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(Thema begonnen von: Cyrsad am 06. Mai 2011, 10:15 Uhr)

Titel: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Cyrsad am 06. Mai 2011, 10:15 Uhr
Die Höhlen und Grotten von Dror Elymh bestehen aus einundzwanzig Ebenen, auch Tiefen genannt. Die untersten acht Ebenen sind vollkommen verlassen und gehören den Toten allein, weshalb sie Städte der Toten oder auch Namenlose Tiefen genannt werden. Die dreizehn bewohnten Ebenen sind jeweils nach einem Shebaruc-Haus benannt. Die Angehörigen der einzelnen Häuser bewohnen natürlich jene Ebenen, die ihrer Sippe gehören.

Die Saphirtiefe mit der Dämmergrotte befindet sich etwas über dem Meeresspiegel. Darüber liegen Smaragd-, Granat-, Rubin-, Beryl-, Bernstein- und Mondsteintiefe, darunter Chalzedon-, Eisen-, Bronze-, Obsidian-, Morion- und Rauchtiefe sowie die Namenlosen Tiefen.  
Die Höhlen, Grotten und Tiefen von Dror Elymh werden von unzähligen Tunneln, Schächten, Treppen und Gängen durchzogen. Der größte und wichtigste Verbindungsweg zwischen allen Ebenen Dror Elymhs ist jedoch zweifellos Zers Schlund.

(Aussüge aus der Beschreibung der Immerlandenseite zu Dror Elymh)
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Die Bronzetiefe ist liegt tief im Höhlensystem von Dror Elymh und wird von Lady Irayu' tora Mitglied des Maskenrates angeführt.

Wichtige Orte der Bronzetiefe sind:

Bibliothek der Schatten
Das große Festungsartige Gebäude steht freistehend auf einem großzügig angelegten Platz, in mitten der Bronzetiefe. Filigrane Türmchen und Erker schmiegen sich an die geglätteten Felswände der Bibliothek, deren Dachspitzen die hochgewölbte Höhlendecke tragen. Die aus schwarzem Stein bestehende Fassade ist mit riesigen Steinfiguren berühmter Gelehrter und Nekromanten verziert, die den Betrachter sofort klein und unwichtig erscheinen lassen. Eine riesige Treppe führt zum Portal der Bibliothek, an dessen Tür vier beeindruckend große Wachen dafür Sorgen, dass nichts aus der Bibliothek entfernt wird, was dort nicht ohne Grund einen Verwahrungsort gefunden hat.


Personen:

Ha'ar Irayu' tora aus dem Haus Bronze, Lady des Hauses Bronze und Mitglied des Maskenrates  (NSC)

Tylara Vanryx, älteste Tochter von Xrecyltres und Lyselc Seryvxen. Heiratete vor vielen Jahren in die enfernte Verwandtschaft der Lady Irayu' tora ein und gehört nun der Varna Rhaman an. Sie arbeitet in der Bibliothek der Schatten. (NSC)

Xira’golmar Halschrix, stammt aus der Familie Halschrix, eine Sippschaft aus Gelehrten und Alchimisten und gehört dem Haus Bronze und der Varna Rhamanan an. Ihre Familie gehört innerhalb der Hauses Bronze jedoch eher zu den Unbedeutenden. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern und es wird Zeit, dass sie sich bald verheiratet. (NSC)

Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Cyrsad am 06. Mai 2011, 10:22 Uhr
--> Dror Elymhs - Die Mondsteintiefe (http://forum.weltenstadt.de/?board=reisen;action=display;num=1286915277)

Kurze Zeit später spazieren ein stolzer junger Blutelb mit dunkelroten, wirr abstehenden Haaren, schwarzer Lederhose und Weste, einem wertvollen Katardolch um die Hüften gebunden sowie seine Sklavin durch die Ebenen Dror Elymhs. Cyrsad stolziert voraus, seine Leibsklavin Zen Ivyl Kailyn folgt ihm im angemessenen Abstand. Um die Schultern trägt sie eine Leinentasche, die mit Tintenfässchen, Federn und Pinsel der unterschiedlichsten Dicke, sowie Pergamenten gefüllt ist. Ihr Blick ist auf ihren Herrn ausgerichtet, nur ab und zu wandern ihre Augen für eine paar Augenblicke zur Seite, wenn die beiden wieder eines der so wundersamen und anmutigen Gebäude Dror Elymhs passieren, nur um schnell sich wieder an den Rücken ihres Herrn zu heften.
Ihr Weg führt sie durch Zers Schlund, den größten der drei trichterartigen Abgründe, welche alle Ebenen miteinander verbinden. Eine gewaltige Treppe, die sich spiralförmig in die endlos erscheinende Tiefe windet, ist in seine Wände geschlagen. Das Geländer dieser Treppe besteht aus zahllosen Arkaden in denen überlebensgroße Shebaruc-Statuen stehen. Die Gesichter dieser Statuen sind allesamt dem Abgrund zugewandt, so als seien die steinernen Krieger einzig und allein dazu erschaffen worden, um die Bewohner Dror Elymhs gegen jene Schrecken zu verteidigen, die möglicherweise in seiner Tiefe lauern.
Um die späte Mittagszeit ist Zers Schlund gut gefüllt. Viele Shebaruc, die von einer zur anderen Ebene unterwegs sind, nehmen diesen Weg, um an ihr Ziel zu kommen und es ist nicht nur einer der vorbeiziehenden Passanten, der dem jungen rothaarigen Blutelben ein anerkennendes Nicken als Gruß zu wirft.
Dank Cyrsads Sieg über den berühmten Rimsklaven Lérelion ist er fast über Nacht zur Berühmtheit geworden. Und der Junge müsste lügen, würde er behaupten, dass ihm der Respekt und die Anerkennung, die er aus den fremden Gesichtern lesen kann, ihm nicht gefallen würde. Nein, ganz ihm Gegenteil, Cyrsad genießt den Ruhm, auch wenn er weiß, das er ihn nicht wirklich ehrenhaft erworben hat.
Ein diabolisches Grinsen wandert über sein Gesicht, als er an all die jungen Männer in seinem Alter denkt, die ihn nun wegen seinem Erfolg vor Neid verfluchen werden.

