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(Thema begonnen von: Calyra am 01. Mai 2002, 18:01 Uhr)

Titel: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. Mai 2002, 18:01 Uhr
Das weitläufige Grundstück ist von einer gut doppelt mannshohen  Mauer aus hellem Feldstein umgeben, die jedoch zu weiten Teilen von  wildem Wein überwuchert ist. Ein großes, eisenbeschlagenes Holztor  ist der einzige Eingang, in das Tor selbst ist noch eine separat zu  öffnende Tür eingelassen.
Hinter dem Tor führt ein langer, gepflasterter Weg auf ein großes  Haus aus grauen Natursteinen zu, die hölzernen Erker zu beiden  Seiten von verschlungenen Schnitzereien bedeckt und die  tiefgesetzten Fenster mit buntem Glas geschmückt. Es sieht alt aus,  aber gut gepflegt und es wirkt breit und sicher. Gelbe Rosen ranken  sich um die wuchtigen Holzpfeiler des Vordaches und die halbe  Hausfassade der Front. Blauregen hat sich die Westseite erobert und  läuft an der Dachkante entlang um den Giebel.
Die ebenfalls eisenbeschlagene Holztüre hat einen runden Knauf in  der Mitte in Form eines stilisierten Drachenkopfes, dessen  Unterkiefer gleichzeitig der Anklopfer war.
Im Inneren des Hauses verbinden gekrümmte Gänge mit hölzernen  Säulen die Seitenflügel mit dem Hauptgebäude, die Eingangshalle ist  ein langgestreckter Raum an dessen Ende ein offener Kamin mit  schwerem Schnitzwerk aus fast schwarzem Holz ist, davor ein  mächtiger Tisch aus waldhonigfarbenem Holz mit langen Bänken und  zwei hochlehnigen Stühlen. Wandteppiche und alte Fresken in  verblassenden Farben schmücken die Wände, die dunklen Bodendielen  sind vom Alter glatt und glänzend.
Die Küche des alten Gutshauses ist ein höhlenhafter, zwei  Stockwerke hoher Raum mit einem Oberlicht in der Decke. Ein  riesiger gemauerter Kamin nimmt fast die gesamte Stirnseite ein,  flankiert von zwei Türen, von denen die nördliche in eine Spülküche  mit steinernen Abwaschbecken und die  südliche  in eine dunkle,  kühle Vorratskammer führt.
Eine Seitentür führt hinaus in den Küchengarten, eine weitere, sehr  viel niedrigere, in Nebenräume, die von einigen Mogbars bewohnt  werden, die zum Anwesen gehören.
Im Oberen Stock befinden sich Schlafräume, Gästezimmer, ein  weiterer, kleiner Saal mit Kamin und unter dem Dach großer Speicher  in dem Kräuter zum Trocknen in den Sparren hängen.

Vor dem Haus wachsen mächtige Kastanien zwischen denen ein gelber  Teppich aus Schlüsselblumen und Bingelkraut wächst, hinter dem Haus  zieht sich links ein sanfter Hang mit Kirsch und Apfelbäumen bis zu  ein paar hölzernen Nebengebäuden, einem Pferdestall mit Heuschober,  der Platz für etwa sechs Tiere bietet, einer winzigen Schmiede und  einer dunklen Holzscheune. Ein weißverputzter Hühnerstall schließt  sich an den Schuppen, vor der Schmiede steht ein Taubenschlag.
Östlich des Hauses fällt das Gelände sanft über blühende Wiesen zum  Seeufer hin ab und eine kleine Pforte, halb verborgen unter dem  Wein, der die Mauer überwuchert, führt direkt hinab zum Ildorel....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. Mai 2002, 18:07 Uhr
Calyra steht noch immer ganz fassungslos vor dem Haus und sieht es sich noch einmal an, läßt das Bild im Sonnenschein auf sich wirken. Die Kastanien blühen eben auf, die Kirschbäume im Garten sind weißrosa Wolken.

Sie kann nicht fassen, daß sie dieses Haus gekauft hat - dabei war sie schon den ganzen Tag hier, ist von einem Zimmer ins andere gegangen, hat die tausend neuen Eindrücke in sich aufgenommen.

Borgil hatte ihr gestern von diesem Anwesen erzählt und es ihr angeboten, von dem alten Ritter, dem es gehört hatte und der nun, weit über achtzig Jahre alt, als Komtur seines Ordens abberufen worden war, um seinen Lebensabend bei seinen Brüdern zu verbringen. Er gehörte irgendeinem Orden aus dem Osten an, aber das Anwesen stand zum Verkauf, der Orden hatte einen riesigen Gutshof außerhalb der Weltenstadt erstanden. Sie war immer noch fassungslos über das viele Geld, das sie heute morgen ausgegeben hatte, als sie das alte Haus von Borgil kaufte.

Sie atmet tief ein und füllt ihre Lungen mit dem süßen Duft der Schlüsselblumen.
Das alles gehört mir...und Caewlin...
Sie freut sich wie ein kleines Kind und stößt einen langen, glockenhellen Schrei aus, der weit über das Anwesen und das Seeufer hallt und klingt wie ein Siegesgesang.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. Mai 2002, 20:51 Uhr
Während der warme Abend einer lauen Mainacht entgegendunkelt, wandert Calyra über das riesige Grundstück und als der Abendwind durch die Kastanien wispert, scheint sie wirklich Caewlins Stimme zu hören. Sie schlingt die Arme um sich selbst und schließt die Augen.
Was Caewlin sagen wird? Sie weiß, daß es ihm gefallen wird... und es ist am Wasser, so wie er es wollte.
Sturmende...Caewlin hat gesagt im Norden nennen sie es den Rand der Welt...so weit im Norden war ich niemals...die Sonne soll dort im Sommer niemals untergehen...

Sie geht langsam auf das Haus zu und ins Innere. Sie hat alle Kamine angeheizt und das Hippokaustum, das sie im Keller entdeckt hat und das unter der Eingangshalle noch funktioniert. Heute nachmittag hatte sie mit den Mogbars gesprochen, die zu dem Haus gehörten und sie stellvertretend für Caewlin in den Dienst genommen: eine alte Köchin, eine Magd und einen Stallknecht, sie schienen zu dem Anwesen zu gehören wie die alten Bäume im Garten und sie wollte sie auch gar nicht wegschicken. In einem solchen Haushalt konnte sie unmöglich allein wirtschaften, eine einzige Frau würde das gar nicht schaffen.

Ihr Blick fällt auf das dunkle Bündel, das fertig geschnürt auf dem Tisch liegt. Sie  seufzt. Dann schultert sie es und verläßt das Haus, das ganze Anwesen und lenkt ihre Schritte in Richtung Marktplatz...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Mai 2002, 02:22 Uhr
Calyra hat Caewlin über den Marktplatz und die Straßen der Stadt bis zum See hinuntergeführt und ihn zu seinem Haus gebracht - von dem er jetzt in der Finsternis einer regnerischen Nacht natürlich nicht viel sieht.
"Warte bis morgen...es ist wunderschön," flüstert sie, als sie die kleine Pforte im Tor aufschließt und ihn aufs Haus zuführt.
Er nickt nur und sie beeilen sich aus Dunkelheit und Regen heraus und ins Haus  zu kommen.

In der Eingangshalle brennt noch etwas Feuer im Kamin, aber sie gehen sofort nach oben. Um Caewlin das Haus und den Grund zu zeigen, war morgen noch genug Gelegenheit...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Mai 2002, 02:28 Uhr
Das wenige, was er bei Regen und Dunkelheit von seinem neuen Zuhause sehen kann, macht ihn mehr als zufrieden, aber er ist jetzt einfach nicht mehr aufnahmefähig, will sich nur noch den Gestank und den Dreck der Kanäle abwaschen und in einem Bett schlafen - und Calyra im Arm halten, ihren Atem hören und wieder ganz sein.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Mai 2002, 15:30 Uhr
Caewlin war mit dem Morgengrauen nach nur wenigen Stunden Schlaf erwacht, aber er hatte keine Ruhe mehr gefunden, und so war er leise aufgestanden. Calyra war neben ihm gelegen und hatte mit der Hingabe eines Kindes geschlafen, einen Arm über den Augen...er hatte sie nicht geweckt, sondern saubere Kleidung angelegt und war dann gegangen, um sich das Haus anzusehen...
...und das tat er mittlerweile seit Stunden.
Das Haus ist alt, aus massivem Stein und hartem Lärchenholz und mehr als geräumig -  und er ist wirklich  stolz auf Calyra, die es so perfekt ausgesucht hat.
Es bietet alles, was er wollte und was sie brauchen und darüberhinaus ist es einfach schön.
Von der steingepflasterten Terrasse mit ausgewaschenen Bodenmosaiken hinter dem Haus aus, kann der das blaue Wasser des Ildorel sehen.
Eine Weile bleibt er draußen im warmen Mairegen stehen, betrachtet das weitläufige Grundstück, die Wiesen zum See hinab, die weinüberrankte Mauer. Vor der Terrasse wächst mannshoher Oleander. Dann dreht er sich um und geht ins Innere des Hauses zurück...die hohen Fenster spenden den Räumen viel Licht, die Holzböden schaffen ein warme Stimmung.
Caewlin macht sich auf die Suche nach der Küche....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Mai 2002, 22:33 Uhr
Die Küche des alten Herrenhauses ist ein wundervoller Ort, vor allem dank der dicken Mogbarköchin, die Caewlin - aus welchen Gründen auch immer - sofort in ihr Herz schließt und ihn mit frischgebackenen Mailaibchen vollstopft, bis er nicht einmal mehr papp sagen kann. Es riecht nach frischem Brot, Buchenholzfeuer und trocknenden Kräutern und die dicke Herrin ihres Reiches segelt wie ein bauchiges Schiff von einem Regal zum anderen, vom Herd in die Spülküche und wieder zurück und rührt dabei mit runden, bedächtigen Händen in einer großen Teigschüssel, die sie sich unter den Arm geklemmt und auf der Hüfte abgestützt hat und die sie überall hin zu begleiten scheint.
Caewlin zeigt den ganzen Nachmittag sein charmantestes Lächeln und erfährt viel über den Vorbesitzer des Hauses, das Anwesen selbst und über diverse Mogbarfamilien der Weltenstadt und welche Händler im Handwerkerviertel man besser meiden sollte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Mai 2002, 22:44 Uhr
Eine Weile steht Calyra unbemerkt in der Küchentür und lauscht  Caewlins Vorstellung. Denn daß es eine ist, daran hat sie keine Zweifel....er bezaubert diese Mogbarköchin ganz bewußt und er kann sehr bezaubernd sein, wenn er will.

Sie hat den ganzen Tag verschlafen, so erschöpft war sie gewesen. Jetzt ist sie zwar ausgeruht, aber dafür umso unruhiger. "Caewlin?"
Er sitzt am breiten Küchentisch und sie geht zu ihm und schlingt ihm die Arme um den Hals. "Wir sollten in die Harfe gehen...es ist schon spät."


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Mai 2002, 22:57 Uhr
"Du hast recht..." Er steht auf, scherzt noch einmal zum Abschied mit der kichernden Köchin und verläßt mit Calyra die Küche.
"Du mußt in der Harfe etwas essen mein Herz," murmelt er, als er ihr den Umhang umlegt, seine Hände umschließen einen Moment ihre weichen, runden Schultern. "Hörst du?"
Er wirft seinen eigenen ledernen Langmantel um und steckt nur die beiden Dolche in den Waffengurt. Er trägt weder Kettenhemd noch - hosen und legt sie auch jetzt nicht an.
Gerade als er die Haustür öffnet, flattert Ninianes Rabe herein und versprüht feine Regentropfen auf dem Fußboden.

Harfe...Harfe...Harfe....

Er läßt sich auf Calyras Schulter nieder und reibt seinen feuchten Kopf an ihrer Wange.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Mai 2002, 23:02 Uhr
Calyra streichelt den Raben und schließt die Schnalle ihres Umhangs mit der anderen Hand.
"Oh Caewlin, alles was ich esse, landet doch nur im Kübel!" Antwortet sie unglücklich und verzieht ihr Gesicht.
Sie verlassen das Haus und Nacht und Regen umfangen sie, während sie über den Steinweg zum Tor gehen und das Anwesen durch die kleine Pforte verlassen. Die Harfe ist nur ein paar Straßen entfernt und sie hakt sich bei Caewlin ein.

"Außerdem habe ich gar keinen Hunger...außer darauf, ein wenig an Seetang zu knabbern..." schnaubt sie und protestiert, als er lauthals lacht.  "Das ist nicht lustig." Sie rümpft ihre Nase.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Mai 2002, 14:58 Uhr
Der Wind steht direkt auf die steingepflasterte Terrasse und wispert in den Oleandersträuchern. Durch die tanzenden silbergrünen Blätter kann Calyra den Ildorel unter sich liegen sehen und denkt an den nahenden Sommer. Sie versucht im Rhythmus des Windes zu atmen, der aufkommt und sich legt, aufkommt und sich legt.
Ihre Gedanken sind bei Raven, während sie in einer großen, blauen Steingutschüssel einen Ballen Teig knetet. Sie ist sich sicher, die Köchin ist nicht wirklich glücklich, daß sie selbst in der Küche ebenfalls etwas tut, aber sie wollte Brot backen und schließlich ist es ihre Küche in ihrem Haus. Der Gedanke macht sie immer noch schwindlig.

Meine Küche...mein Haus...mein Brot...

Der Teig ist weich, warm und klebrig zwischen ihren Fingern und macht sie eigenartig unruhig.

Raven... Sie schlägt mit der Faust auf den Teig und blickt zu Caewlin, der am anderen Ende des alten Holztisches sitzt.  Der Wind flüstert durch den Oleander.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Mai 2002, 19:10 Uhr
Caewlin hat das Leinenhemd bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, das Haar im Nacken zusammengebunden und eben einen ganzen Laib Brot mit frischer, kühler Butter und kaltem Hühnchen vertilgt.
Heute morgen hatte er sein Pferd und das restliche Gepäck aus der Harfe herbringen lassen und der Graue fühlte sich sichtlich wohl im Korral unter den Obstbäumen.
Er hebt den Kopf und sein Blick trifft den Calyras, findet ein Echo seiner eigenen Unruhe darin. Ihre Blicke verschlingen sich ineinander und eine Minute vergeht, in der nichts gesagt, aber alles verstanden wird.
Dann lächelt sie. Es ist ein zartes Lächeln, so sanft und schwer wie der Wind in einer Sommernacht. Es trifft ihn wie ihn das Blau ihrer Augen trifft und sein Herz setzt einen Schlag aus.

Er erinnert sich an jenen Abend in der Harfe, als sie für ihn gesungen hatte...damals hatte es mit einem Ziehen in der Brust begonnen - und dann, einige Tage später, hatte sie ihn auf dem Marktplatz mit einem Augenaufschlag und einem Lächeln schachmatt gesetzt.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Mai 2002, 22:03 Uhr
Die eigenartige Unruhe in ihr legt sich langsam und sein Ausdruck verändert sich. Sie kennt diesen Blick - er sieht etwas, das ihm   ihm gehört und er will es haben. Ihr Herz schlägt schneller. Da ist der Wille und das Begehren in seinen Augen, und die Sorge, die nur für sie da ist. Es bringt etwas in ihr zum Klingen, als ob eine Harfensaite angeschlagen würde.
Als er aufsteht und mit zwei großen Schritten bei ihr ist, kreuzt sie die Arme vor der Brust, als könne sie damit das wilde Klopfen ihres Herzens beruhigen.Ihre Hände sind voller Brotteig, aber das scheint ihn nicht zu stören und als er sie küßt, vergißt sie es selbst - und dann ist ohnehin nichts mehr wichtig.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Mai 2002, 22:52 Uhr
Der Wind kommt von allen Seiten gleichzeitig und bringt schwere Regentropfen mit sich, aber das bemerken beide nicht. Der Teiglöffel fällt klappernd auf die Steinfließen und um ein Haar folgt ihm die schwere Schüssel.  Er hebt sie hoch und küßt sie so heftig, dass ihrer beider Herzschlag das Singen des Windes übertönt. Seine Lungen füllen sich mit ihrem Atem und er bringt sie ins Haus und hinauf in ihr Bett so wie sie es will.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Mai 2002, 00:57 Uhr
Calyra fährt sich mit der Zunge über die Lippen und schmeckt Caewlin noch auf ihrer Haut. Außerhalb des Feuerscheins im Kamin ist die Dunkelheit ihres Schlafgemachs undurchdringlich...kein Mond und keine Sterne sind am wolkenverhangenen Himmel zu sehen, die Licht spenden könnten. Sie liegt warm und geborgen in seinem Arm und spürt ihn von den Füßen über die Knie bis zur Brust, an die sich ihr Rücken schmiegt. Sein Atem verrät, daß er schläft und sie schließt die Augen. Hier in ihrem Schlafgemach in ihrem Bett und in Caewlins Arm war die Welt in Ordnung...nichts konnte sie hier berühren.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 06. Mai 2002, 20:34 Uhr
Schatten zieht weite Kreise über den Straßen der Stadt und segelt im warmen Abendwind über das Haus am See. Dann schraubt sich der Rabe langsam nach unten und landet schließlich krächzend auf dem Holztisch der Terrasse.

Feuerbarken am Ildorel...geben das letzte Geleit...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 06. Mai 2002, 21:14 Uhr
Caewlin hört den Raben, als er eben das Feuer im Kamin anschürt. Er geht hinaus auf die Terrasse und die unheimlichen Rubinaugen des Raben glühen rot und tief.

Als er ihn ansieht, flattert er mit den Flügeln und überbringt seine traurige Botschaft. Dann erhebt er sich wieder in die Luft und steigt in den Abendhimmel....

Caewlin dreht sich langsam um und geht nach drinnen. Er hat boretsch nicht gekannt, aber sein Tod stimmt ihn  nachdenklich. Er sucht Calyra und erzählt ihr, was geschehen ist und beide ziehen sich um und machen sich auf den Weg in die Stadt...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Mai 2002, 22:00 Uhr
Als die Sonne endgültig im Westen hinter den endlosen, waldigen Hügeln dort verschwindet und ein blasser Neumond am Himmel erscheint, wandert Caewlin gedankenverloren unter den mächtigen Bäumen auf dem gepflasterten Weg. Ab und an betrachtet er das Haus und fragt sich flüchtig, was die alten, grauen Steine und das eisenharte Holz schon alles gesehen haben mögen -  aber in Wahrheit denkt er über sich selbst nach.
Morgens war es am Schlimmsten. In seinen Träumen ist er ganz...er ist heil und unversehrt...und jedesmal bei Tagesanbruch liegt er halbwach da und kann spüren, wie seine Finger sich bewegen. Finger die er nicht mehr hat.
Es war nur ein Alptraum, flüstert dann eine Stimme in seinem Kopf und er weigert sich stets die Wirklichkeit zu glauben. Nur ein Alptraum. Bis er die Augen aufschlägt.
Er hat angefangen mit der linken Hand zu trainieren, und erinnert sich an die vielen, vielen hundert Male, die der Waffenmeister von Sturmende ihn linkshändig hat fechten lassen, aber dennoch ist es ein einziger Alptraum. Er weiß selbst, daß er auch mit der Linken immer noch besser ist als der Durchschnitt, aber er ist weit von seiner früheren Gefährlichkeit entfernt und nicht halb so schnell, wie er einst war.
Der Morgenstern war seine Waffe gewesen seit er zehn Sommer gezählt hatte...das und die Tatsache, das er als einziger von allen Kriegern, die er je erlebt hatte wirklich mit dieser Waffe focht und nicht einfach zudrosch hatten ihn immer zu einem völlig unberechenbaren Gegner gemacht. Und nun...?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Mai 2002, 22:43 Uhr
"Es ist deine Hand, nicht wahr?" Calyra kommt über die Wiese auf ihn zu und führt den Grauen hinter sich her. Caewlins Hengst ist unausstehlich, er tritt und beißt und schlägt aus, wenn man ihm auch nur nahe kommt. Aber nicht bei ihr - für sie spielt er schon immer die lammfromme Sanftheit. In gewisser Weise war er wie Caewlin selbst...
Unter dem Sanftmut lauerte das Ungeheuer: den armen alten Mogbar, der die Stallarbeit erledigte, hätte er am ersten Tag fast umgebracht.
Würde ich Caewlin wollen, wenn er anders wäre? Wenn er nicht tief in sich der grimmige Bluthund wäre, von dem das Wappen der Stormlords kündet? Sie fürchtet sich beinahe vor der Antwort und schiebt die Frage weit von sich.
"Sie macht dir immer noch zu schaffen."
Jetzt hat sie ihn erreicht und steht klein und zierlich vor ihm, keine Armlänge entfernt und er sieht auf sie hinunter.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Mai 2002, 23:23 Uhr
"Eher ihr Fehlen," antwortet er. Manchmal wenn er ihr Gesicht berühren will, hebt er die Hand, um ihr die Finger auf die Wange zu legen, und es ist immer der rechte Arm. Ich kann auch mit der Linken eine Waffe führen! Ich habe es sogar schon getan... er erinnert sich undeutlich an den Kampf mit der Waldläuferin in den Tunneln. Sie war schnell und hinterlistig wie ein Wiesel gewesen - hier, dort, überall aber nicht in Reichweite der sirrenden Morgensternkugeln. Den Göttern sei Dank!
Sein Blick wandert von ihrem Gesicht zu seinem gesattelten Pferd hinter ihr und der Graue schnaubt ungeduldig und tritt von einem Huf auf den anderen. Neben seinem riesigen Leib sieht Calyra nochmehr aus wie eine filigrane Alabasterstatue. Als er die Hand hebt, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streicheln, ist es wieder die Rechte und er läßt sie sinken.
"Was hast du vor? Einen nächtlichen Ritt am Seeufer?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Mai 2002, 23:41 Uhr
Seine Stimme ist so dunkel und weich wie schwarzer Samt und jagt kleine schauer über ihren Rücken. Sie lächelt, ein langsames wundervolles geheimes Lächeln nur für ihn allein.
"So etwas... in der Art. Natürlich braucht das Pferd Bewegung," fügt sie ernsthaft hinzu, aber ihre Mundwinkel ziehen sich wie von selbst nach oben, auch wenn sie sie noch so sehr bemüht, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Ihre Finger spielen mit den geflochtenen Lederzügeln und das Eisen am Geschirr des Grauen klirrt leise. Das große Pferd schnaubt vernehmlich. Er ist so unruhig wie ich...
"Laß uns einfach gehen, Caewlin. Irgendwohin." Ihre Augen sind weit und offen wie der endlose, dunkle Nachthimmel über ihnen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 00:06 Uhr
Ihre Augen sind wirklich unglaublich...
Ohne ein weiteres Wort hebt er sie in den Sattel -  ihre Taille ist noch immer so schmal, daß er sie mit beiden Händen umspannen kann, nur ihr Gesicht ist fast unmerklich ein wenig weicher geworden.
Noch sieht man ihr nichts an...
Er steigt hinter ihr auf den Rücken des Grauen und lenkt den tänzelnden Hengst über das Grundstück hinter dem Haus vorbei zum See hinunter. Der Strand und das Seeufer beginnen gleich hinter der weinbewachsenen Mauer.
Sie ist klein und zart. Das Gebären wird ihr schwerfallen...
Sein Inneres zieht sich zusammen und seine Arme schließen sich um sie. "Irgendwohin klingt mehr als gut."
Er will nicht darüber nachdenken, daß Calyra mit diesem Kind irgendwelche Schwierigkeiten haben könnte.
Es wird leben und gesund sein und Cal wird das alles heil und gut überstehen!
Sie lehnt sich im Sattel zurück und an ihn und wenige Minuten später haben sie ihr  Anwesen verlassen und die dunkle Nacht hat sie verschluckt...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 21:09 Uhr
Falcon nähert sich langsam dem kleinen Haus, von einem Händler hat er erfahren wo sich der Krieger und seine schöne Begleiterin aufhält.
Er hatte sein Hausboot verlassen um Caewlin aufzusuchen. Den risigen Krieger aus der Harfe, wenn es stimmte was Jorel ihm erzählt hatte, würde Arwen und jede hilfe brauchen und als erstes war Falcon Caewlin eingefallen.

Er wird mir nicht helfen, warum sollte er, er kennt mich doch gar nicht, doch ich muß es versuchen.

An der kleinen Mauer angekommen, bleibt Falcon stehen.

Soll ich hier auf dich warten

" Nein Silver, warum solltest du. Die beiden werden uns sowieso zum Teufel jagen, also"

Falcon stößt die Türe zum Garten auf.

" Hallo ist jemand Zuhause?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 21:11 Uhr
Calyra räumt im letzten Licht des sterbenden Tages ihre Werkzeuge auf und wässert die Rosen vor dem Haus.  Die Steinterrassen rund um das alte Gebäude sind saubergefegt, die Beete des Kräutergartens weitestgehend vom Unkraut befreit, der Blauregen zurückgeschnitten und die Obstbäume voller weißer Blüten. Flieder auf der Seeseite duftet schon fast parfümiert in der Abendluft und sie atmet in tiefen, vollen Zügen.
Caewlin hat den alten Korralzaun und die Werkstatt wieder Instand gesetzt und ist mit dem Sonnenuntergang im Haus verschwunden, um sich zu waschen und umzuziehen...aber Calyra will das letzte Tageslicht noch genießen und pflanzt noch rasch ein paar Blumen in die Beete vor dem Haus. Sie summt leise vor sich hin und bemerkt eigentlich gar nicht, daß sie singt...aber dann wird sie von der Stimme eines Fremden aus ihren Gedanken gerissen und steht hastig auf.

"Wer seid Ihr?" Sie hat Erde an den Händen, ihr dichtes, silbriges Haar im Nacken zu einem unordentlichen Knoten geschlungen und ihr einfaches, weißes Leinengewand ist voller Grasflecken und Schmutz. Außerdem ist sie barfuß.

Dann sieht sie den winzigen Drachen und ihre Augen werden groß.

Er muß mich für eine Frau vom Gesinde halten so wie ich aussehe

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 21:29 Uhr
Wie verzaubert steht Falcon vor der Frau, ihre Stimme, er hatte sie noch nie sprechen hören.

Hallo, du wolltest was von ihrem Mann, schon vergessen?

Falcon schaut kurz zu Silver, dann besinnt er sich auf sein Anliegen.

" Ich grüße euch, verzeiht mein unerwartetes Eindringen. Mein Name ist Falcon An Cu, und ich glaube wir kennen uns aus der Goldenen Harfe."

Falcon verbeugte sich vor der Frau, so das beinahe Silver von seiner Schulter gerutscht wäre.

Hey pass doch auf, was soll sie denn von mir halten, wenn ich in ihren Rosen liege.

Schnell richtet Falcon sich wieder ferade auf und hilft Silver sich wieder auf seine Schulter zu setzten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 21:35 Uhr
Als er es erwähnt erinnert sie sich an sein Gesicht....
"Der Flötenspieler!" Entfährt es ihr und sie lächelt, aber dann schlägt sie rasch die Augen nieder und klopft sich die Erde vom Rock.
Als sie ihn wieder ansieht, muß sie schmunzeln, da der kleine Drache fast von seinem Arm gefallen wäre.

"Ich bin Calyra..." beinahe hätte sie gesagt Calyra Stormr aber das stimmte nicht...noch nicht.  "Was kann ich für Euch tun, Falcon An Cu?" Sie mustert das winzige Echsenwesen verstohlen und kann nicht anders als zu lächeln.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 21:41 Uhr


Sie ist schön, fast zu schön für einen Menschen

" Nun My Lady, ich bin eigentlich nicht euret wegen hier, obwohl ich erfreut bin euch hier zu sehen. In eurer Begleitung in der Harfe, befand sich ein Krieger, ein großer Nordmann.
Ich würde gerne mit ihm sprechen, wenn er zuhause ist. Ich könnte seine Hilfe gebrauchen."


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 21:46 Uhr
Caewlin....

Im ersten Moment hat der Fremde und sein plötzliches Auftreten ihr Angst gemacht, aber sein Drache hat sie zum Lächeln gebracht und nun fragt sich sich, was er von Caewlin wollen kann...

Ein großer Nordmann... ja, das ist er.

"Bitte...kommt doch herein. Er ist im Haus," sie macht eine einladende Geste und wendet sich halb um.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 21:54 Uhr
Falcon folgt  Calyra bis zur Hautüre dann bleibt er stehen.

"Verzeiht, darf Silver mit ins Haus oder soll er draußen warten?"

Wie warten, und dann auch noch draußen, ganz alleine und in der fast schon dunklen Nacht

Silver breitet seine Flügel aus und will zu  Calyra  fliegen doch Falcon hält ihn noch im letzten Moment auf, indem er ihn an den Füßen festhält.

" Verzeiht abermals aber manschmal ist er etwas ungezogen."

" Ich bin nicht ungezogen!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 22:04 Uhr
Calyra läßt ein silbernes Lachen hören, als der kleine Drache sich so gebärdet und ihre Augen werden noch eine Spur größer, als er spricht.
Vorsichtig streckt sie ihm die Finger entgegen. "Wer bist
du denn?" Ihre Stimme wird leise und sehr sanft und klingt fast wie das Schnurren einer großen Katze. Ihr Blick wandert von dem Drachen zu Falcon. Er ist längst nicht so groß wie Caewlin, aber sie muss  zu beinahe allen anderen Menschen oder Elben aufsehen.  "Natürlich dürft Ihr ihn mit hineinnehmen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 22:10 Uhr
Silver klettert umständlich auf Falcons Schulter, diesr verdreht nur die Augen. Er wußte was jetzt kam.

" Ich, nun die meißten die mich kennen, nennen mich Silver. Da mein Wahrer Name ein Geheimnis ist. Doch einer so schöne Frau wie ihr es seid kann ich keinen Wunsch abschlagen, wenn ihr wollt verrate ich ihn euch. Aber nur ohne ihn"

Silver schaut kurz zu Falcon, seine Augen blinzeln   Calyra zu.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 22:17 Uhr
Calyra lächelt ein geheimnisvolles Lächeln und flüstert dem kleinen Drachen zu: "Nun, dann flüstere ihn mir bei Gelegenheit ins Ohr, Silver. "
Silver...Silber...wie mein Haar...und dieser kleine Drache ist ein Charmeur...

Sie geht voran und öffnet beiden die schwere Holztüre.
Ihre nackten Füße tappen auf dem polierten Holzfußboden.
"Caewlin...? Hier ist ein Mann, der dich sprechen möchte...."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 22:18 Uhr
`Falcon und Silver warten geduldig im Eingang.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 22:21 Uhr
Caewlin sitzt in der Eingangshalle vor dem Kamin, hat seinen Morgenstern quer über den Beinen und ölt die Eisendornen und den beschlagenen Waffenkopf, die Kettenglieder und die Schlagkugeln sorgsam mit Waffenöl ein.
Als er Calyra hört, hebt er den Kopf. "Ich bin hier..."

Hinter ihr betritt der Elb aus der Harfe von neulich Abend sein Haus, einen silbernen, winzigen Drachen auf der Schulter.
Caewlin mustert beide aus unbewegten Augen. Was kann er wollen?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 22:29 Uhr
Falcon mustert den Krieger.

" Ich hoffe das ihr euch noch an mich erinnert! Wir trafen uns vor einigen Tagen in der Harfe."

Falcon schweigt einen Moment, dann fährt er fort

" Ich habe ein Problem und hoffe auf eure Hilfe "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 22:38 Uhr
"Ja, ich erinnere mich an Euch. Verratet Ihr mir auch Euren Namen?"

Seltsame Art, aber sehr direkt...er hält sich nicht mit Reden auf....

Caewlin poliert den Eisenkopf des Morgensterns mit einem weichen Tuch nach und legt ihn dazu auf den Tisch. Die schwere Waffe ist fast eineinhalb Schritt lang und entsprechend massiv. Er macht eine knappe Handbewegung zum Tisch. "Ich bin Caewlin von Sturmende. Seid Gast in meinem Haus und setzt Euch."

Calyra bringt Brot, Salz und Wein, nach alter Sitte im Norden das, was man mit einem Gast zuerst teilen sollte, und stellt alles auf den Tisch.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 22:43 Uhr
Calyra hat sich nur eben die Erde von den Händen gewaschen und rasch ein sauberes Gewand übergezogen. Aber ihre Füße sind immer noch bloß, als sie Brot, Wein und Salz zu den beiden Männern an den Tisch bringt und den Wein in hohe durchscheinende Kelche gießt.
Das alte Hippokaustum schafft eine behagliche Wärme unter dem Fußboden und selbst die Steinfließen der Küche sind niemals kalt. Dann setzt sie sich zu den beiden und wartet gespannt auf Falcons Erklärung.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 22:48 Uhr
Falcon schaut sich die Waffe an, bevor er sich setzt.

Wie er sie wohl mit einer Hand schwingen kann

" Mein Name ist Falcon, Falcon An Cu. Entschuldigt meine direktheit, doch  es geht um jede Stunde.
Gestern Abend habe ich einen Jungen aus dem Grünsee gefischt, er behaubtet ein Bauer aus Liedberg zu sein, das glaube ich ihm sogar, so wie er aussieht.
Doch dann bereichtete er von einer Gefahr die sein Dorf heimsucht in der letzten Zeit.
Er sprach von einem Drachen, und er sagte er wäre Rot gewesen, seinen Vetter hätte er verschlungen. Wenn das wahr ist, sehe ich eine Gefahr für diese Stadt denn, der Drache wird sich nicht mit Liedberg zu frieden geben. Ich würde mir das gerne ansehen, doch bin ich nicht so lebensmüde, wie ich vieleicht aussehe. "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Silver am 16. Mai 2002, 22:55 Uhr
Silver springt von Falcons Schulter, er findet das ganze Gerede über rote Drachen recht langweilig, das waren doch alles nur legenden um kleine Drachen zu verschrecken. Der rote Drache war seit Jahrtausenden ausgestorben das wußte doch jeder.

Er tippelte über die warmen Fliesen und legte sich zu Füßen von Caewlin.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 23:02 Uhr
Caewlin lauscht dem Elben schweigend, aber dann lacht er rauh und schnarrend.
"Ein Roter Drache? In einem Bauerndorf nicht weit von hier? Und das hat Euch der Bauernlümmel selbst erzählt? Ihr seid ein Elb und für Euch mögen andere Maßstäbe zählen...aber einen Roten Drachen hat seit Jahrhunderten kein Mensch mehr gesehen...jedenfalls nicht im Norden der Welt und ich habe noch von keiner Geschichte über welche hier in den Herzlanden gehört..."

Was...ist er deshalb hier? Wenn er diese Geschichte im Ernst glaubt...was will er dann von mir? Denkt er ich würde gegen einen Drachen ausziehen? Ist er verrückt?

Als das kleine, im Feuerschein kupfern glänzende Geschöpf vor seinen Füßen landet, langt Caewlin mit der Linken nach unten und hebt den Drachen auf seinen Schoß. "Was bist du, Kleiner?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 16. Mai 2002, 23:10 Uhr
Ich wußte das er mir nicht glaubt, ich glaube es ja selber nicht.

" Ich sagte nicht das ich dem Bauernlümmel glaubte als er mir die Geschichte von dem Roten erzählte, aber irgendwas hat er gesehen. Liedberg ligt fünf Tagesritte von hier in westlicher Richtung. Ich würde gerne seine Geschichte überprüfen, ich will bestimmt nicht gegen einen Drachen kämpfen, wenn denn da einer ist. Selbst ein Elb ist nicht so verrückt. Was habt ihr zu verlieren wenn ihr mich begleitet, da ihr ja nicht an den Roten glaubt. Es wird wahrscheinlich nur eine nette kleine Reise, hin und wieder zurück. "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Silver am 16. Mai 2002, 23:14 Uhr
Na was meinst du wohl, du Tölpel ich bin ein Drache, zwar noch ein kleiner, aber immerhin ein Drache. Verräts du mir was mit deiner Hand passiert ist!

Silver stipitze sich schnell eine Scheibe Brot vom Tisch.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 23:16 Uhr
Calyra sieht von Falcon zu Caewlin und wieder zurück, bis Caelwin Silver auf seinen Schoß hebt. Das kleine Echsenwesen hat etwas Bezauberndes an sich, aber sie kennt Caewlin....er wird sich davon nicht beeindrucken lassen.  
"Aber irgendetwas scheint den Bauernjungen erschreckt zu haben, Caewlin," meint sie leise und erst als ihre Worte schon ausgesprochen sind, merkt sie erschrocken, daß sie ihre Stimme hier erhoben hat, wo sich zwei Männer beraten. Das scheint allerdings weder den Elben noch Caewlin zu stören, im Gegenteil. Caewlin sieht sie an, als warte er darauf, was sie noch zu sagen habe. "Nun ja....ich meine vielleicht ist es nicht gerade ein Roter Drache oder überhaupt ein Drache. Aber es muß schlimm genug sein, um  einen Menschen so in Angst zu versetzen, daß er fünf Tage durch die Wälder irrt...bis hierher. Auch wenn es nur ein Bauer ist."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 23:27 Uhr
Caewlin legt dem kleinen Reptil den Zeigefinger der Linken unter den Kiefer und sieht ihn mit unergründlichem Blick an, aber als er spricht klingt seine Stimme trotz der Worte fast sanft.
"Du bist eine freche Eidechse und meine Hand ist weg, das siehst du doch," antwortet er. Ein Mann namens Hurentod hat sie mir abgeschlagen und dafür ist er gestorben. Ein Nordmann bezahlt immer seine Schulden.

"Cal..." Beginnt er, als Calyra geendet hat, aber dann verändert sich sein Gesichstausdruck und die harten Augen werden weicher. "Du willst dorthin, oder? Diese Geschichte von dem Bauernkind wird dir keine Ruhe lassen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Mai 2002, 23:38 Uhr
Sie wirft Falcon einen kurzen Blick zu und der Elb beobachtet seinerseits wiederum sie und Caewlin abwartend. Dann mustert sie Caewlin durch den Vorhang ihrer Haare und schüttelt schließlich den Kopf.
"Nein...es wird mir keine Ruhe lassen. Ich...ich bin nicht wie du, Caewlin. Ich werde mich ständig fragen, wovor sich dieses Kind so fürchtet...bitte...Falcon hat selbst gesagt, wir sollten nur nachsehen...wir könnten doch hinreiten und einfach...nach dem Rechten sehen." Sie kaut zweifelnd auf ihrer Unterlippe herum und fürchtet fast, Caewlin würde rundheraus ablehnen oder ihr das Wort verbieten...auch wenn ein anderer Teil von ihr ihr sagte, daß er das nie tun würde.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Mai 2002, 23:57 Uhr
Caewlin schweigt  und nickt nur. So etwas in der Art hat er befürchtet...aber er weiß auch, daß Calyra sich tatsächlich sorgen würde um den Bauernlümmel. Gerade das ist einer der Gründe, warum er sie liebt. Wie also kann er nein sagen?
Er schüttelt den Kopf und könnte schwören der Miniaturdrache auf seinem Schoß kichert lautlos in sich hinein.
"Warum seid Ihr hier, Falcon?" fragt er dann. "Ich weiß, Ihr sucht Begleiter für diese Geschichte in Liedberg, aber warum ich? Ihr habt mich nur einmal in der Harfe gesehen...wenn Ihr mich aber gesehen habt, dann wißt Ihr auch, daß ich kein geschworener, gesalbter Ritter bin, der einen Eid geleistet hat, die Schwachen zu beschützen und das Böse zu bekämpfen...warum kommt Ihr also ausgerechnet zu mir?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 17. Mai 2002, 00:20 Uhr
Oh Caewlin...weil man ein Ungeheuer braucht um ein Ungeheuer zu jagen...das ist derselbe Grund, warum Niniane dich in die Kanalisation geschickt hat...

Aber sie schweigt und sagt nichts, legt Caewlin nur leicht die Finger auf den nackten Unterarm. Er hat das Hemd bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und das Licht des Feuer färbt seine gebräunte Haut rötlich. Beide sehen Falcon an.

Es ist wahr....Caewlin hat sich niemals zum Ritter schlagen lassen, obwohl er es gekonnt hätte...Er ist der Lord von Sturmende...aber er ist kein gesalbter Ritter...warum nicht?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 17. Mai 2002, 07:47 Uhr
Falcon schaut die beiden abwechselnd an, den großen Krieger und die zierliche Frau.

Was für ein ungleiches Paar, die beiden doch abgeben.

" Um erhlich zu sein, ich weiß es nicht, warum ich ausgerechnet zu euch kam. Als ich darüber nachdachte in den Westen zu reisen wart ihr plötzlich in meinen Gedanken. Ich sah euch vor mir. Könnt ihr das verstehen? Ich habe gelernt auf meine Gefühle zu hören, und meiner Göttin zu vertrauen.
Es ist euer gutes Recht zu fragen, doch kann ich euch keine Befriedigende antwort geben, fürchte ich."

Falcon schaut nervös von einem zum anderen, trinkt verstolen an seinem Wein.

Sag ja, bitte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Mai 2002, 08:55 Uhr
Seltsam...und ich habe gelernt alle Gefühle auszuschalten...

"Das ist tatsächlich eine wenig befriedigende Antwort, Falcon An Cu. Aber eine ehrliche und wenn ich etwas schätzen gelernt habe, dann Ehrlichkeit." Er schweigt einen Moment und sieht Calyra an, sieht auf ihre Finger auf seinem Arm.
Was hast du an dir, Frau, daß du mich so spielend außer Gefecht setzt? Ich kann dir hundert Gründe nennen, warum es Irrsinn ist, durch unbekannten Wald nach Westen zu reiten und wenn ein ganzes Bauerndorf Zeter und Mordio schreien würde...was geht uns diese Geschichte überhaupt an? Die Stadt hat Wachen und Söldner...aber du wirst das alles nicht sehen, sondern dich nur um dieses Kind sorgen...

Er seufzt und sieht auf die Tischplatte, dann hebt er den Blick und mustert den Elben. Er sieht so elbisch aus wie alle des Schönen Volkes, die er je sah und das waren nicht viele. "Ich kenne Eure Göttin nicht, Falcon. Die Götter des Nordens sind die einzigen, die ich kenne und sie sind wie das Land dort oben. Also gut...reiten wir nach Westen und sehen uns das Schreckgespenst der Bauern dort an...
Wann wollt Ihr aufbrechen? Wie ist unsere Ausrüstung? Haben wir einen Späher oder Waldläufer bei uns? Weiß Niniane davon? Immerhin ist es ihr Wald? Wer gehört noch zu Eurer Truppe?"  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 17. Mai 2002, 22:42 Uhr
Falcon mußtert den Riesen eine Weile.

" Ich wußte nicht das der Wald jemandem gehört. Was die Ausrüstung angeht, diese würde ich stellen. Pferde und Verpflegung für zwölf Tage, da weden wir ein zusätzliches Pferd brauchen, aber das ist kein Problem, denke ich.
Niniane werde ich fragen, vielleicht kommt sie sogar mit."

Falcon legt die Hände auf die Tischplatte und schaut beide an.

Sie sind beide freundlich, jeder auf seine Art

" Arwen wird uns Begleiten und Silver, wenn ihr sonst noch jemanden kennt, der verrückt genug ist uns zu begleiten, dann sagt es."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Mai 2002, 23:04 Uhr
"Nun ja...gehören dürfte der Wald den Stadtvätern der Weltenstadt...aber Niniane ist hier Protektorin. Ich würde sie fragen, ob sie mit uns reitet...Ausrüstung, Waffen, Pferde für Calyra und mich haben wir selbst...Ihr werdet verstehen, daß ich mich eher auf meine eigenen Sachen und Tiere verlasse." Er schweigt einen Moment.
"Ich kenne noch nicht viele der Leute in dieser Stadt. Es hängt davon ab...welche Fähigkeiten Ihr an Eurer Seite wissen möchtet." Er macht eine kurze Pause und nimmt Calyras Hand in seine. "Und wann wollt Ihr aufbrechen?"

Wer mag diese Arwen sein? Er spricht von ihr, als kenne er sie gut oder lange... ebenso wie dieses kleine Drachenwesen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 17. Mai 2002, 23:11 Uhr
" Diese Antwort hatte ich erwartet. Natürlich habt ihr eure eigene Ausrüstung und eure eigenen Tiere, verzeiht.
Was die Begleitung angeht so stehe ich vor dem gleichen Problem wir ihr, auch ich bin neu hier und kenne wahrscheinlich noch weniger Leute. Doch was die Fähigkeiten angeht, so denke ich das wir einen Kundschafter oder gar einen Waldläufer gut gebrauchen könnten. Für die Verteidigung sollten wir beide ausreichen, gehe ich richtig in der annahme das ihr mit dieser Waffe gut umgehen könnt? "

" Was den Aufbruch angeht sollten wir nicht zu lange Warten, wenn der junge wirklich einen Drachen gesehen hat, was ich stark bezweifle dann ist jede Stunde Kostbar.

Falcon zeigt auf den Morgenstern.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Mai 2002, 23:23 Uhr
Caewlin folgt Falcons Blick mit den Augen. Der Morgenstern liegt auf dem Tisch, lang, schwer und tödlich, die frisch eingeölten Schlagkugeln glänzen dunkel.

Oh nein...ich tue nur so, als ob ich es könnte...!

Er mustert den Elben und eine seiner Augenbrauen hebt sich fast unmerklich. "Was glaubt Ihr?  Morgensterne sind nicht zum Fechten gemacht, ja so heißt es, ich weiß: sie haben den Ruf heimtückische und gefährliche Waffen zu sein, sogar für den, der sie führt. Gut so - jemand der eine Waffe führt, sollte niemals unvorsichtig werden. Sie sind zum Töten gemacht und für nichts sonst."
Und wenn es etwas gibt, das ich kann, dann das!

"Wir können morgen bei Tagesanbruch bereit sein. Wenn Niniane uns begleitet haben wir eine Waldläuferin und eine mehr als begabte Schwertkämpferin an unserer Seite....was kann diese Arwen, von der ihr gesprochen habt?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 17. Mai 2002, 23:36 Uhr
" Arwen ? Ist eine Elbin, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit, ihre bevorzugte Waffe ist der Bogen."

Falcon entgeht der Blick des Nordmannes nicht.

Er ist gefährlich

" Davon das ihr mit dieser Waffe umgehen könnt war ich überzeugt, nur ein Krieger spricht so über seine Waffe."

Falcon schwieg einen Moment

" Morgen ist ein guter Zeitpunkt, kennt ihr mein Hausboot, dort können wir uns treffen, doch erst morgen Abend. So bleibt euch noch genug Zeit um mit dieser Waldläuferin zu sprechen."

Falcon erhebt sich

" Ich danke euch dafür das ihr so viel eurer Zeit einem Elben mit verrückten Geschichten geopfert habt.

Silver kommst du?"

Der kleine Drache erhebt sich nur Wiederwillig und fliegt zu seinem Freund.

" Morgen abend also? "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Mai 2002, 23:46 Uhr
"Euer Hausboot?" Echot Caewlin. "Meint Ihr das Schiff im Stadtsee? Ich denke, ich weiß wo es ist und wir finden Euch. Morgen Abend ist eine gute Wahl, so bleibt uns genug Zeit für unsere Vorbereitungen. Ich werde Niniane morgen bei Tagesanbruch aufsuchen und Ihr von Eurem Bauernjungen erzählen..." ein düsteres Lächeln geht über sein Gesicht. "Und dann sehen wir weiter..."
Als der kleine Drache von seinem Schoß flattert, wird sein Blick unergründlich.
Was für ein seltsames kleines Wesen...
Er steht auf und begleitet den Elben zur Tür, nimmt dabei eine Laterne aus einer Wandnische und leuchtet ihm in der dunklen Nacht bis vor zum Tor. Dort öffnet er die Pforte und verabschiedet Falcon. "Bis morgen abend."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon_An_Cu am 17. Mai 2002, 23:50 Uhr
" Einen schönen Abend noch"

Falcon hält dem Nordmann die linke Hand hin.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Mai 2002, 00:00 Uhr
Caewlin verabschiedet sich von dem Elben mit einem kurzen Händeschütteln, nicht wie es Sitte der Nordmannen wäre mit einem Umfassen des Unterarms...

Ist das eine Sitte der Südländer? Die Schönen verbeugen sich doch für gewöhnlich... Doch dann schüttelt er den Gedanken ab und wartet mit der Laterne, bis Falcon durch die Pforte auf die Straße hinausgetreten ist.  Die Frühlingsnacht ist klar und warm und voller Fliederduft. Was immer den Bauernjungen so erschreckt haben mochte, ein paar Tage im Wald bei diesem Wetter würden vielleicht willkommene Abwechslung bringen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Mai 2002, 19:10 Uhr
Zuhause angekommen, erwatet Calyra ihn bereits auf der Steinterrasse hinter dem Haus, und da Caewlin vom Strand herauf kommt, steigt er nicht erst ab, sondern läßt sie gleich hinter sich in den Sattel steigen und beide reiten weiter, ohne daß sie sich länger aufhalten.
Calyra hat ohnehin alle Vorbereitungen getroffen und er weiß, daß er sich blind auf sie verlassen kann. Sie hat sich als erstaunlich sparsame und begabte Organisatorin erwiesen und führte dieses Anwesen, ohne das man merkte, daß es überhaupt geführt wurde...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Mai 2002, 21:44 Uhr
Als beide auf ihrem Anwesen und am Haus ankommen, summen die Bienen noch immer in den mächtigen Kastanien, obwohl die Sonne bereits sinkt. Ihr Gepäck, die Reisekleidung, Caewlins Waffen, die Ausrüstung, die Schlaffelle und alles andere liegt bereits sorgsam gepackt in der Eingangshalle, so daß sie es nur noch in ihre Rucksäcke und in die Satteltaschen packen müssen und in weniger als einer Stunde sind sie aufbruchbereit und reisefertig.
Sie wirft noch einen letzten Blick auf das Haus in der Dämmerung und verabschiedet sich von ihrem Gesinde, dann reitet sie hinter Caewlin in die Nacht hinein...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Juni 2002, 00:31 Uhr
Als Caelwin und sie endlich wieder in ihrem Haus ankommen, finden sie das Anwesen wohlbestellt und bestens versorgt vor. Calyra lächelt zufrieden - es ist wirklich kein Fehler gewesen, die Mogbarfamilie des Vorbesitzers in den  Dienst zu übernehmen...
Die mächtigen Kastanien sind längst verblüht, ebenso wie die Schlüsselblumen zwischen ihren Wurzeln. Dafür tragen die Kirschbäume die ersten sich färbenden Früchte und überall spriessen dicke Teppiche von Vergißmeinnicht und Männertreu. Die Abendbrise weht über den See und schmeckt nach Wasser, Wärme und Sommer.
Als sie den Kiesweg heraufreiten, eilen ihnen die Mogbars bereits entgegen, helfende Hände nehmen ihnen Pferde und Gepäck ab und die Köchin segelt ihr beachtliches Gewicht davon, um ihnen rasch ein Abendmahl zu bereiten. Die Fürsorge und Freundlichkeit der Mogbars rührt sie und sie trägt den Mägden nur auf, das Essen in ihr Schlafgemach zu bringen und dort ein Bad zu richten...
Arm in Arm geht sie mit Caewlin die letzten Meter zum Haus hinüber und als die Tür hinter ihnen ins Schloß fällt, fällt auch einige Anspannung von Calyra ab.
Sie schließt die Augen, lehnt sich einen Augenblick an das dunkle, kühle Holz und legt die Hände auf den Leib. Eine winzige Rundung ist dort nun zu ertasten...aber zugenommen hat sie immer noch nicht - oder jedenfalls kaum.
"Caewlin," flüstert sie und als er sich zu ihr umdreht nimmt sie seine große Hand in ihre und legt sie auf ihren Bauch.  Sie sieht ihn an und in seine Augen umschließen sie so sanft  wie nach einer Weile seine Arme.  "Lass uns nach oben gehen, Caewlin," murmelt sie in den Stoff seines Leinenhemdes und legt die Stirn an seine Brust.  "Ein Bad nehmen, etwas essen und in unserem Bett schlafen..."


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Juni 2002, 22:17 Uhr
Die kleine, sanfte Erhebung unter seinen Fingern, noch kaum spürbar, jagt ihm einen Schauer über den Rücken.
Mein Kind...
Lange Zeit sieht er sie nur an, spürt ihre warme Haut durch den Stoff ihres Kleides und ihrer Leibwäsche hindurch, dann muß er sie einfach in die Arme schließen - und mit einem Mal wirkt sie sehr klein und sehr verletzlich. Sie ist erschöpft und mitgenommen von ihrer Fahrt wie von allem Erlebten und hier, in der sicheren Geborgenheit ihres eigenen Hauses, gestattet sie sich das auch zu zeigen. Er hebt ihr Gesicht an, so daß er sie küssen kann und bringt sie dann nach oben.

Die Mogbars haben eine ausladende Holzwanne mit geschnitztem Rand mit heißem Wasser gefüllt und sie in der Wanne sitzen zu sehen, erinnert ihn sehr an jene Nacht in der Harfe...als sie sich für ihn entschieden hatte und ihr altes Leben hinter sich ließ.
In dieser Nacht haben wir unser erstes Kind gezeugt...jenes winzige Wesen, das in ihr heranwächst und im Winter geboren werden wird...
Er denkt an ihre Schüchternheit und Angst in jener Nacht, ihr silbernes Haar und die riesigen, meerblauen Augen und eine große Faust presst sein Herz zusammen und läßt seine Brust eng werden. Dann legt er selbst seine staubige Reisekleidung ab, angelt sich aus dem riesigen, mit Schnitzwerk aller möglichen Jagdszenen verzierten Schrank ein frisches Hemd und steigt zu ihr in die Wanne. Der Zuber ist leicht groß genug, um sie beide aufzunehmen. Er wäscht ihr Haar und ihren Rücken und fühlt ihre warme Haut an seiner, was ihn beinahe um den Verstand bringt. Nicht hier...nicht jetzt... waschen...essen...dann...

Mitten in der Nacht liegt Caewlin noch lange wach...lange nachdem Calyra an seiner Schulter einschlief und sich dann in seinen Armen zusammenrollt wie ein Kätzchen im Nest. Sie liegt auf seinem rechten Arm, seine linke, heile...meine einzige, denkt er bitter...Hand ruht auf ihrem Leib, dort, wo sie sein Kind unter ihrem Herzen trägt. Fast möchte er sie wecken um sie noch einmal zu lieben, aber sie schläft so hingebungsvoll, fast selbst wie ein Kind und irgendwann nach Mondaufgang bringt das langsame, süße Klopfen ihres Herzens auch ihn zur Ruhe.

Der nächste Tag vergeht mit der Erledigung all jener Dinge, die sich während ihrer Abwesenheit angesammelt hatten: Löhne für Bedienstete, Schreiben nach Norden, Durchsehen der Bücher und ähnlicher Dinge, die sie beide gemeinsam erledigen. Calyra verständigt die Mogbars über das baldige Eintreffen einer Schar Bauern aus Liedberg und weist einen der Knechte an, diese Nachricht an die Stadtgarde an den Toren weiterzugeben, damit die Liedberger im Gedränge wegen des Sommerfestes nicht am Ende noch abgewiesen werden.

