Weltenstadt.de >> Forum (http://forum.weltenstadt.de/)
Das Rollenspiel >> Die Stadt Talyra >> Der Sithech-Hain
(Thema begonnen von: Niniane am 09. Sept. 2003, 21:41 Uhr)

Titel: Der Sithech-Hain
Beitrag von Niniane am 09. Sept. 2003, 21:41 Uhr
Im Süden der Stadt, inmitten eines parkähnlichen Hains aus Trauerweiden und dunklen Zypressen, liegen die Begräbnisstätten Talyras. Das weitläufige Gelände ist bedeckt von kurzem, weichem Silbergras und die alten Bäume spenden tröstliche Schatten. Zwischen ihren mächtigen Wurzeln liegen uralte Grüfte aus Marmor und Granit, manche klein und unscheinbar, andere groß wie Schreine und mit wundervollen Fresken und Ornamenten verziert.
Viele sind leer und alt und von Moos und Flechten überwuchert, ihre Inschriften verwaschen und unleserlich geworden - andere noch immer von den ansässigen Familien in Gebrauch. Totenlichter brennen in durchbrochenen Bronzelaternen und werfen ihren matten Schein über Steinfiguren - über marmorne Seharim, die ihre Flügel über Grabplatten und Wege breiten, über Heilige vergangener Jahrhunderte, aber auch über Drachen, Phönixe, Einhörner und Harpiyen, die so manches uralte Grab schmücken, von Efeu überrankt und von zartem Graumoos bedeckt. Um viele Gräber wachsen Môrninaes in dichten Kissen, kleine Blumen mit zarten, silbergrünen Blättern.  Nur auf Gräbern gedeihen diese Totenblumen, wie das gemeine Volk sie nennt, die im Sommer zartviolett blühen und süßen, betörend starken Duft verströmen. Aber auch wilde Rosen und purpurne Clematis ranken sich um die Sockel der Statuen und Grabsäulen, erobern sich leere Sarkophage und das Mauerwerk so manchen Mausoleums.

Der Sithechhain ist ein Ort der Trauer, aber auch ein Platz der Ruhe und Besinnung, wo die Stadt mit ihrem lauten, geschäftigen Treiben, den vielen Gassen und Menschen mit einem Mal tausendschrittweit fort erscheint. Der "Knochenacker" wird der Sithechhain im talyraer Volksmund auch genannt, obwohl die Schönheit und tiefe Stille dieses heiligen Ortes den groben Namen Lügen straft.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Dwayne am 17. Sept. 2003, 20:41 Uhr
Die Sonne steht nicht hoch am Himmel, als Dwayne seine Arbeit im Hain beginnt. Müde schliesst er die Tür zu dem Werkzeugschuppen, in dem die Geräte die er für die täglichen Arbeiten benötigt liegen, auf. Vorsichtig legt er sie in seinen Schubkarren, jedoch nicht ohne sie vorher auf verrostete Stellen oder sonstige Mängel zu kontrollieren.
Wenig später läuft er mit dem Wagen den Friedhof ab - hier und da entfernt er verwelkte Blumen oder abgebrannte Kerzen von den Gräbern.
Auch reinigt er die Hauptwege mithilfe eines Rechens von Laub und sonstigen Unrat. Wie an jedem anderen Tag auch pflückt er einige Môrninaes, die er später am Tage in den Sithechtempel bringen wird.
Als die Sonne später aufsteigt Talyra mit Shenrahs Glanz zu überfluten, hat Dwayne seinen Werkzeugkarren  bereits wieder weggeschlossen und sich zu seiner Lieblingsstelle am Friedhof begeben - dem Grab eines bereits lange verstorbenen Händlers, dessen mit Efeu und kleinen vom Tau feuchten Blumen überwuchert ist. Ein grosser Marmor-Phönix überragt das alte Steingrab mit seinem Schatten. Erste Spuren des Alters zeigen sich bereits auf seiner Oberfläche...kleine abgebrochene Stellen, leichte Furchen im Stein und vom Regen und Wind glattgeschliffene Stellen wo früher einst kunstvolle Verzierungen ihren Platz hatten. Hier setzt er sich auch immer nach getaner Arbeit zu Fusse des Grabes auf eine Bank hin und lässt seine Gedanken ein wenig kreisen. Stets drehen sich diese Gedankenflüge um seinen tiefen Glauben zu Sithech, seine für ihn sehr ehrenvolle und wichtige Arbeit auf dem Friedhof und im Tempel und seiner einzigen Tätigkeit die nichts mit seinem Gott oder dem Tempel zu tun hat - der Pilzzucht, welcher er in einer kleinen Nische im Keller seiner Behausung nachgeht.
Als nach einiger Zeit die ersten Sonnenstrahlen der immer weiter aufsteigenden Sonne seine blasse Haut berühren und zu brennen anfangen, erhebt er sich und begibt sich auf den Weg zum Tempel des Sithech um die gepflückten Môrninaes abzugeben und andere Arbeiten für den Tag zu empfangen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eliphas am 18. Sept. 2003, 13:16 Uhr
Eliphas erreicht mit schnellem Schritt den Hain. Der Wärter scheint im Moment nicht in der Nähe zu sein, aber das ist gut, so muss sich Eliphas nicht schon wieder erklären, was er in einer der Mausoleen zu suchen hat.

Er wuchtet sich die schwere eisenbeschlagene Holztruhe auf die Schulter und verlässt nun etwas langsamer das Mausoleum.

Wieder tut es ihm einen Moment leid, dass er den Troll damals hat ziehen lassen, als Träger war er perfekt, da der nie etwas in Frage stellte sondern einfach seinem Befehl gehorchte.
Eliphas macht sich auf den Rückweg zur Stadtwache, er wollte nicht zuviel Zeit verstreichen lassen, da er seine Arbeit gewissenhaft durchführen will, möchte er dem Lord Commander nicht gleich am Anfang unangenehm auffallen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Thram am 11. Feb. 2004, 19:27 Uhr
Heute, an einem seiner seltenen freien Tage, führt es Thram nach langer Zeit wieder zum Sitech-Hain. Gestern hatte er wieder viel an seinen verstorbenen Freund Kalin denken müssen und es hatte ihn fast wahnsinnig gemacht, seinen besten Freund nie mehr sehen zu können und nie wieder mit ihm zu sprechen. Man mag meinen, Thram sei ein erwachsener Mann, der schneller über den Tod eines Menschen hinweg kommen sollte, doch für Außenstehende ist die Beziehung zwischen Thram und Kalin schwer zu erklären. Ein Herz und eine Seele, so mag man sie wohl bezeichnen. Oder mochte sie bezeichnen.
Langsam nähert sich Thram Kalins Grab und je näher er kommt, umso langsamer werden seine Schritte. Als er dann vor dem Grab steht, muss er doch leicht schmunzeln. Den Baum, den Flothemil hier damals gepflanzt hat, steht nun, trotz der Kälte, in voller Blüte und lässt das Grab schon jetzt zu einem kleinen Frühling werden.
Thram kniet sich hin um zu beten und dann, kurz darauf, beginnt er das Grab einigermaßen wieder herzurichten. Auch wenn er heute frei hat, so kann er nicht lange beim Grab bleiben. Einfach, weil ihm die Erinnerungen zu weh tun. Doch als er den Hain dann wieder verlässt fühlt er sich etwas leichter ums Herz, weil er Kalin nun zeigen konnte, dass er ihn noch immer nicht vergessen hat.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aishalanea am 24. Juli 2005, 08:22 Uhr
Ihr Weg über den verlassen daliegenden Hafen und durch die morgendlich leeren Straßen führt Aishalanea nach Süden, bis sie auf die Mauer des Sithechhaines stößt. Sie kennt niemanden, der in Talyra begraben ist, die Namen auf den Grabsteinen, an denen sie vorübergeht, sind ihr fremd. Doch der Tod, die Trauer, der Verlust sind hier wie dort zuhause. Trockenes Silbergras raschelt unter Aishas Schritten, finstere Zypressen werfen lange dunkle Schatten auf ihren Weg. Über den uralten, von Moos und Flechten überwucherten Marmorgrüften lassen Trauerweiden schwermütig ihre Köpfe hängen, und in der frischen Morgenluft liegt der süße, betäubende Duft der zartvioletten Môrninae-Blüten.

Vor einem besonders schönen Grabmal bleibt Aisha stehen, um es zu betrachten. Der Name auf dem Sockel ist nicht mehr zu lesen, Efeuranken winden sich bis zum Hals hinauf um die Statue eines wachenden Seharim mit Schwert. Er ist dem Künstler außerordentlich gut gelungen und wirkt fast wie in der Bewegung eingefroren: seine steinernen Haare fliegen in einem imaginären Wind, und sein weites marmorweißes Gewand fällt in Falten, als sei es feinste Seide. In sein Schwert, seinen Gürtel, die Handschuhe und den Stirnreif waren einst zahlreiche himmelblaue Steine eingesetzt, doch die meisten der Fassungen sind mittlerweile leer und lassen ihn etwas verloren wirken. Seine Augen sind geschlossen, sein Gesicht wie trauernd nach unten gewandt. Irgendwie strahlt er jedoch Frieden aus, und Aisha steht lange da und sieht ihn an, bevor sie ihre Schritte zwischen den Grabmalen hindurch weiter in Richtung Tempel lenkt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sethai am 16. Sept. 2005, 14:40 Uhr
Weit entfernt scheint der Sitechacker vom Chaos in Talyra. Kein Funke hat bisher seinen Weg auf den Knochenacker gefunden und hier ist noch kein Baum, kein Busch und kein Grashalm den Flammen zum Opfer gefallen. Es scheint fast so als stünde dieser Ort unter einer Art Schutz, vielleicht unter dem gleichen Schutz wie der Tempel in seiner Mitte. Und so fliehen auch einige Bewohner Talyras hierher, jedoch sind es weniger als in die anderen Tempel, denn der Sithechtempel ist am weitesten entfernt von Chaos und der Zerstörung und nur diejenigen die andernorts abgewiesen wurden das es schon zu voll ist oder die in der Nähe des Ackers wohnen schaffen es bis hierher. Deshalb wälzen sich hier keine Menschenkolonnen über die schmalen Wege, sondern nur vereinzelte Grüppchen erspäht man hier und dort zwischen den Grüften. Doch auch sie eilen sich den sicheren Tempel zu erreichen. Noch wissen sie nicht das sie bald an vorderster Front stehen werden…

Plötzlich kommt ein Windstoß auf und wie zuvor auf Markt verdunkelt sich auch hier der Himmel. Dann scheint sich in mitten dieser Dunkelheit etwas wie ein riesiger finsterer Schlund auf zu tun und eine Kugel völliger Finsternis auszuspeien. Sofort durchbrechen unzählige schwarze Tentakel die Hülle dieser Manifestation und fahren zur Erde hinab. Doch anstatt wie vorher Flammen und Glut zu bringen brechen sie hier in den alten Boden und verankern sich dort anscheinen. Eins nach dem anderen wird straff und bald sieht es aus als würde diese Kugel nicht über dem Friedhof schweben sondern auf unzähligen dünnen Spießen ruhen die von er Erde zu Ihr hinauflaufen. Die meisten Flüchtenden halten sich nicht lange mit zuschauen auf sondern beschleunigen ihren Schritt noch – durch die Präsenz des Dämons mehr als angespornt – nun endlich doch den Tempel zu erreichen. Einige wenige jedoch  starren wie gebannt auf das Schreckliche Schauspiel das sich ihnen nun bietet.

Wenige Augenblicke nach der Verankerung beginnt die Kugel anscheinen zu pulsieren und dunkle Wellen fahren die Tentakel hinab und in den Grund wo sie sich ausbreiten. Schwach wird dadurch die Erde erschüttert und Putz und loses Gestein bröckelt von en Wänden der Grüfte. Einige besonders alte Steine die auf loserem Grund stehen kippen sogar langsam um. Dann, nach einigen weiteren Augenblicken, erreicht ein völlig neues Grauen den Sitechacker. Plötzlich greifen Hände aus dem trockenen Boden nach oben ins freie und an einigen Stellen beginnen die Toten sich frei zu graben. An immer mehr Stellen geschieht dies und selbst der hartgesottenste Beobachter ergreift nun die Flucht als sich ganze Generationen von Talyranern ans „Tageslicht“ graben. Grabsteine kippen um und Grufttüren werden aufgestoßen und landen mit lautem Krachen auf dem Boden als sich immer mehr und mehr Leichen, von dunkelster Magie belebt, zu den ersten Gesellen. Bald schon steht eine kleine Armee von Untoten bereit; bereit jeden Befehl ihres Meisters willenlos zu befolgen. Aber noch setzt sie sich nicht in Bewegung, vielmehr scheint sie zu verharren, einen schützenden Wall um den Körper und Schild des Dämonen zu bilden. Und während all das geschieht senkt sich die Kugel langsam ab, fährt ebenfalls hinab und berührt schließlich den Grund, wo augenblicklich jeden Pflanze und jedes Tier stirbt das mit Ihr in Berührung kommt. Dort ruht sie nun, abgeschirmt durch mehrere kleinere Grüfte und zentral auf einer großen und alten Gruft. Nur deren höchster Giebel ragt noch aus der Finsternis hervor.

                                     ~ Innerhalb der zentralen Gruft ~

Das Innere der Gruft ist nicht wie zu erwarten in völlige Finsternis getaucht sondern in tiefes goldenes Licht. Och wie Sethais Augen damals ist es kein hoffnungsvolles oder schönes Gold sondern birgt einen düsteren und bösen Aspekt. Dort wo es Schatten wirft scheinen diese sehr viel tiefer zu sein als normal und irgendetwas zu verbergen das unausprechlichen Schrecken verspricht. Die „Bewohner“ dieser Gruft stehen an jeder Ecke und am Eingang des Gebäudes und starren aus hohlen, glühenden Augen auf den zentralen Bereich der Halle. Dort schwebt eine junge Frau, Aurian, von schwarzen Fäden umschlungen die unter Ihr im Boden verschwinden, im Raum und vor Ihr steht ein Elb, Sehtai. Doch nur noch wenig an ihm erinnert an den kränklichen Seher von damals. Die Runen auf dem entblößten Arm sind noch immer dort und glühen intensiv und pulsierend. Und auch die Augen sind noch immer dunkle goldene Flächen. Aber ansonsten hat sich der Leib es Sehers sehr verändert. Die Haut hat ihre kränkliche Farbe verloren, ist nun von einem reinen glänzenden Schwarz, und ebenso ist er kaum noch hager zu nennen. Seine ganze Gestalt zeugt nun von Kraft und Autorität, aber ebenso von Schrecken und Tod. Und seine Haare schließlich sind von einem reinen, beinahe leuchtenden Weiß.

“Ich muss Dir danken, Aurian,“, spricht der Elb sie an. Seine Stimme klingt hart, aber auch irgendwie wohlklingend. Sie scheint gleichzeitig ihre Ohren und Ihren Geist zu erreichen, so als würde sie sowohl durch Laute übertragen als auch direkt in ihrem Kopf entstehen.“Ohne Deine törichten Angriffe hätte mir Niniane weit mehr Schaden können als sie es getan hat. Außerdem nutzt mir Deine Energie sehr. Sie ist frisch und rein, unangetastet noch von Gut oder Böse. Nutzbarer als alles was mir diese Welt bieten kann. Ich werde Dich aussaugen bis zum letzten magischen Rest. Und dann werde ich es auch mit allen Priestern aufnehmen können die diese lächerliche Stadt gegen mich wirft. Du wirst dabei natürlich sterben, aber sei unbesorgt, die Form in der ich Dich neu erschaffen werde wird Dir viel mehr zusagen und Du wirst eine sehr viel bessere Existenz führen dann.“

In seiner Stimme liegt eine tödliche Überzeugung, sie verspricht schon bevor er es ausspricht das jede Gegenwehr hoffnungslos, die Stadt verloren und Ihr Schicksal besiegelt ist. “Aber Du kannst uns allen viel Zeit sparen wenn Du Dich einfach in Dein Schicksal ergibst. Wehre Dich nicht sondern nimm es einfach an. Es bedeutet weniger Schmerz für ich und weniger Leid für die Bewohner der Stadt. Alles wird schneller, viel schneller vorbei sein dann. Wäre das nicht für alle besser?“

Während er spricht ziehen sich die Schattenfäden enger und enger um den Leib der jungen Frau und einige von ihnen dringen sogar durch Ihren Haut – Ihre Kleider sind schon nach dem ersten Kontakt mit der Finsternis zerfallen – und legen sich wie Parasiten in ihre Adern. Aber nur der erste Kontakt mit ihnen ist schmerzhaft – und was für ein Schmerz es ist! – dann, während der Elb mit Ihr spricht, ist es beinahe angenehm, wenn nicht das ungewohnte Gefühl wäre ihren Leib nicht unter Kontrolle zu haben.

“Ergib Dich doch einfach meiner Macht.“ Seine Worte sind ruhig, aber ihnen liegt doch eine gewisse Dringlichkeit inne, so als habe er es eilig das sie seinem Willen nachkommt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 16. Sept. 2005, 17:55 Uhr
Als sich die schwarze Tentakel um ihren Leib geschlungen hatte und sie in die Wolke zog, glaubte die junge Magierin zu verbrennen. Der Blick aus ihren schreckensgeweiteten Augen trifft den eines jungen Mannes, bleich, mit schwarzem Haar. Cleyron! Sein Schrei, ihr Name, ist das letzte, was sie hört, ehe sie in der Düsternis verschwindet. Alles scheint sich in einem Strudel aus Schwärze zu drehen, Schwärze, Schmerz und Angst. Irgendwann verliert Aurian das Bewusstsein und als sie wieder zu sich kommt, schwebt sie über dem Boden, gehalten von schwarzen Fesseln, unfähig sich zu bewegen. Der Raum ist von einem seltsam kalt, bedrohlich goldenen Licht durchflutet. Sie sieht die Person – ist es überhaupt eine Person? – nicht, die zu ihr spricht, doch seine Stimme scheint überall zu sein, in jedem Winkel des Raumes, in ihrem Kopf, überall. >Ohne Deine törichten Angriffe hätte mir Niniane weit mehr Schaden können als sie es getan hat. Außerdem nutzt mir Deine Energie sehr. Sie ist frisch und rein, unangetastet noch von Gut oder Böse. Nutzbarer als alles was mir diese Welt bieten kann. Ich werde Dich aussaugen bis zum letzten magischen Rest. Und dann werde ich es auch mit allen Priestern aufnehmen können die diese lächerliche Stadt gegen mich wirft....< Was habe ich getan? Oh ihr Götter was habe ich getan? Ich wollte doch nur Cedric retten und stattdessen ..... was habe ich getan? Und unbarmherzig spricht die Stimme weiter, während irgendetwas über ihre Haut kriecht, sie immer weiter einschnürt. >...Es bedeutet weniger Schmerz für ich und weniger Leid für die Bewohner der Stadt...< Bei diesen Worten brennt sich etwas in ihre Adern, feuergleich. Der Schmerz raubt ihr beinahe den Atem. Alles verschwimmt um sie nur die Stimme, sie ist noch immer in ihrem Kopf. >Ergib Dich doch einfach meiner Macht.<

Ergeben, es wäre so einfach. Alles in ihr drängt danach, sehnt sich danach, sich fallen zu lassen, in die verlockende Schwärze, das goldene und doch dunkle Licht zu begrüßen, eines zu werden damit. Ergeben.... Doch dann, als würde sich der letzte Rest ihres Verstandes regen, sieht sie Bilder vor ihrem inneren Auge: Menschen, Gesichter, die sie kennt und die alle einen eigentümlichen Blick haben: Cedric, die blauen Augen sehen sie an, verzweifelt, genauso, wie er sie in der Kate angesehen hatte, als ihr Leben auf Messers Schneide stand. Cleyron, in ihrer Erinnerung klitschnass vom Regen, zerzaust, so wie sie ihn von ihrer ersten Begegnung in Erinnerung hatte, damals, im Hof der Steinfaust. Auch er hatte sich entscheiden müssen, vor vielen hundert Jahren, zwischen gut und böse und er hatte die helle Seite gewählt, so schwer es für ihn manchmal wohl auch war. Olyvar, der Commander, der trotz aller ihrer verrückten Aktionen an sie glaubte und ihr eine weiter Chance in der Stadtgarde gegeben hatte, ihr und dem Namen de Winter. Malakei, ihr ehemaliger Lehrer, der so plötzlich verschwunden war. Auch das Antlitz Ninianes zieht an ihr vorbei, die Halbelbin, die ihr in jener schicksalhaften Nacht offenbart hatte, wer sie eigentlich war. Und Kea, ihre Freundin, ihre einzige Verbindung, die sie zu dem verhassten Dorf ihrer Kindheit noch hat und die sie doch liebt wie eine Schwester. Sie alle haben den selben Blick, traurig und doch flehend. ‚Gib nicht auf!’ scheinen sie ihr zuzurufen, sie anzuflehen.

„Niemals, niemals hörst du! Ich ... ich werde mich dir  NIEMALS ergeben. NIEMALS!!!!“ Die Augen des Wesens scheinen zu glühen und der Schmerz, der sich ihrer nuun bemächtigt ist schlimmer als alles, was bisher war. Die schwarzen Fäden graben sich tief in das weiße Fleisch. Der schlanke Körper bäumt sich auf unter den Qualen, zerrt an den Fesseln, die unzerreißbar scheinen und Aurians Schrei hallt über den Sithechacker. Die wenigen Bürger, die ihn hören halten sich die Ohren zu, erschrocken und verstört. Jene, die diesen Tag überleben werden, werden den Klang, den Ausdruck dieser gequälten Seele nie wieder vergessen und oftmals wird er sie in ihre Träume verfolgen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Morgana am 21. Sept. 2005, 15:18 Uhr
Während der Priesterweihe hatte Morgana sich auf nichts anderes konzentriert, als auf die Worte der Weihe. Sie hatte die Kraft gespürt, die in dem jungen Priester wirkte und hatte ihre eigene Kraft gespürt, die die Göttin ihr verliehen hatte. Die Worte kommen wie selbstverständlich über ihre Lippen und als Niniane die kurze Zeremonie beendet, leuchtet der Halbmond auf ihrer Stirn schwach silbern. Und dann geht alles schnell, Niniane drängt zum Aufbruch und auch Morgana weiss, dass die Zeit drängt, doch was Niniane dann tun will, lässt die Heilerin kurz aufstöhnen, aber sie greift die Hände von Eade und Liade, schliesst die Augen und ergibt sich dem Schicksal. Goldener Dunst bildet sich um die kleine Gruppe und dann fühlt Morgana sich emporgehoben und gleichzeitig beginnt ihr Magen zu rebellieren.

Der „Flug“ dauert nicht lange, aber für Morgana reicht es, auch wenn es nicht mehr als ein sanftes Gleiten war. Kaum berühren ihre Füsse wieder festen Boden, dreht sich ihr Magen erneut herum und sie kann sich nicht mehr zurückhalten. Schnell lässt sie die Hände der beiden anderen los, und ohne sich die Umgebung näher anzusehen, läuft sie auf die nächste Hecke zu und gibt ihr Frühstück von sich. Es gibt nichts Schlimmeres für Morgana als den Boden unter den Füssen zu verlieren, sie hat Höhenangst und fliegen kann sie schon gar nicht leiden, aber ihr war ja keine andere Wahl geblieben. Sie würgt so lange, bis sie glaubt ihr Magen selbst müsse bald nach oben kommen, doch dann lässt das Gefühl nach und sie kann einmal tief durchatmen. Nun kann sie sich auch endlich umsehen und das was sie zu sehen bekommt, lässt sich ihren Magen fast noch einmal herum drehen.

Sie sind am Sitechhain gelandet, aber das was sich da vor ihren Augen abspielt, hat nichts mehr mit der ruhigen und stillen Atmosphäre zu tun, die den Sitechhain sonst umgibt. Finsternis hat sich über dem Knochenacker ausgebreitet, überall haben sich schwarze Tentakel im aufgewühlten Erdreich vergraben und in der Mitte des Hains hat sich eine Kugel aus Finsternis festgesetzt, wie eine dicke schwarze Spinne in ihrem Netz. Alleine schon die Kugel strömt soviel Dunkelheit aus, dass es gereicht hätte Morgana den Atem stocken zu lassen, aber die Gestalten, die sich um die Kugel aufgebaut haben und den ganzen Hain bevölkern, lassen sogar ihr Herz kurz stolpern. Untote, grausige Gestalten, halb verfault und teils nur noch Knochengerüste, um die zerfledderte Kleidung schlabbert, bevölkern den Acker, starren mit leeren Augen auf die Finsternis und scheinen nur auf die Befehle zu warten. Bei allen Göttern, wie sollen wir schaffen an den Dämon zu kommen, bei der Bewachung?! Unbewusst greift eine Hand nach dem kleinen Dolch an ihrem Gürtel und die andere nach einer Phiole mit Weihwasser. Die anderen scheinen genauso gebannt auf das Schauspiel zu sehen, dass sich ihnen bietet. Morgana tritt zu den anderen und will gerade etwas sagen als ein Schrei durch ihren Kopf rast. MORGANA!  "Mael!“ kommt es leise über ihre Lippen. Sie weiss irgendetwas ist ihm passiert und am liebsten würde sie jetzt loslaufen und ihn suchen, um ihm zu helfen, aber genau das kann sie nicht. Die Finsternis dort im Hain muss erst besiegt werden, ansonsten wären alle anderen Mühen umsonst.

Ihr Herz wird schwer und sie ist hin und her gerissen von ihren Gefühlen, kurz versucht sie  ihn zu fühlen, um zu wissen, ob er noch lebt, aber die Dunkelheit schluckt alles und sie kann den Elb nicht erreichen. Bitte Faeyris, lass ihm nichts passiert sein, lass ihn noch leben, bitte! Dann wendet sie sich wieder dem zu, was vor ihr liegt, auch wenn es ihr mehr als schwer fällt ihren Gefährten aus ihren Gedanken zu verbannen, aber sie muss es, sie braucht alle Kraft und Konzentration, für das, was sie nun würde tun müssen. Morgana stellt sich zu den anderen, wirft einen kurzen Blick in die Runde und seufzt dann kurz auf. „ Und nun? Wie kommen wir an den Dämon heran?“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eade am 23. Sept. 2005, 21:00 Uhr
Die Priesterinnen flankieren ihn, legen ihre schmalen Hände auf seine Schultern und ergeben senkt er sein Haupt unter der Macht der Götter und den Worten der Halbelbe.
Er versucht sich zu konzentrieren, faltet seine Hände und murmelt lautlos ein kurzes Gebet, das Letzte das er als einfacher Novize sprechen wird, vielleicht auch das Allerletzte überhaupt in seinem Leben. Traurigkeit versucht in ihn aufzuwallen, seine kühle Haltung zu überschwemmen, doch sie prallt an einer Wand aus selbstzerstörerischem Beherrschung ab, die ihn davon abhält, Liade und Rubelli einfach mit sich zu ziehen und sie ausser Gefahr zu bringen.
<<Bei allen Göttern, vielleicht sehe ich Pan und Lyall nie mehr, werde meinen Eltern niemals die wunderbare Botschaft überbringen können, das Liade lebt und sich ein Leben aufgebaut hat. Aber ich werde dafür sorgen, dass sie zurückkehrt. Mit oder ohne mich.>> Dann beginnt er systematisch jeden ablenkenden Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, bis nur noch die ursprüngliche Macht seiner Selbst zu spüren ist, die Grundsteine dessen, auf was die Kraft eines Hohepriesters aufgebaut ist.
Wie feiner Singsang schwingen Ninanes Worte zum verhängten, dunstig grauen Himmel hinauf und obwohl er das Meiste nicht versteht, denn dafür spricht sie zu leise, besitzt er das Wissen darüber, hat selbst schon zwei Weihen erlebt. Morgana sowie die Hochelbin sprechen das Ende und Eade fühlt, wie diese Macht in seinem Inneren sanft zu pulsieren beginnt. Sie streckt Fühler in alle Richtungen und es ist ihm, als würde der Geruch nach frischem, klarem Wasser seine Sinne vernebeln, sie umspielen und verschlingen. Die rauchgeschwängerte Luft verliert den kratzigen Gestank, Fäulnis und Verpestung weichen zurück, die Flammen klettern über die kümmerlichen Rest der Stände hinfort, weg von dieser heiligen Zeremonie, als hätten sie Angst zu erlöschen, angesichts dessen, das hier der Gott des Wasser, der Meere, der Seen, der Flüsse und der Tümpel angerufen wird.
Das kühle Nass, das noch stets über seine Haut perlt, beginnt zu funkeln wie glasklare Diamanten unter Shenras Antlitz, tropft hinab und formt sich am Boden zu silbrig glänzenden Lachen.
"Eade vom Volk der Asrai, du kniest vor mir um dein Leben und deine Ehre, deine Kraft und dein Herz, deinen Willen und dein Streben in die Hände Amurs zu legen, des Herrschers aller Meere, des Gebieters über Regen, Fluss, Strom und See, dessen Geist in allen Adern Rohas fließt, auf dass er dich als seinen Diener und sein Werkzeug auswähle?" Ihre Stimme wird klarer, er versteht alles und dieses Mal zögert er nicht.
Seine Antwort ist leise, voll von Ehrfurcht und der schwer wiegenden Gewissheit, dass es kein Zurück mehr gibt und er fühlt wie die Kälte in seinem Herzen wächst. Er hält den Kopf gesenkt, die Augen leer auf seine bleichen, ineinander verschlungenen Finger gerichtet und murmelt schliesslich ein Deutliches: „Ja.“
Beinahe im gleichen Augenblick beginnen Dunstfetzen wie kleine Geister vom Grund emporzusteigen, umtanzen ihre Füsse und seine Knie, winden sich um ihre Beine und werden zu einem kleinen, silberblau funkelnden See, als hätte der Boden unter ihnen bittere Tränen über den Anblick des Chaos geweint. Die schwere Luft erzittert, vibriert auf seiner Haut, als Niniane fort fährt und laut zu den Göttern spricht: „So sei es.“

Im gleichen Moment nimmt das zärtliche Pulsieren der Macht, die bisher verschwommen durch seine Adern fliesst, zu, wächst zu einem ständigen Pochen heran, das jeden Winkel seines Leibes durchdringt. Er muss sich zwingen weiter zu atmen und sich nicht einfach in dieser Kraft, die ihn durchströmt, zu verlieren. Die Hohepriesterin fährt fort, rezitiert uralte Worte der Macht und fordert ihn auf das mit ihr Glaubensbekenntnis zu sprechen. Es verlässt laut und wie ein flüchtiger Windhauch seinen Mund, ebenso wie er jeglichem Bösen, Verlockendem, Schmählichem  und Dämonischem entsagt. Der Dunst verdichtet sich zu einer blauschimmernden, silberfunkelnden Masse, türmt sich auf und taucht alles in seinen hellen, glänzenden Schein. Die Priesterinnen an seiner Seite flüstern mit ihm und der Halbelbe, ihre Finger liegen kühl und glatt auf seinen Schultern und er spürt die unglaubliche, göttliche Macht, die von ihnen ausgeht, so rein, als wäre es der Ursprung.
Etwas wallt in ihm auf, verschlingt jegliches Zaudern und Hadern, spült die Unsicherheit und die Angst hinfort und hinterlässt nur ein tiefes, unerschütterliches Band voller Glauben.
Eade kniet still wie eine marmorne Statue, sein Atem geht ruhig und langsam. Jegliches Geräusch um sie herum verzagt, jegliche Flamme vergeht und der Rauch schleicht ergeben zurück und das Wassers des Blaupfuhls hinter ihm erstrahlt plötzlich in einem einzigartigen Rausch an allen Blautönen, die die Welt Roha jemals gesehen hat.
Das Knistern des Feuers wird leiser, bis es ganz verstummt, das Schlagen von Schwertern und das Gebrüll der Höllenmeute wird zu einem leisen Wispern, als würde der Wind durch die grüngoldenen Baumkronen des Larisgrüns streichen.
"Ihr Mächte Rohas, die ihr wart und seid und immer sein werdet. Solange Roha besteht, habt Ihr Euren Tempeln Dauer verheißen, nun seid mit uns. Amur, Shu're ty Amuris îr ayis Far, allmächtiger Herrscher der Meere, ich rufe dich an. Gib diesem, dienem Diener, die Würde und Kraft deines Priestertums. Erneuere in ihm deinen Geist und deine Stärke. Verleihe ihm deine Macht und mache ihn zu deinem Diener."
Ihre Hände sinken anmutig herab, lassen das Gebilde aus Dunst und Nebel demütig zur Seite weichen und senken sich auf sein Haar herab, so dass die Wassertropfen darauf gerade so ihre Haut benetzen und flüstert leise: "Ich weihe dich zum Priester Amurs und zu seinem heiligen Diener. Dir geschehe nach seinem Wort."

Er spürt den gehauchten Kuss kaum, doch wo ihre Lippe seines kühle Haut berühren, beginnen sich heisse Linien über seine Stirn zu ziehen, breiten sich aus zu einem verschlungenen Muster, das schliesslich in einem tiefen, leuchtenden Indigo als Dreizack, Amurs heiliges Zeichen, erkennbar ist. Alles in ihm erzittert und seine Lippen beben wie Schmetterlingsflügel im Wind, als er sich schliesslich in einer fliessenden Bewegung erhebt und Niniane anblickt, die ihn mit einem ernsten Ausdruck darum bittet, mindestens noch die Nachtwache nachzuholen.
Ein flüchtiger Moment vergeht und ein wahrhaftiges Lächeln stielt sich in seine ansonsten eiskalten, schimmernden Augen, als er kurz angebunden nickt und leise sagt: „Sicher… Wenn ich die nächste Nacht noch erlebe.“
Damit treibt die Halbelbin sie auch schon zur Eile an, doch einen Herzschlag braucht er noch, wirft einen Blick auf Liade, die ein Stück hinter ihnen steht, zusammen mit Rubelli.
„Hiyhe, Ja’sha, Hiyhe“, flüstert er nicht verständlich für fremde Ohren und ebenso wenig für die ihren. Leichte Verwirrung beschleicht ihn, als Morgana nach seiner Hand fasst und ihn bittet, auch die Rubellis zu ergreifen, doch stumm tut er was ihm gesagt wird und plötzlich beginnt Niniane erneut Magie zu weben. Goldene Fäden beginnen in die Höhe zu wuchern, flechten sich zu einem durchscheinenden Gebilde und schimmernder Nebel wabbert darum herum. Eade fühlt trotz der herrlichen Reinheit in seinem Inneren, einen eisigen Kloss in seinem Magen, als seine Füsse plötzlich dem Boden Adieu sagen und er hinauf in die Luft getragen wird. Er mag das Wasser, er kann sich auch mit dem Land anfreunden, aber die Luft ist ihm dann zuviel und seine Finger krallen sich regelrecht an Rubellis und Morganas Hand, so das sie sicherlich bald blaue und grüne Flecken haben.
Er schliesst krampfhaft die Augen, hält mit eiserner Anstrengung seinen Magen davon ab, sich während des Fluges zu kehren und versucht sich vorzustellen, das eine träge Masse an Wasser ihn umgibt und ihn festhält in ihrer sicherer Umarmung.
Es ist eine Erlösung und ebenso der Beginn eines neuen Alptraumes, als die Gruppe sicher auf dem silbernen Gras des Sithech-Hains landet. Rauchgraue Gräber, Statuen und Steine erheben sich aus umgepflügter, heiliger Erde, silberner Nebel schlängelt sich zwischen steinernen Seharim und künstlerischen Abbildungen von anderen, heiligen Gestalten hindurch, verdeckt die uralten Innschriften und benetzt die Totenblumen mit glitzerndem, feuchtem Staub. Die Weiden überziehen manche der letzten Behausungen mit Schatten, tauchen Mausoleen und Grüfte aus weissem Marmor und grauem Granit, an deren Wände sich Flechten und Efeu hinaufarbeiten, in düstere Dunkelheit. Kälte zieht über seine Haut, düstere, schwarze Wellen schwappen über seinem Kopf zusammen und als er sich umblickt, die würgenden Geräusche Morganas nicht wirklich wahrnehmend, flieht ein eisiger Schauer über seinen Rücken hinab und sein Herz pocht nur noch zaghaft, als hätte es Angst, jedes zu laute Geräusch würde die Toten die vor ihnen stehen wahrhaftig erwecken.

Eine Masse an klappernden Knochengerüsten, halbverwesten Wesen, wachsbleichen Gesichtern und von frischer Erde bedeckten Personen, die so aussehen, als hätten sie noch einen Funken Leben in sich. Doch dem ist nicht so. Eine Wand aus Tod und Verderben erhebt sich da vor einem grotesken, dunklen Gebilde, das aussieht wie eine fliessende Gewitterwolke, aus der kleine Blitze zucken.  Einige lange Tentakel ragen hinaus, stechen in den heiligen Boden, wie Schwerter ins Fleisch und scheinen erstarrt.
Eades Miene ist leer, so leer wie es geht, angesichts dieses Unheils und er starrt in die toten Augenhöhlen eines Mannes, dessen halber Schädel von Würmern und Insekten zersetzt worden ist. Die Stoffe seines Kleidung ist vermodert und von oben bis unten mit Moos und Schimmel bedeckt, sein rechter Arm ist nur noch ein schwarzgraugrünen Brei aus faulen Sehnen, Muskeln und Haut, die Finger fehlen gänzlich. Und seine Nachbarn sehen keinen Deut besser aus, mal ganz abgesehen von dem Gestank der die Lungen füllt und ihnen beinahe nicht mehr erlaubt zu atmen. Mühsam vermag Eade die erste Abscheu hinunter zu schlucken und hört hinter sich Morgana resignierend fragen: „ Und nun? Wie kommen wir an den Dämon heran?“
Untote, grässliche Monster und gefährliche Gegner und es gibt wenig das ihnen schaden kann. „Feuer“, stösst Eade hervor und wirft der Heilerin einen Blick fern jeglicher Gefühle zu: „ Wir brauchen Feuer, oder aber wir versuchen ihn mit unserer gemeinsamen Kraft beizukommen. Einen Ring um den Dämon bilden“, allein der Gedanke bereitet ihm Übelkeit, doch nichts davon dringt hinaus und so spricht er monoton weiter: „Er hat die Magierin, die Feuermagierin. Bevor wir ihn… heilen müssen wir…“, bitter hallt das Wort in seinem Bewusstsein nach und finster ändert er es: „Bevor Niniane ihn heilt, muss die Magierin dort heraus, sonst bedeutet es für sie den Tod.“ <<Aber was spielt ihr Tod schon noch für eine Rolle, wenn dafür das Leben unser Aller bewahrt werden kann.>>, denkt er unheilvoll für sich selbst und sieht von der Heilerin, zwischen deren feinen Augenbrauen ein silberner Mond prangt, zu Niniane und schliesslich auch zu der Hochelbe, deren Name er noch immer nicht kennt.
Im nächsten Augenblick erklingen leise, klappernde Schritte und alle Blicke huschen auf die kleine Armee von Untoten, die sich beginnt in einem schwankenden, unsicheren Schritt in ihre Richtung zu bewegen, die Arme von sich gestreckt, nicht wissend, das sie eigentlich sicherlich drei Fuss unter die Erde gehören würden.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Niniane am 23. Sept. 2005, 23:58 Uhr
Niniane bringt ihre kleine Truppe durch einen ebenso schlichten, wie effektiven Teleportationszauber auf den Sithechhain - und wie erwartet, hat sich Mordrens mißratener Sproß hier samt Schattenkugel, tintenschwarzer Finsternis und Untotenarmee breit gemacht. Du bist zu leicht zu durchschauen, Nornyiran. Morgana übergibt sich geräuschvoll, anscheinend verträgt die Heilerin keine dimensionsbrechenden Zauber, ganz gleich, wie simpel sie sein mögen... oder vielleicht war es auch der Eindruck, zu fliegen, obwohl "fliegen" eigentlich das falsche Wort ist, denn mit dieser Art von Magie durchquert man nur Raum und Zeit innerhalb eines bestimmten Gebietes. Zu ihrer Überraschung ist allerdings auch der dunkelhaarige Mensch - und offensichtlich Eades Gefährte, so wie die beiden sich ansehen - mit ihnen gekommen. Niniane unterdrückt ein ungehaltenes Zischen. Während Morgana etwas blass um die Nase ihre Eingeweide sortiert, schickt sie den Mann in den Sithechtempel und weder ihre Worte noch ihr Tonfall dulden auch nur den leisesten Widerspruch. Es ist sicherer für ihn und letztlich für sie alle, wenn er auf heiligem Boden und somit für den Dämon unerreichbar ist. Morgana tritt wieder zu ihnen, gerade als der schlanke, hochgewachsene Mensch hakenschlagend den Untoten ausweicht und die Stufen zum Greifentor hinaufsprintet und nur einen Herzschlag später, ist er unter den steinernen Rabenflügeln verschwunden. Niniane, Eade, Arwen und die Heilerin starren einen Moment auf die bebende Schattenspähre über einer großen, alten Gruft, und es ist Morgana, die sich als erste wieder fängt und Worte für ihre Gedanken findet: >Und nun? Wie kommen wir an den Dämon heran?<  Ninianes Augen flammen schon seit ihrem Aufbruch vom Marktplatz so hell und lodernd wie das Herz der Sonne selbst, aber jetzt werden sie schmal. "Wie wir an den Dämon herankommen? So!" Sie breitet die Arme aus und hebt die Hände. "In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te mojâon Faga!"
Gleißendes Sonnenlicht bricht aus ihren ausgestreckten Fingern und die Finsternis ringsum wird fleckig, trüb wie blind gewordenes Metall, dünn und grau und verraucht binnen weniger Herzschläge zu nichts: der Sithechhain liegt unter strahlender Spätsommersonne und die Untoten winden sich zischend, während ihre gerade noch so schwankenden und doch zielsicheren Bewegungen zu einem wilden Torkeln werden. Noch stehen sie, aber das würde nicht mehr lange so bleiben und sie wissen es... ebenso wie ihr Meister in seiner schützenden Hülle aus Schatten und Dunkelheit.

Das schmeckt dir nicht, nicht wahr? Sonn dich ruhig noch ein wenig in deiner Überheblichkeit. Sie webt den nächsten Zauber und ihre Finger tanzen komplizierte Gesten und Muster in den flirrenden Golddunst, der sie und die anderen jetzt umgibt wie zarte Schleier aus Tausenden durchscheinender Feenflügel. >Er hat die Magierin, die Feuermagierin. Bevor wir ihn… heilen müssen wir... Bevor Niniane ihn heilt, muss die Magierin dort heraus, sonst bedeutet es für sie den Tod< hört sie Eade neben sich murmeln und nickt abgehackt. "Vielleicht. Ich werde sehen, was ich tun kann." Sie spürt die Macht in sich aufsteigen, rein und klar, wild und pulsierend wie das Leben selbst, formt sie, zwingt sie unter ihren Willen, lässt sie in ihrem Blut vibrieren und schmeckt sie weißglühend auf der Zunge, einen Herzschlag, bevor sie die Hände vorstreckt und die gewaltigen Energien loslässt. "Shaeria!" Eine Welle goldenen Feuers nach der anderen rollt über den Sithechhain hinweg, sich auftürmende Flammenwolken branden wogend und knisternd voran und wo immer sie auf einen schlurfenden Untoten treffen, zersieben sie ihn zu einem Häufchen Asche, das der Wind davonträgt... sonst wird nichts von den flirrend goldweißen, hungrigen Feuerwalzen entflammt, nur die Toten, die der Dämon geweckt hatte. Die uralten Trauerweiden beugen sich den magischen Kräften wie einem Sturm, das glänzende Gras wird platt gefegt, als fahre ein mächtiger Orkan über es hinweg, ein paar Grabsteine ergeben sich dem heulenden Inferno, werden aus der Erde gerissen und mehrere Schritt weit fortgeschleudert, aber in Brand gerät außer den wandelnden Skeletten und halbverwesten Leichen zwischen den Priestern und der Schattenkugel nichts  - und der Weg ist frei. Der Dämon würde zweifellos noch mehr Tote wecken und sie aus ihren Gräbern holen, und wahrscheinlich hatte sie längst nicht alle erwischt. Vor allem würde sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt kaum mehr daran hindern können, noch mehr Untote ins Feld zu schicken, nicht, wenn sie ihn nicht töten darf, sondern exorzieren soll, aber für den Moment jedenfalls steht ihm keine Armee mehr zur Verfügung. Und was immer er noch gegen Talyra oder sie aufstellen würde, darum müssen sich dann andere kümmern. "Lauft zur Schattenkugel, schnell jetzt und verteilt euch darum!" Flüstert sie heiser. "Morgana nach links, Arwen auf die rechte Seite, Eade mir gegenüber. Sobald wir sie erreicht haben, werde ich ihm seine Schattenmäntel abnehmen, einen nach dem anderen, und sehen, ob ich Aurian nicht von ihm wegbekomme, aber ihr müsst das Netz schon bereit haben, verstanden? Werft es über ihn, sobald sein letzter Schild fällt. Gehen wir." Und wirkt alle Schutzzauber auf euch, die euch nur einfallen wollen...

"Liade, Ihr bleibt bei mir, gebt mir Eure Hand." Die Finger der Wasserfee fühlen sich kühl und sehr zerbrechlich in Ninianes großen, warmen Händen an, als sie Seite an Seite voranhuschen, vorbei an leeren, wie noch ungeschändeten Gräbern, und hastig ihre Positionen einnehmen, bis sie unmittelbar vor wabernder Schwärze stehen. Niniane vergewissert sich, dass alle auf ihren Plätzen stehen, schirmt ihren Geist, ihr ganzes Selbst, gegen die erdrückende Finsternis ab und sieht sowohl Morgana, als auch Arwen mit geschlossenen Augen, die Gesichter gefurcht vor Konzentration, ihre Zauber weben. Eine schimmernde Kugel goldenen Dunstes hüllt Liade und sie selbst ein und diesmal ist ihre Herausforderung an den Dämon nur ein Flüstern: "In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te tanuon Faga!" Im Namen Goldauge Thaylons rufe ich das zweite Haus... Wirbelnde Silberblitze zucken empor, drehen sich zu glühenden Spiralen, winden sich und hämmern dann mit ohrenbetäubendem Krachen auf die Schattenkugel ein, reißen glühende Risse in die rauchende Hülle des Dämonenschildes, und schmelzen sie. Den Blitzen folgt glühendes Silberlicht, das die Dunkelheit durchdringt wie ein scharfes Messer weiche Butter, diesem beinahe sanften Schein ein Hagel gleißendes Sternenfeuer und dem Sternenfeuer schließlich ein Schauer glühend aufflammender Funken, als regneten tausend Sternschnuppen auf die Schatten nieder. Zwiebeln schälen, schießt Niniane durch den Kopf. Auf ihrer Stirn glänzt Schweiß, ihre Augen brennen jetzt fast weiß und aus ihrer Nase läuft Blut, trotzdem hätte sie beinahe gelacht, während ihre Finger tanzen, so schnell, dass man ihnen mit den Augen nicht mehr folgen kann und ihre Lippen unablässig Worte der Macht formen und binden. Es ist wie Zwiebeln schälen. Erst pult man Schicht für Schicht ab und... nein, ich denk's nicht. Ich denk's nicht. Natürlich denkt sie es doch. Und was übrig bleibt, ist zum Weinen.  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Arwen am 24. Sept. 2005, 13:55 Uhr
So unwirklich diese Weihezeremonie auch inmitten von Chaos, Feuer, Tod und Verderben wirken mag, ihr wohnt etwas inne, das alle Eile nicht zu zerstören vermag. Einer Zeremonie... jeder Zeremonie im Namen der Zwölf wohnen Schönheit und Erhabenheit inne, und niemand kann sich dem entziehen… Sie steht an der Seite des Asrai, die Hand sacht auf seiner Schulter, und spricht die uralten Formeln und Gebete, die diesen Mann seinem Gott weihen würden, ein Band knüpfen würden, das zurückreicht bis zur Stunde als der erste Priester sein Leben den Göttern weihte, und sich bis in die Zukunft erstreckt so lange die Tempel der Götter Bestand haben werden. Gebete, das Bekenntnis des Glaubens, Arwen spricht die Worte ohne über sie nachdenken zu müssen, sie kommen tief aus ihr selbst heraus und geben auch ihr Kraft und Zuversicht zurück. Nicht dass sie den Wahnwitz des Vorhabens vergessen könnte, aber die lastenden Zweifel vergehen mit jedem Wort ein wenig. Eine Kriegszeremonie hat Niniane es genannt, und damit hat sie nicht Unrecht. Sie sind im Krieg. Und niemand, der einen Blick auf den Marktplatz oder die brennenden Viertel der Stadt wirft, würde das bezweifeln. Nur das dies eine weitere Schlacht in einem Krieg ist, der schon vor Zeitaltern begann, der die Himmelsinseln untergehen ließ, und in dem das hier - so entsetzlich es für Talyra und seine Bürger ist – nicht mehr ist, als eine weitere Episode im ewigen Kampf gegen den Dunklen und sein Gefolge.

Und dann ist es vollbracht. Als Niniane sich nach dem rituellen Priesterkuss wieder aufrichtet, schimmert der blaue Dreizack des Herrn aller Wasser auf der Stirn des Asrai; Eade hatte Morgana ihn genannt. Die Eile, die sie während der Zeremonie von sich fern gehalten haben, hat sie wieder, und das um so drängender als sie alle die Präsenz des Dämons nun alle nur zu deutlich spüren können. Er ist da, wartet, lauert und gewinnt an Kraft mit jedem Augenblick, den sie ungenutzt verstreichen lassen. Doch wenn einer von ihnen gefürchtet haben sollte, ihnen stünde nun ein gehetzter Weg durch mit Goblins, Ogern, Höllenhunden und Boghaniks verseuchte Straßen bevor, so befreit Niniane sie von dieser Sorge. Der Gesichtsausdruck, mit dem die Halbelbin verkündet, was der Dämon kann, könne sie schon lange ist Versprechen und Drohung zugleich, und nur wenige Augenblicke später legt sich um die kleine Gruppe ein schützender Mantel aus goldenem Dunst, während sich unter den Gesten und Worten eines Kindes vom Blut Goldauge Thaylons Raum und Zeit falten, einen Durchgang freigeben und sie sanft und sicher auf dem Boden des Sithech-Hains angelangen. Nur kurz hat Arwen die Luft angehalten, gebannt von der Macht die hinter einem solchen Wirken steht, um sich dann voller Vertrauen Ninianes Magie anzuvertrauen. Nach der Passage kann sie unschwer erkennen, dass Morgana, bei allem Vertrauen in die Jägerin, diese Art der Fortbewegung nicht gut bekommen ist, und auch der frisch geweihte Amur-Priester wirkt noch blasser um die Nase, als zuvor - sofern das überhaupt möglich ist.
Allerdings ist das Bild, das sich ihnen bietet auch mehr als nur ein wenig dazu angetan, einem das Blut aus dem Gesicht zu treiben: Zu Hunderten sind die Gräber geschändet und entweiht, und Scharen untoter Körper in allen nur erdenklichen Stadien der Verwesung haben sich aus der kalten, dunklen Ruhe ihrer Gräber erhoben, sammeln sich zwischen Grabsteinen und Grüften, strömen der Mitte des Sithech-Ackers zu um sich dort zu einer Mauer aus wandelnden Leichen um das zu sammeln, was noch von einem einst stolzen Mausoleum aus dieser Kugel manifestierter Finsternis ragt. Entsetzen geht von dieser Kugel aus wie Hitze von der Sommersonne, breitet sich aus wie Wellen.

>Und nun? Wie kommen wir an den Dämon heran?< In Morganas Frage schwingt eine Resignation mit, die Arwen regelrecht erschreckt. Wenn sie etwas nicht zulassen dürfen, dann dass Zweifel sich in ihren Geist schleichen und ihr Denken vergiften. Es ist Eade, der als erster auf die Heilerin reagiert. >Wir brauchen Feuer, oder aber wir versuchen ihn mit unserer gemeinsamen Kraft beizukommen. Einen Ring um den Dämon bilden.< Und die Worte wecken die Schatten der Erinnerung in Arwen. Schon einmal ist es ein Ring aus Priesterinnen gewesen, der einem Dämon den Untergang gebracht hat, doch das hier ist nicht einfach ein Dämon, nicht einmal ein Erzdämon, das hier ist… eine Verhöhnung der Götter. Arwens ganze Aufmerksamkeit ist auf diese Schattensphäre und die Untoten gerichtet, und so bekommt sie nur aus den Augenwinkeln mit, wie Niniane den dunkelhaarigen Begleiter Eades in den Sithechtempel schickt, dorthin, wo er in Sicherheit wäre. Dass sie Liade, die Wasserfee nicht mit ihm schickt, lässt Arwen allerdings fragend eine Augenbraue hochziehen; ihr ist der lange Blick, den Niniane der Frau auf dem Marktplatz zugeworfen hat durchaus nicht entgangen. Was hast du vor, Niniane?.. Sie ist die Gefährtin von diesem Sethai, wie könnte sie… oh… Gefährtin... das ist es also… Eine Macht, die stärker ist als jede Magie, und die Dämonen noch mehr fürchten als geheiligten Boden… Sie kann Ninianes Schutzschild sein, wenn sie sich ihm nähert. Ihr Schutz und vielleicht die einzige Möglichkeit, um zu erkennen, ob noch etwas vom Wesen des Sehers überlebt hat. Ein Lächeln huscht durch Arwens Augen, ein wildes Lächeln. Oh, ich kann mir vorstellen, dass das ein Aufheulen in allen neun Höllen geben wird… Als der Erwählte Nimrods ihren Verlockungen erlegen ist, werden sie vor Freude gejubelt haben. Und wieder wird es Liebe sein, die die Saat des Wandels in sich trägt. Nur diesmal wird sie den Weg zurück ins Licht führen und nicht tiefer in die Dunkelheit. Eine Jägerin vom Blut des Schwert-Archonen wird den Sohn des dunklen Jägers der Finsternis entreißen… Ihr Götter segnet uns, dass es gelingt, breitet euren Schutz über uns und gebt uns die Stärke zu tun, was getan werden muss… Den Gedanken an ein Versagen lässt Arwen nicht zu. Sie weiß, wie dicht Erfolgt und Niederlage beieinander liegen, aber jeder Zweifel würde nur Kraft verschwenden, die sie dringend benötigt.

>In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te mojâon Faga!< Ist allein ihr Erscheinen auf dem Marktplatz schon Herausforderung genug gewesen, so sind diese Worte Ninianes wie ein Fanfarenstoß. Golddunst umgibt sie alle, während gleißendes Sonnenlicht über den Hain brandet und die Wolken vergehen lässt wie vorhin über dem Marktplatz. Und im Licht von Shenrahs Antlitz beginnen die Untoten zu zischen und zu torkeln, erfolglos versuchend, dem zerstörerischen Licht zu entgehen. Sie bewegen sich auf die Priestergruppe zu, doch weit kommen sie nicht. Mit dem nächsten Wort der Halbelbin brandet goldenes Sonnenfeuer über die Begräbnisstätte und verbrennt die widernatürlichen Kreaturen, ohne Stein, Baum oder Strauch auch nur anzusengen. Der Weg zwischen ihnen und der dräuenden Schattenkugel ist frei. Er wird es nicht bleiben, das ist ihnen allen klar. Noch immer ruhen in dunkler Erde mehr als genug tote Körper, die der Dämon sich zu diensten rufen kann, doch das würde ihn Kraft und Aufmerksamkeit kosten, und somit ihnen in die Hände spielen. Vorausgesetzt natürlich, dass es Niniane tatsächlich gelingt, ihm Aurian zu entreißen und ihn damit von einer Quelle frischer Kräfte abzutrennen. >Lauft zur Schattenkugel, schnell jetzt und verteilt euch darum… Morgana nach links, Arwen auf die rechte Seite, Eade mir gegenüber. Sobald wir sie erreicht haben, werde ich ihm seine Schattenmäntel abnehmen, einen nach dem anderen, und sehen, ob ich Aurian nicht von ihm wegbekomme, aber ihr müsst das Netz schon bereit haben, verstanden? Werft es über ihn, sobald sein letzter Schild fällt. Gehen wir!< Die Anweisungen sind kaum mehr als ein Flüstern, und trotzdem kommen sie Arwen so laut vor wie Geschrei, so angespannt sind ihre Sinne. Sie nickt nur knapp zur Antwort, für Worte ist jetzt keine Zeit, und läuft los, vorbei an entweihten und unberührten Gräbern, über rauchende Aschehaufen, zerfallene Skelette und um die im Boden verankerten Schattententakel herum. Der Weg ist nicht weit, und doch schlägt ihr das Herz oben im Hals als sie ihren Platz erreicht. Sie kann Morgana nicht sehen, Kugel und Mausoleum verwehren ihr die Sicht, aber sie sieht den Wasserfeenmann in ihrem Rücken entlang huschen. Wenn er an seinem Platz ist, muss Morgana ihren auch schon erreicht haben. Unbewusst wandert ihre Hand zum Hals, will das Medaillon ihrer Mutter berühren, doch da ist nichts, das hat sie bei Rialinn gelassen. Kurz flattert der Gedanken vorbei, ob es ein schlechtes Omen ist, dass sie das Medaillon nicht trägt, doch dann verbannt sie jeden Gedanken der nicht mit ihrer nächsten Aufgabe zu tun hat aus ihrem Bewusstsein, schirmt sich selber, ihr Wesen und Denken gegen die Dunkelheit ab, die vor ihnen liegt, und konzentriert sich auf die Zauber die sie weben muss, ihren Teil des Netzes, das den Dämon am Boden und in seiner wahren Gestalt halten soll. Sie lässt ihren Geist fallen und macht  ihren Körper zu einer Hülle, einem Werkzeug der Magie ihrer Göttin. Flirrendes Licht umgibt sie, wirbelnde Spiralen aus vielfarbigem Licht, die sie umfließen, einhüllen, durchdringen und pulsierend jede Faser ihres Seins durchdringen. Es fällt Arwen noch immer schwer, sich von diesem Tanz der Elemente loszureißen, sich ihm nicht zu ergeben, sondern die Macht für sich zu nutzen, sie unter ihren Willen zu zwingen. Aber sie tut es, tut es ebenso wie sie es in den Weißen Grotten getan hat. In dem Moment, wo Körper und Geist wieder eins werden, sammelt sich silbriger Dunst zu ihren Füßen, rankt an ihr empor und hüllt sie in ein kaum sichtbares Netz in dem sich alles verbindet, was Arwen zu ihrem eigenen Schutz beschwören oder anrufen kann. Sie schließt die Augen, befielt ihren Geist in die Hände Anukis' und beginnt das Netz zu weben, an dessen Halt und Stärke nicht nur Ninianes Leben hängen wird. Ihre Lippen formen lautlose Worte, die sich mit den Gesten ihrer Hände verbinden und schimmernde Spuren in den silbergrünen Dunst ziehen, der sich um Arwen sammelt. Uralte Worte, älter als das Shidar ihres Volkes, Ayaron, die Sprache der Götter, kompliziert wie keine zweite Sprache und so klar und perlend wie Musik, jedes Wort an sich schon erfüllt mit der Gnade der Götter und nun verwoben mit der Macht die in heiligen Gesten und Formeln liegt.

>In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te tanuon Faga!< Wirklich hören kann sie Ninianes erneute Herausforderung des Diunornyiran nicht, zumindest nicht mit den Ohren, und auch ihren Geist hat Arwen abgeschirmt, und doch, auf einer Ebene ihres Seins, die ihr bisher nicht bewusst gewesen ist, kann sie dir Worte hören, als stünde die Halbelbin direkt neben ihr. Das zweite Haus wurde gerufen… Nun sei es, der Wille der Götter geschehe. Schweiß steht ihr in Perlen auf der Stirn, rinnt ihr in den Nacken und lässt ihr das Hemd am Rücken kleben, während sie weiter an dem magischen Netz webt und gleichzeitig Ninianes gleißende Angriffe auf die Schattensphäre verfolgt um nicht den Moment zu verpassen, wenn der letzte Schattenschild fällt und sich der Dämon ihnen in seiner wahren Gestalt zeigen muss. Sie muss Niniane nicht sehen, um zu wissen wie es um sie steht. Vor ihrem inneren Augen schält sich ein Bild aus den Erinnerungen: Sonnelichtdunst, der sie warm einhüllt, ein Schild aus Sonnenlicht, Licht, das sich in Tropfen aus flüssigem Sonnenschein in goldenen Augen sammelt und Blut, dass ihr aus der Nase rinnt… Nichts brennt heißer als das Herz der Sonne, hat sie damals gesagt… Wollen wir hoffen, dass es auch das dämonischen Erbe aus Shunjawarthos Sohn heraus brennt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Asrai am 24. Sept. 2005, 21:15 Uhr
Die Weihe, egal in welcher Eile sie auch vollzogen wurde, hat Liade tief beeindruckt. Wäre ihr Bruder an einem weniger schrecklichen Tag geweiht worden, so würde sie jetzt zu ihm hinübergehen, ihn umarmen und ihm gratulieren. Doch heute scheint ihr das unpassend und sie sind in Eile. Zusammen mit den anderen bildet sie einen Kreis und wenig später befinden sie sich auf dem Friedhof. Liade kommt dies alles sehr unwirklich vor. Selten ist sie mit Magie in Berührung gekommen, selbst kaum mit einem Gefährten wie Sethai.

Liades Augen weiten sich ungläubig, als sie sieht, wie die Toten aus ihren Gräbern steigen. Am liebsten hätte sie vor Angst geschrien, aber sie tut es nicht. Es läuft ihr kalt den Rücken hinunter, als sie daran denkt, dass Kalin, ihr Freund, auch hier begraben liegt. Oh bitte Kalin, bleib da unten. Sie konnte es nicht ertragen, ihn unter den Toten wiederzuentdecken. Ihr bleibt glücklicherweise nicht viel Zeit, sich die lebenden Toten weiter anzusehen. Niniane schickt Rubelli in den Sitechtempel. Liade ist kurz davor, ihm zu folgen, denn helfen kann sie hier nicht, doch sie wird von Niniane zurückgehalten. >"Liade, Ihr bleibt bei mir, gebt mir Eure Hand."< Die Hand der Priesterin ist angenehm warm und kommt ihr seltsamerweise wie eine kleine Insel des Trostes auf diesem Feld des Todes und der Zerstörung vor. Sie folgt Niniane, trotz ihrer Angst. Sie ist sich sicher, dass die Priesterin auf sie Acht geben würde.

Als sie nah an diesem "Ding" stehen, das Sethai sein soll, ist sie kurz davor, die Hoffnung zu verlieren. Wie hatte sie nur glauben können, dass dort von ihrem alten Sethai noch etwas übrig ist? Doch dann spürt sie es wieder, ganz zart, dieses Gefühl, das sie seit jeher in seiner Nähe erfüllt. Ein gefühl der Wärme und des Trostes, ganz schwach und kaum wahrzunehmen. "Sethai...", flüstert sie, während Niniane den Dämon herausfordert. Erneut steigen ihr Tränen in die Augen. Zu gerne würde sie etwas tun, seinen Namen rufen, ihn trotz seiner bösartigen Form berühren, um ihn noch ein letztes Mal spüren zu können. Und nun weiß sie auch, dass Niniane sie gerade deswegen mit her genommen hat. Ihre Rolle würde noch kommen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Morgana am 24. Sept. 2005, 23:45 Uhr
>In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te mojâon Faga!<, ist die Antwort auf Morganas Frage. Eigentlich hatte die Heilerin auch nichts anderes von Niniane erwartet, und doch ist es ein einmaliges und auch erhebendes Szenario was sich jetzt vor ihren Augen abspielt. Die göttliche Macht, die in diesen Momenten von Niniane ausgeht, reisst auch Morgana mit, lässt sie die Macht ihrer Göttin spüren, der Gattin des Gottes, der gerade seine Kräfte durch Niniane wirken lässt, und sie fühlt sich lebendiger als je zuvor. Nach und nach vergehen die Untoten im gleissenden göttlichen Licht, kehren dorthin zurück, woher sie durch den Willen des Dämons gekommen sind. Dann ist es vorbei und klar und deutlich dringen Ninianes Worte an ihr Ohr, das Startzeichen, dass nun auch die Mächte der anderen Götter gefragt sind.

>Morgana nach links, Arwen auf die rechte Seite, Eade mir gegenüber. Sobald wir sie erreicht haben, werde ich ihm seine Schattenmäntel abnehmen, einen nach dem anderen, und sehen, ob ich Aurian nicht von ihm wegbekomme, aber ihr müsst das Netz schon bereit haben, verstanden? Werft es über ihn, sobald sein letzter Schild fällt. Gehen wir.< Morgana verliert keine Zeit, ebensowenig wie es die anderen tun. Liade bleibt bei Niniane stehen und Morgana weiss, was Niniane vorhat. Die Liebe ist eine grosse Macht, vielleicht die Grösste und sie ist ihre Chance den Dämon zu verwirren, abzulenken, von dem was die Priester vorhaben. Für einen Moment wandern ihre Gedanken zu Mael und die Liebe zu ihm scheint ihr in diesem Moment besonders stark, doch dann verdrängt sie ihn aus ihren Gedanken, schottet sich gegen alles ab, was ihre Konzentration stören könnte, und ist einen Wimpernschlag später nichts anderes mehr als eine Hohe Priesterin der Faeyris. Der Golddunst um Morgana verschwindet und noch während sie mit pochendem Herzen zu ihrem Platz auf der linken Seite läuft, beginnt der Halbmond zwischen ihren Brauen zu schimmern in einem klaren silbrigblauen Ton. Die Worte die Morgana während ihres Sprintes spricht sind kaum zu hören, es sind alte Worte, Schutzzauber, die sie vor langer Zeit gelernt hat, aber sie kommen sicher über ihre Lippen, so als würde sie diese jeden Abend als Nachtgebet sprechen. Der goldene Schutz Ninianes wird abgelöst von einem silbrigen Schimmern, das die Heilerin komplett umgibt, als sie ihren Platz erreicht. Sie gönnt sich einen Moment um einmal tief Luft zu holen und ihren Atem zu beruhigen und ihr Herz auf ein normales Tempo herunter zu bringen.

Aus den Augenwinkeln sieht sie, dass auch Eade seinen Platz erreicht hat und Arwen nun sicher auch ihren Platz, aber das kann Morgana nicht sehen und jedes empathische Tasten nach ihr wäre zu gefährlich. Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig, die Priesterin schliesst die Augen und hebt ihre Hände mit den Handflächen gen Himmel, ihre Lippen bewegen sich, aber es ist kein Laut zu hören. Was um sie herum geschieht ist nunmehr unwichtig, ihr ganzes Fühlen ist auf die Finsternis gerichtet, die vor ihr liegt. Ihre Konzentration ist auf die Gebete und Zauber und auf den Zeitpunkt, wo Niniane die letzte Hülle durchbrechen würde, gerichtet. Langsam bildet sich in Morganas Handflächen ein silbernes Funkeln, hell und klar wie das Mondlicht von Faeyris selbst, und mit jedem Wort wird das Leuchten mehr, der Funke wird zu einer Flamme und würde ein eiskaltes silbriges Feuer sein, wenn der Zeitpunkt gekommen ist um den Dämon zu binden. Ihre Hände beginnen vor Anstrengung leicht zu zittern und Schweiss rinnt über ihre geschlossenen Lider, aber all das spürt Morgana nicht, sie fühlt die Macht ihrer Göttin, wie sie durch ihre Adern rauscht bis in die kleinste Verästelung jeder Blutbahn, sie von dieser Macht erfüllt wird und ihr eigenes Ich ganz in den Hintergrund drängt. Hülle um Hülle fällt und mit jeder gefallenen Hülle spürt sie die reine Macht des Dämons deutlicher, spürt wie er Energie aus Aurian zieht, aber sie spürt auch seine Schmerzen, seine Wut und seinen Zorn und auch ein vages Gefühl von Unsicherheit, das sie aber noch nicht greifen kann. Das muss Sethai sein, der winzige Teil, der noch von ihm da ist, ich habe mich also nicht getäuscht. Halt durch alter Freund!

Morganas Zauber ist gewebt und sie wartet nun nur noch darauf, dass auch die letzte Hülle fallen wird. Sie hält die Macht zurück und das kostet sie fast mehr Anstrengung als den Zauber zu weben, ihre Haare hängen mittlerweile nass und wirr um ihren Kopf und auch ihr Körper scheint alle Feuchtigkeit an die Kleidung abgeben zu wollen. Wind weht über den Hain, lässt den silbernen Schimmer um sie herum flirren und zerrt an ihren Haaren. Durch die nasse Kleidung und den Schweiss hätte sie eigentlich frieren müssen, aber sie kommt sich vor als sässe sie in dem heissen Badebecken an Ninianes Baum. Erinnerungen wollen in ihr hochsteigen, die sie aber sofort wieder verdrängt und weiter ihre Worte spricht, um den Zauber zu halten, gespannt wie eine Bogensehne darauf wartend die Macht eindlich frei zu geben.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eade am 25. Sept. 2005, 12:28 Uhr
Morgana bekommt ihre Antwort schneller, als es Eade lieb ist und doch kann er sich nicht über dieses ebenso gewaltige, wie wunderschöne Feuersbrunstzsenario freuen, das sämtliche Untote hinwegfegt wie trockene Grashalme in Wind. Er starrt dem schwarzen Schopf hinterher, der hakenschlagend um geschändete und heile Gräber  herum eilt, gebückt und versuchend den wenigen wandelnden Toten, die sich auf dem Hain verstreut finden, auszuweichen. Noch aus dieser Ferne spricht Eade stumm einen Zauber, der sich sanft um Rubellis Leib legt und ihn schützen soll, auch wenn der heilige Boden genügen sollte. Er genügt… wenn wir diesen Dämon besiegen. Weiter möchte er nicht denken, doch als er sieht wie Niniane Liades Hand ergreift, schlingen sich seine Eingeweide um sein Herz und wollen es zu Mus zerquetschen. Er muss nach Luft schnappen, sogleich schnell die Lippen zusammen pressend um sich zusammen zu reissen.
“ Lauft zur Schattenkugel, schnell jetzt und verteilt euch darum… Morgana nach links, Arwen auf die rechte Seite, Eade mir gegenüber. Sobald wir sie erreicht haben, werde ich ihm seine Schattenmäntel abnehmen, einen nach dem anderen, und sehen, ob ich Aurian nicht von ihm wegbekomme, aber ihr müsst das Netz schon bereit haben, verstanden? Werft es über ihn, sobald sein letzter Schild fällt. Gehen wir!
Er versteht die Worte deutlich und klar, auch seine Beine ziehen ihn in jene Richtung, welche die Hohepriesterin ihm angewiesen hat und doch bleibt sein schmerzlicher Blick, der jegliche Kälte und Distanz verloren hat, an Liade hängen, als Niniane sie mit sich zieht zu diesem schwarzen, monströsem Ungetüm hin.
Iaish lon Liade, ist der letzte Gedanke den er für irgendetwas anderes hegt, als seine Aufgabe und dann rennt er los. Hetzt über graue, triste Aschehäufchen hinweg, die vom kühlen Wind in alle Himmelsrichtungen verstreut werden. Überreste von Knochen leuchten gespenstisch bleich und fahl daraus hervor, das Silbergras und die Schwarzfarnen neigen sich unter seinem Schritt und ergeben sich seufzend und klagend ihrem Schicksal. Es muss unter einigen dieser schwarzen, starren Tentakeln durch laufen, und jedes Mal überkommt ihn das Gefühl, als hätte jemand einen Eimer voll mit eiskaltem Wasser über seinem Rücken ausgelegt, so kalt, dass es sogar ihn erschaudern lässt.
Seine Lippen bewegen sich, ohne das Worte sie verlassen, doch er spricht jeden möglichen Schutzzauber der ihm einfällt, all jene, die er bis zum letzten Moment seiner Ausbildung gelernt hat und beinahe möchte sich Verbitterung seine Sinne übermannen, wenn er daran denkt, dass seine Magie, trotz Weihe nicht die Ausbildung hat, die ein Priester benötigt. Das schwächste Glied, erinnert er sich noch einmal selbst und seine Miene wird finster und ablehnend, und er stösst diesen Gedanken weit von sich.
Geschickt setzt er noch über einen richtigen Berg an aufgewühlter Erde hinweg und tritt beinahe in einen kleinen Haufen an Gebeinen. Krackend brechen einige der Knochen unter seinem Gewicht, heftig rudert er mit den Armen um das Gleichgewicht zu behalten, stolpert ein zwei Meter nach vorne und kann sich dann gerade noch fangen, bevor ein offenes, aufgewühltes Grab ihn verschluckt hätte.

Schwer atmend kommt er zum stehen, sieht sich nicht nach der Hochelbin und der Heilerin um und schon gar nicht nach Niniane, den auf sie versperrt ihm die grosse, aus finsterer Macht gesponnene Kugel die Sicht. Dafür hört er ihre Worte, die rein und ungebremst auf die äusserste Hülle der Schalen treffen und er weiss, dass ihm wohl kaum mehr viel Zeit bleibt, doch jetzt, zum ersten Mal, seit dieser Alptraum in Form des Dämons auf dem Marktplatz auferstanden ist, wird ihm deutlich bewusst, dass ihm trotz allem noch immer einige Zeit seiner Ausbildung fehlt.
„Die Macht fliesst, immer und ständig, doch ihr müsst sie nutzen. Lasst sie durch eure Leiber fliessen, formt sie und macht erst dann von ihr Gebrauch.“ Dies hatte einst Hilliane, der Hohepriester und zugleich sein Lehrer, zu den älteren zwei Schülern gesagt, nicht wissend, dass Eade es ebenfalls vernommen hatte. Jetzt weiss der Asrai nicht wie sehr er dem Schicksal danken soll, der ihn damals an der Kammer seiner beiden Genossen vorbeigeführt hat.
Trotz jeglicher Selbstbeherrschung zittern seine Finger jedoch, als er seine Hände hebt, die Innenflächen zum Himmel gerichtet und leise flüstert: „Amur, steh deinem Diener bei.“ Eine gleissende Kälte zuckt durch seinen Leib, breitet sich schlagartig bis in den hintersten Winkel seines Geistes aus, verdrängt eben diesen und obwohl Eade mit vollem Bewusstsein weiss, dass diese Macht, die Amur selbst ihm verleiht, Kälte von sich gibt, fühlt er sich selbst in Hitze gebadet. Der goldene Dunst, der ihn vor einigen wenigen Herzschlägen noch umgeben hat, weicht zurück, als der Boden unter seinen Füssen stattdessen plötzlich von einem hauchdünnen, glitzernden Frost überzogen wird, dem scheinbar auch Ninianes äusserst heissblütige, flirrende Zauber nichts anhaben können. Blauer Dunst beginnt aufzuwallen, umspielt seine Beine und taucht ihn schon bald in ein schimmerndes, aus winzigen Wellen bestehendes Gebilde, das einem Tropfen aus Wasser nicht unähnlich sieht. Das Licht bricht sich auf der Hülle in allen erdenklichen Farben, doch im inneren ist alles in das fahle Licht der Seen, Meere, Flüsse und Bäche getaucht.
In seinen schlanken Händen beginnt ein Wirbel aus blauen, silbernen und grünen Schlieren zu kreisen, wie die berühmten, gefährlichen Strudel im Meer und sanft wallende Hänge aus grauem Dunst fliessen über seine Finger hinab, die zum Teil mit Wassertropfen bedeckt sind.
Eade spürt wie die Kraft an ihm zerrt, wie sie versucht aus ihm heraus zu dringen, wie sie danach lechzt diesen Dämon vor ihm mit seiner Reinheit zu verletzten und ihn in Stücke zu reissen. Wie eine Hülle ist sein Geist gefallen und die Kraft Amurs hat ihn ausgefüllt, lässt seine Lippen zittern und es kostet ihm all seine übrig geblieben, eigene Stärke, um zu verhindern, dass die Magie austritt, bevor Niniane die letzte Schale durchschlagen hat. Sein Haar wallt in dem Gebilde auf, umspielt sein Gesicht, auf seiner Stirn stehen Schweissperlen, seine flickenhafte Robe klebt an seinem Körper und alles drängt ihn die göttliche Kraft einfach los zu lassen. Pan… Pan wartet… Genauso wie die Anderen… Sie warten auf mich und Liade… Götter, ich kehre zurück, egal was dieser Lishijahm anstellen mag! Rubelli! Die Macht Ninianes ist mit uns, soll ihr Feuer diesen Dämon verbrennen, auf dass er nie mehr das Anlitz Shenras mit seinem blossen Anblick zu schänden vermag! Es ist das letzte selbstständige Denken, zu dem er fähig ist, bevor die Macht seine Gedanken, seine Sinne, sein Handeln verschlingt, gerade in diesem Wimpernschlag als Niniane die letzte Schattenwand zu Staub zersiebt.
Ein Donnern hallt über den Hain hinweg, die silbernen Weiden biegen sich ächzend und knarrend darunter, der Staub der Verbrannten wird aufgewirbelt und bedeckt den Himmel mit einer grauen, marmornen Wolke aus Tod und Verderben. Der Geruch nach verbranntem Fleisch, Verwesung und Fäulnis durchzieht die Luft, wie der undurchdringliche Rauch, der plötzlich alles und jeden unter sich zu begraben versucht.
Die letzten Schatten der Hülle des Dämons zerspringen in abermillionen an einzelnen Teilchen und just in diesem Moment, wo das Innere nackt und frei vor ihnen liegt, stösst Eade mit aller Kraft seine Hände in die Richtung, wo ehemals das schwarze Gebilde gestanden hat und blaugrüne Schlieren zucken wie Blitze zucken durch die Luft und beginnen sich in alle Richtungen auszubreiten, vermischen sich mit der Magie der hohen Faerys und jener Anukis, die Morgana und Arwen weben und angeln nach jedem Teil der dämonischen Macht, die versucht der Umklammerung durch die göttlichen Kräfte zu entkommen.

Eade spürt einen schmerzlichen Sog an seinen Fingerspitzen, als würde ihm das Blut mit aller Kraft aus den Adern gesaugt werden, stemmt die Fersen in den Boden und sein Atem geht keuchend, als immer mehr der reinen Magie durch ihn hindurch fliesst, als wäre er nur ein Wasserrohr. Ihm ist, als würde er angeln und hätte einen riesigen, gewaltigen Fisch an der Angel, der versucht ihn aus dem sicheren Boot hinein in die schwarze Welt des Vergessens zu ziehen. Trotz der unheilvollen, kräfteraubenden und grässlichen Situation in der er sich befindet, trotz dessen das seine Beine sich anfühlen wie weichgekochte Sülze, trotz dessen das sein Kopf schmerzlich zu pochen beginnt und er mehr und mehr vergisst, wie er all die Macht zurückhalten soll, zieht sich flüchtig ein böses Lächeln über seine Lippen und ein einziger, fliehender Gedanke vermag sich zu seinem Bewusstsein durchzurangeln: Hab noch nie geangelt, aber diesen Fisch krieg ich!
Mit einem Stöhnen tritt er einen Schritt zurück, spürt wie seine Fersen sich tiefer in die Erde graben und fühlt sich gleichzeitig durch die Macht der beiden anderen Priesterinnen gestärkt. Sein Körper zittert vor Anstrengung und die Verlockung der Düsternis lässt ihm die Galle in die Kehle steigen, doch gleichzeitig wäre es zu schön, sich einfach fallen zu lassen, sich einfach dieser sanften Umarmung hinzugeben, die nach ihm greift und versucht ihn mit gesäuselten Worten zu überzeugen. Fahr zur Hölle Fisch!

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Gothic_Sheep am 25. Sept. 2005, 17:40 Uhr
<< Die Straßen der Stadt

Nach einigen Minuten erreichen Sayila und Tyrael den Sithech Hain, sofort wird ihnen bewusst, das auch hier schon dunkel Mächte am Werk waren. Vor ihnen liegen aufgebrochene Gräber und Gruften, anscheinend hat diese dunkle Macht die Leichen wiederbelebt und lässt sie jetzt als Untote über die Erde wandeln.

Wir müssen uns beeilen, vielleicht erreichen wir ja noch rechtzeitig den Sithech Tempel um uns dort in Sicherheit zu bringen denkt sich Tyrael während sein Blick auf den entwihten Knochenacker fällt. „Kommt Sayila, wir müssen uns beeilen“ ruft er ihr zu und wendet sich dann in Richtung des Hains um ihn zu überqueren. Mit schnellen Schritten läuft er über den Weg, dessen Rand von aufgebrochenen Gräbern und Gruften gesäumt wird. Tyrael will gar nicht wissen wie viele Leichen hier wiederbelebt worden sind.

Nachdem sie einige Meter gelaufen sind, bleibt Tyrael auf einmal stehen. Er erblickt mitten auf dem Hain diese Kugel aus Finsternis, die er schon vorhin über dem Marktplatz gesehen hat. Von der Kugel scheint ein Dunkles Licht auszugehen, Irgendwie hat man das Gefühl, als würde sich die Dunkelheit auf alles niederlegen. Inmitten dieses Knochenacker sieht Tyrael einige Menschen stehen, anscheinend sind es einige Magier oder Priester, die sich hier zusammengefunden haben um diese dunkle Macht zu bekämpfen. Doch es ist nicht nur eine schwarze Kugel, die da auf dem Knochenacker ruht, inmitten der schwärze nimmt Tyrael die vagen Konturen einer Gruft wahr.

Doch was soll er nun tun, der pochende Schmerz in seinem Arm hat während des Weges hierhin nachgelassen und er konnte die Kampfpause nutzen um wieder Kraft zu sammeln. Er zieht das Loch in seinem Mantel auseinander und wirft weinen kurzen prüfenden Blick auf seinen Verband. Noch immer ist der Stoff weiß , anscheinend ist die Wunde wirklich gut verschlossen, so dass kein Blut mehr nach außen dringt. Er weiß nicht ob er die Priester bei ihrem Werk behindern würde, wenn er ihnen zur Hilfe eilt, vielleicht können Sayila und er dabei helfen die Priester vor den Untoten zu beschützen, wenn sie ihren Angriff auf diese dunkle Macht richten. Mit einem fragenden Blick schaut er Sayila an.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 25. Sept. 2005, 20:50 Uhr
<< Die Straßen der Stadt

Als Sayila sieht, was auf dem Friedhof geschehen ist, läuft es ihr eiskalt den Rücken hinab. Aufgebrochene Gräber, leere Grüfte, all das kann nichts Gutes bedeuten.
Als sie die Kugel aus Dunkelheit dort in der Mitte des Hains erblickt, schluckt sie. Sie fürchtet sich nicht, es mit Gegnern aufzunehmen, gegen die mit normalen Waffen zu kämpfen möglich ist, auch wenn sie ihr weit überlegen sind. Doch ihr ist klar, dass gegen dieses merkwürdige Etwas, diesen Ursprung all der unheimlichen Geschehnisse, nicht mit herkömmlichen Waffen zu kämpfen ist. Sie schämt sich, es sich eingestehn zu müssen, doch sie hat wirklich Angst.

Als Tyrael sie fragend anblickt, zögert Sayila. Sie erkennt einige Gestalten, die sich in unmittelbarer Nähe der Kugel befinden. Es scheint sich um Priester zu handeln, denn eine merkwürdige Kraft geht von ihnen aus.

"Was sollen wir nun tun?", fragt Sayila, "wie gut oder schlecht fühlst du dich? Was ist mit deinem Arm? Sollten wir nicht besser in den sicheren Schutz des Tempels fliehen?" Die Fragen sprudeln nur so aus ihr heraus und man merkt ihr die Unsicherheit deutlich an. Zudem spürt sie, dass sie an mehreren Stellen selbst kleinere Verletzungen davongetragen hat, was ihr bisher nicht aufgefallen war.

Sie hat sich noch nie im Leben so hilflos und bedroht gefühlt. Bis auf- Doch daran möchte sie jetzt nicht denken. Sie schüttelt sich kurz und blickt dann Tyrael ins Gesicht.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Mael Duinc am 29. Sept. 2005, 09:05 Uhr
Als Máel das Haus verlässt, gleicht es schon fast einer Flucht. Viel zu viel Zeit verloren! Aber Morgana ist am Leben, muss am Leben sein. Es geht gar nicht anders! Ich würde es spüren, wenn ihr etwas passiert wäre!, hämmert er sich selbst immer wieder ein, mit der festen Gewissheit, sich das selbst dann noch einzureden, wenn er gespürt hätte, dass ihr etwas geschehen ist. Vermutlich würde Máel es in diesem Falle selbst beim Anblick ihres toten Körpers immer noch nicht wahr haben wollen. Schnell verdrängt er das Bild, dass sich bei diesem Gedanken vor sein geistiges Auge drängt. Den Göttern zu drohen, wenn sie ihm nochmals einen geliebten Menschen von der Seite reißen, ist möglicherweise der falsche Weg, aber im Augenblick würde er sich allein gegen jeden stellen, der zwischen ihn und Morgana tritt. Vorbei an Verletzen, Blaumänteln und einem Golem eilt er, ohne sie eines Blickes zu würdigen, dann steht er wieder auf der Straße.

Seine Augen wandern in Richtung Marktplatz, doch dort war schon nichts mehr von dem Dämon zu spüren, als er Than auf seinen Schultern liegen hatte, um ihn zum Haus Elda zu tragen. Da Morgana immer da zu finden sein wird, wo der Dämon sich hin flüchtet, bleibt nur ein Ort, wo sie sein kann., ignoriert er erneut völlig die Möglichkeit, dass Morgana etwas passiert sein könnte. Der nahe Sithechacker wird überschattet von einer riesigen Kugel, die aus zusammengeballter Finsternis zu bestehen scheint. Selbst auf diese Entfernung kann Máel das Böse spüren, das sie wie eine Wolke aus Gestank verströmt. Also da lang., stellt Máel schlicht fest. Dann macht er sich auf den Weg. Während er durch die Gassen läuft, hat er das Glück, keiner verirrten Höllenkreatur über den Weg zu laufen. Immer wieder wandert sein Blick zum Himmel, der trotz seiner rabenschwarzen Farbe, eben genauso zu leuchten scheint. Völlig unnatürlich wird alles in ein blauschwarzes Licht getaucht, dass den Eindruck erweckt, sich in einer grauen, trostlosen Welt zu bewegen. Plötzlich zerreißen Lichtblitze die Dunkelheit, und das Spektakel, dass sich nun bietet, übertrifft beinahe die Explosion der Alchemistenküche. Glühende Strahlen fressen sich in die Hülle aus schützender Schwärze, während es pausenlos auf die Sphäre des Bösen herab regnet, als würden die Sterne vom Firmament fallen, um den Dämon in ihrem Innern erschlagen. Röstet ihn!, denkt Máel grimmig, dem die Vorstellung gefällt, dass Morgana zusammen mit anderen Priestern dem Ungeheuer den Gar ausmacht.

Als er den Totenacker endlich erreicht, hat das Spiel der göttlichen Macht noch lange nicht aufgehört. Auch über dem weiten, sonst friedlichen Gelände hängt der Geruch von verbranntem Fleisch, doch vermischt er sich hier penetrant mit dem Gestank von Tod und Verwesung, und zu seinem Erschrecken muss Máel erkennen, dass vereinzelt schwankende Gestalten zwischen den Grabsteinen umher wandern. Jede Möglichkeit als Deckung nutzend, pirscht er sich näher an das Zentrum des Geschehens heran. Aus dem Dom, den der Dämon um sich gelegt hat, ragt noch die Spitze einer Gruft. Wie die Mütze auf dem Kopf eines Schneemanns., kommt es dem Elfen zusammenhanglos in den Sinn, Nur dass der Kopf leider schwarz ist, und die Größe einer Hütte hat. Plötzlich hält er inne. Vor sich hat er eine Bewegung entdeckt, und ansatzlos gleitet er hinter einen hüfthohen Grabstein. Etwa 10 Schritte vor sich erkennt er eine junge, schwarzhaarige Frau, die neben einem Mann steht, der  ebenso wie Máel selbst in schwarze Kleidung gehüllt ist. >>Sollten wir nicht besser in den sicheren Schutz des Tempels fliehen?<<, kann Máel die Frau in eine Pause im Lärm des Kampfes fragen hören, dann hagelt es wieder Sterne und fauchende Lichtblitze vom Himmel. Und ob ihr das solltet!, beantwortet er ihre Frage in Gedanken und beschließt, ihnen das auch nahe zu legen, wobei er seinen eigenen Wagemut völlig außer Acht lässt. Immerhin hat er einen Grund hier zwischen dunkler Magie und wandelnden Toten herum zu schleichen.

Mael erhebt sich, doch das Paar vor ihm ist mit seiner Beratung und dem Schauspiel vor ihnen zu sehr beschäftigt, um ihn zu bemerken. Leider ist auch Máel zu sehr abgelenkt, um auf den brennenden Punkt in seinem Nacken zu achten, der ihn gewöhnlich davor warnt, wenn sich jemand hinter ihm befindet! Ein stöhnendes Geräusch lässt ihn herum fahren und er sieht mitten in das wurmzerfressene Gesicht eines halb verwesten Toten. Sein Gesicht ist ist auf einer Hälfte bloß noch blanker Knochen, an dem lehmige Erde haftet, doch an der freiliegenden, schrägen Augenhöhle kann Máel erkennen, das es sich um die untote Leiche eines Elfen handeln muss. Kaum ein gutes Omen!, schießt es ihm noch durch den Kopf, während er abwehrend die Hände hebt, um den einzigen Arm abzufangen, der dem Zombie noch geblieben ist. Ein Hoffnungsloses Unterfangen. Der Kraft der von böser Magie beseelten Kreatur hat er nicht viel entgegen zu setzen, und seine Überraschung macht den Geschwindigkeitsvorteil zu Nichte, der ihn vielleicht sonst gerettet hätte. Wie eine Eisenzange schließen sich die kalten Finger des Monsters um Máels Hals, drücken erbarmungslos zu und verhindern jeden Atemzug. Máel schlägt mit aller Kraft nach der grinsenden Totenkopfvisage seines Gegners, doch der Schmerz in seiner eigenen Hand, scheint der einzige Erfolg zu sein. Ebenso hätte er gegen eine Wand aus solidem Stein schlagen können!

Knurrend drängt ihn der Zombie gegen den Grabstein in Máels Rücken und hebt ihn dabei einarmig spielend an, bis er mit den Zehenspitzen kaum noch den Boden berühren kann. Bunte Lichter beginnen vor Máels Augen zu tanzen, während die verbrauchte Luft in seinen Lungen brennt. Seine Finger umklammern den Unterarm des Untoten, spüren das verrottete Fleisch, das unter den Fingern des Elfen zerbröselt, doch sein Gegner braucht weder Muskeln noch Sehnen, um seinen Todesgriff noch zu verstärken. Máels Augenlider flattern schon, als er verzweifelt in der Umklammerung zappelt und er versucht, an seine Waffen zu gelangen, die im Moment recht nutzlos an seinem Gürtel baumeln. Um das Schwert zu ziehen, ist kein Platz, also bleibt nur der Dolch. Eine lächerlich kleine Waffe in Anbetracht des Feindes, der mit rotglühenden Punkten in den leeren Augenhöhlen auf ihn starrt, aber sie ist auch Máels letzte Chance. Mit der ganzen Kraft, die ihm noch geblieben ist, sticht er dem Zombie ungezielt in die Seite. Die Kreatur heult auf, als sich das magische Licht, das auf der Klinge des Dolchs liegt, durch sein Fleisch frisst, und weicht sofort ein paar Schritte zurück, wobei sie den Elfen freigibt. Den Dolch verliert Máel dabei. Er bleibt im Brustkorb des Zombies stecken, wo TianShis Zauber wie eine Wunderkerze Funken schlägt.

Máel bricht auf die Knie und greift an seinen Hals, als ob noch immer ein eng gezogener Draht darum liegen würde, doch die Luft strömt durch seine flammende Luftröhre, und gierig zieht er sie ein. Der Gestank, den sie mit sich trägt, kommt ihm mit einem Mal vor wie der Duft von Tausend Rosen, während er sich, auf den Grabstein gestützt, aufrappelt. Doch sein Gegner ist weit davon entfernt, bereits tödlich getroffen zu sein, und kommt schon wieder auf ihn zu. Máels Blick ist noch verschwommen, aber er kann die Faust kommen sehen, die nach seinem Kopf zielt. Schützend hebt er die Arme, aber der Schlag fegt sie bei Seite. Die Faust hämmert gegen sein Gesicht und reißt seinen Kopf so hart herum, dass Máel glaubt, er müsse gleich ganz von seinen Schultern segeln. Von der Kraft von den Füßen gerissen, stürzt er rückwärts über den hüfthohen Grabstein, der ihm eben noch als Stütze gedient hat, was ihm allerdings für den Moment das Leben rettet, weil es ihn aus der direkten Reichweite des Untoten bringt. Stöhnend blickt Máel auf. Sein rechtes Auge ist bereits völlig zugeschwollen, aber das Linke reicht völlig aus, um die Gafahr zu erkennen, die sich ihm nähert.

Der Zombie hat den Grabstein umrundet und steht schon wieder neben ihm, den Fuß zum Tritt erhoben, um Máels Kopf in den Boden zu trampeln. Máel rollt herum, jedoch nicht vom Untoten fort, sondern mit seinem ganzen Körpergewicht gegen das Standbein seines verblüfften Gegners, der das Gleichgewicht verliert und auch zu Boden stürzt. Diesmal ist Máel schneller auf den Beinen als der Untote mit seinen ungelenken Bewegungen, und als sie sich wieder gegenüber stehen, hält Máel sein Schwert beidhändig vor sich. ''Komm nur, Du Missgeburt!'', spukt er ihm entgegen, und das lässt sich das Monster nicht zweimal sagen. Tumb streckt es wieder einen Arm nach Máel aus. Was einmal klappt, das klappt auch wieder, denkt es wahrscheinlich, doch diesmal zischt die schlanke Klinge des Elfen durch die Luft, wobei das blaue Licht einen leuchtenden Bogen hinter sich herzieht. Sauber trennt es den Arm dicht über dem Ellenbogen ab, und er fällt mit zappelnden Fingern in das zerwühlte Silbergras auf dem Boden. Aber das macht einen Untoten noch lange nicht kampfunfähig, wie Máel mit Schrecken feststellen muss. Das faulige Gebiss aufgerissen, wankt der Zombie weiter auf ihn zu, mit der festen Absicht, ihm mit den scharfkantigen Zahnsplittern die Kehle aufzureißen.

Máel weicht einen Schritt zurück, sucht fieberhaft nach einem Ziel, um seinen Gegner endgültig zu besiegen und entscheidet sich für den Kopf. Es bleibt kein Zeit für einen sauberen, gezielten Schlag. Kraft ist in diesem Moment entscheidender! Sein Schwert singt wieder durch die Luft und am Ruck in seinem Arm spürt der Elf, dass er getroffen hat. Der halbe Schädel des Zombies ist fort. Vom Kinn bis zur Ohrspitze verläuft ein schräger Schnitt. Ziellos taumelt das Wesen umher und will immer noch nicht zu Boden gehen. Wie im Wahn beginnt Máel auf es einzuhacken, als wäre sein Schwert eine grobe Holzfälleraxt, bis zu seinen Füßen nur noch ein eckliges, Puzzle aus Körperteilen liegt. Dann ist es vorbei. Schweratmend lässt Máel die Waffe sinken und klaubt den Dolch aus dem stinkenden Haufen vor sich. Ich brauche dringend ein weiteres Paar Augen auf dem Rücken! mit schmerzverzerrtem Gesicht befingert er die Schwellung, die sein rechtes Auge nahezu unbrauchbar macht. Besser wären im Moment sogar drei neue Augen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Caewlin am 30. Sept. 2005, 20:36 Uhr
Vor dem Kupferkessel/Auf den Straßen/Im Sithechhain


Raven kommt zu ihm, ungeachtet des Blutes und der verschmierten Asche auf ihrer beider Kleidung, stellt sich auf die Zehenspitzen, schiebt ihre Arme unter seine, legt ihren Kopf an seine Brust und drückt sich an ihn. Für eine Frau von so leichtem Knochenbau, hat sie erstaunlich viel Kraft und er zuckt zusammen, halb lachend, halb zischend vor Schmerz, und windet sich ein wenig beiseite, ohne sie dabei loszulassen. "Autsch. Kannst du deinen Arm von meinen Rippen nehmen, min koerlighed, und mir stattdessen lieber die Nieren quetschen?" Sie verlagert ihr Gewicht mit einem an seiner Brust halberstickten Mitleidslaut, dann hebt sie den Blick und ein Paar bernsteinbrauner Augen mustert ihn besorgt aus einem schwarzgrau verschmierten Gesicht. >Wie geht's deinen Rippen? Alle noch heil?< Caewlin verzieht seinen Mund zu einem schiefen, halben Lächeln. "Nein," erwidert er wahrheitsgemäß, weil es ohnehin keinen Sinn hat, ihr etwas vormachen zu wollen. "Ein paar sind angeknackst, fürchte ich." Er mustert sie mit besorgter Gründlichkeit, so aufmerksam, wie sie ihn ihrerseits einer hastigen Bestandsaufnahme unterzieht und seine Lippen werden schmal angesichts ihrer Erschöpfung. Unter all dem Schmutz und der Asche ist ihr Gesicht bleich und feucht, und ihre sonst so klaren Augen sind gerötet und glasig von all dem beißenden Rauch. Er hebt die Hand und berührt ganz sanft ihr Gesicht, einen dünnen, blutigen Kratzer in ihrer linken Braue, und eine taubeneigroße Beule an ihrer Stirn. "Wie geht es deinem Kopf?" Sie schüttelt ihn nur, ganz langsam und sacht, doch ihre Augenwinkel und ihr Mund sind angespannt vor Schmerz, als sie fragt, ob ihm ansonsten wirklich nichts fehle. "Nej. Mir tut alles weh, aber bis auf ein paar blaue Flecken bin ich nicht verletzt. Komm her." Sie lässt die Schultern ein wenig sinken und entspannt sich, um sich für einen Moment lang an ihn zu lehnen, ihr Gesicht am kalten Stahl seines Kettenhemdes vergraben, und völlig ausgepumpt, ehe sie den Bogen aus der Hand legt und sich den leergeschossenen Köcher vom Rücken zerrt. Caewlin fängt ihre Rechte ein und sein Blick wandert über ihre geschundenen Finger. "Götter, Raven, deine Hände," murmelt er leise, hebt ihre Hand an seinen Mund und küsst die zerfetzte Innenfläche. Die Finger ihrer Zughand sind aufgerissen und rohgescheuert von der Bogensehne - jeder Pfeil, den sie damit abgeschossen hatte, muss eine Höllenqual gewesen sein und dennoch hatte sie ihm die ganze Zeit den Rücken freigehalten. "Himmel, du bist ein tapferes kleines Ding, weißt du das?" Sie brummt etwas Unverständliches in Stahlringe und gehärtetes Leder, aber sie lässt ihm ihre Hand einen Moment, ehe sie über seinen Arm hinweg in das mehr oder weniger geordnete Durcheinander aus hin- und hereilenden Blaumänteln blinzelt, und nach den anderen späht.

Borgil, Schilama, die Waldelbin und Olyvar stehen ein paar Schritt entfernt beieinander, Kizumu sammelt ihre Wurfdolche ein, ein paar Stadtgardisten drehen Goblinleichen um oder machen winselnd verblutenden Schattenhunden mit kurzen, knirschenden Lanzenstößen endgültig ein Ende... nur Cron ist noch bei ihnen und starrt immer noch unverwandt nach Süden, dorthin, wo sie vorhin alle die Schattenwolken des Dämons wieder hatten auftauchen sehen, gefolgt von einem Sturm priesterlicher Zauber. Verdammt. Caewlin ist abgekämpft, aber bis auf seine gequetschten Rippen ist er nicht weiter verwundet und er hat noch Reserven... auf jeden Fall mehr, als Borgil, den es schlimm erwischt zu haben scheint, und mehr als Cron, der schon vor ihrem Reigentanz mit dem Ogre verletzt gewesen war und jetzt offensichtlich Schmerzen hat, auch nur zu Atmen. Er will nichts lieber tun, als Raven jetzt nach Hause zu bringen, zu Brynden und der Kleinen, zu Dalla, Ryk und den anderen - und in Sicherheit. Er will sie in einen Zuber heißen, lindernden Wassers setzen, ihr Blut und Asche von der Haut waschen, ihre Hände verbinden, sie in eine Decke hüllen und hinauf in ihr Bett tragen. Er will neben ihr liegen, ihre Wärme an seiner Haut spüren, ihr Herz schlagen hören und wissen, dass sie sein ist. Er will seine Hand auf ihren Bauch legen, diesmal mit der sicheren Gewissheit, dass in ihrem Leib sein Kind wächst... aber er kann nicht. Er kann weder Cron jetzt im Stich, noch die Waldläuferin allein ihrem Schicksal überlassen. >Er wird Niniane suchen wollen,< tönt es leise unter seinem Kinn, als hätte Raven seine Gedanken erraten und Caewlin wendet den Blick von Crons finsterem, entschlossenem Gesicht ab, und sieht sie an. >Und er sieht so aus, als könnte ihn nicht einmal dieser Dämon persönlich davon abhalten.< "Aye, natürlich," erwidert er und hebt eine Braue. "Wenn du an Ninianes Stelle wärst, dann würde ich dich auch suchen, ganz gleich, wieviele Dämonen dort wären."
>Du sagtest doch, Niniane hätte einen Zauber über das Seehaus gewebt, glaubst du, sie sind dort alle in Sicherheit? Kann ihnen wirklich nichts geschehen? Dann lass uns mit Cron gehen.<
Caewlin holt langsam und tief Luft, so tief wie ihn sein gequetschter Brustkorb lässt und spürt das Gewicht des Kettenhemdes, unangenehm und schwer auf seinen Schultern, und doch so tröstlich. Dann nickt er. "Das Haus ist sicher. Ich weiß, ich habe dir versprochen, dich heimzubringen, Raven, aber... hältst du noch ein wenig durch? Ich kann ihn nicht allein lassen. Das wäre, als würde ich ihm mitten im Kampf den Rücken kehren." Sie zögert einen Augenblick und ihr Blick wandert zu Cron hinüber.

