie, draußen Yohn und Dekar an das Mittagessen zu erinnern, das sie in der letzten Zeit immer mit Ellie, Yohn und Tharonns Familie in der großen Küche einnimmt.

Es hat wieder zu gut geschmeckt und sie streckt sich wohlig, daß Henry schmunzelt und sie sanft vom Stuhl hochzieht und sie zum erhöhten Diwan vor dem Kamin trägt und sie fragt, ob sie wirklich gleich zu den Bauersleuten reiten möchte oder.... und lächelt sie unternehmungslustig an. "Ein Mittagsschläfchen würde mir sicher gut tun," antwortet sie schnell und lacht, "aber wirklich nur ein kleines Mittagsschläfchen," und blickt ihn gekonnt erschöpft und ruhebdürftig an, daß er sie lächelnd aufhebt und zur Treppe trägt, wo sie aber dann doch von seinen Armen hüpft und gemeinsam gehen sie ins Schlafgemach, lassen sich auf das Bett fallen und sie kuschelt sich wohlig an ihn und ist kurz danach eingeschlummert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 12. Juni 2003, 11:25 Uhr
Henry nimmt mit Orga ein köstliches Mahl im großen Salon ein und nach ein paar Neckereien und einem kurzen Mittagsschläfchen von Orga beschließen sie, erst einmal den Schmied aufzusuchen und zu sehen, ob er ihnen die nötigen Spitzeisen für die Mauer herstellen kann.

Henry geht in den Stall, sattelt ihre Pferde und hilft Orga beim Aufsteigen, geht dann aber noch kurz zu Dekar und überreicht ihm ein Leinensäckchen, das er im kleinen Salon aus der Schatulle entnommen und mit Münzen angefüllt hat, die einem guten Wochenlohn entsprechen und reicht es ihm.

Nach ein paar freundlichen, mit Dekar gewechselten Worten und der Erklärung, daß es sich um einen Vorschuß handle, wendet er sich seiner wartenden Orga zu und reitet mit ihr aus dem hinteren Gartentor hinaus, um Sol den Schmied aufzusuchen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 13. Juni 2003, 13:52 Uhr
In den nächsten Tagen kommen die Männer gut voran. Einer arbeitet immer vor, indem er den alten Putz von der Mauer klopft, während die anderen beiden, darunter Dekar, die Mauer anfeuchten, neuen Mörtel draufgeben und die neuen Steine setzen. Die Arbeit ist zwar anstrengend, aber die Männer lockern ihre Arbeit durch Gespräche und Lachen erheblich auf.

An dritten Abend meldet sich Dekar kurz ab, um in die Stadt zu gehen.

Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch etwas unternehmen. In dieser Stadt gibt es bestimmt noch einiges zu entdecken...

Er geht in sein Zimmer, wo er sich umzieht. Bevor er das Anwesen verläßt, huscht er noch kurz in die Küche und nimmt sich eine Kleinigkeit zu essen. Kauend überlegt er, wohin er gehen könnte. Plötzlich kommt ihm ein guter Gedanke. Er nimmt sich noch einen Schluck Wasser und verläßt den Hof...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 05. Juli 2003, 20:08 Uhr
Einige Zeit später kommen Sol und Dekar auf dem Hof an. Dekar zeigt dem Zwerg die Mauer und die Lödcher, die für die Stangen gedacht sind. In der Ferne erblickt Dekar Jup.

"Jup? Hier sind die ersten Stangen!"

Jup setzt sich in Bewegung und kommt auf sie zu. Dekar wendet sich an Sol.

"Ich geh mich dann mal eben umziehen. Die Stangen lege ich da vorne ab. Bis dann!"

Mit diesen Worten geht Dekar auf die Mauer zu und legt die Stangen an einer Stelle ab. Dann verschwindet er in einem der Nebengebäude. In seinem Zimmer angekommen entkleidet er sich und zieht die frisch gewaschenen Arbeitssachen an, die auf seinem Bett bereitliegen. Dann macht er sich auf den Weg nach unten...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 05. Juli 2003, 20:19 Uhr
Ein Zwerg, der offenbar auf den namen Jup zu hören scheint stürmt sogleich auf Sol zu.
"Seid gegrüßt, Jup, mein Name ist Sol." Obwohl sein name bereits bekannt ist stellt sich jener noch einmal vor.
"Ich habe einige Muster der Spitzeisen für die Mauer angefertigt. Sind Orga oder Henry zugegen?"
Jup verneint, die Herrschaften sind zur Zeit außer Haus. Aber er fügt stolz hinzu, dass er volle Kopetenzen bei den Stangen hat. Sol scheint ein wenig misstrauisch ob Jups Kenntnissen. Auch wenn er ungerne an dem Wort eines anderen Zwergs zweifelt.
"Nun, dann seht euch meine Arbeit an, ich hoffe sie entsprechen den Vorstellungen..."
Jup nähert sich vorsichtig und hebt bedächtig eines der Eisen. Hin und her wendend beschaut er das Metall und kommt kurz darauf zu dem Ergebnis, dass die Arbeit 'ausreicht' um die Mauer zu befestigen. Ausreichend? Frechheit...
"Nun will ich euch aber auch nicht weiter bei eurer 'Arbeit'..." Sol spricht das Wort 'Arbeit' genauso aus wie Jup das Wort 'ausreichend'. "...stören. Richtet Dekar und den Herrschaften schöne Grüße von mir aus." Jup verabschiedet sich ebenfalls und Sol kehrt erschöpft zur Felsenschmiede zurück. Noch so viel Arbeit...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 05. Juli 2003, 20:32 Uhr
Dekar kommt wenig später wieder auf den Hof runter und geht zu Jup. Vergebens hält er nach Sol Ausschau.

Hmm, scheint schon gegangen zu sein...

Jup bestätigt seine Vermutung. Dekar zuckt mit den Schultern und beginnt wieder, gemeinsam mit Jup, an der Mauer zu arbeiten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 06. Juli 2003, 11:37 Uhr
Endlich wieder zuhause! Glücklich reitet Orga an Henrys Seite durch das hintere Tor des Anwesens auf den Hof. Sie waren, kaum hatten sie nach ihrem Besuch bei dem Schmied Sol die Nachricht von Lady Gwynad erhalten, zu ihr geeilt. Die alte Dame lag erkrankt zu Bett und hatte sie und Henry die Tage bei sich geladen. Orga war recht erstaunt über die alte Dame, die Henry offensichtlich in ihr Herz geschlossen hatte. Sie saßen immer wieder bei ihr und sie mußte vom Gut Roßstein in Verd erzählen und ihre Augen leuchteten manches Mal auf, wenn sie von Henrys Vater sprach und sie mußte es sich verkneifen, sie zu fragen, ob sie ihn kenne.

Orga läßt sich nahe der Hintertüre vom Pferd gleiten und blickt sich erstaunt um. In den wenigen Tagen war die Erhöhung der Mauer prächtig voran geschritten und einige Spitzeisen prangten drohend aus dem Mauerwerk. Ja, so habe ich mir das vorgestellt.... Orga blickt Henry glücklich an und spricht leise zu ihm: "Henry, sieh nur, wenn die ganze Mauer so mit den Eisen bestückt ist, dann fühle ich mich erst wirklich wohl hier," und lehnt ihren Kopf an seine Brust und gennießt seine zärtliche Umarmung.
Plötzlich hört sie Jup und Dekar, die sie begrüßen und sie blickt auf erwiedert fröhlich ihren Gruß, doch geht dann ins Haus und gleich zu Marie in die Küche.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 07. Juli 2003, 22:35 Uhr
"Wo bin ich denn nun schon wieder gelandet?" Liselle findet sich in einem völlig unbekannten Gebiet wieder.
Seltsame Gestalten bauen an einer Mauer herum.
"Hmm, ich werde einfach mal die etwas finsteren Gestalten dahinten fragen, wo´s hier zum Pfirsich geht...."denkt sie.

"Ähhmm....ENTSCHULDIGUNG!!??"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 07. Juli 2003, 22:50 Uhr
Dekar sieht auf und sieht ein nettes Mädchen am Eingang zum Anwesen stehen.

"Jup, ich schau mal eben nach wer da ist!"

Dekar schlendert zu der Frau rüber und bedenkt sie mit einem freundlichen Lächeln. Wieder einmal, so wie bei fast allen Leuten, mit denen er redet, muß er nach unten schauen, damit er sie mit seinen Löwenaugen ansehen kann.

"Kann ich euch behilflich sein, Mylady?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 07. Juli 2003, 22:56 Uhr
Fast wäre sie in Ohnmacht gefallen. Ein Riese mit blonder Mähne und seltsamen Augen steht
plötzlich vor ihr.
"Da...da...da....das wäre sehr nett." stottert sie. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Aber der Mann sprach sie nett an, darum versucht Liselle ruhig zu bleiben und sich nicht zu fragen, ob er schon gefrühstückt hat.
"Ich habe mich wohl verlaufen...mal wieder" gibt sie kleinlaut zu. "Wo gehts denn hier zum Pfirsich?"
Sie schafft es tatsächlich, ihr freches Grinsen aufzusetzen, wie auch immer...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 07. Juli 2003, 23:05 Uhr
Dekar macht ein verdutztes Gesicht, setzt dann aber wieder das "Herzensbrecher-Lächeln" auf, auf das Kaney so neidisch ist.

"Der Pfirsich? Ich bin noch nicht lange hier und muß zugeben, das ich nicht weiß, wo dieser Pfirsich ist, was auch immer das sein mag. Ihr seid hier auf dem Anwesen der Familie Roßstein. Das da drüben ist Jup, und ich bin Dekar. Und mit wem habe ich die Ehre?"

Warum er sich vorstellt, weiß er selber nicht so genau, aber vielleicht interessierte sie es ja...

"Wieso 'mal wieder'? Passiert euch das öfters?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 07. Juli 2003, 23:11 Uhr
Liselle verdreht leicht die Augen.
"Öfter?"
Sie beherrscht ein Herzensbrecherlächeln, dass Dekars leicht an Glanz verliert. Schließlich ist sie Tänzerin in einem Bordell.
"Ständig, leider"
Jetzt wird Liselle neugierig und schaut sich den dreisten Charmeur etwas genauer mit ihren schwarzen Knopfaugen an.
"Hm, den kenn ich doch..."denkt sie."...aus der Harfe vielleicht??"

"Hm...ich bin Liselle, freut mich!" ...es folgt ein Strahlelächeln, das selbst einen Stein zum Schmunzeln gebracht hätte und ein Händedruck, bei der die rechte Hand gerne noch Gesellschaft von der linken gehabt hätte,so einsam und verlassen kam sie sich in der riesigen Hand Dekars vor.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 07. Juli 2003, 23:26 Uhr
Dekar gibt ihr nur sehr leicht die Hand weil er Angst hat ihr weh zu tun. Bei ihrem Lächeln weiten sich die Pupillen seiner bernsteinfarbenen Augen. Bei ihrem Anblick macht es irgendwo in seinem Kopf "Klick", aber ihm will nicht einfallen, in welchem Zusammenhang.

"Tut mir leid das ich euch nicht sagen kann wo dieser Pfirsich ist.  ich komme nicht von hier. Bin neu in der Stadt. Normalerweise wäre ich ja garnicht hier aber ich wollte ein wenig Geld verdienen und da wurfe mir diese kleine Arbeit hier angeboten. Aber bald sind wir fertig... Sagt, was ist der "Pfirsich"?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 07. Juli 2003, 23:34 Uhr
Sie lacht.
"Ein Bordell"
Belustigt sieht sie seiner Mimik zu, die leicht entgleist. Anscheinend denken die meisten Leute, es handle sich um ein Fruchtkontor oder Ähnliches. Ein fataler Irrtum.
"Bin aber keine....falls sie denken. Ich bin Schellentänzerin" Sie macht einen kleinen, eleganten Knicks.
Wieder schaut sie in seine Augen. "Doch, es muss in der Harfe gewesen sein" murmelt sie.
"Sagt, ihr erwähntet, dass ihr Arbeit sucht? Ich habe VIEL Arbeit anzubieten...." Sie lächelt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 07. Juli 2003, 23:44 Uhr
Im ersten Moment denkt Liselle genau an das, woran jetzt jeder denken würde, aber sofort entkräftet sie seinen Verdacht mit ihrer Aussage.

"Eine Schellentänzerin? Hört sich interessant an..."

Die Tatsache, das diese Art des Tanzes anscheinend in Bordellen getanzt wird, macht die Sache noch interessanter...
Ihr Gemurmel reisst ihn aus seinen Gedanken.

"Die Harfe, das war es! Dort hab ich euch schonmal gesehen! Mir wollte es nicht einfallen. Solch hübsche Gesichter gehen mir nicht mehr aus dem Kopf..."

Als Liselle Arbeit erwähnt, wird Dekar hellhörig. Eien wunderschöne Tänzerin, die ihm Arbeit anbieten könnte? Was will man mehr?

"Arbeit? Welcher Art?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 07. Juli 2003, 23:54 Uhr
"Oh...ich habe da ein kleines Anwesen erworben, sehr schön, aber furchtbar alt. Und es muss viel gemacht werden. Für Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt."
Sie schaut nochmal in die faszinierenden Augen.
"Ja, in der Harfe...genau. Ich habe Euch dort schon einmal gesehen, wenn auch nur flüchtig." Sie zieht die Augenbrauen hoch. "Das ist wirklich...seltsam, bei meinem schlechten Gedächtnis,hmm. Naja. Wie lange seid ihr bereits in der Stadt? Ich erst seit etwa zweieinhalb Wochen...deshalb auch das ständige Verlaufen." Diese ganzen kleinen Gassen würden sie nochmal wahnsinnig machen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 08. Juli 2003, 00:03 Uhr
Dekar überlegt...

"Also ich bin schon etwas länger hier in der Gegend, habe aber zum Großteil im Wald gelebt. Erst seit kurzem versuche ich mein Glück in der Stadt. Ich möchte auf eigenen Beinen stehen."

Dekar läßt sich ihren eindringlichen Blick nicht nur gefallen, nein, er erwidert ihn sogar.

"Das mit eurem Haus interessiert mich wirklich. Sagt mir wo ich es finde und sobald ich hier fertig bin, werde ich euch zur Hand gehen. Das ist nett das ihr mir eine Unterkunft anbietet, ich selbst besitze nämlich noch keine Wohnung oder dergleichen hier in der Stadt. Ich danke euch."

Dekar freut sich innerlich schon auf diese Arbeit. Mit der anscheinend sehr netten Liselle an seiner Seite wird das bestimmt ein Kinderspiel.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 08. Juli 2003, 12:22 Uhr
"Hm, mein Häuschen befindet sich ganz in der Nähe der Felsenschmiede. So denn, falls ihr Zeit und Muße habt, schaut vorbei. Abends findet ihr mich im Pfirsich, hütet euch vor Dancy, sie ist ein Drache..." Liselle lächelt schief."Und falls sie euch nach eurem Begehr fragt, antwortet lieber `nein, danke`"sie zwinkert frech."ich bin immer in der Gaststube zu finden. Auf einem der Tische."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 08. Juli 2003, 17:14 Uhr
Auf einem der Tische... Miau...

Dekar nickt zustimmend.

"Das werde ich tun. Ich werde euch schon finden. Wo die Felsenschmiede ist weiß ich. Und dann werden wir euer Häuschen auf Vordermann bringen. Und, ja, ich werde mich im Pfirsich an das halten, was ihr sagt und mich vor dieser Dancy in Acht nehmen. Danke für den Tipp!"

Er zwinkert ihr zu und lächelt sie an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 09. Juli 2003, 13:08 Uhr
"oh, gern geschehen." Liselle wendet sich um. "Nun, könnt ihr mir denn wenigstens den Weg zur Harfe beschreiben? Von dort aus weiß ich weiter, denke ich..."
Sie lächelt frech. "Man brauch dann nur noch dem Geruch von billigem Parfum folgen und schon ist man da."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 09. Juli 2003, 18:20 Uhr
Dekar muß sich zurückhalten um nicht laut loszulachen. Er schüttelt grinsend den Kopf und überlegt, dann handelt er kurzerhand.

Er geht um Liselle rum, stellt sich hinter sie, packt sie an der Taille, hebt sie hoch und dreht sie um 90°. Dann setzt er sie wieder ab und beugt sich runter, so dass sein Gesicht neben ihrem Ohr ist. Er deutet mit der linken Hand nach vorn während die Rechte an ihrem Platz verweilt.

"Seht ihr das? Da vorn ist der Marktplatz... und das da ist die Harfe..."

Er schaut sie an und grinst belustigt. Dann stellt er sich wieder brav neben sie und wartet auf ihre Reaktion.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Liselle am 09. Juli 2003, 18:25 Uhr
"Oh, das ist ja toll....gar nicht weit." Sie lächelt so ehrlich, dass man fast ein schlechtes Gewissen bekommt. "Nun, bis bald, hoffe ich, Herr Dekar." Sie gibt ihm erneut die Hand, knickst leicht und hüpft Richtung Harfe.

Kleine Dampfwölkchen scheinen von ihren Wangen aufzusteigen....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 09. Juli 2003, 18:30 Uhr
Dekar schaut ihr noch eine Weile nach und fährt dann mit seiner Arbeit fort.

Nettes Mädchen... Wird bestimmt lustig...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 09. Juli 2003, 19:27 Uhr
Jup und Dekar arbeiten weiter an der Mauer. Immernoch läuft alles nach Plan und sie liegen sogar locker im Zeitrahmen. Schon bald sind sie soweit, das sie die Mauer fertigstellen.

"Fehlen nur noch die Stangen... Sollen wir warten bis alle das sind oder schonmal anfangen?"

Die Beiden sehen sich an und nicken gleichzeitig. Dann machen sie sich an die Arbeit. Sie teilen sich die Arbeit so gut auf das sie schon sehr bald die Stangen eingebaut haben, die Sol ihnen vor kurzem mitgebracht hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 14. Juli 2003, 11:58 Uhr
Henry entläßt Orga aus seiner Umarmung als Dekar und Jup zu ihm herüber kommen und blickt Orga noch einen Moment nach, bis sie in der Hintertüre verschwunden ist.

"Seit gegrüßt Jup und Dekar!" spricht er die beiden Männer an, die unterschiedlicher nicht seien könnten. Jup wirkt noch kleiner neben Dekar, der durch den Zwerg noch mächtiger erscheint. Er kann sich bei dem Anblick ein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Der Anblick der Mauer hat Orga sehr erfreut. Die Eisenstangen machen die Mauer fast unüberwindlich, was sie sehr beruhigt. Ich muß sagen, wirklich gute Arbeit Männer. Hat Sol etwas gesagt, wann er die nächsten Stangen bringt?" fährt er fort.

Henry hat kaum zu Ende gesprochen da kommt Yohn um die Ecke und grüßt sie und gesellt sich zu ihnen. "Noch die Eisenstangen und dann ist die Mauer fertig," spricht er ihn an und nickt zufrieden.

Henry blickt zu Dekar, den irgend etwas zu beschäftigen scheint und sieht ihn ruhig mit unauffällig fragendem Blick an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 14. Juli 2003, 13:42 Uhr
Dekar lächelt mit einem Hauch von Stolz. Er nickt dem garde angekommenen Yohn zu und sieht dann wieder zu Henry.

"Nein, er hat nichts gesagt. Aber als er die ersten Stangen hier abgeliefert hat, ist er sofort wieder gegangen und murmelte etwas von 'noch viel Arbeit'... Ich denke er ist schon dabei die nächsten Stangen zu fertigen. Wann er sie allerdings hier vorbei bringt hat er nicht gesagt."

Dekar bemerkt Henry's Blick und fragt sich ob es an seinen Augen liegt oder abn irgendetwas anderem das Dekar selbst noch nicht aufgefallen ist.

"Was ist? Haben wir etwas vergessen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 15. Juli 2003, 01:53 Uhr
Als Dekar von dem Schmied spricht nimmt er sich vor, ihn gleich am nächsten Morgen aufzusuchen.  Auf Dekars Frage hin ob er noch etwas vergessen hätte lenkt er ab: "Nein, es ist alles bestens. Morgen werde ich zu Sol gehen und nach den nächsten Stangen sehen." Er nickt den Männern zu und wendet sich zum Haus und folgt Orga hinein.

Sicher hat sie sich gleich auf Maries Hühnersuppe gestürzt... und lächelt bei dem Gedanken, denn Orga hatte sie die Tage sehr vermißt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Dekar am 15. Juli 2003, 18:40 Uhr
Dekar sieht Henry noch einige Augenblicke nach, dann wendet er sich an den Zwerg.

"So lange wir auf die Stangen warten können wir eh nichts machen. Ich werd ein wenig in die Stadt gehen. Ich schau dann wieder vorbei wenn die Stangen da sind. Bis dahin!"

Er gibt Jup die Hand und geht rüber zum Nebengebäude, in dem sein Zimmer ist. Dort zieht er sich seine Hose, das Hemd und die dicken Stiefel an und macht sich ein wenig frisch. Seine Haare bindet er sich zu einem Zopf zusammen. Kurz überlegt Dekar ob er nicht schon komplett aus diesem Zimmer ausziehen soll, schließlich müssen nur noch die Stangen eingesetzt werden, aber er beläßt es erstmal dabei und verläßt das Zimmer wieder. Auf dem Weg nach unten überlegt er was er machen könne. Ihm fällt die Harfe als Alternative ein, aber plötzlich kommt ihm ein anderer Gedanke, der ihn mehr reizt.

Der Pfirsich...

Auf dem Hof angekommen nickt er nochmal Jup zu und verläßt dann das Grundstück.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 22. Juli 2003, 18:50 Uhr
Noch immer bereitet die Sonne dem schwer tragenden Zwerg ein schwüles Ungemach, als er auf dem Anwesen von Orga von Roßstein und ihrem Verlobten Henry ankommt. Nach Jup oder Dekar Ausschau haltend geht er schwermütig durch das Eingangstor. Niemand hier...bei der Hitze würde ich auch nicht arbeiten wollen...aber fragt mich jemand ? Nein.
"Hallo? Ist hier jemand? Dekar ? Jup ?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 22. Juli 2003, 18:52 Uhr
Nach einigen Minuten ungeduldigen Wartens kommt der Zwerg Jup unversehens aus einem Seiteneingang des Hauses und läuft laut rufend auf Sol zu.
"Ach, wer kommt denn da ?" murmelt Letzterer vor sich hin bevor der Haus- und Hofzwerg der von Roßsteins bei ihm ankommt. "Ich habe hier noch eine Ladung Eisen, so dass ihr weiter arbeiten könnt."
Jup nimmt selbige stumm nickend entgegen. "Sind Dekar oder die Herrschaften da ? Ich hätte da etwas mit ihnen zu bereden."
Jup schüttelt den Kopf und erklärt, dass der Mensch mit den merkwürdigen Augen, wie Sol sich erinnert, wohl gerade in irgendeiner Kneipe zu Gast ist und die Herrschaften zur zeit verhindert sind.
"Na macht ja nichts. Sagt aber Hernn Henry bitte, er solle, wenn die Eisen aufgebraucht sind zu mir kommen, so dass der ganze Rest herangeschafft werden kann. Und sagt ihm bitte auch er solle Geld mitbringen, damit ich alles soweit fertig machen kann."
Jup bestätigt Sol und will alles so überbringen wie es ihm gesagt wurde.
"Dann, auf Wiedersehen, Jup." verabschiedet sich der Schmied und kehrt zur Felsenschmiede zurück.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 06. Aug. 2003, 08:47 Uhr
Einige Tage sind mit dem Einarbeiten weiterer Eisen vergangen und Orga genießt mit Henry ein ausgiebiges Frühstück, als Henry zu Orga spricht: "Liebes, heute muß ich unbedingt zu Sol. Er macht sich sicher schon Gedanken um seinen redlichen Lohn, der Gute." Er erhebt sich, gibt Orga einen zärtlichen Kuß auf die Wange und entnimmt dem Geheimfach einen prall mit Münzen gefüllten Lederbeutel und verläßt Orgas kleinen Salon.
Auf dem Weg nach unten begrüßt er Petroff, der wohl schon früh am Morgen ausgeritten war, denn er kommt gerade in seiner Reitkleidung die Treppen herauf. Er ist zu einem Dauergast geworden, doch sie genießen seine Anwesenheit und möchten die fröhlichen Abende und Ausritte mit ihm beinahe nicht mehr missen.

Henry verläßt das Haus und geht Richtung Sols Schmiede, die nicht weit entfernt liegt, so daß er das Stück zu Fuß geht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Aug. 2003, 17:23 Uhr
Lächelnd sieht Orga Henry nach, der sich auf den Weg zu Sol begibt. Sie legt eine Hand auf ihren Bauch und fühlt die kaum merkliche sanfte Wölbung und ist sich sicher, ich bekomme ein Kind. Ihre Gefühle springen seit Tagen immer wieder zwischen Freude über das, was in ihrem Bauch heranwächst und der Erinnerung an ihr erstes Kind.  

Nach dem Frühstück läßt sie sich von Yohn den gemütlichen Liegesessel in den Garten bringen und genießt weit in das weiche Kissen zurückgelehnt unter dem großen Kastanienbaum die angenehme Luft in seinem Schatten. Er hat seine Wurzeln wohl tief zu einer Wasserader gestreckt, denn seine Blätter sind saftig grün, trotz der lange anhaltenden Trockenheit. Auch ist der Brunnen immer noch voll des frischen Naß, so dass sie bis auf die allgemeine Hitze, keine Wassernot leiden.

Die Geräusche des Trubels um das Sommerfestes dringen durch die weite Krone des Baumes angenehm gedämpft, doch plötzlich vernimmt sie Petroffs Schritte und seine angenehme Stimme: "Ein Botenjunge kam gerade und läßt euch mitteilen, daß Henry mit dem Schmied zum Platz der Händler gegangen ist und daß es spät werden könnte." Er blickt Orga ruhig an und fragt: "Ist es euch recht, wenn ich mich ein wenig zu euch geselle?" Orga hört überrascht auf und freut sich, als er nach ihrer Einladung sich ebenfalls einen der Liegestühle in die Nähe gestellt hat und sich darauf niederläßt. "So so," schmunzelt sie, "es kann spät werden," und lacht leise in sich hinein, doch dann schaut sie besorgt auf Petroff und meint: "Hoffentlich verführt der Schmied ihn nicht, in der Hitze zu viel Wein oder Met zu trinken..." Die Sorge ist deutlich in ihrem Gesicht zu lesen, denn sie kennt es nicht von Henry, daß er mit Männern umherzieht. "Macht euch keine Gedanken, Henry weiss was er sich zumuten kann," beruhigt sie Petroff und beobachtet, wie Orgas Hand gedankenverloren auf ihren Bauch wandert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Aug. 2003, 20:51 Uhr
Leise und ungehört betritt Henry das Grundstück nach dem ausgiebigen Aufenthalt mit Sol im Trubel des Sommerfestes und sieht Orga mit Petroff unter der Kastanie sitzen. Lächelnd nähert er sich den Beiden und beugt sich zärtzlich zu Orga hinunter und gibt ihr einen sanften Kuss. "Sicher ist dir die Zeit nicht lang geworden mit einem so charmanten Gesprächspartner," spricht er zu Orga und schaut fröhlich zu Petroff, der ihn verständnisvoll angrinst. "Sol ist ein rechter Bursche und trinkfest....." bemerkt Henry noch und läßt sich in einem der Stühle nieder, die im Sommer immer unter dem großen Kastanienbaum stehen und schenkt sich von dem frischen kühlen Brombeersaft ein und genießt das fruchtige Naß. Orga wirkt irgendwie bedrückt, obwohl ihr die angenehme Luft hier unter dem Baum gut zu tun scheint... Er erzählt den beiden noch von dem Pferderennen und den hoffnungslos überfüllten Gassen der Stadt und als die Sonne sich langsam senkt, begleitet er Orga ins Haus.
Nachdem er sich von dem Staub des Rennens und der Straßen in einem herrlich erfrischendem Bad gereinigt und sich in einen leichten Hausanzug gekleidet hat geht er zu Orga, die sich auf das große Bett gelegt hat und die Kühle des Hauses genießt. Im Haus ist es trotz der enormen Hitze dieses Sommers immer angenehm kühl im Verhältnis zu draussen.
Sie scheint eingenickt zu sein und ihr dünnes Seidengewand liegt auf ihrem Körper und er stutz. Leise lässt er sich neben ihr auf dem Bett nieder und legt sanft eine Hand auf ihren Bauch, der sich da leicht wölbt, wo er sonst immer flach war. Dann stimmt meine Vermutung, sie ist schwanger! Zärtlich blickt er sie an und versteht nun, warum sie sich die letzten Wochen morgens nicht so unbeschwert gefühlt hat, wie er es bei ihr kannte. Dann ist auch ihre Unruhe verständlich, sicher weckt es die Erinnerung an den Verlust ihres ersten Kindes... Ich muß ihr mehr Ablenkung verschaffen....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 14. Aug. 2003, 10:54 Uhr
Orga schlummert vor sich hin und bemerkt Henry erst, als er seine Hand auf ihren Bauch legt. Nun hat er es entdeckt... Sie überlegt einen Moment, wie sie sich verhalten soll, doch dann dreht sie sich zu ihm um und kuschelt sich an ihn und flüstert: "Nun bist du Dir auch sicher Liebster, nichtwahr? Du hast dich doch auch schon gefragt, ob ich schwanger geworden bin, weil mir morgens oft so elend war," und öffnet die Augen und blickt  in seine sanften Augen. Blick mich nicht so an, du machst mich wieder ganz schwach... Sie sinkt zurück und zieht ihn mit sich, doch Henry scheint unsicher zu sein, denn er nimmt sie nur liebevoll in seine Arme und liebkost sie, ohne ihr Verlangen  nach ihm zu stillen.
Orga lächelt still in sich hinein, glaubst du, ich werde neun Monate auf deine Liebe verzichten?... und mit einer Unbeirrbarkeit übernimmt sie die Sache, bis sie Henry offensichtlich überzeugt hat, denn zärtlich gibt er ihrem Verlangen nach.
Die ganze Freude über das Kind, das in ihr heranwächst ist in jeder seiner Berührungen zu spüren und es macht ihr Mut, läßt sie sich behütet und beschützt in seinen Armen fühlen und sie weiss tief in ihrem Herzen, daß sie dieses Mal keine Furcht zu haben braucht. Mit diesem Wissen kann sie sich ihm voll hingeben und keine Worte, kein Blick hätten ihr soviel Mut machen können, wie dieses ineinander Versinken. Die Kraft und Ruhe von Henrys Wesen durchdringen sie vollkommen, hüllen sie ein und tauchen ihre Seele in ein Meer voller Frieden und seelig schläft sie in seinen Armen ein. Alle Furcht und Unruhe der vergangenen Tage sind vergessen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Aug. 2003, 19:51 Uhr
Die letzten Tage war Orga nicht wiederzuerkennen, so übermütig und verspielt war sie. Er war früh aufgestanden um mit Yohn die fertigen Stangen bei Sol abzuholen, bevor es wieder zu heiß wird. Er beugt sich über seine schlafende Orga und haucht ihr nur einen Kuß auf die Stirn, damit er sie nicht weckt. Liebes ich bin bald wieder da, vielleicht sogar, bevor du wach wirst...,denkt er lächelnd und blickt zu ihrem Bauch, wo ihr Kind Tag um Tag heranwächst. Ganz behutsam legt er seine Hand auf ihren Bauch und streichelt ihn liebevoll, doch dann reißt er sich los und geht leise aus dem Zimmer, ich muß mit Yohn die Eisen holen, damit die Mauer fertig wird.
Unten steht Yohn schon mit dem Wagen abfahrbereit. Er grüßt ihn erfreut und schwingt sich neben ihn auf den Kutschbock und Yohn lenkt den Wagen aus dem Hof in Richtung Sols Schmiede.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Aug. 2003, 22:00 Uhr
Ein Schatten huscht durch die Türe, die von der kleinen Terasse über der Eingangstüre in Orgas Salon führt. Ein schmaler langer Schatten, der sich schleichend an der Wand des kleinen Salons entlang bewegt. Kein Geräusch ist zu hören als sich der hagere  düstere Kerl, der sich ducken musste um durch die Türe zu kommen, langsam auf die Schlafzimmertüre zu bewegt,während er sich im Zimmer suchend umsieht. Langsam und vorsichtig öffnet er die Schlafzimmertüre und grinst als er die schlafende Orga im Bett liegen sieht.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Aug. 2003, 22:26 Uhr
Orga spürt im Halbschlaf, wie sich eine knochige Hand auf ihren Mund preßt und sie mit einem Ruck aus dem Bett gezerrt wird. Eine Stimme direkt hinter ihrem Ohr zischt ihr zu: "Wo hast du deine Goldmünzen versteckt Lady? Rück sie Raus!, oder ich schneide dir die Kehle durch!" und sie spürt den Druck einer Klinge auf ihrer Kehle.
Orga ist für den Bruchteil einer Sekunde wie gelähmt und ihr einziger Gedanke ist: "Henry!!! -  Petroff!!" Doch dann wandelt sich der Schreck in eiskalte Berechnung und sie zeigt auf den Nachttisch in dem der Schlüssel zum Kleiderschrank liegt in dem ihre Peitsche und die Schatulle mit den Münzen für die Woche liegt. Rau schiebt er sie dort hin, daß sie den Schlüssel heraus nehmen kann und als sie Richtung Salan deutet schiebt er sie vorwärts, immer die Klinge am Hals, zum Kleiderschrank.
Als sie in Höhe der Türe sind hat sie kurz das Gefühl daß Petroff dahinter steht, doch nichts ist zu hören. Am Kleiderschrank angelangt steckt sie den Schlüssel ins Schloß, dreht um, öffnet die Türe und deutet auf den Boden des Schrankes, wo ein Stück der Schatulle zu sehen ist. Doch ihre Hoffnung, daß sie die Schatulle herausheben soll erfüllt sich nicht. Ein dumpfer Schlag auf ihren Kopf läßt sie vornüber taumeln und sie spürt nicht einmal mehr den Aufschlag auf den Boden und bekommt auch nicht mit, wie Petroff im selben Moment hinter der Türe hervorspringt und den Hageren mit seiner Klinge niederstreckt.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Aug. 2003, 12:36 Uhr
Orga schmerzt der Kopf und irgendetwas drückt in ihren Bauch und während sie noch ganz benebelt und leise stöhnend versucht, sich zu bewegen hört sie Petroff über sich: "Ganz sachte, ich helfe euch!" Sie fühlt, wie er sie aufhebt und während sich in ihrem Kopf noch alles dreht und sie ihre Hände auf ihren Bauch drückt, der an einer Stelle fürchterlich schmerzt, hört sie plötzlich Maries Stimme von irgendwo die Götter anrufen, doch ihr ist zu elend, als daß sie wie sonst darüber schmunzeln kann.  
Petroff gibt Marie leise irgendeine Anweisung und dann spürt sie die kühle Unterlage ihres Bettes und das weiche Kissen, das ihr Petroff unter das Genick schiebt, doch sie kann nicht ruhig liegen, der Schmerz im Bauch läßt sie ihre Beine anziehen und sich hin und her wälzen.
Immer wieder wollen ihr die Sinne schwinden, doch immerwieder holt eine neue Schmerzwelle in ihrem Leib sie wieder zurück, bis sie plötzlich erkennt, woher die Schmerzen kommen und die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. "Nein! neiin! neiiiin!, stöhnt sie auf, will hochschnellen, doch ihre Glieder versagen ihr den Dienst, zu schwer und schwindelig ist ihr Kopf von dem Schlag.  
"Ihr seid mit dem Bauch auf den Fußschemel gefallen Orga, aber ihr seid kräftig und werdet das überstehen," hört sie Petroffs offene Worte und weiss, daß er recht hat. "Ich werde bei euch bleiben und Marie helfen, denn es ist zu spät um die Heilerin zu holen, aber seid unbesorgt, ihr habt es bald überstanden," fügt er noch ermutigend hinzu.  

Seine Worte sind so klar, ruhig und sachlich gesprochen und sie wundert sich, wie sie seine Haltung unbewußt annimmt. Sie hört Marie das Zimmer betreten, doch sie schafft es nicht die Augen zu öffnen. "Trinkt das Orga, das wird eurem Kopf gut tun und die Schmerzen etwas lindern und euch Entspannung bringen," spricht Petroff über sie gebeugt, während sie das Glas an den Lippen spürt und vorsichtig flößt er ihr den Inhalt ein, den sie willig hinunterschluckt. Langsam sinkt sie zurück, schlummert vor sich hin und auch die Schmerzwellen werden erträglicher und sie läßt es fast anteilnahmslos geschehen, als Petroff sie vom Bett aufhebt und Marie Wachstücher und frische Leinentücher unter sie legt und als die kleine Leibesfrucht ihren Körper mit einer letzten Schmerzwelle verläßt registriert sie es wie aus weiter Ferne.
Sie muß eingeschlafen sein, denn sie erwacht, als auch die Nachgeburt ihren Körper verläßt und nachdem Marie sie versorgt hat und sie mit der leichten Sommerdecke zugedeckt hat nimmt sie zwischen Wachen und Träumen nur noch Petroffs Anwesenheit wahr, fühlt seine Hand wohltuend auf ihrem Arm liegen.
"Ihr habt es überstanden Orga, jetzt braucht ihr nur noch Ruhe um wieder zu Kräften zu kommen. Ich bleibe bei euch, bis Henry zurück ist. Schlaft jetzt," hört sie noch seine leisen Worte als sie auch schon in einen tiefen traumlosen Schlaf fällt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Aug. 2003, 10:54 Uhr
Orgas Körper liegt nach den Anstrengungen des Erlebten erschöpft auf ihrem großen Bett, doch ihr Geist beginnt Bilder in ihr Bewußtsein zu senden, Bilder die von irgendwoher kommen und sie sind so lebendig, daß sie das Gefühl hat, sie erlebt das alles gerade... Auf kleinen Steppenpferden jagen sie dahin, Männer mit oranggelben Tüchern auf dem Kopf, die im Wind flattern und nur von grünen gedrehten Tüchern, die um ihre Köpfe gewickelt sind, gehalten werden. Die Hemden ebenso grün-gelb aus grobem Leinen und die Hosen dunkelgrün und weit geschnitten, unten mit einem breiten Bund zusammengerafft. Sie jagen dahin, fröhlich rufend "Ahurr - ahurrr!", als wäre es ein Schlachtruf der ihnen Flügel verleiht. Sie fühlt den Wind, riecht das Gras, das sich in einer endlosen Grasebene um sie herum erstreckt. Ein Gefühl der Freiheit und Lebensfreude erfüllt sie, und sie stimmt ein: "Ahurrr - ahurrr".  Dann tauchen in der Ferne Zelte auf, spitze Zelte und Kinder und Frauen laufen ihnen entgegen in den gleichen Farben. Bunte Bänder sind um ihre Taillie gewickelt und hängen in unzähligen Enden über die dunkelgrünen Röcke.

Dann wechselt das Bild, es ist Nacht und ein knisterndes Feuer ist da, der Mond scheint über die Zelte und die Ebene, eine laue Sommernacht in der endlosen Grasebene.
Frauen und junge Mädchen bilden Kreise und tanzen nach den Klängen von Fiedeln, die Melodien spielen, die zwischen Lebensfreude und unsäglicher Traurigkeit, die wieder in Lebensfreude übergeht, wechseln und die Röcke wirbeln oder wiegen sich, je nach Melodie.

Dann verblaßt alles und nur noch Stille ist da. Doch tief in ihrem Innern weiß sie nun, wonach sie sich immer gesehnt hat, wenn sie ihre Peitschübungen machte, wenn sie sie schwang und Bänder, die sie an den Baum band mit ihr herunter pflückte - immer waren es gelbe und grüne Bänder, die lustig im Wind wehten.... und am liebsten machte sie die Übung bei windigem Wetter. Nun wußte sie warum. Langsam sinkt ihr Bewußtsein wieder in tiefen Schlaf, doch die Glut in ihrem Innern ist entfacht, die so lange ohne Nahrung war, nicht wußte, wohin sie sich ausdehnen sollte... Eine stille Fröhlichkeit breitet sich in ihr aus, eine tiefe Befriedigung nimmt sie mit in den sich wieder einstellenden tiefen heilsamen Schlaf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Aug. 2003, 20:22 Uhr
Henry beschleicht ein merkwürdiges Gefühl als er mit Sol und Yohn, der den schwer mit Eisen beladenen Wagen lenkt, beim Haus von Roßstein ankommt. Er blickt zu Yohn, dem es wohl ähnlich geht. Irgendetwas stimmt hier nicht, denkt er und während er vom Wagen springt ruft er den Beiden zu: "Ich schau mal eben nach dem Rechten! Ich bin gleich wieder zurück!" und an Yohn gewandt: " Begleite Sol bitte, während er sich die Mauer ansieht!" und nickt dem stämmigen Zwerg freundlich zu.
 
Henry öffnet die Hintertüre und lauscht in das, um diese frühen Morgenstunden immer noch recht stille Haus.  
Ist das Marie? Leises Schluchzen ist aus der Küche zu hören und mit einigen Schritten steht er in der Küchentür und sieht Marie auf zwei Schüssel starren und leise vor sich hin schluchzen. "Marie, was ist mit dir? Warum weinst du?" fragt er besorgt die Köchin und nähert sich ihr behutsam, doch erschreckt blickt sie auf und streckt die Hände gegen ihn aus und bittet: "Kommt nicht näher Henry, kommt nicht her!" und geht einen Schritt auf ihn zu und stellt sich ihm in den Weg.
 
Henry blickt verdutzt auf Marie, so kennt er die kleine resolute Köchin gar nicht und legt tröstend seine Hände auf ihre Schultern und spricht ruhig aber forschend: "Marie, was ist los, so sprich!" Sie blickt ihn traurig an und schluckt und als sie ihm erzählt was passiert ist kann er es nicht fassen, auch wenn Marie ihm versichert, daß Orga alles gut überstanden hat und jetzt schlafe.  
 
Langsam nähert er sich den beiden Schüsseln, obwohl Marie ihn am Arm versucht zurück zu halten. Was er dann sieht entzieht ihm fast den Boden unter den Füßen. Eine kleine Blase, etwas größer als ein Gänseei, schwimmt in der Schüssel, die halb mit Wasser gefüllt ist....Er starrt auf das kleine Wesen, das er darin erkennen kann, dessen Leben er in der Frühe noch in Orgas Bauch deutlich wahrgenommen hatte....
Seine Hand greift in das Wasser und hebt das winzige Etwas heraus, unsäglicher Schmerz breitet sich in ihm aus als es nun kalt und leblos in seiner Hand ruht. Deutlich sieht er die erlittene Verletzung, die es getötet hat. Sanft legt er seine andere Hand darüber als wollte er es wärmen und stöhnend sinkt er auf den Schemel.  
 
Zögernd nähert sich Marie und will es ihm aus den Händen nehmen, doch er hält es fest, als wollte er es nie mehr hergeben. Er schaut Marie an und stumm nimmt sie seinen Kopf in ihre Arme, drückt ihn an ihre Brust und wartet bis er wieder seine Fassung zurück gewinnt und ihr das kleine Wesen in die Hände legt.
 
Langsam steht er auf, blickt Marie an und nickt stumm und wendet sich ab, ich muß nach Orga sehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Aug. 2003, 09:35 Uhr
Henry nimmt die hintere Treppe und als er über den dicken Teppich durch den langen Gang des oberen Stockwerkes schreitet, sind seine Schritte kaum zu hören. Die Türe des kleinen Salons sieht er von weitem offen stehen, denn sie liegt am Ende des Ganges, an seiner Stirnseite.
Er bleibt abrupt im Türrahmen stehen, als er rechts, direkt vor Orgas großem Kleiderschrank einen langen zerlumpten Mann liegen sieht, auf dessen Lumpen zwischen den Schulterblättern ein kleiner roter Blutfleck die Stelle zeigt, wo Petroffs Waffe ihm offensichtlich das Rückgrat durchtrennt hat. Er hat ihn sauber erwischt. So besudelt wenigstens sein Blut nicht noch das Haus. Die Vorstellung daß diese Kreatur Orga berührt hat läßt ohnmächtigen Zorn in ihm aufsteigen. Er dreht ihn mit dem Fuß um und blickt in ein hageres knochiges Gesicht mit strähnigen braunen Haaren. Seine Haut läßt darauf schließen, daß es eine Kreatur aus der Unterstadt ist, die wohl ihr Leben nur selten das Erdreich verlassen hat, denn die Haut ist pergamentarig und erinnert an getrocknetes Leder. Den Dolch in seiner verkrampft geschlossenen Hand mit dem runden Knauf am Ende des Griffes läßt ihn erneut unbändigen Zorn empfinden.

Während er da steht und sich bemüht, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten wird die Schlafzimmertüre von innen leise geöffnet und Petroff steht im Türrahmen. Forschend blickt dieser ihn an und Besorgnis spiegelt sich darin als er zu sprechen beginnt: "Er kam über die kleine Terasse," und Petroff hebt leicht die Hand Richtung Terassentüre. "Es ging zu schnell, als ich sein Eindringen ins Haus wahrnahm hatte ich nicht mehr die Zeit ihn abzufangen." Henry blickt Petroff erstaunt an, er hat es gespürt? fragt er sich überrascht, doch Petroff spricht weiter: "Ich konnte ihn erst niederstrecken, nachdem er Orga losgelassen hatte, denn ich bin sicher, er hätte nicht gezögert ihr die Kehle durchzuschneiden..."

Henry blickt Petroff entgeistert an, er hat ihr den Dolch an die Kehle gehalten? "Hat Orga euch erzählt, was geschehen ist?" fragt er unsicher, denn er kann sich den Ablauf von dem was hier geschehen ist noch nicht ganz erklären. "Nein, er hatte sie mit dem Knauf des Dolches niedergeschlagen und sie fiel gerade bewußtlos zu Boden als ich ihn mit meinem Schwert tötete," antwortet Petroff ihm und bevor er weiter Fragen stellen kann berichtet er ihm von dem Geschehen und Orgas Sturz auf den Fußschemel und der sich gleich darauf einstellenden Wehen.

"Sie hatte sich richtig verhalten, hätte sie ihm Widerstand geleistet, wäre sie nicht mehr am Leben," fügt Petroff hinzu. Henry begreift langsam und doch ist ihm klar, daß Orga nur zu ihrer Peitsche wollte, die sie abends immer in ihren Schrank neben die Schatulle mit den Münzen für die Woche legte, aber ab heute sicher nicht mehr, denkt er verbittert. "Sie wollte nur zu ihrer Peitsche, denn sie hat nicht damit gerechnet, in ihrem Salon oder Schlafgemach überfallen zu werden," wendet er sich an Petroff, "auch ich dachte niemals, daß soetwas geschehen würde, nicht hier oben!" Er blickt auf den Mann und spricht mehr zu sich selber: "Wie kann jemand so groß sein?!"
Petroff nimmt aus der schmalen Vitriene zwei Gläser und schenkt Henry und sich von dem kräftigen Roten ein, von dem immer eine Karaffe bereit steht und Henry kippt den Inhalt mit einem Schluck hinunter.

Langsam, fast ängstlich öffnet Henry die Tür zu ihrem gemeinsamen Schlafgemach und als er Orga dort ruhig und tief schlafend liegen sieht schließt er die Türe wieder leise und wendet sich an Petroff: "Wer weiss, wie das ausgegangen wäre, wenn ihr nicht da gewesen wäred," und er legt seine Hand auf seine Schulter und dankt ihm mit einem stummen Druck mit seiner Hand und wendet sich ab. "Ich wäre euch dankbar, wenn ihr noch bei Orga bleiben könntet bis ich zurück bin, denn ich will diese Kreatur so schnell wie möglich von hier wegschaffen. Ich werde sie zur Steinfaust bringen, sie sollen sehen, was hier am frühen Morgen schlafende Bürger überfällt!" Bei diesen Worten nimmt seine Stimme einen zornigen, beinahe drohenden Unterton an und als Petroff ihm zunickt verläßt er rasch das Zimmer um zu Sol und Yohn zu gehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Aug. 2003, 23:37 Uhr
Orga nimmt im Halbschlaf ein unangenehmes Gefühl auf und um ihren Mund wahr, es juckt und kratzt und die Erinnerung an die Hand des Eindringlings, die dort draufgepresst war erfüllt sie mit Ekel, denn sie meint den undefinierbaren Geruch der Hand wieder zu riechen. Müde hebt sie ihren Arm und reibt mit dem Ärmel des Nachthemdes über ihren Mund, doch auch der Ärmel scheint nach der hageren Gestalt zu riechen und noch verschlafen will sie sich erheben um sich ihr Nachthemd vom Leibe zu reißen, doch eine Hand drückt sie sachte wieder zurück. Sie reißt die Augen auf und sieht Petroff neben ihrem Bett auf dem Sessel sitzen und sie am Aufstehen hindern.

Sie errötet leicht und stammelt: "Ich rieche den Geruch des... des..Einbrechers an mir. Er hat mir die Hand auf den Mund gepresst und...   und....   ich muß mich waschen!!!" Sie sieht ihn mit aufkommender Verzweiflung an und will ihn überzeugen: "Ich muß mich von diesem Geruch reinigen, ich muß das Hemd ausziehen!" Sie versucht seinen Arm hektisch wegzuschieben, "ich kann den Geruch nicht mehr ertragen!" ruft sie weinerlich und fängt an sich hefitig gegen seine Hand zu wehren, doch Petroff spricht nur leise, ohne sie auch nur ein Stück sich erheben zu lassen: "Ihr seid in ein frisches Gewand gekleidet und Marie hat euch gründlich gewaschen. Sie hat sogar eure Haare mit einem feuchten Tuch wieder und wieder abgerieben... - beruhigt euch Orga... es ist die Erinerung, gegen die ihr euch wehrt, da hilft kein waschen."

Einen Moment blickt sie ihn vorwurfsvoll an, blickt dann auf ihr frisches Nachthemd und ihr Verstand sagt ihr, daß er wohl die Wahrheit spricht, doch ihr Gefühl sagt ihr etwas anderes. Sie läßt sich wieder in ihr Kissen sinken und versucht den Drang, sich zu waschen, zu unterdrücken und fragt darum leise: "Ihr habt ihn getötet, nichtwahr?" Sie blickt ihn an und er nickt: "Ja Orga, er wird euch nie wieder zu nahe kommen."

Wieder beginnt Orga mit dem Ärmel nervös über ihren Mund zu wischen und anschließend den Ärmel zu schütteln, als wollte sie etwas von ihm abschütteln als Petroff ihr rät, etwas Wasser zu trinken. Dankbar nimmt sie das Glas entgegen und trinkt in großen Zügen das halbe Glas leer. Als Petroff es ihr lächelnd wieder aus der Hand nimmt sinkt sie schon entspannt in ihre Kissen und während sie in tiefen Schlummer fällt muß sie innerlich lächeln..., er hat mich überlistet...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 23. Aug. 2003, 11:08 Uhr
Henry ist nach dem Gespräch mit Petroff wieder durch den Hintereingan nach draussen gelangt und geht zum Stall, wo er Tharon bei den Pferden arbeiten hört und nach einem kurzen Gruß spricht er zu ihm: "Tharon, Orga wurde in meiner Abewesenheit von einem Einbrecher überfallen, der über die kleine Terasse in das Haus gelangte," und er hält inne, als Tharon ihn entgeistert anstarrt. "Ich habe es auch nicht für möglich gehalten, daß soetwas passieren könnte," beruhigt er den Mann, der sich offensichtlich Vorwürfe macht, daß er nicht einmal etwas bemerkt hat und fährt fort: "Laß dir doch bitte von Marie ein altes Laken geben und geh hoch in den Salon. Ich schicke Yohn gleich hoch, damit er euch hilft die Laiche des Einbrechers damit wegzuschaffen und  auf den Karren zu legen. Petroff hat ihn im Salon erwischt," und nickt dem immer noch entgeistert blickenden Tharon kurz zu und wendet sich Richtung Sol und Yohn, die beim vorderen Tor stehen und sich unterhalten.

Er geht unter dem alten Kastanienbaum hindurch und atmet die wohltunende Luft in seinem Schatten tief ein, denn die Sonne beginnt schon wieder recht kräftig auf sie nieder zu brennen und ist bald bei Yohn, der sich mit dem Schmied unterhält, der ihm gerade mit Händen und Füßen irgend etwas zu berschreiben versucht. "Yohn, geh doch bitte hoch in den Salon und schaff mit Tharon die Laiche des Einbrechers auf den Karren," spricht er zu Yohn, dem der Schreck in die Glieder fährt, doch schnell fährt Henry fort: "Orga hat es überlebt, sie schläft und Petroff ist bei ihr."

Er wendet sich an den Schmied: "Ich hätte mich mehr um die Fertigstellung der Mauer kümmern sollen. Sicher hätte der Kerl trotz seiner enormen Größe es nicht geschafft unbemerkt, wenn überhaupt, auf das Grundstück zu gelangen." Er macht eine kleine Pause und spricht dann weiter: "Ich wäre euch dankbar Sol, wenn ihr euch, wenn die Eisen jetzt reichen, was ich vermute, gleich an die beiden Tore macht." Er schaut bedrückt zu Sol, doch er ist sicher, daß er seine Bitte nicht als Drängeln mißversteht und meint gleich: "Ich würde euch gerne zeigen, wie ich sie mir gedacht habe."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 24. Aug. 2003, 19:05 Uhr
Nach einem heiteren Gespräch mit Yohn zeichnet sich schnell blankes Entsetzen auf Sols Gesicht als er den heranspurtenden Henry von der "Leiche eines Einbrechers" reden hört und Yohn daraufhin von dannen zieht.
'Was' soll hier geschehen sein? Ein Einbrecher? 'Orga hat es überlebt'?
"Ich ahnte ja nicht, dass ihr in solcher Gefahr schwebt." spricht der Zwerg zögernd.  Mehr als diesen verbalen Ausdruck des Schreckens vermag der er trotz aller Sorgen nicht zu sagen und er vermeidet auch weiteres neugieriges Nachfragen, obwohl wenn seine Gedanken sich nur darum drehen. Die ganze Situation ist ihm schon unangenehm genug.
"Natürlich werde ich mich sofort an die Arbeit machen um eure Tore anzufertigen. Geht voran, zeigt mir was ihr möchtet und ich sage euch ob es möglich ist."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 24. Aug. 2003, 21:10 Uhr
Henry blickt Sol überrascht an bei seiner Bemerkung über Gefahr und meint dann: "Ich lebe hier schon 24 Jahre auf diesem Anwesen, aber noch nie ist jemand über die kleine Terasse ins Haus eingedrungen." Er zeigt mit der Hand schräg nach oben, wo die kleine Terasse über dem Haupteingang hervorsteht. Er steht einen Moment nachdenklich da und meint dann: "Ich vermute, daß er im Schutz des Baumes dort hinten über das Stück Mauer gesprungen ist, in der noch keine Eisen stecken, oder gleich hier über das niedrige Tor."

Henry hört auf zu grübeln und geht, als Sol sich bereit erklärt, sich gleich an die Tore zu machen, auf das Tor zu, das ihm nur bis zur Brust reicht und meint dann: "Ja also dann zum Tor... Hier rechts gegenüber der Eingangstüre könnte ich mir gut ein eigenständiges Tor vorstellen, durch das zwei Personen oder ein Reiter passen. Anschließend ein kleines Stück Mauer und dann ein Tor für eine Kutsche oder ein andres Fuhrwerk, aus zwei Flügeln bestehend, die so hoch wie die Spitzeisen der Mauer sind und auch Spitzen besitzen, wie auch das kleine Tor. "

Er blickt den Schmied an, der seinen Ausführungen nachdenklich folgt und sich über den Bart streicht und fügt nachdenklich hinzu: "Sicher sind die beiden Torflügel recht schwer, wenn sie diese Höhe haben sollen, oder gibt es ein Metall, daß leichter ist und doch die Stärke der Eisenstangen besitzt?"


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 25. Aug. 2003, 18:26 Uhr
Wenn er hier schon 24 jahre lebt, warum verlangt es ihm dann ausgerechnet 'jetzt' nach Sicherheit? Ohne die rechte Ahnung davon zu haben wovon Henry redet, als er vom Weg des Einbrechers erzählt, bestätigt er dessen Vermutungen mit einem Nicken.

Nachdem Henry dem Schmied dann seine Gedanken, was die Tore angeht, geäußert hat, schaut sich der Zwerg die örtlichen Gegebenheiten noch einmal genauer an und beginnt sich sein Gehirn an der Umsetzbarkeit des Auftrages zu zermartern.
Massive Tore...das dauert ewig bis ich die fertig habe...eine Heidenarbeit von der ich jetzt nicht mal weiß ob sie überhaupt machbar ist... Sol hebt zweifelnd die Augenbrauen als er sich wieder an Henry wendet.
"Wenn sie aus massivem Eisen gefertigt werden sollen, werden die Tore mit größter Sicherheit mehr als nur 'recht schwer', Henry. Und ob das auch mit einer leichteren Legierung ginge kann ich euch jetzt nicht sagen." Sol grübelt noch einmal eine wortlose halbe Minute, den Blick auf das Arbeitsgebiet gerichtet, über Alternativen nach und einigt sich mit sich selbst auf etwas sicher Machbares, von dem er nun Henry zu überzeugen versucht.
"Was haltet ihr davon, wenn ich hölzerne Tore beschlagen würde? Die wären um ein Vielfaches leichter und somit einfacher zu handhaben." Mit Augen, die Sol sagen 'und worin bestehen die Nachteile' blickt der mensch den Zwerg an.
"Vielleicht wären sie nicht ganz so stabil, wie massive Tore, doch wird man euch wohl kaum mit einem Rammbock angreifen...wenn man alles überdenkt überweigen die Vorteile..." Mit einem Lächeln und seinem ganzen Charme versucht Sol den Menschen von dieser, in seinen Augen besseren, Lösung zu überzeugen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 25. Aug. 2003, 19:38 Uhr
Nachdem Henry sich ein hölzernes Tor nach Sols Beschreibung vorzustellen versucht und ihm das Wort "massiv" im Ohr klingt, steigt in ihm die Vermutung auf, daß Sol unter einem "massiven" Eisentor etwas anderes versteht, als er eigentlich gemeint hat. Er stellt sich jetzt ein richtig voll massives Eisentor vor und den Rammbock und muß laut lachen, daß Sol ihn überrascht anschaut und Henry den Eindruck hat, daß ein wenig Unwillen in seinem Blick erscheint.

"Entschuldigt Sol, ich glaube ich habe mit "massiv" etwas anderes gemeint, als was es wohl für Schmiede und Fachleute bedeutet," spricht er, sein Lachen erklärend und fährt fort: "ich dachte an ein Tor aus lauter Stangen, die in einem Eisenrahmen stecken, also mehr eine Art Eisengitter, also lange runde Stangen in etwa handbreitem Abstand nebeneinander, daß man durch das Tor blicken kann.

Henry überlegt einen Moment und lächelt Sol beinahe spitzübisch an: "Obwohl... so ein Holztor..., vielleicht wäre das für das hintere Tor die Idee... und neben diesem Holztor, daß für die Fuhrwerke wäre, ein sepereates schmales Eisengittertor zum Durchgehen...."

Henry gefällt Sols hölzernes eisenbeschlagene Tor für den Hintereingang, es würde den ganzen hinteren Bereich des Anwesens heimeliger werden lassen, es hielte die neugierigen Blicke vom Anwesen fern. Es hatte ihn immer wieder gestört, wenn die Bürger das ganze Tor entlang immer wieder den Stall und das Gesindehaus beobachteten und Maulaffenfeil hielten. Bis zum Hintereingang des Haupthauses hatten sie mit dem jetzigen Tor freien Einblick, das würde dann endlich nicht mehr der Fall sein.

Henry lenkt seine Aufmerksamkeit wieder auf das vordere Tor und blickt Sol hoffnungsvoll an, während er ihn fragt: "So ein hohes Tor aus langen Spitzeisen, für hier vorne, wird doch sicher machbar sein, oder?!"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 26. Aug. 2003, 20:35 Uhr
"Oh..." Sol macht eine Pause und lacht dann leicht. "Ohhh..." wiederholt er sich und sein Lachen schwillt zu einem lauten Getöse an. "Dann haben wir ja die ganze zeit aneinander vorbeigeredet..." Sol schüttelt, noch immer lachend, den Kopf und klopft Henry auf den Rücken. "Und ich hatte mich schon gewundert..." Sols Freudenausbruch verstummt langsam zu einem schlichten Grinsen als Henry mit seinen Ausführungen fortfährt.

Sol nickt, die Hand im Bart, als der Mensch zu einem Ende kommt. "Ja, machbar wäre dies." Der Zwerg tritt näher an den Außenwall, bestreicht die Mauer mit den behandschuhten Händen und sieht sich mit abschätzigem Blick um. "Machbar wäre es...doch werden diese Tore mit Sicherheit lange dauern. Das wird sich einige Zeit hinziehen, die großen Tore werden je einen ganzen Monat brauchen. Mindestens." Er wendet sich wieder direkt zu Henry hin. "Und ich werde nicht alles in meiner Schmiede anfertigen können, da mir dort einfach der Platz fehlt. Außerdem brauchen wir noch die hölzernen Flügeltüren, die ich beschlagen soll.
Lange Rede, kurzer Sinn: Je früher ich anfangen kann, desto besser."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 26. Aug. 2003, 22:56 Uhr
Henry schmunzelt, als der Schmied in ein so fröhliches Lachen ausbricht und freut sich, daß er ein hohes Tor für machbar hält, auch wenn ein Tor etwa einen Monat braucht.

Henry zeigt auf die Mauer links vom momentanen einfachen Gartentor und meint "Hier sollte das neue Tor für die Kutsche hinkommen und drüben gegenüber vom Haupteingang des Hauses eine normale Gartenpforte, aber auch mit Spitzeisen so hoch wie auf der Mauer."  

Henry wird von dem Tun der beiden Männer abgelenkt, die gerade den in ein Laken gehüllten toten Einbrecher auf den Pferdewagen legen, der unter dem großen Kastanienbaum steht. Die Sonne steht nun schon beinahe über ihnen und es wird höchste Zeit, den Toten weg zu schaffen.

Henry wird sehr ernst und wendet sich an den Schmied. "Sol, ich will den Mann eben zur Steinfaust bringen und den Vorfall melden. Ich denke sie sollten wissen, welche Kreatur in der Frühe in das Haus von Roßstein eingdrungen ist und die Besitzerin im Schlaf überfallen hat." Henry bemüht sich, seinen wieder aufkeimenden Zorn unter Kontrolle zu bekommen und nach einem tiefen Atemzug spricht er wieder ruhig weiter, "wenn für die Tore noch etwas zu besorgen ist, so könnten wir das anschließend gleich erledigen," und blickt den Schmied abwartend an.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 27. Aug. 2003, 18:31 Uhr
"Ich werde anfertigen was ihr wünscht, doch wie bereits gesagt, es kann eine Zeit dauern." antwortet Sol als Henry seine Vorstellungen noch einmal klar äußert.

Dann schweift auch Sols Blick ab, hin zu dem Treiben zweier Männer und er beobachtet mit einer eigenartigen Neugier, wie beide ein Laken samt mannsgroßem Inhalt auf einen Wagen legen, offentsichtlich auf einen anderen als auf den mit dem sie gekommen waren. Wohlhabend genug das 'Projekt' zu finanzieren sind sie ja...aber wenn man nicht gerade ein Elb ist birgt das anscheinend auch seine Gefahren...
Sol wird von Henry aus seinem Finanzdenken herausgerissen als jener sich mit sichtlichem Ernst an ihn wendet. Der Zwerg nickt nur als er von seinem Vorhaben spricht.
"Ich werde mit euch kommen, und wenn wir das Pack abgeliefert haben, können wir noch einmal im Handwerkerviertel vorbeischauen. Ich kenne da jemanden, der für seine ausgezeichneten Holzarbeiten bekannt ist..."

Beide erkennen, dass der Leichnam inzwischen fertig verladen wurde, woraufhin Henry den Schmied anweist, ihm zu folgen. Nach wenigen Schritten sind sie am Wagen angekommen und Henry gibt den, für Sol, unbekannten Männern einige Instruktionen. Der Zwerg mustert derweil die Silhouette des Toten unter dem Laken. Sieht nicht menschlich aus...oder elbisch...oder zwergisch...oder wie irgendeines der zivilisierten Völker.
Die abrupte Aufforderung Henrys doch endlich auf den Wagen aufzusteigen reißt Sol aus den Gedanken, doch bereits wenig später sind er, Henry und ein weiterer Mensch mit dem Pferdewagen auf dem Weg zur Steinernen Faust.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 27. Aug. 2003, 23:57 Uhr
Orga weiss nicht, wie lange sie geschlafen hat, sie kommt etwas zu sich, weil der Bauch an der Stelle so schmerzt, wo sie auf den Fußschemel gefallen sein soll. Da ihr Beruhigungsmittel noch immer seine stark entspannende Wirkung tut, gleitet ihre Hand nur langsam über die Decke zur ihrem Bauch und sie wälzt sich noch im Halbschlaf leise stöhnend auf die Seite und zieht die Beine an, was ihr etwas Erleichterung bringt und einen Moment später liegt sie wieder in tiefem Schlummer.

Sie sieht nicht Petroffs besorgtes Gesicht, der sie still beobachtet und als sie wieder eingeschlafen ist zur vorderen Treppe geht und nach Marie ruft, denn er hat Henry schon seit einer geraumen Weile mit dem Wagen aus dem Hof fahren hören. Er wartet im kleinen Salon auf  die Köchin, die er bittet, sich von Yohn mit der Kutsche zur Heilerin Morgana fahren zu lassen, um sie her zu bitten.
Marie nickt kurz und huscht in ihre Dachkammer und wirft sich ihren leichten Sommerumhang um, unter dem sie kurzerhand ihr Schürzenkleid verbirgt und läuft auf flinken Füßen, die man der Köchin gar nicht zugetraut hätte, die Treppen hinab in den Garten, wo sie Yohn bei den Eisenstangen vorfindet, der sofort die Kutsche anspannt und kurze Zeit später verlassen sie unter lautem Hufgeklapper das Anwesen.

Tharons Frau Mariann schließt und verriegelt gleich nach ihnen das hintere Tor und schaut besorgt zum Haupthaus und ihr Blick trifft den ihres Mannes, der ihr zunickt. Über allen lastet das Geschehen in den frühen Morgenstunden und das unbeschwerte Leben ist einer besorgten Wachsamkeit gewichen, die sie bei jedem Geräusch und jede Bewegung aufhorchen und aufschauen läßt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 28. Aug. 2003, 20:37 Uhr
Morgana hat den ganzen Weg über den Ausführungen von Marie gelauscht, manchmal das Gesicht ein wenig erschrocken verzogen, aber keinen Ton gesagt. Das Petroff genau wusste, was er zu tun hat, kommt auch Morgana ein wenig seltsam vor und sie nimmt sich vor , ihn darauf anzusprechen. Für einen Moment blickt sie wieder auf die Verbände an den Händen.Zur Not muss ich sie abnehmen und wenn die Wunden nicht entzündet sind, besteht auch keine Gefahr, das ich Orga Schaden zufüge.

Morgana ist noch ganz in Gedanken und erst als die Kutsche mit einem leichten Ruck hält, merkt sie, das sie schon am Hause Roßstein angekommen sind. Yohn öfnet den beiden Frauen die Tür der Kutsche und hilft ihnen beim Aussteigen, dann führt er Morgana in das Zimmer von Orga. Immer wieder ist Morgana von dem Haus beeindruckt und von der Pracht, das in ihm herrscht und trotzdem wirkt es nicht dekadent oder unbewohnt, sondern eher gemütlich und heimelig.

In Orgas Zimmer angekommen geht Morgana direkt zum Bett herüber, in dem Orga liegt. Petroff, der noch bei Orga ist, grüsst sie mit einem kurzen Kopfnicken. Orga schläft noch und ihr Atem geht gleichmässig, trotzdem kann Morgana an ihrer Aura sehen, das sie eigentlich Schmerzen haben müsste. Sie dreht sich zu Petroff um."Was habt ihr Orga alles gegeben? Und woher wusstet íhr was zu tun ist? Ihr hättet mich sofort rufen sollen." Ihr Ton ist ein wenig harsch, doch sie versucht es mit einem entschuldigenden Lächeln wieder wett zu machen. "Entschuldigt den harschen Ton, aber so etwas ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn die Nachgeburt nicht ganz herausgekommen ist, kann Orga daran sterben." Morgana dreht sich nach Marie um, die ihr schweigend in das Zimmer gefolgt war.

"Habt ihr die Nachgeburt noch, dann holt sie bitte und auch das Kind , falls es noch da ist, ich muss es mir ansehen." Während Marie losläuft , um besagtes zu holen, wickelt Morgana die Verbände von ihren Händen. Die Blasen sind schon wieder verkrustet und nirgendwo sind Rötungen zu sehen. Es sieht nicht schön aus, aber es ist halb so schlimm, wie es scheint. Dann wartet Morgana bis Marie wieder erscheint ud blickt dabei erwartungsvoll in Petroffs Richtung, er war ihr noch eine Erklärung schuldig.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Aug. 2003, 21:30 Uhr
Marie begleitet Morgana direkt vom Hintereingang die Treppe in den ersten Stock hinauf zu Orgas Schlafgemach, wo Morgana sie nach einigen Worten zu Petroff gleich die beiden Schüsseln holen schickt.

Petroff erhebt sich und schiebt den Sessel in die Ecke am Bettende zurück um der Heilerin, die kurz darauf mit Marie das Schlafgemach betritt, Platz zu machen. Mit einem kurzen Kopfnicken begrüßt er sie und zieht sich ein wenig zurück und als sie ihn leicht vorwurfsvoll fragt, was er Orga von Roßstein alles gegeben hätte und warum sie nicht gleich geholt wurde ist nicht die kleinste Regung in seinem Gesicht zu sehen.

Als Marie gleich darauf das Zimmer verläßt wendet er sich an Morgana: "Sie war zwar nur kurz bewußtlos, aber von dem Schlag auf den Hinterkopf benommen und ihr war sehr schwindelig und starke Wehen setzten unmittelbar nach dem Sturz ein, darum gab ich ihr zehn Tropfen von diesen beiden Mitteln", und er langt hinter sich auf den kleinen Tisch am Bettende und reicht ihr die Phiolen, die sie seinerzeit hiergelassen hatte.
Nachdem die Heilerin sie zur Kenntnis genommen hat fährt er fort: "In jungen Jahren habe ich viele Jahre meine Schwester zu ihrem Schutz begleitet, wenn sie als Hebamme zu den schwangeren Frauen eilte und mit der Zeit wurde ich zu ihrem Helfer - beinahe ein ganzes Menschenalter," fügt er leise hinzu und schiebt seine schwarzen Locken etwas zur Seite, daß Morgana kurz seine leicht spitzen Ohren sehen kann.
Marie kommt unmittelbar nach Petroffs Worten mit den beiden Schüsseln auf einem Tablett ins Zimmer geeilt und stellt es auf den kleinen Tisch an der Wand und geht zur Tür zurück und wartet, ob sie noch gebraucht wird.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 28. Aug. 2003, 22:22 Uhr
Morgana betrachtet sich kurz die Phiolen und nickt dann."Damit habt ihr zumnindest nichts falsches gemacht und was das andere angeht, habt ihr sicher auch keinen Fehler gemacht, bei der Erfahrung die ihr habt." Morgana ist ein wenig überrashct, als sie bemerkt das Petroff ein Elf zu sein scheint, doch sie macht sich keine weiteren Gedanken darüber, wichtiger ist jetzt im Moment Orga.

Morgana betrachtet die Nachgeburt und das Kind und ihr Gesicht wird beim Anblick des kleinen Wurmes ein wenig traurigDir war es nicht vergönnt auf diese Welt zu kommen, wer weiss warum die Götter so entschieden haben.Morgana wendet sich zu Marie."Ihr könnt es wieder mitnehmen, Orga braucht das nicht zu sehen, wenn sie erwacht. Es sollte allerdings auch schnell begraben werden, selbst wenn das Wetter etwas abgekühlt ist, ist es dennoch zu warm, ihr versteht was ich meine." Marie nickt kurz , nimmt dann die beiden Schüsseln und verlässt das Zimmer wieder.

"Die Nachgeburt war vollständig, von daher kommt also keine Gefahr für Orgas Gesundheit, was mir mehr Bedenken macht ist , wie sie die Fehlgeburt aufnehmen wird, nach dem was damals geschehen ist, wird ihr das sicher sehr zu Herzen gehen."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Aug. 2003, 23:38 Uhr
Petroff nickt auf Morganas Bemerkungen und nachdem die Heilerin schweigt wendet er sich mit den Worten an sie: "Sie hatte vor etwa zwei Stunden voll und klar ihr Bewußtsein wieder erlangt, nur das Problem war, daß sie sofort versuchte den Geruch des Einbrechers, der ihr seine schmutzige Hand auf den Mund gepreßt hatte, los zu werden. Erst wollte sie mit aller Macht aufstehen und sich waschen und sich ihres Nachthemdes entledigen, doch ich hielt sie mit sanfter Gewalt davon ab, dann rieb sie immer wieder mit dem Ärmel über ihr Gesicht und schüttelte den Ärmel, weil sie meinte, daß alles nach ihm riechen würde, doch sie war von Marie gründlich gewaschen und neu eingekleidet worden.
Sie ließ sich für einen Moment von ihrer Reinheit überzeugen, doch dann begann sie wieder mit dem Ärmel über ihren Mund zu wischen. Ich riet ihr dann Wasser zu trinken, in das ich vorsorglich fünf Tropfen von dem Beruhigungsmittel gegeben hatte." Er sieht Morgana an und fährt fort: "Sie durfte nicht gleich aufstehen, auch wegen der starken Prellung ihres Bauches nicht." Er schweigt einen Moment und spricht leise weiter: "Bevor ich euch holen ließ erlangte Orga kurz etwas das Bewußtsein und drückte die Hand auf die Prellung an ihrem Bauch und wälzte sich zur Seite und ich vermute, daß sie angeschwollen ist und eurer fachkundigen Versorgung bedarf.

Bei Petroffs letzten Worten beginnt Orga sich wieder leise stöhnend zu bewegen und ihre Hand auf den Bauch zu drücken. Petroff blickt zu Morgana, die direkt neben Orga am Bett steht und hält sich zurück.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 29. Aug. 2003, 21:18 Uhr
Morgana nimmt vorsichtig Orgas Hand vom Bauch weg und zieht die Decke zur Seite und ds Hemd ein Stück hoch. auf Orgas Bauch ist ein grosser blauer Fleck zu sehen, dort wo sie auf den Schemel gestürtzt ist. Vorsichtig und behutsam tastet Morgana den Bauch ab und nickt ab und zu , so als wollte sie sich selbst bestättigen, was sie grade fühlt. Nach dem sie alles untersucht hat, zieht sie Orga das Hemd wieder über und deckt sie snaft zu. Orga hat ein paarmal aufgestöhnt ist aber dank der Tropfen nicht erwacht. Morgana wendet sich wieder zu Petroff.

"Die Schmerzen kommen natürlich von der Prellung und auch davon , das die Gebärmutter schmerzt. Sie wird noch einige Tage Schmerzen haben, da sich die Gebärmutter wieder zurückbildet und das ist schmerzvoll, sie ist zwar noch nicht sehr weit gedehnt gewesen, aber es reicht aus um Schmerzen zu bereiten. Ich lasse euch ein Mittel hier, das die Schmerzen erleichtert und das die Gebärmutter unterstützt. Was Orgas Gemütszustand angeht, kann ich leider nicht viel helfen, wir können sie nun einmal nicht immer ruhig stellen , sie wird sich dem stellen müssen, was geschehen ist." Morgana verstummt und wirft einen Blick auf Orga.Was muss diese Frau noch alles erdulden, ehe sie ein glückliches Leben führen kann?

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 03:31 Uhr
Petroff bleibt schweigend am Fußende des Bettes stehen, während die Heilerin Orgas Prellung untersucht. Er nickt zu Morganas Worten und als sie geendet hat spricht er zu ihr: "Wenn ihr meint, daß sie aufstehen darf, dann werde ich ihr keine Beruhigungstropfen mehr geben und nur über sie wachen, daß sie sich keinen Schaden zufügt, denn sie kann sehr temperamentvoll sein."

Er schmunzelt bei den letzten Worten, wird dann aber wieder ernst als er fortfährt: "Ich hoffe, daß Henry bald den Schock überwunden hat und wieder in der Lage ist, ihr zur Seite zu stehen..." Er blickt aus dem Fenster als er weiter spricht, "ihm ist jetzt erst richtig bewußt geworden, was Orga beim Verlust ihres ersten Kindes durchgemacht hat und das macht ihm mehr zu schaffen, als der Verlust, den er heute morgen erlitten hat. Er ist regelrecht davor geflohen, denn die Fahrt zur Steinfaust hätten auch Yohn oder Tharon erledigen können...und er ist mit Gewalt konfrontiert worden, der er bisher immer aus dem Wege gegangen ist. Es geht viel in ihm vor und ich hoffe er gönnt sich bald die Ruhe, um das alles zu verarbeiten."

Petroff wendet sich vom Fenster ab und betrachtet die Heilerin und meint plötzlich schelmisch: "Vielleicht sollte ich ihm ordentlich Tropfen in den Tee geben, damit er zur Ruhe kommt," und lacht leise um Morgana wieder etwas aufzuheitern, denn er sieht, daß er die Heilerin mit seinen Gedanken unnötig belastet, die, wie ihm jetzt erst auffällt, einen erschöpften Eindruck macht und bittet sie darum besorgt: "Ihr solltet vielleicht etwas zu euch nehmen, denn ihr seht irgendwie... erschöpft aus. Marie hat immer einen Hühnereintopf auf dem Herd stehen," und mit einem gewinnenden Lächeln fährt er fort: "Ihr dürft das nicht abschlagen, denn wer kümmert sich um die Kranken, wenn ihr schlapp macht?!"

Sein Lächeln wird plötzlich sanft und liebevoll während er weiterspricht: "Ihr erinnert mich an meine Schwester, sie hatte nie die Ruhe zu frühstücken, wenn sie früh aus dem Bett geholt wurde und war nachher so müde, daß ich sie beinahe füttern mußte, damit sie etwas zu sich nahm, denn nach einer langen Geburt wollte sie meist nur noch schlafen und in der Frühe oder in der Nacht hätte wieder jemand klopfen können."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 12:29 Uhr
Ein leichtes Schmunzel zieht sich über Morganas Gesicht. "Ihr habt recht mein Frühstück steht noch auf dem Tisch, unangerührt. Oft komme ich nicht dazu vernünftig zu essen. Danke für das Angebot, ich glaube ich werde es annehmen." Danach wird Morganas Gesicht wieder ernster. Sie blickt noch einmal kurz zu Orga und dann wieder zu Petroff. "Ich denke wenn die Butungen nicht mehr so stark sind, dann kann sie aufstehen und ein wenig umhergehen und vieleicht auch sich selber waschen, damit sie das Gefühl bekommt wirklich sauber zu sein. Hmmmm..... und was Henry angeht, ich denke er schafft das. So etwas ist immer erst einmal ein Schock, aber wenn er merkt das Orga ihn braucht, wird er sicher darüber hinwegkommen. Soweit ich das beurteilen kann, wird Orga wieder schwanger werden können, da die Prellung nicht zu stark war und das gibt doch weiter Hoffnung." Ein leichtes Lächeln zieht sich nun wieder über Morganas Gesicht."Wollt ihr mir beim Frühstück Gesellschaft leisten und mir noch ein wenig über eure Schwester erzählen."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 15:16 Uhr
Petroff ist es anzusehen, daß er sich über Morganas Zustimmung freut, etwas zu essen und nachdem er ihr aufmerksam zugehört hat entschuldigt er sich kurz bei der Heilerin und geht hinunter zu Marie, die ihm mit flinken Händen ein Hühnereintopf-Frühstück mit frischem weißen Brot und Butter und Käse auf ein Tablett stellt mit Suppenschüsseln, Löffel und Servietten.

Voll beladen kommt er in Orgas kleinem Salon an und balanciert das Tablett bis zum Tisch, wo er alles abstellt. Kurz muß er an den Eindringling denken, der heute früh hier noch von seinem Kurzschwert niedergestreckt lag, aber das Zimmermädchen hatte die wenigen Spuren beseitigt und alles wieder fein säuberlich hergerichtet.

Morgana hilft ihm, alles auf dem Tisch zu verteilen und kurze Zeit später schöpft sie die warme kräftige Suppe in die Teller, nachdem sie die Türe zu Orgas Schlafgemach leicht angelehnt hat.

Petroff dankt ihr mit einem Kopfnicken und saugt den Duft der Suppe ein: "Ich habe einen Bärenhunger, denn ich habe heute tatsächlich durch die Geschehnisse das Essen ganz vergessen," und schmunzelt.

Mit großem Appetit löffeln sie die Suppe und nachdem der größte Hunger gestillt ist beginnt er, ihr von seiner Schwester zu berichten. Er erzählt ihr, daß seine Mutter eine Menschenfrau war und sein Vater ein Elbe ist und daß er als mittleres Kind geboren wurde und seine jüngere Schwester mit sehr jungen Jahren schon bei einer alten Frau gelernt hatte, Kinder auf die Welt zu bringen und daß die Zeiten damals noch sehr hart waren. Als die alte Frau starb und seine Schwester dann gerufen wurde, mußte er sie begleiten, denn er war schon früh ein guter Reiter und Kämpfer. Oft waren die Leute so aufgeregt, daß er ihr mehr und mehr half und mit der Zeit störte es keinen, daß er als junger Mann der Geburtshelferin zur Hand ging.
Petroff lacht leise bei der Erinnerung an seine Jugendjahre und schaut von seinem Teller zu Morgana auf, als er raschelnde Geräusche aus Orgas Schlafgemach hört.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 17:31 Uhr
Morgana hat der Erzählung Petroffs interessiert zugehört und hatte auch die Erklärung bekommen, warum er als Mann bei Geburten dabei sein durfte, denn das war in den Immerlanden nicht unbedingt üblich, aber die Leute damals schienen sich daran gewöhnt zu haben. Der Teller Suppe war schneller in Morganas Magen gelandet, als sie sich selbst je zugetraut hätte. Ich sollte mir wirklich mehr Zeit fürs Essen nehmen, ich esse zu unregelmässig und zu wenig, wenn das so weitergeht bin ich bald nur noch ein Knochengerüst.

Als Petroff geendet hat und das letzte Stück von dem weichen weissen Brot mit Butter verschwunden ist, hört man aus Orgas Zimmer das Rascheln von Stoff. "So wie es scheint erwacht Orga, wir sollten hinüber gehen und  sehen wie es ihr geht" Morgana erhebt sich und geht, gefolgt von Petroff, in Orgas Zimmer. Orga ist noch nicht ganz wach, aber sie würde sicher jeden Moment die Augen aufschlagen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 18:21 Uhr
Orga steigt ein köstlicher Duft in die Nase, doch sie braucht eine Weile, bis sie sich klar wird was sie da riecht, Hühnersuppe! Der schmerzende Bauch zieht zwar wieder unbarmherzig ihre Aufmerksamkeit auf sich, doch ihr riesiger Hunger dominiert und sie wird sich langsam ihrer Umgebung bewußt. Mit einem tiefen Atemzug öffnet sie die Augen und erblickt Morgana die Heilerin neben ihrem Bett und Petroff am Fußende.

"Ohh, Morgana!" bringt sie überrascht über ihre Lippen, "ist Henry etwas passiert?" fragt sie besorgt und blickt zu seiner leeren Bettseite und dann ängstlich von Petroff zu der Heilerin.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 18:45 Uhr
Morgana ist ein wenig überrascht, als Orga nach Henry fragt ud gar nicht an sich selber denkt. So schüttelt sie erst einmal den Kopf und wechselt einen kurzen Blick mit Petroff, als dieser ihr zunickt, beginnt Morgana zu sprechen.

"Nein Henry geht es gut, ich bin wegen euch gekommen, erinnert ihr euch daran, was geschehen ist?" Morganas Stimme ist sanft und ruhig, während sie zu Orga spricht. Sie sieht wie Orgas Gesicht einen Moment unsicher zu ihr und dann zu Petroff wandert und sie scheint darauf zu warten, das Morgana ihr noch mehr sagt, doch Morgana will, das Orga sich von sich aus daran erinnert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 19:38 Uhr
Orga hört Morgana sagen, daß es Henry gut geht, aber sie hat ihn heute noch gar nicht gesehen. "Wo ist Henry, ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen?" Sie blickt zu Morgana und zu Petroff und dann nach draußen, die Sonne steht schon längst hoch am Himmel als ihr bewußt wird, was Morgana gerade gesagt und gefragt hat.

Ein Ziehen in ihrem Leib läßt sie ihre rechte Hand auf ihren Bauch gleiten und schlagartig weiss sie, was Morgana gemeint hat. "Achso... ja... stimmt...!" Sie legt sich in das Kissen zurück, drückt sich beinahe hinein und rutscht noch ein Stückchen tiefer, während sie mit der linken Hand die Bettdecke bis zum Kinn hoch zieht.

"Er hat mir seine Finger auf den Mund gepreßt," murmelt sie leise, "ich habe noch geschlafen als er mich aus dem Bett gezerrt hat," sie streckt sich wieder und schnellt dabei ein Stück hoch und spricht mit beinahe zornig-trotziger Stimme weiter, "ich habe ihn eiskalt zum Kleiderschrank gelenkt, während er mir sein Messer an die Kehle gedrückt hat; wenn er mich nicht niedergeschlagen hätte, hätte ich ihn mit der Peitsche erledigt!" Orga bebt vor Wut. "Dieser hinterhältige Kerl! Ich hätte ihn erledigt!" Sie hat sich mittlerweile aufgesetzt und ballt ihre Hände zu Fäusten und schlägt wütend auf die Bettdecke neben sich, "ich kann jeden mit meiner Peitsche entwaffnen, jeden!"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 20:07 Uhr
Morgana ist beruhigt, das Orga ihre Wut herauslässt und sie nicht schluckt, doch sie ist sich immer noch nicht sicher, ob Orga wirklich begriffen hat, was mit ihr und dem Kind geschehen ist. Einen Moment überlegt sie, wie sie das Thema am besten darauf lenken kann, ohne Orga direkt alles zu sagen, doch dann spricht Morgana.

"Sicher hättet ihr das getan, aber wie geht es euch, habt ihr noch starke Schmerzen?" Morgana beobachtet Orga genau, um zu sehen wie sie reagiert. Orgas Aura flackert stark was wohl an der Wut liegt und die Wut die in Orga ist, ist fast im ganzen Raum zu spüren.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 20:43 Uhr
Orga ist der Verzweiflung nahe. Sie weiss, daß Morgana mit ihrer Frage nur eines von ihr will, aber es tat so schrecklich weh, doch sie dreht sich langsam zu ihr um und flüstert beinahe: "Ich habe es wieder nicht beschützen können. Ich habe wieder Henrys Kind nicht beschützen können...und jetzt ist er weggegangen, weil ...," sie sackt zur Seite und in ihr Kissen und sie krümmt sich vor Weinkrämpfen oder Bauchschmerzen? Sie kann es nicht mehr unterscheiden...sie weiss nur, daß sie wieder sein Kind verloren hat auf das dieses Mal er sich so gefreut hat, so unendlich gefreut hat...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 20:50 Uhr
Morgana setzt sich zu Orga auf die Bettkante und legt sanft eine Hand auf die Schulter von Orga, die von Weinkrämpfen geschüttelt wird.So ist es gut, lass alles heraus, danach wird es besser werden.

"Ihr seid daran nicht schuld, Schuld daran hat dieser Kerl, der hier eingedrungen ist. Das müsst ihr begreifen und nichts anderes zählt und er hat seine gerechte Strafe schon bekommen . Henrry ist sicher nicht böse auf euch, sondern ist wütend auf den Eindringling und wahrscheinlich auf sich selber, das er euch nicht hat schützen können, macht euch darüber bitte keine Gedanken. So wie ich das sehe, liebt Henry euch über alles und er würde euch niemals die Schuld an dem Geschehenen geben." Leise und beruhigend sind Morganas Worte und während sie spricht streicht ihre Hand sanft über Orgas Schulter, so als wolte sie ein Kind trösten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 21:13 Uhr
Orga spürt Morganas Hand auf ihrer Schulter und hört ihre Worte und ihre Hand läßt eine wohlige Wärme in ihren Körper strömen, die sie mehr und mehr entspannt, während ihre Worte ihr Gemüt beruhigen und es dauert nicht lange, bis sich die Weinkrämpfe in leises Schluchzen wandeln, bis selbst das abebbt und sie erschöpft, aber wohlig entspannt einschlummert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 21:25 Uhr
Morgana streichelt Orgas Schulter noch so lange weiter bis sie sich sicher ist, das Orga eingeschlafen ist. Dann erhebt sie sich vorsichtig vom Bett und geht hinüber zu Petroff und spricht leise mit ihm.

"Ich glaube das Schlimmste ist jetzt erst einmal überstanden. Henry sollte sobald er zurück ist mit Orga reden, damit sie die Schuldgefühle loswird. Passt mir so lange gut auf sie auf. Damit sie nicht zu früh aufsteht udn sich nicht übernimmt. Gebt ihr von dem sChmerzmittel und dann dürfte es ihr bald wieder besser gehen, zumindest was das körperliche angeht. Ruft mich, falls etwas passieren sollte." Morgana nickt Petroff noch einmal kurz zu und wendet sich dann zum gehen.Ich sollte noch kurz über den Markt gehen und etwas einkaufen, damit ich wieder etwas zu Essen im Haus habe.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 30. Aug. 2003, 22:51 Uhr
Petroff hat sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und die Heilerin und Orga nur still beobachtet. Nachdem er ihr aufmerksam zugehört hat, was Orgas weitere Behandlung betrifft und sich Morgana zum Gehen wendet dankt er ihr für ihr Kommen, legt ihr ein mit Münzen gefülltes Leinensäckchen in die Hand und nimmt ihr das Versprechen ab, daß sie, wenn sie einmal Hilfe benötigt sich nicht scheut, zum Haus von Roßstein zu kommen.
Er begleitet Morgana in den Garten hinunter und ruft Yohn herbei, damit er Morgana heim fährt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 30. Aug. 2003, 22:54 Uhr
Morgana winkt dankend ab, als Yohn um die Ecke biegt. "Nein danke, ich brauche die Kutsche nicht, ich will noch auf den Markt gehen und etwas einkaufen, meine Vorratskammer benötigt dringend neue Sachen." Ein kleines Schmunzeln zeigt sich auf Morganas Gesicht, als sie an die leeren Vorratsschränke denkt.

Sie verabschiedet sich von Petroff und nickt Yohn noch kurz zu ehe sie den weg hinunter bis zum tor geht und auf den Marktplatz hinaustritt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 31. Aug. 2003, 18:15 Uhr
Orga liegt mit geschlossenen Augen, aber wach in ihren Kissen und überdenkt, was Morgana zu ihr gesagt hat.
Ist Henry wirklich deswegen nicht bei mir? Macht er sich Vorwürfe, weil er nicht bei mir war, aber wenn Henry da gewesen wäre, wäre er sicher gar nicht erst eingestiegen! Sicher hat er seit Tagen das Haus beobachtet! Diese und andere Gedanken gehen ihr durch den Kopf, während sie bemüht ist, nicht zu stöhnen, wenn zu dem permanenten Schmerz der Prellung sich noch das Ziehen in ihrem Bauch gesellt, denn sie spürt Petroffs Anwesenheit. Sie weiss, daß er weiss, daß sie weiss, daß er es weiss, daß sie wach ist. Es ist ihr unangenehm, daß er ihren Gefühlsausbruch mitbekommen hat, niemals hat sie vor ihm Schwäche gezeigt. Ich bin auch nicht schwach, immer war ich stark, immer! In ihr steigt wieder die Wut hoch, daß sie sich nicht gegen den Kerl hat wehren können, unbändige Wut. Wenn ich doch nur meine Peitsche hätte... Sie würde am liebsten alles kurz und klein schalgen und beginnt ihre Fäuste zu ballen und reißt mit einem Mal die Augen auf und ihre Augen blitzen nur so als sie Petroff fest anblickt und sagt: "Ich brauche meine Peitsche!"

Petroff erwiedert ihren Blick genauso fest, doch anstatt ihr die Peitsche zu holen, die er mit Sicherheit im Schrank liegen gesehen hat, bleibt er am Fenster stehen und fragt unschuldig lächelnd: "Wollt ihr mich umbringen?"

Sie starrt ihn an, schwebt einen Moment zwischen Lachen und dem Gefühl der Hilflosigkeit, nicht an ihre Peitsche zu kommen und muß dann aber doch lachen. Sie lacht und hält sich den Bauch, doch nur kurz, denn ihr Lachen wandelt sich in ein Schluchzen, sie will ihre Peitsche, will sich wehren können, aber sie weiss, daß Petroff sie nicht an ihre Peitsche lassen will, doch sie gibt nicht auf, ich bin nicht hilflos!
Orga rollt sich zur Bettmitte, um auf der anderen Seite aus ihrem Bett zu gelangen, doch blitzschnell hat er ihr Handgelenk erwischt und zieht sie behutsam zurück in ihre Kissen. "Ich will meine Peitsche!" schnaubt sie und wehrt sich gegen den Griff, doch anstatt los zu kommen erwischt er ihr anderes Handglenk und setzt sich zu ihr auf die Bettkante. "Er ist tot Orga, er wird euch nie wieder seinen Dolch an die Kehle drücken und ich bin bei euch, ich lasse euch nicht allein in diesem Zimmer. Wenn ihr wieder auf den Beinen seid könnt ihr euch im Garten mit eurer Peitsche abreagieren, aber nicht jetzt und hier." Seine Worte kommen ruhig und bestimmt über seine Lippen und es scheint ihn nicht im geringsten anzustrengen, sie in ihren Kissen zu halten. Orga braucht eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt, denn immer wieder flackert ihr Kampfgeist auf und bemächtigt sich ihrer. Selbst als sie versucht, ihn zu überlisten, indem sie sich ruhig gibt, gelingt es ihr nicht, ihn zu täuschen.

Erst als sie wirklich erschöpft zurück sinkt und schläfrige Müdigkeit sie ergreift, löst er den Griff von ihren Handgelenken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Sept. 2003, 21:52 Uhr
Sie hat wohl eine Weile geschlafen, denn Orga erwacht mit einem mächtig knurrenden Magen.
Sie richtet sich auf und sieht Petroff am Fenster stehen und bittet ihn, Marie zu rufen. Er sieht sie kurz an, als wollte er ergründen, ob es nicht ein Trick von ihr ist, aber dann lächelt er und geht zur Treppe und ruft die Köchin, die kurz danach zu ihr geeilt kommt und fragt: "Soll ich euch Hühnersuppe bringen? und Brot und Butter, wie ihr es immer gerne eßt?"
Orga seufzt und erwiedert: "Oh ja Marie, ich verhungere, bitte bringt mir ganz viel Suppe!" und Marie eilt strahlend wieder aus dem Zimmer.

Petroff reicht ihr ein Glas mit Wasser, das er aus der Karaffe frisch in ein Glas füllt und gibt Tropfen von einer neue Phiole hinein, und reicht ihr das Glas mit den Worten: "Morgana hat euch die Tropfen verordnet," und lächelt ihr aufmunternd zu. Durstig trinkt sie das Glas leer.

Es dauert nicht lange und ein reichlich gedecktes Tablett mit Füßen steht vor ihr auf dem Bett und sie genießt jeden Löffel der Suppe und das frische Brot mit Butter dazu. Langsam fühlt sie sich wieder besser, hatte ich ein Hunger, denkt sie und fragt sich, wo Henry wohl ist, denn bisher hatten sie fast immer zusammen zu Mittag gegessen und sie beginnt ihn zu vermissen.  

Petroff blickt, seit Marie die Suppe gebracht hat aus dem Fenster, sogar als sie das Tablett wieder holt. Entspannt legt sie sich in die Kissen und spricht Petroff an: "Wißt ihr, wo Henry ist?"

Er blickt weiter aus dem Fenster und antwortet ihr: "Er hat die Leiche zur Steinfaust gebracht und da er mit Sol zusammen losgefahren ist vermute ich, daß er mit ihm nach Toren schaut, denn sie unterhielten sich über den vorderen Teil der Mauer und sprachen von Toren. Ich denke, Henry möchte neue hohe Tore, über die niemand mehr steigen kann. Als er heute früh los war, hat er mit Yohn die restlichen Eisenstangen von Sol geholt."
Petroff dreht sich zu ihr um und beruhigt sie: "Er kann sich   damit ablenken und hat Zeit alles zu verarbeiten. Macht euch keine Sorgen, ich bin sicher, er will erst sein Gleichgewicht wiederfinden, bevor er zu euch kommt," und fügt leise hinzu: "Er weiss, daß ihr nicht alleine seid." Petroff blickt sie sanft an und als sie die Augen schließt, denn das Essen und die Tropfen von Morgana haben eine wohltuende Wirkung und Petroffs Worte beruhigen sie, öffnet sie ihr Herz und denkt an Henry, nimmt ihn in Gedanken liebevoll in die Arme und kuschelt sich in ihrer Vorstellung an ihn, Petroff hat sicher recht, er hat eigentlich immer recht... schmunzelt sie zufrieden in sich hinein und kann wieder viel entspannter liegen, denn die Schmerzen im Bauch sind fast nicht mehr zu spüren. Wohlig kuschelt sie sich in ihre Kissen und schlummert wieder vor sich hin.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 03. Sept. 2003, 22:14 Uhr
Olyvar folgt Henry mit seinem Wagen und hält Bayvard dort, wo die Breite der Straße es erlaubt, auf der Höhe des Kutschbockes. Als Henry die fahle Haut, Kerkerhaut wie sie auch genannt wird, erwähnt, horcht er auf. "Das ist nicht typisch für die Unterstädtler... nur weil sie dort unten hausen und ihren Geschäften nachgehen, heißt das nicht, daß sie nie ans Tageslicht kämen... Beutelschneider, Diebe, Taschenspieler und ähnliche treiben sich wissen die Götter oft genug hier oben herum... Eure Beschreibung hört sich eher nach einer verwirrten Seele oder einer durchgedrehten Kanalratte an."  Er schüttelt langsam den Kopf. "Ich weiß von keinem anderen Fall, daß ein Räuber nachts in irgendwelche Häuser eingedrungen wäre... schon gleich gar nicht in die Häuser reicher Kaufleute oder Adliger."
Eine Weile reiten sie schweigend durch die abendlichen Gassen und als sie das Anwesen der Roßsteins erreichen, dringt fröhliches Lärmen vom Harfengarten herüber. Die hohen Bäume vor der Harfe, in deren dunklen Ästen die Laternen schimmern, verdecken jedoch größtenteils die Sicht auf die Gäste. Ist das etwa Achim dort auf dem Felsbrocken? Olyvar kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er den Oger - einen solchen Rücken kann nur Achim haben - inmitten einer bunten Gästeschar entdeckt. Sieh einer an... eben noch ein einsamer Waldoger und nun schon Borgils Stammgast... Aber das Lächeln auf seinem Gesicht drückt ehrliche Zuneigung aus - und warum auch nicht? Um Achim nicht zu mögen mußte man schon ein völlig verstockter Sauertopf sein.
Sie fahren durch ein Tor in das Anwesen ein und der Wagen kommt ratternd unter einer hohen Kastanie zum Stehen. Auch Olyvar steigt ab und jemand nimmt ihm Bayvard ab. Er tritt neben Henry, mustert das Haus im lavendelfarbenen Abendlicht. Sie hat ihr Kind verloren...arme Frau. Nocheinmal läßt er sich zeigen, wo der Einbrecher hereingekommen sein muss und welcher Weg ihn ins Innere geführt hatte und nickt dann langsam. "Es muss sein, wie Ihr gesagt habt... Ich würde wirklich gern zwei Männer abstellen, die wenigstens in den nächsten Tagen hier Wache halten. Nur für den Fall."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 04. Sept. 2003, 00:13 Uhr
Henry war so überzeugt, daß der Eindringling aus der Unterstadt war, daß er den Worten des Lord Commanders überrascht und aufmerksam lauscht. So ist das, grübelt er vor sich hin. Aber so richtig beruhigen will ihn das auch nicht, darum ist er froh, als der Lord Commander, nachdem er sich die Vorderfront des Hauses mit der kleinen Terasse über dem Eingang angesehen hat, über die der Eindringling in Orgas Salon eingestiegen ist, ihnen zur Sicherheit die nächsten Tage zwei Wachen abstellen will.

