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(Thema begonnen von: Uuma am 02. Mai 2006, 20:12 Uhr)

Titel: In südlichen Gefilden
Beitrag von Uuma am 02. Mai 2006, 20:12 Uhr
In Moloks Gemäuern am Rande von Naggothyr

Der strudelartige Sog spuckt Uuma irgendwann wieder aus und wie eine Erstickende schnappt sie nach Luft. Ihr ist elend wie noch nie zuvor in ihrem Leben und Moloks Arm, mit dem er sie weiterhin an sich gedrückt hält verhindert, dass sie vornüber auf dem Boden landet, denn all ihre Kraft scheint von diesem elenden Strudel aus ihr herausgesogen worden zu sein. Keinen Muskel vermag Uuma anzuspannen und es muss die  selbsttätige Neugierde ihres Körpers sein, mit der er eines ihrer Augenlider ein winziges Stück anhebt und sie gewahr werden lässt, dass sie in einem recht dunklen Gemäuer wieder ausgespuckt wurden, in dem difuses Licht herrscht. Uuma hängt über Moloks Arm wie ein nasser Sack, aber während er sie von diesem Ort fortschleppt sieht sie unter sich unzählige kleine Mosaiksteine, die rot auf dunklem Grund zu buchstabenähnlichen Zeichen zusammengesetzt sind, um einen schwarzen Ring herum angeordnet. Nach einem schmalen langen Gang in dem die Schritte des Magiers von den Wänden widerhallen hört sie Vogelgezwitscher immer deutlicher an ihr Ohr dringen und würzigen Duft nimmt sie wahr, den sie schon eimal irgendwo in der Nase hatte. Uuma erinnert sich, es riecht ähnlich wie in Ildala, wo sie mit der Windkind am Rande der Stadt gelandet waren. Der Geruch von Meerwasser liegt auch in der Luft und mischt sich mit dem herben Duft dieser Bäume und dem von Blumen, besonders dem von Jasmin. Den Duft würde Uuma unter allen Blumen wiedererkennen, lieblich und betörend.

Mit einem Mal wird es unangenehm hell und einen Atemzug später voll frischer Luft landet sie bäuchlings auf einem Sitzsack und stöhnt leise auf, denn ihr wird noch übler als sich das Leder in ihren Bauch drückt. So sehr sie sich auch bemüht, sie kommt nicht hoch. Die elende Schwäche treibt sie jetzt, wo sie unbeweglich daliegt, in einen leichten Schlaf, dem sie nicht widerstehen kann. Ein nasser Lappen, salzig, aber unbeschreiblich wohltuend, landet in ihrem Gesicht und sie spürt, dass ihr Körper nach diesem Wasser verlangt, wenn sie sich auch nicht erklären kann warum. "Komm her zu mir in das Becken, Uuma, dann vergeht die Übelkeit. Ihr Menschen seid empfindliche Geschöpfe.", klingt Moloks Singsang an ihr Ohr, der nur ein kleines Stück von ihr entfernt sein kann. Ein Schwall des Wassers ergießt sich über sie und wieder spürt sie die gleiche belebende Wirkung. "Komm schon oder willst du, dass du vergehst wie eine welke Blume? Bei euch Menschen wird zuviel Salz dem Körper entzogen, wenn ihr mit mir reist, darum fühlst du dich so elend und wenn du nicht bald in das Becken steigst wird es noch unerträglicher." Wenn in Uuma auch Panik aufsteigt, sie ist unfähig sich zu rühen. Ein Händeklatschen neben ihr und nackte Füße auf Stein kommen auf sie zugelaufen und mädchenhaftes Gekicher nähert sich ihr dabei, dass Uuma ungläubig lauscht. Was machen Mädchen hier bei Molok?, geistert es durch ihren Kopf, und schon befreien flinke Hände sie von ihrem Umhang, ihrer Tunika samt ihrem Hemd und ihrer Hose, dass Uuma protestieren will, aber nur ein leises Aufstöhnen zustande bringt, als sie unter Gelächter in das Wasser gezerrt wird in dem sie tatächlich sofort Linderung erfährt.

