Weltenstadt.de >> Forum (http://forum.weltenstadt.de/)
Das Rollenspiel >> Stadt-Archiv [read only] >> Das Haus am Seeufer
(Thema begonnen von: Caewlin am 16. Okt. 2002, 11:52 Uhr)

Titel: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Okt. 2002, 11:52 Uhr
Das weitläufige Grundstück, gut 12 Tagwerk Wiesen, Garten und alter Baumbestand, ist von einer doppelt mannshohen  Mauer aus hellem Feldstein umgeben, die jedoch zu weiten Teilen von  wildem Wein überwuchert ist. Ein großes, eisenbeschlagenes Holztor  ist der einzige Eingang, in das Tor selbst ist noch eine separat zu  öffnende Manntür eingelassen.  
Hinter dem Tor führt ein langer, gepflasterter Weg auf ein großes  Haus aus grauen Natursteinen zu, die hölzernen Erker zu beiden  Seiten von verschlungenen Schnitzereien bedeckt und die  tiefgesetzten Fenster mit buntem Glas geschmückt. Es sieht alt aus,  aber gut gepflegt und es wirkt breit und sicher. Gelbe Rosen ranken  sich um die wuchtigen Holzpfeiler des Vordaches und die halbe  Hausfassade der Front. Blauregen hat sich die Westseite erobert und  läuft an der Dachkante entlang um den Giebel.
Die ebenfalls eisenbeschlagene Holztüre hat einen runden Knauf in  der Mitte in Form eines stilisierten Drachenkopfes, dessen  Unterkiefer gleichzeitig der Anklopfer war.  
Im Inneren des Hauses verbinden gekrümmte Gänge mit hölzernen  Säulen die Seitenflügel mit dem Hauptgebäude, die Eingangshalle ist  ein langgestreckter Raum an dessen Ende ein offener Kamin mit  schwerem Schnitzwerk aus fast schwarzem Holz ist, davor ein  mächtiger Tisch aus waldhonigfarbenem Holz mit langen Bänken und  zwei hochlehnigen Stühlen. Wandteppiche und alte Fresken in  verblassenden Farben schmücken die Wände, die dunklen Bodendielen  sind vom Alter glatt und glänzend.  
Von dieser Kaminhalle auf führt eine Tür hinaus auf eine Steingefließte Terrasse, die umgeben von dichten Oleander und Azaleensträuchern ist. Auf der Terrasse steht ebenfalls ein wuchtiger Holztisch und zwei lange Bänke daneben, glattgeschliffen und dunkel vom Alter. Von der Steinterrasse aus geht ein schmaler Saumpfad über die Wiesen hinab zur Seemauer und der darin eingelassenen Pforte.
Die Küche des alten Gutshauses ist ein höhlenhafter, zwei  Stockwerke hoher Raum mit einem Oberlicht in der Decke. Ein  riesiger gemauerter Kamin nimmt fast die gesamte Stirnseite ein,  flankiert von zwei Türen, von denen die nördliche in eine Spülküche  mit steinernen Abwaschbecken und die  südliche  in eine dunkle,  kühle Vorratskammer führt.  
Eine Seitentür führt hinaus in den Küchengarten, eine weitere, sehr  viel niedrigere, in Nebenräume, die von einigen Mogbars bewohnt  werden, die zum Anwesen gehören.  
Im Oberen Stock befinden sich Schlafräume, Gästezimmer, ein  weiterer, kleiner Saal mit Kamin und unter dem Dach großer Speicher  in dem Kräuter zum Trocknen in den Sparren hängen.

Vor dem Haus wachsen mächtige Kastanien zwischen denen ein gelber  Teppich aus Schlüsselblumen und Bingelkraut wächst, hinter dem Haus  zieht sich links ein sanfter Hang mit Kirsch und Apfelbäumen bis zu  ein paar hölzernen Nebengebäuden, einem Pferdestall mit Heuschober,  der Platz für etwa sechs Tiere bietet, einer winzigen Schmiede und  einer dunklen Holzscheune. Ein weißverputzter Hühnerstall schließt  sich an den Schuppen, vor der Schmiede steht ein Taubenschlag.
Östlich des Hauses fällt das Gelände sanft über blühende Wiesen zum  Seeufer hin ab und eine kleine Pforte, halb verborgen unter dem  Wein, der die Mauer überwuchert, führt direkt hinab zum Ildorel....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Okt. 2002, 11:53 Uhr
Nachdem auch Rizac sich verabschiedet hat und in Nacht und Regen verschwunden ist - ein Mogbarmädchen begleitet ihn mit einer Laterne über den Kiesweg bis zum Tor, das Nachts verschlossen wird und öffnet die Mannpforte  für ihn - kehren Morholdrim und Caewlin ans Feuer zurück. Ein Rest Würzwein ist noch da und so füllt Caewlin dem Zwerg und sich selbst noch einmal die Kelche. Morholdrim sagt nichts, sieht ihn nur an und Caewlin kann fast hören, was er denkt.
"Morholdrim...für gewöhnlich  ist Cal die sanfteste und nachgiebigste Frau, die ich kenne. Das wißt Ihr auch. Aber manchmal ist ihr etwas wichtig, wirklich wichtig. Und dann gibt sie nicht nach." Er sieht den Zwerg aus schmalen, blaugrünen Augen an. "Ihr wißt, wie sie ist, wenn sie sich wirklich etwas in den Kopf gesetzt hat. Sie will mit in die Tunnel und fertig." Er starrt wieder in seinen Becher und alles, was Morholdrim von seinem Gesicht sehen kann, ist sein Profil und ein dichter Vorhang aus kastaniendunklem Haar. "Entweder ich gebe nach, oder ich zerbreche sie; es gibt keine Alternative. Also lasse ich sie mitkommen - aber ich muss sicher sein können, daß ihr nichts geschehen wird."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 16. Okt. 2002, 18:52 Uhr
Als sich Morholdrim und Caewlin von Rizac verabschiedet haben und wieder im Kaminzimmer Platz nehmen, spricht eine Zeit lang niemand, bis Caewlin Calyras Verhalten erklärt.
Morholdrim nickt dazu verstehend, als der Krieger endet. "Ja, das habe ich schon vermutet, unter normalen umständen würde ich auch sagen, daß sie eine große Hilfe für uns sein kann.
Und ich habe mehr Angst um ihr Ungeborenes als um sie selbst..."
Morholdrim starrt eine Weile mit sorgenvoller Miene auf das Kaminfeuer, bevor er weiter spricht:
"Calyra sollte jedenfalls am besten etwa in der Mitte unseres Trupps bleiben, dort sollte es am sichersten sein.
Hm... ich denke, egal wer alles mitkommt, jeder wird im Falle der Fälle Calyra beistehen, obwohl ich glaube, daß sie auch ganz gut auf sich aufpassen kann." Was hoffentlich auch noch in ihrem jetzigen Zustand so sein wird...

Nach kurzem Nachdenken sieht er wieder Caewlin an. "Habt ihr inzwischen eigentlich wegen Malakai mit Kizumu gesprochen? Vielleicht könnte Malakai auch sowas wie einen Schutzzauber über Calyra sprechen, bevor wir losziehen..." Oder Kizumus Drachenfreund... Wer mag eigentlich überhaupt davon wissen, außer Niniane, mir und vermutlich Malakai? Doch kurz darauf kreisen Morholdrims Gedanken wieder mehr um Malakai und auch Calyra.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Okt. 2002, 20:12 Uhr
"Es ist auch mein Ungeborenes," grollt Caewlin finster und starrt in die Flammen. Der Zwerg weiß, daß  er nicht auf ihn, sondern auf die ganze vertrakte Situation wütend ist. "Am sichersten sollte sie hier oben hinter den Mauern dieses Hauses sein..." Aber dort wird sie nicht bleiben. Stattdessen muss ich sie mit hinunter in die lange Dunkelheit und den bestialischen Gestank der Tunnel nehmen.
Caewlins Gesicht entspannt sich leicht, als Morholdrim weiterspricht. Er lauscht dem Zwerg und schüttelt dann sacht den Kopf. "Ich habe mit Kizumu gesprochen, die mich bat, es sie wissen zu lassen, wenn sich etwas Neues ergibt - und das werde ich auch tun. Sie wollte uns begleiten. Über Malakai wußte sie nur zu sagen, daß er vor längerem einmal mit etwas Unheimlichen zu tun hatte...und das war das einzige ungewöhnliche, an das sie sich erinnerte..." Ich glaube nicht, daß der Magoi einen Wurm in sich trägt. Er scheint eher...verändert.
"Aber haben Magois nicht ständig mit etwas Unheimlichen zu tun? Wenn Ihr mich fragt, schon. Und ein Zauber über Cal...? Ich hatte für Zauberei noch nie etwas übrig - dennoch wäre ein Magoi eine große Hilfe. Nur vielleicht nicht gerade einer, der nicht ganz bei sich ist." Schließt er mit unfroher Grimasse.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 16. Okt. 2002, 21:10 Uhr
Morholdrim zuckt fast unmerklich zusammen und will sich entschuldigen, daß er nur von Calyras Ungeborenem gesprochen hat, merkt dann aber, daß Caewlin nicht ihn meint und hört ihm weiter schweigend zu.
Hier oben - egal wo in der Stadt - wäre sie natürlich viel sicherer als in den Kanälen... aber das läßt sie sich sicher nicht ausreden... leider...

Dann, als Kizumu und Malakai zur Sprache kommen - erhellt sich Morholdrims Miene etwas, als Caewlin sagt, daß Kizumu sich ihnen anschließen wolle, doch nur Augenblicke später machen sich Zweifel und Sorgen in Morholdrims Gesicht breit.
"Wenn Kizumu mitkommt", beginnt er, nachdem er einen Schluck vom Wein getrunken hat, "könnte sie ein Auge auf Malakai haben - und auch auf Calyra. Sie kennt ihn besser, als einer von uns und würde eine Veränderung am ehesten bemerken. Vielleicht hat sie auch eine ähnliche Wirkung auf ihn, wie Calyras Gesang auf euch, und kann ihn so wieder zur Besinnung bringen, falls es doch nötig wird...
Es ist ein Risiko und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir Malakai mitnehmen sollen. Aber es kann jeder zur Gefahr werden, wenn er unter den Einfluß der Würmer gerät, nicht nur Malakai... Andererseits... würde Kizumu auch ohne Malakai mitkommen? Oder eigendlich nur wegen Malakai?
Rizac hatte ja einen weiteren Magier aus der Harfe erwähnt, aber einem Fremden können wir noch viel weniger trauen... aber ganz ohne Magier...? Ich kenne sonst keinen, außer Malakai...
Stahl und meine Feuerkugeln und vielleicht auch Calyras Gesang können womöglich nicht gegen alles helfen, was uns dort unten begegnen wird..."
Morholdrim erklärt das alles nicht Caewlin, sondern viel mehr sich selbst, um eine mögliche Lösung zu finden. Dementsprechend gedämpft ist seine Stimme, jedoch laut genug für Caewlins Ohren.
Am Ende ist Morholdrim jedoch klar, daß er etwa genauso viele Argumente für wie gegen Malakai gefunden hat.

Dem Zwerg ist seine Unschlüssigkeit deutlich anzusehen. "Malakai scheint ernsthaft daran interessiert, die Würmer zu bekämpfen..."
Wenn Kizumu keine besonderen Veränderungen bemerkt hat, trägt er wohl doch keinen Wurm in sich... aber was ist dann mit ihm? Oder haben ihn seine... Versuche und Forschungen einfach nur so sehr mitgenommen?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Okt. 2002, 22:49 Uhr
Caewlin trinkt seinen Wein aus und hört Morholdrim schweigend zu. Daß er nicht viel von Zauberei hält, ist kein Geheimnis, auch wenn er nicht leugnen kann, daß ein Magoi eine Hilfe wäre. Nur der Gedanke einen möglicherweise wirren Magoi oder einen ihnen völlig Fremen Magoi  - mit wußten die Götter allein was für Kräften -  mit in die Kanäle zu nehmen - das behagt ihm überhaupt nicht. "Ich bin zu voreingenommen gegen Zauberer, Morholdrim. Vielleicht sollte ich mich in dieser Angelegenheit einfach auf Euer Urteil verlassen - oder auf das Kizumus. Ich werde morgen mit ihr reden...wenn ich aus der Unterstadt zurück bin." Wo Dalla hoffentlich diese dreimal verfluchten Informationen für mich hat...
"Oder ich nehme Kizumu gleich mit." Ein leicht amüsierter Ausdruck kehrt in seine Augen zurück, aber es ist nicht mehr als ein Hauch und er bleibt ernst.  
"Wenn wir in die Kanäle gehen und Calyra mitkommt - und das wird sie tun - dann weiche ich keinen Zentimeter von ihrer Seite, Würmer hin oder her." Schnaubt er.  "Dieses starrköpfige Frauenzimmer wird noch mein Untergang sein. Weiber!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 16. Okt. 2002, 23:30 Uhr
Nachdenklich hört Morholdrim dem Krieger zu und nickt hier und da zustimmend.
"Nun, ich bin da wohl auch nicht ganz unvoreingenommen... zudem kenne ich Malakai auch nicht besonders gut. Warten wir ab, was Kizumu dazu meint."
Er trinkt seinen Wein aus und kramt aus seiner Tasche die vier Tonkugeln hervor.
"Calyra wollte ja damit üben...", sagt er, während er sie auf den Tisch legt, damit Caewlin sie irgendwo sicher unterbringen kann. "Die mit blauer Farbe markierte enthält nur Wasser und sollte zum Üben reichen, morgen bringe ich nochmal solche Übungskugeln vorbei."

Schließlich steht Morholdrim auf und verabschiedet sich von Caewlin. Doch da fällt ihm noch etwas ein:
"Ich werde auch noch einen Nachbarn von mir fragen, Sol von der Felsenschmiede, ebenfalls ein Zwerg, ob er sich uns anschließen will. Ich kenne ihn etwa so lange wie euch und Calyra, und man kann ihm vertrauen. Er wäre ein Kämpfer und zwei Augen, die sich im Dunkeln auskennen, mehr. Außerdem auch noch Priester, aber ob uns diese Tatsache hierbei viel nützt, weiß ich nicht."
Für einen kurzen Moment umspielt ein Lächeln Morholdrims Lippen wegen seiner letzten Bemerkung.
"Aber ich muß erst sehen, ob er überhaupt in der Stadt und nicht anderweitig beschäftigt ist.
Sobald ich Genaues weiß, werde ich euch Bescheid geben, und falls ihr etwas Neues wisst... ein Bote genügt und ich komme."

Dann verabschiedet sich Morholdrim nochmals und verläßt das Haus, nicht ohne nochmal einen Blick auf die Stelle zu werfen, an der der Stein liegt, doch das Feuer ist inzwischen erloschen; der offenbar nicht enden wollende  Regen spühlt die meisten Brandspuren vermutlich gerade fort.
Augenblicke später befindet sich Morholdrim auf der Straße und macht sich auf den Weg zu seiner 'Alten Schmiede'.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Okt. 2002, 10:35 Uhr
"Ich frage Kizumu," seufzt Caewlin. "Und ich werde morgen in die Unterstadt gehen und in Erfahrung bringen, wo dieses Nest genau ist. Außerdem muss ich noch ein paar Besorgungen erledigen. Einen passenden Harnisch für eine schwangere Frau auftreiben zum Beispiel," knurrt er, während er den Zwerg zur Tür begleitet. "Wenn Ihr glaubt, dieser Sol wäre eine Hilfe, dann kann es nicht schaden. Ist er ein Schmied? Ich brauche ohnehin die Dienste eines wirklich guten Schmiedes," fragt er und Morholdrim nickt. Einen Augenblick sehen beide in die regnerische Dunkelheit hinaus. "Ich weiß nicht - vielleicht wäre es besser, mehrere kleine Trupps in die Kanäle zu schicken, statt einem größeren..." Er legt den Kopf leicht schräg und mustert den Zwerg. "Aber darüber können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen, wenn es soweit ist. Im Augenblick würde es mir schon genügen, wenn wir dieses Nest finden und ausräuchern." Morholdrims Kugeln liegen klein und unscheinbar in seiner Hand. Der unglasierte Ton fühlt sich rauh an. "Sobald ich etwas aus der Unterstadt weiß, schicke ich Pyp bei Euch vorbei oder komme selbst. Kommt sicher nach Hause, Morholdrim." Er verabschiedet den Zwerg und schließt die Tür, sperrt Nacht, Wind und Regen aus. Eine müde Dienstmagd räumt den Tisch in der Halle ab, als er nach oben geht - es war ein langer Abend für alle. Das Haus ist dunkel, warm und bis auf das leise Klappern von Geschirr unten in der Küche vollkommen still.
Calyra schläft tief und fest und mit kindlicher Hingabe, als er zu ihr unter die Pelzdecken kriecht. Caewlin liegt noch lange wach, hält sie im Arm und starrt aus dem Fenster, gegen das der Regen klatscht. Tausend Bilder tauchen in seinem Kopf auf und verblassen wieder - Schreckensvisionen von dem, was schon geschehen war oder noch geschehen könnte. Der Gedanke, Calyra könnte irgendetwas geschehen wühlt so unerträglich in seinem Inneren, daß er ihm fast körperlichen Schmerz bereitet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 18. Okt. 2002, 19:11 Uhr
Einige Minuten, nachdem Morholdrim sein Haus verlassen hat, steht er - wieder einmal - vor dem Tor zu Calyras und Caewlins Anwesen. Wenn ich mich nicht irre, war ich in den letzten Tagen öfters hier, als in den Monaten zuvor, seit die beiden hier wohnen...
Nach dem kurzen Marsch über den Kiesweg steht er vor der Haustür und klopft an.
Kurz darauf öffnet ihm einer der Bediensteten - Pyp, vermutet Morholdrim, ist sich aber nicht ganz sicher - der ihn auch sofort erkennt und begrüßt. Er bittet den Zwerg herein, bedauert aber zugleich, daß sowohl seine Herrin wie auch sein Herr im Augenblick nicht anwesend seien.
"Hm, ist nicht weiter schlimm, es reicht schon, wenn ihr Calyra oder Caewlin dies hier übergebt. Calyra und Caewlin wissen bescheid." Damit überreicht er dem Mogbar die Schachtel mit den in etwas Holzwolle verpackten und mit blauer Farbe markierten Tonkugeln.
Pyps Gesicht nach zu urteilen, scheint er in etwa zu wissen, was es mit den seltsamen Kugeln des Zwergs auf sich hat. Entsprechend vorsichtig nimmt er die Holzschachtel entgegen.
"Nur keine Sorge, diese enthalten nur Wasser - zum Üben", beruhigt er ihn mit einem leichten Schmunzeln. "Damit kann nicht viel mehr passieren, als daß ein Teppich etwas durchweicht wird..."
Das scheint Pyp tatsächlich zu beruhigen und so entspannt sich dieser sichtlich, läßt die Vorsicht aber nicht gänzlich fallen.

Schließlich verabschiedet sich Morholdrim und läßt an Calyra und Caewlin einen Gruß ausrichten, um kurz darauf das Grundstück wieder zu verlassen.
Etwa zur selben Zeit, als er sich auf den Weg zu seinem nächsten Ziel macht, den Wind diesmal im Rücken habend, beginnt es wieder leicht zu regnen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Okt. 2002, 10:49 Uhr
Ein unbestimmtes platzendes Krachen irgendwo unten auf der Wiese weckt ihn auf und er bemerkt ungehalten, daß die Sonne schon hoch gestiegen ist. Ich muss mir das Ausschlafen abgewöhnen. Früher war ich stets vor der Sonne wach.
Wieder jenes leise Krachen, als breche ein irdener Becher. Calyra liegt nicht neben ihm und ihre Seite des Bettes ist nicht mehr warm - sie muss schon länger aufgestanden sein. Er wühlt sich aus den Decken und tritt nackt durch die bleiverglaste Tür hinaus auf die Laube, die wie ein Nest aus geschnitztem Holz und Rosenranken an der Hauswand hängt. Die Luft ist klar wie Glas und schmeckt nach Nachtfrost und Nebelkühle, aber er, an Schmelzwasserbäder und normander Polarwinter gewöhnt, empfindet es längst noch nicht als kalt.  Der Wald jenseits der Nordgrenze seines Anwesens - ein kleiner Hain, in dessen Mitte ein Haus steht, von dem jedoch nur eine Giebelspitze zu sehen ist - und das Larisgrün noch weiter nördlich sind ein rotgoldenes und bronzegelbes Farbenmeer, dazwischen moosgrüne Tannen und noch dunklere Soldatenkiefern. Unten auf der Wiese steht Calyra und wirft Tonkugeln gegen den Stein, den Morholdrim und Rizac hergeschleppt hatten - ein dumpfes Krachen und ein winziges Rinnsal Wasser ergießt sich über den Fels. Morholdrim war hier und hat die Kugeln gebracht... Das Gras ringsum trägt zahlreiche Brandspuren und um den Stein selbst ist nur noch verbrannte Erde. Nun glänzt er feucht, von den mit Wasser gefüllten Kugeln, die Calyra nach ihm wirft...sie scheint oft genug zu treffen. Er schüttelt mit grimmigem Lächeln den Kopf, atmet noch einmal die herbstliche Kälte in sich hinein und kehrt dann in ihr Schlafgemach zurück, wo er sich wäscht und ankleidet.
Einige Minuten später sitzt er in der Küche, wo die Köchin zwischen ihren Schränken hin und hersegelt wie eine dickbauchige Galeere, die allgegenwärtige Rührschüssel auf die Hüfte gestützt. Im Herd brät bereits das Mittagessen - Enten mit Maronenfüllung, wenn seine Nase ihn nicht täuscht. Er setzt sich an den Küchentisch - ein Ungetüm aus blankgescheuertem Holz mit einer langen, geschnitzten Eckbank darum - und frühstückt heißen Malventee und Hefelaibchen, gefüllt mit Pflaumen oder Honigmohn. Das Pergament von Stoppelbart liegt ausgebreitet neben seinem Teebecher.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 20. Okt. 2002, 16:15 Uhr
Am späten Vormittag beendet Calyra das Werfen der Tonkugeln gegen den großen Stein - zufrieden, daß sie wesentlich öfter getroffen, als ihr  Ziel verfehlt hat. Gutes Augenmaß hatte sie schon immer besessen und Werfen, Zielen und Treffen ist mit den Tonkugeln nicht schwerer, als "Triff den Stein" Spielen mit Flußkieselsteinen. Eines der wenigen Spiele, die sie als Kind endlose einsame Stunden an eisigen Bergseen gespielt hatte. Eines der wenigen Spiele, die ihr nicht verboten worden waren.

Calyra findet Caewlin schließlich in der Küche über einem wilden Gekritzel auf  gelbem Pergament. "Hier bist du..." Sein Tee ist kalt geworden und so schenkt  sie ihm frischen nach und nimmt sich selbst auch etwas, während sie neugierig  über seine Schulter das Pergament auf dem Tisch mustert. Es sieht aus wie  eine Karte...oder ein Plan von etwas... "Caewlin, ich möchte nachher in die  Stadt gehen und ein paar Besorgungen machen. Ich kam gestern nicht auf den  Wochenmarkt, weil wir die Winterbirnen eingelagert haben," meint sie leise und  fährt zart mit den Fingern durch sein langes, volles Haar. In der Herbstsonne  schimmert es so rötlich und dunkel wie poliertes Mahagoniholz.
"Hm," brummt er, vertieft in die Schriftrolle.
"Was ist das, was du da hast...?"
Sie setzt sich zu ihm und nimmt sich ein Stück von den Hefelaibchen auf seinem  Teller.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Okt. 2002, 16:34 Uhr
"Das ist ein ziemlich unvollständiger Plan eines Teils der alten Katakomben," er dreht das Pergament so, daß auch sie gut daraufblicken kann, ohne den Kopf völlig verrenken zu müssen und küßt sie rasch, als sie ihren Blick hebt und ihn ansieht.
"Diese roten Kleckse, die aussehen wie verlaufene Blutstropfen sollen die ungefähre Lage der Nester markieren," fährt er fort, als er sich widerwillig von ihr löst. "Hier, hier und hier," mit dem Finger tippt er kurz auf das Pergament und dreht die Karte ein wenig hin und her. "Wirklich sicher ist nur die Lage des ersten Nestes. Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann liegt es ganz in der Nähe der Stelle, wo die Kanalratten Raven und mich damals gefangennahmen - und die finde ich wieder," erklärt er eisig. Eine Weile trinkt er schweigend in kleinen Schlucken von dem frischen, heißen Tee, während Cal sich über die Karte beugt und ihr sommersprossiges Näschen rümpft.
"Der Dieb, der mir das gegeben hat, meinte, die großen, alten Gänge hätten alle Namen. Ihre Erbauer hätten sie nach ihren Weibern, Töchtern oder Lieblingshuren benannt." Er grinst leicht boshaft und fährt fort. "Ich habe den Gang, in dem wir standen, nur kurz im Schein seiner Kerze gesehen. Er nannte ihn die "Dicke Betha", und ich denke, das ist der große Tunnel, in dem Raven und ich damals den Raum mit den Leichen gefunden haben. Ich kann mich auch täuschen, aber das glaube ich nicht. Sogar der Geruch war der gleiche. Laut diesem Fetzen hier, sind in der Dicken Betha Zugänge zu Schächten, die tiefer hinab führen..."
Aber vor allem ist dort ein möglicher Fluchtweg. Ein Schacht nach oben. Einer, der direkt in den hohlen Schrank einer Edelhure der Orchidee führt...
Er sieht Calyra an und erzählt es ihr. Sie erwidert seinen Blick und ihre Augen werden weit, er sieht die unausgesprochene Frage darin und schüttelt sacht den Kopf. "Nicht, seit dem ich dich kenne."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 20. Okt. 2002, 17:32 Uhr
Calyra lauscht seinen Worten und fühlt sich selbst blaß werden. >Nicht, seitdem ich dich kenne...< Er hat nicht gesagt:  "nicht, seitdem ich mit dir schlafe", sondern "nicht, seitdem ich dich kenne"...
Sie sieht ihn an, und seine Augen sind weit und offen wie der Himmel. Sie kennt diesen Blick.
Sie weiß wirklich nicht viel über Männer oder gar Freudenhäuser, aber selbst sie hatte hin und wieder von anderen Frauen aufgeschnappt, daß ihre Männer nichts dabei fanden, zu Huren zu gehen. Männer taten was sie wollten - von ihren Frauen wurden Treue und Gehorsam erwartet. Und das Hinwegsehen über die Liebschaften ihrer Gatten. Eine unbestimmte Angst läßt ihre Kehle trocken werden. Caewlin ist kein Unschuldslamm und in dieser Hinsicht schon gar nicht. Er hatte wohl viele Frauen gehabt - und für einen Mann wie ihn waren sie leicht zu haben. Er war sicherlich früher oft in dieser Orchidee in der Unterstadt gewesen, woher sollte er sonst diese Dirne kennen? Und was für Vergnügungen diese Freudenhäuser bereithalten, das weiß sogar sie. Bei dem Gedanken an Caewlin mit einer anderen Frau dreht sich ihr Magen um, selbst, wenn es lange her und lange vorbei ist. >Nicht, seitdem ich dich kenne...<
Hör auf,
schilt sie sich in Gedanken. Caewlin würde so etwas nie tun!
Aber er hatte sich an diese Frau erinnert. Er kennt sie gut und er ist zu ihr gegangen, um Informationen und Antworten zu bekommen, wird ihr klar. Was, wenn er noch immer an sie denkt? Sie verschränkt ihre Arme vor ihrem gewölbten Leib, um ihr Zittern zu unterdrücken. Was, wenn es ihn in ihre Arme zurückzog? Gerade jetzt, wo sie so unförmig war wie ein Jauchefaß...
Rede dir nichts ein! Sagt sie sich streng. Die Schwangerschaft hatte Caewlins Verlangen eher noch entflammt, doch seine Umarmungen hatten sie nie erschöpft und sie hatte ihn auch nie abgewiesen... Er hat gar keinen Grund, sich eine andere Frau zu suchen!
"Wie konntest du zu dieser Frau gehen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Okt. 2002, 18:07 Uhr
Ein anderer Mann hätte vielleicht prostestiert oder versucht, die Sache lächelnd herunterzuspielen, aber er sieht sie nur an. "Vergeude keine Eifersucht auf sie, Cal. Seit jenem Tag, als ich dich im Feuerschein in der Harfe sitzen sah, konnte ich keine andere Frau mehr anrühren. Und ich wollte es auch nicht." Ich habe nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet...
Er nimmt ihre Hand. Halb erwartet er, sie würde ihm ihre schlanken Finger wieder entziehen, aber sie läßt sie ihm. "Ich habe gewiß nicht in Keuschheit gelebt, Cal," fährt er sanft fort. "Ja, ich kenne Mya von früher. Sie weiß, wem sie es zu verdanken hat, daß sie und die anderen Mädchen Beißer Hurentod und den Schwarzen Blaeran los sind, und das ist alles. Ich ging zu ihr, weil ich hoffte, sie könnte mir helfen und sie tat es." Er berichtet ihr mit ruhigen Worten von dem Geheimschacht unter Myas Schrank, von seinem seltsamen Treffen mit dem Stoppelbart in dem Gang, den er für ein Teilstück der "Dicken Betha" hielt und wie er an die Karte gekommen war.
"Den Dieben ist zu Ohren gekommen, daß jemand etwas gegen die Würmer tut und das ist offenbar die einzige Hilfe, zu der sie fähig oder willens sind." Er nickt zu der groben, pergamentenen Karte. "Sie werden uns allerdings auch keine Schwierigkeiten machen, und das ist immerhin schon etwas."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 20. Okt. 2002, 19:37 Uhr

Sie zweifelt nicht einen Augenblick daran, daß er die Wahrheit gesagt hat - dazu kennt sie ihn zu gut - und ein warmes Gefühl beginnt in ihr zu wachsen, wie eine Blume. Es hat etwas vom Geschmack des Triumphes. Jetzt kann sie sich mit ihm über die Karte beugen, über die Tunnel sprechen und über den Harnisch, den sie tragen soll und den er noch nicht gefunden hat. Am liebsten würde er wohl eine Leibwache für sie in Sold nehmen. Ihre Hand hat er nicht losgelassen und sie ruht fest und zugleich zart in seiner. Zwei der eingezeichneten roten Markierungen liegen nahe beieinander, nur von wenigen Biegungen der Gänge getrennt. Das dritte scheint jedoch sehr tief unten und an einem gänzlich anderen Ende der Katakomben unter den Kanälen. "Wir müssen warten, bis wir die genauen Pläne von Raven haben," meint sie leise. "Diese Skizze ist wohl gut gemeint, aber ungenau." Caewlin nickt langsam und zustimmend. Eine Weile sprechen sie noch über die Gänge - wo sie am besten hinuntersteigen würden, was sie alles an Ausrüstung und Waffen bräuchten und dergleichen.
Ihr Gespräch wird erst von der dicken Köchin und der mittäglichen Ente unterbrochen. Sie essen in der Küche und brechen nach Mittag auf in die Stadt. Das Pergament trägt Caewlin unter Waffenrock und Kettenhemd und der lange, dunkle Schaft des Morgensterns baumelt mit eingehakten Schlagkugeln an seinem Waffengurt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Okt. 2002, 23:04 Uhr
Es sind nur wenige Straßen vom Markt bis zu ihrem Anwesen und so braucht Cal wenigstens nicht lange in der eisigen Nachtluft zu frieren, bis sie das Tor erreicht haben und durch die Mannpforte schlüpfen, die Caewlin hinter ihr fest verriegelt.
"Wenn du morgen zu Kizumu gehst - dann gehe ich mit dir," bibbert sie und er hüllt sie fest in seinen Umhang, während sie über den Kiesweg auf das Haus zu eilen. Er nickt.  "Natürlich, Cal. Warum auch nicht?"
Im Haus ist es warm und riecht nach Birkenholzfeuer. Beide wärmen sich in der Kaminhalle, aber sie bleiben nicht lange unten, sondern ziehen sich bald darauf in ihr Schlafgemach zurück, wo jetzt ebenfalls stets ein Feuer brennt - der Herbst ist schon fortgeschritten und die wirkliche Kälte läßt nicht mehr lange auf sich warten.
Unter den daunengefüllten Pelzdecken ihres Bettes schmiegen sie sich fest aneinander. Calyras Füße sind kalt wie Eis und es scheint ewig zu dauern, bis er sie gewärmt hat. Als sie endlich beginnen aufzutauen, ist Calyra an seiner Schulter längst eingeschlafen und ihr Atem streicht sanft über seine Haut.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Okt. 2002, 09:26 Uhr
Eine Mogbarmagd huscht mit einer Feuerpfanne herein und entfacht den Kamin neu, wo das Feuer übernacht heruntergebrannt war. Calyra schreckt verschlafen hoch, blinzelt und trägt ihr murmelnd auf, gleich Wasser für ein Bad zu erhitzen. Dann streicht sie den dünnen Batist ihres Nachtgewandes glatt und kriecht aus dem Bett, um die Fenster zu öffnen.
Der Morgen aber ist grau und kalt, und als sie die schweren Holzläden aufstößt, dringt so eisige Luft herein, daß sie das Fenster selbst rasch wieder schließt und ins Bett zurückeilt. Der Himmel ist ein einziger Dunst aus Blau und Grau und im Osten kriecht das Morgenrot über den See. Unter den Pelzdecken ist Caewlins Wärme und sein großer Körper und sie schmiegt sich frierend an ihn. "Es ist so kalt," klappert sie mit den Zähnen. Sie kann sich nicht erinnern, in den Bergen ihrer Heimat, wo es wesentlich rauher und kälter war, jemals so gefroren zu haben. Aber wir müssen aufstehen und zu Kizumu gehen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Okt. 2002, 11:13 Uhr
Caewlin brummt etwas unverständliches, wälzt sich herum und schiebt die Hand unter ihr Nachtgewand, um sie auf ihren Bauch zu legen. Sein Sohn bewegt sich sacht, als würde auch er eben erwachen. "Das ist das Kind," murmelt er schläfrig und küßt ihren Nacken. "Unser Sohn hat es warm, während seine Mutter friert, komm her." Er schließt sie fest in seine Arme, so daß ihr schlanker Rücken dicht an seinem Körper liegt, doch als sie aufhört zu zittern, sich streckt und gähnt wie ein kleines, müdes Kätzchen, fällt ihm Kizumu ein. Seufzend löst er sich von ihr. "Wir müssen aufstehen, Cal. Ich muss die Elbin aufsuchen und ihr erzählen, was alles geschehen ist. Vielleicht sehen wir Malakai, diesen Magoi, von dem Morholdrim erzählt hat. "
Das Feuer im Kamin brennt noch nicht lange, und so ist es kühl in ihrem Schlafgemach, als sie sich waschen, ankleiden und nach unten gehen. Cal hatte eigentlich baden wollen, aber das verschiebt sie auf heute nachmittag oder den Abend. Sie trägt ein warmes Gewand aus sehr dunkler, rötlichbrauner Wolle, das am Ausschnitt und den Ärmelsäumen mit winzigen Flussperlen bestickt ist und hohe Stiefel aus weichem, braunen Leder. Ihr Haar hat sie zu einem langen Zopf geflochten, aber wie immer lösen sich widerspenstige Locken daraus.
Es ist später Vormittag, als sie nach Frühstück und Absprache mit dem Gesinde, was die täglichen Arbeiten betrifft, endlich das Anwesen verlassen können und sich in die Stadt aufmachen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Okt. 2002, 22:57 Uhr
Es ist Nacht geworden, als sie endlich zu Hause ankommen und der Herbstwind hat die Kastanien links und rechts des Kiesweges zum Haus hinauf mittlerweile auch ihrer letzten gelbbraunen Blätter beraubt. "Oh wie schade..." murmelt Calyra, als sie in Caewlins Arm den Weg entlanggeht. "Unter ihren hohen Ästen war es wie in einem Tempel aus goldenem Licht." Seufzend schließt sie die schwere Haustüre auf. Als sie eintreten, finden sie ein hellbrennendes Feuer in der Kaminhalle und einen gedeckten Tisch vor - Graubrot, Käse, geräucherten Schinken, kaltes Entenfleisch, eingelegte Zwiebeln und frische kühle Butter. Calyra legt ihr Cape ab und kuschelt sich in Caewlins großen Sessel vor den Kamin. Sie schlüpft aus ihren Stiefeln und legt die schmerzenden Füße auf die Abmauerung der Feuerstelle. "Endlich zu Hause," seufzt sie, während Caewlin sich bereits über Brot und Fleisch hermacht. Sie ruft Dalla und trägt ihr auf, das Bad jetzt zu richten, dann wendet sie sich an Caewlin. "Schneidest du mir ein bißchen von dem Schinken ab? Kizumu war so schweigsam...was wohl zwischen ihr und Malakai vorgegangen ist? Und Ieras..." sie schüttelt den Kopf. "Ich kenne mich nun wirklich nicht mit Kindern aus, aber dieses Kind wirkt...so...so..." Ihr fallen einfach keine Worte ein und so zuckt sie hilflos mit den Schultern.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 23. Okt. 2002, 23:06 Uhr
"Das beste am Mogbargesinde ist," meint Caewlin mit vollem Mund und schwenkt seinen Dolch, auf dem ein Stück Entenbrust gespießt ist, "das sie wissen, wie wichtig Essen und Trinken für ihren Herren ist!"
Er schneidet Calyra dünne Scheiben vom Schinken, so wie sie es gern mag und reicht ihr Brot und Butter dazu auf ihre Seite des Tisches hinüber.  "Noch mehr? Nein? Gut."
Er bricht das Brot mit seinen Händen und ißt eine Weile schweigend und nachdenklich.
"Ich kann mich täuschen, Cal, aber Kizumu sieht unglücklich aus und ich denke nicht, daß das nur am seltsamen Verhalten dieses Magois liegt...." er schüttelt sacht den Kopf.  "Sie wirkt manchmal so verloren. Auch ihr Junge ändert nichts daran. "

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Okt. 2002, 23:36 Uhr
"Das beste am Mogbargesinde ist, daß sie verschwiegen und absolut ergeben sind." Antwortet sie lächelnd und schneidet mit ihrem eigenen Dolch kleine Stücke vom Brot. Sie hat ohnehin nicht viel Hunger - ganz im Gegensatz zu sonst.
Viel zugenommen habe ich nicht und Caewlin meint sowieso ständig, ich esse zu wenig...dabei geht es mir gut. Es stimmt, sie fühlt sich wohl und stark. Sehr viel stärker als früher. Natürlich ist da dieser Bauch, der mittlerweile die Ausmaße einer großen Feuermelone hat, aber die langen, harten Schwertübungen jeden Morgen, das Reiten und das Katzenfangen den ganzen Sommer hindurch haben ihre Spuren hinterlassen - ihre Muskeln sind kräftig und geschmeidig geworden.
Das, was Caewlin über Kizumu sagt, macht sie nachdenklich. Ob die Elbin wirklich unglücklich war? Sie kann es nicht sagen. "Ich kenne Kizumu nicht gut genug, um zu sagen, ob sie glücklich oder unglücklich ist..." meint sie leise. "Vielleicht hast du recht."

Sie beenden ihr Mahl und die Mägde räumen ab, während sie sich nach oben zurückziehen. Calyra nimmt ein langes, heißes Bad in das sie einige duftende Öle und Kräuter gibt, wäscht ihr Haar und bleibt eine ganze Weile im Wasser. Als sie aus dem hölzernen Zuber steigt und in ihr Nachtgewand schlüpft, ist Caewlin längst im Bett und schon beinahe eingeschlafen. Sie kuschelt sich an die warme Haut seines breiten Rückens und schließt die Augen. Ich weiß nicht, ob Kizumu unglücklich ist oder nicht. Aber ich bin glücklich.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Okt. 2002, 16:27 Uhr
Calyra steht inmitten eines wahren Chaos aus Kinderkleidern, kleinen, weichen Decken, feiner Leinenwäsche, Stapeln allerfeinster Batistwindeln, Weidenkörben, bunten Rasseln aus Holz mit und ohne Kupferglöckchen, bunter Flickenteppiche, weicher Bodenpelze, sandgescheuerter Holzmöbel und winzigkleiner, fellgefütterter Lederfußlinge und blickt sich seufzend um, die Hände in die Hüften gestützt. In der letzten Woche hat sie das zukünftige Kinderzimmer bestimmt zehnmal völlig umgeräumt, den augenrollenden Caewlin Möbel umstellen lassen und die Mägde mit der Wäsche hierhin und dorthin gescheucht.
>Du benimmst dich wie eine Hündin, die für ihren Wurf ein Nest baut<, hatte Caewlin bemerkt, nachdem er zum elften und letzten Mal die Kommode, die Truhen und den Wäscheschrank verschieben mußte.
"Das stimmt vermutlich," erzählt sie mit großem Ernst einem Stoffhasen aus bunten Flicken, den Dalla für das Baby aus Resten genäht hatte und der sie von einem Wandbord aus hellem Holz herab angrinst.
Der gestrige Tag war arbeitsreich vergangen - die Mägde hatten das Haus mit allerlei buntem Laub geschmückt, das zuvor getrocknet worden war, mit leuchten roten Zweigen, Hagebutten, Nüssen und silbrigem Schilf vom See. Sie hatten dutzende schlanker, heller Bienenwachskerzen mit dunklem Ilex umkränzt und das ganze Haus duftete nach Potpourries aus Rosenblättern.
Seufzend, aber zufrieden, daß endlich alles so steht, wie sie es sich vorgestellt hat, beginnt sie den Wäscheschrank und die Kommoden einzuräumen. Ihre Gedanken kreisen jedoch um die Würmer, um Kizumu, von der Caewlin meinte, sie wäre unglücklich und um Raven und Mottenfänger, von denen sie seit Tagen nichts gehört haben.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 25. Okt. 2002, 17:52 Uhr
Es gießt in Strömen und ist neblig und feuchtkalt, als Caewlin nach einem langen Nachmittag auf dem Platz der Händler mit einem völlig durchfrorenen Pyp im Schlepptau endlich zu Hause ankommt. In den langen halbdunklen Gängen der alten Karawanserei und ihren zahllosen Buden, Ständen und Märkten - wohin das Handelsgeschehen bei starkem Regen verlegt wird - hat Caewlin endlich gefunden, was er seit Tagen sucht: einen Harnisch für Cal. Ursprünglich war er wohl für einen jungen, in den Schultern etwas schmächtigen, doch besonders schmerbäuchigen Zwergen vorgesehen, doch wie er von dem Händler - einem Ostländer mit wallendem Bart - erfahren hat, hatte der ihn selbst nie getragen. Der Harnisch selbst war schlicht, doch von hervorragender Qualität, und ein gutes Stück Gold wert gewesen. Calyra würde er passen wie angegossen und ein gut sitzender Harnsich samt Halsbrünne und Schulterstücken war besser wie ein Kettenhemd, dessen ganze Last auf den Schultern ruht und dessen Tragen sie überhaupt nicht gewohnt ist. Dazu hat er wattiertes Unterzeug gekauft, Arm- und Beinschienen aus beschlagenem Leder wie es Amazonen und leicht gerüstete Bogenschützen gern benutzen und ein paar hoher, wasserdichter Lederstiefel, wie sie Flußfischer gelegentlich tragen.
Er selbst trägt den Harnisch und das Unterzeug, eingeschlagen in weiches Leder, Pyp müht sich mit Beinschienen und Stiefeln, als sie nass wie Wasserratten in die Kaminhalle kommen und alles auf dem großen Tisch ausbreiten. "Pyp, geh und zieh dich um, du bist völlig durchnäßt. Und lass dir von Dalla etwas heißes zu Trinken geben. Cal!" Caewlin schickt den Mogbarjungen in die Küche und geht zum Fuß der Treppe nach oben. Überall duftete es nach Heckenrosen und Sandelholz, nach Kerzen, Honig und Herbstwald.
"Cal, komm runter, ich habe einen Harnisch für dich gefunden!" Ruft er nach oben und hört sie im Kinderzimmer rumoren. Er wirft Dalla seinen nassen Umhang zu, den die Magd geschickt auffängt und zum Trocknen an den Kamin hängt. "Cal?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 25. Okt. 2002, 18:33 Uhr
Der Regen - gerade dass er ein wenig schwächer zu werden begann - fällt wieder in Sturzbächen vom Himmel, als Raven und Mottenfaenger durch das weinüberwucherte Tor treten, und lediglich die Machart ihrer Umhänge schützt sie davor, bis auf die Haut durchnässt zu sein. Auf der langen Wanderung ist ihnen kaum jemand begegnet, noch haben sie viel miteinander gesprochen. Nur Ravens baldiger Einstieg in die Bibliothek war zu Beginn Thema gewesen, über dessen Notwendigkeit Mottenfaenger sich mittlerweile sehr wohl im klaren ist, den er aber gleichwohl noch immer mit Sorge betrachtet.

"Es scheint jemand da zu sein.. hörst du die Stimmen? Ganz leise nur..." und ich hoffe, nicht allein Gesinde...  meint er nachdenklich mit einer Geste zur schweren Tür hin, bevor Raven an diese klopft.
Eine braungefleckte Katze huscht daraufhin rechterhand aus einem Busch und reibt sich genüsslich schnurrend an Ravens Stiefelschäften, bevor sie an der anderen Seite in einem Busch wieder verschwindet.
Die beiden tauschen ein Grinsen aus, dann warten sie auf etwaige Schritte hinter der Tür.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Okt. 2002, 18:50 Uhr
Ein Harnisch! Für mich! Sie legt rasch den Stapel kleiner, weißer Leibchen beiseite, rafft ihre Röcke und eilt nach unten - doch sie ist noch nicht halb die Treppe hinunter, als ein Klopfen von der Tür her ertönt. Am Treppenende steht Caewlin mit feuchtem Haar und von Wind und Kälte geröteter Nase. "Ein Harnisch für mich? Das muss ich mir gleich ansehen," grinst sie mit glitzernden Augen und begrüßt ihn mit einem raschen Kuss. Auch hier ist der Bauch im Weg, wie mittlerweile überall, aber darüber grinsen beide nur ein wenig. "Regnet es etwa schon wieder?" Sie geht an Caewlin vorbei, durch die Kaminhalle an die Eingangstür und sieht überrascht, daß nicht nur Raven vor der Tür steht, sondern auch Mottenfänger. "Raven, Meister Druide...bitte, kommt herein." Sie läßt beide eintreten und Dalla taucht unauffällig wie ein Schatten hinter ihr auf, nimmt nasse Stiefel und durchfeuchtete Umhänge entgegen und schnattert in ihrer unverständlichen Mogbarsprache warme Willkommensworte. Calyra führt die Diebin und ihren Gefährten ans Kaminfeuer, erhascht einen Blick auf Rüstungsteile auf dem Tisch und lächelt Caewlin zu, verschwindet aber zunächst in der Küche und kehrt mit einem Tablett heißer Mandelmilch, Tee mit einem Schuss Zwergenrum und  Hefelaibchen mit Rosinen zurück. Als sie das Tablett auf dem Tisch zwischen metallbeschlagenen Armschienen und glänzenden Harnischteilen abstellt, geht ein kalter Schauer über ihren Rücken.
Sie freut sich wirklich beide zu sehen, aber es ist, als sei ein Schatten voll dunkler Vorahnungen mit ihnen zur Tür hereingekommen. Caewlin tritt neben sie und sie schmiegt sich dicht an ihn. "Was..." fragt sie zögern. "Was ist geschehen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 25. Okt. 2002, 20:31 Uhr
Raven kann gerade noch einen schnellen Blick mit Mottenfaenger wechseln, als sich auch schon die Tür öffnet und das Gesicht der Bardin ihnen überrascht entgegenblickt. Gleich dahinter taucht auch Caewlin auf , doch sie bleiben nicht lange in der Halle und bei einer Begrüßung.

Calyra wäre wohl nicht sie selbst, hätte sie sich nicht gleich freundlich und energisch ihrer angenommen und so werden sie auch schon an das lustig knackende Kaminfeuer verfrachtet und mit Mandelmilch und Rosinenwecken bewirtet, bevor sie richtig wissen, wie ihnen geschieht.

In einer Hand ein Hefelaibchen, in der anderen ein blankpoliertes Rüstungsteil, sitzt Raven dann am Tisch und ihre Blicke wandern zwischen dem zerlegten Harnisch, Calyras Bauch und den beiden Männern hin und her. Die Bardin scheint wirklich wild entschlossen zu sein, Caewlin zu begleiten und seinem Gesichtsausdruck nach ist er alles andere als begeistert, aber wohl auch nicht in der Lage, ihr das Unterfangen auszureden. Wäre die Situation nicht so ernst und auch bedrückend, hätte Raven wohl über den Starrsinn der Bardin gekichert, so vertilgt sie nur den Rest des Milchwecken und fegt verlegen die Krümel zusammen.

"Setzt euch besser", seufzt sie dann und zieht ihren Stuhl ein wenig zu näher Mottenfaenger, als müsse sie sich seiner Nähe vergewissern, "es gibt viel zu erzählen und leider nichts Angenehmes. Hoffentlich habt wenigstens ihr etwas Positives zu berichten, denn noch mehr schlechte Nachrichten kann wohl bald keiner mehr von uns verkraften."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 25. Okt. 2002, 21:22 Uhr
Caewlin nimmt sich einen bauchigen Teebecher, dessen Duft verrät, daß er auch noch stärkeres enthält als Tee und setzt sich in seinen Sessel vor das Feuer.  Er macht eine Geste, die Tisch, Harnischteile, Mottenfänger, Raven und Calyra einschließt und brummt etwas von "Zwergenharnisch, Glück, das gefunden zu haben und gute Schmiedearbeit". Er nimmt sich selbst ein Rosinenlaibchen und der heiße, stark gezuckerte Tee breitet in seinem Inneren wohlige Wärme aus. "Ich bin selbst eben erst vom Platz der Händler zurückgekehrt," wendet er sich an Raven, mit halb fragendem, halb mißtrauischem Gesicht bei ihren letzten Worten. "Schon wieder eine Unglücksbotschaft?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Okt. 2002, 21:37 Uhr
Calyra hat mit ihrer Mandelmilch auf Ravens anderer Seite platz genommen und streicht mit ihren Fingern über das kühle Metall. Die Brünne weist keinerlei Verzierungen oder Gravuren auf, aber daß das ein erlesenes Stück Schmiedearbeit ist, sieht sogar sie. Wer mag das gefertigt haben? Und für wen...?
Arm- und Beinschienen aus dunklem, rötlichbraunem Leder sind von ganz anderer Machart, nicht weniger gut, doch ein völlig anderer Stil. Die Metallplatten darauf sind reich graviert mit ovalen Knotenmustern und dunklen Ranken. Dennoch - oder gerade deswegen - scheinen sie gut zu dem Harnisch zu passen. Ihr Blick fällt auf die dicke, wattierte Weste. Ach ihr lieben Götter...ich werde so unförmig wie ein Walroß wenn ich das auch noch anziehen soll! Caewlin wird mich durch die Gänge rollen müssen.
Sie unterdrückt ein Kichern, daß weder zu Ravens besorgtem Blick und zu ihren düsteren Worten, noch zu Caewlins ernster Aufmerksamkeit gepaßt hätte und richtet den Blick auf die Diebin.
Draußen heult der Wind und klatscht die dicken Tropfen an die Fensterscheiben - der abendliche Regen verwandelt sich in einen heftigen Herbststurm.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 25. Okt. 2002, 22:51 Uhr
"Ja, schon wieder eine Unglücksbotschaft", gibt Raven zu und ihr ist deutlich anzusehen, daß es ihr wahrlich kein Vergnügen bereitet, darüber zu sprechen. Den fragenden Blicken ausweichend fixiert sie einen imaginären Punkt an der Wand, als sie zu erzählen beginnt und ihre Miene wird immer düsterer und verschlossener.

"Ich habe eines der Nester gefunden", sagt sie nur. "Unabsichtlich. Drüben am Smaragdstrand in Ninianes Baum haben wir nach dem rechten gesehen und ich war auch im Keller. Eigentlich wollte ich dort nur nachsehen, ob einer der Gänge in die Kanalisation hineinführt, weil ich dachte, es wäre ein Weg, die Gruppe dort hineinzuschleusen, ohne durch die Unterstadt und die ganzen Kanalanlagen zu müssen. Der Gang führt tatsächlich dorthin und teilt sich dann in drei neue Tunnel. In einem davon gibt es eine alte Anlage, die offensichtlich früher dazu diente, die Kanäle zu fluten, vielleicht kann sie uns noch von Nutzen sein. Von einem weiß ich nicht, wohin er führt, aber er geht Richtung Süden oder Südwesten, in etwa zum Hafengelände hinunter. Wie weit er reicht, ob er noch in der Stadt oder schon außerhalb endet, habe ich nicht gesehen. Aber wir werden es herausfinden müssen, denn er ist der einzige, durch den wir gehen können, durch Ninianes Baum wird es uns allen vielleicht nicht möglich sein..." Dabei denkt sie an die Tore mit den Gesichtern der alten Wächter. Gleich darauf fährt sie jedoch fort: "Und der dritte Tunnel endet in einer riesigen Halle, in der ..."

Für einen Moment stockt ihr die Stimme und sie ist kaum fähig, das Gesehene zu beschreiben, weil sie sich dazu diese schrecklichen Bilder wieder ins Gedächtnis rufen muß. "Sie ist riesig, vielleicht hundertfünfzig oder zweihundert Schritt im Durchmesser und sicher fünf, sechs Stockwerke tief. Der ganze Boden und die Wände waren übersät mit den Eiern dieser Würmer, eingesponnen in klebrige Kokons ... hunderte waren es, tausende, ich weiß es nicht ..."
Mit bleichem Gesicht erhebt sie sich und lässt Mottenfaengers Hand los. Sie hat plötzlich das Gefühl, ersticken zu müssen. Ohne ein weiteres Wort schlüpft sie aus dem Wohnraum und durch die große Eingansgtür hinaus in den Regen, barfuß und ohne Umhang, denn ihn und die Stiefel, die die Mogbarmagd an sich genommen hat, findet sie in der Eile nicht. Aber es ist ihr auch egal, sie will nur dringend hinaus und an die Luft. "Entschuldigt mich...."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 25. Okt. 2002, 23:08 Uhr
Mottenfaenger nippt einige Male an dem Teebecher und nimmt eins der duftenden Hefeteilchen.
"Danke, vielen dank" meint er lächelnd an Calyra und Caewiln gerichtet, zwar wie beiläufig, aber aufrichtig gemeint.
Sein Blick schweift flüchtig über den auf dem Tisch ausgebreiteten Harnisch, zeugt dabei von nicht allzu leichter Verwunderung.
Nun legen sie alle schon Rüstungen an... und ich könnte mir nicht einmal vorstellen, mich in so etwas zu zwängen...

Gleich darauf wird er jedoch aus den Gedanken gerissen, als Raven seine Hand ergreift, die er unwillkürlich fest umschliesst.
Während ihrer Erzählung unterbricht er sie nicht, sondern nickt lediglich düster, auch wenn er zu Beginn hinzufügt, dass er selbt nicht unten im Keller war, es nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Pltözlich aber macht sich für ihn spürbar eine kaum zu bändigende Nervosität in Raven breit, schraubt sich hoch, wird letztendlich zu Furcht, als stünde sie gerade zum zweiten Mal an diesem schrecklichen Abgrund sich wimmelnder Tentakel.
"Verzeiht..." raunt er - selbst verblüfft - Caewlin und Calyra zu, ist dann schon auf den Beinen, Raven nach draussen folgend.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 25. Okt. 2002, 23:52 Uhr
Caewlin lauscht ebenso schweigend wie der Druide. Ravens Bericht überrascht ihn nicht wirklich - höchstens die Umstände und der Ort, wo sie das Nest fand. Mit ihrer heftigen Reaktion hat er allerdings nicht gerechnet, und so sieht er ihr nur mit dunklen Augen nach, als sie nach draußen hastet - und der Druide gleich hinterher.
Was hat sie erwartet? Eine kleine Kammer mit zehn Eiern? Er weiß sehr wohl, wie ekelerregend die Würmer mit ihren langen Tentakelfäden ohnehin schon sind und kann sich vorstellen, daß ein Nest von Hunderten dieser Kreaturen kein sonderlich schöner Anblick sein muß - aber was ihn verwirrt ist diese Panik in Ravens Gesicht.  Nicht einmal in Hurentods Gewalt hatte sie soviel Angst.
"Das ist es, was uns erwartet Cal," murmelt er und leert seinen Becher. Raven wird nicht mit uns gehen. Der Gedanke kommt so plötzlich und so gallenbitter, daß er sich fast am Tee verschluckt hätte. Er starrt durch die lange Kaminhalle und den Vorraum auf die Tür, durch die die Diebin eben verschwunden ist. Die Erkenntnis, daß Raven nicht in den Kanälen an seiner Seite sein wird, bringt Schmerz und sein Biß ist kalt und tief.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 26. Okt. 2002, 01:25 Uhr
Mottenfaenger findet Raven gleich neben der Tür stehend mitten im Regen. Sie zittert wie Espenlaub... ich habe sie..noch niemals so gesehen
Wortlos legt er darauf einen Arm um ihre Schultern, führt sie sacht aber bestimmt zurück ins Haus, wo sie sich wieder am Tisch niederlässt. Mottenfaenger kommt nicht umhin, weiterhin ihre Hand fest im Griff zu halten, jedoch gelingt es ihm ebensowenig wie jedem anderen in der Runde einen Blick in ihre Augen zu erhaschen. Winzige Wasserbäche laufen an den Stuhlbeinen herab, um kleine Lachen auf dem Boden zu bilden, erfreuen sich momentan aber keinerlei Beachtung.

Die freie Hand ergreift einen der Teebecher, von dem Mottenfaenger nun einen weitaus großzügigeren Schluck nimmt. Dabei trifft sein Blick kurz den Caewlins, und er glaubt dessen Gedanken - und seine Bestürzung?...- erraten zu können.
Sie waren sich fast Geschwister... Waffenbrüder... Obwohl selbst nicht sehr viel von alledem verstehend, glaubt Mottenfaenger zu ahnen, wieviel Caewlin ihre Anwesenheit wert ist.
"Habt ihr vielleicht eine Decke?" meint er dann nur leise, fast entschuldigend zu Calyra gewandt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Okt. 2002, 10:02 Uhr
Calyra hatte Raven still zugehört und ihre Augen waren bei den Worten der Diebin immer größer und verwirrter geworden. Als Raven dann so eilig hinausflüchtet und Mottenfänger ihr folgt, sucht sie ratlos Caewlins Blick.
"Caewlin?" Sein Gesicht wirkt im Feuerschein so unbewegt wie das einer Bronzestatue, aber in seinen Augen liegt ein Schatten aus...ja, aus was? "Was..hat sie nur?" Wendet sie sich an ihn, aber der Ausdruck in seinen Augen läßt sie verstummen.
"Eine Decke....ja natürlich," Calyras Blick wird fest und entschlossen und ihre Stimme verrät nichts, von der Angst, die in ihr flattert wie ein eingesperrter Vogel. Ja ich habe Angst, ich habe soviel Angst wie noch nie in meinem Leben, aber ich werde nicht aufgeben.Wer hätte gedacht, daß unter Ninianes Baum so ein riesiger Keller ist. Und Gänge. Vielleicht....vielleicht könnten wir das Nest, das Raven gefunden hat, gleich von dort aus angreifen? Wenn wir genug Schützen wären...oder Werfer...mit diesen Tonkugeln von Morholdrim, dann könnten wir es in Flammen aufgehen lassen. Wir müssen es einfach schaffen, diese Brut zu zerstören. Egal wie. Ich weiß nicht, ob das so funktionieren könnte, aber irgendetwas muss uns einfallen.Und Raven...Raven...
Hastig steht sie auf, holt aus einer der mit Schnitzwerk und Einlagen aus rötlichem Jett und Elfenbein verzierten Truhen an den Wänden eine Decke aus vielen bunten Flicken, die zu geometrischen Mustern angeordnet sind und legt sie Raven um die Schultern.  
"War der Anblick so fürchterlich?" fragt sie leise und befreit Ravens langes, dunkles Haar aus den Falten der schweren Decke.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 26. Okt. 2002, 12:11 Uhr
Nur ein kurzer Moment, nur die Dauer von einigen Minuten sind es, in der Angst und Entsetzen so übermächtig werden, daß sie den Kopf verliert, dann lehnt sie schweratmend mit dem Rücken an der weinüberwucherten Fassade und versucht wieder, zur Ruhe zu kommen. Doch die enttäuschten Gesichter sind ihr nicht entgangen. Was erwarten sie denn von mir? Ich bin kein Krieger, kein Schwertkämpfer, keine Maschine, die ohne nachzudenken tötet ... ich bin nur ein Dieb und meine Welt sind die Schatten und die Stille, nicht riesige Hallen voller todbringender Kreaturen... Und nicht einmal das ist sie mehr mit ganzem Herzen, denn wenn sie an den Einbruch denkt, der ihr in dieser Nacht noch bevorsteht, durchläuft ein Schauer böser Vorahnungen ihren Körper.

Warum kann es nicht sein wie früher, immer wieder drängt sich ihr diese Frage auf und sie denkt zurück an die Zeiten, bevor sie hierher gekommen war, an Zeiten, in denen sie furchtlos und ohne Skrupel jeden Auftrag erledigt hat ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ihr dabei etwas geschehen könnte. Sie hatte nichts zu verlieren gehabt. Und jetzt? Woher nur diese Angst? Angst lähmt, sie macht dich unfähig, dich zu bewegen, unfähig zu denken ... sie kann letztendlich dein Tod sein, also reiss dich verdammt noch mal zusammen und tu endlich deine Arbeit!

Der kalte Wind peitscht Regentropfen in Ravens Gesicht. Wie versteinert wirkt ihre Miene, verschlossen, still und ernst, während dahinter ein Sturm von Gefühlen und Gedanken tobt, und ihre Augen sind so dunkel, daß sie fast schwarz wirken. Nur Mottenfaenger, der besorgt neben ihr auftaucht, vermag vielleicht noch ein Funkeln hinter dieser Mauer aus Schmerz und Entschlossenheit zu entdecken und einen Augenblick lang umarmt sie ihn fest und die leisen Worte, die ihre Lippen an seinem Ohr flüstern sind voller Verzweiflung. "Ich bin ein Lügner", haucht sie und die Erkenntnis schnürt ihr die Kehle zu. "Nur ein erbärmlicher Lügner. Dutzende Male habe ich versprochen, nicht wieder dort hinunter zu gehen, dir habe ich es versprochen und mir selbst, aber ich kann das Versprechen nicht halten. Ich kann Caewlin nicht allein gehen lassen ... aber ich hab Angst." Am meisten Angst hat sie jedoch davor, ihm in die Augen zu sehen und das Wissen, die ihm gegebenen Versprechen nicht erfüllen zu können, das Gefühl, ihn belogen zu haben, umklammert wie eine eisige Faust ihr Herz. "Verzeih mir, verzeih..."

Drinnen in der Halle neben dem warmen Feuer hat sie sich wenigstens so weit wieder in der Gewalt, daß sie den ganzen Rest der Erlebnisse erzählen kann, mit abgewandtem Gesicht und tonloser Stimme und mit einer zitternden Hand, die unter der Tischplatte verzweifelt die des Druiden umklammert. Dankbar kriecht sie in die Wärme der Decke, die die Bardin ihr umgelegt hat. "Es war schrecklich, Calyra ... es gibt nicht einmal Worte, um all das zu beschreiben ... als würde man in den Schlund einer Hölle schauen, so viel Tod und Vederben und Gestank ..." Mit einem Schaudern wendet sie sich ab.
"Später werde ich die Karten und Pläne holen, vorausgesetzt sie sind dort auch zu finden", meint sie dann. "Und ich werde versuchen herauszufinden, wo dieser eine dritte Gang endet, vielleicht ist er eine Möglichkeit, dort hineinzukommen. Ich weiß nicht, ob wir alle durch den Keller und an diesen Wächtertoren vorbeikommen ... aber vielleicht ist aus den Karten noch eine andere Möglichkeit ersichtlich. Vielleicht ist dort auch erklärt, wozu diese Schleuse gut ist, die offensichtlich unter den Ildorel führt, mir ist nicht ganz klar, welchem Zweck sie dient ... aber wenn wir dies alles wissen, dann lasst uns den Zwerg und seine Feuerkugeln nehmen und alle, die so wahnsinnig sind, mit uns zu kommen und diese Brut ausrotten - damit hier endlich, endlich wieder Friede herrscht. Habt ihr diese Kugeln inzwischen ausprobiert? Und was ist mit diesen beiden anderen, Rizac Voiren und dem Magus?"


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Okt. 2002, 14:13 Uhr
Auch Caewlin ist aufgestanden, als der Druide hinter Raven hereilt, aber er geht nicht hinaus, sondern dreht sich zum Kaminfeuer, nimmt einen langen Schürhaken und stochert in die auflodernden Flammen. Auch als Mottenfänger Raven zurückbringt und Calyra sie in eine Decke hüllt, als die Diebin spricht und versucht, ihre frühere Entschlossenheit zurückzugewinnen dreht er sich nicht um. In seinen Augen wäre zu sehen, wie tief die geschlagene Wunde ist, und das geht niemanden etwas an. Die Narbe auf seiner rechten Wange ist im Feuerschein tief und scharf gezeichnet und läuft in einem fast unmerklichen Bogen gegen die Mundwinkel zurück. Es wirkt wie der Ansatz eines herben Lächelns. Wieder fährt der Schürhaken in die knisternde Glut und ein Holzscheit knackt erschreckend laut ausseinander.
>...als würde man in den Schlund einer Hölle schauen, so viel Tod und Vederben und Gestank...< hallen Ravens Worte in seinem Kopf nach. Die Hölle habe ich schon gesehen
Langsam stellt er den eisernen Haken beiseite und richtet sich auf, aber er dreht sich immer noch nicht um. "Die Kugeln funktionieren. Von allen anderen habe ich nichts gehört."
Einen Augenblick schweigt er, sieht aus den Fenstern, gegen deren Scheiben der heftige Wind Regen und Blätter peitscht. Er heult wie ein wütendes Tier um das Haus und die Bäume, flaut ab, sammelt sich irgendwo in nächtlicher Dunkelheit hinter den Wolken und stürmt von neuem über das Anwesen.
Rede nicht so wild entschlossen, Raven, wenn du es in Wahrheit gar nicht bist. Du willst nicht dort hinunter - nun, ich auch nicht. Aber irgendjemand muss es tun, oder? Sie nennen dich Schattenhaar, aber in den Kanälen warst du mein Schatten.
"Kannst du uns diese Tore in Ninianes Keller zeigen, damit wir versuchen können, ob sie uns passieren lassen?" Fragt er schließlich. "Ich werde in die Kanäle aufbrechen, sobald Morholdrim genug Feuerkugeln hergestellt hat."  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Okt. 2002, 14:26 Uhr
Calyra starrt auf Caewlins Rücken und seine Stimme klingt, als falle Frost in seinen Körper. Vor seinem Schatten an der Wand wirkt er noch größer als sonst, noch breiter in den Schultern. Vom Kamin her fällt heller Schein auf ihn, wirft roten Schimmer über das dunkle Haar, verdunkelt sich und flammt wieder auf - als rängen Licht und Dunkel um ihn.
Sind das die Flammen oder seine innere Bewegung?
Calyra wendet sich zögernd von seinem Anblick ab und erklärt Raven und Mottenfänger von der einfachen Skizze, der ungefähren Lage der Nester, die Caewlin in der Unterstadt bekam und wie er an diese Informationen gelangt war. "Das Nest, das du gefunden hast muss jenes sein, daß auf diesem Plan fast am anderen Ende der Kanäle eingetragen ist." Dann spricht sie von ihrem Besuch bei Kizumu und Malakai, der aber in ihren Augen nichts wirklich Neues gebracht hat. "Malakai sieht...ziemlich mitgenommen aus, aber wir wissen nicht, was er hat. Kizumu möchte mit in die Kanäle gehen. Ob ihr Gefährte uns ebenfalls begleitet ist nicht sicher. Caewlin will ihn nicht mitnehmen, wenn er eine Gefahr für sich oder uns ist..." sie lächelt flüchtig, fast scheu. "Von Rizac Voiren haben wir beide nichts gehört seit er uns verlassen hat."

Als Caewlin endlich spricht, sagt er "ich" und nicht "wir" und die merkwürdige Reserviertheit in seiner Stimme, läßt Calyra zusammenzucken. Ihr Blick flattert zwischen Caewlin, Mottenfänger und Raven hin und her und glaubt zu verstehen. Oh nein...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 26. Okt. 2002, 15:52 Uhr
Dankbar lächelt Mottenfaenger Calyra zu, bekommt von Ravens anschließenden weiteren Ausführungen jedoch nicht allzuviel mit. Er betrachtet noch mit Interesse die Skizze, die Calyra ihnen beschreibt, kann jedoch ohnehin kaum mehr als zuhören. Die Erinnerung an die genaue Lage der Tunnel ist ihm fast vollkommen abhanden gekommen, so dass er lediglich von einigen markanten Punkten mit Sicherheit sagen könnte, was sich nun an der Oberfläche darüber befände.
"Zu Malakai sowie Kizumu kann ich leider auch nicht mehr sagen... seit langer Zeit habe ich weder sie noch ihn gesehen. Und seine Zauberkraft kenne ich lediglich aus berichten.."

Seine Augen wandern also bald ins Leere, zu sehr ist er für den Moment mit Ravens vorherigen Worten beschäftigt
Sie nennt sich Lügnerin?.. Natürlich wünschte ich mir, sie würde nicht dort hinunter, würde niemals mehr einen Fuss in die Kanäle setzen... und ich würde mich verfluchen, stieße ihr dort etwas zu. Doch verlangen, ihre Freunde allein dort hinunter zu lassen...

Erst Caewlins Worte reissen ihn wieder aus seinen Gedanken, nur um ihm den nächsten Schauer über den Rücken zu jagen. Mottenfaenger weiss um den Umstand, Caewlin weniger gut zu kennen, als Calyra oder Raven, doch nimmt auch er den ungewöhnlichen Tonfall der Worte, die vom Feuer vor dem Hühnen zu ihnen dringen, wahr.
Sein Blick versucht daraufhin den Ravens zu fangen, vergeblich, hält dann aber für einen Herzschlag den Calyras. Im Gegensatz zu ihr versteht er noch nicht, sondern bemerkt nur die allgemeine Anspannung, und mehr reflexhaft als bewusst drückt er fest Ravens Hand.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 26. Okt. 2002, 16:32 Uhr
Stumm lauscht Raven den Worten Calyras und Mottenfaengers, auch wenn ihr Sinn gar nicht richtig bis zu ihr durchzudringen vermag. Ihr Blick hängt an Caewlins Rücken, der ihnen starr und abweisend zugekehrt ist und sie ahnt dunkel, was in ihm vorgeht.

"Nicht nur du trägst die Dämonen deiner Vergangenheit mit dir herum, Caewlin von Sturmende, nicht nur du ..." Ihre Stimme ist leise und brüchig. "Sie machen uns zu dem dem, was wir sind. Aus dir haben sie einen verbitterten, entschlossenen Krieger gemacht und aus mir einen armseligen kleinen Dieb. Ich war nie ein Held und ich werde auch niemals einer sein. Ich bin nicht mutig und nicht tapfer und das einzige was ich habe, ist erbärmliche Angst, ja ... um all das, was ich hier gefunden habe, um mein Leben und um seines ..." Ihre Hand hält die Mottenfaengers fest umschlossen, als sie weiterspricht.

"Du hast Freunde hier, Caewlin, Freunde, die dir und Calyra zur Seite stehen werden, bei allem was ihr tut. Aber es sind keine Helden, auch wenn du sie gern dazu machen würdest, sie können nur tun, wozu sie auch die Kraft haben. Vergib ihnen ihre Schwächen und ihre Angst, es sind nur Elfen und Zwerge und Menschen, keine Götter ..."

Er starrt immer noch ins Feuer und stochert mit dem Eisenhaken so heftig in der Glut herum, als wolle er das Haus damit anzünden. Ihre dunklen Augen ruhen auf seinen breiten Schultern.

"Caewlin, ich liebe dich wie einen Bruder und ich will nicht, daß du allein dort hinuntergehst. Aber wenn du meinst, daß du das tun mußt, dann tu's, niemand wird dich hindern. Geh hinunter und kämpfe mit deinen Würmern. Auch damit wirst du nicht besiegen, was in deinem Inneren nagt. Du wirst den Tod finden dabei und das weißt du. Wenn du unbedingt den Helden spielen und sterben willst, dann geh ruhig, geh allein, du blöder Sturschädel..."

Raven zeigt keinerlei Regung mehr und ihrer Miene ist nicht anzusehen, was dahinter verborgen liegt. Sie wagt nicht einmal mehr einen Blick mit Mottenfaenger zu tauschen. "Wir werden morgen wiederkommen und die Karten mitbringen. Vielleicht kanst du einstweilen dafür sorgen, daß sich der Rest der Truppe hier versammelt..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Okt. 2002, 17:38 Uhr
Langsam, fast schwerfällig dreht er sich um und sieht Raven an. Eine Weile sagt er gar nichts und das Heulen des Sturms draußen und das Knacken der Holzscheite im Kamin hinter ihm sind die einzigen Geräusche. Als er endlich spricht, scheint es, als wären Raven, er und die flackernden Flammen ganz allein im Raum und Mottenfänger und Calyra weit fort, entrückt von allem.  "Früher war alles einfacher, nicht wahr?" Einen Augenblick lächelt er fast, aber es ist kein fröhliches Lächeln. "Hier geht es nicht um die Dämonen unserer Vergangenheit, Raven. Und ich kämpfe nicht gegen mich oder Schatten lang vergangener Dinge, sondern gegen das, was sich unter unseren Füssen breitgemacht und eingenistet hat, " seine Stimme klingt ruhig, aber so rauh, als kratzten zwei Sägeblätter aneinander. "Glaubst du, ich hätte keine Furcht? Ich wäre ein Narr, wenn es so wäre. Glaubst du, ich hätte nichts zu verlieren? Ich habe alles zu verlieren, Raven. Gerade deswegen werde ich mich vor diesem Feind nicht umdrehen. Ich will niemanden zu einem götterverdammten Helden machen, und das weißt du auch. Was ist schon ein Held? Einer von vielen, der Unterschied ist doch nur, daß irgendein Barde meint, über diesen einen singen zu müssen, mehr nicht. Ich gehe bestimmt nicht dort hinunter, weil ich Ruhm in ein paar netten Mandolinenklängen suche!" Er dreht sich vollends um und tritt an den Tisch heran. "Wenn die Würmer zu Hunderten in die Stadt gekrochen kommen, dann ist es zu spät diejenigen zu beschützen, die wir lieben. Die Raven, die ich kannte, war tapferer als jeder andere, obwohl sie Angst hatte. Deine Vergangenheit mag eine Diebin aus dir gemacht haben, aber klein warst du schon immer und armselig noch nie. Wenn du dich so empfindest, dann bist du einem Irrtum aufgesessen. Raven Schattenhaar ist eine gewitzte, kluge, finderische kleine Diebin, die niemals aufgibt und alles, auch den ungewöhnlichsten Weg versucht. Du mußt nicht mit in die Tunnel gehen. Ich habe nur nicht erwartet, dich nicht an meiner Seite zu haben, das ist alles." Sein Gesicht ist ebenso verschlossen wie ihres, unzugänglich wie eine verriegelte Tür.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 26. Okt. 2002, 18:17 Uhr
Raven hört ihm nur ruhig zu, bis er geendet hat. Dann seufzt sie und lässt den Kopf sinken und einen Moment lang sieht sie nur unglaublich einsam und müde aus. Sie weiß, daß er recht hat, sie können nicht warten, bis dieses Grauen vollends aus den Kellern gekrochen kommt, sie müssen etwas tun und zwar schnell. Niemandem behagt es und alle haben Angst, aber es bleibt ihnen nichts anderes übrig. Auch wenn es bedeutet, daß sie sich eine Zeitlang von Mottenfaenger trennen muß.

Eine ganze Weile hält sie nur den Blick des Kriegers fest und scheint mit sich selbst zu ringen, dann steht sie auf, stellt sich auf die Zehenspitzen und legt die Arme um seinen Hals. "Lass uns das zu Ende bringen, nur endlich und endgültig zu Ende bringen. Ich möchte nichts weiter, als hier mit Mottenfaenger in Frieden leben und wenn ich das nur erreichen kann, indem ich in stinkenden Kanälen herumrobben muß, dann werde ich das eben tun. Ich besorge die Karten und wir erledigen den Rest und dann brechen wir auf. Wir werden versuchen, durch Ninianes Baum da runter zu kommen, den Weg kenne ich inzwischen. Du kannst auf mich zählen. Aber langsam muß ich mich eilen, die Nacht ist schon angebrochen und ich habe noch einiges zu erledigen ..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Okt. 2002, 18:59 Uhr
Caewlin hebt sie gut einen halben Meter vom Boden hoch und drückt sie fest an sich. Ihr Haar riecht noch nach Regen und Herbstwind.

"Wenn du das nicht tun kannst Raven, dann bleib hier oben. Daß du diese Karten für uns besorgst und was du alles in Erfahrung gebracht hast, ist schon Hilfe genug. Bis wir alle die nötige Ausrüstung, den Proviant, die Feuerkugeln und alles zusammen haben, kann der Nebelmond kommen. Ich glaube nicht, daß Morholdrim vorher fertig wird. Uns bleiben also noch zwei Wochen, um zu planen. Von Rizac habe ich seit dem Tag, an dem er hier war nichts mehr gesehen und gehört. Malakai ist ...wohl nicht ganz bei sich, aber niemand weiß, was mit ihm genau nicht stimmt. Kizumu will die nächsten Tage mit ihm hier vorbei kommen."

Er setzt sie langsam wieder ab und schiebt sie eine halbe Armlänge von sich, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sie sieht kreuzunglücklich aus, aber er glaubt einen Funken ihrer früheren Entschlossenheit wieder in ihren Augen zu entdecken. "Wenn wir durch Ninianes Baum gehen könnten, wäre das ein Segen. Ich habe nur einen Schacht im Schrank einer Hure anzubieten." Er nickt zu den Fenstern hinüber. "In einer solchen Nacht schickt man nicht einmal einen Hund vor die Tür. Bist du sicher, daß du das heute nacht erledigen willst?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 26. Okt. 2002, 19:05 Uhr
Arwen und Falcon stehen vor dem efeuüberwuchertem Tor. Der Wind ist fast stürmisch und der Regen trifft sie beide hart ins Gesicht, eine eisige kälte macht sich in Falcon breit, als er das Tor öffent und auf das Grundstück von Caewlin dem Nordmann betritt. Es war eigentlich noch gar nicht so lange her das er zusammen mit Silver die beiden aufgesucht hatte um sie für die Liedbergmission zu gewinnen, dennoch war schon mehr geschen als in seinem langen Leben zuvor.Borgil hat recht, es bringt nichts alleine gegen die Gefahr an zugehen. Wir würden wahrscheinlich sterben in irgendeinem Loch. Kurz bleibt er noch stehen, doch dann entschließt er sich das zu tun, wofür er gekommen war. Langsam hebt Falcon die Hand und klopft an die Türe des Anwesens.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 26. Okt. 2002, 19:26 Uhr
Schweigend haben sie den Weg vom Anwesen bis zum Haus des Nordmanns zurückgelegt. Und das nicht nur, weil der Wind ihnen eisig ins Gesicht schlägt. Sie sind sich einig, dass sie helfen wollen.
Wenn man sie denn lässt, denn das Gespräch mit dem Nordmann wird nach den Ereignissen auf der Liedbergreise sicher nicht einfach werden. Arwens Augen wandern im Dunklen über die Mauern und die sie überwuchernden Weinranken. Dann treffen ihre Augen auf den Blick Falcons.

Er ist mindestens so nervös wie ich... Hoffentlich kommt es nicht zum Streit... Dazu ist die Sache zu wichtig... Anukis, lass es zu einer Versöhnung kommen.

Aber sie spricht ihre Gedanken nicht laut aus. All das haben sie schon zu hause mehr als einmal besprochen. Der Wind ist beissend kalt und treibt den Regen fast wagerecht vor sich her. Sie zieht den fellgefütterten Mantel fester um sich und die Kapuze tiefer ins Gesicht. Gedämpfte Stimmen sind hinter der Tür zu höre, irgendwer muss also anwesend sein, und wenn es nur das Gesinde ist. Als sie spricht, kann man sie kaum hören, der Wind reisst ihr die Worte von den Lippen.

"Bitte. Ich möchte nicht, dass jemand in der Stadt erfährt, wer ich bin. Meinen wahren Namen, meine Abstammung soll keiner hier wissen."

Das Klopfen des Elben an der Tür hallt hohl in der Nacht wieder.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Okt. 2002, 19:39 Uhr
Calyra hat sich währendessen still mit den blankpolierten Rüstungsteilen auf dem Tisch und dem Rest ihrer Mandelmilch beschäftigt. Ich kann Raven gut verstehen. Sie will Mottenfänger nicht verlassen und sie fühlt sich Caewlin verpflichtet...oder verbunden. Die beiden haben sovieles gemeinsam durchgestanden. Sie sagt, sie liebt Caewlin wie einen Bruder, aber den Druiden liebt sie auf eine ganz andere Art und sie kann ebenso wenig ohne ihn sein, wie ich ohne Caewlin sein könnte. Sie leert ihren Kelch und schleicht sich kurz leise in die Küche hinüber, wo sie den Mägden einige Anweisungen gibt und eine Kanne frisch aufgebrühten Tees mit zurück in die Kaminhalle nimmt. Sie hat die schwere, gußeiserne Teekanne noch nicht auf dem Tonstövchen abgestellt, als es an der Tür klopft.
Morholdrim...oder Kizumu, denkt sie, als sie in den Vorraum hinübergeht und sich beeilt, an die Tür zu kommen, um den späten Besuch möglichst rasch aus Sturm und Nachtkälte herauszuholen. Sie ist jedoch nicht auf die Gesichter gefaßt, die ihr frierend und mit sorgenvollen Augen aus dem Regen und der Dunkelheit entgegenblicken, als sie die Tür öffnet.
"Falcon...Arwen..." flüstert sie überrascht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 26. Okt. 2002, 19:55 Uhr
Es dauert nicht lange, da macht Calyra die Eingangstüre auf, es ist ihr an zusehen das sie nicht mit den beiden Elben gerechnet hat. Seit wir sie das letzte mal gesehen haben ist viel geschehen.
"Verzeiht das wir zu so später Stunde noch stören, ich...nein wir würden gerne mit Caewlin und euch reden, es ist wichtig...bitte." Normalerweise wäre Falcon höflicher gewesen doch irgendwie hatte er das gefühl das die Zeit ihnen davon läuft.
Der Regen tropft ihm ins Gesicht, so das er gezwungen ist sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Unter seinem Umhang kommt deutlich sichbar sein Kettenhemd zum vorschein, ebenso seine Bewaffnug. Über dem Larisgrün ballt sich ein gewaltiger Sturm zusammen und ein Blitz erhellt die sonst so dunkle Nacht.
Es würde mich nicht verwundern wenn sie uns verjagen würde, nach dem was ich ihnen angetan habe.
Schweigend wartet Falcon auf eine Antwort.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Okt. 2002, 20:14 Uhr
Einen Augenblick lang starrt sie die beiden Elben auf ihrer Türschwelle nur völlig perplex an, doch dann fährt der Wind über den Giebel und die Erker zu beiden Flügeln des Hauses und zerrt an ihren Mänteln und Haaren. Regen prasselt auf sie nieder und durchweicht die Kapuzen ihrer Umhänge völlig, bildet kleine Pfützen zu ihren Füßen.
"Bitte, tretet ein," sie flüchtet sich in Höflichkeit, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll und sich unter dem Blick altersloser Elbenaugen nackt und schutzlos fühlt.

Sie wollen mit uns reden? Warum nur? Sie öffnet die Tür ganz und läßt beide ein, muss sich dann aber gegen die schwere Eingangstür stemmen, um das Unwetter und den heftigen Wind  wieder auszusperren. Dalla taucht auf, nimmt den Elben ihre triefenden Umhänge ab und reicht ihnen weiches Leder, damit sie sich ein wenig abtrocknen können. Zwischen den beiden hochgewachsenen Elben ist Calyra klein und angesichts ihrer langen, schlanken Glieder und geschmeidigen Körper kommt sie sich mit ihrem gewölbten Leib plump und schwerfällig vor.

"Was führt Euch durch Nacht und Sturm zu uns?"
Sie sehen aus, als liege ihnen etwas schreckliches auf dem Herzen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 26. Okt. 2002, 20:29 Uhr
Dankend nimmt Falcon das Tuch entgegen und reicht Arwen ein zweites. Allerdings hilft es nicht wirklich viel, sie sind beide bis auf die Haut durchnäßt.

" Ich danke euch das ihr uns anhören wollt, bei solch einer Nacht, aber ich hatte das Gefühl das Zeit etwas ist das wir uns nicht mehr leisten können."
Mit einer Geste seiner Hand deutet Falcon auf ihren Bauch" Ich will euch nicht zu lange stehen lassen, wie ich sehe seit ihr guter Hoffnung, das freut mich für euch und euren Ehemann." Ein lächeln zeichnet sich kurz auf seinem Gesicht ab, das aber gleich wieder verschwindet " Wie gesagt es gibt wichtige Dinge zu besprechen...Borgil schickt uns...bitte sagt ist der Herr des Hauses da?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Okt. 2002, 20:55 Uhr
Nicht noch eine Unglücksbotschaft....
"Ich...ich stehe sehr gut," antwortet sie leicht verwirrt. "Borgil schickt Euch hierher zu uns?" Sie ahnt, daß der Zwerg - wie er stets alles zu wissen scheint - auch über die Ereignisse jener unseligen Reise nach Liedberg bestens im Bilde ist. Warum also schickte er Arwen und Falcon ausgerechnet zu Caewlin?
"Caewlin ist in der Kaminhalle - mit Raven und Mottenfänger," sie sieht Falcon in die Augen, während sie leise antwortet und beide wissen, das das möglicherweise Ärger bedeutet. Möglicherweise auch nicht, Caewlin ist absolut unberechenbar in seinen Reaktionen und er hatte in all den Monaten seit ihrer Rückkehr kein Wort über Liedberg, Falcon oder Arwen verloren. Und wie Raven reagieren mochte, kann sie schon gar nicht sagen. Dann strafft sie sich und führt die beiden Elben zu den anderen an die lange Tafel, wo noch immer ihr Harnisch verteilt liegt.
"Entschuldigt die Unordnung, aber wir haben nicht mit Euch gerechnet. Caewlin...wir haben...noch mehr Besuch."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 26. Okt. 2002, 21:12 Uhr
Die feuchten Ledertücher reichen sie der wartenden Mogbar zurück, ehe sie Calyra weiter in die Kaminhalle folgen. Ihre Verwirrung ist Calyra anzusehen. Aber das Erscheinen von Falcon und ihr ist ja auch mehr als nur unerwartet. Nach dem beissenden Wind un dem Regen draußen ist es im Haus und erst recht in der Kaminhalle angenehm warm und der Duft von Rosen, Blättern und Kerzen liegt in der Luft und verbindet in sich Sommer und Herbst, Blühen und Vergehen. Als Calyra erwähnt, dass auch Raven anwesend ist, und jemand namens Mottenfänger den sie nicht kennt, zuckt Arwen inner-lich zusammen, was ihr aber nicht anzumerken ist; allenfalls vielleicht von Falcon.

Anukis! Das ist eine harte Prüfung... Caewlin UND Raven... zusammen.... Götter, lasst uns die richtigen Worte finden.

Arwen selber folgt Calyra und Falcon schweigend bis an den langenTisch, auf dem ein zerlegter Harnisch und verschiedene Rüstungsteile, Beinschienen und ähnliches liegen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 26. Okt. 2002, 21:29 Uhr
Endlich atmet Mottenfenger einigermaßen erleichtert auf - er hatte die ganze Zeit über nur hoffen können, dass die Anspannung sich wieder legt, war er doch im Bewusstsein nichts dazu beitragen zu können. Eine Zeitlang hatte er sogar befürchtet, die Situation würde nicht in einer bärengleichen Umarmung, sondern in etwas weitaus schlimmerem.. enden.

Gerade sucht er nun nach passenden Worten zum Abschied - und nicht zuletzt zu Ravens geplanten Einstieg in die Bibliothek -  da vernehmen sie Calyras Stimme von der Tür her, einige Momente später betreten auch schon zwei Elfen den Raum.

Falcon und Arwen... und sie kommen zu Caewlins Anwesen. Sie erscheinen so... edel? geht es ihm durch den Kopf, während er sie näher betrachtet.
"Seid gegrüsst..." meint er zögernd in ihre Richtung. Er kennt sie lediglich aus Erzählungen Ravens, hat sie einmal in der Harfe gesehen. Darauf wartet er ab, den Blick von Raven zu Caewlin und wieder zurück schweifen lassend.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Okt. 2002, 21:35 Uhr
"Das sehe ich," Caewlin blickt quer durch die Halle über die Köpfe der anderen hinweg auf Arwen und Falcon, die hinter Calyra sein Haus betreten - nass wie getauchte Katzen. Eine bissige Bemerkung, liegt ihm auf der Zunge, aber Calyras flehender Blick, Atem zu holen und nachzudenken, läßt ihn innehalten.
Die beiden Elben stehen in seiner Halle, das Wasser von ihren Stiefeln bildet Lachen auf dem Boden, Regen tropft ihnen aus den Haaren und beide sehen ihn so eindringlich an, als wollten sie ihn allein mit ihren Blicken bannen. Dennoch spült ihr Anblick all die Erinnerungen an die Liedbergreise wieder nach oben und dumpfer Zorn breitet sich in seinem Inneren aus. Zwischen seinem Zorn und den beiden Elben steht jedoch Cal, die ihn noch eindringlicher ansieht als Falcon und Arwen zusammen. Was bei allen neun Höllen führt diese beiden in mein Haus in einer Nacht wie dieser? Brennt die Stadt nieder? Steht ein Heer von Dämonen vor den Stadttoren? Er mustert beide aus schmalen Augen und seine Kiefer sind so fest geschlossen, daß seine Zähne knirschen. Nein...wispert eine Stimme durch seine Gedanken. Nicht vor ihren Toren, doch unter ihren Füßen.
"Was führt Euch in mein Haus?"  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 26. Okt. 2002, 21:52 Uhr
Die Blicke Caewlins treffen Falcon, ja lassen ihn beinahe taumeln solch ein Zorn ist auf seinem Gesicht zu sehen, das es Falcon beinahe leid tut hierher gekommen zu sein. Höflich nickt er dem fremden Elb zu Das wird dieser Druide Mottenfänger sein, der Gefährte von Raven. Irgendwie passt er nicht ganz hierher, genauso wenig wie wir beide
" Ich grüße euch Caewlin..Raven, wie ich eurer Gemalin schon sagte möchte ich mich für mein unerwartetes Auftauchen bei euch zu so später Stunde entschuldigen" Falcon geht einen Schritt auf den Tisch mit den Rüstungsteilen zu, bleibt dann aber stehen. " Borgil schickt uns, er sagte das ihr, mit ein paar anderen etwas gegen diese Plage die unter der Stadt herscht tut. Wir wissen nicht viel über diese Schleimwesen, außer das wir vor ein paar Nächten auf der Straße von einem angegriffen wurden." Leise und mit einem Blick auf Raven fügt er hinzu " Wir würden gerne helfen, wenn wir können. Die Stadt und deren Bewohner liegen mir...und auch Arwen am Herzen, und das was Borgil uns Erzählt hat ist mehr als beunruigend. Ich weiß das wir in der Vergangenheit nicht miteinander ausgekommen sind...das es zu Streit gekommen ist an dem ich nicht Schuldlos war, wie ich heute weiß. Wenn ihr meinen Waffenarm und den von Arwen gebrauchen könnt, so sagt es. Lasst uns den Streit den wir hatten vergessen...oder zumindest bis die Plage gebannt oder wir tot sind ruhen lassen." Falcon schaut von Caewlin zu Raven und wieder zurück Was kann ich schon erwarten, er hasst mich weil ich ein Ritter bin...und Sie ......

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 26. Okt. 2002, 22:08 Uhr
Ravens ohnehin schon düstere Miene verfinstert sich noch ein wenig mehr, als Calyra den großen Raum wieder betritt und sie sieht, wen die Bardin im Schlepptau hat. Sie nickt den beiden Elben einen stummen Gruß zu, aber sie sagt keinen Ton. Es ist weder ihr Haus noch sind die beiden zu ihr gekommen, also wird sie sich tunlichst aus dem Gespräch heraushalten. Mit unbewegtem Gesicht hört sie zu, was der Paladin zu sagen hat, als er das Wort beinahe hektisch an Caewlin richtet und sie staunt nicht schlecht, als er und seine Gefährtin Hilfe anbieten. Misstrauisch runzelt sie die Stirn. Aber sie wartet ab und dabei tritt sie ungeduldig von einem Bein aufs andere und sendet Mottenfaenger einen verstohlenen Blick. Der Abend ist schon ziemlich weit fortgeschritten und das Wetter wird immer schlechter - und eine Aufgabe wartet noch auf sie, die sie nicht mehr länger aufschieben will.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 26. Okt. 2002, 22:09 Uhr
Ein Elb den sie nicht kennt, grüsst sie als erstes, und Arwen erwidert seine Worte mit einer leichten Verneigung. Das muss Mottenfänger sein. Dann richtet sie ihren Blick auf Caewlin, der sie ansieht, als wolle er sie am liebsten gleich wieder hinauswerfen. Die ungeheure Präsenz, die von ihm ausgeht, erinnert Arwen nur zu sehr an die Liedbergreise. Auch damals schon hatte sie seine bloße Erscheinung, seine Anwesenheit als einschüchternd empfunden.

Aber seit jenen Tagen ist viel geschehen, hat sich soviel verändert, hat sie sich verändert. Schweigend grüßt sie ihn und Raven mit einer ebensolchen Verneigung, mit der sie auch den Gruß Mottenfängers erwidert hat. Sie schweigt noch immer, als Falcons geendet hat und seine Worte verklingen. Eine fast lastende Stille liegt über dem Raum, in der das Knacken der Holzscheite im Kamin überlaut wirkt. Arwens Augen wandern von Caewlin zu Raven und wieder zurück. Falcon hat ihre Hilfe angeboten, mehr können sie nicht tun, außer abzuwarten wie der Nordmann reagieren wird... oder Raven.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Okt. 2002, 22:31 Uhr
Caewlin schweigt lange, spürt Ravens düstere Unruhe dicht neben sich, wo die kleine Diebin noch immer steht, keine Armlänge entfernt. Er weiß, was ihr unter den Fingernägeln brennt, aber er ist vom Besuch der beiden ebenso überrumpelt wie alle anderen und lauscht Falcons raschen Worten mit unbewegtem Gesicht. Er sieht Calyra an, die schweigend, abwartend und mit großen Augen am Tisch steht, er mustert Mottenfänger, der beide Elben höflich begrüßt und augenscheinlich nicht so recht weiß, was er sagen oder tun könnte und schließlich Arwen, deren Blick unruhig zwischen ihm, Falcon und Raven hin und her eilt.
Borgil hat sie ernsthaft zu mir geschickt? Ich drehe diesem Zwerg noch den Hals um!
Dennoch, Falcons eilig hervorgebrachte Worte klingen aufrichtig, wie er widerwillig zugeben muss. Du kannst sein Angebot gar nicht ausschlagen, dazu seid ihr viel zu wenige, flüstert ein Teil seiner Gedanken. Der andere Teil ist immer noch zu wütend um irgendetwas zu flüstern, aber er sieht Calyra an und schluckt den Zorn hinunter.
Elbenmagie...war es nicht das, was du wolltest?
Langsam atmet er ein und wieder aus und verschränkt die Arme vor der Brust, aber ein wenig weicht die Spannung von ihm.
"Nein, wir sind nicht miteinander ausgekommen. Und ich weiß auch nicht, ob wir das können. Ich leugne nicht, daß Ihr beide eine Hilfe wärt - wir sind wenige.  Ich habe keinen Streit mit Euch, Elb; ich hatte Streit mit Euch in Liedberg, und ich würde wieder mit Euch streiten, würdet Ihr Euch wieder so benehmen. Ich mag Euch nicht, aber das wißt Ihr. Doch darum geht es hier nicht."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 26. Okt. 2002, 23:04 Uhr
Obwohl sie nichts von Caewlins Gedankengängen weiß, schießt Raven doch zur gleichen Zeit etwas ähnliches durch den Kopf und sie nimmt sich vor, demnächst mit Borgil ein ernstes Wörtchen zu sprechen, wenn er weiterhin so wilde Gerüchte in der Stadt verbreiten würde. Und auch ihre weiteren Gedanken gleichen denen des Kriegers - auch sie weiß, daß sie keine Wahl haben und jede Hilfe annehmen müssen, die sie bekommen können.

Sie schweigt eine Weile und hört sich Falcons Vorschlag an, dann tauscht sie einen Blick mit Caewlin, Calyra und Mottenfaenger. "Wir können es uns nicht leisten, Hilfe abzulehnen, jeder Mitstreiter ist wichtig. Und mir soll es recht sein. Ich würde ohnehin vorschlagen, daß wir uns in mehrere Gruppen aufteilen, so sollte es wohl möglich sein, gemeinsam für die Sache zu kämpfen, ohne in Zank zu geraten. Nur eines ist gewiss", fügt sie ruhig hinzu, "ein Paladin wird diesmal nicht den Anführer spielen."
Ein Schatten huscht über ihr Gesicht, als ihr ein weiterer Gedanke kommt. Und sie zögert nicht, ihn auszusprechen. "Nur müssen wir dann einen anderen Weg wählen - der, über den wir eben gesprochen haben, kommt nicht mehr in Frage. Ich werde vieles tun, aber ich werde nicht zwei Fremden den Weg in die mir anvertrauten Heiligtümer der Waldläuferin weisen und ihnen Tür und Tor zu Ninianes Gemächern öffnen. Tut mir leid, aber so weit geht mein Vertrauen nicht. Es muß eine andere Möglichkeit geben, dort hinunter zu kommen, diese jedenfalls nicht. Vielleicht wissen wir mit den Karten mehr ... und die werde ich nun endlich besorgen. Mehr können wir im Moment ohnehin nicht tun..."

Raven kann nur hoffen, daß sie verstehen werden, warum es nötig ist, einen anderen Weg zu suchen. Sie hat Niniane versprochen, auf den Baum achtzugeben und das wird sie auch tun - sie kann unmöglich zwei Elben, die keiner von ihnen richtig kennt, an den Wächtertoren vorbeischleusen und dabei auch noch die Losung lautstark und für jeden hörbar durch die Gänge schmettern - es geht einfach nicht, so viel ist ihr klar. Doch nun wird es Zeit, sich auf andere Dinge zu konzentrieren ...
Ihre Hand ruht noch immer in der des Druiden und sie wagt einen vorsichtigen Blick zu ihm hinüber. Die ganze Zeit über hat sie es vermieden, ihn direkt anzusehen, und als sie es jetzt tut, macht es sie traurig. Das gebrochene Versprechen lastet wie ein zentnerschweres Gewicht auf ihr. Sie drückt kurz seine Hand und ihr fast flehender Blick bittet darum, zu gehen. Sie können ohnehin nichts mehr tun.
"Wir sehen uns, wenn ich die Karten habe", sagt sie zu Caewlin und nickt Calyra und den beiden Elben zu.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 27. Okt. 2002, 00:27 Uhr
Mottenfaenger, der in der Tat nichts zu sagen gewusst hätte, verfolgt aufmerksam das Zwiegespräch, dessen unverhohlen agressiver Charakter ihn nicht schlecht überrascht, ja, der sogar ein gutes Stück zu einem erneuten Unbefinden beiträgt.
Nicht zuletzt Ravens harsche Worte verblüffeln ihn ganz offensichtlich, ist sie ihm doch in dieser Art zuvor kaum einmal erschienen.

So erleichtert es ihn auch ungemein zu sehen, wie sie sich daran macht, passende Worte zum Abschied zu finden, auch wenn ihr niedergeschlagener Blick tiefe Falten in seine Stirn gräbt.
Gleich darauf wendet aber auch Mottenfanger sich Caewlin und Calyra zu.
"Ich denke, es ist alles gesagt für diesen Abend. Ich danke euch beiden... Wir werden bald wieder voneinander hören, nehme ich an." Ich fürchte, die Umstände werden dann keine erfreulicheren sein führt er den Satz in Gedanken weiter.
So dankt er ihnen für die Gastfreundschaft, bedenkt danach auch Arwen wie Falcon mit einem Abschiedsgruß.

Ohne sich länger aufzuhalten schlüpfen Raven und Mottenfaenger wieder in ihre elbischen Umhänge, um gleich darauf in der stürmischen Nacht zu verschwinden.
Der Sturm zerrt ungestüm an ihren Kapuzen, während sie das Tor durchschreiten, durch das sie soviel frohgemuter am Nachmittag schon einmal getreten sind, sodass es Mottenfaenger mit keinem seiner Versuche gelingt einen Blick in Ravens Augen zu erhaschen. Stattdessen spürt er wieder ihre Hand, die beinahe unangenehm fest die seine drückt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 07:52 Uhr
Caewlin nickt, als Raven von Ninianes Baum spricht. "Einen anderen Zugang laß meine Sorge sein. Ich kann sie durch Myas Schrank hinunterbringen. Aber ob der Gang dort die "Dicke Betha" ist, werden wir erst mit den Karten erfahren. Laßt uns erst abwarten, wie viele wir letztendlich überhaupt werden - in den Tunneln und oben." Er lächelt Mottenfänger müde zu und bringt beide zur Tür, wo sie sich in ihre noch klammen Umhänge hüllen und nach kurzem Abschied hinaus in die Nacht verschwinden.