Henry nickt zu den Worten des Lord Commanders: "Danke, ja, ihr habt recht, das wäre sicherer!" und steht gedankenverloren da.

Vom Harfengarten ziehen wieder die zu dem Trubel drüben passenden Düfte herüber und Henry spürt, wie Hunger und Durst ihm schon ein Loch in den Bauch fressen und blickt zu Sol, der sich mittlerweile zu ihnen gesellt hat und so hungrig aussieht, wie er sich fühlt und fragt kurzerhand: "Wie wäre es mit einem Besuch in der Harfe? Ich verhungere!" und blickt fragend in die Runde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sol am 04. Sept. 2003, 12:34 Uhr
Die ganze Zeit, in der sich Henry und der, Sol nur vom Sehen her bekannte, Lord Commander unterhalten haben, auch schon vor der Steinfaust, war der Zwerg vergleichsweise ruhig und redete nur das Nötigste.
Was geht mich die ganze Sache an? Es tut mir Leid für Orga und Henry, doch das soll er mit dem Lord Commander abklären...
Solche und ähnlich Gedanken rannen während der Gespräche wie Sand durch den Kopf des Schmiedes und er schaute sich ein wenig die Gegend an, vor allem die herrlich gemauerte Steinfaust, unter anderem aber auch einen Oger, der mit strengem, missbilligenden Blick beobachtet wurde.
Oger...wie kann ein solches Wesen nur bei der Stadtwache arbeiten. Die sind doch unkontrollierbar.
Sols Abneigung gegen Oger im Allgemeinen und Achim im Speziellen liegt nicht an der Person des Ogers. Vielmehr ist es die natürliche Art der Zwerge allem, das größer als 5 Fuß ist, misstrauisch gegenüber zu sein. Was sich bei Menschen und Elben in Grenzen hielt, bekam krankhafte Auswüchse in der Nähe von Wesen, die mehr als doppelt so groß waren wie das Erdvolk, also vor allem Oger und Riesen. Sol hatte die ganze Zeit Mühe den eigentlich freundlichen Oger nicht mit bösartiger Litanei zu belegen und war sichtlich froh, als das Gespann endlich die Steinfaust verließ.

"Zu früh gefreut..." grummelte der Zwerg kaum hörbar in seinen Bart, als er vom Anwesen von Roßstein aus eben jenen Oger im Harfengarten wiedererblickte. Konzentrierte Augen verfolgten dessen Aktionen kontinuierlich, als die Frage Henrys den Zwerg aus den Gedanken riss.
"Wie...? Was...? Oh, ja, natürlich. Aber würde es euch etwas ausmachen, wenn wir in die Harfe hineingingen? Ich fühle mich draußen immer so beobachtet..." Mit einem Lächeln versucht er seinen wahren Grund zu vertuschen und zumindest Henry davon zu überzeugen, nicht im Harfengarten Platz nehmen zu müssen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 04. Sept. 2003, 17:15 Uhr
"Goldene Harfe klingt gut..." hört er sich selbst sagen. Er hat zwar keinen Hunger, doch einem Horn Met oder einem Krug Schwarzbier wäre er nicht abgeneigt.  Der Schmied scheint mit seinen Gedanken im Augenblick an völlig anderen Orten und braucht einen Moment, bis er antwortet, doch auch er ist gewillt, Henry zu begleiten.
Seine Bitte, doch ins Innere des Gasthauses zu gehen, kann Olyvar angesichts des überfüllten Harfengartens durchaus verstehen - auch wenn er von Sols wahren Gründen keine Ahnung hat. Als sie schon im Gehen sind, wendet er sich noch einmal an Henry. "Wegen der Wachen...versteht mich nicht falsch, ich will nur sicher gehen, daß dieser Überfall Zufall war, versteht Ihr? Daß es jedes Haus am Marktplatz hätte sein können und nicht gezielt dieses war. Ich weiß wenig über Lady von Roßstein, außer daß sie vermögend ist und woher sie stammt..." Ob sie Feinde hat oder nicht... führt er den Satz in Gedanken weiter. Er glaubt eigentlich nicht daran, daß dieser Einbruch irgendeine tiefere oder hintergründigere Bedeutung hat, aber er kann die Möglichkeit auch nicht völlig ausschließen. Er hat gesagt, ein Gast seines Hauses habe den Mann gestellt... und daß Orga ihr Kind verloren hat... sein Kind? Olyvar wirft Henry einen kurzen Blick von der Seite zu und erinnert sich daran, die beiden gemeinsam beim Festmahl des Stadtrates zur Inarinacht gesehen zu haben, wie sie miteinander umgegangen waren.  Ich wette, es war sein Kind.
Sie verlassen das Anwesen und gehen das kurze Stück zur Harfe - kaum mehr als ein Katzensprung - zu Fuß. Und Olyvar fragt sich, warum bei allen Göttern Henry lieber mit ihnen in die Harfe gehen wollte, anstatt bei Orga zu sein. Die Frau ist überfallen worden und hat ihrer beider Kind verloren und er läßt sie allein...?

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Sept. 2003, 18:44 Uhr
Mit Maries Hilfe war Orga am späten Nachmittag im Bad gewesen und hatte sich frisch gemacht, auch hatte sie eine Weile im Salon in ihrem Sessel gesessen, doch als die Schmerzen wieder zunahmen war sie froh, wieder im Bett zu liegen. Petroff war den ganzen Tag bei ihr geblieben und seit sie wieder im Bett liegt sitzt er in ihrem Salon über einem Buch.
Draussen ist es schon dunkel und durch das geöffnete Fenster klingt der übliche Trubel der Goldenen Harfe zu ihr ans Ohr. Sie macht sich langsam Sorgen, daß Henry noch immer nicht zurück ist. Sie blickt verschlafen zu Petroff und fragt: "Ist der Wagen schon zurück? Habt ihr vielleicht etwas gehört als ich geschlafen habe?"

Petroff legt das Buch zur Seite und kommt zu ihr ins Zimmer und setzt sich auf den Sessel neben ihrem Bett und blickt sie an, als überlegt er, wie er ihr etwas sagen soll und beginnt dann: "Henry war mit dem Zwerg und einem Mann von der Stadtgarde unten im Garten und sprach mit ihm unten bei der Tereasse über den Überfall. Sie sind dann zusammen zur Goldenen Harfe gegangen."

Petroff legt seine Hand auf ihren Arm und tröstet sie: "Laßt ihm Zeit, er hat euer gemeinsames Kind gesehen und ist daran fast zerbrochen, erzählte mir Marie, laßt ihm Zeit." Orga blickt ihn erschrocken an und ruft beinahe aus: "Oh nein! Sie hätte ihn das nicht sehen lassen dürfen, er kann keine Gewalt ertragen und sicher war es verletzt!" Orga blickt ängstlich zu Petroff, "hoffentlich betrinkt er sich nicht, bitte schickt Yohn zu ihm, er soll auf ihn achten, aber er darf es nicht merken!" Petroff streicht beruhigend über Orgas Arm und meint nur: "Ich wollte es euch nicht erzählen, aber wenn ich es nicht tue, würdet ihr euch damit quälen, daß er noch nicht bei euch ist, darum ist es besser, ihr erfahrt die Wahrheit." Er lächelt und fährt fort: "Er sitzt mit den beiden Männern hinten im Harfengarten, macht euch also keine Sorgen, ich bin mit meiner Aufmerksamkeit bei ihm und werde es wissen, wenn er Hilfe braucht."

Er nickt ihr nocheinmal lächelnd zu und seine Worte beruhigen sie einerseits, andererseits würde sie Henry so gerne helfen, aber sie kennt ihn, Kummer hat er nie mit ihr geteilt, immer ist er fort gegangen, wenn ihn etwas bedrückt hat. Sie muß beinahe wieder lächeln, wenn sie an ihre gemeinsame Jugend denkt. Henry wußte genau, daß Petroff bei ihr ist und irgendwie freut sie sich, daß er und Petroff eine so tiefe Freundschaft entwickelt hatten, daß er ihm in dieser Situation so vertraute. Sie blickt zu Petroff, lächelt ihn an und dankt ihm im Stillen. Sie mußte sich wirklich keine Sorgen machen. Sie spürt Petroffs Gegenwart in ihrer Nähe und weiss, daß er ihr damit Ruhe vermittelt und kuschelt sich wieder wohlig in ihre Kissen.  Der Tag hatte für sie seine Schrecken verloren, hoffentlich würde auch Henry bald wieder seine Ruhe finden, ein bischen Sorge bleibt noch, denn er hatte sich so auf ihr Kind gefreut, während sie merkwürdigerweise ihre Schwangerschaft beinahe emotionslos hingenommen hatte und auch den Verlust des Kindes. Ob Petroff etwas damit zu tun hat? denkt sie plötzlich und blinzelt aus halb geöffneten Augen zu ihm hin und sieht ihn im flackernden Schein des Öllämpchens auf ihrem Nachttisch sie still anlächeln.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 09. Sept. 2003, 12:27 Uhr
Es ist wirklich nur ein Katzensprung vom Harfengarten bis zum Roßstein-Haus und als sie unter der uralten Kastanie anlangen, blickt Henry nach oben, wo hinter den hohen, bleigefaßten Fenstern noch Licht brennt. Olyvar ist sich fast sicher, einen Schatten in Henrys Augen wahrzunehmen, als er ihn die breiten Stufen zum Eingang hinaufführt. Das Haus ist alt, doch gut Instand gehalten, eines der alten, herrschaftlichen Wohn-und Handelshäuser, die einst das Bild des Marktplatzes bestimmten. Vielleicht stammt es sogar noch aus imperialer Zeit... Olyvar mustert die Säulen und Simse, die ihn fast ein wenig an die Stadthalle und Magistratsgebäude erinnern, und folgt Henry dann hinein. Das kleine Mädchen klammert sich an seinen Arm, als wolle sie ihn nie wieder loslassen und das erfüllt ihn einerseits mit Unbehagen, andererseits mit einem seltsamen Gefühl von Wärme, das er nicht ganz deuten kann. Du wirst doch nicht auf deine alten Tage weich werden, nur weil du ein Kind im Arm hälst! Die Kleine ist noch immer in seinen Umhang gewickelt und Henry geht zielstrebig voran, führt ihn durch einen Gang und Türen in eine große Küche. Der Duft nach Marmelade und Eingekochtem hängt noch im Gebälk - zweifellos waren auch hier, wie wohl in allen Häusern Talyras die Mägde und Mädchen mit dem Verarbeiten des reifen Obstes beschäftigt, und es riecht anheimelnd nach Zimt und Gewürzen. Henry ruft wohl nach der Köchin, einen kurzen Namen, der in Olyvars Ohren dennoch exotisch klingt, "Maree" oder so ähnlich, und lächelt zuversichtlich, doch Olyvar verzieht sein Gesicht zur Grimasse eines gequälten Grinsens und hält das Mädchen mit beiden Händen weit von sich weg. "Eure Mägde sollen sich beeilen, Henry - sie tropft!"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Sept. 2003, 14:33 Uhr
Henry und der Lord Commander betreten durch den Vordereingang das Haus von Roßstein in dem vollkommene Stille herrscht, nur die Öllampen, die an der rechten Wand hängen und die breite Treppe zum ersten Stock beleuchten und auch den restlichen riesigen Raum, der gleichzeitig Salon und Eßzimmer des Hauses ist, in ein schummriges Licht hüllen, brennen.

Henry ruft nach Marie und als alles still bleibt gehen sie durch den langen Gang des Erdgeschosses zur Küche, doch auch dort ist alles still. "Sie muß oben sein," wendet er sich an den Lord Commander und als er sieht, wie dieser das kleine Mädchen ein Stück von sich weghält und dazu bemerkt, daß sie tropft, öffnet er schnell die Tür zur Wäschekammer und holt ein paar Handtücher heraus und reicht ihm ein kleines Tuch zum unterlegen.
In dem Moment kommt Yohn aus seinem Zimmer und grüßt die beiden und Henry trägt ihm auf, "sag Marie und Ellie bescheid, sie sollen Badewasser für die beiden Kinder richten, aber oben, nicht unten und hol dann Mariann auch gleich her, sie hat bestimmt Nachtgewänder für die beiden Kleinen!" Während Yohn nach oben verschwindet sieht Henry den Lord Commander achselzuckend an und sagt beinahe entschuldigend, "bringen wir sie hoch in ihr Zimmer."

Da sie sich schon näher bei der Hintertreppe befinden gehen sie über sie in den ersten Stock. Die Schritte der beiden Männer, die nun wieder das Haus von hinten nach vorne durchschreiten, werden fast vollständig vom dicken Wollteppich verschluckt. Vor ihnen liegt am Ende des Ganges die Tür zu Orgas kleinem Salon und anschließendem Schlafgemach, die nur angelehnt ist und der kurze Gang, der links zur breiten Treppe führt ist von deren Öllampen in sanftes Licht getaucht. Der Junge, der sich bei Yohns plötzlichem Erscheinen ängstlich an ihn gekrallt hat sitzt wieder ruhig auf seinem Arm und schaut sich aufmerksam um.

Henry öffnet lächelnd die Türe des letzten Zimmers auf der rechten Seite und setzt den Jungen auf das große Bett ab und sagt schnell beruhigend, "jetzt mache ich aber erst einmal Licht an, damit ihr euch nicht fürchtet," und entzündet die kleine Öllampe an der Wand. "Soo, jetzt ist es besser!" und lacht den Kleinen an, der sich gleich neugierig umschaut und das Bett auf seine Federung hin überprüft und Henry war noch nie so froh wie gerade jetzt, daß Ellie die Zimmer immer schön frisch und sauber hält.

Beim Anblick des Kleinen verspürt er wieder den unwiderstehlichen Drang, zu Orga zu gehen und sie in seine Arme zu schließen. Die Starre, die ihn den ganzen Tag wie mit eisernem Griff umklammert hatte, war, als der kleine Junge ihn hinter der Bank angeschaut hatte, wie Eis in der Sonne geschmolzen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 09. Sept. 2003, 17:01 Uhr
Orga erwacht aus einem leichten Schlaf...Henry! Sie schießt in ihrem Bett hoch und lauscht. Sie hört  Schritte unten im Haus und kaum vernehmbar Stimmen, aber nicht nur Henrys. Wer ist das und was ist da los? Orga rutscht mit den Beinen aus dem Bett und Petroff, der noch immer im Sessel gesessen hat erhebt sich und hilft ihr in den dunkelgrünen samtenen Morgenmantel.
Petroff stütz sie leicht am Arm, während sie das Schlafgemach langsam verläßt und er bleibt auch bei ihr stehen, als sie hinter der Salontür in den Gang lauscht und Schritte hört, die ganz in der Nähe in einem Zimmer enden und dann hört sie Henrys Stimme. Mit wem spricht er? Es klingt so fürsorglich? Doch sie hört auch eine unbekannte Männerstimme. Sie löst sich mit einem dankbaren Lächeln und einem leisen "Danke" von Petroffs stützender Hand und geht die paar Schritte zur Tür, aus der flackerndes Licht auf den Flur fällt. Ihre Schritte sind kaum zu hören und als sie langsam den Türrahmen erreicht und in das Zimmer blickt glaubt sie im ersten Moment nicht, was sie sieht.

"Henry!" bringt sie nur vor Überraschung heraus und blickt zu dem Mann, auf dessen Arm ein kleines Kind in seinen Umhang gewickelt liegt und sie erinnert sich sofort an das markante Gesicht, das im Schein der flackernden Flamme des Wandlichtes noch abenteuerlicher wirkt, als damals beim Fest. Henry, der gerade zu einem kleinen, auf dem Bett sitzenden Jungen spricht dreht sich abrupt um und mit einem Blick voller Besorgnis und gleichzeitig Freude erfaßt er sie und ist mit einem Schritt bei ihr, nimmt sie in den Arm, als würde es ihn überhaupt nicht stören, daß der Lord Commander, wie er ihr ihn damals vorgestellt hatte, neben ihnen steht.  

Orga vergißt für einen Moment alles um sich herum, endlich ist er wieder bei ihr, endlich spürt sie wieder seine Liebe! Behutsam führt er sie zu dem Stuhl, den er vom kleinen Tisch wegzieht und hilft ihr, sich zu setzten. Erst jetzt stellt er Orga dem Lord Commander vor und wendet sich dann zu dem kleinen Jungen, "das ist Orga von Roßstein, ihr gehört das große Haus hier," und lächelt zu dem Kleinen rüber, der plötzlich vom Bett rutscht, zu Orga läuft, sich höflich verneigt und wie ein Alter von sich gibt, "Frederik von Dorsten, angenehm" und dreht sich auf dem Absatz um und klettert wieder auf das weiche Bett. Orga blickt überrascht auf den Kleinen und lacht ihn freundlich an, wobei sie sich schnell die Hand auf den Bauch drückt, denn das Lachen läßt die Prellung etwas schmerzen und erwiedert, "angenehm, deine Bekanntschaft zu machen Frederik," und fragt ganz spontan, "aus Thalyra?", doch der Junge schüttelt energisch den Kopf und erwiedert, "aus Fa´Sheel." Orga lächelt und sagt dann leise schmunzelnd, "ich komme aus Verd am See."

Orgas Aufmerksamkeit wird dann jedoch von Marie, der alten Köchin und Elli, dem jungen Zimmermädchen abgelenkt, die die Treppe am Ende des Ganges herunter geeilt kommen und Yohn ist zu hören, der den beiden Frauen noch irgend etwas zuruft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 10. Sept. 2003, 10:16 Uhr
Olyvar wendet sich halb um, als Orga von Roßstein die Treppe herabkommt und beobachtet dann schmunzelnd die Szenen, die sich ihm bieten. Er lächelt Orga nur kurz zu und hält sich abwartend im Hintergrund. Der Kleine Junge, der offenbar begriffen hat, daß Flucht und Gefahr endgültig hinter ihm und seiner Schwester liegen, beschließt, seine guten Manieren hervorzuholen und sich formvollendet bekannt zu machen - ein Höfling im Festgewand hätte nicht galanter sein können. Olyvar beißt sich auf die Zunge, um ein Lachen zu unterdrücken, immerhin geht ihm der Knirps gerade mal bis zum Knie - doch Orgas spontane Frage entlockt ihm nicht nur auf einen Schlag seinen Namen, sondern auch noch seine Herkunft. Dorsten... Dorsten... Dorsten...woher kenne ich den Namen? Nachdenklich mustert er das Kind, das wieder auf das Bett geklettert ist, aber ihm will nichts dazu einfallen. Fa'Sheel.... dann sind sie wahrscheinlich irgendwo auf dem Frostweg überfallen worden...götterverdammt! Das ist eine sicherer Handelsstraße. Ich muss Raben nach Verd, in die Sonnenhügel und nach Dornheim schicken... Seine Gedanken sind bereits bei den Botschaften, die er aussenden will, als eine junge Magd zu ihm tritt, um ihm die Kleine abzunehmen. Er reicht ihr das Mädchen, doch als sie es nehmen will, stimmt es ein Geschrei an, gegen das sich der Gesang einer Banshee wie ein Wiegenlied ausnehmen würde. Ihre dünnen Ärmchen umklammern seinen Unterarm und zum ersten Mal an diesem merkwürdigen Abend fühlt Olyvar sich entschieden hilflos. "Ahm..." protestiert er wenig erfolglos, denn bei dem infernalistischen Geschrei des Kindes, hört ihn ohnehin niemand, am wenigsten die Kleine selber. Dicke Tränen kullern über ihre Wangen und tropfen auf sein Hemd. "Laß los, Kind." Er versucht, seinen Arm zu befreien, doch das Geschrei wird noch lauter, der Griff noch klammernder. Hilflos blickt er von Orga zu Henry, dann zu dem Gesinde hinüber und zuletzt zu dem Jungen, der im Bett sitzt und verwundert seine Schwester anstarrt. Er sagt etwas, aber Olyvar kann es nicht hören, weil das Kind aus Leibeskräften brüllt und die Magd versucht, es zu beruhigen, begütigend und sanft auf die Kleine einspricht. Nichts will helfen, nicht einmal, als sie versuchen, das Mädchen mit sanfter Gewalt von ihm zu lösen.
Olyvar wird selten laut - muss es selten werden. Selbst wenn er vor Wut kocht ist seine Stimme zumeist sehr ruhig und sehr beherrscht und wird nur deutlich kälter. Platzt ihm einmal so der Kragen, daß er anfängt zu brüllen, kann man nur noch die Flucht ergreifen - für alles andere ist es zu spät. Jetzt erhebt er seine Stimme, wenn auch nicht wirklich schreiend, doch immerhin so laut, daß es das schrille Kindergebrüll übertönt - nicht weil er wütend ist, sondern weil ihm schlicht nichts anderes mehr einfällt, um das tobende Kind zum Zuhören zu bewegen.
"Das reicht!"
Das Mädchen starrt ihn so erschrocken an, daß sein Geschrei tatsächlich verstummt und in einen schluchzenden Schluckauf übergeht. Er winkt die Magd mit der freien Hand fort und setzt sich dann mit dem Kind auf einen Stuhl an der Wand. "Hör zu Kind, ich kann nicht hier bleiben und ich kann dich auch nicht mit mir nehmen. Sieh mal, dein Bruder ist hier und hier könnt ihr beide bleiben und euch ausruhen. Hier seid ihr sicher. Henry und Orga werden sich gut um euch kümmern und euch kann nichts mehr geschehen."
Die Kleine starrt ihn an und hört ihm sogar zu - offenbar ist ihr gegenüber selten jemand laut geworden und umso mehr hat sein kurzer Ausbruch gewirkt. Er sieht Orga an, steht dann auf und reicht ihr die Kleine, die sich diesmal widerstandslos übergeben läßt. Aber kein einziges Mal wendet sie ihren vorwurfsvollen Blick von ihm ab.
Während Orga die Kleine herzt und beruhigt, wendet er sich leise an Henry. " Den Namen Dorsten habe ich schon einmal irgendwo gehört. Versucht herauszufinden, was genau geschehen ist  - und wo - und ich werde Nachrichten nach Verd, an die Grenzer und in die Sonnenhügel schicken."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 10. Sept. 2003, 14:01 Uhr
Henry fährt herum, als er Orga seinen Namen leise und überrascht rufen hört. Blass und nicht so aufrecht wie sonst steht sie da und mit einem Schritt ist er bei ihr und hält sie in seinen Armen. Er spürt ihre Schwäche und hält sie behutsam fest und ist erleichtert, daß sie keinen Groll gegen ihn hegt, nicht den kleinsten, das fühlt er an der Art wie sie sich an ihn schmiegt und ist nur glücklich.

Nachdem er Orga sicher auf einen Stuhl gesetzt hat und er dem Kleinen verrät, daß Orga die Herrin des Hauses ist, stellt sich der Kleine höflich Orga vor und Henry wird klar, daß der Junge aus vornehmem Haus stammen muß, nicht nur wegen seines Namens. Nur Eltern, die viel in der feinen Gesellschaft verkehren, bringen ihrem kleinen Sohn so früh solche Umgangsformen bei. Kurz überfällt ihn ein Hauch von Traurigkeit, obwohl er nicht sagen kann warum, doch als Ellie den Raum betritt und dem Lord Commander das Mädchen abnehmen will, muß er wieder schmunzeln. Die Kleine hat ihn offensichtlich als ihr Eigentum beschlagnahmt und läßt nicht von ihm ab, egal wie sich Elli und er im Guten bemühen, und selbst das strenge "Anna!" ihres Brückerchens zeigt keine Wirkung. Erst ein Machtwort und liebevolles Zureden des Lord Commanders lassen sie einsichtig werden, aber mit welch einem Schmollmund. Henry ist gerührt, nicht nur wegen des Mädchens, auch der Anblick des Lord Commanders, dessen mitfühlender sanfter Zuspruch nach seinem Machtwort sein, hinter einem sonst unbewegtem Gesicht verborgenes, offensichtlich mitfühlendes Wesen kurz zum Vorschein kommen lassen. Es wundert mich nicht, daß die Kleine den wohl sichersten Platz, den auf dem Arm eines fürsorglichen Lord Commanders, nicht verlassen will, schmunzelt er in sich hinein und denkt dann wieder ernst werdend, wer weiss wie sie mit ihrem Brüderchen unter Hunger, Durst und der nächtlichen schon recht empfindlichen Kühle gelitten haben.

Als er Orga die Kleine auf den Schoß setzt ist er kurz besorgt, weil Orga sich so schwach angefühlt hat, aber sie sieht so glücklich aus und er wird vom Lord Commander abgelenkt, als dieser ihm aufträgt, so viel wie möglich von dem Jungen zu erfahren, während er Nachrichten in verschiedene Orte senden wird. Henry nickt und erwiedert, "ich werde morgen den ganzen Tag mit ihm verbringen und mal sehen, ob wir erfahren, was passiert ist. Ich hoffe, daß er es von selber los werden will, denn wenn wir ihn zu sehr bedrängen kann es passieren, daß er sich verschließt und das Ganze aus seinem Gedächtnis streicht," und sieht den Lord Commander ernst und nachdenklich an.

Henry grübelt, er will Nachrichten an Orte senden, von denen ich mal gerade weiss, wo sie ungefähr liegen, und ihm wird bewußt, welches Wissen in diesem Manne neben ihm stecken muß, welche Verantwortung er tragen muß und daß sein Wirkungskreis offensichtlich weit über die Stadtmauern von Talyra hinaus reicht und er betrachtet ihn einen Moment und kann eine stille Bewunderung nicht verbergen. Alle leben sie hier mehr oder weniger unbeschwert in der großen Stadt, aber was nur nach einem Haufen Stadtgardisten aussieht, der Wache schiebt, ist scheinbar viel mehr, als es oberflächlich scheint. Zum ersten Mal huscht in Henry eine Ahnung auf und lenkt seine Aufmerksamkeit in eine Richtung, für die er bisher nie einen Gedanken übrig hatte, weil er den Stadtrat für einen Haufen mehr oder weniger dekadenter Reicher aus der Oberschicht Talyras hielt, aber jetzt, als er einen Bruchteil des Wirkens des Lord Commanders durch eine Verknüpfung von Zufällen, mitbekommt, die in den frühen Morgenstunden ihren Anfang nahmen, beginnt sich sein Weltbild zu verändern.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Sept. 2003, 19:30 Uhr
Orga beobachtet mit Erstaunen, daß das kleine Mädchen sich nicht vom Lord Commander lösen will und kann nur still zuschauen, wie er letztendlich mit Strenge und liebevollem Zureden die Kleine zur Vernunft bringt und ihr dann sanft auf den Schoß setzt. Ihr entging der forschende Blick zuvor nicht, mit dem er abwägte, ob er ihr die Kleine geben kann.
Orga nimmt mit einem dankenden Lächeln das Mädchen entgegen, das immer noch enttäuscht aussieht und blickt in seine traurigen Augen. Sie streichelt es beruhigend und spricht es liebevoll mit ihrem Namen an, den der Bruder tadelnd ausrief, als er seine kleine Schwester ermahnen wollte, nicht so störrisch zu sein und den Arm des Lord Commanders los zu lassen. Beim Klang ihres Namens schaut die Kleine überrascht zu ihr hoch und als sie leise ein bekanntes Kinderlied singt, in dem der Namen des Kindes immer wieder mitgesungen wird, huscht ein erkennendes Lächeln über ihr Gesicht.

Während die Männer leise im Hintergrund miteinander sprechen tragen Marie und Ellie halb volle Wanne herein und stellen sie zu ihren Füßen ab. "Frederik, schau, euer Badewasser ist fertig!" ruft Orga dem Jungen zu und beginnt das Lied weiter summend, die Kleine zu entkleiden, die nur ein dünnes Blümchenkleid am Leibe trägt. Da sie sich nicht so weit hinunterbücken kann gibt sie sie in Maries Hände, die schon vor der Wanne kniet und die Kleine vorsichtig in das Wasser gleiten läßt, die gleich vergnügt in das Wasser patscht. Gut, daß sie gerne badet, denkt Orga erleichtert und ruft dem Jungen zu, "Frederik magst du zu deiner kleinen Schwester in die Wanne steigen, ihr badet doch sicher sonst auch zusammen, oder?" und schaut den Jungen an, der nickt, sich schnell entkleidet und zum Schwesterchen in die Wanne hopst, daß es nur so klatscht und spritzt.

Orga lehnt sich zurück und läßt Marie die Kleine halten und baden, während Ellie sich zu dem Jungen bückt und ihm mit einem großen Schwamm zu Leibe rückt. Wie oft hat Orga auf dem Gut in Verd den Müttern zugesehen, wenn sie im Sommer draußen in dem großen Zober ihre Kinder gebadet haben. Sie blickt gerade zu Henry, der in Gedanken versunken den Lord Commander betrachtet, als Mariann mit einem Stapel Wäsche grüßend in das Zimmer tritt und sie besorgt anblickt, doch Orga winkt sie nur freundlich zu sich und läßt sie auf dem Bett die verschieden großen Nachthemden ausbreiten. Nachdem Mariann die Kinder über ihre Schulter hinweg betrachtet hat sucht sie zwei heraus, die ihrer Meinung nach passen müssten. Mariann läßt sich die Kleine, die schnell durch das warme Wasser müde geworden ist, in das Handtuch heben und trocknet sie auf dem Bett sorgfältig ab, wickelt sie mit einer Windel aus ihrem Wäschestapel, zieht ein Wollhöschen darüber und kleidet sie in ein Nachthemd und legt es in die weichen Kissen des großen Bettes und deckt es zu. Sie ist so müde, daß sie gleich einschläft, nur das Brüderchen planscht noch putzmunter in der Wanne und Orga zeigt den Frauen mit einer Geste der Hand, daß sie noch warmes Wasser nachgiessen sollen. Er hat sich ein ausgiebiges Bad verdient, soll er solange darin planschen, bis er auch müde wird, und lächelt bei dem Gedanken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 10. Sept. 2003, 20:57 Uhr
Olyvars Gedanken kreisen beständig um den Namen "Dorsten", doch so sehr er auch grübelt - er kommt einfach nicht darauf. Er nickt nur zu Henrys leise vorgebrachtem Einwand, die Kinder nicht zu bedrängen. Mit Kindern kennt er sich nicht aus, er hat kaum mit ihnen zu tun - und mit so Kleinen schon gar nicht. Sicher, mit den Botenjungen der Steinfaust kommt er bestens zurecht, aber das hier ist etwas ganz anderes.  Henry scheint genau zu wissen, wie mit seinen kleinen Schützlingen umzugehen ist, und Orga ist mit dem Mädchen ganz in ihrem Element. Diese beiden haben, wie es aussieht, eine Menge Wärme übrig - und jetzt können sie sie auch abgeben. An die Kinder.
Als Orgas Mädchen das Bad gerichtet haben und die Kinder gewaschen werden, verabschiedet er sich leise und so unauffällig wie möglich - wer weiß schon, ob die Kleine es sich nicht doch noch einmal anders überlegt. Er vereinbart mit Henry, daß dieser ihn am folgenden Abend oder eben dann, wenn der Kleine etwas mehr preisgegeben hatte, aufsuchen würde und der Roßsteinsche Diener erbarmt sich seiner und bringt ihn hinaus.
Mittlerweile ist es spät geworden und ein blasser Mond steht am Himmel, als man ihm Bayvard bringt. Sein silbernes Licht wirft gespenstische Schatten durch die Äste des großen Kastanienbaumes und Olyvar atmet die kühle Nachtluft in tiefen Zügen. Der Diener wartet mit einer Laterne, bis Olyvar in den Sattel gestiegen ist und das Anwesen verlassen hat, dann wird hinter ihm das Tor geschlossen und er hört die großen Türen zufallen - und er selbst macht sich nachdenklich auf den Weg zurück zur Steinfaust.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 11. Sept. 2003, 11:21 Uhr
Henry nickt zustimmend zu den Worten des Lord Commanders, daß er ihn aufsuchen wird, wenn er etwas Neues von dem Jungen erfährt und ist so in Gedanken, wie er es am besten anstellt, daß er zwar die Worte des Lord Commanders hört, daß er gehen wird, aber dieser verschwindet so unmerklich neben ihm, daß er erst durch Yohns Worte draußen im langen Gang darauf aufmerksam wird, daß er das Zimmer schon verlassen hat. Er will gerade hinterher, um ihn hinaus zu begleiten, als er ihn in Yohns Begleitung schon die Treppe hinunter gehen hört und so entschließt er sich, bei Orga zu bleiben.

Henry beobachtet eine Weile die Kinder in der Wanne und blickt zu Orga, die ganz in der Betrachtung der Kinder versunken ist und zieht leise den Stuhl neben sie und setzt sich zu ihr. Mariann nimmt gerade das Mädchen von Marie entgegen und versorgt es, während der Kleine noch immer fröhlich in der Wanne spielt und nur ab und zu den Hals nach seinem kleinen Schwesterchen reckt. Die nur mit einem Handtuch abgetrockneten Haare des Kleinen stehen strubbelig zu allen Seiten ab und Orga lehnt sich an ihn und blickt ihn vielsagend an, als plötzlich sein Magen laut knurrend kundtut, daß er außer einem kleinen Frühstück den ganzen Tag nichts bekommen hat.
Marie, die gerade warmes Wasser in die Wanne nachgegossen hat schaut ihn an und ruft aus, "herrje, Henry, ihr müßt halb verhungert sein!" und auch Orga blickt ihn besorgt an. Henry lacht auf und gibt es zu, daß er halb verhungert ist und selbst der Kleine stimmt in das fröhliche Lachen der Frauen mit ein. Marie stemmt ihre Hände in die Hüften und meint resolut, "ich bring mal eine ordentliche Schüssel Hühnersuppe hoch, mal sehen, ob sie nicht noch leer wird!" und eilt davon und man hört ihre Holzpantoffeln die Treppe hinunter klappern. Henry blickt Marie nach und nimmt sich vor, mit Orga über eine Hilfe für Marie zu sprechen, sie braucht dringend Verstärkung in der Küche, sie wäre sicher noch in der Küche geblieben und hätte auf ihn gewartet, wenn sie nicht totmüde gewesen wäre...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. Sept. 2003, 01:39 Uhr
Orga nickt dem Lord Commander zum Abschied freundlich zu, als er in der Tür stehend, sich noch einmal kurz zu den Kleinen umblickt, bevor er sie verläßt und Orga lehnt sich müde aber zufrieden an Henry, als er sich zu ihr setzt. Nachdem Marie aus dem Zimmer geeilt ist und Mariann den Jungen abgetrocknet und in ein Nachtgewandt gekleidet hat setzten sie sich in ihren kleinen Salon in die gemütlichen Polstersessel und Henry und Frederik langen ordentlich zu, als Marie ein Tablett mit Suppe, Brot und Butter herauf bringt.

Eine Weile sitzt Orga noch mit den beiden am Tisch, doch dann erhebt sie sich, streicht dem Jungen liebevoll über den Kopf und leise wendet sie sich an ihn: "Frederik, schlaf dich richtig schön aus und wenn deine kleine Schwester wach wird dann hören wir das, denn wir lassen die Türen auf und Henry kümmert sich dann um sie, also mache dir keine Sorgen mehr, du bist nicht mehr alleine," und gibt ihm einen liebevollen Kuß auf die Stirn. Der Kleine blickt sie einen Moment mit großen Augen an, nickt und löffelt weiter seine Suppe. Schmunzelnd steigt sie wieder in ihr Bett und sinkt erschöpft in ihre Kissen, wie schön es ist, so kleine Kinder im Haus zu haben, denkt sie noch und einen Moment später ist sie eingeschlafen.

Sie bekommt nur im Halbschlaf mit, wie Henry sich neben sie legt, sie zärtlich in seine Arme nimmt und sie sanft streichelt und liebkost, zu müde ist sie, um richtig wach zu werden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 12. Sept. 2003, 13:34 Uhr
Der kleine Frederik wird von Mariann abgetrocknet und in das Nachtgewandt eines ihrer Kinder gekleidet und während die Frauen das Badewasser wieder weg schaffen geht er mit Orga und dem Jungen in den kleinen Salon. Da Henry in der Harfe keine Suppe mehr bekommen hatte ist er ausgehungert wie ein Wolf und trotz seines ruhigen Wesens, daß niemals gierig etwas in sich hineinschlingt, merkt man doch den Hunger, mit dem er die Suppe löffelt, sogar der Kleine bemerkt dazu: "Ich war auch so hungrig Henry," und guckt ihn bei dem Namen aufmerksam an, ob er wirklich Henry heißt, wie die Frau des Hauses ihn genannt hat und spricht dann weiter, "wenn ich nicht die blauen Beeren gefunden hätte, wären wir sicher verhungert," und löffelt emsig weiter, denn von der Grütze war wohl nur der größte Hunger gestillt.
Henry betrachtet den Jungen und fragt sich,  Blaubeeren, hm in welcher Gegend er die wohl gefunden hat?

Als Orga sich erhebt, um ins Bett zu gehen, will er schon aufstehen und ihr behilflich sein, doch sie winkt nur lächelnd ab und verschwindet in ihrem Schlafgemach, nachdem sie sich liebevoll von Frederik verabschiedet hat, läßt aber die Tür weit offen stehen.

Henry wendet sich an den Jungen: "Gut, daß du Blaubeeren kennst, denn es gibt ja auch giftige Beeren." "Wenn die Pferde ausruhen mußten hat Mama immerwieder welche gepflückt und sogar Anna hat sie gemocht, die sah aus!" und Frederik gluckst vor Lachen. Henry blickt den Kleinen an und fragt dann: "Eines versteh ich aber nicht, warum hast du dich da unten bei der Schänke so versteckt? Du hättest doch eine der Schankmädchen um Hilfe bitten können, wenn du da so alleine warst mit deinem Schwesterchen?" Frederik guckt ihn mit entsetzten Augen an und widerspricht: "Die haben doch die Kinder immer weggejagd, wenn sie da rein gekommen sind und Anna war doch so müde, die hätte nicht weglaufen können!" Henry versteht, das stimmt, sie sehen es nicht gerne, wenn Straßenkinder die Reste von den Tischen holen. Henry ist wieder erschüttert von der Not, in der sich der Kleine befand und bewundert aber auch die Klugheit mit der er gewußt hat, zu überleben.
"Bist du denn die ganze Strecke in die Stadt durch die Wälder gelaufen?" fragt er scheinbar neugierig nebenbei, als würde er sich mit ihm über das Wetter unterhalten. "Nein, am Anfang hatten wir mein Pony, aber das ist dann umgefallen," und als wollte er sein schlechtes Gewissen beruhigen meint er, "aber Papa hat gesagt, ich soll reiten bis es umfällt." Frederik hat die letzten Löffel verdrückt und wird sichtlich traurig bei dem Gedanken an sein Pony und kuschelt sich müde in den Sessel, zieht die Beine an und seine ganze Haltung zeigt, daß er sich verschließt vor dem, was Henry vorsichtig versuchte zu wecken.
Henry lächelt den Jungen an, steht auf und hebt ihn in seinen Arm und sagt beinahe flüsternd: "Komm ich zeig dir mal die Stadt von hier oben von der Terasse, da kann man ganz weit sehen und überall leuchten die Nachtfeuer." Er greift nach Orgas kleiner Lesedecke, wickelt den Kleinen darin ein, öffnet die Terassentüre und schreitet über die Schwelle hinaus. Neugierig blickt er sich um und seine Augen beginnen wieder zu leuchten, als sie die Nachtfeuer zählen und er ihn immer wieder eines entdecken läßt. Vergessen ist das Pony und als er ihm sagt, daß sie nicht zu lange draussen bleiben dürfen, weil er noch nasse Haare hat, legt Fredrik seinen Kopf auf seine Brust und ist schon fast eingeschlafen, als er ihn in das große Bett neben seine Schwester legt. Er läßt das Wandlicht an und die Türe offen und geht zu Orga, die auch schon tief schläft, doch er nimmt sie in die Arme und streichelt und liebkost sie, wenn sie auch nur ein wohliges Seufzen von sich gibt, das zeigt, daß sie es auch im Schlaf genießt, wenn er zärtlich zu ihr ist.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 14. Sept. 2003, 09:32 Uhr
Orga träumt unruhig und wird früh am Morgen wach. Wieder hat sie den Geruch von der Hand in der Nase, doch sie zwingt sich zur Ruhe. Henry scheint noch zu schlafen und vorsichtig erhebt sie sich, um ihn nicht zu wecken. An dem kleinen Tisch am Fußende an der Wand nimmt sie ersteinmal die Tropfen von Morgana ein, denn bei jeder Bewegung schmerzt die Prellung am Bauch. Auf leisen Sohlen bewegt sie sich durch den Gang und blickt in das Zimmer der Kinder, die friedlich schlafen und wie! Frederik hat den Arm um sein Schwesterchen gelegt und die Kleine liegt ganz nah an ihn gedrückt. Was haben die beiden nur erlebt? fragt sie sich, doch sie ist dem Geschick dankbar, daß Henry sie hat finden lassen, denn sie hatten ihn zu ihr zurück gebracht.

Orga geht zwei Türen weiter in das große Bad und macht sich frisch und ist froh, als sie wieder bei ihrem Bett ist und sich niederlegen kann.  Tun die Tropfen wieder gut, denkt sie wohlig entspannt und streckt sich genüßlich neben Henry aus, der sie in ihre Arme zieht und sie fragt, wie es ihr geht.

"Du schläfst ja gar nicht mehr!" stellt sie überrascht fest, denn er atmete so ruhig und gleichmäßig als sie kam. Er lacht leise und sie spürt, was er am liebsten tun würde, doch Orga lenkt seine Aufmerksamkeit auf Dinge, die anstehen und einer Lösung bedürfen und nach einer geraumen Zeit sind die meisten geklärt. Henry will nach der Wiege suchen, die er in einer der Dachkammern vor Jahren gesehen hat, er will mit dem Kleinen zum Platz der Händler um seine verdrängten Erinnerungen zu wecken und will auch in den Tempeln nach zwei Mädchen für die Küche fragen, denn er erinnert sich, daß dort die Waisenkinder, wenn sie herangewachsen sind, nicht alle im Tempel bleiben, sondern als Handwerker oder Dienstmädchen sich einen Platz in der Welt suchen.

Orga fällt da etwas ein, was sie eigentlich noch nicht wollte, aber es ist einfach zu dumm, daß niemand da ist, der immer in ihrer Nähe ist und für sie die vielen kleinen Dinge erledigt. Petroff war gestern den ganzen Tag bei ihr und hatte sich so fürsorglich um sie gekümmert und es tat ihr so gut und wenn auch Leo niemals ersetzt werden könnte, sie brauchte jemanden, der seine Arbeit machte, sie brauchte einen Diener, und gerade jetzt, wo sie selber noch nicht so beweglich war, wie sie es gerne hätte. Sie hatte auch schon an eine Dienerin gedacht, aber es gab Dinge, da war ein Mann einfach besser geeignet, wenn sie nur daran dachte, daß jemand unten an die Tür klopft, ein Diener würde ganz anders dastehen als ein Dienstmädchen. Sie wendet sich darum an Henry: "Bitte schau doch, ob du nicht auch einen neuen Diener findest, einen jungen Mann, der den Eindruck macht, daß er für eine solche Arbeit geeignet ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 14. Sept. 2003, 23:40 Uhr
Henry genießt die Zweisamkeit mit Orga, auch wenn sie über die zu erledigenden Sachen sprechen, es zeigt, daß sie den Überfall und den Verlust ihres Kindes scheinbar gut verkraftet hat. Sicher liegt es an Petroff, er muß ihr sehr geholfen haben, grübelt er.

Nachdem alles besprochen ist, wundert er sich, daß Orga ihn bittet, nach einem neuen Diener zu suchen, aber sie hatte recht, sie braucht wieder jemanden, der permanent für sie da ist und Yohn ist nicht der Mann, den man als Diener einsetzten könnte. Yohn würde sie überall hin begleiten, sie beschützen, das ja, aber als Diener... Henry muß bei dem Gedanken schmunzeln. Er nimmt Orga noch einmal zärtlich in die Arme, seufzt und verabschiedet sich dann verschmust von ihr.

Leise schaut er nach den Kindern, die immer noch tief schlafen, obwohl die Sonne bald ihre ersten Strahlen über den Horizont schicken wird. Er geht die schmale Treppe hinauf in das Dachgeschoß und schaut in jedes Zimmer, bis er beinahe in der Mitte des Flures in einem der Zimmer die alte Wiege findet. Sie ist voll gepackt mit Kinderspielzeug und ein warmes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Die Wiege ist nicht leicht und so geht er zu einem der Dachfenster und ruft Yohn herauf, der gerade auf dem Weg in den Stall ist. Gemeinsam bucksieren sie die Wiege die schmale Treppe hinunter und stellen sie ins Badezimmer. Während er Yohn wieder losschickt, nach Bienenwachs zu suchen, holt er das ganze Kinderspielzeug aus der Wiege und gibt es in die Wanne und die Matratze stellt er in den Flur. Mit einem feuchtem Lappen reinigt er das alte Eichenholz, das trotz der Jahrzehnte, in denen die Wiege dort oben schon steht, nicht ein Holzwurmstich hat und das Holz wirkt auch nicht ausgetrocknet.

Yohn kommt nach einer Weile mit dem Bienenwachstiegel und er schickt ihn gleich wieder mit der Matratze hinunter, damit er sie ordentlich ausklopft und sie dann Mariann zeigt, ob sie noch zu verwenden ist. Sorgsam wachst er die Stäbe und die Seitenteile mit dem duftenden Bienenwachs ein, dann das Kopf- und Fußteil und nachdem er eine Weile gewartet hat, in der er sich das Kinderspielzeug angesehen hat und einige Teile ebenfalls gereinigt und frisch eingewachst hat, beginnt er, die Wiege mit einem Wolllappen zu polieren. Er ist begeistert, sie glänzt wie neu und duftet herrlich frisch. Er stupst sie immer wieder an und erfreut sich an dem Anblick. Es ist eine große Wiege, in der sogar Frederik mit seinem Schwesterchen zusammen schlafen könnte.

Henry überlegt einen Moment, wo sie die Wiege am besten hinstellen und da kommt ihm die Idee, sie in Orgas Salon zu stellen. Wenn die kleine Anna heute aufgewacht und gefüttert ist, wäre sie darin gut aufgehoben. Er poliert das Kinderspielzeug noch und legt es in ein Tuch gewickelt in die Wiege.  Als Yohn wieder herauf kommt und ihm mitteilt, daß die Matratze schon zu alt sei nach Marianns Meinung drückt er ihm Münzen in die Hand und schickt ihn los, mit Mariann eine gute Matratze im Handwerkerviertel zu kaufen und die alte als Muster mitzunehmen, jedoch erst, nachdem sie die Wiege in Orgas Salon getragen haben.

Er öffnet die Türe zu ihrem Schlafgemach, damit Orga das gute Stück sehen kann und als er sich zu ihr auf das Bett setzt und liebevoll ihre Hand ergreift, wissen sie beide, daß die Kinder vielleicht schon bald wieder das Haus verlassen werden. "Erfreuen wir uns so lange daran, wie es währt," spricht er leise zu ihr, doch sie lächelt nur still, als würde sie ihn wie früher dabei beobachten, wenn er heimnlich Lotte aus dem Gatter geholt hat, damit sie an den See hinunter reiten konnten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 15. Sept. 2003, 11:24 Uhr
Orga hört das Gerumpel oben im Dachgeschoß und lächelnd denkt sie, ach Henry, ich bin so froh, daß du etwas hast, was dich mit Freude erfüllt, denn der Eifer, mit dem er sich um die Kinder kümmert zeigt ihr, wie sehr er unter dem Verlust seines Kindes leidet, wenn es auch erst ganz klein war, er hätte es nie sehen dürfen, wie schrecklich muß der Anblick für ihn gewesen sein...

Als er die Tür öffnet und ihr die Wiege präsentiert muß sie leise lachen, "oh Henry, sie ist wunderschön!" ruft sie aus.

In Henrys Armen fällt sie wieder in leichten Schlummer und wird erst wieder wach, als Yohn und Mariann die neue Matratze für die Wiege bringen. Schnell gleitet Orga aus dem Bett, Henry hilft ihr in den Morgenmantel und als wenn die Kinder wüssten, daß sie jetzt an der Reihe sind, werden sie wach. Frederik kommt putzmunter angelaufen und springt Henry fröhlich in die Arme, der ihn zu sich hoch hebt und ihm die Wiege für sein Schwesterchen zeigt, der  sie gleich ausprobieren muß. Mariann ist zu Anna geeilt und versorgt sie und es ist solch ein Leben im Haus, daß Orga sich in ihren Sessel setzt und glücklich das Treiben beobachtet. Zum ersten Mal seit sie hier ist, vermisst sie das bunte Leben auf dem Gut in Verd.

Es dauert nicht lange und Marie kommt mit Yohn um die Ecke, beide voll bepackt mit einem großen Tablett mit Frühstück für sie, Henry, Frederik und Brei für Anna.
Orga ruft Mariann in den kleinen Salon, damit sie hier die Kleine füttert und Frederik iin Ruhe mit ihnen frühstücken kann. Ein paar mal muß sie schlucken und sich die Tränen verkneifen, die ihr in die Augen steigen wollen und sie wundert sich, was ist nur mit mir los? Sie braucht eine Weile, doch dann geht es wieder.

Plötzlich erscheint Petroff in der Tür und Orga bittet ihn, sich zu ihnen zu setzten und mit ihnen das Frühstück einzunehmen. Lächelnd nimmt er an und nachdem er sich Frederik mit Petroff vorgestellt hat erhebt sich der Junge, verbeugt sich, sieht ihn aufmerksam an und kaum hat er den Bissen hinuntergeschluckt kommt es wieder hervorgeschossen, "Frederik von Dorsten, angenehm." Dann beguckt er ihn genauer und fragt, "bist du der Graf Petroff aus Fa´Sheel, der, der auf den Handel aufpasst wie mein Papa mal erzählt hat?" Petroff blickt den Kleinen verdutzt an und Henry schaut nun auch auf und blickt Petroff aufmerksam an. Orga schmunzelt in sich hinein, nun bist du enttarnt guter Graf, denkt sie amüsiert, jetzt mußte er wohl oder übel mit der Sprache herausrücken.

Petroff lächelt verlegen und bestätigt die Worte Fredriks mit einem Kopfnicken und beißt schnell von seinem Frühstücksbrot etwas ab.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Sept. 2003, 22:49 Uhr
Henry betrachtet Orga in seinen Armen, die wieder müde eingenickt ist, doch als Yohn und Mariann mit der neuen Matratze für die Wiege im Nebenraum erscheinen ist sie schnell wieder munter. Auch die Kinder werden wach und Frederik stürzt sich auf ihn.

Als alle am Frühstückstisch sitzten und Mariann die Kleine auch bei ihnen im Salon füttert bemerkt er, wie Orga fast weint und macht sich ernsthaft Sorgen. Erst als Petroff ihnen beim Frühstück Gesellschaft leistet und es sich herausstellt, daß er ein Graf ist, schmunzelt Orga in sich hinein und ihm wird klar, sie hat es die ganze Zeit gewußt!

Frederik, der Petroff gefragt hat, ob er der Graf Petroff aus Fa´Sheel ist, läßt das wohl noch keine Ruhe und er fragt weiter, "kennst du meinen Vater?" Petroff bleibt so ruhig, daß es scheint, als hätte er die Frage nicht gehört, blickt dann aber Frederik an und meint, "Heinrich von Dorsten, den Goldschmied, der in der Stadt unten einen Laden in seinem Haus hat und vom Rittergut von Dorsten abstammt?" und blickt den Jungen ruhig an. Frederiks Augen leuchten auf, "ja, das ist mein Vater!", doch dann schluckt er, "das war mein Papa," und mit einem Schlag wird er weinerlich, daß Henry ihn schon in die Arme nehmen will, aber Petroff hebt unmerklich die Hand und nimmt den Jungen zu sich auf den Schoß, legt ihm seine Hand auf den Kopf, was den Kleinen offensichtlich sofort beruhigt, denn er liegt still in Petroffs Armen.

"Was ist passiert Fredrik, daß du mit Anna alleine hier bist?" fragt er den Jungen, der immer noch entspannt bei ihm liegt.  Orga und Henry sitzen reglos da und auch Mariann scheint sich nicht zu rühren und wiegt Anna nur unmerklich hin und her. Frederik hört sich an, als müsste er sich an einen Traum erinnern und beginnt fast verschlafen zu sprechen: "Wir waren mit der Kutsche auf dem Weg zu Großmutter. Wir haben gehalten, weil die Pferde sich ausruhen mussten. Papa hat mich auf mein Pony gesetzt und als ich zum Bach geritten bin hat Anna geschrien daß sie mit will und da sind Mama und Papa gekommen und haben sie zu mir auf das Pony gesetzt." Frederik schweigt, als müsste er sich erst wieder erinnern und fährt fort, "dann haben wir Gebrüll hinter uns gehört und riesige Männer sind aus dem Wald gekommen. Papa hat gesagt sie würden alle sterben und ich sollte Anna retten und immer auf dem Weg weiterreiten bis das Pony umfällt. Mama hat noch gerufen ich soll in die große Stadt zur Mondgöttin gehen, die würden Großmutter kennen und ich soll immer auf Anna aufpassen, dann hat Mama das Pony geschlagen und getreten, damit es ganz schnell losläuft. Dann mußte ich mich festhalten, damit wir nicht runterfallen. Wir haben Mamas Mädchen schreien hören und es hörte sich an wie beim Ritterturnier, nur viel schlimmer. Ich wollte nicht wegreiten, aber Papa hat gesagt ich soll Anna retten." Frederik liegt immer noch ruhig bei Petroff, der ihn fragt, ob sie schon lange im Wald waren oder gerade von den Bergen herunter gekommen sind und Frederik sagt, daß sie am Morgen vom Berg runtergekommen sind und als die Sonne schon lange oben am Himmel stand die Rast im Wald gemacht hätten bei einem großen Bach. Petroff hält den Jungen noch eine ganze Weile in seinem Arm und als er eingeschlafen ist trägt er ihn in sein Bett zurück und meint als er zurückkommt, daß er schlafen sollte bis er von selber wieder aufwacht und es ihm dann gut gehen würde.
Petroff bleibt in der Tür stehen und teilt ihnen mit, daß er am nächsten Tag nach Fa´Sheel aufbrechen wird und Henry sieht, wie Orga ganz blaß wird und ihn entsetzt fragt: "Was für Männer waren das Petroff?", doch er beruhigt Orga, daß er verborgene Pfade kenne und sie sich nicht sorgen solle, er würde wiederkommen, aber die Frage nach den Männern läßt er unbeantwortet.

Als Petroff in seinem Zimmer verschwunden ist hilft Henry Orga auf und bringt sie zum Bett zurück und besteht darauf, daß sie ihre Tropfen nimmt, denn noch immer ist sie ganz blaß und wirkt durcheinander. "Er weiss sicher was er tut und wenn er sagt er kommt zurück, dann tut er es ganz bestimmt auch," versucht er Orga zu beruhigen. Sanft nimmt er sie in die Arme und streichelt sie beruhigend und es dauert nicht lange und sie ist eingeschlafen. Lange sitzt er bei ihr und überlegt, was das für Männer gewesen sein können und denkt an Petroff, wie er ohne Probleme und offensichtlich ohne Frederik zu schaden, ihm das Erlebte entlockt hat. Graf Petroff, denkt er und versteht ihn irgendwie, er sagt auch nicht, daß er Heinrich von Roßstein ist, sondern stellt sich nur mit Henry vor. Henry muß schmunzeln, doch dann wird er wieder ernst, Hoffentlich paßt er wirklich auf sich auf, denkt er besorgt, wer immer sich da auch rumtreibt, wenn der Vater von Fredrik von einem Rittergut kam, dann waren sie sicher in Begleitung von Wachen gewesen, was auch zu den Geräuschen passen würde von denen Frederik gesprochen hatte. Henry erinnert sich an den Lord Commander, wie nachdenklich er wirkte und langsam überkommt ihn ein merkwürdiges Gefühl, was geschieht dort auf dem Weg in den Westen?, würde Petroff zurückreisen, wenn eine normale Räuberbande den Weg unsicher machen würde? Nachdenklich legt er sich zu Orga, seinen Arm um ihren Kopf und seine Hand behutsam auf ihrem Bauch liegend, um ihr Kraft zu geben.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Sept. 2003, 22:35 Uhr
Orga ist erst gerührt von Frederiks kindlicher Neugierde über Petroff, doch dann kann sie es kaum glauben, Petroff kennt Frederiks Vater! Sie denkt an sein Elbenblut und grübelt, wer weiss, wieviele Generationen er schon in Fa´Sheel lebt, da wäre es wieder nicht verwunderlich.

Als Frederik, sich an seinen Vater erinnernd, zu schluchzen beginnt und Petroff den Jungen in den Arm nimmt und ihn nach seinem Erlebnis befragt, das ihn mit seiner Schwester hergeführt hat, hält sie beinahe die Luft an, auch Henry und Mariann werden plötzlich ganz still.

Orga ist entsetzt über das, was Frederik wie im Halbschlaf erzählt, was hat seine Mutter in ihren letzten Minuten durchlebt... Sie fragt sich nur einen Moment, was für "große Männer" die Kutsche überfallen haben könnten, denn als Frederik das Gebrüll und die Geräusche, schlimmer als bei einem Ritterturnier, erwähnt, steigt eine schlimme Vermutung in ihr hoch und sie ist entsetzt, das kann doch nicht sein, das ist doch nicht möglich, können sie bis in diese Gegend vorgedrungen sein? - das Gut! Als Orga auf ihre Frage von Petroff keine Antwort bekommt und er sie nur zu beruhigen versucht, ist sie sich fast sicher, Es waren Nargen!

Als Henry, der ahnungslos zu sein scheint, sie zu ihrem Bett zurück bringt und sie nach der Medizin entspannt in seinen Armen einschläft ist es nur ihr Körper, der zur Ruhe kommt. In wilden Träumen sieht sie die Bestien Menschen und Wagen überfallen und Dörfer niederbrennen. Alle Erzählungen, die sie jemals auf dem Gut gehört hat verfolgen sie in immer wieder neuen Albträumen.



Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Sept. 2003, 23:23 Uhr
Henry wird von Mariann aus seiner Grübelei geholt, denn sie erscheint in der Türe und bittet ihn in den kleinen Salon. Herny löst sich vorsichtig von Orga um sie nicht zu wecken und zieht die Türe hinter sich halb zu und blickt Mariann fragend an. Nachdem er die Arbeitsverteilung mit Mariann geklärt hat kommt Ellie an ihrer Stelle, um auf die schlafende Anna aufzupassen. Die Kleine liegt friedlich schlafend in der großen Wiege auf einem der großen weichen Kopfkissen, mit einer Daunendecke zugedeckt und sieht aus wie eine kleine Prinzessin. Henry lächelt bei dem Anblick. Dem Himmel sei Dank, daß dein Bruder es geschafft hat, dich bis in diese Stadt zu bringen.

Henry trägt Ellie auf, nach ihm zu rufen, falls Frederik wach wird und geht hinunter in den Garten und sucht im hinteren Bereich des Schuppens nach etwas, was er als junger Mann einmal gebaut hat. Er muß einige Gerätschaften zur Seite räumen und Yohn, der in den Schuppen gekommen ist um zu sehen, was die Geräusche verursacht, hilft ihm. Nach gemeinsamer Anstrengung ziehen sie einen kleinen Wagen aus dem Schuppen der aus einer Achse mit zwei Rädern besteht, sowie einem Sitz für zwei Personen. Zwei lange Stangen an den Seiten des Wagens, stehen etwa eine Pferdelänge hervor und hinter der Sitzbank befindet sich noch eine längliche Kiste in die man Eingekauftes verstauen kann. Während Yohn das Ganze abstaubt und reinigt holt Henry die Kleine aus dem Stall, spannt sie mit dem nötigen Zubehör, das hinten in der Kiste gelegen hat, zwischen die zwei langen Stangen und fertig ist ein flinkes kleines Gespann mit nur einer Achse. Yohn bestaunt immer wieder den kleinen Wagen, der so viele Jahre verborgen im Schuppen gestanden hat. Henry bittet Yohn damit im Hof herumzufahren um seine Fahrtüchtigkeit zu überprüfen und Yohn kommt nicht mehr zum Stehen. Man sieht ihm das Vergnügen an mit dem er den kleinen Wagen fährt.  Damit werden wir einen kleinen Auflug machen, und Henry stellt sich schon das Gesicht des Kleinen vor, wenn sie damit durch die Straßen von Talyra fahren.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 19. Sept. 2003, 10:22 Uhr
Orga erwacht aus einem Albtraum und braucht einen Moment, sich an alles zu erinnern. Sie gleitet aus dem Bett und geht in ihren warmen Samtmorgenmantel gekleidet im Zimmer auf und ab und überlegt. Die von Dorstens müssen auf dem großen Handelsweg  überfallen worden sein, der nach Fa´Sheel und weiter nach Immerfrost führt... nicht weit von Verd entfert...ich muß meinen Bruder warnen...

Orga geht in ihren kleinen Salon und sieht Ellie bei der Wiege über die Kleine wachen. Die schlafende Anna sieht aus wie ein kleiner blondgelockter Engel und Orga schaut sanft zu ihr hinunter. Einen Moment verharrt sie, doch dann geht sie zum Schreibschrank und öffnet die obere Türe, die sich zu einer Schreibplatte hinunterklappen läßt und holt Pergament, Tinte und Feder hervor und beginnt, ihrem Bruder eine Nachricht zu schreiben.

Es wird ein langer Brief, den sie noch einmal überfliegt, zusammenrollt und mit dem Siegel des Hauses von Roßstein versieht. Orga gibt ihn in einen der ledernen Behälter auf denen der Name "Von Roßstein" geprägt ist, dessen geschwungene Buchstaben sich hell von dem dunklen Leder abheben und schickt  Elli, Tharonn zu holen. Sie ist bald mit ihm zurück und Orga übergibt ihm die Lederhülle. "Geh bitte zum Verder Tor und gib die Lederrolle einem der dort auf Kundschaft wartenden Boten, aber sieh sie dir genau an. Gib sie nur einem, der zuverlässig aussieht und ein gutes Pferd besitzt. Er soll nur die eine Botschaft zum Gut von Roßstein nach Verd bringen. Nimm keinen, der schon andere Aufträge mit sich trägt." Sie nimmt das vorbereitete Ledersäckchen mit genug Münzen um drei Boten loszuschicken. "Gib dem Boten soviel er verlangt," und drückt Tharonn den Lederbeutel in die Hand, "er soll den Reitweg nach Verd nehmen, damit er zum Abend noch das Gut erreicht und ja nicht ohne eine Antwort zurück kommen. Wenn er zurück ist, soll er auch direkt hier zum Haus kommen, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit." Tharonn sieht zwar etwas verwundert aus, aber er nickt und verläßt ihren Salon und sie hört ihn die Treppe hinuntereilen und das Haus verlassen. Ellie schaut sie verstohlen von der Seite an und man sieht ihr die Verwunderung und Neugierde offen im Gesicht stehen. Ein strenger Blick von Orga und schnell wendet Ellie ihren Blick und schaut zur Kleinen.

Orga fühlt sich schon ein wenig besser, aber sie macht sich große Sorgen um das Gut, das Gut liegt ein ganzes Stück von der Stadt entfernt ohne schützende Mauern...und die wertvollen Zuchttiere...seit Generationen sind sie die Grundlage für den Wohlstand des ganzen Gutes...und all die Bediensteten, die wie ihre Familie seit Generationen dort leben. Orga denkt an ihre Amme, deren Mutter schon Amme war und so waren fas alle dort auf dem Gut geboren und blieben ihr Lebtag dort, weil es ihnen gut ging und sie sich wohl fühlten. Auf einmal steigen Orga wieder Tränen in die Augen und sie geht schnell in ihr Schlafgemach, schließt die Tür und wirft sich auf ihr Bett. Seit sie ihr das Kind genommen hatten, hatte sie nie mehr solche Gefühle für das Gut empfunden, doch jetzt wo sie das alles in Gefahr sieht steigt all die Liebe zu ihrem Zuhause auf, wo sie mit Henry groß geworden ist und das sie in ihrem Innersten unendlich liebt. Sie hört sich schluchzen bis sie es nicht mehr verhindern kann und sie weint hemmungslos, ihren Kopf in die Kissen vergrabend. Sie hört nicht, wie jemand die Tür öffnet, erst als sich beruhigend eine Hand auf ihren Rücken legt merkt sie, daß Henry herein gekommen ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 19. Sept. 2003, 16:48 Uhr
Henry steht beim Schuppen und sieht Yohn beim Herumfahren zu und lächelt, daß ich das noch einmal hervorhole... Plötzlich hört er Ellie seinen Namen rufen und entdeckt sie nach kurzem Suchen in einem der  Fenster des ersten Stockwerkes. Sie winkt ihn aufgeregt hoch und mit ein paar Sätzen ist er beim Haus und die Treppe hoch, doch Frederik schläft noch immer ruhig in seinem Bett. Ellie erscheint in der Türe zum kleinen Salon und winkt wieder. Schnell ist er bei ihr und da hört er es und nickt Ellie dankbar zu und leise öffnet er die Tür zum Schlafgemach.

Er hat Orga schon weinen und schluchzen hören, aber wie er jetzt Orga auf dem Bett liegend, den Kopf in den Kissen vergraben weinen hört erschüttert ihn. Es scheint aus ihrem tiefsten Innern zu kommen und klingt so unendlich traurig, verzagt und ungebremst, daß er nur seine Hand auf ihren Rücken legt um ihr zu zeigen, daß er bei ihr ist.

Er hatte sich auf seine Bettseite gesetzt und sich über sie gebeugt und als sie sich jetzt halb zu ihm umdreht und seine Nähe sucht vergräbt sie ihren Kopf in seinem Wams und kuschelt sich an ihn. Er umschließt sie mit seinen Armen und streichelt ihren Kopf und Rücken und schweigt. Nach einer Weile beruhigt sie sich soviel, daß sie bruchstückhaft erzählt, was sie bedrückt. "Es müssen Nargen sein Henry... sie sind schon ganz in der Nähe... mein Bruder....das Gut... die Pferde..." Henry braucht einen Moment um zu verstehen, wovon sie spricht, der Überfall auf den Jungen?...Nargen?...

Henry überlegt einen Moment fieberhaft, ob das möglich ist. Er hat sich nie viel für die alten Geschichten interessiert, aber was er gehört hat... er grübelt... "riesige Männer" hatte Frederik erzählt und Petroff war offensichtlich sehr beunruhigt, daß er gleich am nächsten Tag in der Frühe nach Fa`Sheel aufbrechen will. Vielleicht hatte Orga recht, sie war immer gut mit ihren Vermutungen, das hat er an ihr bewundert.

Mein Vater, schießt es ihm spontan durch den Kopf, wenn sie wirklich in der Gegend sein sollten, dann wäre das Gut, so weit von der Stadt mit ihren Stadtmauern entfernt, in wirklicher Gefahr, denn es besitzt keinerlei schützende Mauern.

Henry zwingt sich ersteinmal zur Ruhe und atmet hörbar tief ein und drückt Orga etwas fester an sich. Als würde sie seine Sorge spüren beruhigt sie sich und blickt zu ihm auf. Ihre Augen sind von den Tränen gerötet und geschwollen und er küsst sie sanft auf beide Augen bevor er leise spricht: "Liebes, befürchte nicht gleich das Schlimmste." Sie blicken sich an und wissen doch, daß das Schlimmste viel näher zu sein scheint, als sie es jemals für möglich hielten. "Ich werde heute Abend zum Lord Commander gehen und ihm berichten was Frederik erzählt hat und ihn fragen, wenn es Nargen in der Gegend gibt wird er es wissen." Er legt sich zu ihr und sie erzählt ihm, wie sehr sie das Gut liebt und daß sie es nur lange verdrängt hat, weil ihr Vater ihr das Kind genommen hat und die ganzen Gefühle der Jahre der Einsamkeit bahnen sich einen Weg an die Oberfläche und Henry hört ihr still zu und hält sie, ihr immerwieder über Kopf und Rücken streichend, bei ihrer Erzählung in den Armen. Sie liegen beieinander wie früher unter ihrer Weide am See, wenn sie sich gegenseitig ihre Gefühle anvertraut haben und Henry ist trotz der schrecklichen Vermutung, die sie hegen, über die Öffnung ihres Herzens, die ihnen die alte tiefe Verbundenheit zueinander wiederbringt, glücklich.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Sept. 2003, 11:19 Uhr
Orga spürt Henrys Nähe und verkriecht sich regelrecht in seinem weichen Lederwams und seine Wärme, die so stark und doch so sanft ist vermittelt ihr Geborgenheit. Sie will ihre Sorge nicht mehr vor ihm verstecken, was sie eigentlich vor hatte, um ihn nicht zu beunruhigen. Haben wir uns nicht früher alles erzählt und uns geschworen, daß wir es immer tun werden? darum vertraut sie ihm ihre Befürchtungen an, so gut sie das zwischen dem Schluchzen, das sie nicht zu bremsen vermag, kann.

Lange liegen sie beieinander und sie erzählt ihm, was ihr selber gerade bewußt geworden ist, erzählt vom Gut, den Jahren der Einsamkeit und vieles mehr; wie ein Wasserfall bricht es aus ihr heraus und Henry hält sie dabei still in seinen Armen. Mit den Erzählungen fallen die letzten Barrikaden, die ihr Herz noch immer aufrecht erhalten hatte, um sie vor dem Zerbrechen zu schützen. Endlich konnte sie sie loslassen.

Geschafft liegt sie immernoch an ihn gekuschelt und erzählt ihm von der Nachricht, die sie ihrem Bruder geschickt hat, daß sie sich zu ihnen nach Talyra in Sicherheit bringen sollen, mit allem Gesinde und den Pferden. "Die zähen und wendigen Roßsteinschen Reitpferde sind seit Generationen die Grundlage unseres Wohlstandes und die Familien, die dem Haus dienen leben seit Generationen mit uns dort. Das darf nicht zerstört werden Henry, das darf einfach nicht alles vernichtet werden..." Orga beginnt wieder zu schluchzen, wieder schütteln Weinkrämpfe sie und als Henry aufsteht und ihr aus dem Salon die beruhigende Medizin von Morgana bringt, sträubt sie sich nicht und trinkt sie und ist dankbar für das warme wohlige Gefühl, das sich kurz darauf einstellt und ihr wieder Ruhe bringt. "Erhole dich von dem Schreck Liebes und vertraue deinem Bruder, er wird sicher dein Angebot annehmen wenn..." Mehr bekommt sie nicht mit, denn wie auf Wolken trägt sie eine Leichtigkeit fort in einen tiefen Schlaf.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Sept. 2003, 16:41 Uhr
Henry bemerkt, daß Orga während er mit ihr spricht, eingeschlafen ist. Er legt sich auf seine Bettseite und grübelt. Am liebsten würde er den Kleinen fragen, wie die Männer ausgesehen haben, aber er will ihn nicht schon wieder mit dem schrecklichen Ereignis konfrontieren und darum verwirft er den Gedanken wieder.

Er grübelt noch eine ganze Weile bis plötzlich leise und langsam die Türe aufgeht und Frederik hereingetapst kommt. Er bleibt am Bettende stehen und blickt noch ganz verschlafen drein, darum winkt ihn Henry zu sich her und läßt ihn auf das große Bett klettern und rückt ein ganzes Stück von Orga weg, damit er sich in die Mitte zwischen ihnen legen kann. "Orga schläft tief und fest, sie hat Medizin genommen," sagt er zu dem Kleinen, der sich neben ihn kuschelt. Henry Kuschelbär, denkt er lächelnd und wuschelt Frederik liebevoll durchs Haar.

Der Kleine lacht leise bei der Berührung und fragt: "Schläfst du mit Orga hier?" Henry nickt und erwiedert: "Ja Frederik, Orga und ich, wir sind ein Paar, schon als wir Kinder waren, wie du jetzt, waren wir zusammen und wussten, daß wir zusammengehören, aber das Schicksal hat uns getrennt, soetwas ist schrecklich, aber irgendwann wird alles gut, vergiß das niemals," er streicht ihm über den Kopf und schaut ihm tief in die Augen. "Aber Mama und Papa sind tot, wir können nicht wieder zusammenkommen, nie wieder," erwiedert er ihm und sieht ihn belehrend an. "Da hast du recht Frederik, es ist etwas anderes bei dir und Anna, aber trotzdem kann das Leben für euch wieder gut werden, weisst du was ich meine?" Frederik blickt ihn nachdenklich an und meint dann: "Es ist ja schon wieder gut geworden, weil ich dich gefunden habe," und lacht ihn an, "weil du bist ja jetzt mein Papa!" Henry nimmt den Kleinen und setzt ihn sich auf den Bauch und sagt: "Meinst du nicht, daß die Familie von deinem Papa dich und Anna haben wollen, die vom Rittergut Dorsten? Wenn sie hören, daß dein Vater und deine Mutter bei dem Überfall gestorben sind und die Nachricht erhalten, daß ihr den Überfall überlebt habt wollen sie euch bestimmt zu sich nehmen." Henry wollte das Thema gar nicht ansprechen, aber er konnte den Jungen nicht anlügen.

Der Junge blickt ihn mit großen Augen an und meint entsetzt: "Auf das Rittergut ! ? Nein! Papa ist da weg, weil sie alle böse sind. Papa hat einen Bruder da, aber der mag uns nicht, er mag keine Kinder und Großvater ist vor ein paar Wochen gestorben. Darum konnten wir auch endlich Großmutter besuchen fahren, denn Großvater wollte Mama und ihre Mutter nicht, weil sie nicht von Adel ist, hat er gesagt."

Nun guckt Henry mit großen Augen Frederik an und überlegt. Nach einer Weile meint er dann: "Wir sollten deine Großmutter suchen gehen, vielleicht kann sie uns helfen, damit ihr bei uns bleiben könnt, wenn ihr das wollt." Der Junge hopst auf seinem Bauch auf und ab als wollte er auf ihm reiten und beginnt laut zu rufen, wird dann aber schnell leise und guckt auf die schlafende Orga: "Oh ja! Suchen wir Großmutter, Mama hat gesagt die Mondgöttin weiss wo Oma ist!" Frederik krabbelt von seinem Bauch und rutscht vom Bett und läuft zur Türe und bleibt bei seinem Schwesterchen stehen, die noch in der Wiege schläft. Er blickt zu Ellie und dann zu ihm: "Wenn Anna aufwacht schreit sie vielleicht, wenn ich nicht da bin, können wir sie mitnehmen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Sept. 2003, 18:18 Uhr
Henry hatte sich erhoben und folgt Frederik in den kleinen Salon und hört ihn fragen, ob sie Anna mitnehmen können. Eigentlich wollte er mit Frederik alleine in dem kleinen Wagen los, aber er sollte auf sein Schwesterchen aufpassen und sicher fühlt er sich mit ihr wohler, also sagt er: "Da müssen wir Mariann rufen, damit sie sich erst einmal kümmert, wickeln und füttern und so," meint er zu dem Jungen, der nickt und meint: "Das hat Mama auch immer erst gemacht, wenn wir mit der Kutsche Leute besucht haben," und nickt altklug. Henry muß sich ein Lachen verkneifen und zusammen gehen sie nach unten und sagen Mariann bescheid, daß sie die Kleine mitnehmen wollen, ob sie sie irgendwie fertigmachen kann für einen Ausflug. Mariann lächelt und eilt ins Gesindehaus und kommt mit einigen Sachen unter dem Arm heraus und eilt zum Haupthaus. Henry blickt den Jungen an, der noch im Nachtgewandt herumläuft und meint: "Fragen wir mal Marie, wo deine Sachen geblieben sind, du kannst ja schlecht im Nachthemd mit," und lächelt ihn  vergnügt an.

Es dauert nicht lange und der Junge hat von Marie die frisch gewachenen Sachen an und Anna ist gefüttert, frisch frisch gewickelt und in ein weiches langärmliges Kleidchen mit langen Wollhöschen darunter gekleidet und sein kleines Gefährt steht abfahrbereit da. Yohn hatte alle Verbindungen überprüft und meinte, daß es tadellos in Ordnung wäre. Er holt noch eine Reisedecke aus der Kutsche und legt sie in die Kiste hinter sich. Anna haben sie zwischen sich gesetzt und Frederik hält sie um den Bauch fest und sie jauchzt vor Vergügen. Die beiden sitzen so nah bei ihm, daß er sie jederzeit mit seiner linken Hand halten kann und langsam rollt das kleine Gespann aus dem Hof.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 24. Sept. 2003, 14:21 Uhr
Orga hatte Stunden geschlafen, das bemerkt sie, als sie aus  dem Fenster blickt und die Sonne schon fast untergegangen ist. Sie steht auf, nimmt von der Medizin, die ihrem Bauch so gut tut und als sie durch ihren Salon kommt  sieht sie, daß die Wiege leer ist und auch im Zimmer der Kinder ist niemand. Die ganzen Monate war da nichts, aber seit die Kinder da sind hat sich alles verändert, die Beiden strahlen wie zwei kleine Sonnen in ihrem Haus und sie vermisst sie.

Gerade, als sie aus dem Bad kommt stürzt Frederik die Treppen herauf und rennt sie beinahe um. Erschrocken bleibt er stehen, strahlt sie dann an und legt los: "Wir waren bei der Mondgöttin und die hat gesagt, daß unsere Großmutter die Frau vom alten Goldschmied ist," und lächelt Orga glücklich an, "sie lebt alleine in dem Haus bei dem kleinen See, weil ihr Mann, der Goldschmied schon lange tot ist. Das hat uns alles die Frau in dem schönen Kleid gesagt und wir haben einen ganz leckeren Saft bekommen, aber Henry nicht, der hat die ganze Zeit da gesessen und geschlafen." Frederik hält die Hand vor den Mund und kichert leise, denn Henry kommt gerade die Treppe hoch mit Mariann im Schlepptau, die sich um sein Schwesterchen kümmern soll. Frederik nimmt Orgas Hand und blickt auf einmal ganz lieb zu ihr hoch und sagt: "Orga, ich habe schrecklich großen Hunger, kann ich was zu essen bekommen?"  Orga ist gerührt, ob von der kleinen Kinderhand, die plötzlich ihre ergriffen hat oder von den Augen des Jungen, oder von beidem, sie weiss es nicht, sie muß schon wieder schlucken und sie ist froh, daß Henry den kleinen beim Vorbeigehen schnappt und hochwirbelt und ihm sagt, daß er zu Marie in die Küche gehen soll, damit sie ihnen allen etwas zu Essen hochschickt. Frederik lacht vor Vergnügen in der Luft und als Henry ihn wieder absetzt läuft er los.

Mariann hat Henry die Kleine abgenommen, die von ihr auf das große Bett im Kinderzimmer gelegt wird, um sie frisch zu wickeln und Henry hebt sie in seine Arme und trägt sie lächelnd in den Salon, doch er setzt sie nicht in ihren Sessel, sondern nimmt sie auf seinen Schoß und erzählt ihr von ihrem Tempelaufenthalt. Orga legt ihren Kopf an seinen Hals, er ist so fröhlich, so voller Liebe, denkt sie und genießt seine Nähe.

Frederik kommt jedoch schon wieder die Treppe heraufgestürmt und als er vor ihnen steht und sich halb über sie und Henry legt guckt er zu ihnen hoch und meint: "Papa hat Mama auch immer auf den Schoß genommen, wenn sie alleine waren," und findet das wohl so genau richtig, wie sie das machen. Orga legt ihren freien Arme um den Jungen und drückt ihm einen Kuß auf das weiche Haar, während Frederik sich an sie kuschelt.
Armer Junge, wie mußt du deine Eltern vermissen, geht es ihr durch den Kopf und eine Träne läuft ihr über die Wange. Henry, der einen Arm um den Kleinen gelegt hat, zieht sie zu sich und küßt ihr die Träne weg und lächelt sie verständnisvoll an und nickt nur still. Doch lange können sie die Dreisamkeit nicht genießen, denn schon hören sie Marie mit ihren Holzpantoffeln die große Treppe erklimmen und Yohn, der mit ihr spricht. "Hmmm! Das Essen kommt!" ruft Henry aus und setzt Orga auf ihren Sessel und Frederik hopst auf seinen Sessel und sie freuen sich auf das, was Marie und Yohn da bringen, es kann nur köstlich sein, wie alles was Marie kocht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 25. Sept. 2003, 16:45 Uhr
Henry kommt die Treppen zum ersten Stock herauf und er hört noch gerade, wie Frederik Orga erzählt, wer ihre Großmutter ist. Die Frau vom alten Fritz, grübelt Henry, er war nur einige Male mit Gregor von Roßstein in dem Laden des Goldschmiedes gewesen, doch er kann sich an die hübsche junge Frau erinnern, die dort bedient hat. Das muß die Mutter der Kinder sein, arme Trude, wenn sie erfährt, daß ihre Tochter so schrecklich umgekommen ist, denkt er, während er nebenbei mitbekommt, wie Frederik vom Tempel erzählt und Orga um Essen bittet.

Wieder beobachtet er, wie Orga den Tränen nahe dasteht und greift schnell ein. Er schafft auch, Orga abzulenken und etwas aufzumuntern und als Frederik zu ihnen in den Salon kommt und bei ihnen kuschelt freut er sich, daß Orga den Kleinen schon genauso ins Herz geschlossen hat, wie er und dann kommt ein Essen, das sie alle trüben Gedanken vergessen läßt. Marie hat ein köstliches Gulasch mit Kartoffelklößen gezaubert, mit Rotkohl und Apfelkompott und einen Pudding gibt es noch dazu und Mariann sitzt mit Anna am Tisch, die auch immer wieder weit den Mund aufreißt und ordentlich was verdrückt, besonders vom köstlichen Pudding, der nach Karamel schmeckt.

Sie haben lange am Tisch gesessen und gegessen und draussen ist es schon dunkel geworden. Frederik kleidet sich nach dem Essen in sein Nachtgewandt und wünscht ihnen eine Gute Nacht und legt sich zu Anna, die schon im großen Bett im Kinderzimmer seelig schläft, so daß er mit Orga alleine im Salon bleibt und seine Pfeife herausholt. Sie genießen noch ein Glas vom guten Roten und als auch Orga schlafen gegangen ist, macht er sich auf den Weg zur Steinfaust, doch eine Stunde später sitzt er im Salon am Schreibpult und schreibt eine Nachricht an den Lord Commander, die er nächsten Tag in die Steinfaust bringen will, da er ihn nicht mehr angetroffen hatte und die Wachen ihm sagten, daß der Lord Commander den nächsten Tag dienstfrei hätte. In knappen Worten schreibt er alles, was der Junge über den Überfall erzählt hatte, und wer vermutlich die Großmutter der Kinder ist, auf einen großen Bogen starken Pergamentes und rollt es zusammen, versiegelt es und gibt es in eine der Lederrollen.

Müde löscht er die Kerze auf dem Schreibpult, die ihm gerade genug Licht gespendet hatte, daß er die Zeilen schreiben konnte, geht zu den Kindern und deckt Frederik zu, der sich abgestrampelt hatte und begibt sich zur Ruhe. Orga schläft tief und fest und er lauscht ihrem Atem und überlegt, ob er am nächsten Tag zu Morgana fährt und sie um Rat bittet, denn Orgas plötzlich auftretende Traurigkeit, von der sie selbst überrascht zu werden scheint, macht ihm Sorgen. Dann denkt er an Frederik, der Junge braucht unbeding warme Kleidung, denn er ist zwar froh, daß Mariann mit den Sachen ihres Sohnes aushilft, aber der Junge braucht seine eigene Kleidung.
Henry entschließt sich, Frederik morgenfrüh gleich mitzunehmen, wenn er zur Steinfaust fährt, damit er dann anschließend auf dem Platz der Händler sich seine Sachen selber aussuchen kann, denn der Junge weiss was er will und bestimmt wird es ihm Freude machen. Bei dem Gedanken schläft Henry schmunzelnd ein und träumt in der Nacht sogar von Jacken und Hosen in Kindergröße.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 26. Sept. 2003, 16:48 Uhr
Auch Orga hat großen Hunger und sie langt kräftig zu und genießt jeden Bissen von Maries Gulasch. Seit dem Tag des Überfalls und des Eintreffens der Kinder ist aus ihrem Salon ein Eßzimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer geworden, aber ihr gefällt es so, denn der Salon unten war mit den wenigen Leuten einfach zu groß.
Die Kinder liegen schon im Bett und schlafen, als Henry seine Pfeife hervorzieht und sein verführerisch duftendes Pfeifenkraut raucht. Es wird noch gemütlicher als er Holz  in dem kleinen Kamin nachlegt, daß es prasselt und ihr von dem guten Roten einschenkt und sie sich so ein paar romantisch anmutende Minuten der Stille gönnen. Henry sitzt und pafft und sie schaut in das Feuer, bis sie sich müde räkelt und entschließt, auch schlafen zu gehen. Sein Anblick, wie er da in dem Sessel beim Feuer sitzt mit dem Roten in der Hand bringt sie auf verwegene Gedanken, darum kann sie es sich nicht verkneifen, kurz beim Vorbeigehen in seinen Haaren zu wühlen. Wenn sie gesund wäre hätte er ihr Handgelenk geschnappt und sie auf seinen Schoß gezogen, aber sie wußten beide, daß sie noch warten mußten. So schlüpft sie, ihrem Verlangen nicht weiter nachgebend, unter ihre Decke und schnell senkt sich der Schlaf über sie.

Ihr Schlaf war tief und ruhig und sie erwacht am nächsten Morgen ausgeruht und wieder spürt sie das Verlangen in sich aufsteigen, als sie Henry neben sich liegen sieht und kuschelt sich an ihn. Er lacht leise und verschlafen und gibt wohlig brummendes Knurren von sich und sie seufzt nur. Er gibt ihrem Drängen nach und zärtlich streichelt er sie, liebkost sie und meint dann: "Laß uns noch warten, Liebes, bis alles verheilt ist, ich möchte nicht, daß du Schaden nimmst." Liebevoll streichelt er ihren Kopf und legt beruhigend seine Hand auf ihren Rücken, daß das Blut in ihren Adern wieder langsamer fließt. Wie er das nur immer schafft, mich so zu beruhigen?, fragt sie sich, denn sie fühlt Ruhe in ihren, nach seiner Liebe dürstenden Körper strömen, daß sie nach einer kleinen Weile sogar wieder einschlummert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 27. Sept. 2003, 14:13 Uhr
Hilfe! denkt Henry und lacht leise, als er von Orga auf verführerische Weise geweckt wird. Er gibt ihrem Drängen erst nach, doch schnell siegt sein Verstand und er bringt sie wieder zur Ruhe, daß sie sogar wieder einschlummert, aber nicht lange währt die Stille, schon kommt Frederik angeschlichen und kuschelt sich zwischen sie.

Orga wird wieder wach und ist glücklicherweise abgelenkt, sie streichelt dem Kleinen über den Kopf und wünscht ihm einen guten Morgen und wirkt ganz glücklich. Henry erklärt den beiden, daß er vorhat gleich nach dem Frühstück mit Fredrik loszufahren und auf dem Platz der Händler Sachen zum Anziehen für den Jungen zu kaufen, jedoch erst schnell bei der Steinfaust vorbeizufahren um eine Nachricht für den Lord Commander abzugeben. Nachdem Orga mit einem Blick aus dem Fenster einwendet, daß es nach Regen aussieht überlegt er, ob er die Kutsche nimmt, aber verwirft den Gedanken wieder, denn Yohn müsste die Kutsche lenken. Auch wenn Petroff seine Reise um einen Tag verschoben hat, ist es ihm lieber, wenn er bei Orga bleibt.

Henry  hat den großen dicken wollenen Umhang, der auch den stärksten Regen nicht so schnell durchläßt, unter den Frederik auch noch paßt. So verabschiedet er sich von Orga und in seinem Zimmer zieht er sich warm an und auch Fredrik zieht die warmen Sachen von Marianns Sohn an und sie gehen beide unten bei Marie in der Küche frühstücken und verlassen kurz darauf mit dem kleinen Gespann das Anwesen von Roßstein über den Marktplatz. Henry hat hinten in der Kiste den dicken Wollumhang liegen und Frederik sitzt dicht an ihn gekuschelt neben ihm.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 29. Sept. 2003, 14:26 Uhr
Orga ist noch gemütlich im Bett geblieben, als Henry und Frederik sich auf den Weg machen und räkelt sich wohlig. Henry ist so glücklich, seit Frederik im Haus ist, ich werde noch eifersüchtig, denkt sie schmunzelnd, aber sie weiss, daß sie das sicher nie wird, viel zu liebevoll geht Henry mit ihr um und sie fühlt mit ihm, mit dem Vaterstolz den der Junge ihm wie aus der Tasche gezaubert hat. Ihr gefällt das kleine Mädchen auch sehr, sie ist putzig und aufgeweckt, immer blicken ihre wachsamen Augen aufmerksam rundum und registrieren alles. Sie wird sicher ein ganz kluges Ding, sie schmunzelnd und denkt an ihre Kindheit. Wie Anna, war sie überall mit ihrer Nase dabei, alles wollte sie selber einmal ausprobieren und wie oft war ihr Vater deswegen böse mit ihr, weil sie sich wie eine feine Adelige benehmen sollte.

So in Gedanken versunken liegt sie in ihren Kissen, als sie plötzlich das kleine Gespann durch das Tor rollen hört und kleidet sich in ihren Morgenmantel. Orga verspürt auch langsam Hunger und als sie sich im kleinen Salon in ihren Sessel setzt kommt kurz danach Frederik zu ihr hereingestürzt und für einen Moment denkt sie wirklich, Henry kommt herein, aber vor vielen vielen Jahren, als sie noch Kinder waren. Sein Vater hatte ihm immer schafswollene Lederjacken für den Winter machen lassen, auch so dunkle wie die jetzt die Frederik trägt.

Orga beginnt bei dem Anblick zu schlucken, nimmt Frederik in die Arme und sagt ihm noch wie gut ihm das steht, doch dann beginnt sie zu schluchzen, zu überwältigt ist sie von der Erinnerung an Henry, als er so aussah, als wäre es gestern und doch liegt ein solcher Schmerz darin, daß sie dasitzt und weint. Der Kleine legt seine kleinen Hände auf ihre Arme und schaut zu ihr hoch und scheint nicht zu verstehen, warum sie weint, wenn er doch so gut aussieht. Sie blickt ihn an und erklärt ihm schnell: "Du erinnerst mich an Henry, als wir Kinder waren, weisst du Frederik, du siehst aus wie Henry als wir klein waren."

Jetzt nickt Frederik und meint: "Ach das, ja, Henry hat mir erzählt, aber er hat gesagt, daß alles wieder gut ist, dann mußt du doch nicht mehr weinen Orga," und rüttelt sanft an ihrem Arm. Die Logik des Kleinen ist umwerfend, daß Orga leise, noch mit Tränen in den Augen, lachen muß und meint nur noch: "Weisst du, Große sind schon manchmal etwas unlogisch," und nimmt ihn wieder in den Arm und streichelt ihm über den Kopf, "du siehst wirklich prächtig aus," und lächelt ihn an, vorbei war der plötzliche Gefühlsausbruch und sie wischt schnell die Tränen weg, bevor Henry sie noch so sieht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 30. Sept. 2003, 17:18 Uhr
Henry kommt mit den Beuteln und Fellen beladen die breite Treppe herauf und stapelt die Sachen auf einem Sessel in Orgas Salon. Orga sitzt auf ihrem Sessel und hält Frederik in ihren Armen, der noch immer in der warmen Felljacke herumläuft. Sofort sieht er ihre geröteten Augen und liebevoll nimmt er sie in die Arme und erzählt ihr, was sie alles für Frederik und Anna gekauft haben.

Mariann, die er gleich mitgebracht hat, damit sie sich um Anna kümmert bringt das Mädchen auch bald zu ihnen herein, das fröhlich mit den Armen rudert und am liebsten in den Sachen herumwühlen würde, darum legt Henry schnell eines der großen Felle in die Wiege und setzt Anna auf das Fell. Gleich beginnt die kleine zu glucksen und mit ihren Händchen in dem Schafsfell zu wühlen und ist beschäftigt.
Frederik betrachtet das zweite Fell und mit Orgas Einverständnis wird die alte Matratze der Wiege herangeschafft und in sicherem Abstand vor dem Kamin auf den Boden gelegt und das Fell darüber ausgebreitet so daß die schmale Seite bis zur Wiege reicht und Anna gleich die Hände durch die Gitterstäbe steckt und nach Frederik greift, der auf dem Rücken liegt und mit seinem Schwesterchen Händefangen spielt.

Als Henry den beiden zuschaut und sieht, wie glücklich die Kinder sind und sich offensichtlich rundum wohl fühlen spricht er leise zu Orga: "Ich fahre mal eben zu der alten Trude, der Großmutter der Kinder und hol sie, ich denke sie sollte die Kinder hier sehen." Orga nickt und Henry verzieht sich unauffällig und fährt mit dem kleinen Gespann zum Haus des alten Goldschmiedes.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 04. Okt. 2003, 10:40 Uhr
Langsam geht Henry mit der alten Trude durch den Vordereingang ins Haus und nimmt ihr den feuchten Umhang ab. An der breiten Treppe angelangt nimmt er sich ein Herz und meint verschmitzt: "Trude, wie lang hat euch kein Mann mehr auf Händen getragen?" und schnappt sich die verdutzte Frau und trägt sie auf seinen Armen die Stufen hinauf, daß sie  verlegen lacht, ihm auf die Schulter klopft und überrascht "Henry!" ausruft.  Er lacht spitzbübisch und oben angekommen setzt er sie vorsichtig im Flur ab.

Die letzten Schritte zur Salontür nimmt er sie an die Hand, denn er spürt die Aufregung der alten Frau und bleibt mit ihr im Türrahmen einen Moment stehen, nimmt ihr mit einem Kopfnicken das Bild behutsam aus der Hand, bevor er sie zu einem Sessel führt. Das Bild stellt er über dem kleinen Kamin auf die dunkelgrüne Marmorplatte und setzt sich zu Orga, die die unbekannte Frau freundlich begrüßt und ihr einen Tee einschenkt.

Eine ganze Weile sitzten sie schweigend da, bis wohl Frederik merkt, daß irgend etwas anders ist als sonst und sich von seinem weichen Schafsfell erhebt und zu ihnen herüberschaut. Er muß die alte Frau und das Bild gleichzeitig entdeckt haben und starrt erst auf das Bild, dann auf die alte Frau und dann auf Henry und Orga.

Frederiks Blick wandert wieder zu dem Bild auf dem Kamin und dann schnellt er auf, hebt sein Schwesterchen in die Richtung des Bildes und sagt: "Anna guck mal, ein Bild von Mama und Pappa. Die Kleine braucht eine Weile und gluckst dann: "Mama - Mama". Frederik geht langsam zu der alten Frau und fragt zögernd: "Bist du unsere Großmutter?" Die alte Frau hatte schon, als sie den Kindern beim Spielen zugeschaut hat immerwieder feuchte Augen bekommen, doch jetzt, als ihr Enkelsohn seine Eltern auf dem Bild erkennt beginnt sie zu weinen und nimmt den Jungen nur in ihre Arme, der sich neben ihren Sessel gestellt hat.
"Nicht weinen Großmutter, wir sind ja jetzt da und bleiben hier, guck mal, ich habe heute mit Henry eine Felljacke gekauft," sagt Frederik wieder wie ein Alter und rüttelt erst an ihrem Arm und rennt dann auf sein Spielfell, holt die Jacke und zieht sie an und stellt sich vor die alte Frau, "guck mal Großmutter, guck doch mal!"

Henry beobachtet, wie Frederik nur noch einmal auf das Bild schaut, als er seine Jacke holt, aber den Kopf so abrupt abwendet, daß er das Bild vom Kamin nimmt und es in das Bücherregal legt, er verdrängt den Verlust seiner Eltern mit aller Macht.

Die alte Trude kann wohl nicht anders, als den Jungen auch bewundern, der wie ein kleiner Bär vor ihr herumtanzt und so stolz seine Jacke und seine Fellmütze vorzeigt. Wie gut, daß wir etwas gefunden haben, das ihn so glücklich macht und ihn ablenkt.

Henry pafft seine Pfeife, die Kinder spielen wieder auf ihren Fellen und Orga unterhält sich mit der alten Frau und nachdem die Großmutter der Kinder zugestimmt hat, bis zum Abend zu bleiben, geht Henry zu Marie in die Küche und läßt im großen Salon die Vorbereitungen treffen, daß alle, auch die Familie aus dem Gesindehaus, am großen Eßtisch zusammen speisen und schickt Yohn, Trudes Magd zu holen. Er selber legt ordentlich Feuerholz in den Kamin und bald schon wandelt sich der große Salon in ein großes warmes Zimmer.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 04. Okt. 2003, 15:05 Uhr
Orga besieht sich die Sachen, die die beiden Männer gekauft haben und stellt zufrieden fest, daß sie auf gute Qualität geachtet haben, denn die Hemden und Hosen für Frederik sind aus guten Stoffen sorgfältig genäht.

Als Henry den Vorschlag mit der Grußmutter der Kinder macht ist sie sofort einverstanden und läßt sich, nachdem Henry gegangen ist, ihr Frühstück bringen und füttert Anna mit kleinen Stückchen von ihrem Rosienenleibchen und Anna ist zufrieden. Frederik hat sie aus ihrem Schreibschrank einige Blätter einfachen Papiers auf sein Fell gelegt und ihm mit einem liebevollen aufmunternden Lächeln einen harten Kohlestift in die Hand gedrückt und er malt und malt vor dem knisternden Kamin. Sie muß Anna immer wieder mit kleinen Stückchen ablenken, damit sie ihren großen Bruder in Ruhe malen läßt.

Marie hat gerade das Frühstückstablett wieder abgeräumt, als Henry mit einer zierlichen alten Frau hereinkommt und die Frauen miteinander bekannt macht. Fürsorglich kümmert sie sich um die Großmutter der Kinder, die immerwieder mit Tränen in den Augen Frederik und Anna zuschaut und ergreift still ihre Hand und steht ihr bei, so gut sie kann. Ab und zu erzählt sie etwas von den Kindern und als Frederik das Ölgemälde über dem Kamin erblickt und darin seine Eltern erkennt, ist ihr letzter Zweifel, daß die nette alte Frau vielleicht doch nicht die Großmutter ist, beseitigt.