"Ich würde dich nicht bitten, wenn es nicht so wichtig wäre, wenn es nicht Cron wäre. Und das weißt du," flüstert er leise und drängend. "Ich könnte dich heimbringen und dann allein in die Stadt zurückkehren." Auch wenn ich dich zu Hause vermutlich ans Bett ketten müsste, damit du auch dort bleibst. "Wenn du nicht mehr kannst, dann sag es und ich bringe dich sofort nach Hause. Willst du gehen?" Sie schüttelt den Kopf. >Lass ihn uns ein Stück begleiten, wenigstens so weit, bis er in diesem Chaos Niniane gefunden hat. Er würde uns sicher auch nicht allein lassen, wenn wir in dieser Lage wären.< Er nickt und im selben Augenblick kommt Bewegung in den Tronjer, der die ganze Zeit reglos in ihrer Nähe gestanden war und seinen Blick kein einziges Mal vom schwarz verfärbten Himmel über dem Süden der Stadt abgewandt hatte. >Bring deine Frau nach Hause, Caewlin, ihr müsst nicht mit mir gehen. Ich weiß, wo Nan ist. Sie wird den Dämon schon gegrillt haben, ehe ich auch nur in Sichtweite des Sithechackers komme.<
"Du würdest auch noch auf dem Totenbett Witze reißen. Nej, wir lassen dich nicht allein." Der Tronjer hört ihn nicht einmal. Sein Gesicht ist schwarz vor Blut, Ruß und Asche, aber seine Augen flammen plötzlich blau und glühend darin auf, als er den Kopf dreht und abwechselnd Raven und ihn selbst ansieht, und dabei bebt von Kopf bis Fuß. Für den Bruchteil eines Herzschlages hebt sich die eiserne Maske der Beherrschung auf seinem verschmierten Gesicht und wäre der Dämon jetzt hier gewesen, und hätte ihm in die Augen gesehen, wäre er auf der Stelle zurück in die Neun Höllen geflohen. Cron bewegt sich ruckartig und angespannt, zitternd wie ein Läufer kurz vor dem Start, zurückgehalten nur noch von einer letzten, eindringlichen Bitte: >Wenn wir nicht zurückkommen, dann kümmert euch um Shaerela< - dann ist er weg und Caewlin flucht leise. Sie müssen rennen, um ihn einzuholen, aber sie brauchen nicht lange, da die Feuerwand südlich des Marktplatzes ihn voerst bremst - und nur einen Moment später taucht plötzlich auch Borgil neben ihnen auf, keuchend und blutend, aber plötzlich nicht minder entschlossen wie Cron, auf den Sithechhain zu kommen, und lotst sie zwischen den Bränden hindurch. Während der Zwerg sie hastig und so schnell er kann - und zu Caewlins und Ravens wachsender Besorgnis eine breite Blutspur hinter sich herziehend - auf Schleichwegen und durch Nebengässchen durch die Stadt bis in ihren Südteil führt, erfahren sie in abgehackten, atemlosen Sätzen auch, warum: auch er sucht seine Frau, Azra, den kleinen, weißhaarigen Shebarucmischling, die wahrscheinlich unter den Bann des Dämons geraten und in diesem Augenblick auf dem Weg zu ihm ist.

Sie haben den Sithechhain schon fast erreicht, als Borgil sich, prustend und pfeifend wie ein löchriger Blasebalg gegen eine Mauer lehnt. Der Zwerg ist grau im Gesicht, fahl und bleich wie das Innere einer Muschel, und der leuchtend rote Haarschopf ist starr vor Blut und Dreck und steht ihm in wilden Stacheln vom Kopf. Seine Beinlinge unter den metallbeschlagenen Schienen aber sind rot und feucht, und Blut sickert unablässig in dünnen Rinnsalen unter dem Harnisch hervor. Dennoch will er nichts davon wissen, zurückzubleiben, stattdessen warnt er sie eindringlich. >Wir brauchen Feuer. Ein Dämon auf dem Sithechacker. Ärger. Riesenärger. Begräbnisstätte. Tote. Er wird... kchkch... sie alle... sie alle aus den Gräbern holen. Der Dämon. Feuer. Hilft.<
"Wiedergänger," knurrt Caewlin und erinnert sich an die halbverwesten Leichen in der Kanalisation, die das Große Nest der Wurmdämonen in ihren widerlich fahlen, pulsierenden Kokons bewacht hatten. Er hilft Cron, einen der schweren, eisernen Nachtfeuerkörbe, bis zum Rand gefüllt mit ölgetränkten Holzscheiten, zu holen und sie schleichen weiter, ihre sperrige Last zwischen sich, und Raven und den keuchenden Borgil nur einen Schritt hinter ihnen. Die Frage des Tronjers nach Feuerstein und Zunder bleibt unbeantwortet, aber darum können sie sich später kümmern - einen brennenden tonnenschweren Nachtfeuerkorb würden sie beide ganz bestimmt nicht mit sich herumschleppen.  Dann biegen sie um die letzte Häuserecke und der Sithechhain liegt vor ihnen. Mag der sonst so stille Park mit den uralten Trauerweiden, mit von steinernen Seharim geschmückten Grüften und hohem Silbergras zwischen verschlungenen Wegen sonst ein Ort melancholischer Stille und sakraler Besinnung sein, so hat sich sein Zentrum jetzt in ein heulendes Inferno magischer Energien verwandelt. Bäume, Gräber und Mausoleen versperren ihnen noch die direkte Sicht, aber selbst die Randbezirke des Friedhofs sehen aus, als sei ein verheerender Sturm über sie hinweggefegt: Grabsteine sind aus der Erde gerissen oder hängen windschief und zerbrochen über zerwühlten Gräbern, und selbst die ausladenden die Trauerweiden sind völlig zerzaust aus, als hätte eine Riesenhand sie gehörig durchgeschüttelt. Einzig der Tempel, eine geballte Faust aus schwarzem Marmor und Granit, erhebt sich still und unbeteiligt aus dem Chaos. Dennoch - bis auf das Heulen und Krachen der aufeinanderprallenden Zauber unweit der Tempelmauern in der Mitte des Hains und das beständige, bronzene Summen von gewirkter Magie, das sie schon eine ganze Weile hören, ist alles still. Zu still - von Untoten bisher keine Spur. Von Borgils vermisster Frau auch nicht. Bei all den geschändeten, aufgebrochenen Gräbern, an denen sie vorüberkommen, und bei all dem Gestank nach Tod und Verwesung, der schwer und dick in der Luft liegt, müsste es hier eigentlich vor wandelnden Leichen nur so wimmeln. "Wir müssen näher heran." Caewlin sieht sich um und sein Blick fällt auf hohe, lichtschluckende, mattdunkle Mauern, die nicht weit von ihnen durch die Bäume schimmern. "Zum Tempel."

Cron nickt nur und sie schleppen ihre Last im Schatten halbentwurzelter Zypressen hinüber, wo sie das elend schwere Ding endlich abstellen können. Caewlins Arm- und Rückenmuskeln zittern protestierend vor Überanstrengung, als er sich aufrichtet, und sich hastig vergewissert, dass Raven und Borgil noch immer dicht hinter ihnen sind. Im Schatten der Tempelmauern tasten sie sich vor, bis sie freie Sicht auf die Mitte des Sitechhains haben - und was sie dort sehen, lässt ihnen allen für einen Moment den Atem stocken. Über einer größeren Gruft hängt die Schattenkugel des Dämons, dünn, fleckig und löchrig jetzt, umflammt von goldenem Feuer, durchzuckt von Licht, wabernd und schlingernd, doch noch immer kälter als Eis. Silberblitze hämmern von allen Seiten auf sie ein und schmelzen glühende Risse in das trübe Schwarz, während irgendetwas entsetzlich Dunkles, vollkommen Fremdes sich im Inneren der schwindenden Schatten windet. Etwas, das sich anhört wie Sturmwind, heult und singt um die Gruft, auf der die brütende Finsternis hockt wie eine Glucke über ihrem Nest, zerrt an den Gewändern und dem Haar der lächerlich kleinen Gestalten darum, aber es ist kein Wind, nur die wabernden Energieströme der Priesterinnen. Niniane - und bei ihr eine schmale, blasse Gestalt - stehen direkt mit dem Rücken zu ihnen, und Caewlin kann Morgana und Arwen links und rechts von ihr erkennen, auch wenn er die Hochelbin mit dem streng zurückgebundenen Haar im ersten Moment fast nicht erkannt hätte. Sie alle haben ihre Arme gehoben, murmeln unablässig Zaubersprüche und weben die Schattenkugel in einen Kokon aus wirbelnden Nebelschleiern und silbernem und smaragdgrünem Dunst. Zwischen ihren weit gespreizten Fingern breitet sich vielfarbiges Leuchten aus, steigt auf und geht in schimmernden Kaskaden nieder, und von der anderen Seite der Gruft antwortet ihnen blaues Leuchten. Die Schattenkugel bebt und bläht sich, nur um gleich darauf wieder in sich zusammenzusinken, jedesmal ein Stückchen mehr zu schrumpfen, als atme das ganze widernatürliche Ding. Ein Beben läuft durch den Boden, zittert in jedem Grab in der Nähe und ächzt bis in die Grundmauern des Tempels. Raven, Cron und Borgil neben Caewlin starren mit der gleichen angewiderten Faszination wie er auf das Schauspiel, doch dann lenkt eine Bewegung links von ihnen sie ab, und Maél taumelt aus den herabhängenden Zweigen einer Trauerweide auf sie zu, das Gesicht grün und blau verschwollen... offensichtlich noch ein Mann auf der Suche nach seiner Frau. "Hierher," zischt Caewlin und hebt den Armstumpf, um den Elben auf sich aufmerksam zu machen, ohne zu schreien - Maél starrt so gebannt wie sie eben auf die flackernde Finsternis und das gleißende Licht - und noch etwas sieht er, als er von dem Elb zurück zu den Priesterinnen und den Gräbern hinter ihnen, dem Dämon in seinem Schattenring und der Gruft blickt: schwankende Schatten deformierter Leiber, die sich torkelnd und ruckartig bewegen, noch klein und weit entfernt, aber unaufhaltsam näherkommend. "Verdammt. Haben wir nun Feuerstein und Zunder oder nicht?"  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sethai am 01. Okt. 2005, 00:29 Uhr
Niemals also Willst du Dich ergeben? Und doch herrsche ich schon über Dich. Du kannst dich winden und kämpfen so viel du willst, und doch bin ich schon längst in Dir. Ich bin ein teil von dir und du von mir. Deine Energie ist es die mich nährt und mich stärkt. Aus dem frischen Brunnen der Du bist schöpfe ich und jedes Leben das ich auslösche hast auch Du ausgelöscht. Seit Du mit Deinem lächerlichen Versuch mich zu bekämpfen auf Dich aufmerksam gemacht hast und auf die Quelle die du darstellst hat sich meine Macht vervielfacht. Nicht mehr lange und Du wirst ganz in mir aufgegangen sein so wie der Elf dessen Leib ich einmal war.

Verachtung und Triumph schwingen in der grausam siegessicheren Stimme des Dämons mit während sich mit jedem Herzschlag die schwarzen Fäden weiter in die Haut der jungen Frau weben. Längst schon hat sie Teil an den Wahrnehmungen des Monsters, spürt wie seine Kreaturen in der Stadt wüten und wie ständig neue von ihnen geboren werden, geboren werden durch einen einzigen Antrieb, ihre eignen Magie die der Dämon Ihr aussaugt und dann korrumpiert um sie für seine Zwecke nutzbar zu machen. Und besonders spürbar sind für sie all die toten die sich auf dem Sithech-Acker aus ihren Gräbern erheben. Und es hat kein Ende. Für jeden der erschlagen oder verbrannt wird schienen sich zwei weitere aus der kalten Erde zu erheben. Generationen von Talyranern erheben sich und ziehen gegen ihre Mitbürger in den Kampf. Willenlos. Gnadenlos.

Aber sie kann auch spüren wie sich die Aufmerksamkeit des Dämons von Ihr weg verlagert und hin zum Acker. Dort sind inzwischen die Priesterinnen angekommen, allen voran Niniane die das Heer der Leichname ein gutes Stück reduziert. Flammen, Licht und Sternenregen wäscht über das Feld und fällt die Wiedergänger wie Ähren in einem Sturm, aber dennoch graben sich immer wieder neue von ihnen an die Oberfläche. Lauf nicht weg... , spotter der Dämon und wendet sich ganz von Ihr ab.

Unterdessen haben die Priesterinnen vor der Gruft, oder genauer um die gruft herum Aufstellung bezogen, jeder an einer anderen Stelle. Bis auf die Priesterin die sich ihm schon auf dem Markt so furchtlos entgegen gestellt hatte. Sie rückt gegen ihn vor, dabei Feuer und Vernichtung verbreitend. Schale um Schale seiner schützenden Hülle fällt Ihrem Beschuss zum Opfer und er kann sie gar nicht so schnell wieder regenerieren wie sie sie durchdringt. Es ist ihm zuerst unschlüssig woher sie all die Kraft nimmt, ist sie doch immerhin nur eine normale Sterbliche. Doch dann erkennt er das Muster, erkennt den Energiefluss der um ihn herum stattfindet. Diese Sterblichen haben einen Ritualkreis um ihn aufgebaut und in seiner Siegesgewissheit hatte er ihrem Tun keine große Beachtung geschenkt. Er kennt dieses Muster das sie bilden, hat es schon einmal gesehen. Er weiß das es aus diesem Netz, wenn es einmal gesponnen ist, keinen Ausweg für ihn gibt. Aber noch ist er lange nicht am Ende und frisch mit Kraft und Energie versorgt. Für einen Moment sammelt er sich, für einen Moment stehen selbst die Untoten um ihn herum still da alle Energie woanders hin fließt. Schleißlich hat er genug gesammelt für einen gewaltigen Schlag. Innerlich teuflisch grinsend formt er einen Energiestoß von schier unglaublichen Ausmaßen und zielt ihn genau auf das Wesen namens Niniane...

Doch gerade als er die Energien entfesseln will fällt sein Blick auf eine kleine unscheinbare Gestalt direkt vor der Priesterin. Es ist eine junge, fast zierliche Frau in nassen Kleidern und mit leuchtend hellem Haar und ebenso heller Haut. Eigentlich müsste ihm jeder Sterbliche egal sein, wäre sie nur eine weitere tote auf seinem Pfad der Rache, doch irgend etwas fesselt ihn an Ihr. Und so sehr er es versucht er schafft es nicht den tödlichen Schwall freizugeben und Niniane und alles was in Ihrer Nähe ist auszulöschen. Er weiß es genau, es wird ihm nicht möglich sein dieses zierliche Persönchen auch nur an zu tasten. Aber halten kann er die Energien auch nicht, nun da sie einmal geformt sind. Mit einem markerschütternden Schrei, einem Kreischen und Fauchen das seines Gleichen sucht schleudert er den Schwall hinter die Herannahenden.

Gruften, Bäume, Gräber, Unglückliche die sich ausgerechnet diesen Weg zum rettenden Tempel ausgesucht haben, und auch Wiedergänger, alles dort wird von einem durchgehenden schwarz-purpurnen Strahl getroffen der über den Acker wäscht. Die Erde bebt und kein Stein bleibt auf dem anderen wo er einschlägt. Dabei hinterlässt er eine tiefe, mehrere Dutzend Fuß breite Schneise im Erdboden, ein Flussbett des Grauens in dem sich die Knochen all jener verstreuen dir hier in all den Jahren verscharrt worden sind. Pflanzen verwelken, Fleisch stirbt ab und verfault wo es mit den Energien in Berührung kommt. Es scheint als wäre dieser Strahl das Antileben selbst. Und die ganze Zeit über hält der Wutschrei des Dämons an, übertönt das Getöse und das Manafeuer der Priester auf seinen schrumpfenden Kokon.

Wer ist diese Frau? Warum kann ich sie nicht zertreten wie die Ameise die sie darstellt?

Doch noch in dem Moment in dem er sich diese Frage stellt kennt er auch schon die Antwort. Asrai ist Ihr Name. Asrai, die Gefährtin des Elfen dessen Leib er nun bewohnt, des Elfen der ihm so viel Macht und all diese Möglichkeiten unabsichtlich zur Verfügung gestellt hat. Wieder sammelt er Macht und erneut versucht er sie der Frau entgegen zu schleudern, sie zu vernichten. Aber stattdessen sengt der Strahl erneut über einen anderen Teil des Sithech-Hains der auf diese Weise umdekoriert wird. Was er auch versucht, es gelingt ihm nicht diese Frau auch nur im Ansatz zu verwunden. Ja nicht einmal in ihre Nähe kann er etwas senden, sie nichtmal der kleinsten Gefahr aussetzen. Seine Untoten weichen sogar vor Ihr zurück, machen Ihr und auch der Priesterin den Weg frei. Und als sie schließlich an der Gruft ankommen in der er hockt, von wo aus er seinen Schrecken verbreitet, ist seine schützende Kugel beinahe komplett in sich zusammen gefallen. Nur noch die zwei letzten Schichten seines Panzers stehen noch und verwehren den Eintritt. An ihnen würde alles Lebende zu Grunde gehen das sie auch nur flüchtig berührt. Und dennoch: Als die Wasserfee sich langsam diesem scheinbar tödlichen Hindernis nähert fallen diese Hüllen beinahe wie von selbst. Die Priesterin hätte es nicht gelinde wenig Einsatz gekostet diese letzten Hüllen auch nur zu durchstoßen und diese Sterbliche, dieses Nichts sorgt allein durch Ihre Anwesenheit dafür das er sie wie von selbst passieren lässt und seinen Schutz freiwillig aufgibt...

Freiwillig? Nein… ich werde gezwungen.... mein eigenes Wesen zwingt mich dazu sie zu mir zu lassen.... Aber das gilt nicht für Dich Niniane. Komm zu mir. Ich kann vielleicht Asrai nichts anhaben, aber sobald Du bei mir bist musst Du Dich selbst meiner ganzen Macht stellen. Und solange ich diese Frau habe kannst Du mich nicht besiegen. Und mir entreißen kannst du sie erst recht nicht, dafür reicht Deine Macht nicht aus. Komm zu mir! Lass es uns beenden!!!

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Raven am 01. Okt. 2005, 22:53 Uhr
Mit schreckgeweiteten Augen starrt Raven auf die Kugel aus Schatten und tiefer Finsternis, die sich über einer Gruft in der Mitte der Gräber zusammenballt und aus jeder Faser pure Bösartigkeit zu atmen scheint. Ihre dunkle Oberfläche zeigt tiefe Risse und darunter gleißende Helligkeit wie ein glühender Lavastrom, der im nächsten Moment unter einer Kruste schwarzen Gesteins hervorbrechen wird. Wild schlagend bläht sich die Kugel auf und zieht sich wieder zusammen, pulsiert und pumpt wie ein gigantisches schwarzes Herz, in dessen Innerem etwas noch viel Grauenvolleres zu vibrieren scheint. Zweifellos ist dieses Ding lebendig und doch ist es so fremdartig, so anders als alles, was Raven bisher je gesehen hat, dass ihr vor Entsetzen buchstäblich die Haare zu Berge stehen und alles in ihr schreit: Nimm deine Beine in die Hand und lauf weg! Stattdessen steht sie da wie angewurzelt und kann die Augen nicht von dieser monströsen Kugel nehmen, so sehr sie es auch versucht. Die Luft um sie herum singt und zittert vor magischer Energie, die den Händen der Priester entströmt, als sie ein Netz aus Blitzen und eisigem, silbrigem Licht über die geballte Dunkelheit zu weben versuchen. Das allgegenwärtige Summen und die Antwort darauf, die aus der Schattenhülle des Dämons dringt, schwellen zu einem schauderhaften Laut an, der ihr mit glühenden Nadeln die Schädeldecke aufzubohren droht. Bleich und schemenhaft kann sie die Priester in einem gleißenden Schauer aus Funken, Magie und quecksilbrigem Licht erkennen, Morgana, Arwen, und eine dritte Person, schmal und blass und mit Haaren wie silbrigheller Seetang, ihre vor Anstrengung zerfurchten, schweißnassen Gesichter, und sie kann Ninianes Stimme hören, die weit über den Hain schallt, tief und dunkel wie der Ton einer gewaltigen Bronzeglocke. Seltsam fremde Worte dringen aus ihrer Kehle und vermischen sich mit dem Zischen der silbrigen Blitze und dem Tosen des Windes, alte Worte, Worte der Macht, Worte, die das unaussprechlich Böse, das aus der Erde gekrochen ist, wieder dorthin zurückschicken sollen. Über dem Sithechacker toben Mächte, so alt wie Roha selbst, ein ewiger Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, und sie können nur zitternd und sprachlos auf dieses unglaubliche Schauspiel starren, unfähig, sich zu bewegen oder irgend etwas zu tun.

Heftige Windböen peitschen ihnen ins Gesicht, rütteln an den Bäumen wie eine riesige Faust, wirbelnd und richtungslos, fegen schnüffelnd und knurrend wie Höllenhunde um zertrümmerte Grabsteine und die kalten, mitternachtsschwarzen Mauern des Tempels. Sie tragen den beißenden Ozongeruch der Blitze mit sich und darunter einen fauligen Pesthauch von Moder, Tod und Verderbnis. Raven wagt die Gedanken voll schierer Panik kaum zu Ende zu denken, die sich ihr bei diesem Anblick mit aller Macht aufdrängen: was würde geschehen, wenn die Priester in ihrer Aufgabe versagen würden? Wenn sie abgelenkt, verletzt oder gar getötet würden? Wenn das silbrige Netz zerstört würde, das sie in diesem Augenblick über dem Dämon weben, um ihn zu bannen? Er würde die Priester, ihr eigenes kleines Grüppchen, und alles in seiner Reichweite mit einem einzigen Atemzug zu Asche verglühen, die Stadt dem Erdboden gleichmachen ... Gütige Götter, steht uns bei, fleht sie in Gedanken und tastet mit flatternden Fingern nach Caewlins Hand. Am liebsten würde sie ihm schnurstracks auf den Arm klettern oder sich unter sein Kettenhemd flüchten, aber sie kann nichts weiter tun, als sich voller Furcht an ihn zu drängen. Sie hat Angst vor diesem Ding, fürchterliche Angst, aber sie beißt knirschend die Zähne zusammen und versucht tapfer, gegen ihre Furcht und den Drang wegzulaufen anzukämpfen, obwohl ihre Knie so zittern, dass sie kaum noch gerade stehen kann. Sogar Borgil hat es angesichts dieses Höllenspektakels einen Augenblick die Sprache verschlagen, und bis auf die laut pfeifenden Geräusche seines Atems ist der unablässige Strom aus Knurrlauten und Flüchen, der zwischen dem roten, versengten Gestrüpp seines Bartes hervorgedrungen war, vollends verstummt. Der Tronjer steht neben ihnen, den Blick starr auf das Zentrum dieses heulenden Infernos gerichtet, in dem irgendwo seine Frau sein muss. Und obwohl sich Raven im Moment weit, weit weg wünscht, ganz furchtbar weit weg und am besten gleich ans andere Ende der Welt oder noch weiter, ist sie froh, dass sie bei Cron geblieben sind, denn sich allein in einem solchen Alptraum zu befinden, das würde sie wohl nicht einmal ihrem schlimmsten Todfeind wünschen.

Es hatte nicht viele Worte und nur einen stummen Blick der Verständigung mit Caewlin gekostet, und kaum dass der Tronjer sich in Bewegung gesetzt hatte und Richtung Süden aufgebrochen war, hatten sie sich stur an seine Fersen geheftet. Sie hatte sehr wohl den heftigen Widerstreit gespürt, der in ihrem Mann getobt hatte, den Wunsch, sie in Sicherheit zu wissen, aber auch Cron nicht allein gehen zu lassen - doch die Frage, ob sie ihn begleiten, hatte sich im Grunde gar nicht gestellt. Nur noch die, ob sie ihn noch einholen würden. Seite an Seite waren sie hinter ihm her gehechelt, mit rußverschmierten Gesichtern und schmerzenden Lungen, bis irgendwann ein röchelnder Borgil zu ihnen gestoßen war und sie auf gespenstisch stillen Schleichwegen bis zum Sithechhain gelotst hatte. Trotz ihrer Erschöpfung und trotz der Angst hatte Raven lächeln müssen, als sie gemeinsam Richtung Süden getrabt waren und sich ihr Blick einen Augenblick lang auf Caewlins grimmiges Gesicht geheftet hatte. Einen Herzschlag lang war ein Bild vor ihrem inneren Auge aufgetaucht, eine Erinnerung an dieses lange, lange Gespräch in der Inarinacht, die sie im hohen, weichen Gras am sternfunkelnden Smaragdstrand verbracht hatten. Sie hatte seine Worte noch so deutlich im Ohr gehabt, als hätte er sie eben erst ausgesprochen - seine Behauptung, genauso brutal und kalt und unehrenhaft zu sein wie sein Bruder Caeron. Ein grausames Ungeheuer - ein Ungeheuer, das gerade, wie schon so oft, sein Leben aufs Spiel setzt und sich mitten in einen dämonischen Alptraum stürzt, um einem Freund beizustehen. Eine Woge der Zärtlichkeit hatte sie durchflutet und ebenso die Gewissheit, dass es keinen Menschen auf der Welt gibt, den sie mehr liebt und dem sie bereitwilliger ihr Leben anvertrauen würde, als diesem Ungeheuer an ihrer Seite. Von wegen keine Ehre ... einen besseren Freund als ihn könnte man sich nicht wünschen. Im Moment kann sie sich allerdings nur wünschen, dass sie irgendwo weit fort von hier wären und nicht inmitten dieses Hexenkessels aus brodelnden Wolken und funkensprühenden Lichtschauern. Wie gebannt hängen ihrer aller Blicke an dem Schauspiel, bis Caewlins Stimme sie aus ihrer Starre reißt und der drängende Unterton darin schlagartig sämtliche Alarmglocken in Raven zum Schrillen bringt. >Verdammt. Haben wir nun Feuerstein und Zunder oder nicht?<

"Ja, natürlich, haben wir", murmelt sie und tastet hektisch nach dem Lederbeutel an ihrem Gürtel, in dem sie stets Feuersteine und ein kleines Zunderkästchen bei sich trägt, während ihr Blick zu Caewlins Augen fliegt - und dann an ihm vorbei, weil eine Bewegung hinter ihm plötzlich ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Was sie dort aus den windgepeitschten Schatten auftauchen sieht, lässt ihre Augen vor Schreck so groß wie Untertassen werden. "Gütige Götter!" entfährt es ihr, als sie zwischen zerbrochenen Grabsteinen und entwurzelten Bäumen Maél erkennt, der ihnen entgegentaumelt und aussieht, als hätte er eine Begegnung mit dem Dämon persönlich hinter sich. Sein Gesicht ist völlig zerschlagen und er kann sich offenbar kaum noch auf den Beinen halten. Doch es ist weniger Morganas Gefährte, der sie in wilder Panik die Augen aufreißen lässt, sondern eher die Gestalten, die ihm in einiger Entfernung folgen und bislang nur als blasse, torkelnde Schemen hinter einem Meer aus Gräbern erkennbar sind. "Was verdammtekackenochmal ist das denn?" So erstarrt Raven eben noch war, so schlagartig kommt auf einmal Bewegung in sie. "Untote! Heilige Götter!" Wie wild rupft sie an dem Lederbeutel herum, der sich beharrlich weigert, ihren fahrigen Fingern seinen Inhalt preiszugeben. "Geh schon auf, du blödes Ding!" Endlich ertastet sie zwischen Schlüsseln, klimpernden Münzen und allerhand Krimskrams die Feuersteine und das kleine, eckige Kästchen mit dem getrockneten Zunder, dreht sich ein paar Mal um die eigene Achse, verzweifelt auf der Suche nach dem Nachtfeuerkorb, den sie in ihrer Hektik völlig aus den Augen verloren hat und nicht gleich findet, entdeckt ihn neben Cron und Borgil und umrundet hastig die beiden, um die ölgetränkten Holzscheite in Brand zu stecken - als ein gewaltiger Donnerschlag den ganzen Hain erzittern lässt, die Erde unter ihr aufwirft und auf einmal die ganze Welt kopfstehen lässt. Aus der pulsierenden Schattenkugel explodiert mit einem ohrenbetäubenden Kreischen ein gewaltiger Energiestrom und ergießt sich wie ein alles vernichtender Strahl quer über den Sithechacker.

Wo sich eben noch flache Erde, moderfleckige Grabsteine und ein Teppich aus hohem Silbergras befunden hatten, tut sich einen halben Schritt neben Raven urplötzlich eine breite Schlucht auf, als hätte eine gigantische, zornige Faust den Hain durchfurcht. Die weiche Erde unter ihren Füßen rutscht und bröckelt und bäumt sich auf, bis sie schlingernd und mit den Armen rudernd den Halt verliert und mit solcher Macht auf den Boden geworfen wird, dass ihr mit einem Schlag die Luft aus den Lungen gepresst wird und sie glaubt, ihre Wirbelsäule krachen zu hören. Völlig benommen rollt sie sich zur Seite. Ein einziger Blick in die tiefe, aufgeworfene Schneise genügt jedoch, um sie voller Abscheu und Entsetzen rückwärts krabbeln zu lassen und sie ist beinahe schneller wieder auf den Beinen, als sie gestürzt ist. Der Graben gleicht einem Alptraum aus Finsternis und bleichen Knochen, aus sich schlängelnden, halb unsichtbaren Schatten und verfaulten Leibern, die die Erde ausspuckt. Keuchend taumelt Raven zurück, stolpert über ihre eigenen Füße, und sieht sich in wilder Panik nach Caewlin und den anderen um, die zumindest noch auf ihren eigenen Füßen stehen. Während sie hinter den Männern eine Streitmacht aus klappernden Knochen und halbvermoderten Fleischfetzen herannahen sieht, hämmert in ihrer Benommenheit nur ein einziges Wort: Feuer! Mit fliegenden Fingern sammelt sie die Scheite auf, die bei dem Erdstoß aus dem Korb gefallen sind, und wirft sie wieder hinein. Das Zunderkästchen hat sie bei dem harten Sturz jedoch verloren, es ist auf Nimmerwiedersehen irgendwo in dem Graben oder im aufgewühlten Erdreich verschwunden.

Doch sie ist so in Panik, dass sie weder Feuerstein noch Zunder braucht, um das Holz in dem schweren Metallkorb zu entzünden. Und so wie es einmal funktioniert hat, so wie Mottenfaenger es sie vor langer Zeit gelehrt hat, so funktioniert es wieder - der winzige Rest magischer Begabung, den sie von ihren lange vergessenen elbischen Vorfahren noch im Blut trägt, der für gewöhnlich still in irgendeinem Winkel ihres Selbst ruht, ist mit genügend Angst im Nacken im Nu entfacht, und mit ihm und einem einzigen scharfen Blick auf den Korb lodern mit einem dumpfen Fauchen die Flammen zwischen den Scheiten auf. "Wir brauchen mehr Holz oder irgend etwas, das brennt", keucht sie atemlos, die Augen schreckgeweitet auf die wandelnden Knochenhaufen gerichtet, die unaufhaltsam näherrücken. Ein einziger Nachtfeuerkorb würde kaum eine Horde Untote aufhalten können. Und es sind auch zu viele, als dass sie sie wirksam mit ihren Waffen bekämpfen könnten. Ein Morgenstern, eine Lochaberaxt oder ein Breitschwert mögen gegen diese Knochenkreaturen gewiss noch etwas ausrichten können, aber mit Caewlins Langdolch und der Ochsenzunge kann sie ihnen höchstens ein bisschen zwischen den Rippen herumstochern, ohne wirklich Schaden anrichten zu können. Zudem sind sie alle schon reichlich angeschlagen, aber eine andere Wahl, als sich gegen die anrückenden Kreaturen zu stellen, haben sie im Moment gar nicht. "Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Magie der Priester stören", wird Raven plötzlich klar. "Sie können nicht den Zauber aufrecht erhalten und sich gleichzeitig diese Wiedergänger vom Leib schaffen. Aber wenn das Netz, das sie gewebt haben, zusammenbricht und der Dämon freikommt, dann sind wir alle verloren..."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Caylith am 02. Okt. 2005, 13:47 Uhr
Von den Straßen der Stadt bis zum Sitech-Hain


Der Schattenhund haelt der immer groeßer werdenden Schwaeche, die aus den zahlreichen Wunden und dem Gift resultiert, nicht mehr Stand, bricht an Ort und Stelle zusammen und baeumt sich unter dem letzten Schlag des Faunes noch einmal auf, bevor er auf der Straße regungslos liegen bleibt. Der erschlaffte und leblose Koerper ist geradezu mit schwarz- und rotgefiederten toedlichen Pfeilen gespickt, die nun in den dunklen Himmel ragen. Nur zoegernd und zittrig laesst die Faunin den Bogen und den bereits vierten in Gift getauchten Pfeil sinken, waehrend sie die Augen noch starr auf den finsteren Kadaver gerichtet haelt, als ob sie damit rechnet, dass er jeden Moment wieder aufspringt. Erst nach einer Weile wird sie sich ihrer Umgebung wieder gewahr und macht sich daran zu schaffen ihre Utensilien wieder in ihrer Tasche zu verstauen. Doch den Pfeil legt sie nicht aus der Hand, als sie steifbeinig und durch das Erlebnis noch etwas unsicher zu der schwerverletzten Zentaurin hinueberstakst. Zu dem Schattenhund hinueberzugehen und ihre Pfeile wieder einzusammeln traut sie sich nicht, auch wenn sie befuerchtet, dass ihr die drei Pfeile fehlen werden. Doch sie geht lieber auf Nummer sicher und bueßt die Pfeile ein, ehe sie das vermeintlich tote Tier anruehrt. Caylith betrachtet die Wunde der Zentaurin, die sich bereits wieder allmaehlich schließt und aus der noch etwas Blut sickert, welches das helle Fell rot faerbt. Auf dem blassen Gesicht der jungen Frau steht der kalte Schweiß, doch sie nickt tapfer, als sie nach ihrem Befinden gefragt wird. Es ist nicht zu uebersehen, dass sie Schmerzen hat und durch den Blutverlust recht schwach auf den Beinen sein wird. Doch die Situation erfordert, dass sie hier nicht lange ausruhen koennen, sondern in Sicherheit gebracht werden muss, wo die Wunde versorgt werden kann, bevor diese sich noch entzuendet und eine Sepsis eintritt. Zu ihrem Glueck entdeckt Faron eine Gruppe von Blauroecken, die er anhaelt um mit ihnen zu sprechen. Die Zentaurin schafft es erstaunlicherweise, sich aufzurichten und aus eigener Kraft bis zu dem Haus der Heilerin zu gehen, von der die Stadtgardisten gesprochen haben. Caylith haette nicht gewusst, wie sie zu zweit den massigen Pferdeleib dorthin bringen koennte, wo es doch in der Stadt fuer die Faunin nicht leicht ist eine Art Trage aus duennen Baumstaemmen zu improvisieren, so wie sie es bei ihren Wildpferden auf der Ebene tun wuerde, falls da eines transportiert werden muesste. Trotz ihrer Schwaeche bedankt sich Deleila immer wieder und es scheint der Faruna, als ob sie sich fast schon fuer diesen Umstand entschuldigen moechte.

Gluecklicherweise haben sie bald das Haus Elda erreicht. Obwohl der Golem vor dem Eingang nicht sehr vertrauenserweckend wirkt, so hat sich Faron wohl vergewissert, dass dieser ungefaehrlich scheint und eher als Schutz vor den Hoellenkreaturen dient. Trotzdem haelt Caylith misstrauisch Abstand. Sie hat noch nie, genauso wie die Boghaniks und diesen Hoellenhund, solch eine Kreatur gesehen und weiss nicht ob hier auch ein Giftpfeil helfen wuerde. Dennoch spannt sie ihn ein und haelt sich bereit, waehrend Deleila an dem riesigen Erdelementar vorbeiwankt und den Eingang passiert. Als sie und Faron sich vergewissert haben, dass die hohe Gestalt der Zentaurin keine Gefahr bedeutet und auch schon einige Personen aus dem Haus treten, welche der Verletzten entgegen kommen, wenden auch sie sich ab um weiter ihres Weges zu gehen.

Am Himmel ueber der Stadt zieht es sich noch weiter zu. Ein weiterer unheilverkuendender schwarz-grauer Strudel von duesteren Wolken hat sich suedlich der Stadt ueber den Koepfen der Faune aufgebaut. Waehrend sie langsam darauf zu steuern begegnen ihnen noch mehr von den kleinen Ungeheuern mit den messerscharfen Zaehnen. Doch seit sie mit dem Schattenhund gekaempft hatten, koennen die kleinen Daemonen sie nicht mehr so erschrecken, wie zu Anfang. Dennoch sind sie mehr als laestig und ziemlich flink, so dass sie mit ihren spitzen Zaehnen und den großen schaufelartigen Krallen gefaehrlich nahe kommen. Faron und Caylith haben ihre Muehe sie sich vom Leib zu halten. Laengst hat die Faunin ihren Bogen um die Schulter gelegt und ihre beiden Doppelsicheln gezueckt. Die geschliffenen Klingen glaenzen schwarz wie die fiesen kleinen Augen des Boghaniks, in die sich die paarigangelegten Spitzen nur mit erstaunlicher Leichtigkeit hineinbohren. Faron scheint sich so langsam an seine neue Waffe gewoehnt zu haben, denn auch er macht seinen Gegnern ziemlich schnell den garaus.
Recht bald erreichen sie den Sitech-Hain, der sonst am Rande der Stadt einen Platz der Ruhe darstellt, jetzt aber zu einem Ort des Chaos verwuestet worden ist. Ein grauenhaftes Bild bietet sich, als die beiden Faune um die Ecke biegen. Caylith' Kehle schnuert sich augenblicklich zu und der dringende Wunsch umzudrehen und davonzulaufen wird immer lauter in ihr. "Anu..." formen ihre Lippen entsetzt, doch sie bringt keinen Ton hervor. Haette ich doch nur mehr Pfeile...

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Niniane am 02. Okt. 2005, 15:05 Uhr
Rings um die Gruft mit der schmelzenden Schattensphäre und den Priesterinnen darum versinkt der Knochenacker im Chaos, doch die Protektorin kann auf nichts mehr achten, als auf den Dämon vor ihr. Sie spürt, wie das Netz der anderen aufsteigt und über der Schattenkugel schwebt, gewoben und unausweichlich, bereit, sich niederzusenken, sobald der letzte Schutzmantel des Nornyiran fallen würde, und deckt die Finsternis vor sich mit einem Hagel weiterer Zauber ein. Mitternachtsblitze und Sternenfeuer reißen faustgroße Brocken aus den wabernden Schattenschleiern und füllen sie mit Licht, doch der Dämon im Inneren ist anscheinend zu überheblich, um auch nur darauf zu reagieren. Abgesehen vom bronzenen Lied ihrer Zauber, dem prasselnden Geräusch, mit dem ihr Sonnenfeuer auf die Schatten hämmert und dem Heulen der magischen Energien um sie her, ist Stille die einzige Antwort auf ihre beharrlichen Angriffe. Gut, denkt sie grimmig, während ihre Hände den nächsten Zauber weben und freigeben. Sie hatte viel Zeit und Kraft darauf verwendet, den Dämon in seiner schützenden Hülle mit einem Angriffszauber nach dem anderen einzudecken, anstatt seine Schatten und Schutzzauber einfach mit einem Wort der Macht beiseite zu fegen, und ihn nackt und schutzlos ans Licht zu zerren. Sie hatte ihn in Sicherheit gewogen, den anderen und sich selbst Zeit damit erkauft, wohl wissend, dass ihre Feuerzauber die Schattenhüllen ebenso verbrauchen würden, nur langsamer. Und sie hatte darauf gebaut, dass er sie unterschätzen würde.  Ihr Plan geht auf - außer in seiner Gruft zu hocken und Aurian das bißchen Kraft auszusaugen, dass die noch kaum erwachsene Novizin ihm geben kann, hat der Dämon sich bisher noch nicht einmal gerührt. Hätte er sie oder die anderen direkt angegriffen, als sie auf dem Sithechhain angekommen waren und noch gar keine Zeit gehabt hatten, ihre Macht anzurufen, anstatt ihnen ein paar lächerliche Untote entgegenzustellen, hätte es ein langer, harter und blutiger Kampf werden können, so aber... "In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te kailon Faga!" Im Namen Goldauge Thaylons rufe ich das dritte Haus. Flüstert sie und fühlt, wie die Macht sie durchströmt, alle letzten Zweifel und jede Besorgnis um die wie gelähmt neben ihr verharrende Wasserfee, die nichts weiter tut, als am ganzen Leib zu zittern und mit weitaufgerissenen Augen auf die Schatten zu starren, beiseite fegt.

Fall mir nicht um. An dir hängt alles, also wag es ja nicht, mir jetzt umzukippen! Die anderen sind fast soweit, die letzten Fäden und Schlingen des Netzes knüpfen sich aus dem Licht ihrer Mächte, Anukis, Faêyris und Amur - grün, silbrig und blau. Festgenagelt, Nornyiran. Die letzten Knoten schließen sich über der Gruft und Niniane hebt die Hände, um die letzten verbliebenen Schattenmäntel aufzuheben, die den Dämon im Inneren noch umgeben, als plötzlich Leben und hektische Bewegung in die trüb gewordene, flackernde Finsternis vor ihr kommt. Noch während der Nornyiran seine Macht zusammenzieht, löst sich von ihren Lippen ein summender Ton und zwei leise Worte "Yel Seandis." Nur einen halben Herzschlag später, hüllt ein Schild aus schimmerndem Licht Liade und sie selbst ein, das kein Zauber Rohas, ganz gleich wie mächtig, und erst recht keine Dämonenmagie mehr durchdringen kann. Niniane lächelt durch flimmernden Dunst und weiß: in diesem Augenblick halten die Götter ihre Hände über sie. Kaum hat sie den Zauber ausgesprochen, donnert eine Woge schwärzlichen Purpurfeuers über sie hinweg und pflügt sich sengend und krachend irgendwo hinter ihnen durch den Knochenacker. Dennoch spürt sie durch ihren Schutz die Macht des Nornyiranprinzen wie eine Woge über sich hinwegrollen und zieht scharf die Luft ein. Dun'caenon Warthan, uralte Dämonenmagie, der Atem des Chaos. Das Wutschrillen des Dämons noch im Ohr, wird das Lächeln auf Ninianes Gesicht wissend und katzenhaft. Damit gehörst du mir. Das eben war auf sie gezielt, und auch wenn das Schild Wahren Glaubens den Zauber augenblicklich zu Nichts zerschmolzen hätte, hätte er sie getroffen, es war nicht ihr Schild, das ihn abgewehrt hat, sondern Liade. Die Wasserfee steht dicht neben ihr und ihre Finger graben sich sogar durch das Kettenhemd mit schmerzhaftem Druck in Ninianes Unterarm. "Er kann dir nichts tun," flüstert sie und bemüht sich, so beruhigend wie möglich zu klingen. "Siehst du, Liade? Es ist, wie ihr gehofft hattet, du und Morgana. Etwas von Sethai ist noch in ihm übrig und das schützt dich. Komm jetzt. Komm mit mir. Wir müssen dort hinein. Ich muss an ihn heran - und ich bringe ihn dir zurück." Wenigstens versuche ich es. Noch bevor sie auch nur einen Schritt tun können, sengt noch einmal Purpurnes Licht aus der Gruft und wieder schafft es der Dämon nicht, damit auch nur in ihre Nähe zu zielen.

"Geh." Niniane nimmt Asrai am Arm und drängt sie vorwärts, und die schimmernde Lichthülle des Schildes bewegt sich mit ihnen wie eine Haut aus goldenem Glanz und hüllt sie vollkommen ein, als sie in die Gruft hinabsteigen. Morgana, Arwen und Eade, für sie unsichtbar auf der anderen Seite des Grabmals, stehen unbeirrbar auf ihren Plätzen und haben Augen wie Hände zum Himmel erhoben. Sie halten das Netz bereit, dessen Licht unablässig aus ihren Fingern strömt, hochtanzt und ineinander schmilzt, um sich zu einem unzerreißbarem Gewebe aus der miteinander verschmolzenen Macht dreier Priester zu verbinden. Das letzte, was Niniane noch für sie tun kann, ist eine weitere Woge goldenen Feuers auszusenden, das wenigstens die Untoten, die ihnen schon nahe sind, zu Asche verbrennt, um ihnen ein wenig Zeit zu verschaffen - dann steigt sie mit der bebenden Asrai in die Dunkelheit hinunter. Eisige Kälte schlägt ihnen entgegen, doch kaum haben sie die wenigen Stufen in die Krypta hinter sich gebracht, scheint ihnen fleckiges, trübgoldenes Glühen entgegen. Das pulsierende Dämmern Licht zu nennen wäre vermessen, es ist eher, als blute irgendetwas Uraltes und Krankes hier drinnen so etwas wie Helligkeit hervor. Niniane sieht aus den Augenwinkeln, wie sich ein paar Leichen ruckartig in ihre Richtung bewegen, dann aber wie schlecht geführte Marionetten wieder herumwanken und das Weite suchen, und lächelt grimmig. In der Mitte der Halle hängt Aurian, gefangen in einem Kokon schwarzer Fäden, eingesponnen wie eine Fliege im Netz der Spinne, das Gesicht weiß wie Milch und leer vor Entsetzen. Sie schreit nicht mehr, aber das Echo ihrer gepeinigten Stimme hallt immer noch in Niniane wieder. Liade neben ihr zittert beim Anblick all dessen jetzt so sehr, dass Niniane sie festhalten muss, um die Wasserfee auf den Füßen zu halten und ihre Augen sind so weit aufgerissen, dass um die ganze Iris ein weißer Rand zu sehen ist. Die Waldläuferin kann ihr das nachfühlen - besser als Liade oder irgendjemand sonst vielleicht weiß. Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hatte auch sie Jeliel so gesehen - verwandelt in ein Wesen der Finsternis und ohne jede Hoffnung, jemals Rettung für seine Seele zu finden. Schlimmer noch - ich habe ihn getötet. Hier gibt es wenigstens noch etwas, das man tun kann. Sie berührt sacht mit der freien Hand Liades feines Haar, noch immer leicht feucht und genauso ascheverschmiert wie ihres. "Du schaffst es, Liade. Ich weiß es, ich kann es fühlen. Der Dämon fürchtet dich, weil alle Dämonen Liebe fürchten. Es ist eine Macht, die sie nicht kennen."

Ob es ihre Worte sind oder schlicht der Gedanke an ihren Gefährten, der Liade nun nicht länger zögern lässt, weiß Niniane nicht zu sagen, aber die Wasserfee bewegt sich, erst ein Schritt, dann noch einer. Der Dämon taucht im trüben Glanz des matten Lichtes auf, zwischen ihnen und Aurian, und Niniane fletscht die Zähne. Zwei Schutzzauber sind alles, was ihm noch geblieben ist, doch sie muss sich nicht einmal mehr die Mühe machen, die Schattengewirre zu durchdringen - als Liade noch einen weiteren Schritt auf den Nornyiran zumacht, fallen sie wie von selbst. Braves Mädchen! Genau in diesem Augenblick senkt sich das Netz der vereinten Kräfte von draußen über die Gruft herab und der Dämon ist gefangen - ob er es schon weiß oder nicht, er sitzt fest und steht jetzt unverhüllt vor ihnen. Entsetzen geht in Wellen von ihm aus, aber Niniane lässt sich nicht einschüchtern. Mag die Gestalt des Sehers sich auch verändert haben - hätte Niniane jemals vor diesem Tag Sethai gesehen, wäre ihr die Ähnlichkeit mit Mordren sehr viel früher aufgefallen, aber sie war dem Seher nie begegnet. Heilige Götter, er sieht aus wie sein Vater. Bis auf die Haut und das Haar. Auch Schattenherz war groß und schlank gewesen, ein Jäger, voller Kraft und Geschmeidigkeit, und dieser Dämon trägt sein Gesicht. Sethais Haut allerdings ist schwarz wie Ebenholz, nur auf seinen Armen glühen verschlungene Symbole im gleichen trüben Glimmen, wie die ganze Gruft. Niniane kennt die Zeichen, die Male der Finsternis, auch wenn es lange her ist, dass sie sie zuletzt gesehen hat, und plötzlich weiß sie, was zu tun ist oder was sie zumindest versuchen kann. >Freiwillig? Nein… ich werde gezwungen.... mein eigenes Wesen zwingt mich dazu sie zu mir zu lassen.... Aber das gilt nicht für Dich Niniane. Komm zu mir. Ich kann vielleicht Asrai nichts anhaben, aber sobald Du bei mir bist musst Du Dich selbst meiner ganzen Macht stellen. Und solange ich diese Frau habe kannst Du mich nicht besiegen. Und mir entreißen kannst du sie erst recht nicht, dafür reicht Deine Macht nicht aus. Komm zu mir! Lass es uns beenden!!!<
Niniane macht sich nicht einmal die Mühe, etwas auf die Provokation des Dämons zu erwidern. Sie ist nicht erst seit Vorgestern Jägerin und sie wäre es kaum schon so lange, wenn sie sich von jedem Schattenkriecher aus der Reserve locken lassen würde. Dennoch, die Versuchung, ihn zu töten, jetzt, wo er schutzlos vor ihr steht, ist groß. Sehr groß.

Ein kostbarer Augenblick verstreicht, in dem sie zitternd vor ihm steht und einen ebenso stummen, wie leidenschaftlichen inneren Kampf ausficht, soll der Dämon ihr Zögern doch halten, wofür er will. Töte ihn! Schreit alles in ihr. Töte ihn jetzt und mach diesem Alptraum ein Ende! Mordrens Sohn! Wispert eine andere Stimme in ihr. Du hast es Morgana versprochen! Erinnert eine dritte. Was sie es schließlich nicht tun lässt, ist das überwältigende Gefühl der Verzweiflung und Liebe neben ihr, das in Wellen von Liade ausgeht, und niemand würde je wissen, wieviel Überwindung sie das kostet. Sie atmet schnell und abgehackt, und ein dünner Schweißfilm überzieht ihr geschwärztes Gesicht und das getrocknete, wie frische Blut, das ihr aus der Nase rinnt und sie selbst wie eine irre Dämonenhexe aussehen lässt, während sie versucht, abzuschätzen, wieviel Kraft der Nornyiran noch haben kann. Du willst spielen? Gut. Spielen wir. "Solange ich diese Frau habe, kannst du mich nicht besiegen?" Höhnt sie. "Mach dich nicht lächerlich, Dämon. Hinter mir steht die Macht der Götter und du kommst mir mit einer halbwüchsigen Magiernovizin. Wenn du mich beeindrucken hättest wollen, hättest du dir einen Erzmagier als Marionette holen müssen!" Macht strömt in sie hinein, überwältigend leicht und klar, und als sie ausatmet, atmet sie die reine Essenz dessen, was sie ist, aus allen Poren. "In Enola Faênrîl Thaylon gashaerio te pedwaron Faga!" Ich rufe das vierte Haus! Der Dämon wird hochgerissen und rücklings davongeschleudert, wo er krachend gegen die Wand der Krypta prallt. Steinsplitter und Putz regnen herab und eine Wolke Mörtelstaub durchsetzt das trübgoldene Glühen. "Und wofür meine Macht ausreicht, und wofür nicht, Nornyiran, bestimme ich allein." Sie wirbelt herum, hebt die Hände, öffnet die Finger und gleißend silberweißes Sternenlicht schießt daraus hervor, und hüllt Aurian samt ihrem Netz aus schwarzen Tentakeln und Fäden einen flüchtigen Moment lang ein. Dann rollt ein Donnerschlag durch den Boden, der die Erde beben und die ganze Gruft bedenklich schwanken lässt, und die Hülle aus Finsternis, die die junge Halbelbin so eisern gefangen hielt, fällt grau und verdorrt von ihr ab. Aurian plumpst zu Boden wie ein nasser Sack Mehl und Niniane hört ihr leises Stöhnen, während sie sich selbst schweratmend aufrichtet. Flimmernde Kreise und Kringel in allen Regenbogenfarben tanzen hinter ihren Augen, ihr dröhnen die Ohren und sie zittert jetzt, als schnappe ihr ganzes Fleisch hektisch nach Luft. Dieser Angriff, dem Nornyiran Aurian abzunehmen, hat sie Kraft gekostet, viel Kraft, und der Dämon ihr gegenüber ist alt, alt und entsetzlich stark, ob mit oder ohne Energiequelle. Dennoch kann sie sich nicht ausruhen, nicht einmal für einen Moment zu Atem kommen. Sie hebt die Hände, öffnet ein Gewirr in den um die Gruft wogenden Kräften und wallenden Magieströmen, und schleudert Aurian hinaus, nackt und geschunden, wie sie ist - das ist alles, was sie für die Magiernovizin noch tun kann.

"Asrai," krächzt sie. "Liade!" Sofort ist die junge Frau an ihrer Seite, gerade als der Dämon sich knurrend aufrichtet. Er war auf den Knien gelandet, schüttelt den Kopf, als wolle er seine Sicht klären und schlägt blind zurück. Ihm Aurian entrissen zu haben, hat ihn verwirrt und geschwächt, Niniane weiß es und kann es spüren, aber am Ende ist er noch nicht. Den Schild Wahren Glaubens, den sie sich gerufen hat, kann der Dämon weder durchdringen, noch ihn ihr abnehmen, aber Liade dicht bei ihr, ist dennoch ihr stärkster Schutz. Sie weiß es, der Nornyiran weiß es und Liade weiß es ebenso. Vor allem, wenn sie gleich nicht mehr genug Kraft übrig haben würde, irgendwelche Schutzzauber aufrecht zu erhalten, weil sie sich ganz darauf würde konzentrieren müssen, das Dunkle Mal in Sethais Seele auszumerzen... aber noch sind sie nicht soweit. Auch diesmal geht der Gegenschlag des Dämons fehl, kommt nicht einmal in ihre Nähe, denn Liade hält ihre Hand mit ihren kühlen, schlanken Fingern jetzt fest umklammert und leicht erhoben, als wolle sie dem Nornyiran so demonstrieren, dass sein ohnmächtiges, wütendes Toben angesichts der Unfähigkeit, sie irgendwie zu treffen, völlig aussichtslos sei. Beinahe hätte Niniane gelächelt, vielleicht tut sie es sogar. So entsetzt die Wasserfee gewesen war, jetzt scheint sich Entschlossenheit in ihr zu regen. Sie starrt den Dämon aus weiten, blauen Augen an, sieht ihm fest ins Gesich und wendet kein einziges Mal den Blick ab, eine Frau, die bereit ist, bis zum Äußersten um ihr ein und alles zu kämpfen. "Lass es uns beenden? Schön. Beenden wir es. Komm, Liade." Sie will gerade einen Schritt auf den Dämon zu tun, als der plötzlich die Arme hebt und die Steinfliesen vor ihnen aufreißen. Der Angriff geht nicht gegen sie oder die Wasserfee und er erfolgt so schnell, dass Niniane noch nicht einmal die Hand heben kann, um etwas zu tun. Er zielt nicht auf sie ab, aber er genügt völlig, um sie auf dem plötzlich wild schwankenden, bockenden Boden auseinanderzutreiben, von den Füßen zu holen und mehrere Schritt weit zu trennen. Sie schnellt keuchend auf die Beine zurück, doch in diesem Augenblick ist der Dämon schon heran. Er hält sich nicht damit auf, auszuprobieren, ob er mit seiner schwarzen Magie nicht vielleicht doch ihre Schutzzauber durchdringen könnte, sondern packt sie am Genick, reißt sie herum und donnert ihren Kopf ein paarmal gegen eine verwitterte Steinsäule. Die Schnelligkeit und Wucht seines Angriffes, und die Tatsache, dass er zwei Köpfe größer ist als sie und ihr mindestens sechzig Pfund voraus hat, überrumpeln sie völlig. Rotes Feuer explodiert hinter ihrer Stirn, hinter ihren Augäpfeln und im ersten Moment ist der Schock so groß, dass sie noch nicht einmal den Schmerz wirklich spürt. Allein die Kraft der Schläge treibt ihr die Luft aus den Lungen und das Wasser in die Augen, dann wird die Welt um sie her für einen Moment gnädigerweise schwarz.

Ihre Benommenheit kann nicht länger als ein paar Wimpernschläge gedauert haben, denn als nächstes findet sie sich tränenblind, das Gesicht voller Blut und Mörtelsplitter, auf dem Boden wieder, wo sie herumkrauchend versucht, auf die Füße zu kommen und gleichzeitig nach ihrem Schwert tastet. Der Dämon ist über ihr, sie spürt es im selben Moment, reißt sie an den Haaren wieder hoch und rammt ihr die Faust in den Rücken. Sie krümmt sich wie ein Bogen, allerdings nur, um dann mit voller Kraft nach hinten zu schnellen und dem Dämon ihren Kopf mitten ins Gesicht zu schmettern. Ihr Scheitelbeinknochen trifft ihn wuchtig auf die Nase, die mit einem hässlichen Knirschen nachgibt. Kreischend vor Zorn und Schmerz fährt er zurück und lässt sie los. Noch im Umdrehen, reißt sie ihr Knie hoch und drischt es ihm dorthin, wo es auch zumindest bei männlichen Dämonen wirklich weh tut. Augenblicklich klappt er mit hervorquellenden Augen und einem leisen, pfeifenden Geräusch in sich zusammen und im selben Moment kommt ihr Knie noch einmal hoch und erwischt ihn unter dem Kinn. Sie hat keine Ahnung, wie lange ihn der Schmerz und die schlichte Verblüffung außer Gefecht setzen werden, aber sie lässt weder ihm, noch sich eine Chance, das herauszufinden, sondern stürzt sich einfach auf ihn, und geht mitsamt dem Dämon unter sich in einem Gewirr schwarzhäutiger Arme und Beine, einem Gespinst feinen, weißen Haars und klebriger Blutrinnsale zu Boden. "Liade!" Blubbert sie so laut sie kann durch das Blut in ihrem Mund. Sie weiß beim besten Willen nicht zu sagen, wo die Wasserfee abgeblieben ist und nach ihr Schreien kann sie mit ihrem malträtierten Kiefer und den zerschlagenen Lippen auch nicht. Ihr linkes Knie drückt eine Schulter des Dämons nach unten, ihr rechtes auf seinen Kehlkopf und ihre Hände tasten mit fliegender Eile seinen Arm nach den nur noch schwach glimmenden Runen ab. Dann findet sie, was sie sucht, einen Punkt oberhalb der Armbeuge, einen über dem Handgelenk, wo die Symbole sich verbinden, spreizt die Finger und gräbt sie so fest in sein Fleisch, dass sie das Gefühl hat, ihm die Haut von den Knochen zu reißen. Der Dämon kreischt auf, aber im selben Moment senkt sich das Netz der Priesterinnen vollends in die Gruft und damit auch auf ihn herab, und hält ihn am Boden. "Lia... de." Der schwere Körper unter ihr bäumt sich auf und fast wäre sie kopfüber nach vorn gekippt. Würde sie ihn nicht halten und die Finsternis nicht aus seiner Seele und seinem Blut brennen können, wäre es vorbei... dann bliebe ihr nur noch der Versuch, ihn zu töten - und das ist in Anbetracht ihres Zustands inzwischen mehr als unwahrscheinlich geworden. "Liade... komm her. Du musst ihn berühren. Such nach Sethai."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Azra am 02. Okt. 2005, 15:35 Uhr
Ihre humpelnden Schritte werden langsamer, je näher sie dem Hain kommt, über dem sich eine schwarze Wolke wie ein nächtlicher Himmel ausgebreitet hat und alles unter sich in eine düstere, geheimnisvolle Atmosphäre taucht, die feine Schauer auf die Haut zeichnet. Tief zieht sie die Luft ein, die voller schwarzer Macht und Magie ist, und geniesst die Angst, Verzweiflung und die Trauer, von der sich das Gebilde nährt.
Ihr Herz schlägt hart gegen ihre Brust, verlangt nach der Nähe zu diesem Gefühl an Überlegenheit und Bösartigkeit und leicht taumelnd rennt sie weiter und betritt schliesslich den Sithechhain. Das hohe Silbergras unter ihren Füssen hat sich zur Erde geneigt und schimmert im fahlen Licht, das von der Sonne übrig geblieben ist, wie rauchgraues Nebelglas. Die Weiden erheben sich würdevoll wie eh und je in den von Zerstörung verdunkelten Himmel und ihre Zweige fallen dabei wie ein Wasserfalle zu Boden und berühren diesen sacht. Der Tempel erhebt sich inmitten des Chaos als heller, weisser Fleck, umgeben von einer Aura von übelkeiterregender Reinheit. Heiliger Boden, ein winziger Platz der Götter, der ihrem Meister bis jetzt noch standhalten kann. Aber auch er wird nur noch Schutt und Asche sein, wenn mein Meister sich erst einmal um diese lästigen Fliegen gekümmert hat, die sich Priester schimpfen.

Azra hinterlässt rote, glänzende Spuren im Gras, als sie weiter eilt und direkt auf den Punkt zuhält, wo sie verschwommen durch Rauch und Nebel und diffusem, mattem Licht einige Personen erkennen kann, sowie ein Gebilde aus purer Finsternis, die sie erleichtert aufatmen lässt. Im nächsten Moment rollt eine monströse Wand aus Goldstaub auf die schwarze Kugel zu und unter einem Feuerwerk an zuckenden Blitzen und nach allen Seiten sprühenden, sternengleichen Funken, gibt es ein lautes, kreischendes Klirren und ein Teil jener schwarzen, wabbligen Macht in der Mitte des Priesterkreises, zersiebt in abertausende an Scherben, die sich über den ganzen Hain verstreuen und die Erde dort verdorren lassen, wo sie auftreffen.
„Was...?“, haucht sie atemlos und glühender Hass tritt in ihr Gesicht, als sie erkennt, dass Flammenhaar daran schuld ist. Die Halbelbin steht mit entschlossener und ebenso finsterer Miene und gerecktem Kinn vor dem Gebilde, ihre goldene Haut von Staub, Blut und Asche in einen tiefen Braunton verwandelt und flirrende Schatten aus wogenden Goldwellen umtanzt ihre Füsse und windet sich wie lebendige Nebelfetzen um ihre Arme. Sie erscheint Azra ebenso stolz wie jämmerlich und der Blutelbenmischling kann nicht mehr als Verachtung für die Priesterin aufbringen, die solch eine törichte Tat wagt. Dann jedoch wird ihre Aufmerksamkeit für einen Augenblick auf das zierliche, beinahe durchscheinende Wesen mit Haar gleich goldenen Feenfäden neben Flammenhaar gezogen. Eine Frau, gewandet in einem tiefschwarzen Kleid, die nun wahrlich nicht so aussieht, als würde sie hierher gehören. „Dafür wirst du büssen Goldhaut“, knurrt Azra leise, doch ihre Worte werden von der Antwort des Dämons hinfortgespült. Ein Kreischen, das ihre Ohren taub werden lässt, erschüttert die Erde und eine Welle aus… undefinierbarem Schwarz, der purpurn aufflackert und sich in finsteren Schleierfetzen windet, wälzt sich über den Hain hinweg, reisst die Erde auf, lässt bleiche Knochen durch die Luft fliegen, streckt alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Das Gras verfault unter seinem Atem, die Bäume sinken zusammen und werden zu verkrüppeltem, schwarzen Buschwerk, Grabsteine zersplittern und auch Azra, die beinahe auf der gegenüberliegenden Seite steht, reisst es von den Füssen, als die Druckwelle sie heimsucht.

Als wöge sie nicht einmal ihre wenigen sechsunddreissig Stein, wird sie vom Boden gehoben und landet drei Schritt weiter in einem Beet weichen Nebelfarnen und wild wuchernden Totenblumen und machen ihre Landung angenehm weich. „Argh“, entkommt es ihr zwischen zusammen gebissenen Zähnen, als sie sich so schnell wie möglich wieder erhebt und dabei spürt, wie die Stiche dort wieder aufreissen, wo sich gerade das Blut gerade eine Kruste gebildet hat. Doch ihr Augenmerk richtet sich sofort wieder auf das Geschehen in der Mitte, woher gerade ein erneuter Schwall hervorbricht und über den Hain fliesst, alles niedermähend, dass sich auch nur zehn Schritte in der Nähe befinden. Doch Azra kann nicht anders als weiter auf das pochende, wabernde, schwarzrote Gebilde starren und besonders auf die Priester, die IMMER NOCH auf ihren Füssen stehen, als hätte der Strom an zerstörerischer Kraft sie überhaupt nicht berührt.
„Meister“, hauch sie leise und eine unbezähmbare Wut kriecht in ihr auf. Was habt ihr getan, ihr elenden Würmer! Was habt ihr getan, dass er eine Macht nicht gegen euch nutzen kann?! Wartet nur, ihr werdet seine Macht noch am ganzen Leibe zu spüren bekommen., sinniert sie innerlich.
Von hier aus kann sie noch zwei weitere Gestalten ausmachen. Eine hochgewachsene, schlanke Elbin, deren schwarzes Haar von einem wild wallenden, grünen Nebel in der Luft getragen wird, sowie eine schmale Gestalt mit perlmuttschimmerndem, weissen Haar, die vollständig von eisblauem Dunst eingehüllt ist, der gleichzeitig von ihren Händen aus auf das Kunstwerk des Dämons trifft und ein Plan reift in Azra’s kranken Verstand heran, der ihr ein hämisches Grinsen auf ihre Züge zeichnet. Nein, um das Flammenhaar wird sich mein Meister kümmern, ich nehme ihr nur die Möglichkeit zu entfliehen.
Flüchtig huscht ihr Blick noch einmal umher, die zwei Gestalten, die dumm in der Gegend herumstehen und dem Schauspiel wie Ölgötzen folgen, beachtet Azra nicht, ebenso wenig wie die wandelnden Untoten, mit ihren halbverfaulten Leibern, den klappernden Knochen und einem faulen Gestank, der sogar einem Ogre Konkurrenz macht. Ganz im Gegenteil, sie nutzt ihren Vorteil gegenüber den Anderen aus und huscht einfach zwischen eben diesen Untoten hindurch, damit ihr niemand in die Quere kommen kann, da er sonst von einem dieser Monster in Stücke gerissen werden würde. Ihre Schritte sind ruckartig, ihre Hüfte und ihr Bein schmerzen und die Wunde scheint noch immer zu bluten. Ihr Atem geht stossweise, Schweisstropfen stehen auf ihrer Stirn und das Haar hängt ihr wirr um den Schädel, doch der Irrsinn in ihren Augen flackert so hell wie noch nie zuvor. Die Gräber um sie herum sind zum Teil aufgerissen, die Erde zur Seite geschoben und grosse Löcher klaffen in der heiligen Erde, dort wo ehemals ein Toter seine letzte Ruhe hätte geniessen sollen.

Stücke von zersplitterten Grabsteinen liegen in der Gegend umher, die Statue eines Serahim ist umgekippt und hat dafür seine Flügel eingebüsst, einige Zypressen sind geborsten, doch genau dieser Anblick, erwärmt Azras Innerstes und lässt sie schneller werden, bis sie doch ruckartig innehält und auf das beinahe vollkommen verbrannte Skelett eines ehemaligen Dieners ihres Meisters hinabblickt. Die bleichen Knochen leuchten verführerisch in dem schwarzen Aschehaufen, blitzen auf wie wertvolle Opale in nutzlosem Sand und als ihr Blick auf einem besonders grosses Stück hängen bleibt, wird ihr Grinsen noch ein wenig breiter. Im nächsten Augenblick schliessen sich ihre Finger um das schlanke Gebein, dessen eines Ende eine tödliche, klobige, Rundung aufweist und ziehen es aus den kümmerlichen Resten des Untoten heraus, der es wohl kaum mehr brauchen wird. Die perfekte Waffe.
Ein neuer Schlag geht durch den Boden und ein so wütendes und schmerzerfülltes Kreischen und Brüllen erfüllt die Luft, dass es in ihr Mark und Bein fährt und sie erschrocken aufblicken lässt. Entsetzen breitet sich auf ihrem Geicht auf, ihr Mund steht sperrangelweit offen und mit weit aufgerissenen Augen starrt sie auf den Punkt, wo ehemals das schwarze, machtvolle Gebilde die Luft mit seiner Stärke durchdrungen hat. Jetzt ist dort ebenfalls eine Kugel zu erkennen, eine Kugel aus einem Netz von zuckenden und sich windenden grünen, silbernen und blauen Linien, die sich verwoben, als eine Art Falle herausstellen, für alles was sich darin verbindet. Göttliche Magie, die Macht von drei Priesterinnen, von drei Göttern, ein Netz aus Heiligkeit und Reinheit, die Azra würgen und ihr Blut wie glühende Lava durch ihre Adern rauschen lässt.

„Verfluchtes Pack!“, schreit sie schon fast mit kehliger, heisere Stimme und eine tiefe, kaum fassbare Wut überschwemmt beinahe alle klaren Gedanken. Vorsichtig beginnt sie von Grabstein zu Grabstein zu huschen, hält jedoch inne, als ihr beinahe auf der anderen Seite des pulsierenden Gebildes plötzlich ein Elb auffällt, der brüllend und schreiend auf ein Häufchen Elend von einem Skelett einschlägt, bis es schliesslich nur noch Mus ist und seine Arme sich anfühlen müssen, wie durchgekauter Mandelpudding. Dahinter sind weitere, schemenhafte Gestalten zu erkennen, eine davon sehr gross, eine andere hingegen äusserst klein, die sich scheinbar in den Schutz des Tempels zurückziehen. Pha, ihr kommt zu spät.
Trotzdem hält sie sich versteckt, wer weiss, was diese Wesen können. Wenn sie, wie die lästige Elbe auf dem Marktplatz einen Bogen besitzen, sind vielleicht sogar die wenigen Schritte von hier zu dieser vermaledeiten Elbenpriesterin eine Gefahr. Tief atmet Azra durch, ihr Griff um den Knochen – Wahrscheinlich Oberschenkel – verstärkt sich und so schnell wie möglich huscht sie gebückt zum nächsten Grabmahl, wo auch ein Untoter steht und mit demolierten Gesichtszügen in die Gegend stiert, sie überhaupt nicht wahrnehmend. Vielleicht fünfzig Schritte, gar weniger, doch leider liegt der Rest des Weges, bis auf ein paar wenige verkohlte Büsche, frei da. Pha, bis sie mich bemerkt haben, bin ich bei dieser Schnepfe und sie wird nur die erste von drei sein!

Der Rücken der Priesterin liegt bloss und offen dar, eine regelrechte Einladung und der Blutelbenmischling zögert nicht sie anzunehmen. Das Silbergras und die Totenblumen dämpfen den Laut ihrer humpelnden Schritte, saugen das rote Blut von ihren Füssen in sich auf, ihre schlanken Finger sind fest um das Todeswerkzeug geschlungen und ihre Knöchel treten bläulich schimmernd unter der weissen Haut hervor. Ihr Innerstes ist unter einer zentnerschweren Last von Groll, Rage und grenzenloser Böswilligkeit gegenüber diesen Einfaltspinseln beseelt, die es gewagt haben, ihren Meister derart zu verspotten mit ihrer Macht. Sie bemerkt auch nicht, wie sich die Kugel aus pulsierenden grünblausilbernen Schlieren ein Stückweit öffnet, das Netz sich auftut und eine junge Frau ausspuckt, den bleichen, nackten Leib von Blut bedeckt. Azra sieht nur noch das Haupt der Priesterin. Büssen sollt ihr! Verrecken! Krepiert!, schreit sie laut in Gedanken auf, doch über ihre, zu einem dämonischen Grinsen verzogenen Lippen kommt kein Wort, noch nicht einmal ein triumphierendes Geräusch, als sie ihre Waffe in die Höhe reisst.
Das runde Ende des Knochens erhebt sich in die Luft, funkelt silberweiss wie ein äusserst grosses Hagelkorn, nur um im nächsten Herzschlag zu einem kaum sichtbaren Schlieren in der Luft zu werden, als es hinabsaust. Ein dumpfes Pochen erklingt, als der Knochen gegen den Kopf prallt und diesen zur Seite reisst. Die Elbin ruckartig nach rechts, scheint mit den Händen in der Luft nach etwas zu suchen, woran sie sich halten kann und kippt dann einfach hinab, wie ein umgeknickte Farne, das schwarze lange Haar nur noch ein Schleier im Wind. Der grüne Dunst von ihren Händen wabert, wird dünner und versiegt, zieht sich schlängelnd auf das Gebilde des Dämons zu und erstirbt schliesslich, als keine neue Kraft mehr zugeführt wird. Ein heiseres, leises Lachen kommt aus Azras Kehle, als sie die Keule noch einmal über der Bewusstlosen erhebt und leise flüstert: „Stirb du dummes Ding!“ Doch währendem sie den Todesstoss ausführt, um diese erbärmliche Gestalt endgültig in Sithechs Hallen zu schicken, erstarrt sie plötzlich am ganzen Leib. Ihre verzerrtes Gesicht verharrt in der Schönheit des Wahnsinns, der Knochen bleibt in ihren Händen in der Luft, ihr Haar bewegt sich nicht mehr, obwohl es durch die Bewegung halb in der Luft hängt und auch das Blut, das ihr helles Kleid mit seinem bezaubernden Rot durchnässt hat, hört auf zu rinnen. Es scheint, als wäre der Blutelbenmischling einfach zu Stein erstarrt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Morgana am 02. Okt. 2005, 16:31 Uhr
Morgana sieht nichts um sich herum, ihr Blick ist starr auf einen Punkt gerichtet und darauf, dass die letzte Hülle fällt. Aus ihren Händen strömen silberne Schlieren, verbinden sich mit den blauen und grünen Zaubern der beiden anderen Priester und bilden eine Hülle, die fast schillert wie eine bunte Seifenblase in der Sonne. Morgana spürt die Macht des Dämons, aber wenn sie gedacht hatte, er würde sich mit aller Macht wehren, so hat sie sich getäuscht. Nicht, dass es ihr so nicht recht gewesen wäre, sie hätte sich nicht um irgendwelche Untoten oder sonstigen Höllenkreaturen kümmern können und hätte sich auf ihren Schutzzauber verlassen müssen. Es sind nur noch wenige Hüllen, vielleicht noch zwei oder drei, als Niniane mit Liade in der Kugel verschwindet und jetzt endlich rührt sich der Dämon. Nicht weit von Morgana entfernt peitscht eine Walze aus Dunkelheit über den Hain, lässt alles verdorren, was auch nur in ihre Nähe kommt und Morgana ist froh, dass sie nicht gerade dort gestanden hat, denn auch wenn ihr Schutzzauber mächtig ist, so glaubt sie, dass sie dem nicht schadlos widerstanden hätte.

Aber weiter kommt die Heilerin mit ihren Gedanken nicht, die letzte Hülle fällt und sie dreht ihre Händflächen nun gen Erdboden, senkt genau wie die beiden anderen Priester damit das schillernde Netz nach unten, schliesst jede Lücke, durch die der Dämon entkommen könnte und bindet ihn somit dort wo er ist. Die Macht, die sie durchströmt zerrt an ihren Händen und mittlerweile kostet es sie einiges an Kraft ihre Zauber aufrecht zu erhalten. Was innen in der Gruft vor sich geht ,kann sie nicht sehen, aber sie spürt wie der Dämon tobt und doch auch flucht, weil etwas ihn davon abhält zu tun, was er eigentlich tun möchte, nämlich Niniane zu töten. Als das Netz ruhig über der Gruft schwebt wird es leichter es aufrecht zu halten, da der Dämon noch keinen Fluchtversuch unternimmt. Ein Moment um sich ein wenig zu erholen und neue Kräfte zu sammeln und ihren eigenen Schutzzauber zu erneuern.

Gerade als sie dies getan hat, ändert sich die Sturktur des Nezes ruckartig und es wird instabil. Nein! Nein, nicht jetzt! Jetzt nicht! Noch nicht! Aber unaufhaltsam schwinden die grünen Schlieren aus dem Netz, verblassen wie Nebel in der Morgensonne. Das Netz zittert und wird porös. "ARWEN!" brüllt die Heilerin mit aller Kraft, aber sie bekommt keine Antwort, und sie kann auch nicht sehen, was mit der Priesterin geschehen ist, da sie ihr gegenüber steht. Was auch immer mit Arwen passiert ist, muss Morgana jetzt egal sein, das Netz darf nicht brechen, dann ist alles verloren. Faeyris ich brauch all deine Kraft, jetzt sofort! Noch immer fliesst silbriges kaltes Licht aus ihren Fingern, und Morgana schliesst die Augen und sammelt all ihre Kräfte, ehe Arwens Zauber ganz verschwinden. Die Zauberworte kommen jetzt schneller über ihre Lippen, weben neue Stränge und ersetzen die fehlenden Zauber der Anukispriesterin. Verdammt, warum gerade Arwen, ich hoffe nur Eades Kräfte reichen aus. Ihr Götter, egal welcher, helft uns!

Das Licht aus ihren Händen wird gleissender, so hell, dass man glaubt man würde in grelles Sonnenlicht schauen und einem die Augen davon blind werden. Morgana selbst hat ihre Augen geschlossen und bewegt sich langsam aber sicher nach rechts. Schritt für Schritt, sie muss den Punkt gegenüber von Eade erreichen, da wo noch eben Niniane gestanden hat, weil sonst zwei Flanken ungeschützt wären, und sie das Netz besser würde halten können, wenn die beiden verbleibenden Priester sich gegenüber stehen. Blut tropft ihr aus der Nase, aber das merkt die Heilerin nicht, in ihrem Kopf brummt es und sie weiss, wenn sie versagt, hat keiner eine Chance mehr. Gerade als die letzten Zauber Arwens aus dem Netz verschwinden, hat sie die Stelle gegenüber Eade erreicht und spricht einen erneuten mächtigen Zauber. Das Netz zittertkurz, aber es hält und Morgana atmet einmal kurz durch. Das Blut aus ihrer Nase ist zu einem stätigen Fluss geworden, tropft auf ihr Kleid und den Boden, sie schmeckt den metallischen Geschmack und hofft sie würde durchhalten.

Das Netz vor ihr flimmert und flirrt, sie weiss, dass Eade nicht die Kräfte besitzt, die sie selber hat und wie schwer es für ihn sein würde, das hier durchzustehen, und so verstärkt sie ihre Kraft noch einmal. In ihrem Kopf summt es wie in einem Bienenkorb, und wenn alles vorbei ist, würde sie sicher fürchterliche Kopfschmerzen haben, und nicht nur das, schon jetzt merkt sie wie ihr Körper leicht zittert und die Anstrengung ihren Tribut verlangt, aber auch wenn es all ihre  Kraft kosten würde, sie würde das Netz aufrecht halten. Zur Not auch alleine, und wenn es das Letzte wäre, was sie tun würde. Sie hält die Augen geschlossen, konzentriert sich ganz auf das Netz und verlässt sich auf ihren Schutzzauber, der sie hoffentlich vor allem schützen würde, was der Dämon ins Feld wirft. Und dann denkt die Hohe Priesterin an nichts anderes mehr, als an ihre Zauber, die unablässig über ihre Lippen kommen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Borgil am 02. Okt. 2005, 18:58 Uhr
Vom letzten Stück ihres Weges zum Sithechacker, bekommt Borgil kaum noch etwas mit. Seine Welt besteht aus roten Schleiern und verschwimmendem Nebel und er phantasiert mehr, als dass er irgendetwas von der Wirklichkeit um ihn her noch bewußt wahrnimmt. Seine Füße bewegen sich ganz ohne sein eigenes Zutun und lassen ihn weiterstolpern, selbst wenn er inzwischen völlig am Ende seiner Kräfte ist, geschwächt vom immensen Blutverlust und den Schmerzen. Einzig der Trieb zu Überleben hält ihn noch auf den Beinen und lässt ihn irgendwie hinter den anderen hertorkeln. Zu sich kommt er erst wieder im Schatten der Tempelmauern, gegen die er sich lehnen kann und dort sackt er im Gras zusammen, den Rücken fest an den Stein hinter ihm gepresst, und versucht blinzelnd und keuchend, nicht in gnädige Bewußtlosigkeit zu sinken. Cron und Caewlin hatten den schweren Nachtfeuerkorb einfach mitgeschleppt und neben ihm abgestellt, und als Borgil sich jetzt aus trüben Augen umsieht, stellt er fest, dass der Sithechhain auch schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Azra. Der Gedanke an seine Frau und dass sie hier irgendwo in diesem heulenden Inferno aus flackerndem Schattenlicht und wild durcheinanderwirbelnden Zauberstürmen sein muß, bringt ihn irgendwie wieder auf die Füße. Er humpelt zu Raven, die gerade zwischen den breiten Rücken der beiden Nordmänner hindurchspäht, bekommt aber keine freie Sicht hinter diesen beiden Riesen. Dann hebt Caewlin den Arm und winkt irgendjemandem links von ihnen, den Borgil noch weniger sehen kann. Nur ein paar Herzschläge später stellt sich der ominöse Überraschungsgast auf ihrer kleinen Friedhofsfeier allerdings als keuchender, grünblau geprügelter Maél heraus, der sich mit einem kleinen Hechtsprung zwischen zerborstenen Grabsteinen hindurch zu ihnen flüchtet. Das Gesicht des Elben ist so verschwollen, dass Borgil ihn erst auf den zweiten Blick erkennt, aber er ist inzwischen viel zu erledigt, um sich auch nur über sein Auftauchen zu wundern. Für einen Moment bricht hektische Aktivität um ihn herum aus, doch Borgil ist nur noch damit beschäftigt, zu atmen und nicht umzukippen. Alles kommt ihm völlig unwirklich vor, so als schwebe er einen guten Schritt über dem Boden und alles, was um ihn her geschieht, scheint ihn merkwürdigerweise weder zu betreffen, noch irgendetwas anzugehen.

Ein vernichtender, rötlichschwarzer Blitz von irgendwo her aus dem Zentrum des Hains, windet sich zuckend und peitschend in alle Richtungen, entwurzelt Bäume, reißt klaftertiefe Gräben in den Boden und erschüttert die Erde und Borgil fühlt sich zurückgeschleudert, als hätte eine Riesenfaust ihn erwischt, aber es ist nur Cron, der ihn gegen die Tempelmauern in Deckung schiebt. Er sieht bleiche Knochen keine Elle entfernt an sich vorbeitreiben. Er hört die Stimmen der anderen, ihr wildes Durcheinanderschreien, das Krachen und Toben der Zauber, das dumpfe Heulen der Untoten nur noch wie ein fernes Summen, so als wäre er unter Wasser oder weit, weit entfernt und seine Sicht trübt sich. Dann geschehen tausend Dinge und alle auf einmal, die er noch weniger wirklich mitbekommt: der Nachtfeuerkorb geht wie von Zauberhand in Flammen auf und irgendjemand drückt ihm einen schweren, brennenden Ast in die Hand. Für einen Moment sieht er Ravens schweißglänzendes Gesicht vor sich, sieht sie wild gestikulieren, aber seltsamerweise so langsam und verzerrt, als blicke er durch eine Schicht milchigen Glases und noch länger dauert es, bis ihn ihre Worte erreichen: >Wir...nicht zulassen... Magie der Priester... können nicht... aufrecht erhalten und... diese Wiedergänger vom Leib... zusammenbricht... Dämon freikommt... verloren...<
"Schneemädel," krächzt Borgil und schmeckt silbriges Blut in seinem Mund. Einen Moment lang hat er den überwältigenden Drang, sich die Kehle freizuhusten, aber sein Brustkorb würde bei der leisesten Erschütterung vermutlich in tausend Stücke gerissen, also schluckt er nur krampfhaft. Irgendjemand stößt ihn unsanft in den Rücken und schnarrt in sein Ohr, er solle sich ja nicht einfallen lassen, jetzt zu sterben, aber Borgil kann beim besten Willen nicht sagen, wer. Dann sind sie um die Ecke und was er zu sehen bekommt, lässt ihn schlagartig alle seine Schmerzen und seine grauenhafte Schwäche vergessen. Er hat kein Auge und kein Ohr für die tosenden Magiewirbel, die um eine steinerne Gruft flirren, nicht für die schwankenden Untoten, die bedenklich nahe herangekommen sind, nicht für Morganas schlanken Rücken oder die infernale Verwüstung des Sithechhains.

Alles was er sieht, ist seine Frau, die gerade in diesem Augenblick mit etwas, das einmal ein Oberschenkelknochen gewesen sein muss, ausholt und es Arwen mit voller Wucht über den Schädel zieht. Im selben Moment hört er sein Herz brechen, ein leiser, splitternder Laut, wie wenn man auf eine Nußschale tritt.  Eure Frau hab ich gesehen... und was immer sie voher gewesen sein mag... jetzt jagd sie wohl jedem normalem Empathen einen Schauer über den Rücken... Eure Frau hab ich gesehen... beobachtet aus dem verborgenen Priesterinnen und andere... Eure Frau hab ich gesehen... sagt dass ihr ein Blaumantel in die Quere kam... Eure Frau hab ich gesehen... scheucht ganz nebenbei noch einen Höllenhund auf mich. Irgendwo im Grunde seines Herzens hat er Schilama kein Wort geglaubt, obwohl er schon vor dem Kupferkessel gewusst hat, dass die Windelbe die Wahrheit gesprochen hat. Etwas zu hören, selbst wenn man dreimal weiß, dass es wahr ist, und es dann mit eigenen Augen zu sehen, sind zwei verschiedene Dinge. Er sieht Arwen zu Boden gehen, er hört das heisere Lachen, das aus dem Mund seines geliebten Schneemädels dringt, ein leises, unglaublich bösartiges Geräusch. Er sieht vollkommen fassungslos, wie sich ihre sanft geschwungenen Lippen zu einem hämischen Flüstern verziehen, sieht wie die Knochenkeule sich noch einmal hebt und bewegt sich. "AZRA!" Den brennenden Ast in seiner Linken hat er völlig vergessen und er taumelt auf sie zu, während ihm das Blut in kurzen, warmen Stößen unter dem Harnisch hervorpumpt, gelähmt vor Entsetzen... nicht über den erbärmlichen Dämon oder die stinkenden Zombies, sondern über das, was sie getan hat. An seiner Schläfe beginnt eine Ader zu pochen und Schritt für Schritt beschleunigt sich sein jämmerliches Hinken. Sie sieht ihn aus weit aufgerissenen Augen an, als käme ein Gespenst auf sie zu und verharrt mitten in der Bewegung zur Salzsäule... und im selben Augenblick wird ihm klar, dass das keine Besessenheit ist. Sie ist nicht unter dem Willen des Dämons - ihre Augen glühen nicht rot, auf ihrer Stirn ist kein dunkles Mal. Stünde sie unter der Herrschaft des Dämons, hätte sie wohl kaum bei seinem Anblick innegehalten, sondern eher stur die Befehle ihres dunklen Meisters ausgeführt.


Borgil stapft weiter, wirft den knisternden Ast ins Gras und beugt sich kurz zu Arwen hinunter, um sich zu vergewissern, dass die Anukispriesterin noch lebt. Sie atmet und sie blutet zumindest nicht, wenn sie auch nicht bei Bewußtsein ist und höchstwahrscheinlich eine beachtliche Beule, und einen schmerzenden Kopf davontragen würde. Eure Frau hab ich gesehen... sagt dass ihr ein Blaumantel in die Quere kam... Er hat Azra nie geschlagen - doch, einmal hatte er einem ungezogenen Kind den Hintern versohlt, aber das war lange vor ihrer Heirat gewesen, kurz nach ihrer Ankunft in Talyra und sie hatte es verdient, aber jetzt schlägt er sie. Er reißt ihr die Knochenkeule aus der Hand und schlägt ihr ins Gesicht, nicht mit aller Kraft, das hätte ihr das Genick gebrochen, aber fest genug, um einen feuerroten Abdruck auf ihrer weißen Wange zu hinterlassen. "Was bei allen Neun Höllen ist in dich gefahren, Weib? Weißt du, was du getan hast? Antworte mir!" Am liebsten hätte er sie gepackt, geschüttelt und windelweich geprügelt. "Was hast du getan?!" Brüllt er in einem Ton, der auch ganz andere in die Knie gezwungen hätte und starrt sie aus wilden schwarzen Augen an. "WAS? Bist du von Sinnen? Was schleichst du hier herum und schlägst Priesterinnen nieder? Was hast du mit dem Blaumantel getan? Warum hast du einen Höllenhund auf Schilama gehetzt?" Er packt ihr Gewand am Kragen, zieht sie an sich und schüttelt sie leicht. "Was zum Teufel hattest du überhaupt noch auf dem Marktplatz zu suchen?! Ich hatte dich in die Harfe geschickt, verdammt nochmal! Sag mir sofort, was hier los ist, oder bei Sil, ich schwöre dir, ich prügele die Wahrheit aus dir heraus!"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Azra am 02. Okt. 2005, 23:01 Uhr
"AZRA!" Wie ein glühender Lanzenstoss fährt das Brüllen in ihr Innerstes, wirbelt ihre Gedanken quer, durchdringt den dicken, schwarzen Nebel der Unterdrückung, hallt laut hinter ihrer Stirne wieder und sie fühlt sich für einen Augenblick, als hätte ihr jemand eine Holzlatte über den Kopf gezogen und fein säuberlich eine Schraube hinterher gedreht, damit der Schlag auch sitzt. Durch Schwefelschwaden, Rauchwolken und Ascheregen erkennt sie eine Gestalt mit flammend rotem Bart, von den Haarspitzen bis zu den Zehen in eine Rüstung gepackt, die mit schnellen Schritten auf sie zueilt und dabei aussieht, als hätte sie den Untergang der Welt miterlebt. Bereits wollen sich ihre Mundwinkel zu einem bösen Lächeln verziehen, als etwas in ihrem Inneren heiss und wütend aufwallt, gegen die Mauern des Gefängnisses drückt und versucht hinaus zu gelangen. Fliegend wechseln sich die Ausdrücke auf ihrem Gesicht ab, ihre Lippen beginnen zu beben und ein Gedanke, so klar und scharf, wie ein frisch gewetztes Beil schneiden durch ihr Herz und lassen es stocken. „Borgil“, haucht sie atemlos und in diesem Moment versinkt das böse Blut in ihr in einem Strudel aus Entsetzen, Angst und unendlichem Glück…
Das jedoch nicht lange währt. Tränen der Erleichterung sammeln sich in ihrem Blick, gerade als sie seine Miene erkennt, die so finster und dunkel und zornig ist, wie sie es noch nie erlebt hat. „Wa…“, setzt sie völlig verwirrt an, als Borgil ihr auch schon etwas aus den Händen reisst, an das sie sich gerade eben noch geklammert hat, aber erst jetzt wahrnimmt. Im nächsten Herzschlag landet seine Hand auf ihrer Wange, brennt sich heiss darin ein und hinterlässt einen knallroten Abdruck, bei dem man jeden Finger einzeln erkennt. Die Wucht des Schlages lässt ihren Kopf zur Seite fliegen und sie selbst zurück taumeln, derweil ihr Herz aufhört zu schlagen und ihr der Atem stockt, derweil das Knallen in ihrem Kopf laut widerhallt. Lähmendes Entsetzen ergreift sie, ihr Mund ist zu einem stummen Stöhnen geöffnet und ihre Augen weit aufgerissen auf Borgil gerichtet, voll von Ungläubigkeit und Erschütterung über das, was er gerade getan hat. Es klirrt und sie glaubt zu fühlen, wie ihr Herz in tausende an Splitter zerspringt, die sich tief und grausam in jeden Zoll ihrer Liebe bohren, die sie für den Mann vor sich empfindet, der sie anblickt, als kenne er sie gar nicht.
"Was bei allen Neun Höllen ist in dich gefahren, Weib? Weißt du, was du getan hast? Antworte mir! Was hast du getan?!" Seine Augen brennen vor Wut, seine Stimme erfüllt den ganzen Hain und ist fremd jeder Sorge oder Zuneigung, er schreit sie an, als hätte sie die Harfe angezündet und dann darüber gelacht. Tränen rinnen in haltlosen Bächen über ihre Wangen, Schluchzer erschüttern ihren Leib und mit einem erschrockenen Quieken will sie zurück weichen, als Borgil sie packt und schüttelt, dass es ihr in den Ohren klingelt. "WAS? Bist du von Sinnen? Was schleichst du hier herum und schlägst Priesterinnen nieder? Was hast du mit dem Blaumantel getan? Warum hast du einen Höllenhund auf Schilama gehetzt? Was zum Teufel hattest du überhaupt noch auf dem Marktplatz zu suchen?! Ich hatte dich in die Harfe geschickt, verdammt nochmal! Sag mir sofort, was hier los ist, oder bei Sil, ich schwöre dir, ich prügele die Wahrheit aus dir heraus!"
Je weiter er spricht, desto mehr weiten sich ihre Augen, desto mehr entgleisen ihr ihre Züge und desto weniger Kraft spürt sie in ihren Beinen. Die Welt vor ihren Augen droht zu verschwimmen, alleine das glühende Funkeln seiner pechschwarzen Augen, das ihr die Angst bis in den hintersten Winkel ihres Leibes treibt, hält sie davon ab, einfach zusammen zu sinken und in ihrem Kopf tobt ein Sturm an Gefühlen, denen sie nicht Herr zu werden vermag.  Sie hat noch nie wirklich Furcht vor ihm empfunden, noch nicht einmal, als er sie zu Beginn kochend vor Wut übers Knie gelegt hat, doch jetzt schlottern ihr die Knie und jegliche Freude darüber das er gesund vor ihr steht – noch ist in ihren, noch immer schwachen Verstand durchgedrungen, dass ihr Ehemann nahe dabei ist zu verbluten - erstirbt auf einen Schlag.

