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Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Der Roßsteinpark
(Thema begonnen von: Henry am 02. Mai 2006, 03:33 Uhr)

Titel: Der Roßsteinpark
Beitrag von Henry am 02. Mai 2006, 03:33 Uhr
Der Frost hat längst den Erdboden verlassen, als Handwerker aus dem Handwerkerviertel, einen Karren mit allerlei Gerätschaften, Säcken und Steinplatten beladen, durch das weit offene Tor des Anwesens der Von Roßstein fahren. Henry hatte die Leute bestellt, damit auf dem knapp einen Schritt aus dem Erdreich ragenden ehemaligem Erdgeschossboden ihres zerstörten Stadthauses ein Art Pavillion entsteht. Kaum ist der Wagen zum Halten gekommen, da ruckelt auch ein anderer, voll beladen mit Balken und  Brettern aus gutem Eichenholz heran. Den ganzen Tag wird gehämmert, Mörtel in Kübeln gemischt, Steinplatten ausgebessert, die tragenden Balken auf Flußsteine gesetzt und an das alte Gemäuer geschlagen und die Querbalken für das Geländer eingepasst. Henry und Yohn überwachen die Arbeiten, denn die tragenden Balken müssen genau nach Plan angebracht werden, damit später nur die breiten Treppen in der Mitte der drei Seiten ein Hinauf- und Hinunterkommen zulassen, denn rundherum wird ein Holzgeländer vor dem Herunterallen schützen. Am hinteren Ende befindet sich die Mauer des Aufbaus, in dem der Abstieg zum Keller verschlossen liegt, sowie der Abbort, denn es wäre dumm, nicht das vorhandene Abwasserloch zu nutzen, um den Park vor unerwünschter Verunreinigung zu schützen.  

Arbeitsreiche Tage vergehen so auf dem Roßsteinanwesen in der Stadt und zwei Siebentage vor dem Inariefest steht das Gebälk sicher und fest. Als der letzte Nagel in das Holz geschlagen ist lässt Henry ein Fass Bier von der Harfe schräg gegenüber herrollen und ein ganzes Schwein wird auf dem Spieß gebraten, um die Fertigstellung des Gebälks mit den dazugehörigen rustikalen Bänken zu feiern. Die langen Bänke stehen innen rundherum am Geländer entlang, sind schlicht, aber aus gutem Holz und fest mit dem Geländer verbunden. So sitzt man auf ihnen und weiht sie ein, während man mit den Bürgern aus der Nachbarschaft, die schon während der Arbeiten hin und wieder neugierig ihre Nase hereingestreckt haben, die Fertigstellung des riesigen pavillionähnlichen Gebildes feiert.
Auch dieser Abend geht vorüber und in den letzten Siebentagen vor dem Fest liefert ein Schmied das bestellte Eisengitter, mit dem der Brunnen bis auf ein kleines Loch für den Eimer abgedeckt wird, damit Kinder bei ihrem Spiel nicht in das tiefe Brunneloch fallen können. Henry hatte mit seinen Knechten eine kniehohe dicke Mauer mit einer breiten Rinne oben darin gearbeitet, die vom Brunnen bis zum Ende des Pavillions mit Wasser gefüllt werden kann, wo es durch ein armdickes Loch im Mauerwerk des Abtritts bis zu einer dicken Holzscheibe fließt. Man braucht nur einen Hebel nach unten zu drücken und schon ergießt sich das Wasser in das Ablussloch. Henry weiß, dass die breite Wasserrinne, die etwa sieben Schritt durch den Garten führt, in den heißen Sommertagen den Kinder eine wunderbare Möglichkeit zum Planschen bietet und hat sie darum etwas niedriger, aber dafür breiter ausfallen lassen. Die große alte Kastanie, die diesen Frühling kräftig ausgeschlagen hat würde Alt und Jung nach einem Marktbesuch zum Ausruhen einladen, denen kühles Wasser aus dem Brunnen zur Erfrischung reicht.
Noch zwei arbeitsreiche Tage für einige seiner Mägde und Knechte stehen noch an, als der Gärtner kräftige junge Knöteriche liefert und eine Pflanze neben jeden Balken des Pavillions in das Erdeich gebuddelt werden muss. Auch die zwölf Steinbänke werden an diesem Tag vom Steinmetz geliefert und gemeinsam karrt man sie durch den riesigen Garten und platziert sie dort, wo sie geeignet zum Verweilen erscheinen.