Orga beobachtet Frederiks Reaktion und ihr entgeht nicht, wie Henry das Bild zur Seite gibt, nachdem Frederik seinen Blick plötzlich ruckartig von dem wertvollen Ölgemälde der Eltern wegdreht und nickt ihm zu. Frederiks Kindergemüt hat genug ertragen, wir dürfen ihn nicht mehr länger mit dem Erlebten konfrontieren, und er wendet sich an die Großmutter und spricht mit ihr über ihre Beobachtung. Sie ist eine kluge Frau und legt nun Orga die Hand auf ihren Arm und sagt: "Orga, ihr habt recht, die Kinder sollten jetzt zur Ruhe kommen und ich bin froh, daß sie euch gefunden haben. Ihr habt sie sehr ins Herz geschlossen, nichtwahr?" Orga blickt sie an und nickt, "ja, Henry ist ganz vernarrt in sie und stolz, als wären es seine eigenen," und sie erzählt der Großmutter von dem Überfall, dem Verlust ihres Kindes, den Worten des Jungen über das Rittergut und seine Angst davor und wie er Henry zu seinem Vater gemacht hat und vieles mehr.

Orga konnte seit langem wieder mit einer Frau über Dinge sprechen, die sie beschäftigten, denn Henry war schon längst nach unten verschwunden, um alles für das gemeinsame Essen vorzubereiten, da die Großmutter das Angebot, bis zum Abend ihr Gast zu sein, dankend angenommen hat. Die beiden Frauen kommen sich immer näher und bald lachen sie, trinken Tee und erzählen sich gegenseitig von ihrem Leben.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 04. Okt. 2003, 15:42 Uhr
Als Olyvar am Haus der Roßteins ankommt, haben seine Männer dort vor dem Tor bereits Posten bezogen. Sie grüßen respektvoll und melden, daß alles ruhig sei. Er läßt Bayvard unter dem hohen Baum vor dem Haupteingang, geht die breiten Stufen hinauf und betätigt den Anklopfer. Das Anwesen wirkt ruhig, aber nicht so still, als wäre niemand zu Hause. Irgendwo sind gedämpft Stimmen zu vernehmen und das leise, beständige  Klappern von Geschirr und Töpfen. Ein so großes Haus führt sich nicht ohne Gesinde...
Während er wartet, dreht er sich um und blickt über den Marktplatz. Von seinem leicht erhöhten Stand auf der Treppe hat er einen guten Überblick. Alles scheint seinen gewohnten, geschäftigen Gang zu gehen wie stets: Bauern und Händler bieten ihre Waren feil, Mägde und Bürgerinnen drängen sich feilschend um die besten Stände, alte Weiber und junge Mädchen verkaufen Witwenholz, heiße Maronen, süße Teigfladen oder gebratenen Fisch. Zwei Straßenhunde balgen sich um etwas, das von einem der Fleischerstände abgefallen war. Alles ist ruhig... und friedlich...oder zumindest so friedich wie es in einer so großen Stadt mit so vielen unterschiedlichen Wesen darin sein kann...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 04. Okt. 2003, 18:14 Uhr
Henry hat gerade den Kamin schön zum Knistern gebracht und Ellie deckt bereits den Tisch für elf Personen an der langen Tafel neben der Treppe, als er ein Klopfen an der Türe hört. Warum klopft Yohn, wenn er die Magd der alten Trude bringt?, fragt er sich verwundert, ist aber rasch die paar Schritte zur Tür gegangen und öffnet sie.

Überrascht blickt Henry auf den Lord Commander, lächelt erfreut, denn sofort sieht er ihn wieder mit der kleinen Anna in seinen Armen und spricht: "Seid gegrüßt Lord Commander, bitte, kommt herein!" Henry geht voran und führt ihn in den großen Salon, der den ganzen linken Teil des großen Raumes ausmacht und wo er ihm am runden Tisch vor den hohen Fenstern zum Markt hin, einen Sessel anbietet und fragt: "Einen guten Roten?" und geht zur Glasvitrine und greift nach zwei geschliffenen gläsernen Weinkelchen und der Karaffe mit dem guten Tropfen. Das Kaminfeuer prasselt und die Wärme ist angenehm bis zu den Sesseln zu spüren.

Sein Blick streift dabei noch einmal über den erhöhten Platz vor dem Kamin, wo die großen weichen Lammfellkissen gemütlich zum Sitzen einladen, die er schon für die Kinder hergerichtet hat und überlegt kurz, ob er ihm dort einen Platz anbieten kann und meint dann, "wir können uns auch vor den Kamin setzten," und wartet, wie er sich entscheidet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 05. Okt. 2003, 13:39 Uhr
Ehe er sich versieht, hat Henry ihn ins Haus geführt und ihm ein Glas Rotwein in die Hand gedrückt. Einen Moment dreht und wendet er den Kelch in der Hand. So exquisit geschliffenes Glas bekommt selbst er kaum zu Gesicht. Er probiert einen Schluck und rollt den Wein im Mund.  Aus Vînnar, möchte ich wetten...Du bist nicht hier, um über Wein zu reden!
Er folgt Henry an den Kamin und sie setzen sich, eingehüllt in die Wärme des Feuers. "Ich habe nicht viel Zeit, leider, Henry. Ich habe Eure Nachricht erhalten und wollte mich nur nach den Kindern erkundigen."
Und etwas mehr über diese brüllenden, großen Männer erfahren...
"Ihre Großmutter lebt hier in Talyra, sagtet Ihr, aber so wie ich Euch verstanden habe, wollen die Kinder nicht auf dieses Rittergut. Als ich Eure Botschaft las, ist mir eingefallen, warum mir der Name Dorsten so bekannt vorkam: ich kenne Rykard von Dorsten. Ein kleiner Landadliger, schönes Gut. Vor zwei oder drei Jahren war er einer der Kämpfer im Buhurt am Sommerfest. "

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Okt. 2003, 14:02 Uhr
Orga und die Großmutter der Kinder sind vom vielen Erzählen richtig müde geworden, aber es hatte gut getan und als Mariann Anna nocheinmal zum wickeln holt und ihnen von der Köchin ausrichtet, daß das Essen gleich fertig ist und Henry unten den Kamin eingeheizt hat, ruft Orga Frederik, reicht der Großmutter den Arm und sie gehen langsam und vorsichtig die große Treppe hinunter.

Frederik schnappt sich die Blätter unter den Arm, und den Kohlestift noch in der Hand, stürmt er hinter den beiden Frauen hinterher, die Treppe hinunter zu Henry und scheint sich sehr über den Besuch zu freuen den er da sieht, denn er wirft die Blätter zwischen die Fellkissen, steigt zu ihnen auf die lange gemütliche Sitzfläche und grüßt: "Guten Tag Lord..., Lord..." und weil ihm wohl der ganze Name nicht einfällt beläßt er es dabei und schaut ihn nur mit großen fröhlichen Augen an und reicht ihm die Hand, um dann hinter den Männern bäuchlings zu liegen und weiter an seiner Zeichnung zu arbeiten.

Orga kommt mit der alten Trude, die sich bei ihm eingehakt hat zum runden Tisch und streckt dem Lord Comander freundlich lächelnd die Hand zum Gruß und stellt ihre Begleitung vor: "Willkommen Lord Commander, darf ich euch die Großmutter der Kinder vorstellen, Frau Trude, Frau des alten verstorbenen Golschmiedes," und hilft ihr dann zu einem Sessel und setzt sich neben sie, denn so richtig ist sie auch noch nicht wieder auf den Beinen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 05. Okt. 2003, 16:15 Uhr
Henry hört zu seinem Bedauern, daß der Lord Commander nicht viel Zeit hat, denn ihm gefällt die Gegenwart dieses ruhigen Mannes und er dachte schon, er könnte ihn zum Mittagsmahl einladen. Er hört ihn von dem Rittergut sprechen, als wäre er schon dort gewesen und Henry ist eigentlich nicht überrascht, daß er es kennt. Wer weiss, wo er schon überall gewesen ist, denkt er im Stillen und mustert den Lord Commander, der sich direkt vor dem knisternden Kaminfeuer nieder gelassen hat.

Bevor Henry jedoch etwas erwiedern kann kommen Orga und die Großmutter der Kinder die Treppe herunter und Frederik überholt sie und flitzt wie ein kleines Geschoß zu ihnen auf das, je nach Bedarf, lange Ruhelager, große Sitzfläche oder Spielwiese für Kinder, vor dem Kamin und begrüßt den Lord Commander stürmisch. Frederik ist die Freude über ihren Besuch anzusehen und der Kleine läßt sich dann wie selbstverständlich hinter ihm nieder, streckt sich auf seinem Bauch der Länge nach aus und malt. Das war eine gute Idee von Orga, ihm den Kohlestift und Papier zum Malen zu geben, denkt Henry, ist aber mit der Aufmerksamkeit bei Orga und der alten Trude, als Orga den Lord Commander mit ihr bekannt macht.

Kaum sitzen die beiden Frauen am runden Tisch, bringt Mariann die kleine Anna und legt sie nach einem fragenden Blick zu Henry, neben Frederik in die großen Schafsfellkissen. Die Kleine blickt den Lord Commander nur einen Moment aufmerksam an und dann geht es los, "haben, haben, haben," brabbelt sie los und die Finger greifen nach dem Mann und sie krabbelt jauchzend auf seinen Schoß. Henry blickt dem Treiben der Kleinen zu und muß herzhaft lachen - und wieder hat Anna sich den sichersten Platz in ganz Talyra erobert.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 05. Okt. 2003, 17:39 Uhr
Orga kommt in Begleitung einer alten Dame herein, die sich sehr gerade hält und ihn mit wachen Augen mustert. Sie werden vorgestellt und er grüßt beide, Orga und die Witwe des Goldschmiedes, die sich in ihrer Nähe an einem Tisch niederlassen. Eben will er vorsichtig nach der weiteren Zukunft der Kinder fragen, als eine Magd das kleine Mädchen hereinbringt und Henry übergibt. Dort bleibt sie nur nicht und schneller als er auch nur "Uh" sagen kann, ist sie auf seinen Schoß gekrabbelt. Von der Begeisterung der Kleinen völlig überrumpelt, erstarrt Olyvar einen Moment. "Ahm...hm...woah...langsam...äh...Kind."
Warum sich das Mädchen ausgerechnet in ihn so vernarrt hat, weiß er beim besten Willen nicht zu sagen. Etwas hilflos blickt er zu Henry, der sich wohl eben auf die Zunge beißt, um nicht laut loszuprusten - allerdings ohne viel Erfolg. Olyvar erwidert Henrys Lachen mit einem verzogenen Grinsen. "Na wenigstens eine hübsche Blondine, die nicht genug von mir haben kann..." meint er trocken und sieht auf den Lockenkopf hinunter, der sich vertrauensvoll an ihn kuschelt. Der Junge, bewaffnet mit Kohlestift und Pergamentresten, war mit den Frauen hereingekommen und hatte sich so selbstverständlich hinter Henry gelegt, als sei er schon sein Lebtag hier zu Hause. Eifrig kratzt der Kohlestift über das Pergament, malt kindliche Striche, Kringel, lange Schatten. Ich kann mich nicht daran erinnern, je einen Federkiel in der Hand gehabt zu haben, bis mich dieser sauertöpfische Ogh-Priester das Schreiben lehrte.... in Frederiks Alter war ich nur mit einem Holzschwert beschäftigt...
Er sieht Henry an, dessen Blick mit väterlichem Stolz auf den Kindern ruht und fragt sich erneut, was jetzt aus den beiden werden soll. Rykard von Dorsten hat vielleicht ein schönes Gut, aber es ist ein kaltes Haus. Und die alte Witwe Dorsten... Er sieht hinüber zu der Frau. Sie ist zu alt für zwei so kleine Kinder, auch wenn sie sich Kindfrau und Amme leisten könnte. Das beste für die Kinder wäre, wenn sie hier blieben, aber es ist nicht an mir, das zu entscheiden.  
Nachdenklich beobachtet er den Jungen, sieht ihm zu, wie er malt und langsam ein vages Bild entsteht. Irgendetwas daran läßt ihn zweimal hinsehen. Das sieht aus wie ein Wagen... und ein Weg, umgeben von Bäumen... aber das große, dunkle dort, das aus dem Wald kommt - was soll das sein? Es sieht aus wie ein Oger... oder ein Riese... oder ein....
"Henry," er beugt sich vor und spricht leise, um den Jungen nicht aufmerksam zu machen, und starrt gebannt auf das Pergament und das, was darauf Gestalt annimmt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 06. Okt. 2003, 00:07 Uhr
Henry beobachtet gerade die kleine Anna, als der Lord Commander ihn unauffällig auf Frederiks Malerei aufmerksam macht. Henry blickt auf das Blatt Papier, auf dem ein Weg zu erkennen ist und das andere Gebilde kann man recht gut als Kutsche erkennen, doch dann ist etwas im Entstehen, das ihn erschrocken den Lord Commander anblicken läßt. Orga hat recht gehabt, denkt Henry entsetzt und muß wieder an das Gut in Verd denken und wird blaß.

Henry zwingt sich zur Ruhe und beobachtet, während er an dem Roten nippt, weiter, was der Junge mit großen Zähnen versieht, die übergroß aus einem klobigen Wesen herausragen.
Henry beugt sich nun über Frederiks Gemaltes und meint lachend zu dem Jungen: "Was malst du denn da für Gestalt gewordene Kartoffelklöße?!" und kitzelt Frederik leicht, daß er auflacht. "Das sind doch keine Kartoffelklöße!" ruft Frederik leicht entrüstet aus, "Henry! Das sind die riesigen Männer, die die Kutsche überfallen haben, die da!" meint er und tippt mit dem Kohlestift auf die klar zu erkennende Kutsche. "Wenn einer von denen schon so viel Platz auf dem Papier braucht, dann muß ich dir wohl noch mehr Bögen besorgen," und lächelt Frederik verschmitz an. Frederik nimmt die Finger und zählt: "eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben..., dann brauche ich noch sieben Stück Henry!"

Henry schluckt unmerklich und meint: "Gut, dann geh ich mal eben nach oben und hol sie schnell, und wenn du Lust hast Frederik gehen wir morgen noch einmal auf den Mark und kaufen Ölfarben und Leinwand und feine Pinsel, da kannst du sogar bunte Bilder malen!" und spricht das begeistert mit einem verschwörerischen Unterton aus, was gar nicht so geschummelt ist, denn der Gedanke gefällt ihm, mit Frederik Leinwand und Ölfarben kaufen zu gehen, denn das Malen scheint ihm viel Freude zu machen.

Herny nickt dem Lord Commander kurz zu und geht nach oben, um aus  Orgas Schreibschrank, die versprochenen Bögen zu holen. Sein Blick streift dabei kurz Orgas Blick, die das mit dem Bild scheinbar mitbekommen hat und ihn besorgt anblickt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 06. Okt. 2003, 23:25 Uhr
Sieben Narge! Olyvar schluckt einen lauten Fluch hinunter und hätte sein Glas am liebsten in die Flammen des Kamins geworfen. Henrys Unbekümmertheit im Umgang mit dem Jungen ist zu bewundern. Olyvar liegen tausend Fragen auf der Zunge - aber selbst ihm, der sich mit Kindern wirklich nicht auskennt, ist klar, daß er Frederik kaum über Bewaffnung, Rüstung, Stammeszeichen, Verfassung und ähnliches der Narge, die seine Familie getötet hatten, ausfragen kann. Einerlei... was spielen sieben Narge mehr noch für eine Rolle? Mehr, als etwas gegen ihr Treiben im Grenzland tun kann ich auch nicht... Seine Gedanken schweifen ab zur Stadtratssitzung vom Morgen und er fragt sich, wie viele Wochen ihm bleiben, um alles in die Wege zu leiten und aufzubrechen.  Henry verläßt den Kaminplatz kurz, um weiteres Pergament zu besorgen und allein gelassen mit den Kindern fühlt Olyvar sich womöglich einen Moment lang noch hilfloser, als ohnehin schon mit diesem Baby auf dem Schoß. Was soll ich tun, wenn es... sie... es... egal. Wenn sie schreit? Oder wenn dem Jungen aufgeht, [i]was er da eigentlich malt und er anfängt, zu weinen?[/i] Er sieht zu Orga und der Goldschmiedswitwe hinüber. Die Alte betrachtet ihn mit unverkennbarer Amüsiertheit, aber Orga blickt nachdenklich, in sich gekehrt und sehr besorgt, als weilten ihre Gedanken in weiter Ferne.
Olyvar sieht Frederik zu und fragt sich, ob es richtig sein kann, Kindern unumgängliche Wahrheiten zu ersparen - schließlich müssen sie als Erwachse dasselbe aushalten können wie sie alle.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 07. Okt. 2003, 11:13 Uhr
Orga beobachtet die beiden Männer vor dem Kamin und als der Lord Commander Frederik plötzlich beim Malen zusieht und Henry auf Frederik aufmerksam macht, ahnt sie, was der Junge da malt. Henry überspielt seinen Schrecken und schafft es sogar, Frederik wie im Spaß zu entlocken, was er da malt und sogar sie muß für einen Moment über die Kartoffelklöße schmunzeln, wird aber sofort wieder ernst.

Henry ist kaum nach oben verschwunden, als Mariann mit Kindern und Mann den Salon betritt und Ellie beim Tischdecken zur Hand geht. Ihre kleine Tochter, Mary, vielleicht ein Jahr jünger als Frederik, entdeckt den Jungen und läuft zu ihm, lehnt sich neugierig über ein großes Fellkissen neben ihm, beobachtet ihn und beginnt ihn kurz danach auszufragen, was er da malt. Frederik guckt sie überrascht an und beginnt zu erzählen, doch just in diesem Moment klopft es mehrmals an der Türe und Yohn, der gerade eine große Suppenschüssel auf die lange Tafel gestellt hat öffnet einem Boten, der zu Orga von Roßstein möchte.

Orga fährt herum, als sie ihren Namen hört und erhebt sich. Vor ihr steht ein Bote in einem braunen langen Wollumhang gehüllt, ein schlankes Schwert an seinem Gürtel und müde Augen blicken sie, sie höflich grüßend an. Es ist ein noch recht junger Mann, der aber einen kräftigen Eindruck macht und Orga ist über Tharonns Wahl des Boten mehr als zufrieden. Der junge Mann überreicht ihr die Lederrolle des Hauses von Roßstein zurück und spricht: "Es ist eine Nachricht aus dem Gut von Roßstein aus Verd darin," und verbeugt sich leicht vor ihr. Orga lädt den Mann zum Essen ein und Yohn kümmert sich um ihn.

Orga kann ihre Aufregung nicht ganz verbergen, als sie zurück zum runden Tisch geht und sich wieder auf ihren Sessel setzt und leicht zittern ihre Hände, als sie die Nachricht ihres Bruders überfliegt. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und erleichtert spricht sie leise: "Sie kommen, sie kommen alle nach Talyra," und liest kurz weiter... die Ersten mit den Zuchtstuten und -Hengsten nach dem Booten bei Sonnenuntergang...? Die Großmutter der Kinder erhebt sich, geht zu ihr und drückt Orgas Kopf sanft an sich und streichelt ihr über das Haar und spricht leise: "Seht ihr, es wird alles gut."

Orga braucht eine Weile, aber dann hat sie sich wieder gefaßt und wendet sich an den Lord Commander: "Bitte gebt uns die Ehre und speist mit uns," und sieht ihn freundlich an und wird im nächsten Moment von den Worten des Boten abgelenkt, der Yohn von den beobachteten Aktivitäten des Gutes erzählt und von den Nargen, die irgendwo einen Hof überfallen haben sollen, kann es aber vom runden Tisch aus nicht verstehen, zu weit ist sie von der langen Tafel am anderen Ende des großen Raumes entfernt, wo er mit Yohn bei der langen gedeckten Tafel steht. Yohn, der ja erst vor einigen Monden von ihrem Bruder vom Verdschen Gut zu ihr nach Talyra versetzt wurde ist die Sorge ins Gesicht geschrieben und sie fragt sich, was der Bote ihm berichtet haben mag, daß es den ruhige Yohn so in Unruhe versetzt hat.

Orga begleitet die Großmutter der Kinder zum Kopfende der Tafel und bittet sie neben sich Platz zu nehmen und weist die Mägde an, sich mit den Kindern zu ihnen zu setzten und Henry, der gerade wieder von oben herunterkommt, bittet den Lord Commander am gegenüberliegenden Kopfende den Ehrenplatz einzunehmen und Henry, Yohn, der Bote und Tharann setzten sich zu ihm.

Mittlerweile stehen drei große Suppenschüssel, Brot, frisch geschlagene Butter und andere Köstlichkeiten, die die Suppe begleiten, auf dem Tisch und wie es seit alters her Brauch ist auf dem Gut, wenn zu Festlichkeiten das Gesinde mit am Tisch sitzt, schöpft sich jeder von der Suppe auf seinen Teller und greift nach dem Brot. Nur der Großmutter schöpft Orga mit einem liebevollen  Lächeln die köstliche Suppe in ihren Teller.  
Orga beobachtet, wie die Männer dem Boten lauschen, doch durch das angeregte Gespräch von Frederik und der kleinen Mary und dem Geplapper der kleinen Anna gibt sie es auf, von den Gesprächen der Männer am anderen Ende der langen Tafel die Neuigkeiten zu erfahren und wendet sich den Frauen und Kindern zu, insbesondere der Großmutter der Kinder, die sie in den wenigen Stunden in ihr Herz geschlossen hat und gar nicht mehr missen möchte.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 07. Okt. 2003, 18:43 Uhr
Olyvar will Orgas höfliche Einladung eigentlich ablehnen, und setzt die Kleine auf dem Boden ab. Offenbar ist die Aussicht auf warme Suppe doch verlockender, als auf seinem Arm zu sitzen, jedenfalls so lange sich Hunger meldet. Aber  noch ehe er irgendetwas erwidern kann, ist er schon in ein Gespräch über die neusesten Narggerüchte, diesmal aus dem Umland von Verd, verwickelt, sitzt an der Stirnseite der langen Tafel und hat einen Teller dampfender Suppe vor sich. "Eigentlich habe ich gar keine..." fängt er an, doch weder Henry, noch dieser Yohn,  noch der Bote lassen ihn zu Wort kommen. Mit bitteren Mienen beschweren sie sich bei ihm über die Unfähigkeit der Verder Stadtwache und die überhebliche Arroganz ihres Hauptmanns, geben alles, was sie über marodierende Nargbanden gehört haben, an ihn weiter und steuern zahlreiche andere Gerüchte bei - eines schlimmer als das andere. Die Suppe wird kalt, obwohl ihr feiner Geruch eigentlich ungeteilte Aufmerksamkeit heischt. Als Henry und Yohn ihm berichten, daß die Roßsteins samt ihrer Pferde nach Talyra kämen, nickt er nur. Es ist eine Flucht, und sie wissen es alle. "Das ist das beste, was sie machen können. Verd ist nur eine kleine Stadt und nicht stark befestigt." Er ist vorsichtig mit weiteren Äußerungen. Schon viel zu viele Bürger Talyras scheinen von dieser Bedrohung zu wissen und das letzte, was er will, ist es öffentlich zu machen. Sie werden es früh genug erfahren, wenn zwei Drittel der Stadtgarde...  - er bringt den Gedanken nicht zu Ende. Frederiks Bilder hatten ihm seine Vermutung bestätigt: Narge nicht nur in den südlichen Grenzlanden des Larisgrüns und auf dem Heideweg, sondern auch in der Nähe des Frostweges. Und nun auch noch Narge an den Grenzen des Verdlandes. Jetzt brauche ich keine Späher mehr, die herausfinden, ob es sich um ein paar versprengte Vogelfreie handelt, oder ob sie sich sammeln...ich kann selbst zählen.
Er versucht ein Lächeln, als die Männer ihn mit unverhohlener Besorgnis ansehen, aber es wird eher ein grimmiges Grinsen. "Seid versichert, Talyra wird sich dieses... hm, Problems annehmen. Aber versteht, wenn ich nicht mehr darüber sagen kann." Er ißt von der Suppe, spürt wider Erwarten Hunger und leert den ganzen Teller. Als er gegessen hat, steht er auf. "Henry, Orga - meinen Dank für die warme Gastfreundschaft, aber wie ich schon zu Henry sagte: ich habe leider wenig Zeit. Es gibt viele dringende Dinge, um die ich mich kümmern muß und die keinen längeren Aufschub dulden. Meine Wachen bleiben vor Eurem Anwesen, bis Ihr ihrer nicht mehr bedürft." Sein Blick streift die Kinder, die ihn mit großen Augen und suppenverschmierten Mündchen ansehen und er kann sich nicht gegen ein Lächeln wehren. "Slan lead."
Eine Magd bringt ihn zur Tür und nur ein paar Augenblicke später hat er das Haus von Roßstein wider verlassen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 08. Okt. 2003, 14:26 Uhr
Henry kommt die breite Treppe herab und sieht,wie Orga die Großmutter der Kinder zur Tafel führt und die Mägde anweist sich zu ihnen zu setzten, aber er sieht noch etwas anderes, einen Boten. Yohn unterhält sich, entgegen seiner sonst ruhigen bedächtigen Art, aufgeregt mit ihm und auch der Lord Commander steht bei den Männern und nachdem er ihm den Platz am Ende der Tafel angeboten hat und sich die Männer gesetzt haben, geht das Gespärch über die Nargen und die Bedrohung, die immer näher an Verd heranzurücken scheint, angeregt weiter.

Henry ist überrascht, was der Bote alles auf dem Gut beobachtet hat, denn Yohn erzählt es ihm, aber was der Bote über die Narg erzählt, läßt ihn blaß werden. Ich habe nie für möglich gehalten, daß soetwas passieren könnte, daß uns Nargen zur Gefahr werden können. Henry beobachtet immerwieder den Lord Commander und als er sagt, daß sich Talyra dem Nargenproblem annehmen würde, kann er nur die Verantwortung erahnen, die auf seinen Schultern ruht. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken, denkt er nicht ohne Sorge bei sich. Henry muß an die vielen Höfe rund um Verd denken und die sich am See entlang strecken und was er über den verder Hauptmann hört, läßt ihn den Kopf schütteln, so ein Holzkopf ist das? Henry schweift in Gedanken ab, denkt an seinen kürzlichen Besuch auf dem Gut, muß an den Duft der Wiesen denken, der über das hügelige Land strich und die Vorstellung, daß Nargen dort alles niederbrennen und zerstören könnten versetzt ihm einen schmerzhaften Stich.

Orga hatte eine Weile versucht, den Gesprächen der Männer zu folgen, aber die Kinder waren so lebendig, daß sie es wohl aufgegeben hatte. Erst als sich der  Lord Commander verabschiedet wendet sie sich dem anderen Ende der Tafel zu und nickt dem Lord Commander lächelnd zu und Henry sieht noch kurz das Lächeln, das über das Gesicht des Mannes huscht, als er die Kinder zum Abschied anblickt. Henry erhebt sich und dankt ihm für seinen Besuch und für die Wachen vor dem Haus und setzt sich erst wieder, als Ellie die Türe hinter ihm geschlossen hat.

Langsam wird es wieder ruhiger, nachdem der Bote alles, was er auf seinen Botengängen erfahren hat, zum Besten gegeben hat und als Marie mit den Mägden die köstlichen Kartoffelklöße mit einem noch köstlicheren Pilzgulasch auftischt. Jeder an der Tafel genießt das köstliche Mahl und nachdem sich alle mehr als satt gegessen haben verläßt sie der Bote wieder, die Mägde räumen den Tisch ab und Orga mit der Großmutter setzten sich in die tiefen bequemen Sessel am runden Tisch und Henry setzt sich mit den Kindern auf das große Lager vor dem Kamin.

Noch immer brennt der dicke Stamm, den er hineingelegt hat und so holt er seine Pfeiffe hervor, stopft sein Pfeifenkraut hinein und pafft vor sich hin, während Frederik weiter seine Kartoffelklöße malt und Anna bald satt und müde einschläft. Sie kommen alle nach Talyra, sie bringen alle Pferde und sich hier in Sicherheit... und Henry versucht sich zu erinnern was sein Vater ihm erzählt hat, wieviele Zuchtstuten sie auf den Weiden mit ihren Fohlen haben, wieviel Zuchthengste in den Ställen stehen und versucht sich an die Leute auf dem Gut zu erinnern, die er in den Ställen und Scheunen gesehen hat, um zu überlegen, wo sie alles unterbringen....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 09. Okt. 2003, 08:46 Uhr
Orga ist eigentlich ganz froh, daß die Kinder so lebendig sind und die Frauen nicht alles mitbekommen, was der Bote vom Gut und den Nargen berichtet. Seit sie die Botschaft von ihrem Bruder gelesen hat, weiss sie, daß bald schon viel mehr Aufregung im Haus sein wird, als der Bote sie jetzt schon verbreitet und macht sich Gedanken, wo sie die Knechte und Mägde unterbringen werden. Sie weiss nicht, wieviel Leute auf Henrys Pferdehof Platz haben, den sie sich eigentlich schon längst einmal ansehen wollte, aber nie dazu gekommen war, aber sie weiss, wieviel Leute hier Platz haben und es wird eng werden, das ist sicher.

Sie wird aus ihren Gedanken gerissen, als sich der Lord Commander verabschiedet und lächelt ihm freundlich zu. Ihr Blick folgt ihm, bis er durch die Eingangstüre das Haus verlassen hat, doch ihre Gedanken verweilen noch eine ganze Weile bei ihm. Als der Hauptgang von den Mägden aufgetragen wird beobachtet sie Frederik und Marianns kleine Tochter, die ständig die Köpfe zusammenstecken und sich gut zu verstehen scheinen und lächelt... wenn erst die Kinder vom Gut hier sind.... denkt sie und sie stellt fest, wie sie sich im Grunde auf den Trubel freut, der schon näher vor ihrer Türe steht, als sie ahnt.

Orga setzt sich mit der Großmutter nach dem Essen wieder in die bequemen Sessel an den runden Tisch und nachdem sie Henry eine Weile vor dem Kamin in Ruhe seine Pfeife hat rauchen lassen wendet sie sich an ihn: "Mein Bruder schreibt, daß heute bei Sonnenuntergang die Zuchtstuten und -Hengste hier bei uns in Talyra eintreffen sollen." Sie macht eine Pause, nippt an dem guten Roten, den Henry ihnen eingeschenkt hatte und spricht mehr zu sich: "Ich vermute, daß dein Vater unsere fünf  Stammhengste von den erfahrendsten Knechten reiten läßt und sie mindestens fünfzehn von den  Zuchtstuten mit den diesjährigen Fohlen bei sich haben werden," und wirft noch ein, "wahrscheinlich läßt er die älteren Jungen des Gutes die Stuten reiten, dann müssen sie sie nicht an Stricken mitführen und die Kinder sind dann auch schon hier und müssen nicht auf den Wagen mitfahren." Die Lümmel erleben ihr größtes Abenteuer und werden totmüde hier ankommen.
Orga lacht leise und wendet sich an die Großmutter der Kinder: "Die Jungen des Gutes lernen eher reiten als das Laufen und sie tun als Kinder nichts lieber, als auf den Koppeln heimlich auf die Pferde zu klettern und sich oben zu halten," und lächelt, "ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern," und ihre Gedanken wandern verträumt in die Vergangenheit und sie meint zu Henry, der sich zu ihnen umgedreht hatte, "weisst du noch Henry?" und auch Henry schmunzelt, wird dann aber wieder ernst und mit den Worten: "Dann wollen wir mal alles für ihren Empfang vorbereiten," verläßt er den Salon durch den langen Gang des Hauses, der an der Küche und den Arbeitsräumen vorbei, zum Pferdestall und Hof nach draussen führt.

"Während die Männer arbeiten gönnen wir uns doch ein kleines Nickerchen," spricht sie belustigt zu der Großmutter, denn die Sessel sind für so ein kleines Schläfchen bestens geeignet und als diese ihr nickend zulächelt holt sie zwei kleine Decken von dem Lager vor dem Kamin und legt eine der Großmuttere über die Knie und dann sich und die anschließende Ruhe ist nach der vielen Aufregung eine Wohltat für die beiden Frauen. Auch Frederiks Kohlestift hört nach einer Weile auf, auf dem Pergament zu kratzen und Orga sieht aus den Augenwinkeln, daß auch der Junge in den dicken Fellkissen neben seinem Schwesterchen eingeschlafen ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Okt. 2003, 21:15 Uhr
Orgas Worte lenken Henrys Aufmerksamkeit zu den beiden Frauen am runden Tisch und Henry kann es im ersten Moment nicht glauben, heute bei Sonnenuntergang?! Er hört Orga über die fünf Stammhengste sprechen und fünfzehn Stuten mit ihren Fohlen und irgendwie hat er das Gefühl, daß es mehr sein werden. Auf jeden Fall hat er für die Pferde schon einen Plan, das mit den Knechten sollen die Frauen entscheiden und er wendet sich zum Gehen, aber nicht, ohne Frederik noch einmal durch die Haare zu wuscheln, der es mit leisen Lachen genießt und weiss, daß Henry draussen arbeiten muß, weil die Pferde kommen und Henry ist wieder begeistert von dem Jungen, mit dem er sich ohne viel Worte versteht.

Henry sagt erst einmal Marie in der Küche bescheid, daß bis zum Abend mindestens zehn Leute vom Verder Gut kommen und berichtet ihr kurz das Wesentliche und auch Mariann wird unterrichtet, damit sie die oberen Zimmer des Gesindehauses für die Knechte richtet und Ellie bescheid sagt, daß sie vorsichtshalber auch im Dachgeschoß einige Zimmer fertig macht.

Yohn und Tharonn gehen mit ihm in den Stall und führen die Pferde hinaus und Henry sieht sich den Stall genau an. Acht Pferde können wir maximal hier unterbringen, denkt er und es steht schon fest, daß es die Hengste sein werden. Die Stuten mit den Fohlen kommen zur Nacht unter die große Kastanie, wo sie vor Regen geschützt sind und am nächsten Tag müssen sie für sie einen richtigen Unterstand bauen, denn sie werden hier in seiner Obhut bleiben, hinter den sicheren Mauern der Stadt. Nur die Ein- bis Vierjährigen werden sie auf seinen Pferdehof bringen, wo sie den nötigen Auslauf haben.

Der Tag ist grau und diesig und Henry sattelt seinen Rotbraunen mit der Ramsnase und der weißen Zeichnung auf der Stirn, den er von Orga geschenkt bekommen hat, ruft Yohn zu, ihn zu begleiten und geht noch einmal ins Haus. Im Salon angekommen sagt er Orga und der Großmutter, daß er mit Frederik und Yohn den Reitern vom Gut ein Stück entgegenreitet und Frederik springt auf und rennt nach oben, holt seine Felljacke und die Mütze und kommt in seinen warmen Stiefeln die Treppe herunter wie ein Alter, während er sich die Jacke anzieht. Der Großmutter sieht man die stille Freude und Bewunderung über den Jungen an, aber auch die Sorge, doch Henry beruhigt sie und erklärt ihr, daß er ihn vorne auf den Sattel nimmt und er mit einem verläßlichen Pferd hinausreitet. Bevor die Großmutter noch etwas sagen kann bestimmt Frederik schon: "Großmutter, du mußt aus dem Fenster gucken wenn wir losreiten!" und nimmt ihre Hand und zieht sie an das Fenster gegenüber der breiten Treppe.

Orga lacht und auch der Großmutter bleibt nichts anderes übrig und glücklich läuft Frederik mit Henry hinaus in den Garten. Henry steigt auf, legt ein dickes Schafsfell vor sich auf den Sattel, zieht Frederik zu sich herauf, setzt ihn auf das Schafsfell und zwischen seinen Armen, die die Zügel halten sitzt er sicher und geborgen und langsam lenkt er sein Pferd im Schritt vor das Fenster, wo die Großmutter und Orga stehen und ihnen zuwinken. "Jetzt schauen wir mal, wo die Pferde bleiben," sagt er zu Frederik und reitet neben Yohn aus dem Anwesen und kurze Zeit später sind sie aus dem Stadttor geritten und lenken die Pferde im Schritt in den Sonnenuntergang.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Okt. 2003, 17:06 Uhr
Orga hatte zwar ein wenig die Augen geschlossen und die Stille tat ihr gut, aber die vielen Dinge, die mit den Leuten vom Gut in Verd auf sie zukommen, lassen sie nicht wirklich ruhen. Immer wieder streift sie in Gedanken durch das große Haus und sie stellt fest, daß sie nicht einmal genau weiss, wieviel Dachkammern das Haus hat und wieviel Betten darin stehen.

Die Großmutter der Kinder war gerade aus einem längeren Nickerchen erwacht und Frederik malt schon wieder fleißig, als plötzlich Henry hereinkommt und mit Frederik den aus Verd kommenden Pferden entgegenreiten will. Sie blickt genauso besorgt, wie die Großmutter, aber wie Männer so sind, halten sie zusammen und sitzen kurze Zeit später draussen auf Henrys großem Rotrbraunen und sie dürfen zum Abschied winken.

Orga schüttelt lachend den Kopf und wendet sich an die Großmutter, die mit ihr am Fenster steht: "Wer weiss, was die beiden noch alles anstellen werden, wenn sie so weiter machen," und sie geht mit ihr zu Anna, die noch immer vor dem Kamin schläft. Die Großmutter nimmt das Kind in ihre Arme und streicht über ihren Lockenkopf und leise kommen die Worte über ihre Lippen: "Sie hat soviel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter in dem Alter," und man sieht ihr die Freude und den Schmerz an.

Plötzlich beginnt die Großmutter zu erzählen, während sie weiter Anna streichelt: "Meine Tochter hat Henry damals im Laden kenengelernt, sie mochte Henry... Ich bin zu alt, um die Kinder groß zu ziehen... und Henry liebt die Kinder wie seine eigenen, bsonders Frederik." und die Frau blickt Orga an. "Ich glaube sie wäre glücklich, wenn die Kinder bei ihm groß werden dürften, sie hatte ein Auge auf ihn geworfen, aber er hat es nicht einmal gemerkt," die alte Frau lacht leise, "ich hatte mich damals ein bischen rumgehört, ihn schienen Frauen nicht zu interessieren." Die Großmutter sitzt in Erinnerungen versunken da und nach einer Weile fährt sie fort: "Überlegt es euch trotzdem noch einmal, ihr habt mir gesagt, daß ihr die Kinder nicht mehr missen wollt, aber es ist eine große Verantwortung, die man mit Kindern auf sich nimmt."

Orga hört, was die Großmutter erzählt und erwiedert  leise: "Selbst wenn ich noch ein eigenes Kind bekommen sollte,   die beiden sind auch mir schon so ans Herz gewachsen, saß ich sie sehr vermissen würde, wenn dieser Verwandte von dem Rittergut sie uns nehmen würde und Frederik scheint ja richtig Angst vor dem Mann zu haben." Die Großmutter nickt und antwortet: "Meine Tochter hat vorgesorgt, daß er sie nie bekommt, denn er mag keine Kinder, er liebt nur sein Schwert und Ruhm und Ritterehre, schrieb sie mir in einem langen Brief, nachdem sie den Vater und Bruder ihres Mannes kennengelernt hat." Orga blickt entsetzt auf, "das wäre ein größeres Leid für die Kinder, als mit ihren Eltern zu sterben!" und die beiden Frauen nicken sich verstehend an. "Meine Tochter und ihr Mann haben vorgesorgt, daß das nicht passieren kann..." spricht die Großmutter wissend lächelnd und reicht das Kind Mariann, die gekommen war, um Anna frisch zu wickeln.

Als die Großmutter darauf auch wieder heim möchte, fährt Tharonn sie mit ihrer Magd zurück zu ihrem Haus. Sie hatten verabredet, daß er sie am nächsten Tag gegen Mittag wieder abholt und Orga liegt eine Weile später mit Marianns Hilfe in ihrem Bett und ist  geschafft. Ich muß mir mehr Ruhe gönnen, sind ihre letzten Gedanken, bevor sie in einen tiefen Schlaf fällt, aus dem sie keine hundert Pferde wecken würden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Okt. 2003, 00:26 Uhr
Henry kommt mit der letzten Gruppe der Pferde beim Anwesen an. Die Knechte haben die Stuten um die große Kastanie angebunden und die jungen Reiter reiben fleißig die Pferdeleiber trocken. Tharon hatte in der Zwischenzeit eine dicke Lage Stroh unter dem großen Baum verteilt, daß die Pferde es schön warm und trocken von unten haben.
Frederik hängt müde vorne im Sattel und Henry reitet mit ihm zum hinteren Eingang, steigt ab, hebt ihn vom Pferd und trägt ihn nach oben in sein Zimmer und wartet bis Frederik sich umgezogen hat und im Bett liegt und streicht dem totmüden Jungen liebevoll über den Kopf. Schnell fallen seine Augen zu und er schläft tief und fest ein und Henry geht, nachdem er noch einen Blick in Orgas Schlafgemache geworfen hat, wieder zu den Pferden hinunter, verriegelt die Tore des Anwesens und geht in den Stall, wo die Hengste trocken und gut versorgt in den Boxen stehen.

Die erwachsenen Knechte helfen den Jugendlichen noch die letzten Fohlen trocken zu reiben und dann gehen sie gemeinsam in die große Küche zu Marie, die schon den Tisch für alle gedeckt hat und gerade drei große dampfende Suppenschüssel auf den Tisch stellt. Die Kinder sind genauso hungrig wie müde und nachdem sich die Mädchen sattgegessen haben bringt Mariann sie zu den Dachkammern, wo sie müde und erschöpft in ihre vorläufigen Betten fallen und den Jungen zeigt Yohn ihren Schlafplatz im Stroh über den Pferden im Stall, den sie dankbar annehmen und sich in ihre Decken hüllen und aus dem noch einige Zeit Gemurmel und Lachen zu hören ist, bis auch die Burschen schlafen.

Henry geht noch mit Yohn und den fünf Reitern in den großen Salon und sie setzen sich vor den großen Kamin und die Männer erzählen, wie es auf dem Gut die letzte Woche zugegangen ist. Henry hat jedem einen Kelch von dem guten Roten in die Hand gedrückt und sie berichten, wie alles aus dem Gutshaus und auch aus den kleinen Häusern in die unterirdischen Räume unter dem Gutshaus geschafft wird, daß sie selbst die guten Türen aushängen und hinunterschaffen, daß das ganze Gut wie verlassen und ausgeraubt aussieht, nicht ein Schrank oder Tisch soll mehr darinnen sein, wenn alle das Gut verlassen. Sie erzählen, wie sie selbst die starken Pfosten der Koppeln herausgezogen haben und umwerfen mußten, damit alles so aussieht, als wäre es vor Monaten verlassen worden.

Henry blickt ernst und nachdenklich, er hatte von den unterirdischen Räumen gehört, aber das da soviel hineinpassen soll, das erstaunt ihn. Die Männer sind auch müde und gehen bald in das Gesindehaus zur Ruhe und Henry füllt noch einen Krug mit Wein und schnappt sich zwei irdene Becher und geht zu den Wachen, die der Lord Commander abgestellt hatte und stellt ihnen den wärmenden Tropfen mit einem Zwinkern auf die Mauer und wünscht ihnen eine gute Nacht. Die Nacht ist schon weit fortgeschritten, als er sich endlich neben Orga legt und dem vereinzelten Schnauben der Pferde draussen lauscht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 15. Okt. 2003, 14:20 Uhr
Orga erwacht wohlig ausgeschlafen schon mit dem Hahnenschrei aus der Nachbarschaft und blickt auf ihren schlafenden Henry. Diesmal ist sie sich sicher, daß er schläft und sie stiehlt sich ganz leise aus dem Bett, streift den dicken samtenen Morgenmantel über. Nach einer Katzenwäsche und gekämmten Haaren geht sie leise die Treppe nach unten und hört schon das Klappern in der Küche und denkt, wann schläft Marie eigentlich?, denn sicher war sie den Vortag bis zuletzt in der Küche am Werkeln.

Orga steht in der Küchentüre und begrüßt die Köchin, die vor Schreck beinahe den Krug mit Wasser fallen gelassen hätte, doch Marie muß ihr unbedingt erst einmal erzählen, was sie vom Gut gehört hat und Orga hört aufmerksam zu, während sie am langen Küchentisch einen heißen Tee trinkt.

Die fünf Knechte kommen verschlafen in die Küche, um zu frühstücken und springen überrascht von ihren Stühlen auf, als sie plötzlich in der Gestalt an der Stirnseite des Tisches die Herrin des Hauses von Roßstein erkennen und verbeugen sich höflich. Orga schmunzelt und sagt den Männern, daß sie sich setzten und frühstücken sollen und läßt sich auch von ihnen einige Fragen beantworten. Auf die dringenste Frage, wann ihr Bruder mit dem Gesinde und dem Rest der Pferde kommen, können sie nur Vermutungen anstellen und sind sich aber einig, daß es jeden Tag sein könnte, weil sie so gut wie fertig mit dem Ausräumen der Häuser waren.
Sie richten ihr auch von ihrem Bruder aus, daß sie die großen langen Leinensäcke mitbringen, die das Gesinde mit Stroh gefüllt als Matratzen benutzen und daß sie sich nicht um die Schlafstellen sorgen solle.

Das war Orgas größte Sorge und sie ist froh, daß ihr Bruder an diesen wichtigen Punkt gedacht hat. Orga holt sich aus dem Eingangsbereich des Hauses ihren dicken warmen Umhang und geht hinaus zu den Pferden. Für einen Moment schießen ihr bei dem Anblick der schönen Tiere Tränen in die Augen, aber schnell fängt sie sich wieder und streichelt einige der Stuten. Das eine oder andere Fohlen stubst sie übermütig an und sie drückt sanft ihre schönen Köpfe mit den großen übermütig blickenden Augen von sich und geht weiter in den Stall, wo die prächtigen Hengste stehen, die sie mit einem wilden Wiehern begrüßen und ungeduldig mit den Hufen scharren. Neugierig blickt sofort einer der Burschen von der Rampe über den Pferden herunter und erkennt die Herrin und grüßt höflich und verschwindet schnell wieder im Hintergrund. Orga kennt den Jungen und es freut sie, das vertraute Gesicht wiederzusehen und muß über das anschließende Gemurmel da oben lächeln.

Als Mariann mit ihrem Mann Tharonn aus dem Gesindehaus tritt geht sie mit ihr wieder hinein, um sich die Zimmer im oberen Stockwerk anzusehen und stellt erfreut fest, daß in jedem der Zimmer drei Knechte problemlos schlafen könnten und bei den vier Zimmern sind das immerhin zwölf Schlafplätze. Mariann erinnert sie daran, daß da ja auch noch das Zimmer ihrer Kinder wäre, wenn die Kinder in ihrem Schlafzimmer schlafen würden und Orga nickt, aber sagt ihr, daß sie erst einmal abwarten, wieviel Knechte vom Gut in Verd kommen, denn es wäre ihr lieber, wenn bei ihnen alles so bliebe, wie es ist. Vielleicht setze ich mich nachher hin und geh das Gut durch und schreib sie auf, denkt sie, denn dann könnte sie das später mit Henry besser planen, nicht, daß sie heute Abend schon vor den Toren stehen und wir sind unvorbereitet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 15. Okt. 2003, 23:32 Uhr
Henry erwacht und stellt überrascht fest, daß Orgas Bettseite leer und kalt ist. Da hat jemand Sehnsucht nach den Pferden, denkt er schmunzelnd, wirft sich den warmen Hausmantel um und geht nach unten. Die Knechte sitzen bei Marie in der Küche und Henry grüßt sie kurz und will gerade aus der Hintertür nach draussen gehen, als Orga mit grübelnder Miene herein kommt.

"Liebes, du sollst dich doch noch schonen," spricht er sanft zu ihr, nimmt sie zärtlich in die Arme, hebt sie auf und trägt sie die Treppe in den ersten Stock hinauf, legt sie sanft auf ihr Bett und beugt sich über sie. "Mach dir keine Sorgen Liebes, freue dich einfach auf das Wiedersehen, als wenn wir zusammen kommen, um ein großes Fest zu feiern, ja, feiern wir doch hier das Erntefest!" und er blickt ihr tief in die Augen und flüstert leise: "und ich wüsste noch ein Fest, das wir feiern könnten...." Henry nimmt Orgas Hand an dem sie den wunderschönen Elbenring mit dem grünen Stein trägt und blickt sie zärtlich an, "alle wären da, dein Bruder, mein Vater - und sorgar die Pferde," und lacht leise über seine Worte und Orga beginnt auch zu lachen und sie wälzen sich auf ihrem großen Bett und lachen und lachen - wie früher, wenn sie unter der Weide am See lagen und sich lustige Sachen ausgedacht haben und Orga tränen die Augen vor lachen als sie wiederholt: "sogar die Pferde..."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Okt. 2003, 20:19 Uhr
Orga erschrickt im ersten Moment, als sie im Gang beinahe mit Henry zusammengestoßen wäre, lächelt dann aber erfreut. Doch als Henry sie nach einer zärtlichen Umarmung wieder in ihr Bett trägt und ihr von den Gründen erzählt, mit allen hier zu feiern, sogar mit den Pferden, da muß sie so herzhaft lachen, daß ihr die Tränen kommen und sie sich nach einer Weile den Bauch festhält und Henry bittet: "Aufhören, bitte aufhören, Henry mein Bauch!" und sie meint es ernst, denn durch das Lachen ziehen sich ihre Bauchmuskeln zusammen, daß der geprellte Bereich sie schmerzt.

Henry richtet sich auf und nimmt sie erst ganz fest in die Arme, als das aber nicht hilft, weil sie immer noch lachen muß, hilft er ihr schnell die Tropfen gegen die Schmerzen einzunehmen und langsam beruhigt sie sich in seinem festen Griff, mit dem er sie wieder an sich gezogen hat, denn wieder und wieder beginnt sie zu lachen. Zuletzt liegen sie unter ihrer warmen Daunendecke und Henry fragt sie, was die Großmutter so alles erzählt hat und wann sie wiederkommt, um sie abzulenken, denn immer noch steht ihr das Lachen in den Augen.

Sie liegen noch lange beieinander und unterhalten sich, tauschen ihre Gedanken aus und Orga sagt Henry, daß sie den Pferdehof besichtigen möchte. Henry ist zwar nicht so begeistert von der Idee, weil er möchte, daß sie sich noch schont, aber sie läßt nicht locker und so beschließen sie, wenn die Kinder wach sind und sie alle gefrühstückt haben, mit der Kutsche hinauszufahren.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Okt. 2003, 13:04 Uhr
Henry freut sich, daß er Orga aufmuntern konnte, doch als sie sich dann mehr vor Schmerzen, als vor Lachen krümmt, ist er sehr besorgt und gibt ihr schnell das Schmerzmittel und schafft es nach einigem Bemühen, sie von der lustigen Vorstellung auf andere Dinge zu lenken, weil sie das mehr, als für sie gut war, belustigte. Wäre er nicht so um sie besorgt, ginge es ihm ja genauso, denn die Vorstellung war einfach zu lustig.

So liegen sie dann zusammen unter ihrer Decke und sprechen über viele Dinge, wie schon lange nicht mehr. Nur als Orga darauf besteht, zum Pferdehof zu fahren, will ihm das nicht gefallen, denn er möchte erst, daß sie wieder richtig gesund ist, denn die letzten Tage waren sehr anstrengend für sie, aber wie immer, wenn sie unbedingt etwas will, setzt sie ihren Kopf durch und Henry willigt ein, aber nur, wenn sie die bequeme Kutsche nehmen.

Bald sind die Kinder wach und sie haben beinahe fertig gefrühstückt, da klopft es unten und ein Vorreiter aus dem Gut ist mit der Botschaft da, daß Orgas Bruder mit Familie, Gesinde, einer Reisekutsche, drei großen Pferdewagen und dreiundvierzig ein- bis vierjährigen Zuchtpferden, in Kürze das Verder Tor erreichen.

Orga blickt Henry beinahe erschrocken an, doch dann wird sie leicht aufgeregt und Henry denkt nur, es ist soweit.... Er nimmt Orga in den Arm, hält sie zärtlich umfangen und beruhigt sie: "Es hört sich schlimmer an, als es ist Liebes. Wir werden das schon schaffen! Wenn du mir nur versprichst hier oben zu bleiben und Mariann anweist, alles so zu machen, wie du es wünschtst... Du weisst, daß Mariann eine kluge Frau ist und sie es verdient, daß du ihr jetzt zeigst, daß du ihr vertraust. Sie wird sich um alles so kümmern, Orga, wie du es wünschst und du bleibst hier oben, versprichst du mir das?, sonst habe ich keine Ruhe, wenn ich jetzt losreite. "

Nur widerwillig stimmt sie zu und sieht es sogar ein und mit einem zärtlichen Kuss verabschiedet er sich von Orga und erklärt Frederik, daß er dieses Mal nicht mit könnte, weil er zu lange fort bleiben würde und bittet ihn, auf Orga aufzupassen, daß sie schön oben in ihrem Salon bleibt. Frederik lacht und blickt Orga fragend an, die ihm lächelnd zunickt. Während die beiden sich wieder an den Tisch setzen und ihr Frühstück beenden verlässt Henry das Haus, steigt auf seinen Rotbraunen, der schon gesattelt bereitsteht und verläßt das Anwesen mit Yohn, der ihn wieder begleitet. Auch der Vorreiter und zwei der Knechte auf Orgas Pferden begleiten sie.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Okt. 2003, 18:22 Uhr
Als Orga mit Henry und den Kindern frühstückt und es unten klopft, ahnt Orga schon, daß Nachricht vom Gut eintrifft. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, daß ihr Bruder auch bald eintreffen wird und doch ist sie aufgeregt und es tut ihr gut, daß Henry sie so liebevoll in den Arm nimmt und sie festhält. Am liebsten würde Orga ihn bitten bei ihm zu bleiben, aber sie versteht, daß er mit seinem Vater die jungen Pferde zum Pferdehof bringen möchte.

Jetzt komme ich wieder nicht dazu, mir den Pferdehof anzusehen, denkt Orga, um sich abzulenken, aber dann meint sie zu Frederik: "Wenn sich hier alles ein bischen beruhigt hat, dann fahren wir beide und Anna mit mit der großen Kutsche zum Pferdehof und sehen uns die Pferde an Frederik, ja?" Frederik ist von der Idee begeistert und geht gleich zu seinem Schwesterchen, die in der Wiege auf dem Schafsfell spielt und erzählt es ihr.

Orga läßt eins von den Mädchen, die eine der Stuten geritten hat von Marie hochschicken, damit sie auf Anna aufpaßt und geht dann mit Mariann die Zimmer im ersten Stock eins nach dem anderen durch und sucht das Gästezimmer mit dem größten Doppelbett für seinen Bruder und dessen Frau aus. Das Zimmer daneben hat einen kleinen Kamin, das sie zu einem kleinen Salon umfunktionieren läßt und der Tochter und dem Sohn seines Bruders läßt sie die beiden Zimmer gegenüber im Gang herrichten, so daß sie beieinander wohnen können, solange das Nargenproblem besteht und sie bei ihr in Talyra ausharren müssen.

Mariann holt die Knechte vom Gut und schnell sind die beiden Betten in geräumige Einzelzimmer am Ende des Ganges verschwunden, in der nun zwei Personen schlafen können und Orga trägt Mariann auf, daß sie sich kümmern soll, daß die Sitzgruppe aus dem großen Kamin mitsamt Teppich und Glasvitrine in das neue Kaminzimmer gebracht werden.

Orga geht wieder in ihren kleinen Salon zurück und lächelt Frederik an, der sich freut, daß sie wieder da ist. Plötzlich fällt Orga ein, daß sie noch kein Zimmer für Henrys Vater ausgesucht hat und geht noch einmal in den Gang und weist Mariann an das Zimmer hinter Petroffs Zimmer für Henrys Vater herrichten zu lassen, denn Petroffs Zimmer will sie nicht belegen, weil er sagte, daß er wieder zurück kommen würde.

Orga geht in das Kaminzimmer ihres Bruders und läßt die Männer hier und da die Möbel noch etwas verschieben, als sie die Kutsche in den Hof fahren hört.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Nov. 2003, 19:59 Uhr
Orga hat noch einen der Knechte losgeschickt, Feuerholz neben den Kamin in dem Salon ihres Bruders zu schichten und ein kleines Feuer im Kamin zu entzünden als sie auch schon die Stimme ihres Bruders auf der Treppe hört. Freudig eilt sie ihm entgegen und mit einer innigen Umarmung begrüßen sie sich. Auch seine Frau und seine Kinder werden liebevoll begrüßt und Orga führt sie erst einmal in ihre Zimmer. Zu Orgas Freude zeigt sich ihr Bruder angenehm überrascht, als sie ihm seinen kleinen Salon zeigt. "Das ist nach dieser anstrengenden Reise eine Wohltat Orga und ich würde mich nach einem Bad auch am liebsten erst einmal richtig ausschlafen. Wir haben zwei anstrengende Wochen hinter uns," und lächelt sie dankbar an.

Es dauert nicht lange und die Diener ihres Bruders haben das persönliche Gepäck auf die Zimmer verteilt und die Zimmermädchen verstauen in Windeseile alles in die Schränke  und Kommoden. Die Dienerschaft ihres Bruders bekommt am Ende des Ganges ihre Zimmer zugewiesen, damit sie in Rufweite seiner Familie bleiben.

Mariann hat den Auftrag bekommen, die Ehepaare mit Kindern im Gesindehaus unterzubringen und nach nicht ganz einer Stunde kommt sie zu ihr und berichtet ihr, daß alle Leute vom Gut untergebracht sind und jeder mit seiner persönlichen Habe einen Schlafplatz bekommen hat und daß alle zufrieden wären. Es würden zwar hier und da noch die Liegesäcke mit frischem Stroh gefüllt werden, aber für jeden hätten sie einen Platz in einem der Zimmer gefunden. Orga lächelt Mariann dankbar an, die bei ihrer Aufgabe richtig aufblüht ist und Orga muß an Henrys Worte denken und stellt wieder einmal fest, wie umsichtig Henry ist und wie gut er Menschen beurteilen kann. Henry du fehlst mir, wann kommst du mit deinem Vater?, denkt sie voller Verlangen nach seinem ruhigen Wesen, denn wenn sie die vielen müden und sorgenvollen Gesichter sieht fühlt sie sich gefühlsmäßig überfordert.

Orga geht hinunter in den großen Salon und überlegt, wie sie den Raum am besten nutzen und ruft dann Mariann und teilt ihr mit, wie der Raum ausgestattet werden soll und nachdem sich Mariann versichert hat, Orga richtig verstanden zu haben ruft sie gleich ein paar von den Knechten und sie begeben sich an die Arbeit.

Gerade als Orga wieder die große Treppe nach oben gehen will hört sie Henrys Rotbraunen und noch ein Pferd und liegt einen Moment später in Henrys Armen. Lächelnd schaut Henrys Vater Leonhard den beiden zu und auch Henrys Vater, der Mann, der ihr schon als Kind mehr Vater war, als ihr eigener, nimmt sie liebevoll in den Arm und begrüßt sie herzlich. Gemeinsam gehen sie die breite Treppe nach oben und Orga zeigt Leonhard sein Zimmer, der sich gleich auf sein Bett fallen läßt und lacht und so tut, als wollte er nicht mehr aufstehen.
In allen Zimmern stehen Krüge mit frischem Wasser und Waschschüsseln und so wenden sich Orga und Henry zur Türe und verabschieden sich lächelnd von ihm, doch Orga trägt noch einem der Mädchen auf, Leonhard ein Tablett mit Essen heraufzubringen, bevor sie Henry in ihr Schlafgemach zieht, um in seinen Armen ihr aufgewühltes Gemüt zu beruhigen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 02. Nov. 2003, 15:03 Uhr
Henry genießt den Ritt mit seinem Vater zurück in die Stadt. Wenn auch die Umstände nicht die erfreulichsten sind, so freut es ihn doch, daß er den Pferdehof gesehen hat, wo er seit seiner Verbannung den größten Teil seiner Zeit verbracht hat, auch wenn er mit dem Gut in Verd und der dortigen Pferdezucht nicht zu vergleichen ist. Er hatte im Laufe der Jahre viele starke Zugrösser gezüchtet, die ihre Dienste überall auf den Höfen und bei den verschiedenen Handwerkern leisteten und die Besitzer waren alle zufrieden mit den Tieren.

Als Henry mit seinem Vater das Haus von Roßstein betritt fällt Orga ihm gleich in die Arme und er merkt, daß es ihr nicht gut geht. Sie hat gar nicht richtig Zeit und Ruhe gefunden, sich von der Fehlgeburt und dem Überfall zu erholen. Ich muß unbedingt mit ihrem Bruder sprechen und meinem Vater, damit sie mit darauf achten, daß sie sich genug ausruht, gehen ihm die Gedanken durch den Kopf. Liebevoll legt er seine Arme um sie, zieht sie sanft an sich und die Augen seines Vaters strahlen, als wollte er sagen, endlich hab ihr wieder zueinander gefunden und ihre Blicke treffen sich. Nur nebenbei bemerkt er die Leere in dem großen Salon, doch er fragt Orga nicht, was mit der Sitzgruppe und der Vitriene geschehen ist, sie wird es ihm sicher bald erzählen. Nachdem auch sein Vater Orga herzlich begrüßt hat gehen sie gemeinsam nach oben und Orga führt ihn in sein Zimmer, wo er sich gleich aufs Bett wirft und Henry zieht ihm lachend die Reitstiefel von den Füßen, wie er es gerne als kleiner Junge getan hat, wenn sein Vater zu ihnen in die Stube kam, nickt ihm noch einmal zu und geht leise mit Orga hinaus.

Zu seiner Überraschung zieht sie ihn in ihr Schlafgemach und er kann nur kurz Frederik über den Kopf wuscheln und auch Anna kurz die Hand auf den Kopf legen, so energisch zieht sie ihn fort, wenn sie auch dabei die Kinder anlächelt.

Orga ist jedoch so müde, daß sie kaum, daß sie in seinen Armen liegt, tief und fest schläft und Henry deckt sie mit der Felldecke zu, die statt wie sonst auf der Lagerstätte vor dem Kamin im Salon, jetzt auf ihrem großen Bett liegt. Das ist praktisch, denkt er, so wird Orga sich viel eher mal hinlegen, als wenn sie sich immer erst umkleiden muß.

Eine Weile hält er Orga noch in seinen Armen, doch dann legt er sie behutsam auf ihre Kissen und schleicht aus dem Zimmer, um sich im Haus umzusehen, wie die Zimmer verteilt sind. Kaum ist er auf den Gang getreten läuft er Orgas Schwägerin über den Weg, die sich für den netten Salon bedankt, den sie für sie eingerichtet haben. Henry blickt überrascht auf und verstehend lächelnd winkt sie ihn herein und zeigt ihm den netten Raum. Henry versteht,  hier sind also die Möbel von unten geblieben. Henry nickt und meint: "Das war eine gute Idee von Orga, ich bin gespannt, was sie noch alles gezaubert hat," und lächelt die Frau freundlich an, die ihm nur einmal kurz in Verd vorgestellt wurde. Da Orgas Bruder im Bad ist zeigt sie Henry auch eben, welche Zimmer sie und die Kinder bekommen haben, damit er weiss, wo er sie finden kann, wie sie verschmitzt lächelnd bemerkt. Henry fühlt sich ertappt und lacht sein spitzbübisches Lachen und er spürt, daß er mit der Frau im wahrsten Sinne des Wortes Pferde stehlen könnte. Orgas Bruder hat genau die richtige Frau erwischt, denkt er schmunzelnd, als er sich von ihr verabschiedet und nach unten geht, denn Orgas Bruder ist für einen Gutsbesitzer viel zu zartbeseitet, aber sie hat das richtige Format.

Henry spricht noch mit Mariann und läßt sich berichten, wo wer untergebracht ist und lobt Marianns Organisationstalent, doch sie wehrt ab und meint, daß sie nur alles so gemacht hat, wie die Herrin es gewünscht hat. Henry nickt lächelnd und sagt ihr, daß er sehr darüber erfreut ist, daß sie sich so um alles gekümmert hat und sagt ihr, daß Orga noch viel Ruhe braucht und sie sich weiterhin mit Marie um die Einteilung der Arbeiten kümmern möchte. Mariann errötet leicht, aber er sieht ihr die Freude an und Henry geht in den kleinen Salon zu den Kindern. Eine ganze Weile spielt er mit Frederik und Anna, die jetzt ein nettes junges Kindermädchen haben und geht dann zu Orga, die sich im Schlaf wieder an ihn kuschelt. Erst jetzt kann er sich wieder richtig entspannen, denn seit er das mit den Nargen gehört hatte, die sich immer mehr Verd nähern sollten, war er ernstlich in Sorge um seinen Vater.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 04. Nov. 2003, 12:18 Uhr
Orga zieht Henry zu ihrem großen Bett und läßt sich hineinfallen. Kaum liegt Henry neben ihr kuschelt sie sich an ihn und ist überglücklich, als er liebevoll seine Arme um sie schließt. "Oh Henry, ich habe dich so vermißt, halt mich ganz fest Liebster," flüstert sie und saugt seine warme Nähe auf wie eine Verdurstende einen Schluck Wasser. Was ist nur mit mir los? Ich bin doch sonst nicht so! denkt sie, doch die Bilder der Menschen, die vom Gut in Verd eingetroffen waren, geben ihr schnell die Antwort.

Ihr Bruder mit seiner Familie und das Gesinde, von dem sie jeden kannte, sie alle begrüßten sie freudig, doch sie sahen so müde und voller Sorge aus, Sorge um das Gut, daß ihr Zuhause war. Orga selber sorgte sich ja auch, wenn sie sich auch nichts anmerken ließ und allen ein freundliches Lächeln schenkte.

Bei all dem Trubel ist Henry ruhig und gelassen und trägt wie immer ein leises Lachen in den Augen. Wie ich das an ihm liebe, denkt sie glücklich und ist mit dem nächsten Atemzug eingeschlafen. Sie merkt nicht, daß er sie nach einer Weile in ihre Kissen legt und sie mit der warmen Felldecke zudeckt und erst viel später wieder zu ihr zurückkehrt und sich wieder neben sie legt. Sie erwacht und liegt an ihn gekuschelt und fühlt sich wieder viel besser. "Es ist so schön, deinen Vater wiederzusehen," murmelt sie, ihren Kopf an seiner Brust, "er ist mir wie ein Vater." Orga spürt, daß Henry nickt und sie liegen eine ganze Zeit schweigend beieinander, als sie wieder das Wort ergreift: "Henry, ich möchte, daß wir uns das Ehegelöbnis geben, sobald alle sich ausgeruht haben, ich möchte deine Frau werden, ganz offiziell. Deinen Vater wird es bestimmt sehr glücklich machen und auch mein Bruder freut sich mit uns. Dann gehört ihr beiden endlich richtig zu unserer Familie."

Orga stützt sich auf den Arm und sieht Henry an, der ihr so warm und tief in die Augen blickt, daß sie lacht und sagt: "Nicht Henry, du machst mich ganz schwach, wenn du mich so ansiehst," und beugt sich zu ihm hinunter und zärtlich berühren sich ihre Lippen und Henry beginnt sie zu streicheln und liebkosen und endlich sind sie sich wieder so nahe, wie sie es sich schon längst gewünscht hat.

Nur die warme Decke über sich, umschlingen sich ihre Körper und nicht nur ihre Seelen verschmelzen in der Glut ihrer Liebe, die so viele Hindernisse überwunden hat. Sie verliert sich in seinen Armen wie in einem süßen Traum und als ihr die Tränen über die Wangen laufen und sich in leisem Schluchzen auch die seit dem Überfall angestaute Anspannung löst hält er sie fest umschlungen und zärtlich sind seine Worte und seine sie sanft und beruhigend streichelnden Hände, bis sie wieder in erholsamen Schlaf sinkt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 06. Nov. 2003, 18:13 Uhr
Als Orga erwacht und ihre Freude über die Gegenwart seines Vaters kundtut, nickt Henry schmunzelnd, doch als sie darüber spricht, daß sie die Tage seine Frau werden möchte, erfüllt ihn das mit großer Freude, denn auch er wünscht sich das sehr und der Zeitpunkt ist wirklich ideal, bis auf den Grund, warum alle hier sind.

Als Orga auf seinen liebevollen Blick so stark reagiert wird ihm schlagartig bewußt, was Orga fehlt, natürlich, das ist es, sie braucht meine Zärtlichkeit... Sofort reagiert er auf ihre hingebungsvolle Schwäche und streichelt und liebkost sie und hüllt sie ganz in seine Liebe ein. Erst als sie schluchzend in seinen Armen liegt und sich die Anspannung wieder in ihr löst, läßt er seine Hand beruhigend über ihren Rücken gleiten bis sie entspannt in seinen Armen einschläft. Meine geliebte tapfere Frau, denkt er liebevoll und muß aufpassen, daß er sie nicht in seinen Armen zerdrückt, so sehr hat er das Bedürfnis, sie an sich zu drücken und nie wieder loszulassen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 17. Nov. 2003, 14:52 Uhr
Der Weg vom Pferdehof bis zum Haus von Roßstein kam ihr gar nicht so lang vor, wie er eigentlich war, was sicher an der netten Unterhaltung mit Henry und seinem Vater liegt.

"Gegen die Kälte wird man doch sicher was finden. Dann wird sich eben warm angezogen.", sagt Asrai schmunzelnd. Das Geschenk würde sie dann aber wirklich recht bald besorgen müssen. Nicht, dass es dann bei der Hochzeit noch nicht fertig ist.

"Es ist wirklich eine außerordentlich schöne Idee von Orga.", spricht sie weiter, während sie sich wieder vom Wagen herunter helfen lässt. Gleich spürt sie die Kälte wieder, doch als die Pferde in gute Hände gegeben werden, geht es auch schon ins Haus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Nov. 2003, 18:43 Uhr
Orga fühlt sich seit Henry sie geliebt hat wieder viel besser. Die letzten Tage vergingen wie im Flug und sie hatte viel mit ihrem Bruder zu bereden und auch die Großmutter von Frederik und Anna war jeden Tag bei ihnen zu Besuch und gehörte schon zur Familie. Das Gesinde vom Gut in Verd sah man wieder vergnügt bei der Arbeit, jeder an seinem neuen Platz und eine gewisse Normalität kehrte in das Haus von Roßstein ein.

Orga hatte gerade die Großmutter verabschiedet, die jeden Abend mit ihrer Magd in ihr Haus zurückkehrt, als sie den kleinen Wagen und das Hufgetrappel vernimmt.

Orga eilt die Treppe hinunter und läuft beinahe Asrai in die Arme, die gerade hinter der Garderobe hervortritt. Überrascht ruft sie aus: "Asrai! Welche Überraschung! Wie lange habe ich euch nicht gesehen. Wie geht es euch?"

Orga ist überrascht, die junge Frau mit den Männern eintreten zu sehen und lächelt Henry und Leonhard fragend an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 20. Nov. 2003, 00:28 Uhr
Im Haus trifft Asrai sogleich auf Orga und lächelt ihr freudig entgegen. "Es ist schön euch so munter zu sehen, Orga.", begrüßt sie sie fröhlich. "Henry hat mich zum Abendessen hier eingeladen, damit ich auch gleich die Kinder kennenlernen kann." Asrai schmunzelt.

"Hach, mir kommt es so vor, als wäre es schon Jahre her, dass ich euch das letzte Mal gesehen habe. Wie geht es euch? Ich habe schon von euren Heiratsplänen gehört und ich bin begeistert."

Noch während die beiden Frauen reden, gehen sie weiter ins Haus. Ihren Umhang hat Asrai schon abgelegt. Wieder bewundert sie die Größe des Hauses und dessen Schönheit, wie schon beim letzten Mal.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Nov. 2003, 13:41 Uhr
Orgas fragender Blick an ihren geliebten Henry und seinen Vater wird von Asrais Worten beantwortet und Orga lächelt glücklich, als die junge Frau die Eheschließung erwähnt.

"Dann gehen wir doch gleich hoch in den kleinen Salon, wo Frederik und Anna spielen. Anna ist sogar wach. Wir werden auch oben essen, kommt Asrai! Es freut mich sehr, daß ihr mal vorbeischaut. Das war eine gute Idee von den Männern, euch einzuladen," spricht Orga fröhlich, während sie mit Henrys Unterstützung die Treppen hinauf vor geht. Leonhard ist neben Asrai getreten und begleitet sie.

Während sie oben im Flur mit Asrai in ihren Salon eintritt, bemerkt Orga, wie Henrys Vater seinen Sohn am Arm zu sich in sein Zimmer zieht und fragt sich, was die beiden wohl zu bereden haben, aber schmunzelt im Stillen, Männer! und bietet Asrai einen der Sessel an.

Frederik, der wieder auf seinem dicken Schafsfell vor dem Kamin liegt und seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Malen, nachgeht, blickt auf und auch die kleine Anna hat Asrai in ihrer großen hölzernen Wiege entdeckt und kommt angekrabbel, denn sie schaute wie immer ihrem großen Bruder zu, wenn er malte und gab ihre süßen gebrabbelten Kommentare dazu, die Frederik als einziger zu verstehen schien.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Nov. 2003, 16:46 Uhr
Henry will gerade mit Orga den kleinen Salon betreten, als sein Vater ihn am Arm zurückhält und in sein Zimmer zieht. Überrascht läßt er es geschehen und wundert sich nur, als sein Vater hinter ihm die Tür schließt, sich gegen sie lehnt und ihn fragend anblickt.

Im ersten Moment ist Henry irritiert und fragt sich, was er will, doch mit einem Mal durchfährt es ihn heiß und er weiss, daß er aus diesem Zimmer nicht herauskommt,  bevor er seinem Vater nicht erzählt hat, was an diesem verhängnisvollen Tag passiert ist. Wie konnte ich auch glauben, daß er nicht merken würde, daß mich Asrais Frage nach den Kindern so getroffen hat.

Immernoch widerstrebend läßt er sich auf dem Stuhl vor dem kleinen Tisch nieder und wieder beginnt die Erinnerung wie ein schwerer Mehlsack auf seine Schultern zu drücken, daß er sich mit enem Arm auf dem Tisch abstützt, während sein Vater sich den anderen Stuhl nimmt und sich zu ihm setzt. "Ein Einbrecher ist an einem Morgen, als ich mit Yohn Eisenstangen für die Mauer holte über den kleinen Balkon eingestiegen und hat Orga überfallen." Henry atmet schwer aus und überlegt, wie er seinem Vater das erzählen kann, ohne die Fassung zu verlieren, denn die Erinnerung an sein winziges Kind schnürt ihm wieder die Brust zusammen und er spricht nicht ein ablenkendes Wort, das ihm helfen könnte; nur stumm sitzt er da und scheint seinen inneren Kampf zu beobachten, wie ein Turnier.

Henry erzählt ihm die Geschehnisse des ganzen Tages, bis hin zu seinem Ende, wie sie die Kinder in das Bett gebracht haben, doch er verschweigt die schrecklichsten Minuten in seinem Leben, die in der Küche.

Immernoch sitzt sein Vater still da und blickt ihn fragend an und Henry weiss, daß er ihn nicht täuschen konnte und sagt nur leise: "Ich kann es nicht, laß es mir," doch sein Vater nimmt ihn bei den Schulter und zwingt ihn, ihm in die Augen zu sehen und sein mitfühlender Blick läßt ihn in sich zusammen sinken und sein Kopf fällt auf seine Schulter und während ihn der Schmerz übermannt hört er seine eigenen Worte: "Ich hielt es in meinen Händen, ...es war kalt ...und tot... Ich habe nicht auf meine innere Stimme gehört... Ich bin nicht bei ihr geblieben... Es war warm und lebendig in ihrem Bauch ...bevor ich sie alleine liess..." Henry schüttelt der herausbrechende Schmerz, doch sein Vater legt seine Arme um ihn und wartet still. Henry braucht eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt und zu seiner Überraschung feststellt, daß die Schwere von seinen Schultern gewichen ist und atmet tief durch.

Sein Vater drückt ihn so weit von sich fort, daß er ihm in die Augen sehen kann. "Orga scheint das Erlebte gut verarbeitet zu haben und du hast den Schmerz endlich heraus gelassen. Du hast ihn selbst vor mir gut verborgen gehabt, du Lausebengel," und drückt Henry wieder an sich und klopft ihm auf die Schulter.

Die letzten Worte seines Vaters lassen ihn wieder lächeln und er legt seinem Vater dankbar die Hand auf die Schulter und bemerkt, während er sich vom Stuhl erhebt: "Du alter Seelenflicker!" und auch wenn sein Vater leise lacht sieht Henry doch den besorgten väterlichen Blick in seinen Augen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 21. Nov. 2003, 13:49 Uhr
Asrai freut sich darüber, so herzlich von Orga aufgenommen zu werden und folgt ihr neugierig in den Salon, da sie noch immer auf die Kinder gespannt ist.
Das Henry Orga helfen muss, die Treppen hinauf zu gehen, zeigt ihr wieder, wie schwer es Orga doch haben muss und sie bewundert sie dafür, dass diese Frau trotz allem so fröhlich ist. Asrai weiß jedoch nicht, an was Orga nun genau leidet und ob es nur schlichte Altersbeschwerden sind, aber sie fragt auch nicht danach, da sie der Meinung ist, dass man Menschen auf soetwas nicht so einfach anspricht. Vielleicht würde sie es irgendwann von selbst erzählen.

Als sie den Salon betreten, begrüßt Asrai die Kinder freundlich und stellt sich ihnen vor. Als Orga ihr einen Platz anbietet, setzt sie sich. Asrai fällt gleich auf, dass der Junge wohl künstlerisch begabt zu sein scheint, da er munter und doch recht still vor sich hin malt.

"Ihr habt es wirklich sehr schön hier.", spricht Asrai mit glänzenden Augen und fragt dann nach den Namen der beiden Kinder. "Wie lange leben die beiden denn nun schon bei euch?", fragt sie dann und denkt im stillen darüber nach, ob sie wohl jemals mit Sethai zusammen Kinder haben wird. Sicher nicht. Die Kinder hätten es mit solchen Eltern, wie wir es sind, sicher schwer. Selbst ich leide ja schon unter der Beziehung mit Sethai. Er ist einfach zu undurchschaubar und er hat so viele Schwierigkeiten mit seinem Leben klar zu kommen.

Das Henry und sein Vater gar nicht mehr bei ihnen sind, fällt ihr erst ein wenig später auf. "Wo sind die beiden Herren denn hingegangen?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. Nov. 2003, 18:35 Uhr
"Ja, wir fühlen uns auch sehr wohl hier," antwortet Orga auf Asrais Bemerkung, daß sie es hier schön hätten.

"Der Junge heißt Frederik und seine Schwester Anna und sie sind seit dem Spätsommer bei uns," beantwortet sie Asrais Frage und schaut in das ernst werdende Gesicht der jungen Frau. Ob sie sich auch Kinder wünscht? Warum ist ihr Gefährte nicht bei ihr? Sethai...?

Die beiden Frauen gehen eine Weile ihren eigenen Gedanken nach als Asrai plötzlich Henry und seinen Vater vermisst. "Henrys Vater wollte offensichtlich mit seinem Sohn unter vier Augen sprechen, denn ich sah, wie er ihn in sein Zimmer mitnahm." Sie selber hatte sich auch gewundert, warum die beiden so plötzlich verschwunden sind, aber es muß etwas Wichtiges sein, sonst hätte Henrys Vater es nicht gemacht.

Eine der jungen Bediensteten vom Gut in Verd kommt mit einem großen Tablett mit Geschirr, Brot, Butter, Käse und kaltem Braten und verteilt alles auf dem runden Tisch und eilt wieder hinaus, um die Suppe zu holen.

"Aber erzählt mir doch, wie es euch geht Asrai und eurem Gefährten, Sethai? Ich habe ihn auch nicht wieder gesehen, ich muß aber auch zugeben, daß ich kaum das Haus verlassen habe." Orga blickt zu Asrai und ist gespannt, was sie zu berichten hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 21. Nov. 2003, 22:50 Uhr
"Na gut, dann wird es sicher etwas Wichtiges gewesen sein.", spricht Asrai. "Sie hatten auf dem Pferdehof auch keine Gelegenheit, unter zwei Augen miteinander zu sprechen." Asrai war ja immer dabei.

Sie sieht einen Moment schweigend zu, wie ein junger Bediensteter beginnt, den Tisch zu decken. Wie ist es wohl, wenn man jemanden hat, der die Hausarbeiten für einen selbst übernimmt? Es muss dann doch ein recht eintöniges Leben sein, wenn man nichts zu tun hat. Vielleicht ist es gerade deswegen gut, dass nun die Kinder hier sind...

Sie zögert einen kurzen Augenblick, ehe Asrai auf Orgas Frage antwortet: "Auch ich war in der letzten Zeit viel zu hause. Sethai hatte...einen Unfall und ich hatte viel damit zu tun, ihn wieder gesund zu pflegen. Jetzt geht es ihm schon wieder um einiges besser." Mehr will Asrai von allein nicht erzählen. Es wäre nicht richtig, die Probleme, die sie zu hause hat, hier auszuplaudern. Vor allem weiß sie nicht mehr, ob Sethai Orga damals erzählt hat, dass er ein Seher ist und wenn nicht, ob es in Ordnung wäre, wenn sie es herumerzählt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 24. Nov. 2003, 13:04 Uhr
Na gut...? Orga wundert sich etwas über diesen Ausdruck und zieht kurz eine Augenbraue hoch. Auch wenn Henry sie eingeladen hat, sie hat doch nicht das Recht so über ihn zu bestimmen... Orga ist innerlich über Asrais Haltung etwas ungehalten, aber dann denkt sie sich, daß es vielleicht einfach ihre jugendliche Eigenart ist und beschließt, es einfach zu überhören.

Dann beobachtet Orga, daß es Asrai gar nicht gut zu gehen scheint und das Mitgefühl für die junge Frau, die berichtet, daß ihr Gefährte einen Unfall hat überwiegt und sie schaut besorgt auf. Asrai macht einen wirklich bedrückten Eindruck, jetzt verstehe ich auch, warum er sich um sie kümmert. Henrys großes mitfühlendes Herz hat wieder ein Opfer gefunden, denkt sie teilweise innerlich lächelnd und sie weiss aber auch wie das ist, wenn es einem nicht gut geht und hofft aufrichtig, daß Asrai die Ablenkung gut tun wird, wenn sie so lange das Haus gehütet hat. Aber irgendein Gefühl beginnt in ihr zu bohren, das sie sich nicht erklären kann. Ich muß mit Henry darüber sprechen, nicht daß sie ein Auge auf ihn geworfen hat und er bemerkt es nicht, kreisen Gedanken in ihrem Kopf.

"Wo bloß die Männer bleiben? Es ist doch sonst nicht ihre Art, Frauen zu versetzen," spricht sie und lacht Asrai  an, doch ihre Blicke haben etwas unauffällig Beobachtendes bekommen. Sie wird der Sache auf den Grund gehen. Ob ich auf meine alten Tage anfange eifersüchtig zu werden, fragt sie sich und schüttelt den Gedanken dann doch wieder als Unsinn ab.

Die Bedienstete kommt mit einer großen Suppenschüssel und stellt sie auf den gedeckten Tisch und Henrys Vater erscheint in der Türe. "Henry läßt sich entschuldigen," und er blickt auf den Tisch und sagt: "Ich habe einen Bärenhunger und die Suppe sieht wieder köstlich aus." Leonahrd setzt sich an den Tisch und nachdem Orga Asrais Teller und Leonhards gefüllt hat nimmt sie sich auch von der Suppe. "Oh, das riecht wirklich gut," kommt Frederik, der Leonhards Worte gehört hat, von seinem Lieblingsplatz vor dem Kamin um die Wiege geschossen und setzt sich zu ihnen und blickt Asrai interessiert an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 24. Nov. 2003, 14:55 Uhr
Schließlich bringt ein Bediensteter eine große Suppenschüssel herein und allein schon der Duft weckt erneut Hunger in ihr. "Die Suppe riecht wunderbar.", sagt sie lächelnd. Dann kommt auch Leonhard wieder in die Stube. Allein, ohne Henry, was Asrai wundert. Und als Leonhard dann meint, dass Henry sich entschuldigen lässt, ist sie vollends verwirrt. Er läd zum Essen ein und ist aber selbst nicht dabei? fragt sie sich verwundert. Sicher muss irgendetwas vorgefallen sein. Vielleicht geht es ihm aber auch einfach nicht gut. Bei der Kälte draußen ist dies kein Wunder. Sehr schnell kann man sich da eine Erkältung zuziehen.

Doch Leonhard scheint sich auch nicht um Henry zu sorgen, denn er macht einen ganz munteren Eindruck. So belässt sie es bei einem: "Das ist aber schade." und lässt sich von Orga den Teller auffüllen. Dann gesellt sich auch der kleine Junge zu ihnen an den Tisch. "Hast du auch Hunger?", fragt sie ihn lächelnd. Er macht einen ganz netten Eindruck auf sie und über seinen nicht zu übersehen interessierten Blick muss sie schmunzeln. Es muss schön sein, Kinder im Haus zu haben, denkt sie und von einem Moment auf den anderen wirkt ihr Blick wieder sehr nachdenklich.

Als der Junge nickt, füllt Orga auch ihm einen Teller mit Suppe. Während des Essens spricht Asrai nicht viel. Auch wenn sie ohne Eltern aufgewachsen ist, bzw. sie schon früh verloren hat, sind doch viele Manieren noch an ihr hängen geblieben, wozu auch das Schweigen während des Essens gehört. Zwar ist dies keine Sitte ihres Volkes, jedoch färbt das Stadtleben sehr auf sie ab.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 25. Nov. 2003, 14:26 Uhr
Orga beobachtet voller Freude, wie liebevoll Asrai mit Frederik umgeht und während des ganzen Essens hören sie Leonhard zu, wie er von den Pferden auf der Koppel des Pferdehofes berichtet, daß sie sich schon gut eingelebt hätten und die Übersiedlung wohl gut verkraftet haben. Auch erzählt er von der alten Magd, die das Gesinde dort auf trapp hält und gleichzeitig wie eine Mutter für alle sorgt und sie verwöhnt.

Leonhard kann einfach wunderbar mit Menschen umgehen, denkt Orga und ihre Gedanken schweifen auf das Gut in Verd ab und ein warmes Lächeln huscht über ihr Gesicht und sie beobachtet voller Erleichterung, wie Asrai von ihm wohl sehr angetan ist und ihr aufkeimendes Mißtrauen ist wie verschwunden. Sie scheint es nicht leicht zu haben, ihr Gefährte ist ja auch ein merkwürdiges Wesen, wenn er auch einen ruhigen stillen Eindruck gemacht hat, aber irgendetwas Fremdartiges haftet ihm an.

Orga grübelt noch eine Weile und als sie das Essen beendet haben bietet sie Asrai wieder aus ganzem Herzen an, wann immer sie Lust dazu verspürt, sie besuchen zu kommen. Nachdem sie schon wieder in der Eingangstüre stehen und Asrai sich zum Gehen anschickt ergreift Leonhard ihre Hand. "Wenn ihr möchtet könnt ihr mich morgen zum Pferdehof begleiten. Ich reite schon früh dorthin und möchte zum Mittagessen wieder zurück sein. Wie wäre es, soll ich morgen ein Reitpferd für euch satteln? Werdet ihr mir Gesellschaft leisten?" Leonhard blickt Asrai erwartungsvoll an und man sieht ihm an, wie gerne er sie mitnehmen würde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 25. Nov. 2003, 21:27 Uhr
Leider nimmt jeder schöne Tag ein Ende und so wird es für Asrai langsam Zeit, sich auf den Weg nach hause zu machen. Sicher würde Sethai schon auf sie warten.
Das Orga sie einläd, jeder Zeit wieder bei ihnen vorbeischauen zu dürfen, freut sie sehr und so reicht Asrai ihr zum Abschied diesmal nicht die Hand, sondern umarmt auch sie auf ihre Freundschaftliche Art.

Dann wendet sie sich Leonhard zu. "Es war ein sehr schöner Tag und dafür möchte ich euch danken. Bitte richtet Henry einen lieben Gruß von mir aus." Als er sie dann fragt, ob sie ihn am nächsten Morgen zum Pferdehof begleiten will, leuchten ihre Augen und sie bejaht die Frage. "Sehr gern möchte ich euch morgen begleiten. Ich werde dann in aller Frühe hier bei euch aufkreuzen. Und genau deswegen werde ich dann jetzt nach hause müssen, sonst schaffe ich es morgen nicht rechtzeitig aus dem Bett." Asrai schmunzelt. Sie ist wirklich schon sehr müde, was an der ungewohnt riesigen Menge an frischer Luft liegen kann.
Sie verabschiedet sich daher auch von Leonhard mit einer Umarmung. "Wenn ihr den genauen Termin der Hochzeit wisst, dann sagt mir unbedingt bescheid.", wendet sich Asrai noch einmal lächelnd an Orga. Dann macht sie sich auf den Weg nach hause.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 26. Nov. 2003, 17:02 Uhr
Henry hatte sich nach dem Gespräch mit seinem Vater auf dessen Bett ausgestreckt. Wären sie unter sich gewesen, wäre er zu Tisch gegangen und hätte Orga mit ein paar Worten gesagt, was war, aber er wollte Asrai nicht erschrecken, hatte sie offensichtlich genug mit sich selber zu tun. So entspannt er sich und läßt seinen Gedanken freien Lauf. Wie einen soetwas unterschellig so belasten und Kraft kosten kann? grübelt er, denn er merkt, daß eine Anspannung in seiner Brust verschwunden ist.

Er muß eingeschlafen sein, denn irgendwann steht sein Vater über ihn gebeugt und rüttelt ihn an seiner Schulter. "Mach daß du in das Bett deiner Frau kommst Junge," spricht er ihn leise an, "und ich glaube ihr wollt die Tage heiraten! Es wird Zeit, daß du dich mal im Hafen nach einem gescheiten Kapitän umsiehst. Ich habe von einem der Knechte gehört, daß er gehört hat, daß ein Nordmann, ein Kapitän, im Süden von Talyra eine Werft und ein ganz besonderes Schiff haben soll und sie sagen er ist ein netter Kerl. Reite doch morgen mal hin und sprich mit ihm, sonst sind wir wieder zurück auf dem Gut in Verd und ihr habt immer noch nicht geheiratet."

Henry ist mittlerweile hellwach und was sein Vater sagt hört sich gut an. "Werde ich machen, du hast ja recht, es ist nur so, wir möchten beide heiraten, wir freuen uns auch schon darauf, wir haben uns nur schon so daran gewöhnt nicht verheiratet zusammen zu sein, daß mir der Gedanke, mit Orga verheiratet zu sein - hm - ich weiss auch nicht wie ich das sagen soll..." Sein Vater lacht laut los und meint: "Du wirst doch nicht vor der Ehe Angst haben mein Sohn! Bei Orga brauchst du das doch wirklich nicht, du kennst sie doch schon dein ganzes Leben lang. Die Ehe ist besser für euch, denke auch an ihren Ruf, es wird ihr gut tun, dich offiziell als Ehemann an ihrer Seite zu haben. Ich weiss noch wie es damals mit deiner Mutter war, sie war so glücklich."   Henry blickt seinen Vater nachdenklich an und sagt: "Ich verspreche es dir, ich werde morgen zu diesem Kapitän gehen und ihn fragen, ob er uns auf See trauen kann." Henry verläßt seinen Vater und begibt sich zu Orga, die ihn im Schlafgemach glücklich in die Arme nimmt. "Nur auf einen Menschen hast du ein Recht eifersüchtig zu sein Liebste," sagt er plötzlich und als sie ihn erschreckt anblickt fährt er fort, "auf meinen Vater, wie ich diesen Mann liebe... Er hat mir die vielen Jahre so gefehlt." Orga gibt ihm einen Stoß, daß er auf das Bett fällt und kuschelt sich an ihn. "Ich weiss, aber dafür hatte ich ihn!" kommt es spitzbübisch über ihre Lippen und sie lacht und er weiss, diese Nacht braucht er gar nicht erst nach seinem Nachtgewand zu suchen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Nov. 2003, 13:29 Uhr
Orga hatte sich von Asrai verabschiedet und beobachtet, wie Leonhard sich um die junge Frau kümmerte. Es tut sicher beiden gut, wenn sie zusammen sind, denkt sie lächelnd, denn Asrai erinnert sie sehr an Henrys Mutter, die ganze sanfte Art. Sie gönnt es Leonhard und sie hofft, daß die beiden am nächsten Tag, draussen bei den Pferden, einige schöne Stunden verbringen werden.

Sie muss nicht lange warten, bis Henry zu ihr ins Schlafgemach kommt, verlangte ihr ganzes Wesen doch wieder nach ihrem Liebsten. Für den Schreck, den er ihr einjagd muß er allerdings bezahlen. Einige Stunden fordert sie ihn schwer, bis sie beide glücklich und erschöpft einschlafen.

Der nächste Morgen ist grau und düster und sie erzählt Henry, was die Herolde am Tag zuvor ausgerufen haben und spricht mit ihm darüber. Sie ist gar nicht erfreut, daß Henry sich beim Lord Commander für den Dienst bei einer Bürgerwache melden will, konnten sie doch mühelos den Schildpfennig zahlen. Sie hat einfach Angst um ihn, weil er kein Kämpfer ist. Er könnte gut organisatorische Aufgaben erledigen, die mit Menschenführung zu tun haben oder mit Pferden, da war er unschlagbar, und so hofft sie, daß der Lord Commander das erkennt und ihn entsprechend einsetzt.

Sie könnte mit ihrer Peitsche und ihrem Degen besser kämpfen, als Henry es jemals lernen würde. Bei dem Gedanken muß sie schmunzeln, sie als feine Dame mit Peitsche in der Rocktasche an einem der Tore.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 10. Dez. 2003, 13:57 Uhr
Henry war nicht zu bremsen gewesen und sie wollte ihn nicht zwingen, also ließ sie ihn gehen, sich bei der Steinfaust zu melden. Auch Leonhard war an jenem Morgen schon in der Frühe mit Asrai zum Pferdehof aufgebrochen und kam glücklich wieder gegen Mittag zurück, nur von Henry fehlte jede Spur.

Der Marktplatz war eine Gerüchteküche über Nargen, Elbenlords, Templern und Rittern aus der Umgegend, die sich alle versammeln würden, um gegen die Nargen auszuziehen. Orga brauchte nur still durch das Haus zu gehen und sie hörte bei den Mägden und Knechten nichts anderes und so wusste sie, wie bald schon der Abmarsch vieler tapferer Männer, Ritter, Stadtgardisten und Freiwilligen erfolgen würde, alles Väter, Söhne und Brüder der zurückbleibenden Ehefrauen, Mütter und Schwestern, die um sie bangten. Orga sah viele der Frauen, wie sie bedrückt über den Marktplatz zogen, hin und zurück, teilweise mit ihren Kindern im Arm oder an den Händen. Es war ein bedrückendes Bild. Wie sollte es erst werden, wenn viele von ihnen bei der Schlacht fallen würden, Orga mochte nicht daran denken und sie versteht Henry, daß er seinen aktiven Teil bei der Verteidigung ihrer Stadt leisten wollte, wenn sie auch genauso um ihn bangte, auch wenn er nicht hinauszog. Wer weiss, was ihm noch einfällt, wenn bedrohliche Meldungen aus dem Larisgrün kämen? Henry war zu allem fähig, das wusste sie.

Henry kam erst am Nachmittag zurück, bepackt mit Kettenhemd und Schwert und Orga konnte es erst nicht glauben, doch er übte mit Yohn im Garten, mit diesem Kurzschwert umzugehen. Wenn er auch erst ein eigenartiges Stück Holz benutzte und erst später das Schwert, war sie doch erstaunt, wie geschickt er damit in kurzer Zeit umzugehen wusste.

Und dann ist der Abend da, der Marktplatz ist fast menschenleer, nachdem den ganzen Nachmittag alles zum Platz der Händler hinstrebte und dumpfer Trommelschlag rollt durch die Luft, rollt über die Dächer der Stadt, daß alles den Atem anhält, es ist soweit... und der Klang eines Hornes antwortet, durchdringend, tief und unheimlich... und wieder dumpfer Trommelschlag und das Hor antwortet tief und unheimlich... und wieder....

Henry steht mit ihr auf dem kleinen Balkon und auch Leonhard hat sich zu ihnen gestellt, beiden eine Hand auf die Schultern legend. Orga hat sich in die Felldecke gewickelt und Henry drückt sie an sich, denn nicht nur der Abendwind ist kalt... "Oh Henry!" Orga verbirgt das Gesicht an seiner Brust. "Hast du die vielen Frauen gesehen?" Henry nickt und drückt sie fester an sich, legt beide Arme liebevoll um sie, als sie plötzich unzählige Pferdehufe langsam durch die Dunkelheit stampfen hören, fern und doch so deutlich.. Orga beginnt am ganzen Leib zu zittern, als der Klang der unzähligen Schritte sich dazugesellt und selbst das dumpfe Rollen der Wagen zu hören ist. Dumpfes Beben erfüllt die ganze Stadt...  "Oh Henry, mögen die Götter ihnen beistehn..."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Jan. 2004, 17:36 Uhr
Die ersten bitterkalten und verschneiten Tage kommen und gehen und Orga hört von Marie, daß die Lebensmittel teurer werden und man nicht mehr alles, wie zuvor auf dem Markt bekommt und Orga hatte nachgedacht und dann Marie mit zwei Knechten zu einigen Bauern geschickt, um einen großen Vorrat an Möhren, Kohl und Korn zu beschaffen und sorgsam im Keller zu lagern. Sogar ein paar junge Schweine und drei Kühe mit ihren Kälbern hatten sie zum Pferdehof gebracht, damit sie sicher sein können, besonders für die Kinder täglich frische Milch zum Trinken zu haben und auch Sahne für die Butter.
Der alte Holzkübel mit dem Drehrad an dessen Ende ein Holzschlägel befestigt ist, in dem man die Sahne zu Butter schlagen kann, wurde aus dem Keller geholt und jeden Tag schlugen die Mägde frische Butter. Auch der alte Steinofen in der Küche hatte seine Funktion wieder aufgenommen und alle drei Tage wurde frisches Brot gebacken, dunkles kräftiges und helles.
Orga kommt gerade in die Küche, als Marie das frische Kümmelbrot aus der schweren Eisenklappe des Ofens zieht. Es duftet herrlich und Marie schneidet ihr einen Kanten ab und sie nascht ihn mit frischer Butter. Wie früher auf dem Gut, denkt Orga mit einer Fröhlichkeit, die eigentlich bei der bedrückten Stimmung, die sich über die ganze Stadt gelegt hat, selten geworden ist. Orga fühlt sich seit dem Auszug der Stadtgarde und der vielen Freiwilligen viel wacher und eine alte Kraft ist zu ihr zurückgekehrt, die sie seit ihren Jugendjahren nicht mehr empfunden hat. Vielleicht liegt es auch daran, daß sie hier die Herrin des Hauses ist und sich für alles verantwortlich fühlt und Henry mit seiner ruhigen Art fast immer in ihrer Nähe ist, weil er die Arbeit bei den Pferden den vielen Knechten überläßt, wenn er auch mehrmals am Tag nach ihnen sieht.
Frederik kommt plötzlich mit zwei Kindern vom Gut um die Ecke gerannt, vom Duft des frischen Brotes angelockt und Anna wackelt hinter ihnen her. Das Kindermädchen läßt die kleine Anna viel mit den anderen Kindern spielen, weil sie dann am Abend richtig müde ist und gut die Nacht durchschläft. Marie muß nun auch den Kindern von dem frischen Brot eine Scheibe abschneiden und vergügt sitzen sie auf den Schemeln am großen Küchentisch und essen mit leuchtenden Augen. Den Göttern sei gedankt, daß wir keinen Hunger leiden müssen, denkt sie schmunzelnd, als auch Henry in die Küche kommt und Marie spitzbübisch anlächelt.