Gegen Abend kommt Caewlin von den Ställen herunter, wo er den Mogbars mit  dem Korralzaun geholfen hat und sieht einen Augenblick über die Terrasse in der rasch fallenden Dämmerung. Die letzten Bienen summen in ihre Körbe zurück.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Juni 2002, 22:43 Uhr
"Caewlin..."
Sie tappt auf nackten Füßen über die von der Sonne noch warmen Steinfließen zu ihm hinüber und schmiegt sich an ihn. Der Oleander blüht bereits.
Sein Leinenhemd leuchtet weiß im Dunklen. Er hat die Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und wirkt auch ohne Brustpanzer und Kettenhemd riesig.
"Lass uns einen Abendspaziergang machen," schlägt sie vor. "Nur über das Anwesen..."
Dann muß ich meinen geschwollenen Füßen keine Schuhe antun...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Juni 2002, 10:04 Uhr
Caewlin war bis spät nachts noch über einigen Schreiben nach Norden und den Büchern des Anwesens gesessen, die seit Jahren  mehr als nachlässig geführt worden waren. Der Gänsekiel war schabend über das Pergament gekratzt und das flackernde Kerzenlicht hatte seine Augen ermüdet, aber es half nichts, es mußte erledigt werden, sosehr ihm das Linsenzählen auch mißfiel.
Irgendwann weit nach Mitternacht war er zu Calyra ins Bett gekrochen, hatte sich von ihrer Wärme einhüllen und beruhigen lassen und wacht nun erst auf, als die Sonne bereits hoch am Himmel steht. Sie scheint durch die dünnen, elfenbeinfarbenen Leinenvorhänge in ihr Schlafgemach und weckt ihn mit warmen Strahlen. Der Wind weht den Geruch des Wassers herein. Er steht auf, kleidet sich an und sieht dabei durchs Fenster den glitzernden Ildorel.
An lautem Wiehern kann er hören, daß die Mogbars eben die Pferde aus dem Stall lassen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. Juni 2002, 20:20 Uhr
Calyra kniet in der schwarzen, lockeren, fruchtbaren Erde des Obstgartens zwischen den Erdbeeren und schiebt Stroh unter die schweren, sich rötenden Früchte. Die bereits reifen pflückt sie und ißt sie gleich an Ort und Stelle. Ihre Hände sind bereits vom roten Saft verklebt und ihre Lippen vermutlich auch, aber das stört sie nicht. Auf dem Kopf hat sie einen alten Strohhut, den sie auf dem Speicher unter zahllosen anderen Dingen, großen wie kleinen gefunden hat. Die Sonne und der Sommer hier im Süden sind ungleich heißer als jene, die sie in der Abgeschiedenheit und Kühle des Bergtales ihres Ordens erlebt hat - aber dafür sind die Erdbeeren auch von einer nie gekannten Süße und die Feuermelonen erst, die die Bauern auf dem Markt verkaufen...sie sind so reif, daß sie im Mund zu explodieren scheinen und schmecken einfach himmlisch.
Sie steht auf und klopft sich die Erde vom Gewand. Hier zu Hause trägt sie meist einfache Kleider aus leichtem Sommerleinen und als einzigen Schmuck einen breiten, silberbeschlagenen Gürtel, an dem der große Schlüsselring mit allen Schlüsseln des gesamten Anwesens hängt. Caewlin hat ihn ihr übergeben - symbolisch für seinen gesamten Besitz. Sie ist die Hausherrin und hat alle Schlüsselgewalt, ganz so, als wäre sie tatsächlich seine Hohe Gemahlin.
Nun...das bist du noch nicht...!
Sie blinzelt, als wäre ihr Staub in die Augen gekommen, aber es ist kein Staub und von plötzlicher Unruhe gepackt, steht sie auf und geht ins Haus. Sie wäscht sich, kleidet sich um und wirft einen leichten Umhang über. Dann verläßt sie Haus und Anwesen und hat für die besorgt nachfragenden Mogbars, wohin sie denn gehe und was dem Lord zu sagen sei nur ein fast zorniges Winken übrig.
Du benimmst dich wie ein trotzendes Kind! Flüstert eine Stimme. Ja! Ja, ich weiß! Und...? Es ist mir egal! Egal!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Juni 2002, 21:39 Uhr
Als Caewlin von den Stallungen herunterkommt, erfährt er, daß Calyra das Haus überstürzt und wortlos verlassen hat. Die Mogbars berichten händeringend, daß die junge Lady ganz aufgelöst wirkte und einen Augenblick werden seine Augen dunkel.
Sie hat nicht gesagt wohin sie geht...sie ist fortgelaufen!
In seinem Gesicht arbeitet es. Aber auf alle seine Fragen versichern ihm die Mogbars nur: nein, es sei nichts geschehen, nein, niemand habe eine Nachricht gebracht und ein Rabe wäre auch nicht eingetroffen. Die Herrin habe Stroh unter die Erdbeeren im Küchengarten gelegt und sei dann einfach gegangen.
Hör auf! Sie ist eine erwachsene Frau...sie weiß schon, was sie tut und wenn sie in die Stadt gehen möchte, hat sie jedes Recht das zu tun, wann immer sie es will!
Er schilt sich selbst einen Narren. Aber da ist noch eine Stimme in seinem Inneren und diese flüstert leise und beharrlich: Sie ist fortgelaufen...vor irgendetwas ist sie fortgelaufen...und sie hat dir nicht gesagt, warum!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. Juni 2002, 00:35 Uhr
Als sie nach  Hause kommt, liegt das Haus längst dunkel und friedlich schlafend hinter den mächtigen Kastanien. Sie verschließt Tor und Pforte und auch die schwere Haustür hinter sich und geht nach oben. Sie hat Hunger, aber da sie ohnehin keinen Bissen hinunterbrächte ohne ihn sofort wieder von sich zu geben, gibt sie jeden Gedanken an ein Nachtmahl auf und schleicht sich so leise wie möglich in ihr Schlafgemach.
Caewlin ist wach. Er liegt zwar im Bett, aber er lehnt mit dem Rücken am geschnitzten Betthaupt und sieht sie an. Sie  steht einen Augenblick in der Tür, bevor sie eintritt und beginnt, sich zu entkleiden. Ihre Finger nesteln ungeschickt an Bändern und Verschlüssen - sie hat zehn Daumen und alle sind gebrochen. Sie sieht die unausgesprochene Frage in seinen Augen, so deutlich als wäre sein Gesicht von hundert Kerzen erhellt, nicht nur vom blassen Mondschein. Durch das geöffnete Fenster dringen die laue Nachtluft und leise und windverweht  der trunkene Gesang Feiernder vom Strand unten herein.
"Ich war...am Marktplatz," antwortet sie. Das war keine
Lüge...
"Ich traf Raven und Morholdrim und habe sie eingeladen uns jederzeit zu besuchen..." Sie kriecht zu ihm unter die dünnen Sommerdecken und bettet den Kopf an seine Schulter. Das hier ist mein Platz...warum bin ich überhaupt weggelaufen...?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 13. Juni 2002, 15:32 Uhr
Caewlin sitzt auf der Steinterrasse, einen Krug Wein und einen halben Laib Brot neben sich und beobachtet die Mogbars, die gestern das Gras schnitten und es heute wenden. In der warmen Sommersonne und dem ständig wehenden Ostwind würde es rasch trocknen.
In Sturmende mähen sie jetzt auch das Gras und lagern es ein...für die langen kalten Wintermonde, wo das Heulen der Wölfe und das Knirschen des Schnees die einzigen Geräusche sind und die Polarnacht alles einhüllt...
Er sieht Calyra aus dem Küchengarten auftauchen und mit den Mägden lachen - sie hat wieder jenen Strohhut aufgesetzt gegen die Hitze, aber ihre Schultern und Arme sind längst sonnengebräunt und auf ihrer Nase und Stirn blühen winzige Sommersprossen. Sie ist so wunderschön. Er will nichts lieber, als sie in die Arme schließen.
Wovor nur lief sie gestern fort? Was geht in ihrem Kopf vor..? Ich kann sehr gut sehen, daß irgendetwas ihr Sorgen macht, auch wenn sie es abstreitet. Ich bin nicht blind und sie kann sich nur schlecht verstellen, auch wenn sie sich noch so sehr abmüht...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. Juni 2002, 21:39 Uhr
Als die Nacht endgültig sinkt, gießt Calyra die Rosen und den Blauregen vor dem Haus, während die Mogbars die Pferde in den Stall treiben und ihre Futterkrippen für die Nacht füllen.

Sie sagt sich hundertmal ihr Benehmen war albern und sie hätte nicht fortlaufen dürfen, auch wenn sie nur bis zum Marktplatz gekommen war.  Caewlin ist verwirrt und beunruhigt, das weiß sie, sie kann es spüren...aber dennoch ist ein dicker Kloß in ihrem Hals.  Wie soll ich ihm sagen, daß ich Angst habe, daß er mich niemals wirklich zu seiner Gemahlin machen wird...obwohl er es gesagt hat...? Selbst bei dem Gedanken daran wird sie rot und verscheucht ihn schnell wieder.   In Wahrheit fürchtest du dich tief, tief im Inneren davor, daß er dich auslacht und dir wehtut... Wütend über sich selbst reißt sie heftig an einem Unkrautbüschel.  Das würde Caewlin nie tun, niemals! Er liebt dich. Er will dich zur Frau, das hat er selbst gesagt! Sie taumelt ein paar Schritte zurück, von ihrem eigenen Schwung mitgerissen.  Die Tränen sind schon wieder gefährlich nahe an der Oberfläche.  
Seit ich  schwanger bin habe ich so nahe am Wasser gebaut, daß ich bald ertrinken werde...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Juni 2002, 20:08 Uhr
Auch am nächsten Tag geht es Calyra nicht sehr viel besser und immer noch stehen da die unausgesprochenen Worte zwischen ihnen....Worte die sie nicht sagen kann und von denen er nicht weiß, daß sie überhaupt existieren. Woher auch?  Hör auf, Calyra! Er hat nichts getan um diese Wut von dir zu verdienen! Nichts...! Er weiß ja noch nicht einmal etwas von deinen albernen Sorgen!

Wütend wirft sie gejätetes Unkraut in den hölzernen Kübel neben sich, wütend stapft sie damit durch den Küchengarten und wütend entleert sie ihn über dem Kompost. Sie glaubt Caewlins Blick bei allem, was sie tut, auf sich zu spüren  und das reizt sie noch mehr. Diese grauenhafte Stimmung zwischen Wut, Angst und Verzweiflung ist unerträglich. Sie erntet die reifen Erdbeeren und bindet ein paar Himbeerranken wieder ans Spalier, wobei sie sich die Finger zerkratzt.

Sie schüttelt sich wie ein nasses Kätzchen und geht nach drinnen. Im Haus selbst ist es angenehm kühl und sie atmet auf. Die Hitze ist ihr unerträglich.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Juni 2002, 21:50 Uhr
Calyra meint eine Bewegung aus den Augenwinkeln zu sehen, unten an der Seepforte, als sie auf die Steinterrasse hinaustritt. Jetzt wo die Sonne gesunken ist, ist die Luft erträglicher und der kühle Abendwind bringt Linderung und den frischen Geruch nach Wasser vom Strand herauf.
War da jemand...? Sie geht über den sanften Wiesenhang in Richtung Seemauer.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 14. Juni 2002, 22:05 Uhr
Ein Leuchten geht ihr über ihr Gesicht, als sie Calyra erspäht - hatte sie sich also doch nicht getäuscht, es war tatsächlich das Haus der Bardin und des Kriegers.

Raven bleibt an der Pforte stehen, bis Calyra den kleinen Hang heruntergekommen ist, die Hände hat die Bardin voller Erde und die Arme voller Kratzer und mit einem Anflug schlechten Gewissens denkt Raven einen Augenblick lang an den eigenen unordentlichen Garten. Aber dann begrüßt sie ihr Gegenüber freundlich.
"Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen", meint sie, "Ihr hattet mich zwar eingeladen, hierher zu kommen, aber es ist sicher unhöflich, einfach unangemeldet hereinzuplatzen ..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Juni 2002, 22:16 Uhr
"Ach Raven, Ihr doch nicht!" Sie öffnet die schwere, schmiedeeiserne Pforte, die sie knarrend nach innen öffnet und läßt die Diebin eintreten. "Ihr kommt nie ungelegen, das wißt Ihr genau..." Sie wischt sich die Hände am Gras sauber so gut es eben geht und führt die Diebin dann hinauf in Richtung Steinterrasse und Haus. "Das Spalierobst ist in einem furchtbaren Zustand und die Himbeeren hatten alle die Braunfäule..." meint die Bardin entschuldigend und hält ihre verkratzten Arme hoch. Mit einem Blick auf die friedlich in der Abendluft grasenden Pferde fügt sie hinzu: "Möchtet Ihr den Braunen nicht zum Grasen herbringen? Wir haben mehr als genug Platz hier..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 14. Juni 2002, 22:37 Uhr
"Natürlich, ich bringe ihn gerne vorbei, obwohl er von Eurer Wiese kaum mehr als die Graswurzeln stehen lassen wird, so gefräßig, wie er ist." Sie lacht und bestaunt das schöne Haus und den riesigen, gepflegten Garten. Herrlich sieht es alles aus und fast beneidet sie die beiden darum, in einem so prächtigen Anwesen zu leben.

Nebeneinander schlendern sie um das Haus.
"Geht es Euch schon wieder besser?" fragt Raven nach einer Weile vorsichtig. Sie weiß, daß sie die Nase nicht in die Angelegenheiten fremder Leute stecken sollte, aber gleichzeitig bekümmern sie Calyras Sorgen und sie fragt sich insgeheim, wie sie die Bardin aufheitern könnte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Juni 2002, 22:52 Uhr
Calyra ballt ihre schmalen Hände kurz zu Fäusten und ihr Kinn reckt sich. "Ja...ich war albern und dumm. Es tut mir leid, Raven. Ich hätte nie weglaufen sollen...auch wenn ich ja wirklich nicht weit gekommen bin und den Göttern sei Dank dafür. Seht...was ich mir da zusammenreime stimmt am Ende gar nicht und ich tue Caewlin Unrecht, wenn ich ihm so einen stummen Vorwurf mache...." sie zuckt mit den Schultern. "Kommt...setzen wir uns auf die Terrasse."
Eine der Mägde bringt ihnen zwei Steingutbecher und einen Krug Minzwasser und Calyra schickt sie lächelnd fort und entläßt sie für heute.
"Caewlin ist  bei der Händlergilde...sie sind an ihn herangetreten wegen ein paar Handelsvorschlägen mit Sturmende..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 14. Juni 2002, 23:52 Uhr
"Manchmal ist einem eben nach davonlaufen", seufzt Raven, "auch wenn es nichts hilft. Vielleicht solltet Ihr einfach noch einmal mit ihm sprechen. Wenn er Euch sein Wort gegeben hat, wird er es auch halten, davon bin ich überzeugt."
Nachdenklich schweift ihr Blick über den weitläufigen Garten und die Koppel, in der die Pferde friedlich grasen.

"Aber eine gute Reiterin seid Ihr geworden in den letzten Wochen. Wenn auch unsere Reise nach Liedberg nicht gerade ein Erfolg zu nennen war, so hatte sie doch wenigstens dies als angenehmen Nebeneffekt. Bald werdet Ihr eine ebenso gute Kriegerin sein wie Caewlin." Sie lächelt. "Er ist schon jetzt stolz auf Euch, da könnt Ihr Euch sicher sein."


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Juni 2002, 23:59 Uhr
Calyra wird rot und sieht auf ihre Hände, die den Becher mit Minzwasser umschließen.
"Er hat gesagt, er will mich zur Frau..." flüstert sie an ihre Finger gerichtet. "Ich will nicht, daß er mich heiratet, weil er sich dazu....nun ja verpflichtet fühlt....wißt Ihr, was ich meine?" Sie folgt Ravens Blick den Hang hinauf bis zum Korral. Die Mogbars mühen sich die grasenden Tiere zum Stall hinaufzutreiben, aber sowohl Halbmond als auch der Graue sind unwillig und grasen stets außer Reichweite. Schließlich geben beide Knechte auf und lassen resigniert die Stalltüren offen.
"Eine Kriegerin, ich?" Lacht sie ungläubig.  "Raven...ich kann ein Schwert nicht einmal geradeaus halten!" Sie schüttelt den Kopf. "Und so gut wie Caewlin..." ihre Augen werden dunkler und ernster. "So gut wie Caewlin  im Kriegshandwerk ist niemand..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 15. Juni 2002, 00:13 Uhr
"Er wird sich nicht dazu verpflichtet fühlen, sonst würde er das sicher nicht sagen. Vertraut Ihr nicht seinem Wort? Ich glaube, das könnt Ihr bedenkenlos ... jedenfalls habe ich gelernt, darauf zu vertrauen, als wir unten im Kanal waren. Er ist ein Nordmann, ein Mann von Ehre, und wenn er sagt, daß er Euch heiraten wird, dann wird er das auch tun."

Dann grinst sie verschwörerisch. "Ihr könntet es aber lernen, ein Schwert geradeaus zu halten - und zu führen wie ein Krieger. Ich könnte es Euch beibringen, wenn Ihr das wollt. Und Ihr könntet Caewlin damit überraschen ..."
Bei dem Gedanken daran, daß die zierliche Bardin dem bärenstarken Krieger eine Lektion im Schwertkampf erteilen könnte, muß sie schmunzeln. "Ich glaube, es wäre den Versuch wert, was meint Ihr?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Juni 2002, 00:28 Uhr
"Doch ich vertraue seinem Wort..." meint sie leise. Raven hat Recht...er wird es tun. Aber wird er es tun, weil er es will oder weil er gesagt hat, daß er wird...?

"Ihr würdet....mir beibringen mit dem Schwert zu kämpfen?" Ihre Augen werden groß.  "Das würdet Ihr tun...oh Raven, das wäre wundervoll!" Sie strahlt die Diebin an. Natürlich glaubt sie kein Wort davon, daß sie jemals Caewlin eine Lektion im Schwertkampf erteilen könnte, aber  Raven könnte ihr beibringen, sich zu wehren...sie würde sie stark, schnell und geschickt machen und sie könnte selbst auf sich achten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 15. Juni 2002, 00:44 Uhr
"Natürlich würde ich das", grinst sie und auf Calyras zweifelnden Blick hin, winkt sie ab. "Sicher geht es nicht von heute auf morgen und man kann nicht in einigen Tagen erlernen, wozu andere lange Jahre brauchen, aber Euch gewisse Fertigkeiten anzueignen, das dürfte Euch nicht schwerfallen."
Verstohlen mustert sie die Statur der Bardin.
"Habt Ihr ein Schwert, das Ihr benutzen könnt? Wenn nicht, werde ich eines besorgen. Und ... vielleicht sage ich Euch besser gleich, daß es eine ziemliche Plackerei werden wird, wenn Euch das nicht schreckt, können wir gerne damit anfangen."
Raven trinkt ihren Becher aus und erhebt sich.
"Doch heute nicht mehr, es ist schon spät. Und vielleicht ist es besser, wenn Caewlin dieses Gespräch nicht mitbekommt..." Sie zwinkert der Bardin verschwörerisch zu. "Ihr werdet sehen, wir werden eine Schwertkämpferin aus Euch machen, die bei jedem Turnier mithalten kann."
Zusammen schlendern sie - nun schon im Dunkeln - den Hang hinunter zu der kleinen Pforte, durch die sie gekommen ist und vereinbaren, bald mit dem Training anzufangen, bevor Raven sich endgültig verabschiedet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Juni 2002, 13:20 Uhr
"Caewlin hat Übungsschwerter aus Holz...die sind vielleicht für den Anfang geeigneter," antwortet sie Raven, dann begleitet sie die Diebin zur Strandpforte hinunter. Der Gedanke diese Schwertübungen als Geheimnis mit Raven zu haben, von dem niemand etwas weiß, nicht einmal Caewlin, gefällt ihr und sie lächelt verschwörerisch.
"Ja...wir erzählen niemandem davon - es bleibt unser Geheimnis!"
Sie blickt Raven noch lange nach, nachdem diese verschwunden ist und fragt sich ob sie jemals so schnell und geschickt werden wird, wie die Diebin.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Juni 2002, 14:44 Uhr
Als Calyra nach Hause zurückkommt, ist Caewlin längst wach und sitzt mit hochgekrempelten Hemdsärmeln auf der Steinterrasse, in seinem hochlehnigen, breiten Stuhl am Tisch, wo er den Hufschmied ausbezahlt - er war wohl heute Vormittag hier und hat die Pferde beschlagen. Als sie hinzukommt, verbeugt er sich leicht und nennt sie Mylady Storm. Caewlin grinst sie an, aber das Lächeln, das sie zurückschickt hat etwas schales, obwohl sie sich sehr bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Ich bin nicht Mylady Storm...werd ich es je sein? Lebe ich in einem Traum?
"Ich habe den halben Markt leer gekauft, Caewlin, " berichtet sie strahlend. "Kleider und bunte Röcke für die Mägde - zum Sommerfest. Und ein Fruchtbarkeitsamulett für Dalla. Und Pip klingelt wie ein Narr, ich habe ihm eine Gugel mit Glöckchen geschenkt!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Juni 2002, 14:58 Uhr
Da war es wieder...einen ganz kurzen Augenblick lang sieht Calyra todunglücklich aus, aber sie hat sich sofort wieder in der Gewalt. Der Schmied hat sie Mylady Storm genannt, als wäre sie bereits meine Frau...warum macht sie das traurig? Der Gedanke beunruhigt ihn mehr als er wahrhaben will und sein Lächeln verschwindet. Als sie jedoch von ihren Einkäufen berichtet, kehrt es zurück, wenn auch mit  liebevollem Spott. "Du verwöhnst das Gesinde," meint er, steht auf und streckt sich. Der Schmied ist bezahlt, die Pferde frisch beschlagen und er ist müde. Schlaf hat er nicht viel gefunden, die Nacht verging mit Grübeln über Calyra und was immer in ihr vorgehen mochte.
Wie kann ich ihr nur helfen, wenn sie nie etwas sagt? Sie wiegelt stets ab... Vielleicht weiß Niniane etwas...vielleicht ist es nur die Schwangerschaft, beim Donnerer oder diese verfluchte Sommerhitze. Ich bin für den Norden gemacht, für Eis und Schnee und kalten Wind und nicht für diese Höllenglut! Die drückende Schwüle, die seit Tagen über der Stadt hängt wie eine große Glocke macht ihn reizbar.
"Fruchtbarkeitsamulette für eine Magd!" Knurrt er. "Das haben wir nicht gebraucht!"
Sie lacht nur und erklärt ihm, er solle seine Zunge hüten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Juni 2002, 00:45 Uhr
Vom Gesinde ist niemand mehr wach und bevor er das ganze Haus aufweckt, bringt Caewlin den Grauen selbst in den Stall und versorgt ihn. Halbmond begrüßt beide mit sanftem Wiehern und ihr silbriges Fell leuchtet im blassen Mondschein.

Im Haus selbst ist alles ruhig und dunkel. In der Küche findet Caewlin nur Gläser mit frisch eingekochter Erdbeermarmelade, die zum auskühlen auf dem Tisch stehen. Sowohl das Gesinde als auch Calyra scheinen tief und fest zu schlafen.
Er geht nach oben ins Schlafgemach und ein paar Minuten später kriecht er zu ihr unter die Decken, fühlt ihre Weichheit und Wärme und schließt zum ersten Mal seit Tagen ohne Sorgen die Augen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 17. Juni 2002, 19:25 Uhr
Calyra tappt mit nackten Füßen über das Pflaster der Steinterrasse und stellt einen Krug mit frischem, dunklem,  schäumenden Bier auf den Tisch. Der lange und vom Alter ganz glattpolierte Holztisch ist für alle gedeckt, auch für das gesamte Gesinde, für die dicke Köchin, die vier Knechte, den alten Haushofmeister und die drei Mägde. Dies hier ist nicht die Große Halle von Burg Sturmende und die Mogbars kann man kaum als Caewlins Vasallen bezeichnen, aber er hat sie in seinen Dienst genommen und wie jeder Gefolgsmann haben sie ein Recht auf einen Platz an seiner Tafel und in seiner Halle...nun ja auf seiner Terrasse...
Caewlin war merkwürdig ausgelassen heute, gerade so, als wäre er eine große Sorge losgeworden und sie fragt sich schon den ganzen Tag, was wohl gestern abend geschehen war. Er hatte sie am Morgen geweckt und geküßt ...und geliebt... und gelächelt als wüßte er etwas, von dem sie keine Ahnung hatte. Sie rümpft ihre kleine Nase, die auf dem Nasenrücken voller Sommersprossen ist und streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Obwohl sie ihr Haar im Nacken zusammengebunden und aufgesteckt hat, lösen sich immer wieder einzelne Locken und fallen ihr in die Stirn.
Es ist ungeheuer heiß, sogar jetzt am Abend noch, selbst die Pferde stehen still im Schatten des Stalles und lassen die Köpfe hängen. Vor allem der Graue. Halbmond, die ja aus den südlichen wüsten stammt, scheint trockene Hitze wenig auszumachen, aber diese Schwüle behagt auch ihr nicht. Calyra ruft nach Pip und schickt ihn hinuter zu den Knechten und zu Caewlin, die allesamt mit dem Schneiden des Grases und dem Trocknen des Heus beschäftigt sind. Das Heu muß noch vor den erwarteten Hitzegewittern eingebracht werden und beschäftigt die Mogbars schon den ganzen Tag.
Die Köchin und die Mägde tragen das Essen auf, Brot, gebackene Forellen, kaltes Brathühnchen und Apfelkuchen und Calyra setzt sich. Ihre Füße sind in der Hitze geschwollen, aber wenigstens war ihr seit dem Abend in der Harfe nicht mehr übel. Vielleicht hat Morgana recht und die schlimmen drei Monde sind vorüber...
Sie nimmt sich eine scheibe Brot, während die Köchin und die Mägde schnatternd ihre Plätze einnehmen und die Männer von den Wiesen heraufkommen und nur an den Regenfässern rasch anhalten, um sich Staub und Schmutz ein wenig abzuwaschen.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Juni 2002, 23:02 Uhr
Das Essen ist längst fortgeräumt und das Gesinde wohl schon auf dem Weg in die Betten, doch Caewlin und Calyra sitzen noch auf der Steinterrasse und trinken Wein...das heißt Caewlin trinkt Wein, schweren, guten Rotwein von irgendwo her aus dem Osten, Calyra hält sich lieber an Quellwasser. Sie ölt und stimmt ihre Mandoline, die sie quer über den Knien liegen hat, während Caewlin duftende Ölfackeln gegen die Mücken aufstellt, die von der Laterne am Tisch magisch angezogen werden. Der nächtliche Ostwind, der vom See heraufweht bringt endlich etwas Abkühlung, ab und an singt sie eine leise Melodie, die ihm bald nicht mehr aus dem Kopf geht und er grinst still in sich hinein. Mehr als einmal muss er sich beherrschen, um nicht doch etwas zu sagen und beißt sich jedesmal auf die Zunge. Halt die Klappe, Caewlin! Ermahnt er sich selbst. Halt die Klappe, du verdirbst noch alles!

"Was summst du da die ganze Zeit, Cal? "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 17. Juni 2002, 23:29 Uhr
Statt einer Antwort fängt Calyra mit rauchiger Stimme an zu singen und das Lied fließt aus ihrem Mund in die Nacht wie ein schimmernder Silberfaden:

"Ich bring dich heim, Catelyn,
wohl übers Meer, so wild und weit,
wo stets dein Herz geblieben ist, dorthin,
wo ich dich einst gefreit.
Von deinen Wangen fiel der Rose Rot,
ich sah's verblassen bis zum Tod.
Und deine Stimme ist von Trauer schwer.
Längst scheint dein Auge tränenleer.
Ich bring dich heim, Catelyn,
wonach dein Herz sich sehnt, dorthin.
Wenn alles wächst und frisch das Grün,
bring ich dich heim, Catelyn..."


Sie verstummt und fährt mit den Fingern über die Saiten der Mandoline.
"Ich habe das Lied auf meinem Weg hierher von ein paar Reisenden gehört, die es in einem Gasthaus sangen..."
Sie sieht Caewlin an und ihre Augen schimmern im Dunkeln.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Juni 2002, 00:25 Uhr
Der Wein in seinem Mund ist schwer und mild. Wenn sie singt möchte man alles um sich her vergessen...

Er sieht über die gemähten Wiesen, die aufgestellten Heudarren und die unter dem Wein begrabene Strandmauer hinweg auf den See, der wie ein blanker, schwarzer Spiegel unter ihnen liegt. Im Süden kann man die Lichter des Hafens und die ein und auslaufenden Schiffe sehen und Musik und Stimmen dringen sowohl vom Strand weiter unten als auch aus der Stadt selbst herüber. Er leert seinen Weinkelch und stellt ihn ab. Der Oleander duftet in der Nachtluft schwer und süß.  
"Laß uns schlafen gehen, wenn du fertig bist, mein Herz. Ich will das Heu morgen einbringen und die Mogbars wollen fürs Sommerfest ein Schwein schlachten. Alle Grundbesitzer der Stadt spenden entweder Geld oder Schlachttiere, Jagdbeute und  dergleichen fürs Festmahl. Der Vorbesitzer dieses Guts hat immer ein Schwein schlachten lassen und wir sollten es ebenso halten."
Er sieht sie an und sie erwidert seinen Blick so ruhig und klar, daß es ihm einen Stich ins Herz versetzt.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 00:52 Uhr
Calyra stimmt eine letzte Saite an ihrer Mandoline und hüllt das Instrument sorgsam in weiches Leder, aber sie erwidert seinen Blick, als er sie ansieht und ihre Augen erzählen von ganz anderen Dingen als Schlaf und zu erledigenden Arbeiten.
"Ja...ich bin fertig und wir sollten...ins Bett...gehen." Sie spricht leise, fast beiläufig, aber ihre Stimme ist samtig und weich. Er hebt eine Braue auf jene amüsiert- spöttische Art und antwortet mit seinem leicht verzogenen, halben Lächeln. Niemand lächelt so wie er. Sie steht auf, nimmt ihre Mandoline mit sich und ist noch nicht an der Tür, als er sie  einholt...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 09:04 Uhr
Nachdem sie ihre Arbeit getan hat, schnallt Raven sich das Schwert um die Hüften, das sie für die Bardin besorgt hat, dann macht sie sich Richtung Ildorel und zu Calyras und Caewlins Haus am Ufer des Sees auf.

Diesmal aber nimmt sie den offiziellen Vordereingang, anstatt durch die Gartenpforte zu kommen, und als sie den gewundenen Weg aus Pflastersteinen zum Haus entlanggeht, muß sie leise schmunzeln, denn solche Anwesen hätte sie früher niemals durch die Vordertür betreten, höchstens des Nachts durch offenstehende Fenster, um sie auszuplündern.

Das behaglich aussehende Haus wie auch der ganze prachtvoll blühende Garten sind wirklich beeindruckend. Raven betätigt den eisernen Drachenkopf und klopft und noch bevor der letzte Ton verklungen ist, öffnet sich schon die schwere Tür und eine Mogbar erkundigt sich nach ihrem Begehr.

Als Raven nach Calyra fragt, wird sie zwar unter misstrauischen Blicken, aber dennoch freundlich in die Eingangshalle gelassen, deren dunkle, holzgetäfelte Kühle sie nach der glühenden Hitze draußen wohltuend umfängt. Eine Weile wartet sie im angenehmen Halbdunkel, während sie sich die kunstvollen Fresken an den Wänden betrachtet und insgeheim darauf hofft, daß Caewlin nicht zuhause ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 10:10 Uhr
"Raven!" Calyra kommt aus den Wirtschaftsräumen und der Küche in die Halle und strahlt die Diebin an. Sie ist barfuß, in einem einfachen, leichten Leinenkleid mit dünnen Trätern und hat Erdbeermarmelade an den Fingern. Auch ihre Lippen glänzen verdächtig rot. "Wir sind eben fertig geworden mit dem Einkochen..." erklärt sie entschuldigend. "Ich gebe Euch ein paar Gläser mit, wir haben soviel davon, daß ich nicht mehr weiß, wohin damit." Dann bekommt ihr lächeln etwas fragendes, fast erwartungsvolles. "Seid Ihr etwa wegen...hier? Das ist gut, Caewlin ist vor die Stadtmauern geritten...das neueste Gerücht der Stadt: ein Nordritter nimmt am Sommerturnier teil. Alle dachten, es wäre Caewlin...aber da er sich nicht gemeldet hat, muss es jemand anderes sein und er will wissen, wer...
Wo..." sie sieht sich um. "Wo wollt Ihr denn mit mir üben? Gleich hier? Auf der Wiese hinter dem Haus?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 10:35 Uhr
"S'ljea, Calyra - schön, daß Ihr da seid!" Raven grinst, als sie die klebrigen Marmeladefinger der Bardin betrachtet, aber das Angebot, ein paar Gläser von den frisch eingekochten Erdbeeren mit nach Hause zu nehmen, entlockt ihr ein Lächeln und sie nimmt es dankend an. Während Calyra sich die Finger an einem Leintuch abwischt, folgt Raven ihr in die Küche und sie plaudern über das Fest und den geheimnisvollen schwarzen Ritter, der sich für das Turnier gemeldet hat.

In der Goldenen Harfe sind ihr diese Gerüchte bereits als Gesprächsfetzen zu Ohren gekommen. Doch nicht der Ritter war es, der dort Ravens Aufmerksamkeit erregt hat, sondern die Ankündigung eines Turniers für Bogenschützen, bei dem es für den Sieger ein sattes Preisgeld einzustreifen galt, und das sie nun wegen einer Teilnahme nachdenken lässt. Obwohl sie eigentlich nichts von Wettkämpfen und albernem Kräftemessen hält, könnte sie das Geld doch dringend gebrauchen.

Doch der Gedanke tritt vorerst wieder in den Hintergrund und sie reden und kichern eine Weile über das bevorstehende Fest, als wären sie Sommermaiden, die zum ersten Mal zum Tanz gehen. Mit leuchtenden Augen erzählt Calyra vom geschmückten Platz der Pavillone, den feschen Rittern und dem Turnier, das ein großes Ereignis zu werden scheint und zu dem die Besucher ihre besten Gewänder anlegen würden. Da werde ich wohl Zaungast bleiben müssen, erkennt Raven mit einem Seufzer, doch dann wenden sie sich dem eigentlichen Grund ihres Besuches zu und sie reicht Calyra das Schwert, das sie mitgebracht hat, während sie auf die sauber gemähte Wiese hinter dem Haus in die Bruthitze des Sommertages hinaustreten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 11:04 Uhr
Ravens Blick ist ihr nicht entgangen, als das Gespräch auf das Turnier und die Vorbereitungen...und die Festgewänder... zu sprechen kam, und Calyra blickt schnell in die andere Richtung, um sich nicht zu verraten. Wenn du wüßtest, Raven... sie muss sich ein Grinsen verkneifen und nickt nur. "Hmmm, doch ich bin schon sehr gespannt auf das Turnier. Selbst Caewlin wird es sich ansehen und Ihr wißt, was er von Rittern hält," erzählt sie der Diebin, während sie nach draußen gehen. Calyra hat das Gesinde längst eingeweiht und die Mogbars darauf eingeschworen, Caewlin kein Sterbenswörtchen zu verraten. Darum müssen sie sich also keine Sorgen machen, auch wenn Pip verdächtig viele Gründe einfallen, sich auf einmal nur auf der Terrasse herumzutreiben.
Calyra wirft ihm einen warnenden Blick zu und er trollt sich klingelnd und feixend.
Als Raven ihr das Schwert reicht, ist sie einen Augenblick verwirrt. "Das ist ein echtes Schwert, kein Holzschwert," meint sie. "Raven, habt Ihr das etwa für mich gekauft? Aber das wäre doch nicht nötig gewesen...es hat bestimmt eine Menge Silberstücke gekostet..." sie beißt sich auf die Lippen. "Ich werde Euch das selbstverständlich ersetzen. Ihr müßt nicht soviel Silber für mich ausgeben." Was mag sie das gekostet haben?
Raven nimmt ihr gegenüber auf der Wiese Aufstellung und murmelt etwas von "Nein, nein schon in Ordnung und schluss damit".
Calyra zieht das Schwert aus der Scheide und hält es unsicher mit beiden Händen vor sich. Es ist tatsächlich ein richtiges Schwert mit Griff, Stichblatt und Knauf und sehr viel schwerer, als es aussieht.
"Und nun?"
Raven steht ihr gegenüber, scheint mit den Augen Maß an ihr zu nehmen und lächelt grimmig. "Nun bin ich dein Tanzlehrer." Verkündet sie.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 11:15 Uhr
Sie lächelt, als sie Calyras Frage vernimmt. "Nein, wir üben nicht mit Holzschwertern - nimm nur gleich ein scharfes, das macht dich von Anfang an vorsichtig. Mit den hölzernen geht man zu unbedacht um und das kann einem später zum Verhängnis werden."

Unter den amüsierten Blicken der Mogbars hetzt Raven die Bardin erst eine Weile lachend und zum Vergnügen über die Wiese, aber dann zeigt sie ihr sehr ernsthaft, wie sie das Schwert halten muß und Calyras schmale Hände, die eher den feinfühligen Umgang mit den Saiten einer Laute oder Mandoline kennen, tun sich ein wenig schwer mit der ungewohnten Waffe. Doch sie ist aufmerksam und geschickt und bald hat sie heraus, wie es am besten in der Hand liegt und sie fangen an, die ersten Schläge zu üben. Raven macht ihr vor, wie sie Füße und Beine setzen muß, um sicheren Stand zu haben und die Schläge des Gegners parieren zu können.

"Achte darauf, daß du so lange wie möglich die Klinge des Gegners durch den Kontakt mit deiner eigenen kontrollieren kannst - verlierst du den Kontakt, kann er leichter zuschlagen und das könnte schnell dein Verderben werden." Anschließend demonstriert sie Calyra einige Schläge, und zeigt ihr auch gleich, wie sie pariert werden, wie man den Schlag des Gegners an der eigenen Klinge abtropfen lässt oder seitwärts lenkt.

Sie üben langsam und sorgfältig und Raven kontrolliert fortwährend Calyras Fußstellung, macht hie und da eine Bemerkung, erklärt und korrigiert, und bringt die Bardin gehörig zum schwitzen.

Einmal lässt sie die locker geschwungenen Übungshiebe sein und schlägt nach Calyras Aufforderung richtig zu. Es sieht ganz leicht aus - eine einzige fließende, geschickte Drehung und der Schlag von Ravens Schwert trifft die Klinge der Bardin mit voller Wucht und lässt sie in die Knie gehen, während das Schwert ihren Händen entgleitet und in hohem Bogen davonsegelt.

Die Diebin sieht sie daraufhin beinahe entschuldigend an und hilft ihr wieder auf die Füße. "Glaub nicht, daß ich dich ärgern oder nur herumprahlen will. Du sollt nur sehen, was man mit einer Klinge anrichten kann - und dabei haben wir mit unserer geringen Größe noch nicht einmal viel Körperkraft. Stell dir das gleiche mit einem Gegner wie Caewlin vor."

Raven bückt sich und hebt Calyras Schwert auf. "Bist du einmal in einen Zweikampf verstrickt, gibt es kein Zurück, du wirst absolut keine Zeit dazu haben, auch nur über irgend etwas nachzudenken oder dir die Schläge zurechtzulegen, das einzige, was du tun kannst, ist zu versuchen, deinen Gegner richtig einzuschätzen. Die Schläge und die Paraden müssen dagegen ohne zu überlegen und vor allem ohne den kleinsten Fehler kommen, ansonsten kann es deinen Tod bedeuten. Doch fehlende Körperkraft kann man durch Schnelligkeit und Geschick einigermaßen ausgleichen." Sie seufzt. "Aber es wird viel Übung brauchen und viel Kraft kosten. Wenn du das auf dich nehmen willst?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 12:34 Uhr
Calyras einzige Antwort ist ein Recken des Kinns und alle, die sie kennen, wissen, was das bedeutet. Sie wird nicht aufgeben, egal wie lange es dauert.
"Machen wir weiter..." murmelt sie nur. Ravens Worte hallen in ihrem Kopf nach Stell dir das Gleiche mit einem Gegner wie Caewlin vor... Sie will sich das lieber nicht vorstellen. Ein solcher Hieb von einem Krieger mit Caewlins Kraft hätte ihr Schwert zerbrochen wie einen Zahnstocher und sie selbt mittendurch geschnitten.

In den folgenden Stunden erklärt Raven ihr geduldig, wie sie ihren Körper am besten dreht ...ja, stell dich seitwärts. Du bist klein und zierlich, aber so bietest du auch ein kleineres Ziel..., zeigt ihr, wie sie ihr Schwert auch mit einer Hand sicher und im Gleichgewicht halten kann und korrigiert unermüdlich ihren Griff, indem sie ihre Finger auseinanderdrückt und wieder neu arrangiert, bis Calyra es besser macht...Dein Griff muss locker und zart sein. Der Stahl muss ein Teil deines Armes werden, dann wirst du ihn nicht fallen lassen... Sie läßt sie tänzeln und sich drehen und schlagen, hauen und stechen und die immer heißer werdende Sonne brennt unbarmherzig. Calyra versucht, sie zu treffen wie Raven ihr geheißen hat, versucht es vier Stunden lang, bis jeder Muskel in ihrem Leib müde ist und schmerzt, während Raven noch nicht einmal außer Atem ist und ihr sagt, was sie tun soll.
Schließlich, gegen Mittag, hat die Diebin dann doch Erbarmen und beendet Calyras Leiden. Gemeinsam kehren sie in die Kühle des Hauses zurück, trinken eisiges Quellwasser in der Küche und essen kalten Braten, Brot und Käse. "Ich muss schneller und geschickter werden, Raven." Murmelt Calyra und sieht ganz entmutigt aus. Die Diebin allerdings schmunzelt nur.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 15:32 Uhr
Raven lacht hellauf, als Calyra nur trotzig das Kinn vorstreckt. Insgeheim hat sie nichts anderes erwartet, denn ein bißchen kennt sie die Eigenarten der silberhaarigen Bardin nun auch schon - im Gegenteil, sie wäre wohl enttäuscht gewesen, hätte Calyra einfach aufgegeben. Oh ja, schmunzelt sie innerlich, sie wird der Schrecken der Nordlande werden und sie einfach im Sturm nehmen - mit einem so freundlichen Herzen und einem solchen Sturschädel und dazu noch dieser Stimme, wer hätte ihr schon etwas entgegenzusetzen ...

Aber nichtsdestotrotz lässt sie sich von Calyra mit dem Schwert im Garten herumjagen, bis die Bardin nur noch am japsen und völlig außer Atem ist. Raven macht es dagegen nicht viel aus, ihr Körper und ihre Muskeln sind von der harten Arbeit trainiert, vom Reiten, vom Bogenschießen, vom Hobeln und vom Holzmachen, so schnell bringen sie die Übungen nicht aus der Puste. Und Calyra lernt erstaunlich schnell, und Übung und Kondition werden mit der Zeit auch noch dazukommen, denn der Schwertarm darf nicht erlahmen, darf nicht zittern. Sie muß nur schneller werden, wendiger. Und in Ravens Gedanken reift bereits ein Plan, wie Calyra das auch erreichen kann.

Gegen Mittag wird die Hitze so unerträglich, daß ihnen der Schweiß in Bächen herunterläuft und die Kleidungsstücke klatschnass an den verschwitzten Körpern kleben. Und so kommt die wohltuende Pause im kühlen Halbdunkel des Hauses nur gelegen und sie stillen Hunger und Durst. Einen Moment lang fragt Raven sich, ob sie es nicht übertrieben haben mit dem Training, wenn Calyra wirklich ein Kind unter dem Herzen trägt. Doch die Bardin sieht zwar erschöpft aus, aber ansonsten recht munter und es scheint ihr auch gut zu gehen.

Als sie dann mutlos den Kopf hängen lässt, lächelt Raven nur. "Es gibt schon Möglichkeiten, wie du deine Schnelligkeit trainieren kannst", meint sie mit einem geheimnisvollen Zwinkern, während sie sich den Käse und das Brot schmecken lässt. "Raidri Schattenhaar, mein ... Ziehvater, der mich vor langer Zeit aufsammelte, war mir ein strenger Lehrmeister, der dafür sorgte, daß ich gründlich das Diebshandwerk lernte. Und dabei zu langsam zu sein, wäre unter Umständen tödlich gewesen, deswegen legte er viel Wert darauf, mich schneller und geschickter zu machen. Er hatte da seine ganz eigenen Methoden ... er ließ mich Ratten jagen."

Als Calyra sie forschend von der Seite ansieht, senkt sie den Blick. "Es waren keine guten Zeiten ... wir lebten in den Kanälen und mußten uns eben unseren Lebensunterhalt verdienen. Und um schneller und wendiger zu werden, hieß er mich die Ratten jagen. Kein Tier ist so flink und so gerissen wie eine Kanalratte, und wer es schaffte, welche von diesen alten, hinterhältigen Biestern mit bloßen Händen zu erjagen, der konnte mit Fug und Recht behaupten, daß er schnell sei. Und es hat mir manches Mal den Kopf gerettet."

Sie spült ihren letzten Bissen mit dem erfrischend kalten Wasser hinunter und grinst. "Keine Sorge, ich werde dich bestimmt nicht in den Kanal schicken. Versuch es mit den Katzen. Die ganze Stadt wimmelt von Straßenkatzen, raffinierte, wieselflinke Miststücke ..."

Eine Weile erklärt sie noch, wie diese Katzenjagd aussieht, dann erhebt sie sich und streicht sich das wirre Haar aus der Stirn. "Ich glaube, für heute ist's genug, bevor uns die Hitze noch umbringt. Das Schwert lasse ich dir hier, aber lasse es Caewlin nicht sehen. Und nächstes Mal, wenn ich wieder zu Besuch komme, will ich hier haufenweise Katzen sehen ..." zwinkert sie zum Abschied verschwörerisch.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 15:45 Uhr
Katzen? Einen Augenblick sieht Calyra Raven ungläubig an, aber dann nickt sie ergeben. Wenn die Diebin Katzen wollte, würde sie sie bekommen. Ich tue alles, wenn es mir hilft schnell und geschickt und sicher zu werden und wenn ich dafür wie ein Straßenjunge durch die Gossen flitzen und Katzen einfangen muss, dann tue ich auch das...
Als die Diebin sich jedoch daran macht, sich zu verabschieden, hält Calyra sie auf. "Warte Raven. Da ist noch etwas..." lächelt sie geheimnisvoll. "Ich  möchte dir  etwas geben."

Sie führt Raven nach oben und in ihr Schlafgemach, wo auf weichem, hellen Leinentuch ein Festgewand ausgebreitet auf dem breiten, holzgeschnitzten Bett liegt, so tiefrot und glänzend, daß es schon beinahe schwarz wirkt. Es ist ärmellos und der weite, in einer sanft geschwungenen Linie über die Schultern und den Rücken gehende Ausschnitt ist durchgehend mit tropfenförmigen Mondsteinen besetzt. Der granatrote Seidendamast glänzt im Licht wie Drachenfeuer.
"Das ist mein Teil des Handels," flüstert Calyra mit ansteckender Aufregung und drängt Raven hinter ein Paravent aus rötlichem Holz mit Intarsien aus Perlmutt und Elfenbein die verschlungene Rankenmuster bilden. Sie reicht der Diebin das Gewand und dazu passende Halbschuhe aus weichem, ebenso tiefrotem Leder, sowie einen breiten, langen Schulterschal aus hauchdünnem, granatrotem Seidenorganza, an den Säumen mit winzigen Seeperlen bestickt, kaum so groß wie Stecknadelköpfe.
"Zieh es an, Raven, ich bin mir sicher, es passt dir wie angegossen und das dunkle Rot wird wundervoll zu deinem Haar aussehen. Du hast so schönes Haar, dunkel wie Rabenschwingen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 16:11 Uhr
Raven weiß überhaupt nicht wie ihr geschieht, als Calyra sie die breite Treppe hinauf und in ihr Schlafgemach bugsiert. Als sie dann die Bardin aber von einem Handel reden hört und sie auch noch auf dieses märchenhafte, dunkelrot schimmernde Stoffgebilde zeigt, das auf dem Bettüberwurf drapiert ist, weicht alles Blut aus ihrem Gesicht.

"Calyra, du bist verrückt ... ", platzt es aus ihr heraus, "das kann ich nicht annehmen! Völlig unmöglich ... ich weiß nicht, wie viel so etwas kostet, aber es muß ein Vermögen sein, und ... nein, es geht nicht, ausgeschlossen!"

Aber die Bardin flattert aufgeregt und mit geröteten Wangen um sie herum und schiebt sie kurzerhand einfach hinter den prachtvollen Paravent, der allein vermutlich schon mehr gekostet hat als die ganze Jahrespacht für ihr Häuschen. Völlig perplex und mit einem raschelnden Berg Seidenstoff auf dem Arm lässt Raven sich hinter der Stellwand mit Puddingknien auf einen Hocker sinken. ...bei allen Göttern, was mache ich denn jetzt nur ... ich kann das doch nicht anziehen ... Sie hört Calyra außerhalb ihres Blickfelds eine Weile rumoren und dann ihre Stimme gespannt fragen. "Passt es?"

"Calyra, ich kann das wirklich nicht annehmen, das ist viel zu wertvoll ... und wo soll ich das denn tragen?" Aber die Bardin kichert nur und erstickt jeglichen Widerspruch sofort energisch im Keim und so streift Raven seufzend die Stiefel von den Beinen und schält sich aus ihren Kleidungsstücken. Eine Weile raschelt und knistert es hinter dem Paravent, begleitet von einem leisen 'verflixt' und einem 'autsch' wegen einem angestoßenen Zeh, während Raven in halsbrecherischen Verrenkungen versucht, die winzigen Knöpfe im Rücken des Gewandes zu schließen.

Dann herrscht Stille hinter der Wand und sie schaut an sich herunter. Sie fühlt sich so fremd und ungewohnt ohne das vertraute, abgetragene Lederwams, ohne Schwertgurt und ohne ihre alten Stiefel, und vor allem so völlig nackt, denn das Kleid ist so tief ausgeschnitten, daß es den halben Rücken freigibt. Mit ungeschickten Fingern, die zwar Bögen schnitzen und komplizierte Schlösser knacken können, jedoch im Umgang mit solch hauchfeinen Dingen absolut nicht geübt sind, versucht sie, das zarte Gespinst von Schal um die Schultern zu drapieren, doch das misslingt ihr gründlich. Sie runzelt die Stirn, dann löst sie kurzerhand die Lederschnur aus ihrem Zopf und lässt das Haar offen über den Rücken und somit auch über dessen Blöße fallen, und ihr ist merklich wohler so.

Bei jeder noch so kleinen Bewegung raschelt die glutrot schimmernde Seide leise wie Blätter im Sommerwind und Raven traut sich kaum noch, sich zu rühren. Auf Calyras Drängen hin wagt sie sich dann schließlich doch hinter dem Paravent hervor, schmal und still und so verlegen, daß ihr Gesicht sogar unter der Sonnenbräune noch ganz blass aussieht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Juni 2002, 19:09 Uhr
Als Raven endlich hinter dem Paravent hervorkommt, die Haare wie einen schützenden Umhang über Schultern und Rücken, die Augen fast verschämt zu Boden gerichtet schüttelt Calyra den Kopf. Sie lächelt sanft, nimmt der Diebin die langen, dunklen Flechten von den Schultern und eine Bürste zur Hand und kämmt sie bis Ravens Haar glänzt wie poliertes Ebenholz und offen und frei über den Rücken wallt. "Dein Haar ist so schön...warte, warte!" Sie dreht sich um, kramt in einer Zederntruhe nach etwas und ehe Raven es sich versieht, hat ihr die Bardin ein silbriges Gespinst über den Kopf gelegt, das merkwürdig leicht ist und so fein wie Spinnweben. Zufrieden begutachtet Calyra ihr Werk, zupft hier und da an den Haaren herum und schnürt schließlich das Mieder des Kleides, bis Raven nach Luft japst. "Wir müssen es ja nicht so eng schnüren..." grinst sie. Als sie endlich fertig ist, nimmt sie Ravens Hand und zieht sie vor einen mannshohen Bronzespiegel, der in der Ecke neben dem Fenster an der Wand lehnt.
Die Frau, die Raven aus dem alten und stellenweise trüben Glas heraus anblickt ist unverkennbar Raven und doch eine ganz andere: das was Calyra ihr übers Haar gelegt hat, ist ein silbriges Haarnetz in dem haselnussgroße Mondsteine und runde Perlen glänzen. Nur sind seine Glieder so fein wie Spinnenseide und so sieht es aus, als trage Raven wahllos verstreut glänzende Steine und kostbare Perlen im Haar. Das tiefe Granatrot der schimmernden Seide läßt ihre Haut wie feinen Alabaster strahlen, das eng geschnürte Mieder folgt der Linie von Brust und Taille und verliert sich dann in den weiten Falten des Rockes, der über die schmalen Hüften fällt. Ravens Augen schimmern tiefer und rätselhafter denn je, als sie sich so mustert und Calyra, die hinter sie tritt, lächelt voller Anerkennung. Sie kann es im Spiegel sehen. "Das bist du, Raven. Sieh dich nur an - du bist wunderschön!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Juni 2002, 22:37 Uhr
"In der Tat, das ist sie!"  Unbemerkt von den beiden Frauen ist Caewlin heimgekehrt und steht nun im Türrahmen. Er sieht Raven an und in seinem Gesicht ist deutlich zu lesen, wie ihr Anblick auf ihn wirkt. Er lächelt und begrüßt Calyra mit einem langen Kuß.
"Raven, komm mit uns zu diesem Turnier, ich werde eingehen, wenn ich nicht mit jemandem über diese grünen Jungen in ihren glänzenden Rüstungen lästern kann..." grinst er dann.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Juni 2002, 22:56 Uhr
Geduldig hält sie still, als die Bardin ihr das lange Haar kämmt, und als sie anfängt das Mieder zu schnüren, wird Raven mit jedem Ruck an den Bändern immer deutlicher bewußt, warum sie normalerweise ein Lederwams und bequeme Hosen trägt.

Stocksteif und kerzengerade steht sie da und hält ächzend die Luft an, bis Calyra mit ihrer Arbeit fertig ist und man ihre Taille mit zwei Händen umspannen könnte. Wie halten manche das nur aus, jeden Tag so etwas zu tragen, schießt es ihr durch den Kopf, aber dann wird sie von Calyra schon vor den großen verschnörkelten Spiegel gezogen.

Als sie hineinschaut, blickt ihr eine völlig fremde Frau entgegen, die aussieht, als sei sie einer alten Legende entsprungen. Schweigend starrt Raven ihr Spiegelbild an, aber es ist nicht das gleiche Bild, das ihr jeden Morgen aus dem kleinen Spiegel daheim über dem Waschzuber entgegenschaut, nicht dieses langbeinige, dünne Etwas mit dem ständig zerzausten Zopf und den abgetragenen Ledersachen, sondern jemand, den sie auf den ersten Blick gar nicht zu kennen scheint. Völlig verwandelt sieht sie aus und fast ist sie versucht, blödsinnige Handbewegungen zu vollführen, nur um zu sehen, ob das Spiegelbild es ihr gleichtut.

Zaghaft dreht sie sich und macht einige Schritte. Die tiefrote Seide raschelt leise, als sie auf dem Boden hinter ihr herschleppt. Calyras zufriedene Blicke machen sie verlegen und ein Hauch Schamröte überzieht Ravens Wangen, als sie unsicher wieder in den Spiegel schaut. "Ich ... ich weiß nicht ... ich hab noch nie so etwas Wertvolles getragen", stottert sie. "Eigentlich hab ich überhaupt erst einmal ein Kleid getragen ..." ...an dem Tag, an dem sie mich verheiraten wollten ... seitdem niemals wieder ...

Wie aus dem Nichts steht plötzlich Caewlin im Türrahmen und unter seinem Blick wäre Raven am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken. Eilig verkrümelt sie sich wieder hinter den Paravent und man hört nur noch ein gemurmeltes "ich zieh das mal besser wieder aus..."

Kurz darauf wird Raven mit dem Versprechen, sich bei dem Turnier wiederzutreffen, herzlich verabschiedet. Auf dem Arm trägt sie ein großes Paket aus Leintüchern, in dem sich ein sündhaft schönes Kleid, ein Paar Schuhe und ein spinnwebfeines Haarnetz befinden. Den ganzen Heimweg über trägt sie es vor sich her wie einen kostbaren Schatz und hätte es wahrscheinlich mit Zähnen und Klauen verteidigt, wenn ihr jemand zu nahe gekommen wäre.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 19. Juni 2002, 08:35 Uhr
Caewlin stellt keinerlei Fragen, warum Calyra das Festgewand und den dazugehörigen Schmuck an Raven verschenkt hat, er lächelt nur sein unnachahmliches Lächeln und streift die Stiefel ab, nachdem Raven sich verabschiedet und Calyra sie hinausbegleitet hat. Als sie wieder nach oben kommt, hat er sich bereits gewaschen und trocknet sich mit mit einem weichen Ledertuch ab. Er trägt dünne Leinenhosen wie ein Matrose und sieht darin mit seiner sonnendunklen Haut und der fehlenden Hand wie ein Pirat aus. Die Eisenschelle um das rechte Handgelenk trägt er noch immer...obwohl er einmal davon gesprochen hatte, sich eine eiserne Hand schmieden zu lassen. Sie fragt nicht danach. Wenn er sich entschieden hat, wird er es tun...
"Du warst lange fort..." sie tritt hinter ihn, schlingt ihm die Arme um die Mitte und presst ihr Gesicht an seinen Rücken.
Wenn du wüßtest, wie Raven mich heute gejagt hat... sie lächelt bei der Erinnerung daran, obwohl ihr alles weh tut und sie morgen bestimmt fürchterlichen Muskelkater haben wird.

