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(Thema begonnen von: Lady Kizumu am 18. Mai 2006, 15:15 Uhr)

Titel: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Lady Kizumu am 18. Mai 2006, 15:15 Uhr
Ein Tag gegen Ende des Winters


Kaum hatten sie die Stadttore passiert; die neugierigen, fragenden Blicke der Männer Olyvars wie Messer in ihrem Rücken, hatte Kizumu Prins in einen schnellen Galopp getrieben. Aber das Pony hatte nicht lange durchgehalten und der Schmerz in ihrem Inneren war auch nicht hinter ihr zurück geblieben und so hatte sie Prins bald wieder gezügelt. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, es hat keinen Sinn, die Pferde jetzt schon zu überfordern.
Sie waren schweigend nebeneinander geritten, jede mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Kizumu.. Nein, Shunjalinn. Kizumu ist unwiderruflich fort, nicht wahr? Shunjalinn hatte Prins die Zügel freigegeben und die Arme fest um ihre Mitte geschlungen, in Gedanken noch immer in Talyra und bei Olyvar. Himmel, was hast du getan? Das.. du hast deinen Bluteid gebrochen und deine Kinder verlassen.. Die Gedanken sind furchtbar, drängen sich ihr schmerzhaft immer und immer wieder auf, so dass die Elbin immer mehr in sich zusammensackt. Sie spürt Sefras besorgte Blicke und ist mehrmals kurz davor, Prins zu wenden und schnurstracks zu Olyvar und den Kindern zurückzukehren. Aber sie weiß, wie sinnlos dieser Wunsch ist, wie endgültig diese Trennung für sie beide ist und das es ganz einfach kein zurück mehr für sie und ihre Liebe gibt. Der Gedanke umkreist ihre Gedanken in den Tiefen ihres Unterbewusstseins und springt sie, einem Raubtier gleich, immer wieder unvermittelt an. Sie geht schon seit dem Augenblick, in dem sie den Sinn der Botschaft ihrer Mutter begriffen hatte, auf den Scherben ihres Herzens, aber wann immer sie sich der Endgültigkeit erneut bewusst wird, spürt sie ihr Herz weiter zerspringen. Kleiner und kleiner, bis gar nichts mehr von mir übrig ist..

Sie sind die restliche Nacht geritten, die meiste Zeit im Schritt und als der erste Morgen graut, lenken die beiden Elbinnen die Tiere an den Wegrand um ihnen und sich selbst eine Rast zu gönnen. Das Klirren des Zaumzeugs klingt laut in der morgendlichen Stille der winzigen Lichtung und Prins und Sanjar lassen müde die Köpfe sinken. >Wollen wir Feuer machen?< Sefras Stimme klingt nach dem langen Schweigen rau. Shunjalinn führt Prins schweigend zu dem winzigen Bach um ihn zu tränken und es dauert einige Zeit, ehe sie ihrer Schwester antwortet. "Ich weiß nicht, ich schätze wir sollten den Pferden einige Zeit Ruhe gönnen, Prins ist nichts mehr gewohnt." Ein bitteres, halbes Lächeln schleicht sich kurz über ihre Lippen, aber es ist genauso rasch verschwunden, wie es aufgetaucht war. "Aber ich glaube nicht, dass wir ein Feuer brauchen werden." Die Elbin holt auch das Pferd ihrer Schwester zum Bach, während Sefra ihre Decken und Felle aus dem Gepäck heraussucht.
>Hast du dir schon überlegt, wie wir am schnellsten zum Riathar gelangen?< Sie legt die Decken an einer trockenen, mit etwas Moos und altem Laub gepolsterten Stelle aus und tritt zu ihrer Schwester. Shunjalinn blickt nicht auf, als die Elbin neben sie tritt, ihr Blick hängt richtungslos an der Mähne ihres Ponys. Einige Herzschläge scheint es, als hätte sie Sefra gar nicht gehört, doch dann wird ihr Blick wieder klar und sie hebt den Kopf ein wenig. "Wir folgen der Straße... viel mehr müssen wir nicht tun.. Erst einmal in Richtung Wegesend, über Blurraent und dann über Torhof..." Shunjalinn wirft ihrer Schwester ein winziges Lächeln zu, ehe sie sich abwendet und aus ihrem Gepäck Fußfesseln für die Pferde holt. Mit geübten Handgriffen fesselt sie die Pferde, dann kehren die beiden Elbinnen zu ihren Sachen zurück. Sie entzünden kein Feuer und nur Sefra isst etwas von ihrem Reiseproviant, während Shunjalinn unter ihre Decken und Felle kriecht. Die Elbin ahnt das die Trance ihr verwehrt bleiben würde, aber sie würde es zumindest auf einen Versuch ankommen lassen. Grau, den die Stimmung seines Frauchens sehr bedrückt kriecht auf dem Bauch dicht an Shunjalinn heran und leckt ihr über die Hand, als sie den Arm um den beruhigend festen und warmen Hundekörper legt. Schließlich, nach einem letzten prüfenden Blick auf die Fußfesseln der Pferde legt auch Sefra sich hin und nach einem letzten, gemurmelten Gruß, versinkt die Elbin in Trance.
Grau legt den schweren Kopf auf seine Vorderpfoten und als auch sein Atem langsam und ruhig wird, bleibt nur noch Shunjalinn, die den Vögeln und dem Wind lauscht. Ihre Gedanken wandern zurück nach Talyra und vor ihren müden Augen tauchen die kleinen Gesichter ihrer Kinder auf. Conn.. Fian.. und Ierás. Mein Sturm. Was habe ich getan?

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Sefra am 08. Juni 2006, 18:52 Uhr
Nach dem Aufbruch haben sie kaum ein Wort gewechselt, sondern nur das Nötigste gesprochen, obwohl es nicht viel zu sagen gab. Auch so kann Sefra wie am eigenen Leib spüren, wie es ihrer Schwester momentan ergehen muss. Nicht anders hatte sie sich gefühlt, als sie selbst den Riathar herabgestiegen war, um nach Shunjalinn zu suchen. Obwohl man jemanden entgegen strebt, den man liebt und vermisst, so zerreisst es einem schier das Herz, da man andere zurücklassen muss. Keine einfache Entscheidung, min Sylla... Sie hätte ihr gern ein paar Worte des Trostes gespendet, wagt es aber nicht einmal sie in ihren Gedanken zu berühren. Nichts würde in diesem Zeitpunkt die nötige Wärme spenden. Es ist, als würde man innerlich vor Kälte erstarren... Sie lässt den Blick von ihrer Schwester ab und richtet ihn auf den dunklen Weg vor ihnen. Am Horizont kann sie schon den schmalen hellen Streifen erkennen, der den Morgen ankündigt und mit seiner rötlichen Färbung einen schönen Tag verspricht, obwohl die beiden ihn wohl kaum genießen werden können. Zuviel Schmerz überschattet selbst die helle Wintersonne. Bald... Ja, bald würde sie ihre Lieben in die Arme schließen können, die sie seit nunmehr über zwei Zwölfmonde nicht mehr gesehen hatte. Beinahe schämt sie sich über ihre Freude, nach Hause zurückzukehren und ihre Schwester mitzubringen. Alles hat irgendwie mindestens zwei Seiten.

Als sie endlich nach vielen Stunden anhalten um sich und den Tieren etwas Ruhe zu gönnen, gleitet Sefra aus dem Sattel und führt Sanjar ebenfalls zu dem kleinen Bachlauf. Sie hört Shunjalinn's Stimme, die ebenso brüchig und leise ist wie ihre und noch genügend Selbstbeherrschung aufweist um nicht zu zittern. >"Aber ich glaube nicht, dass wir ein Feuer brauchen werden."< Sefra nickt bedächtig und zustimmend. Die Sonne würde bald aufgehen und würde es nicht lange dauern, bis sich die Luft trotz der Jahreszeit einigermaßen erwärmt hat. Die Decken würden ausreichen, unter die sie in voller Montur kriechen würden. Sie folgt in Gedanken Shunjalinns Wegbeschreibung und nickt schließlich. Sefra selbst zwar damals noch auf einen viel umständlicheren Weg nach Talyra gelangt, ehe sie ihre Schwester endlich gefunden hatte. Dabei hatte sie knapp einen Zwölfmond gebraucht. Warscheinlich würden sie auf direktem Wege sehr viel schneller sein. Ob die Nachricht von Mutter auch so lang gebraucht hatte wie ich...? Sie hat sich, nachdem sie etwas von dem Proviant zu sich genommen hat und die Fußfesseln überprüft hat, ebenfalls hingelegt. Shunjalinn hat die Nahrungsaufnahme still verweigert und sich unter die wärmenden Decken verkrochen.
Der Gedanke, wie lange Lichtfang nach dem Verbleib ihrer Töchter gefandet haben muss, bis die Nachricht dann endlich eingetroffen ist, erschreckt die Elbin und lässt sie einen Herzschlag lang schmerzlich frieren. Sie weiss nicht genau, warum sie zum Feuerberg gerufen werden, aber sie ahnt, dass es einen furchtbaren Grund haben wird. Krankheit... Tod... Sie erschaudert. Und was ist, wenn wir längst zu spät kommen..? Wenn Shunjalinns Trennung und ihr Schmerz um Olyvar ganz umsonst war...? Kaum wagt sie einen Blick auf das in Decken eingewickelte Bündel neben sich, aus dem ein roter Haarschopf hervorlugt und sich ein schmaler Körper mit drahtigem Fell und einer feuchten schwarzen Nase schmiegt. Ihre Schwester hat ihr den Rücken zugewandt, aber sie glaubt zu spüren, dass sie noch hellwach da liegt und mit ihren Gedanken hadert.

Als Sefra am Vormittag des selben Tages aus ihrer Trance erwacht, ist Shunjalinn längst auf den Beinen. Hat sie überhaupt geschlafen...? Zweifelnd blinzelt sie zu ihr hinüber, und beobachtet wie sie sich gerade an Prins Fellpflege macht und ihn wieder sorgfältig sattelt. S'ljea...
Die Sonne scheint hell, hat aber kaum genug Kraft um die Luft sommerlich warm werden zu lassen. Etwas verspannt pellt sie sich aus ihren Decken und packt ihre Sachen gleich wieder zusammen. Anschließend fängt sie ihre Stute wieder ein, erlöst diese von ihren Fußfesseln und versorgt sie, ehe sie wieder gesattelt wird. "Hast Du schon gefrühstückt? Wenn nicht, solltest Du das besser tun, sonst fällt Du mir noch vom Pferd..", sie versucht halbwegs heiter und unbeschwert zu klingen, wobei letzteres ihr kaum gelingt. Der Gedanke vom frühen Morgen hat sie während ihrer gesamten Trance beschäftigt.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 23. Juli 2006, 22:26 Uhr
Vor dem Inarifest, zwischen Hufschmiede und Larisgrün

Tatsächlich bestätigt Ierás ihre Befürchtung, er möchte hinter Kizumu her und sie zurück holen. Kea seufzt als er ihr klar macht wie weit der Weg zum Riathar ist. Monde, Jahresläufe vielleicht, so weit weg. Wer weiß kommen wir überhaupt zurück. Sie kann nicht sagen sie wäre glücklich bei dem Gedanken einfach auf und davon zu rennen, schon gar nicht wenn sie das Ziel nicht kennt. Sie ist schon einmal Hals über Kopf einfach davon gerannt, damals, nach Talyra und das war gut gewesen, aber auch damals hatte sie sich erst einmal gewehrt. Ihr Bruder wäre sofort los gelaufen, aber der hatte bleiben müssen. Und dafür sterben… Aber sie, sie hat endlich eine Heimat gefunden, hier in Talyra. Wolltest du nicht trotzdem mehr von Roha sehen? Jetzt hast du die Möglichkeit so weit zu reisen, das wolltest du doch! Doch so lange sie sich das auch vorsagt und obwohl eine gewisse positive Aufregung in ihr aufsteigt, kann sie sich nicht so recht darüber freuen.
Sie packen ihre Habseligkeiten zusammen, jedenfalls die, die sie mit sich nehmen können auf so eine Reise. Kea hat nie viel Schnickschnack besessen, aber einige wenige Dinge die keinen großen Sinn haben auf einer solchen Reise und Dinge, die einfach keinen Platz haben. Aber jedes einzelne dieser Stücke bedeutet der Schmiedin etwas und wenn sie sich auch nicht die Zeit nimmt alles noch einmal anzufassen, so bedenkt sie doch jedes Stück in ihrem kleinen Haus mit einem liebevollen Blick, der sagen soll: Ich komme wieder! Dass dann vermutlich nichts mehr davon hier sein wird, ist Kea auch klar, selbst wenn die Stadtwache ein Auge auf die Schmiede wirft und auch Aurian gelegentlich vorbei kommt um nach dem Rechten zu sehen. Sie verstaut und versteckt alles das nur ein wenig wertvoll ist so gut es geht, die teuren Stoffe zum Beispiel die Ierás und sie am Marktplatz gekauft haben. Zugern möchte Kea noch sehen wenn aus diesen Stoffen einmal Kleider werden. Was sie aber nicht zurück lassen kann, jedenfalls nicht ganz, das sind die Sachen die Kea von ihrer Mutter bekommen hat. Zwar verstaut sie die Truhe unter einem losen Dielenbrett das sie danach mit einem ihrer Nägel verschließt, aber den Brief nimmt sie mit sich, auch wenn sie nicht weiß was darin steht, er ist zu wichtig für sie. Wofür keine Zeit bleibt ist eine Nachricht an Kenor zu schreiben, aber Kea nimmt sich vor das nach zu holen, sobald sie Kizumu gefunden haben und in der nächsten größeren Stadt ankommen. Vielleicht kommt sie ja auch gleich mit uns zurück und wir sind bald wieder hier… wer weiß.
Die Karte die Ierás gekauft hat, nimmt sie ebenfalls mit, wenn man auf Reisen geht kann man eine Karte wohl brauchen, auch wenn sie groß und unhandlich ist. Als sie das Pergament schnell entfaltet, sieht sie sich die Abstände darin an. Wie nahe Sûrmera zu sein scheint und wie lange sie für diesen Weg gebraucht hat und dann natürlich der Riathar, der so weit weg ist, sogar auf der Karte. Flüsse, Wälder, Berge und Seen liegen zwischen ihr und diesem Ort von dem sie nichts kennt außer Erzählungen und vor Verzweiflung darüber wie weit es weg ist, möchte sie am liebsten in Tränen ausbrechen.
Stattdessen rollt sie die Karte wieder zusammen, streckt sich und packt alles fort um nach draußen zu Ierás zu gehen.

Ihr Gefährte wartet schon auf sie, die Pferde sind gesattelt und gezäumt, die Satteltaschen gepackt und Edanwen sieht sich empört nach ihr um. Kea besitzt war diesen Sattel und auch das Zaumzeug ohne Trense, aber sie benutzt beides so gut wie niemals. Für eine solche Reise ist es aber für Pferd und Reiter angenehmer, etwas das Kea sehr wohl weiß, Edanwen jedoch ist nur verstört über die Tatsache. Er kann wie üblich nicht ruhig stehen, tänzelt auf und ab und wiehert immer wieder in Richtung Kea, als wolle er sagen: Tu etwas, Ierás hat mich gefesselt!
Kea streicht ihm beruhigend über den roten Hals, was die Sache kaum verbessert. Alles ist gut, wir gehen fort, aber du bist den Sattel bald wieder los!
Nigrés kann diese Aufregung gar nicht nachvollziehen, sie verlassen den Hof nicht das erste Mal und solange ihr kleiner Sohn in ihrer Nähe ist, ist alles in bester Ordnung. Das Fohlen bereitet Kea allerdings Sorgen. Noch springt der kleine Hengst in bester Laune über den Hof der Schmiede, aber wenn schon für sie der Weg zum Riathar weit ist, für das Pferdekind wird er es erst recht sein und sie kann nur hoffen, dass es nicht zu anstrengend für ihn wird.
Das ist ein Pferd, kein Baby, bestimmt macht es ihm gar nichts aus so lange seine Mama bei ihm ist!
Mit einem großen Schlüssel versperrt sie die Schmiede, die sie mit einem letzten wehmütigen Blick verabschiedet ehe sie den Fuß in den Steigbügel stellt und sich auf Edanwens Rücken schwingt.
Es ist das erste Mal, dass sie den Hof zusammen mit dem Fohlen verlassen und natürlich ist für den kleinen Kerl alles schrecklich interessant. Nigrés wiehert ein einer Tour und auch Kea ruft ständig nach dem Hengst. Komm schon, kleiner Mann! Zusammen mit einem Wiehern von Nigrés ist das genug um das Pferdchen mit einem hohen Wiehern hinter ihnen her rasen zu lassen, nur um fünf Schritte weiter wieder zurück zu bleiben.
Das wird eine lange Reise…