Sein Lächeln erstirbt erst als er endlich das Ziel seines Ausfluges erreicht, die große Bibliothek der Schatten, die das Zentrum der Bronzeebene bildet erreicht. Das große Festungsartige Gebäude steht freistehend auf einem großzügig angelegten Platz. Filigrane Türmchen und Erker schmiegen sich an die geglätteten Felswände der Bibliothek deren Dachspitzen die hochgewölbte Höhlendecke tragen. Die aus schwarzem Stein bestehende Fassade ist mit riesigen Steinfiguren berühmter Gelehrter und Nekromanten verziert, die den Betrachter sofort klein und unwichtig erscheinen lassen. Eine riesige Treppe führt zum Portal der Bibliothek, an dessen Tür vier beeindruckend große Wachen dafür Sorgen, dass nichts aus der Bibliothek entfernt wird, wasd dort nicht ohne Grund einen Verwahrungsort gefunden hat.
Seufzend streift sich Cyrsad ein paar widerspenstige Haare aus dem Gesicht. Er hasst diesen nach Pergament, Papyrus und nach Tintenschwärze riechenden, stickigen Ort. Die Nase zwischen dicken Schwarten aus klein gedruckten Buchstaben zu pressen, nein, das ist nichts für einen Assassinen, wie Cyrsad, aber zur Not, ja zur Not frisst der Hungernde auch Dreck. Mit festen Schritten erklimmt der Junge die Treppe zum Eingang, als ihn plötzlich eine schnarrende Stimme, die hinter ihm ertönt, zusammen zucken lässt.
„Cyrsad, was für ein seltener Gast, in den großen Hallen der Schatten!“
Verdammt, die alte Schachtel hat mir gerade noch gefehlt , durchzuckt ihn der Gedanke. Doch statt sich eine Blöße zu geben, zaubert der rothaarige Junge ein charmantes Lächeln auf sein bleiches Gesicht und verbeugt sich leicht in Richtung der Stimme
„Tylara, es freut mich ebenfalls dich zu sehen. Wie geht es dir? Hast du die Feierlichkeiten gut überstanden? Du siehst gut aus, Schwesterherz!“
So weit eine verbitterte alte Fhxantrylspinne gut ausehen kann!
Umsichtig spricht Cyrsad den letzten Teil seines Satzes nur in Gedanken aus. Doch als könnte seine älteste Schwester Gedanken lesen, verzieht sie ihr Gesicht zu einer abschätzigen Fratze, die ihre dünne Nase noch spitzer Aussehen lässt. Tylara hat schon vor vielen Jahrzehnten in die Familie der Lady Irayu' tora eingeheiratet. Nun da sie der Varna Rhaman, die Kaste der Gelehrten, Nekromanten, Alchemisten, Magier und Barden angehört, hält sie sich für etwas besseres, zumindest empfindet ihr jüngster Bruder das so. Cyrsad hatte noch nie ein besonders inniges Verhältnis zu seiner ältesten Schwester, was vielleicht auch an dem großen Altersunterschied zwischen den Beiden liegen mag. Man trifft sich meist nur zu besonderen Familienfesten, tauscht ein paar höfliche, manchmal auch weniger höfliche Floskeln aus und geht dann wieder auseinander. Ein Umstand den Cyrsad nicht einmal in Traum zu ändern gedenkt.
„Bist du hier um einen Auftrag für Onkel Xyntratos zu erledigen?“, fragt ihn Tylara aus. Sie hat ihre Arme vor der Brust verschränkt und mustert ihren Bruder von oben bis unten. Tylara hat im Gegensatz zu ihrem Bruder nicht das blutrote Haar Lyselcs geerbt. Die schmale, flachbrüstige Frau mit den markanten Gesichtzügen trägt die traditionelle Jehn’gotar, eine weite Magierrobe, die mit Ranken und Symbolen des Hauses Bronze verziert ist.
„Nein, ich bin sozusagen privat hier. Weißt du, mir ist der Lesestoff ausgegangen und da dachte ich mir, ich besorge mir etwas Neues.“
Tylara stößt ein missbilligendes Grunzen aus, wohl wissend, dass ihr junger Bruder niemals freiwillig ein Buch oder eine Pergamentrolle auch nur anrühren würde.
„Und wer ist sie?“ Mit einem Finger deutet sie auf Zen, die vorbildlich, wie es einer Sklavin gebührt, ein paar Schritte hinter Cyrsad auf der Treppe zum stehen gekommen ist. Als sie der Blick Tylaras streift, senkt das Menschenmädchen tief den Kopf und verbeugt sich.
„Das ist Zen Ivyl Kailyn. Meine Leibsklavin!“ Cyrsad kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Wohl wissend das Tylara noch nie von ihrer Mutter ein solches Geschenk erhalten hat. Um die ganze Sache noch einwenig auf die Spitze zu treiben, schiebt er süffisant nach: „Ein Geschenk von Mutter, weißt du!“
„Sicher….“ Ohne das Sklavenmädchen einen weiteren Blickes zu würdigen, wendet sich Tylara wieder ihrem Bruder zu. Doch Cyrsad erkennt in ihren Augen sehr wohl das Flackern des Neides und der Eifersucht.
„Wenn du die Hallen der Schatten betrittst, dann halte die an Regeln! Fasse nichts ungefragt an und am besten hole dir eine Skriptor und lass dich von ihm herumführen! Ich habe keine Lust, mir Klagen über dich anhören zu müssen, weil du irgendeinen Unfug angestellt hast!“
Tylara arbeitet schon so lange Crysad denken kann in der Bibliothek der Schatten, kein Wunder da ihr Mann auch als Leihmeister sich dort einen Namen gemacht hat.
„Ich? Unfug? Keine Sorge Schwesterchen, das habe ich nicht vor! Ich bin nur hier, um mich weiterzubilden. Bildung ist wichtig, nicht wahr? So und nun entschuldige mich bitte…die Bibliothek ruft!“
Ohne Tylara, die ihren Bruder mit verschränkten Armen und wütenden Blick mustert, weiter zu beachten stapft der Junge die restlichen Stufen zum Portal hoch. Schließlich ist er nicht hier her gekommen, um mit dem verknöcherten Weibsbild ein Schwätzchen zu halten. Er hat etwas hier zu erledigen, auch wenn seine Schwester das nicht zu glauben vermag.

Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Cyrsad am 12. Mai 2011, 08:58 Uhr
Kurze Zeit später sitzt Cyrsad in einem der großen Lesesäle in der untersten Etage der Bibliothek. Er ist nicht der einzige Shebaruc, der sich an einem der Steintische niedergelassen hat und mehr oder weniger versunken seine Nase in dicke Bücher oder langen Rollen aus Pergament drückt. Der riesige, hallenartige Raum mit Kreuzgewölbe und drei massiven Kronleuchtern aus Elfenbein ist gut gefüllt, fast an jeden der mit einer kleinen Lampe Bernsteinlampe ausgestatteten Tische sitzen ein oder zwei Blutelben, die in ihre Studien vertieft sind. Die meisten Tragen wie Cyrsads Schwester die Jehn’gotar, die traditionelle Robe der Angehörigen der Varna Rhaman, die sie als Magier, Gelehrte oder Barden auszeichnen. Zwischen den Lesenden tragen Skriptoren mit schnellen trippelnden Schritten Stapel von Bücher und Schriftrollen zwischen den Tischen hin und her, um all die Wissbegierigen mit neuem Material zu füttern.
Auch am Tisch von Cyrsad und seiner Leibsklavin stapelt sich Papier und Pergament. Missmutig blättert der junge rothaarige Shebaruc in einem, dicken Band über Reisegeschichten aus dem Elbenlande. Sie stammen von einem Barden aus Aramantis, der sich bemüßigt fühlte jeden Baum, jeden Strauch und jede in seinen Augen holde Maid aufs ausführlichste zu besingen. Das ganze natürlich wie fast alle Literatur der Elben in ihrer widerlichen Sprache, dem Shidar, verfasst, was Cyrsad dank der harten Schule seines Onkel Xyntratos zwar versteht, jedoch im Alltag zum Glück nie gebrauchen musste. Dieser harmonische Sing-Sang aus auch in seiner Sprache bekannten aber auch unbekannten Wörtern verursacht dem Blutelben Kopfschmerzen. Seufzend schiebt Cyrsad den über tausendseitigen Schwarten beiseite. Hier wird er nichts Brauchbares über Lérelion und seine Welt erfahren, es sei denn alle verfluchten Elben verbringen ihre Tage damit jeden Stein auf dem Boden in aller Ausführlichkeit wegen seiner angeblichen Schönheit anzupreisen. Zu trauen wäre es den dreckigen Nelschar! Gerade als er sich eine der Schriftrollen angeln will, fällt sein Blick auf Zen, die in einem verhältnismäßig dünnen Buch liest. Ein Lächeln wandert über ihr Gesicht als sie die nächste Seite aufschlägt und mit den Augen den Inhalt der Seiten fast aufzusaugen scheint.
„Was hast du da?“, knurrt Cyrsad missmutig und zieht das Buch zu sich heran. Im selben Moment wandern seine Augenbrauen nach oben. Das Buch ist nur mit verhältnismäßig wenig Text gefüllt, stattdessen sind die Zeilen in der Mitte eingerahmt von einem kunstvoll gezeichneten und mit prächtigen Farben ausgefüllten Bild.
Es stellt einen lichten Wald dar, wie ihn Cyrsad noch nie gesehen hat. Der Junge, der bisher nur die Berge von Karkaar von seinen seltenen Besuchen an der Oberfläche kennen gelernt hat, ist fasziniert von der farbgewaltigen Zeichnung. Sein Gebirge ist geprägt von nicht vereinbarenden Gegensätzen, eisigen Gletschern auf den Gipfeln und dem tropisch heißen, üppigen, grünen Dschungel an seinen Hängen und Tälern. Der Wald der Elben scheint anders zu sein. Weiches Licht fällt auf einen mit Blumen und Moos bewachsenen Boden. Ab und zu lugt ein für Cyrsad fremdes Tier hinter einem blühenden Busch hervor. Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Baumkronen von alten knorrigen Bäumen, deren Kronen fast die ganze Breite einer Seite einnehmen.
„Das sieht schön aus“, flüstert die Sklavin neben ihm leise.
Vorsichtig wendet der Shebaruc die Seiten des Buches. Auf jedem Blatt springt dem rothaarigen Jungen und seiner Sklavin, die schüchtern ebenfalls auf jede Seite späht, eine neue Landschaft entgegen, wie sie beide noch nie gesehen haben. Kristallklare Seen, in denen sich die untergehende Sonne spiegelt. Dörfer aus Stein und roten Holz, die sich an Steilküsten aus strahlend weißem Kalk und Plateauflächen aus sattem Grün mischen. Ist das die Heimat von der Lérelion erzählt hatte? Seine Welt, in die nicht mehr zurück kehren wollte oder konnte?
Nachdenklich legt Cyrsad seine Stirn in Falten. Er würde immer wieder seinen Weg in die Höhlen in Mutter Dunkels Tiefen zurück finden und niemand könnte ihn davon abhalten.
„Zeichne dieses Bild ab“, befiehlt er seiner Sklavin. Vorsichtig blättert er zurück auf das Bild des sonnendurchfluteten Waldes. Es ist schon seltsam je länger er die detailreiche Illustration betrachtet, desto tiefer scheint es den Jungen Blutelben gefangen zu nehmen. Er meint sogar die Vögel in den Bäumen zwitschern zu hören und eine Abendprise weht den Duft von Gras, Moos und fremden Blumen heran.
Ab und zu wirft Cyrsad einen Blick auf Zen, die mit sicheren Pinselstrichen, das Bild auf eine Pergamentrolle überträgt. Seine Mutter hat nicht übertrieben, Zens Strichführung ist schnell, präzise und klar. Natürlich können Menschen in keiner Art und Weise mit den Fähigkeiten der Shebaruc mithalten. Zu gefangen sind die Menschensklaven in ihren kurzlebigen, schwachen Körpern und ihrem beschränkten Geist und doch hat es Meelah Neih, die Ausbilderin seiner Mutter geschafft aus dem limitierten Material der Menschenfrau eine brauchbare Sklavin zu formen. Beachtlich, wie Cyrsad anerkennen muss. Eine Weile sitzt Cyrsad nachdenklich da und blättert ziemlich lustlos die anderen Bücher, die ihm der Skriptor über die Elbenlande und ihre Königreiche gebracht hat.


Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Cyrsad am 17. Mai 2011, 08:40 Uhr
„Wenn das nicht Cyrsad ist“, reißt ihn plötzlich eine klare Frauenstimme aus seinen düsteren Gedanken, „welch seltener Besucher hier in den Hallen der Schatten!“
Cyrsads gelangweilter Gesichtausdruck weicht echter Überraschung und vielleicht sogar so etwas wie Freude. Nicht das der junge Shebaruc dies so offen zugeben würde, aber Xira’golmars Anwesenheit ist der erste richtige Lichtblick an einem durchweg wenig erfreulichen Tag.
„Setz dich“, antwortet er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und deutet auf einen freien Stuhl an seiner Seite, „oder lässt dir dein Studium der dunklen Künste keinen freien Glockenschlag mehr?“
„Tja, so ist das eben wenn man erfolgreich sein will, das müsstest du noch besser wissen als ich.“
Die hochgewachsene Frau lässt sich mit einer eleganten Bewegung auf Stuhl gleiten und funkelt ihn mit einem unergründlichen Blick voll Feuer mit einer Prise Ironie an. Das junge Sklavenmädchen neben Cyrsad, das immer noch damit beschäftigt ist die Waldlandschaft zu kopieren, beachtet sie überhaupt nicht. Xira’golmar ist mit ihrem grazilen Körperbau, einem ebenmäßigen oval geschnittenen Gesicht und den sinnlichen Lippen eine Schönheit, ohne Frage. Das dichte schwarze Haar trägt ganz im Gegensatz zur aktuellen Mode in Dror Elymh offen ohne einen einzigen geflochtenen Zopf, was ihr zusätzlich noch eine geheimnisvolle Aura verleiht. Ihre Stirn ist mit einer schwarzen und grauen Tätowierung verziert, die als Rankenornament sich bis zu den Nasenflügeln zieht und Xira’golmar als Angehörige des Alchimistenzirkels von Dror Elymh auszeichnet. Sie ist um einiges Älter als Cyrsad und gehört, wie auch nun seine älteste Schwester Tylara und alle Magier und Gelehrte der Blutelben, der Varna Rhaman an.
„Haben deine Studien dich auch davon abgehalten, bei meiner Melyr-Feier teilzunehmen? Wenn, ja hast du etwas verpasst. Es war ein langes, berauschenden Fest!“
„Hmmmm…ich habe davon gehört! Von deinem Fest und dass du hast Lérelion getötet!“, fügt sie mit einem verschmitzenden Lächeln an. „Du erstaunst mich immer wieder, junger Seryvxen. Ich hätte nicht gedacht, dass du den Mut und die Kraft hast einen Nelschar wie diesen auf seine ewige Reise zu schicken.“
„Tja, sieht so aus als wäre ich für die eine oder andere Überraschung gut“, breit lächelnd beugt sich Cyrsad vor und schaut seinem Gegenüber herausfordernd in die nachtschwarzen Augen. Der Gedanke an Lérelion und seinen verlornen Kampf, der sofort wieder aus seinen Hirnwindungen herauskriegt und sich bei ihm einnisten will, wird von Cyrsad unterdrückt. Er schickt ihn dort hin zurück, wo er seiner Meinung nach hin gehört, nämlich zurück in die Vergessenheit, denn Xira’golmars ist Anwesenheit ist für den jungen Mann viel zu betörend, als das er an irgendetwas anderes denken will, als an sie und ihn und diesen Augenblick. Ihr haftet ein schwerer Duft, eine Mischung aus Nachschattenblumen und den unterschiedlichen Reagenzien und alchemistischen Pulvern an. Viele junge Shebaruc haben ein Auge auf ihre Schönheit geworfen, doch die ehrgeizige Alchimistin, hat sich bis jetzt geweigert sich auf einen ihrer Freier festzulegen. Viel zu sehr genießt sie ihre Freiheit und den Kitzel des flüchtigen Abenteuers. Doch über kurz oder lang jedoch wird sie sich entscheiden müssen, wenn es nach ihr geht kann der Zeitpunkt ihrer Entscheidung gerne noch etwas auf sich warten lassen.