Kurze Zeit später sitzen sie alle um den großen Küchentisch, auch Leonhard hat sich zu ihnen gesellt und sie können nicht genug von dem köstlichen Brot bekommen, daß Marie sie schon warnt, daß es zu warm ist und sie noch Bauchschmerzen bekommen, wenn sie nicht vernünftig sind und zuviel davon essen, doch dann stellt sie jedem einen irdenen Becher vor die Nase und füllt sie mit frischer Milch.
Orga wird plötzlich still und nachdenklich. Wie mag es den Männern gehen, die vor einigen Tagen losgezogen sind, in die Kälte, vor denen sie in ihrem befeuerten Haus verschont sind?
"Lasst uns ein Gebet für die tapferen Männer und Frauen sprechen, die jetzt irgendwo in den westlichen Wäldern für die Sicherheit der Stadt und der Umlande ihr Leben in Gefahr bringen," sagt Orga plötzlich und jeder legt sein Brot beiseite und sie nehmen sich bei den Händen und Orga beginnt: "Ihr Götter all der Menschen, Elben, Zwerge und der anderen Wesen, die ihr  in die Schlacht gegen die Dunkelheit gezogen seid! Beschützt die ausgezogenen tapferen Männer und Frauen, füllt ihre Herzen mit  Mut und Zuversicht, die nicht versiegt, wie grauenhaft auch die Nargen ihnen erscheinen! Ihr Götter stärkt ihren Glauben an das Leben, an das Licht, das in unseren Augen leuchtet und das sie ausgezogen sind, mit all ihrer Kraft zu verteidigen. Laßt dieses Licht über die Dunkelheit siegen, gebt den führenden Männern, insbesondere dem Lord Commander an ihrer Spitze, die Kraft und die Eingebung, in jedem Moment das Richtige zu tun, um die Kreaturen der Dunkelheit zu besiegen."

Vor Orgas Augen steht plötzlich das Bild des Lord Commander, wie er Anna auf dem Schoß hielt und ihr Blick geht zu Henry, der sie zuversichtlich ansieht und ihre Hand drückt und schweigend essen sie weiter. Orga hatte von dem Gerücht gehört, daß Verletzte aus einem Dorf mit dem fliegenden Schiff in einen der Tempel gebracht wurden. Schon viele Dörfer sollen dem Erdboden gleich gemacht worden sein und die Bewohner grausam getötet worden seinen, Frauen, Kinder und alte Männer und Frauen genauso wie junge. Sie müssen es einfach schaffen, oh Götter, laßt es sie schaffen diese grausamen Wesen zu vernichten!


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 08. Apr. 2004, 13:05 Uhr
Henry blickt den Nachtfeuern mit ihren weit ins Larisgrün leuchtendem Licht entgegen, während die Erinnerungen vor seinem Auge vorbeiziehen.... Ein Lächeln steht in seinem Gesicht und als sie das Stadttor erreichen blickt er hinaus und entdeckt Endryk, der dort, wie er ihm in einer eisigkalten Nacht an einem der Feuer erzählte, seit Jahren seine Wache schiebt und begrüßt ihn freudig. Seid dem ersten Moment verbindet Henry mit dem Mann eine stille und doch fröhliche Freundschaft, auch wenn er ohne Adel ist... Vielleicht gerade deswegen... Henry lacht leise, während die Kutsche in die Stadt rollt und Orga glücklich ist, die lange Reise hinter sich zu haben.
Schmunzelnd hört er Orgas Frage, wie schnell sich das wohl rumsprechen wird, daß sie vermählt sind und kurze Zeit später erreichen sie auch schon ihr Haus, das jetzt ihnen beiden gehört, darauf hatte Orga bestanden und alles schriftlich hinterlegt, etwas worauf er keinen Gedanken verschwendet hätte, aber so war Orga... gründlich und gewissenhaft.

Da er den kleinen Frederik auf seinem Arm trägt, kann er Orga nur mit einem Kuss über die Schwelle begleiten, aber dieser ist so innig und süß, daß er die Treppe nach oben leichtfüßig wie ein Jüngling nimmt und den Jungen ersteinmal mitsamt dem Schafsfell zu seiner kleinen Schwester in die große Wiege legt, wo sie beide warm eingemummelt, weiterschlafen.

Gleich geht er zu dem kleinen Kamin und feuert ein, daß es nicht lange dauert, bis ein knisterndes Feuer langsam Orgas kleinen Salon erwärmt. Auch wenn in den anderen Zimmern erst einmal, trotz der Nachtkälte, die Fenster geöffnet werden, um das Haus durchzulüften, so ist es bei dem kleinen Kamin schon gemütlich warm, warm genug um Orga zu sich auf Frederiks Spielmatratze zu ziehen und seine glückliche Frau in den Armen zu wiegen und mit ihr zu schmusen, auch wenn sie noch in ihre warmen Pelze gehüllt sind.

Plötzlich hört er von unten ein lautes Klappern und Poltern, daß nur aus der Küche kommen kann... "Marie konnte es wohl nicht lassen," flüstert er Orga zu, um die Kinder nicht doch noch zu wecken, "sie hat wohl die Lampe in der Küche nicht gefunden..." Orga beginnt zu lachen und die ganze Anspannung der langen Fahrt scheint sich in ihrem Lachen zu lösen und kurz danach liegen sie sich beide lachend in den Armen, ...wie früher auf dem Gut, ...wenn sie sich ihre Erlebnisse erzählt haben...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 12. Apr. 2004, 20:38 Uhr
Orga erwacht nach einem tiefen erholsamen Schlaf von den Geräuschen, die ihr vom Marktplatz ans Ohr dringen. Henry mußte sie auf ihr großes Bett getragen haben, denn sie erinnert sich, daß sie in seinen Armen vor dem Kamin in ihrem kleinen Salon eingschlafen war. Jetzt liegt sie in ihren Kleidern auf ihrem großen Bett, nur die Stiefel und den dicken, mit Pelz gefütterten Umhang hatte ihr Henry abgestreift und sie in die große warme Felldecke gehüllt. Sicher ist er schon wieder seid dem frühen Morgen auf den Beinen, denkt sie bei sich und streckt und reckt sich lächelnd und genießt nach den zwei Tagen in der Kutsche dieses herrliche Gefühl, sich auszustrecken.
Auch wenn die Sonne wegen der grauen Wolken nicht zu sehen ist, so hört sie schon alleine am Marktlärm, daß es kurz vor Mittag ist.

Orga puhlt sich aus der warmen Decke und genießt eine ausgiebige Morgenwäsche und sucht sich eines der dicken warmen Samtkleider in dunkelgrün aus ihrem Schrank und geht dann hinunter in den großen Salon.
Die beiden jungen Mägde, die vom Gut aus Verd wieder mit ihnen zurück wollten, um auf dem roßsteinschen Anwesen in Talyra zu dienen, findet Orga fleißig dabei den großen Salon zu putzen und zu wienern. Bei ihrem Anblick fällt es Orga siedendheiß ein, daß sie den runden Tisch mit den Sesseln im oberen Salon lassen wollte und auch den Vitrinenschrank und schickt darum schnell die Mädchen zu den Männern, die sie oben schon die Möbel herumrücken hört.
In der Küche begrüßt sie Marie, die alte fleißige Köchin und fragt nach ihren Wünschen. "Laß eines der Mädchen das Frühstück in den kleinen Salon bringen, ich werde oben bei mir essen. Wo ist Henry?, Marie."
Zu ihrer Überraschung hört sie, daß Henry mit Frederik in der kleinen Kutsche schon recht früh losgefahren ist, um irgend etwas zu erledigen und daß die kleine Anna bei Mariann im Gesindehaus ist und mit Marianns kleiner Tochter spielt.
Nachdenklich verläßt Orga die Küche und überlegt kurz, ob sie Anna zu sich in den Salon holt, doch dann verwirft sie den Gedanken wieder. Für Anna ist es sicher besser, wenn sie mit einem kleinen Mädchen spielt, als ihrer Ziehmutter beim Frühstücken zuzusehen.... Lächelnd geht sie wieder nach oben in ihren Salon, in dem es schön gemütlich warm ist und fragt sich, was Henry mit Frederik unternimmt. Hoffentlich machen die beiden Männer keinen Unsinn... geht es ihr schmunzelnd durch den Kopf, doch da kommt Ellie, das Zimmermädchen schon mit ihrem Frühstück und Orga beginnt in aller Ruhe das frische weiße Brot, den duftenden Tee und die köstlichen Zutaten zu genießen.
Morgen werde ich wieder früher aufstehen, damit ich mit Henry und den Kindern frühstücken kann... nimmt sie sich vor, denn sie ist es nichtmehr gewöhnt, alleine zu essen. Wie still es ohne Henry und die Kinder hier ist... und ohne die Familie vom Gut... Plötzlich hat die Stille etwas Bedrückendes und sie geht ans Fenster, öffnet es und blickt auf den belebten Marktplatz hinunter und atmet tief die frische Luft ein. Ich sollte wieder einmal in die Wälder ausreiten... Der Frühling liegt in der Luft....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Apr. 2004, 14:14 Uhr
Mittlerweile hat Orga das Frühstück beendet, war bei Anna gewesen und hatte eine Weile zugeschaut, wie sie mit Marianns kleiner Tochter im Gesindehaus spielte und auch wenn sie nicht gerne sieht, daß Anna nicht im Haupthaus ist, das Spielen mit einem wenig älteren Mädchen war sicher für Anna wichtiger, als ihre Regeln, die sie dem Kind zuliebe brach. Sie konnte so auch mit Mariann ungestört reden, die ihr Einiges aus ihrem früheren Leben erzählte.
Nun streift Orga durch das Anwesen und genießt die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings und erfreut sich an den kleinen Wildblumen, die überall aus dem Gras sprießen.
Ein Schnauben aus dem Stall lenkt ihre Schritte in ihn hinein und sie geht zu ihrer roßsteinschen Fuchsstute, die sie von Henrys Vater bekommen hatte, ein Nachkomme von Orgas Lieblingsstute aus ihrer Jugend auf dem Gut in Verd und sie lächelt. Wir sind viel zu lange nicht mehr durch die Wälder gejagd, meine Gute, und ihre Hand fährt über die schöne lange Blässe und die weichen Nüstern.
"Yohn sattel mir mein Pferd, aber nicht mit dem Damensattel," spricht sie den Knecht an, den ihr ihr Bruder zum Schutze nach ihrem Reitunfall mitgeschickt hatte und der gerade im Stall arbeitet. Kurz schaut sie grimmig drein. Niemals wieder würde sie im Damensattel ausreiten! Auch wenn sie dadurch Henry wieder ganz nahe gekommen war, nie wieder wollte sie so lange das Bett hüten müssen.

Zügig verläßt sie den Stall, schreitet durch die Hintertüre in ihre Gemächer und wechselt ihr Kleid gegen eine weite Reithose, die auf den ersten Moment wie ein Rock aussieht und eine schlichte Bluse, und darüber zieht sie sich ihre gut sitzende Reitjacke aus dickem Samt und feinem warmen Fellbesatz an dem breiten Kragen. Aus ihren hochgesteckten Haaren wird ein schlichter Zopf. Orga schlüpft noch in ihre Reitstiefel, verstaut ihre Peitsche in der extra tiefen Tasche der Reitjacke und steht kurz danach vor dem Stall, wo ihre schöne rotbraune Stute mit den weißen Fesseln schon gesattelt bereit steht - und Yohns. Orga lächelt, er scheint mich wirklich nicht alleine ausreiten lassen zu wollen... Mir solls recht sein, lächelt sie beinahe hinterhältig in sich hinein, ...das wird eine lustige Jagd.
Orga wendet sich jedoch dem Haupttor vorne zu und nicht dem hinteren, zu dem Yohn schon unterwegs ist, um es zu öffnen. Lachend schaut sie dem verblüfften Mann zu, wie er sich umwendet, ihr folgt und das vordere Tor öffnet und mit einem versöhnlichen Lächeln reitet sie an ihm vorbei und auf den Marktplatz, auf dem das übliche rege Treiben des Nachmittags herrscht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Halla am 17. Mai 2004, 22:03 Uhr
Ein Botenmädchen betritt das Grundstück der Roßsteins und steht erst einen Moment etwas unschlüssig da, da es dieses Haus nicht kennt und nun gar nicht weiss, wo es klopfen soll, um die Einladung zum Festessen in der Stadthalle abzugeben. Schliesslich fasst das Mädchen sich ein Herz und geht auf die grosse Eingangtüre zu und betätigt dort den Klopfer. Laut hallt das Geräusch durch die dahinter liegenden Räume und das Mädchen zuckt erschrocken zusammen, bleibt aber stehen und wartet darauf, dass jemand die Türe öffnet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Mai 2004, 02:13 Uhr
Orga räkelt sich noch genüßlich in ihrem großen Bett und schmiegt sich dann an Henry, der die Ruhe genauso zu genießen scheint.
Sie macht sich schon seit einigen Monden über etwas ernstlich Gedanken und fragt sich, ob es der richtige Zeitpunkt ist, mit Henry darüber zu sprechen, doch da legt Henry sanft seine kräftigen Arme um sie und zieht sie fest an sich. Ich liebe diesen Burschen seit ich denken kann... und ein leiser Seuftzer entringt sich ihrer Brust. In seinen Armen vergißt sie einfach alles und so auch für einen Moment die immer wieder kommen wollenden Gedanken, doch dann spricht sie sie doch aus, leise, mehr flüsternd und sieht ihn dabei nachdenklich an. "Henry - was machen wir, wenn ich keine Kinder mehr bekommen kann. Ich bin immer noch nicht schwanger und eigentlich müsste ich es längst sein."

Plötzlich hören sie durch das geöffnete Fenster ein Pochen an der Eingangstüre und Marianns Stimme.

Mariann war gerade im Salon, als sie ein Klopfen an der Türe vernimmt und eilt, um nachzusehen. Überrascht sieht sie ein Botenkind, daß eine Nachricht für die Eheleute von Roßstein in der  Hand hält und nimmt sie dankend entgegen, holt ein paar Kuperlinge aus ihrer Schürze und drückt sie dem Mädchen in die Hand, mit dem Versprechen, sie gleich Orga von Roßstein zu bringen. Erleichtert atmet das Botenmädchen auf und verabschiedet sich sogar lächelnd.
Auf leisen Sohlen betritt Mariann Orgas kleinen Salon und legt die Nachricht auf den Tisch, wo sie sofort gesehen würde und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2004, 17:04 Uhr
Henry war am Vorabend doch noch auf dem Platz der Händler gewesen und hatte zwei schöne Stuten gekauft, die klein genug sein mußten, daß der kleine Hengst von Uuma sie decken kann. Die Stuten stehen nun im Stall und eigentlich wollte er schon früh am Morgen nach ihnen sehen, aber ganz gegen seine Gewohnheit war er bei Orga geblieben und hatte gewartet, bis sie erwacht.
Verlangend zieht er sie nah an sich heran und genießt ihre Nähe, als sie plötzlich ernst wird und ihm ihre Gedanken mitteilt.
Es überrascht ihn nicht, daß sie sich Gedanken macht, warum sie noch nicht wieder schwanger ist, aber für ihn ist es irgendwie klar, daß sie noch nicht den Überfall und den Verlust ihres zweiten Kindes verkraftet hat, denn noch Kein Wort war bisher über ihre Lippen darüber gekommen. Henry hegte die stille Hoffnung, daß Petroff ihr darüber weg geholfen hatte.

Ein Klopfen an der Tür läßt ihn erst einmal schweigen und mit Orga lauschen, doch als Mariann eine Nachricht in den Salon bringt, die offensichtlichl nicht dringlich ist, wendet er sich mit seiner Aufmerksamkeit wieder ganz Orga zu. Sanft gleiten seine Hände über ihr Haar, ihren Rücken und liebevoll nimmt er ihren Kopf in seine Hände. "Liebes, je mehr du dir da Gedanken machst, um so länger wirst du auf deine Schwangerschaft warten müssen." Leise lacht er und blickt ihr tief in die Augen. Ich bin so froh, daß dir nichts passiert ist bei dem Überfall, denkt er wieder ernst werdend, denn er vermutet, daß das Geschehen der Grund dafür ist, daß sie noch nicht wieder schwanger geworden ist.
"Hast du den Verlust unseres zweiten Kindes denn schon verkraftet? Wir haben bisher noch kein Wort darüber gesprochen."
Zärtlich und liebevoll hält er ihren Kopf und ihren Blick fest, auch wenn sie einige Male versucht, sich ihm zu entziehen. Sag es mir Orga. Sag mir endlich, was wirklich passiert ist...Liebes...
Für einen Moment glaubt er, ihr Widerwille, sich an das Geschehene zu erinnern siegt, doch dann werden ihre Augen feucht und er drückt ihr Gesicht sanft an seine Brust, zieht sie wieder in seine Arme und endlich vertraut sie ihm ihre Gefühle an, die sie während des Überfalles beherrschten, erzählt von ihrem Wunsch, den Mann mit ihrer Peitsche niederzustrecken und von dem schrecklichen Schmerz in ihrem Bauch und wie Petroff ihr beigestanden hatte und Morgana genau den Punkt getroffen hatte, der sie fast zur Verzweiflung brachte.
Henry fühlt sich mit einem Mal so elend, so schäbig, sie in ihrem Schmerz alleine gelassen zu haben und nur der Wunsch, sich ihr nicht wieder zu entziehen, wo sie sie sich ihm anvertraut, läßt ihn sie halten und sie einhüllen.
Wie konnte ich sie nur nach dem Überfall alleine lassen? Was habe ich getan?, doch dann wird ihm bewußt, was sie da gerade gesagt hatte, Morgana?, welcher Punkt?
"Was war mit Morgana? Was hat sie getroffen?" und Orgas Schweigen läßt ihn weiter nachbohren. "Bitte Orga, ich habe dich in deinem Schmerz alleine gelassen und ich kann es mir nicht verzeihen, aber verschweige mir nicht das Wichtigste, ich spüre doch, daß da noch etwas ist. Warst du böse auf mich? Hast du mich verdammt, weil ich nicht da war, als du mich am meisten gebraucht hast, wie schon beim Verlust unseres ersten Kindes?"
Henry wird immer elender, wenn er daran denkt, wie verlassen sie sich von ihm gefühlt haben muß, dabei liebt er nichts so, wie diese Frau in seinen Armen, die als Mädchen jede mögliche Minute mit ihm ihrer Kindheit und Jugend geteilt hat und nun seine Gemahlin geworden ist, wie sie sich das als Kinder schon versprochen hatten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Mai 2004, 22:10 Uhr
Orga genießt es, wie Henry über ihren Kopf streicht, über ihren Rücken, doch als er mit seinen sanften Händen ihren Kopf hält, wird sie ganz schwach und versinkt in seinem Blick und sein leises Lachen nimmt ihren Gedanken die Schwere.
Als Henrys Blick jedoch ernster wird und er sie auf den Überfall anspricht will sie sich erst gegen die Erinnerung wehren, doch er scheint nicht nachgeben zu wollen und zwingt sie mit sanfter Gewalt, ihn weiter anzusehen und sie findet nicht die Kraft, sich gegen seinen Willen zu wehren und gibt nach.
Die Erinnerung ist voller Wut und Schmerz und sie erzählt Henry unter Tränen und dann wieder vor Wut bebend die ganze Begebenheit, auch wie Petroff ihr geholfen hatte und wie Morgana den Punkt traf, doch ohne ihn direkt anzusprechen.
Orga spürt wie Henry innerlich zurückweicht und ist irritiert. Ich hätte es nicht erzählen dürfen, mich nicht so gehen lassen dürfen, und ängstlich blickt sie Henry an, doch da fordert er sie auf, ihm alles zu erzählen und nichts zu verschweigen und er zieht sie noch behutsamer in seine Arme und sein Streicheln wird so innig, daß sie trotz ihrer Aufgewühltheit ihn am liebsten auf der Stelle lieben möchte, doch er bohrt weiter.
Orgas letzter Widerstand bricht und kraftlos sackt sie in seinen Armen in sich zusammen. Ihr wird schrecklich schwindelig, ihre Augenlider fallen zu und sie hat nicht einmal die Kraft sich irgendwo festzuhalten. "Ich habe... dein Kind verloren..., ich habe... es wieder nicht beschützen können..." hört sie ihre Worte wie ein leises Flüstern über ihre Lippen kommen und spürt ihren Körper immer schwerer in Henrys warme Nähe sinken, bevor ihr Bewußtsein von dem Schwindel in ihrem Kopf, wie von einem Strudel in ein leeres Nichts gesogen wird, Henry...!

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 19. Mai 2004, 14:18 Uhr
Orga geht gar nicht auf seine Schuldgefühle ein, etwas anderes scheint sie ganz einzunehmen und dann spürt er, wie sie die Kraft verläßt. Hilflos muß er mitansehen, wie sie das Bewußtsein verliert und ihre nur leisen gehauchten Worte erschrecken ihn zutiefst. Wie kann sie soetwas denken? Sie ist doch eine Frau, die ich hätte beschützen müssen... und das Kind. Henry versteht Orgas Selbstvorwürfe nicht, kann sie einfach nicht begreifen.

Behutsam legt er sie in ihre Kissen zurück und beobachtet besorgt ihren Atem, der aber regelmäßig und nicht einmal flach geht. Der Verlust unseres zweiten Kindes muß so schlimm für sie sein, daß sie sich in die Ohnmacht geflüchtet hat, weil sie den Gedanken nicht erträgt, ist Henrys einzige Schlußfolgerung und er ist sich sicher, daß sie das Erlebte vollkommen verdrängt hat, vor ihm versteckt hat. Haben wir uns nicht geschworen immer alles miteinander zu teilen, warum hat sie so lange geschwiegen?

Henry läuft wie ein Tiger im Käfig auf un ab, hin und her, immer wieder Orga still beobachtend. "Vielleicht wollte sie mich nur nicht damit belasten? Vielleicht fühlt sie sich aber auch tatsächlich nur schuldig?" Henry nimmt sich vor all diese Fragen zu klären, egal wie oft Orga sich in die Bewußtlosigkeit flüchten würde, das mußte endlich geklärt werden und er mußte ihr auch klar machen, daß wenn einer schuldig war, er es ist, weil er sie alleine gelassen hatte, beide Male, auch wenn es Umstände waren, die sie nicht vorhersehen konnten.
Fest entschossen legt er sich zu Orga und zieht sie wieder sanft in seine Arme und wartet darauf, daß sie erwacht. Er würde sie nicht eher aus dem Zimmer lassen, bevor er nicht sicher ist, daß sie ihm alles anvertraut hat, was sie seit dem Verlust ihres ersten Kindes belastet. Irgendwie hat er das Gefühl, daß irgendetwas Orga noch immer quält und bevor sie es ihm und sich welber nicht eingestehen würde, würde er sie nicht aus dem Zimmer lassen, egal was kommt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 25. Mai 2004, 14:46 Uhr
Lächelnd betrachtet Orga ihren Mann, der in eine dunkelbraune Hose aus einem Gemisch aus Seide und Wolle gekleidet ist und einer ebensolchen tunikaähnlichen Weste, aus der nur Kragen und ein Stück der Ärmel seines beigen Seidenhemdes herausgucken. Wie gut er wieder aussieht, denkt Orga, während sie ihren Mann verträumt ansieht. Orga war zwar schon einmal bei dem Inarifestessen, letztes Jahr mit Henry, aber diesesmal würden sie als vermähltes Paar dort erscheinen und der Gedanke macht sie überglücklich.

Orga ist froh, daß sie sich an jenem Morgen vor zwei Tagen alles von der Seele geredet hatten, denn nicht nur sie hatte ihren Kummer in sich hinein gefressen, auch Henry hatte sehr gelitten. Sie hatten über alles gesprochen, hatten sich ihre Gefühle anvertraut und sich gegenseitig getröstet und zusammen geweint, doch zuguterletzt sich glücklich in den Armen gelegen. Sie hatten trotz der vielen Jahre der Trennung wieder zusammengefunden und lebten nun hier in dem Haus von Roßstein ihr eigenes Leben und das war das, was wirklich zählte, auch wenn der Verlust ihres zweiten Kindes für sie beide grausam war.

Henry sieht sie fragend an, denn sie steht immernoch in den Unterkleidern neben ihrem Kleiderschrank und Orga lacht. "Ich weiss noch nicht, was ich anziehen soll," gesteht sie ihm, "doch wenn ich dich so ansehe, dann glaube ich, weiss ich, was ich nehme. Orga holt einen weit schwingenden schlichten Rock aus moosgrüner Seide und eine dazu gehörende Tunika, Teile, die in Stil und Farbe gut zu Henrys dunkelbrauner Kleidung passen, die in einem dunklen warmen Braunton gehalten ist, die Farbe, die er am liebsten bei seinen Sachen mag.
Unter die Tunika zieht sie auch eine beige hauchdünne Seidenbluse, die am Ellebogen aus der Tunika herausquillt und sich tellerartig bis zu ihrem Handgelenk ausbreitet und ihrem Aussehen eine gewisse Verspieltheit verleiht, denn ihre ganze Aufmachung ist recht schlicht. Ihre Haare steckt sie kunstvoll hoch und gibt ihnen mit kostbaren Goldspangen Halt und legt noch Ketten und Armbänder aus aneinandergereihten Bernsteinen an, die aus den unterschiedlichsten Braun- und Grüntönen zusammengesetzt sind und vom Hals bis über ihre Brust fallen und einen auffalenden Blickfang bilden.

Ihre Frarben sind durch die  Bernsteinketten- und Armbänder so aufeinander abgestimmt, daß Orga innerlich vor Freude hüpft.  Von weitem kann man sehen, daß wir zusammengehören, denkt sie mit einem zärtlichen Lächeln zu Henry, der ihr seinen Arm reicht und wohl auch froh ist, daß sie endlich fertig ist, wenn er sie auch nur anerkennend anlächelt, mit einem verschmitzen Lächeln, das sie so an ihm liebt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 12. Juni 2004, 12:08 Uhr
Es dauert nicht lange, bis sie über die zwei Brücken zurück zum Marktplatz, und durch das vordere Tor auf das Anwesen von Roßstein gelangen.
Henry zeigt Tysyrella noch die Richtung, in der die Kräuterkate liegt, in der Morgana wohnt und dann kommt er auf das fliegende Schiff zurück.
"Das Windkind", erklärt Henry, "ist ein wirklich prächtiges Schiff und ich habe es schon mehrmals bewundert, als es über die Stadt flog. Kapitän Raggnarson soll während des gesamten Feldzuges sehr großen Einsatz gezeigt haben und man zollt ihm großen Respekt für seinen Beitrag am Sieg über die Nargen. Wenn ihr möchtet könnt ihr gerne mitkommen, wenn ich versuche ihn für einen Flug mit seinem fliegenden Schiff zu gewinnen." Henry lacht vor sich hin. "Wir lernen ihn dann beide kennen und ich bin ehrlich gesagt auch schon sehr gespannt auf ihn. Er soll ein angenehmer Geselle sein," schließt er seine Bemerkungen ab. Er kann Tysyrella leider nicht mehr von ihm erzählen, aber so hätte sie die Möglichkeit ihm unvoreingenommen zu begegnen.
Das wird sicher ein interessanter Besuch. Zwei, die sich offensichtlich mit Magie auskennen.

Frederik hält noch die Schale in der Hand, als er aus der Kiste klettert, die Uuma ihm gegeben hat und kaut genüßlich an gebratenem Fleisch, dessen Duft Henry auch schon in die Nase gestiegen ist.  Gut, daß ich am Morgen so reichlich gefrühstückt habe, denkt er bei dem verlockenden Anblick. Yohn nimmt ihm die Kleine mit dem Wagen ab und Henry begleitet die beiden Frauen zum Tisch unter dem riesigen Kastanienbaum.
"Dort hinten am Ende des Hauses sind die Stuten," wendet er sich an Uuma, die auf MoM sitzend neben ihnen her reitet und sich neugierig umsieht.

Mariann begrüßt die Gäste und Orga bittet sie ersteinmal Getränke zu bringen. Es ist am Rande unter den weit ausladenden Ästen des Baumes angenehm schattig, auch wenn sich immerwieder Sonnenstrahlen durch das Geäst stehlen. Dem kleinen Hund scheint es hier auch zu gefallen. Immerwieder jagd er ausgelassen hinter Stöckchen her, die Frederik in alle Richtungen wirft.  Vielleicht sollten wir ihm einen Hund besorgen, er hat soviel Freude an dem Kleinen. Henry weiss, daß es auch nur dieser kleine Kerl sein kann, an den sich Frederiks Herz gehängt hat. Ich werde es herausfinden.

Während die Frauen es sich auf den bequemen Stühlen gemütlich machen trottet MoM mit wachsendem Interesse Richtung Ställe, wobei er immer öfter den Kopf hebt und die Luft einzieht. Er scheint die Stuten gewittert zu haben und langsam beginnt sein typisches Hengstgehabe von ihm Besitzt zu ergreifen. Uuma ist von seinem Rücken geglitten und läßt ihn schmunzelnd laufen und kommt die paar Schritte zurück und gesellt sich zu den Frauen.

"Wenn mich die Frauen entschuldigen würden, ich muß mich um unseren vierbeinigen Gast kümmern," wendet sich Henry an die weibliche Gesellschaft, er kann es gar nicht abwarten, MoM bei den Stuten zu sehen und Orga lächelt ihm vielsagend zu und nickt nur. Mit ruhigen, aber weit ausholenden Schritten ist er hinter dem Baum verschwunden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Tysyrella am 15. Juni 2004, 19:18 Uhr
"Mein Bruder hat während der Schlacht auf dem Schiff mitgekämpft und hat mir einiges davon erzählt, auch er hat den Kapitän als freundliche und fürsorgliche Person in Erinnerung. Das dürfte sicher eine interessante Begegnung werde und ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr mich mitnehmen könntet" antwortet Tysyrella auf Henrys Erzählung von dem Kapitän des fliegenden Schiffes.

Henry entschuldigt sich schließlich und nicht nur Tysyrella verabschiedet ihn mit einem schelmischen Grinsen. Nachdem er gegangen ist wendet sich die Vathyrnin der Hausherrin zu. "Ihr habt hier wirklich ein schönes Anwesen. Ihr habt sicher einen hohen sozialen Status. Gewiss seit ihr im Regierungsrat dieser Stadt oder so etwas in der Art. Habe ich recht?"


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 17. Juni 2004, 12:02 Uhr
Uuma genießt den fruchtigen Saft, den eine Frau in einem Krug bringt und der schön kühl und süß schmeckt. Der Saft wird von einer freundlichen Frau in Kelchen aus schwerem Glas gereicht, die glitzern wie die Kristalle, die Uuma in den Bergen des Dunkelwaldes gesehen hat und neugierig befühlt sie die geschliffenen Trinkgefäße, daß Orga sie anlächelt, als sie Uuma dabei betrachtet.

MoM scheint ordentlich Unruhe unter die Stuten zu bringen, denn Uuma hört das Getrappel seiner Hufen und das aufgeregte Gewieher ist sicher nicht nur in diesem Garten zu hören. Uuma schmunzelt vor sich hin, es ist schon lange her, daß MoM eine Stute besprungen hat und sie kann sich noch erinnern, wie stolz er umhergelaufen ist.  Henry seien glücklich wie MoM, denkt Uuma amüsiert, denn ihr ist nicht entgangen, wie er ihm gefolgt ist. Henry müssen Pferde lieben, wie Uuma MoM, ist ihre Schlußfolgerung.

Während sich Tysyrella mit der Frau des Hauses unterhält legt Uuma sich in einen der langen Stühle, in denen man es sich richtig bequem machen kann und döst vor sich hin, denn sie hat nicht genug geschlafen die Nacht und so liegt sie unter dem großen Baum und hört bald nur noch das Summen der Bienen und die Vögel über sich und das Gewieher und Getrappel der kleinen Pferde irgendwo am anderen Ende des Anwesens. Der Lärm des Marktplatzes ist nur noch ein entferntes Hintergrundgeräusch.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Aurian am 17. Juni 2004, 13:34 Uhr
Da Aurian den Weg zum Marktplatz nur zu genau kennt, ist es, als würden ihre Füße den Weg von allein finden. Immer wieder kreisen ihre Gedanken um die Geschehnisse von eben. Was hat Cleyron sich nur dabei gedacht? Einfach so auf einen anderen Gardisten loszugehen? Das Gefühl, dass sie der Grund dieses Ausbruchs war, gefällt ihr überhaupt nicht. Als ob mein Leben nicht schon kompliziert genug ist! Nur am Rande nimmt sie die wärmenden Nachmittagsstrahlen der Sonne wahr. Kein Wölkchen trübt den Himmel über Talyra und die Luft ist voll vom Gezwitscher der Vögel und dem leisen Summen einiger Insekten. Gedankenverloren streicht das Mädchen durch ihre Haare und dreht sie wirr im Nacken zusammen. Die schwarze Mähne liegt jetzt schon schwer an ihrem Rücken und bei richtiger Hitze würde sie sich in einen regelrechten Dunstumschlag verwandeln. Mit einem Mal wird ihr auch bewusst, dass ihre gesamte Kleidung für richtig heiße Sommertage kaum geeignet ist. Sie würde sich wohl demnächst in die Kleiderkammer der Asteinfaust begeben müssen, um leichteres Gewand zu bekommen.
So hüpfen ihre Gedanken von einem zum anderen und ehe sie sich versieht, ist sie am Roßsteinschen Anwesen angelangt. Vom benachbarten Harfengarten dringt Gelächter an ihr Ohr: Bei diesem schönen Wetter ist er gut besucht und Borgils Angestellte haben alle Hände voll zu tun. Für einen Moment bleibt Aurians Blick an der Harfe hängen und ihre Erinnerung schweift zurück zu jenem Tag, an dem sie in Talyra angekommen und hier in der Harfe abgestiegen war. Obwohl es noch nicht so lange her ist, hat sie das Gefühl als seinen Ewigkeiten vergangen. Zu viel ist in diesen Siebentagen geschehen. Ihre Stellung in der Steinfaust, das Rätsel um ihre Herkunft, Cleyron... Bevor sie wieder zu grübeln beginnen kann, besinnt sie sich auf ihren Auftrag, eilt die wenigen Stufen empor und klopft an der Tür zum Haus von Roßstein.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Juni 2004, 14:30 Uhr
Henry beobachtet von weitem, wie Yohn das Gatter öffnet,  wo der Streifen Wiese, auf dem die Obstbäume stehn und saftiges Gras wächst, den Stuten  als Auslauf dient. Yohn hat alle Hände voll zu tun, daß die Stuten nicht gleich zu MoM herauslaufen. Erst als Yohn die Stuten zurück treibt und Henrys vertraute Person am Tor steht, springt der kleine Hengst durch das nicht allzugroße Tor und jagd mit erhobenem Kopf und aufgestelltem Schweif in typischer Hengstmanier zwischen den Obstbäumen dahin.

Eine ganze Weile beobachtet Henry den Kleinen, doch ihm fällt erst jetzt, hier bei den Stuten auf, daß der Hengst für ein Pferd schon recht alt sein muß. Das hat man ihm bei dem langen Fell und seiner gemütlichen Gangart nicht angesehen, grübelt Henry, denn er konnte ihm schlecht ins Maul schauen, das hätte Uuma sicher nicht gewollt und auch der Hengst wäre sicher bei dem leisesten Versuch auf und davon.
Henry grübelt eine Weile, doch dann entschließt er sich, die stärkenden Kräuter zu holen. Henry will gerade sein Zimmer betreten, als er unten an der Eingangstüre ein Klopfen hört. Mit wenigen Schritten ist er bei der breiten Treppe und eilt hinunter, denn er weiss, daß Marie um diese Zeit ruht und Mariann bei ihren Gästen draußen im Garten ist und öffnet die Türe. Angenehm überrascht blickt er in ein junges, aber edels Antlitz, aus das ihm zwei grüne Augen anblicken. "Seid gegrüßt!" empfängt er die junge Frau und lächeld sie freundlich an . "Was führt euch zu uns?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Aurian am 17. Juni 2004, 15:30 Uhr
Nur wenige Momente nachdem Aurian geklopft hatte, wird die Tür von einem Mann von wohl an die vierzig Sommern geöffnet, der sie freundlich anlächelt. Seine ganze Erscheinung strahlt Ruhe aus und seine Züge verraten seine noble Herkunft, obwohl er eher zweckmäßige Kleidung trägt. Dennoch strahlt die gesamte Gepflegtheit seiner Erscheinung einen Mann von Welt aus. Das Mädchen deutet einen Knicks an, der wie immer, etwas steif ausfällt. „Seid gegrüßt. Mein Name ist Aurian und ich bin Botenmädchen in der Steinfaust. Ihr seid Henry von Roßstein?“ Als ihr Gegenüber die mit einem Nicken bestätigt, fährt sie fort „Ihr mögt Euch bitte mit dem Lord Commander in Verbindung setzen. Er und sein Waffenmeister Vareyar würden gerne einige Eurer Pferde für die Steinfaust erwerben.“ Mit leichtem Stolz bemerkt Aurian, dass sie schon weit weniger Überwindung braucht, um ihre Botschaften loszuwerden, als zu Beginn ihrer Tätigkeit, wo sie vor Aufregung kaum ein Wort herausgebracht hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Juni 2004, 15:58 Uhr
Henry ist erst überrascht, als er hört, daß der Lord Commander ihn zu sprechen wünscht, nickt aber dann verstehend, als er den Grund hört. Während er bestätigend nickt meint er nachdenklich: "Der Feldzug hat nicht nur Menschenleben gefordert."
Der Ernst aus seinem Gesicht ist jedoch schnell wieder verschwunden, als er sich wieder lächelnd an das Mädchen wendet. "Aurian, kommt doch zu einem Glas Fruchtsaft in den Garten, es ist warm und der Weg durch die staubigen Gassen macht sicher durstig," und freundlich zeigt er linkerhand zum Garten und legt behutsam seine rechte Hand auf ihre Schulter. "Meine Frau und zwei junge Damen sind zu Besuch, eine davon dürfte in eurem Alter sein."

Henry ist sofort aufgefallen, daß das Mädchen unter der etwas warmen Kleidung für diese Jahreszeit ermattet wirkt und hofft ihr ein wenig Erleichterung verschaffen zu können, denn auch der Schatten der großen Kastanie tut in der Hitze gut.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Juni 2004, 16:38 Uhr
Orga lauscht interessiert Tysyrellas Worten. Wo ihr Bruder nur sein mag? Hoffentlich ist es nicht zu unhöflich. sie danach zu fragen, denn sie hat es bisher nicht von sich aus erzählt. Orgas Neugierde wächst von Minute zu Minute, aber ihre Erziehung verbietet ihr, indiskret zu sein.

Tysyrellas Frage lenkt Orga wieder von Uumas Bewunderung ab, mit der sie die Kristallkelche in den Händen dreht und von allen Seiten betrachtet. Hohen solzialen Status? "Wir gehören zum Adel, aber glücklicherweise ist mein Mann nicht im Stradtrat. Henry liebt es, wie sein Vater," und in Orgas Augen glänzt ein wehmütiges warmes Lächeln, "sich um seine Pferde zu kümmern. Er hat draußen vor den Toren der Stadt einen Hof, wo er die Pferde von Reisenden auf großen Weiden hält und schwere Pferde züchtet, Wagenpferde. Er ist damit sehr erfolgreich und seine Pferde sind fast so ruhig und besonnen wie er selber."
Orga lacht leise bei ihren Worten, denn es stimmt, auch wenn der Gedanke einen gewissen Humor in sich trägt.
"Meine Eltern haben meinem Bruder und mir ein großes Gut bei Verd vererbt, wo Henry und ich aufgewachsen sind und wo Henrys Vater die Zucht der Roßsteinschen Pferde leitet. Es sind zähe elegante Reitpferde, die gut für die Jagd geeignet sind - aber ich schweife ab," berichtigt sich Orga. "Ihr habt recht Tysyrella, als Adelige hat man einen höheren Status als das gemeine Volk, weil er meist mit Reichtum verbunden ist und mit Besitztümern, die das Geld mehren, wie in meiner Familie die Pferdezucht und das große Gut bei Verd."
Orga lächelt wieder über Uumas Natürlichkeit, mit der sie sich auf eine Liege legt und schlummert.
"Wie ist es in eurem Volk Tysyrella?, gibt es dort auch eine Art des Adels und die einfachere Bevölkerungsschicht, wie Bauern und Handwerksleute?"

Orga wird sich hüten, Tysyrella direkt zu fragen, zu welcher Schicht sie gehört, auch ist es ihr nicht wirklich wichtig, solange jemand angenehm im Umgang ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Tysyrella am 17. Juni 2004, 20:47 Uhr
Interessiert lauscht Tysyrella Orgas Worten, auch wenn sie einige Dinge nicht so ganz verstehen kann. So kennt sie den Begriff 'Adel' nicht und sie kann auch nicht nachvollziehen, was Männer in einen Stadtrat zu suchen haben.

"Hm" beginnt sie. "Ich weiß nicht genau was der Begriff 'Adel' bedeutet. So wie ihr davon berichtet habt scheint es sich dabei um eine Art Verwalter zu handeln. Nun die gibt es bei uns auch, nur kann ein guter Bauer oder Handwerker zu höheren Ansehen gelangen als ein Verwalter. Kinder haben bei uns erst einmal den Stand der Mutter bis sie alt und reif genug sind ihr Leben in eigener Verantwortung zu führen. Natürlich wollen Mütter für ihre Kinder einen möglichst hohen Status erreichen und setzen sich auch so gut wie möglich für sie ein, doch richtet sich ihre tatsächliche Stellung danach wie wertvoll sie für die Gemeinschaft sind, wobei natürlich Beliebtheit auch eine Rolle spielt. Welchen Beruf man ausübt liegt an der eigenen Begabung und am Bedarf. Ich selbst lerne den Beruf einer Verzauberin, ein sehr schwieriger und aufwendiger Beruf. Die einfach Lehre dauert normalerweise so an die dreißig Jahre und es gibt kaum Meister, die nicht wenigstens hundert Jahre im Beruf tätig sind.

Ich weiß nicht ob meine Worte euch Erklärung genug sind. Unsere Kulturen scheinen in vielen Punkten sehr unterschiedlich zu sein" endet sie ihren Bericht.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Juni 2004, 22:37 Uhr
Orga hört Tysyrellas Worte, doch kann sie im ersten Moment nicht ganz verstehen, was sie da hört. "Nein," antwortet sie dann kopfschüttelnd und mit einem Lächeln, "Adel ist etwas anderes." Orga versucht den Inhalt in Tysyrellas Beschreibung über ihr Volk zu verstehen.  Kinder haben den  Stand der Mütter?, nicht des Vaters? Orga schaut Tysyrella nachdenklich an, während sie sich versucht einen Reim auf das Gehörte zu machen.

"Ihr sprecht von dem Stand der Kinder, der dem der Mutter entspricht, und was ist mit den Vätern? Bei uns ist der Mann das Oberhaupt der Familie, eine Frau ohne Mann hat es schwer, es sei denn sie ist von Adel und verfügt über genug Geld." Orga überlegt, wie sie Tysyrella nun das Wort Adel verständlich machen kann.
"Adel bedeutet von edler Herkunft zu sein, in einer Adelsfamilie geboren  zu sein, wie ich eine "von Roßstein" bin und auch ohne Mann, nur mit meinem Vermögen und aufgrund meiner Herkunt, angesehen wäre. Verwalter sind Angestellte reicher Leute, die das Hab und Gut  der Reichen verwalten.  Eine Frau aus dem Volk ohne Mann und vielleicht noch mit Kindern wüsste nicht, wovon sie leben sollte, weil der Mann der Ernährer ist, während die Frau sich um die Kinder und den Haushalt kümmert."

Orga hört mit Staunen von Tysyrellas Beruf und über die Dauer ihrer Lehrzeit schüttelt sie verständnislos den Kopf. "Dreißig Jahre? Ist euer Volk denn ähnlich langlebig wie die Elben?" Orga ist vollkommen überrascht, denn sie hatte nicht gedacht, daß es noch eine Rasse gibt, die annähernd so alt wird. Auch ist sie überrascht, daß Tysyrella offensichtlich eine Magierin ist. Auch wenn sie sich mit Magie nicht auskennt und sie Magie nie interessiert hat, so hat sie doch Geschichten von Magiern gehört, die nicht unbedingt alle erfreulich waren.

Etwas nachdenklich blickt sie die junge Frau an, die ihr aber einen sehr offenen und freundlichen Eindruck macht und sie kann auch außer ihrer fremdartigen Erscheinung nichts Geheimnisvolles an ihr entdecken, wobei ihr Tysyrellas Interesse an Magie schon bei ihrem Gespräch mit Henry über das Windschiff aufgefallen war.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Tysyrella am 18. Juni 2004, 03:17 Uhr
Tysyrella entgeht Orgas Skepsis nicht. Zwar war sie von Lyn über die seltsamen Sitten und Gebräuche der Einwohner dieser Stadt vorgewarnt worden, doch gerade von einer Frau dies bestätigt zu bekommen hat für sie ein besonderes Gewicht.

"So wie es aussieht, sind unsere Kulturen grundverschiedenn" beginnt Tysyrella bedächtig. "Bei uns gilt die Frau als die Schöpferin des Lebens und genießt daher besondere Hochachtung. Zudem sind Frauen einfühlsamer, vernünftiger und vorrausschauender, während Männer impulsiver und verspielter sind. So angenehm die männlichen Eigenschaften im Bett auch sein mögen, taugen sie zum Herrschen, nicht viel. Außerdem kann nur eine Frau mit Gewissheit wissen wer ihre Kinder sind, während ein Mann immer nur auf Glauben und Hoffen angewiesen ist. Es gab einmal eine Phase in meinem Leben, in der ich möglichst viel über meine Herkunft erfahren wollte. Da habe ich natürlich meine Mutter auch nach meinem möglichen Erzeuger gefragt. Es gibt sieben Männer die dafür in Frage  kommen" fährt die Vathyrnin fort. Als sie Orgas etwas entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt ergänzt sie rasch. "Wisst ihr, bei uns, gilt die Zahl der Liebhaber, als Statussymbol. Ab einen gewissen Status wird einfach eine gewisse Anzahl an Geliebten vorrausgesetzt um glaubwürdig zu sein. Bei den Männern ist es genauso. Nun ja, meine Mutter hat einen recht hohen Status. Sie ist im Provinzrat, was das zweithöchste Gremium in unserem Staatsystem ist, außerdem ist sie Außenhandelsministerin. Genug administrative Tätigkeiten, dass sie ihren ehemaligen Beruf, den einer Beschwörerin, nur noch sporadisch ausübt. Nach eurem Verständnis wäre ich wohl eine Adlige, weil meine Mutter eine hohe Position hat. Sie jedoch nicht, da ihre Mutter nur eine Viehhirtin war, die nicht mehr als zwei bis drei Geliebte zur selben Zeit hatte. Ihr seht, der Vergleich unserer Kulturen ist also recht kompliziert.

Eine Frau kann bei uns immer überleben egal welchen Stand und wie viel Kinder sie hat. Bei uns gibt es kein Geld wie bei euch. Wenn man etwas braucht, so fragt man danach, und sofern es vorhanden ist und man den ausreichenden Status hat bekommt man es. Nehmen wir mal zum Beispiel eine Kanalarbeiterin, den niedrigst möglichen Status, die auch nie mehr als ein, oder zwei Liebhaber, aber vielleicht zwanzig Kinder hat. Sie hätte immer eine bescheidene, aber ausreichende Unterkunft und immer genug Blut um sich und ihre Kinder zu nähren. Außerdem würden diese jedwede Ausbildung bekommen die sie benötigen. Theoretisch könnte eines ihrer Kinder sogar Vorsitzende des obersten Rates werden, was der höchsten Machtposition entspricht, die man bei uns erreiche kann.

Elben?" forscht sie schließlich nach. "Den Legenden nach sind sie unsterblich. Das sind wir nicht. Unser Leben währt drei bis vierhundert Jahre, je nach Vitalität. Es gibt ein paar magische Tricks das noch zu verlängern, doch sind die meisten davon ziemlich ekelregend und daher verboten.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Aurian am 18. Juni 2004, 07:22 Uhr
Das Angebot einer Erfrischung ist sehr verlockend und da Aurian so wie so keine Lust hat, sofort wieder in die Steinfaust zurück zukehren, nimmt sie Henrys freundliches Angebot nur zu gerne an. Seine besonnene Art wirkt beruhigend auf ihre überreizten Nerven. So folgt sie ihm in den Garten, wo unter einer mächtigen Kastanie drei Frauen auf Liegen ruhen. In der Ferne ist leise das Wiehern von Pferden zu hören und von dem angrenzenden Marktplatz dringt kein Laut herein. Wie eine Oase der Ruhe und des Friedens liegt der Garten des Anwesens vor ihr. Eine der Frauen ihnen scheint zu schlafen während die anderen beiden in ein Gespräch vertieft sind. Für einen Moment stockt sie, da sie nicht einfach so dazwischen platzen will, aber dann folgt sie dem Hausherrn, der weiter auf den Baum zuhält. Mit einem scheuen Lächeln tritt sie schließlich näher, als die Frauen auf sie aufmerksam werden und ihr entgegensehen. Eben fährt eine sanfte Sommerbrise durch ihr Haar, löst eine Strähne aus dem verschlungenen Knäudel in ihrem Nacken und treibt sie ihr ins Gesicht, nachdem sie einige Augenblicke damit gespielt hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Aurian am 21. Juni 2004, 05:35 Uhr
Obwohl die Kühle des Schattens der Kastanie mehr als angenehm sind, verweilt Aurian nicht allzu lange im Garten des roßsteinschen Anwesens. Sicher wäre es verlockend, denn hier, mit einem kühlen Saft, nur dem Gezwitscher der Vögeln lauschend und ein nettes Gespräch führend, scheinen ihre Sorgen weit, weit weg zu sein. So als wären sie draußen auf dem Marktplatz geblieben, hinter den Mauern. Doch dem Stand der Sonne nach ist es bereits Nachmittag und irgendwie lässt sich ihre Unruhe nur in den Hintergrund drängen, wo sie wie ein hungriges Raubtier auf der Jagd lauert und nur darauf wartet, wieder hervor zu springen. Immer wieder gehen ihr die Ereignisse des Tages durch den Kopf: Erst die Erkenntnis, dass Lestat de Winter tatsächlich ihr Vater ist, dann die Begegnung mit Cleyrons Schwester Kana und alles damit in Verbindung stehende und als Krönung noch der Vorfall am Tor der Steinfaust. Was hat Cleyron sich nur dabei gedacht? Gedankenverloren trinkt sie den Rest des Saftes aus und erhebt sich schließlich von der Liege, auf der sie nach der Aufforderung der Hausherrin Platz genommen hatte. „Ich danke Euch, aber ich muss jetzt wieder los!“ Mit diesen Worten verabschiedet sie sich und verlässt, immer noch in Gedanken, das Haus von Roßstein.
Eigentlich will sie auf dem schnellsten Weg zurück in die Steinfaust, doch an diesem Tag scheint nichts so zu gehen, wie sie sich das vorstellt: Genau dort, wo sie vorbei müsste, ist ein regelrechter Menschenauflauf und auch einige Blaumäntel sind zu erkennen, darunter einer, der bei der Szene zwischen Varin und Cleyron am Tor dabei war. Offenbar hat man einen Dieb erwischt oder etwas anderes. Da Aurian keine Lust hat, sich durchzukämpfen oder eben diesem Soldaten zu begegnen, nimmt sie einen anderen Weg, der zwar etwas weiter ist, ihr dafür aber die Gewissheit gibt, unbehelligt zur Kaserne zu kommen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 23. Juni 2004, 01:40 Uhr
Henry begleitet Aurian in den Garten und stellt sie Orga und Tysyrella vor, die gerade über ihre gesellschaftlichen Unterschiede sprechen, wie er im Näherkommen aufschnappt und bittet Aurian es sich gemütlich zu machen. Da Mariann nirgends zu sehen ist füllt er ihr einen Kelch mit dem kühlen Saft und reicht ihn Aurian, die ihn dankbar annimmt und gleich einige Schlucke trinkt.
Henry fällt die feine Art auf, mit der sich das Mädchen bewegt und ihre Nachdenklichkeit. Obwohl sie ein paar Worte mit den beiden Frauen wechselt, scheint sie über etwas nachzugrübeln und da Uuma eingeschlafen ist kann er gut verstehen, daß sie sich nach der Erfirschung verabschiedet. Ein nettes Mädchen, denkt er noch und begibt sich dann aber auch wieder ins Haus, um die Kräuter für den kleinen Hengst zu holen. Heute ist es schon zu spät, um in die Steinfaust zu gehen, überlegt er, während er durch das große Haus zum Hintereingang geht, wo gleich das Gatter der Stuten beginnt.

Er muß eine ganze Weile mit dem getrockneten Grünzeug in der Hand dastehen, bis Uumas Pferdchen die Kräuter wittert und sich von den Stuten ablenken läßt. Er schafft es sogar dem Hengst über den Hals zu streichen, bevor er wieder einer schwarzen Stute nachstellt.

Ob Uuma weiss, daß ihr kleiner Hengst schon recht alt für ein Pferd ist? fragt er sich, denn wenn sie etwas von Pferden verstehen würde, hätte sie sicher Bedenken geäußert. Yohn gesellt sich zu ihm und gemeinsam beobachten sie die kleine Herde und auch er äussert sich diesbezüglich besorgt. "Sobald Uuma wach ist werde ich sie bitten, MoM heraus zu rufen. Ich möchte nicht, daß er sich übernimmt," murmelt er vor sich hin und Yohn nickt zustimmend.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 23. Juni 2004, 09:48 Uhr
Ohne weitere Umwege macht sich Asrai nun auf den Weg zum Haus von Roßstein. Jetzt, wo sie sich in Ruhe von den verbliebenen Erinnerungen in der Villa verabschieden konnte und die Tränen wieder getrocknet sind, ist sie voller Tatendrang. Sie möchte, dass etwas anständiges aus dem Haus wird und dass es bald geschieht. Der erste Schirtt ist zwar schon getan, doch es gibt noch immer unheimlich viel zu tun und Asrai hofft sehr, dass ihr in der Stadthalle kein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Denn dann würde sie die Villa wohl doch verkaufen müssen und das möchte sie eigentlich nicht. Vielleicht werde ich später wirklich dort wohnen und mein Zuhause aufgeben müssen, wenn ich mich um alles kümmern und Ansprechpartner für die armem Menschen sein möchte.

Das Wetter ist schön. Asrai rechnet schon damit, dass Orga und Henry sich an der frischen Luft aufhalten werden, aber sie kennt sich auf diesem Grundstück nicht gut aus und geht daher zur Tür um anzuklopfen.

Sie trägt heute ein beiges Kleid, dass eigentlich nicht gut zu ihrer blassen Hautfarbe passt. Jedoch hat sie kein anderes gefunden, welches ordentlicher aussieht und einen guten Eindruck machen würde. Das grüne Kleid, welches sie von Henrys Vater bekommen hat, hat einen Fleck, den sie erst noch wieder entfernen muss. Irgendjemand hatte ihr beim Inari-Fest etwas drüber gegossen und Asrai hofft, dass das Kleid nun nicht für immer verdorben ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. Juni 2004, 18:51 Uhr
Orga hört mit Befremden und doch auch einem schmunzelndem Verstehen Tysyrella zu. Was hier bei ihnen eine Frau zu einer Hure verdammen würde, ist in ihrer Kultur ein Privileg. Orga schüttelt immer wieder überrascht den Kopf und kann es kaum glauben. Insgeheim gefällt ihr das was sie hört, auch die Tatsache, daß jedes Mitglied ihrer Gesellschaft zu Ansehen gelangen kann, egal welcher Herkunft es ist.  
Als Tysyrella jedoch davon spricht, daß jede Mutter immer genug Blut erhalten würde, um sich und ihre Kinder zu ernähren, schaut Orga verdutzt drein und will schon fragen, wie sich ihr Volk ernährt, als Henry mit einer jungen Frau  den Garten betritt und sie als Botin der Steinfaust vorstellt, was sie Henry fragend ansehen läßt, doch er lächelt nur ruhig zurück, daß sie weiss, daß er keine unangenehme Botschaft erhalten hat.
Aurian, wie das Mädchen heißt, scheint ein wenig schüchtern zu sein und da Uuma seelig vor sich hin schlummert verläßt Aurian den kühlen Platz unter dem großen Kastanienbaum wieder, kurz nachdem sie ihren Fruchtsaft getrunken hat.

Orga nimmt den Gesprächsfaden wieder auf. "Wovon ernährt sich euer Volk Tysyrella?, weil ihr von Blut spracht, daß jeder Mutter und ihren Kindern zur Genüge zur Verfügung stehen würde. Ich kann mich nicht erinnern, was Lyn zu sich genommen hat, als er bei uns war. Ich muß zugeben, daß ich bis auf die Erinnerung, die euer Bruder wieder in mein Bewußtsein gerufen hat, kaum etwas mitbekommen habe." Orga wird etwas verlegen bei der Erinnerung daran und greift zu ihrem Fruchtsaft, als sie die das leise Quitschen der Pforte hört und zum Vorgarten schaut, wo sie meint, Asrais blondes Haar gesehen zu haben.
Schnell erhebt sie sich und entschuldigt sich für einen Moment bei Tysyrella und eilt barfuß durch das grüne Gras zu den Stufen, wo sie tatsächlich Asrai oben an der Eingangstüre erblickt.
"Asrai! Schön euch zu sehen! Kommt doch mit in den Garten, Tysyrella ist zu Besuch, Lyns Schwester!" Orga ergreift Asrais Hand und zieht sie behutsam und mit einem freudigen Lächeln in den Garten und macht die Frauen miteinander bekannt, jedoch leise, da Uuma noch immer friedlich auf der Liege schlummert. Der große Baum und das Vogelgezwitscher scheinen eine sehr beruhigende Wirkung auf die kleine Wilde zu haben.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 23. Juni 2004, 20:10 Uhr
Asrai muss gar nicht lange warten. Orga scheint sie schon gesehen zu haben und eilt ihr entgegen. Sie scheint das gute Wetter wirklich zu genießen, denkt Asrai schmunzelnd, als sie Orgas nackten Füße sieht. Sanft wird sie von Orga in den Garten gezogen. Eine junge Frau liegt dort auf einer Liege und scheint zu schlafen, so dass Asrai etwas leiser spricht, als Orga ihr Lyns Schwester vorstellt. Asrai zweifelt nicht im Geringsten daran, dass Tysyrella die Schwester von Lyn ist. Die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen und sie schüchtert Asrai ein wenig ein, denn mit Lyn hatte sie keine guten Erfahrungen gemacht. Er war immer sehr unfreundlich ihr gegenüber aufgetreten.

Trotzdem reicht sie Tysyrella die Hand und lächelt ihr freundlich zu. Dann setzt sie zu den Frauen. "Ich hoffe, ich habe euch nicht irgendwobei gestört. Ich komme wegen der Villa zu dir.", richtet Asrai ihr Wort an Orga. "So langsam möchte ich das Projekt richtig in Angriff nehmen." Sie lächelt.

Sie nimmt sich vor, Tysyrella anzubieten, ihr die wenigen Habseligkeiten Lyns zu übergeben, die bei Asrai auf dem Schrank liegen. Morgana hatte sie gebeten, die Sachen fortzuwerfen, aber Asrai hat es nicht übers Herz gebracht. Sie hofft noch immer, dass Lyn wieder auftauchen und zu Morgana zurückkehren wird, auch wenn sie Lyn nicht leiden kann.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Tysyrella am 23. Juni 2004, 22:17 Uhr
Tysyrella wollte Orga gerade antworten, als ein weiterer Besucher, eine Frau mit hellem Haar, die ihr als Asrai vorgestellt wird, eintrifft. Noch während die Vathyrnin mit der Elfe das, ihr, etwas seltsam anmutende, Ritual des Händeschüttelns vollführt, überlegt ob und in welchen Zusammenhang sie von ihr gehört hat. Doch gelingt es ihr nicht so ganz sich daran zu erinnern. Lyn hatte so viel erzählt in den Wochen als sie an seinem Krankenbett gesessen hatte, da gab es wohl vieles, was sie einfach vergessen hatte.

"Ich hoffe ich störe euch nicht" schaltet sie sich wieder in das Gespräch ein. Offensichtlich war Asrai gekommen um wichtige Dinge mit Orga zu besprechen die vielleicht nicht für ihre Ohren als fremde bestimmt sind. Andererseits hätte sie es dann auch nicht anzusprechen wobei das natürlich auch wiederum eine dezente Aufforderung zum gehen gewesen sein konnte. Diese Kultur ist so verschieden zu der ihrigen, dass sie lieber kein Risiko eingehen möchte. Außerdem könnte sie dann die Zeit nutzen um, wie sie es Lyn versprochen hatte, bei Morgana vorbei zu schauen.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. Juni 2004, 22:50 Uhr
Orga muß beinahe lachen, als beide, Asrai und Tysyrella hoffen, nicht zu stören. "Aber nein, niemand stört hier den anderen! Ich freue mich, daß ihr euch kennenlernt," und lächelt beide glücklich an, denn sie hatte schon lange keinen Besuch mehr, besonders nicht so netten.
Nachdem sie wieder um den Gartentisch herum Platz genommen haben ist auch Mariann wieder da und schenkt Asrai von dem köstlichen Saft einen Kelch voll ein und auch Orga und Tysyrella werden die Trinkgefäße aufgefüllt.

"Wir haben letztens im Harfengarten von euch gesprochen Tysyrella. Asrai ist eine Freundin von der Heilerin Morgana, bei der Lyn gelebt hat und euer Erscheinen hier in Talyra war eine große Überraschung, nachdem Lyn plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war, wie uns Asrai erzählte." Orga wendet sich nun mehr Asrai zu, über deren Erscheinen sie sich aufrichtig freut. "Ihr habt doch sicher noch ein wenig Zeit zum Plaudern, bevor wir uns auf machen," spricht sie mit einem aufmunternden Lächeln und ruft gleich Mariann zu, ein wenig vom frisch gebackenen Apfelkuchen zu bringen, den sie schon gerochen hat und von dem sie weiss, daß Marie ihn backen wollte. Mariann nickt lächelnd und geht ins Haus und Orga freut sich schon auf das köstliche Gebäck.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 23. Juni 2004, 22:58 Uhr
"Oh nein, es war nicht meine Absicht, euch zu verscheuchen. Es freut mich wirklich, euch kennenzulernen.", spricht Asrai zu Tysyrella. An Orga gewandt sagt sie: "Ich habe heute nichts weiter vor, als habe ich genug Zeit zum plaudern." Sie schmunzelt. Während Mariann ihr einen Kelch mit Saft füllt, wendet sie sich wieder an Tysyrella: "Es hat mich wirklich sehr überrascht, zu erfahren, dass ihr die Schwester von Lyn seid. Wisst ihr denn etwas über seinen momentanen Aufenthaltsort? Morgana schien so traurig, als sie vom Feldzug zurückkam und er hatte sich wohl auch nicht von ihr verabschiedet und ist einfach so verschwunden." Sie weiß nicht, ob es gut ist, diese Fragen alle jetzt schon zu stellen, aber sie weiß, was Morgana durchgemacht hat und ihre Neugier ist nun einfach stärker als ihre Vernunft. "Morgana hat mir Sachen von Lyn gegeben. Sie wollte, dass ich sie fort werfe. Ich habe sie aber aufgehoben. Wollt ihr sie nicht vielleicht für euren Bruder aufbewahren?" Fragend sieht sie die Vathyrnin an.

Dann probiert sie von dem Saft. "Oh, der schmeckt wirklich wunderbar.", sagt sie lächelnd zu Orga. "Ist der selbstgemacht?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 24. Juni 2004, 00:39 Uhr
Schwer atmend steht der kleine Hengst nach dem Decken der schwarzen Stute da und Henry macht sich ernstlich sorgen um Uumas kleinen Hengst. Das sieht nicht gut aus... Henry steht noch einen Moment nachdenklich da und sein Gefühl sagt ihm, daß es für heute genug für das Pferdchen ist. Langsam geht er am Stall vorbei und dann auf den großen Kastanienbaum in der Mitte des Gartens zu und sieht zu seiner Überraschung Asrai bei den Frauen sitzen.
Freudig begrüßt er sie und entschuldigt sich aber auch gleich, weil er sich um Uumas Pferchen kümmern muß. Uuma liegt noch immer schlafend auf der Liege und so hockt er sich vor das Mädchen und berührt sanft ihre Schulter und rüttelt sie leicht. "Uuma wacht auf, MoM braucht euch!" Sie muß ordentlich müde sein, wenn sie bei dem Kommen und Gehen einfach weiterschläft, denkt er schmunzelnd und lächelt sie an, als sie leicht verschlafen ihre Augen öffnet. "Ich muß euch wecken Uuma, damit ihr MoM wieder von den Stuten weg holt, er übernimmt sich sonst."
Er will sie nicht gleich nach ihrem Erwachen nach dem Alter ihres Pferdchens fragen, das würde sie nur beunruhigen. Wie schon bei der ersten Begegnung unten am Bach hat er das Gefühl, Uuma beschützen zu müssen, ob es daran liegt, daß sie so klein ist oder so jung, oder beides, kann er nichteinmal sagen. Vielleicht ist es auch die Tatsache, daß sie fern von ihrer Heimat in einem fremden Land verweilt und es ihn an seine erste Zeit hier in Talyra erinnert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Tysyrella am 24. Juni 2004, 09:20 Uhr
Erfreut nimmt Tysyrella zur Kenntnis, dass sie offenbar doch nicht bei etwas wichtigem stört. Ja, die Elfe scheint sich sogar zu freuen sie kennen zu lernen. Sie hatte ihren Bruder kennen gelernt und ist auch eine Freundin von Morgana. Gut genug mit ihr bekannt, dass sie ihr die Hinterlassenschaften von Lyn anzuvertrauen, eigentlich zur Vernichtung wie die Vathyrnin nicht ohne Verärgerung vernimmt. Aber Asrai hatte sich wohl anders entschieden und sie stattdessen aufbewahrt.

„Ja, das wäre freundlich, wenn ihr mir seine Sachen geben könntet. Er ist wieder bei uns in der Heimat, wo er wieder gesund werden kann“ antwortet Tysrella auf Asrais Fragen. „Er lag im Sterben wir konnten ihn gerade noch rechtzeitig zurückholen. So konnte er sich auch nicht verabschieden“ ergänzt sie mit einem Anflug von Zorn in der Stimme bevor dieser jedoch üerhand nehmen kann nimmt sie einen tiefen Schluck von dem Saft um sich zu beruhigen. Als sie das Glas absetzt wirkt sie wieder gefaßt.



Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 24. Juni 2004, 11:17 Uhr
Es freut Asrai zu hören, dass sie Tysyrella Lyns Habseeligkeiten übergeben kann. Sie nehmen bei Asrai zwar nicht viel Platz weg, jedoch erinnern sie sie immer daran, wie unfreundlich Lyn doch stets mit ihr umgegangen ist. Seine Schwester scheint ganz anders zu sein, wie er.

"Oh, ich wusste nicht, dass er so schwer verletzt war. Und ich bin mir sicher, dass Morgana dies auch nicht gewusst hat. Sonst hätte sie seine Sachen sicher nicht fortgegeben.", versucht Asrai das Verhalten von Morgana zu erklären. Die ganze Geschichte bekam nun eine ganz andere Wendung. "Wird er denn bald zurückkehren? Und weiß Morgana schon davon?" Asrai hat Morgana seit dem Feldzug nicht mehr gesehen. Sie weiß weder, wie es ihr geht, noch, was so alles passiert ist. Daher beschließt Asrai, die Heilerin bald wieder zu besuchen.

Plötzlich erscheint Henry im Garten und Asrais Augen beginnen zu strahlen. Freudig umarmt sie ihn. Ein wenig schade findet sie es schon, dass er sich um Uumas Pferd kümmern muss, aber sie kennt ja Henrys Leidenschaft für Pferde und versteht dies daher voll und ganz.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 25. Juni 2004, 06:00 Uhr
Uuma erwacht aus schönen Träumereien als sie jemanden ganz nah neben sich spürt. Im ersten Moment muß sie an den Fremden denken, der sie in der Inarinacht im See auf so zärtliche Weise geliebt hat, doch dann erkennt sie Henry und reckt sich erst einmal und hört, was er über MoM sagt.

Uuma blinzelt gegen ein paar Sonnenstrahlen, die sich durch das Blätterdach zu ihren Augen durchkämpfen und schaut Henry verwundert an. Sie kann sich nicht vorstellen, daß MoM sich bei den Stuten übernehmen könnte, weil er gerne Stuten bespringt, doch irgendetwas Ernstes liegt in Henrys Blick, wenn er auch ganz ruhig und freundlich und mit einem Lächeln zu ihr spricht.
Uuma ergreift Henrys Hand, die er ihr zum Aufstehen reicht und erblickt eine junge Frau mit so hellen Haaren, wie sie sie vorher noch nie gesehen hat. Auch ihre Augen sind so blau wie der Sommerhimmel und Uuma starrt sie einen Moment überrascht an und lächelt dann mit einer leichten Verbeugung. "Uuma grüßen fremde Frau," und als sie Tysyrella anschaut spürt sie, daß sie im Moment nicht gerade glücklich zu sein scheint und wundert sich, denn es ist so angenehm in diesem großen Garten unter dem riesigen Baum.

Henry scheint es jedoch eilig zu haben und greift zwar behutsam unter ihren Arm und führt sie fort, aber wieder ist da dieses merkwürdige Gefühl.
Schon von weitem sieht Uuma die Stuten und MoM dastehen und weiss, was Henry meinte. Sorge überkommt sie bei MoMs Anblick und mit ihrem Käuzchenruf holt sie ihn zu sich, während ein anderer Mann das Gatter aufhält. Liebevoll streicht sie über seinen Hals und spürt, wie müde MoM ist. "MoM nicht dürfen springen auf alle Stuten!" schilt sie den kleinen Hengst und liebkost ihn, bis sie sich schließlich da wo sie gerade ist ins Gras setzt.
Uuma beginnt kurz darauf in ihrer Stammessprache leise ein Lied zu singen und mit ihrem Oberkörper dabei vor und zurück zu schaukeln und registriert nur am Rande, daß Henry sich neben ihr nieder läßt. Es dauert nicht lange, bis auch MoM sich auf den Boden sinken läßt und eine Weile später neben Uuma auf dem Boden liegt und ruht, als wäre es tiefe Nacht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 26. Juni 2004, 01:58 Uhr
Orga verfolgt aufmerksam das Gespräch von Tysyrella und Asrai. Sie ist bestürzt darüber, daß niemand mitbekommen hat, daß Lyn dem Tode nahe war, aber dann versucht sie sich vorzustellen, wieviel Durcheinander bei einem solch großen Feldzug herrschen mußte, bei einer Schlacht von diesem Ausmaß und ist nur froh, daß Lyn noch lebt.
Sie kann die leichte Entrüstung in Lyns Schwester gut verstehen, sagt aber nichts dazu und beobachtet nur kurz danach Henry, wie er mit der kleinen Wilden umgeht. Bei dem Anblick spürt sie wieder diese Regung ins sich, die sie eigentlich nicht von sich kennt. Ich werde doch nicht auf dieses Kind eifersüchtig werden, überlegt sie und schüttelt dann aber schmunzelnd den Kopf und doch wird sie etwas wehmütig, denn dieses Mädchen erinnert sie an ihre eigene Jugend, als sie durch die Wiesen und Wälder gestreift, oder zum See geritten sind und sich so unbeschwert gefühlt haben, wie Uuma sich verhält. Kein Wunder, daß Henry sie so mag... und sie wirkt so unschuldig... Orga verscheucht das leicht beunruhigende Gefühl und sieht den beiden nach, wie sie hinter der Kastanie verschwinden.

Mariann kommt gerade in diesem Augenblick mit dem frisch gebackenen Kuchen, der auf einer großen Platte aufgeschnitten, so verführerisch aussieht, daß sie sich ein Stück herunter nimmt, bevor der Teller auf dem Tisch steht. "Greift zu Tysyrella und Asrai, Marie backt köstliche Kuchen. Dieser ist sicher voll gemahlener Mandeln und in Rum ertränkt..." und lacht dabei fröhlich.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 26. Juni 2004, 19:54 Uhr
Henry nimmt Uuma am Arm und zieht sie von den Frauen fort, denn seine Unruhe treibt ihn, Uuma schnellstmöglich ihren Hengst von den Stuten weg zu holen. Er ist froh, daß Uuma darauf eingeht, denn wenn sich die Frauen erst in ein Gespräch vertiefen, könnten wertvolle Minuten verstreichen. Auch Uuma erkennt sofort, daß es ihrem kleinen Hengst nicht gut geht und ruft ihn mit einem Vogelruf zu sich, daß es Henry überrascht, daß der Kleine von einer ganzen Herde von Stuten wegtrottet und Uumas Ruf folgt.
Uumas Selbstverständlichkeit, mit der sie sich auf die Wiese plumpsen läßt und zu singen beginnt überrascht ihn erneut und gebannt lauscht er ihrem fremdartigen Gesang, der rhytmisch sich immer zu wiederholen scheint und ihm das Gefühl gibt, als würden Wellen von ihm ausgehen, die auch ihn beinahe zwingen, sich ebenfalls nieder zu lassen. Schnell haben die Schwingungen des Liedes ihn umhüllt und er weiss nicht, ob er nur das Gefühl hat, oder ob er auch leicht vor und zurück schaukelt, denn seine Augen haben sich wie von selbst geschlossen und tiefe Ruhe legt sich über ihn, sehr tiefe Ruhe, die aber eher körperlicher Natur ist im Gegensatz zu der Ruhe, die er aus seinen Versenkungen kennt und die geistiger Natur ist.
Henry öffnet seine Augen für einen Moment, als MoM sich neben Uuma nieder läßt und sich kurz darauf ausstreckt und wartet, bis das Mädchen seinen Gesang beendet hat und ihn leicht anstubst, als wollte sie ihm sagen, daß sie fertig sei. Henry lächelt sie an und fühlt sich dabei so leicht und unbeschwert und Uumas Lächeln läßt erkennen, daß sie weiss, wie er sich fühlt.
"Das war wunderbar! Woher könnt ihr das?," fragt er sie neugierig, doch sie lächelt ihn nur spitzbübisch an und meint, daß sie sowas einfach kann. Henry lacht leise und es scheint ihm im Moment geradezu überflüssig, Uuma nach dem Alter ihres Hengstes zu fragen, denn sie scheint zu wissen, was MoMs Schwäche bedeutet. Dieses Mal ist es nicht Sorge, sondern Trauer um die Tatsache, daß die Monde oder Tage des kleinen Hengstes wohl gezählt sind und er legt nur seine Hand auf die Schulter des Mädchens und meint: "Vielleicht sollten wir MoM nicht mehr zu den Stuten lassen, es kostet ihn zuviel Kraft. Ich möchte nicht...." Henry bringt es nicht über das Herz, den Satz zu beenden und blickt Uuma nur still an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 26. Juni 2004, 20:56 Uhr
Uuma hat so lange gesungen, bis sie das Gefühl hat, daß MoM ganz entspannt ruht und blickt dann zu Henry, der genauso entspannt neben ihr sitzt und sie muß ganz leise kichern und stößt ihm leicht in die Seite.

Uuma bleibt ganz ruhig sitzen, als Henry ihr seine Hand auf die Schulter legt, als wollte er sie beruhigen, doch sie weiss intuitiv, warum MoM so erschöpft ist, auch wenn sie sich nicht mit anderen Pferden auskennt und nicht weiss, wie alt sie werden können. Sie weiss auch, daß sie ohne MoM zu ihrem Stamm zurückkehren wird. Sicher würde MoM es schaffen, sie heim zu bringen, wenn sie gleich aufbrechen würden, doch wenn sie nun schonmal hier ist möchte Uuma auch die vielen Dinge lernen, bevor sie in den Dunkelwald zurückkehrt, es änderte ja nichts an der Tatsache, daß sie irgendwann ohne MoM leben müsste. Uuma kann und will sich das aber jetzt nicht vorstellen, als jedoch Henry ihr rät, MoM nicht mehr zu den Stuten zu lassen und den Grund nicht ausspricht hat sie plötzlich das Gefühl, daß es mit MoM viel schlimmer steht, als sie es denkt und das trifft sie mit solcher Wucht, daß sie Henry anstarrt und ihre Augen feucht werden. "Nein! MoM nicht seien sooo alt! MoM haben Freude, wenn MoM springen auf Stuten, MoM kann haben Freude wenn MoM wollen haben Freude!" Uuma will es nicht wahr haben, daß ihr treuer Begleiter und einziger Freund, den sie je hatte, so schnell nicht mehr sein könnte.

Uuma schüttelt wild den Kopf. "Nein! Nein...! ruft sie beinahe aus, doch die Vorstellung schnürt ihr mehr und mehr die Kehle zu und sie beginnt zu schlucken und schlucken und blickt den Mann neben sich unsicher an, doch er blickt nur mitfühlend und schweigend zu ihr hinunter.
Uuma weiss, daß er sich mit Pferden auskennt und sie weiss, daß er sie nicht umsonst schnell von den Frauen weggezogen hat und Uuma blickt zu MoM, der friedlich schläft und ihre ganze Liebe zu ihrem treuen Gefährten wandelt sich in dem Bewußtsein, ihn schon bald zu verlieren, in einen Schmerz, der ihr fast das Herz zerreißt.
Sie will zu MoM hin stürzen, ihn umarmen und liebkosen, ihn streicheln und sich an ihn schmiegen, doch Henry hält sie zurück und zieht sie an sich und hält sie behutsam fest. Erst als sie aufhört zu schluchzen und zu weinen läßt er sie wieder los und Uuma kuschelt sich zu MoM, wie sie es immer tut, seit sie sich erinnern kann und läßt MoM aber weiterschlafen. Uuma nicht mehr gehen von Seite von MoM, denkt sie und schläft kurz darauf erschöpft an seinen warmen Körper geschmiegt ein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Mael Duinc am 02. Juli 2004, 08:28 Uhr
Nachdem das ungleiche Trio den Harfengarten verlassen hat, spricht Màel einen Bürger auf dem Marktplatz an, um ihn nach einem Pferdehändler zu fragen. Dieser weist ihnen den Weg zum „Haus von Roßstein“, das sich direkt gegenüber befindet. Erstaunt sieht Màel zu Lorne: „Das war einfacher zu finden, als ich dachte!“ Dabei grinst er von einem Ohr bis zum anderen.

Màel, Lorne und Ben, der nicht von Lornes Seite weicht, erreichen das prächtige Haus mit wenigen Schritten. Dicke Mauern aus einem grauen Stein umschließen zwei Schritt hoch das gesamte Grundstück, und werden nur an einer Stelle von einem ehrwürdigen Tor aus Schmiedeeisen unterbrochen. Wild rankt Efeu um das Gemäuer und hat es fast vollständig bedeckt.

Der Elb ertappt sich selbst dabei, wie er den Wert deer möglichen Beute einschätzt, und seine Möglichkeiten, das Haus unbemerkt zu betreten und wieder zu verlassen. Er schüttelt den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden, worauf hin Lorne ihn verwundert ansieht.

Vorbei an einem sehr alten Kastanienbaum, beschreiten sie den Weg durch das Tor zum Eingang des Hauses, wo Màel seine Fingerknöchel in angemessener Stärke gegen das Holz schlägt. Dumpf schallt das Klopfen durch den Raum, der sich hinter der Tür verbirgt, und Màel macht einen höfflichen Schritt zurück neben Lorne, der er ohne nachzudenken eine Hand auf die Schulter legt, als würde er sie schon von klein auf kennen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Lorne am 02. Juli 2004, 12:03 Uhr
Seit Màel, Lorne und Ben den Harfengarten verlassen haben, folgt das Mädchen dem Elben einfach, während dieser sich auf dem Markt nach einem Pferdehändler erkundigt. Sie ist ungewöhnlich ruhig für ihre Verhältnisse, hüpft aber leicht hinter dem Elben her, während sie immer wieder nach Ben sieht, der stets an ihrer Seite ist.

Als sie jedoch das Haus von Roßstein erreichen und durch das Tor auf das graue Gebäude zugehen, hört das Mädchen auf zu springen. Das Anwesen hat eine beklemmende Wirkung auf sie und ihre Schritte werden langsamer. Sie folgt Màel immer zögerlicher und ihre Miene wird ungewohnt ernst. Der Gedanke an die Pferde bereitet ihr Unbehagen, auch wenn sie versucht dieses zu unterdrücken, so wie ihre Mutter es gewiss von ihr erwarten würde.

Als sie schließlich vor der Eingangstür des Hauses stehen, blickt sie kurz über die Schulter zurück zum Tor. Am liebsten würde sie umdrehen und als der Elb laut gegen die Türe pocht, zuckt sie erschrocken zusammen. Einzig Màels Hand, die sich gleich darauf eher unbewusst auf ihre Schulter legt, verhindert das sie tatsächlich zurück auf den Marktplatz läuft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Mael Duinc am 02. Juli 2004, 15:48 Uhr
"Es ist wohl niemand zu Hause. Lass uns Schwimmen gehen. Wir werden später wieder kommen." Màel lächelt Lorne zu und macht auf dem Absatz kehrt, um zum Haus der Geschichten zurückzukehren. Der Vorsatz sich ebenfalls in die Fluten des Idorel zu stürzen, stehen ihm deutlich im Gesicht.

Ben dreht sich nach seiner neuen Freundin um und bellt sie auffordernd an, als könne er es kaum erwarten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 02. Juli 2004, 19:50 Uhr
Henry hatte damit gerechnet, daß Uuma begreift, daß ihr kleiner Hengst schon recht alt ist, aber daß sie so heftig reagiert, damit hatte er nicht gerechnet. Uumas Zuneigung zu MoM rührt ihn sehr,  denn es ist mehr als nur Freundschaft was die beiden verbindet und so bleibt er ruhig sitzen und wartet bis Uuma, nachdem sie sich ausgeweint hat so ruhig bei ihrem kleinen Hengst liegt, daß er vermutet, daß sie eingeschlafen ist. Sie scheint Schlaf nachholen zu müssen, soviel wie sie heute ruht, siniert er und erhebt sich dann langsam und geht zu Yohn, der ihm seine Beobachtungen erzählt, die er während der ganzen Zeit gemacht hat, als der kleine Hengst bei den Stuten war.

Plötzlich kommt die Köchin aufgeregt aus der Hintertüre gelaufen und sagt, daß zwei Leute an der Tür geklopft haben, aber als sie hin kam nur noch die beiden über den Marktplatz hat weggehen sehen. Der eine sähe aus wie ein Krieger und  schlank wäre er gewesen. Henry überlegt eine Weile, doch er kennt niemanden auf den die Beschreibung passen würde. "Wenn es wichtig ist, dann kommen sie sicher wieder," beruhigt er Marie und geht wieder zu den Frauen in den Garten zurück und erklärt ihnen, warum Uuma nicht bei ihm ist.
"Der kleine Hengst hat sich übernommen und schläft mit Uuma hinter der Kastanie im Gras," und während er spricht füllt er seinen Kelch mit dem köstlichen Fruchtsaft und kippt den Inhalt genüsslich hinunter. "Das tut gut," ist seine Bemerkung und dann erblickt er den Kuchen. "Oh was sehe ich denn da!" Henry setzt sich auf den freien Stuhl und langt nach einem Stück Kuchen und blickt dann in die Runde. "Gibt es Neuigkeiten Asrai? Ihr seht so unternehmungslustig aus..." scherzt er mit ihr und schmunzelt spitzbübisch. Er verdeckt gekonnt seine Sorge um Uumas Hengst und möchte auch die Stimmung etwas aufheitern, die aus irgendeinem Grunde etwas gedrückt zu sein scheint. Mit lächelnden Augen ruht sein Blick auf der jungen blonden Frau, die ein stiller Kummer umgibt, wie den Mond feine Dunstschleier.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 03. Juli 2004, 10:05 Uhr
Die Frauen werden von Mariann unterbrochen, die herrlich duftenden Kuchen nach draußen bringt. Asrai lässt es sich nicht nehmen, gleich zuzugreifen, denn der Duft treibt ihr das Wasser im Munde zusammen. "Der Kuchen schmeckt herrlich.", schwärmt Asrai, als sie ein Stück probiert hat. "Genau das Richtige an einem Tag wie heute." Asrai lächelt.

Dann gesellt auch Henry sich wieder zu ihnen. Auch er vergreift sich gleich am Kuchen. "Heut ist ein wunderbarer Tag und daher möchte ich heute zusammen mit Orga das Projekt "Villa" angehen.", sagt sie schmunzelnd. "Wir wollten zusammen in die Stadthalle. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, denn ich war noch nie dort. Und ich hoffe so sehr, dass ich ohne Probleme aus der Villa ein Armenhaus machen darf, denn ich weiß sonst nicht, was ich mit der Villa anfangen soll und verkaufen würde ich sie wirklich ungern. Sie birgt so viele Erinnerungen."

Asrai langt noch einmal zu und genehmigt sich ein zweites Stück Kuchen. "Wo habt ihr das kleine Mädchen gelassen?", fragt sie dann. Sie kennt Uuma nicht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 03. Juli 2004, 21:00 Uhr
Orga freut sich, daß es Asrai schmeckt und als Henry ohne Uuma zurückkommt und er so offensichtlich fröhlich scheint, spürt sie sofort, daß etwas nicht stimmt. Henry stürzt sich gleich auf den Kuchen und auch sie langt zum zweitenmal hin und stärkt sich, denn wenn sie noch zur Stadthalle wollen, dann kann es nicht schaden, wenigstens satt zu sein. Orga schmunzelt und überlegt sich schon, an wen sie sich dort wenden sollen, denn sie kennt hier noch niemanden und Henry hat mit dem Stadtrat bisher noch nichts zu tun gehabt, außer, wenn es um Pferde geht, aber das war dann doch privater natur.

Plötzlich kommt Frederik mit dem kleinen Hund angelaufen, kurz dahinter seine kleine Schwester Anna auf tapsigen Beinchen und beide stürzen sich auf den Kuchen und vergessen alle guten Tischsitten. Strahlend sitzten sie im Gras, im Schatten der Kastanie und futtern um die Wette und auch der kleine Hund bekommt ab und zu einen Krumen zugeworfen, der ganz brav vor Frederik im Gras liegt und mit seinen kleinen Hundeaugen Stückchen für Stückchen erbettelt. Orga muß bei dem Anblick lachen. So ein kleiner Hund wäre genau das Richtige für die Kinder. Mal schaun....


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 04. Juli 2004, 21:22 Uhr
Henry nickt zustimmend zu Asrais Worten, er kann sich vorstellen, daß ihr Armenhaus großen Anklang finden wird nach dem Feldzug, wo so viele Familien den Ernährer verloren haben und auch viele aus den Dörfern versuchen, sich in Talyra über Wasser zu halten.
Frederik unterbricht seine Gedanken und er freut sich jeden Tag aufs Neue über die Kinder, die ihr Leben mit ihrer kindlichen Ausgelassenheit bereichern. Von der anfänglichen Trauer ist nichts mehr zu spüren und Henry ist auf Frederik stolz, als wäre er sein leiblicher Sohn. Orga beobachtet er immer häufiger mit Anna auf dem Arm und manchmal singt sie ihr sogar die alten Kinderlieder vor, die die Mägde auf dem Gut immer gesungen haben.

Bei den Gedanken fällt ihrm wieder der Kapitän des Windschiffes ein und er erhebt sich und meint nur: "Tysyrella, ich muß euch entführen. Orga du gehst ja mit Asrai zur Stadthalle, da vermißt ihr Tysyrella sicher nicht bei." Henry zwinkert Lyns Schwester zu und blickt kurz gen Himmel und ein verstehendes Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Henry schmunzelt den etwas verdutzten Frauen geheimnisvoll zu und mit Tysyrella am Arm begibt er sich zu Yohn, dem er noch kurz sagt, daß sie Uuma ein Zimmer anbieten sollen, wenn sie mit MoM bleiben möchte und besteigt mit Tysyrella die Kutsche. Es ist Lyns Schwester anzusehen, daß sie sich auf diesen Besuch freut und mit froher Erwartung, die aus verschiedenen Gründen das Windschiff betreffen, fahren sie Richtung See, um das Anwesen des Kapitäns Raggnarsons zu suchen, denn Henry war noch nicht dort und weiss nur ungefähr, wo es sein soll.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 05. Juli 2004, 14:09 Uhr
Mit einem Mal schnappt sich Henry Tysyrella und meint, dass er sie entführen wolle. Asrai schaut ein wenig verwirrt, aber Henry scheint nicht verraten zu wollen, wohin die beiden gehen werden. Tysyrella scheint jedoch bescheid zu wissen. Kurz darauf machen sich die beiden auch schon auf den Weg.
Asrai ist noch in Ruhe ihr Stück Kuchen und leert ihren Krug. Die beiden Frauen haben es zur Stadthalle nicht weit.

"Ich bin ein wenig aufgeregt.", gibt Asrai nervös zu. "Hoffentlich ist alles in Ordnung und ich darf die Villa umbauen. Nicht, dass es da noch irgendwelche Schwierigkeiten gibt." Doch Orgas warmer Blick beruhigt sie ein wenig. Mit Orga an ihrer Seite fühlt sich Asrai besser. Würde sie allein zur Stadthalle gehen müssen, wäre sie sicher noch aufgeregter.

Wenig später sind beide Frauen bereit und machen sich auf den Weg.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 05. Juli 2004, 21:19 Uhr
Orga freut sich, daß Henry noch auf ein Stück Kuchen bei ihnen vorbeischaut und als er dann mit Tysyrella kurzerhand aufbricht ahnt sie schon, wohin die beiden wollen. Da bin ich ja mal gespannt, was dabei rauskommt, überlegt sie nur und schaut den beiden nach.

Orga ist froh, daß Henry so eine aufmunternde Wirkung auf Asrai hat und lächelt auch aufmunternd, als sie von ihrem Armenhaus spricht. "Ich schau noch eben nach Uuma, bevor wir gehen," wendet sie sich an Asrai und sie hört  Henrys kleine Kutsche hinter der Mauer Richtung Marktplatz davonrollen als sie sich zu Uuma beugt, die schlafend bei ihrem kleinen Hengst liegt und von der nur eine Gesichtshälfe aus dem Fell des Tieres herausguckt. Sie schläft viel für ein junges Mädchen, das in der Natur lebt, irgendetwas stimmt da nicht und wie blaß sie ist...? grübelt sie und beginnt sich Sorgen zu machen.

Schnell ist sie zu Marie in die Küche geeilt und berichtet ihr von Uuma und trägt ihr auf, sich um das Mädchen zu kümmern und dafür zu sorgen, daß sie eine ordentliche Schale voll Hühnersuppe ißt, wenn sie erwacht. Orga weis, daß sie sich auf Marie verlassen kann. Wenn es keiner schafft, daß sie etwas ißt, aber Marie ja, sie würde sie zur Not sogar füttern... Mit diesen Gedanken geht sie schmunzelnd zu Asrai zurück, die auf sie gewartet hatte und dann verlassen sie das Grundstück durch das vordere Tor. Frederik winkt ihnen noch zu und Anna macht es ihrem Bruder nach und Orga weiss die Kinder in Marianns Obhut gut aufgehoben, die immer ein Auge auf sie hat, wie auf ihre eigenen Kinder.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 06. Juli 2004, 13:56 Uhr
Bleierne Müdigkeit ist in ihr als Uuma von einem Ziehen in ihrem Bauch erwacht, das sie sich zusammenkrümmen und aufstöhnen läßt. Erst als sie MoMs Nüstern an ihrem Kopf spürt und sein leises Schnauben hört ist sie richtig wach und bekommt mit, daß er schon wieder auf den Beinen ist. Mühsam rappelt sie sich auf, doch ein erneutes Ziehen läßt sie wieder auf die Knie sinken. Es ist, als würde dieses grausige Ziehen ihr alle Kraft aus ihrem Rücken saugen und am liebsten würde sie sich wieder zusammenkugeln und weiterschlafen, doch eine ältere mollige Frau mit Schürze um den Bauch gebunden kommt auf sie zugeeilt. "Was ist mit euch Kind? Achso, ich bin Marie die Köchin, Orga und Henry sind mit dem Besuch wieder fort und kommen erst später wieder."
Ein erneuter Schmerz läßt sie aufstöhnen und Uuma greift nach MoMs Fell und zieht sich auf seinen breiten Rücken, wo sie sich gleich wohler fühlt, auch wenn das Ziehen nur langsam abklingt. Uuma schüttelt nur den Kopf, als wollte sie der Frau sagen, daß sie sie in Ruhe lassen soll und als die Frau sie auffordert sich doch auf die Liege zu legen und nach ihr greift, um ihr von MoMs Rücken zu helfen läßt sie MoM mit einem leisen Warnlaut von ihr wegtrippeln.
Uuma weiss nicht was mit ihr geschieht, aber immer stärker wird das Ziehen und sie weis nicht wohin mit sich und krallt sich in MoMs Fell. Tag nicht seien guter Tag für MoM und Uuma, schießt es ihr durch den Kopf.
Die Trippelschritte, die MoM fluchtartig zur Seite macht, lassen Uuma die Augen öffnen und bevor sie sie wieder schließt sieht sie den Mann vom Gatter mit Marie zusammen den Versuch unternehmen, sich ihr zu nähern, doch MoM weicht ihnen aus und wendet sich mit dem Hinterteil drohend zu ihnen. Guter MoM, Uuma nur wollen liegen auf MoM.... und mit einer neuen Schmerzwelle zieht sich in ihr alles zusammen, daß sie leise stöhnt und sich noch fester in MoMs Fell krallt, der hin und her trippelt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 07. Juli 2004, 07:52 Uhr
Es tut Phelan leid, dass die gemütliche Runde ein so plötzliches Ende findet, doch er fügt sich der Situation seufzend und seine ganzen Konzentration beläuft sich darauf den Schwindel zu ignorieren, der ihn überkommt, als er langsam aufsteht und sich von Halla verabschiedet. Als er Borgil jedoch die Hand reichen will, grinst der Zwerg so breit, wie es ihm unter dem dichten Bart möglich ist und er schafft es, dabei noch immer grimmig auszusehen und verkündet, er würde mitkommen. Phelan verzichtet darauf sich länger zu wundern als nötig, denn die Frau scheint es eilig zu haben und so dauert es nicht lange, bis sich die Gruppe auf den Weg gemacht hat.

Der Weg zum nahegelegenen Haus von Roßstein gleicht der Fahrt auf einem schwankenden Schiff, wobei die Fuchsstute die Rolle des Schiffs einnimmt, als Phelan Morgana und Ian kurzerhand auf den Pferderücken verfrachtet, weil sie auf diese Weise sicherlich schneller sind, als wenn zwei schwankende, sturzbetrunkene Leute sich in Schlangenlinien einen Weg über den Marktplatz bahnen. Borgil unterdessen macht einen erstaunlich nüchternen Eindruck und schwankt nicht ein einziges Mal. Seine Weinfahne allerdings spricht ihre eigenen Worte. Götter, wir riechen alle nicht besser. Phelan ist nicht in der Lage diesem Umstand und der Bediensteten mehr Beachtung als nötig zu schenken, aber er nimmt nicht zuletzt wegen dem Namen 'von Roßstein' an, dass diese Leute recht wohlhabend sein müssen. Und wir laufen sturzbetrunken wie Seebären auf ihrem Anwesen ein. Die Vorstellung davon, welches Bild sie jedoch abgeben müssen, lässt ihn nur schwer ein beinahe hysterisches Lachen unterdrücken, für das er sich im selben Moment noch geschämt hätte.

Die kühle Abendluft trägt ein wenig zur Besserung ihres Zustands bei, doch Morganas Wangen leuchten noch immer in der Farbe reifer Äpfel, als sie schließlich das Anwesen erreichen und Phelan fühlt sich trotz äusserster Anstrengung nüchtern zu werden kaum ein Stück besser. Nachdem sie das große Tor der steinernen, mit Efeu überwucherten Mauer durchquert haben, hilft Phelan Morgana von Pferd und lässt sie sich bei ihm unterhaken, damit sie etwas gerader gehen kann. "Wo is' dieses Mädchen von dem Ihr gesproch'n habt?" wendet er sich an das die rundliche Frau, die sie aus dem Harfengarten geholt hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 07. Juli 2004, 11:29 Uhr
Der Ritt auf dem Pferd war fürchterlich, aber auf jeden Fall besser, als den Weg zu Fuss zu gehen, obwohl Morgana sich vorgekommen ist, als wenn sie dauernd von dem Pferd rutschen würde. Borgil ist mit ihnen gekommen, aus welchen Gründen auch immer, aber das interessiert Morgana im Moment nicht. Sie ist froh, als Phelan sie vom Pferd gleiten lässt, doch der Boden scheint ebenfalls schief zu sein oder zu schwanken, aber sie bleibt zum Glück stehen. Bei Faeyris und all ihren Archonen, lass es nichts schlimmes sein, ich glaube kaum dass ich dann helfen könnte. Phelan bietet ihr wieder seinen Arm an und gemeinsam folgen sie dem Mädchen, dessen Namen Morgana immer noch nicht weiss, obwohl sie ihn eigentlich wissen müsste.

Morgana versucht sich so gerade wie möglich zu halten und setzt jeden ihrer Schritte wohl bedacht, damit sie nicht das Gleichgewicht verliert und schliesslich doch noch auf dem Boden landet, was ihr äusserst peinlich wäre, genauso wie die ganze Situation an sich ihr schon äusserst peinlich ist. Phelan scheint es ähnlich zu gehen, nur Borgil scheint noch sicheren Fusses zu sein und stapft neben ihnen her, irgendwas in seinen Bart grummelnd. Das Mädchen führt sie nicht ins Haus sondern ums Haus herum in den Garten, wo Morgana ein kleines Pferd stehen sieht, auf dessen Rücken sie undeutlich eine kleine Frau erkennen kann. Das Pferd ist sehr unruhig und tritt rasch hier hin und dorthin, so als wollte es jeden Moment loslaufen aber nicht genau weiss wohin es laufen sollte.

Morgana seufzt kurz auf und versucht einen klaren Kopf zu bekommen, was wirklich nicht leicht ist und ihre Gedanken sich immer wieder verheddern. Ich kann nicht einmal ihre Aura klar erkennen, warum hab ich nur so viel trinken müssen, aber irgendwann muss ja selbst ich mal feiern dürfen! Sie seufzt noch einmal auf und gibt Ian dem Mädchen in die Hand,tritt näher an das Pferdchen, das aber erschrocken zurück weicht und sie keine Möglichkeit hat an das Mädchen oder die junge Frau zu kommen. In Phelans Gesicht spiegelt sich etwas wie wiedererkennen, aber sie kann beim Besten Willen nicht sagen was er wieder erkennt.