Aber obwohl der Kleine natürlich neugierig bleibt, verliert er als sie die Stadt hinter sich lassen bald die Energie jedes Blatt erkunden zu wollen. Wie ein Schatten hält er sich an Nigrés’ Hinterhand und hält sie in ihrem Tempo kaum zurück. Allerdings müssen sie wegen ihm trotzdem mehrere kurze Pausen einlegen um dem Fohlen Zeit zum Trinken zu geben, denn wenn auch seine Beine lang und kräftig sind, sein Hunger ist unersättlich. Die erste Zeit weiß Kea noch ganz genau wo sie sich befinden, denn das Larisgrün nahe Talyra hat sie mit Edanwen oft genug durchforstet, doch je länger sie reiten, desto mehr müssen sich Ierás und Kea an der Sonne und einer ungefähren Richtung orientieren, denn an Wegen die sie tatsächlich kennen und schon beschritten haben. Shenrahs Antlitz senkt sich langsam in Richtung Westen und verschwindet immer mehr hinter den Wipfeln der Bäume.
„Wir müssen rasten, es hat keinen Sinn heute noch weiter zu reiten!“
Ierás nickt und ist auch schon vom Rücken der Stute hinunter. Es ist Kea nicht besonders wohl zu Mute wenn sie daran denkt, dass sie diese Nacht nichts als Bäume zu ihrem Schutz rund um sich haben wird. Das Bett in ihrer Schmiede ist bestimmt nicht das weichste Bett auf Rohas Rund aber es ist ihr Bett, so sehr es auch knarrt und so groß auch die Angst ist, dass es einmal unter ihnen zusammen brechen wird. Kea hatte das selbst zusammen gezimmerte Teil oft genug verflucht, aber jetzt wünscht sie sich sie könnte sich hinein legen, die Augen schließen und am nächsten Morgen von einem einsamen Lichtstrahl geweckt werden. Ierás Arm um sich und seinen Duft in der Nase.
Aber so oft sie die Augen auch schließt, wenn sie sie wieder öffnet, ist sie im Larisgrün und ihr Bett in dieser Nacht wird aus Moos und Gras sein.
Wenigstens sieht es nicht nach Regen aus… in dieser Nacht!
Zwar haben sie all ihr Geld mit sich genommen, doch ohne ein Einkommen werden Kea und Ierás es sich nicht leisten können oft in einer Taverne zu übernachten. Aber noch sollte ich mir keine Sorgen machen!
Sie sammeln trockenes Holz zusammen und Ierás entfacht ein Feuer das sie die Nacht über wärmen soll. Es ist noch nicht einmal stockfinster, da drängen sich die beiden schon eng aneinander und versuchen zu schlafen. Kea schließt die Augen, doch auch wenn sie nichts mehr von dem Wald sehen muss, so kann sie ihn dennoch hören. Ständiges Rascheln umgibt sie und erst beim vierten Mal schreckt sie nicht mehr hoch, sieht sich um und sagt: Was war das?
Ierás ist erstaunlich geduldig mit ihr, jedes Mal legt er den Arm um sie, zieht sie zurück und sagt etwas wie: Das war nur der Wind, mach dir keine Sorgen!
Aber im Laufe der Nacht, in der Kea kaum ein Auge schließt, hört sie noch einen Uhu, einen Wolf und mindestens 20 verschiedene Arten von Geraschel, die bestimmt nicht alle der Wind gewesen sein können. Doch obwohl sich die Schmiedin fürchtet, weiß sie auch, dass Ierás seinen Schlaf braucht und wenn er die Ruhe im Larisgrün finden kann, dann wird sie ihn nicht ständig aus dem Schlaf reißen.
Als die Sonne am nächsten Morgen endlich aufgeht, ist Kea gerade erst eingeschlafen. Sie ist steif von den Zehen bis zum Nacken und hundemüde, aber das nützt alles nichts, der Weg vor ihnen ist viel zu weit als dass sie sich Trödeleien erlauben könnten.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Lady Kizumu am 11. Aug. 2006, 16:18 Uhr
Lange vor dem Inarifest


Eigentlich würde sie gern einfach so liegen bleiben, die Augen auf die träge dahinziehenden Wolken gerichtet, ohne wirklich etwas zu sehen, um irgendwann dem Tanz der Jahreszeiten zum Opfer zu fallen. Oder von einer dicken Schicht Laub oder Schnee bedeckt einschlafen... Doch Grau, den die Verfassung seiner Herrin mehr als beunruhigt, lässt ihr dazu nicht wirklich eine Chance. Erst krabbelt er mit seinen gut hundert Pfund Lebendgewicht auf sie und als sie ihn nach Luft schnappend von sich schiebt, drückt er ihr immer wieder seine große, nasse Nase ins Gesicht. Irgendwann, als besagter, nicht gerade zimperlicher Riechkolben in ihrem Auge landet, gibt die Elbe entnervt auf. "Pack dich, du elender Kerl." In einer Mischung aus ehrlicher Entrüstung; nicht einmal in Ruhe im eigenen Saft schmoren konnte man hier; und erleichterter Belustigung schiebt sie das schwere Tier von sich herunter und schlägt die Decke zurück. Sie hatten in ihrer Kleidung geruht, zumindest sie aus reinem Desinteresse an ihrer Bequemlichkeit; aber die noch frische Luft dringt ihr sofort bis auf die Haut und sie schlingt fröstelnd die Arme um ihre angewinkelten Knie. Ihr Blick fällt auf Sefra, die noch unter ihren Decken ruht und ein wehmütiges Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. Sie kehrt heim, zu ihrer Familie und sie bringt sogar noch das verlorengeglaubte, schwarze Schaf zurück.. Ihre Gedanken wandern in die gleiche Richtung wie die ihrer Schwester kaum eine Stunde später, zu ihrer Mutter, zu deren Nachricht und welch weiten Weg dieser Fetzen Pergament schon hinter sich gehabt hatte, ehe er in Talyra ankam. Wie um diese Gedanken, die sie doch nicht weiterbringen würden, zu vertreiben, schüttelt sie den Kopf, streicht dem sich dicht an sie schmiegenden Grau über den Schädel und steht leise auf.
Die Sonne wandert stetig über den Horizont und gewinnt dabei zusehends an Wärme, während sie ihre Decken zusammenrollt und sich dann für einige Augenblicke ins Unterholz schlägt. Sie findet ein kleines, natürliches Wasserbecken, das von dem kleinen Bach gespeist wird. Einen Moment bleibt sie unschlüssig an dessen Rand stehen. Wäre es etwas später im Jahr würde sie ohne zu zögern die Kleidung ablegen und in das vom Wasser in den Stein gefressene Becken steigen. Nein, so wahnsinnig bin ich dann wohl doch noch nicht. Die Elbin schüttelt den Kopf über sich selbst, dann kniet sie sich an den Rand und schöpft mit der hohlen Hand genug Wasser um sich Gesicht und Arme zu waschen. Mit aufeinander klappernden Zähnen erhebt sie sich schließlich nach ihrer Katzenwäsche und geht durch das lichte Unterholz zurück zu ihrem kleinen Lager.

Sefra ruht noch immer, tief in ihre Decken gehüllt. Sanjar und Prins haben sich, den Fußfesseln sei Dank nicht weit von ihnen entfernt und Shunjalinn stößt einen leisen, trillernden Pfiff aus. Das Pony hebt mit einem leisen Brummen den Kopf, stellt die Ohren auf und kommt dann mit kurzen, vorsichtigen Schritten zu ihr herüber. Sie streicht ihm, als er vor ihr zum Stehen kommt, die buschige Stirnlocke aus den Augen, fährt mit der Hand über den geraden Nasenrücken und über samtig weiche Nüstern und findet ein wenig Trost in dem warmen, vertrauensvollen Atem des Tieres.
Langsam gewinnt die Sonne ein wenig an Kraft, aber wirklich wärmen können die fahlen Strahlen noch nicht. Shunjalinn beginnt mit langsamen, sparsamen Bewegungen das Fell des Ponys zu striegeln. Sie arbeitet stumm; von den liebevollen, neckenden Worten die sie Prins bei dieser Arbeit sonst immer ins Ohr geflüstert hatte, ist ihr nichts geblieben. Ihre Gedanken wandern träge umher, die meiste Zeit in einem großen Bogen um ihr zerrissenes Herz herum und sie ist sich nur vage des schweren, lähmenden Gefühls in ihrem Bauch bewusst. Sie weiß, dass sie irgendwann zu dem Punkt kommen würde, an dem sie sich haltlos in einem Meer von Tränen versinken lassen könnte, aber im Augenblick ist sie dafür einfach noch nicht bereit. Und es gibt wichtigeres zu bedenken..
Der sanfte, gedankliche Gruß ihrer Schwester erreicht sie und sie erwidert ihn ebenso lautlos, jedoch ohne sich umzuwenden. Sie hört die leisen Schritte ihrer Schwester, die ihre Sachen zusammenräumt, dann leise, beruhigende Worte an Sanjar und das leise, samtige Geräusch einer Wurzelbürste auf weichem Fell. Prins selbst kann kaum sauberer werden und so macht sie sich daran, den Wallach zu satteln.
>Hast Du schon gefrühstückt? Wenn nicht, solltest Du das besser tun, sonst fällt Du mir noch vom Pferd..< Die Stimme ihrer Schwester klingt gezwungen heiter und sie hat nur ein kleines Lächeln für die Bemühungen Sefras, wäre es ihr doch vor knapp einer Stunde nur sehr recht gewesen, einfach im Straßenstaub liegen zu bleiben. "Nein, ich hab noch nichts gegessen.. Ich hab keinen Hunger." Ihre Stimme klingt kälter als sie selbst es will und als sie es bemerkt schüttelt sie über sich selbst den Kopf. Mit einem leisen Seufzen dreht Shunjalinn sich zu ihrer Schwester um und macht eine vage Geste mit der rechten Hand. "Entschuldige." Sefra nickt nur und sie machen sich schweigend daran ein kleines Frühstück aus Brot, kaltem Fleisch und Quellwasser zu verspeisen. Bis nach Wegesend dürfte der Proviant wohl noch reichen.

Kaum zehn Minuten später sitzen die beiden Elbinnen wieder im Sattel; ihre wenigen Habseligkeiten wieder sicher vor und hinter sich auf dem Pferderücken und erneut in Schweigen gehüllt. Shunjalinns Gedanken wandern zu Ierás und zu dem, was er wohl zu ihrer Nachricht sagen würde. Wenn er auch nur ein wenig nach dir schlägt, wird er.. Nein, das wird er nicht. Er wird Kea nicht allein lassen und sie kann die Schmiede nicht allein lassen. Sie schüttelt leicht den Kopf und treibt Prins schließlich in einen langsamen Meart, die beinahe erschütterungsfreie Gangart der Arduner Ponys, woraufhin auch Sanjar in einen leichten Trab fällt.
Die Zeit zieht sich dahin und der Abend kommt rascher, als die beiden Elbinnen erwartet hatten. "Wir sollten wohl über Nacht Rast machen, es hat ja keinen Sinn hier im Dunkeln durch den Wald zu geistern." Sefra spricht leise, die Pferde sind längst wieder in den Schritt gefallen und ihr Vorschlag klingt ausgesprochen logisch. Shunjalinn rückt sich, wie in den letzten Stunden so häufig, im Sattel zurecht. Trotz der teilweise stundenlangen Ausritte in den letzten Monden, ist die Elbin es einfach nicht mehr gewohnt, so lange im Sattel zu sitzen. "Ja, ich denke das ist eine gute Idee." Die Schwestern tauschen ein verschmitztes Grinsen, während jede ihrer malträtierten Kehrseite gedenkt.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 10. Jan. 2007, 21:06 Uhr
"Sieh mal, dort drüben.." Er deutet mit der Hand nach rechts, tief in den Wald hinein, wo man die Überreste eines kleinen Waldhofes erkennen kann. Schweigend halten die beiden jungen Leute den Blick auf die traurigen Reste eines Traumes gerichtet und erst als der Wald ihnen die Sicht darauf versperrt, blicken sie einander rasch, beinahe fragend an. Sie haben längst das ihnen bekannte Gebiet des Larisgrüns verlassen und bis auf ein gelegentliches "Sieh." oder "Dort." reiten sie schweigend nebeneinander her. Die letzte Nacht steckt ihnen beiden noch in den Knochen, denn auch er hatte nicht sonderlich gut geschlafen. "Wir werden uns schon dran gewöhnen." Er hatte gelächelt und versucht, sie mit seinen Worten und seiner zur Schau gestellten Sicherheit zu beruhigen und aufzumuntern, aber er ist nicht sicher, ob er dies tatsächlich geschafft hat. Sie hatten beide nur wenig von ihrem Proviant gegessen, der aus dem nicht gerade üppig gestaltetem Inhalt ihrer Speisekammer besteht.
Den einzigen, denen auch der nächtliche Aufenthalt im Wald nur wenig auszumachen scheint, sind die Pferde. Edanwen hatte dafür gesorgt, dass sich das Fohlen keine zehn Schritt von seiner Mutter entfernt hatte und Nigrés war, wie so oft, die Ruhe in Person gewesen. Der ruhige, schaukelnde Schritt der Stute lullt Ierás beinahe in einen leichten Schlaf, aus dem ihn jedoch das trompetenartige Wiehern Edanwens reißt. Von weiter vorn erschallt auch sofort die Antwort und die zwei nehmen die Zügel weiter auf. Er spürt, wie Kea dem Hengst unter ihr beruhigende Gedanken sendet, von denen sich das Tier nur bedingt beeindruckt zeigt. Es dauert nicht lange und sie können die kleine Reisegruppe erkennen, die ihnen da mit einem sich ebenso wild verhaltendem Hengst entgegenkommt. Einige Rufe werden laut und es dauert einige Zeit, ehe es gelingt, die beiden Hengste aneinander vorbei zu schaffen, aber schließlich ist es geschafft. Kea ist rot geworden vor Anstrengung und schimpft gedanklich mit Edanwen, der allerdings wenig beeindruckt noch immer mit geweiteten Nüstern und lautem Schnauben umhersteppt.
"Wollen wir kurz Rast machen?" Er wirft einen liebevollen Blick zu seiner Gefährtin hinüber, den sie mit einer kleinen Grimasse beantwortet. Mutter, wo bist du jetzt? Sie kommen nicht einmal halb so schnell voran, wie Ierás sich das in seiner Eile wünscht, aber das Fohlen hält sie doch mehr auf als er erwartet hatte. Als der Wald sich ein wenig lichtet lenken die beiden jungen Leute ihre Tiere schließlich an den Straßenrand und rutschen mit einem erleichterten Seufzen von ihren Rücken. Die Pferde strecken ziemlich unbeeindruckt die Nasen ins kurze, harte Waldgras, während ihre Besitzer sich die Beine vertreten. Sie sprechen nur hin und wieder ein leises Wort; Ierás Gedanken sind zumeist bei seiner Mutter und Tante und er ahnt, das sich Kea um das sorgt, was sie zurückgelassen haben. Er betrachtet seine Gefährtin einen langen Augenblick und als sie sich zu ihm umwendet, zieht sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Mit zwei raschen Schritten ist er bei ihr und zieht die Halbelbin in seine Arme. Ihr Duft umgibt ihn und er birgt das Gesicht in ihrem Haar. "Danke." Ierás ist sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt verstanden hat, aber der Druck ihrer Arme um seine Hüfte verstärkt sich für einige Herzschläge, ehe sie sich mit einem Seufzen an ihn schmiegt.

Die Tage vergehen langsam und schleppend; die Straße wird nach Wegesend schlechter, doch der Wald drumherum verändert sich nur wenig. Dafür wird das Fohlen von Tag zu Tag kräftiger und schneller, so dass sie die meiste Zeit in einem raschen Schritt gehen können.
Auch wenn die Nächte noch immer kalt und voller unheimlicher Geräusche sind, haben sich die zwei Halbelben langsam an ihr Nomadendasein gewöhnt. Sie schlagen ihr Lager erst spät auf und sind dann meist so müde, dass sie nach einem kurzen Abendessen, dicht aneinander geschmiegt in einen tiefen, meist traumlosen Schlaf fallen.  
Sie treffen nur auf wenige, meist sehr kleine Reisegruppen, die ihnen aber wenigstens die Sorge auf dem falschen Weg zu sein abnehmen können. >Aye, zwei rothaarige Elbinnen. Sie sind euch einen vollen Tag vorraus.< Kea und Ierás übersehen die neugierigen Blicke der beiden ruppig aussehenden Händler, bedanken sich und treiben die Pferde dann in einen raschen Trab. Ein ganzer Tag. Aber vielleicht machen sie in einem der am Weg liegenden Gasthäuser länger Rast, das ist unsere einzige Chance, wenn wir die Pferde nicht dazu überreden können, sich Flügel wachsen zu lassen. Seit ihrem Aufbruch aus Talyra versucht Ierás immer wieder, seine Mutter auf empathischem Weg zu erreichen, aber entweder ist sie zu weit fort, oder sie will ihn nicht hören.

Die Sonne des vierten Tages ist bereits kurz davor, hinter den Baumwipfeln zu verschwinden, als der Wald sich lichtet und den Blick auf einige Holzhäuser freigibt. Die Pferde, wie auch ihre Reiter sind erschöpft, aber der Rauchgeruch der jetzt in der Luft hängt, mobilisiert noch einmal die letzten Kräfte und ohne dass Kea und Ierás sie antreiben müssen, fallen Edanwen und Nigrés in einen raschen Trab.
Sie erreichen die drei Häuser gerade, als ein junger Mann die handvoll Laternen an den Häuserfronten entzündet. Der Mann wirft einen raschen Blick auf die beiden Reisenden, grüßt mit einem Nicken und verschwindet dann in dem größten Haus. Kea und Ierás werfen sich einen zweifelnden Blick zu, aber die Aussicht auf ein Dach über dem Kopf ist zu verlockend, um weiter zu reiten. Sie rutschen vom Pferderücken, gerade als ein etwa zehnjähriger Junge aus dem Haus kommt. "Hallo, mein Name ist William und ich kümmer mich um eure Pferde." Wieder tauschen die zwei einen kurzen Blick aus und nach kurzem Zögern schütteln sie gleichzeitig den Kopf. "Nein danke, wir kümmern uns selbst um die Tiere, aber wenn du uns zeigst wo wir sie unterstellen können, sind wir dir sehr dankbar." Kea lächelt den Jungen freundlich an, der nur kurz mit den Schultern zuckt und sie dann am Haus vorbei zu einem kleinen Stall führt.
Die Boxen sind nicht groß, aber das Stroh sauber und trocken und so lassen sie die Pferde, nachdem sie ihnen Sattel, Zaumzeug und das wenige Gepäck abgenommen haben, ruhigen Gewissens zurück. "Hat.." Ierás blickt sich rasch um, ehe er zögernd fortfährt. "Hat der Ort eigentlich einen Namen?" William nimmt Kea ihre Tasche ab, ehe er Ierás antwortet. "Hm, also das Gasthaus heißt Ronsons Inn, mein Vater ist der Inhaber." Sie steigen einige Stufen hinauf, durchqueren eine Tür und dann schlägt ihnen auch schon der würzige Geruch von gebratenen Zwiebeln entgegen. Kea zieht geräuschvoll die Luft ein und Ierás Magen gibt ein unrühmliches Winseln von sich.
"Willkommen in Ronsons Inn, setzt euch, meine Gattin wird euch gleich etwas zu essen bringen." Die beiden jungen Leute sind von der selbstverständlichen Gastlichkeit des Wirts zwar etwas irritiert, aber sie setzen sich folgsam in der völlig leeren Gaststube an einen Tisch. Ich hoffe, er will mit uns nicht seinen monatlichen Gewinn erwirtschaften.. In Gedanken zählt Ierás rasch die Münzen zusammen, während Kea sich neugierig in dem Raum umsieht. Viele sind es nicht mehr, aber für eine Mahlzeit sollte es reichen.. vielleicht auch für eine Nacht im Stall. Ihre Geldsorgen beiseite schiebend, wendet er sich an Kea. "Wir sollten den Wirt auch nach Mutter und Sefra fragen, vielleicht haben sie ja hier halt gemacht."