„Ja, sieht ganz so aus!“ Verführerisch lässt die einen Finger erst über Cyrsads Kinn, dann über seine Wange gleiten. Doch plötzlich hält die Shebaruc inne, als ihr Blick beiläufig auf den Stapel Bücher und Schriftrollen, die auf Cyrsads Tisch verteilt liegen, fällt.
Mit der linken Hand angelt sie eines der obersten Schriftsammlungen und zieht sie zu sich her.
„Nelschardichtkunst?“, ihre Augenbrauen wandern überrascht nach oben, während die den Band durchblättert. „Du interessiert dich für die Lyrik des Shida’ya-Drecks?“
Einwenig enttäuscht, dass die vertrauliche Intimität der zwei so schnell wieder ihr Ende gefunden hat, verzieht der Junge für einen kurzen Moment das Gesicht. Heute ist wirklich nicht sein Tag. Dann hat er sich wieder im Griff und schenkt Xira’golmar sein typisch überhebliches Lächeln.
„Man muss seine Feinde kennen! Nur wer seinen Feind kennt, kann ihn auch besiegen!“
„Achja…?“, lachend klappt die Alchemistin das Buch zu. „Das heißt du hast Lérelion mit Hilfe eines Gedichts in den Tod getrieben? Interessant!“, ein spöttisches Zucken umspielt ihre Lippen. „Ich kenne dich schon eine ganze Weile, Cyrsad und bisher bist du mir noch nie durch große Begeisterung für die Schätze aus der Welt der Buchstaben aufgefallen.“
„Dann kennst du mich eben nicht gut genug….noch nicht!“, frech zwinkert der Rotschopf der attraktiven Alchimistin zu. „Vielleicht sollten wir das ändern. Jetzt wo ich meine Bluttaufe hinter mir habe steht dem ganzen nichts mehr im Wege!“
„Höre ich da ein Angebot?“
„Vielleicht…..“
„Du willst dich in die Schlange der „Bewerber“ einreihen?“, verführerisch lächelnd stützt die Shebaruc ihr Kinn auf ihre Hand auf und blickt Cyrsad herausfordernd an.
„Ich reihe mich ganz sicher nicht in eine Schlange ein. Wenn dann bin ich ihr Kopf!“ Auch Cyrsad tut es der Blutelbin gleich und legt seinen Kopf auf seiner Hand ab. Nur wenige Zoll trennen ihre Gesichter. In ihren beiden dunklen Augen liegt ein unergründliches Funkeln, als sie ihre Blicke in einander verschränken.
„Hmmmmm…. Und was wird dein Onkelchen dazu sagen, wenn du um mich werben willst? Hat er nicht schon andere Pläne für dich?“
„Ich bestimme selbst über meine Zukunft und ganz sicher lasse ich mir nicht von Xyntratos vorschreiben, wen ich zu meiner Frau nehmen werde!“

Ein leises Kichern entfährt ihrem Mund. Dann umfasst sie mit einer raschen Handbewegung Cyrsads Hinterkopf und zieht sein Gesicht zu sich her, um ihn einen langen, innigen Kuss zu geben. Es dauerte eine Weile bis sie den jungen Shebaruc wieder freigibt, dessen Hautfarbe nun von einem leichten rötlich glühenden Schimmer überzogen ist. Cyrsads Herz schlägt bis zum Hals und so laut und schnell, als hätte er gerade einen Kampf gegen drei ausgewachsene Nelschar Kämpfer und im Anschluss einen Dauerlauf in Zers Schlund hinter sich.
Grinsend fährt ihm Xira’golmar durch die roten wirr abstehenden Haare. Ihr scheint zu gefallen was sie in Cyrsads Gesicht sieht.
„Sieht so aus als wärst du nun einmal mehr das Gesprächsthema-Nummer-Eins in den Tiefen.“ Mit dem Zeigerfinger deutet sei auf die entrüsteten Gesichter der anwesenden Shebaruc, die mit missbilligenden Blick und leisem Getuschel, die zwei Turteltauben in ihren Reihen begutachten. Die strengen Sitten der Shebaruc verbieten es Vertraulichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen, besonders zwischen Unverheirateten.
„Es wird die Runde machen, dass du mitten in den Hallen der Schatten ein Stelldichein mit mir hattest!“
„Und wenn schon. Sollen sie nur Reden, jetzt haben sie wenigstens einen Grund!“ Cyrsad streckt seine Hand aus, um diesmal ihren Kopf zu umfassen und ihn an sich heranzuziehen, doch Xira’golmar weicht seiner Hand geschickt aus.
„Nicht so voreilig, junger Seryvxen!“, winkt sie lächelnd ab. „Wir wollen doch nichts übereilen. Wenn du wirklich…“, Xira’golmar wirft ihm einen Blick zu der gleichzeitig Einladung und Herausforderung zugleich ist, „...wirklich Interesse hast, dann komm zu mir nach Hause und mach meinem Vater die Aufwartung. Ich habe zwar keine Ahnung, was er von deinen Angebot hält, aber… es wäre bestimmt eine nette Abwechslung einen kleinen Shadrya unter meinen Brautbewerbern zu haben.“
„Einen Kleinen?“ Cyrsad lacht auf und lehnt sich zurück. „Du weißt ganz genau, dass der Rest deiner geifernden Bücherwürmer, Kesselflicker und Robenträger nicht auch nur im Ansatz mit einem echten Shadrya-Assassinen konkurrieren kann. Geschweige denn mit mir!“ Der rothaarige Junge zaubert ein überhebliches selbstgefälliges Grinsen auf sein Gesicht. „Ich werde kommen.“
Xira’golmar mustert den jungen Blutelben amüsiert eine Weile, dann schiebt sie den Stuhl zur Seite und steht auf.
„Ich nehme dich beim Wort!“ Zum Abschied beugt sie sich von hinten über Cyrsads Schulter und haucht dem Jungen einen Kuss auf die Wange „Lass dir aber nicht all zu viel Zeit! Die Konkurrenz schläft nicht!“ Dann dreht sie sich schwungvoll um. Im Vorbeigehen verabschiedet sie sich noch mit einem provozierend freundlichen Lächeln von dem einen oder anderen Shebaruc, der ihr einen entrüsteten Blick zuwirft und verschwindet mit wehender Jehn’gotar aus der Halle der Schatten.
Cyrsad sieht ihr noch eine Weile nach. Zu etwas anderem als ein „wow“ ist der junge Shebaruc in deisem Moment nicht fähig.

Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Nedjare am 25. Mai 2011, 06:37 Uhr
<--- Dror Elymh – Das Anwesen von Seldszar Dyth’Yîr (http://forum.weltenstadt.de/?board=reisen;action=display;num=1306296826;start=0#1)


31.07.510



Der Weg war weit und immer wieder wurde sie offen gemustert oder gar angestarrt. Selbstredend hat sie so wie man sie kennt, keinen Einzigen dieser Blicke erwidert. All das gehörte zum Spiel, denn so war es viel leichter die Männer dazu zu bringen sich etwas darauf einzubilden, nur weil sie einem von ihnen mal ein Lächeln schenkt. Nêdjare hatte immerhin 160 Jahre lang Zeit ihr Spiel auszudehnen und zu perfektionieren und sich ihre Anbeter so bestmöglich zu Nutzen zu machen. Wie eine Herde Schafe folgen sie ihr und fressen ihr aus der Hand.