In der Dunkelheit des Bettes, geborgen in seinem Arm ist sie so müde, daß sie die Augen schließt und beinahe augenblicklich einschläft - und ganz vergißt, nach dem normander Ritter zu fragen, von dem die Marktweiber alle klatschen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 20. Juni 2002, 19:30 Uhr
Als der Abend sinkt steht Calyra auf der hohen Mauer des Küchengartens, rudert mit den Armen und ringt um ihr Gleichgewicht. Ihre nackten Füße sind von den rauhen Steinen aufgeschrammt. Pip kommt eben von den Ställen herunter, schwitzend und nach Heu und Pferden stinkend. "H-herrin!" Stottert er. "Was tut Ihr denn da?" Die Augen wollen ihm schier aus dem Kopf fallen.  
"Raven sagt eine Schwertkämpferin kann stundenlang balancieren," wild fuchtelt sie mit den Armen in der Luft. Sie hüpft vom rechten Bein aufs linke, schwankt gefährlich, bis sie ihr Gleichgewicht wiederfindet. Tausend Übungen dieser und ähnlicher Art hatte Raven ihr gezeigt, geduldig immer und immer wieder vorgemacht und sie nachahmen lassen. Sie wollte sie Vorwärts- und Rückwärtssaltos üben lassen und noch eine Menge anderer, akrobatischer Dinge. Aber zunächst war dies hier dran...und dann sollte sie Katzen fangen.
"A...a...aber Herrin! Müßt Ihr das ausgerechnet hier üben?" Pips Stimme klingt mehr als zweifelnd, als er zu ihr hochblickt. "Es wird ein langer, harter Sturz, wenn Ihr herunterfallt!"
"Raven sagt, eine Schwertkämpferin stürzt niemals!" Gibt sie zurück, aber dann sieht sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung unten am Strand und duckt sich rasch. "Caewlin kommt heim...schnell, Pip. Und wehe du verrätst ihm auch nur ein Wort!" Zischt sie ihm hinterher, als der Mogbarjunge grinsend davonschießt. Dann klettert sie von der Mauer. Sie ruft die Mägde, heißt ihnen ein Bad zu richten und geht dann nach oben. Auf Pip kann sie sich verlassen...er wird nichts sagen.
Sie eilt in ihr Schlafgemach und ist längst wieder aus der Badewanne heraus, als Caewlin nach Hause kommt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Juni 2002, 19:48 Uhr
Caewlin läßt den Grauen in der Obhut der Knechte und ißt etwas in der Küche, eine rasche, kalte Mahlzeit im Stehen. Dann geht er nach oben, um sich zu waschen und für den Abend in der Harfe umzukleiden...
Irgendetwas, das ihm nicht sofort am Körper kleben würde. Diese Höllenglut bringt mich noch um...
In ihrem Schlafgemach ist Calyra zu seiner allergrößten Enttäuschung bereits beim Ankleiden und nicht mehr in der Wanne. Er hält probeweise die Hand ins Wasser, das nach Yasmin und noch etwas anderem duftet und zieht sie wieder zurück. So heiß wie die Luft...
Nicht die kleinste Brise weht heute abend vom See herauf und so sucht er sich einen Wappenrock aus dem allerleichtesten Leinen, das er finden kann, während Calyra hinter dem Paravent raschelt und verflucht nicht zum ersten Mal während dieser götterverfluchten Hundstage voller heißem, stillen Sommer seine Angewohnheit nur Schwarz zu tragen.
Er wäscht sich und kleidet sich um und eine halbe Stunde später machen sich beide auf dem Weg in die Harfe...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Juni 2002, 10:38 Uhr
Am Morgen des Sommerturniers füllen Calyras Mägde die große Holzwanne mit dampfend heißem Wasser und schrubben sie von Kopf bis Fuß ab, bis ihre sonnengebräunte Haut einen rosigen Ton angenommen hat. Dann jedoch schickt sie die Mädchen hinaus und trägt ihnen auf, auf der Steinterrasse Frühstück für sie selbst, Niniane und Raven zu richten. Sie wäscht ihr  Haar mit Essenzen, die nach Wildrosen und Yasmin duften und kämmt es dann sorgfältig aus. Es ist lang geworden,   glänzt wie geschmolzenes Silber  und ergießt sich jetzt in lockeren Ringeln über ihren Rücken.
Nackt vor dem großen Bronzespiegel  legen sich ihre Hände schützend auf die sanfte Wölbung ihres Bauches, noch unsichtbar für alle, wenn sie angekleidet ist...aber wie lange noch? Bald werde ich dick und rund wie unsere Köchin sein!
Der schwarze Drache auf ihrem rechten und die ebensolche Schlange auf ihrem linken Arm ringeln sich über ihre Haut und treffen sich über ihrer Brust. Sie blicken sich an mit einem solchen Hunger in den Augen, daß es ihr jedesmal das Herz zusammenzieht...was mögen sie wohl bedeuten? Und werde ich es je herausfinden, jetzt, wo ich mit allem aus meiner Vergangenheit gebrochen habe?
Nur widerwillig reißt sie sich von dem Anblick los und kleidet sich an, allerdings vorerst ein einfaches Leinenkleid. Ihr Festgewand liegt auf dem  Bett bereit, eine Flut reinen Silberdamasts.
Dann geht sie hinunter auf die Terrasse, wo Caewlin bereits beim Frühstücken sitzt und sie warten bei Honigbrot, Omelett mit scharfen Wüstenpfefferschoten und gebratenem Schinken auf Niniane und Raven.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 22. Juni 2002, 11:17 Uhr
Niniane läuft über die Wiese auf die Steinterrasse zu  - wie und wo sie das Anwesen betreten hat vermag niemand zu sagen, und sie grinst katzenhaft und übermütig. Ihr Haar ist ebenso feucht wie Calyras und beide so unterschiedliche Frauen lächeln sich einen Moment lang auf fast schon unheimlich ähnliche  Weise an. Dann übergibt die Waldläuferin das mitgebrachte, raschelnde Stoffbündel und den Lederbeutel einer herbeieilenden Mogbarmagd, die jedoch unter den bauschigen Falten und Seidentüchern fast versinkt und setzt sich zu Caewlin und Calyra in die Sonne. "Khel Dar und was für ein wunderbarer noch dazu!" Strahlt sie, während Calyra ihr Brot und Schinken reicht, von dem sie beides nimmt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 22. Juni 2002, 11:25 Uhr
Mit wehendem Haar und dem kostbaren Bündel aus Leintüchern unter dem Arm eilt Raven über das holprige Pflaster, das heißt, sie hopst und hüpft und rennt und alles mehr oder weniger gleichzeitig. Die Straßen und Häuser sind zur Feier des Tages herrlich herausgeputzt und überall wehen bunte Bänder und Fahnen, doch sie hat kein Auge für die festliche Verwandlung. In ihrer Magengrube tobt eine Armee von hinterhältigen Schmetterlingen und als sie endlich vor der schweren Türe steht und den eisernen Drachenkopf des Klopfers auf das dunkle Holz wummern lässt, wäre sie am liebsten wieder umgekehrt. Bei allen Göttern, worauf habe ich mich da nur wieder eingelassen ...

Aus dem Garten vernimmt sie wohlbekannte Stimmen und so wartet sie gar nicht erst, bis ihr das schwere Haupttor geöffnet wird, sondern umrundet zielstrebig das Gebäude, bis sie auf der schattigen Terrasse Caewlin und Calyra sitzen sieht. Auch die Waldläuferin scheint gerade erst angekommen zu sein und Raven tauscht mit allen einen herzlichen Gruß.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Juni 2002, 11:25 Uhr
Caewlin grinst frech. "Und all diese Aufregung wegen ein paar blankpolierter Rüstungen..." er verdreht übertrieben die Augen und tauscht einen langen Blick mit Calyra als teilten sie beide ein Geheimnis. Das Omelett mit den Pfefferschoten schmeckt hervorragend, auch wenn sie im Mund brennen und er mag den scharfen, würzigen Geschmack, vor allem der kleinen gelben, die in Olivenöl eingelegt sind. Er ist bereits fertig umgezogen im Gegensatz zu den beiden und auch Raven wird ihr Kleid wohl mitbringen, denn sie kann es kaum allein schnüren und betet zu den Göttern von Wind und Sonne im Stillen für einen wenigstens etwas erträglicheren Sommertag.

Genau in diesem Augenblick kommt Raven auf die Steinterrasse und scheint ebenso aufgekratzt wie die Waldläuferin. "Weiber!" Murmelt er grinsend, aber so leise, das ihn - hofft er - keine der Drei hört.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 22. Juni 2002, 11:41 Uhr
Niniane begrüßt Raven mit einer Umarmung und einem raschen Kuss auf die Wange und zieht sie kurzerhand auf den Stuhl neben sich.  "Khel Dar, Raven!" Strahlt sie, aber dann wendet sie sich wieder an die beiden. Der Blick den sie eben tauschten ist der Waldläuferin nicht entgangen und dann fällt ihr der Ring an Calyras Finger auf.
"Habt ihr etwa gestern noch...?" Fragt sie und dann schimpft sie grinsend: "Schämt Euch! Heimlich, still und leise und ohne uns ein Sterbenswörtchen zu sagen!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 22. Juni 2002, 11:59 Uhr
"Khel Dar", strahlt sie und erwidert Ninianes Gruß, während ihr Blick überrascht dem der Waldläuferin zu dem Ring an Calyras Finger folgt und dann richtet sie die Augen auf den Krieger, der mit einem stolzen oder beinahe verlegen zu nennendem Grinsen Calyra den Arm um die Schultern legt und sich dann in aller Seelenruhe wieder den eingelegten Pfefferschoten widmet. Ein begreifendes Lächeln schleicht sich in ihre Augen. Nun kann sie all die Sorgen endlich vergessen ... und was ein echter Nordmann ist, der hält sein Wort, sie wird niemals daran zweifeln müssen ...

"Und wir waren nicht eingeladen?" In gespielter Entrüstung zieht Raven die Augenbrauen hoch, aber dann lacht sie und umärmelt die beiden einfach. "Ich wünsche euch alles Glück der Welt, mögen euch die Götter und eure Liebe niemals verlassen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Juni 2002, 12:23 Uhr
Calyra wird so rot wie Ninianes Haare und stottert: "Ich wußte ja selbst gar nichts davon....bis es zu spät war und wir vor dem Tempel standen!"
Ihr Magen ist ein wildgewordener Bienenschwarm, bei der Erinnerung an den gestrigen Tag. Seltsamerweise sind in ihrem Kopf nur Fragmente davon erhalten...vielleicht ist das aber auch die Natur wahrhaft magischer Ereingisse - daß sie nie als klare Erinnerung überdauern. "Plötzlich stand ich vor einem Shenrahpriester und ehe ich irgendetwas sagen konnte, war ich verheiratet!" Feine Röte überzieht immer noch ihre Wangen, aber ihr Lächeln ist so warm und leicht wie der Sommermorgen dabei.
Pip flitzt auf die Terrasse und meldet Caewlin, daß sowohl die Pferde bereit seien, als auch die Sänfte und Caewlin nickt.
"Es wird Zeit...kommt, kleiden wir uns an!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 22. Juni 2002, 12:45 Uhr
Niniane schließt sich Ravens Glückwünschen an und fügt einen elbischen Segen hinzu. Sie ißt ein wenig Brot und Früchte und läßt von allem anderen die Finger, das einzige, was sie sich noch gönnt ist ein Schluck leichten Weines. "Wenn ich mehr esse, passe ich nicht in dieses Mieder," flüstert sie und als Calyra und Raven sich erheben, um zum Ankleiden zu gehen, folgt sie ihnen nach drinnen.

Calyra führt beide hinauf in das Schlafgemach, wo ihr Kleid bereitliegt und die Mägde auch Ninianes hingeschafft haben und sie alle schon erwarten. Kräftige, jedoch sanfte kleine Mogbarfinger gehen ihnen allen zur Hand und es dauert nicht lange, bis sie alle drei fertig sind.
Ninianes Kleid ist elbischer Art und scheint mehr zu zeigen, als zu verhüllen mit seinem immer wieder durchbrochenen elfenbeinschimmerndem Goldbrokat. Die Ärmel sind lang und weit, ihre Spitzen berühren fast den Boden und sowohl das eckig ausgeschnittene Mieder als auch die langen, schleierartigen Röcke aus durchscheinendem ceresdorer Seidendamast schimmern je nach Licht sehr hell oder in geheimnisvollem Rotgold.
Die Mogbars flechten ihr das Haar zu einem langen Zopf und stecken es auf. Das Haarnetz, das sie darüberziehen ist dem Ravens sehr ähnlich, nur dass es keine Mondsteine, sondern große Smaragde enthält, rundgeschliffen wie Flußkiesel und daß seine Glieder aus feinstem Goldnetz bestehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Juni 2002, 13:02 Uhr
Als Calyra hinter dem Paravent hervorkommt, muss sie lächeln, als sie Niniane sieht, golden wie einen Sonnentag und Raven, dunkel wie das Abendrot bevor es sich der Nacht ergibt.
Ihr eigenes Kleid ist aus schimmerndem Silberbrokat mit damastenem Grauwerk abgesetzt; die geschlitzten Schleppärmel reichen bis an ihre Knie und sind an den Säumen mit dunklen tiefvioletten Amethysten besetzt, die gleichen Steine, die sich auch in den Rankenstickereien am Saum des Mieders finden und  in dem zarten Silbernetz glitzern, das in ihre Haar hält. Außer einem enganliegenden Halsband aus den gleichen dunklen Amethysten eingefaßt in altes Silber und Caewlins Ring trägt sie keinen Schmuck.
"Bereit?" Flüstert sie. "Ich habe noch niemals ein solches Turnier gesehen!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 22. Juni 2002, 13:14 Uhr
Sie ist schon längst fertig, als Calyra immer noch beim Anziehen, Umziehen, Ausziehen und wieder beim Anziehen ist und dann endlich wie eine silberne Göttin hinter dem Paravent hervorkommt und fragt, ob sie bereit wären. Als sie neben Niniane tritt, scheint es Raven, als stünden gerade die strahlenden Abbilder von Sonne und Mond im Schlafgemach, denn beide funkeln in gleißendem Silber und warmem Gold um die Wette.
Still und schmal steht sie neben dem Fenster, durch das die Mittagssonne blinzelt und das schimmernde Rot aufglühen lässt, und die dunklen Augen wirken riesig in ihrem blassen Gesicht. Sie nickt nur, aber gleichzeitig sinkt ihr das Herz in die Knie.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 25. Juni 2002, 12:25 Uhr
Durch die kleine Pforte in der Feldsteinmauer, die zum Seeufer hinunter führt, betritt sie das große Grundstück, umrundet das Haus und klopft leise an der Eingangstür, woraufhin ihr auch sogleich ein Mogbar öffnet. Da die "Herrschaften", wie er sie nennt, noch schlafen, lässt sie sich nur ihre Kleidung aushändigen, um dann wieder zu verschwinden. Am Gartentor trifft sie auf einen der Bediensteten und sie kann sich erinnern, daß Calyra ihn Pip genannt hat und er derjenige war, der mit amüsiertem Gesichtsausdruck ihre Schwertübungen verfolgt hat.
Er nickt Raven freundlich zu und sie will schon weitergehen, als sie doch noch einmal stehenbleibt und ihn grinsend beiseite nimmt. "Übt Mylady denn auch fleißig?" flüstert sie verschwörerisch und Pip feixt nur und zwinkert vielsagend, woraufhin Raven mit einem zufriedenen Schmunzeln das Grundstück durch das große Haupttor verlässt und versucht, sich möglichst unauffällig bis zu ihrem Häuschen zu schleichen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Juni 2002, 15:09 Uhr
Auf der Steinterrasse ihres Hauses sitzt Calyra im Halbschatten der Oleandersträucher und ihr süßer Duft füllt ihre Lunge. Sie hat die Bodhran vor sich auf den Knien und ihre Finger tanzen über die Trommel ...tock...tock...tock...tock....
Unten an der Strandmauer leuchtet es rot in den Johannisbeeren und die Mägde stellen Darren auf, um die geernteten Früchte in der Sonne zu trocknen. Sie selbst ist barfuß und ihre Beine sind voller Kratzer und blauer Flecken - alles Andenken an ihre Schwertübungen. Caewlin wird schon mißtrauisch...ich kann ihm nicht dauernd erzählen, ich hätte mich an den Brombeeren aufgekratzt oder im Stall angestossen... Beim Gedanken an ihr kleines Geheimnis mit Raven geht ein Lächeln über ihr Gesicht und das dumpfe Trommelwirbeln wird schneller bis er verstummt. Sie beschließt aufzuhören für heute und an den Strand zu gehen - ihr tun ohnehin die Finger weh vom langen Üben.  
Katzenfangen, hat Raven gesagt...also gut. Gehe ich Katzenfangen....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Juni 2002, 22:20 Uhr
Das Abendrot hängt atemberaubend über den westlichen Stadtmauern und verwandelt den Himmel und die waldigen Hügel darunter in ein Meer aus Licht und Feuer.
Calyra steht am Fenster ihres Schlafgemaches im Inneren eines der holzgeschnitzten Erker und streichelt eine wildgefleckte Katze. Noch ist sie klein und mager, aber sie wird sich dank guter Pflege und reichlich Futter gut machen...
"Du warst die erste, die ich eingefangen habe," flüstert sie und haucht einen Kuss auf das seidenzarte Fell zwischen den pelzigen Öhrchen. Die kleine Katze schnurrt in ihrem Arm. Sie hatte sie auf der Straße entdeckt, nicht weit vom Seetor, wo es ins Hafenviertel ging. Sie war nicht wirklich schwer einzufangen gewesen...obwohl sie ihr vor lauter Angst die ganze Hand zerkratz hatte. "Du brauchst einen Namen..." Sie hebt das Kätzchen auf Augenhöhe um in sein Gesicht blicken zu können. Die Augen sind groß und gelb, ein klägliches Maunzen ist ihre einzige Antwort.
Calyra nimmt sie mit sich hinunter in die Küche und stellt ihr ein Schälchen feingeschabtes Fleisch und etwas dicke Sahne auf eine Binsenmatte am Boden. Dann nimmt sie sich einen feingeflochtenen Korb aus der Vorratskammer und geht hinaus in den Garten. Mit den Erdbeeren geht es langsam zu Ende, aber die Früchte, die jetzt noch gereift sind, sind dick, rot und unglaublich süß.  Sie ißt so viele, bis ihr beinahe schlecht wird davon und macht sich dann auf die Suche nach Caewlin....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Juni 2002, 23:01 Uhr
Caewlin ist mit dem Sonnenuntergang von einem langen Ausritt mit dem Tronjer zurückgekehrt und hat den Grauen im Stall selbst versorgt. Er hätte Calyra gern mitgenommen, denn sie war dabei eine wirklich gute Reiterin zu werden, aber sie hatte erklärt, sie habe zu viel zu tun...Ich möchte nur wissen, was sie in den letzten Tagen getrieben hat...sie scheint dauernd beschäftigt...

Dann hatte sie diese winzige, magere Straßenkatze mit nach Hause gebracht und ihre Hände waren übel zugerichtet...aber sie schien glücklich und das Tier war geblieben. Nicht daß er etwas dagegen hat, er mochte Katzen und einen Mäusefänger im Haus zu haben, war nie verkehrt...
Er verläßt den Stall und riegelt die schwere Eichenholztür hinter sich zu, hört den Grauen zufrieden schnauben.  Über die Wiese sieht er Calyra auf sich zu kommen, Finger und Mund rot vom Saft der Erdbeeren...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 02. Juli 2002, 13:40 Uhr
Niniane hat einen sehr nassen Morgen und einen noch nässeren Vormittag im verregneten Larisgrün verbracht und zwei fette Birkhühner und vier Hasen erlegt - zuviel Fleisch für sich selbst.
Nachdem sie einen der Hasen am Baum gelassen hat, macht sie sich mit dem Rest auf zu Caewlins und Calyras Anwesen am Ufer des Ildorel, um ihre Jagdbeute dort gegen ein paar Gläser Eingemachtes und Marmeladen einzutauschen...grinsend klettert sie von der Seeseite her über die Mauer, leichtfüßig wie eine Katze, und schleicht sich dann hoch zum Haus, durch den Küchengarten in die Wirtschaftsräume, erschreckt eine Magd und die dicke Köchin und verlangt grinsend die Hausherrin zu sprechen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Juli 2002, 21:52 Uhr
Caewlin beobachtet das Abendrot von der Steinterrasse aus und atmet die schwere, lebendige Sommerluft in ruhigen Zügen.
Jetzt herrschten die Hundstage - Tag für Tag heißer, stiller Sommer, ab und an morgendliche Regenschauer und es war Beerenzeit, so daß Calyra und die Mägde den ganzen Tag im Küchengarten und mit den Himbeerstauden und Johannisbeersträuchern entlang der Seemauer beschäftigt waren...
Sein Blick geht über den Garten, die Wiesen und den Korral hinauf bis zu den Ställen und an der weinüberrankten Nordmauer entlang und er lächelt grimmig und zufrieden.
Es war ein hartes Stück Arbeit für sie alle gewesen, das Anwesen wieder  auf Vordermann zu bringen, aber es hatte sich gelohnt....
Und für mich hat sich diese Südreise ohnehin mehr als gelohnt...
Sein Blick sucht Calyra, die eben die Seepforte für die Nacht verschließt und ihr Anblick läßt ihn lächeln. Das Haar vom Abendwind wild zerzaust, im Nacken nur von einem Lederband gehalten, die Haut von der Sonne gebräunt und Arme und Beine fürchterlich zerkratzt...sie behauptet zwar stets, es wären Himbeer, Brombeer oder Rosenranken daran Schuld, aber er hegt längst einen ganz anderen Verdacht...vor allem bei der Betrachtung diverser blauer Flecken auf Unter- und Oberschenkeln, die sie schon beinahe stolz mit sich herumträgt.
Wenn dahinter nicht Raven oder Niniane oder am Ende gar beide stecken bin ich ein Wüstenscheich!
Längst war Caewlin ihr einmal nachgeschlichen, wenn sie in den frühen Morgenstunden, wenn die ganze Stadt noch schlief, durch die Straßen huschte und Jagd auf ihre vierbeinige, krallenbewehrte Beute machte. Gekleidet wie ein Straßenkind und barfuß, ihr silbriges Haar unter einem schmutzstarrenden Kopftuch verborgen, wurde sie zu einem Niemand unter vielen und glaubte sich ungestört und unbeobachtet...und jagte Katzen....
Eine Weile hatte er sie beobachtet und in sich hineingegrinst, aber dann war er nach Hause zurückgekehrt und als sie wiederkam, hatte er nichts gesagt...eine der Katzen, ein mickriges Ding mit scheckigem Fell, hatte sie sogar behalten.
Niniane war hier gewesen und hatte frisches Wildbret gebracht, doch sehr zu seinem Ärger, hatte er die Waldläuferin verpaßt.
Wir sollten sie besuchen...diesen Baum möchte ich einmal von Innen sehen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Juli 2002, 22:29 Uhr
Calyra hat ihre widerspenstigen Silberlocken im Nacken zusammengebunden und wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. In der Küche ihres Hauses herrscht eine unglaubliche Gluthitze und der riesige Kamin und Ofen ist so heiß angeschürt, daß die eiserne Ofenplatte bereits leise glüht. Sie selbst, alle ihre Mägde und die dicke Köchin rühren abwechselnd mit langen Holzlöffeln in großen Töpfen, wo blubbernd Kirsch-, Johannisbeer- und Himbeermarmelade kocht und ständig droht überzulaufen.
Den ganzen Vormittag hatten sie damit zugebracht, die Kirschbäume und die Beerenstauden abzuernten, die Früchte zu verlesen und zu waschen und den ganzen Nachmittag schon standen sie in der riesigen Küche und kochten ein. Die Knechte brachten eine zweite Grasmaht ein, Caewlin half mal hier mal dort, wo seine Größe und Kraft mehr vonnöten waren. Entweder er stellte den Mogbars, für die er wahrlich ein Riese sein mußte, die Heudarren auf oder er trug Rückenkiepen voller Früchte in die Küche, die das Gesinde sonst stets mit einem kleinen Leiterwagen transportiert hatte. Calyra selbst war den Vormittag über in den Baumkronen gesessen, hatte sich mit Kirschen vollgestopft und mit Pyp um die Wette gesammelt. Das hatte Spaß gemacht und Sommerwind und Sonne in ihrem Gesicht waren wundervoll gewesen...Ich hatte keine Ahnung, wie viel Arbeit ein solches Anwesen macht...das Haus und der  Grund...der Garten...die Wirtschafterei...wie wird das erst bei einer ganzen Burg? Der Gedanke macht ihr Angst, auch wenn sie sich sagt, daß dort viel mehr Gesinde arbeiten wird, als eine Handvoll Mogbars. Sie war nicht zum Katzenjagen gekommen wegen der Gartenernte und das ärgerte sie...
Aber ich bin bereits schneller geworden...viel schneller! Und morgen gehe ich ins Tuchhändlerviertel...dort soll es diese gestreiften Tigerkatzen geben, die sogar fette Ratten fangen...und ich werde mir alle holen!
Die dicke Köchin füllt die fertigen Marmeladen in dafür vorbereitete Gläser, die sie sorgsam mit Deckeln und heißem Wachs luftdicht verschließt - Hunderte davon scheinen sich auf der langen Anrichte und dem breiten Küchentisch zu stapeln und es werden mehr und mehr. Jetzt weiß ich auch, warum dieses Haus drei Vorratskammern und einen so großen Keller hat...
Als die Sonne sinkt verdrückt sich Pyp erleichtert, denn jetzt gibt es im Stall für ihn arbeit und auch Calyra hält es endgültig nicht mehr vor dem glühenden Ofen aus und verläßt die Küche....
Sie sind ohnehin fertig geworden mit  dem Einkochen und sie kann den Geruch von Marmelade auch keine Sekunde länger ertragen. Ihr Gesicht glüht von der Ofenhitze und ihre Finger kleben vom Saft der Früchte.
Sie läßt sich ein Bad richten und wäscht sich und das lange Haar mit duftenden Seifen und Rosenölen, lehnt sich dann zurück und schließt die Augen im heißen Wasser. Ihre Hände ruhen auf ihrem Leib, auf der sanften Rundung ihres Bauches, die jeden Tag ein klein wenig größer zu werden scheint. >Warte nur, bald wirst du so dick und rund sein wie ein Regenfass und so aufgebläht wie ein Ochsenfrosch!< hatte Niniane sie gewarnt.
Aber Morgana hatte Recht behalten: ihr war kein bißchen mehr übel und sie fühlte sich wunderbar. Und dank des unermüdlichen Trainings wurde sie jeden Tag kräftiger und schneller...Ich härte und poliere mich wie ein Schmied seinen Stahl...
Als sie aus der Wanne steigt, sich abtrocknet und ankleidet, hört sie unten die anderen von der Heumaht heimkehren, wie die Mägde den Tisch auf der Steinterrasse decken und Caewlin mit Pyp scherzt.
Essen und dann Schlafen gehen...und morgen ist Markttag...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Juli 2002, 21:25 Uhr
Calyra sitzt im endlich Abkühlung bringenden Abendwind auf den steinernen Stufen, die von der Terrasse aus auf den Weg zur Strandpforte hinunterführen, schlägt ihre Bodhran und sieht über die Wiesen und die Mauer auf den Ildorel hinaus.
Caewlin beobachtet sie von der Terrassentür aus, wie ihre langen, schlanken Finger über die straff gespannte und mit verschlungenen roten Zeichen bemalte Tierhaut der Trommel tanzen, wie der Wind ihr Haar küßt. Die Sonne hat ihre Haut tief gebräunt, auf Nase und Stirn blühen Sommersprossen. Ihre Schwangerschaft ist mittlerweile für jeden, der hinsieht auch erkennbar.
Der fünfte Mond... rechnet er im Kopf nach. Das Kind wird mitten im Winter noch vor dem Julefest zur Welt kommen... Der Gedanke läßt ihn gleichzeitig grinsen und erschauern. Mein Vater hat viele Kinder gezeugt und wissen die Götter wie viele Bastarde...im Arm gehalten hat er sie niemals. Sie waren da und mehr hat ihn nicht interessiert. Ich werde meine Kinder im Arm halten. Zu allen Sieben Höllen mit dem, was andere davon halten mögen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Juli 2002, 21:39 Uhr
Sie kann seinen Blick in ihrem Rücken fühlen, als berühre Wärme sie dort, wohin seine Augen sehen. "Caewlin, setz dich zu mir und sieh dir die Gewitter dort im Osten an...sie sind so weit entfernt, aber über den See kann man sie sehen."
Sie rückt ein Stück, damit er bei ihr auf den Stufen Platz findet, aber er setzt sich hinter sie, eine Stufe höher, und sie kuschelt sich in seine Arme. Während hinter ihnen die Sonne flammendrot untergeht, türmen sich schwarze Wolkenburgen am purpurgrauen Abendhimmel weit im Osten und winzigklein kann man Blitze auf das Wasser niedergehen sehen. Caewlins Haar glänzt in der Abendsonne dunkel und rot wie polierte Kastanien.
Sie legt die Trommel beiseite und fährt mit den Fingerspitzen über die alten Narben auf seinen Unterarmen...und die vielen frischen blauen Flecken dazwischen. Seit zwei Tagen war Cron von Tronje ihr Gast  und Caewlin und er taten nichts, als jeden Tag stundenlang unermüdlich mit Holz- und Turnierschwertern aufeinander einzuprügeln. >Ich muss wissen, ob ich mit der linken Hand kämpfen kann<, hatte Caelwin gesagt.
Und nun weiß er es. Und ich weiß es und der Tronjer auch. Aber das genügt ihm nicht....ich kann es in seinen Augen sehen. Er will wieder ebenso schnell werden, wie er früher war...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Juli 2002, 21:58 Uhr
"Ich bin völlig zerschlagen," murmelt er in ihr Haar, als er sie in die Arme schließt. Wenn ich sie berühre, vermisse ich meine fehlende Hand am meisten...
"Ich fühle mich, als wäre ich ein Stück Eisen, das frisch vom Schmiedeamboß kommt..." er streckt seine Beine über die Treppe aus und folgt ihrem Blick über den Ildorel...die Gewitter in der Ferne wirken winzig klein...und außer einer frischen Abendbrise ist nichts von ihnen zu spüren. Jeder Muskel seines Körpers schmerzt, seine Rippen und Schultern sind von den Hieben, die er von Cron von Tronje in den letzten zwei Tagen hat einstecken müssen, mit blauen Flecken übersät. Schon beim bloßen Gedanken daran, zuckt er zusammen. Sein einziger Trost ist, daß auch der Tronjer hat einstecken müssen, aber dennoch: gestern morgen hatte er sich kaum anziehen können und hätten sie ernsthaft gekämpft, wäre er zwei Dutzend Mal getötet worden.
Es scheint so leicht, einfach die Hände zu wechseln...
Das war es aber nicht.  Ja, er war auch mit der Linken ein guter Kämpfer - aber nicht gut genug. Nicht für seine Maßstäbe. Jeder seiner Instinkte scheint plötzlich falsch. Über alles muß er nachdenken, während er sich sonst einfach bewegt hatte. Und während er nachdachte, schlug Cron ihn grün und blau. Sein Talent mochte für Söldner und andere Gegner ausreichen, aber keinesfalls für den Tronjer. Und früher habe ich ihn besiegt. Nicht immer, aber oft genug und niemals hat er mich derart verprügelt!
"Ich muß schneller werden, Cal. Ich muß mit der Linken Hand so gut werden, wie ich mit der Rechten war."
Ich lasse mir von einem guten Schmied eine Eiserne Hand machen...von einem sehr guten Schmied...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Juli 2002, 22:20 Uhr
Ich weiß sehr gut, wie du dich fühlst, Caewlin... Calyra muß ein unfreiwilliges Schmunzeln unterdrücken, hatte sie doch unlängst zu Raven genau das gleiche gesagt:
Ich muss schneller werden...
"Caewlin...du bist immer noch ein besserer Krieger als die allermeisten anderen. Du hast Niniane schwer zugesetzt in der Kanalisation mit nur einer Hand, du hast drei Söldner getötet mit nur einer Hand und Cron von Tronje ist beinahe ebenso zerschlagen wie du. Der Tronjer hat das Turnier des Sommers gewonnen und ist nicht irgendein Gegner...du bist zu hart zu dir selbst," sie lehnt sich in seinen Armen zurück und versucht bequemer zu sitzen. Sie selbst ist völlig zerkratzt und ihre Knie sind aufgeschrammt. Katzenjagen war eine Sache, Katzen fangen eine andere. Die Tiger des Tuchhändlerviertels halten sie seit Tagen in Atem.Und Raven war nicht zu Hause gewesen, so daß sie ihr ihre wenigen Fänge nicht hatte zeigen können. Aber sie wird tatsächlich schneller...schneller und stärker. Ihre Muskeln wurden länger und härter und fast hatte sie das Gefühl, ihr ganzer Körper strecke und dehne sich, würde geschmeidig und wendig, als würde sie selbst zu einer Katze.
Caewlins Wärme und sein Geruch - Mann, Leder, Stahl und Sommer - hüllen sie ein, während der Abend fällt und der Wind kühler wird.
Als der Mond aufgeht und immer mehr Wolken aufziehen, ziehen sich beide zurück, verlassen die Steinterrasse und die Sommernacht und gehen schlafen, ehe die Regenschauer aus dem Osten auch die Weltenstadt erreichen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 14. Juli 2002, 19:03 Uhr

"Verdammt, Cron! Du brichst mir noch die Hand, ich habe nur noch die eine!" Faucht Caewlin, weicht zurück, klemmt sich das Holzschwert unter den Arm und dehnt und streckt die verletzten Finger. Morgen würden sie grün und blau sein.
Der Tronjer richtet sich schwer atmend auf und grinst böse. Seit Stunden tauschten beide harte Schläge auf der Wiese hinter der Steinterrasse mit Übungsschwertern aus hartem Holz, einen Bleikern im Inneren. Beide hatten ihre Hemden ausgezogen und trugen nur Hosen aus weichem Leder und Stiefel. Der Tag ist angenehm kühl und immer wieder unterbrechen warme Sommerregenschauer ihre Fechtstunden. "Geh endlich zum Smaragdstrand und hol dir die verdiente Abfuhr von Niniane, anstatt hier auf mir herumzudreschen!"  Er nimmt das Schwert wieder zur Hand, wischt sich mit dem noch immer von der eisernen Kettenschelle umschlossenen Armstumpf  das schweiß- und regenfeuchte Haar aus der Stirn und kann gerade noch  einen weiteren, harten Hieb des Tronjers parieren. Als Cron sein Übungsschwert erneut mit pfeifendem Schwung auf ihn zusausen läßt, duckt er sich, leitet den schweren Hieb mit seiner eigenen Holzklinge von seinem Kopf ab, hakt einen Fuß hinter Crons Absatz und zieht...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Cron am 14. Juli 2002, 20:30 Uhr
Cron kracht nach hinten wie ein gefällter Baum. Gleich darauf läßt sich auch Caewlin neben ihm ins nasse Gras sinken und eine Weile versuchen beide nichts, als wieder zu Atem zu kommen. Cron prustet wie ein Blasebalg, Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn.
Es ist wie früher im Haus der Knaben...wir haben uns noch nie irgendetwas geschenkt...
In Wahrheit sind seine Gedanken jedoch bei einem Paar goldener Augen und Haaren so rot wie dunkler Wein. Weiber....ach Götterverflucht!
Mühsam krabbelt er wieder auf die Füße. "Sie wird mich nicht abweisen...ganz bestimmt nicht..." erklärt er noch immer nach Atem ringend, aber lächelnd. "Niemals!" Er schüttelt den Kopf und sammelt sein Schwert ein. "Los komm schon, Caew, hören wir auf für heute. Ich brauche ein heißes Bad und ein gutes Essen. Für das Essen hat deine entzückende Frau bestimmt schon gesorgt, aber ich will vorher in die Badehäuser."
Sie verlassen die Wiese und betreten das Haus über die Steinterrasse, wo Cron sein Hemd überstreift und den Waffengurt umhängt. Das Holzschwert, viel schwerer, als es aussieht, wirft er jenem vorwitzigen Mogbarburschen - Pyp - zu, der es geschickt fängt.

Caewlin und  Calyra haben ihm eines der Zimmer nach Osten zum See hin als Gastraum überlassen und dort holt er sich frische Kleidung und sein Kurzschwert, einen Katzbalger aus dunklem belgraver Wyrmstahl, dann verläßt er das Haus am Seeufer und macht sich auf in Richtung Stadtmitte...


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Aug. 2002, 09:11 Uhr
Caewlin bemerkt im dämmrigen Halbschlaf, wie Calyra sich in seinem Arm regt und streckt und zieht sie wieder an sich ohne die Augen zu öffnen. "Bleib liegen," murmelt er. "Es dämmert doch noch lange nicht."  Aber selbst noch halb im Traum weiß er, daß der Tag längst begonnen hat. Er kann den Morgen riechen und die kühle Regenluft, die durch die weit geöffneten Fenster ihres Schlafgemachs eindringt. Unwillig zieht er die Felldecken über sich und Calyra und vergräbt sein Gesicht in den weichen Flechten ihres Haares. Er will die Augen nicht öffnen und seine Träume nicht loslassen, denn in seinen Träumen hat er immer beide Hände. Er hat zehn Finger und seine Rechte wieder, und das ist schöner als alles andere. Im Traum kann er Cal mit beiden Händen berühren, sein Kind mit beiden Händen halten, seinen Morgenstern wieder mit der Rechten schwingen und ist so schnell und stark wie früher. Er will nicht aufwachen.
Einige Tage war er fort gewesen, fern der Stadt, fern von Calyra. Einige Tage, den ihn dieser dreimal verfluchte Stadtrat auf irgendeine langweilige Jagd verschleppt hatte - nie wieder würde er sich soetwas antun. Jeder Tag fort von Calyra waren ein Tag zuviel. Ihre Haut an seiner und ihren Geruch in der Nase schläft er wieder ein.




Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Aug. 2002, 18:55 Uhr
Calyra erwacht erst wieder, als die Sonne bereits tief am westlichen Himmel steht und einen Augenblick kann sie es nicht fassen. Hatte sie wirklich den ganzen Tag
verschlafen? Ein leises, ungläubiges Lachen löst sich aus ihrer Kehle. Sie spürt Caewlins großen, entspannten Körper dicht an ihren gedrängt, in dessen Armen sie schlief und dreht sich zu ihm um.
"Caewlin....Caewlin," sie schmiegt sich noch näher an ihn, legt ihre Wange an seine Brust. "Wach auf, wir haben den ganzen Tag verschlafen. Wir haben verschlafen."
Er war sehr spät in der Nacht in die Stadt und in sein Haus zurückgekehrt. Zu ihr zurückgekehrt - und sehr viel Schlaf hatten sie in der Nacht nicht gefunden, auch
wenn sie sie im Bett verbracht hatten. Unter ihrer Wange kann sie den mächtigen, ruhigen Schlag seines Herzens hören, ein dumpfes, gleichmäßiges Pochen, das ihr
Trost und Sicherheit gibt. Sie liebt es, seinen Herzschlag zu hören. Auf den weißen Laken und Kissen wirkt seinen sonnengebräunte Haut sehr dunkel. "Caewlin..."
Er brummt etwas unverständliches, aber er regt und streckt sich und für einen moment spannt er alle Muskeln an. Sie befreit sich vorsichtig aus seinen Armen und
schlüpft aus dem Bett. Die Abendluft streicht nach der Wärme des Bettes kühl über ihre nackte Haut und so beeilt sie sich, sich zu waschen und zieht sich dann rasch
ein leichtes Leinenkleid mit weiten, bestickten Ärmeln und hoher Taille über. Ihr Bauch ist zwar immer noch nicht sehr viel mehr, als eine sanfte Wölbung, aber ein Mieder kann sie nicht mehr schnüren und er ist deutlich zu sehen. Sie will eben ihre ledernen Sandalen überziehen und lacht über Caewlins Grimassen, der noch fast im
Halbschlaf ist, als sie plötzlich etwas in sich spürt und augenblicklich erstarrt. "Oh!"
Sie läßt den Schuh fallen und legt schützend eine Hand auf ihren Leib. "Oh!"
In ihr regt sich etwas, zart wie das Flattern eines Schmetterlingsflügels, nicht mehr als ein leises, schwaches Klopfen, und ist dann wieder still. "Caewlin!" Fast flüstert sie und muss über sich selbst lachen. "Caewlin, dein Sohn bewegt sich!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Aug. 2002, 22:54 Uhr

Caewlin ist von einem Augenblick auf den nächsten so wach, als hätte sie ihn mit  Eiswasser übergossen und sein Herz  setzt für einen Schlag aus. Lange Zeit sehen  sie sich nur stumm an, während sein Blick sie sanft umschließt, Tage zu Nächten  werden, der Sommer dem Herbst weicht und schließlich der Winter dem Frühling.  Der ewige Kreislauf endet und beginnt aufs Neue, als sie langsam zum Bett kommt  und seine ausgestreckte Hand nimmt. Mein Kind lebt und bewegt sich...mein  Kind...
Ihre schlanke, kleine, helle Hand ist sehr klein in seinen großen, dunklen Fingern  und trotzdem wie die Sonne, die den Schatten vertreibt.  Er steht auf und zieht sie an sich, bis er sie in den Arm nehmen kann und sie schmiegt sich an ihn; ihr Blut scheint in ihn zu fließen, ihr Herz in seiner Brust zu schlagen, als habe sie ihm seine Seele genommen. "Ich liebe dich, Cal," wispert er in ihr Haar. "Ich liebe dich."
Sie ist so klein und leicht wie ein Vogel, so zart, daß er sie mit Leichtigkeit zerdrücken könnte - dennoch ist sie stark, viel stärker als er jemals geglaubt hätte.
Nach einer Weile schiebt er sie leicht von sich, so daß er in ihr Gesicht sehen kann.
"Gehen wir etwas Essen, vielleicht in der Harfe? Wir waren schon lange Zeit nicht mehr in der Stadt. Machen wir einen Nachtspaziergang."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Aug. 2002, 23:22 Uhr
Calyra löst sich aus seinem Arm und lächelt. Etwas zu Essen und ein Nachtspaziergang waren mehr als eine gute Idee. Sie reicht Caewlin ein frisches Hemd und setzt sich dann auf den Bettrand um sich das lange Haar auszukämmen und im Nacken mit einer silbernen Spange zusammenzubinden. Dann legt sie den silberverzierten Gürtel mit dem großen Schlüsselbund an und stellt überrascht fest, daß sie ihn weiter schnallen muss. Ihr Bauch war zweifellos nun endlich vorhanden und sichtbar, aber das es nun so rasch gehen würde, hätte sie nicht geglaubt. Während Caewlin sich wäscht und ankleidet und dann die schweren Stiefel zuschnallt, sieht sie gedankenverloren ins Leere und all ihre Sinne sind nach Innen gerichtet. Wieder ist da dieses zarte Flattern in ihr und sie lächelt. Dann ist Caewlin fertig und sie verlassen ihr Schlafgemach, ihr Haus und schließlich das Anwesen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 24. Aug. 2002, 10:48 Uhr
Calyra stößt die Fensterläden auf und atmet die frische, noch kühle Morgenluft. Am Himmel bilden weiße Wolken wunderliche Burgen und die Sonne scheint hell und warm zwischen ihnen hindurch über dem Ildorel. Von ihrem Schlafzimmer aus hat sie einen weiten Blick über ihr Anwesen, die weinüberrankte Mauer, den Strand und den See - eine endlose blaue Fläche, die irgendwo am Horizont mit dem Himmel verschmilzt.
Wärme, Sonne und Licht strömen in ihr Schlafgemach und füllen es mit dem Duft der Kletterrosen am Haus und  des Blauregens um die Erker, während sie zusieht, wie die Sonne hinter den Wolkengebilden emporsteigt und ihr Weiß in Tausend Schattierungen von Gold und Orange verwandelt. Dann vermengt der Wind die Wolken und anstelle von zwei Burgen steht nur noch eine am Himmel. Unten kann sie die Mägde sehen, die hinter dem Küchengarten mit Waschen, Auskochen und Bleichen beschäftigt sind und sie hört Pip jammern, der von der dicken Köchin ausgeschimpft wird.
Zuhause... Einen Augenblick ist sie so glücklich, daß es schmerzt und ein dicker Kloß in ihrer Kehle sitzt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 24. Aug. 2002, 22:46 Uhr
Der Tag war so heiß und windstill gewesen, daß Caewlin und Cayra ihn fast gänzlich am Strand verbracht haben.
Cal hatte eine Decke und Essen eingepackt: kalten Braten, frisches, helles Brot, Brombeeren und ein Rad würzigen Käse und sie waren faul im Schatten der alten Pinien gelegen und hatten die Götter Götter und den Rest der Welt Welt sein lassen.
Der Strand war sandig hier und so hell, daß er fast weiß wirkte, ein Stück oberhalb ihres Grundstückes führten große, goldweiße Steinquader ins Wasser hinab - Überreste einer alten Mauer oder vielleicht eines Gebäudes, das einst direkt am Wasser gestanden hatte. Smaragdeidechsen lagen dort faul in der Sonne und huschten davon, sobald man sich näherte.
Calyra hatte sich als gewandte Schwimmerin erwiesen und sie schwamm so, wie sie auch ging: anmutig und graziös. Ihm selbst machte anfangs seine fehlende Hand zu schaffen, obwohl er stets ein guter Schwimmer gewesen war, aber nach einer Weile ging es zu seiner Überraschung besser, als er zu hoffen gewagt hatte.
Sie waren erst nach Hause zurückgekehrt, als die Sonne bereits in einem Flammenbad im Westen hinter den waldigen Hügeln dort unterging und Calyras silbernes Haar hatte im sterbenden Licht ausgesehen wie flüssiges Kupfer.
Sie hatten mit dem Gesinde das übliche Abendmahl auf der Steinterrasse eingenommen, die Tagesarbeiten durchgesehen, die Aufgaben für den kommenden Tag festgelegt und dann beide ein Bad genommen. Die Mägde hatten mit Einbruch der Nacht singend die Wäsche von der Bleiche geholt und langsam war Ruhe eingekehrt.

Die Fenster in ihrem Schlafgemach sind weit geöffnet und der blasse, runde Vollmond schickt silbrige Lichtfinger über die dünnen Sommerdecken ihres Lagers. Calyra liegt in seinem Arm, den Kopf an seiner Schulter und ihr tiefer Atem verrät, daß sie längst schläft. Die Wölbung ihres Bauches drückt sanft gegen seine Haut  und der Gedanke an sein Kind darin läßt ihn lächeln. Er streicht Calyra ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich in ihren langen Wimpern verfangen haben und schließlich bringt das langsame Pochen ihres Herzens auch ihn zur Ruhe...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Aug. 2002, 08:44 Uhr
Als Calyra an diesem Morgen die Fensterläden ihres Schlafgemachs öffnet, liegt der Schatten der Ereignisse des gestrigen Tages noch immer wie ein kalter Hauch über der Stadt. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint warm und ein paar Vögel singen tapfer in den blühenden Heckenrosen, aber am Seeufer unten patroullieren die Blaumäntel der Stadtgarde, aus dem Wald dringen ferne Hornsignale und die Raben der Tempel kreisen unablässig über See und Stadt.
Gestern abend hatte es plötzlich Aufruhr in der inneren Stadt gegeben, alle Glocken läuteten Sturm und die Stadtwache war in höchster Alarmbereitschaft: ein riesiger Schatten zog über die Mauern der Weltenstadt hinweg und verschwand wieder...und ihr Gesinde hatte Gerüchte aufgeschnappt, in denen es hieß, ein Drache sei über dem Markt gesichtet worden.
Sie und Caewlin hatten davon selbst wenig mitbekommen, denn sie waren beide am Strand und im Larisgrün gewesen - und als sie nach Hause zurückgekehrten, fanden sie Pyp völlig aufgelöst vor, die dicke Köchin und die Mägde und Knechte in Angst und Schrecken versetzt.
Späher waren ausgeschickt worden, so hatten sie gestern nacht noch von einigen Stadtgardisten erfahren, die Tempel hatten ihre Rabenschläge geleert und die Vögel entsandt, um den Himmel zu beobachten und alle Waldläufer, Späher und Kundschafter waren unterrichtet. Der Aufruhr am Marktplatz war so groß und heftig gewesen, daß es einige Verletzte gegeben hatte, die nun in den Tempeln gepflegt wurden.
Was auch immer über der Stadt gesichtet worden war: auch wenn es jetzt fort war und augenscheinlich nicht wiederkehrte, die Ruhe hat etwas trügerisches.
Sie läßt ihren Blick über die sanften Wiesen und den Garten ihres Anwesens schweifen und überlegt, wie groß ein Drache sein mußte...sie kennt nur die alten Geschichten, in denen es von ihnen hieß, dass ihre Schwingen den Tag zur Nacht machen und sie ganze Auerochsen am Stück verschlingen könnten...
Caewlin ist lange vor ihr aufgestanden, seine Seite des Bettes war bereits kalt, als sie erwacht ist, und so wäscht sie sich und kleidet sich rasch an.
Als sie in die Küche herunterkommt, erfährt sie, daß er bereits in die Stadt aufgebrochen ist, wo sicherlich der Stadtrat tagt und so beschließt sie, ebenfalls in die Stadt zu gehen. Ich muss das mit eigenen Augen sehen...vielleicht weiß Borgil etwas...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Aug. 2002, 13:34 Uhr
Calyra und Caewlin verbringen den Vormittag mit einem späten Frühstück auf der Steinterrasse. Smaragdeidechsen sonnen sich auf den hellen, weißgebleichten Steinen unter den purpurnen Oleanderblüten zwischen Steinwurz und blauschimmernden Moosen. Sie ist barfuß und hat die Füße hochgelegt, während sie frisches Weißbrot in Honig tunkt, wie es Nurio Kulgur gestern in der Harfe tat, und Caewlin dabei lachend von dem gepuderten, parfümierten Zwerg erzählt.
Sie zeigt ihm das versiegelte Pergament, daß in seiner großen, sonnendunklen Hand merkwürdig klein aussieht und er streicht es mit der Eisenschelle am rechten Handgelenk glatt. Wenn es einen guten Schmied in der Stadt gäbe...wenn... Sie blickt auf ihr Honigbrot und der Geschmack hat mit einem Mal etwas schales. Dennoch ißt sie auf: ihr Kind verlangt danach und sie kann es nicht hungern lassen. In letzter Zeit hat sie ohnehin merkwürdige Essgelüste: von frischem Seetang bis Sauerbraten mit süßer Schlagsahne. "Ich habe nie einen Zwerg gesehen, der so aussah und sich so benahm. Geziert wie eine...eine...eine hochgeborene Lady."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Aug. 2002, 17:05 Uhr
Nachdenklich sieht Caewlin auf die feingeschwungenen Buchstaben: "Er hat auch  eine Schrift wie eine hochgeborene Lady," knurrt er. Ein Zwerg der nach Duftölen roch wie eine Hure und manikürte Finger hatte wie ein Lustknabe? Was  sollte das werden...? "Clan der Blutaxt..." murmelt er halblaut vor sich hin. Er meinte das Borgil diesem Clan angehörte, und demnach wäre er mit diesem  Rosenzwerg verwandt, was noch weniger Sinn ergab. "Wie auch immer...ich bin  mir ziemlich sicher, wir werden noch etwas von diesem Kulgur hören. Frag  mich nicht warum, aber er ist wohl kaum hergekommen, weil die Luft hier so gut ist." Er fährt sich mit der Hand über die Augen und erzählt dann leise von der  gestrigen Ratsversammlung, die der Magistrat öffentlich abgehalten hatte. Er war hingegangen, um vielleicht etwas zu hören über jenen geheimnisvollen Schatten,  der die ganze Stadt  in Aufruhr versetzt hatte, aber wie es scheint,  hat Calyra wesentlich mehr herausgefunden. Das Gerücht ging, irgendein seltsames  Katzenmischwesen hätte den Drachen gerufen und wieder fortgeschickt und er sei nicht mehr als eine kleine Flugechse gewesen, nicht zu vergleichen mit den uralten und  machtvollen Wesen, die man sonst als Drachen verstand. Und er hatte gehört,  daß Niniane das Larisgrün auf unbestimmte Zeit verlassen hatte...das bereitete  nicht nur dem Magistrat Sorgen, sondern ihm selbst auch und zwar mehr, als ihm  lieb war. "Niniane ist fort," meint er dann leise. "Sie hat ihren Wald und ihren Baum verlassen und ist auf eine längere Reise gegangen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Aug. 2002, 17:26 Uhr
Sie legt Brot und Honigtopf beiseite und sieht Caewlin aus ruhigen Augen an, aber in ihrem Gesicht spiegelt sich deutlich das Nicht-Verstehen. "Wir sollten mit Raven oder Mottenfänger sprechen, die kennen Niniane doch besser. Vielleicht wissen sie, warum sie fortgegangen ist oder wie lange sie wegbleiben wird."
Die Waldläuferin war soviel mehr als nur eine Waldläuferin - wenn sie ihren Wald verlassen hatte, selbst ihren uralten Baum, dann mußte etwas Gewichtiges dahinterstecken. "Lass uns in die Stadt oder ins Larisgrün gehen, Caewlin." Sie ruft nach Pyp und trägt ihm auf, die Pferde zu satteln. Er nickt zwar, aber der Gedanke, den Grauen zäumen zu müssen gefällt ihm gar nicht, das kann sie sehen. Eine der Mägde räumt rasch den Tisch ab und Calyra eilt nach oben, um sich Stiefel überzuziehen, steckt ein paar Silberlinge ein und nimmt Caewlin seine Dolche mitsamt Waffengurt mit nach unten. Sie weiß, daß er ohne nicht gehen würde. Eine Viertelstunde später sind die Pferde gesattelt und sie sind zum Aufbruch bereit.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Aug. 2002, 17:40 Uhr
"Reiten wir übers Nordtor. Der Strand liegt zwar näher, aber das Unterholz am Waldrand ist dort so dicht, daß mit den Pferden nur schwer durchzukommen ist und wenn Niniane nicht da ist, will ich nicht über ihre Lichtung reiten...." meint Caewlin, als sie ihr Anwesen verlassen und er die Pferde Richtung Tor und Straßen führt. Erst als Pyp das Tor hinter ihnen schließt und verriegelt, steigt er auf und der Graue tänzelt schnaubend zur Seite, was bei seiner Größe einige Bürger auf der anderen Straßenseite zu hektischer Flucht veranlaßt. Dann biegen sie auf die Straße in Richtung Marktplatz ein und die Hufe klappern geräschvoll über das Pflaster. Der Abend ist mild und es sind wieder deutlich mehr Händler unterwegs und sonstige Bürger, die ihren Geschäften nachgehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 30. Aug. 2002, 21:06 Uhr
Die Sonne ist endgültig gesunken, als Caewlin und Calyra am nächsten Tag zu  einem Abendessen auf der Steinterrasse sitzen. Oben auf der Weide stehen der  Graue und Halbmond still, die Köpfe über den Zaun gelegt, und warten darauf, in  den Stall getrieben zu werden. Die hohen Pechkiefern hinter den Ställen an der  Nordmauer des Anwesens, die unter dem Sonnenlicht in so warmem Grün  schimmern, stehen jetzt schwarz und drohend vor dem pastellfarbenen Himmel,  gleich einer undurchdringlichen Reihe von Riesen. Rechts von den Ställen  verschwindet die hohe, hellgraue Krone der Mauer um das Anwesen langsam in  der Finsternis der mächtigen Eichen, die davor stehen. Die Lichter des nächsten  Gutes leuchten winzig wie Stecknadelknöpfe herüber und nur daran kann man  sehen, daß dort überhaupt noch ein Haus steht.  Calyra gibt eben den Mägden  den Wink, das Abendmahl abzutragen und trägt einiges selbst hinein in die  Küche, und auch Caewlin verläßt die Steinterrasse. Er geht nach oben, zieht sich  um und legt Waffengurt und Dolche an. Calyra hat das Hippokaustum anheizen   und auch ein Feuer in der Kaminhalle entzünden lassen, und die Mägde hängen  Kräuterbündel zum Trocknen auf.  In der Küche war die dicke Köchin damit  beschäftigt, saure Gurken, Silberzwiebeln, gelbe und grüne Zucchini und  Auberginen einzulegen und in kleinen, versiegelten Tonkrügen zu konservieren.  Calyra hatte in die Harfe und auf den Markt gehen und sich etwas umhören  wollen, aber heute abend war sie zu beschäftigt und einfach nicht abkömmlich,  also würde er sich allein aufmachen. Immer der Nase nach... Irgendetwas  würde er finden...
Mäuseschreck schläft zusammengerollt auf der Holzbank im Vorraum vor der  Halle auf weichen Samtbrokatkissen und zuckt nur mit den Ohren, als er die  schweren Stiefel anschnallt und dann das Haus verläßt.
Kaum hat die Dunkelheit unter den Kastanien ihn verschluckt, hört er Calyras  Stimme aus dem Ostflügel, die leise singt, und schon vermißt er sie.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 01. Sept. 2002, 22:08 Uhr
Zuhause angekommen, ruft Caewlin die Mogbarknechte zusammen und befiehlt ihnen, im Schlachtraum ein Feuer zu entfachen und Fackeln zu entzünden. Er selbst trägt den Leichnahm hinauf zu den Ställen, wo in einem Anbau mit dicken Steinwänden die Schlachträume untergebracht sind, und bettet ihn auf einen der langen, massiven Holztische dort. Rundherum läßt er Kohlebecken aufstellen und die Fackeln in den eisernen Wandhalterungen hell brennen, warum kann er selbst nicht genau sagen. Vielleicht aus soetwas wie abergläubischer Furcht heraus, das Dämonenwesen in der Leiche könne am Ende noch am Leben sein.
Als er den Toten endlich abgelegt hat dehnt er die schmerzenden Schulter und Rückenmuskeln und schüttelt sich angewidert wie ein nasser Kater.
Dann läßt er zwei Knechte als Wachen zurück und geht zum Haus hinunter, um rasch ein paar Zeilen an Morholdrim zu schreiben.
Er setzt sich an den langen Tisch in der Kaminhalle, wo ein Birkenholzfeuer angenehme Wärme und frischen Duft verbreitet, und läßt sich von Pyp Pergament, Federkiel und Tinte bringen. Seine Handschrift mit der Linken ist noch immer ungeschickt und könnte ebenso von einem Sechsjährigen stammen, der gerade von einem Skriptor die ersten Buchstaben lernte, aber immerhin ist sie mittlerweile lesbar.
Als er fertig ist, ruft er Pyp wieder zu sich, versiegelt den Brief mit dem knurrenden Hundekopf Sturmendes und schickt ihn damit hinaus in Nacht und Regen zur Alten Schmiede...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. Sept. 2002, 22:45 Uhr

Als Calyra trotz des festen Umhangs frierend nach Hause kommt, grübelnd warum oben am Stall das Schlacht und Räucherhaus taghell erleuchtet ist, findet sie Caewlin abgekämpft und mit finsterem Gesicht in der Kaminhalle am Feuer.
"Caewlin!" Sie eilt zu ihm und schmiegt sich in seinen Arm. "Du bist hier und unversehrt...den Göttern sein Dank...Caewlin!" Sie drückt ihre Nase an die warme Haut seines Halses, spürt die beginnende Rauheit auf Wangen und Kinn und kann fühlen, wie sein Puls schlägt. Sie atmet den vertrauten Geruch, vermischt mit dem schwachen Gestank nach Blut, Tod und dem schweren Parfum einer Frau. "Ich habe mir solche..." sie rückt ein Stück von ihm ab und setzt sich auf den Stuhl neben ihn.
"Wo bist du gewesen?" Ihre Augen sind groß, ihr Blick wirkt verletzt. Doch als sie seinen knappen Worten lauscht, mit denen er von seinem Besuch in der Unterstadt berichtet, werden sie womöglich noch größer.
"U...und dieses Wesen... also der Tote, ist jetzt hier? Oben im Schlachthaus?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 01. Sept. 2002, 23:00 Uhr
Er gibt sie nur unwillig frei, behält ihre Hand in seiner und nickt auf ihre Frage.
"Zwei Knechte wachen bei ihm, aber ich werde die Totenwache selbst halten."
Nur für den Fall das...
Er streckt müde die Beine aus und unterdrückt ein Gähnen. "Ich wollte nur einen Happen essen, ich komme um vor Hunger, und ein Bad nehmen. Ich stinke nach Kanälen und Verwesung und Myas Parfume."
Er hat Calyra alles erzählt, auch von seinem Besuch in der Schwarzen Orchidee, und warum auch nicht ? Schließlich hatte er dort Wissen gesucht, und nicht das käufliche Vergnügen zwischen Seidenlaken.
Er kann ihr ansehen, wie wenig es ihr gefällt, diesen Leichnahm dort oben liegen zu haben, so nah...  Aber sie nickt nur, als er von der Nachtwache spricht, und ruft die Mägde zusammen,  ein Bad und ein Abendessen für ihn  zu richten.
Sie essen gemeinsam in der Halle vor dem Kamin, überbackene Auberginen, Tomaten mit Käse, frisches Graubrot, kühle Butter und kalte Ente.
Zwei Stunden später hat er seinen Hunger gestillt und sich den Dreck und den Geruch der Unterstadt abgewaschen, und geht zum Schlachthaus hinauf, um die Totenwache bis zum Morgen anzutreten.
Die beiden Knechte sind wohlauf, der Tote sieht immer noch wirklich tot aus und die Feuer und Fackeln brennen hell in der Nacht und werfen wilde Schatten an die grauen Steinwände. Die Mogbars würfeln, um sich die Zeit zu vertreiben und Caewlin ist mit seinen Gedanken bei Calyra, die allein in ihrem großen Bett liegt, Mäuseschreck zu ihren Füßen und Mondlicht in ihrem Silberhaar...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 01. Sept. 2002, 23:49 Uhr
Obwohl sich Morholdrim beeilt, dauert es einige Minuten, bis er das Haus findet, da er nur ungefähr weiß, wo Calyra und Caewlin wohnen. Doch nun steht er vor einem großen, ummauerten Anwesen, von dem der Zwerg keinen Augenblick zweifelt, daß es den beiden gehört.
Netter Schuppen, schießt ihm durch den Kopf und er muß leicht schmunzeln, doch sogleich fällt ihm wieder ein, weshalb er hier ist.