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Lady Kizumu am 11. Feb. 2007, 22:38 Uhr
Die fahle Wintersonne steht schon seit einiger Zeit am Himmel, als Shunjalinn endlich aus ihrer Trance erwacht. Nur unwillig öffnet die Elbin die Augen und nach einem herzhaften Gähnen dreht sie sich noch einmal um. Auch wenn an ein zurückgleiten in die Trance nicht zu denken ist, so genießt sie doch das Gefühl, auf einer halbwegs vernünftigen Matratze und unter weichen Decken zu liegen. Sie waren gestern am späten Abend angekommen, hatten die Pferde versorgt, sich eine warme Mahlzeit gegönnt und waren dann totmüde in die Betten gefallen. Auf der anderen Seite des kleinen Raumes kann sie Sefras ruhigen Atem hören und während sie sich streckt und mit den Zehen unter der Bettdecke wackelt, beginnen ihre Gedanken ein weiteres Mal zu wandern.
Jeden verdammten Tag deines Lebens. Der Satz reißt an ihrer Selbstbeherrschung und sie denkt voll Bitterkeit an die Gespräche mit Olyvar zurück, als sie voller Mut, auch wenn dieser eher aus tiefster Verzweiflung geboren worden war, Versprechungen gemacht hatte. Versprechen, die ich nicht habe halten können. Sie erinnert sich noch zu gut an den kalten, schweren Klumpen Angst in ihrem Magen, der ihr die Luft zum Atmen genommen hatte; an den Geruch der Holzfeuer und der Scheiterhaufen von Liam Cailidh; an das weiche Licht der Kohlebecken in dem kleinen, kalten Zelt und an seine fieberheißen Berührungen, als sie keine Worte mehr gefunden hatten.
"Oh hör doch auf!" Wütend schlägt sie die Decke zurück und schwingt die Beine aus dem Bett. Leise kleidet sie sich an und verlässt nach einem letzten Blick auf die schlafende Sefra mit Grau das Zimmer.

Die Gaststube ist leer, aber jemand hat ein Feuer im Kamin entzündet und an einem Tisch am Fenster die Stühle herunter gestellt. Shunjalinn wirft einen raschen Blick zu der Tür, die in die Küche und die Gesinderäume führt, aber da diese geschlossen ist, folgt sie Grau zur Vordertür. Der Rüde steht schwanzwedelnd mitten im Weg und sie muss den schweren Hund sanft beiseite schieben, ehe sie die Tür öffnen kann. Grau drängt sich an ihr vorbei ins Freie und die Elbin blickt dem Hund mit einem kleinen Lächeln nach. Die Luft ist kalt und klar, die Sonne hat noch keine Kraft und so wartet Shunjalinn zähneklappernd, bis Grau nach wenigen Minuten wieder zu ihr zurück kommt.
Als sie in die Gaststube zurücktritt, öffnet sich gerade die hintere Tür und die Frau des Wirtes kommt herein. "Guten Morgen, ich hoffe, ihr habt gut geschlafen?" Ihre Stimme ist freundlich und sie ist auch nicht mehr so nervös wie noch am Abend zuvor, als die Ankunft der beiden Elbinnen sie etwas aus der Fassung gebracht hatte. "Ja, danke. Das Bett ist wundervoll weich." Shunjalinn lächelt leise bei diesen Worten. "Ihr sagtet, dass euer Ältester Hufschmied ist? Vielleicht könnte er sich heute vormittag die Hufe unserer Pferde ansehen?" Die Wirtin nickt und versichert der Elbin, dass sich ihr Sohn sobald er könne mit den beiden Tieren beschäftigen würde und verspricht auch, dafür zu sorgen das die Pferde nach dem Beschlag auf eine kleine Koppel kommen. Mit der Versicherung, gleich für ein Frühstück zu sorgen verlässt die Wirtin die Gaststube wieder und Shunjalinn zieht sich einen der Stühle nah an den Kamin.

Der Vormittag vergeht mit einem üppigen Frühstück; zu dem sich auch Sefra gesellt, und stundenlangem fachsimpeln über die verschiedensten Pferderassen mit dem jungen Hufschmied, sowie einer langen Diskussion über die Vor- und Nachteile von Hufeisen. "Nein, wir werden bald von der Straße abweichen und ich glaube nicht, dass wir irgendwo noch einmal das Glück haben, einen Hufschmied zu treffen. Und selber können wir es nicht." Der junge Mann versteht sein Handwerk und auch den Umgang mit Pferden. Die Unterhaltung über so alltägliches wie Hufbeschlag und die langsam kräftiger werdende Sonne legen sich wie Balsam über Shunjalinns Gedanken und zum ersten Mal seit Tagen hat sie das Gefühl, wieder richtig durchatmen zu können.
Gegen Mittag bringen sie die beiden Pferde auf die kleine Koppel hinter den Gebäuden und begeben sich zu einer schmackhaften Mahlzeit ins Wirtshaus. Der Wirt setzt sich für eine kleine Weile zu ihnen und sie erzählen ihm den tage- und wochenalten Klatsch aus Talyra. Das er sie nicht fragt, wohin sie unterwegs sind und warum sie nur zu zweit sind, rechnet Shunjalinn dem Mann hoch an; ebenso den Feuerwein, den er ihnen als Wärmespender für den folgenden Spaziergang mit Grau kredenzt.

Nach dem langen Spaziergang, auf dem die beiden Schwestern sich das erste Mal nach ihrem Aufbruch aus Talyra über mehr als nur das Nötigste unterhalten, lässt Shunjalinn sich vom jüngsten Sohn der Wirtsleute, William zu einer Runde Schafskopf überreden, die der Junge prompt gewinnt. Sefra zieht sich, nachdem sie den beiden einige Zeit zugesehen hat, auf ihr Zimmer zurück. Die weichen Kissen, die Matratze und die Decken möglichst lange ausnutzen.. Shunjalinn grinst bei dem Gedanken, auch wenn sie ihre Schwester sehr gut versteht. In Decken und Umhang gewickelt am Wegesrand zu schlafen zählt nicht unbedingt zu ihren Lieblingstätigkeiten, und dies im ausklingenden Winter zu tun macht die Sache nicht besser.
Nachdem William sie sicher zwanzigmal besiegt hat, ruft ihn die Pflicht und Shunjalinn ist auf sich gestellt. Eine Zeit lang bleibt sie noch an dem Tisch sitzen, doch die trübseligen Gedanken treiben sie schließlich erneut an die frische Luft. Grau folgt ihr schwanzwedelnd; nach vier aufregenden Tagen unterwegs langweilt ihn das ausruhen sichtlich. Schließlich hat er die Gaststube schon zum vierten Mal bis in die hinterste Ecke durchstöbert und so wirklich viel neues kann man auch als einfach gestrickte Hundeseele dann doch nicht entdecken.

Es ist längst dunkel, als Shunjalinn und Grau wieder an dem Gasthaus ankommen. Die Elbin war einfach in den Wald gelaufen, ohne auf eine Richtung zu achten, doch es hatte sie nicht gewundert, dass ihr Weg sie in Richtung Talyra geführt hatte. Abseits des Weges liegt der Schnee noch hoch und ihre Füße fühlen sich erst an wie zwei Eisklumpen, um schließlich völlig gefühllos zu werden.
Ihre Gedanken waren ihr nach Talyra vorausgeeilt, aber irgendwann hatte sie sich zwingen können, fürs erste nicht mehr daran zu denken und sich stattdessen mit der Frage befasst, was sie im Riathar erwarten würde. Was könnte so wichtig sein, dass Mutter einen.. so einen Brief schreibt und ihn, einfach so, in die weite Welt hinaussendet. Und wann war das? Die Frage nach dem Warum beschäftigt sie und sie findet einfach keine Erklärung. Ihre Mutter hatte doch in dem Brief den sie Sefra mitgab die Hoffnung geäußert, dass sie, Shunjalinn sich mittlerweile ein eigenes Leben aufgebaut hatte, möglichst mit allem was dazu gehört..Liebe, eine kleine Familie.. ein Beruf. Beim Gedanken an den letzten Punkt grinst sie schief; sie war ihrer Arbeit in Talyra eigentlich eher unregelmäßig nachgegangen und hatte die meiste Zeit von der Hand in den Mund gelebt. Und es hatte sie nicht gestört. Erst Ierás und schließlich Olyvar hatten daran etwas geändert. Dennoch... es muss etwas wichtiges sein. Mit der Verzweiflung einer Ertrinkenden klammert sich die Elbin an diese Überzeugung; denn der Gedanke, ihr Leben - egal mit wievielen Problemen beladen- für etwas so simples wie eine Familienzusammenführung zu opfern, droht, ihr den Verstand zu nehmen.
Irgendwann, als ihr Atem nur noch stoßweise kommt und ihre Beine vom durch den Schnee stapfen schmerzen, lehnt sie sich an einen der hohen, kahlen Bäume und lässt den Blick den Stamm hinauf wandern. Der Himmel ist düster geworden, die Sonne scheint gerade unterzugehen, und dicke, schneebeladene Wolken ziehen herauf. Grau schmiegt sich eng an ihre Beine und sie ist dem Tier wieder einmal dankbar für die Wärme die es spendet, ohne etwas von ihr zu verlangen. Ihre Finger fahren durch das dichte, rauhe Fell und der Rüde schließt genüsslich die Augen, als sie beginnt, seine Ohren zu massieren. "Weißt du, manchmal trifft man Entscheidungen, von denen man schon im vorneherein weiß, das sie einen alles kosten werden, was man hat. Und man opfert, mal mehr, mal weniger bereitwillig, aber man tut es. Und entweder man lernt dadurch Demut oder man wird bitter. Ich fürchte, für Demut fehlt es mir an Weisheit..." Sie lächelt müde, während sie das Gesicht im Nackenfell des Hundes vergräbt und salzige Tränen ihre Wangen für die Dauer eines Wimpernschlages erwärmen. Grau gibt ein leises Winseln von sich, wedelt verhalten mit dem Schwanz und versucht dann, seiner Herrin übers Gesicht zu lecken. Wie immer kann Shunjalinn bei den tröstlichen Liebesbezeugungen des Hundes nicht lange ernst bleiben und so versiegt der Tränenstrom so rasch, wie er gekommen war. "Dummer Hund. Kennst du nicht den Wert von gepflegter Traurigkeit? Nein? Dummer, dummer Hund." Grau, völlig unbeeindruckt von den Worten der Elbin windet sich aus ihrer Umarmung und springt laut bellend durch den Schnee. Keine zwanzig Meter neben ihnen fühlt sich ein Hase vom Hundegebell bedroht und gibt hastig Fersengeld und der verdutzte Blick des Rüden lässt Shunjalinn laut lachen.
Jetzt, mit den Lichtern des Gasthauses keine hundert Schritt vor ihnen hält Shunjalinn noch einmal inne und wendet sich langsam dem dunklen, stillen Wald zu. Dort draußen hatte sie ein winziges Stück ihres Friedens wieder gefunden und es hatte nicht mehr bedurft als Schnee, klarer Luft und einem großen, grauen Hund. Sie ist dankbar dafür und der Gedanke, dass sie es vielleicht doch irgendwann schaffen könnte, etwas Demut zu lernen, begleitet sie in die Gaststube, wo ihr, kaum das sie die Tür geöffnet hat, ein deftiger Fluch entfährt.
"Verdammte Scheiße! Ierás! Kea! Was bei allen neun Höllen tut ihr zwei denn hier?" Ihre Stimme kippt bei den letzten Worten bedenklich und die Angesprochenen zucken über ihren Eintopfschüsseln zusammen. Mit wenigen Schritten ist sie am Tisch der beiden und kann sich gerade so davon abhalten, ihren Herrn Sohn am Kragen zu packen und zu schütteln wie einen unartigen Welpen. "Sieht das hier aus wie die Harfe.. oder wenigstens der Pfirsich? Himmel noch eins, Kinder!" Ihre Beine drohen nachzugeben und so zieht sie sich rasch einen Stuhl heran. Kea tauscht einen langen Blick mit Ierás und dieser Blickwechsel errinnert die Elbin an die stummen Gespräche wie sie wohl jedes Ehepaar Rohas miteinander führt. >Erkläre du es ihr.< So könnte wohl die Übersetzung dieses Blickes lauten, denn Ierás holt tief Luft, legt seinen Löffel ordentlich neben die Schüssel und hört schließlich auf, Zeit zu schinden. "Wir sind hier, um dich zurück zu holen. Du kannst Olyvar und die Kinder nicht einfach allein lassen.." Und mich. Der Gedanke dringt leise in ihre Gedanken und es zerreißt ihr das Herz, den Schmerz dahinter zu spüren.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 27. März 2007, 18:11 Uhr
In der Gaststube des Ronsons Inn