Caewlin sieht ihren Schatten nach, obwohl er sie nach zwei Metern schon nicht mehr sehen kann, und schließt dann seufzend die Tür. Dalla entzündet die Kerzen an den Wänden und stellt auch einige auf den Tisch, so daß nicht mehr nur das Kaminfeuer die Halle erleuchtet.
"Setzt Euch," wendet er sich an Falcon und Arwen, als er vom Eingangsraum an der Tür in die Halle an den Kamin zurückkehrt, und weist mit der Hand auf  die ledergepolsterten Stühle und die lange Bank am Tisch.

Mägde bringen noch einmal heißen, Wein, gewürzt mit Zimt, Nelken und Sternanis und stellen weitere Becher und Rosinenküchlein dazu.
Vielleicht hat der Elb recht, Caewlin lehnt sich in seinem breiten Stuhl zurück. Vielleicht ist es besser Liedberg ruhen zu lassen, bis das hier vorüber ist. Er fährt sich mit der Linken über Stirn und Augen. "Ein Wurm hat Euch angegriffen? Wenn sie schon so dreist sind, in die Stadt heraufzukommen, haben wir wirklich nicht mehr viel Zeit." Er beobachtet beide eine Weile nicht einmal unfreundlich und läßt ihnen Zeit, alle Gesprächsfetzen und Fragmente über Karten, Tunnel, dicke Bethas, Ninianes Geheimnisse und ähnliches mehr zu verdauen. Ich an ihrer Stelle hätte auch kein Wort verstanden...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 27. Okt. 2002, 08:25 Uhr
Arwen hört Caewlin und Raven schweigend zu. Dass das Gespräch schwierig werden würde, ist ihnen bewusst gewesen, aber mit solcher unverhohlenen Aggression hat sie dann doch nicht gerechnet. Den Abschiedsgruß Mottenfängers erwidert sie wie geistesabwesend, so sehr kreisen ihre Gedanken um das, was hier schon wieder unausgesprochen wie eine Gewitterwolke in der Luft hängt.

>Ich mag euch  nicht, doch darum geht es nicht> Die Worte hallen in ihren Gedanken nach. Doch, Caewlin, genau darum geht es... Ihr hättet euch nur sehen müssen, die Augen zu Schlitzen verengt, die Kiefermuskeln vor Anspannung hervorgetreten. Fast könnte man denken, euer Zorn würde uns anspringen... Raven traut uns nicht, und wenn sie die paar Leute auch noch in Gruppen aufteilen will, brauche ich wohl nicht zu fragen warum... Aber wenigstens wissen wir, woran wir sind. Sollten wir dort unten in Not geraten, brauchen wir auf Hilfe von ihr oder euch gar nicht erst hoffen...

Sie ist froh, als Caewlin von der Tür zurückkehrt und sie näher ans Feuer bittet. In Anbetracht ihrer nassen Kleider setzt sie sich allerdings nicht auf einen der lederbezogenen Stühle, sondern auf die Holzbank. Nachdem der Nordmann sie so lange mitten in der Halle hatte stehen lassen, ist sie inzwischen vollkommen durchgefrorenm und nimmt sich dankbar einen Becher mit dem heißen Gewürzwein. Als sie dann spricht, ist ihre Stimme leise, aber ihr Blick ruht fest auf dem Nordmann.

"Ich wüsste nicht, dass einer von uns beiden die Führung beansprucht hätte oder es wollte. Wir haben nur unsere Hilfe angeboten, Caewlin, mehr nicht. Niemand zwingt euch sie anzunehmen. Und wenn ihr schon einen Weg gefunden hattet um diese Kreaturen zu bekämpfen, der euch nun nur wegen uns versperrt ist... Dann sollten wir vielleicht nicht an eurem Vorhaben teilnehmen. Denn das letzte was wir wollen ist, den Erfolg zu gefährden. ... Aber wenn ihr unser Angebot und unsere Hilfe annehmen wollt, dann möchte ich mehr über diese Würmer wissen und darüber, wie ihr sie bekämpfen wollt. Denn sehr redselig war Borgil diesbezüglich nicht. Er verwies uns nur an euch. Und aus den wenigen Fetzen, die wir eben hier mitbekommen haben, werde ich nicht wirklich klug...."

Ihr Blick ruht eine Weile schweigend auf dem Nordmann und sie bemerkt erleichtert, dass sich sein Gesichtsausdruck verändert, ehe sie weiterspricht.

"Ja, wir wurden neulich von einem dieser Würmer angegriffen, auf dem Rückweg vom Tempel, in der Nähe des Marktplatzes."



Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 10:07 Uhr
Caewlin erwidert ruhig Arwens entschlossenen Blick, doch wenn seine Augen dabei auch einen wachsamen Ausdruck behalten, Wut und Mißtrauen sind aus ihnen gewichen. "Und Eure Hilfe wird angenommen," erwidert er. "Ja, ich mag Euch nicht, und Ihr habt ebensowenig Grund mich zu mögen. Aber das heißt nicht, daß ich Euer Angebot nicht achte oder nicht mit Euch zusammenarbeiten kann. Es war sehr großmütig von Euch, ausgerechnet zu mir zu kommen, nachdem was in Liedberg geschah. Glaubt nicht, das ich das nicht sehe," Oder es nicht zu schätzen wüßte. Es mag sie einige Überwindung gekostet haben, dennoch sind sie hier und haben ohne Zögern ihre Hilfe angeboten.  "Wir hatten keinen Weg gefunden, die Kreaturen zu bekämpfen, nur einen Zugang zu den Kanälen, der nicht mitten durch die Unterstadt führt," fährt er fort. "Aber wir wissen ohnehin nicht, ob er für uns alle passierbar ist. Er liegt unter Ninianes Baum und geht durch ihren Keller, wenn ich Raven richtig verstanden habe. Und da sie das Haus der Waldläuferin hütet, kann ich schon verstehen, wenn sie niemanden, den sie nicht wirklich gut kennt, mit dorthin nehmen möchte."  

Er nimmt sich ebenfalls etwas von dem heißen Wein, trinkt einen Schluck und die samtige, fruchtige Süße erfüllt seinen Mund und wärmt sein Inneres, macht seine Stimme weniger rauh. Dann holt er tief Luft und berichtet den beiden Elben, was er von den Würmern weiß. Von ihren Kräften, ihrem Hunger nach Blut und lebenden Wirten, von ihrer Fähigkeit, wohl auch in Tote zu schlüpfen, wenn sie eben erst gestorben waren. "Ohne Wirt haben die Würmer nur ihre Säuretentakeln und ihre mentalen Kräfte als Waffen, und nur ihre Führer, vielleicht eine Art Königinnen wie bei Bienen, sind wirklich stark. In einem Wirt entwickeln sie jedoch fürchterliche Kraft - und ihre Wirtskörper sind nur zu töten, wenn man den Wurm in ihnen ersticht. Er sitzt ungefähr dort, wo die Milz liegt. Elben oder elbenblütige waren bisher jedoch gegen die Beherrschung durch die Würmer weitgehend gefeit."

Brandiger Ekelgeschmack legt sich auf seine Zunge, als er sich an den Bann des sterbenden Darrylwurmes erinnert, an sein unbändiges Verlangen, alles zu zerreissen, was in seiner Nähe war. "Calyras Gesang konnte den Bann von mir lösen, aber...wenn einer von uns einem Wurm als Wirtskörper zum Opfer fallen sollte, dann ist er wahrscheinlich nicht mehr zu retten. Boretsch ist daran gestorben, obwohl der Wurm in ihm tot war." Er erzählt kurz von der Rettung Tian Shis, Boretschs Tod und Ninianes Duell mit dieser Wurmkönigin Darryl und spricht dann weiter vom neuerlichen Auftauchen der Würmer vor einigen Wochen und von ihrer steten Bedrohung unter der Stadt.

Er holt die grobe Skizze der Nester hervor, die er in der "dicken Betha" von Stoppelbart erhalten hatte, schiebt ein paar Harnischteile zur Seite, breitet sie vor den beiden aus und berichtet leise, was Raven vorhatte: die alten Kanalisationspläne der Stadt zu stehlen, damit sie eine genaue Karte hatten.
"Die roten Kleckse markieren die ungefähre Lage der Nester." Er tippt mit dem Finger auf das fleckige Pergament. "Diese beiden liegen dicht beieinander und sind, wie ich glaube, nicht weit von der Kammer, wo wir Tian Shi herausholten. Einer der großen, alten Gänge, die "Dicke Betha" führt nahe daran vorbei. Das andere hier liegt fast am anderen Ende der Kanalisation - das muss das Nest sein, das Raven durch die Gänge von Ninianes Baum aus gefunden hat. Raven sagt es ist groß: Hunderte, vielleicht Tausende von Würmern in ihren Kokons."

Er beobachtet die Elbengesichter, die sich blaß um die Nasen über den Plan beugen und nimmt sich noch ein Rosinenlaibchen. "Morholdrim, der Alchemist, hat Feuerkugeln hergestellt. Kleine Tonkugeln, so groß wie Walnüsse, die beim Aufprall zerplatzen und eine brennbare Substanz enthalten, die die Kokons der Würmer und mit ihnen ihre widerliche Brut in Flammen aufgehen lassen sollen. Man kann sie werfen oder als Schleudergeschosse verwenden - wenn man eine Schleuder führen kann - " er winkt mit seinem Armstumpf - "wobei ich als Schütze ausfalle. Wie wir ein so großes Nest wie das, das Raven gefunden hat, schnell genug in Brand stecken sollen, weiß ich allerdings auch noch nicht."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 27. Okt. 2002, 11:41 Uhr
Schweigend hatte Falcon die Worte Ravens vernommen, hatte Stillschweigend ihren äußerungen hingenommen und auch nichts gesagt als sie mit Mottenfänger dem Druiden das Haus verlassen hatte, als Caewlin von der Eingangstüre zurückkahm wollte er gerade sagen das er nicht beabsichtige die Führung zu übernehmen, doch Arwen kahm ihm zuvor, also schwieg er zu diesem Thema.
Sie hat wahrscheinlich Recht wen sie mir icht vertraut. Warum sollte sie? Sie kent mich icht, kennt meine Beweggrüde nicht. Nie wieder werde ich das Kommando über andere führen..nie wieder. Immer noch schweigend nimmt Falcon auf dem ihm zugewiesenen Ledersessel platz. Die Worte Caewlins mischen sich mit denen von Arwen, als er den Ausführungen beider zuhörtZumindest akzeptiert er unsere Hilfe, ein großer Schritt für einen so stolzen Mann. Als er schließlich von den Würmern berichtet und von den Kämpfen die sie schon ausgetragen haben, kann er zum teil verstehen warum sie so verschlossen sind. So verbittert, sie hatten im Kampf gegen diesen Feind schon Freunde verloren, und viel gegeben. Falcons blick streift Caewlins Armstumpf als er von den Schleuderkugeln berichtet. Zum erstenmal an diesem Abend huscht soetwas wie ein lächeln über das Gesicht des Elben, er greift schnell zu seinem Wein, der inzwischen abgekühlt war.
Langsam beginnt er zu reden, erst leise und verunsichert " Ihr sagt, das Raven eins dieser Nester gesehen hat, hunderter von Würmern in ihren Kokons, heißt das-das diese Würmer ohne Schutz sind? Diesen Teil hab ich noch nicht so richtig verstanden, wenn sie noch in ihren Kokons sind und nur wenige von ihnen schon geschlüpft sind, könnte man dann diese Kugeln von denen ihr sprecht so anbringen das sie sich gegenseitig entzünden wenn eine dieser Kugeln explodiert? Ich kenne mich nicht gut genug mit solchen mitteln aus, doch könnte ich mir vorstellen das wir so die ganze Höhle schnell in Brand setzten können.Das hört sich alles einfach an Falcon, du warst noch nicht da unten, was wenn einige der Viecher schon geschlüpft sind. Du bist ein Narr wenn du glaubst das es so einfach ist.
" Aber sicherlich habt ihr diese Möglichkeit schon selber bedacht."Verdammt du redest schon wieder einfach drauf los, ohne groß nachzudenken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 12:43 Uhr
Caewlin denkt einen Augenblick lang nach. "Morholdrim stellt zwei verschiedene Arten von Tonkugeln her. Einmal solche, die sofort bei ihrem Aufprall zerplatzen und brennen und nach seinen Worten, sollten sie >alles brennbare im Umkreis von 10 Metern<  in Flammen setzen," antwortet Caewlin und ißt das letzte Stück seines Rosinenlaibes. "Die anderen Kugeln werden so präpariert, daß sie erst beginnen zu brennen, wenn eine gewisse Zeit verstrichen ist...aber das alles wird Euch der Alchemist selbst genauer erklären müssen. Die Würmer in den Nestern sind alle noch in ihren Kokons. Wir vermuten aber, daß die meisten von ihnen gleichzeitig schlüpfen werden und diejenigen, mit welchen wir es bisher zu tun hatten, nur ein Vorgeschmack auf das waren, was der Stadt noch bevorstehen kann. Es sei denn, wir räuchern sie aus."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 27. Okt. 2002, 13:29 Uhr
Zerplatzt beim Aufprall Falcon bekommt ein ungutes Gefühl als er an einen ganzen Beutel solcher Kugeln denkt, mit der linken streicht er sich über die müden Augen.
" Was ist wenn diese Kokons nicht Brennen?" wirft er eine einfache Frage ein die aber sicherlich von bedeutender Wichtigkeit ist.
" Wenn ihr schon von Bienen sprecht zum Vergleich, was ist mit der Königin? Ich meine mit dem oder derjenigen der diese Eier gelegt hat? Wäre es nicht sicherer für alle wenn diese Fragen vorher geklärt werden, bevor wir alle da runter steigen. Sein Blick streift Calyria und die Rüstungsteie auf dem Tisch.Er wird doch nicht vorhaben sie mitzunehmen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Okt. 2002, 14:12 Uhr
Calyra hat dem Gespräch bisher schweigend gelauscht und beide Elben verstohlen unter gesenkten Wimpern beobachtet. Die Situation hätte häßlich werden können, aber offenbar bemühten sich alle, ruhig und vernünftig miteinander zu sprechen. Wer weiß...wenn die Götter wohlgesonnen sind, dann mag mit der Zeit vielleicht so etwas wie Achtung zwischen ihnen entstehen...
Ihr Sohn bewegt sich heute abend gelegentlich sacht und sie weiß, daß er schläft und sich nur ab und an dreht und hat die Hände wie fast stets in letzter Zeit auf ihrem Leib. Sie bemerkt Falcon und den seltsamen Blick, den er ihr und dem Harnisch auf dem Tisch zuwirft und muß sich bemühen, nicht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen.
"Die Königin der Würmer hat Niniane getötet," antwortet sie. "Es war dieser Darryldämon. Die Frau, die Tian Shi entführt hatte. Und die Kokons...Morholdrim ist ein fähiger Alchemist. Er hat seine Substanzen an einem Wurmkadaver getestet. Außerdem haben die Tonkugeln sogar bei schwerem Regen gebrannt..." sie erinnert sich an den Abend, als der Zwerg seine Erfindung getestet hatte. Die Spuren davon waren immer noch auf der Wiese hinter dem Haus zu sehen, auch wenn Caewlin den Stein wieder entfernt hatte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 27. Okt. 2002, 18:19 Uhr
> Wie wir ein so großes Nest in Brand stecken sollen, weiß ich allerdings auch noch nicht.< Seit Caewlin diese Worte ausgesprochen hat, schweigt Arwen und ihr Blick hängt wie gebannt an den Flammen im Kamin.

Hunderte oder gar tausende dieser Kokons mit Würmern... Feuer kann sie also töten. Aber wenn diese Kugeln nur walnussgroß sind, und selbst wenn alles im Umkreis von 10 Metern brennen sollte, wir bräuchten mehr als ein Dutzend Werfer um das ganze Nest schlagartig in Brand zu setzen. Und so viele sind wir nicht.

Gedankenverloren hört sie dem Gespräch von Falcon und Caewlin zu, den Becher mit dem Wein hält sie zwar noch zwischen ihren Händen, doch der Wein ist längst vergessen und erkaltet. In ihrem Geist hallt nur das eine Wort immer wieder 'Feuer'. Arwen vermeidet es bewusst, Falcon anzusehen, weiss er doch um die Fähigkeiten, die ihr gegeben sind und welche Möglchkeiten sie hier bieten würden.

Feuer... Ninianes Mächte sind weitaus stärker als meine und von anderer, höherer Art. Doch sie ist nicht hier... Aber in Verbindung mit diesen Feuerkugel sollte ich einen solchen Brand entfachen können... aber wenn ich ihnen das sage, dann muss ich ihnen das Geheimnis meiner Berufung offenbaren, denn spätestens wenn ich die Mächte der Elemente anrufe wird jeder Anukis' Zeichen sehen können... Raven traut uns nicht, und Caewlin, ich weiss nicht, was er wirklich von uns, von mir hält... Kann ich ihnen vertrauen, dass sie mein Gheimnis bewahren? Will ich ihnen soweit vertrauen? Ihnen diesen Vorschuß an Vertrauen  entgegenbringen?

Eine Stimme in ihrem Inneren drängt sie ihre Gedanken laut auszusprechen, aber eine andere lässt sie zögern. Gedanken schießen ihr durch den Kopf, sich wirbelnd im Kreis drehend, nur um dann wieder im Nichts zu verschwinden. Wenn sie versucht einen von ihnen festzuhalten, zerrinnen sie wie Wasser, das einem durch die Finger läuft. Schließlich ringt sie sich zu einer Entscheidung durch und wendet ihren Blick von den Flammen im Kamin ab, zurück zu Falcon, Caewlin und Calyra.

"Dieses große Nest von dem ihr spracht... Wieviele werden wir dort unten sein? 7? 8? Das sind zuwenige Werfer um es schnell genug in Brand zu setzen, selbst wenn die Feuerkugeln so funktionieren wie ihr es beschreibt. Dazu würde man wenigstens ein Dutzend Werfer benötigen. Und wie man in der Stadt hörte, weilt Niniane nicht in der Stadt."

Sie bricht kurz ab und sieht Falcon an, der inzwischen ahnt, worauf sie hinaus will. In seinem Blick liegt so etwas wie Zustimmung. Dann sieht sie Caewlin mit einem Blick an, in dem sich Entschlossen-heit und Anspannung ein Stelldichein geben. Mögen die Götter geben, dass meine Entscheidung die Richtige ist. Arwen holt tief Luft ehe sie wieder das Wort ergreift.

"Caewlin Stormr, es gibt etwas, das ihr vielleicht über mich wissen solltet, ehe wir in die Tunnel hinabsteigen. Denn früher oder später würdet ihr es dort ohnehin erfahren... Ich stehe im Dienste Anukis', ich bin eine ihrer  Priesterinnen. Ninianes Mächte sind zwar weitaus stärker als meine und von anderer, höherer Art. Aber die Mächte die mir gegeben sind... in Verbindung mit diesen Feuerkugel sollte ich einen solchen Brand entfachen können, der dieses große Nest in Flammen aufgehen lässt... Ich kann nicht offen zu meiner Berufung und meiner Göttin stehen. Und ebenso muss das Warum unausgesprochen bleiben... Ich vertraue auf eure Ehrenhaftigkeit, dass ihr dieses Geheimnis, mein Geheimnis bewahren werdet."

Nachdem sie geendet hat, schlägt ihr das Herz bis zum Hals. Und erst jetzt bemerkt sie, dass sie den Weinbecher so fest umklammert hat, dass ihre Fingerknöchel weiss hervortreten. Sie löst den Griff, lehnt sich auf der Bank zurück und legt die Hände in ihren Schoß um deren leichtes Zittern zu verbergen. Ihr ist plötzlich eiskalt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 18:58 Uhr

Caewlin sieht Arwen leicht überrascht an, als sie ihn mit seinem nordischen Namen anspricht, der hier im Süden kaum gebraucht wird und den er selbst kaum noch benutzt. Die meisten Weltenstädter stolperten bei der Aussprache ohnehin über das zweite "r".

Er hört ihr schweigend und aufmerksam zu, aber sein Blick verrät deutlich, daß er nicht so recht weiß, worauf die Elbin hinaus will. Noch weniger versteht er ihre Anspannung und die Angst, die sich wie tanzende Schatten in ihren grauen Augen zeigt. Warum ist sie so ängstlich? Nur weil sie unter die Priester gegangen ist? Das kann ich mir nicht vorstellen...

"Hm," brummt er und weiß nicht recht, wie er anfangen soll, "ich weiß doch seit Liedberg schon, daß Ihr über gewisse Kräfte verfügt," beginnt er. "Und wenn Ihr in Anukis Diensten seid, dann seid Ihr das eben," er zuckt mit den Schultern und sieht sie an. "Wenn Ihr wollt, daß diese Tatsache geheim bleibt, dann ist das Eure Entscheidung und völlig in Ordnung, wenn Ihr mich fragt. Von mir wird jedenfalls niemand etwas davon erfahren, wenn Ihr es nicht wünscht."

Erst klammert sie sich an den Weinkelch, dann zittert sie auf der Bank. "Arwen? Ist Euch nicht gut?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 27. Okt. 2002, 19:45 Uhr
Auch Falcon ist etwas über ihr plötzliches Verhalten erstaunt. Woher kennst du seinen ganzen Namen?
Schnell erhebt er sich von seinem Platz am Feuer und legt seinen Arm um sie, ihr Körper ist immer noch ganz durchgefrohren, ihre nassen Kleider haben kalt auf ihre Haut gelegt.
" Geht es dir gut, Arwen? Vielleicht ist es besser wenn wir  gehen."
Der Elb fängt den Blick des Nordmanns auf Kann es wirklich sein das er sich um Arwen sorgt?
" Es ist ihr wichtig das niemand etwas davon erfährt wer sie wirklich ist, und seit unserer Reise hat Arwen sich verändert, das kann ich euch versichern Caewlin. Vielleicht könnt ihr euch noch daran errinnern das Arwen ihre Gabe- die sie damals als Fluch betrachtete nicht kontrolieren konnte, das ist nun anders. Allerdings ist sie verletzlich wenn sie ihre Magie wirkt, darum möchte ich euch bitten, wenn ihr die Gruppen zusammen stellt ihr einen fähigen Beschützer an die Seite zu stellen. Ich bin ja immer noch der Meinung das wir unsere Kräfte nicht aufteilen sollten...wir sind sowieso zu wenige. Aber wenn es nicht anderes geht, soll es so sein.
Eins möchte ich noch sagen, als ich heute Nacht zu euch kahm, war es einer der schwersten Wege die ich je in meinem langen Leben gegangen bin. Ich habe meinen Stolz überwunden, nicht zuletzt habe ich das Arwen zu verdanken, ich biete euch nicht nur meine Waffen für die Rettung der Stadt, nein ich biete euch mein Leben und meine Liebe" sein Blick ruht auf Arwen als er die letzten Worte spricht " Ich habe heute schonmal gesagt das ich nicht die Führerschaft übernehmen will, dazu seit so wie es scheint ihr diesmal verdammt  Lord Stormr, macht es besser als ich damals, auf das wir gemeinsam unser Zuhause retten können"
Sein Blick ruht weiter auf Arwen, die ihn fragend anschaut.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 21:00 Uhr
Eine Mogbarmagd bringt Arwen eine Decke aus weicher Wolle und legt sie der Elbin um die Schultern. Leere Teller und alte Becher werden abgeräumt und erneut heißer Wein aus der Küche gebracht. Für das Gesinde ist es ein arbeitsreicher Abend und Caewlin zweifelt nicht daran, daß in der Küche eifrig getratscht wurde, über den seltsamen Besuch. Wenn die Mogbars auch Außenstehenden gegenüber völlig verschwiegen sind, untereinander schnattern sie schlimmer als eine Schar Gänse.

Wer sie wirklich ist? Ist sie denn jemand anderes...? Oder hat Falcon sich eben verplappert? Sie wollte doch nur, daß niemand von ihrer Priesterschaft weiß...

Er hebt die Hand, gleichsam als wolle er den Elben bremsen. "Noch ist nicht entschieden, ob wir überhaupt mehrere Gruppen bilden oder nicht. Für dieses eine große Nest gewiß nicht, denn ich glaube kaum, daß wir überhaupt zwei Handvoll Leute zusammenbekommen." Als der Elb weiterspricht, erscheint auf Caewlins Gesicht sein typisches, halbes Lächeln. "Woah, langsam, Elb. Schwört mir nicht gleich Gefolgschaft," seine Augen glitzern mit freundlichem Spott. "Fangt Ihr schon wieder mit Euren Templerreden an?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 27. Okt. 2002, 21:15 Uhr
Ich sollte mir das wirklich abgewöhnen, ich bin nicht mehr im Tempel, hier ist ein anderes Leben.

" Ihr habt recht, ich falle zu schnell in alte Gewohnheiten, aber bringt einen alten Elbenkopf mal dazu umzudenken" Falcon muß grinsen " Ich hatte nicht vor euch Gefolgschaft zu leisten, meine Worte verwirren mich manchmal selbst, denkt euch nichts dabei" Der elb schaut wieder zu Arwen die immer noch frierend in eine Decke gehüllt auf ihrer Bank sitzt. Denoch schleicht sich ein schelmisches Grinsen auf ihr Gesicht, das sie aber schnell mit der Hand verbirgt.

Sie wieder an Caewlin wendent redet Falcon leise weiter. " Es ist spät geworden, das Wetter wird sich heute Nacht nicht mehr verbessern. Ich glaube für heute ist alles gesagt, ich sollte sehen das ich Arwen ins Bett bekomme, nicht das sie noch krank wird."
Arwen erhebt sich ebenfalls von der Bank und gibt die Decke dankend an Calyra zurück.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen Rhiwiel am 27. Okt. 2002, 21:38 Uhr
Frierend hört Arwen Falcons Worte, seine alte Impulsivität geht wieder mit ihm durch. Aber sie kennt ihn lange genug, um zu verstehen, was er eigentlich ausdrücken wollte. Aber schmunzeln muss sie doch. Und erleichtert registriert sie das freundlich spöttische Glitzern in den Augen des Nordmannes.

Freunde werden die beiden nie werden, dazu sind sie gleichzeitig zu verscheiden und zu ähnlich. Aber wenn gegenseitige Achtung und Respekt aus all dem hier entstehen...

Sie erhebt sich zusammen mit Falcon von der Bank und reicht die wollene Decke mit einem leisen Dank an Calyra. Warm ist ihr zwar nicht geworden, aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr; sie müssen ohnehin gleich wieder hinaus in dieses Unwetter. Sie nimmt sich fest vor, zuhause als allererstes ein heißes Bad zu nehmen, egal welche Uhrzeit es ist.

"Es ist spät, und wir haben eure Zeit und die eurer Gemahlin mehr als genug in Anspruch genommen, Caewlin. Lasst es uns bitte wissen, wenn ihr etwas Neues erfahrt. Und hoffen wir, dass Raven erfolgreich ist, bei dem Versuch diese Karte zu besorgen. Seit dem Raub im Shenrahtempel wird vermutlich auch das Haus der Bücher stärker bewacht als zuvor. Lasst uns hoffen, dass sie das Wohlwollen der Götter hat und unbemerkt bleibt."

Während ihrer Worte sind sie durch die Halle gegangen, und eine der Mogbarmägde erscheint mit ihren Mänteln. Sie triefen zwar nicht mehr, aber um ganz zu trocknen ist die Zeit doch zu kurz gewesen. Arwen lässt sich von Falcon mit dem Mantel helfen. Als auch er seinen Mantel wieder angelegt hat, verabschiedet sie sich mit einer Verneigung von dem Nordmann und seiner Frau, ehe sie wieder in Sturm und Regen verschwinden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Okt. 2002, 21:47 Uhr
Calyra unterdrückt ein Kichern. Ein Elb, der manchmal nicht weiß, was er sagt ist schon eine seltsam komische Vorstellung.
Als die beiden aufstehen, erhebt auch sie sich von ihrem Stuhl gegenüber dem Kopfende der langen Tafel.

"Wenn Ihr wirklich gehen wollt, bringe ich Euch hinaus," erwidert sie und versucht ein kleines, scheues Lächeln. "Ihr habt Recht - besser wird das Wetter nicht werden."

Der Sturmwind heult mit unverminderter Kraft ums Haus und singt laut in den Bäumen auf dem Anwesen, auch der Regen hat nicht nachgelassen, im Gegenteil.
Wenigstens waren die durchnäßten Umhänge der beiden Elben ein wenig getrocknet - auch wenn das nicht viel helfen wird, denn binnen weniger Augenblicke würden sie so naß sein wie zuvor.
Sie nimmt die Decke von Arwen entgegen und legt sie auf den Stuhl hinter sich, dann geleitet sie die beiden zur Tür. Eine Magd reicht ihnen ihre Mäntel und Calyra verabschiedet sich und verschließt die Tür für die Nacht, als die Elben das Haus verlassen.
Einen Augenblick lehnt sie sich an das kühle Holz und scheucht die sofort besorgt blickende Magd mit einem müden Lächeln davon. "Es ist nichts, ich bin nur müde."
Es war ein langer Abend für uns alle. Und sehr ereignisreich...
Sie blickt zu Caewlin hinüber, der sehr nachdenklich am Kamin sitzt, das Kinn in seine Hand gestützt, und geht langsam zu ihm hinüber.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Okt. 2002, 22:08 Uhr
Caewlin hebt den Kopf, als sie neben ihn tritt und steht auf.
Sie sieht müde aus und war den ganzen abend still und blaß.
"Laß uns schlafen gehen, Cal," murmelt er und streicht über ihre Wange, unendlich zart unter seinem schwieligen Daumen. "Du siehst müde aus und ich bin es auch. "
Das Feuer ist schon fast heruntergebrannt und sie überlassen die Kaminhalle den Mägden, die eilig hereinwuseln, aufräumen, ausfegen und die Kerzen löschen.
Die Treppe knarrt unter Caewlins schweren Schritten, ein vertrautes Geräusch, das beide lächeln läßt. Nur einen Augenblick später schließt sich die Tür  zum Schlafgemach hinter ihnen.
Ein Feuer brennt im Kamin und der Raum ist angenehm warm. Die Fensterläden sind wegen des Sturms geschlossen und der Wind fährt pfeifend durch die Kletterrosenlaube und heult um den Erker. Calyra fröstelt im dünnen Stoff ihres seidenbatistenen Nachtgewandes und kuschelt sich dicht an ihn. Sie ist eingeschlafen, kaum daß ihr Kopf seine Schulter berührt hat und atmet tief und gleichmäßig. Er lauscht Wind und Regen und findet lange keine wirkliche Ruhe, obwohl er müde ist - zuviele Gedanken beschäftigen ihn und es ist weit nach Mitternacht, als auch er in einen unruhigen Halbschlaf fällt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 02. Nov. 2002, 16:02 Uhr
Die Herbststürme haben fast alle Blätter von den Bäumen gefegt und selbst Caewlins großes Anwesen ist wie blankgeputzt von allem bunten Laub. Der Wind weht immer noch beständig und feuchtkalt und immer wieder gehen kalte Regengüsse über der Stadt nieder. Er sitzt mit Calyra in der Kaminhalle und hat die Harnischteile vor sich auf einem großen Ledertuch ausgebreitet, Waffenöl und Polierlappen neben sich und zeigt ihr, wie die Rüstung gefettet und gereinigt wird.
Auf dem  Tisch steht heißer Tee und Rumkuchen bereit und er steht vom Boden auf und schenkt sich einen Becher ein. Sein Blick geht durch die Kaminhalle zu dem halbrunden Vorraum, der als Windfang dient, wo auf den Holzbänken bereits ein Teil der Ausrüstung für ihren Gang in die Kanalisation liegt: säuberlich aufgerollte Seile in verschiedenen Längen, das längste fünfzig Meter, mit und ohne Enterhaken. Pechfackeln, eingefettete Lederrucksäcke, die darauf zu warten scheinen, vollgepackt zu werden, hohe Stiefel und noch ungefüllte Wasserschläuche. Dieses Unterfangen ist so... er bringt den Gedanken nicht zu Ende.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Nov. 2002, 07:52 Uhr
Regen fällt schwer und grau vom Himmel. Es ist düster, als wäre es noch Nacht oder als hätte die Dämmerung nicht die kraft, die Dunkelheit zu vertreiben und die Wolken hängen tief und dunkelgrau. Caewlin und sie selbst sind schon wach und Calyra sitzt im Harnisch am Tisch in der Küche und frühstückt. Sie trägt ihn jeden Tag mehrere Stunden, um sich an sein Gewicht und überhaupt an eine Rüstung zu gewöhnen und ist erstaunt, wie wenig er ihre Bewegungen einschränkt. Er paßt allerdings auch wirklich so gut, als sei er für sie gemacht - nur die Brust mußte Caewlin ihr mit festen Leinenbinden eng an den Körper schnüren, was zu Anfang unangenehm war. Ihr Sohn klopft sacht gegen ihren Bauch. Mittlerweile ist das Kind in ihrem Leib zu groß geworden, als daß es sich noch so heftig bewegen könnte und auch das atmen fällt ihr wieder leichter. Ich fühle mich immer noch kräftig und überhaupt nicht mehr so unbeweglich...nur wenn dieser Gang in die Kanäle sich noch lange aufschiebt, dann werde ich das Kind noch dort unten auf die Welt bringen...
Sie beobachtet Caelwin, der, eine Teeschale in der Hand, neben ihr sitzt und nachdenklich durch die Küche starrt. Sie ahnt, was ihm zu schaffen macht - weder jener fremde Krieger, Rizac Voiren, noch Arwen und Falcon hatten sich wieder gemeldet...und von Raven hatten sie noch nichts gehört. Arwen hat gesagt, ihre Kräfte würden genügen, aus Morholdrims Feuerkugeln einen großen Brand zu entfachen....und was ist mit mir? Ich habe keine Elbenkräfte...aber ich habe meine Stimme. Fast überrascht von ihren eigenen Gedanken schlägt sie rasch die Augen nieder. Meine Stimme...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Nov. 2002, 19:14 Uhr
"Regen, Regen - nichts als Regen!" Caewlin wendet sich von den hohen Bogenfenstern ab und tritt an den Kamin hinüber. Calyra hat den Harnisch nach dem Mittag wieder abgelegt, aber sie bewegt sich nach einigen Tagen in denen sie ihn für jeweils einige Stunden an hatte, schon sehr sicher darin.
Nun sitzt sie am Tisch, trinkt Tee und hat ihre Nase in einem Buch vergraben.
Er ist unruhig und das Haus ist ihm zu still. Normalerweise ist ihm die Stille immer ein Bundesgenosse, doch heute verursacht sie ihm Druck auf den Ohren.
Es ist das Warten...warten darauf, das etwas geschieht. Warten auf neue Erkenntnisse...warten auf  die anderen...warten...
Den Nachmittag hatte  er sich mit langen Ausritten auf dem Grauen vertrieben - am See entlang und ein ganzes Stück ins Larisgrün hinein, Halbmond hinter sich am Führzügel - bis ihm der Nebelmond klamme Regenschauer ins Gesicht gepeitscht hatte. Ich frage mich, wann hier der Frost einsetzt. Zuhause ist längst alles unter Schnee begraben...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 04. Nov. 2002, 21:29 Uhr
Als Morholdrim das Tor zu Calyras und Caewlins Anwesen erreicht - es ist später Nachmittag -, fällt ihm auf, daß viele der sich an der Mauer emporrankenden Gewächse schon fast alle Blätter abgeworfen haben... und daß der Stein, den  er mit Rizac Voiren in den Garten getragen hatte, um die Feuerkugeln vorzuführen, wieder an seinem Platz liegt.
Ahja, entweder hat Calyra einen anderen Platz zum Üben gefunden, oder jeder Wurf ist inzwischen ein Treffer.
Morholdrim schmunzelt bei diesem Gedanken, während er die Mannpforte öffnet, um den Garten zu betreten.

Kurz darauf hat er den Kiesweg hinter sich gebracht, steht vor der Haustür und klopft an.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Nov. 2002, 22:00 Uhr
"Caewlin...hör auf dich wie ein Bär in einem zu engen Käfig zu benehmen," Calyra sieht von ihrem Buch auf und blickt zu ihm hinüber. Caewlin ist seit Tagen ruhelos wie ein eingesperrtes Tier und sie kann ihn verstehen. Aber seine Unruhe steckt sie selbst an und sie will nicht unruhig werden. Sie klappt das Buch zu und legt es beiseite, schenkt sich noch einmal Tee nach und füllt auch Caewlin ein Schälchen.
"Ich weiß...das Warten ist unerträglich, aber wir können einfach nichts anderes tun. Wir haben alle Vorbereitungen auf diesen...diese...Sache in den Kanälen abgeschlossen, wir sind bereit. Nun, die anderen brauchen eben noch eine Weile...." es gelingt ihr tatsächlich, gelassen und überzeugend zu klingen. Und der Regen  macht dich auch nicht gerade glücklich, nicht wahr? Du wurdest für Eis und Schnee gemacht, Caewlin...für die lange Winterdunkelheit, wenn die Sonne mondelang nicht mehr aufgeht - und nicht für dieses nebelfeuchte Matschwetter...
Sie will sich eben zurücklehnen und die Beine hochlegen, als es vernehmlich an der Tür klopft. Sie tauscht einen Blick mit Caewlin und lächelt, doch Dalla ist schneller und so geht die Mogbarmagd und öffnet die Tür, bittet Morholdrim mit mogbarscher Freundlichkeit herein und führt ihn in die Halle.

"Morholdrim, Ihr kommt gerade recht." Calyra begrüßt den Zwergenalchemist lächelnd und schenkt auch ihm heißen Tee ein. "Setzt Euch zu uns."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 04. Nov. 2002, 22:20 Uhr
Als die Mogbarmagd, an deren Namen Morholdrim sich nicht genau erinnern kann, die Tür öffnet und ihn höflich hereinbittet, ist ihm klar, daß er sich nicht erst noch vorstellen muß. So beläßt er es bei einem freundlichen Gruß und reicht der Magd seinen regennassen Umhang, bevor er sich in die Kaminhalle führen läßt.

"Seid gegrüßt, Calyra, Caewlin." Beiden nickt er grüßend zu und nimmt am Tisch Platz. "Vielen Dank." Nach einem Schluck heißen Tee, an dem er sich beinahe die Zunge verbrannt hätte, sieht er die beiden nacheinander an. "Ich komme gerade recht, sagt Ihr? Seid ihr... gerade dabei, Pläne zu schmieden?"
Als der Zwerg die Kaminhalle betreten hat, ist ihm aufgefallen, daß Caewlin offenbar unruhig - oder eher ungeduldig - zu sein scheint, auch wenn er sich nicht sicher ist, das richtig gedeutet zu haben. Vielleicht warten sie auch auf Nachricht von Raven? Unser Treffen ist schon etliche Tage her...
"Wisst ihr schon etwas von Raven?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Nov. 2002, 07:54 Uhr
"Nein," antwortet Caewlin mit freundlich-resigniertem Grinsen, "Cal ist eher gerade dabei, mich davon abzuhalten irgendetwas zu zertrümmern..." Er läßt sich in seinen Stuhl fallen und fährt sich mit der Linken über Augen und Stirn. "Ich bin nicht sonderlich gut im Warten, Morholdrim. Aber Ihr wollt sicherlich erst die Neuigkeiten hören...
Von Raven haben wir nichts gehört - allerdings war in der Stadt alles ruhig und so dürfte sie die Karten mittlerweile haben, ohne daß es jemand bemerkt hat..."
Er greift nach seiner Teeschale und nippt daran, bevor er weiterspricht und dem Zwerg von jenem Abend erzählt, als Raven und Mottenfänger hier waren - von Ravens Gang unter Ninianes Baum, was die Diebin dort fand und schließlich von ihrer grauenhaften Entdeckung in den Kanälen. Er berichtet von Arwens und Falcons überraschendem Auftauchen und ihrem Wunsch sich anzuschließen und stockt dann einen Moment.
"Allerdings habe ich weder von diesem Rizac noch von beiden Elben seither irgendetwas gehört..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 05. Nov. 2002, 19:11 Uhr
Als Caewlin von Calyras Bemühungen spricht, ihn vor dem Zertrümmern irgendwelche Möbel abzuhalten, muß der Zwerg leise lachen und nickt dann verstehend.
"Oh, ich kann das verstehen; wäre ich nicht mit den Feuerkugeln beschäftigt und könnte sonst nicht viel machen, ginge es mir auch nicht anders..."

Danach hört Morholdrim dem Krieger schweigend zu und horcht sichtlich auf, als er von Falcon und Arwen erzählt, sagt aber erst mal nichts dazu und wartet, bis Caewlin endet. Dann wird seine Miene etwas nachdenklich, bevor er zu sprechen beginnt.
"Von Rizac Voiren habe ich seither auch nichts mehr gehört oder gesehen, aber ich war die meiste Zeit auch in meinem Labor...
Sol, der Zwerg, von dem ich letztes Mal sprach, hat sich inzwischen dazu entschieden, sich uns anzuschließen.  Von ihm kam übrigens auch die Empfehlung, daß wir uns mit Arwen und Falcon in Verbindung setzen könnten, doch das hat sich ja inzwischen im positiven Sinne erledigt.
Ich kenne die beiden Elben kaum, denke aber, daß sie eine Hilfe sein können." Obwohl Falcon damals in Sols Felsenschmiede auf mich irgendwie einen eher hilflosen Eindruck gemacht hat... Morholdrims Zweifel sind ihm fast anzusehen, aber gleichzeitig auch die Hoffnung, daß beide im Kampf gegen die Würmer helfen können.

"Mit den Feuerkugeln bin ich mittlerweile ziemlich voran gekommen. In der Art, wie Calyra vorgeschlagen hat, werden sie auf jeden Fall einsetzbar sein, also indem sie mit Wasser benetzt werden und dann eine kurze Zeit später explodieren. Es dauert aber wohl noch zwei oder drei Tage, bis das fertig entwickelt ist, danach nochmal etwa einen Tag für die Produktion des Mittels und um die Kugeln damit zu präparieren. Spätestens dann sollten wir uns wieder treffen und mit Hilfe der Pläne uns einen... 'Schlachtplan' zurechtlegen.
Im Notfall könnten wir auch quasi sofort losziehen - die normalen, unbehandelten Kugeln sind soweit fertig -, aber dann geht die zeitverzögerte Explosion nicht; nur werfen wäre dann möglich..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Nov. 2002, 19:35 Uhr

Während Morholdrim mit Caewlin spricht, steht Calyra auf und verschwindet kurz in der Küche. Sie gibt der Köchin Bescheid, daß ein Gast zum Essen hier sein wird und trägt den Mägden auf, das Abendmahl zu richten. Nur wenige Augenblicke später, huschen die Mogbars zwischen der Kaminhalle und der Küche hin und her und decken auf, während die beiden Männer sich unterhalten. Es gibt Zwiebelkuchen, mit Schafskäse, Kräutern und Tomaten überbackene Auberginen, geröstetes Brot, kalten Braten, ein Rad würzigen Käse, geräucherte Würste und Schinken, dazu starkes, kühles dunkles Bier, wie es auch Borgil in der Harfe verkauft.  
"Greift zu und laßt es Euch schmecken, Morholdrim," lächelt Calyra, als sie an den Tisch zurückkehrt und sich zu den beiden setzt. Sie legt ihren Dolch neben das Fleischbrett, nimmt sich von Brot und Käse und lauscht dann der Unterhaltung des Zwergen mit Caewlin.
Caewlin hat nicht erzählt, daß Raven zuerst nicht mit in die Kanäle gehen wollte...und sich dann doch anders entschieden hat...aber das ist vermutlich etwas, das man niemandem erklären könnte, der nicht weiß, was Raven und Caewlin verbindet...nicht einmal ich weiß das genau. Sol?...Ach ja, der Zwergenschmied. Eine nachdenkliche Falte erscheint zwischen ihren silbrigdunklen Augenbrauen, als sie sich an jenen Tag vor so langer Zeit in seiner Schmiede erinnert.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Nov. 2002, 19:46 Uhr
"Wir warten," antwortet Caewlin ruhig. Er hat lediglich genickt, als Morholdrim Sol den Zwergen erwähnt hat - er selbst kennt den Schmied überhaupt nicht, doch wenn Morholdrim ihm vertraut, dann ist ihm das genug. Doch als er die Elben erwähnt, zieht sich die Zwergenstirn des Alchemisten nachdenklich zusammen und Caewlin sieht ihn fragend an. "Was ist wegen der Elben? "
Die Mägde bringen das Essen und Caewlin lehnt sich in seinem Stuhl zurück, um den flinken kleinen Mogbars Platz am Tisch zu  machen. Es dauert nur wenige Momente, bis das Abendmahl aufgedeckt ist, Calyra zurückkehrt und er sich wieder an Morholdrim wendet: "Habt Ihr irgendwelche Zweifel wegen Falcon und Arwen?"  Sie waren so entschlossen, als sie hier waren - und wo sind sie nun?
Als der Zwerg von den Feuerkugeln und seinen Fortschritten damit spricht, nickt Caewlin zufrieden. "Sehr gut. Arwen sprach davon, daß sie mit ihren Kräften aus Euren Kugeln einen Großbrand entfachen könnte...was für ein Nest von der Größe, wie Raven es beschrieben hat, auch mehr als ein Segen wäre. Ich weiß nicht, wie wir es sonst in Brand stecken sollen außer mit hundert elbischen Bogenschützen und Brandpfeilen vielleicht." Er grinst unfroh und nimmt einen Schluck von seinem Bier.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 05. Nov. 2002, 20:15 Uhr
"Ah, habt vielen Dank; das kommt - um ehrlich zu sein - genau zum richtigen Zeitpunkt." Calyra dankbar zunickend bedient er sich, zunächst etwas unschlüssig, an der Abendtafel.
"Nun ja", beginnt er, als er sich wieder Caewlin zuwendet, "wie gesagt kenne ich Arwen und Falcon kaum, aber vor einigen Wochen halfen die beiden und ich Sol bei einem... etwas gewagten Unterfangen, das Sol im Auftrag seines Gottes Clangeddin durchgeführt hat. Es ist letztlich alles gut gegangen, dank eines guten Einfalls zum richtigen Zeitpunkt, aber Falcon hatte damals auf mich den Eindruck gemacht, als sei er damit deutlich überfordert gewesen, obwohl ein Elb mit Magie und solchen Dingen ja eigentlich erfahren sein sollte."
Nach einem Schluck Bier fährt er fort: "Zu seiner Entschuldigung muß man aber sagen, daß es auch Arwen, Sol oder mich hätte treffen können, als er... zurückgeschleudert wurde und zu Boden ging. Er scheint sich dabei aber nicht ernsthaft verletzt zu haben." Ob wir aber genauso bewußtlos gewesen wären, ist eher fraglich...
Morholdrim bemerkt Caewlins leichtes Unverständnis, was ihn aber nicht weiter verwundert, da er ihm die Ereignisse von jenem Tag nur sehr bruchstückhaft geschildert hat. "Naja, die Sache ist ein wenig kompliziert, und ich denke, wir haben ein Andermal mehr Gelegenheit, darüber zu reden. So ganz habe ich auch noch nicht alle Zusammenhänge von damals begriffen."

Als Caewlin von Arwens Vorhaben spricht, mit Hilfe von Morholdrims Feuerkugeln ganze Nester in Brand zu stecken, kann der Zwerg sich das zwar nicht so genau vorstellen, glaubt Caewlin aber, daß Arwen dazu in der Lage ist. Elbenmagie...
"Es gäbe bei den Nestern auch die Möglichkeit, deutlich größere Feuerkugeln einzusetzen, was aber auch mit größeren Gefahren für uns selbst verbunden wäre. Wenn Arwen das nur mit ein paar der normalen Kugeln genauso gut hinbekommt, wäre das ja für uns von Vorteil...

Dieses Nest, das Raven gefunden hat... wenn ich es recht verstanden habe, ist es wohl das für die Stadt im Moment bedrohlichste... das werden wir dann vermutlich als erstes vernichten müssen...?" Nachdenklich trinkt der Zwerg von seinem Bier.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Nov. 2002, 21:59 Uhr
Falcon wurde zurückgeschleudert und ist zu Boden gegangen? Das muss seinen Stolz empfindlich getroffen haben...
"Ihr könnt uns gern bei Gelegenheit mehr davon erzählen," Calyra nimmt sich noch ein Stück Käse und spießt ein wenig von dem kalten Braten auf ihren Dolch. Arwen ist die Stärkere der beiden...in vieler Hinsicht. Ich habe mich oft gefragt, was sie bei einem Mann wie Falcon finden mag...Sie wirkt stets so beherrscht und kühl, aber was liegt hinter dieser Maske?
Sie lauscht den weiteren Worten des Zwerges und wirft Caewlin einen raschen Blick zu. " Ich weiß nicht, Morholdrim. Es ist wohl jenes Nest am gefährlichsten, bei dem die größte Gefahr besteht, daß die Würmer schlüpfen. Es spielt wohl keine Rolle, welches wir uns zuerst vornehmen. Dieses große wäre gut durch Ninianes Baum zu erreichen, doch Raven möchte niemand Fremden dort hindurch führen und das kann ich verstehen. Wenn die anderen sich jedoch nicht bald melden..." Sie verstummt. Dann werden doch nur wir bleiben, die in die Kanäle gehen... Sie lächelt dem Zwerg traurig zu und sucht dann Caewlins Blick: "Diese Feuerkugeln....zu einem größeren Brand zu entfachen..." meint sie leise. "Das...das könnte ich...vielleicht versuchen. Ich meine, ich weiß nicht, ob ich es schaffe, aber  - ich denke schon."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Nov. 2002, 22:47 Uhr
Caewlin sieht Calyra an und stellt seinen Bierkrug ab. Schlagartig wird ihm klar, wie viel er von ihr und über sie -  und die Kräfte, die in ihr verborgen schlummern - nicht weiß. Sie lebt jeden Tag neben mir und macht nie viele Worte um sich selbst. Sie spricht niemals über ihre Stimme oder diese...Zauberkraft in ihr. Man vergißt so leicht, wieviel Macht sie ausüben könnte, wenn sie wollte. Ich vergesse so leicht, welche Kräfte allein in ihrer Stimme liegen... Im selben Augenblick wird ihm klar, daß Calyra wohl einer der wenigen Menschen ist, die von der Aussicht Macht über andere zu haben nicht verlockt werden.
Das letzte Mal, als sie auf diese Weise gesungen hatte...als sie Zaubergesänge angewandt und die ganze Macht ihrer Stimme entfesselt hatte, hatte sie ihn aus dem Bann des Darryldämons gelöst und die Hälfte der alten Tunnel in sich zusammenstürzen lassen wie ein Kartenhaus im Wind. Unbehagen erfüllt ihn und gleichzeitig eine Art grimmiger Stolz.  "Cal..." Als er ihren Namen ausspricht, liegt sein ganzer Zweifel darin, doch als er ihren Blick erwidert, nickt er langsam. Tausend Einwände und Widerworte schießen ihm durch den Kopf, doch er nickt.  Vor seinem Inneren Auge sieht er Calyra, die sich lachend in einem dunklen Gang um sich selbst dreht, entsetzliche Töne hervorbringt und sie alle in Brand steckt wie Strohpuppen, bevor auch ihr Silberhaar Feuer fängt. Und sie sich immer noch dreht und dreht und....hör auf!
"In Ordnung, Cal. Versuch es."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 05. Nov. 2002, 23:11 Uhr
Während sich Morholdrim nochmals an den überbackenen Auberginen und am Braten bedient - es ist offensichtlich, daß es ihm sehr gut schmeckt -, denkt er über Calyras Worte nach. Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber wenn Calyra denkt, daß sie das genauso kann - und sie kennt ihre Kräfte auf alle Fälle besser, als jeder Andere -, wird es wohl so sein... und wäre sehr nützlich, falls unser Trupp unterwegs getrennt wird... Trotz Calyras und Caewlins Sorge, weil sich die beiden Elben und auch der Krieger aus der Harfe nicht mehr gemeldet haben, denkt Morholdrim nicht, daß auch nur einer der drei sie im Stich lassen würde... wenn überhaupt, dann nur Rizac, da den niemand richtig kennt.

Er wendet sich an Calyra, nachdem er Caewlins kurzes Zögern bemerkt hat. "Wenn ihr glaubt, das auch zu können, sollten wir das ausprobieren. Auch wenn Arwen mitkommen wird, sind zwei Mitstreiter mit diesen Fähigkeiten alles andere als ein Fehler...
Nur... wo? Wollt ihr es gleich versuchen? Wieder... im Garten? Ein paar der Feuerkugeln habe ich dabei..."
Morholdrims Gesicht ist in diesem Moment beinahe ein offenes Buch, in dem immer wieder die Zeile 'Es ist zu gefährlich' zu lesen ist.
Was tun wir, wenn Calyra ihre Kräfte unterschätzt und das halbe Stadtviertel niederbrennt? - Oder will sie es erst vor Ort im Angesicht der Nester versuchen, ohne vorher zu üben? Braucht sie überhaupt Übung? Die Tunnel hat sie, soweit ich weiß, auch ohne Übung zum Einsturz gebracht...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Nov. 2002, 08:42 Uhr

Calyra sieht in Caewlins Gesicht und dann auch in das des Zwergen. Beide starren sie im ersten Moment voller Zweifel und Unbehagen an und sie kann sehen, an was sie sich erinnern: einstürzende Tunnel, Steine, die von der Decke krachen, Staub in der Luft.

Es war meine Schuld...ich habe mit Kräften jongliert, von denen ich keine Ahnung habe, von denen ich nicht einmal wußte, daß sie in mir sind...sie haben recht. Es ist zu gefährlich. Ich weiß, daß die Macht in meiner Stimme liegt, aber ich weiß nicht, wie ich sie einsetzen soll...

Sie senkt den Kopf und nickt. "Nein...Ihr habt Recht. Es ist zu gefährlich. Ich sollte es nicht versuchen." Ein bleischwerer Kloß sitzt in ihrem Hals und schnürt ihr die Kehle zu. Sie trinkt rasch von ihrem Apfelmost, doch auch sein Geschmack verwandelt sich in ihrem Mund in den von Bücherleim.

Was nützt dir die schönste und machtvollste Stimme der Welt, wenn du keine Ahnung hast, wie damit umzugehen ist? Hat meine Mutter gewußt, was in mir verborgen liegt? Haben die Oberen es gewußt? Der Rat? Der Hohepriester? Haben sie mich mit Absicht nicht ausgebildet? Wir besaßen alle schöne Stimmen, aber gesungen werden durfte nur zum Lob dieses kalten Götzen, den sie ihren Gott nennen und solche Gesänge hatte keiner von uns...oder ihnen, verbessert sie sich in Gedanken. Ich gehöre ihnen nicht mehr an...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 06. Nov. 2002, 13:42 Uhr
"Cal, was ist los mit dir? Erst meinst du, du könntest es und wahrscheinlich kannst du es auch, dann wieder heißt es: Nein, zu gefährlich?" Caewlin sieht sie an, sucht ihren Blick, der seinem ausweicht. "Warum versuchst du es nicht zuerst, damit du siehst, wie es wirkt? Ich habe dich oft singen hören, seit wir zusammen sind, aber deine Stimme wirklich eingesetzt hast du bisher nur ein einziges Mal."

Sie hat Angst, Kräfte zu entfesseln, die sie nicht mehr bändigen kann.
"Du bist so viel sicherer geworden, seit damals. Vielleicht auch im Handhaben deiner Macht." Sie sitzt zu weit entfernt von ihm, um ihre Hand zu nehmen, also lächelt er nur. "Du bist wie die Skalden in den alten Geschichten des Nordens. Wie Andur, der den Riesen Crochmyr dazu brachte den Berg bei Karsval zu verschlingen oder wie Enskaldr, der die gute Königin Sylanne wiedererweckt hat..." eine seiner Brauen hebt sich ein wenig, sanft, neckend, doch seine Augen bleiben ernst.

"Und Ilafr Gladsaxe soll einmal einen Zorngesang verfaßt haben, der so mächtig war, daß alle Bären im Breidawald in Blutrausch verfielen und alle wilden Goblins und Ogres aus den Bergen anfielen und auffraßen..." Sein Lächeln wird noch ein wenig tiefer, als er sich an die vielen Geschichten erinnert, die die Alte Hulda ihnen als Kinder erzählt hatte. "Sie alle haben irgendwann einmal angefangen ihre Kräfte einzusetzen. Und sie sind bestimmt nicht als Zaubersänger vom Himmel gefallen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 06. Nov. 2002, 18:33 Uhr
Morholdrim sieht mit nachdenklicher Miene Calyra an und hört schließlich Caewlin zu, auch wenn er mit den legendären Namen aus seiner Heimat, die er in den Raum wirft, nichts anfangen kann.
Dazu nickt er und wendet sich dann ebenfalls an Calyra.
"Wenn ihr sagt, daß ihr ebenso wie Arwen dazu in der Lage seid, die Feuerkugeln zu einem weitaus umfassenderen... Feuerwerk zu bewegen, dann glaube ich euch, daß es so ist.
Was mir nur etwas... Unbehagen bereitet, ist die Frage, ob es in dem Fall nicht zu gefährlich sein könnte, das in der Stadt - und sei es hier im Garten - auszuprobieren, wenn ihr nicht genau abschätzen könnt, wie sehr das Feuer dadurch verstärkt wird. Wenn ihr es nicht wisst oder im Gefühl habt - und das kann außer euch sicher niemand beurteilen -, dann hilft nur eines: es dort versuchen, wo nichts passieren kann.
Wenn ich mich an meine allerersten alchemistischen Experimente erinnere, so muß ich sagen, daß es eine wahrlich gute Entscheidung war, dafür nicht meine Wohnung zu nutzen..." Ein vielsagendes, leicht schiefes Lächeln unterstreicht seine Worte.

Seltsam, sonst ist sie doch viel... dickköpfiger und läßt sich von ihren Ideen und Vorhaben von nichts und niemandem abbringen... ist sie wirklich so unsicher, was ihre Kräfte betrifft?
"Aber ich denke - bei allem Respekt -, es könnte weitaus gefährlicher werden, wenn ihr eure Stimme in den Tunneln einsetzt, ohne vorher ein wenig zu üben, ohne eure Grenzen... zu erforschen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 06. Nov. 2002, 19:20 Uhr
Es ist kalt und windig und über dem schwarzen Wasser des Ildorel hängen Nebelschwaden, als sie die gepflasterte Gasse oberhalb des Seeufers erreichen. Die Bäume tragen inzwischen kaum noch Laub, lediglich einige besonders hartnäckige Blätter klammern sich noch an die ansonsten kahlen Zweige, die sich wie dürre Skelettfinger gegen den abendlichen Himmel abheben.

Nach dem so gemächlich verbrachten Tag schleicht sich nun langsam doch eine gewisse Anspannung in Ravens Gesicht, als sie die Pforte zu Calyras und Caewlins Anwesen erreichen und ihre Miene wird immer finsterer, je näher sie dem Haus kommen. Insgeheim befürchtet sie, dort die beiden Elben wieder anzutreffen, eine Aussicht, die sie nicht gerade zu begeistern scheint. Falls sie wirklich vorhaben, uns dort hinunter zu folgen und nicht nur große Sprüche gerissen haben, dann kann das ja noch ein heiteres Unterfangen werden, knurrt sie in Gedanken vor sich hin und wäre fast am Tor vorbeigelaufen, wenn Mottenfaenger sie nicht gebremst hätte.

Sie eilen sich, zur großen Haustüre zu kommen, wo der eisige Wind sie nicht erreichen kann und nachdem sie den schweren Bronzering gegen das dunkle Holz der Türe geschlagen haben, halten sie sich im Schutz der Mauern und warten darauf, daß jemand öffnen würde.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. Nov. 2002, 09:42 Uhr
OT: Tut mir sehr leid, daß ihr gestern warten musstet :-[
-----------------------------------------------------------------------

Calyra mustert Caewlin und Morholdrim durch den Vorhang ihrer Haare, bevor sie langen Locken aus der Stirn streicht und sich seufzend zurücklehnt.
Ich weiss nicht, ob das so einfach wird...es steht zuviel auf dem Spiel und wenn ich singe und die Kontrolle verliere? Dann geschieht womöglich schreckliches und ich kann es nicht mehr verhindern...ich...ich wünschte, es gäbe einen Barden, der mich ausbilden könnte. Aber selbst wenn es den gäbe - dazu bleibt keine Zeit.
"Also gut...vielleicht versuche ich es." Sie sieht beide an und hebt ihr Kinn ein winziges Stück. "Aber allein. Irgendwo, wo nichts geschehen kann."  Nur wo? "Ich habe noch ein paar von Euren Feuerkugeln, Morholdrim. Aber ich möchte das allein tun." Schon um euch beide nicht zu gefährden...und auch sonst niemanden. Sie schenkt dem Zwerg ein scheues Lächeln. "Ihr habt natürlich recht...Grenzen erforschen," sie macht eine kleine, entschlossene Geste, als wolle sie mit der Hand in eine Richtung weisen. "Das werde ich..."
bevor sie weitersprechen kann, klopft es an der Tür und sie steht auf - diesmal ist sie schneller als Dalla oder eine der anderen Mogbarmägde an der Tür und öffnet. Aus dem Schatten der Holzarkaden lösen sich zwei Gestalten und Mottenfänger und Raven stehen vor ihr im Schein der Wandkerzen des Eingangsraumes. Die Diebin blickt jedoch so finster vor sich hin, daß Calyra erschrocken zusammenzuckt. Sie öffnet die Tür und läßt beide herein. "Raven...bei allen guten Göttern! Ist irgendetwas geschehen? Ist...etwas schief gegangen? Seid Ihr wohlauf?" Sie nimmt ihnen die Umhänge ab und hängt sie rasch an Haken. "Sagt doch etwas!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 07. Nov. 2002, 17:36 Uhr
Ein Augenblick verstreicht, während Mottenfaenger auf eine Antwort Ravens wartet, die jedoch tatsächlich im Moment einigen ganz eigenen Gedanken nachzuhängen scheint.
"Sei gegrüsst" antwortet Mottenfaenger dann mit einem Lächeln, das aber gleich darauf wieder von seinen Zügen verschwindet.
"Nein, nichts ist schief gegangen soweit. Raven ist im Besitz der Karten... Nur hausen immer noch Wümer unter dieser Stadt" fügt er darauf in leisem Ton mit gesenktem Blick hinzu.
"Aber wir haben auch bessere Neuigkeiten... Wir haben Nachricht von Niniane erhalten"
Hierbei leuchten seine Augen schon wieder ein wenig auf - auch wenn es nicht viel war, was sie hatten, sie wussten nun, dass die Waldläuferin wohlauf war.
"Doch komm, lasst uns hereingehen, ich denke Caewlin ist ebenso begierig auf diese Nachricht"

Also treten die drei an den Tisch, wo zu Ravens und Mottenfaengers Überraschung und Freude auch Morholdrim sitzt, den sie genauso wie Caewlin herzlich begrüssen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 07. Nov. 2002, 18:45 Uhr
Erst Calyras und Mottenfaengers Worte reissen sie aus ihrem finsteren Brüten und ihr Gesicht hellt sich sichtlich auf, als die Bardin ihnen die Türe öffnet und sie eintreten lässt. "Nein, nein, alles in Ordnung, entschuldige", flüstert Raven ihr nur zu und ihr dankbarer Blick streift den des Druiden, während sie die Umhänge ablegen und sich dann in den großen, gemütlichen Wohnraum begeben. Die übliche herzliche Umarmung findet aber diesmal praktisch nur mit ausgestreckten Armen und aus der Ferne statt, denn an Calyra ist wegen des Bauches schon fast kein Herankommen mehr, wie Raven mit einem Schmunzeln bemerkt. Und sie stellt fest, daß Calyra nie schöner ausgesehen hat, trotz ihrer gerade recht erschrockenen Miene scheint ihr Gesicht vor Stolz und Freude geradezu zu leuchten.

In der Tat ist die Begrüßung in der Halle freudig, wenn auch nicht so froh und unbeschwert, wie sie es vor einiger Zeit noch gewesen wäre - zu deutlich steht die Anspannung vor der nahenden Aufgabe allen in die Gesichter geschrieben. Das Gespräch, das sie durch ihr Eintreffen wohl gerade unterbrochen haben, scheint kein allzu angenehmes gewesen zu sein, so daß Raven sich einstweilen erst einmal im Hintergrund hält, weil sie es nicht noch weiter stören will. Nur Mottenfaenger wirft sie einen verstohlenen Blick zu und lauscht beiläufig Morholdrims Worten und zumindest so viel kann sie den Sätzen entnehmen, daß es wohl gerade um Calyras Stimme zu gehen scheint.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 07. Nov. 2002, 18:55 Uhr
Caewlin ist in dumpfes Brüten versunken. Die Macht in Calyras Stimme  kann ebenso ein Fluch wie ein Segen sein und so unsicher hat er sie nicht mehr gesehen seit...seit ich sie kennengelernt habe. Sie sitzen einander gegenüber, als läge zwischen ihnen eine tiefe Kluft, dabei sind sie keine fünf Ellen voneinander entfernt. Einen Augenblick sehen sie sich nur an und Calyra sieht aus, als fühle sie sich ganz und gar unwohl in ihrer Haut - doch dann antwortet sie Morholdrim und Caewlin meint, etwas von ihrer unbestimmten Furcht schwinden zu sehen, aber er kennt sie zu gut, um zu wissen, daß sie längst nicht so entschlossen ist, wie sie sein sollte. Darüber reden wir später. Wenn wir allein sind.
Sie will noch mehr sagen, doch Klopfen an der Tür unterbricht sie und sie steht so rasch auf, um den abendlichen Besuch einzulassen, als wäre sie froh, weiteren Fragen und Antworten zu entkommen.  Ravens Anblick bringt ein leises Lächeln auf sein Gesicht zurück, doch ihr Gesichtsausdruck ist grimmig, als Calyra sie und den Druiden hereinführt. Die Begrüßung ist zwanglos und herzlich, wie immer, wenn die Diebin und ihr Spaßmacher zu Gast sind, selbst in so angespannten Zeiten. Weitere Gedecke und frisches Brot für beide steht auf dem Tisch, noch ehe sie richtig sitzen und Caewlin blickt fragend von dem Druiden zu Raven und wieder zurück. "Und? Wir platzen vor Neugier, Raven. Los - und trag dick auf!" Grinst er.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 07. Nov. 2002, 19:33 Uhr
Mit einem Lächeln stellt Morholdrim erfreut fest, daß Calyras Entschlossenheit offenbar wieder zurückgekehrt zu sein scheint. Auch wenn sie von 'vielleicht' spricht und auf ihn noch immer etwas verunsichert wirkt, ist der Zwerg fest davon überzeugt, daß die Bardin wahrscheinlich schon morgen einen solchen Versuch unternehmen wird - wenn sie einen geeigneten Ort findet.
Doch bevor er etwas dazu sagen kann, klopft jemand an die Haustür und Calyra verläßt den Raum, um den Besuch herein zu lassen.

Der Zwerg ist angenehm überrascht, als er hört, wie Raven und Mottenfänger die Bardin begrüßen. Seltsam, entweder scheint außer Calyra und Caewlin niemand hier zu sein, oder gleich ein ganzer haufen, wenn es um die Würmer geht. Fehlt nur noch, daß dieser Rizac oder Kizumu und Malakai hier auftauchen...

Als Raven und Mottenfänger die Kaminhalle betreten, begrüßt er sie ebenso erfreut.
Auf Caewlins Aufforderung Raven gegenüber muß Morholdrim schmunzeln, dann nickt er zustimmend und sieht sie mit interessiertem Blick an. Den Gesprächsfetzen aus der Empfangshalle, die er aufgeschnappt hat, konnte er zwar bereits entnehmen, daß Raven die Karten 'organisieren' konnte, aber auch er ist natürlich gespannt, was die Diebin zu erzählen hat. Über Ravens etwas finstere Miene, die er ohnehin kaum bemerkt, macht sich der Alchemist allerdings im Moment keine großen Gedanken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 07. Nov. 2002, 21:07 Uhr
"Oh, danke, mir geht's gut", flötet sie sarkastisch und pustet sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Das Kartenstehlen war ein Kinderspiel, es waren auch nur etwa fünf Schreiberlinge, die mir auf den Fersen waren... die anderen zehn unterschlage ich lieber ...und der anhängliche Oger hat auch kaum genervt, das Wetter war einfach wunderbar.. eine Sintflut wäre dagegen nur ein leichter Nieselregen gewesen ...mein Orientierungssinn ließ mich nicht im Stich und ich habe mich sofort blind im Dunkeln zurechtgefunden... von dem Dutzend Räumen, in denen ich mich verlaufen habe, reden wir jetzt besser gar nicht ...den verschlossene Kartenschrank hab ich mit Links geknackt ...einen ganzen Satz Dietriche hab ich mir dabei ruiniert ...und verletzt bin ich auch nicht... danke der Nachfrage."

Fragende Gesichter schauen sie an und Morholdrim sieht aus, als würde er ernsthaft an ihrem Geisteszustand zweifeln, aber Raven grinst nur frech und meint "Nein, es war wirklich nicht schwierig. Schaut her, was ich ergattert habe ..."

Aus dem Rucksack fummelt sie das verschnürte Päckchen Karten und löst mit einer Hand die Bänder, während sie mit der anderen einige Tassen und Teller auf dem Tisch beiseite schiebt, dann breitet sie die Pläne auf der freigeräumten Fläche aus.

"Das sind hier Karten von den drei Ebenen der Unterstadt", erklärt sie, aber die genannten Pergamente werden daraufhin schnell wieder weggelegt. "Die sind aber für uns wohl nicht so sehr von Belang, die hier sind viel interessanter. Es sind nur leider lauter einzelne Pläne, eine große Gesamtkarte gibt es scheinbar nicht."

Über den Tisch gebeugt und sich immer wieder eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht streichend, die partout nicht an ihrem Platz bleiben will, versucht sie, die Karten an den Rändern zusammenzusetzen. "Das hier ist wohl so eine Art Hauptgang..." Ihr Zeigefinger folgt der gestrichelten Linie auf dem alten Pergament. "Und hier ... diese Kammern, das müßten diejenigen sein, in der wir die ersten Würmer gefunden haben ... das hier ist wohl dieser Zellentrakt, in dem die Kanalratten ihre Quartiere haben und der Tunnel hier führt zu Ninianes Baum hinaus ... allerdings sind hier die Tore nicht eingezeichnet und ich vermute, daß auch andere Besonderheiten vielleicht nicht so exakt eingetragen sind, wie sie es vielleicht sein sollten. Hoffentlich erleben wir keine unliebsamen Überraschungen da unten. Und einiges ist mir auch nicht ganz klar, diese Zeichen hier ..." Fragend wirft sie einen Blick in die Runde, der schließlich an dem großen Krieger hängenbleibt. "Caewlin, weißt du vielleicht, was das bedeuten könnte? Ich habe leider keine Ahnung ... ebenso wenig wie Mottenfaenger."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 07. Nov. 2002, 22:15 Uhr
Tatsächlich muß Morholdrims Blick wohl große Zweifel an Ravens Geisteszustand reflektiert haben, doch als Raven fortfährt und die Pläne aus dem Rucksack holt, muß der Zwerg grinsen. Wir waren alle neugierig auf die Karten, daß niemand - außer Calyra - sie gefragt hat, wie es ihr überhaupt geht... Aber daß sie noch lebt, war ja auch offensichtlich...
Das vermutlich kaum bemerkte Grinsen macht jedoch rasch einer konzentrierten und forschenden Miene Platz, sobald Raven die Pläne der Unterstadt beiseite legt und durch jene der Kanalisation ersetzt.

Der Zwerg steht auf, um einen besseren Überblick zu haben, und studiert die Pläne aufmerksam, während er Ravens Erklärungen und Interpretationen zuhört und hier und da erstaunt eine Augenbraue hochzieht.
Ich dachte bisher, diese Tunnel wären größtenteils von Anfang an als Kanalisation geplant gewesen, aber so wie das hier aussieht... Kann das sein...? Vielleicht eher Flucht- und Versorgungstunnel und erst später umfunktioniert? Oder einfach zur Kanalisation verfallen gelassen... - Das hier könnte... nein - oder doch?
Ravens Frage nimmt Morholdrim gar nicht richtig wahr, während ihm die wildesten Überlegungen durch den Kopf gehen und er für die Anderen kaum verständlich vor sich hin murmelt, was sich hier und da wie "sehr interessant", "seltsam" oder "wäre möglich..." anhört.
Erst als Raven direkt Caewlin angesprochen hat und auf eine Antwort wartet, scheint der Zwerg sich wieder der Gegenwart bewußt zu werden und schaut vom Plan auf, zunächst zu Raven hinüber, dann zu Caewlin, und wartet erst einmal ab.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 07. Nov. 2002, 22:30 Uhr
Caewlins rauhes, leises Lachen ist seine erste Antwort auf Ravens Bericht über das Kartenstehlen - doch die Diebin geht über ihren Einbruch so rasch hinweg, als würde sie ihn am liebsten sofort aus ihrem Gedächtnis streichen und kramt die Karten hervor. Sie breitet sie auf dem Tisch aus und alle beugen sich über das Pergamenträtsel, das Raven vor ihren Augen zusammensetzt.

Fein säuberlich sind auf vergilbenden Plänen lange Gänge, Röhren, Schächte, Zugänge, alte zugemauerte  Kammern und noch offene, ungenutzte eingezeichnet. Die großen Gänge sind mit genauen Angaben zu Länge, Durchmesser und Deckenhöhe versehen und tragen alle Namen.
Caewlin erspäht die "Dicke Betha", gekreuzt von einem langen, sich windenden Gang der schlicht "Myrea" heißt. Daneben finden sich auch wesentlich zotigere Namen wie "Prancys Schenkel", zwei sich gabelnde Gänge, den Maßangaben nach groß genug für einen Riesen, ein schmaler Tunnel, die "süsse Zey" , "Sonayas Pforte" und ähnliche.
Caewlin grinst jungenhaft frech beim Lesen der Karte und schnalzt mit der Zunge. Er zieht die Skizzen von Stoppelbart unter seinem Surcot hervor und vergleicht sie mit den sehr viel genaueren Plänen Ravens. Die "dicke Betha" ist schnell gefunden und bald auch die großen Hohlräume, wo die Nester liegen: Zwei sehr nahe zusammen, nahe der Stelle, wo sie Tian Shi befreiten. "Seht ihr - hier und hier müssen sie sein," er markiert den anderen die Stellen auf Ravens Karten, vergleicht noch einmal mit Stoppelbarts Plan. "Nur müssen wir von der anderen Seite hingelangen, denn der Tunnel, der von dort direkt zur Unterstadt führt...dieser hier...," er stutzt kurz und schüttelt den Kopf über die Neigungen der damaligen Tunnelgräber, " "Lyssas Zunge" ist eingestürzt, als Calyra sang. Das große Nest..." er zieht einen anderen Pergamentbogen heran, auf dem der nordöstliche Teil der Kanäle und der große, abgeschottete Gang zu Ninianes Baum  eingezeichnet sind, "muss hier sein - das ist der größte Hohlraum auf der Karte."

Die anderen lauschen ihm schweigend, dann  tanzen Ravens Finger über das feine, vom Alter brüchige Pergament und sie kämpft mit einer widerspenstigen Haarsträhne, während alle ihre Köpfe zusammenstecken, um möglichst viel zu sehen und Morholdrim sichtlich fasziniert von den Plänen ist. Was hast du erwartet? Er ist ein Zwerg und es geht hier um Tunnel...
Als Ravens Finger schließlich entschieden auf einige Stellen tippt und sie alle auf die seltsamen Einzeichnungen hier und dort an einigen Stellen der großen, alten Gänge aufmerksam macht, nimmt Caewlin den Plan vom Tisch und in die Hand - was nicht einfach ist dank der fehlenden Hand - um ihn näher betrachten zu können. Eine Weile dreht er ihn hin und her und sogar um, so daß er auf dem Kopf steht. Die  Schriftzeichen darauf sind aus rostbrauner Tinte, stark verblichen und seltsam altertümlich. "Bei allen neun Höllen," murmelt er schließlich. "Das könnten....Schleußen sein."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 07. Nov. 2002, 23:37 Uhr
Die ganze Zeit über betrachtet Mottenfaenger geduldig das ihm hektisch anmutende Treiben um die Karten herum, nippt dabei lediglich einige Male an seinem Tee. Genau wie schon im Baumhaus verwirren in die Karten lediglich, die Vielzahl von Gängen und Tunneln, die unterirdisch in Sackgassen oder zu Kreuzungen führen, über und über beschriftet mit Zeichen, die er nicht zu deuten vermag.
Nur Morholdrim schien in seinem Element zu sein denkt er bei sich.

Erst als Caewlin schließlich eine der Karten herumdreht - wobei Mottenfaenger sich insgeheim fragt, was er da wohl mit bezwecken will - und etwas von Schleusen murmelt, horcht er auf.
"Und lasst mich raten..." meint er dann in die Pause herein "Darüber ist der Ildorel?"
Den Bruchteil eines Augenblicks schlägt sein Herz schneller, seine Augen wollen Funkeln, bleiben dann aber matt Aber bisher hat kaum jemand auch nur eine Wühlmaus ersaufen können... sie entwischen durch Gänge, die wir nicht kennen

Dennoch eigentümlich interessiert riskiert er selbst einen Blick in die Karten, obwohl die ihm auch jetzt ein Mysterium bleiben, weswegen er gleich darauf wieder auf seinen Stuhl zurücksinkt.
"Wie sieht es denn mit Abflüssen aus?" meint er dann in Richtung der anderen, wobei seine Stimme müder klingt als noch vorhin.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 08. Nov. 2002, 08:28 Uhr
Raven kommt sich vor, als würde sie einem Gespräch in der Schwarzen Orchidee lauschen, als Caewlin ihnen mit einem süffisanten Grinsen die Namen der Gänge um die Ohren klatscht und sie ist ganz froh darüber, daß sie gerade über den Tisch gebeugt angestrengt die Pläne studiert, so daß die feine Röte, die plötzlich ihre Wangen überzieht wohl niemandem weiter auffällt. Morholdrim scheint das alles ohnehin nicht zu interessieren, er ist so fasziniert von den Tunneln und Gängen auf den Karten, daß er auf Raven fast den Eindruck eines schnuppernden Bluthundes macht, der gerade Witterung aufgenommen hat. Als das Wort Schleusen fällt, horcht sie jedoch auf, und als Mottenfaenger dann noch die Abflüsse erwähnt, lässt sie sich auf einen Stuhl sinken und sieht ihn mit großen Augen an. "Natürlich ..."

Kurzerhand nimmt sie Caewlin die Karte aus den Fingern und ihr Blick wandert in fieberhafter Aufmerksamkeit über die verworrenen Linien und Symbole, bis sie schließlich gefunden hat, was sie sucht. "Das muß es sein, hier ..." Ihr Zeigefinger tippt auf eine eingezeichnete Kammer, etwas außerhalb des Gewirrs aus Tunneln und Stollen. "Es gibt von diesem Hauptgang ausgehend einen langen, geraden Tunnel mit mehreren Türen, der etwa zwei Tausendschritt Richtung Osten führt, das muß der hier sein ... er endet in einem Raum mit einer fest verschlossenen Eisentür und einer sonderbaren Apparatur. Ich weiß nicht genau, was es ist, eine so komische Maschine habe ich noch nie gesehen ..."

Caewlin zieht erstaunt eine Braue hoch und sein Gesicht scheint ein einziges Fragezeichen zu sein. Gut, die Beschreibung ist ein wenig dürftig und niemand kann sich wohl etrwas Genaueres darunter vorstellen, also runzelt sie die Stirn und sucht angestrengt nach einer passenden Erklärung, wobei sie hastig hinzufügt: "Sie war ganz verrostet, als wäre sie schon lange nicht mehr gebraucht worden, ebenso wie die Tür. Die ganze Anlage scheint schon uralt zu sein ... an dem Apparat waren lange Hebel angebracht und Ketten und solche ... äh ...öhm ..."

Sie ist so aufgeregt über die Entdeckung, daß ihr das passende Wort gar nicht einfällt, so beginnt sie hektisch mit den Händen Kreise und Spiralen in der Luft zu beschreiben. "Na, solche ... äh ...". Alle Blicke sind auf sie gerichtet. "Zahnräder meine ich", seufzt sie schließlich erleichtert und haspelt weiter. "Riesige Zahnräder, alles komplett eingerostet, aber scheinbar lässt sich damit irgend etwas antreiben oder bewegen, diese Tür vielleicht ... ich weiß es nicht. Vielleicht ist das der Einlass für das Seewasser? Könnte man damit die alten Kanäle fluten? Und knapp über dem Boden waren in der Tunnelwand ganz merkwürdige Röhren ..."

Tausend Fragen schießen ihr auf einmal durch den Kopf. "Lässt sich mit der Maschine die Tür öffnen ... und wie kann man sie öffnen, ohne selbst von den Wassermassen davongerissen zu werden? Würde uns das helfen, wenn das Feuer außer Kontrolle gerät? Und lässt sich das Wasser in bestimmte Gänge lenken ... steuern?" Ihre Augen schweifen forschend über die alte Karte auf der Suche nach den eingezeichneten Schleusen, die Caewlin ihnen gezeigt hat, doch dann lehnt sie sich zurück und schaut nur ratlos von einem zum anderen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Nov. 2002, 12:33 Uhr
"Raven...du wirst ja rot!" Caewlin versucht grinsend unter dem Vorhang ihrer Haare hindurch einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen und tauscht einen amüsierten Blick mit Mottenfaenger. Aber schon im nächsten Augenblick ist er die Karte los, weil Raven ihm den Pergamentbogen wegschnappt, ihn kurz anfunkelt und dann eifrig beginnt, etwas darauf zu suchen.

Er hebt in gespielter Unschuld über ihren empörten Blick die Brauen, doch sie geht nicht weiter auf das Spiel ein, sondern ist voller Eifer wie ein Kind, das einen verborgenen Schatz entdeckt hat. Als sie die seltsame Tür beschreibt, glänzen ihre Augen  unter den langen, dunklen Wimpern und ihr Gesicht glüht vor Aufregung. Sie redet mit Mund und Händen, ihre Gesten beschreiben temperamentvoll Kreise in die Luft, weil ihr ein Wort nicht gleich einfallen will und sie hat nie schöner ausgesehen. Sieht Mottenfaenger sie so?

"Gib diese Karte mal her..." Er nimmt den Pergamentbogen zurück und eine ganze Weile starrt er schweigend darauf. Dann schiebt er ihm dem Zwergen unter die Nase. "Seht mal... diese großen Gänge laufen fast wie ein Ring um die Stadt und dann sternförmig im Stadtzentrum zusammen... irgendwo unter dem Marktplatz, nahe dem Eingang zur Unterstadt, diesem Haus am Blaupfuhl, ihr wißt schon." Er wirft einen kurzen Blick in die Runde. "Dann wäre dieser eine, weite Raum, wo jetzt der größte Teil der Unterstadt liegt...früher das Zentrum dieses Sterns gewesen. Ich nehme an, die Unterstädter haben im Lauf der Zeit einiges baulich verändert - neue Gänge gegraben und vielleicht auch bestimmte Tunnel verschlossen und andere angelegt... ich weiss nicht so recht, aber es ist wahrscheinlich.
Schleusentore sind nur hier, hier... hm... hier und hier."

Bei jedem hier tippt er mit dem Zeigefinger auf einen Punkt auf der Karte und murmelt. "Alle so weit außen...alle ringförmig um die Stadtmauern, als wären sie unter dem..." eine Erkenntnis dämmert herauf und plötzlich weiß er, was es mit den alten Gängen auf sich hat und lacht leise.  "Morholdrim...das war gar keine Kanalisation. Jedenfalls ursprünglich nicht. Wahrscheinlich kamen die Tunnel, durch die wir bisher gekrochen sind erst wesentlich später dazu. Das ist ein System, um den Stadtgraben mit Seewasser zu fluten. Mottenfänger...die Schleusen sind nicht unter dem Ildorel, sondern das Wasser kommt irgendwo von unten, durch tiefere Schächte. Vielleicht durch die merkwürdigen Röhren, die Raven gesehen hat. Irgendwo in der Nähe des Sees, muss es einen Mechanismus geben, eine Schleuse, ein Tor oder sonstwas, das das Wasser des Sees durch diese Gänge - und nur durch die, seht ihr, sie haben keine Verbindung zu anderen Tunneln außer Deckenluken, die in höher gelegene Schächte hinaufführen - in den Stadtgraben leitet. Jedenfalls sind hier auf der Karte keine Verbindungen zu den Kanalisationstunneln eingezeichnet... wenn es welche gibt, wurden sie wahrscheinlich heimlich von Unterstädtern gegraben."

Er betrachtet die Karte noch einmal. "Merkwürdig. Raven - gib mir den Bogen, wo der Gang zu Ninianes Baum darauf ist." Die Diebin reicht ihm das Pergament und er legt beide aneinander. Deutlich ist der lange, breite Gang zu sehen, der vom neueren Tunnelgewirr um die großen, unterirdischen Hallen der Unterstadt stetig nach Nordosten führt - unter den Tausendwinkelgassen, der Stadtmauer und dem Larisgrün hindurch - doch dann bricht er ab, ein ganzes Stück, bevor er Ninianes Baum erreicht haben kann. "Er ist genauso eingezeichnet wie diese ring- und sternförmigen alten Tunnel, von denen der Ring Schleusentore trägt und die alle Namen haben. Aber dieser ist namenlos. Auf der Karte sieht es so aus, als ende er im Nichts irgendwo nordöstlich der Stadt  - aber er endet an diesem Tor, nicht wahr?" Er legt den Finger sanft darauf und seine Hand bedeckt den großen Hohlraum nicht weit von jenem Gangende entfernt, wo das große Wurmnest liegt. " Ich frage mich," murmelt er, "warum er keinen Namen hat."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 08. Nov. 2002, 19:01 Uhr
Ravens Gesichtsröte bemerkt der Zwerg erst, als Caewlin es ausspricht, schmunzelt kurz, beschäftigt sich sofort aber wieder mit den Karten und den zunächst abenteuerlich anmutenden, aber mit den weiteren Schilderungen und Entdeckungen von Raven und Caewlin immer plausibler werdenden Vermutungen.
Als Caewlin ihm die Karte vor die Nase hält und auf die ring- und sternförmig angelegten Flutungstunnel hinweist, nickt Morholdrim nur und hört dem Krieger fasziniert zu. Obwohl dem Zwerg von den sich fast überstürzenden Entdeckungen und dem Hin- und Herschieben der Karten schon beinahe schwindlig wird, folgt er mit den Augen weiter jedem Fingerzeig, bis Caewlin sich über den namenlosen Tunnel wundert.

Morholdrim zieht die Karte, die Caewlin eben noch in der Hand gehalten hatte, näher zu sich heran und betrachtet sie sich eingehend.
"Der namenlose Tunnel..." beginnt er in grüblerischem Tonfall, "eine Möglichkeit - die einzige, die mir im Moment einfällt - wäre, daß dieser Tunnel als Fluchtweg aus der Stadt heraus gedient haben könnte. Es ist auch der einzige Tunnel ohne vernünftige Höhenangabe. Aber sicher bin ich mir auch nicht... Warum dann dort auch eine Schleuse? Um möglichen Verfolgern den Weg abzuschneiden? Um den Tunnel doch zu fluten, falls er von Belagerern von außen entdeckt würde?"
Nach einem raschen Blick auf eine der anderen Karten, die auf dem Tisch verstreut liegen, fährt er abwechselnd an Caewlin, Raven, Mottenfänger und Calyra gewandt fort:
"Daß die ganzen Tunnel ursprünglich keine Kanalisation werden sollten, hatte ich vorhin angesichts des Tunnelgewirrs auch schon gedacht, und ich denke, ihr habt Recht, Caewlin, daß die ältesten Tunnel dem Fluten des Stadtgrabens dienten. Das würde auch erklären, warum die Tunnel in verschiedenen Ebenen angelegt wurden. Mit Ausnahme einiger Kammern, die wahrscheinlich ursprünglich natürliche Grotten waren und in denen jetzt teilweise die Nester sind, liegt unterhalb der Flutungstunnel nichtmal der kleinste Gang...
Die große Frage ist allerdings, nützt uns dieser alte Mechanismus etwas?
Mit einer speziellen Essenz könnte ich die Zahnräder und Hebel vom Rost befreien, so daß wir sie nutzen könnten - wenn sie nicht schon total zerfressen sind... und nicht hinter den Mauern verborgen weitere verrostete Zahnräder sind, an die man nicht herankommt...
Aber ich glaube auch, daß die Unterstädter im Laufe der Jahrhunderte einiges verändert haben. Ich habe keine Ahnung, wie sich eine Flutung dann auswirken würde... Auch dort, wo bei Tian Shis Rettung die Tunnel eingestürzt sind, gab es einige kleinere Tunnel, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, die in keinem der Pläne hier eingezeichnet sind, und der hier..." - Morholdrim tippt mit dem Finger auf die Karte, nicht weit von den beiden kleineren Nestern entfernt - "wurde zugemauert, und gleich daneben beginnt der damals eingestürzte Tunnel - oder besser: das andere Ende davon, wo ich nach einem Durchkommen gesucht hatte, um vielleicht Raven zu finden."
Morholdrims 'gleich daneben' sind zwar tatsächlich ein paar hundert Schritt, doch gibt es keine weitere Abzweigung zwischen den beiden genannten Punkten.

"Diese Dämonin hatte doch den Wurm, der für Tian Shi bestimmt war, von irgendwo hergebracht, als wir die Kammer entdeckt hatten... ich bin sicher, sie kam von diesem Nest." Er tippt auf einen der beiden Punkte, die Caewlin vorhin eingezeichnet hat. "Es hat den kürzesten Weg zu dieser Kammer. Aber genau der ist offenbar der einzige Zugang zum Nest - wenn in dem Punkt der Plan noch aktuell ist - und scheint ebenfalls verschüttet worden zu sein, und... nein, hier ist noch ein anderer... aber der müsste sich genau hinter dem zugemauerten Tunnel befinden..."
Wie lange ist der Tunnel schon zugemauert? Hatten die Menschen dort unten schon vor längerer Zeit jenes Nest entdeckt und einfach den Tunnel zugemauert - und vergessen?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 08. Nov. 2002, 20:47 Uhr
Völlig verwirrt lauscht Raven den Ausführungen des Kriegers und des Zwerges und versucht angestrengt, ihren Erklärungen und Mutmaßungen zu folgen. Bald schwirrt ihr der Kopf vor zugemauerten Tunneln und Zahlen und Gängen mit ziemlich zweideutigen Namen und ihr Blick saust hektisch zwischen den beiden und den wirr auf dem Tisch ausgebreiteten Karten hin und her. Auch Calyra scheint es nicht besser zu ergehen und ihre Miene hat etwas unergründliches, während sie aufmerksam zuhört.

Immer wieder betrachtet Raven die Zeichnungen auf den alten Pergamenten, sobald sie sie in die Finger bekommt - was nicht ganz einfach ist in Anbetracht der Tatsache, daß am anderen Ende der Pläne zumeist ein Nordmann und ein Zwerg gleichzeitig zerren. Im Moment geht es ihr ähnlich wie Mottenfaenger und je länger sie auf die Karten starrt, desto weniger vermag sie sich auf ihnen zu orientieren, zu chaotisch und verworren ist dieses Labyrinth aus Linien, Markierungen und Zeichen. Nur eines ist auf allen Plänen klar erkennbar, nämlich der Ring und die Sternform der Fluttunnel.

Einen Moment lang lehnt sie sich neben Mottenfaenger erschöpft gegen die hohe Stuhllehne aus dunklem, geschnitzten Holz und lässt heißen Tee ihre Kehle hinabrinnen. Auch der Druide wirkt ziemlich verwirrt, aber zugleich scheint von ihm eine wohltuende Ruhe auszugehen und die feste Überzeugung, daß sie das schon irgendwie schaffen würden. Lächelnd berührt Raven seine Wange und für einen Augenblick scheint es nur noch sein Gesicht zu geben, doch dann reisst die Stimme des Zwergs sie unsanft aus ihrer Versunkenheit und sie wendet ihre Aufmerksamkeit nicht ohne Bedauern wieder den Karten zu. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn lauscht sie Morholdrims Vorschlägen und Gedankengängen und versucht, sie zu ordnen und das Wesentliche aus den Worten herauszufiltern.

"Hm, ich nehme an, wir haben keine Möglichkeit vorher auszuprobieren, was passiert, wenn wir die Schleusen öffnen", wirft sie in den Raum. "Genauso wenig wie wir vorher testen können, wie sich die Feuerkugeln oder Calyras Stimme in diesen engen Tunneln auswirken werden. Wir haben für alles nur einen einzigen Versuch. Als erstes müssen wir wohl einen Zugang finden, der uns zu den Nestern bringt. Wie gesagt, falls uns die beiden Elben doch nicht begleiten, könnten wir es durch Ninianes Baum versuchen, das scheint der kürzeste und direkteste Weg zu diesem großen Nest zu sein. Wenn sie aber mitkommen, werden wir einen anderen Weg finden müssen, denn ich habe nicht vor, eine Freundin zu verraten nur wegen einer netten Geschichte, die mir jemand auftischt."

Ihr Blick schweift über die ausgebreiteten Karten, während sie nachdenklich eine lange Haarsträhne um ihren Zeigefinger wickelt.. "Ich würde vorschlagen, wir versuchen es vielleicht erst einmal mit Morholdrims Feuerkugeln. Das mag genauso riskant erscheinen wie die Schleusentore, aber Feuer löscht man nun mal mit Wasser und nicht umgekehrt. Falls das Ausräuchern der Nester funktioniert, brauchen wir die Schleusen ja gar nicht erst zu öffnen. Das sollten wir uns vielleicht für den Fall aufsparen, daß es etwas schiefgeht ... " Und daß etwas schiefgehen wird, kann sie in diesem Moment so deutlich spüren, als würde eine kalte Hand nach ihrem Herzen greifen. "Wir versuchen eben, so nahe wie möglich an die Nester heranzukommen und sie in Brand zu stecken", stolpert sie schnell weiter. "Wer kann alles werfen oder weiß mit Schleuder oder Kurzbogen umzugehen? Wieviele dieser Feuerkugeln haben wir überhaupt zur Verfügung? Wird das reichen, um drei große Gewölbe damit auszuräuchern?" Fragen über Fragen ...

"Falls dabei etwas schiefgehen sollte, falls die Kugeln nicht reichen oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert, dann werden wir eben die Schleusen aufmachen und uns überraschen lassen, was geschieht. Um das Wasser einzulassen gibt es ja anscheinend nur diese eine Kammer mit der Apparatur. Falls etwas geschieht, müßte jemand so schnell wie möglich dorthin und die Tore öffnen... " Eine dumpfe Ahnung überkommt sie in diesem Augenblick, wer dieser jemand sein könnte, aber Raven wendet sich hastig zu Morholdrim. "Wie schnell könntet Ihr so ein Mittel herstellen, um diesen Apparat vom Rost zu befreien und wieder in Gang zu bringen? Würde das lange dauern?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 08. Nov. 2002, 21:17 Uhr
Es ist mittlerweile später Abend, als Rizac Voiren durch die Straßen der Stadt zum Haus Caewlins und Calyras schlendert.
Mal sehen, wie weit die anderen mit ihren Vorbereitungen sind und ob Raven die Karten besorgt hat. Von einem Einbruch hab ich bisher noch nichts gehört...
Als sein Blick auf das schlanke Schwert an seiner linken Seite fällt erinnert er sich daran, daß er noch bei einem Schmied vorbeischauen wollte.

Am Besten frage ich Morholdrim, ob er einen guten zwergischen Rüst- und Waffenschmied kennt. Wenn ich ein gelernt habe, daß die besten Rüstungen m Kleinen Volk stammen. Sind allerdings auch verteufelt teuer... Ich sollte einen Brief an Theith schreiben. Bevor ich nicht eine Anstellung finde, muss ich auf meine Reserven zurückgreifen... an Dwardocan am besten auch einen, ich hab schließlich lange nichts mehr von Ariliaths Spürhunden mehr gehört... Könnte gut, aber auch schlecht sein...

Als Rizac an das große Tor kommt schüttelt er den Kopf.
Gerade bei Nacht sollte das Tor geschlossen sein... na ja, könnte sein das sie noch jemanden erwarten oder jemand zu Besuch ist... ja, da brennt noch Licht.
Langsam schreitet Rizac über den Weg, der zur Haustür führt.
Hm... in den Gängen wird es wohl relativ eng sein. Das bedeutet, daß..., denkt er, während er feste gegen die Tür klopft.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 08. Nov. 2002, 21:19 Uhr
Calyra hat die ganze Zeit schweigend gelauscht, aber sie ist mit ihren Gedanken nicht wirklich bei der Sache. Immer wieder schweifen sie ab - zu ihrem Sohn, zu den Tönen und Klängen in ihrem Inneren, die sich - ohne ihren Willen und obwohl sie sie immer zurückzudrängen versucht -  formen und verschmelzen, ein feines Labyrinth weben und ihre Konzentration immer wieder ablenken. Sie versucht den anderen zu zuhören, aber ein Teil von ihr lauscht in ihr Inneres hinein...Gleich werde ich sehen...gleich...verstehe ich... Doch immer wieder entschwindet es ihr, wird nie wirklich greifbar und bald fühlt sie sich, als summe in ihr ein aufgebrachter Schwarm Erdhummeln.

Sie hat von ihrem Platz aus die schlechteste Sicht auf die Karten und während die anderen sich die Köpfe heiß reden, kann sie nie einen wirklich genauen Blick auf die Pergamente werfen. Sie muss allerdings auch quer zum Tisch sitzen, weil sie ihren hochschwangeren Bauch nicht mehr unterbringt  - doch im Augenblick achtet ohnehin keiner auf sie. Sie streckt die Füße aus und Mäuseschreck streicht maunzend um ihre Beine. Ich kann dich nicht streicheln, Katze. Ich erreiche nicht einmal mehr meine Füße...

Erst als Morholdrim über den namenlosen Tunnel spricht, wird sie wieder hellhörig, und irgendetwas an den Ausführungen des Zwerges, erscheint ihr auf schwer zu erklärende Art falsch. Eine feine, steile Falte erscheint zwischen ihren Brauen. Doch dann spricht Raven und Calyra lauscht der Diebin, während sie angestrengt nachgrübelt, was sie an Morholdrims Worten eigentlich gestört hat.
Als Raven endet, richtet sie sich auf ihrem Stuhl etwas auf und fährt mit den Fingern zart über das alte, rissige Pergament. "Sie sind sehr alt, diese Karten...man kann sehen, wo mit neuerer Tinte etwas dazugeschrieben oder gezeichnet wurde, seht ihr...? Morholdrim, Ihr meintet, der lange Gang, der Namenlose Tunnel wäre ein Fluchtweg aus der Stadt...Das stimmt vermutlich, aber ich denke, er wurde dazu verwendet, nicht gebaut, weil er schon vor den anderen da war...Es ist nur ein Gefühl und ich verstehe nichts von Tunneln und Katakomben, doch alleine Ravens Beschreibung von diesen unheimlichen Toren....Ich weiß nicht, aber ich habe immer das Gefühl, daß Ninianes Baum älter als alles andere hier ist. Versteht ihr, was ich meine? Dieses Gefühl, das einen überkommt, wenn man vor ihm steht. Ich glaube eher, die alten Katakomben und Flutungstunnel entstanden um diesen einen Gang herum...hm...ja..." plötzlich scheint ihr aufzugehen, welch lange und verworrene Erklärung sie abgibt und sie verstummt, sieht auf ihre Hände.

"Ich glaube schon, daß Falcon und Arwen uns begleiten werden, so wie sie es sagten - warum sollten sie hierher kommen und dann ihr Wort brechen? Dafür gibt es keinen Grund. Außerdem wollten wir ihnen bescheid geben, sobald wir etwas Neues erfahren - und das haben wir erst heute. Wie auch immer...ich meine, was ich sagen wollte...also..." Sie holt Luft und setzt sich auf. "Der Weg durch Ninianes Baum wäre der kürzeste zu diesem großen Nest, ja. Aber die anderen beiden..." sie späht über den Tisch, ob sie irgendwo die entsprechende Karte finden kann, gibt jedoch rasch auf. "Die beiden kleineren liegen mitten in den Kanalisationstunneln, also fast am anderen Ende der Stadt von Ninianes Baum aus gesehen. Wäre es nicht besser, diese beiden über die Unterstadt zu suchen..?"

Die Gänge fluten? Selbst im Notfall...? Sie sucht Caewlins Blick. Sie selbst haben gesagt, sie wissen nicht, wie viele der Tunnel verändert oder umgebaut haben...das Wasser könnte überall hinlaufen...in die Unterstadt, und dort leben Frauen und Kinder!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 08. Nov. 2002, 21:21 Uhr
Gerade denkt Mottenfaenger die Diskussion sei allgemein ein wenig ruhiger geworden, ja es schleicht sich sogar ein  Lächeln auf seine Züge, als er Raven betrachtet, unbewusst im gleichen Moment wie Caewlin auch.
Dann aber überschlagen sich mit einem Mal wieder die Argumente, Vorschläge, Verwerfungen und vorläufigen Schlussfolgerungen, dass es Mottenfaenger beinahe schwindlig wird, zumal er vieles des gesagten einfach nicht bildlich nachzuvollziehen in der Lage ist, selbst wenn er eine Karte vor sich hat.
Er wirft einen Blick auf Calyra, die die ganze Zeit über ruhig dagesessen hat, die Augen stets auf den richtend, der spricht, und nun über eine Strähne des eigentümlich blauen Haares streicht.
Plötzlich jedoch schaltet sie sich in die Konversation ein,  bringt selbst Theorien über Tunnel und ihren Ursprung, die Mottenfaenger nicht recht versteht - vor allem, weil er kaum all das übrige, was gesagt worden ist gänzlich verarbeitet hat. Ledigliglich ihre Beschreibung von Ninianes Baum bringt ein ehrliches Lächeln auf seine Züge, was selbst wenn es niemand wahrnimmt soviel bedeutet wie Ja, ich weiss ganz genau, was du meinst...