Mittlerweile ist nichts mehr von den Spuren des Dämonenangriffs zu sehen, denn saftiges Gras mit unzähligen Blumen hat den Boden wie einen farbenfrohen Teppich überzogen und als der Tag vor dem Inariefest angeborchen ist gibt Henry allen abkömmlichen Mägden den Auftrag so viele bunte Bänder zusammen zu suchen oder sauber umsäumt herzustellen, dass der Pavillion zu Ehren der Göttin Inarie in bunter Farbenpracht Groß und Klein zum Verweilen einladen soll. So geschieht es und als die Sonne strahlend über dem Ildorel aufsteigt besteigen bis auf einige Knechte, die bei den Pferden auf dem Hof bleiben, alle den bunt geschmückten Heuwagen, auch Mariann mit ihrer Familie und Marie die Köchin. Henry lenkt bald den Wagen durch die Stadt und durch das hintere Tor des Roßsteinparkes, denn der Marktplatz ist schon für sämtliches Gefährt gesperrt.
Die Knechte heben die Mägde auf ihre Schultern, damit sie an die oberen Balken heranreichen und eine Stunde später weht und flattert es von sämtlichen Hölzern und dem Geländer rundherum. Das vordere Tor wird weit geöffnet, der Heuwagen in den hintersten Winkel des blühenden Gartens gestellt, da nähert sich ein Karren dem hinteren Tor und Henry öffnet dem Steinmetz, der ihm trotz des Festtages versprochen hatte die Gedenktafel zu liefern und ihrer Bestimmung zu übergeben. Mit vereinten Kräften heben die Knechte den schweren Marmor auf den großen Felsstein, der schon mit den Bänken geliefert wurde und lassen die Steinplatte vorsichtig auf den mit Rillen versehenen Felsbrocken nieder. Ein kurzes Ruckeln, aber die Rillen sind präzise gearbeitet und die Platte liegt schwer und unverrückbar.  

In dunkelgrünem Marmor, dunkel wie Moos, sind die schlichten Buchstaben tief in den blankpolierten Marmor gemeißelt:  "Öffentlicher Park in Gedenken an Orga von Roßstein" Wo vorher noch fröhliches Lachen und Geschäftigkeit geherrscht hatte ist jetzt Stille eingekehrt und selbst die Kinder spüren es und werden ruhig. Mariann reicht ihm Mara, Frederik und Anna stellen sich zu ihm und alle versammeln sich um den Stein und schweigen. Henry räuspert sich und blickt in die Runde. "Jetzt ist es soweit!", erhebt er seine tiefe Stimme. "Vor einem Jahr wurde Orga aus unserer Mitte genommen und auch wenn sie immer in unseren Herzen weiterleben wird, so war es mir ein Bedürfnis, meiner geliebten Frau und eurer Herrin,"  er legt seiner kleinen Tochter seine große Hand zärtlich auf den Kopf, "und dir kleine Mara deiner Mutter und euch beiden, Frederik und Anna eurer Pflegemutter, diese Gedenktafel an einen Ort zu stellen, an dem wir nach einer langen Zeit der Trennung wieder ein gemeinsames Glück erfahren durften, von dem ich nur zu hoffen gewagt habe, wenn ich es auch in meinem Herzen geahnt habe, dass Orga und ich eines Tages wieder vereint sein würden." Henry schweigt und sein Blick verliert sich in dem dunklen Grün des Marmors, während er Maras blonden Schopf zärtlich an seine Wange drückt. "Wie wir eines Tages auch wieder vereint sein werden, wo immer das sein mag." Ein Lächeln vertreibt bald wieder seinen ernsten Blick und er schaut in die Runde. "Orga hat nie gewollt, dass wir Trübsal blasen und ich denke, dass der durch unserer Hände Arbeit entstandene Park mit seinem riesigen Pavillion Orga gefallen würde und sie wäre sicher die Erste, die ihr Tanzbein darin schwingen würde." Henry lacht, auch wenn seine Augen feucht glitzern und er schlägt in seine kräftigen Hände. "Also warauf wartet ihr? Euer Spielmann soll seine Fiedel herausholen und aufspielen!"