Er hat sich seiner Schüssel mit Eintopf zugewandt und genießt das Gefühl einer warmen, wohlschmeckenden Mahlzeit mit geschlossenen Augen. Sie essen schweigend, die Stille in der Stube nur untermalt vom Knacken und Zischen der Holzscheite im Kamin, als sich plötzlich die Tür öffnet. >Verdammte Scheiße! Ierás! Kea! Was bei allen neun Höllen tut ihr zwei denn hier?< Die Stimme seiner Mutter reißt ihn aus seinen Überlegungen über die Vorteile einer guten Köchin und als er aufschaut, blickt er direkt in ihr fassungsloses Gesicht. Die Elbin hat leise Schatten unter den Augen und sie ist dünn geworden, seit er sie das letzte Mal gesehen hat und doch ruht, irgendwo in den stahlgrauen Tiefen versteckt ein Funken.. Ja, was.. Friede? Hoffnung?
>Sieht das hier aus wie die Harfe.. oder wenigstens der Pfirsich? Himmel noch eins, Kinder!< Sie scheint einen Herzschlag lang unsicher auf den Beinen zu sein und zieht sich einen der Stühle heran, aber ihre Miene ist nach den letzten Worten unnachgiebig geworden. Kea wirft ihm einen langen Blick zu, in dem er den deutlichen Hinweis, dass es seine Mutter sei und das folglich er ihr dies alles erklären solle, lesen kann. Langsam legt er den Löffel sehr ordentlich neben die Schüssel, holt noch einmal tief Luft und spricht dann mit sicherer Stimme als er erwartet hat. "Wir sind hier, um dich zurück zu holen. Du kannst Olyvar und die Kinder nicht einfach allein lassen.." Und mich. Ihr Gesicht ist bei seinen Worten noch immer hart, beinahe abweisend, doch als sie seinen Gedanken empfängt sieht er den Schmerz in ihren Augen aufleuchten wie Elmsfeuer.
Er wirft einen raschen Blick zu Kea hinüber, die seine Mutter aufmerksam betrachtet, aber so wirkt, als wolle sie ihn das erst einmal alleine klären lassen. Aber sie ist hier, bei mir. "Warum?" Seine Stimme ist noch immer leise, aber er weiß das Kizumu ihn sehr genau hört und sein Blick hält ihren fest. "Bei Nacht und Nebel einfach fort gehen und uns nur einen lausigen Brief hinterlassen? Götter, hast du mit Olyvar gesprochen oder bist du ihm einfach davon gelaufen?" Der Schock und die Wut, die ihn bei ihrem Aufbruch aus Talyra erfüllt hatten, war in den folgenden Tagen abgeflaut, aber jetzt ist vor allem die Wut wieder da und sie verdeckt seinen Schmerz gnädig. "Du hast ihm einen Eid geschworen und du hast da zwei winzige Kinder, die deiner bedürfen. Hast du daran überhaupt gedacht? Nein, nicht wahr? Du denkst nie daran, was du zurücklässt, nie. Damals bei dieser dummen Liedberggeschichte nicht und als du dann mit den anderen in die Kanäle hinunter bist, hast du da einmal an dein Kind gedacht, daran was aus mir würde, wäre dir dort unten etwas geschehen? Nein, natürlich hast du daran nicht gedacht. Das einzige woran du gedacht hast, warst du und deine dumme Lust auf dumme Abenteuer." Bei den letzten Worten senkt Ierás seine Stimme, die allmählich in wütendes Schreien übergegangen war und er setzt sich auf seinen Stuhl zurück. "Götterverdammt, Mutter. Nie, nie warst du da, als ich dich brauchte. Bitte... mach diesen Fehler nicht auch noch bei Conn und Fian." Er hatte sich die ganze Zeit keine Mühe gegeben, seine Gefühle vor den beiden anwesenden Frauen zu verbergen, doch die Tränen die ihm jetzt in die Augen steigen, sind ihm unangenehm und so senkt er den Blick schließlich auf die Tischplatte vor sich. Lange Zeit ist nichts als der gepresste Atem seiner Mutter und das Prasseln des Feuers zu hören, aber schließlich spürt er Keas Hand auf seiner. Neyá.
All diese Dinge waren ihm schon irgendwann zuvor ein oder zweimal in den Sinn gekommen, er hatte Kea schließlich davon erzählt. Doch sie hier und jetzt, vor seiner Mutter, die ein weiteres Mal zu irgendeinem dummen Abenteuer aufgebrochen zu sein scheint, zusammenzufassen und ihr laut ins Gesicht zu sagen, versetzt ihm einen dumpfen Schlag irgendwo in die Magengegend. Es sollte nicht nötig sein.
>"Denkst du wirklich so schlecht von mir?"< Die Stimme seiner Mutter ist tonlos und er wagt es nicht, aufzublicken. Er kann spüren wie sich Kea neben ihm versteift; sein Ausbruch hatte sie offensichtlich erschreckt und vermutlich wappnet sie sich bereits für die Antwort Kizumu´s. >"Glaubst du wirklich, dass es mir so leicht gefallen ist, zu gehen? Mein Ehegelübde zu brechen, den Mann zu verlassen den ich liebe? Hast du überhaupt eine Ahnung, was es mich gekostet hat? Nein, wie kannst du auch."< Ihr Blick irrt zu Kea hinüber, rauchgrau und mit einer verwirrenden Mischung aus Wut und Schmerz. >"Woher nimmst du die Arroganz, hier aufzutauchen und mir solche Vorwürfe zu machen?"< Die Stimme der Elbin ist immer kälter geworden und jetzt ruht ihr Blick auf dem glänzenden Haarschopf ihres Sohnes. "Die werde ich wohl von dir geerbt haben, Mutter." Ierás hebt den Kopf und erwidert den kalten Zorn versprühenden Blick seiner Mutter. Ihre Antwort ist ein beinahe amüsiertes Schnauben, dann senkt sich wieder Stille über den Gastraum. Irgendwo in den hinteren Räumen poltert etwas, gefolgt von leisem Fluchen, aber weiter ist von der Wirtsfamilie nichts zu hören.
Kizumu holt tief Luft, schließt die Augen und als sie sie wieder öffnet, ist die Wut völlig dem Schmerz gewichen. >"Glaubst du wirklich, dass es mir immer so leicht gefallen ist, zu gehen? Als ich nach Liedberg aufgebrochen bin, hatte ich keine Vorstellung davon, was auf mich, auf uns zukommen würde. Ich habe geglaubt, ich würde ihnen nur etwas mitteilen und dann wäre es auch schon vorbei. Und im Prinzip war es das ja auch. Und du warst nicht allein, Malakai war da..."< Ihr Blick findet den ihres Sohnes und wird für einen Augenblick voller Errinnerungen weich. >"Die Kanäle.. Oh, Ierás, du weißt selbst, wie wichtig das war. Talyra ist meine Heimat geworden und Heimat muss man mit allem verteidigen was man hat. Ich dachte, du wüsstest das. Du hast Recht, Malakai und ich sind zu leichtsinnig an die Sache herangegangen. Du warst nicht abgesichert, jedenfalls nicht gut genug. Aber wir haben einfach nicht daran gedacht.. nicht geglaubt, dass einem von uns, oder sogar uns beiden etwas zustoßen könnte. Aber, und das musst du mir glauben, es ist mir nie leicht gefallen, dich allein zu lassen."< Er spürt die Hand seiner Mutter auf seiner und er schluckt hart an dem Kloß in seinem Hals. >"Und es ist mir alles andere als leicht gefallen, Conn und Fian allein zu lassen; auch wenn ich sie in den besten aller Händen weiß. Himmel, sie sind meine Kinder; ich habe sie unter dem Herzen getragen und ich trage die Narben des Kampfes um ihr Leben. Es hat mich zerrissen, mich von ihnen zu trennen, mich von Olyvar zu trennen. Ich habe keine Ahnung, was ich ohne die drei tun soll, wie ich ohne sie überhaupt überleben soll."< Ihre Tränen treffen Ierás bis ins Mark und er greift rasch mit beiden Händen nach ihren kalten Fingern.
Für eine ganze Weile ist nichts als Kizumu´s Schluchzen zu hören und er spürt die Anspannung, die Kea ergriffen hat. Seine Mutter gibt sich keine Mühe, ihre Gefühle vor ihnen zu verbergen und ihr Schmerz füllt den kleinen Raum gänzlich aus. Ierás hat für einige Momente das Gefühl, zu ersticken, aber als sein Blick Keas findet, schöpft er Kraft und füllt seine Lungen. "Mama..." Er weiß nicht, was er sagen soll und gleichzeitig ahnt er, dass es nichts gibt, was er sagen könnte um sie zu trösten. Alles was Kea und er tun können, ist bei ihr sein. Und ihr nicht auch noch Vorwürfe machen, du Held.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kizumu am 18. Apr. 2007, 22:44 Uhr
So plötzlich mit Ierás Vorwürfen konfrontiert zu werden, überrascht sie zuerst einfach nur, dann spürt sie den Stich der Schuld, dem jedoch die Wut auf dem Fuße folgt. Sie ist nur selten laut oder ausfallend, wenn sie wütend ist und so ist ihre Stimme nur ein tonloses Zischen, als sie ihrem Sohn antwortet. Doch irgendwann gewinnt der Schmerz dessen sie vor kaum einer Stunde noch Herr geworden zu sein glaubte, die Oberhand. Die Tränen, die unaufhaltsam und ungebeten über ihre Wangen strömen, bemerkt sie mit Erstaunen. Sie hatte geglaubt, fürs erste keine Tränen mehr zu finden. >"Mama.."< Ierás klingt hilflos; sie hätte ihm gerne gesagt, dass schon alles wieder in Ordnung käme, aber sie findet nicht einmal den Atem um seinen Namen zu nennen.
Das Klappen einer Tür reißt sie alle drei aus ihrer Starre; Ierás setzt sich auf und Kea blickt sich suchend nach dem Ursprung des Geräusches um, während Shunjalinn sich rasch die Tränen vom Gesicht wischt. Gegen die rotgeweinten Augen kann sie zwar im Moment nicht viel tun, aber sie würde einen Teufel tun und hier schluchzend herum sitzen. Es ist Sefra, die mit müdem Blick die Treppe herunter kommt. Als die Elbin ihren Neffen und dessen Gefährtin entdeckt, stockt sie und ihr Blick irrt fragend zu ihrer Schwester hinüber. "sie sind uns nachgeritten," erklärt Shunjalinn und sie schafft es sogar, ein winziges Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. "Aber sie werden auch wieder nach Talyra zurück gehen." Sie hat den Blick auf Sefra gerichtet und so bekommt sie das Kopfschütteln Ierás nur aus dem Augenwinkel mit. >Nein Mutter. Kea und ich werden euch begleiten, wenn du nicht umkehrst.< Die beiden Elbinnen wechseln einen langen Blick, ehe sie sich gleichzeitig Ierás zuwenden; beide mit dem gleichen, ernsten Gesicht und dem Unglauben in den Augen. "Du willst bitte was tun? Mitkommen? Nein, Ierás. Nein. Du und Kea, ihr müsst nach Talyra zurückkehren. Die Reise ist lang und gefährlich und ich möchte nicht, dass einem von euch beiden etwas geschieht." Sie versucht, möglichst entschlossen und stur auszusehen, aber es scheint nicht viel zu nützen. Aus Keas und Ierás Gesicht sprechen die selbe Entschlossenheit und dieselbe Sturheit. >Glaubst du etwa, ich lasse dich alleine? Glaubst du, ich lasse zu, dass du dich irgendwo versteckst und nie wieder kommst? Vergiss es, Mutter.<
Die Diskussion, ob Kea und Ierás nach Talyra zurück kehren oder mit ihnen kommen, wird schließlich vom Wirt unterbrochen, der den beiden Elbinnen das Abendessen serviert. Er wirkt etwas irritiert, über die Vertrautheit nach den lauten Stimmen hier im Gasthaus, aber er hält den Mund und lächelt, wofür ihm jeder der vier dankbar ist. Schweigend nimmt Sefra an dem Tisch Platz und auch Kea und Ierás greifen wieder zu den Löffeln.
Sie essen, ohne viel miteinander zu sprechen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Shunjalinn legt sich sämtliche Gründe zurecht, ihren Sohn und Kea nach Talyra zurückzuschicken, und dabei ist es ihr beinahe egal, wie gut oder schlecht diese sind. Der Wirt hat sie wieder allein gelassen und die Elbin setzt gerade zum Sprechen an, als Ierás ihr zuvorkommt. "Nein Mutter. Kea und ich werden dir folgen, ob du das möchtest oder nicht. Ich bin kein kleines Kind mehr, das du einfach irgendwo abladen kannst. Dafür hast du gesorgt." Shunjalinn, die den Mund bereits zu einer Antwort geöffnet hat, schließt diesen unverrichteter Dinge wieder. Der Blick ihres Sohnes ist erschreckend hart und so nickt sie nach kurzem Zögern lediglich.

Der nächste Tag vergeht wie der vorangegangene; ruhig und im Wirtshaus. Kea und Ierás bringen ihre Pferde; nachdem Shunjalinn und Sefra den kleinen, namenlosen Hengst eine geraume Zeit bewundert und verhätschelt haben; ebenfalls auf die Koppel hinter dem Gasthof und die junge Schmiedin lässt es sich nicht nehmen, die Hufeisen Edanwens und Nigrés selbst zu überprüfen. So kommt es, dass Kea, Shunjalinn und der junge Hufschmied den Vormittag erneut mit Fachsimpeleien verbringen. Ierás hat sich in der Zwischenzeit mit Grau in die umliegenden Wälder abgesetzt und die beiden kehren erst pünktlich zum Mittagessen mit zufriedenen Gesichtern zurück.
Nach dem Abendessen rücken die vier vor dem Kamin zusammen, um den weiteren Verlauf der Reise zu besprechen. Kea wirkt nervös, als sie die große, detailiert gezeichnete Karte aus ihrem Gepäck holt und auf dem Tisch ausbreitet. Ierás mochte ja ihren Freiheitsdrang irgendwie geerbt haben, aber Kea hatte auf Shunjalinn immer den Eindruck gemacht, sehr zufrieden mit ihrem ruhigen Leben in Talyra zu sein.
Sie fährt mit dem Finger die große Nord- Süd- Straße entlang, während sie mit leiser Stimme ihren Plan erklärt. "Die Straße können wir hier irgendwann verlassen und uns über die Llelar- Ebenen... seht ihr, dort. Dann kommen wir etwa.. hm, hier heraus." Sie deutet auf eine Biegung des Elayor, um dann mit dem Finger Richtung Torhof weiter zu fahren. "Wir sparen etwa ein, vielleicht zwei Wochen, je nachdem wie schnell wir vorankommen. Und von dort bis Torhof ist es nur noch ein Katzensprung." Shunjalinn lächelt vage in die Runde, ehe sie fortfährt. "Das heißt aber, dass wir vermutlich wochenlang unter freiem Himmel schlafen werden. Unsere Vorräte sollten wir bei jeder Gelegenheit auffrischen, obwohl Wasser wohl kein großes Problem sein wird." Ierás Augen glänzen als er aufblickt, während Keas Gesicht beinahe ausdruckslos ist. Ob sie genau weiß, worauf sie sich einlässt? Wir folgen dem Winter, dem schlechten Wetter. Und was wird sie zum Riathar sagen? Für einen Augenblick ist Shunjalinn versucht, die zwei doch noch irgendwie dazu zu überreden, wieder umzukehren, aber die Erinnerung an den zu allem entschlossenen Blick Ierás´ lässt sie schweigen. Sie hat keine Angst vor offenen Gesprächen und schon gar nicht vor welchen mit Ierás und doch...Vielleicht ist es wirklich besser, wenn sie mit kommen.

Als sie erst einmal wieder unterwegs sind, ist Shunjalinn tatsächlich froh darüber, dass ihr Sohn sich durchgesetzt hatte, auch wenn sie das vor ihm wohl niemals zugeben würde. Dem Fohlen hatte der Tag auf der Weide, gut getan, und auch die älteren Pferde wirken erholt. "Wie wollt ihr ihn eigentlich nennen?" Sefras Frage hatte bei den beiden jungen Leuten lediglich verlegenes Schulterzucken hervorgerufen und eine geraume Weile machen sie sich einen Spaß daraus, einen Namen für das Hengstfohlen zu suchen.
Das Wetter bleibt, den Göttern sei Dank, halbwegs erträglich und auch wenn sie an manchen Tagen nicht weit kommen, nähern sie sich doch unaufhaltsam ihrem Ziel. Es gelingt ihr sogar immer öfter,  sich von den bitteren Gedanken an Olyvar und die Zwillinge abzulenken und sich stattdessen auf den Riathar und auf ihre Eltern zu freuen. Und Sefras Kinder.. Den Gedanken an Heron, den Vater dieser Kinder, schiebt Shunjalinn allerdings immer wieder von sich. Sie gönnt ihm das Glück, welches er mit ihrer Schwester gefunden hatte und doch ist da ein kleiner, gemeiner Teil ihrer Selbst, der diesen Mann eigentlich nicht glücklich, zumindest nicht glücklicher als sie selbst es ist, sehen möchte.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 29. Apr. 2007, 10:31 Uhr
Im Frühling des letzten Jahres


Das Gespräch mit Kizumu verläuft anders als geplant. Anstatt sie wieder mit nach Hause zu nehmen, reisen Ierás und Kea nun mit der Elbin gen Norden. Sie haben ihre Reiseroute anhand von Keas Karte besprochen, grob überschlagen wie lange sie dafür brauchen würden und Kea ist dabei etwas mulmig geworden. Es wird Monde dauern den Riathar zu erreichen, dann würden sie bestimmt etwas dort bleiben und dann wieder Monde lang zurück reisen. Danach könnte sie in Talyra wieder von vorne anfangen und bestimmt gäbe es dann schon einen neuen Hufschmied oder alle Leute hätten bis dahin gelernt ihre Pferde selbst zu beschlagen und würden Kea nicht mehr brauchen. So scheint Kea der Weg zum Riathar abends noch unüberwindlich, doch bekanntlich sieht die Welt morgens schon anders aus und so geht es auch Kea. Der schöne Frühlingsmorgen rückt ihr das Herz wieder an die rechte Position und lässt sie alles schon viel hoffnungsvoller sehen. Sie würde durch fremde Länder reisen, viel sehen und viel lernen und das wollte sie als kleines Mädchen schon immer. Damals hat Kea ständig davon gesprochen fort zu gehen, alle Länder Rohas zu sehen und jede Sprache zu erlernen die die Welt für sie bereit hält. Aber mit der Zeit hat sie gelernt, dass das nicht passieren wird und jetzt steht sie doch noch vor einer langen Reise.
In der Gaststätte hatte sich Kea mit dem jungen Schmied unterhalten und anklingen lassen, dass Edanwen den Sattel nur mit großem Widerwillen akzeptiert. Sie hatte es zwar nachdenklich, aber ohne jeglichen Hintergedanken erwähnt, denn es wäre ihr beim besten Willen keine Alternative eingefallen. Dem jungen Mann allerdings sehr wohl und er muss die ganze Nacht daran gearbeitet haben, aber am Morgen ihrer Abreise schenkt er Kea eine feste Decke auf die er einen weichen ledernen Bauchgurt genäht hat und auf deren Oberseite sich weitere Riemen befinden um Keas Hab und Gut zu befestigen. Er ist knallrot angelaufen als er Kea sein Geschenk präsentiert und sichtlich erleichtert als sich die Schmieden sehr erfreut und dankbar zeigt. Keas Reaktion lässt ihn soviel Mut aufbringen zu sagen, dass er sich freuen würde wenn sie eines Tages wieder hier vorbei kommen würde, aber unter Ierás finsterem Blick bleibt ihm jedes weitere Wort im Hals stecken und verabschiedet sich schnell um zurück zu seiner Arbeit zu gelangen.

Sie reiten noch wenige Tage über die Straße durch das Larisgrün und mit der Zeit gewöhnt sich Kea an die nächtlichen Geräusche und an die verschiedenen Tiere die ihnen unterwegs so begegnen. Trotzdem ist die Schmiedin erst mal froh als sich die Bäume um sie herum lichten und sie den Wald hinter sich lassen. Es ist ein warmer und freundlicher Frühling, das Wetter meint es gut mit ihnen und es regnet kaum, doch sie kommen trotzdem nicht so schnell voran wie sie es sich manchmal vielleicht gewünscht hätten. Der kleine Hengst benötigt doch mehr Pausen als die großen Reittiere, schon allein deswegen weil er ständig wie ein aufgeregter Hund schon nach vorne läuft nur um dann auf den Hinterbeinen kehrt zu machen und wieder zurück zu rennen. Ein paar Tage lang findet auch Grau noch Gefallen an dem Spiel, aber mit der Zeit wird es dem Hund zu bunt und er läuft mit hängender Zunge neben dem Hinterbein von Kizumus Pferd. Das Fohlen ist jedoch nicht so einsichtig und bleibt wenn es müde ist irgendwann stehen und schreit nach seiner Mutter, die darauf hin selbst kaum noch zum Weitergehen zu überreden ist. Sie haben mehrmals überlegt wie sie den kleinen (oder doch nicht so klein, denn für ein Fohlen seines Alters ist er ausgesprochen groß gewachsen, eigenwillig und selbstständig) Hengst nennen sollen und viele Namensvorschläge gebracht. Viele ernsthafte, aber irgendwann auch schon einige dumme, weil ihnen wirklich nichts passendes für ihn einfallen möchte. Eines Tages, als sie sich wieder darüber unterhalten, dass dieses mühsame Pferdekind endlich einen Rufnamen braucht kommt Kea mit der Idee auf das Fohlen Caristo zu nennen, nach Edanwens Mutter deren Name Carista war. Es überrascht die Schmiedin zu hören, dass dies ein elbisches Wort ist und es Exot bedeutet, aber sie einigen sich, dass dies genau der richtige Name für das Fohlen ist.