Erst die alten fast vergessen Zahnrädern unter der Stadt - er hat die Lage der Kanäle im einzelnen nicht verstanden, weiss aber zumindest einigermaßen darum, welcher Gang geflutet werden würde und welcher nicht - auf die dann auch noch Raven augenblicklich eingeht, öffnet er den Mund, wie um etwas zu sagen, bleibt aber trotzdem stumm.
Nun ist keine Zeit für Ängste... sie wissen selbst, dass es gefährlich ist... Du wirst ihnen nicht helfen, indem du fragst, ob sie sich auch sicher sind, die Zahnräder bedienen zu können...

Gerade beginnt er doch noch mit "Wenn ihr dies wirklich vorhabt, wie Raven sagt, dann sollte jem...", dann lässt ein plötzliches Klopfen ihn mitten im Satz innehalten.   Sein Blick schweift unwillkürlich zu Raven
Wer könnte das sein?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 08. Nov. 2002, 21:38 Uhr
Durch Ninianes Baum... aber nur, wenn die beiden Elben nicht mitkommen? Die unausgesprochene Frage steht dem Zwerg fast ins Gesicht geschrieen: Sie traut den beiden keinen Schritt weit... warum? Doch im selben Augenblick ist ihm klar, daß ihn das nichts angeht und Raven schon ihre Gründe haben wird.
"Achso, euch habe ich es noch nicht gesagt." Er sieht Raven und Mottenfänger an. "Wir werden noch einen weiteren Mitstreiter haben: Sol, ebenfalls Zwerg  und mein Nachbar in der Felsenschmiede. Ich halte ihn für vertrauenswürdig, aber ob ihr ihn auch durch den Tunnel unter Ninianes Baum laßt, bleibt natürlich euch überlassen."
Dann läßt er nochmal kurz seinen Blick über die Karten schweifen und fährt fort: "Nein, richtig ausprobieren können wir nichts von alledem. Und abschätzen, wie stark sich eine bestimmte Anzahl der Feuerkugeln auf die Gewölbe auswirken werden, kann ich allenfalls direkt vor Ort, aber kaum anhand der Pläne. Es sind viele Risiken, aber wir werden sie eingehen müssen..."

Dann läßt er Raven erst mal ausreden und versucht schließlich, ihre Fragen und Anregungen nacheinander abzuarbeiten und hofft, nichts zu vergessen.
"Wenn Calyras Vorhaben, mit ihrer Stimme das Feuer zu verstärken, klappt, reichen wahrscheinlich ein paar Feuerkugeln pro Nest, bei dem großen vielleicht etwa zehn, um es vollständig in Brand zu setzen." ...hoffe ich... "Arwen will das ja auf eine ähnliche Weise erreichen, falls sie mitkommt. Herstellen kann ich ohne größere Probleme gut fünfzig oder sechzig davon, vielleicht auch mehr. In etwa vier Tagen sind sie fertig - und sie können sowohl geworfen, als auch verzögert gezündet werden, indem wir sie mit Wasser benetzen und einfach liegenlassen.
Ach ja, wir brauchen geeignete Beutel für die Kugeln, die wir uns umhängen können - im Rucksack nützen sie uns wenig. Am besten wasserdicht und möglichst mit einer Hand gut zu öffnen und zu verschließen..."
Fragend sieht er in die Runde, ob jemand zu diesem Punkt etwas beitragen kann. Calyra sagte doch, daß ihre Bedienstete sowas benutzt... vielleicht könnte man das für unsere Zwecke umfunktionieren...

"Das Mittel für die Zahnräder kann ich schnell herstellen, parallel zu den Feuerkugeln. Ich habe auch noch einen kleinen Vorrat davon, schließlich verkaufe ich das Zeug auch hin und wieder", fügt er mit einem Lächeln hinzu. "Nur ist es davon abhängig, wie stark der Mechanismus verrostet ist, wie schnell das Mittel wirkt. Wenn wir Glück haben, reichen ein paar Minuten, um den Mechanismus - falls wir ihn benötigen - in Bewegung setzen zu können, aber es könnte auch eine Stunde dauern..." Wenn ich die Zahnräder gesehen hätte, könnte ich's in etwa abschätzen, aber so...? "Aber ich nehme das Zeug auf jeden Fall mit, vielleicht hilft es uns."

Zu Calyras Mutmaßungen nickt Morholdrim. "Ja, das könnte sein... Er ist wahrscheinlich deshalb nicht vollständig eingezeichnet, weil ihm niemand bis zu Ninianes Baum folgen konnte, was mich nicht wundert..."

Während Morholdrim über Calyras Einwand zu den beiden entfernteren Nestern nachdenkt und sich wieder die Karte betrachtet, klopft es unvermittelt an der Tür und er unterbricht seine Gedankengänge und sieht die anderen fragend an, doch niemand scheint Besuch zu erwarten...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Nov. 2002, 21:49 Uhr
Caewlin erwidert Calyras Blick, der mehr und mehr sorgenvoll wird, aber noch bevor er ihr zu ihren Argumenten recht geben oder irgendetwas auf die der anderen erwidern kann, klopft es an der Tür und diesmal ist es Pyp, der aus der Küche kommt, durch die Halle huscht und die Tür öffnet.
Einen Augenblick lang sieht der kleine Mogbar den Fremden abschätzend an, doch dann dämmert ihm, wer es ist und er läßt ihn eintreten, nimmt seinen Umhang entgegen und bringt ihn in die Halle.

"Rizac?" Caewlin blickt über die lange Tafel voller Essen und Geschirr auf der einen und Pergamenten auf der anderen Seite und über die Köpfe der anderen hinweg auf den nächtlichen Besucher. "Wir dachten schon,  Ihr hättet es Euch anders überlegt. Wo habt Ihr so lange gesteckt? Setzt Euch, es gibt einiges zu berichten."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 08. Nov. 2002, 22:17 Uhr
"Guten Abend.", grüßt Rizac und muss nach Caewlins Bemerkung ein Grinsen unterdrücken.
"Nein, nein, ich hab es mir nicht anders überlegt. Ich hab die Zeit bisher nur dazu genuzt etwas zu trainieren und mich bei den Göttern etwas einzuschmeicheln.
Sicher ist sicher...", meint er, als er sein Grinsen nicht weiter unterdrücken kann.
Als sein Blick auf die Karten fällt schaut er Raven etwas länger an und zieht ungläubig eine Braue hoch.
Sie hat sie also doch besorgt... ohne, daß die ganze Stadt nach ihr sucht.
"Wie ich sehe, habt ihr die Karten. Ich hatte mich schon gewundert, daß ich nichts gehört habe.
Wie sehen die Vorbereitungen aus? Ich selbst muss noch zu einem Schmied um meine Ausrüstung zu komplettieren."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Nov. 2002, 22:26 Uhr
OT: ich hoffe, du hast mitgelesen ;)
--------------------------------------------------------------------------
Caewlin nickt und fordert Rizac mit einer Handbewegung auf, sich zu ihnen zu setzen. Er blickt in die Runde und ahnt, daß es an ihm sein würde, dem Krieger alles Neue zu berichten.  Er brummt etwas von "Schon gut, schon gut" und beginnt dann, Rizac über alle Geschehnisse ins Bild zu setzen, was seine Zeit dauert.  Die anderen nutzen die Pause, um ihr Abendmahl zu beenden und auch Rizac bekommt vom Gesinde Essbrett, zweizinkige Gabel, einen Krug Starkbier und frisches Brot gebracht. Während Caewlin ihm so knapp und so rasch wie möglich von den Geschehnissen der letzten Tage berichtet, nicken die anderen hin und wieder oder werfen eine Bemerkung ein - und als Caewlin endlich mit seinem Bericht fertig ist, ist der Abend längst zur Nacht geworden.
"So stehen die Dinge jetzt - wir haben die Karten und können planen, wie wir vorgehen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 08. Nov. 2002, 22:40 Uhr
Calyra hat Rizac nur flüchtig begrüßt und während Caewlins ganzem Bericht geschwiegen. Doch als er endet und noch ehe die anderen ihre Diskussionen wieder aufnehmen können, beginnt sie zu sprechen.
"Morholdrim...Raven...ich halte das mit den Schleusen für keine gute Idee. Wir wissen nicht, wie die Tunnel verändert wurden und wo das Wasser nun überall hin fließen würde und wir haben auch nich die Zeit, alle Gänge abzusuchen, um das herauszufinden. Wenn ihr die Schleusen öffnet - dann könnte die ganze Unterstadt geflutet werden. Oder die alten Stadtgräben und in Teilen davon sind die Hütten der Armen und die Zigeunerlager. Menschen. Frauen, Alte, Kinder. Das dürft ihr nicht tun!" Sie blickt von Raven zu Morholdrim und dann zu Caewlin, der langsam nickt. "Laßt uns einfach diese Feuerkugeln und unseren Mut und guten Stahl nehmen und unser bestes Versuchen...mehr können wir ohnehin nicht tun." Unter dem Tisch, wo es niemand sehen kann, ringt sie die Hände. "Wir suchen uns einen Weg durch die Unterstadt zu den kleineren Nestern und stecken sie in Brand - und dann nehmen wir uns das große vor. Ob nun durch Ninianes Baum oder über den langen Weg, einerlei." Sie sieht die anderen an, der Reihe nach.
"Wir können noch stunden-, noch tagelang weiter reden, Pläne schmieden und wieder verwerfen, doch das wird uns nicht weiterbringen, nur aufhalten. Wir sollten...wir sollten uns überlegen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen und jeder sollte die Fähigkeiten einsetzen, die er hat...ich meine, jeder sollte nach seinen Talenten...ihr wißt schon, was ich meine."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 08. Nov. 2002, 22:50 Uhr
"Da muss ich Calyra zustimmen. Die Gänge sind alt und einer ist schon durch Gesang eingestürzt. Was eine Flut dort unten anrichten könnte ist nicht auszudenken. Nicht nur die Unterstadt könnte dadurch erheblich leiden.
Mir bereitet allerdings eine andere Möglichkeit bei der Flutung mehr Sorgen:
Wir wissen nicht, ob die Würmer ersaufen oder vom Wasser hinausgetragen wird. Selbst wenn die Gänge nicht einstürzen, könnte es sein, daß einige Würmer überleben und die befinden sich dann irgendwo ausserhalb der Stadt und können sich wieder vermehren.
Und zwar sehr lange ohne entdeckt zu werden schätze ich. Es gibt hier genügend Wälder."
Am liebsten würde ich mehrere Hundert Soldaten mit hinunter nehmen und jede Stelle abgrasen und schmale Gänge einer nachdem anderen ausräuchern, aber die Möglichkeit gibt es nicht. Allein die Rauchentwicklung...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 08. Nov. 2002, 22:58 Uhr
Das Stimmengewirr um sie herum nimmt langsam ohrenbetäubende Ausmaße an und bald kann man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, so hoch schlagen die Wellen an Vorschlägen und Überlegungen - bis in eine Gesprächspause hinein ein lautes Klopfen von der Tür her erschallt und sie aufschrecken lässt. Auf Mottenfaengers fragenden Blick hin zuckt Raven ratlos mit den Schultern und gleich darauf verdüstert sich ihre Miene, als ihr bewußt wird, wer dort draußen an der Tür stehen könnte. Doch als Pyp dann Rizac Voiren in den großen Raum hereinbegleitet, atmet sie beruhigt auf und nickt ihm einen Gruß zu.
Gleich darauf jedoch wendet sie sich wieder Mottenfaenger zu, denn der angefangene Satz, bei dem er unterbrochen wurde, scheint noch wie eine unausgesprochene Frage in der Luft zu hängen und auf Antwort zu warten. Eine Weile flüstern sie miteinander, die Gesichter dicht beisammen, und Ravens Mienenspiel wandelt sich von fragend über verwundert bis hin zu verstehend. Lächelnd haucht sie ihm einen Kuss auf die Lippen, dann schaut sie auf, als Calyra zu sprechen beginnt und lauscht aufmerksam ihren Worten. Was die Bardin einwirft, hat Hand und Fuß und so nickt Raven nur und meint "Ja, du hast völlig recht, das hatte ich nicht bedacht. Wir sollten nicht noch mehr Menschen gefährden. Und die Gefahr lässt sich wohl nicht abschätzen." Eine Weile verbringt sie in nachdenklichem Schweigen und auf Calyras Vorschlag, daß jeder seine besonderen Talente und Fähigkeiten einsetzen sollte, kann sie nur den Kopf schütteln. "Meine werden hier nicht viel helfen, ich kann weder Feuerkugeln herstellen noch singen noch vermag ich Flammen auszusenden so wie Arwen, also werde ich wohl ziemlich nutzlos sein dort unten." Vielleicht kann ich wenigstens die toten Würmer von der Wand kratzen ... Aber sie lächelt. "Irgend etwas gibt es sicher zu tun..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 08. Nov. 2002, 23:08 Uhr
Während Caewlin ihrem Mitstreiter die Ereignisse der letzten Tage und ihre bisherigen Überlegungen und Planungen berichtet, wandern Morholdrims Blicke immer wieder über die Karten, mögliche Wege suchend, wie die bekannten Nester am besten und zugleich für den Rückweg am sichersten erreichbar sein könnten.
Als der Krieger endet, sieht Morholdrim auf und wendet sich an Rizac.
"Ihr sagtet vorhin, daß ihr einen Schmied braucht. Nun, mein Nachbar, Sol, der an unserem Unterfangen ebenfalls teilnehmen wird, ist Schmied, soweit ich es einschätzen kann, ist er in dieser Stadt der beste, den mein Volk bieten kann." Danach gibt er Rizac noch eine kurze Beschreibung, wo er die Felsenschmiede finden kann, und daß Sol am sichersten am frühen Abend anzutreffen ist.

Schließlich versucht er, den Faden ihrer bisherigen Beratung wieder aufzunehmen, doch Calyra kommt ihm mit ihrem Einwand wegen des Flutens zuvor. Er hört sie an und nickt dann mit gedankenvoller Miene, nachdem auch Raven und Rizac sich dazu geäußert haben.
"Ja, wohl ist mir bei der Sache mit den Schleusen auch nicht. Ich denke, es sollte auch nur eine Notlösung sein, falls der Brand außer Kontrolle gerät... ich denke - hoffe -, daß sich die Schleusen auch nur so weit öffnen lassen, daß relativ wenig Wasser fließt... und als erstes werden die tiefer gelegenen Gewölbe geflutet - also das große Nest.
Wir sollten uns aber nicht darauf verlassen, schon gar nicht, um die Würmer zu töten." Er nickt Rizac zustimmend zu. "Ich erinnere nur mal an eine der ersten Begegnungen mit ihnen am Ildorel: die Dämonin wurde in ihrem toten Wirtskörper ins Wasser gezogen, soviel ich weiß, tauchte aber bald danach wieder auf.
Wir können es ohnehin erst entscheiden, wenn wir dort unten sind.

Es gäbe übrigens, soweit ich es bisher gesehen habe, mehrere Wege über die Unterstadt zu den beiden nahe beieinander liegenden Nestern - aber der zugemauerte Tunnel bleibt als einziger Zugang zu einem von beiden auf dem letzten Stück. Aber alle scheinen mir mit einem großen... Umweg verbunden zu sein, wenn wir von dort aus zum großen Nest wollen - und in umgekehrter Richtung genauso. Aber das können wir wohl kaum ändern.
Falls wir - aus welchen Gründen auch immer - aber auf die Seite des Gewölbes mit Ninianes Tunnel" - und dem Mechanismus für die Schleuse - "müssen, gibt es nur einen sehr schmalen Tunnel, der dort über das Gewölbe und die Fluttunnel hinwegführt. Aber er ist wirklich verdammt eng, wenn die Eintragungen im Plan stimmen... und niemand weiß, ob der nicht irgendwo zugemauert oder eingestürzt ist..."

Dann sieht er lange Zeit Raven an, ohne daß seine Gedanken oder Gemütsregungen deutbar wären, bevor er fortfährt und dabei lächelt: "Ich denke schon, daß ihr von äußerst großem Nutzen seid. Allein schon die Beschaffung der Karten ist reines Gold wert. Und die Geschicklichkeit - bitte verzeiht mir - eines Diebes kann manchmal ganz unvermutet nützlich sein."
Und Caewlin hält sehr viel von eurer Kampfkraft und eurem Mut, soviel habe ich schon bemerkt, und das sicher nicht ohne Grund - doch das sagt er nicht laut.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Nov. 2002, 23:57 Uhr
Caewlin hat sich alles angehört, doch sein Gesicht verrät wenig von dem, was in seinem Inneren vorgehen mag - wie meistens. Als nach Morholdrims langer Ausführung Schweigen einkehrt, nickt er.
"Calyra hat völlig Recht - mit allem, was sie sagt. Ein Fluten der Tunnel kommt nicht in Frage - und wir sollten endlich aufhören, wie Katzen um den heißen Brei herumzuschleichen. Ihr kennt alle eure Fähigkeiten, ich kenne sie auch. Wenn ihr wollt, daß ich euch dort unten führe, dann sagt es. Ich kann euer Anführer in dieser Sache sein, wenn ihr mich als solchen haben wollt, aber ich reiße mich bestimmt nicht darum," er schneidet eine Grimasse und sähe so frech aus wie ein Junge beim Bonbonstehlen, wenn der dunkle Ernst in seinen Augen nicht wäre. "Will jemand anderes diese Aufgabe, kann er sie gerne übernehmen." Er wendet sich Raven zu und sieht sie lange an. "Wir brauchen dich. Dein Geschick und deine Wachsamkeit vor allem. Wir werden an verschlossene Türen und Gitter kommen und wir brauchen einen Späher. Calyra hat genug Pergament besorgt, um eine ganze Skriptorenschule damit auszustatten. Sie wird Abschriften der Pläne machen und unseren Weg genau einzeichnen und ich will, daß jeder - jeder! - von euch, der mit hinunter geht, einen solchen Plan bei sich hat." Er sieht einen nach dem anderen an. "Ich werde nie wieder jemanden dort unten zurücklassen. Morholdrim," er dreht sich leicht dem Zwerg zu. "Stellt so viele Feuerkugeln her, wie ihr nur könnt. Die Behältnisse dafür laßt meine Sorge sein - unsere Mogbars haben genug davon. Ich gebe Euch soviele mit, wie Ihr benötigt. Arwen ist eine gute Bogenschützin und sie will versuchen, die Feuerkugeln zu einem Großbrand zu entfachen. Ich hoffe, es gelingt ihr. Calyras Gesang ist unser Schutz gegen die mentalen Attacken der Würmer - und unsere einzige Chance, wieder von ihrem Bann befreit zu werden, wenn es uns erwischt. Die Elben sollten gegen die Magie der Würmer gefeit sein -  nutzen wir sie als Köder. Falcon, Rizac und ich..." er zuckt mit den Schultern, aber sein Gesicht ist hart, "wir sind für das Töten da. Erreichen wir ein Nest, können wir alle diese Tonkugeln werfen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Nov. 2002, 10:31 Uhr
Calyra sieht Caewlin an, solange er spricht und als er endet, sucht sie in den Gesichtern der anderen nach Antworten.
Wir brauchen keinen Anführer, Caewlin. Du bist es doch schon die ganze Zeit - ob du nun willst oder nicht. Niniane war die treibende Kraft, als es gegen Darryl ging und nun ist es an dir.
"Ich werde die Abschriften von den Plänen zeichnen..." sie wendet sich Raven zu, wobei sie sich umdrehen muss, und sieht die Diebin fragend an. "Wenn du die Pläne hierlassen kannst, heißt das. Wir brauchen..." sie rechnet kurz nach, " acht Stück, wenn Malakai nicht mit uns kommt. Ich mache vorsichtshalber zehn," sie lächelt kurz. "Wenn mir jemand dabei zur Hand gehen möchte?" Ihre Augen suchen Mottenfänger. Der Druide kann doch sicher schreiben und zeichnen und alle anderen würden mit Vorbereitungen und planen ohnehin genug beschäftigt sein. Sie ruft Dalla und wechselt ein paar leise, geflüsterte Worte mit der Magd. Dalla verschwindet in der Küche, kehrt jedoch kurz darauf mit mehreren, langen, leeren Lederbeuteln zurück, die so schlaff und feucht aussehen wie ertrunkene Katzen und legt sie vor Morholdrim. Sie sind allerdings weder nass noch feucht, nur sehr geschmeidig.  "Das sind so eine Art Kochsäcke. Fragt mich nicht, mit was die Mogbars das Leder behandeln, daß es so wasserdicht und weich wird. Unsere Köchin schwört allerdings darauf, daß man Eintöpfe nur in so einem Beutel richtig kochen kann."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 09. Nov. 2002, 11:05 Uhr
Raven ist des Redens Müde. Schweigend hört sie den verwirrenden Ausführungen des Zwerges zu, der - obwohl er die meisten der Gänge kaum von weitem gesehen hat - die Tunnel besser zu kennen scheint als jeder andere hier und mit der genialen Erfindung seiner Feuerkugeln die Stadt retten wird; sie lauscht Caewlins harter, entschlossener Stimme, mit der er die Aufgaben verteilt, die Schützen und die Kämpfer benennt und sie hat keinen Zweifel daran, daß die Mission nur ein Erfolg werden kann, wenn die besten und kampferfahrensten Leute der Stadt daran beteiligt sind und zudem auch noch zwei schier unbesiegbare Elben. Sie selbst fühlt sich jedoch inzwischen ziemlich überflüssig und völlig fehl am Platze.

Das Leuchten ist aus ihrem Gesicht verschwunden, ebenso wie der Glanz aus ihren Augen und nach einigen geflüsterten Worten, die sie mit Mottenfaenger wechselt, erhebt sie sich und tritt zu dem Krieger. "Ich für meinen Teil habe erfüllt, was mir aufgetragen war", sagt sie leise und mit unbewegter Miene. "Es war nicht einfach, die Karten zu besorgen, denn sie wurden zusammen mit jenen Dokumenten aufbewahrt und gehütet, zu denen nicht einmal die Hohen Räte und so einflussreiche Persönlichkeiten wie Niniane Zugang haben. Du weißt, wenn selbst Niniane als Protektorin der Stadt und der Umlande Schwierigkeiten hätte, sich die Karten herausgeben zu lassen, würde es ohnehin niemand anderem gelingen. Niemand steht von Position oder Einfluss her über ihr und würde erhalten, was ihr verwehrt wird. Aber sie ist nun mal nicht hier ..." Einen Herzschlag lang verdunkeln sich ihre Augen vor Trauer. Seufzend fährt sie fort: "Hüte diese Schätze, wer weiß, wofür sie einmal gut sein werden. Meine Aufgaben sind vorerst erledigt, für mich gibt es wohl nichts weiter zu tun. Falls du noch jemanden brauchst, der euch dort hinab folgen soll, dann lass mir eine Nachricht zukommen, wenn ihr aufbrecht ..."

Als sie wieder an Mottenfaengers Seite tritt, dreht sich die Bardin zu ihr um und auf die Frage hin nickt Raven nur. "Natürlich kann ich die Karten hierlassen, sie gehören mir ja ohnehin nicht. Vielleicht sind sie hier bei euch im Haus sowieso besser aufgehoben." Calyras Blick spricht Bände, als sie ihn daraufhin auf den Druiden richtet und Raven ahnt, worauf sie hinauswill. Ein winziger Funke scheint in ihren dunklen Augen aufzublitzen, ist jedoch gleich wieder verschwunden, als sie sich mit über der Brust gekreuzten Armen gegen die steinerne Umrandung des Kamins lehnt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Nov. 2002, 14:17 Uhr
Auch Caewlin steht auf, als Raven sich erhebt. In seinen Augen blitzt es kurz auf, doch dann zuckt er fragend mit den Schultern, eine kleine und seltsam sanfte Geste.  "Raven, was bei allen neuen Höllen ist los mit dir? Wir haben dir gesagt, daß wir dich brauchen und ich denke, das weißt du. Ich brauche dich und deine Fähigkeiten. Was sollen wir noch tun?"

Er sieht die Diebin an, sieht ihr Gesicht grau und ihre Augen hart werden. Ihr Gesicht mag unbewegt sein, aber ihre Stimme ist mit einem Mal  voll müder Melancholie. Einen Moment lang jedoch hatte sie ausgesehen, als hätte sie am liebsten die Augen verdreht und einen bissigen Kommentar abgegeben - der jedoch nicht gekommen war - und stellt sie sich an den Kamin, keine Armlänge von ihm entfernt, verschränkt die Arme vor der Brust und ihr Gesicht sieht so verschlossen aus, wie das einer eingeschnappten Scharnierschildkröte.

Als er weiterspricht, ist seine Stimme so müde wie ihre. "Was soll ich deiner Meinung nach tun, Raven? Ich kann an deiner Nasenspitze sehen, daß dir irgendetwas zu schaffen macht, aber dort steht leider nicht, was es ist. Also...was ist mit dir?"
Ihr offensichtlicher Unmut berührt ihn und er fragt sich zum hundersten Mal, ob er richtig gehandelt hat. Diese Würmer...Ich hätte Calyra auf ein Pferd setzen und diese Stadt verlassen sollen...schon vor Wochen. Schon vor Monden. Schon als der erste Wurm nach Darryl aus diesen verfluchten Kanalgittern gekrochen war...Ich hätte niemals irgendein Wort darüber verlieren sollen. Ich hätte sie alle nicht damit belasten und nicht in diese Sache hineinziehen sollen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 09. Nov. 2002, 14:30 Uhr
Einen Moment wird ihre Aufmerksamkeit von der Bardin abgelenkt, als Caewlin sie anspricht. Doch Raven wirft ihm nur einen flehenden Blick zu und schüttelt den Kopf. "Nichts", meint sie nur müde und zwingt sich zu einem Lächeln. "Schon gut, es ist nichts. Für etwas anderes als unsere Mission ist jetzt einfach keine Zeit, wir bringen das nun zu Ende und fertig. Du sammelst die besten Krieger und Magier zum Wohl der Stadt und das ist gut so. Sie werden dir folgen wie sonst keinem zweiten, Caewlin. Auch ich. Wenn du mich brauchst, bin ich da, darüber mach dir keine Sorgen, ich lass meine Freunde nicht im Stich." Und dann verschließt sie ihre Miene wieder und es ist ihr anzusehen, daß sie nicht weiter darüber reden will. Stattdessen blickt sie wieder zu Mottenfaenger und der Bardin hinüber und lauscht mit undurchdringlicher Miene dem Gespräch der beiden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 09. Nov. 2002, 14:37 Uhr
Die letzten Augenblicke des Gesprächs hat Mottenfanger kaum noch zugehört. Er weiss selbst nicht genau warum, doch ist ihm - wenn die Lage nicht nach Ernst geböte - eher nach Lachen zumute.
Über Stunden haben wir nun diskutiert, ob wir in der Lage wären Wasserschleusen zu öffnen und nun wird dies alles verworfen innerhalb einiger Atemzüge?
Seine Miene wird aber gleich darauf wieder ernst, dies ist eine Angelegenheit, die ihr aller Leben kosten könnte.

Er wechselt einige geflüsterte Worte mir Raven, worauf er nickt. Beim Aufsehen aber trifft sein Blick den Calyras, und er errät, was sie ihn fragen möchte.
"Selbstverständlich helfe ich euch" antwortet er müde, ohne jedoch den Blickontakt unterbrechen zu lassen "ihr müsst einem verwirrten Druide lediglich erklären, was er zeichnen muss. Ich werde vorbeischauen, nachdem ich selbst noch einige letzte Vorbereitungen erledigt habe."

Er schaut noch einmal der Reihe nach die anderen an, erwidert darauf einen Blick, den Raven ihm zuwirft
"Es ist schon sehr spät. Wir werden aufbrechen, wenn es nichts neues mehr zu besprechen gibt" sagt er dann, an die ganze Runde gerichtet.
Gerade will er fortfahren, da richtet Caewlin das Wort noch einmal mit eigentümlich matter Stimme an Raven, die ihm in ähnlichem Tonfall antwortet.
Mottenfaenger selbst bleibt stumm, betrachtet die Szenerie lediglich, seinerseits Calyra einen weiteren müden Blick schenkend.
Was glaubst du, was mit ihr los ist Caewlin? geht es im ohne Groll durch den Kopf Sie muss nocheinmal in die Kanäle, die ihr beinahe alles geraubt haben und gegen hunderte Kreaturen kämpfen, von denen eine einzige Niniane fast umgebracht hat. Nicht zuletzt, dass jene die mit ihr gehen, ihre Freunde sind...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Nov. 2002, 16:03 Uhr
Calyra zuckt unmerklich zusammen, als sie das kurze Aufblitzen in Ravens Augen bemerkt und senkt rasch den Blick. Verwirrt starrt sie auf ihre Hände in ihrem Schoß. Was habe ich denn getan? Warum sieht Raven mich so an...? Ich wollte doch nur...ich wollte nur Mottenfaenger fragen, ob er mir helfen möchte... Die Worte, die Caewlin und Raven wechseln, hört sie kaum und auch als der Druide ihr antwortet, nickt sie nur ohne den Kopf zu heben. Sie kämpft vergeblich gegen das bittere Gefühl, daß sich in ihr ausbreitet wie Wellen auf einem Teich und beginnt, die Pergamentbögen einzusammeln, legt sie sorgfältig aufeinander und glättet vorsichtig die Ecken und Falten, vermeidet es dabei jedoch zu sprechen - ihrer Stimme wäre ganz gewiß ihre Betroffenheit anzuhören. Als sie alles eingesammelt hat, ist sie fast versucht, den pergamentenen Stapel vom Tisch zu nehmen, aufzustehen und ohne ein weiteres Wort zu verschwinden, doch sie kann Caelwins Augen auf sich fühlen und das läßt sie bleiben. Gewiß sehen auch die anderen sie hin und wieder an, doch es ist Caewlins Blick, den sie spürt, nur den seinen. Es ist dein eigenes Haus, du musst nirgendwo hingehen! "Ich danke schon im Voraus für die Hilfe, Mottenfaenger," antwortet sie sehr förmlich und legt den Kartenstapel auf den äußersten Tischrand. Da alle gegessen haben, beginnt das Gesinde rasch und lautlos abzuräumen und sie ist froh um die Ablenkung, die die schnatternden Mogbars mit ihren rotwangigen Gesichtern und ihrer ungezwungenen Freundlichkeit bringen. Rasch trinkt sie von ihrem Apfelmost und hofft, niemand würde auf sie achten - und tatsächlich sind alle mit eigenen Gedanken oder Unterhaltungen beschäftigt und der Druide und Raven machen sich eben zum Aufbruch bereit

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 09. Nov. 2002, 17:30 Uhr
Sie weiß Calyras Blick nicht zu deuten, die sie auf einmal in einer Mischung aus Zweifel und stillem Vorwurf ansieht und dann die Augen senkt und es verwirrt sie, da sie es sich nicht erklären kann. Raven hätte sie gern einfach danach gefragt, aber sie schweigt, weil sie weiß, daß jedes weitere Wort wohl doch nur wieder neue Missverständnisse bringen würde. Sie könnte ohnehin niemandem erklären, was sie gerade bewegt, und so lässt sie es, um nicht noch mehr falsch zu machen.

"Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir aufbrechen", meint sie nur. Ihre Stimme klingt müde und sie nickt nur einen kurzen Gruß in die Runde, während Mottenfaenger sich freundlich von jedem verabschiedet. Eine der Mägde bringt ihre Umhänge und als Raven sich den dunklen, rauhen Stoff um die Schultern legt, wendet sie sich dann doch noch einmal an Calyra und den Krieger. "Verzeiht, wenn ich harsche Worte sprach, ich wollte euch nicht verwirren oder gar beleidigen. Ich fürchte nur um unser aller Leben und ..." Sie stockt und spricht den Satz nicht zu Ende, sondern senkt nur den Blick. ...und ich bin nur ein kleiner Dieb, ein Nichtsnutz, noch nicht einmal richtig des Lesens und des Schreibens kundig, versprecht euch nicht zu viel von meiner Hilfe... "Vielleicht könnt ihr einen der Mogbars mit einer Nachricht schicken, wenn es soweit ist, ich werde da sein." Ein zaghaftes Lächeln liegt kurz in ihren Mundwinkeln, als sie sich verabschiedet und dann Mottenfaenger einen fragenden Blick zuwirft.

Nicht lange danach stehen sie draußen vor dem Tor im beißend kalten Wind. Regen klatscht auf das Straßenpflaster, als sie sich durch die dunkle Stadt auf den Weg in das Larisgrün machen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 09. Nov. 2002, 17:51 Uhr
Morholdrim nimmt die Beutel von Calyra entgegen und begutachtet sie rasch. Die Anerkennung steht förmlich in seinem Gesicht geschrieben.
"Ja, diese Beutel scheinen wirklich gut für unser Vorhaben geeignet zu sein. Ich werde sie mit den Feuerkugeln füllen, so daß jeder mindestens einen hat, falls ich mehr brauche, sage ich euch Bescheid. Habt Dank."

Bevor Morholdrim zu Caewlins Einlenken - und Angebot? - etwas sagen kann, kommt ihm der sich anschließende Wortwechsel zwischen Raven und dem Krieger dazwischen, aber vielleicht sind ihm seine Gedankengänge anzusehen: Jeder weiß, was er dort unten zu tun hat und daß er vielleicht... nicht mehr zurück kommt, und nur im Notfall brauchen wir einen wirklichen Anführer - Zeit für Diskussionen bleibt uns dort unten kaum. Und dafür kommen nicht viele in Frage...

Über Ravens seltsames Verhalten wundert sich Morholdrim zunächst auch, aber als er Mottenfängers Blick erhascht und selbst daran denkt, daß Raven mehrere Tage lang in völliger Finsternis herumirren mußte, hat er ein gewisses Verstänsnis dafür, auch wenn er - als Zwerg - Ravens Situation sicher nicht ganz und gar nachvollziehen kann.
Ravens Worte bei ihrem Abschied bestätigen schließlich teilweise Morholdrims Vermutung, doch außer, daß er sich von Raven und Mottenfänger verabschiedet, sagt er nichts dazu.
Jeder weiß, wie gefährlich es dort unten ist, aber nur Raven scheint dieses Wissen - und zugleich die Ungewissheit - so sehr zu schaffen zu machen, wir anderen lassen es an uns abprallen, als ginge es nur um ein normales Treffen - beinahe verrückt, und doch unser einziger Schutz? Aber diesmal sind wir mehr... hoffentlich hilft uns diese Tatsache...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 09. Nov. 2002, 18:56 Uhr
Rizac, der es zunächst vorgezogen hat zuzuhören, schaut sich nach und nach die anderen Personen im Raum an, bis sein Blick letztendlich auf Caewlin zum ruhen kommt.

"Ich bin kein Ortskundiger, aber ich würde, wenn wir in der Unterstadt sind eine Marschordnung vorschlagen. Die Gänge sind, zumindest nach dem was ich von Euch gehört habe, eng und bieten dadurch keine Möglichkeit Angriffen auszuweichen.
Die, meines erachtens, logische Folge wäre, daß wir je einen Schwergerüsteten an die Spitze und ans Ende des Trupps stellen um die anderen zu schützen.
Je nach dem, wie es dort unten aussieht würde ich für diese eine schwere Rüstung, Turmschild und einen Stoßspeer, für den vorderen, und, für den hinteren, ebenfalls schwere Rüstung, einen, in diesem Fall nicht allzu großen, Schild und Kurzschwert vorschlagen.
So wie es aussieht, wären das wohl Falcon, auch wenn ich ihn noch nicht kenne, und ich, da wir beide einen Schild tragen können.
Damit sollte Angriffen von Vorne oder Hinten der große Schwung genommen werden und die Bogenschützen könnten, wenn auch leicht behindert, aus der Deckung heraus die Angreifer unter Beschuß nehmen.
Persönlich würde ich es vorziehen, an die Spitze gestellt zu werden, da ich unter anderem im Umgang mit diesen Waffen trainiert wurde.
Etwaige Angriffe aus seitlichen Tunneln könntet Ihr, Caewlin, und Morholdrim wohl abwehren.
Ebenfalls...", sein Blick schwenkt zu Raven, "wäre es meinem Wohlbefinden sehr förderlich, wenn Ihr oder Morholdrim, Euch dicht neben oder hinter mir gehen würdet, da ich mich nicht mit diversen Mechanismen Fallen oder ähnlichem gut genug auskenne um sie dort zu erkennen."
Rizac pausiert kurz.
"Wie gesagt, ich bin kein Ortskundiger."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Nov. 2002, 20:30 Uhr
Caewlin verabschiedet Raven und Mottenfänger und drückt die Diebin zum Abschied kurz und fest an sich. "Ich schicke dir keinen Mogbar, ich komme selbst, das weißt du," murmelt er und sieht ihnen nach, als sie durch die Tür in die Nacht hinaus verschwinden. Eine Weile kehrt Schweigen ein, nur Morholdrim spricht leise mit Cal, die ganz bedrückt am Tisch sitzt. Sie sieht todunglücklich aus... Caewlin wirft ihr einen kurzen, fragenden Blick zu und sie schüttelt nur sacht den Kopf. Später...
Dann ergreift Rizac das Wort und Caewlin hört ihn schweigend an, nickt ab und an, doch als der Krieger endet, schüttelt er den Kopf.

"Das wäre ein guter Plan - wenn es in anderem Gelände wäre," antwortet er und atmet hörbar ein, fährt sich müde mit der Linken übers Gesicht.  "Ihr solltet überhaupt keine schwere  Rüstung tragen, zumindest keine Vollrüstung. Armkacheln, falls Ihr Eure Ellenbogen benutzen müsst,  Harnisch, Brünne. Ein Kettenhemd, aber nicht mehr.
Manche der Gänge sind fast schon riesige Hallen mit genügend Bewegungsfreiheit für einen Krieger mit Turmschild und Speer - andere jedoch sind so eng wie ein Rattenloch und die meisten Tunnel sind zwar gut zu begehen, aber nicht hoch genug für einen Krieger mit einem sechs oder acht Fuß langen Speer," er trinkt von seinem Bier, das längst schal geworden ist und schiebt den Krug angewidert von sich.  "Es erwarten uns auch keine Sturmangriffe - eher Säure, torkelnde Untote, die einfach nicht sterben wollen und sich windende Würmer mit Peitschententakeln. Wenn wir auf Wirte treffen, die einen Wurm in sich tragen, so wird das kaum eine Armee schwer gepanzerter Lanzenreiter sein," fährt er mit unfrohem Grinsen fort. " Aber ich stimme Euch zu, wenn Ihr sagt, die Krieger sollten zum Schutz der anderen vorne und hinten postiert werden - Flankenschutz ist in den Tunneln überflüssig, in den größeren Räumen können wir die Seiten immer noch schließen.  " Er stützt das Kinn in die Linke starrt über den Tisch und schnaubt nachdenklich.  "Was sind Eure bevorzugten Waffen, Rizac?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. Nov. 2002, 22:08 Uhr
Calyra hat Ravens Worten zum Abschied schweigend gelauscht, doch das Lächeln der Diebin zaghaft erwidert. Mag sein, daß sie unter fürchterlicher Anspannung steht - aber sieht sie nicht, daß wir alle Angst haben? Mir zumindest dreht sich der Magen um und auch Caewlin hat dunkle Träume...habe ich ihren Blick falsch gedeutet? Sie verabschiedet beide, aber ihre Verwirrung will nicht ganz weichen.
Sie packt die Pergamente zusammen und bringt sie aus der Halle, vorbei an der Treppe nach oben und an geschnitzten Holzsäulen, die die gewölbte Decke in den Ostflügel tragen, wo Bibliothek, Schreibzimmer und ein großer, leergeräumter Raum liegen, in dem Caewlin sie immer noch jeden Morgen geduldig mit dem Schwert üben läßt.
Als sie in die Kaminhalle zurückkehrt, spricht Caewlin eben mit Rizac über die beste Marschordnung in den Tunneln.
"Entschuldigt, wenn ich Euch unterbreche, aber ich gehe nun zu Bett. Es ist weit nach Mitternacht und ich bin müde..." Und ich muss allein sein mit meinen Gedanken.
"Morholdrim, Rizac - wir werden uns sicher bald wiedersehen. Ich beginne gleich Morgen mit dem Abzeichnen der Karten." Sie wünscht allen eine Gute Nacht und eine sichere Heimkehr und verläßt Tisch und Halle.
Die Treppenstufen knarren leise unter ihren Füßen, vertraute Geräusche, die ihr Herz beruhigen. Im ersten Stock riecht es schwach nach Rosen und Sandelholz und in ihrem Schlafgemach ist es dunkel, warm und still. Sie streift ihre Schuhe ab und schält sich aus ihrem Kleid und Untergewand und ihre Gedanken kreisen beständig um alles gehörte und um Raven. Sie ist zu müde um wirklich klare Gedanken zu fassen, aber sie weiß, was sie tun wird. Abschriften anfertigen... In ihrem Inneren ist immer noch ein Nachhall von Klängen und Tönen. Und singen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Nov. 2002, 05:20 Uhr
"Nun, die Höhe der Gänge sollte nicht das Problem sein, eher die Breite..."
Als Calyra sich zur Nachtruhe verabschiedet, wünscht Rizac ihr geruhsame Nacht.
"Es wäre auch zu einfach gewesen...
Nun ja, gerade gegen Säure und unbewegliche Gegner, bietet ein Groß- oder Turmschild guten Schutz. Man kann sich hinter ihm verschanzen und vereinzelte, gut gezielte Angriffe in die Deckung des Gegners schlagen.
Aber wenn einige Gänge zu eng werden und wieder andere zu weit werden..."
Rizac beißt ein Stück vom Brot, daß vor ihm liegt, ab und spült es mit einem Schluck des Bieres hinunter.
"Nun, Vincente gab sich seinerzeit einige Mühe, mir den Gebrauch des Schwertes beizubringen und hat damit wohl einigen Erfolg gehabt."
Auch wenn er anfangs dabei wohl der Verzweiflung nahe gewesen sein muss..., denkt Rizac, während er wieder einmal ein Grinsen unterdrückt.
"Jedenfalls kämpfe ich am liebsten mit einem Schwert, eher die elganten, schlanken Ausführungen, wie man sieh im Süden antrifft, weniger die Ungetüme, die ihr Nordmänner zu bevorzugen scheint, aber ich glaube, ich kann auch mit einigen anderen Waffen umgehen.
Ich werde wohl auf den Weg hinunter, neben meinem Schwert, wohl ein paar Dolche mitnehmen und eventuell eine kleine Armbrust, wahrscheinlich einen kleinen Schnepper.
Was die Rüstung angeht, wird sie wohl aus einem Korazin, also Brust- und Rückenplatte, Kettenzeug für Arme und Oberschenkel, Eisenschienen für die Schienenbeine und einer Armscheine für den linken Unterarm, sowie Panzerhandschuhen bestehen.
Das ist zwar ein relativ umfassender Schutz wird mich langsamer machen, als ich mir wahrscheinlich wünschen werde, aber dafür besitzt diese Kombination den Vorzug recht kompakt zu sein.
Sofern Morholdrims Nachbar alles parat hat oder innerhalb kurzer Zeit herstellen kann..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Nov. 2002, 10:29 Uhr
"Rizac..." Caewlin schüttelt den Kopf, "wenn Ihr Euch mit einem Schild belasten wollt, dann tut es, aber Ihr werdet bald einsehen, daß es Euch nur hindern wird - die Würmer können mit ihren langen Tentakeln hinter die Deckung jeden Schildes schlagen und ihre Säure frißt sich auch durch eisenbeschlagenes Holz. Das nächste ist: wir wissen nicht, wo wir kriechen oder klettern müssen oder wie eng es werden wird," er zuckt mit den Schultern. "Eure Entscheidung."
>Die Ungetüme, die ihr Nordmänner zu bevorzugen scheint...< Rizacs Worte lassen  ihn grimmig lächeln, und er denkt an die sechseinhalb Fuß Drachenstahl, die Cron als Schwert bezeichnet. Wenn er nur hier wäre...aber das ist er nicht. Und Niniane auch nicht, also hör auf  sie her zu wünschen!
Als Rizac seine geplante Ausrüstung aufzählt, nickt er. Gute Wahl...
"Ich brauche Platz für meine... Waffe und ich bin größer als ihr alle - entsprechend ist meine Reichweite. Euer Marschplan in Ehren, aber ich werde nicht inmitten der Gruppe stehen. Wenn Sol, Kizumu und der Magoi mit uns kommen sind wir sogar zehn, nicht nur acht und vielleicht wäre es besser, uns aufzuteilen...wir werden sehen. Wir werden losziehen, sobald die Pläne und die Feuerkugeln fertig sind und während Cal und der Druide zeichnen und Morholdrim seine Essenzen braut, werde ich die anderen zusammentrommeln - wenn Sol nicht das auf Lager hat, was Ihr wünscht, nehmt was Ihr bekommen könnt. Wir können nicht noch wochenlang auf  das Schmieden von Rüstungsteilen warten." Er tauscht einen Blick mit Morholdrim. "Wir müssen ohnehin mit Sol reden. Könnt Ihr Rizac  mit zu dem Schmied nehmen? Dann gehe ich zu Arwen und Falcon und zu Kizumu."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 10. Nov. 2002, 18:25 Uhr
Schweigend, aber aufmerksam folgt er der Diskussion der beiden Krieger. Hier und da setzt der Zwerg zu einer Entgegnung zu Rizacs Vorschlägen an, doch der Nordmann kommt ihm stets zuvor, was Morholdrim aber auch nicht ganz unrecht ist. Hier und da stimmt er Caewlin mit einem Nicken zu.

Zwischendrin wünscht er Calyra eine gute Nacht, als sie sich zurückzieht, und wartet, bis das Wort an ihn gerichtet wird.

"Ja, ich werde Sol über den heutigen Abend informieren und darüber, wann wir voraussichtlich losziehen werden. Ich bringe ihn zum nächsten Treffen mit.
Rizac kann ich gerne gleich zu Sol mitnehmen..." Mit einem raschen Blick durch eines der Fenster fügt er mit zweifelnder Miene hinzu: "Aber ob er um diese Zeit... ansprechbar ist, weiß ich nicht. Es wäre wohl besser, wenn wir morgen zu ihm gehen."

Dann wendet er sich wieder Caewlin zu. "Neun oder zehn Mann...", überlegt er laut. "Ich glaube auch, daß wir uns aufteilen sollten. Einerseitz schwächen wir uns damit zwar ein wenig, andererseits behindern wir uns so nicht gegenseitig in den engen Tunneln - und können an mehreren Stellen gleichzeitig zuschlagen. Ich befürchte nämlich, wenn wir ein Nest zerstören, wissen es sofort alle anderen Würmer... und vielleicht auch die Larven, oder was sie auch immer in den Eiern sind." Ich hoffe, daß es nicht so ist, aber denen traue ich alles zu...

Schließlich wendet er sich nochmal Rizac zu: "Soweit ich weiß, hat Sol eine recht gute Auswahl an unterschiedlichster Ausrüstung. Ich denke schon, daß ihr - wenn vielleicht nicht exakt das Gewünschte - etwas Passendes finden werdet."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 10. Nov. 2002, 18:59 Uhr
"Wir werden sehen, selbst wenn Sol das meiste nicht haben sollte, werde ich mir schon etwas zufriedenstellendes heraussuchen.
Zwerge neigen ja dazu, allesmögliche zu horten, weshalb auch glaube, daß etwas Passendes vorhandensein wird", meint Rizac, während er Morholdrim angrinst.
"Neun oder Zehn Mann... das gäbe uns zwar in weiteren Räumen einen Gewinn an Kampfkraft, aber in engen Gängen ist die Zahl sowieso unwichtig."
Rizac trinkt den letzten Schluck seinen Biers.
"Es ist schon recht spät. Habt dank für das Mahl, Caewlin, ich werde mir wohl an euer Frau ein Beispiel nehmen und mich zur Ruhe legen."
Dann wendet er sich an Morholdrim.
"Ich werde mich dann gleich morgen früh zur Felsenschmiede begeben.
Wünsche Euch noch eine Gute Nacht."
Rizac verlässt darauf das Haus am Seeufer und begibt sich zu seinem Zimmer in der Goldenen Harfe.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. Nov. 2002, 20:33 Uhr
Caewlin nickt Rizac müde zum Abschied zu und fährt sich nachdenklich über das bereits rauhe Kinn. Der Krieger hatte sich überraschend schnell und ruhig verabschiedet, aber die Nacht ist auch schon weit fortgeschritten und alle sind ausgelaugt von all dem Gehörten. Und er würde morgen gleich nach Sonnenaufgang Falcon und Arwen aufsuchen und Pyp mit einer Nachricht zu Kizumu schicken.
"Es wird auch Zeit, das Bewegung in diese Sache kommt," murmelt er. "Ich hoffe, Ihr habt Unrecht mit Eurer Vermutung, die Würmer würden die Zerstörung ihrer Nester bemerken - bevor sie brennen." Er steht auf, ruft nach Dalla und wechselt ein paar leise Worte mit der Mogbarmagd.
"Es ist spät geworden. Für heute sollten wir es dabei bewenden lassen. Es ist alles gesagt, denke ich."
Dalla und ihre Mädchen wuseln herein, räumen ab und auf. Auch Morholdrim nickt und erhebt sich, brummt etwas von "fürchterlich spät geworden" und "viel zu tun" und verabschiedet sich. Pyp begleitet den Zwergen mit einer Laterne bis zum Tor - nicht weil Morholdrim das Licht nötig hätte, sondern um Tor und Manntür für die Nacht zu verschließen und Caewlin geht langsam und sehr nachdenklich ins Schlafgemach hinauf. Calyra liegt zusammengerollt unter den Decken und ihr Haar ist eine Flut von Silber auf den Kissen. Aber sie schläft nicht, sondern sieht ihn an. Er legt seine Kleidung ab und wirft das meiste davon über einen Stuhl neben dem Paravent.
"Du bist noch wach...? Ich dachte, du schläfst längst, du warst so müde."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Nov. 2002, 10:52 Uhr
"Komm zu mir, Caewlin," sie rückt ein Stück nach hinten, um ihm Platz zu machen und schmiegt sich an seine Schulter, als er neben ihr liegt. "Ich habe zu viel Angst, um einzuschlafen, auch wenn ich müde bin," murmelt sie leise.
"Alles was wir gehört haben...sicher sind wir ein gutes Stück weiter gekommen, aber jede neue Erkenntnis wirft auch hundert neue Fragen auf." Sie drückt ihr Gesicht leicht an seinen Hals und spürt sein verborgenes Blut an ihrer Haut pulsieren. "Sicher ist es notwendig zu planen, aber man kann auch alles zerreden, Caewlin. Wir reden so viel, aber getan haben wir noch gar nichts. Können wir nicht einfach etwas tun? Ein jeder von uns - doch gemeinsam? Und dann Raven..." sie starrt durch das dunkle Schlafgemach, wo Schrank, Wäschetruhen und Paravent zu vagen Schemen geworden sind. "Als ich Mottenfaenger fragen wollte, ob er mir bei den Karten helfen könnte, hat sie mich angefunkelt, als wolle ich ihr etwas wegnehmen, Caewlin," erklärt sie tonlos und ihre Stimme ist so leise, daß sie kaum noch zu hören ist. "Raven kann so vieles - warum macht sie sich stets so klein? Ich verstehe das nicht..." Ihre Augen füllen sich ungewollt mit Tränen und sie blinzelt sie rasch fort, ehe Caewlin etwas davon merkt. Wie oft habe ich mir gewünscht nur ein kleines bißchen wie die Diebin sein zu  können?
Caewlin schweigt und hält sie nur fest und es ist weit nach Mitternacht, als sie endlich einschlafen, aneinandergeschmiegt wie junge Hunde im Nest.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 14. Nov. 2002, 00:22 Uhr
Mottenfaenger eilt von den belebteren Strassen in kleine Gassen, die zwar ein leicht unangenehmes Gefühl des eingeengtseins verursachen, ihn jedoch nicht auf jedes halbe Dutzend Schritt unentwegt mit einem Passanten zusammenstossen lassen. Auf von Raven genau beschriebenen Wegen kommt er ausserdem recht schnell voran und erblickt schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit Caewlins und Calyras Anwesen.

Im kühlen Schein der Nachmittagssonne kommt es ihm mit einem Mal sehr viel behaglicher vor, als noch vor kurzen, mitten während eines nächtlichen Herbststurmes.
Ohne weitere Zeit verstreichen zu lassen tritt er wieder einmal durch das Tor, geht den Weg entlang zur Tür, an die er klopft.
Abwartend, ob jemand anwesend ist, lässt er den Blick schweifen und ruft sich Ravens Worte wieder in den Kopf, das, was er Calyra noch ausrichten sollte.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Nov. 2002, 11:01 Uhr
Es ist Dalla, die Mottenfänger einläßt und ihn im sanften, aber atemlosen Mogbargeschnatter eilig begrüßt, hereinbittet und ihm den Umhang abnimmt. Sie weist mit der Hand auf den rechten Flügel des Hauses und bringt Mottenfänger durch einen Gang mit kreuzgewölbter Decke in Bibliothek und Schreibzimmer.
Es sind die einzigen Räume im Haus, die noch unverändert geblieben sind, so wie sie von dem alten Komtur des Ritterordens eingerichtet worden waren, dem Calyra im Frühling das Haus abgekauft hatte.

Die Bibliothek ist ein rechteckiger Raum, der die gesamte Breite des Hausflügels einnimmt, mit vier hohen, bogenförmigen Fenstern an der Längsseite und zwischen diesen Bücherregalen aus waldhonigdunklem, gewachsten Holz. An der Stirnseite des Raumes ist noch ein Fenster, breiter als die anderen, doch ebenso bogenförmig - vor dem ein Tisch mit drei hochlehnigen, gepolsterten Stühlen steht, an der gegenüberliegenden Wand ist ein ummauerter Kamin.

Alles in allem gleicht die Bibliothek eher einer kleineren Kaminhalle - Caewlin hatte ihr erzählt, Thargmer Trollhammer, der Branpriester Stormrlads, hatte im Bücherturm von Burg Sturmende über hundert Bücher angesammelt - im Vergleich dazu nehmen sich die nicht einmal zwanzig dicken, in Leder eingebundenen Exemplare ihres eigenen Hauses eher mager aus. Und sie hatte gehört, im Haus der Bücher in der Stadt gäbe es ganze Säle, vollgestopft mit Büchern aller Formen, Farben, Größen, die in Reihe an Reihe in Regalen stünden, die bis unter die Decke reichten.

Bücher sind selten und kostbar und der greisenhafte Komtur hatte eine schwere Truhe vollgepackt mit schweren Folianten und kleinen, seidengebundenen Büchern, die sein Eigen waren, mitgenommen, als er das Haus geräumt hatte - alle anderen hatte er ihnen überlassen.

Nun sitzt sie seit dem frühen Morgen am Tisch vor dem Fenster, Pergament, Löschsandtiegel, Federn und verschiedenfarbige Tinten vor sich und zeichnet mit Hilfe eines Zeichenholzes die Karten der Kanalisation ab. Zwei Pläne sind vollständig fertig und liegen zum Trocknen  auf den dunkelschimmernden Holzbohlen des Bodens, in den dritten zeichnet sie soeben die "Dicke Betha" ein und überlegt dabei, welcher Weg wohl der beste zu den kleinen Nestern wäre.

Sie ist so vertieft in ihre Arbeit, daß sie nicht hört, als Dalla den Druiden hereinführt, der sich ohnehin leiser als andere bewegt und fährt erschrocken herum, als die Magd sie anspricht. Dann jedoch geht ein Lächeln über ihr Gesicht. "Mottenfänger, wie schön! Ich bin gerade mit zweien fertig." Sie rückt ihm einen Stuhl hin. Ob Raven noch irgendetwas gesagt hat? Der Abend, als Raven sie so angefunkelt hatte, erscheint ihr nun bei Tageslicht seltsam unwirklich und ständig hat sie das Gefühl, sie würde sich nicht richtig erinnern.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 14. Nov. 2002, 15:50 Uhr
Mottenfaenger lässt sich von Dalla, deren scheinbare Hektik ihn bei seinen ersten Besuchen stets aus dem Tritt gebracht hat, den Umhang abnehmen und in das Schreibzimmer führen, wo Calyra schon so beschäftigt mit der Übertragung der Karten beschäftigt ist, dass sie ihn zunächst gar nicht bemerkt.

"S'ljea" begrüsst er sie Sei gegrüßt, nimmt dann neben ihr Platz, schmunzelnd Tintenfass wie Feder aus der Tasche holend, wobei sein Blick auf die aufgereihten Fässchen und Federn fällt
"Hätte ich um diesen Vorrat gewusst, hätte ich selbst ja gar nichts mehr mitbringen müssen" scherzt er, greift dann nach einem leeren Bogen Papiers, rückt eine von Calyras Kopien, die schon getrocknet ist, so zurecht, dass er einen guten Blick darauf hat
Wahrhaftig von meisterlicher Hand... noch besser, als das Original, mit keiner einzigen verwaschenen Linie oder einem Riss...

Anerkennend schaut er zu Calyra hinüber, die noch immer innehält, als grübele sie über etwas nach.
Mag sie am Ende an letzte Nacht denken?... Eigentlich wollte ich noch einen Augenblick warten... Aber wenn es sie ohnehin womöglich beschäftigt...
Darauf legt er die Feder nieder ohne einen einzigen Strich gemacht zu haben, sucht Calyras Blick
"Ich... sollte dir noch etwas mitteilen, dir und Caewlin wohl genauso" beginnt er zögerlich, fährt dann aber ohne Umschweife fort "Raven hat sich gegrämt, weil sie vollkommen ratlos war, was dir solchen Kummer bereitet hat. Sie hatte dergelichen in keinem Falle im Sinn, mit keinem Wort oder Blick wollte sie dich angegriffen wissen"
Ein flüchtiger Schatten an ihre Niedergeschlagenheit huscht  über seine Miene, doch sogleich fährt er fort "Das bat sie ich dir auszurichten, solltet ihr euch nicht mehr sehen, bevor ihr aufbrecht... und die Zeit es ihr nicht erlaubt, noch heute Nachmittag einmal vorbeizukommen.. Verzeih, denn natürlich sind die Karten wichtig, jedoch wollte weder Raven noch ich dies unausgesprochen lassen"
Und nun ist es ausgesprochen geht es Mottenfaenger durch den Kopf, einerseits erleichtert, aber auch auf eine Antwort gespannt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Nov. 2002, 21:01 Uhr
Calyra lauscht dem Druiden mit großen Augen. "Mottenfaenger, sie hat mich nicht... nicht "angegriffen"... nur gerade als ich dich fragen wollte, ob du mir vielleicht bei den Karten helfen würdest, da hat sie mich angesehen und in ihren Augen war ein Funkeln, als ob..." sie senkt ihre Stimme und sieht auf den Bogen Pergament vor ihr hinunter. "Nun ja, als ob sie eifersüchtig wäre. So... als ob... ach ich weiß auch nicht. Raven ist manchmal so seltsam... so... ich weiß nicht wie ich sagen soll. Ich mag sie sehr gerne und ich bin ihr für vieles so dankbar, doch sie selbst..." sie hebt den Blick und sieht Mottenfaenger direkt an. "Warum macht sie sich selbst immer so klein? Sie kann so viele Dinge und weiß so viele Dinge, daß ich mir manchmal neben ihr wie ein dummes Kind vorkomme, und dennoch..." sie zuckt hilflos mit den Schultern, weil sie einfach nicht die richtigen Worte findet. "Dennoch scheint sie selbst von sich überhaupt keine gute Meinung zu haben."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 14. Nov. 2002, 21:46 Uhr
Eifersüchtig?? Schallt es in Mottenfaengers Kopf und er muss sich tatsächlich beherrschen, um zu verhindern, dass diese Verblüffung allzuklar von seinen Zügen zu lesen ist.
Für einige Wimpernschläge weiss Mottenfaenger selbst nicht, wo er hinschauen soll, ist darum froh, Calyra weitererzählen zu hören - nicht aber, dass das, was sie berichtet ihm zur Freude gereicht.
Im Gegenteil... teilweise ist dein Wort so treffend...

Nun ist es an ihm den Blick zu senken, Halt an Calyras Schreibfeder zu suchen, bevor er wieder aufschaut.
"Nunja" beginnt er zögernd mit selten beleger Stimme "ich sehe sie anscheinend nicht so, wie du sie siehst... aber.. glaub mir, wenn ich dir sage, dass der Blick nicht ein solcher der Eifersucht war... Sie sagte mir danach selbst, dass es eine gute Idee sei, wenn ich die karten abzeichne.. mit dir..."
Wieder schweigt er, wobei sich für einen Herzschöag ein Schatten über seine Augen liegt
"Sie mag manchmal seltem erscheinen... doch, " sucht er nach Wörtern "es liegt in ihrer Natur, nicht immer eine gute Meinung von sich zu haben, fürchte ich... Es gibt wenige Diebe aus Überzeugung, das weiss, dazu bin selbst ich genug herumgekommen."
Aufseufzend nimmt er seine eigene Feder in die Hand
"Sie hält viel von euch beiden, das wisst ihr so gut wie ich. Ansonsten würde sie niemals dort hinunter gehen"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 14. Nov. 2002, 22:23 Uhr
Natürlich siehst du sie anders, als ich sie sehe, Mottenfaenger. Aber manchmal sagen gerade Frauen auch genau das Gegenteil von dem, was sie denken. Vor allem in Herzensangelegenheiten... Dennoch atmet sie hörbar auf, als der Druide vehement ihre Sorgen verneint.

"Dann bin ich froh, daß es nicht so ist," lächelt sie und greift wieder nach Zeichenholz und Feder. Dieser verflixte Plan muss fertig werden!
"Aber Mottenfaenger, sie ist doch überhaupt keine Diebin mehr! Ich meine, gut, sie hat die Karten für uns gestohlen, aber das war nun wirklich eine gute Tat für einen guten Zweck. Sie raubt keine Leute mehr aus und bricht nirgends mehr ein... Sie kann reiten und kämpfen, Bogenschießen - sogar Bögen herstellen! Sie verdient ihr Geld mit ehrlicher Arbeit und sie hat bestimmt hunderte verborgene Talente." Ihre Stimme wird leiser, fast nur noch ein Flüstern.
"Sie hat Blaeran den Garaus gemacht und Caewlin dort unten gerettet, denn ohne sie wäre er tot. Sie hat allen Grund auf sich stolz zu sein!" Erklärt sie mit großer Bestimmtheit in der Stimme und ihre Feder kratzt mit eifrigem Schwung über das Pergament. Dann hält sie inne, sieht den Druiden an. "Uns liegt ebenso viel an ihr, Mottenfaenger."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 14. Nov. 2002, 22:40 Uhr
Mottenfaenger nickt ob Calyras Aufatmen, schüttelt dann jedoch leicht den Kopf, ihr Lächeln nichtsdestotrotz erwidern
"Sie wäre nicht die Raven, die wir kennen, wenn nichts von einer Diebin in ihr steckte... auch wenn sie sich nun müht weder zu stehlen noch einzubrechen"

Nun glitzert etwas in seinen Augen, bevor er fortfährt "Selbstverständlich hat sie Grund auf sich Stolz zu sein. Aber so viel von dem, was wir ihr verdanken hat sie überhaupt erst zustande bringen können, weil sie eine Diebin war... Stets wird sie daran erinnert - und die Freude über solche Taten wird schal..."
Er greift selbst nach einem Zeichenholz und seiner Feder, um die ersten Linien auf den leeren Bogen zu zeichnen.
Schließlich hält er noch einmal inne, blickt warm zu Calyra herüber
"Ich weiss, dass euch ebenso viel an ihr liegt" Und du wirst dir vorstellen können, wieviel mir an ihr liegt...
Den Gedanken wegwischend widmet er sich darauf vorerst wieder der Karte, wobei er geradezu akribisch aufpassen muss, nicht auf die Namen selbst zu achten, sonder lediglich auf die Buchstaben an sich, um nicht zusätzlich zum Gewirr an Tunneln und Gängen abgelenkt zu werden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Nov. 2002, 09:34 Uhr
Eine Weile schweigen beide, beugen sich über ihre Pläne und zeichnen. Mottenfaenger legt  den groben Tunnelverlauf auf seinem Pergament fest und macht sich dann an die  Ausarbeitung und Calyra zeichnet die "Dicke Betha" und die anderen alten  Katakombengänge fertig ein, bis sie nur noch die Schächte und Treppen eintragen muss,  um den Plan zu vervollständigen.

"Ich weiß gut..." meint sie schließlich mitten in das Schweigen gemeinsamer Arbeit hinein.  "Ich weiß gut, wie es ist, ständig an eine verhaßte Vergangenheit erinnert zu werden. Aber  davon darf man sich nicht hinunterziehen lassen, Mottenfaenger. Und so verachtenswert uns  unsere Vergangenheit auch erscheinen mag...ohne sie hätten wir bestimmte Fähigkeiten  nicht. Raven nicht ihre Geschicklichkeit und ich nicht meine Stimme..." sie spricht so leise,  daß der Druide sich vorbeugen muss, um sie zu verstehen. Offensichtlich fällt es ihr schwer,  darüber überhaupt zu sprechen und sie richtet ihre Worte auch vornehmlich an das  Tintenfaß. "Wir sollten einfach nur froh sein, daß das uns verhaßte vorüber ist, und uns nicht grämen, daß wir es erleben mußten...sonst kommen wir doch nie darüber hinweg, oder?" Sie streut Löschsand auf die letzten Einzeichnungen ihres Plans und wartet, bis die Tinte abgetrocknet ist. Dann schüttelt sie ihn vorsichtig herunter und legt den großen Pergamentbogen zu den anderen auf den Boden.

Der restliche Nachmittag vergeht in gemeinsamem Zeichnen, gelegentlichen Gesprächen und einem leichten Abendmahl mit heißem Tee und belegten Broten, als es dämmert. Die Nacht bricht herein und trotz unzähliger Kerzen in Wandhaltern und Kandelabern auf dem Tisch, die die Mägde entzünden, wird das Licht zu schlecht um noch weiterzumachen. Seufzend legt Calyra ihren Federkiel weg und auch Mottenfaenger beendet seine Zeichnerei.
Sie blickt auf die sechs großen Bögen, die auf dem Boden zum Trocknen ausliegen. "Wir waren fleißig, Mottenfaenger," lächelt sie und will noch etwas hinzufügen, doch sie wird unterbrochen von drei langen, dumpfen Hornsignalen irgendwo über der Stadt und erstarrt. "Was war das? Sind das die Wächter auf den Mauern oder ist eine Herbstjagd?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 15. Nov. 2002, 16:00 Uhr
Mottenfaenger hält abrupt inne und kann gerade noch verhindern, dass unschöner grüner Fleck die 'Süsse Zey' verunstaltet, als Calyra wieder zu sprechen beginnt, so leise, dass er ein Stück näher an sie heranrücken muss.
Aufmerksam lauscht er ihr, sie stets mit einem sanftem doch verschlossenem Blick anschauend, der versucht zu erkennen was in ihr vorgeht, doch gleichzeitig bemüht ist nicht zuviel von sich preiszugeben.
Schließlich nickt Mottenfaenger lediglich, zu einem beinahe geflüsterten "Du hast recht, sonst kommt niemand ja darüber hinweg... aber ich denke, du weisst, dass dies nicht stets einfach ist... und Zeit erfordert... und keine Würmer, die drohen, alles was man lieb gewonnen hat zu vernichten..."
Das Rieseln des Löschsands auf Papier und später Tisch erscheint ihm laut, rauh, grob, doch erinnert es gleichzeitig an die Aufgabe, die sie zu erfüllen haben.

Gleichsam widmet er sich daraufhin nach einem lächelnden Blick in Calyras Richtung von neuen der süssen Zey.
Als sie schließlich die Federn aus den Händen legen, kommt es Mottenfaenger vor, als seien die Finger seiner rechten wund und steif, und es hätte nur einen weitern Strich gebraucht, um sie vollends zu ruinieren. Ich glaube, soviel habe ich noch nie an einem Stück geschrieben meint er, auf die Karten schauend, weswegen er Calyra froh zunickt.

Da ertönen plötzlich drei lange Hornstöße über der Stadt, die für einen Augenblick die Karten vergessen machen.
Eine Zeitlang scheint er angestrengt nachzugrübeln, dann zeichnet sich eine Erleichterung auf seinen Zügen ab
"Es ist die jährliche Herbstkarawane aus... Torhof, wenn ich mich recht entsinne. Stets die letzte Karawane im Jahr... manchmal überwintern sie sogar in der Stadt." Hörbar seufzend fährt er fort "Man mag nun alles mögliche erstehen am Platz der Händler... wenn man sich denn durch die völlig überfüllten Strassen in der Nähe quetschen mag..."
Im Moment scheint ehrlich betrübt zu sein von der Ankunft der Karawane, doch dann kommt ihm in den Sinn, dass weder Calyra noch Caewlin - und die meisten anderen Personen überhaupt - eine solche Abneigung gegen Märkte haben, wie er selbst, worauf er sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.
"Du wirst wohl alles finden, was du suchst auf dem Platz der Händler"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Nov. 2002, 21:04 Uhr
In Calyras Augen schleicht sich ein leises Funkeln. "Eine Karawane..." seufzt sie. "Als ich klein war, gingen manchmal welche unseres Ordens ins Winterdorf hinunter - ein winziger Marktflecken in einem vergessenen Tal, doch die Märkte dort waren das schönste, was ich als Kind kannte." Sie erinnert sich an lachende Kinder, mit denen sie nie spielen hatte dürfen, aber allein ihnen zuzusehen hatte sie schon glücklich gemacht. Und an die Bauersfrauen, die manches Mal ein Zimthörnchen für sie übrig gehabt hatten...Einmal hatte sie es so schnell hinunterschlingen müssen, daß ihr übel davon geworden war, sonst hätte ihr Mutter sie dabei erwischt, wie sie mit "Fremden" gesprochen und auch noch etwas von ihnen angenommen hatte. Sie hatte nicht oft mit ins Winterdorf gehen dürfen, nur wenn sie so getan hatte, als interessiere das alles sie überhaupt nicht und als wäre es eine Strafe, die Hallen der Harfe verlassen zu müssen....
Rasch schüttelt sie den Kopf, um die ungewollten Erinnerungen zu vertreiben und dreht sich zu Mottenfaenger um. "Hören wir auf für heute. Es ist ohnehin spät geworden und Caewlin wird bald zurückkehren. Wir sehen auch sowieso nicht mehr genug..."
Sie wartet, bis der Druide seine Tinte und seine Federkiele eingepackt hat und verläßt gemeinsam mit ihm die Bibliothek.
"Eine Karawane aus Torhof. Wo liegt das? In unserer Bibliothek ist ein Buch mit vielen Karten und Straßen... aber ich habe noch nie wirklich Zeit gefunden, es mir genau anzusehen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 15. Nov. 2002, 22:44 Uhr
"Es erstaunt mich immer wieder, wie es jemandem Freude bereiten kann, sich in solches Menschengetümel zu stürzen" meint Mottenfaenger ehrlich, ohne irgendetwas bewerten zu wollen.
"Ich war nur einige Male auf grösseren Märkten, wenn es notgedrunden nicht anders ging..."
An den hohen Fenstern vorbei, durch die mittlerweile verschwommen einige Sterne sichtbar werden, erreichn sie bald den Saal, in dem sie einige Abende zuvor Rat gehalten haben.

"Die grosse Handelsstrasse nach Norden hinauf, an der südlichen Grenze Arduns, dort liegt Torhof... Wenn ich mich recht entsinne, sollen dort vielerlei Strassen zusammenlaufen... deshalb die Grösse der Karawane..." antwortet Mottenfaenger, doch ist ihm anzumerken, dass er die Information zwar bereitwillig gibt, ihn das Gesagte aber im grunde nicht sehr interessiert oder gar nahegeht. Es sind Handelsbeziehungen, Geldbeträge, die Mottenfaenger sich kaum vorzustellen vermag sind dort auf Karren und Ochsen gepackt - alles in allem Dinge, von denen er weiss, dass er dort nie eine Rolle spielen wird und das auch gar nicht will.
"Ich werde noch warten, wenn du nichts dagegen hast.  Wie gesagt, wollte Raven vielleicht noch vorbeischauen... Womöglich sogar mit neuen Informationen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. Nov. 2002, 23:27 Uhr
Caewlin ist mit der Nacht nach Hause zurückgekehrt, hat den Grauen in den Stall hinaufgebracht und betritt das Haus durch den Küchengarten und die Hintertür. Die dicke Köchin und ihre Mägde räumen geräuschvoll in einer der Speisekammern herum, also nimmt er sich selbst, was vom Mittagmahl noch übrig ist - kaltes Zitronenhühnchen, Fladenbrot und gebratene Auberginen mit Schafskäse - und balanciert es  - einmal mehr über seine fehlende Rechte fluchend - zum Tisch hinüber.
Er läßt sich Zeit mit Essen und denkt über die vergangenen Stunden nach, aber vor allem beschäftigt ihn die Karawane. Als er die Hörner auf den Mauern gehört hatte, war sein erster Gedanke gewesen: >die Stadt wird angegriffen!<, aber sein Irrtum hatte sich schnell aufgeklärt. Es sind mit Sicherheit Pelzhändler aus Sturmende in dieser Karawane, wahrscheinlich der alte Robbenfang und Daghar von Nordwacht. Und sie haben die Sachen für mich bei sich, die Asha mir schicken wollte... Im Sommer schon hatte seine starrsinnige Schwester ihm einen Raben mit einer Botschaft gesandt und ihm angekündigt, einen Wagen mit der Karawane nach Süden zu schicken. Wurde auch Zeit, daß sie ankommen, er schnaubt mit grimmigem Lächeln in sich hinein. Kaum hat er sein Nachtmahl beendet, hört er in der Kaminhalle Mottenfaengers Stimme. Cal wollte mit dem Spaßmacher Karten zeichnen - anscheinend haben sie aufgehört... Er steht auf und geht in die Halle hinüber, wo er gerade noch Mottenfaengers letzte Worte hört.
"Natürlich kannst du hier auf Raven warten, was für eine Frage," grinst er und zieht Calyra in seinen Arm und drückt sie so fest an sich, wie er es wagt, ohne befürchten zu müssen, ihr wehzutun - und es ihr hochschwangerer Leib zuläßt. Ihre feinen Knochen unter seinen Fingern und den zarten Wildrosenduft ihrer Haare in der Nase wendet er sich wieder an den Druiden, erzählt von der Karawane und dem, was auf den Straßen los ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 16. Nov. 2002, 00:01 Uhr
Nach dem ohrenbetäubenden Krach draußen beim Platz der Händler tut die Stille der abendlichen Straßen wohl und während Raven langsam quer durch die Stadt schlendert, hat sie ein wenig Zeit, die Gedanken baumeln zu lassen. Stelze trottet gemütlich voraus, schnüffelt an den Häuserecken und säuft aus den Pfützen, die der Wind noch nicht weggetrocknet hat, bis ihm das Wasser aus dem grauen Schnauzbart tropft. Es gibt so vieles, worüber Raven nachdenken muß, angefangen von Borgils verlockendem Angebot bis hin zu all dem Tratsch, den sie in der Harfe erfahren hat, auch über die seltsamen Baumfrüchte, die ihnen vielleicht helfen werden, über Nevermore und die kleine Aelinor, und über den Kanal natürlich. Die Weg ist eigentlich viel zu kurz und ehe sie sich versieht, steht sie schon vor der wuchtigen Holztür des Seeanwesens. Durch die Fensterscheiben dringt warmer Lichtschein nach draußen und nach einem Moment des Zögerns klopft sie schließlich mit dem schweren Bronzering gegen das dunkle Holz.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Nov. 2002, 00:11 Uhr
Calyra schmiegt sich in Caelwins Arme und füllt ihre Nase mit seinem Geruch.  Sie legt den Kopf an seine Brust und den Arm um seine Hüfte und lauscht lächelnd seinen Worten.
"Von der Karawane wissen wir schon, wir haben die Hörner gehört..." meint sie versonnen und lächelt zu ihm hinauf.
"Es ist jene, von der du mir erzählt hast, nicht wahr? Woher wußtest du davon, Wochen bevor sie hier ankam?"  Sie muss ihren Kopf weit in den Nacken legen, um sein Gesicht sehen zu können, doch dann erinnert sie sich an Mottenfaengers Anwesenheit und daß Raven wohl noch vorbeikommen würde. Diesmal vergesse ich es nicht wieder, wie die ganzen letzten Male, wo Raven und Mottenfaenger zu Besuch waren und jedesmal mit leeren Händen wieder nach Hause gingen! Sie befreit sich aus Caewlins Armen und eilt in die Küche, wo sie den Mägden aufträgt,  den Korb für Raven und den Druiden herzurichten und Tee aufzubrühen. Dalla, die eben aus einer der Speisekammern kommt, nickt: Sie weiß, was ihre Herrin wünscht und beginnt sogleich, einen großen Schließkorb mit allerlei Räucherwaren, luftgetrocknetem Schinken, eingelegtem Gemüse, Würsten und geräucherter Gänsebrust zu füllen.
Calyra kehrt in die Kaminhalle zurück, hinter sich eine Magd mit einem Tablett Teeschälchen, und einer Kanne heißen Rotrindentees, Rum und Honig.  Das Mogbarmädchen stellt alles auf der langen Tafel ab, schürt das Feuer nach und verschwindet schnatternd wieder in der Küche, während Calyra in Caewlins Arm zurückkehrt.  Er war den ganzen Tag fort und sie sucht seine Nähe.
Als es klopft, geht ein Lächeln über ihr Gesicht und über das von Mottenfaenger und Caewlin ebenso.
"Das ist Raven. Da mußtest du nicht lange warten, Mottenfaenger, aber ich hoffe, ihr trinkt noch einen Tee mit uns."
Sie geht zur Tür und läßt die Diebin ein. "Brrrr...das ist kalt, schnell. Komm herein. Die anderen sind am Kamin, wir haben gerade Tee aufgebrüht."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 16. Nov. 2002, 00:12 Uhr
Mottenfaenger grüsst Caewlin überrascht aber herzlich, nickt dann zu seinen Erläuterungen.
So war es all die Jahre, soweit ich mich erinnern kann und so wird es wohl auch immer sein... Lass eine Karawane kommen und die Strassen summen wie ein Bienenstock, selbst im tiefen Herbst... denkt er, wobei ein Schmunzeln den Weg auf seine Lippen findet.

Nach einem Blick durch ein Fenster hinaus in die Dunkelheit denkt er einige Moment nach
"Wenn sie nicht bald erscheint, wird sie wohl gleich zum Baumhaus zurückgekehrt sein... Schade, denn vielleicht hätte sie neues..." Gerade will er auf die Borgils Nachricht zu sprechen kommen, da schneidet ein dumpfes Klopfen an der Tür das Wort ab, und keinen Augenblick später wird ihm bewusst, wer dort draussen wartet.
Raven.. was für ein Glück ist es ihm deutlich anzusehen.
Ein Schwall kalter Luft kommt mit ihr herein, doch dann hebt sich ihre Gestalt deutlich von der schwarzen Nacht ab.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 16. Nov. 2002, 00:49 Uhr
Als Calyra die Tür öffnet und sie in Empfang nimmt, forscht Raven einen bangen Moment lang im Gesicht der Bardin, doch dort ist nichts weiter zu sehen als ein herzliches Lächeln und ihr fällt beinahe ein Felsbrocken vom Herzen vor Erleichterung. Mehr als ein Hallo und ein Zurücklächeln schafft Raven aber gar nicht, denn noch bevor sie den Mund aufmachen und nach Mottenfaenger fragen kann, zerrt Calyra sie schon durch die Tür ins warme Innere der Halle. Auch Caewlin ist da und wird begrüßt und Raven stellt anhand seiner stoppelbärtigen Wange, die sich kurz an ihre drückt, grinsend fest, daß er auch schon mal besser rasiert war.

Die Freude über ein Wiedersehen ist wie immer groß, aber als ihr Mottenfaenger entgegenkommt, sind Krieger und Bardin kurzzeitig vergessen. "S'ljea", strahlt sie und umarmt ihn. "Ich komme gerade vom Platz der Händler ... eine Karawane ist dort eingetroffen, vielleicht habt ihr schon davon gehört", erzählt sie mit leuchtenden Augen. "Wie weit seid ihr denn mit den Karten gekommen? Ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht beim arbeiten unterbrochen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Nov. 2002, 01:03 Uhr
Caewlin drückt Raven kurz an sich und geht dann mit Calyra an den Kamin hinüber, läßt sich in seinen Sessel fallen und schnürt die Stiefel auf, während Cal dampfenden Tee in kleine Schälchen aus zartgrünem Porzellan gießt. Der Feuerschein zaubert Kupfer in ihr silbernes Haar.
"Setzt euch, trinkt einen Tee mit uns. Von der Karawane haben sie schon gehört, die Hörner auf den Stadmauern waren laut genug," erwidert er. Dann berichtet er kurz von den Besuchen, die er heute erledigt hat und greift über die Lehne seines Stuhls nach Calyras Hand, die neben ihm sitzt. Ihre Finger verschränken sich ineinander, während er spricht. "Du warst am Platz der Händler, Raven? Sind Normander bei der Karawane?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 16. Nov. 2002, 01:32 Uhr
"S'ljea" erwidert Mottenfaenger Ravens Umarmung
"Ja, caewlin hat Recht, wir habe davon gehört,... eine Karawane, die die Strassen verstopft und Lärm macht" erläutert er mit einem scherzhaften Glitzern in den Augen, fährt dann - genauso an Caewlin gerichtet - fort.
"Wir sind gut voran gekommen mit den Karten... nur konnten wir nun kaum noch etwas erkennen, deshalb warteten wir auf euch.."

Gespannt lauscht Mottenfaenger Caewlins Tagesbericht Es scheint, als wären wir heute alle beschäftigt gewesen..
Gleich nach Caewlins Frage wendet auch er sich an Raven, denn zu fragen, was Borgil nun mit der Nachricht bezwecken wollte, brennt ihm nun schon auf der Zunge seitdem sie das Haus betreten hat.
"Und wie ist es dir in der Harfe ergangen? Hast du Borgil angetroffen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 16. Nov. 2002, 11:44 Uhr
Auch Raven hört sich an, was Caewlin zu berichten hat und lauscht seinen Erzählungen von den Besuchen bei Falcon und Kizumu, wobei ihr Blick immer wieder zu Calyra abschweift. Sie weiß immer noch nicht, worüber sich die Bardin so gegrämt hat, doch Mottenfaenger scheint mit ihr gesprochen und ihre Sorgen zerstreut zu haben. Nach Caewlins Bericht sind nun wirklich alle Beteiligten informiert und warten nur noch auf das Zeichen zum Beginn der Jagd. Raven beschleicht ein ungutes Gefühl - gerade jetzt, wo sie so kurz vor dem Aufbruch stehen, quillt die Stadt regelrecht über vor fremden Reisenden und die Gasthäuser sind bis auf den Letzten Platz belegt. Doch die Ankunft der Karawane bringt auch ein wenig Abwechslung in den grauen Alltag der Stadtbevölkerung. Raven greift vorsichtig nach der zerbrechlich aussehenden Tasse mit heißem, süßem Tee und nickt auf Caewlins Frage nach den Normandern.

"Ja, es sind Nordmänner dabei, sogar sehr viele", erzählt sie. "Ihre Wappen waren nicht zu übersehen. Bernstein- und Pelzhändler vor allem und einige führen ganze Rudel von diesen Normander Bluthunden mit sich. Wenn ich es richtig einschätzen kann, so kommt wohl der Großteil der Reisenden und Händler aus dem Norden, auch aus Ardun und Immerfrost. Und was sie an Waren mitbringen und anzubieten haben", seufzt sie, "ich kann es kaum beschreiben, das müßt ihr euch selbst ansehen. Feinsten Schmuck und allerbeste Waffen aus Schwarzstahl und Wahrsilber, Linnen und kostbare Stoffe, silberne Spieluhren und Spiegel und ... ach, alles, was man sich überhaupt vorstellen kann, es ist einfach unglaublich und die Nyzemia platzt aus allen Nähten, so ein Gewimmel herrscht dort." Zu Mottenfaenger gewandt meint sie lächelnd: "Du hast schon recht, wenn du einen großen Bogen um dieses Gedrängel machst. Man muß schon fast lebensmüde sein, wenn man sich freiwillig dort in die Menge stürzt."

Seine anschließende Frage bringt sie allerdings wieder auf den Besuch bei Borgil und sie runzelt einen flüchtigen Moment lang die Stirn und blickt zu Caewlin und Calyra hinüber. Es ist ihr fast ein wenig peinlich vom Grund des Besuchs zu erzählen und sie so von ihren Geldsorgen wissen zu lassen. "Mit Niniane ist wohl alles in Ordnung, zumindest hatte Borgil keine schlechten Nachrichten zu berichten", erklärt sie und senkt dann ein wenig die Stimme. "Er will mir eine Stelle bei der Stadtwache besorgen, aber ich weiß nicht recht ob ich sie annehmen kann", raunt sie Mottenfaenger zu. "Lass uns später zuhause darüber reden." Nach einigen Schlucken von dem wohltuenden Tee, den Calyra zubereitet hat, erzählt Raven noch ein wenig über den neuesten Tratsch, der in der Stadt kursiert und den ihr Borgil bereitwillig zugetragen hat - von Morganas Rückkehr und dem seltsamen Krieger namens Guthwulf, der offensichtlich sein Gedächtnis verloren hat, von Reeds Verschwinden und auch von den sonderbaren Elben, die sie in der Gaststube gesehen hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. Nov. 2002, 17:00 Uhr
"Das ist Skaldir Scharfnase," grinst Caewlin mit glitzernden Augen, als Raven von den Bluthunden spricht, "also sind Wägen aus Sturmende dabei!" Schwesterherz, du bist sturer als ein Eisblock, aber auf dich ist verlaß! "Am besten wir gehen gleich Morgen auf den Platz der Händler, was meinst du? Es werden einige da sein, die dich kennenlernen wollen."  Er drückt leicht Calyras Hand in seiner und tauscht einen langen Blick mit ihr, während Raven leise mit Mottenfänger spricht. Im Gegensatz zu dem Spaßmacher mochten sowohl er als auch Cal die Lebendigkeit und das quirrlige Leben auf einem großen Markt... und diesmal würde der Platz der Händler nach Heimat riechen. Es waren Nordmänner unter den Händlern, die er schon sein ganzes Leben lang kennt und sie würden Nachrichten, Briefe, Neuigkeiten von Zuhause bringen.

Zu hören, daß es Niniane gut geht, läßt ihn leise lächeln, dann läßt er Cals Hand los und greift nach seiner Teeschale. Der rötliche Tee von den Sommerinseln ist heiß und schmeckt auch ohne Honig leicht süßlich nach Zimt und Karamel. Raven berichtet von den neuesten Gerüchten und Morganas Wiederkehr, was Caewlin erleichtert aufatmen läßt. Den Göttern sei Dank, war die Heilfrowe wieder in der Stadt! Sein Sohn sollte bald zur Welt kommen und Cal in den Händen einer guten Hebamme zu wissen, ist die erste wirklich gute Nachricht seit langem. Calyra neben ihm ist eher blaß um die Nase, doch auch sie wirkt erleichtert.
Bei der Erwähnung des Namens Guthwulf jedoch hebt sich seine linke Braue ein winziges Stück. In Normand und seinen Lehen war Guthwulf ein gebräuchlicher Name - sehr wahrscheinlich, daß der Fremde aus dem Norden kam.  

Den Rest, den Raven zu berichten hat, ist weniger erfreulich. Caewlin erinnert sich an Reed noch von einigen Besuchen an Ninianes Baum, als der Gaukler mit seiner kleinen Familie noch bei der Waldläuferin gelebt hatte. Sie hatten kaum mehr als zehn Worte miteinander gewechselt - dennoch war er ein Freund Ninianes gewesen.  "Reed verschwunden? Seit dem ganzen Sommer schon? Das letzte mal habe ich ihn am Sommerfest gesehen... er und Nevermore und die Kleine haben die Leute unterhalten..." sein Blick schweift ab. "Wenn der Gaukler schon seit Wochen im Wald verschollen ist, ist er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tot."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 16. Nov. 2002, 19:25 Uhr
Mottenfaenger schmunzelt bei Ravens Worten über den Markt, ist dann aber nicht schlecht überrascht, als sie berichtet, was Borgil nun so dringlich von ihr wollte.
Eine Arbeit also... als Bogenmacherin Eine Weile schwirrt der Gedanke samt etwaigen Auswirkungen durch seinen Kopf, bevor Mottenfaenger Raven mit einem verstehenden Blick deutlich macht, dass auch er dies nun nicht ausbreiten wird, worauf seine Hand warm die ihre umschließt
"Du hast Recht, lass uns zu Hause darüber reden..."

Die Rückkehr Morganas erfreut ihn herzlich, umso weniger jedoch die Nachricht des jungen Reed, der angeblich im Wald verschollen sei. Mottenfaenger hatte ihn nur einmal kurz gesehen, damals, als sie ihren ersten grossen Rat an Ninianes Baum gehalten hatten, doch kann er nicht recht an ein 'Im Wald verschollen' glauben.
Angestrengt grübelt er, fügt Zeichen, die ihm das Larisgrün gegeben hat neu zusammen, verwirft alte - ohne zu einem Schluss zu kommen.
Habe ich etwas übersehen? Ich bin für das Larisgrün verantwortlich... aber vermag keinen Hinweis zu finden. Und vor allem in letzter Zeit hatte ich häufig anderes zu tun.. kommt es ihm mit einem schalen Beigeschmack in den Sinn.
"Ich selbst kann mir kaum einen Tod im Wald vorstellen... zumindest konnte ich seit dem Sommer kein Zeichen entdecken, dass für ein solches Ereignis ganz in unserer Nähe spricht. Und dennoch.. der Herbst ist früh kalt für jemanden, der ein Leben in der Wildnis nicht gewohnt ist." Ein Schatten legt sich bei diesen Worten für einen Wimpernschlag über seinen Blick, dann greift seine Hand nach einer Tasse des duftenden Tees.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. Nov. 2002, 22:45 Uhr
Wägen aus Sturmende...Händler, die Caewlin kannte. Menschen, Männer, Kaufleute, die ihn kennen, die zum Norden und zu ihm gehören... seine Gefolgsleute, genaugenommen. Der Gedanke läßt sie blaß werden und ein mulmiges Gefühl breitet sich in ihrer Magengrube aus. Er würde sie alle kennen und sie ihn, nur sie kennt niemanden. Sie würde fremd sein und abseits stehen wie stets.

Die Nachrichten von Morgana und Niniane bringen ein zaghaftes Lächeln auf ihr Gesicht zurück, doch Morganas Name bringt auch den Gedanken an die Geburt zurück. Obwohl sie wirklich erleichtert ist, die Heilerin in der Nähe zu wissen, ängstigt sie das Bevorstehende doch und zwar mehr, als sie sich manchmal eingestehen will. Andere Frauen  in meinem Alter haben schon Kinder, sogar schon große Kinder. Aber sie hatten Mütter, die sie lehrten und andere Frauen, mit denen sie sich austauschen konnten. Ich weiß gar nichts, nicht einmal, was mich erwartet oder was ich zu tun habe...

Sie lauscht Mottenfaenger und Caewlin, die über den Verbleib von Reed sprechen und denkt an Nevermore, die sie nur als fröhliche, rothaarige Frau kennt. Sie war so lebendig, daran erinnere ich mich. Sie hat oft gelacht. Sie ist die Mutter des anderen Kindes... unangenehmt wird sie an die stilisierte schwarze Schlange erinnert, die sich ihren rechten Arm hinaufwindet und früher die Drachentättowierung angeblickt hat...den Drachen, den nun Ierás trägt.Wieder fragt sie sich, ob sie die Schlange auf ähnliche Weise an das kleine Mädchen abgeben würde, wenn sie je auf das Kind träfe...

Du grübelst zu viel. Im Augenblick jedenfalls hast du andere Sorgen. Pläne, Pergament und Tunnel... Sie lehnt sich über die Stuhllehnen hinweg an Caewlins Schulter - ihre Sessel stehen so dicht nebeneinander, daß sich das Holz berührt - und schließt die Augen.
Durch den glatten Wollstoff des Surcots kann sie die feinen Kettenhemdringe spüren und die verläßliche Stärke, die von seinem großen Körper ausgeht. Wenn diese Würmer erledigt sind, kommt für uns alle eine Zeit der Ruhe. Sie legt die Hand auf ihren Bauch und lächelt, weil ihr Sohn Schluckauf hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 17. Nov. 2002, 02:22 Uhr
"Niemand weiß, was mit Reed geschehen ist", erwidert Raven tonlos. "Auch Borgil nicht. Vielleicht ist ihm etwas zugestoßen, vielleicht ist er auch nur einfach weitergezogen, wer weiß. Das einzig Gewisse ist, daß er seit Monaten spurlos verschwunden ist und Nevermore nun mit Aelinor allein in der Harfe sitzt. Borgil sagt, daß es ihr sehr schlecht geht. Ich habe Hilfe angeboten und ihn ausrichten lassen, daß sie gern hinaus zum Baum kommen kann, wann immer sie mag, obwohl wir wahrscheinlich auch nicht viel tun können. Und erst müssen wir wohl auch diese leidige Aufgabe im Kanal erledigen..."

Gleichgültig, worüber sie in diesen Tagen reden, immer wieder landen sie bei diesem einen Thema, das die Gemüter und Gedanken beschäftigt und zumeist nicht auf sehr angenehme Art. Doch wenigstens etwas positives hat Raven zu berichten und nach einem fragenden Blick auf Mottenfaenger erzählt sie von den seltsamen Früchten des Baumes, die mit ihren Ranken und ihrem undurchdringlichen Flechtwerk binnen Sekunden einen Tunnel verschließen könnten. "Vielleicht wird es uns etwas helfen," meint sie hoffnungsvoll, "ich werde jedenfalls so viele mitnehmen, wie wir haben. Wie weit sind denn die Vorbereitungen überhaupt, mittlerweile müssten doch alle Beteiligten informiert sein, oder?" Langsam hat sie das Gefühl auf einem Pulverfass zu sitzen und am liebsten wäre es ihr, sie hätten das alles schon hinter sich.

Doch die unangenehmen Gedanken treten eine Weile in den Hintergrund, als das Gespräch wieder zum Markt und der Karawane zurückkehrt. Calyra und der Krieger scheinen schon ganz versessen darauf zu sein, sich alles anzuschauen und Caewlin hofft offensichtlich, dort bekannte Gesichter unter den Nordmännern wiederzusehen. Ihr selbst hat der heutige Besuch in dem Gedrängel vorerst gereicht und sie verspürt eigentlich kein Bedürfnis, recht bald wieder dorthin zurückzukehren. Aber da sie die beiden nicht aufhalten will und auch Mottenfaenger ein wenig müde von der ganzen Zeichnerei aussieht, trinkt sie den Tee aus und erhebt sich, nachdem sie sich mit ihm durch einige Blicke verständigt hat. "Es wird wohl Zeit zu gehen", seufzt sie. "Habt Dank für den Tee und eure Gastfreundschaft."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 17. Nov. 2002, 16:07 Uhr
"Natürlich weiß niemand, was mit Reed geschehen ist," erwidert Caewlin beinahe sanft. "Aber der Gaukler hat seine Familie geliebt, ich glaube nicht, daß er einfach weitergezogen ist..."
Ich hoffe, sie können Nevermore helfen. Und wenn ich irgendetwas tun kann, dann tue ich es, sei es auch nur um Ninianes Willen... Die leidige Kanalgeschichte.... ja genau, das ist es: eine leidige Geschichte.

Als Raven von den seltsamen Baumfrüchten erzählt, hört er interessiert zu und stellt immer wieder Zwischenfragen - Zauberkunde ist ihm fremd und nicht seine Welt. Und Druidenmagie ist noch mehr... Unheimlich... was dieser Spaßmacher kann ist unheimlich. Aber gut für uns alle, daß er es kann!
Er lächelt Mottenfaenger grimmig-zufrieden an, läßt sich die Früchte beschreiben, wie man sie werfen muss und stellt zahllose Fragen nach der Art der Pflanzen, wie schnell sie wachsen und wie dicht ihr Wuchs wohl sein würde.

"Das kann uns in den Tunneln das Leben retten," meint er schließlich und eine Art leicht unbehaglicher Anerkennung klingt in seiner Stimme mit. "Und wenn es uns nur ein wenig Zeit verschafft..."
Raven und der Druide leeren ihre Teeschalen und machen sich Aufbruchbereit. Calyra und auch er selbst bringen sie durch die Halle zur Tür und eine Weile reden sie noch im Stehen weiter.

"Ja, die anderen wissen alle bescheid. Sol kenne ich immer noch nicht, aber Morholdrim wollte ihm alles wichtige sagen. Kizumu und die Elben sind unterrichtet. Wir sind mit allem fertig, warten nur auf den Zwerg und seine Feuerkugeln - und die restlichen Pläne, damit möglichst alle eine Abschrift haben...nur für den Fall, daß wir getrennt werden." Er legt Cal seinen Arm um die Schultern und wendet sich noch einmal an Mottenfaenger.  "Kann man diese Pflanzen...sperren irgendwie wieder öffnen?

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 17. Nov. 2002, 17:39 Uhr
Geduldig beantwortet Mottenfaenger jede von Caewlins Fragen, wobei ihm dir Freude etwas wirklich nützliches getan zu haben doch deutlich anzusehen ist. Ja einen Augenblick scheint es ihm sogar, als höre er etwas wie offene Anerkennung aus Caewlins Stimme - sicher ist er sich hier aber keineswegs, ist jenes, was der Hühne nun wirklich denkt ihm doch noch immer, bis auf einige wenige Augenblicke, lediglich Vermutung.

Schließlich an der Tür angelangt möchte Mottenfaenger sich gerade verabschieden, als eine letzte Frage ihn innehalten lässt. Erst nach einigen Wimpernschlägen antwortet er, sie alle nacheinander anblickend
"Ich habe darüber nachgedacht... und war zu furchtsam dafür zu sorgen, dass jemand aus euren Reihen den Ranken befehlen kann, sich wieder zurückzuziehen. Unser Gegner ist zu stark auf diesem Gebiet - ein Zeichen, nenn es ein 'magisches', das jemand von euch geben könnte" nicht ein Wort Hochmut oder falscher Stolz schwingt in seinen Worten mit, allerhöchstens ein Hauch von Bedauern "würde ein Wurm augenblicklich finden... die Ranken wären nutzlos."
Ein leises Seufzen, dann fährt er fort "Sie lassen sich mit Brachialgewalt zerstören, jemand deiner Statur wird dazu in der Lage sein, zumal mit einer Stahlwaffe. Ausserdem könntet ihr euch möglicherweise eine ihrer Eigenschaften zunutze machen: Sie strahlen eine gewisse natürlich Urtümlichkeit aus, die die Würmer wohl zunächst scheuen lassen wird, sich ihr zu nähern - wenn auch dies nicht von Dauer sein wird. Gleichzeitig sind die Ranken deshalb jedoch anfällig gegen Öl... schwazres Öl auf sie gegossen und angezündet... das wird sie sehr schwächen...
Aber dennoch, ihr müsst sie mit Bedacht einsetzen. Bring sie nicht zwischen euch und eure Gefährten"
Ich hoffe nur inständig, ihr kommt nicht in eine Situation, in der ihr euch entscheiden müsst...
Er nickt in die Runde, schlingt dann einen Arm um Raven, als ihm ein plötzlicher kalter Hauch von der schon geöffneten Tür unter den Umhang kriecht.
"Gehabt euch wohl. Wir werden uns wiedersehen..." meint er endlich nach einer Weile des Schweigens.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 17. Nov. 2002, 18:48 Uhr
Als sie alle im Eingangsraum mit seinen hölzernen Alkvoven, ausgestattet mit Haken und Borden für Umhänge und Schuhe und geschwungenen Kerzenhaltern an den Wänden stehen, legt Calyra kurz und federleicht die Hand auf Ravens Arm. "Ach zum Kuckuck, jetzt habe ich es beinahe schon wieder vergessen! Nur einen Augenblick!"

Sie löst sich lächelnd aus Caewlins Arm und eilt durch die Kaminhalle in die Küche zurück. Man hört Türenklappen und gleich darauf erscheint sie wieder, Pyp hinter sich, der einen schweren Korb mit Deckel schleppt und ihn grinsend Mottenfaenger in den Arm drückt.
"Das wollte ich euch beiden schon vorletztes Mal mitgeben, als ihr hier wart und hab es immer wieder vergessen," entschuldigt sie sich und schmiegt sich wieder an Caewlin.

