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(Thema begonnen von: Del am 13. Jan. 2008, 12:58 Uhr)

Titel: Östlich des Ildorels
Beitrag von Del am 13. Jan. 2008, 12:58 Uhr
Es gibt dieses Mal keine kleine Caitlin die ihn mit amüsanten Kindergeschichten unterhält. Natürlich ist die „Meerjungfrau“ voll von Passagieren, aber niemand scheint sich für Del zu interessieren und anders herum verhält es sich genauso. So verbringt Del die meiste Zeit dieser kurzen Schiffsreise allein an der Reling, um sich an die Landschaft anzusehen, sofern der Nebel die Sichtweite nicht erheblich einschränkt, oder zieht sich in seine Kajüte zurück um möglichst viel zu schlafen. Schon seit einigen Tagen hat ihn eine gewisse Müdigkeit erfasst, die ihn nur schwerlich loslassen will. Er schiebt die Schuld seinem überraschenden Aufbruch in die Schuhe, aber er weiß, dass es einfach daran liegt, dass er zu lange an einem Ort gewesen ist. Und das trotz aller Euphorie seine Familie zu sehen er etwas vermisst, was ihm wiederum wenig Antrieb für neue Taten gibt.
Als das Schiff anlegt, werden derartige Gedanken aber vorerst wieder bei Seite geschoben. Zu seinem Leidwesen regnet es und ein Blick zum Himmel verrät, dass der Regen noch eine ganze Weile andauern wird. Warmer Lichtschein fällt aus einigen Fenstern auf die Strassen und lässt Del wünschen, dass er jetzt auch an einem warmen Feuer in seiner Gerberei sitzen könnte. Aber diese ist viel zu weit entfernt. Somit muss er sich wieder einmal mit einer Taverne und einem kalten Bett für sich allein begnügen. Sicherlich gibt würde es auch in Flussmarket genügend Hurenhäuser geben, aber Del ist weit davon entfernt ein solches aufzusuchen. Nach derartiger Unterhaltung steht ihm im Moment einfach nicht der Sinn.
Nachdem er sich am Hafen bei dem erstbesten Passanten nach einer günstigen Unterkunft in der Nähe erkundigt hat, verkriecht sich Del auch augenblicklich in jene Taverne. Er hat sich noch immer keinen allzu genauen Plan gemacht, was er nun als nächstes tun soll, aber sich heute noch den Kopf darüber zu zerbrechen würde reinweg gar nichts bringen. Also lässt er sich mit einem Bier möglichst nahe am Kaminfeuer nieder und lässt den Abend eher ruhig ausklingen.

Zu seinem Leidwesen kommt er allerdings auch in den nächsten Tagen nicht voran. Die Idee sich ein Pferd zu leihen verwirft er so schnell wie sie gekommen ist. Zwar würde er damit viel schneller voran kommen, aber ihm steckt seine Kindheit zu sehr im Blut, als dass er hoch auf einem Pferderücken seiner Familie gegenübertreten will. Somit bleibt nur der Weg zu Fuß, allerdings ist keine Besserung des Wetters in Sicht. Seit Tagen regnet es nun schon ununterbrochen und trübt nicht nur Dels Stimmung. Allen denen er in Flussmarket über den Weg läuft scheint das Wetter aufs Gemüt zu schlagen, da viele Wege und Strassen zu  Schlammbächen geworden sind und viele Händler und Reisende somit mehr oder weniger in der Stadt fest hängen. Anfangs ist Del noch gewillt sich trotzdem auf die Reise zu machen, aber er würde sich damit keinen Gefallen tun, so dass er sich seinem Schicksal ergibt und beharrlich in der Taverne darauf wartet, dass sich das Wetter bessert, damit er endlich losziehen könnte. Seine Ausrüstung stet schon seit einiger Zeit in seinem Zimmer. Er bräuchte nur noch Proviant kaufen und dann könnte es losgehen. Doch vorerst sollte der Boden trockener werden.

Scheint als hätte Soris’ Glück mich verlassen, grübelt er in Gedanken, als er sich einen weiteren Bierkrug bestellt. Er hat schon mehr getrunken als gut für ihn wäre. Noch ist er war nicht betrunken, aber er ist auch weit davon entfernt, noch als nüchtern zu gelten. Mit einem seligen Lächeln, dass schon einiges über seinen momentanen Zustand verrät, prostet er der hübschen Bedienung zu, die sich kichernd wieder entfernt und gleich zum nächsten eilt, um diesen zu bedienen. Del kommt nicht drum herum ihren Hintern eingehend zu betrachten und wünscht sich, dass ein ganz gewisser Hintern jetzt auch in greifbarer Nähe wäre. „Schwachfug... der Hintern gehört dir nicht mehr“ nuschelt er leise. Del hatte nie viel für übermäßigen Alkoholkonsum übrig, aber das Wetter und die unleugbare Tatsache, dass er Janna einfach nicht vergessen kann, gibt ihm gehörig zu denken. Doch denken mag er im Moment einfach nicht mehr, so dass ihm der Alkohol dieses Mal sehr wohlgesonnen scheint. Schneller als erwartet ist das Bier ebenfalls alle und prompt bestellt sich Del ein Neues. Als die blonde junge Frau ihm dieses Mal das Getränk reicht, landet seine Hand auf ihrem Hintern und zieht sie etwas dichter zu sich heran. Bevor sie jedoch auf seinem Schoß landen kann, wird sein Arm plötzlich festgehalten. „Finger weg, Freundchen!“, hört er es hinter sich knurren. Bedächtig dreht sich Del herum und sieht direkt in das Gesicht eines recht umfangreichen, bärtigen Mann, der wohl auch schon das eine oder andere Bier zuviel getrunken hat. Del sieht den Mann einen Moment lang unschlüssig an und schüttelt dann seine Hand ab, was die Bedienung dazu ausnutzt, um sich dezent von den beiden Männern zu entfernen. „Hey!“, ruft Del ihr hinterher, aber sie zwinkert ihm nur zu und läuft dann weiter. „Verfluchtes Weibsbild...“ murmelt er und wendet sich wieder seinem Bier zu. Als er gerade ansetzen will, um einen weiteren Schluck zu trinken, wird es mit einem Mal lauter hinter ihm. Sein Hintermann, scheint sich wohl mit seinem Tischnachbarn zu streiten, als auch schon etwas scheppernd zu Boden fällt und jemand gegen Del kippt, der dadurch prompt sein Bier verkippt und unsanft die Tischkante gegen den Bauch gedrückt bekommt. „Was zum Henker!“ Wütend starrt er auf die Flüssigkeit, die sich über den ganzen Tisch verteilt hat und auf der anderen Seite langsam heruntertropft. Unwillig versuch er die Last im Rücken abzuschütteln und bemerkt, wie abermals eine Hand nach ihm greift. Aber nicht, um ihn festzuhalten, sondern um sich an seinem Hemd hochzuziehen.

Er hätte zwar absolut nichts gegen ein wenig Körperkontakt, doch eine Frau wäre im wesentlich lieber. Nicht mehr ganz Herr seiner Sinne und Taten, schnappt sich Del den Arm des Mannes, verdreht ihn solange, bis dieser schließlich loslässt und schubst ihn dann von sich weg. „Fass mich nicht an!“ knurrt er sichtlich wütend und kassiert dafür fast postwendend einen heftigen Schlag ins Gesicht. Für einen Moment sieht Del nur Sterne und versucht sich daran zu erinnern, was soeben passiert ist, als sich jemand auf ihn stürzt und er weitere Schläge zu spüren bekommt. Eine Weile lässt er es einfach über sich ergehen. Dann realisiert er, was vor sich geht und teilt nun ebenfalls Schläge aus. Es ist leicht für ihn den bärtigen trotz seiner Masse und dem eigenen Alkoholpegel zu überwältigen, doch hat Del nicht damit gerechnet, dass man dem Fettwanst zur Hilfe eilen könnte. Schließlich ist er ein Fremder in der Stadt und der Bärtige scheint hier öfter einen Besuch abzustatten.
Plötzlich sieht sich Del zwei weiteren Raufbolden entgegen. Einige der Tavernengäste -hauptsächlich Frauen- kreischen erschrocken auf und binnen weniger Augenblicke ist eine ordentliche Tavernenschlägerei im Gange bei der Del mitten drin ist. Anfangs schlägt er einfach so um sich, als er jedoch merkt, dass er endlich ein Ventil für seinen Frust der letzten Siebentage gefunden hat, sucht er sich seine Opfer zielgerichteter aus. Der Bärtige der ihn angepöbelt hat, der schlaksige Bengel, der ihn so dämlich anstarrt und die Zwillinge, denen er einige Nierenschläge zu verdanken hat. Irgendwann ist Del so im Rausch, dass er nichts mehr um sich herum mitbekommt. Es ist ein einziges Gewusel bei dem jeder jeden schlägt und man neben entsetzen Schreien auch hören kann, wie einige angefeuert werden.
Doch der Wirt scheint nicht zulassen zu wollen, dass man seine gesamten Tische und Bänke zerlegt, so dass er kurzerhand mehrere Eimer mit eiskaltem Wasser über die Streithähne auskippt. Prustend und nach Luft japsend halten alle inne und werden auch gleich von anderen Männern weggezerrt. Es folgt eine wahre Fluchpredigt des Wirtes, der eine erstaunliche Menge an Schimpfwörtern kennt, in deren Folge zwei Gäste aus der Taverne geworfen werden. Wäre Del halbwegs nüchtern oder bei Verstand, würde er sich vielleicht fragen, warum er bleiben darf. So aber sitzt er einfach in der Ecke, zu der man ihm geschleift hat und betrachtet das verschwommene Bild der reichlich verwüsteten Taverne. Sein Schädel  pocht wie wild und er scheint am Kopf zu bluten, denn eine dunkle Flüssigkeit trübt die Sicht seines linken Auges. Er weiß, dass er morgen grün und blau sein wird, aber er fühlt sich gut. Momentan kann er sich nicht aus eigenem Antrieb bewegen, da sich jedoch auch niemand an ihm stört, bleibt er einfach an Ort und Stelle mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht sitzen.  
Einzig die Bedienung lässt sich, nachdem das gröbste Chaos beseitigt und alle anderen Gäste, die nicht in der Taverne übernachten, rausgeschmissen worden sind, bei ihm blicken und fragt vorsichtig nach, ob sie etwas für ihn tun kann.

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Janna am 27. Jan. 2008, 02:34 Uhr
~ Irgendwann Anfang Langschnee ~


Abwägend hält Janna den kleinen Lederbeutel voller Münzen in der Hand. Lange wird es nicht mehr reichen, ist die ernüchternde Erkenntnis und mit einem stummen Seufzen lässt sie das, was von dem Erlös des Verkaufs noch übrig ist, wieder in ihre Tasche zurückgleiten. Vielleicht noch einen Siebentag, wenn ich sparsam bin. Mit einem Male ist sie besonders froh, die Rückreise nach Talyra bereits bezahlt zu haben, denn ansonsten müsste sie ihre Suche hier und jetzt abbrechen, die Fahnen einholen und unverrichteter Dinge die Heimkehr antreten. Ihr aufgewühlter Blick huscht über den belebten Marktplatz, wo sich gerade eine Schar junger Halbzwerge einen Wettstreit im Steinweitwurf liefert und es dabei nicht versäumt eifrig den rundum stehenden, neugierig zuschauenden Damen schöne Augen zu machen. Nur ein, zwei konzentrieren sich lieber auf nackten Stein, als auf makellose Haut und liebreizendes Gekicher und es sind auch die beiden, die schlussendlich als Sieger aus dem Rennen gehen. Auch Iéil hat sich von der Seite seiner Mutter geschlichen, um das Schauspiel aus nächster Nähe mitverfolgen zu können und mit Stielaugen beobachtet er, wie die Emporkömmlinge unter gespielter Anstrengung die Steine über ihre Köpfe hieven und damit synchrones Aufschmachten bei den Mädchen wecken. Doch als man dem Gewinner gratuliert und ihm auf die Schulter klopft, sieht Iéil den Moment gekommen, zu beweisen, was für ein bärenstarker Mann er selbst ist. Mit grimmiger Miene schiebt er, wie er es bei seinen Vorbildern abgeschaut hat, die Ärmel bis über die Ellbogen, wirft den störenden, kleinen Lederumhang zurück – und verheddert sich prompt –, geht in die Knie und greift nach dem Steinblock.
Der nur leider fast genauso gross ist, wie der selbsternannte Halbstarke, der sich immerhin dreissig Sekunden lang vergeblich damit abmüht das steinerne Ungetier in die Höhe zu heben. Da schiebt er einen Fuss vor, dort packt er fester zu, aber der Stein gibt sich gänzlich unbeeindruckt von der enormen Leistung und bleibt liegen, wo er liegt. Iéils Gesicht ist schon dunkelrot vor Anstrengung, als er endlich aufgibt. Die Enttäuschung steht Jannas Sohn ins Gesicht geschrieben, zumindest so lange, bis es sich aufhellt und er hastig zu einem zweiten Stein hinüberwatschelt. Aber auch dort hat er kein Glück. Janna beobachtend die erfolglosen Versuche ihres Zöglings zuerst nur mit einem vagen Schmunzeln, das aber rasch in ein breites Grinsen ausartet, als Iéil einen Stein nach dem anderen ausprobiert, bis er endlich einen siegreich in die Höhe streckt. Mit nur einer Hand! Und immerhin ist der Stein so gross wie sein eigener Fuss. Dieser Leistung sollte unbedingt Beifall gezollt werden, findet auch Iéil und bevor Janna es verhindern kann, zupft der Kleine einen der Halbzwerge an der Hose und hält ihm den Stein entgegen. Dazu strahlt er von einem Ohr zum anderen und präsentiert damit stolz seine grosse Zahnlücke, dort wo sein rechter Schneidezahn gerade erst wächst. „Ny, Iéil. Tar ar ais“, ruft sie ihrem Sohnemann zu, der sich aber nicht um seine Lobpreisung bringen lässt und sich erst einmal in den amüsierten Blicken der Jugendlichen sonnt, die wahrscheinlich weniger seine Höchstleistung huldigen, als sich an seinem Eifer belustigen. Aber immerhin schätzt einer der Jungen seinen Beweisdrang insofern, als dass er ihm bewundernd zunickt und ihm über den Kopf streicht. Janna hört noch ein leises: „Gut gemacht“, dann hat sie ihren Sohn endlich am Schlafittchen erwischt und nimmt ihn bei der Hand. Hochheben kann sie ihn nicht mehr, dazu ist der Bauch, den sie vor sich herschleppt, viel zu gross. Und zu schwer und überhaupt nicht wirklich vorteilhaft auf einer Reise, bei der man nicht einmal weiss, wohin sie gehen soll.
„Entschuldigt bitte“, wendet sich Janna nun an den jungen Mann, der wahrscheinlich kaum älter ist als 16, aber schon einen Bart trägt und auch sonst nicht sonderlich zimperlich wirkt. Ein Halbzwerg eben. Wie ihre Väter oder Vorfahren so hart wie Stein, wenn auch nicht aus den magischen Gärten gekrabbelt. “Das macht doch nichts. Jeder fängt mal klein an“, erwidert der Halbzwerg und zwirbelt an seiner Bartspitze, in der sich kleine Schneeflocken verfangen haben. Schneien tut es bereits den ganzen Tag, aber am Morgen war der Himmel noch eisblau und klar. Mittlerweile ist er finster wie das Innere einer Katze und ein scharfer Wind kündet Sturm an. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet Janna sich von dem Fremden, fasst ihren Sohn fester bei der Hand und macht sich auf den Rückweg ins Gasthaus. In jenes Gasthaus, wo sie zuletzt einen Hinweis auf Dels Verleib hatte ausmachen können. Das ist vor über einem Mond gewesen. Seitdem sitzt sie in Bluarrent fest, weiss nicht vor und nicht zurück und hofft jeden Tag auf eine Nachricht. Denn zwar war sie heroisch und Hals über Kopf aufgebrochen, als sie von Dels Abreise gehört hatte, hatte ihren Stolz vergessen und alle Dämme der Vergangenheit niedergerissen, aber leider nicht bedacht, dass man von Blurraent über verschiedene Wege ins Tamarlonische Meer gelangen konnte. Genauer gesagt, über zwei, wollte man sich nicht gleich von Anfang an mit kriegerischen Thundrassarstämmen und nicht minder kriegerischen Tharndrakhistämmen auseinandersetzen. Beide unüberwindbare Hindernisse. Sowohl für eine ganze, schlecht gerüstete Karawane und für eine alleinziehende, schwangere Frau mit einem Kleinkind dabei sowieso. Und das Tamarlonische Meer war gross, nahezu riesig und die Suche nach Del war die buchstäbliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Sie konnte nicht einmal die Beine in die Hand nehmen und anfangen das Land von Westen nach Osten zu durchkämmen, weil Del und seine Familie nie an einem Ort blieben. Er hatte ihr nicht viel über sein Volk erzählt, noch weniger über das Leben in dieser unwirtlichen Gegend und sie hatte ihm gegenüber dafür nie ein Wort über ihre Vergangenheit im Dunkelwald verloren. Und wie sehr wünsche ich mir jetzt, er hätte mich mit seiner Geschichte zugeschwafelt, überlegte sie zum wiederholten Male, während sie durch die verschneiten Strassen lief und darauf achtete Iéil nicht stolpern zu lassen. Dann hätte sie nämlich möglicherweise auch gewusst, an wen sie sich hätte wenden müssen, um etwas über Dels Verbleib herauszufinden. So war ihr jedoch nur geblieben Blurraent aufzusuchen und dort erst jedes einzelne Gasthaus abzuklappern, um nach einem Halbelben zu fragen. Zu ihrem Glück – die Zwölf mussten ihre allesamt hold gewesen sein – waren Halbelben in dieser Ecke des Landes nicht sehr oft vertreten und es hatte nur zweieinhalb Siebentage gedauert, bis sich jemand an die hochgewachsene Gestalt mit den spitzen Ohren erinnert hatte. Die Beschreibung hatte auf Del gepasst und Janna hatte es gewagt, sich der Erleichterung hinzugeben, kurz bevor man ihr in entschuldigendem Tonfall nahe gelegt hatte, dass man aber keinerlei Wissen über seine weiteren Reiseziele hätte.