Ihr Weg führt sie nördlich eines großen Sumpfgebietes endlang und Tage lang werden sie von den vielen Stechmücken beinahe ausgesaugt. Stellenweise sind es so viele von diesen kleinen Tieren, dass sie schon aufgehört haben zu versuchen sie händewachelnd zu vertreiben. Das lagern auf offener Straße macht dabei natürlich noch viel weniger Spaß und sie sind froh als auch dieser Teil ihrer Reise endlich hinter ihnen liegt. Doch nicht lange nach dem der tiefe Grund hinter ihnen liegt, haben sie sich anhand der Karte dafür entschieden die Straße zu verlassen und über die Llelar-Ebenen zu reiten. Sie haben die Straße kaum zwei Tage hinter sich gelassen als Kea sich eines Morgens nicht ganz gesund fühlt. Das ist sehr ungewöhnlich für die Schmiedin die in ihrem Leben so gut wie nie krank war und sie weiß erst gar nicht was sie davon halten soll. Sie erzählt Ierás und den anderen nichts davon sondern tut es als eine Kleinigkeit ab und denkt, dass es ihr bestimmt bald besser gehen wird. Doch schon nach ein paar Stunden in denen sie sehr schweigsam ist und sich schwach fühlt, fällt Ierás ihr glasiger Blick auf. Er spricht sie auf ihr Wohlbefinden an, doch Kea schüttelt nur wage den Kopf, sie sei nur müde und es ginge ihr gut. Als sie ihr Lager aufgeschlagen haben fällt Kea auch schnell in einen unruhigen Schlaf wird aber nach kurzer Zeit von einem heftigen Schüttelfrost geweckt den sie nun auch nicht mehr vor ihren Reisegefährten verbergen kann. Kizumu legt ihr eine Hand gegen die Stirn und stellt besorgt fest, dass sie regelrecht glüht und sie beschließen am Morgen, dass sie nicht weiter reiten können sondern eine längere Rast einlegen müssen. Die längere Rast erstreckt sich über mehrere Tage bis es Kea wieder besser geht und sie ihren Freunden und ihrem Gefährten versichert dass sie sich gut genug fühlt um weiter zu reiten. Doch das Fieber kommt wieder, immer in Schüben und immer sehr heftig und es hält sie immer wieder auf, denn nur in ihren fieberfreien Tagen ist es Kea möglich sich überhaupt am Pferd zu halten. Sie alle müssen in dieser langen Zeit die sie auf den Llelar-Ebenen verbringen den Gürtel etwas enger schnallen, aber nach einigen Wochen sieht Kea immer schlechter aus. Sie beschließen, dass sie so schnell wie möglich ein Dorf erreichen müssen und anstatt tagelang im Freien zu rasten nimmt Ierás Kea vor sich aufs Pferd und hält sie fest. Nigrés ist kräftig genug und Edanwen trägt dafür das Gepäck von beiden. Nur Caristo gedeiht unter der warmen Sonne auf dem guten Gras der Ebenen prächtig und wächst so schnell, dass man meint ihm direkt dabei zusehen zu können.

Als sie endlich, nahe des Elayor Ufers eine kleine Ortschaft erreichen sind sie alle vier mehr als froh. Sie quartieren sich in einer Gaststätte ein, auch wenn der Wirt nicht begeistert ist das kranke Halbelbenmädel in einem seiner Zimmer liegen zu haben, immerhin könnte sie ansteckend sein. Doch seine Frau zieht ihm bei der bloßen Erwähnung von solchen Bedenken beinahe den Kochlöffel über die hohe Stirn. Sie ist eine korpulente Frau mittleren Alters und beim Anblick der Kranken ist sie sofort dabei Kea zu pflegen. Sie kocht ihr jeden Tag mehrmals Hühnerbrühe die sie dem Mädchen einflößt auch wenn diese es nicht immer bei sich behalten kann. Ierás ist so viel wie möglich an ihrem Bett, aber er hat auch, um ihre Kosten für diesen langen Tavernenbesuch zu senken, angeboten anfällige Arbeit in der Gaststätte zu übernehmen.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Sefra am 13. Mai 2007, 23:05 Uhr
Ende Sonnenthron letzten Jahres bis Anfang Goldschein diesen Jahres


Beinahe einen Vierzehntag haben sie den tiefen Grund und die lästigen Stechmücken hinter sich gelassen und durchqueren nun im Anschluss die Ebenen nördlich des Ildorel - die Llelarebenen. Ein offensichtlich friedvolles Stück Land, mit hohem Gras, Llelarbaumhainen und Buschwerk, das man teilweise recht weit überblicken kann. Beinahe glaubt man, völlig allein in der Weite zu sein, in der Ferne jedoch können die Vier eine Staubwolke ausmachen, die von kleinen, zottigen Pferden aufgewirbelt wird. Aber noch andere Gestalten laufen im Gleichschritt zwischen und neben den Pferden her, rufen und pfeifen, lenken die Tiere durch ihre Sprache und bloße Gesten in eine bestimmte Richtung und halten sie in Schacht wie Hütehunde. Sie wirken teilweise menschlich und merkwürdigerweise genauso auch teilweise tierisch, sind recht hoch gewachsen und hörnerbewehrt. Dies können eindeutig nur die scheuen Faune sein, die von Menschen argwöhnisch gemieden und hinter vorgehaltener Hand flüsternd wegen ihrer Hörner und Hufe wie Dämonen gefürchtet werden. Die schrillen Pfiffe und knappen Rufe werden mit dem Wind über die Ebene hinweg zu ihnen hinübergetragen und die Pferde der kleinen Reisegruppe heben aufmerksam und gleichsam neugierig die Köpfe, als würden sie sich angesprochen fühlen. Sanjar antwortet leise mit einem sanften, tiefen Brummen, das Sefra unter ihrem Sattel als leichtes Vibrieren spüren kann. Und auch das schwarze, namenlose Fohlen ist neugierig, stakst mit langen Beinen zögernd in die Richtung der wilden Herde, ehe es eilig von seiner Mutter mit hellem Wiehern zurückgerufen wird.
Ihr Auftauchen inmitten dieser weiten Landschaft bleibt von den Faunen nicht unbemerkt. Vereinzelt stehen einige von ihnen am Rande der Herde, offensichtlich um Ausschau nach Eindringlingen und möglichen Angreifern zu halten, und beobachten die Vier aus der Ferne mit skeptischer Aufmerksamkeit.
Ruhig und gemächlich zieht ihr kleiner Tross unter den Augen des Hirtenvolkes weiter, das weiterhin auf sicherer Distanz bleibt, obwohl sie mit Elben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht hatten. Doch sie scheinen auf Grund ihrer dunklen Vergangenheit verständlicherweise übervorsichtig zu sein und überflüssige Begegnungen zu meiden. Fortwährend spüren sie die Blicke auf sich ruhen, in dem Wissen, dass sie, solange sie in den Llelarebenen verweilen, stets gut beobachtet werden.

Eines Nachts werden sie von einer sich unruhig herumwälzenden Kea und eines besorgten Ierás geweckt, der ganz offensichtlich beunruhigt über seine Gefährtin wacht. Die arme Halbelbin schlottert vor Kälte, doch gleichzeitig glüht sie wie der Schmelzofen in ihrer eigenen Schmiede. Nur befinden sie sich noch immer mitten in den Llelarebenen, weit und breit nur weite Steppe und Grasland. Eine Rückkehr kommt nicht in Betracht, denn es würde theoretisch länger dauern, als bis zum nächstgelegenen Dorf, das auf ihrer Karte eingezeichnet ist, obwohl sie selbst dieses mehrere Tagesreisen, wenn sie Pech haben mehrere Wochen weit entfernt liegt. Sie können nur hoffen, dass das elbisches Erbe in Kea's Blut die Krankheit langsamer fortschreiten lässt als bei Menschen, obwohl sie weder Namen noch Art der Krankheit kennen und nicht die geringste Ahnung haben, was ein langsameres Fortschreiten der Krankheit für die Schmiedin bedeuten könnte. Sie können nur versuchen, so bald wie möglich ein Dorf zu erreichen, wo man ihr helfen kann.
Während der gesamten Zeit haben sie gemeinsam ein Auge auf Kea, doch Ierás ist derjenige, den das ganze verunsichert, der nicht weiß, wie er damit umgehen soll und es schier wahnsinnig macht, gegen einen unsichtbaren Feind zu kämpfen. Des Tags bemerkt Sefra immer häufiger das verstörte Verhalten ihres Neffens, wie er immerzu zusammenzuckt, sobald ihn jemand anspricht oder berührt. Nachts scheint es sich sogar zu verschlimmern, die er größtenteils wachend an der Seite der Kranken verbringt. Düsteres vor-sich-hinbrüten wechselt sich mit gruselig, kindlicher Ängstlichkeit ab, das eigentlich mehr unheimlich auf die Elbin wirkt, so dass sie sich immer wieder fragt, ob sie Shunjalinn darauf einmal ansprechen sollte. Dann wieder ruft sie sich aber ins Gedächnis, dass sicherlich nur seine Sorge um Kea an seinen Nerven zerrt und diese dadurch und der Übernächtigung wegen schlicht überreizt sind. Trotzdem läuft es Sefra regelmäßig kalt den Rücken herab, wenn sie einen von Ierás gehetzten Blicken trifft. Er hat ein wenig etwas von einem Wahns..., geht es ihr flüchtig durch den Kopf. Sie unterbricht sich allerdings mittendrin selbst und schiebt auch diesen Gedanken weit von sich.

Endlich erreichen sie auch das Dorf Eldena und kehren in einen Gasthof ein, in dem die Wirtin des Hauses Kea sofort unter ihre Fittiche nimmt. Lavenia ist eine herzliche, mütterliche Frau mit wogendem Busen und scheint offensichtlich ein wenig heilkundig zu sein. Nachdem sie die Symptome des Fiebers, das abwechselnd in unregelmäßigen Abständen steigt und von selbst wieder sinkt, einige Tage lang beobachtet hat und gezielt einige Fragen stellt, nickt sie langsam. "Der Sumpf." murmelt sie, als man ihr erklärt, wo sie entlang geritten sind, und fügt auf den fragenden Blick des jungen Mannes erklärend hinzu: "Es ist das Sumpffieber. Auch wenn man es hier nicht so oft sieht, sondern mehr im Süden. Aber ich bin ganz sicher." Sie seufzt leise und tupft der fiebernden Halbelbin mit einem Tuch den Schweiß von Stirn und Hals. Bei Sumpffieber kann natürlich nicht eine einfache Hühnerbrühe helfen, mit der sie Kea versucht hat ein wenig zu stärken, denn hier handelt es sich nicht schlicht um das Fieber einer Verkühlung. Dies hier könnte dem Mädel das Leben kosten., denkt sich die Wirtin im Stillen. Aber laut spricht sie es lieber nicht aus, um den jungen Mann, der ohnehin schon kaum durch ein Brecheisen von der Seite der Halbelbin zu bekommen ist, nicht noch weiter zu beunruhigen. Schlafen tut er sogar in unbequemer Pose an ihrem Bett hockend, isst kaum und trinkt selten mal einen Schluck und sieht fast genauso schlecht aus wie die Kranke. Er könnte sich zumindest auch mal waschen, geht es der Wirtin flüchtig durch den Kopf. Aber dafür hat er wohl kaum Zeit. Denn wenn er es doch schafft sich loszueisen, während eine der beiden Elbinnrn ihn ablösen, um sich um Kea zu kümmern, hilft er hier und da etwas aus, erledigt ein paar Reparaturen im Haus und Stall, zu denen ihr Mann offensichtlich bisher nicht gekommen war, holt Wasser aus dem Brunnen, gräbt neue Gruben für Unrat und den Abort, füttert die Tiere, mistet den Stall aus und schrubbt auch mal den Boden im Schankraum. Eigentlich macht er so ziemlich alles, was an verschiedenen Arbeiten so anfällt, um sich ein wenig nützlich zu machen und für ihren Aufenthalt in ihrer Herberge aufzukommen.
Auch Shunjalinn und Sefra sehen sich nach nach Arbeit um, als klar geworden ist, dass es länger dauern würde, bis sie weiter kommen. Sie müssen zumindest solange warten, bis Kea wieder reisefähig ist. Und bis dahin müssen sie sich wie Ierás verdingen, damit sie die Wirte bezahlen können. Während ihre Schwester sich wieder der Gerberei zuwendet, bringt sich Sefra in einer Weberei ein, in der sie einer - nach menschlichen Maßstäben - alten Frau zur Hand geht.

Nachdem Lavenia ihre Diagnose gestellt hat, weiß sie auch, was man dagegen unternehmen kann. Allerdings hat sie das benötigte Heilmittel nicht bei sich im Haus und sagt es den Dreien auch. "Es ist die Rinde eines Baumes, den man Cinchona nennt. Vielleicht bekommt Ihr sie in Bluarrent zu kaufen. Aber vielleicht habt Ihr auch... Glück... und begegnet den Faunen." Ungern schickt sie die netten Herrschaften zu diesen unheimlichen Wesen, aber selbst hingehen will sie auch nicht, auch wenn sie schon lange in der Nähe der Faune lebt und bisher nichts als Gerüchte über den Unheil, den sie bringen sollen, gehört hatte, ist sie nicht frei von Vorurteilen. Doch sie weiß genau, dass sie viel bei sich tragen und auch Tauschhandel betreiben und tut es sogar selbst, wenn auch mit einem anständigen Teil Widerwillen, der sie bei den anderen Bewohnern im Dorf nicht zur Komplizin dieser teuflischen Wesen abstempeln lässt. "Allerdings findet man sie nie, wenn man sie braucht. Man muss sich von ihnen finden lassen," erklärt sie geheimnisvoll und mit gesenkter Stimme. "Das sind Zauberer und können sich unsichtbar machen, wenn sie nicht gefunden werden wollen. Aber sie kennen sich gut auf den Ebenen aus und wissen, wo Heilpflanzen zu finden sind. Wenn Ihr etwas habt, das sie begehren, könnten sie Euch die Cinchona geben. Vielleicht Euer schwarzes Fohlen?" Sie verstummt sofort, als Ierás ihr abrupt und grob ins Wort fällt. >"Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!"<
Lavenia räuspert sich und weicht dem finsteren Blick des jungen Mannes aus, aber auch die beiden Elbinnen sehen sehen so aus, als wären sie mit ihm einer Meinung. "Schon gut.. aber vielleicht besitzt Ihr dennoch etwas wertvolles... Vielleicht müsst Ihr auch bis nach Bluarrent reiten, wenn Ihr in den Llelarebenen erfolglos bleibt, und dort brauchen die sicher kein Fohlen." lenkt sie vorsichtig ein und sieht sich wieder in der Runde um. "Seid bitte nur vorsichtig, dass sie Euch nicht verschleppen oder töten. Ich habe gehört.... sie können einen ausgewachsenen Nomander durch einen bloßen Blick zu Boden werfen und ihm solche Schmerzen bereiten, dass dieser nur zu einem erbärmlichen Winseln fähig ist.", warnt sie ein wenig überdramatisiert. Sie hat wohl den Hang dazu, ihre Schilderungen über die Faune, von denen sie offensichtlich wieder spricht, mehr auszuschmücken als unbedingt nötig. Was wirklich an der Geschichte wahr ist, weiß diese selbst nicht einmal, aber gut hört es sich jedenfalls an. Die Elben tauschen nur stumme Blicke, geben ihre Skepsis aber nicht preis, sondern versichern Lavenia nur, dass sie vorsichtig sein würden. Sie sind froh, als die Wirtin endlich abzieht und sich hinunter in die Schankstube begibt, um sich den anderen Gästen zu widmen.

Indes beraten sie sich, was als nächstes zutun ist, obwohl es schon fest steht. Nach Bluarrent ist es einfach zu weit und ist tatsächlich nur eine Notlösung. >"Die Faune also,"< überlegt Shunjalinn laut und erinnert sich an das eine Exemplar, dem sie einst in Olyvars Solar begegnet war. Faron hieß er und suchte nach Arbeit im Stall der Steinfaust. Er war riesig und im Vergleich zu seiner Größe wirkten die Möbel beinahe wie Spielzeug. Es war einfach faszinierend einen solchen seltenden Anblick direkt vor der Nase zu haben. >"Ich reite!"< platzt sie schließlich heraus und ist nicht wenig verblüfft, dass sie alle drei gleichzeit dasselbe gesagt hatten. Sie lachen kurz auf - unsicher - und verstummen sofort wieder. >"Nun, ich finde ich muss reiten....,"< beginnt Ierás schließlich. >"Ich bin schneller als ihr beide!"< behauptet er eilig, als er sieht wie sich die Münder der beiden Elbinnen schon zu einem Widerspruch öffnen. >"Und ich werde sie auch finden."< Entschlossenheit liegt auf seinem Gesicht, wenn Sefra auch wieder dieses merkwürdige Funkeln in seinen grünen Augen bemerkt. Sieht ihre Schwester es nicht?
Lass ihn ziehen, min Sylla... Er schafft es. Er ist stark..., übermittelt sie Shunjalinn vorsichtig, als sie die Sorge über deren Gesicht ziehen sieht und versucht ihre eigenen Zweifel damit beiseite zu räumen. Diese erwidert ihren Blick nur und nickt. Es ist besser, wenn er reitet, ehe er sie alle mit seiner hilflosen Nervosität in den Wahnsinn treibt. Sie geht zu ihrer Satteltasche und holt ein sichtbar schweres Beutelchen daraus hervor. Darin wühlt sie mit spitzen Fingern ein wenig herum, scheint zu überlegen und abzuwägen, ehe sie dann mit einem leisen Schnaufen das Beutelchen wieder zuzurrt und es Ierás zuwirft, der es mit fragendem Blick auffängt. >"Bezahl damit..."< lautet die einzige Erklärung, weicht jedoch der unausgesprochenen Frage aus. >"Und beeil Dich...,"< fügt sie überflüssigerweise hinzu und erntet ein abfälliges Schnauben. Natürlich würde er sich beeilen. Kea ist ihm mehr wert, als alles andere, mutmaßlich sogar mehr als sein eigenes Seelenheil.
Flink packt Ierás die nötigsten Sachen zusammen, verstaut das Beutelchen unter seiner Tunika und tritt an Kea's Bett heran. Sanft streicht er ihr schweißfeuchtes Haar zurück, küsst sie auf die fieberheiße Stirn und flüstert zärtliche Worte, die so leise sind, dass sie nur Kea hören kann. Es fällt ihm sichtlich schwer, sich vom Krankenbett loszueisen. Die Befürchtung, seine Geliebte das letzte Mal lebend zu sehen, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Doch die Dringlichkeit der Sache gewährt ihm keinen Aufschub. Shunjalinn tritt vorsichtig an die Seite ihres knieenden Sohnes und berührt ihn sacht an der Schulter. Sie scheinen einen kurzen Gedanken auszutauschen, denn Ierás erhebt sich schwermütig und strafft seine Schultern, ehe er seine Satteltasche packt und sich mit einem knappen Nicken in Sefras Richtung aber ansonsten wortlos der Tür zuwendet. Sie hören seine Schritte die Treppe hinunterstapfen, im Schankraum kurz halt machen, als die Wirtin ihn aufhält und ihm viel Glück wünscht. Obwohl sie wenig Geld zur Verfügung haben, können sich die beiden Elbinnen sicher sein, dass Lavenia ihm einen Proviantsbeutel mitgegeben hat. Der Junge hatte viel zu sehr abgenommen und das Brot, ein Viertel Laib Käse und die Flasche Krautbier würde ihn zumindest vor dem Verhungern bewahren, wenn ihn die Gehörnten nicht aufgeschlitzt an den nächsten Baum hängen um ihn ausbluten zu lassen. Lavenia hat eindeutig eine zu lebhafte Phantasie, die Ierás jedoch in diesem Fall zu Gute kommt.