"Raven...wenn wir Nevermore irgendwie helfen können, egal wie, so laß es uns wissen, wenn du mit ihr gesprochen hast, ja?" Bittet sie. "Es muss schrecklich sein, seinen Gefährten zu verlieren und nicht zu wissen, was mit ihm geschehen ist...."
Mottenfaenger öffnet derweil die Tür und kalte Luft strömt herein. Fröstelnd kuschelt sie sich enger in Caewlins Arm und zieht die Nase kraus. Die Luft ist eisig und Rauhreif bedeckt das Gras, glitzert silbern im Licht des zunehmenden Mondes.
"Ich zeichne morgen an den Karten weiter, " meint sie zum Abschied. "Kommt gut nach Hause in euren Baum und passt auf euch auf!"
Caewlin und sie sehen beiden trotz der Kälte lange nach, als sie über den Kiesweg in Richtung Tor verschwinden - so lange, bis die Nacht sie verschluckt hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Nov. 2002, 17:08 Uhr
Sie haben lange geschlafen und sind erst spät aufgestanden, selbst als sie schon wach waren. Eine ganze Weile waren sie im Bett gelegen und hatten über den gestrigen Abend und all die vielen Eindrücke gesprochen. Calyra kann vieles noch gar nicht richtig fassen und ist schwindlig von all den Namen, Freundlichkeiten und der Ehrerbietung, die ihr entgegengeschlagen war. Vor allem das Geschenk des Hundeführers hätte sie beinahe zu Tränen gerührt.

Der Welpe hatte sich noch in der Nacht durch eine Portion Schabefleisch und Milch gefressen, die für drei normale Hunde ausgereicht hätte und auf dem Luchsfell vor dem Bett geschlafen. Als sie endlich aus dem Bett aufgestanden waren, hatte sich der kleine Hund an ihre Fersen geheftet und folgt ihr jetzt überall hin. Sie kann keinen Schritt machen, ohne von ihm, nein ihr, es ist eine Hündin, begleitet zu werden. Die Mogbars sind über den Winzling ganz aus dem Häuschen und die Köchin hat mehrmals versucht, ihn mit allerlei Leckereien anzulocken, doch nichts fruchtet.

Caewlin hatte über diese Versuche nur gelacht. "Du bist ihre Herrin, Cal. Sie wird dir folgen und nur dir. Normander Bluthunde verschreiben sich immer nur einem Herren." Nur Mäuseschreck ist verständlicherweise wenig begeistert und faucht den Eindringling schon den ganzen Tag wütend an.

Als der frühe Abend sich herabsenkt, sitzen sie in der Kaminhalle und Calyra sieht noch einmal alle Pläne durch. Der Welpe schläft auf ihrem Schoß und die schwarze Nase zuckt in unbekannten Träumen.  "Sie braucht einen Namen," Calyra blickt zu Caewlin hinüber, der seinen Morgenstern mit Waffenöl einreibt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 21. Nov. 2002, 19:08 Uhr
Gemeinsam erreichen Sol und Morholdrim einige Minuten nach dem Verlassen der Felsenschmiede das ummauerte Anwesen von Caewlin und Calyra.
Unterwegs hat der Alchemist dem anderen Zwerg noch das eine oder andere über Caewlin erzählt - etwa, daß er vor einigen Monaten seine rechte Hand verloren hat, was er dem damaligen Anführer der 'Kanalratten' zu verdanken hat, der wiederum, wie schon vor einigen Tagen erwähnt, nicht mehr lebt.

"... Ach ja, Caewlin und den Anderen habe ich nichts von deinem... versilberten Arm gesagt, wundere dich also nicht über vielleicht... etwas seltsame Gesichtsausdrücke, wenn sie dies irgendwann mal bemerken sollten." ...Handschuhe hin oder her...
Morholdrim muß bei dieser Umschreibung schmunzeln, dann öffnet er die Mannpforte im Tor zum Anwesen, und die Beiden gehen den Kiesweg entlang zum Haupthaus. Die Kletterpflanzen an den Mauern sind inzwischen fast vollständig ohne Laub, so daß sie dem Gemäuer eine fast schon trostlose Ausstrahlung verleihen, sofern man im Vergleich dazu die spätsommerliche Pracht des Grüns kennt.

Schließlich stehen die beiden Zwerge vor der Tür und Morholdrim klopft vernehmlich an. Der Türknauf und -klopfer in Form eines Drachenkopfes beeindruck Morholdrim nach wie vor bei jedem seiner Besuche hier, und so sind seine Augen auf jenen gerichtet, als bald darauf die Tür geöffnet wird...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Nov. 2002, 19:22 Uhr
Die Schlagkugeln mit ihren langen Eisendornen klirren kalt aneinander, als er die Waffe auf das ausgebreitete Ledertuch auf dem Tisch zurücklegt, Wetzstein, Lappen und Öl zusammenräumt und in seiner Gürteltasche verstaut. Der Gürtel liegt allerdings zusammengerollt auf dem Tisch, nicht um seine Hüften. "Nenn sie Katzenschreck," witzelt er mit einem Seitenblick auf Mäuseschreck, die mit funkelnden Augen auf einem Stuhl sitzt -  so weit entfernt von dem schlafenden Hundewelpen wie möglich ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Dann wird er ernst. "Ein Bluthund ist ein gefährliches Tier, Cal. Im Augenblick ist sie klein und ihre Welpenzähne erschrecken vielleicht die Katze, aber niemanden sonst. Wenn sie ausgewachsen ist, wird sie größer sein als ein Kalb und stark. Du mußt sie gut abrichten, wenn sie..." er kommt nicht dazu weiterzusprechen, denn es klopft an der Tür und Dalla, die Magd, öffnet. Im Schein der Wandkerzen und des hellbrennenden Feuers kann er Morholdrim erkennen und hinter dem Alchemisten einen Zwerg, den er noch nie gesehen hat. Das muss Sol sein, der Schmied.
"Kommt herein und setzt Euch zu uns." Er weist auf die langen Bänke und den freien Stuhl an der anderen Endseite des Tisches und mustert Morholdrims begleiter. Der Zwergenschmied ist kleiner, stämmiger und trägt überall gekreuzte Äxte: auf der Spange, die seinen Umhang hält, an einer Kette um seinen Hals. Seine Haut ist dunkler, als Caewlin es von Borgil und Morholdrim kennt und er fragt sich, aus welchen Bergen der Schmied wohl stammen mag. "Sol. Willkommen unter meinem Dach."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Nov. 2002, 19:32 Uhr
Calyra lächelt den beiden Zwergen kurz zu, doch der Welpe auf ihrem Schoß hebt den Kopf und knurrt vernehmlich. Es hört sich gerade so laut an, als brumme eine große Katze, dennoch liegt eine so wütende Entschlossenheit dahinter, daß ihr klar wird, wie ernst Caewlins Worte gemeint waren. "Schsch! Das sind Morholdrim und Sol, sie sind unsere Gäste und du wirst sie nicht anknurren, hörst du?" Der kleine Hund sieht sie an und leckt mit kitzelnder Zunge über ihre Hand, läßt die ihm fremden Besucher jedoch nicht aus den Augen. Angesichts der Tatsache, daß die Hündin nur ein Welpe und kaum größer als ein Ferkel ist, hat ihr Mut etwas Rührendes an sich. Calyra ruft Dalla zu sich. "Bringt Met und Verder Bier für unsere Gäste und sagt in der Küche bescheid, daß wir zum Abendessen mehr Leute sein werden." Die Magd verschwindet schnatternd durch den Säulengang in den Westflügel hinüber und Calyra wendet sich an die Zwerge. "Morholdrim, schön Euch so rasch wieder zu sehen. Seid Ihr fertig mit den Feuerkugeln?" Ihr Blick trifft den von Sol. "Erinnert Ihr Euch an mich, Meister Schmied?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Sol am 21. Nov. 2002, 19:35 Uhr
Sol deutet eine leichte Verbeugung an, denn Caewlins Erscheinung beeindruckt Sol. Ein Mensch, mehr als eineinhalb mal so groß wie er selbst mit einer wahrhaft königlichen Ausstrahlung und Stärke. Außerdem mag man ein wenig Höflichkeit ja auch einem Zwerg zutrauen.

"Sei mir gegrüßt Caewlin. Es ist mir eine Freude dich kennenzulernen." Auf des Menschen Einladung hin betritt Sol zusammen mit Morholdrim Caewlins Domizil.
Als Calyra auftritt treten dunkle Erinnerungen an jenen Abend vor vielen, vielen Wochen in ihm hervor und wie Sol Calyra hat vor der Tür stehen lassen.
Seine offensichtliche Verlegenheit versucht er zu überspielen. "Natürlich erinnere ich mich noch an euch Calyra." Er versucht zu lächeln.

Ach? Der Herr erinnert sich ohne die Hilfe seiner Axt an ein Ereignis, dass angeblich schon sooo lange her ist? Das kannst du einem Langschwert erzählen, aber nicht mir.
Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick mit so etwas anzufangen, also sei ruhig wenn du nicht gefragt wirst. weist Sol seine Axt Uzbil zurecht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 21. Nov. 2002, 19:43 Uhr
Freundlich nickend begrüßt er Dalla und reicht ihr seinen Umhang, den sie kurz darauf an einen der Haken hängt.
Erst jetzt ist zu sehen, daß Morholdrim einige der Lederbeutel mit sich trägt, die ihm Calyra vor ein paar tagen mitgegeben hat. Sie sind offensichtlich mit gefüllt und es ist nicht schwer zu erraten, mit was.

"Seid gegrüßt, Calyra und Caewlin", wendet er sich an die Beiden, als er und Sol die Kaminhalle betreten.
"Ja, die Feuerkugeln sind fertig... ich habe auch gleich einige mitgebracht..." Damit hält er einen der Beutel ein wenig in die Höhe und lächelt vielsagend, dann fällt sein Blick auf den Welpen. "Ah, einen neuen Wachhund habt ihr auch schon?" Auch wenn diese Bemerkung zunächst mehr wie ein Witz gemeint war, wird ihm schnell klar, daß der kleine Hund seine Herrin wohl ohne Kompromisse verteidigen würde, wäre es nötig.
Dann setzt er sich auf einen der gewiesenen Plätze, nicht ohne gelegentlich einen leicht argwöhnischen Blick auf den Welpen zu werfen.
Aha, was mag da mit Calyra gewesen sein? Auch wenn Sol seine Verlegenheit zu überspielen sucht, bleibt sie Morholdrim nicht ganz verborgen. Naja, egal, es gibt jetzt Wichtigeres...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Nov. 2002, 20:04 Uhr
"Ich war damals so verzweifelt, daß ich jede Arbeit angenommen hätte," lächelt sie und die beiden Zwerge setzen sich. Met und Bier wird in Krügen hereingetragen und Trinkhörner in eisernen Haltern dazugestellt, so daß sich jeder selbst nehmen kann, was er bevorzugt. Calyra selbst läßt sich lieber ein wenig Apfelmost bringen. "Aber Ihr wart wohl sehr beschäftigt. Aber was rede ich von Vergangenem...wir haben soviel Wichtiges zu bereden. Einen winzigen Augenblick lang scheint Sol gedanklich ganz woanders, als konzentriere er sich einen Moment auf etwas für sie alle nicht greifbares. Doch der Augenblick geht vorüber und der Zwergenschmied hat etwas ruhiges, unerschütterliches an sich, das ihr sympathisch ist.
"Es freut mich, daß Ihr noch die Zeit gefunden habt, herzukommen, bevor es in die Kanäle hinabgehen soll."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Nov. 2002, 20:13 Uhr
Caewlin räumt grinsend den Morgenstern und seinen Waffengurt vom Tisch, legt beides auf eine der metallbeschlagenen Holztruhen an der rückwärtigen Hallenwand unter den großen Bogenfenstern.

"Dieser "Wachhund" war ein Geschenk von Skaldir Scharfnase an Cal," er nickt zu dem Hundekind auf dem Schoß seiner Frau hinüber. "Es ist ein Normander Bluthund. Wartet bis zum Sommer, dann wiegt sie zweihundert Pfund und Cal kann auf ihr reiten," scherzt er.

Als Dalla mit Bier und Met hereinkommt, nimmt er sich Met und nickt dann. "Daß die Feuerkugeln fertig sind, ist wirklich gut. Dann können wir in den nächsten Tagen aufbrechen. Ich nehme an, Morholdrim hat Euch über alles in Kenntnis gesetzt, Sol." Von Calyras gezeichneten Karten nimmt er zwei Pergamentbögen und reicht sie jeweils einem der Zwerge. "Hier, Euere Kopien der Tunnel." Als er Sol die Karte reicht, bemerkt er dessen silbrige Hand. Eine seiner Brauen wandert ein wenig nach oben und sein Blick trifft den des Schmiedes. Er schwenkt seinen Armstumpf mit der Eisenschelle um Handgelenk und ein gutes Stück des Unterarms. "Ich trage auch Metall am Arm. Was ist mit Eurer Hand geschehen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 21. Nov. 2002, 20:29 Uhr
Nachdem Rizac in der Harfe war, sich umgezogen, seine neuerstandene Rüstung, Schwert und mehrere Dolche eingesteckt hat, befindet er sich, wieder schwerbepackt und mit dem lächerlichen Gedanken an einen Mann in roter Kluft in Gedanken auf dem Weg zum Haus am Seeufer.
Es ist mittlerweile später Nachmittag, als er durch das Tor der Mauer rund um das Anwesen tritt, und wenig später an die Tür des, von der Sonne in einen Goldenen GLanz getauchten, Hauses klopft.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Nov. 2002, 20:51 Uhr
Calyra wirft Caewlin einen schrägen Blick zu, doch noch ehe Sol irgendetwas erwidern kann, was seine Hand betrifft, klopft es an der Tür.

Alle Köpfe wenden sich um und Calyra meint. "Morholdrim, was habt Ihr nur an Euch? Jedes Mal, wenn Ihr uns besucht, bringt Ihr gleich die halbe Stadt mit." Sie schenkt dem Zwerg ein Lächeln und Dalla öffnet die Tür und führt Rizac herein.
Er kommt in voller Rüstung und schwer bewaffnet, als wolle er auf der Stelle in den Kampf ziehen.

"Rizac, wollt Ihr den Harnisch und den Waffengurt nicht ablegen für heute Abend? Oder müsst Ihr gleich weiter? Setzt Euch doch zu uns und trinkt ein Horn Met mit uns...oder einen Krug Bier, falls Euch das lieber ist."

Der Bluthundwelpe auf ihrem Schoß knurrt schon wieder, diesmal gilt sein Zorn und seine Warnung Rizac, doch Calyra beruhigt das Hundekind mit sanften Worten. "Das ist auch ein Gast. Wenn jemand hier nicht willkommen ist, verspreche ich dir, du erfährst es als erste."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rizac Voiren am 21. Nov. 2002, 21:15 Uhr
"Nein, nein, ich wollte eigentlich nicht sofort weiter, aber ich muss mich erst einmal wieder an das Rüstung tragen gewöhnen.
Ist schon eine Weile her, als ich in Rüstung schlafen konnte.
In den letzten Jahren war das nicht nötig und man wird schließlich nicht jünger."
Einem nach dem Anderen begrüßt er die hier versammelten.

Als ihn der Hundewelpe Rizac anknurrt, muss Rizac lächeln.
"Ich glaube, da hat noch jemand was dagegen, da0 ich in Rüstung umherlaufe."

Er zieht einen der ledernen Handschuhe, die seine Hände bedecken aus und hält sie vor die Schnauze des Welpen, damit dieser an ihr schnuppern und seinen Geruch aufnehmen kann.
Als das Wlpe letztendlich, nach kurzem Schnuppern sich doch dazu entschließt, nach der fremden Hand zu schnappen, zieht Rizac die Hand rasch zurück, um den kleinen Hund hinter den Ohren zu kraulen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 21. Nov. 2002, 21:17 Uhr
Nachdem Mottenfaenger und Raven sich verabschiedet haben, geht er auf dem kürzesten Weg der ihm bekannt ist zum Haus am Seeufer, um ja nicht einigen Karwanenhändlern, die den ein oder anderen Spaziergang machen über den Weg zu laufen.

Ob nun Glück oder Geschickt - Mottenfaenger tippt eher auf ersteres - gelangt er ohne einer Menschenseele zu begegnen ans Gartentor des Hauses, von dem aus er gerade noch in einiger Ferne einen Schimmer von Calyras blauem Haar zu erspähen glaubt, der hinter der sich schließenden Türe verschwindet
Es ist schon jemand da? Ob noch mehrere gekommen sind, so kurz vor dem Aufbruch?

Grübelnd legt er die letzten Schritte bis zu Tür zurück, horcht einen Augenblick und glaubt gedämpfte Stimmen von innen zu hören, dann klopft er, und wartet bis jemand öffnet. Wie von selbst fährt seine Hand wieder einmal in die Tasche, in der Tintenfass wie Feder gut verstaut lagern.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 21. Nov. 2002, 21:21 Uhr
"Vielen Dank", sagt Morholdrim lächelnd und schenkt sich ein Bier ein. Über Caewlins Bemerkungen zu dem Welpen muß er leise lachen, obwohl er seinen Worten durchaus Glauben schenkt. Der Name Skaldir Scharfnase sagt dem Zwerg zwar nichts, aber dem Namen nach vermutet er, daß es sich um einen Landsmann Caewlins handeln muß.
Dann nimmt er die Karte entgegen und betrachtet sie sich mit kritischem Blick. "Ohja, soweit ich das Original noch in Erinnerung habe, steht diese Kopie ihr in nichts nach..."
Schließlich spricht Caewlin Sol auf seine Silberhand an, und Morholdrim ist auf seine Antwort gespannt, da er nicht weiß, ob er aus der 'Herkunft' seines Arms ein Geheimnis macht - so gut kennt er Sol dann doch nicht.
Aber Sol setzt gerade zögerlich zu einer Antwort an, als es an der Tür klopft. Verwundert hebt Morholdrim eine Augenbraue und fragt sich, ob sich hier nicht die Einrichtung einer Taverne lohnen würde... bei dem Andrang hier.
"Oh, ich weise jede Schuld von mir", erwidert er lachend auf Calyras Frage, "ich bin weder ein magisches Wesen noch sonst irgendwie besonders dazu in der Lage, Besucher anzulocken... dann wäre ich Wirt geworden und würde Borgil Konkurrenz machen..."

Schließlich begrüßt er den eintretenden Rizac freundlich und nickt ihm zu. Doch da klopft es schon wieder an der Tür.
Oh, ihr Götter, eine Taverne wäre hier wirklich eine Goldgrube... denkt er schmunzelnd.
Auch Sol scheint etwas verwundert zu sein wegen des regen 'Publikumverkehrs'.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Nov. 2002, 21:22 Uhr
"Setzt Euch, Rizac. Nehmt Euch selbst, was Ihr möchtet, Bier oder Met. Das Essen dauert noch eine Weile." Er beobachtet Cal mit dem knurrenden Welpen auf dem Schoß und den Krieger, der vor ihr steht und den Hund streichelt. Dann reicht er Rizac eine der Karten, die beiden Zwerge sind schon ganz in ihre Pläne vertieft und nippen nur gelegentlich an ihren Trinkhörnern, nicken dem Neuankömmling zu und murmeln etwas von "So schnell sieht man sich wieder".
"Es ist alles bereit, die Feuerkugeln sind fertig, wir sind es hoffentlich auch. Wann sind wir bereit, in die Unterstadt zu gehen? Morgen, wenn die Sonne sinkt, oder lieber erst in zwei Tagen bei Sonnenaufgang? Mir ist es gleich."

Kaum hat er den Mund geschlossen, als ein weiterer Besucher vor der Tür steht und von Dalla hereingeführt wird. Diesmal ist es Mottenfaenger, der nach der Dunkelheit des Spätherbstabends draußen in den hellen Feuerschein in der Kaminhalle blinzelt und alle Anwesenden mustert. Caewlin muss angesichts des weiteren Gastes auf Morholdrims Worte lachen. "Sagt das nochmal, Morholdrim!" Grinst er, dann wendet er sich an den Druiden. "Ah, Spaßmacher. Komm und setz dich zu uns. Falls du gehofft hast, mit Calyra eine nette Zeichenstunde verbringen zu können, muss ich dich enttäuschen. Die Karten sind schon fertig." Er reicht Mottenfaenger einen der Pergamentbögen. "Für Raven."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Sol am 21. Nov. 2002, 21:52 Uhr
Ebenso wie alle anderen nimmt Sol auf einem der angebotenen Sitze platz. "Wenn ich euch damals irgendwie verärgert habe so tut mir das leid, Calyra, aber meine Zeit war damals knapp bemessen. Doch das ist lange vorbei..."
Sol bedient sich ebenso wie Caewlin am Met, riecht sorgsam daran und trinkt einen kleinen Schluck. Er schmatz ein wenig um das Aroma vollständig zu entfalten und seinen ganzen Gaumen damit zu benetzen. Nach einer halben Minute kommt er zu einem Urteil. "Sehr gut, euer Met." Sol nimmt einen erneuten, kräftigerern Schluck. "Wirklich, sehr gut."

Mir meiner Silberhand...Sie würden es sowieso irgendwann erfahren...Er will gerade mit de Geschichte ansetzen als es an der Tür klopft und Rizac eintritt.
Nach der allgemeinen Begrüßung fällt Sols Sprache auf  die Rüstung des Ankömmlings.
"Sie passt euch gut, Rizac. Wenn ihr noch Ausbesserungen wünscht: wie gesagt, ich kann euch alles machen..."
Dann vertieft er sich zusammen mit Morholdrim in die Karten, begrüßt nur beiläufog den inzwischen angekommenen Druiden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 21. Nov. 2002, 22:25 Uhr
Auch den Druiden begrüßt Morholdrim freundlich, nachdem er über Caewlins Anspielung gelacht hat, dann beugt er sich mit Sol über dessen Karte und erklärt ihm die verschiedenen Gänge udn wo die drei Nester sind, die Calyra und Mottenfänger natürlich eingezeichnet haben, da der Schmied ja bei der ersten Besprechung nicht dabei war.

Dann, als die meisten Fragen Sols geklärt sind, wendet er sich wieder den anderen zu. Er ist sich nicht ganz sicher, ob Caewlins Frage an Rizac oder an alle gerichtet ist, antwortet aber trotzdem.
"Mir ist es gleich, wann wir losziehen, aber wenn alle soweit vorbereitet sind, denke ich, sollten wir gleich morgen abend unseren Kampf beginnen - je eher wir anfangen, desto schneller haben wir's hinter uns...
Habt ihr euch schon überlegt, wie wir genau vorgehen sollen?" Er sieht dabei vor allem Caewlin und Rizac an, da sie die erfahrenen Kämpfer sind.
Als er den einen oder anderen fragenden Blick erntet, der unmißverständlich die Feuerkugeln betrifft, fügt er hinzu:
"Ich habe etwas mehr als hundert Feuerkugeln herstellen können, das ist für jeden einen dieser Beutel mit je zehn und zusätzlich noch ein paar Reserve-Kugeln." Der Alchemist deutet auf einen von fünf solcher Beuteln, die er mitgebracht hat. "Diese hier könnt ihr hier schon untereinander aufteilen, den Rest bringe ich dann mit, wenn wir - morgen oder übermorgen - losgehen...
Ich hoffe, das wird reichen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 21. Nov. 2002, 22:32 Uhr
Mottenfaenger nickt der grossen Runde einen Gruss zu, wobei er den Gesprächen, die oft nur als Satzfetzen an sein Ohr dringen nicht ganz folgen mag.

Bei Caewlins an ihn gerichteten Worten aber muss er Grinsen
"Tatsächlich bin ich wegen der Karten gekommen. Ich wusste nur, dass wir erst sechs Bögen hatten und nicht, dass Calyra sie ganz allein fertigstellt"
Mit einem "Danke" nimmt er daraufhin die Karte entgegen, die für Raven bestimmt ist, verstaut sie gleich darauf sorgfältig in einer Innentasche seines Umhangs.

Eine Weile bleibt er stehen, nimmt dann aber auf einem ihm von einem ihm freundlich angebotenen Sessel Platz, von wo aus er die Gespräche - vor allem um den Zeitpunkt des Aufbruchs - zwar interessiert verfolgt, ohne aber selbst das Wort zu ergreifen.
Vom Gesicht des Zwerges, bei dem es sich offensichtlich  um den Schmied Sol handelt, wird seine Aufmerksamkeit von einem leisen Knurren angezogen, das von Calyra zu stammen scheint. Erst da entdeckt er den Welpen auf ihrem Schoß, den sie erst kürzlich erstanden haben muss, worauf er unwillkürlich leicht lächeln muss.
Alt kann er noch nicht sein... aber schon so kräftig?... wie dem auch sei... ich werde wohl in Kürze wieder aufbrechen... das, weshalb ich gekommen bin, ist schon erledigt

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Nov. 2002, 22:42 Uhr
Caewlin blickt zu Mottenfaenger hinüber.  "Könntest du herkommen, und mir rasch auf diesen fertigen Plänen etwas einzeichnen?" Er breitet eine der Karten aus, so daß alle darauf sehen können und wartet, bis Mottenfaenger an seine Seite getreten ist und ihm über die Schulter schaut.
"Seht her, hier steigen wir durch einen Schacht in diesen großen, relativ hohen Tunnel, die "Dicke Betha"." Sein Finger tippt auf die Karte, dort wo die Schwarze Orchidee verzeichnet ist. "Diesem Tunnel folgen wir stetig nach Südosten, er geht so schnurgerade wie ein Zollstock, bis zur zweiten Abzweigung nach Westen. Dort biegen wir ein und nehmen dann  den ersten Gang nach Süden und von dort wiederum den zweiten nach Osten - das bringt uns zu diesem Nest hier, etwas oberhalb des anderen."
Sein Finger folgt dem Lauf der Tunnel auf der Karte und er sieht Mottenfaenger an. "Würdest du das rasch noch einzeichnen?"

Die anderen legen ihre Pläne nocheinmal auf den Tisch, damit der Druide den Weg markieren kann und Caewlin füllt sein Trinkhorn noch einmal mit Met.
Während Mottenfaenger sich ans Werk macht, tauscht Caewlin einen Blick mit Rizac und wendet sich dann an Morholdrim. "Gut, morgen abend also. Wir treffen uns alle am Blaupfuhl nördlich des Marktplatzes, sobald die Nachtfeuer entzündet werden. Den anderen gebe ich noch bescheid." Zu Morholdrims Ausführungen über die Kugeln nickt er nur. "Gut, verteilen wir die Kugeln." Nur hundert Stück...? Schaudernd denkt er an Ravens  Beschreibung des riesigen Nestes. Wird das reichen? "Je zwei Kämpfer stehen vorn und im Rücken der Gruppe. Cal, Malakai und Arwen gehen in der Mitte. Dann Raven und Kizumu, unsere Schützen. Bei Bedarf kann Raven vorausschleichen und kundschaften. Sol und ich selbst stehen vorne - Rizac und Falcon bilden die Nachhut und schützen unseren Rücken." Er hebt die Hand, als er Rizacs Blick auffängt. "Erstens bin ich groß genug, daß ich den Tunnel notfalls blockiere, selbst wenn ich falle - und das kann euch im Ernstfall wertvolle Zeit verschaffen.  Zweitens ist Sol - mit Verlaub, Meister Schmied - klein genug, daß er im Kampf  an meiner Seite stehen kann und ich ihn dennoch nicht mit dem Morgenstern gefährde. Drittens sind zwei Fechter, die mehr auf Schnelligkeit, als auf Kraft ausgelegt sind, als Nachhut besser, weil sie wendiger sind, sich zurückfallen lassen oder schnell zur Front aufschließen  können."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 21. Nov. 2002, 22:59 Uhr
Etwas überrascht, dass Caewlin mit einem Mal das Wort an ihn richtet nickt Mottenfaenger lediglich, um dann neben ihn zu treten.
"Selbstverständlich" murmelt er schliesslich, den Blick nicht von der Karte nehmend, auf der gerade noch Caewlins Finger rasch einen Weg aufgezeigt hat.
"Deshalb war ich ursprünglich gekommen... Einen Moment, es war so, nicht wahr?"

Mit geschwinden Händen holt er Tintenfass wie Feder hervor, fährt aber, bevor er schließlich zeichnet den Weg noch einmal mit dem bloßen Finger ab, um sich seine Richtigkeit von Caewlin bestätigen zu lassen.
Wie ganz zu Anfang, als er die Karten zum ersten Mal gesehen hat, ist er vorsichtig, wenn es darum geht Wege zu finden, sich zu merken und den Überblick in dem Gewirr zu behalten.

Gut.. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, beginnt er nun in jede der Karten einen gepunkteten Weg zu zeichnen, der sich gut von den übrigen Linien und Markierungen abhebt.
Es dauert eine ganze Weile, doch am Ende ist in jeder der Karten, einschließlich der, die er schon im Umhang trug, derselbe Weg gezeichnet und Mottenfaenger erhebt sich lächelnd, um dann wieder auf seinen Platz zurückzukehren
"Lass sie noch ein wenig trocknen... Es sollte nciht zu lange dauern" meint er vor einem erfrischenden Schluck Met.
Er war vertieft in seine Arbeit gewesen, sodass er von der Diskussion um Morholdrims Feuerkugeln nur am Rande etwas mitbekommen hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 21. Nov. 2002, 23:07 Uhr
"Danke Mottenfaenger," flüstert Calyra zu dem Druiden hinüber und lächelt. Er war der einzige, den der Welpe nicht angeknurrt hatte, aber sie mustert ihn wachsam und ihren schwarzen Knopfaugen scheint keine seiner Bewegungen zu entgehen. Unter all der welpenhaften Pummeligkeit, dem Weichen und Großäugigen, was alle jungen Geschöpfe an sich zu haben scheinen, schlummert etwas Wildes, Unberechenbares und Calyra zaust ihr die noch nicht aufgestellten, seidenweichen Ohren und setzt sie dann zu Boden.
Caewlins Worte lassen sie jedoch mitten in der Bewegung erstarren. Selbst wenn ich falle, ich bin groß genug, den Tunnel zu blockieren....
Sie sieht ihn an und ihre Augen sind weit vor Schreck.  Du wirst nicht fallen! Nicht dort unten, nicht jetzt, überhaupt nicht!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Morholdrim am 21. Nov. 2002, 23:36 Uhr
Morholdrim nickt, als er Caewlins Blick begegnet und ahnt, daß er sich Sorgen macht, ob die Kugeln auch wirklich reichen werden, läßt ihn jedoch ausreden und die geplante Marschordnung erklären und trinkt während dessen von seinem Bier.
Als Caewlin endet, nickt der Zwerg abermals. "Ja, das klingt alles vernünftig..." War nicht mal angedacht, in zwei Gruppen dort hinunter zu gehen? Naja, vielleicht ist es so doch besser...
"Hm, ich weiß, hundert Feuerkugeln - es können auch hundertzwanzig sein, so genau habe ich sie nicht gezählt - klingt wenig, aber wenn Calyra und Arwen die Wirkung des Feuers verstärken können und wenn wir unterwegs nicht jeden dahergekrochenen Wurm mit einer Feuerkugel-Salve eindecken, dann sollten sie reichen." - sie müssen reichen!
"Wir... sollten vielleicht sowas wie ein Kommando oder Zeichen vereinbaren, damit nicht unnötigerweise zwei oder drei gleichzeitig mit den Kugeln um sich werfen, wo auch eine reichen würde.
Caewlin, Rizac, und Calyra, ihr habt die Wirkung der Feuerkugeln gesehen... aber die anderen können sie kaum abschätzen..."
Morholdrim ist anzusehen, daß er sich darüber ärgert, die Kugeln nicht allen Beteiligten vorgeführt zu haben, und nicht daran gedacht zu haben, daß alle die Wirkung kennen sollten...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 21. Nov. 2002, 23:55 Uhr
OT: da das jetzt schon wieder so spät ist, verkürz ich mal.
________________________________________________________________
Caewlin erwidert Calyras Blick und eine Weile sehen sie sich nur schweigend an und keiner von beiden sagt ein Wort, bis er schließlich das Schweigen bricht. "Ich habe nicht vor, dort unten zu sterben, Cal. Keine Sorge, so rasch wirst du mich nicht los werden." Er langt über die Stuhllehne und streicht eine silberne Haarsträhne aus ihrer Stirn.
"Wir sparen uns die Feuerkugeln für die Nester auf, keine Sorge, Morholdrim. Die einzelnen Würmer, sollten wir auf welche stoßen, müssen wir schon mit gutem, altem Stahl erledigen. Und bei den Nestern... wir müssen den Werfern einschärfen, die Kugeln sparsam zu gebrauchen und möglichst so zu verteilen, daß überall welche zu liegen kommen. Wir werden vor Ort sehen, wie das am Besten zu machen ist, alles andere wäre ohnehin voreilig, denn erst unten wissen wir, wie es dort wirklich aussieht." Er versucht dem Zwerg aufmunternd zuzulächeln, ist sich aber sicher, daß es bestenfalls halbherzig aussieht. "Sicher, sie haben die Wirkung nicht gesehen, aber man kann ihnen sagen, was die Kugeln vermögen. Es wird schon alles gut gehen, Morholdrim."

Mägde und Knechte bringen ein Nachtmahl für alle herein, gebratene Perlhühner, gefüllt mit Maronen und Speck, Hasenragout mit frischem Brot, eine große Platte mit verschiedenem Käse und allerlei Pasteten, Gemüseaufläufe und in Butter und Kräutern geschwenkte Kartoffeln.
Das Essen verläuft die meiste Zeit schweigend, hin und wieder unterbrochen von einer Frage oder Bemerkung zu ihrem Weg, den Kugeln, dem Ort, wo sie hinuntersteigen sollten und der Unterstadt an sich. Die Anspannung löst sich während des gemeinsamen Essens ein wenig und alle sind besserer Stimmung, als sie ihr Nachtmahl beenden und das Gesinde beginnt, abzuräumen.
Eine Weile sitzen sie noch bei Met, Bier und Most zusammen vor dem Kaminfeuer und beratschlagen, dann nimmt ein jeder seinen nunmehr völlig fertigen  Kanalisationsplan wieder an sich. Es ist tiefe Nacht geworden und der Himmel ist klar, wolkenlos und übersät mit Sternen. Caewlin schickt, da nun endlich Tag und Zeit des Aufbruchs feststehen, Pyp mit einer Eilnachricht zu Falcon und Arwen und der Mogbarjunge tritt vermummt wie ein Eiswanderer hinaus in die Nacht. Sol und Rizac verabschieden sich und auch Mottenfaenger und Morholdrim machen sich aufbruchbereit. Caewlin und Calyra bringen sie beide zur Tür. "Bis morgen abend, wenn die Nachtfeuer brennen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Nov. 2002, 13:00 Uhr
Spät in der Nacht - lange nach Mitternacht, als Caewlin und Calyra, die eben die anderen verabschiedet hatten, noch einmal ihr Gepäck und die Ausrüstung überprüfen, kommen Kizumu, der Magier und Ieras samt den beiden Pferden im Seehaus an, und noch einmal flammen die Fackeln auf, werden Mensch und Tier untergebracht.
Calyra hat den dreien eines der Gästezimmer herrichten lassen und ein kleineres Bett für Ieras dazugestellt. In ihrem Kamin brennt ein Feuer und das Gesinde steht ihnen zur Verfügung.
Eine Weile sitzen alle, sogar der todmüde Junge, noch am heruntergebrannten Feuer in der Kaminhalle, Caewlin übergibt ihnen die für sie bestimmten Kopien der Karten und setzt ihnen noch einmal die Marschordnung auseinander. Der Welpe knurrt, wie er alle fremden Besucher angeknurrt hat, doch Ieras läßt sich nicht entmutigen und schließlich, nach langem Werben, schenkt ihm das Hundekind ein zaghaftes Schwanzwedeln, was Caewlin ein Lächeln entlockt. Der Magier macht auf ihn einen ruhigen Eindruck und Kizumu erklärt kurz, daß der Dämon gebannt und vernichtet ist, was allen ein erleichtertes Seufzen abringt. Als Ieras schließlich schon fast am Tisch einschläft, ziehen sich alle zurück "Ruht so lange ihr könnt, wer weiss, wann wir wieder genügend Schlaf bekommen."
Kizumu, Malakai und Ieras ziehen sich in ihr Zimmer zurück und Caewlin und Calyra in ihr Schlafgemach - samt dem immer noch namenlosen Hundekind.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 22. Nov. 2002, 14:28 Uhr
Gleich nachdem die drei sich in das Gästezimmer zurückgezogen hatten, hatte Ierás nur die Stiefel abgestreift , sich auf das kleine Bett gelegt und war sofort eingeschlafen.
Kizumu hatte ihn zugedeckt und ihm noch einmal über das Haar gestrichen und sich dann Malakai zugewandt. Ein wenig verlegen standen sie sich gegenüber, bis der Magier sie hochgehoben und aufs Bett gelegt hatte. Eng umschlungen waren sie eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wird Kizumu von der Morgensonne geweckt und nachdem sie sich errinnert hat, wo sie sich befindet, legt sie den Kopf erneut auf Malakais Brust und beobachtet ihn im Schlaf. Mit einem Lächeln streicht sie ihm die weiße Locke aus der Stirn.
Auf ewig Dank, Faeyris.
Es ist noch sehr still, nur das Wiehern eines Pferdes dringt herein.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 22. Nov. 2002, 19:55 Uhr
Im Seehaus herrscht eine seltsame, schweigende und doch aufgekratzte Stimmung  - alle wissen, was sie zu tun haben, alle wissen, was auf sie wartet. Es sind kaum Worte nötig und das Gefühl, der Zusammengehörigkeit wächst still zwischen allen, die sich im Vorraum versammelt haben. Die Rüstungen sind angelegt, die Waffen bereit, das Gepäck verstaut. Die Kaminhalle ist von Dutzender weißer Kerzen erhellt und das gesamte Gesinde hat sich mit Fackeln versammelt, als Caewlin, Calyra, Malakai und Kizumu sich aufbruchbereit machen.
Ieras hat sich sehr gefaßt von seinen Eltern verabschiedet und Calyra versprochen, auf den Welpen achtzugeben, so lange sie nicht da war.
Caewlin schultert seinen Rucksack, hilft Cal den ihren anzulegen und hakt den Morgenstern in den Waffengurt ein. "Alles bereit? Gehen wir."
Cal ist die erste, die durch die Tür tritt, gefolgt von Kizumu und Malakai. Caewlin verläßt als letzter das Haus und übergibt Ieras die Schlüssel - ein großer schwerer Bund mit vielen Schlüsseln daran. Er zaust dem Jungen noch ein letztes Mal das Haar über der Stirn und folgt den anderen in die regnerische Nacht....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 27. Nov. 2002, 13:01 Uhr
Mit stolzgeschwellter Brust hatte er den Schlüssel von Caewlin entgegengenommen und der Gruppe lange hinterhergeblickt. Die Mogbar hatten ihm reichlich zu essen aufgetischt und Dalla schien froh, jemanden zum Verwöhnen zu haben.
Satt und todmüde war er nach oben gegangen, das namenlose Hundebaby, das leise fiepend und wimmernd an der Eingangstüre gelegen hatte, auf dem Arm.
Mitten in der Nacht, Ierás hält den Welpen noch immer im Arm, war es aufgesprungen und hatte laut aufgejault und sich dann leise greinend in die Armbeuge des Jungen gekauert.
Seine Hände spielten mit den noch überflüssigen Hautfalten, kraulen und zupfen sacht und verbreiteten eine sanfte, trostspendende Wärme die sich bald um die beiden gelegt hatte.

Die Sonne kitzelt ihn an der Nase und seine Hand sucht nach dem Welpen, doch er greift nur in die Laken. Sich die Augen reibend streckt sich Ierás, springt dann auf und kleidet sich an.
Unten wird er vom vor der Türe liegendem Welpen und von den Mogbars begrüßt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 10. Dez. 2002, 18:51 Uhr
Der zweite Tag war rasch vergangen, Ierás hatte mit Pip gemeinsam die Pferde versorgt und auch geholfen, den großen Garten entgültig winterfest zu machen. Er verstand sich gut mit dem Mogbarjungen und so hatten sie viel gescherzt, gelacht und Schabernack getrieben. Dalla hatte wieder ein reichliches Abendessen serviert und satt und in Gedanken versunken lag der Knabe den Abend auf dem Fußboden vor dem Kamin, den Welpen, der nicht gefressen hatte, mit kleinen Häppchen fütternd um das Hündchen dann mit nach oben zu nehmen.

Lange, schlanke Finger die über seine Haut streichen und ihm eine angenehm, kribbelnde Gänsehaut den Rücken herunterlaufen lassen. Die Hände gleiten über seinen Rücken, der ohne Flügel ist, streichen durch silbrig schimmerndes Haar, über zarte braune Haut.
Erst wundert er sich, doch er ist es, er selbst, das fühlt er und als er sich umwendet blickt er in die lächelnden Augen seiner Mutter. Ierás blinzelt und als er die Augen wieder öffnet sitzt eine junge, blonde Frau vor ihm. Ihre nackte Haut schimmert im Licht der Kerzen und ihr Lächeln läßt ihm einen Schwarm Schmetterlinge durch den Bauch fliegen. Langsam und vorsichtig streicht er ihr über die Wange, seine Hand wandert an ihrem schlanken Hals hinunter. Mit klopfendem Herzen blickt er dem Mädchen in die Augen während er sanft über ihre Brüste streicht. Er will sich vorbeugen, sie küssen...

Unsanft wird er von dem Welpen geweckt, der ihm schwanzwedelnd übers Gesicht leckt. Murrend schiebt Ierás den Hund beiseite und streicht sich mit der Hand über die Augen, während er versucht, sich das Gesicht der jungen Frau wieder vor Augen zu halten. Doch es will nicht recht gelingen und so schwingt er die Beine aus dem Bett, krault den Welpen hinter den Ohren und steht auf.
Schon wieder gewachsen?
Ein Blick in den Spiegel bestätigt ihm seine Vermutung und verwundert schaut er an seinem, nun erwachsener wirkendem Körper hinunter. Die Röte steigt ihm ins Gesicht als er der gravierendsten Veränderung gewahr wird und schnell kriecht er wieder unter die Decke als Pip an seiner Tür klopft.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 10. Dez. 2002, 19:58 Uhr

"Steh auf du Faulpelz! Es geht rasch auf das Julfest zu, wir wollten doch auf den Marktplatz?!" Pips Stimme dringt durch die dicke Holztür.
"Ja, ich komme ja gleich.."
Ein prüfender Blick unter die Decke beruhigt ihn und so springt er rasch auf um in Hose, Hemd und Stiefel zu schlüpfen. Rasch schnappt er sich den Welpen und läuft mit langen Schritten die Treppe hinab und in die Küche. Dort wartet Pip bereits ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte trommelnd.
Ierás greift sich etwas trockenes Brot und drückt einer der Mogbarmägde den Welpen in die Arme. Ein letztes Mal wuschelt er der Hündin über den kleinen Kopf, das unwillige Knurren ignorierend. Dann schnappen er und Pip sich ihre Mäntel, wickeln Tücher um ihre Hälse und laufen hinaus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 14. Dez. 2002, 20:44 Uhr
Kurz nachdem die beiden im Haus am Seeufer angekommen sind, tischt Dalla ihnen ein reichhaltiges Essen auf und während sie essen, schweigen beide um ihren Gedanken nach zu hängen. Dann trollen sie sich wieder hinaus in die Wärme des Stalles. Dort plustert sich der Graue vor den Stuten auf und versucht Prins mit seinem Gehabe einzuschüchtern. Das Pony läßt sich jedoch nicht von seinem Heu ablenken und schüttelt nur ab und an den Kopf.
Weiterhin in Schweigen versunken machen sich Pyp und Ierás daran die Pferde zu bürsten, Pyp übernimmt Prins und Calyras Stute, während Ierás die Nigrés und den Grauen Hengst striegelt. Die Stute trägt den Namen erst seit heute, er bedeutet schwarz und Ierás flüstert ihn immer wieder während er das seidige Fell bürstet.

"Ierás?"
Pyp taucht an der Boxentür auf und blickt den Elfen erwartungsvoll an. "Du..ähm du..meinst du, ihnen geht es gut?"
Das sonst so fröhliche Gesichtd es Mogbar wirkt bedrückt und ängstlich blickt er den Elfen an. Ierás legt die Bürste beiseite und schiebt den Kopf der Stute zur Seite, dann setzt er sich ins Stroh und bedeutet Pyp es ihm gleich zu tun.
"Ich glaube schon dass es ihnen gut geht, aber ich weiß nur eines sicher, nämlich dass sie noch am Leben sind...mehr nicht" Er seufzt leise und streicht Nigrés sanft über die Nüstern.
"Sie kommen sicher bald wieder, alle gesund und munter. Und bald wird das Haus voll Babygeschrei sein und du wirst keine Minute ruhigen Schlaf haben."
Ierás grinst zu Pyp hinüber, versucht den Jungen aufzumuntern und wirft ihm wieder die Bürste zu. "Wir sollten nicht trödeln, vielleicht brauchen sie die Pferde."
Schweigend machen sie sich wieder an die Arbeit bis das Fell der Tiere staubfrei glänzt.
Der Abend vergeht, jeder hängt seinen eigenen Gedanken, die meist bei den Gefährten in der Kanalisation harren, nach.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 14. Dez. 2002, 23:00 Uhr
Es ist Mittagszeit als der Ruf seiner Mutter Ierás ereilt. Pyp und Dalla bemerken den abwesenden Blick des jungen Elben und blicken ihn gespannt an. Er legt den Löffel auf den Tisch und ein erleichtertes Grinsen liegt auf seinem Gesicht.
"Sie kommen! Ich muß zur Heilerin. Schnell!"
Ierás springt auf und läuft mit langen Schritten zur Tür hinaus und in den Stall, dort legt er in aller Eile Nigrés das Zaumzeug an und führt sie vom Grundstück um sich dann auf ihren blanken Rücken zu schwingen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 20. Dez. 2002, 19:23 Uhr
Kurze Zeit später halten sie kurz am Seehaus, so wie sie es Caewlin versprochen hatten. Die Haustüre wurde schon geöffnet als sie auf das Grundstück ritten und eine aufgeregte Mogbarmagt trat vor sie. Falcon brachte Caewlins anweiungen hervor, dann ritten sie weiter. Die beiden Elben wollten einfach nur nach Hause, um endlich zu Schlafen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Dez. 2002, 17:58 Uhr
Es wird Mittag bis sie endlich nach Hause kommen und der große, schwere Wagen auf den breiten Kiesweg zum Haus hinaufrollt. Calyra dreht den Kopf, um ihr Zuhause zu sehen, das Haus, die holzgeschnitzten Erker, den rötlichgrauen Stein der Mauern. Langsam rollt der Wagen darauf zu und sie drückt Caewlins Hand, der neben ihr sitzt. "Wir sind zu Hause...zu Hause!" Am liebsten wäre sie vom Wagen gesprungen und auf das Haus zugerannt, daß aus dem feuchtkalten Nebel auftaucht wie ein langvermisster Freund.

Das Baby dicht an ihrem warmen Körper, eingehüllt in seine weichen Tücher und Ninianes Decken zusätzlich, wird sie schließlich vom Wagen gehoben und ins Haus gebracht. Caewlin hinkt hinter ihr durch die dunkle Eingangstür mit dem silbernen Drachenkopf und einen Moment lang stehen sie beide nur schweigend im halbrunden Windfang. Dutzende dicker, weißer Kerzen brennen in der Kaminhalle, umkränzt von Ilex und Tannenzweigen. Es duftet nach Bratäpfeln, Zimt und Nüssen und mitten auf der langen Tafel vor dem Kamin steht ein halbfertiger Juleber aus rötlichglänzendem Reisig. Seine Beine sind noch nicht festgesteckt, aber sein Rücken ist schon mit Goldstaub überpudert und zwei der Mogbarmädchen arbeiten gerade daran, aus Knochen geschnitzte Hauer in seinem Kiefer zu befestigen.

Dalla schnattert an ihnen vorbei, aufgeregt gestikulierend, und Calyra versteht gerade noch die Worte "Herrin" und "Kind", bevor sie auch schon in der Küche verschwunden ist. Caewlin lacht und legt ihr den Arm um die Schultern, um sie zu stützen und die schwere, warme Decke an ihrem Körper festzuhalten. Langsam betreten sie die Kaminhalle, die Wärme des Feuers umfängt sie und die vertrauten Gerüche nach ihrem Haus, dem Birkenholzfeuer, den alten Möbeln und der Seide der Wandteppiche. Im nächsten Augenblick springt ihnen etwas kleines, dunkles, pelziges entgegen und aufgeregtes Welpengekläff ertönt zu ihren Füßen. Calyra setzt sich vorsichtig in einen der hochlehnigen Stühle, um hinunterlangen und die kleine Bluthündin begrüssen zu können, die in ihrer Wiedersehensfreude wie toll ist und sich kaum beruhigen läßt.

Dann kommt das gesamte Gesinde herein, selbst die dicke Köchin segelt wie ein bauchiges Schiff aus ihrer heiligen Küche - etwas, das sonst niemals vorkommt - um das Baby anzusehen, denn Dalla hat die Neuigkeit natürlich sofort unter allen Mägden und Knechten verbreitet. Vorsichtig wickelt sie Caewlins Sohn aus der Decke und schlägt die weichen Tücher zur Seite, damit man sein Gesicht und das silbrige Haar sehen kann. Es ist silbern, wie meines, aber heller. Kaum eine Spur von Blau ist darin... Dalla quiekt vor Entzücken, die dicke Köchin schnurrt wie eine große Katze, die Knechte lächeln gutmütig und Pyp hüpft vor Aufregung von einem Bein auf das andere. Jede Magd will ihren Sohn halten, alle ihn ganz genau sehen und Caewlins Sohn läßt sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern gähnt ein wenig und hat die blauen Augen weit geöffnet.

Calyra tauscht einen lächelnden Blick mit Caewlin, bis ihr Sohn wieder in ihren eigenen Armen angelangt ist. Sie bittet Dalla, im Kinderzimmer oben einzuheizen und auch Caewlin gibt mit ruhigen Worten einige Anweisungen aus und das Gesinde eilt in alle Richtungen davon, um seinen Wünschen nachzukommen. Calyra blickt von ihrem Sitz zu ihm hoch und das Lächeln liegt immer noch auf ihrem Gesicht. "Laß uns nach oben gehen. Ich will deinen Sohn waschen, wickeln und anziehen und mich dann wieder hinlegen. Und du brauchst ein Bad, Caewlin."  Noch immer ist er in den schmutzstarrenden, blutverkrusteten Fetzen, nur sein verwundetes Bein ist einigermaßen sauber und seine Hosen sind zerschnitten. Sie legt Ninianes Decken ab und tappt barfuß in Caewlins Arm zur Treppe hinüber. Es geht nur langsam hinauf - Caewlin mit seinem verletzten Bein und sie wund und aufgerissen von der Geburt sind sie beide heilfroh, als sie endlich oben anlangen und sich schwer atmend aneinanderlehnen.
Während Caewlin nach einem atemlosen Moment, in dem sie dank des zwischen ihren Füßen hin und herwuselnden Welpen fast die Treppen hinuntergefallen wären, ins Schlafzimmer hinüberhinkt, geht sie mit ihrem Sohn im Arm ins angrenzende Kinderzimmer, das schon seit Wochen auf seine Ankunft wartet.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 23. Dez. 2002, 21:34 Uhr
Mägde und Knechte eilen geschäftig hin und her, füllen die große Badewanne mit heißem Wasser, legen Handtücher, Seife und frische Kleidung bereit, entzünden Feuer in den Kaminen, bringen Essen und Trinken auf schwer beladenen Tabletts und entsorgen die stinkenden Kleider, die er in all den Tagen in den Kanälen anhatte, um sie zu verbrennen.
Die Tür zum Kinderzimmer hinüber steht halb offen, und er kann seinen Sohn leise protestieren hören, als er gewaschen und gewickelt wird. Die sanfte, rauchige Stimme seiner Mutter beruhigt ihn allerdings schnell und bald verkünden leise, aber unmißverständliche Geräusche, daß er wieder gestillt wird.
Er hatte Cal gefragt, ob sie lieber eine Amme wolle, aber sie hatte fast erschrocken abgewehrt und er hatte ihr dreimal versichern müssen, daß er  überhaupt nichts dagegen hatte, wenn sie seinen Sohn selbst nährte.

Das heiße Wasser des Bades läßt Flammen aus seinen Wunden schlagen, aber er taucht noch tiefer ein, hält den Atem an und taucht ganz unter. Es wird Tage dauern, bis der Geruch aus meiner Nase verschwunden ist, selbst wenn ich mich mit Duftölen einparfümieren sollte wie ein Lustknabe. Die Erinnerung daran vergeht nicht so rasch...
Eine Weile treibt er in der Hitze des Wassers und in der Erinnerung an die vergangenen Tage und Erlebnisse dahin. Er fühlt sich schwindlig und endlose Minuten dreht sich sein Schlafgemach um ihn. Das ist die Hitze des Wassers, die Erschöpfung nach allem und der Hunger... Sein Magen knurrt vernehmlich, verlangt nach etwas anderem als verschrumpelten Winteräpfeln, hartem Brot und Dörrfleisch. Außerdem hatte er seit... seit... seit der Rast vor dem Großen Nest nichts mehr gegessen. Und Cal auch nicht.

Der Gedanke an seine Frau bringt ihn wieder zu sich und das Wasser wird trübe, als sich die Schmutzschichten von seiner Haut lösen, eine Magd sein Haar auswäscht und er sich den struppigen Bart abnimmt, der ihm in der Kanalisation gewachsen war. Es ist fast kalt, als er endlich fertig und wieder sauber ist und aus der Wanne steigt. Die Wunden an seinem Bein sind tief, das Fleisch häßlich aufgerissen und verätzt von der Säure, aber Morganas Salbe hat gut geholfen und sie bluten nicht mehr.
"Noch eine häßliche Narbe mehr," brummt er, aber das Gefühl sauberer Kleidung auf der Haut und der frische Geruch nach Seife ist so gut, daß es ihn schon fast wieder mit der Welt versöhnt. Die kleine Bluthündin streicht um seine Beine, als er sich ein langes Hemd überstreift und verschwindet dann vor den Holzparavent, als Cal hereinkommt und zum Bett hinübergeht. Wams und Hosen hält er kurz unschlüssig in der Hand, läßt sie dann aber weg. Die Wunde muss noch verbunden werden und außerdem ist er in seinem eigenen Haus, in seinem Schlafgemach und kann herumlaufen, wie es ihm paßt.

Die Mägde kommen wieder herein, leeren die Wanne und schrubben sie aus, strahlen über ihre ganzen, runden Gesichter und schnattern wie eine Schar aufgeregter Gänse. Er schüttelt grinsend den Kopf und hinkt zum Bett hinüber, wo Cal angelehnt an einen Berg weißer Kissen sitzt, seinen Sohn im Arm. Der Bluthundwelpe liegt zu ihren Füßen und starrt sehnsüchtig auf das kleine Bündel in ihren Armen. Er setzt sich neben sie, lehnt sich an ihrer Seite in die Kissen, streckt das schmerzende Bein aus und legt seine Wange an die seidenweiche Stirn seines Kindes. "Er ist wunderschön, Cal."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Dez. 2002, 22:25 Uhr
"Er sieht aus wie du," erwidert sie leise und sieht auf Caewlins gebeugten Kopf hinunter.  Sein langes, noch nasses Haar glänzt in der fahlen Nachmittagssonne fast schwarz. Seinen Kopf so gesenkt vor sich zu sehen hat etwas eigentümliches an sich und sie haucht einen Kuss in sein nasses Haar. Er riecht frisch und sauber und sie schließt einen Moment die Augen. Die Mägde hatten Tabletts mit Essen hereingetragen und neben dem Bett auf niedrigen Tischen bereitgestellt, aber sie kann nicht hinüberlangen, so lange sie das Baby im Arm hält. "Wir haben noch keine Wiege für ihn, Caewlin," meint sie leise. "Und noch keinen Namen." Ihr Blick fällt auf das Hundekind zu ihren Füßen. "Und auch die Hündin hat noch keinen Namen und für sie wird es höchste Zeit."

Der kleine Hund kriecht näher, schnüffelt an ihrer Hand und am Zipfel der bestickten Babydecke, an einem vorwitzigen kleinen Füßchen in wollenen Strümpfchen, das sich freigestrampelt hat und rollt sich dann zufrieden zwischen ihr und Caewlin  zusammen. Das Baby zu wickeln und anzuziehen war schwieriger, als sie gedacht hatte, den Göttern sei Dank war Dalla zur Stelle gewesen, die ihr zur Hand gegangen war und ihr alles gezeigt hatte. Jetzt schläft ihr Sohn in ihrem Arm und ihr Magen knurrt vor Hunger, vor allem beim Anblick all der Köstlichkeiten, die das Gesinde herbeigeschafft hat. Sie reicht Caewlin das Baby und streckt sich, um eines der Tabletts auf ihren Schoß zu heben, aber es ist ihr zu schwer, also läßt sie es, wo es ist und nimmt sich zuerst eine Schale heißer Brühe, die sie in kleinen, vorsichtigen Schlucken trinkt. Es gibt frisches Brot mit Butter, kalten Rinderbraten, gefülltes Hühnchen, einen Zwiebelkuchen, überbackene Auberginen, Bratäpfel in süßem Rahm, eingelegtes Gemüse in Kräuteröl, geräucherten Schinken und Gänsebrust, hartgekochte Eier und Flußkrebspastete.

Nachdem sie die kräftige Fleischbrühe getrunken hat, merkt sie erst wie hungrig sie ist. Caewlin, ebenso ausgehungert wie sie selbst, legt ihren Sohn auf seine andere Seite neben sich, damit er die Hand zum Essen frei hat und sie reicht ihm Brot, Fleisch und Pastete. Eine ganze Weile, sind sie nur mit Essen beschäftigt, Schulter an Schulter in ihrem breiten Bett sitzend und es ist ein derartiges Hochgefühl, wieder Zuhause zu sein, noch dazu siegreich und mit ihrem Kind, daß Calyra hin und wieder fast schwindlig wird, wenn sie sich all das ins Gedächtnis ruft.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 24. Dez. 2002, 12:09 Uhr
Caewlin ißt, blickt auf seinen Sohn, der wach und mit weit geöffneten Augen neben ihm liegt und sich mit rosigen, winzigen Fingerchen an seiner Babydecke festhält. "Wir haben eine Wiege," meint er zwischen zwei Bissen Flußkrebspastete. "Erinnerst du dich an das große, in Leder verpackte Monstrum, das wir vom Platz der Händler mitgebracht haben? Wir sind noch nicht dazugekommen, es auszupacken, aber es ist die Wiege von Sturmende. Ich habe Asha schon in meinem letzten Brief im Herbst darum gebeten und sie hat sie mit der Karawane hergeschickt." Er lächelt und küßt ihre Stirn, als sie kurz ihren Kopf auf seine Schulter legt. Er denkt an die kleine, eisenbeschlagene Truhe, die sicher verwahrt im tiefsten Keller hinter einer schweren, verschlossenen Tür ruht, und an die dicken Briefe, die er von zu Hause erhalten hatte und fragt sich, was sein Vater ihm gesandt haben mochte.
"Hm...wir brauchen Namen, du hast Recht."  Eine ganze Weile schweigen sie beide, essen und überlegen. "Ich will ihn nicht nach meinem Vater Cerdic nennen," meint er schließlich leise und seine Augen werden dunkler, bis fast alles grün gewichen und nur noch ein rauchiges, dunkles Blau übrig ist. "Und auch nicht nach meinen Brüdern." Er nimmt seinen Sohn in den Arm und sieht in das kleine Gesicht mit der winzigen Stupsnase. Caeron ist ein Ungeheuer und Aron....er war der beste von uns, aber sein Name wäre kein gutes Omen...
Er langt hinunter um den Welpen zu streicheln und füttert sie mit einem Rest kalten Braten, der sofort gierig verschlungen wird, dann setzt er sie vom Bett hinunter auf das weiche Luchsfell.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Dez. 2002, 22:33 Uhr
"Himmel...das kann doch nicht so schwer sein, zwei Namen zu finden!" Sie drückt ihr  Gesicht an Caewlins Schulter, fühlt die warme Haut unter dem kühlen, glatten Leinen des  Hemdes und atmet tief ein. Als sie ihre Augen wieder öffnet, blickt sie in die ihres Sohnes,  der in Caewlins großem Arm noch viel kleiner aussieht. Sie essen, betrachten das Baby,  essen noch mehr und bewundern gemeinsam ihren Sohn: die rosigen kleinen Hände mit den  durchscheinenden Nägeln an den Fingern. Die kleine Nase, die feinen, nur angedeuteten  Brauen, die langen, dunklen Wimpern, die winzigkleinen Ohrmuscheln, das flaumige Haar  über der Stirn, weicher als Spinnenseide. Wie kann ein so kleines Wesen seinem Vater  so ähnlich sehen? Sie streicht mit den Fingern zart über den Kopf ihres Sohnes, der seine Augen schließt und auf Caewlins Arm einschläft.

"Er wird bestimmt bald wieder aufwachen, wenn er hungrig wird," flüstert sie. "Ich sehe besser jetzt gleich nach deinem Bein." Vorsichtig setzt sie sich auf, steigt aus dem Bett, und holt das von Dalla bereitgelegte Verbandsleinen und die Heilkräuter.  Sie kann sich nur langsam bewegen, so wund wie sie ist, und ihre Beine fühlen sich auch immer noch ein wenig weich und nicht sonderlich kräftig an, und so fühlt sie Caewlins besorgten Blick auf sich, während sie herumtapst und schmerzverzogen lächelt. "Das geht schon...langsam, aber es geht schon." Sie legt einen Umschlag aus den Kräutern auf und verbindet die Wunde neu, dann ruft sie nach einer Magd und läßt Geschirr und Essen abräumen. "Laß die Wiege morgen erst auspacken und aufstellen, Caewlin," murmelt sie, als sie wieder ins Bett zurückschlüpft. "Ich will ihn nahe bei mir haben." Das Feuer glimmt ruhig und warm im Kamin und der Nachmittag dunkelt einem frühen Abend entgegen. Die Mägde haben die Fensterläden geschlossen und so ist es fast düster in ihrem Schlafgemach - eine Öllampe auf dem Nachttisch und das Feuer spenden das einzige Licht. Ihr Sohn liegt zwischen ihnen und ihre kalten Füße suchen Caewlins warme Haut. "Wenn du ihn nicht nach deinem Vater nennen möchtest..." fragt sie schließlich nach einer Weile. "Ich habe keinen Bruder und meinen Vater habe ich nie gekannt." Nicht einmal seinen Namen... "Aber deine Mutter...wie hieß der Vater deiner Mutter?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Dez. 2002, 23:14 Uhr

Caewlin ist in den Kissen nach unten gerutscht und liegt auf der Seite, den Ellenbogen aufgestützt, betrachtet seinen schlafenden Sohn. Er fühlt sich so zerschlagen, als wäre er völlig knochenlos, aber nicht müde. Er kann sich nicht sattsehen an dem kleinen Gesicht neben ihm, nicht aufhören, die weiche Haut zu berühren. Calyra hat seine Wunden versorgt und sein Bein wieder verbunden und ihre sanften, geschickten Finger haben ihm kaum Schmerzen bereitet. Jetzt liegt sie neben ihm, er wärmt ihre kleinen, kalten Füße und löscht das Licht der Öllampe. Nur noch das Feuer im Kamin wirft sein rötlichtanzendes Licht über das weiße Linnen der Bettwäsche. Über Calyras Bitte wegen der Wiege lächelt er nur. Es geht ihm ähnlich wie ihr: er kann dieses winzige, schutzbedürftige Kind, sein Kind, unmöglich aus den Augen lassen, geschweige denn, meterweit fort in eine Wiege legen. "Wir stellen die Wiege morgen neben unser Bett, dann ist er hier bei uns und du brauchst nachts nicht umherzutapsen, wenn du ihn stillst..." erwidert er, flüsternd wie sie, doch das Baby schläft tief, die kleinen Fäustchen dicht am Gesicht. Ab und an bewegt es die Lippen im Schlaf, als trinke es bei seiner Mutter, aber es wacht nicht auf und Caewlin lacht leise. "Bist Mamas Kind. Bist hungrig wie ein Wolf und weißt genau, was du willst," grinst er und wirft Cal einen listigen, liebevollen Blick zu. Sie liegt müde in den Kissen, und ihre Augen wandern von seinem Sohn zu ihm und wieder zurück. Als sie nach dem Vater seiner Mutter fragt, nickt er langsam. "Meine Mutter war vom Volk der Stämme, eine freie Frau," erwidert er leise. "Ihr Vater..." einen Augenblick schweift sein Blick ab, als er sich an die vielen Winterabende erinnert, als Ykenai ihren Söhnen in der Großen Halle von Sturmende Geschichten von jenseits der Mauer erzählt hat. Vom freien Volk der Stämme, von Riesen, Grumkins, Snarks und wilden Wölfen. Von Trollen und Kobolden und endlosen Wintern. "Der Vater meiner Mutter... Brynden. Sein Name war Brynden." Brynden Bärentod, Brecher des Eises, Metkönig der Halle von Letztfeuer, Bezwinger von Riesen und Zwergen, Meister der Runen, Vater von Heerscharen... So hatte seine Mutter Ykenai von ihrem Vater gesprochen, ganz anders, als er von seinem reden würde. Er sieht auf das kleine, schlafende Gesicht hinunter und blickt dann in Calyras lächelnde Augen. "Brynden."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 29. Dez. 2002, 16:54 Uhr
Calyra kuschelt sich tief in ihren Morgenrock aus grausilbernem Pelzwerk und rückt näher an das Kaminfeuer heran. Sie sucht die Wärme, obwohl sie nicht friert. Sie sitzt in Caewlins breitem Stuhl und hat eben ihr Haar gekämmt, im Augenblick starrt sie jedoch nachdenklich in die Flammen und fährt mit dem Daumen über die elfenbeinernen Zinken des Kammes in ihrer Hand. Der Julscheit brennt noch immer im Kamin und er würde noch für sieben weitere Tage brennen, so wie es der Brauch war. Er war so groß gewesen, daß Caewlin und alle Knechte und sogar die Mägde hatten mit anpacken müssen, um ihn in den großen Kamin zu wuchten. Auf Sturmende, hatte Caewlin erzählt, war der Julescheit jedes Jahr so groß, daß ihn zwanzig Männer in die Halle tragen mußten. Nun, ihrer hier ist zweifellos viel kleiner, aber er brennt ebenso warm und hell. Es ist später Nachmittag und der bleigraue Himmel draußen wird zusehends düsterer. Die Abenddämmerung würde bald hereinbrechen. Ihr Sohn ruht in einem ausgepolsterten Weidenkörbchen, das auf dem Tisch steht und die kleine Hündin - Caewlin hatte sie schließlich Akira genannt, nachdem sie drei Tage über einen Namen gegrübelt hatten - liegt träumend auf dem weichen Pelz vor dem Kamin. Ihr Pfoten zucken hin und wieder im Schlaf und die leise Knurrgeräusche dringen aus ihrem pelzigen Mäulchen.

Die Tage nach ihrer Rückkehr in ihr Haus waren wie im Flug vergangen. Die Wintersonnenwende und das Julfest waren vor der Tür gestanden, und sie hatte das Haus mit soviel Mistelzweigen, Efeu, Ilex und Tannengrün schmücken lassen, daß es aussah, als hätte jemand den ganzen Wald eingefangen und mit ins Haus gebracht. Sie hatten das Julfest friedlich und im Kreis ihres Gesindes gefeiert, das an diesem Tag, wie es Sitte war, mit ihnen an der langen Tafel gesessen hatte. Pyp war der Glückliche gewesen, der die versteckte Münze im Julebrotlaib gefunden hatte, also war er zum >Narrenlord< ausgerufen worden. Sein erster Befehl war an sie selbst gegangen und natürlich hatte sie ein Lied singen müssen. Gleichzeitig hätte sie noch auf dem Tisch tanzen und dabei  - mit einer Hand - einen Suppenteller Wasser balancieren sollen, aber darauf hatte Pyp in Anbetracht ihrer Verfassung dann doch großmütig verzichtet. Sie hatte ein Lied gewählt, das frech genug gewesen war, um das Gesinde zu erfreuen, aber nicht so anstößig, daß die sittenstrenge Köchin einen Herzschlag hätte bekommen können. Anschließend hatte Pyp Dalla befohlen, alle ihre Liebhaber aufzuzählen und das Gesinde hatte gekreischt vor Vergnügen. Es war ein lustiger, fröhlicher, ausgelassener Abend geworden, aber sie war doch froh gewesen, als sie und Caewlin sich nach Mitternacht mit dem schlafenden Brynden zurückgezogen hatten. Die lange Zeit im Kanal und die anstrengende Geburt danach hatten sie viel Kraft gekostet, mehr, als sie hatte zugeben wollen.

Caewlin hatte sein Versprechen gehalten und die große Wiege von Sturmende in ihr Schlafgemach schaffen und neben dem Bett aufstellen lassen. Ihr Holz ist glatt, wie poliert und von warmer, honiggoldener Farbe. In Kopf und Fußende und an die Seitenwände sind laufende Hunde hineingeschnitzt, alle mit dem gleichen, kurzen, enganliegenden Fell, dem breiten Kopf, den kräftigen Kiefern und dem mächtigen Brustkorb und doch ein jeder eigen, ein jeder ein wenig anders. Es war ein ganz eigentümliches Gefühl gewesen, die Wiege herzurichten, mit einer passenden Roßhaarmatratze zu versehen und ihrem Sohn darin ein weiches, warmes Nest zu bereiten, aber Brynden schläft gut darin. Er wacht nachts nur auf, wenn er Hunger hat und meistens schläft er gleich nachdem er gestillt worden ist, wieder ein, so daß ihre Nächte ruhiger als erwartet sind. Jetzt ist sind elf Tage vergangen, seit ihr Sohn auf die Welt kam, und langsam fühlt sie sich wieder kräftiger. Brynden verbringt seine Tage mit Schlafen, Trinken und Wachsen und schreit kaum.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Jan. 2003, 18:29 Uhr
Regen klatscht in dicken Tropfen gegen die Fenster und weckt Caewlin. Er schlägt die Augen auf und sieht Cals Rücken, ihr zerwuscheltes Silberhaar, das lang und seidig über ihre nackten Schultern fällt. Sie liegt auf der Seite neben ihm und stillt seinen Sohn.
Das Julfest war gekommen und gegangen, das Jahresende gleich am Mantelsaum, und noch immer ist kein wirklicher Winter in die Weltenstadt eingezogen. Hin und wieder war es nachts kalt geworden, doch Caewlin vermißt Schnee und Eis seiner Heimat - zu dieser Jahreszeit mehr als in den vergangenen Monden. In Sturmende liegt jetzt meterhoch Schnee und die Mittwinterdunkelheit hüllt alles ein. Es ist die Zeit der langen Abende am Kaminfeuer, der Geschichten der Weisfrauen, für Met und heißen Wein und der Jagd auf Keiler und Eisfüchse...und hier? Er wirft einen zweifelnden Blick aus den hohen Bogenfenstern und alles, was er sieht ist ein trüber grauer Himmel, aus dem es unablässig herabregnet. Das ist kein Winter, das ist ein endloser Herbst...  Er rückt näher an sie heran und sieht über ihre Schulter auf das Gesicht seines Sohnes. Dann legt er kurz seine rauhe Wange an ihre weiche Haut und schließt die Augen. "War er heute nacht oft wach? Ich habe ihn nicht gehört." Er, der es gewohnt war inmitten des Lärms eines ganzen Heerlagers zu schlafen, wird jetzt für gewöhnlich beim leisesten Laut seines Sohnes wach.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Jan. 2003, 19:10 Uhr
"Nein... er hat die ganze Nacht genauso tief geschlafen, wie sein Vater," lächelt sie und  lehnt sich an Caewlin, der hinter ihr liegt.  Sie stillt ihren Sohn zu Ende und gibt ihn dann  Caewlin, der ihn hochnimmt und herumträgt so lange sie sich wäscht und ankleidet: ein  weinrotes Gewand mit viereckigem Ausschnitt und langen, geschlitzten Ärmeln, dessen  Säume mit winzigen, silbrigen Rankenmustern und Blättern bestickt sind.
Nachdem Frühstück, als Brynden wieder schläft, holt Calyra sich die Bücher und trägt  einiges nach, geht mit der Köchin und Dalla die notwendigen Einkäufe durch und denkt  an ihr vergangenes Abenteuer in den Tunneln und Gängen der Kanalisation. Im warmen  Licht der Kerzen und der Kaminfeuer kommt ihr das alles immer mehr wie ein böser  Traum und seltsam unwirklich vor.

Haben wir wirklich gegen Dämonen gekämpft? Gegen einen abscheulichen Schatten  auf einem wankenden Thron toter und sterbender Kreaturen? Brynden verschläft  ausnahmsweise einmal den gesamten Vormittag, so daß sie Zeit für sich hat, ein langes  Bad nimmt und Dalla ihr Haar flechten läßt. Sie hat sich fast vollkommen von der Geburt  erholt und das Leben mit dem Kind ist wesentlich leichter, als sie befürchtet hatte. Stell  dir lieber nicht vor, wie ein Leben mit einem  Kind wäre, hättest du nicht eine Heerschar  schnatternder Mägde um dich herum, die es dir am liebsten den ganzen Tag abnehmen  würden... Kichernd denkt sie an die dicke Köchin, die alles in der ihr sonst heiligen  Küche stehen und liegen läßt, sobald Brynden auch nur den kleinsten Laut von sich gibt  und an Dalla, die ihn so gern wiegt und ihm alberne Lieder vorsingt.

Nach ihrem Bad und dem Mittagmahl ist auch Brynden wieder wach und sie nimmt ihn  mit hinunter. In der Kaminhalle stapeln sich zwischen einer eisenbeschlagenen Truhe aus  honigfarbenem Holz, die mit verblichenen rötlichen Zeichen bemalt ist, und einem  niedrigen Schrank mit ebenso rankenförmigen Eisenbeschlägen die Julgeschenke für alle  ihre Freunde und Bekannten, die noch immer auf ihre neuen Besitzer warten. Eine Weile  betrachtet sie die in Stoff und Leder eingewickelten Päckchen, die mit Ilexblättern und  Tannenzapfen geschmückt sind und lächelt.

Für den Druiden wartet dort ein bestickter Lederbeutel an einer dazu passenden Dolchscheide, beides aus weichem rotbraunem Hirschleder und mit nordischen Glücksrunen verziert. Ravens Paket enthält einen  Winterumhang aus feinem, leichten Wollstoff, aber wunderbar warm gefüttert mit dunklem Nerzpelz und einer pelzgesäumten Kapuze. Seine Schließe ist eine silberne  Brosche, geformt wie ein gespannter Bogen, deren Schnalle der Pfeil bildet. Dazu hatte sie beiden einen Vorratskorb aus gefärbten Binsen auf dem Marktplatz erstanden, den sie  mit allerlei Köstlichkeiten gefüllt hat: Gewürze, kostbares Salz in einem Jadetiegel,  Marmeladen, Eingelegtes, eingekochte Früchte, in Öl und Gewürze eingelegtes Gemüse,  Dörrobst und ähnliches. Auch für Sol, Morholdrim, Ieras und Kizumu warten eingepackt die Julegaben neben dem Kamin.  "Wir sollten sie einladen," flüstert sie dem  Baby in ihrer Armbeuge zu. "Dann lernst du Raven und Mottenfaenger kennen. Und ein  paar Zwerge. Und Kizumu und Ieras. Ieras hat dich schon gesehen, aber du ihn noch  nicht..." lächelnd erinnert sie sich daran, wie Pyp seine Abenteuer mit Kizumus Sohn  wieder und wieder erzählt hat. Ich möchte Wissen, wie es Kizumu geht, ob ihr Bein  genesen ist. Wenn dieser endlose Regen einmal aufhören würde, dann könnte ich sie  besuchen gehen. Und Morholdrim und Sol ebenso! "Morgen gehen wir einkaufen,  mein kleiner Schatz. Ob es regnet oder nicht. Wenn es regnet, dann muss uns dein Vater eben eine Sänfte rufen." Brynden reagiert auf all ihre Wort nur mit einem Blinzeln und  einem Glucksen, aber Akira springt aufgeregt um ihre Füße. "Du brauchst ein Halsband,  ehe ich dich irgendwo hin mitnehme, Hundekind."
Sie holt für Brynden seine weiche Babydecke, breitet sie auf den Fellen vor dem Kamin  aus und legt ihn darauf. Dann setzt sie sich zu ihm, genießt die wohlige Feuerwärme und  lacht über Akira, die immer wieder erfolglos versucht, sich an Mäuseschreck  anzuschleichen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Jan. 2003, 19:49 Uhr
Der Tag vergeht ebenso regnerisch wie er begonnen hatte. Die Waldwege und Wiesen südlich der Stadt sind mittlerweile so aufgeweicht und schlammig vom vielen Regen, daß ein Ausritt kaum Sinn hätte und Caewlin fühlt sich mehr und mehr eingesperrt. Ich will den Grauen durch weißen Schnee reiten und jagen gehen. Ich will Cal soviel Pulverschnee in ihren Umhangkragen werfen, daß sie mir ewige Rache schwört... ich will Wölfe singen hören, wenn ich am Kamin sitze und Eisblumen an den Fenstern...

Als der Nachmittag dem Abend entgegendämmert, sitzt Calyra bei Brynden, der auf seiner Decke am Boden auf den weichen Pelzen vor dem Kamin liegt und mit großen Augen dem flackernd hellen Feuerschein folgt, bewacht von einem hechelnden Bluthundwelpen. Akira, die ihre winzige Welpenhaftigkeit fast verloren hat und nun mehr aussieht wie ein kleiner Hund mit viel zu groß geratenen Pfoten und einem viel zu langen Schwanz, ist mittlerweile doppelt so groß wie jeder ausgewachsene Kater und man kann an ihren pelzigen Füßen sehen, daß sie noch sehr viel größer werden wird.  
Eine Weile sieht er Cal zu, beobachtet, wie sie ihren Sohn betrachtet, mit dem Welpen spielt und ab und an eine leise Melodie summt.

Manchmal ist ihre Stimme das einzige, was den Kleinen beruhigen kann - neben ihrer Milch. Die Nächte sind längst nicht mehr so ruhig, wie sie einmal waren, aber alles in allem ist Brynden ein bemerkenswert zufriedenes Baby. Ein amüsiertes, halbes Lächeln liegt auf seinem Gesicht, als er seine Familie betrachtet, doch dann fällt ihm etwas ein und er geht leise und rasch in den kalten, dunklen Felsenkeller unter seinem Haus hinab. Hier unten ist die Feuerung für das Hippokaustum, lagern die Vorräte in langen Regalen: irdene Krüge und Amphoren, versiegelte Fässer, Kisten mit Kartoffeln, Holzwannen gefüllt mit feuchtem Sand, in den Gemüse eingegraben ist, Weinflaschen, Bierfässer und ähnliches. Caewlin jedoch ist nicht an Vorräten interessiert, sondern holt die kleine, eisenbeschlagene Truhe, die ihm sein Vater aus Sturmende gesandt hat aus seinem tiefsten Keller und nimmt sie mit sich hinauf in die Bibliothek.

Der Brief seines Vaters besteht aus zwei Bögen eng beschriebenem Pergament in Ashas gerader, eckiger Handschrift, aber die Worte sind die seines Vaters Cerdic. Er liest mit unbewegter Miene, ehe er ihn langsam sinken läßt. Als er aufblickt, sind seine Augen dunkel und grau wie Rauch und nachdenklich blickt er eine Weile auf die Holztruhe vor ihm auf dem Tisch. Seine Finger streichen über glattes, schweres Eichenholz und öffnen schließlich den Deckel. Neben ein paar Beuteln mit schwerem Silber und Gold liegt ein abgewetztes Lederhalsband darin, in das das Wappen Sturmendes eingebrannt ist, und eine flaches, rechteckiges Etui, bezogen mit taubengrauem Samt. Langsam nimmt er es heraus.

Er weiß genau, was es enthält und es war nicht das, worum er Asha gebeten hatte. Was er hatte haben wollen, liegt ebenfalls in der Truhe: ein schwerer, silberner Halsreif, besetzt mit rundgeschliffenen Granaten, ein Beutestück elbischer Machart aus seiner eigenen Schatzkammer. Dennoch hatte sein Vater ihm etwas anderes geschickt, und das hat Caewlin mehr verblüfft als die unbeholfenen Erklärungen eines alten, harten Mannes, die seltsam weichen Worte des Briefes. Ich hätte zu gern Ashas Gesicht gesehen, als der Alte sie das hat schreiben lassen... Eine Weile hält er den Silberreif in der Hand, wiegt ihn nachdenklich und legt ihn dann zurück. Einerlei wie er zu seinem Vater stehen mag -  das was er geschickt hatte, ist nicht für ihn gedacht, sondern für Cal. Fast zögernd nimmt er die graublaue Kassette wieder in die Hand und ein undefinierbarer Ausdruck liegt in seinen Augen. Langsam dreht er sich um und wirft den Brief ins Feuer des Kamins hinter ihm, wo die prasselnden Flammen das Pergament zu grauer Asche verbrennen. Er verschließt die Truhe wieder und kehrt er ins Kaminzimmer zurück, die flache Samtschatulle in der Hand.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 06. Jan. 2003, 02:36 Uhr
Mitternacht ist schon vorüber und in den Häusern brennt kaum noch Licht. Nur ab und zu wirft der flackernde Schein einer Kerze hinter einem der Fenster goldgesprenkelte Flecken auf das nasse Straßenpflaster. Kalter Ostwind pfeift durch die leeren Gassen und rüttelt an Dachschindeln und Zäunen.

Vor dem mächtigen Tor zu einem der Anwesen oberhalb des Seeufers bleibt Raven unschlüssig stehen und starrt zu den Fenstern hinauf. Von irgendwoher aus der Tiefe des Hauses dringt ein schwacher, goldener Lichtschein in den dunklen Garten herab, ein Kaminfeuer vielleicht, oder das Schimmern einer Kerze. Die Aussicht auf ein warmes Feuer ist verlockend, denn mittlerweile friert sie in ihren dünnen, nur achtlos übergeworfenen Sachen wie ein Hund. Raven weiß, sie könnte einfach den gepflegten Kiesweg entlanggehen, den bronzenen Türklopfer dort an der Pforte benutzen und irgend jemand vom Gesinde, vielleicht Pyp oder die dralle, rotbackige Dalla würden ihr öffnen und vermutlich ein wenig verwirrt nach ihrem Begehr fragen. Aber niemand würde sie wieder wegschicken.

Und doch tut sie es nicht, sondern bleibt nur draußen vor dem Tor stehen und starrt die Fenster an, hinter denen Caewlin und Calyra und nun auch ihr Sohn zuhause sind. Zuhause... Fröstelnd wendet Raven sich wieder der dunklen Gasse zu und bewegt sich langsam und ziellos, den eisigen Wind im Rücken, weiter in die Stadt hinein.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Jan. 2003, 19:33 Uhr
Sie blickt im selben Moment auf, als Caewlin die Kaminhalle betritt und legt rasch den Finger an den Mund. Brynden war wieder eingeschlafen und sie hatte ihn eben in das weichgepolsterte Weidenkörbchen gelegt, daß mitten auf dem langen Holztisch steht, so daß es nicht herunterfallen kann. Links und rechts sind zwei stabile Tragegriffe darangeflochten, so daß man Brynden darin umhertragen kann. Zuerst war sie dieser Tragetasche sehr mißtrauisch gegenüber gewesen, aber es war einfach praktisch ihn hinzulegen, wenn er einschlief und ihn dann mitsamt seinem "Bett" nach oben oder in die Küche - oder wo immer auch hin - zu tragen. Sie rafft ihre Röcke und steht auf, schwankt ein wenig, weil ihre Füße vom langen Sitzen taub geworden sind und nun schmerzhaft kribbeln. "Er schläft wieder...und meine Füße auch, au..." Sie lächelt gequält, doch dann fällt ihr Blick auf das flache Kästchen, das Caewlin in der Hand hält. Als er auf sie zukommt, will sie ihn eben danach fragen, aber Akira zerrt an ihrem schwingenden Kleidersaum und so muss sie die kleine Hündin erst fortscheuchen. "Nein, lass aus! Lass aus!" Sie hebt warnend den Zeigefinger und Akira verschont ihr Kleid.
Als das Hundekind Ruhe gibt und sich schnaubend davontrollt, ist Caewlin bei ihr und ein ganz merkwürdiges Lächeln liegt auf seinem Gesicht, jenes wunderbare, halbe Lächeln, das so sehr zu ihm gehört und das für immer ihr Herz gefangen halten wird. "Was...ist das denn, was du da hast?" Sie verrenkt sich fast den Hals, um sehen zu können, was genau er in der Hand hält, und obwohl sein Lächeln noch eine Spur tiefer wird, bleibt er ernst.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 06. Jan. 2003, 21:44 Uhr
Leise um Brynden nicht zu wecken, durchquert er den Raum, bis er direkt vor ihr auf den weichen Pelzen steht. Der schwache Duft von Rosen und Yasmin steigt ihm in die Nase, irgendetwas aus den Flakons, das sie gern ins Badewasser gibt.  
"Es ist für dich," erwidert er leise und legt die Schatulle in ihre Hände, die sich langsam heben, um ihm das flache, taubengraue Etui abzunehmen.
"Ich habe dir nie eine Morgengabe gegeben, Cal," fährt er fort und seine Stimme ist merkwürdig weich. "Nicht, weil ich nicht gekonnt hätte, sondern weil ich dir etwas besonderes geben wollte." Er streicht mit dem Daumen über ihre Wangen und eine silberne Locke aus ihrer Stirn, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat, dann sieht er in ihre großen, fragenden Augen und wieder auf die Schatulle in ihren schlanken, langen Fingern. "Mach es auf." Er sieht auf sie hinunter, ihren leuchtenden Blick und auf das kleine, geheime Lächeln, das um ihre Lippen geht, als sie die Schatulle in den Händen wiegt, wie um ihn zu necken, sie dann aber dreht und aufschlägt.
Ihre Augen werden riesengroß und eine ihrer Hände wandert an ihren Mund, wie um ein überraschtes "Oh" zu unterdrücken, aber er hört sie dennoch tief  Atem holen und seine Augen glitzern belustigt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Jan. 2003, 22:51 Uhr
Das lange, flache, samtige Etui, das Caewlin ihr in die Hände legt ist merkwürdig schwer und sie blickt zu ihm hoch, als könne sie in seinem Gesicht lesen, was es enthält. Eine Morgengabe für mich... Sie ist sich nicht ganz sicher, was es damit auf sich hat, dafür versteht sie von den Bräuchen des Nordens noch zu wenig. Ein Lächeln spielt um seinen Mund, als sie zu ihm hochblickt, doch seine Augen sind dunkel, ernst und rauchigblau.
Als es ihr endlich gelingt, die Schatulle zu öffnen - die Verschlüsse sind winzige Kupferhäkchen, die Deckel und Boden streng zusammenhalten - kann sie jeodch nur wie vom Donner gerührt auf den Inhalt starren und  nur mit Mühe einen Ausruf unterdrücken.
Vor ihr liegt auf Seide, so dunkelrot wie Blut, ein breites Halsband aus schwerem Silber, so alt, daß es beinahe schwarz wirkt. Es ist rundum  besetzt mit wasserhellen Saphiren, ein jeder so groß wie ein Taubenei, die von kleinen Rubintropfen eingefasst sind. Zu dem Halsband enthält die Schatulle zwei passende Armbänder und Ohrringe. Meine Ohren sind gar nicht durchstochen...
"Caewlin..." bringt sie schließlich irgendwann unsicher heraus. Ihre Stimme ist wirklich nicht mehr als ein Hauch und ihre Augen glänzen. Der Schmuck ist wunderschön, aber von einer Kostbarkeit wie ihn nur eine Hochgeborene tragen würde. Eine Königin. Oder... eine Fürstin. Nicht ich....ich bin doch nur...Calyra.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 07. Jan. 2003, 22:23 Uhr
Als Calyra ihn nur aus nun wirklich riesigen Augen ansieht und keine Anstalten macht, den Schmuck anzulegen, dreht er die Schatulle in ihren Händen und nimmt das Halsband selbst heraus. Das Silber ist kühl und schwer in seinen Fingern, die hellen Saphire glänzen im Feuerschein wie blaue Eiskristalle. "Leg es an, es gehört dir, Liebling. Es passt zu deinen Augen. Und zu deinem Haar."  Er hält die gut vier Finger breite Kette an ihren schlanken Hals und sie legt das Etui so vorsichtig als wäre es aus zerbrechlichem Glas auf den Tisch, um die Hände frei zu haben und verschließt dann das Band im Nacken.
Zwischen Bryndens Weidenkörbchen und der Schmuckschatulle liegt ein Spiegel mit geschnitztem Elfenbeinrücken auf dem Tisch und er nimmt ihn auf. Dann dreht er sie sanft um, so daß sie mit dem Rücken zu ihm steht und er über ihre Schulter sehen kann. Er hebt das verglaste Metall vor ihr Gesicht, damit sie sich sehen kann: eine junge Frau, noch fast ein Mädchen mit hellen, blauen Augen, geröteten Wangen, silbernem Haar und einem großen, lächelnden Mund.  "Du bist wunderschön, kleine Frau," flüstert er und streicht mit den Lippen an ihrer Schläfe entlang. Die dunklen Rubine im Silber des breiten Halsbandes schimmern in tiefem Feuer, wenn sich ihre Kehle bewegt und sie dreht leicht den Kopf und starrt auf ihr Spiegelbild. Er sieht die unausgesprochene Frage in ihren Augen und lächelt. "Es hat meiner Mutter gehört. Ich schrieb an Asha und bat sie um einen Halsreif aus meiner eigenen Schatzkammer...aber mein Vater hat mir stattdessen Ykenais Juwelen geschickt. Für dich."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. Jan. 2003, 23:34 Uhr
Für einen Augenblick sieht Calyra im Spiegel gar nicht sich, sondern eine Frau mit lachenden, blauen Augen und kastanienrotem Haar. Sie hat Sommersprossen auf der Nase, ein sonnengebräuntes Gesicht und einen leicht schiefen Schneidezahn. Obwohl sie wunderschön ist, scheint nichts an ihr weich oder unsicher und sie sieht Caewlin so ähnlich wie eine Frau ihm nur ähnlich sehen kann. Das fremde und gleichzeitig so bekannte Gesicht ist nur für einen Herzschlag lang zu sehen und verschwimmt dann zu ihren eigenen Zügen: ein Mädchen mit silbernem Haar, blauen Augen, verwirrtem Blick. "Deiner Mutter...?" Sie weiß nicht viel über die seltsame Beziehung von Caewlins Vater Cerdic zu Ykenai, einer freien Frau der Stämme, nur das wenige, was Caewlin je darüber preis gegeben hat. Ihre Finger fahren zart, beinahe ehrfürchtig um das schwere Silber an ihrem Hals. "Es ist wunderschön, Caewlin." Sie lehnt sich an ihn, nimmt ihm den Spiegel ab und legt ihn fort. Seine Arme schließen sich um sie und eine Weile drückt sie sich nur an ihn, atmet den vertrauten Geruch nach Mann, Leder, Stahl und frischgebleichtem Leinen. Caewlins Vater muss Ykenai sehr geliebt haben, wenn er solchen Schmuck für sie machen ließ...und daß er ihn Caewlin für mich geschickt hat...
"Trägst du Brynden für mich nach oben? Ich glaube nicht, daß er noch einmal aufwacht und es ist spät geworden..." murmelt sie schließlich leise. Ohne sich aus seinem Arm zu lösen dreht sie sich zu ihm um und sieht zu ihm hoch, so an seine Größe gewöhnt, daß sie weiß, wie weit sie den Kopf in den Nacken legen muss, um in seine Augen zu sehen. Das silberne Band um ihren Hals ist schwer, aber nicht unangenehm und das kühle Silber auf ihrer Haut hat beinahe etwas aufregendes. Sein Gewicht und die Art, wie es sich um ihre Kehle schmiegt, seine besondere Geschichte und wo es her kam...aus wessen Händen...lassen sie ganz schwindlig werden. Und als Caewlin Brynden in seinem Tragekorb vom Tisch nimmt, die graue Schatulle zu seinen Füßen hineinlegt und sie in seinem freien Arm die Treppen hinaufgeht, schwebt sie fast.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Jan. 2003, 13:44 Uhr
Am nächsten Morgen war Caewlin bereits mit der Sonne aufgestanden und hatte auf eine weiße Welt geblickt. Im Lauf der letzten Tage war der Winter in die Stadt eingezogen, hatte Schnee und klirrenden Frost gebracht - und jeden Tag gelbe Wintersonne. Schnee und Sonnenschein gab es im Norden nur im Herbst und Frühling - im Winter hüllte die Mittwinterdämmerung alles ein. Pyp und eine der jüngeren Mägde hatten sich auf dem Rückweg vom Hühnerstall schon eine Schneeballschlacht geliefert, bis die dicke Köchin mit ihrem Kochlöffel dazwischengewatschelt war. Nicht viel Schnee, aber immerhin. Und die Luft riecht nach noch mehr Schnee... Der Himmel war so blau wie sonst nur im Juli  und so hatte er sich nach dem Frühstück den Grauen satteln lassen und  zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr aus den Kanälen das Anwesen verlassen. Er war den ganzen Vormittag fort geblieben, hatte die Stadt durchs Südtor verlassen und war stets am See entlang weit nach Süden geritten. Am Ufer war die kalte Luft voller Lachmöwen und Graugänse und Schwäne trieben still und unnahbar zwischen dem vor Reif glitzernden Schilf dahin. Er hatte erst kehrt gemacht, als sein Bein so sehr zu pochen begann, daß es schmerzte und war erst zum Mittag wieder zu Hause.
Es gibt Wildpastete und geräucherte Gänsebrust, frisches, dunkles Brot, Butter und kupfernes Bier, als er vom Stall durch den Küchengarten und den Windfang in die Küche kommt, Nase und Wangen gerötet von der Kälte. Cal hat Brynden auf dem Arm und sitzt mit dem Gesinde am Tisch in der Küche, einen Teller mit Brot und Pastete vor sich.
Die dicke Köchin murmelt etwas von "eisiger Kälte" und drängt ihn, sich erst am Herd zu wärmen, doch Caewlin lehnt grinsend ab. "Ach was, das ist ein Wetter wie bei uns zu Hause zur Schneeschmelze, es ist nicht kalt." Er setzt sich zu Cal und nimmt ihr Brynden ab, damit sie essen kann. Sonnenlicht fällt durch die Bogenfenster und er entdeckt in den blauen Augen seines Sohnes grüne Streifen, so hell, daß sie fast türkis wirken. "Er bekommt meine Augen, Cal. Ich dachte, sie würden blau bleiben, wie deine."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 09. Jan. 2003, 22:46 Uhr
Der Wind weht schneidend durch die Straßen der Stadt, die hochgestellten Krägen und der feste Stoff der Mäntel halten ihn zwar einigermaßen ab, doch trotzdem ist Kizumu froh als endlich das Haus am Seeufer in Sicht kommt. Sie hatten sich nur kurz auf dem Marktplatz aufgehalten und dass, was sie von ihrem letztem, eigenem Geld gekauft hatten, liegt nun wohlverwahrt und sicher in ihrer Satteltasche, in feines Leinen eingeschlagen.
Ierás hatte staunend und mit offenem Mund vor dem Spielzeugstand gestanden und sich schießlich für ein Pferdchen aus wundervoll weichem Stoff entschieden. Mähne und Schweif waren aus dicker Wolle und Ierás hatte es so sehnsüchtig angeschaut, dass Kizumu beinahe fürchtete, er würde es nicht mehr hergeben wollen.
Vor dem großen Tor steigen beide von ihren Pferden und führen sie hindurch. Kizumu drückt ihrem Sohn die Zügel in die Hand und geht zur Haustür um zu klopfen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Jan. 2003, 10:01 Uhr
Calyra will sich eben zu Caewlin beugen, um in Bryndens Augen zu sehen, als Pyp vom Tisch aufspringt, weil es an der Tür geklopft hatte, und durch Küche, Kaminhalle und Vorraum hineilt. Sie tauscht einen amüsierten Blick mit Caewlin, als wollten sie raten, welcher ihrer Freunde auf ihrer Türschwelle wartete.
Und so ist es Pyp, der Kizumu grinsend die Tür öffnet und die Elbin höflich lächelnd, ihren Sohn aber mit vertrautem Grinsen begrüßt. "Kommt herein, rasch, es ist ja so kalt! Die Knechte bringen Eure Pferde gleich in den Stall hinauf."
Ehe sich die beiden versehen, sitzen sie mitsamt allen anderen in der großen, warmen Küche am Tisch und bekommen Gänsebrust, Pastete, Brot, Putter und süße Bratäpfel serviert.
Die meisten vom Gesinde sind bereits fertig mit dem Essen und aufgestanden, um wieder an ihr Tagwerk zu gehen, aber Caewlin und sie selbst sitzen noch und auch Pyp läßt es sich natürlich nicht nehmen, mit Ieras die Köpfe zusammenzustecken.
"Kizumu, wie schön, daß Ihr hergefunden habt. Ich wollte Euch mit dem Kleinen besuchen, sobald der Frost etwas nachgelassen hätte. Wie geht es Eurem Bein?"
Calyra hatte nicht so sehr darauf geachtet, ob die Elbe noch humpelte oder nicht, als Pyp sie in die Küche geführt hatte und schiebt ihren  Teller von sich. Sie nimmt Brynden wieder in den Arm, damit Caewlin essen kann und versucht an Kizumus Gesicht zu sehen, wie es der Elbin gehen mag.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 10. Jan. 2003, 10:14 Uhr
Ehe sich die zwei besinnen können, sitzen Ierás und Kizumu in der Küche, haben etwas zu essen vor sich zu stehen und die Kälte beginnt von ihnen abzufallen. Ierás greift herzhaft zu während er mit Pyp die neuesten Geschehnisse durchgeht.
Kizumu muß lächeln als Calyra den kleinen Jungen auf den Arm nimmt und beugt sich etwas vor um besser sehen zu können.
"Danke, es wird mit jedem Tag besser, aber eine Narbe wird wohl bleiben."
Sie lehnt sich wieder zurück und bemüht sich um ein fröhliches Gesicht, doch das Lächeln erreicht nur selten ihre Augen.
"Oh, beinahe hätte ich es vergessen. Ierás, holst du es?" Sie schreckt auf und blickt zu ihrem Sohn hinüber, der sofort aufsteht, den jungen Pyp mit nehmend.
Keine 3 Minuten später kehren die zwei mit einem Bündel zurück und mit einem breiten Grinsen überreicht Ierás Calyra das in Stoff eingeschlagene Stofftierchen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Jan. 2003, 12:46 Uhr
Calyra nimmt das Stoffpäckchen vorsichtig entgegen, hat aber keine Hand frei, um es auszupacken und so reicht sie Dalla ihr Baby, die den Kleinen auf den Armen wiegt und mit ihm in die Kaminhalle hinübergeht. Weiter hinten in der Küche rumort die dicke Köchin vor ihrem gewaltigen Herd und zwei jüngere Mägde räumen rasch den Tisch ab, damit die Herrschaften dort Platz hatten. "Du meine Güte, ja, die Julgaben! Wir haben etwas für euch beide. Caewlin, würdest du?" Sie dreht sich halb zu ihrem Mann um, der nur leise lächelt, aufsteht und kurz darauf mit einem schmalen, länglichen Päckchen für Kizumu und etwas großem, weichen für Ieras zurückkehrt. Er legt beides auf den Tisch und  zieht sich dann ein wenig zurück, lehnt sich an das lange Holzbuffet auf der anderen Küchenseite und sieht den beiden Frauen und den Kindern zu.
Das Stoffpferdchen ist rasch ausgepackt und Calyra lächelt entzückt über das kleine, weiche Tier. Es war genau richtig für ein sehr kleines Kind: ganz aus Wolle und einer Art Samt, fest verarbeitet, so daß sich nichts ablösen kann, und doch so weich wie Gänsedaunen. Außerdem ist es so klein, daß Brynden sehr bald mit ihm spielen können wird. "Danke, Kizumu. Das ist perfekt!" Sie strahlt die Elbin so aufrichtig glücklich an, daß ihr beim Anblick von Kizumus fast gezwungenem Lächeln ein dicker Kloß im Hals sitzt. "Hier." Sie schiebt der Elbin ihr Geschenk zu und Ieras das große Paket hin. "Für Euch hatten wir rasch etwas gefunden, doch Ieras war ein schwierigerer Fall," erklärt sie, während sie zusieht, wie beide ihre Julgaben auspacken. Kizumus Geschenk sind zwei Wurfdolche aus erlesenem Stahl in passenden Lederscheiden, die beide gut verborgen unter der Kleidung an Lederschienen für die Unterarme getragen werden können. Ieras voluminöses Paket enthält drei Garnituren Winterkleidung, die genau seine Größe haben:  pelzgefütterte Beinlinge, warme, bestickte Lederhemden, mit Lammfell wattierte Westen, eine Kapuze aus Vielfraßfell und ebensolche Fäustlinge und derlei mehr. Vor allem ist es keine Kinderkleidung, sondern die eines jungen Mannes und Calyra dankt einmal mehr den Göttern, für Pyps Redseligkeit und Dallas gutes Augenmaß, was Kleidergrößen angeht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 11. Jan. 2003, 01:17 Uhr
Calyras aufrichtige Freude vertreibt den kummervollen Ausrduck in Kizumu´s Augen, ehe er sich in Unglauben und Staunen verwandelt als sie ihr Geschenk öffnet.
Vorsichtig nimmt sie einen der Dolche in die Hand. Er liegt gut und sicher in ihrer Hand und sie ist sicher, mit diesen Waffen eine Fliege treffen zu können. Mit einem seltsam, wehmütigem Ausdruck in den Augen blickt sie zuerst Calyra, dann Caewlin an und ein geflüstertes "Danke" ist alles was ihr zu solch einem Geschenk einfällt.
Als ihr Blick auf den staunenden Ierás fällt, sitzt ihr ein dicker Kloß im Hals. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, dass der Junge warme, und vor allem größere Kleidung benötigen würde. Die Elfe beißt sich auf die Lippe um die aufsteigenden Tränen zu vertreiben, dann lächelt sie Calyra an.
"Danke...das ist.."
Sie bricht ab, die rechten Worte wollen ihr nicht einfallen.