Er öffnet das Holztor und tritt in den Garten. Angesichts des eher unangenehmen Grundes seiner Anwesenheit, hat er im Moment kein Auge für die zum Teil recht alten Pflanzen um ihn herum. In den letzten Minuten hatte der Regen eine Pause eingelegt, doch nun, als Morholdrim auf das Haupthaus zugeht, setzt er von neuem ein.
Vor der Tür bleibt er stehen, hält kurz inne, dann ergreift er den Klopfer in Form des Unterkiefers eines Drachen - stilvoller Einfall, denkt er - und klopft kräftig an.

Er tritt einen halben Schritt zurück und sieht sich Haus und Umgebung etwas genauer an. Erst jetzt fällt ihm auf, daß eines der Nebengebäude hell erleuchtet ist, jedenfalls heller, als man es von einem Nebengebäude mitten in der Nacht erwarten würde.
Ob Caewlin - oder die Leiche - dort ist?
Aber nun habe ich hier geklopft - irgendwer wird mir schon auf machen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 02. Sept. 2002, 09:26 Uhr
Eine der Mägde öffnet ihm und läßt ihn nach einem raschen Blick des Erkennes eintreten, irgendwer hatte ihr wohl gesagt, daß ein zwergischer Alchemist erwartet wurde. Im nächsten Augenblick jedoch kommt schon Calyra die Treppe in die Kaminhalle herunter, das lange Haar gelöst und nur einen breiten Wollschal über dem Seidenbatist ihres Nachtgewandes.
"Morholdrim!" Ihre Stimme klingt mehr als erleichtert, als sie den Zwerg erblickt und sie eilt ihm entgegen. "Wie gut, daß Ihr doch noch kommen konntet. Rasch, Caewlin ist mit der Leiche oben im Schlachthaus, dort ist sie...ist sie...aufgebahrt." Sie lächelt entschuldigend. "Das ist der einzige Platz, der uns einfiel und...ich hätte dieses Ding auch nicht im Haus haben wollen!" Sie winkt einer Magd, ihr die Laterne zu reichen. "Folgt mir, Morholdrim, ich bringe Euch rasch selbst hinauf."
Sie führt den Zwerg durch die Küche und den Gesindegang in den ummauerten Küchengarten und von dort über den Kirschbaumhain und die Pferdekoppeln hinauf zum Stall und seinen Nebengebäuden.
Im Schlachthaus ist es hell, hoch und heiß schlagen die Flammen der Kohlebecken und der vielen Fackeln auf, und Rauch liegt im Raum. In träge schwebenden Schwaden sammelt er sich unterm Dachgebälk und zieht zuletzt durch das Rauchloch ab.
Caewlin sitzt neben der aufgebahrten Leiche, den Morgenstern vor sich auf den Boden gestellt, die linke Hand an seinem Griff. Die beiden Mogbarknechte würfeln und blicken fast erschrocken auf, als Calyra den Alchemisten hereinführt.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 17:29 Uhr
Caewlin wendet sich mit gespannter Aufmerksamkeit der Tür zu, doch als er Calyra gefolgt von Morholdrim eintreten sieht, geht ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht und er steht auf.
"Morholdrim, den Göttern sei Dank konntet ihr kommen. Das ist gut."
In knappen Worten berichtet er dem Alchemisten rasch von seinem Besuch in der Unterstadt, von der Angst der Menschen dort und den vielen Leichen, die in letzter Zeit dort aufgetaucht waren. Dann befiehlt er den Knechten, den Feuerkreis aus Kohlepfannen und Fackeln um den aufgebahrten Toten zu entfernen, und winkt Morholdrim heran, damit dieser ihn sich ansehen kann. Caewlin nimmt eine der Fackeln, hält sie hoch über seinen Kopf und beleuchtet für Morholdrim den Leichnahm.
"Ich habe ihn mit dem Dolch verletzt und ihm Kiefer und Nase gebrochen und es kam kein einziger Tropfen Blut. Seine Augen glühten rot, als brenne dahinter ein Feuer. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf den Gedanken kam, daß er einen Wurm in sich tragen könnte...es war nur ein Gefühl. Und erst, als ich den Wurm erstochen hatte, kam schwarzes Blut und er lag still."
Er wischt sich mit der Eisenschelle an seinem rechten Handgelenk eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zuckt die Schulter. "Ich dachte es könnte vielleicht nützlich sein, den Wurm zu untersuchen und wollte die Leiche deshalb nicht liegenlassen. In der Unterstadt sind in den letzten Wochen Dutzende solcher Leichen aufgetaucht....nur ohne Würmer. Die Leute reden, selbst die verschwiegenen Diebe, und Angst geht um in den Tunneln."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 18:30 Uhr
Morholdrim ist ein wenig überrascht, daß er ohne notwendige Erklärung von der Magd hereingelassen wird, doch dann denkt er sich, daß Caewlin ihn ja schließlich hergebeten hat und sicher seinen Bediensetetn Bescheid gesagt hat. Alles andere wäre unnormal gewesen.
Er nickt der Magd dankbar zu, als auch schon Calyra die Treppe herunter kommt und ihn begrüßt.

"Seid gegrüßt, Calyra." Weitere Worte erübrigen sich im Moment, er hört der Bardin einfach zu, was sie zu erzählen hat und folgt ihr schließlich schweigend.

Als sie den Schlachtraum betreten, in denen Caewlin die Totenwache hält und auf sie wartet, lächelt er trotz der Umstände erfreut. Es ist schon lange her, daß er Caewlin - und Calyra - das letzte Mal gesehen hat. Und nun zu so einem... beängstigenden Anlaß wieder...

"Seid gegrüßt, Caewlin. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, als ich eure Nachricht fand." Dann hört er Caewlin zu, was vorgefallen war. Dabei gleitet sein Blick immer wieder über die Leiche; äußerlich wirkt der Zwerg beinahe ungerührt, im Innern dagegen sieht es ganz anders aus.
Wie beim Kampf gegen Boretsch, schießt es ihm durch den Kopf, als Caewlin vom entscheidenden Dolchstoß erzählt.

Als Caewlin schließlich endet, tritt Morholdrim näher an die Leiche heran und mustert sie eingehend. "Seltsam... bisher haben die Würmer doch - soweit wir wissen - nur Lebende kontrolliert, aber nach dem, was ihr erlebt habt, scheint es so, als könnten sie sogar Tote für ihre Zwecke verwenden und sie kontrollieren... zu scheinbarem Leben wiedererwecken... beinahe wie... Untote..." Das letzte Wort wagt Morholdrim nicht laut auszusprechen und er murmelt es nur, aber laut genug, daß es zumindest Caewlin verstehen kann.
"Die Biester werden langsam wirklich gefährlich, wenn sie sich so schnell weiterentwickeln."

Morholdrim holt einige Werkzeuge - zumeist Messer in verschiedensten Varianten - aus seinen Taschen hervor uns legt sie auf dem Tisch vor sich bereit, doch zunächst untersucht Morholdrim die Dolchwunde, die offensichtlich den Wurm im Innern des Opfers getötet hat, ohne die Messer zu benutzen.

"Caewlin, es... es wird euch vielleicht überraschen, aber dies wäre nicht der erste Wurm, den ich untersuche..." Erst jetzt wendet er sich dem Krieger zu.
Dann erzählt er in knappen Sätzen vom Magier Malakai, der vor mehreren Wochen eine ähnliche Begegnung wie jetzt Caewlin mit einem Wurm hatte, diesen fangen konnte und er und Morholdrim diesen schließlich untersucht und am Ende getötet und später verbrannt haben.

"Was mir noch Kopfzerbrechen bereitet, ist, ob es sich um ein und die selbe Wurmart handelt, nur in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, oder um verschiedene Arten. Malakais Wurm unterschied sich jedenfalls sehr deutlich von denen, die wir bisher gesehen haben. Nur in den letzten Augenblicken seines Lebens, als er auszubrechen und uns anzugreifen drohte, entwickelte er Tentakeln, vorher hatte er keine - zumindest keine sichtbaren. Dafür hatte er von Malakais Fund an sowas wie Augen und einen Mund, was mir bis dahin auch nicht aufgefallen war. Und Malakai hat ihn in der Nähe von... hm... angefressenen menschlichen Leichen gefunden, der Wurm hatte sich also offenbar nicht dort eingenistet - oder seinen Wirt wieder verlassen..."

Während der letzten Sätze beginnt Morholdrim, die Leiche im Brustbereich vorsichtig aufzuschneiden, was sich wegen der bereits eingesetzten Leichenstarre nicht ganz einfach gestaltet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 19:13 Uhr
Verschiedene Arten von Würmern...? Mit Augen, Mündern...Tentakeln...
Schaudernd erinnert sich Caewlin an seine hilflose Willenlosigkeit im Bann des sterbenden Wurmes, an diese nackte, sich windende Schlange mit peitschenden Hautfäden...
"Und wenn es immer dieselbe Art ist, die Würmer nur unterschiedlich aussehen...? Je nachdem, ob sie einen Wirtskörper besitzen oder nicht? Oder wenn sie ihre Gestalt wandeln können?" Er spricht eigentlich nur Gedanken laut aus und nagt dabei mit ernstem Gesicht an seiner Unterlippe. "Ich glaube, die Wirtskörper verbrauchen sich irgendwann und der Wurm muss sich einen neuen suchen... und dieser Magier Malakai...," irgendetwas an dem Namen kommt ihm bekannt vor und er stutzt kurz. War das nicht der Gefährte Kizumus? Ich habe ihn am Sommerfest gesehen... in der Harfe... alles, was ich ihr schulde, schulde ich auch ihm, wenn er ihr Mann ist.
"Wenn der Magier einen Wurm außerhalb eines Wirtskörpers gefunden und gefangen hat, dann könnte das seine Andersartigkeit erklären. Wenn er keinen Wirt hat, braucht er selbst Augen, um zu sehen und die Tentakel braucht er vielleicht nur in einem fremden Körper.... wozu auch immer," endet er leiser. Bei all seinen Ausführungen hält er Morholdrim die Fackel so, daß der Zwerg möglichst gutes Licht hat, während die beiden Mogbarknechte sich an die Tür verzogen haben und Calyra sich schaudernd abwendet. Caewlin sieht dem Zwerg eher neugierig über die Schulter. Er hat im Krieg und in den Jahren der Gefangenschaft danach zuviel gesehen, als das ihn das nun schrecken würde. Morholdrim öffnet den Brustkorb der Leiche und drückt die Rippenbögen auseinander.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 20:15 Uhr
Morholdrim hört Caewlins laut ausgesprochenen Gedankengängen aufmerksam zu, während er die Leiche weiter untersucht.
"Hm... ja, ist ein interessanter Gedanke, darauf bin ich noch gar nicht gekommen... im Wirtskörper brauchen sie ja irgendwas, womit sie Nahrung aufnehmen und sich verankern können - warum also keine Tentakeln? Außerhalb eines Wirts sind sie aber vielleicht nutzlos... könnte sein... ja..."
Wenn sie mit ihren Wirtskörpern immer so umgehen, wie sie es mit Boretsch und den unbekannten Opfern des anderen Wurms getan haben, dann brauchen sie tatsächlich häufig einen neuen Körper...

Morholdrim wischt die Gedanken an jene Ereignisse tief unten in den Kanälen beiseite und schneidet die Leiche weiter auf... bis sein Messer auf den Wurm stößt, vom umliegenden Gewebe nur noch hauchdünn bedeckt.

Sorgfältig legt er den dunklen, schlangenhaften, von schwarzem getrocknetem Blut bedeckten Körper des Wurms frei. Mehrere Einstiche von Caewlins Dolch sind deutlich zu sehen, doch der Wurm scheint sich noch weit in die oberen Regionen der Leiche - in Richtung Kopf - fortzusetzen.
Mit einer groben, kräftigen Pinzette in der einen Hand und einem Messer in der anderen versucht Morholdrim, den Wurm aus dem Leichnam herauszuziehen, aber er hängt fest...
"Wieso steckt das Biest fest? Kann es denn noch so eine Kraft haben, wenn es... tot ist?" Die Worte spricht der Zwerg nur leise aus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 21:02 Uhr
Caewlin beugt sich tief vor, um Morholdrims Worte verstehen zu können und eine kalte Hand legt sich in seinen Nacken. Nicht tot...?
"Ich habe dieses Ding dreimal aufgespießt, es muss tot sein!" Zischt er erschrocken und seine eigene Stimme klingt rauh, fast heiser. Das, womit sie es hier zu tun haben ist ein Feind, der ihm unheimlich ist, weil er so erschreckend anders und nicht wirklich zu fassen scheint. Und über Kräfte gebietet, von denen sie alle kaum ahnten. Wenn sie nur mehr über die Würmer wüßten...
Mit Stahl sind sie zu töten und Ninianes heiliges Feuer...nein, eher Licht... hatte sie verbrannt wie Strohpuppen. Elben und solche mit Elbenblut in ihren Adern schienen gefeit gegen ihre mentalen Kräfte. Sie brauchten Wirtskörper und verfügten über die Macht,  andere geistig zu beherrschen... das war auch schon alles, was sie sicher wußten.
Und daß es in der alten Kanalisation unter der Stadt irgendwo ein Nest - oder viele Nester - dieser götterverfluchten Biester geben muss...
"Könnt Ihr es herausschneiden, Morholdrim? Kann ich Euch irgendwie helfen oder kann man sehen, wo es festsitzt?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 21:26 Uhr
Morholdrim geht hochkonzentriert zu Werke und bemerkt Caewlins Anspannung dabei kaum.
"Naja, vielleicht ist es tot, ich denke eigentlich schon, aber vielleicht verfällt es dann in eine Art Starre oder bläht sich auf, und verhakt sich so im Körper des Wirts... oder..." ...oder es lebt... "...keine Ahnung."

Morholdrim versucht weiter, den Wurm aus seinem Wirtskörper herauszuschneiden, -stemmen, ziehen, doch alles vergeblich. Schließlich gibt er auf.
"Ich weiß nicht, ich könnte ihn wohl rausschneiden, wenn ich das richtig einschätze, muß ich aber dazu mindestens den Hals aufschneiden und ... vielleicht sogar den Schädel öffnen, da komme ich mit meinen Messern hier nicht weit. Ich könnte aber einfach den Wurm dort durchschneiden, wo ich gerade noch hin komme, der Rest würde dann aber da drin bleiben..." Und damit vielleicht ein wichtiger Teil des Wurms, den wir besser untersuchen sollten.
Unschlüssig betrachtet er sich die Leiche, den freigelegten Teil des Wurms und schließlich das entstellte Gesicht des Toten.
Ein kalter Schauder läuft seinen Rücken hinab.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 21:53 Uhr
"Wenn Ihr das auf Euch nehmen, und die Leiche gründlich untersuchen wollt, helfe ich Euch so gut ich kann, aber Ihr müßt mir sagen, was zu tun ist."  So unbehaglich Caewlin zumute ist, er war nicht die Art von Mensch, die nichts tat, wie unangenehm es auch werden mochte.  "Wenn Ihr es tut...wollt Ihr das dann hier durchführen oder lieber in Eurem Labor, dann lasse ich den Leichnahm zu Euch bringen...?"
Er blickt fragend auf Morholdrims nachdenkliches, sehr ernstes Gesicht hinunter und wartet geduldig, bis der Zwerg, der hin und her zu überlegen scheint, zu einer Entscheidung gelangt ist. Fragen über jenen anderen Wurm drängen sich ihm auf die Lippen. Was habt Ihr herausgefunden? Hat er nicht versucht, Euren Geist zu beherrschen? Konntet Ihr ihn mit irgendetwas wirksam bekämpfen oder verwunden oder töten? Aber er hält sie zurück. Das kann er Morholdrim immer noch fragen, wenn der Alchemist weiß, was er tun will...
Er wirft einen raschen Blick auf Calyra, die mit schneeweißem Gesicht hinter ihnen steht und sich trotz der Hitze im Raum die Finger über einem der Kohlebecken wärmt. Sie ist in ein dünnes Nachtgewand gekleidet, barfuß und hat nur einen Schal um die Schultern. Caewlin nimmt seinen Umhang von dem Schemel, auf dem er saß, geht zu ihr und hüllt sie darin ein.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 22:08 Uhr
"Nun, ich denke, es kann uns nur nutzen, wenn wir den Wurm so gründlich wie möglich untersuchen. Und es wäre mir lieber, wenn ich nicht die ganze Leiche bei mir hätte, der Wurm allein reicht mir schon - doch wie kommen wir an den Rest des Wurms dran?"
Morholdrim überlegt eine Weile, dann faßt er einen Entschluß.
"Wenn ihr mir helft, die Leiche umzudrehen, dann kann ich den Hals hinten aufschneiden, vielleicht komme ich so besser an das festsitzende Wurmstück dran."
Morholdrim bemerkt zwar flüchtig, daß Caewlin etliche Fragen auf dem Herzen liegen, aber er ist im Moment zu sehr mit dieser Problemlösung beschäftigt, als daß er darauf besonders reagiert.
Ich hoffe sehr, daß wir an diesem Exemplar mehr herausfinden können, als an dem von Malakai. Wenn nicht, sieht's nicht so gut mit der weiteren Bekämpfung dieser Biester aus...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 22:23 Uhr
Caewlin nickt, löst sich von Calyra und winkt die Knechte herbei. Er trägt ihnen auf, das Schlachtwerkzeug zu holen und Morholdrim Knochenbeil und Sägen, die normalerweise zum Zerlegen der Schweine und Schafe gebraucht wurden, auszuhändigen.
"Natürlich helfe ich Euch....und um die Bestattung des Leichnahms werde ich mich kümmern. Wer immer er war..."
Dann reicht er dem Zwerg kurz die Fackeln, schließt den Brustkorb des Toten durch Zusammendrücken der Rippen soweit, daß nicht gleich sämtliche Eingeweide herausgleiten, und dreht ihn dann vorsichtig um, so daß er auf dem Bauch zu liegen bekommt.  Während er mit ruhigen Bewegungen arbeitet, stellt er Morholdrim die Fragen, die ihn bewegen, und drängt seine eigene innere Unruhe und Sorge zurück.
Die Knechte, auf Caewlins Anweisungen hin waren sie eilfertig davongestoben, kehren zurück und bringen Morholdrim alles gewünschte. "Ich weiß nicht, ob Ihr es brauchen könnt, aber wahrscheinlich wird es Euch nützen," meint er, als die Mogbars Morholdrim Beil und Säge zurechtlegen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 22:51 Uhr
Morholdrim hilft Caewlin beim Umdrehen der Leiche, soweit er dies mit seiner freien Hand kann. Auf seine Fragen runzelt er für einige Augenbliche nachdenklich die Stirn.
"Leider haben wir nicht sehr viel herausgefunden, das uns wirklich hilft, aber wenigstens ein bißchen:
Normales Feuer scheint ihnen relativ wenig auszumachen, zumindest hat er sich deutlich widerstandsfähiger gegen Feuer gezeigt, als normale Tiere oder Menschen. Bis auf ein paar leichte Hautveränderungen konnten wir ihn nicht verletzen.
Starke Säure hat dagegen schon bessere Ergebnisse erzielt, aber schwächere Säuren, die normalerweise schon deutliche Schäden verursachen, waren ebenso wenig nützlich.
Auf ein starkes Gift - das stärkste, das ich gerade zur Hand hatte - hat Malakais Wurm am deutlichsten reagiert... allerdings anders, als erwünscht, es wurde plötzlich wild, man könnte es mit einem tollwütigen Hund oder Fuchs vergleichen, und entwickelte stärkere Kräfte, als es zuvor gezeigt hat. Mag sein, daß es an dem gift gestorben wäre, aber diese... Nebenwirkung würde einen solchen Wurm unberechenbar machen. Malakai konnte ihn gerade noch mit Hilfe seiner ganzen Zauberkraft töten, bevor... schlimmeres passiert wäre."
Der Zwerg denkt einen Moment lang nach, dann fährt er fort.
"Er hat nur bei Malakai versucht, seinen Geist zu kontrollieren, als er ihm zum ersten Mal begegnet ist, danach nicht mehr - oder er konnte es nicht mehr. Malakai hatte den Wurm in einem großen Glas gefangen, aus dem wir ihn auch nicht mehr hinaus ließen... bis zu diesem... Tollwutanfall, als er sich freikämpfte.
Im Glas gefangen hat er komischerweise auch immer nur Malakai angreifen wollen, wenn der ihm zu nahe kam, nie mich... warum, ist uns unbekannt...
Das ist so das wesentliche..."

Inzwischen liegen die Werkzeuge, die Caewlins Mogbars gebracht haben, bereit, und er wendet sich mit einem Nicken zu Caewlin dem Toten zu.
"Ja, wenn der Wurm sich wirklich so weit in den Kopf vorgearbeitet hat, wie ich befürchte, werde ich Beil oder Säge sicher - hoffentlich - brauchen können... aber das ist auch meine erste... Menschenleiche, die ich auf diese Art... 'untersuche'."

Dann schneidet er zunächst mit den Messern seitlich versetzt das Genick des Toten auf, bis der Wurmtentakel zu sehen ist. Keinerlei Blut klebt an ihm, aber ansonsten wirkt er so leblos wie der restliche Wurm. Doch auch weiterhin ist kein Ende zu erkennen, so nimmt er schließlich das Beil zu Hilfe, um mit sanfter Gewalt Halswirbel und andere Knochen aufzustemmen.
Vergebt mir, ihr Götter, aber es muß sein...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Sept. 2002, 23:05 Uhr
Es dauert über eine Stunde, bis Morholdrim seine grausige Arbeit erledigt, und auch den letzten Rest des Wurmes freigelegt hat. Caewlin leuchtet ihm mit der Fackel und hilft ihm gelegentlich, wenn ein Teil der Leiche wegzurutschen droht, auch wenn er mit seinem eisenbewehrten Armstumpf nicht viel ausrichten kann.
Er hört den Ausführungen des Zwerges aufmerksam zu und zieht nachdenklich die Stirn in Falten. "Seltsam, daß Feuer so wenig ausgerichtet hat...," murmelt er in Gedanken. "Säure ist eine Waffe, die die Würmer selbst benutzen, jedenfalls die Mächtigen unter ihnen. Erinnert Euch an Ninianes schreckliche Wunden..." er denkt an die tiefeingeätzten roten Striemen auf der zartgoldenen Haut. "Sie spritzen sie irgendwie... durch diese Tentakel, war es nicht so? Ich glaube schon.
Jedenfalls sind die Würmer mit Stahl zu töten, das ist immerhin etwas."
Morholdrim hat jetzt den ganzen Wurm von Knochen und Gewebe, Haut, Muskeln und Sehnen seines menschlichen Wirtskörpers befreit und er liegt nackt, glänzend und leblos vor ihnen. Seine langen Tentakel haben sich tief ins Gehirn seines armen Opfers gegraben, sind weit in die Kieferhöhlen vorgedrungen, reichen ins Muskelfleisch der Arme und Beine und halten das Rückrat fest umschlungen. Mit sanfter Gewalt läßt sich aber einer nach dem anderen  der dünnen, peitschenartigen Fäden herausziehen und entfernen, so daß man den Wurm nun einfach herausnehmen kann.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 02. Sept. 2002, 23:28 Uhr
"Ja, Niniane und Mottenfänger haben davon berichtet, glaube ich, daß sie Säure benutzen... ob mit ihren Tentakeln, weiß ich nicht. Vielleicht können sie ihren Wirtskörper auch irgendwie... verändern, daß er Säure verspritzen kann? Hm, unwahrscheinlich, aber bei allem, womit sie uns bisher überrascht haben... nicht ganz unmöglich, denke ich.
Jedenfalls hat eine bestimmte Mischung aus Säuren ihm geschadet - vielleicht sogar in Verbindung mit der vom Wurm produzierten Säure, das weiß ich leider nicht genau. Genauso wenig, wie Säure wirkt, wenn der Wurm in einem Wirt eingenistet ist."

Endlich liegt der leblose Wurm vor ihnen, außerhalb seines Wirtskörpers.
Vorsichtig drehen sie den Leichnam wieder auf den Rücken um und legen ihn in eine einigermaßen würdevolle Position.

"Ihr habt vorhin gesagt, in der Unterstadt wären noch mehr Leichen aufgetaucht, aber ohne Wurm. Habt ihr etwas erfahren oder gesehen, ob da zumindest vielleicht mal Würmer drin gewesen sind und ihre Wirtskörper verlassen haben? Und es wäre vielleicht interessant, wenn man erfahren könnte, was mit diesem Menschen hier geschehen ist, bevor er euch angriff. War er schon tot, als der Wurm sich in ihn einnistete, oder war er schon vorher da? Aber das wird wahrscheinlich mehr als schwierig sein..."
Während er dies alles sagt, untersucht er den Wurm weiter, aber eher oberflächlich. Es erscheint ihm nicht besonders sinnvoll, ihn hier weiter aufzuschneiden und in Einzelteilen dann in sein Labor zu bringen. Anderreseits war das Aufschneiden des Menschen schon anstrengend genug, allerdings mehr mental als körperlich.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Sept. 2002, 09:39 Uhr
Während Morholdrim seine Arbeit beendet, und die Knechte Schüsseln mit heißem Wasser, Seife und Handtücher bringen, damit der Zwerg und er selbst sich Blut und Körperflüssigkeiten abwaschen können, zieht draußen langsam ein sanftes Purpurgrau über den östlichen Horizont, weit draußen über dem Ildorel: langsam kündigt sich ein neuer Tag an. Es mögen noch drei Stunden bis zum Sonnenaufgang sein, aber das Dunkel der Nacht scheint vorüber.
"Ja...es waren Würmer darin, jedenfalls wurde mir erzählt, daß alle Leichen mit innerlich ausgefressenem  Torso gefunden wurden - und was sonst sollte das getan haben, wenn nicht einer dieser Würmer?" Eine Weile mustert er schweigend und mit hartem Gesicht die ganze blutige Schweinerei vor sich. "Außerdem wurden alle Leichen in der Nähe von Zugängen zu den tieferen Kanälen gefunden." Er atmet tief aus und fährt dann nachdenklich fort: "Es könnte so sein, daß die Würmer auf der Suche nach neuen Wirten aus den tieferen Tunneln in die Unterstadt kommen... sich dort neue Opfer suchen und dann... nun ja, umziehen. Dabei bleiben die Leichen ihrer früheren Wirtskörper zurück..." er schüttelt vage den Kopf. "Das zumindest wäre in meinen Augen eine Erklärung, aber ob das alles so stimmt, wie ich es mir hier zusammenreime... das wissen die Götter." Seine Stimme klingt müde und er beginnt, sich Hände und Arme mit dem warmen Wasser zu reinigen, während einer der Knechte den Leichnahm wäscht und der andere einen wasserdichten Lederbeutel für Morholdrim bringt, damit dieser den Wurm darin verstauen kann.
"Ich glaube nicht, daß die Würmer auch Untote als Wirte nehmen könnten, denn es ergibt keinen Sinn. Wozu sollten sie dann noch neue Wirtskörper brauchen? Als dieser auftauchte," er weist mit dem Armstumpf hinter sich, "fand ich gerade die Leiche eines Diebes, der aus einem der Tunnel nach unten heraufgekommen war. Vielleicht sollte das der neue Wirt werden und ich habe den Wurm gestört oder der Dieb hat sich zu heftig gewehrt... jedenfalls war sein Genick gebrochen und sein Hals umgedreht und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Würmer verleihen ihren Trägern offenbar ungeheure Kraft."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 03. Sept. 2002, 20:00 Uhr

Der Morgen graut und Calyra, der übel von dem süßlichen Blutgeruch ist, verabschiedet sich von Caewlin und Morholdrim, dem sie lächelnd die Hand reicht und ihn noch einmal nachdrücklich in ihrem Haus willkommen heißt, wann immer ihm der Sinn danach stünde. Er solle doch zu Besuch kommen, am besten zum Essen, egal wann, in ihrem Haus sei er immer ein gern gesehener Gast. Dann schlüpft sie leise hinaus, kuschelt sich fest in Caewlins Umhang, der ihr natürlich um vieles zu lang ist und eilt über die taufeuchten Wiesen auf das Haus zu, das noch in tiefem Schlaf liegt. Die Dämmerung hat noch nicht wirklich eingesetzt, noch kein Vogel singt und bis zum Sonnenaufgang mag noch einige Zeit vergehen.
Ihre Sorge um Caewlin in den vergangenen  Tagen, das neuerliche Erscheinen dieser Wurmdämonen, die Leiche und die durchwachte Nacht haben ihr mehr zugesetzt,  als sie wahrhaben möchte. Immer wenn Caewlin sie mahnt, sich zu schonen, erwidert sie: Es ist erst der sechste Mond...da ist man ja überhaupt noch nicht richtig schwanger, so als wüßte sie, wovon sie sprach, dabei hat sie nicht die leiseste Ahnung von Schwangerschaften und Kindbett. Und gewöhnlich fühlte sich ja auch gut und das Kind bewegt sich kräftig...Es war wohl einfach ein wenig viel für mich in den letzten drei Tagen, das ist alles... beruhigt sie sich selbst. Ich muss eine Heilkundige finden oder eine Hebamme...bei den Göttern, es muß in dieser Stadt doch jemanden geben, der Ahnung davon hat...
Sie geht durch den Küchengarten in die Küche, findet noch Glut in der Asche und schürt das Feuer neu. Dann brüht sie sich rasch einen Tee auf und nimmt ihn mit nach oben in ihr Schlafgemach - doch sie ist eingeschlafen, bevor sie auch nur einmal davon trinken kann.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 03. Sept. 2002, 20:31 Uhr
Morholdrim hört Caewlins Ausführungen und Überlegungen aufmerksam zu, während er dem Mogbar, der ihm den Lederbeutel bringt, dankbar zunickt , den toten Wurm hineinlegt und sich anschließend ebenfalls die Hände und Unterarme wäscht.
"Ja, dann werden wir wohl früher oder später wieder in die Kanäle runter müssen - tiefer als je zuvor." Dies denkt er eher laut, als daß er damit Caewlin direkt anspricht. Sorgenfalten zerfurchen Morholdrims Stirn.
"Ich hoffe, daß ich über die Würmer noch irgendwas herausfinden kann, das uns nützen kann..."

Er hört Caewlin weiter zu und zieht überrascht die Augenbrauen hoch, als der Krieger den umgedrehten Hals des Diebes erwähnt. "Oha, das hört sich nicht gut an... Aber ich denke auch nicht, daß sie... Untote in Besitz nehmen können, aber eure Schilderung klang mir so, als sei er" - der Zwerg deutet auf die Leiche, die nun von dem zweiten Mogbar gewaschen wird - "zumindest mehr tot als lebendig gewesen, als es zum Kampf mit euch kam... wenn nirgendwo, außer beim Stich direkt in den Wurm Blut fließt... naja..." Morholdrim sucht nach passenden Worten, scheint aber keine zu finden.
"Jedenfalls sollten wir damit rechnen, daß sie in der Lage sind, ihren bereits toten Wirtskörper noch eine kurze Weile 'benutzen' zu können, wenn ich das richtig verstanden habe, was ihr erzählt habt; zumindest Körper, die für uns tot wirken... wenn sie es doch nicht können, ist es sicher kein Nachteil für uns, allerdings verstehe ich dann das ganze Geschehen in der Unterstadt nicht ganz... oder besser: noch weniger."

Dann verabschiedet sich Morholdrim von Calyra, die sie nun verläßt, und bedankt sich für die Einladung und verspricht, ihr auch sehr gerne baldmöglichst nachzukommen.

Als er bemerkt, daß es draußen langam heller wird und es nur noch wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang dauern wird, säubert er noch seine Messer, wickelt sie in ein Stück Leder und verstaut sie in eine seiner Taschen. Er nimmt gerade den Beutel mit dem Wurm darin in die Hand und will sich von Caewlin verabschieden, da fällt ihm noch etwas ein.
"Ach, beinahe hätte ich's vergessen. Noch etwas vielleicht wichtiges hat Malakai über die Würmer herausgefunden:
Es gab vor langer Zeit schon einmal eine Stadt, die von ihnen - oder sehr ähnlichen Würmern - heimgesucht wurde, deren Bewohner ihnen am Ende fast ausnahmslos als Wirtskörper dienten. Was er gelesen hat, läßt jedenfalls auch in meinen Augen und mit unserem aktuellen Wissen keinen anderen Schluß zu."
Er zögert kurz, dann sieht er dem Krieger in die Augen.
"Die einzige Rettung damals war, die gesamte Stadt mitsamt ihren Einwohnern niederzubrennen...
Mögen die Götter uns beistehen, daß es hier nicht soweit kommen wird..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Sept. 2002, 21:54 Uhr
Caewlin blickt Calyra sorgenvoll nach, als sie das Schlachthaus verläßt, sieht die Erschöpfung in ihrem sonst so lebendigen Gesicht und das fast unmerkliche Zittern der schmalen Schultern. Dann wendet er sich an Morholdrim und hört dem Zwerg zu, hakt gelegentlich nach oder wirft eine kurze Bemerkung, ein Nicken ein. Noch einmal in diese Kanäle....noch einmal... Die schwarze Finsternis der Tunnel tanzt vor seinem inneren Auge und spottet seiner, seine rechte Hand, abgeschlagen, schwarz und lange verwest scheint ihm aus der Dunkelheit zuzuwinken.  
Als Morholdrim sich aufbruchfertig macht, den Beutel mit dem Wurm an sich nimmt und seine letzten Worte an Caewlin richtet, streckt dieser eben seine schmerzenden Rückenmuskeln und es knackt geräuschvoll.
"Bei diesen Würmern rechne ich mittlerweile mit allem, Morholdrim," erwidert Caewlin düster. "Gebt mir bitte sofort Nachricht, falls Ihr etwas über den Wurm herausfindet. " Als er Morholdrim mit ernstem und sorgenvollem Gesicht von der Stadt berichten hört, die nur noch niedergebrannt werden konnte, werden seine blaugrünen Augen dunkel und zum ersten Mal überlegt er ernsthaft, Calyra aus der Stadt zu schicken und irgendwo sicher unterzubringen. Sein Gesicht wird hart,  und die flackernden Fackeln werfen tanzende Schatten darüber, während sich seine Haut über Wangenknochen und Stirn spannt.  "Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen, Morholdrim," erwidert er leise, während er den Zwerg aus dem Schlachthaus hinausbegleitet und ihm den Weg bis zum Tor leuchtet, was ein gutes Stück zu gehen ist.
"Diese Bedrohung geht langsam alle Bürger der Stadt etwas an, die an ihrem Heim hängen und es zu verteidigen wissen."

Am Tor angekommen verabschiedet er den Zwerg und kehrt dann mit sehr verschlossener Miene zum Haus zurück. Vielleicht sollten wir mit anderen sprechen und sie warnen...zusammentrommeln wer bereit ist, sich dieser Gefahr zu stellen und die Würmer ein für alle mal ausmerzen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Sept. 2002, 22:29 Uhr
Als er ins Haus kommt, liegt dort noch alles in tiefem Schlaf, es ist still und dunkel. In der Küche kann er das Knacken von Holzscheiten im Kamin hören, aber es ist nur das Herdfeuer, das brennt.
Er verschließt die Tür und schiebt die schweren Riegel vor, dann geht er nach oben, wo er Calyra bereits in tiefem Schlaf vorfindet und eine Tasse kalten, unberührten Tees auf dem Rosenholztisch neben dem Bett. So leise wie möglich zieht er die schweren Stiefel aus und entkleidet sich, löscht die Kerze in der Laterne, die er mit heraufgebracht hat und kriecht dann neben Calyra unter die Decken. Sie ist warm und weich und schmiegt sich in seinen Arm ohne aufzuwachen, doch Caewlin findet keine Ruhe. Immer wenn er die Augen schließt, sieht er glühende, doch tote Gesichter vor sich, lange, sich windende dunkle Tunnel und den fetten Jorge, der ihm die Hand abschlug. Und Würmer, fahl wie Engerlinge, groß wie Katzen, und ihre dünnen Tentakelfäden greifen nach ihm, nach Calyra, nach Raven und dem Spassmacher und Niniane und nach der ganzen Stadt...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 03. Sept. 2002, 23:08 Uhr
Morholdrim, von Caewlin zum Tor begleitet, stimmt dem Krieger mit einem ernsten Nicken zu. Sowas darf hier nicht passieren... Aber er sagt nichts weiter dazu. Ihm ist wieder Malakais eigenartiger Gesichtsausdruck - beinahe fanatisch - in den Sinn gekommen, als sie beide vor der gleichen Frage standen und Malakai diese Art der Problemlösung zumindest nicht ganz ausschloß. Er erinnert sich wieder daran, daß er Malakai deshalb im Auge behalten wollte, falls sie gemeinsam - vielleicht mit Caewlin? - die Würmer jagen würden.
Irgendwas geht in dem Magier vor, das ich nicht einordnen kann... oder mag das doch ein Einfluß des Wurm gewesen sein?
Er beschließt jedoch, Caewlin vorerst nichts davon zu sagen. Er hat sicher genug eigene Sorgen im Moment... Calyra, die Rückkehr der Würmer... als ob das nicht schon reichen würde...

Dann erreichen sie das Tor und die beiden verabschieden sich voneinander, und Morholdrim versichert dem Krieger nochmals, daß er ihm sofort Bescheid sagt, wenn er etwas herausfindet.
Langsam und in Gedanken versunken, den Lederbeutel mit dem Wurm unter dem Arm, folgt er schließlich dem Weg zu seinem Haus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Sept. 2002, 09:53 Uhr
Es ist heller Tag, als Calyra erwacht und Caewlin liegt nicht neben ihr, er muß schon auf sein, aber auf dem Kopfkissen neben ihr liegt eine Rose. Sie lächelt und schließt die Augen. Die Kletterrosen rankten sich den ganzen Ostgiebel hinauf und auch um den Erker und den holzgeschnitzten Balkon vor ihrem Schlafzimmer.
Sie scheucht Mäuseschreck von ihren Beinen herunter und das Kätzchen springt maunzend auf das Luchsfell vor dem Bett und verfolgt aus Achataugen, wie seine Herrin aufsteht, sich wäscht und ankleidet und eine Rose in ihr Haar steckt, ehe sie das Schlafgemach verläßt.
Die Mägde lüften das Haus und die goldene Spätsommerluft dringt herein und bringt den Duft von Rosen, Malven und blühendem Männertreu, das in dichten blauen Kissen um das Haus wächst, mit herein.
In der Küche erfährt sie, daß Caewlin und die Knechte den Leichnahm verbrennen und schon in der Morgenfrühe einen Scheiterhaufen errichtet haben. Sie nickt nur. Es ist wohl das beste, die Leiche dem Feuer zu überantworten. Die dicke Köchin, besorgt um ihr Wohl und noch mehr um das ihres Ungeborenen, umschwirrt sie wie jeden Morgen mit heißer Mandelmilch, dicker Grütze, feiner Brühe, Marmeladenlaibchen und allerlei anderen Köstlichkeiten und wie jeden Morgen trinkt Calyra nur ein wenig Brühe und knabbert an frischem Graubrot. Wirklichen Hunger bekommt sie stets erst gegen Mittag und zur Zeit könnte sie täglich einen halben Ochsen verschlingen. Nach ihrem Gefühl, wenigstens.
Im Küchengarten hinter den sonnenbeschienenen Mauern reifen Zucchini, Grünkohl, Salate, Paprika, Feuermelonen, Mangold und Kraut und alles wird langsam zur Ernte fertig. Im Hausacker, einem kleinen Feld oben hinterm Stall, hatten die Knechte Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten, Knoblauch und Kohl  für den Hausgebrauch gezogen und bis auf den Kohl und die Karotten war das Feld bereits abgeerntet und das Gemüse in den Vorratskellern eingelagert. Die Köchin und die Mägde sind täglich mit Einkochen, Einlegen, Darren und sonstiger Vorratshaltung beschäftigt, die Zwiebeln, die zum Trocknen in der Sonne ausliegen werden zu langen Zöpfen gebunden, ebenso der dicke weiße Knoblauch.
Sie sitzt am langen, massiven Küchentisch mit seinem glatten, vom langen Gebrauch schimmernden Holz, nippt an ihrer Milch und tunkt gehorsam Brot in ihre Brühe, während ihr Sohn in ihrem Leib anscheinend Purzelbäume schlägt.
Beweg dich nur mein Kleiner, damit du kräftig und stark wirst. Bald hast du außer mir noch jemanden, mit dem du kämpfen kannst... Sie legt ihre Hand auf ihren sich wölbenden Bauch und schon boxt ein vorwitziger Fuß oder eine kleine Faust dagegen.
"Das wird ein kleiner Krieger," sagt die Köchin wie mittlerweile zwanzigmal am Tag, seitdem das Kind sich regte und lächelt voll unverhüllten Stolzes.
Ob er ein Krieger wird oder nicht ist mir völlig gleichgültig. Nur gesund und kräftig soll er sein...nur das...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Sept. 2002, 13:21 Uhr
Der Rauch des Scheiterhaufens und der Geruch nach verbranntem Fleisch liegt noch immer schwer in der Luft, obwohl das Totenfeuer längst niedergebrannt ist. Die Knechte misten die Ställe und schneiden den Wein an den Giebelspalieren aus. Die Trauben hängen dick und rot an den fruchtbaren Reben und sind bald zur Ernte reif, ebenso wie die die runden, schwarzen und gelben Pflaumen an den Bäumen in den Obsthainen. Caewlin sitzt seit der Scheiterhaufen niedergebrannt ist auf der Steinterrasse und ölt seinen Morgenstern ein, fettet sorgsam die Kettenglieder und schärft die langen Eisendornen, während er Pyp dabei zusieht, wie er die kleine Schafherde - sieben Muttertiere und ein Bock, mit dünner, seidenfeiner Wolle, aber gut im Fleisch - bald hierhin bald dorthin treibt. Calyra ist mit Eintragungen in die Bücher beschäftigt und futtert sich nebenbei durch einen Berg süßsauer eingelegter Gurken.
Während er mit weichem Leder über das dunkle Eisen reibt, hängt er seinen Gedanken nach, die beständig um Morholdrim und den Wurm, um den Magier Malakai und die Unterstadt kreisen. Um Tian Shi, die sie retten konnten und ihren Gefährten, der starb. Um Niniane, die jetzt meilenweit fort ist und die jetzt so dringend hier gebraucht würde. Und um Cron, den Tronjer, der die Stadt verlassen hatte, wie Borgil ihm erzählt hat. Wohin wußte niemand.
Beim Donnerer, Cron, dich könnten wir jetzt auch brauchen. Dich und die fünf Fuß Stahl, die du Schwert nennst...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Sept. 2002, 11:46 Uhr
Weicher Spätsommerregen fällt in dichten grauen Schleiern und feiner Nebel hängt zwischen dem Schilf am Seeufer. Es ist nicht wirklich unangenehm, aber der Wind bringt einen Hauch von Herbst mit sich und in den Buchen oben am Waldessaum erkennt man erste gelbliche Blätter.
Calyra ist mit ans Tor gekommen, um Caewlin zu verabschieden, der sich auf dem Grauen in Richtung Larisgrün aufmacht, um dem Druiden eine Botschaft zu bringen. Das Wiederauftauchen der Würmer läßt ihm keine Ruhe und aus der Unterstadt hört man die übelsten Gerüchte. Wenn auch noch nichts wirklich Schlimmes geschehen sein mochte - die anderen sollten Bescheid wissen, das war im Augenblick am dringlichsten.
Der Graue scheint die Unruhe seines Herren zu spüren und schnaubt ungehalten, tritt ungebärdig auf der Stelle und wiehert ohrenbetäubend.
"Gib auf dich acht," murmelt sie, und sieht zu Caewlin hoch, dem sie, wenn er im Sattel sitzt, nicht einmal mehr bis ans Knie reicht. Er drückt leicht ihre Hand und läßt sie nur langsam los, dann gibt er dem Hengst die Zügel frei. Das riesenhafte Pferd macht einen Satz nach vorn und sein flüssiger, raumgreifender Trab trägt Caewlin durch die regenassen Straßen davon. Sie sieht ihm nach, bis er um eine Biegung verschwunden ist und kehrt dann auf ihr Anwesen zurück, während die Knechte langsam hinter ihr das große, eisenbeschlagene Eichentor schließen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 09:16 Uhr
In der Kaminhalle brennt ein leichtes Feuer gegen die Morgenkühle und die Septembersonne scheint golden durch die hohen Fenster und die Terrassentür herein.
Die Mägde haben zum ersten Mal am Ende dieses Sommers das Frühstück drinnen gerichtet und nicht auf  der Steinterrasse - die Morgen werden nun einfach zu frisch.
Calyra kuschelt sich in die mit Fellen ausgelegten Sessel vor dem Feuer, gräbt die nackten Füße in den weichen Pelz am Boden und nimmt sich zunächst Tee und Honigbrot. Der heiße Tee tut gut und das Feuer prasselt hell.
Caewlin kommt mit nassen Haaren und ohne Hemd vom See herauf und betritt das Haus über die Terrasse, offenbar war er im See schwimmen. Calyra lächelt, obwohl ihr die Morgenkühle und die Ahnung von Seewasserkälte, die er mitbringt, eine Gänsehaut verursachen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Sept. 2002, 14:31 Uhr
Caewlin lacht nur über ihr Frösteln. "Das Wasser ist nicht kalt," flüstert er in ihren Mund, als er sie küßt und dann nach oben geht, um sich umzuziehen. Das morgendliche Schwimmen im See tut ihm gut, vor allem seinem rechten Arm, der dadurch kräftig und geschmeidig bleibt.
Als er wieder nach unten kommt, beenden sie rasch ihr Frühstück und gehen dann den täglichen, zahlreichen Arbeiten nach, die der Besitz eines solchen Hauses mit sich bringt. Eintragungen in die Bücher, Belange des Gesindes, Vorrats und Lagerhaltung für den kommenden Winter und dergleichen. Der Mittag kommt und geht und es wird noch einmal wirklich heiß, obwohl der Herbst bereits Einzug hält. Die Knechte treiben oben auf den Koppeln die Pferde auf die Weide, die Mägde sind mit Großputz in den oberen Stockwerken beschäftigt und Calyra sitzt auf der Steinterrasse und stimmt ihre alte Mandoline. Als er sie kennengelernt hatte, war das Instrument praktisch ihr einziger Besitz gewesen. Das und zwei fadenscheinige Gewänder und ein paar durchgelaufener Schuhe. Caewlin steht im Rahmen der Terrassentür, atmet die warme Luft und trinkt kühles Bier aus einem irdenen Krug. Das Warten auf Morholdrims Erkenntnisse und die Ungewissheit über die Würmer machen ihn seit Tagen mehr als nachdenklich...und von Raven und Mottenfänger war nichts zu hören oder zu sehen gewesen...ob sie seine Botschaft erhalten hatten?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 17:40 Uhr
"Woran denkst du?" Calyra fragt ohne sich umzusehen, sie weiß immer, wenn er in ihrer Nähe ist oder sie beobachtet. Ihre Finger streichen über die Saiten und entlocken ihnen zarte Töne ohne bestimmte Melodie oder Sinn, sie spielt einfach das, was ihr ihre Gedanken eben eingeben. Manchmal sind Bruchstücke bekannter Lieder herauszuhören, dann wieder versucht sie neue oder unbekannte Akkorde. "Du machst dir Sorgen, nicht wahr?" Sie weiß wohl, um was seine Gedanken die letzten Tage kreisen - seit er aus der Unterstadt zurückgekehrt ist.
Die erzwungene Untätigkeit macht ihm mehr zu schaffen als die eigentliche Gefahr, daß kann sie spüren. Im Schatten dieser noch so diffusen Bedrohung aus den uralten Katakomben unter der Stadt hat sie das Anwesen in der letzten Zeit nicht mehr allein verlassen, war weder Katzen jagen noch zu Einkäufen unterwegs. Außerdem habe ich alle Katzen dieser Stadt gefangen, ich bin schnell und geschickt geworden! Allein mit dem Schwert hilft mir das nichts, wenn ich niemanden habe, der mir beibringt, es zu schwingen... Seufzend atmet sie aus. Ich wünschte auch, ich hätte mehr Eingebungen für neue Balladen oder ein Lied - aber diese Art Sänger scheine ich gar nicht zu sein. Meine Stimme ist einzigartig, ich kann Töne hervorbringen wie niemand sonst, aber Lieder wollen mir nicht einfallen... Sacht schüttelt sie den Kopf mit leisem Unmut über sich selbst. Ihr Sohn scheint ihre innere Unruhe zu spüren, denn auch er bewegt sich ungehalten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 17:53 Uhr
Unschlüssig steht TianShi vor der hohen Mauer die das gesamte Anwesen umgibt.
Sie hatte die beiden schon lange nicht mehr gesehen. Wenn sie genau war, seit der Beerdigung. Kurz tauchen Erinnerungen wieder auf, aber TianShi verdrängt diese. Sie sind jetzt im Moment fehl am Platz. Nur eine kleine Pforte ist vom Strand aus zu sehen. Es hat nicht den Anschein, als sei sie dafür geeignet um dort Besucher zu empfangen also umrundet TianShi das Gehöft auf der Suche nach einem anderen Eingang. Tatsächlich gibt es noch einen weiteren. Viel größer und einladener wirkt dieser. Es ist ein Holztor.
Sollte sie wirklich einfach so eintreten? Viele andere Möglichkeiten hatte TianShi allerdings nicht, denn wenn sie hier anklopfen würde, würde niemand von ihr Notiz nehmen. Entschlossen öffnet sie das Tor und geht dann bis zu Tür vor. Der Anblick des Hauses läßt sie einen Moment innehalten um sich auch alles anzusehen. Es ist ein schönes Gebäude und alles was sich um TianShi herum befindet ist gepflegt.

Vorsichtig klopft TianShi an die Tür.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Sept. 2002, 18:05 Uhr
"Nein, sag mir lieber, woran du denkst," meint er leise und stellt den Krug ab. Die Sonne steht mittlerweile so tief, daß nur noch die Hälfte der Terrasse im Sonnenschein liegt. Er hört ihr eine Weile von der Tür aus zu. "Ja, ich mache mir Sorgen. Wir waren so...bequem. Als wir Tian Shi damals befreit haben, haben wir uns damit zufrieden gegeben, daß Niniane diesen mächtigen Dämonen getötet hat...dabei wußten wir in Wahrheit, daß wir sie nicht alle erwischt hatten. Und als es keine unmittelbare Bedrohung mehr gab, sah keiner von uns sich genötigt, noch einmal in die Kanalisation zu steigen und der Sache wirklich auf den Grund zu gehen - oder zu Ende zu bringen, was wir angefangen hatten. Wir waren alle froh, heil davongekommen zu sein." Er fährt sich mit der Linken übers Gesicht und lächelt säuerlich. "Das muß ein Ende haben. Diese Würmer sind gefährlich."
Ich will dich nicht in der Stadt wissen, wenn noch mehr von ihnen auftauchen! Er sieht sie an und seine Gedanken zeigen sich deutlich im Spiegel seiner Augen. "Raven und der Spaßmacher haben sich auch noch nicht gemeldet. Morholdrim hat sich noch nicht gemeldet. Dieses Warten macht mich wahnsinnig!"

Calyra will eben etwas erwidern, als beinahe zu leise der Anklopfer von der Eingangstür her ertönt. Die Knechte sind oben bei den Ställen, Pyp mochte wer weiß wo sein und die Mägde schwirrten schon den ganzen Tag in Küche und Vorratskeller herum, also geht er kurzerhand selbst an die Tür, um zu öffnen.

Vor ihm steht eine schlanke, dunkelhaarige Frau mit auffallend dunklen Augen und einem langen schwarzen Gewand und er braucht mehr als einen Augenblick, bis er Tian Shi erkennt. Verwundert öffnet er die Tür ganz und lädt sie mit einer raschen Armbewegung ein, einzutreten. "Tian Shi..." der für seine Ohren fremde Name klingt in seinem Nordlandakzent noch fremder.
"Kommt herein und seid unser Gast."

Und als sie eintritt und an ihm vorübergeht, fällt ihm ein, daß er eben von ihr gesprochen hat...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 18:20 Uhr
TianShi weiß nicht so genau, mit wem sie gerechnet hat, aber das ausgerechnet Caewlin ihr öffnet verwundert sie schon etwas. Besonders da er sie im ersten Moment nicht zu erkennen scheint. Dann aber ist Erkennen in seien Augen zu sehen und er öffnet die Tür ganz. Mit einem Lächeln auf den Lippen folgt sie seiner Einladung und geht an ihm vorbei ins Haus.
"Freut mich euch zu sehen, Caewlin. Ich bin hergekommen, weil Niniane mich bat nach Calyra zu sehen. Ich hoffe sie ist zuhause."

Auch hier drinnen sieht alles sauber und gepflegt aus. Kurz läßt TianShi ihren Blick durch die Eingangshalle wandern und blickt dann wieder zu dem Krieger.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Sept. 2002, 18:34 Uhr
Caewlin wendet ihr einen seltsam offenen Blick zu und meint leise. "Wir haben eben von Euch gesprochen..." er zögert einen Moment. Er weiß nicht, wer Tian Shi eigentlich ist, aber Borgil und auch Niniane sprachen stets nur voller Hochachtung von ihr und irgendetwas an ihr ist...anders. Vielleicht nicht ganz menschlich, aber sie scheint auch nichts elbisches an sich zu haben. Einen Moment hat er das Gefühl an alte Träume erinnert zu werden, als sie an ihm vorbeigeht, schweigend den Vorraum durchmißt und sich schließlich in der Kaminhalle umsieht. Ihr Gang hat etwas schwebendes an sich. "Aber es ist eine lange Geschichte, warum. Ja, Calyra ist draußen auf der Steinterrasse. Setzen wir uns hinaus in die Abendsonne." Er weist auf die weit geöffnete Terrassentür, die mit Fellen gepolsterten, hochlehnigen Stühle und den langen, alten Holztisch draußen. Der Oleander duftet schwer in der Abendluft.
Ihre Augen sind schwarz...Niniane hat sie gebeten, nach Calyra zu sehen? War Tian Shi soetwas wie eine Heilkundige?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 18:50 Uhr
"Wirklich?" Ein seltsames Gefühl beschlich TianShi. Sie hatte zu wenig mit Caewlin oder auch Calyra zu tun als dass sie geeigneten Gesprächsstoff liefern würde.
"Vielleicht habt ihr einfach nur geahnt dass ich komme!" meint sie dann lächelnd.
Das einzige was uns miteinander verbindet sind Niniane und die Würmer. Ein Schatten huscht kurz über ihr Gesicht wärend sie langsam nach draußen geht.