Erst nur zögerlich bewegen sie sich zum Pavillion und der lange hagere Mann unter den Verder Knechten, der ein wunderbares Händchen für seine Fiedel besitzt, holt sie aus dem Wagen und begibt sich die Stufen hinauf und beginnt eine Weise zu spielen, die ihnen allen vertraut ist, kommt sie doch aus dem Verder Land, wo er mit Orga aufgewachsen ist. Bei den ersten Klängen verstummen alle kurz und blicken zu ihm, aber Henry lässt sich nicht unterkriegen und beginnt in die Händen zu klatschen und bald schwingen die Mägde und Knechte ihr Tanzbein, dass Henry zufrieden nickt und weiter kräftig im Takt mitklatscht, dass bald sogar die ersten Neugierigen durch das Tor zu ihnen kommen und Henry nickt einladend. Im Sommer meine geliebte Orga, wenn die Kletterpflanzen ihre ersten Ausläufer um die Balken geschickt haben wird es noch schöner hier aussehen. Ich werde auch noch einige Rosenbögen über die Wege spannen. Es soll ein Park werden, wie du ihn dir nicht schöner vorstellen kannst meine Liebste, wenn auch die Holzbalken den Pavillion eher etwas robust aussehen lassen, aber warte nur, wenn er in zwei Jahren ganz bewachsen ist, dann wird er dir bestimmt noch besser gefallen.

Titel: Re: Der Roßsteinpark
Beitrag von Henry am 03. Mai 2006, 12:45 Uhr
Nach der Weise aus dem Verder Land folgen andere und seine Knechtschaft mitsamt der großen und kleinen Kinder freut sich offensichtlich über die Möglichkeit, sich ausgelassen den Fiedelklängen ihres Spielmannes hinzugeben. Henry lässt seinen Blick jedoch bald schon gedankenverloren über das Anwesen streifen, das sich zu einem kleinen Park verwandelt hat, wenn auch noch einige Wege fehlen. Henry will im Herbst sehen wohin die Füße der Besucher sie getragen haben und dann die letzten Wege entsprechend anlegen. Linkerhand hinter dem Pavillion, wo einst die vielen Obstbäume von dem stattlichen Herrenhaus bis hin zur nördlichen Gartenmauer standen, die alle dem Brand zum Opfer gefallen waren, will er diesen Frühling neue junge Obstbäume setzten und mittendrin ein Rechteck aus schweren Holzbohlen fest im Boden verankern, in das er feinen Sand vom Strand schütten will. So hätten die kleinen Kinder etwas zum Buddeln und spielen und auch ein starkes Holzgerüst mit Schaukeln hat er im Sinn, auf denen nicht nur Kinder sich vergnügen könnten. An der langen Mauer entlang, rundherum, sieht Henry in Gedanken schon die  Kletterrosen sich üppig hinauf um die Eisenstäbe ranken, die nach wie vor aus der Mauer ragen und kein unerlaubtes Darüberhinwegsteigen ermöglichen. Bis in den Herbst hinein würden jeden Sonnenlauf die Kletterrosen das Auge mit blühender und duftender Blütenpracht erfreuen. Erst in ein paar Jahren wird der Park richtig bewachsen sein, denn die jungen Pflanzen würden Zeit brauchen, aber dann würde der kleine Park bestimmt eine Zierde für die Stadt werden, wie die neuen Fassaden rundherum um den Marktplatz und die gepflegten Gärten vor manchen Häusern. Henry ist sich bewusst, dass er jeden Tag einen Knecht, am besten zusammen mit einer Magd, zur Pflege des Parkes in Stadt wird schicken müssen, damit er immer gepflegt und sauber ist, aber das ist ihm die Oase der Ruhe am Rande des Marktplatz wert. Es ist Orgas Andenken, das er damit pflegt und der Gedanke erfüllt ihn mit stiller Freude. Henry grinst in sich hinein. Wahrscheinlich muss er die Tage einen Plan aufstellen, damit jeder Knecht und jede Magd in den Genuss dieses Stadtdienstes kommt.