Die Mädchen halten ihren Kopf über Wasser und ihr Gelächter ist um sie herum, denn sie sind mit in das Wasserbecken gehüpft und als Uuma endlich die Augen auf bekommt blickt sie in ihre vergnügten Gesichter und dann in das Gesicht Moloks, das sie zum ersten Mal von so nah sieht und schreckt zurück.

Titel: Re: In südlichen Gefilden
Beitrag von Uuma am 04. Mai 2006, 12:28 Uhr
Eine sternenklare Nacht hüllt Uuma ein. Sanftes Mondlicht glitzert auf unzähligen kleinen Wellen des Meeres unter ihr, das sich endlos zum Horizont erstreckt. Ein großes Schiff mit seinen weißen Segeln nähert sich gemächlich von Norden die Küste runter und Uuma blickt sehnsüchtig zu dem Segler, denn in der Richtung etwa liegt Talyra. Es ist ein wunderschöner Anblick, der ihr mittlerweile vertraut ist, wie auch der Klang der Brandung unter ihr am Fuße der Klippe, wo das Wasser schäumend über unzählige Felsen schlägt, die teils über und teils unter der Wasseroberfläche liegen und jeden Fluchtversuch unmöglich machen. Selbst wenn Uuma Glück hätte und zwischen den schroffen Felsen im Wasser landen würde, das gurgendelnde Meer mit seinen unzähligen Strudeln würde sie in die Tiefe reißen oder an die Felsen schlagen, denn es klatscht trotz der ruhigen See meterhoch an den Klippen empor, dass manchmal feine Wasserschwaden sogar bis zu Uuma hoch wehen. Den Gedanken sich mit einem Sprung ins Meer aus der Gefangenschaft des schwarzen Magiers zu befreien hat sie darum gleich in den ersten Tagen aufgegeben.

Uuma seufzt. Es geht ihr eigentlich gut. Sie ist in Gesellschaft der Mädchen, die sich als Moloks Töchter herausgestellt haben, in einem wunderschönen Garten, der sich über die ganze Klippe in unterschiedlichen Ebenen erstreckt, der wie eine große Terasse aus der Felswand herausragt. Aus weißem Marmor sind die Bodenplatten und die Stufen, nur Rechtecke und Runde aus Kieselsteinen, aus denen palmenartige Pflanzen mit großen grünen Wedeln wachsen, unterbrechen mit ihrem Grün wohltuend den hellen kostbaren Boden. Selbst eine große stattliche Pinie spendet mit ihrer weit ausladenden Krone großzügig Schatten, wenn am Tag die Sonne heiß vom strahlendblauen Himmel brennt. Uumas Lieblingsplatz ist der Rand eines Beckens in das von irgendwo über ihnen aus der Felswand ein schmaler Wasserfall sein kostbares Nass hinein plätschert. Unzählige feinste Wassertropfen schillern in allen Regenbogenfarben da um sie herum und sorgen für feuchte Luft, die Uuma in dem heißen Klima vermisst. Eines der Mädchen spricht im Schlaf und Uuma dreht sich aufmerksam um. Die Mädchen liegen unter dem großen Baldachin auf den dicken weichen Teppichen halb neben- und ineinander verschlungen und schlafen friedlich. Einige Brocken versteht Uuma bereits von dieser fremdartigen Sprache, aber sie distanziert sich von den Mädchen. Uuma will keine Bindung zu ihnen, weiß sie doch, dass sie sie eines Tages verlassen wird und wenn sie Molok dafür töten muss, wenn sie auch noch nicht weiß wie, denn bisher fand sie nicht einen scharfkantigen Stein, kein Messer bei den Obsttellern, kein Garnichts, was sich als Waffe missbrauchen lassen könnte. Vielleicht bliebe ihr nur übrig, ihn mit einem der schweren steinernen Blumentöpfe zu erschlagen, die überall herumstehen.