Morgana versucht erneut an das Pferd zu kommen, aber immer wenn sie die Hand ausstreckt, weicht das Tier zur Seite und rollt gefährlich mit den Augen. "Phelan, versuch du dein Glück einmal, ich komm nicht an das Tier heran, geschweige denn an die Kranke." Morgana entfernt sich mit langsamen und mit vorsichtig gesetzten Schritten etwas von dem Tier, damit sie keine unbedachte Bwegung macht und das Tier wohl endgültig verschreckt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 07. Juli 2004, 12:50 Uhr
Marie muß dem Harfenwirt nocheinmal alles genau erzählen und die Zeit verrinnt und ihre Unruhe wächst. Hoffentlich überlebt die Kleine das... Aufgeregt läuft sie schon wieder aus dem Harfengarten, als sich die Heilerin erhebt und sie glaubt ihren Augen kaum, sie... sie ist betrunken! Bei den Göttern, auch ihr Begleiter!
Marie muß sich zusammenreißen, daß ihr nicht das Kinn herunterfällt bei dem Anblick und als dann der mächtige, bei vielen gefürchtete Zwerg, so wie sie das von den Mägden auf dem Markt gehört hat, sich ebenfalls erhebt und ihr mit den beiden folgt, verliert sie fast die Fassung. Götter steht mir bei, daß ich das überlebe... und sie läuft durch das Tor und wartet bis der Mann mit Morgana auf dem Pferd ihr folgt, und der mächtige Zwerg.

Eines der Mädchen scheucht sie in die Küche einen großen Topf mit Wasser aufzusetzten, denn vielleicht würde die Heilerin es brauchen, wenn sie auch noch nicht weiss wofür, vielleicht für ein Getränk, daß zur Not der Heilerin und ihrem Begleiter hilft wieder etwas nüchterner zu werden und Marie macht sich insgeheim Vorwürfe, sie aus ihrer Feier weggeholt zu haben, aber was hätte sie tun sollen.
In Maries Kopf summt es wie in einem Bienenstock und sie ist froh, als sie wieder bei Yohn steht, der den kleinen Hengst und Uuma nicht aus den Augen läßt. Mariann hat das Kind der Heilerin entgegengenommen und ist zur Hinterhüre gegangen, wo sie schnell ins Haus kann, wenn der Hengst wild herumrennen sollte. Die Kinder sind nrgends zu sehen und sie ist froh, daß sie sie wohl vorher schon mitsamt Uumas kleinem Hund ins Haus gebracht hat.
Immernoch krümmt sich Uuma stöhnend und manchmal leise wimmernd in das Fell gekrallt auf ihrem Pferd zusammen, das nichteinmal die Heilerin an das Mädchen läßt und Marie bewundert im Stillen die kleine Wilde. Sie konnte sich auf ihren kleinen Gefährten verlassen, wenn es im Moment auch recht dumm von ihr war, ihn vor ihr zu warnen, wo sie ihr doch nur helfen wollte. Die Kleine musste große Angst vor Menschen haben, daß sie sich so verhielt. Marie hofft nur, daß der Mann an Morganas Seite, der wohl der Waldläufer ist, von dem ihr ihre befreundete Magd auf dem Marktplatz erzählt hat, mit der sie sich immer trifft und erfährt, was alles in Talyra geschieht, den kleinen Hengst dazu bringt, sie an Uuma heran zu lassen und sie ins Haus zu bringen, oder wenigstens auf die Gartenliege zu legen, damit die Heilerin nach ihr sehen kann.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Borgil am 07. Juli 2004, 14:30 Uhr
Die Situation hat etwas so abstraktes, daß Borgil sich einen Moment lang fragt, was zur Hölle nur in seinem Bier war. Morgana und Phelan werden aus dem Garten weggeholt und schwanken auf Phelans Fuchsstute zum Haus der Roßsteins wie Schilfrohre im Wind - zum Glück ist der Weg nicht weit - und er folgt ihnen. Ihn hat zum größten Teil die perfide Neugier hergetrieben - abgesehen davon: falls die Situation einen Zwerg mit einer Axt erfordern würde (was seiner Meinung nach schlichtweg stets der Fall sein kann), kann er immer noch seine Hilfe anbieten. Im Augenblick beschränkt er sich darauf, Morgana unauffällig festzuhalten, während Phelan den zottigen kleinen Hengst der sogenannten "Wilden" so verliebt umkreist wie eine Pferdebremse und dabei unablässig auf ihn einmurmelt, und das Anwesen mit Kennerblick unter buschigen Brauen zu mustern. Er weiß noch, wie lange das große Haus leer stand und wie verwildert der Garten gewesen war. Sehr gut Instand gesetzt, sehr gut gepflegt, alle Wetter. Ein Knecht und die Magd, die Morgana hergebeten hatte, halten sich im Hintergrund und beobachten das Spektakel besorgt, von Orga oder Henry von Roßstein und den Kindern, die sie bei sich aufgenommen hatten, wie Borgil weiß, ist nicht die Spur zu sehen. Dafür macht der weiße Winzling von Pferd ein Spektakel wie ein ausgewachsenes Schlachtroß: er wiehert, stampft, rollt die Augen, wirft den Kopf zurück und den Hals hin und her und rennt mit zitternden Flanken im Kreis, seine sich krümmende Last wie einen leeren Weinschlauch über dem Rücken. "Silverdammt," flüstert er Morgana zu. "Was hat die Kleine denn?" Insgeheim ist die Heilerin vielleicht froh, ein wenig Atempause zu haben, bis Phelan das Tier beruhigt hätte, andererseits ist wohl offensichtlich, daß das Mädel auf dessen Rücken dringend Hilfe braucht. "Na, Phelan wird das Vieh schon zur Vernunft bringen. Ich habe gehört, er ist darin genauso gut wie Niniane und der würde selbst ein Höhlenbär aus der Hand fressen. " Er tätschelt aufmunternd Morganas Arm und sagt sich, zur Not könne er dem Pferd immer noch die stumpfe Seite der Axt über den Schädel braten. Das würde zwar eine häßliche Beule geben, aber sonst nicht weiter schaden und sie kämen vielleicht endlich an das Mädel heran.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 07. Juli 2004, 19:25 Uhr
Uuma spürt, wie MoM ab und zu ausweicht, aber dann wird er plötzlich derart unruhig und verhält sich so drohend, daß Uuma zwischen zwei Schmerzattacken mühsam ihre Augen öffnet und ihr Blick auf einen kleinen Mann mit breiten Schultern fällt, der mit einer Hand eine Frau stützt, die merkwürdig schaukelt und mit der anderen seine Axt umschließt und zu MoM blickt.
Uuma starrt auf die Axt und wäre da nicht wieder der grausige Schmerz, der ihr fast die Sinne raubt, sie wäre mit MoM auf und davon gesprungen. Uuma wollen bleiben bei MoM, schreit es in ihr, doch gleichzeitig läßt sie die Angst um MoM beruhigend auf ihn einreden. "Ruhig MoM, ruhig Mommmm.." Ein erneuter Schmerz raubt ihr den Atem und eine plötzliche Bewegung in ihrem Bauch läßt sie vor Schreck den Atem anhalten und die Hände auf ihren Leib pressen.  
Uuma merkt, wie sie den Halt verliert und von MoMs Rücken rutscht, aber sie kann nicht die Hände von ihrem Leib nehmen. Geliebte Mutter Erde hilf mir! fleht sie in ihrer Angst um MoM und dem, was mit ihrem Körper geschieht und läßt sich, während sie nach außen hin ihre Wahrnehmung abschottet und sich in ihr Inneres zurückzieht, in den Schoß ihrer Göttin fallen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 07. Juli 2004, 20:41 Uhr
Das kleine, stämmige Pferdchen gebärdet sich wie wild und rollt die Augen, so dass das Weiße darin zu sehen ist. Auf seinem Rücken liegt eine kleine Gestalt, und tatsächlich, es ist das wilde Ding, das ihnen schon auf dem Weg nach Wegesend begegnet war. Makutam, hatte sie immerzu gesagt und störenderweise will Phelan dieses seltsame Wort partout nicht aus dem Kopf gehen, während er versucht in irgendeiner Weise an das Pferd heranzukommen und sich ihm zu nähern. Es ist ein Wunder, wie die kleine Gestalt sich auf dem Rücken hält ohne abgeworfen zu werden.

Es erfordert eine unglaubliche Konzentration die Wirkung des Alkohols so weit in den Hintergrund zu schieben, so dass Phelan versuchen kann, sich dem Pferd anzunähern. Er spürt die Unruhe des Tieres, als umgäbe sie den Hengst wie etwas Lebendiges und auch, wenn es ihm nicht möglich ist die Ursache dafür herauszufinden - er nimmt an, dass es etwas mit der kleinen Gestalt auf seinem Rücken zu tun hat - so gelingt es ihm doch, die Aufmerksamkeit des Tieres mit gedanklichen Rufen auf sich zu ziehen. Sein stark berauschter Zustand trägt allerdings nicht gerade zum schnellen Erfolg des Vorhabens bei. So dauert es viel zu lange, bis er das Pferd endlich so weit hat, dass es sich auf ihn konzentriert und mit Gedanken, die das Tier so sanft berühren wie Sommerregen, gelingt es ihm schließlich den Hengst soweit zu beruhigen, dass er nicht mehr wie in Panik tänzelt sondern stattdessen die Ruhe anzunehmen scheint, die Phelan ihm entgegenbringt. Dennoch zuckt das Tier zuerst unter der Berührung seiner Hand zurück, doch dann steht es still, die Augen noch immer verdreht und jederzeit fluchtbereit, sollte jemand seiner Herrin etwas anzutun versuchen.

Die Welt dreht sich um Phelan, und er fixiert nichts als die braunen Augen des Tieres, einen ruhigen Punkt in seinem zugegebermaßen eingeschränkten Blickfeld. "Du kannst jetzt zu ihr gehen." Die Worte gelten Morgana und Phelan hofft inständig, dass der Hengst soweit beruhigt ist, dass er die Heilerin heranlassen würde. Und während sich Morgana von Borgil löst und auf das Mädchen - oder die Frau? - zugeht, streicht er über die samtweichen Nüstern des Tieres, die sich noch immer voller Unruhe kräuseln.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 07. Juli 2004, 21:29 Uhr
> Was hat die Kleine denn?< "Wenn ich mich besser konzentrieren könnte, dann könnte ich es euch sagen Borgil." Morgana versucht sich immer wieder auf die Aura der Frau zu konzentriren, aber es mag ihr nicht wirklich gelingen, erstens wegen dem doch recht starken Schwips, den sie hat, und zweitens weil das Pferd nicht still stehen will und jedesmal wenn sie glaubt, sie hätte was sehen können, wieder zur Seite tänzelt. Sie beobachtet Phelan zwischendurch, wie er sich immer wieder ein kleines Stück dem Pferd nähert und es scheint wirklich so, als würde es sich langsam beruhigen. Morgana weiss nicht was Phelan da tut, sie würde ihn später danach fragen.

Schliesslich gelingt es Phelan den letzten Schritt auf das Pferd zu machen und endlich steht es still. Im gleichen Moment wo das Pferd steht, und Phelan ihr sagt sie könne nun nach dem Mädchen sehen, geht Morgana langsam los. Sie muss sich ganz auf den Boden konzentrieren und merkt fast zu spät, dass sich das Mädchen, oder ist es doch schon eine Frau,  nicht mehr halten kann und nun  vom Rücken des Pferdes gleitet. Morgana kann sie im letzten Moment auffangen und hätte fast noch daneben gegriffen, weil kurz wieder alles vor ihren Augen verschwimmt. Aber dann kann sie zugreifen und legt die junge Frau ins Gras neben das Pferd, das zwar immer noch etwas unruhig wirkt, aber Phelans Nähe scheint es immer mehr zu beruhigen.

Dann konzentriert sich Morgana ganz auf die Frau und sie sieht und hört nichts mehr, was um sie herum geschieht. Es fällt ihr wahnsinnig schwer ihre Gedanken zu bündeln und ihr wird aufgrund des Weines und der starken Konzentration leicht übel, aber sie gibt nicht auf. Vorsichtig gleiten ihre Hände über den Bauch der Wilden, die in Ohnmacht gefallen ist, wie Morgana dankbar feststellt. Dann plötzlich spürt sie es, die dunkelrote Aura die winzig klein in der untere Hälfte des Bauches zu glühen scheint. "Bei Faeyris, sie ist schwanger und kann das Kind nicht halten. Es muss noch winzig sein, noch ganz am Anfang," murmelt sie leise.

Morgana sind die Hände gebunden, hier konnte sie nichts mehr tun, als dem Mädchen die Schmerzen zu erleichtern und zu hoffen, das alles gut gehen würde. Morgana sieht von dem von Krämpfen geschüttelten Körper auf und sucht nach der Bediensteten, die sie hier her gebracht hat und endlich fällt ihr auch der Name des Mädchens wieder ein. "Marie! Kommt bitte einmal zu mir," sagt sie während sie an ihrem Gürtel nestelt und versucht einen der kleinen Beutel auf zu bekommen, die sie immer an dem Gürtel trägt. Nach mehreren Anläufen schafft es Morgana den Beutel zu öffnen und Marie, die inzwischen zu ihr getreten ist, einige Kräuter in die Hand zu drücken. Etwas Mohnblumensamen, Mutterkorn, Weidenrinde, Kamille, Melisse und etwas Pfefferminz. "Brüht davon einen Tee auf, wenn es geht so schnell wie möglich. Borgil? Würdet ihr bitte helfen und die kleine hier ins Haus zu bringen, hier draussen ist kaum der richtige Ort für sie." Phelan würde nicht helfen können, da sie befürchtet das kleine Pferdchen würde irgendetwas machen, wenn man seine Herrin wegträgt. Dieses Pferd scheint genauso eng mit seiner Herrin verbunden zu sein, wie Lupin mit ihr.

Langsam steht Morgana auf, während sie wartet das Borgil und Yohn die kleine Frua ins Haus tragen. Sie blickt kurz zu Phelan und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht. Phelan streicht dem Hengst sanft über die Nüstern und das Pferd schnaubt kurz in seine Hand. " Meinst du es wird ruhig bleiben, wenn wir die Kleine hier wegschaffen? Nicht das es noch mit ins Haus will, zuzutrauen wäre es ihm bestimmt." Trotz des Ernstes der Lage muss Morgana leicht grinsen und schämt sich im gleichen Moment dafür. Die Kleine würde ihr Kind verlieren und sie macht dumme Sprüche über ein Pferd, das seine Herrin liebt. Verfluchter Wein, ich werde nie mehr so viel trinken.

Aus dem Haus hört sie das unvergleichliche Schreien von Ian, der wohl endlich gemerkt hat, dass er längst überfällig ist und einen Bärenhunger haben muss. Morgana würde ihn stillen können, denn jetzt konnte sie nicht viel tun als abwarten, wie die kleine Frau auf den Tee reagieren würde. So folgt sie Borgil und Yohn in das Haus der Roßsteins und lässt Phelan bei dem Pferd. Er würde sicher nachkommen sobald er das Pferd versorgt hatte. Der Weg durch den Garten ist für Morgana beschwerlich, da sie keinen stützenden Arm hat, an dem sie sich festhalten könnte, wenn sie ihr Gleichgewicht zu verlieren droht. So gleicht ihr Gang einem Eierlauf, bis sie schliesslich das Haus erreicht und froh ist sich an dem Geländer festhalten zu können, das sie die wenigen Stufen zur Tür und schliesslich ins Haus führen würde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Borgil am 07. Juli 2004, 23:26 Uhr
Kaum hat Phelan es geschafft, das bockende Pferdchen soweit zu beruhigen, daß Morgana sich des Mädchens auf seinem Rücken annehmen kann, geht alles sehr schnell: die Kleine rutscht der Heilfrau förmlich in die Arme und Borgil hängt bedauernd seine Axt wieder an den Gürtel. Offenbar wird er hier doch nicht gebraucht. Er will sich gerade aufmachen, um in die Harfe zurückzukehren, als sich hektische Betriebsamkeit um ihn her ausbreitet und ehe er es sich versieht, wird er doch noch eingespannt. >Borgil? Würdet ihr bitte helfen und die kleine hier ins Haus zu bringen, hier draussen ist kaum der richtige Ort für sie. "Hum," macht er nur und tritt näher, um sie hochzuheben. Die Kleine ist leicht wie eine Feder. Verliert ihr Kind? Irgendwie stößt ihn der Gedanke seltsam auf. Die Kleine in seinen Armen scheint ihm selbst eher wie ein Kind, als wie eine junge Frau und soll schwanger sein? Das geht dich gar nichts an, Borgil, ermahnt er sich streng. Armes Ding. Er trägt sie in Richtung Haus und dem roßsteinschen Knecht - Yohn - und folgt diesem ins Innere, auf der Suche nach einem Zimmer, wo er das ohnmächtige Mädel würde hinbringen können. Der Knecht wirkt etwas überrumpelt von der ganzen Situation - wer hat auch schon eine plötzliche Fehlgeburt, die Herrschaften nicht zu Hause, ein irre gewordenes Pferd im Garten und zwei betrunkene Heiler, ganz zu schweigen von ihm, Borgil, selbst im Haus und das an einem bisher so sonnigen Tag wie heute?- aber er faßt sich schnell und bittet Borgil, die Kleine  in eines der Gästezimmer zu bringen. Dankenswerterweise geht er voraus und zeigt dem Harfenwirt den Weg. Kaum sind sie in einer einfachen, aber gemütlich eingerichteten Gästekammer angelangt und haben die Kleine aufs Bett gelegt, erscheint Morgana hinter ihnen, gleich darauf Marie mit einem dampfenden Becher und ein weiteres Mädchen mit dem infernalistisch brüllenden Ian auf dem Arm und hochrot im Gesicht. Morgana nimmt ihr das kreischende Bündel ab, löst mit einer einzigen Bewegung die Schnüre ihres Kleides und nimmt das Baby an die Brust. Das Geschrei verstummt, als hätte es jemand mit dem Messer abgeschnitten, während die Heilfrau zum Bett geht und kritisch ihre Patientin beäugt. Die junge Frau ist noch immer ohnmächtig. "Ich äh... nehme an, ich kann hier nichts mehr tun," brummt Borgil. "Armes Ding, eine Schande ist sowas. Aber ich bin euch hier bestimmt nicht mehr von Nutzen." Er nickt Morgana zu, dann auch dem Knecht. "Meine Empfehlung an Lady Roßstein. Morgana, wir sehen uns mit Sicherheit bald wieder. Lebt wohl."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Juli 2004, 01:19 Uhr
Marie beobachtet mit wachsender Hoffnung die Bemühungen des Waldläufers und steht dann doch wie angewurzelt da, als Uuma vom Pferderücken rutscht. Yohn macht einen Schritt auf sie zu, doch bleibt er abrupt stehen, als Morgana das Mädchen auffängt und auf den Boden legt.
Marie eilt sofort auf ihr Winken zur Heilerin und nimmt die Kräuter entgegen und ist froh, daß sie kochendes Wasser auf dem Herd hat, das sie in der Küche gleich über die in ein Leinensäckchen gestopften Kräuter gießt. Mit wenigen Schritten hat sie das Gästezimmer erreicht, aus dem die Geräusche kommen und stößt beinahe mit Yohn zusammen, der etwas ratlos in der Türe steht und sich anschickt, daß Zimmer ganz zu verlassen.

Der Tee ist noch viel zu heiß und da er auch noch etwas ziehen muß, stellt sie ihn auf den kleinen Nachttisch neben Uumas Bett und eilt in die Wäschekammer, wo die frisch gewaschene Wäsche liegt, holt Laken und ein Nachthemd für das Mädchen und stößt diesmal beinahe mit Borgil zusammen, der sich gerade von der Heilerin verabschiedet. Erleichtert atmet Marie auf, als die Männer allesamt den Raum verlassen haben und schließt die Türe hinter sich.
Mariann hilft ihr, Uuma behutsam die merkwürdige Kleidung abzustreifen und sie in das weite Nachthemd zu kleiden, denn was auch immer mit Uuma sein mag, daß das Mädchen an diesem Abend das Haus nicht wieder verlassen würde, ist gewiß.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 08. Juli 2004, 17:50 Uhr
Phelan bleibt nichts anderes übrig, als bei dem Pferdchen zu bleiben, während Borgil das winzige Persönchen ins Haus schafft. "Er wird ruhig bleiben", entgegnet er auf Morganas Befürchtungen und versucht sich an einem zuversichtlichen Lächeln, hat jedoch alle Schwierigkeiten, sich weiterhin konstant auf das Tier zu konzentrieren, das mit wachsam aufgestellten Ohren seiner Herrin hinterhersieht. Erst als Morgana von der Schwangerschaft spricht, fällt auch ihm auf, was von der jungen Frau ausgeht, ein Gefühl von einem Schmerz, der ihm als Mann doch im Grunde so fremd ist, und der Hauch von Tod und Phelan schauert es, obwohl das Feuer des Alkohol in ihm brennt. Die frische Luft jedoch und die überstarken Eindrücke helfen, den Kopf freizubekommen, während er draussen bleibt und die anderen schließlich hineingehen. Die Nervosität des Tieres hat kein Stück abgenommen, jedoch lässt es zu, dass der Waldläufer es berührt und beruhigend auf es einspricht. Die Ahnung von wirren Gedanken berühren seinen Geist und es sind die Gedanken und Eindrücke des Hengstes.

Kurze Zeit später kommt Borgil aus dem Haus und ruft ihm einen Abschiedsgruß zu. Phelan wiederum hebt nur kurz die Hand, um die Verbindung mit dem Tier nicht abbrechen zu lassen. Dann zieht er sich mit einiger Mühe auf den nahen Zaun und als er sitzt beginnt sich die kreiselnde Welt wieder einigermaßen einzupendeln, während er die frische Abendluft tief in seine Lungen saugt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 08. Juli 2004, 20:21 Uhr
Uuma spürt wieder eine Schmerzwelle, die sie sich zusammenkrümmen läßt und wieder in die wache Welt holt, doch irgendetwas ist anders. Uuma nicht seien auf MoM, stellt sie erschrocken fest, doch sie kann nicht einmal die Augen öffnen, so zieht der Schmerz alles in ihr zusammen. Sie bekommt nur mit, wie sich eine Hand unter ihren Kopf schiebt, sie anhebt und ihr ein Becher an die Lippen gesetzt wird. Erst will sie sich dagegen wehren, doch ihr fehlt die Kraft dazu und so schluckt sie das nach Kräutern schmeckende warme Wasser hinunter, bis ihr der Becher wieder von den Lippen genommen wird und sie auf etwas Weiches zurücksinkt.
Ein Bett, erkennt Uuma das weiche Etwas auf dem sie liegt und merkt auch erst in diesem Moment, daß sie nicht mehr ihre Kleidung trägt und plötzlich kommt die Erinnerung an den ganzen Nachmittag und die Sorge um ihr Pferdchen zurück. "MoM!" will sie rufen und nach ihm sehen, doch eine angenehme Wärme breitet sich in ihr aus und läßt sie wohlig in einen Dämmerzustand gleiten, wo sogar die Angst um MoM und was mit ihrem Körper geschieht sich langsam wie ein Nebelschleier in nichts auflöst.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 12. Juli 2004, 10:48 Uhr
Da die Wirkung des Tees eine Weile dauern wird, hat Morgana Zeit in Ruhe Ian zu stillen. Borgil hatte sich verabschiedet und nur noch die Bediensteten und Uuma sind in dem Zimmer. Phelan ist noch draussen bei dem Pferd und Morgana hofft, dass er es soweit beruhigt bekommt, denn so schnell würde Uuma nicht wieder auf den Beinen sein.

Ian ist gestillt und von irgendwoher ist auch eine Stoffwindel aufgetrieben worden. Nachdem Ian wieder friedlich schläft, übergibt Morgana ihn wieder dem Mädchen, das ihn aus dem Zimmer bringt. Sie selbst fühlt sich fürchterlich, die Aufregung hatte sie zwar wieder etwas nüchtern werden lassen, dafür setzen nun die Kopfschmerzen ein. Die kleine Wilde scheint kurz aufzuwachen, aber dann zeigt der Mohnblumensamen schliesslich seine Wirkung und sie sinkt in die Kissen zurück. Trotzdem krümmt sich ihr Körper und vorsichtig legt Morgana die Hand auf ihren Bauch. Bald müsste es soweit sein und das Mutterkorn würde auch seine Wirkung zeigen.

Uumas Bauch spannt sich ein weiteres mal an und das Laken unter ihr verfärbt sich blutrot. Morgana winkt eins der Mädchen heran und mit ihr zusammen wechseln sie das Laken. Der erste Teil ist für die kleine Wilde geschafft. Über Morganas Rücken schleicht eine Gänsehaut, als das Mädchen mit dem Laken das Zimmer verlässt, in dem sich das winzige Etwas befindet, dem es nicht vergönnt war, das Licht der Welt zu erblicken. Morgana schüttelt sich kurz und kümmert sich dann wieder um Uuma, um sich von den traurigen Gedanken abzulenken, was ihr aber nicht ganz gelingen will. Der kleine Körper der Frau krümmt sich immer noch, aber die Nachgeburt scheint sich nicht lösen zu wollen.

Morgana versucht sich zu erinnern was nun zu tun ist, aber in ihrem Kopf herrscht das reinste Chaos und sie braucht lange, ehe ihr einfällt welches Kraut jetzt noch helfen könnte. Mit mittlerweile zittrigen Fingern sucht sie in ihren Beuteln, bis sie endlich das gefunden hat, was sie benötigt. Damit schüttet sie einen Tee auf und gibt es Uuma langsam zu trinken. Wenn der Tee nicht helfen würde, könnte Morgana nicht mehr viel tun und es wäre fraglich, ob Uuma es überleben würde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 12. Juli 2004, 16:09 Uhr
Henry hatte Tysyrella zu Uumas Haus gefahren, wo sie sich nach einem längeren Gespräch verabschiedeten. Er lenkt den kleinen Wagen durch das hintere Tor auf das Roßsteinsche Anwesen, als Yohn ihm eilig entgegeneilt und ihm berichtet, was geschehen ist.  Als er den Wagen um den Stall herum lenkt, kann er den Mann erkennen, von dem Yohn ihm berichtet hat und der auf dem Zaun sitzt, der die Stuten in ihrem Bereich hält.
Henry ist noch von Yohns Nachricht zutiefst betroffen, denn er fühlt sich für Uuma verantwortlich und wirft sich vor, nicht gemerkt zu haben, daß es nicht einfach nur Müdigkeit war, die das Mädchen den ganzen Nachmittag viel schlafen lies. Eine Weile ist er versucht, auf den Mann zuzugehen und zu begrüßen, den er irgendwo schon einmal gesehen hat, doch dann hat er den Eindruck, daß er sich intensiv um MoM kümmert und darum grüßt er ihn nur beim Vorbeieilen leise und freundlich mit einem dankbaren Nicken und verschwindet durch die Hintertüre des langen Hauses.

Henry erreicht gerade das Gästezimmer, als Mariann ihm mit einem zusammengerafften Laken entgegenkommt, an dem deutlich Blutspuren zu erkennen sind und als sie ihn vielsagend anschaut und nickt, wird ihm immer elender. Warum habe ich nicht gemerkt, daß mit Uuma etwas nicht stimmt?, aber schwanger, ...sie ist doch selber noch ein Kind!

Henry klopft an die Türe und tritt kurz danach ein und sieht Morgana, die so mitgenommen aussieht, daß er sich fragt, wem es schlechter geht, Uuma, die blaß im Bett liegt oder der Heilerin Morgana, die aussieht, als würde sie jeden Moment in die Knie gehen. "Morgana, bei den Göttern, ihr seht ..., " er will schon sagen, schrecklich aus, aber besinnt sich und meint, "vollkommen erschöpft aus. Sagt mir, was ich für euch tun kann..."  und fügt leise an, "und wie geht es Uuma?"
Henry blickt von Morgana zu Uuma und wieder zurück zu Morgana und geht dann zu Uuma und kniet sich vor das Bett. Behutsam streicht Henry über den Kopf des Mädchens und hat den Eindruck, daß sie ganz weit fort ist,  und blickt fragend zu Morgana.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 13. Juli 2004, 10:27 Uhr
Während die anderen im Haus verschwinden bleibt Phelan mit dem Pferdchen zurück. Die dunklen, feuchten Augen des Tieres wandern noch immer nervös zwischen dem Gebäude und dem Fremden, der da vor ihm steht hin und her. Sein Atem flach und leise pfeifend und seine stämmigen Beinchen zittern sichtbar als Phelan ihm schließlich die Hand unter dem dicken, grauweißen Mähnenschopf auf die Stirn legt und mit leisen, beruhigenden Worten auf das Pferdchen einredet. Seine eigenen Gedanken drehen sich noch immer im Kreis, wandern zwischen dem wilden Mädchen hin zu Morgana und Ian und wieder zurück zu dem kleinen Hengst, als sich etwas dazwischen schleicht, das er im ersten Moment nicht ganz deuten kann, das dann aber schnell den restlichen Nebel des Alkohols vertreibt. Deutlich spürbare Schwäche geht von dem Pferdchen aus, die mit einem Mal beinahe greifbar erscheint. Phelan kann das Band beinahe sehen, welches das Tier mit seiner Herrin verbindet und so schiebt er die Eindrücke im ersten Moment auf die Sorge des Pferdchens um seine Begleiterin.

Er lässt den Blick von dem Tier weg über den Hof schweifen. Das Anwesend ist relativ weitläufig, zumindest größer, als er es im Inneren der Stadt erwartet hätte und das Wohnhaus wirkt sicher und einladend. Sein Blick bleibt an der Tür hängen, in den die anderen vor einiger Zeit verschwunden sind. Das Mädchen würde eine Fehlgeburt haben; er hatte es nach Morganas Worten ebenso deutlich gesehen wie die Heilerin selbst und als das Pferd plötzlich den Kopf hebt, die Augen verdreht, so dass das Weiße darin sichtbar ist und ein kehliges Wiehern ausstößt, weiß er nicht, dass es der selben Moment ist, in dem sich die Laken des Bettes im Inneren des Hauses blutrot färben. Er hat Mühe das Tier wieder zu beruhigen, packt es dann kurzerhand am Schopf und führt es, den offensichtlichen Drang zum Haus zu laufen ignorierend, in Richtung des Stalles.

Der Hengst fügt sich so schließlich und mit einem Mal scheint sämtliche Kraft aus seinem Körper verschwunden zu sein. Phelan runzelt die Stirn während er die Stalltür öffnet und das Tier ins Innere treibt. Es riecht warm nach Heu, Leder und Sicherheit. Phelan weiß nicht, welche der Boxen dem kleinen Pferd zugedacht ist und weiß auch nicht, ob das Tier überhaupt in diesem Stall gestanden hat, jedoch lenkt er es in eine freie Box, die dick mit Stroh ausgelegt ist. Und während Phelan wartet und der Abend endgültig über Talyra hereinbricht, lässt sich das Pferden auf dem Boden nieder, als könnten seine Beine sein Gewicht nicht mehr tragen. Das Tier ist nicht mehr jung, Phelan kann jedoch nicht sagen wie alt, doch von einem Moment auf den anderen scheinen sämtliche Lebensgeister aus dem rundlichen, muskulösen Pferdekörper gewichen zu sein. Er lässt sich vorsichtig neben dem Pony im Stroh nieder und streicht dem Tier beruhigend über den Kopf. Eine plötzliche Kälte scheint sich in ihm breit zu machen und ihm wird schlagartig und mit eindringlicher Deutlichkeit klar, dass das Kind des wilden Mädchens nicht das einzige Wesen ist, das an diesem Abend sein Leben aushauchen würde.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 13. Juli 2004, 10:58 Uhr
An Henrys Gesicht kann Morgana deutlich sehen, dass er sich nicht nur Sorgen um Uuma macht. Morgana will sich gar nicht vorstellen, wie sie im Moment wohl aussieht. Die Trunkenheit hat fast ganz nachgelassen und nur der Kopfschmerz tobt nun in ihrem Kopf. Allerdings muss sie auch stark nach Alkohol riechen, was Henry mit Sicherheit auch nicht verborgen geblieben ist und ihr selber ziemlich peinlich ist. Trotzdem wendet sie ihr Gesicht von Herny ab, als sie auf seine Fragen antwortet, zumindest würde er ihre Fahne dann nicht riechen. "Mir geht es gut, aber der Frau hier nicht. Sie hat eine Fehlgeburt und es scheint kompliziert zu werden, da..." Morgana hört auf zu sprechen. Sie weiss nicht wieviel Ahnung Henry von solchen Dingen hat, aber dann fällt ihr ein, dass er ja Pferde züchtet und so sicher über den Vorgang bei einer Geburt Bescheid wissen dürfte. "Die Nachgeburt ist noch nicht draussen, ich habe ihr jetzt etwas gegeben, dass hoffentlich hilft. Ansonsten kann ich nicht viel für sie tun."

Die Stimmung im Zimmer ist äusserst bedrückend und alle Blicke richten sich auf die kleine Wilde, dort im Bett, deren fahlweisses Gesicht kaum von dem Kissen zu unterscheiden ist, auf dem sie liegt. Leise beginnt Morgana wieder zu reden. "Es kann noch alles gut gehen, aber wenn sie drin bleibt, dann...., aber das wisst ihr sicher selber." Eine innere Unruhe erfasst Morgana und sie kann sich nicht erklären woher sie plötzlich kommt. Sie blickt kurz zu Henry, dessen Blick auf das Bett gerichtet ist. "Wie geht es dem Pferdchen, es war so fürchterlich aufgeregt. Ich hoffe Phelan konnte es beruhigen, ich glaube es wäre dem Mädchen am liebsten hier ins Haus gefolgt."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Juli 2004, 16:12 Uhr
Henry glaubt es Morgana nicht so recht, daß es ihr "gut" geht, doch als sie ihm berichtet, wie es um Uuma steht hält er kurz den Atem an, als sie kurz stockt. Als die Heilerin dann weiterspricht und ihre Sorge zum Ausdruck bringt schließt er kurz die Augen und stöhnt innerlich auf, nur das nicht...

Henry zieht sich den Stuhl von dem kleinen Tisch heran, der vor dem Fenster steht und setzt sich zu dem Mädchen. Immerwieder streicht er ihr sanft über Stirn und Kopf, hält ihre kraftlose Hand in seiner und denkt voll tiefer Zuneigung: Nimm meine Kraft Kleine, nimm sie und laß raus, was nicht mehr in deinen kleinen Körper gehört....
Morgana erkundigt sich einen Moment später nach Uumas Hengst und als er hört, daß er sich sehr aufgeregt hat schaut er beunruhigt und zugleich verwundert auf. "MoM stand so ruhig bei eurem Begleiter, daß ich mich schon gewundert habe, denn der Kleine läßt sonst nur Uuma an sich ran?" Henry erhebt sich leise vom Stuhl, öffnet das Fenster und beugt sich hinaus, aber von MoM und Morganas Begleiter ist nichts mehr zu sehen, doch Yohn sieht er beim Stall stehen, der herüberblickt und mit dem Kopf Richtung Stall deutet. "Er hat den Hengst in den Stall gebracht, wie immer er das geschafft hat," spricht er weiterhin leise und schließt wieder das Fenster, denn die Abendluft ist kühl.
Henry hatte sofort gespürt, daß Morganas Begleiter kein gewöhnlicher Mensch ist, die Stille und noch etwas, was er nicht fassen konnte umgab ihn, wie den Mond sein Hof in manchen Vollmondnächten.
Wieder setzt sich Henry auf den Stuhl und legt Uuma seine Hand auf den Kopf und hält ihre Hand in der seinen und hofft, daß Uuma die Kraft annimmt, die er ihr zuströmen läßt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 13. Juli 2004, 20:02 Uhr
Uuma bekommt in ihrem Dämmerzustand nur am Rande ihres Bewußtseins mit, daß ihr Körper bewegt wird, nachdem sie eine Bewegung darin wahrgenommen hat, doch sie hat keine Beziehung zu dem was mit ihr und um sie herum geschieht. Sie schwebt wie in einer Leere, in der nur kurz Gedankenfetzen auftauchen, aber dann schon wieder verschwunden sind, bevor sie deren Inhalt erfaßt.  

Erst nachdem wieder eine warme Flüssigkeit ihre Kehle herunterläuft verändert sich ihr Zustand langsam und sie nimmt ihren Körper wieder bewußter wahr, durch den wie in Schüben Wärme strömt, die das Ziehen in ihrem Rücken und Bauch noch verstärken. Mit dem Auftauchen aus dem Dämmerzustand spürt Uuma auch wieder Schmerzen, wenn auch lange nicht so intensiv wie zuvor und sie versucht die Augen zu öffnen, doch es gelingt ihr nicht. Bleierne Müdigkeit drückt sie auf die Kissen und ständig sackt sie weg, wird von einer Schmerzwelle wieder wach, um kurz danach wieder einzuschlafen. Uuma beginnt, sich gegen die Schwere zu wehren, doch die Schmerzen rauben ihr jedesmal die Kraft und irgendwann gibt sie es auf.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 13. Juli 2004, 21:03 Uhr
Nachdem Henry sich wieder auf den Stuhl gesetzt hat, tritt Morgana ein Stück zurück und hin zum Fenster. Ihr Blick wandert hinunter zu dem Stall, in dem sie Phelan vermutet, und sie fragt sich wie es ihm wohl gehen mag. Denn das Tier zu beruhigen würde ihn sicher einiges an Kraft kosten und er hatte mindestens genau so viel getrunken wie sie selber und sie fühlt sich elendig. Im Moment bleibt nichts weiter zu tun, als zu warten. Draussen ist es mittlerweile dunkel geworden und nur die Laternen erhellen einen Teil des Stalles und ein Stück von dem Garten. "Phelan hat eine besondere Begabung mit Tieren umzugehen, irgendwie scheinen sie ihn zu verstehen. Wie er das macht, weiss ich aber nicht." Während sie spricht, dreht Morgana sich wieder zu Henry und Uuma um, die sich gerade unruhig in den Kissen wälzt.

In dem grossen Bett wirkt die kleine Wilde noch zierlicher und kleiner, fast wie ein Kind, aber Morgana weiss mittlerweile, das Grösse und Aussehen nicht unbedingt etwas mit dem wirklichen Alter zu tun haben. Sie tritt wieder an das Bett als sich die kleine Frau wieder verkrampft. Der Tee scheint zu wirken und Morgana hofft, dass es nicht mehr allzulange dauert bis sie auch den Rest überstanden haben würde.

"Es wäre gut wenn jemand eine kräftige Brühe zubereiten könnte, die sie nachher essen kann, damit sie wieder zu Kräften kommt. Es kann nicht mehr lange dauern." Kaum hat Morgana die letzten Worte gesprochen, als sich Uuma erneut verkrampft. Das Laken unter ihr wird erneut blutrot und endlich ist auch die Nachgeburt draussen. Morgana atmet erleichtert auf und untersucht schnell, ob die Nachgeburt komplett ist, aber sie kann nichts auffälliges sehen "Sie hat es geschafft, soweit ich sehen kann ist nichts drinnen geblieben und die Gefahr einer Infektion oder Vergiftung dürfte nun gebannt sein."

Rasch wechselt Morgana mit Hilfe einer Bediensteten erneut die Laken und versorgt Uuma soweit es geht. Als alles getan ist, tritt sie wieder zum Fenster und blickt in die Nacht hinaus, sie ist müde und Kopfschmerzen jagen wie Blitze durch ihren Kopf. Die Wirkung des Mohnsamens müsste bald nachlassen und Uuma wieder zu sich kommen, so lange will Morgana noch warten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 13. Juli 2004, 21:53 Uhr
Uumas wachsende Unruhe bleibt Henry nicht verborgen und er hofft, daß es ein gutes Zeichen ist. Morgana hört er hinter sich zum Fenster gehen und ihre Worte verwundern ihn nicht. "Er ist ein stiller Mann und etwas Besonderes umgibt ihn," antwortet er nachdenklich und erhebt sich, um Morgana Platz zu machen, die sich auf Uuma zubewegt.

Dann geht plötzlich alles sehr schnell. Kaum erwähnt Morgana etwas von einer kräftigen Brühe für das Mädchen, wenn sie es geschafft hat, da löst sich auch schon die Nachgeburt und Morgana kann man die Erleichterung ansehen, auch wenn es ihr selber noch immer nicht besser zu gehen scheint.

Henry verläßt mit den Worten das Zimmer, daß er sich um die Brühe kümmert und nach MoM sehen wird und steht kurze Zeit später draußen im Garten und schickt eines der Mädchen zu Marie, der Köchin und geht dann aber selber zum Stall, um Morgans Begleiter aufzusuchen, bei dem er sich noch für seine Hilfe bedanken möchte und um nach Uumas kleinem Hengst zu sehen.

Henry öffnet die Stalltüre und momentan merkt er, daß etwas nicht stimmt, denn die Pferde reagieren nicht wie sonst mit einem begrüßenden Schnauben - es herrscht unheimliche Stille und Henry schreitet an den Boxen vorbei, bis er zu der Box kommt, in der Morganas Begleiter  bei MoM steht, der reglos im Stroh liegt. Eine eiserne Faust drückt sich in Henrys Magen und er starrt erst auf MoMs leblosen Körper, dann auf den Mann, der sich langsam zu ihm umdreht.




Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 14. Juli 2004, 09:11 Uhr
Phelan kann nicht sagen, wie lange er dort im Stroh sitzt und den Kopf des Pferdes wie den eines kleinen, ängstlichen Kindes streichelt. Bilder ziehen an seinem inneren Auge vorbei, von dunklen, unermesslichen Wäldern und fremden, weit entfernten Städten. Und so bemerkt er erst auch nicht, dass er nicht mehr allein im Stall ist. Als er zu dem fremden Mann aufsieht ist es beinahe, als würde er aus einem Traum erwachen und die Besorgnis in dessen Blick holt ihn wie ein Kübel Eiswasser zurück in die Wirklichkeit. Der Mann muß etwa um die vierzig sein und Phelan geht davon aus, dass es sich entweder um den Stallknecht oder gar den Herrn dieses Anwesens handelt. Aber egal wie, er scheint sofort erfasst zu haben, was mit dem Pferd der kleinen Wilden los ist.

Mit einiger Mühe rapelt er sich auf, klopft sich nachlässig das Stroh von der Kleidung und hält dem Fremden die Hand hin. "Phelan Desmond ist mein Name, ich kam mit Morgana hierher", erkärt er, obwohl er sicher ist, dass diese Dinge dem anderen bereits bekannt sind. Phelan folgt dem Blick des Mannes auf das im Stroh liegende Pferd, dessen Atem so flach geht, dass er kaum wahrzunehmen ist. "Es wird die Nacht nicht überleben", stellt er dann fest, überflüssigerweise. "Wie geht es dem Mädchen? Hat sie das Kind verloren?" Es drängt ihn der Situation zu entkommen, mit Morgana nach Hause zu gehen, wo es nicht nach Tod und Krankheit riecht, obwohl beides doch so fester Bestandteil des Lebens ist. Und überhaupt ist dieser Tag seltsam surreal. Erst die geplatzte Hochzeit, dann die Feier in der Goldenen Harfe und nun das.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 14. Juli 2004, 11:50 Uhr
Der Mann neben MoM stellt sich mit dem gleichen Namen vor, den Morgana schon genannt hat, doch er kann sich nicht erinnern, ihn vorher schon einmal gehört zu haben - Phelan.
Henry zögert nicht und ergreift die dargebotene Hand des Waldläufers, zumindest schließt er aufgrund seiner Kleidung und seiner Ausstrahlung darauf, daß er einer ist und stellt sich mit ruhiger Stimme vor, aber leise, als würde er sonst einen schlafenden Säugling wecken: "Henry - von Roßstein."  

Er kann den Blick nicht von MoM wenden, während Phelan nach Uuma fragt, denn er ahnt, wie Uuma darauf reagieren wird, wenn sie es erfährt. Henry blickt dem Waldläufer dann aber voll in seine schwarzen Augen, zumindest erscheinen sie Henry in dem flackernden Licht der Öllampe an der Wand so. "Das Mädchen hat es geschafft, obwohl es eine Weile nicht gut aussah."  Henry macht kurz eine Pause und überlegt, ob er es aussprechen soll. "Morgana scheint euch zu erwarten, ich weiß nicht, wie lange sie noch bei Uuma bleiben wird." Henry war Morganas Unruhe nicht entgangen, als sie beim Fenster stand. "Es ist das zweite Zimmer rechts, wenn man durch die Hintertüre das Haus betritt."  

Henry geht einen Schritt auf MoM zu, wendet sich noch einmal zu Phelan um. "Ich werde bei MoM bleiben..." Henry  kann sich vorstellen, daß sich Phelan, so wie Morgana aussah, auch Sorgen um die Heilerin macht und zu ihr möchte. Bevor Henry sich jedoch zu Mom setzt nickt er dem Waldläufer noch einmal zu. "Danke für eure Hilfe Phelan Desmond und ... ich stehe in eurer Schuld...."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 14. Juli 2004, 12:46 Uhr
Nachdem Henry das Zimmer verlassen hatte, hat Morgana sich noch eine Weile an das Fenster gestellt. Henry ist auch in den Stall gegangen und irgendwie wird Morgana das Gefühl nicht los, das dort unten auch etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Das leise Öffnen der Tür lässt diese Gedanken allerdings verschwinden und sie dreht sich herum. Eine Küchenmagd bringt einen Teller Suppe herein, aus dem es kräftig nach Fleisch und Gemüse riecht. Morgana lässt sie die Suppe auf den Nachtisch stellen und setzt sich dann auf den Stuhl. Sie hat das Gefühl, als würden ihre Beine sie langsam nicht mehr tragen wollen, der Kopfschmerz ist fast unerträglich und sie wünscht sich eigentlich nichts sehnlicher als jetzt nach Hause gehen zu können, gleichzeitig schwört sie sich nie wieder soviel Alkohol zu trinken.

Der Tag war voller Aufregung gewesen und nun war es schon spät in der Nacht. Morgana betrachtet sich die kleine Wilde, die nun ruhig in den Kissen liegt. Sie hatte viel Blut verloren und würde auch so noch eine Weile bluten. Aber die körperlichen Schmerzen würden sich irgendwann wieder legen, nur wie die Wilde mit der Fehlgeburt umgehen würde, davon hatte Morgana keine Ahnung. Morgana kennt das Volk nicht aus dem Uuma stammt und sie weiss auch nicht wie dort solche Sachen gesehen werden.

Morgana seufzt kurz auf und stützt dann ihren schmerzenden Kopf auf ihre Hände und massiert sich leicht die Schläfen.Trotz das mit Uuma alles in Ordnung zu sein scheint, ist Morgana unruhig und sie bleibt nicht lange auf dem Stuhl sitzen, sondern geht wieder hinüber zum Fenster und öffnet es ein wenig. Die frische Nachtluft tut gut und vertreibt den Geruch nach Blut und Tod aus dem Zimmer, den Morgana erst jetzt wahrnimmt, wo sie die kühle Nachtluft einatmet. Es fröstelt sie leicht, aber sie schliesst das Fenster nicht sondern sieht hinunter zu dem Stall und wartet, dass entweder Phelan erscheint, oder Uuma aufwacht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 14. Juli 2004, 13:04 Uhr
Kaum hat Uuma den Widerstand aufgegeben, da spürt sie mit der nächsten Schmerzwelle eine Bewegung in ihrem Leib und wie etwas auf natürlichem Wege ihren Körper verläßt. Als sie anschließend Hände bewegen will sie die Augen öffnen, doch noch immer läßt die Schwere keine eigene Bewegung zu, aber ihre Gedanken beginnen, wieder zusammenhängend und sinnvoll in ihrem Bewußtsein zu arbeiten.

Uuma versteht bei den Worten, die um sie herum fallen nur eines, das mit Geburt zu tun hat und die Stimme, die sie nah bei sich hört ist eine Frauenstimme, doch die wohltuende Ruhe, die sich in ihr ausbreitet läßt sie endlich schlafen, ohne daß erneutes Ziehen sie wieder herausreißt.

Uuma weiß nicht wie lange sie geschlafen hat, aber sie fühlt sich nicht mehr so benebelt und lauscht nach MoM, wie sie es immer tut, wenn sie erwacht, doch es ist still um sie herum und langsam öffnet sie die Augen, die ihr wieder gehorchen und sieht in das Gesicht der Frau, die bei dem kleinen Mann mit den breiten Schultern so merkwürdig geschaukelt hat und Uuma erinnert sich an die Axt.  Kleiner Mann töten MoM? fragt sie sich entsetzt, doch nur ein leises "MoM?" kommt über ihre Lippen, dann sinkt ihr Kopf schon wieder zurück und sie merkt, wie müde und kraftlos sie noch ist. Und plötzlich schießt noch etwas anderes in ihr Bewußtsein, sie erinnert sich an alles, was sie vorher nur wie durch einen Nebel wahrgenommen hatte und starrt die Frau vor ihr mit großen Augen an.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 14. Juli 2004, 18:11 Uhr
Phelan blickt Henry verwundert an. "Warum solltet Ihr in meiner Schuld stehen? Nichts, was geschehen ist, wäre nicht auch ohne mich geschehen." Er wirft einen letzten kummervollen Blick auf das kleine Pferd im Stroh. "Er hat keine Schmerzen und wird ruhig einschlafen." Es ist keine Mutmaßung, sondern eine Feststellung und beinahe tut es ihm leid, das sterbende Pferd jetzt allein zu lassen, aber hier kann er nichts mehr tun.  Und so nickt er Henry lediglich kurz zu und wendet sich dann mit undurchdringlicher Miene ab.

Seine Beine sind schwer, als er den Stall verlässt und das Haupthaus betritt. Unschlüssig steht er dann dort und hat keine Ahnung, wohin er sich wenden soll, bis eine Bedienstete mit blassem Gesicht einen Gang entlang kommt und ihm den Weg zu dem Gästezimmer weist, in das sie Uuma gebracht haben. Die schwere Tür schwingt lautlos nach innen und sofort strömt Phelan dieser Geruch entgegen, der Geruch nach Blut und etwas anderem, über das er nicht nachdenken will. Er sieht Morgana am Bett stehen und hört das Mädchen im Bett leise und kraftlos sprechen. In den weißen Kissen sieht sie noch kleiner aus, als sie ohnehin schon ist. Morgana hat sein Kommen bemerkt, aber er gibt ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich lieber um die Patientin kümmern soll und es sind auch so keine weiteren Worte nötig. Morganas Gesicht ist aschfahl und wirkt ausgezehrt wie nach einer großen Anstrengung und ihre Augen sprechen die deutlichen Worte, dass das Mädchen das Kind bereits abgestoßen hat. Leise tritt er ein und zieht die Tür hinter sich zu. Er möchte zu ihr gehen und sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist, aber das geht nicht. Er weiß nicht, ob es gut ist, wenn er hier ist, in diesem so persönlichen Augenblick zwischen Heilerin und Patientin, aber das ist ihm in diesem Moment egal. Ian ist nicht hier und Phelan kann auch nicht sagen, wo sie ihn hingebracht haben, aber egal wie, sie würden sich gut um ihn kümmern.

Der Teppich dämpft seine ohnehin leisen Schritte bis zur Unhörbarkeit und ohne ein Geräusch zu machen oder die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu ziehen zieht er sich in eine Ecke des Zimmers zurück, wo er die Situation zwar überblicken kann aber nicht weiter stören würde. Sobald sie wieder eingeschlafen wäre - und die Erschöpfung in dem jungen Gesicht lässt darauf schließen, dass dies nicht mehr lange dauern wird - würde er zu ihr gehen und zusehen, ob er dem Mädchen helfen kann und vielleicht schneller, als Arznei und Medizin das könnten. Aber gegen die Wunden, die auf ihrer Seele zurückbleiben würden, hat auch er kein Heilmittel.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 14. Juli 2004, 21:11 Uhr
Morgana hat sich gerade wieder zu dem bett begeben als Uuma ihre Augen aufschlägt und ein Wort flüstert, das sich anhört wie 'Mommm', mit dem Morgana aber nichts anfangen kann. Die Wilde schliesst wieder die Augen um sie aber gleich wieder aufzureissen und Morgana mit grossen Augen fragend anzusehen, so als hätte sie gerade erst begriffen, das etwas mit ihr geschehen ist. Morgana hatte schon oft schreckliche Botschaften verkünden müssen, aber gerade jetzt fällt es ihr schwer dem Mädchen vor ihr zu sagen, was mit ihm geschehen ist.Sie wirkt so klein und zerbrechlich, ich hoffe nur sie wird damit fertig werden.

Während Morgana noch nach den passenden Worten sucht, was ihr in ihrem Zustand wirklich nicht leicht fällt, merkt sie wie die Tür fast lautlos geöffnet wird und sie braucht sich nicht umdrehen, um zu wissen , wer den Raum betreten hat, trotzdem wirft sie einen kurzen Blick zu Phelan und nickt ihm kurz verstehend zu. Dann wendet sie sich wieder Uuma zu und nun fallen ihr die Worte leichter, die sie zu sagen hat, auch wenn Phelan sich irgendwohin zurück gezogen hat, so beruhigt  seine Anwesenheit Morgana. Ihre Worte sind leise und sehr beruhigend gesprochen und sie legt eine Hand auf Uumas Schulter, die ein Stück aus der Decke herausguckt.

"Ich weiss nicht ob ihr es selber gemerkt habt, aber ihr ...ward schwanger. Nur leider konntet ihr das Kind nicht halten, den Grund dafür kenne ich nicht. Der Wille der Götter geht manchmal unergründliche Wege." Morgana hört einen Moment auf zu sprechen und blickt in die grossen Augen, die sie unablässig ansehen. "Es war etwas schwierig und ihr habt viel Blut verloren und ihr werdet wohl auch noch etwas länger bluten, aber das geht vorbei. Ihr müsst jetzt ruhen und dürft eine Weile nicht aufstehen. Es tut mir leid für euch, aber ich konnte es nicht verhindern, das steht nicht in meiner Macht." Morgana weiss nicht, was sie noch sagen soll und ihr Blick richtet sich auf den Boden.

Sie selbst weiss, wie es ist Kinder zu verlieren und sie kann sich vorstellen wie es sein muss, wenn man das Kind noch nicht einmal sehen würde. Ihr Blick wandert durch den Raum und findet schliesslich Phelans, in seinen Augen scheint das Gleiche zu stehen, was sie denkt und fühlt ,und für einen kurzen Moment scheint es die Entfernung zwischen ihnen beiden nicht zu geben. Sie atmet einmal tief aus und wendet sich dann wieder Uuma zu, die bisher nur schweigend zugehört hat und das Gesagte erst einmal richtig verstehen muss. Vielleicht würde Phelan ihr helfen können, damit die Blutungen nicht zu stark sind, denn dies ist die grösste Gefahr, die jetzt noch besteht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 14. Juli 2004, 23:47 Uhr
Uuma hört die Stimme, die sie vorher schon gehört hat und die Frau mit mehreren Farben in den Haaren spricht gut zu ihr, daß Uuma sich nicht vor ihr fürchtet. "Uuma nicht wissen, Uuma haben Kind in Bauch," antwortet sie mühsam, denn es kostet sie viel Kraft, einen Ton heraus zu bekommen, "Stamm seien stolz auf Uuma, wenn Uuma bringen frisches Blut in Stamm..." kommt es nur noch leise über ihre Lippen und sie bedauert es, daß sie das Kind von dem schönen und kräftigen jungen Mann verloren hat, nicht für sich, aber für ihren Stamm.

Die einzige wirkliche Sorge gilt ihrem Gefährten und sie möchte wissen, wo MoM ist, denn sie hört ihn nicht schnauben, obwohl das Fenster offen ist und sie weiß, daß er es doch immer merkt wenn sie wach wird. "Wo seien MoM?," fragt sie mit aller Kraft, damit die Frau sie auch versteht und versucht sich vergebens aufzurichten. "Uuma nicht hören MoM....", und fragend schaut sie zum Fenster und fühlt mit all ihren Sinnen und ihrer Kraft nach ihm, ob sie nicht doch etwas von ihm hört.

Daß sie viel Blut verloren hat und sich ausruhen muß, hat sie nur nebenbei wahrgenommen, aber der Schlaf, der schon wieder über sie kommen will, läßt sie sich an die Worte erinnern und was die Frau damit sagen will. Nur mühsam hält sie sich wach, weil sie wissen will, wo MoM ist und gleichzeitig wird ihr bewußt, daß diese Frau eine Heilfrau sein muß und erinnert sich an das warme Wasser mit dem Kräutergeschmack und auch andere Erinnerungen stürzen auf sie ein, die gar nichts mit dem Tag zu tun haben und in ihrem Kopf beginnt sich alles zu überschlagen. Nur noch ein leises Stöhnen entweicht ihrer Brust, während ihr die Augen zufallen und sich die Heilfrau und das Zimmer immer weiter entfernen und sie erschöpft einschläft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Phelan am 15. Juli 2004, 08:13 Uhr
Als Uuma nach ihrem Pferd fragt - wenigstens nimmt Phelan an, dass es sich bei dem mysteriösen 'Momm' um ihr Pferd handeln muss - verlässt er dann doch seinen Wachposten in der Ecke und nähert sich der Seite des Bettes, an der auch Morgana steht, doch bis er sie erreicht hat, ist Uuma bereits wieder eingeschlafen. Vorsichtig greift Phelan nach Morganas Hand und sie ist klein und kalt und zittert leicht und er ahnt, was sie in diesem Moment fühlen muss. Er ist sich nicht sicher, ob Morgana jemals das selbe erlebt hat wie das Mädchen an diesem Abend, aber allein ihre Eigenschaft als Mutter lässt ihn ahnen, wie es in ihr aussieht. Sanft drückt er ihre Hand, aber das ist in diesem Moment aller Trost, den er ihr geben kann. "Ihr Pferd liegt im Stall", fängt er schließlich leise an, so leise, dass das Mädchen ihn nicht hören würde, selbst wenn sie wach wäre und die Augen nur geschlossen hätte. "Und es wird die Nacht nicht überleben, fürchte ich. Henry von Roßstein ist bei ihm. Aber ich fürchte..." dass der Tod des Tieres schlimmer sein wird als der Verlust des Kindes. Er spricht die Gedanken nicht aus, warum, weiß er selbst nicht.

"Wie ist es gegangen? Hat sie viel Blut verloren?" Phelan wagt nicht, die Bettdecke von ihr zu nehmen und so schätzt er in etwa ab, wo sich ihr Schoß befindet, der noch vor Kurzem das Kind abgestossen hat, und hält die Hände darüber, so dass sie die wärmende Decke kaum berühren. Seine Trunkenheit ist lang verflogen und nun ist es ihm mühelos möglich all seine Konzentration auf die Wundheit des Mädchens zu richten. Er kann nicht sagen, ob er helfen kann, doch es ist nicht schwer die Wunde zu erfühlen. Phelan spürt, wie sich etwas unter seinen Händen bewegt, wie sich Gewebe zusammenzieht und Blut gerinnt, während  seine Gedanken alles andere um ihn herum ausschließen ausser der Wunde dieses Mädchens.

Minuten vergehen, ohne dass er sie wahrnimmt und als die Verbindung schließlich abbricht, weil er spürt, dass auch er nichts mehr tun kann, muss er an sich halten um seinen weichen Knien nicht nachzugeben. Morgana ist jedoch sofort an seiner Seite und stützt ihn und er lächelt sie schwach an.  Er fühlt sich so erschöpft wie nach den ersten drei Tagen in der Steinfaust und er hofft, dass er genug hat tun können, damit alle Wunden heilen würden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Morgana am 15. Juli 2004, 12:37 Uhr
Als Phelan nach ihrer Hand greift, fühlt Morgana sich ein wenig besser, doch kann auch seine Nähe die bedrückende Stimmung im Zimmer nicht vertreiben. Als Phelan dann noch erzählt, dass das kleine Pferdchen sterben würde, tut Morgana die kleine Wilde noch mehr leid. Sie wirft einen kurzen Blick zu Phelan und ihm scheint es nicht viel anders zu gehen als ihr und auch wenn er den Satz abbricht, glaubt Morgana zu wissen was er sagen wollte. Phelan fragt nach ob Uuma viel Blut verloren hat und Morgana kann nur nicken, weil sie das Gefühl hat, sie würde keinen Ton herausbekommen.

Phelan löst seine Hand aus ihrer und tritt noch etwas näher an das Bett, was er macht kann Morgana nicht erkennen, sie fühlt nur das etwas in Uuma geschieht. Als Phelan schliesslich seine Hände wegnimmt, schwankt er und Morgana tritt zu ihm und stützt ihn, bis er wieder sicher steht. "Ich glaube viel mehr können wir nicht mehr für sie tun," sagt sie leise, so das es fast nicht zu hören ist. "Ich möchte Ian holen und dann nach Hause." Sie braucht keine Gründe zu nennen Phelan versteht sie auch so. Sie wirft noch einmal einen Blick auf Uuma, die nun friedlich zu schlafen scheint. "Lass uns gehen, bitte." Phelan nickt und leise verlassen sie beide das Zimmer.

Auf dem Gang begegnen sie einer Bediensteten und Morgana fragt, wo Ian ist, die Bedienstete sagt, sie sollen kurz warten, sie würde Morganas Sohn holen. Ian schläft friedlich im Arm der Frau, als sie zurück kehrt und Morgana bindet ihn vorsichtig vor ihre Brust. Dann gibt sie der Bediensteten noch ein Beutelchen mit Kräutern und erklärt wie sie diese zubereiten und wie oft Uuma sie bekommen soll. Die Frau hört genau zu und nimmt dann den Beutel entgegen. Morgana und Phelan verabschieden sich und verlassen das Haus. Sie gehen beide nicht mehr in den Stall um sich von Henry zu verabschieden. Morgana hat für heute genug Leid gesehen. So gehen sie hinüber zu Phelans Stute, sitzen auf und verlassen das Anwesen der Roßsteins. Die Strassen der Stadt sind zu so später Stunde fast leer und es würde nicht lange dauern ehe sie die Kate erreicht hätten. Morgana lehnt sich gegen Phelan und seufzt einmal auf. "Bei den Göttern was für ein Tag, erst die geplatzte Hochzeit, dann das fröhliche Beisammen sein in der Harfe und dann noch die Fehlgeburt. Ich bin froh wenn wir zu Hause sind."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 15. Juli 2004, 19:47 Uhr
Etwas verwundert ist Henry über die Antwort des Waldläufers schon, hat Yohn ihm doch berichtet, daß sie ohne seine Hilfe nicht an Uuma rangekommen wären, aber Henry schweigt. Wenn er es so empfindet, denkt er nur im Stillen und beläßt es dabei. Die Bemerkung über den kleinen Hengst kommt dann so sicher über die Lippen des Mannes, daß Henry vermutet, daß der Elbe über Fähigkeiten verfügt, die ihn so sicher machen, denn ihm war beim Vorbeigehen ein spitzes Elbenohr aufgefallen, das aus seinen dunklen Haaren guckte.  
Henry wartet bis die Schritte des Mannes sich entfernen und setzt sich dann behutsam zu MoM und erzählt ihm leise, was mit Uuma geschehen ist, daß sie viel Ruhe braucht, um wieder gesund zu werden, daß sie noch jung ist und weiterleben muß, während er sanft über den Hals des Hengstes streicht.
Er sitzt schon lange schweigend bei MoM, als er plötzlich gedämpft Pferdehufe im Garten hört und als er zur Stalltüre geht, sieht er noch im flackernden Schein der Nachtlichter zwei Gestalten auf einem Pferd das Grundstück verlassen, in denen er Morgana und Phelan vermutet. Im gleichen Moment taucht Mariann vor ihm auf und berichtet ihm von Uuma. "Sag Yohn er soll bei MoM bleiben und mir sagen, wenn sein Zustand sich verändert," trägt er der jungen Frau auf, die auch schon recht müde aussieht. "Ihr könnt dann  schlafen gehen, ich werde bei Uuma bleiben."  

Henry betritt das Zimmer in dem eine der jungen Mägde über Uuma wacht und schickt es nach oben, das Gästezimmer mit den zwei Betten für Uuma herzurichten, denn  er möchte nicht, daß die Kleine mit einem Sprung aus dem Fenster das Haus verlassen kann. Leise setzt Henry sich zu Uuma ans Bett und betrachtet das tief und fest schlafende Mädchen. Wer weiß, wozu das alles gut ist, wenn es auch im Moment schwer ist, das Gute darin zu erkennen..., gehen Henry die Gedanken durch den Kopf und er ist froh, daß Morgana diesem fremdartige Mädchen aus dem Dunkelwald, das ihm mittlerweile ans Herz gewachsen ist, bei ihrer Fehlgeburt zur Seite gestanden hat, denn nachdem was Morgana angedeutet hat, hätte sich ohne ihr angewendetes Heilwissen die Nachgeburt wohl nicht gelöst. Henry weiß, was Morgana gemeint hat, denn er hat schon zwei prächtige junge Stuten verloren, weil sie beim ersten Mal nicht richtig abgefohlt hatten. Aber auch ihr Begleiter scheint Heilfähigkeiten zu besitzen und bei Uuma angewandt zu haben, nachdem was Mariann ihm berichtet hatte.

Eine ganze Weile sitzt Henry über all das grübelnd da, als er merkt, wie kühl es durch das offene Fenster im Zimmer geworden ist und sieht, während er es schließt die Schale mit Suppe, die schon längst kalt sein muß. Mit einem prüfenden Blick zu Uuma, die immer noch ruhig schläft geht er zu Marie in die Küche. Schnell hat sie die immer noch heiße und verführerisch duftende Suppe auf dem Herd in eine Silberschale mit Deckel gefüllt und mitsamt der Kerzenschale, die die Suppe lange warm halten würde, auf ein Tablett gegeben. Henry kommt gerade wieder ins Zimmer, als Uuma sich bewegt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 15. Juli 2004, 21:48 Uhr
Über eine kleine Lichtung, durch die ein breiter Bach fließt, spielt Uuma im Traum mit ihrem kleinen Hengst Fangen. Es ist die Lichtung in der Nähe ihrer Höhle, wo ihr Stamm lebt. Es ist herrlich warm und irgendwann legt sie sich nieder und ein warmer Strahl der Sonne scheint auf ihren Bauch. Uuma wundert sich, denn die Sonne scheint voll auf die Lichtung und sie spürt sie im Gesicht, an den Armen und den Beinen, aber nur in ihrem Bauch spürt sie diese Wärme, die sie wohlig einschlafen läßt.

Leises Klappern weckt Uuma und sie weiß im ersten Moment nicht wo sie ist. Ihre Hände tasten umher und langsam erinnert sie sich. Als sie die Augen öffnet ist die Frau jedoch nicht mehr da und Uuma erkennt Henry, der am Tisch etwas abstellt. Uuma weiß, daß sie über irgendetwas mit der Frau gesprochen hat, die sich um sie gekümmert hat, aber sie kann sich nicht mehr erinnern und dann lenkt sie der Essensduft ab.
"Uuma haben viel Hunger," sagt sie leise, als Henry sich zu ihr umdreht und Uumas Blick richtet sich verlangend auf die Schale auf dem Tisch. Sie versucht sich aufzurichten, doch sie bekommt nur den Kopf ein Stück hoch, dann sinkt sie schon wieder seufzend zurück und ist froh, als Henry ihr noch ein Kissen unter den Kopf schiebt. Uuma will ihre Hände nach der Suppenschale ausstrecken, die er vom Tisch geholt hat, doch sie merkt schnell, daß sie nichteinmal den Löffel würde halten können und als er sie lächelnd ermahnt, sich nicht anzustrengen, läßt sie sich von ihm füttern, wie ein kleines Kind, aber immer wieder sagt er lustige Sachen, daß es gar nicht schlimm ist.
Uuma spürt mit jedem Löffel Suppe, wie etwas Kraft in sie zurückkehrt, aber das Essen macht sie auch wieder müde, daß ihr bald die Augen zufallen, aber es überkommt sie nur  leichter Schlummer und plötzlich weiß sie wieder, worüber sie gesprochen haben - über MoM. "MoM!" kommt es über ihre Lippen und sie reißt die Augen auf. "Wo seien MoM?"
Uuma blickt in Henrys Gesicht, der neben ihrem Bett auf dem Stuhl sitzt und sie ruhig anschaut und zu überlegen scheint, was er sagen soll, daß Uuma ihre Hand zu ihm hinschiebt und den Ärmel seines Hemdes ergreift und daran zerrt. "Wo seien MoM?" wiederholt sie die Frage mit ängstlichem Blick, denn wenn es MoM gut ginge hätte er ihr schon längst geantwortet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Juli 2004, 09:40 Uhr
Henry hat gerade das Tablett abgestellt und dreht sich zu Uuma um, als diese schon verkündet, daß sie hungrig ist, wobei sich ihr Blick an die Suppenschale zu saugen scheint. Henry muß schmunzeln, denn das ist gut, sehr gut, denn das zeigt, daß Uuma auf dem Weg der Besserung ist. Über ihre körperliche Schwäche wundert er sich nicht, aber es zeigt ihm auch, wie nahe sie dem Tode war und daß ihr Körper kaum noch stärkere Blutungen verkraften würde.
Er redet ihr gut zu, sich nicht anzustrengen und füttert sie, während er sie zwischendurch ein wenig aufmuntert, denn er kann sich vorstellen, daß es ihr unangenehm ist und als sie fast die halbe Suppenschale verputzt hat ist er froh, daß sie wieder einschläft, denn er hatte befürchtet, daß sie nach MoM fragen würde.
Henry lehnt sich gerade erleichtert in den Stuhl zurück, als genau das passiert, was er dachte, daß nicht mehr passiert - Uuma spricht das Wort MoM aus, als würde sie einen Pfeil auf ihn abschießen. Kind warum konntest du nicht einfach schlafen?... denkt er innerlich händeringend und überlegt, was er tun soll, denn alles was sie jetzt gebrauchen kann ist Aufregung, die die Blutung wieder verstärken würde. Henry fühlt, wie Uuma ihn am Ärmel zupft und beugt sich ganz nah zu ihr und nimmt ihre Hände in seine. "Uuma, ihr wißt, daß MoM heute nachmittag schon ganz erschöpft war," Henry überlegt, wenn er ihr die Wahrheit erzählt, daß die anschließende Aufregung mit ihr ihm den Rest gegeben hat, würde sie sich Vorwürfe machen und er sucht verzweifelt nach einer passenden Erklärung. Uumas Augen werden immer ängstlicher und er erkennt, daß sie es schon ahnt und fährt fort. "MoM schläft im Stall...." Er bringt die ganze Wahrheit einfach nicht über die Lippen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 16. Juli 2004, 18:31 Uhr
"MoM schlafen?" fragt Uuma ungläubig und schaut Henry an, der mit dem Kopf nickt. In dem Augenblick kommt die Frau ins Zimmer, die sie im Garten angesprochen hat und will nach ihr sehen. Uuma blickt hinter Henry her, der das Zimmer verläßt und hört dann die Frau erleichtert und überrascht sagen, daß sie keine Blutungen mehr hat und meint, daß es ein Wunder wäre und Uuma erinnert sich spontan an die Wärme in ihrem Bauch und den Traum, aber sie nickt nur still und wartet ungeduldig, bis die Frau sie fertig versorgt hat und nachdem sie das Zimmer verlassen hat Henry wieder hereinkommt, der am Fenster stehen bleibt und nach draußen guckt - in die dunkle Nacht.

"Uuma wollen zu MoM," wendet sie sich bittend an Henry und sie ist sich sicher, daß er sie gehört hat, auch wenn er sich nicht rührt. "Uuma nicht mehr haben Blutung. Henry bitte tragen Uuma zu MoM." Ihre Stimme ist leise flehend und Henry dreht sich endlich zu ihr um, aber blickt sie nur still an und Uuma ärgert sich über ihre Hilflosigkeit und ballt die Hände zu Fäusten bis sie nicht mehr kann. Sie spürt genau, daß etwas nicht mit MoM stimmt, aber sie weiß nicht ob er tot ist oder lebt und die Ungewißheit ist schrecklich. Lautlos rollen dicke Tränen über ihre Wangen und sie spürt, wie der Kummer ihr die Kraft raubt, wie zuvor die Schmerzen es taten und schließt müde und verzagt die Augen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Juli 2004, 20:18 Uhr
Daß Marie, die Köchin nach Uuma sehen will, gibt Henry die Möglichkeit, sich Uuma zu entziehen, doch als er wieder das Zimmer betritt und zum Fenster geht hört er Uumas Bitte und er kann die Kleine nur zu gut verstehen. Morgana reißt mir den Kopf ab, wenn das Mädchen sich im Stall eine Infektion holt, denkt er, als er mit dem Gedanken spielt, Uuma nachzugeben. Als Uuma ihn geradezu anfleht, sie zu MoM zu bringen dreht er sich zu ihr um und betrachtet sie schweigend, er kann sich einfach nicht dazu durchringen, zu gefährlich erscheint ihm Bewegung für sie und auch der Anblick ihres Hengstes.

Als sie sich dann von ihm abwendet und kurz ihre kleinen Hände zu Fäusten ballt setzt er sich zu ihr ans Bett und sieht, wie stille Tränen ihren Weg über ihre Wangen suchen. Behutsam legt er eine Hand auf ihren Kopf und dreht ihn zu sich und nimmt mit der anderen Uumas Hand in seine. "Uuma, weißt du wie gefährlich das für dich ist, wenn ich dich zu MoM bringe? Er liegt im Sterben, ja, er wird die Nacht nicht überleben, aber ich möchte, daß du die Nacht überlebst, verstehst du das?"
Der Blick des Mädchens ist schlimmer wie ein Dolchstoß und Henry seufzt und erhebt sich. "Du mußt mir versprechen, daß du dich nicht bewegst!" und dich nicht aufregst...spricht er nicht aus, weiß er doch, daß das nicht möglich ist. Leise und eindringlich hat Henry die Worte gesprochen und nicht gemerkt, daß er in das vertraute du gewechselt hat.

Gegen alle Erwartung schaut Uuma ihn glücklich an, obwohl sie gerade gehört hat, daß ihr kleiner Hengst im Sterben liegt.  Sie hat es heute nachmittag schon gewußt, die Kleine, sie hat es erwartet..., überlegt Henry und vermutet, daß das der Grund für ihre Fehlgeburt war, das Erkennen und der Schmerz, daß ihr Gefährte sie verlassen würde.

Henry zieht das Laken unter der Matratze vor, wickelt Uumas kleinen Körper damit ein und schlägt das untere Ende nach oben über ihren  Körper, damit kein Staubkörnchen an sie herankommen kann und darum wickelt er nochmal die Decke, daß Uuma wie eine Mumie aussieht und er müsste über ihren Ablick lachen, wenn es nicht so gefährlich wäre, was er nun tut, aber er kann einfach nicht anders. Ihr Götter, laßt Marie jetzt nicht aus der Küche kommen, sie erschlägt mich mit der nächstbesten Kelle, die sie am  Haken findet... betet er, während er Uuma auf Zehenspitzen aus dem Haus trägt und hinüber zum Stall, wo MoM noch immer wie leblos daliegt, aber Yohns Blick sagt ihm, daß der Hengst noch nicht tot ist. Dem Himmel sei Dank, atmet er erleichtert auf und langsam legt er Uuma vor MoMs Kopf in das frische Stroh, daß ihr Kopf fast den Kopf des Hengstes berührt.
Henry traut seinen Ohren kaum, als er ein leises Schnauben hört, das sich fast wie ein Seuftzer anhört und als Uuma eine Hand über MoMs Kopf schiebt schaut er zur Seite und schluckt, denn das Leuchten in Uumas Augen dringt ihm bis ins Mark. Eine Liebe zwischen Menschen kann nicht größer sein, als die Freundschaft dieser Beiden zueinander...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 17. Juli 2004, 07:47 Uhr
Als Henrys Schritte auf sie zukommen und Uuma kurz darauf seine Hand auf ihrem Kopf spürt, die sich warum und sanft anfühlt, empfindet sie Erleichterung und auch als seine Hand sich um ihre schließt, gibt es ihr Kraft, wie sie es nicht einmal bei ihrem Großvater im Dunkelwald empfunden hat, wenn er seine Hand auf ihre Schulter legte oder über ihren Kopf strich und Uuma genießt für den kurzen Augenblick dieses wohlige Gefühl. Als der Mann, zu dem die angenehmen Hände gehören dann spricht, kommt selbst aus seiner Stimme diese wohlige Wärme und Uuma blickt nur verwundert in seine blauen Augen und ist nur noch glücklich, als er nachgibt und sie weiß, daß er sie zu MoM bringt.

Sie läßt sich in das Laken und die Decke wickeln und zu MoM tragen und sie hat MoM schon oft schlafend liegen gesehen, aber sie erkennt sofort, daß MoM anders daliegt als sonst. Kaum ist sie neben ihm, begrüßt er sie und sie spürt, daß er fast nicht mehr da ist, aber sie ist so glücklich, daß sie bei MoM sein kann, daß er nicht ohne sie für immer einschläft. Es kostet sie selber viel Kraft, ihre Hand um MoMs Kopf zu legen und nur ihre Hand streichelt ihn zärtlich, während sie in ihrer Stammessprache zu ihm spricht.
Uuma hat ihren Kopf an seinen gelehnt und ganz leise kommen ihre Worte über ihre Lippen, voller Liebe zu ihrem treuen Gefährten, mit dem sie ihr bisheriges Leben verbracht hat und sie darf nicht daran denken, daß er geht, dann würde sie nur weinen und sie will ihm den Abschied nicht schwer machen. An Stelle dessen denkt sie an die Wälder, durch die sie gezogen sind, an die Jagden,  an die Wanderungen und an das Gefühl, daß sie mit den Wäldern und Wassern geteilt hatten, daß sie ein Teil der Mutter Erde sind und ein Teil des Windes, der überall um sie weht.
Uuma merkt nicht, daß ihr wieder Tränen über die Wangen laufen und daß ihre melodische Sprache wie Wellen, die auf und ab wogen über ihre Lippen fließen, als plötzlich ein leichtes Zittern durch MoMs Körper geht und ein Aushauchen sein Leben hinausströmen läßt. Uuma spürt MoM aber noch und was sie dann wahrnimmt ist ein Gefühl der Befreiung, ein unendliches Glücksgefühl, das sich langsam von ihr entfernt. MoM gehen zurück in großes Leben, spürt sie mit jeder Faser ihres eigenen Wesens und mit dem tiefen Gefühl des Friedens, das mit diesem unbeschreiblich lichten Gefühl der Losgelöstheit verbunden ist, schöner als alles, was Uuma bisher erlebt hat, sinkt ihr Kopf müde in das weiche Stroh und Uuma fällt fast augenblicklich in einen tiefen traumlosen Schlaf.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Juli 2004, 15:49 Uhr
Während Uuma in einer melodischen fremden Sprache mit MoM spricht, das sich beinahe wie ein  Singen anhört, hält sich Henry hinter Uuma in der Ecke des Stalles und auch Yohn steht hinter der Box im Gang und ist wachsam. Uumas Singsang läßt ihn beinahe, wie am Nachmittag im Garten, sich entspannen, doch dann sieht er MoMs Zittern und beobachtet, wie das Leben den kleinen Hengst verläßt.
Henry bekommt einen ordentlichen Schrecken, als Uumas Kopf und ihr Arm fast gleichzeitig schlaff ins Stroh sinken und mit einem Schritt ist er bei ihr, denn er befürchtet, daß sie mit ihm geht, doch schnell erkennt er, daß sie nur erschöpft eingeschlafen ist.

Behutsam hebt er das schlafende Mädchen auf, das einen so friedlichen Gesichtsausdruck hat, daß er beruhigt aufatmet und sie aus dem Stall trägt. "Yohn, nimm das Stroh von ihren Haaren und der Decke," wendet er sich an Yohn, der ihm gleich hilft, sämtliche Spuren aus dem Stall von Uumas Nachthemd, ihren Haaren und der Decke zu entfernen und schaut Yohn überrascht an, als er ihm besorgt berichtet, daß Orga noch nicht wieder zurück ist, seit sie mit Asrai das Anwesen verlassen hat. Henry blickt ihn ungläubig an und nickt ihm zu, er weiß, daß er Orga suchen gehen will.

Henry trägt Uuma nach oben in das Gästezimmer mit den beiden Betten und legt es auf das ungemachte Bett, denn er möchte, daß Marie sie erst wäscht und sie in ein frisches Nachthemd kleidet, damit kein Stäubchen aus dem Stall mit ihr in ihr frisches Bett gelangt. Während Marie sich um Uuma kümmert wäscht auch Henry sich gründlich und kleidet sich in einen bequemen Hausanzug, denn er verspürt keine Unruhe wegen Orgas Ausbleiben. Vielleicht sind sie noch in die Villa gegeangen und kennzeichnen die Möbel, die Orga hier haben möchte, überlegt er und kehrt dann zu Uuma zurück, die mittlerweile in ihrem neuen Bett liegt und weiter tief und fest schläft. Marie hat auch den dicken Zopf des Mädchens geöffnet und die Haare gründlich ausgebürstet, denn sie umrahmen glänzend das kleine Gesicht mit einer solchen Fülle, daß Henry schmunzeln muß.

Bevor er es sich jedoch auf dem weichen Ohrensessel bequem macht, holt er sich noch eine Schale mit Suppe und einen Krug mit frischem Wasser für Uuma und ißt erst einmal mit Heißhunger die köstliche Suppe und überlegt dabei, wo sie MoM begraben, denn er konnte das Tier unmöglich zum Abdecker bringen. Während er weiter durchgeht, was er den kommenden Tag alles zu erledigen hat, wobei an oberster Stelle der Ritt zum Lord Commander steht, fragt er sich auch, ob Uuma so kräftig sein wird, daß sie sie auf die bevorstehende Reise mitnehmen können, denn zum Einen möchte er das Mädchen nicht alleine mit den Mägden auf dem Anwesen lassen und zum Anderen möchte er sein Wort, das er dem Kapitän gegeben hat, wenn irgendwie möglich, nicht brechen.
Eine Weile hängt er so seinen Gedanken nach und merkt nicht, wie er langsam aber sicher einnickt und bald schlummernd in den weichen Kissen des riesigen Sessels liegt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 17. Juli 2004, 20:45 Uhr
Orga nestelt an ihrem Beutel herum, in dem sich der Schlüssel für die Eingangstüre befindet und zieht ihn schließlich heraus und kann gar nicht schnell genung den Schlüssel herumdrehen. Von innen schiebt sie den Riegel vor und eilt die Treppe hinauf, daß sie oben erstmal Luft holen muß.  Ich sollte mich mehr bewegen, ich werde alt... denkt sie und schaut schnell bei den Kindern rein, die wie erwartet tief und fest schlafen und überlegt dann, in welchem Zimmer Uuma liegen könnte, denn der Flur ist recht lang und hat viele Zimmer. Orga überlegt kurz, dann hat sie eine Vermutung, denn sie ist sich sicher, daß Henry bei dem Mädchen wacht ....und richtig, während sie leise die Türe des Zimmers mit den beiden Betten öffnet, in dem ihr Bruder mit seiner Frau geschlafen hat, sieht sie das flackernde Licht der kleinen Öllampe schon auf den Flur fallen.

Leise betritt Orga das Zimmer und muß bei dem Bild dann doch schmunzeln, das sich ihr bietet. Die Kleine liegt schlafend in einem der Betten und Henry ist in dem großen Ohrensessel eingeschlafen. Leise, um ihn nicht zu wecken, nimmt sie die Decke vom leeren Bett und legt sie ihrem geliebten Henry bis über die Schultern und betrachtet noch einen Moment Uuma, aber ihr Atem geht nicht flach oder flatternd und sie vermutet, daß sie alles gut überstanden hat, doch zur Sicherheit hebt sie behutsam die Decke an und schaut nach und ist erleichtert, als alles in Ordnung ist.

Leise verläßt Orga das Zimmer wieder und geht zu Marie in die Küche, die auch am großen Tisch sitzend eingeschlafen ist. Kaum bin ich mal einen Abend nicht da..., denkt sie und weckt die Gute. Erst als die alte Köchin ihr alles berichtet hat, fast alles....denn das mit dem Stall läßt sie wohlweißlich aus, scheucht Orga sie resolut ins Bett. Den Göttern sei Dank, daß Uuma es überlebt hat, denkt sie glücklich, denn sie will sich nicht ausmalen, wie Henry reagieren würde, wenn es anders gekommen wäre.
Orga wartet noch bis Yohn wieder zurück ist und geht dann in ihr leeres Bett schlafen, Henry würde doch keine zehn Pferde von der Seite des Mädchens wegbekommen und so weiß sie, daß die Kleine wenigstens keine Dummheiten machen kann, denn beim leisesten Geräusch von ihr wäre er wach. Welch ein Kompliment, bei mir schläft er seelenruhig weiter.... denkt Orga amüsiert, aber sie kennt ihren Henry, alles was wirklich wichtig ist entgeht ihm nicht und lächelnd schläft sie über diesen Gedanken ein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Juli 2004, 22:02 Uhr
Henry erwacht am nächsten Morgen erst als die Sonne schon ihre Strahlen über Talyra wirft - von Marianns leisem Klopfen, und zu seiner Überraschung schaut Uuma ihn zwar noch in die Kissen gedrückt, aber mit putzmunteren Augen an und lächelt, als er zu ihr hinüberblickt.  Dieses Mädchen ist mir ein Buch mit sieben Siegeln, denkt er bei sich, aber Mariann, die nach Uuma sehen will bleibt demonstrativ neben dem Bett stehen und wartet, bis er sich aus dem Zimmer trollt. Henry wirft Uuma noch einen, sich in sein Schicksal fügenden Blick zu, aber dann ist er rausgeworfen und begibt sich zu Orga, die jedoch noch tief und fest schläft.

Uuma scheint sich mit MoMs Tod abgefunden zu haben, grübelt er, während er im Waschraum den Kopf ins kalte Wasser steckt, um richtig wach zu werden, denn das Lächeln des Mädchens hatte nichts Trauriges. Henry versteht es nicht, aber es beruhigt ihn, obwohl ihm die Sache noch nicht ganz geheuer vorkommt und er nimmt sich vor, mit ihr darüber zu reden, später... nach dem Frühstück, doch es kommt manchmal einfach anders, als man es plant, denn nach dem Frühstück taucht der Jüngste vom Pferdehof mit der Botschaft auf, daß eine seiner besten Zuchtstuten fohlt und es Schwierigkeiten gäbe.
Nur im Vorbeieilen bittet er Yohn, Orga zu sagen, daß er für den nächsten Tag eine Reise mit dem Kapitän des Windschiffes für drei Tage  verabredet hat und sie auch mit Uuma sprechen solle, ob sie einverstanden ist, daß sie MoM im Garten zwischen den Obstbäumen begraben und daß er sich darum kümmern muß, weil er nicht weiß, wann er zurück kommt und eine Weile später verläßt er schon auf seiner Ramsnase, wie er das schöne stattliche Pferd nennt, das Orga ihm zur Verlobung zum Geschenk gemacht hat, das Anwesen. Im Stillen schickt er ein Stoßgebet zum Himmel, daß Uuma nicht doch noch irgendeine Dummheit macht, sie sah einfach zu friedlich aus... und er hofft innständig, daß er sich diesmal täuscht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 18. Juli 2004, 00:49 Uhr
Uuma erwacht im Morgengrauen und erinnert sich an ihren Abschied von MoM und auch wenn sie weiß, daß sie ihn vermissen wird, ist sie doch glücklich, weil sie weiß, daß er in das große Leben zurückgegangen ist in das sie auch irgendwann gehen wird. Uuma ist überzeugt, daß sie MoM dort wiedersehen wird und das gibt ihr die Kraft, die Vorstellung zu ertragen, daß sie nun in diesem fremden Land ganz alleine ist, ohne MoM, ohne seine Kraft, ohne sein weiches warmes Fell jemals wieder zu spüren.
Uuma liegt in dem schönen weichen Bett und überlegt, wie sie ohne MoM weiterleben kann, beobachtet ab und zu den Mann, dessen Wärme sie gespürt hat, die so anders ist als MoMs Wärme, ihr aber genauso gut getan hat und sie wünscht sich, sie wieder zu spüren, doch er schläft und als er wach wird geht er aus dem Zimmer, weil eine der Frauen vom Tag zuvor sie versorgen will. Uuma blickt Henry nach, doch dann sagt die Frau, daß sie Mariann heißt und sich um sie kümmern wird, gibt ihr zu trinken und zu essen, fragt sie viele Dinge und lenkt sie von ihren Gedanken ab, bis sie wieder müde einschläft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Juli 2004, 13:09 Uhr
Orga stellt entsetzt fest, daß es schon später Vormittag ist, als sie erwacht. Schnell hat Orga sich frisch gemacht und schlüpft in einen dunkelgrünen schweren Seidenrock, der weich und weit fällt und in eine Bluse aus dem gleichen Material, die bis zum Hals mit kleinen Perlmuttknöpfen hoch geschlossen ist, doch ihr Haar bindet sie nur mit einem ledernen Band zusammen.

Sie verläßt gerade ihren Salon, um nach Uuma zu sehen und fragt sich, wo Henry wohl sein mag, als sie beinahe mit Yohn zusammenstößt, der ihr schnell berichtet, daß Henry schon früh zum Pferdehof aufgebrochen ist. Was sie aber dann hört, läßt sie sich in ihrem Salon in einen Sessel setzten und Yohn verblüfft ansehen. "Morgen?, drei Tage mit dem Windschiff?" Orga kann es im ersten Moment nicht glauben, doch dann erinnert sie sich an Henrys Gespräch mit Tysyrella und fragt Yohn, ob Tysyrella vielleicht auch hier übernachtet hat, was er aber verneint.

Orga faßt sich aber schnell und als Yohn ihr noch Henrys Bitte ausrichtet, das Mädchen zu fragen, ob sie einverstanden ist, daß sie ihren kleinen Hengst im Garten begraben nickt sie nur stumm und geht langsam zu Marie in die Küche und ißt eine Kleinigkeit, trinkt ihren Tee und läßt Marie einen Becher Milch heiß machen und geht damit zu Uuma.  

Orga betritt leise das Zimmer und Mariann nickt ihr beinahe fröhlich zu und nimmt ihr die heiße Milch ab, während Orga sich zu Uuma auf das Bett setzt. "Uuma?" behutsam streicht Orga über den Arm, der ihr so klein erscheint auf der großen Decke und das Mädchen öffnet verschlafen die Augen. "Ich muß mit euch sprechen." Orga holt noch einmal tief Luft. "Wir müssen MoM begraben." Orga kann sich vorstellen, daß diese Frage für Uuma schlimm sein muß, aber das Tier mußte so schnell wie möglich aus dem Stall, damit er nicht verseucht wird, denn bei dem warmen sommerlichen Wetter stellte sich nur zu schnell Verwesung ein und Orga seufzt kaum merklich bei dem Gedanken, denn das war das Letzte, was sie hier gebrauchen konnten. "Ist es euch recht, wenn wir ihn im Garten bei den kleinen Stuten begraben?" Orga blickt in das Gesicht des Mädchens, das sie mit großen Augen anblickt.
Orga reagiert blitzschnell und plaudert dann weiter, als hätte sie nicht gerade vom Verbuddeln ihres geliebten Hengstes gesprochen. "Uuma - und dann müßt ihr mir von eurem Volk erzählen, wo ihr aufgewachsen seid und wie die Menschen dort sind. Wir hatten noch gar keine Zeit miteinander zu plaudern."
Orga schaut mit fröhlich interessiertem Blick das Mädchen an, das offensichtlich leicht irritiert ist, aber sie läßt sich nichts anmerken und schaut weiter neugierig zu dem Mädchen hinunter, das noch immer ziemlich kraftlos in dem großen Bett liegt. Sie braucht viel Ruhe und schön regelmäßig kräftige Brühe, dann wird sie sich sicher schnell erholen... ermutigt sie sich selber bei ihrem Anblick, denn die Kleine hatte viel zu verkraften und erscheint ihr trotz ihrer Fehlgeburt doch wie ein Kind.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 18. Juli 2004, 14:57 Uhr
Uuma vernimmt leise Schritte und fühlt wie etwas ihr Bett niederdrückt und hört dann die Stimme von Henrys Frau ganz nah bei sich. Uuma ist noch ganz verschlafen und was die Frau dann anspricht überrascht Uuma nicht, sie selber hat sich schon am Morgen Gedanken gemacht, auch wenn sie MoM lieber draußen in der Wildnis vergraben hätte, sie war auf die Menschen angewiesen, die sich um sie kümmerten, darum nickt Uuma.

Es dauert trotzdem noch einige Augenbicke bis Uuma richtig wach ist und dann als Erstes die dampfende Milch in Marianns Händen entdeckt und heißes Verlangen steigt in ihr auf, denn sie ist sich sicher, daß sie für sie ist. "Uuma dürfen trinken Milch?" fragt sie vorsichtig die Frau, die Orga heißt, so hatte sie Henry angesprochen und Uuma weiß nicht, ob sie sie auch so ansprechen darf, denn die Menschen in diesem Land hatten eine komische Art sich anzusprechen, mal "ihr", dann "du" und auch sprachen sie sich dann mit Namen an, was für Uuma die einzige vertraute Weise war, jemanden anzusprechen.
Mariann kommt gleich und reicht ihr den Krug, den sie mittlerweile schon selber halten kann und schlürft langsam die fast noch heiße Milch, die süß nach Honig schmeckt. "Uuma lieben heiße Milch," strahlt sie Henrys Frau an und überlegt dann, was die Frau an ihrem Stamm interessieren könnte und legt dann einfach los. "Uuma kommen aus Dunkelwald, da wo Hügel gehen langsam hoch, wo auf andere Seite ganz weit weg seien große Stadt am Meer," und Uuma meint Fa´Sheel. "Uuma erst reisen zu großer Stadt am Meer, dann Uuma kommen mit MoM über Berge in Weltenstadt, weil Vater von Mutter sagen, Weg seien besser so." Als Uuma ihre Mutter und ihren Großvater erwähnt schießt Uuma ein anderer Gedanke durch den Kopf. "Uuma verlieren Kind, aber wenn Uuma bringen Kind mit in Stamm aus Weltenstadt Mutter seien stolz auf Uuma, weil Uuma bringen neues Blut in Stamm" und sie nickt ihre Aussage bekräftigend.

Uuma blickt Henrys Frau an und fragt sich, was sie ihr noch erzählen soll, doch dann fällt ihr ein, wonach sie sie gefragt hat. "Uuma leben in Stamm in großer Höhle unter Wurzeln die seien von riesigen Bäumen und Höhle immer  seien angenehm, nie seien Höhle kalt oder warm, seien gute Höhle und Uuma lieben Höhle," erzählt sie und erinnert sich an ihre Schlafecke in der Nähe des Ausgangs, damit sie immer bei MoM ist. "Uuma nicht wissen, wie Uuma kommen sicher wieder in Höhle, wenn Uuma nicht mehr haben MoM," spricht sie ihre Gedanken aus, doch dann verscheucht sie sie, denn sie weiß, daß sie nicht daran denken darf, nicht jetzt, erst wenn es wirklich so weit ist. "Uuma nicht dürfen denken an MoM, weil Uuma müssen leben ohne MoM," spricht sie dann auch ihre Überlegung aus und blickt Henrys Frau an und lächelt vorsichtig. Frau von Henry auch seien gute Frau, stellt sie fest, als sie in ihren Augen etwas Warmes sieht, anders als bei Henry, aber es läßt sie auch wohlig Wärme empfinden und Uuma schließt die Augen, weil sie schon wieder müde wird. Uuma schlafen wie Schlaftier in Baum, und sie muß an die kleinen Pelztiere denken.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 18. Juli 2004, 18:11 Uhr
Orga registriert Uumas stumme Zustimmung und nickt Mariann unauffällig zu, die sofort zu Yohn eilen wird, der gleich mit Marianns Mann beginnen wird, MoMs Grab auszuheben. Daß Uuma gleich nach der heißen Milch verlangt läßt Orga schmunzeln.

Als Orga den sprunghaften Worten des Mächens lauscht erkennt sie, womit die Kleine sich auseinandersetzt und empfindet tiefes Mitgefühl für das Mädchen, das sich ihres, wenn auch tierischen Gefährtens beraubt fühlt und sich Gedanken macht, wie sie nun alleine zurechtkommen soll. Orga unterbricht sie nicht einmal, sondern läßt sie sprechen und als sie die Augen schließt streichelt sie liebevoll über ihren Kopf. "Uuma, du bist nicht alleine." Wir mögen zwar noch Fremde für dich sein, aber ich bin sicher, daß Henry dich in sein Herz geschlossen hat und sich um dich kümmern wird, denkt sie. "Henry wird sicher auch ein kleines Pferd für dich haben, das dich zuverläßig trägt, wenn du eines Tages zurück in den Dunkelwald möchtest."

Orga weiß, daß ein anderes Pferd im Augenblick das Letzte ist, an das Uuma denkt, aber wenn erst einmal die Wunden verheilt sind, würde sich das schon ändern.
Als es so aussieht, daß Uuma wieder einschlafen wird streichelt sie sanft ihre Hand und meint: "Ruh dich schön aus Uuma und werde erst einmal wieder richtig gesund, dann schauen wir weiter." Orga bleibt noch eine Weile still bei ihr sitzen und als ihr Atem ruhig und gleichmäßig geht verläßt sie leise das Zimmer. Sie ist eine richtige Schönheit, wenn auch fremdartig denk sie bei sich, denn sie hatte Zeit, sie in Ruhe zu betrachten, wie sie so dalag und ihre schwarzen glänzenden Haare wie ein weicher dicker Teppich um ihren Kopf lagen.

Orga geht hinunter in den Garten, wo die beiden Männer schon eine ordentliche Grube ausgehoben haben, die ihnen bis zur Hüfte reicht, als sie hört, wie Yohns Spaten auf etwas hohl klingendes aufschlägt und bleibt interessiert stehen, denn es steht kein Baum in unmittelbarer Nähe, dessen Wurzeln dort hinreichen könnten. Yohn kratzt auf etwas herum, blickt dann zu ihr hoch und meint, daß da ein Stück Kiste aus dunklem Holz zum Vorschein käme und sie sagt ihnen, daß sie sie vorsichtig ausgraben sollen und fragt besorgt, ob es ein Sarg sein könnte, doch Yohn schüttelt den Kopf und meint nur,  daß er ein Stück Eisen sieht, daß wie von einer Truhe aussieht.
Orga verspürt bei dem Gedanken Erregung aufsteigen und forstet ihre Erinnerungen bezüglich des Hauses durch, doch sie weiß nur, daß ihr Onkel hier lange gelebt hat und es das roßsteinische Anwesen in Talyra ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 20. Juli 2004, 10:55 Uhr
Uuma spürt die liebevolle Hand von Henrys Frau, aber läßt die Augen geschlossen, weil sie wieder so müde ist. Während sie schon einschlummert hört sie noch ihre Worte, daß sie nicht alleine wäre und Uuma ist bei allem was passiert ist froh, daß es bei Henry passiert ist, weil sie ihm vertraut, wie sie es bisher nur bei dem großen Mann mit den spitzen Ohren getan hat.

Uuma wacht mehrmals an diesem Tag auf und bekommt jedesmal von der guten Suppe zu essen und sie merkt, wie ihre Kraft immer mehr zunimmt, daß sie sich am Abend sogar schon etwas im Bett aufsetzen kann. Mariann sieht es, als sie wieder zu ihr hereinschaut und lächelt sie dann aber an, als sie erkennt, daß es ihr dabei gut geht und erzählt ihr, daß sie MoM im Garten begraben hätten und er jetzt für immer dort Ruhe haben wird. Uuma weiß nicht warum, aber sie trauert nicht mehr um MoM seit sie gespürt hat, daß er in das große Leben gegangen ist, irgendwie hat alles seine Ordnung und sie ist froh, daß sich die Menschen hier so um alles kümmern, denn sie hätte in der Wildnis oder in ihrem kleinen Haus am Bach das alles nicht tun können, wenn sie es überhaupt überlebt hätte.