Als Nêdjare endlich die Bibliothek der Schatten erreicht, ist sie ein wenig ermüdet durch die Langeweile, welche all diese dummen Menschen in ihr verursachen.
Das Spiel ist zu leicht geworden, aber zum Glück weiß ich, wie ich es mir versüßen werde… Bald… Ja bald…
Nêdjare betritt die Bibliothek der Schatten und schwebt anmutig an unzähligen Reihen mit Büchern und vielen Tischen an denen die belesenen Shebaruc über irgendwelchen Schriften brüten vorbei, als ihr Blick auf einen ihr wohlbekannten Shebaruc fällt.
Cyrsad Xrelyselc Seryvxen… Hier?
Nach allem was sie über diesen Shebaruc gehört hat, der wie sie der Varna Shadrya angehört, war es kaum vorstellbar, dass der junge Shebaruc seine Zeit an Bücher verschwendet und doch sitzt er dort, mit einer menschlichen Sklavin. Unwillkürlich kommen der Shebaruc verächtliche Gedanken auf, die jedoch in keiner Weise ihren Gefühlen zu entnehmen sind oder sich gar auf ihren kalten, ausdruckslosen und auf majestätische Weise erhabenem Gesichtsausdruck widerspiegeln. Ihr eigener Onkel Serxazs Norzyr Dyth’Yîr war ein berüchtigter Sklavenjäger und –händler, welcher ebenso wie sie selbst trotz des befleckten Namens ihrer Familie, nach wie vor einen angesehenen Ruf mit sich trägt. Seine Sklaven galten als die Erlesensten und Besten und so war ihre Familie selbstredend auch selbst mit dem Besten vom Besten ausgestattet. Ein gewöhnlicher Mensch käme ihnen nur für die niedrigsten aller Dienste ins Haus. Stattdessen besitzt ihr Vater ganze 3 Gestaltwandler, 3 Zwerge und sogar einen Zentauren und sie selbst rühmte sich damit Elben ihr Eigen zu nennen, von jeder Art ein Exemplar. Ihr Onel hat lange gesammelt, um ihre Sammlung zu vervollständigen. Aber Nêdjare hat ein jedes seiner Geschenke wohl verdient, denn immerhin ist sie die Letzte des  Hauses, welche dazu bereit ist, den guten Namen ihrer Familie reinzuwaschen – ja mehr noch zu neuem Glanz zu verhelfen und ihr Onkel weiß das natürlich. Ihm selbst sind die Hände gebunden, da er sich um die Geschäfte kümmern muss, um sich selbst, seiner Frau und seinen Kindern das Leben nicht schwerer als nötig zu machen. Nêdjares Eltern sind ebenfalls die Hände gebunden, ihnen ist es vertboten Dror Elymh zu verlassen und sollten sie sich dem widersetzen würden sie und alle ihre Kinder zu Unberührbaren werden. Natürlich ist das nicht offen bekannt, aber ihre Familie weiß es selbstredend und so sehen sich ihre Eltern gezwungen die Hände in den Schoß zu legen und die Aufgabe ihren Kindern zu überantworten und zwei davon haben sich bereits abgewandt. Nêdjare hasst ihre Schwestern dafür und weiß, dass die Rache an den Beiden fast so süß sein wird, wie jene an dem Unberührbaren, der sich unwürdiger Weise einst ihr Bruder nannte. Aber zurück zu ihrer Elbensammlung. Selbst eine Meerelbe nennt sie voller Stolz ihr Eigen. Das letzte Geschenk ihres Onkels, welches ihre Sammlung vervollständigt hat. Sie liebt Elben, besonders jene, denen nichts anderes bleibt als ihr untertänig und unterwürfig zu dienen und wie sie dienen mussten, dienen und bluten und Nêdjare hat eine wahre Freude an dem Hass der in ihrem Eigentum lodert, gepaart mit dieser süßen Unfähigkeit sich aufzulehnen und sich ihr zu widersetzen. Nichts ist süßer als jene Mischung aus Hass und Ohnmacht. Aber der Held, der in aller Munde ist und niemand geringeren als Lerélion geschlagen haben soll, gab sich mit einem so unfähigen Menschen zufrieden. Er ist noch zu jung um zu erkennen, dass er etwas Besserem würdig war und da seine Sklavin zweifelsohne perfekt ausgebildet war und mit Sicherheit viel konnte, zeigte er sie voller Stolz. Nêdjare kann den jungen Shebaruc beinahe ein wenig verstehen. Immerhin ist er noch so jung und vermutlich ist es die erste fähige Sklavin die er sein Eigen nennen darf. All die Aufmerksamkeiten die ihm ob seines Sieges zugefallen sind haben ihn Stolz und überheblich gemacht. Und doch ist Nêdjare eine zugute Assassine um zu glauben, dass dieser Junge Lerélion besiegt haben könnte. Es scheint zwar keiner dieser Dummbatzen auch nur ahnen, dass etwas nicht gestimmt haben konnte, doch Nêdjare ist sich dessen sehr sicher und Ha’ar Chyzal hatte den Jüngling gewiss nicht gegen seinen Besten kämpfen lassen, um ihm einen leichten Sieg zu schenken. Im Gegenteil, Nêdjare weiß, dass Ha‘ar Chyazal Cyrsads Tod gewünscht hatte. Und die Shebaruv hatte Lerélion zu oft kämpfen sehen und ist sich sicher, dass nicht einmal sie ihn hätte besiegen können. Aber ganz gewiss kein Jüngling, welcher seine Bluttaufe absolviert. Niemals. Sie kennt Lerélion oder besser kannte ihn, denn niemand geringeres als ihr Onkel hat ihn Ha'ar Chyazal geschenkt, um seinen Ruf zu retten und den Schatten den der Name Dyth’Yîr nun mit sich bringt, von sich abzustreifen, was ihm auch geglückt ist. Und nun würde sie selbst herausfinden, was es mit Cyrsads Sieg auf sich hat und nachdem die Wahrheit bekannt würde, wird Cyrsad von Ha’ar Chyazal gerichtet. Selbstredend würde sie dem Obersten des Hauses Mondstein den jungen Servyxen ausliefern und ihre Familie würde vom Hause Mondstein wieder offen anerkannt, was politisch schon alleine dafür sorgen würde, dass auch die anderen Familien sie wieder anerkennen. Ha’ar Chyazal hat sogar versprochen, dass er bei den nächsten Feierlichkeiten Nêdjare offen belohnen wird, seinen Lob und seine Anerkennung ausspricht und ihre Familie in der nächsten Zeit bei etlichen Feierlichkeiten an der Seite seiner Familie speisen würde, so dass für alle Shebaruc ersichtlich ist, dass sie gute Freunde des Hauses Mondstein sind. Auch wenn Nêdjare Ha’ar Chyazal  verabscheut, ist der Lohn zu hoch, als dass sie den jungen Servyxen ziehen lassen könnte und so freut sie sich sehr, heute zwei Sklaven mit einer Hand zu strafen. Sie würde erfahren, was ihr Bruder wichtiges herausgefunden hat und ihren Plänen für heute nachgehen, indem sie den jungen Servyxen auf sich aufmerksam macht, besser kann ein Tag doch gar nicht beginnen.
Nêdjare schenkt ihm einen langen Blick und ein süßes Lächeln, als sie ihn passiert. Er blickt auf und strahlt zurück. Den Gefühlen, welche ihr von ihm entgegen schlagen entnimmt sie, dass er nicht damit gerechnet hat, sich aber freut, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkt. Leicht neigt sie das Haupt um ihm ihre Anerkennung zu zeigen, was ihn mit Stolz und Freude zu erfüllen scheint. Er ist zu jung, um zu ahnen, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit nicht wegen seines neuerlangten Ruhmes schenkt. Der Stolz blendet ihn, was aber – das muss sie ihm zu Gute halten – für einen so jungen Shebaruc der über Nacht zum Hauptgesprächsthema wurde, nicht weiter verwunderlich ist. Einen letzten anerkennenden Blick lässt sie über seine unwürdige Sklavin gleiten, ehe sie sich abwendet und weiter zu ihrem Bruder schwebt. Sie spürt wie sein Blick ihr folgt und auch andere Blicke sich neidvoll der Szene zugewandt haben. Bei den Feierlichkeiten, hatten Nêdjares Eltern dem jungen Seryvxen selbstredend ihre Aufwartung gemacht, doch sie selbst, hat sich, so wie man sie kennt und begehrt, dazu nicht herabgelassen. Doch heute hatte sie ihm in der Öffentlichkeit ihre Anerkennung gezeigt, etwas wovon alle welche sie jemals im Bett hatten, nur träumen konnten und ob all des Stolzes die den jungen Shebaruc erfüllt, ist er zu blind und empfindet sich scheinbar ihrer als würdig. Zugegeben, Nêdjare zeigt ihre Anerkennung nie offen und ignoriert alle Männer um sich herum, zumindest wenn Andere es sehen könnten, denn sonst würde es zu auffällig werden und bekannt werden, mit wem sie schon so alles geflirtet hat, was ihrem Ruf nur schaden würde.