Und Del hätte wussten die Götter wohin reisen können. Ausserdem lagen zwischen seiner und ihrer Abreise immerhin einige Tage, fast schon Siebentage – dank Siras ungebrochener Sturheit, mit der sie an ihrem Versprechen, Janna nichts zu verraten, festgehalten hatte – und Del konnte mittlerweile schon über alle Berge sein. Aber einfach aufs Geratewohl irgendwohin reisen, dazu ist ihr Verstand noch wach genug. Mühselig hatte sie die letzte Zeit damit verbracht jedem einzelnen Wort, jedem Gerücht, jedem blöden Hinweis hinterherzurennen, der auch nur im Entferntesten etwas mit Del hätte zu tun haben können. Umsonst.
Müde und erschöpft, wie beinahe jeden Abend, erreichen Janna und Iéil nach längerem Fussmarsch schliesslich das Bordell, in welchem sie eingezogen sind. Vorsichtig hilft sie ihrem gähnenden Sohn die dreistufige Treppe hinauf und hält ihm die Tür ins warme Innere des Westwark auf, das bereits aus weiter Ferne an seinen zig Erken und unzähligen wuchtigen Balkonen zu erkennen ist. Zuerst war es ihr vernünftiger erschienen, ein einfaches Gasthaus irgendwo im Zentrum Blurraents aufzusuchen, dann aber hatte sie sich anders entschieden. Sowohl, weil sie sich in einem Bordell sofern heimischer fühlt, als dass sie mit den Gästen dort zu handeln weiss, wie auch um sich Dancys Verbindungen zunutze zu machen. Sie ist sich zwar bis jetzt nicht sicher, ob Opal, die Besitzerin des bedeutendsten Bordelles  von Blurraent und eine in Ungnade gefallene Inaripriesterin dazu, Dancy wirklich persönlich, oder nur vom Namen her kennt, aber es reicht ihr, dass sie im Haus der Frau Unterschlupf und sogar manchmal ein wenig Arbeit gefunden hat. Denn auch vor dem Westwark hat die Grippewelle nicht halt gemacht und einige der Dirnen, wie auch der normalen Angestellten liegen mit Fieber, Husten und Schüttelkrämpfen im Bett. Alleine weil sie, solange sie gearbeitet hat, nichts für Unterkunft und Logis hatte bezahlen müssen, konnte sie überhaupt so lange dort sein. Und wenn sie im grössten Bordell des Landes niemanden fand, der ihr auch nur im Geringsten etwas über Del berichten konnte, dann bestimmt nirgendwo. Wo sonst reden die Männer mehr, als mit von Wein gelockerter Zunge zwischen den prallen Brüsten einer  schönen Frau.
Riodha ist zur Stelle, kaum haben Janna und Iéil die Schwelle übertreten. Mit dem für sie typischen Übermut hebt sie den Jungen hoch, wirbelt ihn durch die Luft und meint mit einem Grinsen, dass sie den Mann des Hauses schon vermisst hätten. Als eine der Jüngsten des Bordells und ausgestattet mit einem unendlichen Optimismus ist Riodha vor allem für die gute Laune zuständig, aber auch für die Kinder, die hier wohnen. Das Westwark ist mit Sicherheit viermal so gross wie der Pfirsich und über ein Dutzend Dirnen arbeiten hier. Manche davon besitzen auch ein Zimmer, andere leben in Blurraent oder ausserhalb. Eine davon, Roisin, ist, wie Janna während eines ausgelassenen Abends erfahren hat, sogar verheiratet. Und hat ausserdem drei Kinder, die auch tagsüber, wenn sie arbeitet, beschäftigt werden wollen. Aber Roisin ist nicht die einzige Dirne, die ein Kind hat und obwohl Opal es alles andere als gern sieht, wenn die Kleinen zwischen den Gästen herumtoben, hat sie genau wie Dancy zwar eine harte Schale, aber ein goldenes Herz und kümmert sich, wenn sie gerade mal Zeit hat, auch gerne selber um die Schar von Rabauken und Naseweisen.
“Ich habe eine gute Nachricht für dich, Janna“, begrüsst Riodha sie schliesslich, nachdem sie Iéil aus seinem Mäntelchen geschält undihn in Richtung des Rests der Rasselbande geschubst hat. Janna ringt sich zu einem Lächeln durch, stützt die Hände in den Rücken und beschafft sich erst einen Überblick über die anwesenden Gäste, bevor sie zurückfragt: „Ist von Dancy ein Brief eingetroffen?“ Denn einen solchen hat sie dem Drachen vor über zwei Siebentagen geschickt, um von der bisher erfolglosen Suche und ihrem momentanen Aufenthaltsort zu berichten. “Nein“, erwidert Riodha lachend, was Janna stutzen lässt, denn sie weiss wirklich nicht, was daran so witzig sein soll. Ihr Rücken schmerzt, ihre Knöchel sind geschwollen und das Kind in ihrem Leib ist so schwer und gross, dass sie das dumpfe Gefühl hat, eine ausgewachsene Feuermelone mit sich herumzuschleppen. „Was ist es dann?“, gibt sie, nachdem sie vergeblich auf eine Weiterführung gehofft hat, brummend zurück und streift sich den ledernden Umhang von den Schultern. Mitten in der Bewegung hält sie inne, denn Riodhas Grinsen wird noch breiter, dann deutet sie mit dem Daumen hinter sich und meint mit unverbesserlichem Enthusiasmus in der Stimme: „An der Theke steht ein Mann, der will deinen Del auf dem Schiff nach Flussmarket gesehen haben.“
Janna bleibt gelinde gesagt, der Mund offen stehen. Völlig erstarrt sieht sie zwischen Riodha und der Theke hin und her und fragt sich, ob das ein besonders gemeiner Scherz der Götter ist. „W… wie“, bringt sie irgendwann stotternd zwischen zitternden Lippen hervor, wankt einen Schritt nach vorne und fasst die Dirne an ihrer Bluse, die weitaus weniger verdeckt, als entblösst. Riodha nickt emsig, nimmt Jannas Hände in ihre und wartet, bis diese sie direkt ansieht: „Der Mann kommt selbst erst gerade aus Flussmarket und er meinte, so wahr ihr hier stehe, dass ihm ein Halbelb begegnet sei. Seine Beschreibung passt haargenau auf Del… und ausserdem, es gibt nicht sonderliche viele Halbelben hier in der Geg… Janna, was ist denn?“Janna, wachsbleich, hält sich mit einem Arm den Bauch und klammert sich mit der freien Hand so fest an das Kleid der Dirne, dass der Stoff beinahe reisst. „Das… das ist kein Scherz, oder?“, stammelt sie, zieht die Dirne näher, bis nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen ihre Nasen gepasst hätte und krächzt wiederholt: „Das ist KEIN Scherz, ja?“ Riodha, schüttelt, noch immer mit diesem elenden Grinsen auf ihren vollen Lippen, dreht den Kopf und ruft durch das Gemenge: „Kahrn!“ Der Name kommt so fliessend aus ihrem Mund, dass Janna sofort ahnt, dass dieser besagte Kahrn das Westwark nicht zum ersten Mal aufsucht. Tut er mit Sicherheit nicht, denn kaum hat er sich von der Theke gelöst und die knappe Distanz mit zwei grossen Schritten überwunden, schlingt er auch schon die Arme um Riodha und begutachtet Janna aus dunklen Augen. Er ist nicht viel grösser als sie selbst, aber drahtig bis muskulös von den Füssen bis zu den breiten Schultern. Seine olivbraune Haut und schwarzen Haare weisen ihn als Abkömmling des stolzen Windreitervolkes aus, obschon seine hellgrünen Augen verraten, dass er nicht reinen Blutes ist. Möglicherweise der Grund, warum er hier sitzt, anstatt in seinem Stamm, denn die Tharndrakhi sind dafür bekannt, ihr Blut zu hüten und nicht mit anderen zu teilen. Aber immerhin die Arroganz hat er noch von seinen Vorfahren, denn er reckt das Kinn vor, zieht die junge Frau noch näher an sich und meint rau, aber beherrscht: „Ist sie das?“ Riodha nickt, während Janna sich zusammenreissen muss, die Unverfrorenheit des Wilden nicht zischend mit irgendeiner Unhöflichkeit zu erwidern.

Kahrn hingegen sagt vorerst nichts mehr, blickt Janna stumm an und betrachtet so lange ihren dicken Bauch, bis sie demonstrativ den gefalteten Umhang über die Schulter hängt und die Arme vor der Brust verschränkt. Noch nie eine schwangere Frau gesehen?!, liegt es ihr schon auf der Zunge, aber sie beherrscht sich heroisch: „Ja, ich bin es. Man sagte mir, ihr hättet einen Halbelben gesehen.“ “Der Halbelb mit dem Namen Del sitzt in Flussmarket in der Taverne „Zum Betrunkenen Haie“, antwortet der Mann daraufhin ungerührt ob Jannas giftigem Tonfall, widmet sich dann flüchtig dem Hals Riodhas und taucht sofort wieder unter dicken, braunen Locken auf, um ein: „Zumindest sass er das vor etwa 4 Tagen noch“ hinterher zu werfen. Janna bedankt sich frostig, eilt dann um das schäkernde Paar herum und macht sich auf die Suche nach Opal. Die flüstert gerade einem der Mädchen etwas zu und weist dabei diskret in eine bestimmte Richtung, wo eine Gruppe von Männern sich bisher nur mit ihren Bierkrügen beschäftigt, was nicht wirklich in ihrem Sinn ist. Das blutjunge Ding mit dem Serahimhaar und den grossen, wasserblauen Augen neigt nur leicht den Kopf und ist gleich darauf in einem wirren Durcheinander an Schleiern und Seidentüchern auch schon verschwunden. Opal hat nicht die Zeit zu kontrollieren, ob das Mädchen den Auftrag sauber ausführt, denn da steht auch schon Janna vor ihr und erkundigt sich in einem Schwall und schwer atmend, wie viel sie ihr noch schulde, ob sie Dancy noch eine Nachricht zukommen lassen könne und wann das nächste Schiff nach Flussmarket  ablegt. Opal klimpert etwas überrumpelt mit ihren langen, dunklen Wimpern, setzt dann ihr männerverwirrendes Lächeln auf und nickt so samtig, wie gewinnsicher.
Es dauert nicht einmal eine halbe Stunde, dann hat Opal ihre Beziehungen spielen lassen und Janna weiss nicht nur, wann das nächste Schiff nach Flussmarket in Blurraent ablegt, sondern sie hat auch einen Platz auf eben genau diesem Schiff. Nur schwer kann Janna sich davon abhalten, der Frau eine hölzerne Umarmung zu schenken. Hastig beschränkt sie sich auf ein gemurmeltes Dankeschön und einen Batzen Bares, der die restlichen Unkosten, die sie der Frau beschert hat, immerhin decken würde. Das sie damit auch die allerletzte Münze, abgesehen von ein paar Kupferlingen, losgeworden ist, weiss sie, aber sie sieht in diesem Hinweis auch die einzige Möglichkeit Del jemals wieder zu begegnen. Sollte er nämlich, entgegen allen Hoffens und Betens, schon weitergereist sein und das Tamarlonische Meer bereits betreten haben, ist es aus mit ihrer achso zielstrebigen Suche.
Es gibt einen herzlichen Abschied. Obwohl Janna weniger als einen Mond im Westwark gelebt, gewohnt und gegessen hat, fällt es ihr nicht leicht, all die Freundlichkeit und die Gastfreundschaft der Hausherrin mit weniger als ein paar netten Worten und etwas Geld zu honorieren. Doch mehr hat sie nicht, und Opal mag als knauserig und verschlagen gelten, für Frauen in der Not hat sie ein offenes Herz, solange diese ehrlich sind und für ihre Schulden aufkommen. Und Janna ist jemand, der nicht gerne Schulden hat, was auch den Grund erklärt, warum sie sich dermassen in die Ecke drängen lässt, was ihre Reisemittel angeht. Jetzt heisst es nach Flussmarket und Soris und überhaupt alle Götter und Archonen darum anflehen, dass Del noch immer dort ist. Wenn nicht, würde sie sich wohl oder übel einen ehrbaren Verdienst suchen müssen, denn die paar Kupfer, die sie noch hat, reichen kaum für ein Abendmahl.
Mit diesem Gedanken, Iéil an der Hand und einer Traube wild winkender Mädchen im Rücken, rumpelt Janna auf einem kleinen Karren zusammen mit dem besagten Kapitän, der das Schiff steuert, in die winterliche Kälte davon. Es ist pechschwarze Nacht und nur flirrende, weisse Flocken sind im Lichtkreis der Pechfackel auszumachen. Während hinter ihnen die hohe Fassade der Westwark, durchsetzt von über einem dutzend erhellter, kleiner Fenster im Nebel des Schneefalls verschwindet, bis die Finsternis es völlig verschluckt hat, beschäftigt sich Iéil damit die besonders grossen Schneekristalle zu fangen. Janna achtet mit einem Auge darauf, dass er dabei nicht von der Ladefläche purzelt und ist gleichzeitig mit ihren Gedanken schon in Flussmarket. Der alte Seebär mit dem riesigen, grauen Vollbart und dem kahlrasierten Schädel murmelt unablässig etwas vor sich her, was nicht sonderlich fröhlich klingt. Möglicherweise hat Opal ihn einfach so lange bezirzt, oder ihn auf ausstehenden Sold aufmerksam gemacht, bis er eingewilligt hatte, die schwangere Frau und das Kind mitzunehmen. Es war und ist ihm aber immer noch anzusehen, dass er von seiner neuen Fracht nichts hält und sie lieber schleunigst wieder loswerden würde. Janna überhört sein Gejammer, von wegen Frauen brächten Unglück und Kinder seien sowieso das schlimmste Übel der ganzen Immerlande, und zieht irgendwann Iéil, der sich hingelegt hat, etwas näher zu sich, um ihn mit ihrem eigenen Umhang zudecken zu können.
Der Junge blinzelt noch einmal schläfrig zu ihr hinauf, nimmt den Daumen aus dem Mund und meint kleinlaut: „Iéil gehen Del?“ Und dieses Mal nickt Janna und antwortet: „Ja, mo éan, wir gehen zu Del.“ Alles was zurückkommt, ist ein bestimmtes Schnauben, das wohl Einverständnis ausdrücken soll, und gleich darauf tiefe Atemzüge, die verraten, dass der Junge eingeschlafen ist.
Rundherum zieht in verschneiter Stille das wilde Grenzland zum Tamarlonischen Meer dahin. Eine eher karge Gegend, mit wenigen, kleinen Wäldern und weiten, gräsernen Steppen, die vereinzelt bereits so hoch wachsen, wie ein grosser Mann. Dazwischen weiches Moor und lichte Heiden. Niemals zuvor ist Janna hier gewesen und sie hat vieles erwartet, aber nicht solch ein Unterschied, was die Temperaturen anbelangt. Denn wo es in Talyra noch angenehm mild war, ist es hier einfach nur noch kalt. Dazu trägt vor allem der Wind aus nördlicher Richtung bei, der des Nachts um die Häuserecken pfeift und den eigenen Atem gefrieren lässt.  Noch enger schlingt Janna den Umhang um ihre Schultern, verflucht die Eiseskälte und die daran schuldigen Halbelben und vergräbt ihre Nase in dem Wolltuch, dass Beth für sie während ruhiger Abende gestrickt hat. Es wärmt wunderbar und hält ihre Gedanken davon ab zu vereisen, einmal abgesehen von ihrem Hals, ihren Schultern und überhaupt ihrem ganzen Oberkörper.
Ein Seufzen hebt ihre Schultern, dann lehnt sie sich rücklings an den grossen Beutel, in welchem sie ihre Siebensachen herumträgt und zieht Iéil so nahe an sich heran, dass er seinen Kopf bequem auf ihrer Schulter betten kann. So dicht aneinander geschmiegt und fest eingewickelt in ihren Umhang dauert es nicht lange, bis zumindest Iéil durch das sanfte Ruckeln des Karrens in tiefen Schlaf gewiegt wurde. Janna hingegen bleibt wach, starrt hinauf in nichts als ewige Finsternis und fragt sich, was sie eigentlich gerade im Tun begriffen ist. „Das, was ich mir eben geschworen hatte, NICHT zu tun“, murmelt sie halblaut vor sich her und kommt nicht umhin zu grinsen. Nur zu gut kann sie sich noch an die Worte an jenem Abend erinnern, als sie Del gestanden hat, dass sie schwanger ist. „Und wir gehen nicht auf Reisen, oder legen uns mit irgendwelchen verrückt gewordenen Immerfrostern oder Amazonen an.“ Das waren ihre Worte gewesen. Zudem hatte sie geschworen, kein Schwert anzufassen. Immerhin das konnte ich einhalten, denkt sie spöttelnd und seufzt leise. Ihren Bogen, ihre Dolche, ihre Giftpfeile, alle Kräuter, die Armschienen, die Beinschienen, den ganzen Schmuck und überhaupt alles was mit den Amazonen zu tun gehabt hat, hatte sie auf dem Platz der Händler so gewinnbringend wie nur möglich verkauft – und es immerhin bis jetzt nicht bereut. Was sein wird, wenn sie Del nicht findet, darüber hat sie sich noch nicht den Kopf zerbrochen, schon einfach nicht, weil sie sonst niemals aufgebrochen wäre, sondern sich ihres Stolzes erinnert und schön brav zu Hause geblieben und ihres amazonischen Erbes gefrönt hätte. Als das ewige Schwanken des Karrens ihr nach und nach Übelkeit beschwert und sich ihr Rücken längst zerschlagen anfühlt von diesen tausenden Schlaglöchern und den wilden Tritten des Ungeborenen kommen ihr kurz Zweifel, ob es nicht vielleicht doch besser… Nein, bestimmt sie entschieden, schliesst die Augen und presst die Lippen aufeinander. Dann dreht sie sich keuchend ein wenig zur Seite und betrachtet das blasse Gesicht ihres Sohnes, dessen goldenes Haar im Dunklen wie feine Silberfäden schimmert. Er sieht ihr nicht ähnlich. Mit jedem Mond, der vergeht, ähnelt er mehr und mehr seinem Vater, den er nie kennen gelernt hat und wohl auch niemals kennen lernen wird. Es ist selten, dass Janna noch an Callios oder Rashid denkt, aber in diesem Moment lässt sie ihren Gedanken freien Lauf und fragt sich, ob sie bereit gewesen wäre für diese beiden Männer das Gleiche zu tun, wie für Del. Die Antwort fällt ihr nicht schwer und mit einem halblaut gemurmelten „Nein“ auf den Lippen, dämmert sie in leichten Schlaf davon.