Bevor sie jedoch vollends nach draußen tritt, hält sie an und blickt zu Caewlin.
"Ich hoffe ich komme nicht ungelegen? Wenn doch so sagt es mir und ich werde ein ander Mal wiederkommen."
Ein Teil der Abendsonne fällt bereits auf ihre Haare und lassen sie seltsam rot-golden aufleuchten. Calyra hatte sie eben als sie bereits einen kurzen Blick auf die Terasse geworfen hatte noch nicht gesehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Sept. 2002, 19:18 Uhr
"Nein...nein, Ihr kommt nicht ungelegen," lächelt Caewlin auf sie hinunter und wieder irritieren ihn ihre Augen. Was immer Tian Shi in Wahrheit war...ein Mensch war sie nicht, auch wenn sie durchaus menschlich aussah.
"Ich hoffe, Ihr habt Euch von der Zeit in den Katakomben erholt." Seine Augen werden eine Spur dunkler, als er weiterspricht. "Es tut mir leid, daß wir Boretsch...nicht retten konnten." Einen Moment fühlt er sich, als hätte er ihn getötet. Und gewissermaßen hatte er das ja auch. Er und Morholdrim. Dabei hatten sie nur den Wurm in ihm getötet...und Boretsch hatte das nicht überlebt. "Wir hatten einfach keine...keine andere Wahl."
Er führt Tian Shi an den Tisch und weist auf einen freien Stuhl, während eine Magd Sommerwein, ein Tablett mit kleinen Pasteten und anderen leichten Speisen und kühle Mandelmilch bringt. "Bitte, nehmt Euch wonach Euch der Sinn steht."

Auch Calyra erhebt sich, begrüßt Tian Shi wesentlich unbefangener als Caewlin und setzt sich zu ihnen an den Tisch.

"Wir haben leider nicht einfach nur geahnt, daß Ihr uns besuchen würdet..." beginnt Caewlin schließlich leise. Er schenkt sich einen irdenen Becher mit Sommerwein ein und berichtet in knappen, ruhigen Worten vom Wiederauftauchen der Würmer, von den Geschehnissen in der Unterstadt und von Morholdrims und Malakais Experimenten. Obwohl er sich kurz faßt, läßt er nichts aus, denn irgendwie hat er das Gefühl, dieses Wesen verdiene die Wahrheit um die Bedrohung zu wissen, schon allein durch ihre eigenen bitteren Erfahrungen mit den Wurmdämonen. Die Sonne wandert tief, während er spricht und als er schließlich endet, entzünden die Mägde wärmende Feuer in den Kohlepfannen gegen die Abendkühle.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 19:30 Uhr
Calyra trinkt Mandelmilch und knabbert gedankenversunken an den Pasteten, während Caewlin spricht.

Tian Shi wiederzusehen hat sie sehr gefreut und sie erinnert sich an den Abend in der Harfe, als sie gesungen hatte...es scheint ihr eine Ewigkeit her zu sein, dabei war es noch nicht einmal so lange. Sie war so freundlich zu mir damals...und dann geriet sie in Gefangenschaft und wurde dort hinunter verschleppt...und ihr Gefährte? Er ist gestorben...wir sind auf seiner Bestattungszeremonie gewesen... erinnert sie sich und sieht Tian Shi mitfühlend an. Was mußte sie alles durchgemacht haben!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 19:36 Uhr
Seine Worten hatten TianShi kalt erwischt. Tief in ihrem Inneren gab es noch all die Erinnerungen. Der Wurm und der Tod boretsch, aber sie hatte sie soweit verdrängt dass es erträglich war mit ihnen zu leben. Ihr Gesicht wird eine Spur blasser, was aber dank ihrer hellen Haut kaum auffällt.
"Ich... ja es geht mir besser." erklärt sie ihm stockend. Sie ist ist sich durchaus der Tatsache bewußt, dass ihre Worte in genau diesem Moment sich nach allem anderen anhören nur nicht nach dem was sie eigentlich sollten. "Ihr habt euer Bestes gegeben und wer weiß was geschehen wäre, wenn ihr den Wurm nicht getötet hättet." Die Worte kommen TianShi komisch vor. Es klang so als wären es Ausreden, aber es waren keine. Oder doch?

Die Begrüßung von Calyra vertreibt die düsteren Gedanken für eine Weile. Beide umarmen sich kurz und nehmen dann Platz.
"Danke." erwidert sie Caewlin und gießt sich etwas von der Milch ein. Während TianShi den Erklärungen des Kriegers zuhört, tauchen wieder die Bilder auf. Die Erinnerungen an all jenes was der Dämon ihr damals angetan hatte. Es hätte sie erschrecken sollen, was sie hörte. Durch Zufall aber hatte sie bereits davon erfahren, dass die Würmer wieder aktiver wurden.
"Es wäre zu schön gewesen, wenn damals alles geendet hätte." murmelt TianShi leise und nimmt einen Schluck der Milch.
"Ihr erzählt mir jedoch nichts neues. Ich habe Malakai vor kurzem kennengelernt- mehr durch einen Zufall. Dabei habe ich bereits davon erfahren. Allerdings war damals weit weniger bekannt. Ich hoffe nur dass endlich etwas gefunden werden wird, womit man diese Würmer aufhalten kann."

TianShis Blick wandert von ihren Händen zu Calyra. Sie wollte nicht mehr von dem Dämon reden. Sicherlich war es wichtig, aber für sie war die Sache unerträglich. Es gab nichts was sie tun konnte. Einzig grausame Erinnerungen waren alles, was sie mit diesen Dingern verband.
"Wie geht es euch und dem Kind?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 19:43 Uhr
Calyra kann sehr gut sehen, wie schmerzlich es für Tian Shi ist, von den Würmern und all den Ereignissen der Vergangenheit zu sprechen, die mit ihnen zusammenhängen und tauscht einen leisen, besorgten Blick mit Caewlin.
"Es tut uns leid...wir hätten nicht an Eurem Schmerz rühren sollen, bitte verzeiht," murmelt sie rasch. "Ich... wir können gut verstehen, wenn Ihr nicht davon sprechen wollt jetzt. Caewlin und die anderen... und auch ich... wir finden etwas gegen diese Körperfresser. "
Sie drückt kurz Tian Shis kühle Finger und versucht ein aufmunterndes Lächeln, doch als Shi sie direkt nach ihrem Kind fragt, geht nach einem Moment der Verwunderung doch ein offenes Lächeln über ihr Gesicht. Sie blickt auf ihren sich wölbenden Bauch und ihre Wangen röten sich.
"Sieht man es schon so deutlich? Ich...uns...es geht gut. Leider weiß ich kaum etwas über das Kinderbekommen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 19:55 Uhr
"Nein... bitte, ihr brauch euch nicht zu entschuldigen. Es beunruhigt mich zwar von den Würmern zu hören, aber es tut auch gut, wenn ich weiß, dass etwas dagegen getan wird und man soll ja angeblich über seine Sorgen reden damit es einem hilft."
Ein etwas unsicheres Lächeln erscheint auf TianShis Lippen. Die Finger der Bardin sind sehr warm. Genauso wie der Blick mit dem sie ihr entgegenblickt.
Es tat ihr scheinbar wirklich leid und das obwohl sie sich kaum kannten. Nur wenige Male hatten sie sich bisher gesehen. Nie würde TianShi ihre erste Begegnung vergessen.
Calyra scheint überrascht, dass TianShi von ihrer Schwangerschaft weiß und erst in dem Moment fällt ihr ein, dass sie es ja auch eigentlich gar nicht hätte wissen können, wenn Niniane es ihr  nicht gesagt hätte. Sie beugt sich etwas vor um einen Blick auf den Bauch der Bardin zu werfen.
"Nein." gesteht TianShi lachend. "Ich habe es eigentlich nicht gesehen [/i]...komischerweise auch nicht während der Umarmung gespürt...[/i], aber Niniane hat mir davon erzählt. Sie ist auch der Grund warum ich hier bin. Sie bat mich nach euch und dem Kind zu sehen. Ich muß allerdings gestehen dass ich genauso wenig etwas über Schwangerschaften weiß, ganz zu schweigen von Geburten."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 20:19 Uhr
"Nun ja, in letzter Zeit habe ich so zugenommen, daß man es nun wirklich sieht," murmelt Calyra und wird noch röter, während Caewlin leise lacht.
Wie aufmerksam von Niniane mit all ihren Sorgen auch noch daran zu denken...dabei habe  ich gar nichts zu ihr gesagt...

"Es geht mir gut und das Kind bewegt sich kräftig..." sie versucht sich ihre Enttäuschung, daß auch Tian Shi nichts über Schwangerschaften und Geburten weiß, nicht anmerken zu lassen, fragt sich aber doch, warum Niniane ausgerechnet diese Frau gebeten hatte, nach ihr zu sehen...
Morgana hatte etwas davon gesagt, daß das zweite Drittel einer Schwangerschaft das schönste und unbeschwerteste sei... und so fühlt sie sich auch: unbeschwert. Die schreckliche Übelkeit ist vorüber, ihr Bauch ist noch nicht so rund, daß er sie irgendwie behindern würde und sie fühlt sich  gut und kräftig.
"Ich weiß nicht....was ich sagen soll...oder was Ihr hören möchtet..." murmelt sie schließlich.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 20:45 Uhr
"Das freut mich zu hören. Ich denke das ist auch mit das wichtigste."
TianShi blickt zu Calyras Bauch und schaut dann zu ihr hoch.
"Nun ja, ich denke dass Niniane mich wohl eher zu euch geschickt hat, da ich soetwas wie eine Heilerin bin. Sie wollte sicherlich nur, dass ich aufpasse, dass ihr oder das Kind nicht krank werdet. Wenn ihr möchtet kann ich versuchen ob ich herauskriege, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist... und... und evtl welchen Geschlechts es ist."
Fragend blickt sie zu Calyra. Sie kann deutlich merken, dass sie für die anderen beiden etwas sehr seltsames gesagt haben muß, denn wer konnte in dieser Welt schon vor der Geburt sagen ob das Kind gesund wird, geschweige denn das Geschlecht bestimmen. Es war TianShi durchaus bewußt, dass sie sich den beiden anvertrauen mußte. Da Niniane sie aber geschickt hatte, hoffte TianShi dass ihr Geheimnis gut aufgehoben ist.
Unsicher lächelt TianShi den beiden entgegen. Sie hatte keine Ahnung wie die beiden reagieren würden, wenn sie ihr wahres Ich kennenlernen würden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 21:30 Uhr
Calyra streicht sich eine ihrer widerspenstigen Locken aus der Stirn und sieht Tian Shi an. "Ich weiß, daß ich Caewlins Sohn in mir trage...fragt mich nicht warum oder woher dieses Wissen kommt," erklärt sie rasch, aber bestimmt.
Dann geht ihr auf, was Tian Shi eben gesagt hat und ihre Augen werden groß.
"Ihr seid doch eine Heilerin...?" Entfährt es ihr, und noch einen Augenblick später:
"Das könnt Ihr...? Aber wie?" Ihre Verwunderung muß ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stehen und ihr Blick sucht Caewlins Augen, der ihre Hände in seine nimmt und seinerseits Tian Shi mustert.
Was mochte sie für eine Heilkundige sein? Über welche Kräfte gebot sie?
Aber Niniane vertraut ihr...Niniane hat sie gebeten, nach mir zu sehen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Sept. 2002, 21:38 Uhr

Caewlin nimmt Calyras kleine Hände in seine Linke und sieht Tian Shi an.
"Ihr müßt eine außergewöhnliche Heilerin sein, wenn Ihr über derartige...Kräfte gebietet,"  beginnt er unverbindlich. Wenn sie ihnen offenbaren wollte, was sich an Geheimnissen unter ihrem menschlichen Äußeren verbergen mochte, dann würde sie es tun oder nicht, es war ihre Entscheidung. Die Sicherheit mit der Calyra ihre Erklärung abgibt, verblüfft jedoch auch ihn, so daß er nicht nur Tian Shi leise verwundert mustert, sondern seine Frau ebenfalls. Sie hatte schon einmal etwas ähnliches gesagt...in der Goldenen Harfe. Woher mag sie dieses Wissen nehmen? Woher nahmen Frauen überhaupt ihr tieferes Wissen von den solchen Dingen?  
Er schüttelt den Kopf, als wolle er über sich selbst lachen, aber er tut es nicht. Tian Shi mustert sie beide ihrerseits und scheint nicht ganz sicher, wieviel sei preisgeben kann oder soll. "Niniane vertraut Euch, und das ist mir genug, daß ich weiß, daß auch ich Euch vertrauen kann."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 21:39 Uhr
Sie muß lächeln, als Calyra ihr erklärt, dass sie es schon lange weiß. Es war ihr Wunsch dass es ein Sohn wird und dieser Wunsch ließ sie fest in dem Glauben, dass ihr Kind männlich ist.
Die Fragen und die Blicke der beiden lassen TianShi deutlich werden, dass sie nicht sorecht wissen worauf sie hinaus will. Woher auch sollten sie es wissen. Einige vermuteten zwar, dass etwas seltsam an ihr war, aber das konnte man auf vielerlei Dinge beziehen.
Unsicher blickt sie zu den beiden. War das etwa Furcht in Calyras Augen? Seit langem hatte sie wieder das Gefühl nicht in diese Welt zu gehören. Wenn man es genau nahm, dann tat sie es auch nicht.
Für einen Moment herrscht Schweigen. Es fällt TianShi schwer. Sie weiß nicht wie sie anfangen soll.
"Es gibt da etwas, was nicht jeder über mich weiß." beginnt sie zögerlich. "Ich könnte euch nicht erklären wie ich es kann, aber ich kann es... es ist meiner Rasse vorbestimmt... Ich bin eine Heilerin, aber nicht so wie ihr vielleicht denkt."
TianShi fühlt sich ein wenig unwohl. Die Blicke der beiden, aber auch die frische Abendluft lassen sie frösteln.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 21:59 Uhr
"Ja," erklärt Calyra fest. "Niniane vertraut Euch und das genügt." Sie sieht Tian Shi offen an. "Und wenn Ihr etwas für mich oder mein Kind tun könnt und auch bereit seid, Euer Können anzuwenden, so tut es bitte. Mir reicht es zu wissen, daß Ihr eine Heilkundige seid, von der Niniane offensichtlich viel hält...mehr brauche ich auch nicht zu wissen. Wenn Ihr mir offenbaren wollt, was es mit...Eurer Herkunft oder Eurer Rasse...oder Euren Kräften auf sich hat, so soll es mir eine Ehre sein, es zu erfahren. Aber Ihr müßt nicht darüber sprechen, wenn Ihr nicht wollt," fährt sie sanft fort und als sie sieht, daß Tian Shi fröstelt, steht sie auf und schürt die Kohlepfannen nach. "Ist Euch kalt? Sollen wir vielleicht hineingehen? Die Mägde haben den Kamin und das Hippokaustum längst angeheizt..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 22:18 Uhr
"Da ich demnächst auf eine Reise gehen werde und nicht weiß wann und ob ich wiederkomme, möchte ich gerne versuchen herauszufinden ob es eurem Kind gut geht und ob es evtl zu irgendwelchen Problemen kommen könnte. Dazu wäre es aber sicherlich besser wenn wir ins Haus gehen würden."
Mit dem letzten Satz hatte TianShi die Frage Calyras gleich mit beantwortet.
Es beruhigte sie, dass sie nicht mehr preisgeben brauchte als sie selber wollte und das keiner der beiden Fragen stellte die sie nur ungern beantwortet hätte.
Vielleicht würde sie den beiden mehr erzählen. Sie wußte es selber nicht. Im Moment war sie einfach nur froh darüber, dass es keine Schwierigkeiten bereitet hatte das sie anders war. Dankbar blickt sie die beiden werdenen Eltern an.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Sept. 2002, 22:38 Uhr
Calyra lächelt leicht unsicher aber auch dankbar und steht auf. Auf einen Wink von ihr, bringt die Magd Essen und Getränke ins Innere des Hauses und deckt rasch den langen Tisch vor dem Kamin auf.
Mäuseschreck streicht Tian Shi sogleich um die Beine, als diese das Haus betritt und die Katze läuft maunzend von einem zum anderen. Caewlin nimmt in seinem wuchtigen Stuhl vor dem Feuer Platz und zieht sich so unmerklich etwas zurück, wofür Calyra ihm dankbar ist. Das hier war eine Gelegenheit für sie, mit einer anderen Frau ganz allein zu sprechen und obwohl er mit Sicherheit neugierig ist, läßt er sie  beide lieber unter sich sein.
"Wo möchtet Ihr hingehen? Wollt Ihr Euch hier ans Feuer setzen oder lieber woanders hingehen...? Und was wollt Ihr überhaupt tun?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 09. Sept. 2002, 22:56 Uhr
TianShi folgt den beiden ins Haus. Draußen und sowohl auch drinnen war es sehr ruhig, trotz der Mägde die geschäftig hin und her eilten.
Ein Katze kam sogleich auf TianShi zu und strich um ihre Beine, lief dann aber gleich zum nächsten weiter um sich auch um Streicheleinheiten zu betteln.
Caewlin hat es sich sogleich auf einem Stuhl vor dem Feuer bequem gemacht und scheint so als würde er sich um andere Dinge nun kümmern. Wahrscheinlich wollte er die Frauen alleine lassen und sie nicht stören.
"Es wäre schön wenn ihr euch irgendwo hinlegen könnt, da ich meine Hände auf euren Bauch legen muß. Ansonsten könnte ich nichts spüren, geschweige denn dein Leben von dem des Kindes unterscheiden."

TianShi überlegt einen Moment. "Ich denke ein Bett oder etwas ähnliches wäre am besten."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Sept. 2002, 10:37 Uhr
Calyra nickt nur auf Tian Shis Bitte und führt sie durch die Kaminhalle zu der breiten Holztreppe mit ihrem geschnitzten Geländer, die in die oberen Stockwerke führt. Mäuseschreck, neugierig wie junge Katzen nun einmal sind, folgt beiden auf lautlosen Samtpfoten, als sie die Treppe nach oben hinaufsteigen und durch den mit Teppichen und Fellen ausgelegten Flur an Zedernholztruhen und Wäscheschränken vorbei ins Schlafzimmer gehen.
Das Schlafgemach Caewlins und Calyras ist groß, luftig und seine Fenster und die rosenumrankte Holzlaube im Erker gehen nach Osten. Das schwere Bett mit den Perlmuttintarsien im honigfarbenen Holz und den geschnitzten Bettpfosten, Luchsfelle davor am Boden, nimmt einen Großteil des Raums ein. Auf der anderen Seite des Zimmers finden sich Truhen neben einem ummauerten Kamin, und im hinteren Teil ein Paravent aus Holz vor einer großen, kupfernen Badewanne und ein Schrank dessen Kassettentüren aufwendig dargestellte Jagdszenen zeigen.
"Bitte..." ein wenig nervös führt Calyra die Heilerin in ihr Schlafzimmer, das außer ihr, Caewlin und dem Gesinde nie jemand betritt und legt sich wie geheißen auf das Bett.  Ihr Sohn regt sich flatternd und unruhig in ihr und sie legt beruhigend die Hand auf ihren Bauch.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 10. Sept. 2002, 10:53 Uhr
Während TianShi der Bardin folgt muß sie mehrmals aufpassen, dass die nicht auf die Katze tritt welche immer wieder plötzlich zwischen ihren Beinen auftaucht. Scheinbar war sie neugierig und wollte wissen, was die beiden vorhaben.
"Ihr habt ein sehr schönes Haus." murmelt TianShi nebenbei als sie durch den oberen Flur geht. "Euer Kind wird sich hier sicherlich wohlfühlen."

Nachdem beide im Schlafzimmer angekommen sind, kann TianShi spüren, dass Calyra nervös wird. Angesichts dessen, dass sie nicht wußte was sie erwartet und dem was TianShi ihr vorhin erzählt hatte war dies aber auch nicht weiter verwunderlich.
Sie beobachtet Calyra eine Weile und lächelt ihr beruhigend zu, als diese ihre Hand auf ihren Bauch legt.
"Euer Kind merkt wohl, dass es im Mittelpunkt steht."
Dann geht sie zu der Frau herüber und setzt sich auf die Bettkante. TianShi schließt die Augen und beginnt sich zu konzentrieren. Es möchte für die Bardin seltsam aussehen, dass sie nicht sofort etwas unternahm, sondern stattdessen nur stumm dasaß, aber selbst wenn sie es gewollt hätte, so wär es TianShi doch nicht möglich gewesen ihr zu erklären, was sie da tat.
Nach einiger Zeit hüllte ein schwaches bläuliches Licht den Engel ein. TianShi öffnete die Augen und sah zu Calyra. "Keine Angst. Egal was ich tue, es wird euch nicht wehtun!"
Ihre Hände waren nun nicht mehr kalt, sondern strahlen die Wärme ab, die ihr das blaue Licht gab. Dieses zog sich von ihrem Körper zurück und sammelte sich in den Händen von TianShi. Vorsichtig legte sie beide auf den Bauch der Bardin. Deutlich war zu spüren, dass sie zusammenzuckte. TianShi konnte nicht sagen, ob es die Anspannnung war oder ob sie etwas spürte. Vielen war ihre Berührung in diesem Zustand unangenehm.
Langsam tastete TianShi mit ihren Gedanken nach dem kleinen Leben unter ihren Händen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Sept. 2002, 12:25 Uhr
Die Ruhe und Selbstsicherheit, die von Tian Shi ausstrahlt, beruhigt auch Calyra.
Ihr Atem wird ruhiger und auch ihre Nervosität schwindet zusehends. Blaues Licht schimmert auf und bald hüllt es Tian Shi ein wie eine zweite Haut, aber merkwürdigerweise wirkt es warm und tröstlich und überhaupt nicht fremd oder sonderbar. Calyra beobachtet Tian Shi, während diese sich konzentriert und in ihr eigenes Inneres zu lauschen scheint, als suche und finde sie dort schließlich etwas. Das Strahlen des Lichtes wird ein wenig intensiver ohne tatsächlich heller zu werden, aber die Wärme, die davon ausgeht, ist nun deutlich zu spüren, vor allem in ihren Händen, die sie ihr auf den Bauch legt. Die unerwartete Wärme kitzelt fast einen Augenblick und durchflutet dann ihren ganzen Körper, was sie lächeln läßt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 10. Sept. 2002, 13:17 Uhr
Alles war weiß um TianShi herum. Nebel verhüllte die Sicht zu allem. Calyra konnte nur sehen wie sie stumm dasaß und ihre Hände auf den Bauch hielt.
In Wirklichkeit aber war TianShi in jenem Moment ganz woanders. Eine Welt die niemand in Worte fassen könnte... eine Welt die nur ihr und den Seharim vorenthalten war. Hier gab es zu jedem Leben und auch werdenen Leben eine Art Gegenstück. Ein Wesen mit denen die Seharim kommunizieren konnten.
Scheinbar endlos dauerte es, bis TianShi etwas ausfindig machen konnte, wo sie sicher war, dass sie auf dem richtigen Weg war. Es dauerte sicherlich fünf Minuten in denen sie schweigend vor der liegenden Bardin saß, ehe sie jenes Wesen erreichte welches das Kind Calyras symbolisierte. Freudig lächelte es TianShi an. Sie unterhielten sich lautlos. Nicht einmal ihr Mund bewegte sich. Doch sie verstanden alles was der andere zu sagen hatte. Dann irgenwann zogen sie sich beide zurück. Das Wesen ging tiefer in seine Welt und TianShi verließ sie.

Ruckartig öffnet sie ihre Augen. Sie fühlt sich ein wenig erschöpft. Immer wenn sie ihre Kräfte benutze war das der Fall. TianShi nutze sie nur selten, so dass es jedesmal sehr viel Kraft beanspruchte.
Ein Lächeln war in ihrem Gesicht als sie zu Calyra blickte, welcher die Neugier ins Gesicht geschrieben war.
"ER wird gesund werden."
Mehr sagte sie in diesem Moment nicht. Denn eigentlich enthielt dieser kleine Satz alles was Calyra wissen wollte. Es war tatsächlich ein Sohn den sie unter ihrem Herzen trug und es gab keine Anzeichen für Schwierigkeiten.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Sept. 2002, 17:47 Uhr
Calyra richtet sich vorsichtig grinsend auf und ihr Herz schlägt schneller. Daß sie einen Sohn bekam, hatte sie gewußt, aber welch ungeheure Erleichterung zu wissen, daß das Kind gesund war. Obwohl...er bewegte sich kräftig und regelmässig. Warum hätte irgendetwas nicht in Ordnung sein sollen? Sie strahlt Tian Shi an, der die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben steht und plötzlich schämt sie sich, nur an sich zu denken.
"Verzeiht, ich bin eine furchtbar schlechte Gastgeberin!" Sie steht auf, legt Shi eine weiche Wolldecke um die Schultern und setzt sich dann neben sie. "Geht es wieder? Ihr seht erschöpft aus..."
Das Kind in ihrem Leib tritt kräftig um sich, aber noch kann man nicht sagen, ob es seine Hände oder die Füße gebraucht. Beweg dich nur mein Kleiner - bald wird dir der Platz knapp und dann kannst du keine solchen Kapriolen mehr schlagen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 10. Sept. 2002, 18:09 Uhr
Im ersten Moment kann TianShi der Bardin nicht folgen. Fast hastig steht diese auf und holt eine Wolldecke, welche sie kurze Zeit später um die Schultern des Engels legt.
"Nein, das seid ihr gewiß nicht." beruhigt sie Calyra.
Müde fährt sich TianShi mit einer Hand über das Gesicht und streicht sich in der gleichen Bewegung noch einige Haare aus demselbigen.

"Ich denke schon. Ich bin es nur nicht gewöhnt  mit meine... meine Kräfte" ihr fiel kein besseres Wort ein "zu benutzen..."
Sie überlegt einen Moment, aber sie weiß tatsächlich nicht wie sie etwas benennen könnte, was ein Teil von ihr war und für andere nicht zugänglich.
"Es ist glaube ich besser, wenn ich nun nach Hause gehe. Falls ihr Hilfe benötigt und Niniane noch nicht zurück sein sollte, so laßt es mich wissen... Allerdings bin ich nun auch für eine Weile auf reisen, aber es sollte eigentlich keine Zwischenfälle geben." Hoffe ich.
Mit knappen Worten erklärt sie Calyra wie sie zu ihrem Haus finden kann.
"Ihr könnt aber auch Borgil fragen, er wird euch sicherlich auch den Weg zeigen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Sept. 2002, 19:13 Uhr
"Raven und Mottenfänger haben erzählt, daß Niniane im Herbst wieder zurückkehren wollte," antwortet Calyra. " 'Im Herbst' ist zwar ein dehnbarer Begriff, aber das Baby sollte erst im Julmond kommen und das ist erst im Winter." Bis dahin wird Niniane hoffentlich zurück sein...
"Ihr geht auf Reisen...?" Leise Sorge schleicht sich in Calyras Augen. Wie dringend wurde ein Heiler in der Stadt benötigt, gerade jetzt, wo vielleicht Kämpfe gegen jene Würmer anstanden. "Ach, was rede ich, das geht mich gar nichts an," fährt sie rasch fort, als sie Tian Shis leicht unbehaglichen Blick auf ihre Frage hin bemerkt. Die Wegbeschreibung nach Tian Anmen hat sie sich gut eingeprägt, auch wenn sie hofft, die Heilerin nicht wegen einer Krankheit oder Komplikationen besuchen zu müssen.
"Wenn Ihr nach Hause gehen wollt, dann wird Caewlin Euch begleiten - es ist spät und die Straßen der Stadt sind nicht wirklich sicher. Nicht in letzter Zeit."

Beide Frauen gehen nach unten, in die Kaminhalle, wo Caewlin vor dem Feuer wartet und als Calyra ihn bittet, Tian Shi nach Hause zu begleiten, erhebt er sich sofort.
Calyra wendet sich Tian Shi zu und verabschiedet die Heilerin mit einer liebevollen Umarmung. "Ich danke Euch, daß Ihr hergekommen seid und Euch die Mühe gemacht habt. Besucht uns bald wieder und viel Erfolg auf Eurer Reise."
Wo immer sie Euch hinführen mag....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Sept. 2002, 19:50 Uhr
Caewlin holt sich nur rasch Waffengurt und Umhang und zieht sich im Vorraum die hohen, schweren Schaftstiefel an. Dann hängt er den Morgenstern ein und hakt die eisendornbesetzten Kugeln fest, auch die Zwillingsdolche stecken in ihren Scheiden an seinem Gürtel, unter dem Umhang nicht zu sehen. Calyra verabschiedet Tian Shi und ihr Lächeln verrät einiges. Was immer die Heilfrau mit ihr angestellt haben mag, es scheint ihr und dem Baby gut zu gehen.
Er  bindet sich das Haar mit einem Lederband im Nacken zusammen und wartet im Vorraum auf die Heilerin.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von TianShi am 10. Sept. 2002, 23:21 Uhr
"Im Herbst kommt sie wieder? Nun das ist noch eine lange Zeit." Zumindest wenn man bedachte, was momentan in der Stadt los war und das Niniane immer einen Rat wußte. TianShi nickt bestätigend. Einerseits war der Winter sicherlich eine schöne Zeit um ein Kind zu kriegen, andererseits aber mochte die Kälte so einige Gefahren bieten.

Ja ich gehe auf Reisen, aber ich weiß nicht ob ich es wirklich tun soll- dabei ist es so wichtig...
Die hastige Entschuldigung der Bardin reißt sie aus ihren Gedanken. Sie sagt nichts dazu. Sicherlich hätte TianShi ihr von der Reise erzählen können, aber was brachte es ihr oder der Bardin? Vermutlich würde sie sich nur unnötig Gedanken machen- zumindest schätzte TianShi Calyra so ein. Stumm folgt sie ihr nach unten.
Kurze Zeit später nachdem sich Calyra und TianShi verabschiedet haben wartet Caewlin bereits in voller Ausrüstung auf sie. Es war ein seltsamer Anblick, besonders wenn sie bedachte dass die normalerweise um diese Zeit stets alleine und unbewaffnet durch die Gegend lief.
"Gerne werde ich euch mal wieder besuchen kommen. Ich wünsche euch eine angenehme Nachtruhe."

Langsam geht TianShi auf Caewlin zu, welcher gerade die Tür öffnet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Sept. 2002, 10:01 Uhr
Es ist überraschend kalt nach dem warmen Tag, als Caewlin hinter Tian Shi in die Nacht hinaustritt und rasch eine hell leuchtende Pechfackel entzündet. Auf den Straßen würden die Nachtfeuer brennen, aber der Kiesweg vom Haus zum Eichentor ist weit und die Nacht ist dunkel.
Sie winken beide Calyra, die im Lichtrahmen der Tür steht und ihnen nachsieht und machen sich dann schweigend auf den Weg nach Tian Anmen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 17:58 Uhr
Mit unergründlicher Miene öffnet Morholdrim das Tor und betritt den Weg zum Haus. Erst jetzt verlangsamt er seine Schritte.
Bisher hatte er die Gebäude innerhalb der Mauern nur nachts gesehen und so entgingen ihm bisher die Details, wie wilder Wein und andere Kletterpflanzen, die sich an manchen Hauswänden emporranken, die hölzernen, reich verzierten Erker links und rechts des Hauptgebäudes, sowie der blumendurchflutete Garten.

Hoffentlich ist Caewlin zu Hause - und treibt sich nicht wieder in der Unterstadt herum, denkt er leicht schmunzelnd, als er vor der Haustür zu stehen kommt und anklopft.
Der stilisierte Drachenkopf, der als Türklopfer dient, erinnert ihn wieder an Kizumu und 'ihren' Drachen, über den er kaum etwas weiß; erinnert ihn an die Drachenträne und an Ninianes verschüttete Vergangenheit und den Trank dagegen.
Ich habe Niniane schon lange nicht mehr gesehen; ich weiß nichtmal genau, ob der Trank wie erhofft gewirkt hat...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Sept. 2002, 19:19 Uhr
Calyra und auch das gesamte Gesinde haben das schöne Wetter des  Spätsommertages genutzt, um schwarze Pflaumen, reife Weintrauben von den Ranken an Stall,- und Hausgiebeln und an der Mauer ihres Anwesens, sowie  Gemüse aus dem Küchengarten zu ernten. In der großen Küche ist die Köchin  mit zwei ihrer Mädchen mit Darren und Einkochen beschäftigt, während Knechte  und Mägde ihre mit Früchten gefüllten Rückenkiepen ins Haus tragen und so  stets für Nachschub sorgen.
Die Vorratsregale in Küche und Keller füllen sich zusehends und Calyra weiß  schon lange nicht mehr, wohin mit all den Gläsern, Krügen, Amphoren und Flaschen - soviel wie das Anwesen abwirft, brauchen sie niemals, selbst wenn sie  die Versorgung des Gesindes und ihrer Familien mit einrechnet.
Am Abend wird es ruhiger in Hof und Garten, der Graue und Halbmond stehen  am Koppelzaun und träumen blinzelnd in der Abendsonne, die Knechte beenden  ihr Tagwerk und nur durchs Haus ziehen die Düfte nach einkochendem Obst,  Rotwein, Zimt, Nelken, Anis und schwerem Rum, denn die Köchin hat es sich  nicht nehmen lassen, zwei große Rumtöpfe anzusetzen und Zwetschgen und  Birnen in Rotwein einzulegen.
Caewlin sitzt in der Kaminhalle bei einem Glas Wein und Nordrenson Eisenhands Abhandlung über Stahl, als es an der Tür klopft. Da alle Mägde vom strengen Regiment der Köchin völlig vereinnahmt werden und die Knechte noch auf dem Gut beschäftigt sind, öffnet er selbst - und Morholdrims Anblick zaubert trotz des ernsten Hintergrund seines Besuches ein Grinsen auf Caewlins Gesicht.
"Kommt herein," er führt den Zwergen zum Kamin, in dem gegen die Abendkühle ein Buchenfeuer brennt und weist ihm einen der mit Pelzen ausgelegten, breiten Stühle. "Ein Glas Wein? Guter Roter von den hiesigen Händlern, nicht der nordische Fusel."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 20:06 Uhr
Als Caewlin persönlich die Tür öffnet und Morholdrim erfreut angrinst, kann auch der Zwerg ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Seid gegrüßt."
Während sie in die Kaminhalle gehen, betrachtet sich Morholdrim die Einrichtung genauer. Bisher war er noch nicht in dem Haus gewesen - nur kurz vor einigen Tagen, als Calyra ihn nach kurzer Begrüßung zur Leiche geführt hatte, doch in jener Nacht fand der Zwerg natürlich keine Zeit, sich irgendwas im oder am Haus genauer anzusehen. Sichtlich beeindruckt nimmt der Zwerg auf dem angebotenen Stuhl platz.
"Sehr schön habt ihr es euch hier eingerichtet." Erst jetzt wird ihm Caewlins Angebot bewußt. "Ja, danke, einen Rotwein nehme ich gern."

Während Caewlin ihm den Wein einschenkt, zieht Morholdrim etwas übertrieben deutlich die Luft durch die Nase ein.
"Ich hoffe, ich störe nicht... dem guten Geruch nach zu urteilen, dürfte der Nachschub für einige Feste der nächsten Monate gesichert sein", bemerkt Morholdrim schmunzelnd. Hoffentlich wird es auch genügend Gründe geben für diese Feste... Mit diesem Gedanken jedoch wird Morholdrims Miene wieder deutlich ernster.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Sept. 2002, 20:23 Uhr
Caewlin verdreht übertrieben die Augen, als Morholdrim die Gerüche von Einlegen und Einkochen in der Küche erwähnt und zisch verschwörerisch: "Diese Mogbarköchin ist in Wahrheit ein Roter Drache, aber sie ist unbezahlbar und ihre Gerichte sind ein Gedicht!" Aber dann wird sein Lächeln wärmer. "Calyra hat das Haus gekauft und die Einrichtung übernommen...wenn es hier so behaglich ist, dann ist das ihr Verdienst." Er prostet Morholdrim leicht mit seinem Weinkelch zu. "Zu den Erntefeiern wird der Rumtopf noch nicht fertig sein, aber zum Julfest bestimmt," fährt er fort. "Und ich hoffe doch, wir sehen uns zu beiden Feiern. Vielleicht ist Niniane zu den Herbstfesten schon wieder da und wir können gleich ihre Rückkehr begießen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 20:48 Uhr
Morholdrim lacht leise auf Caewlins verschwörerische Offenbarung und prostet ihm nach seiner Erklärung zum Haus ebenso zu. Er setzt gerade zu einer Antwort wegen der Feste an, als er verdutzt innehält.
"Niniane ist nicht hier? Oh, das war mir bisher unbekannt."
Tiefe Sorgenfalten machen sich auf Morholdrims Stirn breit, während er einen Schluck vom Wein trinkt, doch er ist zu beschäftigt, um den wirklich guten Geschmack richtig zu registrieren.
"Wisst ihr genaueres, wo sie ist? Oder warum sie fort ist? Ich hoffe, daß wir ihre Kräfte nicht noch schmerzlich vermissen werden..." Die Würmer werden sich freuen, daß sie nicht da ist... ob sie genau darauf gewartet haben? Nein... oder doch?
Er sieht den Krieger sowohl fragend an und Morholdrim sind seine Gedankengänge förmlich anzusehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Sept. 2002, 21:15 Uhr
Caewlin wird ebenso ernst wie Morholdrim und starrt einen Augenblick schweigend in die Flammen, dann schüttelt er kaum merklich den Kopf.
"Ich weiß nur, daß sie auf eine Reise gegangen ist, die ihr offenbar sehr wichtig war. Mottenfänger und Raven wissen wohl mehr über ihre Gründe. Nach allem was ich - vor allem von Borgil - gehört habe, hat sie ein Schiff ans Südufer des Ildorel genommen. Sie selbst hat in Abschiedsbotschaften verlauten lassen, sie wolle im Herbst zurück sein." Er stellt den Weinkelch ab und fährt sich nachdenklich mit der Linken über Gesicht und Haar. "Ich vermisse ihre Kräfte jetzt schon - wenn Niniane eine einfache Waldläuferin ist, bin ich ein Wüstenscheich."  Seine Gedanken gehen in die gleiche Richtung wie die Morholdrims - hatten die Würmer am Ende nur darauf gewartet? Der Gedanke ist naheliegend, auch wenn sie keinen Beweis dafür haben, und egal ob Zufall oder geplante Dämonenlist: Niniane ist fort und kann ihnen nicht beistehen.
"Morholdrim...wir brauchen ein wirksames Mittel und gute Waffen gegen diese widerlichen Würmer." Es ist klar, daß Caewlin mit dem Wort "Waffen" nicht unbedingt jene aus Stahl  meint.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 21:35 Uhr
Morholdrim hört dem Krieger aufmerksam zu, auch wenn er etwas geistig abwesend wirkt. Als er endet, nickt Morholdrim ihm nachdenklich zu.
"Ja, das brauchen wir - mehr denn je."
Auch er stellt seinen Weinkelch ab und holt tief Luft, als hole er zu einer längeren Erklärung aus. "Leider habe ich am Wurm aus der Leiche noch nicht viel herausfinden können, das uns weiterhilft.
Allerdings..." Morholdrim kramt einen Zettel aus seiner Tasche, jener Zettel, der ihm vor wenigen Tagen Malakai in die Hand gedrückt hat, und faltet ihn auseinander. "Ich war bei Malakai und habe ihm von eurem Fund erzählt. Was ich fast nicht für möglich gehalten habe, ist, daß Malakai aus jenen alten Schriften, wo er schon von dieser Stadt gelesen hat, die nur durch ein großes Feuer von den Würmern befreit werden konnte, auch sowas wie ein Rezept entnommen hat, das eingenistete Würmer offenbar aus ihren Wirten treibt, ohne die Opfer dabei zu töten. Leider ist die Beschreibung des Trankes nicht sehr genau und es kann sein, daß der erste Trank nicht gleich funktioniert. Außerdem fürchte ich, daß es dringender wäre, etwas zu finden, mit dem wir die Würmer - viele Würmer gleichzeitig - auch außerhalb von Wirtskörpern vernichten können."
Der Zwerg zögert kurz und sieht dabei Caewlin an. "Außerdem beinhaltet der Trank auch... Blut von diesen Beistern." Wissen die Götter, warum die Würmer durch ihr eigenes Blut vertrieben werden können...

"Aber vielleicht könnte ich daraus auch mehr entwickeln, das uns direkt im Kampf helfen kann... aber ich weiß nicht, ob uns dazu die Zeit bleibt..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Sept. 2002, 21:51 Uhr
Caewlin beobachtet den Zwerg und nippt gelegentlich an seinem Wein, während dieser spricht. Dem Zettel, den Morholdrim auseinanderfaltet und dann in den Händen dreht, wirft er einen kurzen Blick zu, beachtet ihn dann jedoch nicht weiter sondern lauscht aufmerksam den Worten des Alchemisten...und während er das tut wird seine Miene immer nachdenklicher und auch finsterer.
'Nicht sehr genau'...'kann sein, daß nicht funktioniert'...und "Blut von diesen Biestern' sind allesamt Aussagen, die Caewlin überhaupt nicht gefallen - und das ist ihm wohl auch anzusehen.
"So ein Trank mag die letzte Rettung sein, wenn wir ein Opfer der Würmer von seinem Parasiten retten wollen, Morholdrim, aber welche Hilfe soll es uns im Kampf sein? Ich habe gegen Wurmträger gekämpft und sie sind entseztlich stark. ..."
Er schüttelt den Kopf. "Wir bräuchten Feuer in großen Mengen, das heiß genug ist, die Würmer gleich mit ihren Wirten zu verbrennen. Oder etwas anderes, auf das sie empfindlich reagieren. Magie, was weiß ich. Man kann sie gut mit Stahl erschlagen," er lächelt ein grimmiges, unfrohes Lächeln. "Aber leider nicht sehr viele auf einmal. Die wirkliche Gefahr sind die Nester, Morholdrim. Und irgendwie müssen wir sie finden und ausmerzen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 22:16 Uhr
Morholdrim beobachtet Caewlins Mienenspiel genau, während er sich seine Worte anhört.
"Ja, das sehe ich genauso: es ist gut zu wissen, daß wir im Notfall - hoffentlich - etwas haben, um ein Opfer von so einem Wurm zu befreien, aber für den eigentlichen Kampf nützt uns das herzlich wenig...
Malakai konnte zwar den Wurm mit seiner Magie töten, den wir untersucht hatten, aber er war danach so erschöpft, daß er für eine Weile bewußtlos wurde... Also nichts für einen Kampf gegen eine große Horde, auch wenn es bei einem Nest vielleicht wieder einfacher sein könnte, als bei vielen 'ausgewachsenen' Würmern.
Bei Feuer weiß ich nicht, wie stark das sein müsste... natürlich läßt sich da was machen, aber die Gefahr besteht, daß - was immer ich dafür entwickle - es entweder zu schwach ist oder zu stark und uns selbst gefährdet... oder sogar die Stadt über uns, wenn wir unten in den Kanälen sind.
Vermutlich werden wir erst unten in den Kanälen wissen, ob und wie uns das helfen kann..."

Dann zögert Morholdrim und betrachtet nachdenklich seinen Weinkelch, bevor er fortfährt. "Und ich mache mir um Malakai Sorgen... als ich bei ihm war, hatte er... sowas wie einen Anfall. Er hielt sich plötzlich krampfhaft die Ohren zu, als wäre das Haus von Lärm oder lauten Stimmen erfüllt, was aber nicht der Fall war... er brach schließlich zusammen, und da war es schon vorbei. Ich weiß nicht", endet Morholdrim kopfschüttelnd, "ob es etwas mit den Würmern zu tun hat oder ein es ganz anderes Problem ist... und er uns vielleicht gefährden könnte."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Sept. 2002, 22:40 Uhr
Caewlin hebt fragend eine seiner Augenbrauen. Malakai... das ist Kizumus Gefährte....ein Magier den seine Zauber derart erschöpfen??

Er hört dem Alchemisten zu, leert dabei seinen Wein und schenkt sowohl Morholdrim, als auch sich selbst nach. Der flackernde Feuerschein zaubert goldene Lichter in den blutroten Wein. In der Küche scheinen die Köchin und die Mägde endlich für heute ihre Arbeit zu beenden und ihr geschäftiges Geklapper und das Klirren von Geschirr und Töpfen läßt allmählich nach und verstummt schließlich ganz.

"Niniane und ihre Lichtzauber haben den Würmern damals wirklich zugesetzt... elbische Magie. Vielleicht sollten wir versuchen, Elben mit ... "besonderen Fähigkeiten" aufzutreiben, Morholdrim. Und was das Feuer angeht... Ihr seid der Alchemist. Pyromantik fällt unter Euer Wissensgebiet," er verzieht den Mund zu seinem spöttischen, halben Lächeln.
"Ihr wißt doch, ich bin nur der dumme Nordmann, der die Drecksarbeit macht." Die Bitterkeit in seiner Stimme ist so hauchdünn, daß sie kaum zu hören ist. "Die Kanalschächte sind allesamt aus Stein - brennen sollten sie also nicht, selbst wenn dort unten ein wirklich großes Feuer wüten sollte..."
Den letzten Satz hatte er mehr laut gedacht, denn was Morholdrim über Malakai den Magier zu berichten hat, erfüllt auch Caewlin mit leiser Sorge - allerdings mehr um Kizumus Willen.
"Ist er vielleicht krank?" erkundigt er sich, nachdem der Alchemist geendet hat. "Oder ist er wirr im Kopf...? Das, was Ihr erzählt, hört sich nicht nach einem Sommerschnupfen an, Morholdrim. "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Sept. 2002, 23:11 Uhr
Morholdrim nickt dem Krieger dankend zu, als dieser ihm Wein nachschenkt, sagt aber nichts, zu sehr ist er in Gedanken mit möglichen Problemen und Szenarien in den Kanälen - und darüber - beschäftigt.
Langsam, nachdenklich, zu Anfang dennoch schmunzelnd, beginnt er wieder zu sprechen: "Nein, das ist keine Sommergrippe. Nach seiner Aussage, ging es ihm kurz nach dem Anfall wieder besser, aber welche Ursachen es hat...? Ich glaube, Malakai weiß das selbst nicht genau. Wenn einer der Würmer ihn kontrolliert, warum sollte er es derart ausgerechnet vor mir offenbaren? Aber wqenn er... wirr ist, stellt er vielleicht sogar eine größere Gefahr dar. Andererseits wäre es kein Fehelr, einen magier dabei zu haben... und vielleicht auch ein paar Elben", Morholdrim nickt wieder bestätigend, "das wäre sicher keine schlechte Idee..."

Dann sieht der Alchemist Caewlin für einen Moment forschend an.
"Ihr seid kein dummer Nordmann", erwidert er lächelnd, die Bitterkeit in dessen Stimme tatsächlich überhörend, aber er kann sich dennoch denken, wie er es gemeint hat. "Allerdings habt Ihr in einem nicht ganz Recht: die Kanalschächte mögen aus Stein sein und nicht brennen, aber sie sind uralt und in sehr schlechtem Zustand. Zu starke Hitze kann diese Gemäuer - auch wenn sie nicht brennen - zum Einsturz bringen, ja, Steine können sogar schmelzen wie Eisen im Schmiedefeuer. Glaubt mir, ich bin nicht nur Alchemist, sondern auch Zwerg. Ich hoffe, ihr glaubt mir, daß ich mich mit sowas auskenne..." Wieder huscht ein Grinsen über Morholdrims Gesicht.
"Das heißt allerdings nicht, daß ich genau weiß, bei welcher Hitze die Gemäuer nun wirklich einstürzen - und mit ihnen einige Unterstadtebenen darüber, vielleicht ... auch mehr. Solange das Feuer aber nicht völlig außer Kontrolle gerät, dürfte diese Gefahr nicht all zu groß sein. Uns kommt alz einziges zu gute, daß das da unten alte, feuchte Kanäle sind.
Vielleicht wäre auch eine Kombination aus Säure und Feuer hilfreich..." überlegt Morholdrim laut weiter, "ich werde die nächsten Tage jedenfalls nichts anderes tun, als solche Mittel in für uns in handliche Protionen zu verarbeiten."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 13. Sept. 2002, 13:51 Uhr
Caewlin grinst schmunzelnd, als er Morholdrims Ausführungen über Steine und Tunnel lauscht. "Nichts lag mir ferner, als Eure Kenntnisse über Steine und Katakomben in Frage zu stellen, Meister Morholdrim. Wenn Ihr sagt, wir müssen vorsichtig mit größeren Feuern sein, so werden wir es sein. Aber um aller Götter Gnade Willen, Morholdrim, findet irgendetwas, daß uns diese Wurmnester dort unten vom Hals schafft. Bisher sind es immer noch nur einige, die sich Wirte suchen und ihr Unwesen treiben, auch wenn sie sich in den letzten Wochen gemehrt haben...aber was geschieht, wenn hunderte oder noch mehr von diesen Dingern will ich mir nicht vorstellen. Laßt uns irgendwie diese Nester ausrotten und mit dem Rest werden wir schon fertig werden." Und wenn ich jedem einzeln auflauern und ihn zu Brei schlagen muss...

"Ich kann nicht in einer Stadt leben, wenn ich ständig Angst um die meinen haben muß. Ich kann nicht daneben stehen und nichts tun." Er schweigt einen Augenblick, als denke er noch endgültig über etwas nach, bevor er es in Worte fasst.  "Was den Magier angeht...ich weiß nicht," fährt er schließlich zögernd fort. "Ich habe Malakai nur ein einziges Mal gesehen, in der Harfe glaube ich. Ich kenne ihn nicht und wer weiß schon, mit welch seltsamen Studien sich Zauberer beschäftigen? Mag sein, daß ihn sein eigener Wissensdurst geschwächt hat, mag sein, daß er erkrankt ist, mag sein, daß ein Wurm versucht ihn zu beherrschen...es sind zu viele "mag seins" um sich ein klares Bild zu machen. Ich stimme Euch zu, wenn Ihr sagt, einen Magier bei uns zu haben wäre ein Segen, aber ein Magier von dem wir nicht wissen, was er in Wahrheit denkt oder plant?"

Die Stille nach Caewlins ruhigen Worten ist schwer - Morholdrim weiß genau, was er meint. Am Ende hatten sie einen Verräter in den eigenen Reihen. "Ich kann versuchen, mit Kizumu zu sprechen. Ich schulde ihr ohnehin noch...etwas. Vielleicht bekommen wir heraus, was Malakai fehlt..." Er atmet tief durch und leert seinen Weinkelch. Morholdrim lehnt ein weiteres Glas mit raschem Kopfschütteln ab und auch Caewlin schenkt sich nicht weiter nach. Es ist ohnehin spät geworden und Morholdrim murmelt auch etwas von "bald aufbrechen, viel Arbeit vor mir". Caewlin nickt und beide erheben sich und gehen gemeinsam zur Tür.  "Was die Elben angeht..." seufzt Caewlin, als Morholdrim bereits die Tür öffnet und schon halb auf der Schwelle steht.  "Die einzige Elbin, die ich außer Niniane kenne, ist dieses andere Flammenhaar... Nuirafin. Aber ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen. Sie scheint über große Macht zu verfügen - jedenfalls wirkt sie so. Aber wer kann bei Elben schon sagen was ist und was nicht?"
Arwen verfügt über einige Kräfte, die hilfreich sein könnten. Caewlin schiebt den Gedanken rasch beiseite. An diese unselige Reise nach Liedberg hatte er nicht die besten Erinnerungen. Aber der Gedanke ist da und er läßt sich auch nicht wieder vertreiben. Wer kann bei Elben schon sagen, was ist, und was nicht?

Ein paar Minuten später haben beide sich verabschiedet und der Zwerg hat das Caewlins Haus mit dem Versprechen, sich die nächsten Tage um ein wirksames Mittel kümmern zu wollen verlassen. Caewlin sieht ihm lange nach, als die grauhaarige, bärtige, stämmige Gestalt den Kiesweg hinab in Richtung Eichentor verschwindet, um zur Alten Schmiede zurückzukehren.
Morholdrim...man sieht Euch so selten, Ihr solltet mehr unter die Leute gehen. Ihr habt es verdient, viele Freunde zu finden.
Auf den Zwerg konnte man sich immer verlassen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Sept. 2002, 10:29 Uhr
Als Calyra erwacht, scheint die Herbstsonne golden über Bett, Luchsfell und das bernsteindunkle Holz des Fußbodens. Aber als sie aus dem Fenster sieht, jagen wilde, grauweiße Wolkenburgen über den Himmel. Der Wind, der sie vor sich her treibt und durch das leicht geöffnete Fenster auch in ihr Gemach dringt, ist kühl und so kuschelt sie sich unter den Decken an Caewlins warme Haut, legt den Kopf an seine Schulter und lauscht in sich hinein. Ihr Kind scheint noch zu schlafen, denn nicht die allerkleinste Bewegung ist zu spüren.
Schlaf nur soviel du kannst, mein Kleiner, werde groß und kräftig... Ihren Berechnungen nach müßte das Kind etwa in der Mitte des Julmonds kommen.
Neun Monate nach dem 24. Tag des ersten Frühlingsmondes... Sie lächelt, sanft und voller Erinnerungen an jenen Abend in der Harfe und streckt sich, warm bis in die Zehenspitzen hinab. Caewlins Haut unter ihrer Wange und ihrer Hand ist weich, aber die Muskeln darunter sind hart wie Stein. Sie streicht mit den Fingern darüber und lacht leise über die Gänsehaut, die sie verursacht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Sept. 2002, 13:26 Uhr
Caewlin regt sich und greift mit der Linken in ihr Haar, spürt den feinen, schlanken Nacken unter seinen Fingern und dreht sich dann, so daß sie ganz in seinem Arm liegt. Die sanfte Berührung ihrer Hände jagt ihm Schauer und Hitze über den Rücken und als er die Augen aufschlägt, trifft ihn das tiefe Blau der ihren. Ihr zartes Lächeln ist so sanft und schwer wie der Wind in einer warmen Nacht. Dort wo ihre Finger, zart wie Vogelflügel auf seiner Brust liegen, glüht die Haut, als wäre er an einem kalten Wintermorgen zu nahe an den Kamin gegangen. Ihr schlanker, zierlicher Körper mit dem sanften, runden Bauch schmiegt sich an seinen, als er mit der Hand über ihren Rücken fährt und sie näher an sich heranzieht. Sie sagt kein Wort, sieht ihn nur an und er hebt die Hand, um eine verirrte Haarsträhne aus ihrer Stirn zu streichen und hinter ihr Ohr zu legen. "Wie ich dich liebe."
Statt einer Antwort küßt sie ihn und für eine ganze Weile ist alles andere vergessen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Sept. 2002, 23:29 Uhr
Mit sanften Fingern streicht Calyra durch Caewlins langes, dunkles Haar, das im  Schein der Kerzen leuchtet wie polierte Kastanien. Sein Kopf ruht auf ihrem  Bauch und er lauscht mit geschlossenen Augen auf den Herzschlag seines  Sohnes. Sie hatten sich am Morgen geliebt und waren bis zum Mittag im Bett  geblieben - faul und träge und gelegentlich dösend, redend und sich wieder  liebend. Erst der Hunger hatte sie aus ihrem Schlafgemach nach unten getrieben  und nach einem ausgedehnten Mittagessen hatten sie  ein paar ruhige Stunden in  der wärmenden Sonne eines  Herbstnachmittags in ihrem Garten und am  Strand verbracht. Caewlin war  im kalten Wasser des Ildorel Schwimmen  gewesen, während sie barfuß durch den weißen Sand spaziert war. Das Wasser  war mit der Zeit wichtig für sie geworden... sein Geruch und das tiefe Blaugrün  und das Gefühl von Weite und Endlosigkeit, das einem seine Größe vermittelte.  Schwimmen war sie im Sommer gern gegangen, aber jetzt war ihr das Wasser  entschieden zu kalt, doch Caewlin lachte nur darüber und schwamm jeden Tag,  zumeist morgens ein paar Runden.
Sie schließt die Augen und lauscht wie Caewlin in ihr Inneres. Das Kind regt sich sacht, ebenso träge wie sie selbst, als strecke es sich so langsam und  wohlig aus wie eine Katze in der Sonne.
"Spürst du das...? Das ist dein Sohn, Caewlin."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Sept. 2002, 21:25 Uhr
Das Gefühl, das sich in seinem Inneren ausbreitet, als er die sachten Bewegungen unter Calyras Haut wahrnimmt, läßt sich am ehesten mit fassungsloser Ehrfurcht beschreiben. Er lauscht auf den gleichmässigen Schlag des winzigen Herzens und kann spüren, wie sein Kind sich unter der straffen, schützenden Haut Calyras bewegt, so sacht wie ein Schmetterling, der mit seinen Flügeln schlägt. Er schließt die Augen, atmet den Geruch von Calyras Haut und als er schließlich spricht, ist seine Stimme so rauh, als kratze ein Sägeblatt über dickes Holz.
"Als ich hierher in den Süden kam, war ich kriegsmüde; menschenmüde. Ich suchte nur noch Stille."  Calyras Finger streichen unverändert durch sein Haar.  Dann hatte er Calyra gefunden, war sein Leben über ihres gestolpert und das Schicksal hatte sie irgendwie ineinander verwoben. "Ich..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 16. Sept. 2002, 21:38 Uhr
Unentschlossen steht Kizumu vor der kleinen Gartenpforte, die Stute und Prins am Zügel hinter sich. Ierás ist vom Rücken des Ponys gerutscht und geht einfach auf die Tür zu, schiebt sie auf und geht einige Schritte hinein. Dann wendet er sich zu seiner Mutter um, lächelt und tollt in den grozügigen Garten.
"Ierás. Komm zurück, du kannst da nicht einfach...."
Warum strafen die Götter mich mit einem Sohn der so sehr nach mir schlägt?
Die Elfe verdreht die Augen, bleibt aber dennoch bei den Pferden stehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Sept. 2002, 21:47 Uhr
"Pssst...ich weiß. Ich weiß, Caewlin." Sie befreit sich sacht aus seinen Armen und schiebt sich nach unten, so daß ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem ist und schließt ihn sanft in den Arm.
Caewlins Flucht war eine Flucht nach Innen. "Du hast ein Leben gesucht nach all dem Sterben," sie berührt mit den Fingern sacht die lange Narbe in seinem Gesicht, fährt ihren Umriss von der Schläfe bis zum Kinn nach und lächelt versonnen. "Und gefunden hast du mich." Erklärt sie dann keck und aus dem Lächeln wird ein Grinsen. Aber es stimmte: bei dem Versuch ein Leben zu finden, hatte er sie gefunden und bei ihrem Versuch, die Kälte aus seinem Inneren zu vertreiben, war das Eis in ihr geschmolzen. Sie hatte heilen wollen und war selbst geheilt worden. Eine Bewegung unten an der Seemauer, die sie nur aus den Augenwinkeln wahrnimmt, außerdem ist es schon mehr als düster draußen, lenkt sie ab und sie späht über Caewlins Schulter durch das Fenster der Rosenlaube hinaus.
"Caewlin...wir sollten uns ankleiden und hinuntergehen... ich glaube, wir bekommen Besuch."