Priesterinnen niederschlagen? Blaumantel? Höllenhund? Schilama? Eine Kälte greift in ihr um sich, die sogar ihren Kopf so schwer werden lässt wie ein Stein und das Entsetzen wächst zu wahrer Panik heran. Sie hat keine Ahnung wovon er spricht, weiss nicht um die Bedeutung dessen, was er meint und nur etwas kommt deutlich an ihren Verstand, etwas, das ihr Herz schrumpfen lässt auf die Grösse einer Erbse und sie spürt wie sich dicke Eisenschlingen um ihre Eingeweide legen und umbarmherzig zudrücken. Geschlagen! Er hat mich geschlagen! Verzweiflung bäumt sich in ihr auf und ein schwacher Schleier von Demütigung und Traurigkeit lässt ihre Züge verkrampfen und sie leer schlucken. Er hat mich geschlagen… geschlagen... Sie kann sich ebenso an das eine Mal erinnern, als er ihr den Hintern versohlt hat, damals, als sie noch ein unwissendes, unfreundliches Kind gewesen ist, doch hier und jetzt versteht sie einfach die Welt nicht mehr. Ihre Wange brennt wie Feuer, pocht vor sich hin und doch bringt sie kein Wort über ihre Lippen, spürt nur wie sich ihre Kehle immer mehr zusammen zieht und jegliche Worte im Keim erstickt, bis ihre Augen auf etwas hinter Borgil fallen, dessen sie zuvor noch gar nicht gewahr geworden ist.
Etwas das aussieht wie eine einzige, grosse, pulsierende Kugel, in silbernen und blauen Tönen schimmernd und ihr Herz sinkt ihr in den Magen, als der Umstand langsam in ihr Bewusstsein träufelt, dass sie nicht mehr auf dem Marktplatz ist. Was? Was ist passiert?! Bei allen Göttern, WAS?! Wo bin ich?! Ihr Mund klappt auf, ihre weissen, von glitzernden Seen erfüllten Augen starren zu Borgil auf und ein Ersticktes: „Ich… was… Borgil…“, bringt sie heiser aus ihrer Kehle hervor und ihre Finger schlingen sich zwischen die Lagen seines Eisenfäuste und die Leere in ihrem Inneren wächst zu einem schwarzen Loch heran, dass alles verschlingt. Da spürt sie etwas Warmes an ihren Fingerkuppen und ihr Blick huscht voller Bestürzung zu Borgils Schulter, über die das lebenswichtige Blut über seine ganze Rüstung rinnt und den Boden unter ihnen in ein tiefrot glänzendes Terrain verwandelt, durch welches einzelne, silbern schimmernde Gräser ihre Köpfe strecken. „Borgil... was…“, keucht sie schmerzgepeinigt, doch dieser denkt überhaupt nicht daran, sie so leicht davon kommen zu lassen, wovon auch immer und schüttelt sie noch einmal, auf das sie diesmal vor Schmerzen leise aufschreit und sich an ihm festklammert, wie an einen Rettungsanker. „Was habe ich getan?! Was?! Ich habe nichts getan, ich weiss es nicht… ich weiss nicht was ich getan habe… Bitte… Borgil…“ Ihre Stimme zittert und erstirbt und verzweifelt versucht sie im nächsten Augenblick von ihm los zu kommen, nicht begreifend, was in ihn gefahren ist und voller Angst, dass er ihr noch einmal wehtun könnte, sie noch einmal schlagen könnte.
Erst jetzt dringen durch den Schleier an Grauen und Verwirrung etwas anderes, etwas das zuerst nur ziept und sich dann wie ein Rausch über ihre ganze Haut frisst. Schmerzen kriechen von den Einstichen an ihrer Hüfte und ihrem Bein aus über ihren Körper und nach Luft schnappend wird sie unter der Ascheschicht, die ihr Gesicht bedeckt, noch bleicher als sie sowieso schon ist. Stöhnend knicken beinahe ihre Beine unter ihr ein und alles was sie aufrecht hält ist Borgils fester Griff um ihren Kragen. „Bitte… ich… nein…“, stammelt sie und Schluchzer erschüttern ihre Schultern und sie weiss gar nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, der sowieso summt wie ein Kasten voller Hummeln.
Trotzdem windet sie sich weiter, drückt mit ihren schmalen Händen schmwach gegen seine Brust, die Augen voller Furcht. Jegliches  Gefühl von Sicherheit und Wärme in seiner Nähe, das ihr zuvor noch so sehr das Herz erwärmt hat, ist zu Nichts verpufft und hat einer gähnenden, grausamen Leere Platz gemacht.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 03. Okt. 2005, 00:11 Uhr
Mit einem Mal zerreist ein markerschütterndes Brüllen und Kreischen die Luft, das direkt aus der Kugel aus Finsternis zu dringen scheint und im selben Augenblick entfesselt eben jene Kugel etwas, das über Sayilas Verstand hinausgeht. Ein gewaltiger, donnernder Strahl, in einer Mischung aus schwarz und purpur glühend, rast durch die Luft - und beinahe genau in ihre Richtung. In letzter Sekunde kann die junge Frau Tyrael packen und mit ihm ein paar Schritte zur Seite stolpern, als der Strahl auch schon mit einem gewaltigen Krachen in die Erde fährt, sie erbeben lässt und eine tiefe Furche hineinschlägt. Die Wucht des Aufpralls ist so groß, dass Sayila und Tyrael von ihr zu Boden geworfen werden. Hart schlägt die junge Frau auf dem Untergrund auf und verzieht kurz das Gesicht, als ein Stechen durch ihren Brustkorb jagt. Offenbar hat sie sich doch einige üblere Wunden zugezogen, ohne es registriert zu haben.
Etwas benommen richtet Sayila sich auf und hilft auch Tyrael wieder auf die Beine. Er ist offenbar auf seinen verletzten Arm gefallen, denn sein Gesicht verzerrt sich ein wenig.
"Was, bei allen Göttern, war das -", setzt Sayila an, doch sie kommt nicht dazu, zuende zu sprechen, denn ein weiteres Geschoss donnert über den Sithechhain und vernichtet alles, was ihm in die Quere kommt. Zum Glück trifft er diesmal eine etwas weiter entfernte Stelle, denn Sayila ist noch viel zu überrumpelt von der ersten Attacke, als dass sie nun darauf hätte reagieren können. Ihre Augen versuchen, zu erfassen, was sich soeben ereignet hat. Ohne Zweifel, die Stelle, an der sie eben noch standen, besteht nun nur noch aus versengter Erde und abgestorbenen Pflanzen, auch wenn der eigentliche Strahl noch einige Meter entfernt eingeschlagen ist.
Ihr Blick wandert hinüber zu der Gruft, die von der dunklen Hülle eingeschlossen wird. Doch die Finsternis scheint immer mehr zu Weichen, Lichter, Blitze, feuer und andere Energien treffen auf die dunklen Hüllen, scheinen sie vernichten zu wollen.
"Was geht da vor sich?", flüstert Sayila, mehr zu sich selbst, als zu Tyrael. Es ist das erste Mal in ihrem Leben, dass sie echte Magie sieht, starke, mit Hilfe der Götter gewirkte Magie. Die Dunkelheit scheint immer mehr in sich zusammen zu schrumpfen, doch Sayila ist zu weit entfernt, um etwas Genaueres sehen zu können. Fasziniert beobachtet sie die Geschehnisse und scheint für eine Weile alles andere um sich her zu vergessen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eade am 03. Okt. 2005, 01:46 Uhr
Die Macht gleitet durch ihn hindurch, mühelos und leicht, als wäre es nur Luft, die durch einen Kanal segelt, doch die Mauern zu bilden, die diese Kraft, diese wogende Reinheit aus blauem Eis zusammen halten und sie dorthin lenken, wo sie gebraucht wird, das ist es, was an seinem Körper und seinem Geist zerrt und ihn spüren lässt, wie die Erde unter seinen Fersen wegrutscht. Dieses magische Gebilde aus zuckenden, wabernden und um sich greifenden Schlingen und Blitzen zieht ihn an sich, reisst an ihm, als wären zwischen seinem Körper und dieser Kugel aus gleissendem, hellem Licht Fäden gewoben. Jeder seiner Muskeln ist zum zerreissen gespannt, Schweisstropfen gleiten wie glitzernde Diamanten über seine kühle, blasse Haut, sein Haar klebt ihm im Gesicht und sein Atem geht röchelnd und nur noch schwach. Fest hält er seine Augen geschlossen, konzentriert sich nur auf das, was in seinem Inneren geschieht, auf den Punkt, wo sich die göttliche Magie sammelt und durch seine Haut, sein Fleisch, seine Adern zu seinen Händen geleitet wird, um dort als eiskalter, blauer Strahl in die Freiheit zu gelangen.
Die Kälte schleicht sich durch seine Knochen und legt wie sich wie ein warmer Mantel darum. Für jeden Anderen mag sie unangenehm sein, ihm ist, als würde sie ihn innerlich wärmen, ihn stützen und ihm die Kraft geben, nicht einfach in sich zusammen zu sinken und den Schatten, die unablässig gegen die Mauer aus Schutzzaubern pochen, Einlass zu gewähren. Seine Finger zittern, der metallische Geschmack nach Blut breitet sich in seinem Mund aus, süss und bitter zugleich, rinnen seinen Hals hinab und lassen Übelkeit in ihm aufsteigen. Liade. Halte durch und komme da wieder raus. Bitte, ich flehe dich an, bei allen Göttern, komm zurück. Er möchte nicht daran denken, was geschieht, wenn sie nicht zurück kehrt, wenn der Dämon sich aufbäumen würde, denn nun spürt er bereits wie eine Sinne von dunklen Nebeln umwogen werden, die immer mehr auf ihn eindringen und seine Konzentration verschleiern.
Das Netz, gewoben aus reinster, göttlicher Magie, pulsierend aus dem Leben von Mond, Wasser und Erde senkt sich herab wie ein Schleier, so durchsichtig wie ein Schmetterlingsflügel und legt sich über den Dämon, zwingt ihn zu Boden und Eade kann den Widerstand als Schläge bis in seine Schultern fühlen. Noch fester beisst er sich in die Lippen, stemmt sich gegen die bedrohliche Präsenz der Schatten, von denen ihn nur ein einzelner Schritt trennt und das Eis unter seinen Füssen wird dicker, bildet kleine Kristalle und breitet sich ein Stückweit mehr aus, an den Randen als blasser Dunst zum Himmel aufsteigend.
Najash’mah sha, jeschamah’nah Amur, ja’eha, ja’eha! Lautlos spricht er Gebet für Gebet, legt seine Seele, seinen Geist, all sein Wissen, seine Erinnerungen und sein ganzes Leben in die Hände seines Gottes und fühlt erneut, wie kaltwarme Macht seine Glieder durchströmt, als plötzlich…

Er strauchelt, stolpert einige Schritte nach vorne und kann sich nur knapp davon abhalten zu fallen, seine Finger verkrampfen sich und die Kälte der Magie brennt sich als tiefblaue Striemen in seine Haut, derweil er verzweifelt versucht dem Sog, der an ihm zieht, nicht nachzugeben. Die Hochelbin… Anukis… ja’eha Amur! Eade spürt schmerzvoll wie die göttliche Macht der Anukispriesterin langsam versiegt und schliesslich erstirbt, klaffende Löcher in dem Netz zurücklassend, die sich sofort mit silbernen und blauen Fäden zu füllen beginnen. Eisblumen schlingen sich seinem Leib empor, schlohweisser Dunst hüllt ihn ein, wie Atem der im Winter gefriert und seine Züge sind vor Anstrengung verzerrt. Was auch immer geschehen ist, die Anukispriesterin hat ihre Macht zurückgezogen und nur noch Morgana und er selbst sind übrig, zwei Priester für einen solch mächtigen Dämon. Die plötzlich fehlende Kraft muss von ihnen aufgefüllt werden und er versucht es, so weit es seine Möglichkeiten zulassen. Mit einem einzelnen Wort lässt er alle Schutzzauber, die ihn umgeben, bis auf einen Schwachen fallen um die dafür benötigte Energie stattdessen für den Bann auf dem Dämon benutzen zu können. Lähmendes Entsetzen versucht sich in ihm breit zu machen, derweil seine völlig vereisten Sinne sanft registrieren, wie sich die Machtpositionen wieder ausgleichen, doch er selbst kann sich keinen Zentimeter vom Fleck rühren, seine Beine sind nur noch ungebräuchliche Holzstöcke unter seinem Leib. Das Atmen fällt ihm schwer, als ob auf seiner Brust ein hundert Stein schwerer Druck läge und heftig keuchend beisst er die Zähne zusammen, sieht vor seinem inneren Auge bunte Schlieren tanzen und ihm ist, als würde die ganze Welt um ihn herum beginnen zu schwanken. Liade’eha Amur, lie’shaley.
Die Anspannung lässt seine Nerven taub werden, sein Kopf ist eine Grotte voller, mit Pickeln bewaffneter, hämmernder Zwerge und seine Arme werden langsam schwerer als Blei.
Er kann die Schatten wispern hören, wie sie verführerische Angebote flüstern und Verachtung keimt ihn im auf, sowie der Wunsch diesen Dämon, ob Gefährte oder nicht, in Fetzen zu reissen und ein unkalkulierter Laut kommt halberstickt aus seiner Kehle, rau und aufgewetzt durch den Hass, der darin liegt.

Eade bemerkt die wankende Gestalt hinter sich nicht, fühlt nicht das Näher kommen des Untoten, der seine Arme vor sich herschiebt, als könne er damit auch das letzte Schutzschild des Priesters beiseite räumen, der zwei Schritt vor ihm steht und seine Zauber zitiert. Der Asrai fühlt die Gefahr erst, als sich Risse durch die blaue Hülle der Kugel ziehen, die ihn wie eine zerbrechliche, in allen möglichen Farben schimmernde Blase umgibt, doch er kann nicht einen Funken seiner Energie darauf verwenden, sie wieder zu schliessen, denn so wie Morgana seine schwindende Kraft, den Strom der göttlichen Magie noch sehr lange zu bündeln und zu formen, bemerkt, fühlt auch er, wie es ihr immer schwerer fällt, die Gabe Faerys mit ihren Händen zu leiten. Der Riss in der schützenden Wand wird breiter durch das Hämmern des Untoten und Eades Knie drohen unter der Gewalt des Monsters nachzugeben und er sinkt ein Stückweit ein, als würde die Anziehungskraft der Erde ihn an sich reissen wollen. Ächzend stemmt er sich wieder in die Höhe, als ein erneuter Schlag einen Schauer über seinen Rücken wandern lässt und jeder Muskel in seinem Körper zu vibrieren beginnt. Nicht jetzt… Liade… Nicht jetzt… Im nächsten Augenblick huscht flüchtig eine weitere Präsenz durch seinen Geist, stärkt ihn durch die Macht, die sie umgibt, durch ihren Körper zieht und ihr ebenfalls einen Anflug von göttlicher Kraft verleiht. Eade kann trotz aller Anstrengung, trotz der kräftezehrenden Macht, die jeden neuen Einsatz von Magie zur Qual macht, trotz der Kälte in seinem Inneren und trotz dem reissenden Fluss an göttlicher Energie das Bersten und Brechen von Knochen hören, wie sie Splittern und unter dem Druck von Schlägen nachgeben und im nächsten Moment schliessen sich die Rissen in der einzigen schützenden Wand, die ihn noch umgibt, wieder.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 03. Okt. 2005, 13:35 Uhr
Aurian hat keine Kraft mehr zu schreien. Wie Feuer brennen die schwarzen Tentakeln auf ihrer Haut, graben sich tief in ihre weiße Haut. Sie spürt, wie der Dämon ihre Magie aus ihr saugt wie ein Vampir das Blut seiner Opfer. Ihre Kraft schwindet immer mehr und der Funken, der in sie in ihrem Inneren antreibt, sich zu wehren wird immer kleiner. Von dem was um sie herum ist nimmt sie kaum noch etwas wahr, in ihrem Kopf hämmert unablässig die Stimme des Dämons >Ergib dich, ERGIB DICH!!!!< „ Niemals, niemals!“ Es ist nur mehr ein Flüstern und Aurian weiß, dass sie sich nicht mehr lange wehren kann. Dann, mit einem Mal sind die schwarzen Tentakeln um ihren Körper verschwunden und sie landet unsanft auf dem Boden. Dieser Schmerz ist jedoch eine Wohltat gegen jene, die ihr das Wesen in den letzten...Minuten, Stunden..sie weiß es nicht...zugefügt hat. Die junge Magierin stöhnt auf und ihr Blick, der sich langsam wieder klärt, fällt auf eine Frau mit flammend rotem Haar, von der helle Lichtblitze ausgehen. Niniane! Und dann ist sie in eine lichtblaue Wolke gehüllt und findet sich mit einem Mal auf dem Sithechacker vor der Gruft wieder. Ihre Kleider waren beim ersten Angriff des Dämons verkohlt und ihr ganzer Körper ist überzogen von blutigen Striemen. Es scheint so gut wie keine Stelle an ihrem Körper zu geben, die nicht blutet und schmerzt, selbst das Blut in ihren Adern scheint zu glühen. Stöhnend kommt das Mädchen auf die Knie. Sie würde so gern einfach liegen bleiben, doch in ihrem Inneren weiß sie, dass sie, obwohl der unmittelbaren Gefahr entronnen, noch lange nicht in Sicherheit ist.  

Was sich ihr allerdings nun für ein Anblick bietet, verschlägt ihr den Atem: Unzählige Gestalten torkeln über den Acker, halbverweste Wesen, die Toten Talyras waren wieder zum Leben erweckt worden. Verfaultes Fleisch hängt an den Knochen, deren weiß in dem unheimlichen Licht zu glühen scheint. Die Würmer hatten sich in den Jahren gütlich getan an den Kadavern und die Spuren sind deutlich zu erkennen. Inmitten dieser Szenerie stehen drei Gestalten, umgeben von Licht, ein Netz der Magie um die Gruft und den Dämon haltend. Aurian vermeint Morgana und Arwen zu erkennen. Die dritte Gestalt ist für sie nicht zu sehen. Dafür sieht sie aber etwas anderes, etwas was ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt: eine kleine, schneeweiße Gestalt, die mit einem Knochen oder ähnlichem bewaffnet auf Arwen zuschleicht. Aurian braucht einen Augenblick, um die Person zu erkennen, doch dann fällt es ihr wie Schuppen von den Augen :Azra, Borgils Frau. Doch die junge Frau hat nichts mehr mit der sanften Person zu tun, die die Magierin noch vor wenigen Stunden in der Harfe kennen gelernt hatte. Ihre Augen strahlen in einem eigentümlichen Glanz und der nackte Wahnsinn zeichnet sich in ihren Gesichtszügen ab. Und dann schlägt sie mit unglaublicher Brutalität zu. Die Elbin sinkt lautlos zusammen und der Teil des magischen Netzes, welcher von ihr ausgegangen war, bricht in sich zusammen. Doch Azra scheint nicht genug zu haben. Erneut hebt sie den Knochen, bereit den tödlichen Schlag auszuführen.  

Plötzlich erstarrt die weiße Gestalt mitten in der Bewegung, gleich einer Salzsäule. Aus dem Chaos wankt eine weitere Gestalt auf Azra zu und schüttelt sie recht unsanft. Borgil! Aurian atmet schwer. Sie ist am Ende und weiß nicht, wie lange sie noch die Kraft hätte, sich bei Bewusstsein zu halten. Mit einem gurgelnden Laut gräbt sich jedoch unweit von ihr ein Untoter aus seinem Grab. Der Mann – den um einen solchen handelt es sich – kann noch nicht lange tot sein, denn über den Knochen hängen noch Reste von faulendem Fleisch. Aus dem, was einmal die Nasenlöcher waren, kriechen weiße Maden und ein seltsam süßlicher Geruch entströmt den Lumpen, die noch an den Resten des Körpers hängen. Ein heiserer Schrei entfährt ihrer Kehle. Es ist kaum mehr als ein Krächzen, den zu mehr ist ihr geschundener Hals nicht fähig. Der Untote wendet sich ihr zu und mit einem weiteren Gurgeln wankt er auf sie zu. Es ist mehr ein Reflex doch der rettet ihr das Leben: Die junge Magierin schleudert ihm einen Feuerfunken entgegen und mit einem Zischen fällt das, was von dem Bewohner Talyras noch übrig war, in sich zusammen.  

Schwer atmend steht Aurian inmitten der Gräber. So also kann man diesen Dingern her werden. Gut zu wissen. Aber müde...ich bin so müde.... Doch sie weiß auch das Schlaf in der jetzigen Situation ihr sicherer Tod wäre und so stolpert sie über den Sitechacker. Weit kommt sie jedoch nicht, den nach wenigen Metern geben ihre Knie nach. Nicht liegen bleiben .....weiter... Mehr kriechend als alles andere schleppt sie sich weiter. Hinter einem der Gräber erkennt sie eine Gruppe von Personen, Lebende, keine Untoten. Seht mich, bitte, helft mir! fleht sie in Gedanken.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Gothic_Sheep am 03. Okt. 2005, 21:03 Uhr
Tyrael braucht ein paar Sekunden um sich von dem Schmerz zu erholen, denn als Sayila ihn zur Seite geschubst hat, damit beide nicht von diesem seltsamen purpurn schwarzen Strahl getroffen werden, ist er genau auf einer verletzten Schulter gelandet. Der Schmerz kam so überraschend das all seine Sinne für ein paar Sekunden betäubt waren und er nur das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Fratze verzerren konnte. Doch der Schmer lässt langsam wieder nach und er ist wieder Herr seiner Sinne. Sayila hilft ihm dabei aufzustehen, doch schon gleißt ein zweiter Strahl auf, trifft aber zum Glück eine andere Stelle des Knochenackers.

<< Was geht da vor sich >> hört er Sayila sagen, doch anscheinend richtet sie die Worte mehr an sich selbst, als an Tyrael, einen Moment lang überlegt er ob er irgendeine Antwort auf diese Frage weiß, aber es fällt ihm nichts ein womit er diese Frage irgendwie erklären könnte.
Anscheinend sind seine Sinne immer noch betäubt, denn auf einmal hat er das Gefühl das sich hinter ihm etwas bewegt, er zögert einen Augenblick bis er dem Gefühl nachgibt und sich nach hinten umdreht um zu seine Vermutung, dass ihn seine Sinne betrügen zu bestätigen, doch seine Sinne haben ihn nicht getäuscht. Hinter ihm erhebt sich eine halbverfaulte Leiche. Kleidungsfetzen hängen an ihr herunter und ein muffiger süßlicher aber trotzdem widerlicher Geruch geht von ihr aus. Tyrael ist wie erstarrt, noch nie hat er so etwas in seinem Leben gesehen und er wollte sicherlich auch nie Bekanntschaft mit solch einem etwas schließen.  Wie gebannt starrt er auf diese Kreatur die sich ihm nähert es scheint ein Untoter zu sein, erweckt durch die Unheiligen Kräfte die an diesem Platz wirken.

Es dauert einige Sekunden bis er sich aus seiner Erstarrung befreit hat, doch die Angst ist immer noch nicht gewichen. Mit beiden Händen umfasst er sein Schwert und  die Flammen beginnen auf dem blanken Stahl zu tanzen. Er hebt das Schwert über die linke Schulter und lässt es auf den Untoten herunterfahren. Die Flammen zerschneiden das Fleisch und man hört wie die Knochen des Untoten Splittern. Doch anscheinend hat der Schwertstreich nicht ausgereicht. Die Angst das diese Kreatur unsterblich sein könnte ängstig Tyrael, doch er will nichts unversucht lassen. Er holt zu einem zweiten Hieb aus und er legt in diesen Hieb alle Angst, die er vor dem Untoten hat. Ein Sirren erklingt als die Klinge durch die Luft fährt und auf den Hals des Untoten trifft. Mühelos durchtrennt sie Fleisch und Knochen und der Kopf  fliegt von den Schultern des Untoten. Einige Sekunden steht der Körper der Kreatur noch da und Tyrael hofft inständig, dass dieser Schlag ausgereicht um jegliches Leben aus diesem seelenlosen Körper herauszutreiben. Dann endlich sackt der Körper zusammen und bleibt reglos liegen..

Erleichtert sieht sich Tyrael um, jetzt wo er weiß, das er diese Kreaturen besiegen kann ist die Angst von ihm gewichen. Seinen Augen suchen die Gegend nach weiteren Untoten ab, als er plötzlich ein paar Hundert Schritte von sich entfernt  eine junge Frau erblickt die  durch die Gräberreihen kriecht. "Sayila komm!" ruft er nur noch als er schon zu laufen beginnt. Nach wenigen Augenblicken hat er die junge Frau erreicht. Als er sie fast erreicht hat erkennt er das ihr Körper von unzähligen Strieme geziert ist und das sie keine Kleidung mehr trägt. Er weiß zwar nicht was geschehen ist, doch er weiß sofort dass sie Hilfe braucht. Vorsichtig sieht er sich um, und hält nach Untoten oder anderen Kreaturen Ausschau. Als er keine entdecken kann zieht Tyrael kurzerhand seinen Mantel aus und legt ihn der Frau um die Schultern. Langsam beugt er sich herunter und schaut musternd an, sie sieht müde und ausgezehrt aus, so als wäre ihr schreckliches widerfahren. Die Frage ob es ihr gut geht erübrigt sich, nachdem was Tyrael gesehen hat. Vorsichtig greift er sie unter den Achseln und zieht sie nach oben. Sie ist nicht sehr schwer, aber dennoch spürt Tyrael die Wunde am Arm. Als sie wieder auf den eigen Füßen steht stütz er sie weiterhin, schaut er sie besorgt an und fragt schließlich "Könnt ihr alleine stehen, oder soll ich euch weiterhin stützen?" nach einigen Sekunden fügt er hinzu "Ich bin übrigens Tyrael" er weiß nicht warum er das gesagt hat, aber irgendwie erschien es ihm richtig das zu sagen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Cron am 04. Okt. 2005, 09:14 Uhr
Hinter der Gruft, vor der Gruft und um die Gruft herum


Als sie den Sithechhain erreichen und mit dem schweren Nachtfeuerkorb im Schatten der Tempelmauern Schutz und Deckung suchen, liegt der Knochenacker, wie die Talyrer wenig schmeichelhaft ihren Friedhof nennen, düster und verwüstet vor ihnen. Die Finsternis hat sich über der Begräbnisstätte zu drohenden Wolken geballt und taucht alles in unmittelbarer Nähe in fleckigtrübes Halbdunkel. Sie finden Maél mitten in diesem Höllenalptraum, oder besser gesagt, der Elb findet sie, doch sie haben weder Zeit noch Gelegenheit, sich mit mehr als einem knappen Nicken zu begrüssen - was der Elb hier tut muss keiner von ihnen fragen. Cron hört seinen eigenen Atem und den Caewlins neben sich, als sie um die Ecke des Sithechtempels spähen und was er sieht, schickt ihm eisige Kälte durch den ganzen Körper bis ins Mark seiner Knochen. Niniane, Arwen und Morgana stehen um die verwitterten Mauern eines alten Mausoleums, über dem die Schattenhüllen des Dämons liegen wie ein Mantel aus Entsetzen, und weben flirrende Zauber in die nebligdunkle Luft. Er hört die Stimmen der Priesterinnen, die tief und summend ihre Magie formen und binden, sieht die silbern- und grünschimmernden Gewirre, die unablässig aus Morganas und Arwens Händen strömen und sich über der Gruft und den wabernden Schatten zu einem Netz verflechten, und starrt gebannt auf Ninianes schlanken Rücken und das blasse, durchscheinende Wesen neben ihr. Die Luft spannt sich zum Zerreißen an, wie unmittelbar vor einem Gewitter, und er merkt, wie er den Atem anhält. Einen Moment lang starren sie alle noch in grausamer Faszination auf das Bild, das sich ihnen bietet, dann geschieht alles auf einmal: goldenes Leuchten flammt um Niniane auf und nur den Bruchteil einer Sekunde später antwortet ihr der Dämon. Seine Stimme ist so harsch und kalt, als kratze Stein über Eis, und sein Wutschrei nichts als ohrenbetäubend schrilles, grauenhaftes, klanggewordenes Chaos. Kaum ist er verstummt, bricht eine sich windende, schwarzrote Woge aus den Schatten hervor, wälzt sich über Niniane hinweg und quer durch den Sithechhain, zerfurcht den Boden, entwurzelt Bäume, schiebt Gräber, Grabsteine, Leichen und Knochen vor sich her, läss die Erde beben, und treibt sie alle zurück. Raven wird von den Füßen geholt und rollt zur Seite, und Cron erwischt Borgil gerade noch an den Schultern und zerrt ihn mit sich, dann pressen sie sich an die Tempelmauern, als wollten sie mit dem kalten Stein verschmelzen. Seine Augen tränen, seine Zähne knirschen so fest aufeinander, dass er Blut in seinem Mund schmeckt und Übelkeit wogt in Wellen durch seinen Körper. Cariad. Noch einmal bebt die Erde, schwächer diesmal, weil das flackernden Purpurfeuer des Dämons in die andere Richtung zielt, dennoch ist es ein Gefühl, als fielen sie ins Bodenlose und verlören jeglichen Halt. Als das Zittern und Schwanken der Erde unter ihren Füßen endlich aufhört, und Cron wieder um die Tempelmauern spähen kann, erhascht er gerade noch einen Blick auf einen Ring goldener Flammen, der sich wellenartig um die Gruft ausbreitet und die meisten der inzwischen gefährlich nahe an die zaubernden Priester gelangten Untoten zu Asche verbrennt. Und er sieht, wie Niniane und die bleiche junge Frau eben Seite an Seite im Inneren des Grabmals verschwinden. "Nan!"

Als er ihr nachstürzen will, wird er hart zurückgerissen und im nächsten Augenblick sieht er Caewlins Gesicht vor sich, der ihn anbrüllt, er solle sich zusammenreißen und ihnen gefälligst helfen, die übrigen Priester vor den Untoten zu schützen, das sei die beste und einzige Hilfe, die er Niniane jetzt geben könne. Das und Caewlins wildes Schütteln an seiner Schulter bringen ihn halbwegs wieder zu sich, und er nickt - und nur einen Moment später, stürzen sie alle die wenigen Schritt zur Gruft hinüber, um Morgana, Arwen und wer immer sonst noch gegen den Dämon angetreten war, davor zu bewahren, von den übrig gebliebenen wandelnden Leichen zu Brei zerschlagen zu werden. Er sieht, wie Maél an Morganas Seite hastet, sieht selbst Borgil - wissen die Götter, woher der Zwerg noch die Kraft dafür nimmt - mit einem brennenden Ast in Richtung der plötzlich auf dem Boden liegenden Arwen zur Gruft hinken, sieht Azra - Azra?! - bei der bewußtlosen oder toten Anukispriesterin und kann sich noch nicht einmal mehr wundern, wo Borgils Frau auf einmal herkommt. Er schnappt sich mit Caewlin den Feuerkorb und schleift das ganze brennende, verflucht schwere und noch viel heißere Ding zum Grabmal hinüber, während Raven hinter ihnen her eilt, und auf ihrem Weg jeden herumliegenden Ast aufliest. Kaum haben sie die Priester erreicht, sind auch schon die Untoten heran und Cron bewaffnet sich mit dem erstbesten, glimmenden Knüppel, den er erwischt, und rennt um die Gruft. Auch auf der anderen Seite des kleinen Mausoleums steht ein Priester und müht sich schweißüberströmt mit seiner Magie. Der Mann ist von seltsam feingliedrigen Aussehen und Cron ist sich sicher, dass er ihn noch nie gesehen hat, aber das ist jetzt vollkommen einerlei - er ist hier, er hilft Niniane und den anderen gegen den Dämon und ein halbverwester Leichnam, mit Augen wie glühende Kohlen in einem verfaulten Gesicht, pflügt sich gerade mit weit ausgebreiteten Armen durch die äußeren Hüllen seiner Schutzzauber. Cron bleibt keine Zeit für Angst. Er holt aus und schlägt mit dem brennenden Ast wie mit einem Schwert nach dem Untoten, doch der dreht sich ruckartig zur Seite und sein Hieb geht ins Leere. Der Luftzug löscht die mickrige Flamme am Ende des grünen und damit ohnehin kaum brennenden Holzes endgültig, und Cron lässt den Knüppel mit einem Fluch fallen, weicht hastig zurück und zieht sein Schwert. Dann wirft er sich nach vorn, zwischen den Priester und den Leichnam, und legt sein ganzes Gewicht in den nächsten Schlag mit dem Großschwert. Der dunkle Drachenstahl fährt durch vermoderte Kleidung, Haut und Knochen, doch irgendwie ist das Geräusch entsetzlich falsch. Eine Wolke eiskalten Geruchs umfängt ihn, aber es gibt kein Blut, kein feuchtes Schmatzen von Fleisch oder Reißen von Muskeln und Sehnen, nur eine Art trockenes Knistern. Sein Hieb trennt dem Untoten den halben Arm ab, der im niedergetrampelten Silbergras liegen bleibt, zuckende, halbverweste Finger, die sich krampfhaft öffnen und schließen. Der Zombie hebt den Kopf und Cron schlägt ohne Zögern darauf ein. Sein Schwert teilt die hässliche Knochenvisage nahezu in zwei Hälften, schlägt einen tiefen Riss in die Reste von Haut und verwestem Fleisch, und eines der glühenden Augen wird blind, doch der Untote macht nicht einmal Anstalten, umzufallen - ein abgehackter Arm und ein eingeschlagener Schädel scheinen ihn nicht einmal zu kümmern.

Cron weicht zurück und spürt gleich darauf etwas an seinem Bein kratzen, dann krallen sich verfaulte Finger an seiner Beinschiene fest: der abgeschlagene Arm kriecht an seinem Stiefel empor, die Hand reißt an Stahl und gehärtetem Leder, und Cron stolpert zurück und hämmert wie wild auf das widernatürliche Ding ein, das an ihm klebt, bis er es endlich mit der Schwertspitze von sich reißen und wegschleudern kann. Zuckend und windend liegt es im Gras, dreht sich wie ein dicker, länglicher Käfer auf dem Rücken und beginnt tatsächlich, erneut auf ihn zuzukriechen. Er kann sich nicht weiter darum kümmern, denn in diesem Moment macht der Leichnam einen Satz nach vorn und wirft sich ihm entgegen. Cron taumelt zurück, zweimal greift der Untote ins Leere, dann gelingt es ihm irgendwie das Schwert hochzureißen. Anstatt auszuweichen oder den Schlag abzuwehren, läuft der Zombie jedoch mitten hinein und der Drachenstahl dringt tief in das verfaulte Fleisch und die morschen Knochen, während sich hinter ihm der abgehackte Arm unaufhaltsam durchs Gras schlängelt. Knochen knirschen unter dem Schwert und Cron spürt, wie seine Waffe tief eindringt - doch der Untote marschiert völlig unbeeindruckt weiter, pfählt sich selbst bis zum Heft auf das Schwert und wirft ihn schlicht um. Nein! Kälte streckt die Arme nach ihm aus, Grabeskälte, eisig und endgültig, und eine Pestilenzwolke gefrorener Fäulnis hüllt ihn ein. Cron treibt es einfach die Luft aus den Lungen, als er auf dem Boden aufschlägt, kalte Finger tasten nach seiner Halsberge, seiner Kehle, kratzen mit abgebrochenen Nägeln über seine Wangen und hinterlassen dort tiefe, blutige Kratzer. Tretend und zappelnd versucht er, den Untoten von sich zu stoßen, doch der Leichnam ist zu schwer. Hat der Mann im Leben ein Gewicht von vielleicht hundertsechzig Pfund auf die Waage gebracht, scheint er jetzt im Tod das vierfache zu wiegen und drückt ihn immer tiefer ins Gras. Nein! Nein, nein, verdammt nochmal! Er hämmert mit der Faust in die Seite des Untoten, spürt Haut wie Pergament reißen und widerlich weiches Fleisch nachgeben, spürt unter seiner Faust Knochen brechen und splittern, und doch kommt das Gesicht der Leiche - oder was davon übrig ist -, nur immer näher. Sosehr Cron sich auch wehrt, sich aufbäumt, schlägt und um sich tritt, es ist, als kämpfe er mit bloßen Händen gegen eine Flut. Nein! Du hast drei Jahre Frostwache und einen Krieg überlebt! Du hast das Sturmtal, marodierende Nargbanden, Liam Cailidh und Serershen So'tar überstanden, du wirst jetzt nicht hier sterben! Und ganz bestimmt wird dich kein Untoter erschlagen, der im Leben bestenfalls Apotheker gewesen sein kann, verdammt nochmal! Er drischt wie von Sinnen auf seinen Gegner ein und plötzlich ist er tatsächlich frei, rollt außer Reichweite und taumelt keuchend auf die Füße zurück. Der Rumpf des Untoten ist von seinen Schlägen so mitgenommen, dass der Zombie nicht mehr wirklich aufrecht stehen kann, aber Crons Schwert steckt immer noch bis zum Heft in den verwesten Gedärmen und ragt hinten fünf Fuß lang aus dem Rücken. Dennoch, auch zur Seite krängend und mit abknickendem Oberkörper, der ganze Brustkorb nur noch Brei und Knochensplitter, fällt das verdammte Ding nicht um, sondern torkelt weiter in seine Richtung, abgehackt und schlingernd jetzt, wie eine Marionette, der ein paar Fäden gerissen waren, aber unaufhaltsam. "Fall endlich um und stirb!"

Weil ihm sonst absolut nichts mehr anderes einfällt, packt er seinen Schwertgriff, der dem Zombie eine Handbreit über dem Nabel aus dem Leib ragt. Der lange Griff und die ganze Länge der Fehlschärfe hinter den Falkenschnäbeln, insgesamt ein halber Schritt vielleicht, stehen noch hervor und diese Distanz ist das einzige, was ihm den Leichnam jetzt noch vom Leib hält. Leider ist ein halber Schritt immer noch kürzer als der Arm des Untoten, der nach vorn schnellt und nach ihm greift. Ohne das Schwert loszulassen weicht er wild zurück, taucht unter den grapschenden Fingern weg, biegt sich zur Seite, zerrt und zieht und lässt sich schieben, tanzt einen irren Reigen mit einem wandelnden Leiche, bis er mit seinem Gegner endlich um die Ecke der Gruft ist, und hinter sich die anderen kämpfen hören kann. Ein gehetzter Blick über die Schulter offenbart ihm den hell brennenden Nachtfeuerkorb und irgendwie schafft er es sogar, vage darauf zuzuhalten. Mit was immer der Dämon seine untoten Diener beseelt hatte, Verstand gehört den Göttern sei Dank nicht dazu. Als Cron nach einer endlosen, wahnsinnigen, alptraumhaften Ewigkeit schließlich die Hitze des Feuers in seinem Rücken spürt, süß und glühend, lässt er das Schwert los und sein Gegner taumelt. Wenn ein Untoter so etwas wie Mimik besitzt, dann ist der Ausdruck der Leiche nur mit völliger Verblüffung zu beschreiben. Cron fährt herum, reißt einen brennenden Scheit aus den Flammen und drischt ihm dem Untoten mit beiden Händen und voller Wucht ins Gesicht. Brenne! Brenne, brenne, brenne! Die Leiche taumelt nach hinten und geht dann mit einem mächtigen Zischen in Flammen auf, als wäre sie von Kopf bis Fuß in Loas Öl getunkt worden, ehe man sie aus dem Grab gerissen hatte. Einen Moment lang bleibt Cron stehen, vornübegebeugt, die Hände über den Knien, versucht zu atmen und spürt wildes, absolut unangebrachtes Lachen in sich aufsteigen. Dann holt er sich keuchend sein Schwert aus einem Häufchen verkohlter Asche wieder. Seine Handflächen und Finger sind eine einzige nässende, aufgerissene knallrote Brandblase, aber der Schmerz ist ein Nichts im Vergleich zu dem in seiner Brust oder der grausamen Angst um Niniane in seinem Herzen. Steh nicht hier herum und halt' Maulaffen feil, du hast einen Priester zu beschützen! Er zieht einen brennenden Stock aus dem Feuer, verbrennt sich noch einmal die Finger und kehrt fluchend zu seiner Wache bei dem Fremden zurück - keinen Herzschlag zu spät, denn schon ist der nächste Zombie heran, ein Mogbar, der nur noch aus gelben Knochen und löchrigen Hautfetzen besteht. Diesmal ist Cron klüger und lässt sich gar nicht erst auf einen Kampf ein, sondern umkreist den torkelnden Untoten, kaum größer als vier Fuß, und steckt ihm erst das Haar, dann das schimmernden Skelett in Brand. Zu seinem - und des unbekannten Priesters - Glück, ist der Mogbar für lange Augenblicke des Aufatmens der einzige Untote, der sie hier hinter der Gruft bedrängt, auch wenn er zwischen den Grabsteinen weiter hinten undeutliche Bewegungen ausmachen kann. Ich brauche mehr Feuer. Wir alle brauchen mehr Feuer, oder wir sind erledigt. Weil ihm nichts anderes einfällt, beginnt er, das Gras um den Priester und sich selbst in Brand zu stecken und alle abgerissenen Äste und Blätter, die er nur in die Finger bekommt, auf die kleinen, schwelenden Flämmchen zu häufen. Ein brennender Stock ist alles, was er hat, aber innerhalb kürzester Zeit hat er ein kleines Feuerchen damit in Gang gebracht und nährt es mit Gras, Laub, abgerissenen Hemdstreifen, Zweigen, herbeigezerrten Ästen und schierem Willen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Faron am 04. Okt. 2005, 14:27 Uhr
Das Bild, das sich den beiden Faunen bietet, als sie den Sithech-Hain erreichen, lässt weder Caylith noch Faron kalt. Der Himmel über ihnen ist düster und mit Wolken verhangen. Aber auch bei hellem Sonnenschein könnte das Grauen, das nun unmittelbar vor ihnen liegt, kaum weniger schrecklich sein. Für einen Moment lässt Faron vor Entsetzen die schwere Doppelaxt in seinen Händen sinken. Mittlerweile hat er sich an die schwere, wuchtige Waffe gewöhnt. Er weiß nicht, ob er sie richtig führt, so wie ein erfahrener Krieger es tun würde, aber darauf kommt es im Augenblick auch nicht an. Die Axt in seinen Händen ist zum töten da und genau das tut sie mit jedem seiner Schläge. Doch nun, beim Anblick der verwüsteten Begräbnisstätte, sind alle Boghaniks und Goblins, ja selbst der vermaledeite Schattenhund, vergessen.
Bereits die Randbezirke des Sithechackers sehen aus, als hätte dort wer weiß was alles gewütet. Grabsteine, Standbilder und andere Monumente wurden aus dem Boden gerissen und liegen umgestürzt und zerschmettert da. Auch die prächtigen Trauerweiden und Zypressen, Trostspender und ehemalige Zierde dieses Ortes stehen vollkommen mitgenommen umher. Gebrochene Äste und Zweige liegen wild herum oder hängen grotesk an den einst so stattlich anzusehenden Bäumen herab. Einige Stämme sind gespalten, andere Bäume liegen umgestürzt da, Grüfte, melancholisch dreinschauende steinerne Seharim und Grabsteine unter sich begrabend. Über allem liegt der Gestank von Rauch, Tod und Verwesung, während im Zentrum der heiligen Stätte ein Inferno unterschiedlichster magischer Energien zu toben scheint, dem Faron nicht unbedingt zu nahe kommen will. Bisher hat er alles, jeden Schrecken, der Caylith und ihm bisher begegnet ist, mit mehr oder weniger stoischer Gelassenheit hingenommen, doch in diesem Augenblick wünscht er sich nichts mehr, als zurück in die fernen Weiten seiner Heimat, dorthin wo Ruhe und Frieden herrschen und solch grässliche Dinge nur Schauergeschichten an einem knisternden Lagerfeuer sind.

Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Gerade noch sieht er Caylith an und will ihr Mut zusprechen, Mut, den er selber ebenso dringend nötig hat wie die junge Faruna, als plötzlich eine Gestalt auf sie zugetaumelt kommt, deren Anblick ihm den Atem stocken lässt. „Was …?“, krächzt er und hebt die Axt bereit zum Schlag. Einmal mehr an diesem Tag schlägt ihnen der Gestank von Tod und Verwesung entgegen, während der wandelnde Leichnam mit rot glühenden Augen und schlurfendem, aber beständigem Gang immer näher kommt. Schützend baut Faron sich vor seiner Begleiterin auf, dann saust seine Axt nieder. Sie fährt durch die Schulter des Wiedergängers und reißt ihm den Arm ab, ohne das unselige Geschöpf jedoch in irgendeiner Weise zu stoppen. Gnadenlos kommt es immer weiter auf sie zu und greift die beiden Faune an. Die unglaubliche Kraft, die hinter dem Angriff steckt, überrumpelt den Faun zunächst, bevor er sich wieder unter Kontrolle hat. Immer wieder schlägt Faron auf den Untoten ein und hat keine Zeit sich des Entsetzens bewusst zu werden, dass diese Kreatur in ihm auslöst. Wie kann man etwas töten, dass eiegntlich bereits tot ist?, fragt er sich und schlägt weiterhin wahllos zu, um zu versuchen den untoten Körper so gut es geht zu zerstören.
Plötzlich bereitet eine von Cayliths Sicheln dem Spuck ein Ende. Die Obsidianklinge funkelt düster und sie bringt dem Wiedergänger das Ende. Faron versteht es nicht ganz und wechselt einen Blick mit Caylith, die ebenso ungläubig auf ihre Waffen starrt, die den Untoten, im Gegensatz zu gewöhnlichen Klingen, offenbar wirklich gefährlich werden können. Mit einem Mal muss der hünenhafte Faun lachen, ein düsteres Lachen, ohne jede Freude. Schon sehen sich die beiden einem neuen Widergänger gegenüber, der sich ihnen nähert und es bleibt nicht viel Zeit, um groß zu überlegen. Schnell sind sich die beiden einig. Ein paar Blicke und Gesten genügen völlig, dass der eine weiß, was der andere meint. Mit aller Kraft, die er noch aufbringen kann, Faron weiß selber kaum noch, woher er sie überhaupt noch nimmt, versucht er ihre Angreifer so gut es geht zu schwächen und zu zerstören, bis sich Caylith die Gelegenheit bietet, ihnen mit ihren Obsidiansicheln den Rest zu geben. Immer wieder schlägt er mit der Axt in seinen Händen zu und verteilt schwere, Knochen brechende Tritte, wo immer er nur kann.

Gemeinsam kämpfen sich die Faune auf diese ziemlich unschöne, aber relativ effektive Art und Weise vorwärts und so merken weder Caylith noch Faron zunächst, dass sie sich immer weiter auf Zentrum des Sithech-Hains zu bewegen. Zeit zum nachdenken und ausruhen bleibt kaum, auch wenn sie Glück haben und auf ihrem Weg weniger Untoten begegnen als zu vermuten wäre. Aber trotzdem sind es noch immer mehr als genug. Dann sehen die Faune den Tempel vor sich und erstarren. Die Erde beginnt unter ihren Hufen zu erzittern und das Beben zieht für einen Moment Farons ganze Aufmerksamkeit auf sich, als es endlich wieder nachzulassen scheint, kann der Faun gerade noch das letzte rotgoldene Gleißen eines Zaubers erkennen, der vermutlich in der Nähe der Gruft gewirkt worden sein muss und alle Untoten in der unmittelbaren Umgebung zu Staub und Asche verbrennt. Im nächsten Augenblick stürzen ein paar Gestalten hinüber zur Gruft und eilen an die Seite der Priester und Priesterinnen, die dort gegen die Kräfte des Dämons angetreten sind, welcher die Stadt mit seinem zerstörerischen Hass in ein Chaos aus Angst und Schrecken gestürzt hat.
Auch die Faune setzen sich in Bewegung. Ein paar der Anwesenden kennt Faron sogar, wenn auch allesamt nicht sonderlich gut, sondern mehr nur vom Sehen oder Hörensagen: Cron, den Tronjer und Caewlin, den Sturmender wie die Männer in der Steinfaust genannt werden zum Beispiel. Kurz muss der Faun an den wilden Grauen denken, den er für den Sturmlord versorgt hat, und trotz all der ihn umgebenden Schrecken lässt ihn der Gedanke an den stolzen Hengst ein wenig lächeln. Der Anblick eines weiteren Mannes lässt den Faun allerdings gleich darauf stutzen. Sollte dessen Kopf nicht eigentlich auf den Mauern der Steinfaust thronen?, denkt er irrwitziger Weise, sieht dann jedoch die Frau, an deren Seite der Mann geeilt ist. „Morgana, die Heilerin“, ruft er Caylith zu und eilt voran, ohne weiter auf die Gesichter der übrigen Anwesenden zu achten. „Komm, helfen wir Ihnen. Gemeinsam haben wir vielleicht doch noch Aussicht diesem Chaos irgendwie lebend zu entkommen.“ Die Faune laufen, nein, man kann schon sagen galoppieren, den Priestern geradezu entgegen. Fast zeitgleich strömen bereits wieder von überall her Untote herbei und einmal mehr bleibt Caylith und Faron nichts anderes übrig als zu kämpfen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Borgil am 04. Okt. 2005, 23:16 Uhr
Azras Kopf wird von der Wucht seines Schlages herumgerissen und dann starrt sie ihn an, als wäre er der Dämon, der sich geradewegs aus einer der Neun Höllen vor ihr materialisiert, erschüttert, zu Tode erschrocken und hilflos. Die einzige Antwort, die Borgil von ihr erhält, ist heillose Verwirrung, so absolut, dass sie nur echt sein kann. Sie blinzelt und macht dabei ein Gesicht, als hätte er sie mit der Axt auf den Kopf getroffen, als tauche sie gerade aus einem langen, tiefen Traum an die Oberfläche oder... als komme sie aus einer Ohnmacht wieder zu sich. >Ich… was… Borgil…< So vollkommene Verblüffung und so absoluten Schrecken vorzutäuschen ist nicht möglich und er kann in ihren flackernden Augen nichts als grausame Verwirrung finden. Das und Angst - vor ihm. Diese Erkenntnis schmerzt beinahe mehr, als ihr Anblick mit der Knochenkeule in der Hand. Entsetzen greift nach Borgils geschundenem Herz und er spürt, wie sich ihm sämtliche Nackenhaare aufstellen, als sie voller Schrecken flüstert. >Was habe ich getan?! Was?! Ich habe nichts getan, ich weiss es nicht… ich weiss nicht was ich getan habe… Bitte… Borgil…< Im selben Augenblick weiß er, dass sie die Wahrheit sagt. Sie hat nicht die leiseste Ahnung, was sie hier eigentlich tut oder besser getan hat oder wie sie hierher gekommen war, nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Er lässt sie los und taumelt einen Schritt zurück, dann lehnt er sich mit stählernem Scheppern an die Wand der Gruft hinter ihnen, unfähig auch nur einen Herzschlag länger auf den Beinen zu stehen und lässt sich ins Gras sinken. Die Frau vor ihm, seine Frau, scheint eine vollkommen andere zu sein, als jene, die eben noch hier gestanden war und versucht hatte, Arwen den Schädel einzuschlagen und doch hatte er es mit eigenen Augen gesehen. Er kann es nicht begreifen, versteht nichts mehr, nichts ergibt einen Sinn. Er ist sich sicher, Schilama hatte ihn nicht belogen. Schilama hat die Wahrheit gesagt, die Götter mögen mir helfen. Und Azra sagt ebenfalls die Wahrheit oder alles, was ich je über sie zu wissen glaubte, ist falsch... Sil, hilf mir, ich verliere den Verstand! Wenn er nur gekonnt hätte, hätte er jetzt vor Verwirrung und Wut gebrüllt und auf irgendetwas eingeschlagen, aber er kann nicht einmal mehr die Hand heben. Er kann nur noch im Gras hocken, erstarrt vor Schmerz und Fassungslosigkeit. Er weiß, was sie getan hat, er weiß, was er gesehen hat und doch scheint sie nicht besessen gewesen zu sein... er hatte schon einige Besessene in seinem Leben gesehen, doch das hier ist etwas anderes - was immer es ist. "Du weißt nicht, was du getan hast," echot er und seine Stimme klingt heiser, ungläubig und hohl vor Verzweiflung. "Weißt nicht... weißt es nicht. Götter..." er starrt aus schwarzen Augen zu ihr hoch, sieht das Blut auf ihrem Kleid und spürt sein Herz schmerzhaft rasen. Das Kind! Oh, Götter, was wenn sie das Kind verlieren würde? "Du bist... verletzt. Du weißt nicht, was du... Götter. Azra! Oh... silverdammterscheissdreck..."

Sag es ihr! Sie muss es wissen! Schreit eine Stimme in seinem Inneren, eine andere fordert: Halt den Mund! Halt bloß den Mund! Einen langen Moment sieht er sie nur an - sein Schneemädel, seine Frau. Azra. Ihre weiße Haut, ihr weißes Haar, die milchhellen Augen mit dem zarten grauen Ring um die Iris, die dichten, weißen Wimpern, die Bögen ihrer Brauen, kühn und zart zugleich, wie Schwanenschwingen. Sie steht vor ihm, am Rand des Weltuntergangs, während hinter ihr die Finsternis Höllenmächte und Chaos gebiert, mit Blut auf ihrem Kleid und einer Schuld, die nicht ihre und doch ihre ist, und weiß nicht einmal, wie sie in diesen Alptraum geraten konnte. Grausame Götter. Grausames Schicksal. Borgil schließt die Augen, spürt das Leben aus sich herausrinnen, warm und klebrig - und trifft seine Entscheidung. Zum ersten Mal an diesem dreimal verfluchten Tag, seitdem der irre Tanz am Mittag auf dem Marktplatz begonnen hatte, fängt auch er an zu glauben, dass das hier sein Ende sein wird. Eigentlich bist du doch schon eine Weile tot, du wolltest es ja nur nicht zugeben... Er kann sie noch nicht einmal in Sicherheit bringen und erst recht nicht allein von hier fortschicken, denn auf dem Sithechacker graben sich die Toten aus ihren Särgen und marschieren direkt hierher... zu ihnen und den Priestern. Alles, was er noch für sie und sein Kind tun kann, ist sterben. Verdammt zur Hilflosigkeit erstickt er einen Augenblick beinahe an gallenschwarzer Verzweiflung. Geh! Hätte er am liebsten gebrüllt. Flieh! Flieh zum Strand hinunter und sorg dafür, dass niemand dich sieht. Lauf am See entlang in Richtung Norden, bis du zum Rand des Larisgrüns kommst. Dort ist eine große Lichtung und Ninianes Baum. Die Tür wird sich dir öffnen, wenn du "Ijon" sagst. Geh hinein und bleib dort, bis Niniane zurück ist. Dort wirst du sicher sein. Hast du mich verstanden? aber er sagt nichts. Allein wäre sie keine zehn Schritt weit gekommen. Seine Zunge, sein Mund, seine Hände fühlen sich taub an, seine Beine spürt er nicht einmal mehr... wie seltsam... ich verliere mich Stück für Stück..., trotzdem quält er sich noch ein letztes Mal auf die Füße, schwankt einen entsetzlichen Augenblick lang bedenklich und torkelt dann schlingernd wie ein Volltrunkener zu dem brennenden Nachtfeuerkorb. Cron und Caewlin mussten ihn hergebracht haben, eine kleine, brennende Insel Hoffnung in diesem kakophonischen Grauen. Durch das hohle Summen in seinem Kopf dringt schwach der Kampflärm, Schreie und das knisternde Lied der Zauber, aber er kann sich auf nichts anderes konzentrieren, als auf den nächsten Schritt und den danach, bis er endlich nach dem Rand des eisernen Feuerkorbs greifen und sich daran festhalten kann. Einen schrecklichen Moment kippt ihm das ganze Ding entgegen und eine Woge Hitze rollt über ihn hinweg. Er angelt nach einem Ast, bekommt ihn irgendwie zu fassen und stößt ihn tief in die Glut. "Azra. Nimm... den Ast. Leg Feuer. Um Arwen. Einen Ring Feuer. Feuer ist das einzige, was gegen... Untote... hilft. Verbrenn sie... sie brennen... ganz leicht..." er klappt den Mund auf und zu, als wolle er noch etwas sagen, sieht sie ein letztes Mal an und lächelt - und dann stürzt ihm der Boden entgegen.


Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Mael Duinc am 05. Okt. 2005, 02:39 Uhr
Máel kann sein Glück noch gar nicht glauben, als er in Mitten des Chaos aus Dunkelheit, schwarzer und göttlicher Magie, Lärm und grauenhaften Untoten unvermittelt in eine Gruppe von Menschen taumelt. Freunde! Als ersten erkennt er den hünenhaften Caewlin, der ihn heran winkt. Unter seinen Begleitern befindet sich natürlich Raven, die mit einem Bogen neben ihm steht, und auch Crons Anwesenheit, der grimmig und entschlossen in Richtung der Gruft schaut, wo der Kampf mit Mitteln ausgetragen wird, die sie nicht unterstützen können, überrascht den Elfen nicht weiter. Seine Gemahlin Niniane steht als Hohepriesterin mit an vorderster Front, und Máel kann mit jeder Faser seines Herzen nachfühlen, warum Cron hier ist. Aus dem gleichen Grund wie er selbst. Aus Liebe. Borgil hier zu sehen, erstaunt ihn allerdings schon, zumal er auszulaufen scheint, wie ein löchriger Rotweinschlauch. Keiner der Kämpfer ist gänzlich unverletzt, da bildet auch Máel keine Ausnahme. Unter einem klebrigen Kokon aus Asche, Ruß und Dreck gibt es kaum eine Stelle, die nicht schmerzt, brennt, pocht, oder blutet. Aber solange noch Adrenalin durch ihre Adern pumpt, halten sie sich tapfer aufrecht. Die Begrüßung fällt in Anbetracht der Umstände sehr knapp aus, und ihre Augen huschen von einer verdächtigen Bewegung um sie herum zur nächsten.

Cron und Caewlin haben einen zentnerschweren Feuerkorb mit in Öl getränktem Holz herbei geschleppt, und die Frage des Sturmenders nach Feuerstein und Zunder, wird von einem sengenden Strahl konzentrierter Dunkelheit beantwortet, der unmittelbar neben ihnen durch den Boden pflügt, und sie alle nieder wirft. Eine Aura aus Hass, Krankheit, Bosheit uralt und rein, durchwirkt die unheilige Macht dabei, die die Erde in einer mehreren Schritt breiten Schneise aufreißt. Dabei spült sie Gebeine und Särge nach oben wie Treibgut auf dem Meer nach einem Sturm. Bäume knicken um wie Zahnstocher, biegen ihre entlaubten Kronen ächzend zum Boden, bis sie mit einem trockenen Knall bersten und das Häufchen mutiger Kämpfer mit kleinen, hölzernen Geschossen beschießen. Das ganze Schauspiel wiederholt sich noch einmal, und mit schreckensstarrem Blick sucht Máel die Gruft des Dämons ab und erkennt zu seiner grenzenlosen Erleichterung Morganas silbriges Licht, das sich noch unverändert stark mit den göttlichen Kräften der anderen Priester zu einem immer dichter werdenden Netz verbindet. Aber Máel sieht noch mehr. Er sieht Azra, aber was er spürt, ist etwas völlig anderes! ''Shebaruc!!'', zischt der Elf angeekelt und seine Waffen gleiten wie von selbst in seine Hände. Er erkennt sie an ihrem weißen Haar, der zierlichen Gestalt und der hellen Haut, dem selbst der ganze Schmutz nicht jeden Glanzpunkt nehmen kann, doch alles was sie ausstrahlt ist kalt wie Eis. Niniane ist inzwischen in die Gruft getreten, während das Netz von den drei verbliebenen Priestern gesponnen wird, doch für Arwen spitzt sich die Lage dramatisch zu, als sich Azra ihr mit einer Knochenkeule nähert.

Die Ereignisse überschlagen sich. Borgils Kraftreserven bäumen sich ein weiteres Mal auf, und er stürzt davon, bevor Máel auch nur reagieren kann, um Azra vom Schlimmsten abzuhalten. Raven entzündet irgendwie den Feuerkorb, ohne dass Máel Feuerstein oder Zunder in ihren Händen gesehen hätte, Einerlei, Hauptsache es brennt!, während er und Cron ausschwärmen. Der Elf tauscht noch rasch seinen Dolch gegen einen brennenden Scheit, wobei er sein Schwert weiter in der linken Hand führt. Das blaue Leuchten von TianShis Zauber auf der Klinge, hatte sich als sehr nützlich erwiesen, und Máel vertraut darauf, dass es eine abschreckende Wirkung auf die Wiedergänger haben wird. Er setzt dem Zwerg nach, um zur Gruft zu gelangen, muss aber mit Entsetzen feststellen, dass Borgil nicht rechtzeitig bei Arwen eingetroffen ist, denn er kann die Elbenpriesterin nicht mehr sehen. Sie muss zu Boden gegangen sein! Aber wenigsten hat Borgil Azra jetzt im Griff, wie Máel noch sehen kann, bevor er sich zwischen einem Pärchen Untoter hindurch schlängelt, die auf die Gruft zu halten, wo Morgana Ninianes Platz eingenommen hat. Seine Morgana. Unverletzt. Zumindest kann sie stehen, gehen und Zauber wirken. Silbernes Licht umflutet sie wie das Flirren einer Luftspiegelung, und Máel wagt es nicht, sie zu berühren. Er würde ihre Konzentration stören, was fatale Folgen für alle Menschen Talyras haben könnte...haben würde! Anstrengung verzerrt ihre schönen Züge und eine Spur Blut zieht sich leuchtend von ihrer feinen Nase aus über die wachsweiße Haut ihres Gesichts. Du musst durchhalten, Diome. Für Talyra, für Ian...für mich... Dann wendet Máel sich um, steht beinahe Rücken an Rücken mit ihr, ohne den Dunstkreis ihrer Aura zu betreten.

Ein helles Summen geht von der Magie aus, für die Morgana als Medium ihrer Göttin Faeyris dient, und die Máels Nackenhaare aufrichtet, wie das Knistern in der Luft vor einem schweren Gewitter. Die Untoten versammeln sich, um den entscheidenden Schlag gegen das Bollwerk des Guten zu führen, das ihren Meister an diesen Ort fesselt, doch was Máel als nächstes auf sich zu kommen sieht, lässt ihn an Dämonen glauben. Zwei große Wesen, beide mit gedrehten Hörner halten auf ihn zu. Kräftige Beine, die in Hufen enden, greifen weit aus und tragen die Gestalten heran, von denen eine eine mächtige Axt mit sich führt, die Máel alles andere als Vertrauen einflößt. Also dann!, feuert sich der Elf selbst an, doch zu seinem Erstaunen reihen sich die Beiden neben ihm ein. >>Ihr könnt Hilfe gebrauchen, schätze ich.<<, tippt das männliche Wesen mit seiner basslastigen Stimme richtig, in dem Máel nun endlich einen Faun erkennt, denn er schon vom Fenster seiner Zelle im Turm der Steinfaust aus gesehen hat. Seine Begleitung ist ebenfalls ein Faun, aber ein weiblicher, was Máel noch seltsamer anmutet. Aber zum Staunen bleibt keine Zeit! ''Hier, nehmt das!'', er reicht der jungen Faruna den brennenden Scheit weiter und umklammert den Griff des Schwertes wieder mit beiden Händen, ''Das wird mehr Wirkung zeigen, als ein Bogen.'' Hoffe ich zumindest., fügt er in Gedanken hinzu.

Der Kampf gegen die beiden ersten Untoten ist hart, aber zum Glück nicht sehr lang. Dem Vordersten dringt das schwere Axtblatt des Fauns in die Schulter und verhakt sich. Er kann nicht an den Faun heran, aber er dreht und wendet sich wie ein Fisch an der Angel, während die Faruna versucht, ihn in Brand zu stecken, ohne sich von den gierig schnappenden Klauen treffen zu lassen. Máel taucht unter den  ausgestreckten Armen des Anderen ab, und hackt mit aller Kraft nach dessen Oberschenkel. Das blaue Leuchten frisst sich gerade zu in das untote Fleisch, qualmt und zischt wie ein schwelendes Feuer, aber die Kraft des Elfen reicht nicht aus, um das Bein zu durchtrennen. Hastig reißt er die Waffe zurück, als der aufheulende Zombie sich auf ihn stürzt. Entfernungen einzuschätzen fällt mit einem halb zugeschwollenen Auge schwer, und so entgeht er nur um Haaresbreite dem Todesgriff, mit dem ihn der Untote zu seinem aufgerissenen Maul ziehen will. Máel tänzelt um seinen Gegner herum und gelangt in seinen Rücken. Mit seinem ganzen Gewicht und aller Kraft legt er sich in den Schwertstoß, der knirschend die Klinge bis zur Parierstange zwischen den Schulterblättern in den Brustkorb des Untoten treibt, und ihn mit sich zu Boden reißt. Das Schwert, das mehr als 2 Fuß vorne aus der Brust ragt, nagelt den Untoten an den Boden, als Máel Farons Stimme hinter sich hören kann. >>Runter da!<< In Windeseile rollt der Elf vom Rücken seines Gegners, der schon wieder Anstalten macht, um sich zu erheben. Doch die riesige Axt des Fauns ist das richtige Werkzeug, um den Wiedergänger zügig in ungefährliche Stücke zu zerlegen. Das Feuer des Holzscheits in den Händen der Faruna erledigt den Rest, nachdem sich Máel sein Schwert zurückgeholt hat. Als er jedoch zurück zum Feuerkorb sieht, denn Cron und Caewlin hergeschleppt haben, sieht er noch Borgil zusammenklappen. Azra steht vor ihm! Shebaruc!, knurrt eine Stimme in ihm, dann ist er auf dem Weg, das Schwert in der Hand.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 05. Okt. 2005, 12:32 Uhr
Sayila ist wie versteinert vor Entsetzen, als der Untote auf Tyrael zuwankt. Sein bloßes Aussehen lässt sie würgen und ein starker Brechreiz steigt in ihrer Kehle auf. Sie ist unfähig, sich zu rühren, unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen.
Zu ihrem Glück scheint Tyrael nicht so aus der Fassung zu geraten, beim Anblick einer Kreatur, die nur aus Knochen und fauligem fleisch besteht. Binnen weniger Augenblicke schafft er es, das Monster zu besiegen.
Erleichterung durchströmt die junge Frau.
Dann mit einem Mal, scheint Tyrael etwas zu entdecken. E läuft los, und ruft ihr nur noch über die Schulter hinweg zu: <"Sayila komm!"> Einige Sekunden ist sie zu perplex, um zu reagieren, doch dann folgt sie Tyrael etwas langsamer; das Stechen in ihrer Brust hat nicht nachgelassen, im Gegenteil, es scheint schlimmer zu wrden. Hoffentlich habe ich mir nicht eine Rippe gebrochenoder dergleichen, denkt sie, äußere Wunden sind leicht zu heiln, doch wenn etwas im Inneren nicht stimmt..?
Sie erreicht Tyrael und sieht, dass er einer jungen Frau aufhilft. Sayila erschrickt bei ihrem Anblick. Ihr ganzer Körper ist übersäht von roten Strimen und sie wirkt ausgezehrt und schwach, als stünde sie an der schmalen Kante zwischen Leben und Tod und drohte, hinüber ins Schattenreich zu stürzen.
<"Könnt ihr alleine stehen, oder soll ich euch weiterhin stützen?">, fragt Tyrael die junge Frau. Er hat ihr seinen Mantel um die Schultern gelegt, denn sie selbst steht mit nichts als ihrer eigenen, geschundenen Haut an. <"Ich bin übrigens Tyrael">, fügt er noch hinzu.
Sayila mustert die junge Frau besorgt.
"Wir sollten vielleicht eine Heilerin suchen", meint sie zu Tyrael, "ihre Wunden sehen übel aus."
Sie blickt sich um, au der Suche nach weiteren üblen Kreaturen. Weniger as zehn Meter entfernt entdeckt sie tatsächlich zwei der widerlich aussehenden Untoten, die langsam in ihre Richtung wanken.
"Tyrae", sagt sie warnend, "da hinten tauchen schon wieder zwei dieser... Horrorgestelten auf. Wir sollten versuchen, so bald wie möglich von diesem Ort zu verschwinden." Murmelnd fügt sie hinzu: "Ich glaube nicht, dass wir es mit einer größeren Anzahl von ihnen aufnehmen können..."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 05. Okt. 2005, 13:01 Uhr
„Aurian.“ mehr als ein Krächzen ringt die junge Frau nicht zustande. Zwar ist sie dankbar über den Mantel, den ihr der Fremde, der sich als Tyrael vorstellt, um die Schultern legt, doch selbst die leichteste Berührung bereitet ihr Schmerzen. Auf die Frage, ob sie allein stehen könne, nickt sie schwach. Ganz sicher ist sie sich zwar nicht, aber  sie hat keine Lust, das zuzugeben. Ein wenig Stolz ist ihr in ihrem de Winter’schen Sturschädel geblieben. >...da hinten tauchen schon wieder zwei dieser... Horrorgestelten auf...< Die Magierin blickt in die Richtung in die die  Frau, die eben zu ihnen getreten ist, zeigt. „Feuer...mit Feuer..kann..kann...man diese Dinger los werden!“ bringt sie mühsam heraus. Der Blick in die Richtung sagt ihr aber noch etwas. „Die wollen nicht zu uns, schaut dort!“
Sie deutet auf die Elbin, die bewusstlos am Boden liegt. Borgil hatte sie eben noch mit einem Feuerstecken verteidigt, doch der Harfenwirt scheint am Ende seiner Kräfte, eben sinkt der Zwerg in die Knie. Zwar umklammert er noch die Fackel, doch langsam neigt sich sein massiger Körper zur Erde. „Wir...wir müssen ihnen helfen. Los!“ Aurian mobilisiert ihre letzten Kräfte und taumelt in Richtung der beiden Gestalten, die beiden anderen hinter ihr. Beinahe zeitgleich mit den beiden Untoten erreichen sie Arwen und Borgil. Der Dämon hatte ihr zwar beinahe ihr ganzes Mana geraubt, für eine kleine Flamme reicht es aber immer noch und mit dieser entzündet das Mädchen die Fackel erneut. Sie zu halten, dafür rreicht ihre Kraft dann aber doch nicht mehr „Tyrael...ihr...ihr müsst...“ Ihre Stimme versagt. Sie hatte sie sich buchstäblich unter der Folter des Dämons aus dem Leib geschrienen. Flehend sieht sie ihren Retter an. Dann wieder zu den beiden Kreaturen: Halbverfault, Maden kriechen aus Augenhöhlen und Nasenlöchern und der süße Verwesungsgeruch raubt einem beiahe den Atem.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 05. Okt. 2005, 18:04 Uhr
<„Feuer...mit Feuer..kann..kann...man diese Dinger los werden!“>, keucht die junge Frau und Sayila ist klar, dass sie die Untoten meint. Prüfend sieht die Frau an, die sich als Aurian vorgestellt hat. Ob sie wohl Recht hat?, denkt Sayila, ist sie in ihrem jetzigen Zustand fähig, so etwas zu beurteilen? Oder redet sie nur im Fieberwahn? Zitternd fährt Aurian fort: <„Die wollen nicht zu uns, schaut dort!“>
Sayila dreht dien Kopf in die Richtung, in die die junge Frau gezeigt hat. Sie kann eine Gestalt dort erkennen, eine Frau, die am Boden liegt und bewusstlos zu sein scheint.
<„Wir...wir müssen ihnen helfen. Los!“>, sagt Aurian und stolpert davon in Richtung der drei Gestalten. Sayila zögert kurz und folgt ihr dann gemeinsam mit Tyrael.
Die beiden Untoten haben sie nun ebenfalls fast erreicht. Sayila fragt sich besorgt, was Aurian vorhat. Diese jedoch ergreift eine erloschene Fackel und im nächsten Moment lodert wieder eine Flamme an der Spitze der Fackel auf. Sayila schnappt nach Luft. Sie ist eine Magierin!, schießt es ihr durch den Kopf.
<„Tyrael...ihr...ihr müsst...“> Die Stimme der jungen Frau versagt. Ihr Blick ist flehend.
Die Untoten drohen nun, die bewusstlose Frau zu attackieren. Ohne lange zu überlegen nimmt Sayila Aurian die Fackel aus der Hand und stürzt sich den widerlichen vermoderten Leichen entgegen.
Von den ausgestreckten Armen der Monster hängen verfaulte Muskelfasern herab, durch die sich kleine Käfer und Maden wühlen. Bei einem der beiden Untoten ist der linke Augapfel noch vorhanden und hängt an einigen Fäden aus der Augenhöhle heraus. Sayila verzieht angewidert das Gesicht, als sie die vielen kleinen Fliegen sieht, die sich auf dem Augapfel gesammelt haben. Widerlich!, denkt sie. Rasch streckt sie die Fackel den beiden Monstern entgegen und versucht, sie zurückzudrängen. Die Flammen lecken an den verfaulten Muskelsträngen und der Geruch nach verbranntem Fleisch füllt erneut Sayilas Lungen. Nein!, denkt sie grimmig, du lässt dich jetzt nicht wieder aus der Fassung bringen!
Sie holt zu einem erneuten Hieb aus und steckt die Kleidungsfetzen, die von einem der Biester herunterhängen, in Brand. Sofort lodern die Flammen auf und greifen auf den restlichen Körper des Untoten über. Er beginnt, zu taumeln. Beinahe entsetzt sieht sayila zu, wie die lebende Leiche binnen weniger Augenblicke in Flammen aufgeht und stolpernd zu Boden stürzt, bis schließlich nur noch ein Haufen verkohlter undefinierbarer Fleisch- und Knochenstücke übrig ist.
Sayila sieht auf und bemerkt mit Schrecken, dass der andere Untote sein Ziel offenbar geändert hat - er wankt nun, sein linkes Auge lose irgendwo über dem, was einmal die linke Wange war, baumelnd, auf Tyrael und Aurian zu.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Chris Ruby am 06. Okt. 2005, 14:02 Uhr
Rubelli kommt sich schon den ganzen Tag wie in einem Alptraum vor und befolgt Eades Anweisungen nahezu willenlos.
So denkt er sich auch nichts weiter dabei, als er sich Haken schlagend von den Priesterinnen und Eade entfernt, die sich anschicken Sethai - oder das was von ihm übrig geblieben war - zu retten.
Noch immer begreift er nicht was aus seinem Liebling geworden ist, aber dass dieser sich nach wie vor um ihn sorgt, lässt sein Herz höher schlagen.

Als er bei diesem Gedanken angekommen ist, bleibt er mitten zwischen den Gräbern stehen und schüttelt seinen Kopf verwirrt.
Falls ihm einer der Priester vorher einen Auftrag gegeben hat, ist dieser jetzt vollkommen vergessen.
Was tue ich hier?!
Vollkommen desorientiert schaut er an sich herunter und sieht über seinen zerrissenen Kleidern einen leichten Schimmer von Eades Magie ... nur mehr einen Hauch; ein Abglanz dessen was er ihm noch hatte mitgeben können, bevor Rubelli davongelaufen war.
DAVON GELAUFEN!
Siedend heißen brennen sich diese zwei Worte in seinen Verstand und ruckartig dreht er sich wieder um, um zurück zu laufen.
Sein Körper fühlt sich an wie ein Stück weich geklopftes Fleisch und er spürt, dass er sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können wird, aber weglaufen galt nicht - nicht mehr.
Wenn wir Asrais Gefährten nicht bezwingen können, gibt es für uns keine Zukunft mehr. Und wenn es soweit kommt, möchte ich mit Eade gemeinsam vor Timothy treten.

Mit diesem Gedanken stürmt Rubelli zurück - direkt auf die unheimliche Dunkelheit zu, die ihm mehr Angst einflößt, als alles was er sich vorstellen kann.
Doch er hat sie noch nicht ganz erreicht, als sich etwas aus der vermeintlich undurchdringlichen Schwärze löst. Noch bevor er erkennen kann was es ist, trifft es ihn bereits. Zeit zum ausweichen war ihm keine geblieben und so fühlt er nur mehr am Rande seines Bewusstseins wie er den Boden unter den Füßen verliert. Dann umgibt ihn stille Finsternis.
Als sie sich langsam wieder lichtet, begreift Rubelli zunächst nicht was passiert ist. Er schmeckt nur eklige Erde im Mund und im ersten Moment glaubt er nicht, dass er noch einen heilen Knochen im Körper hat.
Stöhnend dreht er sich mühsam um und blinzelt in etwas, dass mit gutem Willen so etwas wie Tageslicht ist.
Hustend dreht er sich wieder auf die Seite und versucht die staubigen Krümel aus seiner Kehle zu bekommen. Als der Hustenreiz nachgelassen hat, versucht er sich fieberhaft zu erinnern was passiert ist und wo er sich befand, doch er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Erst als er ein Paar blanker Knochen auf sich zuschlurfen sieht, fällt ihm alles wieder ein.
Vollkommen erstarrt wartet er ab was passieren wird. Er weiß, dass sein Körper momentan zu schwach ist, um auch nur an Flucht zu denken und so versucht er sich einfach tod zu stellen. Wie durch ein Wunder verrät ihn sein zitternder Körper nicht und die wandelnde Leiche scheint auch keinerlei Interesse an ihm zu haben.
Erst als ihre Schritte nicht mehr zu hören sind, atmet Rubelli keuchend aus, bevor er sich ächzend auf die Füße stemmt.
Schwankend bewegt er sich wieder auf Eade und die Priesterinnen zu; das Bild von der Ferne nahezu unverändert. Nur vereinzelt erkennt er zwischen den Trümmern vermeintlich das Aufflackern von etwas Orangem, das er aber nicht deuten kann. Erst als ihm der Geruch von verbranntem Fleisch und verkohlter Erde in die Nase steigt, wird ihm bewusst das es sich bei dem Flackern um Feuer handelt.
Rubelli kann sich nicht vorstellen wie es zwischen all den Steinbauten zu einem Feuerausbruch kommen konnte, aber er verdoppelt seine Anstrengungen noch, um zu Eade zu kommen und ihn womöglich vor dem Feuer zu schützen.
Als er wie durch ein Wunder unbehelligt zwischen den Trümmerhaufen auftaucht, erkennt er seinen Irrtum. Er hatte nur Glück gehabt, weil sich die Untoten hier versammelten und das Feuer wurde von Kriegern eingesetzt, die Eade und Morgana vor ihnen beschützten.
Das Bild verschwimmt vor seinen müden Augen und Rubelli muss heftig blinzeln, um seine Sicht wieder zu klären.
Doch das Bild, dass sich ihm schließlich bietet, lässt ihn erneut erstarren.
Die verbliebenen Krieger oder einfach nur Menschen und Elben, die helfen wollten, standen bereits wacklig auf den Beinen und boten ein Bild des Jammers.
Ich werde kaum besser aussehen.  schießt es Rubelli durch den Kopf und ein weiterer Gedanke plötzlicher Klarheit sickert durch sein Bewusstsein. Mael ist hier ... und er beschützt seine Geliebte. Die beiden Faune kämpfen Seite an Seite und auch Borgil ist mit seiner Frau hier. ...
Auch zwei weitere Personen meinte er als Paar sehen zu können und der Mann, der Eade wie ein Berserker verteidigte, hatte sicherlich auch eine große Liebe, die es zu verteidigen galt.
Wie kann das Dunkle noch bestand haben, wenn es das sieht?
Der Gedanke ist aberwitzig und hat nichts mehr mit Rationalität zu tun. Ebenso schnell verschwindet er wieder und lässt nur mehr den Gedanken an Eades Sicherheit zurück.
Was gäbe ich jetzt für eine Flasche Wasser. Dann könnte ich dem untoten Gesindel Feuerfontänen in die häßlichen Fratzen spucken.
Der Gedanke beflügelt Rubelli, auch wenn er über nichts dergleichen verfügt. Trotzig reißt er sich die Überreste seines Hemdes vom Körper und fährt damit gewohnheitsmäßig über sein Gesicht, bevor er es zu Boden schmeißt.
Obwohl all seine Muskeln brennen wie Feuer, dehnt er sie kurz, bevor er Haken schlagend aus seiner Deckung bricht und genau auf Morgana und Mael zuläuft, in deren Nähe sich das ursprüngliche Feuerfass befindet.
Sein Lauf ist lange nicht so behände, wie er es sich wünschen würde, aber seine Ausbildung als Artist macht sich nun doch einmal bezahlt. Zwar bekommt er den ein oder anderen Schlag ab, der ihn torkeln lässt, aber schließlich hat er sich in die vermeintliche Sicherheit hinter den wütenden Faunen gebracht, die ihn gerade noch rechtzeitig als Mensch erkannt und ihn nicht niedergemacht hatten.
Schwer atmend bleibt er neben den heißen Fass stehen und winkt ab, als Mael sich zu ihm umdreht. "Kämpf weiter!" ist alles was Rubelli stoßweise aus seiner staubtrockenen Kehle herausbringt.
Dann schnappt er sich einen Holzscheit und rennt um den Kreis hinüber zu Eade und dem mächtigen Krieger, der ihn bis jetzt beschützt hat. Gerade als er ankommt, duckt er sich unter seinem weit ausholenden Schwertarm hindurch, um nicht getroffen zu werden.
Schwer nach Atem ringend bleibt er neben dem Hünen im verbrannten Gras liegen, doch dieser beachtet ihn zunächst nicht weiter, weil ihn gerade mehrere Untote zugleich bedrängen. Rubelli gelingt es nur die Füße des wandelnden Leichnams zu entfachen, der ihm am nächsten ist, bevor der Krieger über ihm ist und Rubellis Angreifer endgültig den Gar ausmacht.
Dann reißt er den schmächtigen Artisten auf die Beine und schaut ihn stirnrunzelnd an. Schließlich scheint er aber zu der Überzeugung zu kommen, dass eine kleine Hilfe besser ist als keine und nickt ihm flüchtig zu.
Rubelli tut es ihm gleich, bevor er einen kurzen Blick auf Eade wirft, der unter der Anstrengung sichtlich immer mehr zu kämpfen hat.
Halte durch! Ich bin bei dir! ruft Rubelli ihm in Gedanken zu und er hofft inständig, dass die tiefe Zuneigung, die ihn mit dem Wasserelf verbindet, diesen zusätzlich noch einmal stärken wird.
Doch dann reißt er sich von Eades Blick los und stellt sich hinter ihn.
Lass mich nur noch ein bisschen durchhalten Lyr. Nur noch ein bisschen.
Und Lyr scheint ihn angesichts all der göttlichen Magie um sie herum erhört zu haben, denn seine Sicht wird wieder klarer und er fühlt sich etwas frischer als zuvor.
Triumphierend setzt er den nächsten Untoten in Brand, bevor er erkennt, dass es sich dabei um ein Kind gehandelt haben musste.
Er glaubt sich übergeben zu müssen, aber in seinem Magen war nichts, was er hätte ausspucken können. So wendet er ich von dem kleinen, zerfallenden Gesicht ab und kämpft stoisch weiter.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lady Kizumu am 06. Okt. 2005, 14:22 Uhr
Als die Erde zu beben beginnt wird ihr das erste Mal seit dem Auftauchen des Dämons wirklich schlecht und sie springt mit einem spitzen Schrei fort, um nicht in eine der sich auftuenden Spalten zu stürzen. Ihr Blick irrt zu Olyvar, der mit wenigen Sprüngen bei ihr ist und gemeinsam mit den anderen suchen sie ihr Heil in der Flucht. Die Lichtblitze flackern über den aufgerissenen Boden und werfen ein unwirkliches Licht auf dieses mehr als unwirkliche Geschehen. Der Oger der sie gerade noch mit dem kupfernen Kessel bedroht hat, verschwindet mitsamt diversen Goblins und Boghaniks und die Elbin starrt einige Herzschläge lang auf die sich wieder schließende Erde und eine Gänsehaut kriecht ihr über den Rücken. Von der Erde verschluckt..
Die nächsten Minuten vergehen in geordnetem Chaos; ein ganzer Trupp Blaumäntel sichert den Marktplatz, tötet die letzten umherirrenden Höllenkreaturen und die plötzliche Menschenmenge um sie her hat etwas tröstliches und hoffnungsvolles. Olyvar ist dicht bei ihr, hört sich die Berichte Rhordris und Vareyars an, hält sie als die Erleichterung über die Nachricht von einer tapferen Kea und einem umsichtigen Ierás ihr die Knie aufweicht und seine Nähe erfüllt sie mit Ruhe und Zuversicht. Während er mit Euron und den beiden Elbinnen spricht, lässt sie ihren Blick über die Leichen schweifen und macht sich dann mit müden Gliedern daran ihre Dolche, wo sie sie findet aus totem Fleisch zu ziehen. Sie macht sich nicht die Mühe, sie großartig zu säubern, dafür würde sie später noch genug Zeit haben. Wenn...
Ihre Hand ruht fest und warm in Olyvars. Die Männer halten sich dicht um ihren Lord Commander und das Wissen um vier Dutzend Blaumäntel, mit Schwertern und Bögen bewaffnet, im Rücken lässt ihren Herzschlag sich langsam beruhigen. Ihnen begegnen nur einige vereinzelte Gräber und zwei oder drei Goblins; die Gardisten machen jenen, die bei ihrem Anblick nicht schnell genug Reiß-aus nehmen, rasch und ohne sich lange aufzuhalten den Garaus. Sie halten sich auf den größeren Gassen und ihr Weg führt sie an immer noch brennendem Vierteln vorbei. Die Brände sind zwar weitgehend unter Kontrolle, doch noch immer kämpfen unzählige Bürger gegen die Flammen. Ihr Blick schweift mehr als einmal in die Richtung, in der sie die Hufschmiede weiß und auch wenn sie nur selten betet, auf dem schweigsamen Marsch zum Sithech- Hain tut sie es voller Inbrunst. Beschützt jene, die wir lieben...

Die schwarze Wolke die über dem Friedhof der Stadt lauert lässt wohl jeden, der sie sieht verzagen; sie spürt das Zögern der jungen Männer hinter ihnen, hört die leisen Gebete und schluckt den Kloß in ihrem Hals nur mühsam herunter. Olyvar verstärkt einen Herzschlag lang den Druck seiner Hand, dann führt er seine Männer bis auf hundert Schritt an den Hain heran. Sie schweigen, denn alle Worte scheinen nutzlos gegen das, was sich ihnen und der Stadt dort entgegenstellt, aber sie können auch die gold- und silberfarbenen Lichtblitze sehen, die sich um die Dunkelheit legen und an ihr entlangtasten. Niniane, Morgana und Arwen.. Kizumus Augen weiten sich, als sie der torkelnden Gestalten auf dem Totenacker gewahr wird. >Ifrinn!< Die Elbin gibt ein leises, halb entsetztes, halb amüsiertes Schnauben von sich, aber sie schafft es nicht, den Blick von den wandelnden Toten abzuwenden.
Olyvar wendet sich zu seinen Männern um und sein Blick ruht mehrere Herzschläge lang auf den Gesichtern der Blaumäntel. Sie spürt, wie er tief ein- und ausatmet, dann beginnt er mit lauter Stimme seine Befehle zu geben. >Vareyar, nimm die Hälfte der Männer links um den Hain herum, wir müssen einen Kreis ziehen. Lasst keine dieser Kreaturen durch, die Bogenschützen sollen Brandpfeile benutzen, wir müssen dafür sorgen, dass die Priester nicht gestört werden.< Er dreht sich noch einmal um, gerade als Borgil an dem Feuerkorb zu Boden geht und Kizumus Blick bleibt an dem wehenden weißen Haar Azras hängen. >Der Rest kommt mit mir.< Mit einem entschlossenen Nicken entlässt er die Männer, die sich unter Vareyars Führung sofort auf den Weg machen. Die Elbin wechselt einen raschen Blick mit ihrem Ehemann und ist im Stillen sehr erleichtert, dass er nicht mehr versucht hatte, sie fort zu schicken. Dann greift sie erneut nach seiner Hand und sie führen ihre Hälfte der Männer in die andere Richtung. >Verteilt euch, sorgt für mehr Feuer.< Die Gardisten eilen weiter, ziehen den Kreis um den Sithech- Hain zu und nur wenig später gehen die ersten Brandpfeile auf das Chaos nieder.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Caewlin am 06. Okt. 2005, 18:04 Uhr
Ravens Antwort, sie hätten Feuerstein und Zunder, lässt Caewlin erleichtert aufatmen und einen Blick mit ihr tauschen. Gesegnet sind die Männer, die eine praktische Frau ihr Eigen nennen... Bevor seine praktische kleine Frau jedoch mit fliegenden Fingern und in panischer Hast angesichts dessen, was da im flackernden Halbdunkel zwischen geschändeten Gräbern auf sie zutorkelt, den Beutel auch nur von ihrem Gürtel lösen und aufnesteln kann, treibt eine Woge schwarzer Magie, die plötzlich über den Sithechacker rollt, sie alle zurück. Knisternd und krachend brandet ein purpurnes, von körnigem Schwarz durchsetztes Gewirr um den Sithechtempel wie eine Flutwelle um einen Felsen, und reißt alles mit sich - Erde, Grabsteine, Knochen, entwurzelte Sträucher und abgebrochene Äste. Niemand von ihnen wird im Schutz der schwarzen Mauern direkt davon getroffen, aber allein die Druckwelle reicht aus, um sie in die Knie zu zwingen oder an den kalten Stein zu pressen. Die Erde ächzt und schwankt, als der Zauber über sie hinwegwirbelt, und alles, was Caewlin sieht, ist wie Raven auf dem rutschenden, zitternden Boden den Halt verliert. "Raven!" Er löst sich von der Tempelmauer, schlingert auf dem immer noch bebenden Erdreich zu ihr hinüber, doch sie ist bereits davongerollt und zurück auf den Füßen, ehe er auch nur in ihre Nähe kommt. "Raven... ist alles in Ordnung?" Sie hört ihn nicht einmal, geschweige denn, dass er eine Antwort erhält. Er streckt die Rechte nach ihr aus, als wolle er sie zwingen, in ihrer gehetzten Eile wenigstens für einen Herzschlag innezuhalten, um sie zu berühren und sich zu vergewissern, dass sie wirklich unverletzt ist, aber sie streift ihn nur mit einem kurzen, flüchtigen Händedruck. Um sie her herrscht nichts als Chaos, wogende Magie, das Kreischen des Dämons, die grotesk heranruckenden und doch so entsetzlich rasch vorankommenden Untoten, und sie blickt sich mit weit aufgerissenen Augen um, sammelt hektisch ein paar herausgefallene Holzscheite zurück in den Feuerkorb und entzündet das ganze verdammte Ding dann mit nichts als einem einzigen, bohrenden Blick. Caewlin prallt zurück, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Was...?! Er blinzelt vollkommen verblüfft von den auflodernden Flammen zu seiner Frau und wieder zurück, und glaubt im ersten Moment seinen Augen nicht zu trauen. >Wir brauchen mehr Holz oder irgend etwas, das brennt,< hört er sie sagen und das in einem Ton, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, einen Feuerkorb mit bloßer Willenskraft in Brand zu stecken. In ihren Augen ist keinerlei Erschrecken, nicht die leiseste Verwunderung, so als ob... als... Sie weiß es, wird ihm schlagartig klar. Es ist ihr nicht neu und nicht fremd. Caewlin kennt Raven und er hätte Stein und Bein geschworen, sie gut zu kennen - jedenfalls hat er das bis zu diesem Augenblick felsenfest geglaubt. Zaubern jedoch hatte er sie nie sehen, geschweige denn, davon gewusst, dass sie es überhaupt kann. Jetzt sieht er es und es kommt ihm schlichtweg unmöglich vor. Tunritha. Hagazussa. Magoi. Hexenwerk, schießt ihm kalt durch den Kopf und in ihm ist kein Platz für irgendein anderes Gefühl außer dumpfer Fassungslosigkeit. >Wir dürfen nicht zulassen, dass sie die Magie der Priester stören,< spricht sie hastig weiter, entzündet aufgelesene Äste und lange Stöcke im flackernden Feuerkorb und drückt sie Borgil, Cron, selbst ihm in die Hand. >Sie können nicht den Zauber aufrecht erhalten und sich gleichzeitig diese Wiedergänger vom Leib schaffen. Aber wenn das Netz, das sie gewebt haben, zusammenbricht und der Dämon freikommt, dann sind wir alle verloren...<

Er hat keine Zeit, nachzudenken, irgendetwas zu etwas zu sagen, Gedanken und Gefühle wieder zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen, einen Plan zu fassen oder auch nur gesunde Angst zu empfinden - alles geschieht zu schnell, alles geschieht auf einmal. Ravens Zauberei hat ihn so unerwartet getroffen, wie ein Dolchstoß in den Rücken, aber er kann sich jetzt nur noch auf das konzentrieren, was auf sie zukommt und schiebt alles andere weit von sich. Was er nicht ignorieren kann, selbst in diesem Höllenalptraum, ist das bittere Gefühl, an der Nase herumgeführt worden zu sein. Das leuchtende Netz aus Zauberfäden und Licht, das die Priesterinnen um die Gruft und die flackernde Schattenkugel gewoben hatten, gerät plötzlich ins Schlingern, zittert und reißt an einer Seite auf. Im selben Augenblick brüllt Cron nach Niniane, die im Inneren der Gruft verschwindet und Caewlin, der wild herumfährt, erwischt ihn gerade noch an der Schulter, ehe er ihr nachstürzen kann, und damit vielleicht wissen die Götter was angerichtet hätte. "Cron! Hör mir zu! Hör mir zu, verdammt nochmal!" Er spürt das Gewicht des Tronjers an ihm zerren und schüttelt ihn grob, um ihn zur Besinnung zu bringen. "Reiß dich zusammen und hilf uns gefälligst, Morgana und Arwen vor den Wiedergängern zu schützen, die gleich hier sein werden. Das ist das beste, was du für Nan tun kannst. Das ist das einzige, was du im Moment tun kannst!" Einen wilden Augenblick lang fürchtet er, Cron würde ihn einfach abschütteln, aber dann nickt der Tronjer doch. "Hilf mir mit dem Feuerkor... Himmel! Borgil!" Kaum ist Cron wieder bei Sinnen und packt mit ihm den schweren Nachtfeuerkorb, um ihn zur Gruft zu schleppen, wo sie das Feuer dringend brauchen würden, spielt der Zwerg verrückt und hinkt ihnen allen in Richtung Arwen davon, zu schnell, als dass irgendjemand von ihnen noch etwas dagegen tun könnte. Als Caewlin sich den Kopf verrenkt, um ihm nachzublicken, sieht er auch, warum: die Elbin steht nicht mehr auf den Beinen und wirkt auch keine ihre Zauber mehr, sondern liegt zusammengebrochen im Gras, bei ihr der kleine Blutelbenmischling, Borgils Frau. Nur einen Herzschlag später kann Caewlin den Zwerg Azra! brüllen hören - und das in einem Ton, der sie alle selbst inmitten dieses apokalyptischen Alptraums noch zusammenzucken lässt. Er kann nicht mehr sehen, was dort weiter vor sich geht, denn in diesem Moment biegen sie schnaufend und grunzend vor Anstrengung mit ihrer zentnerschweren und brennenden Last um die Ecke des Mausoleums, aber er weiß, dass der Zwerg bald einfach umkippen muss, er hat schon viel zu viel Blut verloren. Verdammt, Borgil kann nicht einmal mehr alleine stehen... Sie tragen den Feuerkorb zum Grufteingang, wo Morgana jetzt ganz allein steht, und stellen ihn zwei Schritt entfernt von der Priesterin und ihren schimmernden, magischen Schutzhüllen ab. Kaum haben sie die Heilfrowe erreicht, verschwindet Cron mit einem brennenden Knüppel, um die Rückseite des Grabmals zu sichern und Caewlin nickt. Ein rascher Blick über die Schulter zeigt ihm, dass ihnen nur noch wenige Augenblicke bleiben, bis die ersten Untoten heran wären, aber Zeit genug, um ein paar größere Äste in der Nähe herzuziehen, und sie in Brand zu stecken allemal. Wenn der Elb mit... Caewlin blickt sich suchend um, doch Maél hat bereits Posten bezogen: das Spitzohr hat sich hinter Morgana aufgebaut, einen brennenden Scheit in der einen, das Schwert in der anderen Hand, bereit sich ins fröhliche Duellieren zu stürzen.

Wir sind tot! Einen Augenblick lang spürt er wildes Lachen in sich aufsteigen. Wir sind alle tot... laufen auseinander wie aufgeschreckte Hühner und lassen uns auf Einzelkämpfe ein, die wir auf Dauer gar nicht gewinnen können, anstatt zusammen zu bleiben und einen Ring aus Feuer um die Priester und am besten die ganze Gruft zu legen, der uns alle schützen und die verfluchten Wiedergänger auf Abstand halten würde... "Verdammt!" Caewlins Blick fällt auf einen Ast von der größe eines jungen Baumes ganz in der Nähe und er hechtet hinüber, um ihn herzuziehen, gerade als die beiden Faune weiter vorn bei dem Elben hinter Morgana auftauchen. Einer von ihnen ist Faron, der Stallmeister der Steinfaust, bewaffnet mit einer schweren Axt, der andere scheint eine Frau zu sein. Sie erreichen den Elb, zwei Untote praktisch auf den Hufen, und kurz darauf sind alle drei in einen heftigen Kampf mit ihnen verwickelt - keine fünf Schritt vom hell lodernden Nachtfeuerkorb entfernt, keine zehn Schritt von ihm und Raven. Caewlin zerrt den schweren, sperrigen Ast heran, lässt ihn fallen und Raven steckt ihn in Brand. Grünes Holz, das furchtbar qualmt, aber es brennt - ein vier Schritt langer und einen halben Schritt hoher Wall aus rauchenden Flammen, kein Ring aus Feuer, aber besser als nichts. Der brennende Ast liegt zwischen Morgana und der Stelle, wo vorhin noch Arwen stand, und da Maél und die beiden Faune sich schon um Morganas Schutz kümmern würden, wendet Caewlin sich um, um Arwen hinter das Feuer in Sicherheit zu holen, entdeckt aber zu seiner Verwirrung bei der Elbin anstatt Borgil und Azra jetzt eine reichlich mitgenommene Aurian, einen ihm völlig fremden Elben und eine Frau mit schwarzem Haar, die gerade mit einem brennenden Stock ein paar Untote zurücktreibt. Caewlin hat keine Ahnung, woher auf einmal die Magiernovizin oder ihre beide Begleiter kommen, aber darum kann er sich jetzt auch nicht kümmern. Ein paar torkelnde Wiedergänger haben auch die Stelle, an der sie stehen, genau an der Ecke zwischen Front und rechter Seite des Mausoleums, inzwischen fast erreicht, er kann sie durch Rauch und Flammen auf der anderen Seite ihres brennenden Schutzwalls sehen, doch die Hitze treibt sie zurück. Witternd als wären sie blind, wenden sie sich zur Seite, um das Feuer zu umgehen, kommen ihm jedoch nicht näher als fünf Schritt und schlurfen unschlüssig mal hier, mal dorthin. Mit einem Blick schätzt er die Entfernung zwischen Raven und ihm selbst und den anderen ab, und schüttelt den Kopf. Viel zu weit. "Aurian!" Brüllt er über die Schulter, über das Prasseln der Flammen vor ihnen, das Knistern und Heulen der Magie hinter ihnen, den Kampflärm der anderen zu ihrer Rechten und das hohle Stöhnen wandelnder Leichen, das von allen Seiten zu kommen scheint, hinweg. "Bringt Arwen hierher hinter das Feuer, schnell!" Er kann Borgil und auch Azra beim besten Willen nicht bei ihr und der Elbin entdecken, doch als er sich suchend nach dem Zwerg umsieht, findet er ihn zu seinem Schrecken rechts von ihm, ein Stück weiter am Nachtfeuerkorb. Borgil klammert sich an den geschmiedeten Eisenbändern fest, als seien sie das einzige, was ihn noch aufrecht erhält, zerrt einen brennenden Ast heraus, schwankt, redet auf seine bleiche und völlig verstört wirkende Frau ein und bricht in die Knie. Caewlin fährt herum, packt Raven am Arm und drängt sie mit sich. "Borgil," keucht er nur als Erklärung. Zum Narren gehalten oder nicht, er wird sie hier nicht allein stehen lassen. Sie sehen ihn fallen und reglos liegenbleiben, sehen, wie es rot unter ihm ins silberne Gras sickert und erreichen den Zwerg, gerade als die Untoten sich für einen Weg um das Feuer herum entschieden haben - direkt auf sie zu.

Caewlin hält sich nicht mit Lochaberaxt oder Morgenstern auf. Er hat nicht vor, sich mit gewöhnlichen Waffen in einem Kampf gegen wandelnde Tote aufreiben zu lassen, sondern zerrt einen brennenden Scheit aus den Flammen, und schleudert ihm dem vordersten der auf sie zuschwankenden Zombies einfach entgegen. Er trifft den gedrungenen Untoten, der nur noch aus Knochen besteht und dem die Reste eines vermoderten Leichenhemdes um die blanken Rippen schlackern, mitten auf die Brust, und lässt ihn knisternd und fauchend in Rauch und Flammen aufgehen. Ein weiterer, halbvermoderter Leichnam verglüht auflodernd weiß und rot, weil Raven einen langen Stock wie einen Speer führt, und die brennende Spitze ins verfaulte Gesicht ihres Gegners rammt, dann ist der dritte heran. Der tote Mann ist groß und noch kaum verwest, nur seine Haut ist weiß wie Milch und seine Augen leuchten scharlachrot. Caewlin treibt ihn zwei, drei Schritt mit dem dicken Knüppel, den er als Waffe führt, zurück. Das Ende des wuchtigen Astes brennt wie eine Fackel und jeder Hieb versprüht leuchtende Funkenschauer und zwingt den Untoten fort von Borgil und der schreckerstarrten Azra, und vor allem fort von Raven. Der Wiedergänger allerdings weicht jedem seiner Schläge aus, überraschend schnell für eine torkelnde Leiche, und geht dann urplötzlich zum Gegenangriff über. Caewlin wird der brennende Stock einfach aus der Hand geschlagen, segelt in hohem Bogen davon und landet ein paar Schritt entfernt im Gras. Er zieht den Morgenstern, doch der Wiedergänger verliert augenblicklich jegliches Interesse an ihm und wendet sich ruckartig den anderen zu. Sein Kopf schwenkt hin und her, als wittere er... Das Blut. Himmel, er riecht das Blut. Zeit zu denken bleibt ihm nicht, Zeit, sich den brennenden Knüppel wiederzuholen, erst recht nicht. Caewlin dreht sich knurrend, holt aus und drischt dem Wiedergänger die eisendornbesetzten Morgensternkugeln in den Rücken. Halb abgewandt sieht der Tote den Schlag nicht kommen und Caewlin spürt das Reißen von modernder Kleidung und leblosem Fleisch, das Bersten von morschen Sehnen, kalten Muskeln und Knochen, als er trifft. Der Untote wankt und bricht fast in die Knie und Caewlin reißt seine Waffe zurück, an deren Schlagkugeln Stoffetzen, Haut und braune Fleischbrocken kleben. Kein Blut. Kein einziger Tropfen. Einem Lebenden hätte der Schlag Nieren, Rippen und Rückgrat zermalmt, aber den Wiedergänger scheinen die drei faustgroße Löcher im Rücken und die gebrochenen Knochen überhaupt nicht zu interessieren. Noch bevor Caewlin zum nächsten Schlag auch nur ausholen kann, ist sein Gegner herumgefahren und springt ihn einfach an, im nächsten Moment hängt er an seiner Kehle. Finger, kälter als Eis, so kalt, dass die Berührung brennt, kratzen über den Rand seiner Halsberge, finden ungeschütztes Fleisch und graben sich tief hinein. Die Welt schrumpft zu bitterer Kälte, zwei glühenden, blutroten Punkten und fürchterlichem, rotschwarzem Schmerz zusammen. Einen Moment lang ringt er mit dem toten Mann, hämmert mit dem langen Morgensternschaft auf dessen Rippen, schlägt mit der Eisenschelle an seinem rechten Handgelenk gegen dessen Gesicht, findet seinen Jagdolch und stößt ihn dem Wiedergänger tief in den Bauch, doch nichts geschieht. Der Untote verstärkt nur seinen Griff und verdreht die Hände. Er reißt mir den Kopf ab. Caewlins Linke schließt sich um ein Handgelenk, so hart und kalt wie Gletschereis, während er verzweifelt versucht, irgendwie beide Arme zwischen die Hände des Toten zu bringen, um den eisernen Klammergriff aufhebeln und von seiner Kehle ziehen zu können.