Die Sonne erreicht ihren höchsten Stand und langsam füllt sich der Marktplatz mit hungrigem Volk von Nah und Fern, doch Ogmar, der oberste Knecht aus Verd, der auch bei ihm auf dem Pferdehof die Funktion übernommen hat, war schon so geistesgegenwärtig, alle zusammen zu trommeln und Yohn spricht ihn nun an, dass es Zeit ist, sich zur Festtafel zu begeben. Henry schmunzelt, denn er hat Ogmars Bemühungen erfreut zur Kenntnis genommen und es wird wirklich höchste Zeit, damit sie sich alle gemeinsam am Ende einer der langen Tafeln versammeln können. Ogmar hat einen ausgesprochenen Sinn für Zusammenhalt, sonst wäre er sicher nicht mit dem überwiegenden Teil der Verder Knechtschaft zu ihm nach Talyra gekommen und so bahnen sie sich einen Weg zu einer der vielen Tischreihen, die in der Nähe des Tanzbodens enden und sitzen bald unter den gelben Sonnensegeln in erwartungsvoller Eintracht zusammen. Henry grüßt hier und da bekannte Gesichter, während die Köchin mit Mara auf dem Schoß neben ihm sitzt, dann von Mariann mit Anna und ihrer Famílie gefolgt, Frederik, Yohn und Ogmar auf der anderen Seite neben ihm. Das Gesinde hat sich ein ganzes Stück rechts und links die Tafel hinunter angeschlossen und Henry gefällt die Präsenz seiner Leute bei dem Fest um ihn herum. Orga, wenn du jetzt noch an meiner Seite säßest, dann wäre das Glück vollkommen. Mara mit ihrem freudigen Gequitsche über die kleine Fee, die über ihr flattert und sie mit goldenem Glitzer bestäubt reißt ihn aus den Gedanken und Henry verneigt sich angedeutet dankend für die Aufmerksamkeit, was ihm gleich auch einen Glitzerregen beschert und ihn schallend lachen lässt. Es ist ein herrliches Fest, wenn ihm nicht Orgas greifbare Gegenwart so schrecklich feheln würde, denn in dem Glanz und dem Freudentaumel vermisst er sie noch mehr als er es sonst schon tut.  

Titel: Re: Der Roßsteinpark
Beitrag von Svarnal am 27. Juni 2006, 13:30 Uhr
<-- [url=http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1093168390;start=690#691]Der Marktplatz Talyras[/url]

Am Tag des Inarifestes, spät abends


Aingeal scheint in Richtung der Alten Schneiderei gegangen zu sein. Svårnal bahnt sich seinen Weg durch die immer noch zahlreichen ausgelassenen Feiernden und erreicht das Ende des Marktplatzes, wo das Roßstein-Anwesen beginnt. Es sind zwar auch hier noch einige Menschen unterwegs, doch er kann bereits die Straße weit vor ihm überblicken, die von vielen Laternen und Fackeln erhellt wird. Er geht eiligen Schrittes noch einige Zeit weiter und hält Ausschau nach dem orangenen, langen Kleid, das Aingeal trug, doch als er in Sichtweite der Silberschmiede kommt, wird er langsamer, und ihm kommen Zweifel, ob er sie vielleicht schon ohne es zu bemerken überholt hatte. Er beginnt wieder den Weg zurückzugehen, und blickt genauer in die dunklen Ecken zwischen den Häusern. Doch er entdeckt nichts, und will schon schulterzuckend zum Marktplatz zurückgehen, um Amardé eine Standpauke zu halten, als er kurz vor dem Marktplatz, auf Höhe des Roßstein-Parks, kurz innehält. Es war ihm, als hätte er ein Geräusch gehört, was nicht ganz in den vor ihm erschallenden Trubel passt. Und da hört er es wieder, jenseits der Mauer, die den Roßsteinpark von der Straße trennt, ein leises Schluchzen. Er legt schnell die wenigen Schritte zum Parkeingang zurück und geht hinein. Seine Augen brauchen eine kleine Weile, bis sie sich an die hier herrschende Dunkelheit gewöhnen, doch mit einem Mal bemerkt er eine zusammengesunkene Gestalt an der Mauer. Vorsichtig tritt er näher, er muß im Gegenlicht der Straße sicher recht monströs ausschauen.