Während sie darauf warten, dass Ierás mit dem Heilmittel zurückkehrt, versuchen die Wirtin, Sefra und ihre Schwester unentwegt das Fieber zu senken oder es zumindest konstant zu halten, damit Kea nicht unter ihren Händen verbrennt, indem sie ihr abwechselnd Brühe, Honigwasser und Tee's einzuflößen versuchen, stetig kühlende Wickel erneuern und Nachts an ihrem Bett wachen und immer wieder dabei den schwachen, oberflächlichen Puls kontrollieren, wie es ihnen Lavenia gezeigt hatte. Sie ist mittlerweile nur noch selten bei Bewusstsein und selbst dabei kaum ansprechbar. Sie scheint sogar mit offenen Augen zu träumen, spricht unverständlich vor sich her, unzusammenhängende Sätze, die keinen Sinn ergeben scheinen. Gerade als sie befürchten müssen, dass sie die nächste Nacht nicht übersteht, beginnt das Fieber aber wieder etwas abzusinken, doch durch Lavenia wissen sie, dass dies nur der nächste Aufschub ist, bis es innerhalb von wenigen Stunden oder auch einigen Tagen wieder von neuem beginnt, und so beobachten sie die Halbelbin besorgt weiter.
Es dauert einige Zeit, nach Empfinden aller Beteiligten viel zu lange, bis Ierás wieder zurückkehrt, staubig, erschöpft und wider aller Erwartungen der Wirtin dennoch wohlauf und von den Faunen unversehrt. Nicht ohne Stolz zeigt er auf den gut gefüllten Beutel und überreicht ihn gleich Lavenia, damit sie daraus das Heilmittel herstellen kann, bevor er zu Kea - deren Fieber inzwischen wieder angestiegen ist - auf das Zimmer läuft und von ihrer Seite nun nicht mehr fortzubekommen ist, selbst als die Wirtin mit einem Becher Cinchona-Sud herantritt. Sie lässt ihn gewähren und überlässt es ihm, der jungen Frau die bittere Flüssigkeit einzuflößen, erklärt ihm genau, wieviel und wie oft er es wiederholen muss. Nach einigen Stunden, nachdem sie es tatsächlich bei sich behalten hatte, scheint es auch tatsächlich seine Wirkung zu zeigen. Das Fieber sinkt langsam aber stetig und kehrt sogar nach einigen Tagen regelmäßiger Behandlung nicht wieder. Auch ihr Bewusstsein klärt sich gleichsam, auch wenn sie noch immer recht schwach bleibt.

Das Sumpffieber hat Kea's Körper so stark geschwächt, dass er eine Weile braucht, sich wieder zu erholen. Es geht ihr mal besser und mal schlechter. Sobald kleinste Anzeichen davon zu erkennen sind, dass das Fieber wieder Besitz von ihr ergreift, verwenden sie die Cinchonarinde, um es schon im Keim zu ersticken. Doch die Abstände dieser Anfälle werden von mal zu mal immer länger und die Fieberschübe leichter. Dennoch braucht sie noch einige Mondläufe bis sie sich sicher sein kann, nicht vor Schwäche vom Pferd zu fallen. Sie alle kümmern sich rührend um sie, einschließlich der Wirtin, die immer Extraportionen dem schmalen Halbelbenmädel auftischt und sich dann darüber entrüstet, wenn sie davon mit schwachen Appetit wie ein Vögelchen nur ein paar Happen davon aufpickt, obwohl sie wie ein Kind nebenher noch immer wieder ein paar frisch gebackene Honigküchlein zugesteckt bekommt, sobald sie an der Küche vorbeikommt. Und da die Tür zur Küche direkt neben der Treppe liegt, die zu den Gästezimmern führt und Kea unweigerlich daran vorbei muss, wenn sie nach den Pferden und besonders dem heranwachsenden Caristo sehen will, kommt es dementsprechend oft vor. So oft, dass sie so oft wie möglich versucht sich unauffällig daran vorbeizuschleichen, nur um wieder nicht mit irgendwelchen Leckerbissen vollgestopft zu werden. Sefra beobachtet das Spielchen schon eine ganze Weile mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen und amüsiert sich insgeheim über den kleinen Kampf der Halbelbin, die aber widerum die Gefühle der Wirtin nicht verletzen will, indem sie das angebotene Essen schlicht offen ablehnt.

Erst im Frühjahr, Ende Eisfrost, ist Kea soweit genesen, dass sie es wagen können weiterzureisen. Seit einigen Wochen hat sie keinen Fieberanfall mehr gehabt, so dass sie sich sicher sind, es zumindest bis Torhof zu schaffen, bis es ihr vielleicht wieder schlechter gehen könnte, damit sie nicht wieder fiebernd am Wegesrand schlafen muss. Sie besitzen noch etwas von der Cinchonarinde und auch ein Fläschchen fertigen Extraktes, den Lavenia für sie abgefüllt hatte. Aus Dankbarkeit für die Hilfe haben sie der Wirtin auch einen kleinen Teil des der Rinde überlassen, damit sie für den Notfall auch noch etwas davon im Haus hat.
Den ganzen Weg bis Torhof haben sie ein besonderes Auge auf Kea und rasten, sobald sich bei ihr die Anzeichen von Erschöpfung deutlich machen, selbst wenn sie es von selbst kaum gern zugibt. Dennoch schaffen sie es bis Anfang Goldschein endlich an die Grenze Arduns zu gelangen und in Torhof einzureiten.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 16. Mai 2007, 00:21 Uhr
Keas erster Fieberschub entzieht ihm schlicht den Boden unter den Füßen und ihm bleibt nichts anderes zu tun, als sie im Arm zu halten, ihre auf so seltsame Art heiße und zugleich kalte Haut an seiner. Sein Magen ist ein einziger kalter Klumpen aus Angst und Sorge und dieser bitteren Hilflosigkeit, die ihn in den nächsten Monden nicht verlassen wird. In den dunklen Nächten in der Ebene ist es am schlimmsten; sie fiebert, wirft sich herum und spricht in unzusammenhängenden Sätzen und sie haben nichts weiter als kalte Wadenwickel.
Sie bewegen sich an manchen Tagen keine fünfhundert Schritt vorwärts, an anderen schaffen sie immerhin mehrere Tausendschritt, in denen Ierás Kea vor sich aufs Pferd nimmt und versucht, seine Angst im Zaum zu halten. Die gleiche Angst, die ihn damals bei dem Dämonenangriff den Ogre und diese unschuldigen Männer hatte töten lassen und die ihn jetzt lähmt. Er erträgt die mitleidsvollen Blicke seiner Mutter und Tante, ihre sanften Berührungen nicht; alles was er spüren will ist Kea, lebendig und gesund an seiner Seite.
Nach Wochen, oder Monaten, er weiß es längst nicht mehr; er zählt nur noch in Fieber- oder Schüttelfrostschüben und klaren Stunden; erreichen sie ein kleines Dorf am Ufer des Elayor. Lavenia, die Wirtin des kleinen Gasthofes erweist sich als letzte Rettung für Kea. >Es ist die Rinde eines Baumes, den man Cinchona nennt. Vielleicht bekommt Ihr sie in Bluarrent zu kaufen. Aber vielleicht habt Ihr auch... Glück... und begegnet den Faunen.< Sie klingt bei diesen Worten, als würde sie einen von ihnen in den sicheren Tod schicken, doch er sieht seiner Mutter und Sefra an, dass dem nicht so sein kann. >Allerdings findet man sie nie, wenn man sie braucht. Man muss sich von ihnen finden lassen. Das sind Zauberer und können sich unsichtbar machen, wenn sie nicht gefunden werden wollen. Aber sie kennen sich gut auf den Ebenen aus und wissen, wo Heilpflanzen zu finden sind. Wenn Ihr etwas habt, das sie begehren, könnten sie Euch die Cinchona geben. Vielleicht Euer schwarzes Fohlen?< "Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage!" Er fällt der alten Frau unhöflich ins Wort und kann sich gerade noch davon abhalten, grob nach ihr zu fassen. Nicht Caristo, nein. Nein, nicht das Fohlen. Sie hängt so an ihm. Nein. Er schüttelt den Kopf, fährt sich mit der Hand übers Gesicht und rümpft angewidert die Nase. Götter, ich stinke. Lavenia lässt sie in dem kleinen Zimmer allein mit ihren Gedanken und es ist Ierás, der sich schließlich auf den Weg in die Ebenen macht, einen Beutel voll Silber- und Obsidianschmuck und ein wenig Brot, Käse und eine Flasche Krautbier im Gepäck.

Er reitet Edanwen, ungesattelt und ohne Zaumzeug, nicht, weil er sich Sorgen um das seelische Gleichgewicht des Hengstes macht; es würde einfach nur unnötige Zeit kosten. Jetzt, wo er ein Ziel und eine Aufgabe hat, lässt die Hilflosigkeit endlich nach und er wird einen Teufel tun, ohne diese dämliche, lebensrettende Rinde zurückzukehren. Nigrés und Caristo bleiben in Eldena, sie würden ihn nur aufhalten; und ehe die Faune doch auf die Idee kommen, nur den kleinen Hengst als Tauschobjekt zu aktzeptieren. Sicher ist sicher.
Der nächste Morgen findet Pferd und Reiter noch immer auf den Beinen. Ierás ist längst abgestiegen um die Kräfte des Hengstes zu schonen, der Versuch einer Rast oder wenigstens einer kleinen Mahlzeit ist kläglich gescheitert. Edanwen trottet mit hängendem Kopf hinter ihm her, müde, aber ohne zu zögern, als würde er selber spüren, wie wichtig dies hier ist. Von den Faunen ist nirgends eine Spur zu sehen, er kann nicht einmal ihre Herden am Horizont ausmachen.
Irgendwann gegen Mittag geben schließlich Ierás Beine nach und er schlägt hart auf dem Boden auf. Er spürt noch Edanwens warme Nüstern, ehe der Schlaf ihn überkommt wie eine dicke, samtige Decke. Neyá.

Die Nacht ist über den Llelar- Ebenen hereingebrochen, als Ierás erwacht. Er wischt sich den Staub und diverse Kleintiere aus dem Gesicht und sieht sich mit heftig schlagendem Herzen um. Im ersten Augenblick kann er Edanwen nirgends entdecken, doch nach einer scheinbar endlosen Schrecksekunde taucht der große Hengst aus der Dunkelheit hinter ihm auf. "Herrje, erschreck mich nicht so." Ierás rappelt sich auf, klopft sich achtlos den Dreck von der Hose und geht auf Edanwen zu. "Wie gehts dir, Großer?" Mit wenigen Handgriffen prüft er die langen, kräftigen Beine des Tieres auf Verletzungen und ist unendlich erleichtert nirgends eine Schwellung oder eine unnatürlich warme Stelle zu finden. Der Hengst scheint die Zwangspause ebenfalls zum Kraftschöpfen genutzt zu haben, denn als Ierás sich auf seinen Rücken schwingt, trabt er schon an. Sie legen mehrere Tausendschritt im kraftvollen Galopp des Hengstes zurück, ehe der junge Mann das Tier schließlich zügelt. "Götterverdammt. Es hat keinen Sinn sie zu suchen. Nirgends auch nur ein Hufabdruck oder Dunghaufen zu sehen." Kurz huscht ihm die alberne Frage, wie Faunendung überhaupt aussieht durch den Sinn, aber er schiebt sie rasch beiseite. Man kann sie nicht finden, man muss sich finden lassen. Das hat die Alte gesagt. Die Aussicht vielleicht mehrere Tage hier in der Ebene herumzusitzen und darauf zu warten von lebenden Legenden gefunden zu werden, missfällt ihm. "Aber uns bleibt nichts anderes übrig, oder?" Ohne das er irgendetwas dagegen tun kann, füllen sich seine Augen mit Tränen. Ich werde zu spät kommen, sie wird längst fort sein, wenn ich wiederkehre. Alles umsonst... Keine Kea mehr da, kein Honigduft..keine Neyá..Neinneinnein.. Kraftlos rutscht er vom Rücken des Pferdes und wieder geben seine Beine unter ihm nach. "Neinneinneinneinnein..Kea." Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und er wiegt sich vor und zurück, während die Tränen sein Gesicht netzen. Er möchte schreien; die ganze Ungerechtigkeit in die Welt hinausbrüllen, die seine Mutter, seine Tante und ihn selbst gegen dieses tückische Fieber immun macht und ihm dafür seine Kea zu nehmen droht. Er glaubt, Edanwens irritierte Blicke zu spüren, aber er ist nicht in der Lage, sich zusammen zu reißen. Sein Schluchzen schwebt heiser und kehlig über die Ebene und er lässt sich achtlos auf die Seite fallen. Das harte Gras kitzelt ihn, aber er hat mit einem Mal nicht einmal mehr die Kraft, sich bequem hinzulegen. Und eigentlich ist es doch sowieso egal. Keine Kea..

Als er erwacht blickt er direkt in ein paar rauchgraue Augen und für einen winzigen Moment glaubt er, seine Mutter sei ihm gefolgt und habe ihn gefunden. "Mutter.." Die Augen verschwimmen, aber er glaubt, ein belustigtes Glitzern darin entdeckt zu haben. Erst nach mehrmaligen Blinzeln klärt sich sein Blick und er erkennt, dass es nicht die Augen seiner Mutter sein können. Oder hat sie plötzlich Hörner. Irgendwas an diesem Gedanken lässt ihn wie von der Tarantel gestochen auffahren. Sofort sieht er sich einem Speer gegenüber, der drohend genau auf den Punkt zwischen seinen Augenbrauen zeigt. "Schon... schon gut." Er muss sich räuspern um halbwegs menschlich zu klingen, doch sein Krächzen scheint zu genügen. Der Faun legt den Kopf schief, eine Augenbraue leicht in die Höhe gezogen und ein beinahe schelmisches Lächeln auf den Lippen und in den Augen. Zögernd senkt er den Speer und Ierás kann sich ausmalen, dass er nun wirklich nicht nach einer ernsthaften Bedrohung für dieses riesige Wesen aussieht. "Die Zwölf zum Gruße." Ierás neigt den Kopf, reibt sich mit den Handrücken die verschwollenen Augen und ist erleichtert, als eine stark nach Ziege riechende Flasche vor seinem Gesicht auftaucht. "Danke." Er öffnet die lederne Flasche und das Wasser ist unerwartet kühl und schmeckt nach Ziege und Staub. Als er die Augen wieder öffnet sieht ihn der Faun noch immer mit einem faszinierten Gesichtsausdruck an und Ierás fragt sich, ob sie jeder für den jeweils anderen die erste Begegnung darstellen. Na das kann ja heiter werden.. was sprechen Faune eigentlich für eine Sprache. Vielleicht hätte ich das Lavenia fragen sollen, ehe ich überstürzt losreite. Er rappelt sich mühsam auf, was den Faun dazu bringt, einige Schritt zurück zu weichen. Beschwichtigend hebt er die Hände und gibt seinem Gegenüber die Möglichkeit, zu erkennen, dass er bis auf den Dolch unbewaffnet ist. "Äh.. verstehst du mich?" Wieder trifft ihn der enervierende Blick, doch der Faun nickt. >Ja.< Er hat eine angenehm tiefe Stimme und gemeinsam mit dem Lächeln, das noch immer in seinen Augen ruht, macht ihn das für Ierás auf Anhieb sympathisch. "Einen Heiler, ich brauche Medizin, meine Gefährtin hat das Sumpffieber und ich muss ihr helfen, ich dachte schon, ich würde euch nicht mehr finden.." Ierás kann nichts gegen den Wortschwall tun, der ihm da so plötzlich über die Lippen kommt, doch der verwirrte Blick seines Gegenübers lässt ihn schließlich stocken. Von wegen, du verstehst mich..Götter. Er ist groß gewachsen, doch er muss auch im Stehen empor blicken, um dem Faun ins Gesicht zu sehen. "Cinchona. Verstehst du? Cinchona. Medizin." Dieses Wort scheint der Faun wieder zu kennen und er macht ein erleichtertes Gesicht. >Cinchona. Ist bei Schamane... Heiler. Komm.< Ierás zögert nicht; er sieht sich rasch nach Edanwen um und es scheint, als hätte der Hengst nur auf das Zeichen zum Aufbruch gewartet, denn er ist sofort da. Sie legen den Weg zum Lager des Faunenstammes schweigend und Ierás kann sich nur knapp davon abhalten, den Faun zur Eile anzutreiben.