„Heute wohl doch besser keinen Zwieback mehr“, wirft ihr Thador von der Seite trocken entgegen und hält ihr einmal mehr das Haar aus dem Gesicht, als sie ihm nur einen bitterbösen Blick zuwirft und sich dann schon wieder über die Reling verabschiedet. Dort hängt sie als zuckendes Bündel, ein jämmerlicher und ebenso belustigender Anblick für die Matrosen, die hinter ihr ihrer Arbeit nachgehen und dabei tunlichst versuchen, nicht amüsiert zu grinsen. Dem letzten hatte Janna erst die Faust entgegen geschüttelt und ihm einen Kübel voller Fischabfälle hinterher geschmissen, nur um sich dann sofort wieder dem Schwanken dieser elenden Schiffsbaracke zu ergeben und röchelnd und spuckend die Nähe des Wassers zu suchen. Und das tut sie seither, sobald sie es auch nur wagt, in Richtung Essen zu schielen. Bleichgesichtig und hohlwangig wankt sie längst wie ein Geist über die Planken, hangelt sich von der Treppe zum Mast, vom Mast zu den festgezurrten Fässern voller Met, weiter zur Luke, von wo aus eine schmale Holzstiege in lindernde Dunkelheit führt. Seit Beginn der Reise hat sie nicht mehr gegessen, als vereinzelt die Kante eines Zwiebacks und dazu etwas Wein getrunken, weswegen es kein Wunder ist, dass sie sich schwach, matt und vollkommen erschöpft fühlt, als die „Holde Jungfrau“ endlich in Flussmarket andockt. Thador, der Navigator und Sorgenonkel des ganzen Bootes, kümmert sich entgegen dem Willen seines Kapitäns rührend um sie, bis sie wieder festen Boden unter den Füssen hat. Und auch wenn sie wollte, sie kann gar nicht anders, als sich kreidebleich an seinen Arm klammern und die Götter anflehen, sie mögen der Übelkeit endlich ein Ende bereiten. Iéil hat auch kaum geschlafen, sich total übernommen und klammert sich nun entkräftet, hicksend und mit verweinten Wangen an ihren Rock. Bis Blurraent hatte er sich verhalten wie das mustergütigste Kind überhaupt auf ganz Roha, aber mittlerweile übersteigt das ewige Reisen seine Neugierde und verschüchtert starrt er die vielen Menschen auf dem Pier an, die dabei helfen sollen das Schiff abzuladen und neue Waren an Bord zu schaffen.
Janna streicht ihm zärtlich über den Kopf und versucht einen Überblick zu gewinnen, doch das ist gar nicht so einfach mit schwirrendem Schädel und müden Knochen. Irgendwann, als der Kai sich endlich gelichtet hat und nur noch vereinzelt Männer noch Kisten und Juttesäcke schleppen, schafft sie es sich zu erheben und nach ihrem eigenen Beutel zu greifen. „Komm, mo éan, gehen wir“, krächzt sie und muss trotzdem kurz innehalten, um zu Verschnaufen und sich nicht prompt wieder zu übergeben. Der Seegang steckt ihr noch immer in den Gliedern und selbst als sie bereits einen halben Marsch die Strasse hinauf hinter sich haben – und sie Iéil längst halb ziehen muss, weil seine müden Beine ihn nicht mehr tragen – hört das Schwanken nicht auf. Immer wieder zwingt sie sich zu einer kurzen Verschnaufpause. Sowohl um den schmerzenden Rücken einmal durchzustrecken, als auch um Iéil zu ermuntern, dass es mit Sicherheit nicht mehr weit sei und er danach so lange schlafen dürfe, wie er wolle. Ihr Sohn nickt weinerlich, aber kann schon fast die Augen nicht mehr offen halten dabei. Stumm verflucht sie den Halbelben abermals und entscheidet sich, dass sie lieber Del verpasst und noch einen halben Tag wartet, als Iéil noch weiter zum Laufen zu zwingen, wo es dem Jungen sowieso schon nicht sonderlich gut geht. Die Reise war anstrengend. Sowohl für sie, als auch für ihn und allein der Anblick seiner kindlichen Bemühungen, weiterzutapern, lassen sie wütend nach Luft schnappen. Ob Del auch nur im Geringsten ahnt, was er da angerichtet hat? Janna nimmt es nicht an. Für ihre eigene Ruhe und seine Gesundheit. „Aye, mo éan, gehen wir hier hinein.“ Damit tritt sie auf das nächste Haus zu, aus welchem lautes Gelächter klingt und der Duft nach kräftiger Fleischbrühe auf die Strasse dringt. Es ist ein robustes Gebäude, aus hellem Flussstein und mit halbrunden Butzenglasfenstern, die warm leuchten. Einladend wirkt es, zumindest auf den ersten Blick und Janna hofft, dass der Wirt ihr zumindest ein Lager im Stroh anbieten könnte, oder auch nur Iéil, denn ob die paar Münzen noch für zwei Personen reichen, hängt nun allein von der Güte des Gasthausbesitzers ab.
„Nur noch diese Stufen, mo éan, komm, gleich ha…“ Weiter kommt sie nicht. Gerade eben hat sie die Tür ins Innere aufgestossen… und wird prompt von einem Stuhl begrüsst, der nur knapp an ihrem Kopf vorbei fliegt und mit einem Krachen am Türrahmen abprallt. Splitter fliegen durch die Luft und mit einem erschrockenen Krächzen, zieht sie Iéil an sich, um ihn vor den Geschossen zu schützen. Ihr nächster Reflex besteht daraus, die Türe hastig wieder hinter sich zuzuziehen, nur einen Herzschlag, bevor ihr Blick sich in hellem Haar und einem ebenmässigen, gebräunten Gesicht verfängt. Wie erstarrt steht sie noch immer auf der Schwelle, hält ihren brüllenden Sohn in den Armen und blinzelt wie eine geistig verstörte Kranke in Richtung des tobenden Halbelben, der da gerade fröhlich dabei ist, die Inneneinrichtung des Gasthauses in Schutt und Asche zu verwandeln. Dazu vermöbelt er auch noch einen sehr dicken und sehr wütenden Mann, zwei fast gleich aussehende junge Emporkömmlinge und einen schlanken, wendigen Fuchs, der den meisten Schlägen ausweichen kann… immerhin so lange, bis er eine frontale Faust erwischt, wie ein Brett hintenüberkippt und sich nicht mehr regt. Obwohl Flaschen, Becher, sogar ganze Krüge fliegen, Tische umgeworfen werden und Stühle als Schlagstöcke dienen und sich schon bald das ganze Gasthaus an der Prügelei zu beteiligen versucht, kann Janna sich nicht von der Stelle rühren. Nicht einmal, weil sie Del doch so unverhofft gefunden hat, sondern vielmehr, weil sie ihn niemals zuvor so ausser und vor allem vollkommen neben sich gesehen hat. Sie wäre sogar so weit gegangen, für ihn die Hand ins Feuer zu legen und hoch und heilig zu schwören, er würde sich niemals sinnlos besaufen und sich daraufhin wegen Nichtigkeiten prügeln. Aber ganz offensichtlich hätte sie sich dabei schwer die Finger verbrannt, denn Del teilt aus, dass die Knochen nur so knacken.
Iéil kreischt unterdessen wie am Spiess, bis es dem Wirt reicht und er sich mit eiskaltem Wasser Ruhe verschafft. Janna kann nur noch hastig zur Seite weichen, da fliegen schon zwei der randallierenden Gäste hochkant und kopfüber sowieso aus dem Gasthaus hinaus in den Schneematsch. Hastig zieht Janna ihren Sohn ein wenig zur Seite, holt einmal tief Luft und sucht dann nach Del… und findet ihn. Er sitzt in einer Ecke, lächelt belämmert in die Gegend und scheint gar nicht zu realisieren, was er eigentlich getan hat. Aber Janna weiss es und das Blut kocht ihr in den Adern, als sie Iéil fest an der Hand fasst und mit einem Gesichtsausdruck, der selbst den Dunklen zur Flucht getrieben hätte, auf den Halbelben zustampft. Sie fühlt sich elend, ja, sie fühlt sich müde, ja, und sie hat Kopf-, wie Bauchschmerzen und obendrein ist ihr schon wieder zum Kotzen zumute, aber sie wird es sich nicht nehmen lassen, diesem dämlichen Mann hier und jetzt die Leviten zu lesen. Und zwar gehörig!

„Nein, könnt ihr nicht“, schneidet Jannas Fauchen der drallen und unverschämt hübschen Schankmaid, die sich da so eben mir nichts, dir nichts mit ihrer ganzen Busenpracht über IHREN Mann beugt, das Wort ab, dann landet ihre geballte Faust auch schon in Dels Gesicht, zusammen mit der ganzen Wut, all der aufgestauten Sehnsucht und dem unverminderten Drang, ihn zu Kleinholz zu verarbeiten. Der gibt nur ein überraschtes Röcheln von sich und wäre zur Seite gekippt, hätte Janna ihn nicht am blutigen Hemdkragen gefasst und festgehalten. „Du dreckiger, blöder Hund einer götterverdammten Hure“, brüllt sie ihn an und die Schankmaid weicht hastig zurück, verdattert blinzelnd und sich anscheinend nicht sicher, was hier vorgeht. Iéil hingegen gibt sich von dem Toben seiner Mutter völlig unbeeindruckt. Alles nichts Neues mehr für den Kleinen, der aber trotzdem keinen Sekhel von ihrer Seite weicht und ein Stückweit verdattert in Dels Richtung linst.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, was ICH alles tun musste, um DICH in dieser götterverlassenen Einöde zu finden, du miese, treulose Schabe?!“ Del starrt sie weiterhin an, als hätte er ein Gespenst vor sich und mit grosser Wahrscheinlichkeit denkt er sich auch genau das in diesem Herzschlag. Aber ein Gespenst tut bei weitem nicht so weh, wie Janna, deren Hand einmal mehr auf seine Wange klatscht. Dann schüttelt sie ihn, oder versucht es zumindest, schnauft schwer wie ein Waldross und beginnt von neuem mit ihrer Hasstirade: „Meine ganzen Sachen habe ich verkauft, Sira gedroht sie zu ertränken, wenn sie mir nicht sagt, wo du bist, Dancy, den Pfirsich und die Mädchen Hals über Kopf verlassen, das nächstbeste, verlotterte Schiff genommen, dass sich als elender Fischkahn herausgestellt hat. Kannst du dir ausmalen, wie es dort gestunken hat?! Und als ob ich nicht im neunten Mond schwanger wäre und ein zweijähriges Balg zu füttern hätte, kannst du nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, wo du genau hingehst. Nein, der Herr verschwindet einfach irgendwohin, wie es ihm eben passt!! Pha!“ Janna fuchtelt wild mit den Händen vor Dels Gesicht herum, rauft sich die Haare, holt tief Luft und lässt ihm gar keine Zeit, sich zu besinnen. „Und wenn ich dich dann endlich finde, schlägst du dich voll von oben bis unten mit irgendwelchen Halunken und lässt dich auch noch halbtot prügeln! Wenn du schon deinen Mann stehen willst, dann tu es gefälligst richtig und jetzt HALT deinen Kopf still!“ Sein Mund öffnet sich, aber sie unterbricht ihn zischend mit der Warnung, jetzt bloss den Mund zu halten, dann dreht sie sich ruckartig zu der Schankmaid, die instinktiv zurückweicht und abwehrend ihre Hände hebt. „Holt. Mir. Sauberes. Wasser… Bitte.“ Das “Bitte“ klingt dabei so frostig, dass die Schankmaid nur rasch nickt und dann eilig flüchtet, um dieser wahnsinnigen Furie schnellstmöglich zu entkommen.
Diese Zeit nimmt sich Janna, um ihren Umhang abzulegen und die Platzwunde über Dels linker Augenbraue genauer zu mustern. Nichts Weltbewegendes, aber es blutet stark und nimmt ihm so die Sicht. Fachmännisch, aber in keinster Weise sanft huschen ihre Finger über seine Stirn, streichen rüde sein Haar beiseite und tasten über die Wundränder. „Du blöder… blöder Halbelb“, murmelt sie irgendwann und dieses Mal ist nichts ausser Verzweiflung aus ihrer Stimme zu hören. Er hebt sein Gesicht und sieht sie an… und ihr wird bewusst, dass sie ihn zum letzten Mal vor vielen, vielen Monden gesehen hat, damals, als sie aus der Gerberei ausgezogen war, mit dem festen Vorhaben niemals wieder zurück zu kehren. Ihr glasiger, glänzender Blick aus tief liegenden Augen huscht über die klaren Züge seines Gesichtes, über die scharf geschwungenen Brauen, die gerade, im Augenblick blutende Nase, die schmalen, nicht sonderlich deutlich konturierten Lippen über die Linie seines Kiefers wieder zurück zu seinen Augen. Grau, und im Augenblick dunkel wie nasser Schiefer. So wie sie immer sind, wenn ihn etwas besonders tief bewegt. Unwillentlich bleiben ihre Finger auf seiner Wange ruhen und ein Kloss steckt ihr plötzlich im Hals, so gross, dass es ihr schwer fällt ruhig zu atmen. Eigentlich hat sie noch weitaus mehr zu sagen, aber alles was sie noch erstickt und heiser wie eine Krähe hervorbringt, bevor Iéil auf Dels Schoss krabbelt, ist ein kaum hörbares: „Ich liebe dich.“