Tatsächlich handelt es sich um Aingeal, die dort hingekauert hockt und den Kopf zwischen die Knie gezogen hat, immer wieder leise schluchzend, dass die Schultern jedes Mal leicht zusammenzucken.
Svårnal bleibt im Abstand von einem Schritt vor ihr stehen und kniet sich hin. Lange weiß er gar nicht so recht, was er jetzt sagen soll, und verwünscht den leichtlebigen Amardé wieder einmal, dessen Patzer er immer wieder ausbessern muss. Schließlich fasst er sich ein Herz.

"Aingeal ... " Die Frau vor ihm hört sofort auf mit Weinen, hält jedoch den Kopf gesenkt zwischen ihren Knien und verharrt regungslos erstarrt. "Aingeal, ich kenne Euch noch kaum, aber ich möchte mich für Amardé entschuldigen. Ich weiß nicht, was er Euch gesagt hatte, doch ich kann mir in etwa vorstellen, worum es ging. Es ist eine Last mit ihm, manchmal..." Svårnal seufzte und sricht  mehr zu sich selbst. "Er ist mir ein guter Freund geworden, und er ist sonst ein fabelhafter Mann, der in allen Lebenslagen zu einem hält, und hat ein gottgegebenes Talent für die Musik, doch wenn es um Frauen geht, ist er einer der liederlichsten Personen, die ich in meinem jungen Leben kennengelernt habe."
Aingeal schnieft kurz und beginnt, den Kopf langsam aus der Versenkung zu erheben, auch wenn sie den Blick weiterhin auf den Boden vor ihr gerichtet hält.
"Es tut mir leid - mehr kann ich nicht wirklich sagen. Amardé ist ein Dummkopf, wenn er Frauen wie Euch so vor den Kopf stößt."

Titel: Re: Der Roßsteinpark
Beitrag von Aingeal am 29. Juni 2006, 15:46 Uhr
Eine Zeit lang sitzt Aingeal so zusammengesunken an der Mauer des Roßsteinparks, als sie plötzlich Schritte auf dem Kies näher kommen hört. Sie rührt sich nicht, denn vielleicht sieht man sie im dunkel des Parkes gar nicht. Die Tränen bahnen sich weiterhin ihren Weg über ihre Wangen, wenn auch schon weniger zahlreich als noch vor wenigen Momenten, doch sie sind immer noch da.
Die Schritte kommen wirklich näher, und bleiben plötzlich stehen, Aingeal sieht aber gar nicht auf, sie will sich am liebsten gar nicht bewegen, einfach nur warten bis auch der noch immer ziehende Krampf im inneren vorübergegangen ist. Doch plötzlich hört sie eine doch bekannte Stimme ihren Namen sagen. Der ruhige Große ist mir wohl nachgegangen..., geht es ihr durch den Kopf und sie reißt sich zusammen, um immerhin nicht zu weinen, bleibt aber trotzdem zusammengesunken dort sitzen, wieder ein wenig starrer, denn was ihr jetzt gerade noch gefehlt hat, ist ein weiterer Mann. Und was, wenn das ruhige nur Fassade ist?, nimmt die Panik schon wieder überhand in ihr und sie will schon aufspringen, weiß aber das es ihr nicht möglich wäre, da sie dazu zurzeit einfach zu wacklig auf den Beinen ist – zu wenig getrunken hatte sie auf keinen Fall.

>>Aingeal, ich kenne Euch noch kaum, aber ich möchte mich für Amardé entschuldigen. Ich weiß nicht, was er Euch gesagt hatte, doch ich kann mir in etwa vorstellen, worum es ging. Es ist eine Last mit ihm, manchmal...<<, spricht Svarnal weiter, und seine Stimme hört sich ehrlich an. Nicht nach einer scheinheiligen Entschuldigung für seinen Freund. Dann fährt er, mehr wohl zu sich selbst als zu ihr, fort: >> Er ist mir ein guter Freund geworden, und er ist sonst ein fabelhafter Mann, der in allen Lebenslagen zu einem hält, und hat ein gottgegebenes Talent für die Musik, doch wenn es um Frauen geht, ist er einer der liederlichsten Personen, die ich in meinem jungen Leben kennengelernt habe.<< Oh ja, für Musik hat er viel Gefühl...und ich hatte wegen seiner Gabe dazu schon begonnen ihm zu vertrauen...