Die Mädchen lieben Molok und sie weiß mittlerweile, dass er ihr Vater ist und Uuma fragt sich lieber nicht, wer und wo die Mütter sind, denn ihrem Aussehen nach sind es verschiedene, aber Molok gibt sich als Vater meist liebevoll verspielt und Uuma ist sicher, dass sie nicht wissen, wer ihr Vater wirklich ist. Es scheint ihnen an nichts zu mangeln, so fröhlich wie sie in den Tag hinein leben.  

Uuma seufzt wieder, denn sie selber erwartet ein Kind von Molok, diesem hinterhältigen schwarzhaarigen Magier. Gleich nach ihrer Ankunft hatte der große sehnige Blutelbe sie geschwängert, als sie wegen der Schwäche nicht fähig war sich dagegen zu wehren. Sie wird nie den ersten Blick aus seinen pechschwarzen Augen vergessen, in denen es rot glüht, wie der letzte Rest eines fast erloschenen Feuers. Unergründlich und gefährlich wie der Blick einer Raubkatze ist der Ausdruck in seinen Augen, auch wenn sein Lächeln verführerisch ist, wie auch seine Worte, die er mit einer eigenartig singenden Stimme spricht. Uuma läuft ein Schauer über den Rücken und die Arme, aber nicht weil der Gedanke an ihn sie abstößt. Das ist das Schlimme. Die ersten beiden Siebentage hatte er sie täglich irgendwo im Garten überrascht und sie so lange mit seinen Verführungskünsten bearbeitet, bis ihr Widerstand dahin war, oft unter den neugierigen Blicken der Mädchen und ihrem Gekicher und Gewisper, was sie erst wütend gemacht hatte. Mittlerweile glaubt sie alle Liebesspiele zu kennen, die man sich nur vorstellen kann; und was sie sich zu ihrem eigenen Entsetzen eingestehen muss, ihr Widerstand wird von Mal zu Mal schwächer. Sie erwischt sich sogar manches Mal dabei, wie sie es schon erwartet, dass er plötzlich hinter ihr steht und seine Arme um sie legt, um ihren Körper ein weiteres Mal in Verzückung zu versetzen.

Uuma blickt finster in die Fluten unter sich. Das alles seien Trick von Molok! Sie stampft mit dem Fuß auf den Boden, klopft mit den Fäusten auf das steinerne Geländer und will endlich wissen was er vor hat. Molok nie fragen nach Tränen von Nacht, nicht sagen, warum Molok wollen Kind von Uuma! Was Molok planen? Oft hat sie sich das gefragt, aber sie war stets vorsichtig gewesen, hatte mitgespielt, denn dass Molok mit ihr spielt, da ist sie sich sicher, aber zu welchem Zweck? Uuma ist sich sicher, dass er noch immer die Perlen will, besonders nach dem was sie von Aberthol darüber weiß, aber wie will Molok es erreichen, dass Uuma sie ihm holt, denn er scheint nur zu wissen, dass sie einen Fundort im Dunkelwald kennt, aber nicht wo er sich befindet.
Uuma ist auch längst klar, dass Molok sie aus Talyra nur weggeholt hat, weil er es mitbekommen hatte als Aberthol sie vor ihm abgeschirmt hatte. Nur ein einziges Mal, unmittelbar nach ihrer Ankunft hier hatte Molok mit einem langen bohrenden Blick versucht in ihren Kopf zu gelangen, aber Aberthols Schutz konnte er nicht durchbrechen. Triumphierend hatte sie den Blutelben angeblickt, gegrinst und sich gefreut, dass er nicht mehr in ihrem Kopf auftauchen konnte mit seinem schwarzen Nebel. `Wer?` hatte er nur gefragt und sie so zornig angefunkelt, dass sie geglaubt hatte, ihre letztes Stündchen hätte geschlagen, aber dann war er nie wieder zornig zu ihr gewesen, ganz das Gegenteil. Uuma ist felsenfest davon überzeugt, dass Aberthols Zauber stärker ist als alle Bemühungen Moloks, egal wie lange er sie in seinem Labyrint aus Höhlen und langen Gängen in dieser steilen Felswand festhalten würde. Nie würde sie ihm Aberthols Namen verraten, er ist das einzige was sie hat und an den sie sich klammert. Sie wäre schon längst in seinen Fängen verloren, wenn der Zauber sie nicht vor dem Blutelben schützen würde.  Ein Grinsen macht sich in ihrem Gesicht breit, dann fährt sie zusammen. Molok steht hinter ihr, seine Hände fahren von ihren Schultern sanft ihre Arme hinunter, doch dieses Mal wirbelt Uuma herum. "Warum Molok nicht fragen nach Tränen von Nacht? Warum Molok machen Uuma Kind und halten fest in Höhle von Molok?" forsch schleudert sie ihm die Worte an den Kopf, nicht ängstlich oder zaghaft.
Ein düsterer Schatten huscht über seine Augen, dann packt er sie an den Schultern, setzt sie auf das Geländer  und biegt ihren Oberkörper mit seinen langen Armen weit nach hinten über den Abgrund, dass sie erschrocken ihre Finger in sein seidenes Gewand krallt. Gefällt es dir hier nicht mehr bei mir, mein Täubchen?" Nur ganz langsam zieht er sie zu sich zurück, streicht sanft über ihren vor Anstrengung zitternden Rücken, zieht ihren Kopf an ihren Haaren genauso langsam zurück, wie zuvor ihren Körper und seine Lippen beginnen ihre Wanderung auf ihrem Hals und hinunter, immer weiter und weiter, bis nur ihr Atem verrät, dass ihr Körper ihm nicht länger widerstehen kann.