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Del am 28. Jan. 2008, 20:53 Uhr
Er will sich gerade, sofern er sich zumindest für ein paar Sekunden lang auf sein Sprachvermögen wieder besinnen kann, gerade großspurig erklären, dass ihm da allerhand einfällt, als irgendein keifendes Weibsbild mitsamt Balg neben ihm auftaucht. Er blinzelt verwirrt in die Richtung der Frau, die einen beachtlichen Umfang hat, um zu überlegen, ob er sie eben vielleicht aus versehen erwischt hat, als plötzlich alle Gedanken fortgewischt werden und ein ziemlich unangenehmer Schmerz in seinem Gesicht zurückbleibt. Überrascht und verblüfft zugleich kommen einige unverständliche Laute über seine Lippen. Der Schlag hat sie Welt wieder ins Wanken gebracht, dabei war sie gerade dabei gewesen, einigermaßen verständlich zu wirken. „Was...“ beginnt er leise zu nuscheln, merkt wie er sich immer mehr zur Seite neigt und wird plötzlich ziemlich unsanft am Hemdkragen festgehalten. Einzig die Tatsache, dass er weiß, dass er eine Frau mit Kind vor sich hat, hält ihn davon ab, erneut handgreiflich zu werden und nicht die Hand an seinem Kragen weg zu schlagen. > Du dreckiger, blöder Hund einer götterverdammten Hure“< Beginnt die Frau vor ihm zu zetern und sieht dabei aus, als habe sie vor ihn nochmals zu schlagen. Beschwichtigend versucht er die Hände zu heben, um die Frau zu beruhigen, aber sie scheint wohl einigen loswerden wollen und legt prompt nach, warum er Schabe sich einfach auf und davon macht. Del kneift immer wieder die Augen zusammen. Er ist sich ziemlich sicher, dass die Frau ihn verwechseln muss. Er kennt hier niemanden... schon gar keine Frau mit Kind und so schnell würde das nun auch nicht gehen... selbst wenn er sich wirklich vor kurzem schon mal daneben benommen hätte. Doch irgendwas an der Art ihn niederzumachen und ihn zu beschimpfen kommt ihm bekannt vor. Noch immer ein wenig benebelt und verwirrt blinzelt er zu der Frau hinauf und betrachtet das Gesicht, das wutverzerrt zu ihm runter sieht.
Irgendwann macht sie tatsächlich eine Pause und Del ist schon der Hoffnung, dass die Frau nun endlich fertig ist und er sie darauf hinweisen kann, dass sie doch gefälligst den richtigen Kerl, der für ihre Brut verantwortlich ist, suchen soll. Die Zeit, die er jedoch braucht, um seine Gedanken zu ordnen und die Worte im Kopf schon mal zurecht zu legen, dauert zu lange, so dass das Frauenzimmer von Neuem beginnt. > „Und wenn ich dich dann endlich finde, schlägst du dich voll von oben bis unten mit irgendwelchen Halunken und lässt dich auch noch halbtot prügeln! Wenn du schon deinen Mann stehen willst, dann tu es gefälligst richtig und jetzt HALT deinen Kopf still!“<
Ihre vorherigen Worte hat er halb schon wieder vergessen und ergeben längst keinen Sinn mehr, aber das hier versteht er. Sie hat ihn gesucht. Das behauptet sie zumindest, doch er ist sich ziemlich sicher, dass er hier niemanden kennt. Eigentlich. Ein leiser Zweifel bleibt trotzdem zurück. Auch auf die Gefahr hin, dass sie zu neuen Schimpftiraden ansetzen könnte, öffnet er den Mund, um zu fragen, warum genau sie ihn denn überhaupt sucht und ob sie ihn nicht doch verwechselt, als ihm aber sofort verboten wird, auch nur einen Ton aus seinem Mund kommen zu lassen. „Aye.“ antwortet er leise und blickt zwischen Schankmaid und der Fremden hin und her. Zu seinem Bedauern verschwindet, das Tavernenmädel und lässt ihn mit der Furie zurück, die sich soeben ihres Mantels entledigt und umständlich vor ihm niederkniet.

Sie strahlt Kälte aus, wie ihm plötzlich bewusst wird, als ihre eisigen Finger über sein Gesicht huschen. Der ständige Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit schmerzt in den Augen, so dass er sie einfach schließt. Für wen auch immer die Frau ihn hält, er ist jetzt ohnehin nicht in der Lage sie fortzuschicken, geschweige denn gewillt die unsanfte Hilfe, die sie wohl gerade stumm anbietet, abzulehnen. Von dem, was sie ihm eben an den Kopf geschmissen hat, weiß er ohnehin so gut wie nichts mehr, außer, dass sie sich wohl um irgendjemanden Sorgen gemacht und dieser Person hinterher gereist ist. Plötzlich wird ihm wieder bewusst, was der Alkohol so schön verdrängt hatte. Die Finger auf seiner Haut geben ihm das Gefühl, als würde Janna vor ihm sitzen, aber sie würde ihn wohl eher mit einem Eimer kalten Wasser begrüßen, als sich um ihn zu kümmern. Trotzdem hört er plötzlich ihre Stimme vor sich > „Du blöder… blöder Halbelb“< und glaubt, dass die Götter ein besonders grausames Spiel mit ihm spielen wollen. Jetzt wo er endlich bereit ist genug Abstand zur ganzen Sache zu lassen. Mit einem Mal erscheint ihm die Nähe der Frau unerträglich. Wenn sie sich wirklich um jemanden kümmern will, dann soll sie das bei dem Richtigen tun. Als er wieder die Augen öffnet und sie ansieht, wirkt sie plötzlich genauso erschöpft und müde wie er selbst. Und er erkennt endlich wen er vor sich hat. Er vergisst sogar das atmen, als er realisiert, dass sie es wirklich sein muss und dass er eindeutig zu lange dafür gebraucht, dies zu bemerken. Janna.... was bei allen Göttern... Er ist nicht schlagartig nüchtern, aber bekommt viel klarer mit, was um sich herum passiert. Vorsichtig berührt er ihre Hand an seiner Wange und versucht die Wärme hinter der oberflächlichen Kälte auszumachen. >„Ich liebe dich.“<
Unwillkürlich zuckt er leicht zusammen und fängt an zu husten, weil er noch immer die Luft angehalten hat. Er glaubt sich verhört zu haben. Er MUSS sich einfach verhört haben, aber diese Worte hatte er sich noch nie bei ihr eingebildet, so sehr er sich auch gewünscht hatte, sie von ihr zu hören. Ganz nebenbei bemerkt er, dass das Kind, was er vorhin als Gör bezeichnet hat Iéil und dass Janna mittlerweile hochschwanger ist. „Janna... was machst du hier?“ ist das Erste was er über seine Lippen bringt und im gleichen Moment bereut, aber er ist zu verblüfft, um es geschickt zu überspielen. Natürlich spielt auch der Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle. Wortlos starren sie sich einen Moment lang an. Sie gibt ihm keine Antwort, schließlich hat sie ihm vorhin alles haargenau erklärt. Er schluckt, immerhin wäre es nicht das erste Mal, dass er etwas absolut falsches tut oder sagt. „Ich...“ Vorsichtig schiebt er Iéil ein Stück bei Seite, ohne ihn wirklich loszulassen und zieht Janna ein Stück dichter zu sich. Immer darauf bedacht, dass er ihr nicht weh tut oder gegen ihren dicken Bauch kommt. „Bei allen Götter... ich liebe dich auch, aber du hättest....“nicht herkommen sollen, will er erst sagen, aber das ist falsch. Wissen die Götter, dass es das Dümmste ist, was sie hatte tun können, aber sie ist hier und hat ihm das gesagt, was er sich schon so lange gewünscht hat. „Ich liebe dich auch, aber tu so was nie wieder. NIE! Hörst du?“

Er zieht sie noch dichter, soweit es ihr Bauch zulässt, zu sich und küsst sie vorsichtig. Er will sie nicht loslassen, nie wieder, aber er weiß, dass das nicht geht. Sie muss schon ewig unterwegs sein und ist hochschwanger. Sie hatte das Leben des Kindes, ihres eigenes und das von Iéil aufs Spiel gesetzt nur um zu ihm zu kommen. Unwillkürlich muss Del lächeln. Auch wenn sie es ihm gesagt hat, hier aufzutauchen ist Beweis genug, dass sie es wirklich ernst meint. Nur zögerlich gibt er sie wieder frei und lässt sie sich bequemer hinsetzen. Iéil nutzt die Chance und füllt die so entstandene Lücke erneut aus. „Lasst uns hochgehen. Ihr gehört ins Bett... und wir sollten einen Heiler oder eine Hebamme holen... nur um sicher zu gehen.“
Er weiß, dass Janna dass nicht ohne weitere zulassen wird, aber er wird ebenfalls nicht klein beigeben und zulassen, dass sie wegen ihm krank wird. Sie oder das Kind.
Ein Räuspern lässt ihn aufsehen, als die dralle Blonde wieder neben ihnen steht und das gewünschte Wasser bereit hält. „Alles in Ordnung?“ fragt sie ein wenig unschlüssig aufgrund der neuen Situation. „Ja. Aber... aber könnten wir noch ein Bett für den Kleinen bekommen?“
Die Blonde nickt unsicher und huscht dann zum Wirt, um den Wunsch an den Wirt weiterzureichen.
Mit dem Hemdsärmel wischt sich Del vorsichtig über das Gesicht, wodurch das Blut nur noch mehr verschmiert wird, aber ihm wenigstens nicht mehr die Sicht nimmt. Iéil sieht fasziniert und irritiert zugleich zu ihm auf und stubst ihm dann vorsichtig an der Wange an. „Nicht kleiner Mann. Lass das.“ Iéil ist viel zu müde um zu widersprechen, sieht Del aber weiterhin mit kindlicher Neugier an. „Los hoch mit euch, ich wasch das oben ab.“ Del ist sich zwar nicht sicher, ob er auch wirklich gehen kann, aber immerhin ist er wieder einigermaßen bei Verstand.

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Janna am 05. Feb. 2008, 22:11 Uhr
Er blinzelt sie an, als ob er nicht mehr alle seine Sinne beisammen hätte und obendrein noch stockbetrunken sei. Letzteres kommt hin, ersteres dank der Prügel, die er bezogen hat, womöglich auch, aber dass es geschlagene drei Herzschläge dauert, bis er den Mund öffnet, und immerhin andeutet, sie begrüssen zu wollen, gibt Janna dann doch zu denken. „Zuviel trinken und dich auch noch prügeln, das haben wir gerne“, wispert sie erstickt und so vorwurfsvoll, wie sie kann, aber ihr zärtlicher Blick straft ihren harten Worten Lügen, und tief atmet sie ein und wieder aus. Del hat sich mittlerweile immerhin so weit gefangen und von seinem Hustenanfall erholt, dass es ihm gelingt nicht mehr ganz auszusehen, wie ein zerrupfter, verwirrter Kauz. Dafür klappt sein Mund ein paar Mal auf und zu, wie bei einem Fisch, bis er ein völlig bestürztes: „Janna... was machst du hier?“, hervorbringt. „Was ich hier mache?“, echot Janna nicht minder ungläubig, hebt in einer hilflos anmutenden Geste mit einem Schnaufen die Hände und lässt den Blick über das Chaos ringsum schweifen, als ob ihr jemand eine Antwort auf diese selten dämliche Frage geben könnte. „Ha“, ereifert sie sich schliesslich, stützt die Hände in die Seite und presst im verzweifelten Kampf mit der Herrschaft über die Tränen verschlungen die Lippen aufeinander, bis ihr Mund nur noch ein schmaler, harter Strich ist. Es brennt heiss unter ihren Lidern und die Strapazen der Reise machen sich mehr denn je bemerkbar. Matt zuckt sie mit den Schultern, streicht sich mit gespreizten Fingern übers Gesicht und durchs strähnige, salzverklebte Haar und weiss nicht, was sie ihm noch für einen Grund nennen soll. Den Einzigen, der wirklich zählt, hat sie genannt. „Ich liebe dich“, wiederholt sie deswegen mit fester Stimme, um ihre Absicht, die Tatsache, warum sie diese Reise und all die Risiken, sowohl für sich, als auch für das Ungeborene und Iéil, auf sich genommen hat, zu untermauern. Del murmelt irgendetwas in seinen Dreitagebart, der sein Kinn wie einen lichten Schatten umgibt und die Linien seines Gesichtes noch härter zeichnet. Er sieht schlecht aus und das nicht nur weil ihm das Blut auf Stirn, Nase und in den Haaren klebt und ihm langsam aber sicher das rechte Auge zuschwillt. Es ist der Schatten in seinem Blick, die Fältchen in seinem Mundwinkel, seine eingefallenen Wangen, die ihr plötzlich zu denken geben und sie gleichzeitig daran erinnern, dass sie nicht viel besser aussieht. Als er blinzelt, weil ihm das Blut wieder ins Auge rinnt, tupft sie instinktiv mit dem Tuch darüber, tausendmal sanfter, als noch wenige Herzschläge zuvor. Del aber schiebt Iéil vorsichtig zur Seite – was der Junge mit einem empörten, weinerlichen Aufheulen quittiert – und zieht sie zu sich. Seine grossen, warmen Hände gleiten von ihren Hüften bis in ihr Kreuz und Janna gibt widerstandslos nach, lehnt sich nach vorne und vergräbt ihre Nase in der warmen Haut an seinem Hals. Es kümmert sie nicht, dass auch dort Blut ist und er ihr Kleid damit gerade einsaut. Viel eher hätte sie in gerade viel darum gegeben, nicht hochschwanger zu sein und sich nach Lust und Laune an ihn schmiegen zu können. So bleibt ihr nur, die Arme langsam um seinen Nacken zu schlingen und sich ein wenig seitlich zu drehen, um wenigstens ansatzweise seine Umarmung geniessen zu können. „Bei allen Götter... ich liebe dich auch, aber du hättest....“ Er unterbricht sich selbst. Sonst hätte Janna es getan. So bleibt ihr nur, ein zustimmendes Schnauben von sich zu geben und sich einfach seiner Nähe zu ergeben, nach der sie sich die ganzen Monde gesehnt hat. Sie hatte herkommen müssen, und er weiss das genauso gut wie sie, denn es war die einzige Möglichkeit gewesen, ihm zu beweisen, wie wichtig er ihr wirklich ist. Wäre er in einigen Jahren wieder nach Talyra zurückgekehrt, hätte sie beide nicht mehr verbunden, als alter Schmerz, bittere Erinnerungen und ein Kind, das von seinem Vater nicht mehr als den Namen gekannt hätte. Wäre ich nicht gekommen, hätte ich dich verloren, antwortet sie ihm lautlos in Gedanken und drückt ihn näher an sich, die Finger in seinem Haar vergraben, dass sich im Getümmel gelöst hat. []„Ich liebe dich auch, aber tu so was nie wieder. NIE! Hörst du?“[/I] Sie hebt ruckartig den Kopf, schiebt Müdigkeit und Erleichterung in den Hintergrund und funkelt ihn unter halbgesenkten Lidern an: „Sag mir nicht, was ich tun oder nicht tu...“ Der Rest geht unter, als er ihr den Mund verschliesst und den Widerspruch vergessen macht, bevor sie ihn zu Ende gebracht hat. Hungrig sucht sie seine Lippen, raubt ihm Luft wie Besinnung und spürt ihr Herz unter dem schmerzlichen Drang, ihn nie wieder los zu lassen, bersten. „Nie wieder“, murmelt sie gegen seinen Mund, küsst ihn erneut und fügt atemlos hinzu: „Wenn du es nie wieder wagst zu gehen.“ Es ist ein Versprechen. Das stumme Versprechen für immer bei ihm zu bleiben, wenn er nur nie wieder weggeht. „Kein Schwert, keine Reisen, keine Amazonen, erinnerst du dich? Stattdessen elende Schiffe, verrückte Dirnen und humorlose Kapitäne und ausserdem die längste und schlimmste Reise meines Lebens!“, murmelt sie halblaut in seinen zerrissenen Hemdkragen und kann ein trockenes Auflachen nicht unterdrücken. Besser, ich schwöre gar nichts mehr. Es reicht doch nicht aus. Irgendwann schiebt Del sie zärtlich von sich, so dass sie dem kalten, harten Boden entkommen und sich neben ihn auf die Bank setzen kann. Iéil nutzt die Gunst des Augenblicks und beschlagnahmt Dels Schoss und Brust, schlingt seinem Vater die kleinen Ärmchen um den Hals und strahlt dabei über beide vom Weinen rote Bäckchen. Dort kringelt er sich auch gleich zusammen und hängt wie ein Schluck Kurve halb über Dels Schulter, der Erschöpfung nachgebend, die nun ihren Tribut fordert.
„Lasst uns hochgehen. Ihr gehört ins Bett... und wir sollten einen Heiler oder eine Hebamme holen... nur um sicher zu gehen.“ Jannas Gesicht verzieht sich grimmig und hartnäckig schüttelt sie den Kopf, öffnet aber nicht die Augen: „Dem Kind geht es gut. Bis vor einigen Tagen hat es mich noch kräftig getreten... Ich bin ganz grün und blau innerlich.“ Das Letzte klingt wehleidiger als beabsichtigt und mit einem erschöpften Seufzen und Dels Hilfe trickst sie die Schwerkraft aus und hievt sich mitsamt dickem, schwerem Bauch in die Höhe.
Ein impertinentes Räuspern bringt Janna dazu bedrohlich die Augenbrauen zusammenzuziehen und auf die Frage der kurvenreichen Blonden, der Del kurz zuvor noch so hinterher gestarrt hat, zischt sie giftig: „Nein. Nicht solange du da...“ Del unterbricht ihren Streitversuch mit diplomatischem Geschick, verneint dankend und schickt das arme Mädchen davon, bevor Janna es beschimpfen kann. „Hmpf. Vorher hättest du sie wohl eher gebeten, MIT dir aus Zimmer zu kommen“, keift Janna, ihres Streitobjektes beraubt, stattdessen Del an, doch klingt ihr Tonfall so entkräftet, dass die Drohung, die dahinter steckt, nur halbherzig rüberkommt. Und da ihr im Moment eindeutig die nötige Reserve fehlt, um Del auf seine hundsgemeine Treulosigkeit aufmerksam zu machen, winkt sie ab, als er etwas erwidern will und stampft an ihm vorbei in Richtung Treppe. Dabei hat sie, dank dem Auftauchen der Blonden, zu wenig Erbarmen, um sich umzudrehen und zu kontrollieren, ob Del des Laufens überhaupt fähig ist. Sie nimmt es einfach an und dreht sich erst um, als sie die Hälfte der Stufen schon hinter sich hat. Mit der Linken stützt sie sich an der Wand ab, mit der Rechten hält sie den Lederbeutel umklammert, indem sie ihre Siebensachen aufbewahrt. Es ist wirklich nicht viel. Eigentlich nicht mehr, als ein paar Kleidungsstücke, sowie ein Brief von Dancy. Als Del endlich kommt, schwankt er so heftig, dass Janna sich ernsthaft fragt, wie er bitte heil und ohne mitsamt Iéil wieder rückwärts hinunter zu fallen, bis ins erste Stockwerk gelangen will, aber sie hat nicht mit der Kraft gerechnet, die Del trotz seines Zustandes noch aufbringt. Kurz verharrt er am Fusse der Treppe, dann strafft er mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schultern und kämpft sich Stiege für Stiege hinauf. Sie schafft es immerhin ein Quäntchen Mitleid für ihn aufzubringen und nimmt ihm auf halbem Weg mit einem strafenden Seitenblick Iéil ab. „Wenn du hier runterfällst, lasse ich dich liegen“, knurrt sie, geht aber gleichzeitig so vor und nehmen ihm, dass sie ihn immerhin noch stützen könnte… von auffangen ist nicht die Rede.