Eine leichte Unruhe macht sich jedoch in Uuma breit und als sie Mariann fragt, ob es ein Unwetter geben wird schaut sie aus dem Fenster und bestätigt ihr, daß sie ganz in der Ferne über den Dächern der Stadt ein paar Wolken sehen würde, aber nicht erkennen könnte, ob es eine Wetterfront sei und Uuma nickt. Sie hatte sich nicht getäuscht. Sie kennt das Gefühl vor einem Unwetter und krabbelt wieder unter die Decke, als plötzlich die Tür aufgeht und Frederik mit Anna hereinlugen und hintendran Marianns kleine Tochter, die im Alter zwischen Anna und Frederik liegt. Uuma muß bei dem Anblick kichern, denn ihr kleiner Hund quetscht sich zwischen ihren Beinen durch und springt wuffend an ihrem Bett hoch, um sie zu begrüßen.
Mariann ermahnt Hund und Kinder leise zu sein und sie nicht anzustrengen und Uuma freut sich, denn es wurde schon fast etwas langweilig, wenn sie auch merkt, daß sie die Ruhe braucht. Frederik benimmt sich wie ein kleiner Ritter und fragt nach ihrem Befinden, nur Anna plappert drauf los und Uuma muß wieder kichern, denn man versteht nur die Hälfte, aber Marianns Mädchen wirkt ein wenig scheu und hält sich zurück. Erst als die Kinder mitsamt dem kleinen Hund wieder hinausstürzen wird die Kleine wieder munter.
Mit einem Lächeln im Gesicht schläft Uuma langsam wieder ein, während sie in der Ferne ein Grollen hört und wie Mariann zum Fenster eilt und es schließt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Juli 2004, 16:11 Uhr
Henry erreicht im flotten Trab das Anwesen als er in der Ferne das erste Grollen hört und bringt Ramsnase sofort in den Stall, wo er zu seiner Erleichterung feststellt, daß MoM nicht mehr in der Box liegt. Yohn berichtet ihm gleich, was sie in der Grube entdeckt haben und Henry runzelt die Stirn, eine schwere Truhe? Henry schüttelt ungläubig den Kopf und als er durch die Hintertüre ins Haus geht kommt ihm Orga etwas außer Atem entgegen und teilt ihm mit, daß Sethai und Asrai benachrichtigt sind.

Henry nimmt Orga sanft in die Arme und zieht sie verschmust an sich und flüstert nur.  "Was für ein Tag Liebes!" Spitzbübisch sieht er sie an, nimmt ihren Kopf in seine Hände und gibt ihr einen zärtlichen Kuß, der sie einfach schwach machen mußte! Er wußte es und...  mit einem Schwung hebt er sie in seine Arme und läßt sie erst wieder auf ihrem Bett los.
Eine Stunde später kommen sie dann endlich dazu, sich alles zu erzählen und das war nicht wenig, so daß sie eine weitere Stunde später sich endlich über die Reise unterhalten können. Orga wollte erst nicht glauben, was er über seine neuen Zuchtpläne berichtete, aber sie freut sich dann letztendlich für ihn und was er befürchtet hatte, macht sich Gedanken, wie das alles zu bewerkstelligen sei.
Dann muß Henry Orga noch davon überzeugen, daß es besser ist Uuma mitzunehmen, wenn sie sich so gut erholt hat, wie Mariann berichtete, daß sie nicht einmal mehr Blutungen hatte und sich schon wieder im Bett aufsetzten konnte und Orga gibt nach, aber nur, wenn Marie mitkommen würde, um sich um sie zu kümmern.
Henry zählt auf: "Asrai und Sethai, du und ich, die Wiege für Frederik und Anna, Marie mit Uuma," und kommt auf drei Zimmer mit je zwei Betten, denn er möchte Frederik und Anna in ihrem Schlafraum wissen. "Laß uns Yohn noch mitnehmen, er könnte mir auch mit den Pferden helfen," schlägt er vor und Orga ist noch für die beiden Mädchen aus Verd für Frederik und Anna und Henry nickt.

Henry benachrichtigt Marie und Yohn von der bevorstehenden Reise, während Orga Mariann die Verantwortung für die nächsten Tage überträgt.
Bevor er sich für ein paar Stunden zu Orga schlafen legt schleppt er mit Yohn die geheimnisvolle Kiste in Orgas Salon und schaut noch nach Uuma, die tief und fest schläft. Als er zu Orga kommt liegt auch sie schon in tiefem Schlummer und er streckt sich auf seiner Bettseite aus und genießt es, einfach seine Gedanken loszulassen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 20. Juli 2004, 16:49 Uhr
Mit einem harten, metallischen Klang schlägt der Anker der "Windkind" gegen die vierte Morgenstunde auf dem Marktplatz auf.
Das Donnergrollen eines fernen Gewitters dringt an die Ohren der Luftfahrer und läßt Galrin Ragnarsson und seine Leute nichts Gutes erahnen. Doch noch ist die Sicht auf die Sterne ungetrübt, das Unwetter nur eine ferne Ahnung und das Windschiff liegt so ruhig in der Luft wie ein Fels im Gebirge.

Kurzerhand wird der untere Mast des hölzernen Riesen eingeklappt und das Ungetüm setzt, weich wie eine Feder, auf dem Pflaster des Marktes auf. Die Anweisungen des Kapitäns sind ruhig und präzise, kein Handgriff der Mannschaft geht fehl und so dauert es nicht lange, bis die "Windkind" vor dem Tor des Roßsteinschen Anwesens auf dem Boden ruht und der Gäste harrt, die sie nach Verd am See tragen soll.

Es ist noch dunkel auf dem Marktplatz. Nur die Straßenlaternen und die Lampen an Bord des Windschiffes erhellen die Szenerie. Der langgestreckte Schiffsleib mit dem spitzen Rammsporn und der kunstvollen Galionsfigur am Bug wirkt für den vorbei kommenden Gardistentrupp von der Steinfaust wie ein schlafender Drache. Doch nachdem die Stadtwachen näher gekommen sind und gemerkt haben, daß es sich bei dem vermeintlichen Monster lediglich um die "Windkind" handelt, ziehen sie wieder ihrer Wege.

Eine Rampe, vom Oberdeck des Schiffes herabgelassen, führt Galrin hinunter auf das Pflaster des Marktplatzes. Leise hallt der Platz wider, als der Kapitän aus Normand zum Tor hinüber geht und sich, mit einem Belegnagel gegen das Eisen klopfend, Gehör verschafft.

Die erste Person, die auf das Klopfen aufmerksam wird, ist Mariann, welche auch alsbald zum Tor kommt und nach dem Begehr des Hünen fragt. Der Nordmann lächelt, wünscht der Frau einen guten Morgen und bittet sie, den Herrn und die Lady von Roßstein von seiner Anwesenheit in Kenntnis zu setzen. Mariann nickt dienstbeflissen, knickst kurz und verschwindet wieder im Haus, während sich die Besatzung der "Windkind" noch einmal vom ordnungsgemäßen Zustand des Luftfahrzeuges überzeugt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Juli 2004, 19:00 Uhr
Henry hört ein energisches Klopfen an der Türe des Nebenszimmers, Orgas kleinem Salon, und ist flugs aus dem Bett. Nachdem er weiß, wer dort unten vor der Türe steht schickt er Mariann zu Marie und Yohn, sie zu wecken. Mit raschen Schritten eilt er die Treppe hinunter und öffnet kurz darauf dem Kapitän die Eingangstüre, nur in seinen Morgenmantel gehüllt und wäre beinahe über die beiden kleinen Reisetruhen gestolpert, die da sonst nicht stehen, auch wenn der flackernde Schein der Öllampen, die die Wand seitlich der Treppe nicht nur schmücken, ein sanftes goldenes Licht verbreiten.

"Seid gegrüßt Kapitän Ragnarsson!" begrüßt er den Kapitän leicht verlegen und erblickt im gleichen Moment hinter dem Nordmann einen riesigen Schatten, das Windschiff, das auf dem Marktplatz unmittelbar vor ihrem Haus vor Anker liegt und es verschlägt ihm kurz die Sprache. "Bei allen Wassern! Ist das ein prächtiger Anblick!" Henry läßt sich nur kurz von dem gewaltigen Schatten ablenken und wendet sich dann gleich wieder an den Nordmann. "Verzeiht, aber entweder hat der Hahn noch nicht gekräht oder der Vogel hat den Geist aufgegeben," entschuldigt er sich lächelnd dafür, daß sie noch nicht startbereit sind.
"Möchtet ihr hereinkommen?" fragt er den Kapitän mit ruhiger Stimme, auch wenn er in Gedanken schon zu Uuma eilt, um sie auf die bevorstehende Fahrt vorzubereiten, denn sie wusste noch nichts von dieser Reise und merkt aber auch, wie dieses erwartungsvolle Kribbeln ihn wieder erfaßt, daß er schon beim Anblick der Windkind bei der Werft verspürte.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 20. Juli 2004, 19:27 Uhr
Mit einer Geschwindigkeit, die niemand dem sonst so ruhigen Henry von Roßstein zugetraut hätte, ist der Pferdezüchter am Eingang des großen Hauses erschienen und schüttelt dem Kapitän der "Windkind" herzlich die Hand. Dieser erwidert die Geste mit einem breiten und offenen Lächeln auf dem Gesicht. Die Bemerkung, daß der Hahn noch nicht gekräht habe oder gestorben sei, quittiert Galrin mit einem Lachen, das die kleinen Öllampen an der Treppe erbeben läßt.

"Nun, Mylord Roßstein, zunächst einmal hatten wir uns doch, so scheint es mir, darauf geeinigt, uns mit dem Vornamen anzusprechen. So seid auch Ihr mir gegrüßt, Henry, und seid versichert, daß Euer Hahn vermutlich noch schläft, denn immerhin wolltet Ihr ja die Sonne über dem Ildorel aufgehen sehen. Und da ein Hahn sich zumeist erst in der Morgendämmerung meldet, bitte ich Euch, es dem guten Tier nachzusehen, wenn die verrückten Nordländer und ihr fliegender Teppich zeitiger zur Stelle sind."

Nach diesen Worten dreht sich der Normander um und ruft vier Matrosen herbei, welche sich darum kümmern sollen, daß das Gepäck der hohen Herrschaften und ihrer Lieben an Bord und in die richtigen Kabinen kommt: "Keitel, Thialfi, Beinar und Ungolf... herbei mit Euch und bringt die Sachen an Bord."

Mariann, die inzwischen Yohn und Marie aufgeweckt hat, kehrt an die Seite ihres Herrn Henry von Roßstein zurück und wird von Galrin gebeten, den Gehilfen des Schiffbauers zu zeigen, wo welche Truhe, Tasche, Kiste oder sonstiges Gepäckstück untergebracht werden soll. Währenddessen nimmt der Nordmann die Einladung Henrys gern an, das Anwesen zu betreten. Nachdem er die graue Wollmütze mit dem roten Besatz abgenommen hat, betritt Galrin das Herrenhaus und sieht sich staunend um:
Das Haus derer von Roßstein ist ein Meisterwerk ildorischer Handwerkskunst und nötigt dem Nordmann großen Respekt ab. Vor allem die gedrechselten Verzierungen am Treppengeländer und andere Schnitzereiarbeiten faszinieren den Normander.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 20. Juli 2004, 20:07 Uhr
„Orga und Henry natürlich, denn immer hin ist es Ihre Reise und dann noch ein ganzer Stoss von Kindern die zu treffen ich bisher nicht das Vergnügen hatte. Ich hoffe meine Erscheinung wird sie nicht erschrecken.... Schon manches Kind ist vor mir davongelaufen...“, spricht Sethai, leicht scherzhaft, aber auch mit einem ernsten Unterton. „Ich vermute das du sie alle in letzter Zeit gut kennen gelernt hast. Ich bedaure sehr das ich nicht dabei sein konnte. Aber auch ich habe eine Bekanntschaft gemacht...“
Um die Stille zwischen sich und Asrai zu bekämpfen berichtet Sethai der Wasserfee von Azra und allem was in der Harfe vorgefallen ist. Er erzählt Ihr von dem schweren Stand den das Mädchen als Mischling eines Blutelben und einer Menschenfrau hat und den Konflikten die sie in ihrem Inneren deshalb austrägt; erzählt Ihr davon wie das Mädchen Azra innerlich gespalten ist, hin und hergerissen zwischen dem ruf des Blutelben in ihr und ihrer Menschlichkeit; das die Kleine Kitty fast verletzt hätte und das sie nun auf dem Weg ist ins Larisgrün um eine schicksalsträchtige Entscheidung zu fällen und jemanden zu treffen der Ihr dabei helfen soll....

Als er mit seiner Erzählung endet haben sie auch schon das Haus von Rossstein erreicht. Sethai sieht die Architektur des Gebäudes nicht, doch er spurt genua das Alter des Gemäuers. Die Erinnerungen der Jahrhunderte raunen ihm zu und verraten ihm mehr als es Augen je könnten.

„Wir sind da, meine Liebe....“.
Sethai lässt es sich nicht anmerken wie sehr es ihn schmerzt ihre Hand nicht halten zu können, keinen Kontakt zu der Frau zu bekommen die er so liebt, aber er will Asrai auch auf keinen Fall bedrängen oder so tun als wäre nichts vorgefallen.... Dennoch kann er nicht widerstehen kurz nach ihrer Hand zu greifen als sie vor den Mauern des Hauses stehen. Und wenn es nur ein Moment wäre, er sehnt sich nach dem Gefühl Ihrer warmen Nähe....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 20. Juli 2004, 20:15 Uhr
Orga erwacht aus einem erholsamen Schlaf nach den ereignisreichen letzten beiden Tagen und sieht nur noch, wie Henry aus dem kleinen Salon eilt. Sie hört seine Stimme von unten und begreift, daß sie verschlafen haben.

Schnell schlüpft sie aus dem Bett und nach einer Katzenwäsche in ihre bereitgelegte Kleidung, die aus einem dunkelgrünen Samtrock, beiger Bluse mit weiten, am Bündchen zusammengefassten Ärmeln und einer ebensolchen Samtweste mit braunbeigen Hornknöpfen besteht. Für die Fahrt hat sie sich für ihre weichen ledernen Stiefel entschieden. Mit wenigen Griffen steckt sie ihre Haare mit schlichten Hornspangen hoch und legt noch schnell ihre Bernsteinkette um, bevor sie zu den Kindern geht, die tief und fest schlafen.  
Frederik weckt sie, damit er sich anzieht und bei Anna muß sie nichts tun, denn Ellie kleidet das Mädchen schon für die Reise in eine weiche wollene Hose und Jacke, wobei Anna seelig weiterschläft. Nur der kleine Hund ist putzmunter und huscht an ihr vorbei, weil er die frische Luft von unten spürt.

Marie kommt von oben die Treppen mit ihrem Reisesack heruntergestapft in dem sie auch Uumas Sachen verstaut hat und Yohn nimmt sie ihr hilfsbereit ab und verschwindet damit nach unten und auch die beiden Mädchen stehen reisefertig mit ihren zusammengeknoteten Bündeln da und Orga ermahnt sie, keines der Kinder auch nur einen Augenblick auf dem Windschiff aus den Augen zu lassen, wobei Jana auf Frederik aufpassen soll, weil Gerda besser mit der kleinen Anna zurechtkommt.  
Jetzt fehlt nur noch Henry, wo er nur bleibt? denkt sie, und ihr fällt noch gerade ein, daß sie beinahe ihre Peitsche vergessen hätte und ihre Geldkatze. Sei nicht so kopflos, schilt sie sich, aber bei der Vorbereitung einer Reise mit einem Schiff, das durch die Lüfte segelt ist es wiederum auch verständlich und ihr wird eigentlich jetzt erst langsam richtig bewußt, was sie da vorhaben.

Orga scheucht alle die breite Vordertreppe hinunter und blickt Henry kopfschüttelnd an und wendet sich an den großen blonden Mann, der sie am Fuße der Treppe freundlich anlächelt. "Ihr seid sicher Kapitän Ragnarsson, seid willkommen im Hause von Roßstein, aber ich muß Henry jetzt nach oben jagen," und schiebt ihren Gatten liebevoll die Treppen hoch. "Oben wartet noch ein Mädchen, daß noch nichts von ihrem Glück weiß und um das er sich kümmern muß, wenn wir den Sonnenaufgang über dem Ildorel erleben möchten." Orga lächelt den Nordmann an und reicht ihm die Hand zum Gruße.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 20. Juli 2004, 20:17 Uhr
Asrai sagt nicht viel, als Sethai ihr von Azra erzählt und von dem, was alles geschehen ist. Ihr fällt nur auf, dass Sethai sie nicht fragt, wie es ihr in der letzten Zeit so ergangen ist. Ob er alles schon weiß?

Asrai und Sethai kommen auf ihrem Weg nicht am Marktplatz vorbei, so dass Asrai das Schiff noch nicht sehen kann und sie befürchtet schon, sie wären zu früh und würden Orga und Henry wecken, doch als sie auf den Hof des Hauses kommen, ist dort schon alles wach. Vier Matrosen tragen das Gepäck in Richtung Marktplatz und als Asrai ihren Blick dorthin wendet, kann sie das Schiff entdecken. "Es ist gigantisch...", flüstert sie beeindruckt. "Mit diesem Schiff soll es also nach Verd gehen..."

Sethai und Asrai begeben sich zum Eingang des Gebäudes. Die Tür steht offen und Asrai kann Orga und einen fremden Mann erkennen, von dem sie glaubt, dass er der Kapitän ist. "Ich hoffe wir sind nicht zu früh.", begrüßt Asrai Orga mit einem schüchternen Lächeln. Sie hofft, dass man ihre Traurigkeit nicht in ihren Augen erkennen kann. Asrai stellt ihre Tasche vor der Tür ab.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 20. Juli 2004, 21:04 Uhr
Mit einem Lächeln und einer vollendeten Verbeugung begrüßt der Kapitän der "Windkind" die Dame des Hauses, die ihn in ihrem Haus willkommen heißt. Als sie ihm die Hand reicht, ergreift der Nordmann sie vorsichtig und appliziert einen gehauchten Handkuß auf dem Handrücken der Roßsteinerin: "Es ist mir eine Ehre, Mylady von Roßstein, Euch kennenzulernen."

Daß Yohn und Marie den Gehilfen Galrins mit dem Gepäck zur Hand gehen, erleichtert das Beladen des Schiffes ungemein. Und auch wenn Marie mißtrauisch mit dem Fuß auf die Decksplanken pocht, um festzustellen, wie haltbar diese sind, strahlt das fliegende Schiff doch eine beruhigende und sichere Präsenz aus.

Eine belustigende Szene ergibt sich, als der Schmied Beinar dem jungen Frederik sein rasch geschnürtes Bündel abnehmen möchte. Der Junge umklammert sein Hab und Gut mit beiden Armen und verkündet keck, daß er seine Sachen schon selbst auf das Windschiff zu bringen gedenkt. Auf diese selbstbewußte und von einem hellen Kopf zeugende Rede hat der Schmied nichts erwidern. Stattdessen lächelt Beinar und fragt bei dem Jungen um Erlaubnis nach, Jana und Gerda die schweren Bündel abzunehmen. Die Erlaubnis hierfür wird von Junker Frederik gern erteilt und so geht es, Frederik vorneweg und die vier grinsenden Matrosen im Gänsemarsch hinterdrein, hinaus zur "Windkind".

Bei dieser Szene kann sich Galrin das Lachen wirklich nicht mehr verbeißen und der Nordmann prustet los, daß man meint, ein Walroß habe sich verschluckt. Doch dieser Freudenausbruch legt sich rasch, als zwei Personen von draußen in das Haus treten, die Galrin bislang noch nicht zu sehen bekommen hat.
Die Frau ist relativ klein, wie der Schiffbauer es auch schon von Jolanthe gewohnt ist, auch bei den langen Haaren und den blauen Augen ähnelt sie der Verlobten des Nordmannes. Doch wo Jolanthe trotz ihrer Zierlichkeit noch eine gewisse Bräune und Naturverbundenheit zeigt, wirkt die junge Frau vor ihm geradezu zerbrechlich und verletzlich. Ihr schüchternes Lächeln, mit dem sie fragt, ob sie zu früh da seien, unterstreicht diesen Eindruck noch.

Ihr Gefährte wirkt nicht weniger seltsam. Auf den ersten Blick wie ein Bettler gekleidet, erkennt Galrin nach näherem Hinsehen, daß die Kleidung des hageren Elfen zwar zerschlissen, aber nichtsdestotrotz sauber ist. Die Haut des Mannes wirkt fast pergamentartig dünn, so daß der Nordmann sich im Stillen fragt, ob er dem Gast überhaupt die Hand schütteln darf, ohne daß dieser vielleicht seinen Arm einbüßt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 20. Juli 2004, 22:11 Uhr
Henry muß in das Lachen des Nordmannes über die Sache mit dem Hahn einstimmen und wird von ihm erinnert, daß sie sich mit dem Vornamen ansprechen wollten. Ich glaube ich bin zu schnell aus dem Bett gesprungen, denkt er sich wieder erinnernd, während der Nordmann ihm erklärt, wann die Hähne krähen. Henry bleibt nur ein Schmunzeln und hat kurz darauf das Gefühl im Weg zu stehen, als vier kräftige blonde Männer beginnen, von ihrem Kapitän herbeigerufen, das Gepäck zum Windschiff zu tragen, wobei Henry froh ist, daß er noch am späten Abend die Sachen mit Yohn runtergeschafft hat, mitsamt der doch recht großen Wiege für die beiden Kinder.

Mariann wird abkommandiert, das Gepäck den entsprechenden Kajüten zuzuteilen und Henry fühlt sich zum erstenmal in seinem Leben fürstlich umsorgt und geht ein paar Schritte zurück, um den Männern nicht im Weg zu stehen, als Orga von oben mit allen heruntereilt und er zur Seite treten muß um nicht überrannt zu werden. Doch nun wird er von seiner geliebten Gattin kurzerhand zärtlich aber bestimmt nach oben geschoben und Henry tritt den rettenden Rückzug an. Erst in seinem Zimmer, nachdem er seinen Kopf in einen Kübel kaltes Wasser getaucht hat und in seine dunkelbraunen feinen Wollhosen steigt, sein beiges Hemd und seine Lederweste überstreift, hat er das Gefühl, wieder am richtigen Platz zu sein.

Henry überprüft kurz alles, insbesondere Pfeife und Pfeifenkraut in seinem Lederwams, geht dann zu seinem Schrank, entnimmt ihm eine alte gute Ledertasche mit einer Klappe, die über die ganze Tasche fällt und hängt sie sich quer über die Brust. Schwer lastet der breite Lederriemen auf seiner Schulter und er schiebt die Tasche nach hinten, damit sie ihn nicht stört.
Mit ein paar Schritten ist er bei Uumas Zimmer und klopft leise und tritt ein. Er braucht nicht lange, um sie zu wecken und ihr zu erklären, was sie vorhaben. Vertrauensvoll willigt sie ein und er wickelt sie wieder in die Decke und trägt sie behutsam die Treppen hinunter, denn sie schlummert schon wieder vor sich hin.

Unten am Eingang begrüßt er Asrai und Sethai erfreut, aber mit gedämpfer Stimme um Uuma nicht zu wecken oder zu beunruhigen. "Asrai, schön, daß ihr schon da seid!" Henry nickt der jungen Frau freundlich zu, doch wieder umhüllt sie dieser Hauch von Traurigkeit und Henry blickt zu ihrem Gefährten und spricht auch ihn an. "Es freut mich Sethai, daß ihr mit auf diese Reise kommt," und er blickt ihn an, wobei er zum ersten Mal die fremdartigen Augen des Mannes sieht, die zuvor mit einer Augenbinde verdeckt waren.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 20. Juli 2004, 22:47 Uhr
Sethai erspäht nun auch zum erstenmal die Form des Windschiffs. Der weltliche Anblick bleibt ihm verborgen, aber wie bei dem alten Haus kann er auch hier die Erinnerungen all derer wahrnehmen die auf dem Schiff eine längere Zeit verbracht haben, Ihr Echo das in die Planken eingeflossen ist und ihm anhaftet wie ein nicht zu vertreibender Geruch, wahrnehmbar nur für diejenigen die dafür empfänglich sind. Eine kuze Zeit lang haftet sein Geist dem riesigen Konstrukt an das fast schon so was wie einen eigenen Geist zu haben scheint, dann schwingt seine Konzentration um auf die Leute unterhalb des Luftriesen. Kräftige Männer verladen allerhand Kisten in das Schiff und Henry unterhält sich mit einem großen Mann. Kurz darauf geht er zurück ins Haus. Die Aufmerksamkeit des Mannes, er ist ein Nordmann, wird auf Asrai und dann auf Sethai gelenkt und Seine Gedanken sind wie ein offenes Buch für den Elfen. Sethai muss schmunzeln als er sich Gedanken über ihn macht. Wenn er kräftig genug zugreift ist mein Arm sicher ab... aber dazu ist er zu gutmütig...
Dann kehrt Henry zurück, noch bevor der Nordmann das Wort an die Neuankömmlinge richten kann. Er begrüßt die beiden freundlich.

„Auch ich bin erfreut Euch einmal wieder zu treffen. Es ist viel zu lange her das wir uns über den Weg gelaufen sind.“, Sethai gibt dem Mann bei diesen Worten vorsichtig die Hand und verbeugt sich leicht. Doch wie in Asrais Zügen kann Henry auch in seiner Stimme einen traurigen Unterton heraushören, so als wäre etwas vorgefallen was die Stimmung des Elfen drückt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 21. Juli 2004, 00:02 Uhr
Orga ist von der Begrüßung des Windschiffskapitäns überrascht. So formvollendet hatte sie schon lange niemand mehr begrüßt und sie lächelt gebührend.
Orgas Aufmerksamkeit wird jedoch schnell wieder auf die Kinder gelenkt, die mit den großen blonden Nordmännern, Marie und den beiden Mädchen zum Schiff aufbrechen. Plötzlich tritt Asrai aus dem Dunkel der Nacht auf und wird vor der Treppe in den sanften Schein der Öllampen gehüllt, dicht gefolgt von Sethai.  "Ihr kommt gerade zur rechten Zeit, wie ihr seht," antwortet Orga der junge Frau und stellt sie dem Kapitän  vor. "Das sind unsere beiden Gäste, Asrai und Sethai," und zu Asrai und Sethai gewandt, "Kapitän Ragnarsson."

Gerade in diesem Moment kommt Henry mit Uuma auf dem Arm die Treppe herunter und Orga wundert sich über die Ledertasche, die Henry sich umgehängt hat und die aussieht, als sei sie mit etwas Schwerem gefüllt, obwohl sie gar nicht so voll aussieht. Wie lange habe ich diese Tasche nicht mehr gesehen... geht es Orga durch den Kopf und sie erinnert sich an ihre Jugendjahre. Henry hatte immer Verpflegung darin mit zum See genommen, wenn sie ausgeritten waren.  

Orga reißt sich von der Erinnerung los, denn es drängt sie, den Kindern zu folgen und so wendet sie sich leise an den Kapaitän. "Wir sind jetzt vollständig," und nimmt sich ihren Umhang von der Garderobe und legt ihn  sich über die Schulter, während sie Henry und Sethai beobachtet, wie sie sich begrüßen. Irgendetwas stimmt nicht mit Asrai und Sethai, sie sehen beide so bedrückt aus... geht es ihr durch den Kopf und sie geht hinaus in die kühle Nachtluft. Nicht lange und es würde der Morgen dämmern.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 21. Juli 2004, 00:13 Uhr
"Es freut mich euch kennenzulernen, Kapitän Ragnarsson.", sagt Asrai lächelnd und reicht Galrin die Hand. Dann kommt Henry mit Uuma auf den Armen die Treppe herunter und auch er wird freudig von der Wasserfee begrüßt. "Wie geht es der Kleinen?", fragt Asrai besorgt. Was genau passiert ist, dass weiß sie nicht. Yohn hatte zwar mit wenigen Worten geschildert, dass Uuma krank wäre und Morgana da gewesen sei, aber das ist auch schon alles, was Asrai weiß. Doch Henry verschiebt die Erklärung auf später. Jetzt würde er Uuma erst einmal auf das Schiff bringen.

Ein Matrose nimmt Asrais Gepäck und bringt auch dieses auf das Schiff. "Euer Schiff ist wirklich beeindruckend.", sagt Asrai mit leuchtenden Augen zum Kapitän, während sie sich dem Schiff nähern. "Ich habe es beim Inari-Fest gesehen und es war wunderschön, wie die Blumen vom Schiff fielen." Asrai kann sich noch sehr gut daran erinnern. Sie konnte sich dieses Mal ja auch alles ansehen. Sethai war an diesem Tag schließlich nicht aufzufinden...

Langsam steigert sich Asrais Aufregung. Sie war noch nie auf so einem großen Schiff. Im Grunde genommen war sie noch nie auf einem Schiff. Im Harfen hatte sie einige gesehen, aber das war auch schon alles.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 21. Juli 2004, 07:15 Uhr
"Auch mir ist es eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen, Asrai.", antwortet Galrin lächelnd, als er der Wasserfee die Hand reicht und dabei sehr vorsichtig zu Werke geht, als häte er Angst, eine kostbare Statuette zu zerbrechen. Auf die gleiche behutsame Weise begrüßt der Kapitän auch Sethai, über den er zwar bereits Gerüchte gehört hat, doch gesehen hat er den Elben noch nie.

Als Orga ihm mitteilt, daß sie nun vollzählig seien, nickt der Nordmann zustimmend und bittet die Gäste, ihm zu folgen. Nachdem er sich davon überzeugt hat, daß keine größeren Gepäckstücke mehr zum Schiff gebracht werden müssen, wendet er sich um und verläßt, nach einem nochmaligen bewundernden Blick auf die Einrichtung das Anwesen derer von Roßstein.

Mit einem Lächeln nimmt Galrin das Lob für das Werk seiner Hände entgegen, als ihm Asrai mitteilt, daß sie die "Windkind" beim Inari-Fest in diesem Jahr gesehen habe: "Es freut mich, daß Euch unser Blumenregen gefallen hat, Asrai. Falls Ihr auf dem Schiff etwas zu sehen oder zu erfahren wünscht, wendet Euch wahlweise an meine Mannschaft oder an mich. Man wird es Euch nach bestem Vermögen erklären oder zeigen."

Die beiden Wachen an der Rampe, welche auf das Oberdeck des Windschiffes hinaufführt, machen den Gästen ehrerbietig Platz und treten einen Schritt zurück, als diese das Schiff betreten.
Galrin selbst geht als Letzter die Gangway hinauf und hilft mit, die schweren Holzplanken an Bord zu hieven.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 01. Sept. 2004, 19:08 Uhr
Orga blickt von der Windkind auf ihr Anwesen hinunter und obwohl die Fahrt wunderschön war, sie am liebsten noch auf dem Gut in Verd geblieben wäre und auch noch länger auf dem Schiff sich richtig wohl gefühlt hätte, sie ist nun zuhause und freut sich, als sie langsam zur Erde herab gelassen werden. Der Kapitän verabschiedet sich freundlich und doch formvollendet von ihnen und Orga gefällt der Gedanke außerordentlich, dass sie nicht weit entfernt von den Nordmännern wohnen, denn so könnten sie sich gegenseitig besuchen und sicher würden sie sich bald wiedersehen, denn sie hatte Alwine in ihr Herz geschlossen und die fröhlichen Nordmänner konnten sie nun als Freunde bezeichnen, wie auch Asrai und Sethai, auch wenn der stille Seher kaum aus sich heraus kam.

Die Truhen und die Wiege werden von Yohn und Marianns Mann an ihren Platz getragen, Marie eilt voller Elan in ihre Küche und Jana und Gerda bringen die Kinder in ihre Betten. Als das Schiff am nächtlichen Himmel aus ihrem Blickfeld verschwindet und sich die  Menschen vor dem hinteren Gittertor langsam entfernen, die ihre Ankunft neugierig beobachtet hatten, wendet sich Orga an Asrai und Sethai. "Nun hat uns Talyra wieder. Asrai, ich würde sagen Yohn fährt euch mit dem kleinen Wagen nachhause, die Truhe passt sicher hinten in die Kiste, denn die Straßen scheinen mir recht gefährlich mit den vielen Betrunkenen, die hier noch überall rumlaufen," und sieht Asrai fragend an.

Yohn, der gerade wieder aus dem Haus kommt hört ihre Worte und nickend begibt er sich gleich zum Schuppen und spannt die "Kleine" vor den Wagen. Die Luft in Talyra riecht ganz anders als die bei ihrem Gut in Verd, was Orga noch nie so stark aufgefallen ist. Sie waren den frischen Wind in der Höhe gewöhnt, der ihnen reine Luft in ihre Lungen gepumpt hatte, dass sie jetzt den Unterschied deutlich spürt, fast unangenehm deutlich und wieder zieht es sie zum Pferdehof, wo die leichte Brise vom Ildorel frisch und rein sie umweht hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 01. Sept. 2004, 20:16 Uhr
Asrai kann kaum glauben, dass die Reise nun schon vorbei ist. Die wenigen Tage kamen ihr unheimlich kurz vor. Sie freut sich, so viele neue Bekanntschaften gemacht zu haben und ganz bald würde sie Jolanthe besuchen. Irgendwie ist sie froh, wieder in Talyra zu sein. In den letzten Jahren ist ihr die Stadt sehr ans Herz gewachsen. Ein Grund wohl dafür, dass sie die Suche nach ihrem Volk aufgegeben hat.

"Ich möchte euch noch einmal für diese wunderbare Reise danken, Orga.", sagt Asrai lächelnd und umarmt Orga. "Es wäre wirklich sehr freundlich, wenn Yohn uns nach hause bringen würde, denn ich glaube nicht, dass wir die Truhe sonst so tragen könnten." Während Yohn den Wagen bereit macht, verabschieden sich Sethai und Asrai auch von allen anderen und versprechen, recht bald wiederzukommen.

Ein seltsames Gefühl macht sich in Asrai breit, als sie dann auf dem Wagen sitzen und nach hause gefahren werden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 01. Sept. 2004, 22:24 Uhr
Henry legt schweigend seinen Arm um Orga und sie gehen zusammen ins Haus, nachdem Asrai und Sethai mit Yohn durch das hintere Tor gerollt sind, nachdem sie sich herzlich von den beiden verabschiedet haben. Marie hört man schon wieder fleißig klappern und Mariann berichtet ihnen, dass während ihrer Abwesenheit alles ruhig war und man sieht der Magd an, dass sie sich über ihre Heimkehr freut.

Henry ist rechtschaffen müde und so legt er gleich seine Sachen ab und kleidet sich nach einem Kübel Wasser, den er im Waschraum über sich gießt, in seinen Hausmantel. Mit einem Lächeln streckt er sich auf dem großen Bett aus und beobachtet Orga, wie sie sich ebenfalls umkleidet, als plötzlich Frederik verschlafen zu ihm aufs Bett steigt, der ganz verstört aussieht. "Hast du schlecht geträumt Junge?" fragt er ihn und Frederik kuschelt sich an ihn und nickt nur. Henry legt seine große Hand auf den Kopf des Jungen, der kurz danach wieder einschläft.

"Es war sicher ein aufregendes Erlebnis für ihn, der Sturm und über den Wolken zu schweben..." Henry lächelt Orga zufrieden an. "Ich werde die nächsten Tage viel zu erledigen haben... auf dem Pferdehof...", doch Orga lächelt  auf eine Weise zurück, die ihm sagt, dass sie irgend etwas im Schilde führt und schmunzelt. Mal sehen, wie lange sie es schafft, nicht darüber zu sprechen, und er lacht leise, dass Orga überrascht aufblickt und ihn neugierig mustert. Das Spiel kann beginnen... denkt er amüsiert und ist schon gespannt, was dabei heraus kommt.

Henry hebt jedoch Frederik erst einmal behutsam auf seine Arme und trägt ihn wieder in sein Bett, wo er ruhig weiterschläft und streckt sich, zurück in ihrem Schlafgemach, wieder auf seiner Bettseite wohlig brummend aus und muss gar nicht lange warten, bis Orga zu ihm auf das Bett geklettert kommt und ihn schweigend mustert, doch er schließt nur die Augen und zieht sie zu sich herunter und genießt die Stille. "Es ist schön, wieder hier zu sein, obwohl ich mit Galrin Ragnasson auf seiner Windkind bis ans Ende der Welt segeln könnte," sagt er leise. "Aber versprochen, meine geliebte Orga, ich tu es nicht, ich werde dich nie wieder verlassen..." und spürt ihren Körper auf seinem liegen und merkt schon, wonach es Orga verlangt und blickt sie spitzbübisch an. "Bis du nicht zu müde Liebes?", doch sie schüttelt nur langsam den Kopf und schmiegt sich verführerisch an ihn, und auch auf das Spiel geht er liebend gerne ein...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 02. Sept. 2004, 19:12 Uhr
Orga ist von der ganzen Reise noch so aufgewühlt, dass sie selbst in ihrem Schlafgemach nicht wirklich zur Ruhe kommt. Langsam nimmt sie ihre Spangen aus den Haaren, schaut Henry zu, wie er liebevoll mit Frederik umgeht und kleidet sich in ihr hauchdünnes Seidenes. Henry liegt schon müde auf dem Bett und wartet nur noch auf sie und sie sehnt sich so nach seiner Zärtlichkeit, dass sie sich auf ihn kuschelt, doch kaum liegt sie bei ihm und fühlt seine warmen Hände auf ihrem Körper geschieht genau das Gegenteil, sie wird schlagartig so müde, dass sie einfach einschläft und so tief und fest, dass sie erst am nächsten Morgen erwacht, als er sehr früh aufsteht, um zum Pferdehof zu reiten.

Orga weiss, dass sie ihn nicht aufhalten darf, weil er viel zu erledigen hat und erwiedert seinen zärtlichen Abschiedskuß mit der er sich von ihr verabschiedet, wenn er das Haus verlässt und taucht dann aber einige Minuten später bei ihm in der Küche auf, gestiefelt und in ihrer Reitkleidung. "Ich werde dich begleiten Liebster." Sie weiss, dass Henry sie nicht davon abhalten würde, egal was er davon denkt und sie freut sich, dass er sie überrascht anlächelt und nur still ihre Hand ergreift und liebevoll drückt.

Als Yohn in die Küche kommt schickt sie ihn gleich wieder hinaus, ihren Fuchs zu satteln und erfreut sich an seinem verdutzen Gesicht. Das Frühstück ist mit wenig Worten gegessen, Marie aufgetragen, dass Mariann sich um alles kümmern soll. "Du wirst dich heute noch ausruhen Marie und nur das Nötigste tun. Die Reise war anstrengend und du bist auch nicht mehr die Jüngste," und zwinkert der Magd zu, der gerade das Kinn herunterfällt und sie sprachlos anstarrt.

Orga freut sich auf den Ritt zum Pferdehof, viel zu lange hatte sie immer nur im Haus gesessen und das Hufgeklapper auf dem Kopfsteinflaster ist Musik in ihren Ohren. In leichtem Trab reiten sie durch die frühmorgendlichen Straßen und erreichen bald das südliche Stadttor und treiben die Pferde in leichten Galopp, dass Orga vor Freude lacht. "Es ist wunderschön Henry!" ruft sie ihm zu und gemeinsam sehen sie hinter dem Stadttor im Osten die Sonne aus dem See aufsteigen und die Karawanen auf der anderen Seite, die rund um den Platz der Händler lagern. "Ich würde am liebsten draußen auf dem Pferdehof leben!" ruft sie ihm noch zu und sieht wie sein Kopf zu ihr herumfliegt und er sie erst erstaunt und dann schmunzelnd ansieht. Orga treibt ihre Fuchsstute noch etwas an und prescht übermütig voraus.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 03. Sept. 2004, 11:38 Uhr
Zärtlich gleiten Henrys Hände über Orgas Rücken, doch dann sinkt ihr Kopf müde auf seine Brust und sie schläft augenblicklich ein. "Orga?" Kein Mucks kommt mehr von ihr und behutsam dreht er sie um und legt sie auf ihre Kissen. Ich habe es doch geahnt... Eine Weile betrachtet er sie still, doch dann legt er sich ebenfalls zurück und lässt die vielen kleinen und großen Ereignisse der letzten Tage an sich vorbeiziehen und schläft darüber ein.
Am Morgen weckt ihn der erste Schrei des Hahnes und er rüstet sich für den neuen Tag. Orga, die er wie immer mit einem zärtlichen Abschiedskuss bedenkt, wenn sie wach ist, wenn er das Haus verlässt, taucht jedoch kurz nach ihm in der Küche auf und verkündet unternehmungslustig, dass sie mitreiten möchte und Henry ist verblüfft, aber auch erfreut. So kennt er seine geliebte Frau. Die Reise hat ihr gut getan, denkt er glücklich, denn schon scheucht sie Yohn fröhlich wieder hinaus, ihr Pferd zu satteln. Nach einem kleinen Frühstück treten sie in die noch feuchte Morgenluft und besteigen ihre Pferde und traben durch die erwachende Stadt.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 05. Sept. 2004, 14:59 Uhr
Henry reitet mit dem Knecht durch das hintere Tor auf das Anwesen und Mariann kommt sofort zu ihm gelaufen und händigt ihm eine lederne Rolle mit einer Botschaft seines Vaters aus, die den Tag abgegeben wurde. Sofort zieht er das Pergament heraus und liest erleichtert, was sein Vater  von Uuma schreibt. Diese kleine Wilde... denkt er erleichtert und nimmt sich vor, sich mehr um sie zu kümmern, wenn sie wieder bei ihnen ist. Es freut ihn, dass er sich auf Bassus Wort hat verlassen können und sein Verwandter wächst in seiner Achtung ein erhebliches Stück.

Während der Knecht sich in der Küche von Marie versorgen lässt geht er in Orgas Salon und verstaut die Lederbeutel in ihrem Geheimfach. Auch das Gold aus der geerbten Truhe hat er in Lederbeutel gefüllt da hinein gegeben und dankt den Göttern für die großzügige Rücklage, über die sie nun verfügen.

Als Henry in die Küche gehen will stürmen Fredrik und Anna zu ihm und er nimmt die beiden Racker auf den Arm und mit in die Küche. Es wird schnell klar, dass er die beiden mit zum Pferdehof nehmen muss und lacht vergnügt. "Dann nehmen wir den kleinen Wagen," wendet er sich an Yohn, der ihm während des Essens einige Neuigkeiten berichtet. "Ich werde auf dem Weg auch gleich bei der Steinfaust vorbeifahren und dem Lord Commander von den achtzehn Hengsten berichten. Er wird sicher den Stallmeister vorbeischicken, damit er sich die Burschen ansieht." Yohn nickt und trollt sich, die Kleine vor den Wagen zu spannen und bald hat Mariann die kleine Anna in Beinlinge und Wollkleid gesteckt und ihm noch schmunzelnd ein Bündel mit Windeln mitgegeben. Fröhich geht es hinaus auf die Straße und Frederik erzählt ihm die neuesten Kunststücke des kleinen Hundes, der natürlich zu seinen Füssen liegt und kräftig mit dem Schwanz wedelt, als er hört, dass von ihm die Rede ist. Henry schmunzelt nur still vor sich hin, die kleine Anna direkt neben sich vergnügt auf der Bank sitzend und ihr Bruder direkt daneben, einen Arm über ihre Brust gelegt, wobei er sich mit seiner Hand an seinem Wams festhält.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Sept. 2004, 21:50 Uhr
Henry lenkt den kleinen Wagen durch das hintere Tor des Anwesens und sanft flackernd leuchten ihnen die Öllampen entgegen, die Mariann vermehrt im hinteren Bereich für sie entzündet hat. Mariann nimmt ihm gleich die schlafende Anna ab und Henry schnappt sich Frederik und trägt ihn nach oben, denn er schläft auch schon halb und schlingt seine Arme um seinen  Hals. Eigentlich wollte er noch zu Morgana und die Heilerin für die Rettung der kleinen Uuma entlohnen, aber nun ist es doch zu spät geworden und er nimmt sich das für den nächsten Abend vor und hofft, dass er den nächsten Tag früher vom Pferdehof zurück kommt.

Orga sorgt dafür, dass der kleine Hund etwas zu fressen bekommt und ist kurze Zeit später bei ihm oben im Waschraum. "Ich habe bei Galrin einen  Zuber gesehen Orga,  ich werde sehen,  dass wir auch ein so schönes Stück bekommen,  da würden wir beide mitsamt den Kindern reinpassen," schwärmt Henry und erzählt Orga von seiner Besichtigung des Langhauses.

Bald schon sitzen sie in bequemer und warmer Hauskleidung oben in Orgas kleinem Salon am Tisch und schlürfen heiße Suppe. Den kleinen Kamin hatte er vorher noch eingeheizt, denn die Nächte waren schon empfindlich kalt. Marie war gleich mit der Suppe hinter ihnen hergestürmt und auch Fredrik musste noch eine Schale davon löffeln.

Eine Weile später, die Öllampen auf ihren Nachttischchen brennen ruhig hinter den bauchigen Glasaufsätzen, sitzen sie über einem großen Pergamentbogen und der Plan für ihr Langhaus entsteht. Erst sind es nur Umrisse, doch nach einigen Überlegungen folgen die Trennwände, der Kamin wird eingezeichnet und der Spülstein, sowie der Eingang und sie legen ihn zufrieden beiseite, denn es ist schon spät in der Nacht und den nächsten Tag erwartet Henry den Lord Commander mit seinem Offizier und dem prächtigen Hengst draußen bei den Pferden, das gab Arbeit.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. Sept. 2004, 11:25 Uhr
Orga kümmert sich bei der Ankunft um den kleinen Hund, und wie sie erwartet hat verputzt der Kleine die ganze Hühnerbrühe aus seiner steinernen Schale, die immer in einer Ecke der großen Küche steht und seine kleinen Augen blicken sie dankbar an. "Du wurdest heute offensichtlich vergessen, du armer kleiner Kerl," spricht sie liebevoll mit ihm und streichelt das seidige Fell, und schwanzwedelnd springt er mit ihr die Treppen hinauf und verschwindet im Schlafzimmer der beiden Kinder. Ein goldiger Hund, nicht nur von der Farbe seines Fells her, denkt Orga schmunzelnd als sie sich zu Henry in den Waschraum begibt und sie sich mit dem warmen Wasser waschen, das schon für sie bereit steht.

Orga hört interessiert zu als Henry ihr von dem Langhaus der Nordmänner erzählt und schaut dabei auf ihren Badezuber, in den gerade mal eine Person mit angezogenen Beinen sitzen kann. "So groß ist der? Oh Henry, das wäre wunderbar. Die Nordmänner wissen was gut tut," lacht sie und bald verspeisen sie Maries köstliche Hühnersuppe und dann geht es an die Planung des Hauses.

Orga hört sich Henrys Erklärungen an und mit dem Versprechen, eine hohe Steinmauer um das Grundstück aufzuschichten, ist sie dann mit einem Langhaus auf ebener Erde einverstanden. Doch die drei Räume an der Waldseite für sie, die Kinder und ein Gästezimmer setzt sie durch und geschlossene Zimmer im mittleren Bereich, sowie einen Gang direkt an der inneren Hauswand entlang. Auch über den Platz für die Feuerstelle haben sie sich schnell geeinigt.

Dass in dem großen Raum auch der Spülstein stehen soll, weil in diesem einzigen großen Raum auch gekocht und das Geschirr abgewaschen würde, ist ihr erst nicht recht, aber sie lässt sich auch in dem Punkt von Henry überzeugen. "Nun haben wir uns wohl für ein richtiges normandischen Langhauses entschieden," meint sie lachend und muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass bis auf das Baden alle Aktivitäten in dem einen großen Raum stattfinden werden. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm, ich werde mich daran gewöhnen müssen, denkt sie immer noch befremdet, keinen richtigen Salon in dem Haus zu haben.

Doch kaum hat Henry das Pergament und den Kohlestift zur Seite gelegt, ist sie auf ihrem großen Kissen auch schon in das Land der Träume entrückt und es sind diesmal steinerne Spülbecken, von denen sie träumt und das Klappern von Geschirr. In ihrem Traum sucht Orga vergebens ein ruhiges Plätzchen und flüchtet auf ihrer Fuchstute mit fliegender Mähne zum Haus in Talyra, wo sie endlich Ruhe in ihrem kleinen Salon findet, in dem ein kleines, aber warmes Feuer sie empfängt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 23. Okt. 2004, 17:57 Uhr
Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne lassen das Fell seines Rotbraunen leuchten, als Henry durch das hintere Tor auf das roßstein´sche Anwesen in Talyra reitet. Henry steigt nur ab und überläßt Yohn die Versorgung seines Pferd und kaum öffnet er die Hintertüre stürzt ihm der kleine Hund entgegen und verschwindet zwischen den Büschen. Da hat wohl wieder jemand vergessen den Kleinen raus zu lassen,  denkt er schmunzelnd und nimmt sich vor, Frederik zu ermahnen, besser darauf zu achten, doch der kommt schon aus der Küche gerannt und berichtet ihm von Ölfarben, die Marie auf dem Marktplatz gesehen hat, dann für ihn kaufen musste und zieht ihn in die Küche, wo ein Holzrahmen mit einem Leinenstück straff bespannt ist.  

Henry kann schon einen blauen Himmel erkennen und Berge und Hügel in verschiedenen Grün- und Brauntönen und staunt nicht schlecht. Marie nickt stolz und knetet weiter an einem großen Batzen Teig auf dem bemehlten Tischende. "Da kann man ja schon was drauf erkennen," scherzt Henry mit Frederik, der lacht und weiterpinselt. "Hoffentlich riechen die Brote dann nicht nach Terpentinöl," ulkt er noch mit Marie, die im ersten Moment erschrocken auffährt, dann aber schmunzelnd weiterknetet.

Orga hat es sich in ihrem Salon mit Anna gemütlich gemacht, die Holzklötzchen aufeinander stapelt und in die Hände klatscht, als er seinen Kopf durch die Türe steckt. Orga blickt ihn neugierig fragend an, aber er schüttelt nur den Kopf. "Er hatte heute wohl zuviel am Hals. Die Einjährigen sind noch da, aber ich werde morgen trotzdem erst einmal mit Galrin nach Verd fliegen," teilt er ihr mit und Orga nickt, während ihre Hände flink die Holzstäbchen durch die Maschen aus feiner zarter Wolle schieben. Henry schmunzelt. Er ist sich sicher, daß es etwas für Galrins und Biancas Kind ist.

Zu seiner Überraschung bringt Yohn ihm zwei Kübel mit heißem Wasser in den Waschraum, daß Henry ein recht angenehmes Bad in dem Badezuber nehmen kann. "Marie hat dich wohl damit die Treppen hochgejagt," lacht Henry und Yohn nickt.  Die Gute sieht auch alles, denkt Henry dankbar, denn er hatte gemeinsam mit seinen Knechten die Zäune zwischen den mittleren Koppeln entfernt und das war Knochenarbeit.

Genüsslich sitzt er in dem Wasser, das langsam wieder kühler wird, als Yohn zwei weitere Kübel bringt und aufschüttet. "Wenn du so weiter machst bekommt mich Orga heute nicht mehr zu sehen!" Yohn grinst auf Henrys Bemerkung und verschwindet wieder aus dem dampfendem Raum.

Es ist schon dunkel als Henry sich nach dem Bad gleich in das warme Bett legt, denn am nächsten Tag will er früh zu Galrin Ragnarsson, denn sie hatten sich für den nächsten Tag verabredet, nach Verd zu fliegen, um die Stuten und Uuma zu holen und die Steine für den Kamin. Orga schafft es zwar noch, ihm einen Teller mit Suppe einzuflößen, aber dann ist er von den Anstrengungen des Tages geschafft und gönnt sich einen erholsamen Schlaf, den Orga mit ihrem warmen Körper irgendwann in der Nacht einmal verführerisch zu unterbrechen weis.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 26. Okt. 2004, 19:45 Uhr
Henry reitet am nächsten Morgen schon früh zum Pferdehof und Orga schläft sich richtig aus, denn der Tag zuvor, draußen bei den Pferden, hat sie doch recht geschafft. Am frühen Nachmittag kommt Marie vom Markt und erzählt ihr aufgeregt von dem Händler mit den Ölfarben und weil ihre Augen dabei vor Freude sprühen schickt sie sie mit Frederik und einigen Silbermünzen noch einmal zu dem Stand, denn sie will schon lange das offensichtliche Maltalent des Jungen unterstützen.

Es dauert nicht lange und Fredrik betritt mit einem Korb, gefüllt mit lauter kleinen Tontiegeln, die mit dicken Korken verschlossen sind und einer kleinen Flasche Terpentin, vorsichtig den Salon. Orga lächelt bei Frederiks Anblick, der ein paar Pinsel wie einen schlanken Degen in die Luft hält und ihr erzählt, was der Händler ihn über das Malen mit Ölfarben gelehrt hat.  

Orga schickt Frederik zu Marie in die Küche, denn sie möchte keine Ölflecken auf den Möbeln und den Teppichen ihres Salons riskieren und Frederik nickt lachend und verschwindet nach unten. Den ganzen Nachmittag hört und sieht sie nichts mehr von ihm und als sie in die Küche kommt duftet es nicht nur nach Ölfarben und Terpentin, sondern auch leicht nach dem Brot der Nordmänner. Mit geübten Händen knetet Marie auf der großen Tischplatte an einem festen Teig, aus dem schon leicht der typische Geruch des Brotes strömt.
Bei einem heißen Tee schaut Orga Frederik eine Weile beim Malen zu, doch dann begibt sie sich wieder zu Anna nach oben, die noch immer in der großen Wiege auf ihrem Lammfell schläft. Von dem Feuer im kleinen Kamin ist das Zimmer schön mollig warm und Orga greift wieder nach ihrem Strickzeug. Das Hemdchen aus dem Seide-Wollegemisch ist schon fast fertig.

Im Osten ist der Himmel schon dunkel als Henry vom Pferdehof heim kommt und so müde aussieht, daß sie im ersten Moment einen Schrecken bekommt, doch als sie seine Hände sieht, weiß sie warum. Warum läßt er nicht die Knechte die schwere Arbeit machen? Er ist doch auch nicht mehr der Jüngste, schilt Orga nur in Gedanken mit ihrem Mann und nimmt sich vor, ihm in den nächsten Tagen das Versprechen abzunehmen, daß er die schwere Arbeit ganz den Knechten überläßt.

Nachdem sie Henry mit etwas Suppe gefüttert hat begibt sich Orga auch bald ins Bett und kuschelt sich an ihren schlafenden Henry. Irgendwann in der Nacht wachen sie beide auf und von Henrys Müdigkeit ist nichts mehr zu merken. Es scheint, als würde die Vorfreude auf ein erneutes Abenteuer mit der Windkind seine Lust steigern und sie genießt seine sanfte und doch so innige Art, sie zu lieben. Im Morgengrauen bekommt sie nur im Halbschlaf mit, wie er sich auf macht, um mit den Nordmännern die schweren Stuten aus Verd zu holen und seine Vorfreude ist im ganzen Raum zu spüren als er sich ankleidet und nach einer Weile sich zärtlich von ihr verabschiedet. Es sind nur Berührungen, ein Küsschen, eine liebevolle Umarmung und sie hofft, daß alles gut geht und Henry bald wieder bei ihr ist. Auch wenn für die Windkind die Strecke nach Verd keine Entfernung ist, er wird fern von ihr sein und Orga atmet tief aus, als sich die Türe des kleinen Salons schließt und seine Schritte verhallen. Nie wieder könnte ich ohne dich leben Henry...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 09. Nov. 2004, 03:24 Uhr
Der Morgen beginnt kühl, doch bald heben sich die Nebelschleier und die Sonne strahlt von einem wunderschönen herbstlichen Himmel. Frederik hat sich gleich nach dem Frühstück wieder in die Küche begeben und malt an seinem Bild weiter, nur die kleine Anna leistet ihr in der großen Wiege sitzend, mit ihren ersten kleinen Sätzen, beim Stricken Gesellschaft. Ein Hemdchen hat Orga für Jolanthes Nachwuchs schon fertig gestrickt und nun sitzt sie an dem zweiten, denn davon kann man in den ersten Wochen nicht genug haben.

In Gedanken ist Orga aber immer wieder bei Henry und die Erinnerungen an die Fahrt mit dem Windschiff geistern ihr durch den Kopf, während sie eine Masche nach der anderen strickt und zwischendurch an ihrem Tee nippt, der auf einem Teelicht steht und dort während ihrer Strickerei angenehm warm bleibt. Es ist wunderbar gemütlich hier, denkt sie und genießt es, so dazusitzen.

Anna spielt schon seit Tagen von morgens bis abends mit einer Stoffpuppe, die Marie ihr genäht, und mit weicher Schafwolle ausgestopft hat. Immer wieder erzählt sie der Puppe irgendwas und es scheint so, als würde ihr die Puppe antworten, so wie sie mit ihr spricht. Orga muß jedesmal schmunzeln, wenn sie ein paar Brocken von ihrem Gebrabbel versteht, daß in den letzten Monaten immer selbstbewußter geworden ist und immer öfter eine energische kleine Dame zum Vorschein bringt, die genau weiß, was sie will. Anna hat sie, obwohl die Kleine oft bei Mariann und auch bei Marie in der Küche ist, doch als Mutterersatz angenommen und Orga vermutet, daß es daran liegt, daß Frederik ihr immer wieder zeigt, daß er sie, Orga, als Mutter angenommen hat. Oft kommt Frederik einfach nur, um sich an sie zu kuscheln und sucht Geborgenheit und Wärme und Orga freut sich jedesmal über die Zuneigung, die er ihr damit entgegenbringt und der Gedanke an eigene Kinder kommt ihr immer seltener, hat sie doch diese beiden wunderbaren Kinder immer um sich.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 11. Nov. 2004, 23:19 Uhr
Asrai wohnt nicht sehr weit vom Marktplatz entfernt und so kommen sie schnell am Hause Roßstein an. Ja, ein Schal wäre schnell gestrickt. Die Freude würde sie ihm gern machen. Aber ob sie Zeit finden würde, ihn zum Schneider zu begleiten, dass weiß sie nicht. Doch Sethai würde sicher auch gut allein zurecht kommen.

"Ich rechne nicht damit, dass das Armenhaus diesen Winter schon bezugsfertig sein wird. Es gibt noch so viel zu regeln und es ist nicht einfach damit getan, dass Betten im Hause stehen. Schließlich brauchen die Leute auch etwas zu essen und es muss an so vieles gedacht werden. Aber ich werde das heute mit Orga besprechen. Vielleicht hat sie noch Ideen. Auf jeden Fall muss der Umbau jetzt bald beginnen, sonst werden wir nie fertig."

Draußen ist niemand zu sehen, also klopft Asrai an die Tür und hofft, dass Orga da ist. Wenn sie nicht da ist, dann würden die beiden Morgana besuchen, so wie es Asrai Sethai versprochen hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Nov. 2004, 01:41 Uhr
Orga öffnet die Türe zum kleinen Balkon, denn sie hat das Bedürfnis, sich ein wenig in der frischen Luft aufzuhalten, ohne gleich nach unten in den Garten gehen zu müssen. Ihr Blick schweift über den Marktplatz und sie beobachtet das bunte Treiben, das in der kühlen Witterung doch wesentlich rühiger vonstatten geht als im Sommer. Eine Bewegung vor dem Tor läßt sie genauer hinschauen und zu ihrer Überraschung sieht sie Asrai mit Sethai die Pforte öffnen und zur Eingangstüre gehen.
Mit wenigen Schritten ist Orga im Gang und schickt eines der Mädchen, Asrai und Sethai die Türe zu öffnen, während sie oben am Treppengeländer wartet. Orga hört, wie die junge Magd die beiden hineinbittet und sie freut sich, das junge Paar wiederzusehen.

"Asrai seid gegrüßt! Und willkommen Sethai! Kommt doch bitte herauf, oben im kleinen Salon ist es schön warm." Mit einem Nicken zu der jungen Magd gibt sie dieser zu verstehen, daß sie Tee und Gebäck heraufbringen soll und   als Asrai die breite Treppe zu ihr herauf gekommen ist umarmt sie sie herzlich zur Begrüßung und auch Sethai reicht sie die Hände zum Gruß.

"Es ist mir eine Freude euch wiederzusehen. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, euch heute zu besuchen." Mit wenigen Schritten haben sie ihren kleinen Salon erreicht, wo Orga beide bittet, sich in die gemütlichen Sessel zu setzten. Sie selber geht zu ihrem Schreibschrank und holt das Buch heraus, das für Asrai bestimmt ist. "Damit ich es nicht wieder vergesse," meint sie schmunzelnd und legt es seitlich auf den runden Tisch, wo es nicht stört. Kaum hat Orga sich gesetzt, kommt schon Marie mit einem Tablett herein und stellt es auf den kleinen Beistelltisch. "Wem darf ich einen Tee einschenken?" fragt Orga vergnügt und schaut Asrai zuerst fragend an, denn bei dem kühlen Wetter tut so ein warmes Getränk immer gut.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Sethai am 22. Nov. 2004, 04:43 Uhr
Sethai hört den Worten seiner Gefährtin nur schweigend zu, nickt hier und da verstehend. Die Organisation einer so großen Sache wie des Umbaus und der Eröffnung des Hauses hat er bisher noch nicht erlebt. Bisher hat er sich nur immer um seine eigenen kleinen belange und die seiner Kunden und Freunde gekümmert. Das Kommende erwartet er mit Freuden als neue Erfahrung. Dann erreichen sie das große und geschichtsträchtige Haus von Rossstein. Schon bei seinem ersten Besuch hier hat er die Gefühle bemerkt die in den alten Mauern stecken, die Erinnerungen all jener die je hier gelebt haben, die Schatten ihrer Leben. Und auch diesmal wieder wäscht die Geschichte über ihn hinweg, offenbart kurze Einblicke in schöne und schreckliche Momente und manch ein Geheimnis, doch geht er keinem davon nach und bleibt ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert.

Kaum hat Asrai angeklopft, da öffnet Ihr auch schon eine Magd die Tür und bittet sie höflich hinein und ihnen ausrichtet das die gnädige Herrin sie schon erwartet. Sicher hat sie sie schon auf dem Marktplatz erspäht und die junge Frau, fast noch ein Mädchen, angewiesen ihnen zu öffnen. Kaum sind sie dann eingetreten als Orga auch schon einige herzliche begrüßende Worte an sie richtet und sie in den kleinen Salon einlädt. Die Magd eilt unterdessen davon, sicher um etwas zu holen das sie den Gästen anbieten kann. Dann wird Asrai zur Begrüßung umarmt und dem Sehr freundlich die Hand angeboten, die er auch annimmt.

Wenig später dann sitzen sie auch schon im Salon in bequemen Sesseln und Orga überreicht Asrai ein Buch das sie ihr anscheinend versprochen hat. Noch bevor die Wasserfee antworten kann kommt auch schon die Magd wieder in den Raum, ein Tablett mit einigen Tassen und einer Kanne tragend das sie auf einem kleinen Tisch abstellt. Sethai spürt das die Frau nervös ist und zwischendurch immer mal wieder zu ihm schaut, dann erinnert er sich das er Ihr vor nicht allzu langer Zeit eine Frage über Ihre Zukunft beantwortet hat und sie sich in seiner Gesellschaft wohl ein klein wenig unwohl fühlt. Wer ist schon gern in der Nähe von jemandem der alles weiß...

Als Orga dann fragt ob sie beide einen Tee wünschen wartet er freundlich ab was Asrai sagt und antwortet Ihr dann bejahend. „Ich nehme das Angebot eines heißen Tees gerne an. Der Wind hat auf der kurzem Strecke bis hierher doch für einige Kühle gesorgt. Euer Tee kommt mir da sehr gelegen, habt Dank Orga.“ Dann wartet er wieder ab, denn immerhin hat Asrai sicher einiges zu besprechen mit ihrer Freundin.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Nov. 2004, 15:01 Uhr
Asrai freut sich unheimlich darüber, Orga wiederzusehen und begrüßt sie mit einer herzlichen Umarmung. Dann werden Asrai und Sethai in einen gemütlichen Salon geführt. Dort Zeit Orga der Wasserfee das versprochene Buch, in dem die Ausgaben und Einnahmen des Armenhauses vermerkt werden wollen. Beim Anblick des Buches hofft Asrai aufs Neue, dass der Umbau nun endlich beginnen kann. Die Villa ist soweit leergeräumt und nur noch einige überflüssige Möbel stehen dort und die Möbel, für die sich Orga begeistert hat. Doch Betten fehlen noch immer.

Bevor Asrai etwas sagen kann, wird sie von Orga gefragt, ob sie einen Tee möchte. "Liebend gern.", antwortet Asrai lächelnd und sieht ihr beim einschenken des Tees zu.
"Ich hoffe, dir und Henry ist es in den letzten Tagen gut ergangen.", beginnt sie dann das Gespräch. "Ich denke immer wieder gern an die Reise mit der Windkind zurück. Dieses Gefühl, so weit über dem Boden zu schweben hat etwas Unvergessliches." Währned sie davon spricht, hat sie noch immer das Gefühl, den Wind in ihren Haaren zu spüren.

Während sie spricht, fällt ihr wieder einmal auf, wie ruhig Sethai doch in Gesellschaft wirkt. Es ist nicht so, dass er sonst übermäßig viel spricht, doch in Gesellschaft scheint er noch weniger sprechen zu mögen. Das jedenfalls ist ihre Sicht der Dinge.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Nov. 2004, 21:57 Uhr
Orga nickt Sethai freundlich zu als er über den kühlen Wind spricht und freut sich über Asrais Fröhlichkeit. Sie sieht wieder richtig glücklich aus, denkt Orga und plätschernd füllt sie Asrais Tasse mit dem heißen Tee.

"Danke es geht mir gut Asrai, ich hoffe auch Henry, denn  er holt heute mit Galrin die Pferde aus Verd und bringt wohl auch Uuma wieder mit. Ich bin ja gespannt, wie es der kleinen Wilden geht." Einen Moment hält sie beim Eingießen des Tees inne und nickt. "Ja, es war eine wunderschöne Reise - bis auf den Sturm," und Orga lacht leise bei dem Gedanken an das Geschaukel. Behutsam schiebt Orga die für Sethai gefüllte Tasse zu ihm hin und lächelt Asrais Begleiter an. Ich habe mich an seine seltsame Ausstrahlung schon richtig gewöhnt. Er hat bei allem Unheimlichen einfach etwas Liebenswürdiges... geistern ihre Gedanken durch den Kopf und sie wundert sich darüber, wo ihre Gedanken hinschweifen.

"Was machen die Pläne für das Armenhaus? Wollen wir nach dem Tee die Betten hier in den Gästezimmern anschauen und sehen, ob ihr sie für die Villa nehmen möchtet?" Orga hatte sich auch Gedanken gemacht und was ihr etwas Sorge bereitete war Asrais Vorstellung eines Umbaues der Villa. "Ich habe mir auch Gedanken gemacht über das Umbauen, das ihr erwähnt habt, Asrai. Was haltet ihr davon, die größeren Zimmer als kleine Schlafsäle für Jungen und Mädchen zu benutzen und die normalen Gästezimmer eher  als Schlafräume für Familien? Lediglich eine größere Zahl von Abtritten würde ich an das Haus anbauen lassen, so daß man sie mit möglichst wenig Aufwand mit der Kanalisation des Hauses vebinden kann."

Orga weis, daß sie ein Thema angesprochen hat über das man nicht gerne laut spricht, aber dieser Punkt erschien ihr am wichtigsten, denn Borgils Worte über die Krankheiten haben sie immer wieder nachdenklich gestimmt. Orga nimmt die Tasse und nippt vorsichtig am Tee, denn er ist noch sehr warm und blickt Asrai über den Rand erwartungsvoll an, was sie zu ihren Gedanken meint.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 22. Nov. 2004, 22:11 Uhr
An den Sturm erinnert sich Asrai auch nicht so gern zurück. Für sie war dieses Geschaukel nichts. Jedenfalls nicht in solchen Höhen und sie kann immer noch nicht ganz verstehen, dass Henry Freude daran hatte, den Sturm an Deck mitzuerleben. Wie es Uuma geht, das würde sie auch gern wissen. Sie weiß nur, dass sie die kleine Wilde bei der Abreise aus Verd in einen Baum versteckt hatte. Das ist aber auch schon alles.

"Aus...'familiären' Gründen hatte ich leider kaum Zeit, mich mit dem Umbau der Villa zu befassen. Ich denke aber, dass ich mich nun richtig in die Arbeit reinlegen werde können.", erklärt Asrai lächelnd und denkt dabei an ihren Bruder. Sie würde nicht sehr viel Zeit für ihn haben, während des Umbaus. Doch sie weiß auch, dass sie ihr Leben durch sein plötzliches Auftauchen nicht total durcheinander wirbeln lassen kann. Sie hatte sich vorgenommen, aus Flothemils Villa ein Armenhaus zu machen und genau das würde sie auch tun, koste es was es wolle.

"Gern sehe ich mir mit euch die Betten an. Ihr scheint euch wirklich eine Menge Gedanken um die Villa gemacht zu haben und das freut mich sehr. Ich kann jede Unterstützung brauchen, die ich bekommen kann."
Und wirklich scheint Orga sich Gedanken um Dinge gemacht zu haben, an die sie gar nicht gedacht hatte und wieder ist sie froh, solch eine tolle Unterstützung in Orga gefunden zu haben.
"Wisst ihr denn, wo ich kräftige Männer herbekommen kann, die mir solche Abtritte an die Villa anbauen können? Ich muss zugeben, mit solchen Dingen habe ich mich bislang nie befassen müssen und ich kenne keinen einzigen Handwerker in der Stadt. Und ihr wolltet noch Möbel aus der Villa haben, wenn ich mich nicht irre, nicht wahr? Vielleicht wäre es gut, wenn wir heute oder in den nächsten Tagen noch einmal gemeinsam schauen, was ihr alles haben möchtet, damit in der Villa Platz geschaffen wird. Auch werden die Räume auf jeden Fall ausgemessen werden müssen, damit wir ungefähr wissen, wieviele Betten dort Platz haben werden."

So vieles, an das gedacht werden muss. Nie hätte Asrai sich träumen lassen, dass so viel Arbeit auf sie zukommen würde. Sie merkt, wie die Aufregung in ihr wieder steigt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 23. Nov. 2004, 11:30 Uhr
Orga ist froh, daß sie Asrai mit ihren Gedanken nicht erschreckt hat und lächelt erleichtert. "Die fehlenden Betten kann Tharonn zimmern," beginnt Orga, ihre handfeste Hilfe einzubringen. "Das Holz können Tharonn und Yohn mit dem Leiterwagen aus einem Lager im Hafen holen. Tharonn ist Marianns Mann und ein geschickter Handwerker mit Erfahrung in vielen Dingen. Ich werde ihn fragen, ob er sich auch zutraut, den Anbau an die Villa zu bauen. Henry kennt sicher Leute, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn er Hilfe braucht."
Orga ist ganz in ihrem Element, planen, organisieren und Leute scheuchen und sie schmunzelt bei dem Gedanken und lacht dann leise.

"Asrai macht euch keine Sorgen, wir werden das schon schaffen und zu Beginn reicht ja der Abort, der im Haus vorhanden ist. Nur, wenn es voll wird sollte der Anbau fertig sein." Orga überlegt wieder. "Also dann schauen wir uns die Betten an und ich nehme gleich mal ein Pergament und Kohlestift mit, wo wir alles genau aufschreiben. Heute nachmittag können die Männer anfangen, die Betten in die Villa zu schaffen. Dafür reicht der Leiterwagen, den wir neben dem Schuppen stehen haben."

Orga erhebt sich und nimmt Asrai behutsam am Arm und sie gehen die Zimmer durch. Sie hatte sich die Anzahl der Betten gemerkt, die sie in der Villa gezählt hatte und es stellt sich heraus, daß es genug waren um auf ihrem Stockwerk alle Betten zu ersetzen. "Also die Betten hier," und Orga zeigt im langen Flur um sich herum zu den Zimmern, "kann ich mit Betten aus der Villa ersetzen. Jetzt zeige ich euch die Betten in den Kammern. Sie sind aus gescheuertem Holz und solche Betten sind schnell gezimmert. Die Schlafsäcke können wir im Handwerkerviertel bei den Näherinnen kaufen. Stroh zum Füllen hat Henry genug auf dem Pferdehof. Ihr seht Asrai, es muß nur alles Schritt für Schritt in Angriff genommen werden."

Orga lächelt Asrai beruhigend nickend zu, denn sie kann sich vorstellen, daß es für die junge Frau ungewohnt ist in solchen Mengen zu denken. "Auf dem Gut in Verd stellen wir alles selber her, aber ich denke wir können das nötige Material hier günstig bekommen," und Orga lacht wieder leise. "Eine Sache geistert mir noch im Kopf herum. Es erscheint mir praktischer, wenn für jedes Kind eine kleine Truhe und für Erwachsene eine größere für ihre Sachen bereit steht, wo sie ihre wenigen Habseligkeiten hinein geben können. Es sind ja keine reichen Leute mit Kleidern und Roben und so eine Truhe könnte neben dem Bett gleich als Nachttisch dienen."

Orga ist durch Henrys Erzählung vom Langhaus der Nordmänner darauf gekommen, als er ihr erzählte, daß ihm die schönen, mit Schnitzereien versehenen Truhen aufgefallen sind.  Wie sich die Dinge manchmal zusammenfügen, denkt sie schmunzelnd. "Für die langen Umhänge reichen Haken an den Wänden und ihre Schuhe können sie unter ihr Bett stellen, so sie überhaupt welche besitzen.... Ich würde auch Öllampen nehmen, die an der Wand hängen, weil sie mir sicherer erscheinen, besonders bei Kindern."

Sie stehen in einer der Kammern unter dem Dach und Orga zeigt auf die Öllampe an der Wand. "Es wäre mir hier oben unter den Dachbalken viel zu gefährlich eine Öllampe auf dem Nachttisch zu wissen. Eine Kerze ist nicht weiter schlimm, meistens erlischt sie beim Umfallen, aber das Öl - wenn sich das entzündet...." Orga blickt vielsagend zu Asrai, denn sie können sich beide vorstellen, wie schnell so ein Dachboden aus Holz in Flammen aufgeht.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Asrai am 28. Nov. 2004, 17:47 Uhr
Asrai ist froh, dass sie sich nun nicht mehr auf die Suche nach einem Schreiner oder Tischler machen muss. Orga ist ihr wirklich eine große Hilfe und Asrai ist sehr froh über deren Unterstützung, da Orga viel mehr Leute in der Stadt kennt als sie selbst. "Das klingt wunderbar, Orga.", antwortet Asrai daher lächelnd und ihre Augen leuchten. Schon jetzt denkt sie mit Freuden an die Menschen und anderen Wesen, denen sie mit dem Armenhaus würde helfen können.

Während Asrai und Orga die Zimmer durchgehen und Orga nebenbei notiert, welche Betten für die Villa in Frage kommen, bleibt Sethai im Salon sitzen, um die Frauen nicht zu stören. Lange würden sie nicht weg bleiben.

Auch die Idee mit den Truhen gefällt Asrai. Das würde das Armenhaus auch heimlicher für die Armen gestalten. Schließlich möchte Asrai, dass man sich in ihrem Armenhaus wohl fühlt, egal, wieviel Geld man in der Tasche hat. Während Orga sie durch die Zimmer führt, bekommt Asrai immer wieder große Augen. Das Haus ist einfach wunderschön und riesen groß. Wieviele Menschen würde man hier wohl unterbekommen?

"Öllampen...für einen Dachboden sind sie wirklich nicht so gut geeignet, aber für das Armenhaus wären sie perfekt. Orga, ihr seid einfach ein Schatz." Asrai kann nicht anders, sie muss Orga einfach umarmen, so glücklich und froh ist Asrai über deren Hilfe.

"Wenn ihr Zeit habt, dann wäre es wirklich schön, wenn wir heute schon einiges in die Villa bringen könnten. Das würde mir das Gefühl geben, dass es wirklich voran geht." Sie selbst hat heute nichts dringendes mehr auf dem Plan und zudem ist es noch recht früh am Tag. Nur Morgana würde sie gern noch mit Sethai besuchen, aber das hätte auch bis zum Abend Zeit. "Nun sollten wir aber Sethai nicht so lange warten lassen. Ich lasse ihn nur ungern irgendwo allein sitzen." Asrai lächelt entschuldigend.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 28. Nov. 2004, 19:18 Uhr
Orga ist bewegt, als Asrai sie so plötzlich umarmt und erwiedert ihre Geste herzlich. "Ich kenne weniger die Leute, aber ich bin sicher Henry kennt sie," erwiedert sie auf Asrais Bemerkung. Vorsichtig gehen sie wieder die schmale Treppe zum ersten Stock hinunter, nachdem sie sich auch die Betten in den Dachkammern angesehen haben und Asrai scheint mit den einfachen Betten einverstanden zu sein, die Tharonn zimmern kann.

Im Salon wieder angekommen lächelt sie Sethai freudig an. "Ich hoffe wir waren nicht zu lange fort," meint sie mehr scherzhaft. "Dann lasse ich gleich die Betten aus diesem Stockwerk auf den Wagen laden. Tharonn mit seinem Sohn und Yohn können sie gleich in die Villa fahren   und in die ersten Räume stellen, die ihr für die zukünftigen Bewohner einrichten möchtet."

Gesagt getan, mit wenigen Schritten ist Orga oben am Treppenabsatz und ruft in den großen Salon hinunter. Gleich kommt eines der Mädchen herangeeilt und holt Yohn, und nachdem sie dem großen kräftigen Mann ihr Anliegen mitgeteilt hat, hört man bald kräftige Stiefelschritte hinten die Treppe herauf kommen und das Geschurre und Gerumpel der Männer. Die beiden jungen Mägde bringen die Decken und Bettwäsche in Sicherheit, während ein Bett nach dem anderen die Vordertreppe hinunter getragen wird.

Während sie in die Küche zu Marie gehen, um am großen Küchentisch eine Kleinigkeit zu essen überlegt Orga und blickt Asrai nachdenklich an. "Vielleicht sollten wir die recht wertvollen Matratzen in der Villa, die, wie mir schien, mit Roßhaar gefüttert sind, auch hierher holen und ich bestelle für die Armenbetten bei den Näherinnen im Handwerkerviertel einfache, aber gute  Leinensäcke, die mann waschen kann und öfter mit frischem Stroh füllen könnte. Sicher wird das immer wieder mal nötig sein, wegen der Reinlichkeit," fügt Orga noch hinzu, denn ihr erscheinen die wertvollen Roßhaarfüllungen einfach zu schade zum Verbrennen, was beim Stroh keine Sache wäre.

Schnell sind zwei Stunden verstrichen, in denen Orga Asrai die einzelnen Posten auf einem Pergament notiert, die in das große Haushaltsbuch des Armenhauses sollten. Auch eine Spalte für die Verkäufe aus der Villa wird eingeplant und eine für Spenden, damit Asrai jederzeit dem Stadtrat alle Geldbewegungen des Armenhauses vorlegen kann, während die Männer sämtliche Betten des ersten Stockwerkes in den Leiterwagen bringen. Nur ihr großes Ehebett in ihrem Schlafraum steht noch und Orga schmunzelt bei dem Gedanken. Gut daß Henry nicht vor heute Abend aus Verd zurück kommt. Bis dahin sind die Betten sicher schon ersetzt. Wer weiß wen er vielleicht noch mitbringt... Orga könnte bei dem Gedanken, eventuellen Gästen kein Bett anbieten zu können die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und muß sich ein Kichern verkneifen.

Bald sind die Bettgestelle geschickt auf dem Leiterwagen gestapelt und festgebunden. Die "Kleine" wird vor den kleinen Wagen gespannt und während Orga Asrai und Sethai einläd, neben ihr Platz zu nehmen, hält sie die Zügel fest in den Händen. Mariann wird angewiesen, die Tore gut zu verschließen, damit niemand Fremdes auf das Grundstück kann, das nun ohne männlichen Schutz ist und schon lenkt Orga den kleinen Wagen durch das hintere Tor und Yohn den Leiterwagen hinter ihr her.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Dez. 2004, 16:48 Uhr
Orga kommt aus dem Handwerkerviertel, wo sie eine Näherin gefunden hat, die ihr einige leinene Matratzensäcke gezeigt hat. Das eine Muster entsprach ihrer Vorstellung und so hat sie der erst ungläubig schauenden Frau einen Großauftrag erteilt. Sie sollte sämtliche Leinensäcke aus dem Material herstellen und nach den Maßen, die sie ihr gab. Erst nach einer ganzen Weile begriff sie wohl, daß sie für die nächsten Monde genung Geld damit verdienen würde um eine ganze Familie damit zu ernähren.

Orga lächelt bei dem Gedanken und lässt Yohn und Tharonn unten im großen Salon den Schrank mit den farbigen Glasscheiben an den gewünschten Platz rücken. Der schöne runde Tisch aus wertvollem Kirschbaum steht schon in seiner ganzen Schönheit vor den hohen Fenstern und die fünf mit schwerem Brokat bezogenen Sessel stehen einladend um ihn herum. Ein wunderschöner Anblick, findet Orga und muß wieder an das Langhaus denken, das bald gegenüber der Koppeln entstehen würde. Sie weiß noch nicht, ob sie sich in dem wohl eher robust eingerichtetem Landhaus wohl fühlen wird.

Henry wird nicht jeden Morgen und Abend den langen Weg in die Stadt machen müssen und ich bin den ganzen Tag in seiner Nähe, beruhigt sie ihre Zweifel und geht ins obere Stockwerk, wohin die Männer die letzten schön gearbeiteten Bettgestelle aus der Villa tragen. Henrys Zimmer ist schon fertig und auch das Gästezimmer dahinter, das sie für Graf Petrow immer bereit hält. Auch im Zimmer der beiden Kinder sind die Betten ausgetauscht und frisch bezogen. Die Mädchen arbeiten fleißig und Orga hat den Eindruck, daß ihnen die viele Arbeit gefällt. Ich glaube sie haben zu wenig zu tun. Das muß ich unbedingt ändern. Kurzweil bringt sie nur auf dumme Gedanken.

Es ist schon dunkel und Orga schaut immer wieder hinaus auf den Marktplatz, horcht in das Haus hinunter, aber von Henry keine Spur. Er wollte heute gegen Abend wieder zurück sein. Es gab doch keinen Sturm, wenn es auch windig war. Das müsste sie doch eher schneller zurückbringen... Nachdenklich und unruhig kann sie nicht einmal der Anblick des wieder schön möblierten Salons beruhigen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 15. Dez. 2004, 01:08 Uhr
Henry steigt in seine schweren Lederstiefel. Er hatte einen ganzen Siebentag im Haus verbracht, erst um sich zu erholen und dann um Orga zu beruhigen. Henry schmunzelt. Sie kann wirklich hartnäckig sein. Leise verlässt er sein Zimmer, in dem er sich immer umkleidet, und geht zu Orga, die in den frühen Morgenstunden noch friedlich in ihrem großen Bett schläft. Henry erinnert sich an den Morgen an dem er erwachte, nachdem er fast zwei Tage wie ein Toter geschlafen haben soll. Orga lag neben ihm mit dunklen Augenringen und geschwollenen verweinten Augen. Ihre Strafpredigten waren nichts gegen diesen Anblick, den er nie vergessen würde. Er ist der Grund, warum er sich geschworen hat, nie wieder an seine Grenzen zu gehen, denn es ist ihm klar geworden, daß immer eine Sache, wie die mit dem Baumstamm, unvorhergesehen passieren kann und einem dann den Rest gibt. Nie wieder würde er Orga solche Sorgen machen.

Henry beugt sich über seine friedlich schlafende Frau und seine Lippen küssen sanft ihre Stirn, ihre Augen und senken sich dann auf ihren entspannten Mund und spielen zärtlich mit ihren Lippen, bis ein wohliges Seuftzen von ihr zu hören ist. "Wir gehen jetzt Liebes. Es kann spät werden, also mach dir keine Sorgen und schlaf weiter." Ihre Arme schlingen sich um seinen Hals und er gibt ihrem sanften Druck nach und zieht sie noch einmal in seinen Arm, während er sich mit dem andren auf dem Bett abstützt und spürt ihr Verlangen. "Reichen dir die beiden Male in der Nacht nicht?" fragt er mit spitzbübischem Lachen und befreit sich von seiner wohlig murrenden Orga, die ihn nur widerstrebend loslässt.

Die Tage der Ruhe und des vollkommenen Faulenzens und Verwöhntwerdens hatten ihm ausgesprochen gut getan, wenn er auch seine Pferde vermisst hat, um die sich sein Vater die Tage gekümmert hatte. Nicht ein einziges Mal konnte er ihm Einzelheiten über den Pferdehof entlocken und nannte das die Strafe für seinen Übermut. Auch Orga hatte seit seinem Erwachen aus seiner Bewußtlosigkeit darauf bestanden, daß nicht ein Wort vom Pferdehof oder dem Hausbau in ihrer Gegenwart über seine Lippen kommt und es seinem Vater gleich getan und es als Strafe bezeichnet, die er über sich ergehen lassen müsse.
Schmunzelnd geht Henry in die Küche runter, wo sein Vater schon bei Brot und Rührei sitzt und Marie stellt ihm das Gleiche hin. Die ersten Tage hatte ihm die alte Köchin wohlschmeckende Brühen gekocht und ihn dann mit seinen Lieblingsspeisen verwöhnt. Wie meistens am frühen Morgen, isst er schweigend sein Frühstück und kurze Zeit später sitzen sie schon auf ihren Pferden und reiten zum hinteren Tor hinaus. So gut wie ihm die Ruhetage getan haben, er hätte es keinen Tag länger mehr mit Nichtstun ausgehalten. Mit einem tiefen Atemzug saugt er die eisige Luft in seine Lungen und kann den Schnee förmlich riechen, der in der Luft hängt. Sein Rotbrauner, den Yohn von der Werft geholt hatte, wo er ihn vor dem Ablug nach Verd gelassen hatte, scheint sich über den Auslauf zu freuen. Kräftig schreitet er aus. Das Roß kennt den Weg zum Pferdehof und weiß, daß er ihm hinter dem Platz der Händler die Zügel frei gibt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Dez. 2004, 21:26 Uhr
Orga hatte den Rest der Nacht, den anschließenden Tag und die zweite Nacht bei Henry gewacht, doch er lag vollkommen reglos da, nur sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, was sie etwas beruhigte. In den frühen Morgenstunden des zweiten Tages war sie vollkommen übermüdet eingeschlafen und dann irgendwann in Henrys Armen aufgewacht. Er sah sie an, als blickte er ihr bis auf den Grund ihrer Seele und die Stunden des Bangens lösten sich augenblicklich in haltlosem Schluchzen.

Henry hatte sich die ersten Tage nur langsam erholt, doch dann war er von einem Tag auf den anderen wie ausgewechselt, machte Scherze und schlich im Haus herum wie ein eingesperrter Kater. Erst als sie spürte, daß seine Kraft wieder ganz zurückgekehrt war, was zum großen Teil den kräftigen Brühen ihrer Köchin, aber auch der strikten Bettruhe zuzuschreiben war, hatte sie ihn nach leibeskräften bearbeitet, doch meistens sah er sie dann auf so zärtliche Weise verständnisvoll an, daß sie jedesmal schwach wurde. Orga schmunzelt bei dem Gedanken und schiebt sich wohlig seuftzend das Kissen unter ihrem Kopf zurecht. Sie ist noch so müde und mag einfach noch nicht aufstehen. Sie hatte Henry zwar versprochen nach Uuma zu sehen und ihr das schwarze Pony zu bringen, aber das konnte sie auch später noch tun, irgenwann nach dem Mittagsmahl. Sie würde danach auch gleich ins Handwerkerviertel fahren und bei der Näherin  die fertigen Leinensäcke abholen.

Orga hört das Klopfen aus dem Schuppen und lächelt zufrieden. Tharonn hatte die Tage fleißig an den Bettgestellen gearbeitet und es fehlten gestern nur noch zwei Stück, die er heute noch fertig bekommen wollte. Morgen sollte ich die Mädchen die Leinensäcke mit Stroh füllen lassen, dann können Yohn und Tharonn alles mit einer Fuhre zur Villa fahren. Asrai wird sich bestimmt freuen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 24. Dez. 2004, 03:28 Uhr
Orga war nach dem Besuch bei Uuma noch im Handwerkerviertel gewesen. Die Näherin hatte die kräftigen Leinensäcke wie vereinbart fertig genäht. Sie gab ihr noch zwei dicke Nadeln und den nötigen Zwirn mit, um die Säcke nach dem Befüllen mit dem Stroh zu zu nähen. Den speziellen Stich, mit dem man sowas tat, den kannte sie und erfreut über die gute und flinke Arbeit der Näherin gab sie ihr etwas mehr als vereinbart. Die Frau strahlte vor Freude und Yohn brachte die schwere Fracht in die Kiste hinter der Sitzbank des kleinen Wagens, der sich immer häufiger als sehr praktisch erwies.

Es war schon dunkel als sie wieder ihr Anwesen in der Stadt erreichte. Viele Menschen und Zwerge waren ihr unterwegs begegnet und es war zu spüren, dass die Karawane auf dem Platz der Händler sie alle magisch anzog. Die letzte Zeit vielen ihr auch immer häufiger Elben auf, die unter den Kapuzenumhängen meist nur an ihrer schlanken großen Erscheinung zu erkennen waren und ihrem wesentlich leichteren Gang.

Frederik und Anna liefen ihr oben auf dem langen Flur entgegen und sie schließt beide glücklich in die Arme. Die Fröhlichkeit der Kinder erfüllt ihr Haus mit soviel Wärme und gleich erzählt ihr Anna, was sie in Marianns Haus mit deren etwas älteren Tochter alles gemacht hat und Frederik riecht wie immer nach Ölfarben. In ihrem Salon vergeht der Abend über ein ausgiebiges warmes Abendbrot, das eines der Mädchen bringt. Die kleine Anna hatte sich die letzten Monde so prächtig entwickelt, dass sie mit etwas Hilfe hier und da, schon am Tisch essen konnte. Der Abend vergeht in ihrem kleinen Salon wie im Flug und die Nacht bricht herein. Orga vermisst Henry und seinen Vater. Er hatte zwar gesagt, dass es spät werden könnte, aber wie immer hofft sie, dass es nicht so spät wird, damit sie wenigstens noch ein Stündchen gemeinsam unten vor dem großen Kamin verbringen können, wenn oben die Kinder schon in ihren Betten schliefen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 24. Dez. 2004, 09:15 Uhr
Henry erreicht mit seinem Vater spät in der Nacht das Anwesen in Talyra und sie drücken Yohn ihre Zügel in die Hand. Er hatte Yohn aufgetragen, Orga nicht einmal alleine vor das Anwesen gehen zu lassen, geschweige denn mit der kleinen Kutsche alleine los ziehen zu lassen. Henry weiß, dass Orga wegen des Armenhauses ab und zu das Haus verlässt und er begrüßt ihre Aktivitäten, weil sie ihr Freude bereiten, aber bei der Kälte wurde ein verzweifelter Mensch nur zu leicht in Versuchung geführt, sich ein leichtes Opfer zu suchen. Wenn Orga auch ihre Peitsche immer dabei hat, er möchte nicht, dass sie überhaupt in eine solche Gefahr gerät und in Begleitung von Yohn würde keiner auch nur auf den Gedanken kommen, sich Orga zu nähern. Der Gute berichtet ihm auch gleich, was sie unternommen haben und er nickt und legt ihm dankend die Hand auf die Schulter. Besonders, dass Uuma das kleine Pony jetzt hat beruhigt ihn.

Sein Vater hatte ihm eine Andeutung gemacht, die ihn mehr als aufwühlte. Sie waren noch auf dem Pferdehof und sattelten gerade im Stall ihre Pferde, da fragte sein Vater ihn, ob Orga etwas gesagt hätte, dass sie schwanger ist. Er hatte seinen Vater nur verdutzt angesehen und der nickte gleich nachdenklich wissend. Sein Vater war sich ganz sicher und meinte, dass er es oft auf dem Gut als Erster weiß, wenn eine der Mägde wieder geschwängert wurde und dass Orga ganz sicher schwanger sei. Nach reiflicher Überlegung ließen sich auch gewisse Tatsachen nicht abstreiten. Orga hatte ihn schon mehrere Monde nicht mehr wegen weiblicher Ruhetage vertröstet, eher das Gegenteil. Sie konnte nicht oft genug und nah genug an ihn gekuschelt sein. Ihre Fülle hatte jedoch insgesamt zugenommen, darum hatte er sie Maries guter Verpflegung zugeschrieben. Dass sie die letzte Zeit nur ihre warmen Samtkleider trug, deren Stofffülle  allesamt mit einem breiten Band unter der Brust zusammengerafft wurden, wird ihm jetzt erst richtig bewusst.  

Henry ist aufgewühlt, am liebsten würde er gleich zu Orga stürmen und sie fragen, aber sein Vater hatte ihm klar gemacht, dass sie es mit aller Macht zu verdrängen scheint. Selbst die ersten Bewegungen schien sie nicht als das deuten zu wollen, was sie waren. Bestürzt hatte er seinem Vater Recht geben müssen und seinem Vorschlag zugestimmt, mit ihr zu Morgana zu gehen, damit sie als Frau und Heilerin mit ihr spricht, denn von den Befürchtung seines Vaters, dass Orga nach dem was sie erlebt hat, überreagieren könnte, wollte er erst nichts wissen, aber konnte es auch nicht ausschließen. Er will nur den nächsten Tag noch zum Pferdehof, um die Jährlinge an die Männer der Steinfaust zu übergeben und dann mit Orga zu Morgana gehen. Er hatte seinen Vater richtig bitten müssen, den Tag bei Orga zu bleiben, worüber er kopfschüttelnd und lauthals gelacht hatte, dass er nun übertreiben würde, aber dann zugesagt.

Henry bemüht sich normalen Schrittes zu seinem Zimmer zu gehen, zieht sich dann nach einer Katzenwäsche um und geht auf leisen Sohlen in ihr gemeinsames Schlafgemach. Wie er vermutet hat schläft Orga schon und er wartet voller Ungeduld bis sein Körper die Bettwärme angenommen hat. Orga seuftzt nur wohlig und kuschelt sich an ihn, als er sie mit ihrem Rücken zu sich hin zieht und  mit seinen Händen über ihren ganzen Körper streicht, damit sie nicht den wahren Grund für seine Berührung im Schlummer mitbekommt. Seit Monden möchte sie nur noch so geliebt werden und nun versteht er warum.  Sein Vater hatte Recht. Ihr Bauch hatte an Fülle zugenommen, aber da sie insgesamt fülliger geworden war, hatte er ihrem Bauch keine besonderte Beachtung geschenkt. Er hätte sie auch nie darauf angespochen, weiß er doch, wie stolz sie immer auf ihre schlanke Figur war.
Zärtlich streichelt er seine Frau, seine geliebte Orga, die wieder ein Kind von ihm unter ihrem Herzen trägt und schmiegt seine Wange sanft an ihre und umschlingt sie fest mit seinen Armen. Es schmerzt Henry, nicht auf der Stelle seine Freude mit ihr teilen zu können.
Henry ist sich ganz sicher, dass er auf der Windkind, in den luftigen Höhen nach dem Sturm das Kind gezeugt hat, denn übermächtig und ungebremst hatte er sie leidenschaftlich geliebt und die Erinnerung lässt ihn sich nur mühsam beherrschen. Er würde sich noch mehr zurückhalten, jetzt wo er weiß, dass Orga schwanger ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 25. Dez. 2004, 10:35 Uhr
Orga hatte den Abend zuvor nicht auf Henry und Leonhard gewartet und war ins Bett gegangen, weil sie zu müde war. Sie erwacht rundum ausgeschlafen am frühen Morgen  und dreht sich wie immer noch einmal in ihren Federn um und spürt plötzlich Henry neben sich. Verwundert rollt sie sich zu ihm hin und blickt in seine wachen schönen blauen Augen. "Reitest du heute nicht raus?" fragt sie überrascht und sein zärtlicher Blick macht sie schon wieder ganz schwach. Sofort nutzt sie seine Nochgegenwart und kuschelt sich an ihn, doch er lacht nur leise.

Verschmust und zärtlich ist Henry und doch hat sie das Gefühl, dass irgend etwas anders ist als sonst, aber er macht ihr klar, dass er sich nur ausschlafen wollte und dass er mit den Männern der Steinfaust zurückreiten würde, wenn sie die Einjährigen holen und berichtet ihr, dass der Lord Commander den Tag zuvor draußen auf dem Pferdehof war. "Das freut mich Henry. Ich habe gestern Uuma das Pony gebracht und die Leinensäcke abgeholt. Die Mädchen sollen sie heute mit Stroh stopfen und dann könnten wir sie heute Abend gemeinsam zu Asrais Villa bringen." Henry stimmt ihr zu und trollt sich aus dem Bett und bevor die Sonne sich über den Horizont schiebt, hört sie die Hufen von Ramsnase das Anwesen verlassen.  Wie schön, dann kann ich ihm zeigen, was wir schon alles in der Villa geschafft haben.

Orga lässt sich auch früher als sonst das Frühstück bringen und eilt dann hinunter und scheucht die Mädchen. "Fangt an und stopft die Leinensäcke ordentlich voll. Ihr wollt ja auch nicht auf den harten Brettern eures Bettes liegen oder?" Mit dieser Bemerkung knicksen sie und eilen jeder mit einem Leinensack bewaffnet in den Stall, wo oben auf dem Boden über den Pferden das Stroh lagert. Sie werden aussehen wie Stallkatzen, wenn sie fertig sind, denkt sie amüsiert und setzt sich eine Weile zu Marie in die Küche, die mit kleinen runden Eisen Stücke aus dem ausgerolltem Teig vom Küchentisch sticht. "Gib mir auch eins Marie, ich helfe dir." Marie lächelt, weiß sie doch, wie gerne Orga immer beim Plätzchenbacken geholfen hat. Wie auf dem Gut, beginnt Orga ein Winterlied zu singen und Marie stimmt mit ihrer schönen Unterstimme ein und die Zeit vergeht wie im Flug. Eine dünne Eisenplatte nach der anderen verschwindet in der Ofenröhre und bald duftet es im ganzen Haus nach frisch Gebackenem, nach Zimt, Nelken und Muskat, doch sie sind noch nicht fertig. Sie haben genug Eisenplatten für drei Ofenfüllungen und so rollt Marie immer wieder neue Teigstücke aus, in die sie die Restchen der vorherigen wieder reinknetet.

Kaum duftet es im Haus, da kommen Frederik und Anna in ihren langen Nachthemden in die Küche, barfuß, ungewaschen, doch Mariann kümmert sich um die beiden Kinder, die nach ihrem Frühstück in der Küche auch unbedingt Teig ausstechen müssen. Orga gibt Anna lächelnd ihr kleines Eisen und dann geht es richtig los. Mit der andächtigen Plätzchenbäckerei ist es erstmal vorbei und Frederik muss unbedingt seine eigenen Formen aus dem Teig arbeiten und wird von Marie mit einem Stück ausgerollten Teig und einer Extraplatte an´s Ende des Tisches verfrachtet, wo er vor den grabschigen Händen seiner Schwester Ruhe hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 04. Jan. 2005, 12:58 Uhr
Aufgrund der in Kürze bevorstehenden Hochzeit des Schiffsbauers und der Halbelbe ruht ein Großteil der Arbeiten auf der Werft. Immerhin gilt es, abermals die Zeremonie vorzubereiten, das Festessen zu kochen und, nicht zuletzt, die Gäste einzuladen.