Langsam geht ihm die Luft aus, bunte Kringel mischen sich in die Kälte und kleine, blendende Sonnen explodieren hinter seinen Augen. Seine Lungen stehen in Flammen, seine Kehle dagegen fühlt sich vollkommen erfroren an, ebenso wie seine rechte Hand, die noch immer den Arm des Wiedergängers umklammert. Er reißt verzweifelt daran, windet und dreht sich, krümmt sich, kann nicht mehr atmen, rammt die Füße in den Boden, spannt sich und wirft sich vorwärts. Der Untote war einmal ein großer, kräftiger Mann, das ist er immer noch, aber Caewlin überragt ihn um zwei Haupteslängen und ist schwerer - und wandelnde Leichen sind entsetzlich stark, aber nicht unbedingt die Sichersten auf den Beinen. Sein Angriff holt den Zombie von den Füßen und dann gehen sie in einer Wolke von Fäulnis, Entsetzen und Frost zu Boden. Die Wucht des Aufpralls löst eine milchweiße, gefrorene Hand von Caewlins Kehle und er schnappt nach Luft, verschluckt sich und atmet. Gierige, tiefe Züge drohen ihm die Lungen zu sprengen und senden weißglühende Stiche durch seine verletzten Rippen, aber er ignoriert den Schmerz und atmet zwei-, dreimal, ehe die kalten, kalten Finger zurückkehren. Caewlin schmeckt Blut in seinem Mund, schlägt blind nach seinem Gegner, spürt das Gewicht des toten Mannes,  tastet nach einer Waffe, seinem zweiten Dolch, ehe ihm einfällt, dass Raven ihn hat. Er rammt dem Untoten die Eisenschelle fest unters Kinn, greift mit der Linken nach dessen Kopf, rollt herum, rutscht ab und bekommt ihn erneut zu fassen, dann ruckt er ihn mit aller Kraft nach oben. Der Kopf des Untoten kracht in dessen Nacken, biegt sich weiter und weiter zurück, unmöglich weit nach hinten, dann bricht sein Genick mit einem dumpfen, leisen Knirschen. Für einen Herzschlag verblasst das rote Glühen in den leeren, toten Augen, erschlafft der ganze wandelnde Leichnam und mit ihm auch sein Griff um Caewlins Kehle, so dass er freikommt - dann regt er sich von neuem. Hör endlich auf, ihn töten zu wollen, du Narr! Er ist schon tot! Aus den Augenwinkeln erhascht er einen gelbroten Schein. Feuer. Sein Knüppel - nur noch sterbende Flammen, Glut und Asche im hohen Gras, aber immerhin... Caewlin rollt herum und zerrt den Toten mit sich, zieht und schiebt sich seitwärts, kriecht über den Boden und streckt den Arm aus, bis er Glut berührt. Nichts hat sich je besser angefühlt, als der Schmerz, um den er jetzt seine Finger schließt und der ihm brennend die Haut versengt, dann reißt er das glühende Holz hoch und schlägt dem Zombie damit die gefletschten Zähne ein, wieder und wieder und wieder, bis sie brechen, und mit einem knisternden Ffffummm! plötzlich der ganze, falsch herum auf dem Hals sitzende Kopf des Untoten Feuer fängt. Rauch kräuselt sich aus den Ohren, der Nase, den flackernden, roten Augen, in denen jedes Höllenlicht erlischt, dann verraucht der ganze Schädel und mit ihm geht der Rest des Leichnams in Flammen auf. Feuerbäche rinnen über bleiche Pergamenthaut, fressen sich hungrig durch verrottete Kleidung, lösen totes Fleisch von blanken Knochen und Caewlin kriecht hastig außer Reichweite der Flammen, spürt sein Herz gegen seine Rippen hämmern, den eisigen Schmerz in seiner Kehle nachlassen, aber dieser Schmerz fühlt sich geradezu paradiesisch an, und tastet nach dem Morgenstern, der hier irgendwo im niedergetrampelten Gras liegen muss. Er findet seine Waffe und plötzlich ist Raven bei ihm, sagt irgendetwas in drängendem Flüsterton und hilft ihm auf die Füße.

Er kann sie nicht verstehen, alles was er hört, ist das wilde Trommeln seines Herzens und das Geräusch seines keuchenden, abgehackten Atems. Sie zerrt an ihm, an seinem Arm, bis er wieder steht, schwankend, aber auf seinen eigenen Beinen und einen Moment spürt er ihre Hände, flatternd auf seinen. "Fehlt nichts," raspelt er heiser und schüttelt den Kopf. "Mir fehlt nichts. Borgil?" Um die Gruft herrscht nichts als Chaos, Schreie, Feuer, Tod und Verderben und sie stolpern gemeinsam die wenigen Schritte zu dem Zwergen hinüber. Noch atmet er schwach, aber die rote Pfütze unter ihm ist inzwischen zu einer kleinen Lache angewachsen und lockt wahrscheinlich schon die nächsten Toten an. "Er verblutet, wenn wir nichts tun. Aber wahrscheinlich verblutet er nur noch schneller, wenn wir ihm den Harnisch abnehmen... Götterverdammt." Caewlin greift unter Kettenhemd und Wams, bekommt den Saum seines Hemdes zu fassen und zerrt mit steifen, verbrannten Fingern daran herum, bis er einen breiten Leinenstreifen abgerissen hat, den er zusammenknüllt und dem Zwergen zwischen Schulterstück und Halsberge stopft, dorthin, wo er die Bisswunde vermutet. Binnen weniger Wimpernschläge ist das Leinen rot und durchnässt. "Wir brauchen mehr Feuer hier," keucht er. "Die Toten riechen das Blut. Es riecht nach Leben." Er kippt den Nachtfeuerkorb mit einem Tritt um, und ein brennender Teppich aus verkohlten Holzscheiten, Flammen und roter Glut ergießt sich ins Gras und lässt dort kleine Feuernester aufblühen. Durch Rauch und flackernde Brände richtet sein Blick sich auf den Sithechtempel, vierzig Schritt entfernt vielleicht, so nahe und doch unerreichbar. Er sieht sich nach seiner Frau um, wird aber abgelenkt vom Anblick Maéls, der mit weitausholenden Schritten durch den Qualm auf sie  zustapft, die beiden Faune im Schlepptau, den Blick fest auf Azra gerichtet, das blanke Schwert in der Hand. Caewlin richtet sich auf, alarmiert vom Ausdruck auf dem Gesicht des Spitzohrs und schiebt sich vor die Blutelbin, die neben Borgil am Boden kauert, das Gesicht leer vor Schock und Schmerz. "Was bei allen Neun Höllen ist denn in den gefahren?" Er hat keine Ahnung, was Azra getan hat, denn das hatte er nicht gesehen und die Blutelbin ist ohnehin zu keinem Wort der Erklärung fähig. Aber noch bevor der Elb sie erreicht, ertönen plötzlich Hornsignale. Arooooooooooooooooooooooooooooooo weht es über den Sithechhain hinweg, langgezogen und drohend, einmal, zweimal. Die Untoten kümmern sich wenig darum, stapfen unbeirrt weiter, aber Caewlin - und wohl jeder von ihnen -, atmet erleichtert auf. "Olyvar," krächzt er. "Die Stadtgarde kommt." Bogenschützen. Feuerpfeile. Und wirklich, kaum sind die Hörner verklungen, geht ein Hagel brennender Pfeile von allen Seiten auf die wandelnden Leichen nieder, die der Gruft und ihnen entgegenwanken wie eine Horde Betrunkener. Die Bogenschützen der Steinfaust stecken einen Wiedergänger nach dem anderen in Brand und die Toten flammen auf wie Pechfackeln, schlagen verbrennend um sich, tauchen den ganzen düsteren Sithechhain in rotgoldenes Licht und süße Hitze. Lange Augenblicke wird die Dunkelheit taghell erleuchtet, doch nach einer Weile regnet nur noch Asche herab, und bedeckt Lebende wie Tote gleichermaßen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Asrai am 06. Okt. 2005, 18:53 Uhr
Liade zittert vor Angst. Sie muss an Eade und die anderen denken, die ihr Leben riskieren, um Sethai zu retten. Kein Wort dringt über die Lippen der Wasserfee. Nur mit Staunen betrachtet sie das, was Niniane, die neben ihr steht, mit dem Dämon tut und sie kann nicht verstehen, warum ein so mächtiger Dämon sie nicht einfach alle umbringt, sondern eher abzuwarten scheint, als wolle er mit ihnen spielen. Sie zuckt ganz leicht zusammen, als Niniane und sie selbst von einem Schild aus Licht umschlossen werden. >"Er kann dir nichts tun"<, hört sie Niniane flüstern, als ein Angriff des Dämons an ihnen vorbeirauscht. >"Siehst du, Liade? Es ist, wie ihr gehofft hattet, du und Morgana. Etwas von Sethai ist noch in ihm übrig und das schützt dich. Komm jetzt. Komm mit mir. Wir müssen dort hinein. Ich muss an ihn heran - und ich bringe ihn dir zurück."< Hoffnung keimt in ihr auf, als sie diese Worte hört. Sie würden es also wirklich schaffen, sie würden Sethai retten, da der Dämon ihr kein Leid zufügen kann. Trotzdem zittert sie, als sie mit Niniane in die Gruft hinab steigt. Würden die Priester dort draußen es schaffen, das Netz aufrechtzuhalten? Wieder zuckt Liade zusammen, als sie sieht, dass sich noch jemand in der Gruft befindet. Sie kennt diese Frau nicht, verspürt aber sofort starkes Mitleid und Wut keimt in ihr auf. Wie kann es dieses Monster wagen, ihr ihren Sethai zu nehmen und anderen solch schreckliche Schmerzen zuzufügen?

>"Du schaffst es, Liade. Ich weiß es, ich kann es fühlen. Der Dämon fürchtet dich, weil alle Dämonen Liebe fürchten. Es ist eine Macht, die sie nicht kennen."< Liade nickt. Noch nie hat sie jemanden so sehr geliebt wie ihren Sethai und sie würde ihn retten, komme was wolle. Zaghaft, aber doch stetig, geht sie auf den Dämon zu. Sie weiß, dass sie hier im Grunde als Ninianes Schutzschild wirkt, doch das tut sie gern, wenn diese Frau ihr dafür ihren Liebsten wiedergibt. Sie beobachtet, wie Niniane die fremde Frau befreit, die eine Magiernovizin ist, wie sie aus Ninianes Worten heraushören kann. >"Liade!"< Mit einem Satz ist die Wasserfee wieder bei der Elbin und hält ihre Hand. Sie würde nicht zulassen, dass der Dämon dieser Frau ein Leid zufügt. >"Lass es uns beenden? Schön. Beenden wir es. Komm, Liade."< Doch gerade als die beiden auf den Dämon zugehen wollen, reißt der Boden vor ihren Füßen auf und Liade verliert den Halt und Ninianes Hand. Schmerzhaft fällt sie zu Boden, prallt hart mit ihrem Kopf auf, so dass sie für einen Moment bunte Sterne sieht und einige Sekunden braucht, um wieder zu sich zu kommen. "Niniane!" Sie sieht, wie der Dämon die Elbin packt und ihren Kopf einige Male gegen eine der Säulen schlägt. Schnell rappelt sich die Wasserfee wieder hoch und sucht sich einen Weg durch die Trümmer um zu Niniane zu gelangen. Mehr als einmal holt sie sich dabei Schürfwunden an Armen und Beinen und dann hat sie es geschafft. Sie sieht, wie Niniane den Dämon zu Boden drückt.

> "Liade... komm her. Du musst ihn berühren. Such nach Sethai."< Mit einem Satz ist Liade bei ihr. Einen winzigen Augenblick, nicht mehr als drei Sekunden zögert sie noch, diesen wiederlichen Dämon zu berühren, aber dann legt sie eine Hand auf dessen Stirn und die andere auf seine Brust und schließt die Augen. Fast zärtlich streichelt sie dem Dämon über die Stirn, während sie mit der anderen Hand hilft, ihn zu Boden zu drücken. Sethai, ich weiß, dass du da bist, dass er dich nicht getötet hat. Du musst uns helfen, ihn zu besiegen. Ich flehe dich an, lass mich nicht allein zurück. Ich brauche dich! Ich liebe dich! Sie weiß, dass Sethai ihre Gedanken hört. Er muss sie einfach hören. Im ersten Moment spürt sie nichts, doch dann steigt ein Gefühl der Wärme in ihr auf. "Sethai...", flüstert sie kaum hörbar. "Ich kann ihn spüren, Niniane. Und er wehrt sich." Gib nicht auf Sethai, es wird alles wieder gut. Ich bin bei dir. Gemeinsam werden wir es schaffen. Du wirst leben!

Den Lärm des Kampfes, der draußen auf dem Friedhof herrscht, bekommt sie in diesem Moment überhaupt nicht mehr mit. Auch sieht sie nicht, wie die Magiernovizin sich langsam aus der Gruft heraus schleppt. In diesem Moment hat sie nur noch Gedanken für Sethai und Stück für Stück wachsen der Mut, die Entschlossenheit und die Hoffnung in ihr.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sethai am 06. Okt. 2005, 22:56 Uhr
Wie ein Gebirgsmassiv drückt Ninianes Präsenz auf die Gestalt des Dämons. Schwer. Lastend. Unerschütterlich. Und dann passiert es. Er weiß nicht was sie tut, wie sie es schafft, aber urplötzlich gelingt es ihm kaum noch sich gegen diese zierliche frau zu wehren, nein, vielmehr durchfährt ihn ein quälendes Feuer, von seinem Arm ausgehend, heiß wie tausend Sonnen. Es zehrt an seiner Essenz, greift mit Glutranken in sein Innerstes vor und droht seinen Kern zu erreichen, das Zentrum seiner selbst. Zucken und Zerren, gelegentlich ein Aufbäumen. Mehr gelingt ihm nicht ob der Gewalt mit der die Priesterin seinen Leib im Griff hat. Und dann ist da auch noch eine andere Kraft. Federleicht senkt sie sich auf ihn nieder, scheint seine Haut nur ebenso zu berühren und doch tief in ihn vor zu stoßen. Begleitet wird sie von einer sanften Stimme, melodisch und zärtlich, also alles was der Dämon hasst und verachtet. Und noch schlimmer, sie ist erfüllt von Wärme und Liebe.

>> Sethai, ich weiß, dass du da bist, dass er dich nicht getötet hat. Du musst uns helfen, ihn zu besiegen. Ich flehe dich an, lass mich nicht allein zurück. Ich brauche dich! Ich liebe dich!>>

Sethai? Sethai ist tot… es gibt ihn nicht mehr. Es gibt nur noch mich und wird ihn nie wieder geben. Wieso hängst Du überhaupt so an ihm, Du warst doch nur ein Zeitvertreib für ihn, seine willige Hure!!!

Dann stößt er nur noch wirre Laute und Flüche aus, verspottet und verwünscht die Menschen, die Götter, schlicht alles Lebende, beleidigt sowohl Niniane als auch Asrai mit Worten die einem das Herz im Leib zerspringen lassen können. Besonders über Asrai sagt er schlimme und intime Dinge die er nur aus dem Wissen das Sethai hat ziehen kann, denn sicherlich war er nie anwesend und Sethai hat es auch sicherlich nie jemandem irgend etwas Privates erzählt. Er weiß das ihm keine andere Waffe bleibt als Asrai zu verunsichern, sie dazu zu bringen an ihrer und Sethais Liebe zu zweifeln, sie vielleicht sogar ins Wanken zu bringen. Das würde ihm vielleicht dann die notwendigen Augenblicke der Schwäche in ihren Bemühungen einbringen das er sich erneut aufbäumen und beide niederstrecken kann. Doch er spürt auch wie sich der Elf in seinem Innersten regt. Die Worte der Wasserfee scheinen bis dorthin durch zu dringen und er spürt den stechenden und brennenden Schmerz als ihre Gefühle der Liebe erwidert werden. Als würde eine winzige Sonnen in seinem Innersten geboren wallen Schmerzen durch seine Hülle und brechen hier und dort beinahe bis an die Oberfläche durch. Aber noch will er sich nicht, noch kann er sich nicht geschlagen geben. Er will um keinen Preis zurück in sein Gefängnis, zurück in die Dunkelheit und Einsamkeit die ihn seit zahllosen Jahrhunderten gefangen hält. Noch einmal mobilisiert er alles an Kraft und Energie was ihm zur Verfügung steht, geht bis an seine Innersten Reserven und ruft sogar einige der Energie zurück die er in die Umgebung gesteckt hat - so das auf dem Acker sogar einige Untote einfach wieder zu Staub zerfallen. Mit einem lauten Fluch bäumt er sich auf, einem bockigen Stier gleich versucht er den Leib der Priesterin von seinem abzuschütteln…

>> Gib nicht auf Sethai, es wird alles wieder gut. Ich bin bei dir. Gemeinsam werden wir es schaffen. Du wirst leben! <<

Wieder dringt die Stimme in ihn ein und wie um ihn zu verspotten antwortet Ihr ein heller Klang aus dem was einmal Sethai gewesen ist. Aber bereit aufzugeben ist er nicht. Mit einem weiteren Schrei verdichtet er seine Essenz und drängt den Elfen zurück in die Dunkelheit die er seit beinahe drei Tagen nun schon bewohnt. Dort wollte er ihn halten um wenigstens einem Wesen die gleichen Qualen zu bereiten die er erdulden musste. Doch nun bereut er diese eitle Rache, aber für reue ist es leider schon zu spät. Und wenn es sein Ende wird, diese Priesterin wenigstens, sie soll mit ihm leiden und vergehen. Denn längst ist ihm klar das er nicht als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen wird. Aber der Verlierer, nein der Verlierer will er auch um keinen Preis sein. Soollte Talyra doch weiter existieren und den vermeintlichen Sieg genießen. Andere würden dem Weg folgen den er bereitet hat, würden Ihre Chance nutzen und in deren Verehrung würde er ewig leben. Und vielleicht, vielleicht würde er dann sogar wieder erstehen. Wenn er nur einen kleinen Teil seiner Essenz irgendwo hinterlassen könnte. Und ohne diese Priesterin, ohne diese dreimal verfluchte Niniane wäre Talyra beim nächsten Angriff sicher dem Untergang geweiht. Als schließlich die vereinten Flammen von Ninianes Kraft und Asrais Liebe erneut in ihn einbrennen holt er zu seinem finalen Angriff aus, fokussiert all seine Kraft, all sein streben und all seinen Hass direkt auf die Halbelbe.

Lieber sssterbe ich als zurück zu gehen!!! Stirb mit mir!!!!! Stirb mit mir und verdamme dadurch alles!!!!!

Kreischend und strauchelnd reißt er einen Arm in die Höhe – messerscharfe Klauen scheinen wie aus dem Nichts aus den Fingern zu wachsen –, Asrai dabei wegstoßend, und schlägt damit wild auf Ninianes Oberkörper ein. Längst kann er nicht mehr wahrnehmen ob er oder wie oft er sie trifft, wie tief die Wunden sind die er schlägt und ob sie seinem Angriff etwas entgegensetzen kann. Er hofft einfach das dieser letzte verzweifelte Stoß erfolgreich ist und ihm wenigstens dies vergönnt ist. Der Tod einer so mächtigen Priesterin, das wäre wahrlich eine Lobpreisung in der Unterwelt, allen Respekt und alle Anerkennung wert…

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Azra am 07. Okt. 2005, 20:52 Uhr
Er lässt sie los und taumelt einen Schritt zurück, die schwarzen Augen von einem glasigen Schimmer bedeckt, der ihr Herz stolpern lässt. Das Blut rinnt über seine Rüstung, taucht das glänzende Metall in dunklen, rosenroten Lebenssaft und seine Füsse hinterlassen blutige Spuren auf dem silbernen Grasbeet. Gegen was er auch immer gekämpft hat – Der Dämon! – , es hat ihn schwer verletzt, sehr schwer und die Sorge bemächtigt sich ihrer, wie eine steinharte Faust in ihren Magen. Plötzlich sinkt er zu Boden, den Rücken an eine kleine Gruft gelehnt und starrt sie fassungslos an, voll von Verwirrung, tiefem, herzzerreissenden Schmerz und einer Ungläubigkeit, die für die ganze Stadt gereicht hätte. Sein Atem geht rasselnd, ein roter Faden rinnt aus seinem Mundwinkel und verliert sich in dem Gewirr seines flammengleichen Bartes, der momentan von Asche, Russ und Blut ganz verkrustet und dunkel geworden ist. „Borgil“, haucht sie leise, nicht fähig laut zu sprechen und schmeckt das Salz ihrer Tränen in ihrem Mund, derweil ihre Wange brennt wie Feuer. <<Blaumantel… Schilama… Oh Götter, was habe ich getan?!>> Borgil hat sie angesehen, so wütend, so zornig, so verwirrt, seine Worte können keine Lügen gewesen sein und ihre Eingeweide verkrampfen sich und schlingen sich um ihr Herz.
„Weißt nicht... weißt es nicht. Götter...",seine Stimme rau und krächzend, kaum mehr als das Aufjaulen eines verletzten Hundes und ein Schluchzen dringt aus ihrer Kehle als sie einen Schritt macht und erneut innehält, als sich pure Angst unter seine schmerzverzerrte Miene zieht, so nackt und rein, dass ihr das Atmen mit einem Male unglaublich schwer fällt. "Du bist... verletzt. Du weißt nicht, was du... Götter. Azra! Oh... silverdammterscheissdreck...", murmelt er und erst versteht sie nicht, bevor sie sich des Ziepens, das langsam zu einem Pochen heranwächst wieder bewusst wird und verdutzt blickt sie auf das Blut auf ihrem Kleid, auf die zwei Risse im Stoff, aus denen rote Flecken sich über ihre Gewand ausbreiten. Ich bin… verletzt… bemerkt sie nun erst, vorher durch den latenten Schmerz in ihrer Wange, ihrem Herzen und ihrer Seele zu fest abgelenkt. „Das Kind“, keucht sie erschrocken und ihr Blick wandert erneut zu Borgil, der noch immer dort sitzt und sich zu fragen scheint, was für ein gemeines Schicksal für ihn auserkoren wurde. Seine Augen schweifen über ihr Gesicht und sie gäbe vieles dafür, jetzt seine Gedanken kennen zu dürfen, denn ihr gefällt nicht, was sich dort hinter dem Funkeln langsam einschleicht, wie eine hinterhältige Schlange, die nur auf diesen Moment gewartet hat. Er erhebt sich schnaufend wie ein Walross, plump wie ein Untoter und mit sichtbar dem letzten Rest seiner Kraft auf die Beine, wankt, schwankt, als sässe er auf hoher See und beginnt dann auf den Nachtfeuerkorb zuzutorkeln, der in der Nähe des Tempels liegt und welches der einzige Ort zu sein scheint, wo sich momentan keine Untoten aufhalten. Entsetzt sieht sie ihm hinterher, ihre Glieder fühlen sich starr und bewegungsunfähig an, wie wenn man sie mit Lehn überzogen und in der Sonne hätte trocknen lassen.
Es dauert einige Herzschläge, bevor sie ihm hinterher humpelt, keucht, beinahe hinfällt und die Arme nach ihm ausstreckt, den innigen Wunsch verspürend ihn festzuhalten und sich in seinen Armen zu vergraben, um all den Schrecken und diesen grässlichen Alptraum zu vergessen: „Borgil, was hast du vor? Du brauchst einen Heiler… Borgil, bitte hör auf mich.“
Sie kann sehen wie seine Beine fast einknicken, wie sich seine stahlbezogenen Hände an den heissen Eisenring des Feuerkorbs krallen und ihm das monströse Ding beinahe entgegenfliegt. Kohlen rollen über den Boden, Feuer leckt gierig nach allen Seiten  und eine Welle aus purer Hitze rollte über sie hinweg, lässt sie ängstlich aufschreien und Asche schlucken. Hustend erreicht sie ihren Mann, der sich gerade umdreht, einen brennenden Ast in der Hand und ihr diesen mit verzerrten, beinahe unmenschlichen Zügen entgegenhält. "Azra. Nimm... den Ast. Leg Feuer. Um Arwen. "Sie reisst sie Augen auf, starrt über die Schulter zurück und sieht dort wirklich eine Gestalt im Gras liegen, gleich neben dem Fleck, an dem sie und Borgil gerade noch gestanden haben, jetzt plötzlich so viele Schritt entfernt. Das schwarze Haar verteilt sich wie eine Lache aus schwarzem, glänzendem Öl über den silbergrünen Teppich, der von Blut durchtränkt ist.
Dann erst wird sie sich des wirklichen Ausmasses des Chaos, der Zerstörung und des Unheils bewusst, dass nicht einmal weit entfernt von ihnen auf leisen, und schlurfenden Sohlen lauert und sich ihnen langsam, jedoch beständig nähert. Überall erheben sich grauenhafte Gestalten aus den Gräbern empor, manche nur noch ein Schatten eines verfaulten Skelettes, die Knochen gelb und mit Fäulnis überzogen, die Augen wie zwei glühende Rubine funkelnd, Andere hingegen noch mit Resten von verfaultem Fleisch, weissen, glibberigen Sehnen und Nerven, dass ihnen in Fetzen und schwarzen Brocken von den Rippen, Schultern, Armen oder Beinen hängt. Strähnen von ehemaligem Haar hängen über ihre knöchernen Schädel, wo sich die pergamentartige Haut direkt über den lakenweissen Knochen spannt. Monster aus Verderbnis und Tod, stinkend wie die Pestilenz selbst und mit monotonen, unwirklich langsamen Gang über aufgewühlte Gräber wandernd. Statuen haben ihr Haupt der Erde zugeneigt, ihre Gesichter von Dreck bedeckt, ihre einst so anmutigen Körper unter der Wucht des Aufpralls gesplittert.
Und dann noch dieses schwarze Gebilde, keine zwanzig Schritt entfernt, das pulsiert unter dem Netz an blauen und silbernen Schlieren, die wogend über seine pochende, nicht greifbare Oberfläche tanzen, sich winden, sich vereinen und dem Schatten nirgendwo die Möglichkeit geben zu entkommen. Die silbernen Funken und Flechten kommen von Morgana aus, die in silbernen Dunst gehüllt und mit vor Anstrengung verzerrten Zügen dasteht und von Maél und zwei grossen, behörnten Wesen vor der Gefahr der Untoten mit allen Massnahmen beschützt wird, jedoch ebenso aussieht, als sie jeden Moment zusammen brechen.
Der Gestand nach Rauch und Schwefel, nach Tod, Chaos und Verwesung erfüllt die Luft, die Spannung knistert und brodelt und Azra’s Mund wird trocken wie mit Sandpapier gescheuert.
„Einen Ring Feuer. Feuer ist das einzige, was gegen... Untote... hilft. Verbrenn sie... sie brennen... ganz leicht...“ Seine Worte reissen sie aus dem grässlichen Bild, das sich ihr bietet und ruckartig wendet sie sich wieder ihrem Ehemann zu, der sie erschreckend bleich ansieht, ihr eine Art Fackel entgegenhält und ihr strickte, stockende Anweisungen gibt. Erneut huscht ihr Blick flüchtig zurück zu der Elbe im Gras, der sich die ersten dieser hässlichen Monster bereits auf ängstigend wenige Fuss genähert haben. Es liegen ihr bereits Worte auf der Zunge und haspelnd bringt sie ein abgehacktes und völlig aus der Fassung getriebenes: „Ab…“, hervor.
Sie möchte etwas einwenden, möchte ihm widersprechen, ihm helfen, seine Wunden verarzten, doch er hört sie schon nicht mehr. Ein so flüchtiges und sanftes Lächeln huscht über seine Züge, das sie glaubt ihre Herz würde mit einer stumpfen Säge in zwei Teile geraspelt werden, denn es hängt soviel Resignation darin mit, die sie zuerst nicht fassen kann. Dann sinken seine Beine unter ihm weg wie Streichhölzer unter einem Stein und es gibt einen dumpfen Laut, als er auf dem schwarzen Boden aufschlägt, ein Geräusch dass in ihren Ohren grausam und fürchterlich laut widerhallt, ihr den Atem nehmend und alles um sie herum vergessend.

„Nein!“, kreischt sie auf, die Stimme nur noch ein heiseres, leises Krächzen, von Schluchzern so verschwommen, dass es kaum zu verstehen ist und blind vor Tränen stürzt sie, den brennenden Ast in der Hand, auf Borgil zu, der wie ein Stein zu Boden gesunken ist und nun dort zwischen Totenblumen und Nebelfarnen liegt, als hätte er den Weg ins Totenreich bereits angetreten.
Ihr Herz ist erstarrt, der Schmerz ihrer Wunden verschwunden unter der Angst, der Furcht und der Pein, dass er sterben könnte, dass er gestorben ist. Sogar die Elbe vergisst sie ohne zu zögern, bemerkt auch nicht das Näher kommen Maéls, das Einzige was noch Bedeutung hat, ist Borgil, ihr Mann. Sie stolpert vor und ihr Fuss verfängt sich in einem Graben, wo ehemals wohl eine Steintafel gestanden hat. Mit rudernden Armen versucht sie noch das Gleichgewicht zu halten, wimmert auf, lässt die Fackel fallen und fällt dann vornüber, direkt auf den Zwergen zu. Ein bitteres Aufschreien kommt über ihre blutleeren Lippen und hart prallt sie auf dem Boden auf, der sie mit kalten Armen empfängt. Der Schlag auf ihren Brustkorb treibt ihr die Luft aus den Lungen, lässt sie japsen und gleichzeitig die Zähne knirschend aufeinander schlagen. Ihre Finger krallen sich in die aufgewühlte Erde, schlingen sich in verkrümmte, angesengte Grasbüschel und die Halme schneiden in ihre Haut. Keine zwei Armlängen entfernt liegt Borgil, das Gesicht so weiss wie Wachs und seine Brust hebt sich kaum mehr. „Borgil“, haucht sie mit zitternden. Die Angst bemächtigt sich ihrer mit eiskalten, klammen Fingern, umschlingt ihren Verstand, ihr Herz und vergräbt es unter einer Woge an Sorge, Trauer und Hilflosigkeit, derer sie nicht mächtig wird. Ihr ganzer Körper bebt, sie fühlt das Blut über ihre Seite rinnen, den Stoff ihres Kleides durchtränken und schafft es nur qualvoll langsam sich zu erheben und bis zu Borgil heranzukriechen. Aus Rauch und Chaos taucht plötzlich ein Riese neben ihr auf, gekleidete in pechschwarzen Stahl und mit einem solch grimmigen und gleichzeitig auch sorgenvollen Gesichtsausdruck, dass ihr Herz aussetzte. Er riss etwas unter seiner Rüstung hervor und drückte es ihrem Mann im nächsten Augenblick auf Schulter und Hals. Ihre Augen weiteten sich noch eine Spur und pures Entsetzen durchströmte ihre Adern, als sich der Fetzten Stoff in kürzester Zeit mit Blut voll saugt. Der beissende Gestand nach Kälte, Rauch, Verwesung und Tod treibt ihr die Tränen in die Augen, lässt sie würgen und als der Hüne aufspringt und den Nachtfeuerkorb mit einem Tritt zu Boden befördert, knüpfen ihre Finger fliegend ihre Schürze auf, die sie zusammenknüllt und  mit zitternden Händen, die unfähig scheinen auch nur etwas zu greifen,  auf die blutende Stelle drückt. Sie kann spüren, wie sich das Leinen voll saugt, fühlt die klebrige Feuchtigkeit auf ihrer Haut.
Sie nimmt Raven neben sich nicht wahr, bekommt nichts von der Gefahr in Form Maéls mit, die ihr droht und auch die ganze Zerstörung, die pochenden, brennenden Schmerzen an ihrer Hüfte, der verfluchte Dämon und sämtliche Priester aller Hemisphären haben keine Bedeutung mehr. Ihr Gesicht ist kalkweiss, ihre Augen leer und sie muss sich zwingen weiterhin die heisse Luft zu atmen, die ihr in den Lungen kratzt. Borgil… Borgil, das darfst du nicht!... Bitte… Du darfst nicht gehen, du hast es mir versprochen, Borgil, bitte, nein, nein, nein, nein,  tu mir das nicht an… Du dreimalverfluchter Zwerg, du Riesentöter und sturer Dickkopf, du darfst nicht gehen, du hast eine Verantwortung, du hast bald ein Kind, BORGIL!!! Die Verzweiflung und die Angst ergeben ein Bild des Schocks auf ihren Zügen, prangen darauf und verzerren ihre Miene.
Ihre Linke presst sie mit aller Kraft auf die blutende Wunde, mit der Rechten fährt sie zittrig und so zart, als hätte sie Angst, ihn zerbrechen zu können, über seine kalte Haut, tastet über seine Wangen, streicht den Blutfaden aus seinem Mundwinkel und verfängt sich in seinem Bart, unfähig auch nur einen Blick für etwas Anderes zu erübrigen. Sie hat nie aus vollstem Herzen an die Götter geglaubt, und doch sind ihre nächsten Gedanken an diese gerichtet, dieses Mal nicht in einem Fluch oder einem Ausruf des Erschreckend: Oh Götter, bitte, bitte, ich flehe euch an, ihr dürft ihn noch nicht zu euch holen. Das dürft ihr nicht, das Kind, es wird Vater, er darf nicht sterben, er DARF NICHT STERBEN!! Sie möchte schreien, kreischen, Flennen, doch nicht als trockene Schluchzer kommen aus ihrer Kehle, derweil sie in Borgils Gesicht starrt.

Arooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo! Der Ruf, dumpf und laut, hallt über den Knochenacker hinweg, lässt das Gesocks des Dämons für einen Moment inne halten und die Streiter gönnen sich gar ein erleichtertes Aufatmen. Azra hingegen ist auch das Horn der Stadtgarde egal und erst als der schwarzgraurote Himmel über ihnen von gleissend hellen Feuerpfeilen in ein trübes, rotgoldenes Licht getaucht wird und für einen Augenblick einem wolkenklaren Nachthimmel gleich, an dem die Sterne hell und klar funkeln, wandert ihr Blick flüchtig in die Höhe und haftete sich dann auf den Schatten fest, die der wunderschöne Feuerregen auf Borgils Gesicht wirft.
Die Untoten fangen Feuer, ihre weissen, schillernden Knochen blitzen in den tanzenden Flammen auf, die gierig über die porösen und verfaulenden Körper lecken und nach und nach geht einer nach dem anderen zu Boden, nicht mehr übrig als Aschehäufchen von den ehemaligen Monstern. Graue Flocken fallen zu Boden, bedecken das Chaos sowie die Streiter unter sich und für einen Augenblick glaubt Azra beinahe, Schnee würde dieses Bild des Unheils unter sich bedecken und ein herzzerreissendes Schluchzen erschüttert ihren Körper, auf das das Kind heftig gegen ihre Wirbelsäule tritt und sie nach Luft schnappen lässt.
Für einen Herzschlag krümmt sie sich leicht, ihre Finger krallen sich in ihre rote Schürze und pressen das Blut daraus hervor, das rot und glänzend über ihre alabasterweisse Haut rinnt. Vorsichtig legt sie eine Hand auf die kleine Schwellung ihres Bauches und flüstert leise: „Borgil… das Kind, es braucht… dich… es braucht… einen Vater. Du darfst… nicht… nicht... du darfst nicht sterben… darfst du nicht… Bitte, nein, du darfst nicht… Ich brauche dich.“ Bunte Kringel tanzen vor ihren Augen, ihre Hüfte beginnt taub zu werden und auch ihr Bein ist keinen Pfifferling mehr wert, müsste sie jetzt fliehen. Jeder Knochen in ihrem Leib schmerzt, ihre Wange brennt und schwillt an und jede Bewegung, die ihre linke Körperhälfte beansprucht wird zu einer Qual. Müdigkeit kriecht in ihre Muskeln, doch trotzdem greift sich nach seiner Hand, presst diese an ihre Brust und spricht auf ihn ein, die Stimme gleich dem kläglichen Mauzen einer verletzten Katze: „Denk daran… was… du mir ver… versprochen hast… Erinnere dich… gefälligst du sturer Zwerg… Im Tempel… im Taumond, damals… du sagtest du wür… würdest mich beschü…tzen, mir beistehen, mit mir me… mein Leben teilen… Tu das... gefälligst auch… bitte!“ Der Schmerz zerreisst ihr fast die Brust und die Kälte in ihr ergreift jeden Gedanken ihrer selbst und am liebsten würde sie sich an ihn drücken, dem Schlagen seines Herzens lauschen und ihn dem Tod mit allen Möglichkeiten entreissen, die sie finden kann, doch ihr bleibt nichts anderes übrig, als dumm und nutzlos ein Stück Stoff auf die blutende Wunde zu pressen und seine Finger gegen ihren Leib zu drücken, dort wo das Kind gegen ihren Bauch tritt und ihr Uebelkeit bereitet.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Raven am 07. Okt. 2005, 21:55 Uhr
Wenige Herzschläge, nachdem die überbrodelnde Dämonenmacht Schneisen der Verwüstung durch den Sithechhain gefurcht hat, bricht überall um sie herum gleichzeitig höllisches Chaos los und die Ereignisse überstürzen sich so schnell, dass Raven kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. In fliegender Eile sammelt sie alles auf, was in ihrer Reichweite liegt und auch nur entfernt brennbar zu sein scheint - trockene Äste, Laubwerk und Reisig, Holzstücke und lange Splitter von zerborstenen Särgen, die durch die aufgeworfene Erde nach oben gedrückt wurden, Überreste hölzerner Gedenktafeln und borkige Baumrinde. Alles, was lang genug ist, als Fackel und gleichsam als Waffe gegen die nahenden Untoten zu dienen, entzündet sie an den Flammen, die aus dem eisernen Nachtfeuerkorb schlagen, und reicht die brennenden Stücke weiter, der Rest wandert in den Korb, um das Feuer darin am Leben zu erhalten. Das raue, splittrige Holz reißt ihr die von der Bogensehne geschundenen Finger vollends auf und die ölgetränkten Scheite lassen ihre Hände brennen, als hätte sie sie in pure Säure getaucht, aber sie beißt die Zähne zusammen und schluckt den Schmerz und die Tränen, die ihr die Kehle eng werden lassen, wortlos hinunter. Es ist gar keine Zeit, sich die Wunden zu lecken oder Schwäche aufkommen zu lassen, und ihre Hände tun hastig ihre Arbeit, während sie angstvoll durch die beißenden Rauchschwaden in Richtung der anrückenden Wiedergänger späht. Sie bewegen sich ungelenk und ruckartig zwischen zerborstenen Grabsteinen und den im Wind peitschenden Ästen der Trauerweiden, und erinnern an gespenstische Marionetten, die von einem sturzbetrunkenen Puppenspieler geführt werden. Trotzdem rücken sie, vom Ruf ihres dämonischen Gebieters beseelt, unaufhaltsam vorwärts und kommen der Gruft und den Priestern immer näher. Ravens Blick irrt flatternd zurück zum Feuerkorb, zu Borgil, der so erschöpft ist, dass ihn offenbar allein die schiere Willenskraft noch auf den Beinen hält, zu Crons grimmiger Gestalt, zu Maél, der nicht mehr als ein dunkler Schatten inmitten grauer Qualmwolken ist - und bleibt dann an Caewlin hängen. Er steht da, als hätte ihm gerade jemand etwas Schweres über den Schädel gebraten, und starrt sie mit völlig fassungsloser Miene an, die Augen hell und kalt wie Eissplitter in seinem rußgesprenkelten Gesicht.

Verwirrt runzelt sie die Stirn, weil sie nicht weiß, was dieser Blick zu bedeuten hat und weil sie darin etwas findet, das sie erschauern lässt und ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengrube hervorruft. Was ist denn? will sie fragen. Was hast du? Aber der Ausdruck in seinen Augen lässt ihr die Worte im Hals stecken bleiben und ihre Hände, die eben noch mit brennenden Holzscheiten hantiert haben, verharren mitten in der Bewegung, als könnten sie sich plötzlich nicht mehr daran erinnern, was sie zu tun haben. Aber sie begreift immer noch nicht. Warum schaut er mich so seltsam an? Habe ich irgend etwas Falsches getan oder gesagt? Was ist nur mit ihm? Was... Seine Augen wandern so ungläubig zwischen ihr und dem Feuerkorb hin und her, dass seine Blicke eine Furche in die Luft zu graben scheinen. Und plötzlich fällt es Raven wie Schuppen von den Augen und die Erkenntnis lässt sie erstarren. Das Feuer. Es war das Feuer, das ich entzündet habe. Er wusste ja gar nicht, dass ich .... dass ich ..... oh, Götter im Himmel, dass ich ... ja, was? Dass ich manchmal eine Kerze oder ein Stück Holz anzünden kann, ohne Zunder zu benutzen? Ganze dreimal hat sie dies in ihrem Leben bis jetzt fertig gebracht. Trotz allen Übens war ihr nie mehr gelungen, als einen kleinen Funken entstehen zu lassen und meistens hatte nicht einmal das geklappt, deswegen hatte sie die Versuche bald wieder aufgegeben. Sie waren völlig in Vergessenheit geraten und nur die schiere Panik und das verlorene Zunderkästchen hatten sie vor wenigen Augenblicken dazu gebracht, einen Funken im trockenen Holz auflodern zu lassen. Es war mehr komprimierte Angst gewesen, als ein Zauber, und sie hatte noch nicht einmal richtig gemerkt, was geschehen war. Aber für Caewlin, der alles Zauberwerk zutiefst verabscheut und allem, was auch nur andeutungsweise magisch erscheint, mit Misstrauen begegnet, muss der unerwartete Anblick seiner zaubernden Frau wie ein Schlag ins Gesicht sein, das wird Raven plötzlich schmerzhaft bewusst.

Gütige Götter, er wird mich doch um Himmels willen nicht für eine Zauberin halten? Für eine Hexe? Einen getarnten Erzmagier? Ein klägliches Gefühl der Furcht schleicht sich in ihre Adern und macht sich in ihrem Herzen breit. Ich hätte es ihm sagen müssen ..... aber wann denn? Bis gerade eben habe ich ja selbst nicht mehr daran gedacht. Und was kann ich denn schon groß? Ich kann ein Holzscheit anzünden, und nicht einmal das richtig und schon gar nicht, wenn ich es will ... ich bin doch keine Magierin .... Götter, im Normalfall bin ich schon zu blöd, mir die Schuhe zu binden, er wird mich doch nicht ernsthaft für eine Zauberin halten? Aber er hat gesehen, wie ich das Feuer angezündet habe ... er muss ja glauben, dass ... Sie kann spüren, wie die Knie unter ihr nachgeben, weil sich plötzlich ein eiskalter, schwindelerregender Gedanke in ihr Herz frisst, der ihr mit einem Mal den Atem raubt. Und wenn er nun nicht mehr .... wenn er mit so etwas nicht verheiratet sein will? Einen Wimpernschlag lang fühlt sie seine Augen auf sich ruhen, bevor er mit einem wilden Satz zu Cron herumfährt und ihn davon abzuhalten versucht, sich völlig kopflos Niniane hinterherzustürzen. Sein Blick tut weh und lässt ihr Herz zu einem kalten, kleinen Knoten der Qual zusammenschrumpfen. Du hast es mir nicht gesagt, kann sie in seinen Augen lesen, bevor er den Tronjer hart an der Schulter packt und schüttelt und ihm barsche Worte ins Gesicht schleudert, um ihn von seinem wahnwitzigen Vorhaben abzubringen. Du hast mir kein Wort davon gesagt. Sie schluckt, als er sich abwendet, und dieses kalte Etwas in seinen Augen macht ihr Angst. Sie weiß, dass er recht hat, und dieses Wissen will sie schier zu Boden drücken, so schwer lastet es auf ihren Schultern. Und es gibt noch so vieles, das er noch nicht weiß, das ich ihm sagen muss, aber wann ... wir kommen ja nie zum reden... Sie starrt auf seinen Rücken und weiß, dass sie in dieser Welt verloren ist ohne ihn, und in diesem Moment fasst sie einen Entschluss und sich ein Herz. Ich werde ihm alles sagen. Alles. Ich kann nicht länger warten. Ich muss es ihm sagen. Jetzt. Gleich. Sofort. Hier auf der Stelle. Einen unpassenderen Ort und Zeitpunkt für eine Generalbeichte könnte sie sich praktisch nicht aussuchen - einen Friedhof, der einem apokalyptischen Inferno gleicht, der an allen Ecken und Enden brennt und mit dämonischer Finsternis erfüllt und von Höllenkreaturen und wiederauferstandenen Toten belagert ist - aber sie ist so wild entschlossen, ihm alles zu erklären und nicht mehr länger zu warten, dass ihr sämtliche Zombies, Skelette und Dämonen in diesem Moment den Buckel hinunter rutschen können. Nie mehr, nie mehr will ich diesen Blick sehen und das Gefühl haben müssen, ich hätte ihm absichtlich etwas verschwiegen oder irgend etwas nicht gesagt, nein, niemals wieder....

"Caewlin, warte", keucht sie atemlos, "bitte!" Aber er wartet natürlich nicht, er kann gar nicht warten angesichts der Wiedergänger, die sich ihnen schnell nähern, sondern packt gemeinsam mit Cron den zentnerschweren Feuerkorb und beginnt, ihn ächzend und schnaufend um den nachtschwarzen Tempel herum und Richtung Gruft zu schleppen. Hastig stolpert Raven hinter den beiden her, wobei sie unterwegs alles Holz aufklaubt, das ihr in die Finger kommt, und es in den vor ihr her hüpfenden Eisenkorb wirft. "Bitte, hör mich doch an", japst sie und umrundet einen zersplitterten Sarg, dessen Deckel aufgesprungen ist und einen Blick auf einen Haufen Knochen freigibt, an denen noch Fleisch- und Kleiderfetzen hängen. "Es ist nicht so, wie du denkst, ich kann das alles erklären ..." >AZRA!< Borgils markerschütternder Schrei lässt sie erschreckt zusammenfahren und droht ihr beinahe das Trommelfell zu zerfetzen. Aber sie hat es sich in ihrer Verzweiflung nun einmal in den Kopf gesetzt, reinen Tisch zu machen und mit Caewlin zu reden - und zwar jetzt, und davon können sie weder wandelnde Leichen noch Borgils Geschrei abhalten. Raven weiß, sie wird einfach zerspringen, wenn sie nicht auf der Stelle all das loswerden wird, was bis jetzt noch ungesagt ist und plötzlich zwischen ihnen zu stehen scheint wie eine massive Backsteinmauer. "Caewlin, warte...." Mühsam sucht sie nach den richtigen Worten, aber er ist schon wieder ein Stück voraus und sie muss sich eilen, um ihn und Cron wieder einzuholen. Durch Qualmwolken und ein Schlachtfeld aus verwüsteten Gräbern und umgestürzten Bäumen haben sie die Gruft erreicht, und mit ihr die beiden verbliebenen Priester, die in verzweifelter Konzentration versuchen, das silbrig schimmernde Netz aus Magie aufrecht zu erhalten, das den Dämon in das Grabmal bannt. Die beiden Nordmänner platzieren den brennenden Nachtfeuerkorb neben Morgana, die mit geschlossenen Augen und erhobenen Händen beinahe wie einer der steinernen Friedhofsstatuen wirkt, dann zieht der Tronjer ein flammendes Holzscheit heraus und verschwindet damit in einem Meer aus Qualm und Rauch auf die andere Seite der Gruft.

Wieder setzt sie händeringend zum Sprechen an. "Caewlin, bitte lass mich doch erklären..." Mit wilden Augen sieht er sich nach den Untoten um, tauscht einen Blick mit Maél, der neben Morgana auftaucht, knurrt ein "Verdammt!" und ist im nächsten Augenblick schon wieder weg. Mit einem langen Satz wirft er sich zur Seite auf eine kleine Baumgruppe zu und schleift einen gewaltigen, grünbelaubten Ast zum Feuerkorb herüber. Hastig hilft ihm Raven, zieht und zerrt an dem sperrigen Zweig und setzt ihn mit einem glühenden Scheit aus dem Korb in Brand. Binnen weniger Herzschläge sind sie in eine beißende, schwarze Qualmwolke gehüllt, die bestialisch stinkt und ihr die Tränen in die Augen treibt. "Caewlin, wir müssen reden", krächzt sie verzweifelt, während er versucht, den brennenden Ast weiter und in eine bessere Lage zu zerren, und sie halb blind hinter ihm her taumelt. "Jetzt. Bitte." Neben Maél tauchen völlig unerwartet zwei riesige, gehörnte Gestalten auf, die durch die dichten Rauchschwaden hindurch beinahe wie Miniaturausgaben eines Höllenfürsten aussehen und sie erst nach einem zweiten Blick erkennt, dass es keine leibhaftigen Dämonen sind, sondern Faune. Faune? Hinter ihnen torkeln zwei Untote her, als wären sie ihre persönlichen Schatten, und während sich die beiden Gehörnten mit Unterstützung des Elben auf die halbverwesten Leichen stürzen, unternimmt Raven einen erneuten Anlauf und sprudelt einen Sturzbach wilder Erklärungen hervor. "Ich hätte dir das schon längst alles sagen sollen, aber es gab ja nie Gelegenheit dazu, ich wollte ja, aber dann kam dauernd etwas dazwischen, die Kinder, die Masern, Ragnarsson, der Hühnerstall, der Umzug und alles mögliche .... wir hatten ja nie richtig Zeit zum Reden." Unter der Schicht aus Blut, Staub und Asche wechselt ihre Gesichtsfarbe plötzlich von geisterbleichem Weiß in tiefdunkles Rosarot, als sie daran denkt, dass sie die wenigen Stunden der Ruhe und das bisschen Zeit, das ihnen im Baum der Waldläuferin geblieben war, nicht mit Reden, sondern meist mit etwas ganz anderem verbracht hatten.

"Es tut mir leid", fährt sie kläglich fort, während sie hinter ihm herhüpft, bis sie schließlich die am Boden liegende Arwen erreichen. "Ich weiß, es sieht so aus, als könnte ich zaubern, aber das kann ich gar nicht, nicht richtig, nicht wirklich, ich habe nicht mehr magische Begabung als ein Eimer Sand, ich habe nur vor Jahren ein bisschen geübt und der Druide hat versucht, mir etwas beizubringen, weil er nicht begreifen wollte, dass ich ein ganz gewöhnlicher Mensch bin und zum Laternenanzünden Zunder und Feuerstein brauche, und deswegen hat er mir gezeigt, wie man eine Flamme entfacht, das heißt, er hat es versucht, für ihn war Magie ja etwas völlig normales und er dachte wohl, ich müsse das auch können, aber es hat gar nicht richtig geklappt und es funktioniert auch nicht immer und ich kann es eigentlich nicht, vor allem nicht, wenn ich es versuche, es klappt nur, wenn ich ganz fürchterlich in Panik gerate, so wie jetzt, und dann auch nicht immer, nur manchmal, und ich habe es sowieso nur dreimal geschafft, einmal im Baum bei den verflixten Lampen, und einmal als wir von Wilderern angegriffen wurden, da hatte ich einen dürren Ast zum Brennen gebracht, Niniane war dabei, du kannst sie fragen, und nun hier, also man kann wirklich nicht sagen, dass ich zaubern könnte, ich weiß auch gar nicht, wieso ich das überhaupt kann, vielleicht weil die Großmutter meiner Mutter eine Elbenfrau war, also ich habe wirklich keine Ahnung, woher ich das habe, weil sonst niemand aus meiner Familie irgendwelche magischen Talente besaß, aber es ist auch egal, ich werde bestimmt auch nichts aus Versehen in Flammen aufgehen lassen, ich will ja gar nicht zaubern und ich hatte das alles schon vergessen, deswegen habe ich auch nichts erzählt, ich habe gar nicht daran gedacht, dass es irgendwie wichtig sein könnte..."

Der atemlose Wortschwall, den sie auf seinen Rücken prasseln lässt, verstummt, als sie in Sichtweite der ohnmächtigen Arwen kommen, und sie muss wild nach Luft schnappen, einerseits, weil ihr einfach die Puste ausgeht, andererseits, weil zu ihrer Verwunderung Borgil und Azra von der Seite der Elbin verschwunden sind und stattdessen eine halbnackte Aurian am Boden kauert, die gerade von einem schwarzgekleideten Fremden in einen Umhang gewickelt wird. Eine junge Frau steht bei den beiden, die sie ebenso wenig kennt wie den hochgewachsenen Mann. Wortfetzen dringen durch den dichten Rauch und das Prasseln der Flammen an ihr Ohr. <Ich bin übrigens Tyrael<, hört sie den Elben an Aurians Seite gerade in aller Seelenruhe erklären und nun ist es an ihr, sich fassungslos umzusehen. Von allen Seiten taumeln halbverweste Leichen, Skelette und Schlimmeres heran, der halbe Friedhof steht in Flammen und ist unter einer Wolke dämonischer Finsternis begraben, aber Zeit für eine höfliche Vorstellung muss offenbar trotzdem sein. Als in einiger Entfernung auch noch ein schreiend bunt gekleideter Gaukler an ihnen vorüberhastet und sich Cron vor die Füße wirft, kann sie nur noch völlig perplex den Kopf schütteln und wundert sich über gar nichts mehr. Gerade als sie sich wieder Caewlin zuwenden will, lässt sein Schrei sie heftig zusammenzucken, als er Aurian zubrüllt, dass sie Arwen hinter den Feuerwall in Sicherheit bringen sollen und im nächsten Moment fühlt sie sich unsanft zur Seite gerissen. >Borgil!< Caewlins Stimme klingt mehr als alarmiert, und ihr bleiben alle weiteren Erklärungen, die sie gerade von sich geben will, schlichtweg im Hals stecken, als sie sieht, was er meint. Raven nickt, schiebt weitere Erklärungen auf später auf und ist mit einem langen Satz bei Borgil und der Blutelbin. Zitternd und mit totenbleichem Gesicht kniet der Zwerg im hohen, struppigen Silbergras nahe der Tempelmauer, gibt ein besorgniserregend röchelndes Geräusch von sich und kippt dann um wie ein gefällter Baum. Azra kniet tränenüberströmt und völlig verstört neben ihm und blickt mit glasigen Augen auf seinen leblosen Körper, unter dem unablässig ein rotes Rinnsal hervorsickert.

Ein verblutender Borgil ist mehr, als Raven im Moment verkraften kann und einen Augenblick steht sie wie versteinert da und ringt mit wild klopfendem Herzen um ihre Fassung. Über ihre Schulter hinweg sucht ihr Blick nach ihrem Mann, doch was sie aus den Augenwinkeln sieht, lässt sie auf der Stelle herumfahren. Zwei Wiedergänger haben sich bis auf wenige Schritt herangepirscht, fahle, zerfaserte Haut und rotglühende Augen leuchten durch den dichten Qualm, und bevor sie es richtig begreift, gehen sie auch schon auf Caewlin los. Sie tastet hinter sich, erwischt einen brennenden Ast und will ihm gegen die beiden Halbleichen hastig zur Hilfe kommen, aber er macht nur eine Geste in ihre Richtung und sie begreift, dass er die Wesen weglocken will. Der eine taumelt in einem Bogen herum und kommt ihnen bedrohlich nahe, aber Raven kann nichts weiter tun, als ihm den brennenden Ast entgegenzudreschen, um ihn auf Distanz zu halten, und darauf zu vertrauen, dass Caewlin mit ihnen fertig wird. Panik brodelt durch ihre Adern, als sie neben Borgil in die Knie sinkt, mit einem Auge ständig nach Caewlin und den beiden Toten spähend. Mit flatternden Fingern tastet sie an der Rüstung des Zwergs herum, an seinem Hals und zwischen dem roten Bartgestrüpp, um die Verletzung zu entdecken, doch die starren Metallplatten machen es ihr unmöglich, etwas zu finden. "Borgil, wo?" keucht sie und versucht, die Schnallen an seiner Halsberge aufzubekommen, während ihr Blick hinüber zu Azra fliegt, die selbst aussieht, als wäre sie dem Tode nahe, völlig verstört, das blanke Entsetzen im blassen Gesicht. "Wo hat es dich erwischt?" Einen Moment lang ist sie unschlüssig und weiß nicht, was sie tun soll - ihm die Rüstung abzunehmen, kann vielleicht nur noch alles schlimmer machen. Andererseits wird er sowieso binnen weniger Minuten verbluten, wenn sie nichts tun, ob er nun eine Rüstung trägt oder nicht, und vielleicht hatten sie eine Chance, die verletzte Ader abzudrücken und die Blutung zu stoppen - wenn sie sie nur erst erreichen könnte. Seine Lider zucken, ohne dass er die Augen wirklich öffnet, und aus den angesengten Barthaaren dringt seine heisere Stimme. Mühsam hebt er den Arm und versucht zu deuten, doch seine Kräfte schwinden von Herzschlag zu Herzschlag mehr und der metallgepanzerte Arm sinkt kraftlos ins Gras zurück. "Schulter", murmelt er, dann versinkt er in gnädiger Bewusstlosigkeit. Azra sieht aus, als würde sie das ebenfalls gleich tun, und ihr Gesicht ist so weiß wie frischgefallener Schnee. "Keine Angst", murmelt Raven, obwohl ihr selbst das Herz vor Angst im Hals hämmert, und drückt kurz ihre schmale, weiße Hand. "Er schafft es schon, er ist ein zäher alter Knochen und so schnell bringt ihn nichts um." Sie kann nur hoffen, dass ihre Worte sich als wahr erweisen, doch sicher ist sie sich beileibe nicht.

In blinder Panik blickt sie sich um. Maél, Cron, Morgana und den anderen Priester, Arwen, Aurian, die Faune und die beiden Fremden, sie alle hat sie schon lange aus den Augen verloren, und von Caewlin ist durch die Rauchschwaden nichts weiter zu sehen als die hin und her tanzende Flamme am Ende des brennenden Astes. Sie hört sein raues Keuchen und betet zu sämtlichen Göttern, die ihr einfallen, dass er es schafft, sich die beiden Untoten vom Leib zu halten. Tränen rinnen ihr über die rußverschmierten Wangen, aber sie kann unmöglich sagen, ob vom beißenden Rauch, vor Angst, vor Schmerz oder vor Traurigkeit über das Entsetzen in Caewlins Blick. Sie wischt sie fort und rutscht auf Knien ein Stück näher zu Borgil heran, nestelt hektisch an den Schnallen seiner Halsberge herum, kann sie nicht öffnen und zieht den Langdolch aus dem Gürtel, um sie kurzerhand einfach aufzusäbeln. Hinter sich hört sie etwas im niedergetrampelten Gras rascheln, aber sie achtet nicht weiter darauf. Erst als sie eine kalte Berührung irgendwo an ihrem Hinterteil spürt, dort, wo garantiert niemand außer ihrem Mann etwas zu suchen hätte, ruckt sie unwillig zur Seite. Ihr Blick fällt misstrauisch auf den Zwerg. "Du musst sogar noch deine Späße mit mir treiben, wenn du im Sterben liegst", knurrt sie. "Lass das gefälligst." Dann bemerkt sie, dass es Borgil gar nicht gewesen sein kann, der so überaus liebevoll ihre Kehrseite getätschelt hat, denn seine Hände sind in eiserne Handschuhe gepackt und liegen sittsam an seiner Seite. Ihr Kopf ruckt herum. Von Caewlin ist im Moment nichts zu sehen, und auch von sonst niemandem. Du fängst schon an zu halluzinieren, schimpft sie sich und wendet sich wieder dem Zwerg zu, doch da ist dieses Tasten wieder und es sind eindeutig Finger, die an ihrer Hüfte und ihrem Hinterteil herumgrapschen. Verwirrt zieht sie die Brauen zusammen und wirft einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter - und dann schießt sie panisch in die Höhe und macht einen so gewaltigen Satz, dass sie fast auf der nächsten Baumkrone klebt. Im Gras neben Borgil tastet eine halbverweste Knochenhand herum. Eine Hand ohne zugehörigen Körper hintendran, den Cron vor geraumer Weile zu Asche verbrannt hat. Die Hand scheint sich ohne ihren Besitzer allerdings selbständig gemacht zu haben und ist nun offenbar auf der Suche nach Anschluss. Angewidert blickt Raven auf dieses kriechende Ding hinunter und schüttelt sich vor Ekel. Dann spießt sie es an dem langen Jagddolch auf und schleudert es in die Flammen, wo es sich rauchend und zischend in Nichts auflöst.

Sie kommt jedoch nicht einmal zum Aufatmen, denn hinter ihr ertönt ein alarmierendes Keuchen, das ihr das Blut in den Adern zu Eis gefrieren lässt. "Caewlin!" Borgil und Azra zurücklassend, ist sie mit zwei, drei Sätzen bei ihm, tastet besorgt und voller Angst nach seinen Händen, nach seinem Gesicht, hilft ihm auf die Füße und versucht ihn zu stützen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich heftig, als seine Lungen wild nach Luft schnappen, aber es scheint ihm üble Schmerzen zu bereiten. Unter seinem Gewicht droht Raven beinahe in die Knie zu gehen, aber sie stemmt sich mit aller Kraft unter seine Schulter, um ihn aufrecht zu halten. Der Wiedergänger, gegen den er angekämpft hat, ist nur noch ein rauchender Haufe Asche, doch bevor er endgültig diese Welt verlassen hat und in Flammen aufgegangen ist, hat er Caewlin noch übel zugesetzt. Unter all dem Dreck ist sein Gesicht fahl und bleich und sein Hals ist gezeichnet von den flammendroten Würgemalen dürrer Knochenfinger. Seine Linke ist nur noch eine einzige offene Wunde, angesengt und voll von Ruß und offenen Brandblasen. Mit Tränen in den Augen und bebenden Fingern streichelt sie über seine verletzte Hand und entwindet ihm sanft den Morgenstern, dessen glatten Griff zu fassen ihm schon unerträgliche Schmerzen bereiten muss. Sie hakt ihn in seinen Waffengurt, fasst Caewlin vorsichtig um die Taille, bemüht, die schmerzenden Rippen nicht zu berühren, und taumelt an seiner Seite zu Borgil und Azra zurück, wo sie erschöpft ins Gras sinken. >Er verblutet, wenn wir nichts tun<, stellt Caewlin mit einem düsteren Blick auf den Zwerg fest. >Aber wahrscheinlich verblutet er nur noch schneller, wenn wir ihm den Harnisch abnehmen... Götterverdammt< Hastig stopft er einen abgerissenen Hemdstreifen unter Borgils Rüstung, doch er färbt sich schneller rot, als sie Atem holen können. Auch die zusammengeknüllte Schürze, die sich Azra von ihren Kleidern reißt und verzweifelt auf die Wunde presst, kann den Blutstrom nicht aufhalten. "Wir sollten es trotzdem versuchen", murmelt Raven und durchtrennt mit dem Dolch die Lederriemen an der Rüstung, die Schulterstücke und Harnisch halten. "Vielleicht können wir die Wunde irgendwie abdrücken. Er kann sowieso kaum noch Blut in den Adern haben, so wie das hier aussieht."

Vermutlich ist es Irrsinn zu glauben, sie würden aus diesem Inferno noch lebend entkommen können. Der Friedhof wimmelt mittlerweile von Wiedergängern, die orientierungslos zwischen den Gräbern umherwanken, und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es so viele werden, dass sie sich ihrer nicht mehr erwehren können. Noch haben sie Feuer zu ihrem Schutz, und Caewlin verteilt den Inhalt des Eisenkorbs mit einem Fußtritt um sie herum, so dass sich ein kleiner schützender Bogen aus Flammen ergibt, aber bald würde ihnen das Brennmaterial ausgehen und sie würden nichts mehr haben, mit dem sie die Untoten zurücktreiben könnten. Vielleicht würden sie alle sterben. Aber so lange es auch nur eine kleine Chance gibt, das Leben des Zwergs und ihre eigene Haut zu retten, dürfen sie sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie nehmen Borgil vorsichtig die Halsberge, die Schulterstücke der Rüstung und die Brustplatte des Harnischs ab. Die Quelle des nicht enden wollenden Blutstroms ist auch schnell gefunden, eine Bisswunde am Muskel zwischen Hals und Schulter, nicht groß, aber tief und von den langen, dolchähnlichen Zähnen eines Schattenhunds gerissen, die auch eine wichtige Ader erwischt haben müssen. Im selben Rhythmus wie Borgils Herzschlag pumpt das rote Rinnsal aus dem offenen Biss, mit jedem Schlag ein bisschen langsamer, und Raven fackelt nicht lange, holt tief Luft und tastet dann mit den Fingern in die Wunde, bis sie die offene Ader erwischt und fest zusammendrückt. Borgil ist schon so weggetreten, dass er nicht einmal zuckt, und auch Azra gibt keinen Laut von sich und starrt nur mit blankem Entsetzen in den hellen Augen auf den Zwerg, bis sich ein zitterndes Schluchzen von ihren Lippen löst. Sie hebt nur kurz den Kopf, als plötzlich wie aus dem Nichts Maél auf sie zugeschossen kommt, mit gezogenem Schwert und wutverzerrter Miene, die beiden Faune in seinem Kielwasser, aber sie scheint ihn gar nicht richtig wahrzunehmen, all ihre Sinne sind allein auf den Zwergen gerichtet. Raven tauscht einen ratlosen Blick mit Caewlin, verblüfft über den seltsamen Ausbruch des Elben, doch bevor er sie erreicht, schmettern die Hörner der Stadtgarde über den Hain und bremsen seinen Ansturm. Einen Augenblick lang scheint alles um sie herum den Atem anzuhalten und zu erstarren, bis auf die Wiedergänger, die ihrem Namen alle Ehre machen und nicht aufhören, ziellos umherzuschlurfen. Der erste geht in lodernden Flammen auf, als ein Brandpfeil eines Schützen ihn trifft, gleich darauf der zweite, ein dritter, ein vierter .... einer nach dem anderen wird in Brand gesteckt und verendet schreiend, stöhnend, stinkenden Pesthauch verbreitend. Eine Woge der Erleichterung rollt über sie hinweg, als sie die ersten Blaumäntel dann zu Gesicht bekommen, die den Hain stürmen und alles niedermetzeln und in Brand stecken, was nicht ans Tageslicht, sondern in die Erde gehört.

Und doch bleibt Raven der Jubel in der Kehle stecken, denn sie weiß nicht, was mit den anderen ist, Niniane ist noch da unten in der Gruft und keiner weiß, ob sie lebend wieder herauskommt, Borgils Leben hängt an einem seidenen Faden, besser gesagt zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger ihrer Rechten. Sie kann sein Blut gegen ihre Fingerspitzen pochen spüren. Und es gibt noch zu viele Worte, die ungesagt sind. Sie kauert neben dem Zwerg im Gras, ein schmutzstarrendes, unglückliches Häuflein Elend, bis oben hin angefüllt mit Angst und Kummer, und wagt nicht, in diese eisigblauen Augen zu sehen, die sie auf sich ruhen fühlt. "Es gibt noch so viele Dinge, die du wissen solltest", sagt sie leise und wendet sich ihm zu, ohne ihn anzusehen. Ihre Worte sind so leise, dass nur Caewlin sie hören kann, und Azra ist so besorgt um Borgil, dass sie ohnehin ihre ganze Umgebung vergessen zu haben scheint. "Ich wollte das alles schon so lange erzählen, aber es war nie richtig Zeit dazu. Bei manchen Dingen habe ich es auch verschusselt, einfach vergessen, weil sie für mich nicht wichtig sind, so wie das mit der Zauberei, und manche ... manche habe ich nicht zu erzählen gewagt, weil ich fürchtete, dass ... ich weiß nicht, vielleicht dass du mich verlassen würdest, wenn du es wüsstest." Sie starrt auf ihre schmutzigen Stiefelspitzen vor sich im Gras. "Aber wenn wir schon dabei sind, dann will ich gleich alles erzählen.... weil ... es gibt noch viel mehr Dinge, über die wir noch nicht geredet haben. Das mit der Magie weißt du ja nun, und ich ... ich war ein Einbrecher, das weißt du auch, und ... und ... was noch ...." Hektisch durchkramt sie ihr Gedächtnis nach sämtlichen Schandtaten und Fehltritten, die sie sich jemals geleistet hat und ihm beichten sollte, wobei sie verblüfft darüber ist, wie erschreckend lang diese Liste ist. "Ich ... ich habe dem Hohepriester im Sithechtempel in Myrme sein Wahrsilbersitzkissen unter dem Hintern weggeklaut und den Stadtrat von Kingsala übers Ohr gehauen ... und ich ... ich bin ziemlich trinkfest, ich schaffe fünf Becher Uisge Beatha, bevor ich umkippe ... ich ... ich habe mit Blaeran Geschäfte gemacht, bevor ich in die Stadt kam, und ich habe den armen alten Braunen einmal fast zuschanden geritten, weil ich so wütend war. Ich fürchte mich vor Heuschrecken. Ich habe einem Stallburschen in Corwyness das Nasenbein gebrochen, weil er behauptet hat, ich sei ein Feigling, wobei er damit sogar recht hatte ... da war ich sieben, glaube ich ... und mit neun habe ich meinem zweitältesten Bruder die Mistgabel in den Fuß gestochen, aber nur, weil er mir sein Schwert nicht geben wollte ... und ich dachte auch, ich ..."

Ihr Hals fühlt sich plötzlich so trocken an wie eine Wüste und sie muss mühsam nach Worten suchen, bevor sie weitersprechen kann. "Ich dachte bis heute, dass ich vielleicht gar keine Kinder bekommen kann, wegen den Flusslords, die mich ... die ... ich war ... ich hatte schlimme Verletzungen und Raidri schleppte mich zu einem Heiler, der mich wieder zusammenflicken sollte, das heißt, es war eigentlich gar kein richtiger Heiler, weil wir nicht in die Stadt konnten, sie suchten ja überall nach mir ... er sagte, ich könne keine Kinder haben, und so dachte ich die ganzen Jahre über, dass es nicht möglich wäre, und es war lange Zeit auch gar nicht wichtig, weil ich ja sowieso keine Kinder wollte. Erst als du in meinem Leben aufgetaucht bist, hat sich das geändert ... alles hat sich geändert, denn was bis dahin keine Rolle gespielt hat, war auf einmal wichtig geworden und ich habe mir so sehr gewünscht, dass ich dir Söhne und Töchter schenken könnte, dass wir zusammen Kinder haben könnten, aber ich dachte, es sei nicht möglich und  ... und ich wusste nicht, wie ich dir das sagen sollte, ich wusste ja nicht einmal, ob es wahr ist, und ich hatte solche Angst, dass ich dir deswegen vielleicht nur ein nutzloses Anhängsel wäre und du mich dann nicht mehr haben willst, wenn du es weißt, und dass ich ... dass du ..." Ravens Stimme wird zu einem kläglichen Flattern, dann verstummt ihr angstvoll sprudelnder Wortschwall ganz. Sie wischt sich schniefend mit dem zerrissenen Hemdsärmel über das schmutzige Gesicht, aber sie sieht ihn immer noch nicht an. "Ich wollte dich nie belügen oder dir etwas verschweigen, niemals. Es tut mir leid, wenn es dich verletzt hat. Es tut mir so leid. Ich hätte es dir gleich sagen sollen und ... und ... jetzt ist es vielleicht zu spät, das alles wieder gut zu machen", sagt sie leise. Sie weiß nicht einmal, ob er ihr zuhört, und das Summen und Knistern der magischen Ströme über dem Grabmal, das Prasseln der Flammen und die Schreie der Blaumäntel sind so laut und durchdringend, dass ihre Stimme unter all dem Lärm ohnehin kaum zu hören ist. Und sie wird noch leiser, bis sie nicht mehr ist als ein stiller Atemhauch inmitten eines tosenden Chaos. "Ich bin nur ein elender Feigling, ein jämmerlicher, kleiner Hasenfuß, und ich weiß das. Aber ich liebe dich." Wie von selbst legt sich ihre schmale, zitternde, rußgeschwärzte Hand auf ihren noch flachen Leib. "Dich und deine Kinder."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Niniane am 08. Okt. 2005, 09:17 Uhr
Im Inneren der Gruft


Es kommt Niniane wie eine halbe Ewigkeit vor, bis die Wasserfee endlich an ihrer Seite ist und ihr Werk beginnt, auch wenn es nur wenige Augenblicke gedauert haben kann. Sie selbst kniet auf dem Dämon, sitzt mitten auf seiner mitternachtsschwarzen Brust und versucht, ihn am Boden zu halten, und gleichzeitig die Male der Finsternis auf seinem Arm an den richtigen Stellen zu berühren, jene Muster, die sie miteinander verbinden, Kreuzwege der Macht, verknotete Krebsgeschwüre unheiliger Zeichen und Symbole. Sie kann kaum atmen, schnappt hektisch und rasselnd durch zerrissene Lippen nach Luft und versucht gleichzeitig, ihre gebrochene, heftig blutende Nase beim Ausatmen freizupusten, um nicht an dem Blut zu ersticken, das ihr in den Rachen läuft, was sie selbst und den Dämon bei jedem Luftholen mit rotem Sprühnebel bedeckt. Außerdem ist ihr Gesicht von einer Seite zur anderen so verschwollen, aufgerissen und zerschlagen, dass sie inzwischen kaum noch etwas sehen kann. Ihre Augen tränen, rotverschleiert und halbblind, während sie über den Arm des Nornyiran mit den dunklen Runen tastet. Es sind Tätowierungen der Macht, finsterer Macht, die er trägt, die ihm vermutlich irgendwann als Kind schon in die Haut gebrannt worden waren, um ihn für immer an die Neun Höllen zu binden. Allein durch das, was sie ist, durch die Berührung ihrer Finger, stört sie das Gleichgewicht der Symbole gewaltig, doch sie muss das Mal durchtrennen, muss es ausmerzen, ausbrennen und dieses Brandzeichen dämonischer Kräfte, das Sethai als einen der ihren ausweist, für immer und alle Zeit zerstören. Wenn sie könnte, hätte sie ihm dafür die Haut von den Knochen geschält, aber sie kann nicht. Sie darf nicht. Nichttötennichttötennichttöten... hämmert ihr Verstand im wilden Takt ihres rasenden Herzens, obwohl alles in ihr danach schreit, ihr rechtes Knie einfach so lange und so fest auf seine ungeschützte Kehle zu drücken, bis sie ihn erstickt hätte. Selbst das Kind in ihrem Leib tritt und boxt um sich, als würde es ihre ohnmächtige Wut spüren und ihren Zorn teilen. Was sie stattdessen tun muss, will sie den Mann retten, der er eigentlich ist, haben vor ihr nur sehr wenige je versucht und das letzte Mal, dass es getan wurde, muss tausend Jahre her sein. Die Macht eines Priesters kommt direkt von den Göttern. Sie wohnt im Jenseitigen. Wenn ein Gott seine Hand auf dich gelegt hat, bist du auserwählt. Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben, durch das er wirkt. Beschreite den Pfad des Glaubens und die Götter werden dich erkennen. Ihre Macht ist ewig und unvergänglich. Die Gabe, die sie dir verleihen, kannst du formen. Öffne das Tor zur Macht der Zwölf. Was herausströmt, kannst du formen und nutzen. Öffne dich der heiligen Macht, die zu dir kommt, die dich findet. Verwende sie - soviel, wie dein Körper und deine Seele zu bändigen vermögen - aber erinnere dich stets daran, dass das Tor sich schließt und der Weg sich versperrt, wenn der Körper versagt. Sie muss ebenfalls ein Tor öffnen... aber nicht zum Jenseitigen, nicht zu den Pfaden der Götter, sondern zur kalten, schwarzen Leere zwischen den Sternen. Mit Hilfe dieser Runen war Sethais Seele verseucht worden, mit Hilfe dieser Runen würde sie die Finsternis in ihm ausmerzen und alles dämonische Erbe in seinem Blut und seinem Selbst ins endlose Nichts verbannen.

Ihre Finger beginnen in fliegender Hast die seltsamen Symbole nachzuzeichnen, eine verschlungene Linie nach der anderen, und ihre Nägel hinterlassen blutige Kratzer auf schwarzer Haut, während ihr Mund stumm die Worte des Widerrufs spricht. Jede Kurve, jedes Muster, jedes Zeichen, das sie berührt und dessen Konturen sie nachzieht, verblasst und verschwindet, als wäre es nie da gewesen. >Sethai, ich weiß, dass du da bist, dass er dich nicht getötet hat. Du musst uns helfen, ihn zu besiegen. Ich flehe dich an, lass mich nicht allein zurück. Ich brauche dich! Ich liebe dich!< Wispert es neben ihr und der Dämon bäumt sich auf, wirft sie fast ab, windet sich wie eine verbrühte Schlange unter ihr, zischt, spuckt Gift und Galle. Bei jeder seiner Bewegungen schießen Flammen durch ihren Nacken in ihren Kopf und lassen sie keuchen vor Schmerz, aber irgendwie gelingt es ihr, seinen Arm nicht zu verlieren, an den sie sich klammert wie an einen Rettungsanker. Sethai? Sethai ist tot… es gibt ihn nicht mehr. Es gibt nur noch mich und wird ihn nie wieder geben. Wieso hängst Du überhaupt so an ihm, Du warst doch nur ein Zeitvertreib für ihn, seine willige Hure!!! Asrai lässt sich nicht beirren und Niniane spürt, wie etwas in dem Wesen aufsteigt, an die Oberfläche treibt, sich verzweifelt zu befreien versucht und rettungslos wieder versinkt, als der Dämon sich erneut aufbäumt. Ihre Fingernägel kratzen in panischer Eile über seinen Arm und die verschlungenen Symbole. Noch zwei Kreise, noch diesen Knoten, noch jene Linie, schnell, schnell, schnell. Sie kann nichts mehr sehen, folgt blind dem Bild in ihrem Kopf und das Tor öffnet sich, sie kann es spüren wie einen Riss in der Wirklichkeit, ein chaotisches Gewirr, das in der düsteren Gruft herumwirbelt, ein fahlgraues Miasma, das sie aufwühlt wie ein widerwärtiger Pesthauch. Dahinter lauert das Nichts, die Leere, das blanke Nicht-Sein, kalt und still. Schnell, schnell... Götter, sie bekommt keine Luft.. Atme, atme, du musst atmen... schnell, schnell... Luft... diese Linie... dieser Knoten... Nein, nein, nein!... zitternd vor Anstrengung kämpft sie darum, das Bewußtsein nicht zu verlieren, kämpft mit der Schwärze, die in ihr aufsteigt, kämpft mit dem sengenden Schmerz hinter ihrer Stirn, kämpft mit dem Blut in ihrer Nase und mit dem Dämon unter ihr. Noch einmal ballt sich seine Schwärze, noch einmal zieht der Dämon seine ganze Macht zusammen - aber diesmal gilt sein Schlag nur ihr, ihr allein. Sie kann den Hass in ihm spüren wie ein widerliches, krankes, verdrehtes Herz, das in ihm rast und schlägt. Er schleudert Asrai beiseite, die mit einem erschrockenen kleinen Laut in die Dunkelheit davonkippt, reißt den Arm hoch und hämmert auf sie ein. >Lieber sssterbe ich als zurück zu gehen!!! Stirb mit mir!!!!! Stirb mit mir und verdamme dadurch alles!!!!! < Sein erster Schlag trifft ihre Schulter und lässt sie fast vornüber taumeln, während rotschwarzer Schmerz ihren Arm hinauf- und hinunterzuckt wie ein glühender Blitz, der zweite trifft ihre Wange, ein kalter, tiefer, roter Biss und lässt ihren Kopf zur Seite fliegen. Sie beißt zitternd die Zähne zusammen, dann hageln wuchtige Hiebe und rasend schnelle Schnitte mit scharfen Klauen auf sie ein. Das Kettenhemd aus Yalaris hält den Klauen stand, aber der brutalen Wucht der hämmernden Faustschläge, die auf sie niederregnen, ist sie wehrlos ausgeliefert. Blind, blutend, wimmernd vor Schmerz, klammert sie sich an die letzte Rune unter ihren Fingern, windet und dreht sich, kann nicht loslassen und kann nicht atmen, kann sich nur noch in panischer Angst um das Kind in ihrem Leib zusammenkrümmen.

Sie kann sich nicht wehren, sie hat nur diesen einen Versuch und würde er fehlschlagen, wäre der Dämon frei. Harte Schläge hageln auf sie ein, treffen ihre Schultern, ihre Arme, ihren Rücken, ihre Rippen, ihre Nieren, ihren Kopf, dumpf und schwer, mahlend, brechend, klatschend wie Wellen, die auf Felsen branden, während sie ihr Kinn fest auf die Brust drückt, die Schultern hebt, den Kopf einzieht, sich krümmt und einrollt, und versucht, gleichsam zu Stein zu werden. Die letzte Rune. Ihr Finger kratzt und zeichnet, während ihre Rippen brechen. Die letzte Linie, das letzte Symbol, ihr Finger krümmt sich, während stechender Schmerz ihre Wirbelsäule hinaufrast und weißglühend in ihrem Nacken explodiert. Sie spürt etwas in ihrem Körper reißen unter dem letzten Schlag des Dämons, zittert und zuckt, dann verschwindet der letzte schwarze Kringel der letzten Rune auf dem Arm des Nornyiran unter ihren Fingern. Sie hebt die Hände und das Tor ins Nichts reißt auf, ein gieriger Schlund, der die gebündelte Finsternis aus ihren Händen trinkt, und nichts von ihr übrig lässt. Alles, was sie vom Leib des Sehers geritzt, aus seiner Seele gebrannt, aus seinem Blut gewaschen und durch die Worte des Widerrufs gebannt hat, wird hinausgeschleudert in die Kreise jenseits der Welten, in die große Leere, wo es verglüht und vergeht, und nichts von ihm übrig bleibt. Einen atemlosen Wimpernschlag herrscht Totenstille, dann erfüllt ein ohrenbetäubendes Krachen die Gruft, und der schwere, dunkle Leib unter Niniane bäumt sich wild auf, wirft sie ab, wird einen halben Schritt vom Boden hoch gerissen und verglüht in goldenem Licht. Für den Bruchteil einer Sekunde noch, ist der Schatten des Dämons zu sehen, dessen Leib sich unmöglich weit biegt, als habe ihn jemand auf ein unsichtbares Rad geflochten, dann verschwimmt alles in hellem Licht und flirrendem Dunst. Der Dämon ist vernichtet, die Finsternis gebannt und Sethai befreit - sie kann seine Gestalt zu Boden plumpsen und dann dort herumkrauchen hören, keine vier Schritt von ihr entfernt. Niniane bleibt reglos in der Dunkelheit liegen, völlig still, und holt blubbernd durch das Blut in ihrer Nase und in ihrem Mund Luft. Sie versucht, nur zu atmen, die rasenden Schmerzen zu ertragen und irgendwie bei Bewußtsein zu bleiben, weil sie sonst vermutlich einfach ersticken würde - an ihrem Blut, an ihren Tränen, an dem Erbrochenen, das sich beißend und bitter einen Weg durch ihre zugeschnürte Kehle bahnt, an ihrer Angst, an den quälenden Schmerzen, die sich durch ihren Körper fressen. Du wirst dich nicht übergeben, du wirst nicht weinen, du wirst nicht ... nein! Der reißende Schmerz wiederholt sich nicht, aber irgendwo tief in ihrem Inneren gerät etwas in Bewegung. Nein. Nein. Neinneinnein. Panisch schlingt sie beide Arme um ihre Mitte, als könne sie das Leben ihres ungeborenen Kindes so festhalten und tastet über ihren Leib. Bitte. Bitte, bitte, bitte. In ihrem Bauch herrscht Stille, nichts antwortet ihr - kein träger Knuff, kein strampelndes Füßchen, keine kleine Faust, die sich von Innen gegen ihre Haut drückt... nichts. Bitte hab nur Angst. Bitte sei am Leben. Bitte. Cron... wo bist du? Hilf mir. Hilf mir. Ich verliere unser Kind. Bitte. Auf ihrer Zunge liegt der silberne Geschmack von Blut, während sie keuchend nach Luft ringt, dann ist jemand bei ihr. Große Hände tasten über ihr Gesicht, berühren ihr Haar, aber sie kann nichts mehr sehen und nichts hören außer ein hohles Summen, dann sinkt sie in gnädige Schwärze davon.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 08. Okt. 2005, 09:24 Uhr
Olyvar schickt die Hälfte seiner Blaumäntel mit Vareyar, lässt jeden Nachtfeuerkorb in der Nähe entzünden und herbeischaffen und heißt die Bogenschützen, sich mit Feuerpfeilen zu bewaffnen, ehe er mit Kizumu an seiner Seite die übrigen Männer mitten hinein in diesen Schlund aus Chaos und Entsetzen führt. Die Blaumäntel schwärmen aus, Schwertkämpfer und Lanzenträger um jede Einheit Bogenschützen und ziehen einen Kreis um das Zentrum des völlig verwüsteten Sithechhains. Irgendwo dort, hinter dem Tempel, haben sich die Priester der Finsternis gestellt und das das Schreien und Waffenklirren derer, die bei ihnen verzweifelt gegen die Untoten kämpfen, die der Dämon zu seiner Verteidigung aus ihren Gräbern geholt hat, weist ihnen den Weg ebenso wie das unablässige Donnern, Summen und Heulen magischer Energien, das aufbrandet, an- und abschwillt wie Sturmwind. Der Sithechhain, sonst ein Ort tiefer, grüner Schatten und stiller Gräber, sieht aus, als wäre ein verheerender Orkan über ihn hinweggefegt: tiefe Gräben und Risse durchziehen die schwarze Erde, Gräber liegen bloß, tonnenschwere Steinsargophage sind zersplittert wie Glas, Grüfte halb eingestürzt, steinerne Seharim liegen, von ihren Sockeln gerissen, zerbrochen im Gras und uralte Bäume sind entwurzelt. Olyvar wartet, bis Vareyar seine Männer in Stellung gebracht hat und als das vereinbarte Signal, ein langezogener Hornstoß, erklingt, gibt er lautlos das Zeichen zum Aufbruch. Fünfzig Blaumäntel haben sich in einem weiten Kreis um die Mitte des Knochenackers aufgestellt, die Bogenschützen brennende Pfeile auf den Sehnen, vor sich die durch die Düsternis schlurfenden Untoten, Zombies, Skelette und halbverwesten Leichen - jetzt zieht sich die Schlinge zu. "Schießt. Schießt auf jeden Wiedergänger! Spießkämpfer, Schwertträger, gebt den Bogenschützen Deckung. Solange sich die Toten  aus den Gräbern bewegen, deckt ihr sie mit einem Pfeilhagel nach dem anderen ein. Ich will innerhalb von fünf Minuten keinen Zombie mehr auf den Beinen sehen! Kiz, Großer Petyr, Tomtom, Mauersegler und du, wie heißt du, Junge? Dergan, gut. Lauf zur Steinfaust und lass zwei Wägen anschirren, schnell, die schickst du hierher. Sie sollen Wasser, Decken, Verbandslinnen und Brandsalben aus Maester Ballabars Beständen mitbringen. Lauf schon!" Wer immer dort an der Gruft ist und kämpft, hat gewiss einen hohen Blutzoll bezahlt, und Olyvar ist lieber für den Fall gewappnet, dass sie einige Schwerverletzte würden fortschaffen müssen. Als der junge Blaumantel die Beine in die Hand nimmt und davonhastet, nickt er, zieht sein Schwert und tauscht einen Blick mit Kizumu, der voll ist von allen Gefühlen, für die er jetzt weder Worte noch Zeit hat. Dann findet er ihre Hand in seiner, warm und fest und drückt sie, und sie setzen sich in Bewegung. Die erste Pfeilsalve regnet auf die wandelnden Toten herab und lässt sie zischend und knisternd in Flammen aufgehen, bis der ganze Knochenacker von einem, zwei, drei Dutzend lichterloh brennenden Zombies erfüllt ist. Sie verbrennen so leicht wie brandölgetränkte Strohpuppen - und bis auf ihr hohles Stöhnen auch genauso stumm. Abgesehen vom Lied des Feuers, dem Singen der Bogensehnen, wenn ein neuer Pfeilhagel aufglühend in den dunklen Himmel strebt und dem bronzenen Summen unablässig gewirkter Magie, bleibt es merkwürdig still.

"Ah Dhia!" Als sie die Gruft hinter dem Tempel erreichen, erstarrt Olyvar und bleibt einen Moment stehen, während Kizumu und er mit synchron entsetzten Mienen auf das Bild der Zerstörung starren. Über einem alten, quadratischen Mausoleum hängt die Schattensphäre des Dämons, doch sie wirkt jetzt fleckig und blass, gefangen von schimmernden Lichtfäden, die sie völlig umspannen wie ein grimmiger, leuchtender Kokon. Darunter aber schlägt noch immer, lebendig und kalt, kälter als Eis, ein dunkles, pulsierendes Herz und Olyvar spürt, wie ihm ein Schauer über den Rücken rinnt und seine Arme sich mit Gänsehaut überziehen. Vor der Gruft steht Morgana, gehüllt in silbernes Glühen, beide Arme erhoben, starr wie eine Statue, und hinter dem Grabmal muss sich ebenfalls ein Priester befinden, denn den silbernen Fäden und Strängen, die sie ohne Unterlass über die Schatten webt, antwortet blaues Schimmern. Neben ihr lodern helle Brände, lange Äste, die zu einem Feuerwall aufgeschichtet wurden und dahinter bewegen sich schemenhaft Gestalten im schwarzen Rauch, umrissen von rotgelbem Schein. Er kann die unverkennbaren Schatten zweier Faune ausmachen, sieht Caewlins riesenhafte Gestalt neben einem umgekippten Feuerkorb und kurz Maéls Gesicht, als der Feuerschein für einen Herzschlag darauf fällt. "Dort sind sie," murmelt er erleichtert und nickt über die Schulter hinweg seinen Männern zu. "Schwärmt aus. Umstellt das Grabmal, schützt die Priester. Bogenschützen an alle Seiten." Sie verteilen sich und machen die letzten Untoten mit Feuer und Stahl nieder, und während er mit Kizumu an seiner Seite zu den anderen eilt, erreicht auch Vareyars Trupp das Mausoleum. Blaumäntel schwärmen in alle Richtungen um die Gruft und ziehen einen Ring um das kleine Häuflein Verteidiger wie die beiden Priester gleichermaßen. Olyvar wechselt ein paar leise Worte mit seinem Waffenmeister und folgt dann Kizumu, die mit einem leisen Aufschrei an die Seite einer leblosen Frau im Silbergras eilt, die sich auf den zweiten Blick als Arwen entpuppt. Bei ihr sind zwei Fremde und eine leichenblasse, schlotternde Aurian, die aussieht, als habe sie jemand durch den Fleischwolf gedreht. "Ifrinn! Lebt sie?" Sein Blick irrt von Aurian zu Kizumu und zurück, aber seine Frage gilt eindeutig der Anukispriesterin und nach einer kurzen Überprüfung von Atmung und Herzschlag nickt Kizumu. Olyvars große, warme Hand legt sich kurz auf die Schulter seine Frau und er spürt die Rundung ihrer zarten und doch starken Knochen, ihr weiches Fleisch und die bebende Spannung ihrer Muskeln, als er sie sanft drückt. "Kümmer dich um sie, mo muírninn, ich sehe nach den anderen, aye?" Er nickt den beiden Fremden zu und wendet sich dann an Aurian. "Aurian? Alles in Ordnung mit dir?" Die Frage ist eigentlich überflüssig, denn nichts scheint in Ordnung und Olyvar fragt sich einen Moment lang verwirrt, warum sie nur einen Umhang trägt, der obendrein gar nicht ihr zu gehören scheint, dennoch redet er noch einen Augenblick mit ihr, leise und beruhigend, als wolle er ein verwirrtes Kind trösten. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was mit ihr geschehen sein mag, aber sie braucht dringend einen Heiler. "Du siehst aus, als hätte dich eine Horde Ogres verprügelt, Mädchen. Kannst du aufstehen? Nein? Dann bleib eine Weile hier sitzen und ruh dich aus. Ein paar Wägen aus der Steinfaust werden bald hier sein, solange musst du noch durchhalten, aye? Das schaffst du."

Er steht auf und wendet sich um, dem umgekippten Nachtfeuerkorb und den anderen zu, doch als er zwei Schritt näher herangetreten ist, erkennt er auf einmal die gedrungene Gestalt in einer Blutlache, um die sie sich alle scharen, und zu seinem Entsetzen ist es niemand anderes als Borgil. Ah Dhia! Raven und Azra knien neben dem Zwerg im Gras und kümmern sich mit fliegenden Fingern um seine Verwundung, und hinter der Blutelbin steht Caewlin - zwischen ihr und einem wild gestikulierenden Maél, der abwechselnd auf Borgil, die besinnungslose Arwen weiter hinten, und auf Azra deutet. Schilamas Worte vor dem Kupferkessel fallen Olyvar wieder ein und er kann sich denken, worum es hier geht, auch wenn er erst ein paar Wortfetzen aufschnappt, als er den Sturmender erreicht hat. >Shebaruc!< Hört er Maél giften. > Arwen... niedergeschlagen... Borgil... < Er schenkt Caewlin ein entschuldigendes, unfrohes Grinsen, packt den zornsprühenden Elben am Arm und drängt ihn ein paar Schritte zur Seite. "Maél! Azra war besessen. Versteht Ihr mich? Besessen. Schilama hat es auf dem Marktplatz schon bemerkt und es Borgil gesagt. Deshalb kam der Zwerg, so  verwundet wie er war, hierher - um sie zu suchen und ihr zu helfen. Selbst wenn sie Arwen niedergeschlagen hat, sie hat es unter dem Bann des Dämons getan, sie war nicht sie selbst! Was ist mit Morgana? Geht es ihr gut? Wo ist Niniane?" Maél nickt nur auf seine Frage nach der Heilerin und murmelt etwas davon, dass Ninaine in der Gruft selbst sei, doch viel weiter kommt er nicht mit irgendwelchen Erklärungen, denn in diesem Augenblick lässt ein gewaltiger Donnerschlag hinter ihnen die Erde beben und ein gewaltiges Krachen direkt aus der Gruft erschüttert sie alle, als stürze in diesem Moment, hier und jetzt, die ganze Welt in sich zusammen. Der Boden schwankt und zittert, so dass Olyvar für einen Moment schmerzhaft mit dem Elben zusammenprallt, als sie mit den Armen rudernd auf dem schlingernden Boden Halt suchen. Dem ohrenbetäubenden Knall folgt eine Explosion gleißenden, weißgoldenen Lichtes, und dann gellt ein unfaßbar lautes, entsetzliches Kreischen von einer Stimme so harsch und kalt wie Glas über den Sithechhain, das kein Ende nehmen will. Die Erde zittert noch ein wenig, dann ist es vorbei. "Götter... was war... das? Was..." blinzelt richtet Olyvar sich auf. Die letzten Dunstschleier der Finsternis wirbeln davon und geben einen abendroten Himmel frei und überall in Talyra kreischen die letzten verbliebenen Höllenkreaturen, ihres Meisters beraubt, in rasender Panik und wilder Agonie. "Es ist... vorbei." Alle Blicke richten sich auf den Eingang zur Gruft, ein gähnendes, dunkles Loch in verwittertem, grauem Stein, doch dahinter regt sich nichts als tiefe Dunkelheit. Von irgendwoher taucht plötzlich Cron bei ihnen auf und der Tronjer sieht, blutverschmiert von Kopf bis Fuß und grauverstaubt, als hätte ein eiliger Bäcker ihn in Asche gewälzt, selbst mehr wie ein Dämon aus, als wie ein Mann. Er sieht sie nicht einmal an, keinen von ihnen, sondern verschwindet wortlos im Inneren des Grabmals. "Ah Dhia... lasst sie am Leben sein..."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Morgana am 08. Okt. 2005, 10:42 Uhr
Die Macht von Faeyris fliesst stetig durch Morgana hindurch, kraftvoll, rein und klar wie Sternenlicht, hält den Kokon aufrecht, den Eade und sie um die Dunkelheit gewoben haben. Die Macht zerrt an ihr, wühlt ihr Gehirn auf, kriecht durch jede Windung und sie braucht all ihre eigenen Kräfte, um diese Macht zu formen, sie zu bündeln und zu leiten. Ihren eigenen Körper spührt sie schon nicht mehr, merkt nicht wie das Blut aus ihrer Nase läuft und sie gezwungen ist, durch den Mund zu atmen, spürt nicht ihre Hände, die halberfroren sind durch das Sternenlicht und auf deren Haut sich rote Linien abzeichnen, von den kleinen gerissenen Äderchen. Morgana bekommt nicht mit, was um sie herum geschieht, nur am Rande ihrer geringen eigenen Wahrnehmung spürt sie etwas ihr sehr Vertrautes, spürt es kurz wie eine sanfte Berührung.Mael?! Schiesst es kurz durch ihren Kopf und beinahe hätte sie sich ablenken lassen, weil ihre Gedanken angstvoll in andere Richtungen laufen wollen. Es kostet sie weitere Kraft und Mühe, diese aus ihrem Kopf zu bannen und sich weiter auf das Netz zu konzentrieren. Einen Gedanken erlaubt sie sich noch, ehe die Kräfte in der Gruft sich aufbäumen und gegen das Netz donnern.Verdammter Elb, was machst du hier, was wird aus Ian wenn wir beide hier nicht lebend heraus kommen?

Dann ballen sich die Kräfte unter dem Netz zusammen und zerren an dem Kokon, so dass Morgana einen Schritt nach vorne taumelt und für einen Wimpernschlag ihr Herzschlag aussetzt, weil sie glaubt das Netz nicht halten zu können. Aber sie findet wieder festen Stand und überprüft mit rasenden Gefühlen das Gebilde des Netzes, es ist dicht und hält und die dunkle Macht im Inneren der Gruft scheint sich nur noch auf das zu konzentrieren, was ihm die Schmerzen zufügt, ihn vernichten will und nicht mehr auf eine Flucht. Der Druck auf das Netz lässt nach, wird abgelöst von einer anderen Kraft. Sie öffnet das Tor Fasert es durch Morganas Kopf, und sie weiss, dass der Zeitpunkt bald gekommen ist und es nicht mehr lange dauern kann. Aber noch kann sie das Netz nicht lösen, nicht bevor  der Dämon durch dieses Tor gegangen ist und solange das nicht geschehen ist, kann er noch fliehen, als letzte Chance zum überleben. Würde Morgana ihren eigenen körper spüren, würde sie merken wie sie zittert am ganzen Körper, wie ihre Augen brennen und ihr heisser und kalter Schweiss über den ganzen Körper rinnt. Nach aussen hin scheint sie wie eine Statue auszusehen, aus deren Händen, einem gleissenden Lichtstrahl gleich, beständig die Macht fliesst und die von einem silbernen Flirren umgeben wird.

Plötzlich dröhnt ein lautes Bersten und Krachen über den Hain und Morgana spürt den Sog der entsteht, als der Dämon den Körper Sethais verlässt, durch das Tor gesogen wird, dass Niniane geöffnet hat und verglüht. Als das Tor sich schliesst, bebt die Erde und Morgana wird von ihren Füssen geholt, sinkt auf die Knie und kann das Netz nicht mehr halten, das silberne Flirren des Netzes verfliegt wie Morgennebel unter Shenrahs leuchtenden Strahlen. Schlagartig spürt Morgana alle Schmerzen, ihre Erschöpfung  und ihr Oberkörper kippt nach vorne. Sie versucht den Fall noch zu stoppen und stützt sich auf ihre Hände, was ihr stechende Schmerzen den Arm hinaufjagen lässt, ihr Herz kurz schmerzhaft zusammen ziehen lässt und sie den Boden ihrem Gesicht näher kommen sieht. Ihr Schutzzauber um sie selber herum ist zusammen mit dem Netz verschwunden, Asche und Staub wirbeln auf, als ihr Oberkörper auf den Boden fällt. Die Asche füllt ihre Lungen lässt sie husten und würgen. Sie schmeckt bittere, verfaulte Erde in ihrem Mund und ihre Gedanken rasen, während sich die Schmerzen weiter durch ihren Körper bohren und sie das Gefühl hat ihr Kopf würde gleich in tausend Stücke zerspringen.

Für wenige Augenblicke wird ihr schwarz vor Augen und sie sinkt in eine kurze Bewusstlosigkeit, in der dunkle Wärme sie umhüllt. Aber sie kämpft dagegen an, wühlt sich aus der Dunkelheit wieder nach oben, hebt ihren Kopf, ehe ihr Mund ganz gefüllt ist mit Erde und schnappt nach Luft. Niniane, Asrai, Mael!Die Heilerin sammelt nochmal ihre mentalen Kräfte und versucht nach Niniane zu suchen, findet die schwach leuchtende Aura irgendwo in der Gruft, ebenso wie die von Liade und ganz schwach eine ihr unbekannte und doch vertraute Aura.Sie sind verletzt, Niniane schwer, aber sie leben Ein verzerrtes Lächeln schleicht über ihr Gesicht, während sie versucht sich vom Boden aufzurappeln, aber ihre Muskeln wollen ihr nicht gehorchen und sie schafft es lediglich sich auf die Seite zu rollen, um mit dem Gesicht nicht wieder auf der Erde zu landen und erneut Erde zu essen und sich somit selbst die Luft zu nehmen.