Aingeal schnieft einmal und fährt sich fahrig über ihr Gesicht als sie es endlich langsam hebt, dabei das Gefühl habend, das sogar das zu anstrengend für sie ist. Woher kommt bloß immer diese Schwäche?, fragt sie sich nun ernsthaft. Als sie sieht wie nahe Svarnal an sie herangekommen ist, schreckt sie in einem Moment auf, denn selbst in der Hocke ist er noch um einiges größer als sie und so drück sie sich mit weit aufgerissenen, vom weinen roten Augen an die Mauer, bis ihr das selbst bewusst wird, und sie sich wieder zu entspannen versucht, was ihr nur schwer gelingt. Fast wäre ihr ein feindseliges 'Verschwindet' über die Lippen gerutscht, als sie ihn so nahe gesehen hat, doch sie kann sich gerade noch auf die Lippen beißen. >>"Es tut mir leid - mehr kann ich nicht wirklich sagen. Amardé ist ein Dummkopf, wenn er Frauen wie Euch so vor den Kopf stößt.<<, entschuldigt sich Svarnal noch einmal für Amardé, bevor Aingeal noch etwas sagen kann. Frauen wie euch..., hallt es Aingeal im Kopf nach.

Müde schüttelt Aingeal den Kopf und meint dann, mit zittriger Stimme: "Es...nein, mir tut es leid. Ich wollte Euch nicht den Abend verderben. Amardé konnte nicht wissen wie ich auf einen eigentlich harmlosen Satz reagiere." Trotz der Panik die vorhin wieder in ihr aufgestiegen war, hat sie immerhin gemerkt das Svarnals Worte nicht irgendwelche ungehörigen Absichten hatten, das hatte auch ein wenig dazu beigetragen das ihr Kopf wieder ein wenig klarer wurde. Denn schon im Laufen hierher, war ihr klar geworden das sie wieder einmal überreagiert hatte, schließlich hatte Amardé wohl einfach zu viel getrunken. "Ihr hättet mir nicht nachgehen brauchen...ich...", Aingeal wird es nun endgültig peinlich das sie so vom Marktplatz gelaufen ist – aber immerhin kommen wieder ein paar Lebensgeister in sie zurück, und sie schafft es sich langsam an der Mauer aufzurappeln, wenn sie auch sehr schwankend dasteht. "Ich bin Männern gegenüber sehr misstrauisch müsst Ihr wissen, und der Einzige zu dem ich ein wenig Vertrauen gefasst hatte war Amardé, nur wegen der Musik. Und das hier heute...", sprudelt es zuerst aus Aingeal heraus, bis sie wieder verstummt und sich müde an die Mauer lehnt.

"Verzeiht, aber zum Marktplatz bringt mich heute nichts mehr. Richtet Amardé doch bitte eine Entschuldigung für mein Verhalten aus...", spricht Aingeal leise, und fügt noch leiser hinzu: "Wenn er wieder nüchtern ist.." Vorsichtig macht sie einen Schritt von der Mauer weg, und dann noch einen zweiten, sie schwankt zwar, aber sie schafft es dennoch. Nicht nur vom Alkohol schwankt sie, sondern auch die ganze Situation hat sie wieder einmal geschafft. "Ich werde mich nun wohl Richtung Schneiderei aufmachen...der Abend war anstrengend.", murmelt Aingeal neben Svarnal stehend, der sich bereits wieder aus der Hocke erhoben hat.

Titel: Re: Der Roßsteinpark
Beitrag von Svarnal am 30. Juni 2006, 01:10 Uhr
Während Aingeal sich langsam wieder fasst und etwas ruhiger wird, beginnt sie, sich zu entschuldigen. Svårnal ist schon fast versucht, ihr zu widersprechen, doch er lässt sie reden, es scheint ihr gut zu tun.

Es scheint ihr etwas peinlich zu sein, das Svårnal ihr gefolgt ist, denn sie weicht seinem Blick aus und meint:
"Ihr hättet mir nicht nachgehen brauchen...ich..."

Sie rappelt sich schließlich wieder mühsam empor und lehnt sich erschöpft an die Mauer.