Als sie das Zimmer endlich erreichen, ist die Blonde auch schon wieder da, mit einem Tablett, auf dem das Glas Wasser, ein neues, frisches Tuch Leinen und sogar eine Nadel und Faden liegt. „Soll ich einen Heiler kommen lassen?“, flötet sie mit einem so scheuen Lächeln in Richtung Del, dass es Janna prompt wieder sauer aufsteigt. Dieses freche, unverschämte Ding, blond, blauäugig, hellhäutig, mit einem hübschen Gesicht, vollen Kurven und ohne hinderlichen Babybauch. Dagegen kommt sich Janna mit ihrem strähnigen, fettigen Haar, den tief liegenden Augen und der, einmal abgesehen von erwähntem Babybauch, eher mageren Statur im Moment so hässlich vor, wie eine alte, faltige Hexe. Entschieden drückt sie Iéil wieder Del in die Arme zurück, schiebt ihn zum Zimmer, welches er ihr gezeigt hat und rupft der Frau das Tablett regelrecht aus den Fingern: „Von DIESEM Mann, bekomme ich ein Kind, also behaltet eure Augen bei euch… und den ganzen Rest auch… danke.“ Damit will sie sich schon abwenden, verharrt aber noch ein letztes Mal und funkelt angriffslustig über die Schulter in Richtung der abschätzig dreinblickenden zurück, die schon fast wieder dabei gewesen wäre, Del ein süsses Lächeln zu schenken. „Schert euch endlich! WAS habt ihr von MEIN Mann, nicht verstanden?!“ Das scheint zu sitzen und mit einem beleidigten Naserümpfen trollt sich das verflixte Weib endlich. Das Del alles mit etwas entrückt fragender Miene mitverfolgt, registriert Janna zwar, zeigt aber mit einem knappen Blick, dass er sich bloss davor hüten soll, etwas zu sagen.
Als sie endlich im Zimmer sind, verschafft sich Janna einen flüchtigen Überblick, bevor sie erst das Tablett abstellt, Del Iéil abnimmt und dann schnurstracks in Richtung Bettes steuert. Dort legt sie ihren Sohn liebevoll auf die weiche, mit Stroh gestopfte Matratze. Iéil ist mittlerweile schon in tiefem Schlaf versunken und rollt sich wie ein kleines Kätzchen zusammen, so dass es Janna nicht schwer fällt ihn unter die Decke zu stecken. Liebevoll streicht sie ihm eine wirre, blonde Strähne aus der Stirn, küsst liebevoll den Haaransatz und seine feine Nasenspitze. Erst dann widmet sie sich dem Anzünden zweier Kerzen, die sie anschliessend auf einen Stuhl neben dem Bett stellt. „Setz dich“, gibt sie Del in einem Tonfall zu verstehen, der keinen Widerspruch duldet und ob es nun ist, um keinen neuen Streit zu provozieren, oder weil er es ihr aufgrund der Wiedersehensfreude noch nachsieht, er tut was sie sagt und sinkt auf den Bettrand neben Iéil wieder. Mit einer Hand streift sich Janna den Mantel von den Schultern und lässt ihn achtlos an Ort und Stelle zu Boden sinken. Sofort fröstelt sie und muss sich erst sammeln, bevor sie wieder weiss, was sie eigentlich vorhatte. „Nadel… Faden“, murmelt sie tonlos, sucht selbiges auf dem Tablett und nähert sich dann Del - mit der festen Absicht, es ihm nicht einfach zu machen.
Und das tut sie mitnichten, aber nicht NUR weil sie es will, sondern auch, weil ihre Hände so zittern, dass ihr nicht jeder Stich sofort gelingt. Zuerst wäscht sie ihm das Gesicht, bis sie die Platzwunde richtig erkennen kann, dann macht sie sich daran, sie zu schliessen. Während dieser ganzen Zeit, sagt sie kein Wort, sucht aber immer wieder einmal seinen Blick, um sich zu versichern, dass er noch nicht eingeschlafen ist. Weit davon entfernt ist Del mit Sicherheit nicht mehr, aber er hält sich wacker - und ausserdem hält ihr Gezupfe und Gezerre ihn mit Sicherheit auch wach. „Was sollte das mit dieser Blonden?“, mupft sie irgendwann auf, beisst den letzten Faden durch und legt den blutigen Stofffetzen, den Resten an Faden und die gebrauchte Nadel auf das Tablett zurück. Mittlerweile ist ihr schlecht und alles was sie noch tun möchte ist sich hinzulegen, und zu schlafen. Auf wackeligen Beinen kämpft sie sich umständlich in die Höhe und legt die Hände auf die gespannte Haut ihres Bauches. Er hat sich bereits vor einigen Tagen gesenkt und Janna fühlt, dass es bis zur Geburt nicht mehr weit ist. Vielleicht nur noch ein Siebentag, möglicherweise gar weniger. Es ist ihr egal. Solange sie dabei nicht wieder auf einem Schiff ist oder sich mit verrückten Immerfrostern herumschlagen muss.

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Del am 13. Feb. 2008, 14:40 Uhr
Trotz ihrer scheinbar sehr anstrengenden Reise hat Janna nach wie vor genug Potenzial in sich, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber genau jener Reise ist es auch zu verdanken, dass sie zu müde ist, um sich gegen sein Einmischen zu behaupten und akzeptiert glücklicherweise, dass sie einfach nur hochgehen soll. Dies tut sie auch prompt und lässt Del mit Ieíl allein zurück. Trotz aller Müdigkeit rappelt sich der Junge auf und auch Del folgt ihm. Das Aufstehen selber geht noch recht problemlos von statten, der erste Schritt sieht jedoch schon gar nicht mehr danach aus, sondern erweckt eher den Eindruck, als würde Del gleich wieder in sich zusammensacken. Auch Iéil strauchelt ein wenig, aber aus ganz anderen Gründen, so dass Del den Kleinen etwas mühsam auf den Arm nimmt. Er ist zwar nicht wirklich davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist seinen Sohn zu tragen, aber anders würde Iéil wohl zwischendurch einfach einschlafen und Del es nicht einmal mehr bemerken. Mit Hilfe von Tischen und Stühlen schafft es Del sich Schritt für Schritt mehr der Treppe zu nähern. Alles um ihn herum scheint sich zu drehen und zu verzerren und das Flackern der Tischkerzen ist alles andere als angenehm, aber die Aussicht auf ein Bett und seine Familie bei sich zu haben, spornt ihn an weiterhin brav einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ohne nennenswerte Zwischenfälle erreicht er den Fuß der Treppe und hat plötzlich das Gefühl vor dem Wolkenthron zu stehen. Nicht, dass er diesen jemals zu Gesicht bekommen hätte, aber das andere Ende der Treppe zu erreichen erscheint ihm gerade genauso wahrscheinlich, wie den Wolkenthron zu besteigen. Abschätzend wirft er einen Blick auf Iéil der aber wohl schon halbwegs im Land der Träume verweilt und setzt dann vorsichtig einen Fuß auf die erste Treppenstufe. Glücklicherweise gibt es einen schmalen Haltegriff, der im Hüftbereich bis nach oben führt, aber Del hat seine berechtigten Zweifel, ob das ihn vor einem Sturz bewahren würde. Wahrscheinlicher wäre, dass er mitsamt den Griff runter fällt. Aber auch wenn die Treppe unbezwingbar erscheint, es gibt genug Gründe, warum er nach oben gehen sollte und so kämpft er sich langsam Stufe für Stufe empor. In seinem Kopf dröhnt es beharrlich und er spürt ein unangenehmes Pochen, wo sein Auge allmählich zu schwillt, aber es hindert ihn nicht daran weiter zu gehen. Als Janna so unerwartet neben ihm auftaucht, zuckt Del zusammen. Er hat sich so sehr auf das Gehen konzentriert, dass er es nicht bemerkt hat. Vorsichtig nimmt sie ihm Iéil aus dem Arm und macht ihm, charmant wie immer, auch gleich klar, dass sie sich nicht um ihn kümmern wird, wenn er den Rückwärtsgang einlegen würde. Er grinst schwach, weil er sich so sicher sein kann, dass er auch wirklich Janna vor sich hat und kein Trugbild und erklimmt weiter die unbezwingbare Treppe.

Oben angekommen atmet er erleichtert aus und wirft über die Schulter einen Blick zurück.. Im nüchternen Zustand wäre die Treppe kein großes Hindernis, jetzt hingegen erscheint es ihm eine recht beachtliche Leistung zu sein, sie doch hochgegangen zu sein. Das Janna ihm aber gelegentlich unter die Arme gegriffen hat, ignoriert er im Augenblick ganz dezent.
Mit Hilfe der Wand schafft Del es auch den vorletzten Teil des Weges bis zum Bett zu erreichen. Ganz ohne Stolpern oder Stürze. > „Soll ich einen Heiler kommen lassen?“< Irritiert hebt er den Kopf, da er anfangs glaubt, dass Janna mit ihm geredet hat, aber es ist wieder die Bedienung die vor ihm steht. Gerade im Begriff zu antwortet, hat er plötzlich wieder Iéil im Arm und blickt vollkommen verdutzt auf den kleinen Mann, der wohl auch nicht so recht begreift, warum er andauernd von einem zum anderen gereicht wird. Einen Augenblick wechseln die beiden einen verwirrten Blick, dann sieht Del wieder zu Janna und bekommt gerade noch mit, wie sie vorhat, ihn weiter zu schieben und verhindert dadurch, dass er sein Gleichgewicht durch ihre spontane Aktion verliert. Aus den Augenwinkeln sieht er, wie Janna der Blonden das Tablett ruppig aus der Hand reißt, kümmert aber sich nicht weiter darum. Er würde den Teufel tun und jetzt dazwischen zu gehen. Ob mit oder ohne Babybauch... Janna ist ihm aufgrund seines Alkoholpegels immer noch weiter überlegen. >“ on DIESEM Mann, bekomme ich ein Kind, also behaltet eure Augen bei euch… und den ganzen Rest auch… danke.“< Wieder zuckt Del zusammen, bis er feststellt, dass nicht er es ist, der dieses Mal von Janna angeblafft wird. Erleichtert legt er den letzten Schritt zum Bett zurück, allerdings taucht währenddessen unvermittelt ein seltsamer Gedanke auf. Janna hat eben Besitzansprüche auf ihn erhoben... doch es gab mal eine Zeit, an dem ihm das anders herum verwehrt gewesen ist. Erschöpft blinzelt sieht er zu Janna, hat den Gedanken aber bereits wieder vergessen, als sie wütend in das Zimmer stampft und die Tür zuschlägt. Mit ihrer praktischen Veranlagung wirft sie einen prüfenden Blick in das Zimmer, schätzt vermutlich ganz nebenbei ab, was das für ein Ort ist, an dem er sich nieder gelassen hat und zupft ihm erneut Iéil aus dem Arm. Schweigend sieht er zu, wie Janna ihren Sohn ins Bett legt und wünscht sich, er könnte sich auch einfach hinlegen, aber das würde so ohne weiteres nicht gehen. Kaum, dass Iéil versorgt ist, richtet sich Jannas Aufmerksamkeit auf Del, der trotz seinen Zustandes zumindest weiß, was ihm sonst in solchen Situationen blüht. „Setz dich“
Der Vorschlag gefällt ihm fürs Erste, da seine Knie sich ohnehin so weich wie Grütze anfühlen, also folgt er der Anweisung. Schweigend beobachtet er ihr Tun und hat immer mehr das Gefühl, dass sie nicht viel Ahnung von dem hat, was die da an seinem Kopf veranstaltet. Jeder Stich tut höllisch weh, aber es kommt kein Laut über seine Lippen. Die Schmerzen halten ihn wach, aber die Tatsache, dass Janna, Iéil und das Ungeborene bei ihm sind, hilft um ihn zu beruhigen und es zu ertragen. Während Janna an ihm herumwerkelt, betrachtet er den Babybauch der sich direkt vor seinem Kopf befindet. Schwach lächelnd sieht er den mit Blut beschmierten Stoff an, der die weiche Haut und das Leben darunter versteckt. Mein Kind...
> „Was sollte das mit dieser Blonden?“< Jäh seiner nicht vorhandenen Gedanken unterbrochen sieht er zu ihr auf, als sie sich von ihm abwendet und ihre Folterwerkzeuge zurücklegt.  „Was soll mit ihr sein?“ antwortet er schwerfällig, weil er sich keiner Schuld bewusst ist. Er hat sie weder angerührt(zumindest nicht in einer Weise die ihm wirklich vorzuwerfen wäre), noch hat er sich übertrieben nett ihr gegenüber benommen. Vorsichtig greift er nach Jannas Händen und zieht sie dichter zu sich heran. „Können wir sie nicht einfach ignorieren? Was soll ich denn mit ihr, wenn ich dich habe?... Obwohl...“, fügt er noch an, führt diesen Gedanken aber nicht weiter aus, weil es kein obwohl gibt. Er hat Janna und mehr will er nicht. „Wir sollten schlafen...“ murmelt er leise und ganz dicht an ihren dicken Bauch, so dass seine Lippen ihr Kleid berühren. Wäre jener Bauch nicht gerade recht störend hätte er auch noch andere Dinge im Sinn gehabt, so aber begnügt er sich damit, dass er wieder eine Frau in den Händen halten kann und dass es seine ist.