Auf dem Rückweg treibt er Edanwen gnadenlos zur Eile und legt nur eine knappe Rast von wenigen Stunden ein, die das Pferd aber auch dringend benötigt. Der Schamane des Stammes hatte die Allgemeinsprache erstaunlich gut gesprochen und hatte nur auf einem kurzen Handel bestanden. Ierás hätte ihm auch den ganzen Beutel gegeben, aber er wusste, dass es Völker gab, für die Feilschen schon beinahe Ritualcharakter hatte und die tödlich beleidigt sind, wenn man sie um diesen Spaß bringt. Und da er auf keinen Fall riskieren möchte, aufgrund seiner Unhöflichkeit Keas heilmittel nicht zu bekommen, geht er darauf ein und erhält gegen drei Armreifen und vier Ketten mit Anhängern einen großen Beutel voll Cinchona.
Lavenia sieht ihn an, als wäre er ein Geist und er kann es ihr nicht verübeln. Die Tage in der Ebene haben deutliche Spuren hinterlassen. Er blickt aus roten, tiefliegenden Augen auf die alte Frau; der Beutel mit ihrem Proviant ist unangetastet und hängt als Gegengewicht an dem Beutel mit der Rinde. "Ich habe es." Sie nickt nur und er kann sehen, wie sich ihre Finger zu einem hastigen Zeichen gegen das Böse verschränken, aber es ist ihm herzlich egal, was sie von ihm denkt, solange sie nur Recht hat und Kea... "Kea. Wie..?" Jetzt wird das Gesicht der Frau weich und sie lächelt sogar leicht. >Nicht besser, aber auch nicht viel schlechter. Aber dies hier wird ihr helfen. Ganz sicher.< Er nickt und scheucht sie dann mit einer flüchtigen Geste in die Küche, um den Sud aufzukochen. Er selbst versorgt Edanwen mit einer Unmenge Heu und frischem Wasser, kontrolliert noch einmal sämtliche Gliedmaßen des Tieres und stürmt dann an Keas Bett.
Sie ist noch genauso blass, genauso dünn und genauso krank wie in seiner Errinnerung und einen Augenblick wird ihm schlecht vor Erleichterung. Sie hatte sich nicht davon geschlichen und jetzt hatte sie auch keine Chance mehr dazu. Er hatte das Cinchona besorgt.

Das Fieber sinkt tatsächlich und als Kea das erste Mal auf ihn gestützt das Bett verlässt muss er hart an dem Kloß in seinem Hals schlucken. Nicht fort. Neinneinnein.. Er hatte sich irgendwann dazu überreden lassen, die Krankenpflege wenigstens für solange Sefra und Shunjalinn und Lavenia zu überlassen, wie es dauert, ein gründliches Bad zu nehmen und endlich etwas zu essen. Sein Lager schlägt er auf einem Strohsack in einer Ecke des Krankenzimmers auf, um nur irgendwie in ihrer Nähe zu sein.
"Neyá. Ich.. wir müssen reden." Sie sieht ihn an und lächelt und er streicht ihr sanft das Haar aus dem Gesicht. >Wenn Ihr auch nur einen Sekhelrin abschneidet..< Er hatte die Drohung unvollendet gelassen, doch sie hatte gewirkt. Die alte Frau war erschrocken zurückgewichen, hatte noch etwas von "fieber senken, viel Wärme verlieren.." gemurmelt und war dann aus dem Zimmer geeilt. Sie hatte nicht mehr versucht, Keas Haar zu schneiden und Ierás ist sich noch immer nicht sicher, warum er so darauf bestanden hatte. "Neyá.. Die Männer.. in Talyra, du hattest mich gefragt, damals in der Steinfaust." Er hatte sie gebeten, ihm Zeit zu geben, bis er soweit sei um darüber zu reden und auch wenn er sich nicht sicher ist, ob er jetzt bereit ist, weiß er doch, dass sie ein Recht auf die Wahrheit hat. Sie ist mir gefolgt, bis hierher. Sie wäre beinahe gestorben, weil ich sie hinter meiner Mutter hinterherschleifen musste.. Er spricht leise, auch wenn er dafür gesorgt hatte, dass niemand sie in der nächsten Stunde stören würde. Die Worte die er wählt erscheinen ihm ungenügend, doch er weiß, dass er sie aussprechen muss, denn in der gedanklichen Welt fühlen sich diese Worte irgendwie grundfalsch und unvollständig an. Als wären sie nie gesagt, nie gedacht worden. "Neyá. Du weißt, dass ich von meinem Vater Magie geerbt habe, du hast es erlebt... Aber da ist nicht nur dieses Schweben, so hilfreich das allein auch schon ist. In dem Sommer als wir uns kennenlernten ist jemand in das Haus meiner Mutter eingebrochen. Ich war allein, habe ihn gehört und als er auf mich losgegangen ist... Es ist einfach passiert. Ich hatte Angst und Schmerzen und ich wusste, dass er mich töten würde und ich wusste, dass ich ihn nur aufhalten konnte, wenn ich ihm zuvor käme.." Ihre Augen wirken in dem blassen, hohlwangigen Gesicht unnatürlich groß, aber sie hört ihm zu, lässt ihn erklärend ausholen und unterbricht ihn nicht. Er spricht von der Angst und dann von der plötzlichen Ruhe, die ihn erfasste, als er einen Entschluss gefasst hatte. "Ich.. ich habe gedacht, Brenne und er hat gebrannt. Von innen heraus.. es.. es hat richtig aus ihm herausgestrahlt.." Kea macht ein kleines Würgegeräusch und er unterbricht sich. Würde sie die Faszination verstehen, die ihn in diesen kurzen Momenten erfasst hatte und die ihn später den Tot dreier unschuldiger Männer in Kauf nehmen ließ. Diese stille Freude an seiner eigenen Macht, das Erstaunen über die Hitze des Feuers und dem Unwillen, dies alles schließlich doch erlöschen zu sehen? "Kea, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Ich verstehe mich selbst nicht in diesem Punkt. Ich weiß, dass es nicht richtig war, diese Männer dem sicheren Tod zu überlassen, aber ich bereue es nicht. Nicht wenn es dabei um dein Leben geht. Ich hatte solche Angst, dass dieser Ogre dich töten würde und mir war einfach alles Recht, um das zu verhindern. Und als du in Sicherheit warst.. Da habe ich es genossen, ihn brennen zu sehen. Er sollte leiden für das was er dir angetan hat, für die Angst.. für meine Angst." Sie schweigt immer noch, sieht ihn nur an. So lange, dass er beginnt, sich wirklich unwohl unter ihrem Blick zu fühlen. Als er ihren Geist spürt, der vorsichtig an den Grenzen seines eigenen entlangtastet, öffnet er ihr seine Gedanken. Das, was sie dort vorfindet, lässt sie blinzeln. >Bitte. Geh.< Ihre Worte lassen einen Teil seines Selbst zu Eis erfrieren und obwohl er ihr noch so viele Dinge sagen will, muss, steht er mit hölzernen Bewegungen auf und verlässt den Raum.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kizumu am 16. Mai 2007, 18:22 Uhr
Die Zwölf zum Gruß, Olyvar,

ich werde dir nicht sagen, die wievielte Version dieses vermaledeiten Briefes du jetzt in Händen hältst; das Zählen habe ich längst aufgegeben. Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich jetzt die richtigen Worte finde. Es geht uns allen gut, auch wenn sich unsere Reise aufgrund Kea´s Krankheit um einiges verzögert hat. Ierás und sie sind uns gefolgt und es war mir nicht möglich, sie daran zu hindern, uns weiter zu folgen.


Shunjalinn sieht aus dem Fenster vor dem sie an einem der robusten Tische des Gasthauses in Torhof sitzt. Besagte Kea steht an Ierás gelehnt und beobachtet Caristo dabei, wie dieser den Hof des Wirtshauses unsicher macht. Sie ist immer noch blass und furchtbar dünn, auch wenn die Arduner Sommersonne, die alte Lavenia und sie drei sich alle Mühe gegeben hatten, daran etwas zu ändern.

Das Mädel hat sich im Tiefen Grund das Sumpffieber eingefangen und uns in den Llelarebenen damit überrascht. Wir haben den ganzen Sommer gebraucht, um wenigstens bis an die Ufer des Elayor zu gelangen. Zum Glück gibt es in Eldena, einem Dörfchen am Ufer des Flusses, eine in der Heilkunde bewanderte Wirtin, die uns bei der Pflege unterstützt hat. Sie schickte Ierás in die Ebenen zu den Faunen, eine Rinde, ein Heilmittel namens Cinchona besorgen.

Wieder wandert der Blick der Elbin aus dem Fenster hinaus, diesmal allerdings zu ihrem Sohn. Auch ihr war sein Verhalten während Kea´s Krankheit aufgefallen, doch den sehr unangenehmen Gedanken, der ihr dazu gekommen war, hatte sie möglichst weit fort geschoben. Der Schatten in seinen Augen und der bittere Zug um seinen Mund, wenn er nicht auf sein Gesicht achtet, erschrecken sie jedes Mal.

Der Rest unserer Reise verlief ereignislos, aber wir sind noch immer nicht am Ziel angelangt. Auch wenn man den Riatyr an klaren Tagen schon am Horizont erkennen kann. Jetzt rasten wir seit etwa einer Woche in Torhof, um den Pferden und uns genug Zeit zum Ausruhen zu gönnen.

Wieder unterbricht Shunjalinn, diesmal um der jungen Bedienung zu winken. Ihre kleine Reisegruppe hatte bei ihrer Ankunft einiges Aufsehen erregt; auch an so einem großen Handelsposten wie Torhof sieht man so weit im Norden nur selten mehr als einen Elben. Doch nach einer sehr unauffälligen Woche ohne Zauberei; verdorbene Milch oder ähnliche Vorfälle, haben sich die Bewohner der Karawanserei an sie gewöhnt. Mal sehen, was sie zu dem "Wandbild" sagen. Ich hoffe wir sind weit weg, bevor sie es entdecken. Mit einem Grinsen denkt Shunjalinn an den vorletzten Abend zurück, an dem Sefra und sie etwas zu tief in die Gläser geschaut hatten. Kichernd wie zwei Backfische an Inari hatten sie die in ihren Augen unerträglich langweilige Steinwand ihres Zimmers mit einigen sehr eindeutigen Szenen verschönert.
"Danke." Sie lächelt dem Mädchen, das ihr den Becher mit kühlem Weißwein bringt freundlich zu, taucht den Federkiel in das Tintenfass und führt, sorgsam darauf bedacht die Seite nicht vollzuklecksen, zögernd fort.

Gestern erreichte eine kleine Karawane Tofhor und einer der Händler kam sofort zu uns. Wir fallen auf, wie die sprichwörtlichen bunten Hunde. Er hatte deinen Brief und die Unterlagen dabei. Es erleichtert mich, zu wissen, dass es den Kindern und auch dir gut geht. Und dass sie nachdem Feorna fort ist wieder jemanden haben, der für sie da ist. Ich vermisse sie wirklich sehr.

Ierás und Kea betreten polternd den Gastraum und Shunjalinn hebt betont langsam und mit hochgezogener Augenbraue den Kopf. Drei dicke, glänzende Tintentropfen verunzieren das Papier; sie war zusammengezuckt, als die Tür sich so abrupt geöffnet hat. Während Kea gleich zu ihr an den Tisch kommt, geht Ierás zur Theke, wo ihn das Mädchen mit roten wangen und leuchtenden Augen nach seinen Wünschen fragt. Shunjalinn fällt auf, dass ihr Sohn dieses offensichtliche Interesse an ihm völlig ignoriert. Er ist freundlich, lächelt sogar; doch sie ist beinahe sicher, dass er sich, wenn er an ihren Tisch kommt, nicht mehr an ihr Gesicht würde errinnern können.
"Geht es dem Fohlen gut?" Kea nickt mit einem Lächeln und streicht sich das lange Haar zurück. Ierás hatte lang und hart mit Lavenia diskutiert, um diese daran zu hindern, dem Mädchen zur Bekämpfung des Fiebers, den Kopf zu scheren. >Ich glaube, er langweilt sich, fünf Tage an einem einzigen Fleck.< Das Mädchen sieht auf, als Ierás an den Tisch herantritt und rückt ein Stück beiseite, um ihm Platz auf der Holzbank zu schaffen. >Das Essen kommt gleich. Der Brief an Olyvar?< Er deutet mit dem Kopf auf die am Boden und auf dem Tisch verstreuten Papierbälle. Sie nickt mit einem verschmitzten Grinsen und schiebt die zerknüllten Briefe zusammen. "Ich komme nicht wirklich weiter damit. Aber ich muss. In zwei Tagen wollen wir aufbrechen und ich will den Brief gleich von hier aus abschicken." Die Elbin zuckt mit den Schultern und räumt rasch die Blätter ganz beiseite, als die Bedienung das bestellte Essen bringt. Das Papier das sie am Vortag bei einem der Händler erstanden hatte, ist nicht von der besten Qualität die der Mann anzubieten hatte, aber es genügt ihren Ansprüchen völlig. Sie hatte schon geahnt, das ihr viele entnervende Versuche bevorstehen und lieber etwas mehr gekauft, aber mindere Qualität war noch lange kein Grund, es mit Essen zu bekleckern. Ich hoffe, es übersteht den Weg nach Talyra.

Der Abend ist schon weit fortgeschritten, der Gastraum ist gut gefüllt und Shunjalinn lässt sich mit nicht allzu schlechtem Gewissen von ihrem Brief ablenken. Einige Musikanten sind mit der letzten Karawane des Tages angekommen und sie haben sich mittels einer Menge flüssiger Bestechung dazu überreden lassen, aufzuspielen. Ierás hat Kea schon vor sechs oder sieben Liedern auf die improvisierte Tanzfläche gezogen, wo sie noch immer eng umschlungen tanzen. Shunjalinn lächelt über dieses Bild. Das Mädchen war ihr in den letzten Jahren wirklich ans Herz gewachsen und die langen Stunden, Tage und Nächte an ihrem Krankenbett hatten sie oft nicht nur körperlich an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Ich will mir nicht einmal vorstellen, was Ierás getan hätte, wenn.. Die Elbin wischt diese Gedanken mit einem unwilligen Schnauben beiseite; Kea war am Leben und Ierás.. nun ihm würde es sicher auch bald wieder besser gehen. Seit seiner Rückkehr aus den Ebenen weicht er ihr nicht mehr von der Seite und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Sie ahnt, dass die beiden in den langen Stunden, die sie im Wirtshaus in Eldena und später auf den Wanderungen um das Dorf herum verbracht haben, irgendetwas grundlegendes, wichtiges besprochen hatten und dass diese Gespräche sie beide noch enger aneinander gebunden hatte. So wie es bei Olyvar und mir nie war. Zu diesem Ergebnis kommt sie jetzt nicht zum ersten Mal; irgendwann, als sie gerade mit dem Schaber eine Ochsenhaut von Fett und Haaren befreit hatte, war ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen. War es wirklich nur das körperliche, das uns aneinander gebunden hat, so wie er es befürchtet hat? Nein, das kann nicht alles gewesen sein.. dann täte es nicht so weh. Shunjalinn wird abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als sich eine große Hand um ihre schließt und sanft aber bestimmt daran zieht. >Kommt schon, Mylady, kein Trübsal blasen an einem Abend wie diesen.< Ein nicht mehr ganz junger und nicht mehr ganz nüchterner Händler grinst sie unter einem blonden Bart heraus an und sie kann gar nicht anders, als dieses Grinsen zu erwidern.

Der Abend ist längst hereingebrochen und ich habe mich vor dem weiterschreiben lange genug gedrückt. In zwei Tagen werden wir aufbrechen, die letzte Etappe unserer Reise steht uns noch bevor. Mir graut vor dem, was uns erwarten mag. Sefra und ich haben lange über den Grund dieser Nachricht gerätselt.

Sie hält inne, starrt auf die dunklen Scheiben vor sich und die Tinte auf dem Papier ist schon längst getrocknet und nachgedunkelt, als sie fortfährt.

Ich habe mich bemüht, diesen Brief möglichst, wie soll ich sagen, sachlich zu verfassen; für all die Dinge die ich in den letzten Monden gelernt habe, ist kein Platz mehr, weder hier auf dem Papier, noch wie ich vermute in deinem Leben. Ich möchte dich um Verzeihung bitten, dafür dass ich Mut vorgetäuscht habe, wo im Endeffekt gar keiner war und für ein gebrochenes Versprechen; denn das ist es, auch wenn du mich davon losgesprochen hast. Ich weiß, dass du dich um die Kinder gut kümmern wirst, darum muss ich dich nicht bitten. Meine Hoffnung ist, auch wenn es schmerzt so etwas zu denken, dass sie mich nicht vermissen; ich weiß wie es sich anfühlt, das genügt wohl. Ebenso hoffe ich, dass dieser Brief die Kinder und dich bei guter Gesundheit antrifft. Falls du Niniane, Arúen und den anderen begegnest; vielleicht kannst du sie von mir grüßen?
Ich weiß nicht, wann oder ob ich überhaupt wieder nach Talyra zurückkehre, aber ich.. Ach, Götterverdammt, ich würde mich freuen, ab und zu etwas von euch zu hören.