Sie sind rasch aufgestanden und angekleidet, Calyra hält sich nicht damit auf, das lange Haar hochzustecken, sondern bindet es nur rasch im Nacken zusammen, und als beide die breite Treppe in die Kaminhalle herunterkommen, eilt Pyp ihnen schon entgegen.  "Das kann nur Kizumu sein..." lächelt Calyra, als sie die Beschreibung des Mogbarstalljungen vernimmt und geht über die Steinterrasse hinaus und über die Wiesen in Richtung Seemauer, um sie zu begrüßen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 16. Sept. 2002, 21:52 Uhr
Das Gras unter seinen Füßen ist kühl, beinahe kalt und wunderbar weich.
Der Junge läuft wie selbstverständlich auf die Lichter am Haus zu, ohne auf die Stimme seiner Mutter zu hören. Ein leises Grinsen legt sich auf sein Gesicht als eine junge Frau mit wundervoll blauem Haar ihm entgegentritt.
Er bleibt stehen und wartet still im Dunkeln, dann tritt er vor, verneigt sich vor ihr und blickt sie dann offen an.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 16. Sept. 2002, 22:04 Uhr
Die schwarze reibt ihren großen Kopf an Kizumu, bis diese sie beiseite schiebt. Am Haus erkennt sie eine Bewegung und erleichtert erkennt sie das leuchtende Haar der Bardin Calyra.
Unsicher was sie mit den Pferden tun soll, wartet Kizumu und beobachtet ihren Sohn.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Sept. 2002, 22:17 Uhr
Statt der erwarteten Kizumu tritt ein Junge aus der Dunkelheit vor sie, verneigt sich höflich und sieht sie an - und für Calyra ist es, als drücke eine große Faust in ihren Magen. Sie bleibt aprubt stehen und starrt das Kind an, prallt vor dem Anblick fast zurück. Sie hat Ierás noch nie gesehen, aber sie weiß sofort, wen sie vor sich hat. Und was er ist.
Die Tättowierung des Drachen auf ihrem rechten Arm brennt mit einem Mal wie Feuer und die Haut darunter pulsiert im Rhythmus ihres Herzschlags. Das Brennen wird zum Glühen und läßt sie vor Schmerz keuchen, aber selbst wenn ihr Arm in Flammen stünde, sie könnte ihren Blick nicht aus den klugen, dunklen Augen des Jungen lösen, der sie ebenso gebannt anstarrt, wie sie ihn.
Weißes Licht sammelt sich zu ihren Füßen und zu seinen, steigt aus dem nachtdunklen Gras wie abendlicher Nebel und glüht in sanftem Schimmer wie das Leuchten von Hexenringen im Wald. Ein Ton kommt aus ihrer Kehle, klar wie Glas und dunkel wie die Nacht um sie her, aber sie bewegt ihre Lippen überhaupt nicht und fast hätte sie ob der aberwitzigen Situation gelacht. Was hier geschieht ist unheimlich und macht ihr Angst, aber gleichzeitig weiß sie auch, daß nichts Böses dahintersteht. Der Schmerz in ihrem Arm wird so weißglühend, daß es sie nicht wundern würde, finge ihr Gewand mit einem Mal Feuer.
Irgendetwas in ihr flattert, öffnet sich wie der Kokon eines Schmetterlings und strömt hinaus in die Dunkelheit, Ierás entgegen. Durch brennende Tränenschleier in ihren Augen kann sie sehen wie das weiße Schimmern ihn fast ganz einhüllt, aber er lächelt  - er lächelt sie an und sie hat das Gefühl, etwas löse sich von ihr - aus ihr - und gehe auf ihn über. Wind kommt auf und flüstert seinen Namen, die Sterne kreisen und dann ist alles vorüber: das weiße Leuchten verschwindet und der Schmerz in ihrem Arm läßt nach, so plötzlich, wie er entstanden ist. Sie schwankt und blinzelt benommen, stolpert ein zwei Schritte zurück, doch der Junge vor ihr lacht. "Es kitzelt," flüstert er fast verschwörerisch.
Hastig krempelt sie den Ärmel ihres Gewandes zurück. Mein Arm...mein Arm...der Drache... Fassungslos starrt sie auf makellose, sanft gebräunte Haut. Der Drache ist fort. Ungläubig wandert ihr Blick von ihrem drachenlosen Arm zu Ierás, der immer noch leise gluckst und von ihm zu Kizumu, die hinter ihm mit zwei Pferden am Zügel steht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 16. Sept. 2002, 22:24 Uhr
Er lächelt Calyra an, das Prickeln auf seinem Arm scheucht ihm eine Gänsehaut über den kleinen Körper und das Licht ist warm, beinahe heiß. Gebannt blickt er die Bardin an, sie starrt verwirrt auf ihren nun makellosen Arm, dann schiebt auch er den Ärmel seines Leinenhemdes hinauf. Der Drache auf seiner Haut scheint sich zu winden und ihm zu zuzwinkern.
Ierás beginnt hell und laut zu lachen, lacht als wäre das was eben geschah das normalste auf der Welt und als wäre es eine Ehre die ihm endlich zuteil wurde.
"Es kitzelt..." flüstert er leise, dann geht er einen Schritt auf sie zu, zupft sie am Gewand und als sie sich hinkniet um mit ihm auf gleicher Höhe zu sein, stellt er sich auf die Zehenspitzen und haucht ihr einen Kuß, warm und sanft, auf die Stirn.
"Danke.."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 16. Sept. 2002, 22:30 Uhr
Gebannt und erschrocken starrt Kizumu auf das Schauspiel welches sich ihr bietet. Die Pferde scheuen vor dem hellen Licht, ziehen an den Zügeln und wiehern leise.
"schhh..."
Ihre Kehle ist trocken und ungläubig reibt sie sich mit der Hand über die Augen.
"Was...?"
Die Elfe läßt die Zügel los, geht erst zögernd einen Schritt auf die beiden zu, dann rennt sie auf ihren Jungen zu, hebt ihn hoch und drückt ihn an sich, wie um sich zu vergewissern das er noch real sei.
"Das..was..."
Vollkommen sprachlos blickt sie Calyra an und folgt ihren Blicken auf den ihren Arm und dann auf Ierás´.
Schlange und Drachen.... siedend heiß fällt ihr wieder ein, was vor nicht all zu langer Zeit so wichtig war.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Sept. 2002, 22:43 Uhr
Völlig perplex, den Jungen, der sie eben auf die Stirn geküßt hat noch im Arm bis seine Mutter ihn hochnimmt, setzt Calyra sich wo sie eben noch stand und dann kniete ins Gras. Es ist feucht vom Abendtau, aber sie muß erst begreifen, was hier eben vor sich ging.
Was bin ich...? Warum wurden mir die Zeichen auf die Haut geschrieben, die ...für die Kinder gedacht sind?
Und mit einem noch immer verwirrten Blick auf Ierás und Kizumu fragt sie sich: Werde ich es je erfahren?
Langsam steht sie auf und sieht Kizumu an. Ihr Herz pocht heftig und ihr eigener Sohn bewegt sich, als spüre er die Unruhe seiner Mutter. "Kizumu..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 16. Sept. 2002, 22:51 Uhr
Sacht setzt sie den Jungen ab und geht den Schritt auf Calyra zu.
"Calyra...das.."
Kizumu bricht ab und schüttelt den Kopf. Es ist Calyra anzusehen dass auch sie nicht weiß, was das bedeuten sollte.
"Ich wollte euch eigentlich nur einander vorstellen..aber das hat sich wohl erledigt."
Die Elfe lächelt unsicher, dann beugt sie sich schnell zu Ierás hinab, rollt den Ärmel hinunter während sie etwas von Kälte und das muß ja niemand sehen murmelt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Sept. 2002, 23:02 Uhr
Calyra erwidert das Lächeln von Kizumu noch etwas unsicher. "Ja...das mit dem Vorstellen hat sich wohl erübrigt. Kommt, gehen wir ins Haus. Es ist wirklich kalt hier draußen. Drinnen gibt es warmes Kaminfeuer, Mandelmilch und ein Nachtmahl."

Sie ruft rasch nach Pyp, der auch nur Augenblicke später aus der Dunkelheit auftaucht und Kizumu beide Pferde abnimmt. "Ihr könnt Eure Tiere getrost in Pyps Händen lassen. Er wird sie gut versorgen."

Sie führt Kizumu und Ierás über den schmalen Pfad durch den Rosengarten und dann über die Steinterrasse ins Haus, wo es warm ist und nach Birkenholzfeuer duftet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 16. Sept. 2002, 23:06 Uhr
Ierás tastet nach ihrer Hand und gemeinsam folgen sie Calyra ins Haus hinein.
Staunend blickt sich Kizumu in dem Raum um, sie war schon lange nicht mehr in solch einem, trotz der relativen Schlichtheit doch herrschaftlichem Haus.
"Wunderschön habt ihr es hier..und warm."
Sie grinst die Bardin an un dläßt ihren Blick weiter durch den Raum schweifen.
Ierás läßt ihre Hand los, geht einige Schritte in den Raum und blickt sich ebenso staunend um.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 11:39 Uhr

Calyra führt die beiden in die Kaminhalle und dort vor das wärmende Feuer. Auf dem langen Tisch ist bereits für ein Nachtmahl hergerichtet und das Gesinde hat wie selbstverständlich für die Gäste mit aufgedeckt. Caewlin sitzt in seinem hochlehnigen,breiten Stuhl vor dem offenen Kaminfeuer und begrüßt Kizumu und Ierás lächelnd. Doch alles Lächeln erstirbt, als Calyra ihm erzählt, was eben im Garten geschehen ist. Er lauscht ihr schweigend und sehr nachdenklich und leise Sorge spiegelt sich in seinen Augen. Doch welche Magie auch immer im Spiel sein mochte - Calyra schien es gut zu gehen und der Junge wirkt völlig entspannt und zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen möchte, was eigentlich das Geheimnis um Calyras Vergangenheit ist...
Sie zeigt ihm ihren Arm und ihre Haut ist tatsächlich völlig makellos, gerade so, als hätte es nie eine Tättowierung gegeben.
"Setzt Euch und eßt mit uns," wendet er sich schließlich an Kizumu und den Jungen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 17. Sept. 2002, 12:06 Uhr
Ierás beobachtet Caewlin und Calyra, während Kizumu sich am Feuer wärmt. Dann geht er auf den gedeckten Tisch zu, stellt sich auf die Zehenspitzen und späht hinauf. Grinsend blickt er Caewlin an.
"Guten Abend."
Ohne auf seine Mutter zu warten klettert er auf einen der hohen Stühle und blickt fröhlich glucksend zu ihren Gastgebern.
Seine rechte Hand streicht abwesend über seinen linken Arm auf dem er den Drachen weiß.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 12:46 Uhr
Caewlin mustert Ieràs leicht überrascht - offenbar war der Junge heute wesenlich offener, als das letzte Mal, als er ihn gesehen hatte. Und offensichtlich auch wesentlich unbefangener als seine Mutter oder Calyra.
Kinder...sie können magische Ereignisse als Wunder annehmen und lassen sich das Herz nicht schwer machen...
Er reicht dem Kleinen Brot und Fleisch und einen Becher Apfelmost und beide mustern sich mit einem Grinsen in den Augen.
"Kizumu, setzt Euch doch.  Mit Malakai ist alles in Ordnung, hoffe ich?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 17. Sept. 2002, 13:21 Uhr
Während Ierás sich unbefangen an Brot, Fleisch und Apfelmost vergreift steht Kizumu noch etwas unsicher herum.
Als Caewlin sie anspricht, reißt er sie aus ihren Gedanken und etwas verwirrt blickt sie ihn an.
"Ähm...Ja, er ruht viel und liest viel, nicht anders als sonst auch."
Zögerlich setzt sie sich auf einen der freien Stühle und greift nach etwas Brot.
"Gibt es schon etwas neues?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 15:52 Uhr
"Nein," Caewlin schüttelt den Kopf. "Und Morholdrim wird mit Sicherheit noch ein paar Tage brauchen, um sein Geheimmittel, was immer es werden wird, in ausreichenden Mengen herzustellen....und ich war auch noch nicht wieder in der Unterstadt." Fügt er grimmig hinzu.
Er selbst ißt Brot, kaltes Brathuhn und Käse und trinkt frischen, kühlen Apfelmost.
"Ich habe auch nichts von Raven oder Mottenfänger gehört..."
Weiß der Himmel allein, wo die beiden sich in den Wäldern herumtreiben...dabei bräuchten wir sie so dringend...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 17. Sept. 2002, 16:33 Uhr
"Auf dem Heimweg.." murmelt Ierás nach einiger Zeit des Schweigens, während er nach seinem Becher greift. Er denkt nicht weiter über seine Worte nach, sie kamen ihm einfach in den Sinn. Erst als er Kizumu´s Blick bemerkt hält er in seiner Bewegung inne und erwidert ihn. Dann trinkt er und als er den Becher wieder absetzt liegt ein Grinsen auf seinem Gesicht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 17:06 Uhr
Caewlin mustert Ieras scharf, während der Junge einen Blick mit seiner Mutter tauscht. Fast greifbar liegt etwas im Raum, aber so flüchtig wie ein Windhauch ist das seltsame Gefühl vorüber, noch ehe irgendjemand es fassen kann.
Er stelllt seinen Becher ab und lehnt sich im Stuhl zurück. Das Feuer knistert und schafft behagliche Wärme in der Halle.
"Auf dem Heimweg...?" hakt er nach und sieht den Jungen dabei an. "Ierás....?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 17. Sept. 2002, 17:30 Uhr
Seine Beine baumeln von dem großen Stuhl herunter und er schlenkert sie vergnügt hin und her.
"Ja, heim in die Stadt und zum Baum..Von Baum zu Baum..."
Er kichert und beißt in sein Brot um dann Caewlin anzugrinsen. Als er jedoch dessen ernsten, forschenden Blick bemerkt wird auch Ierás ernst. Er hält die Beine still und senkt den Blick.
"Sie kommen von der Heimstatt und Schattenhaar ist bald zuhause."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 17. Sept. 2002, 19:11 Uhr
Mit einer Mischung aus Staunen und Stolz beobachtet Kizumu ihren Sohn.
Sollte die Tättowierung ihm eine Hilfe sein?
"Ich glaube, er weiß wovon er spricht, Raven scheint auf dem Heimweg zu sein."
Sie blickt von Caewlin zu Calyra und dann wieder zu ihrem Jungen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 20:06 Uhr
"Das kann natürlich sein..." antwortet Caewlin langsam und ohne Ieràs aus seinem Blick zu lassen. Einen Moment sieht er den Jungen noch nachdenklich an, dann zuckt er mit den Schultern und widmet sich wieder seinem Essen. "Ich kann ihr Pyp mit einer Botschaft schicken, aber ich bin mir sicher - wäre im Wald etwas ungewöhnliches vorgefallen, so hätten wir es bereits erfahren. Im Augenblick können wir nichts tun außer warten fürchte ich...auch wenn es schwerfällt." Er atmet hörbar aus und es ist ihm anzusehen, daß er sich nur schwer in das erzwungene Nichtstun  fügen kann. " Ich muß erst wissen, was Morholdrim erreicht, bevor ich - oder irgendwer - überhaupt etwas planen kann. Versteht mich nicht falsch, Kizumu. Ich will mich mit Sicherheit nicht zum Anführer in dieser Angelegenheit aufschwingen. Morholdrim und ich - und auch Malakai - wir haben einfach nur gehandelt, weil wir eben gerade zur Stelle waren."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 17. Sept. 2002, 20:17 Uhr
Sie hört Caewlin schweigend zu, dann nickt sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Ich denke, irgendwer muß eine grobe Planung übernehmen und ihr und Morholdrim..ihr wart schon dort unten und habt gegen diese Würmer gekämpft, habt somit die größte Erfahrung. Ich werde eurem Urteil vertrauen."
Sie lächelt ihn offen an und greift nach dem Becher vor ihr.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 20:24 Uhr
Caewlin fährt sich mit der Linken übers Gesicht und stützt dann nachdenklich sein Kinn darauf. "Wenn es mehrere Nester gibt, in denen diese Wurmbrut heranreift - und davon gehen wir aus - dann wäre es das Beste mehrere kleine Trupps zu bilden, die hinuntersteigen, die Nester in Flammen aufgehen lassen und wieder oben sind bevor die Asche kalt ist. Die vereinzelten Wurmdämonen, die sich schon einen Wirtskörper gesucht haben," er macht eine vage, resignierte Geste. "Die werden nur einzeln zu erledigen sein."

In stählerner Handarbeit - es sei denn eine elbische Priesterin ist irgendwo aufzutreiben und bereit und fähig, ein paar Würmer zu grillen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 17. Sept. 2002, 20:58 Uhr
Raven kann den Braunen gerade noch davon abhalten, den feinsäuberlich gestutzten Hecken neben dem Tor durch seine Gefrässigkeit eine ziemlich eigenwillige Form zu verpassen, und sie zerrt ihn am Halfter eilig den Kiesweg entlang, bevor seine Zähne größeren Schaden anrichten können. "Benimm dich", zischt sie unmutig, "du bist hier nicht zu Hause, du verfressener Gaul!"

An der Seite des Hauses bindet sie den Halfterstrick an einen in die Mauer eingelassenen Eisenring, gibt dem Hengst noch einen mahnenden Klaps auf die Kruppe und lässt dann den gewaltigen Türklopfer gegen das dunkle Holz schlagen.

Hoffentlich ist überhaupt jemand zuhause...
Während sie wartet, daß die Tür geöffnet wird, behält sie mißtrauisch den Braunen im Auge, der sabbernd und mit gierigem Blick zu einer Gruppe buntleuchtender Astern hinüberschielt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 21:38 Uhr
Calyra ist immer noch tief in Gedanken und hat kaum etwas gegessen, sie scheint das Klopfen gar nicht wahrgenommen zu haben. Caewlin nickt Kizumu kurz  und entschuldigend zu, steht auf und geht durch die Halle zur Tür. Eine der Mägde eilt herbei, um die Kerzen in den Wandhalterungen zu entzünden, als er eben die Tür öffnet und zu seiner Überraschung und Freude Raven vor sich stehen sieht.
"Raven!" Er öffnet die Tür ganz und begrüßt die zierliche Diebin mit einer herzlichen Umarmung. "Schön dich zu sehen, wir haben eben von euch gesprochen. Wo hast du deinen Spaßmacher gelassen?" neckt er und grinst. "Komm rein, was führt dich her?"



Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 17. Sept. 2002, 22:11 Uhr
"Ich werde dir gleich einen Spaßmacher geben", feixt sie und boxt den Krieger, der sie um mindestens zwei Hauptlängen überragt, scherzhaft in die Rippen. "Du sprichst vom ehrwürdigen Druiden dieses Waldes hier!"
Der Ton ist gespielt ernst, aber die Augen funkeln vor Vergnügen und sie erwidert herzlich die Umarmung. Doch aus ihrer Miene verschwindet das Lächeln schnell wieder, während sie hinter Caewlin in den großen Raum tritt, der wohl Wohn- und Esszimmer gleichermaßen ist. "Wir haben deine Nachricht erhalten", sagt sie leise hinter seinem Rücken und ihre Stimme flattert unmerklich. "Ist es wirklich wahr, daß diese Parasiten sich wieder regen?"
Bevor jedoch Caewlin zu einer Antwort ansetzen kann, entdeckt sie Calyra und Kizumu, die sie lächelnd begrüßt. Beim Anblick von Kizumus Sohn sperrt sie allerdings verblüfft die Augen auf. Sie hat ihn nur ein einziges Mal gesehen, kurz nach seiner Geburt, doch das war noch nicht so lange her, um damit seine Größe zu erklären. Mit hellwachen, intelligenten Augen mustert er sie beim Eintreten und Raven wird fast ein wenig unbehaglich zumute. Doch dann wendet sie sich wieder Caewlin zu. "Woher weißt du das mit den Würmern? Hast du selbst welche gesehen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Sept. 2002, 22:30 Uhr

Caewlin nimmt Ravens kleine Hände in seine Linke und zieht sie sanft auf eine der Bänke im Vorraum zur Kaminhalle.
"Setz dich besser," murmelt er mit dunklen Augen und ernstem Gesicht.
Dann holt er tief Luft und zu einer langen Erklärung aus und berichtet ihr zunächst einmal von allen Geschehnissen der letzten Tage, angefangen von seinem Besuch in der Unterstadt, dem Kampf mit dem Wurm über Morholdrims Untersuchung der Leiche und den Berichten des Zwergs über Malakai, dessen Wurmfund und den Versuchen, die beide mit dem Parasiten angestellt hatten. Er läßt nichts aus und während er spricht, wird seine Stimme immer dunkler und ernster. Als er schließlich endet, ist Raven über alles in Kenntnis gesetzt  und er kann an ihrem Gesicht sehen, wie bestürzt sie ist.
"Nun...so ist die Lage. Ob es uns gefällt oder nicht, irgendwie müssen wir damit fertig werden..." Sein Blick schweift durch den Raum, über Kizumu und ihren Sohn und bleibt schließlich an Calyra hängen, die in sich gekehrt und gedankenverloren ins Kaminfeuer starrt - und immer noch kaum gegessen hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 17. Sept. 2002, 23:21 Uhr
Schon als Mottenfaenger und sie vor einigen Tagen das Pergament mit Calyras feingeschwungener Schrift in den Händen gehalten hatten, schon da hatte Raven geahnt, daß es Ärger geben würde. Nur daß die Lage schon so ernst ist, das hätte sie nicht vermutet. Mit bleichem Gesicht hockt sie auf der Bank und es dauert einige Augenblicke, bis sie die volle Tragweite des Gesagten einschätzen kann.

Ihr Blick schweift wie der des Kriegers zu den beiden Frauen hinüber, eine davon mit Kind, die andere mit einem Ungeborenen unter dem Herzen - und schlagartig scheint die trügerische Ruhe und Harmonie, in der sich die Stadt in ihrer naiven Arglosigkeit befunden hat, im Nichts aufzulösen.

"Das heißt, wir werden etwas unternehmen müssen", flüstert sie tonlos und allein schon bei dem Gedanken, jemals wieder diese stinkenden Kanäle betreten zu müssen, dreht sich ihr den Magen um. "Ich weiß nur nicht, ob wir Euch eine große Hilfe sein werden. Seit dem letzten Besuch dort unten sind die Dinge nicht mehr, wie sie einmal waren und ich ... vielleicht würde ich noch einmal dort hinunter gehen, wenn es nicht anders ginge. Aber Mottenfaenger niemals. Und ich würde ihn auch nicht gehen lassen. " Mit einem Schaudern denkt sie an das, was erst vor wenigen Stunden in Ninianes Baum geschehen war. "Aber wir werden hier oben tun, was wir können, sei dir sicher."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Sept. 2002, 09:58 Uhr
Caewlin sieht Ravens Gesicht immer bleicher werden und schließt kurz die Augen. "Denkst du ich gehe gern noch einmal dort hinunter?"  Er ballt die Linke zur Faust. Seine Stimme klingt wie Sägeblätter, die aneinander reiben.
"Ich bin hier zu Hause, wenigstens für eine Weile. Mein Sohn soll im Winter auf die Welt kommen. Ich kann meine Sachen zusammenpacken und Würmer Würmer sein lassen und irgendwann wird die Stadt vielleicht brennen, so wie jene Stadt, von der der Magier erzählt hat, und nichts wird von ihr bleiben außer Asche. Aber ich will mich nicht vor diesem Feind umdrehen, verstehst du? Ich werde nicht davonlaufen."
Sein Blick wandert wieder zu Calyra, die endlich ein wenig ißt und ein paar leise Worte mit Ierás und Kizumu wechselt. "Wir wissen nicht, wieviel Zeit wir noch haben. Morholdrim arbeitet an etwas, das möglicherweise hilft..."
Und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wie wir das ohne Niniane schaffen sollen....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 18. Sept. 2002, 11:07 Uhr
Mit versteinertem Gesicht lauscht Raven den Worten des Kriegers. Natürlich könnten sie alle bequem zusehen, wie diese Parasiten sich langsam in der Stadt breitmachen, wie sich die Leichen schließlich zu Haufen türmen würden und wie nach und nach alles zerstört werden würde, was ihnen wichtig geworden war - hier in der Stadt, die sie nun ihre Heimat nennen. Caewlin hat sich entschieden, hier zu leben, mit seiner Frau und bald auch mit seinem Kind, und hat nicht sie selbst eben erst ein Zuhause gefunden?

Niedergeschlagen lässt sie den Kopf hängen. Sie weiß, daß er recht hat, sie können nicht einfach tatenlos herumsitzen. Aber noch einmal in diese vermoderte, grauenhafte Finsternis hinabsteigen ... mit einem Seufzen lehnt sie den Kopf zurück gegen die rauhe Mauer. Wenn Caewlin sie brauchte, würde sie ihm zur Seite stehen, so viel war gewiss. Zu viel hatten sie durchgestanden in den letzten Monaten. Und es macht auch Sinn, denn sie beide sind bis jetzt die einzigen, die tiefer in die Kanalisation vorgedrungen sind und sich dort einigermaßen orientieren können. Aber andererseits ... nicht weit von hier, in einem grünen Haus aus Laub und Zweigen, in einem Baum am Rande des Larisgrüns, der ihr Zuhause werden sollte, dort ist der Mann, dem ihre ganze Liebe und Sorge gehört. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen und kämpft gegen ein beinahe übermächtiges Gefühl der Verzweiflung an. Doch sie fasst sich wieder und ihre Miene ist finster und unbewegt.

"Wenn du mich brauchst, dann lass nach mir rufen", sagt sie nur. "Ich kann nicht versprechen, daß ich noch einmal dort hinuntergehe, aber ich werde tun was ich kann. Sag mir Bescheid, wenn ihr euch wieder trefft, du und Morholdrim und dieser Magier..."
Für einen Wimpernschlag treffen sich ihre Blicke, dann erhebt Raven sich müde von der Bank. "Wir werden das schon schaffen. Immerhin hätten wir eine Menge zu verlieren .... nun muß ich los, muß noch viel erledigen. Lass von dir hören, mein Bruder." Eine schmale, bleiche Wange legt sich kurz an eine stoppelbärtige, dann verschwindet sie mit einem traurigen Nicken in Richtung Kizumus und der Bardin nach draußen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Sept. 2002, 18:36 Uhr
Hat sie den Mut zu kämpfen verloren...? Oder versucht sie Mottenfänger zu schützen? Raven...was ist nur geschehen mit dir dort unten in der Finsternis?
Caewlin sieht sie lange an, während sie schweigt und innerlich mit sich selbst ringt - und er kann sehen, wie schwer ihr ihre Worte fallen, als sie schließlich spricht. Ich kann dir das nicht ersparen. Wir brauchen dich und dein Schwert. Deine Verstohlenheit, deine List, deine Kenntnisse von den Tunneln. Ich brauche dich bei dieser Sache, Raven.
Aber er schweigt und nickt nur, als sie ihn bittet, ihr Bescheid zu geben, wenn sich etwas tat und er drückt sie nur kurz und fest an sich, als sie sich verabschiedet. Was könnte er auch sagen? Diese Entscheidung muß Raven allein treffen - wenn es etwas zu entscheiden gab.  Er sieht ihr nach, bis sie über den Kiesweg verschwunden ist und kehrt dann zu Kizumu, Calyra und Ierás an den Tisch zurück, wo zwei der Mägde bereits geschäftig abräumen.
"Mottenfänger und Raven werden uns helfen soweit sie es vermögen," murmelt er, als sich ihm drei fragende Augenpaare zuwenden. Ich habe Männer im Krieg gesehen, die das Herz zu Kämpfen verloren hatten...sie waren haltlos wie ein Bovist im Herbst...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Sept. 2002, 22:47 Uhr
Es ist still in der Kaminhalle, nur ab und an knackt einer der schweren Birkenscheite in der Glut. Nachdem Raven mit Caewlin gesprochen hatte und wieder gegangen war, war Caewlin an den Tisch zurückgekehrt, wo die Mägde unterdessen schon abräumten und bald darauf hatten sich auch Kizumu und ihr Sohn verabschiedet. Pyp hatte ihnen ihre Tiere gebracht und sie waren in die Stadt zurückgeritten - und Caewlin und sie waren wieder allein.
Sie hat immer noch nicht wirklich begriffen, was mit ihr und Ierás eigentlich tatsächlich geschehen war...und vielleicht würde sie das nie erfahren. Der Drache auf ihrem Arm, so viele Jahre teil ihres Körpers, teil ihrer Haut, ist fort. Nachdenklich fährt sie mit den Fingern über die tätowierte Schlange. Wenn ich dem Kind der anderen...Nevermore...begegne...werde ich dann auch die Schlange verlieren? In ihrem Kopf türmen sich tausend Fragen und sie hat keine einzige Antwort. Und jene, die mir Antworten geben könnten, kann ich niemals fragen...niemals!
Ihr Sohn regt sich unruhig in ihr, flattert wie ein gefangener Vogel in einem Käfig, und sie schlingt die Arme um den gewölbten Leib wie um ihn zu schützen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 18. Sept. 2002, 23:44 Uhr
"Cal..." Caewlin tritt hinter ihren Stuhl und legt ihr die Hand auf die schmalen Schultern. "Ist alles in Ordnung mit dir? Du hast kaum ein Wort gesprochen und noch weniger gegessen." Sie sieht klein und verletzlich aus, wie sie in dem Stuhl kauert wie ein verirrtes Kind in einem viel zu großen Sitz. Er geht um die hohe Lehne und die ledergepolsterten Armstützen herum und dann vor ihr in die Hocke um auf gleicher Augenhöhe mit ihr zu sein, aber ihr Blick geht an ihm vorüber in die tanzenden Flammen. Caewlin war noch nie ein Mann vieler Worte. Es ist nicht seine Art zu reden und Erklärungen für Unerklärliches zu finden, also bleibt er nur schweigend bei ihr, nimmt ihre Hand in seine und sieht sie an.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Sept. 2002, 21:58 Uhr
Calyra hat den ganzen Abend heimlich hinter dem Stall mit dem Schwert geübt. Gut, es waren nur Schattenkämpfe, endlose Wiederholungen der Schrittfolgen und Hiebe, die Raven ihr vor Wochen gezeigt hatte - aber das ist alles, was sie tun kann. Die Diebin hatte ihr aufgetragen, die Katzen der Stadt zu fangen, um schneller und geschickter zu werden und das hatte sie getan. Sie war wirklich sehr viel schneller geworden...aber nun weiß sie nicht so recht weiter und es ist niemand da, der mit ihr trainiert oder ihr sagt, was sie üben soll oder falsch macht. Und sie hat nicht wirklich das Gefühl, irgendetwas neues gelernt zu haben. Also übt sie Schattenfechten, so oft sie sich aus dem Haus davonstehlen kann.
Caewlin ist nicht dumm...er ahnt ohnehin längst, was du tust, Calyra! Sagt sie sich, als sie das Kurzschwert, das Raven ihr gekauft hat, in die Scheide zurückschiebt und dann sorgsam zwischen zwei Strohballen versteckt. Sie steigt die schmale Holztreppe vom Heuboden in den Stall hinunter und Halbmond begrüßt sie im Dämmerlicht ihrer Laterne mit leisem Schnauben. Der Graue frißt sich durch eine Portion Hafer, die für fünf normale Pferde ausgereicht hätte und würdigt sie keines Blickes. Im Stall ist alles ruhig, es riecht nach Lederseife, Pferd und duftendem Heu. Calyra wirft noch einen letzten Blick in die Runde und verläßt dann den Stall. Die Nacht ist dunkel, der Himmel voller Wolken und Dunst und weder Mond noch Sterne sind zu sehen. Ihre Laterne spendet nur wenig Licht, aber sie kennt den Pfad, der sich durch die Wiesen und den Obstbaumhain zum Haus hinunterschlängelt, und die Fenster der Kaminhalle und der Küche scheinen gelb und warm durch Nachtkühle und Finsternis.
Als sie zur Steinterrasse kommt, steht Caewlin im Türbogen und sieht sie an.
Er weiß es! "Caewlin..." sie senkt den Kopf, um die verräterische Röte auf ihren Wangen zu verbergen und wirft ihm einen Blick durch den Vorhang ihrer Haare zu. Er weiß es...er wird...er wird... Das schreckliche Gefühl etwas verbotenes getan zu haben und dabei entdeckt worden zu sein, das Gefühl schuldig zu sein, macht sich in ihr breit und ihr Herz klopft. "Ich wollte....nicht ungehorsam sein. Es ist nur...bist du sehr böse?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Sept. 2002, 22:22 Uhr
Böse? Ungehorsam sein? Eigentlich hatte er sie mit einem möglichst strengen Blick empfangen wollen und hatte aufpassen müssen, daß ihm kein Lächeln dabei entwischt, aber ihre leisen, fast ängstlichen Worte haben jedes Lächeln ausgelöscht. Er ist mit  drei schnellen Schritten bei ihr und nimmt sie in den Arm, noch bevor sie, erschreckt  von seiner Bewegung, zurückweichen kann. Oh Cal...was haben sie nur mit dir angestellt in deiner schrecklichen Kindheit, daß du so denkst? Sie zittert wie ein frierender Vogel an seiner Brust und er hebt mit der Linken ihr Gesicht an, so daß sie ihn ansehen muß. "Ich bin nicht böse, Cal. Du bist eine freie Frau und kannst tun und lassen, was immer du möchtest." Er streicht eine verirrte Silberlocke von ihrer Nase und fährt mit seinem schwieligen Daumen über die zarte, sommersprossengetupfte Haut ihrer Wange. "Ich bin ein Nordmann, Calyra. Wir behandeln unsere Felsweiber nicht wie Sklavinnen, so wie sie es im Süden tun. Unsere Frauen sind frei, und wenn sie die Axt statt der Spindel wählen, dann ist das ihr gutes Recht."
Ihr Herz klopft immer noch wild, er kann es durch den Stoff ihres Kleides und sein Hemd auf der Haut spüren, aber die Angst verschwindet aus ihren Augen und macht leisem Staunen Platz.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Sept. 2002, 22:52 Uhr
"Du bist...nicht böse?" Sie schmiegt ihr Gesicht in seine Hand und lächelt erleichtert, dann schlingt sie die Arme um seine Taille. "Ich wollte dir nichts verheimlichen," beginnt sie leise, "es war nur so....es war so aufregend und wir wollten dich überraschen. Wenn ich gut mit dem Schwert umzugehen wüßte. Aber ich habe gar nichts gelernt, Caewlin. Nun ja...ein wenig. Aber ich könnte mich niemals selbst verteidigen," ein wenig verlegen zuckt sie mit den Schultern. "Ich kann Katzen fangen." Fügt sie mit einem winzigen Lächeln hinzu. "Raven hat mir einiges gezeigt. Nein, sie hat mir viel gezeigt...nur genügt es einfach nicht. Ich kenne ein paar Schläge und weiß an welchem Ende ich das Schwert halten muß." Sie hebt den Kopf, um in sein Gesicht sehen zu können, muß ihn dafür in den Nacken legen, weil er soviel größer ist, als sie selbst. Er grinst sein unnachahmlich sanft spöttisches, halbes Lächeln und sie erwidert es. "Eine Axt könnte ich nicht einmal halten," flüstert sie.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 00:27 Uhr
Caewlin versucht sich Calyra mit einer der schweren Doppeläxte der Nordmannen vorzustellen und dieser Gedanke läßt sein Grinsen breiter werden. Ihr Geruch, vermischt mit dem schwachen Duft nach Heu und Herbstnacht steigt ihm in die Nase.
"Nein," flüstert er zurück, "denn unsere Äxte sind beinahe größer als du..." neckt er und verschließt ihren Mund mit einem Kuß, bevor sie etwas erwidern kann. Ihre Lippen sind warm und weich, als ihr Mund seinem antwortet und schmecken noch schwach nach Mandelmilch und Honig. In seinem Inneren sammelt sich brennende Glut, als wäre seine Haut mit einem Mal aus Papier und der Kuß die Flamme, die es entzündet. Als sie sich schließlich sanft von ihm löst und zu ihm hochsieht, sind ihre Augen groß und ruhig. Er hebt sie ein Stück vom Boden, leicht wie ein Kind, damit ihre Gesichter auf gleicher Höhe sind. "Was ist das wichtigste am Schwertkampf?" Seine Stimme ist warm und dunkel, aber der neckende Ton darin ist vermischt mit Begehren und ihre Gesichter sind sich so nah, daß sie sich fast berühren.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Sept. 2002, 00:57 Uhr
Ihr Herz schlägt pochend in ihrer Brust. Noch ganz benommen von seinem Kuß, der glühende Aufregung tief in ihrem Bauch ausgelöst hat, fühlt sie sich hochgehoben und kann ihm dann in die Augen sehen, ohne den Kopf weit in den Nacken legen zu müssen. Sie wirken im schwachen Flackern der Laterne irgendwo zu seinen Füßen sehr dunkel. Das einzige, was ihr einfallen will, ist die Lektion, die Raven ihr erteilt hatte. "Durchbohr sie mit der Spitze," platzt sie heraus und Caewlin schnaubt ein Lachen hervor. Ihre Arme schlingen sich um seinen Nacken und sie legt ihre Stirn an seine Wange, spürt die beginnende Rauheit, kratzig wie die Zunge einer Katze. "Ich bin so froh, daß du es weißt. Es wäre schön gewesen, dich überraschen zu können, aber es war schrecklich, dir etwas zu verheimlichen..." wispert sie.  In der Schwärze der Nacht wirkt er noch sehr viel gefährlicher als sonst, obwohl sie ihn in ihren Armen hält. Ihr Kuß ist  zart, fast nur ein Hauch und sein dunkles Haar duftet wie die Nacht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 01:31 Uhr
Der Wind scheint mit einem Mal aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen und vermischt ihre langen, silbrigen Locken mit seinem eigenen Haar. Ihr Herz schlägt gegen seine Brust, laut, hart und schnell und ein kalter Schauer überläuft ihn.  "Das ist vermutlich der Kern der Sache," antwortet er grinsend, aber dann hält er sie fester und als er weiterspricht, ist seine Stimme sehr weich. "Im Augenblick, Cal,  bin ich  nicht sehr an Schwertkampf interessiert."
Er hebt sie hoch und trägt sie ins Haus zurück und über die Treppe nach oben in ihr Schlafgemach. Irgendwo auf den oberen Stufen verliert sie einen Schuh, der bis zum Absatz wieder hinunterpoltert, aber sie kümmern sich nicht darum. Zwei dicke Kerzen werfen gelben Lichtschein auf das breite Bett mit seinen Schnitzereien und Perlmuttintarsien und glänzt auf dem honiggoldenen Holz, auf Calyras Haar und ihrer Haut. Draußen rollt ferner Donner über den See, aber das bemerken beide schon nicht mehr.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Sept. 2002, 09:26 Uhr
Als Calyra die Augen aufschlägt, ist der Morgen klar und kalt, aber sonnig. Goldenes Herbstlicht erfüllt ihr Schlafgemach mit zartem Gelb und die Luft riecht nach Erde, langen Nächten und Nebel, obwohl der Dunst nur unten über dem See zu liegen scheint. Caewlins Betthälfte ist leer und bereits kalt - er muß schon länger auf sein.  Sie erinnert sich lächelnd an die köstlichen Empfindungen der Nacht und streckt sich wie eine Katze unter der Decke. Dann schlägt sie sie rasch zurück und steht auf, fröstelt in der kühlen Morgenluft. Ihre Kleidungsstücke von gestern liegen ordentlich auf dem Fußende des Bettes - Caelwin muß sie zusammengelegt haben, denn sie kann sich undeutlich erinnern, daß sie gestern alle achtlos auf dem Boden gelandet waren. Sie schließt das Fenster um die kalte Luft auszusperren und beeilt sich mit Waschen und Ankleiden. Längst kann sie nur noch weiche lederne Jagdhosen und Leinenhemden oder Kleider mit hoher Taille tragen, aber wegen der Kälte entscheidet sie sich heute für Hosen. Bald würden sie auch hier den Kamin schüren müssen, es wurde einfach zu kalt des Nachts, um noch länger mit geöffnetem Fenster und ohne Feuer zu schlafen.
Sie kämmt ihr Haar aus, bis es glänzt wie flüssiges Silber und bindet es im Nacken zusammen. Ein zwei kürzere Locken lösen sich sofort aus dem Lederband und sie streicht sie zurück. Dann geht sie hinunter in die Küche, doch dort ist nur die dicke Köchin. Als sie in die Kaminhalle kommt, ist der lange Holztisch an die Seite geschoben und die wuchtigen Stühle und die lange Bank darauf und daruntergestellt. Caewlin steht vor dem Kamin in dem ein helles Feuer brennt, mit ein paar Holzschwertern in der Hand.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 10:42 Uhr

"Du kommst spät, Cal," seine Stimme ist so  weich und dunkel wie Mitternachtssamt, aber in seinen Augen glitzert es verräterisch. Er wirft ihr eines der Holzschwerter zu, das sie geschickt auffängt. Es sind kurze Katzbalger mit Stich, Griffblatt und Knauf und sie sind viel schwerer, als sie aussehen.
Sie dreht und wendet das Schwert leicht unsicher in ihrer Hand und sieht ihn fragend und erstaunt an, was ihn lächeln läßt. Das Holzschwert ist viel schwerer als ein echtes Kurzschwert, es hat einen Hohlraum im Inneren, der mit Blei gefüllt ist, damit der Schwertarm kräftig wird und wegen der Balance. Sie sieht ihn an und steht völlig still, nur die goldbraune Haut an ihrem Hals scheint zu leuchten, wenn sie atmet. Manchmal, so wie jetzt in diesem Augenblick, will er den Lauf der Welt anhalten und sie bis in alle Ewigkeit einfach nur ansehen. "Bei Sonnenaufgang ist ein Botenrabe gekommen. Eine Handeslkarawane aus dem Norden wird bald auf dem Platz der Händler eintreffen," erklärt er beiläufig, während er sein eigenes hölzernes Kurzschwert in der Linken in fast sanften Bögen schwingt und dabei die Muskeln in seinem und der Schulter Arm lockert.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Sept. 2002, 10:55 Uhr
Er will mich das Kämpfen lehren...? Er..? In die Freude über diese unerwartete Wendung mischen sich leise Bedenken. Caewlin ist so groß und  manchmal vergißt sie das, aber nun ragt er vor ihr auf wie ein Riese. Sie erinnert  sich voll Unbehagen an den einen, ernsthaften Hieb, den Raven ihr damals  versetzt hatte. Sie hatte ihn bis in die Knochen gespürt und ihr Schwert war in  hohem Bogen davongesegelt. Aber Raven wog höchstens zwanzig Pfund mehr  als sie selbst und war nur eine Handbreit größer. >Stell dir einen solchen Hieb  von einem Krieger mit Caewlins Größe und Kraft vor< hatte die Diebin  gesagt. Caewlin überragt sie selbst um mehr als einen halben Meter und wiegt gut 160 Pfund mehr. Ein solcher Hieb von ihm würde ihr Kurzschwert zerbrechen und sie in zwei Hälften hacken.  Sie schluckt, aber dann nickt sie doch. Ich muss völlig verrückt geworden sein...
"Eine Handelskarawane aus dem Norden?" Fragt sie nach. "Wann soll sie ankommen?" Caewlin würde bestimmt auf den Platz der Händler gehen und vielleicht waren Briefe oder Waren für ihn aus Sturmende dabei.
Das Holzschwert  ist ungewohnt schwer, also nimmt sie es mit beiden Händen und streckt es vor sich aus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 11:13 Uhr
"So geht das nicht," Caewlin schüttelt den Kopf. "Das ist kein Großschwert, das man mit beiden Händen schwingen muß. Du hälst die Klinge in einer Hand. Auch wenn sie dir zu schwer erscheint - eine Hand ist alles, was du brauchst."
Er sieht, wie sie die Linke vom Griff nimmt und die verschwitzte Handfläche an der Hose abwischt und nickt zufrieden. "Die Karawane wird noch eine Weile unterwegs sein, aber im Oktober sollte sie ankommen," antwortet er ohne sie aus den Augen zu lassen. Vier Wägen aus Sturmende waren ebenfalls dabei und sie würden einiges von Zuhause mitbringen - vor allem Neuigkeiten.
Calyras Haltung und ihre Stellung sind gut, leicht seitlich, locker und wachsam. Sie ist klein und zierlich, was ihr immer den Nachteil der geringeren Kraft und der geringeren Reichweite bringen wird, andererseits bietet sie auch ein viel kleineres Ziel.
"Ich bin kein Ritter, Cal," fährt er mit rauherer Stimme fort, "und ich werde dir keinen Ritterlichkeitsunsinn beibringen. Ein Kämpfer deiner Statur kann sich das ohnehin nicht leisten. Wenn du kämpfst, dann kämpfe mit all deinen Waffen und setze sie rücksichtslos ein. Kannst du das?"
Als sie zur Antwort entschlossen nickt, nickt auch er. "Zuerst lernst du nur die Technik. Wie du dich bewegst, welche Schläge es gibt, wie du sie parieren kannst. Dann sehen wir, was für eine Art Kämpfer du werden wirst."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Sept. 2002, 12:24 Uhr
Sie nimmt das Schwert gehorsam in nur eine Hand und obwohl es ihr viel zu schwer erscheint, schmiegt es sich seltsam vertraut in ihre Handfläche, als sei es nur für sie gemacht. Entschlossen reckt sie ihr Kinn, als sie Caelwin reden hört. Ihr Arm würde sich mit der Zeit schon kräftigen. Das Katzenfangen hatte ja auch Erfolg gebracht. Aber zu ihrer Verwunderung beginnt er nicht wie Raven mit Hieben und Finten und Paradeschlägen, sondern korrigiert nur mit sanften Fingern ihren Griff und läßt sie dann nach eigenem Ermessen angreifen. Ihr Schwerthieb ist rasch und geschickt, dennoch fängt er ihn so mühelos ab, als habe sie ihn quälend langsam ausgeführt, und als ihr Holzschwert seines trifft, hält er die Position. Verwirrt suchen ihre Augen seinen Blick. "Was...ist?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 14:58 Uhr
Caewlin sieht sie durch das hölzerne Kreuz an, das ihre beiden Schwerter bilden. "Sieh genau hin und sag mir, was du siehst. Die erste Lektion ist: kenne deinen Feind! Um deinen Feind zu kennen, mußt du mit deinen Augen sehen. Du mußt hinsehen. Sieh, was wirklich ist und laß dich nicht täuschen." Er beobachtet, wie sie seine Worte aufnimmt und ihr Schwert ebenso wenig bewegt, wie er seine Klinge, obwohl ihr seine Schwere hier in der erhobenen Schlaghaltung noch viel mehr zu schaffen machen muß, und er lächelt innerlich. Sie hatte ihr Kinn gereckt und er weiß, was das bedeutet: sie ist entschlossen. Wenn sich Calyra einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie auch bereit alles dafür zu tun. Ihre Augen lösen sich aus seinem Blick und sie nimmt den Kopf ein wenig zurück, um ihn genauer in Augenschein nehmen zu können.  
Eine ganze Weile sieht sie ihn nur an und er kann in ihren Augen sehen, wann sie anfängt, das Wesentliche zu erkennen. Es geht überraschend schnell. Ein Naturtalent...wie in so vielen Dingen...
"Sag mir, was du siehst..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 22. Sept. 2002, 21:01 Uhr
Ihre Augen ruhen auf ihm und je länger sie ihn ansieht, desto ruhiger wird ihr Blick.  Ich sehe dich, Caewlin. Du bist gefährlich. Es gibt Seiten an dir, die machen mir Angst, aber ich liebe dich. Du besänftigst nicht die Furien in meiner Seele, du weckst sie  - dennoch brauche ich dich wie die Luft zum Atmen. Sie möchte am liebsten den Kopf schütteln, um ihre Gedanken in andere Bahnen zu lenken, aber sie zwingt sich, ruhig zu atmen und sich zu konzentrieren. Sieh das, was wirklich ist und laß dich nicht täuschen! Sie blickt ihn an. Ich sehe einen Mann, der bis ins Mark ein Krieger ist. Ein Kämpfer. Er wird niemals aufgeben und er kann grausam sein. Aber er ist nicht jähzornig, seine Wut ist immer kalt. Wenn er ein Ziel erreichen will, wird er es tun oder bei dem Versuch sterben. Caewlin ist wie Eisen. Schwarz, hart und unbeugsam. Er bricht eher, als daß er nachgibt. Er ist siebeneinhalb Fuß groß und hat kämpfen gelernt seit er alt genug war, ein Schwert  zu halten. Er ist mir haushoch überlegen... also was will er? Was soll ich sehen...? Zweifel steigen in ihr hoch und einen Augenblick lang, ist sie versucht aufzugeben. Er hat seine Schwerthand verloren und auch wenn er hart trainiert hat, noch ist er mit der Linken nicht wieder so schnell und tödlich, wie er es früher war... aber dennoch bleibt er ein Gegner, gegen den ich mit dem Schwert nicht den Hauch einer Chance habe... nicht die leiseste! Diese Erkenntnis hat etwas endgültiges und Tränen des Zorns und der Verzweiflung steigen in ihr auf. Was soll ich sehen? Was...? >Wenn du kämpfst, dann kämpfe mit all deinen Waffen und setze sie rücksichtslos ein. Kannst du das?< Das waren Caewlins eigene Worte gewesen, eben vorhin. Einen Augenblick lang zögert sie noch, dann hebt sie den Blick und sieht ihm in die Augen. Tränen schimmern unter den langen, silberdunklen Wimpern.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Sept. 2002, 21:43 Uhr
Calyra hält den Blick gesenkt, und als sie Kopf und Augenlider hebt, glänzen die tiefblauen Augen von Tränen, fleht der Blick.
Caewlin läßt sein Schwert sinken und öffnet seine Deckung. Obwohl er darauf vorbereitet war, trifft ihn ihr Blick wie die Faust eines Riesen. Im selben Augenblick kommt ihr Schwert hoch und die Spitze bohrt sich in die Haut über seinem Herzen. "Bei allen sieben Höllen," grinst er, aber seine Stimme klingt belegt. "Siehst du, Cal. Das ist das, was man die Waffen einer Frau nennt. Nutz sie niemals ab. Wer weiß, wozu du sie noch brauchst." Einen Augenblick mustert er sie, ehe er weiterspricht. "Verstehst du, worauf es ankommt? Du mußt lernen, deine Gegner richtig einzuschätzen und danach zu handeln. Wenn du einem Feind gegenüberstehst, dem du mit dem Stahl nicht beikommen kannst, weil er größer, stärker, erfahrener oder einfach besser ist als  du, dann versuch es auf andere Art und Weise. Es geht nur darum, sich selbst und den anderen richtig einzuschätzen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Sept. 2002, 13:15 Uhr
Sie läßt ihr Schwert sinken. Ihre Augen schimmern immer noch verräterisch  blank, aber ihre Stimmung ist sehr viel nachdenklicher geworden. "Aber das  funktioniert nicht immer, nicht wahr?" Fragt sie leise. Sie versteht, worum es  Caewlin geht. Sie muß lernen, die Schwächen des Gegners zu entdecken, auch  wenn dieser sie gut zu verbergen weiß. Sieh hin und laß dich nicht täuschen!  Kenne deinen Feind! Aber da ist auch noch mehr... Es gibt mit Sicherheit  genug Krieger, die sich nicht täuschen lassen, nur weil ihr Gegner eine Frau ist -  oder denen es schlicht egal ist, wen oder was sie töten. Sie sieht ihn sacht den  Kopf schütteln. "Du hast auch Frauen getötet." Das ist eine Feststellung, keine Frage.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 24. Sept. 2002, 09:31 Uhr
"Sie sterben genauso wie Männer." Sein Gesicht wirkt verschlossen wie eine verriegelte Tür, nur seine Augen erwidern offen ihren Blick. Er hat keine Erklärungen für sie - er war jahrelang im Krieg gewesen und dort pflückte man keine Rosen. Manche Frauen des Norden kämpften ebenso wie ihre Männer und sie fanden genau wie sie den Tod auf dem Schlachtfeld.
Lange Zeit schweigen beide und das Prasseln des Feuers irgendwo hinter ihnen scheint das einzige Geräusch auf der ganzen Welt. "Du hast immer gewußt, was ich bin, Cal."
Sie sagt nichts, sieht ihn nur an. Irgendwann knackt ein großer Holzscheit im Feuer so laut, daß beide zusammenzucken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 24. Sept. 2002, 20:35 Uhr
Instinktiv hebt sie die Hand und legt sie auf seine Wange, bedeckt mit ihren Fingern die lange Narbe. Caewlin hätte sagen können: Es war im Krieg! Er hätte auch sagen können: die Speerfrauen des Nordens kämpfen von jeher an der Seite ihrer Männer und unter Fellen, Leder und Panzerung erkennt man oft gar nicht, wen man vor sich hat! Er hätte anführen können, daß er nie leichtfertig getötet hat und es wäre keine Lüge gewesen. Aber er sagt nichts von alle dem, nicht weil er glaubt, er hätte es nicht nötig sich zu rechtfertigen, sondern weil es schlicht nicht seine Art ist. Er lief nicht davon, niemals und so auch jetzt nicht vor der Wahrheit. Denn in Wahrheit macht es einen Unterschied - auch wenn Frauen ebenso starben wie Männer. Und Caewlin weiß das wohl. "Ich liebe dich," murmelt sie und legt den Kopf an seine Brust. "Beenden wir Lektion eins für heute, Caewlin."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Sept. 2002, 17:10 Uhr
Die nächsten Tage vergehen in trübem Regen und nasskaltem Nebelwetter draußen und geschäftigem Tun drinnen. Am Morgen nach ihren ersten Schwertübungen brachten die Bauern der Kätnerstellen mit kleinen, rumpelnden Wagen gezogen von zottigen Ponies Winterholz und die Knechte stapelten es mannshoch an die Wettergeschützten Wände von Stall und Küchengartenmauer. Das Anwesen war jahrelang gut bestellt und bewohnt gewesen, also ist es nicht viel nur die herbstübliche Lieferung.
Die Mägde fegen die großen, dunklen und kühlen Vorratskeller aus und lagern Kartoffeln, Kohl, Wurzelgemüse aller Art, das in mit leicht feuchtem Sand gefüllte Holzwannnen  eingegraben wird, Nüsse und Kräuter ein. In den alten Holzregalen in den vorderen Kellern reihen sich Tonkrüge, Amphoren und Gläser mit Eingemachtem, Marmeladen, Gelees, Säften und Sirupen aneinander. Im Oktober und November soll noch geschlachtet und geräuchert werden - und dann kann der lange Winter kommen.
Jeden Morgen übt Caewlin mit ihr und dem elend schweren Holzschwert und jeden Tag wird ihr schmerzender Arm kräftiger - nur um am nächsten Tag noch heftiger weh zu tun. Aber er läßt sich Zeit und ist geduldig, läßt sie einzelne Schläge und Bewegungen oder Paraden so lange üben, bis sie sogar noch nachts in ihren Träumen alles wiederholt. Hoffentlich ist es diese Schinderei wert... denkt sie mit sarkastischem Lächeln, als sie am Spätnachmittag in der Küche steht, die Hände in weichen Kuchenteig vergraben und ihren rechten Arm kaum bewegen kann. Draußen  geht Herbstregen in feinen Schleiern nieder und es ist kalt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Okt. 2002, 11:18 Uhr
Es war mitten in der Nacht gewesen, als Caewlin nach Hause gekommen war.  Er hatte sich wohl noch ein Bad richten lassen, denn als er zu ihr unter die  Decken gekrochen war, waren weder Gerüche nach Blut noch nach den  stinkenden Tunneln an ihm. Sie wußte nicht genau, wie spät es war, aber die  Morgendämmerung schien nicht mehr fern, also hatte sie ihn schlafen lassen und  dem Gesinde streng verboten größeren Lärm zu machen.
Gegen Mittag schließlich schleicht sie auf Zehenspitzen hinauf in ihr  Schlafgemach und setzt sich vorsichtig auf den Bettrand.
Caewlin schläft noch immer und so beobachtet sie ihn still. An seiner rechten  Seite kann sie über den Rippen die Ränder einer hässlichen Prellung mit blutigen  Striemen ausmachen, aber ansonsten scheint er unversehrt.  Ich werde das  verbinden, wenn er aufwacht... Sie schlüpft aus ihren Schuhen und legt sich  behutsam, um ihn nicht zu wecken, neben ihn. Wärme strahlt von seiner großen  Gestalt aus und sie schmiegt sich dicht an ihn, läßt sich von seinem Geruch und  seinen Armen einhüllen und schließt die Augen. Er murmelt nur etwas in ihr Haar  ohne dabei aufzuwachen und liegt dann wieder still.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 06. Okt. 2002, 17:18 Uhr
Caewlin erwacht langsam, treibt auf der Gischt dunkler Träume in die wache Welt und spürt Calyra in seinen Armen. Ihr Silberhaar duftet schwach nach Rosen und sein Sohn in ihrem Leib tritt kräftig gegen seine schmerzenden Rippen. Im ersten Augenblick weiß er nicht, ob er Lachen oder schmerzhaft Protestieren soll und der Laut, den er hervorschnaubt ist schließlich eine Mischung aus beidem. Er dreht sich vorsichtig auf den Rücken, um die Prellung außer Reichweite der tretenden Kinderfüße zu bringen und Calyra bettet ihren Kopf an seine Schulter. "Warum hast du mich schlafen lassen, Cal ? Es muss schon später Nachmittag sein..." murmelt er. Draußen fällt Regen - schwer und heftig prasselt er auf das herbstliche Laub der Kastanien ums Haus und die Rosenranken um die Erker. Caewlin streckt seine schmerzenden Muskeln und ignoriert das Stechen unter seinem rechten Rippenbogen. "Laß uns aufstehen und etwas Essen. Ich sterbe vor Hunger und ich kann nicht noch länger liegen bleiben."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Okt. 2002, 19:39 Uhr