Es ist eng auf dem Bett, aber glücklicherweise ist es groß genug, dass sie alle drei darauf Platz finden. Del wird zwar mittlerweile von Iéil als Matratze missbraucht und zwischen ihm und Janna ist nicht mal mehr Platz für ein Staubkorb, aber keiner beschwert sich. Eng aneinandergekuschelt haben sie es sich, so gut es eben geht, auf dem Bett bequem gemacht und erwachen erst, als am nächsten Tag die Gäste zum Mittagsmahl in der Taverne eintreffen. Der erste ist natürlich Iéil, den der Schlaf nach all den Strapazen vollkommen ausgewechselt hat und nun eifrig im Zimmer auf und ab tobt. Glücklicherweise begnügt er sich irgendwann damit aus dem Fenster zu sehen, was Janna und Del noch einige weitere Moment verschafft, um faul im Bett zu bleiben und die Nähe des jeweils anderen zu genießen. Dels Hände wandern dabei immer wieder über ihre nackte Haut, ganz so als wenn er sich versichern müsste, dass noch alles dran ist, und genießt das Gefühl, wenn sie unter seinen Berührungen sacht erschauert. Doch so schön es auch im Bett ist, irgendwann knurren die ersten Mägen und auch Dels Blase macht sich schmerzhaft bemerkbar. Mit schmerzendem Schädel, einem blauen Auge, Muskelkater und nur in Hose verlässt er das Zimmer, um sich zu erleichtern und etwas zum Essen zu holen.
Als er zurück kommt, hat auch Janna sich widerwillig aus dem Bett erhoben und sortiert ihre wenige Habe, auf der Suche nach sauberer Kleidung. Hungrig stürzen sich alle auf das Essen, doch es herrscht eine gewisse Anspannung. Es folgt ein beklemmendes, aber notwendiges Gespräch voller Erklärungen und Entschuldigungen, doch am Ende geht es ihnen beiden besser. Darüber stellt sich allerdings auch die Frage, wie sie weiter vorgehen. Del hatte vorgehabt seine Familie aufzusuchen. Eigentlich heute, aber durch die neuen Umstände kommt das für ihn nicht ihn Frage. Natürlich ist Janna der Meinung, dass sie reisen kann, immerhin hat sie es auch bis hier geschafft, aber Del ist entschieden dagegen und lässt sich dieses Mal nicht überzeugen, sondern gibt sich genauso stur wie Janna. Sie werden sich schließlich einig, dass sie bis zur Geburt und auch noch einige Zeit danach hier im Gasthaus verbleiben werden. Allerdings lassen sie sich ein anderes Zimmer geben und da ihr Geld quasi nicht mehr vorhanden ist, macht sich Del auch noch am selben Tag auf die Suche nach Arbeit, die es ihnen ermöglicht, den Aufenthalt sowie erste Babykleidung zu bezahlen. Natürlich will auch Janna sich daran beteiligen, aber Del gibt ihr keine Chance und verordnet ihr Ruhe. Widerwillig gibt sie ihm nach, sieht es auch mehr oder weniger ein, versucht aber trotzdem mit kleinen Arbeiten im Gasthaus auszuhelfen und so einen Teil zum Aufenthalt beizutragen. Das Wetter verschlechtert sich erheblich in den folgenden drei Tagen und geht langsam wieder in Dauerregen mit Schneematsch über. Wie nicht anders zu erwarten, überträgt sich dies auf die Stimmung, aber alle versuchen das Beste daraus zu machen, wenn sie beisammen sind.
Es ist der fünfte Tag nach Jannas Ankunft. Wie jeden Abend hat sich die kleine Familie im Schankraum versammelt um nicht von der Enge ihres Zimmers erdrückt zu werden und sich auch mit anderen Leuten unterhalten zu können. Auch wenn von Frieden keine Rede sein kann, so haben sich Janna und die Blonde auf  Waffenstillstand geeinigt und ersparen jedem weitere Zickenattacken. Im Schankraum herrscht ausgelassene Stimmung. Eine andere Familie mit Kindern hat sich ebenfalls eingefunden, so dass Iéil mal wieder jemanden zum Spielen gefunden hat und tobt ausgelassen zwischen den Stühlen mit einem blonden fünf jährigen Mädchen und einem zweijährigen ebenso blonden Jungen. Auch wenn sich Iéil brav verhält, hat Janna ihn ständig im Blickfeld und lässt ihn kaum einen Herzschlag aus den Augen. Del hingegen hat sich von einem Tischnachbarn zu einem Kartenspiel überreden lassen, der ihm ganz nebenbei auch noch Arbeit anbietet. Es wäre nur ein einmaliger Auftrag, aber würde nicht gerade wenig Geld einbringen.
Alles was er tun muss, sind ein paar Kisten auf Schiffe zu verladen und somit werden die Männer sich recht schnell einig. „Morgen um die Mittagszeit? Verlasst euch darauf, dass ich da sein werde.“ Die Männer prosten einander mit ihrem Bier zu, um ihre Abmachung zu besiegeln, und trinken beide einen kräftigen Schluck. Erfreut darüber, wieder einmal recht einfach an einen Auftrag gekommen zu sein, sieht Del zu Janna, die seltsam still und in sich gekehrt an diesem Abend wirkt. „Ist alles ok mit dir?, fragt er vorsichtig nach und ergreift ihre Hand, weil sie ein wenig blass um die Nase aussieht.  

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Janna am 16. Feb. 2008, 13:05 Uhr
Wachsam aber entspannt beobachtet Janna das Wilde Treiben der Kinder, die ausgelassen zwischen Stuhl-, Tisch- und Schankmaidbeinen herumtollen, ohne Rücksicht auf Verluste. „Keine Naaaaaade!“, kräht Iéil, bevor er kichernd vor seiner etwas grösseren Verfolgerin unter die nächste Bank flüchtet. Janna hat immerhin den Anstand rot zu werden, als Mette, die Mutter von Iéils Spielgefährten, fragend eine Augenbraue hebt bei der Wortwahl des kaum zweijährigen Möchtegerns. „Die Strassenkinder spielen in der Nähe immer Räuber und Garde“, erklärt Janna rasch mit einem Lächeln und lässt ihren Blick zu Del schweifen. Von diesem sieht sie im Moment nicht mehr als einen breiten, kräftigen Rücken und langes braunes Haar, denn er ist eingehend damit beschäftigt, seinen Gegenüber in Grund und Boden zu spielen. Von wegen Strassenkinder…, denkt sie und kann nur schwer ein breites Grinsen unterdrücken. Was Iéil da so dir nichts, mir nichts von sich gegeben hatte, war eigentlich normalerweise ihr Text, wenn sie und Del wieder einmal… beschäftigt gewesen waren. Aber das ist lange her. Viel zu lange, seufzt sie leise und streicht mit den Händen über ihren dicken, runden Bauch. Flüchtig lauscht sie, aber das Kind liegt vollkommen still und ruhig in ihr. Zufrieden nimmt sie hin, dass es nicht mehr lange dauern kann bis zur Geburt. Vielleicht noch ein paar Tage, höchstens aber einen Siebentag.
„Habt ihr denn schon einen Namen ausgewählt?“, unterbricht Mettes leichter Fa’Sheeler Dialekt ihre Gedanken und mit gerunzelter Stirne überlegt sie, ob es nicht besser wäre die Antwort zu umgehen, schüttelt aber schliesslich schlicht den Kopf. „Nein“, antwortet sie wahrheitsgemäss und lehnt sich zurück, um die Arme über dem Bauch zu verschränken: „Noch nicht. Wir… kamen noch nicht dazu.“ Letzteres scheint Mette zwar ein wenig unwahrscheinlich, da es nun wahrlich keine harte Arbeit ist, einen passenden Namen für ein Kind auszusuchen, aber Janna geht nicht weiter auf die genauen Umstände des „noch nicht dazu gekommen“ ein. Es geht die beleibte, blonde Frau mit den ungewöhnlich blauen Augen nichts an, aber Mette hakt auch nicht weiter nach, sondern angelt sich rasch ihren kleinen Sohn, bevor dieser unter die Röcke der Wirtsfrau kriechen kann. „Laat dat!“, mahnt Mette den Kleinen und gibt ihn dann trotz heftigen Protests an seinen Vater, einen gebürtigen Ceresdorer weiter. Die Familie ist, soviel hat Janna dank Mettes Redseligkeit bereits in Erfahrung gebracht, auf der Durchreise von Fa’Sheel nach Kap Taret, wo die Familie ihres Mannes Galan etwas Land und Anteile am Fischereirecht besitzt. Zudem kann sie auswendig aufsagen, welche Farben Mettes Hochzeitskleid hatte, wie viele Gäste dem schönen Fest beigewohnt hatten, wie schwer die Kinder bei der Geburt gewesen waren, wie lange Mette in den Wehen gelegen hatte, wie viel Galan im letzten Jahr dank klugen Handels erwirtschaftet hatte, wie dessen Grosseltern, Urgrosseltern und Ururgrosseltern heissen, welche Unarten sich Gaelan gerade aneignet, was für Krankheiten Emma, das Mädchen, schon alle durchgemacht hat und wie sehr sie sich eigentlich noch ein drittes Kind wünschen. Als Mette zu erzählen anfängt, was sie schon alles probiert haben, um ihre Fruchtbarkeit zu unterstützen, wird es Janna zuviel und sie erhebt sich eiligst, um diesem nimmersatten Tratschweib wenigstens für ein paar Minuten zu entkommen.
Vorher drückt sie Del, der gerade mit drei Bauern das Doppelass seines Gegenübers vernichtet, einen Kuss auf die Schulter, das er immerhin mit einem fragenden Lächeln quittiert. „Nur ein wenig die Beine vertreten“, murmelte sie, nickt unmerklich in Richtung Mettes und verdreht demonstrativ die Augen. Er grinst nur, meint, dass sie aufpassen soll und widmet sich dann der endgültigen Niederlage seines Mitspielers, der sich mittels einer Königin zu retten versucht. Umständlich hievt sie sich in die Höhe und winkt rasch ab, als Mette ihr zu Hilfe eilen will. Das Letzte was sie jetzt gebrauchen kann, ist eine fürsorgliche Amme, deren Ratschläge sie mittlerweile im Schlaf aufsagen kann. „Geht schon, wirklich, nur ein wenig frische Luft schnappen. Könntet ihr auf die Kinder Acht geben?“ Mette scheint zwar nicht begeistert davon zu sein, mit den Karten spielenden Männern und den tobenden Kindern allein gelassen zu werden, aber sie kommt Jannas Bitte nach und bleibt sitzen. „Aber ruft, wenn ihr etwas braucht“, wirft sie Janna in ihrem üblich mütterlichen Tonfall noch hinterher, was diese mit einem schalen, abgehackten Lächeln zur Kenntnis nimmt. Alles was ich brauche ist Ruhe vor dir.
Der Schankraum ist nicht sonderlich gut besucht, weswegen Janna sich nicht erst mit Ellbogen und dutzenden von Entschuldigungen den Weg zur Theke bahnen muss. Auf dem Weg dorthin kommt ihr die Blonde entgegen. Obwohl die Blonde eigentlich „Melissae“ heisst, ist es Janna lieber unpersönlich zu bleiben, denn sie hat nicht vergessen, wie die Schankmaid sich Del in ihrer ganzen Pracht unverschämt direkt offenbart hat. Del hat es auch nicht vergessen, umgeht das Thema aber geschickt und weist sie immer wieder daraufhin, dass, wenn sie das Recht habe, Anspruch auf ihn zu erheben, er selbiges auch für sich beanspruche. Janna hält seitdem vornehmlich den Mund und geht der Blonden so gut es geht aus dem Weg. Auch dieses Mal richtete sie den Blick stur an der drallen Frau vorbei, auf den Wirt und ihre Widersacherin tut es ihr gleich. Erleichtert einem erneuten Machtkampf aus dem Weg gegangen zu sein, will Janna gerade tief Luft holen, als ein dumpfes Ziehen ihren Rücken hinauf kriecht und sie mitten im Schritt inne halten lässt. Sofort versuchte sie sich innerlich vollkommen zu entspannen und richtig durchzuatmen, um dem Druck im Kreuz entgegen zu wirken und nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei. Es ging so schnell, dass niemand etwas mitbekommen hat und bevor jemand sich Gedanken darüber machen kann, warum sie mitten im Schankraum stehen geblieben ist, geht sie gemächlichen Schrittes weiter. Innerlich zählt sie dabei langsam vor sich her, aber sie hat sich einen Kräutertee bestellt und sitzt schon eine geraume Weile wieder neben Del, bevor die zweite Wehe kommt. Es wird also noch dauern und da ihr nicht danach ist, jetzt schon von Mette ins Bett gesteckt zu werden und Del darauf aufmerksam zu machen, dass er in wenigen Stunden Vater wird, hält sie den Mund und lässt sich von Mette erzählen, was deren Familie von ihrer übereilten Hochzeit gehalten hat. Irgendwo zwischen „Seine Mutter hat sich tödlich geniert für das fehlende Geschenk“ und „Was für ein Aufruhr sein Bruder verursacht hat“ und „Seine Schwester war unmöglich“ und „das war eine tödliche Beleidigung“ folgen regelmässige Wehen, die nur langsam an Stärke zunehmen, bis es ihr doch immerhin ein leichtes Schnauben abringt, um dem dumpfen Schmerz stand zu halten.
„Ist alles ok mit dir?“ Etwas verwundert blinzelt sie Del an, der soeben seinen Handel abgeschlossen hat. Worum es dabei genau geht, hat sie nicht mitbekommen. Nur etwas von wegen Mittag und Hafen. „Ok?“, echot sie leise und nickt dann skeptisch, ganz als wisse sie nicht, was er mit dieser Frage bezwecke. „Ich bin eben schwanger“, hängt sie gleich darauf einiges giftiger hinterher und erhebt sich schnaubend, um dem Nichtstun entkommen zu können. Del kennt diese Ausbrüche mittlerweile und lässt sich nichts anmerken, aber vielleicht ist es ihre Blässe, oder ihr entrückter Blick, auf jeden Fall lässt er sich dieses Mal nicht einfach abwimmeln. Sie hat gerade die Theke erreicht, als seine Arme sie von hinten umfassen und seine Hände sich gross und warm über ihren Bauch schieben. „Lass das“, murrt sie genervt und versucht sich aus seiner Umarmung zu winden, was er nur zögerlich und mit hoch erhobener Augenbraue zulässt. Trotzig sieht sie ihn von unten heraus an und macht ihm mit einem scharfen Blick klar, dass ihr im Moment nicht nach seiner Nähe ist - und das nicht nur, weil die Wehen eingesetzt haben. „Geh Karten spielen, aber lass mich in Ruhe“, hängt sie noch hinterher und schiebt sich an ihm vorbei in Richtung Treppe: „Ich bin oben im Zimmer.“ Damit lässt sie ihn einfach stehen und geht.
Die nächste Kontraktion kommt, als sie gerade die letzte Stufe hinter sich gebracht hat und sie ist so stark, dass Janna innehalten und sich nach Luft jappsend an der Wand abstützen muss. „Hmpf. Mistbalg“, flucht sie halblaut zwischen zusammengepressten Lippen hervor und schiebt langsam einen Fuss vor den anderen, um nichts zu provozieren. Noch immer dauert es viel zu lange von einer zur nächsten Wehe, als das es Zeit wäre Panik zu schieben, zumindest sieht Janna nicht ein jemanden um Hilfe zu bitten, solange sie sich noch nicht wie ein dampfendes Walross von Tür zu Tür hangeln muss, oder gar nicht mehr zu Atem kommt. Als sie endlich das Zimmer erreicht hat, kommt ihr doch prompt die Blonde entgegen und obwohl es ihr schwer fällt, sucht sie dieses Mal deren Blick und meint kühl: „Wäre es möglich, dass man heisses Wasser aufsetzt und frische Tücher bereit legt. Die Wehen haben eingesetzt… aber noch KEIN Wort zu meinem Mann. Es wird noch Stunden dauern, bevor das Kind auf der Welt ist und das Letzte was ich jetzt brauche ist ein Nervenbündel an meiner Seite.“ Die Blonde… nickt und grinst plötzlich, was Janna verwundert zurückweichen lässt. „Das letzte Mal hat Dan den werdenden Vater mit einem ganzen Fass Wein abgefüllt, damit dieser nicht vor lauter Nervosität noch eine Dummheit beging.“ Etwas überrumpelt von der plötzlichen Freundlichkeit der jungen Frau nickt Janna nur und meint leise: „Danke“, bevor sie sich kopfschüttelnd ins Zimmer verabschiedet.
Das die Blonde sich an die Anweisungen halten würde, glaubt Janna schon, nur in welcher Lautstärke sie Dan, den Wirt, auf die kommende Geburt hinweisen würde… nun, Janna bereitet sich schon einmal darauf vor, dass Del jeden Augenblick vor ihr steht und nach einer Hebamme oder gleich einer Schar Heiler verlangt.