Ierás, der mit fliegenden Fingern sein Geschenk geöffnet hatte, hält sich nun eines der Lederhemden vor den Körper und die Augen leuchten vor Freude und Aufregung. Er wechselt einen dankbaren Blick mit Calyra, grinst zu Caewlin hinüber und nach einem kurzen Blickkontakt mit seiner Mutter stürmt er aus der Küche hinaus um irgendwo einen stillen Ort zum Umkleiden zu finden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Jan. 2003, 09:08 Uhr
Als Ieras seine Geschenke ausgepackt hat, und grinsend hinauseilt, fordert Caewlin Pyp mit einer Geste auf, ihn zu begleiten. Er stößt sich vom Küchenschrank ab und tritt an den Tisch hinüber, aber nur, um Cal zu küssen. "Ich nehme die Jungen mit hinaus, wenn es euch recht ist, dann habt ihr hier ein wenig Ruhe. Mal sehen, wie schneedicht Ieras neue Kleider sind," ein hinterhältiges, kleines Lächeln erscheint auf Caewlins Gesicht, als er mit dem Mogbarjungen die Küche verläßt. Keine fünf Minuten  später ist draußen die Schlacht um den Küchengarten in vollem Gang. Lautes Kriegsgebrüll tönt von den verschneiten Mauern und Schneebälle fliegen hin und her. Ein völlig mit Schnee überstäubter Ieras wankt grimassenschneidend an den Küchenfenstern vorbei. Er sieht aus, als habe ihn ein eiliger Bäcker in Zucker gewälzt, und von Pyp ist jede Menge zu hören, aber nichts zu sehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Jan. 2003, 10:27 Uhr
Eilig wenden sie sich vom Nordtor ab und machen sich zum Haus am Seeufer auf. Der Weg quer durch die Stadt wäre zwar viel kürzer und einfacher, aber um sich nicht durch Menschenmenge drängen zu müssen wählen sie den Umweg um die Stadt herum, der sie an der alten Mauer und eine Weile später am Strand entlang Richtung Süden führt. Von der ungeschützten, offenen Seeseite her pfeift eisig der Wind und sie beeilen sich, durch den schweren Sand voranzukommen.

Der einzige, den das Wetter und die Kälte nicht sonderlich zu stören scheinen, ist der Wolfshund, der voller Begeisterung Löcher in den Sand buddelt und immer wieder allerhand Treibgut heranschleppt, das von den Wellen an den Strand gespült wurde, in der Hoffnung, Raven oder Mottenfaenger würden sich erbarmen und mit ihm sein heißgeliebtes Stöckchenwerfen zelebrieren, doch er findet diesmal nicht viel Beachtung. Mit nachdenklichen Gesichtern und darüber grübelnd, was der Aufruhr bei der Kräuterkate zu bedeuten hat, wandern sie nebeneinander das Ufer entlang, ohne auf Stelzes bettelnden Blick zu achten und haben bald Caewlins und Calyras Haus erreicht.

Die Fenster im Erdgeschoß sind hell erleuchtet und dahinter sieht es warm und heimelig aus. Sie nehmen gleich den Weg durch die kleine Gartenpforte ohne erst hinauf auf die Straße zum eigentlichen Tor zu gehen, und gleich darauf hallt der dunkle, bronzene Ton des Türklopfers durch die Eingangshalle und sie warten geduldig darauf, daß jemand sie einlässt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Jan. 2003, 16:09 Uhr
Entweder die Diebin und der Druide geben vor, den infernalistischen Lärm, das Sausen der Schneebälle und das Kreischen zweier überdrehter Jungen nicht zu hören, oder sie achten nicht weiter darauf, aber Stelze ist entzückt: endlich jemand, der mit ihm durch den Schnee toben wird und Schneebälle fangen ist immerhin fast so schön, wie Stöckchen hinterher zu hetzen. Der graue Wolfshund hält sich nicht weiter an der Tür auf, sondern schießt weiter um die Hausecke in Richtung Schlachtfeld und nur Augenblicke später mischt sich sein fröhliches Gebell in die Kriegsschreie der beiden Jungen. Caewlins dunkle Stimme ist kurz zu hören und kurz darauf taucht ein großes, weißes Etwas unter den geschnitzten Arkaden bei Mottenfaenger und Raven auf. Caewlin bietet keinen besseren Anblick als noch vor Augenblicken Ieras, als er am Küchenfenster vorbeiwankte: er hat Schnee in den Haaren, Schnee überall auf dem Umhang, Schnee im Gesicht und vor allem: Schnee in den Händen.  "Sieh an...wer kommt uns da besuchen?" Fragt er grinsend, stapft sich dicke weiße Schneekrusten von den Stiefeln und sieht dabei schrecklich fröhlich aus. Dann landet der erste Schneeball zielsicher auf Mottenfaengers Brust und der zweite an Ravens Schulter, wo sie  platzen und beide mit Schnee überstäuben.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 11. Jan. 2003, 16:45 Uhr
"Hmpf... na das ist ja mal eine Begrüßung", murmelt Raven schneespuckend und wundert sich, aus welchen unergründlichen Tiefen Caewlin plötzlich auftaucht. Das Geschrei war wohl entfernt zu hören gewesen, aber durch die massiven Mauern des Hauses so gedämpft, daß es auch von der Straße her hätte kommen können und sie nicht weiter darauf geachtet haben.

Den Schneeballwurf quittiert sie nur mit einem frechen Grinsen und ein hinterhältiger Blick aus kampflustig glitzernden Augen trifft den Druiden an ihrer Seite. "Meinst du, wir sollten uns das gefallen lassen?" kichert sie, dann saust auch schon der erste Schneeball in Richtung Nordmann. Und wenn Caewlin auch der geborene Krieger sein mag und Bärenkräfte besitzt, so hat er es hier mit einem geschickten Elben und einer flinken Diebin zu tun und reichlich Mühe, die Schneeballkanonade abzuwehren, die ihm nun hinterherfliegt.

Stelze hüpft wie tollwütig und wild kläffend um sie herum, während sie lachend versuchen, mit den weißen, schnell zusammengepatschten Kugeln den Nordmann kampfuntauglich zu schießen, bis er Raven schließlich doch erwischt und sie sich prustend und spuckend und wild zappelnd in einem Schneehaufen wiederfindet. "Wart nur, ich erwische dich schon...", lacht sie und versucht, sich aus der Schneewehe zu befreien.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Ieras am 11. Jan. 2003, 16:49 Uhr
Die neue Kleidung hält zwar warm, aber gegen das eingeseift werden von Pyp und Caewlin hilft sie doch nicht. Irgendwie hat er es doch einmal geschafft sich aufzurappeln, nur um einen neuerlichen Schneeball in den Nacken zu bekommen. Er verzieht das Gesicht, taumelt nach vorn und stürzt lachend in den Schnee.
Von irgendwoher tönt Hundegebell und er schaut sich irritiert um. Caewlin ist um die Häuserecke verschwunden und von dort tönen bereits Stimmen und Gelächter. Neugierig lugen Pyp und Ierás um die Hausecke und lachen laut beim Anblick der in den Schnee gefallenen Raven.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Jan. 2003, 16:51 Uhr
Calyra hat es sich mit Kizumu eben in der Küche gemütlich gemacht - Brynden ist bei Dalla gut versorgt, die beiden Frauen sitzen im Warmen und sehen eine Weile lächelnd dem Kampf um den Küchengarten zu, wobei der arme Caewlin viel einstecken muss, da die beiden Halbwüchsigen sich - gar nicht dumm - gegen ihn verbünden und tatsächlich versuchen, ihn zu Fall zu bringen, um ihn mit Schnee zu panieren.

Die dicke Köchin macht ihnen heißen Tee und zieht sich dann taktvoll in die Vorratskammern zurück, brummelt etwas von "Äpfel sortieren" und ist verschwunden. "Kizumu...ist wirklich alles in Ordnung mit Euch? Ihr seht so traurig aus. Bedrückt Euch etwas?" Sie ignoriert die Teeschale vor ihr auf dem Tisch und greift vorsichtig nach Kizumus langen, schlanken Fingern, um ihre Hand zu nehmen. "Warum habt Ihr Malakai denn nicht mitgebracht?"  Der Schlachtenlärm von draußen ist so laut, daß Calyra das Klopfen an der Tür gar nicht hört.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 11. Jan. 2003, 16:59 Uhr
Von draussen tönt das Gelächter ihres Sohnes hinüber und es klingt so glücklich dass sich ihr Herz wieder schmerzhaft zusammenzieht. Calyra greift nach ihrer Hand und zuerst blickt Kizumu eher befremdet in die freundlich blickenden Augen der Bardin und als diese von Malakai spricht zuckt die Elfe wie unter einem Schlag zusammen. Sie spürt, dass sie den Kampf mit den Tränen zu verlieren scheint und schluckt mehrmals. Trotzdem ist ihre Stimme nur ein rauhes Flüstern als sie antwortet.
"Er ist fort...heute früh ist er aufgebrochen...hat nur einen Brief hinterlassen..."
Kizumu wendet den Blick ab, schaut auf die Maserung des Tisches und Calyra muß sich anstrengen um das Murmeln noch zu verstehen.
"Ierás braucht ihn doch...und ich auch."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Jan. 2003, 17:02 Uhr
Eine ganze Weile bleibt ihm nichts übrig, als möglichst viel Deckung hinter den hölzernen Söllern des Arkadengangs zu suchen. Die Schneeballsalven der beiden kommen von überall her gleichzeitig und fliegen ihm um die Ohren, doch Caelwin wäre nicht Caewlin, wenn er deswegen aufgeben würde. Da er keine Chance hat, seinerseits mit Schneebällen der Lage Herr zu werden, entscheidet er sich irgendwann für die Flucht nach vorn - und während Mottenfänger ihn mit Schnee bombadiert, erwischt er Raven  an einem Zipfel ihres Umhangs und läßt sie über seine Schulter in eine hohe, weiche, weiße Verwehung fallen. Prustend vor lachen halten alle drei inne, schweratmend, abgekämpft wie Söldner nach einer langen Schlacht.  Caewlin spuckt Schnee aus und wischt sich eine Strähne mittlerweile klitschnassen Haares aus der Stirn. "Das..."keucht er, "war hinterhältig und unehrenhaft!", und imitiert dabei Falcons elbischen Akzent. "Eines  Helden nicht würdig. Vier Hände gegen eine!" Er schwenkt den Armstumpf mit der Eisenschelle daran und läßt sich lachend neben Raven in die Hocke sinken. "Es tut so gut, einmal wieder Schnee zu sehen - ich mag den Süden ja, aber das Matschwetter im Winter ist widerlich."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Jan. 2003, 17:10 Uhr
"Oh!" macht Calyra erschrocken und schilt sich gleichzeitig eine dumme Gans, davon auch noch anzufangen. "Oh! Kizumu...es tut mir so leid..."
Was immer Malakai für Gründe letztendlich gehabt haben mag...es war schon in den Kanälen zu sehen, daß irgendetwas mit den beiden nicht stimmte. Er war so zurückhaltend, schien immer reserviert. Natürlich hatte er sich gekümmert, als Kizumu verwundet worden war, aber nach Liebe hatte das nicht ausgesehen... eher nach Pflichtgefühl. Sie spricht ihre Gedanken nicht aus, denn es sind nur Mutmaßungen ihrerseits und sie weiß gar nicht, ob das überhaupt alles zutreffen würde. Eine ganze Weile weiß sie überhaupt nicht, was sie sagen soll. "Ich kenne Malakai nicht sonderlich gut. Nein, eigentlich kenne ich ihn überhaupt nicht. Hat er denn etwas gesagt, wann er wiederkommen will? Warum er fortgegangen ist... oder war sein Abschied endgültig?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 11. Jan. 2003, 17:41 Uhr
Kizumu versucht, sich die Worte des Magiers wieder ins Gedächtnis zu rufen und wieder muß sie schwer schlucken um nicht laut zu schluchzen. Sie schüttelt sacht den Kopf.
"Er wird nicht wieder kommen, er ist in seine Heimat zurückgekehrt um einem Freund zu helfen."
Mit tränenfeuchten Augen blickt sie zu der Frau auf und versucht ein wehmütiges Lächeln.
"Er wird nicht zurückkehren und Ierás und ich werden allein zurechtkommen....Ich habe es auch schon vor Malakai geschafft...."
Ihre Stimme klingt entschlossen und ihre Miene wirkt trotzig.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Jan. 2003, 18:42 Uhr
"Das ist die richtige Einstellung," erwidert Calyra leise und sehr sanft. "Dieser Magier ist ein großer Dummkopf, wenn er Euch allein zurückläßt, Kizumu." Sie drückt kurz die Hand der Elbin und nimmt dann ihre Teeschale in beide Hände. Die heiße, dampfende Flüssigkeit darin riecht schwach nach Sommer, nach Hibiskus und Pflaumenblüten, nach Orangenschalen und Rotholz und mit ein wenig Waldhonig darin schmeckt er wundervoll nach Wärme und Sommersonne.
"Wenn Ihr...oder Ieras...irgendetwas braucht, dann laßt es uns wissen, bitte. Und wißt Ihr noch, ich würde mir so gern einmal Lederarbeiten von Euch ansehen? Das möchte ich immer noch. Erstens brauche ich einen neuen Miedergürtel, jetzt, wo ich wieder eine Taille habe, und zweitens noch allerlei andere Dinge. Wenn Ihr einmal Zeit habt in den nächsten Tagen, würde ich Euch gern besuchen. Und Caewlin braucht eine neue Geldkatze, seine ist schon so abgewetzt, daß es ein Wunder ist, daß sie überhaupt noch zusammenhält." Mit einem belustigten kleinen Schniefen nimmt sie einen Schluck von ihrem Tee.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 11. Jan. 2003, 19:02 Uhr
Noch immer sitzt ihr der Kloß im Hals und Calyras Angebot macht diese Tatsache auch nicht besser.
"Danke...ich denke, ich komme zurecht, aber Ierás.."
Sie zuckt hilflos mit den Schultern, dann lächelt sie die Bardin offen an.
"Ihr könnt kommen wann immer ihr wollt, ich werde mich wohl endlich mal in meine Arbeit stürzen müßen...Das habe ich viel zu lange vernachlässigt."
Sie grinst ein spitzbübisches Grinsen und nippt an ihrem Tee. "Wollen wir gleich einmal eure Taille ausmessen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 11. Jan. 2003, 20:30 Uhr
Mottenfaenger streicht sich eine Strähne des schneenassen Haares hinters Ohr, betrachtet lächelnd, doch nicht in Gelächter, seine Freunde.
Ein Mundwinkel zieht sich in die Höhe, gleich darauf tut es diesem eine Augenbraue gleich.
"Ich war noch nie... so hoch im Norden" meint Mottenfaenger während er Raven hilft, auf die Beine zu kommen. Zufällig trifft einer der Sonnenstrahlen, die den Schnee erst richtig schimmern lassen, genau seine Pupille, was sie für einen Augenblick in ein schimmerndes Glitzen taucht.
"Es wäre vielleicht einmal eine Reise wert" lächelt er den beiden zu "obwohl mir blühende Pflanzen eher liegen, als solche, die schlafen
Doch nun... vielleicht sollten wir ins Haus gehen... um ehrlich zu sein, Raven und ich sind nicht aus Selbstlosigkeite gekommen" nun ist das Grinsen in seiner Miene offensichtlich "Wir wollten auch euren Sohne noch einmal sehen"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Jan. 2003, 21:43 Uhr
Caewlin stemmt sich wieder auf die Füße und schüttelt sich endgültig den Schnee ab. Sein Umhang ist triefend nass, ebenso die ledernen Hosen und sein Hemd. "Dafür geht im Sommer die Sonne niemals unter und alles ist voller Blumen. Die Luft ist klar wie Glas und das Wasser ist so klar wie die Luft..." einen Augenblick scheint Caewlins Blick in ferne Länder abzuschweifen, aber einen Herzschlag später klopft er sich den Schnee von den Stiefeln und öffnet die Tür. "Herein in die Wärme mit Euch. Laßt Eure nassen Umhänge und Stiefel hier, die Mägde trocknen sie am Kamin."  
Eine der jüngeren Mägde eilt herbei, hilft ihnen aus Stiefeln und Mänteln und trägt alles fort, um es ans Feuer zu hängen, und als Caewlin Raven und den Druiden in die Kaminhalle führt, hat Dalla seinen Sohn eben zum Schlafen in das Weidenkörbchen auf dem Tisch gelegt. Sie lächelt, legt den Finger an den Mund und schleicht dann auf Zehenspitzen hinaus. Caewlin nickt ihr kurz zu und sie nähern sich vorsichtig und leise dem Korb. Brynden schläft auf dem Rücken, lächelt leicht und hat die Hände zu kleinen Fäusten geballt neben seinem Gesicht.
"Wir haben ihn Brynden genannt - nach dem Vater meiner Mutter." Nach Brynden Bärentod, Brecher des Eises, Metkönig der Halle von Letztfeuer, Bezwinger von Riesen und Zwergen, Meister der Runen, Vater von Heerscharen...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Jan. 2003, 22:12 Uhr
Calyra gibt ein leises Schnauben von sich, das beinahe empört klingt. "Habe ich heute morgen schon. Sechzig Zentimeter, Kizumu, ich bin so fett geworden wie ein Wollschwein mit diesem Kind!" Sie lächelt so säuerlich wie Caewlin manchmal grinst. "Ich hoffe, ich bin bald wieder so schlank wie früher, denn sonst passe ich in keines meiner Festgewänder mehr. Aber die Geburt ist erst wenige Wochen her und Morgana hat gesagt, es dauert mindestens zwei Monde oder mehr, bis sich alles zurückgebildet hat..." Eine Weile plaudern die beiden so ungleichen Frauen über Babies, Wochenbett, Ledergürtel und ähnliches, bis das Gelächter und Geschrei von draußen langsam abebbt. Sie hören Hundegebell, Caewlins Stimme und auch die von Raven und Mottenfaenger, die sich mit der seinen mischen - offenbar bekamen sie noch mehr Besuch. Akira, die bisher friedlich zwischen Kizumu und Calyra auf der gepolsterten Essbank geschlafen hatte, knurrt leise. Ein grollendes Geräusch, das furchterregend wäre, wäre es nicht aus einem noch so kleinen Hund gekommen. Calyra schüttelt warnend den Zeigefinger und das Knurren verstummt - nur die pelzigen Ohren drehen sich wachsam nach den fremden Stimmen und Geräuschen. Schließlich hopst sie zu Boden und eilt grollend aus der Küche in die Kaminhalle hinüber, als Dalla hereinkommt und meldet, daß Brynden schläft und Raven und Mottenfaenger mit Caewlin hereingekommen sind.
Calyra tauscht einen Blick mit Kizumu und lächelt. "Gehen wir hinüber?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 11. Jan. 2003, 22:55 Uhr
"Ohja, ich kam mir manchmal vor, als hätte man mir eine große Wassermelone unter die Haut geschoben."
Sie lacht und genießt das harmlose Gespräch mit Calyra, ab und an streicht sie Akira über den Kopf. Erst als der kleine Hund mit einem Grollen hinüber in die Kaminhalle tapst, fällt etwas von der Ruhe, die sich während des Gespräches in ihr ausgebreitet hatte, wieder von ihr ab. Doch sie nichkt lächelnd und folgt dann der Bardin in den anderen Raum. Dort sind tatsächlich ein patschnasser Caewlin und auch Raven und Mottenfaenger sehen nicht trockener aus.
Kizumu lächelt den Neuankömmlingen freundlich zu, ehe ihr Blick auf den triefenden Ierás fällt, der mit einem glücklichen Gesichtsausdruck eben die Halle betritt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 12. Jan. 2003, 01:01 Uhr
Als Caewlin über ihrer beider alten Heimat Normand ins Schwärmen gerät, huscht ein Schatten über Ravens Gesicht, doch sie lässt sich nichts anmerken. Die weite, herbe Landschaft, das Meer, das gegen die steilen Küsten donnert und den endlosen Himmel vermisst sie wohl ebenso wie er, alles andere jedoch versucht sie zu vergessen, denn für sie sind die Erinnerungen an die Zeit im Norden alles andere als angenehm und mit Angst und Schmerz verbunden. Doch die Gedanken daran sind bald wieder weggewischt, als sie in die warme Halle treten und ihnen eine Magd Stiefel und Umhänge abnimmt. Finger und Gesicht, die eiskalt sind vom Schnee, beginnen in der Wärme des Hauses wie Feuer zu glühen.

"Brynden", wiederholt sie flüsternd, als sie an den Weidenkorb treten, in dem Caewlins Sohn schläft. Wieder huschen die Schatten der Vergangenheit vorüber und ihr Gesicht wird für einen Augenblick düster und verschlossen, doch dann muß sie lächeln, als sie den kleinen Nordmann mit rosigen Wangen und zu winzigen Fäusten geballten Händchen in den Kissen liegen sieht. "Also, die Haare hat er eindeutig von Calyra", stellt Raven leise fest und betrachtet den zarten Flaum, der das kleine Gesicht umrahmt. Dann scheint ihr etwas einzufallen und sie verdreht resigniert die Augen zur Decke. "Die Schuhe ... ", seufzt sie, "wir haben die Schuhe vergessen..."

Doch sie kommt nicht dazu, sich weiter darüber zu ärgern, denn durch die Tür kommt etwas gewatschelt, das offensichtlich ein Normander Bluthund werden will, wenn es ausgewachsen ist. Im Moment scheint alles noch ein wenig zu groß - die Ohren, das faltenschlagende Fell und vor allem die riesigen Pfoten, die dem Hundekind einen tolpatschigen Ausdruck verleihen. Aber es ist schon gut bei Stimme, denn es knurrt furchterregend, als es die Neuankömmlinge ausgiebig beschnuppert und Raven ist froh, Stelze draußen gelassen zu haben. Dem Hund folgen Calyra und Kizumu in den Raum, die sie herzlich begrüßen und sich bei der Elfe nach dem verletzten Bein erkundigen. Die Wunde scheint Kizumu weniger Kummer zu machen, aber etwas anderes scheint sie zu bedrücken, denn trotz des Lächelns sieht sie niedergeschlagen aus. Raven tauscht einen besorgten Blick mit Mottenfaenger, doch er scheint ebenso wenig wie sie zu wissen, was der Anlass dafür sein könnte. Eine Weile bleiben sie um die Wiege herum stehen, scherzen und tauschen die letzten Neuigkeiten aus, dann gesellt sich auch Ieras zu ihnen und Raven muß sich wieder einmal wundern, wie schnell er zu wachsen scheint. Zuletzt hatten sie ihn in Ninianes Baum gesehen, was kaum zwei Wochen her ist, doch sie könnte schwören, daß er schon wieder um einige Zoll in die Höhe geschossen ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 12. Jan. 2003, 02:24 Uhr
Mottenfaenger lässt sich ohne Widerworte seinen Umhang von einer der Mägde abnehmen. Anfangs war es ihm noch ungewohnt erschienen, doch hat er sich in Caewlins Anwesen daran gewöhnt, sodass er keine Sorge mehr um sein Hab hat.
Eher zufällig nimmt Mottenfaenger den Schatten wahr, der über Ravens Gesicht huscht, als von ihrer Heimat gesprochen wird, doch noch bevor er länger darüber nachdenken kann, nimmt wiederum ein warmes Lächeln von seinen Zügen besitzt. Die feine Röte nämlich, die die plötzliche Hitze auf Ravens Wangen und Nase malt, lässt seine Augen unweigerlich leuchten, und noch bevor Raven weiter in ihrer Vergangenheit zu graben vermag, schlingt er sacht seine Hand um die ihre.

"Aber seine Augen werden die Caewlins" meint er, als sie an Bryndens Wiege getreten sind ".. lass uns die Schuhe ein andermal bringen" sagt er dann, Ravens Hand ein weiteres Mal drückend, um sie schließlich loszulassen.

Als gleich darauf Calyra und Kizumu erscheinen, begrüßt er diese herzlich, sieht jedoch seine Aufmerksamkeit unweigerlich auf den jungen Hund gezogen, der schwanzwedelnd vor ihm sitzt, mit großen Augen nach oben schauend. Mottenfaenger lässt sich auf ein Knie nieder, fährt dem Hund einige Male lächelnd durch das dichte Fell Du wirst deinen Herren ein guter Wachhund, nicht wahr? Das Knurren zumindest beherrschst du bereits
"So mag Stelze als Welpe auch ausgesehen haben" meint er eher zu sich selbst, als sonstjemanden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 12. Jan. 2003, 13:44 Uhr
Caewlin sieht hinab auf seinen schlafenden Sohn und nickt. "Ich dachte, er hätte auch die Augen seiner Mutter, aber man sieht schon ein wenig grün darin." Eine Weile betrachten sie alle noch das schlafende Baby, auch Ieras schiebt sich näher und sieht grinsend in die Wiege. Caewlin wirft dem Jungen einen kurzen, amüsierten Blick zu. Wenn mir vor einem Jahr jemand erzählt hätte, ich würde im nächsten Winter mit Kindern und Freunden Schneeballschlachten auf meiner eigenen Türschwelle veranstalten, hätte ich ihm wahrscheinlich den Schädel eingeschlagen... Mottenfaenger bemüht sich derweil um Akiras Zuneigung, doch obwohl der Bluthundwelpe sich von dem Druiden zwar berühren läßt, knurrt er immer noch, bis Calyras Stimme ihn zum Schweigen bringt. "Stelze ist ein Wolfshund," Caewlin schüttelt den Kopf. "Groß, grau und für das Hetzen von Beute gezüchtet. Er hat mit Sicherheit ganz anders ausgesehen - von den großen Füßen, den großen Ohren und der großen Klappe abgesehen vielleicht."
Er sieht von Mottenfaenger zu Raven und wieder zurück zu dem Druiden. "Schuhe?" Raven erzählt mit zernknirschtem Gesichtsausdruck von ihrem Geschenk für Brynden. "Das ist kein Beinbruch, Raven. Die könnt ihr jederzeit vorbeibringen. Ich weiß ja nicht, wie es mit euch aussieht, aber ich will etwas Heißes zu Trinken..." er sieht Cal an, die nickt und sagt, daß heißer Tee in der Küche für alle bereit ist. Zuerst geht sie aber um die Stirnseite des langen Tisches herum und holt die Julegaben für Raven und Mottenfaenger hervor, die sie beiden schmunzelnd in die Hände drückt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 12. Jan. 2003, 15:17 Uhr
"Und Stelze ist ein Trottel", fügt Raven schmunzelnd zu Caewlins Worten hinzu. "Gehorsam ist manchmal ein Fremdwort für ihn. Er stammt natürlich einer anderen Rasse ab und hat einen ganz anderen Körperbau, aber als Welpe hatte er schon Ähnlichkeit mit ... wie heißt die junge Lady denn überhaupt? Wie du schon sagst, große Pfoten, große Klappe. Nur sein Fell ist nicht so schön wie ihres, das sah schon immer aus wie ein alter Putzhadern."

Sie geht neben Mottenfaenger in die Hocke und betrachtet amüsiert dieses brummende, faltige Etwas von Hund, das sich nicht so recht entscheiden kann, ob es freundlich mit dem Schwanz wedeln oder sie anknurren soll. Im Moment tut er beides gleichzeitig. Einem ausgewachsenen Normander Bluthund hätte Raven sich nicht so bedenkenlos genähert, denn sie weiß um ihren Ruf und auch dieser hier scheint sich bereits zu einem Kraftpaket auszuwachsen.

Nachdem sie den Hund genügend gewürdigt haben, folgen sie den anderen in die Küche und sind nicht schlecht erstaunt, als Calyra ihnen völlig unerwartet Geschenke in die Hände drückt. Raven wird ein wenig bleich um die Nase vor lauter Verlegenheit und weil sie selbst mit leeren Händen gekommen sind.

Noch bleicher wird sie, als sie das sorgsam verschnürte Paket öffnet und daraus einen wahrhaft prächtigen Winterumhang herausschält. Aus feinem, dunkelgrauem Wollstoff ist er gefertigt, mit einem Pelzfutter, einer pelzverbrämten Kapuze und einer silbernen Schließe in Form eines gespannten Bogens. Raven denkt verschämt an die Preise, die so ein Stück bei dem Pelzhändler in der Nyzema kosten würde und ist erst einmal völlig sprachlos über das wertvolle Geschenk. Mottenfaenger, der die reichverzierte Dolchscheide und den dazu passenden Lederbeutel in den Händen hält, scheint es ähnlich zu gehen, doch sein Geschenk entlockt Raven ein kaum wahrnehmbares Lächeln und sie muß unwillkürlich an jenes Stück Leder denken, das sie in der Nyzema besorgt hat. Perfekt...

Als dann auch noch Dalla ächzend und mit vor Anstrengung geröteten Wangen einen Korb voller Köstlichkeiten hereinschleppt, kann Raven nicht mehr an sich halten und hängt erst Calyra und dann auch Caewlin am Hals, um sich zu bedanken. "Das ist so viel ... und wir stehen wieder einmal mit leeren Händen da ... danke!" Die kurzzeitig recht blass gewordenen Gesichtsfarbe ist mittlerweile verlegener Röte gewichen, und nach wie vor ist sie ziemlich sprachlos vor Freude und Überraschung und drückt nur verstohlen Mottenfaengers Hand.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 12. Jan. 2003, 16:07 Uhr
Hin und her...
Kizumu folgt der kleinen Gruppe mit einem belustigtem Lächeln wieder zurück in die Küche, Ierás direkt neben sich.
"Du solltest dir auch etwas trockenes anziehen."
Sie gibt dem Jungen, der ihr nun schon ohne Mühe in die Augen sehen kann, einen kleinen Stoß und gemeinsam mit Pyp trollt er sich davon.
Derweil hat Calyra auch an Raven und Mottenfaenger Julegaben verteilt. Kizumu nimmt wieder ihre Teeschale, der Tee darin ist schon merklich abgekühlt und beobachtet die Menschen und Mottenfaenger nachdenklich.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. Jan. 2003, 10:20 Uhr
"Sie heißt Akira," erwidert Calyra leise und lächelt über Ravens Beschreibung von Stelze als Welpen, auch wenn sie sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, was ein Putzhadern sein soll. Aber dann wird ihr Gesicht ernster. "Leere Hände gibt es unter Freunden nicht, Raven," sagt sie, während sie als letzte von allen hinter der Diebin in die Küche zurückkehrt. "Und du gehörst ohnehin... zur Familie. Tante Raven." Ihre kleine Nase kräuselt sich leicht amüsiert, als sie an ihren Platz am Tisch neben Kizumu zurückkehrt. Alle versammeln sich um heißen Tee und die Köchin tischt Früchtebrot und Birnenkuchen mit Rum auf.
"Erzählt, wie ist es euch ergangen, seit wir wieder zurück sind?  Wir haben uns seit Bryndens Geburt sehr zurückgezogen und wissen überhaupt nicht, was in der Stadt vorgeht. Von den anderen haben wir weder etwas gehört, noch gesehen. Ich bin noch nicht einmal auf den Markt gekommen..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 13. Jan. 2003, 14:49 Uhr
Lächelnd bedankt sich auch Mottenfaenger, hängt dann nach einegehender Betrachtung der filigranen Muster die Lederscheide an seinen Gürtel - leer, denn wie so oft hat er seinen Dolch im Baum zurückgelassen. Er erwidert Ravens Händedruck, wobei es ihm jedoch weitaus weniger peinlich ist, selbst nichts zu verschenken, hatte er zum Julfest doch noch nie viel geschenkt - oder geschenkt bekommen.

Bald darauf führt Calyra sie schließlich an die große Tafel, wo sie alle Platz nehmen, nur um gleich darauf reich mit Tee, Brot und allerlei anderen schmackhaften Dingen von Dalla versorgt werden, die Mottenfaenger gar nicht anders kennt, als emsig beschäftigt umherwuselnd.
"Nunja, zunächst haben wir auch nicht sehr viel mehr gemacht, als uns zurückgezogen" beginnt er dann, nachdem er einmal am Tee genippt hat, Calyras Frage zu beantworten "das einzige erwähnenswerte ist wohl heute Nachmittag geschehen. Ich nehme an, ihr habt auch das Horn der Wache gehört?" Mit einer in die Höhe gezogenen Augenbraue wartet er auf die Bestätigung, bevor er fortfährt "Nunja, wir sahen daraufhin vor Morganas Kate einen Menschenauflauf sowie eine Schar Blaumäntel. Anscheinend suchten sie nach einer jungen Frau, mehr konnten wir nicht erkennen. Morgana jedoch geht es gut, soweit wir beurteilen konnten... wir hatten vor, auch ihr in Kürze einen Besuch abzustatten"
Einen Herzschlag lang schweifen Mottenfaengers Augen haltlos im Raum herum. Natürlich gab es noch mehr zu erzählen... aber nicht hier und jetzt...
"Wie dem auch sei" meint er dann grinsend, den vorherigen Gedanken wie Regenwasser abschüttelnd "..Tante.. Raven?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 13. Jan. 2003, 15:43 Uhr
"Hm..."brummt Caelwin. Er hatte die Hörner draußen gehört, aber gedämpft von den dicken Mauern des Hauses und mit dem ohrenbetäubenden Schneeballschlachtengebrüll der beiden Jungen war hier drin davon wohl wenig zu hören gewesen.  "Blaumäntel bei Morgana? Vielleicht ging es um einen ihrer Schützlinge, ich kann mir nicht vorstellen, was die Stadtgarde mit der Heilfrowe sonst zu schaffen haben mag. Ich sehe schon... ich werde heute abend zu Borgil gehen müssen, wenn ich wissen will, was dahinter steckt." Er selbst hat sich keinen Tee genommen, lieber ein Horn heißer Met, das ist mehr nach seinem Geschmack bei einem solchen Wetter. "Und ich will auch nach den anderen sehen."
Ein belustiges Glitzern taucht kurz in seinen Augen auf, als Mottenfaenger bei den Worten "Tante Raven" stutzig wird. "Natürlich Tante Raven, oder was dachtest du, Onkel Spassmacher?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. Jan. 2003, 21:56 Uhr
Der Nachmittag schreitet fort und draußen beginnt es in dicken, weißen Flocken zu schneien. Die Knechte bringen Feuerholz für den gewaltigen Küchenherd und die Kamine herein und mit ihnen kommt ein verschneiter, schwanzwedelnder Wolfshund herein, der erst einmal unliebsam Bekanntschaft mit Akira macht, doch es dauert nicht lange, bis beide Hunde schlafend auf den warmen Fliesen vor dem Herd liegen - Nase an Nase, der eine klein und schwarz und der andere groß und struppig grau.

Auch Ieras erscheint in trockenen Kleidern, trollt sich aber wieder, um mit Pyp irgendetwas "Im Keller nachzusehen", als ihm die Gespräche der Erwachsenen zu langweilig werden.
Während die anderen Tee - oder heißen Met - trinken, und sich unterhalten, erwacht Brynden in der Kaminhalle und Calyra geht hinüber. Als sie die Tür hinter sich schließt, dringen die Stimmen ihrer Freunde noch gedämpft durch das Holz und sie lächelt, als sie ihr Kind aus dem Weidenkörbchen nimmt und ihn dann nach oben trägt.

Während sie ihn wickelt und umzieht - wobei das zuerst nur leicht empörte Quäken sich zu einem entrüsteten Hungergeschrei auswächst - kommt ihr der Gedanke, wie sehr sich ihr Leben in den vergangenen Monden verändert hatte. Es ist noch kein Jahr her, daß ich die Mauern dieser Stadt betrat....
"Schsch...sei nicht so ungeduldig, kleiner Schatz. Du kannst gleich trinken. Wir machen nur noch diese Fußlinge zu...so...und so...siehts du? Jetzt bist du warm und trocken eingepackt."
Vor einer Woche noch hätte mich sein Weinen völlig aus der Fassung gebracht. Inzwischen höre ich an seinem Schreien, was ihm fehlt...
Sie kehrt mit ihrem Sohn in die Kaminhalle zurück, setzt sich in Caewlins breiten Sessel ans Feuer und legt ihn an. Bryndens Geschrei verstummt augenblicklich und während ihr Sohn trinkt, hängt sie wieder ihren eigenen Gedanken nach. Letzten Winter war ich auf meiner langen Reise in den Süden. Ich habe gefroren und gehungert. Ich hatte zwei Kleider aus grobem Leinen und ein paar abgewetzter Schuhe. Und eine verstimmte Mandoline...und nun? Sie sieht sich um, als wäre ihr Leben und ihr Zuhause ein Traum, den sie träumt und einen Augenblick lang hat sie schreckliche Angst, sie könne aufwachen. Ihr Blick schweift zur Küchentür hinüber, hinter der Raven, Mottenfaenger, Kizumu und Ieras sitzen. Ihre Freunde. Und Caewlin.
Sie erinnert sich an den Abend, als sie ihn in der Harfe zum ersten Mal gesehen hatte: ein ungeheuer großer Mann in Stahl und Leder mit  kalten blaugrünen Augen und der langen Narbe im Gesicht. Sie hatte sich so gefürchtet, als er um ein Lied gebeten hatte. Meine Stimme hat bestimmt gezittert wie eine altersschwache Bogensehne...
Lächelnd blickt sie auf das kleine Gesicht ihres Sohnes an ihrer Brust hinab und drückt ihn leicht an sich, nimmt seine Finger in ihre Hand.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 13. Jan. 2003, 22:31 Uhr
"Tante?" wiederholt Raven kichernd und rollt melodramatisch die Augen zur Decke. "Sollte dieses Kind jemals wortwörtlich Tante zu mir sagen, werde ich ihm eigenhändig beibringen, wie es seinen werten Herrn Papa die Hosen unterm Hintern wegstibitzen kann, ohne daß der auch nur etwas davon bemerken würde." Sie grinst und schneidet Caewlin eine liebevolle Grimasse, dann lehnt sie sich bequem zurück, trinkt in kleinen Schlucken von dem dampfend heißen Tee und nascht immer wieder von Dallas köstlichem Früchtebrot, während sie Mottenfaengers Schilderung der Ereignisse zuhört.

Sie lässt ihn reden und unterbricht nicht, nickt nur ab und zu zur Bestätigung, doch auf Caewlins Frage, was die Stadtwache bei Morgana zu suchen hatte, weiß auch sie keine Antwort. "Bei Borgil erfährst du sicher, was los war", meint sie schmunzelnd, "dieses Ratschweib von Zwerg ist doch froh über jeden Zuhörer, wenn es gilt, die neuesten Gerüchte an den Mann zu bringen." Doch gleich darauf wird ihre Miene eine Spur ernster und sie nickt zu Mottenfaengers Worten. "Daß die Blaumäntel wegen Morgana dort anrücken, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen ... vielleicht sollten wir sie wirklich bald aufsuchen und uns erkundigen, was geschehen ist. Sie hat uns schon so oft geholfen, daß wir die Augen nicht verschließen sollten, wenn sie nun selbst vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten hat."

Eine Weile sitzen sie noch gemütlich an dem riesigen Küchentisch, vor sich die Becher mit heißem Tee, und schwatzen über alles mögliche, was in der letzten Zeit in der Stadt vor sich gegangen ist, während draußen sachte dicke Schneeflocken herabrieseln und den Kampfplatz ihrer Schneeballschlacht mit einer frischen weißen Decke überziehen. Es ist behaglich im Raum, süßer Teegeruch und der Duft des warmen Honigweins hängen in der Luft und die Hunde dösen am Feuer, während sie scherzen und plaudern. Calyra verschwindet für eine Weile nach draußen, offensichtlich von Bryndens Schreien aufgeschreckt, und Raven merkt erst jetzt, wie schnell die Zeit hier vergangen ist. Der Abend senkt sich allmählich über die Stadt und auf den Simsen vor den hohen Fenstern türmen sich schon weiße Schneehauben, so daß sie schon langsam an den Aufbruch denken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 14. Jan. 2003, 17:39 Uhr
"Onkel Spassmacher..." seufzt Mottenfaenger in gespielter Resignation "wo soll das hinführen, wenn schon Kinder jeden Respekt vor Druiden verlieren..." nimmt dann zwinkernd einen weiteren Schluck Tee.

Er schaut darauf dem jungen Namens Ieras nach, den er zum letzten Mal aber nicht zum ersten, wenn mich nicht alles täuscht.. in Ninianes Baum gesehen hat. Noch eine Weile nachdem dieser mit einem der Bediensteten im Keller verschwunden ist, sieht Mottenfaenger ihn vor seinem geistigen Auge, und er wird den Verdacht nicht los, dass er in diesen paar Tagen ein klein wenig gewachsen ist. Wie dem auch sei...

Schließlich folgt er Ravens Blick nach draußen, wo langsam aber sicher immer dickere Schneeflocken die Umgebung in kühles weiss tauchen, das schon bald in bleiches Mondlicht getaucht sein würde. Die beiden tauschen lächelnd einen Blick, doch gerade bevor Mottenfaenger sich zum Abschied erheben will, hält er inne.
"Noch eine letzte Frage... habt ihr etwas von den übrigen gehört? Den Zwergen vielleicht?.." fragt Mottenfaenger, um dann hinzuzufügen "Es kommt mir nur gerade in den Sinn... wir wollen euch nicht weiter aufhalten"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Kizumu am 15. Jan. 2003, 21:55 Uhr
"Ich denke, wir sollten aufbrechen,"
Kizumu hatte die meiste Zeit schweigend zugehört, doch auch ihr Blick war immer wieder zum Fenster und den dahinter herabschwebenden Schneeflocken gewandert und als draussen die Straßenlaternen entzündet wurden, richtet sie sich auf der Bank auf und streckt den Rücken gerade.
Lächelnd blickt sie in die Runde, während sie Ierás in Gedanken zu sich ruft.
"Vielen, vielen Dank für die Geschenke."
Dankbar blickt sie die Bardin und dann Caewlin an, dann nickt sie auch Raven und Mottenfaenger zu.
"Wir sollten uns öfter sehen und falls ihr einen der anderen trefft, richtet ihnen doch meine Grüße aus,ja?"

Ierás, der gemeinsam mit Pyp im Haus herumgestrolcht war, kam schlurfend in die Küche und auch er bedankt sich für das großzügige Geschenk.
Pyp hat ihre Mäntel, die mittlerweile auch getrocknet sind, geholt und meint, mit einem Grinsen, er habe auch schon die Pferde holen lassen.
Kizumu lächelt Calyra noch einmal zu, :"Kommt wann immer ihr euch in der Lage seht." ein Zwinkern begleitet das Lächeln und dann sind sie auch schon hinaus in Schnee und Kälte und verschwinden langsam in Richtung ihres Hauses.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 15. Jan. 2003, 22:07 Uhr
Weder Caewlin, noch die Bardin oder Kizumu wissen etwas darüber, wie es den beiden Zwergen ergangen ist, seitdem sie aus der Kanalisation zurückgekehrt sind. Und auch von Rizac hat niemand etwas gehört oder weiß, wohin es ihn nach ihrem Abenteuer verschlagen hat. Das letzte, woran Raven sich erinnern kann, sind das heillose Durcheinander, das in Ninianes Baum geherrscht hatte und die chaotische Unordnung dort, die sie eher an ein Feldlazarett denken ließ als an die Behausung einer Waldläuferin. Jedenfalls waren der Krieger und auch Sol und Morholdrim noch dort gewesen, als sie selbst den Baum verlassen hatten. Raven nimmt sich vor, dort bald nach dem Rechten zu sehen und die zweifellos noch vorhandenen Überreste ihrer Belagerung zu beseitigen.

Nachdem Kizumu und Ieras aufgebrochen sind, bedanken auch Mottenfaenger und sie sich sich herzlich für die Julgaben und Raven kann sich nur mit Mühe vom warmen Kaminfeuer losreissen, doch dann verabschieden sie sich schließlich und versprechen, bald wiederzukommen. Auch Stelze ist kaum dazu zu bewegen, sich von der Feuerstelle und von seiner neuen Freundin Akira zu trennen, die er nicht aus den Augen lässt und mit einem freundlichen Nasenstubser verabschiedet.

Schneidender Wind bläst ihnen Schneeflocken entgegen, als sie aus der Tür treten und die Nacht hat sich schon lange über die Stadt gesenkt, so daß sie sich gleich nach Hause aufmachen. Der Rückweg durch den tiefen, nassen Schnee würde ohnehin länger als gewöhnlich dauern und Morgana zu besuchen, ist es an diesem Tag wohl schon zu spät.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 11. Feb. 2003, 13:58 Uhr
Der Weg zurück durch den Larisgrün ist ruhig und verläuft ohne zwischenfälle. Der Rote war den Weg erst vor kurzem gekommen so war es ein leichtes für ihn zurück zu finden. Immer noch bließ ein kalter Wind durch den Wald, trieb den Schnee vor sich her und häufte kleine Hügel auf.

Normand geht es dem Elben durch den Kopf, sein Vater hat ihm immer wieder davon erzählt von den wilden Kämpfen mit den Eindringlingen aus den Bergen. Er hatte seinen Sohn vor diesen Menschen gewarnt, gesagt das sie sich nie ändern werden und sich alles untertan machen. Das jeder der anders ist in ihren Augen nicht würdig zu leben. Dies und viele andere Dinge waren der Grund warum das Haus des Falken sich immer mehr isoliert hat. Blind vor Hass auf die Menschen leben sie ihr eigenes Leben und lassen nie mehr jemanden an sich heran. Sein Vater ist nicht besser als ihr erster König, der das Elbenreich Dúne überrannte mit seinen Herrscharen.
Wir waren schon immer unterschiedlicher Auffassung, Vater!
Am frühen Morgen kommt er an seinem Ziel an, das Anwesen von einem weiteren Nordmann und dessen Familie, die Sonne kämpft sich durch den frühnebel der über ganz Talyra liegt. Das Große Tor ist geschlossen und vom Haus dringt nur wenig Licht herüber auf die Straße. Falcon steigt ab und führt den Roten hinter sich her. Die kleinere Türe ist unverschlossen und so tritt der Templer ein, läßt vorher aber sein Pferd am Eingang stehen.
Er folgt dem von Schnee freigeschaufeltem Weg zum Haus, die rosensträucher sind Winterfest gemacht worden und die Bäume wiegen sich im Wind, als Falcon an die Türe von Ceawlin und Calyra klopft.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. Feb. 2003, 09:32 Uhr
Calyra kommt eben von den Ställen herunter, Brynden fest und sicher in einem Tragetuch an ihrem Körper. Ihr Umhang, gefüttert mit Eisfuchspelzen, hält sie beide warm. Sie summt ihm eine leise Melodie vor, während sie durch den Schnee stapft und die kalte, klare Morgenluft genießt. Ihr Atem zaubert weiße Wolken vor ihr Gesicht.  

Eigentlich will sie über den Küchengarten und die Küche zurück ins Haus gehen, als sie ein Pferd wiehern hört. Mitdem Sonnenaufgang hatte sie Caewlin verabschiedet, der mit Pyp zur Jagd geritten war - und wenn er erfolgreich war, würde es bald Wildschweinbraten geben. Seltsam... ist Caewlin noch einmal zurück? Das kann ich mir nicht...

Sie geht vorsichtig über den festgetretenen Schnee, ein kleiner, schmaler Pfad am Haus entlang und zur Vorderseite, doch es ist Falcons Roter, der vor den hölzernen Säulen der Arkaden steht und mit den Hufen im Schnee scharrt.
"Falcon...?" Unbewußt zieht sie ihren Winterumhang fester um sich und als der Elb sich umdreht, kann sie an seinem Gesicht sehen, daß irgendetwas geschehen sein muss. "Falcon... ist irgendetwas vorgefallen? Sucht Ihr Caewlin? Er ist heute morgen zur Jagd geritten..." Ihre Augen forschen in seinem Elbengesicht, können aber außer einer gewissen Unruhe nichts darin entdecken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon An Cu am 12. Feb. 2003, 14:04 Uhr
Aus dem Haus ist nichts zu hören, kein laut dringt an sein Ohr er ist kurz davor zum Tor zurück zu gehen, als er eine leise Melodie hört die von der rückseite des Hauses kommt. Gerade als Calyra um die Hausecke kommt, gekleidet in Silberfuchsfelle schafft es die Wintersonne durch die Nebeldecke und ihre Strahlen fallen auf ihr silbernes Haar, vor sich hält sie ein Bündel im Arm. Sie ist schöner als ich sie in Erinerung habe. Die Ereignisse im Tunnel liegen hinter uns und wir sollten wieder zum üblichen Ton über gehen, da hat sie wohl recht.
Falcon verbeugt sich leicht vor ihr " Lady Calyra, es ist mir eine Freude euch zu sehen. Euch und euren Sohn nehme ich an?" Er deutet mit der rechten Hand auf das Bündel in ihren Armen. " Ich bin gekommen um euch eine Nachricht zu überbringen die euch sicher Intressieren wird, nicht nur euren Gemahl." Der Templer kann sich ein schmuzeln nicht verkneifen. Sie hatten soviel gemeinsam durchgemacht und trotzdem redet er mit der Bardin als wenn er bei Hofe wäre. " Cron von Tronje hat sie zurückgebracht...Cron hat Niniane wieder in ihre Heimat gebracht."
Gespannt wartet er auf ihre reaktion.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. Feb. 2003, 14:51 Uhr
Als Falcon sich vor ihr verbeugt und sie mit "Lady Calyra" anspricht, hätte sie fast gekichert. "Falcon..." ihre Augen glitzern. "Ihr nehmt mich doch auf den Arm...?" Ihre Nase kräuselt sich, als sie versucht ein silbriges Lachen zu unterdrücken, doch Falcons Aufmerksamkeit richtet sich auf Brynden in seinem Tragetuch und so schlägt sie ihren Umhang ein wenig zurück und gewährt dem Anukistempler einen Blick auf das kleine, rosige Gesichtchen ihres schlafenden Sohnes. "Darf ich vorstellen: Brynden von Sturmende..." Einen Augenblick lang heften sich die uralten Elbenaugen auf ihr Baby und sie lächelt über das leise Erstaunen darin. Falcons Nachricht aber läßt sie erst einmal tief Luft holen und ihre Augen werden riesengroß. "Oh..." stottert sie. "Oh..." eine Flut von Fragen geht auf den Elben nieder: Wie das gekommen sei, wie es Niniane gehe, wo sie wäre, ob sie wohlauf sei, was denn geschehen wäre, warum das so lang gedauert habe, wo sie doch im Herbst wieder hatte zurück sein wollen, wo Cron sei, ob es ihm gut gehe, wann sie genau zurückgekommen wären und derlei mehr, bis Falcon lächelnd die Hände hebt, als wolle er sich ergeben. Er berichtet ihr kurz, was vorgefallen war und Sorge verdrängt langsam die freudige Aufregung über Ninianes Rückkehr aus Calyras Gesicht.
"Niniane schwer verwundet..." murmelt sie und schützend legen sich ihre Arme um Brynden in seinem Tragetuch.
Keine Viertelstunde später sitzt sie auf Halbmonds Rücken, um Falcon zu Ninianes Baum zu begleiten. Caewlin war zur Jagd und allein die Götter wußten, wann er wiederkehren würde. Sie hatte Dalla aufgetragen, ihm auszurichten, wohin sie gegangen war und ein paar Sachen zusammenpacken lassen, die jetzt in prall gefüllten Lederbeuteln hinter ihr am Sattel baumeln. Brynden ruht noch immer in seinem Tuch, geborgen an ihrem Körper und warm eingepackt unter ihrem Umhang. Es ist das erste Mal, seit seiner Geburt, daß sie wieder auf Halbmond reitet, doch die Stute geht so weich und vorsichtig, als trage sie rohe Eier auf ihrem Rücken, als sie hinter dem Templer durch die Seepforte zum Strand hinunter reitet und von dort nach Norden, zu Ninianes Baum.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. März 2003, 22:05 Uhr
Der Regen ergießt sich über die Wiesen ihres Anwesens, spritzt von den Erkern und Vordächern ihres Hauses und bildet gurgelnde kleine Flüsse zwischen den resten des festgefrorenen Schnees zu beiden Seiten des Kieswegs. Die Nacht ist so schwarz wie das Herz eines Dämons. Windstöße rütteln an den Fensterläden im Schlafzimmer, wo Calyra hin und herläuft, so wie sie fast drei Wochen hin und her gelaufen war, während sie auf Caewlins Rückkehr wartet.

Brynden schläft friedlich in seiner Wiege neben ihrem großen Bett und läßt sich auch vom Heulen des Nachtwindes draußen nicht aus der Ruhe bringen. "Warte nur, bis dein Vater dich wieder sieht, mein Kleiner. Du bist so gewachsen..."
Sie blickt neben sich, als sie eine Berührung an ihren Knien spürt und lächelt zu Akira hinunter. Die halbwüchsige Bluthündin - längst kein tappsiger Welpe mehr, sondern fünf Monate alt und bereits größer als die allermeisten anderen Hunde der Stadt mit Ausnahme Stelzes vielleicht - war ebenfalls ungeheuer gewachsen in den letzten Wochen. Ihre Füße schienen noch immer zu groß für den Körper und sie hat noch immer Figur und Wesen eines Junghundes - aber wenn sie jetzt ihr tiefes, grollendes Knurren hören ließ, hielten alle respektvoll Abstand, selbst Mäuseschreck. Ihre Fangzähne waren bereits so lang wie ihre Daumen und sie würde noch sehr viel größer werden, bis sie ausgewachsen war.

Seufzend wendet sie sich von der Wiege ab und überlegt schon, noch einmal hinunterzugehen. Dalla und die anderen Mägde waren mit Sicherheit noch auf und nahmen ein Nachtmahl in der Küche. Ich könnte mich zu ihnen setzen und mit ihnen plaudern. Über Babies und die anstehenden Arbeiten. Über Pyp und die Knechte, über ihre Männer und Caewlin...Caewlin...
Sie überhört fast das Rufen von draußen, so laut ist der Wind. Als sie ins Kinderzimmer hinübergeht, um dort den Fensterladen zu öffnen, reißt der Wind ihn ihr aus der Hand und er schlägt krachend gegen das Spalier und die knotigen Aststränge des Blauregens.

Durch die dunkle Nacht und den heftigen Regen hört sie tatsächlich Rufe, das Stampfen von Hufen, gedämpft durch den Matsch, das Klingeln von Pferdegeschirr. Laternen irren wie kleine, gelbe Leuchtkäfer durch die Finsternis. Angespannt lauscht Calyra nach dem Klang von Caewlins Stimme, hört aber nichts. Akira neben ihr spitzt die Ohren, knurrt jedoch nicht, also wirft sich Calyra ihren Morgenrock über das dünne Nachthemd, nimmt eine der Laternen aus dem Schlafzimmer mit sich und geht über die Treppe nach unten. In der Kaminhalle huschen schon ihre aufgeschreckten Mägde umher und sie schickt die kleine Irri nach oben, damit jemand bei Brynden wäre, wenn er aufwacht. Eben will sie in die Küche hinübergehen, als Pyp gerade von dort hereinstürzt, klitschnass und tropfend, und ruft: "Kommt schnell, Mylady! Er ist verwundet!"

Calyras Knie geben nach und sie muss sich an der offenen Tür festhalten. "Wo ist er?"
"Im Stall oben..."
Warum haben sie ihn im Stall gelassen?
Sie holt tief Luft. "Dalla. Heisses Wasser, sauberes Leinen, warme Decken. Schick einen Knecht zu Morgana. Die Heilfrau muss kommen und zwar sofort! Nimm zwei von den Mägden mit und folg mir." Sie wendet sich wieder an Pyp. "Was ist ihm passiert?"
"Es ist seine Hinterhand, Mylady. Sie haben einen Keiler mit Hunden gehetzt, doch er brach aus, als sie ihn schon eingekreist hatten. Aber Ihr kennt den Grauen, der hat vor nichts Angst, auch nicht vor einem verrückten Wildschwein. Hat ihm ganz schön die Flanken aufgerissen."

"Seine Hinterhand ?" Calyra reicht Dalla ihre Laterne, packt Pyp an seinen mageren schultern und schüttelt den Mogbarjungen, so daß ihm die Zähne klappern. "Es ist nicht Caewlin, der verwundet ist, sondern sein verdammtes Pferd!"
Pyps Gesicht ist so unschuldig wie frische Sahne. "Hab ich das nicht gesagt...?"
"Nein, hast du nicht," zischt sie und gibt ihm einen harten Stoß voran in die Küche. "Marsch ab mit dir, sieh zu, daß die Köchin etwas für Caewlin zu Essen bereitet. Und dann zieh dich um, du närrischer Bengel! Dalla, such ein paar Binden und Weißmoos zusammen, das müsste helfen, wenn es sehr blutet. Und Teersalbe, falls es eitert. Bringt mir alles in den Stall hinauf.Ihr anderen richtet heißes Wasser für ein Bad."

Pyp kichert hinter ihr her, als sie die Küche durchquert. Sie nimmt noch rasch einen Krug Wein mit, ein paar süße Feigen und kandierte Datteln und eilt dann durch den Küchengarten über den Saumpfad zum Stall hinauf. Da sie nur ein Batistnachtgewand und darüber ihren Morgenrock trägt, ist sie völlig durchnäßt, als sie dort ankommt. Drinnen ist es warm, Laternen brennen, und es riecht nach nassem Pferd, frischem Dung und Hafer. Stroh raschelt, unruhige Hufe trappeln. Crons riesenhafter schwarzer Hengst begrüßt sie mit einem Schnauben und Halbmond in einer Box auf der anderen Seite wiehert leise. Aus dem Stall des Grauen, wo ein ganzer Kreis Laternen aufgestellt ist, hört sie das dunkle, schwere Atmen eines großen Tieres.

Caewlin sitzt mit gekreuzten Beinen auf dem frischen Stroh, hält den Kopf des großen, grauen Hengstes auf seinem Schoß und spricht leise und beruhigend auf ihn ein. Sein Lederwams ist vom Regen aufgequollen, sein langes Haar nass und glänzend. Die Linien um seinen Mund scheinen ein wenig tiefer eingegraben, die Haut fester über seine Wangenknochen gespannt. "Caewlin..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. März 2003, 17:03 Uhr
"Cal..." beim Quietschen der Stalltür sieht er auf. Sie trägt nur ihr Nachthemd und den Morgenmantel und beides klebt durchnäßt an ihrer Haut. In ihrem Haar glänzen Regentropfen. Im nächsten Augenblick ist sie bei ihm, in seinem Arm und er kann sie halten, über ihr Haar streichen und sie küssen. Sie schmeckt nach Mandelmilch, Regen und Nachtkühle.
Götter, ich bin zu lange von Zuhause fort gewesen...nie wieder lasse mich auf eine solche Jagd schleppen...das wollte ich schon beim letzten Mal nicht und damals waren es nur elf Tage!

Ein unwilliges Schnauben des Grauen erinnert sie unsanft daran, daß sie nicht allein sind, und Caewlin streicht beruhigend über den mächtigen, rauchgrauen Hals. "Gjallad Greye," murmelt er. "Ich werde dich bis an dein Lebensende mit nichts als Hafer und Äpfeln füttern, fürchterliches Pferd, nur komm wieder auf die Beine."
Dalla kommt in den Stall, hinter ihr zwei der Knechte und sie bringen heißes Wasser, Leinenbinden und verschiedene Kräuter, Tiegel und kleine Tonkrüge. Caewlin hält kurz mit seinem rythmischen Streicheln inne und blickt auf, fährt dann jedoch fort.

Calyra wäscht den langen, gezackten Riß, der sich vom linken hinteren Sprungelenk bis hoch zur Flanke zieht, selbst aus, untersucht die Wunde und trägt dann Weißmoos in dicken Polstern auf. Caewlin folgt jeder ihrer Bewegungen mit dunklen Augen, sieht, wie sich das Moos voll Blut saugt und Calyra das Bein des Grauen fest einbindet. Dabei summt sie leise etwas, eine Melodie, ob sie ihn oder das Pferd beruhigen soll, kann er nicht sagen, aber er kennt das Lied. "Bei allen Göttern, Cal, sing alles andere, aber nicht das! Auf diese Jagd haben die Herren Stadtväter einen fürchterlichen Barden mitgeschickt, der unsere Ohren fast jeden Abend damit gequält hat. Er hat erst damit aufgehört, als ich ihm drohte, seine Zunge mit einer Ahle zu durchbohren."
Sie lächelt nicht gerade, aber ihre Augenwinkel zucken verdächtig, als sie den Verband feststeckt und sich die Hände dann am Stroh abwischt. Caewlin legt den Kopf des Grauen behutsam auf den Boden, steht auf und streckt sich. Seine Finger schließen sich um ihren Arm, um ihr aufzuhelfen und er kann spüren, wie sie zittert, nass und durchfroren, wie sie sein muss. "Was macht Donner hier?"





Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 09. März 2003, 20:18 Uhr
Ihr Nachthemd und der Morgenrock sind völlig durchweicht und ihr ist kalt, aber das ist jetzt alles nicht so wichtig. Sie läßt sich von Caelwin aus der Box des Grauen führen und nickt nur, als die Knechte und Dalla bis auf eine all die Laternen löschen und dann den Stall verlassen. Dunkelheit umfängt sie beide, der Geruch nach frischem Heu, Leder und Pferden. Sie schlingt Caewlin einen Arm um die Taille und nimmt mit der freien Hand die letzte noch brennende Laterne an sich. Caewlin breitet seinen großen, schwarzen Umhang über sie beide aus, um sie so gut es geht vor dem Regen zu schützen. Er ist schlammig, riecht nach feuchtem Wald und Blut, aber immerhin wird er den meisten Regen abhalten. "Der Graue hat eine häßliche Fleischwunde und wohl viel Blut verloren, aber ich glaube, er ist bald wieder ganz der Alte," meint sie leise, drückt sich an ihn und meint zu hören, wie er erleichtert austatmet.  

"Und Donner ist hier, weil Cron wieder hier ist. Er hat Niniane nach Hause gebracht, Caewlin." Sie fühlt sein überraschtes Stocken, als sie die Waldläuferin erwähnt, und während sie den Stall verlassen und zum Haus hinuntergehen, erzählt sie ihm von Ninianes Rückkehr, wie schwer sie verwundet worden war und dem wenigen, was sie über diese Reise ins Sturmtal weiß. Caewlin stellt unzählige Fragen, bis sie endlich die Wärme der Kaminhalle erreicht haben, die sie alle nicht wirklich beantworten kann. Sie hatte nur einen halben Tag bei Niniane verbracht und die Waldläuferin war die meiste Zeit davon nicht wirklich wach und bei Bewußtsein gewesen. "Wir können Niniane morgen besuchen," schlägt sie leise vor, während Akira Caewlin begrüßt und wild an ihm hochspringt. "Dann kannst du Cron und sie selbst mit deinen Fragen bestürmen. Inzwischen wird es ihr besser gehen. Als ich bei ihr war, war sie kaum ansprechbar und nicht wirklich bei sich. Morgana hat ihr Mohnblumensaft gegeben." Lächelnd sieht sie einen Augenblick zu, wie Caewlin mit dem Junghund balgt.  "Komm. Oben erwartet dich ein heißes Bad. Ich lasse etwas zu Essen hinaufbringen." Sie gehen die Treppe Arm in Arm hinauf und stolpern dabei immer wieder über die sich fast überschlagende Akira, die versucht, sich zwischen sie zu drängen und nach Caewlins Hosenbändern zu schnappen, bis Calyra sie streng fortscheucht.

Die Mägde haben ein heißes Bad für Caewlin bereitet, und hinter dem holzgeschnitzten Paravent ziehen duftende Dampfschwaden bis unters Deckengebälk. Dalla bringt ihnen etwas zu Essen herauf: frisches Brot, kaltes Hühnchen, die knusprige Haut mit Honig bestrichen, kalte überbackene Auberginen, ein Rad würzigen Käse, geräucherte Wurst. Die Mogbarmagd stellt das Tablett auf dem niedrigen Tisch neben dem Bett ab und geht dann leise hinaus. Brynden hatte man samt seiner Wiege ins Kinderzimmer hinübergebracht, damit er nicht aufwachte, aber die Tür zwischen Schlafgemach und Kinderzimmer steht einen Spalt offen und das erste, was Caewlin tut, nachdem er die hohen Schaftstiefel abgestreift hat, ist, nach seinem Sohn zu sehen. Calyras Blick folgt ihm lächelnd, während er leise ins Kinderzimmer geht, und dabei den Kopf einziehen muss, um durch die Tür zu passen. Sie legt sie Holz im Kamin nach und entzündet zwei hohe, dicke Kerzen, die sie zum Tablett auf den kleinen Tisch hinüberträgt. Ohne Caewlin darin war ihr das große Bett auf seiner geschnitzten Plattform doppelt so groß und gähnend leer vorgekommen und sie hatte die meisten Nächte ohne ihn nicht wirklich gut geschlafen...nur ist Schlaf nicht gerade das, woran sie jetzt denkt.

Als er zur dieser Jagd aufgebrochen war, war sie noch Wöchnerin gewesen und Morgana hatte ihnen nach Bryndens Geburt streng acht Wochen Enthaltsamkeit verordnet. Und davor die lange Zeit in den Kanälen... wie lange haben wir uns nicht geliebt? Es müssen Wochen sein. Ihr Blick wandert zur Tür hinüber, hinter der Caewlin verschwunden war, um seinen Sohn zu sehen und in ihrem Magen flattert es. Sind wir uns fremd geworden? Sei nicht albern. Du hast beinahe ein Jahr lang mit diesem Mann gelebt, deinem Gemahl, und ihm einen Sohn geboren. Benimm dich nicht wie eine schamhafte Jungfrau. Dennoch summt es in ihr, als hätte sie einen Bienenstock verschluckt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 13. März 2003, 18:07 Uhr
Als Caewlin aus dem dunklen Kinderzimmer ins Schlafgemach zurückkehrt, sieht er von Calyra nur ihre kleinen Füße in den weichen Ledersandalen, die sie stets im Haus trägt - den Rest von ihr kann er hinter dem Paravent nicht erkennen, das die große Holzwanne mit den Kupferbändern und den hinteren Teil des Schlafgemachs abschirmt. Brynden schläft friedlich, die kleinen Hände neben dem Kopf, und Caewlin ist sicher, daß sein Sohn in den vergangenen drei Wochen ein ganzes Stück gewachsen ist. Ich war viel zu lange von Zuhause fort. Er schält sich aus seiner schmutzstarrenden Kleidung, wirft alles achtlos auf einen Schemel neben der Wanne und steigt in das heiße Wasser, das ihn mit seiner seidigen Weichheit, Seifenschaum und nach Kräutern duftenden Dampfschwaden umfängt. Einen Moment lang taucht er völlig unter. Als er wieder hochkommt, sitzt Calyra neben der Wanne auf dem Schemel und seine Kleider sind in einem Weidenkorb mit Schmutzwäsche. Das wenige Licht im Raum kommt einzig von der Kerze neben dem Bett und dem Feuer im Kamin und läßt bronzene Strähnen in ihrem silbrigen Haar aufleuchten. Sie hat einen eingeseiften Lappen in der Hand, sieht ihn an und rümpft übertrieben ihre kleine Nase. Ihre Augen sind so blau und verhext wie ein Bergsee, wenn die Sonne das Wasser leuchten läßt. Er nimmt ihr Handgelenk und zieht sie nach vorn, bis sie fast im Badewasser landet, ihr Gesicht nur zollbreit vor dem seinen. Heißes Wasser durchtränkt den Seidenbatist ihres Nachthemdes und läßt die Haut durschimmern.
"Willst du mir etwa sagen, ich stinke, kleine Frau?"
Ein eigenartiges Lächeln läßt seine Zähne blitzen. Dampf steigt zwischen ihnen hoch, so daß seine Gesichtszüge verschwimmen und weich werden, Regen und Wind rütteln an den Fensterläden. Er läßt ihre Hand los und legt seine nasse Handfläche an ihr Gesicht, hebt ihr Kinn ein winziges Stück an, so daß sie in seine Augen sehen muss. Wie sehr hatte er dieses Gesicht vermißt: die Augen, jetzt im Licht des Feuerscheins beinahe violett, die wenigen Sommersprossen auf Stirn und Nase, die halbmondförmigen Grübchen in ihren Wangen, wenn sie lächelt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 13. März 2003, 22:27 Uhr
Ihre Gesichter sind sich so nahe, daß ihre Nasen sich fast berühren. Der eingeseifte Lappen, mit dem sie seinen Rücken hatte waschen wollen, treibt im Wasser davon. Seine Augen werden dunkel und rauchig, wie immer, wenn er im Begriff ist, sie zu küssen und dort, wo seine Finger an ihrer Wange liegen, glüht ihre Haut. Er hebt eine Braue auf jene amüsiert- spöttische Art und lächelt sein unnachahmliches, halbes Lächeln, und trotz der Wärme im Raum, zittert sie. Es ist ganz gewiß gegen die Gesetze aller Götter, daß dieser Mann so aussieht, wenn er lächelt...
"Keineswegs, Mann," gelingt es ihr schließlich mit belegter Stimme zu bemerken, aber erst beim Sprechen wird ihr bewußt, daß sie den Atem angehalten hat. Sein Blick, voll vom Echo ihrer eigenen Gefühle, richtet sich auf ihren Mund und sie spürt ihn dort wie eine Berührung, noch ehe er sie wirklich küsst. Sie schmeckt das warme Wasser und ihn, seine Brust presst sich gegen ihre, seine große Hand umschließt ihren Nacken und seine Finger graben sich in ihr Haar. Süße Schwere breitet sich in ihr aus, ein schmerzliches Verlangen, das ihm gilt. Sie erinnert sich an einen Abend in der Harfe vor fast einem Jahr. Als sie vollends in der Wanne landet, schwappt das Wasser über den Rand und auf die Bodendielen. Einen atemlosen Augenblick lang steht die Zeit still, dann bricht ihr Lachen den Bann. "Du bist unmöglich, Caewlin."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 16. März 2003, 19:02 Uhr
"Hmmm..." sein Blick ruht noch immer auf ihrem Mund, als sie sich lachend von ihm löst und er fährt mit dem Daumen über ihre Lippen. "Aber soll ich dir etwas verraten...?" Seine Stimme ist so weich und dunkel wie schwarzer Samt. "Du magst mich so."
Er läßt ihr Gesicht los und seine Finger fahren an ihrem Kiefer entlang über ihren Nacken unter den Batist ihres Nachthemdes, der nass an ihrer Haut klebt. Der dünne Stoff reißt unter seiner schwieligen Hand wie ein Spinnennetz.

Tief in der Nacht, als die Kerze neben dem Bett längst zu einem flackernden Stumpen niedergebrannt, das Tablett leergegessen, die Wasserlachen auf dem Boden aufgewischt und die Wanne entleert und gescheuert ist, sind die kühlen, glatten Kammgarnlaken des Bettes zerwühlt und Calyras Kopf liegt an seiner Schulter.
Irgendwann, nachdem sie sich geliebt und etwas gegessen hatten, war Brynden aufgewacht und Cal hatte ihn ins Bett geholt, um ihn zu stillen. Caewlin hatte sich an ihren schlanken Rücken geschmiegt und sie beide im Arm gehalten, das Gesicht dicht an ihrem Haar. Jetzt schläft sein Sohn wieder in seiner Wiege im Kinderzimmer nebenan und Calyra ruht in seinem Arm. Zuerst ist sie noch wach und ihre Finger streichen über seine Haut, zart wie die Berührung von Vogelschwingen, aber bald geht ihr Atem tiefer und ihre sanfte Schwere verrät ihm, daß sie schläft.

Eine ganze Weile betrachtet er ihren silbrigen Kopf, die glatte Stirn und ihre Nasenspitze - alles, was er von ihrem Gesicht sehen kann. Ihren schlanken Arm, der quer über seiner Brust liegt, die Haut seltsam schimmernd im schwachen Licht der sterbenden Kerze. Wenn er die Augen schließt und einatmet, hat er den schwachen Geruch von Wildrosen im Sommer in der Nase. Ihr Haar riecht stets danach.  Mit ihm und dem Geschmack ihrer Haut noch auf der Zunge schläft auch er schließlich ein.


Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 30. März 2003, 21:11 Uhr
Regen trommelt auf das Dach des Seehauses und klatscht in dicken, schweren Tropfen gegen die Fensterscheiben. Der Regen und das Prasseln des Feuers im Kamin scheinen die einzigen Geräusche im Haus und Calyra, die in der Kaminhalle an der verglasten Tür zur Terrasse steht, genießt die Stille.
Den ganzen Nachmittag war Brynden quengelig und unruhig gewesen, hatte kaum geschlafen, zuviel Milch getrunken, gespuckt und das ganze Haus in Aufruhr versetzt. Abwechselnd hatten sie ihn umhergetragen:  sie selbst, Caewlin, Dalla, die dicke Köchin, die anderen Mägde, sogar Pyp - nichts hatte geholfen. Nach dem Abendmahl war Caewlin mit ihm nach oben gegangen und hatte ihn hingelegt - und nun scheint er endlich zu schlafen, denn nicht der allerkleinste Laut dringt mehr die Treppen herunter.
Seufzend geht sie in die Küche hinüber, wo die Köchin dabei ist, Bratenfleisch für den morgigen Mittag einzuwürzen und in einen großen Schmortopf aus Ton zu legen und holt sich aus einer der Vorratskammern einen kleinen Krug mildwürziges Bier. Akira tappt wie immer an ihrer Seite, aufmerksam, still und langsam wirklich erschreckend groß.
Als sie in die Kaminhalle zurückkehrt, den Hund neben sich, kommt Caewlin eben die Treppen herunter, ein säuerlich-gequältes Lächeln auf dem Gesicht. "Schläft er endlich?" erkundigt sie sich und kann nicht verhindern, daß ihre Stimme leicht besorgt klingt. "Wenn Brynden morgen immer noch so unruhig ist und so oft weint, dann werde ich mit ihm zu Morgana gehen, Caewlin. Er ist sonst überhaupt nicht so."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 30. März 2003, 21:36 Uhr
"Cal..." er nimmt ihr den Becher Bier aus der Hand, stellt ihn auf dem Tisch ab und  zieht sie in seine Arme. "Er hatte einfach einen schlechten Tag. Vielleicht hatte er Blähungen, vielleicht wächst er auch...er wächst ohnehin so schnell. Jetzt schläft er jedenfalls -  und es geht ihm gut. Du machst dir zuviele Sorgen."
Er küsst den silbrigen Haaransatz über der Stirn, auf die mit der Frühlingssonne auch die Sommersprossen zurückgekehrt sind und löst sich dann von ihr. "Wenn es Brynden morgen gut geht, würde ich gern Niniane und Cron besuchen. Sie sind jetzt lange genug wieder zurück und wir haben sie immer noch nicht gesehen."
Cron... er hat Niniane begleitet auf ihrer geheimnisvollen Reise und er hat sie zurückgebracht und nun weilt er immer noch bei ihr in ihrem Haus...Baum...wie auch immer. Ich möchte wissen, warum... Außerdem steht sein Pferd in meinem Stall, sein Gepäck liegt in meinem Haus und sein Gold vom Sommerturnier in meinem Keller...
Sie setzen sich ans obere Ende des langen Tischs in die Nähe des Kamins, wo sich Akira auf den Fellen davor ausstreckt. Caewlin läßt sich von Dalla ein Horn Met bringen  und streckt die Beine unter dem Tisch aus. "Was meinst du, Cal? Morgen, nach deinen Schwertübungen?"
Am Morgen nachdem er von jener unsäglichen Jagd im Larisgrün zurückgekehrt war, hatten Calyra und er die Waffenübungen wieder aufgenommen, jetzt wo sie wieder so schlank und beweglich wie früher war, und zu seiner großen Befriedigung hatte sie nichts vergessen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 30. März 2003, 23:25 Uhr
Sie nippt an ihrem Bier und sieht ihn an. Der Feuerschein wirft ein rostrotes Schimmern in sein dunkles Haar und sie lächelt. "Wenn es Brynden gut geht, können wir Niniane gerne besuchen. Ich möchte sie auch sehen und erfahren, wie es ihr geht, Caewlin, aber sie war sehr schwer verletzt und es war nur recht, daß wir sie in Ruhe gelassen haben. Sie hat Zeit gebraucht, sich zu erholen."
Sie lehnt sich im Stuhl zurück und legt ihre Füße unter dem Tisch auf seine. "Ich will dem Grauen morgen früh die Verbände abnehmen. Die Wunde ist gut verheilt und er lahmt nicht mehr... aber reiten solltest du ihn vielleicht noch nicht. Wir können am Strand zu Niniane hinaufgehen, das ist nicht weit."
Eine Weile sitzen sie noch am Feuer, reden über alltägliche Dinge der vergangenen Tage, noch anstehende oder erledigte Arbeiten, über Brynden und seine ungewohnte Unruhe und Pyps neueste Scherereien. Ihre Hände ruhen ineinander verschlungen auf dem Tisch, ihre klein und hell, Caewlins groß und dunkel. Als sie beide Met und Bier geleert haben, ist das Feuer heruntergebrannt und sie legen kein weiteres Holz mehr nach, sondern gehen nach oben.
Im Schlafgemach ist es kühl und riecht  angenehm nach Regen und Nachtluft, weil die Mägde am Abend gelüftet hatten. Sie sieht noch nach Brynden in seiner Wiege neben dem Bett, doch er schläft tief und fest und so entkleidet sie sich und kriecht zu Caewlin unter die weichen, warmen Pelzdecken.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 10. Mai 2003, 09:21 Uhr
Der nächste Morgen ist voller Wind und Sonne, und nichts mehr erinnert an den nächtlichen Regen. Calyra wiegt ihren Sohn in den Armen, der mit großen, blaugrünen Augen dem Spiel der Sonnenstrahlen an der Wand folgt, die flirrende Muster bilden, wann immer der Wind durch die Äste der Oleanderbäume um die Terrasse weht. Alles, was sich bewegt, wird von Brynden längst aufmerksam mit den Augen verfolgt und oft auch mit glucksenden Lauten oder einem begeisterten Quietschen bedacht. Wie stets, wenn sie ihn im Arm hält und beobachtet, ist Calyra fassungslos erstaunt, wie schnell dieses winzige Bündel Mensch sich entwickelt, wie rasch ihr Sohn wächst, wieviel Neues er jeden Tag lernt: längst ist er nicht mehr das ewig schlafende oder nur trinkende Neugeborene. Caewlin und auch sie selbst könnten ihm stundenlang zusehen, wenn er auf seinem Lammfell lag und sich begeistert mit seinen kleinen Händen und Füßen beschäftigte, seine Finger und Zehen befühlte oder in den Mund steckte. Spielen ist mittlerweile zu einem festen Tagesbestand geworden und er greift nach allem, was bunt und interessant erscheint.

"Dabei bist du noch keine fünf Monde alt, mein Schreihals," meint sie leise. Noch immer ist ihre Stimme etwas heiser, aber ansonsten war sie endlich wieder gesund. In der Nacht, als Caewlin von der Jagd zurückgekehrt war, und sie nur im Batisthemd in Regen und Nachtkälte herumgelaufen war, hatte sie sich fürchterlich erkältet und war fast drei Wochen mit Fieber, Halsschmerzen und einem Husten, der nicht hatte weichen wollen, im Bett gelegen. Nach und nach war der ganze Haushalt krank geworden - zuerst Brynden, der aber nur zwei Tage ein wenig Fieber gehabt hatte, dann die Mägde, Pyp und die Knechte. Nur Caewlin war verschont geblieben und hatte sich die meiste Zeit um Brynden gekümmert. Die ganze Zeit, während sie krank gewesen war, hatte sie ihn nur zum Stillen zu Gesicht bekommen und als sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal wieder aufgestanden war, hatte er gar nicht zu ihr gewollt.

Nun sitzt sie mit ihm in ihren Morgenmantel gehüllt und eingekuschelt in eine Decke aus Zobelfellen in der noch kühlen Morgenluft, hat heißen Lindenblütentee mit Honig neben sich stehen und sieht über die sanft abfallenden Wiesen hinter dem Haus hinunter auf Seemauer, Strand und den Ildorel dahinter.
Caewlin war ausgeritten - die Verletzung des Grauen war gut verheilt, obwohl ihm wahrscheinlich eine häßliche Narbe bleiben würde - und sie nimmt sich vor, am Nachmittag, wenn Brynden schlief, ihren Sohn eine Weile Dallas Fürsorge zu überlassen und in die Stadt zu gehen.
Ich sollte endlich Kizumu besuchen...das wollte ich auch schon so lange tun...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 20. Mai 2003, 22:05 Uhr
In diesem Augenblick klopft  es an der Tür des Seehausanwesens, höflich aber bestimmt. Es ist ein Botenjunge vom Stadtrat, das Wappen Talyras auf dem Wams aufgestickt, und in seinen Händen hält er eine Pergamentrolle, deren Siegelwachs ebenfalls das Stadtwappen trägt.  
Es ist eine Einladung an alle Bürger Talyras von Rang und Adel, das Festmahl am Inaritag mit den Stadträten und Hohepriestern gemeinsam in der Stadthalle einzunehmen und er wartet geduldig, bis ihm geöffnet wird, damit er seine Botschaft an die Hausherren überreichen kann....

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 23. Mai 2003, 22:52 Uhr
Als sie zu ihrem Haus am Seeufer zurückkommen, ist die Sonne endgültig gesunken. Sie hatten sich am Marktplatz von Cron und Niniane verabschiedet, aber von den anderen in all dem Gedränge nur noch kurze Blicke erhascht. Mäuseschreck schläft zusammengerollt auf der Holzbank im Vorraum vor der Halle auf weichen Samtbrokatkissen und zuckt nur mit den Ohren, als sie eintreten. Das Haus ist still, und ohne die sofort herbeischnatternden Mogbars wirkt es beinahe verlassen - nur Akira begrüßt sie, zurückhaltend, wie es die Art der Bluthunde des Nordens ist. Nur ihr Schwanz wedelt heftig, als sie um Calyras Beine streicht wie eine zu groß geratene Katze, sich kurz an Caewlin drückt und gierig all die fremden Gerüche aufnimmt, die ihnen anhaften. Die halbwüchsige Bluthündin - längst kein tappsiger Welpe mehr, sondern acht Monde alt und bereits größer als alle  anderen Hunde der Stadt mit Ausnahme Stelzes vielleicht - war ungeheuer gewachsen in den letzten Wochen. Ihre Füße scheinen noch immer ein wenig zu groß für den Körper und sie hat noch immer Figur und Wesen eines Junghundes - aber wenn sie jetzt ihr tiefes, grollendes Knurren hören läßt, hält jedermann respektvoll Abstand. Ihre Fangzähne sind bereits so lang wie ihre Daumen.
Sie scheucht die Hündin liebevoll von sich und wendet sich dann zu Caewlin um. "Ich bringe nur rasch Bryn..." was sie in seinen Augen lesen kann, läßt sie kurz verstummen und ihr Mund wird mit einem Mal so trocken, als habe sie Sägespäne verschluckt. "...Brynden ins Bett, und dann..."
Er schiebt sie schweigend mit dem rechten Arm in Richtung Treppe. In der Linken trägt er eine Pechfackel, die sie am Inarifeuer entzündet hatten. Als sie die Stufen nach oben eilt, ihren Sohn im Arm, klopft ihr Herz bereits so heftig, daß sie sicher ist, er müsse es hören.
In ihrem Schlafgemach entfacht er mit der Fackel das Feuer im Kamin, während sie Brynden in seine Wiege legt und noch immer hat er kein Wort gesagt. Nur sein Gesichtsausdruck verursacht ihr ein so flaues Gefühl im Magen, als habe sie eine Fledermaus verschluckt.  
"Caewlin...?" Sie zieht die Vorhänge der Wiege ein wenig zu und öffnet das Fenster, um die warme Nachtluft und die leise Musik vom Marktplatz her hereinzulassen. Er kommt zu ihr und einen Augenblick später findet sie sich in seinen Armen wieder. "Brynden wird sicher heute nacht noch einmal aufwachen, wo er so früh eingeschlafen ist, heute." Sie dreht sich um, damit sie ihn ansehen kann.    

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 11. Juni 2003, 19:51 Uhr
Caewlin sitzt auf der Steinterrasse, einen Krug kühlen Biers vor sich und spießt ein halbes, mit honig bestrichenes Hühnchen auf seinen Dolch. Calyra ist auf der Wiese zum Seeufer unten, einen breitkrempigen Strohhut auf dem silberhellen Haar. Sie trägt einen leichten Rock aus hellem Leinen und leuchtet in der Sonne, hell wie ein Stern. Ihre Haut ist längst sonnengebräunt und trotz der Strohhüte und der täglichen Buttermilchtinkturen hat sie auf der Nase, den Wangen und der Stirn wieder Sommersprossen, golden und dunkel, wie mit Zimt bestreut. In der Inarinacht habe ich sie alle einzeln geküßt... Die Erinnerung daran bringt ein halbes, dunkles Lächeln auf sein Gesicht. Sie waren mit dem Sonnenuntergang nach Hause gekommen und hatten sich die halbe Nacht hindurch im Licht eines seltsam roten Mondes geliebt, als gäbe es kein Morgen und Brynden war kein einziges Mal aufgewacht bis zur Dämmerung.
Jetzt steht sie in der Sonne, wartet auf die Mägde, die die Wäsche von der Bleiche bringen und dreht sich zu ihm um, als sie seinen Blick auf sich fühlt. Sie hebt die Hand und winkt und das Lächeln auf ihrem Gesicht trifft ihn wie ihn das Blau ihrer Augen immer trifft. Mit diesem Lächeln hat sie mich schon in der Harfe in die Knie gezwungen...vor mehr als einem Jahr, als sie so scheu und so...so jung...nach Talyra gekommen war. Mit nichts als ihrer Mandoline und einem paar durchgelaufener Schuhe....

Dalla bringt ihm Brynden, der bei der drallen, rundgesichtigen Mogbarmagd gewesen war solange seine Mutter zu tun hatte und jetzt müde und hungrig wird. Er nimmt seinen Sohn in den Arm, der sich leise quengelnd die Augen reibt und sich unruhig hin und herwindet und steht auf. Das Babygeschrei verstummt nicht ganz, aber so würde er sich noch ein paar Augenblicke hinhalten lassen, bis Calyra von der Seemauer heraufkommt.
"Du bist mein Sohn," murmelt er. "Bist hungrig wie ein Bär im Herbst und weißt genau, was du willst, nicht wahr...?" Brynden quittiert sein Flüstern mit zornigen, halblauten Quietschern. "Gleich kommt deine Mutter...gleich..." Er trägt ihn auf der Steinterrasse umher, die jetzt, am Abend in langen Schatten liegt und schnaubt erleichtert. An die Sommerhitze am Ildorel würde er sich niemals gewöhnen, ganz gleich, wie lange er hier leben würde. Und nun kommen die Hundstage - Tag für Tag heißer, stiller Sommer, wo nichts sich regt und selbst die Insekten im Gras den Schutz des Schattens suchen. Kein Wunder, daß man über die Südländer immer sagt, sie hätten nicht viel Verstand. In dieser Hitze einen klaren Gedanken fassen ist unmöglich ...

Der Endwinter und der Frühling sind so ruhig vergangen, daß selbst Caewlin, immer ruhelos und mißtrauisch, immer hungrig und immer reizbar wie ein alter Bär, langsam die Bedeutung von Frieden versteht. Während die Wochen und Monde seit Bryndens Geburt ins Land gingen, hatte er zugesehen, wie der Winter vergangen und sein Sohn gediehen und gewachsen war. Calyra und sein Gesinde hatten das Haus und den Garten bestellt, der Stall war neu getüncht und gekalkt worden, und er hatte selbst mit Hand angelegt, als das Dach von den Knechten mit neuen Garben aus Reet gedeckt worden war. Sie hatten die Koppelzäune erneuert, und, als Halbmond rossig geworden war, die beiden Hengste so weit voneinander entfernt wie möglich untergebracht. Mit der zierlichen Wüstenstute hatte er keinen von beiden zusammenbringen wollen, was den Grauen so übellaunig gemacht hatte, daß sie ihn im Stall hatten festketten müssen, um ihn daran zu hindern, sich Halbmond zu holen und Donner so wild gemacht, daß der schwarze Thunderländer den halben Weidezaun in Grund und Boden gestampft, einem Knecht fast die Brust eingetreten und einem weiteren ein großes Stück Fleisch aus dem Arm gerissen hatte, ehe sie ihn wieder eingefangen und ihm ein Halfter angelegt hatten.  
Cal und er hatten ihre Schwertübungen wieder aufgenommen und übten jeden Morgen nach dem Sonnenaufgang Schläge, Finten, Fechthiebe. Sie wurde mit jedem Tag schneller und ausdauernder. Die kleine, gescheckte Katze, Mäuseschreck, fast ein Jahr alt und längst ausgewachsen, erwartet ihren ersten Wurf und watschelt fett wie eine gestopfte Gans durchs Haus, ständig auf der Suche nach einem geeigneten Nest.

Die Bauern der Umlande hatten ihre Felder bestellt und die Saat ausgebracht. Das Inarifest war gekommen und wieder gegangen. Inzwischen steht das Getreide grün und fruchtbar auf den Äckern, und der Geruch von den ersten frischgemähten Wiesen liegt seit Tagen in der Luft, intensiv und süß. Das Leben in seinem Haus fließt so ruhig und sicher wie ein breiter, lebendiger Fluß. Calyra beschwert keine Schwangerschaft, ihr Sohn ist gesund und wird jeden Tag größer, ihre Freunde sind alle in der Nähe und am Leben, kein dunkler Schatten in Form von dämonischen Monstern oder verrückten Magiern bedroht sie oder irgendjemanden, der ihm etwas bedeutet und jedesmal, wenn er seinen Sohn und seine Frau ansieht, dehnt sich die Wärme in seinem Inneren zu einem Gefühl, als sei er endlich angekommen. Heimgekommen.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 15. Juni 2003, 21:43 Uhr
Calyra hört Brynden weinen und beeilt sich, die Mägde antreibend, zu Caewlin auf die Steinterrasse zu kommen. An der Seemauer ist ein Baum mit Frühkirschen, der bereits reif ist und in seiner Krone sitzt Pyp, Hände und Gesicht rot verschmiert, bis Dalla ihn energisch herunterholt und er mit einem Plumps auf dem Hosenboden landet. Sie geht lachend weiter, eine Schar Mogbars mit Wäschekörben hinter sich herziehend, und während die Mägde die Wäsche ins Haus bringen, nimmt sie Caewlin ihren hungrigen Sohn ab. Sie setzt sich mit Brynden wo sie ist auf einen der mit weichen Kissen ausgelegten Armlehnstühle, legt ihn an und augenblicklich verstummt jedes Geschrei. Akira tappt heran und läßt sich zu ihren Füßen nieder, groß, schwarz, still und beruhigend wachsam. Die Bluthündin begleitet sie ständig, überall hin, und war ihr das auch am Anfang fast unangenehm, so fühlt sie sich doch in ihrer Begleitung stets sicher - vor allem, wenn Caewlin nicht bei ihr sein konnte. Mit der freien Hand nimmt sie den Strohhut ab und wirft ihn sacht auf den Tisch, dann wischt sie sich die schweißfeuchten silbernen Strähnen aus der Stirn. Hier im Schatten besteht wenigstens nicht die Gefahr, daß ich hundert blöde Sommersprossen mehr bekomme...
Brynden trinkt hungrig und sie lehnt sich zurück. Caewlin tritt zu ihr, drückt ihr einen Becher kühlen Bieres in die Hand und sieht über die Wiesen hinunter. Dalla und die anderen Mägde haben die Wäsche verräumt und beginnen, aufzudecken. Seit es warm genug dafür war, aßen sie wie den vergangenen Sommer stets auf der Terrasse.

"Laß uns schwimmen gehen, wenn der kleine Quälgeist schläft," schlägt sie vor. "Dalla passt bestimmt gern auf ihn auf und wir wären nicht weit fort, wenn er wirklich aufwacht." In dieser Hitze waren sie oft am Strand unten und sie kennt einen Platz, verborgen zwischen dem hohen, silbrigen Schilf, wo sich eine kleine Bucht gebildet hat. Manchmal war sie mit Brynden dort,  nachmittags, wenn es nicht mehr so heiß war, und er schlief in seinem Weidenkörbchen, während sie schwamm oder in der Sonne lag und las. Seit sie dieses Haus erworben hatte, besaß sie auch Bücher, aber bis zu diesem Frühjahr hatte sie nie viel gelesen. Jetzt entdeckte sie Sagen und Legenden aus alter Zeit für sich, Abhandlungen Gelehrter und das Buch eines gewissen Eokled, eines Alchemisten, über die vier Elemente, von dem sie aus irgendeinem Grund völlig fasziniert war, obwohl sie nicht einmal die Hälfte davon verstand.
"Caewlin...?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Juli 2003, 18:42 Uhr

Sie hatten gegessen, mit dem Gesinde die Arbeiten für den nächsten Tag besprochen und Brynden war noch an ihrer Brust eingeschlafen. Sie hatte ihn rasch nach oben in sein Bett gebracht und war dann mit einer Decke, zwei großen, ledernen Handtüchern und ihrer Bodhran zu ihm zurückgekehrt. Sie hatten in letzter Zeit nicht oft einen Abend für sich - erstens war da immer ihr Sohn, der noch so klein war, daß er Cal ständig brauchte und dann war da noch der Haushalt eines so großen Anwesens, der viel ihrer Zeit beansprucht.  Als sie mit der sinkenden Sonne barfuß über die Wiesen zum Ildorel hinuntergehen, wird Caewlin zum ersten Mal der ungewohnte Frieden in seinem Leben wirklich bewußt. Seltsamerweise erfüllt ihn der Gedanke mehr mit Unruhe, als mit Zufriedenheit. Cals kleine, schlanke Finger ruhen in seiner Hand und sie sieht ihn an, als wüßte sie genau, was in ihm vorgeht, aber sie sagt nichts.
Der Strand ist menschenleer, der Sand noch warm von der Sonne. Sie überqueren nur den schmalen Weg, der am Ufer entlangführt und kommen an einen alten Anlegesteg, halb eingesunken im Sand. Die altersbleichen Holzplanken sind warm wie ein frischgebackenes Brot. Sie breitet die Decke aus und legt ihre Trommel ab und noch immer sagt sie nichts, nur ihr Blick ruht nachdenklich auf ihm.
"Was?" fragt er schließlich, als ihm ihr Schweigen zu lange dauert. Er setzt sich auf die Decke ins letzte Licht der Abendsonne und mustert sie aus unergründlichen Augen. In seinen Mundwinkeln zuckt es, als wolle er lächeln, aber er tut es nicht. "Warum siehst du mich so an, als wüßtest du etwas, das ich nicht weiß?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 03. Juli 2003, 21:39 Uhr
Calyra setzt sich nicht zu Caewlin - das seidige, dunkle Wasser ist zu verlockend. Sie blickt sich rasch um, ob auch niemand in  der Nähe ist, legt ihren silberbeschlagenen Gürtel mit den vielen Schlüsseln ab und schlüpft dann aus ihrem leichten, leinernen  Untergewand - das einzige Kleidungsstück, daß sie in dieser Hitze trägt. Sie hält eine Hand ins Wasser und springt dann  kurzentschlossen kopfüber hinein - wenn sie etwas kann, dann ist das Schwimmen. Schwimmen war in ihrer Kindheit eines der  wenigen Vergnügen gewesen, das ihr nicht verboten worden war und der Ildorel ist ungleich wärmer, als die kalten, klaren  Bergseen Immerfrosts.
Sie taucht aus dem Wasser, läßt sich auf dem Rücken zurück zum Steg treiben und stellt fest, daß sie stehen kann. Der Seegrund  ist weich unter ihren Füßen, kühl und sandig. Bis zur Brust im Wasser stehend, mustert sie Caewlin, der vom Steg aus auf sie  hinunter sieht. Er sitzt am Rand, die Füße im Wasser, die Hosen aus ungebleichtem Leinen bis zu den Knien hochgekrempelt.  Diesmal liegt die Andeutung eines Lächelns um seinen Mund, soviel ist sicher.
"Vielleicht weiß ich ja etwas, was du nicht weißt," erwidert sie schließlich leise und watet näher an den Steg heran. So nahe, daß  sie seine Knie berühren könnte, wenn sie die Hände ausstreckt. Auf ihre Antwort hin lächelt er doch, sein  unnachahmliches,  halbes Lächeln.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Juli 2003, 22:25 Uhr
"Bring mich nach Hause, Caewlin, bitte." Ihre Knie zittern so sehr, daß sie aneinanderschlagen müssen wie ein Tambourin. Sie  wirft einen unsicheren Blick auf die dunklen Wasser hinter ihr und schilt sich selbst in Gedanken eine närrische, dumme Gans. Er nickt nur, sieht sie aus besorgten Augen an und sammelt Bodhran und Handtücher ein. Akira springt lautlos auf und tappt neben sie, still und groß wie ein  Schatten und sie legt der Bluthündin die Hand auf den pelzigen Schädel. Ihre schmalen Finger passen mit Leichtigkeit zwischen  die spitzen Ohren. Der riesige Hund und die mächtigen Muskeln unter dem kurzen Fell, die warme Lebendigkeit, die sie unter ihrer Hand spüren kann und Caewlins Nähe geben ihr wieder Sicherheit, dennoch will sie nur noch nach Hause.

"Nein, kein Nachtmahr..." murmelt sie so leise, daß er sich vorbeugen muss, um sie zu verstehen, während sie über den knirschenden Sand zu den Mauern ihres Anwesens zurückgehen. "Wahrscheinlich ist es völlig albern, aber..." sie drückt sich eng an ihn und er legt den Arm um ihre Schultern. "Ich bin geschwommen und das Wasser in diesem Licht hat mich an etwas erinnert...an etwas, das ich lieber vergessen hätte. Dann bekam ich schreckliche Angst. Albern nicht?" Das Wasser rinnt in kleinen Bächen aus ihrem Haar, aber Caewlin ist noch nässer wie sie, denn er hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, sich abzutrocknen.

Sie war einfach geschwommen, nichts böses ahnend, und als er nicht auf ihre Neckerei eingegangen war, war sie in Gedanken versunken. Die Sonne war untergegangen und plötzlich war das Wasser so dunkel - wie Blut. Sie schwamm  in einem See aus Blut, warm und klebrig und etwas lauerte auf sie, in der Tiefe. Sie hatte geblinzelt und die Erscheinung war verschwunden, aber das Gefühl der Angst war geblieben, also war sie zurück zum Ufer geschwommen. Mit jedem Zug war die Angst gewachsen, bis sie schließlich am Rand einer Panik aus dem Wasser gekommen war - ihr Herz schlägt noch immer laut wie eine Trommel und ihre Lungen brennen.

Als sie am Seehaus zurück sind und ihre Füße nasse Abdrücke auf der Steinterrasse hinterlassen, weicht die Angst langsam von ihr. Sei nicht albern, du bist zu Hause, du bist in Sicherheit, hör auf, Gespenster zu sehen! Ein wenig fühlt sie sich so wie damals im Faeyristempel...sie hatte zur Mondgöttin gebetet und plötzlich war die Vision von Caewlin über sie gekommen....als Raven und Mottenfaenger ihn aus den Tunneln in die Badehäuser geschleppt hatten, als er seine Hand verloren hatte. Das Blut, all das viele Blut... Sie schaudert und folgt Caewlin nach oben, noch immer nur das Handtuch umgeschlungen, und ihr ist kalt. Aber das war keine Vision, sagt sie sich. Es war nur alberne Einbildung, vielleicht einfach ein Trugbild von der Hitze des Tages oder irgendetwas aus deiner Erinnerung. Der See hat in dem Licht ausgesehen wie das Wasser in den unterirdischen Grotten in Immerfrost, das war alles.  Es war immer kalt und dunkel und einsam dort und du hast dich immer gefürchtet, in die Grotten zu gehen... Die Grotten hatte sie als Kind panisch gefürchtet, das stimmt. Und immer wieder hatte sie hingehen müssen. Manchmal sogar für Stunden, ausharren in der hallenden Dunkelheit. Sie war ganz allein gewesen und nur ein kleines Mädchen - und sie hatte sich gehasst für ihre Angst.

Sie erzählt Caewlin von ihren Befürchtungen und  Gedanken, während er sich aus seinen nassen Kleidern schält und abtrocknet - sie hört ihn hinter dem Paravent mit den Perlmuttintarsien rumoren, während sie ihr Haar auskämmt, zu einem Zopf flicht und dann unter die leichten Sommerdecken ins Bett kriecht. Eine kleine Öllampe brennt auf dem Nachttisch und spendet sanftes Licht und Brynden schläft tief und friedlich in seiner Wiege neben ihrem Bett.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Juli 2003, 23:16 Uhr
Caewlin lauscht ihren Worten schweigend ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen und die unterschwellige Angst in ihren Worten weckt eine Sorge in ihm, die keiner ihrer Einwände, das sei wahrscheinlich alles nur dumme Einbildung, wieder besänftigen kann.
Als er zu ihr unter die Decken kriecht, löscht sie das Nachtlicht und drängt sich dicht an ihn. Er hält sie fest und fühlt ihr Herz mit seinem im Gleichklang schlagen. Er hat immer Angst gehabt, daß ihre Vergangenheit sie irgendwann einholen würde, nur daß es ihre eigenen Erinnerungen sein würden, damit hatte er nicht gerechnet... Wenn er sie je verlöre... wenn er... wenn sie... der Gedanke hat etwas unerträgliches an sich.  Er streicht mit den Lippen über ihr Ohr. "Schsch... es ist vorbei. Die Erinnerungen können dich erschrecken und dir Angst machen, Cal, aber sie haben keine Macht mehr über dich. Niemand hat mehr Macht über dich, du bist frei."
Sie streicht mit den Fingern über seinen Arm, in dem sie liegt und nickt sacht.