Nêdjare hätte dem jungen Servyxen noch einen Blick über die Schultern zugeworfen, aber das wäre zu viel der Aufmerksamkeit gewesen und hätte ihn nur misstrauisch gemacht und so wendet sie ihm keinen einzigen Blick mehr zu, als sie in eine hintere Ecke zu ihrem Bruder schwebt, welcher sich einen Tisch weit abseits gesucht hat um ungestört mit ihr reden zu können. Sie beugt sich zu ihm, haucht ihm einen Kuss auf die Wange, wohlwissend, dass alle Männeraugen im Raum diese Szene voller Neid beobachten. Schenkt ihrem Bruder noch ihr herzlichstes Lächeln und gleitet dann auf den Stuhl ihm gegenüber.
Sei mir gegrüßt, Schwesterherz. wendet er seine Gedanken an sie.
Ich hoffe, du hattest einen guten Grund mich hierherzubestellen, wie du sehr wohl weißt, habe ich einen Auftrag für Ha'ar Chyazal auszuführen, welcher unsere Familie retten wird. übergehen ihre Gedanken seine Begrüßung so scharf wie ihrer Lor'Loath Schneiden.
Doch mit einem spöttischen Gefühl antwortet ihr Bruder nur: Ja ja, ich weiß, doch weiß ich auch, dass du dir ob der alten Fehde nichts sehnlichster wünscht als das Ganze ohne seine Hilfe zu lösen und genau die dafür passende Lösung habe ich gefunden.  Sie empfängt Gefühle von Stolz und Freude. Dennoch antwortet sie mit einem bloßen Ich höre…
Nun.. Ich habe die Schriften und Aufzeichnungen etlicher Völker und Lande studiert und nach dort ansässigen Shebaruc gesucht. Selbstredend gibt es der Unberührbaren, welche fliehen konnten viele und natürlich sind diese Unwürdigen kaum fähig uns angemessen zu beschreiben, stattdessen sind wir in ihren Augen einfach alle gleich, was die Suche ungeheuer schwer machte…
Komm endlich auf den Punkt, Jyzred und sage mir etwas was ich noch nicht weiß! unterbricht sie ihn mit einer nicht unfreundlichen, aber tadelnden Nuance in den Gefühlen.
Das wollte ich soeben, Schwesterherz. Nun, wie es scheint scheiden ob der beschriebenen Ereignisse die meisten der erwähnten Shebaruc aus und es bleiben nicht mehr als eine Hand voll übrig, welche in die engere Auswahl fallen. Wir können sie aufspüren. Die Menge ist machbar!
Er schiebt ihr einige Aufzeichnungen zu und zeigt, sie ihr. Zwei davon sind in einer ihr unbekannten Sprache, zwei weitere in der Allgemeinsprache und ein letzter gar in Elbisch verfasst. Nêdjare würgt ob dieser ekelerregenden Sprache und Jyzred schiebt ihr sogleich ein selbstangefertigtes Schriftstück, auf Menschenhaut geschrieben zu, welches die wichtigsten Ausführungen als Übersetzung zusammenfasst. Nêdjare beginnt die Zeilen zu überfliegen und vertieft sich immer mehr in dem Schriftstück. Tatsächlich, dass was es über diese Shebaruc zu berichten gibt, passt perfekt, genau ihr Bruder. Einer davon muss es einfach sein. Zugegeben, 10 andere würden auch noch passen, aber nicht so perfekt, wie eben jene 5. Ein kaltes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Ja, so würden sie es machen. Sie bräuchten den Narren Ha'ar Chyazal nun nicht mehr und könnten ihren Ruf und ihren Namen ohne seine Hilfe retten. Vorerst würde sie ihn in Sicherheit wiegen und vertrösten. Immerhin hat sie für seinen Todfeind so ein schönes Ende geplant, dass einiger Vorbereitungen braucht, stattdessen hat sie nun mit dem jungen Seryvxen andere Pläne. Was, wenn sie ihn warnen würde, ihn wissen lassen würde, dass er so gut wie tot ist und sobald Ha'ar Chyazal merkt, dass sie ihn nicht töten wird, andere nicht minder fähige Assassine schicken würde um ihm den Garaus zu machen. Er müsste fliehen, Dror Elymh verlassen und sie könnte ihn bitten ihr und ihrem Bruder zu helfen. Er hätte selbstredend auch etwas davon, immerhin würde es ein weiterer Ruhm für sein Haus und seinen Namen bedeuten. Und ihrem Bruder würde es ebenso nur förderlich sein, denn immerhin hat er Seite an Seite mit dem großen Seryvxen gekämpft. Ja, das war ein Plan und sie Beide konnten ihn umsetzen und Ha'ar Chyazal zum Kochen bringen, ach was ein Spaß, ganz genau nach ihrem Geschmack und so wie sie den durchtriebenen Seryvxen einschätzt, auch ein Spaß ganz nach seinem Geschmack. Er würde das Spiel ebenso lieben wie sie. Ach, was eine Freude.
Danke, mein Bruder, du hast mir wahrhaft einen großen Gefallen getan. Ich werde einige Vorbereitungen treffen und selbst einige Nachforschungen anstellen, doch ich lasse es dich wissen, sobald wir tätig werden können. Bis dahin, gehab dich wohl, ich habe viel zu tun.
Lächelnd erheben sie sich, umarmen einander kurz, eine für Shebaruc in der Öffentlichkeit eher unübliche Geste, doch da die Männeraugen neidvoll zu ihnen blicken, eine Geste mit der Nêdjare durchaus gern spielt. Näckisch streicht sie ihrem Bruder eine Strähe aus dem Gesicht und gleitet betont langsam, aber nicht minder anmutig in Richtung des Tisches von Cyrsad, um sich dem Ausgang zuzuwenden. Wie erwartet erhebt sich der Shebaruc, entweder um sie mutig anzusprechen oder ihr zu folgen. Gleich wie er sich entscheiden mag, sie würde ihn willkommen heißen.

Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Cyrsad am 25. Mai 2011, 23:03 Uhr
Gelangweilt klappt der junge Shebaruc nach einer Weile des lustlosen Lesens, von Reiseberichten, politischen Abhandlungen und Gedichten ein dickes Buch mit rotem Ledereinband zu. Ein dumpfer Hall dringt durch das Haus der Schatten und lässt den einen oder anderen Blutelben dadurch von seinen Studien aufschrecken. Missmutige Blicke werden Cyrsad zugeworfen, der ja auch schon durch seine Techtelmechtel mit Xira’golmar die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich gezogen hat. Der rothaarige Blutelb lässt sich dadurch aber nicht beirren. Er hat genug von dem öden Rumsitzen, dem dicken Staub auf den Büchern und den langweilen Texten.
Kurz wirft er Zen einen Blick über die Schultern. Sie hat das Bild des Elbenwaldes vollständig auf ihr Pergament kopiert, Pinsel und Federn sauber gemacht und zum trockenen in ein dickes Wolltuch gelegt. Nicht schlecht für einen dummen Menschensklaven, muss Cyrsad anerkennend zugestehen, als er das bunte Bild eingehend mustert.
„Pack die Sachen ein! Wir gehen!“, befiehlt er ihr nach ein paar Momenten des Schweigens knapp.
Zen nickt nur rasch um zu zeigen, dass sie ihren Herrn verstanden hat, dann packt sie mit flinken Fingern ihre Malutensilien zusammen und steckt sie vorsichtig in ihre Tasche. Währenddessen winkt Cyrsad einen der Skriptoren heran, damit er die ganzen Schriftrollen und Büchern wieder an ihre angestammten Plätze in den Tiefen der Bibliothek verstauen kann. Kaum ist der Skriptor mit dem ersten Stapel im Arm verschwunden, geht plötzlich ein Raunen durch den Saal. Eine Shebaruc mit dunklen Gewand aus schwarz mit dunkelblauen Ornamenten hat schwungvoll den großen Lesesaal betreten. Es ist Nêdjare Izdarî Dyth’Yîr, das erkennt Cyrsad selbst mit einem flüchtigen Blick zur Tür. Die Assassinin aus dem Hause Carador ist über alle Tiefen hinweg bekannt, denn um sie und ihre Familie ranken sich viele Gerüchte. In den ihm manchmal endlos vorkommenden Stunden, in denen Onkel Xyntratos dem Jungen die politischen Intrigen Dror Elymhs beizubringen gedenkt, fiel auch des Öfteren der Name ihrer Familie und auch der ihre dazu. Da er zum Leidwesen seines Onkels nur einen Bruchteil des Interesses, das er für seine Assassinenausbildung entwickelt hat, auch für die Politik aufbringt, hat er die näheren Details längst wieder vergessen. Sie waren unbedeutend und langweilig. Nêdjare hat er natürlich auf der einen oder anderen Festlichkeit der Varna Shadrya kennen gelernt, aber er kann sich nicht erinnern, je mit ihr ein Wort gewechselt zu haben. Sie sieht gut aus, ist kalt und unnahbar wie viele Shebarucfrauen und für einen jungen Blutelben wie Cyrsad ohne große Erfahrung mit Frauen und ohne bedeutenden Rang und Namen unerreichbar. Also hat er sich nie groß um sie gekümmert.
Umso überraschter ist der rothaarige Junge als Nêdjare ihm einen langen Blick und noch dazu ein süßes Lächeln schenkt, als sie an ihm vorbei rauscht. Cyrsad ist wirklich verblüfft. Die zweite Frau, die ihm heute ihre Aufwartung macht. Vielleicht ist der heutige Tag, doch gar nicht so langweilig, wie noch bis vor kurzem gedacht.
Sie nickt ihm anerkennend zu und begibt sich dann zu einem der Tische.
Nicht schlecht, sein Sieg über Lerélion scheint sich wirklich rumgesprochen zu haben.
Cyrsad und seine junge Sklavin sind gerade dabei, sich von seinem Tisch zu erheben, um endlich diesen nach Büchern und Schriftrollen stinkenden Ort zu verlassen, als Nêdjare wieder an ihm vorbei geht und mit raschen Schritten den Lesesaal verlässt. Eher zufällig folgt Cyrsad der berühmt berüchtigten Frau in einigem Abstand auf dem Weg nach draußen. Er ist froh, als sich die beiden schweren Doppelflügeltüren der Bibliothek der Schatten hinter ihm schließen und sich vor ihm der große offene Platz in mitten der Bronzeebene auftut. Er hat lange genug auf Stühlen rumgesessen! Nun will er zügig nach Hause gehen und ein wenig mit Gulmar, dem alten Schwertmeister der Seryvxen seinen neuen Katardolch trainieren, den er mit Stolz an seiner Hüfte gebunden trägt.

Titel: Re: Dror Elymh - Die Bronzetiefe
Beitrag von Nedjare am 26. Mai 2011, 10:38 Uhr
31.07.510


Als Nêdjare auf den jungen Servyxen zugeht, erhebt sich ihr Bruder und seine Wut überschwemmt den sonst gefühlsruhigen Raum vollkommen. So dass es keinen der anwesenden entgehen kann.
Ich dachte wir haben einen neuen Plan. Was beim Dunklen tust du da! fahren seine Gedanken die schöne Shebaruc an, welche sich umwendet, ihrem Bruder einen spöttischen Blick zu wirft und antwortet: Sei still, Du Narr. Ich habe längst neue Pläne…. Ruinier es nicht!
Außenstehenden ist es nicht entgangen, dass die Beiden sich lautlos unterhalten, doch wirkt es auf die Zuschauer, als wäre die Wut von Jyrzed nichts als Eifersucht, da er nicht mehr als einziger Mann die Aufmerksamkeit seiner Schwester genießt und viele spöttische Blicke ruhen nun auf Jyrzed, dessen Wut noch ansteigt. Ihm passt es nicht, dass seine Schwester Pläne schmiedet ohne ihn einzuweihen und so rauscht er raschen, aber wütenden Schrittes an ihr vorbei hinaus. Noch ehe er die Bibliothek verlässt sendet er ihr eine letzte Nachricht, wohlwissend, dass sie diese ob der Entfernung nicht mehr beantworten kann: Ruinier besser du es nicht. Ha’ar Chyazal hat dir deutlich gemacht, was passiert, wenn du seinen Wunsch nicht erfüllst. Ich hoffe dein Plan ist sehr gut, denn wenn nicht und du alles noch schlimmer machst, werden weder unsere Eltern noch ich dir je verzeihen!. Dann ist er fort und die Tür fällt mit einem lauten Knall hinter ihm zu. Die darauffolgende Stille ist fast körperlich spürbar, ehe leises Gemurmel ertönt und hier und da Schadenfreude und Gelächter wahrzunehmen ist. Dieser Narr, als ob sie ihre Pläne nicht genau durchdenken würde und all das was er ihr sagte nicht selbst viel besser wüsste. Auch wenn Nêdjare ihren jüngsten Bruder sehr mag, verstimmt ihn sein Ausbruch ein wenig. Aber sie würde sich auch das zu Nutze machen können und später mit Jyrzed über alles reden. Dann würde auch er ob seiner Naivität erkennen, dass der Plan nicht fehlschlagen kann und wieder milder gestimmt sein. Nêdjares Pläne gehen nie schief. Bis auf der Eine, sie hatte die Spuren des Unberührbaren, welcher einst ihr Bruder war, verloren und kam mit nichts als der Asche der Zwillinge Cerance und Rymdath nach Hause. Es war nicht ihr Fehler, dass sich keine weiteren Spuren finden ließen und doch hat sie dieser Tag so viel gekostet und es war viel Speichelleckerei nötig, um das Blatt und ihren Ruf wieder zu wenden, denn leider konnte es sich Ha’ar Chyzal nicht nehmen lassen ihr Versagen auszuschmücken und zu verbreiten. Aber all das ist nun vorbei und bald, ja bald, wird ihr Haus wieder in altem Glanz erstrahlen.