Calyra blinzelt wie ein verschlafenes Kätzchen und streckt sich wohlig neben ihm  aus - aber dann ist sie von einem Augenblick auf den nächsten hellwach.  Caewlin wußte ja noch gar nichts, von all den Gerüchten, die sie gestern bei  Borgil gehört hat. Er bewegt sich unruhig neben ihr und steht schließlich auf. Der  hässliche Bluterguss und die Quetschungen an seiner Seite sind größer, als sie  gedacht hat und erschrocken presst sie die Lippen aufeinander. "Caewlin, du  mußt mich das ansehen lassen!" Sie wühlt sich aus den Pelzdecken, ordnet ihre  Kleider und ruft eine der Mägde, während Caewlin sich wäscht und ankleidet.  Er schnaubt etwas unverständliches hinter dem Holzparavent hervor, als Dalla  kommt und Calyra ihr aufträgt,  reines Leinen, heißes Wasser und einige  Heilsalben zu bringen, aber sie achtet nicht weiter darauf. Mochte er sich  sträuben wie Mäuseschreck, wenn sie gebadet werden sollte, sie würde diese  Wunde versorgen und wenn er fluchte und schimpfte. Entschlossen hebt sie den  Kopf. Dalla bringt alles Gewünschte und bevor sie wieder geht, trägt Calyra ihr  gleich auf, für ein Abendmahl zu sorgen. Es ist noch Schmorkaninchen vom  Mittag übrig, dazu feine überbackene Gemüse und frisches Brot - das sollte  selbst Caewlin satt bekommen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 06. Okt. 2002, 20:57 Uhr
Zu ihrer Überraschung protestiert Caewlin mit keinem Wort, als er das heiße Wasser, die Verbände und die kleinen Jadetiegel mit den Arzneien sieht, sondern setzt sich nur mit säuerlichem Grinsen auf die Bettkante und läßt sie gewähren. Calyras Finger sind sanft und geschickt, so daß die Prozedur des Wundreinigens und Verbindens seiner Rippen nicht allzu schmerzhaft wird. "Es ist nur eine große Prellung," beruhigt er sie, als er den besorgten, angespannten Ausdruck in ihren Augen sieht. "Das Fleisch ist gequetscht worden, dort wo sich die Ringe des Kettenhemds hineingedrückt haben." Diese Wurmträger, ob tot oder untot oder was auch immer sind entsetzlich stark...den Göttern sei Dank scheinen sie dumm wie Bohnenstroh!
Bald darauf sind seine schmerzenden Rippen fest eingebunden und die Haut unter dem Leinen prickelt von den Heilsalben. Während er sein Hemd wieder überstreift, wäscht sich Calyra die Hände und erzählt von den Gerüchten, die sie bei Borgil gestern hörte. Als sie Ravens Auszug aus der Stadt erwähnt, blickt er auf. "Sie ist sicher zu Mottenfänger gezogen," antwortet er ruhig. Warum überrascht mich das doch? "Und warum auch nicht? Die beiden sind Gefährten. Frag mich nicht, warum sie nicht Nägel mit Köpfen machen, aber es ist ihre Sache." Grinst er. "Laß uns hinunter gehen und Essen, Cal. Ich rieche Kaninchenschmortopf und frisches Brot."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Okt. 2002, 20:07 Uhr
Caewlin steht in dem Zimmer neben ihrem Schlafgemach und sieht sich im Schein  zweier hell brennender Laternen um. Der Raum war ausgeräumt, frisch gestrichen und der honigfarbene Holzboden frisch eingeölt worden und noch roch es schwach nach Kalk und Öl. Handwerker hatten die Wand zu ihrem Schlafgemach hinüber durchbrochen und eine Tür gesetzt.
Die Knechte hatten einige der alten, sandgescheuerten  Möbel aus hellem Holz vom Speicher getragen - zwei Holztruhen, ein Regal, einen kleinen Schrank mit vielen Fächern - und die Mägde hatten sie auf der Steinterrasse gesäubert. Nun stehen sie alle an ihrem Platz - noch nicht ganz an die Wände gerückt, die noch austrocknen müssen und scheinen stumm zu warten. Einen winzigen Augenblick lang ist er versucht, den schweigenden Holzmöbeln die Zunge herauszustrecken, etwas, das er nicht mehr getan hat, seit er ein Junge war. Ich warte genauso ungeduldig wie ihr...und es dauert noch neun lange Wochen!
Calyra hatte die ganzen Sachen, die sie für das Kind gekauft hatte, waschen lassen und die Mägde hatten sie in Weidenkörben bereits ins  Zimmer getragen, wo sie darauf warteten, in Truhen und Schrank geräumt zu werden. Ein winziges weißes Leibchen liegt obenauf, fast kleiner als seine Hand und er streicht mit einer Mischung aus Faszination und Ehrfurcht über den feinen Stoff. Es war so ungeheuer klein. Er atmet tief ein und sofort melden sich die schmerzhaft geprellten Rippen. Caewlin murmelt etwas von "verdammt" und "Hölle" und verläßt das zukünftige Zimmer seines Sohnes auf der Suche nach Calyra und einem Abendmahl...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Okt. 2002, 10:36 Uhr

Die Luft ist klar wie Glas und die Sonne hat jenen goldenen Schimmer wie ihn  nur der Herbst zu bringen vermag. Wind weht über den See und rauscht in den  Buchen oben am Nordstrand, die wie von geisterhand berührt übernacht  herbstlich bunt geworden scheinen. Gelbgold, bronzebraun und leuchtend rot  schimmert es in den Kronen der Laubbäume, dazwischen erheben sich hohe  immergrüne Soldatenkiefern, Zedern und Föhren. Oben auf der Weide grasen Halbmond und der Graue in der Vormittagssonne und beider Fell glänzt wie flüssiges Silber zwischen Lachen aus dunklem Rauch.
Fröstelnd im kühlen Wind kuschelt sie sich fester in ihr pelzgefüttertes Cape und geht dann über die Steinterrasse und die Südseite des Hauses herum bis zum holzgeschnitzten Arkadengang an der Frontseite. Zufrieden geht ihr Blick über die bunten Kastanienbäume und den Kiesweg bis vor zum  Tor. Der Garten war winterfertig, die Beete abgeräumt bis auf das, was im Küchengarten noch wuchs und die Herbstblumen - violette und purpurne Astern, gelber Sonnenhut und die letzten, gefüllten Dahlien. Auf der Steinterrasse blüht noch der Oleander. Das Kind in ihrem Leib tritt kräftig gegen ihren Magen und sie japst lachend nach Luft. Der Wind weht stärker, verweht ihr offenes Haar und rötet ihre Nase. Sie schnuppert in die Luft wie eine Katze und lächelt. "Es ist endgültig Herbst geworden," flüstert sie leise und richtet ihre Worte an ihr Kind. "Bald wird der lange Nebel kommen und dann der erste Schnee. Und du...und du."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Okt. 2002, 18:41 Uhr
Die Mogbars hatten bei Sonnenaufgang zwei  Schweine  geschlachtet und waren seit dem Morgen mit Zerlegen, Ausnehmen und Verarbeiten beschäftigt. Caewlin hatte beide Schweine abgestochen und  nachdem die Knechte sie gebrüht hatten, um die dichten Borsten von der Haut lösen zu können, hatte er sie mit Haken an den Hinterläufen zum Ausbluten aufgehängt. Danach war er sich allerdings in dieser Heerschar wuselnder Gnome völlig fehl am Platz vorgekommen und nachdem er dauernd im Weg gestanden war, hatte ihn die dicke Köchin freundlich aber bestimmt gebeten, doch ihren Kesseln fernzubleiben
Im Räucherhaus brennt nun Birken- und Buchenfeuer und in zwei gewaltigen Kesseln sieden in schmackhafter Fleischbrühe Blut, und Leberwürste, Kesselfleisch und die Innereien. Schinken werden eingesalzen und sowohl zum Luftrocknen als auch in den würzigen Rauch gehängt, Pökelfleisch wird  in Laken eingelegt - die Mogbars arbeiten schnell und geschickt, tun ihre Arbeit mit der Lässigkeit jahrelanger Erfahrung und singen unverständliche Lieder während sie geschäftig hin und hereilen und den Anweisungen ihrer dicken Köchin folgen.
Caewlin läßt sie grinsend allein und kehrt ins Haus zurück, wäscht  sich in einem langen Bad Blut, Schmutz und Gestank ab und sich zieht sich um. Dann geht er, um Calyra zu suchen und findet sie  vor dem Haus, wo sie mit ihrem ungeborenen Sohn flüstert und ihre Nase in den Wind streckt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Okt. 2002, 19:32 Uhr
Der Wein, der die Mauer fast überall überwucherte war jetzt rot wie Feuer und unter den hohen Kastanien mit ihren gelben und braunen Blättern fühlte man sich wie in einer hohen Halle aus goldenem Licht. Eine Weile sagt Calyra kein Wort, lehnt sich nur an ihn und spürt seine Wärme sogar durch ihr dickes Cape.  Caewlin schweigt und schließt sie in seine Arme und schließlich sagt sie leise: "Wenn du wieder in die Unterstadt hinunter gehst, gehe ich mit."
Es ist keine Frage und keine Bitte, das ist deutlich in ihrem Ton zu hören. Die Prellung seiner Rippen hat sich von hässlichem Blauviolett zu gelblichem Grün verfärbt - es wird ihn kaum noch länger davon abhalten, seine mühselige Jagd dort unten in den stinkenden Tunneln und finsteren Gassen der alten Kanäle wieder aufzunehmen. Sie hat Angst, aber sie fürchtet nichts für sich, sondern um ihn. Wenn Caewlin wieder hinunterging, würde sie mitgehen. Selbst die lange Dunkelheit der Gänge dort unten war nicht so erschreckend wie hier untätig zu sitzen und darauf zu warten, ob er wiederkehrte oder nicht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Okt. 2002, 20:43 Uhr
Caewlin sitzt in den flackernden Schatten des Kaminfeuers in seinem breiten Stuhl in der Halle und beobachtet Calyra, die am Tisch sitzt und allerlei verschiedene Sämereien in kleine Wachstuchumschläge einpackt und sorgsam beschriftet: die Samen einiger Sommerblumen, die sie für nächstes Jahr aufbewahren  möchte. Ein paar silberne Locken haben sich aus dem aufgesteckten Zopf gelöst und umrahmen ihr feingeschnittenes Gesicht. Seine Augen sind dunkel und er brütet schweigsam vor sich hin. Am liebsten würde er sie schütteln und anschreien, ob sie denn völlig den Verstand verloren habe, ihn dort hinunter begleiten zu wollen, aber er weiß sehr wohl, daß all sein Zorn geboren aus Sorge wirkungslos abgeprallt wäre. Wenn sich diese Frau einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann tat sie es auch und niemand, auch er nicht, konnte sie davon abhalten. Es ist völlig verrückt, bei allen sieben Höllen! Es ist gefährlich dort unten. Für sie und das Kind noch zehnmal gefährlicher als für mich oder jemanden, der sich seiner Haut wehren kann... Er hatte ihr all das und noch mehr gesagt: natürlich hatte er widersprochen. Noch im selben Augenblick hatte er gewußt, daß sie diesmal nicht nachgeben würde. Und wenn er sie nicht mitnahm, dann würde sie ihm folgen, so wie sie es schon einmal getan hatte. Und damals war sie unsere Rettung...meine Rettung. Er kann sich nur sehr schemenhaft an diese kurze Zeitspanne erinnern, als dieser Wurmfrauendämon ihn geistig in seiner Gewalt hatte. Tod. Tunnel. Fäulnis. Verderben. Blitzende Schwerter und Ninianes Gesicht voller Angst und Zorn. Aber er weiß noch sehr gut, wer den bleiernen Bann und den blutigen Schleier von seinen Augen genommen hatte - Calyra. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn sie sich nicht heimlich aufgemacht hätte und ihnen gefolgt wäre? Und ihr Gesang...Fast schaudernd erinnert sich Caewlin an die machtvollen Töne, die ihm bis in die Knochen gedrungen und alles eingehüllt hatten, als stehe man inmitten einer mächtigen, summenden Glocke.
Ich könnte sie zwingen hier zu bleiben und dafür sorgen, daß sie mir nicht folgen kann...flüstern seine Gedanken. Er stützt das Kinn in beide Hände - nun gut, eine Hand und einen eisenumschlossenen Stumpf - und sieht sie an, trinkt ihr Bild mit seinen Augen und schüttelt fast unmerklich den Kopf. Du weißt, daß es das beste wäre...wispert die Stimme weiter. Du weißt es.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Okt. 2002, 21:03 Uhr
Rizac Voiren findet sich gegen Mittag des Tages nach seinem Gespräch mit Raven vor dem Anwesen am Seeufer ein.
Hohe Mauern... aber bewachsen mit wildem Wein...
Rizac zieht kurz an dem Gewächs, das große Teile der Mauer überwuchert.
Macht es einem Mann recht einfach einzudringen...
Danach wendet er sich dem Tor zu.
Sieht stabil aus...
Er drückt kurz gegen die in das Tor eingelassene Tür.
... nützt ungeschlossen aber nicht viel.
Rizac beschließt erstmal auf Raven zu warten und setzt sich neben dem Tor auf einen Stein und streckt die Beine aus.
Er schließt die Augen und scheint nach wenigen Minuten eingeschlafen zu sein, hört sich jedoch aufmerksam um.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 10. Okt. 2002, 22:00 Uhr
Wie üblich wählt Raven den Weg am Ufer des Ildorel entlang und erreicht Caewlins und Calyras Anwesen von der Seeseite her. Normalerweise wäre sie jetzt einfach durch die Hinterpforte geschlüpft, doch sie hält sich im Schatten der Mauer und umrundet das Grundstück, bis sie oben auf dem buckligen Pflaster der Straße steht. Als sie sich nach rechts zum Tor wendet, ist das erste, was ihr ins Auge sticht, ein Paar langer Beine in hohen Stiefeln. Der Besitzer derselben lümmelt bequem auf einem der großen Steinbrocken neben dem Tor und döst in der warmen Mittagssonne. Na, der hat die Ruhe weg ... Raven grinst, als sie sich leise nähert und erst als sie kaum mehr zwei Schritte von Rizac entfernt ist, scheint er sie zu hören und blinzelt gegen die Sonne.

"Offensichtlich habt Ihr das Haus schnell gefunden", nickt Raven ihm zu. "Seid gegrüßt, Rizac." Sie späht durch das Tor, kann aber weder Calyra noch Caewlin entdecken und auch von Pip oder einem der anderen Mogbars ist nichts zu sehen, so daß sie einfach den Torflügel öffnet und Rizac mit einer Handbewegung bedeutet, ihr zu folgen. "So, nun werdet Ihr gleich einen der ehrenhaftesten Männer der Herzlande kennenlernen und seine bezaubernde Gefährtin dazu. Aber nehmt Euch in Acht vor Calyra", feixt sie, "sie kann einen in Grund und Boden singen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Okt. 2002, 22:14 Uhr
Rizac folgt Raven in den Innenhof des Grundstücks.
"Jemand sagte mir mal ich könnte nicht singen... liegt vielleicht daran, daß er als Barde von Fürstenhof zu Fürstenhof zog."
Er grinst.
Leise die Kleine, sehr leise, hätte sie beinahe überhört...
"Das Anwesen ist ziemlich groß. Caewlin muss über viel Geld verfügen, wenn er sich dieses Grundstück leisten kann. Allerdings wundert es mich dann, daß weder das Tor geschlossen ist und die Mauern mit wildem Wein bewachsen sind."
Rizac beobachtet das Haus.
Hm, das Haus sieht auch nicht sicherer aus. Solide Bauweise, aber der Bewuchs macht es einem Einbrecher sehr einfach...
"Wie habt ihr Caewlin eigentlich kennengelernt?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Okt. 2002, 22:27 Uhr
Calyra räumt die Sämereien zusammen und verstaut alles in einem kleinen, verschließbaren Schilfkorb, den sie hinaus in die Küche und dort in eine der Vorratskammern trägt. Als sie wieder in die Kaminhalle zurückkehrt, hat sie ein Methorn und einen Kelch Mandelmilch bei sich und stellt Caewlin das Trinkhorn hin. Seine Augen sind so düster wie seine Stimmung und seit dem Morgen, als er zuerst "Nein!" gegrollt und ihr dann lange versucht hatte, ihr Vorhaben auszureden, hatte er kein Wort mehr gesagt. "Caewlin..."
Sie würde nicht nachgeben, ihr Entschluss steht fest. Abgesehen von der Tatsache, daß sie alles ertragen konnte, aber nicht noch einmal hier auf ihn zu warten und nichts tun zu können, hat sie tief in ihrem Inneren die feste Gewissheit, daß sie mit ihm gehen muss. Sie hat sich selbst schon hundertmal gesagt, daß das albern ist und sie nichts tun könnte, nutzlos dort unten wäre, aber das Gefühl will einfach nicht von ihr weichen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 10. Okt. 2002, 22:28 Uhr
"Caewlin ist ein Nordmann", erklärt Raven, während sie nebeneinander den Kiesweg entlang zum Haus stapfen. "Er hat mir vor langer Zeit geholfen, als mein Pferd in einer Sturmnacht einen Abhang hinuntergestürzt ist. Das nächste Mal trafen wir uns dann in der Kanalisation unter der Stadt wieder ..."

Ihr Gesicht wird auf einmal verschlossen, als sie an die Erlebnisse bei ihrer ersten Exkursion in den Kanälen und an Caewlins verlorene Hand denkt, an die widerlichen Kanalratten und ihr Verlies und an die langen Tage in absoluter Dunkelheit. Sie wechselt schnell das Thema, um unangenehmen Fragen zu entgehen und meint scherzhaft: "Oh, mit Calyra würde ich mir kein Gesangsduell liefern wollen - da würden die Chancen ziemlich ungleich stehen."

An der Tür angekommen, schlägt Raven mit dem bronzenen Klopfer gegen das dunkle Holz und wartet auf eine Reaktion aus dem Inneren des Hauses. Währenddessen beobachtet sie Rizac aus den Augenwinkeln. Wie genau er das ganze Anwesen mustert ... als wäre er ein Dieb, der die Örtlichkeit seines nächsten Raubzuges auskundschaftet... Aber sie verwirft den Gedanken schnell wieder. Denk nicht immer gleich nur Schlechtes von den Leuten, vielleicht interessiert er sich einfach für die Stadt und ihre Bewohner, nicht jeder gehört schließlich zum Gesindel der Diebe und Nachtwerker so wie ich einst ...

Geduldig warten sie vor der Tür und Raven pflückt sich derweil ein paar der reifen Trauben, die durch das dichte Laub an der Hausmauer blitzen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Okt. 2002, 22:39 Uhr
"Ein Nordmann... interessant. Ich habe weit im Süden einmal eine Gruppe Bärenfellträger getroffen.
Der dortige Fürst hatte ihnen ein Stück Land geschenkt.
Hünenhafte Kerle. Einer überagte mich um beinahe anderthalb Köpfe und die anderen Waren auch nicht wesentlich kleiner.
Waren beindruckende Kämpfer.
Durfte einmal an ihrer Seite kämpfen. Sie haben zwar keinerlei Ahnung von Taktik, aber das machen sie durch ihr Ungestüm mehr als wett."
"Löwen?... Interessanter Name für große Hunde..." hört Rizac Faenwulfs Worte, während dieser den Kadaver eines Löwen, dem er vor wenigen Minuten den Schädel eingeschlagen hatte, hochhielt, sagen.
"Na ja, wenigstens konnte ich besser singen als sie."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Okt. 2002, 22:49 Uhr

Caewlin nimmt einen langen Schluck von seinem Met, der kühl und wenig süß ist, angenehm nach Hopfen und nur leicht Honig schmeckt. "Ich will nicht mit dir Streiten, Cal. Ich halte von deinem Vorhaben nichts und das weißt du." Seine Stimme ist so rauh als sei sein Hals voller Eisensplitter. " Aber wir wissen beide, daß dich das nicht umstimmen oder abhalten wird, nicht wahr? Was bleibt mir also übrig, wenn ich dich nicht einsperren und bewachen lassen will? Und da..." in diesem Augenblick klopft es an der Tür und er verstummt. Caewlin tauscht einen Blick mit Calyra, der ihm zeigt, daß auch sie nicht weiß, wer sie besucht. Er steht auf und altes Mißtrauen macht sich in ihm breit. Dann schilt er sich selbst einen Narren - es gibt genug Leute in der Stadt, die ihn oder Calyra oder sie beide kennen und es ist nicht das erste Mal, daß einer von ihnen unverhofft bei ihnen auf der Türschwelle steht. Trotzdem hält er Calyra zurück, als sie in die Vorhalle gehen will und geht selbst und öffnet die Tür.
Ihm gegenüber steht Raven, die eine Hand voll Trauben, von denen sie gerade nascht und hinter ihr ein dunkelhaariger Mann mit Raubvogelgesicht, den er noch nie gesehen hat. Raven lächelt ihn leicht verlegen an und schwenkt die Trauben. "Lass es dir schmecken, Raven" begrüßt er die kleine Diebin und schenkt ihr ein kurzes Grinsen. Dann wendet er sich an ihren Begleiter, der ein wesentlich neutraleres Kopfnicken als Begrüßung erhält, öffnet die Tür ganz und läßt beide eintreten. Wer immer er war, Raven hatte ihn mitgebracht und sie würde seine Neugier schon noch befriedigen.  "Was führt dich her?"  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 10. Okt. 2002, 23:01 Uhr
Raven wirft Rizac einen verblüfften Blick über die Schulter zu und kann sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. "Recht viele Normander habt Ihr wohl noch nicht getroffen ... daß er die meisten um Längen überragt, das ist richtig, aber stellt Euch Caewlin bloß nicht als Bärenfellträger vor. Doch Ihr werdet ja gleich selber sehen ..."

Dann erhellt sich Ravens Gesicht in einem Lächeln, als Caewlin die mächtige Tür öffnet und sie und den Fremden ein wenig erstaunt ansieht. "Stell mir nicht immer solche Fragen", grinst sie, "Calyra und du führen mich hierher, was auch sonst? Und ich muß mit dir sprechen wegen ... du weißt schon. Hat Morholdrim sich denn noch nicht gemeldet? Langsam mache ich mir wirklich Sorgen."

Sie tritt einen Schritt beiseite und weist auf den hochgewachsenen Mann neben ihr. "Das ist Rizac Voiren", erklärt sie dem Krieger. "Er ist noch nicht lange hier in der Stadt, aber Borgil hat ihm wohl einiges von den Vorgängen unter diesen Straßen verraten, so daß er mich gestern aufgesucht hat, um Näheres darüber zu erfahren. Vielleicht kann er uns helfen", meint sie und wendet sich ihm zu. "Aber sprecht selbst, Rizac ..."

Ungerührt tut sie sich weiter an den süßen Trauben gütlich. "Die sind ausgezeichnet", stellt sie fest.
"Ist Calyra auch zuhause?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Okt. 2002, 23:13 Uhr
"Nein, bisher kein Wort von dem Zwerg," antwortet Caewlin rauh und als sie die Vorgänge in der Unterstadt erwähnt nickt er düster. Dann stellt sie ihren Begleiter vor und er mustert den Fremden offener. Ein mittelgroßer Mann mit dunklem Haar und einem Gesicht, daß an einen Falken erinnert.  "Ja, geh in die Kaminhalle, Calyra wartet am Feuer," er weist hinter sich und als beide eingetreten sind, schließt er die Tür. "Caewlin von Sturmende," stellt er sich vor. Was mag Borgil veranlaßt haben, einem Fremden der neu in der Stadt ist, derart viel zu berichten? "Borgil hat Euch also eingeweiht?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Okt. 2002, 23:18 Uhr
Rizac erwiedert das Nicken des Nordmanns.
"Nun, da ich vorhabe längere Zeit in dieser zu verweilen, erkundigte ich mich bei Borgil nach einer Verdienstmöglichkeit für mich, da meine Mittel nicht ewig reichen werden. Nach einer gewissen Weile kam unser Gespräch auf die Unterstadt und er warnte mich vor den Vorkommnissen dort unten und erzählte mir von dem Kampf, den Niniane, ihr und ein paar andere dort unten mit diesen... Würmern?... austrugt.
Da diese Wesen anscheinend wieder aus ihren Verstecken herauskriechen, dachte ich mir, ihr könntet einen weiteren Mann gebrauchen."
Rizac erinnert sich an Ravens Reaktion.
"Versteht mich nicht falsch. Es geht mir nicht ums Geld. Ich will lediglich helfen die Bewohner dieser Stadt zu schützen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Okt. 2002, 23:33 Uhr
"Er hat Euch von dem Kampf erzählt?" Caewlin macht eine schon einladendere Handbewegung in Richtung Kaminfeuer, wo Raven bereits bei Calyra am Tisch sitzt und beide folgen der Diebin in die größere Halle. "Dann müßt Ihr Borgil schwer beeindruckt haben," er weist Rizac einen Platz an der langen Tafel und setzt sich selbst wieder in seinen hochlehnigen Stuhl ans Feuer.
Eine Magd wuselt herein, ebenso klein und braunhäutig mit wollenem Haar und breitem Gesichtchen wie die Mogbars von Borgil und stellt Brot, Salz, Wein, Met und Hippokras auf den Tisch, samt Kelchen und Bechern.
"Der Harfenwirt weiß stets über alle Vorgänge in der Stadt bescheid, egal wie unbedeutend sie auch sein mögen. Er gibt seinen Gästen auch bereitwillig Auskunft. Aber für gewöhnlich erzählt er ihnen nicht gleich derart viel. Und schon gar nicht, wenn es um Niniane geht."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Okt. 2002, 00:02 Uhr
"Das hat mich auch etwas verwundert", bestätigt Raven mit einem Nicken, nachdem sie Calyra herzlich begrüßt hat. Nun ist wirklich nicht mehr zu übersehen, daß sie Nachwuchs erwartet und sie sieht so strahlend schön aus wie das blühende Leben selbst, wie Raven neidlos anerkennen muß. Allerdings liegt eine merkwürdige Spannung in der Luft, so als ob es einen Streit gegeben hätte und Calyras Wangen sind gerötet.

"Aber im Allgemeinen ist auf Borgils Menschenkenntnis wohl Verlass", fährt sie dann fort, "und er wird sicher niemand leichtfertig geheime Dinge erzählen, dem er nicht trauen würde. Und da er ja nun ohnehin schon etwas drüber weiß ... wir sind so wenige im Kampf gegen diese verfluchten Würmer, viel zu wenige..."

Die Tatsache, daß Caewlin von Morholdrim immer noch keine Nachricht erhalten hat, beunruhigt sie nun doch ziemlich und ihr drängt sich der Gedanke auf, daß der Zwerg sich vielleicht schon selbst in die Luft gesprengt hat bei seinen sonderbaren Versuchen. "Seltsam, daß Morholdrim sich nicht meldet", meint sie mit fragendem Blick auf den Krieger. "Wenn er in den nächsten Tagen nicht auftaucht, sollten wir wohl besser nachsehen, wieso er in der Versenkung verschwunden ist."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Okt. 2002, 09:05 Uhr
Calyra sitzt quer zum Tisch - um ihn noch unter der Tischkante unterzubringen ist ihr Bauch nun wirklich zu groß geworden. Ein Lächeln strahlt über ihr Gesicht, als Raven in die Kaminhalle kommt und sich zu ihr setzt und sie begrüßt die Diebin mit einer herzlichen Umarmung - was nur etwas schwierig ist, denn auch hier ist ihr gerundeter Leib im Weg. "Wen hast du da mitgebracht?" Fragt sie leise, als sie die Stimmen von Caewlin und einem fremden Mann im Vorraum hört. Aber Raven kommt nicht dazu, zu antworten, denn Caewlin führt den Fremden bereits in die Halle. Mäuseschreck streicht maunzend um ihre Beine und heischt Aufmerksamkeit. Die zierliche Katze ist inzwischen fast ausgewachsen. Groß würde sie nie werden, aber sie ist ein ausgezeichneter Mäuse und Rattenjäger, doch im Augenblick beachtet Calyra sie nicht. Sie blickt den unbekannten Gast neugierig, aber vorsichtig an. Er sieht aus, als hätte er schon einiges gesehen und er ist kein junger Mann mehr, wenn auch noch nicht alt. "Willkommen in meinem Haus. Ich bin Calyra von Sturmende." Sie lächelt vorsichtig über den Tisch.  Schon einen Augenblick später dreht sich das Gespräch um Unterstadt und Wurmdämonen und während sie innerlich ergeben seufzt, lauscht sie aufmerksam. Borgil hat den Fremden also praktisch hergeschickt. Nun ja, vielleicht nicht direkt zu Caewlin, aber zu allen, die schon einmal in den Kanälen waren. Seltsam...aber Hilfe wäre eine gute Nachricht. Der Fremde wirkt sehr interessiert, fast wachsam, während sie sprechen und in seinen Augen liegt eine Art ernster Aufrichtigkeit, zumindest was diese Sache anzugehen scheint. Und noch etwas anderes, wie ein immer noch dunkelnder Schatten alten Unglücks.
Als Raven ihre Sorgen um Morholdrim ausdrückt, schüttelt Calyra neben ihr sacht den Kopf . "Ich glaube, Morholdrim wurde nur aufgehalten und bin mir sicher, er wird bald hier auftauchen. Wenn er sich heute nicht meldet, schicke ich Pyp rasch bei ihm vorbei."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Okt. 2002, 10:18 Uhr
"Ja, du hast recht", nickt Raven Calyra zu. "Normalerweise ist auf Morholdrim wirklich Verlass und er wird schon noch auftauchen. Vielleicht waren auch seine Versuche nicht so erfolgreich, wie er gewünscht hätte. Ich habe zwar nicht viel Ahnung von Alchemie und mir reicht es, wenn ich einen ordentlichen Tee zubereiten kann, aber ich könnte mir vorstellen, daß es schwierig ist, ein Mittel gegen diese Biester zu finden."

Fasziniert betrachtet Raven das wohlgerundete Bäuchlein der Bardin, das unter ihrem Gewand zu sehen ist. "Es dauert wohl nicht mehr lange", freut sie sich, aber dann wird ihr Gesicht ernst und sie senkt die Stimme zu einem Flüstern. "Dir wird nicht wohl dabei sein, Caewlin wieder dort hinuntergehen zu lassen", seufzt sie dann. "Kannst du ihn denn noch begleiten in dem Zustand? Du würdest wohl nicht nur dich, sondern auch euer Ungeborenes in Gefahr bringen. Aber andererseits ... ist es nicht gerade das, wofür wir kämpfen, für das Leben in dieser Stadt und auch für ihre Kinder?"

Einen Moment lang denkt sie an Kizumus Sohn Ieras und an die kleine Aelinor, von der sie schon so lange nichts mehr gehört oder gesehen hat, und auch an den Nachwuchs ihrer beiden Freunde hier, der bald zur Welt kommen wird - und ihr wird himmelangst bei der Vorstellung, daß solche unschuldigen Kinder mit solchen Gefahren aufwachsen müssten. Und doch ...

"Ich weiß selbst nicht, was ich tun soll", gibt Raven dann zu. "Mottenfaenger wird wohl niemals wieder einen Fuß dort hinunter setzen und ihn allein lassen will ich nicht. Aber ich kann doch auch euch nicht im Stich lassen ..." Auf einmal kann sie deutlich Mottenfaengers Gesicht vor sich sehen und die Worte in ihrem Geiste nachhallen hören, die er sprach, bevor sie das letzte Mal in den Kanal hinuntergestiegen waren ...Du hast mir gesagt, dass du nie wieder hinunter will... du selbst hast es mir gesagt... und jetzt führst du uns an...

Einen Herzschlag lang kämpft sie mit den Tränen, doch dann bemüht sie sich, einen hoffnungsvollen Ton anzuschlagen. "Es wird schon alles gutgehen ... hast du in der Zwischenzeit mit dem Schwert weitergeübt und Katzen gefangen?" Doch ein Blick auf Calyras zerkratzte Hände und Unterarme macht ihr klar, daß die Frage eigentlich überflüssig ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Liya am 11. Okt. 2002, 10:45 Uhr
test

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Okt. 2002, 11:48 Uhr
"Noch acht Wochen, sieben vielleicht," sie legt die Hand auf ihren Leib und feine Röte überzieht ihr sonnengebräuntes Gesicht auf Nase und Wangen. "Langsam wird es anstrengend, aber ich fühle mich sehr gut." Nur so rund wie ein Eichenfass.
Als Raven ihre Stimme senkt, wendet sie sich ihr näher zu. "Caewlin jagt die Würmer seit Wochen schon alleine, Raven," antwortet sie dann ebenso leise. "Aber wenn sie aufbrechen, die Nester in Brand zu stecken, werde ich ihn begleiten." Ihre Stimme klingt sehr ruhig und hat etwas endgültiges an sich. "Niemand wird meinem Kind irgendetwas zu Leide tun." Ihr Blick und das sonst so sanfte Gesicht werden überraschend  hart und entschlossen. Dann macht sie eine rasche Handbewegung und zieht die Nase kraus, als wolle sie ungewollte Tränen oder unangenehme Gedanken verscheuchen. "Oh Raven, Caewlin ist fürchterlich wütend deswegen, das kannst du dir ja denken, aber ich weiß einfach, daß ich mit dort hinunter muss. Ich weiß, daß ich mit meiner Stimme etwas ausrichten kann - du hast sie selbst gehört, das letzte Mal als wir...als wir..." geflohen sind und dich zurückgelassen haben. Sie sieht auf ihre Hände, die nun beide auf ihrem Leib ruhen. "Es tut mir leid," flüstert sie. "Ich war Schuld, daß der Tunnel eingestürzt ist und du von den anderen getrennt wurdest. Es war mein Gesang - aber ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung, daß soetwas geschehen könnte." Leicht hilflos und mit verräterisch blanken Augen sieht sie Raven an und hofft, die Diebin würde ihr keine Vorwürfe machen.
"Ich habe vor Wochen schon mit dem Katzenfangen aufgehört," murmelt sie, "nachdem ich Borgils einohrigen Dämonenkater erwischt hatte..." Die Kratzer stammen allesamt vom Ausschneiden der Heckenrosen und Brombeeren. Und Caewlin... weiß es längst. Das mit den Schwertübungen. Er trainiert jeden Morgen mit mir, so lange ich durchhalte. Ich lerne, wenn auch nur langsam," mit nachdenklicher Miene sieht sie auf ihren Bauch hinunter. Bald kann ich einen Weinkelch darauf abstellen, wenn ich sitze... "Dieser Bauch ist überall im Weg, aber wirklich überall!" Schnaubt sie.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Okt. 2002, 12:38 Uhr
Überrascht schaut Raven in das Gesicht der Bardin und für einen Moment sieht Calyra tatsächlich aus wie eine wütende Wildkatzenmutter, die bereit ist, ihre Jungen mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Würde ich nicht das selbe tun, wenn etwas bedroht wäre, das ich liebe? Natürlich würde ich das ... ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. Was sollten wir auch sonst tun?

In stillem Verständnis treffen sich kurz ihre Blicke und Raven lächelt, als Calyra auf ihre Stimme zu sprechen kommt. "Oh ja, ich weiß, was du damit anrichten kannst", scherzt sie. "Das ist keine gewöhnliche Singstimme - das ist eine Waffe!" Erinnerungen an einstürzende Mauern und Staubwolken, an totenstille Gänge und eisige Dunkelheit überfluten sie mit einem Mal und ihr Gesicht wird blass dabei. Doch sie wendet sich Calyra zu und drückt fest ihre Hand.

"Du kannst nichts dafür", sagt sie leise. "Niemand wußte, wie stark deine Stimme ist und was geschehen würde, und selbst wenn du es vorher gewußt hättest, du hättest sie trotzdem einsetzen müssen, schon allein um Caewlin zu retten. Mach dir keine Gedanken mehr darum, ich bin ja wohlbehalten wieder zurückgekommen." Und Blessuren haben wir dort unten alle erlitten, die manche von uns wohl noch lange Zeit verfolgen werden ...

Traurig denkt sie an Caewlins verlorene Hand und an Mottenfaenger, an dessen Seele diese dreimal verfluchten Kanäle wohl den größten Schaden angerichtet haben. "Wir werden nun einfach abwarten, was Morholdrim herausgefunden hat - vielleicht hat er ja in seinem Labor eine geniale Geheimwaffe gegen diese Wurmplage gefunden." Sie grinst. "So wie wir ihn inzwischen kennen, werden wir vermutlich mit tonnenweise Flaschen und Tiegeln bepackt dort hinuntergehen müssen." Dabei ist noch nicht einmal gewiss, daß ich ihnen diesmal folgen werde...

Raven lauscht weiter auf Calyras Erzählungen, während Caewlin und Rizac sich ebenfalls leise unterhalten. Die Mogbars füllen so still und unauffällig die Karaffen nach und stellen Schalen mit Trauben und Käse auf die Tafel, daß Raven sie kaum wahrnimmt, so lautlos bewegen sie sich durch die Halle. Als die Bardin erzählt, daß sie sogar dieses vermaledeite Vieh von einem Kater erwischt hat, zieht Raven mit theatralischer Geste einen nicht vorhandenen Hut vor ihr und ihr Gesicht leuchtet vor Freude. "Respekt, das hast du gut gemacht! Die Unterwelt wird vor dir erzittern und Caewlin kann froh sein, daß er überhaupt so etwas wie dich abbekommen hat." Mit einem Schmunzeln sieht sie zu dem hochgewachsenen Krieger hinüber.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 11. Okt. 2002, 14:35 Uhr
"Ich weiß nicht, inwiefern ich Borgil beeindruckt haben sollte, ich fragte lediglich und bot an zu helfen.", antwortet Rizac Caewlin.
"Er schien sich allerdings zu machen, als das Gespräch auf Niniane kam.
Borgil erzählte mir,daß sie im Sommer nach Nebrinôrthares aufgebrochen sei.
Haben die beiden ein besonderes Verhältnis?"
Rizac spielt mit dem Ring an seiner Kette, während er weiterspricht:
"Borgil gab mir bisher nur Eure Namen und ein paar Informationen über die Gefahr, welche von der Unterstadt droht. Raven ergänzte diese, aber ich würde gerne auch Eure Version hören, was sich dort unten zutrug und zuträgt.
Informationen sind der wichtigste Bestandteil der Kriegsführung."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Okt. 2002, 19:00 Uhr
Caewlin tauscht einen kurzen, vertrauten Blick mit Raven und ein winziges Lächeln erhellt sein Gesicht. Dann wendet er sich wieder seinem Gast zu.
"Ich weiss nur, daß der alte Zwerg viel mehr ist, als nur der wohlhabende Wirt eines gutgehenden Gasthauses. Erstens gehört ihm irgendwie die halbe Stadt, zweitens hat er ungeheuren Einfluß im Rat und drittens kennt  er alle wichtigen Leute. Außerdem scheinen alle Flüsterer und Ohrenbläser des Westufers in seinen Diensten zu stehen..." antwortet er schnaubend, doch seine Augen glitzern. "Borgil und Niniane ein Verhältnis? Nicht, wenn Ihr etwas Körperliches meint. Sie sind allerdings sehr, sehr alte Freunde. Ich glaube, Borgil weiß von uns allen am Meisten über sie und Niniane ist..." Einen Augenblick schweigt er und schenkt sich ein weiteres Horn Met ein, aber mehr würde er nicht trinken.
"Niniane ist anders." Der alte Zwerg würde für Niniane durchs Feuer gehen...wir alle würden das.
Die Waldläuferin ist soviel mehr, als nur eine halbelfische Hüterin der Wälder und er weiß instinktiv, daß er nur einen winzigen Bruchteil ihrer Macht, Vergangenheit oder Art kennengelernt hat. Er schwenkt seinen Armstumpf mit
säuerlichem Grinsen. "Das ist ein Teil meiner Version. Ich nehme an, Ihr wollt nicht die Kurfassung hören." Er nimmt sich sein Trinkhorn und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. "Im Frühling dieses Jahres tauchte eine fremde Frau in der Stadt auf, die sich Darryl nannte, wie wir später erfuhren. Sie sorgte überall für Unfrieden, aber vor allem legte sie sich mit Niniane und Tian Shi, der Heilerin an - und einmal auch mit dem Spassmacher ...ahm, Mottenfänger, dem Druiden des Waldes. Ravens Gefährten. Niniane hat sie jedesmal erfolgreich zurückgeschlagen, aber diese Frau verfügte über schwarze Kräfte. Dämonische Kräfte. Und Niniane zuzusetzen, dazu gehört schon etwas. Ich weiß nicht mehr wirklich, wie es dazu kam, aber es wurde beschlossen, die Tunnel und Kanäle unter der Unterstadt auszukundschaften. Das sind die Reste eines Katakombensystems aus alter Zeit, teilweise verschüttet, und teilweise von Dieben, Mördern und Verrückten als Zufluchtsort genutzt. Raven sollte der Kundschafter sein - schließlich kannte sie die Tunnel aus vergangenen Tagen und Niniane schickte mich mit ihr - irgendjemand mußte auf unseren Dreikäsehochlangfinger aufpassen." Er tauscht ein freches Grinsen mit der Diebin, das diese prompt mit einer Grimasse quittiert. Aber dann wird sein Gesicht sehr ernst und seine Augen eine Spur dunkler."Wir fanden eine Kammer mit Leichen, alle von Innen heraus ausgefressen und einige andere Wurmspuren. Diese Würmer sind - " er zuckt mit den Schultern. "Wir wissen nicht, ob es Parasiten oder Dämonen sind oder vielleicht eine Mischung aus beidem. Ihre Führer haben eindeutig dämonische Kräfte. So ein Wurm ist klein, kaum größer als meine Hand, und sieht aus wie eine deformierte Mischung aus einem Käfer und einer Made. Sie haben lange, peitschendünne Tentakel und eine Säure, die sehr stark ätzt. Aber was sie wirklich gefährlich macht, sind ihre mentalen Kräfte. Gerät man einmal in ihren Bann, wird man zu einem willenlosen Ding, das nur noch eins im Sinn hat: alles Lebendige in Reichweite zu töten." Er nickt zu Raven hinüber. "Sowohl Raven als auch ich haben diese Erfahrung schon gemacht," fährt er fort und es gelingt ihm nicht ganz, die Bitterkeit aus seiner Stimme fernzuhalten. "Jedenfalls ließ diese Kammer und die vielen Leichen nur einen Schluß zu: es waren viele Würmer irgendwo dort unten. Eine Kolonie möglicherweise. Inzwischen wissen wir, daß das der Wahrheit entspricht. Irgendwo in den alten Gängen der Katakomben liegen Nester dieser ...Wesen.
Raven und ich waren schon fast wieder auf dem Rückweg, als wir über einen Haufen Kanalratten stolperten. Der Abschaum der Diebesgilden. Söldner, Mörder, sucht Euch aus, was Ihr in ihnen sehen wollt." Die lange Narbe in seinem Gesicht zuckt kaum merklich und als er weiterspricht, faßt er sich sehr kurz. "Sie haben uns gefangengenommen und mir die Hand abgeschlagen, doch das tut hier nichts weiter zur Sache. Es hat mit den Würmern nichts zu tun und die Kanalratten gibt es nicht mehr. Ihr Führer ist tot." Caewlins Blick erübrigt jede Frage danach, wer dafür verantwortlich war.
"Wir entkamen dank Mottenfängers Hilfe, der uns gefolgt war, und kehrten zurück an die Oberfläche, berichteten Niniane und jenen, die sich um sie geschart hatten, um gegen Darryl und ihre Würmer vorzugehen, von dem, was wir erlebt hatten. Wir hatten nicht sehr viel Zeit uns zu erholen. Tian Shi, die Heilfrau, wurde entführt von ihrem eigenen Gefährten, der einen Wurm in sich trug und als Kundschafter dieser Darryl-Kreatur unter uns lebte. Diesmal gingen wir alle hinunter - Niniane, Morholdrim, Raven, Mottenfänger und ich. Wir konnten Tian Shi befreien, doch ihr Gefährte, der Verräter, der den Wurm in sich trug, wurde schwer verletzt. Niniane und Darryl lieferten sich so etwas wie ein Duell dort unten." Einen Augenblick lang erinnert er sich an das gleißende Licht Ninianes, das irre Lachen des Dämonenwurms, die Flammen, die rasend über den Boden leckten, das sirrende Peitschen der Tentakel. In diesen Alptraum will Calyra gehen...
"Das letzte, was Darryl tat, war mich mit einem Bann zu belegen..." Er verstummt und schweigt sehr lange, bevor er mit rauher Stimme weiterspricht. "Was dann geschah, könnt Ihr Euch denken. Niniane hielt mich lange genug auf, damit die anderen fliehen konnten - und dann kam Cal und sie sang. Das löste den Bann des Darrylwurms, aber es brachte auch die Tunnelwände zum Einsturz. Wir konnten alle fliehen, bis auf Raven, die verschüttet wurde und tagelang in den Tunneln herumirrte, bis sie einen Ausgang fand. Mottenfänger war wie von Sinnen, Niniane schwer verletzt, Tian Shi überhaupt nicht bei sich und ihr Gefährte dem Tod nahe. Die einzigen, die relativ unversehrt geblieben waren, waren Morholdrim, Cal und ich. Shis Gefährte starb ein paar Tage später." Er erinnert sich an das brennende, graue Bestattungsboot, das langsam über die dunklen Wasser des Ildorel davongetrieben war. "Wir haben alle Narben davongetragen, innere und äußere. Dennoch dachten wir, wir hätten die Würmer ...nun ja besiegt. Darryl, ihre Führerin, war tot. Vor ein paar Wochen dann brachte Malakai, ein Magier, einen Wurm zu Morholdrim, der ihn in einer dunklen Gasse angegriffen hatte - hier oben in der Stadt. Und seither hat es immer mehr innerlich ausgefressene Leichen gegeben. Die Unterstadt ist in Aufruhr, aber niemand tut wirklich etwas dagegen. Als ich unten war, wurde ich angegriffen und seitdem habe ich über ein Dutzend Männer und Frauen getötet, die eine Wurm in sich trugen. Neuerdings nehmen sie auch Leichen als Wirte, aber sie müssen frisch sein. Sie sind ungeheuer stark, aber nur ihre Führer scheinen wirklich intelligent. Und auf einen solchen bin ich noch nicht getroffen. Uns geht es auch mehr darum, die Nester zu finden und auszuräuchern. Was hunderte frisch geschlüpfter hungriger Würmer anrichten würden will ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 11. Okt. 2002, 20:01 Uhr
Morholdrim erreicht Calyras und Caewlins Haus. Angesichts der stabilen aber alten Mauern und den Weinreben und anderer Pflanzen kommt ihm ein Bild von friedlicher Idylle in den Sinn, doch der Grund seines Besuchs straft diesem Bild Lügen. Selbst hier wird es in nächster Zeit wohl kaum ein anderes Thema als die Würmer geben...
Aber wahrscheinlich zumindest keine Kämpfe, die finden hoffentlich außschließlich ein paar Eebenen tiefer statt...

Ohne länger zu zögern öffnet er die im Tor eingelassene Tür, und folgt dem Kiesweg zum Hauptgebäude.
Einen Moment später steht er vor der Tür und klopft kräftig an.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Okt. 2002, 21:09 Uhr
Calyra ist unendlich erleichtert, daß Raven ihr keinen Vorwurf macht und sie kann spüren, daß die Diebin das auch wirklich so meint, trotz der dort unten erlebten Schrecken. Als sie mit übertriebener Mimik den Hut vor ihr zieht, muss Calyra fast kichern, doch bei Ravens anschließenden Scherzworten wird ihr Gesicht ernst. "Nein, Raven, nein. Kater hin oder her, ich will mich mit einem Schwert nur verteidigen können, wenn es sein muss. Und Caewlin..." Ihre Augen ruhen lange auf ihm. "Caewlin hat mir ein Leben gegeben. Ich kann froh sein, daß ich einen Mann wie ihn abbekommen habe..." sie will noch etwas hinzufügen, aber in diesem Augenblick klopft es an der Tür und sie steht rasch auf. "Das," grinst sie, "ist bestimmt Morholdrim!"
Als dann tatsächlich der Zwerg vor der Tür steht, als sie öffnet, wird ihr Grinsen noch breiter. Sie begrüßt ihn rasch und herzlich und erklärt ihm in knappen Worten, was ihn im Kaminzimmer erwartet und daß er bereits vermißt wurde.
"Kommt rasch herein und setzt Euch zu uns." Sie führt ihn an den Tisch zu den anderen und unterbricht Caewlins lange Rede nur kurz um Rizac und Morholdrim einander vorzustellen. Dann setzt sie sich wieder an ihren Platz zu Raven und bietet Morholdrim einen Stuhl an. "Setzt Euch und nehmt Euch selbst, was immer Ihr mögt."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 11. Okt. 2002, 21:28 Uhr
Morholdrim ist über Calyras Grinsen zunächst etwas verwundert, doch als sie sagt, daß er bereits vermißt wurde, kann er sich denken, daß gerade von ihm die Rede war.
Er begrüßt Calyra lächelnd und hört dann ihrer Erklärung zu. Ein Fremder also, der uns im Kampf helfen will? Interessant...

Es bleibt nicht viel Zeit für Fragen, da Calyra ihn bereits ins Kaminzimmer führt und dem Fremden vorstellt, so wie sie den Zwerg dem Fremden vorstellt.

"Seid gegrüßt, werter Herr", spricht er Rizac Voiren mit einer leichten Verneigung an, danach begrüßt er rasch Raven und Caewlin, setzt sich und hört dem Ende von Caewlins Ausführungen zu.
Währenddessen nimmt er sich ein Horn Met und trinkt ab und zu einen Schluck. Einige der Erinnerungen an die Ereignisse in der Kanalisation kommen ihm wieder ins Gedächtnis, und er wirkt für einen Moment wie geistig abwesend, hört dem Gesprochenen aber aufmerksam zu.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Okt. 2002, 21:58 Uhr
Während Raven Caewlins Erzählung lauscht, der gerade die ganzen Ereignisse für Rizac noch einmal zusammenfasst, wird ihr wieder einmal das ganze Ausmaß dessen bewußt, was unter der Stadt vorgeht. Daß die Würmer nun schon vereinzelt bis in die Oberstadt vordringen, um sich ihr "Futter" zu organisieren, lässt ihre Augen dunkel vor Sorge werden. Niemand hier ist erpicht darauf, noch einmal freiwillig dort hinunter zu gehen, so viel ist klar - aber was bleibt ihnen denn schon anderes übrig, wenn sie nicht wollen, daß diese Höllenbrut über die ganze Stadt herfällt?

Das Klopfen draußen an der Tür schreckt sie aus ihren Gedankengängen. Calyra verschwindet eilig hinaus in die Halle und kehrt gleich darauf wieder zu ihnen zurück, im Schlepptau hat sie tatsächlich Morholdrim, wie sie erleichtert feststellen. Mit seiner für ihn typischen Ruhe schenkt er sich nach einer kurzen Begrüßung Met ein und lauscht mit unbewegtem Gesicht Caewlins Worten, während Raven vor Ungeduld und Neugier, was er herausgefunden hat, kaum mehr still sitzen kann.

Als Caewlin geendet hat, starren alle mit ziemlich ernsten Gesichtern gedankenversunken vor sich hin - aber Raven kann unmöglich gedankenversunken irgendwohin starren, so lange sie nicht weiß, was Morholdrim Neues zu berichten hat, so daß sie mit ihrer Frage mitten in das betretene Schweigen platzt: "Morholdrim, nun sprecht schon endlich und spannt uns nicht länger auf die Folter - habt Ihr ein Mittel gegen diese Würmer gefunden?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 11. Okt. 2002, 22:44 Uhr
Als Caewlin schließlich mit seiner Zusammenfassung endet, ist der Zwerg noch so in Gedanken bei jenen Ereignissen, daß er die Stille erst bemerkt, als Raven ihn anspricht. Er sieht kurz zu Rizac hinüber, ob er zu dem bisher Berichteten noch Fragen hat, doch auch er scheint erst einmal auf Morholdrims Informationen zu warten.
Raven und Caewlin trauen normalerweise niemandem einfach so, soviel weiß ich, also wird wohl schon alles mit ihm in Ordnung sein...

Nach kurzem Überlegen, womit er am besten anfangen soll, beginnt er:
"Es hat leider länger gedauert, als ich zu Beginn dachte, aber ich glaube, ich habe etwas gefunden. Es ist zwar nichts wirklich revolutionäres, weil sich die Würmer gegen viele Mittel als äußerst widerstandsfähig oder im Falle von Gift als völlig unberechenbar erwiesen haben, aber wichtig ist ja schließlich, daß wir uns zu helfen wissen."
Mit diesen Worten holt er aus seiner Tasche eine der Tonkugeln und rollt sie so zwischen seinen Fingern hin und her, daß alle sie sehen können. Sie ist kaum größer als eine Walnuß.
"Dieses Ding hier ist - so unscheinbar es auch aussieht - etwa so explosiv, wie einige Krüge reinen Alkohol, die man ins Feuer wirft. Mit dem Unterschied allerdings, daß kein Feuer gebraucht wird.
Es funktioniert eigentlich wie meine Lichter..." Als Erklärung für Rizac, der sie ja vermutlich nicht kennt, fügt er hinzu: "Dort werden ja zwei Flüssigkeiten in einer Phiole gemischt, die daraufhin für einige Stunden leuchten und so problemlos zwei, drei Fackeln ersetzen können.
Im Fall dieser Kugel ist es so, daß die Flüssigkeiten darin gemischt werden, wenn man die Kugel zerstört - also etwa gegen die nächste Wand wirft -, das ganze explodiert dann und setzt alles, das mit wenigstens ein paar Tropfen in Berührung kommt, in Brand. Es brennt sogar auf Wasser weiter. Außerdem habe ich in etwa die Hälfte der Kugeln, die ich bisher gemacht habe, noch eine starke Säure gemischt, die den Würmern zusätzlich schadet. In den anderen Kugeln ist eine starke Lauge, was mir leider erst vor zwei Wochen eingefallen ist."

Er überlegt kurz, wie er weiter berichten soll, ohne all zu fachmännisch zu werden, und setzt seinen Monolog dann fort: "Da die Würmer ja selbst Säure erzeugen und Laugen sozusagen sowas wie das Gegenteil von Säuren sind, dürfte ihnen das mindestens so sehr schaden, wie die Säure der anderen Kugeln. Leider konnte ich es nur an einem toten Wurm testen... zumindest waren diese Versuche sehr vielversprechend, auch wenn die Schäden nicht so stark waren, wie sie bei einem von uns gewesen wären. Und das Feuer wirkt sicher auch schneller, als die Säure oder Lauge, aber ich denke, doppelt genäht hält besser. Außerdem: je mehr unterschiedliche Gefahren auf sie zukommen, desto weniger sind sie vielleicht dazu in der Lage, zu versuchen, uns mental zu kontrollieren." hoffe ich...
"Da uns vermutlich nicht die Zeit bleibt, erst mal mit einer kleinen Expedition am lebenden Objekt die unterschiedliche Wirkungsweise der Kugeln zu testen, würde ich vorschlagen, daß wir einfach beide Sorten mitnehmen. Das Feuer schadet ihnen auf jeden Fall, egal ob mit oder ohne Säure und Lauge.
Für die Nester selbst, werde ich noch etwas größere Kugeln machen, weil wir ja nicht wissen, auf welche Größenordnungen wir treffen werden... ein paar der normalen Kugeln würden vielleicht kaum ausreichen..."