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Del am 25. Feb. 2008, 23:09 Uhr
Janna versucht ihn so zuversichtlich wie nur möglich anzusehen. Leise Zweifel, ob es ihr auch wirklich gut geht, bleiben zwar zurück, aber sie hier und jetzt darauf anzusprechen, würde nur wieder unnötige Diskussionen hervorbringen. Außerdem hat er durchaus bemerkt, dass Janna von der guten Mette mehr als nur ein wenig genervt ist. Zu seinem Erstaunen bleibt sie zwar durch und durch höflich, aber Del kann sich sehr gut ausmalen, dass Janna der etwas aufdringlichen Frau wohl liebend gerne ihre Meinung bezüglich dem Kinderkriegen im Allgemeinen oder ihrer nervigen Art im speziellen kund getan hätte. Er würde es zwar nicht laut aussprechen und schon gar nicht in Jannas Nähe erwähnen, aber er ist froh darüber, dass Mette sich so an Janna hängt. Erstens hat diese so eine andere Person die sie gedanklich zur Schnecke machen kann und zweitens wird er nicht mit unnötigen Fragen belästigt. Er weiß, dass es Janna gegenüber gemein ist, aber nach wie vor ist er der Meinung, dass es ihr nicht schadet, wenn sie mit anderen Frauen zu tun hat. Besonders in ihrem momentanen Zustand. Er kennt sich zwar auch mit Geburten aus, zumindest soweit wie ein Mann davon Kenntnis haben muss, ist aber ansonsten wohl eine genauso tolle Hilfe wie jeder andere Mann, der nur hilflos zusehen kann, wie seine Gefährtin immer runder und runder wird und von lauter Schmerzen geplagt wird. Del würde zwar nicht so weit gehen und sich selbst als Nervenbündel bezeichnen, aber im Gegensatz zur letzten Geburt, bei der er ebenfalls zugegen war, handelt es sich bei diesem Mal um sein eigenes Kind und die gesamte Situation hatte sich doch etwas gewandelt. Grübelnd sieht er Janna hinterher. Sie hat sie Hände halb auf den Rücken gelegt und geht leicht nach hinten gebeugt. Er weiß, dass sie Schmerzen hat. Wen wundert es auch, wenn man ewig mit einem derartigen Bauch, dessen Innenleben zudem auch noch kräftig strampelt, herumlaufen muss. Am liebsten würde er ihr nachgehen und sich mit ihr in eine ruhige Ecke setzen. Einfach nur bei ihr sein, aber sie neigt dazu gelegentlich so anschmiegsam wie ein Kaktus zu sein und bedingt durch die Schwangerschaft wechselt ihre Stimmung ohnehin noch häufiger.

Während Janna sich etwas schwerfällig durch den Raum bewegt, sieht sich Mette ihres Gesprächpartners beraubt und wirft suchende Blicke in die Runde. Als ihr Blick einen Moment zu lange bei Del hängen bleibt, konzentriert er sich rasch auf sein Gegenüber, das fleißig am Karten mischen ist und sie überraschend geschickt, durch seine Hände flitzen lässt. Del hat zwar nichts gegen Mette, aber ihm steht absolut nicht der Sinn nach Gesprächen über Windeln, Säuglingen, Krankheiten und anderen Dingen rund um den Nachwuchs. Wenn es soweit ist, gibt es noch immer genug Zeit, um darüber zu reden und alle Vormaßnahmen nützen ohnehin meist nichts, da die Dinge bekanntlich anders ablaufen, als man sie plant.
Aus diesem Grund widmet Del rasch seine ganze Aufmerksamkeit dem Kartenspiel. Sie spielen nur zum Spaß und ohne Einsatz, aber Del hätte so einige Gewinne für sich beanspruchen können. Es wäre leicht verdientes Geld gewesen, aber er hatte nicht riskieren wollen, das wenige, was sie sich hier verdienen, zu verlieren. Janna kehrt zwischenzeitlich wieder auf ihren Platz zurück und unterhält sich notgedrungen weiter mit Mette. Die meiste Zeit ist es jedoch die rundliche Frau, die in Erinnerungen schwelgt.
Auf seine Frage reagiert Janna gewohnt gereizt, aber Del wäre mehr besorgt, würde sie sich plötzlich vollkommen verständnisvoll und ruhig benehmen. Schneller, als man es ihr mit ihrem Bauch zutrauen würde, hat sich Janna abermals erhoben und sucht das Weite. Es sieht genau nach dem aus, was es ist: Flucht. „Entschuldigt mich einen Moment.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, erhebt sich Del ebenfalls und folgt Janna. Obwohl er sie so oft in der letzten Zeit umarmt hat, ist es jedes Mal aufs Neue ein seltsames Gefühl, soviel mehr zu umfassen. Er spürt Jannas Wärme und hat ihren so typischen Geruch in der Nase, spürt aber auch im gleichen Moment, dass ihr der Sinn nicht nach Nähe steht. > „Geh Karten spielen, aber lass mich in Ruhe“< faucht sie ihn an. Trotzdem lässt er sie eher zögerlich lost. Es wäre naiv zu glauben, dass sie nicht von etwas geplagt wird, aber im Moment kommt er schlichtweg nicht auf die Idee, dass die Geburt schon so kurz bevor steht.
Mit enttäuschter Miene kehrt er an den Tisch zurück, hat aber so recht keine Lust mehr auf Kartenspiele. Sein Spielpartner scheint gleicher Meinung zu sein und erwähnt, dass es Zeit für ihn wäre, um nach Hause zu gehen. „Man sieht sich dann morgen!“ Die Männer verabschieden sich, so dass Del mit Mette allein zurückbleibt. Glücklicherweise kommen in diesem Moment die Kinder angerannt und beanspruchen ihre Mutter. Auch Iéil kommt zu Del auf die Bank gekrabbelt und fragt nach seiner Mami. „Die ist nach oben gegangen, kleiner Mann. Du weist doch, dass sie immer viel Ruhe braucht.“ Ihr Verhalten widerlegt diese Behauptung zwar, aber glücklicherweise fällt Iéil so etwas noch nicht auf. Der Junge, der durch das lange Herumtollen müde geworden ist, krabbelt umständlich auf Dels Schoß und kuschelt sich dann an seine Brust. „Hm... du solltest schlafen gehen.“ Iéil murmelt irgendwas von er sei noch gar nicht müde, gähnt anschließend aber so herzhaft, dass leugnen wenig Zweck hat. Vorsichtig nimmt Del den Jungen hoch, steht auf und sieht gerade noch, wie Wirt und Jannas Erzfeindin etwas besprechen, woraufhin letztere mit einem Packen an Tüchern und einer Schüssel Richtung Treppe läuft. Es kommt ihm zwar seltsam vor, dass um diese Zeit noch Zimmer gereinigt werden müssen, aber wer weiß schon, welcher Gast zuviel über den Durst getrunken hat. Als Del die Treppe erreicht, hört er von oben, wie jemand aufgetragen bekommt, dass Wasser aus der Küche, sowie es erwärmt ist, in sein Zimmer zu bringen. Verwundert bleibt er stehen und sieht ein jüngeres Mädel an sich vorbeihuschen. Er will es gerade am Arm packen und fragen, warum bei allen Zwölfen oben Wasser gebraucht wird, als sich sein Blick  mit dem des Wirtes kreuzt. Er kann nicht genau sagen, was es ist, aber etwas in den Augen des stämmigen Mannes ändert sich. Ganz so als schrillen tausende von Alarmglocken. Das Kind! schießt es Del plötzlich durch den Kopf und noch bevor der Wirt ihn daran hindern kann, läuft er die Treppe hoch und eilt zu ihrer Unterkunft, wo er Janna und die Blonde vorfindet.

Beide blicken zuerst überrascht, sehen sich einander an und während die Blonde noch immer ratlos wirkt, macht Janna ein Gesicht, als würde sie gleich einen Mord begehen. Polternde Schritte nähern sich und als Del sich umdreht, hat er den Wirt vor sich stehen. >“Hey, mein Freund. Kommt wieder runter, das hier ist nichts für Euch. Derartiger Frauenkram soll schön von den Weibsbildern erledigt werden, hm?“< Aber Del würde den Teufel tun, um Janna allein zu lassen. Er war bei der Geburt von Iéil dabei und er würde auch bei der Geburt seines Kindes dabei sein. Nichts und niemand würde ihn davon abhalten. „Alles in Ordnung?“ fragt er abermals, woraufhin Janna nur zähneknirschend nickt. Vorsichtig legt Del seinen Sohn auf einem Bett ab und geht dann zu Janna hinüber. „Du willst mich nicht dabeihaben, oder?“ Auch wenn es eine Frage ist, will er eigentlich keine Antwort, da er sie ohnehin schon kennt. Er hat keine Ahnung wie weit es mit Janna schon ist, aber er weiß zumindest, dass sie ihn bei der eigentlichen Geburt nicht mehr persönlich rausschmeißen kann. „Soll ich einen He...“ >“Nein!“<, kommt es prompt aus ihrem Mund geschossen, noch bevor er zu ende geredet hat. „Eine Hebam...“ Wieder unterbricht sie ihn und erklärt ihm, dass sie von niemanden Hilfe braucht. „Bist du sicher?“ >“JA!“< Seufzend gibt er auf, nachdem er einige weitere Male gefragt hat und setzt sich dann ebenfalls auf das Bett, in welchem Iéil bereits tief und fest schlummert. „Ganz wie du möchtest... aber ich werde dich nicht allein lassen. Entweder ich bleibe oder ich hole einen Heiler oder eine Hebamme!“ Trotzig starren sie sich beide an, weil jeder seinen Willen durchsetzen will. Die Blonde nimmt derweil das heiße Wasser entgegen und widmet sich den ersten Vorbereitungen. „Schrei mich an, beschimpf mich, benutz mich als Kratzbaum... tu was du willst. Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen.“ Es ist sein erstes Kind, also kann er nur vermuten, wie er reagieren wird. Er hatte bei seinem Volk schon mehrere Geburten miterlebt und auch Jannas Erste. Nichts hatte ihn aus der Ruhe gebracht, aber die Dinge ändern sich ja bekanntlich schnell, wenn andere Rahmenbedingungen vorhanden sind. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“ fragt er schließlich versöhnlicher, obwohl er genau weiß, dass er nichts tun kann oder sie ihm gleich an den Kopf knallt, dass er das Zimmer verlassen soll. Ein Räuspern lässt Del aufsehen. Der Wirt steht noch immer in der Tür und sieht unschlüssig in die Runde. Er scheint wohl auch schon einige Geburten miterlebt zu haben, zumindest die dazugehörigen Vater, aber ist sich wohl in diesem Fall auch nicht sicher, ob es besser wäre den werdenden Vater abzufüllen oder eher bei der Mutter und dem Kind zu lassen. Schließlich scheint er sich wohl für das Letzte zu entscheiden. >Ich bin dann mal wieder unten. Sollte Euch das doch zu viel werden. Ich habe einige hervorragende Flaschen Rum.“ wendet er sich an Del und verabschiedet sich, nachdem er noch etwas übertrieben höflich Gutes Gelingen wünscht.