Sie weiß selbstredend, dass sie vorsichtig sein muss, Ha’ar Chyzal hat ihr gedroht, dass wenn sie etwas von Cyrsad erfahren sollte Stillschweigen darüber wahren soll bis er selbst mit ihm fertig ist und anschließend nur das preisgeben darf, was er selbst möchte. Auch ein Versagen kommt nicht in Betracht. Blöder Weise hat der Hund sie tatsächlich in der Hand, denn er hat sie wissen lassen, dass er ihren Ruf und den ihrer Familie gänzlich ruinieren kann, wenn er die Gerüchte säht, sie würden sich mit ihren elbischen Sklaven paaren und sie selbst sei eine solche Mischlingsgeburt und die Farbe ihrer Augen und ihre anmutige Schönheit wären nichts als Dreck einer Bastardzeugung. Selbstredend stimmt all das nicht, aber sie hat viele Männer verärgert und sie würden diesen Worten alle nur allzu gern Glauben schenken und sie verbreiten, was nicht nur sie selbst sondern auch ihre Eltern und somit ihre Geschwister endgültig ruinieren würde. Ja selbst der Sklavenhandel ihres Onkels würde dadurch in Verruf geraten. Sie selbst würde gleich ihrer verstoßenen Missgeburt von Bruder zu einer Unberührbaren werden und nichts konnte sie dann zurück in die Reihen der Shebaruc bringen. Aber zum Glück ist Nêdjare alles andere als dumm und alleine, dass Ha’ar Chyazal so um das Geheimnis Cyrsads besorgt ist, bestätigt nur, dass sein Sieg nicht rechtens war und das würde sie sich zu nutzen machen. Ha’ar Chyazal mag sie in der Hand haben, aber sie hat ihrerseits Cyrsad und alsbald die Wahrheit in der Hand und wird sich daraus geschickt neue Möglichkeiten eröffnen, so dass sie dieses Spiel durchaus gewinnen kann und wird. Cyrsad bleibt ohnehin nichts, wenn er seine Familie retten will und seinem Schicksal entgehen will, als ihr zu folgen und zu helfen. Ha‘ar Chyazal würde schon sehen was er davon hat sich mit ihr, ihrer Familie anzulegen, ihren Ruf zu vernichten und ihr auch noch zu drohen. Ihm werden bei meinem Plan die Hände gebunden sein und ihm wird nichts bleiben als die Ehre meiner Familie wieder anzuerkennen. Oh, wie ich diesen Tag herbeisehne und vielleicht setze ich gar noch einen oben drauf, indem ich Cyrsad zu weiterem Ruhm verhelfe, indem ich ihm eine unserer wertvollsten Sklavinnen überlasse, als wohlwollendes Geschenk und es öffentlich deutlich mache, dass er ein Freund meiner selbst ist. Ha’ar Chyzal wird toben, wenn Cyrsad bekommt, was seinem Sohn verwehrt blieb. Gut möglich, dass sie da sogar noch einen oben drauf setzen wird und Cyrsad einen Sohn schenkt und ihm überlässt. Aber soweit möchte Nêdjare nun noch nicht denken, denn vorerst sind andere Dinge wichtiger und auch ohne ein solches Kind, würde Ha’ar und sein arroganter Sohn toben und voller Neid zurückbleiben. Ja, sie würde Cyrsad genauer in Augenschein nehmen und da er offensichtlich den gleichen Feind zu haben scheinen, werden sie gemeinsam mit einem noch größeren Triumph die Sache meistern.

Ob der Situation und der Tatsache, dass Cyrsad den Ausbruch ihres Bruders mitbekommt hat, schenkt sie ihm ein entschuldigendes Lächeln, was sein Herz abermals höher schlagen lässt und wieder den Unmut und die Eifersucht der anderen Shebaruc auf sich zieht und den Neid der Frauen weckt. All diese Gefühle, der anderen Blutelben können auch dem jungen Servxen nicht entgangen sein, denn er scheint sich ebenso darin zu suhlen, wie sie selbst. Nichts desto trotz geht Nêdjare anmutig an dem jungen Blutelb vorbei und gleitet hinaus. Wie erwartet merkt sie kurz darauf, dass der Shebaruc ihr folgt und wendet sich ihm zu:
„Seid mir gegrüßt, Cyrsad Xrelyselc, Sohn des Xrecyltres Servyxen. Ich möchte euch zu eurem Sieg über Lerélion gratulieren.“ Abermals neigt sie um ihre Anerkennung zu verstärken leicht das Haupt. Wir müssen reden, Cyrsad und es ist sehr wichtig, dass ihr euch nichts anmerken lasst! übermittelt sie ihn mit einer Dringlichkeit, die den jungen Shebaruc den Ernst der Lage verstehen lässt. Mit einem Lächeln erwähnt sie laut: „In dem Heim meines Onkels wird heute Abend eine große Sklavenauktion stattfinden, gerne würde ich euch dorthin einladen, um mit euch auf euren glorreichen Sieg zu trinken.“ Einige Passanten waren stehengeblieben und beobachten die Szene voller Unglauben. Doch das Schauspiel ist perfekt, die Zuhörer halten den Atem an und der Neid schwillt in ihnen an. Von ihren eigenen Gefühlen geblendet, nehmen die Zuhörer nicht wahr, dass der junge Servyxen für einen Moment schockiert wirkte, denn er scheint begriffen zu haben weshalb die schöne Assassine seine Nähe aufsucht. Doch neben aller Vorsicht und Sorge nimmt Nêdjare auch eine deutliche Spur von Interesse und Neugier wahr. Ein Treffen auf einer größeren Veranstaltung scheint wie geschaffen, denn auch hier würde man sie sehen, Ha’ar Chyazal würde glauben, sie erfülle seinen Auftrag und sie könnten heimlich ihren Plan verwirklichen. Zudem würde sich der junge Shebaruc dort sicher wähnen, denn auf solch einer Veranstaltung könnte sie ihm nichts tun, ohne den Ruf ihres Hauses noch mehr zu beschmutzen und den Zorn ihres Onkels Saxon auf sich zu ziehen und das würde sie schlichtweg nicht tun. Sie ist sich sicher dass auch er sich dessen bewusst ist und er in ihrem Hause das Gastrecht genießen kann. Der Schachzug wird gleichzeitig auch Ha’ar ruhig stellen, denn es wird nur zu offensichtlich sein, warum sie dort noch nicht zugeschlagen hat, sondern erst das Vertrauen des neuen Helden von Dror Elymh zu erringen versucht. So könnte sie gleichzeitig auf Zeit spielen.
„Ich erwarte euch dort, Cyrsad. Sagen wir zur 7. Stunde des frühen Abends? Ich werde dafür sorgen, dass man euch Einlass gewährt.“ Sie behält für sich, wo sich das Anwesen befindet und welcher ihrer Onkel wohl diese Auktion veranstalten wird, denn ein angehender Assassine sollte fähig genug sein in den wenigen verbleibenden Stunden all das in Erfahrung zu bringen, wenn er es sich nicht ohnehin schon sofort denken könnte und sollte Cyrsad ihr nicht folgen oder den Ort nicht selbst finden können, so wäre er ohnehin unwürdig und ihres Vertrauens nicht wert, was unweigerlich zu dem Tod des jungen Helden führen würde. Sie müsste Ha’ar Chyazal dann nahe bringen, dass es Notwehr wahr, was ihren Ruf nicht gerade verbessern würde.  Eine Meisterin ihres Faches lässt sich von keinem Jüngling überrumpeln, aber sie könnte dann den Glauben bestärken, dass Cyrsad den elbischen Rîmsklaven getötet haben kann und Ha’ar Chyazal könnte zumindest diese Familie nicht mehr zerstören, was seinen Zorn nicht gerade mindern wird. Egal wie der Abend auch verlaufen mag, alles wird sich für sie zum Guten zusammenfügen. Es bleibt nur die Frage ob der junge Shebaruc auf der Seite der Gewinner oder der der Verliere stehen wird.
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen schwebt sie anmutig an dem Shebaruc vorbei und ein Raunen geht durch die Zuschauer, als sie ihren Weg nach Hause fortsetzt. Am Rande nimmt sie noch wahr, wie sehr der junge Shebaruc diese Aufmerksamkeit genießt, denn nie zuvor hatte die Schönheit einem Mann so offen ihre Gunst erwiesen und eine Einladung von ihr war etwas, auf die niemand zu hoffen wagte. Aber der junge Held hatte genau dies erzielt und die Nachricht würde sich wie ein Feuer verbreiten und die hintersten Winkel von Dror Elymh erreichen. Mit einem wissenden Lächeln biegt sie in eine andere Straße ein und geht heimwärts um sich für die Veranstaltung fertig zu machen. Sie weiß, dass er ihr nun einfach folgen muss, zu sehr ist er um Ruhm und Ansehen bemüht und er genießt es der Mittelpunkt der neusten Gerüchte zu sein. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als ihre Einladung anzunehmen.

Ach was ein Spaß, heute Morgen noch versprach all dies ein langweiliger Tag zu werden, doch jetzt hatte sich das Blatt überraschend gewendet und Nêdjare muss sich zusammenreißen um nicht ein Lied vor sich hin zu summen.

---> Dror Elymh – Das Anwesen von Seldszar Dyth’Yîr (http://forum.weltenstadt.de/?board=reisen;action=display;num=1306296826;start=0#1)



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