Dann sieht er der Reihe nach Rizac, Caewlin, Raven und Calyra an und wartet ab, ob sie dazu noch Fragen, Vorschläge oder etwas ähnliches haben.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Okt. 2002, 23:17 Uhr
Raven hat zwar nicht die leiseste Ahnung, wovon der Alchemist redet, aber es klingt nach einem netten Feuerwerk und auch recht vielversprechend. Im ersten Moment zumindest. Doch dann streckt sie die langen Beine unter dem Tisch aus und beginnt zu grübeln. Irgend etwas an der Geschichte klingt nicht so ganz, wie es klingen soll, ihr ist nur noch nicht so ganz klar, wo der Haken ist.

"Ihr habt das Zeug nur an einem toten Wurm getestet?" bohrt sie nach, und als Morholdrim nickt, verfällt sie wieder in Schweigen und starrt grübelnd ihre Stiefelspitzen an. "Also nicht an lebendigen Würmern und schon gar nicht an Personen ... was ist, wenn einer von uns damit in Berührung kommt? Und was ist mit dieser ... Explosionswirkung?" Fragen über Fragen stürmen auf den armen Alchemisten ein.

"Habt Ihr schon einmal zugesehen, wie jemand einige Krüge reinen Alkohol ins Feuer gegossen hat? Ich nicht - aber ich kann mir die Wirkung lebhaft vorstellen. Ich wage mir nicht auszudenken, was geschieht, wenn eines dieser Dinger in diesen engen Tunneln explodiert ... " Wieder kommen ihr die eingestürzten Gänge in den Sinn. Der ganze Kanal unter der Stadt ist so marode und brüchig wie altes Pergament und wie leicht die Mauern zum Einsturz zu bringen sind, hatten sie letztes Mal am eigenen Leib verspürt. Wenn schon Calyras Gesang ausreichte, einen Tunnel vollständig zu verschütten, was würde dann eine derartige Explosion anrichten? Das konnte niemals gutgehen ...

"Wie weit kann man eine solche Kugel werfen, Morholdrim ... zehn Schritt? Zwanzig Schritt? Die Gänge dort unten sind eng und manchmal so niedrig, daß selbst ich kaum stehen kann, ohne mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. Durch etliche der Kanäle kommt man nur kriechend voran, an schnelle Flucht wäre nicht zu denken. Und die Druckwelle, die eine derartige Explosion in diesen Mauselöchern von Kanälen auslöst, würde uns wohl ohnehin einfach wegpusten, bevor wir auch nur zum Nachdenken kämen. Und wir wissen noch nicht einmal, wo sich diese Viecher versteckt halten..."

Seufzend legt sie den Kopf zurück an die hohe Lehne des Stuhls und schließt für einen Moment die Augen. Das wird niemals klappen ... Aber dann atmet sie tief durch und schaut Calyra, Caewlin und Rizac an. "Was meint ihr?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Okt. 2002, 23:48 Uhr
"Ich glaube nicht, daß Morholdrim mit "Explosion" die Zerstörungskräfte einer wuchtigen Explosion gemeint hat, Raven, sondern eher das Platzen dieser Nüsse..." Caewlin mustert das unscheinbare Tonkügelchen interessiert und wachsam. "Oder Morholdrim?" Er sieht den Zwerg an. Bei allen Sieben Höllen, sag ja!
"Wenn man Normander Branntwein ins Feuer schüttet, gibt es auch keine Druckwelle - aber sehr viel Flammen," grinst er. Er sieht die anderen an und nickt. "Ich habe zwei Zugänge zu tieferen Tunneln gefunden, aus denen auch regelmässig Würmer gekrochen kommen und ich habe in der Unterstadt von... gewissen Leuten gehört, daß die Diebe ein Nest zumindest ausfindig gemacht haben. Ich weiss ungefähr wo es ist. Und wie ich gehört habe, ist es in einem großen, hohen Raum sehr tief unten - wohl eher eine natürliche Höhle als ein Tunnel. Wir wissen also zumindest, wo in etwa wir suchen müssen. Was wir bräuchten ist ein Plan der alten Kanäle - Raven, weißt du wo wir so etwas herbekommen? Wenn nicht, frage ich Borgil danach. Wenn einer einen auftreiben kann, dann er."
Was wir bräuchten ist Niniane und ihr heiliges Lichtfeuer! Was wir bräuchten ist Elbenmagie! Wir bräuchten dieses Feuerhaar oder Arwen Rhiwiel an unserer Seite. Was wir bräuchten sind hundert Schwerter oder mehr! Es ist mir völlig gleichgültig, ob noch ein paar Tunnel einstürzen, wenn wir nur dieser dreimal verfluchten Würmerplage Herr werden!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Okt. 2002, 00:14 Uhr
Morholdrim hört Ravens Bedenken aufmerksam zu, nickt hier und da bestätigend, an anderer Stelle ist seinem Gesicht klar anzusehen, daß er anderer Meinung ist, doch er unterbricht Raven erst einmal nicht. Schließlich wartet er noch, bis Caewlin etwas dazu gesagt hat.

"Nun ja, natürlich sind diese Dinger nicht ganz ungefährlich, ich kann eure Bedenken durchaus verstehen, Raven, und es sollte jedem klar sein, daß sie uns genauso viel schaden können, vielleicht sogar mehr, wie den Würmern, wenn wir ihnen bei der Explosion zu nahe sind. Aber Caewlin hat Recht, ich meinte damit eher das Zerplatzen der... Nüsse. Und etwa zehn bis fünfzehn Schritt Abstand reichen im Normalfall ohne Probleme, um einigermaßen ungefährdet zu sein. Mein Haus steht zumindest noch."
Ein leichtes Schmunzeln kann sich Morholdrim dabei nicht verkneifen, eher er fortfährt.
"Hm... ich gebe zu, bei dem Vergleich mit den mehreren Krügen Alkohol habe ich etwas übertrieben, aber die Druckwelle ist dabei nicht so stark, daß sie gleich alle Wände und Balken in Stücke reißt. Nur, daß wir damit besonders alte Gewölbe einstürzen lassen können, wenn wir die Kugeln direkt in Ritzen oder Löchern im Gemäuer zur Explosion bringen, das will ich nicht bestreiten. Aber auf diese Art sollten wir die Kugeln nur einsetzen, wenn wir uns sicher sind, uns - und die Stadt über uns - damit nicht zu gefährden.
Vielleicht können wir auch Schleudern benutzen, aber dafür braucht man gewöhnlich mindestens so viel Platz wie zum Werfen.
Außerdem sollten wir sie - falls wir sie einsetzen - in einigermaßen gepolsterten Beuteln transportieren, die man möglichst mit einer Hand problemlos öffnen und schließen kann. Die Kugeln sind längst nicht so zerbrechlich wie rohe Eier. Aus etwa Hüfthöhe fallen gelassen hat keine der fünf Kugeln, die ich - mit Wasser gefüllt - ausprobiert habe, auch nur einen Knacks abbekommen. Aber das sieht anders aus, wenn man sie mit etwas Schwung wirft oder aus größerer Höhe fallen läßt. Wer möchte, kann es gerne ein paarmal an solchen wassergefüllten Exemplaren ausprobieren, um ein Gefühl für den nötigen Schwung zu bekommen..."

Dann hört er weiter Caewlin zu, wie er von den Gerüchten - beinahe schon konkreten Informationen - über eines der Nester berichtet. Eine Karte... hm...
Bevor Raven antworten kann, wirft er - mit einem kurzen, entschuldigenden Blick zu Raven - ein: "Ich habe damals, als ich nochmal unten war, um Raven zu suchen, eine Karte aus dem Gedächtnis gezeichnet, aber sie ist sehr unvollständig und bezieht sich auch nur auf die Ebene mit dem jetzt eingestürzten Tunnel... Aber der Großteil der Gänge, Tunnel und Kammern fehlt da mit Sicherheit."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 12. Okt. 2002, 00:15 Uhr
"Euer Gottvertrauen möchte ich haben", seufzt sie und wirft dem Alchemisten einen skeptischen Blick zu. "Erst ist von Explosion die Rede und jetzt plötzlich ist es nur noch das harmlose Zerplatzen von Nußschalen. Gut, ich habe ohnehin nicht vor auszuprobieren, was geschieht, wenn man den Kugeln zu nahe kommt."

Rizac hat sich bis jetzt überhaupt noch nicht geäußert. Raven wundert sich nicht weiter darüber - hätte sie all die Geschehnisse auf einmal erzählt bekommen, würde sie dem Berichterstatter wohl kein Wort glauben, so haarsträubend klingt die ganze Geschichte.

Auf Caewlins Frage nach alten Karten runzelt sie die Stirn. Seine Worte klingen so, als würde er nicht ernsthaft eine Antwort erwarten - aber sie weiß tatsächlich, wo sich solche Karten befinden. Oder zumindest glaubt sie es zu wissen. Hundertprozentig sicher ist sie jedoch nicht.

"Ich weiß, wo welche zu finden sind", erwidert sie und senkt die Stimme unwillkürlich zu einem Flüstern. "Im Haus der Bücher gibt es einen ganzen Schrank voll von uralten Pergamenten und Karten der Stadt, sicher auch welche von der alten Kanalisation, die wohl schon in imperialen Zeiten angelegt wurde. Allerdings werden sie streng unter Verschluss gehalten und der Bereich mit den alten Schriften ist streng gesichert und tagsüber ständig verschlossen und bewacht. Die Bibliothekare und Skriptoren behalten ihn gut im Auge und man erntet schon argwöhnische Blicke, wenn man auch nur in die Nähe kommt. Es sind wohl Dinge, die nicht an die Öffentlichkeit herausgegeben werden sollen und scharf bewacht werden, und ich glaube nicht, daß wir einfach reinmarschieren und die Schreiberlinge becircen können, damit sie uns die alten, wertvollen Karten aushändigen. Selbst Beziehungen zum Rat werden da nichts nützen, denn das Haus der Bücher untersteht nicht der Stadtverwaltung und ist ein eigenständiges Institut, soviel ich weiß."

Caewlin sagt keinen Ton dazu, aber sein Blick spricht Bände. Raven zieht die Nase kraus. "Es ist wohl eine Aufgabe für einen Dieb ..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Okt. 2002, 00:51 Uhr
Erneut muß Morholdrim grinsen, als Raven nochmal etwas zu seinen Kugeln sagt. "Nun, verzeiht bitte das Mißverständnis, aber für einen Alchemisten ist nahezu alles, was knallt, eine Explosion, egal, ob groß oder klein."

Als Raven dann von den Karten im Haus der Bücher spricht und der Zwerg die Blicke zwischen ihr und Caewlin bemerkt, senkt Morholdrim seinen Blick gen Boden, da er weiß, daß Raven eigentlich ihr Diebesleben ablegen wollte. Er überlegt, ob es eine andere Möglichkeit als einen Diebstahl der benötigten Karten gibt, aber ihm fällt im Moment keine ein...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 12. Okt. 2002, 00:52 Uhr
Es ist spät geworden und aus dem Nachmittag schon lange Abend. Raven brummt der Schädel vor lauter reden und fragen und sie sehnt sich nur noch nach Stille, um in Ruhe nachdenken zu können. Mit einem müden Nicken verabschiedet sie sich von Calyra, Rizac und dem Zwerg und zu Caewlin gewandt, der sie in die Halle hinausbegleitet, meint sie nur: "Mach dir keine Sorgen um diese Pläne. Ich werde eine dieser Karten besorgen, gib mir nur ein paar Tage Zeit. Ich werde mich wieder melden, sobald ich sie habe. Und mir ist noch etwas anderes eingefallen, das uns vielleicht weiterhelfen kann, aber ich muß erst herausfinden, ob ich damit recht habe. Jetzt wäre es noch zu früh, darüber zu spekulieren, aber bei meinem nächsten Besuch weiß ich vielleicht schon mehr." Sie umarmt ihn kurz, dann wirft sie sich ihren Umhang über und verschwindet in der kalten Nacht.

Stelze kommt ihr schon ungeduldig entgegen. Der Wolfshund hat die Zwischenzeit damit zugebracht, sich vor der Eingangstüre breit zu machen und im Weg herumzuliegen, so daß alle Mogbars über ihn hinweg steigen mußten, weil er nicht bereit war, auch nur einen Millimeter von seinem Platz zu weichen. Nun trottet er gemächlich neben Raven her, als sie sie von der dunklen Gasse aus hinunter Richtung Seeufer abbiegt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 12. Okt. 2002, 03:50 Uhr
Rizac setzt sich nach Ravens Abschíed wieder hin und reibt sich die Schläfen. Es fällt ihm nach diesem Gespräch sehr schwer einen klaren Gedanken zu fassen.

"Meister Morholdrim? Um ehrlich zu sein teile ich Ravens Bedenken, was die Explosion Eurer ...Nüsse... betrifft. Ich glaube es wäre das Beste, wenn ihr uns einmal die Wirkungsweise anhand einer handvoll Exemplare demonstrieren könntet."

Wenn wirklichschon einfacher Gesang dort unten dazu führt, daß Gänge einstürzen... Zeit ist das Problem, wenn die Explosionen wirklich die Gänge einstürzen lassen... Verzögerung...

"Ich bin kein Alchemist und verfüge nicht über die nötigen Kenntnisse, aber könntet ihr es eventuell hinbekommen, daß die Kugeln erst nach einer gewissen Weile explodieren. Sei es durch eine dritte Kammer mit einer Flüssigkeit, die nach und nach das Innere der Kugel zerstört oder einen anderen Mechanismus?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Okt. 2002, 12:12 Uhr
'Mir ist noch etwas anderes eingefallen, das helfen könnte...' Ravens Worte haben ihn neugierig gemacht, aber er verabschiedet die kleine Diebin rasch ohne jetzt gleich nachzuhaken - sie sieht sehr müde und sehr aufgewühlt aus, als bräuchte sie erst einmal Zeit, all das Gehörte zu verdauen. "Melde dich, sobald du etwas weißt oder wenn du etwas brauchst," meint er, als er sie zum Abschied an sich drückt und ein Stück vom Boden hebt. "Und sei vorsichtig, hörst du?"  
Als Raven im Abendgrau verschwunden ist, kehrt er zu den anderen an den Kamin zurück, wo Rizac soeben mit Morholdrim spricht, aber er setzt sich nicht in seinen Sessel, sondern zu Cal auf die lange Bank.
"Raven wird ein paar Tage wegen der Karte brauchen und bis ich genaues aus der Unterstadt höre, können auch noch zwei Tage vergehen," wendet er sich an alle. "Genug Zeit Eure Brandkugeln auszuprobieren oder etwas daran zu verändern."
Draußen sinkt die Nacht  mit Nebel und sternenloser Dunkelheit herab und es beginnt in feinen, kalten Schleiern zu regnen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 12. Okt. 2002, 18:47 Uhr
Morholdrim verabschiedet sich ebenso von Raven und setzt sich wieder auf seinen Stuhl, ebenso nachdenklich wie wenige Augenblicke zuvor, vor allem wegen Ravens letzter Bemerkung zu einer weiteren möglichen Hilfe. Er hört sich Rizacs Bedenken und Vorschläge sowie Caewlins Erklärung an und denkt eine Weile darüber nach, ehe er antwortet.
"Eine Vorführung läßt sich natürlich einrichten, auch wenn ich denke, daß die Tunnel nicht gleich einstürzen werden, wenn wir den Gebrauch der Kugeln nicht übertreiben... ich überlege nur gerade, wo ich sie euch vorführen könnte. In der Stadt würde es sicher zuviel Aufmerksamkeit erregen, im Larisgrün bekommen wir Ärger mit Mottenfänger - eigentlich bleibt uns fast nur ein etwas abgelegener Abschnitt des Ildorel-Ufers oder... die Unterstadt, fürchte ich..."
Morholdrim ist anzusehen, daß er gedanklich bereits beim nächsten Problem ist, als er die Unterstadt erwähnt.

"Eine Verzögerung... hm... die ist leider nicht so leicht zu verwirklichen... vor allem, weil so etwas Zeit braucht; mehr Zeit, als wir haben...
Es gibt auf die Schnelle zwei Möglichkeiten, wie wir die Explosion verzögern oder aus sicherer Entfernung 'zünden' können: entweder - wenn es die örtlichen Verhältnisse erlauben - aus größerer Entfernung einen Armbrustbolzen auf eine oder mehrere kurz zuvor positionierte und fixierte Kugeln abschießen - was günstige Umstände außerhalb eines Kampfes und vor allem einen guten Schützen erfordert." Dabei sieht er Rizac fragend an, fährt jedoch kurz darauf fort:
"Oder wir beträufeln die Kugeln mit einem Mittel, das den Ton mehr oder weniger langsam auflöst, bis die beiden Flüssigkeiten freigesetzt werden und explodieren - was notfalls auch einer von uns tun kann, während die anderen vielleicht kämpfen müssen, da die Kugel nicht irgendwie befestigt werden muß.
Die Probleme dabei sind, daß ich so ein Mittel noch entwickeln muß, was ein paar Tage dauern kann, aber sicher schneller geht, als eine Drei-Kammer-Kugel mit entsprechenden Mixturen. Und die Zeit, bis eine Kugel explodiert, wenn man sie mal präpariert hat, kann ich aller Voraussicht nach nur sehr grob bestimmen, das kann von einer halben bis fünf Minuten sein, wenn zuviel des zusätzlichen Mittels aufgetragen wird, vielleicht sogar nur Sekunden, ist aber auch von der Umgebung, von der Luftfeuchtigkeit und so weiter abhängig, aber das müsste ich noch genauer ausprobieren."

Er sieht sowohl Rizac als auch Caewlin einige Zeit lang stumm an und versucht, ihre Gedanken zu seinen Ausführungen zu erahnen.
"Das wäre das, was ich dazu noch beitragen könnte... aber wir haben vielleicht dennoch nicht immer die Zeit, die Kugeln kurz vor ihrem Einsatz zu präparieren oder auf ihre verzögerte Explosion zu warten und müssen sie in der ursprünglich vorgesehenen Weise einsetzen, zumindest in den noch etwas stabileren Gewölben.
Und die natürlichen Höhlen, die es laut Caewlins Informationen da unten offenbar auch noch gibt, sind ohnehin vermutlich nicht so einsturzgefährdet, wie die von Menschen gebauten Tunnel und Kammern. Ein oder zwei Kugeln, mit denen wir eine Handvoll Würmer töten können, gefährden die Tunnel aber in den meisten Fällen auch nicht."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. Okt. 2002, 22:01 Uhr
Reden reden reden...dieses ganze Gerede, bei dem viel erzählt, aber nichts gesagt wird, bereitet ihr langsam Kopfschmerzen. Konnten sie denn nicht einfach diese Höhle mit dem Nest suchen und dann soviele von Morholdrims Tonkugeln wie möglich hineinwerfen und alles in Flammen und Säureregen aufgehen lassen? Was sollte daran so schwierig und kompliziert werden?
Sie versteht überhaupt nichts von alchemistischen Elixieren, also kann sie nur schweigend lauschen, während Rizac Voiren und Morholdrim über Tonkonsistenzen und die Vermischung von Flüssigkeiten reden. Sie lehnt sich an Caewlin, der dicht neben ihr auf der Bank sitzt und schließt einen Moment die Augen. Doch schließlich wendet sich Calyra mit ihrer dunklen, leicht rauchigen Stimme  an den Zwerg, ihre Ungeduld - für die keiner ihrer Gäste etwas kann - im Zaum haltend.
"Und wenn Ihr die Kugeln mit einem Mittel impregniert, daß den Ton nun ja langsam auflöst, aber erst, wenn man sie...naja zum Beispiel in Wasser taucht?" Fragt sie.  "Dann könntet Ihr alle Kugeln damit behandeln und wir können uns vor Ort entscheiden, welche Sorte von Kugeln wir brauchen. Jene, die sofort platzen und brennen sollen und jene, die uns noch ein wenig Zeit verschaffen, um zu fliehen...oder sie günstiger zu plazieren. Wasser haben wir in jedem Fall bei uns und wenn es unsere Feldflaschen sind."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 13. Okt. 2002, 00:10 Uhr
Ein wenig überrascht, von Calyra diesen Vorschlag zu hören, wendet er sich ihr zu, über ihre Worte nachdenkend. Nicht, daß er ihr keinen Beitrag zur Lösung ihres Problem zugetraut hätte, aber besonders in den letzten Minuten, als es um immer mehr Details zu den Tonkugeln ging, hatte Calyra einen leicht müden und auch ungeduldigen Eindruck auf ihn gemacht.
"Naja, im Prinzip ist euer Vorschlag so ähnlich, wie meiner und auch gut, weil kein zusätzliches Mittel mitgenommen werden muß... aber was passiert, wenn die Kugeln, die wir mit uns herumtragen, unbemerkt naß werden, etwa wenn wir in den wasserführenden Kanälen kämpfen müssen? Oder wenn wir durch einen Kanal mit reißendem Abwasser waten oder sogar schwimmen müssen?
Außerdem weiß ich noch nicht, ob ich so ein Mittel rechtzeitig hinbekomme, es wäre jedenfalls nicht ganz so einfach herzustellen, wie das aus meinem Vorschlag. Aber ich kann es natürlich versuchen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. Okt. 2002, 10:56 Uhr
"Man könnte die Kugeln wasserdicht verpacken...," erwidert Calyra. "In Schweineblasen oder wasserdichten Ledersäcken. Ich weiß nicht,  mit was sie behandelt werden, aber unsere Mogbarköchin verwendet so einen Lederbeutel gelegentlich in der Küche und er bleibt innen absolut trocken. Aber wenn ein anderes Mittel für Euch einfacher herzustellen ist, dann nehmt das. Ich verstehe nicht genug von all diesen alchemistischen Sachen, um hier wirklich mitreden zu können." Ich verstehe überhaupt nichts von alchemistischen Sachen, aber sie scheinen allesamt hochkompliziert... "Ich weiß nur, daß wir das endlich zu Ende bringen müssen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 13. Okt. 2002, 17:23 Uhr
Besonders zu Calyras letzter Bemerkung nickt der Zwerg zustimmend, ohne sie dabei anzusehen. "Ja, wir sollten es schnellstmöglich zu Ende bringen, da habt Ihr Recht."
Und wir sitzen hier und diskutieren endlos...
"Wasserdicht verpackt, wäre die Gefahr natürlich wesentlich geringer..." ...aber noch längst nicht gebannt...
Dann wendet er sich wieder an Calyra: "Machen wir es so:
Da ich sowieso zunächst das grundlegende Mittel herstellen muß, das die Tonkugeln auflöst, und daraus dann erst das Mittel entwickeln kann, das seine Wirkung erst entfaltet, wenn es mit Wasser in Berührung kommt, können wir eure Variante einsetzen, wenn mir zur Entwicklung genug Zeit bleibt.
Andernfalls bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die erste Möglichkeit zu vertrauen.
Ich gebe zu, euer Vorschlag hat einen gewissen Reiz, wenn ich so darüber nachdenke - die fertigen Kugeln sind etwas leichter als Wasser, also könnten wir in günstigen Fällen die Strömung in den Kanälen ausnutzen, um die Kugeln an ihr Ziel zu bringen, wobei das Wasser sie gleichzeitig sozusagen aktiviert..."

Dann wendet er sich an Rizac. "Was meint ihr: wann sollen wir uns zu einer Vorführung treffen? Ich habe auch ein paar der Kugeln dabei, von mir aus können wir es auch gleich versuchen..." Da Morholdrim sich nicht sicher ist, ob Caewlin ebenfalls an einer Vorführung interessiert ist, sieht er den Nordmann für einen Moment auch fragend an, bevor er wieder Rizac ansieht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 13. Okt. 2002, 18:00 Uhr
"Wir können von mir aus gerne sofort beginnen.", antwortet Rizac auf Morholdrims Frage.
"Die Frage wäre jedoch immernoch, wo wir diese Kugeln ausprobieren."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 13. Okt. 2002, 19:28 Uhr
Caewlin hat der weiteren Unterhaltung nach Ravens Abschied schweigend und sehr nachdenklich gelauscht, dabei verhalten Rizac gemustert und sich gefragt, was für ein Mann er war. Bevor er uns irgendwo hin begleitet, will ich mehr über ihn wissen...der gesprächigste ist er nicht gerade. Als nun die Rede auf die Tonkugeln kommt, ihre Zusammensetzungen und Auflösungen diskutiert werden und man nahe daran ist, hundert Details auszubreiten und noch länger herumzureden, hätte er am liebsten den Morgenstern auf den Tisch krachen lassen. Bei allen Sieben Höllen, es ist furzegal wieviele Tunnel da vielleicht einstürzen, wenn dabei nur die Würmer verbrennen!  
"Meinetwegen probiert ihr sie auf meinem Grund aus," knurrt er schließlich. "Aber brennt mir die Ställe nicht nieder. Geht auf die Wiese, die zur Seemauer hinabführt. Dort ist nur Gras und Laub und sie hat sechs Tagwerk, das ist ja wohl groß genug. Jetzt im Dunkeln?" Er nickt zum Fenster hinüber. Draußen ist der Abend längst zur Nacht geworden und auch der Regen wird stärker.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 13. Okt. 2002, 20:49 Uhr
Morholdrim kann Caewlin deutlich ansehen, daß ihn die Diskussion über die Tonkugeln aufregt, mehr noch als ihn selbst. Auf Caewlins Angebot hin sieht Morholdrim kurz zum Fenster hinaus und runzelt die Stirn.
"Mir ist es egal, ob im Dunkeln oder am Tag... ich sehe im Dunkeln genug, um so eine Kugel zu werfen, und die Explosion und das Feuer dürfte dann jeder innerhalb der Mauern sehen... ich bräuchte nur einen großen Stein oder sowas, aber das sollte ja kein Problem sein. Auf Gras und Laub werden die Kugeln nicht zerbrechen, und die Mauern möchte ich natürlich auch nicht in Mitleidenschaft ziehen..."
Morholdrim trinkt sein Methorn aus und stellt es auf den Tisch, wartet aber noch, bevor er aufsteht, ob Rizac irgendwelche Einwände hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 13. Okt. 2002, 23:30 Uhr
"Nun, dann sollten wir wohl beginnen."
Rizac bemerkt, daß die anderen Unruhig werden und am liebsten sofort beginnen würden.
Bin ich hier der einzige, der vor dieser Unternehmung jedes überflüssige und vermeidbare Risiko ausschließen will?.
"Vor dem Tor stehen doch mehrere Steine. Ich hab mich auf einen von ihn gesetzt, während ich auf Raven wartete."
Hätten Zaulin, Murdo, Ilaja oder Frinn auf mich gehört und wären nicht Hals über Kopf...
"Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, als wenn hier jeder außer mir lieber jetzt als später in die Unterstadt wollte um die Würmer zu bekämpfen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 14. Okt. 2002, 00:16 Uhr
"Gut.
Ja, stimmt, einen dieser Steine können wir verwenden..."
Morholdrim steht auf und ist im Begriff, das Kaminzimmer zu verlassen, als Rizac weiterspricht und der Zwerg stehenbleibt und sich wieder zu ihm umwendet.
"Es ist nicht so, daß wir mit Freuden in die Unterstadt wollen. Ihr habt diese Würmer noch nicht erlebt. Diese Brut ist verdammt gefährlich.
Ich... - um es mit euren Worten zu sagen - kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Würmer sehr bald zu Hunderten oder gar Tausenden aus ihren Nestern gekrochen kommen, wenn wir ihnen nicht zuvorkommen und die Nester zerstören. Es könnte sogar morgen schon zu spät sein - was die Götter verhindern mögen."

Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, läßt Morholdrim die Tonkugel, die er bis jetzt weiter in der Hand gehalten hat, in einer seiner Taschen verschwinden, verläßt das Kaminzimmer und Augenblicke später Caewlins Haus. Rasch folgt er im Regen dem Kiesweg zum Tor, öffnet die kleinere Tür und tritt auf die Straße hinaus. Dort sieht er sich rasch um, wählt einen der Steine aus und hebt ihn probehalber an. Größer als ich in Erinnerung hatte... und jetzt auch noch glitschig durch den Regen...
Dann winkt er Rizac zu sich, und bedeutet ihm, daß er ihm helfen möge, den Stein zur Wiese zu tragen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 14. Okt. 2002, 00:35 Uhr
Rizac kommt der Aufforderung Morholdrims nach und hilft ihm den Stein auf das Grundstück Caewlins und Calyras zu tragen.
"Nun, vielleicht würde es mir auch so gehen, wenn ich die Würmer erlebt hätte, aber ich plane lieber vorher um auf mögliche Hindernisse aufmerksam zu werden und diese ausräumen zu können.

Was meint ihr, wo hier sollen wir es versuchen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 14. Okt. 2002, 08:33 Uhr
Calyra hat rasch ihr Cape übergeworfen und zwei Laternen hervorgeholt und anzgezündet und dann mit Caewlin das Haus über die Terrasse verlassen. Sie hören den Zwerg und ihren Gast mit dem schweren Stein lange bevor sie aus der regnerischen Dunkelheit auftauchen und Caewlin schnappt Rizacs letzte Worte auf, als die beiden die Wiese erreichen. Rizac kann unsere Ungeduld nicht verstehen - wie auch? Aber er täuscht sich, wenn er glaubt, das würde uns unvorsichtig machen. Kalter Wind fährt vom See her über das Grundstück, zerrt an ihren Haaren und Kleidern.
Caewlin tritt näher und leuchtet ihnen mit einer der Laternen. Ihr Schein dringt nicht weit, aber immer noch besser, als in völliger Dunkelheit umherzustehen. Morholdrim mag die Nacht nichts ausmachen mit seiner zwergischen Dunkelsicht, aber Rizac ist ein Mensch und er selbst auch.
"Stellt den Stein hier ab," meint er, etwa zwanzig Meter weit von Terrasse und weitere vierzig von der Mauer entfernt. "Hier sollte es gehen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Okt. 2002, 09:27 Uhr
Calyra fröstelt in der kalten Nachtluft und der Regen, den der Wind ihr ins Gesicht treibt, tut sein übriges. Sie stellt die Laterne auf die niedrige Steinmauer hinter den Oleandersträuchern, deren Blätter tanzen und wispern und späht in die Dunkelheit, wo sie Caewlin mit der Laterne und neben ihm einen kleineren, dunklen Schatten ausmachen kann - Rizac. Morholdrim ist schnaubend zu hören, aber nicht zu sehen. Sie wickelt sich fest in ihr pelzgefüttertes Cape und hört die Männer auf der Wiese sprechen. Rizac ist ein vorsichtiger Mann...und wohl auch mißtrauisch. Ja...ich bin ungeduldig, das stimmt. Aber ich werde mich nicht hinreißen lassen und Caewlin ohnehin nicht...wenn es um Kämpfen, Töten oder das Ausmerzen von Ungeziefer geht ist er so kalt wie Eis.
Nun taucht auch Morholdrim in den Schein von Caewlins Laterne - offenbar hatten er und Rizac den Stein als Ziel auf der Wiese aufgestellt. Wer außer dem Zwerg will die Kugeln jetzt in nasser Finsternis testen? Vielleicht kann er ein paar hierlassen, damit wir das im Tageslicht versuchen können.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 14. Okt. 2002, 19:45 Uhr
Zusammen mit Rizac schleppt der Zwerg den Stein zur Wiese, macht ihn hier und da auf eine unebene oder besonders rutschige Stelle aufmerksam, da der Mensch sie im Dunkeln sicher nicht so gut sehen kann, wie Morholdrim.
Als schließlich Calyra und Caewlin aus dem Haus treten und mit Laternen den Weg etwas erhellen, kommen die beiden auch schon schneller voran.
Erst als der Stein endlich an seinem Platz liegt, entgegnet Morholdrim auf Rizacs Bedenken: "Wenn ihr glaubt, daß wir uns Hals über Kopf und ohne Planung in so ein gefährliches Abenteuer stürzen... nun, euch zwingt niemand dazu mitzukommen. Wir waren schon jeweils mindestens einmal dort unten und wissen, was uns erwartet - zumindest annähernd. Eine vielleicht außer Kontrolle geratene Tonkugel, die einen Tunnel zum Einsturz bringt, ist gar nichts im Vergleich zu einer Horde dieser Würmer. Die Karte, die Raven hoffentlich besorgen kann, wird uns die Planung sogar einfacher machen. Wir gehen also sicher nicht einfach mal auf gut Glück in die Unterstadt, aber eine womöglich wochenlange Planung, die alle möglichen Gefahren berücksichtigt, können wir uns schlicht nicht erlauben." Aber auch die besten Pläne werden uns nicht viel nützen, wenn wir auf längst zugemauerte oder eingestürzte Tunnel stoßen - die Pläne sind sehr alt.

Er sieht Rizac einen Augenblick lang an, der über seine Worte nachzudenken scheint, dann sieht er den Stein an und tritt einige Schritt zurück, während er eine der Tonkugeln aus seiner Hosentasche zieht.
"Nun, da ich wohl im Moment der Einzige bin, der den Stein im Dunkeln sehen kann, werde ich die Wirkung einer der Kugeln einmal demonstrieren." Und wahrscheinlich den Stein nichtmal treffen... werfen war noch nie meine Stärke...

Rizac bedeutet er mit einer Handbewegung, noch einige Schritt weit zurückzutreten - Caewlin und Calyra stehen weit genug entfernt - und zielt schließlich, holt aus und wirft die Kugel...
...was Augenblicke später mit einem dumpfen Aufprall quittiert wird, doch keine Explosion, kein Feuer folgt... die Kugel ist offensichtlich im Gras neben dem Stein gelandet.

Unverständliche Worte in Zwergensprache murmelnd geht er in Richtung Stein und verschmilzt beinahe mit Regen und Dunkelheit, als er sich nach der Tonkugel bückt. Sekunden später kehrt er wieder zu Rizac zurück und wendet sich erneut dem Stein zu.
"Nächster Versuch", murmelnd wirft er diesmal mit etwas weniger Schwung.
Nur einen Wimpernschlag nach dem leisen aber deutlichen Zerbersten der Tonkugel schießen zahlreiche Stichflammen ohne besonders lauten Knall in alle Richtungen vom getroffenen Stein davon. Die meisten Flammen sind zwischen ein und zwei Schritt lang, manche auch wesentlich größer, und sie tauchen die gesamte Wiese für mehrere Sekunden in nahezu taghelles Flackern. Kurz darauf brennen etwa bis fünf oder sechs Schritt vom Stein entfernt noch zahlreiche Feuer, die sich wegen des Regens und nassen Grases aber nicht weiter ausbreiten, jedoch auch bei weitem nicht so schnell gelöscht werden, wie es bei einem normalen Feuer vergleichbarer Größe der Fall wäre.

"Hätten um den Stein herum etwa zehn dieser Würmer gelegen, wären die meisten von ihnen jetzt tot, die anderen zumindest schwer verletzt oder sogar verstümmelt. Soweit ich das anhand der Versuche mit dem bereits toten Wurm einschätzen kann...
Ach ja, und der Stein existiert noch.
Zufrieden?" wendet er sich mit einem leichten Grinsen an Rizac.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 14. Okt. 2002, 20:09 Uhr
Caewlin beobachtet interessiert das Geschehen und verfolgt jede Bewegung des Zwerges. Sein Gesicht verrät wie fast stets nichts von dem, was in ihm vorgehen mag, aber seine Augen sind wachsam und konzentriert. Als der Zwerg wirft und nichts geschieht, glaubt er im ersten Augenblick es läge an der Tonkugel, aber dann wird ihm klar, daß Morholdrim nicht getroffen hat - sei verärgertes Grummeln bestätigt dies. Jetzt weiß ich auch, warum er keine Wurfäxte benutzt, obwohl die Zwerge sie doch so lieben...Zielen und Treffen sind nicht das Seine.
Nur Augenblicke später trifft der Zwerg und eine Sekunde danach erhellen leckende Flammen die Regennacht und erleuchten die Wiese. Caewlin ist mit ein paar raschen Schritten neben dem Zwerg. "Sehr beeindruckend!" Grinst er ohne jeden spöttischen Unterton in seiner Stimme. "Das ist genial, Morholdrim!"
Endlich etwas wirksames gegen diese dreimal verfluchten Höllenwesen - die Nester werden Brennen wie Zunder!
Sein Blick wandert zu Rizac und er wird wieder ernst. "Nun, was sagt Ihr?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 14. Okt. 2002, 20:29 Uhr
"Gut, auch wenn wir noch nicht wissen, wie sich der Schall in den Tunneln auswirkt, ist das doch ein recht befriedigendes Ergebnis.", grinst Rizac Morholdrim an.
"Ich hatte nie die Absicht wochenlang zu planen, aber ich kenne lieber das Terrain auf dem ich kämpfe oder versuche zumindest möglichst viel darüber in Erfahrung zu bringen.
Jede einzelne Risiko muss eigentlich nicht umgangen werden, aber die Größten sollte man versuchen zu umgehen.
Und einen einstürzenden Tunnel würde ich nicht gerne auf den Kopf bekommen, auch wenn ich einen Dickschädel habe..."
Rizac reibt sich seine Hände um die Kälte, welche langsam seine Finger hinauf kriecht zu vertreiben und dreht sich zu Caewlin.
"Ich hab in der Harfe nach meiner Ankunft einen Magiekundigen getroffen. Ich weiß zwar nicht wer er ist, aber irgendwie erscheint mir die Truppe etwas klein um gegen Dämonenartige Wesen zu kämpfen.
Sein Name ist Terial Ramius.
Raven machte mich darauf aufmerksam, daß ihr Fremden etwas misstrauisch wärt."
Etwas kalt hier draußen im Regen...
"Solltet ihr auch Fragen zu meiner Person haben, dann stellt sie, schließlich bin ich ja ein Fremder für euch."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 14. Okt. 2002, 20:56 Uhr
Ich und Fremden gegenüber mißtrauisch? Das ist die Untertreibung des Jahres...
Caewlin geht mit keinem Wort auf den Magier in der Harfe ein - Wenn überhaupt, dann sehe ich mir diesen Magoi selbst an - aber er nickt kurz.  "Ja...klein wird die Truppe so oder so sein," erwidert er rauh.
"Laßt uns hineingehen, dann könnt Ihr Euch am Kaminfeuer wärmen." Ein rascher Blick zur Terrasse hinüber zeigt ihm, daß Calyra ebenso in Regen und Nachtkühle friert. "Abgesehen davon redet es sich im Warmen und Trockenen wesentlich besser, als in einer Herbstnacht voller Wind und Regen. "
Morholdrim schließt sich ihnen an, als sie Nacht und Regen hinter sich lassen und über die Steinterrasse ins Haus zurückkehren, wo ihnen der Geruch von heißem Wein, Zimt, Rosinenlaibchen und Birkenholzfeuer entgegenschlägt. Caewlin stellt die Laterne ab und kehrt zu seinem Sessel zurück und auch die anderen nehmen wieder am Tisch platz. Die Mägde haben längst abgeräumt und Krüge mit heißem Wein und irdene Kelche stehen bereit. "Bedient Euch. Besser ein wenig zu mißtrauisch als vertrauensselig und tot, nicht wahr? Ich bin kein Mann vieler Worte.  Erzählt mir von Euch, Rizac. "  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 14. Okt. 2002, 21:54 Uhr
Noch ein wenig verärgert darüber, daß er den Stein beim ersten Versuche - wenn auch nur knapp - verfehlt hat, hört Morholdrim Caewlin und Rizac zu und wirft auch Calyra kurz einen besorgten Blick zu. Er kann sich ein weiters Grinsen nicht verkneifen, als Rizac nun von den Gefahren des Schalls spricht.
"Ihr wisst das vielleicht nicht, aber ihr vergesst offenbar, daß ich ein Zwerg bin. Ich habe fast die Hälfte meines Lebens unter den Bergen verbracht - und war zweimal in den Tunneln unter dieser Stadt. Ich sage dazu nur soviel: Wären die Kanäle und Tunnel von der gleichen Qualität, wie sie zur Zeit ihrer Entstehung unter den Menschen üblich waren, würden sie schon längst nicht mehr existieren. Sie sind wesentlich stabiler, als ihr glaubt."
Doch Morholdrim ist klar, daß er auch damit Rizac nicht restlos überzeugen kann und beläßt es schließlich dabei. Immerhin kann der Zwerg auch nicht völlig ausschließen, daß ältere Teile der Tunnel, die er noch nicht gesehen hat, nicht vielleicht doch wesentlich einsturzgefährdeter sind.

Nach einem letzten prüfenden Blick auf das Feuer, das nun doch ganz langsam vom weiter stärker werdenden Regen gelöscht wird, folgt er den Anderen ins Haus hinein. Auch er ist froh, wieder im Trockenen zu sein und genehmigt sich einen Schluck heißen Wein, nachdem er seinen nassen Umhang abgelegt und dankbar lächelnd einem der Mogbars in die Hand gegeben hat.
Als Rizac den Magier aus der Harfe erwähnt, auf den Caewlin gar nicht erst weiter eingeht - Morholdrim kann sich denken, daß er sich nicht auf die Empfehlung eines Fremden verlassen will - muß der Zwerg an Malakai und seinen merkwürdigen Anfall denken. Doch Rizacs Angebot, mehr über sich zu erzählen, lenkt Morholdrims Aufmerksamkeit wieder ins Hier und Jetzt zurück.
Jetzt bin ich aber auch gespannt, was Rizac über sich zu erzählen hat..., denkt er und mustert den selbsternannten 'Dickschädel', während er sich setzt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 14. Okt. 2002, 23:57 Uhr
"Da habt ihr allerdings Recht... Caewlin. Wie wollt ihr eigentlich angesprochen werden?", meint Rizac.
"Daß Vorsicht besser als Nachsicht ist, durfte ich in den nun 24 Jahren meiner Wanderschaft oft zu genüge selbst erfahren."
Rizac pausiert kurz, um sich von dem heißen Wein einzuschenken und einen kleinen Schluck zu nehmen.
"Nun, ich könnte nun bei meiner Geburt vor fast einem halben Jahrhundert, nun gut, sieben Jahre fehlen noch, in Cadora, einer kleinen Ortschaft weit im Südosten gelegen, anfangen, aber ih will Euch nicht langweilen.
Ich wurde als Sohn eines Junkers geboren,erzogen und ausgebildet, jedoch blieb mir als zweiter Sohn kein großes Erbe, weshalb ich mich entschloß Cadora zu verlassen und mein Glück woanders zu suchen.
Das war wie gesagt vor 24 Jahren.
Seitdem ziehe ich von Ort zu Ort, arbeite als Leibwächter, Söldner und Lehrer, wenn meine Geldbörse wieder verdächtig schmal wird.
Ich bin bisher nur selten länger als ein Jahr in einer Ortschaft geblieben."
Rizac schaut in die Runde und seine Augen bleiben bei Caewlin hängen.
"Das wäre die Kurzfassung. Ich weiß leider nicht, was genau ihr wissen wollt. Wenn ihr etwas wissen wollt, zum Beispiel für wen ich gearbeitet habe, wo ich in den letzten Jahren war oder was auch immer, dann stellt Eure Frage. Ich kann leider keine Gedanken lesen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Okt. 2002, 12:41 Uhr
Caewlin faßt Rizac genauer ins Auge. Dreiundvierzig Jahre...so alt sieht er nicht aus und davon mehr als die Hälfte auf Wanderschaft. Entweder er ist ein geborener Nomade, ein Abenteurer oder auf der Flucht. Leibwächter, Söldner, Lehrer...
"Nennt mich einfach Caewlin, das tun hier alle. Ich habe nie einen Rittereid abgelegt, also spart Euch getrost das Sire." Kürzer kann man das Wort Rittereid nicht mehr aussprechen. Eines jedoch macht ihn stutzig - wenn Rizac sich nicht allzuviel aus Geld machte, warum war er dann wegen geringen Erbes aus seiner Heimat fortgegangen? "Ich bin kein Mann für seichte Konversation, Rizac und ich habe einige Fragen. Wenn sie Euch zu persönlich werden, dann sagt es gerade heraus. Welche Waffen führt Ihr? Wie gut seid Ihr damit? Wart Ihr je in einem Krieg? Wie weitreichend sind Eure Erfahrung als Söldner? Für wen habt Ihr gearbeitet und warum? Warum habt Ihr Euch niemals irgendwo niedergelassen? Was hat Euch ausgerechnet in die Weltenstadt verschlagen? Was hat Euch dazu gebracht, Euch mit dieser Geschichte zu befassen - Ihr kennt niemanden hier und seit dieser Stadt und ihren Bewohnern zu nichts verpflichtet. Was erwartet Ihr von uns?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 15. Okt. 2002, 17:11 Uhr
"Nun gut, Caewlin."
Rizac nimmt einen weiteren Schluck aus dem Glas Wein.
"Nun, meine Ausbildung umfasste Kreuz- als auch Lang- und Kurzbogen für die Jagd, allerdings würde ich mich nicht als besonders guten Schützen bezeichnen, ich kann lediglich etwas damit umgehen.
Wie es sich für den Sohn eines Adligen gehört, wurde ich im Schwertkampf ausgebildet, von Vincente Feronn, falls euch der Name etwas sagt. Auch Messerkampf und waffenloser Kampf wurden mir noch in Cadora mit auf den Weg gegeben, allerdings erlernte ich auch den Gebrauch weiterer Nahkampfwaffen auf meiner Wanderschaft.
Wenn ihr wissen wollt, wie gut ich bin, können wir gerne gegeneinander kämpfen."
Rizac pausiert kurz, um sich an die nächste Frage zu erinnern.
"Ach ja, der Krieg. Nun das dürften ein, zwei gewesen sein. Lasst mich nachdenken... als ich in Cinom war gab es einen Erbfolgekrieg. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber nach kurzer Zeit befand ich mich im Heer des Prinzen Shean... wie hieß sein Bruder nochmal?... na ja, ist auch egal, dessenn Leichnam trieb, daß letzte Mal als ich ihn sah im Fluß und diente als Fischfutter...
Ah, der tremorische Bauernaufstand, vor 11 oder 12 Jahren... dort habe ich auch gekämpft."
Rizac nimmt einen kurzen Schluck. Naria...
"Hm... meine Erfahrungen als Söldner? Zu weitreichend um ehrlich zu sein, ich würde einiges lieber vergessen......
Nun, bisher habe ich mich nirgendwo niedergelassen, da es immer ein paar Gründe gab, die dagegen sprachen und die Weltenstadt habe ich mir ausgesucht, da ich im Südwesten, wie hieß das Dorf nochmal, na ja auch egal, auf jeden Fall habe ich dort in einem Dorf von der Weltenstadt gehört und ich bin es langsam Leid dauernd herumzuirren.
Das ist, um ehrlich zu sein auch der Grund, warum ich Euch gegen diese Würmer helfen will. Ich bin schon viel zu lange untertwegs und will nicht schon wieder weiter."
Rizac spielt mit dem Ring an seiner Kette.
"Ah, vielleicht wollt ihr diesen Ring sehen."
Rizac öffnet die Kette und lässt den Ring hinunter in seine Hand gleiten und reicht ihn Caewlin.
"Eine Erinnerung an andere Tage..."
Der Ring ist ein Siegelring und zeigt ein zweigeteiltes Wappen.
Die eine Hälfte ziert ein halber Falke, die andere eine Brückenhälfte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Okt. 2002, 18:56 Uhr
Caewlin schweigt und hört zu. >Vicente Feronn, falls Euch der Name etwas sagt...Wenn Ihr wissen wollt, wie gut ich bin, können wir gern gegeneinander kämpfen<... Bilde ich mir das ein oder ist da ein Funke Überheblichkeit in seinen Augen? Wenn ja, dann sieht er vielleicht nicht aus wie dreiundvierzig, aber benimmt sich, als sei er siebzehn Jahre alt und würde gerade zum Tjost aufgerufen. Das ist absurd. "Der einzige Mann, gegen den ich zum Spaß oder zur Übung meine Waffen erheben würde, weilt zur Zeit nicht hier."
Und die einzigen, gegen die ich es im Ernst tat, sind tot.
Die südländischen Namen, Ereignisse und Lande, die Rizac aufzählt hat Caewlin noch nie im Leben gehört, nicht einmal beim Sommerturnier. Als er von den Bauernaufständen und seiner Zeit als Söldner spricht, werden Rizacs Augen dunkler und jede Überheblichkeit schwindet aus seiner Stimme, sollte sie je darin gewesen sein. Für einen kurzen Augenblick sieht Caewlin in ein Gesicht und ein paar Augen, das er aus dem Spiegel kennt. Er sucht ein Leben nach all dem Sterben.
Dann löst Rizac einen Ring von einer Kette und reicht ihn über den Tisch an Caewlin - er liegt klein und rund auf den harten Schwielen seiner großen Handfläche. Als er ihn hin und her bewegt, glänzt der Feuerschein darauf wie flüssiges Kupfer. "Ist das das Wappen Eurer Familie?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 15. Okt. 2002, 19:55 Uhr
Rizac nickt.
"Diesen Ring ließ mein Vater etwa ein Jahr vor meinem Aufbruch anfertigen.
Es verbindet das Wappen der Familie Voiren mit dem derer von Nimone, der Familie meiner Mutter."
Ein kalter Schauer durchfährt Rizac.
"Es tut mir Leid, wenn ich vorhin etwas herausfordernd oder arrogant geklungen habe, aber es gibt einfach zu viele Ereignisse die ich vergessen möchte.
Zuviele Gefühle, die vor langer Zeit gestorben sind oder es hätten sollen."
Rizac kippt den Rest des Weins aus seinem Glas hinunter.
Disziplin, Disziplin, junger Rizac..., hört er die Stimme Vincentes selbst nach so langer Zeit noch in seinen Ohren.
"Ich weiß nicht, ob ihr meine Gründe Euch zu helfen versteht... aber ich werde es tun!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 15. Okt. 2002, 20:09 Uhr
Morholdrim hört sich an, was Rizac über sich zu erzählen hat. Er hätte wahrscheinlich nicht so direkt gefragt, aber Zeit für Höflichkeitsfloskeln würden sie nach der Vernichtung der Würmer noch genug haben...
Hm... er scheint viel erlebt zu haben; wen wundert's, daß er dem bevorstehenden Kampf und den einsetzbaren Waffen gegenüber mißtrauisch ist... völlig unbekanntes Gebiet noch dazu... vielleicht der erste Kampf unter Tage?
Nun ist er in der Weltenstadt, um endlich Ruhe vor den Kriegen zu haben, und steht vor dem vielleicht wichtigsten und zugleich schwersten Kampf seines Lebens...
Hoffentlich überschätzt er seine Fähigkeiten nicht
, kommt dem Zwerg noch in den Sinn, als er Caewlins Mine sieht, mit der er Rizac betrachtet, und seine Gedanken zu erahnen glaubt.

Nachdem Rizac Caewlin den Ring gegeben hat und die Frage des Nordmanns dazu beantwortet hat, fragt Morholdrim Rizac: "Sagt, habt ihr irgendwelche besonderen Erfahrungen gesammelt im Kampf, wie er uns bevorsteht? Also in dunklen Höhlensystemen oder dergleichen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 15. Okt. 2002, 20:23 Uhr
"Nein, das einzige Mal, daß ich in einer Art Höhle kämpfte war bei der Belagerung einer Burg.
Wir hatten nach mehreren Wochen einen Gang entdeckt, der wohl zur Versorgung der Anlage diente und drangen durch diesen in die Burg ein.
Die Verteidiger bemerkten uns leider zu früh und es gelang ihnen uns in den Gang zurückzudrängen.
Der Burgherr beschloß wohl, daß es sicherer wäre ohne diesen Gang und ließ in einstürzen.
Verteidiger und Angreifer wurden gleichermaßen unter Tonnen von Fels und Erde begraben.
Ich selbst bin nur mit knapper Haut entkommen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Okt. 2002, 20:46 Uhr
Caewlin nickt und reicht Rizac seinen Siegelring zurück. Er hatte vorhin schon etwas erwidern wollen, doch der Zwerg war ihm zuvor gekommen.
Warum mag Rizac seine Heimat wirklich verlassen haben?  Offensichtlich bedeutet ihm das doch einiges... es gibt so viele Schatten in der Vergangenheit dieses Mannes wie in meiner eigenen. Wenn er auch noch seinen Bruder haßt und sich die rechte Hand abschlagen läßt, dann kann ich ihn als zu klein geratenen Zwilling ans Herz drücken.
"Ich weiß nicht, ob ich Eure Gründe zu helfen wirklich verstehe, aber ich denke, daß Ihr aufrichtig meint, was Ihr sagt. Wenn Ihr uns also helfen wollt -  willkommen in der Truppe. " Caelwin zieht ein säuerliches Grinsen.  "Die Gänge dort unten sind sehr unterschiedlich. Manche sind sehr hoch und breit, gut begehbar. Andere eng und feucht und halb verschüttet. Macht Euch auf alles gefaßt. Am Schlimmsten ist der Gestank."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Okt. 2002, 21:48 Uhr
Calyra hat sich statt heißem Wein heiße Mandelmilch bringen lassen und sich nahe an die Wärme des Kaminfeuers gesetzt. Von dort aus lauscht sie den Gesprächen der Männer, beobachtet und hängt still ihren eigenen Gedanken nach. Ab und an huscht eine der Mogbarmägde herein, leise und unauffällig wie ein Schatten, füllt lächelnd gewürzten Wein nach oder legt ein weiteres Holzscheit in den Kamin.
Ihre Gäste in guten Händen wissend und mit schmerzendem Rücken steht sie schließlich irgendwann auf und verabschiedet sich von Rizac und Morholdrim.
"Ich gehe zu Bett. Ihr werdet mein Fehlen entschuldigen, aber ich bin müde. Morholdrim - würdet Ihr Caewlin einige Eurer Feuerkugeln hierlassen? Ich würde das gern ausprobieren, um ein Gefühl für das Werfen zu bekommen." Sie lächelt den Zwerg an und wendet sich dann leise an Caewlin. "Ich muss Schlafen...mir fallen schon die Augen zu.  Komm bald nach, ja?" Sie küßt ihn sanft und legt einen Augenblick ihr Gesicht an seine rauhe Wange, dann verschwindet sie aus der Kaminhalle. Einen Augenblick später sind ihre Schritte auf der Treppe nach oben zu hören, eine Tür geht und danach ist alles still.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 15. Okt. 2002, 23:35 Uhr
TEST :o

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 16. Okt. 2002, 00:15 Uhr
Der Versorgungsgang ist eingestürzt... nur knapp entkommen... nun wundert mich nicht mehr, daß er so große Bedenken hat, daß die Tunnel da unten uns - ihn - begraben könnten... sowas möchte niemand ein zweites Mal erleben...
Dann muß Morholdrim an Raven denken... möchte niemand ein zweites Mal erleben... wiederholt er in Gedanken, doch er weigert sich, diesen Gedanken konzequent weiterzuführen und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Rizac.
Er scheint es in der Tat ehrlich zu meinen, wie Caewlin sagt. Und er möchte nicht über alles aus seiner Vergangenheit reden; kann ihm wohl niemadn verübeln.
Hm... ich kenne Rizacs Leben nun besser, als Caewlins... oder Caewlin meines... wenn diese Wurmgeschichte zu Ende ist, sollte ich seiner und Calyras Einladung endlich nachkommen...


Er lächelt Rizac freundlich zu und will ihn ebenfalls in der Truppe willkommen heißen, als sich Calyra erhebt und ihn wegen einiger Kugeln anspricht.
"Ja, gerne, ich habe noch drei dieser Kugeln bei mir - und eine weitere, die nur mit Wasser gefüllt ist, zum Üben reicht das ja... und ich bringe gern morgen noch einige weitere vorbei."
Dann erhebt er sich und wünscht Calyra eine gute Nacht. Erst als sie bereits das Kaminzimmer verlassen hat, werden ihm ihre Worte erst richtig klar. Wenn sie üben will... dann kommt sie auch mit...
Leichter Unglaube ist Morholdrim anzusehen, als er Caewlin einen fragenden Blick zuwirft, doch Caewlins Miene spricht in diesem Augenblick Bände und weitere Erklärungen sind nicht nötig. Der Zwerg weiß inzwischen auch: was Calyra sich einmal in den Kopf gesetzt hat, wird sie auch durchführen...

Nachdem er einige Momente braucht, bis er sich an diesen Gedanken gewöhnt hat, kommt er wieder aufs eigentliche Thema des Abends - inzwischen der Nacht - zurück: "Ich würde vorschlagen, daß wir uns wieder treffen, wenn Raven die Karten hat. Ich denke, dann können wir schon eher abschätzen, wo und wie wir vorgehen können.
Ihr wohnt doch vermutlich zur Zeit in der 'Goldenen Harfe'?" wendet er sich schließlich noch an Rizac.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 16. Okt. 2002, 06:22 Uhr
Calyra will schwanger mit hinunter in die Unterstadt?
"Ja, ich habe mich vorerst für eine Woche bei Borgil eingemietet."
Rizac steht auf und streckt seine müden Glieder und reibt sich die Augen.
"Nun, ich bin mittlerweile auch nicht mehr ganz munter. Wenn es für heute nichts weiteres zu besprechen gibt, würde ich gerne zur Harfe zurückkehen um dort erstmal zu schlafen."
Als ihn Caewlin und Morholdrim an der Tür verabschieden regnet es immernoch in Strömen.
Na ja, wenigstens hilft der Regen mich wachzuhalten.
"Hm, ich werde in den nächsten Tagen wieder vorbeischauen, falls ihr mir nicht vorher eine Nachricht schickt.
Wünsche euch noch eine schöne Nacht."



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