Es ist lange nach Mitternacht, als Brynden sich leise meldet, fast klingt es wie das Maunzen eines Kätzchens. Cal erhebt sich schlaftrunken, um ihn ins Bett zu holen und zu stillen und Caewlin betrachtet im Mondlicht lange seinen Sohn und seine halb schlafende Frau. Er denkt an all das Leid, das sie als Kind erfahren hat und im Vergleich dazu kommt ihm sein eigenes, armseliges Leben plötzlich gar nicht mehr so armselig vor.
Als Brynden genug getrunken hat, nimmt er ihn hoch, lehnt sich mit ihm auf der Schulter an das breite, geschnitzte Betthaupt und starrt nachdenklich aus dem Fenster. Die Läden sind geöffnet und das Mondlicht säumt die Kletterrosen, die die Laube umranken, mit silbernem Schein. Irgendwo schreit ein Nachtvogel.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Juli 2003, 18:25 Uhr
Der nächste Morgen beginnt neblig und bewölkt - ganz anders als die heißen Tage der vergangenen Wochen und sie sieht eine Zeitlang aus dem Fenster in den grauen Himmel. Der Garten könnte Regen brauchen.  Als sie erwacht, ist das Bett neben ihr leer und Bryndens Wiege ebenfalls - nur Akira liegt auf dem Luchsfell vor dem Bett, wie immer still und zurückhaltend. Als sie aufsteht, legt ihr die Bluthündin den schweren, pelzigen Schädel auf die Knie, blickt sie an und gibt einen Laut zwischen Brummen und Knurren von sich - für Akira bereits das höchste der Gefühle. Einen Moment erinnert sich Calyra  an die lautstarken, überschwenglichen Zuneigungsbezeugungen Stelzes, Ravens Hund. Der große, graue Wolfshund hatte immer mit dem Schwanz gewedelt, gebellt, war an seiner Herrin hochgesprungen und hatte ihr Gesicht und Hände mit feuchten Nasenstübern versehen, wenn sie nicht schneller gewesen war...
Daran, daß die normander Bluthündin jemals so überschwenglich reagiert, ist überhaupt nicht zu denken. "Du bist der unhündischste Hund den ich kenne," flüstert sie und drückt einen Kuss auf die breite, kurzfellige Schnauze.
Sie steht auf, wäscht sich, steckt ihr Haar im Nacken auf und kleidet sich an.
Unten  in der Küche ist der große Herd bereits angeschürt und in mehreren Töpfen und Bräter kocht das Mittagessen vor sich hin. Die dicke Köchin segelt durch ihr Reich wie ein rundes Boot über ruhiges Wasser, nickt ihr erfreut zu, als sie Calyra bemerkt. Noch immer riecht es nach Marmelade und Eingekochtem - vorgestern waren sie mit dem Einkochen und Einwecken der Kirschen und Johannisbeeren fertig geworden und davor waren es die Feuermelonen, Erdbeeren und der Rhabarber gewesen. Den ganzen Frühsommer über hatten sie gedörrt, Marmeladen, Gelees und Kompotts gekocht und die Früchte in Rum eingelegt - nun geht die Kirschenzeit zu Ende und Calyra ist nicht unfroh darum. Nach zwei Wochen täglichen entsteinens, einzuckerns und kochens in der glühend heißen Küche, in der das Feuer im Herd von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang niemals ausgegangen, kann sie keine einzige Kirsche mehr sehen.

Jetzt, im hellen Morgenlicht, kommt ihr das Geschehen vom gestrigen Abend am See so unwirklich vor, daß sie sich beinahe schämt deswegen. Sie frühstückt kalte Mandelmilch, weißes Brot und ein wenig Marmelade und denkt schweigend nach, während Akira sich unter dem Tisch neben ihren Füßen niederlegt, den Kopf auf den breiten Pfoten. Seit der Sommer da war, war sie fast jeden Tag zum Ildorel hinuntergegangen - sie hatte ihren Sohn in sein Körbchen gelegt,  um die Mittagszeit, wenn er eingeschlafen war, Windeln dazugepackt und ihre Bodhran oder die Mandoline  mitgenommen. Sie hatte Bryndens Körbchen am Ufer in den Schatten des Schilfrohrs gestellt, ihre Kleider ausgezogen und sich auf die warmen Holzplanken des alten Bootsstegs gelegt, ihren Sohn und ihr Musikinstrument in Reichweite.  Wenn sie von der Sonne durchglüht war, war sie ein paar Runden geschwommen und wenn Brynden aufgewacht war hatte sie ihn ihn gestillt und ihm etwas vorgesungen -  oder ihn ausgezogen und mit ins warme, seichte Wasser zwischen dem Schilf genommen, das an dieser Stelle gerade knietief war. Sie war mit ihm im warmen Sand gesessen und sein begeistertes Quietschen über das viele Wasser um ihn herum  hatte sie immer zum Lachen gebracht. Sonst nur Mittagsstille, Libellen und  Silberreiher. Die Stunden der Sonne, die nur ihr und ihrem Sohn gehörten.
Sein Haar war jeden Tag ein wenig heller und seine Haut ein wenig dunkler geworden, ebenso wie ihr eigenes und Caewlin hatte lachend ihre Sommersprossen gezählt....

Caewlin...er hatte ihr zugehört, als sie ihm von ihrer Panik erzählt hatte und er hatte es nicht als Einbildung abgetan, obwohl sie inzwischen selbst fast sicher ist, daß sie völlig überzogen reagiert. Wo er stecken mag? Und Brynden ist auch nirgends zu hören...
Die Köchin legt ihr eine Liste mit Dingen vor, die vom Markt benötigt wurden und Calyra überfliegt sie rasch. "Das erledige ich selbst, danke."  
Sie rollt das Pergament auf - nicht das beste, aber das muß es ja für die Listen der Köchin auch nicht sein, und steckt es ein, dann macht sie sich auf die Suche nach Caewlin und ihrem Sohn, wie immer gefolgt von Akira.
Sie findet beide im Stall oben. Caewlin hatte nach den Pferden gesehen und Brynden mitgenommen. Ihr Sohn sitzt schon fast auf dem Arm seines Vaters - wenn er sich abstützen kann, hält er seinen Rücken schon ganz von allein gerade -  und kaut hingebungsvoll und sabbernd an einem Stück harter Brotrinde herum. "Caewlin! Was ißt er da? Dafür ist er doch noch viel zu klein!"
Ihre Brüste, schwer und voller Milch, schmerzen bei dem plötzlichen Gedanken daran, daß sie schon sehr bald für Brynden nicht mehr die einzige Nahrungsquelle sein würde. Ich habe ihn neun Monde in mir getragen und mein Körper hat ihn genährt. Ich habe ihn geboren und meine Milch hat ihn groß und stark werden lassen.... und nun sieh ihn dir an. Er ist so groß geworden seit dem Winter...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Lorne am 11. Juli 2003, 11:24 Uhr
Lorne erwacht in aller Frühe und betrachtet die Mauer jenes Anwesens, die ihr während der Nacht ein wenig Schutz geboten hat. Es erinnert sie etwas an das Haus, vor dem sie Natie kennen gelernt hat, und sie steht traurig auf. Natürlich würde sie gerne wieder mit dem kleinen Mädchen spielen, aber bei dem Gedanken an deren Mutter schiebt sie diese Idee hastig beiseite.

Missmutig betrachtet sie den Knöchel ihres Fußes. Übernacht ist er fürchterlich geschwollen und sieht nun ziemlich rot und aufgedunsen aus. Auch der Scmerz ist nicht verschwunden, aber Lorne will nicht vor diesem Haus bleiben.

"Von solchen Häusern halte ich mich fortan wohl besser fern", murmelt sie niedergeschlagen und blickt suchend umher. Schließlich sieht sie einen Weg, der in die Stadt zurück zu führen scheint und sie humpelt langsam davon. Gerne würde sie schneller gehen, aber das lässt ihre Verletzung leider nicht zu.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 20. Juli 2003, 23:09 Uhr

"Cal..." er dreht sich zu ihr um und liest all ihre Gefühle von ihrem Gesicht. Sie war noch nie gut darin, sie zu verbergen. "Cal, er zahnt," erwidert er beinahe sanft. "Auf etwas hartem herumzukauen, hilft ihm. Es ist nur ein Stück Brot..." Er reicht ihr Brynden und schließt die Boxentür Halbmonds hinter sich. Die Knechte hatten beide Pferde eben gefüttert und er hatte nur nach ihnen gesehen. Von der Hitze hier im Süden bekam der Graue rasch Sommerekzem, nur Halbmond, die aus den südlichen Wüsten stammt, scheint die glühende Sonne nicht zu erschüttern. Die Eisenschelle an seinem linken Handgelenk eignet sich hervorragend dazu, lose Nägel wieder festzuschlagen und so klopft er einen vorstehenden Nagelkopf am Riegel von Halbmonds Stalltür wieder fest ins Holz. Calyra wiegt Brynden auf ihrem Arm, der mit den Ärmchen fuchtelt und quietscht und schüttelt lächelnd den Kopf. "Willst du noch auf den Markt gehen? Dann begleiten wir dich und ich lasse mich bei Borgil blicken. Wir waren lange nicht mehr in der Harfe." Wir waren lange überhaupt nirgendwo in der Stadt...
Sie nickt und so gehen sie gemeinsam von den Ställen zurück zum Haus, wo Calyra ihre Geldkatze und einen Weidenkorb holt, und sich ein Tragetuch aus festem Leinen umhängt, in das sie Brynden hineinsetzt. An ihren Rücken geschmiegt kann er in der Schlaufe, die das Tuch formt, gut sitzen und sieht alles, was ihn vor Freude zappeln läßt und ihm eine Flut glucksender Laute entlockt. Er weiß genau, daß es in die Stadt geht, wenn seine Mutter ihn in das Tragetuch setzt. Caewlin zieht leichte Lederstiefel über, schnallt seinen Waffengurt mit Katzbalger und Jagddolch um und bindet sich das Haar im Nacken zusammen. Nur wenige Augenblicke später sind sie unterwegs - zu Fuß durch die Straßen des Seeviertels mit seinem alten Baumbestand und den hohen Steinmauern der Anwesen, die Schatten und Kühle spenden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Falcon am 22. Juli 2003, 22:44 Uhr
Am frühen morgen kommt der Botenjunge am Anwesen von Lord Caewlin an. Er trägt einen einfachen grau-silbernen Überwurf  über einem Leinenhemd und einer Wildlederhose, seine Schuhe sind gut geputzt und seine Haare gekämmt als er das Tor aufstößt und zum Herrenhaus geht. Freudiges Gekläffe ist aus dem Haus zu hören, was ihm seine Aufgabe nicht gerade leichter machte, er hat fast panische Angst vor Hunden.
Vorsichtig klopft er an die Türe, was den Hund dahinter nur noch heftiger Bellen lässt.
Nach wenigen Augenblicken öffnet eine Mogbarfrau in unauffälligem Grau die schwere Türe und schaut ihn neugierig an.
Nur zögerlich spricht der Junge, blickt immer wieder zu dem Hund, den die Mogbar an einem Halsband festhält.

„ Ich überbringe eine Nachricht von   Arwen Liasiranis aus dem Haus Mitarlyr und  Falcon Lyr'Aris für die Herrschaften dieses Hauses.“

Mit zittrigen Händen übergibt der Junge der Frau eine Schriftrolle die mit rotem Seidenband zusammengehalten wird und auf dem das Siegel des Hauses Lyr´Aris zu erkennen ist, nachdem die Magbar ihm versichert hatte das die Herrschaften nicht da wären.
Nachdem er die Nachricht überreicht hat verlässt er das Anwesen wieder, der Hund ist ihm nicht geheuer, ganz und gar nicht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 31. Juli 2003, 14:45 Uhr
Sie war mit Brynden  von Kizumu bis zum Seeviertel gekommen, ihren Sohn dicht an ihrem Körper vor dem Wind und dem noch immer leichten Regen geborgen, als Caewlin ihr entgegengeritten kam. Er hatte sie und Brynden hinter sich auf den Grauen genommen und so waren sie rasch nach Hause gekommen.
Draußen waren die Nachtfeuer entzündet worden, während sie Brynden gebadet und für die Nacht zurechtgemacht hatte und als sie dann in der Kaminhalle sitzt, in Caewlins breitem Sessel, ihren Sohn an der Brust und Dalla ihr das lange Haar auskämmt, bis es wieder glänzt wie poliertes Silber, reicht Caewlin ihr mit einem seltsamen Lächeln ein Bogen feines Pergament - die Einladung für Falcons und Arwens Hochzeit.
"Ach ja, die Hochzeit..." Sie verlagert ihr Gewicht ein wenig, um Brynden nur in einem Arm halten und gleichzeitig lesen zu können und als sie das Pergament noch einmal überfliegt, stiehlt sich ein zartes Lächeln auf ihr Gesicht.
"Ich habe mit Kizumu schon über die Hochzeit der beiden gesprochen." Sie erzählt ein wenig von ihrem Besuch bei der Elbin und Caewlins einzige Antwort auf ihre beinahe kindliche Begeisterung ist ein dunkles Lachen -  aber bald kehren ihre Gedanken zum bevorstehenden Sommerfest und der Hochzeit zurück.
"Was schenken wir ihnen nur? Und meinst du, wir dürfen Brynden mitbringen? Und...Caewlin...dort werden viele Elben sein, meinst du nicht auch? Und... du lieber Himmel! ... was soll ich nur für Lieder singen? Ich meine an diesem Tag der Barden in der Harfe.... Oh, Caewlin! Ieras wird Halbmond im Rennen reiten, ist das nicht wundervoll? Sie wird es allen zeigen, darauf verwette ich ein Silbermedaillon von meinem Gürtel!" Sie strahlt ihn an und grinst ein wenig verlegen, als sie den zärtlichen Spott in seinen Augen entdeckt. "Benehme ich mich albern? Aber das ist alles so aufregend für mich! Schon jetzt füllt sich die Stadt wieder mit so viel Volk und Fremden und überall herrscht ausgelassene Stimmung und Vorfreude."
Brynden hat offenbar genug getrunken und sie nimmt ihn hoch, legt ihn über ihre Schulter und klopft sanft auf seinen Rücken, was er mit einer Serie kleiner Hickser quittiert.
Dalla hinter ihr, noch immer mit ihrem Haar beschäftigt, schneidet dem Kleinen lustige Grimassen und schnattert etwas unverständliches in der Sprache der Mogbars.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 02. Aug. 2003, 09:46 Uhr
Es ist wirklich Nacht geworden, bis sie das Anwesen von Caewlin im Seeviertel erreichen und vor dem dunklen Tor in der hohen, mit Wein und Efeu überrankten Mauer  stehen. Sie müssen lange vernehmlich an die Mannpforte klopfen, bis ihnen schließlich Pyp, der Mogbarjunge mit einer Laterne in der Hand öffnet. Als er Niniane und Cron erkennt, läßt er sie grinsend ein und flitzt dann davon, um seinen Herrschaften ihren Besuch zu melden, so daß sie bereits erwartet werden, als sie zum Haus hinaufkommen. Die hohen Kastanien entlang des Kiesweges tragen bereits kleine, grüne Stachelhüllen und in ihren mächtigen, kegelförmigen Kronen säuselt der Nachtwind. Um das Haus blühen in kleinen Beeten und riesigen Kübeln eine Vielzahl von Sommerblumen, aber vor allem Rosen, gelb und pfirsichfarben. Blauregen und Kletterrosen haben sich große Teile der beiderseitigen Erker erobert und bedecken das hölzerne Vordach, mit seinen geschnitzten Arkadenbögen. das sich um die gesamte Vorderfront zieht.
Sie tauscht einen Blick mit Cron, der amüsiert den Kopf schüttelt und dann warten sie, bis ihnen die Tür geöffnet wird. Von irgendwo drinnen ist das tiefe Grollen eines großen Hundes zu hören.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Aug. 2003, 16:22 Uhr
Als sie so begeistert und übersprudelnd von ihrem Besuch bei Kizumu und der Hochzeit der Elben erzählt, kann er nicht anders, als zu lächeln - Augenblicke lang ist Calyra ausgelassen wie ein Kind, das sich auf etwas ganz Besonderes freut. "Ich glaube, wir haben etwas für Arwen und Falcon... mach dir darum keine Gedanken," erwidert er leise und läßt sich neben ihrem Stuhl in die Hocke nieder, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein. Brynden beobachtet träge die Mogbarmagd mit dem Elfenbeinkamm, die das Haar seiner Mutter glättet und dabei mit ihm scherzt und reibt sich müde die Augen.  Als sie fragt, ob sie albern sei, wird sein Lächeln tiefer. "Nein..." er will die Hand heben, um ihr Gesicht zu berühren, als Akira sich plötzlich knurrend von ihrer Seite löst. Er sieht den Hund an, der gespannt durch die Halle starrt und sein Blick wandert zur Tür. Fast zeitgleich kommt Pyp durch die Küche, wohl über den Küchengarten, wo der Gesindeeingang liegt,  und meldet Niniane und Cron.
Calyra ruft die Bluthündin zu sich, die sich still neben sie setzt und aufhört zu grollen, aber ihren wachsamen Ausdruck beibehält und er selbst geht durch die Kaminhalle, um zu öffnen.
Die beiden Gesichter, die sich ihm zuwenden, als er die schwere, geschnitzte Holztür mit ihren dunklen Beschlägen aufzieht, sind ihm vertraut und gleichzeitig fremd - vor allem Ninianes Gesicht, wie stets, wenn er die Halbelbin längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Cron sieht gut aus wie immer, die Augen blau, das Lächeln unbekümmert und das Haar schwarz wie Rabenflügel - aber auch in seinen Augen sind Schatten, die er von früher nicht kennt. "Das nenne ich einen überraschenden Besuch," meint er grinsend, als er die Tür vollends öffnet und die beiden eintreten läßt. "Ich dachte schon, ihr würdet überhaupt nicht mehr herfinden..."
Er führt sie durch die Halle zum Kamin, wo Cal mit Brynden sitzt und eben Dalla fortschickt, um ihren Gästen Met, kühlen Wein und Wasser zu bringen. Sie winkt ihnen zu und lächelt und die Bluthündin läßt noch einmal ein warnendes Knurren hören, wird aber still, als Calyra ihr die Hand auf den Kopf legt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 04. Aug. 2003, 21:01 Uhr
Caewlins Worte sind zwar freundlich und er grinst, doch Niniane meint einen feinen Stachel in ihnen zu spüren und sie senkt schuldbewußt den Blick. "Es ist meine Schuld, Cron wollte euch längst besuchen - und ich auch, aber es war immer irgendetwas anderes Dringendes, das anstand, also..." sie lächelt entschuldigend doch aus ihrem Lächeln wird rasch ein Grinsen, als Caewlin sie eintreten läßt. Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen, dennoch scheint er sich überhaupt nicht verändert zu haben: das halbe, stets leicht spöttische Lächeln, die lange, gezackte Narbe, das helle Blaugrün seiner Augen, das im Kontrast zu seiner von der Sonne dunklen Haut steht. Noch immer hat er den halb schlendernden, halb lauernden Gang eines faulen Katers, der durch die Sonne spaziert und genau weiß, wie er aussieht -  und von dem man beim besten Willen nicht sagen kann, ob er fauchendes Raubtier oder schnurrende Samtpfote ist.  Wahrscheinlich ist Caewlin einfach beides... geht ihr durch den Kopf, als sie ihm und Cron zum Kamin hinüber folgt und der Vergleich von dem sieben Fuß großen Nordlord mit einem Kater gefällt ihr ungemein. Als sie das tiefe Knurren hört, bleibt sie stehen und reagiert ebenso wie Cron wie wohl alle Wesen reagieren, wenn sie einem Hund von der Größe dieses Tieres gegenüberstehen - mit Vorsicht. "Du lieber Himmel, Caewlin, ist das ein Hund oder ein zahmer Bär?" Die Hündin, die neben Calyras Sessel sitzt, ist größer als jeder andere Hund oder Wolf, den sie je gesehen hat, mit Ausnahme eines Schattenwolfes vielleicht, ihr Fell ist glatt, sehr kurz und glänzt wie schwarze Seide. Sie ist langbeinig, aber kein schlanker Jagdhund, sondern einfach nur groß, mit mächtigen, muskulösen Kiefern, einer breiten Brust und einem Kreuz, das auch ein Arduner Steppenpony haben könnte. Ihre Reißzähne sind bestimmt so lang wie ein Daumen. Sie hört Cron, der ebenso wie sie stehengeblieben war, leise lachen, dann konzentriert sie sich auf die Hündin. Es dauert lange, bis sie ihr so etwas wie ein zaghaftes Schwanzwedeln entlockt und sich sicher sein kann, daß das riesenhafte Tier sie nicht mehr als fremd empfindet.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Cron am 04. Aug. 2003, 21:03 Uhr
Er war ebenso verharrt, wie Niniane, als er das Knurren gehört hatte - nur ein Tier, das er kennt, macht ein solches Grollen und als er zu Calyra hinübersieht, bestätigt sich sein Gedanke. Über Ninianes Frage muss nicht nur Caewlin grinsen und er antwortet lachend: "Das ist kein Bär, es ist ein Bluthund. In Sturmende züchten sie noch immer die besten davon," während der Hund Niniane anblickt und langsam freundlicher wird. Sie schafft das wohl bei jedem Tier... Er sieht sie von der Seite an, das metallisch rot glänzende Haar, das ihr in langem Zopf über den Rücken fällt, die goldenen Augen, die sich unverwandt auf die schwarze Bluthündin richten, das Lächeln auf ihrem Gesicht, die hohen Wangenknochen und sein Herz stolpert wie immer allein über ihren Anblick. Entschlossen wendet er sich Calyra zu, begrüßt sie lächelnd und als die Bluthündin herankommt, um sie zu beschnuppern, ihn und Niniane einmal umrundet und sich dann still niederlegt, den Kopf auf den riesigen Pfoten, tritt er näher und streicht Caewlins Sohn über das silberne Haar. Das Baby stößt vernehmlich auf und er grinst. "Euer Sohn hat die Schönheit seiner Mutter - aber die Manieren seines Vaters." Das Kind hebt beim ungewohnten Klang seiner Stimme den Kopf und sieht ihn aus großen, runden, grünblauen Augen an - die Ähnlichkeit mit Caewlin ist frappierend - bis auf das Haar. "Hallo kleiner Mann..." er läßt sich in die Hocke nieder, um dem Baby ins Gesicht sehen zu können und tut es damit  - ohne es zu wissen - Caewlin gleich, der nur vor Augenblicken, ehe sie gekommen waren, das gleiche getan hatte. "Wie alt ist er jetzt? Acht Monde? Er ist groß für sein Alter." Brynden packt einen seiner Finger und hält ihn fest und Cron schüttelt lachend den Kopf, als der Kleine seinen Ringfinger fest umschlossen hält. "Den Griff hat er auch von dir, Caewlin!"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Aug. 2003, 21:58 Uhr
Dalla bringt Krüge mit Wein und Met, dazu Kelche aus rauchig blauem Glas und einen Steinkrug  mit frischem, kühlem Wasser. Sie stellt alles auf den langen Tisch vor dem Kamin und geht dann still wieder hinaus. Cron und Niniane wiederzusehen, erfüllt Calyra mit Freude und einer Wärme, wie man sie nur für Freunde empfindet - ähnlich dem Gefühl, wenn Raven und Mottenfaenger, Kizumu und Ieras oder Arwen und Falcon sie besuchten. Wir haben alle schon zu lange nicht mehr gesehen...

Akiras tiefes Knurren verstummt zwar, als sie ihr die Hand auf den Kopf legt, doch ihre angespannte Wachsamkeit schwindet erst, als Niniane die Bluthündin so lange schweigend ansieht, daß Calyra insgeheim schon befürchtet, die Waldläuferin würde sie verhexen oder etwas ähnliches. Als Akira dann schließlich gnädig mit dem Schwanz wedelt, scheint der Bann gebrochen. Die Hündin legt sich unter den Tisch und Cron bewundert ihr Baby. Sie kann ein Lächeln mütterlichen Stolzes nicht unterdrücken und antwortet dem Tronjer ausführlich auf seine zahlreichen Fragen nach Brynden - so lange, bis Caewlin ihnen grinsend Einhalt gebietet und fragt, ob sie sich nicht endlich setzen wollen. Als sie sich alle am Tisch versammelt haben, Wein und Met in den Kelchen, kommt die Rede natürlich sogleich auf das Sommerfest. Calyra erzählt von ihrem Entschluss, bei jenem Bardentreffen in der Harfe teilzunehmen und lächelt nervös, als sie davon berichtet. Dann erzählt sie von ihrem Besuch bei Kizumu und Ieras, davon daß Ieras Halbmond im Pferderennen reiten würde, daß die Feuerelbin offenbar immer noch mit Olyvar von Tarascon verbandelt war und ebenfalls zu Falcons und Arwens Hochzeit geladen sei - man würde sich also bald wieder sehen. "Auf diese Hochzeit bin ich so gespannt, es wird bestimmt eine wunderbare Feier," seufzt sie. "Stimmt es, daß Elbinnen in Rot heiraten?" Niniane nickt nur lächelnd und eine Weile tauschen sie die neuesten Gerüchte und Geschichten aus, die in der Stadt kursieren - seitdem es auf das Sommerfest zugeht, ist wie jedes Jahr in Talyra die Hölle los. Vielerlei Fremde sind angekommen, belegen die Gasthäuser und Herbergen, Ritter, fahrendes Volk, Barden, Gäste und natürlich eine Menge Beutelschneider. Die beiden Männer unterhalten sich währenddessen über die letzten Monde seit dem Inarifest, in denen sie sich so gut wie nie gesehen hatten  und irgendwann wird Brynden auf ihrer Schulter schwer - er ist eingeschlafen, das Köpfchen an ihrem Hals geborgen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 04. Aug. 2003, 22:44 Uhr
Caewlin beobachtet Calyra lächelnd, während sie erzählt und wirft nur ab und an eine Bemerkung ein. Nach dem Sommerfest wird über die bevorstehende Hochzeit gesprochen und als er meint: "Cal hat gesagt, es werden bestimmt viele Elben dort sein..." und dabei einen langen Blick mit Cron tauscht, nickt dieser nur. "Vermutlich hat sie recht - es ist eine Elbenhochzeit." Der Blick, den Niniane hierbei zwischen ihm und dem Tronjer hin und her wandern läßt, entgeht ihm nicht, er ist warnend und lächelnd zugleich, so als wolle sie sagen: ich kann eure Bedenken ja gut verstehen, aber reißt euch bitte trotzdem zusammen. "Wir werden keinen Streit vom Zaun brechen," verspricht er, gleichsam für sich und Cron sprechend und hebt seine Linke, die Handfläche nach außen.
Das Gespräch kehrt zum Sommerfest zurück, zu all den Wettkämpfen, die stattfinden würden und er erzählt Cron von dem Anschlag am Marktplatz, der nicht nur mit Jahrmarkt, Pferderennen und Bardensang warb, sondern auch mit Bogenschießen und einem Buhurt. "Ich habe keine Ahnung, wie viele Ritter, Knappen, Söldner oder Krieger sich gemeldet haben, um sich gegenseitig die Harnische zu verbeulen und sich einen Namen zu machen..." meint er schulterzuckend. "So groß wie das Turnier letztes Jahr wird es wohl nicht werden." Als er bemerkt, daß Brynden eingeschlafen ist, senkt er seine Stimme. Calyra steht vorsichtig auf, um ihn nicht zu wecken, und bringt ihn nach oben. Kaum hat sie den Fuß der Treppe erreicht, erhebt sich auch Akira und folgt ihr, wie immer, sehr groß und sehr leise für einen Hund. Nur ihre Krallen klicken metallisch auf den Steinfließen  und dem alten, glatten Holz des Bodens.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Cron am 05. Aug. 2003, 22:50 Uhr
Cron blickt Calyra nach, die das schlafende Baby aus dem Raum trägt und sieht dann zu Caewlin, dessen Blick ihr ebenfalls gefolgt ist. Der Ausdruck, den er in seinen Augen findet, läßt ihn lächeln. Wer, der Caewlin kennt, hätte das je gedacht...? Einen Augenblick hängt er alten Erinnerungen nach, aber sie sind alle zu düster, um lange bei ihnen zu verweilen und als Caewlin den Buhurt erwähnt, geht ein kurzes, wildes Grinsen über sein Gesicht. "Ich weiß nicht, Caewlin.... ich kann diese Südländer doch nicht schon wieder rupfen," meint er und erntet prompt einen spöttischen Blick von Niniane für seine absichtlich provozierenden Worte. Caewlin lächelt ebenso wölfisch wie er selbst. Er kennt dieses Lächeln - es bedeutet nie etwas Gutes, wenn Caewlin so lächelte. Und er ahnt, in welche Richtung die Gedanken des Sturmenders gehen. "Wie gut in Form ist Donner?" Ist alles, was er fragt.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Aug. 2003, 23:55 Uhr
Auf Crons lakonische Frage lacht er kurz und hart auf und als er antwortet, glitzert es in seinen Augen. "Er ist so gut in Form, daß du mir einen neuen Weidezaun schuldest," meint er grinsend und berichtet dann in knappen Worten von dem Gebaren der beiden Hengste, als Halbmond im Frühjahr rossig gewesen war. Als Cron ihn abwartend und nachdenklich ansieht, wird aus seinem Grinsen ein halbes Lächeln. "Komm schon, es wird sein wie im Haus der Knaben, als wir gegeneinander antraten. Mir steht der Sinn schon lange nach einer richtigen Prügelei -  ich roste noch ein. Und wem soll ich den Schädel einschlagen, wenn nicht dir?" Fragt er mit Unschuldsmiene. Keinen dieser südländischen Ritter würde er als Gegner akzeptieren. Sonderlich unschuldig sieht er dabei wohl aber nicht aus, da Cron noch immer zögert. Niniane blickt abwartend von dem Tronjer zu ihm und wieder zurück und schweigt.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 06. Aug. 2003, 09:22 Uhr
Niniane folgt Caewlins und Crons Gespräch, das immer mehr den Charakter eines freundschaftlichen Geplänkels unter zwei Vertrauten annimmt,  mit stillem Lächeln und trinkt schweigend ihren Wein. Calyra hat das Baby nach oben gebracht und eine Weile hatte sie ihr nachdenklich hinterher gesehen, aber als Caewlin das Gespräch auf das Sommerfest zurückgebracht hatte, war sie wieder hellhörig geworden. Diese beiden in einem Buhurt? Götter! Das würde ich zu gerne sehen... Sie unterdrückt ein Schmunzeln und beobachtet Cron unter gesenkten Lidern, der noch zögert. Aber sie kann spüren, wie der Gedanke in seinem Kopf Gestalt annimmt und lehnt isch grinsend zurück. "Arme Ritter, die noch nicht wissen, was da über sie hereinbrechen wird..." murmelt sie. Sie weiß aus Erzählungen von Cron, daß er und Caewlin ihr Können aneinander gemessen haben, seit sie beide acht Jahre alt gewesen und im Haus der Knaben des Brantempels von Kingsala von den Kriegerpriestern dort unterrichtet worden waren. Eine ganze Weile geht ihr Gespräch noch hin und her, bis es schließlich ausgemachte Sache ist, daß sie beide an diesem Buhurt teilnehmen würden. "Das werden Calyra und ich uns auf keinen Fall entgehen lassen," schmunzelt sie und kann sich des Gefühls nicht erwehren, daß dem Shenrah-Buhurt von Talyra dieses Jahr der nötige Ernst fehlen würde. Es ist spät geworden und obwohl die Stimmung besser nicht sein könnte und es unendlich gut getan hat, Caewlin, Calyra und ihren Sohn wiederzusehen, erfüllt irgendetwas am Rand ihres Bewußtseins sie mit Unruhe. Sie kann nicht sagen, woher das Gefühl mit einem Mal kommt, aber sie spürt, wie es stärker wird. Sie sieht Cron an, der versteht und unmerklich nickt und meint dann. "Wenn ihr alles besprochen habt, werden wir uns auf den Weg nach Hause machen... ich muss noch in den Wald," sie zuckt mit den Schultern und verdreht leicht die Augen, was bei ihr aber nur ein vages, goldenes Schimmern zeigt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Cron am 06. Aug. 2003, 09:42 Uhr
"Ja, wir sollten aufbrechen, bevor Caewlin hier mich noch zu wissen die Götter was überredet," meint Cron lächelnd und leert seinen Becher. Calyra war nicht mehr heruntergekommen und so richten Niniane und er Caewlin Grüße für sie aus und versprechen noch einmal, zum Bardensang in die Harfe zu kommen. Er bittet Caewlin noch um einen Wagen, der ihm morgen oder in den nächsten Tagen seine Ausrüstung und seine Habe, die seit dem Sommerfest des letzten Jahres in Caewlins Haus lagert, zu Ninianes Baum bringen würde und der Sturmender nickt. Sein Gold - immerhin hatte er fast die gesamte Siegerbörse bei Caewlin gelassen - und sein Pferd würde er gleich mitnehmen. Sie müssen ein wenig warten, ehe Caewlin mit einem Bund klirrender Schlüssel in den Keller gegangen ist und von dort eine schwere, eisenbeschlagene Schatulle aus dunklem Holz geholt hat. Cron nimmt sie entgegen, aber er öffnet sie nicht, um nachzusehen - er weiß genau, daß Caewlin nichts daraus entnommen hat. Wenn er etwas davon gebraucht hätte, hätte er sich jederzeit bedienen dürfen, und das weiß er. Dann verabschieden sie sich und ein herbeigeholter Knecht führt sie mit einer Laterne zum Stall hinauf. Dunkle Pferdeaugen blicken ihnen erwartungsvoll aus den geräumigen Boxen entgegen und Donner wiehert leise, als er ihn erkennt. Der Graue legt wie immer die Ohren an und schnaubt ungehalten über die nächtliche Störung und Halbmond blickt neugierig über ihre Stalltür. Donner ist rasch gesattelt und gezäumt, die kleine Eisentruhe wird hinten am Sattel festgezurrt und dann führen sie ihn über das Anwesen hinunter zum Strand, während Caewlins Knecht hinter ihnen den Stall wieder verschließt und seine Laterne als geisterhaftes Licht in der Dunkelheit zum Haus zurückgeistert. Sie verlassen Caewlins Anwesen durch die kleine Pforte in der Mauer, die zum Ildorel hinab führt, und er setzt Niniane kurzerhand vor sich in den Sattel. Die Nacht ist schwarz, nicht samten blau wie sonst und nur wenige Sterne stehen am Firnament. Nur die Nachtfeuer der Straßen werfen ein blasses, orangenes Glühen über die Mauern der Stadt hinter ihnen und er lenkt Donner langsam über den breiten Strand nach Norden. Niniane hat keine Schwierigkeiten, in der Finsternis zu sehen und lotst ihn leise bis zur Lichtung am Smaragdstrand hinauf.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. Aug. 2003, 20:47 Uhr

Die letzten Tage vor dem Sommerfest vergehen mit Aufregung und Vorfreude gleichermaßen. Calyra hatte beinahe jeden Tag das Haus der Bücher besucht und in alten Aufzeichnungen über die Stadt zahllose Legenden und historische Begebenheiten studiert, die ihr Material und Grundlagen für die Lieder liefern würden, die sie heute Abend in der Harfe singen will. Tagelang hatte sie ihr Gesinde, Caewlin und Brynden mit mißtönenden Akkorden und wildem Trommelschlag auf ihrer Mandoline und der Bodhran gequält, bis sie endlich passende Melodien und brauchbare Lieder geschaffen hatte. Der Sommer ist noch glutheißer als der des vergangenen Jahres und selbst die Nächte bringen keine Abkühlung, was Caewlin reizbar und Brynden unruhig macht. Obwohl es in ihrem Haus mit seinen dicken Steinmauern für gewöhnlich auch an den wärmsten Tagen angenehm kühl war, so leiden sie doch alle unter der ungewohnten Hitze. Ieras war jeden Tag bei ihnen gewesen, hatte mit Halbmond trainiert und die Stute am Strand unten geritten, begleitet von Caelwin auf dem Grauen  - und morgen war es soweit, das Große Shenrahrennen würde stattfinden. Sie war unendlich aufgeregt, aber im Augenblick vertreiben ihre Gedanken an den Bardenwettstreit alle anderen Gefühle. Sie läßt sich ein Bad richten und liegt im Wasser, sterbend vor Angst, während Dalla ihr Haar wäscht und duftende Öle und belebende Essenzen in die hölzerne Wanne gibt.
Die kommenden Tage halten so viel Aufregung bereit... Der Sängerwettstreit, das Pferderennen, die Hochzeit von Arwen und Falcon - Caewlin hatte ein wunderschönes Geschenk für die beiden gefunden - und schließlich die Turniere. Caewlin hatte ihr erzählt, daß er mit Cron am Buhurt teilnehmen wollte und im ersten Augenblick hatte sie nicht gewußt, ob sie sich freuen oder ihn anschreien sollte. Sie hatte sich entschieden, sich zu freuen, doch ihr Lächeln hatte gewiß etwas gezwungenes gehabt. Auch wenn in diesen Turnierkämpfen mit stumpfen Waffen gefochten wurde - sie hatte den toten Ritter und die zahllosen Verletzten vom Sommerturnier des letzten Jahres nicht vergessen. Und Caewlin war stadtbekannt... Sie werden sich auf ihn stürzen wie die Krähen - weil er aus dem Norden ist und weil er...nun ja, weil er Caewlin ist.
Schon beinahe gereizt steigt sie aus dem Wasser und bedeutet Dalla, ihr beim Ankleiden zu helfen. Ein leichtes Gewand aus tiefviolettem  Wildseidenmoire  mit aufgestickten Silberranken auf dem Mieder und den Ärmeln. Der lange, schwingende Rock besteht aus bestimmt zwölf oder mehr übereinandergelegten, hauchdünnen Schleiern aus feinstem Musselin, so dunkelpurpurn wie das Mieder. Nur schwach schimmern die Konturen ihrer Beine durch die Lagen der Röcke, dennoch kommt ihr das Gewand schrecklich freizügig vor und als sie nach unten geht, und Caewlin unter die Augen tritt, glühen ihre Wangen. Dalla hat ihr Haar ausgekämmt und es offen gelassen - geschmückt nur von einem Kranz blauvioletter Glockenblumen und kleiner, purpurfarbener Rosen.  Er zieht jedoch nur fragend eine Augenbraue nach oben und sieht sie mit seinem gewohnten, halben Lächeln an, also schluckt sie ihre Befürchtungen hinunter. Er nimmt ihre Hand und steht auf, längst fertig für den Abend. Pyp reicht Calyra ihre Bodhran und die Mandoline und Dalla wiegt den schlafenden Brynden auf dem Arm - in ein überfülltes, verräuchertes Gasthaus würde sie ihren Sohn nicht mitnehmen - dann sind sie bereit und verlassen das Haus mit der untergehenden Sonne.  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 08. Aug. 2003, 01:41 Uhr
Als sie nach Hause kommen, werden sie dort bereits von ihrem hungrigen Sohn, lautem Hungergeschrei, einem stillen Bluthund, der ihnen die Hände leckt, sacht mit dem Schwanz wedelt und sich dann wieder auf die weichen Felle vor dem Kamin legt, begrüßt. Calyra nimmt der Mogbarmagd den schreienden Brynden ab und geht mit ihm nach oben und Caewlin folgt ihr, Akira auf dem Fuß, während das Gesinde die Kerzen und Öllampen löscht und das Haus für die Nacht verschließt.
In ihrem Schlafgemach hilft er ihr das Mieder aufzuschnüren und das Kleid auszuziehen, während sie Brynden wiegt und ihn dann mit ins Bett nimmt, um ihn dort zu stillen. Akira legt sich auf "ihrem" Luchsfell vor dem Bett ab und Mäuseschreckt, begleitet von drei buntgescheckten kleinen Kätzchen, die sie vor vier Wochen etwa bekommen hatte, verläßt maunzend über diese unmanierliche, nächtliche Störung ihren Korb neben dem großen Schrank mit seinen Schnitzereien.  Er selbst schält sich aus Hemd und Hosen, zieht die schweren Stiefel aus und öffnet weit die Fenster und die Tür zur Laube hinaus. Nachtluft, frisch und klar, strömt herein und läßt die kleine Flamme der Öllampe neben dem Bett flackern. Brynden trinkt hungrig und Calyra, noch immer den Kranz aus Blumen im Haar, summt ihm leise eine Melodie vor. Er steht  am Fenster und betrachtet seine Frau und seinen Sohn und seine Liebe für diese beiden läßt ihm Brust und Hals eng werden.  "Sag ihm, er muss ganz schnell einschlafen," murmelt er, als er zu ihr unter die dünnen Sommerdecken kriecht und sich an ihren Rücken schmiegt. Er legt ihr den Arm um die Hüften und nimmt einen von Bryndens kleinen, nackten Füßen in die Hand. Diese Zehen sind so unglaublich fein und winzig... man kann sich kaum vorstellen, daß er einmal groß und ein Mann sein wird...
"Sag ihm, er muss rasch einschlafen, denn morgen ist das Rennen und wir müssen mit der Sonne aufstehen..." Er gähnt und Calyra lacht ihr leises, rauchiges Lachen und vespricht, es ihrem Sohn auszurichten. Sie summt weiter ihr leises Lied und das ist das letzte, was er hört, ehe ihn der Schlaf übermannt...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Aug. 2003, 10:48 Uhr
Caewlin legt eben seinen Schwertgurt um, als Pyp durch die Vorhalle hüpft und verkündet, daß die gerufene Sänfte bereit sei. Calyra und er waren mit der Sonne aufgestanden, hatten gefrühstückt und dann ein Bad genommen und sich anschließend für die Feierlichkeiten im Anukistempel und auf Vinyamar eingekleidet. Er läßt den Mogbarjungen das Geschenk für Arwen und Falcon in die Sänfte bringen und weist die Knechte an, den Grauen zu Satteln. Calyra und Niniane, die mit Cron herkommen wollte, würde sich mit ihr die Sänfte teilen. Da Calyra Brynden nicht den ganzen Tag allein lassen konnte, würde Dalla mit ihnen kommen, um sich um den Kleinen zu kümmern. Die Mogbarmagd trägt sein Weidenkörbchen mit den Windeln, seiner Decke und Ersatzkleidung hinaus, um alles in der Sänfte zu verstauen und er, längst fertig, wartet auf Calyra, die noch oben ist. "Wenn Cron und Niniane nicht bald kommen, dann müssen wir ohne sie aufbrechen..." murmelt er, während er die Schnallen seiner Stiefel schließt und dann zum Fuß der Treppe hinübergeht. "Cal, bist du fertig?" Er sieht nach oben, kann aber weder von ihr, noch ihren Mägden irgendetwas entdecken. Nur Akira tappt herunter, zutiefst beleidigt, daß sie zu Hause würde bleiben müssen. Er hätte sie mitgenommen, doch Calyra hatte entschieden erklärt, sie würde keinen Normander Bluthund mit auf eine Elbenhochzeit nehmen - die Elben könnten das sehr leicht mißverstehen. Er hatte geknurrt, dann könne sie ihn auch gleich Zuhause lassen, doch sie hatte ihn nur aus großen, ruhigen Augen angesehen und gemeint, daß er im Unterschied zu Akira eingeladen war. Nur widerwillig hatte er sich selbst eingestehen müssen, daß sie vielleicht Recht hatte. "Cal? Die Sänfte ist hier."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Cron am 09. Aug. 2003, 12:20 Uhr
Er treibt Donner den Strand hinunter und läßt den Hengst in einen raumgreifenden Trab fallen. Niniane hinter ihm, die ihr Festgewand und allerlei andere Utensilien festhält, schwankt gefährlich und hält sich rasch an ihm fest. "Geht es wieder?" Fragt er über die Schulter. Er spürt sie nicken und lächelt, halb spöttisch, halb sanft. In seinen Augen glitzert es. Sie kann sein Gesicht nicht sehen, und er ist fast froh darum - der selbstzufriedene Ausdruck darauf hätte ihr kaum gefallen. "Ich glaube kaum, daß dein  Zustand etwas mit meinem Essen zu tun hat. Ich bin sicher schuld an deiner Übelkeit, aber das liegt nicht an verkohlten Enten. Du bist schwanger."

Sie erstarrt hinter ihm, als habe er von etwas völlig unmöglichem gesprochen und er spürt ihren Blick in seinem Nacken. Er dreht sich halb zu ihr um und erhascht einen Blick in ihr versteinertes Gesicht.
Die Mauern der vornehmen Anwesen des Seeviertels ziehen an ihnen vorüber. Es war nicht weit über den Strand bis zu Caewlins und Calyras Haus. Sie rührt sich immer noch nicht hinter ihm und als er erneut den Kopf wendet, um ihr ins Gesicht zu sehen, schüttelt sie den Kopf. "Das kann nicht sein."

"Sei nicht albern, Niniane," erwidert er und sieht dabei schrecklich fröhlich aus. "Warum kann das nicht sein?" In Anbetracht der Tatsache, daß sie sich fast jede Nacht geliebt hatten, wäre es höchstens verwunderlich, wenn sie nicht schwanger wäre. Sie erreichen die Pforte in der hohen, von Wein überrankten Mauer und er läßt sich aus dem Sattel gleiten. Als er sie herunter hebt, steht sie nur da, ihr Festgewand ein unförmiges Bündel aus hauchzarten Seiden und schimmerndem Musselin zwischen ihnen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Niniane am 09. Aug. 2003, 12:31 Uhr
Albern?
"Weil es nicht sein kann, Cron." Seine Worte hatten sie völlig verwirrt - und lange begrabene Wunden aufgerissen. Ihre Stimme ist schärfer, als beabsichtigt und bitter, als sie fortfährt. "Den Gedanken an Kinder habe ich vor langer, langer Zeit begraben, Tronjer!" Faucht sie. Sie weiß, sie tut ihm Unrecht, schließlich kann er nichts für diese Bitternis,  mit der sie geglaubt hatte, leben zu können. "Ich habe mein langes Leben bestimmt nicht in asketischer Einsamkeit verbracht, Cron, aber ich bin nie... ich habe nie... ich habe nie ein Kind empfangen."  Glitzern geht durch ihre Augen. "Du siehst also, es kann nicht sein!" Sie rafft die vielen Stoffbahnen auf ihrem Arm und dreht sich um. Merkwürdigerweise ist ihr wirklich nicht mehr übel - stattdessen hat sie Hunger. Ganz erschöpfte Geduld wendet sie sich wieder an ihn.  "Würdest du die Pforte öffnen? Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für solche Gespräche. Sie warten bestimmt schon auf uns  und ich muss mich noch umkleiden."
Cron öffnet ihr resigniert die eiserne Pforte und folgt ihr dann zum Haus hinauf, wo Caewlin und Calyra sie bereits erwarteten. Vor dem Haus steht eine Sänfte aus dunklem Holz  mit hellen Vorhängen und während Cron sich zu Caewlin gesellt, der im Schatten der Arkadenbögen vor dem Haus auf und abgeht, eilt Niniane hinein und nach oben, in Calyras Schlafgemach, um sich rasch das Festkleid anzuziehen. Sie kennt den Weg noch vom letzten Jahr, als sie sich hier mit Raven und Calyra getroffen hatte, um gemeinsam mit ihnen zum Sommerturnier zu gehen.
Calyra selbst ist bereits fertig und beschämt stellt sie fest, daß man nur auf sie gewartet hat. Die Mägde helfen ihr in das Gewand, kämmen ihr Haar aus und flechten Goldfäden hinein, während sie ihren Silberschmuck anlegt und Calyra ihr das Mieder schnürt. Alles geht in fliegender Hast vor sich und Calyra versichert ihr mehrmals, daß sie bestimmt  noch rechtzeitig kämen. Als sie fertig angekleidet ist, schlüpft sie in ihre Schuhe und winkt ab, als die Mägde sie zuschnüren wollen. "Das können wir auch in der Sänfte machen. Ist Brynden schon unten? Gut, gehen wir...die anderen werden schon warten."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Sept. 2003, 22:04 Uhr
Der Spätsommermorgen beginnt neblig, doch über dem sanften Grau liegt bereits ein goldener Dunst, eine Ahnung von kommender Wärme. Auch wenn die Tage jetzt im Spätsommer kühl beginnen, es wird noch immer sehr schnell sehr warm. Calyra steht mit der Sonne auf und öffnet weit die Läden an den Fenstern in ihrem Schlafgemach. Morgenluft füllt ihre Lungen sanft und klar und sie fühlt sich hellwach. Die Äpfel und Birnen reifen golden in den Obstbäumen, die Knechte machen sich gerade auf zu den Ställen und im Küchengarten hört sie die dicke Köchin rumoren und dazwischen Pyps helles Lachen.

Caewlin schläft noch, Brynden in seinem Arm. Ihr Sohn hat sich dicht an seinen Vater gekuschelt, liegt auf dem Rücken, seine kleinen Finger in Caewlins großer Hand. Sie lächelt und spürt die vertraute Enge in ihrer Kehle aufsteigen - noch immer kann sie ihren Mann und ihren Sohn nicht ansehen, ohne daß ihr beinahe Tränen in die Augen steigen. Sei keine dumme Gans! Seit wann bist du so gefühlsduselig? Auf Caewlins Schulter ist noch eine alte Prellung zu sehen, ein verblassendes gelbliches Rund, groß wie eine Männerfaust - das einzige noch sichtbare Andenken an seine Teilnahme am Buhurt. Und er hat ihn gewonnen...

Sie ist zu wach, um sich noch einmal zu ihnen zu legen und so beschließt sie, sich anzukleiden und gleich auf den Markt zu gehen. Eigentlich hatte sie das auf heute Abend verschieben wollen - aber Dalla und die Mägde hatten die Ernte der Früchte, das Einkochen, Dörren und Einlegen gut im Griff und würden sicherlich auch ohne sie auskommen.
Sie wäscht sich mit kaltem Wasser, flicht das Haar zu einem dicken Zopf und kleidet sich blaugraues Leinengewand. Das Mieder ist mit kleinen silbernen Blütensternen bestickt, ebenso die Säume der Ärmel und der Ausschnitt, aber ansonsten ist es sehr schlicht. Akira, die wie jede Nacht auf dem Luchsfell vor dem Bett geschlafen hatte, streckt sich gähnend und steht auf, um sie zu begleiten.
In der Küche stibitzt sie sich nur ein Hefelaibchen, gefüllt mit Pflaumenmus, das sie unterwegs essen will, nimmt sich einen Weidenkorb und steckt genug Silber in ihre Börse - dann verläßt sie das Anwesen. Akira folgt ihr wie ein riesiger, schwarzer Schatten, hält sich dicht an ihrer Seite.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 08. Sept. 2003, 07:36 Uhr

Als sie mit ihren Einkäufen nach Hause kommt, steht das Tor des Anwesens weit offen und sie sieht gerade noch zwei schwere Ochsenkarren in Richtung Stall hinauf verschwinden. Das Feuerholz für den Winter...
Pyp kommt aus dem Küchengarten, sieht sie und winkt ihr fröhlich, ehe er den anderen Knechten folgt, die helfen würden, das Buchen und Birkenholz abzuladen und an den Stallwänden aufzustapeln.
Zwei Kätzchen aus Mäuseschrecks erstem Wurf spielen unter den Arkaden vor dem Haus fangen mit ein paar windverwehten Rosenblättern und ein drittes lauert auf dem Fensterbrett, bereit, Akira anzuspringen, sobald die Bluthündin in erreichbarer Nähe wäre, doch die schüttelt sich nur, als das kleine Fellknäuel auf ihr landet und das Kätzchen schießt fauchend davon.
Als sie ins Haus kommt, trottet Akira voraus in die Küche, wo zweifellos schon ihr Fressen bereitsteht, und Caewlin steht in der offenen Tür mit den bleigefaßten Glasscheiben, die von der Halle hinaus auf die Terrasse führt.
"Caewlin..." ihr Blick trifft seinen und sie spürt ihr Herz schlagen - aber noch bevor sie weitersprechen kann, legt er einen Finger an den Mund und bedeutet ihr zu schweigen. Verwirrt sieht sie zu ihm hoch, während sie ihren Korb abstellt und dann durch die Halle zu ihm hinübergeht. "Was ist denn..." flüstert sie, doch er winkt sie nur noch näher. Als sie neben ihm steht und auf die Terrasse hinaus sehen kann, erstarrt sie.
Brynden sitzt auf seiner dicken, wollenen Krabbeldecke unter den Oleanderbäumen. Allein.
"Caewlin! Er kann sitzen!" Sie sieht von ihrem Mann zu ihrem Sohn und wieder zurück zu Caewlin und eilt dann hinaus, um Brynden in den Arm zu nehmen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 23. Sept. 2003, 22:37 Uhr
Caewlin lacht ein leises, dunkles Lachen über ihre vollkommene Verblüffung, während sie zu Brynden eilt, ihn hochnimmt und sich mit ihm im Arm im Kreis dreht. Ihre Röcke wirbeln und silberne Locken tanzen um ihren Kopf. Er erzählt ihr, wie er heute morgen aufgewacht war und Brynden neben sich im Bett sitzend vorgefunden hatte. "Warst du auf dem Markt?" Sie nickt und kehrt ins Haus zurück, und er folgt ihr in die Küche hinüber. Akira ist beschäftigt, eine Schüssel voll gekochtem Fleisch mit gequetschten Haferflocken zu verschlingen, und hebt nur einmal kurz den Kopf, als sie hereinkommen. Die dicke Köchin ist nicht zu sehen, aber man hört sie klappernd in den Vorratskammern rumoren, wo sie zahllose Gläser mit Eingemachtem in die hohen Regale räumt.

Calyra reicht ihm Brynden zurück und noch immer liegt ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihre Augen funkeln, während sie den Korb ausräumt, ihm beiläufig ihre Einkäufe zeigt und ihn dabei über Bryndens letzte Stunden ausfragt: wie lange er gesessen hatte und wo und ob er sich alleine aufsetzt, wenn man ihn hinlegt - Caewlin grinst und muss alles ganz genau berichten. "Cal," meint er schließlich. "Er sitzt, als hätte er in seinem Leben nichts anderes getan, er kann es wirklich. Bald wird er krabbeln und du mußt alle unteren Schränke ausräumen." Er setzt das Baby auf den Boden, wo Brynden grinsend zu ihnen aufblickt. Noch immer hat er keinen einzigen Zahn im Mund, auch wenn er schon seit Wochen hingebungsvoll auf allem herumkaut, was ihm hart genug erscheint. Wenn man ihm die Hände entgegenstreckt, so zieht er sich daran hoch und steht für einige Herzschläge lang. Bei mir muß eine Hand genügen...
Calyra erzählt ihm von dem neuesten Klatsch der Marktfrauen: von einem Schmied, der sich am Marktplatz eingerichtet hat, von einem Faun - was immer das sein mag - , der in der Stadt gesehen worden sein soll und davon, daß Raven das Bogenturnier am Sommerfest gewonnen hatte. Caewlin sieht sie überrascht an. "Ich wußte nicht einmal, das sie teilgenommen hat..." Nachdenklich blickt er auf seinen Sohn hinab, während Calyra den Rest der Gewürze forträumt und lachend über die Schulter meint, daß auch Falcon und der Zentaure, den sie beim Pferderennen gesehen hatten, unter den Schützen gewesen waren. Wir sind zu sehr mit uns beschäftigt. Und mit dir, mein Sohn... wir haben vergessen, daß jenseits dieser Mauern noch eine Welt ist. Daß es noch die anderen gibt... Calyra gibt weiter die neuesten Gerüchte wieder, doch das einzige, was ihn aufhorchen läßt, ist das Flüstern über räuberische Narge im westlichen Grenzland. Calyra zuckt nur mit den Schultern. "Die Fleischer haben sich darüber unterhalten und es einhellig als dummes Gerede abgetan, Caewlin," meint sie leichthin und schenkt den wilden Geschichten nicht mehr Bedeutung als anderen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 24. Sept. 2003, 20:05 Uhr
Calyra und ihre Mägde nutzen das schöne Wetter des Spätsommers zur Ernte. Vieles ist in diesem heißen, trockenen Sommer früher reif, als sonst üblich, und das Herbstobst wartet darauf, geerntet und verarbeitet zu werden: gelbe und schwarze Pflaumen, reife Weintrauben von den Ranken an Stall,- und Hausgiebeln und an der Mauer ihres Anwesens, gelbe Birnen und rote Äpfel, braune Hasel- und Walnüsse. In der großen Küche ist die Köchin mit zwei der Mädchen nur mit Dörren und Einkochen beschäftigt, während Knechte und Mägde ihre mit Früchten gefüllten Körbe und Kiepen ins Haus tragen und so beständig für Nachschub sorgen.
Die Vorratsregale in Küche und Keller füllen sich zusehends und Calyra weiß schon lange nicht mehr, wohin mit all den Gläsern, Krügen, Tontöpfen und Flaschen - soviel wie das Anwesen abwirft, brauchen sie niemals, selbst wenn sie die Versorgung des ganzen Gesindes samt deren Familien mit einrechnet. Alles vom letzten Jahr übrig gebliebene hatte sie bereits ihren Mägden mit nach Hause gegeben, wo hungrige Mogbargroßfamilien schon dafür sorgen würden, daß es verzehrt wird.
Die letzten Tage des Sommers vergehen, doch statt einem kühlen Herbst folgt ein heißer Altweibersommer. Zwiebeln werden zu langen Zöpfen geflochten und in die Dachsparren auf dem Speicher gehängt, Kartoffeln füllen die großen Lattenkisten in den Kellern. Für Sandmieten ist es noch zu früh im Jahr, obwohl Kohl und Rüben vielleicht schon soweit wären. Calyra  will sie nicht zu früh einlagern, aus Angst, sie würden sich dann nicht bis zum Winterende halten.  Da das Anwesen keinen  Dörrofen hat, die Weckgläser und Tonkrüge irgendwann ausgehen und Caewlin sich weigert, noch mehr anschaffen zu lassen, werden Birnen und Zwetschgen im Brotbackofen oben neben dem Räucherhaus getrocknet. Tag und Nacht sorgen die Knechte für seine Feuerung und gleichmässig schwache Hitze, schüren über Nacht große Holzstücke nach und drosseln den Zug, so daß das Feuer bis zum Morgen nicht ausgeht. Ist das Obst gleichmässig gedörrt, müssen die Mägde hineinkriechen, um die süßen Birnen und Zwetschgen herauszuholen. Calyra läßt sie beim Auslesen singen, vor allem Pyp, damit sie im Ofen nicht soviel essen können, und beinahe jeden Tag gibt es irgendeine andere süße Mehlspeise mit solchem Obst.
Brynden entwickelt sich mit Riesenschritten und beinahe jeden Tag scheint ihr Sohn etwas neues zu können - es geht so schnell, daß es ihr fast Angst einjagt. Er hat immer noch keinen Zahn im Mund, auch wenn sein Zahnfleisch rot und geschwollen ist und er am liebsten auf gekühlten Knochen, die vom Essen übrig sind, herumkaut. Es scheint ihm gut zu tun, und Dalla, die sich mit kleinen Kindern wesentlich besser auskennt, als sie oder Caewlin, meint, daß der erste Zahn bestimmt bald durchbrechen würde. Ständig versucht er sich jetzt auf seine kleinen Füße hochzuziehen und er krabbelt überall  hin, so daß man ihn nicht mehr aus den Augen lassen kann. In ihrer Not und mit der ganzen Arbeit in Haus und Garten, die sie selbst und alle ihre Mägde beschäftigte, hatte sie ihn schon mit einem langen roten Samtband um den Bauch am Tischbein festgebunden, damit ihm nichts passierte.
Die letzten Tage des Sommers vergehen und auch die ungewöhnliche Hitze findet schließlich in einem nebligen Morgen und einem Tag voller schwerem Regen ihr Ende. Brynden ist so müde, daß er mit der Sonne schlafen geht und sie bringt ihn hinauf in seine Wiege. Er ißt - trotz fehlender Zähnchen - schon so vieles vom Teller, daß sie ihn nicht längst nicht mehr voll stillt, nur abends, wenn er zu Bett gebracht wird, hat sie ihn eine Stunde ganz für sich allein. Jetzt liegt er frisch gebadet und mit noch leicht feuchtem Haar in ihrem Arm, trinkt einschlafend ihre Milch, duftet nach Baby und dem sündhaft teuren Öl, mit dem sie ihn immer einreibt und Calyra läßt ihre Gedanken treiben. Sie versucht, ihn sich vorzustellen, wenn er größer war - ein Kind... ein Heranwachsender... ein junger Mann. In ihrer Vorstellung sieht er immer aus wie Caewlin, nur daß er ihr silbernes Haar hat. So habe ich dich schon gesehen, als ich noch mit dir schwanger war... und du bist so geworden. War das Wunschdenken oder eine Vision?
Melancholisch starrt sie in die Flammen - wegen der kühlen Nächte hatten ihre Mägde im Schlafgemach leicht geheizt - und sagt sich, daß die Träume voller Schatten der letzten Nächte nichts zu bedeuten haben.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 24. Sept. 2003, 21:57 Uhr

Am Ende des Sommers stirbt der Knecht, der im vergangenen Jahr schon so alt und gebrechlich geworden war, daß er nur noch die Feuerung des Hippokaustums hatte bestellen können, und seinen Lebensabend in der warmen Küche auf der Ofenbank oder gestützt auf einen Stock  im Küchengarten umherschlurfend gefristet hatte. Caewlin übergibt seinen Leichnam den Schweigenden Schwestern und nimmt mit Calyra und all seinem Gesinde an der Bestattung teil. Verwandte hatte der alte Mann nicht oder wenn, so waren sie nicht erschienen. Seit Caewlin als Herr auf dem Anwesen war, hatte er mit dem Alten kaum mehr als zehn Worte gewechselt, um so verwunderter ist er, als Dalla, Calyras erste Magd, ihm eine lange, lederne Truhe mit Bronzebeschlägen überreicht und ihm erklärt, es sei das Vermächtnis des Toten, der bestimmt habe, daß er es erhalten sollte. Er war ein alter Mann und seit seiner Kindheit auf diesem Anwesen. Erst im Dienst alten Ritters aus den Ostlanden, dem das Haus gehört hatte, dann in meinem. Caewlin bezweifelt, daß der Alte irgendetwas von Wert besessen hatte, aber aus irgendeinem Grund läßt er die Truhe geschlossen. Ich weiß nicht, ob ich wissen will, was darin ist. Er bringt sie in den Keller, um sie irgendwann in den nächsten Tagen zu öffnen, wenn ihm mehr der Sinn nach alten Geheimnissen steht, als jetzt. Es ist spät geworden, bis sie von Sithechs Hain nach Hause zurückgekehrt waren und den ganzen Tag hatte es geregnet. In den letzten Tagen war er der hektischen Betriebsamkeit seiner Frau und des Gesindes gern aus dem Weg gegangen, nachdem Calyra und ihre Mägde in der Küche kochten, dörrten und sortierten, daß man meinen könnte, es würden drei Jahre Winter bevorstehen, und nicht einige Monde. Jede freie Minute verbringt er mit seinem Sohn, nimmt ihn mit in den Stall und hinunter an den Strand, läßt ihn auf den Wiesen des weitläufigen Anwesens krabbeln, soviel er will und muß ihn nur daran hindern, die Blumenbeete seiner Mutter zu rupfen. Ihn wachsen zu sehen, erfüllt ihn mit einem Gefühl, daß er nicht beschreiben kann. "Ich könnte ihm stundenlang zusehen," murmelt er, als er nach dem ersten kühlen und regnerischen Herbsttag  abends am Kamin sitzt. Der Geruch von Rum, Früchten, Sternanis und Nelken erfüllt das Haus. Calyra hat Brynden ins Bett gebracht und kommt zu ihm, ein Horn Met in ihren langen, schlanken Fingern. Er hat ein hölzernes Lämmchen auf dem Fell vor dem Kamin gefunden, ein Spielzeug seines Sohnes und dreht es nachdenklich in den Fingern. Sie sieht müde aus. "Er wächst so schnell."  Er nimmt das Horn, trinkt einen Schluck und reicht es ihr zurück. Er ertappt sich bei dem Wunsch, die Zeit anahlten zu können - nur für einen Augenblick. Wenn er an die vergangenen neun Monde denkt, seit Brynden auf der Welt ist, kommt ihm alles wie ein süßer, viel zu kurzer Traum vor. Er will den Traum festhalten, will das es dauert, und doch kann er es nicht erwarten, seinen Sohn größer und verständiger werden zu sehen. Calyra lehnt sich an ihn einen Moment später spürt er ihre Finger in seinem Haar. Sie blickt so gedankenverloren ins Feuer, daß er sich fragt, ob sie ihn überhaupt gehört hat. "Was ist los mit dir, Cal?"  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Sept. 2003, 21:02 Uhr
Sie ist so in gedankenversunken, daß sie einen langen Augenblick braucht um zu antworten, doch dann lächelt sie. Ihre Finger kämmen sein Haar - es ist lang, viel länger als ihres. Das flackernde Feuer wirft kupfernen Schein in das dunkle Kastanienbraun und sie löst seinen Zopf. Sie mag es, wenn sein Haar offen über den Rücken fällt. "Es ist nichts, nichts... ich war nur in Gedanken." Sie setzt sich zu seinen Füßen auf die weichen Felle und lehnt sich gegen seine Knie. Akira tappt heran und legt den schweren, großen Kopf auf ihren Schoß und so streichelt sie die Bluthündin und krault sie hinter den Ohren.
"Ja... er wächst ungeheuer schnell. Er ist schon fast kein... kein wirkliches Baby mehr, Caewlin. Jetzt krabbelt er schon und bald wird er laufen... noch bevor das Jahr endet, wenn er so weiter macht. Und bald wird er sprechen, er versucht es jetzt schon." Ihr Lächeln mütterlichen Stolzes bekommt etwas hintergründigeres. "Was glaubst du, wird sein erstes Wort sein?" Sie blickt über die Schulter zu ihm hoch und sein Gesicht, das sie so liebt, wirkt im Feuerschein wie aus Bronze gegossen. Ihr Blick folgt den langen Halsmuskeln über dem offenen Kragen der aufgeschnürten Tunika, die sich unter der Haut bewegen, wenn er schluckt, über die kräftige Linie seiner Kiefer und die hohen Wangenknochen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 26. Sept. 2003, 21:30 Uhr
Dann einen Silberling für deine Gedanken, Frau... Er weiß genau, wie schlecht sie seit einigen Tagen schläft - manchmal war er nachts erwacht, weil sie schreiend vor Angst aus seinem Alptraum aufgeschreckt war - aber am nächsten Morgen hatte sie sich an nichts mehr erinnern können. Ihre leisen Worte klingen fast traurig und er lächelt. "Cal - er ist noch lange genug ein Baby und er wird immer dein Sohn sein." Er legt ihr die Hand auf die Schulter und fährt mit dem Daumen die feine Linie ihres Nackens hinauf bis zum Haaransatz. "Sein erstes Wort...?" Er lächelt sein verzogenes, halbes Lächeln und meint dann trocken: "Akira, was sonst?" Für Brynden gibt es nichts schöneres, als seine kleinen Hände in das weiche, kurze, schwarze Fell zu wühlen, sich an Akira hochzuziehen und über sie hinweg zu krabbeln, wenn sie am Boden in erreichbarer Nähe liegt.
Er steht auf, holt einen Krug Met aus der Küche und setzt sich wieder zu ihr, aber diesmal neben sie auf den Boden. Sie füllt das Horn wieder auf und der honigsüße Hopfenduft steigt ihm in die Nase. Er legt noch einen Scheit Holz ins Feuer und lehnt sich dann zurück, mit dem Rücken an den schweren Armlehnstuhl, in dem er eben noch saß. Sie trinkt und reicht ihm dann das Horn und auch er nimmt einen langen Schluck. Draußen heult der Wind und treibt Regen in dicken Tropfen gegen die Fenster. "Komm her..."
Sie lehnt sich an ihn, legt den Kopf an seine Schulter und schmiegt sich in seinen Arm. "Meinst du, Brynden macht bis zum Winter seine ersten Schritte? Dann braucht er Schuhwerk..."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Sept. 2003, 23:22 Uhr
Sie lacht, als er lakonisch meint, Bryndens erstes Wort wäre mit Sicherheit Akira. Die Hündin hebt nur widerwillig den schweren Kopf, als sie sich in Caewlins Arme kuschelt, rollt sich dann aber an ihrem Rücken zusammen und streckt die Pfoten behaglich knurrend in Richtung Feuer. Der Met ist ihr bereits zu Kopf gestiegen, was kein Wunder ist, denn sie genießt nur selten solch starkes Gebräu. Müdigkeit erfaßt sie, wohlige Wärme durchströmt ihren Körper und unter ihrer Wange spürt und hört sie den mächtigen, gleichmässigen Schlag von Caewlins Herzen. "Bis zum Winter...? Schon im Herbst, wenn er es weiter so eilig hat," murmelt sie schläfrig. "Ich kann Kizumu fragen, ob sie ihm Schuhe macht..."
Sie unterdrückt ein Gähnen und schließt die Augen. Die langen, arbeitsreichen Tage und die Nächte voller dunkler Träume fordern ihren Tribut, und so bekommt sie eine Antwort von Caewlin schon gar nicht mehr mit.

Als sie die Augen wieder aufschlägt, findet sie sich in ihrem Bett wieder. Wie bin ich hierher gekommen? Gerade eben waren wir doch noch in der Halle am Kamin....? Verwundert setzt sie sich auf und wirft einen Blick in die Wiege, wo Brynden tief und fest schläft. In ihrem Schlafgemach ist es dunkel und eine Weile lauscht sie in die Finsternis. Nur der Wind ist zu hören - der Regen hat aufgehört. Caewlin zieht sie an sich, murmelt etwas Unverständliches im Halbschlaf und sie schließt die Augen wieder, dankbar für seine Wärme und die Geborgenheit seiner Arme. Diese Nacht vergeht ohne seltsame Träume und ohne jene unbestimmte Furcht.

Am nächsten Morgen erwacht sie mit der Sonne und hört die Mägde unten auf der Terrasse und im Küchengarten singen. Sie bringen die Schmutzwäsche zum Auskochen ins Waschhaus...
Caewlin ist bereits wach und seine Seite des Bettes leer und kühl - und als sie den Kopf hebt, findet sie auch die Wiege leer. Nur Akira ist noch bei ihr, schiebt den pelzigen Kopf über den Bettrand und steckt die feuchte Nase unter ihrem Arm hindurch. "Uuuh Hund, du bist kalt!" Sie zieht die Decke über den Kopf, doch Akira packt einen Zipfel davon mit den Zähnen und bleibt unnachgiebig. "Jajaja, ich stehe auf! Ich stehe auf, lass aus!"
Widerwillig läßt die Bluthündin ihre Beute fahren und setzt sich, so aufrecht wie eine Sphinx. Calyra wühlt sich aus den Decken, schlüpft in ihre Pantoffeln und steht endgülig auf. Es ist kühl und so wäscht sie sich rasch, und kleidet sich in ein wollenes Gewand. Sie flicht ihr Haar zu zwei dicken Zöpfen, dann geht sie hinunter in die Küche, hinter sich das schwere Tappen von vier großen Hundepfoten.

Caelwin und Brynden sind bereits beim Frühstück, doch vom Gesinde trödelt keiner mehr am Tisch herum, und alle eilen geschäftig ihren zahlreichen Arbeiten nach. Die Köchin segelt von Schrank zu Schrank und rührt dabei stetig in einer großen Schüssel, die sie auf ihre ausladenden Hüften gestemmt hat. Pyp wuselt von einer Vorratskammer in die nächste. Und Dalla ist draußen und überwacht das Waschen, während die Knechte zum Stall hinaufgehen, um ihr Tagwerk zu beginnen. Ihr Sohn sitzt auf dem Schoß seines Vaters und ißt begeistert in Milch eingetunkte Rosinenlaibchen. Caewlin macht ihm kleine, mundgerechte Bissen und füttert ihn geduldig mit einem weichen Holzlöffel.
"Warum hast du mich nicht geweckt, Caewlin?"
Sie setzt sich zu ihnen, und Akira wendet sich ihrem Napf zu, wie immer morgens wohlgefüllt mit Fleisch, Milch und ein wenig Schrot oder Haferflocken. Die Köchin bringt ihr eine große Tasse mit dampfender Honigmilch, Rosinenlaibchen, Butter und Marmelade, doch sie hat noch gar keinen wirklichen Hunger. Zum ersten Mal seit Tagen fühlt sie sich wirklich ausgeruht.
Keine Schatten... das ist gut. Vielleicht sind diese nebelhaften Träume vorbei...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 27. Sept. 2003, 19:04 Uhr
Vor dem großen eisenbeschlagenen Tor bringt Mottenfaenger den Gaul zum stehen. Eine Magd, Mottenfaenger glaubt sie hier schon einmal gesehen zu haben, kann sich jedoch nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen, will sie anscheinend fragen, was sie so früh mit einer solchen Eile hier zu suchen haben. Raven jedoch entgegnet noch während des Absteigens, dass ihre Angelegenheit wichtig sei und sie Acht geben soll, dass der Braune nicht zu weit fortläuft. Sie würden den Weg ins Anwesen selbst finden.

Fliegenden Schrittes eilen sie daraufhin über das schlüpfrige Kopfsteinpflaster und nur ihr Glück verhindert, dass sie dabei über eine der zu Dutzenden herumliegenden Kastanien straucheln. Als sie an die Haustür klopfen, hören sie noch den erschrockenen Aufschrei der Magd, die ihnen zuvor das Pferd abgenommen hat. Gleich darauf landet der kleine Drache aufgeregt neben ihnen auf dem Boden. Die Zeit, bis jemand die Tür öffnet, verbringen Raven und Mottefaenger damit, wieder ein wenig zu Atem zu kommen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Sept. 2003, 21:07 Uhr
"Weil du so schön bist, wenn du schläfst," erwidert er. Seine Augen suchen ihre, doch sie senkt den Blick und er könnte schwören, daß sie ein wenig errötet. Sein Lächeln vertieft sich - doch dann heischt Brynden auf seinem Schoß ungeteilte Aufmerksamkeit, denn er ist hungrig und verputzt das ganze Rosinenlaibchen.
Sie frühstücken zu Ende und Calyra nimmt ihm den Kleinen ab, um ihn zu baden, während er sich an die Bücher setzt. Buchführung ist immer noch eine ungeliebte Aufgabe und er hasst es, mit der linken Hand schreiben zu müssen - auch wenn seine Schrift mittlerweile nicht mehr von seiner früheren zu unterscheiden ist. Er hat gerade den Federkiel angespitzt, ein kleines Stück Fingerakrobatik mit einer Hand, das ihm ein grimmiges Lächeln abringt, als es an der Tür klopft. Schon das Klopfen klingt nicht nach einem Freundschaftsbesuch. Wer mag das sein? Um diese Stunde? Da das gesamte Gesinde mit den morgendlichen Arbeiten beschäftigt ist, geht er selbst. Vor der Tür stehen schweratmend Mottenfaenger, Raven und ein flatternder, bebender Silver und alle drei sehen ihn so eindringlich an, daß er nur fragt: "Was ist geschehen?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 27. Sept. 2003, 22:03 Uhr
Sie halten sich weder mit Begrüßungsreden auf, noch müssen sie erst lange erklären, dass etwas geschehen ist, denn Caewlin kann in ihren blassen, angespannten Gesichtern lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Raven wünscht sich in diesem Augenblick nichts mehr, als dass sie nur auf einen gemütlichen Freundschaftbesuch zu dem Krieger und seiner Familie gekommen wären, auf einen netten Plausch mit scherzhaften Worten, einen Abend am Kaminfeuer mit Erzählungen und Lachen und Erinnerungen an all die Abenteuer, die sie erlebt hatten – und doch klingen die Worte, die sie hervorstößt, alles andere als nach einem harmlosen Besuch.

"Arwen ... Falcon ... sie sind in Gefangenschaft geraten...", flüstert sie nur tonlos und wirft einen kurzen Blick zu dem hektisch herumflatternden Sturmdrachen hinüber, während ihr Gefährte erklärend hinzufügt: "Silver sagt, sie werden in Wegesend in einem alten Gasthaus von einer Gruppe Falkenkriegern festgehalten."
Es ist vermessen, einfach in sein Haus einzufallen und von ihm zu verlangen, dass er alles liegen und stehen lässt, nur um uns zu helfen, schießt es ihr durch den Kopf. Aber was bleibt uns schon für eine Wahl?

"Wir werden uns auf den Weg dorthin machen", versucht sie Caewlin zu erklären, dessen Miene immer finsterer wird. "Aber wir werden allein nicht viel ausrichten können. Wir ... ich dachte..." Plötzlich klingt ihre Stimme belegt und sie ist sich gar nicht mehr so sicher, dass es eine gute Idee war, den Krieger aufzusuchen. Was, wenn er nicht bereit war, ihnen zu helfen? Schließlich hat er seine Familie hier und deren Wohl war ihm sicher wichtiger als das zweier Elbenfreunde. Doch sie schluckt und schaut ihn bittend an. "Kannst du uns helfen? Und den beiden Elben?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Sept. 2003, 22:36 Uhr
Caewlin sieht auf Raven hinunter, die kaum einen Daumenbreit größer ist, als Calyra, hört sich ihre rasch hervorgebrachte Erklärung an und sein Gesicht verdüstert sich. Allerdings nicht vor Ärger, über die morgendliche Störung, sondern aus Sorge. Bestimmte Dinge kann man nicht gemeinsam tun, ohne dabei Freundschaft zu schließen - die Vernichtung eines Wurmdämonen und die Rettung einer Stadt gehören mit Sicherheit dazu. Er hält Falcon für einen seltsamen Springinsfeld, nach wie vor. Obwohl ein Elb und Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Jahren alt, erinnert ihn der Schöne oft mehr an einen Jungen, als an einen Mann. Einen gedankenlosen, sorglosen, unbekümmerten Jungen, der die Träume und Ideale eines Fünfzehnjährigen hat - dennoch würde er ihn nach all dem gemeinsam Erlebten ohne zu zögern als einen Freund bezeichnen, ebenso wie Arwen. Ganz abgesehen davon, daß es hier um die beiden Elben geht - es ist Raven, die auf seiner Türschwelle steht und ihn um Hilfe bittet. Und somit steht überhaupt nicht zur Frage, ob er gehen oder bleiben wird. Er öffnet die Tür, macht einen Schritt zur Seite, um sie einzulassen und sagt im gleichen Atemzug. "Gebt mir eine halbe Stunde, um mich fertig zu machen und Cal bescheid zu sagen. Sie ist oben und badet Brynden."
Er führt sie in die Halle und bittet sie kurz zu warten, doch als er hinaufgehen will, um mit Calyra zu reden, kommt sie bereits die Treppe herab. Sie lächelt, als sie Mottenfaenger und Raven erkennt und kann Silver nicht sehen, der sich vor der grollenden Bluthündin auf den Tisch gerettet hat. Brynden, frisch gebadet, sitzt auf ihrem Arm und späht neugierig herab. "Cal... es gibt Schwierigkeiten." Er erklärt ihr mit leisen Worten am Fuß der Treppe, was er weiß - und daß er gehen muß.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Sept. 2003, 22:55 Uhr
Als sie die Treppe herabkommt und Raven und den Druiden in der Halle sitzen sieht, lächelt sie, erfreut über den überraschenden Besuch. Doch sie hat die letzte Stufe noch nicht erreicht, als ihr die Spannung im Raum entgegenschlägt wie eine düstere, kalte Wolke - und dafür braucht sie nicht das empathische Gespür eines Priesters oder Elben. Es ist nicht zu übersehen, daß hier etwas ganz und gar nicht stimmt, und Caewlins Worte bestätigen es ihr. Sie starrt ihn an, erst verständnislos, dann besorgt und schließlich mit Angst in ihren Augen. Sie versteht ihn, weiß genau, warum er gehen will und muß - wäre Brynden nicht, würde sie ihn sofort  begleiten - aber das macht ihre Angst um ihn nicht geringer. Sie versucht, so tapfer wie möglich zu sein und bringt irgendwie sogar ein Lächeln zu stande, auch wenn es sicher gequält wirkt. "Natürlich mußt du gehen, Caewlin," bringt sie schließlich hervor. Sie reckt ihr Kinn und holt tief Atem. Du wirst nicht weinen! Du bist Calyra von Sturmende, du wirst nicht weinen vor lauter Schreck!

"Falkenkrieger? Was für Falkenkrieger? Ich verstehe das nicht.... warum sollte irgendjemand Falcon und Arwen überfallen..." Tausend Fragen gehen ihr durch den Kopf, als sie neben Caewlin in die Halle geht, aber dann fällt ihr ein, daß das jetzt alles eigentlich nicht wichtig ist. Wichtig war nur, daß ihnen geholfen wurde.
Sie tritt zu Raven und dem Druiden und bemerkt jetzt auch Silver, der mitten auf dem Tisch sitzt, außer Reichweite Akiras, die ihn wachsam und knurrend umkreist. Sie ruft die Bluthündin zu sich und wendet sich dann an ihre Gäste. "Kann ich euch irgendwie helfen? Braucht ihr etwas? Proviant, Decken, Wasser... irgendetwas?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Mottenfaenger am 28. Sept. 2003, 11:18 Uhr
Bewusst hält Mottenfaenger sich zurück, während Raven dem Nordmann ihre Situation erläutert und ihn um Hilfe bittet. Er weiß um die tiefe Freundschaft, die scheinbar selbstverständlich zwischen den beiden herrscht und nickt Caewlin deshalb lediglich freundlich zur Begrüßung zu. Und was hätte der Druide auch hinzuzufügen, was seine Gefährtin nicht besser erklären könnte?

"Falkenkrieger? Was für Falkenkrieger? Ich verstehe das nicht…" … und ich keinen Deut besser… geht es ihm durch den Kopf, als sein Blick auf Calyra fällt, die genau wie sie alle von den Ereignissen überrumpelt scheint, sich aber genauso schnell wieder fängt.
Erst als Caewlin die Halle verlässt um sich fertig zu machen, ergreift Mottenfaenger das Wort. Trotz allem ist er erfreut, denn er merkt, wie langsam aber sicher seine gewöhnliche Ruhe wiederkehrt und sich auch in seinen Worten bemerkbar macht.
"Proviant und Wasser wäre gut" beginnt er, und schaut Calyra an "Wir sind nur mit dem Allernötigsten aufgebrochen, Schlaffelle haben wir jedoch selbst." Er überlegt eine Weile und fährt dann fort "Vielleicht, wenn ihr saubere Laken habt? Ich fürchte, wir werden etwas brauchen, um Wunden zu verbinden" Den Gedanken an das, was passieren kann, wenn sie sich einer Übermacht an Elfenkriegern gegenübersehen, verdrängt er schleunigst wieder "Und…habt ihr noch ein weiteres Pferd im Stall? Dann müsste der Braune nicht Raven und mich zusammen nach Wegesend tragen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 28. Sept. 2003, 11:32 Uhr
Raven ist froh, dass Caewlin nicht weiterfragt, sondern es einfach als das Selbstverständlichste der Welt hinnimmt, dass er nun seine Frau, seinen Sohn, sein Haus und alles was ihm wichtig ist hier zurücklässt, um zwei Freunden zur Hilfe zu eilen. Als sie neben ihm durch den Türrahmen ins Innere des Hauses treten, treffen ihre dunklen Augen voller Sorge einen Wimpernschlag lang seine, die so unergründlich wirken wie graugrüne, nebelverhangene Wälder und ihr Blick scheint zu sagen Du weisst, daß wir ohne Zögern das Gleiche auch für deine Familie tun würden...

Das Lächeln, das Calyra ihnen schenkt, als sie mit Brynden auf dem Arm die Treppe herabkommt, vermag sie jedoch nur mit einem Kopfnicken zu erwidern. Raven weiss, wie es ihr selbst gehen würde, wenn plötzlich und aus heiterem Himmel jemand Mottenfaenger auffordern würde, ihn zu einer gefährlichen Mission zu begleiten, ohne dass sie eine Möglichkeit hätte, ihm beizustehen. Als Caewlin dann nach oben verschwindet und Calyra stolz und entschlossen ihr Kinn nach vorne reckt und zu ihnen tritt, muss Raven lächeln. Sie ist so tapfer ... niemand auf dieser Welt wäre eine würdigere Herrin Sturmendes...

Mottenfaenger hat offenbar ein wenig von seiner Ruhe wiedergewonnen und während er Calyra nach Proviant und einem weiteren Pferd fragt, gluckst Brynden auf ihrem Arm glücklich und greift mit seinen unbeholfenen Patschhändchen nach Ravens langem Zopf, auf dessen Ende er gleich darauf zufrieden und mit strahlenden Augen herumkaut. Dann bemerkt er jedoch den Schwertgriff, der über ihre Schulter ragt und sofort ist der Zopf vergessen und er versucht mit den kleinen, speckigen Fingern an das Schwert zu kommen. "Das wird mal ein echter Stormrlord", grinst Raven und versucht sich aus Bryndens Klammergriff zu befreien. Für einen Moment vertreiben die unschuldig strahlenden Kinderaugen die düsteren Gedanken, doch nur einen Herzschlag lang, dann wird ihre Miene wieder ernst. "Mottenfaenger hat recht... wir sind in aller Eile von Zuhause aufgebrochen und haben zwar alles nötige an Ausrüstung, Decken und Waffen bei uns, aber weder Wasser noch Proviant...."

Ihr Blick schweift zu dem kleinen Sturmdrachen hinüber, der sich auf den Tisch geflüchtet hat und von Akira misstrauisch beobachtet wird. "Vielleicht kann Silver noch etwas darüber erzählen", meint sie hoffnungsvoll, "wir wissen bis jetzt nicht, wie viele es sind, wie gefährlich sie sind, warum sie Arwen und Falcon überhaupt gefangenhalten und wo genau die beiden sich befinden. Arwen muss wohl vergiftet worden sein", fügt sie niedergschlagen hinzu. "Über diese Falkenkrieger weiss ich nur, was Falcon darüber erzählt hat, sie sind wohl so eine Art Leibgarde seines ehemaligen Hauses."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Silver am 28. Sept. 2003, 12:29 Uhr
Misstrauisch beäugt der junge Sturmdrache den riesigen Hund. Nicht das er noch nie einen Hund gesehen hätte, doch dieses Ungetüm machte ihm schlichtweg Angst. Und so ist er mehr als froh als Calyra ihn zu sich ruft, er nickt der Bardin freundlich zu und beobachtet dann Hoffnungsvoll wie Mottenfaenger mit ihr spricht O ja Proviant, das ist natürlich eine sehr gute Idee. Vielleicht ein bis drei gebratene Hühner und etwas Wildpastete. Dazu würde etwas Gemüseauflauf passen mit Süßen Kartoffeln und weißem Brot Plötzlich knurrt sein Magen und er schaut überrascht an sich herab, zum Glück sind alle so sehr beschäftigt das es keiner hört, hofft er zumindest!
Als er Raven hört, wie sie über die Falkenkrieger spricht ist sein Hunger vergessen und die Sorge um seine Freunde übernimmt wieder die Oberhand. „ Ich weiß nur das, was Falcon mir darüber Erzählt hat und das ist nicht sonderlich viel- leider.“ Silver senkt wieder den Kopf, dann fährt er leise fort „ Die Falkenkrieger sind ausgewählte Krieger, die Hausgarde des Hauses AnCu. Es handelt sich um treu ergebene Elben die ihr Leben Falcons Vater verschrieben haben und den gleichen verworrenen Idealen folgen wie er. In frühren Zeiten, als Falcon noch im Mondsichelgebirge lebte war er der Waffenmeister seines Hauses und hat wahrscheinlich die Hälfte der Krieger selbst ausgebildet.
Leider weiß ich nicht wie viele es sind, aber jetzt wo wir hier reden versuchen Sol der Schmied und eine junge Wilde mit seltsamen Namen heraus zu finden wie viele es sind.“ Kurz berichtet Silver von seinem Zusammentreffen mit dem Zwerg und Uuma, von ihren Plänen und ihren Abmachungen. „ Wenn wirklich Falcons Vater, oder sein Bruder der Gerechtigkeit des Elbenreiches entkommen sind, so haben diese Männer nichts mehr zu verlieren und werden dadurch nur noch Gefährlicher. Sie sind Vogelfrei und sinnen wahrscheinlich nur auf Rache...ich hoffe das wir nicht zu spät kommen, denn wenn es stimmt was Falcon über seine Familie erzählt hat sind sie zu allem Fähig.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 28. Sept. 2003, 21:25 Uhr
Calyra lauscht erst Mottenfaenger, dann auch Raven, mit wachsender Besorgnis. Brynden, der die Bedeutung all dessen um ihn her nicht versteht, ist nur an Ravens langem Zopf interessiert - und als er ihn endlich erwischt, kaut er auch sogleich darauf herum. "Brynden!" Calyra errötet und stammelt eine Entschuldigung, kann sich aber ein Lächeln auch nicht verkneifen. Sie setzt ihn auf ihre andere, Raven abgewandete Hüfte, um die Diebin außer Reichweite seiner kleinen, neugierigen Hände zu bringen und nickt. "Ihr sollt alles bekommen, was ihr benötigt, ich werde das Gesinde gleich anweisen. Wasser, Wegzehrung, Verbandslinnen..." wiederholt sie leise für sich selbst.
Als Mottenfaenger ein Pferd erwähnt, sieht sie dem Druiden einen Herzschlag lang in seine ausdrucksvollen, braunen Augen. Mehr als die Augen anderer Elben erinnern sie die Mottenfaengers an tiefe Brunnen, an Stille, Alter und eine Kraft, die im Verborgenen wirkt. "Ich werde Euch Halbmond satteln lassen."
Das, was Silver über die Angreifer Falcons und Arwens zu berichten hat, trägt nicht gerade dazu bei, ihre Ängste zu zerstreuen, im Gegenteil, es schürt sie eher. Sie versteht nicht alles, was er sagt, dazu sind ihr die elbischen Namen und Orte zu fremd, aber sie kann heraus hören, daß es Falcons eigene Familie ist, die ihm nachstellt. Falkenkrieger! Sein eigener Vater... der Ärmste, was muß er durchmachen! Und Arwen! Dabei waren sie so glücklich, als sie Hochzeit hielten und ihr eigenes Haus gegründet haben...
Als auch der Drache endet und bekümmert in die Runde blickt, strafft sie sich. "Raven, haltet Brynden für mich, ich muss nur rasch dem Gesinde Bescheid geben."  Sie reicht der Frau vor ihr ihren Sohn und eilt in die Küche hinüber.

Pyp läuft ihr über den Weg und sie schickt ihn hinauf in den Stall. "Mein Gemahl muss nach Wegesend. Sie sollen den Grauen und Halbmond satteln und zäumen. Der Graue bekommt das beschlagene Geschirr, und bring mir die Satteltaschen mit, beide Satteltaschen. Und schick mir Dalla. Jetzt lauf!"
Sie selbst holt Brot, Zwieback, schwarzgeräucherte Wurst und Schinken aus der Speisekammer, Äpfel, die sich länger halten würden, Früchtebrot, süße, gedörrte Birnen - genug Wegzehrung für mehrere Tage, schließlich weiß sie nicht, was ihren Mann und ihre Freunde alles erwarten mag. Als Pyp schnaufend  mit den Satteltaschen und Dalla im Schlepptau zurückkehrt, packt sie den Proviant ein und weist die Magd an, sauberes Linnen zu holen, sowie Caewlins Waffenöl, Poliertücher und Wetzstein, sowie Unterkleidung für ihn zum wechseln. Nicht lange später türmt sich alles auf dem Küchentisch und sie packt es mit Hilfe ihrer Magd zu handlichen, kleinen Bündeln in die gräumigen, ledernen Gepäcktaschen. Pyp füllt unterdessen mehrere Lederschläuche mit kühlem Brunnenwasser und einen kleineren mit Feuerwein. Als sie meint, alles zusammen und an alles nötige gedacht zu haben, kehrt sie in die Halle zurück und nimmt der Diebin ihren Sohn wieder ab. Brynden scheint sich auf Ravens Arm wohlgefühlt zu haben, gluckst zufrieden und strahlt über das ganze, kleine Gesichtchen. Akira hatte sich in der Zwischenzeit zu Füßen Ravens ausgestreckt, entspannt, doch ohne ein einziges Mal den Blick von dem Baby auf ihren Armen zu nehmen. Jetzt gähnt die Bluthündin, legt den Kopf auf die Pfoten und sieht von Caewlin, zu ihr und wieder zurück. Wann immer Silvers scharfe Krallen auf dem Tisch ein kratzendes Geräusch verursachen, wenn er sich bewegt, spitzt sie die Ohren und lauscht. "Nimm Akira mit, Caewlin. Sie ist gut abgerichtet und kann euch eine Hilfe sein."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 28. Sept. 2003, 22:25 Uhr
Auch Caewlin hat sich die Worte seiner Freunde und Silvers schweigend angehört, und während Calyra in die Küche geeilt ist, um alles Notwendige zu veranlassen, ist er nach oben gegangen, um sich umzukleiden. Er wählt ein einfaches Hemd aus schwarzem Leinen, Hosen aus weichem, dünnem Leder - ebenso schwarz -, ein wattiertes Lederwams und hohe Schaftstiefel. Die Stiefel in der Hand geht er nach unten, doch nicht in die Halle, sondern in ein stets gut verschlossenes Zimmer im Westflügel, das ihm als Waffen- und Rüstkammer dient. Hier sind an den Wänden entlang mehrere Schilde aufgestellt, Dolche und Kurzschwerter hängen an den Wänden, ebenso wie sein Morgenstern und mehrere Armbrüste. Auf hölzernen Puppen hängen gehärtetes Leder, Kettenhemd, Harnisch und Rüstung, in Holzkisten stehen schwere, eisenbeschlagene Stiefel. An einem Haken hängen verschiedene Waffengürtel.

Einen Moment unschlüssig sieht er sich um. Falkenkrieger... das bedeutet Elbenkrieger... und der verdammte Templer hat sie auch noch selbst ausgebildet. Er weiß, daß Elben Kettenhemden aus leichtem, dennoch sehr hartem Wahrsilber bevorzugen und lange, schlanke Klingen, die eher scharfen Hiebwaffen, gleichen, als herkömmlichen Schwertern. Schließlich wählt er gehärtetes Leder, Kettenhemd und darüber einen schweren Brustpanzer, Halsberge und für den rechten, handlosen Arm, eine mit Stahldornen besetzte Tartsche, die wie eine Armschiene befestigt wird.  Helm und stahlgepanzerte Handschuhe legt er bereit, aber noch nicht an.
Über die Rüstung zieht er einen langen Überwurf aus goldbraunem Tuch, den knurrenden, schwarzen Bluthundekopf auf der Brust, und darüber wiederum einen geflochtenen, ledernen Waffengurt mit einer Halterung für den Morgenstern. Er schiebt einen handlichen Katzbalger durch die Lederschlaufen und zusätzlich ein langes Jagdmesser mit, dann ist er fertig. Noch einmal läßt er seinen Blick durch den Raum schweifen, nimmt Handschuhe und Helm an sich, überlegt, was er noch gebrauchen könnte, doch ihm will nichts mehr einfallen. Er verschließt die Tür hinter sich und geht dann zu den anderen in die Halle. Seine schweren Schritte hallen dumpf auf dem Boden. Götter... ich sehe aus, als wollt ich in die Schlacht reiten... aber in gewisser Weise tun wir das auch...
Er kommt gerade in die Halle, als Calyra meint, er solle Akira mitnehmen. Im ersten Augenblick furcht sich nachdenklich seine Stirn. Der Gedanke, Calyra ohne ihren Schutz zurückzulassen, behagt ihm nicht, doch dann nickt er. Sie hat recht. Sein Blick sucht den Calyras und als er die Hand ausstreckt, kommt sie zu ihm, Brynden im Arm.  "Wir müssen gehen." Dann lächelt er sein verzogenes, halbes Lächeln. "Wenn ich zurück bin," meint er leise, "hat er bestimmt schon den ersten Zahn. " Er zieht sie beide in seine Arme und sagt Lebewohl mit einem süßen, sanften Kuß, der viel zu schnell vorüber ist. Einen Moment hält er sie noch fest, dann läßt er sie los und tritt einen halben Schritt zurück. Sein Gesicht ist die gewohnte, unbewegte Maske geworden. "Gehen wir, wenn ihr bereit seid."
Wenn er  Calyra jetzt noch einmal berührte, dann würde er niemals mehr gehen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 28. Sept. 2003, 23:30 Uhr
Als Caewlin nach einer Weile wieder erscheint, zieht Raven verwundert die Brauen zusammen und mustert ihn verstohlen. Er trägt schwere Rüstung und Waffen, als wolle er tatsächlich in einen Krieg ziehen und das macht sie ein wenig misstrauisch. Und unsicher. Weiss er etwas über diese Falkenkrieger, das wir nicht wissen? Grundlos würde er jedenfalls nicht in voller Rüstung losreiten, da ist sie sich sicher, und zum ersten Mal kriecht so etwas wie eine unbestimmte Angst ihr Rückgrat hinauf. Was würde sie dort in Wegesend erwarten?  

Raven versucht, sich nichts anmerken zu lassen, tauscht einen zuversichtlichen Blick mit Mottenfaenger und verabschiedet sich mit einer traurigen Umarmung von der Bardin und mit einem kleinen Lächeln von deren Sohn, der in Calyras Arm vergnügt vor sich hin kräht und sich an all den ernsten Gesichtern nicht stört. Sie bedanken sich für den Proviant und all die Dinge, die Pyp und Dalla eilig schnaufend herangeschafft haben und ebenso dafür, dass Calyra dem Druiden ihre graue Wüstenstute anvertraut, doch für viele Worte bleibt keine Zeit mehr und sie sind schneller durch die Tür verschwunden, als ihnen lieb ist. Silver folgt ihnen mit nervösem Flügelschlag und in sicherem Abstand zu Akira, die Caewlin nicht von der Seite weicht

Während sie das Haus verlassen und über den breiten Weg zum Tor eilen, vereinbaren sie, zuerst zum Baum der Waldläuferin zu reiten. Was in Wegesend, mitten im Larisgrün vor sich geht, würde sicher auch sie interessieren – und Raven hegt insgeheim die Hoffnung, Niniane dafür gewinnen zu können, sie zu begleiten. Auch sie kennt die beiden Elben gut und ist mit ihnen befreundet, so dass ihr deren Wohlergehen sicher am Herzen liegt.