Titel: Re: In südlichen Gefilden
Beitrag von Uuma am 06. Mai 2006, 14:13 Uhr
Uuma steigt in das Becken, in das sich beständig das Wasser aus der Felspalte über ihnen ergießt und genießt  es auf ihrer erhitzten Haut. Molok hatte nicht von ihr abgelassen, wieder und wieder hatte er sie genommen, wie nie die Male zuvor, bis sie einfach nicht mehr konnte. Uuma taucht nur in das Wasser um sich zu waschen und zu erfrischen, dann steigt sie wieder aus dem Becken, denn ihr fallen vor Müdigkeit schon die Augen zu. Das lange flattrige Gewand aus vielen luftigen dünnen Lagen seidigen Stoffes von zartem Rosa über Blau bis hin zu zartem Violett streift sie sich auf dem Weg zu ihrem Ruhelager über. Die Nächte sind warm und ihre Haut ist auf dem Weg zu den dicken weichen Teppichen, die übereinandergelegt eine behagliche Liegefläche bilden, längst getrocknet. Molok hat sich dort niedergelassen, wie die vielen Nächte zuvor, aber ohne eine Gefühlsregung zu zeigen kullert sie sich neben ihm zusammen.

Er ist anders, seit sie ihn angefahren hatte und wissen wollte, warum er sie hier festhält. Uuma hatte gespürt, dass er ohne mit der Wimper zu zucken, sie in den Abgrund hätte fallen lassen können und das verunsichert sie zutiefst. Ihre alte Angst vor Molok ist wieder erwacht und sie hält beinahe die Luft an als er sie zu sich heranzieht und darauf besteht, dass sie den Wein aus seinem Weinkelch trinkt, wenn er beides auch nicht zum ersten Mal tut, aber nie, wenn sie so totmüde war.  Der Wein rinnt kühl ihre Kehle hinab und bevor ihr Kopf noch das weiche Seidenkissen berührt stürmen Traumbilder auf sie ein und ihr letzter klarer Gedanke ist, dass noch etwas anderes als Wein in dem Kelch gewesen sein muss. In unruhigen Träumen wälzt Uuma sich hin und her, schlägt mit den Armen um sich, murmelt in das Seidenkissen hinein und als sie im Traum in einen nicht enden wollenden Abgrund stürzt wird sie wach, als sie Aberthols Namen in die Nacht hinausschreit. Zwischen Traum und Erwachen taucht das Gesicht des alten Mannes vor ihr auf, sein freundliches Lächeln mit dem er sie in Talyra angesehen hatte und Uuma greift nach seinen Händen, die sich ihr aus den weiten Ärmeln seines Gewandes entgegenstrecken und ihr Halt und Schutz bieten.