Schwer atmend bleibt sie liegen, sieht verschwommen auf rot leuchtende Wolken, die über einen ruhigen Abendhimmel gleiten, so als wäre nichts geschehen. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper scheint zu streiken und brüllt vor Schmerzen, aber wenigstens zeigt ihr das, dass sie lebt, dass sie gewonnen haben, die Dunkelheit besiegt ist, auch wenn sie es teuer erkaufen mussten. Mael! Er war doch eben hier, hier bei mir! Wo ist er? Ihm ist doch nichts passiert?! Bei den Göttern, ich hoffe ihm ist nichts passiert! Das MAel sich von ihr entfernt hatte, hat die Heilerin in ihrer Konzentration nicht mitbekommen und unbeschreibliche Angst macht sich in ihr breit, dass einer der Untoten Mael erwischt hat und sie ihn nicht lebend wieder sehen würde. Mühsam versucht sie nach ihm zu tasten, aber ihre Kräfte reichen nicht mehr aus dafür, auch die letzten Überreste ihrer magischen Energie sind aufgebraucht, und sie fühlt sich vollkommen leer und ausgebrannt. Sie versucht nach ihm zu rufen, aber sie schmeckt nur Asche und Erde in ihrem Mund, der vollkommen ausgetrocknet ist und ihre Zunge fühlt sich an wie ausgedörrt. Ihre aufgesprungenen Lippen bewegen sich, aber kein Laut dringt hervor, sie hat keine Kraft mehr, für nichts, selbst das Atmen scheint ihr ein fast unmöglich zu sein. Dann schliesst sie die Augen.Mael, Ian, sind die letzten klaren Gedanken, die sie fassen kann, ehe die Dunkelheit sie endgültig umschliesst.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lady Kizumu am 08. Okt. 2005, 15:49 Uhr
Ihr Blick irrt entsetzt über den ehemals so friedlichen Sithech- Hain. Es sind nicht einmal direkt die wandelnden Toten, auch wenn ihr bei ihrem Anblick ein eisiger Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt, sondern der aufgerissene Boden, die umgestürzten Seharim- Statuen und Grabmale die ihr das blanke Entsetzen wie einen dicken Kloß in den Hals setzen. Sie hatte schon einiges gesehen, hatte selbst getötet und verstümmelt, aber es war nie mit solcher Nebensächlichkeit und Kälte geschehen. Die Dunkelheit erhebt sich aus einer Gruft im Zenturm des Haines, aber sie kann die Magie der Priester, wie jeder andere mit gesunden Augen und Nervenenden, sehen und prickelnd durch sie hindurchfasern spüren. Sie können Morgana erkennen, die stocksteif, die Arme gen Himmel gerichtet nah bei der Gruft steht, kann durch den Rauch der Feuer die Faune erkennen und einen schlanken Schatten, der nur Maél sein kann, und sie können einen weiteren Priester hinter der Gruft, vor ihren Blicken verborgen erahnen aber ihr ist, als fehle etwas.
Mit einem Aufschrei lässt die Elbin die Hand ihres Mannes fahren, als sie der liegenden Gestalt gegenüber Morganas gewahr wird. Arwen! Mit wenigen Schritten ist sie bei der Priesterin, Olyvar dicht auf den Fersen. Erst beim näher kommen erkennt sie dicht bei Arwen auch Aurian und zwei ihr Unbekannte, aber sie hat kaum mehr als einen Blick für das Botenmädchen der Steinfaust über. Sie ist bei Bewusstsein und sitzt.. Hastig tasten ihre Finger zum Hals der Elbin, verharren dort furchtvoll und erst als sie vier oder fünfmal den beruhigend gleichmäßigen Herzschlag wahrgenommen hat, atmet sie mit einem Keuchen wieder aus. >Ifrinn! Lebt sie?< Sie kann nur nicken und erleichtert den Kloß in ihrem Hals herunter schlucken, dann findet sie Zeit, Aurian und die beiden Fremden wenigstens näher zu betrachten. Olyvars Hand senkt sich warm und mit sanftem Druck auf ihre Schulter, als wolle er sich ihrer versichern und sie antwortet ihm mit einem anspannen der Muskeln, während ihre Hände sacht über das blasse Gesicht der elbischen Priesterin gleiten. >Kümmer dich um sie, mo muírninn, ich sehe nach den anderen, aye?< Sie schluckt das alberne "Aye.", eine misslungene und völlig deplazierte Imitation, das ihr auf der Zunge liegt herunter und nickt lediglich. Olyvar wendet sich kurz zu Aurian um, spricht einige leise Worte mit dem Mädchen, während Kizumu, sich ziemlich hilflos fühlend, den Oberkörper Arwens aufrichtet und deren Kopf auf ihre Oberschenkel legt. Sacht tasten ihre Finger den Kopf der Priesterin ab und finden unter dichtem, schwarzem Haar die Beule die der Knochen hinterlassen hatte. Als sie die Finger wieder hervorzieht findet sich nur wenig Blut daran und Kizumu atmet erleichtert auf. "Das gibt Kopfweh." Sie spricht leise und nur zu sich selbst und ist froh, sich ausruhen zu können. Die Kämpfe hatten ihr auf eine perfide Art und Weise Spaß gemacht, aber spätestens am Kupferkessel hatte die Euphorie und das singende Blut in ihren Adern der bleiernen Erschöpfung Platz gemacht. Die schimmernde Obsidianklinge liegt im Gras bei ihr, griffbereit, aber das Surren der Brandpfeile über ihren Köpfen, das Wuusssch- Geräusch, das die Zombies machen wenn sie in Flammen aufgehen und die lauten Rufe der Blaumäntel lullen sie in angenehme Sicherheit.

Und mit einem Mal scheint alles vorbei zu sein. Die Untoten sind ein Raub der Flammen, nur ein oder zwei scheinen ihre Niederlage noch nicht begriffen zu haben, und torkeln lebenden Fackeln gleich über aufgebrochene Erde und zertretenes Gras. Die pulsierende Dunkelheit über der Gruft, zieht sich zusammen und birst mit einem lauten Krachen, das die Erde erbeben lässt. Goldenes Licht blendet sie und sie beugt sich nach vorn, den schutzlosen Körper der Freundin zu schützen, während das Kreischen in ihren Ohren gellt. Eine Gänsehaut überzieht ihren Körper, sie hört jemanden neben sich laut nach Luft japsen, aber vielleicht ist sie es auch selbst. Bei allen Göttern, was ist das? Für einen winzigen Herzschlag ist sie sich sicher, dass dies hier ihrer aller Ende sei und die winzigen, friedvollen Gesichter ihrer Kinder geistern an ihrem inneren Auge vorbei.
Und dann ist Stille. Ihre Trommelfelle vibrieren noch, aber als sie aufblickt sieht sie in das rote Glühen eines Sonnenunterganges. Einen Augenblick ist sie von diesem Anblick gebannt, dann eilt ihr Blick zu Olyvar, der einige Schritte weit bei den anderen steht. Unverletzt. Das Wort hallt durch ihre Gedanken, dann huscht ihr Blick zu Aurian und den beiden Fremden hinüber und sie wirft den dreien ein rasches Lächeln zu. Ihre Finger ruhen sanft und leicht hinter Arwens Ohr, wo sie den gleichmäßigen und kräftigen Pulsschlag spüren kann.
Aus dem Augenwinkel kann sie einen schwarzen, riesigen Schatten in das Innere der Gruft hasten sehen und sie schließt die Augen. "Niniane.." Ihre Stimme ist ein heiseres, abgehacktes Flüstern und sie wagt nicht einmal nach dem Geist der Halbelbin zu tasten, aus Angst, was sie vorfinden könnte. Oder nicht finden... Kizumu schüttelt den Kopf, wie um diesen düsteren und gallebitteren Gedanken daraus zu vertreiben und hält den Blick gebannt auf das bleiche Gesicht Arwens gerichtet.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eade am 08. Okt. 2005, 16:41 Uhr
Die Kälte kriecht über seine Haut, zieht durch jeden Winkel seines Körpers und die Eisblüten bedecken bereits seine Beine und Arme, bis hin zu den Fingerspitzen, dort, wo sich noch stets blauer Dunst sammelt, um als funkelnde Schlieren auf das schwarze Gebilde zu treffen. Kalter Schweiss rinnt über seine Stirne, das Atmen fällt ihm schwer, als würde eine ungeheure Last auf seiner Brust liegen. Röchelnd zieht er die Luft zwischen seine Zähne, von Russ durchschwängert, und schmeckt den fahlen Geschmack nach Verderben und Fäulnis auf seiner Zunge. Sein Kopf ist leer, keine Gedanken mehr möglich, sein ganzer Leib ist zu einem Gefäss für die Magie geworden, die durch ihn hindurch fliesst, an seinen eigenen Kräften zerrt und ihm zittern lässt. Das Silbergras unter seinen Füssen wird von graublauem Frost überzogen, immer wieder droht er auszurutschen und sogar der letzte Schutz um ihn herum wird stetig durchsichtiger, schwächer, er kann den Zauber nicht mehr halten. Seine Lippen, nur noch zwei weisse Striche in dem aschfahlen Gesicht, leiern unablässig irgendwelche Gebete und Worte herunter, die sein Geist nicht mehr wahrnimmt. Kein Knochen in seinem Leib schmerzt nicht, fühlt sich nicht ausgedorrt und brüchig an, vereist im wahrsten Sinne des Wortes. Hin und wieder rutscht er ein Stück nach vorne, schlittert einige Sehkel über den aufgewühlten Boden hinweg und näher zu der finsteren, dunklen, pulsierenden Aura aus Schatten und Chaos, die Übelkeit in seinem Magen aufsteigen lässt. Das Blut in seinen Adern beginnt zu stocken, sein weniger Atem tritt als weissgraue Wolke über seine Lippen und seine Augenlieder beginnen zu flattern.
Stets mehr Macht scheint durch ihn zu strömen, ein gewaltiger Fluss, denn er zu bündeln versucht, festzuhalten, damit sie nicht ausbricht oder erstirbt, doch sogar sein Herz schmerzt bei jedem neuen Versuch die Macht gezielter zu bündeln und es wird mehr und mehr zu einer Qual die göttliche Kraft zu benutzen.
Der letzte Funke an Bewusstsein, der ihm irgendwo in den Wirren von Schlieren, Kringeln und dumpfen, hämmernden Schlägen hinter seiner Stirne geblieben ist, registriert völlig kalt und gefühllos, das sein schwacher Körper und sein ungeschulter Geist, in solchen Belangen, dies nicht mehr lange mitmachen. Er keucht auf, als ein neuer Ruck durch ihn fährt und nach vorne reisst, ihn in die Knie gehen und beinahe vornüber fallen lässt.

Seine Zähne knirschen bei dem Aufprall, sein Kiefer wird von einem Krampf heimgesucht und schmerzt, doch unter Aufbietung all seiner verbliebenen Kraft rappelt er sich auf, schwankend wie ein Volltrunkener und mit röchelndem Atem. Ein Blutfaden tritt aus seinem Mundwinkel, rinnt über die durchscheinende, gräulich wirkende Haut zum Kinn, über den Hals und breitet sich als roter Fleck aus seinem Gewand aus. Er spürt wie im Inneren dieses schwarzen Nichts der Dämon verbittert versucht, sich von Niniane zu befreien, von ihr und Liade, er spürt die Kraft, die er aufsaugt, die er von alledem nimmt, was sich ihm anbietet, aber Eade fühlt auch das Loch, das die Hohepriesterin entstehen lässt, um den Dämon auf Nimmerwiedersehen in die Hölle zu schicken. Er kann den Sog wahrnehmen, der an seinen eigenen Eingeweiden reisst, seine Lungen zusammendrückt und sie auseinander zerrt, hört das Jaulen dieser Kreatur in seinen Ohren, dass jeglichen Laut seiner Selbst unter sich erstickt.
Noch einmal spannt er seine kraftlosen Muskeln an, hebt seine Arme, die sich wie pures Blei anfühlen, ein Stück in die Höhe, hält den Atem an vor Anstrengung, als der Dämon von dem Loch, von dem Tor aufgesogen wird, aus dem Körper Sethais hinaus, aus der Welt hinaus, die er beinahe ins Verderben gestürzt hat. Es gibt ein Donnern, die Erde bebt, als würde sie in abertausende Einzelteile zerbrechen und das Netz senkt sich weiter hinab, bis über das Tor, damit es sich schliessen kann.
Die hellblauen, eisfunkelnden Schlieren, die von seinen Händen aus zischend und säuselnd auf das glühende Gebilde getroffen sind, verblassen, verlieren ihre Konsistenz und brechen schliesslich stockend ab. Jeglicher Zauber um ihn herum zersiebt in feine, glitzernde Wassertropfen, die für wenige Augenblicke in der Luft hängen bleiben, bevor sie zu Boden sinken und dort auf dem grauen Frost zu Eis erstarren. Eade selbst schwankt, versucht die Luft, oder besser die Asche in seine Lungen zu pressen, seine Hände sinken an seine Seiten, zitternd und tiefblau, als wären sie zu lange in eiskaltem Wasser gewesen. Das Wasser in seinen Haaren ist zu Eis geworden, die gefrorene Nässe hat auf seinen Beinen, seinen Armen und seinem Gesicht kristallene, verschlungene Muster gemalt und seine Augen blicken leer und dumpf auf das Mausoleum, in dem sich noch stets Liade und Niniane befinden.
„Liade… Morgana…“, raspelt er tonlos und wankt für einen Augenblick noch auf den Füssen, bevor er zurück fällt, wie ein gefällter Baum und auf dem Rücken aufschlägt. Der Frost hat das silberne Gras erstarren lassen und unter seinem Gewicht bricht es, wie dünne Eiszapfen, die in die Höhe geragt sind. Das letzte bisschen Rest an Luft, dass seine Lungen noch enthalten haben, spuckt er aus, würgend und mit einem rasselnden Geräusch. Der Himmel über ihm ist blutrot, von goldenen und rosaroten Fetzten durchwebt, wunderschön in seiner glanzvollen Pracht und irgendwo beginnt sich eine bleierne Müdigkeit breit zu machen, kriecht durch seine Knochen, seine Muskeln und lähmt seine Sinne. Die Sicht vor seinen Augen schwindet, die Geräusche werden zu einem Wirrwarr, das seine Ohren nur noch matt und leise berührt, Nebel legt sich um seinen Geist und sein Bewusstsein, er verliert jegliches Gefühl, spürt seinen Leib nicht mehr und alles was er noch tun kann, alles was er noch vermag, ist festzustellen, dass Liade noch lebt, das winzige Glimmen ihres Lebens tritt aus Tod und verendendem Leben heraus, wie ein kleiner, warmer Sonnenschein und seine Mundwinkel, aus denen unablässig das Blut rinnt, kriechen in die Höhe, zu einem sanften, verzerrten Lächeln. Langsam schliessen sich seine Augen und die wohlige Erkenntnis, dass sie es geschafft haben, das sie den Dämon besiegt und Sethai somit gerettet haben, lässt ihn in düstere Gefilde des Vergessens hinabsinken. Egal ob er nun sterben wird oder nicht, jene, die er beschützen wollte leben und so lässt er sich gerne hinab gleiten, in die wohlige Süsse des Schlafes und Todes. Sie leben… Ma Amur, Ma…

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Chris Ruby am 08. Okt. 2005, 18:36 Uhr
Rubelli begreift nicht wirklich was er tut, während er versucht Eade zu beschützen. Irgendetwas hindert seinen Verstand daran in diesem Moment zu realisieren, dass er zum ersten Mal in seinem Leben tötet - selbst wenn es nur unnatürliche Wiedergänger sind.
Das einzige was er wahrnimmt sind die Flammen, die um sich greifen und die riesenhafte Gestalt neben ihm, die ihm zeigt wie man sich die Untoten vom Leibe halten kann. Der Gestank von verbranntem Fleisch und verkohlter Erde sickert nur zäh in seinen verstand und eingehüllt von prasselndem Feuer vermag er das unnatürliche Stöhnen und Ächzen ihrer Gegner kaum wahr zu nehmen. So hört er auch nicht das Horn der Blaumäntel, das Verstärkung bedeutet.
Erst als einer der brennenden Pfeile den Untoten in Flammen aufgehen lässt, der gerade auf ihn zugetorkelt war, registriert er das Eintreffen der Stadtgarde. Ein Keuchen dringt aus seiner trockenen Kehle und er fühlt förmlich wie sich neue Hoffnung in ihm ausbreitet. Noch einmal nimmt er all seine Kräfte zusammen und lässt die Untoten zu Asche verkohlen. Doch in seiner Euphorie bemerkt er einen Angriff von der Seite zu spät und ein ungelenker Seitenhieb auf sein Gesicht, lässt seine Lippen aufplatzen.
"Du elender Bastard!" flucht Rubelli mit zornfunkelnden Augen und dreht sich zu dem riesenhaften Skelett neben ihm um. Zu Lebzeiten musste dies ein stattlicher Mann gewesen sein, doch jetzt waren nur mehr blanke Knochen von ihm übrig. Unkontrolliert holt der Untote zu einem erneuten Schlag aus, doch seine Behäbigkeit ermöglicht es dem Artisten trotz bleierner Müdigkeit in den eigenen Knochen, auszuweichen und ihm seine Fackel in die Seite zu rammen.
Hastig weicht Rubelli ein paar Schritte zurück, als der Untote mit einer kleinen Stichflamme zu Staub zerfällt. Nun seiner einzigen Waffe beraubt, schaut sich Rubelli suchend nach einem neuen Stück Holz um, doch in unmittelbarer Nähe ist schon alles den Flammen zum Opfer gefallen. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als den widernatürlichen Erscheinungen auszuweichen beziehungsweise sie von Eade weg zu locken.
Das ein oder andere Mal gelingt es ihm nur knapp und auch einer der Brandpfeile hätte ihn fast erwischt, wenn er in diesem Moment nicht gerade einen Schritt zur Seite gemacht hätte. So erwischt er ihn nur am Hosenbein und versengt den ohnehin schon zur Unkenntlichkeit verdreckten Stoff. Doch Rubelli bleibt keine Zeit sich darüber aufzuregen, dass die Bogenschützen nicht genau zielen, denn in diesem Moment dringt ein markerschütternder Schrei durch die Dämmerung.
Rubellis ohnehin schon bis zum zerreißen gespannten Nerven drohen endgültig zu reißen, als er seine Hände auf die Ohren presst und auf die Knie fällt.

Jetzt ist alles aus!  schießt es ihm durch den Kopf. Der bebende Erdboden scheint seine Vermutung zu bestätigen und Rubelli erwartet schon, dass sich der Erdboden unter ihm auftut ... doch nichts dergleichen geschieht.
Der Schrei verstummt, der Erdboden beruhigt sich wieder und als er wieder aufsieht, sieht er die noch verschonten Skelette urplötzlich in sich zusammenfallen.
Der Gestank über dem Hain ist nach wie vor unerträglich, seine Kehle so trocken, dass er glaubt gleich ersticken zu müssen, das heiße Prasseln der Flammen ein irrwitziger Tanz und der rotglühende Himmel über ihm ein Fingerzeig auf romantischere Tage. Vorbei?  Zu mehr Gedanken ist Rubelli nicht mehr fähig, als er vornüberkippt und seine Hände in die geschwärzte Erde gräbt. In diesem Moment fühlt er sich unglaublich leer, während das Wissen um was er getan hat, langsam seine Seele erreicht. Er hatte getötet!
Und was er in diesem Moment für absolut unmöglich gehalten hätte geschieht - heiße Tränen laufen über seine rußgeschwärzten Wangen und zeichnen erneut eine absurde Maske auf sein braungebranntes Gesicht.
Ich habe getötet!  Eine tiefe Abscheu vor sich selbst beginnt sich in ihm auszubreiten, die ihn die Welt um sich herum vergessen lässt. Artisten töteten nicht; Artisten brachten gute Laune und Freude in das Leben der Menschen. Doch ich habe getötet!
Beinahe verfällt Rubelli in ein selbstzerstörerisches Mantra, als ihm plötzlich bewusst wird weswegen er getötet hat.
EADE!

Der Reflex, der ihn hochschnellen lässt, ignoriert die brennenden Muskeln in seinem Körper und tränenblind taumelt Rubelli auf die Stelle zu, wo Eade kurz zuvor noch gestanden hat. Das flirrende Netz aus Silber und Eisblau ist verschwunden; so viel kann Rubelli durch den Tränenschleier vor seinen Augen noch erkennen, doch Eade kann er auf den ersten Blick nirgends entdecken.
Am Rande der grenzenlosen Panik wischt sich Rubelli die Tränen aus den Augen und verschluckt sich beim ersten Versuch nach seinem Liebling zu rufen. Hustend torkelt er weiter, als er unter seinen Füßen das Knacken von Eis wahrnimmt.
Im ersten Moment bleibt er desorientiert stehen und starrt auf die im Feuerschein glitzernden Eiskristalle. Dann erinnert er sich, dass Eades Aura zu einem winterlichen Sturm geworden war und so schaut er sich eilig um.
"Eade!" Mit einem kehligen Aufschrei stürzt er auf den Wasserelf zu. Der gefrorene Boden lässt ihn mehr schlittern, als laufen und so fällt er rutschend neben Eade auf die Knie.
Erneut drängen Tränen in seine Augen, doch Rubelli zwinkert sie entschlossen weg.
Die Muster aus funkelndem Eis auf Eades Körper nimmt Rubelli nicht wahr, als er sich über seinen kleinen Engel beugt und sein Gesicht zwischen seine Hände nehmen will. Ein gequälter Aufschrei entringt sich seinen Lippen, als er Eades Haut kurz berührt. Wie eisige Flammen bohrt sich die unerträgliche Kälte in Rubellis Hände und lässt sie im ersten Moment taub werden.
"Nein! Nein! ... Eade! Mein kleiner Engel ... du bist meine Sonne. Du kannst nicht so kalt sein." wimmert er zutiefst schockiert, doch seine Worte sind durch seine trockene Kehle kaum mehr verständlich.
Erneut tropfen heiße Tränen von seinen Wangen, die auf Eades Brust sofort zu eisigen Perlen gefrieren.
Gequält streckt Rubelli ein weiteres Mal seine Hand nach dem leichenblassen Gesicht Eades aus, um ihm - wie so oft - eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, doch als er sie berührt, zuckt erneut eisige Kälte seinen Arm hinauf.
"Eade!" flüstert Rubelli immer und immer wieder heiser, bis seine Stimme restlos versagt.
Nur schwach sieht er Eades Brust sich heben und Rubelli meint fast zu sehen wie das Leben aus Eades Körper weicht.

Nein! Ich lass dich nicht gehen! Nicht du auch noch ...
Sein Geist rebelliert und fiebrig schaut er sich um, ob in der Nähe nicht doch noch ein brennender Ast zu finden ist, um Eades Körper zu wärmen. Doch der Kampf mit den Untoten hat jedes brennbare Etwas restlos aufgezehrt; nur vereinzelt leuchtet hier und da noch ein kleines Fleckchen Gras.
Nur die Nachtfeuerkörbe der Stadtwache toben noch in glühendem Rot. Doch um Hilfe zu rufen, fehlt Rubelli die Stimme und Eade zu verlassen, fällt ihm nicht im Traum ein.
Mit unkontrollierten Ruderbewegungen seiner Arme, versucht er auf sich aufmerksam zu machen, doch in der schnell hereinbrechenden Nacht, gibt er den Versuch bald wieder auf.
Als er sich wieder zu Eade umdreht, kann er ihn nur erkennen, weil seine weiße Haut fast zu leuchtend scheint.
Mit starrem Blick nimmt er Eades Hände in die seinen und versucht sie mit seiner eigenen Körperwärme aufzutauen. Glühend heiß sticht Eades Eiseskälte in seine Haut und lässt ihn zittern. Gerne hätte er ihn mit seinem ganzen Körper gewärmt, aber dazu kann sich Rubelli nun doch noch nicht durchringen.
Bleib bei mir mein kleiner Seharim. Bleib bei mir! Ich brauche dich doch so sehr.
Rubelli versucht Eade zu rufen und in seinen Geist einzudringen, wie er es schon einmal mit Eades Hilfe getan hat. Erneut will er ihm ein Führer des Lebens sein, ihn davon abhalten den falschen Weg zu gehen - den Weg in die Dunkelheit.
Aber es gelingt Rubelli nicht!
Eades Geist antwortet ihm nicht, während er ihm stumm zärtliche Worte zuflüstert; die Welt um sich herum vergessend.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Gothic_Sheep am 08. Okt. 2005, 20:33 Uhr
Tyrael sieht zu wie Sayila den einem Untoten eine Fackel ins Fleisch rammt und sich der Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft liegt. Mit einem Zweiten Schlag erwischt sie die Kleidung des Untoten und entzündet damit auch den Rest des Untoten, dieser stürzt zu Boden und verbrennt dort in Windeseile, bis nur noch ein Haufen Asche Knochen und angesengter Fleischstücke übrig ist. Der zweite Untote wankt inzwischen auf Tyrael zu, der immer noch bei Aurian steht.  Seine Hände umfassen den Griff des Schwertes fester und er hebt die Klinge über die Schulter, er ignoriert den Schmerz seines Armes, auch wenn es ihm wieder einmal bewusst macht, dass er nicht mehr lange kämpfen kann, doch er muss kämpfen, sobald er aufgibt stehen die Chancen das sie dieses Chaos überleben denkbar schlecht. Denn Sayila würde zwar mit einigen Untoten fertig werden, aber Tyrael hat nicht die geringste Ahnung wie viel dieser Kreaturen hier noch herumlaufen. .

Als der Untote in Reichweite lässt er das Schwert niedersausen und steckt ein weiteres mal all seine Kraft, seine Verzweiflung in diesen Schlag. Das Schwert fährt über die Brust des Untoten und hinterlässt einen schwelende Wunde. Sofort tritt Tyrael einen Schritt nach vorne und tritt mit aller Kraft gegen das rechte Bein des Untoten, so dass dieser sein Gleichgewicht verliert und zu Boden fällt. Mit einem Schritt zur Seite steht er genau über dem Untoten, der sich gerade wieder daran macht aufzustehen. Mit Beiden Händen hebt Tyrael das Schwert und richtet die Klinge nach unten. Dann stößt er zu, die Klinge durchbohrt den Kopf des Untoten und die Flammen, die über das Metal tänzeln greifen auf die trockene Haut über. Die Flammen lodern auf und breiten sich über den gesamten Körper des Untoten aus. Zufrieden schaut Tyrael auf die Überreste hinunter als er sein Schwert aus den selben herauszieht..
Wieder dreht er sich in Richtung die Aurian als Borgil bezeichnet hat, anscheinend einen Zwerg, doch ihnen sind in der Zwischenzeit schon andere Kämpfer zur Hilfe geeilt. Außerdem scheint es so als hätte sich die Situation auch weites gehend geklärt, denn er sieht niemanden mehr Kämpfen, doch wer weiß wie lange diese Zustand anhält. Erleichterung durchströmt seinen Körper, als er bemerkt, dass er’s zu einer Kampfpause gekommen ist und  er sich von den Strapazen ein bisschen erholen kann.

Auf einmal  schallt ein Hornstoß über den Knochenacker und die Luft ist erfüllt von brennenden Geschossen erfüllt ist und Tyrael vermutet schon das ein neuer Schrecken auf sie zukommen, doch die brennenden Geschosse entpuppen sich als die Brandpfeile der Stadtgarde, mit denen sie die verbliebenen Untoten vernichten wollen. Schon nach wenigen Minuten sieht Tyrael wie die Blaumäntel vorrücken und ihre Bogenschützen zielsicher einen Untoten nach den anderen ausschaltet. Gestalten kommen auf sie zu und Tyrael kann schon an ihren Gang erkennen dass es sich nicht um taumelnde Untoten handelt, sonder um Menschen. Eine junge Frau eilt zu einer im Gras liegenden Frau und nach einem kurzen Moment taucht ein weitere Mann, den Tyrael nicht kennt, auf und beginnt mit Aurian zu reden >>Du siehst aus, als hätte dich eine Horde Ogres verprügelt, Mädchen. Kannst du aufstehen? Nein? Dann bleib eine Weile hier sitzen und ruh dich aus. Ein paar Wägen aus der Steinfaust werden bald hier sein, solange musst du noch durchhalten, aye? Das schaffst du<<

Tyrael hört diese Worte und seine Erleichterung nimmt zu, denn es scheint, als wären die Schrecken des heutigen Tages bald überstanden. Außerdem kann er seine Wunden, sobald die Wagen angekommen sind reinigen und verbinden lassen. Ja bald ist das alles überstanden  denkt er bei sich und hebt den Kopf um den Kommandanten nachzurufen, dass er und Sayila sich um Aurian  kümmern werden, doch dieser ist schon weitergegangen zu den Kämpfern, die dem Zwerg Borgil zur Hilfe geeilt sind.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 09. Okt. 2005, 10:47 Uhr
Mechanisch folgt Aurian Caewlins Anweisung, Arwen zu beschützen. Ihre magische Energie ist so gut wie erschöpft, der Dämon hatte ihr ziemlich schwer zugesetzt, doch das bischen Mana reicht für kleine Funken, um wenigstens die Feuer in Gang zu halten. Ihre beiden Retter kämpfen verbissen gegen die Widergänger, deren Zahl kein Ende zu nehmen scheint. Der jungen Magierin ist es, als würden für jeden erschlagenen oder verbrannten zwei weitere aus den Gräbern des Hains steigen. Viele...es sind..zu viele...können nicht...das ist das Ende! Doch sie drängt die innere Stimme zurück und konzentriert sich krampfhaft auf die Feuer, die rund um die bewusstlose Priesterin flackern. Mitten in dem Szenario sind mit einem Mal Hörner zu hören. Hörner, bei deren Klang Aurian die Tränen in die Augen schießen. Sie kennt diesen Klang zu gut, so wie ihn eigentlich jeder Bewohner Talyras kennt und doch verbindet sich für sie damit ein spezielles Gefühl der Geborgenheit damit: Die Hörner der Stadtgarde!

Und im nächsten Augenblick geht ein Regen aus Feuerpfeilen auf die Untoten nieder und sie brennen, dass es eine helle Freude ist. Der Geruch nach verbranntem Fleisch, es hätte in diesem Augenblick keinen besseren Duft für die junge Halbelbin gegeben. Sie sinkt auf die Knie, ihre Beine versagen ihr den Dienst. Aus den Rauchschwaden kommen zwei Gestalten auf sie zu, ein Mann und eine Frau: DerLord Commander und Lady Kizumu. Die Elbin stürzt zu Arwen und reflexartig zieht Aurian den Umhang enger um ihre Schultern. erst jetzt wird ihr bewusst, dass sie außer diesem Stück Stoff nichts am Leib trägt. Die schamhafte Bewegung bereut sie jedoch sofort wieder: die Striemen, die ihren ganzen Körper bedecken, brennen wie Feuer und auch der leichteste Stoff bereitet ihr Schmerzen. So schlingt sie einfach nur die Arme um den Körper und starrt auf das schwarze Gebilde, dass, wenn auch schon deutlich grauer, in den Netzen der Priester über der Gruft schwebt. Die Erde beginnt zu beben und  wäre das Mädchen nichht ohnehin schon gesessen, hätte sie sicher das Gleichgewicht verloren. Und dann, mit einem Mal ist alles vorbei, die Netze brechen zusammen und der Dämon ist verschwunden. Er ist weg und ich habe ihm es nicht heimzahlen können...in der tiefsten der neun Höllen soll er schmoren! Es sind vollkommen unsinnige Gedanken die ihr da durch den Kopf gehen, aber sie kann sich nicht dagegen wehren. Olyvar war an ihre Seite getreten und seine Stimme dringt sanft zu ihr durch. sie kann nur schwach nicken, als er meint sie solle hier bleiben, sie würde in die Steinfaust gebracht werden. „Kann eh nicht...“ Doch mehr als ein heiseres Krächzen  bringt sie nicht heraus. Über Arwens Körper trifft sie Kizumus Blick, begleitet von einem Lächeln. Doch sie ist zu schwach, um es zu erwidern.

Im selben Atemzug, wie der Dämon verschwunden war, waren auch die letzten Widergänger in sich zusammengefallen. Nicht weit von ihr entfernt bietet sich der jungen Magierin ein makaberes Bild: Ein weiterer Untoter war dabei gewesen, sich aus seinem Grab zu buddeln; lang konnte dieser noch nicht tot sein, denn die Hautfetzen spannen sich über die Knochen. Nun hängt dieses Wesen halb in der Erde, seiner dämonischen Lebensenergie beraubt. Tja mein Bester, zu spät. Wär besser gewesen, du wärst da untern weiter verfault!! In einiger Entfernung ist das Gerassel von Rädern zu hören: Die Wagen der Steinfaust! Tränen der Erleichterung rinnen ihr übers Gesicht, sie merkt es erst, als sie das Salz brennend in den Wunden spürt. „Es ist vorbei! Oh ihr Götter es ist vorbei!“ Beinahe tonlos verlassen diese Worte ihre Lippen und sie kauert sich ungeachtet der Schmerzen noch mehr zusammen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Asrai am 09. Okt. 2005, 22:37 Uhr
Mit aller Kraft versucht Liade Niniane dabei zu helfen, den Dämon am Boden zu halten. Sie hört nicht damit auf, Sethais Namen zu flüstern und ignoriert all die boshaften Worte, die ihr der Dämon zuruft. Sie weiß, dass Sethai sie mehr liebt als alles andere und darauf vertraut sie. Sie bekommt wohl mit, dass Niniane Schwierigkeiten damit hat, Luft zu bekommen, aber sie kann ihr im Moment nicht helfen. Plötzlich schleudert sie der Dämon mit Wucht beiseite, als wäre sie nicht schwerer als ein Stück Watte. Wieder prallt sie hart mit dem Kopf auf und der warme Geschmack frischen Blutes in ihrem Mund zeigt ihr schnell, dass sie sich heftig auf die Zunge gebissen hat. Sie braucht einen Moment, um wieder zu sich zu kommen. Ihr Kopf dröhnt und sie stöhnt vor Schmerzen. Erneut versperen flackernde Sterne ihre Sicht. Dann rappelt sie sich langsam wieder hoch. Jede Bewegung schmerzt.

Doch als sie sieht, wie der Dämon mit wilden Hieben auf Niniane einschlägt, die sich nicht mehr wehren zu können scheint, rennt sie auf die beiden zu. Es kommt ihr vor, als könne sie Ninianes Knochen brechen hören. Doch kurz bevor sie sie erreichen kann, scheint Niniane es geschafft zu haben. Der Dämon trennt sich von Sethai. Liade stockt der Atem. Der Dämon scheint regelrecht aus Sethai herausgesaugt zu werden, was ein so abscheuliches Bild ergibt, dass Übelkeit in Liade aufsteigt. Doch es vergehen nur einige Sekunden, dann ist alles vorbei. Sie haben es geschafft, der Dämon ist besiegt. Liades Augen wandern von Sethais leblosem Körper zu Niniane, die panisch und mit schmerzverzehrtem Gesicht die Arme um ihren Leib schlingt. Oh mein Gott, das Kind! Sie darf es nicht verlieren! Sie will zu ihr eilen, obwohl es sie zu Sethai zieht, doch dann betritt jemand die Gruft, ein Mann, den Liade nicht kennt, der jedoch Ninianes Gefährte zu sein scheint und kümmert sich um die Frau, die ihr ihren Sethai zurückgegeben hat. Die junge Wasserfee zittert, als sie sich zu Sethai umdreht, der wie tot am Boden liegt. Ängstlich geht sie auf ihn zu und kniet sich vorsichtig neben ihm nieder. "Sethai, bitte verlass mich nicht!", flüstert sie mit Tränen im Gesicht, als sie über seine Wange streichelt. Schnell bemerkt sie, dass er atmet. Schwach, aber er atmet. Nur bei Bewusstsein ist er nicht. Behutsam bettet sie den Kopf des Sehers auf ihren Schoß und streicht ihm sanft übers Haar. "Jetzt wird alles wieder gut, hörst du? Ich werde dich nie wieder allein lassen. Nun sind wir wieder zusammen. Alles ist wieder gut." Wie in Trance wiegt sie Sethai in ihren Armen und redet beruhigend auf ihn ein und Tränen mischen sich mit dem Blut, das aus ihren Mundwinkeln läuft. Sie hat ihren Sethai zurück.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Mael Duinc am 10. Okt. 2005, 08:28 Uhr
Die beiden Faune folgen Máel, um ihm zur Seite zu stehen. Was immer er auch vor hat, es muss wichtig sein. Zumindest scheinen sie das aus seiner Miene zu lesen, die zu einer eisigen Maske erstarrt ist. Er hatte Azra vertraut, darauf vertraut, dass Borgil mit seiner Erfahrung seine Frau richtig einschätzen würde. Máel hatte sie in sein und Morganas zu Hause gelassen. In die Nähe von Ian! Und was war geschehen? Beim ersten Anzeichen des Dunklen, des Bösen, verfällt sie dem Lockruf der Nacht! Geschichte wiederholt sich! Sie waren schon immer schwach! ''Bleibt bei Morgana! Das Netz muss halten!'' Und was noch wichtiger ist, Ihr darf auf keinen Fall etwas geschehen!, fährt er die Faune ungewollt schärfer an, als er es vor hatte. Faron blickt ihn ein wenig finster an, als er so im Befehlston angeschnarrt wird, doch sieht er ein, dass die Priester nicht ohne Schutz bleiben dürfen. Rubelli taucht zwischen den Feuern auf, die Caewlin und Raven als Schutzwall gegen die Untoten entfacht haben, doch der bohrende Blick des Elfen ist auf Azra fixiert. Máel bemerkt kaum, wie sich der Schausteller in Richtung von Eade und Cron orientiert.

Azra hockt wie die Unschuld in Person neben ihrem Mann, der Blut verliert, als wäre er ein Quell roten Wassers. Der Anblick macht Máel beinahe rasend, doch die solide Mauer, die unvermittelt in Form eines turmhohen Nordländers vor ihm aufragt, bremst ihn abrupt. Ein dunkles Horn erklingt und erhält Antwort von verschiedenen Positionen um den Sithechhain verteilt. >>Olyvar. Die Stadtgarde kommt.<<, kann Caewlin noch mutmaßen, dann geben ihm die ersten brennenden Geschoße auch schon recht. Wie ein Schauer aus gefräßigen Heuschrecken regnen die Pfeile herab, und setzten viele der Wiedergänger in Brand, doch Máel deutet mit der Schwertspitze auf Azra. ''Eben habe ich noch gesehen, wie sie Arwen den Schädel mit ihrer verdammten Knochenkeule spalten wollte, und nur Borgils Eingreifen konnte vielleicht das Schlimmste verhindern. Dann ist sie einen Moment mit ihm alleine, und schon liegt er in seinem Blut. Ein seltsamer Zufall, nicht wahr?!'', knurrt der Elf für ihn ungewohnt kehlig, ''Das verfluchte Shebarucblut in ihren Adern macht sie anfällig für den Gesang des Dreizehnten!'' Skeptisch blickt Caewlin ihn an. ''Sie hat es ohne in Stücke gerissen zu werden vom Marktplatz bis hierher geschafft, um das Wirken der göttlichen Magie zu sabotieren! Gibt es eine andere Erklärung?! Sie gehört gefesselt oder sonst wie außer Gefecht gesetzt, bevor wir alle Borgil und Arwen Gesellschaft leisten!''

Caewlin kommt nicht dazu, seine Sicht der Dinge darzulegen, denn Olyvar ist mit Kizumu und seinen Blaumänteln heran, und der Lord Commander zieht Máel ein Stück mit sich, als er die kleine Gruppe von Verteidigern an der Gruft erreicht. >>Maél! Azra war besessen. Versteht Ihr mich? Besessen. Schilama hat es auf dem Marktplatz schon bemerkt und es Borgil gesagt. Deshalb kam der Zwerg, so  verwundet wie er war, hierher - um sie zu suchen und ihr zu helfen. Selbst wenn sie Arwen niedergeschlagen hat, sie hat es unter dem Bann des Dämons getan, sie war nicht sie selbst! Was ist mit Morgana? Geht es ihr gut? Wo ist Niniane?<< Máel blickt Olyvar düster an, aber er nickt verstehend. Natürlich, besessen! Wenn anders hätte es auch sonst treffen können, als jemanden mit  Shebarucblut! Die Frage nach Morgana erreicht jedoch problemlos, dass sich Máels Gedanken fast sofort von Azra lösen. ''Ob es ihr gut geht?'', der Elf lacht bitter auf und wendet sich zur Gruft, wo die Heilerin, einer silbernen Leuchtflamme gleich, göttliche Magie zu einem dichten Teppich wirkt, der das gesamte Bauwerk umspannt. Nur zwei Farben sind in dem magischen Fangnetz verblieben. Silber und Blau, stellvertretend für die Gottheiten, denen Eade und Morgana geweiht sind. Tiefe Schatten der Erschöpfung liegen unter ihren Augen, die zahllose geplatzte Äderchen rot gefärbt haben, und ihre rauchgraue Iris wie auf einem Meer von Blut schwimmen lassen. Ihre Hände sehen aus, als hätte man sie stundenlang in Eiswasser getaucht. Blut strömt aus Morganas Nase und benetzt ihre totenbleiche Haut. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich hektisch, wie bei einem Läufer gleich nach einem Sprint, um ihre gequälten Lungen mit Luft zu füllen, während das Pumpen ihres rasenden Herzens Morganas Halsschlagader wild pulsieren lässt. ''Sieht sie so aus?!''

Wütend über sich selbst, weil er nichts tun kann, als die Untoten von ihr fern zuhalten, und auch das übernehmen die nun die Blaumäntel, schleudert Máel seine improvisierte Fackel in einem hohen Bogen auf eine kleine Gruppe Wiedergänger, die sich vor einem Wall aus Bogenschützen zusammengerottet hat. ''Niniane ist unten.'', murmelt der Elf halblaut zu Olyvar, ''Zusammen mit Asrai. Und da wir hier alle noch leben, bedeutet das wahrscheinlich, dass sie es ebenfalls noch tun.'' Ein Zischen, als gieße man kaltes Wasser in siedendes Öl, erschüttert das magische Geflecht der Priester, und Máel muss mit ansehen, wie Morgana einen Schritt nach vorne taumelt, beinahe stürzt und sich dann doch wieder fängt. Sich seine Verlobte einfach zu schnappen und sie fortzubringen, ist ein kaum zu unterdrückender Wunsch, und nur das Wissen darum, dass sie ihm das nie verzeihen würde, hält ihn davon ab. Máel fasst den Griff seines Schwertes fester und betrachtet abschätzend das bläuliche Flirren von TianShis Magie, das über das kühle Metall kriecht. Das Blut, das es heute zu trinken bekommen hat, hat sich schwarz in die Elbenrunen gelegt, die den Namen seines Hauses wiedergeben. Dann setzt er sich in Bewegung, auf den Eingang der Gruft zu. Sollte da unten warten, was wollte, er würde jetzt darunter gehen und irgendwas tun!

Ein Mark erschütterndes Kreischen kommt Olyvar zuvor, der Máel am Arm zurückhalten will, dann pfeift die Luft aus allen Richtungen auf die Gruft zu, um sich Sekunden später mit einem ohrenbetäubenden Knall wieder auszudehnen. Die Erde bebt wie unter den Hammerschlägen eines wütenden Riesen, und das Schütteln holt sie von den Füßen. Gleißendes Licht, so hell wie die Sonne, dringt aus jeder Fuge der Gruft und strahlt Morgana durch den Eingang heraus an. Máels Augen verengen sich zu Schlitzen und er hebt schützend die Hand vor seine Augen, um Morgana zwischen seinen Fingern hindurch zu betrachten. Ein unmeschlicher Schrei hallt über die geschändeten Gräber und die aufgerissene Erde, durchdringt jede Türe, die in Talyra heil geblieben ist, und verklingt erst jenseits der Stadtmauern im Larisgrün. Dann ist alles vorbei! Die Untoten fallen wie Marionetten, deren Schnüre durchtrennt wurden, zu Boden und vergehen zu Staub. Manche wanken noch einen Moment, klammern sich an das unheilige Leben, das der Dämon ihnen geschenkt hat, doch am Ende fallen auch sie. Máel rappelt sich in Windeseile auf und rennt die wenigen Schritte bis zum Eingang der Gruft, der wie ein gähnender, zahloser Schlund wirkt, bereit jeden zu verschlucken, der sich hinab wagt.

Auf Knien schliddernd, kommt der Elf neben Morganas regungslosen Körper zum Halten. Das Schwert landet achtlos im verdorrten Silbergras. ''Morgana! Sag was, verdammt nochmal!'' Vorsichtig, als wäre sie aus feinstem Glas, hebt er ihren Oberkörper an, und bettet sie auf seinem Schoß. Ihre aufgeplatzten Lippen bewegen sich, aber kein Laut verlässt ihren Mund. >>Máel. Ian<<, kann der ehemalige Dieb von ihnen lesen. Ian geht es gut, und ich bin hier., sendet er ihr sanft und tastet behutsam nach ihrem Geist. Eine Welle von Schmerz brandet gegen ihn, und er streicht Morgana die wirren Haare aus dem Gesicht, befreit ihren Mund von schwarzer Graberde und wischt ihr vorsichtig das Blut unter der Nase fort. Seine eigenen Verletzungen spürt Máel nicht mehr. Die Sorge um die Frau, die er liebt, überlagert alles. Du nicht! Hörst Du?! Du hast es versprochen! Er würde sie schütteln, wenn er es wagen würde. Wehe Du lässt mich jetzt hier allein mit Ian! Ich liebe Dich...und er liebt Dich! Wir brauchen Dich! Morganas Atem geht flach, aber ihr Herz schlägt. TianShi! Der Name zuckt wie ein Blitz durch Máels Gedanken. Mit fahrigen Fingern steckt er seine Waffe fort und hebt die Bewusstlose auf seine Arme. Das Ziel vor seinen Augen vertreibt alle Müdigkeit aus seinen Gliedern, die eben noch bleischwer an ihnen gehangen hat.

Alle Blicke sind auf die Gruft gerichtet. Keiner traut sich, auch nur ein Wort zu sagen, und bis auf das Knistern der Feuer, herrscht mit einem Mal wieder die Stille der Toten im Sithechhain. Dann stürzt Cron an ihm vorbei und verschwindet mit hallenden Schritten in der Tiefe. Niniane. Asrai. Was genau die Wassefee dort unten zu suchen hat, kann Máel immer noch nicht sagen, aber es scheint geholfen zu haben. Zögernd weicht Máel ein paar Schritte zurück, bis er wieder neben Olyvar steht, Morgana auf seinen Armen trangend. ''Ich...ich muss sie zu TianShi bringen!'' Sein Blick haftet wie der der anderen auf dem dunklen Eingang zur Gruft.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Eade am 10. Okt. 2005, 10:08 Uhr
Ihm ist kalt. Die Kälte kriecht durch seine Glieder, durch seinen Verstand, durch sein Bewusstsein, das irgendwo noch zwischen Tod und Leben hängt. Er zittert, Gänsehaut auf den Armen und Beinen und Verwirrung zeigt sich in seinen Zügen, denn er versteht es nicht. Noch nicht einmal der Winter lässt ihn so frieren, so erbärmlich kalt haben und doch wünscht er sich gerade beinahe ein Feuer entfachen und seine tumben Finger daran erwärmen zu können, die nur noch nutzlose Stecken an dem Ganzen scheinen. Schwärze umgibt ihn, wie der dunkle Schleier der Nacht. Weder Grund, noch Wände noch Decke sind zu erkennen, es macht keinen Unterschied ob er nach vorne läuft, zurück oder stehen bleibt, die Umgebung ändert sich nicht. Er versucht Gedanken zu fassen, darüber nachzudenken wo er ist, aber ihm antwortet nur die Leere und das Nachhallen seines eigenen Herzklopfens. Es ist das einzige Geräusch in diesem Meer aus Stille, das ihm umfliesst und mit seinen lautlosen Wellen über ihm zusammen bricht.
Vorsichtig setzt er einen Schritt vor den Anderen, keine Angst vor dem habend, was ihn erwarten mag, denn obwohl sein Kopf zum Denken nicht mehr fähig ist, so sind ihm doch die Erinnerungen geblieben, sirren durch die Luft wie glitzernde, weisse Pfeile und deuten ihm so einen Weg in der völligen, endgültigen Finsternis, die er betreten hat. Rubelli... Liade... Der Dämon ist besiegt, Sethai hoffentlich gerettet. Bilder kreuzen seinen Pfad. Das grosse, pulsierende schwarze Gebilde, die Macht des Dämons, die vielen Wiedergänger, die verheerenden Wolken über ihren Köpfen, die Gesichter der Priesterinnen, von Asche, Russ und schwarzem Blut bedeckt, Masken des Todes und der Zerstörung, die seltsame Ruhe auf ihn ausüben und die letzten Worte Rubellis. Sie säuseln durch das Nichts des Vergessens um ihn, lassen einen verzerrten, sanften Zug um seine Lippen erscheinen und versickern dann im Boden, wie weissglänzende Nebelfetzen, die es niemals gegeben hat.
Der Weg scheint plötzlich klar, ein schmaler, verschlungener Pfad, der aus silbergrauem Dunst zu bestehen scheint, sich windet und unter seinen Füssen in glitzerndem Funkenregen verpufft. Die Kälte in seinem Körper lässt nach und das Klopfen seines Herzens wird langsamer, erschreckt noch einmal flüchtig diese Welt der Ewigkeit, bevor es versiegt und die dunklen, undurchsichtigen Mauern um ihn herum wie schwarzes Oel zu Boden gleiten und trübes, fleckiges Licht ihn empfängt. Wärme streicht über seine Haut, durchdringt jede Ader  und er fühlt sich so wohl, wie noch nie zuvor. Unter seinen Sohlen knirscht der Sand, der matt im dem dumpfen, unwirklichen Schein glänzt und flüchtig huscht sein Blick umher, bevor er an einer schmalen, nein, beinahe dürren Gestalt hängen bleibt, die ihn aus den Schatten einer Kapuze anblickt. "Kyrom", murmelt Eade leise und seine Stimme dringt nur bis an seine eigenen Ohren und wird ansonsten von der Leblosigkeit, die in diesem Teil zwischen Raum und Zeit herrscht verschluckt.Vorsichtig tritt er näher an den Archonen Sithechs heran und nun erst trifft ihn die Erkenntis, wohin der silberne Dunst unter seinen Beinen ihn geführt hat. Doch seltsamerweise steigt keine Angst in ihm auf, er hat es gewusst, hat es gespürt, als die Macht des Dämons nachgelassen hat und sein eigener Körper nur noch eine leere Hülle aus Fleisch, Knochen und Blut gewesen ist und seine Seele schon länst in den Wirren des langen Schlafes verschwunden war. Auch jetzt ist es mehr Erleichterung als Verwirrung und Panik, die ihn umfängt und seine Züge werden weich.

Langsam geht er auf die Gestalt zu, die still steht, wie eine Statue und in dem Schwarz der Schatten seiner Kapuze, ist nichts zu erkennen. Noch nicht einmal die sanften Wellen, die mit weisser Gisch bedeckt sind erzeugen ein Geräusch, auch nicht wenn sie gegen die schwarze Bretterwand des Bootes schlagen, dass auf der rotglänzenden Oberfläche des Flusses schaukelt. Der Archon regt sich erst, als Eade auf zwei Armlängen heran ist. Langsam streckt er seinen Arm aus, eine weisse, mit pergamentartiger Haut bespannte Hand taucht unter den schwarzen Fetzen seiner Robe hervor und sein knochiger, langer Finger deutet auf das Boot, mit dem er schon tausende von Seelen - Wie vielen von den Letzten dürften wohl gerade aus Talyra gekommen sein - über die purpurnen Flüsse gebracht hat. Der Asrai hält kurz inne, stockt und blickt über die Schulter zurück. Sicherlich, Rubelli und Liade sind in Sicherheit, aber sein Volk... Zum ersten mal wird die Ruhe der Endgültigkeit durch einen durchdringenden Gedanken gestört, der aus Sorge und Entsetzen wächst und Eade dazu bringt, sich umzusehen. Doch der Weg, den er gekommen ist, ist verschwunden und nur noch Sand und weite, sanfte Wiesen sind hinter ihm zu erkennen. Ich muss es ihnen sagen, bevor ich gehe, sie müssen es wissen, sonst werden die Asrai den Fluch noch länger ertragen müssen. Zweifel steigen in ihm auf, ob das überhaupt möglich ist, doch mit aller Kraft versucht er der Angst, dass es nicht klappen könnte, Herr zu werden und tastet nach Rubellis Geist. Dieser warme Funke am anderen Ende der Welt, dieses Feuer, das durch seine eigene Kälte zu erlischen scheint. Er spürt Rubellis Aura, sanft und zart wie eine Feder, die seinen noch lebenden Körper umgibt, ihn festhält, ihn versucht zu wärmen. Behutsam tastet er sich voran, greift nach den verzweifelten Fetzen von Rubellis Seele und spricht mit leiser Stimme: "Die Asrai Rubelli, die Asrai, sie leben. Bitte, sag Liade, dass sie ihr Volk in der Nähe von Nevis findet, am Ort der ewigen Ruhe, im östlichen Illdorel. Ich kann es ihr nicht mehr sagen... jetzt nicht mehr... Rubelli... Gehe deinen Weg... Geh und drehe dich niemals um..." Seine Stimme bricht ab, er zieht sich zurück und lässt sich endgültig in das Vergessen fallen, dass die ganze Zeit auf ihn gewartet hat.
Das Boot bringt ihn sicher und geborgen über die purpurnen Flüsse und von Eade bleibt nur noch die leblose Hülle auf der Welt zurück, die nach dem Tod die seltame Kälte verliert.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Cron am 11. Okt. 2005, 09:38 Uhr
Cron hat gerade mit Mühe und Not und unter Fluchen und Ächzen einen schweren Sargdeckel aus Mooreiche aus einem der zerstörten Gräber, und einen langen, sperrigen Ast aus der allgemeinen Verwüstung rings um die Gruft herangezerrt, beides zu Kleinholz zertrümmert und sein Feuer damit in Gang gebracht, als die nächsten Untoten heran sind. Die wandelnden Leichen beachten ihn kaum. Sie scheinen überhaupt erst Notiz von ihm zu nehmen, wenn er sich ihnen praktisch vor die Füße wirft - und er kann nicht behaupten, dass er nicht froh darum wäre. Leider beachten sie den Priester hinter ihm dafür umso mehr. Ihre Aufmerksamkeit, wenn man bei Toten von so etwas sprechen kann, richtet sich mit einer beängstigenden Ausschließlichkeit auf den Mann in seiner schimmernden, bläulichen Schutzhülle, der ohne sich auch nur einmal umzusehen oder den Blick von der Gruft abzuwenden, seine Magie formt und bindet, und aus dessen erhobenen Händen unablässig Zauber in allen Farben des Wassers strömen, die das leuchtende Netz über den rapide schrumpfenden Schattenkugeln des Dämons nähren. Bewaffnet mit einem schweren Knüppel, dessen noch leicht belaubtes Ende so gut und so hell brennt wie eine Pechfackel, ist es jedoch überraschend leicht, die stinkenden Wiedergänger zurückzutreiben oder zischend und funkensprühend in Flammen aufgehen zu lassen... Cron braucht nichts weiter tun, als sie herankommen zu lassen, und ihnen im entscheidenden Moment den brennenden Ast über zu ziehen - sie fangen so leicht Feuer  wie ölgetränktes Stroh. Dennoch muss er rennen wie ein Hase, um den Priester zu beschützen, ob mit oder ohne Feuer. Hatte nach dem knochenklappernden Mogbar für wenige, kostbare Augenblicke Ruhe geherrscht, in denen er sein Feuer in Gang bringen und ein wenig Atem hatte schöpfen können, dringt jetzt ein gutes halbes Dutzend wandelnder Leichen auf ihn ein. In weitgezogenem Kreis schwanken und rucken sie zwischen schiefen Grabsteinen und den wenigen noch stehenden und reichlich gerupft aussehenden Bäumen auf ihn zu, und sowohl sein Schwert, als auch der brennende Knüppel ziehen flirrende Spuren von Licht in die Düsternis, um sie zurückzutreiben. Er erwischt keinen einzigen von ihnen, weder mit der Waffe, noch mit den Flammen, aber er hält sie auf Abstand, immerhin. Ihm ist klar, dass das nicht ewig so gehen kann, aber für den Moment ist es das einzige, was er tun kann und dann hat er sogar einmal Glück: eine der torkelnden Leichen weicht nicht rasch genug vor einem Schwerthieb zurück, kommt dem flackernden Feuer neben dem Priester zu nahe und verglüht augenblicklich mit einem trockenen, zischenden Knistern, als ginge eine ganze Kiste Pergamenthaut in Flammen auf. Dabei rudert die wandelnde Leiche zurücktaumelnd mit den lichterloh brennenden Armen wie mit funkensprühenden Dreschflegeln und zündet zwei weitere Wiedergänger dicht daneben gleich mit an. Sie fangen ebenso leicht und ebenso rasch Feuer, und verkohlen innerhalb weniger Augenblicke zu Asche.

Aus den Augenwinkeln bemerkt Cron eine Bewegung neben sich, sehr nahe, fährt herum, holt aus und merkt erst im allerletzten Moment, dass sein vermeintlicher Gegner ein Mensch ist. Kein Untoter, kein Wiedergänger, kein verfaulender Zombie, nur ein Mensch, blass um die Nase und mit vor Entsetzen geweiteten Augen. Hinter ihm allerdings sind Untote, mehr als ihm lieb sind, und er kann sie sich, dem Priester und dem jungen Mann, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist, nur noch mit wilden Fackelhieben nach allen Seiten vom Leib halten. Zwei verbrennt er, ein dritter schwankt davon - wohl kaum um zu fliehen, sondern eher, um sich einen weniger brandheißen Weg um die Feuer zu suchen. Beseelt und getrieben vom Willen des Dämons in der Gruft würde Nichts diese widernatürlichen Wesen von ihrem Weg und Ziel abbringen, nur Feuer. Feuer verzehrt. Feuer reinigt. Im Moment kocht es mich in meiner Rüstung gar, aber mir ist alles gleich, wenn es nur diese untoten Scheißkerle vernichtet. Der Fremde fackelt die Füße eines stur und mit einem so hohlen Stöhnen, dass es ihnen die Haare zu Berge stehen lässt, auf den Priester zustapfenden Zombies an, und Cron macht der wandelnden Leiche mit seiner Fackel endgültig ein Ende, die er ihr tief in den weit aufgerissenen Rachen rammt. Einen Moment lang geschieht gar nichts, dann quillt Rauch aus den Ohren, den Augen und dem Mund des Wiedergängers, einen Herzschlag bevor er knisternd zu brennen beginnt. Schweratmend wischt Cron sich den Schweiß von der Stirn, der ihm in die Augen sticht und zieht dann den Fremden auf die Füße. Tatsächlich ein lebender, atmender Mann, vielleicht ein paar Sommer jünger als er selbst, schlank und groß, mit einem dicken Schopf wild zerzausten, halblangen Haars, schwarz wie Kohle. "Ich habe keine Ahnung, wie Ihr hierher kommt oder was Ihr hier tut, aber danke." Im Grunde ist es auch einerlei - er ist hier und er hilft ihm, etwas anderes spielt in diesem Alptraum kaum eine Rolle und alle seine Gedanken sind ohnehin bei Niniane im Inneren des steinernen Mausoleums hinter ihnen und dem Priester. Für einen Herzschlag stolpert sogar die Vorstellung, zu ihr zu gehen, jetzt wo ein anderer hier ist, der seinen Platz einnehmen könnte, durch seine Gedanken, aber er verwirft sie sofort wieder. Was immer der Mann ist, er ist kein Krieger und den Priester hier mit ihm allein zu lassen, wäre ihrer beider Todesurteil, also bleibt er zähneknirschend, wo er ist. Sich gegenseitig Deckung gebend, treiben sie die nächsten herantaumelnden Untoten mit flammenden Stöcken und Holzscheiten zurück... hätten sie nicht das inzwischen hell und heiß brennende Feuer neben sich, sie wären längst alle beide tot und der Priester mit ihnen. Er weiß es und das Federhaar weiß es ebenso, denn sie tauschen nur einen Blick und ein Nicken und halten sich beide dicht bei tröstlicher Hitze und hoch auflodernden Flammen. Cron weiß nicht, wieviel Zeit vergeht, während sie so verzweifelt ausharren, den Priester umkreisen, das Feuer nähren und die Toten abwehren, die mit glühenden Augen aus dem flackernden Schattenlicht auf sie zustelzen, er kann unmöglich sagen, wie lange sie so kämpfen, doch es kommt ihm wie eine Ewigkeit vor.

Sein ganzer Körper schmerzt, er kann sein Blut wild und unangenehm gegen seine Haut pochen fühlen, und sein Schwertarm fühlt sich längst an wie zerkochte Sülze, auch wenn er nur einen brennenden Knüppel schwingt. Trotzdem ist er glasklar, hellwach und lebendig wie stets in einem Kampf. Lange halten wir nicht mehr durch. Irgendwann brennt das Feuer nieder und wir können keinen Ausfall machen, um uns mehr Äste oder Holz zu suchen. Wieviele verdammte Leichen liegen hier eigentlich noch begraben... Bran, Megarn, erhaltet mir meinen Verstand... Nan... Cariad... Götter, bitte, lasst sie am Leben sein... Dann zerschneidet plötzlich Hörnerklang das grauenerfüllte Halbdunkel, wild und herausfordernd, gellend in seinen Ohren, und von irgendwo hinter ihnen und hinter dem Grabmal, ertönt eine ebensolche Antwort. Dann entsteht Bewegung in den tiefen Schatten zwischen den Gräbern und den Trauerweiden, die noch stehen, und die Stadtgarde rückt vor. Spießkämpfer, Lanzenträger, Bogenschützen... Fackeln flammen auf, als sie entzündet werden und dann wispert und zischt eine Salve brennender Pfeile nach der anderen heran, und verwandelt die Scharen von Untoten und wandelnden Leichen rings um die Gruft in lodernde Flammensäulen. Einer, zwei, ein halbes Dutzend, zwei Dutzend und mehr brennen lichterloh, um sich schlagend, stöhnend und ächzend, zerbersten wie Glutbälle und verrauchen. Einen Moment lang starren der Fremde und er sprachlos auf das Feuerspektakel, dann müssen sie ein paar Schritt zurückweichen, um nicht ebenfalls von den Brandpfeilen erwischt zu werden. Außerdem treibt eine sengende Hitzewelle und hochschlagende Flammen von den vielen verbrennenden Wiedergängern, keine fünf Schritt von ihnen entfernt, sie zurück. Er sieht sich gehetzt nach seinem unbekannten Helfer um, kann ihn zwischen Rauch und hochschlagenden Bränden nicht gleich entdecken, und glaubt schon, die letzten Untoten hätten ihn am Ende noch erwischt, doch noch bevor er nach ihm sehen, ihn suchen oder auch nur rufen kann, hallt ein ohrenbetäubendes Kreischen über den Sithechhain hinweg. Entsetzen packt ihn, schüttelt ihn durch und Cron widersteht dem Drang, die Hände auf die Ohren zu pressen. Seit Serershen So'tar weiß er, dass das nicht das geringste nützt. Er presst die Zähne so fest aufeinander, dass sein Kiefer schmerzt und seine Augen tränen und versucht, bei Verstand zu bleiben, während das grauenhafte, unwirkliche Todesschrillen des Dämons über ihn hinwegfegt. Es verstummt, gerade als er glaubt, es keinen Wimpernschlag länger ertragen zu können, ohne wahnsinnig oder taub zu werden, dann rollt ein Donnerschlag durch die Erde, der den Boden ins Schwanken bringt. Cron stolpert ein paar Schritt zur Seite, kämpft darum, auf den Füßen zu bleiben, sieht die Rückwand des Mausoleums tiefe Risse bekommen und spürt Steinsplitter und Schutt auf sich herabregnen, doch es stürzt nicht ein. Dann ist es vorbei und er hetzt davon.  

Er hat keinen Blick für den Fremden übrig, der jetzt bei dem Priester kniet, nicht für die schimmernde Haut aus glitzerndem Reif und Frost, die ihn überzieht und das Gras um ihn herum versilbert, nicht für die aus allen Richtungen herbeiströmenden Blaumäntel oder für das schmerzerfüllte Durcheinander vor der Gruft um Morgana und Borgil. Er sieht nicht, wer noch auf den Beinen steht oder wer verwundet ist, sondern verschwindet ohne ein Wort oder einen Blick in der Dunkelheit des Grabmals. Sein Herz hämmert so laut, dass das Rauschen seines Blutes alle anderen Geräusche übertönt, selbst als er mit angehaltenem Atem in die Finsternis lauscht. Nichts regt sich in ihr, nur Kälte und modriger Grabgeruch wehen ihm entgegen. Geisterhafter Rauch tanzt zwischen den Schatten, als würden die steinernen Wände ringsum dampfen. Cron tastet sich über drei, vier abschüssige Steinstufen in eine kleine, quadratische Krypta hinab und dort endlich bewegt sich irgendetwas in der Dunkelheit vor ihm: vage Schattengestalten, hinter Dunst und Nebel kaum zu sehen, irgendetwas, das wimmernd auf dem Boden herumkraucht. "NAN!" Er stolpert und schliddert zu ihr, kann in der Düsternis kaum etwas von ihr erkennen, weiß aber, dass sie verletzt sein muss, im selben Moment, als er neben ihr auf die Knie fällt und sie berührt. Sie krümmt sich vor Schmerz und er hört ihren Atem, flach, abgehackt und blutblubbernd. "Nan, antworte mir. Cariad... bitte." Er dreht sie sanft um, tastet über ihr Haar und ihr Gesicht, spürt es nass, warm und pochend unter seinen Fingerspitzen. Ihr Gesicht ist eine Maske aus verschwollenem Fleisch, Blut und etwas, das sich anfühlt wie winzige Steinsplitter. "Nan, verdammt... was hast du angestellt?" Seine Stimme kippt, als die Angst sich mit kalten, kalten Händen um sein Herz legt und unbarmherzig zudrückt. Cron fasst vorsichtig unter sie, spürt ihr Zittern, und hebt sie hoch. An den Wänden entlang tastet er sich aus der Finsternis in Richtung der Stufen vor und im diffusen grauen Dämmerlicht, das vom Eingang in die Gruft hinabsickert, kann er zum ersten Mal einen Blick auf ihr geschundenes Gesicht werfen. Ihre Züge haben nichts mehr elbisches oder halbelbisches an sich. Von ihrem schönen, katzenhaften Gesicht ist nichts übrig, als eine blutige Masse, auf ihrer Stirn und ihrer linken Wange liegt ein von roten Rinnsalen durchbrochenes Muster aus Mörtelsplittern und winzigen Steinkörnchen, ihr Mund ist zerschlagen, ihre Lippen aufgerissen, und die goldene Haut unter all dem roten Schleim von schwarzblauen, dick aufgeschwollenen Prellungen entstellt. Ihre Nase sieht gebrochen aus. Brennend flammt Wut in ihm auf, schmerzhaft und schneidend wie ein Dolch aus Glas, und sein Magen verschlingt sich zu einem eisigen Knoten. Sie war geprügelt worden wie ein Hund. Von dem Dämon, wird ihm schlagartig klar. Sein nächster Gedanke gilt dem Kind. Oh Götter... nein. Oh, bitte nein. Er hastet mit ihr nach draußen, so schnell wie er es wagt, trägt sie so vorsichtig, als sei sie aus zerbrechlichem Glas und kann sie nicht loslassen, geschweige denn ins Silbergras legen, auch nicht als er die anderen erreicht. Ganz instinktiv sieht er sich nach Morgana um, doch die Priesterin ist selbst nicht auf den Beinen, nicht einmal bei Bewusstsein. "Heiler," keucht er und starrt in eine Phalanx entsetzter Gesichter. "Sie muss zu einem Heiler. Sofort!"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 11. Okt. 2005, 15:44 Uhr
Sayila atmet erleichtert auf. Vorbei. Sie wiederholt Aurians Worte im Stillen. Ja, es ist vorbei. Zitternd fährt sie sich mit einer ihrer blut- und dreckverschmierten Hände durch das schwarze Haar, das sich zum Teil aus ihrem Zopf gelöst hat und ihr zerzaust und wirr ins Gesicht hängt. Sie versucht, sich auf ihren Körper zu konzentrieren, herauszufinden, an welchen Stellen sie Verletzungen davongetragen hat. Nun erst treten die Schmerzen ihr wirklich ins Bewusstsein; während der ganzen aufregung hatte sie darauf nicht geachtet und vieles einfach nicht wahrgenommen.
Ihre Kleidung ist zerfetzt und durchtränkt von ihrem eigenen Blut und dem der unzähligen Höllenkreaturen, die sie zurück in die Unterwelt geschickt hat. Das schmerzhafte Stechen im Brustkorb ist geblieben und Sayila merkt, dass ihr das Atmen relativ schwer fällt.
Na wunderbar, denkt sie, ich glaube, so ziemlich alles, was in irgendeiner Weise ramponiert sein kann, ist es auch! Sie hockt sich neben Aurian hin, die zusammengekauert am Boden neben der bewusstlosen Frau sitzt. Sayila versucht, das empörte Protestieren ihres zerschundenen Körpers nicht zu beachtet und spricht Aurian an:
"Kennt ihr die Frau hier?" Sie weist auf die Bewusstlose, "wir sollten so bald wie möglich versuchen, diesen Ort zu verlassen und sie zu einer guten Heilerin zu bringen. Euch übrigens auch", fügt sie mit einem schiefen Lächeln und einem Blick auf den zerschlagenen Körper der jungen FRau hinzu.
Was wohl mit ihr geschehen sein mag?, geht es ihr erneut durch den Kopf. Die Striemen auf der Haut Aurians sehen nicht aus, als rührten sie von gewöhnlichen Verletzungen her. Sie wird doch wohl nicht durch irgendwelche schwarze Magie verletzt worden sein...? Sayila wünscht sich, sie würde sich mehr in diesem Gebiet auskennen, denn es behagt ihr gar nicht, so hilflos und unwissend den ganzen Ereignissen des Tages gegenüberzustehen.
Sie richtet sich wieder auf und wendet sich an Tyrael:
"Wie sieht es mit dir aus? Bist du irgendwo ernsthaft verwundet worden?"
Tyrael verzieht das Gesicht.
"Ich glaube, es geht soweit. Bis auf meinen Arm..." er hebt seinen verletzten Arm an. Sayila nickt. Ein wenig unschlüssig blickt sie sich um. Der eine Mann vorhin hatte irgendetwas von Wägen erzählt, die bald eintreffen würden. Es erscheint ihr im Moment am sinnvollsten, sobald wie möglich zu versuchen, Aurian und die bewusstlose Frau mithilfe eines solchen Wagens von hier fortzuschaffen und irgendwohin zu bringen, wo sie geheilt werden konnten.

Um sie her auf dem Sithechhain wimmelt es von Toten, hier und da kauert sich ein Verletzter zusammen. Wahrscheinlich ist die ganze Stadt ein einziges Massengrab, schießt es Sayila durch den Kopf. Doch es schockiert sie nicht wirklich. Sie selbst hat überlebt, Das ist das Wichtigste. Sie hat es sich längst abgewöhnt, über fremde Tote zu trauern. Auch wenn tief in ihrem Inneren ein schmerhaftes Stechen daran erinnert, wie viele Unschuldige wohl solch einen grausigen Tod gefunden haben, wieviele Kinder ihre Eltern und Mütter ihre Kinder verloren haben, wieviele Liebende schmerzhaft durch den Tod getrennt wurden.
Doch die junge Frau verbannt diese Gedanken aus ihrem Kopf und richtet ihren Verstand auf das hier und jetzt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lady Kizumu am 11. Okt. 2005, 21:34 Uhr
Neben der Gruft


Die Blaumäntel rücken näher und auch der letzte Widergänger ist endgültig ins Jenseits befördert worden. Arwens Puls geht immer noch gleichmäßig und ruhig, was Kizumu mehr als beruhigt. Erst jetzt nimmt sie sich wirklich die Zeit, Aurian und den beiden Fremden mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das Botenmädchen, nur in einen zerschlissenen Umhang gewickelt, sieht arg geschunden aus. Die Striemen die sich über ihren ganzen Körper zu ziehen scheinen, sind unterschiedlich tief, aber das Fleisch ist verätzt und wirft rotschimmernde Blasen.
Kizumu legt Arwen vorsichtig ins Gras zurück; der Elbin kann sie jetzt nicht helfen. Aber Aurian.. Ihr Blick gleitet rasch zu der jungen Frau, die sich in diesem Moment an Aurian wendet und mit dem Mädchen spricht, als wäre Kizumu nicht anwesend. Ihre Augenbraue wandert für einen Herzschlag in die Höhe, aber dann schüttelt sie den Kopf über sich selbst. Albern, sie wird unter Schock stehen..
"Ich kenne sie und sie wird erstmal in die Steinfaust gebracht, genau wie Aurian." Die Elbin richtet sich auf und beginnt dann unter den irritierten Blicken der anderen, sich aus ihrem Hemd zu winden. Keine leichte Aufgabe, denn das Wams liegt eng und schützend an ihrem Leib an, aber nach einigem hin und her schafft sie es schließlich. Das Wams fühlt sich für einige Herzschläge kühl auf ihrer Haut an, aber dann hat sich das Leder auch schon erwärmt. "Komm Mädchen, zieh das hier an." Ihre Stimme hat einen warmen Unterton als sie Aurian das blutbefleckte und an den Ärmeln zerrissene Hemd hinhält. Sie weiß, was mit dem Mädchen in den Kanälen geschehen war und sie kann sich vorstellen, wie unangenehm ihr ihre Nacktheit sein muss. "Nicht viel, aber besser als der Umhang, schätze ich." Der Mann wendet sich taktvoll zur Seite, als sie dem Mädchen aus dem Umhang hilft und ihr dann so sanft es geht, das Leinenhemd überstreift. Aurian ist gut anderthalb Köpfe kleiner als Kizumu, beide sind sie schlank, und doch ist das Hemd für Aurian zu weit. Naja, sie soll ja nicht auf einen Ball damit. Sie lächelt Aurian noch einmal zu, dann wendet sie sich zu den ihr fremden Personen. "Ehm, mein Name ist Kizumu von Tarascon. Ich bin euch zu Dank verpflichtet, dass ihr meine Freundin und Aurian beschützt habt." Sie deutet erst auf die noch immer besinnungslose Arwen, dann auf Aurian, ehe sie fortfährt.  "Wir werden die Verwundeten alle in die Steinfaust bringen, ich denke, Ihr solltet ebenfalls mitkommen und euren Arm ansehen lassen." Ich stehe auf einem völlig demolierten Friedhof und betreibe höfliche Konversation.. Sie schüttelt sacht den Kopf über sich selbst, dann wendet sie sich noch einmal Aurian zu. "Meinst du, du schaffst es bis zu den anderen? Dann müssen die Männer mit den Wägen nicht um all die.. die Gräber herum."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 11. Okt. 2005, 23:21 Uhr
Aurian sieht auf. Zwar hat sie im Gesicht keine Verätzungen durch die Tentakeln abbekommen, dennoch, der Kampf mit den Untoten hatte seine Spuren hinterlassen: eine Platzwunde ziert ihre Stirn und von ihrem unfreiwilligen Flug, als Niniane sie aus der Gruft katapultiert hatte, hatte sie sich das Kinn aufgeschunden. Neben ihr steht die junge Frau, deren Namen sie noch immer nicht weiß. Sie bekommt mit, dass sie etwas zu ihr sagt, doch was registriert sie nicht wirklich. Der Schock der vergangenen Stunden sitzt ziemlich tief und jetzt, wo der Alptraum vorüber zu sein scheint, macht er sich auch in vollem Ausmaß bemerkbar. Ihre grünen Augen scheinen ins Leere zu starren und  die Schatten der Bewusstlosigkeit schleichen heran. Plötzlich spürt sie die leichte Berührung einer Hand auf ihrem Arm. Wenn auch noch so sanft, die Stiemen brennen wie Hölle, gleichzeitig drängt der Schmerz aber auch die Scwärze, die sie zu umfangen beginnt, zurück.
Die junge Magierin blickt auf und sieht in das Gesicht Kizumu von Tarascons. Die Frau des Lord Commanders ist zwar vom Kampf gezeichnet, ansonsten aber allem Anschein nach unverletzt. Sanft dringt die Stimme der Elbin zu ihr durch, während sie an ihrem Hemd herum nesselt. Und sich schließlich davon befreit hat. Kizumu, nun nur mehr im Wams, zieht das Mädchen mit sanfter Gewalt auf die Beine, nimmt ihr den Umhang ab und hilft ihr, das Hemd anzuziehen, nein eigentlich zieht sie es ihr an wie einem kleinen Kind, denn Aurian wäre alleine nicht mehr fähig dazu gewesen. „Danke!“ Krächzt sie leise. Obwohl der Stoff unangenehm auf ihrer geschundenen Haut ist, ist sie doch froh, etwas anzuhaben.
Die Wagen...Aurians blickt folgt Kizumus Hand, die in die Richtung weist, in der sich die Gefährte befinden. Sie ist sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, im Moment glaubt sie eher keinen Schritt machen zu können. Doch dann nickt sie tapfer. War sie nicht auch aus der Kanalisation wieder herausgekommen?
Kizumu winkt einen der Blaumäntel, einen Bogenschützen mit kräftigen Armen heran und wechselt einige Worte mit ihm. Der junge Mann nickt und hebt Arwen sanft hoch und trägt sie in Richtung der Wägen der Steinfaust. Kizumu wendet sich an Aurian und fasst sie sanft unter der Achsel. >Komm, du schaffst das!< macht sie dem Mädchen Mut und langsam setzen sie sich in Bewegung, gefolgt von Tyrael und seiner Begleiterin. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, denn immer wieder müssen sie stehen bleiben. Irgendwie erinnert Aurian das alles wage an ihren ersten Ausflug zum Anwesen de Winter mit Cedric. Cedric...wie geht es dir? Oh ihr Götter lasst ihn überlebt haben! Endlich, es scheinen Stunden vergangen zu sein, erreichen sie den Rand des Sithech Hains. Aurian ist in Schweiß gebadet, der auf ihren Wunden brennt und ihre Knie zittern. Gegen Ende hatte Kizumu sie immer mehr stützen müssen,  den ihre Beine hatten fast keine Kraft mehr und immer wieder war sie gestolpert. Der Blaumantel hatte Arwen bereits auf einen der Wagen gebettet und mit einer  Decken zugedeckt. Jetzt hilft er auch Aurian hinauf. Das Mädchen sinkt erschöpft in das Stroh. Unter all dem Blut und Dreck ist sie kreideweiß und der Schweiß rinnt ihr in Strömen über das Gesicht. Ihr ist gleichzeitig heiß und kalt und mit zitternden Fingern tastet sie nach dem Anhänger an ihrem Hals. Wie durch ein Wunder hatte der Stein den Angriff des Dämonen unbeschadet überstanden. Aurian schließt die Augen, sie ist vollkommen am Ende. Nur am Rande bekommt sie noch mit, wie die anderen auch auf den Wagen steigen und sich dieser mit einem Ruck in Bewegung setzt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Morgana am 12. Okt. 2005, 12:05 Uhr
Die wohltuende Dunkelheit umhüllt Morgana wie eine wärmende Decke, nimmt ihr die Schmerzen in den Muskeln, und das Atmen fällt ihr leichter. Ihre Gedanken treiben ruhig dahin, wie in einem Strom aus warmen Wasser, erholsam und beruhigend. Dann dringt ein leichtes Leuchten in die Dunkelheit, nicht mehr als ein Schimmer am Rand ihres Bewusstseins, aber sie kennt dieses Licht, es ist ihr sehr vertraut. Gedankenfetzen, die nicht von ihr stammen treiben durch die Dunkelheit.Ian .. gut, ... bin hier.... nicht! Hörst .. es versprochen! .. lässt mich ... allein ..  liebe Dich.. er .. Dich! ..brauchen Dich! Die Worte ergeben keinen wirklichen Sinn, treiben vorbei wie Wolken im Wind, aber sie kennt die Stimme, und weiss im gleichen Moment, sie will hin zu dieser Stimme, weil sie ein Versprechen gegeben hat.Langsam mit den Armen rudernd, die sie eigentlich gar nicht spürt, versucht sie in die Nähe des Schimmerns zu kommen. Je näher sie dem Leuchten kommt um so mehr spürt sie auch ihren Körper wieder, spürt sanfte Berührungen, und das sie hochgehoben wird, aber auch die Schmerzen kehren zurück je näher sie dem Licht kommt und am liebsten würde sie wieder umkehren, dahin wo sie keine Schmerzen hatte.

Aber das Licht verspricht trotz aller Schmerzen, die es mit sich bringt, auch Wärme und Geborgenheit und irgendwo in ihren wirren Gedanken weiss sie, dass es wichtig ist dorthin zu gelangen. Kurz bevor sie das Licht erreicht, hört sie Stimmen, das Summen der Magie, das sie die ganze Zeit umgeben hatte, ist verstummt, aber laute Stimmen dringen an ihr Ohr, rufen nach Heilern oder geben Befehle. Endlich hat sie das Licht erreicht, spürt wie rauchgeschwängerte Luft in ihre Lungen dringt, den Wind auf ihrer Haut und die Wärme eines vertrauten Körpers an ihrer Seite. Noch hat sie die Augen geschlossen und es kostet sie Mühe, sie zu öffnen. Von unten blickt sie in ein ihr wohl bekanntes, geliebtes Gesicht, aber es sieht schlimm aus, vollkommen zerschlagen und angeschwollen, und die feinen elbischen Züge, die sonst dieses Gesicht zieren, sind vollkommen verschwunden. Sie will die Hand heben und das Gesicht berühren, aber sie schafft es nicht, ihre Muskeln fühlen sich an, als wären sie gar nicht da und wollen ihr einfach nicht gehorchen. Wenn sie den ganzen Tag schwere Steinblöcke geschleppt hätte, könnte sich ihr Körper nicht schlimmer anfühlen. Sie rührt sich nicht, sieht nur in das Gesicht über ihr, dass zu einem Punkt blickt, den Morgana nicht sehen kann. >>Ich...ich muss sie zu TianShi bringen!<<, hört sie seine Worte und will irgendetwas sagen, ihre Zunge bewegt sich, schwer wie Blei, aber sie bekommt keinen Ton heraus. Nochmal strengt sie sich an und endlich kommen leise, krächzende Worte über ihre Lippen." Was hast du... mit deinem Gesicht... gemacht! Kann man dich... nicht alleine... lassen?" Die Heilerin versucht ein verzerrtes Grinsen und ihre Stimme stockt immer wieder, und sie muss die Augen schliessen, weil das alles sie sehr anstrengt. "Bring mich zu Ian, bitte!"

Dann senkt sich wieder die dunkle Decke der Bewusstlosigkeit über sie, nimmt ihr erneut die Schmerzen und lässt sie ruhig durch den erholsamen dunklen Strom gleiten. Das leichte Schimmern von Maels Aura begleitet sie, wie ein Wächter, der darauf Acht gibt, dass sie sich in der Dunkelheit nicht verliert und nicht den Weg zu den Purpurnen Flüssen geht. Ein leichtes Lächeln huscht über Morganas Gesicht in der realen Welt und ihr Kopf kuschelt sich in Maels Armbeuge. Sie weiss, er wird sie zu Ian bringen und somit auch zu TianShi, dort würde sie sich erholen können und ihre Kräfte wieder auftanken, aber nun will sie nur noch schlafen, lange und tief.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila_Arachelza am 12. Okt. 2005, 19:35 Uhr
Mit einer fahrigen Bewegung sieht Sayila auf, als die andere Frau, deren Anwesenheit sie beinahe vergessen hatte, auf ihre Frage antwortet: <"Ich kenne sie und sie wird erstmal in die Steinfaust gebracht, genau wie Aurian."> Ein wenig geistesabwesend nickt Sayila. Die Fremde Frau zieht nun etwas umständlich das Hemd unter ihrem Wams aus und hilf Aurian hinein mit den Worten: <"Komm Mädchen, zieh das hier an.Nicht viel, aber besser als der Umhang, schätze ich.">
Tyrael wendet sich ab, als die Fremde Aurian den Mantel abnimmt und stattdessen das Hemd über ihren geschundenen Körper streift.
<"Ehm, mein Name ist Kizumu von Tarascon.">, fährt die Frau fort. Sayila zuckt ein wenig zusammen. Sie spricht mir mir, denkt sie. <"Ich bin euch zu Dank verpflichtet, dass ihr meine Freundin und Aurian beschützt habt. Wir werden die Verwundeten alle in die Steinfaust bringen, ich denke, Ihr solltet ebenfalls mitkommen und euren Arm ansehen lassen.">
"Sayila ist mein Name", antwortet sie mechanisch, "Sayila Arachelza. Das war doch selbstverständlich, dass wir geholfen haben.">
Tyrael nickt zustimmend als Kizumu ihn auf seinen verletzten Arm anspricht.
Sayila bemerkt nicht wirklich, wie ihre Füße sie den Anderen folgen lassen. Sie gehen zu einem Wagen hinüber, die bewusstlose Arwen wird auf weiches Stroh gebettet und auch Aurian wird rasch hinaufgeholfen.
Tyrael klettert ebenfalls auf den Wagen und hilft der etwas verwirrten Sayila nach oben.
Das Rattern des Wagens, als er sich in Bewegung setzt, klingt dumpf in ihren Ohren. Ihr Blick ist trübe, es fällt ihr schwer, ein scharfes Bild zu erkennen. Etwas pfeifend atmet sie ein und tastet unbewusst über eine üble Fleischwunde an ihrem rechten Oberschenkel. Ein Brennen zieht sich von dort durch ihren ganzen Körper, doch sie reagiert nicht wirklich darauf, zuckt nur ein wenig zusammen. Die Wunde liegt offen, der Stoff ihrer Hose ist an dieser Stelle vollständig heruntergerissen. Schade, denkt sie, ich werde wohl tatsächlich neue Kleidung kaufen müssen. Und mein Umhang... er ist wohl auch hinüber.
Ein abwesendes, beinahe seeliges Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. Stumm starrt sie vor sich hin. Sie bemerkt nicht, dass vor ihren Augen zerstörte Häuser, abgeschlachtete Menschen und blutige Leichen vorbeiziehen. Sie ist wie weggetreten. Und aus ihrem Hinterkopf beginnen sich langsam und schleichend einige Bilder in ihr Bewusstsein zu graben. Bilder, die sie vor langer Zeit gesehen hat. Ein Mann, blutend, mit einem Dolch in der Brust, röchelnd am Boden liegend. Der Körper einer Frau, entstellt, zerfleischt, die wenigen Kleiderreste in Fetzen um den Kadaver hängend. Ein junger Mann, mit weit aufgerissenen Augen, sie anstarrend, einen Säbel im Leib steckend, tot, am Boden liegend. Ein anderer Mann, röchelnd, mit durchtrennter Kehle, aus der warmes, rotes Blut strudelt, und einer blutigen Klinge neben sich liegend, von ihrer Hand geführt. Ein Kind, den Mund zum Schrei geöffnet, die kleinen Ärmchen abwehrend von sich gestreckt, mit zwei Pfeilen in der Brust. Ein Mann, am Boden liegend, mit verdrehtem Kopf, die Augen aus den Höhlen quillend, mit einem Strick um den Hals, der noch in ihren Finger ruht.
"Nein..." Das Wort entweicht ihrem Mund unbewusst. Es klingt wie ein leidendes, qualvolles Stöhnen, und ihre weit aufgerissenen Augen scheinen zu brennen. Krampfhaft krallen sich die Finger ihrer linken Hand um den Griff ihres einen Schwertes, so feste, dass die Knöchelweiß hervortreten.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 13. Okt. 2005, 00:12 Uhr
Vom Sithechhain nach Tian Anmen


>Ob es ihr gut geht? Sieht sie so aus?!< Olyvar quittiert Maéls düstere Miene mit einem nicht minder finsteren Blick. "Nein, verdammt nochmal, natürlich nicht. Hätte ich fragen sollen, ob sie gerade stirbt?", zischt er und schüttelt den Kopf. "Sie lebt, Maél. Sie steht auf ihren eigenen Beinen, sie atmet und sie webt ihre Magie! Sie ist eine Hohepriesterin und sie ist nicht allein... auch wenn es sie Kraft kostet, sie weiß genau, was sie tut, glaub mir." Und den Göttern sei es gedankt, dass sie es tut, sonst wären wir längst alle tot. Ob es seine Worte sind, oder ob der Elb sich selbst wieder in die Gewalt bekommt, weiß Olyvar nicht zu sagen, aber zur selben hilflosen Untätigkeit verdammt, weiß er sehr gut, wie sich das Spitzohr fühlen muss und nach einem tiefen Luftholen antwortet er schließlich sehr viel ruhiger: >Niniane ist unten. Zusammen mit Asrai. Und da wir hier alle noch leben, bedeutet das wahrscheinlich, dass sie es ebenfalls noch tun.<
Wer ist Asrai? Will Olyvar gerade fragen, doch in diesem Moment schlingert das Netz der Priester hin und her, als wolle es reißen, begleitet von einem harschen, rauchigen Knistern und der Elb scheint drauf und dran, ebenfalls in die Gruft hinunterstürzen zu wollen. Noch bevor Olyvar auch nur die Hand nach ihm ausstrecken kann, schrillt das Todeskreischen des Dämons los und sie taumeln alle beide, während die wenigen Untoten, die noch auf den Beinen sind, in sich zusammenfallen wie Kartenhäuser im Wind, die Erde bebt und zittert und das unwirkliche, bösartige Höllenjaulen einfach kein Ende nehmen will. Die nachfolgende Stille ist so tief und endgültig, das Olyvar die Ohren noch zahllose Herzschläge lang nachdröhnen, als halle das Echo des Dämonenschreis in ihm selbst nach. Maél hastet an Morganas Seite, die praktisch im selben Augenblick zusammenklappt, Cron verschwindet im Inneren des Grabmals, ein rascher Blick über die Schulter zeigt ihm, dass Kiz sich Aurians und Arwens und der beiden Fremden angenommen hat, von irgendwoher hinter dem Grabmal dringen leise Klagelaute und Azra, Raven und Caewlin beugen sich über Borgil, der totenbleich und reglos am Boden liegt. Die junge Bogenbauerin redet leise, aber mit Händen und Füßen - zumindest soweit sie sie frei hat, denn der Zeigefinger ihrer Rechten steckt in Borgils Hals und drückt dort die blutende Ader ab - auf ihren Mann ein, aber was sie sagt, kann Olyvar von hier aus nicht hören. Er kann das Gesicht des Sturmenders nicht sehen, aber seine ganze Haltung wirkt noch immer gespannt. Azra hingegen, die direkt neben ihm bei Borgil kniet, hält mit ihren kleinen, weißen Händen eine schwielige Zwergenpranke, starrt aus einem tränenverschmierten Gesichtchen auf den Harfenwirt und murmelt unablässig auf ihn ein. Sie sieht nicht so aus, als bekäme sie von ihrer Umgebung überhaupt etwas mit.

Olyvar schüttelt den Kopf. Erst Schilama auf dem Marktplatz und dann auch noch Maél. Beide haben schwere Vorwürfe gegen das Mädchen erhoben. Shebarucblut... dass ich nicht lache. Sieht so vielleicht ein bösartiger Blutelb aus? Er blickt auf das Bild des Jammers, das sich ihm bietet. Azra, bestenfalls knappe fünf Fuß groß und vielleicht neunzig Pfund schwer, zudem verletzt und so feingliedrig wie ein Alabasterfigürchen, kniet neben Caewlin und wirkt damit noch viel zarter und mädchenhafter als so schon. Maéls aufgebrachte Worte von eben kommen ihm in den Sinn, gerade als er zu dem Elben und dem Sturmender getreten war.  >Sie gehört gefesselt oder sonst wie außer Gefecht gesetzt, bevor wir alle Borgil und Arwen Gesellschaft leisten!< "Oh ja," murmelt er halblaut vor sich hin. "Sehr gefährlich. Was soll sie denn schon machen? Uns die Schienbeine blau treten?" Trotzdem, er würde mit ihr reden müssen... und mit Borgil ebenso, sollte der Zwerg das hier überstehen und das ist etwas, worauf er sich nicht gerade freut. Nicht heute... und morgen auch nicht. Irgendwann in den nächsten Tagen, wenn Borgil wieder zusammengeflickt ist... Maél stolpert zurück an seine Seite, Morgana auf den Armen, die beiden Faune versammeln sich abwartend hinter ihnen und Kizumu bringt gerade Aurian, und mit Hilfe eines Blaumantels auch Arwen, zu einem der Fuhrwerke, die gerade im flackernden Feuerschein den Sithechhain erreichen. Er selbst und die übrigen starren atemlos wartend auf den Eingang des Grabmals, in dem der Tronjer vorhin verschwunden war. Es dauert eine Weile, bis er wieder auftaucht und was immer Olyvar erwartet hat, das nicht. "Ifrinn... oh Götter." Olyvar blinzelt, aber der Anblick der geschundenen Protektorin hat sich ihm bereits eingebrannt. Absurderweise ist er in diesem Augenblick sogar froh, dass Kizumu fünfzig Schritt oder mehr entfernt ist und sie nicht sieht... nicht so. Niniane ist nicht mehr als ein blutiges, lebloses Bündel, das lange Haar rotschwarzverschmiert, von Kopf bis Fuß voller Ruß und Asche, nur hier und da blitzt ihr Kettenhemd noch silbrig durch den Schmutz und von ihrem Gesicht ist nichts mehr zu erkennen. Sie sieht überhaupt nicht mehr wie ein menschliches... oder elbisches... Wesen aus. Sie ist tot. Es ist der erste Gedanke, der ihm bei ihrem Anblick in den Sinn kommt. Es kann nicht anders sein, nicht mit dieser verschwollenen, blaugrünen und rotbefleckten Masse, die nun gegen die Schulter des Tronjers lehnt. Keine einzige Bewegung, kein noch so schwaches Heben ihrer blutverschmierten Brust, noch nicht einmal ein winziges Zittern verrät, dass Niniane die purpurnen Flüsse noch nicht überquert hat. "Ist sie... ah Dhia... ist sie..."

>Heiler. Sie muss zu einem Heiler. Sofort!< Der Tronjer starrt mit wilden Blicken in ihre erschrockenen Gesichter, aber Olyvar hat nicht den Eindruck, dass der Mann überhaupt etwas außer seiner Frau wirklich wahrnimmt und nickt nur. "Aye, hier entlang. Die Wagen sind schon da. Kommt." Er winkt zwei Blaumäntel heran, die sich dem Nordmann nur langsam und so vorsichtig nähern, als sei er bis zum Rand mit Loas Öl angefüllt und könne jeden Augenblick explodieren, aber Cron hat nur Augen für Niniane. "Geht mit ihm." Der Tronjer wartet nicht einmal, bis die Männer bei ihm sind - er folgt Olyvars Blick zu den wartenden Fuhrwerken, die Kizumu mit ihrem Häuflein Verletzter gerade erreicht hat, und trägt die Waldläuferin ohne ein weiteres Wort dort hinüber. Olyvar starrt ihm einen Moment lang nach, fühlt sich wie betäubt und wendet sich dann an seinen Waffenmeister. "Vareyar, nimm dir fünf Männer und durchsuch das Grabmal. Eine Frau namens Asrai muss noch dort unten sein, hol sie. Wenn sie verletzt ist, bring sie auf einen Wagen. Ihr anderen sichert den Hain. Jemand soll in den Tempel gehen und dort nach dem Rechten sehen, und ich brauche hier Hilfe mit Borgil. Du, du und du, packt mit an." Er tritt zu Raven und Caewlin, die sich über Borgils reglosen Körper hinweg anstarren und für einen Moment hat er das Gefühl, in irgendetwas hineingeplatzt zu sein - darum kann er sich jetzt jedoch beim besten Willen keine Gedanken machen. "Wir müssen Borgil zu einem Heiler schaffen und da alle Tempel restlos überfüllt sein dürften, und Morgana selbst Hilfe braucht, am besten nach Tian Anmen. Was ist mit Euch? Seid Ihr verwundet?" Synchrones Kopfschütteln antwortet ihm und er quittiert es mit einem leisen Schnauben. Die Finger der Bogenbauerin hängen in blutigen Fetzen und selbst Caewlin sieht angeschlagen aus, trotzdem lehnen beide seinen Vorschlag, sie mit zu einem Heiler zu nehmen, ab. "Aye, wie Ihr wollt. Ich lasse Euch einen Wagen hier, der Euch nach Hause bringen wird, in Ordnung? Wir müssen nur Borgil hier wegschaffen..." Sein Blick wandert von Raven zu Azra und wieder zurück. "Vielleicht könntet Ihr Euren Platz mit ihr tauschen?" Raven blinzelt, mustert Borgil, nickt dann fahrig und sieht Azra zweifelnd an. Der kleine Blutelbenmischling schenkt ihnen nicht einmal einen Blick, geschweige denn so etwas wie Aufmerksamkeit und Olyvar schnaubt ungehalten. Die Zeit läuft ihnen davon, vor allem dem Zwergen, der am besten wohl schon vor zwei Stunden bei einem Heiler mit Nadel und Wundgarn gelandet wäre.

Weil Azra weder auf ihren Namen, noch auf Worte reagiert, rüttelt er sie schließlich so lange an der Schulter, bis sie irgendwann doch zu ihm aufblickt und sich schniefend erklären lässt, was sie tun soll. Kaum ist das geschehen, kommt endlich Leben in Borgils Frau und sie nimmt hastig Ravens Platz ein. Statt dem Finger der Bogenbauerin, steckt nun ihrer in der unscheinbaren, kleinen Wunde an Borgils Hals, aus der sonst jedoch in roten Fontänen das Blut spritzen würde. Der Riss ist kaum größer als ein Kupferling, aber tief und der verdammte Höllenhund hatte mit einem Reißzahn wohl eine Ader erwischt. Vier Blaumäntel sind nötig, um den Zwergen vom Boden zu hieven, auf ein Langschild zu legen und dann hochzuheben, um ihn zu den wartenden Fuhrwerken zu bringen, und da Azra ihre Hand nicht von seinem Hals nehmen kann, ohne dass er verbluten würde, und obendrein selbst verwundet ist, wird sie kurzerhand einfach mitgetragen. Sie betten den Zwerg in einen Berg weichen Heus, das irgendein Rossknecht umsichtigerweise auf der Ladefläche verteilt hat. Olyvar will ihnen schon folgen, als einer von Vareyars Offizieren zu ihm tritt und ihm leise zuflüstert, hinter der Gruft läge ein toter Priester. "Ifrinn! Das auch noch..." Auf seiner Stirn erscheint eine steile Unmutsfalte, die dem ganzen Chaos, dem ganzen dreimal verfluchten Tag und der ganzen Lage hier gleichermaßen gilt. "Bringt ihn her... nein, bringt ihn in den Sithechtempel. Die schweigenden Schwestern sollen sich seiner annehmen. Ich weiß nicht, wer er war, aber Niniane oder Morgana werden es wissen. Ich kümmere mich darum, dass sie es erfahren." Vareyar erscheint hinter ihnen und bringt in diesem Moment zwei ziemlich mitgenommene Gestalten aus der Gruft heraus, eine zierliche Frau, die selbst unter all dem Schmutz und Staub noch feenartig aussieht und einen Mann, der von zwei Blaumänteln herausgeschleppt wird, weil er sich nicht aus eigener Kraft auf den Beinen halten kann. "Noch mehr Verwundete... zu den Fuhrwerken... dort hinüber." Sein Waffenmeister nickt nur, während die übrigen Blaumäntel in kleinen Patrouillen über den Sithechhain marschieren und dann die überall aufflackernden Brände austreten oder mit Erde löschen. Dunkelheit und Rauch hüllen den Friedhof ein, und verdecken gnädig die aufgewühlten Gräber, die zerstörten Grüfte und die geschundene Erde. Maél trägt Morgana zum letzten freien Wagen, flankiert von den beiden riesenhaften Faunen und Olyvar sammelt alle Männer um sich, die nicht mit Vareyar hier bleiben würden, um den Knochenacker zu sichern und diejenigen nach Hause zu schicken, die sich in den Sithechtempel geflüchtet hatten - sofern sie noch ein Zuhause besitzen.