Draußen vor dem großen Tor wartet Pyp bereits mit den gesattelten Pferden. Während Halbmond nur den schmalen Kopf hebt und mit geblähten Nüstern die Morgenluft einsaugt, tänzelt Caewlins großer Grauer ungeduldig schnaubend auf dem Kopfsteinpflaster herum und Pyp hat alle Hände voll zu tun, ihn ruhig zu halten. Ravens Brauner hat annähernd die gleiche Statur und Größe wie Caewlins Hengst, aber er ist bei weitem ruhiger als der Graue und steht neben den beiden Pferden so gelassen am Tor, als würde er nur eben schnell ein Nickerchen machen. Nachdem sie sich in die Sättel geschwungen haben, wendet Raven den Braunen herum. "Wie weit ist es nach Wegesend?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 29. Sept. 2003, 01:06 Uhr
Pyp, der Halbwüchsige, hat keine Chance, den Grauen zu halten - und wäre Caewlin nicht mit Raven und Mottenfaenger erschienen, der Schlachthengst hätte den Jungen in Grund und Boden gestampft oder einfach hinter sich her geschleift. Die rauchgrauen Nüstern gebläht, schüttelt er den mächtigen Hals und scharrt mit den riesigen Hufen ungeduldig über das Pflaster. Caewlin knurrt nur ein einziges Wort und das Pferd steht still wie eine Statue. Prall gefüllte Satteltaschen und sorgsam zusammengerollte Schlaffelle sind hinter den Sätteln der Pferde befestigt und auch Ravens Brauner hat am Sattel Wasserschläuche hängen. Die silbriggraue Wüstenstute nimmt sich zwischen den beiden Riesen klein wie ein Fohlen aus.
Mottenfaenger steigt in den Sattel, ebenso wie Raven und er selbst und Akira hält sich hechelnd dicht neben dem Grauen. Sie spürt, daß etwas in der Luft liegt und hält das ganze wohl für eine Jagd. Auf Ravens Frage, als sie aufbrechen, dreht Caewlin sich im Sattel um. "Ich weiß nicht. Silver?"
Der kleine Drache hatte sich zu Raven geflüchtet: mitten in der Stadt ist es vielleicht ohnehin besser, wenn er unter ihrem Umhang verborgen sitzt. Und aus dessen Schutz kräht er jetzt, daß es ein halber Tagesritt bis Wegesend sei. Caewlin nickt. "Reiten wir über den Strand - das ist kürzer und weniger auffällig."
Er hat keine Ahnung, ob sich irgendjemand in der Stadt um sie scheren würde und eigentlich kann es ihnen wohl egal sein, aber am Seeufer entlang kämen sie rascher vorwärts. Er lenkt den Grauen an der Mauer seines Anwesens entlang zum Strand hinunter, dorthin, wo die gepflasterte Straße auf die Uferpromenade führt und dann wenden sie sich am Strand entlang nach Norden, in Richtung von Ninianes Baum.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 02. Okt. 2003, 20:35 Uhr

Calyra erwacht plötzlich und jeder Nerv ist angespannt. Einen Augenblick weiß sie nicht, wo sie ist. Sie hatte geträumt, wieder klein zu sein und eine dunkle Felsenkammer mit ihrer Mutter zu teilen. Doch es ist ihr Sohn, der sich neben ihr im Schlaf umdreht und sie ist auch nicht in den Höhlen des Berges in Immerfrost, sondern in ihrem eigenen Haus in Talyra. Und ich bin Calyra von Sturmende, Caewlins Gemahlin und nicht mehr Calyra die Harfenpriesterin... Harfennovizin...
Das Schlafgemach ist kalt und dunkel, doch unter den Decken ist es warm und die Morgendämmerung ist noch nicht einmal zu ahnen. Manchmal träumt sie von ihrer Reise und ihren ersten Begegnungen in dieser Stadt und erwacht mit klopfendem Herzen, doch dieser Traum war anders. Ich habe von Zuhause geträumt...
Und das macht ihr mehr Angst als all die Schatten in ihren Träumen der letzten Wochen.
Daran, noch einmal einzuschlafen ist nicht mehr zu denken - ihre Gedanken rasen und ihr Herz pocht so schnell wie das eines Kaninchens in der Fallgrube. Widerwillig schiebt sie die Decken beiseite und schlüpft leise aus dem Bett. Sie geht zur Tür, die auf die kleine, rosenumrankte Laube hinausführt, öffnet die Läden und tritt hinaus.
Regen fällt auf Talyra.
Feine, dichte Schleier senken sich herab, lautlos wie Schnee und kalt wie ihre Erinnerungen. Bin ich davon aufgewacht?
Sie denkt an Caewlin - irgendwo im Larisgrün, mit den anderen auf dem Weg, um Falcon und Arwen zu retten. Am Morgen hatte sie ihn mit Angst im Herzen, aber einem zuversichtlichen Lächeln, verabschiedet  - und dann wie von Furien gehetzt den ganzen Tag gearbeitet. Sie hatte das Gesinde angetrieben, bis alle, selbst Pyp, vor ihrem finsteren Blick zurückgewichen waren und sich von einer Aufgabe in die nächste gestürzt, je schwerer und aufwendiger, desto besser. Arbeit war das einzige, was sie ablenken hatte können.  
Ich will mir keine Sorgen machen...
Sie läßt die Läden geöffnet, während sie sich ankleidet. Es ist kalt, aber sie will den Regen fallen sehen. Sie zieht seidene Unterwäsche an, ein Unterkleid aus feinem Leinen und eines darüber aus blauer Wolle. Sie kämmt ihr Haar und steckt es am Hinterkopf mit langen Bronzenadeln auf. Warum gebe ich mir solche Mühe? Caewlin ist nicht hier, daß er es sehen könnte.
Sie sieht zu ihrem schlafenden Sohn hinüber. Im Schein der Öllampe, die sie entzündet hat, schimmert sein Haar so hell wie Mondlicht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 18. Okt. 2003, 12:47 Uhr
Als die Sonne endgültig im Westen hinter den grauen Stadtmauern und den endlosen, waldigen Hügeln dahinter verschwindet wird es empfindlich kühlt. Calyra hat einen dicken Wollschal umgeschlungen und kommt eben den gepflasterten Weg vom Stall herab. Das Gesinde hatte die Gänse vom See herauf hereingetrieben, das Kleinvieh eingesperrt und alles für die Nacht verschlossen, aber sie findet ohnehin keine Ruhe und so sieht sie noch einmal überall selbst nach dem Rechten. Obwohl alles seinen gewohnten Gang geht, ist das Haus ohne Caewlin kalt und leer. Sie hat sich den ganzen Tag so gut es eben ging beschäftigt gehalten, aber Ablenkung hat sie nirgendwo gefunden. Ihre Gedanken sind bei ihm, bei ihren Freunden und an einem Ort namens Wegesend. Noch schlimmer als die tausend Fragen, die sie sich stellt, sind die Gedanken, die von einem Schreckensbild zum anderen wandern, eines schlimmer als das andere - gleichgültig, wie oft sie sich selbst zur Ordnung ruft oder sich einredet, überall Gespenster zu sehen. Als ein großer, dunkler Schattenhund im letzten Abendlicht über die Wiesen auf sie zuläuft, glaubt sie schon, ihre überreizten Nerven spielten ihr einen Streich - aber es ist wirklich Akira, die hechelnd auf sie zustürmt und sie mit ihrer überschwenglichen Begrüßung einfach umwirft. Der Größe und dem Gewicht der Bluthündin hat sie längst nichts mehr entgegenzusetzen. Eine feuchte Nase drückt sich an ihre Haut und schwere Pfoten treten über ihre Beine, als sie sich mühsam unter dem riesigen Hund hervorarbeitet. "Akira... Ihre Augen suchen die Wiesen bis zur Mauer hinter der Bluthündin ab, aber von Caewlin ist nirgends etwas zu sehen. Sie hört keinen Hufschlag - die anbrechende Nacht ist weit und leer. "Wo ist Caewlin?! Und die Anderen...?" Ihre Hände umfassen den pelzigen Schädel der Hündin, als könne ihr Akira die Antwort geben und die Hündin läßt etwas kleines, ledernes in ihren Schoß fallen. "Was ist das?"
Es sieht aus wie eine Geldkatze, aber als sie sie in die Hand nimmt, ist sie leicht und fühlt sich bis auf ein papiernes Knistern leer an. Sie nestelt die Verschnürung auf und findet Mottenfaengers Nachricht. Keine Viertelstunde später eilt sie, Brynden im Arm, fest in ihren pelzgefütterten Umhang gewickelt und Akira an ihrer Seite über den nassen Strand in Richtung Norden und Ninianes Baum.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 25. Nov. 2003, 22:54 Uhr
Jener Rabe, der das Anwesen Caewlins von Sturmende im Norden des Seeviertels anfliegt hat mehr Glück als sein gefiederter Bruder in Vinyamar nicht weit von ihm. Er wird von einem Mogbarknecht im Küchengarten abgefangen, der ihm mit freundlichen Worten die in leder eingerollte Botschaft an den Herrn des Anwesens abnimmt und ihn dann nach drinnen bringt, wo er ein Handvoll Korn erhält. Erst als er das letzte Körnchen aufgepickt hat, wird er durch das Fenster wieder entlassen und macht sich mit kreischendem Krächzen auf den Rückflug. Seine Nachricht ist die gleiche, wie alle anderen auch: Caewlin von Sturmende wird zu einer Beratung am morgigen Tag in die Steinfaust geladen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Nov. 2003, 01:01 Uhr
Der Mond war aufgegangen, bis sie über den Strand zu ihrem Anwesen zurückgekommen waren, bleich und silbrig war er in einem Kranz aus fahlem Dunst über dem nebligen See aufgegangen und jenseits der Mauern waren die Nachtfeuer entzündet worden. Der Nebel hatte die Unterhaltungen der Männer oben auf den Wehrgängen bis zu ihnen heruntergetragen: ihr Husten und ihr Flüstern, ihr Spucken und Wortfetzen ihrer Gespräche. Sie hatten sich angelächelt wie zwei lauschende Verschwörer und Calyra hatte flüsternd vorgeschlagen, ihnen ein Lied durch den Nebel zu singen. Sie hatte Brynden warm an ihrem Körper unter ihrem Umhang geborgen, während er die Pferde genommen hatte und die Feuchtigkeit hatte einen Schleier aus tausend glitzernden Perlen auf ihr Haar gelegt. Sie waren nach Hause gekommen, hatten die Pferde den Knechten überlassen, das schnatternde Gesinde beruhigt und während Calyra Brynden in seine Wiege hinaufgebracht hatte, hatte er Waffen und Kettenhemden der toten Elben sicher im Keller wegschließen lassen. Dalla, praktisch wie stets, hatte sich dem Auspacken der Satteltaschen und der Schmutzwäsche angenommen. Pyp hatte ihm die Botschaft Olyvars von Tarascon übergeben und als er nach oben gegangen war, hatte er gerätselt, was der Lord Commander der Steinfaust wohl von ihm wollen könnte.

Caewlin betritt ihr Schlafgemach, gerade als Calyra die leichten Vorhänge über der Wiege zuzieht und das Nachtlicht neben das Bett stellt und jede Botschaft ist vergessen. Sie sagt kein Wort. Er sieht ihr silbernes Haar, die riesigen, meerblauen Augen, und das Lächeln auf ihrem Gesicht und spürt plötzlich sein Herz mit dumpfem Pochen schneller schlagen. Sie hilft ihm wortlos aus den schweren Stiefeln, doch als sie aufstehen will, um sie fortzustellen, hält er sie fest. Seine Linke schließt sich um ihren Arm und er zieht sie an sich."Geh nicht. Nicht für einen Augenblick." Sein Blick richtet sich auf ihren Mund, ihren weichen, samtigen Mund. Einen Augenblick stehen sie fast Nase an Nase, dann faßt er in ihr Haar, zieht ihren Kopf zurück und erstickt sie fast mit seinem Kuß. Er zieht sie zu sich auf das Bett und der Rest der Nacht vergeht mit Inaris weichem, wildem Tanz aus Samt und Feuer.

Eine lachsfarbene Dämmerung breitet sich über den östlichen Himmel und den Ildorel aus, als Caewlin nach kaum ein paar Stunden Schlaf wieder erwacht. Calyra neben ihm schläft noch tief und fest, hat sich  in seinen Armen zusammegenrollt wie ein Kätzchen. Eine Weile betrachtet er sie nur, lauscht auf ihren Atem und ist fast versucht, sie zu wecken, doch dann läßt er es sein und steht leise auf. Ich möchte nur wissen, was der Tarascon will...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 04. Dez. 2003, 22:59 Uhr
Calyra war erst erwacht, als der Morgen schon weit fortgeschritten und Caewlins Bettseite neben ihr schon lange leer und kalt war. Ihr Körper, süß und schwer, hatte sich knochenlos und leicht gefühlt und sie konnte Caelwin noch immer auf ihren Lippen schmecken. Eine ganze Weile war sie im Bett geblieben, hatte seinen Geruch tief eingeatmet und nicht aufstehen wollen, bis Brynden sie hungrig geweckt hatte.
Nachdem sie sich und ihren Sohn gewaschen und angekleidet hatte, war sie nach unten gegangen und beim Frühstück hatte sie erfahren, daß Caewlin bereits zu dem Kriegsrat in die Steinfaust geritten war. Die Narge! Auch wenn ihre Gedanken in den letzen Wochen bei Caewlin und ihren Freunden und in Wegesend gewesen waren, auch sie hatte die Gerüchte gehört. In Talyra sprach man ja schon den ganzen Herbst von nichts anderem, aber trotz allem waren es bisher nur Gerüchte gewesen. Schreckliche Geschichten, gewiß, doch nichts, daß sie betroffen hätte. Nun ist das alles plötzlich wirklich, bedrohlich und Caewlin ist fort. Sie war bei Niniane im Baum gewesen und hatte die Herolde in der Stadt nicht gehört, aber Dalla und die anderen Mägde berichten ihr von dem Aufruf des Lord Commanders und den Anschlägen überall in der Stadt.
Caewlin wird niemals den Schildpfennig zahlen, wird ihr klar. Und wenn er es sich zehntausendmal leisten könnte.
In den vergangenen Tagen war auf dem Anwesen geschlachtet worden und ein Dutzend Gänse ist zu rupfen, wofür sie beinahe dankbar ist. Als Brynden nach dem Mittagsmahl wieder müde ist und schläft, geht sie mit den Mägden ins Schlachthaus hinauf und für die nächsten Stunden hält Arbeit sie davon ab, sich zuviele Gedanken zu machen. Die feinen Daunen kommen in Leinensäcke und werden später, den Winter über, in heißem Dampf gereinigt, die Flügelschwingen werden abgetrennt und aufbewahrt, um als Handfeger zu dienen. Überall schweben feine, weiße Daunen, als habe es im Schlachthaus geschneit. Die Gänse werden ausgenommen und zerlegt und eine läßt Calyra gleich für den morgigen Tag füllen und einwürzen. Einige Gänsebrüste kommen in die Räucherkammern, die Lebern werden mit allerlei Kräutern und Gewürzen zu wohlschmeckenden Pasteten verarbeitet, der Rest des Fleisches in den kalten, mit Eis ausgelegten Kellern eingelagert. Irgendwann bringt die kleine Layna, eine von Dallas zahlreichen Basen, die nach dem Sommerfest zu ihnen gekommen war, ihr Brynden und den Rest des Nachmittags bleibt er bei ihnen, tapst  quietschend durch die wirbelnden Federn oder spielt mit Pyp, der ihm geduldig bunte Holzklötze reicht. Es wird fast Abend, bis sie im Schlachthaus fertig werden und Calyra die fleckige, blutverschmierte Lederschürze abnehmen kann. Die Mägde fegen zusammen und wischen auf, während sie mit Brynden zum Haus hinuntergeht. Sie hat sich nur notdürftig die Hände gewaschen, ihr einfaches Hauskleid ist schmutzig, voller Federn und Blutspritzer, und auch in ihrem nachlässig im Nacken zusammengeschlungenen Haar kleben kleine, weiße Federchen. Brynden sieht nicht viel besser aus, als sie. "Mein kleiner Kobold," murmelt sie, als sie ihn fest an sich drückt und einen Kuß in sein silbernes Haar haucht. "Wir lassen uns ein heißes Bad herrichten und gehen uns einweichen, was meinst du? Wir..." Calyra verstummt, als die den Hufschlag hört und dann taucht Caewlin auf dem Grauen aus der hereinbrechenden Dämmerung und dem Abendnebel auf. Sie dreht sich auf dem Absatz um und geht ins Haus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Dez. 2003, 21:03 Uhr
"Cal..." Als er vom Stall ins Haus kommt, ist sie bereits mit Brynden im großen Badezuber und die Mägde füllen ihn gerade mit den letzten Eimern heißem Wasser. Er schickt sie mit einem Wink hinaus, streift die schweren Stiefel ab, schält sich aus Umhang, Waffenrock und Tunika, bis er nur noch Hemd und Hosen trägt. Sie sagt kein Wort, sieht ihn nicht einmal an, aber er sieht an ihren Augen, daß sie zornig ist - und verletzt. Er schnürt das Hemd auf, nimmt den Verband von der Schulter und Arm und stellt eigentlich nicht mehr wirklich überrascht fest, daß von der genähten Wunde nichts geblieben ist als eine feine, hellrote Linie. Brynden lacht glucksend, spielt mit einem der weichen Lederlappen und patscht mit den Händen ins Wasser, daß es hoch aufspritzt, doch sie starrt immer noch auf ihre Hände und blickt auch nicht auf, als er sich einen Schemel heranzieht und sich neben den Wannenrand setzt. "Calyra. Sieh mich an."
Sie sieht ihn nicht an und sie gibt ihm auch keine Antwort, also beginnt er mit rauher Stimme zu erzählen - alles zu erzählen,  und hofft, daß sie begreifen würde, warum er Olyvar seine Hilfe zugesagt hatte. Während er spricht, beginnt sie Brynden zu waschen, und ruft dann eine ihre Mägde, die ihr den Kleinen abnimmt, in weiche Tücher einpackt und ihn hinüber ins Kinderzimmer trägt. Sie wäscht ihr Haar aus und steigt aus der Wanne, hüllt sich in Handtücher und kein einziges Mal sieht sie ihn dabei an oder sagt auch nur ein Wort. Verdammt, sie benimmt sich wie ein störrischer Esel!
"Cal, hör auf damit."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 05. Dez. 2003, 21:18 Uhr
"Nein, hör du auf, Caewlin! Hör auf, dich ständig verantwortlich zu fühlen für andere, für diese Stadt, für die Menschen, für alle!" Faucht sie und die Wut in ihrer Stimme entsetzt sie selbst. Sie hatte noch niemals so zu ihm gesprochen. Sie hat noch nie überhaupt zu irgendjemandem so gesprochen, aber ihr hilfloser Zorn ist das einzige, was sie davor bewahrt, vor Angst um ihn zusammenzubrechen. Ihre Stimme zittert und der Druck in ihrem Hals schnürt ihr die Luft ab. Verräterische Tränen schimmern in ihren Augen, aber sie hält sie mit aller Macht zurück. "Ja, die Narge sind im Larisgrün, ja sie sind eine Bedrohung, aber wir sind hier! Ja, Olyvar braucht dich, ich sehe es ein, ich weiß es Caewlin, du hast recht. Aber wir brauchen dich auch! Du wirst nicht hier sein zum Namenstag deines Sohnes! Du wirst nicht hier sein zum Julfest. Du wirst nicht...nicht... hier ... sein." Mit bebender Stimme holt sie Luft und ihre Kehle ist von den aufsteigenden Tränen so eng, daß es schmerzt, Atem zu holen. Sie sieht in seine Augen, undurchdringlich und kalt, sein Gesicht unbewegt und sieht den Mann, den alle sehen - nur sie sonst nie.
"Warum... du, Caewlin? Warum immer du? Es ist Ninianes Wald, sie ist dafür verantwortlich. Soll sie gehen und sich darum kümmern." Sie weiß, wie ungerecht ihre Worte sind, aber sie kann nicht damit aufhören. "Du bist in die Kanäle hinabgestiegen, um Raven zu beschützen und ich habe auf dich gewartet. Du bist noch einmal hinabgestiegen, um Tian Shi zu befreien und ich habe gewartet, bis ich es nicht mehr aushielt. Du bist nach Wegesend geritten und ich habe gewartet. Warum schon wieder du? Und Cron, und Falcon? Ausgerechnet Falcon! Aus Wegesend ist er fortgelaufen, Arwen konnte er nicht in die Augen sehen, aber in den Krieg ziehen, das kann er! Und deine Schulter! Eben bist du aus Wegesend zurückgekehrt und dieser Elb, verflucht soll er sein, hat dich schwer verwundet dort! Ihr Männer seid alle... alle so... so... ach!"  Sie dreht sich um, damit er sie nicht weinen sieht. Wasser rinnt an ihren nackten Beinen herab und bildet kleine Seen zu ihren Füßen. Er tritt hinter sie, sie kann es spüren, obwohl er nicht das leiseste Geräusch verursacht. Einen Moment dehnt sich das Schweigen zwischen ihnen, kalt und still, dann zerreißt es ihr Schluchzen doch. Sie dreht sich um und umarmt ihn heftig. "Es tut mir leid, es tut mir so leid Caewlin... ich weiß, ich bin ungerecht und... und... es ist nur... ich habe solche Angst."
Er zieht sie zu sich hoch und hält sie fest - und sie klammert sich an ihn, drückt ihr Gesicht an seinen Hals, spürt die warme Haut und seinen Puls unter ihrer Wange. "Ich kann dich nicht gehen lassen." Tränen laufen über ihr Gesicht, heiß und salzig, aber es ist ihr gleich. Er streicht über ihren Rücken, um sie zu beruhigen. Sie weiß, daß er gehen wird, gehen muß. Sie kennt ihn und seine Gründe und im Inneren ihres Herzens weiß sie genau, daß er das nur für sie tut. Für sie und für Brynden - weil er sie und sein Zuhause beschützen will. "Versprich mir, daß du zurückkommst, Caewlin. Versprich mir, daß du am Leben bleibst."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 05. Dez. 2003, 23:31 Uhr
Sie umarmt ihn so heftig, daß er einen halben Schritt zurücktreten muß und dann hält er sie schweigend in seinen Armen. Er streicht über ihre Wange, bis sie ruhiger wird und läßt seine Finger der Linie ihres Halses folgen, bis er ihr Kinn ein Stück anheben kann. Sie blickt zu ihm hoch. Ihre Augen sind groß, sehr blau und schwimmen in Tränen, aber ihr Mund formt sich zitternd zu einem Lächeln. "Du mußt dich nicht entschuldigen," seine Stimme ist so rauh, als sitze ihm Rost im Hals. "Du hast Recht, Cal, mit jedem Wort. Aber ich fühle mich verantwortlich und du weißt, warum." Sie glättet sein Hemd, das sie mit den Fäusten zerknittert hatte, als sie sich an ihm festhielt und nickt langsam. Ein halbes, aber zärtliches Lächeln verändert sein Gesicht völlig. "Hab keine Angst, Silberhaar. Ich bin zu einem sehr vorsichtigen Mann geworden, seitdem ich dich geheiratet habe." Er küßt die Tränen von ihren Wangen, von ihren Augen und von ihrem Mund. Sie streift das offene Hemd von seinen Schultern und ihre Augen werden fragend, als sie die verheilte Wunde entdeckt. Er erzählt von Morganas seltsamen Gefährten, der ihn mit Magie geheilt hatte, aber seine Augen bleiben auf ihren Mund gerichtet, bis sie sich auf die Zehenspitzen stellt und seinen Kopf zu sich herabzieht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 06. Dez. 2003, 09:46 Uhr
Es ist ein wilder, verzweifelter Kuß und dennoch gräbt sie die Finger in seine Schultern und wünscht sie sich, er würde endlos andauern. Sie schlingt die Arme um seinen Nacken und will nichts anderes, als ihn küssen bis zum Ende aller Zeiten - aber schließlich müssen sie sich voneinander lösen und ringen keuchend nach Luft. Als er sie freigibt, sind ihre Lippen geschwollen und ihr ist so flau im Magen, daß sie sich an ihm festhalten muß, um nicht zu fallen. Sie hat noch immer Tränen in den Augen, aber ihr Herz ist jetzt so weit, als fülle es ihre ganze Brust. Sie hört ihn ihren Namen flüstern und starrt in seine Augen, bis ihr scheint, sie sähe das Spiegelbild ihrer eigenen Seele darin. Sie lieben sich mit einer Verzweiflung und Gier, die ihr Angst macht, aber es gibt kein Zurück, für sie beide nicht - und sie will ihn wenigstens noch diese Nacht in ihren Armen halten, warm und lebendig, bevor die Leere in ihr Leben einkehren würde. Sie braucht Caewlin nicht, um glücklich zu sein, sie braucht ihn, um überhaupt leben zu können und als sie tief in den letzten Stunden der Nacht wach in seinen Armen liegt, weiß sie daß sie sich ein Dasein ohne ihn nicht einmal mehr vorstellen kann.
Der Morgen graut und das Haus erwacht zum Leben - und trotz ihrer bitteren Verzweiflung und ihrer Angst, ist da ihr Sohn, der versorgt werden will - und ihre Pflichten. Caewlins Sachen müssen gepackt, Kleidung, Rüstung und Waffen hergerichtet und verstaut, die Beschläge des Grauen überprüft werden. Sie frühstücken gemeinsam und sitzen so eng beieinander, daß sie sich fortwährend berühren.  Sie hilft ihm, seine Kleidung zusammenzusuchen und es endet damit, daß sie sich zwischen Umhängen, Hemden, Tuniken und Überwürfen auf dem Boden vor dem Schrank lieben, als könnten sie dadurch verschmelzen, eins werden und müssten sich nie wieder trennen. Sie packen seine Sachen, und allein die um sie hin und hereilenden Mägde sorgen dafür, daß es diesmal auch wirklich nur beim Packen bleibt. Caewlin bestimmt seine Waffen, Kettenhemden und die Rüstungsteile, auch die Schabracken und die Panzerdecken für den Grauen, und die Knechte verladen alles auf den Wagen. Um ein Zelt und einen Burschen, der den Grauen versorgen würde, braucht er sich keine Gedanken zu machen - die Steinfaust würde dafür sorgen. Der Tag vergeht viel zu schnell, die Zeit rinnt durch ihre Finger wie Sand durch ein Stundenglas, unaufhaltsam, unaufhörlich. Caewlin verbringt den Nachmittag mit seinem Sohn. Brynden kann längst stehen und versucht auch schon, an Wänden, Möbeln oder anderem, an dem er sich festhalten kann, entlangzulaufen. Sie kann ihnen nicht zusehen, ohne daß sich ihr Herz zusammenzieht wie ein verschnürter Strohballen und als schließlich der Abend kommt, lassen sie Brynden in Dallas Obhut. Die Knechte bringen Caewlin den Grauen, gesattelt und gezäumt, und ihr selbst Halbmond. Sie hatte sich umgekleidet in ein Gewand aus pflaumenfarbenem Samtbrokat, dessen Mieder mit kleinen, haarfeinen Silberranken bestickt ist und dessen Röcke weit und weichfallend sind. Sie hatte ihr Haar gebürstet, bis die langen Locken wie flüssiges Silber glänzen und trägt als einzigen Schmuck neben dem Siegelring mit dem Wappen Sturmendes einen Kranz von Immergrün im Haar. Sie lächelt tapfer, als Pyp ihr Halbmond festhält und Caewlin sie in den Sattel hebt - wenn sie ihn schon zur Steinfaust begleitet, um bis zum allerletzten Augenblick bei ihm zu sein, dann soll er sie nicht mehr weinen sehen. Er trägt wie immer Schwarz, selbst das Kettenhemd unter seinem Überwurf mit dem aufgestickten, normander Bluthund in bernsteingold und bronzebraun, ist so dunkel wie Ruß. Akira tritt hechelnd neben die Pferde. Sie hatte ihm die Bluthündin mitgeben wollen, doch Caewlin hatte darauf bestanden, daß sie Akira bei sich behielt - zum Schutz für sich und Brynden. Sie hatte gespürt, daß er nicht nachgeben würde und sich gefügt, auch wenn ihr wohler gewesen wäre, wenn er die Hündin mitgenommen hätte. Normander Bluthunde sind auch für Krieg und Kampf gezüchtet. Sie hat in Wegesend schon getötet, sie würde auch mit einem Narg fertig. Von Halbmonds Rücken aus blickt sie auf den gewaltigen Hund hinunter - allerdings nicht weit. Halbmond ist nicht groß und Akira, mittlerweile fast ausgewachsen, schon größer als so manches Pony. Die gewaltigen, eckigen Kiefer mit den tödlichen, daumenlangen Reißzähnen geben ihrem Kopf etwas breites, haifischartiges, die weitauseinanderliegenden, dunklen Augen und die kurze, kräftige Schnauze verstärken diesen Eindruck noch.  Von der Hündin wandert ihr Blick zu Caewlin, der ein letztes Mal sein zu Hause betrachtet, ehe er aufbrechen muss. Im Licht des nebligen Spätnachmittags hat sich alles Gesinde vor dem Haus mit seinen holzgeschnitzten Arkaden versammelt: die Pferdeknechte, die einzigen Menschen in ihrem Dienst, die Hausmägde, die dicke Köchin, Dalla und ihre Mädchen, Pyp und die restlichen Mogbars. Dalla hält Brynden auf ihren breiten, ausladenden Hüften und der Atem aller dampft in die kalte Luft. Calyra zieht ihren pelzgefütterten Umhang enger um sich und langsam setzen sie sich in Bewegung. Sie verlassen das Anwesen durch das Große Tor ins Seeviertel und machen sich auf den Weg in Richtung Steinfaust.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. Jan. 2004, 20:09 Uhr
Es ist Julnacht, weit nach Mitternacht, und Calyra steht auf dem Speicher des Seehauses an seinem höchsten Fenster, das nach Westen geht - ein runder Ausguck hoch im Giebel des Hauses mit bleigefaßten Scheiben. Sie hat es trotz der Kälte geöffnet und das Flüstern des fallenden Schnees scheint das einzige Geräusch auf der Welt zu sein. Die Tage vor dem Julfest sind wie jedes Jahr arbeitsam vergangen. Das Julescheit liegt im Kamin und wird von heute nacht an zwölf Nächte brennen, das Haus ist geschmückt mit Misteln, Ilex und Immergrün und es duftet in jedem Raum nach Zimt und mit Nelken gespickten Orangen. Brynden hatte sie einen mit Pelz gefütterten Anzug geschenkt und die Knechte hatten ihm einen Schlitten gebaut.... und ihr Geschenk für Caewlin liegt ebenso unberührt wie all die Julegaben für ihre Freunde auf dem Kaminsims in der Halle.

Sie kämpfen... sie kann nicht sagen, woher mit einem Mal dieser Gedanke, dieses Wissen kommt, aber sie weiß , so sicher wie sie weiß, daß die Sonne im Osten aufsteigt und im Westen versinkt, daß in diesen Stunden die Schlacht tobt. Ihr ist kalt. Sie braucht nur die Augen zu schließen, um Caewlin zu sehen: ein sehr großer Mann in grauem Stahl auf einem grauen Pferd, an dessen Morgenstern Knochenfetzen und Fleisch kleben, den linken Arm bis zum Ellenbogen schwarz und glänzend vor Blut. Für einen Moment kann sie seinen Zorn sogar fühlen, kann das Klirren der Schwerter hören, die Schreie der Narge, der Männer, der Pferde... sie weicht nicht zurück. Sie will bei ihm bleiben. Schreckliche Bilder ziehen an ihr vorüber: Verstümmelte, Sterbende, Gedärme, die in Lachen aus dunklem Blut im Schnee dampfen, zermalmte Leiber, aufblitzende Schwerter, ein Nachthimmel voller Pfeile, grünem Feuer, Rauch und treibenden Aschefunken... doch Caewlin ist in seinem Element. Sie sieht ihn und vergißt zum ersten Mal, seit er auf diesen Feldzug geritten ist, ihre Angst.
Ohne nachzudenken summt sie leise eine Melodie in die Nacht, doch der Wind reißt ihr die Worte vom Mund und trägt sie hinaus in die Dunkelheit:

....Großmutter, sag mir, wen höre ich schreien?
Es ist nur der Rabe, der ruft seine Brut...
Großmutter, sag, muß es immerzu schneien?
Der Schnee deckt die Erde so sanft und so gut...

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. Feb. 2004, 15:33 Uhr
Sie weiß nicht, wie oft sie in den vergangenen Nächten nachts wach gelegen war, auf Bryndens Atem neben sich gelauscht hatte und sich gesagt hatte, Caewlin sei am Leben. Er lebt... er lebt, ich weiß es. Wenn er tot wäre, gäbe es eine Leere in meinem Herzen, die nichts füllen könnte. Diese Worte waren ihr Gebet und ihre Beschwörungsformel geworden, Nacht für Nacht, Tag für Tag. Gestern Nacht, in der Julnacht nach den Feiern, war sie auf dem Speicher gewesen, hatte in die Nacht hinausgestarrt und gewußt, daß hunderte von Meilen entfernt Caewlin mitten in der Schlacht stand. Seitdem hatte sie kaum ein Auge zugetan - und als an diesem Morgen endlich die erlösende Botschaft von Borgil gekommen war, hätte sie den mageren Botenjungen, der ihr die hastig hingekritzelte Nachricht des Zwergen überbracht hatte, am liebsten geküßt. Er war in die Küche geführt worden, hatte einen ganzen Silberling Botenlohn und obendrein ein doppeltes Frühstück bekommen und war mit tausend Worten des Danks an Borgil wieder verabschiedet worden. Danach war sie durchs Haus getanzt und hatte den erst verwunderten, dann vor Freude quietschenden Brynden herumgewirbelt, bis Dalla spitz bemerken mußte, dem Kleinen würde noch schlecht. "Das ist Caewlins Sohn," hatte Calyra strahelnd erwidert. "Ihm war noch nie schlecht."  

In den Wochen seit seinem Aufbruch auf diesen unseligen Feldzug war Arbeit das einzige gewesen, was sie von ihrer Angst um ihn hatte ablenken können - also hatte sie sich geschunden wie ein Pferd, bis alle, selbst Pyp vor ihrem finsteren Gesicht zurückgewichen waren. Sie hatte das ganze Haus vom Speicher bis in den tiefsten Vorratskeller durchputzen lassen und war selbst mit hochgestecktem Haar und Wurzelbürsten mitten unter ihren Mägden gekniet. Sie hatten alle Vorräte aussortiert, den Pferdestall frisch gekalkt, jeden Leinefetzen im Haus kochen, waschen und bleichen lassen, gewebt, die Wolle gekardet und versponnen, und für Brynden, der aus der Sturmender Wiege langsam herausgewachsen war, eines der Bettgestelle vom Speicher herunterholen lassen. Unter dem Staub und Schmutz vergangener Jahrzehnte waren helles Holz und feine Rankenmuster zum Vorschein gekommen und als es getrocknet war, hatte sie es mit Sand gescheuert, geölt und in Bryndens Zimmer stellen lassen. Es hatte Spaß gemacht, all das feine Leinen und die Kammgarnlaken herauszusuchen, und es ihm herzurichten - aber meistens hatte sie ihn zum Schlafen neben sich in ihr breites Ehebett gelegt. Sein Geburtstag war gekommen und gegangen, ebenso wie das Julfest und an die Sithechfeiern erinnert nur noch der mächtige Scheit im Kamin der Halle unten - noch würde er neun Tage brennen. Ihr war nicht nach Feiern zumute gewesen, und den Juleber hatte es dieses Jahr allein für ihr Gesinde gegeben - aber Brynden hatte die gnaze Aufregung und die Zimtäpfeln gefallen, und er hatte so lange aufbleiben dürfen, bis er auf ihrem Schoß eingeschlafen war - in jeder Hand ein Stück Honigfinger. Sein erster Zahn war durchgebrochen, als Caewlin zwei Tage fort gewesen war. Inzwischen hatte er fünf, der sechste kündigte sich an und er wollte kaum noch gestill werden. Ihre Milch war fast versiegt und ihr Sohn kein Baby mehr - außerdem konnte er laufen - zwar noch ein wenig tapsig, aber jeden Tag sicherer.

Irgendwie war auch dieser Tag der Erleichterung vergangen. Sie badet ihren Sohn, als die Sonne sich anschickt, im Westen hinter den Stadtmauern zu versinken und mustert ihn im Licht der Öllampen und Kerzen. Brynden sitzt im Wasser, spielt mit dem weichen Lederlappen, mit dem sie ihn abgewaschen hatte und brabbelt vor sich hin. Sein erstes Wort war mit dem Durchbruch des ersten Zahns - der so lange auf sich hatte warten lassen, daß sie schon befürchtet hatte, er würde überhaupt keinen bekommen - zusammengefallen, und weder Mama noch Papa, sondern "Brin" gewesen. Er hatte vor dem Bronzespiegel in ihrem Schlafgemach gestanden, sich selbst darin entdeckt und laut seinen Namen verkündet. "Du kleiner Mistkäfer!" Hatte sie halb empört gelacht. "Alle Babies sagen zuerst Mama. Sag >Ma-ma<. Bitte. Sag >Mama<. " Er hatte sich selbst angesehen, und es war erschreckend gewesen, wie sehr sein Kindergrinsen an das halbe, verzogene Lächeln seines Vaters erinnert hatte, und hatte stur wiederholt: "Brin."
Als er zur Tür getappst war, hatte er sich zu ihr umgedreht, wackelnd und sich im Türrahmen festhaltend, noch einmal Caewlins Lächeln gelächelt und gesagt: "Mama."
Sie könnte bei der Erinnerung daran immer noch lachen. Inzwischen war sein Wortschatz auf fast zehn Wörter angewachsen. Pyp. Kira. Hund. Dalla. Weh... Tatze (womit er Mäuseschreck und ihren ersten Wurf, inzwischen alles halbwüchsige Kätzchen meinte) und noch andere. "Dein Vater wird dich kaum erkennen, wenn er nach Hause kommt, kleiner Schatz." Sie spült sein Haar aus und betrachtet ihren Sohn. Mit dreizehneinhalb Monden ist er groß für sein Alter und sein Haar fällt ihm lang und silbrig auf die Schultern. Es ist welliger als Caewlins, aber glatter als ihres und nur die Enden ringeln sich zu Locken - sie hatte es nicht geschnitten. Seine Haut ist selbst im Winter so dunkel, als verbrächte er den ganzen Tag nackt in der Sonne und auf der Nase zeigen sich Sommersprossen, aber sein Gesicht und seine Augen sind die Caewlins. Dalla kommt und hilft ihr, Brynden aus der Wanne zu holen - was so gut wie nie ohne Protestgeschrei möglich war - und ihn abzutrocknen. Sie reibt ihn mit Öl ein, während die Magd den Waschzuber ausscheuert, wickelt ihn frisch und zieht ihn für die Nacht um, doch er ist erst wieder mit der Welt versöhnt, als er gegessen hat und sie ihm ein Lied singt.
Sie bringt ihn ins Bett, singt ihn in den Schlaf und fragt sich im silbrigen Schein des zunehmenden Mondes, wie lange Caewlin jetzt, wo die Schlacht geschlagen war, noch fortblieben würde.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 07. Feb. 2004, 00:08 Uhr
Sie sind schon wieder fast in Vinyamar angelangt, als Arwen plötzlich Shur zügelt und ihre Hand auf Nadirs Arm legt, der seine Stute neben ihr hat halten lassen. "Calyra!... Ich weiß, wer dem Mädchen vielleicht helfen kann!" Warum weiß sie selber nicht, aber urplötzlich sind ihr die Gesänge Calyras in den Tunneln unter der Stadt wieder ins Gedächtnis gekommen, die unwiderstehliche Macht, die in ihren Tönen gelegen hatte. Sie sieht seinen fragenden Blick und beginnt fast atemlos zu erklären, wer Calyra ist, dass die Hohe Gemahlin des Sturmlords eine Bardin mit einer von den Göttern gesegneten Stimme ist, dass nicht nur ihr Name Musik ist, sondern auch ihre Stimme, ihr Gesang.

Arwen lässt Shur wieder antreten und lenkt ihn an den wachenden Ulmen Vinyamars vorbei in den Orden des Seeviertels, dorthin, wo das Haus am See liegt. Der Weg ist nicht weit, und bald schon stehen sie vor dem Tor, das offen steht und den Blick freigibt auf den von alten Kastanien überragten Weg hoch zum Haus. Der Weg ist frisch gefegt, und grober Kies knirscht leise unter den Hufen der Pferde als sie vor der Tür des Hauses gezügelt werden. Fast sofort sind Pferdeknechte da um ihnen die Pferde abzunehmen.
Als sie vor der Tür stehen, hallt das Klopfen dumpf und fast überlaut durch den kalten Tag und die Halle des Hauses. Und plötzlich ist Arwen unsicher, ob ihre Idee so gut gewesen ist. Und so ungern sie es sich auch eingestehen will, sie fürchtet, dass ihnen auch von der Bardin Unverständnis und Ablehnung gegen und wegen Nadir entgegenschlagen wird. Thrandars zischende Worte an Nadir im Tempel kommen ihr wieder in den Sinn. Ist das der Preis? Werden wir unsere Liebe immer rechtfertigen und verteidigen müssen? Sie war es fast schon gewohnt gewesen, dass die AnCus gegen sie und Falcon gewesen waren, ihre Leben bedroht hatten, aber sie hatten das Verständnis ihrer Umgebung, ihrer Freunde gehabt. Aber mit Nadir jetzt auch? Ihr Bruder hatte es nur zähneknirschend akzeptieren wollen, was ihr Vater sagen wird, wagt sie nicht einmal zu raten, Cassandra lehnt Nadir offen ab und der Rest des Gesindes scheut seinen Blick, und Thrandar.... Ihre Hand sucht nach seiner und findet sie verborgen in den Falten seines Mantels. Auch wenn sie es leid und müde ist, sie wird kämpfen, sie wird diese Liebe verteidigen, die sie beide so überwältigt hat und mit einem unsichtbaren Band aneinander bindet. Und was sie jetzt sucht, neben einem Besuch bei Freunden, ist Hilfe für das Mädchen im Tempel.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. Feb. 2004, 11:25 Uhr
Calyra ist eben in der Halle damit beschäftigt, Wolle aufzuwickeln - und wird dabei von einer Handvoll wegen der tanzenden Fäden halbverrückter Katzen verfolgt - als Akira am Kamin plötzlich den Kopf hebt und beginnt, tief in der Kehle zu grollen. Einen Augenblick später sind vor dem Haus Pferde und die Stimmen der Knechte zu hören, und nicht lange darauf klopft es an der Tür. Noch ein Bote von Borgil? Ach nein, der kommt nicht zu Pferd und hätte wohl gleich den Gesindeeingang benutzt.
Brynden schläft, wie meist nach dem Mittagsmahl, und sie ist froh darum, denn das Zahnen plagt ihn und so ist er unleidlich und nicht gut zu haben. Sie legt die Wolle fort, stolpert über eine Katze, die sich unbemerkt unter ihre Rocksäume geschlichen hatte, schnappt sich das kleine Pelzknäul, das sich sofort spielerisch in ihren Arm verbeißt und geht dann, die Tür zu öffnen. Akira folgt ihr, hat jedoch aufgehört zu knurren und spitzt die Ohren. "Ist das etwa Besuch, den wir kennen?" Sie hat die Katze immer noch auf dem Arm, als sie Arwen gegenübersteht, Hand in Hand mit einem fremden Elben. Er ist groß, mindestens so groß wie Cron und unverkennbar ein Mann des Schwertes - nicht zuletzt wegen der langen Klinge auf seinem Rücken. Sie hat wirklich noch nicht viele Elbenmänner gesehen, aber auf Arwens Hochzeit doch einige. Viele von ihnen sind sehr groß, manche dabei irrwitzig schlank, aber dieser hier wirkt eher athletisch und alles andere als dünn oder gar feingliedrig. Sein Haar ist länger als das Arwens, von tiefem Indigoblau, ebenso wie seine Augen und sein mitternachtsblauer Waffenrock zeigt auf der Brust fallende, silberne Sterne. Sie kennt sich nicht aus mit elbischen Wappen, aber irgendetwas sagt ihr dennoch, daß hier kein einfacher Krieger vor ihr steht. Er hält ihre Hand. Und sie hält seine. Kurz huscht so etwas wie Verwirrung durch ihre Augen, aber dann lächelt sie und läßt rasch die erstaunte Katze auf den Boden springen. Was immer es mit diesem Elben auf sich haben mag, kann warten bis später und jetzt ist in ihr erst einmal nichts als Freude, die Elbin zu sehen - offensichtlich wieder gesundet. Und strahlend. Sie trägt nur ein einfaches Wollkleid, hat ihre Locken nur mit einem Lederband im Nacken zusammengebunden und ihr einziger Schmuck ist der Gürtel mit den Bronzemedaillons und den Schlüsseln des Anwesens. Außerdem hat sie überall an ihrem Rock Wollfäden hängen, aber das ist jetzt nicht zu ändern. Die Katze schießt davon und Akira begrüßt Arwen mit einem freundlichen Schwanzwedeln und einer feuchten Nase, umkreist den fremden Elben einmal, schnüffelt an seinen Stiefeln und tappt dann zurück an ihre Seite. Sie öffnet die Tür ganz und läßt die Elben eintreten. "Arwen, wie schön, dich zu sehen." Sie führt die beiden in die Halle, wo die Kätzchen ihren Wollkorb schon wieder halb zerpflückt haben, und räumt lachend das Chaos beiseite. "Entschuldige... ich war am Wolle aufwickeln." Daß sie der Elbin gegenüber das vertrauliche "Du" benutzt, wird ihr auf einmal siedendheiß bewußt und sie errötet, erwidert aber Arwens Blick. "Ich wollte bestimmt nicht... ich meine, ich war... ich habe nicht nachgedacht und wir kennen uns nun schon so lange, da... da... oh... ist die Verletzung verheilt? Setzt euch doch bitte." Sie ist so verlegen, daß sie beginnt zu stottern und sich in Höflichkeiten flüchtet. Dalla rettet sie, in dem sie heißen Met und Mandelmilch in Jadekelchen bringt, und dann still wieder hinausgeht. Die beiden Elben nehmen am Tisch Platz und Calyra setzt sich mit glühendem Gesicht zu ihnen. Aber dann hebt sie den Blick und sieht die Elbin an. "Arwen, ich habe von Falcons Tod gehört und... ich wollte dir sagen, daß es mir sehr leid tut." Sie blickt auf ihre Hände, dann auf die der Elbin. Ihr Begleiter sitzt so nahe bei ihr, daß sich ihre Beine unter dem Tisch berühren müssen. "Caewlin hat es mir erzählt. Bevor sie auf den Feldzug aufgebrochen sind... daß eure Ehe aufgehoben wurde. Er wußte es von Cron, und ich wollte dir nur sagen... ich wollte dir sagen, daß ich es verstehe, ich meine, was du getan hast. Falcon war... er," ihr Blick streift den fremden Elben kurz, heftet sich dann aber wieder auf Arwen. "Er war unser Freund, selbst Caewlins Freund, obwohl er ihn nie leiden konnte." Sie lächelt traurig. "Aber wir haben beide nicht verstanden, warum er sich in Wegesend so verhalten hat und wir... also, was ich eigentlich sagen will... Götter, ich stammle herum wie eine dumme Gans." Sie holt tief Luft und lächelt zittrig. "Was ich eigentlich sagen will, ist, daß ich verstehe, warum du mit Falcon nie wieder etwas zu tun haben wolltest, und daß ich nicht anders gehandelt hätte. Dennoch tut es mir leid, daß er den Tod in der Schlacht gefunden hat."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 07. Feb. 2004, 16:24 Uhr
Die Tür öffnet sich, und Calyra steht vor ihnen, ein Kätzchen auf dem Arm und Akira wachsam neben sich. Arwen hält der großen Hündin ihre Hand hin, die sie schwanzwedelnd begrüsst und ihre Hand mit ihrer feuchtenNase berührt als sie ihre Witterung aufnimmt. Nadir wird einer kurzen Prüfung unter-zogen und scheinbar nicht als Bedrohung angesehen, denn die Hündin kehrt lautlos an die Seite ihrer Herrin zurück während Calyra sie in die Halle herein bittet.
Die Verwirrung, die durch das Gesicht der Bardin huscht, als deren Blick auf Arwens Hand fällt, die in Nadirs liegt, ist so flüchtig und wird von einem offenen und ehrlichen Lächeln abgelöst, dass Arwens Lächeln auch von der Erleichterung herrührt, die sie insgeheim darüber empfindet, dass ihr und Nadir hier nicht sofort Ablehnung und Unverständnis entgegenschlagen. Und so versteht sie erst auch nicht, warum Calyra plötzlich anfängt zu stottern und sich in Höflichkeit zu flüchten, etwas, was sie sonst nicht als Art der jungen Frau kennt. Mägde erscheinen, nehmen ihnen die Mäntel und Handschuhe ab, während ihre Herrin die beiden Elben durch die Halle zu dem Tisch in der Nähe des Kamins führt. "Ja, die Wunde ist inzwischen verheilt." Ein großer Holzscheit liegt vor und in dem Kamin, und flüchtig erinnert Arwen sich an diese Sitte der Normander, zum Julfest einen großen Holzscheit in den Kamin zu legen, der viele Tage brennt und immer nur nachgeschoben wird - viel ist von diesem Julscheit nicht mehr nach und vielleicht würde Caewlin bei seiner Rückkehr nur noch einen kleinen Rest davon vorfinden. Noch mehr Erinnerungen kommen zurück, an den Spätherbst vor über einem Jahr, an einen Abend voller Regen und Sturm, damals hatten sie auch hier gesessen um ihre Kräfte im Kampf gegen die Würmer unter der Stadt zu vereinen. Viel war geschehen seit jenem Abend.
Die angebotenen Plätze an dem großen Tisch nehmen sie gerne an, doch ehe sie sich setzen tritt Arwen einen Schritt näher an Calyra heran und ergreift mit einem Lächeln deren Hände. "Ich freue mich ebenso, dich zu sehen, Calyra," sie glaubt zu wissen, warum sie gestottert hat, "... ich denke, wir kennen uns lange genug und haben viel zu viel gemeinsam erlebt und überstanden, als dass wir uns noch mit solchen dummen Förmlichkeiten aufhalten sollten, oder?" Sie tritt einen kleinen Schrit zur Seite, steht nun sowohl neben Calyra als auch neben Nadir um die beiden einander vorzustellen. "Nadir Shunjalir aus dem Haus Sternenfall." Rang und Titel lässt sie bewusst weg, sie will ihre Gastgeberin nicht noch mehr verunsichern als sie es scheinbar schon ist. "Calyra Stormr, Hohe Gemahlin des Lords von Sturmende." In welcher Beziehung sie selber zu dem Silberelben steht, erwähnt Arwen nicht, aber nach dem Blick den Calyra an der Tür über ihre Hände hatte streifen lassen, vermutet sie, dass die Bardin es ohnehin ahnt.

Am Tisch werden ihnen hohe Jadekelche gereicht, aus denen der kräftige Geruch von heißem Met und das sanfte Aroma von Mandelmiclh aufsteigen. Und für einen kurzen Augenblick liegt Schweigen über der großen Halle ehe die Hausherrin wieder das Wort ergreift, und sichtlich nach Worten sucht um ihr Beleid zum Tod des Templers auszudrücken... und ihr Verständnis für die Aufhebung der Ehe auf Arwens Bestreben hin.
Auch wenn Arwen ihr Lächeln nicht verliert, so ist doch die Trauer in ihren Augen zu erkennen. Seit Wegesend fällt es ihr noch immer schwer, ihre Gefühle zu verbergen und tief in sich zu vergraben. "Danke," flüstert sie fast. Calyra hat Verständnis für ihr Handeln in Bezug auf Falcon, aber würde sie auch Verständnis dafür aufbringen können, dass Arwen nun zu Nadir gehört? Dass sie so kurz nach der Hochzeit, nach Wegesend und der Aufhebung der Ehe, und noch vor Falcons Tod einem anderen Mann gehört? Und wie würden ihre anderen Freunde darauf reagieren? Arwen drängt die Gedanken zurück, will sie jetzt nicht an sich heranlassen. "Ja, sein Tod ist traurig. Vor allem, weil er vielleicht nicht hätte sterben müssen. Er wollte es so, er ist nach Liam Cailidh geritten in dem Wissen, dass er nicht lebend zurückkehren würde." Während sie mit ruhigen Worten von dem Testament erzählt, das Silver gebracht hatte ehe er verschwand und von dem was Niniane ihr von Crons Beobachtungen in der Schlacht geschrieben hat, drehen ihre Finger den Kelch mit der Mandelmilch wie gedankenverloren hin und her. Nadir sitzt so nah neben ihr, dass ihre Beine sich unter dem Tisch berühren, und seine Nähe ist wie immer in den Tagen seit er an ihrer Seite ist beruhigend und lässt gleichzeitig ihr Herz zärtlich schneller schlagen. "Sie werden ihn nicht dort verbrennen, Niniane wird ihn hierher zurückbringen damit er bestattet werden kann. Und sie hat geschrieben, dass Caewlin und Cron heil zurückkehren werden." Sie kann die Freude auf die Rückkehr ihres Gemahls in den Augen der Bardin erkennen, noch ehe diese nickt, dass Borgil ihr das auch schon mitgeteilt habe.

"Aber ich bin nicht nur deswegen hier bei dir, Calrya, weil wir uns schon viel zu lange nicht mehr gesehen haben." Die Zeit in Ninianes Baum nach Wegesend zählt sie nicht. "Ich möchte dich um deine Hilfe bitten. Vielleicht hat Borgil es dir auch schon erzählt, aber im Anukistempel sind schon seit vielen Tagen die letzten Dörfler aus Tiefwald, die den Nargen lebend entkommen konnten. Kaum ein Dutzend. Sie sind alle auf dem Weg der Besserung und Heilung, nur... nur ein Mädchen ist da, das..." sie stockt kurz, "dem ich nicht helfen kann. Ihr Körper ist unversehrt, den Göttern sei Dank, aber ihre Seele... Alle Überlebenden haben Entsetzliches erlebt und überlebt, aber ihre Seele hat sich so weit zurückgezogen, dass ich fürchte, sie könnte sich ganz von ihrem Körper trennen um sich in das Reich Sithechs zu flüchten. Ich kann ihren Geist nicht erreichen, dazu reicht meine Macht nicht. Und deshalb wollte ich dich fragen, ob du es versuchen könntest?" Sie sieht die Bardin einen Augenblick wortlos an. "Ich will nicht einfach so tatenlos zusehen, es muss etwas geben, dass sie in die Welt der Lebenden zurückrufen kann. So wie damals bei Niniane auch. Und deine Stimme kann es vielleicht schaffen."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 07. Feb. 2004, 17:35 Uhr
Calyra ist so erleichtert, daß Arwen ihr die plötzliche Vertraulichkeit zwischen ihnen nicht übel nimmt, und sie ihrerseits mit "Du" anspricht, daß sie erleichtert schluckt. "Ja...du hast recht. Wir haben wirklich viel gemeinsam erlebt und überstanden." Arwens Worte lassen sie lächeln, bringen aber auch Erinnerungen an ihre Abenteuer im Kanal mit sich, die sie lieber für immer vergessen hätte. Doch dann wird ihr der Elb vorgestellt und ihre Gedanken wandern nicht weiter in die Vergangenheit. Nadir Shunjalir aus dem Haus Sternenfall. Der elbische Name klingt - wie die meisten Namen der Schönen - fast poetisch in ihren Ohren und sie fragt sich, was er wohl bedeuten möge - doch der Elb lächelt ihr nur kurz zu und neigt ganz leicht den Kopf. Falls sie noch Zweifel hatte, wie Arwen zu dem blauhaarigen Fremden genau stehen mag, so werden diese zerstreut, als die Elbin ihr seinen Namen nennt. Arwens Gesicht leuchtet. Sie sieht aus wie ich, wenn ich "Caewlin" sage. Sie wird schon wieder rot, und um das zu verbergen, nimmt sie rasch einen Schluck Mandelmilch. "Calyra, einfach Calyra. Das genügt vollkommen," murmelt sie schnell. Als Arwen jedoch nach ihren stammelnden Worten ein bewegtes "Danke" flüstert, ergreift Calyra kurz die Hände der Elbin. "Ich kann mir vorstellen, daß das alles... nicht gerade einfach ist," sagt sie nur und meint damit alles, was Arwen nicht gesagt hatte und was doch so offensichtlich ist. Die Elbin würde wissen, was sie meint.  Ändert das etwas? Sollte es etwas ändern?
Ihr Blick wandert von dem Elben, der sie schweigend und wachsam ansieht, zu Arwen, die mit leiser Stimme beginnt von dem zu erzählen, was sie von Ninaine erfahren hatte, und sie ist sich sicher, daß Falcon zumindest Arwen niemals so angesehen hatte, wie dieser Elb es tut. Zwischen Arwen und Falcon war eine Art vertrauter Nähe gewesen. Zwischen Arwen und Nadir Shunjalir knistert die Luft so stark, daß es sie nicht gewundert hätte, wenn plötzlich ein Blitz eingeschlagen wäre. Sie braucht einen Moment, ihre Gedanken zu sammeln und fährt dann fort: "Für Falcon war es vielleicht der einzige Weg, den er gesehen hat, seine Ehre wieder herzustellen. In unseren Augen mag dieser Weg falsch aussehen, aber... er hat sein Ende selbst gewählt, seine Schande getilgt und das müssen wir akzeptieren." Sie macht eine hilflose kleine Geste und läßt die warmen Finger der Elbin los. Eine wirre Silberlocke fällt ihr in die Stirn und sie pustet sie von ihrer Nasenspitze. "Wie auch immer, du darfst dir keine Vorwürfe deswegen machen, Arwen. Niemand von uns sollte das tun. Ich glaube wirklich nicht, daß irgendjemand von uns ihm irgendwie hätte helfen können." Eine Weile schweigen sie beide, bis Arwen schließlich auf den wahren Grund ihres Besuches zu sprechen kommt. Die Elbin berichtet ihr von den Überlebenden eines Dorfes im westlichen Grenzland, die hier in der Stadt im Anukistempel eine Zuflucht gefunden hätten, und sie muß zugeben, davon nur durch Gerüchte auf dem Markt gehört zu haben. Als Arwen jedoch von dem Mädchen spricht und davon, daß sie ihr möglicherweise helfen könnte, ist Calyra vollkommen entgeistert. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer solchen Bitte. "Meine Stimme?" Wiederholt sie und starrt entgeistert in Arwens große, schöne Augen. "Wa-was? Aber ich bin keine Heilerin und ich habe keine Ahnung, wie man Menschen, die nicht bei sich sind, helfen kann und ich wüßte gar nicht, was ich singen soll und oh... Arwen, bitte, versteh mich nicht falsch, ich möchte gern helfen. Ich wünschte mir, ich könnte es, aber ich... ich," sie zuckt mit den Schultern. "Ich kann doch nur singen. Und wenn... und wenn ich singe und..." Nervös und völlig überrumpelt schiebt sie ihren halb geleerten Becher hin und her. "Du  weißt, was in den Tunneln geschehen ist." Was immer geschehen könnte, wenn ich... "Was, wenn ich singe und im Anukistempel fallen... nun ja, fallen auf einmal die Steine aus der Decke oder... oder die Götterstatuen kippen um oder der Boden bekommt einen Sprung und..." Selbst in ihren Ohren hören sich diese Worte geradezu vermessen an, aber sie hat diese Bedenken wirklich, doch zu ihrer völligen Verblüffung bricht der blauhaarige Elb bei ihren letzten Worten in Lachen aus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 07. Feb. 2004, 22:52 Uhr

Über Nadirs Anspielungen auf die mißbilligende Ablehnung Thrandars ihm gegenüber hört Arwen hinweg, zumindest versucht sie es. Auch wenn sie sich bei dem Wort >Sauertopf< an den Morgn erinnert, als Thrandar ihr die Nacht im Schutz von Nadirs Amen am Fuß der Anukisstatue vorgworfen hatte. Du hattest Recht, Nadir, Thrandar hatte und hat keine Ahnung, was eine Nacht in deinen Armen bedeutet... aber die hatte ich damals auch nicht. Leise Röte färbt ihre Wangen bei dem Gedanken, dass sie unterdessen sehr wohl weiß, was eine Nacht in seinen Armen bedeutet - und keine einzige davon missen möchte. Dieser Zwist zwischen den beiden Männern ist wie Nadir schon sagt eine persönliche Sache; sie kann höchstens versuchen zu beschwichtigen wenn es zu sehr eskalieren sollte. Aber sie muss sich eingestehen, dass auch sie diese Ablehnung und die Unterstellungen treffen und und sie darunter leidet, dass sie es mehr als leid ist, sich für ihre Liebe rechtfertigen und verteidigen zu müssen.

"Heiler sind dort im Tempel genug, mehr als genug, aber hier kann kein Heiler mehr helfen, Calyra. Auch die Mächte die mir gegeben sind, reichen nicht, um den Geist des Mädchens noch zu erreichen oder zurückzurufen." Sie nimmt einen Schluck von der Mandelmilch, spürt dem Geschmack und der Sanftheit hinterher, ehe sie weiterspricht. "Ich weiß, was geschieht, wenn du singst Calyra, ich habe es mehr als einmal erlebt... und es ist weit mehr, als nur singen, das weißt du," ihr Lächeln, das bei Nadirs Worten über den Tempelvorsteher traurig geworden ist, vertieft sich und wird weicher. "Ich habe erlebt, wie du Caewlin mit deiner Stimme aus dem Bann der Würmer befreit hast, wie du uns alle mit deinem Gesang vor den Angriffen der Dämonen auf unseren Geist geschützt hast, zu was du und deine Stimme fähig sind... Der Tempel ist heiliger Boden, dort wird nichts von dem geschehen, was du befürchtest, wenn deine Stimme ihre Macht entfaltet. Da bin ich sicher. Da unten, in den Kanälen, die Höhlen waren besudelt und dem Leben entweiht durch die Würmer." Ihre Augen und die der Bardin treffen sich, geteilte Erinnerungen spiegeln sich in ihnen wieder. "Wie haben schon einmal unsere Kräfte vereint, um den Felsen Halt zu geben, die deiner Stimme nicht wiederstehen konnten. Und diesmal werden wir im Tempel meiner Göttin sein... " wo meine Macht um vieles stärker sein wird "...weder die Statuen noch die Mauern des Tempels werden bersten." Und der Boden wird sich auch nicht öffnen um Thrandar zu verschlucken... "Bitte, Calyra, deine Stimme ist vielleicht das einzige, was noch zu diesem Mädchen vordringen und sie zurückrufen kann."

"Und was Thrandar angeht, den Tempelvorsteher... er scheint sich entschlossen zu haben, in Falcon sowas wie einen Heiligen zu sehen, und uns die Feuer der Verdammnis an den Hals zu wünschen." Sie hat die Worte Calyras vorhin verstanden, auch das, was zwischen den Worten gelegen hatte und was ihre eigenen unausgesprochenen Worte umfasst hatte. Es gibt für sie keinen Grund vor der jungen Frau zu verheimlichen, was zwischen ihr und Nadir besteht.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 08. Feb. 2004, 13:22 Uhr
Das Lächeln des Elben ist so ansteckend, daß sich ihre Mundwinkel wie von selbst verziehen, auch wenn sie kein Wort von seiner Erklärung versteht - und seltsamerweise wirkt sein elbisches Gesicht plötzlich nicht mehr so fremd und andersartig.
Sie lauscht Arwen schweigend und weiß, daß die Elbin vermutlich recht hat. Dennoch ruft sie Erinnerungen mit ihren Worten wach, die sie fast noch mehr zweifeln lassen. Ja, es ist wahr. Meine Stimme ist mächtig. Aber diese Macht macht mir Angst und manchmal fürchte ich mich, auch nur zu versuchen, sie zu beherrschen. Trotzdem... ich habe von dem Kelch gekostet, ich weiß, wie süß er schmeckt. Aber ich bin nicht Caewlin. Ich wüßte nichts, mit der Macht anzufangen, wäre sie einmal mein und das macht mir Angst. Was, wenn ihr Geschmack so süß ist, daß ich immer mehr davon will? Sie schweigt, leert ihren Kelch und hört Arwens Worte immer wieder: "Bitte, Calyra, deine Stimme ist vielleicht das einzige, was noch zu diesem Mädchen vordringen und sie zurückrufen kann."
"Also gut. Ich... kann es ja versuchen," meint sie schließlich leise und will schon nach Pyp rufen, daß er ihr Halbmond sattelt läßt, als Arwen Thrandar erwähnt. Ihre Nase kräuselt sich amüsiert. "Falcon hat doch immer versucht, ein Heiliger zu sein," fast hätte sie gekichert, beißt sich aber gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Sie weiß wirklich nicht, welcher Dämon sie reitet, als sie in Gedanken hinzufügt: Aber welche Frau will schon einen Heiligen in ihrem Bett? Mit flammendroten Wangen steht sie auf und murmelt etwas von "brauche nur einen Augenblick" und verschwindet über die Treppe nach oben.
Sie kleidet sich rasch um, flicht ihr Haar zu einem Zopf, packt ihre Bodhran ein, nimmt ihre Geldkatze und den pelzgefütterten Winterumhang mit sich und ist wenige Minuten später wieder bei Arwen und Nadir Shunjalir. Brynden schläft und würde mit ein wenig Glück noch zwei Stunden schlafen - und selbst wenn er aufwachte, sie kann ihn getrost in Dallas Obhut lassen. "Dalla, schick Pyp, er soll mir  Halbmond satteln," wendet sie sich an ihre Mogbarmagd und ruft dann Akira zu sich. Sie legt den Umhang an, verstaut die Trommel in einem bestickten Lederbeutel und lächelt Arwen zu, die mit Nadir zu ihr getreten ist. "Ich könnte ja der Bär und die Jungfrau hehr" singen. Oder "Sieben Maiden in einem Quell". Das sollte genügen, um Thrandar kalten Schweiß auf die Stirn zu bringen," flüstert sie und beißt sich amüsiert auf die Lippen.
Es dauert nicht lange, bis Pyp ihr die silbergraue Stute bringt und sie sich begleitet von einer hechelnden Bluthündin alle in der Winterkälte auf zum Anukistempel machen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 11. Feb. 2004, 22:19 Uhr
Der Weg durch die verschneiten Straßen Talyras vom Tempelbezirk mit seinen stillen kleinen Wäldern zum Seeviertel ist nicht weit, auch wenn sie am Gewirr der Tausendwinkelgassen vorüber müssen. Der Tag neigt sich dem Ende zu und Calyra fühlt sich erschöpft, ausgelaugt und innerlich so leer wie stets, wenn sie die Macht ihrer Stimme entfalten mußte - und Caewlin, der sie gehalten und berührt hätte, ist nicht hier. Arwen hatte ihr vor dem Tempel noch einmal gedankt - und sie hatte leise und verschwörerisch und mit dem Stachel sanfter Bosheit in der Stimme geantwortet: "Oh, für Thrandar hätte ich ein anderes Lied singen müssen." Dann hatte sie Halbmond die Zügel über die Kruppe geworfen, die Bodhran wieder in den Lederbeutel gepackt und war von Nadir Shunjalir in den Sattel gehoben worden. Sie war mit Akira neben sich vorausgeritten, die beiden Elben hinter ihr - und sie hatte sich nicht umsehen müssen, um zu wissen, wie nahe sie sich waren. Nadir hatte Arwen in seinen Armen gehalten, als sie mit dem Geist des Mädchens aus der Schattenwelt zurückgekehrt war und seitdem nicht mehr losgelassen... und sie ist sogar froh darum, daß sie die beiden Elben nicht sehen kann. Ihre Nähe vor Augen hätte ihre eigene Einsamkeit ins Unendliche wachsen lassen und die Sehnsucht nach Caewlin wäre unerträglich geworden. Das war sie schon jetzt. Ihr Zuhause liegt ganz im Norden des Seeviertels mit seinen prächtigen, alten Anwesen, den Alleen und parkähnlichen Gärten, das von Arwen hingegen ganz in dessen Süden und am Tor wird sie bereits von einem der Knechte mit einer Laterne erwartet. Sie verabschiedet sich von Arwen und Nadir Shunjalir und läd die beiden Elben ein, sie jederzeit zu besuchen. "Arwen, Nadir...ihr seid immer willkommen." Man öffnet ihr die Mannpforte und nimmt ihr Halbmond ab, während sie den beiden Elben nachsieht, die in der Winterdunkelheit davonreiten und dann Akira zum Haus hinauf folgt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Rhordri am 01. März 2004, 08:22 Uhr
Auch im Seehaus, dem Anwesen des Sturmlords, landet der Botenjunge der Steinfaust prompt in der Küche. Er übergibt seine Botschaft von Rhordri, dem Kastellan der Steinfaust, an die Herrin von Sturmende einer resoluten Mogbarfrau, die sich als Oberste  Magd vorstellt und landet genau da, wo er hinwollte - in der Küche. Das Leben eines Botenjungen mag zwar mit Rennerei verbunden sein, aber wenigstens bekam man fast überall etwas in den Magen und einen kleinen Botenlohn obendrein, auch hier ist es nicht anders: um ein deftiges zweites Frühstück und ein paar Kupferlinge reicher, verläßt der Botenjunge das Seehaus eine halbe Stunde später wieder, um zur Steinfaust zurückzukehren. Auch die Nachricht, die dieser Junge überbacht hatte, berichtet von der baldigen Heimkehr des Heeres, von der Genesung des Lord Commanders und enthält die Bitte, die Lady Sturmende möge doch, sobald von den Wächtern auf den Mauern die Rückkehr der Soldaten verkündet würde, zur Steinfaust kommen. Ein paar Tintenkratzfüße Rhordris beenden die Botschaft und das Siegel der Steinfaust - eine geballte Faust - verschließt das ganze.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 01. März 2004, 21:33 Uhr
Nocheinmal ist der Winter mit Macht nach Talyra zurückgekehrt - auch wenn seine Kraft in Wahrheit längst gebrochen ist. Frühling ist in der Luft zu schmecken, im warmen Ostwind, der mit jedem Tag kräftiger über den Ildorel heranweht. Im Garten ihres Anwesens blühen die Schneeglöckchen in dichten grün-weißen Kissen auf den verschneiten Beeten, und die ersten Frühlingsblumen bilden bereits grüne Triebe. Seit sie mit Arwen und dem blauhaarigen Elben im Anukistempel gewesen war, war Calyra so unruhig wie eine Katze im Käfig geworden. Vom Heerbann war keine einzige weitere Nachricht eingetroffen, und obwohl sie noch zweimal bei Borgil gewesen war, hatte sie nicht die geringste Neuigkeit erfahren - bis an diesem Morgen endlich ein Botenjunge der Steinfaust mit der erlösenden Botschaft gekommen war: Die Stadtgarde war auf dem Rückweg. Caewlin würde nach Hause kommen. Bald.
Aber wann? In der Nachricht des Kastellans - sie versucht sich an das Gesicht des Mannes zu erinnern, aber sie hat ihn nur einmal gesehen und ist sich nicht sicher - hatte nur gestanden, daß sie doch bitte in die Steinfaust kommen möge, sobald die Wächter auf den Mauern die Ankuft des Heeres verkünden würden. Kein Wort davon, wann das vermutlich sein würde.  Ach Götter, ich halte das Warten nicht mehr aus! Sagt sie sich in Gedanken, wie bestimmt hundert Mal am Tag, seit Caewlin aufgebrochen war. Und in den endlosen Stunden ihrer einsamen Nächte hatte sie sich geschworen: nie wieder! Nie wieder würde sie irgendwo zurückbleiben, während er weit fort von ihr kämpfte, verwundet werden oder den Tod finden könnte. Nie wieder! Nicht ein und nicht ein Dutzend Kinder könnten sie mehr dazu bringen, nicht einmal ein Säugling an der Brust. Ihre Unruhe und ihre Rastlosigkeit hatten das gesamte Gesinde angesteckt, einzig Brynden war nicht aus der Ruhe zu bringen gewesen - was vor allem an Dallas Unerschütterlichkeit gelegen hatte, nicht an ihrer Geduld. Sie hatte wirklich versucht, sich nach besten Kräften abzulenken: sie hatte unermüdlich gesponnen, gewebt und gestickt, sie hatte sich viel mit ihrem Sohn beschäftigt und jeden Tag stundenlange Spaziergänge mit der Bluthündin unternommen. Sie war ausgeritten, in die Stadt gegangen, hatte die täglichen Arbeiten überwacht und die Bücher geführt. Und dennoch war jeder Tag quälend langsam wie ein ganzes Jahr vergangen und obwohl sie hier ihre Mägde und Knechte und Pyp hatte, und ihren Sohn - das Haus war ohne Caewlin nicht ihr Zuhause. Sie liest die Botschaft des Kastellans der Stadtgarde noch einmal und reckt dann ihr Kinn. Zum Kuckuck mit der Warterei! Sie geht in die Küche, wo sie ihre Oberste Magd mit ihrem Sohn beim Frühstück findet.
"Dalla! Richte mir ein Kleid her. Das Dunkelbraune mit den Flußperlen." Das Gewand war schlicht und warm, ein Reitkleid mit weitgeschnittenem Rock, aber nicht zu fein. Seine einzige Verzierung waren die Stickereien aus winzigen, ungleichmässigen Perlen auf dem Mieder. "Ich gehe zur Steinfaust und warte dort, ich ertrage es keinen Augenblick länger hier. Vielleicht kommen sie ja heute noch, oder heute nacht... wieder. Schick Pyp, er soll mir Halbmond satteln."
Sie flicht ihr Haar zu einem Zopf und steckt ihn mit langen Haarnadeln im Nacken auf und kleidet sich um. Ein paar widerspenstige Locken - wenn man höflich war, könnte man sie als wirr bezeichnen - lösen sich sofort wieder und ringeln sich um ihr Gesicht. Keine Stunde später hat sie das Seehaus auf Halbmond, Akira wie immer an ihrer Seite, verlassen, und ist auf dem Weg zur Festung der Stadtwache.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 10. März 2004, 22:23 Uhr
Der Weg von der Steinfaust ins Seeviertel, wirklich keine Ewigkeit, war für Caewlin die reinste Hölle. Er hatte Cal vor sich in den Sattel des Grauen gesetzt, weil er sie nicht für einen Moment aus seinen Armen  hatte lassen wollen und nicht bedacht, was die Nähe ihres weichen, warmen Körpers so dicht an seinem nach all der Zeit der Trennung für Auswirkungen haben würde.
Das Haus war warm, dunkel und still und vor ihnen aus der Dunkelheit aufgetaucht wie ein lang vermißter, alter Freund. Ein müde blinzelnder Pyp hatte ihnen den Grauen und Halbmond, die sie am Handzügel  geführt hatten, abgenommen und in den Stall hinaufgebracht, die Knechte hatten das Tor wieder verriegelt, und dann war im vertrauten Bienenwachs- und Blumenduft seines Heims eine Schar schnatternden  Mogbargesindes, zur Hälfte bereits im Nachtgewand, über sie hergefallen. Cal hatte sie alle davongescheucht und ihnen versprochen, sie würden Morgen  zu hören bekommen, was es zu hören gab, aber jetzt  sollten sie zur Ruhe gehen - und dann hatte er sie wortlos in den Arm genommen und nach oben gebracht. Heute war er nicht mehr an Essen oder einem heißen Bad interessiert, so verlockend es auch war.

Jetzt steht er vor dem Bett seines Sohnes und sieht auf den schlafenden, kleinen Körper hinab. Die Wiege ist verschwunden - vermutlich war er dafür längst zu groß. Caewlin hatte Umhang, Schwertgurt und Stiefel abgelegt und dann als erstes nach Brynden sehen wollen, also war er in sein Zimmer hinüber gegangen, so leise und vorsichtig wie eine schleichende Katze, um ihn nicht zu wecken. Calyra kommt nur wenig später zu ihm, legt ihm den Arm um die Hüften und lehnt sich an ihn und  eine Weile beobachten sie ihren Sohn gemeinsam im Schlaf. "Er ist gewachsen," flüstert er. "Und sein Haar ist lang geworden. Du hast es nicht geschnitten." Sie schüttelt sacht den Kopf und er spürt ihre weichen Silberlocken über seinen Arm streifen. Das Mondlicht versilbert auch die schulterlangen Haare seines Sohnes und taucht das kleine Gesicht in helles, kühles Licht. Caewlin kann die langen Wimpern  sehen, die weiche, noch kindliche Rundung der Wangen, die vielen, kleinen Veränderungen, seitdem er auf diesen Feldzug geritten war - und ist verblüfft von der Ähnlichkeit zu seinem eigenen Gesicht. Calyra  hatte schon immer gesagt, Brynden sähe aus wie er, doch ihm kommt es jetzt viel auffälliger vor, als noch vor vier Monden. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, weil ich ihn so lange nicht gesehen habe.  Vier Monde... Götter... ich habe zuviel wichtiges versäumt. Von seinem Sohn wandert sein Blick zu seiner Frau. Er dreht sie in seinen Armen, so daß sie vor ihm steht und zieht sie fest an sich. "Du mußt mir  alles von ihm erzählen, Cal," wispert er rauh. "Ich will alles wissen, aber...," seine Finger schließen sich um ihren Nacken und er hebt sie hoch, um sie zu küssen, "aber später." Ihr zitterndes, lautloses Lachen vibriert an seinem Mund, als er mit ihr in seinen Armen aus Bryndens Zimmer zurück in ihr Schlafgemach hinüberstolpert -  und dann kümmert er sich nicht mehr darum, leise zu sein. "Cal, ich brauche dich. Ich brauche dich jetzt und ich kann nicht... nicht... sanft sein." Ihre Hand legt sich zart wie ein Vogelflügel auf seine Wange, bedeckt die lange Narbe mit ihrer Weichheit und löscht jeden anderen Gedanken aus.

Er drängt sie zum Bett, hält sich nicht erst mit Schnürbändern, Haken und Ösen auf, sondern reißt ihr Gewand auf und wirft es achtlos zu Boden, ebenso wie seine eigenen Kleider und dann landen sie beide  zwischen kühlen Leinenkissen, weichen Pelzdecken und glatten Kammgarnlaken. Sie ist nur Körper für ihn: die kostbare Härte und Beweglichkeit zarter und doch so fester Knochen und darüber die Wärme und Gewißheit lebendiger Haut, die ihm allein gehört, die sich ihm öffnet und schenkt, die ihn aufnimmt und ihn sich verlieren läßt - und ihm nach all dem Sterben und Schlachten unter dem Schatten grünschwarzer Türme endlich Heilung und Vergessen gibt. Er verliert seine Grenzen und löst sich auf, jeder bewußte Gedanke meilenweit fort, nicht mehr als eine schwache Erinnerung im Chaos der Empfindungen. Es dauert  lange, bis sein Atem sich beruhigt und er weiß, daß ihm nicht gerade das Rückgrat entfernt wurde. Knochenlos leicht und gleichzeitig bleischwer liegt er in schuldigen Frieden gehüllt bei ihr, zieht die Decken um  sie beide und hält sie fest. Er spürt ihren Atem warm an seinem Ohr, aber er kann sich beim besten Willen nicht bewegen. "Cal," brummt er irgendwann schläfrig, "spürst du mein Herz?" Er hört ihr leises, halb ersticktes Lachen an seiner Wange und öffnet blinzelnd ein Auge. "Sag mir, wenn es aufhört zu schlagen." Ihre kleine Nase bohrt sich in seine Schulter, als sie atemlos kichert und er rollt zur Seite, ohne sie loszulassen. "Erzähl mir von Brynden, mein Herz. Erzähl mir alles, jede Kleinigkeit, damit ich ihn vor mir sehe und weiß, was ich alles verpasst habe - und mich noch schlechter deswegen fühle."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 12. März 2004, 21:49 Uhr
Sie kichert immer noch, als sie ihren Kopf an seine Schulter legt und endlich wieder atmen kann, dann stützt sie sich auf einen Ellenbogen und sieht ihn an. In der Dunkelheit ihres Schlafgemaches kann sie nur die Linie von Stirn und Wangen im schwachen Mondlicht erkennen, aber sie kann spüren, wie er sie ansieht. Ihn so mit Verlangen nach sich erfüllen zu können, ist ein berauschendes Gefühl, aber dennoch ist sie hilflos unter seinem Gewicht und dem Gewicht ihrer Liebe für ihn. Es ist erschreckend und erregend zugleich, so vereinnahmt, so eingenommen zu werden, und gleichzeitig fühlt sie sich auf eine schwer zu beschreibende Art vollkommen unverwundbar. "Du wirst es überleben," verkündet sie schließlich und klingt wie eine Autorität, was sie beide zum Lachen bringt. >Beschreib ihn mir, damit ich ihn vor mir sehe...<
"Brynden... er hat jetzt Zähne, also sieh dich vor, wenn er dich morgen beißt," lächelt sie. "Er beißt alles und jeden. Dalla sagt, das komme vom Zahnen, aber ich glaube mittlerweile, er macht es aus reiner Bosheit, der kleine Mistkäfer." Trotz der harschen Worte ist ihre Stimme weich vor Zärtlichkeit, als sie von ihrem Sohn spricht. "Weißt du noch, als du sagtest, sein erstes Wort wäre bestimmt Akira?" Er nickt und sie lächelt. "Du hast dich geirrt. Sein erstes Wort war sein eigener Name, "Bryn", " sie lacht bei der Erinnerung daran, wie er sich selbst im Spiegel entdeckt und seinen Namen verkündet hatte. "Ich mußte bitten und betteln, bis er sich dazu herabgelassen hat, "Mama" zu sagen. Inzwischen spricht er schon so viele Wörter... und er läuft  längst ohne jede Hilfe. Nichts mehr ist vor ihm sicher. Er kann alle Türen aufmachen. Man kann ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, ohne daß er einem entkommt, aber wenigstens passt Akira auf ihn auf und läßt ihn meistens nicht weit kommen.... und Caewlin, wenn er manchmal lächelt, dann... dann sieht er aus wie du. Ich meine, er sieht immer aus wie du, aber er hat auch dein Lächeln. Dieses halbe Lächeln, das nur du kannst." Sie schmiegt sich eng an ihn, schließt die Augen, atmet seinen Geruch tief in sich hinein und spürt seine Arme fest und tröstlich um sich. Sie hört ihn seufzen und kann spüren, daß er in der Dunkelheit an Brynden denkt und für eine Weile überläßt sie ihn seinen Gedanken.

Sie finden kaum Ruhe in dieser Nacht. Zu müde, um länger wachzubleiben und zu aufgewühlt, um wirklich einzuschlafen, liegen sie nebeneinander in der Wärme und Düsternis ihres Bettes und treiben an den Rändern ihres Bewußtseins zwischen Schlafen und Wachen hin und her. Vielleicht habe ich Angst, daß du verschwindest, wenn ich einschlafe, beantwortet sie eine stumme Frage in der Tiefe seiner Augen mit einem Gedanken und legt ihre Finger in die sanfte Mulde zwischen Schlüsselbein und Hals, wo sie seinen Puls unter der Haut spüren kann. "Vielleicht geht es mir genauso," flüstert er zurück und sie lächelt. Es überrascht sie nicht im mindesten, daß er ihre Gedanken so mühelos erkannt hat, denn sie sind sich so nahe, wie sich zwei Menschen nur nahe sein können. In ständiger Berührung, bewegen sie sich im Halbschlaf miteinander wie schweigende Tänzer in Trance, führen einen lautlosen Dialog aus Fleisch und Bewegung und irgendwann liebt er sie noch einmal mit einer wortlosen Sanftheit, die ihr schmerzlich bewußt werden läßt, was für ein erschreckend zärtlicher Mann er eigentlich ist -  und dann liegen sie reglos Seite an Seite in der Dunkelheit und weihen einander in die Geheimnisse des jeweils anderen der vergangenen vier Monde ein. "Du bist nicht verwundet worden in der Schlacht. Dir fehlt nichts." Es ist keine Frage. Sie hatte genug Gelegenheit, seinen nackten Körper zu betrachten und außer ein paar verheilenden Kratzern und dem gelbgrünen Schatten einiger Prellungen ist er unversehrt. Er dreht den Kopf auf den Kissen und berührt ihre Stirn mit einem sanften Kuß. Sie hebt den Kopf und sieht ihn an, sieht in seine Augen und eine Locke rutscht über ihre Schulter und ringelt sich silbern bis auf seine Brust. "Weißt du noch, wie wütend ich war, als du mir gesagt hast, du würdest mit auf diesen Feldzug reiten? Ich dachte erst, es wäre, weil du dich verantwortlich fühlst für... für all das hier. Für Talyra und die Menschen hier und auch für uns, für mich und Brynden." Er nickt langsam, aber er sieht sie aufmerksam an. "Das stimmt auch, aber das war es nicht nur, nicht wahr? Ich kenne dich, Caewlin. Und weil ich dich kenne, liebe ich dich. Du hast es gebraucht." Sie bettet ihren Kopf wieder an seine Schulter und schließt die Augen, während der Mond im Ildorel versinkt und graues Licht im Osten die nahende Dämmerung ankündigt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 15. März 2004, 23:45 Uhr
Eine ganze Weile betrachtet er ihren silbrigen Kopf, die glatte Stirn und ihre Nasenspitze - alles, was er von ihrem Gesicht an seiner Schulter sehen kann. Ihren schlanken Arm, der quer über seiner Brust liegt, die Haut seltsam schimmernd im schwachen Licht der beginnenden Dämmerung. Wenn er die Augen schließt und einatmet, hat er den schwachen Geruch von Wildrosen im Sommer in der Nase. Als er schließlich spricht, weiß er nicht, ob sie noch wach ist oder bereits schläft, aber seine Stimme ist ohnehin so leise, daß sie kaum zu hören ist. >Ich kenne dich, Caewlin. Du hast es gebraucht.< "Ja," flüstert er und weiß, warum sie so klar erkennen kann, was andere überhaupt nicht sehen. Weil sie es ebenso fühlt wie ich. "Du kennst mich, Cal. Das tust du wirklich. Bei dir muß ich nichts erklären und nicht lügen. Ich muß nichts vorgeben, was nicht da ist und niemand sein, der ich nicht bin." Er hört sie tief einatmen und legt seine Hand auf ihre, aber sie sagt nichts. Ihre schmalen Finger verschwinden völlig unter seinen. Sie ist so klein und leicht wie ein Vögelchen, daß er mühelos zerdrücken könnte. "Du wußtest immer, wer ich bin und doch hattest du nie Angst vor mir. Du bist nie vor mir zurückgeschreckt... nicht einmal als ich dich damals aus den Tausendwinkelgassen in die Harfe zurück brachte. Selbst in jener Nacht nicht, in unserer ersten Nacht... obwohl du jedes Recht gehabt hättest, Angst zu haben... du hattest keine."  Bis auf das Knistern des Feuers, das Seufzen des Windes in den Dachgiebeln und das Kratzen der Rosenranken über das Geländer der Laube vor ihrem Schlafgemach, ist es im ganzen Haus noch still.
"Ich hätte nie gedacht," murmelt er leise in die schwarze Nacht, die stets am dunkelsten kurz vor der Dämmerung ist, "ich hätte nie gedacht, daß ich je für irgendeine Frau mehr empfinden könnte, als die leere Lust einer Nacht, Cal, die im Morgengrauen nur noch nach Asche schmeckt. Bis ich dich getroffen habe. Du warst so klein und zart, daß ich dich wie ein Katzenjunges unter meinem Hemd tragen wollte, und doch hast du mich herausgefordert." Und besiegt. Sie sagt nichts, aber sie drückt sich im Halbschlaf an ihn und er schließt die Augen, nimmt ihr Lächeln und ihre Augen mit in seine Träume und ist im nächsten Augenblick eingeschlafen.
Wer einmal eine Zeit lang in einem Heerlager und im Krieg verbracht hat, hat die Fähigkeit entwickelt, aus dem Tiefschlaf heraus sofort hellwach zu sein - und so erwacht er auch jetzt. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel und er nimmt für einen flüchtigen Herzschlag lang verwirrt die weichen Decken und das glatte Leinen unter sich wahr, ehe er begreift, daß er zu Hause in seinem eigenen Bett liegt und nicht mehr auf einer zu kurzen und zu schmalen Feldpritsche oder auf einem raschelnden Strohlager. Calyra liegt nicht mehr neben ihm, das spürt er, obwohl er den warmen Geruch ihres Körpers noch wahrnehmen kann und den leisen Duft von Wildrosen, der sie stets umgibt. Sie kann noch nicht lange auf sein. Er setzt sich auf und wühlt sich aus den Decken, wäscht sich dann mit eiskaltem Wasser am Waschtisch und kleidet sich an. Es muß schon früher nachmittag sein, dem Sonnenstand nach zu urteilen, und sein Magen knurrt vernehmlich - außerdem braucht er dringend ein heißes Bad.
Er findet seine Frau und seinen Sohn in der Küche. Calyra geht mit der Köchin am Tisch die Einkaufs- und Abrechnungslisten für diesen Mond durch und Brynden spielt mit bunt bemalten Bauklötzen auf dem Boden, als er hereinkommt und erstarrt. "Brynden."
Calyra schenkt ihm ein Lächeln nur für ihn allein, die dicke Köchin strahlt. Sein Sohn hebt den Kopf und mustert ihn einen Moment lang mißtrauisch aus sehr hellen Augen, grünblau wie Saphire. Dann steht er auf, tapst zu seiner Mutter und versteckt sich hinter Calyras Röcken. "Er kennt mich nicht mehr."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 16. März 2004, 00:00 Uhr
"Natürlich kennt er dich," erwidert sie weich. "Du mußt ihm ein wenig Zeit geben, Caewlin. Er hat dich seit vier Monden nicht mehr gesehen." Sie  streicht beruhigend über das silbrige Köpfchen ihres Sohnes, der neugierig an ihrem Knie vorbei auf den Riesen in der Tür starrt, aber ihr Herz zieht  sich bei der leisen Bitterkeit in Caewlins Stimme zusammen. "Was hast du erwartet?" Fragt sie sanft und ohne jeden Vorwurf in der Stimme. "Warte  ein wenig. Setz dich und iß etwas, du mußt hungrig sein. Nach einer halben Stunde hat er dich in Beschlag genommen, du wirst schon sehen."  Caewlin tut, worum sie ihn bittet und setzt sich an den Tisch und Brynden mustert ihn, doch sie spürt, daß er eher neugierig als ängstlich ist. Es ist ein  friedlicher Morgen gewesen, auch wenn sie nicht viel Schlaf bekommen hatte: Brynden hatte die ganze Nacht durchgeschlafen, das Gesinde strahlt  zufrieden, daß Caewlin wieder zu Hause und sie nicht mehr unausstehlich ist, die Köchin hatte frisches Brot gebacken, der Tag ist frühlingshaft warm  und auf dem Herd köchelt Fleischeintopf und Gewürzschinken. Im ganzen Haus hatte eine Atmosphäre zufriedener Behaglichkeit geherrscht - bis zu  diesem Augenblick und dem nadelfeinen Schmerz, den er in sich birgt. Sie befreit Bryndens Fingerchen vorsichtig von ihren Rockfalten, bringt  Caewlin eine Schüssel Eintopf und einen halben Laib frisches Brot und beugt sich über seine Schulter, um es vor ihn auf den Tisch zu stellen. Die  Augen ihres Sohnes folgen ihr aufmerksam aus der sicheren Entfernung der Anrichte auf der anderen Seite der Küche, während die Köchin  geräuschvoll durch die Vorratskammern klappert, aber es dauert nicht lange, bis er beginnt, sich näher heranzuwagen. Caewlin wendet den Kopf,  ein verstohlenes Lächeln um den Mund, fängt ihre Hand ein und küßt sie sacht, bevor er sich seinem Eintopf zuwendet - und seinen Sohn mit keinem  weiteren Blick mehr beachtet. Er hat noch keine fünf Löffel gegessen, als Brynden ihn erreicht und aus großen Augen zu ihm hochsieht. Fünf weitere  Löffel später, sitzt Brynden sicher auf Caewlins Schoß, und sie teilen sich Eintopf und Brot in friedlicher Eintracht. Sie tritt zu ihnen und legt Caewlin  die Hand in den Nacken unter das dichte, seidiglange Haar. "Von Arwen war ein Bote da heute vormittag," meint sie leise und lehnt sich sacht an  ihn. "Wegen Falcon. Die Bestattung ist morgen." Als er fragt, wie es Arwen gehe und wie sie die Nachricht  vom Tod des Templers aufgenommen habe, setzt sie sich seufzend zu ihm. Die Schüssel ist mittlerweile leer und Caewlin hat Brynden den Löffel  überlassen - jetzt kann er nicht mehr allzuviel Unheil damit anrichten. "Caewlin..." von Nadir Silberklinge hatte sie ihm noch nicht erzählt. "Sie war natürlich betroffen. Und ich glaube, sie trauert auch, aber... Arwen  hat... Arwen ist... du weißt doch, daß sie die Ehe nach Wegesend hat auflösen lassen. Da ist, also hm... weißt du, sie ist mit jemandem zusammen."  Schließt sie lahm. Caewlin sieht sie an, hebt spöttelnd eine Augenbraue und fragt mit großen Augen, ob sie ihm tatsächlich gerade erzählt hatte, daß Arwen , die Arwen, ihre Arwen, die sie kennen, einen Geliebten habe. "Nun ja... ja. Hat sie. Und ich habe sie bestimmt noch nie so glücklich gesehen, Caewlin. Sie... hat sich verändert."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 23. März 2004, 21:05 Uhr
Als Caewlin erwacht, hat der Himmel die Farbe frischer Austern, feucht und perlgrau. Eingehüllt in den Luxus eines weichen, sauberen und vor allem genügend großen Bettes, betäubt vor Erschöpfung und träge vor Liebe hatte er geschlafen wie ein Stein. Irgendwann im die Zeit der anbrechenden Dämmerung war Brynden zu ihnen ins Bett gekrochen, tapsig wie ein Welpe und hatte sich im Halbschlaf an seiner Seite zusammengerollt. Jetzt liegt er still und genießt das Gefühl des kleinen, schweren Körpers in seinem Arm. Sein Sohn schläft mit der Hingabe völligen Vertrauens, der kleine Mund halb geöffnet, die Fingerchen fest in Caewlins großer Hand. An seiner anderen Schulter ruht Calyras silbriger Kopf und das vertraute, süße Gewicht ihres Körpers. Sie sind beide hier, beide lebendig und warm und beide, den Göttern sei Dank, sein.

Das Feuer war im Lauf der Nacht heruntergebrannt, und die Luft in ihrem Schlafgemach ist kühl und riecht nach Asche. Calyra hebt den Kopf, als er sich sacht bewegt, blinzelt wie ein verschlafenes Kätzchen und murmelt etwas, doch er zieht sie wieder an sich. "Bleib noch liegen mein Herz. Es dämmert noch nicht...nicht wirklich."  Sie gibt einen fragenden, kleinen Ton von sich, wirft Brynden einen kurzen, lächelnden Blick zu und kuschelt sich dann wieder an ihn. Sie verfallen beide in friedlichen Halbschlaf und schmiegen sich im warmen Nest ihres Bettes aneinander, während der Himmel mit jedem Augenblick heller und fahler wird und die ersten Vogelstimmen im Garten erwachen. Auch das Haus erwacht - unten erklingt das erste Tappen emsiger Mogbarfüße. Die Kamine werden neu angefacht und Türen gehen, gefolgt von Stimmengemurmel geflüsterter Morgengrüße und dem husten der Knechte, die sich aus dem Gesindetrakt  zum Morgenmahl in der Küche einfinden. Auch sie müssen eigentlich aufstehen- sie müssen zum Anukistempel und zur Bestattungszeremonie des Templers - doch weder Calyra noch er selbst regen sich, um irgendeinen Schritt in diese Richtung zu unternehmen. Er will die Geborgenheit seines eigenen Bettes und die Wärme der Frau darin nicht verlassen, ebensowenig wie er Brynden allein lassen will. Sie seufzt, nun vollends erwacht, und er spürt ihren warmen Atem an seiner Schulter.

"Ja, ich weiß," brummt er und wühlt sich mißmutig aus den Decken. Brynden protestiert, als er durch das Aufstehen seines Vaters zum größten Teil der kalten Luft ausgesetzt wird, aber er wacht nicht auf und Calyra packt ihn schnell wieder in Wärme. Sie stehen auf, nehmen ein eiliges Morgenmahl zu sich und kleiden sich dann für die Beerdigung um. Er weiß zwar ein wenig von elbischen Sitten, aber er besitzt bis auf ein paar ungebleichte Hemden nicht ein weißes Kleidungsstück - es würde genügen müssen, wenn Calyra Trauerweiß trägt. Er hatte sein Kettenhemd, Halsberge und Armschienen angelegt - was immer er manchmal von Falcon gedacht hatte, es war ein Templer, den man heute zu Grabe tragen würde - und darüber den schwarzen Surcot mit dem aufgestickten, knurrenden Bluthund in Bernstein, Bronze- und Goldfäden. Cal ist erst halb angekleidet, als er den Waffengurt mit den beiden Jagddolchen umlegt und verknotet, und müht sich ungeduldig mit ihren Schnürbändern. Dalla hatte Brynden, der kurz nach ihnen aufgestanden war, mit hinunter genommen, damit er Frühstück bekäme und eines der Mädchen hatte ihr geholfen, das Korsett zu schnüren, aber nun ist sie allein. Er tritt hinter sie und ihre Blicke treffen sich in dem matten Glas des hohen Bronzespiegels.

"Du stillst nicht mehr. Cal, wir müssen aufhören, das Lager zu teilen, wenn du nicht mehr stillst. Du kannst nicht schon wieder schwanger werden." Sie sieht ihn an, ignoriert seinen ernsten Ton und hebt halb fragend, halb belustigt eine Braue. "Ich weiß," knurrt er, gleichzeitig zerknirscht, weil ihn das weder gestern noch in der vergangenen Nacht gestört hat, und erbost, weil sie seine Frau ist und er sie verdammt in seinem Bett haben will... allerdings weiß er auch genau, daß Schwangerschaft und Kindbett trotz aller Heiler und Magie jedesmal Lebensgefahr für eine Frau bedeuten konnten -  und das letzte, das er will, ist daß sie sich wegen ihm in eine solche Gefahr bringt. Bryndens Geburt war schwer gewesen, auch wenn sie ohne jede Komplikation verlaufen war - er würde diese dreizehn Stunden voller Qual nie vergessen, genauso wenig wie ihre Schreie. Er kann jeden herausfordern, aber das Schicksal und die Götter nicht ... und es wäre vermessen zu glauben, daß sie jedesmal soviel Glück haben würde. "Cal, du weißt ich will Kinder mit..." sein Blick wandert zu ihren silbrigen Locken. Sie trägt sie offen, nur von einem silbernen Reif gehalten und kehrt dann zu ihren Augen im Spiegel zurück. "Mit blauem Haar und blauen Augen." Bei diesen Worten lächeln sie beide. Es ist zwei Jahre her, daß er genau diesen Satz zum ersten Mal zu ihr gesagt hatte - jener Nacht in der Goldenen Harfe. "Aber ich kann nicht von dir verlangen, daß du jedes Jahr mit einem Kind schwanger gehst. Und ich will auch nicht, daß du das leichtfertig auf dich nimmst. Es kann gefährlich sein, Cal, und das weißt du genau."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 24. März 2004, 12:13 Uhr
Im ersten Moment ist sie von seinen Worten verwirrt und senkt den Blick. Flammende Röte breitet sich über ihren Wangen und ihrer Nase aus und sie schließt hastig die Häkchen an ihrem Gewand. >Cal, wir müssen aufhören, das Lager zu teilen, wenn du nicht mehr stillst.< Sie teilt sein Leben und sein Bett seit zwei Jahren und dennoch bringt seine unverblümte Art sie manchmal noch aus der Fassung. Aufhören das Lager zu teilen? Das geht nicht! Ist ihr erster Gedanke voller Schrecken und plötzlich spürt sie ihr Herz klopfen. Meinte er das ernst? In ihrem früheren Leben hatte es für solche Gedanken keinerlei Platz gegeben, allein an einen Mann zu denken, war eine verwerfliche Sünde gewesen und daran, was ein Mann mit einer Frau tun konnte und zu was es führte... Kinder... war unaussprechlich. Aber jetzt... jetzt weiß ich, daß es keine Sünde ist und ich will nicht... nicht... Irgendwie gelingt es ihr, ihre plötzliche Angst und ihre Verwirrung hinunterzuschlucken und sein Spiegelbild neben ihrem Gesicht fragend anzusehen und seine nächsten Worte beruhigen ihr wild flatterndes Inneres. Also liegt es nicht an mir und auch nicht daran, daß er keine Kinder mehr will, er macht sich Sorgen. Um mich. Macht sich Sorgen um mich... Da war Brynden und sie hatte immer geglaubt, Caewlins Liebe zu ihr wäre... nun ja, ein Großteil Dankbarkeit für dieses Kind. Sie hatte ihr vornehmste Pflicht als seine Frau erfüllt und ihm einen Sohn geboren... was nutzte einem Nordlord schon ein unfruchtbares Weib? Nichts. Aber jetzt hört sie seine Worte und sieht die unverhüllte Angst in seinen Augen - und nennt sich eine dumme Gans. "Caewlin..." sie dreht sich zu ihm um und sucht eine Möglichkeit, ihm die Sorgen zu nehmen. "Oh, Caewlin...Ich liebe dich. Du bist ein... ein Dummkopf." Sie blinzelt die Tränen fort, die albernerweise in ihr aufgestiegen waren und nimmt seine Hand in ihre. "Aufhören das Lager zu teilen... hmmpf!" Sie hatte sein schnaubendes Lachen so oft gehört, daß sie es nun mit perfekter Imitation nachahmt  "Was immer die Götter mit dir vorhaben, Caewlin von Sturmende, zum Asketen haben sie dich nicht erschaffen. Und mich... auch nicht. Ich bin ja vielleicht kein Kräuterweib und keine weise Frau, aber selbst ich weiß, daß es... Möglichkeiten gibt. Morgana oder Niniane werden sicher Rat wissen. Und wenn Brynden ein wenig älter ist... dann..." Sie lächelt, entzückt von der Vorstellung noch ein Baby zu haben und läßt seine Hand los. "Himmel, Caewlin, wir müssen uns beeilen! Die Sonne steigt schon über die Mauern... komm." Sie eilen nach unten, verabschieden sich von Brynden, der - vollkommen beschäftigt mit Marmeladenfingern und weißem Brot - kaum einen Blick für sie übrig hat und machen sich dann auf den Weg zum Anukistempel. Die Pferde waren längst gesattelt und warten vor dem Haus auf sie und die Strecke vom Seeviertel in den Tempelhain ist zum Glück nicht weit.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Aurian am 06. Mai 2004, 13:41 Uhr
Auch ihr nächstes Ziel liegt im Seeviertel. Es ist nicht weit von Vinyamar entfernt. Die Sonne hat ihren Zenit bereits seit einiger Zeit überschritten und doch ist die Luft noch angenehm mild. Das würde sich aber ändern, sobald sie hinter den Häusern verschwindet. In den Nächten ist es zumeist doch noch kühl, immerhin ist der Frühling noch jung und die Sonne hat bei weitem noch nicht ihre volle Kraft.

Nach nur wenigen Minuten hat Aurian das  weitläufige Anwesen erreicht. Das Tor in der Mauer ist unversperrt und nach kurzem Zögern tritt sie ein. Ein breiter Weg führt zum Hauptgebäude. Wie auch schon bei ihrer Ankunft in Vinyamar Alalminórë verspürt sie eine leichte Unsicherheit, aber sie ist nicht mehr gar so groß. Aurian atmet tief durch und folgt diesem. An der Tür angelangt,  klopft sie. Hoffentlich ist auch hier jemand da!