Sowohl Jolanthe als auch Galrin wünschen sich zu ihrem Ehrentag die Anwesenheit von Orga, Henry, den Kindern und natürlich auch die von Leonhard. Und so reitet wieder der getreue Gunnar durch die Straßen der Stadt, um die Familie von Roßstein darüber zu informieren, daß die Halbelbe Jolanthe und ihr Verlobter nun endgültig den Hafen der Ehe anzusteuern gedenken.

Als der Knecht das Anwesen betritt, umschwebt der Duft von frisch Gebackenem seine Nase. Doch obwohl ihm das Wasser im Munde zusammenläuft, gelingt es ihm, sich auf das Überbringen seiner Nachricht zu konzentrieren:
"Seid gegrüßt, Mylady von Roßstein. Ich habe das Vergnügen und die Ehre, Euch und Euren Mann zur Hochzeit meines Herrn Galrin Ragnarsson und seiner Frau Jolanthe einzuladen. Das Fest soll in drei Tagen stattfinden. Überdies werdet Ihr ersucht, auch den Herrn Leonhard und die Kinder mitzubringen."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 04. Jan. 2005, 15:50 Uhr
Obwohl Orga mit einem weißen Küchentuch in den Händen nicht wie eine feine Dame aussieht, eilt sie, sich die Hände vom Mehlstaub darin abreibend, zum großen Salon, wo Yohn den Gast aus dem Hause Ragnarsson hinein geführt hat und ihr dann von seiner Ankunft berichtet hat. Sie war mit den Kindern so mit dem Ausstechen der Gebäckstücke beschäftigt, dass sie nicht bemerkt hat, dass überhaupt jemand gekommen war.

Orga freut sich den stattlichen Nordmann zu sehen und lächelt ihn freundlich an und strahlt, als sie seine Nachricht vernimmt. "Das freut mich sehr, dass Jolanthe und der Kapitän nun in den Hafen der Ehe segeln," gibt sie vergnügt von sich und lässt eines der Mädchen einen heißen Met aus der Küche bringen. "Bitte wärmt euch auf Gunnar, draußen ist es doch so kalt geworden." Schnell weist Orga das Mädchen an, einen Beutel mit den schon abgekühlten Plätzchen zu füllen und reicht sie dem Nordmann mit den klaren blauen Augen. "Bitte überbringt das Gebäck Jolanthe und lasst euch von Yohn mit dem kleinen Wagen zurückfahren. Wir werden selbstverständlich zu dem Fest erscheinen. Ich freue mich ja schon so darauf," und sie schlägt die Hände zusammen und verabschiedet sich fröhlich von Gunnar, den sie erst überreden musste, sich von Yohn fahren zu lassen.

Beschwingt geht Orga in die Küche zurück. Ach freut mich das! Eine nordische Hochzeit! Die Nordmänner sind einfach ein ganz besonderer Schlag, ich mag sie! und fröhlich stimmt sie wieder ein Lied an während sie im Rhytmus dazu das Eisen auf den Teig drückt. "Mädel wasch dich, putz dich, mach dich schön, wir woll´n zusammen zum Tanze gehn...."

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 08. Jan. 2005, 18:30 Uhr
Orga hat mit den Kindern und Leonhard im großen Salon das Mittagsmahl eingenommen und später nach den Mädchen gesehen, die die Matratzensäcke oben im Pferdestall fleißig mit Heu füllten. Am Nachmittag half noch Marianns Sohn Elios mit und sein Vater Tharonn, der alle Bettgestelle für die Villa fertig gezimmert hatte. Es ist später Nachmittag und Henry ist noch immer nicht zurück und Orga macht sich langsam Sorgen, denn Henry würde viel Gold auf dem Rückweg bei sich tragen und so schickt sie Yohn zum Pferdehof los.
Die Fuhre zur Villa kann sie für diesen Tag vergessen, aber sie ist auch so müde, dass sie ganz froh ist, sie auf den nächsten Tag verschieben zu können. Unruhig läuft sie im großen Salon hin und her, lauscht auf alle Geräusche von draußen, doch sie wartet vergebens. Die Sonne nähert sich langsam dem Horizont, als Leonhard zu ihr kommt und ihr rät, sich hinzulegen und sie nickt. "Ich bin wirklich sehr müde. Dann sag du Henry doch bitte, dass Galrin uns zu seiner Hochzeit in drei Tagen eingeladen hat. Er freut sich bestimmt das zu hören." Leonhard verspricht es und begleitet sie nach oben und sie lächelt ihn dankbar an. "Es ist so schön, dass du hier in Talyra bist Leonhard. Weißt du, dass ich dich immer zu meinem Vater gemacht habe?" Sie lacht und Leonhard nickt nur schmunzelnd. "Als wir klein waren habe ich mir immer vorgestellt ich bin Henrys Schwester und du bist mein Vater. Ich habe es immer so gesehen, selbst als ich älter wurde. Wenn du damals nicht zu mir gekommen wärst, dann wäre ich einfach gestorben."

Sie haben die Türe zum kleinen Salon erreicht und Orga nimmt ihre Hand von Leonhards Arm, den er ihr unten an der Treppe gereicht hatte und lächelt ihn dankbar an. Orga wundert sich, denn er geht nicht in sein Zimmer, sondern bleibt vor ihr stehen und sieht sie ernst an. "Du brauchst mehr Ruhe Orga und du solltest auch mehr essen. Ich habe dich heute am Tisch beobachtet. Du musst mehr essen. Versprich mir das, du weißt, ich habe immer recht, wenn ich etwas sage," und lächelt sie spitzbübisch an, gibt ihr einen Kuß auf die Stirn und öffnet ihr die Türe.
Sie kann ihm das nicht versprechen. Sie blickt ihn irritiert an und huscht dann in ihren Salon. Ich habe so zugenommen in der letzten Zeit und soll noch mehr essen? Das kann er nicht von mir verlangen. Warum sagt er sowas? Sie will nicht darüber nachdenken und lässt sich angezogen auf ihr Bett sinken und schläft auch mit dem nächsten Atemzug schon tief und fest ein.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Jan. 2005, 12:32 Uhr
Es ist schon dunkel, als Henry Ramsnase in den Stall bringt und er im Haus die Stufen der Hintertreppe heraufstapft. Sein Vater begrüßt ihn als Spätheimkehrer und er berichtet ihm in seinem Zimmer, wie der Tag gelaufen ist. Auch sein Vater hat Neuigkeiten und Henry freut sich auf die Hochzeit des Nordmannes. "Das wird ein Fest!" Sein Vater wird dann aber still und berichtet ihm, dass Orga viel zu wenig isst und er blickt ihn besorgt an. "An die Möglichkeit habe ich überhaupt nicht gedacht," und er läuft im Zimmer auf und ab. "Ich werde morgen hier bleiben. Die Männer kommen auf dem Pferdehof ohne mich aus und die beiden Cardosserstuten kann ich von Filidh auch einen Tag später noch decken lassen."

Henry gefällt es gar nicht, dass Orga so müde und zu wenig essend so früh eingeschlafen ist, denn es ist nicht ihre Art. Leise geht er zu ihr, nachdem er sich für die Nacht fertig gemacht hat und findet sie noch angezogen auf dem Bett liegen. Ach du meine Güte. Was machst du für Sachen Liebes! Ihre Hände sind ganz kalt und sie schläft tief und fest, dass er sie nicht wecken will. Er zieht ihr sämtliche Kleidungsstücke aus, steckt sie unter das Federbett und zieht sie an sich. Es dauert nicht lange und sie fühlt sich wieder warm an.
Zärtlich legt er eine Hand auf ihren Bauch und denkt an ihr Kind, das dort jeden Tag etwas größer wird. Er schiebt das Bild des kleinen Wesens, das er tot in der Hand hielt schnell zur Seite. Du Kleines bist schon viel größer und du wirst leben! Und wenn ich Tag und Nacht über Orga wache! Plötzlich spürt er eine Bewegung und  beinahe hätte er die Hand überrascht zurückgezogen. Es bewegt sich schon! Henry ist ganz aufgeregt und fragt sich, ob Orga solche Bewegungen schon gespürt hat und kann ihr Verhalten nicht wirklich begreifen, wenn er sich auch vorstellen kann, wie groß ihre Angst sein muss, wieder ein Kind zu verlieren, wenn sie die Schwangerschaft dermaßen verdrängt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 16. Jan. 2005, 09:40 Uhr
Orga erwacht am nächsten Morgen ohne Nachthemd erst spät am Vormittag. Ein Frühstück steht bereit und Henry liegt in seinem dunkelbraunen samtenen Hausanzug neben ihr, den er so gerne trägt. Er will den ganzen Tag mit ihr verbringen und erzählt, dass es mit den Pferden am Tag zuvor länger als geplant gedauert hätte. Er macht ihr das Brot und gibt ihr immer nur Stückchen, während er mit ihr Unsinn macht. Wieder hat Orga das unausgesprochene Gefühl, dass er anders als sonst ist und schüttelt immer wieder nur verwundert den Kopf, aber es gefällt ihr.

Der Vormittag vergeht und mit der Nachricht von Tharonn, dass Asrai nicht zuhause ist erfährt er auch, dass sein Sohn Elos mit einer schweren Erkältung im Bett liegt und sich nicht um Uumas Pferdchen kümmern kann. Henry schüttelt nur den Kopf, als Tharonn sich anbietet nach dem Pferdchen zu sehen und schickt ihn an eine andere Arbeit. Orga und Henry sind den ganzen restlichen Tag mit Frederik und Anna zusammen, spielen mit ihnen im Schnee, der im Garten liegen geblieben ist und Frederiks Gemälde werden bewundert.

Auch der nächste Tag vergeht wie im Flug, den Henry jedoch auf dem Pferdehof verbringt. Erst am Abend kommt er mit dem jungen Rotfuchs für Jolanthe zurück, der in den Stall gebracht, und von Yohn gebürstet wird, bis er glänzt. Orga hat ihren Schrank nach einem passenden Kleid für den nächsten Tag durchstöbert. Ein dickes warmes Kleid aus dunkelgrünem Samt mit Stehkragen, das von der Brust aus weit bis auf den Boden fällt, wählt sie aus und hängt es schon an die Schranktüre.

Die Nacht schläft sie wieder eng an Henry gekuschelt, der die letzten Tage so fürsorglich war, dass es sie schon fast misstrauisch macht, aber sie genießt seine Wärme, die ihr in jedem seiner Blicke, Berührungen und Worte doppelt und dreifach die Tage zuströmt. Es wärmt sie von Innen und sie spürt, dass irgend etwas sich in ihr löst, nur langsam, aber stetig, auch wenn sie nicht sagen kann, was es ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 17. Jan. 2005, 18:02 Uhr
Henry steht im Stall und striegelt ein letztes Mal den hübschen Roten, in den Jolanthe sich verliebt hatte und der ihr Hochzeitsgeschenk ist. Der Bursche ist noch kräftiger geworden, aber noch immer verspielt und ungestüm. Mit seinem glänzenden Fell und der Mähne, die üppig über den kräftigen Hals fällt sieht er wunderbar aus. Henry hatte den Tag zuvor noch ein besonders schönes Halfter für ihn auf dem Platz der Händler erstanden und nun muss er sich nur noch selber in Schale Werfen, damit sie zur Hochzeit von Galrin und Jolanthe aufbrechen können.

Henry geht ins Haus zurück, wo die Kinder schon von Mariann umgezogen im großen Salon spielen. Sein Vater trägt eine mit Borten reich verzierte warme Tunika und hat seinen pelzbesetzten Umhang heraus gekramt. Orga sieht in ihrem Kleid bezaubernd aus. Er hatte sich die Tage sehr um Orga gekümmert, aber zu Morgana sind sie einfach noch nicht gekommen. Asrai war zuhause nicht zu erreichen, dass sie auch die Bettgestelle und Matratzen nicht in die Villa schaffen konnten. Henry wird sich nach der Hochzeit weiter um die Dinge kümmern. Heute wollen sie mit Jolanthe und den Nordmännern diesen ganz besonderen Tag auf der Werft verbringen. Vielleicht würden sie Sethai und Asrai dort ja auch antreffen.

Henry kleidet sich in eine dunkelbraune Hose und zieht über ein wollenes braunes Hemd seinen guten Lederwams, denn ohne seinen Lederwams fehlen ihm die Taschen für seine Pfeife, sein Pfeifenkraut und auch für den Beutel mit den Pferdekräutern, den er immer bei sich trägt. "Seid ihr fertig? Yohn spannt die Kutsche an und dann kanns losgehen." Henry schmunzelt, nimmt Orga in die Arme und die Kinder drücken sich fröhlich zwischen sie.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Apr. 2005, 13:06 Uhr
Henry blickt aus dem Fenster in einen morgendlichen Winterhimmel und seine Gedanken schweifen zurück zu Galrins Hochzeitstag. Es war ein schönes Fest und er ist froh, dass Orga seit diesem Tag nicht wieder über plötzliche Leibschmerzen geklagt hat. Morgana hatte sie gründlich untersucht und nach einem Gespräch unter Frauen war Orga auch endlich bereit, ihre Schwangerschaft zu akzeptieren. Das Einzige, was Henry etwas irritiert, ist das lange schmale Tuch, mit dem Orga sich ihren Leib seit einigen Tagen umwickelt und meint, dass es ihr gut tut, selbst während der Nacht.

Henry beobachtet in Gedanken versunken, wie das Leben auf dem Marktplatz erwacht und mit dem zunehmendem Lärm auch  Orga. "Guten Morgen meine Liebe!" Zärtlich beugt er sich zu ihr und küsst sie sanft vollständig wach und wie so oft die Tage, will sie weiter ruhen und so frühstücken sie zusammen im Bett, in dem bald auch die Kinder sitzen. Henry liebt diese morgendlichen Gelage und auch Orga scheint sie trotz ihres dicker werdenden Bauches zu genießen. Yohn hatte ihm gestern erzählt, dass er von einem Knecht aus dem Pfirsich erfahren hatte, dass Asrai sich mit einem Bruder in ihrem Gasthaus aufhält und dass die beiden krank wären. Erst wollte er Yohn das nicht glauben, doch als er ihm mehr von den beiden berichtete und sich an Morganas Worte erinnerte, dass Sethai seit einiger Zeit bewusstlos in ihrer Kate liegt, beginnt er ihm Glauben zu schenken.

Die Kinder trollen sich gerade wieder aus ihrem großen Ehebett und Orga streckt sich gesättigt und wohlig wieder in ihren weichen Kissen aus, da erzählt er ihr, was er von Asrai weiß. Sie rätseln noch eine Weile über die möglichen Zusammenhänge, doch dann schickt Orga ihn kurzerhand los, nach Asrai zu sehen. Die Sonne durchbricht mit ihrem Licht die dünne Wolkenschicht und die Tage werden schon merklich milder. Als Henry durch den Vordereingang das Haus verlässt und zum hinteren Tor geht, sieht er unter dem Kastanienbaum die ersten Schneeglöckchen und schmunzelt, denn nun würde es nicht mehr lange dauern bis der Frühling den Winter vertreibt. Henry sagt Mariann, die gerade aus dem Gesindehaus tritt, wohin er  geht und verlässt zu Fuß das Anwesen, denn für die paar Schritte zum Verder Tor will er Ramsnase nicht satteln. Geschäftige Bürger begegnen ihm und man wünscht sich einen guten Tag und bald sieht er das Schild des Pfirsichs und wundert sich, warum Asrai sich ausgerechnet in diesem Gasthaus aufhalten soll.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Orga am 22. Apr. 2005, 16:04 Uhr
Die schönen Stunden der Hochzeitsfeierlichkeiten hallen in Orga noch Tage nach. Die Fröhlichkeit der Menschen aus dem Norden hat etwas urtümlich erfrischendes und manchmal schmunzelt sie mitten am Tag noch über die eine oder andere Begebenheit der Feier und als Morgana ihr nach einer Untersuchung verkündet, dass sie schon sehr fortgeschritten schwanger sei, kann sie es kaum fassen. Henry ist ganz vernarrt in ihren Bauch und legt oft seine große warme Hand auf ihn und erzählt ihrem ungeborenen Kind Geschichten und manchmal so lustige Sachen, dass sie ihn schilt, weil sie so lachen muss. Zärtlich wühlt sie dann mit ihrer Hand in seinen rotblonden Haaren und legt die andere über seine Hand auf ihrem Bauch und sie wünscht sich, dass die Zeit in solchen Momenten einfach stehen bleibt.

Auch Asrais spurloses Verschwinden lüftet sich etwas, als Yohn von einem befreundeten Knecht berichtet, der im Pfirsich arbeitet und Yohn erzählt hat, dass Asrai und ihr Bruder dort ein Zimmer haben und es ihr sehr schlecht gehen soll. Orga wundert sich, als Henry nach einem Besuch in dem Wirtshaus nur berichten kann, dass die Information stimmt. Erst zwei Siebentage später erreicht er dort etwas mehr, als er mit einer jungen Bediensteten spricht, die ihn aber auch wieder nur vertrösten kann. So warten sie einfach auf eine Nachricht von Asrais Seite und die Tage vergehen wie im Flug und bald ist der Winter dem Frühling vollständig gewichen und überall ist das neue Leben zu spüren, das jeder Frühling mit sich bringt. Rundherum hört man die Leute fröhlich lachen, die Bienen im Garten summen und die Vögel in der großen Kastanie zwitschern und ihr Garten ist bald voller Frühlingsblumen. Oft geht sie mit Henry und den Kindern im Garten spazieren, aber überwiegend liegt sie mit vielen weichen Kissen auf ihrem Bett und schleppt sich mit dem immer dicker werdenden Bauch herum, in dem sich ihr Kleines jeden Tag  kräftiger regt. Anna und Frederik haben es sich zur Gewohnheit gemacht, immer für einen frischen Blumenstrauß auf ihrem kleinen runden Tisch im Schlafgemach zu sorgen und Leonhard ist noch immer bei ihnen und spricht nicht einmal davon, wieder auf das Gut nach Verd zurückzukehren. Orga freut sich sehr darüber, denn seine Gegenwart ist ihr Vertraut, seine stille Fürsorge tut ihr gut und oft kümmert er sich um die Pferde auf dem Pferdehof und Henry kann dann bei ihr und den Kindern bleiben.

Eines Nachts, Orga hatte am Abend noch mit Marie gesprochen, die meinte, dass das Kind bald käme, weil sich ihr Bauch  gesenkt hätte, schreckt Orga von einem schrecklichen Traum auf, der sie die letzten Nächte immer wieder heimgesucht hatte, aber nie so klar und deutlich wie dieses Mal. Verschwitzt liegt sie in Henrys Armen, der ihren unruhigen Schlaf verfolgt hat und als sie halb die Augen öffnet sieht sie im spärlichen Licht der Kerze, die er auf dem kleinen Tisch neben den Frühlingsblumen angezündet hat, seinen besorgten Blick. "Henry, versprich mir, dass du unser Kind rettest, egal was mit mir geschieht, wenn es soweit ist. Versprich mir das Henry, bitte!" flüstert sie verschlafen, von den Traumbildern noch überschattet und schmiegt sich ängstlich an ihn. "Liebes das war nur ein Traum, sei ganz ruhig!" Orga spürt Henrys Hand sanft über ihr Haar und ihren Rücken gleiten und hört seine beruhigende Stimme und flüstert, während sie schon wieder einschläft kaum hörbar: "....von Lotte geträumt."  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 23. Apr. 2005, 13:17 Uhr
Henry kommt von einem arbeitsreichen Tag auf dem Pferdehof nach Hause, denn gleich zwei Verder Stuten hatten an diesem Tag gefohlt. Hungrig und um ein Hengstfohlen und ein Stutfohlen reicher ist Henry und zufrieden, denn viele der diesjährigen frühen Fohlen sind kleine Hengste, die alle gesund und kräftig sind. Orga findet er oben in ihrem Bett und sofort spürt er ihre Unruhe, die stärker ist, als die Tage zuvor und er ahnt was das bedeutet. Nachdem er sich gewaschen und in seinen Hausanzug gekleidet hat legt er sich zu ihr und erzählt ihr von den neuen Fohlen, doch Orga ist nur mit halbem Ohr dabei. Sie isst kaum etwas und will nur ruhen und so legt er sich bald neben sie und zieht sie behutsam in seine Arme und sie schmiegt sich an ihn, als wollte sie in ihn hinein schlüpfen. Sanft und beruhigend gleiten seine Hände über ihren Rücken und über ihren Bauch und bald entspannt sie sich und er schafft es, sie immer wieder zum Lächeln zu bringen und auch zum Lachen, bis der Tag vollends zur Neige geht und sie einschläft.

Der Tag war anstrengend und so dauert es auch nicht lange, bis Henry ebenfalls in tiefen Schlaf fällt, aus dem er in den frühen Morgenstunden von Orgas Unruhe erwacht. Leise stöhnend wälzt sie sich hin und her und beginnt zu schwitzen, bis sie aufschreckt und ihn um etwas bittet, was Henry einem schlechten Traum zuordnet. Liebevoll schafft er es, Orga wieder zu beruhigen und während er froh ist, dass sie wieder in sanften Schlummer fällt hört er ihre geflüsterten Worte und erstarrt. Lotte? wiederholt er stumm und sein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, denn vor seinen Augen sieht er sich mit Orga in seiner Jugend von einem Ritt zum See heimkehren... Henry schüttelt die Erinnerung ab und atmet schwer ein. Sie muss sich noch mehr vor der Geburt fürchten, als ich schon vermutet habe, geht es ihm besorgt durch den Kopf, denn anders kann er sich ihre Reaktion nicht erklären. Eine Weile horcht er auf ihren ruhigen Atem und schläft bald auch wieder ein.

"Henry!" hört er Orgas entsetzten Ruf und mit einem Ruck sitzt er im Bett und sieht sofort, was passiert ist, denn sie hat die Bettdecke erschrocken zurückgeschlagen. Die Unterlage wird klitschnass und er weiß, was das bedeutet: Die Wehen werden jeden Moment mit aller Heftigkeit einsetzten, um das Ungeborene möglichst schnell hinaus zu pressen. Henry zwingt sich, Orga beruhigend anzublicken. "Das Kind hat es mit einem Male aber eilig..." scherzt er und nimmt ihr ihren ersten Schreck, während er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht und es gleichzeitig in seinem Kopf arbeitet: Morgana rufen! - Es geht zu schnell, bis dahin ist das Kind da! Beruhige sie, du musst ihr die Angst nehmen...! und schon weiten sich Orgas Augen und die erste Wehe lässt sie ihre Hände auf ihren Leib pressen und Henry legt seine Hände auf ihre und unterstütz sie sanft.
Er will Orga jetzt auf keinen Fall durch Hektik beunruhigen und so entzündet er nach dem Ablkingen der ersten Wehe mit ruhigen Bewegungen die Öllampe an der Wand, läuft  mit wenigen Schritten zu seinem Vater und klopft ihn aus dem Bett. Henry ist wieder zurück, bevor die nächste Wehe Orga aufschreien lässt, dass Marie und auch die Kinder mit Sicherheit in ihren Betten aufschrecken. Die Kinder! geht es Henry durch den Kopf und wieder legt er seine Hände auf Orgas und hilft ihr. "Nicht den Atem anhalten Liebes, atme ruhig weiter - ruhig und gleichmäßig...!" Beruhigend streicht er über ihren Kopf, zärtlich und doch mit bangem Herzen, als sein Vater in den Raum eilt und sofort begreift, und auch schon wieder hinaus eilt. Henry hört, wie er die Mädchen zu den Kindern scheucht und Befehle ruft und Henry atmet erleichtert auf.

Die Wehen kommen in kurzen Abständen und Henry weiß, wenn das Fruchtwasser mit einem Schwall abgegangen ist, sind die Wehen schnell hinter einander und heftig. Er war bei der Geburt von zig Fohlen dabei, hat den Stuten bei schwierigen Geburten geholfen... Orga ist kein Pferd! Sie ist das Liebste was ich habe! rechtfertigt er seine innere Unruhe. Bleib ruhig alter Junge! befiehlt er sich streng und blickt Orga tief und sanft in die Augen, was sie immer schwach werden lässt und ergreift liebevoll ihre zitternden Hände, hält sie fest in seinen, bis ein Lächeln über ihre angespannten Züge huscht.

Die nächste Wehe kommt heftiger, als selbst er erwartet hat und Orga entreißt ihm ihre Hände, presst sie auf ihre Seite, wo seinerzeit die Prellung war und selbst durch das Leinentuch, das Orga noch immer um ihren Leib gewickelt trägt, kann er plötzlich spüren, wie etwas unter ihren Händen unter der Spannung der Wehe reißt. Henry starrt in Orgas schmerzverzerrtes Gesicht. "Neiiinnn!!" durchfährt es ihn heiß und eisig kalt und er merkt nicht, dass das Wort entsetzt, wenn auch nur leise, über seine Lippen gekommen ist, als gerade Marie und sein Vater den Raum betreten und Orga einen spitzen Schrei ausstößt und im nächsten Moment kraftlos in ihre Kissen zurücksinkt. Neeiiiiin! Henry starrt auf das Laken, dass sich beginnt, rot zu färben und blickt in hilflosem Entsetzen Orga an. "Liebes! Nein!" stöhnt er auf; die Zeit rast und gleichzeitig scheint sie zu erstarren.
"Orga...! Liebes!" Henry beugt sich bebend über Orga, die regungslos und kreidebleich in ihren Kissen liegt; ganz nah ist er ihrem Gesicht und zärtlich fordernd streichen seine Daumen über ihre Wangen und Schläfen, während seine Hände ihren Kopf halten und blickt in ihre bittenden Augen. "Henry... du musst... Lotte..." haucht sie in dem Moment, als sein Vater hinter ihn tritt und auch Orgas Worte gehört haben muss, denn er spürt, wie sich die Hand seines Vaters schwer auf seine Schulter legt, während er seine andere schweigend auf Orgas Haupt legt.

Henry sieht Orgas kaum wahrnehmbares Nicken und ihren stummen Dank in ihren Augen, als sie seinen Vater anblickt, der verstanden haben muss, worum sie bittet und in hilfloser Verzweiflung ergreift er wieder Orgas Hände. Er wagt es nicht, sie an sich zu ziehen, will ihr nicht noch mehr Schmerzen zufügen, drückt nur hilflos ihre schlanken zarten Hände an seine Lippen, bedeckt sie mit seinen tränennassen Küssen und drückt sie an seine Wangen und kann seinen Blick nicht von ihrem vertrauten, geliebtem Antlitz wenden. "Liebes..!" Verzweifelt und hilflos schüttelt er den Kopf, spürt die kleine sanfte Bewegung ihrer kalten Finger auf seiner Haut, als sie ihn versucht zu streicheln und seine Hand fährt über ihre Stirn und Schläfe, behutsam, liebevoll und innig, als könne er sie damit festhalten, doch er weiß, er kann nichts  tun, kann bei aller Liebe nichts für sie tun. Sanft berühren sich ihre Lippen, als er sich ganz zu ihr hinunter beugt und in einem letzten endlosen und doch viel zu kurzem Blick verschmelzen ihre Seelen, bevor sie ihn für immer verlässt.

Henry zieht Orga an sich, vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar und hält sie fest umschlungen. Neiiinnn! Orgaaa! .....Liebes lass mich nicht alleine zurück! hallt sein stummer Ruf ihr nach und dann versinkt die Welt um ihn herum hinter einer Wand aus wahnsinnigem Schmerz.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 24. Apr. 2005, 12:30 Uhr
Henry hält Orgas leblosen Körper an sich gedrückt, saugt unbewusst ihren Duft in sich ein, den er wie alles an ihr so liebt und glaubt vor Schmerz zu vergehen. Er will nichts denken, will sie nur nie wieder los lassen und weiß doch, dass er sie für immer verloren hat. Die letzte Stunde läuft in rasender Geschwindigkeit mit jeder Einzelheit vor ihm ab und er fragt sich, ob er etwas falsch gemacht hat, ober er etwas hätte tun können, irgendetwas anders machen, doch dann lenken Bewegungen in seinem Rücken ihn ab. Henry blickt sich um und springt entsetzt auf, dass er rücklings gegen den kleinen runden Tisch prallt und die Vase mit den Frühlingsblumen klirrend zu Boden geht. Fassungslos blickt er seinen Vater an, der über Orga gebeugt steht und es Marie ermöglicht, die auf der anderen Seite von Orga, mitten auf ihrem Bett kniet, den kleinen bluttriefenden Winzling aus Orgas Leib zu ziehen und sein Gesicht verfinstert sich, aber sein Vater wirft ihm einen so strengen Blick zu, dass er seinen aufsteigenden Zorn hinunter schluckt. Er weiß, dass er Orgas Wunsch nachgekommen ist, aber er kann diesen Anblick keinen Atemzug länger ertragen und stürzt schwankend hinaus und hätte beinahe Mariann umgerannt, die ihm in Orgas kleinem Salon mit einem schweren Kübel, voll mit dampfendem Wasser und einer großen Schüssel und Linnen unter dem Arm, entegegen kommt.

Henry taumelt in sein Zimmer, springt in Stiefel, Hemd und Hose, wirft seine Weste über und hastet die Hintertreppe hinunter, nimmt zwei Stufen gleichzeitig und stürzt wie von Sinnen aus dem Haus, weg von diesem Anblick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt und ihm einen Schauer des Entsetztens nach dem anderen durch den Körper jagd. Er hört nicht die ersten Vögel in den Bäumen singen, sieht nicht den sanften rosa-goldenen Schimmer des Morgens und den untergehenden Vollmond, der im Osten über dem Horizont sichtbar ist, er hastet weiter in den Stall, wo er sich nur kurz an die Holzwand lehnt, um nach Luft zu ringen. Henry nimmt nicht einmal Yohn war, der hinten im Stall mit dem Ausmisten der Boxen begonnen hat und ihn mit hochgezogener Braue beobachtet.

Wie früher mit Orga, greift Henry sich nur den Strick des Halfters und schwingt sich noch im Stall auf den Rücken von Ramsnase, ohne Sattel oder Satteldecke und jagd hinaus. Yohn öffnet ihm das hintere Tor und wagt es nicht, ihn zu fragen, wohin er reitet. Die Straßen sind fast noch leer und das ist gut, denn Henry jagd den Rotbraunen über die Kopfsteine, dass es laut zwischen den Häusern hallt, und mit langen Sätzen durch das Verder Tor, raus aus der Stadt, dass die Wachen sich nur grübelnd ansehen, denn sie erkennen ihn sofort, auch wenn sie ihn das erste Mal ohne Mütze sehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 29. Apr. 2005, 15:07 Uhr
Henry reitet langsam zum Stall, wo er Marianns Mann den Strick von Ramsnase in die Hände drückt. Er muss nichts sagen, Tharonn sieht gleich, dass er ihn besser nicht anspricht und Henry geht mit schweren Schritten zur Hintertüre, an der ein schwarzes Seidentuch sich sanft im Wind bewegt und betritt das Haus und spürt gleich, wie leer es ist, ohne Orgas zärtliches Lächeln, ohne ihre lebendige Gegenwart, die es vor zwei Sonnenläufen zu seinem Zuhause gemacht hatte....

Sein Vater steht plötzlich vor ihm, nimmt ihn am Arm und führt ihn die Treppe hinauf und er will sich schon sträuben, als er auf Orgas kleinen Salon zusteuert, aber er lässt nicht locker und dann steht er vor der Wiege, die Frederik und Anna zu Beginn in Beschlag genommen hatten und er sieht darin ...seine Tochter! "Mara!" kommt es leise über seine Lippen und sein Vater nickt. "Eure Kind Henry." Henry schluckt und kann doch den Blick nicht von dem winzigen Gesichtchen wenden und meint ein Lächeln darin gesehen zu haben, ein Erkennen, als er ihren Namen aussprach.  Orgas Fleisch und Blut!... Henry wird es plötzlich zu eng in seiner Brust und er stolpert in den nächsten Sessel und ringt nach Luft.
"Du siehst fürchterlich aus!" hört er seinen Vater plötzlich sagen. "Bist du in einen Eber gerannt?" Henrys Kopf fliegt hoch und er starrt seinen Vater an. "Woher weißt du...?" fragt er verblüfft, doch der schüttelt nur verneinend den Kopf, während er mit einem tiefen Atemzug das Zimmer verlässt.

Henry schaut wieder zu dem winzigen, friedlich schlafendem Gesicht, das aus einer weißen Haube und riesig erscheinenden Kissen herausguckt und beginnt leise mit ihr zu sprechen und weiß, seine Stimme ist ihr vertraut; oft hatte er die Hand auf Orgas Bauch gelegt und mit diesem kleinen Winzling gesprochen, dann wandert sein Blick zur Türe des Schlafgemachs. Henry erhebt sich erst nur langsam, aber er kann dem Wunsch nicht widerstehen, Orga zu sehen und geht weiter und weiter, bis er sie in ihrem Bett liegen sieht und er glaubt sich in einem Traum gefangen. Gleich würde er aufwachen und sie würde die Augen aufschlagen und ihn anlächeln, wenn sie nur nicht so blass wäre, so schrecklich blass. "Orga, Liebes!" Henry ist plötzlich bei ihr, sinkt vor ihrem Bett auf die Knie und greift nach ihrer Hand, die kalt und leblos in seiner liegt und er will sie wärmen, wie er das immer gemacht hat, wenn ihr kalt war, doch nur heiße Tränen laufen über sein kühles Gesicht und dann verschwimmt die Welt vor ihm.

Wohlig warmes Wasser, das ihm bis zum Hals reicht spürt Henry, bevor er überrascht die Augen aufschlägt. Er sitzt im Badezuber und neben ihm sein Vater auf dem Schemel und er hört Yohns Schritte sich im Flur entfernen. Sein Vater drückt ihm einen Becher mit einem merkwürdig riechendem heißen Gebräu in die Hand und fordert ihn auf davon zu trinken. "Was ist draußen passiert?" fragt er dann und Henry erzählt ihm von dem Eber und von Ancoron, wie er ihm das Leben gerettet hat und nach seinem unnachgiebigen Bohren auch davon, dass Orga bei ihm war und ihm Mara gezeigt hat. Das bittere Getränk hat eine stärkende Wirkung und er trinkt den Becher fast leer,  während sein Vater ihm von einem Mädchen erzählt, das Marie als Amme für seine kleine Tochter gefunden hat, die aber selbst noch fast ein Kind sei. Sein Vater hätte sie praktisch dem Bauern abgekauft, von dem auch ihr tot geborenes Kind ist. "Marie kümmert sich um das Mädchen. Es ist ängstlich, aber sie ist die einzige Amme, die wir finden konnten, die hier im Haus bleiben kann und genug Milch für deine kleine Tochter hat, also reiß dich zusammen Henry und lass sie nicht spüren, dass du lieber Orga an ihrer Stelle sehen würdest."

Henry ringt sich ein Nicken ab und nach dem Bad schafft er es, eine heiße Suppe mit Frederik und Anna zu essen, die beide ganz verstört sind und er erklärt Frederik, was passiert ist. Nur das neue kleine Schwesterchen kann Frederik etwas von seinem Kummer ablenken, während Anna nur weint, weil ihr Bruder weint, denn für Anna will Orga immernoch einfach nur schlafen und Henry belässt es dabei. Den Trubel in der Stadt haben sie hinter den dicken Mauern und geschlossenen Fenstern ausgesperrt und bald kommt die Nacht. Henry ist so geschafft, dass er schon beim Dunkel-Werden bei Mara im kleinen Salon im Sessel einschläft und nicht einmal hört, wenn Mariann die Kleine zum Stillen aus dem Zimmer holt und wieder in die Wiege legt. Am Morgen findet er sich mit seiner dicken Wolldecke aus seinem Zimmer zugedeckt und nach dem Frühstück spricht sein Vater das an, wovor Henry wusste, das es auf ihn zukommt und dem er sich nicht entziehen kann, so sehr er sich das auch wünscht.
Sein Vater reicht ihm eine versiegelte Pergamentrolle, auf der er bald die feinen geschwungenen Schriftzüge Orgas erkennt und er schluckt, während er sie zitternd in den Händen hält. Neiinnn! kämpft es in seinem Innern, er kann das nicht, nicht jetzt und rollt das Pergament wieder zusammen. Sein Vater holt zwei Gläser und füllt sie mit dem guten Roten und während er ihm sein Glas reicht spürt Henry, dass er ihm keine Ruhe lassen würde, bis er Orgas letzten Willen gelesen hätte und er weiß warum. Sie wird darin verfügt haben, wo... sie ihre letzte Ruhe finden möchte und ...die Zeit drängt, ...höchstens zwei Tage, dann.... Und Schweren Herzens rollt Henry das Pergament wieder auseinander.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 01. Mai 2005, 09:39 Uhr
Henrys Hände zittern, als er das Pergament wieder entrollt und auf Orgas Zeilen blickt. Sein Vater hat sich auf den kleinen Balkon zurückgezogen und blickt auf das bunte Treiben auf dem Marktplatz hinunter und Henry sieht das schwarze Seidenband im Frühlingswind vom Balkon wehen, wo für das Inarifest fröhliche bunte Tücher flattern sollten. Es lässt jeden verstehen, warum das Anwesen von Roßstein mit seinem großen stattliche Haus am Rande des Marktplatzes, bis auf zwei kleine Girlanden aus Frühlingsblumen rechts und links neben den fröhlich flatternden schmalen Enden dieses einen Bandes, nicht üppig für die Göttin Inari geschmückt wurde.

Durch die offene Türe dringen die Geräusche der feiernden Stadt etwas lauter in Orgas kleinen Salon herein, aber sie sind noch immer so gedämpft, dass sie nicht aufdringlich sind. Nach einem tiefen Schluck aus dem geschliffenen Weinkelch beginnt Henry, Orgas letzten Willen zu lesen, der mehr einem letzten Brief einer Frau an ihren geliebten Mann erinnert, denn Orgas Worte sind voller Zärtlichkeit und inniger Liebe, während sie ihre letzten Wünsche darin kleidet. Henry hat aufgehört mit seinem Hemdsärmel über seine Augen zu wischen, schon längst kneift er nur die Augen zusammen, um wieder besser sehen zu können. Bei jedem Wort hört er innerlich den Klang ihrer Stimme, sieht ihr Lächeln und ihren spitzbübischen  Blick mehr als einmal und riecht ihren Duft, als wenn sie ihm ganz nahe wäre. Ihre geschriebenen Worte erfüllen ihn mit Freude und gleichzeitig mit tiefer Trauer. Bei ihren letzten Worten bebt er vor Schmerz.
Henry, Liebster! Ich würde dir so gerne noch viel mehr sagen, doch du weißt, dass die Worte nicht das ausdrücken können, was wir füreinander fühlen und darum versuche ich es erst gar nicht. Der Gedanke tut mir weh, dass du diese Zeilen liest, während ich schon nicht mehr bei dir bin, denn ich liebe deine sanften, wohlig warmen Hände. Ich liebe deine blauen Augen und den Blick, mit dem du mich schwach gemacht hast, dass ich mich in deiner Sanftmut und deiner stillen Kraft wiederfand, von ihr erfüllt war, wie ich nicht erfüllter hätte sein können, nicht mehr Eins hätte sein können mit ihr, mit Dir! Oh Henry! Ich kann mit Worten niemals ausdrücken, wie glücklich du mich gemacht hast. Ich möchte das Wissen in dein Herz senken, dir die Gewissheit schenken, dass es diese deine sanfte stille Kraft ist die seit ich denken kann, in meinem Herzen wie das Licht des vollen Mondes auf dem Ildorel glitzert, wenn es auf den unzähligen kleinen Wellen tanzt...
Henry! Bitte bleibe in Talyra und begleite mich nicht auf meiner letzten Reise! Dein Vater wird mir, mit dir in seinem Herzen, diese letzte Ehre erweisen. Ich möchte nicht, dass du siehst, wie sie mich in die Erde senken. Du weißt doch, was du mir damals unter der Weide am See über das Leben und Sterben erzählt hast, darum Henry, bis ans Ende aller Zeiten Liebster, deine dich über alles liebende Orga! Du weißt, es gibt keine Worte, meine Liebe zu dir in Worten auszudrücken!

Dann ist da ihr verspielt gemaltes Herz mit den halbrunden Strichen für Mund und Augen, mit den langen Wimpern und den Strahlenstrichen rundrum und dem Tropfen unter der Spitze, das sie unten am See immer in den weichen Sand unter der Trauerweide gemalt hat und während ihre Worte noch in seinem Innern nachklingen schüttelt es Henry so heftig, dass sein Vater zu ihm kommt und ihm still seine Hände auf die Schulter legt, bis er wieder sprechen,  ihm sagen kann, dass Orga auf dem Gut in Verd begraben werden will und dass sie wünscht, dass nur er sie auf seiner letzten Reise begleitet.
Die Vorstellung jedoch, dass sie in der Kutsche zwei Tage über die Straßen rumpelt ist ihm unerträglich und plötzlich kommt ihm ein Gedanke. "Vater, ich werde Galrin Ragnarsson bitten, euch nach Verd zu fliegen. Ich hoffe inständig, dass er auf der Werft ist und nicht irgendwo unterwegs, mit seinem fliegenden Schiff. Er hat Orga gemocht und er wird es bestimmt tun, wenn nicht gerade die Himmel einstürzen... für eine letzte würdige Reise sorgen." Sein Vater nickt und Henry begibt sich gleich an Orgas schmalen Schreibschrank und formt seine Bitte in zittrigen Buchstaben auf eines ihrer Pergamentbögen, die sie dort so sorgfältig hütete.

Henry steckt den aufgerollten Bogen in eine der Lederrollen und schickt Frederiks Kindermädchen damit zu Tharonn, damit er sie gleich zur Werft bringt und kurze Zeit später hört er ihn auf einem der Pferde aus dem Anwesen reiten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 01. Mai 2005, 15:12 Uhr
Henry hört die Hufe des Pferdes verhallen und steht noch in Gedanken versunken vor der Türe des kleinen Salons, als er von der Hintertüre Stimmen und kurz darauf rumpelnde Geräusche hört. Er will gerade nachsehen, was da unten los ist, als sein Vater neben ihm ist und den Schwung seiner ersten Schritte dazu benutzt, ihn in sein Zimmer zu bugsieren. >>"Geh nicht nach unten Junge. Lass es Yohn und mich machen..."<< Sein Vater bleibt im Türrahmen stehen und Henry trifft die Erkenntnis wie ein Blitz, was sich da gerade unten durch den langen Flur in Richtung des großen Salons bewegt und erstarrt. Sie bringen den Sarg! Orgas Sarg!

Henry findet sich in seinem Zimmer wieder, bevor er auch nur einen Ton sagen kann, bevor er auch nur die Chance einer Gegenwehr von seinem Vater erhält, der ihm den Weg hinaus versperrt. "Nein!" kommt es entgeistert über Henrys Lippen, ohne nachzudenken. Er kann einfach nicht  denken, er will nur mit aller Macht verhindern, dass sie Orga aus ihrem Bett heben, sie hinunter in den Salon tragen und in eine Holzkiste legen, egal wie kostbar das Holz ist, in das sie sie sperren würden. "Neiiin!" schreit er entgeistert, starrt auf die offene Türe, in der sich sein Vater demonstrativ aufgebaut hat und die er so mit seinem Körper versperrt, dass er nicht hinaus kann, ohne ihn über den Haufen zu rennen, oder mit ihm zu ringen. >>"Nein Henry! Du bleibst hier, bis du mir dein Wort gibst, dass du uns tun lässt, was nötig ist.<<

Henry blickt in den unnachgiebigen und fest entschlossenen Blick seines Vaters und ein riesengroßes NEIN ! schreit ihm stumm entgegen. Orga hasst enge Räume! ist der einzige Gedanke in seinem Hirn, der in seinen Schläfen mit jedem Pulsschlag lauter hämmert: Sie hasst enge Räume, sie hasst sie.. sie hasst sie... sie..., während er nach einer Möglichkeit sucht, an seinem Vater vorbei, in ihr Schlafgemacht zu gelangen. Das Hämmern wird unerträglich, denn er kann die Vorstellung nicht ertragen, dass sie sie ihm für immer nehmen, denn ein Teil von ihm hatte es noch nicht begriffen, dass sie von ihm gegangen ist, der Teil in ihm, der sieht, dass sie noch immer da ist, denn ihr toter Körper liegt noch in ihrem Bett und ihr Antlitz sieht aus, als schlafe sie nur, noch kann er sie voller Liebe betrachten und sogar ihre kalte Hand in seinen Händen halten... Henry stöhnt auf vor Herzschmerz, wenn auch sein Verstand ihm sagt, dass er sie gehen lassen muss. Es schlägt mit jedem qualvollen Atemzug immer härter gegen seinen Brustkob und er beginnt nach Luft zu ringen, dass sein Vater darauf besteht, dass er einen Tropfen von dem Beruhigungsmittel für die Pferde nimmt. Erst als er den bitteren Tropfen auf der Zunge schmeckt und auf seinem Bett liegt, löst sich langsam die Anspannung und sein Atem wird leichter und seine Gedanken klarer, auch wenn er kurz darauf ins Land der Träume sinkt, während Orga in den kostbaren dunklen Ebenholzsarg gebettet wird.

Der mit Bienenwachs polierte und in Kopfhöhe mit kleinen goldenen Blättern beschlagene schwarzbraune Sarg steht im großen Salon auf zwei Stühlen, über die dicker dunkelgrüner Samt gebreitet ist und die Kinder und Mädchen hatten sämtliche Frühlingsblumen aus dem Garten gepflückt, mit denen Mariann und Marie den Sarg und den großen Salon in ein Blumenmeer verwandelt hatten. Eine große weiße Kerze, mit den gleichen hauchdünnen goldenen Blättchen verziert, brennt und Räucherwerk hüllt den großen Raum in den Duft von Sandelholz, den Orga so liebte. Alle verabschieden sich unter Tränen von ihrer Herrin und Leonhard und Mariann führen auch Frederik und Anna zu ihr, damit sie ein letztes Mal in Orgas friedliches Antliz blicken können. Erst dann öffnen sie die Türe des Vordereinganges und lassen sie für die offen stehen, die sie ein letztes Mal sehen möchten. Einige nette Nachbarn, die von Orgas Tod erfahren hatten kommen trotz des beginnenden Inarifesttrubels, um ihr Beileid auszusprechen und sich von Orga zu verabschieden. Sie hatten ohne große Worte die freundliche Adelige ins Herz geschlossen, die Henry fröhlicher durch die Straßen reiten lies, als er es die vielen Jahre zuvor tat und kaum einer von ihnen wusste nicht von der langen Trennung der Beiden, die hier in Talyra wieder zusammengefunden hatten. Yohn wacht dabei still ein letztes Mal über seine Herrin und es ist dem großen kräftigen Mann anzusehen, wie schwer ihm dieser letzte Dienst fällt. Leonhard ist es bei seiner Arbeit als Zuchtmeister des Gutes gewohnt mit den unterschiedlichsten Menschen umzugehen und mit stiller Würde vertritt er seinen Sohn und ist froh, dass Henry die Stunden des Abschiedes gnädig verschläft.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 02. Mai 2005, 11:43 Uhr
Der Nachmittag vor dem Fest und der sehr frühe Morgen am Festtag

Eine vornehme Kutsche hält vor Henrys Haus als Uuma sich ihm nähert und nachdem die zwei Reiter, die die Kutsche begleiten Platz geschaffen haben, steigt eine alte reich aussehende Frau aus und verschwindet kurze Zeit später mit knisternden Gewändern in der offenen Eingangstüre des Hauses. Uumas Stirn legt sich nachdenklich in Falten und sie schafft es kurz darauf, den Männern klar zu machen, dass sie mit ihren Pferdchen und mit dem großen Ben auch durch das schmiedeeiserne Tor muss, auch wenn sie ihr erst ein bischen begriffsstutzig erscheinen, denn sie versperren ihr zuerst unnachgiebig den Weg.
Uuma geht nicht zur Eingangstüre des Hauses, sondern löst im Garten erstmal den Strick vom Hals des kleinen Hengstes und stapft dann mit den Zügeln an der Hand und Ben, der überall herumschnüffelt, nach hinten zum Stall, wo noch immer die Abtrennung zu den Obstbäumen hinter dem Haus ist, und wo zwei kleine Pferde mit ihren Fohlen faul im Gras liegen. Da seien mehr Kleine von MoM! stellt sie überglücklich fest, doch da kommt Elos aus dem Gesindehaus und erzählt ihr, dass er lange krank war und sie erfährt, was passiert ist. Uuma wird ganz traurig, hat sie doch beobachtet, wie Henrys Augen in Orgas Nähe immer so warm geleuchtet haben. Elos schlägt vor, ihre Pferdchen zu den anderen zu geben, muss danach aber in den Stall. Uuma steht alleine im Garten und schaut sich um, doch mit einem lauten freudigen Gebell kommt der kleine Hund angerannt und springt an ihr hoch, was Ben  zu ihrer Verwunderung kaum bewegt, der sich faul im Gras niedergelassen hat. Die Reiche steigt gerade wieder in die Kutsche und Uuma begibt sich zur Vordertüre und geht langsam ohne Ben hinein. Ihr bleibt fast das Herz stehen. Der Raum ist voller Blumen und der Holzkasten in der Mitte sieht so schön aus, dass sie vermutet, das Orga da drin liegt und dann sieht sie Leonhard und strahlt.

Er hat sie längst gesehen und nimmt sie zur Begrüßung einfach in den Arm und drückt sie an sich und Uuma ist überglücklich, bis ihr wieder bewusst wird, dass Orga tot neben ihr liegt. >>"Komm Uuma, verabschiede dich von Orga, sie hat dich gern gehabt."<< Uuma nickt und als sie vor dem schönen Holzkasten steht, liegt Orga darin, als würde sie schlafen. "Orga sehen aus seehhr schön," flüstert sie und Leonhard nickt. Erst jetzt sieht sie Yohn und nickt ihm grüßend zu. Doch dann gibt Leonhard ihm ein Zeichen und er schließt die Türe, während Henrys Vater sie nach oben in einen der Räume führt. Uuma jauchzt leise auf, als sie vor einer Wiege steht und Leonhard erklärt ihr, dass der Säugling darin Orgas und Henrys Tochter Mara ist. Im gleichen Atemzug erklärt er ihr auch, dass Henry wohl bis zum nächsten Morgen schlafen wird. "Mara seien so klein!" flüstert sie, damit sie sie nicht weckt. "Uuma lieben Kleine" flüstert sie weiter, doch dann führt Leonhard sie runter in den Garten und Uuma zeigt ihm ihr kleines Hengstchen.

"Uuma kommen mit Mutterpferd und Klein-MoM, weil Uuma wollen fragen Henry, warum Kleines laufen weg vor Uuma. Immer laufen gleich zu Mutterpferd, nicht wollen gehen mit Uuma." Ihr Gesicht verzieht sich enttäuscht und Leonhards Lachen überrascht sie und ihn selber wohl auch, denn gleich wird er wieder ernst. >>Uuma, Kleines, das machen alle Fohlen, das ist ihr Instinkt. Das wird er auch noch länger tun, aber dann verliert sich das. Dein Hengstchen ist also vollkommen in Ordnung, und gesund und kräftig sieht es auch aus. Ein schöner kleiner Bursche."<< kommt es anerkennend über seine Lippen. Für einen Moment scheint er alle Sorgen und die Trauer um Orga vergessen zu haben. Er sieht eine Weile nachdenklich zu den Pferden, dass sie schon denkt, dass da doch noch was nicht stimmt, dann dreht er sich plötzlich zu ihr um und blickt ihr lange in die Augen. >>"Uuma, würdest du mir einen Gefallen tun? Henry zerbricht fast am Tod von Orga, kannst du dich die nächste Zeit um ihn kümmern, ihn ab und zu besuchen, denn ich muss zurück zum Gut. Das würde mich sehr beruhigen. Für die Kinder wäre es auch gut.<< Uuma nickt lächelnd. "Uuma gerne machen das!" Sie beruhigt es auch, dass es wohl nicht schlimm ist, dass sie lange nicht da war.

Sie sitzen nicht lange draußen, da kommen auch Frederik und Anna zu ihnen und Uuma sieht, was Leonhard gemeint hat. Ben bekommt reichlich Streicheleinheiten, dass der kleine Hund immer eifersüchtiger wird und sich irgendwann beileidigt neben die Hintertüre legt und das Ganze von weitem mit einem Auge beobachtet, während er döst. Leonhard guckt immer wieder nach Henry und seiner Tochter Mara, aber trotz der Trauer um Orga freut sich Uuma sie wiederzusehen. Auch Mariann und Marie lächeln ab und zu trotz ihrer Trauer, wenn sie etwas zu trinken bringen oder zu essen.

Irgendwann kommt eine Nachricht vom Kapitän der Windkind und als Leonhard sie bekommt, wird sein Gesicht ganz nachdenklich. Je später es wird, um so lauter wird der Trubel in der Stadt, dass er nicht mehr nur gedämpft in den Garten dringt. Trotzdem bleibt Uuma die Nacht draußen und schläft mit einer warmen Decke auf einem Liegestuhl, denn am nächsten Morgen, so hatte Leonhard gesagt, würde Galrin Ragnasson in der Frühe mit der Windkind kommen, um Orga zu ihrer letzten Reise abzuholen.

Ben liegt neben Uuma im Gras und wacht über sie, während Uuma trotz des nicht enden wollenden Festtrubels zu Ehren der Göttin Inari, immer wieder tief schläft und erst beim ersten Morgengrau richtig wach wird. Sie wäscht sich am Brunnen und auch im Haus hört sie die ersten Geräusche. Leonhard kommt zu ihr und nimmt sie in den Arm, als würde er sich Kraft holen, anstatt sich von ihr zu verabschieden. Zum ersten Mal berührt sie das alles tief und eine Träne rinnt über ihre Wange, als er sie wieder loslässt und voller Sorge und Trauer in seinem Gesicht ins Haus geht, um Henry zu wecken, wie er sagt.

Immer wieder geht Uumas Blick zum Himmel, ob sie das fliegende Schiff irgendwo am Himmel sehen kann. Sie läuft zum Zaun vorne hin, läuft wieder zu den kleinen Pferden, denn von einer dieser Richtungen musste es am Himmel auftauchen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 03. Mai 2005, 11:56 Uhr
Am sehr frühen Morgen des Festtages

Henry hört wie aus weiter Ferne die Stimme seines Vaters und dann spürt er seine Hand auf seiner Schulter, die ihn rüttelt. Als er müde die Augen aufschlägt sieht er in das vertraute Gesicht und dann kommt langsam die Erinnerung und die sichere Ahnung, dass Orga im großen Salon in den Sarg umgebettet wurde. Henry wird das Herz wieder schwer, doch er will es sich nicht anmerken lassen, denn er sieht zum ersten Mal in den Augen seines Vaters, wie schwer das auch alles für ihn ist. "Der eine Tropfen hat mich umgehauen." hört er seine müde gebrummten Worte und er müht sich auf die Beine. >>"Das war nicht der eine Tropfen Henry. Du musst dich unbedingt schonen. Ich will nicht auch dich noch begraben müssen Junge. Denke an die Kinder!."<< ist die Antwort seines Vaters und Henry nickt nur stumm.
Eines der Mädchen bringt ihnen ein Frühstück und Henry schleppt sich die paar Schritte aus seinem Zimmer in den nächsten Sessel im kleinen Salon. Seine kleine Tochter ist nicht in der Wiege und er hört, dass sie gerade gestillt wird. >>"Du solltest dir von der Heilerin etwas geben lassen, was dir hilft. Du gefällst mir überhaupt nicht. Versprich mir das." Henry nickt wieder stumm und sie nehmen nur ein kleines Frühstück zu sich, denn der Morgen graut erst, was Henry erst jetzt bemerkt.  

>>Uuma ist unten im Garten und hat ihre Stute und das Fohlen mitgebracht. Sie war gestern gekommen um dich zu fragen, warum der kleine Hengst immer vor ihr zu seiner Mutter flüchtet."< Henry horcht erst auf und muss dann tatsächlich schmunzelnd den Kopf schütteln. >>Uumas unkomplizierte Art würde den Kindern jetzt ausgesprochen gut tun. Ich habe sie gebeten euch hier oft zu besuchen. Vielleicht bleibt sie die Tage hier, wenn du sie fragst. Mit den kleinen Pferden bei dem Trubel zurück zu gehen wäre heute auch nicht gut.<< Henry nickt zu allem stumm, denn er fühlt sich noch immer schrecklich müde, aber dann erhebt er sich und verlässt das Zimmer um sich frisch zu machen. Ist das wirklich nicht nur das Pferdemittel? fragt er sich und nimmt sich vor, das herauszufinden, während er sich nach dem Waschen in sein Zimmer begibt, um sich anzukleiden.

>>"Windkind kommen! Windkind kommen!<< Henry streift sich gerade seinen Lederwams über, als er Uumas aufgeregte Stimme hört, denn sein Zimmer liegt zum Garten hin. Er weiß was die Ankunft des fliegenden Schiffes bedeutet und er weiß jetzt auch, warum sein Vater ihn beim Morgengrauen geweckt hat und ihn nicht schlafen lies, obwohl er will, dass er sich  schont. Henry geht langsam zur Treppe und sieht auf den in ein Blumenmeer verwandelten großen Salon und Orgas Sarg mitten darin, aus schwarzem Ebenholz. Henry steigt wie ein Schlafwandler die Treppe hinunter und nähert sich langsam Schritt um Schritt dem schwarzen Holz und sieht dann Orga, mit Blumen geschmückt, in ihrem dunkelgrünen Samtkleid und eine hauchdünne schwarze Spitze über ihr Gesicht gebreitet. Henry kann nicht den Blick von ihr wenden, denn selbst in diesem, ihm verhassten Sarg, ist sie wunderschön und er steht nur da und ist unendlich traurig. Den Duft von Sandelholz und Frühlingsblumen hüllt Orga ein und nur das Licht der rundherum aufgestellten Kerzen erleuchtet den Raum feierlich und Henry erinner sich plötzlich an das Schlaflied, das sie gesungen hat, wenn sie früher auf dem Gut die ganz Kleinen auf dem Arm gewiegt hat. Leise singt er es ihr zum Abschied, wenn er auch nur seine Hände auf den Rand ihres Sarges dabei legen kann und mit dem Verklingen des Liedes öffnet sein Vater weit die Eingangstüre, während draußen die ersten Vögel mit ihrem Morgenkonzert beginnen.  


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Galrin am 04. Mai 2005, 00:28 Uhr
Lautlos gleitet das Windschiff über das Land dahin. Selbst das Knarren der Takelage ist kaum zu hören, als wüßte die "Windkind" um den traurigen Zweck dieser Fahrt, und würde ihn nicht durch Geräusche entweihen wollen. Die Wimpel und Flaggen an den Masten und Stangen des fliegenden Riesen sind eingeholt worden, nur am oberen Masttop weht einsam eine schwarze Standarte.

Über dem großen Anwesen der Familie von Roßstein dreht das schwebende Schiff seinen Bug in den Wind und die Segel werden gerefft. Einige Taue fallen von der "Windkind" herab und werden von Knechten des Herrn von Roßstein an Bäumen im Garten festgebunden.
Der Kapitän hat nicht vor, das fliegende Schiff abermals auf dem Boden aufzusetzen. Denn dafür wäre allenfalls auf dem Marktplatz vor dem Haus ausreichend Raum. Und die Pietät, ebenso wie die Ehrerbietung gegenüber Orga von Roßstein, gebieten es Galrin, ihren Sarg nicht über den offenen Markt zu schleppen.
So wird der Aufzug der "Windkind" herabgelassen, um die Herrin von Roßstein zu ihrer letzten Fahrt mit dem Windschiff an Bord zu holen. Im offenen Holzkasten, der als Fahrstuhlkorb dient, stehen Jolanthe, Galrin und Gunnar, zusammen mit drei weiteren Matrosen.

Henry und Leonhard halten die Totenwache bei dem offenen Sarg und nicken den Eintretenden schweigend zu. Kein Laut dringt über die Lippen der Anwesenden, während die Halbelbe und der Kapitän, ebenso wie anschließend auch ihre Untergebenen, von der Freundin Abschied nehmen. Jolanthe tritt an den geöffneten Sarg heran, und legt unter Tränen ein kleines Sträußlein von Frühlingsblumen hinein. Dann tritt sie zurück und klammert sich leise schluchzend an den Arm ihres Mannes.
Mehrere Minuten verharren Jolanthe, Galrin und die Anderen in stillem Gedenken an die Tote, bevor Yohn den Sarg schließt, Gunnar und die drei anderen Knechte sich den Sarg auf die Schultern laden und ihn, immer noch schweigend, aus dem Haus tragen. Der Kapitän und seine Frau drücken Henry die Hand, bevor sie zusammen mit ihm und seinem Vater dem Sarg folgen.

Draußen bleiben die vier Normander mit dem Sarg auf ihren Schultern noch einmal stehen. Die Bediensteten des Hauses stehen im Garten und nehmen noch einmal Abschied von ihrer Herrin. Auch die Kinder, Frederik und die kleine Anna, geben Orga das letzte Geleit und schämen sich ihrer Tränen nicht. Als sich der Sarg bereits im Aufzug befindet und langsam nach oben steigt, tut Henry einen Schritt auf den offenen Holzkorb zu, als wolle er seine tote Frau ein letztes Mal umfangen oder sie auf dieser letzten Reise begleiten. Doch sein Vater hält den Pferdezüchter am Arm fest, und als klar wird, daß Leonhard allein Henry nicht davon abhalten kann, mit an Bord der "Windkind" zu gehen, packt Galrin den anderen Arm des Roßsteiners. Leise erinnert Leonhard seinen Sohn daran, daß Henry seine Frau ziehen lassen muß, und schließlich fügt der Witwer sich traurig aber gefaßt in sein Schicksal.

Nach kurzer Zeit senkt sich der Aufzugkorb abermals zur Erde nieder, um nun auch Leonhard, Jolanthe und den Kapitän zu ermöglichen, an Bord zu gehen. Von Jolanthe und Galrin verabschiedet Henry sich mit einem Händedruck, von seinem Vater mit einer Umarmung, bevor die drei in den Aufzug steigen und nach oben entschwinden.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 04. Mai 2005, 14:09 Uhr
Henrys Blick ruht auf Orgas Antlitz, als hoffte er immer noch, dass sie die Augen doch noch wieder aufschlägt und ihn anlächelt, wie er es vor seinen Augen immer wieder und wieder sieht. Erst als Galrin Ragnasson den großen Salon betritt und neben ihm seine Frau Jolanthe, blickt er auf und senkt sein Haupt still zum Gruß und auch zu Gunnar und den drei Nordmännern, die ihm folgen. Schweigend verstreichen die Minuten ihres Abschieds, in denen Jolanthe dicht zu Orga tritt, den Kopf leicht neigt und ihr einen wunderschönen kleinen Strauß aus Frühlingsblumen in den Sarg legt.

Während Yohn mit Gunnar den Sarg schließt und sich um Henrys Hand die Hand Galrin schließt, muss Henry hart schlucken und bei Jolanthes zartem Händedruck ergeht es ihm nicht anders. Still folgen sie dem Sarg nach draußen, den Gunnar und die drei Nordmänner auf ihre Schultern gehoben haben und würdevoll im Gleichschritt, langsam und bedacht um das Haus tragen, bis hinter die große Kastanie, wo die Windkind majestätisch über dem Anwesen schwebt und der heruntergelasse Korb schon darauf wartet, Orga zu ihrer letzten Reise an Bord zu nehmen.

Während Orgas Sarg, begleitet von den vier Nordmännern, langsam vom Boden abhebt ist Henry, als würde ein spitzer Dolch in sein Herz gerammt. Ohne wirklich zu merken, was er tut, will er hinstürzen zu dem abhebenden Korb, will Orga nicht alleine lassen in diesem engen Holzkasten, wenn er auch noch so kostbar ist, mit seidenen Kissen ausgepolstert, und mit Blumen geschmückt, doch sein Vater hält ihn mit aller Kraft am Arm zurück und auch die starke Hand Galrins schließt sich um seinen anderen und Henry stöhnt leise auf. Orgaa! ...Nein! Sie hasst doch enge Räume...  es hilft ihr, wenn ich bei ihr bin... es wird sie beruhigen.... Unablässig schießen Gründe durch Henrys Kopf, warum er nicht von ihrer Seite weichen darf, doch mit unnachgiebigem Griff wird er zurückgehalten und während noch die verzweifelte Liebe in seinem bebenden Herzen mit seinem Verstand in seinem Kopf um die Oberhand ringen, blickt er hilflos Orgas Sarg nach, wie er sich mit den Nordmännern weiter von ihm entfernt. Durch den feuchten Schleier seiner Augen verschwimmt das Grün der großen Kastanie, das Braun des über ihnen schwebenden Windschiffes und das Blau des Himmels ineinander.

>>"Henry, lass sie gehen!"<< Erst die Worte seines Vaters holen ihn in die Realität zurück und nach zwei tiefen Atemzügen ist Henry wieder gefasst und nickt müde. "Ich werde bei den Kindern bleiben, wie es Orgas letzter Wille ist." Dann sieht er das sorgenvolle Gesicht seines Vaters und die nächsten Worte kommen fester über seine Lippen. "Wir werden uns wiedersehen Vater, lebend." und in einer innigen Umarmung verabschieden sie sich beide.

Henry wendet sich dem Kapitän zu, reicht Galrin Ragnarsson stumm die Hand zum Dank, er findet keine Worte für seine Hilfsbereitschaft, Orga diese letzte würdige Reise zu ermöglichen, denn auch das Wort "danke" kann dem nicht genügen, und auch Jolanthes Hand nimmt er sanft in seine beiden und drückt sie für ihre Anteilnahme mit einem stummen Dank, bevor sie mit seinem Vater in dem Korb seinem Blick entschwinden.

In den Strahlen der Morgensonne schwebt das fliegende Schiff mit einer eleganten Wende und aufgeblähten weißen Segeln gen Westen davon.....

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 05. Mai 2005, 11:19 Uhr
Am frühen Morgen des Inarifestes

Uuma sucht von dem vorderen Teil des Anwesens den südöstlichen Himmel nach dem fliegenden Schiff ab, dann rennt sie nach hinten zum Pferdezaun, um dort nach ihm Ausschau zu halten, dass Ben es scheinbar als ein lustiges Spiel betrachtet und fröhlich vor ihr herjagd und dann erwartungsvoll um sie herumspringt, doch Uuma rennt wieder zurück, und Ben überholt sie mit großen Sätzen. Als Uuma wieder vorne das große Tor erreicht und nach Osten guckt, entdeckt sie es. Das fliegende Schiff kommt mit dem Wind mit seinen weißen Segeln angeschwebt und Uuma ruft aus Leibeskräften die Ankunft der Windkind zum Haus.

Ihr Herz schlägt schneller, als das große Schiff sich wie ein riesiger Schatten über dem Garten dreht, als wollte es in die Richtung fliegen, aus das es gekommen ist, aber dann zum Stillstand kommt. Das anschließende Geschehen beobachtet Uuma still mit bedrücktem Herzen, denn es war nicht der richtige Moment sich darüber zu freuen, Jolanthe und die Nordmänner wiederzusehen und Uuma befolgt Marianns Rat, sich ganz zurückzuhalten. Mit Frederik und Anna bei den Bediensteten stehend wartet sie, bis die Windkind mit Orgas Sarg und Leonhard davonschwebt und sie ertappt sich bei dem Gedanken, dass sie am liebsten mitgeflogen wäre, um die alte Erra zu besuchen.

Leise schluchzend ziehen sich die anderen ins Haus zurück, nur Uuma steht noch mit den Kindern an der Hand da, doch als sie Henry wie angewurzelt zum Himmel blicken sieht, wo die Windkind schon längst nicht mehr zu sehen ist, geht sie mit den Kindern zu ihm. "Uuma grüßen Henry!" Als Henry sich nicht regt, nimmt Uuma einfach seine Hand und hält sie in ihren und schüttelt sie, wie er das immer macht, wenn er sie begrüßt, doch er scheint unerreichbar weit weg zu sein. Uuma lassen Henry und machen, was helfen Henry und Kinder besser, als schütteln Hände, und sie nimmt die Kinder mit zur Kastanie, wo der Liegestuhl steht und tut das, was sie in ihrem Stamm immer tun, wenn jemand von ihnen gegangen ist: Uuma beginnt mitten im Garten die langsamen, aber kräftigen Bewegungen des Totentanzes ihres Stammes zu tanzen und singt dabei die Worte einer uralten Sprache, die in dem Rhytmus des Gesanges wie vor- und zurückwogende Wellen klingen, Anna noch immer an der Hand, die ihr erst mit großen Augen zusieht, dann aber alles nachmacht, sogar die Worte mitsingt.  

Ben hat sich neben die Liege gelegt, den Kopf auf seinen Pranken und beobachtet sie mit einem wachen und einem dösenden Auge. Selbst Frederik kommt immer näher und seine Füße stampfen erst nur wütend, dann immer ruhiger die einfachen Schritte mit. Uumas Stimme wird immer kräftiger, als würde der Tanz seine eigene Dynamik entwickeln. Mal leiser und mal lauter kommen die für die Kinder fremdartig klingenden Lautfolgen aus Uumas Kehle, dass es auch die kleine Tochter von Mariann aus dem Gesindehaus lockt, die auch mittanzen will.

Der alte Totentanz mit seinem Rhytmus, seinen Bewegungen und seinem Gesang zieht alle in seinen Bann. Ein ständig sich abwechselndes Anspannen und Loslassen, Anschwellen und Abklingen erfüllt den Raum um sie und jede Faser ihres Körpers, und löst und spült den Schmerz aus den Herzen und füllt die Leere darin auf, mit Ruhe und Kraft, wie die Wellen des Meeres alten Sand mit sich nehmen und neuen bringen. Uuma tanzt wie in Trance, setzt die Schritte und singt die Laute, die ihr so vertraut sind wie Sonne und Mond, wie Wind und Wasser und die Erde unter ihren Füßen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 06. Mai 2005, 02:44 Uhr
Henry blickt dem fliegenden Schiff nach, sieht wie es an Höhe gewinnt, als wollte der Kapitän es ihm ermöglichen, Orgas letzte Reise wenigstens mit Blicken noch eine Weile begleiten zu können. Immer kleiner wird die Windkind und bald ist sie nur noch ein Punkt im Himmelsblau, der sich vor seinen Augen zu Orgas schwarzem Sarg verwandelt und mit wehenden schwarzen Bändern durch die Lüfte fliegt. Henry starrt in den Himmel und auf dieses Bild vor seinen Augen und es erscheint ihm alles wie ein Traum, aus dem er jeden Moment aufzuwachen meint und dann liegt Orga neben ihm, warm und an ihn gekuschelt. Doch es ist ein fremdartiger Gesang mit seinem immer wiederkehrenden Rhytmus, der ihn aus seinem Traum holt und er seufzt. Henry fühlt sich unendlich leer und müde.

Yohn steht noch bei ihm, aber alle anderen haben sich zurückgezogen und er macht die wenigen Schritte zur alten Kastanie, neben der Uuma sich mit den Kindern im Rhytmus ihres Gesanges bewegt und er ahnt, was sie da tut. Uuma scheint der Welt vollkommen entrückt zu sein und auch die Kinder hat er so noch nie gesehen. Je länger Henry Uuma und den Kindern zusieht, um so müder wird er und es dauert nicht lange, bis er sich kurzerhand auf der Gartenliege ausstreckt, auf der er keine drei Atemzüge später tief und fest schläft.
Trommelschlag reißt Henry aus einem langen erholsamen Schlaf, erst einer, dann noch einer und beim dritten ist er hellwach. Zwei Liegen stehen da, wo vorher Uuma mit den Kindern herumgestampft ist und darauf liegen Uuma mit Anna, und Frederik auf der anderen neben ihm, und sie schauen sich erwartungsvoll an. Sogar ein großer schwarzer Hund spitzt die Ohren an seinem hoch erhobenen Kopf, Ben, wie Uuma ihm lächelnd mitteilt und ihm liebevoll den riesigen Schädel streichelt. Henry schließt schnell Freundschaft zu diesem großen schwarzen Fellberg, der sich zu seinen Füßen niederlässt und dann hören sie nach einer unerwarteten vollkommenen Stille, wunderschöne Flöten- und Harfenklänge immer näher kommen und einige zarte Blüten wehen über sie hinweg, dass die Kinder aufspringen und Fangen mit ihnen spielen.

Henry wird es von einem auf den anderen Moment klar, dass das Leben weiter geht und ist froh, dass die Kinder ihre Trauer für den Augenblick vergessen haben. "Kommt! Wir gehen zu eurem Schwesterchen nach oben und sehen uns den Festzug vom Balkon aus an!" Sofort stürzen die Kinder los und Uuma begleitet ihn hinauf. Henry hebt Mara vorsichtig aus der Wiege, wickelt sie behutsam in die Decke und dann treten sie hinaus auf den Balkon, wo sie der Duft der verschiedensten Blumen einhüllt. Unzählige Blütenblätter rieseln auf sie herab und Henry sieht in Maras Gesichtchen und berührt ihre kleinen Fäustchen und eine unbeschreibliche Wärme erfüllt plötzlich sein Herz und dann huscht Orgas zärtliches Lächeln vor seinen Augen vorbei, während die Luft von lieblicher Musik erfüllt ist.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 07. Mai 2005, 01:14 Uhr
Uuma ist vollkommen in den Tanz vertieft, gleichmäßig und leicht gehen ihre Schritte, bis die Dynamik des Totentanzes abnimmt und Uuma weiß, dass er seinen Zweck erfüllt hat. Uuma lächelt die Kinder an, die sich mit ihr ins Gras fallen lassen. Die Trauer ist aus ihren Augen gewichen und ihre Gesichter wirken wieder unbeschwerter. Bei einem Blick nach Ben entdeckt Uuma Henry zwei Schritte entfernt auf der Liege in tiefen Schlaf gesunken daliegen und vorsichtig zieht sie die dicke Wolldecke über ihn, die ins Gras gefallen war und nickt zufrieden. Als Tharonn ihnen dann noch auf Marianns Bitte hin zwei Liegestühle bringt und sie ihr Mittagsmahl im Garten zu sich nehmen können, ist ihr Plätzchen draußen im Grünen wie eine Oase in der Wüste, denn um das Anwesen herum wogt der Festtagstrubel.

Henry schläft trotz alledem wie ein Bär in tiefstem Winterschlaf und nach dem Essen nimmt Uuma die kleine Anna zu sich auf die Liege und spielt mit zwei Fingern noch ein bischen laufende Männchen auf ihren Armen und Frederiks Beinen, aber dann dösen sie in der Wärme dieses sonnigen Frühlingstages neben der großen Kastanie, deren sprießendes zartes Grün in den ausladenden Ästen ihnen von glitzernden Sonnenstrahlen durchbrochenen Schatten spendet. Uuma fühlt sich bei dem zarten Blumenduft, der überall in der Luft liegt, wie in einem Traum, der jedoch irgendwann von Trommelschlägen abrupt beendet wird.

"Das seien Ben!" schießt es aus ihr hervor, als Henry die Augen öffnet, entweder von den Trommelschlägen oder der plötzlichen Stille erwacht und dann den Hund überrascht anblickt. "Uuma haben Ben von Freund und Freund wieder nehmen Ben, wenn Freund haben Zeit." erklärt sie ihm noch, doch Ben erobert sich mit mit seinem treuen Hundeblick gleich einen Platz zu Henrys Füßen, dass Uuma erleichtert ausatmet. Doch kaum sind von weitem die hellen Töne von Flöten zu hören, entscheidet Henry, dass sie nach oben zu Mara gehen und auf den Balkon, und Uuma folgt ihm. Henry können gut nehmen Kleines, denkt sie, als sie beobachtet, wie behutsam er Mara aus der Wiege holt und dann stehen sie auch schon draußen. Uuma blickt sich um, denn der Duft ist so stark, dass sie sich vorkommt, als würde sie mitten in einer riesigen Blüte stehen, doch die Blütenblätter wirbeln nur um sie herum und fallen auf sie herab. Leise kichert sie und dreht sich um sich selbst und streckt dabei die Hände aus und fängt einige auf. Übermütig steckt sie die Blüten in Annas helle Locken. "Anna jetzt seien Blumenkind." meint sie lächelnd zu dem kleinen Mädchen und nimmt sie auf den Arm, damit sie besser über den Rand des Balkons sehen kann.

Weit geht der Blick über den Marktplatz über eine wogende Menge und in der Ferne sieht Uuma sich etwas Größeres auf den Marktplatz zubewegen, um das sich alles zu drehen scheint, aber es ist noch zu weit weg, dass sie es nicht genau erkennen kann. Anna klatscht in die Hände und versucht immer wieder Blüten aufzufangen, als Frederik erstaunt etwas von Schmetterlingen ruft und dann sehen sie es alle: Ein Schwarm bunter Schmetterlinge kommt auf sie zugeflogen, umflattert sie, und dann ist wie aus dem Nichts ein zierliches kleines Feenwesen über ihnen und Uuma strahlt, als sie den feinen goldenen Staub erblickt, der auf sie herabrieselt. "Ohhh!" kommt es erstaunt über ihre Lippen und Uuma blickt zu Henry, der jedoch ganz vertieft darin ist, seine kleine Tochter auf dem Arm zu wiegen.  

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 07. Mai 2005, 18:21 Uhr
Von dem schweren süßen Blumenduft benebelt und dem aus dem Norden der Stadt immer näher kommendem lieblichen Gesang der Inarinovizinnen und von Blütenblättern umweht, zieht Henry den Rückzug an. Was zu viel ist, ist zuviel. Vorsichtig sammelt er aus Maras Häubchen und Decke die zarten kleinen Blütenblättchen und geht mit ihr in Orgas kleinen Salon zurück, wo er sich in einen der Sessel zurücklehnt und von dem aus er Uuma und die Kinder sehen kann, die von den Eindrücken des Festspektakels gefangen sind. "Das wird uns zuviel meine Kleine, nichtwahr? Deine Mutter würde auch nicht wollen, dass ich mit dir zu lange draußen bin, in dem Trubel." spricht er leise zu seiner Tochter. Deine Mutter, ja das wäre Orga jetzt. Henry schluckt. Sie würde Mara in ihren Armen tragen, sie stillen und ...sie lieben und unendlich glücklich mit ihm sein. Henry wagt nicht den Gedanken zu denken, dass er lieber bis ans Ende seiner Tage Orga bei sich gehabt hätte und dafür lieber auf eigene Kinder verzichtet hätte, als fürchte er, das Schicksal könnte ihn hören und ihm das Kleine auch noch entreißen. Fester drückt er es an sich, nichts durfte seiner kleinen Tochter passieren und er fragt sich, wer das junge Ding ist, von dem Mara gestillt wird. Dabei fällt ihm auf, dass er Marie, seit Orga von ihm gegangen ist, nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hat. "Was ist hier los?" fragt er sich leise. Was hatte sein Vater noch gesagt? Marie kümmert sich um die Amme.

Sein Vater ist nicht mehr da und Henry wird es langsam klar, dass er sich in Zukunft um alles wird kümmern müssen, auch um die Dinge im Haus, um die Orga sich bisher gekümmert hat. Er seufzt, legt Mara wieder behutsam in die Wiege und geht hinunter in die Küche. Marie steht am Herd und bei ihr ein fremdes Gesicht, ein Mädchen noch, das sich hinter Marie flüchtet, als er in der Küche erscheint. "Marie!" spricht er die Köchin viel lauter an, als er eigentlich wollte, die mit geschwollenen, verweinten Augen vom Kochtopf aufblickt, und ihm in die Augen. "Marie", sanft wird seine Stimme und mit ruhigen Schritten geht er auf sie zu und nimmt die Gute in den Arm und gleich schluchzt sie wieder los. "Marie, beruhige dich! Orga würde nicht wollen, dass du mit so roten Augen rumläufst, oder?" Doch das waren die falschen Worte, denn sein Hemd auf seiner Brust wird immer nasser. Wie gerne würde er ihr erzählen, dass Orga schon zweimal wieder bei ihm war, doch dann würde die Gute nur denken, dass er durchdreht und so hält er sie behutsam und schaukelt sie nur leicht hin und her. Die Augen des Mädchens weiten sich dabei überrascht. "Wie heißt du Kind?" Henry spricht sie absichtlich so an und sie nennt ihm schüchtern ihren Namen: Riky. "Komischer Name", meint Henry und schüttelt den Kopf.

Es dauert eine Weile, in der Marie zwar protestiert, denn man könne einem Mädchen nicht einfach einen anderen Namen geben, aber es bleibt dabei, ab sofort wird sie Karen genannt, einen Namen, den das Mädchen gerne hätte. "Marie gib Ruhe! Sie hat gesagt, sie ist ein Findelkind und der miserablige Bauer hat ihr den gegeben und du willst doch nicht, dass sie ständig an diesen... diesen Kinderschänder erinnert wird oooder?"  Marie starrt ihn entgeistert an, aber dann ist sie einverstanden. "Gut, dann hätten wir das geklärt und alles andere klären wir auch noch. Karen du bleibst bei Marie, wie das mein Vater sicher schon angeordnet hat. Marie wird sich um dich kümmern und sehen, dass du bischen was auf die Rippen bekommst. Ich will nicht, dass meine Tochter irgendwann verhungert!"
Henry hat Marie schon wieder losgelassen und sein Gesicht ist wieder ernst. "Ich möchte, dass Mara im kleinen Salon gestillt wird. Aber Karen soll sie nur stillen, um alles Andere soll sich Mariann kümmern." Henry weiß, dass Marie versteht, dass er nicht wünscht, dass das Mädchen mehr, als durch das Stillen ohnehin schon, Muttergefühle für seine kleine Tochter entwickelt. Je früher Karen begreift, dass sie nur eine stillende Amme ist um so besser für sie. Dass Marie wie eine Glucke die Flügel über das Mädchen gebreitet hat ist ihm mehr als recht, denn das würde die alte Köchin von ihrem Schmerz über Orgas Tod etwas ablenken, denn kochen würde sie selbst im Schlaf noch können.
"Marie sorge dafür, dass die kommenden drei Monde Tag und Nacht eines der Mädchen wach bei Mara sitzt! Meine Tochter soll nicht einen Wimpernschlag alleine gelassen werden und nicht erst weinen müssen, damit jemand merkt, dass sie wach ist!" Mit den strengen Worten will Henry die Küche verlassen, aber Marie ergreift mutig das Wort und erinnert ihn daran, dass er noch nichts gegessen hätte und es längst Zeit wäre für ein Mittagsmahl. Trotz aller Ausreden, er hätte keinen Hunger, bekäme keinen Bissen runter, stellt sie ihm eine kräftige Suppe hin und erinnert ihn daran, dass Mara einen starken Vater bräuchte, wenn sie nach Orga käme. Henry braucht einen Moment, ihre Anspielung zu begreifen, aber dann setzt er sich schmunzelnd an den Tisch.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 08. Mai 2005, 21:52 Uhr
Aus den Augenwinkeln sieht Uuma, dass Henry mit Mara wieder ins Haus geht. Uuma wartet mit Frederik und Anna noch die Ankunft der tanzenden Mädchen und den schön geschmückten Wagen mit der Priesterin darauf ab, aber wegen der vielen weißen Tücher, die über dem Marktplatz gespannt sind, können sie sie dann nicht mehr richtig sehen und sie geht nach den Gesängen mit den beiden Kindern wieder ins Haus und Frederik schließt die Türe nach draußen zu.

Das Kleine in der Wiege schläft, Henry ist nirgends zu sehen und so trollen sie sich wieder in den Garten und legen sich auf die Liegestühle, denn das lange Stehen auf dem Balkon hat sie müde gemacht. Ben ist dafür um so munterer. Als Uuma ihm aber nur das Fell klopft und sich dann auf die Liege plumpsen lässt, sucht er den kleinen Hund, der vor dem Gesindehaus liegt und nach einigen Attacken hat er ihn dazu gebracht, mit ihm durch den Garten zu jagen und zuguterletzt, Strohreste vor dem Stall mit der Schnauze in die Luft zu wirbeln. Uuma sieht ihm dabei belustigt zu und hofft, dass Schlanker nicht gerade an diesem Tag auf die Idee kommt, Ben bei ihrem Häuschen am Bach holen zu wollen und grinst bei dem Gedanken. Schlanker Uuma nicht finden bei Henry, denkt sie amüsiert und kichert leise in sich hinein, dass Anna fragt, warum sie lacht und auch Frederik schielt zu ihr rüber und guckt neugierig.
"Uuma haben Hund von Mann der haben Augen, die immer lachen, aber Mann nicht wissen wo Uuma seien und nicht wissen wo seien Hund von Mann. Uuma denken, Mann werden wollen haben Hund wieder, aber Mann nicht können finden Hund und nicht können finden Uuma." Uuma kichert  wieder los und auch die Kinder finden das wohl lustig, denn ihr helles Kinderlachen klingt durch den Garten, dass Mariann, die gerade mit ihrer Tochter zwischen den Gemüsebeeten Unkraut rupft zu ihnen hinguckt, lächelt und dann seufzt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Mai 2005, 16:21 Uhr
Während Henry langsam den Eintopf isst, beobachtet er unauffällig das Mädchen, das nicht älter als vierzehn Sommer sein kann und schüttelt den Kopf. Ihre Angst vor ihm lastet geradezu wie eine dunkle Wolke in der großen Küche und Henry muss an den Pferdehof denken. Eine Stute, die sich vor Menschen fürchtet überträgt die Angst auf ihr Fohlen und er weiß, dass es bei Menschen genauso ist, auch wenn sich die meisten darüber keine Gedanken machen, er aber jetzt schon. Es passt ihm überhaupt nicht, dass seine kleine Tochter dieser extremen Angst des Mädchens während des Stillens hilflos ausgeliefert ist, aber sein Vater hatte ihm versichert, dass sie keine andere taugliche Amme gefunden hätten. Verflixt! Ich muss mir etwas einfallen lassen! "Komm Karen, setzt dich zu mir und iss auch etwas von Maries guter Suppe!" fordert er das Mädchen auf, sich über Eck an den Tisch zu setzen, und zitternd gehorcht sie ihm. Himmel Donnerwetter! denkt er grummelnd bei sich. "Marie! Sehe ich so furchterregend aus?" fragt er und schaut die beiden abwechselnd an und bemüht sich um ein Lächeln, doch Marie hebt nur ratlos die Schultern und schüttelt den Kopf, was auch das Mädchen tut, den Kopf schütteln.

Henry isst die Suppe bis auf den letzten Löffel schweigend auf und auch die Scheibe Brot, die Marie ihm schon mit Butter bestrichen hatte, dann wendet er sich an das Mädchen. "Kind, bei uns wird niemand geschlagen oder verschimpft und schon gar nicht so ein junges Ding wie du es bist und niemand, wirklich niemand wird dir hier etwas antun, auch ich nicht. Du brauchst dich also wirklich in diesem Hause und auf dem ganzen Anwesen vor nichts zu fürchten."
Henry will behutsam seine Hand auf ihre legen, um seine Worte zu bekräftigen, als sie panisch zurückweicht und fast hinterrücks vom Schemel fällt, dass er sie noch gerade am Arm festhalten kann, doch mit dem anschließenden ängstlichen Wimmern, in das das Mädchen augenblicklich ausbricht, hat auch Henry nicht gerechnet. Marie stürzt sofort zu Karen, drückt den Kopf des Mädchens an ihre Brust und streichelt sie beruhigend, dass wenigstens ihr Wimmern wieder aufhört. Henry hat ihren Arm wieder los gelassen und fragt sich, was sie erlebt haben muss, dass sie so reagiert, aber er weiß, dass das kein Zustand ist, den er einfach so hinnehmen wird.
Yohn betritt mit einer gemurmelten Begrüßung die Küche und setzt sich hungrig an den Tisch und Henry bemerkt, dass Karen bei ihm vollkommen ruhig bleibt, sogar eher hilfesuchend zu ihm hinschielt und Henry wird klar, dass nur er als Herr des Hauses für das Mädchen die mächtige und bedrohliche Figur ihres vorherigen Herren verkörpert und er seufzt schwer, während seine Gedanken wieder zum Pferdehof abschweifen. Er muss daran denken, was er mit schlecht behandelten scheuenden Pferden gemacht hat, wenn sie ihm zur Pflege gebracht wurden. Ich muss sie an mich gewöhnen, sie muss nicht nur spüren, dass ich ihr nicht das Leid zufüge, das ihr dieser Bauer zugefügt hat, ich muss sie vom Gegenteil überzeugen. Henry weiß, dass es nicht leicht werden wird, aber er muss es um Maras Wohlbefinden Willen tun und er nimmt sich vor, nicht lange damit zu warten.

"Marie bereite Mandelmilch für Mara vor und wache du die Nacht bei ihr!" bittet er die alte Köchin mit ruhiger entschlossener Stimme, die sofort weiß, dass er sich die junge Amme vornehmen wird, denn sie seufzt ergeben und nickt. Henry legt Yohn kurz die Hand auf die Schulter, verlässt die Küche und geht in den Garten, denn er braucht Ruhe und frische Luft, um sich sein Vorhaben durch den Kopf gehen zu lassen. Was er dort findet sind die Kinder mit Uuma bei den Liegen, die mit feinstem goldenem Glitzerstaub bedeckt sind, wie alles um ihn herum. "Hier seid ihr!" meint er vernehmlich und hört das abebbende Gekicher und Gelächter beim Näherkommen. Wie Uuma es schafft, sie von ihrer Trauer abzulenken... Vielleicht bleibt sie noch..., hofft er und streckt sich auf der Liege aus, auf der er vorher schon gelegen hat.

Eine ganze Weile ruht er sich so bei ihnen einfach nur aus und bevor er doch noch wieder einschläft, wendet er sich an Uuma. "Ich würde mich freuen, wenn du die Tage bei uns bleiben könntest Uuma, und die beiden Rackern hier," Henry streckt die Arme nach den beiden Kindern aus und wuschelt ihnen durchs Haar, "würden sich bestimmt auch freuen." Sie blickt ihn aus ihren großen grünen Augen wie ein Kind und doch so verständnisvoll an und nickt lächelnd. "Gut! Deinen kleinen Pferden wird die Gesellschaft der anderen auch gut tun, besonders dem Kleinen, er sieht MoM sehr ähnlich." Henry streckt seine müden Glieder und beobachtet Uuma von der Seite. "Heute wäre es mit den kleinen Pferden auch nicht gut, durch die Stadt zu ziehen." meint er noch und sieht plötzlich Uumas linke Hand, an der der kleine Finger fehlt und setzt sich abrupt auf. "Uuma! Wie ist das passiert?" bemüht er sich mit ruhiger Stimme zu fragen und sich seine Bestürzung nicht ansehen zu lassen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 10. Mai 2005, 01:17 Uhr
Uuma kichert noch, als Henry zu ihnen in den Garten kommt und sich wieder zu ihnen legt. Sein bedrückter Gesichtsausdruck gefällt ihr gar nicht und als er sie fragt, ob sie bleiben könnnte, nickt sie nur. Sie hatte es ja Henrys Vater schon am Morgen versprochen und es war für sie schon längst klar, dass sie im Garten bleiben würde, aber Henrys Frage nach ihrem kleinen Finger überrascht sie. Schnell versteckt sie die Hand hinter Anna, die bei ihr auf der Liege liegt und sie hat das Gefühl, als würde ihr Hitze ins Gesicht steigen. "Da Uuma müssen sagen viel." meint sie nur, aber als Henry weiter fragend guckt, erzählt sie ihm von der Nacht, als die Schmuggler kamen. Sie erwähnt aber nicht Schlanker mit Namen, weil sie so nicht Gefahr läuft, wegen Ben seine geheime Sache zu verraten.

Ben kommt irgendwann zu ihr und legt sich zu ihren Füßen, Anna ist neben ihr eingeschlafen und Henry reicht ihr die Decke von seiner Liege, dann erzählt Uuma weiter. Uuma hat sich mittlerweile aufgesetzt, denn sie ist viel zu aufgeregt, um bei der Erzählung von den Booten bei ihrem Haus, dem Piratenschiff und dem Eintreffen des Anführers mit seinen Männern und der anschließenden Fahrt zu dem Schmugglerschiff auf dem Ildorel ruhig zu liegen und nicht mit Händen und Füßen zu erzählen, und als sie von dem glühenden Eisen spricht beginnt sie zu zittern, dass Ben sich mit seinen großen Hundeaugen aufblickt und dann seinen Kopf unter ihre Hand schiebt, wo sie sie einfach liegen lässt und nur ab und zu ihre Finger in sein Fell gräbt.
Es vergeht viel Zeit, bis Uuma Henry alles berichtet hat, auch von ihrem Haus, das jetzt anders aussieht, weil das neue Dach direkt auf die kleine Steinmauer gesetzt wurde. "Kamin jetzt kommen aus Dach wie Finger, der zeigen nach oben." kichert Uuma, denn immer wenn sie das Haus von der Straße aus sieht, muss sie grinsen, wenn sie den langen Kamin sieht. "Mann der machen Dach auf Haus von Uuma sagen, Kamin nicht fallen um, Kamin seien stark. Auch wenn kommen Sturm Kamin nicht fallen." Uumas Grinsen hat Frederik angesteckt oder er stellt sich das gerade einfach nur bildlich vor. "Frederik müssen kommen und gucken Kamin von Haus von Uuma, auch Henry müssen kommen gucken." meint Uuma kichernd und muss immer mehr mit Frederik lachen, bis sie sich den Bauch hält, weil er anfängt vom Lachen weh zu tun und dann laufen ihr Tränen aus den Augen. Uuma merkt zu spät, dass sich ihr Lachen in Weinen verwandelt, als sich die Restspannung von dem Erlebten darin löst.

Die ganze Zeit hatte Uuma das Stimmengewirr und die fröhliche Musik und das Gelächter, das vom Marktplatz her zu ihnen in den Garten dringt nur nebenbei wahrgenommen, doch mit einem Mal scheint es ihr überlaut und sie wünscht sich weit weg, irgendwo in die Stille tiefer Wälder, oder besser noch in ihre Höhle, wo sie sich geborgen fühlt und wieder merkt sie, dass sie sich in der großen Stadt noch immer fremd fühlt, auch wenn sie ihr Häuschen hat, das sie zuschließen kann, aber seit dem Überfall hat sie sich nie mehr richtig sicher darin gefühlt, nicht mehr geborgen, wie die erste Zeit, wo es ihre eigene kleine Welt war und sie weint auch um ihren Schaukelstuhl, den gemütlichen Platz vor dem Kamin, um den ganzen abgebrannten Raum mit den beiden Fenstern und den dicken Balken und den vier kuscheligen Schlafhöhlen darin, auch wenn sie froh ist, das Haus noch zu haben, aber das, was sie daran geliebt hatte, war nicht mehr.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 10. Mai 2005, 10:40 Uhr
Henry glaubt erst, Uuma falsch zu verstehen, aber als er begreift, das es tatsächlich Uumas Haus war, von dem überall in Talyra erzählt wurde, dass es einer Schmugglerbande als Versteck gedient hat, die der Lord Commander mit seinen Männern dingfest gemacht hatte, wird ihm ganz anders. Er hätte nie für möglich gehalten, dass es Uumas Häuschen ist, er dachte es wäre eines mehr unten am See. Henry unterbricht Uuma jedoch nicht einmal, auch nicht, als sie zu zittern beginnt, denn er spürt, dass sie noch lange nicht geendet hat. Wenn sie auch erst zögerlich erzählt hatte, jetzt sprudelte es nur so aus ihr heraus und ihre Hände und sogar Füße bewegen sich unablässig und er würde über den Anblick schmunzeln, würde sie nicht über Mord und Totschlag und den Verlust ihres Fingers und des hölzernen Wohnteils ihres Häuschens erzählen.

Die Sonne neigt sich dem Horizont und es wird merklich kühler, wenn es auch nicht kalt wird und er reicht Uuma zwischendurch die Decke, als Anna einschläft. Frederik liegt zwar auf der Liege, aber ist hellwach und hört gespannt zu. Uuma erzählt weiter, bis sie wieder von ihrem Häuschen nach dem Überfall erzählt und als aus dem Lachen Weinen wird, sitzt er neben ihr und drückt sie an sich. Uuma hat sich müde geredet und ihr herzzereißendes trauriges Schluchzen gibt ihr den Rest. Immer ruhiger wird sie, während er ihr beruhigend über den Rücken streicht, bis sie wie ein Küken unter den Flügeln der Glucke in seinen Armen einschläft. Henry wechselt einen Blick mit Frederik der mit den Achseln zuckt und hilflos dreinschaut, als würde er sagen: "Mädchen" und Henry schüttelt schmunzelnd den Kopf. "Ich glaube wir sollten deine kleine Schwester ins Bett bringen und Uuma hier im Garten schlafen lassen." Frederik nickt und Henry legt erst Uuma behutsam auf die Liege, dann nimmt er Anna auf den Arm und tägt sie ins Haus. Die Kindermädchen übernehmen oben die Kinder, aber als er Frederik zum Gute-Nacht-Gruß noch einmal über den Kopf streicht meint er nur: "Was man in Talyra alles erleben kann! Schmuggler!" Und wechselt mit dem Jungen einen verständnislosen Blick und sie schütteln beide gleichzeitig grinsend den Kopf. Er wirft noch einen Blick zu Mara in den kleinen Salon und wie er angeordnet hat, sitzt eines der Mädchen bei ihr und er nickt zufrieden.

Es drängt ihn wieder in den Garten zu Uuma und so nimmt er sich noch eine warme Wolldecke mit und steht bald über sie gebeugt, um zu sehen ob sie wach geworden ist, aber trotz des beträchtlichen Trubels schläft sie und ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Wenn er geahnt hätte, was er alles mit seiner Frage nach ihrem Finger aufwühlen würde, hätte er ihr das nicht angetan, aber andererseits hat er das Gefühl, dass es raus wollte. Henry steht noch eine Weile grübelnd neben Uuma, dann legt er sich auf eine der Liegen, auf denen es sich mit den einfachen Matratzen für Asrais Bettgestelle, die noch immer im Schuppen aufgestapelt stehen, schön warm und gemütlich liegt.

Es ist bei dem lauen Frühlingsabend mit dem betörenden Duft des Inarifestes und dem überall noch immer glitzerndem Goldpuder rundherum herrlich, draußen zu liegen und er stellt sich vor, Orga wäre bei ihm und würde ihn anlächeln, wie nur sie es konnte und schmerzlich vermisst er ihre Gegenwart, ihre zärtlichen Gesten, mit denen sie ihn tagtäglich glücklich gemacht hatte, die zu seinem Leben gehörten, wie die Luft zum Atmen. Henry spürt, wie sich sein Herz wieder schmerzhaft zusammenzieht und er lässt die Gedanken los, entspannt sich, denn er hatte seinem Vater etwas versprochen. Er hatte eine kleine Tochter und die beiden Findelkinder, die er sehen musste, dass er sie groß bekam. ...Und da war noch eine Amme, der er die Angst vor ihm nehmen musste und Henry seufzt wieder, aber er ist zuversichtlich. Wenn er scheuende misshandelte Pferde dazu bringen konnte, dass sie vertrauensvoll auf ihn zukamen, dann würde er so ein Mädchen wohl auch dazu bringen können, doch erst gönnt er sich, trotz der Hintergrundgeräusche der kräftig feiernden Stadt, die Ruhe des von hohen Mauern umgebenen Gartens.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 11. Mai 2005, 14:18 Uhr
Uuma weiß gar nicht wie ihr geschieht. Sie kennt es nicht von sich, dass sie heult, wie ein kleines Mädchen, dazu ist sie eine viel zu stolze Jägerin, aber auch Selbstmitleid ist ihr fremd. Der Wechsel von Lachen auf Weinen geschieht so unerwartet, so plötzlich, wie diese hinterhältigen Baumschlangen sich auf ihre Opfer fallen lassen und dann ist es schon zu spät. Während Uuma nach Luft schnappt hat sie nicht den Ansatz einer Chance, dagegen anzukämpfen und dann ist Henry neben ihr und zieht sie an seine Brust. In der Geborgenheit seiner Umarmung kann sie nicht anders, als der Schwäche vollends nach zu geben und sich wundern, wie sie kraftlos in sich zusammensinkt und es sie in haltlosem Schluchzen schüttelt. Uuma spürt Henrys Herzschlag durch das Hemd an ihrem Gesicht, fühlt seine Hände beruhigend über ihren Rücken streichen und als das Schluchzen in ihr abebbt spürt sie sogar körperlich die stille Kraft, die von Henry ausgeht und die sie wie eine wärmende Decke einhüllt, während sie ins Land der Träume gleitet.  