Ein Lachen dringt an Uumas Ohr, mischt sich mit der Wahrnehmung des duftenden Jasmins und der warmen Nachtluft auf ihrer Haut und während noch das Bild Aberthols vor ihren Augen verblasst öffnet Uuma die Augen und erkennt entsetzt, dass alles nur ein Traum war, denn sie sieht das zufriedene Gesicht des  Blutelben über sich. "So so, Aberthol Silberbart also!" hört sie ihn zutiefst befriedigt singen und Uuma begreift, was das bedeutet. Hilfloser Zorn steigt in ihr auf. "Was waren in Wein?" zischt sie ihn benebelt, aber wütend an. Ihre Todesangst ist dem Zorn über seine Hinterhältigkeit gewichen und sie fühlt sich verraten und verkauft, weil sowas wie Vertrauen sich in ihr breit gemacht hatte. Wie Uuma können trauen Molok? fährt sie sich entäuscht und wütend selber an und springt taumelnd auf und packt den nächstbesten Blumentopf. Uuma hat ihn schneller zwischen den Fingern, als Molok dessen gewahr wird und wenn auch Traumgestalten wie Baumkatzen, Schlangen und Riesenechsen plötzlich den friedlichen Garten bevölkern, mit Schwung holt sie aus und hätte es fast geschafft, den schweren kleinen Tontopf mitsamt Blumen auf Moloks Blutelbenschädel zu zertrümmern, doch er schnellt zur Seite und funkelt sie nur amüsiert an, während sie durch ihren eigenen Schwung der Länge nach auf die Kissen fällt, während der Blumentopf aus ihren Händen polternd ein gutes Stück durch den Garten rollt und eine der Schlangen plättet. "Mein Täubchen will mich umbringen?" Moloks Stimme hat einen spöttischen Unterton und plötzlich ist er über ihr und dreht sie auf den Rücken, ungeachtet der Baumkatze, die gerade über sie wegspringt, was Uuma verwundert zwinkern lässt. Ihre Handgelenke in einer Hand über ihrem Kopf auf das Lager gedrückt blickt er sie lange und durchdringend an, aber zu Uumas Erleichterung passiert nichts, außer dass sie vor Angst zittert und blinzeln muss, weil die erste Baumkatze von einer anderen gejagt wird, die fauchend den gleichen Weg über ihre Köpfe nimmt.
Mit einem Wink scheucht Molok die Mädchen weg, die von dem Lärm aufgewacht sind. "Du kleine Wildkatze! Hast du immer noch nicht genug?", kommt es mit einem hinterhältigen Funkeln in seinen Augen über seine Lippen und Uuma traut sich kaum zu atmen, doch dann schweigt er für eine Weile, wobei er die gefährlichen Tiere um sie herum vollkommen ignoriert. Auch wenn ihr aus ihren hintersten Hirnwindungen eine Stimme zuflüstert, dass dieses Getier nicht real sein kann und das nur an dem Wein liegen kann beobachtet sie sie doch aus ihren Augenwinkeln. "Musste dir ausgerechnet dieser Erzmagier in Talyra über den Weg laufen?" Molok gibt ihre Hände frei und scheint in Gedanken weit fort zu wandern. "Er lebt also jetzt in Talyra." Die letzten Worte hören sich für Uuma an, als würde er sagen: "Es kann nicht schwer sein ihn da zu finden und zu beseitigen, damit ich wieder Kontrolle über dich bekomme, mein Täubchen", und Uuma überlegt schon, ob sie nicht vielleicht eine der Baumkatzen dazu bringen kann, Molok in Stücke zu reißen. Vorsichtig erhebt sie sich, stellt mit einem Gang, der jedem Seemann hätte Konkurenz machen können den Blumentopf mit den leicht ramponierten Blumen wieder auf seinen Platz zurück und beginnt eine traumwandlerische Flucht durch den Garten, die herumschleichenden Raubkatzen ignorierend, nur die zischenden Schlangen zerstampft sie hier und da, wenn sie ihr zu nahe kommen und ist so unauffällig bemüht, sich immer mehr dem Terassengeländer zu nähern. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass nur ein Sprung in die Tiefe Aberthol noch das Leben retten kann und verhindern, dass dieser gemeine hinterhältige Blutelbe, der sie geschwängert und ihr Vertrauen missbraucht hat, den liebenswerten Alten, der sie vor Moloks schwarzen Nebel befreit hat, genauso hinterhältig abzumurksen.
Bei diesen Gedankengängen erscheint plötzlich Galrin kopfschüttelnd vor ihr und der Nordmann scheint sich nicht einmal vor der fauchenden Baumkatze auf dem ausladenden Ast der Pinie direkt über sich zu fürchten, was Uuma ihn anstarren lässt, als würde sie einen Geist sehen, aber dann winkt sie ab und schüttelt selber den Kopf. Sturer dickschädeliger und unvorsichtiger Nordmann!, denkt sie resigniert. Das mit dem stur und dickschädelig hatte sie oft in Talyra gehört, wenn die Händler über die Männer aus dem Norden geredet haben und sie muss ihnen Recht geben, darum nickt sie bekräftigend und nähert sich weiter dem Geländer, das sie von den dunklen Fluten trennt. Wenn Uuma nicht mehr seien da, dann Molok nicht mehr müssen töten Aberthol, Uuma kichert, und Molok nicht kriegen Tränen von Nacht aus Dunkelwald! Das seien Strafe für Molok, wenn Molok machen Kind Uuma und verraten Vertrauen von Uuma! Um besser ihr Gleichgewicht zwischen den vielen herumkriechenden Schlangen und Käfern zu halten, von denen sie schon einige mit ihren nackten Füßen zertreten hat und die scheinbar irgendwo in der Nähe ihre Gänge zwischen den weißen Kieseln haben müssen, breitet Uuma ihre Arme aus und in ihrem im Mondlicht schimmernden Gewand schwankt sie wie ein betrunkenes Nachgespenst die letzten Schritte zum Geländer. Nachdem sie von der hellen marmornen Platte die Schlangen runtergeschubst hat klettert sie mühselig auf das breite Geländer, denn die Müdigkeit zerrt immer stärker an ihr. Nur ein Schritt noch, und sie würde entweder da unten zerschellen oder ertrinken; vielleicht hätte sie aber auch Glück und würde es überleben, wenn der große Fisch, der unten im Wasser seine Kreise zieht sie zu dem Sandstrand im Norden ziehen würde, der sich bis zur Stadt hin erstreckt, von der Uuma vermutet, dass es Naggothyr ist. Uuma blickt einen Moment zu lange nach unten, ob sie nicht zwischen den herumflatternden Fledermäusen, die sie immer wieder wegscheuchen muss, damit sie was sehen kann, und den hellumschäumten Felsen unter ihr im mondbeschienen Wasser eine Lücke findet, um mit dem richtigen Sprung ihr geliebtes Leben zu retten, denn Molok ist plötzlich wie aus dem Nichts neben ihr und hebt sie einfach vom Geländer. "Das war wohl etwas zuviel Traumkraut, mein Täubchen." Traumkraut? wiederholt Uuma das Wort in Gedanken und ist längst in tiefen Schlaf gefallen, als Molok sie durch den langen Gang trägt und mit ihr auf den Raum zusteuert, in den sie vor mehreren Monden der Strudel ausgespuckt hatte.



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