Kiz hatte Arwen, Aurian und die beiden Fremden in die Steinfaust bringen lassen - ihr Fuhrwerk rattert bereits über buckliges Kopfsteinpflaster davon, als auch er und seine Blaumäntel als letzte von allen schließlich die Wagen mit den Verwundeten erreichen. Er schlägt nicht den Weg zur Festung ein, sondern heißt die Rossknechte nach Tian Anmen zu fahren - wenn es für Niniane, Borgil und die völlig entkräftete Morgana Hilfe gibt, dann dort. Ein Fuhrwerk bleibt zurück, um Raven und Caewlin nach Hause zu bringen, und Olyvar selbst, sowie alle seine Männer, gehen zu Fuß neben den Wagen her. Talyra ist leer und still. Bis auf gelegentlich hin- und herhuschende Schatten von verwirrt streunenden Katzen oder struppigen Straßenhunden sind die Straßen völlig ausgestorben, und da niemand da gewesen war, der sich in dem alptraumhaften Chaos darum hätte kümmern können, dass die Nachtfeuerkörbe entzündet worden wären und auch aus keinem der verlassenen Häuser Lichtschein dringt, ist es in den verwinkelten Gassen stockfinster. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich mit ihren ruckelnden, ratternden Gefährten an der Steinfaust vorüberkommen und sich nach Norden hinaufwenden, vorbei am Shenrahtempel, vor dem sich in kleinen, flüsternden Gruppen eine Menschenmenge sammelt, und vorbei an Kizumus altem Häuschen mit seinem immer noch windschiefen Zaun und immer noch quietschenden Tür. Auf der breiten Straße zum Verder Tor, wo immer noch Blaumäntel patrouillieren, biegen sie in Richtung Markplatz ab, überqueren jedoch nur den breiten Bach und erreichen endlich die hohen Flussteinmauern und das schmiedeeiserne Tor von Tian Anmen. Die Wagen rattern den Kiesweg entlang, der zu dem hohen Gebäude mit seinen weißen Mauern führt, begleitet von zwei Dutzend Blaumänteln, und direkt vor ihnen humpelt ein kleines Grüppchen, das reichlich abgekämpft aussieht und offenbar dasselbe Ziel hat, wie sie: den Schutz dieses Ortes. Eine Gestalt von ihnen jedoch macht Kehrt, noch ehe die kleine, abgerissene Truppe das Haus erreicht, eine junge Frau mit auffallend grauen Augen - das einzig helle in ihrem schmutzigen Gesicht. Sie dreht um, kommt auf die Fuhrwerke und die Stadtgardisten zu, und wankt beinahe hastig an ihnen allen vorüber, ohne irgendjemanden anzusehen, auf ihrem Gesicht einen Ausdruck grenzenloser Einsamkeit.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Chris Ruby am 13. Okt. 2005, 00:52 Uhr
Ganz allmählich glaubt Rubelli etwas Wärme in Eades Körper zurückkehren zu fühlen, denn das eisige Feuer, das sich kurz zuvor noch in seine Hände gebrannt hat, ist nicht mehr ganz so schmerzhaft.
Mit schreckensweitem Blick starrt er auf Eades weißes Gesicht, das ihm in den letzten Monaten so lieb und teuer geworden ist und jetzt eine Maske aus Eis zu sein scheint.
Zwar hebt sich seine Brust kaum mehr, aber der leichte Nebel, der zwischen Eades Lippen gen Himmel steigt, ist im flackernden Licht der ersterbenden Feuer gerade noch auszumachen.
Stumm ruft Rubelli immer und immer wieder nach seinem Liebling, bis er tatsächlich seine Berührung tief in seinem Herzen fühlt.
Rubelli will Eade mit all seiner Liebe und Wärme umarmen, doch dieser hat nur ein paar letzte, kühle Worte für ihn übrig.
<Geh und drehe dich niemals um> hallt es in seinem Geist noch lange nach, als Eade schon längst den Weg über die Purpurnen Flüsse angetreten hat. Die unerträgliche Kälte ist von seinen Gliedern gewichen und hat den warmen Körper zurück gelassen, der Rubelli so viele Nächte Trost und Wärme gegeben hat. Doch auch diese Wärme ist bereits am verblassen; genauso wie die Wärme in Rubellis Herz.

Kälte ist das einzige was zurück bleibt

Allein!  Das Wort taucht in der undurchdringlichen Schwärze auf, die Rubelli droht zu verschlingen. Allein!
Immer und immer wieder, bis es endlich einrastet - endlich einen Sinn ergibt.
Einen grausamen, unerträglichen Sinn!

"NEIN!" Ein grausamer, unmenschlicher Schrei bahnt sich seinen Weg über Rubellis Lippen und hallt so durchdringend über die Gräber, wie wenige Minuten zuvor noch der Schrei des Dämons.
Er mag nicht so weit zu hören sein und lange nicht so schmerzhaft in den Ohren klingen, aber die unsägliche Qual darin, mag einem Hörenden ebenso erschüttern.
Tränen schießen Rubelli in die Augen und nehmen im die Sicht. Immer wieder flüstert er Eades Namen leise; mit einer Kehle, die eigentlich längst schon versagen sollte.
Ob Sekunden oder Stunden vergehen - Rubelli weiß es nicht, als er Eades Körper an seine Brust zieht und den toten Körper sachte wiegt.
Ich liebe dich Eade! Reicht das nicht, um zurück zu finden. Bitte Eade! ... Du hast unmögliches geschafft. Jetzt überwinde die Purpurnen Flüsse und schenke mir das Licht das ich so dringend brauche.

Doch Eade kommt nicht mehr zurück. Sein Herz bleibt stumm!
Erst als ein Blaumantel Rubelli zaghaft an der Schulter berührt, schreckt dieser aus seiner Lethargie auf und schaut wie ein wildes Tier nach oben.
Das Licht der verglühenden Flammen zeichnet eine groteske Maske auf Rubellis ohnehin schon mit Blut und Schmutz verzerrte Fratze und der Blaumantel stolpert erschrocken ein paar Schritte zurück.
Rubellis leerer Blick ist so tief, dass man glauben könnte erneut einem Wiedergänger gegenüber zu stehen.
Doch letztendlich war die Nacht wohl schlimm genug, um diesen kleinen Schreck zu überwinden, denn der Blaumantel kommt mit einem sanften Lächeln wieder zurück und will ihm Eade abnehmen, doch der Schausteller schüttelt stumm den Kopf.
Mit einem gequälten Stöhnen richtet Rubelli sich auf und nimmt Eade dabei mit.
Im Leben schon kleiner und leichter gewesen, als Rubelli, scheint er jetzt noch weniger Substanz zu haben. Sein langes, silbernes Haar weht sacht im Wind; wie zum Hohn als einzig Lebendiges an ihm.
Mit schweren Schritten beginnt Rubelli sich fortzubewegen ohne genau zu wissen wohin oder warum.
Er weiß nur eins: er muss fort von hier - fort von Feuer und Erde, Asche und Tod.

Sein tränennasser Blick heftet sich auf Eades geschlossene Lieder, während er wie durch ein Wunder ohne zu fallen vorwärts stolpert.
Und auf einmal weiß er wohin er gehen muss ... Wasser

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Raven am 16. Okt. 2005, 15:00 Uhr
Binnen weniger Herzschläge hat sich der Sithechacker in ein tosendes, brennendes Inferno verwandelt, in einen Alptraum aus Geschrei und Gestank und kreischenden Widergängern, die wie mannshohe, lodernde Fackeln durch den Hain taumeln, in ein Meer wehender blauer Umhänge, blitzender Speere und rauchender, schmelzender Knochen. Die Stimme des Lordcommanders, hart und schneidend, brüllt Befehle über den Hain und übertönt mühelos das Prasseln der Flammen, das Kampfgetöse und das hohe, schrille Summen der gewebten Magie. Gleich darauf geht ein Regen aus flammenden Pfeilen auf den Friedhof nieder wie ein glühender Meteoritenschauer und das Kreischen der vergehenden Untoten füllt die Luft. Inmitten dieses ohrenbetäubenden Chaos fühlt Raven sich, als würde sie in einer Luftblase sitzen, in einem Vakuum aus Schweigen und Stille, das allein mit bangem Warten angefüllt ist. Doch auf ihre leisen Worte erhält sie keine Antwort. Vielleicht sind sie in all dem Gebrüll einfach untergegangen, vielleicht hat Caewlin sie gar nicht gehört, vielleicht ist er aber auch so schockiert über ihre hervorgesprudelte Beichte, dass es ihm einfach die Sprache verschlagen hat. Ravens Augen sind auf das bleiche Gesicht des Zwergs gerichtet, der im niedergetrampelten Gras neben ihr liegt, blutüberströmt und mit flachen, keuchenden Atemzügen, doch ihre Ohren lauschen nach hinten, hoffen auf Caewlins so vertraute, geliebte Stimme, auf seine Worte, eine Bemerkung, eine Antwort, ein Schnauben, sogar auf Wutgebrüll, auf irgend etwas, doch hinter ihr herrscht nur finsteres Schweigen. Ihr ist so beklommen zumute, dass sie kaum wagt, den Kopf zu heben, und als sie schließlich doch allen Mut zusammennimmt und aufblickt, sieht sie in Augen, so hell und kalt wie Polareis. Für die Dauer eines Herzschlages meint sie, so etwas wie Belustigung darin funkeln zu sehen, doch sie ist so schnell wieder verschwunden, dass sie nicht weiß, ob sie wirklich da gewesen ist oder ob sie es sich nur eingebildet hat. Caewlin sieht unleugbar wütend aus und ziemlich fassungslos, und in seinem frosthellen Blick steht deutlich zu lesen, dass sie noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen haben. Das habe ich mir auch mehr als verdient, denkt sie kläglich. Tausend wirre Gedanken kreiseln in ihrem Kopf, aber alles scheint falsch und dumm und hoffnungslos zu sein, und sie kann spüren, wie etwas hinter ihren Lidern aufsteigt, salzig und brennend. Ich wollte ihn niemals enttäuschen, und nun habe ich es doch getan... Raven kann sehen, wie er vernehmlich Luft holt, doch bevor er auch nur den Mund öffnen kann, spaltet ein gleißender Blitz den schwarzen Himmel und ein so gewaltiger Donnerschlag rollt über den Hain, dass die Erde unter ihren Füßen erzittert und sie das Krachen bis in die Zähne vibirieren spüren können. Und dann ist keine Zeit mehr, irgend etwas zu tun oder zu sagen, denn um sie herum scheint sich die ausgebrochene Hölle für kurze Zeit in etwas noch viel Schlimmeres zu verwandeln.

Ein schrilles Kreischen heult durch die Finsternis über ihnen, ein Ton, so schauderhaft und unmenschlich, dass er wie mit nadelscharfen Krallen durch ihre Seelen kratzt. Die lastende Decke aus Wolken und Finsternis, die über dem Hain liegt, beginnt sich aufzulösen und davonzuwirbeln, und mit ihr die Macht des Dämons. Es ist so deutlich spürbar, dass das Übel gebannt wurde und aus der Stadt verschwunden ist, als würden sich plötzlich eiserne Bänder lösen, die sie in ihrer Umklammerung gehalten hatten. Ein stummes Aufatmen geht durch den Hain und fiebriges, banges Warten senkt sich herab, als könne noch niemand so recht glauben, dass es wirklich vorbei ist. Nach dem ganzen Krach und Geschrei scheint der kurze Augenblick atemloser, angespannter Stille plötzlich laut in ihren Ohren zu dröhnen. Ist es wirklich ... zu Ende? Ein Strudel wirrer Gedanken und Gefühle schwappt über Raven hinweg, Erleichterung, Erschöpfung, Hilflosigkeit, Verwirrung und noch immer Angst, Angst vor diesem lastenden Schweigen, Angst davor, wie es nun weitergehen wird. Die davontreibenden Wolken geben einen blutrot gefärbten Abendhimmel frei, in dessen Licht das ganze Ausmaß der Verwüstung erst richtig deutlich wird. Aus den Augenwinkeln erhascht Raven einen Blick auf Maél, der an Morganas Seite stürzt, auf Olyvar und Kizumu und auf Cron, der plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht und über ausgetretene Stufen in die Dunkelheit der Gruft hinabhastet. Sie sieht Blaumäntel mit gezückten Speeren und gespannten Bögen durch die Rauchschwaden huschen und ihr Blick klammert sich an Caewlins riesige Gestalt, bis sie ihn in dem ganzen Chaos aus den Augen verliert. Sie selbst kauert noch immer neben Borgil im blutigen Gras, drückt mit den Fingern die verletzte Ader in seiner Schulter ab, kann weder aufstehen, noch ihren Platz verlassen, und sich nur hilflos in diesem ganzen Durcheinander umsehen. Azra neben ihr, so fahl und bleich im Gesicht wie eine frisch angespülte Wasserleiche, starrt dagegen völlig fassungslos und wie betäubt auf den Zwerg hinunter und scheint jeglichen Kontakt zur Wirklichkeit vollkommen verloren zu haben. Als Cron, leichenblass und mit starrer Miene, wieder aus dem Grabmal auftaucht und Raven einen flüchtigen Blick auf das blutige, völlig zerschlagene Bündel werfen kann, das er auf seinen Armen trägt, bleibt ihr beinahe das Herz stehen. Götter im Himmel, Niniane... Aus schreckgeweiteten Augen sieht sie zu, wie der Tronjer seine Frau zu den Wägen hinüberträgt, die inzwischen von der Steinfaust eingetroffen sind, und hört irgend jemanden etwas davon murmeln, dass die Schwerverletzten zuerst nach Tian Anmen und in die Obhut der Heilerin dort gebracht werden sollen.

Olyvar taucht plötzlich neben ihnen auf und beugt sich besorgt über Borgil, doch die Worte, die er dabei an Azra richtet, scheint der Shebarucmischling überhaupt nicht wahrzunehmen. Erst als er sie heftig an der Schulter schüttelt, hebt sie den Blick und sieht aus, als wäre sie gerade aus einem schrecklichen Traum erwacht. Mit halbem Ohr hört Raven, wie der Lordcommander Azra erklärt, dass die Stadtgarde Borgil nach Tian Anmen bringen wird, und kaum hat er die Worte ausgesprochen, erscheinen auch schon einige Blaumäntel, die den Zwerg vorsichtig auf ein Schild heben, um ihn zu den bereitstehenden Fuhrwerken zu transportieren. Raven überlässt Borgils Frau den Platz als Aderpresse und müht sich auf die Beine, während die Gardisten mit ihrer Last und einer schreckensbleichen Azra Richtung Wägen verschwinden. Sie kann ihnen nur völlig benommen nachsehen und beobachten, wie sich ein Fuhrwerk nach dem anderen in Bewegung setzt und den Rückweg zur Steinfaust einschlägt, unfähig, irgend etwas zu tun oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Eine Welle der Erschöpfung brandet über sie hinweg  und Raven spürt, wie alle Kraft sie schlagartig zu verlassen droht. Jetzt rollen allmählich die Schmerzen heran, die sie bislang gar nicht wahrgenommen hatte, für die überhaupt keine Zeit gewesen war, die zerrissenen, brennenden Hände, die bleierne Schwere ihrer Arme, die zahllosen Prellungen und Schürfwunden und ein seltsam ziehender Schmerz in ihrem Leib, der ihr Übelkeit verursacht. Als sie sich umwendet, sieht sie sich von einem düsteren Blick aus Caewlins Augen aufgespießt und sein eiserner Griff packt sie an der Schulter und schiebt sie zu dem letzten verbliebenen Wagen. Wortlos klettert sie neben ihm auf die Ladefläche, das Herz schwer vor Kummer und Angst, als der Pferdeknecht das Gespann zum Tor hinaus und über die gespenstisch stillen, rauchverhangenen Gassen Richtung Seehaus lenkt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Caylith am 19. Okt. 2005, 22:54 Uhr
Caylith kann nicht glauben was sich vor ihren Augen abspielt und fuehlt sich und den Glauben ihres Volkes im naechsten Moment bestaetigt, indem sie ihre Verstorbenen stets verbrennen, damit Seele und Geist von der sterblichen Huelle befreit werden. Diese Menschen sind ganz und gar nicht befreit, sondern steigen vor den Augen der Faune aus ihren Erdbetten um wankend und stoehnend aufjegliche lebendige Personen zuzusteuern, als seien sie von einer Art Magnet bestueckt, der sie geradezu zielstrebig laufen laesst. Schauer von unueberwindlichem Ekel und Abscheu ueberkommen die junge Faunin. Faron scheint es nicht anders zu ergehen, der vor Entsetzen fast die Axt fallen laesst. Kaum dass sich die Faunin versieht befinden sie sich mitten im Kampfgetuemmel. Faron hat sich schuetzend und kampfbereit vor sie gestellt um es mit einem der wankenden Leichname aufzunehmen, die nach lebendigem Fleisch gierend auf die beiden zukommt. Doch selbst ein abgerissener Arm, der fast zu leicht sich von dem toten Koerper loest, stoppt diesen nicht. Dem aelteren Faun entweicht ein erschrockener Laut und faehrt damit fort den wankenden Koerper mit der Axt zu bearbeiten. Die beiden Sicheln liegen warm in Caylith' Haenden und scheinen sich in ihrem Griff anzuschmiegen, als sei es eine Aufforderung des Vulkanglases endlich ihr Ziel in dem verwesten Fleisch finden zu wollen. Cay folgt der Aufforderung nur zu gern, als sie merkt, dass Faron verzweifelt auf seinen Gegner einhackt aber dennoch zurueckgedraengt wird. Die Klingen dringen in den weichen toten Koerper, der sich mit einem Mal zu Staub verwandelt, als haette jemand zu stark auf einen loechrigen Mehlsack geschlagen. Beide blinzeln verdutzt in die Aschewolke, die langsam zu Boden rieselt. Faron gibt ein grimmiges freudloses Lachen von sich und Caylith grinst nur zufrieden, bevor sie sich zusammen Seite an Seite weiteren Gegnern stellen.

Mitten im Getuemmel werden sie durch einen gewirkten Zauber von weiteren gierenden Wiedergaengern entlastet und richtet ihre Aufmerksamkeit auf die Gruft, in deren Naehe sich einige Gestalten versammeln. Auch Faron spurtet dorthin und der Faunin bleibt nichts anderes uebrig als ihm zu folgen. Er scheint einige der Personen zu erkennen, doch ihr selbst kommt nur eine junge Frau bekannt vor. >Morgana, die Heilerin. Komm, helfen wir Ihnen. Gemeinsam haben wir vielleicht doch noch Aussicht diesem Chaos irgendwie lebend zu entkommen.< ruft Faron ihr im vorauslaufen zu, waehrend er einigen umgefallenen Grabsteinen ausweichen oder darueber springen muss. Nur wenige Augenblicke spaeter haben sie die anderen erreicht und ihr wird kurzerhand ein brennender Scheit entgegengereicht, den sie als Fackel zur Abwehr gegen die wandelnden Leichname verwenden kann. Sie zweifelt an der Wirksamkeit von dem Feuer, doch viel Zeit bleibt ihr dazu nicht. Zu spaet bemerkt sie in der Aufregung dass zwei sich direkt hinter ihr befinden. Totenkalte Finger ergreifen sie mit unglaublicher Kraft und laesst sie zusammenzucken. Mit einem Aufschrei wirbelt sie herum und stoeßt dem naechstbesten das brennende Holz ins Gesicht, das daraufhin in Flammen aufgeht und auf den gesamten Koerper uebergeht und Caylith von der Effektivitaet des Feuer komplett ueberzeugt. Den zweiten hat Faron bereits im Visir und reisst diesem mit seiner Axt den Kopf ab, so dass sie eigentlich nur noch mit der Sichel oder dem Feuer zuschlagen muss. Den Koerper selbst hat sie schon fast erledigt, als ein scharfer Schmerz sie von ihrem linken Bein ausgehend durchfaehrt. Mit unglaeubigem Blick starrt sie auf den abgeschlagenen Kopf, dessen faule Zaehne sich in ihre Fessel vergraben haben. Hastig versucht sie diesen abzuschuetteln, worauf er unweit von ihr landet. Ein harter Tritt ihres Hufes, der den Schaedel zermalmt, gibt ihm den Rest. "Barr!" Verdammt knurrt sie mit zusammengebissenen Zaehnen. Sie nickt Faron stirnrunzelnd zu, als er sie fragend anschaut. "Es geht schon..."

Weitere Gegner wanken ihnen entgegen, um sie sich sich kuemmern muessen. Der Elb, dem sie nun beistehen, weist beide Faune im scharfen Ton an, bei der Heilerin zu bleiben und sie zu beschuetzen. Caylith hat mehr damit zutun sich ihrer und der Haut der anderen verzweifelt zu erwehren, als dass sie ueber Máel's Ton beleidigt sein koennte. Sie ist eher darueber beleidigt, dass dieser Wiedergaenger sie versucht hat aufzufressen! Sie ist davon ueberzeugt, er haette es geschafft, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt keinen Magen mehr besaß.
Nur wenig spaeter streckt eine ganze Welle Brandpfeile die Wiedergaenger nieder, die in Flammen und Rauch aufgehen. Cay beobachtet das ein wenig benommen, aber dennoch auch mit ein wenig Genugtuung "Wenigstens sind sie jetzt frei....," murmelt sie mit zusammengebissenen Zaehnen. Doch ihre Worte werden halb von einem gewaltigen Rumpeln uebertoent. Die Faunin hat den Eindruck als waere ein Gewitter vom Zaun gebrochen. Ein fuerchterlich lauter Knall, begleitet von Erderschuetterungen wie sie es noch nie erlebt hat und gefolgt von einem gleißend hellen Licht, das ihr heller als jeder Blitz oder gar die Sonne erscheint. Erschrocken laesst sie den brennenden Scheit fallen und haelt sich an einem der umgestuerzten und halbzerbrochenen Grabsteine fest. Im ersten Moment glaubt sie blind und taub zugleich zu sein. Blinzelnd schaut sie sich um, hoffend, dass die Erde sich nicht weiter bewegt und stellt fest dass sich der Himmel wieder aufklart. Schnaufend richtet sie sich auf, von dem Schrecken noch etwas wacklig auf den Beinen, ignoriert aber das brennen und bluten ihrer Beinwunde. Eine Weile verharrt sie noch und versucht das zu verarbeiten, was ihren Verstand uebersteigt, gibt es auch bald daraufhin auf, darueber nachzudenken was sie gesehen hatte. Sie bemerkt nur beilaeufig was um sie herum noch passiert. Jemand traegt eine schwerverletzte Frau aus dem Schlund der Gruft, man kuemmert sich um andere ebenfalls verletzte Gestalten am Boden, eilige Befehle, entsetzte Rufe und verzweifelte Schluchzer hallen ueber den umgepfluegten Sitechacker. Sie selbst reisst sich nach kurzem Verschnaufen zusammen und hilft zusammen mit Faron einigen Verletzten auf Wagen, die daraufhin zu verschiedenen Staetten aufbrechen. Obwohl sie selbst verletzt ist faehrt sie nicht mit den Wagen mit, sondern wartet, bis diese abgefahren sind.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Faron am 03. Nov. 2005, 16:51 Uhr
Nach dem Ende der Schrecknisse: Vom Sithech-Hain zur Steinfaust

Verletzt, erschöpft vom Kampf und den übrigen Anstrengungen steht Faron neben Caylith und sieht den Wagen nach, wie sie den Sitech-Hain verlassen und zu unterschiedlichen Zielen in der Stadt aufbrechen, wo die vielen Verwundeten versorgt werden können. Schweigend starrt er vor sich hin, unfähig auch nur einen einzigen Laut von sich zu geben. Erst nach einer ganzen Weile rührt er sich wieder und wendet sich Caylith zu, die neben ihm steht und ihn fragend anschaut. Ebenso wie er selbst auch ist sie verletzt, mit Blut verschmiert, schmutzig und wohl auch am Ende ihrer Kräfte angelangt. Die beiden Faune besprechen daher nur das Nötigste, zum einen, weil auch sie am Rande ihrer Kräfte angelangt sind, zum anderen, weil so viel geschehen ist, was sie erst einmal für sich alleine verarbeiten müssen, bevor sie darüber reden können. So entscheiden sie schließlich lediglich, den wagen zu folgen, die zur Steinfaust aufgebrochen sind. Dort wird sich gewiss ein heiler finden lassen, der sich um ihre Wunden und Verletzungen kümmert, anschließend können sie sich in die Ställe zurückziehen, wo sie hoffentlich etwas Schlaf und Erholung finden werden. „Also, auf geht’s“, murmelt Faron und lächelt Caylith aufmunternd zu, zumindest versucht er es, doch so recht will ihm dies nicht gelingen. Langsam setzen sich die beiden in Bewegung und machen sich auf den Weg, wobei sie kaum ein Wort sprechen, so müde sind sie mittlerweile. Die Straßen der Stadt bieten derweil einen traurigen Anblick. Der Angriff hat die Stadt ziemlich getroffen, nicht nur zahlreiche Opfer gilt es zu beklagen, auch die Stadt selbst wurde vielerorts arg in Mitleidenschaft gezogen. Doch zumindest Faron achtet auf ihrem Weg zur Steinfaust kaum darauf. Er hat weder Augen für die Zeichen der Zerstörung und getöteten Höllenkreaturen noch für die Wagen, die immer wieder an ihnen vorüber fahren und offenbar Verwundete zu den städtischen Heilern bringen. Erst als die Steinfaust vor ihnen auftaucht schaut er sich wieder halbwegs bewusst um und führt Caylith, die nehmen ihm läuft, hinüber zum großen Haupttor.

Shenrah-Tempel -->

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Schnuckengroupie2 am 12. Dez. 2005, 21:07 Uhr
wenige Tage nach dem Dämonenangriff


<<<Ilfsis - Die Elbenschmiede am Marktplatz

Filias Grab ist an der Südmauer des Sithechhains angelegt worden. Direkt über dem einfachen Erdloch breitet eine große alte Eiche ihre schützenden laubbedeckten Äste aus.
Beim Anblick des verhüllten toten Körpers Fillias spürt Sayila einen dicken Kloß in ihrem Hals.
Von der Zeremonie, die ohnehin recht kurz abläuft, bekommt die junge Frau so gut wie nichts mit. Immer wieder drohen die aufsteigenden Tränen ihren Blick zu verschleiern, doch sie kämpft sie herunter. Wenn es eines gibt, das sie durch all das gelernt hat, dann dass sie sich strenger an ihre Prinzipien halten sollte.
Einige Male schwankt sie leicht und Tyrael will sie hilfsbereit stützen, doch sie wehrt ihn schroff ab.
Begehe nicht den selben Fehler wie damals!, warnt sie sich selbst in Gedanken, er war bis jetzt anständig, aber das dachtest du damals zu Anfang auch!
Das Grab, in dem Filia schließlich zurückbleibt, ist schlicht. Durch nichts unterscheidet es sich von den anderen, die in den letzten Tagen zu so vielen errichtet wurden.
Während Tyrael sie zurückführt, beschließt Sayila im Stillen, dies zu ändern. Filia soll kein namenloses Grab bekommen, sie soll nicht eingehen in die Reihe der anonymen Opfer des Massakers, an die sich niemand mehr erinnert. Nein, das Mädchen soll stets einen Platz in Sayilas Erinnerung haben und einen Namen auf ihrem Grab.

>>> Ilfsis - Die Elbenschmiede am Marktplatz

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Schnuckengroupie2 am 18. Dez. 2005, 11:53 Uhr
von der Elbenschmiede am Marktplatz zum Sithech-Hain


Es ist kalt hier draußen auf den Straßen. Sayilas Atem gefriert in der kalten Luft vor ihrem Mund zu weißen Wölkchen, die davontanzen wie bleiche Totengeister.
Sie zieht den Umhang enger um ihre Schulten. Das Lärmen der Händler auf dem Marktplatz verklingt allmählich hinter ihr und eine friedvolle Stille macht sich um sie her breit. Das verschneite Antlitz der Stadt wirkt friedlich und beruhigend.
Es dauert eine Weile, bis sie den Sithech-Hain erreicht hat. Auch hier auf dem Knochenacker hat der Winter seine gnädige Hand walten lassen und alles mit einer sanften Schneedecke überzogen.
Der Schnee knirscht unter Sayilas Füßen, als sie über die verschneiten Wege geht. Die große Eiche, unter der sich Filias Grab befindet, sieht sie schon von Weitem. Ihre Äste ächzen unter dem Gewicht der Schneemassen und ohne Blätter wirkt sie nun im Winter recht nackt.
Sayila verlangsamt ihre Schritte, als sie sich dem Grab nähert. Die Steintafel mit Filias Namen ist halb mit Schnee bedeckt und auf dem Grab sind die kleinen Fußspuren eines Vogels zu sehen.
Sayila bleibt stehen. Um sie her herrscht absolute Stille. Sie verharrt einige Augenblicke regungslos und genießt die friedliche Stimmung um sie her. Wie schön wäre es gewesen, diesen Winter mit Filia gemeinsam zu erleben, denkt sie traurig, ihre ruhige Art hätte so sehr zu dieser Jahreszeit gepasst. Und sicher hätte auch sie die Schönheit der Natur zu dieser Zeit gesehen.
Sayila kämpft die Tränen herunter, die in ihr aufsteigen. Sie atmet tief ein und schließt die Augen. Alllmählich wird die Kälte ungemütlich. Sie reibt die frierenden Hände aneinander.
"Ich komme bald wieder!", sagt sie leise und wendet sich nach einem letzten Blick auf das verschneite Grab ab. Sie folgt der Spur ihrer Füße zurück durch den Schnee zum Rand des Sithechhains.

>>> Ilfsis - Die Elbenschmiede am Marktplatz

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 26. Sept. 2006, 18:45 Uhr
<-- Die Straßen der Stadt

Langsam und bedächtig geht Sayila durch die Reihen der Gräber. Es erstaunt sie immer wieder, dass es hier im Sithechhain so ruhig und still ist - als halte die niedrige Mauer allen Lärm der Stadt ab. Beinahe unheimlich wirkt diese Stille auf sie.

Bald kommt die große Eiche am Rand des Sithechhains in Sicht. Sayila überkommt ein leiser Schauder. So lange war sie nicht hier. Und doch ist die Erinnerung so frisch, die Erinnerung an jenen Tag im Lazarett, als sie Stunde um Stunde gebangt hatte - und als Filia schließlich doch ihren Lebensfunken ausgehaucht hatte wie so viele andere in jenen Tagen.

Das kleine Grab ist tatsächlich völlig verwildert. Löwenzahn, Heidekraut und wilder Mohn wachsen darauf und eine Ranke eines Sayila unbekannten Gewächses hat sich um den Stein geschlungen und verdeckt den eingemeißelten Namenszug zur Hälfte.

Sayila kniet sich nieder und beginnt, das Unkraut herauszureißen und den Stein von der Ranke zu befreien. Dann richtet sie sich langsam auf und blickt schweigend hinunter auf das Grab.
'Wo sie jetzt wohl ist?', denkt sie bei sich, 'und ob es ihr dort gut geht?'
Ein leiser Seufzer entweicht ihrem Mund und sie muss die Tränen zurückhalten.

Schließlich jedoch gibt sie sich einen Ruck. Sie kann nicht den ganzen Vormittag hier verbringen - sie hat Arbeit zu erledigen, und es wäre ein Jammer, direkt zu Anfang die Kunden zu verschrecken, weil niemand in der Schmiede ist.
'Wenn es überhaupt jemals Kunden geben wird', denkt Sayila mit einem Anflug von Ironie.
"Bis bald", sagt sie leise und wendet sich zum Gehen.
Langsam tragen ihre Schritte sie zurück durch die Reihen der schweigenden Gräber, und schließlich hinaus aus dem Sithechhain.

--> Die Straßen der Stadt

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 04. Dez. 2006, 20:35 Uhr
<-- Waffenschmiede Arachelza

Es ist recht frisch in den Straßen, obwohl der Himmel wolkenlos ist und die Vormittagssonne ihre Strahlen wärmend über die Dächer Talyras ergießt. Ein leichter schneidender Wind weht zwischen den Häusern hindurch und scheint den baldigen Winter schon fast anzukündigen.
Eng in ihren grünen Umhang gehüllt eilt Sayila die Straße entlang. Es sind wenige Leute, die ihr begegnen, an einem gewöhnlichen Arbeitstag wie diesem hat niemand die Zeit, sich lange in den Straßen aufzuhalten - es gibt Arbeit zu tun, und das gerade in einer Stadt wie Talyra.

Bald kommt die niedrige Mauer in sicht, die den Friedhof umgiebt, und der Sithechtemple ragt hoch über die Reihen der Gräber hinaus.
Sayila verlangsamt ihre Schritte, beinahe andächtig betritt sie den Sithechhain und geht langsam die Wege entlang zwischen den Gräbern hindurch. Sie lässt ihre Blicke über die letzten Ruhestätten der Toten schweifen. Auch die, die letzten Sommer neu dazu gekommen sind - und es waren unzählige - sind inzwischen mit dem Einheitsbild des Friedhofs verschmolzen. Sie wirken nicht mehr frisch, wie eine offenen Wunde, sondern passen sich in das Gefüge aus Gräber ein. Ein paar weitere zugeheilte Wunden, die nun kaum mehr als Narben sind.

Nach ein paar Schritten erreicht sie Filias Grab und ein leichtes, wehmütiges Lächeln huscht über ihr Gesicht. Es kommt ihr beihnahe albern vor; sie kannte das Mädchen nur wenige Tage, hatte kaum mit ihr zu tun gehabt, und dennoch war ihr Tod ihr so nahe gegangen. Und auch jetzt noch, mehr als ein Jahr danach, ist ihr seltsam traurig zumute, wenn sie den feinen Namenszug auf der schlichten Steinplatte liest.

Sie atmet tief durch und driftet mit ihren Gedanken langsam davon, zu Filia, ihrem offenen, freundlichen Gesicht, der etwas schüchternen, zurückhaltenden Art und ihrem sensiblen Wesen. Und dann schweifen ihre Gedanken weiter - weiter zu der Person, an die Filia sie damals so erinnert hat. Ihrer Mutter.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von faylin Lionora am 07. Dez. 2006, 17:44 Uhr
<-- Kupferkessel

Der Vormittag ist schon angebrochen als Lionora den Kupferkessel verlässt. Kaum tritt sie auf die Straße als ein schneidender Wind ihr das Tuch von den Schultern reist mitsamt dem kleinen Affen. Dieser purzelt über die Pflastersteine und sieht verdutzt zu Lionora auf. „ So was! Tut mir Leid, Kleiner. Komm wieder her! Ich wollte doch eigentlich schon längst auf dem Friedhof sein. Diesem Sithechhain, wie Sayila ihn genannt hat.“ Und mit einem kläglichen Fiepsen springt Tinka wieder auf ihre Hand und bringt das Tuch mit. Lionora nimmt es ihm ab und schlingt es um sich und den kleinen Affen. Während sie es mit einer Hand festhält stützt sie sich mit der anderen auf ihren Stock.

Der Wind pfeift sein wütendes Lied in ihren Ohren und jagt durch ihre weißen Haare die fein wie Spinnenweben durch die Luft wirbeln. Dann senkt sich der Wind wieder und Lionora schreitet weiter voran. Endlich in weiter Ferne taucht der Sitchehain auf. Lionora fasst an ihren dicken schweren Beutel und flüstert leise. „ Bald bist du auf der gesegneten Erde, nach der es dir verlangt hatte.“

Als ihre Füße den Friedhof betreten werden ihre Schritte fast automatisch langsamer. Andachtsvoll sieht sie sich die prunkvollen Bauten an und die weniger aufwendigeren Gräber. Seltsamerweise erscheinen ihr die nüchternen Gräber schöner als die schmuckvollen. Sie bleibt stehen und ihre Augen wandern über die Fläche. Ein harmonievolles Bild das in einem die Sehnsucht aber auch die Angst vor dem Tod erwecken konnte bietet sich ihrem Blick. Bei Lionora ist es eher Letzteres.
Als sie so steht und in Gedanken vertieft auf ihre alten Hände starrt und über ihre runzlige Haut fährt kommen ihr die Tränen. Heiß brennen sie in der winterverkündenden Kälte. „ Ich will noch nicht sterben! Nicht so schnell. Ich wollte doch noch so viel erleben!“
Mit der Trauer kommt Wut. Wut auf den Mann dem sie dies alles verdankte und ein weiteres Mal schwört sie sich Rache zu nehmen. In Angesicht des Todes der hier allgegenwärtig scheint hat dieses Versprechen eine Schwere, die sich wie ein Eisenklumpen auf ihr Herz legt. Erst wenn sie ihr Versprechen, diesen Mann es heimzuzahlen, einlöst wird er verschwinden.

Langsam beginnen die Tränen zu trocknen. Da stößt Tinka einen kleinen Laut aus und Lionora wird auf einen Schatten weiter draußen auf dem Hain aufmerksam. „ Sayila!“ Ohne etwas entschieden zu haben geht sie vorsichtig auf Sayila zu.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 07. Dez. 2006, 19:14 Uhr
Es ist ein schmerzliches Ziehen in ihrer Brust, das Sayila beim Gedanken an ihre Mutter verspürt. So viele Jahre ist es her, und dennoch quält sie die Erinnerung jedes Mal aufs Neues.
Sie schließt die Augen und atmet zitternd ein. 'Wieso nur muss es immer so enden?', denkt sie bitter, 'wieso sterben sie alle, die Menschen, die mir wichtig sind?'
Sie ballt die Hände zu Fäusten und zieht die Schultern hoch zum Schutz vor dem kalten Wind.

Zunächst bemerkt sie nicht, dass sich ihr jemand von hinten nähert. Die Blätter der Eiche über Filias Grab rauschen laut und übertönen so die Schritte Lionoras hinter ihr. Erst als sie das leise Keckern des Äffchens vernimmt, bemerkt Sayila, dass sie nicht mehr alleine ist. Sie dreht sich um und sieht die alte blinde Frau über einen der Wege auf sich zukommen, das Tuch fest um die Schultern geschlungen und sichtlich mit dem scharfen Wind kämpfend. Tinka, der Affe, klammert sich an ihr fest und sieht Sayila mit schief gelegtem Kopf entgegen.

Ein sanftes Lächeln huscht über Sayilas Gesicht. Sie hatte ganz vergessen, dass die Blinde sie nach dem Friedhof gefragt hat, und ist erleichtert, dass sie offenbar tatsächlich ein Nachtquartier gefunden hat.

"Seid gegrüßt", sagt sie freundlich, als Lionora auf wenige Schritte herangekommen ist, "Ihr wart also noch erfolgreich bei der Suche nach einer Bleibe für die Nacht?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von faylin Lionora am 18. Dez. 2006, 15:52 Uhr
Während ihre Füße sie zu Sayila führen trocknet sie sich noch schnell die Wangen von den Tränen. Schließlich muss ja nicht jeder mitbekommen, dass bedrückende Sorgen sie quälen.
Ein Lächeln pflanzt sich auf ihr Gesicht, als sie nahe genug an Sayila herangetreten ist. „ Sei auch du gegrüßt“, antwortet sie sanft. „ Nun das habe ich wohl. Danke noch einmal für euren Rat und eure Hilfe.“
Sie blickt auf das Grab an dem Sayila steht und entziffert den Namen der in den dunklen Stein gehauen ist. `Filia` liest sie dort und ihre Gedanken beginnen zu kreisen. „ Wer das wohl sein mag? Ihre Großmutter, ihre Mutter, eine Tante, eine Schwester oder eine gute Freundin? Nach dem Ausdruck in ihren Augen den sie nicht verschleiern kann ist es jemand der ihr sehr nahe stand, den man hier beerdigt hatte.“

Diese Gedanken machen ihrer Neugierde so zu schaffen, dass sie leise fragt: „ Kanntest du sie gut?“ Mit einem Kopfnicken weißt sie auf den Grabstein. Kurz darauf könnte sie sich selbst auf die Zunge beißen. „ Wie kann ich nur so vermessen sein, etwas Derartiges zu fragen?“

Schnell versucht sie ihre Dreistigkeit zu überspielen und meint: „ Sag mir Sayila. Gibt es Wächter für den Friedhof? Oder kann man seine Toten hier alleine beerdigen? Ich habe hier die Überreste meiner alten Herrin drin.“ Dabei tätschelt sie ihr Säckchen, welches ihr um die Hüfte hängt. Ein Kloß scheint plötzlich ihren Hals zu zuschnüren: „ Es war ihr letzter Wunsch hier, in dieser Erde ihre letzte Ruhe zu finden. Denn meine Herrin kam von hier. Vielleicht kanntet ihr sie ja? Ihr Name war Velina Karumana “ , krächzt sie. Bedrückt sieht sie einen Moment auf den Boden um sich wieder zu fangen und sich zu räuspern.

Alte Erinnerungen an die Kräuterfrau kommen in ihr hoch. Es sind Bilder von der ersten Begegnung, von der gemeinsamen Reise, von Krankheiten und Seuchen die vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Und in den Ohren hat sie die raue, dunkle Stimme der Frau die immer gekrümmt einher gehumpelt war und die sie so oft hatte stützen müssen. Die Stimme gab ihr Anweisungen, Befehle, lobte sie und gab Geheimnisse und ihr Wissen weiter. „ Nun hol schon frisches Wasser und stell es auf den Herd, du junges Ding… Setze das Messer hier an!… Den verband hast du sehr schön angelegt, du lernst schnell und bist noch dazu sehr fleißig….Benutze bei offenen Wunden um zu verhindern, dass sie eitern den Perubalsam!... Wenn du einmal einen Mann verführen willst dann kreiere dir ein Parfum aus 6 Tropfen Geranienöl, 5 Tropfen Rosenholzöl, etwa 15 Tropfen vom teuren, seltenen Sandelholzöl, dann noch 5 Tropfen Rosenöl und gib dazu noch 100 Tropfen Jojobaöl…“   So viel hatte Lionora von der Kräuterfrau gelernt und so viel mit ihr erlebt, dass es jetzt einige Monate nach deren Tod noch immer schmerzvoll ihr Herz zusammen zieht.

Nach einigen Minuten kann sie wieder aufsehen. Und atmet tief die kalte Luft ein. Sie sieht hinauf in den Himmel und obwohl sie den Mond nicht sehen kann fragt sie: „ Es wird bald Vollmond geben. Nicht wahr?“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 19. Dez. 2006, 21:36 Uhr
Das Lächeln auf Sayilas Gesicht gefriert ein wenig, als Lionora Filias Grab mustert und sich schließlich mit leiser Stimme an sie wendet: <„Kanntest du sie gut?“>
'Was geht sie das an?', denkt Sayila abweisend, 'sie kenne ich definitiv nicht gut - eigentlich gar nicht. Fällt ihr nicht auf, dass es eventuell taktlos sein könnte, jemand fast fremden auf dem Friedhof nach seinen Beziehungen zu einem Toten zu fragen?'
Doch Lionora scheint selbst zu bemerken, dass diese Frage nicht sonderlich angebracht war, denn sie schneidet mit hastigem Tonfall ein gänzlich anderes Thema an und Sayilas Gesichtszüge entspannen sich wieder etwas.
"Ich weiß nicht genau", antwortet sie wahrheitsgemäß auf die Frage, "ich nehme an, man muss es zumindest irgendwo melden, vermutlich im Tempel. Ich habe nie - ich habe die Beerdigung damals nicht organisiert", fährt sie etwas stockend fort, und das stechende Gefühl in ihrer Brust kehrt zurück.
Die Beerdigung. Ja, daran erinnert sie sich noch, und es ist so ziemlich das einzige Erlebnis aus den Tagen nach dem Dämonenangriff. Es ware so wenige da. Wer hätte auch kommen sollen? Filia war neu in der Stadt gewesen, und ob sie irgendwo sonst noch Familie und Freunde hatte, wusste damals niemand. Und auch heute hat Sayila nicht die leiseste Ahnung, ob es noch irgendwo Angehörige gibt, die vielleicht seit Monaten verzweifelt nach dem Mädchen suchen. Eine kalte Hand scheint sich um ihr Herz zu krallen und ein bitteres Gefühl der Schuld kriecht in ihrer Kehle hoch. Wäre es nicht eigentlich an ihr gewesen, die Familie des Mädchens ausfindig zu machen? Sie war die einzige Person, die Filia bereits hier kannte, die von ihrem Tod wusste. Es gab sonst niemanden, der sich um diese Angelegenheit hätte kümmern können.
'Und nun ist es vermutlich zu spät', denkt sie betrübt, 'wie soll ich es jetzt noch anstellen? Warum nur habe ich mir nicht früher darüber Gedanken gemacht? Wie konnte ich nur so eigennützig sein, und mich ausschließlich um mein eigenes Wohl kümmern? Ich denke immer nur an mich, deshalb habe ich es mir mit Tyrael auch verscherzt, deshalb bin ich damals einfach davongelaufen, als Mutter auch tot war, deshalb habe ich IHN getötet...'
Sie hat Lionoras Anwesenheit beinahe vergessen, und so wird sie sehr abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als die Alte fragt: <„Es wird bald Vollmond geben. Nicht wahr?“>
"Da bin ich überfragt", erwidert sie, "ich kümmere mich nicht sonderlich um die Sterne und Planeten, wisst Ihr..."
Ihr Blick wandert zu dem Beutelchen an Lionoras Gürtel, in dem sie die Überreste ihrer Herrin mit sich umherträgt.
'Sie muss ihre Herrin sehr geliebt haben, wenn sie solch eine weite Reise nur um ihres letzten Wunsches Willen auf sich genommen hat', geht es ihr durch den Kopf, und mit einem Mal durchströmt sie ein warmes Gefühl der Zuneigung zu der Blinden. Ein Lächeln huscht erneut über ihr Gesicht. 'Sie ist auch einsam. Und sie hat Leid erlebt, das sieht man ihr an. Und eine geliebte Person verloren - wenn nicht noch mehr', denkt sie und realisiert, dass diese Frau doch mehr mit ihr gemeinsam hat, als es ihr auf den ersten Blick erschienen ist.
Mit sanfter Stimme und einem freundlichen Lächeln wendet sie sich erneut an Lionora:
"Seid unbesorgt; Ihr werdet gewiss bald die Gelegenheit haben, den Wunsch Eurer Herrin zu erfüllen." Und beinahe automatisch fragt sie, wie nebenbei, noch einmal nach: "Wie war noch ihr Name?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von faylin Lionora am 02. Jan. 2007, 16:04 Uhr
> "Ich weiß nicht genau. Ich nehme an, man muss es zumindest irgendwo melden, vermutlich im Tempel. Ich habe nie - ich habe die Beerdigung damals nicht organisiert" <

Als Lionora sieht wie sich Sayila abquält ihre Gefühle zu unterdrücken überkommt sie eine Welle des Mitgefühls und sanft legt sie eine ihrer langgliedrigen, knochigen Hände auf die Schulter der jungen Frau und mit gesenkter Stimme meint sie: „ Es tut mir wirklich leid und verzeih mir wenn ich in alten Wunden gestochert habe. Ich weiß wie schmerzlich es ist jemanden zu verlieren…..ich weiß es nur zu gut“ Ihre Stimme ist nur noch ein tonloses Flüstern.

Sie bleibt so stehen und gewährt Sayila einige Moment für sich. Dabei beobachtet sie die Veränderungen ihrer Gesichtszüge die ihr einen Hauch davon übermitteln was Sayila alles gerade durch den Kopf geht. Um sie etwas abzulenken fängt sie an über ihre alte Herrin zu reden. Doch die Schmiedin scheint nicht recht bei der Sache und irgendwann vergisst auch Lionora das sie zu Zweit sind.

Erst ihre Frage nach dem Vollmond bringt die zwei Frauen zurück in die Gegenwart.

> "Seid unbesorgt; Ihr werdet gewiss bald die Gelegenheit haben, den Wunsch Eurer Herrin zu erfüllen.Wie war noch ihr Name?" < fragt Sayila und Lionora schenkt ihr ein dankbares Lächeln für die sanften Worte. Und antwortet auf ihre Frage : „ Velina Karumana. So hat sie sich genannt, doch ich weiß nicht unter welchem Namen sie hier bekannt war. In ihrem alten Zuhause kannten die meisten sie auch nur als Kräuterfrau. Nur wenige kannten ihren wahren Namen.“

Sie blickt an Sayila vorbei. Schon wieder drängen Tränen in ihre Augen. Sie zwinkert sie energisch weg. Dann richtet sie sich auf ihren Stock schwungvoll auf ,so dass das kleine Äffchen fast von ihrer Schulter gekippt wär. „ Nun gut. Genug gegrübelt. Ich werde mich nun auf machen und versuche mich als Haushälterin anzubiedern.“ Sie kichert als habe sie einen Witz gemacht und mit einem Gruß verabschiedet sie sich von Sayila und hinkt über das Gras zurück zum Ausgang.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 07. Jan. 2007, 14:57 Uhr
'Velina Karumana... Kräuterfrau?', geht es Sayila durch den Kopf, als sie Lionora nachsieht, wie sie mit ihrem Äffchen auf der Schulter davonhinkt. Sie legt die Stirn in leichte Falten. Warum nur hat sie das Gefühl, dass sie diesen Namen schonmal gehört hat? Grübelnd starrt sie auf die Reihe der Gräber.

Allmählich wird es doch etwas frisch, und sie zieht ihren Umhang enger um ihre Schultern. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht wendet sie sich noch einmal zu Filias Grab um.
"Bis bald", sagt sie leise, dann wendet sie sich um und macht sich auf den Heimweg. Allzu lange kann sie ihre Arbeit nicht liegenlassen.

--> Waffenschmiede Arachelza

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 18. Mai 2008, 19:54 Uhr
Der Morgen des 18. Grünglanz graut über Talyra und bringt der Stadt nach einer Nacht mit einem kräftigen Gewitter - mit einem ordentlichen Kittelwascher geradewegs zur  "Geisterstunde" - einen dunstigen, silberverhangenen Sonnenaufgang. Das Silbergras und die uralten Trauerweiden atmen die Feuchte der Nacht in die diesige Morgenluft, so dass es aussieht, als rauche die ganze Erde. Auf dem Knochenacker, dem Friedhof Talyras, beginnt der Tag so still und friedlich wie immer. Der Tempel öffnet sein Tor unter den gespreizten Rabenschwingen, die Novizen versammeln sich zur Morgenandacht, um dem Gott über Tod und Winter zu huldigen und an anderer Stelle gehen andere Leute sehr viel profanerem Tagwerk entgegen. Krötenaug und Klageweh nämlich, die beiden Totengräber und Friedhofsdiener, brechen zu ihrer morgendlichen Knochenackerrunde auf, um ein Auge auf die nächtlichen Gewitterschäden zu werfen. Manchmal sind die Frühjahrsstürme heftig und so gilt es nach einer solch unruhigen Nacht nachzusehen, ob nicht herabgefallene Äste die schmalen Pfade zwischen den Gräbern versperren, ein alter Grabstein vom Regen unterhöhlt wurde oder frisch gepflanzte Blumen weggespült worden waren. Und wie es geregnet, gedonnert und geblitzt hatte, als tobe Dramor höchstpersönlich mitten über Talyra seinen Unmut aus - die halbe Nacht hatten die Beiden kein Auge zugetan, vor allem, weil Klageweh lauter als jeder Donner lamentiert und gezetert hatte, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen würde und Krötenaug ihm genervt angedroht hatte, dass ihm das tatsächlich passieren würde, wenn er nicht auf der Stelle die Klappe hielte.

Wie auch immer, der Tag war angebrochen, der Himmel noch dort, wo er immer war und nach dem nächtlichen Regenguss sogar wieder strahlend blau und selbst vom allerkleinsten Wölkchen rein gewaschen. Die sonst so säuberlich geharkten Wege über den Knochenacker sind furchtbar aufgeweicht und schlammig, das Silbergras ist nass wie der Ildorel, die dunklen Zypressen erinnern an getauchte Katzen und von den Trauerweiden tropft das Wasser in kleinen Rinnsalen von den langen Zweigen. Wie immer haben Krötenaug und Klageweh die (für sie) perfekte Arbeitsteilung: während der bärenhafte, aber grottenhässliche Krötenaug die schwere Karre mit dem Holzrechen, der Schaufel und dem Hackebeil vor sich her durch die Pfützenlandschaft manövriert, hüpft Klageweh missmutig bald vor, bald hinter ihm durch den Morast und tut, was er am besten kann, nämlich alles besser wissen und keinen Finger rühren. In Gedanken ist der griesgrämige Miesepeter wohl immer noch bei den nächtlichen Gewitterschauern, denn er jammert in einem fort etwas von Verschwörung und Göttern und schimpft wie ein Rohrspatz über seine r-u-i-n-i-e-r-t-e-n Stiefel und die Tatsache, dass er seine alten Knochen i-m-m-e-r n-o-c-h über diesen vermaledeiten klitschnassen Acker schleppen muss, anstatt sie endlich irgendwo hier zur R-u-h-e zu betten. Diese Aussage entlockt Krötenaug ein verwirrtes Schnauben und die bestechend logische Anmerkung, dass es in der Erde doch auch nicht trockener wäre, als darauf. Gerade als Klageweh zu einer - möglichst giftigen - Antwort ansetzen will, klappt sein Mund unverrichteter Dinge wieder zu, öffnet sich noch einmal, schließt sich wieder und bleibt dann einfach sperrangelweit offen stehen. Krötenaug, verblüfft, nun doch keine keifende Schimpftirade zu hören zu bekommen, bleibt verwirrt stehen und mustert seinen Kumpanen so besorgt, als zweifle er ernsthaft an dessen geistiger Gesundheit. "Was'n?" Grunzt er. "Keine Widerworte? Geht's dir..."

"D-da. Da. Da."
"Aha."
"Da."
"Ah. Aha?"
"Nein, du Volltrottel! DA!" Klagewehs dürre Finger schnappen nach oben und drehen Krötenaugs fleischiges Kinn unsanft in die angegebene Richtung. In einem Keil aus Morgensonnenlicht erhebt sich aus den pfirsichfarben überhauchten Nebelschleiern über dem hohen Gras ein steinerner Sarkophag, sicherlich mehr als eine Elle hoch, einen Schritt breit und mehr als zwei Schritt lang. Der massive Steinblock ist an den Seiten mit verwitterten Blumenreliefs geschmückt und halb von Moos und Efeu überwuchert. Doch das ist es nicht, was Klageweh und Krötenaug nun erstarren lässt wie die Salzsäulen, sondern die Tatsache, dass mitten aus der alten Grabplatte eine nackte Frau wächst. Eine sehr hübsche nackte Frau, wie Krötenaug spontan findet, auch wenn ihr starrer Blick ihn ein bisschen irritiert, aber er sieht höchst selten nackte Frauen und diese hier hat ein paar Brüste, die ihn irgendwie an die Feuermelonen im Garten von Großtantchen Mildred erinnern (und so ist es ja nicht verwunderlich, dass er die Fassung verliert oder zumindest kurzfristig seine Sprache). "Ui," kommt nach einer Weile - einer langen Weile! - aus seinem Mund. Dann folgt das ein oder andere Räuspern und vielleicht sogar ein kleines Kieksen (nur um die Stimmbänder zu schmieren). "Uiui. Fräulein... ahm..."
"Spinnst du?" Zischt es fassungslos einen guten Schritt unter seiner linken Schulter, doch Krötenaug ist viel zu abgelenkt, um sich jetzt mit Klagewehs ewigem Wehklagen zu befassen.

"Fräulein... oder... oder Madame... Ihr werdet Euch verkühlen. Ihr solltet.... Ihr dürft nicht... also ich meine... nackt. Ihr wisst schon... auf einem Grab...." Stammelt er hilflos und weiß gar nicht, wo er gefahrlos hinsehen soll, denn irgendwie ziehen die Melonen... also natürlich die Brüste... seinen Blick wie magisch an, aber auch wenn er nicht viel von Frauen versteht, weiß er natürlich, dass man sie nicht anstarren darf, vor allem nicht, wenn sie nichts anhaben, weil man sonst unter Umständen eine Ohrfeige kassiert (jedenfalls von gewissen Großtanten). Wie Krötenaug gleich darauf schmerzhaft feststellen muss, gibt es für das Anstarren nackter Weiber auch Ohrfeigen von Klageweh und plötzlich findet er sich Aug in Aug mit seinem spindeldürren, viel kleineren Kameraden wieder, der ihn am Hemdkragen packt und zu sich hinunter zieht. "Hornochse! Die ist nicht hier zum Sonnenbaden, die ist tot!"
"Was?" Vor Schreck richtet sich Krötenaug abrupt zu seiner vollen Länge auf und reißt damit Klageweh von den Füßen, der seinen Hemdkragen partout nicht loslassen will und nun über dem Boden an seinem Hals baumelt. "Aaaah, lass mich runter!" Kreischt es unter seinem Kinn. "Tot? Wie tot?"

"MAUSETOT!" Zappelt es an seiner Brust und Klageweh rutscht unsanft zu Boden. "Los komm mit... nein, nicht hingehen. Wir dürfen keine... na wie heißt das? Keine Spuren legen. Ich mein kaputt machen. Ah... verwischen. Oder so. Los, los, zum Tempel. Die müssen der Garde Bescheid geben. Vielleicht kommt Sire Rhordri oder Vareyar oder der Lord Commander selbst her, um sich das anzusehen..."
"Ich wollt auch nur gucken..."
"Halt die Klappe und komm mit jetzt, wo du mit deinen Riesenfüßen hintrampelst, findet niemand mehr was!"
"Da gibt's auch nichts zu finden."
"Hä?"
"Na guck doch. Da ist ja nichts. Da, auf der Erde rund um das Grab, wo kein Gras wächst. Oder siehst du da irgendwo Spuren? Ich seh' keine."
"Weil du blind wie ein Maulwurf bist, du siehst ja nicht mal deinen Pimmel beim Pissen! Die Spuren hat bestimmt der Regen weggewaschen."
In Krötenaugs zugegebenermaßen langsamem Hirn rattern die Zahnräder, man kann es ihm förmlich ansehen, dann verkündet er entschlossen. "Nein. Kann nicht sein. Weil... ich war hier auf meiner Nachtrunde und zwar lange nachdem es zu regnen aufgehört hat. Weißt du, da hinten bei der verkrüppelten Zypresse wohnt eine Eichhörnchenfamilie und ich fütt... also ich war hier. Heut Nacht. Und da war die auf jeden Fall noch nich' hier. Außerdem sind ihre Haare nur feucht vom Tau, aber nich' nass vom Regen. Wo sind überhaupt ihre Beine?"
"Eichhörnchen?! Eich....hörnchen? Los, wir gehen. Ich weiß nicht, wo ihre verdammten Beine sind, Krötenaug, und ich will's auch gar nicht wissen."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 18. Mai 2008, 20:34 Uhr
Um die Mittagszeit des 18. Grünglanz



Rhordri steht fluchend und mit dem Schicksal hadernd im kniehohen und immer noch leicht feuchten Gras auf dem Sithechhain im Schatten einer Trauerweide und schnaubt vernehmlich in die warme Grünglanzluft. Es hatte ein kurzes, aber heftiges Gewitter in der vergangenen Nacht gegeben, doch der Tag ist wieder so warm und sonnendurchflutet wie alle seine Vorgänger waren und vermutlich auch seine Nachfolger werden in diesem amitarigesegneten Frühling. Seine Männer und er waren am Morgen aus der Steinfaust von einem völlig aufgelösten Sithechnovizen geholt worden, weil eine weitere Frauenleiche gefunden worden war - ausgerechnet auf dem Knochenacker, götterverdammt, als triebe der Mörder nicht schon genug Hohn und Spott mit ihnen, hatte er die letzte Leiche doch praktisch auf der Torschwelle der Festung abgelegt. Und diese arme Tote ist womöglich noch grauenhafter zugerichtet, als alle vor ihr und grausiger drapiert obendrein. Auf der Grabplatte eines alten Steinsarkophags steht ihr Torso aufrecht, als erhebe sie sich direkt aus dem kalten Stein, ihre Beine fehlen. Natürlich wurde auch ihr das Herz entfernt und am Fußende des Grabes platziert, außerdem wurde mit Blut ein komischer Kringel auf die Abdeckplatte gemalt. "Götter im Himmel, wann wird das enden?" Diesmal ist die Tote wieder jung und hübsch, ein südländischer Typ... schwarze Augen, schwarzes Haar, schlank und mit üppigen Formen... jedenfalls das, was von ihr übrig ist... und außerdem steif wie ein Brett. Zu allem Übel war die Tote auch noch einem seiner Männer bekannt gewesen, nicht gut, aber immerhin, er hatte ihren Namen gewusst und wer sie gewesen war, nämlich eine fahrende Schellentänzerin, die desöfteren in den Gasthäusern der Stadt oder auf dem Platz der Händler getanzt hatte... keine Rinnsteinschwalbe oder tanzende Hure, sondern eine ehrbare Frau, die ihr Tanzen sehr ernst genommen hatte.

Das merkwürdigste jedoch, jedenfalls findet Rhordri das nach einigem Nachgrübeln, ist die Tatsache, dass die Tote offenbar vom Himmel gefallen sein muss, weil sich weder rund um das Grab, noch in der Nähe und auch nicht auf dem Rest des verdammten Sithechhains auch nur die allerkleinsten Spuren finden lassen... keine Fußabdrücke, keine Schleifspuren, keine Abdrücke von Rädern irgendeines Karrens, nichts. Und der verblödete Totengräber schwört Stein und Bein, dass hier nach dem Gewitter heute Nacht noch keine Leiche war. Keine Leiche unmittelbar nach dem Gewitter bedeutete aber, dass die Spuren nicht vom Regen weggewaschen wurden, es scheint einfach keine zu geben - und das ist Rhordri mehr als unheimlich. "Sie kann ja nicht einfach aus dem Grab gestiegen sein.... ha, wie auch, ohne Beine..." Jetzt wirst du makaber, Alter. Rhordri kratzt sich nachdenklich den frisch gestutzten Bart und führt weiter seine Selbstgespräche unter der Trauerweide, während das gute Dutzend Blaumäntel den Fundort in einem weiten Kreis sichert. Sie hatten alles so gelassen, wie es war, selbst die Leiche steht immer noch... oder sitzt vielmehr... nun, wie auch immer... auf dem Grab. Nachdem sie alles begutachtet hatten, hatte Rhordri postwendend Achim in die Harfe geschickt, um Maester Kar'Shei und seine Mitstreiter herzuholen, damit sie sich das hier höchstpersönlich ansehen können. "Vielleicht sollte Kaney hier mal... äh... schnüffeln... wenn der auch nichts findet mit seiner Wolfsnase, dann haben wir es am Ende mit einem Geist zu tun."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Tiuri am 20. Mai 2008, 16:55 Uhr
<----- Die Goldene Harfe

Der Weg zum Friedhof ist für Tiuri so schrecklich wie neun Höllen zusammen. „Wo kommen die ganzen Weiber her??“ schreit er irgendwann völlig entnervt als er sich bei ungefähr 15 verschiedenen Frauen in Reimform entschuldigt hat, dabei jedes Mal Frey daran hindern muss sich flach auf den Boden zu werfen und um Hilfe zu brüllen und gleichzeitig versucht Sayila davon abzuhalten den armen verwirrten Mann zu bemuttern.
Mit „Oh Fräulein mein, ich hoffe du kannst mir nicht böse sein!“ schiebt er sich lächelnd an einer äußert wohlgenährten Dame vorbei, die ihm gleich sonst etwas androht wenn er nicht sofort Land gewinnt („Diese perversen Spinner heut zu Tage in Talyra!“) und mit
„Eure Robe ist dunkel,
meine Stimmung ist’s auch,
heute verzeihen mir alle,
ich hoff Ihr tut es auch!“
betritt er schließlich den Friedhof und begrüßt die Priesterin die gleich neben Rhordri steht und beim Anblick der Truppe skeptisch eine Augenbraue nach oben zieht. Jetzt lächelt Tiuri wirklich entschuldigend, schiebt Sayila von sich weg, hält Frey den Mund zu bevor der noch die Priesterin mit einer Schreiattacke beleidigen kann und hebt dann etwas hilflos die Schultern.
„Rhordri, Priesterin!“ er nickt beiden freundlich zur Begrüßung zu. „Ich fürchte wir sind heute nicht ganz wir selbst, wir haben ein kleines magisches Problem!“
Schon von der Weite hat Tiuri die Leiche der jungen Frau sehen können, die aussieht, als würde sie einfach zur Hälfte im Grab stehen und es dauert eine Weile ehe Tiuri erkennt, dass ihr die Beine fehlen und dass das der Grund ist für diesen makaberen Effekt ist. Er lässt den sich windenden Frey los, sieht wie Shin noch etwas blasser wird und wendet sich dann wieder dem verwirrten Kastellan der Steinfaust zu.
Er sieht sich um ob auch keine falschen Ohren das Gesagte zu hören bekommen und beugt sich dann etwas zu Rhordri und Nechta Graulicht der Sithechpriestern hinunter und überlegt kurz wie er sich ausdrücken soll um nicht in Erklärungsnotstand zu geraten. Heute ist ein fliegendes magisches Buch für uns abgegeben worden, das uns verflucht hat? Klingt nicht gerade glaubwürdig, vor allem nicht von einem reimenden Spinner!
„Wir wurden heute Morgen durch ein magisches fliegendes Buch verflucht!“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Achim am 20. Mai 2008, 18:19 Uhr
Als sie nach einem strammen Fußmarsch endlich am Sithechhain angelangt sind, ist Achim mit den Nerven völlig am Ende und es fehlt beileibe nicht mehr viel, und er würde sich dem armen Rhordri schluchzend an die Schulter werfen. "Die ga...", japst er augenrollend und vollkommen entkräftet, "...die ga...ga ... die ganze Truppe spinnt, die sind NICHT MEHR BEI SINNEN!" Der Marsch quer durch die Stadt war ein einziges Spießrutenlaufen gewesen, in dem sie von einer peinlichen Situation in die nächste geschliddert waren: nicht genug, dass der Faun mit wild klappernden Hufen wie eine hörnergeschmückte und leicht überdimensionierte Schellentänzerin um sie herum scharwenzelt war und damit sämtliche Blicke auf sich gezogen hatte, Tiuri bei jedem, aber wirklich bei jedem weiblichen Wesen in Sichtweite hatte stehen bleiben und sich reim- und wortreich entschuldigen müssen (was ihn nicht nur einmal haarscharf an einer Backpfeife hatte vorbeischrammen lassen), nein, zu allem Überfluss hatte Aurian jedes Mal, wenn sie auch nur den Mund aufgemacht hatte, fürchterliche Gesänge von sich gegeben, und das in einer so trommelfellzerfetzenden Lautstärke, dass jede Todesfee vor Neid erblasst wäre. Überhaupt können sie noch von Glück reden, dass sie mittlerweile nicht von einer aufgebrachten Menge mit Dreschflegeln und Mistgabeln verfolgt werden, so wie Maester Kar'Shei geflucht und die schwarzhaarige Magierin mit Beleidigungen um sich geworfen hatten. Das einzige, was Achims Seelenheil (und seinen knurrenden Magen natürlich) während dieses denkwürdigen Fußmarsches gerettet hatte, war die von Sigrun gerichtete Wegzehrung gewesen -  ein handlicher, achtpfündiger Brotlaib, quer halbiert, dick mit Butter bestrichen, mit ungefähr drei Pfund kaltem Schweinsbraten belegt und von der Köchin liebevoll mit Salatblättchen und Gurkenscheibchen garniert.

Der ist allerdings schon lange vertilgt und Achims Laune, die sich dadurch kurzzeitig ein wenig gebessert hatte, ist mittlerweile schon wieder weit unterhalb des absoluten Nullpunktes angekommen, als er mitsamt dem durchgedrehten Ermittlertrüppchen schließlich Rhordri erreicht. "Fluch", ist alles, was er stammelnd herausbekommt, "sie sind verflucht, sie sind völlig irre geworden! Wahnsinnig! Habe die Ehre, Frau Oberschwester", verneigt er sich kurz (und trotz der absurd anmutenden Situation überaus respektvoll) in Richtung der Obersten der Grauen Frauen, die neben dem Kastellan steht und mit ernstem Gesicht und kaum verhülltem Entsetzen im Blick die anrückende Truppe mustert. "Vielleicht sollten wir sie alle in die Ausnüchterungszelle in der Steinfaust stecken", raunt der Oger Rhordri hinter vorgehaltener Hand leise ins Ohr. "Zumindest, bis dieser Fluch wieder nachlässt – wenn er denn überhaupt mal wieder nachlässt. Die sind nicht mehr ganz dicht!"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 20. Mai 2008, 18:22 Uhr
Rhordri traut Augen und Ohren nicht, als er sieht, was Achim der Oger da völlig entnervt und mit verzweifelter Miene unter dem Schatten der Zypressen und Trauerweiden quer über den Sithechhain auf sie zutreibt  - der Priesterin neben ihm, der grau gewandeten Herrin der Gräber und Obersten der Schweigenden Schwestern, ergeht es offenbar ähnlich, denn auch ihre Gesichtszüge verwandeln sich in ein einziges Fragezeichen, obwohl sich Nechta Graulicht wesentlich besser in der Gewalt hat, als er, denn dem armen Rhordri steht sprichwörtlich der Mund offen. Durch das hohe Silbergras kommt zwar das kleine Ermittlertrüppchen auf sie zu, aber sie haben wie es scheint allesamt vollständig den Verstand verloren - der Faun vollführt fröhliche Stepptänze um die Gräber, Aurian schmettert mit gequältem Gesicht, aber voller Inbrunst - wenn auch grausig falsch - den "Rechten Mann", der Laiginer, den Rhordri eigentlich für einen gestandenen Kerl gehalten hatte, zittert wie Espenlaub und beäugt mit panisch geweiteten Augen die Frauen der Gruppe, während die sonst so verbissen dreinblickende Lady Shin - oder wie immer sie jetzt auch heißen mag - herzallerliebst dreinblickt und beschwingt herüberwinkt. Dafür brodelt Armarius einen Fluch nach dem anderen in seinen Bart und das mit einer Obszönität, die selbst Rhordri das Blut in die Wangen treibt und die kleine Schmiedin, sonst eigentlich auch eher eine unfreundlichere Zeitgenössin, schwirrt wie ein überschwänglicher Nalini zwischen dem Alchemisten, Borgils Ziehsohn und dem schlotternden laiginischen Elend hin und her, klopft imaginäre Fusseln von Schultern, zupft Hemdkrägen zurecht und richtet nicht vorhandene Frisuren - fehlte nur noch, dass sie mit einem spuckebefeuchteten Taschentuch dreckige Wangen schrubben würde. Die einzige, die halbwegs ihre Sinne beisammen zu haben scheint ist die komische Magierin, die sich der Truppe im vergangenen Winter im Haus der Bücher angeschlossen hatte, allerdings erweist sich diese Annahme als Trugschluss, wie der Kastellen nur zu bald herausfinden darf, ebenso wie auch Tiuri nicht mehr alle Scheite im Feuer haben kann, da er, kaum dass sie alle bei ihnen angelangt sind, auf der Stelle Lyrik absondert, und zwar grottenschlechte.

>Eure Robe ist dunkel,
meine Stimmung ist’s auch,
heute verzeihen mir alle,
ich hoff Ihr tut es auch!<

"Huh?" Rhordris dichte, silbergraue Brauen ziehen sich drohend auf seiner Stirn zusammen. "Hör sofort auf, eine Schweigende Schwester zu beleidigen!" Zischt er, dann wendet er sich konsterniert an Achim: "Was bei allen Neun Höllen ist denn in die gefahren?" "Fluch!" Stammelt Achim und setzt dem ganzen noch die Krone auf, indem er an der fleischigen Kastellanschulter kurzerhand in Tränen ausbricht und schluchzt, er könne nicht mehr, die würden ihn in den Wahnsinn treiben, die seien völlig plemplem, unzurechnungsfähig, absolut irre und das alles auch noch fast ohne was zu Essen im Magen, und... Ächzend hievt Rhordri Achims beträchtlich schweren linken Unterarm von seiner Schulter, tätschelt beruhigend einen suppentellergroßen Handrücken und bekommt stattdessen von Borgils Ziehsohn konspirativ beschieden: >Wir wurden heute Morgen durch ein magisches fliegendes Buch verflucht!<
"Ver... was? Fliegende Bücher? Magie?" Will Rhordri ungläubig wissen und starrt entgeistert auf das, was einmal die Ermittlertruppe der Steinfaust war. Mit Magierkrimskrams und Zauberwerk kennt er sich nicht aus und das ist auch gut so. Wenn er ehrlich ist, will er nicht einmal wissen, um was es da genau ging. "Was verdammt noch mal habt ihr getan?! Ihr könnt doch eure Nasen nicht einfach in fliegende Zauberbücher stecken!" Die Priesterin neben ihm rümpft angesichts des über Gräber hüpfenden Fauns selbst schon ungehalten das elegante Näschen und eine steile Unmutsfalte erscheint auf ihrer weißen Stirn. Allen Göttern sei Dank sind Schweigende Schwestern meistens so... schweigsam! Rhordri wirft einen strengen Blick in die Runde, die sich, das immerhin ist ihnen anzusehen, so gut es geht zusammenzureißen versucht und will zweifelnd wissen: "Fühlt ihr euch wirklich in der Lage, in eurem Zustand einen Leichenfundort zu begutachten? Ihr solltet euch vielleicht besser zuerst jemanden suchen, der einen Fluch brechen kann und zwar schnell..."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 20. Mai 2008, 19:07 Uhr
<-- Die Goldene Harfe

Der Weg zum Sithechhain wird für die gesamte Ermittlergruppe zur Tortour. Mal abgesehen von dem herumtanzenden, riesigen Faron, und der fürchterlich falsch und laut singenden Aurian sind auch die Gebahren der restlichen Ermittlergruppe alles andere als erträglich. Ständig müssen sie auf Tiuri warten, der sich doch tatsächlich bei wirklich jedem weiblichen Wesen in Reimform entschuldigt, und Sayila selbst ist einem Nervenzusammenbruch nahe, weil sie ständig zwischen tiuri, frey, armarius und faron hin und her wuselt - so langsam hat sie es aufgegeben, sich gegen die schrecklichen Bemutterungsversuche ihres Körpers zu wehren, da es einfach aussichtslos ist. Das macht die Sache zwar nicht besser, aber wenigstens ist es nicht ganz so anstrengend. Innerlich fleht sie, dass auf dem Sithechhain nicht noch mehr Männer warten, denn ihr ist aufgefallen, dass sie dieses höchst verstörende Verhalten nur bei den männlichen Mitgliedern der kleinen Gruppe an den Tag legt. Zum Glück schafft sie es, wenigstens dem großen Oger von der Steinfaust nicht zu nahe zu kommen, denn wie Achim darauf reagiert hätte, wenn sie ihm plötzlich seine Hosen (denn weiter hinauf reicht sie beim besten Willen nicht) zurechtrückt, das will sie sich lieber nicht vorstellen.

Zu ihrem Leidwesen jedoch ist es Rhordri, der sie zusammen mit einer Priesterin in Empfang nimmt. Während Achim völlig mit den Nerven am Ende ist, und dem sprachlosen Kastellan die Situation zu erklären versucht, wendet sich Tiuri mit einem seiner Sprüche auch an die Priesterin, die über seine gereimte Entschuldigung alles andere als erfreut zu sein scheint.
Auf die Erklärung mit dem magischen Buch hin pflaumt Rhordri die kleine, durchgeknallte Gruppe erst einmal an, was Sayila sofort die Stirn runzeln lässt.
Sie tritt einen Schritt auf den Kastellan zu, und während sie noch verzweifelt versucht, ihre Hand davon abzuhalten, ihm den Bart zurecht zu zupfen, erklärt sie mit düsterer Stimme:
"Das hatte nichts mit dem Aufmachen zu tun; dieser komische Fluch hat uns alle erwischt, auch uns drei, die das Buch NICHT geöffnet haben." Mit großer Anstrengung gelingt es ihr, ihre Hand endlich wieder zurückzuziehen, und sicherheitshalber tritt sie hastig einen Schritt zurück, kann aber nicht verhindern, dass die Worte "Den kleinen Riss in Eurem Mantel könnte ich euch stopfen" über ihre Lippen kommen. Sofort beißt sie sich auf die Zunge. "Verzeihung, ich mach das nicht mich Absicht", beeilt sie sich zu sagen und fügt mit gequältem Gesichtsausdruck hinzu: "Ich denke, wir können uns den Tatort ansehen; aber es wäre besser, wenn kein Mann in meine und keine Frau in Freys Nähe kommt." Sie nickt hinüber zu dem Seemann, der mit kreidebleichem Gesicht ein wenig abseits steht und dessen Augen in Panik zwischen den weiblichen Anwesenden hin und her huschen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 20. Mai 2008, 20:23 Uhr
>„Lass mich los!“< knurrt Kaney die verdutze Lilith an und trabt zurück in die Harfe. Kopfschüttelnd schaut sie ihm nach und wartet dann darauf, dass endlich der Rest der Gruppe raus kommt. Plötzlich ertönen erschreckte Rufe aus der Harfe und ein grosser Schattenwolf erscheint vor der Türe der Harfe. Lilith macht einen erschreckten Sprung rückwärts und starrt das riesige Tier verdattert an. Die Leute auf dem Platz fangen an zu schreien und versuchen dem Wolf aus dem Weg zu gehen. Dieser hält kurz inne, wirft Lilith einen Blick aus den goldgelben Augen zu, knurrt warnend und trabt dann davon. „Was zum…..?“ Erstaunt blickt die Feuermagierin dem Wolf nach und will Achim, welcher gerade aus der Harfe kommt, fragen was es mit dem Wolf auf sich hat. Doch dieser beachtet die junge Frau nicht weiter, da er damit beschäftigt ist den verrückten Haufen irgendwie auf den Hain zu treiben.

Immer darauf bedacht, dass die Gruppe keine Passanten zu sehr belästigt, was in Tiuris Fall nicht ganz klappt, geht Achim voraus und die kleine Chaotenbande folgt dem Oger hinauf zum Sithech Hain. Lilith, welche Lady Shin ganz fest am Arm gepackt hält, schaut darauf, dass diese nicht dauernd irgendwelchen Passanten hilft und lässt allen anderthalben wieder eine Gemeinheit fallen. Oben angekommen empfängt sie Rhodri, der eine etwas starr dreinblickenden  Priesterin als Nechta Graulicht vorstellt, dazu noch ein Duzend Blaumäntel, die den Fundort sichern. Der Oger erklärt dem zusehends verwirrter werdenden Kastellan den Vorfall mit dem Buch, worauf dieser daran zu zweifeln beginnt, dass sich die Ermittler so auf den Fall konzentrieren können. >"Ich denke, wir können uns den Tatort ansehen; aber es wäre besser, wenn kein Mann in meine und keine Frau in Freys Nähe kommt."< erklärt Sayila schlicht und geht auf Sicherheitsabstand zu dem Kastellan, welcher sich immer noch verdutzt den Bart reibt, welchen die Schmiedin einen Augenschlag zuvor noch ordentlich gezupft hat. „Ja, wir sind schliesslich keine dummen Kinder oder? Nur weil wir verflucht sind heisst das noch lange nicht, das wir bekloppt sind.“ Verstärkt Lilith Sayilas Meinung, worauf Lady Shin die Feuermagierin entrüstet anblickt. >“Du kannst doch so nicht mit dem netten Kastellan sprechen."< Lilith grinst verlegen in die Runde und hört sich dann an, welche Details schon entdeckt wurden.

Während dem tanzt Faron gemütlich weiter im Kreis, wobei sein Gesichtsausdruck aber verrät, dass er trotzdem ganz bei der Sache ist. Frey hält sich stark an Tiuri und Armarius und Lilith steht mit den anderen Frauen etwas von dem verrückt gewordenen Seemann entfernt, damit dieser nicht gleich die Flucht ergreift. Aurian hält glücklicherweise den Mund, so dass sich die Gruppe in Ruhe anhören kann, was bisher gefunden wurde. Natürlich ist auch dieses Mal das Herz entfernt worden und liegt nun am Fussende des Sarkophags. Die Tote ist anscheinend eine Tänzerin und Rhodri deutet auf einen Blaumantel, welcher das Opfer kennt. Dieser scheint ziemlich mitgenommen zu sein, was aber auch nicht weiter erstaunlich ist, da die Tote einen ziemlich grotesken Anblick bietet, wie sie da so aufrecht auf der Steinplatte sitzt. Lilith scheint die Sache nicht weiter zu irritieren. Sie macht sich eher Gedanken zu den entfernten Teilen der Opfer. „Hm….bei der Jungfrau war es das Becken, bei der Bardin die Kehle, beim dritten Opfer die Augen und bei der Tänzerin die Beine…sieht ganz so aus, als wäre der Mörder wirklich hinter den besten Teilen dieser Frauen her. Ausserdem ist wieder so ein vermaleideites Zeichen aufgemalt. Wenn ich mich nicht täusche muss es das Zeichen des Sturmwindes sein.“ Liliths Stirn ist in Falten gelegt und sie kaut verbissen auf ihrer Unterlippe herum, während dem sie sich das Buch der Astrologie in Erinnerung ruft.

Zusammen mit Shin und Sayila stellt sich Lilith etwas zu der Schweigenden Schwester und wendet sich dann an die Dame, welche etwas pikiert zu sein scheint, durch den Auftritt der Ermittlergruppe. „Lady Graulicht, was für ein passender Name, wirklich! Bei dem Gesicht geht wirklich kein helles Licht auf.“ Lilith kann sich nicht zurück halte und kichert hinter vorgehaltener Hand, worauf Shin einen erschrockenen Laut von sich gibt und Lilith tadeln anblickt. >“Ihr dürft meiner ehrenwerte Kollegin nicht böse sein, sie kann für ihren Umstand wirklich nichts dafür.“< Entschuldigt sich Shin bei der Schwester und erbleicht und errötet zugleich. „Nun gut, ich wollte Euch eigentlich fragen ob Ihr vielleicht einen Zusammenhang zwischen den gefundenen Zeichen und den Göttern seht? Dieses langweilige Religionsthema ist schliesslich Euer Metier.“ Lilith schlägt sich erschrocken die Hand auf den Mund und seufzt. „Zum Glück weiss niemand, dass ich dauernd nur die Wahrheit sage. Religion ist doch wirklich das Langweiligste was es gibt, aber dies sollte ich wohl nicht einer Priesterin verkünden, auch wenn die gute Dame einen wirklich unsympathischen Eindruck auf mich macht.“ Verlegen dreht Lilith an ihrem Blutquarzring und schwenkt ihren Stab in ihrer Hand etwas hin und her. >“Also Lilith wirklich, versuch dich doch etwas zu benehmen. Du kannst die nette Frau und die wunderbaren Geheimnisse der Religion nicht einfach so beleidigen.“< Entrüstet blickt Shin die Feuermagierin an, welche etwas errötet. >“Ach Ihr herzensgute Frau, vielleicht könntet Ihr mir und auch meiner lieben Freunde behilflich sein. Wir drei, die das Buch nicht gelesen haben, können nur von jemandem von den Flüchen befreit werden, der den zwölf Mächten dient.“< Mit einem Hundeblick, bei dem es Lilith beinahe schlecht wird, schaut Shin die Priesterin an und lächelt scheu.  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 20. Mai 2008, 22:41 Uhr
"Cobrin, Troilus und Cassandra, wollt Ihr wohl Eure Finger da wegnehmen, Mädel? Ihr seid nicht einmal halb so alt wie ich und ich bin ein verheirateter Mann!" Protestiert Rhordri leicht hilflos, als ihm entschlossen der Bart zerzaust wird - von niemand anderem als Sayila der Schmiedin, die sich seit neuestem offenbar für den Inbegriff weiblicher Fürsorglichkeit hält. Er erwischt sie gerade noch rechtzeitig an beiden Handgelenken, um sie sich so sanft wie nur irgend möglich vom Leib zu halten und bekommt Augen so rund wie Teetassen, als sie von Rissen in seinem Umhang faselt. "Ich glaube es ja, ich glaube es ja - ihr seid verflucht!" >Verzeihung, ich mach das nicht mich Absicht<, versichert Sayila hastig und scheint selbst alles andere als glücklich über ihr Verhalten. >Ich denke, wir können uns den Tatort ansehen; aber es wäre besser, wenn kein Mann in meine und keine Frau in Freys Nähe kommt.< Das macht Rhordri nun doch neugierig, was genau es eigentlich mit diesen Flüchen nun auf sich hat, aber noch bevor er auch nur eine Frage in diese Richtung stellen kann, fährt ihm das schwarzrote Magierelend derart übers Maul, dass ihm selbiges vor Empörung erst einmal zuklappt. >Ja, wir sind schließlich keine dummen Kinder oder? Nur weil wir verflucht sind heißt das noch lange nicht, das wir bekloppt sind.< Rhordri wäre nicht Rhordri, würde er das auf sich sitzen lassen und so schnappt er ungerührt zurück: "Nur weil ihr verflucht seid, heißt das noch lange nicht, dass wir uns alles gefallen lassen müssen, also pass besser auf, was du sagst, Mistresschen, sonst könnte ich dich übers Knie legen und dir ein bisschen Anstand einbläuen!" Mit einem Schnauben wendet Rhordri sich ab und führt die kleine Truppe etwas näher an die halbe Leiche auf dem Steinsarkophag heran, so dass sie sich dort umsehen können. Während Armarius, Aurian, Frey, Tiuri und der Faun den Fundort begutachten, wenden sich die freche Magierin, "Lady Shin" und die Schmiedin an Nechta Graulicht, die unter der Trauerweide stehen geblieben war.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 20. Mai 2008, 22:47 Uhr
Die Priesterin trägt das graue Schleiergewand der Schweigenden Schwestern und beobachtet still, was rund um das Grab vor sich geht. Innerlich mag sie aufgewühlt sein, äußerlich sieht man ihr davon wenig an, doch Begeisterung über all die Störenfriede auf dem heiligen Boden der Begräbnisstätte kann man wahrlich nicht in ihren haselnussbraunen Augen entdecken. Drei Frauen aus der Gruppe jener, die Kastellan Rhordri aus der Goldenen Harfe hierher hatte holen lassen, unwissend, dass sie wohl alle von einem Fluch oder ähnlichem Zauberbann heimgesucht wurden, treten zu ihr - zwei Magierinnen und eine Handwerkerin, die Nechta zumindest vom Sehen her kennt, denn der Tempel hatte schon die ein oder anderen metallenen Beschläge von ihr anfertigen lassen. Sie will Sayila gerade mit einem höflichen Nicken begrüßen, da kommt ihr die dunkelhaarige Feuermagierin zuvor. >Lady Graulicht, was für ein passender Name, wirklich! Bei dem Gesicht geht wirklich kein helles Licht auf.< In dem Gesicht, von welchem gerade die Rede ist, regt sich gar nichts, nicht einmal ein Muskel zuckt auf einer Wange, nur Nechtas Augen richten sich ruhig und klar auf Lilith. Albernes Kichern folgt den harschen Worten und die Priesterin achtet nicht mehr auf das, was die Weißhaarige plappert oder die Schmiedin vielleicht von sich geben mag, sondern konzentriert sich auf ihr unfreundliches Gegenüber.

>Nun gut, ich wollte Euch eigentlich fragen ob Ihr vielleicht einen Zusammenhang zwischen den gefundenen Zeichen und den Göttern seht? Dieses langweilige Religionsthema ist schließlich Euer Metier.<
"Aye?" Nechtas Stimme ist weich und dunkel wie schwarzer Samt, das Lächeln, das in ihren Mundwinkeln erscheint, ist jedoch kalt. "Ich habe nur nicht die geringste Lust, mit dir zu sprechen."
>Ach Ihr herzensgute Frau, vielleicht könntet Ihr mir und auch meiner lieben Freunde behilflich sein. Wir drei, die das Buch nicht gelesen haben, können nur von jemandem von den Flüchen befreit werden, der den zwölf Mächten dient,< mischt sich die Weißhaarige, offenbar eine Wassermagierin ein und Nechta hätte am liebsten gelacht - allerdings nicht sonderlich fröhlich. "Ich bin eine Priesterin des Hauses Dunkel und diene dem Herrn des Todes." Ihr Blick kehrt zu der Schwarzgewandeten zurück. "Vielleicht könnte ich das. Aber ich werde nicht - und auch sonst niemand in diesem Tempel."
Damit lässt Nechta die drei Frauen stehen und empfindet nur einen kleinen Stich des Bedauerns für die anderen, die nun vielleicht länger unter ihrem Bann leiden, als es nötig wäre. Für Menschen hatte sie noch nie viel übrig gehabt - und für unhöfliche Menschen schon gar nicht.



*
Nechta, eine Priesterin des Sithech, ist die Oberste der Schweigenden Schwestern und zugleich die Herrin des Gräber. Ihr obliegt es zusammen mit den Grauen Frauen, wie sie auch genannt werden, sich um die Toten zu kümmern, Bestattungen vorzunehmen und die Heiligen Haine des Sithech zu hüten. Nechta Graulicht ist angesichts der schweren Aufgabe, die sie übernommen hat, mit ihren gut dreißig Lenzen noch recht jung an Jahren, und so mancher fragt sich, was eine hübsche, blühende Frau, wie sie eine ist, mehr zu den Toten als zu den Lebenden zieht. Sie ist eine stille Person, mittelgroß und von schlanker Gestalt, das schmale, schöne Gesicht mit den vollen Lippen und den haselnussbraunen Augen wird von einer glänzenden Flut dunklen Haares eingefasst, die sie jedoch stets in einem schmucklosen Zopf versteckt.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 21. Mai 2008, 09:09 Uhr
Der Weg zum Sithechhain war ein einziges Desaster gewesen. Die ganze Gruppe hatte sich benommen, wie von allen bösen Dämonen der Immerlnde besessen und Archim war einem ogerschen Nervenzusammenbruch nahe. Aber irgendwann haben sie den Totenacker erreiht, was aber nicht heißt, dass sich die Lage bessert, eher im Gegenteil. Rhordri versucht zwar, die Meute zur Vernuft zu bringen, aber ein dröhnender Kastellan hat schlechte Karten im Vergleich zu einem derart penetranten Fluch. Ausserdem muss er sich mit aller Vehemenz gegen Sayilas Bemutterungsversuche wehren. Und so beginnt Lilith die Oberste Graue Schwester in einer Tour zu beleidigen, Tiuri stammelt reimende Entschuldigungen und Faron tanzt auf den Gräbern. Die Magiernovizin wendet sich einem Gardisten zu, der unter einem Baum sitzt und komplett fertig aussieht.
„Oh Schockschwerenot, mein Eheweib ist tot!  
Wer flickt mir meine Socken, kocht mir mein Abendbrot?“
Aurian schlägt sich die Hand vor den Mund. Eigentlich hatte sie nicht vor, derart pietätlos im Angesicht einer Toten zu reden…eigentlich zu singen. Aber die Zeilen von Borgils Lieblingslied sprudeln wie selbst aus ihrem Mund. Der junge Blaumantel, mit dem die Tänzerin, den das war die Tote laut Rhordri von Beruf, bekannt war, sieht sie entgeistert an. Sie kennt den Jungen und solche Töne ist er nicht von ihr gewöhnt. Aurian sieht ihen entschuldigend an aber schon schmettert sie das nächste Lied in die Gegend, diesmal, den Göttern sei Dank, etwas passenderes:
„Die Winterrosen von Normand  
so schön wie Eis und Schnee  
lass ungepflückt am Wegesrand  
nach anderen ich seh'...  

Am Narthak dort blüht rot der Mohn,  
so warm und rot wie Blut -  
laß ihn nur blühn, was macht es schon  
begehr' nicht seine Glut...  

Im Elbenland der Lotus gold  
versteckt dort glüht im Grün -  
laß ihn den Elben, die so hold,  
wenn sie vorüberziehn...“

Die Lilien von Normand…eigentlich wollte sie sich nach dem Namen und der Herkunft der Toten erkundigen. Aber es ist einfach nicht möglich sich vernünftig zu artikulieren und der Blick des Jungen zeigt zu deutlich dass er keine Ahnung hat, was sie will. Aurian seufzt durch. Irgendwie musste es doch möglich sein, sich  verständlich zu machen…ihr Blick fällt auf den Boden. Er ist aus Sand und Erde und der Baum…Aurian bricht eine Stock ab, nicht ohne jedoch dazu

„Komm Wirt, bring Wein und schenk mir ein  
Die Stimme muß geschmieret sein  
Um Euch zu sagen, wie es war  
Und glaubt mir, es war sonderbar....“

von sich zu geben. Mit Mühe kann sie den Burschen davon abhalten, davonzulaufen. Wenn sie schon nicht reden kann, ohne entsetzliches von sich zu geben, dann könnten sie sich anders verständigen. Mit dem Stock kritzelt sie das Wort „Namen“ in den Boden und deutet auf die Tote. Und um das ganze noch abzukürzen schreibt sie darunter „Woher?“. Sie kann nur hoffen, dass der junge Gardist versteht, was sie von ihm will.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 21. Mai 2008, 10:37 Uhr
An den Stamm einer mächtigen Trauerweide gelehnt und von den übrigen Männern, welche das Grab umstellt haben ein wenig abgeschirmt sitzt Toryk, ein junger Stadtgardist vom Ersten Trupp der Wächtergarde und starrt mitgenommen auf seine Stiefelspitzen. Es ist nicht so, dass er über die Maßen oder mehr als alle anderen angesichts eines solchen Leichenfundes geschockt wäre, und es ist auch nicht so, dass er tiefe Trauer empfände, aber es berührt ihn sicherlich mehr als seine Kameraden, denn er hatte die Tote ein wenig gekannt. Sie waren nicht vertändelt gewesen oder etwas dergleichen, aber er hatte sie tanzen sehen, ihren Namen gewusst und sich hin und wieder ein wenig mit ihr unterhalten - und auch mehr. Toryk blickt erst auf, als er neben sich leises Rascheln im hohen Gras hört, und als er den Blick hebt, blinzelt er in ein bekanntes Gesicht. "Oh, du bist es Aurian..." die Kadermagierin - oder eher Magiernovizin der Steinfaust kennt er natürlich wie alle vom Botenjungen bis hinauf zum Lord Commander, schließlich ist sie nun schon lange genug bei den Blaumänteln. "Ihr ermittelt hier, nicht wahr? Kann ich dir irgendwie helfen?"
Statt einer Antwort schmettert Aurian jedoch in so grauenhaft falschen Tönen >Oh Schockschwerenot, mein Eheweib ist tot!  Wer flickt mir meine Socken, kocht mir mein Abendbrot?<,  dass es Toryk fast die Stiefel auszieht. "W-was?" erkundigt er sich verdattert. "Bist du übergeschnappt?" Von dem Fluch, von dem nun immerhin Achim und Rhordri und vielleicht auch schon andere wissen, hatte er hier, verborgen unter der Weide, überhaupt noch nichts mitbekommen. Aurian schüttelt hilflos den Kopf, zuckt mit den Schultern, blickt kreuzunglücklich drein und jault dann eine steinerweichende Version der "Lilien von Laigin" hervor. "Autsch," kommentiert Toryk trocken, trotz der grotesken Situation irgendwie erheitert über den völlig misslungenen Versuch der jungen Magierin, auch nur einen Ton zu treffen. "Kannst du jetzt nur noch falsch singen oder was ist mit dir los?" Zu seinem allergrößten Erstaunen nickt Aurian so heftig, dass ihre dunklen Haare fliegen. "Äh... ja. In Ordnung. Ich gehe dann mal und hole Rhor..." Aurian zupft ihn am Ärmel und nötigt ihn so, bei ihr zu bleiben, blickt ihn merkwürdig eindringlich und todernst an, schnappt sich einen Stock und kritzelt - schon wieder singend, diesmal ein Lied, dass Toryk auch schon irgendwo gehört zu haben meint - eifrig etwas in die feuchte Erde. "Hol mich der Dunkle, du kannst ja wirklich nur noch singen - und falsch dazu! Was ist passiert?" Aurian schüttelt den Kopf und weist auf den Boden. "Namen" steht dort im Sand, und ein reichlich krakeliges "Woher?" - anschließend gestikuliert sie wild in Richtung der Leiche. Ein, zwei Herzschläge vergehen, ehe Toryk an diesem eindeutig seltsamsten Morgen seines Lebens begreift. "Marsali," erwidert er knapp und gefasst. "Ihr Name war Marsali. Sie war eine fahrende Schellentänzerin aus Termenés in Ildala - soweit ich weiß. Ich kannte sie ein bisschen, hab' sie öfter tanzen sehen, wenn sie in der Stadt war und letztes Jahr am Inarifest... mmmpf. Aber das ist auch schon alles. Ich wusste gar nicht, dass sie schon wieder in Talyra war - den Winter hat sie immer zu Hause verbracht - aber vielleicht kam sie im letzten Siebentag mit der Seehure an."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 21. Mai 2008, 11:46 Uhr
Aurian atmet erleichtert auf. Toryk hatte verstanden was sie wollte, auch wenn er sich anscheinend noch nicht sicher sein soll, was er mit einer lautstark und falsch singenden Gardemagierin anfangen soll. Noch dazu würde über kurz oder lang – eher kurz – die ganze Steinfaust Bescheid wissen und die Kommentare kann sie sich jetzt schon vorstellen. Innerlich stöhnt sie auf. Nichts desto trotz kann sie, als sie ihn bitten will, ihre Lage nicht allzu sehr herumzuerzählen, nur ein elendes:
„Ein kleiner Blaumantel, der war nicht gern allein
'Drum lud er sich zum Sommerfest neun neue Mäntel ein“
gröhlen. Resignierend schnappt sie sich erneut den Stock und schreibt, ehe sie weitere Fragen stellt, ein erklärendes „Fluch“ in den Sand, deutet anschließend auf sich und mit einer aushohlenden Geste auf den Rest der Ermittlergruppe.
Toryk nickt verstehend und scheint nicht mehr wie von wilden Orks gejagt fliehen zu wollen. Aurian nimmt sich vor, wenn der Fluch vorbei ist, mit ihm mal auf ein Bier in die Harfe zu gehen, als Entschädigung für ihr Gejaule sozusagen. Nun besinnt sie sich aber auf die Ermittlungen und kritzelt: „Seehure – wann genau und woher?“ in den Sand.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 21. Mai 2008, 11:58 Uhr
Aurian singt schon wieder, kratzt dann mit ihrem Stock ein universelles "Fluch" in den Sand, und macht eine weit ausholende Geste, die sie selbst und auch die übrigen der kleinen Gruppe, die der Lord Commander mit Nachforschungen über diese Morde beauftragt hatte, einschließt. "Ah," macht Toryk bedauernd und schlagartig interessiert zugleich. Verflucht zu werden ist ja nicht gerade alltäglich und weckt seine ganz profane Neugier. Was für ein Abenteuer - vor allem, wenn es ein solcher Fluch ist, schließlich muss Aurian nur singen, wenn auch grauenhaft, und siecht nicht an einer unheilbaren Krankheit, ist nicht dem Wahn verfallen und weder pockennarbig, noch hässlich wie eine Sumpfmarie geworden. Ein leises Glucksen kommt aus seiner Kehle und er unterdrückt hastig ein Grinsen. "'Tschuldigung. Muss wirklich schlimm sein." Aurian schnaubt vernehmlich, schreibt dann aber wieder etwas auf den Boden. "Kluge Sache, dieses Stockschreiben... wirklich, ich meine, wenn du nur unsinnige Lieder singen kannst..." Über ihre neuerlichen Fragen kann Toryk allerdings nur verwirrt blinzeln. "Na, die Seehure, du weißt schon. Das Schiff Seehure, das die Route  Ildala - Talyra befährt, sie kommt alle paar Monde im Hafen an und fährt wieder ab, transportiert Waren, Reisende, Kaufleute... wann genau sie eingetroffen ist, weiß ich nicht, aber es muss irgendwann neulich gewesen sein. Außerdem ist sie längst wieder auf dem Weg nach Süden."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 21. Mai 2008, 13:00 Uhr
Aurian klatscht sich an die Stirn. Natürlich die Seehure, eines jener Linienschiffe, die regelmässig zwischen Talyra und den anderen Städten am Ildoriel hin und her fuhren. Im Geiste fasst sie die erhaltenen Informationen zusammen:
Eine Schellentänzerin aus Termenés in Ildala namens Marsali. War anscheinend öfter in Talyra, kam mit der Seehure im letzten Siebentag aus dem Süden gekommen, wann genau ist nicht bekannt…Man müsste zum Hafen und sich dort umhören… Ihr Blick fällt auf Frey. Eigentlich wär das genau der richtige Ort für den Seemann aber in seiner momentanen Verfassung erinnert er eher an einen Hasenfuss als an einen gestandenen Seebären. Schon ihr Blick scheint ihn zu ängstigen, gerade dass er nicht dem völlig entnervten Archim in die Arme springt, um sich bei ihm vor der holden Weiblichkeit zu verbergen.
Prompt schießt ihr wieder ein Liedertext durch den Kopf der auch postwendend in die talyrische Luft geträllert wird:

„Mir gehts gut weil ich'n Oger bin, weil ich'n Oger bin
Komm doch mal rüber, Elb, und setz dich zu mir hin
Weil ich'n Oger bin, weil ich'n Oger bin
Keine Widerrede Elb, weil ich ja sowieso gewinn
Weil ich'n Ooohoger bin“

Archim zuckt zusammen, muss aber dann doch grinsen, auch wenn Aurians Gesang vorallem bei der Stelle „Weil ich'n Ooohoger bin“ erbarmungswürdige Ausmasse annimmt. Die Magiernovizin hat mittlerweile erkannt, dass sie einstweilen nichts dagegen tun kann und so konzentriert sie sich wieder auf ihre „Unterhaltung mit Toryk. „Wo gewohnt in Talyra? Freunde? Allein gereist?“ kratzt sie in den Sand und deutet wieder auf die Leiche der Tänzerin.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Atevora am 21. Mai 2008, 18:38 Uhr
Atevora ist auf dem Weg zum Totenacker leicht hin und her gerissen ob sie sich weitherin maßlos über den Zirkus und ihrem Marionetten-Helfersyndrom Aufregen oder sich über das nicht einmal so unlustige Durcheinander lieber nervenschonend amüsieren soll. Nun, jedenfalls eines war sicher. Sie ist unaussprechbar dankbar dafür, dass Lilith sie so hartnäckig vor sich herschiebt und somit auf dem Weg zum Friedhof größtenteils jede ihr lästige Fluchauswirkung im Keim erstickt.