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Janna am 01. Apr. 2008, 11:37 Uhr
Immerhin hat sie zwei weitere Runden gedreht, bevor Del zwei und zwei zusammengezählt hat und mit Iéil im Arm auf der Türschwelle erscheint, der Blick gleichermassen verwirrt, erschrocken, wie fragend. Und wenn ich es nicht besser wüsste, lauernd, fügt sie in Gedanken hinzu und schnaubt widerwillig beeindruckt von seiner Erscheinung, die ihr von Anfang an klar macht, dass jeder Versuch ihn jetzt wieder los zu werden, zum Scheitern verurteilt ist. Die Blonde blinzelt Del dabei so unschuldig an, dass Janna nicht eine Sekunde lang annimmt, dass dieses elende Weibsbild hinter dem Verrat steckt. Trotzdem schenkt sie der drallen Schankmaid einen verärgerten Blick, bevor sie an ihr vorbeistampft und Del Iéil aus dem Arm nimmt. Das Knarren der Dielen kündigt den Wirt an, der gleich darauf rot im Gesicht und schwer atmend hinter Del auftaucht und aussieht, als wolle er den werdenden Vater gleich am Schlafittchen packen und freiwillig oder nicht freiwillig wieder in den Schankraum hinunter schaffen. Mit knappen, gut gemeinten Worten versucht der Wirt Del davon zu überzeugen, dass man eine Geburt getrost den Frauen überlassen und sich in der Zwischenzeit lieber einen Humpen Met im Gastraum genehmigen solle, aber Del verzieht keine Miene. Genauer gesagt ignoriert er den Wirt völlig und fragt stattdessen, ob alles in Ordnung sei und Janna antwortet ihm mit weniger als einem richtigen Nicken. Hör auf, so blöde Fragen zu stellen. Ich werde in den nächsten Stunden ein Kind gebären, was soll hierbei in Ordnung sein? Dann stellt er allen Ernstes noch fest, dass sie ihn wohl nicht dabei haben wolle und Janna ist nahe daran ihn keifend der Tür zu verweisen und ihm seine Sachen hinterher zu schmeissen. Natürlich WILL sie ihn dabei haben, aber er kann ja wohl unmöglich von ihr verlangen, dass hier und jetzt, vor diesem Pack auch zuzugeben! Empört schnaubend nimmt sie ihm ihren schlafenden Sohn aus den Armen und trägt diesen vorsichtig zum Bett, wo sie ihn hinlegt und liebevoll zudeckt. Er gibt ein Maunzen von sich, kringelt sich zusammen und steckt den Daumen in den Mund, was Janna zu einem erheiterten Lächeln verleitet. „Tha gaol agam ort“, flüstert sie leise und haucht Iéil einen Kuss auf die Stirn, gerade bevor Del mal wieder beweisst, wie wenig er sie kennt.
„Soll ich einen He...“
„Nein!“
„Eine Hebam...“
„Nein!“
„Bist du sicher?“
„JA!“
Er hebt in angedeuteter Verzweiflung über ihren Starrsinn die Hände, verkneift sich aber jeglichen Kommentar und meint dann mit fester Stimme, die keinen Widerspruch duldet: „Ganz wie du möchtest... aber ich werde dich nicht allein lassen. Entweder ich bleibe oder ich hole einen Heiler oder eine Hebamme!“ „Du verdammter…“, knurrt Janna leise, verschluckt den Rest und atmet tief ein, derweil sie sich ein Blickduell mit Del liefert, dass sogar die Blonde dazu bringt sich dezent in den Hintergrund zurück zu ziehen. Natürlich läge es nahe eine Hebamme oder einen Heiler aufzusuchen, denn obwohl sich sowohl Janna, als auch Del mit Geburten auskennen, kann immer etwas verkehrt laufen, und gelehrte Heiler sind sie nun einmal beide nicht. Ich habe schon mein erstes Kind in einem kalten, dreckigen Keller ohne Heiler oder Hebamme zur Welt gebracht. Es wird jetzt nicht anders laufen. Eine Wehe unterbricht ihre Gedanken, aber noch immer ist es nur ein dumpfes, ein wenig unangenehmes Ziehen im Kreuz, das ihr verrät, dass sie noch viel Zeit hat. Auf jeden Fall genug, um diesem sturen Halbelben die Leviten zu lesen. Aber gerade als sie den Mund aufmachen will, um eben genau das zu tun, kontert Del bereits mit einer Flut von Argumenten, die sich nicht von der Hand weisen lassen. „Schrei mich an, beschimpf mich, benutz mich als Kratzbaum... tu was du willst. Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen.“Das waren gute Gründe, um ihm ein Hier bleiben zu gewähren, aber auch wenn sie sich diese Art von Gedanken nicht auch schon selbst gemacht hätte, sie weiss genau, dass er sich nicht einen Zentimeter von hier weg bewegen wird. Einfach weil es sein Kind ist. Er war bei der Geburt Iéils dabei und Janna kann es ihm nicht verübeln, dass er enttäuscht darüber sein würde, bei der Geburt seines eigenen Kindes nicht dabei zu sein.
„Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragt er schliesslich in einem Tonfall, der Janna die Nackenhaare zu Berg stehen lässt. „Komm mir nicht so!“, keift sie zurück, ohne auf das Räuspern des Wirtes einzugehen, der sich auch gleich darauf entschuldigt und sich in den Schankraum zurückzieht. Nicht ohne Del auf den edlen Tropf in seinem Fass aufmerksam zu machen. Janna hingegen nimmt Del beim Wort, erhebt sich vom Bett und schüttelt ihm ihre Fäuste entgegen: „Dann bleib meinetwegen hier, vermaledeiter Mistkerl, aber glaub bloss nicht, du könntest irgendwie helfen! Ich muss dieses Balg schliesslich zur Welt bringen, nicht du! Und jetzt hör auf mich so anzusehen, mach dich lieber nützlich und such für Iéil ein anderes Zimmer. Hmpf.“ Damit wendet sie sich abrupt von Del ab, knurrt etwas von wegen „Blöder Halbelb“ und stampft mit verschränkten Armen zu der Blonden, um ihr einen Stapel Laken abzunehmen. Obwohl diese protestieren wird, bringt Janna sie mit einem einzelnen Blick zum Schweigen. „In ein paar Stunden könnt ihr mich von mir aus ins Bett stecken, aber solange ich noch laufen kann, werde ich das auch tun!“, giftet sie die Frau an, die ob der Unfreundlichkeit Jannas hörbar nach Luft schnappt und gleich darauf auf den Fersen kehrt macht.
Drei weitere Wehen später hat Janna die Wolldecken von dem Bett entfernt und es mit Laken sauber abgedeckt, so dass man diese später einfach nur noch abziehen und waschen kann. Dazu gekommen sind zwei Stapel sehr weicher Wolltücher für das Neugeborene, sowie ein Kübel mit klarem Wasser und ausserdem scheint der Wirt drauf und dran alle im Gastraum befindlichen Männer mit Met abzufüllen, damit sie später nicht all zu sehr auf die Vorgänge im oberen Stockwerk achten. Zwischendurch kommt er sogar noch persönlich herauf und erkundigt sich nach dem allgemeinen Wohlbefinden, wobei er von Janna nur ein genervtes Knurren und von Del ein stummes Abwinken erntet. Irgendwann bringt jemand einen Happen Essen. Leckere, dicke Fleischsuppe, die jedem das Wasser im Mund hätte zusammen laufen lassen, bei Janna aber nur bewirkt, dass sie weiss wird wie Kreide und der armen Schankmaid das Tablett fast aus der Hand schlägt. Aber erst als Mitternacht schon näher rückt, kommt die wirklich unangenehme Zeit. Zwar wehrt sich Janna noch immer mit Zähnen und Nägeln dagegen, dass Del sie irgendwie stützt und zieht schnaufend alleine ihre Kreise im Zimmer, aber die Wehen folgen mittlerweile sehr kurzen Abständen und mehr als einmal muss sie kurz irgendwo gegen lehnen. Irgendwann, es ist stockfinster draussen und Janna, gekleidet in ein langes, helles Hemd, lehnt sich ohne ein Wort zu sagen rücklings an Dels Brust. Er ist, seit die Schmerzen zugenommen haben, keinen Schritt mehr von ihrer Seite gewichen, obwohl sie ihn mehrmals einen verdammten, ehrlosen Bastard und Schlimmeres geschimpft hat und die Götter wissen, sie ist froh darum. Hastig streicht sie sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, bevor eine nächste Wehe sie heimsucht und sie sich verkrampft. „Uh, Dreck, Scheisse, verdammtes Mistding“, keucht sie lautstark, klammert sich an Dels Unterarm und schnauft abgehackt, als der Schmerz nur langsam nachlässt. „Lass dich von mir aus kastrieren, aber nochmals mache ich das nicht!“, faucht sie nur halb so wild, wie sie gerne hätte, über die Schulter zurück und funkelt Del aus rotgeränderten Augen wütend an, bevor sie sich schräg an ihn lehnt und halb erstickt murmelt: „Erzähl mir von deiner Familie.“

Titel: Re: Östlich des Ildorels
Beitrag von Del am 06. Mai 2008, 11:34 Uhr
Kaum, dass der Wirt sich verabschiedet hat, macht Janna sich selbst mal wieder alle Ehre und kommt mit wütendem Gesicht auf ihn zu. >„Dann bleib meinetwegen hier, vermaledeiter Mistkerl, aber glaub bloß, nicht, du könntest irgendwie helfen! Ich muss dieses Balg schließlich zur Welt bringen, nicht du! Und jetzt hör auf mich so anzusehen, mach dich lieber nützlich und such für Iéil ein anderes Zimmer. Hmpf.“< Er lächelt schwach, kaum merklich, weil er zumindest offiziell die Genehmigung hat, um weiterhin lebend in diesem Raum verweilen zu dürfen. Er weiß, dass sie es ist, die das Kind zur Welt bringen muss und er nicht viel tun kann, außer zugucken und ihren Frust auf sich zu nehmen. Er hat die Frauen seines Stammes oft genug über die Schmerzen klagen gehört. Würde er ihr welche abnehmen, wenn er könnte? Er ist sich nicht so sicher, aber hütet sich davor, dieses Gedanken auch nur annähernd auszusprechen. Weibersache hin oder her, wenigstens hat Janna ein wenig Ablenkung solange er hier ist und sei es nur indem sie in die Ohren vollflucht und pausenlos beleidigt. Sie hat ihm den Rücken zugedreht, kann ihn nicht sehen. Gerne würde er sie in den Arm nehmen, aber im Moment wäre wohl jeglicher Kaktus der azurianischen Wüste angenehmer als Janna. „Aye.“ kommt es ihm daher nur knapp über die Lippen und er trägt seinen Sohn aus dem Zimmer. Da er Ieíl nicht in einem beliebigen Zimmer ablegen kann, führt ihn sein Weg wieder nach unten. Wie zu erwarten blinzelt der Wirt ihn überrascht an, muss aber doch auflachen, als Del ihm erklärt, warum er hier unten ist. Nicht etwa, um sich abfüllen zu lassen, sondern einfach um einen Schlafplatz für Ieíl zu finden. Leider sind jedoch alle Zimmer belegt und es würde Del wenig behagen seinen Sohn bei Fremden im Zimmer schlafen zu lassen. Da beide Männer nicht auf das nahe Liegenste kommen, ist es schließlich die stattliche Frau des Gasthausbesitzers, die den Vorschlag macht, dass der Kleine die Nacht in deren Privatgemächern verbringen kann. Da würde er am wenigsten von dem ganzen Lärm und Trubel mitbekommen und hätte auch noch etwas Gesellschaft beim aufwachen. Del kann sich zwar nicht erinnern, dass das Wirtspaar Kleinkinder hätte, aber vielleicht meint sie ja auch nur Hunde oder Katzen. Wie auch immer, Del ist jedenfalls heilfroh, dass sein Sohn in guten Händen ist und begibt sich wieder zurück zu Janna, welche inzwischen – es hätte auch die Blonde sein können, aber Del schließt diesen Gedanken von vorn herein aus – alles für die Geburt vorbereitet hat. Von der Blonden ist im Augenblick nichts zu sehen. Möglicherweise hat sie sich einfach noch ein wenig zurückgezogen, weil sie weiß, dass es noch dauern wird.

Angespanntes Schweigen herrscht in dem kleinen Raum und fühlt sich wie eine schwere Last an. Er würde mit Janna über Belanglosigkeiten reden, ihr Geschichten erzählen, möglicherweise auch singen, aber er braucht nur so tun, als wenn er sie irgendwie anreden, geschweige denn anfassen will und erntet nichts als giftige Bisse. Auch wenn es die meiste Zeit über anstrengend ist, so liebt er doch dieses Temperament an ihr. Es macht es alles andere als leicht, aber man kann zumindest nicht behaupten, dass es langweilig werden würde. Nach außen hin ruhig betrachtet er Janna, die einfach nur stumm ihre Kreise zieht und die Stirn in Falten gelegt vor sich hinbrütend. Die Luft im Raum schmeckt abgestanden und verbracht. Wegen der draußen herrschenden Dunkelheit wurden mehrere Kerzen entzündet. Vorsichtshalber außer Reichweite des Bettes, aber abgesehen von dem schwachen Geruch nach Bienenwachs schaffen die Kerzen auch keine frische Luft. Del wagt es nicht das Fenster aufzumachen, um zu verhindern, dass Janna Zugluft abbekommt und will auch nicht die Tür aufmachen, um neugierige Nachbarn indirekt einzuladen. Einzig das Essen entspannt seine Nerven ein wenig und erfüllt den Raum mit einem angenehmeren Geruch. Allerdings nicht für Janna, die so bleich wird wie Knochen die zu lange in der Sonne gelegen haben. Er beeilt sich mit dem Essen und schiebt das dreckige Geschirr dann vor die Tür.
Nach und nach werden die Abstände zwischen den Wehen immer kürzer. Janna sagt es nicht, aber er kann es sehen, wie sie sich immer häufiger verkrampft und auf ihr Inneres lauscht. Ganz so als gäbe es da eine Stimme, die ihr genau erzählt, was passiert und wann es soweit wird.
Zu seinem Erstaunen hat Janna irgendwann genug vom Herumlaufen und setzt sich zu ihm ins Bett. Sie sitzt vor ihm, hat sich an ihn geschmiegt, so dass er jede Bewegung ihres Körpers spüren kann. Jedes Mal, wenn sich ihr Körper anspannt, ballt er seine Hände zur Faust, fast so als könne er ihr es dadurch erleichtern. Aber zum Teil ist es auch, weil er jedes Mal Jannas Fingernägel unangenehm zu spüren bekommt. Er sagt nichts, lächelt nur leise, als sie ihn wieder mit Schimpfwörtern überhäuft und murmelt anschließend leise an ihr Ohr. „Man könnte fast meinen, dass du sie als Koseworte benutzt!“ Janna knufft ihn ungeschickt in die Seite und presst sich noch ein Stück mehr an ihn heran. Eine weitere Wehe und laute Flüche folgen. Del nimmt es gelassen hin, dass das Kind schon jetzt beschimpft wird. Schließlich kann es ja nichts hören, aber als sie ihm erklärt, dass sie so etwas nicht noch einmal durchmacht und er sich kastrieren lassen soll, hebt sich eine seiner Augenbrauen. Er ist sich nicht wirklich sicher, ob das ihr voller Ernst ist, hat jetzt aber auch nicht im geringsten Lust darüber zu diskutieren ob irgendjemand in ihm herumschnippelt. Er erwidert ihr Gefunkel relativ gelassen und stellt ganz nebenbei fest, dass Janna furchtbar aussieht. Vorsichtig küsst er sie auf die Stirn, als sie sich auch schon wieder gegen ihn fallen lässt. > „Erzähl mir von deiner Familie.“< „Meine Familie? Oh... aye... hm“

Es folgt ein Moment des Schweigens, den Del nutzt, um sich wieder bewusst an Dinge zu erinnern. Es ist seltsam Janna zu hören, wie sie etwas von seiner Familie wissen will. Gelegentlich hatten sie von seinen Verwandten erzählt, aber sie waren nie wirklich greifbar für sie gewesen und es wurde nie direkt nach ihnen gefragt. Er weiß gar nicht, was er ihr schon alles erzählt hat oder nicht, als plappert er einfach drauf los. Belanglose Dinge... Erinnerungen aus seiner Kindheit, aber auch wichtige Dinge. Zumindest wichtig für ihn. „Als ich fort gegangen bin, hatte ich drei Geschwister. Zwei Schwestern, ein Bruder. Wer weiß, wie viele es jetzt sind.“ flüstert er grinsend. Allesamt sind nur Halbgeschwister, ohne elbisches Blut, da er selbst Ursprung einer kurzfristigen Affäre war, aber das hatte in der Familie nie eine Rolle gespielt. Niemand dort scherte sich um die Herkunft Fremder oder Freunde, alles was zählte war das Jetzt und Hier. Jeder hatte seine Sünden mit sich zu Tragen, niemand war ein Heiliger.
Seine Familie lebte von Tag zu Tag ohne groß zu planen. Sie waren und sind Nomaden, die von dem Leben, was der Augenblick ihnen gewährt und willkommen jeden aufs Herzlichste.
Als er darüber nachdenkt, wie lange er schon fort ist, kommt er ins Stocken. Er weiß es nicht. Zeit hatte nie eine Rolle gespielt, aber es mögen an die 8 Zwölfmonde bereits sein. Mit ungefähr 19 Sommern hatte er sich auf Reisen begeben, hatte seinem Drang Neues zu entdecken nachgegeben.
„Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Tara... meine Mutter... du wirst sie mögen. Sehr herzlich, sehr freundlich... eigentlich gibt es niemand der sie nicht mag. Über meinen Vater kann ihr nichts erzählen. Ich habe nur verschwommene Erinnerungen einen Kleinkindes im Angebot, allesamt wohl nicht sehr nützlich. Aber mein Stiefvater hat mich trotzdem wie sein eigenes Kind behandelt. Seann – mein Bruder- und ich waren wohl wie die Pest für die beiden als wir klein waren.“ Del muss lachen, als er an all die Streiche denkt, die sie nicht nur ihren Schwestern sondern auch dem gesamten Stamm gespielt haben. „Du wirst sie mögen, alle... aber sie werden dir vielleicht alle ein wenig zur sehr auf die Pelle rücken. Sie sind manchmal zu gesellig und sehr neugierig. Also wirst du jede Menge Fragen über dich ergehen lassen müssen.“ endet er schließlich.
„Was ist mir dir? Kannst du dich erinnern? Ich nehme an, du kennst deinen Vater auch nicht, oder?“ Er hofft, dass er damit in keinen offenen Wunden herumstochert, aber zum Teil kenn er ihre Vergangenheit, auch wenn ihm vieles daran seltsam vorkommt. Amazonen sind wohl doch etwas, was Mann nie verstehen wird.
Bevor sie jedoch irgendwas sagen kann, verkrampft sie sich abermals. Heftiger als zuvor, aber es scheint noch immer nicht soweit zu sein.



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