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 07. Mai 2004, 23:09 Uhr
Das große Haus am Ende des gepflasterten Weges liegt ruhig und still in der Sonne. Hinter den tiefgesetzten bleigefaßten Buntglasfenstern der hölzernen Erker zu beiden Seiten regt sich nichts, niemand ist zu sehen und nur das Summen hunderter von Honigbienen in den gelben Rosen, die sich die hölzernen Arkaden rund um das Haus erobert haben, ist zu hören. Smaragdeidechsen sonnen sich auf hellen Flußsteinen zwischen Steinwurz, Männertreu und Purpurkissen und die Tür wird nicht geöffnet. Als Caewlin den schmalen Pfad vom Stall herunterkommt - Waffengurt und Morgenstern in der einen und einen zerrissenen Lederzaum in der anderen Hand - und um die östliche Hausecke biegt, wendet sich die junge Frau vor seiner Haustür schon halb wieder zum Gehen. Die Knechte sind alle oben in den Ställen, Pyp mag wer weiß wo sein, die Mägde schwirren in den Vorratskellern herum wie aufgestachelte Hornissen und Cal war mit Brynden und Akira zum Ildorel hinuntergegangen - entweder es war niemand im Haus oder man hatte sie nicht gehört. Caewlin verharrt kurz, geht dann aber  im Schatten der Arkaden auf sie zu. Sie hört seine Stiefeltritte auf den Holzbohlen und dreht sich um. Sein Haar ist zerzaust, seine Wangen sind leicht gerötet, das Wams halb offen und sein Hemd in einem ziemlich desolaten Zustand und außerdem voller Grasflecken - er hatte den ganzen Vormittag mit dem heute besonders übellaunigen Grauen gearbeitet und spürt seine Beine nicht mehr wirklich. Als er die Tür und die junge Frau davor erreicht, korrigiert er seine Alterseinschätzung ein wenig nach unten und läßt was er getragen hat, klirrend neben die Tür fallen. "Zu wem willst du, Mädchen? Hat dir niemand aufgemacht?" Er sieht auf sie hinunter - sie ist kaum eine Handbreit größer als Calyra und geht ihm gerade bist zur Brust - und blickt in schräge Katzenaugen, grün wie Rainfarn. "Wahrscheinlich hat dich keiner gehört, die Mägde sind alle beschäftigt und meine Frowe ist nicht da."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Aurian am 08. Mai 2004, 07:33 Uhr
Bereits einige Zeit ist verstrichen und noch immer öffnet niemand die schwere Tür des Anwesens. Einzig das Zwitschern der Vögel und das Summen der Insekten ist zu hören. Anscheinend keiner zu Hause! Ich werde später noch mal wieder kommen! Sie wendet sich bereits zum Gehen, als sie hinter sich Schritte hört. Erleichtert, ihren Auftrag doch noch erledigen zu können wendet sich das Mädchen um und steht mit einem Mal einem Riesen von Mann gegenüber. Bei seinem Anblick zuckt Aurian zusammen. Zwar ist sie es gewohnt, dass die meisten Leute sie um einiges überragen, aber jemanden, der so groß ist hat sie noch nie gesehen. Selbst Kyle aus dem Dorf, aus dem sie nach Talyra gekommen war, hatte sie nicht um so viel überragt.

Was Aurian aber noch mehr erschreckt als die Größe ihres Gegenübers: Eine markante Narbe zieht sich quer über sein Gesicht und die gesamte Kleidung sieht aus, als würde er direkt aus einer Schlacht kommen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch von dem Waffengurt und dem Morgenstern, den er soeben klirrend zu Boden fallen lässt. Das mulmige Gefühl der Aufregung, das sich beinahe schon gelegt hatte, kehrt in vollem Umfang und noch ein bisschen stärker zurück. Unbewusst hat sie sich wieder an ihren Anhänger geklammert, aber der Beruhigungseffekt ist diesmal nur minimal. bei allen Göttern, wo bin ich hier? Hätte sie nicht einen Auftrag zu erledigen, hätte sie wohl schleunigst das Weite gesucht.

Als ihr Gegenüber sie dann aber anspricht, legt sich ihr Schrecken etwas. Seine Stimme und sein Tonfall sind freundlich und auch in dem Blick, mit dem er sie mustert, liegt keinerlei Feindseligkeit oder ähnliches. Aus seinen Worten schließt sie, dass sie Caewlin, den Herrn von Sturmende, vor sich hat und sie beeilt sich, eine Verbeugung anzudeuten, die aber ob ihrer Unsicherheit etwas steif ausfällt. „Ich grüße Euch. Mein Name ist Aurian. Lady Kizumu schickt mich mit einer Botschaft.“ Schnell fingert sie den Brief aus ihrer Umhängetasche und überreicht ihn Caewlin. Erst jetzt merkt sie, dass ihm die rechte Hand fehlt. Während der Sturmlord die kurze Botschaft -

Liebe Calyra, Caewlin,

bitte seid am Tag des Inariefestes zur zwölften Stunde am Nordstrand. Bringt Brynden mit.
Kizumu

– liest, verharrt Aurian in einer Mischung aus Abwarten und Scheu. Ihre Augen schweifen dabei über das weitläufige Anwesen und bleiben an einem fuchsbraunen Eichkätzchen hängen, das wohl soeben aus dem Winterschlaf erwacht, auf der Suche nach Nahrung über den Rasen huscht. Ein Lächeln spielt bei der Beobachtung des kleinen Tierchens um ihre Lippen. Wie gut hast du es doch! Musst dich nur darum kümmern wo du was zu fressen herkriegst und das ist hier wohl nicht schwer. Ansonsten hast du keine Sorgen und lebst nur im Heute!“  

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 09. Mai 2004, 19:34 Uhr
Als das Mädel von Kizumu spricht, verändert sich Caewlins so ausdrucksloses Gesicht und spiegelt Sorge. "Ist Kizumu in Schwierigkeiten?" Das Botenmädchen - offenbar eines der Steinfaust - schüttelt hastig den Kopf und Caewlin entrollt die kurze Botschaft und überfliegt die Zeilen. Schlau wird er nicht recht daraus. Am Tag des Inarifestes zur zwölften Stunde am Nordstrand? Bringt Brynden mit? Er schüttelt sacht den Kopf. "Noch geheimnisvoller ging es nicht mehr, was?" murmelt er zu sich selbst. Und ausgerechnet das Inarifest... jedermann weiß, worum es an diesem Festtag zu Ehren der Göttin geht. Aber um die Mittagsstunde dann vielleicht doch noch nicht... Was immer der Lord Commander und die Elbin vorhaben, sie haben seine Neugier geweckt. Vielleicht eine Art Feier, vielleicht hat es etwas mit dem Feldzug zu tun... oder doch nicht? Und wenn, warum ausgerechnet am Inarifest? Haben sie am Ende das Festessen des Stadtrates an den Strand verlegt? Kann ich mir nicht vorstellen...
Eine Bewegung des Mädchens vor ihm reißt ihn aus seinen Gedanken und er kramt in seiner Geldkatze nach ein paar Kupferlingen, die er ihr in die Hand drückt. Er zählt nicht nach, wie viele. Ein paar Kupferlinge machen ihn gewiß nicht arm und es ist allgemein üblich, daß man ein Botenkind bezahlt - auch wenn das Mädel vor seiner Nase kein Kind mehr ist. Sie schnappt sich die Münzen, lächelt schüchtern und verabschiedet sich mit einem gemurmelten Dank. Er sieht ihr nach, als sie über den gepflasterten Weg unter den Kastanien entlang in Richtung Tor davongeht und denkt daran, daß er in den nächsten Tagen unbedingt in die Steinfaust muß. Er war seit der Rückkehr des Heerbannes nach Talyra nicht mehr dort gewesen und das war Wochen her.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Halla am 17. Mai 2004, 21:49 Uhr
Ein Botenmädchen betritt das Anwesen von Caewlin und Calyra. Sie ist ein wenig schüchtern und setzt ihre Schritte sehr bedächtig. Sie hatte den Nordmann einmal gesehen und er ist ein wirklicher Riese und sie hat ein wenig Angst davor ihm zu begenen. Deshalb geht sie auch nicht zur Haupteinganstür , sondern zu der Gesindetür und klopft dort an. Die Pergamentrolle, die die Einladung zum Festessen am Inaritag in der Stadthalle enthält, hat schon kleine Flecken, da ihre Finger so schwitzen, vor lauter Aufregung.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 30. Mai 2004, 21:18 Uhr
Als Calyra erwacht, scheint die Maisonne golden über Bett, Luchsfell und das bernsteinbraune Holz des Fußbodens. Als sie den Kopf hebt und sich die wirren Locken zurückstreicht, sieht sie Caewlin neben sich und an seiner anderen Seite Brynden, der sich dort zu einem zufriedenen Anhängsel zusammengerollt hat. Noch immer kann sie die beiden nicht ansehen, ohne gerührt zu lächeln. Auf dem Luchsfell regt sich Akira, hebt den pelzigen Schädel und streckt den riesigen Leib mit einem tiefen Brummen, um sich dann ausgiebig zu schütteln. Sie löst sich nur widerstrebend aus Caewlins Arm, aber heute waren sie von Kizumu und Olyvar an den Strand bestellt und sie will auf keinen Fall zu spät kommen: seit Wochen brennt die Neugier auf den Grund für diese geheimnisvolle Nachricht in ihr. Sie steht auf und öffnet die Fenster, um frische Luft herein zu lassen und der Morgenhimmel ist voller Schäfchenwolken, die der Wind vor sich her treibt. Im Bett regt sich Caewlin, tastet brummend nach ihr und öffnet blinzelnd die Augen, als seine Hand nur körperwarme Laken findet. "Guten Morgen," sie kehrt zu ihm zurück, legt ihr Gesicht an seines und spürt die beginnende Rauheit, kratzig wie eine Katzenzunge und gleichzeitig weich wie alter Samt. "Wir müssen aufstehen, wir sind an den Strand eingeladen."  Der unüberhörbar bedauernde Laut irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Knurren läßt sie lächeln, doch schließlich wühlt auch Caewlin sich aus den Decken und steht auf. Sie waschen und kleiden sich an, nicht unbedingt herausgeputzt, aber doch einem möglicherweise feierlichen Anlaß angemessen. Caewlin in seinem obligatorischen Schwarz ohne jeglichen Zierrat, sie selbst wählt ein Gewand aus taubenblauer Seide mit feinen Silberstickereien und fast bodenlangen, spitzzulaufenden Ärmeln. Dalla badet Brynden und steckt ihn dann in ein winziges Musselinhemd und weiche Hosen und eine Stunde später sitzen sie alle in der Küche, wo die Köchin zwischen ihren Schränken hin und hersegelt wie eine dickbauchige Galeere, die allgegenwärtige Rührschüssel auf die Hüfte gestützt. Sie frühstücken Rosinenlaibchen und Hefekuchen, warme Milch und frisches Brot mit Honig und Butter, während sie gespannt wie eine durchgezogene Bogensehne wild spekuliert, was wohl der Anlaß zu dieser verflixten Einladung sein mag und machen sich dann mit Akira und Brynden zu Fuß auf in Richtung Nordstrand. "Hätten wir irgendetwas mitbringen sollen, Caewlin? Vielleicht Wein oder... oder ich weiß nicht, ein Geschenk, eine Kleinigkeit?" Brynden läuft zwischen ihnen, seine kleinen, warmen Finger fest in ihrer Hand und Caewlin passt seine langen Schritte dem Getrippel seines Sohnes an, während die Bluthündin vorausläuft und irgendeiner interessanten Spur mit der Nase folgt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Faraday am 19. Juli 2004, 17:45 Uhr
Nachdem Faraday von der Mauer geglitten ist, verweilt sie einige atemlose Minuten lang in der Hocke im hohen Gras und wartet ab, ob ihr unerlaubtes Eindringen irgend jemanden auf den Plan gerufen hat. Aber nichts rührt sich ausser den Möwen am Himmel und dem Brummen der Insekten in der hohen Sommerwiese. Allen Mut zusammennehmend spitzt sie dann über das Grün hinweg in Richtung des Hauses, welches ein gutes Stück entfernt hinter einigen Bäumen wie ein großes, graues Boot über einem Grasmeer schwimmt. Faraday schätzt, dass es gut zweihundert Schritt bis dorthin sind, wenn nicht sogar mehr, aber so genau kann sie das aus dieser Position heraus nicht sagen. Sie wagt nur geduckt vorwärts zu schleichen und hält sich dabei dicht an der der Mauer, während das Weinlaub unter ihrer Berührung leise raschelt.

Geduckt aber flink bewegt sie sich einige Zwölfschritt in Richtung Süden und dann östlich vorwärts und nähert sich dabei dem Haus, bis sie einen großen Lindenbaum erreich, der unweit der Mauer seine Wurzeln in die Erde geschlagen hat und dessen Äste oberhalb der Mauer so gestutzt sind, dass man sie von außen nicht erreichen kann. In dessen Schatten lässt sie sich nieder, den Rücken zur Mauer und den Blick auf das Anwesen gewandt. Alles hier wirkt so ruhig und friedlich, dass ihr Herz einen Schlag aussetzt, während sie sich langsam in ihre üblichen Tagträume gleiten lässt, wo sie selbst einen solchen Hof besitzt und so reich ist, dass sie sich keine Sorgen um irgendetwas zu machen braucht. Sie weiß ja selbst nicht, warum sie hier herein geklettert ist, außer vielleicht, um ein wenig zu träumen von einem Leben, das sie nun einmal nicht führt. Außerdem ist jede abgeschlossene Mauer brennend interessant und weil sie weiter nichts zu tun hat als in den Tag hinein zu leben ist dies nicht das erste Grundstück, auf das sie sich heimlich geschlichen hat. Gedankenverloren zupft sie einen einzelnen Grashalm ab und kaut darauf herum. Das Holz der Rinde hinter ihr fühlt sich stark und warm und sicher und die Wiese um sie herum herrlich lebendig an.

Eine ganze Weile sitzt sie dort, die Augen halb geschlossen und entscheidet schließlich, dass es ihr hier furchtbar gut gefällt. Allerdings kann sie das lautstarke Knurren ihres leeren Magens nicht mehr ignorieren und so rappelt sie sich schließlich auf und macht sich im Schatten und Schutz der mächtigen Linde an den Aufstieg und somit den Rückweg. Sie kann ja immer noch hierher zurückkehren, wenn ihr danach ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 25. Nov. 2004, 15:13 Uhr
Auf dem Anwesen/Am Ufer des Ildorel


Calyra wickelt sich fester in ihren blaufuchsgefütterten Winterumhang und stapft hinter einem entzückt krakeelenden Brynden her über das Anwesen. Ihr Sohn trägt eine Kapuze aus Vielfraßfell, steckt von Kopf bis Fuß in einem pelzgefütterten Überwurf und läßt sich einfach nicht einfangen. Sie hatte ihn mit hinausgenommen, um den Hühnerstall zu schließen und nach seinem Vater Ausschau zu halten, der seit zwei Tagen mit Akira im herbstlichen Larisgrün auf der Jagd war. Auf ihrem eigenen Gesicht spürt sie die Feuchtigkeit - Nebel sammelt sich in winzigen Tröpfchen in ihrem Haar und in ihren Brauen. Es ist später Nachmittag - noch dämmert es nicht, aber es ist so dunkel, als würde es das schon tun und obendrein so neblig, daß von ihrem Haus nur noch das Dach zu sehen ist, das im wabernden Grau zu schweben scheint. Zu allem Überfluß beginnt es auch noch, in feinen, weißen Schleiern zu schneien. Sie kann nicht einmal zwei Schritt weit sehen, strotz der Sturmlaterne, die sie bei sich trägt und eilt so rasch sie kann hinter dem immer wieder ausbüchsenden Brynden her. Ihr Sohn hat einen verspäteten Igel in einem Laubhaufen aufgeschreckt, welcher nun eilig davonwatschelt und das Weite sucht und ist nicht mehr zu bremsen. "Igee, Igee, Ige!"

"Nein, Schatz, lass den armen Igel in Ruhe und komm her jetzt. Wir sehen noch an den Strand, ob dein Vater sich schon blicken läßt und dann gehen wir hinein. Möchtest du heiße Honigmilch? Brynden!" Im tanzenden Laternenschein kann sie gerade noch erkennen, wie ihr Sohn kopfüber in einem Laubhaufen verschwindet und nur noch sein Hintern und strampelnde Beinchen von ihm zu sehen sind. "Götter, was hast du jetzt schon wieder angestellt du kleiner Mistkäfer?" Eilig kommt sie ihm zu Hilfe, packt ihn um die Mitte und stellt ihn wieder auf die Füße. Er hat nebelfeuchtes Laub an der Kapuze, in den weißblonden Haarsträhnen, die darunter hervorlugen, an den Fingerchen und im Gesicht kleben und er grinst schelmisch. Aus Erfahrung klug geworden, inspiziert sie als erstes seine fest geschlossenen Fäuste - im ganzen letzten Jahr war nichts vor ihm sicher gewesen und er hatte ihr alles mögliche ins Haus geschleppt oder versucht, zu essen... vom Pferdeapfel bis zum Hirschkäfer. Und wirklich, seine linke Hand - er scheint Linkshänder zu werden - hat sich fest um ein paar zerknautschte Ahornblätter geschlossen. "Nein, Schätzchen, du willst dieses Moderlaub nicht essen. Und wir nehmen es auch nicht mit, wir haben im letzten Mond genug bunte Blätter gesammelt!" Sie nimmt ihren Sohn beim Handgelenk und beginnt, seine Finger nacheinander aufzubiegen, um ihm das schmutzige Laub zu entwenden. Brynden, ein ziemlich unerschütterliches Kind, weint nicht, aber er sieht sie böse unter seiner Kapuze hervor an. "Hör auf mich so anzufunkeln. Den Blick deines Vaters musst du noch üben. Und wag es ja nicht, mir die Zunge herauszustrecken," schilt sie schmunzelnd. Sie putzt ihm die restlichen Blätter und den Dreck ab so gut es geht, nimmt ihn dann an der Hand, greift nach der Sturmlaterne und wandert mit ihm in Richtung Seepforte.

Auch wenn sie Caewlin nicht wirklich erwartet hat, sie hat doch gehofft, ihn wie schon so oft, wenn er von der Jagd zurückkehrte, auf dem Rücken des Grauen, Akira neben sich und seine Beute über dem Sattel oder am Sattelknauf baumelnd, den Strand herabreiten zu sehen. Alles, was sie jetzt sieht, als sie die schmiedeeisernen Gitter der Tür öffnet, ist eine wirbelnde, weiße Wand aus Nebel und Schnee vor einem schiefergrauen Himmel, so finster, als wäre es mitten in der Nacht. Nicht einmal die Hand vor Augen ist mehr zu erkennen, geschweige denn, der Ildorel, so dick ist der Nebel hier. "Oh je... komm, Schatz. Wir gehen doch besser hinein und sagen Dalla, sie soll heißen Gewürzwein bereithalten. Dein Vater wird ziemlich nass und ziemlich kalt sein, wenn er heimkommt." Jedenfalls hoffe ich, daß er heute noch kommt und nicht noch eine Nacht fortbleibt... Brynden, der viel lieber den tanzenden Schneeflocken nachgejagt wäre, gibt ein vehementes Protestgeräusch von sich, doch sie bleibt unnachgiebig. Ihm selbst scheint die Kälte nichts auszumachen und er ist ohnehin so gut wie nie krank, doch sie selbst ist nach Stunden draußen vollkommen durchgefroren und ihre Füße sind Eisklumpen. Sie will sich schon abwenden und zum Haus zurückgehen, als sie meint, Hufschlag auf feuchtem Sand knirschen zu hören und verharrt. Zu sehen ist absolut nichts. Lass dich nicht täuschen. Der Nebel trägt Geräusche über weite Entfernungen... Sie lauscht, doch dann hört sie es deutlicher: schwere Hufe, Knirschen und eine Art tiefes Schaben, als ziehe ein Pferdeschlitten daher. "Hör mal, Brynden. Hörst du das?" Ihr Sohn legt den Kopf schräg und lauscht andächtig. Aus dem Schaben und Knirschen wird eindeutig Hufschlag und zwar der mehr als eines Pferdes, dazwischen ein Knarren und Knarzen, als knacke Holz und das Tappen und Hecheln von Hunden. Dann ist eine Stimme zu hören, unverkennbar Caewlins rauhes Knurren, und sie tauscht ein entzücktes Lächeln mit Brynden, doch sie kann nur ein paar Worte aufschnappen und was sie hört, ergibt keinen Sinn.
"Was... Ihr... eigentlich... mit einem lächerlichen Bolzen...wolltet... ärgern"
Doch gleich darauf ertönt eine zweite Stimme, kaum weniger tief, jedoch sehr viel weicher und melodischer. "Ha... Ihr nicht... dann wäre... Schlamassel... niemals... was... Ihr.... Lanze.... Mitte... durchteilen..."
"Meine... ihr... abnehmen... im Voraus... Fleisch... zerteilt..."

Sie legt mißtrauisch die Stirn in Falten und fragt sich, was bei allen Göttern da auf sie zukommt - und völlig zurecht, wie sich erweisen soll. Allmählich und nacheinander schälen sich erst die Schemen dreier Hunde, einer davon auffallend groß, und danach die zweier Pferde aus dem Nebel, die schnaubend etwas unförmige Formen auf  noch unförmigeren Schleppgestellen hinter sich herziehen. Das eine Pferd ist riesig, unverkennbar der Graue, doch was er zieht, ist beinahe noch riesiger, das zweite Pferd ist eine Stute, so milchweiß wie der Schnee, und ihre Last ist geringer, aber nicht weniger geheimnisvoll. Caewlin führt den Hengst am Zügel und neben ihm geht in gleicher Marnier niemand anderes als Nadir, der Silberelb. Und allesamt sehen sie aus, als kämen sie geradewegs aus einer blutigen Schlacht und hätten sich danach noch stundenlang in Matsch und Dreck gewälzt. Akira ist von der Schnauze bis zur Schwanzspitze mit Blut und Schlamm verkrustet, Nadirs Hunde sehen keinen Deut besser aus und er selbst noch weniger. Caewlin allerdings auch nicht. Die einzigen, die einigermaßen zu erkennen sind, sind die Pferde. Calyra schwenkt ihre Sturmlaterne und Akira entdeckt sie als erste und kommt hechelnd zu ihr, sie zu begrüßen, während Nadirs Elbenhunde sich langsamer, aber freundlich nähern. Brynden grinst alle drei an und trippelt dann durch die Hundeleiber seinem Vater entgegen, der ihn hochhebt. Nadir nickt freundlich herüber, bleibt jedoch ein wenig zurück. "Wie seht ihr denn aus?" Calyra sieht in Caewlins Gesicht, das unter einer Maske aus Schlamm und Blut kaum zu erkennen ist und unterdrückt ein belustigtes Schniefen. Offensichtlich fehlt keinem von beiden etwas und sie wirken auch eher leicht verlegen, als aufgebracht oder besorgt. "Habt ihr euch auf der Jagd getroffen und gemeinsame Sache gegen einen Drachen gemacht oder was um alles in der Welt bringt ihr da nach Hause?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 25. Nov. 2004, 15:17 Uhr
Caewlin ist nicht wirklich überrascht, Cal und Brynden, selbst bei diesem götterverfluchten Wetter, an der Strandpforte des Seehauses anzutreffen. Er wirft Nadir neben sich die Zügel des Grauen zu und geht ihr entgegen. Von den Hunden umringt und fest in seinen Fellanzug eingepackt, watschelt Brynden auf ihn zu, stockt aber kurz, als er ihn in dieser Aufmachung sieht. "Schon gut, Kleiner, ich bin es... auch wenn man nicht viel von mir sehen kann." Beim Klang der vertrauten Stimme läßt Brynden sich doch auf den Arm nehmen - und untersucht sofort interessiert mit seinen Fingern die dicke Schicht aus Dreckkruste und getrocknetem Blut auf seinem Gesicht. Calyra scheucht die Hunde zur Seite und tritt näher und im Schein ihrer Laterne weiten sich ihre Augen bei seinem Anblick verwirrt, aber nicht wirklich besorgt. "Ahm... nein, min koerlighed. Aber wir haben uns im Larisgrün getroffen... zufällig. Und dann haben wir noch etwas anderes getroffen und hm... hier sind wir. Liebling, es ist besser, Nadir holt Arwen und ihr Gesinde aus Vinyamar her. Es ist ein bißchen mehr Fleisch geworden, als geplant. Alleine schaffst du das nie." Im vergangenen Sommer hatten zwei ihrer Mägde geheiratet und waren fortgezogen, und bisher hatte sie noch keinen wirklichen Ersatz für sie gefunden. "Hast du heißen Wein und etwas zu essen für uns? Wir sind durchgefroren und ziemlich erledigt. Seit gestern abend versuchen wir, dieses Mistvieh heil aus dem Wald zu schaffen." Er deutet hinter sich und folgt ihr dann, als sie nach einem fragenden Blick um den Grauen herumgeht, um sich anzusehen, was da auf dem Schleppgestell sie wartet. Einen Moment lang werden ihre Augen groß und sie murmelt etwas von: "Ach du Schreck! Wie sollen wir das denn zerlegen?" und dann ein etwas verwundertes: "Ich dachte, du wolltest einen Juleber jagen?" Caewlin zuckt mit den Schultern. "Haben wir auch. Den zieht Nadirs Stute... ihn und zwei Überläufer, die Bache ist uns entwischt. Das blöde Vieh hat mir fast die Seite aufgerissen und Nadir gegen einen Baumstamm gequetscht. Nein, uns fehlt nichts. Hör zu, Cal. Nadir holt Arwen und ein paar ihrer Mägde her und wir müssen ihn, " er wedelt mit dem Armstumpf in Richtung der unförmigen, breiten Masse auf dem Schleppgestell hinter dem geduldig ausharrenden Grauen, "irgendwie hinauf zum Schlachthaus bringen, aber noch weiter ziehe ich dieses verdammte Biest keinen Sekhel mehr."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 25. Nov. 2004, 23:26 Uhr
Mit dem Wagen nehmen sie den Weg zurück zum Haus am See nicht über den Strand sondern auf der Uferstraße entlang nach Norden. Sie begegnen kaum jemandem auf ihrem Weg durch Nebel und Kälte, nur ein Trupp patroullierender und frierend die Feuerkörbe kontrollierender Blaumäntel, die respektvoll grüßen, als sie Caylra und Arwen auf dem Wagen trotz ihrer Mäntel und hochgeschlagenen Kapuzen erkennen. Und zwei verfrorene Botenkinder in nebelfeuchten Mänteln aus gewalktem Tuch huschen auf ihrem Weg zurück in die Steinfaust wie Schatten an ihnen vorbei, eilig auf dem Weg in Trockenheit und Wärme.

Träge schaukeln die Laternen die von den Knechten vorangetragen werden im nicht abflauenden Wind und schicken ihr flackerndes Licht wie zaghafte Finger durch den Nebel, der sich an jeder Hausecke und jeder Gassenmündung festzukrallen scheint. Aber der Weg zum Seeanwesen ist nicht allzuweit, und bald haben sie das Tor erreicht. Sie werden auch schon erwartet, das Tor geöffnet und ein Mogbarjunge ist kurz da, teilt Calyra mit, dass alle im Schlachthaus seien, und ist auch schon wieder verschwunden, nachdem er das Tor hinter dem Wagen geschlossen hat.

Erst am Schlachthaus will Cassandra es dulden, das die beiden Frauen ihren Platz auf dem Wagen verlassen, was Arwen einen ergeben Blick mit Calyra tauschen lässt, den die mit einem wissenden Schmunzeln erwidert. Kaum steht sie auf dem Boden, als wie aus dem nichts drei Hunde auftauchen, die Arwen nur zu gut kennt. Und deren Aussehen erinnert sie nur zu sehr an einen Nachmittag im Sommer, als Nadir von einer unfreiwilligen Wildschweinjagd nach hause gekommen war. Nuba und Laon umkreisen schweifwedelnd und mit japsenden Bellen die Elbin als wollen sie erzählen, was sie erlebt haben, während Akira Brynden und Calyra umkreist.
Arwen kann sich gerade noch den Beutel mit Rialinns Sachen aus einem der Körbe schnappen, ehe Cassandra - ganz in ihrem Element - das Kommando über ihre Knechte und Mägde ergreift und alle mit den Kesseln und Eimern vom Wagen in das Schlachthaus kommandiert. Arwen folgt ihr einfach kopfschüttelnd. Sie geht nicht davon aus, dass Calyras Oberste Magd sichhier das Regiment aus der Hand nehmen lassen wird. Das kann interessant werden. Sie kann Nadirs Stimme von drinnen hören, neben der von Caewlin und dem piesenden Stimmchen des Mogbarjungen, der ihnen das Tor geöffnet hat. Und der Anblick, der sich ihnen bietet, verschlägt ihr für's erste die Sprache. Zwar sind die beiden Männer unterdessen zumindest etwas gewaschen, sie blickt also nicht mehr in schlamm- und blutverkrustete Gesichter, aber die Jagd hat trotzdem Spuren in den Gesichtern der Männer hinterlassen, Nadirs Hemd und Wams machen einen reichlich abgerissenen Eindruck und werden wohl bei einer kritischen Prüfung kaum zu flicken sein und nicht den Weg zurück in eine Kleidertruhe finden. Und so, wie ihr Gemahl sich bewegt, auf eine merkwürdige Art vorsichtig, während er zusammen mit Caewlin dabei ist einen leibhaftigen Büffel aufzubrechen und ihm das Fell abzuziehen, kann Arwen leicht erahnen, dass er (egal was er behaupten würde) nicht ganz heil geblieben ist.

Sie würde ihn jetzt nur zu gerne begrüßen und in die Arme schließen, doch zum einen steht zwischen ihnen eine kleine Armada an Knechten und Mägden, dann machen sich da gerade zwei Oberste Mägde miteinander bekannt und scheinen spontan verwandte Seelen ineinander zu finden, denn Cassandra und die Mogbarsfrau ergehen sich fast sofort in intensiver Diskussion darüber, welche Gewürze denn nun für dieses Fleisch am besten seien, und außerdem stehen die Männer in einer nicht unbedeutenden Lache aus Blut vor einem Büffel und an den anderen Haken im Schlachthaus warten noch drei Wildschweine. "Caewlin." Sie neigt kurz grüßend den Kopf und sieht dann ihren Mann an. "Nadir… Du... fehlt dir auch nichts?... Wenigstens sind es keine Kaninchen, die ihr erlegt habt." Ihre Gedanken springen wild durcheinander, zurück zu seinen Worten im Sommer, dass sie sich erst Sorgen zu machen brauche, sollte er nach einer Kaninchenjagd so aussehen. Und ein Büffel ist nun ungleich größer als ein Kaninchen oder ein Wildschwein. Diomo… du hast mir gefehlt, und ich habe mir Sorgen gemacht... Rialinn räkelt sich kurz in ihrem Tragtuch, gibt einen kurzen Unmutslaut von sich und schlummert dann freidlich weiter, ihre kleine Faust fest in den Stoff von Arwens Kleid gekrallt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 26. Nov. 2004, 09:23 Uhr
Während Arwen zur Begrüßung nur kurz nickt und sich dann an Nadir wendet, um leise mit ihm zu sprechen, geht sie zu Caewlin. Brynden, völlig gefesselt von all dem blutigen Chaos um ihn her, ist nicht zu halten und nähert sich neugierig dem riesigen Büffelschädel, dem irgendjemand mittlerweile einen Holzschemel untergeschoben hat, damit er nicht in der wachsenden Blutlache liegt. "Nein, Brynden, hör auf in der Büffelnase herumzustochern. Komm aus dieser Blutpfütze heraus... Pyp, hol ihn dort weg, ich nehme ihn gleich wieder." Sie legt ihren pelzgefütterten Umhang ab, schlingt ihr Haar im Nacken zu einem festen Knoten zusammen, bindet die Röcke ihres einfachen wollenen Gewandes hoch und krempelt die Ärmel zurück. Im Schlachthaus riecht es nach frisch aufgebrochenem Tier, nach Blut und dem Büffel selbst, dessen Eigengeruch sowohl vertraut an Rind, als auch fremd und streng an Wald und Wildnis erinnert. Unter allen Kesseln brennt Feuer, doch das Wasser kocht noch nicht wirklich und in der Räuchergrube an der Rückseite des Schlachthauses verwandeln sich Birkenholzscheite gerade in rotschwarze Glut. Im Gegensatz zur schneeigen Winterkälte draußen, herrscht hier im Inneren wabernde Hitze. Die Knechte bringen Fleischbeile und schwere Knochensägen, Haken, Schaber und ein Gestell, um das Fell aufzuspannen, sobald es abgezogen wäre, und nehmen sich dann mit zwei der Mägde die Wildschweine auf der anderen Seite vor. Brynden jammert so lange, bis er noch zusehen darf, wie sein Vater und der blauhaarige Elb dem Büffel das Fell abgezogen und die Innereien herausgeholt haben, doch dann ist auch für seine neugierige kleine Nase Schluß und Calyra schickt ihr jüngstes Mädchen, Runa, mit ihm und Arwens kleiner Tochter ins Haus hinunter. Wenn das Baby Hunger bekäme, könnte die Elbin ja jederzeit geholt werden. Die Magd, fünfzehn Sommer alt und aus einem ärmlichen Haushalt, aber fleissig und gehorsam, scheint erleichtert, all dem hier zu entgehen und geht mit den Kindern hinaus. Nachdem der Büffel abgezogen und ausgenommen ist, beginnt auch für die Frauen die Arbeit: Gedärme müssen ausgewaschen und aufgehängt werden, die Innereien von Fett, Blut und Sehnen befreit und die gewaltige Leber in Streifen geschnitten und gleich an Ort und Stelle kurz gebraten werden, da man sie nicht lange aufheben würde können. Cassandra und Dalla arbeiten Hand in Hand, während Calyra und Arwen das Fleisch gerecht an beide Haushalte aufteilen... schließlich ist es Caewlins und Nadirs Beute und gehört somit sowohl Vinyamar als auch dem Seehaus.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 27. Nov. 2004, 09:22 Uhr
Nur kurz sind Blicke zu Arwen gehuscht, nachdem das Mädchen, Runa, mit Rialinn und Brynden aus dem Schlachthaus in Richtung Haupthaus verschwunden ist, in ihnen die unsichere Frage, ob die Elbin ebenso wie alle anderen Frauen mitanpacken würde. Die Tatsache, dass sie ihre Haare im Nacken zusammenbindet und aufsteckt, ihre Ärmel ebenso zurückschlägt und die Rocksäume hochbindet wie die anderen Frauen erübrigt aber jede ausgesprochene Frage oder Antwort darauf. Wärme wabert von den Feuerstellen der Kessel durch das Haus und vertreibt jeden Gedanken an den kalten Nebel auf dem Weg hierher. Metallisch liegt der Geruch nach Blut in der Luft, mischt sich mit dem Geruch nach wildem Tier, nach Rind und Wald und feuchter Erde. Normalerweise ist eine Schlachtung ein Ereignis von nicht unerheblichem Aufwand und wird entsprechend schon Tage im Voraus vorbereitet: Kessel, Töpfe, Schüsseln, Schürzen, Tücher, Gewürze, Kräuter, Feuerholz für die Kessel, Holz für  das Räucherhaus, alles muss bereitgestellt werden. Auch darf das Schleifen und Schärfen der Messer, Schaber und Sägen nicht vergessen werden. Doch von solcher Vorbereitung kann hierkeine Rede sein. Aber wie oft kommt es auch vor, dass man auf der Jagd zufällig einen Büffel trifft. Und gänzlich unvorbereitet trifft es die beiden Haushalte, die hier nun zusammenarbeiten auch wieder nicht. Immerhin waren die Männer beider Häuser zur Jagd ausgeritten - wenn auch nur in der Absicht, einen Sithecheber zu erlegen, und keinen Büffel. Aber wer fragt schon nach solchen Kleinigkeiten, wenn vor einem genügend Fleisch liegt, um für den Rest der Nacht und vermutlich auch den kommenden Tag für ausreichend Arbeit zu sorgen.

Während die Männer amit beschäftigt sind, die Tiere zu zerlegen und ihnen das Leder abzuziehen, sind die Frauen dafür zuständig, den Aufbruch zu verarbeiten und ihn vorzubereiten. Und später dann für das Verarbeiten des Fleisches zu Wurst, so es denn nicht für Räucherhaus, Pökelfass oder die Lagerung im Eiskeller vorgesehen ist. Doch zuallererst müssen die Innereien von Fett und Sehnen befreit und gereinigt werden. Därme, Blase, Magensack, alles was sich später mit Wurstmasse oder Pressfleisch füllen lässt, wird sorgfältig gereinigt, ausgekocht und aufgehängt. Der Rest der Innereien wandert gleich weiter in die Kessel, in denen das Wasser unterdessen sprudelnd am sieden ist. Das würde nicht nur die Brühe ergeben, in der später die Würste gekocht werden, sondern mit den Fleischresten, die nicht in die Wurst wandern auch das Kesselfleisch. Zusammen mit der frischen gebratenen Leber eine warme und kräftige Mahlzeit, die die Männer nach der Knochenarbeit des Zerlegens und der vorangegangenen Jagd brauchen werden.

Das sichtbare Fett ist ebenfalls ausgelöst, und die Mägde sind schon dabei, es in großen, tiefen Pfannen auszulassen, um später Büffel und Wildschweinschmalz in glasierte Tonkrüge abzufüllen, als Runa erscheint und Arwen holt, weil Rialinn wach geworden ist und nach ihrer Mutter weint. Schnell wischt Arwen sich ihre unterdessen blutigen Hände an einer Schürze ab, die ihr irgendwer gereicht hatte -die Frauen sehen unterdessen tatsächlich ebenso blutgesprenkelt aus wie die Männer - und folgt dem Mädchen hoch ins Haus. Noch in der großen Küche wäscht sie sich das Blut zumindest von Händen, Armen und aus dem Gesicht ehe sie in die große Halle geht. Runa hat Rialinn schon gewickelt, und wieder in einen Weidenkorb gelgt, der warm und sicher unter ihren Augen in der nÄhe des Kamins steht, doch die kleine Elbin dort, schreit unterdessen aus Leibeskräften und will sich nicht mehr mit leisen Wiegenliedern beruhigen lassen. Ein Geschrei, dass mit dem Auftauchen der Mutter und der Berührung vertrauter warmer Haut allerdings schlagartig verstummt und von gierigem Schlucken und zufriedenem Schmatzen abgelöst wird. Fast scheint es, als würde das Mädchen erleichtert aufatmen als das Geschrei endet, was Arwen lächeln lässt. Rialinn scheint ohenhin beschlossen zu haben, sich von ihrer bravsten Seite zu zeigen. Denn kaum ist sie satt, schließen sich die kleinen schrägen Augen und sie gleitet fast sofort in Trance und lässt sich in den ausgepolsterten Korb legen, wo sie friedlich weiterschläft, während ihre Mutter zu den anderen ins Schlachthaus zurückkehrt. Auf dem Rückweg nimmt sie in der Küche nur noch einen Korb mit, in dem Runa schon gebutterte Brote und Krüge mit heißem Met und Gewürzwein vorbereitet hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 27. Nov. 2004, 19:57 Uhr
Den Büffel zu zerlegen ist Knochenarbeit und insgeheim ist Caewlin, ohnehin schon erschöpft von der Jagd und dem anstrengenden Nachhauseweg, mehr als froh, daß Arwen mit ihrem Gesinde von Vinyamar gekommen ist und die Knechte sich um die Wildschweine kümmern. Nadir und er sägen und hauen den Büffel an der Wirbelsäule entlang in zwei Hälften und zerlegen diese dann soweit es geht, während die Frauen sich um Innereien, Därme, das Schneiden des Fleisches, das zum Trocknen bestimmt ist, das Kesselfleisch und die allgemeine Aufteilung all dieses unerwarteten Proteinreichtums kümmern. Von dem Büffel wandert so gut wie nichts ins kochende Wasser der Kessel bis auf die Zunge, von den Wildschweininnereien sogut wie alles. Es vergehen Stunden, bis nur noch ausgelöste Knochen in dem stabilen Holzgestell baumeln und es ist weit nach Mitternacht, als sie die erste Pause einlegen, den von Arwen aus dem Haus mitgebrachten Gewürzwein und Met trinken, Butterbrote essen und sich an frischem Kesselfleisch gütlich tun können.
Während sie essen, sieht Caewlin sich um, läßt seinen Blick über die ganze, blutige Schweinerei schweifen und nickt zufrieden. Ein halbes Rind dieser Größe und ein halbes Wildschwein, dazu ein zarter Überläufer als Juleber für die Seinen - die jeweils anderen Hälften gehören dem Blauhaar und Arwen - würden sie alle gut über den Winter bringen. Auf dem Anwesen waren erst vor zwei Wochen die Gänse, im Herbst einige Enten und vor einer Woche das übliche Nebelmondschwein geschlachtet worden, doch der zusätzliche Fleischvorrat ist keineswegs zu verachten. Nach dem Essen füllen die Mägde große Holzwannen mit Salz, um die Schinken für das Räuchern einzulegen, schlagen Fleischstücke, die nicht getrocknet oder eingemacht werden sollten, in Essigtücher und beginnen, all die fetteren Schweinefleischstücke zu würfeln, um sie später mit Zwiebeln durchzudrehen, die Masse dann zu würzen und als Würste in die Därme zu füllen. Das Fell des Büffels wird zum Trocknen aufgespannt, damit es in den nächsten Tagen geschabt und gewalkt werden kann und das Fett wird ausgelassen, um es zur Seifenherstellung, zu Schmalz oder für Talgkerzen zu verwenden. Inzwischen sehen sie alle aus wie eine Schar blutiger Dämonen, selbst Arwen, die ebenso mit angepackt hat, wie Calyra oder irgendeine der Mägde. Der fahle Morgen dämmert bereits, eine zarte graue Ahnung über dem Ildorel im Osten, als sich das Chaos im Schlachthaus langsam lichtet.

Von dem Büffel ist am Morgen nicht mehr viel übrig als ein blutiges Skelett, die abgetrennten Hufe und der Schädel - noch heil bis auf die herausgeschnittene Zunge - liegen ein wenig abseits, und zu dem zottigen, braunschwarzen Fell haben sich die abgezogenen Decken der Wildschweine gesellt. Im Dachgebälk des Schlachthauses ziehen sich lange Reihen von Schnüren, auf denen Fleischstreifen zum Trocknen hängen, in großen irdenen Bottichen liegen die Schinken unter weißer Salzkruste, wo sie ein paar Wochen bleiben werden, ehe sie in den Buchen-, Wacholder,- und Hickoryholzrauch kämen, und auf Darren aufgereiht hängen sowohl rohe Würste, als auch die gekochten Blut- und Leberwürste aus den Kesseln. Er tritt einen Moment hinaus in die Kälte des beginnenden Morgens, legt den Kopf in den Nacken und rollt ihn hin und her bis die Gelenke knacken. Seine Arme und Beine fühlen sich nach dem stundenlangen Hacken, Sägen und Schneiden und dem Herumwuchten von Rinderkeulen und Schweinehälften schwer wie Blei an, die Kälte prickelt angenehm auf seiner erhitzten Haut. Akira und die beiden elbischen Jagdhunde des Blauhaars hatten sich ihren Anteil an Fleischabfällen und Knochen geholt, und die Nacht weitgehend draußen verbracht, waren jedoch immer wieder auf Stippvisiten vorbeigekommen und hatten ihre neugierigen Nasen ins Schlachthaus gesteckt, um sicherzustellen, daß ihnen nichts entgeht. Als die aufgehende Sonne den bleichen Nebel und die frostglitzernden Kronen der Bäume ringsum golden färbt, bringt Runa die beiden Kinder aus dem Haus herauf. Arwens Tochter ist ein winziges Ding mit dunklem Haarflaum und den Augen ihrer Mutter, aber sie hat ein gesundes Schreien im Leib und verlangt vehement nach ihrem Frühstück. Brynden, zwei Jahre älter, kann man an den marmeladenverschmierten Wangen ansehen, daß er zumindest bereits sein Morgenmahl hatte und nichts hält ihn jetzt mehr: er will unbedingt sehen, was von dem großen, braunen Ding übrig ist, daß sein Vater und der blauhaarige Elb gestern abend nach Hause gebracht hatten. Als er nur noch schlammverkrustete Hufe und den pelzigen Schädel vorfindet, verzieht er enttäuscht sein Gesicht. Arwen wäscht sich in einer Wanne mit warmem Wasser so gut es geht Hände und Arme, ehe sie sich mit ihrer Tochter in eine der düsteren Ecken zurückzieht und das steinerweichende Hungergeschrei des Babys abrupt verstummt. Nadir und die zwei Knechte von Vinyamar sind an einem langen Holztisch damit zugange, die größeren Rinderknochen mit Handbeilen zu zerkleinern, während Dalla, Cal und Cassandra sie zu gleichen Teilen in Eimern und Schüsseln sortieren.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 27. Nov. 2004, 20:47 Uhr
Arwen und sie selbst haben den ganzen Büffel gerecht aufgeteilt, jetzt überwachen die beiden obersten Mägde, Cassandra und Dalla, im ersten Tageslicht das Verladen der vinyamarschen Fleischanteile auf den Wagen der Elben und das Einlagern der eigenen Vorräte. Die Schinken, die Schweinewürste und das andere Rauchfleisch würde Calyra Arwen bringen lassen, sobald es nach sechs Wochen fertig geräuchert wäre. Die Innereien, Blut,- und Leberwürste des Keilers werden ebenfalls aufgeteilt und wandern entweder in Cassandras wartende Hände und die mitgebrachten Eimer, Schüsseln und Wannen der Elben oder in die Vorratskeller des Seehauses. Die Schlachtkessel werden bis auf die letzten Neigen ausgeschöpft und die kräftige Fleischbrühe daraus in Töpfe, kleinere Kessel, Eimer und alle möglichen verfügbaren Gefäße verteilt. Jeder vom Gesinde würde daran und am übrig gebliebenen Kesselfleisch und den mitgekochten Schweinswürsten seinen Anteil erhalten, jedenfalls sie hält das so - und auch Cassandra nimmt die angebotene Metzelsuppe für ganz Vinyamar mit breitem Lächeln an. Runa hatte Arwens kleine Tochter und Brynden mit dem Sonnenaufgang heraufgebracht und jetzt sitzt die Elbin mit dem Baby auf einem wackligen Holzstuhl in der Nähe der Feuergruben im hinteren Teil des Schlachthauses und füttert die Kleine, und Calyra wäscht sich zum ersten Mal seit Stunden die Hände vom Blut sauber. Ihre Arbeit ist noch lange nicht beendet, aber das Gröbste ist geschafft. Im Moment zerbricht sie sich jedoch den Kopf darüber, wie sie all diese Fleischmengen nur lange genug frisch halten soll, wenn sie nicht das meiste davon einpökeln will. Sicher, sie hatten viel schon in Streifen geschnitten, die sich getrocknet lange halten und im Winter geschabt nahrhafte Brühen und Eintöpfe ergeben würden, und da sind noch die Eiskeller... aber dennoch. Sie würde gern einige der saftigen Bratenstücke und vor allem das zarte Filet, wenn sie nur irgendeinen Weg fände, so aufbewahren, wie sie sind und sie weiß nicht wie - und ihr Rücken schmerzt vom stundenlangen Bücken und der schweren Arbeit. Sie presst die Handflächen dagegen und setzt sich dann nach einem Moment unschlüssigen Herumstehens neben Arwen... weit genug entfernt, um nich aufdringlich zu erscheinen, wie sie hofft. "Wir räuchern eure Schinken und die Würste hier, sobald sie aus der Salzlauge kommen. In etwa sechs Wochen kann ich sie euch bringen, wenn du..." noch immer zögert sie fast, die Elbin mit dem vertraulichen "Du" anzusprechen, "wenn du nichts einzuwenden hast." Ihres Wissens nach hat Vinyamar kein eigenes Räucherhaus, aber hier kann sie sich auch täuschen. "Du mußt mir nur sagen, was ich über welchem Holz räuchern lassen soll. Für die Schweineschinken nehme ich Wacholder und für die Würste Buchen,- und Hickoryholz. Aber wenn du etwas anderes möchtest..." sie zuckt mit den Schultern. Brynden kommt zu ihr und kuschelt sich auf ihren Schoß. "Mama, Büffel...wo?"
"Psst, Kleiner. Sieh mal, das Baby trinkt gerade, wir müssen ganz leise sein, damit wir sie nicht stören."
"Rialinn!" Verkündet Brynden stolz. Offenbar hatte er das Baby schon besser kennengelernt und Calyra streicht ihm liebevoll über den silbrigen Schopf.  Rialinn klingt sehr elbisch und Calyra nimmt sich fest vor, Arwen nach einer möglichen Bedeutung zu fragen, sollte sie nach dem Beenden ihrer Arbeit hier und dem Aufräumen noch Gelegenheit dazu finden.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 27. Nov. 2004, 23:03 Uhr
Das letzte, was Arwen noch mitbekommen hatte, ehe Runa mit einer zornig quietschenden und zum Himmelerbarmen schreienden Rialinn erscheint, ist wie Cassandra mit einer der Mägde die schon grob zerhackten fetten Teile des Keilers in einer mitgebrachten Wanne mit Zwiebeln, Majoran, Pfeffer, Salz und Wachholderbeeren mischt. Durch den Wolf würden sie das Fleisch mit den Gewürzen erst auf Vinyamar, und es dort in die verbliebenen Därme füllen. Einen Tel der Wurstmasse würden sie vorher noch mit gemahlenen Paprika mischen. Die ganze Nacht haben sie Knochen ausgelöst, Fleisch zerlegt und auf die beiden Haushalte verteilt. Arwen sieht lächelnd zur Tür, als sie das Schreien ihrer Tochter vernimmt. Mit zaghaften Lichtfingern tastet blasses Morgenlicht sich durch die Tür in das Innere des Schlachthauses. Sie ist müde wie schon lange nicht mehr. Seit einem Jahreslauf hatte jeder zu jeder Zeit darauf geachtet, dass sie sich und ihre Kräfte schont, hatte es immer etwas gegeben, von dem sie sich erholen musste, sei es nun Wegesend gewesen, die Bestattung des Templers, die Vernichtung des Dämons und das Brechen des Fluches oder Rialinns Geburt im Sommer. Aber auf eine seltsame Art fühlt sie sich trotz der lahmen Knochen, des schmerzenden Rückens und den müden Armen wohl. Die körperliche Arbeit hat ihr auf eine abstrakte Art gut getan, wohl auch weil Cassandra vor lauter Arbeit keine Zeit gehabt hat, wie eine eifersüchtige Glucke über sie zu wachen. Sie wäscht sich in einer Wanne das Blut so gut es geht von Armen und Händen und fährt sich mit einem Leinenlappen kurz durch das Gesicht, ehe sie der Magd ihre sich unterdessen ungehalten windende Tochter abnimmt.

Erleichtert, ihren schmerzenden Rücken für einen Moment ausruhen zu können, sucht sie sich einen Platz auf einem Hocker in den Halbschatten neben der Feuerstelle und löst die Bänder ihres Kleides. In den Armen ihrer Mutter hat Rialinns Geschrei schon etwas nachgelassen, immerhin ist die vehement geforderte Milch damit in greifbare Nähe gerückt. Aber verstummen tun ihre Unmutslaute erst, als Arwen sie anlegt. Gieriges Schlucken und Schmatzen ist für einige Momente alles was Arwen wahrnimmt. Das, und das vertraute Gefühl ihrer Tochter in ihren Armen.
Schritte nähern sich und sie hebt den Kopf, als Calyra neben ihr steht, einen Moment zögert und ihre Hände in den wohl ebenfalls schmerzenden Rücken presst und sich dann zu ihr setzt. Der Blick der Bardin ist seltsam schüchtern, fast so, als sei sie angesichts der stillenden Elbin befangen. Arwen lächelt die junge Menschenfrau an. Es ist lange her, dass sie sich zuletzt gesehen haben. Aber wenigstens waren die letzten Male nun nicht in irgendwelchen drohenden Gefahren oder Rettungsaktionen begründet. Eine Hochzeit, die von Kizumu, und ein solches Schlachten, wenn auch unerwartet, sind doch deutlich angenehmere Gründe um sich zu treffen - egal wieviel Arbeit Büffel und Wild-schweine nun gemacht haben und noch machen werden. "Oh... gerne, wenn das nicht zuviel Arbeit für euch ist." Sie legt Rialinn an die andere Brust an, dass sie nicht im Schutz eines Schultertuches stillt, daran verschwendet sie nicht einen Gedanken. Hier in den Halbschatten würden sie ohnehin nur elbische Augen beobachten können. "Das Räuchern der Schinken und Würste, meine ich. Dann brauchen wir jetzt nicht noch zum zweiten Mal Salzlauge anzusetzen. Aber wenn es zuviel ist, musst du es sagen. Wir können sie ebenso gut auf Vinyamar räuchern. Und das Holz? Da nehmen ich sonst das gleiche wie du auch, nur dass ich für die Wildschweinschinken noch etwas Eichenholz untermische, nur ganz wenig und nur am Anfang. Aber das musst du bloß wegen unserer Schinken nicht auch machen. Wachholder alleine ist ebenso gut." Brynden tappt heran, nachdem er enttäuscht den Büffelschädel inspiziert hat und krabbelt auf den Schoß seiner Mutter. "Ja. Das ist Rialinn."  Bryndens Reaktion, der den Kopf schräg legt, das Baby angestrengt betrachtet, sich dann an seine eigene Ohren fasst und verkündet "Ohren spitz... Elbbenn!" lässt sie lachen. "Stimmt, sie hat spitze Ohren, wie alle Elben."

Rialinn, nun satt, ausgeschlafen und zufrieden, dreht den kleinen Kopf zur Seite und mustert aus dem sicheren Platz in den Armen ihrer Mutter den Jungen, der ihr gegenüber auf dem Schoß Calyras sitzt. Arwen habt sie etwas hoch, setzt sie auf ihren Schoß und hält sie mit einem Arm, während sie  die Bänder ihres Kleides wieder schließt. Die beiden Kinder mustern sich schweigend und neugierig. Zwei Kinder, beide Versprechen und Hoffnung für die Zukunft, und doch so verschieden wie sie nur sein können: Rialinn, mit ihren fünf Monaten zwar längst nicht mehr der winzige hilflose Säugling, ist klein und zierlich und gleicht - den Göttern sei Dank- nur ihrer Mutter. Brynden dagegen, ist selbst für seine zwei Jahre erstaunlich groß und kräftig und vereinigt in sich überdeutlich die Merkmale beider Eltern. "Rialinn Siranfaêr Lyresfian, darf ich vorstellen: Brynden von Stormrslad."
Cassandra taucht neben ihnen an der Feuerstelle auf. "Verzeiht, wenn ich störe, Mylady. Aber das Fleisch... Es sind mehr Bratenstücke, als wir Leinen für Essigtücher haben. Was soll mit dem Rest werden? Sollen wir das noch für weitere Würste vorbereiten und kleinschneiden?" Arwen kann ihrer Obersten Magd ansehen, dass diese Möglichkeit ihr angesichts der schönen Stücke widerstrebt. Die Elbin schüttelt fast augenblicklich den Kopf. "Nein, keine Essigtücher. Die grünen Matten, die in den großen Tontöpfen auf unserem Wagen liegen, werden reichen. Die, die ich im Sommer aus den Blättern der Shenrah-Fackeln geflochten habe. Weich sie kurz in Wasser ein und schlag dann das Fleisch darin ein ehe es in die Fleischtöpfe und in den Eiskeller kommt. Die Blätter werden das Fleisch so lange frisch halten, bis wir es brauchen. Und den Überläufer wickelst du auch darin ein, damit hält er sich bis zum Sithechfest."

Cassandra zieht sich zurück, die Anweisungen ihrer Herrin auszuführen, auch wenn sie sich nicht vorstellen kann, wie solche Blättermatten das Fleisch frisch halten sollen. Aber in diesem Elbenhaushalt hat sie schon die seltsamsten Dinge erlebt, sie wird auch dies glauben. Arwen sieht ihrer Obersten Magd nur kurz hinterher, dann wendet sie sich wieder Calyra zu, streckt ihre Beine aus und etwas näher an die wärmende Feuerstelle heran. Die Wärme lässt sie ihre langsam steifen Glieder schmerzhaft spüren. "Himmel, bin ich müde.... Aber auch wenn das eine Plackerei war und noch sein wird. Es ist schön sich mal wieder zu sehen, Calyra. So groß ist Talyra ja eigentlich nicht, aber trotzdem scheint es fast unmöglich zu sein, sich zu treffen." Kurz wandert ihr Blick zu Nadir, der mit einem der Knechte noch immer dabei ist die Büffelknochen zu zerteilen. Aus dem Zopf, den sie ihm am Vorabend geflochten hatte, haben sich zahlreiche Strähnen gelöst. Ebenso wie aus ihrem eigene, wie sie schlagartig merkt, als Rialinn sich eine davon schnappt und samt kleiner Faust in ihrem Mund verschwinden lässt um hingebungsvoll darauf herumzukauen und zu sabbern. "Rialinn, lass das. Es kann doch nicht sein, dass du schon mit dem Zahnen anfängst. Also hör auf, auf meinem Haar herumzukauen." Behutsam entfernt sie Faust samt Haaren aus dem Mund und entwindet ihre Haare dem festen Griff ihrer Tochter. "Hier, nimm das..." In Ermangelung von Cassandras Gurkenstücken muss nun eben ein Stück Brotkante herhalten, das von einer kurzen Zwischenmahlzeit in der Nacht übrig geblieben ist.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 28. Nov. 2004, 01:49 Uhr
"Ach nein, wir räuchern ja unsere Schinken ohnehin schon, da machen ein paar Stücke Fleisch mehr nun wirklich keinen Unterschied," erwidert sie lächelnd und verlagert Bryndens Gewicht auf ihrem Schoß auf alle zwei Beine und nicht nur auf eines. "Eichenholz? Das habe ich noch nie versucht, aber ich kann es gern tun." Sie beobachtet das Baby während Brynden seine Erkenntnisse über die offensichtlichen Unterschiede zwischen Menschen und Elben zum Besten gibt. "Ja, sie hat spitze Ohren," grinst sie, während ihr Sohn das seltsame, halbe Lächeln zeigt, das außer ihm nur sein Vater kann. "Und du hast runde Ohren, weil du ein Menschenkind bist." Arwen stellt ihre Tochter vor und die endlose Abfolge der melodischen Elbennamen klingt in Calyras Ohren so geheimnisvoll wie exotische Musik. Bryndens eigener Name dagegen so hart und rauh wie der Norden selbst. Brynden von Stormrslad. Brynden von Sturmende. Sturmende. "Das klingt hübsch, aber ich verstehe leider kein Wort," erwidert sie bedauernd. "Hat ihr Name... oder ihre Namen... eine Bedeutung?" Noch ehe Arwen Antwort geben kann, tritt ihre Oberste Magd, Cassandra zu ihnen. Calyra hat die Frau seit Liedberg höchstens ein paar Mal gesehen, aber sie staunt immer wieder über die Veränderung von der geschundenen, ängstlichen Gefangenen jener Söldnerbande zu dieser energischen, ja resoluten Wirtschafterin. Was die Oberste Magd Vinyamars jedoch zu sagen hat und mehr noch Arwens Erwiderung darauf, lassen sie hellhörig werden. Grüne Matten? Shenrah-Fackeln?

"Liebling, du wirst schrecklich schmutzig hier auf Mamis Schoß. Siehst du für mich nach, ob noch Gewürzwein da ist? Ich bin durstig. Wenn du einen Weinschlauch findest, darfst du ihn herbringen." Gehorsam rutscht Brynden von ihren Knien und trippelt zielsicher durch hin und hereilende Knechte und Mägde in glockenförmigen, blutverschmierten Röcken zu einer der Holzbänke neben der Eingangstür, auf der neben Stapeln weicher Lederhandtücher, blutiger Schürzen, Schüsseln und Eimer auch der Korb mit den Weinschläuchen und den Metkrügen steht. Cassandra geht, um den Anweisungen ihrer Herrin zu folgen und Calyra bleibt mit Arwen und ihrer kleinen Tochter allein zurück, die sich hellwach und interessiert in der ihr völlig fremden Umgebung und dem diffusen, grauen Morgenlicht umsieht. "Ja, ich bin auch erledigt. Es war ein langer Abend und eine noch längere Nacht, aber wir sind ja so gut wie fertig. Das Leder muß noch gewalkt werden und die Knochen ausgekocht, aber das können die Mägde auch machen," sie unterdrückt ein Gähnen und grinst entschuldigend. "Oh, ich weiß, was du meinst... glaube ich. Wir wohnen wirklich nur einen Katzensprung auseinander, aber so oft ich auch an euch denke, da ist immer noch etwas, das es zu tun gilt, immer noch eine Aufgabe zu erledigen, immer noch eine Arbeit, die getan werden will und ehe ich es bemerke, ist eine weitere Woche vergangen... und ich habe wieder niemanden von unseren Freunden gesehen oder bin auch nur auf den Markt gekommen," sie schüttelt sacht den Kopf, während Arwen ihr Haar aus den kleinen Fingern Rialinns befreit.  Da gibt es sovieles, das sie die Elbin fragen möchte: nach Niniane und Kizumu, nach Morgana und Sol und überhaupt nach allem und wie es ihr seit dem Frühling ergangen ist, aber zunächst sind andere Dinge dringender. "Hm... Arwen... du sagtest gerade etwas von grünen Matten, die das Fleisch frisch halten würden? Was... was sind denn das für... Blätter?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Arwen am 28. Nov. 2004, 21:51 Uhr
"Eine Bedeutung?" Für einen Augenblick stutzt Arwen, als sie über den Sinn der Frage nachdenkt. "Ja, schon, in der Gemeinsamen Sprache wäre ihr Name Feuerkind Wintermond. Und Lyresfian, Sternenfall, ist der Hausname ihres Vaters... der Name von Nadirs Familie," setzt sie nach, als ihr bewusst wird, dass es für Calyra vielleicht eben nicht einfach so selbstverständlich ist, dass sie Nadir als Rialinns Vater bezeichnet. Immerhin kann die Bardin sich ebenso gut wie alle ihre anderen Freunde ausrechnen, dass sie Rialinn nicht von Nadir empfangen haben kann. Aber er ist ihr Vater, und sie seine Tochter. "Aber ihre Namen haben auch eine Bedeutung über den reinen Wortsinn hinaus." Es ist noch genug zu tun, das Schlachthaus ist aufzuräumen und die Reste des Chaos zu beseitigen, das die Schlachtung mit sich gebracht hat. Doch Arwen genießt diesen Moment der entspannten Unterhaltung mit Calyra, und der scheint es neben allen Pflichten nicht viel anders zu gehen. Und so stehlen sich die beiden Frauen einfach die Momente für ein paar Worte jenseits aller Pflichten. "Wintermond heißt sie in Erinnerung an meine Mutter. Denn sie und ich sind der lebende Beweis, dass der Fluch, der auf den Töchtern von Winterwinds Blut lag gebrochen ist, dass wir endlich frei sind." Unwillkürlich wandert ihre Hand zu dem Medaillon, das gut verborgen unter dem Stoff ihrs Kleides ruht - und ihre Erinnerungen zu den weißen Höhlen von Serer'shen So'Tar. "Und Feuerkind... nun ja... Ich habe während meiner Schwangerschaft dauernd diese kleinen scharfen Pfefferschoten aus Azurien gegessen... Und da meinte Nadir einmal, wenn ich seine Tochter dauernd mit solchen Gewürzen füttere, würde sie Feuer spucken können sobald sie das Licht Rohas erblickt... Und daraus wurde dann Rialinn," lacht Arwen, in Gedanken im letzten Winter, bei einer Schneeballschlacht und einem Morgen auf dem Heuboden, und silberne Funken tanzen durch ihre Augen.

Brynden braucht nicht lange und kommt dann stolz mit einem noch halbvollen Weinschlauch zu seiner Mutter zurück. Herausrücken tut er ihn aber erst, nachdem er wieder auf dem Schoß seiner Mutter sitzt. Beide Frauen nehmen sich von dem gewürzten Wein, der zwar nicht mehr warm aber vielleicht gerade deshalb angenehm belebend ist.  "Die Blätter der Shenrah-Fackeln?... Ahm, das Blattgrün eben-" Arwen stockt, als ihr klar wird, dass ihr Gegenüber scheinbar nicht nur die Verwendung der Blätter nicht kennt, sondern die ganze Pflanze nicht. Mit einem entschuldigenden Lächeln beginnt sie zu erklären. "Shenrah-Fackeln sieht man hier in den Herzlanden meist nur als schöne, bunte Pflanze, als sommerliche Zier im Garten, mit ihren flammenfarbenen Blütenständen. Unser Volk nennt sie auch Shenrahs Segen. Sie wachsen in dichten Horsten mit schmalen Blättern, die fast einen Schritt hoch werden und von den Blütenständen noch einmal um fast dieselbe Länge überragt werden. Sie sehen aus wie Federbüsche in allen Farben des lodernden Feuers. Daher haben sie auch ihren Namen. Nach der Blüte, im Spätsommer, reifen kleine Samenkörner, die man wieder aussähen kann. Und die Knollen. Aber die sind ungenießbar, giftig für alle, die nicht elbischen Blutes sind und sie zu verwenden wissen. Die Blätter lassen sich so lange sie noch frisch sind recht einfach zu Matten flechten und dann aufgerollt trocknen. Wenn man sie braucht um Fleisch zu lagern, werden sie einfach mit ein wenig Wasser eingeweicht um sie wieder geschmeidig zu machen. Und Fleisch, das man darin einwickelt bleibt viel länger frisch als wenn man es nur in Essigtüchern in Eiskellern lagert. Mit den Matten in irdenen Töpfen in einem kühlen Keller hält es sich viele Monde. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber wer fragt schon nach den Gründen für einen solchen Segen der Götter?... Ich nicht."

Arwens Blick wandert zu ihrer Obersten Magd, die unterdessen die Fleischpakete erst in grüne Matten und dann in die Tontöpfe verpackt hat. "Wir haben mehr Matten, als wir brauchen werden, wie es aussieht. Du kannst gerne welche davon haben, wenn du möchtest. Wäre doch schade um das Filet, wenn man solche guten Stücke einpökeln müsste." Sie ändert die Haltung etwas, in der sie Rialinn vor sich festhält, um die Bänder ihres Kleides vor den kleine Grapschfingern in Sicherheit zu bringen. Denn nach den Haaren sind nun scheinbar die Bänder dran, um in Knoten verwandelt oder im Mund besabbert zu werden. Und immer wieder wendet sie ihren Kopf in die Richtung, aus der sie die Stimme ihres Vaters hören kann., beginnt zu zappeln und ihre kleinen Arme auszustrecken. "Du hast keine Shenrah-Fackeln in deinem Garten, oder? Wenn die Schinken und die Würste fertig geräuchert sind, dann schaffen wir es ja vielleicht, uns mal zu treffen. Ich habe mehr als genug Samen von diesem Jahr. Dann kannst du sie in deinem Garten aussähen. Nur wenn du willst heißt das natürlich."

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Calyra am 28. Nov. 2004, 22:59 Uhr
Calyra lauscht Arwens Ausführungen zum Namen ihrer kleinen Tocher fast andächtig. Als sie Nadirs Haus, das Haus Sternenfall, erwähnt, nickt sie nur. Selbst ein Blinder könnte sehen, wie sehr der Elb an ihr und ihrer Tochter hängt. Arwen erwähnt den Fluch und Calyra erinnert sich mit leichtem Frösteln an eine  Begebenheit auf ihrem Weg nach Liedberg, als die Elbin in einen Sturm hinausgelaufen war, und an einen seltsamen Blitz.  Sie weiß wirklich nicht viel darüber, aber dass Arwen lange darunter gelitten hat, das hatte auch sie mitbekommen.  Niniane hat sie damals zurückgeholt... und beide haben geschwiegen über das, was geschehen war. Und dann noch  einmal... bei Falcons Streit mit Raven und Caewlin, als diese Nebel plötzlich aufkamen... ich weiß noch, wie sehr ich mich  damals vor ihr gefürchtet habe. Und nun sitze ich hier mit ihr und wir sprechen wie Vertraute. "Feuerkind Wintermond..."  wiederholt sie leise seufzend. "Die elbischen Namen sind immer so... klangvoll und poetisch. Wie die Namen der Helden aus den alten  Sagen." Als Arwen ihre Vorlieben für azurianische Pfefferschoten in der Schwangerschaft erwähnt, und wie das schließlich zum Namen ihrer Tochter geführt hatte, muss Calyra leise lachen. Das Glitzern, das dabei durch Arwens Augen geht und noch ganz andere  Erinnerungen verrät, läßt sie dann jedoch grinsen und rasch die Augen niederschlagen. Auch wenn sie eine solch  unausgesprochene Andeutung längst nicht mehr aus der Fassung bringt, rot wird sie dabei doch - wie immer. "Ja, man hat die seltsamsten Essgelüste. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit Brynden schwanger war. Scharfes konnte ich nicht einmal riechen, aber ich hätte den Kalk von den Wänden kratzen können. Manchmal hatte ich auch Lust, an Seetang zu knabbern und blutige Leber habe ich geradezu verschlungen." Lachend verzieht sie bei diesen Erinnerungen ihr Gesicht und schneidet eine angewiderte Grimasse. "Den Göttern sei Dank kam Caewlin nicht auf die Idee, einen Namen für seinen Sohn aus meinen seltsamen Vorlieben zu entwickeln!"

Kichernd beißt sie sich auf die Unterlippe und dann rettet Brynden sie,  bevor sie noch alberner werden kann, indem er ihr den Wein bringt. Und während er es sich wieder auf ihren Knien  gemütlich macht und sie sich mit Arwen den Weinschlauch teilt, rücken Dalla und Cassandra mit vereinten Kräften an, um das Schlachthaus zu scheuern. Hoffentlich denken sie daran, daß wir noch hier hinten sitzen und kehren uns nicht mit  dem Schmutzwasser nach draußen...Während die Mägde sich ans Aufräumen machen, erklärt Arwen ihr die Bedeutung der Grünen Matten und was es mit den Blättern der Shenrahfackeln auf sich hat und sie nickt begeistert. Eine Möglichkeit, das Fleisch auch ohne Pökelsalz für längere Zeit frisch zu halten, wäre wahrlich ein Segen. "Wirklich? Oh, das wäre sehr nett. Und dein Angebot wegen der Samen auch, denn ich habe keine solche Pflanze in meinem Garten. Verschiedene Gräser und Rispengewächse, ja, aber keine, die denen gleichen, die du beschrieben hast und ich würde sie gern hier aussäen. Ich..." Nadir tritt zu ihnen und Rialinn schmiegt sich bei seinem Anblick schutzsuchend an ihre Mutter. Calyra lächelt verständnisvoll - sie kann die Kleine gut verstehen. Der Ausdruck: "Blutig von oben bis unten" beschreibt nicht einmal annähernd seine Erscheinung. Nur Brynden grinst frech zu dem Silberelben hoch. "Gehen wir nach draußen, bevor deine Cassandra und Dalla uns noch hinausfegen," flüstert sie und so verlassen sie alle drei, die Kinder auf den Armen, das Schlachthaus. Der Morgen ist kalt und Calyra, erhitzt von der Wärme der Feuergruben, läßt sich gern davon abkühlen. Sie finden Caewlin draußen, noch immer in seinen zerrissenen, blutigen und schmutzigen Kleidern, aber mit halbwegs gereinigtem Gesicht und sauberen Händen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 29. Nov. 2004, 21:37 Uhr
Caewlin schüttelt sich das Wasser aus den Haaren und schlägt die Hemdsärmel wieder zurück. Er fühlt sich so zerschlagen wie ein Stück Eisen auf dem Amboß und hat mittlerweile aufgehört, die Stunden zu zählen, die er schon ohne Schlaf und Rast auf den Beinen ist. Calyra kommt aus dem Schlachthaus, Brynden auf die Hüfte gestützt und hinter ihr das Blauhaar und Arwen, ihre Tochter in den Armen. Die Kleine ist gegen die Winterkälte fest in eine Decke eingepackt, trägt eine pelzgefütterte Haube und kaut hingebungsvoll an einem Stück Brotrinde herum. Eine ganze Weile stehen sie schweigend auf dem von silbrigem Reif bedeckten Gras, lauschen auf die Geräusche des anbrechenden Tages, das Prusten der Knechte und Mägde aus der Scheune, die sich dort waschen, sehen zu, wie die Pferde auf die Koppel gelassen werden und eine gackernde Hühnerschar sich über frisch angerührten Schrot und ausgestreutes Korn hermacht. Ihrer aller Erschöpfung vermischt sich mit der beruhigenden Gewißheit, dem nahenden Winter gelassen und gut vorbereitet ins Auge sehen zu können, mit der Kühle des Nebels auf ihrer Haut und mit dem leisen Nachhall des Hochgefühls einer erfolgreichen Jagd und gibt dem ganzen Morgen etwas surreales... so als blickten sie alle von hoch oben auf sich selbst herab.

Nachdem Cassandra, Dalla und die Mägde Arwens mit dem Scheuern und Saubermachen des Schlachthauses fertig sind, endgültig die Besen wegstellen und die Eimer ausleeren, alle Körbe, Gewürze, Messer und sonstiges des vinyamarschen Haushalts wieder eingesammelt und zu dem Fleisch und dem Juleber auf dem Wagen verstaut werden, kommt die Stunde des Abschied. Das Schlachten ist endgültig überstanden und in diesem Winter würde außer einem gelegentlichen Hasen oder Schneehuhn kaum noch etwas Größeres dazukommen. Nadirs Stute wird gesattelt und gezäumt und aus dem Stall gebracht, während Arwen, Cassandra, ihre Mägde und Knechte den Wagen besteigen, den hechelnd die Hunde umkreisen - und dann bringt Calyra sie alle zum Tor. Caewlin kehrt mit Brynden ins Haus zurück, während seine Frau die Elben verabschiedet und schickt sein Gesinde zur Ruhe - es war für alle eine lange Nacht. Er selbst plündert Dallas Vorratskammer in der Küche, teilt sich mit Brynden - der so gut wie nie etwas Eßbares ausschlägt - einen halben Laib Brot mit Butter und Honig und nimmt dann ein langes, heißes Bad, während sein Sohn auf dem Luchsfell vor dem Bett mit den Herbstkätzchen von Mäuseschrecks letztem Wurf spielt.

Das heiße Wasser des Bades läßt zwar den gezackten Riß an seiner Seite wie Feuer brennen, aber er ignoriert es, hält den Atem an und taucht ganz unter. Er weiß, daß es Tage dauern wird, bis der Gestank nach Fleisch und Blut aus seiner Nase verschwunden sein würde - aber für den Augenblick genügt ihm schon der saubere Geruch nach Seife und Wasser. Eine Weile treibt er in der Hitze des Bades und in der Erinnerung an diese seltsame Jagd dahin. Das Wasser wird trübe von den Schmutzschichten, die sich mit Seife und Lappen von seiner Haut lösen. Calyra tritt leise ein und wäscht ihm das Haar aus, während er sich den den struppigen Bart abnimmt, der ihm in den letzten Tagen im Wald gewachsen war und das Wasser wird fast kalt, bis er endlich fertig und wieder sauber ist und aus der Wanne steigt. Cal trägt eine zähe, grünliche Salbe, die nach Ringelblumen, Beinwell und noch etwas anderem, Undefinierbarem riecht, auf seine Wunde auf, verbindet sie fest und läßt sich dann selbst frisches, heißes Wasser bringen, um sich Schmutz und Blut der Nacht abzuwaschen. Vom Hin und Herlaufen Runas mit den Eimern und dem Bad seiner Frau bekommt er bereits nichts mehr mit - er schläft ein, noch ehe sein Kopf das Kissen berührt.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 29. Nov. 2004, 22:31 Uhr
Obwohl sie eine ganze Weile lang ziellos und völlig durcheinander kreuz und quer durch die Stadt geritten ist und verzweifelt versucht hat, irgendeine Lösung zu finden, die sie nicht hierher führen würde, landet Raven letztendlich doch vor dem hohen, eisenbeschlagenen Tor. Der eisige Ostwind, der vom Ildorel heraufweht und bereits die Ahnung eines langen Winters in sich trägt, raschelt in den letzten rotgefärbten Blättern des wilden Weins, der die helle Steinmauer überwuchert. Müde und durchgefroren lässt Raven sich aus dem Sattel gleiten und schlingt mit klammen Fingern die Zügel des Braunen um einen Pfosten neben dem Tor. Lange Zeit starrt sie nur die hohe Mauer an, die das Anwesen umgibt wie eine uneinnehmbare Festung und als sie sich schließlich ein Herz fasst und durch die kleine Mannpforte schlüpft, die in das Tor eingelassen ist, fühlt sie sich wie ein Eindringling, wie ein Störenfried in dieser kleinen, heilen Welt und hätte am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht, um wieder davonzurennen. Zögernd geht sie den gepflasterten Weg entlang, der auf das Haus zuführt. Ringsum ist die dünne Schneedecke von tiefen Wagenspuren durchzogen und von vielen Fußspuren aufgewühlt, als wäre vor kurzem erst eine Armee durch den Garten marschiert und hinter dem Haus kann sie die Stimmen von Mägden und Knechten durch die frostige Luft hallen hören, die trotz des nahenden Abends offenbar noch eifrig bei der Arbeit sind.

Es ist nur einige Monde her, seit sie Caewlin und seine Frau auf Kizumus und Olyvars Hochzeitsfeier zuletzt gesehen hat und sie erinnert sich dunkel an fröhliches Gelächter und prächtige Kleider, an lustige Tänze und eine betrunkene Fee, die sie aus ihrem Teller gefischt hat, und doch scheint es in einer anderen Welt und in einem anderen Leben gewesen zu sein. Und nun steht sie zitternd und mit angsterfülltem Herzen vor ihrer Haustür und fürchtet sich vor dem stillen Vorwurf in ihren Blicken, der wohl unweigerlich kommen muss, fürchtet sich vor Fragen, die sie nicht beantworten kann und davor, dass ihr vielleicht die Tür einfach wieder vor der Nase zugeschlagen wird. Und Raven könnte es ihnen nicht einmal verdenken, wenn sie genau das täten und ihr dazu noch sämtliche Dämonen der neun Höllen an den Hals wünschen würden. Zögernd streckt sie die Finger nach dem schweren Türklopfer aus, der wie ein Drachenkopf geformt ist und starrt den eisernen Schädel an, als könne er ihr helfen, die richtigen Worte zu finden. Was soll sie sagen, wie soll sie erklären, was geschehen ist, wenn sie es doch selbst nicht einmal begreift? Die Kehle wird ihr auf einmal eng vor Verzweiflung, aber sie beisst die Zähne zusammen und lässt den Unterkiefer des eisernen Drachen gegen die Holztür klopfen.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 29. Nov. 2004, 23:38 Uhr
Caewlin schläft den traumlosen Schlaf der Erschöpfung und wäre nicht einmal dann von selbst aufgewacht, wenn neben ihm eine Flasche mit Loas Öl in die Luft gegangen wäre. Er weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, seit ihm die Augen zufielen, aber im Traum hört er jemanden seinen Namen rufen, eindringlich und ekelhaft penetrant. Er will die Augen nicht öffnen. Hier in der Dunkelheit ist es friedlich und warm und selbst die Anstrengung, auch nur probeweise ein Auge aufzuklappen, übersteigt seine Kräfte - er fühlt sich hundert Jahre alt und will nur weiterschlafen. Den ganzen Tag, die ganze Nacht und Morgen am besten auch noch "Mmmpf!" brummt er und versucht, die Stimme zu ignorieren. "Gehweg!" Er dreht sich auf die andere Seite und vergräbt das Gesicht in den Kissen, aber jemand rüttelt ihn an der Schulter und das eindringliche Flüstern hört einfach nicht auf. Er braucht eine ganze Weile, ehe er die Stimme an seinem Ohr als Dallas erkennt. Er öffnet blinzelnd ein Auge und vor seinem verschwommenen Blick taucht das müde Gesicht seiner Obersten Magd auf, deren Haar wirr in alle Richtungen absteht. Er ist selbst zu müde, sich darüber zu wundern, die rundliche Mogbarsfrau ohne Haube zu sehen. "Wasbeiallenneunhöllenistdenn...?" murmelt er verschlafen und blinzelt in trübes, graues Tageslicht, nur um sofort wieder die Augen zu schließen. "Solangdashausnichtbrenntwillichschlafen..."
Aus dem Nichts taucht Dallas Gesicht über ihm auf und das Schütteln an seiner Schulter wird mehr als unsanft. "Mylord, bitte. Da ist jemand an der Tür, Ihr müßt kommen. Jetzt sofort!"

Mit einem unwilligen Knurren setzt er sich so aprubt auf, so daß die Mogbarfrau hastig zwei Schritte zurückweicht und Calyra neben ihm sich unwillig im Schlaf regt. Er wirft Dalla einen bösen Blick zu, angelt nach seinen Hosen, zieht sie fluchend an und schlüpft fluchend in ein Hemd. Dann eilt er über die Treppe nach unten, ungekämmt und übellaunig, übermüdet und noch reichlich schlaftrunken, durchquert mit vier, fünf großen Schritten die Halle und den runden Vorraum und reißt die Tür so heftig auf, daß Raven fast in seine Arme purzelt. Ihr Anblick hat in etwa die selbe Wirkung wie ein Kübel Eiswasser. Nicht nur, daß er absolut nicht erwartet hat, sie auf seiner Türschwelle vorzufinden, sondern vor allem ihr Aussehen. Raven steht schlotternd in einem viel zu dünnen Umhang vor ihm und vibriert wie eine Bogensehne - aber bestimmt nicht vor Kälte. Er nimmt ihre Schultern und hält sie ein Stück von sich weg, so daß er ihr ins Gesicht sehen kann. Ihr Haar ist zerzaust, auf ihrer Wange prangen blutige Kratzer, ihre Hose ist über dem Knie zerrissen und mit eingetrocknetem Blut verklebt, die Finger, die den Umhang über der Brust zusammenhalten, sind schmutzig und blutverschmiert - und ihr Blick ist so wild wie der einer in die Enge getriebenen Katze.

Er sieht sie einen langen Augenblick nur an, dann schließt er die Tür hinter ihr und bringt sie ohne ein weiteres Wort in die Halle ans Feuer. Dalla, die mit fragendem Blick und im Nachtgewand am Fuß der Treppe auftaucht, schickt er mit einem Wink wieder zu Bett. Er setzt Raven in seinen mit Lammfellen ausgelegten Lehnstuhl vor dem Kamin, packt sie in eine warme Decke und holt ihr einen Becher Feuerwein. "Hier. Du siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen." Er fragt nicht, was geschehen ist. Das etwas geschehen ist, ist offensichtlich und so aufgelöst hat er sie noch nie gesehen - und er will sie nicht drängen. Wenn Raven seine Hilfe braucht, völlig gleich, um was es sich handelt, weiß sie, daß er ihr bedingungslos helfen wird, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen, ohne zu zögern. Daß sie sich dessen keineswegs so sicher ist, auf den Gedanken kommt er nicht einmal. Er zieht sich einen niedrigen Holzschemel heran, setzt sich vor sie und untersucht mit spitzen Fingern ihr aufgeschlagenes Knie. "Das sieht übel aus. Ich hole dir heißes Wasser und ein paar Tücher. Du mußt das sauber machen. Und deine Hände auch. Und deinen Arm." Als er ein paar Minuten später mit einer Schüssel voll warmen Wassers, Verbandslinnen, Salbe und ein paar weichen Lederlappen zu ihr zurückkehrt, hat sie immerhin aufgehört zu zittern. Er nimmt ihren verwundeten Arm, wäscht die Wunde aus, betrachtet die seltsamen Wundränder im Schein des Kaminfeuers und seine Augen werden hart.  "Wer hat dich so zugerichtet?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Raven am 30. Nov. 2004, 09:54 Uhr
Raven muss nicht lange warten, bis die schwere Tür sich auf ihr zaghaftes Klopfen hin öffnet und ein schlaftrunkenes Auge sie misstrauisch durch den Türspalt mustert. Erst auf den zweiten Blick erkennt sie Caewlins oberste Magd und bei ihrem Anblick muss sie sich ernsthaft fragen, ob ihr Geist inzwischen vollends durcheinandergeraten ist oder ob sie sich nur in der Tageszeit geirrt hat, denn die kleine Mogbarfrau ist am hellichten Nachmittag in ein Schlafgewand gekleidet und ihre Haare erinnern verdächtig an ein zerzaustes Krähennest. Sie nuschelt einige unverständliche Worte, schüttelt mit einem resignierten Seufzer den Kopf und ist gleich darauf wieder hinter der Tür verschwunden, bevor Raven auch nur einen Ton von sich geben kann.

Verwirrt lauscht sie auf Dallas schlurfende Schritte, die sich durch die große Eingangshalle von ihr entfernen und kann nur hoffen, dass die Mogbarfrau sich nicht wieder zu Bett legen wird, wo sie offenbar gerade herkommt, sondern Caewlin oder Calyra an die Tür holen wird. Unsicher tritt sie von einem Bein aufs andere und die Minuten, die sie wartend in der nebligen Kälte verbringt, dehnen sich zu kleinen Ewigkeiten, in denen sie mindestens ein halbes Dutzend Mal erwägt, wieder umzukehren, sich Erklärungen zurechtlegt und sie wieder verwirft und vor Angst und Sorge fast vergeht. Gerade als sie sich fragt, ob Dalla sie in ihrem verschlafenen Zustand vielleicht schlicht vergessen hat und sie sich ein wenig vornüber beugt, um durch die halb geöffnete Tür zu spähen, wird diese so energisch aufgerissen, dass sie sich mit der Nase direkt vor einer breiten Männerbrust wiederfindet.

Caewlin sieht zum Fürchten aus, schlaftrunken und mit wirrem Haar und mit einem so  grimmigen Blick, als würde er jedem, der es wagt, sich dieser Tür auch nur auf drei Schritt zu nähern, auf der Stelle den Hals umdrehen wollen. Würde Raven ihn nicht kennen, hätte sie wohl auf der Stelle kehrt gemacht und panisch die Flucht ergriffen, so aber kann sie sich keinen erfreulicheren Anblick vorstellen als sein müdes, mürrisches Gesicht und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Der Blick, mit dem er sie mustert, spricht Bände und ihr wird klar, dass sie wohl wie ein wandelndes Gespenst aussehen muss. Aber er sagt kein Wort, stellt keine Fragen, schiebt sie nur schweigend vor sich her zu dem prasselnden Kaminfeuer in der Halle, wo er sie in einen Sessel setzt, in dem sie fast verschwindet, sie in eine Decke packt und ihr einen Becher Feuerwein in die Hand drückt. Einen Augenblick ist Raven zumute, als würde sie in einen warmen, weichen Kissenberg sinken und während sie Caewlin draußen in einem Nebenraum nach Verbandszeug kramen hört, schließt sie die Augen und wünscht sich nichts sehnlicher, als die letzten Stunden ungeschehen machen und aus ihrem Leben streichen zu können.

Wortlos schaut sie ihm zu, wie er die Wunde an ihrem Handgelenk säubert und auf einmal fühlt sie sich seltsam beschämt von so viel Wärme und Fürsorge, die ihr hier zuteil wird. Wie hatte sie überhaupt nur eine Sekunde lang annehmen können, sie würde hier abgewiesen werden, wie hatte sie glauben können, man würde ihr die Tür wieder zuschlagen? Eine heiße Welle der Erleichterung durchflutet sie und nach all dem, was in den letzten Stunden geschehen ist, tut es einfach nur unendlich wohl, sich an einem Feuer aufwärmen und spüren zu können, wie prickelnd das Leben in die frostkalte Haut zurückkehrt und einen Menschen um sich zu haben, der sie nicht sofort in schiere Verzweiflung stürzt. Einen Moment lang kämpft sie mit den Tränen und wünscht sich, er würde sie wegschicken, damit sie ihm nicht von der Sache mit dem Mädchen und den Kanalratten erzählen müsste, in die er damit unweigerlich hineingezogen werden wird. Alle Worte und Erklärungen, die sie sich zurechtgelegt hat, sind mit einem Schlag wie weggeblasen, als er nach der merkwürdig geformten Wunde an ihrem Arm fragt. >Wer hat dich so zugerichtet?<

"Eine Küchenmagd", stammelt sie und ist so durcheinander, dass erst nur eine wirre Flut unzusammenhängender Worte aus ihr heraussprudelt und sie einen tiefen Schluck Feuerwein und all ihre Beherrschung braucht, um der Reihe nach erzählen zu können. "Ein Mädchen", beginnt sie von neuem, "sie ist gekleidet wie eine Magd. Ich weiß nicht, wer sie ist, ich sah sie gestern zum ersten Mal. Sie ist mir von der Goldenen Harfe aus nachgeschlichen und in mein Haus eingebrochen, angeblich weil sie einen Schlafplatz suchen wollte. Als ich sie zur Rede stellen wollte, ist sie auf mich losgegangen und hat Stelze fast den Schädel eingeschlagen..." Raven weiß nicht, ob es der Wein oder die Wärme des Feuers oder Caewlins hochgezogene Braue und die unausgesprochene Frage in seinem Blick ist, die sie plötzlich zum Erröten bringt. "Ja, wir haben uns geprügelt", gibt sie seufzend zu. "Was hätte ich tun sollen? Sie ist ja gleich auf mich losgegangen. Und nun ... nun sitzt sie dort in meinem Keller und sie ist krank und hat Fieber und ... und der Hund ist noch dort. Er hat ein Loch im Kopf und er braucht Hilfe und ich wollte ..." ...Mottenfaenger holen, beendet sie im Geiste den in der Luft hängenden Satz und versucht verzweifelt den Gedanken an ihren Gefährten wegzuschieben.

Sie nimmt Caewlin, der Wasserschale und Lappen hat sinken lassen und ihr nur noch aufmerksam zuhört, beides aus der Hand und versucht mit bebenden Fingern, sich das verkrustete Blut aus dem Gesicht zu waschen, während sie mühsam nach Worten sucht. "Ich wollte sie zuerst zur Stadtwache bringen, aber sie hat sich verplappert und sie ... sie arbeitet wohl für die Kanalratten und sollte mich ausspionieren, wenigstens habe ich mir das dann zusammengereimt, weil aus ihr kein Wort mehr herauszubringen war. Sie weiß irgend etwas und wenn es das ist, was ich denke, riecht es verdammt nach Ärger." Mutlos lässt sie den blutverschmierten Lappen sinken und schaut Caewlin ins Gesicht. "Sie behauptet, die Tochter eines der Anführer zu sein. Erinnerst du dich an den Namen Whytfisk?"

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 30. Nov. 2004, 19:23 Uhr
>Erinnerst du dich an den Namen Whytfisk?<
Im ersten Augenblick verändert sich sein Ausdruck nicht, dann erreichen ihn ihre Worte und Caewlin erstarrt. Vergessen ist die aufgelöste Frau vor ihm, vergessen seine eigene Benommenheit vom viel zu kurzen Schlaf, vergessen Ravens wirre Erklärungen. Whytfisk. Eine Weile herrscht Schweigen und plötzlich ist es in der nur vom trüben Winterlicht und dem Kaminfeuer erhellten Halle trotz des Knisterns der Flammen und Ravens Atem so still und kalt wie in einem Grab. Er sieht nicht mehr die zerschlagene und verwirrte junge Frau vor sich, sondern ein hageres Gesicht mit wachsbleicher Haut und einen Blick aus tiefliegenden Augen, heller als Rauch und dunkler als Eis. Oh ja, er erinnert sich an Whytfisk. Niemand hatte ihn je so angesehen. In ihm hätten Verwirrung und Schrecken herrschen sollen, tausend Fragen auf seiner Zunge liegen müssen, aber da ist nur Leere. Leere und die kalte Gewißheit, daß noch etwas auf ihn wartet. Etwas, das er fast vergessen hätte. Etwas, an das er sich im schuldigen Frieden eines Lebens, das Calyra ihm geschenkt hat, nicht mehr hatte erinnern wollen. Ein Nordmann bezahlt stets seine Schulden.

"Ja." Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, sein Gesicht starr wie Marmor und kalt wie das einer Statue. Er steht auf, langsam wie ein Schlafwandler, dreht sich zum Kamin um und verharrt einen langen, endlosen Moment so. Zorn steigt in ihm auf, schwarz und gallenbitter, doch mehr noch als auf Whytfisk, ist es kalte Wut auf sich selbst. Wie hatte er so sorglos sein können? Er hat gewußt, daß Whytfisk noch am Leben war. Er hat gewußt, daß der Mann irgendwo in der Dunkelheit des Labyrinths aus Tunneln und Katakomben, Kanälen und Stollen tief unter ihren Füßen noch am Leben war... und wartete. Hast du geglaubt, die Vergangenheit holt dich nicht mehr ein? Hast du geglaubt, du hättest Frieden gefunden? Hast du wirklich geglaubt, ein Mann wie Whytfisk legt untätig seine Hände in den Schoß und vergißt dich und Raven, wo ihr Hurentod die Kehle herausgerissen und Blaeran zu Asche verbrannt habt? Narr! Narr! Narr! Als die Wirklichkeit und das Hier und Jetzt ihn langsam wieder einholen, hört er lange Zeit nur das Hämmern und Rauschen seines eigenen Blutes in den Ohren, aber dann dringt Ravens Stimme zu ihm durch und ihre Worte von eben hallen in seinem Inneren nach wie kleine, unruhige Geister: Küchenmagd. Harfe gesehen. Geprügelt. Keller. Fieber. Hund. Hilfe. Stadtwache. Kanalratten. Tochter. Whytfisk.

Er spürt Ravens besorgten Blick in seinem Rücken und dreht sich zu ihr um. Irgendwie gelingt ihm sogar der Schatten eines Lächelns und er nimmt ihr ohne nachzudenken das feuchte Tuch aus der Hand und tupft über die Kratzer auf ihrer Wange. "Das Mädel ist in deinem Keller eingesperrt und Stelze liegt verwundet in deinem Haus," wiederholt er, nur um sicher zu gehen, sie auch richtig verstanden zu haben und um seine in alle Richtungen davonrasenden Gedanken im Zaum zu halten. Tochter. Whytfisk. Irgendwie hat sich der Gedanken festgefressen, auch wenn Caewlin nicht so dumm ist, zu glauben, sie hätten damit irgendeinen Trumpf in der Hand. "Seine Tochter?" Fragt er zweifelnd und Raven zuckt, nicht weniger unschlüssig, mit den Schultern. Whytfisk mag vieles sein, aber ein Mann mit Familiensinn ist er nicht. "Gib mir ein paar Minuten. Ich packe ein paar Sachen zusammen und hole meine Waffen. Ich bin gleich zurück." Er läßt Raven am Feuer sitzen und eilt nach oben, tauscht sein einfaches Leinenhemd und die weichen Wildlederbeinlinge gegen eine Hose aus schwerem Rindsleder, ein Hemd und ein wattiertes Wams, zieht das rauchgraue Kettenhemd darüber und schließt die Schnallen - mit nur einer Hand ein kleines Kunststück. Er schlüpft in schwarzlederne Schaftstiefel und streift einen ebenso schwarzen Waffenrock über, dann nimmt er seinen Waffengurt mit Dolchen und Morgenstern vom Haken und wirft seiner schlafenden Frau einen langen Blick zu.

Von Calyra ist nicht viel mehr zu sehen als eine Lockenflut silbrigen Haars und die Rundung einer Schulter. Er weckt sie nicht auf - Sorgen würde sie sich später noch genug machen. Akira liegt auf dem Luchsfell vor dem Bett und beobachtet ihn aus bernsteinfarbenen Augen, aber er nimmt die Hündin nicht mit sich. Nirgendwo im Haus ist etwas von Runa und Brynden zu hören - vielleicht war die Magd mit ihm hinausgegangen, damit seine Mutter, er selbst und der Rest des Gesindes in Ruhe würde schlafen können... und im Augenblick, ist ihm das sogar recht. Keine Abschiede, keine Erklärungen. Unten in der Küche packt er Beinwell, Verbandslinnen, einen Schlauch Feuerwein und zwei Handvoll Weißmoos in einen Lederbeutel und hofft, daß es reichen wird, Stelze zu versorgen - und ist keine fünf Minuten später wieder bei Raven. "Gehen wir."
Im Hinausgehen schnappt er sich einen von Calyras Winterumhängen aus rötlichem Rehleder, warm und weich mit Luchspelz gefüttert und steckt Raven hinein, ohne auf ihren schwachen Protest zu achten. "Sei still, du frierst erbärmlich."
Der Graue ist rasch gesattelt und gezäumt, auch wenn er, ohnehin immer übellaunig, alles andere als begeistert ist, schon wieder aus dem warmen Stall gezerrt zu werden und Caewlin führt ihn am Zügel bis hinaus vor das Tor, wo Ravens Brauner mit wahrer Seharimgeduld im kalten Wind ausharrt. Erst als sie durch die verwinkelten, nebelfeuchten Gassen Talyras in Richtung von Ravens Bognerwerkstatt und ihrem windschiefen kleinen Häuschen reiten, fällt ihm auf, daß sie Mottenfaenger kein einziges Mal erwähnt hat.

Titel: Re: Das Haus am Seeufer
Beitrag von Caewlin am 03. Dez. 2004, 12:19 Uhr
Die Schatten der frühen Winterdämmerung sind bereits lang und indigoblau und vermischen sich mit der aufsteigenden Nacht, als sie das Häuschen verlassen. Das Mädchen blickt keinem von ihnen noch einmal ins Gesicht, aber sie flüstert ein rasches >Ich geh< und verschwindet die Straße entlang in Richtung Marktplatz. Caewlin sieht ihr nach, bis nichts mehr von ihr zu sehen ist und steigt dann ebenso wie Raven in den Sattel. Ihr Abschied ist ein langer Blick, voll von all dem, was sie vielleicht bald erwarten mag, dann wenden sie ohne ein weiteres Wort die Pferde. Als er am Seehaus ankommt, ist das Tor fest verschlossen und ein müde blinzelnder Knecht in Lammfellstiefeln und Winterpelz, eine zischende Pechfackel in der Hand, öffnet ihm die Mannpforte. "Hol das Pferd meiner Frowe aus dem Stall und sattle es, sofort!" Der Knecht kann dem mit einem Satz davonstürmenden Grauen nur noch verwundert nachblicken, doch Caewlin hat keine Zeit, seine Anweisung zu erklären. Er bindet den Hengst vor dem Haus an und drängt sich ohne jedes Wort an Dalla und einer hechelnden Bluthündin vorbei, als seine Oberste Magd ihm die Tür öffnet.

"Cal!" Er stürmt ins Haus, nimmt drei Stufen der Treppe ins Obergeschoß auf einmal, die Bluthündin an seinen Fersen. Er  sieht in sein Schlafgemach und entdeckt dort niemanden, doch als er sich umdreht, um in Bryndens Zimmer hinüberzugehen, kommt sie ihm bereits entgegen - einen Finger am Mund, zum Zeichen, daß ihr Sohn gerade eingeschlafen war und mit sichtlich verwirrter Miene. Caewlin hat keine Zeit für Fragen, packt sie am Arm und schiebt sie in Richtung Schrank. "Pack ein paar Sachen für dich und Brynden. Kleider, Windeln, alles, was ihr für eine Weile braucht. Schnell. Du mußt sofort von hier verschwinden. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, aber ihr müßt auf der Stelle weg von hier. Ich bringe euch zu Niniane, bei ihr im Baum seid ihr auf jeden Fall sicher. Frag nicht wie oder warum, min koerlighed - ich versuche, dir alles auf dem Weg zu erklären. Halbmond wird schon gesattelt. Komm jetzt." Er wandert ungeduldig auf und ab, während sie mit fragendem Blick und sichtlich erschrocken einige Kleider, Unterzeug, einen dicken Winterumhang, Kleidung und Spielsachen für Brynden, seinen pelzgefütterten Überwurf und Windeln und auch sonst alles, was sie ihrer Meinung nach noch braucht, hastig in ein paar Seesäcke stopft. Kaum ist sie fertig, bringt er sie nach unten und heißt sie, in der Halle auf ihn zu warten, während er selbst Waffen, Ersatzkleidung, ein Seil, Pechfackeln, zwei Schläuche mit Feuerwein, Zunder und andere nützliche Ausrüstung zusammenpackt und in eine Ledertasche stopft.

Keine Vierstelstunde später sitzt sie auf Halbmonds Rücken, einen gähnenden Brynden vor sich und die ledernen Satteltaschen hinter sich prall gefüllt und Caewlin steigt auf den Grauen. "Nein, nicht zur Strandpforte. Wir reiten zum Nordtor hinaus, dort entlang, wo Blaumäntelpatrouillen und Nachtfeuer und Menschen auf den Straßen sind. Das wird unser bester Schutz sein, auch wenn der Weg weiter ist. Komm jetzt." Die Bluthündin voraus verlassen sie das Anwesen und reiten in halsbrecherischem Tempo durch die Gassen und Straßen Talyras. Er hält sich an die breiten, viel befahrenen Haupstraßen bis sie zum Nordtor hinaus sind und drängt auf dem schmalen Saumpfad, der sich nordöstlich der Stadtmauern durchs Larisgrün bis zum Ildorel und dem Smaragdstrand zieht, noch mehr zur Eile... und erst, als sie Ninianes Lichtung und den gewaltigen Baum im Licht seiner zahllosen filigranen Bernsteinlaternen vor sich sehen, gestattet er es sich, ein wenig aufzuatmen. "Cal, erinnerst du dich an Blaeran?" Er steigt ab, hebt sie und Brynden aus dem Sattel und einen Moment wird ihr Gesicht sehr blaß - dann nickt sie. "Raven war heute bei uns. Dalla hat dir bestimmt von ihrem Besuch erzählt. Ich weiß nicht, was genau vor sich geht, ich weiß nicht einmal warum oder wie, aber offenbar haben sich die Kanalratten wieder formiert. Sie haben einen neuen Anführer. Whytfisk." Ihr Gesicht wird weiß wie Milch. "Und sie sind hinter Raven und mir her. Sie haben uns bereits aufgespürt - und wir müssen ihnen zuvorkommen. Ich will, daß du mit Brynden hierbleibst, bis diese Gefahr vorüber ist. Hast du mich verstanden, Cal? Bei Niniane bist du in Sicherheit."



Powered by YaBB 1 Gold - SP 1.3.2!
Forum software copyright © 2000-2004 Yet another Bulletin Board