Am Totenacker nach längerem Fußmarsch angekommen beginnt sie ihre Haut zu einem mittlerweile sehr unangenehmen Ausmaß eindringlich darauf hinzuweisen, was sie denn von der Dummheit Umhang sowie das Bandagieren der Arme zu vergessen und dem somit direktem Sonnenlicht hält. Missmutig sieht sich Atevora schon wieder die Hände und das Gesicht teuer mit Joghurt einkleistern und mühsam jeden Schmerzenslaut ob der Verbrennungen unterdrücken.

Die Magierin ist somit gewissermaßen außerordentlich erfreut darüber, dass diese Priesterin, die der Kastellan als Nechta Graulicht – welch überaus passender Name hinblicklich Gewandung und Tätigkeit – vorgestellt hatte, unter einer großen, ausreichend Schatten spendenden Trauerweide steht und das Geschehen beobachtet.
Zusammen mit Sayila und Lilith geht sie hinüber zur Priesterin und begrüßt diese natürlich Artig wie es sich gehört. Bei Liliths ersten Worten klappt dann Atevora zu aller erst buchstäblich die Kinnlade hinunter. Ja gut, sie hatte vorhin an ähnliches gedacht und in einer anderen Situation und vor allem gänzlich fluchlos hätte sie gewiss vernehmlich boshaft geschmunzelt. Aber sie wollten schließlich etwas von dieser eigentlich recht hübschen und noch relativ jungen Frau, da konnte man doch nicht solch einen Ton anschlagen?
Atevora beginnt sich natürlich sofort – natürlich nicht aus eigenen Ambitionen – für Lilith und deren Zustand zu entschuldigen, doch ihr gegenüber scheint sie und die Schmiedin nicht wirklich wahrzunehmen.
Schließlich lehnt sie noch mit vielsagend kühlem Blick zu Lilith Atevoras freundliche Bitte ab. >"Ich bin eine Priesterin des Hauses Dunkel und diene dem Herrn des Todes."< Tatsächlich? Auf diese Idee wäre ich im Traume nicht gekommen. >"Vielleicht könnte ich das. Aber ich werde nicht - und auch sonst niemand in diesem Tempel."<

Teils vom Fluch und Teils von ihr selbst herrührend beginnt Atevora eine ungeheure Flutwelle an Emotionen bestehend aus Unverständnis, Hilflosigkeit, Trauer, Gram und vor allem Ärger zu überrollen.
Warum sich gegen die Übermacht an weinerlichen Gefühlen wehren, warum weiter mühsam dagegen ankämpfen, warum sich nicht einfach gehen lassen, in Selbstmitleid suhlen und ausruhen?
Im übrigen, was für eine irrwitzige Idee. Wer würde ihr schon tatsächlich dabei helfen nicht mehr nett sein zu müssen? Wohl höchstens jemand der sie rein ihrer Selbst willen schätzt oder sogar liebt, doch so jemanden gab es nicht. Für den Rest ihres Daseins eine lächerliche Marionette? Nein, danach stand ihr wahrlich nicht der Sinn. Wenn sie nun einfach in ihrem jetzigen Zustand in die Unterstadt ginge, wäre diese Zukunft schnell verblasst. Sie würde wohl irgendwo in der stinkenden Kanalisation als faulende aufgedunsene Wasserleiche enden, irgendwann vielleicht doch ans Tageslicht treiben und dann eventuell noch keine Kinder erschrecken. Oh ja, der Gedanke gefiel ihr, das würde zu ihr passen. Aber weshalb überhaupt der Aufwand? Warum sich nicht gleich hier in die Knie sinken zu lassen und aufhören zu leben? Zorn lodert auf, und eisiger Hass bringen ihr Inneres zum brodeln. Und dann von dieser ignoranten Priesterin ins Holzkleid gesteckt werden? Niemals. Zudem hatte sie zugesagt nach dem Mörder zu suchen. Sie würde bist zum Ende, welchem auch immer, an den Ermittlungen mitwirken und sich nicht einfach so davonstehlen. Ich halte mein Wort, komme was wolle.
Falls sie es nicht schaffen sollten den Mörder aufzuhalten und eventuell ein Inferno über die Stadt herreinbrechen sollte, vielleicht hatte sie dann zumindest das Vergnügen genüsslich mit an zu sehen wie diese Frau eines grausamen und vor allem möglichst langsamen Todes stirbt.
Die unterschiedlichsten markerschütternden Leidenszenarien laufen für einen Sekundenbruchteil vor ihrem Inneren Auge ab. In Atevoras Gesicht ist von ihren Gedanken nichts zu erkennen. Haltung und Mimik entsprechen der eines verständnislos, verdutzt und niedergeschlagenen Mädchens, bloß ein seltsames helles Leuchten ist in den ansonst tiefblauen Augen zu sehen und Atevora wusste das auch nur zu gut. Hm, so langsam könnte ich einen gewissen Gefallen an diesem Ärgernis finden. Mal sehen inwiefern ich es zur Abwechslung sogar zu meinem Vorteil nutzen kann

„A..aber, .. Hochgeschätzte Priesterin, bitte, hört mich nur einen Moment an“ Kommt es zuerst verschüchtert und schließlich doch kräftig genug über Atevoras Lippen. Den Blick kurzfristig scheu zu Boden gerichtet wirkt sie für einen Moment wie das arme ratlose Elend selbst. „Ihr seht die Frau dort auf dem Grabstein. Letztes Jahr haben der oder die Täter wie ihr sicher wisst ein kleines Mädchen dahingerafft. Ein 12 Sommer altes unschuldiges Kind. Muriel. Sie war wohl mehrere Tage in seiner oder deren Gewalt. I.. ich möchte mir nicht ausmalen was sie die Zeit über ertragen, was ihr der Mörder alles angetan hat bevor sie endlich erlöst wurde und in Sithechs Reich kam.“ Wie Melodramatisch..
„So sollte niemand sterben müssen, oder so makaber und entstellt „abgelegt“ werden auch nicht. Wir versuchen bloß das sowas nicht wieder passiert. Gut, ihr wollt mir womöglich nicht helfen daran sinnvoll oder ungehindert mitwirken zu können, da ich euch vielleicht, wobei ich nicht weiß womit, beleidigt habe. Drum bitte ich auch nicht für mich.“ Wie, was plappere ich da? „Doch ich verstehe nicht weshalb ihr jenen, dem armen Faun,“ Atevoras Blick schweift kurzzeitig mitfühlend zum noch immer sehr gequält wirkenden Faun „und Sayila die Hilfe gegen diesen Fluch und eventuell auch die Mithilfe zur Auflösung dieser grauenvollen Morde so rigoros ausschlagen wollt wegen der losen Zunge Einer, die im übrigen des Fluches wegen doch auch nichts dafür kann.“
So endet Atevoras theatralischer Vortrag voll herzerweichend mitfühlender und von hilfsbereitschaft schreiender Mimik und Körpersprache. Haha. Was für eine peinliche Rede, aber eigentlich sogar bis auf den Teil: ich wolle keine Hilfe, sehr wahrheitsgetreu.




Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 21. Mai 2008, 19:08 Uhr
Toryk



"Wo sie gewohnt hat und ob sie allein gereist ist? Herrje, Aurian, ich hab mit dem Mädel vor einem Jahr eine Nacht verbracht und wir waren uns sympathisch, wenn wir uns so mal begegnet sind, aber sie war nicht mein Eheweib! Ich habe keine Ahnung, ob sie allein gereist ist und gewohnt hat sie wohl wie die meisten fahrenden Schellentänzerinnen im Inaritempel. Sie hatte sicher viele Bekannte und die meisten davon dürften Männer gewesen sein... naja, sieh sie dir an, wie sie aussieht," über Toryks Hemdkragen kriecht ein wenig Röte und er blickt zu Boden. "Jetzt natürlich nicht mehr. Sie hat's nie für Geld getan, jedenfalls nicht, dass ich wüsste, aber sie war gern in der Gesellschaft von Männern - aber ihr Leben war das Tanzen. Marsali war eine Augenweide, wirklich - die schönsten Beine, die du dir vorstell.... lassen wir das. Ich weiß nicht, ob sie Freunde in Talyra hatte, aber sie war ein sehr nettes Mädel. Nicht eingebildet, obwohl sie so schön war und sie hat schöner getanzt als Lalaid persönlich, das kannst du mir glauben. Es ist eine Schande, dass sie umgebracht wurde. Ich hoffe, ihr findet bald eine Spur und wenn ich dir noch irgendwie weiterhelfen kann, dann sag es, aber mehr weiß ich leider nicht... und ich muss auch los. Sichelzahn befehligt unseren Trupp heute - also eigentlich natürlich Rhordri, aber du weißt schon, der ist ja mehr mit euch beschäftigt. Sie haben mir ein paar Minuten gegeben, weil ich Mar... das Opfer gekannt habe, aber ich muss auf meinen Posten zurück. Cumall reißt mir den Kopf ab, wenn ich nicht gleich wieder da bin. Mach's gut, ja? Und wenn du irgendetwas brauchst, du weißt ja, dass du immer zu uns von der Wächtergarde kommen kannst."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 21. Mai 2008, 23:28 Uhr
Die Art und Weise, wie Lilith mit Nechta Graulicht spricht, lässt nichts gutes vermuten - Sayila kennt die Priesterin gut genug, um zu wissen, dass sie auf solche Beleidigungen alles andere als humorvoll reagiert.
Diese Flüche sind tatsächlich mehr als lästig, denkt sie düster. Während Shin der Priesterin hinterhereilt und mit schüchterner Stimme die Situation zu retten versucht, wendet sich Sayila mit gedämpfter Stimme an Lilith.
"Vielleicht wäre es besser, wenn du das Reden in den nächsten zwölf Stunden jemand anderem überlässt", sagt sie leise aber äußerst nachdrücklich, "ich habe zwar keine Ahnung, welche Auswirkungen dieser Fluch bei dir hat, aber das was du seit der Sache mit diesem dreimalverfluchten Buch von dir gibst ist alles andere als schmeichelhaft. Also halte deine Zunge im Zaum und schweig zur Abwechslung mal!" Sie wirft der Magierin einen scharfen Blick zu, dann folgt sie Shin, die noch immer mit bittendem Blick zu Nechta Graulicht aufsieht.
Sayila räuspert sich leise, woraufhin die Priesterin ihr das Gesicht zuwendet.
"Bitte entschuldigt das Verhalten unserer ... Kollegin", sagt Sayila und lächelt etwas gequält, "wie Ihr ja mitbekommen habt, hat uns alle ein merkwürdiger Fluch getroffen, der seltsamerweise bei jedem andere Folgen zu haben scheint. Und Lilith gibt seither in einem Fort Beleidigungen von sich; sie kann wirklich nichts dafür."
Sayila sieht die Priesterin entschuldigend an und hofft, dass der abweisende Gesichtsausdruck sich wieder in die normale unlesbare Miene verwandelt.
"Wir benötigen momentan jeden Anhaltspunkt zu diesen grauenhaften Morden, den wir finden können", fährt sie in beinahe beschwörendem Ton fort, "zumal die Hälfte unserer Gruppe durch die Flüche tatsächlich zu so gut wie nichts mehr zu gebrauchen sind."
Düster wirft sie einen Blick hinüber zu dem noch immer tanzenden Faron und Frey, dessen Gesichtsfarbe sich nun, da sie, Shin und Lilith nicht mehr in seiner unmittelbaren Nähe sind, wieder halbwegs normalisiert hat. Und auch Aurian scheint weiterhin machtlos gegen ihren Fluch, denn hin und wieder weht ihr fürchterlich lauter und schiefer Gesang zu ihnen herüber, was irgendwie so gar nicht zu der sonst so ernsten und friedlichen Atmosphäre des Sithechhains passen will.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 22. Mai 2008, 09:42 Uhr
Lilith will der arroganten Frau gerade sagen, was sie von ihrer hochgestochenen Art hält, doch Lady Shin kommt ihr zuvor und geht der Priesterin nach. „Hochmütige Schnepfe.“ Murmelt Lilith leise, so das nur Sayila sie hören kann. Ihr Gesicht nimmt wieder die übliche Kälte an und sie stellt sich noch etwas mehr in den Schatten der Trauerweide. „Diese verdammte Sonne, wieso muss ich auch so dumm sein und mitten am Tag rausgehen. Ich hätte besser in der Harfe gewartet. Mit meinem Mundwerk bring ich nur mich selber in Gefahr und den Anderen kann ich so auch nicht wirklich behilflich sein.“ Missmutig, doch mit einem zu Eis erstarrten Gesichtsausdruck wartet sie gespannt ob Shins Gejammer, welches sie bis zu der Trauerweide hören kann, vielleicht etwas bringt. „Würde mich ja wundern wenn diese arrogante, geisttötende Seestachelbeere ihre Meinung ändern würde.“

Lilith will sich gerade hinsetzten, als Sayila sich an sich wendet. >"Vielleicht wäre es besser, wenn du das Reden in den nächsten zwölf Stunden jemand anderem überlässt, ich habe zwar keine Ahnung, welche Auswirkungen dieser Fluch bei dir hat, aber das was du seit der Sache mit diesem dreimalverfluchten Buch von dir gibst ist alles andere als schmeichelhaft. Also halte deine Zunge im Zaum und schweig zur Abwechslung mal!"< Liliths Augen verengen sich zu schlitzen und sie schaut auf die Schmiedin herunter und zieht abwertend die Augenbrauen hoch. „Und das von einer die selbst bissiger ist als jede rossige Stute.“ Die Magierin dreht sich um und setzt sich ohne eine Miene zu verziehen unter die Trauerweide, wo es angenehm kühl und schattig ist. Während die anderen ihre Befragungen durchführen schaut sich Lilith die Tote an, welche noch immer in ihrer makabren Sitzhaltung auf der Steinplatte ist. „Armes Ding. Diese Frauen haben es wirklich nicht verdient zu sterben. Was wenn der Mörder plötzlich eine von uns will?“ Lilith schaut sich die Frauen um sie herum an und überlegt was wohl an jeder Einzelnen von ihnen interessant sein könnte. „Nun bei Sayila bestimmt ihre Hände und bei Shin, Aurian und mir wohl das Hirn...“ Mit zerfurchter Stirn sitzt Lilith weiterhin unter der Trauerweide und verfolgt Ideen in ihrem Kopf.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 22. Mai 2008, 10:23 Uhr
Sehr weit kommt Nechta Graulicht nicht, ehe die weißhaarige Magierin hinter ihr her eilt. >A..aber, .. Hochgeschätzte Priesterin, bitte, hört mich nur einen Moment an.< Seufzend bleibt Nechta stehen und wendet sich ihrer Verfolgerin zu, deren unschuldige Miene ein Bild des Jammers abgibt - doch Nechta ist Priesterin und das nicht erst seit gestern und diese Fremden haben offenbar keine Ahnung, was das bedeutet. >Ihr seht die Frau dort auf dem Grabstein. Letztes Jahr haben der oder die Täter wie ihr sicher wisst ein kleines Mädchen dahingerafft. Ein 12 Sommer altes unschuldiges Kind. Muriel. Sie war wohl mehrere Tage in seiner oder deren Gewalt. I.. ich möchte mir nicht ausmalen was sie die Zeit über ertragen, was ihr der Mörder alles angetan hat bevor sie endlich erlöst wurde und in Sithechs Reich kam.< Fragend hebt Nechta eine Braue. Was die junge Frau vorhat ist so offensichtlich, dass die Priesterin sich nicht einmal die Mühe macht zu verbergen, dass sie die Taktik längst durchschaut. > So sollte niemand sterben müssen, oder so makaber und entstellt „abgelegt“ werden auch nicht. Wir versuchen bloß, dass so etwas nicht wieder passiert. Gut, ihr wollt mir womöglich nicht helfen daran sinnvoll oder ungehindert mitwirken zu können, da ich euch vielleicht, wobei ich nicht weiß womit, beleidigt habe. Drum bitte ich auch nicht für mich.<

"Wie edel."
>Doch ich verstehe nicht weshalb ihr jenen, dem armen Faun und Sayila die Hilfe gegen diesen Fluch und eventuell auch die Mithilfe zur Auflösung dieser grauenvollen Morde so rigoros ausschlagen wollt wegen der losen Zunge Einer, die im übrigen des Fluches wegen doch auch nichts dafür kann.<
"Des Fluches wegen?" Nechtas Augen weiten sich erst ein wenig, dann werden sie schmal wie die einer lauernden Katze. "Ihr habt wirklich keine Ahnung von den Fähigkeiten eines Priesters. Des Fluches wegen? Ich kann spüren, welcher Art eure Flüche sind, die jedes einzelnen. Fragt sie, was ihrer ist, kleine Magierin. Fragt sie. Und noch etwas: Ihr solltet in meiner Gegenwart nicht so laut denken." In diesem Augenblick tritt Sayila die Schmiedin zu ihnen und murmelt einige entschuldigende Worte.
>Wie Ihr ja mitbekommen habt, hat uns alle ein merkwürdiger Fluch getroffen, der seltsamerweise bei jedem andere Folgen zu haben scheint. Und Lilith gibt seither in einem Fort Beleidigungen von sich; sie kann wirklich nichts dafür.<

"Ich sagte es eben schon zu Eurer... Kameradin: die Menschen in ihrer Nähe beleidigen zu müssen ist nicht ihr Fluch. Fragt sie danach."
>Wir benötigen momentan jeden Anhaltspunkt zu diesen grauenhaften Morden, den wir finden können, zumal die Hälfte unserer Gruppe durch die Flüche tatsächlich zu so gut wie nichts mehr zu gebrauchen ist.<
Um der Aufrichtigkeit der Schmiedin Willen gibt Nechta Graulicht sich einen Ruck, auch wenn ihr versteinerter Gesichtsausdruck kein bisschen milder wird. "Ich kann euch nicht helfen - eure Flüche übersteigen meine Kräfte, selbst wenn ich es versuchen könnte, wäre die Chance, dass ich den Bann breche mehr als gering. Ihr sagtet, es sei ein  Buch gewesen... wenn ich raten müsste, würde ich sagen, ihr habt das "Lies mich" erwischt. Mein Beileid. Sucht euch einen Erzdruiden oder einen Hohepriester, alle anderen wären machtlos gegen solche Zauberbande. Geht zu Lady Arúen oder Lady Niniane - die Hohepriester der Tempel Talyras sind auf einem Konzil und nicht zu erreichen. Und wenn ich Euch noch einen Rat geben darf: legt eure Giftspritze an die Kette oder schneidet ihr die Zunge heraus, bevor ihr mit ihr zu Arúen oder Niniane geht. Ich glaube nicht, dass sie sich von einem dahergelaufenen barsaischen Rotzgör beleidigen lassen."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Achim am 22. Mai 2008, 17:17 Uhr
Nachdem Achim sich bei Rhordri gebührend ausgeheult und dem alten Kastellan wortreich und mit theatralischen Gesten sein Leid geklagt hat, seine wohlverdienten Tätscheleinheiten eingeheimst hat und nun wieder rundum zufrieden mit der Welt ist (bis auf den Hunger, der ihn nach wie vor plagt), verzieht er sich an den Rand des Tumults und in sicheren Abstand zu den fluchgeschädigten Ermittlern, die allesamt den Eindruck machen, als wären sie geradewegs aus einem Irrenhaus entflohen. Kein Wunder, dass die Priesterin stinksauer ist – die fallen über den Friedhof her wie ein Schwarm übergeschnappter Heuschrecken, kichern albern herum und trampeln alles nieder, und dann werfen sie der Obersten der Schweigenden Schwestern auch noch Beleidigungen an den Kopf, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Sie können noch von Glück reden, dass die Priesterin sie nicht einfach rausgeschmissen oder von den Gardisten hat abführen lassen, so wie sie sich aufführen, Fluch hin oder her. Auf dem sonst so stillen und friedlichen Knochenacker herrscht unterdessen die Betriebsamkeit eines aufgescheuchten Ameisenhaufens und die Blaumäntel haben alle Hände voll zu tun, schaulustige Passanten davon abzuhalten, den Hain zu betreten und das ganze Drunter und Drüber noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. Draußen vor den Toren hat sich mittlerweile schon ein ganzes Knäuel von wild spekulierenden Stadtbewohnern gebildet, die neugierig über die Mauern spähen und einen Blick auf das zu erhaschen versuchen, was da vor sich geht. Dass hier irgend etwas Merkwürdiges geschehen ist, scheint sich in der Umgebung des Knochenackers rasch herumgesprochen zu haben und ist, nachdem es im und um den Friedhof vor Stadtgardisten nur so wimmelt, nun wirklich nicht mehr zu übersehen.

Da ein Oger bei der Untersuchung des Grabes nicht unbedingt von Nöten ist und er sowieso nur im Weg herumstehen würde (und er obendrein auch keine Lust hat, sich mit dieser halbierten, grausig anzuschauenden Frauenleiche zu beschäftigen), versucht er, sich anderswo nützlich zu machen und hilft seinen Kollegen von der Stadtwache, die neugierigen Späher von den Friedhofstoren zurückzuscheuchen, beruhigt eine Gruppe verschreckter junger Sithechnovizen, die zusammengedrängt wie eine panisch schnatternde Gänseherde vor dem Tempel herumstehen, und beschließt dann, sich zu den beiden Friedhofsdienern zu gesellen, die es sich zwei Gräber weiter auf einer moosbewachsenen Steinplatte bequem gemacht haben und geduldig der Dinge und der Arbeit harren, die da noch auf sie zukommen werden. Die gewaltigen Ogerpranken in den nicht minder gewaltigen Hosentaschen vergraben, schlendert Achim in Richtung der beiden Totengräber, doch dann fällt sein Blick auf die schwarzhaarige Magierin, die sich ein wenig abseits der Truppe unter einer Trauerweide niedergelassen hat und mit mürrischem Gesichtsausdruck zu ihren Kameraden hinüberschielt. Jetzt hat Mistress Ich-pöble-alle-Leute-an wohl einen Maulkorb verpasst bekommen, das wurde auch Zeit, grinst er in sich hinein und vollführt eine (zumindest für Oger) elegante Kehrtwendung in ihre Richtung. "He, Schätzchen", grunzt er aus lichter Höhe zu ihr hinunter. "Was ist das denn nun genau für ein Fluch, den du da abgekriegt hast? Und wieso hockst du überhaupt so trübselig in der Gegend herum, ich dachte, ihr sollt hier nach Spuren suchen?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Kaney am 23. Mai 2008, 00:55 Uhr
Das Bild, dass Kaney am Sithech-Hain bekommt, lässt dem Wolf erst einmal buchstäblich das Fell zu Berge stehen...
Vor dem Tor des Hains hat sich eine neugierige Menschenmenge versammelt  War vielleicht dort der Zeuge, den ich benötigt hätte um weiter zu kommen? verschiedene Blaumäntel halten sie zurück, und anscheinend hatte auch Achim die Neugierigen kurz zuvor zurück gescheucht, denn er hört eine junge Frau sagen:
> So groß... ich hatte Angst, dass der Oger mir vielleicht auf dem Fuß tritt, aber nein, trotz seiner Größe war er ausgesprochen höflich zu mir...<
Aber eine Horde von Neugierigen, eine Reihe Blaumäntel und ein Oger bringen Kaney nicht aus der Ruhe.
Die Tatsache, dass sich dort im Hain ausgesprochen viele Pflanzen befinden, sorgt da schon etwas mehr für miese Stimmung bei dem Wargenmischling...
Aber das Bild, dass sich ihm bietet, als er es endlich geschafft hat in den Hain an sich zu schlüpfen, das verursacht doch ein Winseln.
Lilith sitzt gerade unter einer Trauerweide und scheint sich friedlich mit Achim zu unterhalten, zumindest scheint die junge Magierin keine Beschimpfungen von sich zu geben...
Den Baum begrüßt er gleich mit zu seiner Stimmung passenden Gedanken Du bestimmt auch irgendwann zu Korb oder Brennholz gemacht werden, dann blickt er sich weiter um... sieht weitere Blaumäntel, die um den aufrecht stehenden Leichnam postiert sind...
Wieso steht TotFrau auf Grab... kippt nicht um...
Faron versucht gerade so still wie möglich zu stehen, um nicht tanzenderweise noch mehr Spuren zu vernichten, Sayila und Shin stehen bei Rhordri und sprechen gerade auf eine der grauen Schwestern ein, die gerade den Kopf schüttelt und damit missmutige Gesichter bei den weiblichen Ermittlern verursacht.
Tiuri und Frey stehen etwas außerhalb, dazwischen noch zwei Männer, die Kaney als Totengräber einordnet... und irgendwie laufen sie alle durcheinander, scheinen nicht darauf zu achten, was unter ihren Füßen kommt oder wohin sie treten, der Leiche scheint - zumindest im moment - niemand große Aufmerksamkeit zu widmen...

Einige der Blaumäntel stoßen sich gegenseitig in die Seite, zeigen mit Fingern auf den Wolf, der auf seinem Hinterheil sitzt, die Szenerie um ihn herum betrachtet, und dabei recht deprimiert ausschaut...
Nicht rumsitzen bringt FressBeute, muss arbeiten um zu werden satt... sind die Gedanken des Tieres, oder aber einfacher übersetzt: Los, fang an, ansonsten wirds auch nicht besser...
Schnell steckt der Wolf noch einmal seine Nase in die Luft, verschafft sich einen ersten geruchlichen Überblick, dann trottet er langsam auf eine der Zypresse zu, Du gerade gut als Versteck dienen... und verwandelt sich hinter dieser wieder zurück.
Sicherlich hätte er dies auch vor allen anderen machen können - Kaney hat inzwischen keinerlei Probleme mehr mit seiner Verwandlung, oder möglichen Zeugen - aber seinen Erfahrungen nach sorgt es doch für eine gewisse Unruhe und bei einigen Leuten sogar für Übelkeit, wenn er sich ändert, wenn Fell, Schnauze und Schwanz verschwindet, dafür Finger und menschliche Züge erscheinen... Also sucht er sich einen Sichtschutz auf... besagte Zypresse.
Nackt taucht er hinter dieser wieder hervor, geht direkt auf die Blaumäntel zu, die ihm am nächsten stehen, und erbittet freundlich den blauen Mantel, den er von dem nun doch etwas sprachlosen Stadtwächter bekommt.
"Danke... im übrigen, du stehst auf einer Efeuranke" bemerkt Kaney zu dem mantellosen Blaumantel, und mit einem Blick auf dieser spricht er weiter: "Das ist absolut in Ordnung so, mach ruhig weiter... Hoffentlich erholst du dich davon..." spricht er dann zur Pflanze, wobei eindeutig zu hören ist, dass diese Worte nicht so gemeint sind, wie sie vlelleicht klingen...

Mit dem Mantel bekleidet begibt Kaney sich, barfüßig wie er gerade ist, zu Rhordri, der Priesterin und den anderen, deutet eine Verbeugung vor der Priesterin an, ohne dass der Mantel dabei zuviel von der Nacktheit des Wargenmischlings preis gibt...
"Priesterin...mögen die Götter ihre schützenden Hände über euch und euren Tempel halten und möge Sithech mit eurer Arbeit zufrieden sein...
Bitte verzeiht, dass wir hier für eine solche... Unruhe an diesem heiligen Ort sorgen... " Aufrichtiges Bedauern und ehrlicher Respekt klingt in seiner Stimme, dann blickt er sich um, betrachtet das Gelände nun mit menschlichen Augen.
"Ich kann es immer noch kaum glauben, was ihr und die anderen Schwestern hier geschafft habt, nach dem... nach dem Vorfall vor 3Sommern..."
Kaney erinnert sich nur allzu gut an den Dämonenangriff, der damals Talyra heimgesucht hatte... an die Leichen, die sich aus den Gräbern erhoben haben...
Und die nach diesen Vorfällen doch irgendwie wieder unter die Erde gebracht werden mussten, so es denn noch nötig war. Eine Aufgabe, die die Grauen Schwestern vollbracht haben... Aber das ist Vergangenheit, hier und jetzt muss man sich um eine ganz andere Tote kümmern...
"Rhordri, entschuldigt bitte, dass ich jetzt erst zu euch stoße, ich habe eine andere Spur verfolgen müssen... Könnt ihr mich kurz darüber aufklären, was ihr schon... erfahren habt?"
Sein Blick fällt auf eine weitere Efeuranke, diese spricht Kaney um einiges freundlicher an als die letzten Pflanzen: "Aus Efeu kann man einen guten Tee machen, wenn man erkältet ist...", und hofft dass niemand weiteres darauf eingeht - bei dem, was um sie herum geschieht ist dieser Satz hoffentlich normal genug, um ihn zu ignorieren...

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 23. Mai 2008, 10:16 Uhr
Ganz in ihren Gedanken vertieft bemerkt Lilith weder Kaney, der nur mit einem blauen Mantel bekleidet auf dem Friedhof auftaucht, noch den Oger, welcher sich nun zu ihr herunterbeugt. >"He, Schätzchen, was ist das denn nun genau für ein Fluch, den du da abgekriegt hast? Und wieso hockst du überhaupt so trübselig in der Gegend herum, ich dachte, ihr sollt hier nach Spuren suchen?"< Bei seinen Worten schreckt die Feuermagierin aus ihren Tagträumen auf und starrt den Oger mit zusammengekniffenen Augen an. „Bei den Göttern, erschreck mich doch nicht so!“ Mit schlagendem Herzen steht die junge Frau auf, entfernt einige Blätter und Dreckspuren auf ihrem Mantel und wendet sich dann dem Oger zu. „Was soll ich ihm denn jetzt sagen? Ich kann doch nicht….was wenn die anderen zu viel von mir erfahren? Sie werden mich sofort aus der Gruppe ausschliessen.“ Liliths Herz schlägt noch schneller bei den Gedanken und ihre Hände zittern etwas. „….ach vergiss doch die…du brauchst sie nicht.“ Doch ein Stich in ihrem Herzen verrät, dass dies wohl nicht die Wahrheit ist. Trotz allem fühlt sie sich irgendwie anerkannt in dieser Gruppe. Vielleicht weil ihre Freunde teilweise genauso anders sind wie sie selber oder einfach weil sie vielleicht in ihrem Leben noch nie wirklich so etwas wie Freunde gehabt hat.

„Ich nun….ich…“ Stotternd, was ganz und gar nicht zu Liliths sonst so kühler Art passt, schaut sie den Oger an und versucht ihm die Sache irgendwie zu erklären. „Nun….mein Fluch ist es, dass ich nur noch die Wahrheit sagen kann… ich kann nur noch das sagen, was ich gerade denke.“ Beinahe erleichtert blickt sie den Oger an, doch sie kann das Zittern, welches nun von ihrem gesamten Körper Besitz ergriffen hat, kaum kontrollieren. Ihr sonst schon bleiches Gesicht ist noch bleicher und sie schaut zu ihren Freunden, oder wohl eher ihre ehemaligen Freunde.  „Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Es ist nur so, das ich teilweise halt einfach böse Dinge denke…“ Liliths Augen werden gross und sie beisst sich auf ihre Unterlippe. „Meine Güte, ich sollte nicht so viel reden….was erzähl ich denn da. Ich kann doch einem Oger nicht meine verdammte Seele unter die Nase halten. Was ist bloss in mich gefahren.“ Innerlich einen eigenen Kampf mit sich ausfechtend, blickt die Magierin den Oger unablässig an. In den letzten Monden hat sich einiges in Liliths Innenleben verändert. Sie hat gelernt mit Menschen zusammen zu arbeiten und auch, dass es Leute gibt, welche ihre Fähigkeiten schätzen und sich nicht zu viele Gedanken zu ihrer Art machen. Dabei konnte sie aber trotzdem nie ihre wirkliche Vergangenheit ansprechen, was sie aber irgendwie belastet hat. Auf Barsa und auch in ihrer Schule wussten die Leute immer, wer sie war, doch genau aus dem Grund wollten die Leute nicht viel mit ihr zu tun haben und sie hat ihre Mauer um sich herum immer weiterhinauf gezogen. „Jetzt wird genau das Gleiche wieder passieren. Wer will schon mit jemandem wie mir zu tun haben? Ich selber weiss ja nicht einmal auf welcher Seite ich wirklich stehe.“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Achim am 24. Mai 2008, 11:35 Uhr
Meine Güte, ich hab doch nur eine simple Frage gestellt... Irritiert blickt der Oger auf die Magierin hinab, die offenbar gerade eine wundersame Spontanwandlung hinter sich hat, jedenfalls scheint von der großen Klappe, die sie vor wenigen Augenblicken noch zur Schau getragen hat, kaum etwas übrig geblieben zu sein. Im Gegenteil: bei seiner schlichten Frage beginnt sie auf einmal wie Espenlaub zu zittern und ihre Gesichtsfarbe nimmt einen derart bleichen Ton an, dass die auf dem Grab sitzende Leiche des Mädchens gegen sie wie ein knusprig braun gebratenes Grillhühnchen wirkt. Versteh' einer die Weiber....
>Ich, nun ich ....<, vernimmt Achim ihr nervöses Stammeln, >nun, mein Fluch ist es, dass ich nur noch die Wahrheit sagen kann ... ich kann nur noch das sagen, was ich gerade denke.< Jetzt ist der Oger erst recht verwirrt und er runzelt die Stirn, dass sich das Gestrüpp seiner Augenbrauen geradezu verknotet. "Ja, was denn nun – musst du nun die Wahrheit sagen oder sagen, was du denkst? Das ist ja wohl ein gewaltiger Unterschied." Sie wirft einen kurzen Blick zu ihren Kameraden hinüber, die immer noch eifrig auf Nechta Graulicht einreden. Achim, dessen Blick dem der Magierin gefolgt ist, kann nur grinsend den Kopf schütteln über die Theatralik, die sie dabei an den Tag legen – flehende Stimmen, tränenüberflutete Augen, herzzerreißende Appelle an das Gewissen der Priesterin, sie bieten ein Repertoire an Dramatik auf, um das sie jeder Possenreißer beneiden würde. Allerdings ohne Erfolg, denn die Miene der Schweigenden Schwester ändert sich selbst angesichts dieser schauspielerischen Höchstleistung nicht im Geringsten. Der Magierin scheint allmählich zu dämmern, dass sie selbst mit ihrem vorlauten Mundwerk diese Situation heraufbeschworen hat, die die anderen nun für sie auszubaden versuchen, denn in Höhe von Achims Bauchnabel tönt es plötzlich kleinlaut: >Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Es ist nur so, dass ich teilweise halt einfach böse Dinge denke...< "Du könntest sie ja auch etwas höflicher denken", schlägt der Oger hilfreich vor. "Kann mir nicht vorstellen, dass ihr mit euren Ermittlungen auch nur einen Sekhel weiter kommt, wenn ihr die Leute so verschreckt." Dann beginnt in seinem Ogerhirn etwas zu rattern und erst jetzt realisiert er, was die Magierin gerade verkündet hat. "Dein Fluch ist, dass du nur die Wahrheit sagen kannst?" vergewissert er sich und mustert das schwarzhaarige Persönchen eingehend von oben bis unten. "Du kannst nicht lügen?" Schau an – was für ein netter Fluch, das ließe sich doch glatt ausnützen. Wann trifft man denn schon eine Frau, die nicht schwindelt? Die Gelegenheit muss ich ja wohl sofort beim Schopf ergreifen...

"Ähm, das trifft sich gut, dass du nur die Wahrheit sagen kannst, ich hätte da nämlich ein paar Fragen..." Mit der natürlichen Anmut einer Fuder Kartoffeln lässt er sich neben ihr ins Gras plumpsen, senkt seine Stimme zu einem konspirativen Flüstern, holt tief Luft und dann prasselt ein Schwall Fragen auf die verdutzte Magierin ein: "Was ich euch Menschenfrauen ja schon immer mal fragen wollte .... habt ihr eigentlich auch Haare zwischen den Zehen? Und haltet ihr Männer mit Glatzen wirklich für potenter als andere? Glaubst du, es würde meine Chancen bei den Mädels erhöhen, wenn ich mir die Haare abrasiere? Und was ist eigentlich mit diesen Strumpfbändern .... wofür sind die überhaupt gut? Das hab ich bis heute nicht begriffen. Ach ja, und was mich auch noch brennend interessieren würde .... warum tragen alle Frauen diese Folterinstrumente, die sich Mieder nennen? Tut das wirklich Not? Ich meine, was hat das für einen Sinn .... fallen euch ansonsten die Brüste ab? Die sind doch angewachsen, oder nicht? Ich meine, als Mann braucht man ja auch nicht ständig eine Stützvorrichtung für gewisse Teile, die stehen eigentlich von selbst – zumindest in passenden Situationen..... na ja gut, manchmal auch in unpassenden...."Achims Gesicht verfärbt sich in schönstem Sonnenuntergangsrosa. "Ääääh, aber das wollte ich eigentlich gar nicht erörtern", tritt er hastig den Rückzug aus dem verbalen Schlamassel an, in das er sich mit seiner verdammten Neugier manövriert hat. "Glaubst du, mir würden Strandhemdchen stehen? Seit Jahren versuche ich Olyvar davon zu überzeugen, dass ein Strandhemd zur Standardausrüstung eines Gardisten gehört, aber er will einfach nicht auf mich hören. Dabei hat er keine Ahnung von Mode, der weiß ja nicht mal, das Längsstreifen schlank machen. Kunststück, er hat's ja auch nicht nötig. Warum machst du denn jetzt auf einmal so ein komisches Gesicht? Ist dir nicht gut? Ich dachte, du könntest mir vielleicht einen kleinen Tipp geben, wie ich besser bei Frauen landen könnte, das klappt nämlich nicht so recht, obwohl ich gar nicht verstehen kann, warum ... ich meine, ich bin doch ein schnuckeliges Kerlchen .... und ich bin auch ausnehmend gut bestückt, das ist doch das, was Frauen gefällt ... also da gibt's nichts zu meckern, ehrlich ... willste mal sehen?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Frey am 25. Mai 2008, 02:36 Uhr
Den ganzen Weg ueber zum Sitechacker hatte sich der Seemann an Tiuris Seite gehalten, wobei er dabei peinlich genau darauf geachtet hat, nicht wieder unter Sayilas Fuchtel zu geraten, die ihm nach seinem Geschmack immer wieder viel zu nahe kommt und ihn mit ihrer Fuersorglichkeit in Panik versetzt, wenn sie auch nur einen Schritt auf ihn zumacht. Auch bei den anderen, Aurian, Atevora und Lilith ist es nicht besser, denn sobald sie ihn auch nur anschauen - sie halten sich ja schon wohlwissendlich zurueck ihm zu nahe zu kommen oder ihn gar anzusprechen - hegt er sofort den Gedanken, dass sie miese Plaene schmieden, wie sie ihn am besten zu fassen kriegen. Doch Borgils Ziehsohn hat auch andere Sorgen, als staendig Frey vor der Weiberwelt zu beschuetzen, der sich manchmal wie ein kleiner, aengstlicher Junge an seinen Rockzipfel haengt, haette er einen. Bei jeder Frau, die er von dem veraengstigten Laiginer abschirmen will, entschuldigt er sich ausschweifend in Reimen und Frey haelt ihn fuer glattweg irre, wobei er ja nicht minder verrueckt zu sein scheint. Dabei hatte er noch nie Angst vor Weibern gehabt, im Gegenteil. Er hat stets gern ein Auge auf sie gehabt, den Roecken hinterhergeschaut und hatte zumeist ein charmantes Laecheln fuer sie uebrig. Und das soll sich jetzt schlagartig geaendert haben? Waehrend er im Sitechhain ein wenig abseits bei den anderen Maennern steht, hat er eine kurze Verschnaufpause um darueber zu sinnieren. Das ist erst seitdem so, nachdem wir in dem Buch gelesen haben... Ihm kommt eine Zeile des Spruchs in den Sinn, der sich fuer ihn auf der Seite gezeigt hatte: Fürchte sie, vergiss das nicht!
Fuerchte sie..., wiederholt er in Gedanken. Ohja, und wie er sie fuerchtet. Die anderen haben aber keine Angst, sobald sie in die Naehe der Frauen geraten... Tiuri scheint sogar davon besessen zu sein, sich bei ihnen zu entschuldigen, der Faun tanzt zu einer Musik, die nur er zu hoeren scheint und der Alte flucht schlimmer vor sich hin, als alle meine Maenner an Bord zusammen. Und dem weiblichen Teil ihres Ermittlertrupps geht es nicht besser, denn Aurian groehlt und singt schief, bei jedem Mal, wenn sie den Mund aufmacht, deren Stimme Frey immer wieder zusammenfahren laesst, Sayila ist die Muetterlichkeit in Person, waehrend Lilith scharfzuengige Kommentare von sich gibt, was sie wohl kaum beabsichtigt und Atevora wie ausgewechselt erscheint, denn sie ist freundlich und laechelt sogar, was dem Piraten gelinde gesagt einen Schauer ueber den Ruecken jagt, und nicht nur, weil er dem Fluch unterliegt, sondern weil es einfach ungewohnt ist. Verflucht... wahrlich.

Doch im Moment versucht er sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren und die holde Weiblichkeit soweit wie es geht zu ignorieren, was nicht gerade einfach ist. Er starrt dabei einfach stirnrunzelnd auf die hochaufgerichtete, nackte Frau, die den Anschein erweckt, als wuerde sie geradewegs aus dem Sarkophag hervorsteigen und mitten drin verharren. Allein die Tatsache, dass sie tot ist, was ihn in gewisser Weise erleichtert - Ealara soll es ihm nachsehen... wobei, auch die Erdmutter ist eine Frau - und bei ihm kein Gefuehl der Panik ausloest, den tun kann sie ihm wohl nichts mehr. Dabei ist ihm ja auch klar, dass diese Angst voellig albern und groeßtenteils unbegruendet ist, aber sobald er sie ansieht und ihnen zu nahe kommt, erfasst ihn ganz von selbst das Gefuehl der Beklemmung. Auch hier ist das Herz sauber herausgeschnitten und ein weiteres mysterioeses Zeichen mit ihrem Blut aufgezeichnet worden, wobei sie ja mittlerweile wissen, dass es immer ein Sternzeichen darstellt, was der Moerder ihnen als Markenzeichen hinterlaesst. Und hier fehlen sowohl ihre Kleider als auch ihre Beine. "Das ist bereits die Vierte... von der wir jedenfalls wissen.", murmelt er vor sich hin und fragt sich spontan, ob das Morden aufhoert, wenn ihm die Zeichen ausgehen und was dann passieren wird. Setzt sich der Mistkerl dann zur Ruhe oder geht dann die Welt unter?, geht es ihm finster durch den Kopf. Er wagt einen Blick ueber den Acker und zuckt unwillkuerlich zusammen, als er die Priesterin sieht, die nicht gerade erbaut wirkt und von zwei weiteren Subjekten seiner derzeit schlimmsten Albtraeume eingeholt wird. Frey hatte sich ganz bewusst aus ihrer Naehe ferngehalten, doch Lilith hatte es wohl geschafft, ihren Unmut auf sich zu ziehen. Diese sitzt nun unter der Weide und wird von dem Oger angesprochen, der sich neugierig zu ihr setzt. Schnell wendet er den Blick wieder ab und schuerzt die Lippen, ehe er sich den beiden Totengraebern zuwendet, die in seiner Naehe stehen. Er rueckt ihnen sogar noch ein wenig mehr auf den Pelz, umrundet sie und bringt Kroetenaug und Klageweh zwischen sich und die Frauen, um sich moeglichst weit aus deren Reichweite zu begeben. Dabei behaelt er sie stets beunruhigt aus den Augenwinkeln im Blick, damit sich keine von ihnen einfach hinterruecks anschleichen kann. Er ist sichtlich irritiert und muss oefters ansetzen, ehe er einen halbwegs klaren Gedanken fassen kann. "Vor kurzem gab es doch ein Gewitter mit starkem Regen... Kann es sein, dass sie vorher hier hinge... stellt... ge... setzt, was auch immer, wurde und die Spuren deshalb verwischt worden sind?" Aber muesste das blutige Zeichen nicht ebenfalls bis zur Unkenntlichkeit verwischt sein, wenn der Regen schon Spuren auf der weichen Erde fortspuelt...?, fragt er sich im Stillen, waehrend seine Augen wieder zu den anderen huschen.
"Vielleicht ist der Taeter ja auch geflogen...", sagt er trocken und mehr vor sich hin, obwohl ihm die Stimmung fuer Scherze unlaengst vergangen ist. Aber seit dem schwebenden Buch, das in mehrzuengiger Stimme zu ihnen sprach, glaubt er auch, dass es Magier geben koennte, die sich fliegend fortbewegen. Und fliegen moechte er jetzt auch gern, und zwar weit weg.

Frey's Augen wandern ueber den steinernden Sarkophag. "Sagt... ist das Grab vielleicht unterirdisch angelegt und dies hier nur der Eingang dazu?" Er deutet auf die erhoehte Steinplatte und sieht die beiden Totengraeber fragend an. "Wenn es Aussen keine Spuren gibt, ist der Taeter vielleicht auch nicht von Aussen herangetreten, sondern durch einen unterirdischen Tunnel oder eine Gruft unter dem Totenacker hergelangt." Wenn dem so ist, waere es doch gut moeglich, dass er von unten kam, die Platte beiseite schob, sein Werk verrichtete und sie dann wieder von innen verschloss.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Tiuri am 25. Mai 2008, 21:00 Uhr
>Was verdammt noch mal habt ihr getan?! Ihr könnt doch eure Nasen nicht einfach in fliegende Zauberbücher stecken!<
Irgendwie hat Rhordri ja recht und normalerweise würde es auch ganz wunderbar zu Tiuri passen durch seine Neugierde in einen solchen Schlamassel zu geraten. In diesem Fall, hat der junge Mann allerdings noch Glück im Unglück gehabt, jedenfalls soweit er das sagen kann, denn dieses Kleinod das sie nach zwölf Stunden erwartet könnte schließlich auch sonst etwas sein. Bevor er sich aber gegen diese Anschuldigung wehren kann, kommt ihm Sayila zuvor, eine Hand in Richtung des Kastellan ausgestreckt, erklärt sie, dass dieser Fluch sie alle erwischt hat, egal ob sie das Buch nun geöffnet hatten oder nicht – und, dass sie den kleinen Riss in Rhordris Jacke für ihn flicken könnte. Der Verzweiflung nahe rauft sich Tiuri das Haar, während Rhordri Sayila abwehrt und die nicht ganz unbegründete Frage stellt, ob sie denn überhaupt in der Lage seien den Leichenfundort zu begutachten.
>Ich denke, wir können uns den Tatort ansehen; aber es wäre besser, wenn kein Mann in meine und keine Frau in Freys Nähe kommt.<
>Ja, wir sind schließlich keine dummen Kinder oder? Nur weil wir verflucht sind heißt das noch lange nicht, dass wir bekloppt sind.<

Liliths reizende Art gegenüber allem und jedem, dass ihr seit dem Fluch über den Weg läuft entlockt Tiuri ein halbherziges Grunzen, wenn sie schon nichts nettes sagen konnte, könnte sie doch wenigstens einfach mal den Mund halten. „Beachtet sie nicht, ich glaube sie hat den Beleidigungsfluch abbekommen…!“
Schweigend folgt Tiuri dem Kastellan zusammen mit Frey zu den Totengräbern und der Leiche, während Aurian sich einem jungen Blaumantel zuwendet und sich auf mühselige Weise mit ihm über das Opfer unterhält.
Sein Blick wandert über den aufgeweichten Friedhofsboden, doch er wird keineswegs schlau aus dem was er sieht. Spuren gibt es mittlerweile, aber einzig und allein von den Totengräbern und den Blaumänteln die sich der Leiche schon genähert haben, aber um das Opfer selbst ist nichts zu sehen. Ihre Beine fehlen und ihr Herz liegt vor ihr auf dem Boden, aber ansonsten sieht sie ganz unversehrt aus. Wie sie wohl gestorben ist… Auf dem Grabstein ist das Zeichen des Sturmwindes aufgemalt, das ist Tiuri sofort klar, denn mit Sternzeichen kennt er sich mittlerweile wirklich aus. Er braucht auch gar kein Buch um die ungefähren Eigenschaften eines Sturmwindgeborenen nachzulesen, die haben sich nach unzähligen Gesprächen über den Schutz potentieller Opfer längst in seinem Kopf verankert. Diardra Alin, womit die das wohl verdient hat?
>Vor kurzem gab es doch ein Gewitter mit starkem Regen... Kann es sein, dass sie vorher hier hinge... stellt... ge... setzt, was auch immer, wurde und die Spuren deshalb verwischt worden sind?<
Tiuri muss beinahe ein wenig grinsen als er dem armen Frey so zuhört wie er sichtlich verwirrt versucht sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und gleichzeitig immer wieder einen ängstlichen Blick über seine Schulter wirft.
> Vielleicht ist der Täter ja auch geflogen...<
„Mittlerweile würde ich alles glauben, auch, dass er auf einem Besen her geritten ist!“
>Wenn es Außen keine Spuren gibt, ist der Täter vielleicht auch nicht von Außen herangetreten, sondern durch einen unterirdischen Tunnel oder eine Gruft unter dem Totenacker hergelangt.<
„Und dann hat er die schwere Platte mit der Leiche darauf, ohne sie umzustoßen einfach wieder auf ihren Platz geschoben? Wenn er das geschafft hat, war er nicht allein, da weiß ich nicht ob mir nicht lieber ist, dass er fliegen kann.“ Schon wieder fährt er sich mit einer Hand durchs Haar und krallt schließlich seine Finger darin fest, wie kann jemand einfach so an einem Ort auftauchen ohne….
„Was wenn er einfach hier aufgetaucht ist? Also ich meine sich einfach… hergezaubert hat! Ich kann wirklich nicht erklären wie das funktioniert, aber ich habe das schon einmal erlebt als die Lady Niniane sich und mich von ihrem Baum direkt in die Harfe gebracht hat, einfach so… *plopp*!“ Er macht ein Geräusch mit den Lippen, das ungefähr dem gleicht, das auch das Buch gemacht hat als es plötzlich im Nichts verschwunden ist. „Vielleicht sollten wir ihr mal wieder einen Besuch abstatten um mehr darüber zu erfahren, wo man so etwas lernt und wer so etwas kann.“
In Gedanken geht Tiuri diese Möglichkeit noch einmal durch, stellt sich vor wie der Mörder einfach auf dem Grabstein aufgetaucht ist und dort die Leiche abgeladen hat… die Leiche?
„Umgebracht hat er sie hier wohl kaum, dann wäre hier eindeutig mehr Blut, außer er hat auch einen Putzzauber. Aber wo dann?“ Tiuri denkt laut vor sich hin in der Hoffnung, dass jemand anderem das auffällt, was er übersieht an der ganzen Sache. „Wo hat er sie getroffen, wo überwältigt? Wir müssen herausfinden wo sie die letzte Nacht war, oder wann sie überhaupt verschwunden ist. Und noch etwas anderes…“ Tiuri dreht sich ein wenig zwischen Totengräbern und Kastellan hin und her, weil er nicht so genau weiß wer die Antwort auf seine Frage haben könnte. „kann man hier heraus finden wer Diardra Alin war? Vielleicht hat sie nichts damit zu tun und es hat dem Mörder auch nur der hübsche Spruch hier gefallen, aber ich würde da trotzdem gerne auf Nummer Sicher gehen.“ Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben… Was das wohl zu bedeuten hat?

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 26. Mai 2008, 18:19 Uhr
Die beiden Totengräber haben sich schon seit geraumer Weile an den Rand des Geschehens und an ein stilles Plätzchen unter den ausladenden Ästen einer alten Trauerweide in der Nähe des besudelten Grabes zurückgezogen, von der aus sie das ganze Durcheinander beobachten, das über den Sithechhain hereingebrochen ist. Krötenaug, auf einen hölzernen Rechen gestützt und wie immer die Ruhe selbst, verfolgt interessiert das Tun und Treiben, das zwischen den Gräbern herrscht, sieht er es doch als willkommene Abwechslung zu seinem sonst so eintönigen Dasein als Friedhofsdiener, während sein buckliger kleiner Kollege sich inzwischen so in Fahrt geredet hat, dass er nur noch Gift und Galle spuckt. Eine unangemeldete Leiche auf seinem Friedhof, und dazu noch all diese fremden Leute, die die Ruhe des Knochenackers stören, dumme Fragen stellen und auch noch den letzten kleinen Grashalm niedertrampeln – das fasst er mindestens als persönliche Beleidigung und als Sabotage seiner Arbeit auf, und entsprechend freundlich ist seine Laune. "Jetzt beruhig' dich doch mal wieder", versucht Krötenaug ihn zu beschwichtigen. "Die verschwinden bestimmt bald wieder." Aber Klageweh macht seinem Namen wieder einmal alle Ehre: er jammert, er meckert, er schnaubt und krakeelt, er empört sich über dieses respektlose Volk und darüber, dass sie bis ans Ende aller Tage die Kieswege würden harken müssen, bis alles wieder in Ordnung sei, von der ganzen Plackerei, die sie haben werden, um diese ganze Verwüstung wieder zu beseitigen und vom Säubern des Grabes gar nicht erst zu reden. "Schau dir doch nur diese Schweinerei an!" zischt er. "Alles voller Blut, man kann nicht einmal mehr die Inschriften lesen. Das kriegen wir doch nie mehr weg, selbst wenn wir einen magischen Putzhadern hätten!"

>Vor kurzem gab es doch ein Gewitter mit starkem Regen<, tönt hinter ihm auf einmal eine wohlklingende Männerstimme und er setzt sich vor Schreck beinahe auf den Hosenboden und würgt den Rest seiner spuckesprühenden Schimpftirade hastig hinunter. "Wollt Ihr mich zu Tode erschrecken?" keift er, als er vor sich einen kräftigen, hochgewachsenen Mann mit hellem Haar erblickt, der so plötzlich aufgetaucht ist, als wäre er aus dem Boden gewachsen. Als sich sein Herzschlag wieder halbwegs beruhigt hat, erkennt er in dem Mann einen Angehörigen der Gruppe, die der alte Kastellan als "Ermittler" bezeichnet hat. "Was schleicht ihr hier so herum, Junge?" Der Angesprochene inspiziert mit gedankenverlorenem Blick die Umgebung des Grabes und sein Murmeln ist so leise, dass der Totengräber nicht weiß, ob er nun mit ihm spricht oder mit sich selbst: >Kann es sein, dass sie vorher hier hinge... stellt... ge... setzt, was auch immer, wurde und die Spuren deshalb verwischt worden sind?< "Nee, kann nicht sein", mischt sein jetzt auch Krötenaug auf die Frage hin ein. "Das Gewitter war so um Mitternacht, und als ich danach noch eine Runde gedreht hab', war's hier ruhig wie immer und es lagen .... oder standen ... auch keine Leichen herum, die hier nicht hergehören. Das war so um ... hm, vielleicht zur zweiten Stunde des neuen Tages, als ich losgelaufen bin. Da war der Regen aber schon vorbei. Und da war die da ..." , mit einem Schaudern weist er auf die makaber vor sich hin starrende Leiche, "...bestimmt noch nicht hier. Ich weiß ja nich', wer sie hergebracht hat, aber das muss später gewesen sein." >Vielleicht ist der Täter ja auch geflogen<, sinniert der Fremde weiter, während seine Augen sich auf den steinernen Sarkophag richten. >Sagt... ist das Grab vielleicht unterirdisch angelegt und dies hier nur der Eingang dazu?<

"Äh ..." Der Totengräber blickt den Mann vor sich ein wenig ratlos an, kratzt sich nachdenklich den Schädel und erwidert dann in der ihm eigenen Krötenaug-Logik: "Die Gräber sind alle unterirdisch ... äh, ich meine, sie sind alle unter der Erde. Oder haben wir hier schon mal jemanden oberirdisch begraben?" Mit einem hilflosen Schulterzucken und fragendem Blick wendet er sich an Klageweh, der den Fremden misstrauisch beäugt, als wäre der ihm nicht ganz geheuer. "Natürlich nicht, du Dummkopf", herrscht dieser seinen großen Freund an. "Wo hast du bloß wieder deinen Verstand gelassen? Der Herr will wohl wissen, ob das eine Gruft ist." Seine Vermutung wird auch sogleich bestätigt: >"Wenn es Außen keine Spuren gibt, ist der Täter vielleicht auch nicht von Außen herangetreten, sondern durch einen unterirdischen Tunnel oder eine Gruft unter dem Totenacker hergelangt.< Klageweh schüttelt vehement den Kopf. "Keine Gruft, nein. Es gibt schon Grüfte hier auf dem Knochenacker, vor allem für die Familiengräber der reichen Bürger, aber die sind dort hinten an der Mauer. Das hier ist nur ein normales Grab. Keine Tunnel. Keine unterirdischen Gänge, gar nichts. Wenn da jemand von unten 'ran will, dann höchstens die Würmer." Seine Stirn legt sich in grüblerische Falten, als er weiterspricht. "Und wie soll das auch gehen? Selbst wenn derjenige, der das arme Mädel da so hindrapiert, von unten durch einen Tunnel gekommen wäre und es geschafft hätte, die schwere Platte zu verschieben .... er muss ja auch wieder zurück, und das geht wohl nich', wenn die Leiche so stehen bleiben soll, die wär doch bestimmt umgefallen, wenn er die Platte wieder zurückgezogen hätte, die kippelt ja schon, wenn man sie nur anschaut. Und zu Fuß weggegangen kann er nich' sein, sonst gäb's ja Spuren."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Atevora am 26. Mai 2008, 22:23 Uhr
Auch wenn es genau die Beweggründe in Dingen Mordfallermittlung wären, das heißt wenn Atevora nicht wäre wer sie ist - was gewissermaßen derzeit zumindest teilweise der Fall war - weshalb sie sich hierzu ein Herz fassen würde, scheint die Rede trotz der herzerweichenden Darbietung - ob derer sich Atevora innerlich bereits selbst amüsiert - die Priesterin nicht sonderlich zu überzeugen. Zumindest sie hatte insgeheim ihren Spaß an dieser theatralischen Schnulze und sie sah sich bereits zusammen mit den anderen am Tisch bei einem ordentlichen Humpen Bier sitzen und sich gegenseitig mit den ganzen ehemaligen Auswirkungen des Fluches aufziehen.
Atevoras aufkeimende bessere Laune wird allerdings jäh erstickt.
>"Ihr habt wirklich keine Ahnung von den Fähigkeiten eines Priesters. Des Fluches wegen? Ich kann spüren, welcher Art eure Flüche sind, die jedes einzelnen. Fragt sie, was ihrer ist, kleine Magierin.<“
Jawohl, sie hatte recht, Atevora machte keinen Hehl daraus, sie hatte diesbezüglich nicht den geringsten Hauch einer Ahnung! Es hatte sie schließlich nie interessiert und sie hatte auch nie etwas anderes behauptet. Soweit war das vollkommen akzeptabel, aber dann über ihre körperlichen Attribute herziehen war tatsächlich unverschämt. Unwissende Adeptin, ihretwegen auch junges ahnungsloses Fräulein, das alles wäre hier vollkommen richtig und zu verkraften, aber diese herablassende Bemerkung „kleine Magierin“. Also wirklich, ich weiß nicht was an meiner Größe auszusetzen wäre? Dafür sollte ich sie herzlich umarmen,.. das würde ihr sicherlich gehörig missfallen. Ob das denn überhaupt funktionieren würde?..
Derartig am Abschweifen in die Welt der kreativen Rachepläne aufgrund eines ungewöhnlichen Handicaps wird sie dieser schlagartig und auf brutalste Art und Weise wieder entrissen
>“und noch etwas: Ihr solltet in meiner Gegenwart nicht so laut denken."<
Wie, wo was?!

Im ersten Augenblick erschrickt Atevora und sie fühlt sich peinlich ertappt. Aber auch nur kurz, denn abermals fegt kalter Groll alles andere beiseite. Ja sie schämte sich nicht für ihre vorhergehenden wutschäumenden Phantastereien. Was erwartete diese Priesterin auch schon groß anderes wenn ihr diverse Menschen freundlich, ehrerbietend, oder - so wie es im Grunde Atevoras Art war - neutral, vorbehaltslos oder schlimmstenfalls gleichgültig gegenübertreten, sie der Etikette gebührend begrüßt wird und sie dann aufgrund des losen Mauls einer Einzigen einfach ALLE pauschal ohrfeigt, und schlimmer, sie einfach weiter leiden ließ?
Wenn sie könnte oder ihr es etwas brächte, dann würde sie dieser guten Frau wohl auch entgegenwerfen was sie von solch einem Verhalten hält. Wobei, wenn man es genauer bedachte, hatte sie das wohl unabsichtlich bereits recht unmissverständlich und farbenfroh getan, als sie vorhin die Priesterin in Gedanken würgte bis diese im Gesicht grün und blau wurde. Wie witzig, leiser denken. Und da heißt es immer die Gedanken sind frei, .. was für ein Humbug. Gedankenlesen also. Ist recht werte Dienerin des Hauses Dunkel, ich werde es für das nächste Mal berücksichtigen, vorher nur euch zu liebe ein Schaf scheren und mir die Schurwolle um den Schädel wickeln, vielleicht hilft es. Im übrigen.. Atevoras Blick huscht kurz über die Gräber erklärt dieser Hinweis wohl einiges...
In dem Moment ist die Schmiedin heran, entschuldigt sich nochmals für Liliths benehmen und schließlich gibt sich die Priesterin doch noch einen Ruck, natürlich nicht ohne einem vielsagenden Unterton bei dem Wort „Kameradin“ und auch nicht ohne nochmals auf die Fehlannahme zu Liliths Fluch hinzuweisen.

Missmutig vernimmt Atevora, dass ihnen Nechta nicht weiterhelfen kann und es wohl noch mehr kostbare Zeit in Anspruch nehmen wird um die Flüche loszuwerden. Nun gut, sie selbst känn theoretisch noch länger ausharren , sofern sie jemanden dabei hatte der sie von allen Anwandlungen jemanden Hilfreich zur Hand gehen zu müssen wegzerrte. Zudem rechnete sie gewissermaßen ohnedies bereits damit, dass sie niemand mit klarem Verstand von ihrem Fluch befreien würde. Bei Faron z.B. sähe das Ganze jedoch ganz anders aus. Es musste ungemein anstrengend sein sich die ganze Zeit tanzend fortbewegen zu müssen, und Atevora fragt sich bereits – was außergewöhnlich genug war – mit Sorge ob er, sollten sie tatsächlich den längeren Weg zu Niniane auf sich nehmen müssen, diese Wegstrecke in diesem Fortbewegungsstil überhaupt einigermaßen durchhalten würde.

Innerlich seufzend bedankt sie sich für die Auskunft und möchte sich der eigentlichen Fundort-Begehung zuwenden, denn es war offenkundig, dass die Schmiedin zum Herauskitzeln offener Fragen – zB was Nechta denn über das Buch wusste - die besseren Karten hatte.
Aus dem unangenehmen Ziehen auf der Haut ist auch unlängst ein schmerzhaftes Brennen geworden was Atevora deutlich vor Augen führte, dass der Schatten auch nicht sonderlich viel nützte. Atevora ist gerade dabei sich abzuwenden und einen Schritt zur Seite zu gehen um sich einerseits bei der Arbeit von den Schmerzen abzulenken und andererseits diesen „Außendienst“ zu einem schnelleren Abschluss zu bringen, da steht plötzlich Kaney äußerst leicht mit einem blauen Umhang bekleidet, der im übrigen nicht genügend verdeckt um doch noch gut erkennen zu lassen,, dass er darunter rein überhaupt nichts mehr trägt, neben ihr und begrüßt mit einer förmlichen Lobeshymne – mit der er, wie Atevora bewusst wird, obendrein auch noch vollkommen recht hatte – die werte Frau Graulicht.
„Huch, Hauptmann Kaney, meint ihr nicht der „Aufzug“ ist etwas gewagt?“andererseits.. rrr, wirklich nette Aussichten.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 28. Mai 2008, 10:48 Uhr
>"Du könntest sie ja auch etwas höflicher denken", schlägt der Oger hilfreich vor. "Kann mir nicht vorstellen, dass ihr mit euren Ermittlungen auch nur einen Sekhel weiter kommt, wenn ihr die Leute so verschreckt."< Lilith schaut den Oger ungläubig an und schüttelt den Kopf. „Ich kann doch nicht anders denken als das was ich eben tue! Denkst du denn nie etwas gemeines, wenn du zum Beispiel genervt bist oder jemanden nicht magst?“ Fragend schaut sie den Oger an und trippelt immer noch nervös hin und her. Der Oger scheint sich aber gänzlich für was anders zu interessieren und der Schalk blitzt in seinen Augen auf als er sie darauf anspricht, dass sie nicht lügen kann. „Ja, genau…ich kann nicht lügen. Soll ich vielleicht auf die Steinfaust klettern und es über die Dächer von ganz Talyra verkünden?“ Genervt verdreht die Magierin die Augen und seufzt laut. Sie setzt sich wieder hin und der Oger tut es ihr gleich.

Die Fragen die dann kommen, hätte sie nie erwartet. Lilith war auf alles andere gefasst, aber auf so was? Nein, auf keinen Fall. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von totenbleich zu tomatenrot und ihre Hände werden feurig heiss. Sie bemerkt nicht, dass sie einige Blätter unter ihrer Hand verbrennt und eine kleine Rauchwolke aufsteigt, sondern blickt nur starr auf den Boden. Lilith ist nicht prüde, doch ihre Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sind nicht der Rede wert und ein offenes Gespräch über die, nun ja, Einzelheiten des Körpers hat sie bis jetzt nie mit jemandem geführt. > willste mal sehen?"< Bei diesen Worten wird Lilith beinahe ohnmächtig. Sie japst nach Luft und guckt den Oger mit einem derart erschreckten Blick an, dass es scheint als würde sie sich demnächst mit einem Sprung in die Baumkrone retten wollen.

„Ich….du….das….also…..nun…..“ Stammelnd und mit glühendroten Wangen versucht Lilith den unangenehmen Fragen irgendwie aus dem Weg zu gehen. „Ich….also, ich bin nicht wirklich erfahren was solche Dinge betrifft, aber Haare zwischen den Zehen haben wir definitiv nicht und auch unsere ehm…Brüste sind angewachsen ja.“ Sie blickt den grossen Oger neben sich erstaunt an und ein Kichern überkommt sie. „Nein Strandhemdchen würden dir bestimmt nicht passen, das würde bestimmt sehr lächerlich aussehen an dir und vielleicht solltest du dir eine Ogerfrau suchen…ich glaube nicht, dass eine Menschen- oder Elbenfrau wirklich Interesse an einem Oger haben kann, aber ich kann auch nur für mich sprechen.“

Die Röte in Liliths Gesicht verschwindet etwas und sie atmet erleichtert auf, dass sie diesen Fragen zumindest ein wenig aus dem Weg gehen kann. Ihr ist es äusserst peinlich, zugeben zu müssen, dass sie mit Männern kaum Erfahrung hat. „Und nein Achim, ich will deine ehm….nun….deine Ausstattung nicht sehen. Möge sie auch noch so enorm sein.“ Lachend wendet sie sich wieder dem Oger zu, welcher ihr nun irgendwie sympathischer erscheint. „Wie du siehst kann ich dir nicht wirklich helfen, da müsstest du wohl eine Frau fragen, welche mehr weiss über solche Dinge. Ich persönlich stehe ja auf Männer die aussehen wie Frey.“ Da, nun ist es passiert. Sie hat doch tatsächlich genau das gesagt, was sie tunlichst vermeiden wollte. Die Röte schiesst wieder in ihr Gesicht und sie schlägt die Hände vors Gesicht. „Bitte, sag ihm nichts.“ Flehend schaut Lilith den Oger an und Panik steht in ihren Augen. Nichts ist schlimmer für die sonst so kühle Frau, als wenn sie zugeben müsste, dass sie jemanden wirklich mag.

Bei Shin und Aurian war das etwas anders. Die drei Frauen haben viel Zeit miteinander verbracht und Lilith konnte sich so ein wenig öffnen, da sie nach einer Weile weniger Angst hatte, verletzt zu werden. Bei einem Mann war das aber grundsätzlich anders. Sie kann sich noch zu gut an die Blamage in der Schule erinnern, als heraus kam, dass sie auf einen der anderen Schüler stand. Sie war das gefürchteste und meistgehasste Mädchen in der Schule, schon nur weil sie von Barsa stammt. Der Junge hatte sie vor der ganzen Schule blamiert, was Lilith natürlich dazu veranlasste ihm eine kleine Lektion zu verpassen. Sie wurde von den Lehrern hart dafür bestraft, dass sie dem Jungen einige schwere Brandwunden zugefügt hatte. Von diesem Moment an hat sie sich geschworen, nie mehr ihre Gefühle für das andere Geschlecht zu zeigen.  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 29. Mai 2008, 10:59 Uhr
Rhordri beobachtet mit wachsender Verwirrung, wie sich die kleine Ermittlertruppe, kaum dass sie auf dem Knochenacker angekommen ist, sogleich in alle Winde zerstreut und alles, aber wirklich alles hier tut, aber - die Leiche und den Fundort nimmt niemand genauer in Augenschein: Frey und Tiuri plaudern mit den beiden Totengräbern, Lilith schäkert mit Achim unter einem Baum, Faron tanzt um irgendwelche Grabsteine, anstatt seinen felligen Hintern endlich mal irgendwo hinzupflanzen, Aurian schmettert dem armen Toryk irgendwelche Arien, Atevora und Sayila reden auf die Priesterin ein, die Lilith zuvor erfolgreich vergrätzt hatte und den Alchemisten hat Rhordri bis jetzt auch noch nichts produktives tun sehen. Verflucht, ja, im wahrsten Sinne des Wortes! Und die Schmiedin hat behauptet, sie würden das schon schaffen... pffff! Außerdem scheint keiner von ihnen groß mit ihm reden zu wollen und so steht er wie bestellt und nicht abgeholt neben dem Grab auf dem immer noch der Oberkörper der Toten thront wie eine stumme Mahnung. Darf doch nicht wahr sein... Er öffnet gerade den Mund und pumpt Luft in seinen durchaus beeindruckenden Brustkorb, um einen Schrei loszulassen, als plötzlich Kaney neben ihm auftaucht - mit blankem Arsch, wie es scheint, und bloßen Füßen, aber immerhin unordentlich in einen blauen Gardistenumhang gewickelt. >Rhordri, entschuldigt bitte, dass ich jetzt erst zu euch stoße, ich habe eine andere Spur verfolgen müssen... <

"Ist das der Fluch oder habt Ihr Euch gewandelt?" Fällt Rhordri ihm ins Wort, doch Kaney lässt sich nicht beirren. >Könnt ihr mich kurz darüber aufklären, was ihr schon... erfahren habt?<
Rhordri kratzt sich den eisgrauen Schädel, doch noch ehe er etwas sagen kann, murmelt der junge Hauptmann der Spähergarde neben ihm schon etwas von Efeu und Tee. "Häh? Was hat das jetzt damit zu tun? Ach, egal. Nun, wir... oder besser gesagt ihr... habt bisher bemerkenswert wenig herausgefunden... jedenfalls nicht über die Leiche und den Fundort. Ich hab nicht gehört, was die anderen mit der Priesterin gesprochen haben, aber sehr erfreut sah Nechta Graulicht nicht grade aus. Frey und Tiuri schwatzen hier hinter uns noch mit den Totengräbern, aber die haben Stein und Bein geschworen, dass die Leiche zur zweiten Stunde noch nicht hier gewesen ist, sie muss also später äh... her gebracht worden sein und wir wissen verdammt noch mal nicht, wie er das gemacht hat, ohne auf dem aufgeweichten Boden auch nur die allerkleinste Spur zu hinterlassen. Aurian hat mit Toryk geredet... oder viel mehr gesungen... der hat die Tote gekannt, weißt du? War 'ne fahrende Schellentänzerin, ihr Name war Marsali und sie kam aus Ildala. War schon öfter in Talyra, ist aber durch die ganzen Herzlande gereist. Vielleicht können wir endlich mal das Grab und die Leiche genauer ansehen, wenn's schon sonst keiner macht?" Schlägt er vor und fasst dabei den Alchemisten ebenso ins Auge, wie Kaney.

"Ich mein ja nur - damit wir die Tote da vielleicht möglichst bald herunterbekommen, bevor sie in der Grünglanzsonne noch zu stinken beginnt. Und äh... Ihr könntet ja versuchen, mit Eurer Nase mehr herauszufinden... sonst kann der Mörder mitsamt der Leiche nämlich nur noch vom Himmel gefallen sein." In diesem Moment wendet sich Borgils junger Ziehsohn hinter ihnen von seinem Gespräch mit den beiden so ungleichen Knochenackerwächtern ab und fragt: >Kann man hier herausfinden wer Diardra Alin war? Vielleicht hat sie nichts damit zu tun und es hat dem Mörder auch nur der hübsche Spruch hier gefallen, aber ich würde da trotzdem gerne auf Nummer Sicher gehen.<
"Alin?" Rhordri zerwühlt sich den stoppeligen Siebentagesbart. "Da steht doch Ailín, wenn mich meine Augen nicht täuschen...? Die Ailíns sind eine alteingesessene talyrische Adelssippe... haben ein Anwesen hier in der Stadt und Ländereien im Umland rund um Carsairs Ehr. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, was das mit dem Mord zu tun haben soll... ich meine... das Grab ist doch mindestens hundert Jahre alt und wer immer diese Diardra Ailín war, sie ist schon lange tot." Nachdenklich raufen Rhordris schwielige Finger weiter in seinem schon völlig zerrupften Bart herum. "Der Spruch ist allerdings wirklich seltsam. Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben... Heilige Faêyris Mutter der Nacht! Das ist ja schon fast blasphemisch - mitten auf dem Sithechhain dem Gott des Todes die Herrschaft streitig zu machen!"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Achim am 29. Mai 2008, 11:08 Uhr
"Was denn?" Der Oger ist sichtlich verblüfft über die Reaktion der Magierin, denn er hatte sie (immerhin ist er ein äußerst sensibles Seelchen und hält sich für einen ausgezeichneten Menschenkenner) ihrem ganzen Auftreten und Verhalten nach als alles andere als prüde eingeschätzt, zumindest macht sie auf ihn einen recht erfahrenen und abgebrühten Eindruck.
Stattdessen wird sie rot wie ein ganzes Tomatenbeet, fängt zusammenhanglos an zu stottern und schnappt so entsetzt nach Luft, als hätte er ihr gerade einen unsittlichen Antrag gemacht. Sie stammelt ein paar Antworten und verkündet dann, wobei ihre Gesichtsfarbe mittlerweile besorgniserregend in Richtung Atemnot und Herzstillstand tendiert: >Und nein Achim, ich will deine ehm….nun….deine Ausstattung nicht sehen. Möge sie auch noch so enorm sein.< "Wirklich nicht?", flötet er. "Es interessiert dich kein bisschen, was ein Oger so im Säckchen hat? Ich hab' da wirklich einiges zu bieten..." Angesichts ihres entgeisterten Blicks dämmert es Achim, dass sie wohl etwas missverstanden haben muss und gerade an etwas völlig anderes denkt als er selbst. "Äh, Münzen meine ich natürlich", klärt er sie auf und klimpert demonstrativ mit seiner Geldkatze. "Mein Geldsäckchen ist gut bestückt mit Münzen. Silberlinge und Kupferlinge und so, bin ja schließlich ein gut verdienender Soldat. Was dachtest du denn, wovon ich rede? Oh ... nein, wie ...?" Jetzt ist es an Achim, rot anzulaufen wie eine verschüchterte Jungfer und seine Gesichtsfarbe vollzieht einen spontanen Wechsel von Sonnenbraun zu tiefstem Purpur. "Was? Götter im Himmel .... also wirklich, was denkst du denn von mir, ich bin ein anständiger Oger. Ich würde niemals .... also wirklich!"

Ein Bild rechtschaffener Empörung, starrt er die Magierin neben sich an, völlig perplex über deren Gedankengänge. "Hmpf, das war nur eine ganze harmlose Frage ... ich versteh' gar nicht, wie du auf solch zweideutige Gedanken kommst. Uff, na, du hast es ja faustdick hinter den Ohren, Mädel!" Genau das bestätigt sie dann auch noch durch ihr hervorgesprudeltes Geständnis, sie würde sich für Frey interessieren, allerdings scheint ihr das furchtbar peinlich zu sein, denn sie schlägt sich entsetzt die Hand vor den Mund, als könne sie die Worte im Nachhinein noch am Herausrutschen hindern. "Bitte, sag ihm nichts", fleht sie so verzweifelt, dass sie bei Achim sofort Ehre und Gewissen mitsamt dem Jungfrau-in-Not-Rettungsinstinkt aktiviert. "Keine Bange", grinst er mit zwei überaus beeindruckenden Zahnreihen sein breitestes Ogergrinsen und versetzt ihr einen verschwörerischen Rippenstoß (der zwar freundlich gemeint ist, ihr aber höchstwahrscheinlich einen gewaltigen blauen Fleck einbringt). "Kein Sterbenswort wird über meine Lippen kommen, versprochen, ich werde schweigen wie ein Grab. Das bleibt unser kleines Geheimnis." Wäre ja noch schöner, wenn ich jetzt auch noch den Kuppler spielen dürfte. Darum soll sie sich mal schön selber kümmern. "Aber jetzt sollten wir langsam mal wieder an die Arbeit gehen", schlägt er dann seufzend vor und linst zu seinen Kollegen von der Stadtgarde hinüber, die an den Toren alle Hände voll zu tun haben, die neugierigen Gaffer zurückzuhalten. "Ist zwar sehr nett, mit dir zu plaudern - wie heißt du überhaupt? - aber hier wartet 'ne Leiche auf ihre Untersuchung. Ihr habt das Grab ja noch gar nicht angeschaut ... vielleicht solltet ihr damit so langsam mal anfangen."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 30. Mai 2008, 22:17 Uhr
Erleichtert atmet Lilith auf und nickt dann. „Ja wir sollten wirklich etwas tun, sonst werden wir wohl die nächsten sein, die nackt irgendwo aufgespiesst stehen.“ Kopfschüttelnd steht Lilith auf, wirft einen Blick auf den, zu Asche zerfallenen, Blätterhaufen und schüttelt kurz den Kopf. „Mein Name ist Lilith Veri’kuu, Feuermagiern aus Barsa.“ Sie verbeugt sich kurz vor dem Oger und deutet dann auf die drei Männer, welche gerade daran sind die Leiche genauer zu begutachten. „Komm Achim, wir gesellen uns mal zu denen drei und machen uns irgendwie nützlich.“ Lilith, die Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen, eilt zu Rhodri, Kaney und Tiuri und betrachtet dann eingehend den Boden, welcher absolut keine Spuren aufweist. „Hm…wie um alles in der Welt kann man ohne Spuren zu hinterlassen einfach eine Frau…nun zumindest eine halbe…auf einen Stein transportieren.“ Überlegt Lilith laut und umkreist langsam den Grabstein.

Sie spürt Rhodris Blick auf sich und wendet sich dem Kastelan zu. „Sagt mal Rhodri, wie kann es sein das die Tote immer noch so steif ist? Ich dachte diese Starre löst sich irgendwann mal wieder auf? Ist sie wirklich erst vor so kurzem gestorben? Hier kann es ja kaum gewesen sein, man sieht ja kein Blut.“ Fragend blickt die Magierin den Kastelan an und wirft dann einen etwas angeekelten Blick auf die Tote, welche noch immer Steif wie ein Pflock auf dem Grab sitzt. „Wir sollten sie auf jeden Fall so schnell wie möglich da runter nehmen und anschauen. Vielleicht könnt Ihr ja noch was entdecken?“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Kaney am 31. Mai 2008, 23:49 Uhr
>Ist das der Fluch oder habt Ihr Euch gewandelt?<
Kaney zieht bei dieser Frage kurz eine Augenbraue hoch... unterlässt dann aber dennoch jeden weiteren Kommentar...
Also bevor er freiwillig die gesamte Zeit nackt umherläuft müsste schon viel geschehen... beispielsweise ein Fluch...

Dann erzählt Rhordri auch schon, was alles in der Zwischenzeit geschehen ist... bzw. was nicht geschehen ist.
"Niemand hat die Leiche untersucht?"
Kaney starrt den Kastellan einen Moment an, blinzelt, die Kinnlade fällt herunter... dann seufzt der Wargenmischling.
"Mistress Shin, IHR geht jetzt bitte erst einmal aus der Sonne raus, die Sonne scheint eure Haut zu brutzeln und dazu noch das Gehirn, wenn ihr es nicht bemerkt..... Faron, setzt euch jetzt endlich hin... ja, ihr wollt nur helfen, aber im moment helft ihr eher, wenn ihr sitzt... Amarius, ihr kommt jetzt bitte mit, die Leiche anschauen, und sobald wir das haben, werd ich mir das ganze Gelände noch einmal mit der Nase anschauen..."
Kaney stapft los, atmet einmal zischend aus weil bisher noch niemand die Leiche begutachtet hat, murmelt dann etwas, das irgendwie nach "blödes Unkraut" klingt, und bewegt sich dann auf die Leiche zu.

Vor der Toten stehend (und nachdem er leise murmelnd das Moos und das Efeu an dem Grab beschimpft hat) begutachtet der Wargenmischling die Leiche, ohne den immer noch spurenfreien Boden zu betreten... er wundert sich, dass die Leichte so steht, wie sie steht...
Gut, er hatte nie darüber nachgedacht, wo genau sich der SchwerPunkt eines beinlosen, menschlichen, weiblichen Körpers befindet, aber... eigentlich rechnete er doch damit, dass die Leiche jeden Moment umkippt...
Aber sie steht, wie sie steht, starrt ihn aus toten Augen an... Ob sie vielleicht irgendetwas aufrecht hält?

Vorsichtig umrundet der Wargenmischling die Leiche, begutachtet jeden einzelnen Zoll ihres Körpers (und läuft dabei aufgrund der Nacktheit der Toten knallrot wie eine Tomate an), schaut, ob er irgendwas erkennen kann, wie dieses Opfer gestorben ist, schaut genauer auf die Stelle, an der die Beine nicht mehr da sind, ob Blut zu sehen ist, oder ob die Schnittwunden sauber gewaschen wurden....
Und dann wirft er noch einen Blick auf die Steinplatte, ob dort irgendetwas auffälliges zu sehen ist...
Ab und an schnüffelt Kaney mit seiner menschlichen Nase, die mit seiner wölfischen nicht zu vergleichen ist... aber vielleicht kriegt er doch irgendeinen Luftzug in die Nase, der ihm irgendetwas sagt...

Dass Lilith dabei an sie herangetreten ist, ignoriert er erst einmal, wer weiß welche Nettigkeiten die Feuermagierin nun wieder verteilt..

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 01. Juni 2008, 10:58 Uhr
Während Kaney etwas Ordnung in die Gruppe zu bringen versucht und sich dann daran macht, endlich das Grab und die Leiche genauer in Augenschein zu nehmen, steht Rhordri immer noch nachdenklich bei Frey und Tiuri und den beiden Totengräbern, welche die Ereignisse um sich her misstrauisch beäugen. Dann tritt Lilith zu ihnen, die Magierin aus dem hohen Norden.
>Sagt mal Rhodri, wie kann es sein das die Tote immer noch so steif ist? Ich dachte diese Starre löst sich irgendwann mal wieder auf? Ist sie wirklich erst vor so kurzem gestorben? Hier kann es ja kaum gewesen sein, man sieht ja kein Blut.<
"Wie es sein kann, dass die Tote so steif ist? Na, das ist die Totenstarre, Mädel. Ein bis zwei Stunden nach dem Tod fängt sie normalerweise im Gesicht an - an den Augenlidern und den Kaumuskeln, dann an den kleinen Gelenken, danach am Hals, im Nacken und so weiter. Erst nach vierzehn bis achtzehn Stunden ist sie voll ausgeprägt, bei Wärme geht's auch schneller... und ich würde sagen, unsere Leiche hier ist so steif wie ein Brett. Ich bin kein Experte wie Maester Ballabar oder Maester KarShei hier im Leichenbeschauen, aber ich habe schon genug Ermordete gesehen und wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, sie ist etwa seit zwölf Stunden tot... die Starre wird sich vermutlich in den nächsten 24 Stunden erst wieder lösen, kann auch bis zu zwei Tage dauern. Und hier gestorben ist sie wohl kaum, da habt Ihr Recht... es wäre sehr viel mehr Blut überall." Der fassbäuchige Kastellan zuckt mit den breiten Schultern, als Lilith sich mit einem etwas angewiderten Blick in Richtung Grab wendet und meint: >Wir sollten sie auf jeden Fall so schnell wie möglich da runter nehmen und anschauen. Vielleicht könnt Ihr ja noch was entdecken?<
"Hm, wie gesagt ich bin kein Experte... ich denke, wir sollten sie den Maestern oder Armarius zur Obduktion überlassen... he, Kaney," Rhordri wühlt in seiner Kleidung nach einem Wachstäfelchen und einem Griffel, um sich gegebenenfalls Notizen für einen ersten, vorläufigen Bericht machen zu können. "Schon was entdeckt?"  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Tiuri am 01. Juni 2008, 11:15 Uhr
Während ihres Gespräches ist Kaney, leicht bekleidet, neben ihnen am Sithech Hain angekommen. Die Frage ob der Wargenmischling jemanden erwischt hat erübrigt sich angesichts der Tatsache, dass er alleine und ohne ein Wort über seine Suche zu verlieren auftaucht. Er entschuldigt bei Rhordri für sein verspätetes Erscheinen, begrüßt dann ein paar Pflanzen die seinen Weg kreuzen und macht sich schließlich mit grimmigem Gesichtsausdruck daran sich die Leiche genauer anzusehen.

„Ailín…“ bessert er sich Tiuri derweil murmelnd aus, das i war ihm doch glatt entgangen vor lauter Blut und er fragt sie was auf dem Grab noch so alles steht, was er vor lauter Blut nicht sehen kann. „Ich kann Euch auch nicht sagen was es eigentlich damit zu tun haben soll, es ist mehr so ein Gefühl, dass an diesen Morden einfach nichts dem Zufall überlassen ist.“ Es fällt Tiuri gehörig schwer sich zu konzentrieren an diesem Morgen. Das liegt allerdings weniger an der Leiche, denn obwohl sie doch ein ziemlich makaberes Bild abgibt, ist Tiuri keineswegs schlecht und er ist auch nicht so angeekelt, dass er ein Problem damit hätte hier zu stehen, aber fliegende, schreiende Bücher, Flüche und all das ganz speziell für sie bestimmt, kreisen doch irgendwie ständig in seinem Kopf.
Denk nach, lass den Fluch erst einmal Fluch sein! Warum dieses Grab? Was macht dieses Grab besser als alle anderen? Bedächtig lässt Tiuri seinen Blick noch einmal über den ganzen Friedhof schweifen um fest zu stellen, ob er einen Unterschied von diesem Grab zu den anderen finden kann, ganz abgesehen von einer beinlosen Leiche natürlich.
Noch einmal wendet er sich der Inschrift im Grabstein zu und weiß einfach nicht was er davon halten soll. Rhordri hat recht, es ist eine seltsame Inschrift für ein Grab. Blasphemisch? Ja, aber vor allem doch absolut sinnlos, wenn man bedenkt, dass die Frau ja schon Tod ist! Wenn sie also nicht plant zurück zu kommen, hat diese Inschrift keinerlei Bedeutung, außer, dass es eine unbedeutend kleine… Drohung.. an Sithech ist.
Bei dem Gedanken daran eine tote Person ins Leben zurück zu holen, schießt ihm ganz automatisch ein zusammengesetztes Wesen aus all den Körperteilen die in der letzten Zeit so verloren gegangen sind und noch geplant sind verloren zu gehen. Jetzt ekelt es Tiuri doch ein bisschen, aber er zwingt sich Kaney genau zu zusehen bei der Inspektion der Leiche. Gedanklich schlägt er sich die Hand gegen den Kopf. Angesehen hatte er die Tote, von seiner Position aus sogar ganz genau, aber auf die Idee, dass er etwas finden könnte, das man nur von einer so nahen Entfernung aus entdeckt ist er nicht gekommen. Außer bei der üblichen Leichenbeschauung später in der Steinfaust.
Er nickt Lilith freundlich zu als sie zu ihnen tritt, die Gemeinheiten die sie so austeilt stören ihn herzlich wenig was ihn betrifft, immerhin hält er es für ihren Fluch gemein zu sein, sowie Amarius den Mund nicht öffnen kann ohne dabei zu fluchen wie ein Rohrspatz. Etwas das Rhordri über die stinkende Leiche gesagt hat macht ihn stutzig. Wo lagert jemand einen Haufen stinkender Körperteile?... Wenn er sie überhaupt lagert, aber dann hätte er sie gleich an Ort und Stelle lassen können wo sie hingehören.
Da auch der Alchimist neben ihm steht und Rhordri sich vermutlich dank seiner Berufung mit der Aufbewahrung von Leichen ebenfalls ein wenig auskennt, fragt er einfach so in den Raum und hofft, dass einer die Antwort darauf weiß. „Kann man Leichen denn aufbewahren ohne, dass sie verwesen? Kann man die Teile verzaubern oder so? So ein stinkender Haufen Körperteile muss ja schließlich auch irgendwo sein oder?“

Wie die Leiche da so steht wundert Tiuri doch ein wenig. Seiner Meinung nach hätte sie längst umfallen sollen. Das Wort Totenstarre ist ihm in den letzten Monden wiederholt zu Ohren gekommen und längst ein Begriff geworden, aber Totenstarre schützt ja vor umfallen nicht, im Gegenteil. Wenn es also allein die Totenstarre ist die sie hält, war sie wohl schon für einige Stunden tot ehe er sie her gebracht hat.
Nachdem Kaney die ganze Leiche von oben bis unten genau angeschaut hat und Tiuri ihm einen fragenden Blick zugeworfen hat ob er denn etwas entdeckt hat, tritt er näher an die Leiche heran. Vorsichtig um nicht unnötig den Boden aufzuwühlen und irgendetwas an Gerüchen zu zerstören, dass da vorher nicht war, aber doch, denn irgendwie muss er ja an die Leiche heran kommen. Er kann ja nicht einfach aus dem nichts auftauchen.
„Vorsicht,… vielleicht kippt sie jetzt doch…“ warnt er Kaney vor, der doch ziemlich nahe an der Toten steht. Sehr langsam und vorsichtig legt Tiuri der beinlosen Tänzerin die Hand auf die Schulter um zu spüren ob sie sich seltsam anfühlt und zusehen ob sie nicht doch noch umfällt wenn er sie ein wenig bewegt, bereit sie notfalls aufzufangen, damit sie sich nicht irgendeine Verletzung noch nach dem Tod zuzieht, die dann ihre Ermittlungen gefährden könnte weil sie etwas anderes, wichtiges, verdeckt.
"Steif... sehr steif.." murmelt er und findet, dass die Leiche gleich ein ganzes Stück grausiger wird wenn man sie auch noch berühren muss. Handschuhe...ich hätt gern Handschuhe!

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 01. Juni 2008, 11:30 Uhr
Interessiert hört sich Lilith die Erklärung des Kastellans an und nickt dann. „Zwölf Stunden also…dann müsste das gestern Abend gewesen sein. Wir werden herausfinden müssen wer sie wann und wo zuletzt gesehen hat. Ich bin ja schon gespannt, was wir in ihrem Magen finden werden.“

Die Magierin beobachtet Kaney und Tiuri, welche die Leiche genau betrachten und hört sich deren Erkenntnisse gespannt an. Während sich die drei Herren unterhalten, wendet sie sich dem Boden zu um zu schauen, ob wirklich keine Spuren zu sehen sind. Vorsichtig befühlt sie die Erde mit den Händen, da sie vielleicht magische Schwingungen oder ähnliches spüren könnte. Konzentriert und mit zusammengekniffenen Augen fühlt Lilith den Boden unter ihren Händen. Erst fühlt sie nichts, doch dann plötzlich berührt eine feine Schwingung ihre Sinne. Ein bekannter, dunkler Hauch durchfährt ihre Glieder, ganz flüchtig, wie die Berührung eines Lufthauchs und verschwindet dann wieder. “Interessant…“

Etwas angespannter wendet sich Lilith dann wieder der Leiche zu um deren Finger und Nägel anzuschauen. Vielleicht hatte sie mit dem Täter gekämpft, bevor dieser die Tänzerin töten konnte oder aber, er hatte sie überrascht. Ihr Blick fällt auf das Loch in ihrer Brust, dort wo einmal das Herz gesessen ist und schluckt schwer. "Wieso immer das Herz? Will er die Seele der Opfer dadurch gewinnen?" Lilith spürt wie ihr Herz selber etwas schneller schlägt, als sie den Geruch der Toten wahrnimmt. Eine leichte Übelkeit macht sich in ihr bereit und sie nimmt wieder etwas Abstand. Sie dreht sich zu Kaney, Tiuri und Rhodri um und blickt die drei ernst an. „Ich habe vorhin gespürt, dass hier Magie gewirkt wurde. Dunkle Magie, doch welchen Ursprungs bleibt mir verwehrt.“

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Kaney am 02. Juni 2008, 13:27 Uhr
Während er die Tote umrundet spricht Kaney das, was er sieht, in die Richtung von Tiuri laut aus.. sicherlich, er würde später auch noch wissen, was er gesagt hatte, aber vielleicht fällt dem Braunhaarigen auch noch etwas auf...

"Ein Schnitt unter ihren... eh.. Brüsten... Ich denke mal, da ist wieder das Herz herausgeschnitten worden... vermutlich irgendwann nachdem sie gestorben ist, ansonsten hätte die Wunde mehr geblutet... schau, Tiuri, da am Rücken... da hat sie stark geblutet... ob sie an dieser Wunde gestorben ist?"
Interessiert beugt Kaney sich vor, betrachtet das, was er da sieht genauer...
Ein blutiger Fleck, der zwischen den Haaren deutlich zu erkennen ist... Kaney möchte die Tote noch nicht berühren, aber aus der Entfernung schätzt er, dass diese Wunde so breit ist, wie zwei seiner Finger nebeneinander... also ungefähr 3 Sekhel... Dazu hat diese Wunde sehr stark geblutet...
"eh... gut, ich kenn mich mit der menschlichen Anatomie jetzt nicht so aus, aber... hier müsste doch das Herz gewesen sein..."
Kaney deutet auf die Wunde, die sich zwischen der linkem Schulterblatt und der Wirbelsäule befindet...
"Amarius würdet Ihr euch gleich das Herz anschauen, ob das... eh.. vollständig erhalten ist? Oder ob es irgendwo irgendwie verletzt aussieht?"
Er wartet gar nicht darauf, ob Amarius fluchenderweise antwortet, ob dieser erbleicht oder sich schon an die Arbeit macht, Kaney umrundet weiter die Leiche und teilt seine Erkenntnisse weiter mit..
"Die Beine wurden fachmännisch abgetrennt.. klar kann man mit jedem Messer den Knochen aus den Gelenken lösen, aber... dieser Schnitt ist.. wie soll ich sagen.. da wusste jemand, was er macht.. und er hatte die passenden Messer dafür..."
Kurz stockt der Hauptmann wieder, runzelt die Stirn, spricht dann, mehr flüsternd zu sich selbst als sonst zu jemandem: "Beine aus den Hüften... fehlende Hüften... ob... ob die Beine wohl.."
Er traut sich das kaum auszusprechen...
"ob die Beine wohl in die Hüfte passen könnten?"...

Kaneys Rückenhaare stehen ihm zu berge, ein leichtes Knurren kommt ihm aus der Kehle, nur um gleich wieder unterdrückt zu werden... Ein zusammengebauter Körper aus Leichenteilen... das ist doch eigentlich eher der Stoff für einen Geschichtenerzähler, als für die Wirklichkeit...

Während er mit sich selber spricht, berührt Tiuri die Leiche,  tritt dabei in die spurenlose Umgebung des Grabes... gut, immerhin weiß Kaney, von wem dieser Geruch kommt, aber hätte der Bursche nicht noch einen Moment warten können?...
Aber sie bleibt stehen, stocksteif, wie Tiuri mit verkündet, Kaney zuckt nur mit den Schultern und umrundet das Grab noch einmal..
Soviel Blut... ist sie an den Beinen ausgeblutet, und deshalb die Sauerei? Ist sie vielleicht doch nicht an dem Stich in den Rücken gestorben... oder vielleicht gleichzeitig?
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtet der Wargenmischling die verdreckte Steinplatte. Viel kann er nicht erkennen.. einen Namen, und dann
>Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben<... was bei allen Göttern soll das nun wieder heißen...

"Jemand soll, sobald die Tote hier herunter ist, die Steinplatte schrubben, ich glaube, da ist noch mehr zu lesen.. sprecht euch mit den Schweigenden Schwestern ab, vielleicht wollen sie sich um... um die.. die Schweinerei hier kümmern... aber wenn, dann muss jemand von uns hier damit bei sein..." spricht er, Rhordri dabei anschauend...
>Ich habe vorhin gespürt, dass hier Magie gewirkt wurde. Dunkle Magie, doch welchen Ursprungs bleibt mir verwehrt.< erklärt Lilith in diesem Moment, in einem relativ neutralen Tonfall, ohne irgendwelche Beschimpfungen...

"Hmm, hmm, hmmm... Magie also...
Ich werde mich dann jetzt hier nochmal... eh.. mit der Nase umschauen... " warnt er die Anwesenden vor, dass er hier gleich als Wolf nocheinmal auftaucht... und ohne etwas weiteres zu sagen geht er dann wieder in die Richtung des Baumes, hinter dem er sich schon vorher zurück verwandelt hatte, hängt den Mantel an einen ziemlich niedrigen Ast auf - und verwandelt sich erneut in sein anderes Ich, diesmal lässt er sich ausreichend Zeit, so dass die Verwandlung leichter, angenehmer, und vorallem schmerzloser vonstatten geht..

Schnüffelnderweise, in sprialförmigen Bewegungen sich dem Grab nähernd, erkundigt Kaney den Boden des gesamten Friedhofs, sortiert die Gerüche, von denen er die meisten den hier anwesenden Leuten zuordnen kann...
Weiter suchen, Beute suchen, muss hier sein, irgendwo, weitersuchen...scheiß PflanzenfresserfutterZeugs
Erst am Grab bleibt Kaney dann länger stehen, schnüffelt und schnüffelt...
Das Beutetier kenn ich.. war an Brücke, bei Pflanzenfresserscheiße auf Boden... wieso nun hier? Wieso PLÖTZLICH hier? Ist Vogel, und aus der Luft gefallen oder was?
Noch einmal umrundet Kaney das Grab, aber er bleibt dabei... keine Spuren, die vom Grab hin- oder weg führen...  nur DIREKT an der Grabplatte ist dieser Geruch... Vielleicht nur in der Nähe von MaggieZeugs?

Eine weitere Idee kommt dem wölfischen Kaney noch... vorsichtig stellt er sich am Grab auf zwei Beine, stützt sich an der blutigen Grabplatte mit den Vorderbeinen ab - und beschnüffelt dabei ganz vorsichtig die Leiche.
Eine höchst schwierige Aufgabe für den Wargenmischling... einmal darf er bei der ganzen Spurenaufnahme keine anderen verwischen, er darf nicht zu ungestüm vorgehen... und er muss seinen Spieltrieb unter Kontrolle halten, denn am liebsten möchte das Tier in ihm das tote, dort herumstehende AasZeug mit der Pfote anstubsen, bis es endlich umfällt - denn dazu sind wackelige Teile nunmal da, anstubsen, bis sie umfallen, das macht Spaß...

Etwas später, wieder in menschlicher Gestalt, und wieder mit dem Mantel ordentlich bekleidet, erklärt Kaney, dass von ihm aus die Leiche abtransportiert werden kann, und dass er, zu seinem Bedauern, keinerlei Spuren gefunden hat, die zum Grab hin oder zurück führen.. die Leiche scheint tatsächlich dort aufgetaucht zu sein... er erwähnt auch den seltsamen Geruch, allerdings können die anderen, die keine Ahnung von der Geruchswelt haben, in der Kaney sich bewegt, kaum etwas mit dieser information anfangen...
Alle schweigen einen Moment lang, grübeln über das nach, was sie herausgefunden haben.. oder besser gesagt, nicht herausgefunden haben...
Dann verkündet der Wargenmischling, dass er noch einer weiteren Spur nachgehen will... aber dass muss er wohl mit Lilith erst einmal alleine machen, er stößt später in der Steinfaust wieder auf alle anderen...