Uuma erwacht, als es schon dunkel ist, von Bens stupsender feuchter Nase in ihrem Gesicht. Ihn mit einer Hand abwehrend und sich umblickend stellt sie fest, dass die Kinder nicht mehr da sind und Henry eingeschlafen sein muss, denn er liegt ganz still auf seiner Liege. Uuma hat schrecklichen Durst, darum erhebt sie sich und schleicht zum Brunnen, wo sie sieht, dass der Steintrog leer ist, aus dem Ben immer schlabbert und sie weiß, warum der Fellberg sie geweckt hat. Leise zieht sie einen Kübel mit Wasser aus dem Brunnen und gießt den größten Teil in den Trog, mit dem Rest stillt sie ihren Durst. Ganz leise schleicht sie wieder zurück, doch dann sieht sie Henrys Decke, die halb im Gras liegt und sie zieht sie vorsichtig über seine Schultern und verharrt. "Uuma danken Henry für Arme, die geben Uuma Kraft." haucht sie leise und will sich gerade umwenden, da öffnet er die Augen und schmunzelt. Erschrocken fährt sie leicht zurück, denn sie war sich sicher, er schläft tief und fest, doch dann kichert sie  und legt sich wieder hin, denn sie fühlt sich noch immer etwas schlapp.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 12. Mai 2005, 19:11 Uhr
Henry lächelt erst bei Uumas Reaktion, doch dann erinnert es ihn an Orga, an ihr schelmisches Lächeln, wenn er sie damit überrascht hatte, dass er trotz seiner geschlossenen Augen wachlag und nicht schlief. Wie oft glaubte sie, dass er schlafen würde und er öffnete dann doch die Augen. Sie lachte nur und schmiegte sich an ihn und freute sich, dass sie noch Zeit für sich hatten, bis er zum Pferdehof aufbrach. Die Erinnerung daran und das Wissen, dass sie solche Momente nie wieder gemeinsam erleben würden raubt Henry fast den Verstand und er kann ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken, während sich seine Hände in die Matratze graben, sie waren so glücklich, so unendlich glücklich gewesen. Warum musste Orga sterben? Warum gerade SIE! ! Henry würde es am liebsten in die Nacht hinausschreien, dass die Natur seine anklagenden Worte hört, die vor Leben strotzt und IHR das Leben so plötzlich genommen hatte, wie eine Seifenblase, die in ihrem schönsten Schillern zerplatzt. Die Zeit mit Orga und überhaupt das ganze Leben erscheint ihm wieder wie in seiner Jugend, wie eine Art Traum und er fragt sich, wo all das bleibt, was gestern war. Zeit, er konnte zusehen, wie sie verstrich, aber wie oft hatte er früher versucht, sie zu verstehen.
Henry sieht in seiner Erinnerung Orga unter ihrer Weide am See sitzen, wie sie nur Unsinn im Kopf hatte und ihn dann mit Grashalmen kitzelte oder ihm einfach nur in die Augen sah, wenn er philosphierte, bis er lachte und wieder ganz bei ihr war. So viele Bilder ziehen vor seinen Augen vorbei und zeigen ihm Orga in ihren schönsten Stunden, in denen sie glücklich zusammen waren und ihm fällt auf, wie er sie in stiller Freude wiedererlebt.

Henry setzt sich auf und hört erst jetzt die leisen, mehr vor sich hingemurmelten, als gesungenen fremden Worte Uumas, die mit geschlossenen Augen mitten auf der Liege sitzt. Sie hat ihre Beine ineinander verschlungen, ihre Hände ruhen in ihrem Schoß und sie sieht aus wie eine kleine Göttinnenstatue unter der großen Kastanie, wenn sich da nicht die Lippen ununterbrochen bewegen würden und da nicht ein leichtes Vor- und Zurückschwanken ihres Körpers wäre. Er erkennt den Sing-Sang, es ist das, was sie damals bei ihrem weißen Hengst gesungen hat, kurz vor seinem Tod. Lauter kleine Schauer rieseln ihm den Rücken hinunter und die Arme hinauf und er sitzt einfach nur da und beobachtet die kleine Wilde, die ganz in ihrem Gebet oder Gesang, oder was es für sie sein mag, versunken ist, bis er sich gähnend zurück auf seine Liege legt und bald von dem gleichmäßigen Auf und Ab ihrer leisen Worte in leichten Schlummer fällt.

Erst Maries Stimme, die ihn plötzlich an seinem Ohr kitzelt, die nur ihn, aber nicht Uuma wecken will, die eingemummelt in ihrer Decke schläft, holt ihn aus seinem leichten Schlaf. >>"Henry es ist Zeit für die Nachtruhe. Ihr wolltet euch um Karen kümmern! Sie hat Mara gerade gestillt und will jetzt zu Bett gehen."<< Henry nickt und erhebt sich. "Danke Marie! Schick sie ruhig in ihrem Nachtgewand in den großen Salon nach unten und sag ihr, ich will mit ihr reden, aber gib ihr eine warme Decke mit, sie wird sie brauchen." Marie eilt nickend schon wieder zurück zum Haus und verschwindet zum Hintereingang und Henry ist heilfroh, dass er die alte Köchin vom Gut hier hat, die sich mit allem auskennt. Ihm wird klar, dass er im Haus eigentlich nur alles seinen gewohnten Gang gehen lassen muss. Er weiß, dass Marie sich bisher selbständig um die Küche und den Einkauf und das Lagern der Lebensmittel gekümmert hat und Mariann sich um alle anderen Dinge kümmert, wie Wäsche und die Zimmer, aber auch um die Kinder und das würde er nicht ändern. Yohn würde sich weiter wie bisher hauptsächlich als starker Arm um die Sicherheit kümmern und mit Tharonn um das Anwesen. Henry muss sich die Tage nur das Buch vornehmen, in dem Orga die Ausgaben und für sie Wichtiges eintrug, in das er jedoch noch nie auch nur einen Blick geworfen hatte, dann würde er sehen, worum sie sich speziell gekümmert hat und würde das dann übernehmen.  

Bevor er jedoch mit der Decke unter dem Arm hinter Marie ins Haus stapft, beugt er sich über die eingeschlafene, fremdartige Zauberworte murmelnde und singende Wilde und streicht ihr sanft über den Kopf. "Danke Uuma!" flüstert er und blickt im nächsten Moment in ein amüsiert lächelndes Gesicht. Henry kann sich ein schallendes Lachen nicht verkneifen und schüttelt den Kopf. "Du kleiner Schlingel!" kommt es immer noch lachend über seine Lippen, doch dann wird er wieder ernster und seufzt ergeben. "Ich muss mich um Karen, die junge Amme, kümmern. Sie zittert immer, wenn sie mich sieht, also wunder dich nicht, wenn du gleich Kochtöpfe durch das Haus fliegen hörst." Henrys Grinsen ist breit und spitzbübisch und er hat den Eindruck, dass Uuma versteht, was er damit sagen will. Dann blickt er nach oben in einen sternenklaren Himmel und meint: "Nimm dir oben ein Zimmer mit Ben, wenn du im Haus schlafen möchtest oder wenn es dir hier unten zu kühl wird." Er glaubt zwar nicht, dass sie sein Angebot annimmt, aber er muss es ihr wenigstens anbieten, dann geht er ins Haus und sieht das Mädchen in eine Decke gewickelt im Salon stehen und er seufzt bei ihrem Anblick und bei dem Gedanken daran, was sie ihm diese Nacht noch alles würde erzählen müssen, denn sie würde nicht den Salon wieder verlassen, bevor sie ihm nicht alles erzählt hat.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 13. Mai 2005, 11:55 Uhr
Uuma lächelt noch immer, als sie sich wieder auf der Liege in ihre Decke rollt, doch ein Geräusch lässt sie herumfahren. Ben, der wieder neben ihr im Gras liegt hat auch den Kopf und die Ohren in die Höhe gestreckt und guckt mit seinen großen Augen zu Henry, der am ganzen Körper bebt und die Matratze zu zerreißen droht. Erst möchte sie aufspringen und zu ihm gehen, um ihn zu trösten, aber sie gibt den Gedanken sofort wieder auf, denn sie spürt, dass sie ihn nur stören würde. Einen Augenblick schaut sie zu Ben, der das auch instinktiv zu wissen scheint, und seinen großen Kopf mit einem mitfühlenden kehligen Laut auf seine Pfoten legt, dabei aber Henry nicht aus den Augen lässt. Uuma braucht nicht lange, bis sie weiß, was sie tun kann, um Henry wirklich zu helfen. Unbemerkt von ihm setzt sie sich auf und kreuzt ihre Beine, während ihre Gedanken zu ihrem Stamm eilen. Leise beginnt sie die Worte zu wiederholen, die wieder wie Wellen auf und ab klingen, aber doch ganz anders als der Totentanz und sie spürt am eigenen Leib, wie sich die wohltuende Wirkung des Gesanges einzustellen beginnt. Sie fühlt Frieden sich über ihr eigenes Gemüt ausbreiten und das Erlebte mit ihrem Haus und ihrem Finger wird immer bedeutungsloser. Bald ist da nur noch ein stilles Glücksgefühl, das sich in ihrem Innern sanft glucksend mit dem Auf und Ab ihrer leise gesungenen Worte bewegt. Es ist nicht das Glücksgefühl, das man hat, wenn man gerade etwas schönes erlebt; nein, es ist still und gleichmäßig, wogt wie die Wasser des Meeres in ihr, das nur wegen des Auf und Ab seiner Wellen zu erkennen ist, aber, würden sie nicht sein, nur die Farben des Himmels wiederspiegeln würden.

Uuma geht wie immer ganz im Rhytmus des Gesanges auf und irgendwann weiß sie, dass es gut ist und ist stille, öffnet die Augen und sieht Henry wieder ruhig daliegen und ist sich sicher, dass er jetzt wirklich schläft, aber leise kichernd legt sie sich lieber wieder hin und versucht nicht das heraus zu finden. Uuma kann nicht verstehen, dass die Menschen in diesem Land nicht solche Gesänge kennen und nicht solch ein kostbares Erbe ihrer Ahnen an ihre Kinder weitergeben und ihr wird mehr denn je bewusst, welche Verantwortung sie ihrem Stamm gegenüber wirklich hat und versteht immer mehr, warum der Stamm von ihr erwartet, dass sie für Nachkommen sorgt. Diese Gesänge durften niemals verlorengehen, niemals durfte es geschehen, dass ihre Nachkommen so würden, wie diese Menschen in diesem fremden Land, denen dieses einfache Mittel fehlte, um ausgeglichen und friedlich zu leben, was sie am eigenen Leib schon mehrmals sehr deutlich erfahren hatte.
Uuma wird bewusst, wie arm die Menschen in diesem Land trotz ihrer vielen Sachen sind und sie fragt sich, ob es richtig ist, das Wissen, wie man Bänder und Stoffe aus den Haaren der Tiere macht, in ihren Stamm zu tragen. Uuma denkt an ihre gestrickten Sachen und schüttelt den Kopf. Eine Decke aus den Haaren der Schafe war schön mollig warm und leichter als die normalen Felle, die man dazu in ihrem Stamm benutzte und sie entscheidet für sich, dass es doch gut wäre, das richtig zu lernen. Auch die Bänder, die sie mit den dünnen Holzplättchen gemacht hatte waren sehr stabil und praktisch.  Nur die Kleidung aus Stoffen erscheint ihr weniger praktisch als die aus Leder, die nicht so schnell zerreißt. Uuma nicht mehr müssen lange bleiben in Stadt. Bald Uuma können gehen zurück zu Stamm, überlegt sie, aber dann fällt ihr noch etwas ein. Besser Uuma kommen mit Kind von Mann, der seien schön und seien gesund. Dann Uuma bringen Blut das seien frisch mit in Stamm und Uuma seien in Stamm mehr geehrt, und sie lächelt in sich hinein. Sie würde sich bald nach so einem Mann umsehen und dann noch warten, bis das Kind auf die Welt gekommen ist und stark genug für so eine Reise ist. Kurz überlegt sie und vermutet, dass sie das alles bis zum nächsten Sommer hinbekommen könnte.

Plötzlich nimmt Uuma leise Schritte wahr, die von der Hintertüre auf sie zueilen und hört kurz darauf Marie leise mit Henry sprechen und hört auch Henrys Worte. Dann nähert sich Henry ihrer Liege und sie fühlt, wie er sich über sie beugt, genießt sein liebevolles Schreicheln und grinst in sich hinein, denn sie ist sich sicher, dass er denkt sie schläft. Uuma können drehen um jetzt Spaß, denkt sie vergnügt und öffnet die Augen und grinst, dann kichert sie und freut sich köstlich darüber, dass er sich auch hat täuschen lassen. Sie kullert sich vor Lachen und nickt zu seinem Angebot im Haus mit Ben schlafen zu dürfen, aber kichert noch weiter, und noch mehr, als er von durch das Haus fliegenden Kochtöpfen spricht, während Bens Schwanz gegen ihr Knie schlägt, dem die veränderte Stimmung des Herren des Anwesens viel besser zu gefallen scheint. "Au Ben! Ben nicht schlagen Uuma!" kommt es scheinbar empört über ihre Lippen und sie fängt seinen Schwanz ein, dass er spielerisch nach ihrer Hand schnappt und sie übermütig von der Liege zieht. Eine Weile kullert sie mit dem riesigen Burschen im Gras herum, dann liegt sie kichernd auf dem Rücken und Ben schleckt ihr das Gesicht ab. "Uuma werden vermissen Ben, wenn Schlanker wieder haben Ben," seufzt sie und schlingt ihre Arme um seinen kräftigen Hals und wälzt sich dabei ganz dicht neben ihn und genießt den warmen Körper an ihrer Seite. Früher hat sie immer mit MoM so in der Wildnis geschlafen und sie beginnt sich schon vorzustellen, wie sie mit ihrem Kleinen und den zwei Pferden zurück in den Dunkelwald reiten wird, denn ihr Entschluss steht fest, sie wird sich ein passendes Opfer aussuchen und wieder kichert sie in sich hinein, bei dem Gedanken an das "Opfer".

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 16. Mai 2005, 19:29 Uhr
Henry geht an der jungen Amme vorbei zum großen Kamin, um erst einmal ein Feuer darin zu entzünden, denn es ist kühl in dem großen Haus und nur während des Tages ist durch die weit geöffneten Fenster etwas von der frühlingshaften Wärme zu spüren. "Ich möchte mit dir sprechen Karen. Setzt dich bitte in einen der Sessel oder auf die dicken Kissen vor dem Kamin, da wird es schneller warm."  spricht er das Mädchen währenddessen an, ohne sie anzusehen, denn sie zitterte schon wieder am ganzen Leib, als er nur an ihr vorbei ging.

Die vielen Blumen, die in der Frühe das Zimmer in ein Blumenmeer verwandelt hatten stehen alle wie ein dicker aufgebauschter Blütenteppich auf dem großen Esstisch und Henry kommt es vor, als wären Zeitalter vergangen, seit Galrin Ragnarsson mit seinen Nordmännern mit Orgas Sarg diesen Raum verlassen hatte. Als er sich erhebt fällt sein Blick auf die vielen Blütenköpfe und vor seinen Augen sieht er wieder Orga zwischen all den Blumen liegen, so blass und so wunderschön, dass er sich mit Gewalt von der Erinnerung losreißen muss. Er muss sich eingestehen, dass er die Vorstellung nur schwer ertragen kann, dass jemand anderes als Orga ihre kleine Tochter stillen wird und er seufzt. Wenn es eine erfahrene ältere Amme wäre, die würde sie einfach nur nähren und fertig, aber dieses Kind... Henry seufzt leise und ist froh, das Karen sich die Schritte auf ihn zubewegt hat und sich auf das niedrige Lager vor dem Kamin gesetzt hat.

Henry geht, noch immer in Gedanken versunken, zum Kassettenschrank, den Orga von Asrai aus der Villa hat und füllt zwei Gläser mit dem guten Roten und reicht Karen ein Glas. "Trink Karen, das wärmt von innen." Erst schreckt sie zurück, doch dann scheint das kostbare geschliffene Glas ihre Aufmerksamkeit zu fesseln und die Neugierde siegt schließlich über die Angst. "Ich habe gehört, du bist bei einem Bauern als Findelkind aufgewachsen. Wo liegt der Hof und wer sind die Bauersleute? Ich möchte wissen, wie du dort aufgewachsen bist, aber erst trinkst du jetzt einen Schluck." Das Letzte sagt Henry streng und sie gehorcht und er zieht sich einen Sessel heran, dass er seine Füße auf das Ende der langen Sitzfläche legen kann, die aussieht, als wären viele Teppiche übereinander gelegt und darauf Unmengen von Kissen abgelegt worden.

Karens Stimme ist erst nur ein ängstliches Flüstern, doch dann spricht sie immer flüssiger und erzählt ihm, dass der Hof eine gute Stunde von Talyra entfernt, am Heideweg liegt und dass es ein kleiner Hof mit ein paar Mägden und Knechten wäre, aber dass sie nie hungern mussten. Er erfährt, dass Karen die älteste Tochter ist und als sie schon größer war, die Bäuerin zwei Kinder geboren hat, auf die sie aufpassen musste. Henry hört bald heraus, dass Karens Kindheit schön gewesen sein muss und dass die Bäuerin das Mädchen wie ihr eigenes Kind geliebt hat. Erst als Karen davon erzählt, dass ihre Ziehmutter vor einem Jahr im Winter starb beginnt sie zu stocken und schweigt dann beharrlich, als hätte sie die Sprache verloren.

"Hat deine Ziehmutter irgendwann einmal etwas davon gesagt, wer deine richtigen Eltern sind?" bohrt Henry weiter, um sie abzulenken und er hat Erfolg damit. Sie erzählt davon, dass ihre Ziehmutter vor ihrem Tod einmal etwas von einer Kutsche am Rand des Marktplatzes erzählt hatte, an dem Tag, als sie das Körbchen mit ihr plötzlich neben ihrem Stand gefunden hatten, aber mehr wusste sie nicht zu erzählen. Henry betrachtet das Mädchen genauer, was er vorher vermieden hatte, um sie nicht zu ängstigen. Ihr Gesicht ist vom Wein entspannt und ihre dunkelbraunen Augen sind groß, mit langen Wimpern und fein geschwungenen Augenbrauen. Ihr Hals ist lang und schlank und auch ihre Hände sind zierlich. Wer weiß wer ihre Mutter ist. So edel wie das junge Gesicht aussieht könnte sie sogar von Adel sein. Henry grübelt einen Moment und fragt sich, ob sein Vater wirklich keine andere Amme gefunden hat.  

Henry schüttelt leicht den Kopf. "Vielleicht kann ich herausfinden, wer deine Eltern sind, oder zumindest deine Mutter, wenn ich dir auch nicht zu viel Hoffnung machen möchte, aber versuchen könnte ich es, aber jetzt erzähle mir erst einmal, wie ging es auf dem Hof weiter, als deine Ziehmutter starb." Henry hebt sein Glas und deutet ihr an, ihr Glas leer zu trinken und in kleinen Schlucken trinkt sie den Wein gehorsam aus, wobei sie unauffällig weiter zum Rand der Sitzfläche rutscht, dass Henry sich fragt, wann sie runterrutscht und mit ihrem Hosenboden auf dem Steinboden landet.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 18. Mai 2005, 14:45 Uhr
Die junge Amme scheint langsam zu begreifen, dass Henry ihr wirklich nur helfen will, doch trotzdem würde sie sich ausschweigen, wenn er sich nicht irgendetwas einfallen lässt. Er muss es irgendwie Schaffen, Druck auf sie auszuüben, ohne sie zu sehr zu bedrängen und dann hat er eine Idee. Mit ein weing List schafft Henry es, Karen ohne großen Widerstand in ihre Decke zu wickeln, wobei sie zu spät bemerkt, dass er ihre Arme mit eingewickelt hat, fest genug, dass sie in der Decke gefangen sind. Bevor sie das richtig begriffen hat liegt sie schon auf dem breiten Lager vor dem Kamin und wird von dicken Kissen rechts und links daran gehindert, zur Seite weg zu rollen. Unter ihre Beine schiebt Henry auch noch ein dickes Kissen und meint ruhig: "Jetzt kannst du dir und mir nicht wehtun." Karen blickt ihn irritiert an, doch er spricht gleich weiter und sagt ihr, was sie jetzt machen würden. "Wenn ich dich etwas frage antwortest du mit ja oder nein. Wenn ja oder nein nicht richtig sind, sagst du mir, was richtig ist. Wenn du nicht antwortest musst du jedesmal einen Schluck Wein trinken." Nachdem sie ihn erst vollkommen verwirrt ansieht beginnt sie zu begreifen und nickt dann zögernd. Mal sehen, ob wir den Widerstand nicht austricksen können, denkt er bei sich.

Henry fragt die belanglosesten Sachen und Karen antwortet nach einigen zu zögerlichen Antworten und genauso vielen Schlückchen Wein immer schneller, bis er zufrieden ist, weil sie nicht mehr groß überlegt, was sie sagt. Es ist ihr anzusehen, dass sie nicht viel Alkohol verträgt, denn ihre Augen werden glasig und ihre Zunge wird schwerer, aber auch ihr Körper entspannt sich sichtlich. Bei lustigen Fragen muss sie sogar immer häufiger kichern. Das kindliche Gemüt des Mädchens kommt immer mehr zum Vorschein und Henry beginnt, auch Fragen über den Hof zu stellen, wobei sie sich wieder mehr überwinden muss, sie schnell zu beantworten, aber mit lustigen Fragen lenkt er sie zwischendurch immer wieder ab. Henry hat auf diese Weise bald erfahren, dass das Mädchen kurz nach dem Tod der Bäuerin deren Platz im Ehebett einnehmen musste, aber wenn sie das auch bedrückte, weil es sich in ihren Augen nicht für sie schickte, Henry spürt, dass es nicht der Grund für die extreme Angst ist, die ihm gegenüber immer wieder aufflackert.
Karens Sprechen wird schwerfälliger und wenn er nicht bald auf ihr streng gehütetes Geheimnis stößt, würde sie einschlafen und vor dem Morgengrauen nicht wieder aufwachen. Der Zufall kommt Henry zur Hilfe, als sie wieder einmal nicht gleich antwortet und er ihr einen Schluck Wein zu trinken geben will. Dieses Mal nimmt er ihr Kinn in seine Hand, um ihr beim Trinken zu helfen und öffnet dabei ihren Mund, was sie augenblicklich in Panik ausbrechen lässt. Henry hat seine liebe Mühe das Mädchen festzuhalten, denn sie wirft ihren Kopf und Oberkörper wild hin und her, dass er sie an sich drücken muss, um sie vor sich selbst zu schützen. Aus dem anfänglichen Röcheln, dass ihre Gegenwehr begleitet, wird gurgelndes Würgen und Henry kann sie gerade noch zur Seite drehen, damit der ganze Segen nur auf dem Steinfußboden landet. Sie würgt und würgt und er hat schon Sorge, dass sie erstickt, aber es ist ein leeres Würgen und plötzlich begreift er, was der Bauer dem Mädchen angetan hat und ihm wird bei dem Gedanken selber ganz elend.

Karens kehlige Würgelaute werden immer schwächer und gehen bald in verzweifeltes Schluchzen über. Während das Mädchen sich dabei an ihn lehnt lockert Henry die Decke um ihren Körper und sofort krallen sich ihre Hände in seinen Lederwams. Nur langsam und vorsichtig schließt er seine Arme um sie, aber sie wehrt sich nicht dagegen und Henry hat das sichere Gefühl, dass der Bann gebrochen ist, denn Schutz suchend drückt sie sich an ihn, dass er es wagt, beruhigend über ihren Kopf und über ihren Rücken zu streichen. "Es ist vorbei Karen, für immer vorbei!" versucht er das Mädchen leise zu trösten, doch keinen Atemzug später schielt Marie um die Ecke, die es nicht länger auf ihrem Lauschposten aushält und er nickt ihr zu. "Ich wusste doch, dass du über dein Küken wachst!" spricht er die Köchin leise an, aber es wäre nicht die gute alte Marie, wenn sie es nicht getan hätte. Das Mädchen dreht ihren Kopf zur Seite und erblickt die Köchin und weint wieder los, dass Marie den Wasserkübel mit dem Putzlappen stehen und liegen lässt und das Mädchen in ihre Arme schließt. "Bring sie in ihr Bett und schick eines der Mädchen her, das aufzuwischen." spricht er das aus, was Marie sowieso tun würde und Henry blickt den beiden nach; wenn Marie das Mädchen nicht halten würde, sie würde durch das Zimmer torkeln, wie ein Seemann nach seinem Landgang.



Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 19. Mai 2005, 20:52 Uhr
Die Sterne stehen leuchtend am frühen Nachthimmel, die Geräusche in der Stadt sind abgeebt und nur hin und wieder hört Uuma noch Gelächter und Betrunkene lauthals singen, während sie neben Ben im Gras liegt. Henry ist schon längst verschwunden und irgendwann meint sie durch die offenen Fenster des großen Salons ein Weinen zu hören, doch dann ist es wieder still.

Das Inarifeuer, irgendwo hinter der Gartenmauer auf dem Marktplatz, das den Himmel in rötlich goldenes Licht taucht übt auf Uuma einen unbeschreiblichen Reiz aus. Sie erinnert sich an letztes Jahr, als sie von dem Wein getrunken hatte und der Mann plötzlich am Strand neben ihr aufgetaucht war und so zärtlich zu ihr war. Es war eine schöne Nacht, in der Tysyrella mit ihr losgezogen war. In Nacht von Inari seien leichter für Uuma finden Opfer, denkt sie immer übermütiger werdend und von dem Knistern, das schon seit dem Entzünden des Feuers in der Luft liegt, nun doch auch erfasst. Sicher würde Henry nicht mehr in den Garten gehen und die Kinder schlafen, dass sie keiner vermissen würde und Uuma kann nicht widerstehen.

Uuma erhebt sich grinsend und sagt es Yohn, der nachdenklich an dem Gatter zu den kleinen Pferden lehnt, damit jemand im Haus weiß, dass sie noch zum Strand geht. Yohns Braue wandert nach oben und Uuma sieht ihm an, dass ihm das nicht gefällt. "Uuma haben Ben, dann Uuma nicht seien alleine." meint sie und Yohn öffnet ihr widerstrebend das hintere Tor.
Außerhalb des Gartens bedecken viel mehr Blütenblätter den Boden und sie findet es ungemein lustig, durch sie wie durch ein Blütenmeer zu waten und Ben wirbelt mit seiner Schnauze immer wieder Wolken davon in die Luft, dass sie kichern muss. Sie ist nicht alleine auf der Straße, immer wieder sind da Gruppen von Mädchen oder Jungen, die kichernd vorbei laufen und nur Ben an ihrer Seite verhindert, dass sich einer der Burschen an sie heran wagt. "Guter Ben! Uuma erst nur wollen gucken!" Und das tut sie auch. Ihre Augen mustern die Jünglinge, die ihr begegnen ganz genau, während sie dem Marktplatz zustrebt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Mai 2005, 01:51 Uhr
Henry verlässt erst den großen Salon, als Marie mit Karen schon längst nach oben verschwunden ist und eines der Zimmermädchen den Raum betritt. Er geht nach oben in Orgas kleinen Salon und steht bald vor der Wiege seiner kleinen Tochter. Sie liegt schlafend in den Kissen und er stellt sich vor, wie es wäre, wenn Orga noch da wäre. Die Wiege stände sicher in ihrem Schlafgemach neben ihrem Bett, damit sie Mara immer sehen kann und er fühlt sich plötzlich schrecklich einsam und er vermisst auch die wohltuende Gegenwart seines Vaters. Das Kindermädchen von Frederik, das auf die Kleine aufpasst blickt ihn immer wieder verstohlen an und er geht wieder hinaus. Auf Mara würden alle gut aufpassen und er weiß plötzlich nicht, wo er die Nacht schlafen soll, denn ohne Orga in ihrem Ehebett zu liegen würde ihm das Herz zerreißen und in seinem Zimmer käme er sich vor wie ein Gast in seinem eigenen Zuhause. Henry seufzt und geht in den Garten. Vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt unter der großen Kastanie bei Uuma zu liegen, die mit ihrer unkomplizierten Art ihn den ganzen Tag schon geschafft hatte abzulenken.

Henry findet die Liege leer und als er sich suchend umblickt sieht er Yohn am Gatter stehen, der zu ihm kommt und ihm sagt, dass Uuma zum Strand gegangen ist. "Zum Strand?" wiederholt er ungäubig. "Weiß sie denn nicht, was heute da..." Henry bricht ab und schüttelt den Kopf. Natürlich weiß sie es, geht es ihm durch den Kopf, aber das beruhigt ihn auch nicht. Er kann sich noch zu gut daran erinnern, wie schlecht es ihr ging, als sie ihr Kind verloren hat und er fühlt sich irgendwie noch immer für die kleine Wilde verantwortlich. "Yohn spann mir Kleine ein. Vielleicht finde ich Uuma und kann verhindern, dass sie noch Dummheiten macht." Yohn eilt sofort in den Stall und ein paar Minuten später fährt Henry mit dem kleinen Gespann durch das Tor Richtung Marktplatz und Strandpromenade davon. Wie kommt Uuma bloß auf die Idee so spät noch loszusausen, wo nur noch Betrunkene und Übriggebliebene jedes Frauenzimmer angrabschen, das sie in die Finger bekommen können.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 22. Mai 2005, 20:30 Uhr
Henry entgeht es nicht, dass Uuma innerlich zurückweicht, auch wenn sie dann doch zu ihm auf den Wagen klettert.  Was sie dann über das Kindermachen sagt verwundert Henry nicht, denn er hatte schon so etwas vermutet und trotzdem macht ihm ihre Unbekümmertheit Sorgen. Orga hat ihrer beider Unbekümmertheit das Leben gekostet. Henry ist sich dessen gewiss, denn genau dort, wo sie mit dem Bauch auf den Schemel gefallen war, als der Einbrecher sie niedergeschlagen hatte, war ihr Leib bei den heftig einsetztenden Wehen innerlich gerissen. Henry will nicht, dass Uuma auch noch irgend etwas passiert, auch wenn er weiß, dass sie eine junge gesunde Frau ist, bei der das alles ganz anders liegt, aber er kann das in seiner Sorge im Moment einfach gefühlsmäßig nicht trennen. Uuma ist ihm eine vertraute kindliche Freundin, die sich nirgends richtig einordnen lässt, aber ihm um so mehr lieb und teuer ist und sie ist wie ein Anker, der ihm in seiner plötzlichen, erdrückenden Einsamkeit Halt schenkt, aber auch ein weibliches Wesen, dem er seine Liebe zuströmen lassen kann, ohne dass es etwas Verwerliches hat. Die Liebe zu Orga ist in seinem Herzen, aber er kann Orga seine Liebe nicht zuströmen lassen, sie nicht in Gedanken darin einhüllen, ohne dabei vor Schmerz zu vergehen. Seine Liebe will aber fließen, will sich aus seinem Herzen ergießen und Uuma kann er sie zuströmen lassen und er tut es, seit sie da ist, ohne es zu merken, wenn auch nur wohl dosiert, aber sie kann wieder fließen und staut sich nicht mehr unerträglich in seinem Herzen.

Auf dem kleinen Stück zum hinteren Tor des Anwesens schweigt sie und schaut nur nach vorne und kaum hält der Wagen, springt sie hinunter und flüchtet regelrecht vor ihm. Henry schüttelt seufzend den Kopf. Ich habe sie erschreckt, und langsam folgt er ihr und setzt sich neben sie. Behutsam nimmt er ihre Hände ins seine und ein Stich durchfährt ihn, als er ihre Linke fühlt, an der der kleine Finger fehlt. "Uuma es tut mir leid, aber ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht. Ich glaube du weißt nicht, wie rücksichtslos Männer sein können, die im Inarirausch so ein hübsches junges Ding wie dich sehen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn dir so ein Kerl wie der da eben ein Leid antun würde, während ich hier sitze und dich einfach da draußen alleine herumlaufen lasse." Er legt seine Hand auf ihre Wange und dreht den Kopf behutsam zu sich her, dass er in ihre Augen blicken kann, die ihn aus unergründlicher Tiefe ansehen. Warum habe ich plötzlich das Gefühl, dass sie uralt und weise ist? denkt er, während er immer tiefer in ihren Augen versinkt, die ruhig und offen in sein Innerstes zu blicken scheinen und er lässt es geschen und findet in der kleinen Wilden tiefes Verstehen und Mitgefühl und Stille, die ihm selber so vertraut ist.  "Das mit deinem Stamm und dem frischen Blut, wie ist das genau?" fragt er leise in ihr gegenseitiger Erkennen und holt sie ein Stück weit aus dieser Stille, während er sanft in ihre Augen blickt und doch jede ihrer Regungen beobachtet. Langsam nimmt er seine Hand von ihrem Gesicht und umfasst wieder mit beiden Händen ihre und lässt seine Daumen leicht über ihre Handrücken wandern.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 23. Mai 2005, 13:31 Uhr
Uuma kann sich nicht gleich auf die Liege legen und schlafen, durch den schnellen Lauf ist sie noch viel zu erregt. Ihr Blick ist ziellos auf den Boden gerichtet, dessen Gräser in der Feuchtigkeit der Nacht leicht schimmern und dann hört sie Henrys leise Schritte. Sie freut sich und hat doch Angst, dass er ihr Vorwürfe macht und so bleibt sie einfach still sitzen und wartet, was auf sie zukommt. Seine Gegenwart fühlt sich wieder wohlig warm an und sie lässt ihn willig seine Hände nehmen und genießt die Berührung, denn seine Hände sind voll und sanft, dass sie schnurren könnte und sich am liebsten in seine Arme kuscheln würde, wie sie es bei ihrem Großvater immer getan hat. Es fällt ihr richtig schwer, gegen diesen Impuls anzugehen und einfach nur sitzen zu bleiben, doch seine Worte lenken sie schnell ab.

Uuma nicht seien ausgeliefert Männer. Uuma haben Pfeile, die Männer lassen fallen um, denkt sie widersprechend, aber Henry sagt es so liebevoll, dass sie ihm nicht laut widerspricht, denn sie fühlt sich in seiner Sorge angenehm geborgen und will das nicht zerstören. Seine beschützende Nähe tut ihr unendlich gut, denn jetzt wo Ben nicht mehr an ihrer Seite ist fühlt sie sich fast so einsam, wie er sich ohne Orga fühlen muss und als er ihren Kopf zu sich dreht sieht sie zum ersten Mal von so nah in seine blauen Augen. Uuma spürt den verborgenen Schmerz  in seinem Innern, auch die Leere, die sie gerade im Moment so gut verstehen kann. Dann ist da ganz tief in ihm etwas, an das sie zwar ran kommt, aber das sie nicht durchdringen kann. Uuma empfindet es wie ein Bollwerk, wie eine Burg, die nur ihm zu gehören scheint, von der aber seine Wärme kommt, die sich sanft in Wellen über sie ergießt, dass sie das Gefühl hat, sie würde darin baden. Uuma liebt es zu schwimmen und sie lässt sich darin treiben, bis er sie plötzlich nach ihrem Stamm fragt. >>"Das mit deinem Stamm und dem frischen Blut, wie ist das genau?"<<

Es ist wie ein Wasserfall, den sie plötzlich hinunter fällt und sie fragt irritiert: "Mit Stamm?" und versucht die ganze Frage zu begreifen und dann versteht sie. Das Streicheln seiner Daumen auf ihren Handrücken hilft ihr dabei und sie atmet erstmal kräftig durch. Ihre Gedanken wandern zu ihrem Stamm, zu ihrer Höhle, zu den anderen Stämmen rundherum und dann kommen die Worte immer leichter über ihre Lippen. "Stamm von Uuma seien aus gut zwei mal zwei Hände voll Vater und Mutter mit Kinder." Uuma will es spontan mit ihren Händen zeigen, doch Henry hält sie sanft fest und lächelt sie nur an und sie kichert leise. "Andere Stämme seien größer oder kleiner, aber alle haben Älteste, die machen in Felsen von Stamm Zeichen, wenn Kind werden geboren. Jeder Stamm haben Zeichen, die nur Stamm haben und so Älteste machen Zeichen, das zeigen, wer seien Mutter und Vater von Kind. Ort von Felsen nur wissen Alte von Stamm, seien heiliger Ort von Stamm." Uuma erinnert sich daran, wie die Alten um das Feuer sitzen und beratschlagen, wenn ein junges Mädchen und ein Jäger aus dem Stamm heiraten wollen, denn sie prüfen und beratschlagen, ob das für das Blut der Kinder aus der Verbindung gut wäre und welche Verbindung die Kinder dann nur eingehen dürften. Manches Mal dürfen zwei ganz streng nicht die Verbindung eingehen, weil es schlechtes Blut gäbe.

"Uuma wollen bringen neues Blut in Stamm. Uuma wissen, das seien wichtig für Stamm und Uuma wollen laufen an Strand und suchen Mann, der seien gut für Uuma und Stamm. In Nacht von Inari das seien leichter." Uuma schmollt ein wenig bei der letzten Erklärung. "Uuma wollen Sommer, der kommen Kind haben und dann gehen zurück in Dunkelwald. Uuma müssen tragen alte Gesänge, die seien mächtig, durch Zeit, die kommen. Uuma sehen, was Volk fehlen, das nicht haben Gesänge und so das nicht dürfen kommen in Dunkelwald. Gesänge machen Stamm ruhig und leicht, nicht wie in Land von Henry, wo Kummer machen Menschen schwer." Uuma blickt bei den letzten Worten zu Henry, der sie so liebevoll ansieht, dass sie sich doch entschließt, sich einfach in seine Arme zu kuscheln. Sie dreht sich einfach zur Seite, legt ihre Füße auf die Liege, ohne ihre Hände aus seinen zu lösen und legt ihren Kopf auf seine Beine, ganz nah an seinen Bauch und rollt sich dabei wohlig zusammen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 24. Mai 2005, 11:22 Uhr
Henry muss innerlich schmunzeln, als Uuma irritiert auf seine Frage reagiert, gibt ihre Hände jedoch nicht frei, als sie sie zur Beschreibung ihres Gesagten benutzen will. Ihr darauf folgendes Kichern klingt so ansteckend, dass er auch lächeln muss, doch dann wird er wieder ernst, als er hört, was sie ihm erzählt. Er versucht sich das Überleben einer solchen Gemeinschaft vorzustellen und muss zugeben, dass es für ihren Stamm ein ernstes Problem dastellen muss, nicht in Inzucht zu geraten. "Hm," meint Henry, "in Felsen..." Er vermutet, dass ihr Stamm keine Schrift beherrscht, wie sie sie kennen und ihm wird klar, wie mutig Uuma gewesen sein muss, diese vertraute kleine Welt, die in absoluter Einfachheit irgendwo im Dunkelwald existiert, einfach so zu verlassen.

>>"... und Uuma wollen laufen an Strand und suchen Mann, der seien gut für Uuma und Stamm. In Nacht von Inari das seien leichter."<< Henry will schon wieder Einwände erheben, aber sie blickt so enttäuscht und auch traurig, dass er schweigt, um dann bei ihrer weiteren Zeitplanung überrascht drein zu schauen. Sie will nächsten Sommer mit einem Kind in den Dunkelwald zurück? Henry muss das erst einmal schlucken. Ihm ist Uuma so lieb geworden und sie ist eine von ganz wenig Frauen, eigentlich kennt er nur noch eine, die er nicht mehr in Talyra missen möchte.
Henry wird mit einem Schlag bewusst, dass nur Orga sein ganzes Leben, in seinem Herzen an ihrer Seite war, auch als er hier in Talyra alleine bei ihrem Onkel lebte und jetzt, wo sie ihn für immer verlassen hatte, wo es keine Möglichkeit mehr gab, dass sie je wieder an seiner Seite sein würde, treffen Uumas Worte ihn viel tiefer, als sie es sonst wohl getan hätten. Sein Verstand hätte es als ihre Entscheidung angenommen und sein Bedauern, sie bald nicht mehr hier zu wissen, wäre nicht so schmerzhaft.

Henry ist noch dabei, seine Gefühle und Gedanken wieder zu ordnen, als Uuma ihren Kopf in seinen Schoß legt und sich zusammenrollt und dabei ihre Hände nicht aus seinen löst. Er blickt überrascht hinunter, doch sie hat die Augen geschlossen und hat sich so selbstverständlich dort platziert, wie eine kleine Katze. Henry löst eine Hand und nimmt ihre kleinen schlanken Hände in eine und legt die freie auf ihren Kopf und er kann spüren, wie sie es genießt. So ein Kind! denkt er schmunzelnd und lässt sie kuscheln.
Henry fragt sich, was Orga sagen würde, wenn sie ihn so sähe und augenblicklich sieht er ihr spitzbübisches Lächeln, mit dem sie ihn immer so wissend angesehen hat und seine Brust zieht sich wieder schmerzhaft zusammen.      Liebes! Es tut so weh an dich zu denken, zu wissen, dass ich dich nie wieder in meine Arme schließen kann... Henry schluckt hart und muss an die Worte seines Vaters denken und verschließt wieder den Teil seines Herzens. Nicht jetzt, später, irgendwann und irgendwo, wo ich alleine bin und mich niemand hören kann...., wie damals beim Sturm hinten am Strand bei den Felsen, dann würde er sich den wahnsinnigen Schmerz aus dem Leibe brüllen. Jetzt ist da eine kleine Wilde in seinem Schoß, die dabei ist einzuschlafen und sanft gleitet seine Hand über ihren Kopf und legt sich auf ihren Rücken. Uuma ist in ihrer Welt gefangen, macht sich Sorgen um ihren Stamm, um dessen Fortbestand und dass ihr Stamm seine Unbeschwertheit nicht verliert und ich in meiner... Jeder ist in seiner Welt gefangen....

Henrys Gedanken schweifen ab und wie früher unter der großen Weide beginnt er zu philosophieren, wie er es in seiner Jugend gerne tat. Vielleicht hat Uuma recht und uns fehlen nur die Gesänge... Nicht jeder weiß sich zu versenken und Kraft zu schöpfen, wie ich es gelernt habe, aber die Gesänge wären eine Möglichkeit...  und er beugt sich über Uuma, um zu sehen, ob sie vielleicht schon eingeschlafen ist. "Uuma, könnte ich diesen Gesang von vorhin erlernen? Weißt du den, der so ruhig macht?"

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 25. Mai 2005, 17:50 Uhr
Uuma überfällt die Müdigkeit ganz plötzlich, vielleicht ist es auch die Wirkung des Alkohols, den sie auf dem Marktplatz bei den großen Fässern getrunken hat, der jetzt in der entspannten Behaglichkeit seine Wirkung tat, denn sie ist es nicht gewohnt, auch nur wenig davon zu trinken. Henrys Hand auf ihrem Kopf ist so wohltuend, dass ein erleichtertes Ausatmen das wohlige Gefühl des Angenommenwerdens begleitet und kurz darauf gleitet sie ins Land der Träume. Sie hört seine leise Stimme zwischen Wachen und Träumen, aber ist schon zu sehr im Schlummer, als dass sie seine Frage darin versteht.

Ein Hahn am frühen Morgen weckt sie aus einem Traum, in dem sie sich von Baum zu Baum schwingend einem Bachllauf folgt und sie blickt sich, sich orientierend um. Ben ist nicht da, das ist das Erste, was ihr auffällt, doch auch sonst ist niemand zu sehen und sie reibt sich verschlafen die Augen. Ben jetzt seien bei Schlanker, denkt sie froh für Ben, traurig für sich, weil sie ihn vermisst und schleicht im ersten Grau des Morgens zum Brunnen. Sie wäscht den Trog aus, aus dem Ben noch den Tag zuvor geschlabbert hat und gießt dann frisches Wasser hinein und wäscht sich darin gründlich, denn sie kann darin mit angezogenen Beinen sitzen, aber sie lässt sie einfach über den niedrigen Rand baumeln, weil es so viel bequemer ist. Es ist niemand in ihrer Nähe und schnell ist ihre Echsenlederkleidung aus- und wieder angezogen. Der Trog ist zwar schwer, aber sie schafft es, ihn umzukippen und auszuspülen und gibt anschließend wieder frisches Wasser hinein, weil sie vermutet, dass auch der kleine Hund daraus trinkt.

Uuma schleicht weiter zu den kleinen Pferden und steigt über das niedrige Gatter. Die Stuten liegen mit ihren Fohlen in dem Stroh, das am Ende des Stalles unter einem langen, mit zwei Balken gestützten Dachüberstand ausgebreitet ist und als sie sich Klein-MoM nähert springt er auf seine stacksigen Beine und stubst sie frech an, denn seine Mutter scheint noch keine Lust zu haben, sich aus dem warmen Stroh zu erheben. Uuma lacht leise und freut sich, auch wenn der Kleine recht angriffslustig wirkt, wie er leise wiehert, dann aber doch davonläuft. Sie will den Kleinen nicht verängstigen und setzt sich darum auf das Gatter und schaut ihm nur zu und stellt sich vor, wie er in einem Sonnenlauf aussehen würde.  Klein-Mom werden aussehen wie MoM, vermutet sie bei seiner Statur und ihre Gedanken gehen auf die Reise durch tiefe Wälder, über weite grasbewachsene Hügel und karges steiniges Land durch die Berge und dann wieder hinunter in die üppigen grasbewachsenen Abhänge runter nach Fa´Seel, der schönen Stadt am großen Wasser und dann den nur schmalen Weg in die hohen Berge, über den eisigkalten Pass und wieder hinunter in die immer dichter werdenden urzeitlichen Wälder iher Heimat mit seinen Riesenwurzeln und armdicken Schlingpflanzen.
Uuma lächelt, als sie an die Lianen denkt, die sie sich so zurecht gechnitten hat, dass sie von ihrer Höhle bis zum See nur durch die Luft zu fliegen brauchte, wenn ihr danach der Sinn stand und mit einem Male fühlt sie sich zerrissen zwischen hier und dem Dunkelwald, denn wenn sie auch gerne wieder dort sein möchte, hier hatte sie Bande geknüpft, die tiefer gingen, als sie es wollte und sie fragt sich, ob sie Bassu und Leonhard, oder auch die alte Erra wiedersehen würde, bevor sie ihre Reise antreten würde. Leonhard und Erra könnte sie auf ihrer Reise besuchen, aber Bassu, soweit sie verstanden hat wohnt er weiter im Süden. Und was war mit Asrai und ihrem Begleiter? Sie hatte die Frau mit den hellen Haaren und den hellen blauen Augen schon lange nicht mehr gesehen.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 26. Mai 2005, 13:09 Uhr
Von Uuma kommt keine Reaktion auf seine Frage und Henry schüttelt leicht den Kopf. Diese Kleine, schläft mir einfach ein! Er lässt Uuma schlafen, während seine Gedanken zum nächsten Tag abschweifen. Er muss sich wieder um die Zucht kümmern. Von einigen Verder Kaltblutstuten erwartet er das Abfohlen und er möchte dabei sein, wenn er sich auch auf seine erfahrenen Knechte verlassen kann. Aber mehr noch, als die Sorge um den Pferdenachwuchs macht er sich Sorgen um die Kinder. Ohne Orga werden die Kinder hier vereinsamen. Im Langhaus könnte ich mich um sie kümmern. Auf dem Pferdehof wären sie abgelenkt... So kreisen seine Gedanken um sein Vorhaben, selbst die kleine Mara mit nach draußen in das Langhaus zu nehmen. Nur für Marie, die alte Köchin würde es eine große Umstellung bedeuten, weil es keine seperate Küche dort gibt, aber sie würde überall, wo ein Herd steht, ein köstliches Essen zustande bringen.

Die Nordmänner waren die Tage vor Orgas Tod schon weit gekommen, das Dach war fertig, die Fenster bauten sie gerade ein und die nordische Feuerstelle stand schon länger an seinem Platz. Nur die Möbel mussten noch ins Haus und was man zum Leben alles braucht, aber davon hatten sie in den vielen Zimmern genug und Henrys Entschluss steht fest. Er wird am nächsten Tag den Umzug organisieren.
Henry legt Uuma behutsam auf die dicke Matratze der Liege und geht leise zum Haus, um sie nicht doch noch zu wecken. Mit einer Öllampe in der Hand sieht er sich zum erstenmal die Betten, Schränke und Truhen in den Gästezimmern genauer an und bald hat er die Möbel ausgesucht, die er in den drei Zimmern am Ende des Langhauses stehen haben möchte. Ein Zimmer wäre für ihn, eines für Frederik und Anna und er entschließt sich nun doch dazu, der jungen Amme und Mara ein Zimmer zu geben, damit sie sich nur um das Mädchen kümmert. Henry spürt mit jedem Möbelstück, das er aussucht, dass seine Entscheidung richtig ist. Er sieht die Kinder schon um das niedrige nordische Haus spielen und am Gatter die Fohlen bestaunen, wie Orga und er es getan haben, in ihrer Kinderzeit auf dem Gut in Verd.

Ein liebevolles Lächeln ist im Licht der ruhigen Flamme auf Henrys Gesicht zu sehen. Ja, das wird den Kindern gefallen. Orgas Tod wird nicht das Ende sein, denkt er mit neuem Lebensmut und sie hatte das Haus gewollt. Es würde viel Arbeit in den ersten Tagen bedeuten, ihn aber auch von seiner Trauer ablenken. Wie gerne würde ich dich jetzt in die Arme schließen Liebes und dich für dein Langhaus herumwirbeln und dich lieben. Henry sieht Orga wieder vor sich, ihr liebevolles zärtliches Lächeln und er bleibt einfach stehen und lässt es in der Stille der Nacht in diesem Gästezimmer zu, dass seine Augen überlaufen und ihm die Tränen über das Gesicht rinnen. Kein Schlucken und kein Ton ist zu hören, doch auf seinem Lederwams bilden sich dunkle Flecken und irgendwann löscht er das Licht in seiner Hand und begibt sich in sein Zimmer.

Am nächsten Morgen unterrichtet Henry Mariann als Erste von seinem Vorhaben, als sie auf leisen Sohlen an seinem Zimmer vorbeigeht, um sich um Mara zu kümmern. Er erklärt ihr auch gleich, dass er wünscht, dass sie und ihr Mann mit den Kindern weiter auf dem Anwesen leben und sich um das Haus und den Garten kümmern. Mariann muss das erst einmal verdauen, aber er beruhigt sie, dass er wichtige Dinge im Haus lassen würde und alle paar Tage nach Talyra käme. Yohn ist der Nächste, dem er davon berichtet und er zeigt ihm direkt, welche Möbel den Tag noch zum Pferdehof gebracht werden sollen. Die beiden Zimmermädchen scheucht er los, Kübel und Wischzeug zusammen zu sammeln, weil er sie nach dem Frühstück in der Frühe mitnehmen würde. Es dauert nicht lange, da hört man emsiges Treiben bis ins Dachgeschoss und dann kommt Marie zu ihm, verschlafen und mit großen Augen, die schon wieder alles weiß. Henry lacht. "Marie schau nicht so entsetzt, im Langhaus gibt es auch eine Feuerstelle, auf der du kochen kannst und die Landluft wird dir gut tun. Du kannst auch weiterhin selber zum Markt fahren und mit deinen Marktfrauen tratschen, es gibt genug Männer auf dem Hof, die dich liebend gerne mit dem kleinen Wagen hinfahren." Henry lacht, als Marie rot anläuft und verlegen abwinkt, als hätte er sie voll erwischt. "Nach dem Frühstück kommst du auch gleich mit und schaust dir den großen Wohnraum mit der Kochstelle an und auch im alten Haus die, dann siehst du am besten, was du an Schränken, Regalen oder sonstwie dort brauchst. Wir wollen da aber einfach leben, nicht wie hier, also husch!" Mit einem Klaps auf ihr Hinterteil scheucht er sie los und geht dann Uuma suchen, die er auf dem Gatter bei den Ponys findet. "Einen guten Morgen Uuma!" spricht er sie leise an, denn sie wirkt in Gedanken weit fort zu sein. " Magst du nach dem Frühstück mit auf den Pferdehof? Ich werde Frederik und Anna mitnehmen, die alte Marie und zwei Mägde, denn wir wollen alles für den Umzug auf den Pferdehof vorbereiten." Henry schmunzelt, denn er ist gespannt, wie die kleine Wilde die Neuigkeit aufnehmen wird.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 27. Mai 2005, 08:49 Uhr
Uuma beobachtet eine Schar Elstern, die sich kreischend in den Obstbäumen um irgendetwas streitet und wegen des Lärms, den sie machen, spürt sie Henry früher hinter sich, als dass sie ihn hört. "Uuma auch grüßen Henry!" antwortet sie fröhlich, denn seine Haltung ist ganz anders als den Tag zuvor und als sie seine Frage hört blickt sie ihn überrascht an. "Auf Pferdehof?" wiederholt sie und nickt begeistert. "Haus seien fertig?" Uuma schwingt die Beine über das Gatter und hopst neben Henry auf den Boden. Sie kann es kaum glauben, denn sie kann sich noch an den Tag erinnern, als die Nordmänner die Bäume mit dem fliegenden Schiff aus dem Wald geflogen haben und Leonhard ihr von dem geplanten Haus erzählt hat.  

Henry geht mit ihr in die große Küche, in der Marie eine große Pfanne mit fertig gebrutzelten gerührten Eiern auf dem Herd stehen hat, die schnell mit Brot und Butter auf dem großen Tisch stehen und auch die beiden jungen Mägde kommen und sie langen alle gut zu, denn aus den Gesprächen kann sie hören, dass es ein arbeitsreicher Tag würde. Auch Frederik und Anna poltern die Hintertreppe herunter und dann geht die Fragerei los. Uuma kichert leise, aber es schmeckt ihr viel zu gut, als dass sie mit Reden ihr Essen unterbricht.
Yohn hat das Pferd schon vor den Wagen gespannt, als sie satt und zufrieden durch die Hintertüre in den Garten stürmen und Uuma wundert sich, wieviel auf den kleinen Wagen passt. Henry nimmt Frederik stehend vor sich, Marie sitzt in der Mitte mit Anna auf dem Arm und Uuma außen, während die beiden jungen Mägde mit zwei Putzkübeln kichernd hinten in der Kiste sitzen. Die Sonne taucht gerade hinter dem Ildorel auf, als sie aus dem Tor fahren. Marianns Sohn Elios winkt ihr vom Stall aus zu und sie winkt fröhlich zurück, denn sie ist schon ganz gespannt auf das neue Haus. Marie ist die einzige, die ihre Freude nicht zu teilen scheint, denn sie sitzt mit der kleinen Anna im Arm da, als würde sie zum Pranger gefahren und Uuma kichert, während sie mit Annas Fingern spielt, um das Mädchen aufzumuntern, das immer wieder fragend in Maries ernstes Gesicht guckt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 01. Sept. 2005, 17:26 Uhr
Mit den Gedanken noch immer bei Asrai und ihrem Bruder, und dessen Begleiter, erreicht Henry das nun ihm und Mara gehörende Anwesen von Roßstein in Talyra. Mariann öffnet ihm das hintere Tor und Frederik springt ihm entgegen. "Na, hast du der kleinen Marie einen Besuch abgestattet?" fragt er scherzend den Jungen, der mit Marianns etwas jüngerer Tochter gespielt haben muss, weil sie hinter ihm hergelaufen kommt und sich mit einem niedlichen Knicks verbeugt. Henry lächelt erst dem Mädchen nickend zu, dann Mariann, der anzusehen ist, dass sie stolz auf ihr Kind ist. Wenn Mara erst so groß ist... Seit das kleine goldäugige Mädchen ihn angesehen hat, ist sein Herz wieder weit wie der Himmel und er empfindet auch beim Anblick der kleinen Marie wieder die Liebe, dessen er die letzten Monde nicht mehr fähig war. Mariann scheint das sofort zu bemerken, denn ihre Augen werden groß und dann strahlen sie. Henry zwinkert ihr nickend zu, dann wendet er sich zum Haus und betritt seit einigen Siebentagen wieder ihr Haus, denn für Henry würde es immer Orgas Haus bleiben.

Im kleinen Salon streicht seine Hand über das edle Holz des Sekretärs, an dem sie oft saß, er blickt sich in dem Zimmer um und er kann Orga förmlich darin lächeln sehen. Henry lässt sich auf einen der Sessel fallen, stützt seinen Kopf in die Hände und stöhnt auf. Warum nur? Warum Orga? Warum hast du es mir nicht gesagt? Warum habe ich es nicht gefühlt? Sonst konntest du doch kaum etwas vor mir verbergen? Warum gerade das? Henry weiß in seinem Herzen genau warum. Sie fühlte sich noch immer schuldig an dem Tod ihrer beiden Ungeborenen und das eine Mal wollte lieber sie sterben, als sein Kind wieder zu verlieren. Ja, er hätte gerne ein Kind mit ihr gehabt, aber nicht ohne sie. Das hätte sie doch wissen müssen!

Henry erhebt sich schwer wie ein Ambos und öffnet ihren Schrank. Zwischen ihren Kleidern und ihrer Wäsche liegen sauber Zedernhölzer, die die Motten von den teuren Sachen fernhalten und während Henry über die vertrauten Stoffe fährt fasst er einen Entschluss. Er ruft Mariann und lässt sie Orgas Kleidung in ihre mit Eisen beschlagenen Reisetruhen legen und gibt in die eine noch ihre Ebenholzkassette mit ihrem kostbaren Schmuck. Er beobachtet Mariann, die erleichtert zu sein scheint, während sie alles sorgfältig zusammengelegt. "Vielleicht wird Mara eines Tages wenn sie groß ist sich freuen, die Sachen ihrer Mutter zu sehen." Mariann nickt verstehend mit einem erleichterten Seufzer und Henry schließt die Truhen ab, denn noch immer lag in ihrem Schrank ihr Ring mit sämtlichen Schlüsseln vom Haus. Die Truhenschlüssel löst er ab und gibt sie an sein Schlüsselbund, das von Orga legt er zurück in den Schrank.

Henry geht alle Zimmer ab, denn er würde das Haus für die nächsten Jahre nicht mehr bewohnen, das weiß er. Draußen auf dem Pferdehof würde er bleiben, bis Mara so alt wäre, dass ein Leben in der Stadt für sie interessant würde, vielleicht mit Dreizehn oder Vierzehn. Henry lächelt. Dann werde ich schon graue Haare haben... und Orga näher sein als jetzt, wenn ich es so lange noch durchhalte... Henry lacht, denn er glaubt, noch älter werden zu können, aber er will nicht die Götter herausfordern und bleibt lieber bescheiden.
Tharon und Mariann begleiten ihn bei seinem Rundgang und so stehen bald noch einige Dinge, die noch mit raus sollen vor der ein oder anderen Zimmertüre. Henry will auch noch zwei weitere Betten draußen zum Aufstocken der Zimmer haben, falls sie einmal benötigt werden sollten und hier und da kommt ein Schränkchen oder ein Tischchen noch dazu, denn jetzt, wo sie in dem Langhaus leben, weiß er, wo was noch hinpassen würde. "Tharonn, wir werden die Sachen in die Reisekutsche packen und die Betten hinten auf dem Gepäckplatz festbinden."
Henry gibt noch Order, die kostbaren Teppiche und Läufer aus dem Haus zu klopfen und aufgerollt in den Keller zu bringen, gut eingeschlagen in Leinen und mit Zedernholz, denn das unbewohnte Haus würde sich ohne Teppiche leichter pflegen lassen. Bis auf sein Zimmer, das der Kinder und zwei Gästezimmern, sollten sie die Federbetten und Matrazten gut verpackt in den Keller schaffen, in dem es am wenigsten staubt.  "Das Haus wird sich leichter pflegen lassen und ihr habt mehr Zeit für eure Familie Mariann." wendet er sich erklärend an sie, doch er kann sehen, wie schwer ihr das fällt.

Henry stöbert auch durch Stall und Scheune und bis auf die Sättel und das Zaumzeug zweier Pferde, die er für Tharon und seinen Sohn hierlassen will packt er die anderen auf einen Haufen, der immer höher wird. "Ich werde die Ponys morgen mitnehmen, aber lasst das Gatter hinter dem Haus ruhig wie es ist, da haben die drei Pferde dann etwas Auslauf." Tharonn nickt und Henry sieht, dass der Mann es als Erleichterung empfindet, wenn er die Ponys und die beiden Wagenpferde mit nach draußen nimmt, denn es bedeutet auch für ihn weniger Arbeit. "Ihr habt noch genug mit den Dreien zu tun und mit dem Haus und vergesst nicht die Wasserbehälter einmal alle Siebentage durchzuspülen." Henry klopft dem freundlichen Mann auf die Schulter, er weiß, dass er sich auf ihn und Mariann verlassen kann.

Es ist spät geworden und Henry entschließt sich, die Nacht noch mit Frederik in dem großen leeren Haus zu verbringen und so sitzen sie am Abend unten am Kamin und Henry liest Frederik aus einem weniger spannenden Buch vor, als das aus dem großen Baum mit den Gnomen, und er findet sogar noch einen einfachen Becher in der Küche, aus dem er guten Roten trinken kann, den er extra aus dem Keller holen musste, weil Marie den ganzen Vorrat, der oben war, mit auf den Pferdehof geholt hat. Bald schläft Frederik neben ihm auf den weichen Kissen vor dem Kamin ein, in den er noch einmal ein letztes Feuer entzündet hat, und Henrys Gedanken wandern durch die Zeit zu dem Abend, als Orga  in Talyra ankam. Er sieht noch heute ihr zaghaftes Lächeln vor sich, als sie aus der Goldenen Harfe kam und er den großen Korb mit Feurholz gefüllt hatte...

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 02. Sept. 2005, 16:08 Uhr
Am nächsten Morgen muss Henry erkennen, dass sich zu viele Schränkchen, Tischchen, Teppichläufer und andere Gegenstände zusammengefunden haben, die noch raus zum Pferdehof sollen, dass er seinen Plan aufgibt, sie alle in die Kutsche zu stopfen. Er würde Yohn mit einem der Pferdewagen herschicken, sie abzuholen. Was er aber mitnimmt, ist eine Truhe, in die er die Sachen aus ihrem Geheimfach in Orgas kleinem Salon packt, denn es behagt ihm nicht, sie in dem leeren Haus zurückzulassen. Henry konnte nicht widerstehen und hat sich doch entschlossen, Orgas Sekretär mitzunehmen, um etwas ganz persönliches von ihr draußen zu haben. Nach einem kräftigen Frühstück im Gesindehaus mit Marianns Familie bindet er Ramsnase und die Thunderländerin an die Kutsche, vor die Tharonn schon die beiden roßstein´schen Fuchsstuten gespannt hat, die zu der Kutsche gehören und so fahren sie aus dem Anwesen, an dessem hinteren Tor Mariann mit den Tränen kämpft, dass er noch einmal absteigt und tröstend den Arm um sie legt. „Tharonn, ihr müsst mir versprechen mit eurer Familie alle Siebentage zu uns nach draußen zu kommen. „Ihr erstattet mir Bericht und Mariann kann sich mit Marie austauschen..“ Der Mann tritt zu ihm und nimmt seine Frau in die Arme, die an seiner Schulter losschluchzt und Henry hebt hilflos die Arme. „Wir müssen los!“ Henry fährt ein paar Schritte weiter, doch dann hält er erneut an.

„Mariann packt eure kleine Tochter und kommt mit! Eure Männer können auch mal ein paar Tage ohne euch auskommen!“ Henry schmunzelt und blickt Tharonn verschwörerisch zu, der erleichtert aufatmet und dankbar nickt. >>Seit dem Knall und dem Feuer gestern, kann ich sie kaum beruhigen....“<< Henry versteht und wartet, bis Mariann ein paar Sachen aus dem Haus geholt hat, die kleine Marie auf den Kutschbock gereicht, und sich von ihrem Sohn und ihrem Mann liebevoll verabschiedet hat, dann klettert sie ebenfalls zu ihm und Frederik herauf, denn in der Kutsche steht Orgas Sekretär, den sie da hineingequetscht haben. Er will nicht, dass das gute Stück mit den anderen Sachen im Pferdewagen herumrumpelt.
Marianns Tränen trocknen schnell, auch wenn ihr wieder nicht ganz wohl dabei zu sein scheint, ihren Mann und ihren fast erwachsenen Sohn ein paar Tage sich alleine zu überlassen. „Sie werden froh sein, dass sie mal in die Goldenen Harfe essen gehen können!“ scherzt er mit ihr und erntet ein halb empörtes und halb belustigtes Lächeln. Oben auf dem Kutschbock  ist Mariann schnell abgelenkt und ihre Augen strahlen. Sie scheint zum ersten Mal so hoch oben auf einer Kutsche zu sitzen, bemerkt Henry an ihrem Verhalten und so nimmt er bewusst den Weg durch die Stadt, denn es waren schon genug Mägde auf den Straßen unterwegs, die das ganz schnell rumerzählen würden. Wenn Henry sich auch nichts aus dem Getratsche machte, aber in diesem Fall hat er Freude daran, Mariann ein Stück höher zu heben, denn welche Magd durfte schon da oben mitfahren, und er grinst spitzbübisch in sich hinein, dass Frederik ihn aufmerksam von der Seite betrachtet und sich wohl fragt, warum er so grinst. Henry deutet nur mit den Augen zu zwei Mägden, die die Köpfe tuschelnd zusammenstecken und Frederik lacht sein vergnügtes Kinderlachen und klopft sich dabei auf die Oberschenkel. Es ging doch nichts über zwei Männer, die sich einen Spaß erlauben.

Sie fahren langsam die lange Süd-Nord-Straße hinaus, Henry grüßt hier und da Knechte und Bürger, auch einen Trupp Blaumäntel, die irgendwo im Norden ihren Dienst antreten, dann geht die Fahrt durch die teils abgemähten Wiesen und Felder immer weiter nach Süden und nach einer halben Stunde angenehmer Fahrt erreichen sie den Pferdehof, wo er von Marie erst mit vorwurfsvollem Blick, dann mit entzücktem Aufruf empfangen wird, als sie Mariann und ihre Tochter erkennt.


Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 11. Sept. 2005, 10:00 Uhr
Der Harfenwirt ist aus Uumas Blickfeld verschwunden, auch die Frau, die ihm gefolgt war, nur Dunkelheit, Rauch und Asche ist um sie, hüllt sie ein und benebelt mehr und mehr ihre Sinne. Die letzten lebenden Menschen auf dem Marktplatz, die Uuma sieht, versuchen auch hier im südöstlichen Teil des Platzes trotz der lodernden Flammen, die Henrys Haus und das daneben verzehren, noch aus der Gasse neben dem Harfengarten zu entkommen. Sie flüchten weiter panisch durch dieses Nadelöhr, stürzen über alles, was unter ihnen liegt, und das sind überwiegend die Leichen der Menschen, die es nicht geschafft haben, die Hölle im Zentrum der Stadt lebend zu verlassen. Es ist grauenhaft, aber Uuma weiß, sie kann nichts tun, selbst wenn sie sich aus ihrer inneren Starre befreien könnte, die sie erfasst hat. Als zwei Höllenhunde eine junge, Frau die mit den letzten Fliehenden unter dem Baum vorbeirennt regelrecht in der Luft zerrissen wird, begint sich eine Schutzmauer vor all dem Grauen in ihr aufzubauen. War Uuma erst wie erstarrt in ihrem Innern, hört sie jetzt auf zu fühlen und zu denken.

Irgendwann sieht Uuma keine Flüchtenden mehr, nur überall herumliegende Leichen und Trümmerteile von Karren und anderem Gerät, als vor ihr das unwirkliche Bild eines großen Mannes auftaucht, eines Kriegers, der sicheren Schrittes nach Süden schreitet, dann stürzt mit einem ohrenbetäubenden Getöse das Dach von Henrys Haus ein und die aufstiebende Aschewolke nimmt ihr jegliche Sicht. Aber das Bild des Mannes hat etwas in Uuma berührt, seine Sicherheit, seine Zielstrebigkeit, mit der er einfach durch all das Chaos schritt und sie klettert von ihrem Baum herunter, löst die Zügel ihrer kleinen Stute, die hin und her trippelt, als wäre sie schwachsinnig. Uuma hat vor sich das Bild des großen Mannes, dessen Haltung sie innerlich annimmt, denn sie kennt dieses Gefühl tief in sich, keine Furcht zu empfinden, aber sie vergisst dabei vollkommen, dass sie nicht mit einem Kettenhemd und bis an die Zähne bewaffnet ist, geht aber zielstrebig auf Henrys Anwesen zu, das Einzige, was ihr noch in dem Grauen um sie herum vertraut ist.

Sie erreicht das große Loch in der Mauer, das direkt auf die Eingangstüre des Hauses führen würde, wenn es noch eine gäbe. Die sich langsam senkende Rußwolke hüllt sie ein, doch sie bahnt sich einen Weg durch herumliegendes Gestein zu der großen Kastanie, die nur an einer Seite von der Hitze an ihren äußeren ausladenden Ästen versengt ist. Sie steigt weiter über die unzähligen Steine, die die Explosion in den Garten geschleudert haben, zum Brunnen, schöpft Wasser heraus und füllt es in den Steintrog, der noch wie früher neben dem Brunnen steht. Gierig trinkt die Stute daraus und auch Uuma spült den Rauch in ihrem Hals mit ein paar Schlucken fort. Die Hitze, die von der noch immer brennenden Ruine ausgeht flimmert in der Luft. Uuma weiß, wie es hier ausgesehen hat, kennt den schönen Garten, hat mit Henry und den Kindern hier unter der Kastanie gelegen und schöne Stunden verbracht. Ihr Blick streift durch die äscherne Leere innerhalb der fast unbeschadeten Mauern, die das Grundstück noch immer vom Rest Talyras abgrenzen. Vom ehemals großen stattlichen Haupthaus sieht sie nur einige Mauerreste des Erdgeschosses in den lodernden Flammen, die neue Nahrung in den heruntergestürzten Dachbalken gefunden haben.

Der Stall, der Schuppen und das Gesindehaus sind bis auf einige verkohlte, noch glühende Balken vollständig runtergebrannt, so verheerend war das Feuer, dass es in kurzer Zeit alles bis auf die Fundamente aus Stein verzehrt hatte. Mariann... dringt ein Gedanke mit kurz aufflackernden Gefühlen in ihr Bewusstsein, dann ist er wieder fort und sie sieht wieder alles ohne Regung, setzt sich auf den Steintrog und starrt vor sich hin auf die graue Schicht, unter der alles, was hier einst wunderschöner Garten mit saftigem Gras war, bedeckt.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Uuma am 12. Sept. 2005, 13:36 Uhr
Uuma sitzt auf dem Steintrog, als wäre sie ebenfalls nur eine Statue aus Stein. Ihr Atem geht flach. Huschende Bewegungen am Rande ihres Blickfeldes tauchen auf und verschwinden wieder, doch sie rührt sich nicht. Sie sieht diese kleinen Kreaturen und würde sie nicht schon bewegungslos dasitzen, würde sie diese Haltung instinktiv sofort einnehmen. Uuma hört das Brechen der Dachbalken, die in der Hausruine endgültig in sich zusammenkrachen, und von denen bald nur mehr Glut und Asche übrig bleiben würde, fühlt die Hitzewelle in ihrem Gesicht, während die neue Aschewolke durch die Luft wirbelt und sie einhüllt. Hustend und nach Luft schnappend  klatscht sie sich das Wasser aus dem Trog ins Gesicht, was aber nur wenig Linderung bringt. Suchend blickt sie sich um, sieht den Baum und ist mit wenigen Schritten bei dem großen Stamm und schafft es,  in sein ausladendes Geäst zu klettern. Wieder ist es ein Baum, unter dessen mächtigem, wenn auch ordentlich ramponiertem Laubdach, sie wie unter einem schützendem Zelt, Schutz findet.

In halber Höhe des Baumes entdeckt Uuma zwei starke dicke Äste, die eine Art Mulde bilden und hockt sich dort einfach hin. Sie weiß nicht, wie lange sie dort nur sitzt und vor sich hin starrt, aber irgendwann dringen die zuvor gesehenen Bilder des Grauens wirklich in ihr Bewusstsein und damit auch die Empfindungen von Schmerz, Leid und der Todesangst, die sie in den Gesichtern der fliehenden und sterbenden Menschen gesehen hat. Die Gefühle überfallen sie mit ganzer Wucht und sie kann nicht mehr an sich halten. Die Hilflosigkeit, diese schreckliche Hilflosigkeit, mit der sie alles mitangesehen hatte, tobt in ihrer Brust. Die Schreie des Entsetztens kommen erst jetzt aus ihrer Kehle, wie ein Echo des Grauens. In der Geborgenheit des alten Baumes, der für sie ein lebendiger Ausdruck ihrer geliebten Göttin, der Mutter Erde ist, rinnen die Tränen über ihre Wangen und Schluchzen schüttelt sie. Sie mag eine Jägerin sein, aber das, was durch die Straßen der Stadt jagt ist kein Wild. Die Unterwelt, über die sie nur in Legenden von ihren Schrecken gehört hat, scheint mitten unter ihnen ein großes Tor geöffnet zu haben, durch dass sie nun alle strömten.

Uuma beginnt vor und zurück zu schaukeln, ihr inneres Gleichgewicht suchend, während sie sich weiterhin schluchzend ihrer großen Mutter, mit innig gemurmelten Worten in ihrer Muttersprache zuwendet. Der Rhythmus, der wie Wogen auf und ab, und dabei vor und zurück wogt, gibt ihr Kraft und lässt den Rest der Starre, die sie mit eisigem Griff umklammert hatte, von ihr abfallen.

Uuma erhebt sich, wischt sich mehrmals mit dem Ärmel über das Gesicht, als würde sie die letzten Spuren der Schwäche von sich entfernen wollen und mit wieder wachen Sinnen lauscht sie um sich. Uuma hört die peitschenänlichen zischenden Schläge, die seit dem Ausbruch des flammenden Infernos ab und an die Luft erfüllen. Sie hat gesehen, was sie verursachen. Lichtblitze zucken plötzlich durch die Düsternis von Rauch und diesem schwarzen Etwas, das über dem Marktplatz schwebt und Uuma springt auf ihre Füße, schlingt ihre Arme Halt suchend um den Stamm, denn sie hat die wabernde Masse aus verdichteter Schwärze gesehen, und  die glühenden Augen, die überall, wohin sie blickten, Feuerbälle gespuckt haben.
In Erwartung weiterer Feuerbälle kann sie nicht verhindern, am ganzen Leibe zu zittern, dann durchdringt ein Kreischen die Luft, dass sie auch losschreit und sich noch fester mit aller Kraft an den Stamm klammert. Der kurz darauf folgende Donnerschlag lässt den Baum erzittern, knarren und schwanken. Uumas Beine geben einfach nach, ihre Arme lösen sich vom Stamm, während sie von dem Dröhnen in ihrem Kopf die Besinnung verliert.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 09. Nov. 2005, 10:37 Uhr
Die Fahrt auf dem  kleinen Wagen bereitet Henry an diesem Tag weniger Probleme als am Vortag und schon als sie durch das südliche Stadttor kommen sieht er, dass die Stadt sich noch immer in einem Ausnahmezustand befindet. Überall ist die Stadtgarde gegenwärtig und wird von Bürgern bei den Aufräumungsarbeiten unterstütz, aber so viele ziehen suchend oder hinter einem Tuch schluchzend durch die Straßen und Gassen, dass es Henry in der Seele schmerzt. Was für ein Leid... Welche Zerstörung....  

Henrys Blick ist dunkel und sein Gesicht wird immer versteinerter, je näher sie dem Marktplatz kommen, denn als die Blaumäntel ihn erkennen, lassen sie ihn durch die Absperrung, wenn ihre Blicke ihm auch stumm sagen, dass er lieber nicht hinfahren sollte. Er nickt ihnen zu und macht sich auf das Schlimmste gefasst, doch als sie zwischen Geröll und schon weggeräumten Leichen, die am Rand des Platzes in langen Reihen liegen, das roßsteinsch´e Anwesen erreichen, wird er blass. "Bei den Göttern!" entfährt es ihm und Yohn nickt, während Tharonn vom Wagen springt und ihm von der Bank hilft. Vor dem großen Loch in der Mauer liegen die Trümmer der Mauer und auch Steine des Hauses bis ein Stück auf den Marktplatz verstreut und im Garten steht nur noch die alte Kastanie, wie durch ein Wunder nur an einer Seite leicht angesengt.

Langsam ist sein Schritt, nicht nur wegen seiner ramponierten Seite, denn er muss es erst glauben, was er vor sich sieht: Orgas Haus ist fast dem Erdboden gleich, nur Mauerreste, die ihm nicht einmal bis zum Kopf reichen, stehen hier und da noch und ragen aus dem Schutt heraus, kein Balken ist mehr zu sehen, nur eine dicke Schicht Asche bedeckt alles. Henry erreicht die Kastanie, blickt zu dem Platz, wo einst das Gesindehaus, Stall und Scheune gestanden hat; alles ist nur noch Asche, kein Balken ragt mehr heraus, nur Staub und Asche. Henry schüttelt den Kopf. "Was für eine Hitze hat hier gewütet? Nicht einmal ein Balken hat das Feuer überstanden?" Er kann nicht glauben, dass es ein normales Feuer war, denn immer blieben die alten schweren Balken bei jedwedem Hausbrand erhalten, aber hier... alles war zu Asche verbrannt...

Henry lehnt sich an den Stamm des alten Baumes. "Du hast genug Lebenssaft gehabt, um das hier zu überstehen..." Er streicht mit der flachen Hand liebevoll über die aschebedeckte Rinde des Baumes und blickt nach oben in seine Krone. Er merkt nicht, wie ihm die Tränen über die Wangen laufen und auf seinen Lederwams tropfen, den Marie wieder sauber geschrubbt hatte. "Was ist das?" Aufmerksam fixieren seine nur noch leicht geschwollenen Augen die abgeknickten Zweige, als wäre etwas von oben heruntergebrochen. Er will seinen Blick schon wenden, weil er vermutet, dass ein Steinbrocken bei der Explosion zur Krone geschleudert wurde und dann nach unten durch den Baum gebrochen ist, aber dann sieht er an einem der abgebrochenen Äste etwas baumeln.

Das Medallion... Himmel, das hat Uuma getragen...!  Es hängt zwei Schritte hoch im Baum und nachdem Tharonn es ihm heruntergeholt hat besieht er es sich genau. Das Lederband ist abgerissen, aber ansonsten ist es unbeschädigt und erzeugt ein sanftes Gefühl in seiner Hand, beruhigend und wohltuend, dass er nachdenklich den Kopf schüttelt und sich fragt, ob ihn seine Sinne narren. "Uuma muss hier gewesen sein!" teilt er Yohn und Tharonn mit, die ihren Rundgang beendet haben, aber auch nur feststellen konnten, dass nichts mehr übrig ist, als Trümmer und die sich wundern, dass rundherum in der Mauer sonst kein Loch zu finden ist. "Ich muss wissen, ob Uuma noch lebt..., sie war hier..." Henry zeigt auf die Spuren in der dicken Ascheschicht, die alles überdeckt, in der auch deutlich kleine Hufabdrücke zu sehen sind, wenn das Pony auch für seinen Geschmack merkwürdige Kreise gezogen hat."Mich beunruhigen die breiten schaufelartigen Abdrücke. Sie sehen aus, als wenn sie von den kleinen hundeähnlichen Kreaturen stammen..." Er spricht nicht weiter, denn auch Yohn und Tharonn wissen, was das bedeuten kann.

"Yohn, fahr uns zu Uumas Haus! Ich muss wissen, ob die kleine Wilde den gestrigen Tag überlebt hat. ...Sie muss sich Sorgen um uns gemacht haben, dass sie hier war." Henry hat das Gefühl, als würde ein Messer in seiner Brust herumgedreht.  Wenn sie umgekommen ist, nur weil sie hier war...?

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 21. Nov. 2005, 04:31 Uhr
Der große Wagen mit den zwei schweren Zugpferden rumpelt zum wiederholten Male an diesem Tag, wie auch schon die Tage zuvor, auf das roßsteinische Anwesen. Das Loch in der Mauer haben sie als erstes geschlossen, dass man wieder nur durch die beiden Tore das Anwesen betreten kann. Alle Knechte, die Henry auf dem Pferdehof nur irgendwie enbehren kann sind seit Tagen damit beschäftigt, die verwertbaren Steine  des zerstörten Hauses auf den Wagen zu laden und zum Pferdehof zu fahren. Dort will Henry noch vor dem ersten Frost auf der ehemaligen Heuwiese die neuen Fundamenten für die Gesindehäuser errichten lassen, denn kaum war er an dem Tag nach dem  Dämon vom Besuch bei Uuma im Langhaus zurück, da kam ein Bote aus Verd und brachte ihm die Nachricht, dass die ehemaligen Knechte des Pferdezüchters der Verder Kaltbüter, sich in einem Mondlauf etzwa auf den Weg zu ihm begeben würden, weil der große Hof endlich einen Käufer gefunden hätte. Der neue Besitzer, ein Händler, hatte sein eigenes Gesinde und so kam der größte Teil der Männer und Frauen mit ihren Kindern zu ihm, wie Henry es ihnen seinerzeit angeboten hatte. Wer konnte ahnen, dass er ihnen jetzt nicht einmal eine Bleibe anbieten konnte.

Henry würde die Tage in der Harfe nach Zimmern für die fünf Frauen und die Kinder fragen müssen, denn bis zum Frühling will er sie gut untergebracht wissen. Für die Männer konnte er noch in der Scheune oben Schlafplätze schaffen, wenn es auch eine Notlösung war. Dafür würden sie im Frühling die kleinen Häuser für die Familien und je eines für die ledigen Knechte und Mägde bauen. Henry braucht für die kommenden Jahre gute verlässliche Knechte, wenn er die Stutfohlen alle behalten will,  um die Zucht zu vergrößern. Bassus Angebot, ihn mit Heu und Hafer zu versorgen kommt ihm da sehr unterstützend zur Hilfe, denn das hätte ihn das meiste Gold gekostet, müsste er es hier in der Gegend den Bauern abkaufen.

So in Gedanken versunken reißt ihn Yohn mit seinem Ruf aus seinen Planungen, der nur auf den freigelegten dicken  Lukendeckel zum Keller zeigt, der vollkommen unbeschädigt unter den Steinen verborgen lag. "Himmel! Da unten liegen  fast alle Matratzen und Teppiche aus dem Haus!"  ...und Orgas Truhe...  Henry strahlt, als sie die gefüllten Kellerräume kontrollieren, sogar sein beträchtlicher Vorrat an gutem Roten ist unversehrt. "Yohn besorg  Riegel und Schloss, nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, sich hier zu bedienen. Die Sachen brauchen wir im Frühling in den neuen Gesindehäusern." weist er Yohn an, der sich gleich auf den Weg macht.

Langsam beginnt Henry den Verlust des Hauses gar nicht mehr als solch ein Unglück anzusehen, denn die Explosion hatte ihnen gute behauene Flussteine beschert, mit denen er draußen starke Fundamente bauen lassen konnte, denn sie flogen zwar auseinander, aber waren fast alle unbeschädigt und somit verwendbar. Vielleicht sollte ich nur  den Kellereingang übermauern, und  über dem Ablussloch zur Kanalisation einen Abbort bauen lassen und dann das große Anwesen in einen öffentlichen Park mit Bänken und einem Laubengang verwandeln? Das würde Orga bestimmt gefallen. Henry überlegt eine ganze Weile hin und her, dann hat er seinen Entschluss gefasst. Hier am Eingang, da wo er gerade steht soll eine grüne Marmortafel auf einen Fels gelehnt stehen mit den eingemeißelten Buchstaben: "Öffentlicher Park In Gedenken an Orga von Roßstein". Je länger er darüber nachdenkt, um so mehr Elemente der Gestaltung kommen ihm in den Sinn.

Henry lehnt an dem Eisentor, pafft seine Pfeife und lächelt in sich hinein, dass einer der vorbeieilenden Bürger mitleidig mit dem Kopf schüttelt. Henry kann sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen. "Alter Junge, jetzt denken sie schon, du bist ganz und gar übergeschnappt." Schmunzelnd geht er wieder zu den arbeitenden Knechten und freut sich über jeden Stein, den sie aus den noch immer mannshohen Trümmerhaufen holen. Es würde noch Tage brauchen, alle zum Pferdehof zu schaffen, aber noch hielt sich das Wetter und mit ein wenig Glück würden bis zum ersten Frost die Fundamente draußen draußen stehen, dann gäbe es ein Festessen mit Wildschwein am Spieß und einem Fass Dunkelbier. Die Schufterei musste belohnt werden,  wenn sie das auch schlussendlich alles für ihre eigenen Unterkünfte taten.

Titel: Re: Das Haus von Roßstein
Beitrag von Henry am 11. Dez. 2005, 23:29 Uhr
Die Tage werden immer kühler, während die Bäume ihr letztes herbstliches Laub abwerfen. Henry blickt zur kahlen Krone der großen Kastanie und zieht seine warme Lederjacke vor der Brust zusammen. Der letzte Wagen, voll beladen mit den letzten Steinen des ehemals stolzen Roßsteinhauses rumpelt durch das Tor Richtung Pferdehof davon. Nur das Fundament des Hauses, aus starkem Fels gehauen und der Fußboden des Erdgeschosses aus dicken Steinplatten, sind unter dem riesigen Trümmerberg nach vielen Tagen emsigen Abtragens der Trümmer vollkommen erhalten zum Vorschein gekommen.
Henry hatte die Knechte angewiesen, bis zu diesem Steinplattenboden die noch wenigen, herausragenden Mauerreste abzuklopfen und so erhebt sich jetzt das gesamte Fundament wie ein Podest aus dem Garten. Henrys Gedanken wandern in die Vergangenheit, er sieht den Schrank mit den kostbaren geschliffenen Gläsern und der Karaffe mit dem guten Roten in der Ecke des großen Salons stehen, wo jetzt nur noch auf dem Boden der Bereich zu sehen ist, wo einst der große Kamin stand, in dem er für Orga ein knisterndes Feuer am ersten Abend entzündet hatte, als sie aus Verd angereist kam. Henry schüttelt die ihn plötzich überfallenden Gedanken ab, denn Yohn ist zu ihm getreten. >>"Gut, dass der Überbau über Kellertreppe und Abtritt die Tage fertig geworden ist, ich glaube wir bekommen heute Nacht Frost."<<  Henry nickt zu Yohns Worten und betrachtet den schmalen Aufbau am Ende des Podestes, dessen Dach nach hinten schräg abfällt und der von vorne auf den ersten Blick nur als eine gut mannshohe Mauer zu erkennen ist. "Ja ich denke auch, dass wir das gerade noch rechtzeitig hinbekommen haben. Im Frühjahr lassen wir Zimmerleute die Balken mit den Geländern dazwischen, rundum das ganze Fundament arbeiten und pflanzen Kletterrosen und andere rankende Pflanzen. Die Steinbänke stellen wir dann innen gegen die Geländer. Ich glaube das wird sehr schön aussehen und wenn wir Knöterich zu Beginn mit pflanzen haben wir im Hochsommer schon einige schattige Plätzchen."

Henry muss an Orga denken, was sie zu seiner Idee sagen würde und ihm ist wieder, als würde sie ihn anlächeln. Auch Yohn scheint ähnliches im Kopf herumzugehen, denn nur wenn er in seiner Gegenwart von Orga spricht wandert sein Blick wie jetzt, in weite Ferne. "Es würde Orga bestimmt gefallen. Es macht keinen Sinn, das Haus wieder aufzubauen, wenn wir draußen die Zucht haben." Yohn nickt zu seinen Worten. "Ich würde wegen Mara niemals das Grundstück verkaufen, aber bis sie erwachsen ist bleiben wir draußen. Orga ist auch so aufgewachsen und es ist möglich, dass Mara niemals in der Stadt wohnen möchte." Seit Orgas Tod ist Yohn der einzige, dem Henry schon mal seine Überlegungen mitteilt. Mit Marie kann er gut über seine Tochter, die Amme oder die Mägde reden, aber was seine Pläne für die Zukunft betreffen, da ist Yohn ihm der geeignetere Gesprächspartner.  

"Komm Yohn, gehen wir uns noch einen warmen Met gönnen." Henry blickt rüber zur Harfe, die wie durch ein Wunder bei dem Dämonenangriff zur Freude aller, nicht abgefackelt wurde. "Ich muss noch wegen der Zimmer für die Mägde aus Verd nachfragen." Mit einem "Klack" ist das große Tor verschlossen und sie stapfen die wenigen Schritte hinüber zu dem einladenden Gasthaus, dessen warmes Licht an kalten Tagen noch viel wärmer aus den bleiverglasten Fenstern zu scheinen scheint.

Titel: Re: Der Park im Herzen Talyras (Das Haus von Roßst
Beitrag von Henry am 30. Apr. 2006, 14:48 Uhr
Der Frost hat längst den Erdboden verlassen, als Handwerker aus dem Handwerskviertel, einen Karren mit allerlei Gerätschaften, Säcken und Steinplatten beladen, durch das weit offene Tor des Anwesens der Von Roßstein fahren. Henry hatte die Leute bestellt, damit der Erdgeschossboden ihres zerstörten Stadthauses, da wo die Innenwände einst die guten Steinplatten auf dem Fundament unterbrachen, mit dem gleichen Material ausgefüllt werden. Kaum ist der Wagen zum Halten gekommen, da ruckelt auch der Wagen mit den Holzbalken heran, die für das Geländer extra angefertigt wurden, das rundherum davor schützen soll, dass jemand hinunterstürzt, wenn es auch nur knapp einen Schritt hinunter ins Gras geht.
Den ganzen Tag wird gehämmert, gemischt, Platten gehauen, eingepasst und Löcher in großen Abständen rundherum in das Erdreich gebuddelt, wo die säulenartigen Fundamente mit den Eisen direkt neben dem Sockel in den Boden kommen, auf die dann die langen dicken Balken gesetzt werden, auf die wiederum die Hölzer befestigt werden, die die ganze erhöhte Plattform später mit großen Freiräumen dazwischen, mit rankendem Grün überspannen sollen. Henry und Yohn überwachen die Arbeiten, denn das Setzten der Fundamente für die tragenden Balken soll genau nach Plan geschehen, damit später nur die breiten Treppen in der Mitte auf den drei Seiten  ein Hinauf- und Hinunterkommen zulassen, denn am hinteren Ende befindet sich die Mauer des Aufbaus, in dem der Abstieg zum Keller verschlossen liegt, sowie der Abbort, denn es wäre dumm, nicht das vorhandene Abwasserloch zu nutzen, um den Park vor unerwünschter Verunreinigung zu schützen.  

Arbeitsreiche Tage vergehen so auf dem Roßsteinanwesen in der Stadt und zwei Siebentage vor dem Inariefest steht das Gebälk sicher und fest. Als der letzte Nagel in das Holz geschlagen ist lässt Henry ein Fass Bier von der Harfe schräg gegenüber herrollen und ein ganzes Schwein wird auf dem Spieß gebraten, um die Fertigstellung des Gebälks mit den dazugehörigen rustikalen Bänken zu feiern. Die Bänke stehen rundherum innen am Geländer entlang, sind schlicht, aber aus gutem Holz und fest mit dem Geländer verbunden. So sitzt man auf ihnen und weiht sie ein, während man mit den Bürgern aus der Nachbarschaft, die schon während der Arbeiten hin und wieder neugierig ihre Nase hereingestreckt haben, die Fertigstellung des riesigen pavillionähnlichen Gebildes feiert.
Auch dieser Abend geht vorüber und in den letzten Siebentagen vor dem Fest liefert ein Schmied das bestellte Eisengitter, mit dem der Brunnen bis auf ein kleines Loch für den Eimer abgedeckt wird, damit Kinder bei ihrem Spiel nicht in das tiefe Brunneloch fallen können. Henry hatte mit seinen Knechten, wie er es schon auf dem Pferdehof hat, eine erhöhte Rinne gemauert, in der das Wasser bis zum Abbort fließt und man drinnen nur einen Hebel nach unten drücken muss, damit sich die dicke Holzscheibe hebt und Spülwasser das Ablussloch sauber hält. Henry kann sich schon lebhaft vorstellen, wie auch die Kinder Talyras in den heißen Sommertagen in und um die Rinne spielen, wie er das als Kind auf dem Gut von Roßstein oft getan hat. Die große alte Kastanie hat kräftig ausgeschlagen und der Schatten würde Alt und Jung nach einem Marktbesuch zum Ausruhen einladen, denen kühles Wasser aus dem Brunnen zur Erfrischung reicht.
Noch zwei arbeitsreiche Tage für einige seiner Mägde und Knechte steht noch an, als der Gärtner kräftige junge Knöteriche liefert und neben jedem großen Stützbalken um den Pavillion eine Pflanze in das Erdeich gebuddelt werden muss. Auch die zwölf Steinbänke werden an diesem Tag vom Steinmetz geliefert und gemeinsam wandelt man durch den riesigen Garten und platziert sie dort, wo sie geeignet zum Verweilen erscheinen.

Mittlerweile ist nichts mehr von den Spuren des Dämonenangriffs zu sehen, denn saftiges Gras mit unzähligen Blumen hat den Boden wie einen farbenfrohen Teppich überzogen und als der Tag vor dem Inariefest angeborchen ist gibt Henry allen abkömmlichen Mägden den Auftrag so viele bunte Bänder zusammen zu suchen oder sauber umsäumt herzustellen, dass der Pavillion zu Ehren der Göttin Inarie in bunter Farbenpracht Groß und Klein zum Verweilen einladen soll. So geschieht es und als die Sonne strahlend über dem Ildorel aufsteigt besteigen bis auf einige Knechte, die bei den Pferden auf dem Hof bleiben, alle den bunt geschmückten Heuwagen, auch Mariann mit ihrer Familie und Marie die Köchin. Henry lenkt bald den Wagen durch die Stadt und durch das hintere Tor des Roßsteinparkes, denn der Marktplatz ist schon für sämtliches Gefährt gesperrt.
Die Knechte heben die Mägde auf ihre Schultern, damit sie an die oberen Balken heranreichen und eine Stunde später weht und flattert es von sämtlichen Hölzern, dem Geländer rundherum. Das vordere Tor wird weit geöffnet, der Heuwagen in den hintersten Winkel des blühenden Gartens gestellt, da nähert sich ein Karren dem hinteren Tor und Henry öffnet dem Steinmetz, der ihm trotz des Festtages versprochen hatte die Gedenktafel zu liefern und ihrer Bestimmung zu übergeben. Mit vereinten Kräften heben die Knechte den schweren Marmor auf den großen Felsstein, der schon mit den Bänken geliefert wurde und lassen die Steinplatte vorsichtig auf den mit Rillen versehenen Felsbrocken nieder. Ein kurzes Ruckeln, aber die Rillen sind präzise gearbeitet und die Platte liegt schwer und unverrückbar.  

In dunkelgrünem Marmor, dunkel wie Moos, sind die schlichten Buchstaben tief in den blankpolierten Marmor gemeißelt:  "Öffentlicher Park in Gedenken an Orga von Roßstein" Wo vorher noch fröhliches Lachen und Geschäftigkeit geherrscht hatte ist jetzt Stille eingekehrt und selbst die Kinder spüren es und werden ruhig. Mariann reicht ihm Mara, Frederik und Anna stellen sich zu ihm und alle versammeln sich um den Stein und schweigen. Henry räuspert sich und blickt in die Runde. "Jetzt ist es soweit!", erhebt er seine tiefe Stimme. "Vor einem Jahr wurde Orga aus unserer Mitte genommen und auch wenn sie immer in unseren Herzen weiterleben wird, so war es mir ein Bedürfnis, meiner geliebten Frau und eurer Herrin,"  er legt seiner kleinen Tochter seine große Hand zärtlich auf den Kopf, "und dir kleine Mara deiner Mutter und euch beiden, Frederik und Anna eurer Pflegemutter, diese Gedenktafel an einen Ort zu stellen, an dem wir nach einer langen Zeit der Trennung wieder ein gemeinsames Glück erfahren durften, von dem ich nur zu hoffen gewagt habe, wenn ich es auch in meinem Herzen geahnt habe, dass Orga und ich eines Tages wieder vereint sein würden." Henry schweigt und sein Blick verliert sich in dem dunklen Grün des Marmors, während er Maras blonden Schopf zärtlich an seine Wange drückt. "Wie wir eines Tages auch wieder vereint sein werden, wo immer das sein mag." Ein Lächeln vertreibt bald wieder seinen ernsten Blick und er schaut in die Runde. "Orga hat nie gewollt, dass wir Trübsal blasen und ich denke, dass der durch unserer Hände Arbeit entstandene Park mit seinem riesigen Pavillion Orga gefallen würde und sie wäre sicher die Erste, die ihr Tanzbein darin schwingen würde." Henry lacht, auch wenn seine Augen feucht glitzern und er schlägt in seine kräftigen Hände. "Also warauf wartet ihr? Euer Spielmann soll seine Fiedel heraus holen und aufspielen!"

Nur zaghaft bewegen sie sich zum Pavillion und der lange hagere Mann unter der Verder Knechtschaft, der ein wunderbares Händchen für seine Fiedel hat, holt sie aus dem Wagen und begibt sich die Stufen hinauf und beginnt eine Weise zu spielen, die ihnen allen vertraut ist, kommt sie doch aus dem Verder Land, wo er mit Orga aufgewachsen ist. Bei den ersten Klängen verstummen alle kurz und blicken zu ihm, aber Henry lässt sich nicht unterkriegen und beginnt in die Händen zu klatschen und bald schwingen die Mägde und Knechte ihr Tanzbein, dass Henry zufrieden nickt und weiter kräftig im Takt mitklatscht, dass bald sogar die ersten Neugierigen durch das Tor zu ihnen kommen und Henry nickt einladend. Im Sommer meine geliebte Orga, wenn die Kletterpflanzen ihre ersten Ausläufer um die Balken geschickt haben wird es noch schöner hier aussehen. Ich werde auch noch einige Rosenbögen über die Wege spannen. Es soll ein Park werden, wie du ihn dir nicht schöner vorstellen kannst meine Liebste, wenn auch die Holzbalken den Pavillion eher etwas robust aussehen lassen, aber warte nur, wenn er in zwei Jahren ganz bewachsen ist, dann wird er dir bestimmt noch besser gefallen.



Powered by YaBB 1 Gold - SP 1.3.2!
Forum software copyright © 2000-2004 Yet another Bulletin Board