"Ich bin Männern gegenüber sehr misstrauisch müsst Ihr wissen, und der Einzige zu dem ich ein wenig Vertrauen gefasst hatte war Amardé, nur wegen der Musik. Und das hier heute..."
Svårnal kann sie sehr gut verstehen - Amardé hat eine sehr gewinnende Art, wenn er ein Instrument in seiner Hand hat, und Menschen fassen schnell Vertrauen in ihn, wenn sie ihn in seiner Harmonia kennenlernen.

Sie versucht unsicher, sich von der Mauer zu lösen, und sagt leise:
"Verzeiht, aber zum Marktplatz bringt mich heute nichts mehr. Richtet Amardé doch bitte eine Entschuldigung für mein Verhalten aus... - Wenn er wieder nüchtern ist.."
Dann bewegt sie sich vorsichtig, Schritt für Schritt, auf den Torausgang zu. Svårnal ist ebenfalls aufgestanden und bleibt beständig an ihrer Seite, zu schwankend ist ihr Gang, als dass er sie einfach alleine hätte gehen lassen wollen.
Aingeal teilt ihm müde mit, dass sie zur Schneiderei zurück will, und macht Anstalten, wieder hinaus auf die Straße zu tapsen. Svårnal schaut kurz zum Marktplatz hinüber, wo laute Musik und fröhliches Geschrei herüberschallt, lässt seinen Blick dann über die Straße schweifen, wo einige  Feiernde teilweise schwankend, teilweise singend unsicher ihre Wege suchen, und wendet sich dann wieder Aingeal zu. Es war ihm eindeutig zu unsicher, die Dame in diesem Zustand einfach so den Weg durch die halbe Stadt gehen zu lassen.

"Verzeiht, ich würde Euch gerne noch bis zur Schneiderei begleiten. In dieser Nacht scheint es mir zuviele Gestalten in den Straßen Talyras zu geben, die den Zustand, in dem Ihr Euch momentan befindet, ausnutzen könnten."

Aingeal hält in ihren kurzen, langsamen Schritten inne und blickt ihn unsicher an. Hinter ihrer Stirn scheinen zwiegespaltene Gefühle zu kämpfen, Svårnal kann fast sehen, wie sie versucht, nach dem gerade vergangenen Erlebnis erneut wieder Vertrauen in einen ihr dazu noch recht unbekannten Mann zu fassen. Er würd es ihr nicht übel nehmen, wenn sie ihn doch einfach wieder zu Amardé zurückschickt.
Doch dann ringt sie ihren Lippen ein leichtes, kaum zu erkennendes Lächeln ab und meint: "Ich weiß nicht ... wenn sie das wollen? Es ist recht weit, und ich glaube, ich bin momentan nicht so gut bei Fuß. Ich habe Eure Zeit eigentlich schon reichlich beansprucht..."

Svårnal lächelt ebenfalls etwas unsicher. So macht Aingel es für ihn etwas leichter, denn er hätte auch in dem Fall, dass sie ihn zum Marktplatz zurückschickt, darauf bestanden, sie zu begleiten, er fühlt sich in diesem Moment verantwortlich, Aingeal ohne Zwischenfälle zur Schneiderei zurückzubringen.
So deutet er nur auf die Straße vor ihnen, als ob er ihr den Vortritt lassen will, und meint: "Ausgelassene Feiern waren ohnehin noch nie meine größte Leidenschaft, und Zeit habe ich noch die ganze Nacht. Amardé hat in weiser Voraussicht den morgigen Tag arbeitsfrei gehalten, ich vermute allerdings, vor allem für sich selbst."

Aingeal lächelt nun deutlich sichtbar und entspannt sich, und so gehen sie langsam, aber beständig die Straße vom Marktplatz weg. Es dauert eine ganze Weile, bis sie endlich an der Brücke ankommen, die über den Llarellon führt, doch Aingeal wird gegen Ende immer sicherer, während sie zu Anfang noch das eine oder andere Mal fast gestolpert wäre, wenn Svårnal, der die ganze Zeit über an ihrer Seite war, sie nicht festgehalten hätte. War Aingeal anfangs noch fast erschrocken über die plötzliche Berührung, fasst sie, je länger sie unterwegs sind, doch langsam Vertrauen in ihn, wie er erleichtert feststellt.

Dann endlich kommt das festungsartige Haus der Bücher in Sicht, und gegenüber befand sich die alte Schneiderei, zu deren Eingangstüre sie Svårnal noch geleitet.



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