So winkt er Lilith an die Seite, spricht leise mit ihr:
"Lilith.. ihr sagtet, dass ihr dort Magie gespürt habt.. entschuldigt die seltsame Frage, aber wie fühlte sich das an?"
Kaney muss mit einer Gänsehaut an den Fund der zweiten Leiche denken, an den Mormorill, der ihnen alle so ein unwohlsein verursacht hat... was, wenn es wieder einen mormorill hier gegeben hat, dieser aber nur von Magiern gespürt werden kann...
Die Feuermagierin wird einen kleinen moment bleich, druckst dann herum, ehe sie antwortet: >Diese Magie die ich spürte... sie kam mir aus alten Zeiten bekannt vor.. für mich angenehm... aber irgendwie auch eiskalt, und unglaublich böse...<
Kaney starrt sie einen moment an... Angenehm?... er versucht diese Worte erst einmal zu übergehen, um das kann er sich später kümmern..
"Vielleicht wie... tiefste Verzweiflung?"
>Vielleicht?<
"Lilith, ich brauche euch gerade als Unterstützung... einmal folgt ihr mir bitte, ich möchte wissen, ob ihr an einem bestimmten Ort vielleicht etwas magisches spürt... und dann werdet ihr heute einen Mormorill zu Gesicht bekommen und mir dann sagen, ob es sich vielleicht SO angefühlt hat, was ihr da am Grab erlebt habt..."

Und nachdem er dann sicher ist, dass niemand mehr etwas von ihm und Lilith braucht, geht er mit dieser zur Brücke, wo er zum ersten Mal den Geruch wahrgenommen hat, in der Hoffnung, dass Lilith dort vielleicht irgendetwas spürt...

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Aurian am 02. Juni 2008, 13:46 Uhr
Aurian sieht dem jungen Soldaten nach, als er sich auf den Weg zurück zu seiner Einheit macht. In Gedanken versucht sie Zusammenhänge zwischen den Opfern herzustellen. Ihr Blick fällt auf den Torso. Rhordri, Tiuri und Kaney sind dabei, ihn zu untersuchen und Aurian kann sich genau vorstellen, wie der Hauptmann der Späher angestrengt in die Luft schnuppert. Tänzerin-Beine, Bardin-Kehle, Jungfrau-Unterleib…es fehlt immer der charakteristische Körperteil. Nur das dritte Opfer passt nicht ganz dazu. Oder doch? Was war an ihr besonderes? Warum wurden ihre Augen entfernt? In Gedanken geht Aurian auf die anderen zu. Im ersten Reflex will sie ihnen die Ergebnisse ihrer Befragung mitteilen. Doch anstatt verwertbarer Aussagen kommt nur schräger Gesang über ihre Lippen:

„Ihr Barbaren nun haltet ein,  
schlagt nicht gleich so hitzig drein!  
Denn das Herz möcht sonst euch allen,  
in eure Röcke fallen,  
weil ihr mehr als andere Leut,  
von Natur sehr hitzig seid!"

Rhordri hält sich die Ohren zu und Kaney zuckt an Hand ihres Gesanges zusammen. Entschuldigend grinst Aurian, schnappt sich dann Rhordris Tafel und Griffel und schreibt in Stichworten auf, was sie von Toryk erfahren hatte:

>Name: Marsali aus Termenés in Ildala, fahrende Schellentänzerin, kam mit der Seehure im letzten Siebentag, wohnte im Inaritempel, Bekannte?<

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 02. Juni 2008, 15:07 Uhr
Die Antwort, die die beiden Totengräber dem hochgewachsenen Mann geben – dass sein Name Frey lautet, haben sie in dem wilden Gewimmel mittlerweile aufgeschnappt -, scheint dem nicht unbedingt zu gefallen und er sieht aus, als wäre es ihm sehr viel lieber, wenn sich unter dem Sithechhain ein ausgedehntes Labyrinth befinden würde, brächte ihm dies doch eine plausible Erklärung für die fehlenden Fußspuren. Doch leider können die beiden weder mit Labyrinthen noch mit Grüften dienen, noch nicht einmal mit dem kleinsten unterirdischen Mauseloch. Bedauernd zuckt Klageweh die Schultern. "Vielleicht hatte der Kerl ja doch 'nen Besen." Argwöhnisch linst er an dem ins Grübeln versunkenen Frey vorbei auf das Wirrwarr, das auf einmal in unmittelbarer Nähe ausbricht, als sich plötzlich alle wie auf ein geheimes Kommando hin an die nähere Untersuchung des Schauplatzes und der Toten machen. ""Siehst du, was ich sehe?", knirscht er erbost zu Krötenaug hinüber. "Die verwandeln unseren Totenacker in ein Tollhaus! Hier geht es ja zu wie auf einem Jahrmarkt. Runter da von den Beeten, du gehörnter .... gehörnter .... gehörnter Hornochse! Du zertrampelst ja mit deinen Hufen sämtliche Blumen!" Drohend schüttelt er seine magere Faust in Richtung des Fauns, der zwischen den Gräbern herumsteppt und offenbar nicht eine Sekunde stillstehen kann. Als Antwort trifft ihn ein giftpfeiltödlicher Blick Farons, der übersetzt wohl so viel heißen mag wie Ich tu das nicht freiwillig, ich bin verflucht, du Idiot! und Klageweh dazu bringt, sich mit einem beherzten Hüpfer hinter Krötenaugs breitem Kreuz in Sicherheit zu bringen. "War nicht so gem,,,,", setzt er zu einer Entschuldigung an, als ihm buchstäblich das Wort in seinem dürren Hals stecken bleibt.

>Jemand soll, sobald die Tote hier herunter ist, die Steinplatte schrubben, ich glaube, da ist noch mehr zu lesen...<, hört er in diesem Moment den Hauptmann der Spähergarde sagen und dann mit forscher Stimme hinzufügen: >... sprecht euch mit den Schweigenden Schwestern ab, vielleicht wollen sie sich um... um die.. die Schweinerei hier kümmern... aber wenn, dann muss jemand von uns hier damit bei sein...< Klagewehs Augen drohen angesichts dieser Aussage beinahe aus ihren Höhlen zu springen (in diesem Moment sieht er dem glubschäugigen Krötenaug tatsächlich verblüffend ähnlich, wenn man seine restliche Statur einmal außer Acht lässt) und der Mund bleibt ihm so weit offen stehen, dass sich sein Gebiss beinahe selbständig macht. "Die Schweigenden Schwestern? Ja, seid Ihr denn noch ganz bei Trost?", geifert er. "Die ehrwürdigen Damen sind doch keine Friedhofsputzen, also wirklich ... sie waschen die Toten – die Toten! –, nicht ihre Gräber!" Allein die Vorstellung, die achtunggebietenden Priesterinnen sollten mit Schrubber und Bürste dieser blutigen Schweinerei zu Leibe rücken, lassen Klageweh vor Entsetzen die Haare zu Berge stehen und er kann nur fassungslos den Kopf schütteln. "Nur über meine Leiche! Außerdem ist das Aufgabe der Friedhofsdiener", wirft er sich wichtigtuerisch in die Brust. "Und ich als Dienstältester nehme meine Aufgaben sehr ernst. Krötenaug, geh Wasser holen!"

Eilfertig trollt Krötenaug sich in Richtung Tempel davon, um die benötigten Utensilien zu organisieren und kehrt nach wenigen Minuten zurück, beladen mit Handfegern, Wurzelbürsten, alten Lumpen, einer Gießkanne und einem blechernen Wassereimer. Während Klageweh seine Aufgabe ernst nimmt (und er tut tatsächlich nichts anderes), beginnt sein Kollege, die Steinplatte des Sarkophags einer Säuberung zu unterziehen. Nach einer guten Viertelstunde eifrigen Schrubbens, Wienerns und Spülens sieht die Steinplatte beinahe aus wie neu und auch die Inschriften kann man wenigstens halbwegs wieder erkennen. Da Krötenaug des Lesens allerdings nicht kundig ist, stiert er nur begriffsstutzig auf das verschnörkelte Buchstabengewirr und kratzt sich irritiert den Schädel. "Und nu?" Klageweh schiebt ihn energisch zur Seite, um einen Blick auf die Inschriften zu werfen. "Geh aus dem Weg, du Dummkopf, wenn du schon nicht lesen kannst." Mit wichtiger Miene studiert er eingehend die Grabplatte, dann ziehen sich unvermittelt seine weißen Brauen zusammen. "Ja, da schau her .... das ist ja interessant..."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Armarius-Kar-Shei am 02. Juni 2008, 15:54 Uhr
Der Alchimist schweigt zu den Vorkommen. Allerdings nicht des Schreckens beim Anblick der Leiche wegen, obwohl dies so manchem die Sprache verschlagen würde. Viel mehr will er um jeden Preis vermeiden, noch weitere Erfahrungen mit seinen Wort- oder besser Fluchschatz zu sammeln. Immer wieder hatte er auf dem Weg zum Sitech-Hain versucht den Fluch zu umgehen, ihn aus zu tricksen, doch all' seine Bemühungen hatten nur zu noch derberen Flüchen geführt.

Es ist ihm noch immer peinlich, denn einige der Flüche waren derart obszön, dass er sich wiederholt wünschte er könne sich einfach in Luft auflösen oder im Boden versinken. Er, der er unbedingt der vernünftige, neutrale Beobachter sein will. Er, der er Herr über seine Gefühle ist. Genau dieser Alchimist war fluchend und krakeelend durch die Straßen Talyras gezogen, schlimmer als ein betrunkener Haufen Seeleute.

Schon vor einiger Zeit hatten sie von einem sichtlich entnervten Oger geleitet den Sitech-Hain erreicht. Sir Rhorhdri hatte zuerst einmal die gesamte Gruppe, bis auf Kaney, der verschwunden war zusammen gestaucht. Armarius kann es ihm nicht einmal verdenken, schließen wirken sie eher wie ein Haufen entlaufener Irrer, als eine sachliche und hilfreiche Ermittlergruppe.

Während er nur relativ still da steht, mehr den Ausführungen der übrigen lauscht und sich vorsichtig sein eigenes Bild von der Leiche und dem Grab aus etwas Distanz macht, kreisen seine Gedanken gleich um drei Fragen. Wer tut so etwas? Was soll dieser Fluch? Wie lange dauert das denn noch? Bitte Faêyris, lass' es mich irgendwie überstehen und die Zeit so schnell wie nur irgend möglich vergehen!

Sein wohl bedacht stilles Stoßgebet zur Göttin der Nacht wird jäh durch ein unerwartet an ihn gerichtetes Kommando unterbrochen: > Armarius, ihr kommt jetzt bitte mit, die Leiche anschauen, und sobald wir das haben, werd ich mir das ganze Gelände noch einmal mit der Nase anschauen... <

Wie ein treuer Hund seinem Herren folgt Armarius Kaney zur Leiche. Dieser begutachtet diese genaustens. Freundlicher Weise spricht er alles aus, was er dort beobachtet, wodurch der Weißbart sein Bild vom Grab um einige wichtige Details vervollständigen kann. Darüber hinaus wirkt das beherzte Vorgehen Kaney beruhigend auf die Gedanken des Alchimisten, so dass diese langsam aber sicher sich immer mehr mit dem Leichenfund statt des Fluchs beschäftigen. Dennoch einen Kommentar, ganz gleich welcher Art, versucht Armarius um jeden Fall zu vermeiden.

Einige Zeit und Umrundungen des Tatortes später, wendet sich Kaney erneut an Armarius: > Amarius würdet Ihr euch gleich das Herz anschauen, ob das... eh.. vollständig erhalten ist? Oder ob es irgendwo irgendwie verletzt aussieht? <

Der Alchimist nickt und sieht sich das Herz und die Wunde näher an, wenngleich Kaney ihn anschließend ignoriert. Vorsichtig dreht er das Herz mit einem kleinen Stock etwas zur Seit und vergleicht es mit dem, was er an Blut sehen kann. Kein Zweifel, sie hat noch gelebt, als man ihr das Herz heraus schnitt.

Nur wenige Augenblicke später erkennt er einen kleinen Einstich im Herzen, der mit einem flachen Schnitt fortführt. Hm, aufgrund der Lage des Herzens, des Einstiches, der Schnittrichtung und der großen Menge Blut, wurde sie wohl durch einen Stich ins Herz getötet. Der Schnitt geht von rechts oben, nach rechts unten.

Der Weißbart macht zwei drei kurze Bewegungen mit dem linken und rechten Arm und überlegt sich sogleich: Schade, dass hilft uns leider nicht besonders weiter. Wahrscheinlich war der Mörder oder die Mörderin rechtshändig, aber das dürfte auf die meisten Bewohner Talyras zutreffen.

Als Armarius gerade aufblickt um Kaney und Tiuri deutliche zu machen, zu welchem Schluss er gerade gekommen ist, stützt ersterer in seiner Wolfsform sich gerade neben ihm auf die Grabplatte und beschüffelt die Leiche. Die Wolfsform wirkt dabei unnatürlich kontrolliert. Gewiss, der Alchimist hatte noch nicht all zu oft mit Wandlern zu tun, aber er hat das unbestimmte Gefühl, als versuche Kaney etwas zu unterdrücken.

Noch bevor der Weißbart Kaneys Aufmerksamkeit erregen kann, hat sich dieser bereits wieder in einen Menschen verwandelt und spricht nun mit Lilith. Sie sprechen nicht besonders laut, so dass Armarius nur einige Brocken mitbekommt. Allerdings macht ihn stutzig, dass Lilith offensichtlich die Magie die sie empfand nur bedingt als unangenehm bezeichnet und dass obwohl es wohl eher eine dunkle Kraft war.

Der Alchimist steht vom Grab auf und schaut sich das Symbol noch einmal genauer an, während er durch eine Geste die Umstehenden heran bittet. Das Symbol erinnert ihn genau wie die anderen Symbole an die Sternzeichen. Hm, könnte ... das Zeichen des Sturmwinds sein. Welch' Ironie! Sollte es tatsächlich so weitergehen, dürfte wahrlich ein Sturm des Unheils über Talyra aufziehen.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 02. Juni 2008, 15:55 Uhr
>"Ich sagte es eben schon zu Eurer... Kameradin: die Menschen in ihrer Nähe beleidigen zu müssen ist nicht ihr Fluch. Fragt sie danach."<
Sayila runzelt leicht die Stirn ob dieser vielsagenden Worte der Priesterin. Sie ist nicht gezwungen, alle zu beleidigen? Was ist dann ihr Fluch? Flüchtig wirft sie einen Blick hinüber zu Lilith, die sich inzwischen offenbar mit Achim, dem Oger der Steinfaust, unterhält.
Die nächsten Worte der Priesterin sind mehr als ernüchternd.
>"Ich kann euch nicht helfen - eure Flüche übersteigen meine Kräfte, selbst wenn ich es versuchen könnte, wäre die Chance, dass ich den Bann breche mehr als gering."<
Sayila kann ihre Enttäuschung nur schwer verbergen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir diese vermaledeiten Flüche so schnell wieder losgeworden wären...
>"Ihr sagtet, es sei ein  Buch gewesen"< Sayila nickt zustimmend. >"Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, ihr habt das "Lies mich" erwischt. Mein Beileid."< Sayila horcht auf. Das "Lies mich"? Ihre Lesekunst ist nicht die beste, dennoch hat sie die Worte in dem Stein auf dem Buch einigermaßen entziffern können, und auch die Aussagen der restlichen Ermittler deuten darauf hin, dass genau diese Worte es waren, die so unheimlich in den Tiefen des Steins aufgeleuchtet sind.
Nechta Graulicht rät ihnen, sich an einen Erzdruiden oder Hohepriester zu wenden, und nennt die Namen Lady Arúen und Lady Niniane - nun, zuminest letztere hat Sayila immerhin schon kennen gelernt.
>"Und wenn ich Euch noch einen Rat geben darf: legt eure Giftspritze an die Kette oder schneidet ihr die Zunge heraus, bevor ihr mit ihr zu Arúen oder Niniane geht. Ich glaube nicht, dass sie sich von einem dahergelaufenen barsaischen Rotzgör beleidigen lassen."<
Sayila muss sich ein Grinsen verkneifen. Lilith als "barsaisches Rotzgör" zu bezeichnen gefällt ihr irgendwie. Doch sie bemüht sich, ernst zu bleiben und nickt der Priesterin dankend zu.
"Danke, ich denke, wir werden uns dann wohl aufteilen müssen", erwidert sie, "und was immer es auch mit Liliths Fluch auf sich hat - wir nehmen sie wohl besser nicht mit zu Lady Niniane oder Lady Arúen."
Dann kommt sie rasch auf den eigentlichen Grund ihres Besuches zurück.
"Ihr habt nicht zufällig irgendetwas mitbekommen, letzte Nacht?", wendet sie sich erneut mit fragendem Blick an die Priesterin, "es ist absolut unmöglich, dass wir irgendwelche Zeugen der... Tat haben?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 02. Juni 2008, 16:34 Uhr
Nechta Graulichts undurchdringlicher Blick ruht still auf der kräftigen Schmiedin, die trotz des Fluches, der sich ihrer bemächtigt hat, noch die Ruhigste und Vernünftigste in diesem verrückten Haufen zu sein scheint. Sie nickt zufrieden zu Sayilas überaus weitsichtiger Feststellung, dass es wohl besser sei, die mit Beleidigungen um sich werfende Magierin nicht mit zu einer der beiden Ladies zu nehmen. Wenn sie nicht wollen, dass die kleine Magierin ob ihrer Frechheiten als Fliegenpilz oder Frosch in einem Einmachglas endet, ist dies allerdings ratsam. Ich möchte jedenfalls nicht in ihrer Haut stecken, wenn sie sich solche Flausen bei einer der beiden Priesterinnen herausnimmt. Schon im Gehen begriffen, wendet sich die Schmiedin dann doch noch einmal zu ihr um. >Ihr habt nicht zufällig irgendetwas mitbekommen, letzte Nacht?< erkundigt sie sich. >Es ist absolut unmöglich, dass wir irgendwelche Zeugen der... Tat haben?< Nechta überlegt einen Moment, sehr eingehend und sorgfältig, doch schließlich schüttelt sie den Kopf. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass es Zeugen gibt", erwidert sie dann. "Nachts ist der Hain abgeschlossen und die Tore sind verriegelt, Friedhofsbesucher wird es um diese Zeit also kaum gegeben haben. Und auch der Tempel", - sie weist mit ihrer schmalen Hand auf das Gebäude, das sich in einiger Entfernung als mitternachtsschwarzer Koloss am Rand des Gräberfelds erhebt -, "ist in den Nachtstunden verschlossen, schon wegen der vielen Novizen, die hier untergebracht sind. Für gewöhnlich sind es nur die beiden Tempeldiener, die hier des nachts ihre Runden drehen, und die beiden haben ihrer Aussage nach niemanden bemerkt. Als sie uns heute morgen die Nachricht vom Fund der Toten überbracht haben, sind auch alle Bewohner des Tempels von mir befragt worden, ob jemand etwas beobachtet hat, doch niemand hat etwas gesehen oder gehört."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 02. Juni 2008, 16:49 Uhr
Sayila nickt leicht resigniert auf die Worte der Priesterin hin. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Keine Zeugen, niemand, der etwas gesehen hat, und wahrscheinlich tappen wir weiterhin genau so im Dunkeln wie bisher. Ein beinahe entmutigender Gedanke.
"Gut, dennoch vielen Dank", wendet sie sich erneut an Nechta Graulicht, "ich denke, dann werden wir uns wohl an das einzige Indiz halten, das wir hier haben." Sie nickt vielsagend hinüber zu der Leiche auf dem Grab, um das sich inzwischen der Großteil der anderen Ermittler geschart hat. Dann macht sie sich zusammen mit Shin auf den Weg zu den Anderen, um zu hören, was sie bisher herausgefunden haben.

Kaney, der inzwischen ebenfalls zu der Gruppe gestoßen ist, hat das Grab mitsamt der Leiche offenbar einer genauen Untersuchung unterzogen, und auch Tiuri, Armarius und Lilith mustern den Fundort äußerst genau.
Sayila bleibt in ausreichender Entfernung der männlichen Anwesenden stehen, und weil schon der reine Blickkontakt zu einem männlichen Wesen ausreicht, um in ihr diesen schrecklichen unwiderstehlichen Drang, ihm irgendetwas Gutes zu tun, aufkeimen zu lassen, richtet sie ihren Blick gezielt auf die Tote, die mit glasigem Blick aufrecht auf dem Grab steht oder sitzt oder wie auch immer man das jetzt nennen soll.
Sie war sehr schön, schießt es Sayila durch den Kopf, wie kann man nur so grausam sein...

Dann erinnert sie sich an die Worte der Priesterin - sie runzelt leicht die Stirn, sieht sich nach Lilith um und tritt dann rasch zu der Feuermagierin heran. Ihre Augen verengen sich leicht, als sie mit leiser Stimme fragt:
"Was genau bewirkt der Fluch eigentlich bei dir? Es hat nichts damit zu tun, Leute zu beleidigen, richtig?"

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Faron am 02. Juni 2008, 21:20 Uhr
»Faron, setzt Euch jetzt endlich hin ... ja, ihr wollt nur helfen, aber im Moment helft Ihr eher, wenn Ihr sitzt... « Faron bedenkt Kaney - für gewöhnlich kommt er mit dem Hauptmann der Späher eigentlich sehr gut aus - mit einem wütenden Blick. Was bildet sich dieser grüne Junge eigentlich ein?, fragt er sich aufgebracht – noch unschlüssig was ihn mehr ärgert, die Auswirkungen des Fluches ansich ...

Es führt über den Rhaín,
Eine Brücke aus Stein,
wer darüber will gehen,
muss im Tanze sich drehen ...


... oder die Begründung dieser lächerlichen „Strafe“:

»Faron, feiger Faunenmann
Hast das "Lies mich!" ignoriert
dafür Strafe dir gebührt!«


Grummelnd befolgt der Faun Kaneys Aufforderung und lässt sich in Rhordris Nähe auf einem dicken Baumstumpf nieder, der sich neben einem umgestürzten Grabstein befindet. Feigling wurde er bisher von niemandem genannt und was hat es bitteschön mit Feigheit zu tun, wenn man mehr schlecht als recht lesen kann und das Entziffern Schriften aller Art – egal ob magisch oder nicht – vorzugsweise gelehrteren Köpfen überlässt? Und jetzt muss er als Strafe dafür das Tanzbein schwingen?! Ausgerechnet ...

Missmutig schaut er zu, wie Kaney und auch Tiuri die Leiche untersuchen, ist in Gedanken aber nicht ganz bei der Sache. Stattdessen fragt er sich, ob Lady Niniane oder Lady Arúen tatsächlich in der Lage sein würden, die Flüche wieder aufzuheben. Er seufzt. Nun, es würde ihm und den anderen nichts anderes übrig bleiben, als es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Nachdenklich erhebt er sich, um sich ebenfalls näher zu den anderen zu gesellen – selbstredend tänzelnder Weise, was ihm prompt den Wutausbruch eines Totengräbers einbringt - »Runter da von den Beeten, du gehörnter ... gehörnter ... gehörnter Hornochse! Du zertrampelst ja mit deinen Hufen sämtliche Blumen!«. Der Faun, normalerweise die Gelassenheit in Person, würde am liebsten Gift und Galle spucken und kann es nur mit Mühe und Not bei einem einzigen tödlichen Blick bewenden lassen. Immerhin, der dürre Kerl scheint zu verstehen, was ihm dieser Blick sagen will und bringt sich mit einem hastigen Satz nach hinten in Sicherheit. Die magere Entschuldigung, zu der er ansetzt, bleibt ihm allerdings im Hals stecken, als Kaneys Vorschlag die Schweigenden Schwestern zu bemühen, ihn wieder an seine Aufgaben und Pflichten als Totengräber erinnert.

Und so machen sich Klagweh und sein Gehilfe wenige Augenblicke später mit Handfeger, Wurzelbürste, Putzlappen, Gießkanne und Eimer bewaffnet über die Steinplatte des Sarkophags her. Wobei dies nicht ganz stimmt, denn genau genommen ist es  lediglich der Gehilfe des Totengräbers, Krötenaug, der fleißig das Putzzeug schwingt, während Klagweh äußerst schwer an der Verantwortung trägt, wofür ihm angesichts seines schmalen Rückens sicherlich sehr viel Respekt gezollt werden muss. Immer noch wütend setzt sich Faron auf einen nahen Grabstein, Klagwehs missbilligendem Blick setzt er ein noch finsteren als zuvor entgegen, und wartet ab, bis Krötenaug seine Arbeit beendet hat.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Lilith am 02. Juni 2008, 23:18 Uhr
Die Feuermagierin spürt die fragenden Blicke auf sich, verzieht aber keine Mine und nickt Kaney zu. „Ja, lasst uns gehen.“ Sie wirft noch einen Blick, auf den freigelegten Grabstein, welcher von den zwei Totengräbern gerade geputzt wird und runzelt erstaunt die Stirn. „Jung gestorben das Mädel.“ Mein sie leise und wendet sich dann zum gehen. „Kaney und ich werden später zu euch stossen. Wir treffen uns dort wo immer oder in der Steinfaust. Versucht noch einiges in Erfahrung zu bringen und kommt mit so vielen Informationen wie möglich.“ Lilith schaut Tiuri, Armarius und Faron kurz in die Augen, verabschiedet sich von Rhodri und geht dann mit Kaney zum Ausgang des Friedhofes. Plötzlich taucht Sayila an Lilith Seite auf und betrachtet die Magierin mit zusammengekniffenen Augen. >Was genau bewirkt der Fluch eigentlich bei dir? Es hat nichts damit zu tun, Leute zu beleidigen, richtig?"< Liliths Mine bleibt eiskalt, sie hält an und lässt Kaney weiter gehen. Langsam dreht sie sich zu der Schmiedin um und betrachtet diese kühl. „Ich habe jetzt keine Zeit für solche Fragen und ausserdem geht dich das überhaupt nichts an. Kaney und ich haben jetzt Wichtigeres zu tun.“

Ohne eine Antwort abzuwarten dreht sich die Magierin um und folgt Kaney, welcher bereits den Friedhof verlassen hat. „Und nun? In welche Richtung?“ Sie blickt den gelbäugigen Mann fragend an und dieser deutet in eine Richtung. Lilith nickt stumm und folgt ihm mit eiligen Schritten, den schwarzen Umhang fest um die Schulter gezogen und die Kapuze, trotz der Wärme tief im Gesicht.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Armarius-Kar-Shei am 03. Juni 2008, 15:22 Uhr
Kaney, der noch gerade eben als einer der wenigen für Ordnung gesorgt hat, entfernt er sich nach einem kurzen Gespräch mit Lilith vom Ort des Geschehens. Leider ist es Armarius nicht vergönnt etwas von ihrem Gespräch zu verstehen. Denn just in diesem Augenblick brüllt einer der Totengräber über den Friedhof, dass der Alchimist vor Schreck zusammen zuckt. Er macht einen Satz zurück und rennt dabei beinah einen der anwesenden Blaumäntel über den Haufen.

Noch etwas irritiert von dem Gebrüll schießt plötzlich eine Erinnerung durch sein Bewusstsein. > ...haltet eure kleine Gruppe besser unter Kontrolle. < dröhnten in Gedanken die energischen Worte des Lord Commanders der Steinfaust. "Ver...", bringt er heraus, bevor er den Rest mit vor dem Mund geschlagener Hand mehr oder minder unterdrückt. Kurz muss er überlegen, wie er sich verständlich macht, ohne dass er fluchen würde.

So winkt er Sir Rhordri zu sich heran. Dabei deutet er mit einer wedelnden Bewegung mit der linken Hand in Richtung Leiche und mit dem Zeigefinger der Rechten auf die Steinfaust weisend an, dass die Leiche so schnell wie möglich in den Branturm gebracht werden soll. Jedenfalls hofft der Weißbart, dass der Kastellan der Steinfaust sein Gestikulieren so deuten wird.

In Ordnung, was muss als nächstes getan werden? fragt sich Armarius in Gedanken. Die Blaumäntel können die Leiche sicherlich auch allein zur Steinfaust schaffen, während dessen, sollten wir unbedingt versuchen diese Flüche loszuwerden. Ich hab da doch vorhin...

Armarius guckt sich kurz um und erblickt bald Lady Sayila, die wie bestellt und nicht abgeholt Lilith und Kaney hinterher schaut. Doch sie blickt nicht in seine Richtung, so dass er ihre Aufmerksamkeit nicht so ohne weiteres auf sich lenken könnte. Daher geht er mit etwas gemischten Gefühlen hinüber und macht sich bemerkbar, nur wie er sie fragt, was ihnen die Hohepriesterin bezüglich der Flüche geraten hat weiß er noch nicht wirklich.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Rhordri am 03. Juni 2008, 17:03 Uhr
Was unter dem blutigen Symbol, welches der bullige Totengräber mühsam und vorsichtig von dem steinernen Sarkophag schrubbt, zum Vorschein kommt, verschlägt Rhordri gelinde gesagt die Sprache, so unspektakulär es auf den ersten Blick auch aussehen mag. Gestorben am 18. Inar... heute vor hundert Jahren. Genau heute. "Pestilenz, wenn das ein Zufall ist, fresse ich einen Besen und ihr könnt mich Kobold nennen," schnauft er und starrt mit morbider Faszination auf Grab und Leiche. "Unser Mörder ist nicht nur ein blutrünstiger Irrer, sondern auch noch ein kranker Witzbold... was verflucht noch mal hat das denn jetzt wieder zu bedeuten?" Die Antwort wird ihm schuldig geblieben, denn die "Ermittler" sind schon wieder dabei, sich für sonst was zu interessieren oder fluchtartig irgendwelchen anderen Spuren hinterher zu hecheln, aber für dieses doch sehr verdächtige Todesdatum scheint sich keiner sonderlich zu begeistern. Rhordris Augen werden erst groß, dann schmal, während er sich umsieht: Aurian steht neben ihm, nachdem sie ihm erst etwas auf das Wachstäfelchen gekritzelt und dann so grauenhaft falsch losgejodelt hatte, dass Rhordri jetzt noch davon die Ohren klingeln, das Weißhaar ist gerade nirgends zu sehen, Faron sitzt wutschnaubend auf einer nahe gelegenen Grabplatte und bedenkt die Totengräber mit giftigen Blicken, kommt jedoch nicht näher, ebenso wenig wie Sayila die Schmiedin, die sich auffällig weit entfernt von allen Männern hält. Auch Kaney und Lilith sind auf und davon, nachdem der Hauptmann der Spähergarde kryptische Anweisungen hinterlassen hatte, Tiuri und Frey schleichen um das Grab herum und Armarius hatte erst das Herz begutachtet und dann unverständliches Gestenkauderwelsch in seine Richtung gefuchtelt, das Rhordri unter größten Mühen als Aufforderung, die Leiche in die Steinfaust zur Obduktion bringen zu lassen, gedeutet hatte.

"Bullenscheiße!" Entfährt es dem bulligen Kastellan, dem langsam aber sicher der sonst ziemlich strapazierfähige Geduldsfaden mit diesen Möchtegern-Ermittlern reißt. "Könnt Ihr nicht einfach sagen was Ihr wollt? Verdammt noch mal, jetzt reißt euch alle zusammen und seht bloß zu, dass ihr diese Flüche loswerdet! Wir schaffen die Leiche zu Maester Ballabar und den anderen, ihr Herz auch. Die Obduktion wird mit Sicherheit bis heute Abend dauern - so lange habt ihr Zeit, Euch um Euer... äh Problem zu kümmern, bis die Maester fertig sind, könntet ihr ohnehin nichts anderes tun." Er winkt ein paar Blaumäntel heran und erteilt knappe, präzise Anweisungen. "Holt die Trage und verhüllt sie gut, ich will nicht, dass die Schaulustigen auf den Straßen die Tote so sehen. Packt das Herz in einen sauberen Eimer und deckt es ab.  Achim, lass die Straßen vor dem Friedhof erst einmal räumen, ich will dort keinen Auflauf haben. Toryk und Smeril, ihr fertigt eine Skizze von dem Grab und der Inschrift darauf an. Die Notizen des vorläufigen Berichts habe ich und ich bringe sie auch gleich zu Olyvar. Du, Tarn, lauf in die Steinfaust und sag den Maestern Bescheid, sie sollen im Branturm zusammenkommen und alles für eine Leichenschau vorbereiten. Dann berufst du die Offiziere im Solar des Lord Commanders zusammen, ich bin in einer halben Stunde bis Stunde etwa zu einer ersten Besprechung dort. Und ihr zwei da - redet mit den Totengräbern. Sie scheinen mir etwas geschwätzig und ich will nicht, dass allzu viele Details von diesem götterverfluchten Mist hier in den Schenken der Stadt breitgetreten werden, nur weil sich jemand wichtig machen will... hab ich noch was vergessen? Nein, gut. Also an die Arbeit. Bewegt euch - wir verschwinden hier."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Atevora am 07. Juni 2008, 15:18 Uhr
Atevora hatte wie es von Kaney „befohlen“ wurde artig einige Schritte entfernt von der Leiche zusammengekauert im Schatten eines großen Grabsteines gesessen. Obwohl der Späherhauptmann ein bitte in den Satz eingebaut hatte, war an seiner Miene all zu deutlich zu erkennen, dass er keine Widerrede duldete. Ihr erschien das Ganze zwar nicht so sinnig, denn auch der Schatten half nicht viel, dennoch wollte sie auf keinem Fall einen weiteren Zwischenfall riskieren, zumal sie nicht wusste, ob sie sich als Mauerblümchen überhaupt entsprechend gegen einen in Raserei geratenen zähnefletschenden Warg wehren könnte.

Halb mit dem Rücken an den kühlen grauen Marmorstein gelehnt und das Gesicht bestmöglich vom Sonnenlicht abschirmend sitzt sie untätig da und verfolgt genau jedes kleine Gespräch. Als Lilith etwas von gewirkter Magie erwähnt möchte Atevora aufstehen und sich selbst davon überzeugen und auch die Leiche einmal genaue in Augenschein nehmen. Allerdings dreht sich in dem Moment Kaney zu ihr um, bedenkt sie mit einem vielsagenden Blick, und sie setzt sich rasch und kommentarlos wieder auf ihre vier Buchstaben. Missmutig darüber derart unnütz herumzusitzen – nungut zumindest hatte sich den Faun als Leidensgenossen – vergräbt sie das mittlerweile gar nicht mehr so bleiche Gesicht zwischen den Armen.
Als sie schließlich auch noch ein „das ist ja interessant“ und ein eindrucksvolles „Pestilenz, wenn das ein Zufall ist..“ zu ihr herüber tönen hört, reicht es ihr endgültig. Atevora lässt, auch wenn sie Kaney nachher dafür anschnauzen sollte, endgültig den Schatten Schatten sein und gesellt sich zu den Anderen die mit erstauntem Gesichtsausdruck auf den mittlerweile gesäuberten Grabstein blicken.
Ja, der Friedhofsdiener hatte recht. DAS war wirklich interessant.
Sofort beginnen der Magierin Gehirnwindungen zu arbeiten und sie stellt sich in Gedanken eine Liste zusammen was nun alles erledigt gehört.
Atevora kann sich zwar des Kastellans Rede bezüglich ihres spetziellen Problems anschließen, aber seiner Meinung sie können bis zum Ende der Leichenschau nichts anderes tun vertritt sie nicht.

Als der Kastellan gerade diverse Befehle an die Blaumäntel rings verteilt, reden sich die Ermittler bezüglich der weiteren Vorgangsweise zusammen. Armarius, der mit seinem neuerdings sehr kreativen Wortschatz eigentlich nicht beeinträchtigt ist bei der Leichenschau mithelfen zu können, beschließt mit Aurian in die Steinfaust zu gehen. Tiuri und Frey - auch wenn Atevora es für keine sonderlich gute Idee hält, aber so gern sie wollte nichts schnippisches gegen diesen Einfall vorbringen kann - möchten sich unbedingt im Inaritempel nach der Schellentänzerin erkundigen. Faron, die Schmiedin und sie selbst wollen zu einer der erwähnten Priesterinnen aufbrechen. Sayila besteht dabei darauf zu Niniane zu gehen. Atevora ist im ersten Moment davon nicht sonderlich begeistert, schließlich wäre die andere Person näher. Doch bei näherer Betrachtung hatte es durchaus etwas für sich, schließlich lag die Goldene Harfe quasi direkt auf dem Weg.  Da sie beispielsweise nicht wussten wohin Kaney und Lilith hin entschwunden waren, war das recht praktisch, schließlich war es gut möglich dass sie, wenn sie erledigt hatten was Kaney erledigen wollte, entweder in der Harfe oder in der Steinfaust vorbeisahen. Atevora kann sich in der Harfe ihren Umhang holen und gleich eine Nachricht für Kaney und Lilith hinterlassen wo derzeit die Anderen zu finden sind. Außerdem könnte sie Borgil zu Ailín Diardra befragen. Wirte wissen schließlich nahezu immer alles was in der Stadt vor sich ging, und Wirte die gewissermaßen steinalt und wohl schon dementsprechend lange in Talyra wohnten konnten eventuell mit dem Namen Ailín Diardra etwas anfangen. Wenn nicht, dann musst sie sich eben etwas anderes einfallen lassen.
Zudem wurden noch diverse Theorien, Überlegungen und weitere Fragen aufgeworfen denen es Nachzugehen galt. Eine Frage davon war beispielsweise: Was macht der Täter überhaupt mit den ganzen fehlenden Körperteilen? Wenn er sie für irgend einen Zweck noch brauchte würden sie wohl kaum irgendwo faulend in einer Ecke liegen. Atevora glaubte zwar nicht, dass es irgendwo in der Bibliothek ein Buch gab das da lautete: „Einfache Schritte zur geruchschonenden Aufbewahrung toter Leiber“ oder „Wie halte ich meine Leichen(teile) frisch bis zu ihrer Beerdigung (oder anderen Verwendung).“
Vermutlich würden die schweigenden Schwestern etwas dazu wissen, doch Atevora selbst hatte im Moment schlichtweg keine Lust die gute Möglichkeit beim Schopfe zu packen und sich z.B. bei dieser Nechta diesbezüglich zu erkundigen.

Nachdem alles soweit besprochen wurde verabschiedet sich Atevora freundlich – als wär sie derzeit zu etwas anderem in der Lage – von den übrigen und verlässt im zügigen Tempo den Totenacker.

--->  Die Goldene Harfe  

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Tiuri am 07. Juni 2008, 21:40 Uhr
Nach dem sie die Leiche ausgiebig begutachtet haben, Stiche, Schnitte und jede Menge blut gefunden haben, beginnt das große Aufräumen. Die Leiche wird entfernt, der Grabstein gewaschen und was das zum Vorschein bringt lässt sie doch alle einigermaßen stutzen und Tiuris Verdacht, dass dieses Grab nicht rein zufällig ausgewählt worden ist verstärkt sich. „Aber hallo…“ entflieht es ihm als ihm das Datum des heutigen Tages, allerdings genau hundert Jahre früher in die Augen sticht. Wenn das ein Zufall ist will ich in meinem Leben keine Frau mehr anrühren! Etwas das ihm mit der Zeit wahrscheinlich auch vergehen würde, wenn dieser elende Fluch länger anhalten würde. Nur noch ein paar Stunden! denkt er leicht verzweifelt, während er mit Blick auf die Sonne festzustellen versucht wie lange sie schon ungefähr hier sind und wie lange damit der Fluch schon anhält.
Nach dem allerdings Diardra vermutlich nicht aus dem Grab steigen wird und erzählen was denn letzte Nacht hier passiert ist, verschiebt er den Gedanken an sie erst mal etwas von sich und widmet sich wieder der toten Schellentänzerin die gerade verpackt und in Richtung Steinfaust gebracht wird. Wie er so zusieht wie die halbe Leiche verpackt wird, denkt er wieder über die fehlenden Beine nach. Auf seine Frage ob es eine Möglichkeit gibt Leichenteile vor Verwesung und Gestank zu bewahren hat er keine Antwort bekommen, aber er nimmt sich vor da später in der Steinfaust noch einmal nach zu haken.

Die Ermittlergruppe sammelt sich unter einem Baum und bespricht erst mal ihre weitere Vorgehensweise. Die Leichenschau sollte natürlich so schnell wie möglich stattfinden und sowohl Amarius als auch Aurian werden wie üblich dabei sein. Nach dem Lilith und Kaney schon irgendwo unterwegs sind, Atevora, Faron und Sayila dringend zu einer Hohepriesterin gehen, oder auch tanzen, sollten, bleiben nur noch Tiuri und Frey über um die Aufgabe zu übernehmen in den Inaritempel zu gehen und sich nach dem Opfer zu erkundigen. Frey, der sowieso einige Schritte Abstand von der Gruppe gehalten hat, wird hinter Tiuris Rücken bleich wie Kreide, was sich auch nicht bessert als Tiuri versucht gute Mine zum bösen Spiel zu machen.
„Komm schon, die hübschen Tempelfrauen treiben dir deine Furcht schon aus!“ Innerlich wappnet er sich allerdings schon auf den bevorstehenden lyrischen Wahnsinn den er vermutlich wieder fabrizieren wird und hofft, dass er wenigstens von einer Person dort danach auch noch eine Auskunft bekommt.
Todesmutig verabschieden sie sich von den anderen und machen sich auf in Richtung Inaritempel.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Sayila Arachelza am 09. Juni 2008, 22:33 Uhr
Der überaus kühle Ausdruck auf Liliths Gesicht lässt schon vermuten, dass sie nicht gewillt ist, auf Sayilas Frage einzugehen.
>„Ich habe jetzt keine Zeit für solche Fragen und ausserdem geht dich das überhaupt nichts an. Kaney und ich haben jetzt Wichtigeres zu tun.“<
Hocherhobenen Hauptes wendet sie sich um und stolziert dem halbnackten Kaney hinterher, der sich abwartend umgedreht hat. Sayila blickt ihr finster nach.
Keine Zeit für solche Fragen..., echot sie in Gedanken, warte nur, ich kriege heraus, welcher Fluch dich erwischt hat! Da stimmt doch irgendetwas nicht...

Ein verlegenes Räuspern hinter ihr holt sie zurück aus ihren düsteren Gedanken. Als sie sich umwendet blickt sie in das bärtige Gesicht Armarius', dem wohl irgendetwas auf der Zunge brennt. Der beinahe ängstliche Gesichtsausdruck lässt darauf schließen, dass er - völlig zurecht - befürchtet, erneut mit obszönen Flüchen um sich zu werfen, sobald er den Mund aufmacht.
Sayila hat mit dem Rumgefluche des Alchimisten kein wirkliches Problem. Es erschwert die Konversation nur minimal, und sie gehört nun wirklich nicht zu den Leuten, deren Gesicht entweder kreidebleich oder knallrot anläuft, wenn jemand ein paar unanständige Worte in den Mund nimmt.
Ein beinahe belustigtes Schmunzeln zuckt ob des gequälten Gesichtsausdrucks des alten Weißbarts um Sayilas Mundwinkel.
"Kann ich irgendwie behilflich sein?", fragt sie schließlich und schaut Armarius auffordernd an.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Armarius-Kar-Shei am 11. Juni 2008, 15:04 Uhr
Armarius gestikuliert als Antwort auf die Frage der Schmiedin erst recht wild, jedoch ohne, dass sein Gegenüber einen klaren Sinn hineindeuten könnte. Der etwas verwirrte Gesichtsausdruck lässt ihn dies schnell erkennen, weshalb er mit einer wedelnden Handbewegung noch einmal von vorne beginnt.

Er deutet zuerst auf seinen Mund, anschließend in Richtung der Verschwundenen Shin und Kaney und abschließend in Richtung des Tempels, in den sich die Priesterin wieder zurückgezogen hatte. Eines wird ihm dabei bewusst, sein wildes Herumgefuchtel ist wahrscheinlich nicht weniger aufsehen erregend, als seine lauthals vorgetragenen Flüche und Verwünschungen.

"Verdammt, was habt ihr plappernden Schandmäuler denn nun wegen dieses Nerven malträtierenden, Scheiß Fluch herausbekommen", fährt er Sayila an, wobei es ihm wohl peinlicher ist, als der Schmiedin. Zwar versucht er dabei die Lautstärke seiner Stimme zu mindern, doch die Aufmerksamkeit einiger der noch verbliebenen Blaumäntel zieht er dennoch auf sich.

Doch er wartet erst gar nicht auf eine Antwort, bevor er resignierend und sichtlich mitgenommen den nächsten Fluch vom Zaun bricht: "Bei allen Höllen, ich werd' erstmal diese verfluchte Leiche begutachten. Hoffentlich bringt uns dieses dämlich drapierte Stück Menschenrest irgendwelche Hinweise. Wenn ich den Mörder in die Hände bekomme, wird er sich noch wünschen, das Sitechs Hände ihn bald möglichst zu sich holen."

Ihm selbst ist klar, dass die Worte aus seinem Munde nicht gerade respektvoll klingen und die finsteren und verständnislosen Blicke einiger Umstehender bestätigten dies. Und auch wenn die Verzweiflung ihn dazu getrieben hat, so wünscht er sich in diesem Augenblick nichts mehr, als sich einfach nur in Luft aufzulösen.

Hoffentlich überlebe ich das! Wenigstens muss ich bei der Leichenschau nicht viel reden. Oh Götter, die ihr über uns wacht, lasst diesen Fluch ein schnelles Ende finden! denkt der Alchemist bei sich. Ohne noch auf eine Antwort Sayilas zu warten und mit beschämten Gesichtsausdruck wendet er sich ab und begibt sich still schweigend in Richtung Steinfaust, wo die Maester im Branturm bereits auf ihn warten dürften oder zumindest bereits die Leiche begutachteten. Er kann nur hoffen, dass die Übrigen eine Möglichkeit finden würden die Flüche zu brechen, sonst stünden ihnen allen, aber vor allen Dingen ihm, als Leiter dieses chaotischen Haufens, der einst eine Ermittlergruppe war, harte Zeiten bevor.

---> Steinfaust

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Niniane am 29. Juli 2008, 16:13 Uhr
<- Der Baum am Smaragdstrand

Ihre Reise durch das magische Gewirr dauert nicht länger als einige, bange Herzschläge. Der ungeheure Vorteil eines Teleportationszaubers ist der, dass man innerhalb geringer Entfernungen ungeheuer schnell von einem Punkt zum anderen kommt... der große Nachteil, dass man nie sagen kann, WO am Zielort genau man dann landet, zumindest nicht, wenn man Niniane heißt. Sie beherrscht den Zauber zwar blind und er schlägt ihr niemals fehl, aber das akkurate Verlassen des Gewirrs war noch nie ihre Stärke. Sie finden sich also alle drei nach einem verblüfften Augenblick in flirrenden Lichtstrudeln auf dem Knochenacker wieder und zwar just zwischen einer Schubkarre (voll Unkraut), ein paar Blecheimern (leer), die sie prompt umscheppern, Gartengerätschaften wie Laubrechen, Mistforke und Schaufeln (verdreckt), einer Gießkanne, die sich solidarisch den Eimern anschließt und zwei mordsmäßig erschrockenen Totengräbern, von denen sich einer (der kleine, dünne) hastig und mit einem schrillen Entsetzensschrei hinter seinem glubschäugigen Kumpanen in Sicherheit bringt. "Herrje, verschätzt."
"Verschätzt?" Zetert es prompt hinter dem breitschultrigen, großen der beiden Friedhofswächter hervor, doch Niniane schenkt dem aufgebrachten Männchen keine Beachtung und Atevora übernimmt dankenswerterweise die Führung zu Diardra Aílins Grabmal. "Hier entlang."
Es dauert nicht lange, bis sie unter alten Bäumen und ein wenig abseits von den Hauptwegen gefunden haben, was sie suchen und nun erinnert bis auf das von zahllosen Stiefeln niedergetrampelte Gras rings um den steinernen Sarkophag nichts mehr an den grausigen Fund am Morgen. Niniane bittet den Faun und die Magierin mit leisen Worten zurückzubleiben und nähert sich dem Grab allein, alle Sinne geschärft und ihren Geist weit geöffnet. Dunkelheit tränkt den Ort, geht in düsteren Wellen von ihm aus, fremd und kalt, obwohl der Grabstein für die Augen eines Unwissenden still und friedlich unter dem grüngold gesprenkelten Schatten alter Platanen liegt. Niniane holt scharf und hörbar Luft und berührt mit den Fingerspitzen sacht die moosige, alte Steinplatte. Sie kann spüren, was hier gewirkt wurde - dunkle Magie, zweifellos... aber mehr auch nicht. Sie weiß, was es ist, sie kann es fühlen, aber immer, wenn sie glaubt, es gleich zu wissen, es gleich zu sehen, entzieht es sich ihren Sinnen und huscht davon, ein flüchtiger Schatten in ihren Gedanken, eine vage Ahnung, die sie narrt und sich nicht erfassen lässt. Verdammt. Sie weiß, dass sie eigentlich genau sagen können müsste, was hier geschehen ist, wer wann wie welchen Zauber gewirkt hat... sie weiß es, denn sie besitzt diese Fähigkeiten und sie hat sich noch nie geirrt. Hier ist noch etwas anderes am Werk... etwas, das... Ihr Blick fällt auf das Grabmal und ihre Augen werden schmal. "Und wenn Liebende fallen, die Liebe fällt nicht..." murmelt sie leise, erntet jedoch nur verständnislose Blicke von ihren Begleitern unter den Bäumen. "Das Gedicht..." erklärt sie. "Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben. Kennt ihr es nicht?

Die nackten Toten die sollen eins
Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein;
Blankbeinig und bar des blanken Gebeins
Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht.
Wenn sie irr werden sollen sie die Wahrheit sehn,
Wenn sie sinken ins Meer sollen sie auferstehen.
Und wenn Liebende fallen - die Liebe fällt nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben. *

Ein laiginischer Barde hat es geschrieben... vor tausend  Jahren oder mehr. Sehr romantisch nicht wahr? Weniger romantisch ist das, was hier geschehen ist." Sie kehrt dem Grab den Rücken und gesellt sich zu der Magierin und dem Faun ins kühle Halbdunkel des Platanenschattens. "Es ist mit Sicherheit ein Teleportationszauber gewirkt worden - das ist meiner Meinung nach die einzige logische Erklärung dafür, dass überhaupt keine Spuren hinterlassen wurden und außerdem ist das Gewirr hier immer noch schattenfleckig vor dunkler Magie. Ja, dunkler Magie. Ich fürchte, wir haben es mit einem Nekromanten zu tun... und zwar mindestens mit einem Dunklen wenn nicht mit einem Finsteren. Soviel zumindest kann ich mir zusammenreimen, denn etwas ist sehr seltsam... ich kann spüren, dass dunkle Magie gewebt wurde an diesem Ort, aber ich kann nicht mehr sagen und das müsste ich eigentlich sehr wohl... es sei denn, der, den ihr sucht, besitzt etwas von großer Macht, das ihn vor mir verbirgt. Es gibt nur ein paar Artefakte in den Immerlanden, welche so etwas vermöchten, aber nicht viele... drei, vier vielleicht, und von zumindest zweien weiß ich mit absoluter Sicherheit, wo sie sich befinden. Wenn ich raten müsste würde ich sagen, er besitzt Sauuras Schattenmantel... Das ist ein Umhang, der ihn gegen alles magische Gespür abschirmt... er könnte mir hier gegenüberstehen und ich würde vielleicht die Dunkelheit in ihm fühlen, weil ich bin was ich bin, aber selbst ich könnte nicht sagen, was er für Absichten hat." Seufzend sieht sie erst die Magierin, dann den Faun an. "Ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten für euch, aber ich fürchte, ihr habt es mit einem wirklich heftigen Gegenspieler zu tun. Ich werde mit dem Rat der Priester und mit einigen Magiern sprechen und dafür sorgen, dass sich in der nächsten Zeit niemand mehr durch das magische Gewirr in und um Talyra bewegt, aber das ist im Augenblick leider auch schon alles, was ich tun kann... aber ich werde euch natürlich mit allem, was in meiner Macht steht helfen, wenn ihr eine Spur habt, die ihr verfolgen könnt." Sie wirft einen letzten Blick auf das Grabmal und unterdrückt ein leises Schaudern. "Lasst uns von hier verschwinden. In die Steinfaust oder in die Harfe?"



*Dylan Thomas

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Atevora am 12. Aug. 2008, 15:18 Uhr
<--- Der Baum am Smaragdstrand

Viel zu rasch wird der Schein von Unbeschwertheit grausam polternd von der Wirklichkeit abgelöst und Atevora findet sich selbst nebst einer Menge Gerümpel, einem Karren voll Kraut und Dreck, einem Faun mit bestimmt ebenso verdattertem Blick wie dem ihren und ihren schmalen Hintern in einem großen Blecheimer steckend wieder.
Atevora könnte ob dieser unsanften Landung und der Tatsache, dass sie in der Position in der sie sich befand gerade fast so aussah als wollte sie stuhlen, beinahe mürrisch werden. Aber bei der Szenerie um sich herum – also die erschreckten Totengräber, die fast schuldbewusst stirnrunzelnde Halbelbe und der perplex wirkende Faun - konnte sie es im Moment beim besten Willen nicht. So grinst Atevora nicht nur ob des Chaos das sie angerichtet haben und des lächerlichen Gezeters dieser halben Portion eines Mannes in sich hinein, erhebt sich nicht gerade anmutig, streift den Kübel ab und übernimmt ganz selbstverständlich die Führung zur genauen Fundstätte der Leiche.

Farons großen Schatten nutzend beobachtet Atevora aus diesem heraus stumm wie Niniane den Ort des grausigen Fundes auf ihre spezielle Weise genauer untersucht.
„Und wenn Liebende fallen, die Liebe fällt nicht“ Ist nach langen schweigsamen Minuten, in denen im Hintergrund nur das Werken der Friedhofswächter zu vernehmen war, das einzige was Niniane spricht.
Atevora kann verständlicher Weise überhaupt nichts mit dieser Aussage anfangen und zieht augenblicklich fragend die Augenbrauen zusammen:
„Wie bitte?“
>"Das Gedicht..." <
Atevoras Gesichtsausdruck ändert sich nicht im geringsten.
>“Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben. Kennt ihr es nicht?“<
Gegenfrage – würde ich euch weiterhin derart entgeistert anstarren wenn ich es kennen würde?
„Ich fürchte ich bin auf dem Gebiet nicht sonderlich bewandert. Lyrik zählte bisher nicht zu meinem vorrangigen Interessensgebiet.“
Sogleich zitiert Niniane ,des besseren Verständnisses wegen, eine Passage aus dem Werk und endet mit der Frage, oder eher der Feststellung: >“Sehr romantisch, nicht wahr?“<
Nackte Tote. Ein Arm und Fuß auf dem Sternenlicht.. und der Rest des Körpers?
Entweder habe ich so absolut keinen Sinn für Lyrik und Romantik oder ich bin in meinen Denkweisen von den Ereignissen der letzen Monde bereits zu vorgeschädigt und/oder nehme es einfach zu wörtlich.

„ja, also, möglicherweise?“
Niniane geht glücklicherweise nicht näher auf der Magierin gänzlich nichtssagende Antwort ein sondern wechselt dankenswerter Weise das Thema. Die Informationen welche Niniane zu Tage bringt bestätigen nicht nur Atevoras Vermutungen, sondern sie übersteigen auch noch ihre Befürchtungen. Wie war das? Ich habe dieses „Abenteuer“ begonnen und werde es auch beenden? Ich sollte dringend an dieser Lebenseinstellung feilen.
Atevoras Magen zieht sich unangenehm zusammen während ihr Blick in die nahe Ferne, hin zu dem Trost spendenden Blätterrauschen der Weiden, gleitet. Das heißt, wenn ich überhaupt noch die Zeit dazu habe.
Die Erwähnung dieses mächtigen Artefaktes stimmte Atevora zusätzlich nicht sonderlich zuversichtlich.
Nungut, andererseits, seltene magische Artefakte.. Eventuell eine Spur?
Allerdings, wie genau beginnt man den letzen Aufenthaltsort eines Artefaktes zu ermitteln?
Fest steht eines: Atevora muss die Informationen und Ereignisse an diesem Tag erst einmal ordentlich verdauen. Denn derzeit fühlt sie sich nur noch überrollt und ihre Stimmungslage schwappt von einer Extreme zur Anderen, sodass sie schließlich nicht mehr als eine wenig enthusiastische Floskel für Ninianes Angebot - sie jederzeit gerne zu unterstützen – übrig hat.
Auch Faron schaut seit geraumer Zeit erheblich düster vor sich hin, sodass auch seine Gegenwart im Moment keinerlei beruhigende Wirkung auf Atevoras aufgewühltes Innenleben hat.
>„Lasst uns von hier verschwinden. In die Steinfaust oder in die Harfe?"<
„Zur goldenen Harfe bitte.“

---> Die Goldene Harfe

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von KaliMaya am 09. Sept. 2008, 11:46 Uhr
« Tränke und Tinkturen Nevisyoli
Anfang Erntemond

Nachdem sie das Haus und die Tausendwinkelgassen erst einmal verlassen hat, zieht es Kali geradezu magisch in Richtung Sitechhain. Auf ihren Erkundungsausflügen durch die Stadt, hat sie ihr Weg bereits mehrfach rein zufällig an diesem Ort vorbeigeführt. Bisher hat die Azadoura es allerdings tunlichst vermieden, den Knochenacker zu betreten. In Agutrot ist es üblich die Toten auf die weithin sichtbaren Dakhmáh, die Türme des Schweigens, zu bringen, wo man sie den Vögeln überlässt. Später werden die blanken Gebeine der Verstorbenen eingesammelt, verbrannt und schließlich in alle Winde zerstreut – lediglich die Schädel hochrangiger Sippenmitglieder werden in den Gängen der Toten verwahrt. Der Brauch sterbliche Überreste in kalter, nasser Erde zu _verscharren_ ist der Azadoura daher völlig fremd, weshalb sie ihn als ausgesprochen respektlos und abstoßend empfindet.
Für das, was sie an diesem Abend vor hat, erscheint ihr der Sitechhain jedoch geradezu ideal und so überwindet sie schließlich ihre Abneigung gegen Talyras Ort der Trauer. Unauffällig wie ein Schatten betritt sie das parkähnliche Grundstück im Süden der Stadt, während der Wind leise in den Wipfeln der dunklen Zypressen und Trauerweiden des Hains rauscht. Gemessenen Schrittes, um nicht das Misstrauen der beiden Totengräber und Sitechhaindiener zu wecken, welche in einiger Entfernung ein frisches Grab ausheben, wandert sie über das weiche Silbergras und hält aufmerksam nach einem geeigneten Plätzchen für ihr Vorhaben Ausschau.

Sie kommt an uralten Grüften aus Marmor und Granit unter ebenso alten Bäumen vorüber. Einige dieser Grüfte sind klein und unscheinbar, andere groß und wuchtig und mit prunkvollen Verzierungen versehen. Viele dieser Grabstätten stehen offenbar bereits seit längerem leer, aber etliche scheinen auch noch von ansässigen Familien in Gebrauch zu sein, wie Kali anhand flackernder Totenlichter und frisch niedergelegter Blumen erkennt. Während sie weiter geht, kommt sie auch an zahlreichen Steinfiguren vorüber – Heilige vergangener Jahrhunderte und himmlische Seharim, aber auch furchterregende Drachen, gebieterische Harpyien, majästetische Phönixe und würdevolle Einhörner.
Grabstätten jüngeren Datums schenkt die Azadoura allerdings nur flüchtige Blicke, ihre Aufmerksamkeit gilt viel eher den Gräbern, welche alt, dicht von Moos und Flechten überwuchert und längst nicht mehr in Gebrauch sind. Ihr Weg führt sie schließlich auch an einem steinernen Sarkophag vorüber, dessen Seiten mit verwitterten Blumenreliefs verziert ist. Die frisch gereinigte Grabplatte fällt sofort ins Auge und zieht sogleich Kalis Aufmerksamkeit auf sich. Stirnrunzelnd tritt die Azadoura näher an den Sarkophag heran.

Diadra Aílin
* 13. Inar 389 – † 18. Inar 408

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben


Sie runzelt die Stirn, überrascht, die knappe Zeile zu kennen. Ein Seemann aus irgendeinem der Nordländer hatte es einmal im Suff in einer der zahlreichen Schenken am Sichelplatz von Agutrot zum Besten gegeben. Noch heute kann Kali sich allzu deutlich daran erinnern, wie wenig erfreut ihre Mutter gewesen war, als sie erfahren hatte, dass ihre Tochter sich dort – natürlich unerlaubter Weise – herumgetrieben hatte. Leise murmelt sie:

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Die da liegen in Wassergewinden im Meer
Sollen nicht sterben windig und leer;
Nicht brechen die die ans Rad man flicht,
Die sich winden in Foltern, deren Sehnen man zerrt:
Ob der Glaube auch splittert in ihrer Hand
Und ob sie das Einhorn des Bösen durchbrennt,
Aller Enden zerspellt, sie zerreißen nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.*


Ein Schauder läuft ihr den Rücken hinunter. Das Gedicht hat noch mehr Strophen, doch dies ist die einzige, die ihr im Gedächtnis geblieben ist. Sie betrachtet den Sarkophag noch einen Moment lang schweigend. Zwar hat sie von den Morden gehört, die Talyra vor einer Weile heimgesucht haben, doch ahnt sie nicht, dass auf der Steinplatte eben dieses Sarkophags eines der Opfer gefunden wurde. Schließlich wendet sie sich ab, um weiter zugehen.
Es ist schon spät und ihr Magen knurrt laut, denn abgesehen von den kläglichen Resten, die sie im Haus Nevisyoli gefunden hat, hat sie in der vergangenen Tagen nichts gegessen. Wird Zeit dass ich mich beeile damit ich hier wieder verschwinden und mich nach etwas Essbarem umsehen kann, denkt sie bei sich und sieht sich verstohlen nach den beiden Totengräbern um, die sich aber nicht weiter um sie kümmern und gleich darauf vollständig aus ihrem Blickfeld verschwinden, als sie um eine Wegbiegung und außer Sicht tritt.
Allem Anschein nach hat sie den ältesten Teil des Knochenackers erreicht. Zufrieden schaut sich die Azadoura um. Die Inschriften der meisten Grabsteine und Grüfte kann man kaum noch entziffern. Môrninaes wachsen in dichten Kissen auf den uralten Gräbern. Kali erblickt schiefe oder gar zerstörte Grabsteine und etliche umgestürzte Statuen und schaut sich langsam um bis sie endlich gefunden hat, wonach sie sucht.
Das Grab ist unauffällig und für ihre Zwecke einfach ideal. Kali Maya geht in die Hocke, schaut sich noch einmal unauffällig um und holt schließlich einen schmalen Beutel aus abgegriffenem Leder unter ihrem Gewand hervor. Er beinhaltet eine schlichte Schale aus dunklem Stein, jenes ominöse Schmuggelgut, welches sie klammheimlich aus Agutrot fortgeschafft hat.

Ein zweites Mal greift Kali zwischen die Falten ihres Gewandes und holt ein weiteres Bündel hervor, welches sie darunter verborgen gehalten hat – ihre Eisennadel, nun sorgsam in ein paar Streifen Stoff und einen alten Lederfetzen eingewickelt. Beides verbirgt sie schließlich gut im Schutz der kleinen Grabstätte, bevor sie sich hastig erhebt und eilends entfernt. Erst in einiger Entfernung bleibt sie noch einmal stehen und wirft einen letzten Blick zurück. In der Abenddämmerung ist die schiefe Statue des einflügeligen Seharim, dessen ausgestreckter Arm direkt auf den Ort verweist, an welchem sie ihre Geheimnisse verborgen hat, noch gut erkennbar. Rasch wendet sie ihren Blick wieder ab, streicht dem Löwentamarin auf ihrer Schulter gedankenverloren über die weiche Mähne und verzieht leicht den Mund, als ihr Magen sich vor Hunger krampfartig zusammenzieht.
Unsicheren Schrittes geht sie weiter, vor ihren Augen flackert es und das peinigende Durstgefühl welches ihr schon seit längerem zu schaffen macht (vermutlich noch verstärkt durch die wenigen Brocken Pökelfleisch, die sie zu sich genommen hat), wird immer unerträglicher. Wütend über ihre eigene Dummheit beschleunigt sie ihren Gang noch etwas. Plötzlich wird ihr jedoch Schwarz vor Augen und sie bricht bewusstlos zusammen. Glücklicherweise kommt ihr Körper recht sanft zu liegen - auf einem dichten, weichen Polster aus Silbergras und Môrninaes.    

---------------------------
* Dylan Thomas, Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben


Der Sithechtempel »

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Faron am 10. Okt. 2008, 12:00 Uhr
« Die Steinfaust - Sitz der Stadtgarde und Kerker
~ 20. Grünglanz 508 d5Z ~

Nachdem Faron den Narrenkönig, einen Stadtgardisten von der Indigogarde informiert, dieser seine Männer zusammengetrommelt und Pumquat dem Obersten Stallmeister das Schreiben für die Schweigenden Schwestern überreicht hat, verlässt der kleine Trupp die Steinfaust und macht sich unverzüglich auf den Weg zum Sithech-Hain, um das Grab von Diardra Aílin noch einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Um die Stimmung der Männer ist es dabei nicht unbedingt zum Besten bestellt, immerhin handelt es sich nicht gerade um eine ausgesprochen erfreuliche Aufgabe, die man ihnen da übertragen hat, und seit dieser blutrünstige Mörder Talyra in Angst und Schrecken versetzt, befinden sich die Blaumäntel fast rund um die Uhr im Dienst. Aber so ist das eben: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps – tja, und heute gibt's den wohlverdienten Feierabend-Schnaps eben erst später, wie so oft in letzter Zeit, weil der Dienst garantiert mal wieder länger dauert.
Schweigend geht Faron neben dem Narrenkönig her, mustert den Mann vom Neunten Trupp dabei unauffällig und fragt sich insgeheim wie der Stadtgardist wohl zu dem wurde, der er heute ist – ein altgedienter Schwertkämpfer dessen Gesicht von dunklen, auf die Haut tätowierten Tränen verunziert wird und der über seinem verbeulten Halbhelm stets eine blaue Narrenkappe mit klingenden Glöckchen trägt. Auch wenn der Anblick des hochgewachsenen, hageren Blaumantels Faron längst nicht mehr irritiert, die Fragen, die sein merkwürdiges Erscheinungsbild betreffen, sind bis heute geblieben. Doch der Faun gehört nicht zu denjenigen, die unnötige, neugierige Fragen stellen und der Narrenkönig ist niemand, der besonders viel über sich erzählt. Tatsächlich redet er eigentlich nur, wenn es wirklich notwendig ist und ist somit noch schweigsamer als der ebenfalls recht wortkarge Stallmeister. Die Rätsel, die den Blaumantel von der Indigogarde umgeben, werden also wohl auch weiterhin Rätsel bleiben – zumindest für Faron.

Schließlich erreichen sie den Sithechacker und stoßen dort auch sogleich auf die beiden Tempeldiener des Sithech-Hains, Klagweh und Krötenaug, die gerade dabei sind ein frisches Grab auszuheben. Nun, eigentlich ist es nur Krötenaug, der fleißig damit beschäftigt ein tiefes Loch auszuheben. Klagweh steht lediglich daneben, um seinen Gefährten zu mehr Schnelligkeit anzutreiben. Als er Faron, den Narrenkönig und Blaumäntel vom Neuten Trupp auf den Totenacker kommen sieht, klappt er seinen Mund allerdings zu, stemmt die Hände in die Hüften, klappt den Mund wieder auf und beehrt statt Krötenaug nun die Männern aus der Steinfaust mit seinem Gekeife. Schimpfend führt er Faron zum Tempel, nachdem er Krötenaug ermahnt hat, seine Arbeit gefälligst rasch zu beenden und die den Narrenkönig und seine Männer giftig angewiesen hat, sich ja nicht zu rühren, während sie am Grab von Diardra Aílin darauf warten, dass Faron mit Nechta Graulicht oder einer anderen der Schweigenden Schwestern zu ihnen zurückkehrt. Da die Blaumäntel in weiser Voraussicht sämtliche  Werkzeuge, die sie möglicherweise benötigen werden, aus der Steinfaust mitgebracht haben, ahnt das hutzelige Männlein bereits, was die Männer zum Sithech-Hain geführt hat, und Klagweh macht keinen Hehl daraus, dass ihm das alles seeehr missfällt.
Faron lässt sich von der unfreundlichen Art des Totengräbers allerdings nicht beeindrucken und der achtet tunlichts darauf, das ihm nichts heraus schlüpft, was den hünenhaften Stallmeister ernsthaft verärgern könnte. Sich in sicherer Entfernung über einen tänzelnden, weil verfluchten Faun aufzuregen ist eine, mit einem _entfluchten_ Faun Schritt halten zu müssen, ist hingegen eine vollkommen andere Sache. Nachdem er Nechta herbeigeholt hat, entschuldigt sich Klagweh daher rasch unter dem fadenscheinigen Vorwand bei Diardras Grab nach dem Rechten sehen zu müssen und eilt hurtig wieder davon, während sich die Oberste der Schweigenden Schwestern von Faron das Schreiben des Lord Commanders überreichen lässt.

Stirnrunzelnd faltet die Sithechpriesterin das Dokument auseinander und liest sich den Inhalt sorgfältig durch. „Ihr wollt also das Grab von Diardra Aílin öffnen?“, fragt sie, wobei das Missfallen in ihrer Stimme nicht zu überhören ist. Faron nickt. „Ja, Erhabene“, antwortet er höflich. „Wir müssen uns vergewissen, dass ihre Gebeine auch tatsächlich dort ruhen, wo sie sein sollten.“ Er sieht die Priesterin offen an. „Ich bedauere, ich weiß, dass Euch das nicht vermutlich nicht sonderlich gefällt, aber ich verspreche Euch, dass wir unsere Arbeit mit aller gebotenen Sorgfalt und größtem Respekt vor den Toten verrichten werden.“ Nechta bedenkt ihn mit einem kühlen Blick ihren haselnussbraunen Augen. „DAS erwarte ich auch von Euch“, entgegnet sie spröde. „Kommt, lasst uns gehen, ich werde Euch begleiten.“ Sie strafft die schmalen Schultern und macht sich energischen Schrittes auf den Weg, sodass Faron nichts anderes übrig bleibt, als ihr hastig zu folgen, was ihm allerdings nicht sehr schwer fällt.
Der Narrenkönig und seine Männer warten wie vereinbart an Diardras Grab, die mitgebrachten Werkzeuge haben sie sorgsam abgestellt oder halten sie einsatzbereit in ihren Händen. Faron und der Narrenkönig treten näher an Diardra Aílins steinernen Sarkophag heran und betrachten ihn gründlich. „Wir werden das restliche Efeu beseitigen müssen“, erklärt der Faron und der Narrenkönig nickt zustimmend. „Außerdem wird es nicht ganz einfach werden, die Steinplatte zu entfernen, ohne sie dabei unnötig zu beschädigen.“ Er zuckt entschuldigend die Schultern, als er Nechtas missbilligendem Blick begegnet. „Das Ding ist ziemlich alt, ziemlich verwittert ... und garantiert ziemlich schwer. Aber wir schaffen das schon“, meint der Faun zuversichtlich und der Narrenkönig erklärt seinen Männer mit ein paar eindeutigen Handbewegungen und einigen knappen Worten an, was sie zu tun haben. Unter der strengen Aufsicht der Sithechpriesterin machen sich die Blaumäntel ans Werk. Wie nicht anders zu erwarten war, lässt sich die schwere Steinplatte des Sarkophag tatsächlich nur unter größten Mühen bewegen. So dauert es eine ganze Weile bis die Arbeit der Männer endlich geschafft und Diardras Grab geöffnet ist ...

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Faron am 10. Okt. 2008, 17:05 Uhr
... schweigend starren Nechta, der Narrenkönig, Faron, die Blaumäntel sowie die beiden Tempeldiener – auch Krötenaug hat sich mittlerweile am Grab eingefunden – in den geöffneten Sarkophag. Es ist Klagweh, der als erstes die Sprache wieder findet: „Er... er... er ist...“ „... leer“, hilft Faron dem alten Männlein trocken aus, welches ihn sogleich mit einem giftigen Blick bedenkt. In der Tat, so ungeheuerlich es auch erscheinen mag, der schwere, steinerne Sarkophag, der eigentlich die sterblichen Überreste Diardra Aílins beherbergen sollte, oder wenigstens das, was nach so vielen hundert Götterläufen noch davon übrig sein mag, ist leer.
Nun nicht völlig leer: Vor ihnen liegen noch die bestickten Totenkissen und Leichentücher sowie der klägliche Überrest eines altmodischen, silberbestickten Brautschuhs. Das Wichtigste, daran kann nicht der geringste Zweifel bestehen, fehlt allerdings – Diardras Gebeine. „Das ist unmöglich“, entfährt es Nechta Graulicht bestürzt. Die Oberste der schweigenden Schwestern, die Faron bisher immer den Eindruck vermittelt hat, die Gelassenheit in Person zu sein, scheint zum ersten Mal etwas die Fassung zu verlieren. „Wie kann das sein?“ ratlos schaut sie in die Runde. Faron zuckt hilflos mit den Schultern. „Das kann ich Euch auch nicht sagen, Erhabene“, meint er und schaut nachdenklich auf den geöffneten Sarkophag hinab. „Aber ich glaube, wir sollten uns im Augenblick mehr um als WARUM als das WIE kümmern.“ Die Sithechpriesterin sieht ihn fragend an und zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe. Der Faun schüttelt den Kopf. „Nein, Erhabene, fragt lieber nicht. Selbst wenn ich in dieser Angelegenheit ganz offen mit Euch sprechen dürfte – glaubt mir, wenn ich Euch sage, dass es besser ist, wenn ihr nicht wisst, was wir bisher herausgefunden haben. ...das hier...“ Faron deutet auf Diardras leeres Grab. „... verheißt nichts Gutes.“ Er beugt sich über den Sarkophag und untersucht behutsam die moderigen Kissen, abgesehen von dem Brautschuh kann er darin aber nichts weiter entdecken. Behutsam nimmt er den Schuh heraus – wo einer ist, ist normalerweise der Zweite auch nicht weit, wo also befindet sich der Zwilling von diesem?

Sein Blick wandert von dem Schuh in seiner Hand zurück zu dem leeren Sarg. Und plötzlich kommen ihm Pumquats Worte wieder in den Sinn. »Das Ritual, das ich in Tellurdans Almanach der Blutmagie fand, spricht von zwölf Frauenherzen und einem absolut regelmäßigen Sechsstern oder Hexagramm... aber selbst wenn es regelmäßig wäre, es ist eine Finte, glaubt mir. Auch die Sternzeichen. Dieses Ritual würde einen Dämonenfürsten aus den Neun Höllen herbeirufen... aber nur, wenn es gelänge und das kann es nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass der Sechsstern nicht regelmäßig ist, es sind die Herzen. Wir, ich meine die Blaumäntel, haben alle Herzen entfernt und mit den toten Frauen begraben. Um das Ritual zur Vollendung zu bringen, hätten sie aber dort bleiben müssen... an den Eckpunkten jedes vollendeten Dreiecks und den jeweiligen Schnittpunkten.« Ein ungutes Gefühl überkommt den Faun. Diardras Grab ist leer, was auch immer das bedeuten mag. Jemandem, der die sterblichen Überreste einer Toten aus einem Steinsarkophag zu entwenden vermag ohne das einer der Totengräber auf dem Sithechacker etwas davon mitbekommt, dürfte auch keine allzu großen Schwierigkeiten damit haben, die beigesetzten Herzen aus ganz gewöhnlichen Gräbern zu holen. Der Faun seufzt. Er weiß jetzt schon, dass Nechta Graulicht von dem, was er als nächstes von ihr erbitten wird, alles andere als begeistert sein dürfte.
Höflich nimmt er die Sithechpriesterin beiseite. „Entschuldigt, Erhabene“, sagt er leise, damit die anderen Männer nichts von dem mitbekommen, was er der Priesterin anvertraut. „Ich weiß, ich bitte Euch um sehr viel, wenn ich um Erlaubnis frage, auch die Gräber der vier Mordopfer noch einmal öffnen zu dürfen, aber in Anbetracht unserer Entdeckung ...“ Nechta zieht scharf die Luft ein und mustert den Faun mit funkelnden Augen. „Ich hoffe, ihr habt einen wirklich guten Grund für diese Bitte“, erklärt sie harsch und Faron beeilt sich rasch zu nicken. „Ja, Erhabene, kommt, ich will es Euch kurz erklären“, erwidert er. In kurzen knappen Worten berichtet der Oberste Stallmeister der Priesterin das Allernötigste, was sie wissen muss, um sein Ansinnen halbwegs nachvollziehen zu können. Es ist alles andere als einfach die Oberste der Schweigenden Schwestern zu überzeugen, vor allem für den wortkargen, wenig wortgewandten Faun – aber vielleicht ist das letztlich auch der Grund, weshalb die Priesterin widerstrebend einwilligt. Faron mag nicht geschickt darin sein, viele und wohlgesetzte Worte zu machen, aber dafür merkt man jedem einzelnen davon an, dass er ein durch und durch aufrichtiger Mann ist.

Weder die Totengräber, noch die Blaumäntel sind selbstverständlich begeistert, als ihnen der Faun schließlich mitteilt, dass auch die Gräber der vier Mordopfer geöffnet werden müssen, aber ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Anweisungen zu befolgen. Wie hat der Lord Commander so treffend formuliert: »Wir brauchen Gewissheit.« Faron gefällt es ganz und gar nicht die Ruhe dieser so grausam aus dem Leben geschiedenen Toten stören zu müssen, aber wenn die Herzen fehlen ...? Pumquat mag Recht haben. Vielleicht liegt es tatsächlich nicht in der Absicht des Nekromanten das Ritual aus Tellurdans Almanach, welches der Kobold gefunden hat, durchzuführen. Aber so wie Faron die Sache sieht, muss das auch noch lange nicht bedeuten, dass es sich bei all diesen Dingen _nur_ um geschickte Täuschungsmanöver handelt. Auch wenn der Oberste Stallmeister sich dies nur schwer vorstellen kann, Pumquat könnte irgendetwas übersehen haben. Außerdem, wer sagt, dass die Sternbilder, das Hexagramm und die Herzen für ein gemeinsames Ritual benötigt werden oder eben nur Finten sind? Sie müssen nicht, könnten aber auch noch einem ganz anderen Zweck dienen. Letztlich ist es auch egal. Ob Finte oder nicht, sie brauchen Gewissheit – und die erhalten sie nur, wenn sie nachsehen, ob die Herzen aus den Gräbern entfernt wurden oder nicht.
Eine Grabstätte nach der anderen wird also geöffnet. Klagweh macht seinem Namen dabei alle Ehre und schimpft, flucht und jammert in einem fort, während die Blaumäntel ihre unerfreuliche Aufgabe erfüllen. Schließlich ist alles getan, die geöffneten Gräber werden wieder verschlossen und die Aufgabe der Blaumäntel ist endlich erfüllt. Faron bedankt sich aufs Allerhöflichste bei Nechta Graulicht für ihre Unterstützung, trägt dem Narrenkönig auf dem Lord Commander Bericht zu erstatten und schickt auch die Blaumäntel in die Steinfaust zurück. Er selber schlägt den Weg zur Goldenen Harfe ein, um sich dort mit den anderen Ermittlern zu treffen und ihnen zu berichten, was die Untersuchungen auf dem Totenacker ergeben haben. Den Schuh aus Diadras Grab trägt er, nun sorgsam in einem Lederbeutel verstaut, immer noch bei sich.      

Die Goldene Harfe »

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Erzähler... am 12. Okt. 2008, 10:13 Uhr
Mit missmutigem Kopfschütteln schaut Klageweh dem Faun hinterher, der mit klappernden Hufen und hängenden Schultern den Totenacker verlässt, den Narrenkönig mit seinen Gardisten im Kielwasser und den Beutel mit dem modrigen Brautschuh fest an sich gepresst. Selbst seine imposant geschwungenen Hörner sehen aus, als würden sie sich einer Depression ergeben und resigniert und ratlos herabhängen wollen. Am Friedhofstor trennt sich das Grüppchen und während die Blaumäntel mit vom vielen Schaufeln schmerzenden Armen und hungrigen Bäuchen Richtung Steinfaust abziehen, schlägt der Faun den Weg zum Marktplatz ein. "Was für ein Pack", schnaubt Klageweh ihnen erbost hinterher. "Mir den halben Friedhof umgraben und ein Chaos hinterlassen, als wäre Asgrim mit seinen Horden durchgezogen! Gesindel! Sieh sich das einer an ... meine schöne Beete! Meine Gräber! Meine armen Leichen!" Krötenaug wirft seinem herumgiftenden Kollegen, der sich für eine Art "Herr der Talyrischen Toten" hält nur einen müden Blick zu und lässt ihn weiterkeifen, sich der Tatsache sicher, dass es wie immer gewiss nicht Klageweh sein wird, der die letzten Restschäden dieser Blaumantel-Stampede beseitigen wird. "Dabei haben sie nicht einmal etwas gefunden", geifert Kageweh weiter wut- und spuckesprühend und nicht ohne eine gewisse Schadenfreude vor sich hin. "Allerdings würde mich ja wirklich interessieren, wo dieses Mädel hingekommen ist. Die muss auf jeden Fall schon aus ihrem Grab verschwunden sein, bevor ich meinen Dienst bei den Schweigenden Schwestern angetreten habe – bei mir wäre so was auf nie passiert, auf gar keinen Fall! Aber wenigstens waren die Herzen alle noch auf ihrem Platz. Nicht auszuzdenken, was das für ein Theater geben würde, wenn die auch noch verschwunden wären! Na, dann komm mal, du lahme Schnecke", wendet er sich dem geduldig wartenden Krötenaug zu, "lass uns hier wieder für Ordnung sorgen. Ich hoffe nur, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt. In letzter Zeit ging es hier ja zu wie auf einem Jahrmarkt."

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Cinaed am 23. Sept. 2009, 16:19 Uhr
« Der Platz der Händler

Nachdenklich betritt Cináed den Hain. Er hat Pferd und Karren bei Torquil zurückgelassen und sich, nachdem er seine Erntedankgaben unter der Amitarikrone abgelegt hatte, vom Platz der Händler aus auf den Weg zum Sithech-Hain begeben. Die Festtagsstimmung auf den Straßen hat auch auf ihn eine positive Wirkung und so schreitet er nun weniger traurig und bekümmert über die schmalen Wege des Hains. Eine sanfte Herbstbrise lässt die Blätter der Trauerweiden und Zypressen leise rascheln und das weiche Silbergras sanft rauschen. Der hochgewachsene Elb kennt sich auf dem Knochenacker gut aus und so findet er sicheren Schrittes den Weg, der ihn am schnellsten in jenen Teil des Sithech-Hains führt, in welchem sich die Gräber und Grüfte der Familie seiner verstorbenen Frau befinden. Er geht an Seharim-Statuen und anderen Steinfiguren vorüber, an Grüften, Grabplatten und Grabsteinen, an Totenlichtern und Totenvasen, die frische oder auch verwelkte Blumen enthalten.

Im Schatten einer düsteren Gruft aus dunklem Marmor bleibt er stehen. Unter dem Schutz einer großen Seharim-Statue mit ausgebreiteten Schwingen und zum Gebet gefalteten Händen befindet sich ein schmaler Sarkophag aus gelbem Marmor. Um den Sarkophag herum wachsen kleine Môrninaes, Totenblumen wie sie auf auf nahezu jedem Grab des Hains zu finden sind. Unter der Grabinschrift auf dem schweren Deckel des Sarkophags steht eine kleine Bronzelaterne - ein so genanntes Totenlicht, dessen Flamme, wie Cináed sofort bemerkt, erloschen ist. Langsam tritt er näher, um die Grabinschrift zu lesen:

Tara von Glyn-y-Defaid
* 410 d5Z, † 502 d5Z

Du bist ein Schatten am Tage,
Doch in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.**


Wehmütig streicht der Elb mit der rechten Hand über den Grabplatte und erstarrt für einige Augenblicke in regungsloser Andacht, bevor der sich wieder rührt. Behutsam öffnet er die kleine Bonzelaterne, streift den einen Handschuh von seiner Hand und hebt diese sacht, während sein Gesicht voller Ernst ist. Er spürt das Kribbeln auflodernder Magie und dann... Plötzlich, wie von Geisterhand, beginnt eine winzige glutrote Flamme auf der Spitze seines Zeigefingers zu tanzen. Cináeds Anspannung weicht und der Ernst auf seinem Gesicht verfliegt. In einem Moment streckt er die Hand aus, um das Totenlicht mit der kleinen Flamme wieder zu entzünden, im nächsten Moment bläst er das helle Licht auf seiner Fingerspitze bereits aus, um die Bronzelaterne gleich darauf wieder gut zu verschließen. Er lächelt. „Du fehlst mir, Tara“, seufzt er traurig und streift seinen Handschuh wieder über. „Du fehlst mir so... 'Du bist mein Schatten am Tage. Und in der Nacht mein Licht.'**“ Cináed tritt langsam von dem Sarkophag zurück, ohne seinen Blick jedoch abzuwenden. Besonders an Tagen wie diesem. Der Elb verharrt noch ein paar Sekunden, dann wendet er sich ab, um den Sithech-Hain zu verlassen und zur Herbstkirmes zurückzukehren.

Der Platz der Händler »

-----------------------------------
** Friedrich Rückert, Du bist ein Schatten am Tage

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von KaliMaya am 03. Nov. 2010, 11:16 Uhr
« Tränke und Tinkturen Nevisyoli

Nathans Reaktion folgt prompt. Die förmliche Anrede, die Kali so gedankenlos über die Lippen gekommen ist, bringt ihn sichtlich auf, wären sie doch immerhin schon einmal bei persönlicheren Worten angelangt. In den letzten Siebentagen, während derer Nathan sich nicht ein einziges einmal hat blicken lassen oder der Azadoura wenigstens eine kurze Nachricht hat zukommen lassen, ist jedoch so vieles geschehen, das Kalis Welt verändert hat, dass  die junge Frau sich keinen Deut um Nathans gekränkten Stolz kümmert – überhaupt... Er ist es schließlich, der sich sang- und klanglos aus dem Staub gemacht! Zu kraftlos um an diesem Morgen einen Streit anzufangen, schluckt Kali die harsche Entgegnung, die ihr bereits auf der Zunge liegt, hinunter und auch Nathan scheint es sich anders zu überlegen. »Los komm... ich bring dich zum Tempel«, fordert er die Azadoura auf und wirkt aus irgendeinem unerfindlichen Grund schon wieder merklich milder gestimmt. Kali Maya nickt stumm. Mit Arun auf dem Arm tritt sie auf die Straße hinaus, verschließt die Tür hinter sich und lässt sich schweigend von Nathan durch das Gewirr der Straßen zum Sithech-Hain geleiten.

An den düsteren Mauern des Hains angelangt, ergreift Nathan schließlich das Wort, wobei er wie stets direkt zur Sache kommt anstatt lange um den heißen Brei herumzureden. »Hm... Ja, ich hätte mich bei dir melden können...«, gibt er brummend zu. »Ich hatte viel zu tun, ich bin viel mit mir selbst beschäftigt gewesen! Aber ich hätte trotzdem bei dir vorbei schauen können.« Das Lächeln, welches sich bei diesen Worten auf sein Gesicht schleicht, erwidert Kali nicht. »Es tut mir leid...« Nach einem kurzen Moment der Stille spricht Nathan weiter: »Mir ist schon klar, dass dir das ziemlich egal ist, ob mir irgendwas leid tut oder nicht... trotzdem will ich, das du es weißt!« Der dunkelhaarige Mann grinst spitzbübisch. »Dafür, dass Entschuldigungen nicht zu meinen Stärken zählen, war das für den Anfang schon ganz gut! ...Meinst du nicht auch?« Kali Maya nickt bedächtig. „Ja, das mag sein“, entgegnet sie.  „...danke...“ Ihre Stimme klingt weder freundlich noch unfreundlich, eher gleichgültig. „Aber du musst dich vor mir nicht rechtfertigen, Nathan“, meint sie langsam, eine Aussage, die der stolzen Frau noch vor wenigen Monden niemals über die Lippen gekommen wäre, geschweige den in den Sinn – selbstverständlich hätte sich früher jeder ihrer Liebhaber dafür rechtfertigen müssen, weshalb er die Azadoura plötzlich so grundlos schmäht. Doch alles ändert sich einmal...

Nathan sieht sie an, ein breites Grinsen auf dem Gesicht und Kali würde ihm am liebsten mitten ins Gesicht schlagen, aber sie hat nicht einmal genug Kraft, um ihm die Worte entgegen zu schleudern, die sie ihm am liebsten um die Ohren donnern würde. Wie kann er dastehen und lächeln und so tun als wäre nichts weiter gewesen...? Ihm ist nicht einmal aufgefallen, dass ich nur Aruna bei mir habe. Ausdruckslos begegnet sie seinem Blick. Mein Kind ist tot, glaubst du da schert es mich einen Dreck, ob du dich bei mir meldest oder nicht...?, will Kali dem dunkelhaarigen Mann ins Gesicht schreien, stattdessen murmelt sie lediglich ein paar bedeutungslose, nichts sagende Worte. „Danke, dass du vorbeigekommen bist...“, erklärt sie. „...und Aruna und mich begleitet hast.“ Ihr Blick wandert zum Tempeldach. „Man erwartet uns, ich sollte gehen...“ Sie bricht ab, die Worte klingen so hohl, dass sie lieber ganz darauf verzichtet. Hilflos zuckt sie mit den Schultern. Die Situation wirkt so unwirklich, so surreal auf sie, dass sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll oder was Nathan jetzt von ihr erwartet. Unschlüssig tritt sie von einem Fuß auf den anderen, unsicher ob sie einfach Lebewohl sagen und zum Tempel gehen soll oder nicht.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Nathan am 08. Nov. 2010, 09:21 Uhr
< Tränke und Tinkturen Nevisyoli

Ganz ehrlich? Nathan wird aus dieser Frau nicht schlau. Erst straft sie ich ihn mit dem förmlichen „Ihr“ ab, als ob die beiden nur nett einen Coffea oder zwei mit einander getrunken hätten, dann keift sie ihn an (was alles ja noch nicht so erstaunlich wäre, schließlich handelt es sich hier ja um Nevis), doch dann wandert sie wie wieder zurück zum „Du“, als wäre nie etwas passiert.
Kopfschüttelnd mustert er Nevis von oben bis unten, während die beiden vor den Mauern des Sithech-Hains zum Stehen kommen. Ihr Blick geht ganz oft an ihm vorbei, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz wo anders, auf jeden Fall nicht bei ihrem Gespräch und auch ihr wenn auch stockend vorgetragenes „Danke“ nach seiner Entschuldigung weckt die Skepsis des schwarzhaarigen Hexers.
Ihm wäre lieber gewesen, sie hätte ihm ihre typischen spöttischen und spitzen Bemerkungen entgegen geschleudert, damit hätte er wenigstens etwas anfangen können. Aber das hier ist neu und auf eine seltsame Art und Weise unheimlich.
<„Danke, dass du vorbeigekommen bist...und Aruna und mich begleitet hast. Man erwartet uns, ich sollte gehen...“>, erklärt sie schließlich. Ihre Stimme klingt hohl und völlig teilnahmslos.
Wieder ein Danke? Langsam bekomme ich Angst!
Nachdenklich betrachtet Nathan diese kalte, berechende Frau, die ihm Gegenüber noch nie einen noch so klitzekleinen Ansatz von Schwäche und Unsicherheit gezeigt hat. Doch wie soll er bitte schön ihr Zucken der Schultern, und das vor und zurück Wippen der Füße deuten? Sie sagt ihm, dass sie und ihr Kind nun gehen sollten, weil man sie ihm Tempel erwartet und geht dann doch nicht?
Das sieht alles nicht nach der Nevis aus, die er kennt.

Zögerlich wandert seine Finger zum Kinn und fahren ein paar mal darüber. Dann schüttelt er wieder den Kopf. Langsam wird ihm das ganze zu dumm.
„Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Aber dass etwas nicht mit dir stimmt, das merke selbst ich! Tut mir leid, ich bin leider nicht einer dieser Männer, die sofort wenn eine Frau nervös mit der Augenbraue zuckt, merken, das sie heute Kopfschmerzen oder sonst etwas hat…. Ich bin da… etwas begriffsstutziger. Also…, wenn irgendetwas vorgefallen ist, du wütend auf mich bist, weil ich so lange weg war, du meiner Gesellschaft überdrüssig bist oder sonst irgendwas, musst du es mir leider sagen… Im interpretieren bin ich verdammt schlecht!“
Sein Blick ruht eine Weile auf der blassen Frau und ihrem Kind. Noch immer ist er nicht sicher, ob das, was er da sieht, echt ist oder nur geschauspielert.
„Verdammt Kali, ich bin hier, weil ich dich gerne sehen möchte…“, sagt er schließlich. Soviel Ehrlichkeit gegenüber seinem blassen Gegenüber ist nicht unbedingt intelligent. Nevis ist nicht gerade die Art von Frauen, denen man mit Blumen in der Hand und auf Knien sein Herz auf einem goldenen Tablett serviert, außer man ist lebensmüde und findet darin Befriedigung von der kaltschnäuzigen Blutelbin gedemütigt zu werden. Aber Nathan ist das jetzt egal. Er hat keine Lust auf Spiele. Außerdem wird er Talyra sowieso bald verlassen.
Er will Nevis sehen, sie hat ihm gefehlt. Punkt!
Das er Ausnahmsweise ihren richtigen Namen, statt mit dem Spitznamen Nevis, mit dem er sie sonst regelmäßig anspricht, verwendet, fällt dem Hexer gar nicht auf.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von KaliMaya am 10. Jan. 2011, 11:55 Uhr
Ihre Reaktion irritiert Nathan sichtlich. Und wie so oft bekommt er ihre Worte in den falschen Hals. »Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Aber dass etwas nicht mit dir stimmt, das merke selbst ich! Tut mir leid, ich bin leider nicht einer dieser Männer, die sofort wenn eine Frau nervös mit der Augenbraue zuckt, merken, das sie heute Kopfschmerzen oder sonst etwas hat... Ich bin da... etwas begriffsstutziger. Also..., wenn irgendetwas vorgefallen ist, du wütend auf mich bist, weil ich so lange weg war, du meiner Gesellschaft überdrüssig bist oder sonst irgendwas, musst du es mir leider sagen... Im Interpretieren bin ich verdammt schlecht!« Aufgebracht mustert der dunkelhaarige Mann die Azadoura, offenbar nicht ganz sicher, was er als nächstes sagen soll. »Verdammt Kali«, bringt er schließlich heraus, »ich bin hier, weil ich dich gerne sehen möchte...«

Die Frau von der Rubinküste nickt bedächtig. So viel Ehrlichkeit hätte sie Nathan gar nicht zugetraut, vermutlich sind seine Worte ohnehin nur ein Trick, um seine recht harsche Rede von Zuvor etwas zu mildern. Aber im Augenblick ist Kali Maya viel zu müde und ausgelaugt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Eigentlich ist ihr, wenn sie ehrlich ist, ohnehin im Augenblick alles vollkommen egal. Der Tod ihrer Tochter macht die Tatsache, dass Nathan sich in den vergangenen Siebentagen nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet hat, völlig bedeutungslos. Der Zorn, der kurzzeitig in ihr aufgewallt ist, verschwindet mit einem Schlag. „Usha ist tot“, erklärt Kali Maya schließlich mit erschreckend gleichgültig klingender Stimme. „Schon seit einer Weile... Seit der Nacht dieses lächerlichen Tanzfestes, von dem noch Tage danach in der Stadt geredet worden ist, um genau zu sein...“ Die Azadoura zuckt mit den Schultern. Ihr Blick wandert erneut zum Sithechtempel, der düster und bedrohlich hinter den Mauern des Tempelhains aufragt. „Ich sollte gehen...“, stellt sie abermals tonlos fest. Was gibt es schon noch zu sagen? Nathan wirkt wie ein vollkommen Fremder auf sie.

Titel: Re: Der Sithech-Hain
Beitrag von Zsuzlpztirrp am 16. Feb. 2012, 23:43 Uhr
--> Die Straßen der Stadt (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1148836129;start=195)


Herbst 510 zwei Tage nach Uios und Nathans Verschwinden


Die Wanderung durch die Straßen der Großen bringt die kleine Gruppe ohne besondere Vorkommnisse hinter sich. Zoe ist froh, dass sie nicht alleine unterwegs sein muss und dass Kali ihre Hand ganz fest hält. So fühlt sie sich ein bisschen sicherer. Vor der Nacht und der Dunkelheit hat die kleine Fee keine Angst. Sie hat ja tolle Feenaugen, die können auch nachts sehen. Aber diese mal etwas schmäler, mal etwas weiteren Straßen, die durch die Steinbehausungen der Großen führen, findet sie im Mondlicht, wenn kaum jemand unterwegs ist, irgendwie unheimlich. Dabei weiß sie eigentlich gar nicht warum. Ab und zu, wenn es irgendwo scheppert oder klirrt, zuckt die kleine Fee zusammen und drückt sich ein wenig näher an Kali heran.

So fällt Zoe ein dicker Stein vom Herzen, als sie endlich die Gassen Talyras verlassen und in einen lichten Wald voller alter Zypressenbäume und Trauerweiden treten. Die Natur, auch wenn sie von Großen gezähmt wurde, ist der kleinen Fee viel vertrauter als die künstlichen Steinbehausungen. Der Boden des lichten Hains ist mit einem weichen Gras bewachsen, das selbst im dem düsteren Nachtlicht silbern schimmert. Überall stehen Steinplatten, kleine Steinhöhlen, Steinkästchen rum. Und an vielen von ihnen hängen Laternen mit kleinen Lichtern drinnen. Das sieht schön aus und erinnert sie ein bisschen an ihr altes Zuhause, ihren Kobel. Zoe sieht Blumen in dicken Kissen wachsen und selbst auf den ganzen Steindingsdas klettern sie als Ranken hoch. Jetzt haben sie natürlich ihre Blüten geschlossen, aber wenn die Sonne scheint, muss das hier wirklich, wirklich ein schöner Ort sein.
„Wir sind fast am Ziel“, durchbricht Kali Mayas Stimme die Stille und Zoe nickt schnell.

Die kleine Gruppe geht zügigen Schrittes weiter, bis auf ein Mal das Feenmädchen abrupt stehen bleibt. Ein ganz kleines, schmales Lächeln zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab, als sie ihre freie Hand hebt, damit sich ein kleiner Falter darauf niederlassen kann. Seine Flügel schimmern und glänzen im Mondlicht, dass es eine Pracht ist. Und die kleinen Fühler vorne an seinem Kopf vibrieren, als wollte er gerade etwas ganz doll wichtiges Erzählen.
„Schau mal….“, mit kindlichen Stolz und plötzlich von ihren traurigen Gedanken und ihrer Sorge um Uio abgelenkt, hält sie Kali ihren Falterfreund entgegen, damit auch sei ihn betrachten kann. Aber er bleibt nicht allein. Wie durch Magie gesellen sich immer mehr seiner Art dazu. Erst drei, dann vier, dann sind es zehn und auf einmal ein kleiner Schwarm, der wie aus dem nichts, sich auf den Schultern, Armen, Händen und Haaren der großgewordenen kleinen Fee niederlassen. Ein angenehmes leises Wispern ihrer Flügel durchdringt die Nacht und die Stille des Hains und für ein paar Momente strahlt Zoes Gesicht vor Freude.
„Die sind schön…oder?“, fragt sie mit leuchtenden Augen, als die kleine Gruppe samt Falterfreunde weiter in Richtung einer massiven, schwarzen Steinbehausung geht. Als sie den riesenhaften Raben über dem Tor der Steinbehausung sieht, schluckt das Feenmädchen kurz. Doch dann erkennt sie, dass der Vogel mit den weitgespreizten Flügeln und den funkelnden roten Augen, kein lebender Vogel, sondern nur ein Steinvogel ist.
Trotzdem erinnert sie das Abbild an ihren Vogelfreund Rix. Seitdem sie den Hain betreten haben, hat sich der Rabenvogel auf Kalis Schulter bequem gemacht hat. Ab und zu wirft er dem Fellfreund auf der anderen Schulterseite freche Bemerkungen zu, da muss Zoe dann ein bisschen kichern.
Aber Rix wiederum erinnert Zoe an Uio und den Nathanael und an ein paar Sätze, die vorhin im Streit zwischen Uio und Kali gefallen sind. Die gehen ihr einfach nicht aus dem Kopf.
„Du?“, die kleine Fee legt ihre Stirn kraus und schaut zu Kali auf. „Ist es eigentlich etwas schlimmes, wenn man jeden mag?“


--> der Sithechtempel (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1063140456;start=45)



Powered by YaBB 1 Gold - SP 1.3.2!
Forum software copyright © 2000-2004 Yet another Bulletin Board