Shunjalinn


Erleichtert es endlich zu Ende gebracht zu haben, faltet sie den Brief sorgfältig zusammen und wirft einen langen Blick auf den Haufen zerknüllter Seiten, der von ihren erfolglosen Versuchen zeugt, einen ebenso anständigen Brief zu schreiben, wie es Olyvar getan hatte. Ein paar Fakten, ein "es geht allen gut", kein "Du fehlst mir" und auch kein "Ich habe den größten Fehler meines Lebens begangen". Auch wenn all dies der Wahrheit entspräche; sie hat kein Recht mehr auf diese Worte an ihn. Zum Schluss ist es ihr zwar doch misslungen, dass weiß sie, aber sie findet auch nicht die Kraft, jetzt noch einmal von vorn zu beginnen.
Es ist still geworden im Wirtshaus, selbst die wirklich harten Zecher haben irgendwann nach Mitternacht aufgegeben. Sie fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht und seufzt. Wahllos greift sie nach einem der zerknüllten Entwürfe. Der Anfang war immer derselbe gewesen, eine kurze Erklärung, dass Kea und Ierás bei ihr seien, die Halbelbin schwer erkrankt und sie deshalb noch lange nicht am Riathar angelangt. Doch dann war sie irgendwie immer abgerutscht. Mit einem wehmütigen Lächeln streicht sie das Papier auf dem Tisch glatt und liest die Zeilen darauf noch einmal, ehe sie sich erhebt und nach dem Kerzenhalter greift. Das große Feuer ist längst für die Nacht abgedeckt und die Flamme ihrer kleinen Kerze wirft flackernde Schatten an die Wände. Irgendwo knarrt eine Diele und der leise Lufthauch, der sich durch die Tür die sie öffnet stiehlt, wirbelt das einzelne Blatt vom Tisch auf den Boden, wo es auf den von einem langen Tag staubigen Holzbohlen liegenbleibt.

Jeder Atemzug, jeder Schritt, trägt deinen Namen weit mit sich mit*.



* (C) Schandmaul "Dein Anblick"

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 28. Mai 2007, 14:33 Uhr
Von ihrem anfänglichen Aufenthalt in dem kleinen Gasthof bekommt Kea kaum etwas mit. Sie ist selten wach, dafür halluziniert sie unter ihren Fieberschüben, dass es einem Angst und Bange werden kann. Sie merkt nicht wie Ierás sich um sie sorgt und bemüht, merkt ja kaum, dass er nicht mehr an ihrem Bett wacht als er sich aufmacht die Faune zu finden um ein Heilmittel für sie zu bekommen. Sie hat auch später keine Erinnerung mehr daran wie er zurück gekommen ist und ihr das bittere Getränk eingeflößt hat. Erst als das Fieber wieder gesunken war und sie beim Öffnen der Augen auch tatsächlich Ierás sieht und keine ihrer fiebrigen Wahnvorstellungen. Sie ist froh wach zu sein und ihn zu sehen und doch fühlt sie sich kaum stark genug um auch nur die Hand zu heben und ihn zu berühren. Ihre Lippen sind spröde und als sie sie öffnet kommt nur ein heiserer Ton hervor, aber kein Wort, geschweige denn ein ganzer Satz. Ierás streicht ihr über das schwarze Haar und lächelt. >Schon gut!< sagt er, hilft ihr wie schon so viele Male in den letzten Monden, sich aufzurichten und etwas zu trinken. Sie schafft es irgendwie seine Hand ein zu fangen und an sich zu ziehen. Lange kann sie sich noch nicht wach halten, aber es ist ein Schlaf der sie wieder zu Kräften bringt. Es dauert noch einige Tage bis Kea zum ersten Mal das Bett verlassen kann. Sie ist früh am Morgen erwacht, Ierás den sie sonst immer wach an ihrer Seite vorfindet, liegt schlafend auf seinem Lager neben ihrem Bett und sie beobachtet ihn eine Zeit lang im Schlaf, ehe sie beschließt, nicht länger im Bett bleiben zu wollen. Sie fühlt sich wie ein kleines Kind das versucht das Gehen zu erlernen. Ihre Beine sind noch so schwach, dass sie sie kaum tragen wollen und zu allem Überfluss wird ihr beim Versuch aufzustehen auch noch schwarz vor Augen. Sie sinkt sofort zurück aufs Bett und Ierás neben ihr fährt wie von der Tarantel gestochen auf. Er ist sofort bei ihr und fragt ob alles in Ordnung sei, die Sorge ist ihm dabei praktisch auf die Stirn geschrieben. Keas Kreislauf hat sich schnell wieder eingependelt und sie erklärt ihm, dass sie versucht habe aufzustehen und es wohl etwas zu schnell angegangen ist. Ierás lächelt erleichtert und legt einen Arm um sie, hilft ihr auf zu stehen und einige wenige Schritte durch den Raum zu gehen, ehe ihr die Kraft ausgeht und er sie zurück ins Bett heben muss. Es geht ihr jeden Tag besser, aber das lange Liegen und die Krankheit haben stark an ihren Kräften gezehrt die nur langsam zurückkehren. Seit sie wach ist merkt Kea, dass Ierás etwas sagen möchte, aber es dauert einige Tage bis er damit heraus rückt. Sie sind zum ersten Mal gemeinsam die Stufen nach unten gegangen und der Weg zurück hinauf hat sich als äußerst schwierig gestalten, aber schließlich sitzt sie wieder in ihrem Bett als Ierás endlich mit der Sprache heraus rückt.
> Neyá.. Die Männer.. in Talyra, du hattest mich gefragt, damals in der Steinfaust. Du weißt, dass ich von meinem Vater Magie geerbt habe, du hast es erlebt... Aber da ist nicht nur dieses Schweben, so hilfreich das allein auch schon ist. In dem Sommer als wir uns kennenlernten ist jemand in das Haus meiner Mutter eingebrochen. Ich war allein, habe ihn gehört und als er auf mich losgegangen ist... Es ist einfach passiert. Ich hatte Angst und Schmerzen und ich wusste, dass er mich töten würde und ich wusste, dass ich ihn nur aufhalten konnte, wenn ich ihm zuvor käme.<
Er spricht von den Unschuldigen die umgekommen waren als er den Ogre getötet hat. Das Gespräch darüber ist schon längst überfällig, aber bis jetzt hat Kea es immer in eine hintere Ecke ihrer Gedanken geschoben. Er hatte Zeit gebraucht um darüber zu sprechen, etwas das Kea erst kaum akzeptieren wollte, da all diese Fragen und Ängste aus ihr heraus brechen wollten und sie seine beruhigenden Worte hören wollte, dass es ihm nicht gleichgültig war, dass es ein Unfall war, irgendetwas der gleichen. Aber je länger sie dieses Gespräch heraus gezögert haben, desto größer ist die Gewissheit geworden, dass er eben genau das nicht sagen würde und insofern war Kea froh, dass sie diese Worte nicht aus seinem Mund hören musste. Bis eben, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen an dem sie sprechen müssen, weil das Schweigen sonst noch ihre Beziehung gefährden würde.
Die Magie, natürlich hat sie davon gewusst, fliegen war eine aufregende Sache, aber das andere. Sie traut ihren Ohren erst gar nicht, hat er ihr gerade gestanden schon vor einigen Zwölfmonden jemanden getötet zu haben? Ein Einbrecher, es war Notwehr, was hätte er tun sollen? Trotzdem ist der Gedanke äußerst unangenehm, aber sie hört ihm weiter stillschweigend zu.
>Ich.. ich habe gedacht, Brenne und er hat gebrannt. Von innen heraus.. es.. es hat richtig aus ihm herausgestrahlt.<
Sie schluckt und würgt ein wenig, die Vorstellung erinnert sie sofort wieder an die Männer. Sie hat gesehen wie es aussieht wenn jemand von innen heraus verbrennt. Aber was sie noch mehr schreckt ist der Ausdruck in Ierás Augen, der so gar nicht den ihren widerspiegelt. Während sie sich ekelt vor dem Gedanken jemanden um zu bringen, jemanden allein mit ihren Gedanken brennen zu lassen sieht sie in Ierás Augen so etwas wie Begeisterung.
>Kea, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Ich verstehe mich selbst nicht in diesem Punkt. Ich weiß, dass es nicht richtig war, diese Männer dem sicheren Tod zu überlassen, aber ich bereue es nicht. Nicht wenn es dabei um dein Leben geht. Ich hatte solche Angst, dass dieser Ogre dich töten würde und mir war einfach alles Recht, um das zu verhindern. Und als du in Sicherheit warst.. Da habe ich es genossen, ihn brennen zu sehen. Er sollte leiden für das was er dir angetan hat, für die Angst.. für meine Angst.<
Sie weiß dass er es nie richtig gefunden hat diese Männer zu töten, dafür kennt sie ihn gut genug, aber sie weiß wirklich nicht wie sie es aufnehmen soll, dass er nichts bereut. Er hat ihr Leben damit gerettet und dafür ist sie ihm dankbar, aber jetzt sitzt sie hier und muss damit leben, dass andere für sie gestorben sind. Sie versucht sich einzureden, dass der Ogre sie sowieso alle getötet hätte wenn Ierás nicht eingegriffen hätte, aber so recht will ihr der Gedanke keinen Trost spenden. Als letzter Versuch ihn zu verstehen, tastet sie sich mit ihrem Geist vorsichtig an ihn heran. Oft können Worte nicht alles sagen was zu sagen wäre, aber als sie spürt was in ihm brodelt blinzelt sie erschrocken und kann sich nur mit Mühe dazu anhalten nicht zurück zu weichen.
Sie atmet drei Mal tief durch, wendet ihren Blick für einen Moment von ihm ab und sagt schließlich: „Geh bitte!“ Ihr Ton lässt keinen Zweifel, dass sie es tatsächlich so meint und jetzt kein weiteres Wort von ihm hören kann und Ierás verlässt den Raum. Ihre Gedanken rasen und sie versucht sich erst wieder zu koordinieren, was etwas dauert.
„Diese elende Magie!“ flüstert sie. Sie wünscht sich sie wäre nicht in ihm, sie könnte ihm verbieten sie jemals wieder zu benutzen, könnte ihn zwingen sie nicht mehr zu benutzen, sie einfach zu vergessen und für sie so zu tun als wäre sie nie da gewesen. Aber je länger sie über diesen Gedanken brütet, fällt ihr auf wie sinnlos das ist. Die Magie ist ein Teil von ihm und er kann die Magie nicht von sich weisen, genauso wenig wie er leugnen kann, dass seine Arme seine Arme sind. Sie überlegt sich wie es wäre, würde sie gerade erst bemerken, dass sie Arme hat und diese auch benutzen kann. Natürlich wäre sie darüber begeistert, fasziniert was sie alles schaffen würden, auch wenn sie manchmal Schaden anrichten würden.
Auch wenn ich mit ihnen jemanden töten würde?
Wieder schüttelt Kea den Kopf. Diese Männer zu töten war falsch gewesen, aber hätte sie von ihm verlangen können, in dieser Situation einfach nichts zu tun? Natürlich wollte er sie nicht töten, er hätte es nicht getan hätte er diese Kraft kontrollieren können. Sie weiß es von Aurian, man kann lernen seine Magie zu kontrollieren, sogar zu verstärken wenn sie da ist und das scheint ihr die einzige Möglichkeit zu sein. Ierás muss diese Kraft beherrschen und nicht sie ihn, dann kann nichts der gleichen mehr passieren. Sie überlegt wo man so etwas denn lernen könnte, wer ihm denn lehren könnte diese Magie richtig anzuwenden, ohne dass er verraten würde wer er ist und welches Blut in seinen Adern fließt.
Nach einiger Zeit fällt ihr auf, dass sie mitten in wirren Plänen hängt, ohne dass sie weiter darüber nach gedacht hat, was dieses Geständnis nun für Ierás und sie bedeutet.

Was soll es schon bedeuten… Sie muss sich schnell eingestehen, dass diese Frage völlig überflüssig ist. Sie hat geahnt, dass er so etwas zu ihr sagen würde, auch wenn sie erschrocken war was sie in ihm gefühlt hat. In Wahrheit habe ich es schon gewusst, schon als er den Ogre getötet hat, hab ich es gespürt. Aber ich bin bei ihm geblieben, mit ihm hier her gegangen, denn mir war es auch egal genug was passiert ist. Ich hätte ihn sofort am nächsten Morgen verlassen können, oder ihm das Versprechen abnehmen nie wieder auch nur einen Gedanken an dieses Höllenfeuer in ihm zu verschwenden, aber ich habe es nicht gemacht.
Sie sitzt noch kurz ruhig in ihrem Bett, ehe sie ihren Geist nach Ierás ausschickt. Er ist gleich vor ihrer Türe und wartet darauf, dass Kea mit sich selbst ins reine kommt und weiß was sie ihm sagen möchte.
Ierás? Das alleine reicht um ihn wieder hinein zu rufen.

„Du hast recht“, sagt sie und sieht ihm in die grünen Augen in denen jetzt nichts von dem seltsamen Ausdruck zu sehen ist den sie gelegentlich an ihm beobachtet hat. „Es war falsch diese Männer zu töten und es darf nie wieder passieren. Nie wieder darf ein unschuldiger sterben, nie wieder. Ich wollte, dass du die Magie von dir weist, aber ich hab auch gemerkt, dass das nicht geht.“ Sie macht eine kurze Pause, streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und murmelt unter Kopfschütteln etwas von „magischer Kastration“.
„Ich hab sie gespürt in dir, diese Begeisterung, diese Faszination, die groß genug war den Tod dieser Männer in kauf zunehmen und sie erschreckt mich. Aber ich kenne dich, gut genug und ich liebe dich und ich verstehe es… irgendwie. Ich hab mir den Kopf zermartert, verstanden dass die Magie ein Teil von dir ist und anstatt sie zu leugnen finde ich, sollten wir lernen mit ihr um zu gehen und sie zu kräftigen, sie zu kontrollieren.“
Sie hat bewusst „wir“ gesagt, damit er merkt, dass sie ihn nicht damit alleine lassen würde. Kea ist nun schon einige Zwölfmonde bei ihm und sie hat nicht vor, ihn jetzt gehen zu lassen. Als Beweis und Untermalung für ihre Worte öffnet sie ihm nun ihren Geist und lässt ihn alles sehen was ihr auf dem Herzen liegt. Er kann all die Liebe spüren, dass sie ihm tatsächlich Verständnis entgegen bringt, aber eben auch all ihre Ängste und Zweifel.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 10. Juli 2007, 23:26 Uhr
Auf der Reise in Eldena über Torhof und den Jorsarnes bis (fast) zum Riathar


Kea´s "Wir" ist alles, was er im ersten Moment wirklich hört und erst nach und nach dringt auch der Rest ihrer Worte zu ihm durch. >Ich hab sie gespürt in dir, diese Begeisterung, diese Faszination, die groß genug war den Tod dieser Männer in kauf zunehmen und sie erschreckt mich. Aber ich kenne dich, gut genug und ich liebe dich und ich verstehe es… irgendwie. Ich hab mir den Kopf zermartert, verstanden dass die Magie ein Teil von dir ist und anstatt sie zu leugnen finde ich, sollten wir lernen mit ihr um zu gehen und sie zu kräftigen, sie zu kontrollieren.< Er greift nach ihren Händen, die nach dem monatelangen Nichtstun ungewohnt weich geworden sind. Das sie ihn nicht wegschickt, ihn für das was er getan hat, nicht verabscheut, ist ihm zwar absolut unverständlich, aber wer ist er, das zu beurteilen? "Das ich lernen muss, mit der Magie umzugehen, hat mir bisher jeder gesagt, nur konnte mir auch niemand sagen, wie ich das genau tun soll." Ierás zuckt mit den Schultern und seine Finger streichen sacht über Kea´s, doch als sie ihren Geist öffnet, gerät er ins Stocken. Er sieht ihre Ängste und Sorgen, die Hoffnungen die sie in sich, ihn und ihr gemeinsames Leben setzt; all die kleinen Wünsche und Sehnsüchte und es bricht ihm fast das Herz. Sie soll doch glücklich sein, und sich nicht so viele Gedanken machen müssen. Sie sieht ihn offen an und schweigt, während er sich schließlich unendlich langsam und nur zögernd zurückzieht. Sie hatten sich schon ein oder zwei Mal auf diese Art und Weise offenbart, doch so nah waren sie einander noch nie gekommen.
"Neyá." Es ist Ierás, der schließlich mit heiserer Stimme das Schweigen bricht und die Augen schließt, um seine Gedanken und die Erinnerungen an das Gesehene und Gefühlte zu sortieren. "Ich kann dir nur versprechen, die nächste Gelegenheit, mich in der Magie ausbilden zu lassen, zu nutzen. Wenn ich wüsste, wo Malakai geblieben ist, würde ich ja ihn fragen, aber er ist ohne ein Wort verschwunden. Scheint ansteckend zu sein.." Kea prustet leise und die beiden tauschen ein breites Grinsen.

In den nächsten Tagen und Wochen erholt sich die junge Halbelbe zusehends und die beiden verbringen die meiste Zeit auf Spaziergängen; zuerst kurz und nur im und um das Wirtshaus herum und schließlich über Stunden und im weiten Umkreis des Dorfes. Sie nutzen die Zeit für lange Gespräche über die Reise, über die Gründe dafür und darüber, was sie tun werden, wenn sie wieder zurück in Talyra sind. >Wir könnten Pferde züchten. Nigrés und Edanwen machen doch hübsche Fohlen.< Und obwohl Kea diesen Vorschlag nur im Scherz gemacht hat, übertreffen sie sich schon bald in wilden Plänen über ganze Herden, die ihre beiden Pferde zeugen würden. "Ha! Und einen Hengst kriegt Olyvar. Bayvard hat sich seinen Ruhestand ja wirklich verdient." Sie schlendern am Ufer des Elayor entlang und beobachten das ruhig dahinfließende Wasser.
Und irgendwann beginnt Ierás über die Zeit ihrer Krankheit zu sprechen; über die Angst die nie verschwunden war, ob er sie halluzinierend und fiebernd in den Armen gehalten hatte oder sie für die Arbeit im Dorf, den wilden Ritt in die Ebene allein lassen musste. Selbst, als das Cinchona angeschlagen hatte und sie sich langsam von den Auswirkungen des Sumpffiebers erholt hatte, war sie nicht von ihm gewichen. Die Angst, sie zu verlieren und einsam, allein und gebrochen; nur mit der Aussicht sie irgendwann einmal vielleicht wieder zu sehen, zurück bleiben zu müssen. "Das könnte ich nicht ertragen, Neyá. Wirklich nicht." Sie sind stehen geblieben und als Kea nach seiner Hand greift, zieht er die Halbelbe fest in seine Arme. "Verlass mich nicht, Neyá. Bitte nicht." Er fährt mit den Fingern über ihre Wangen und streicht sacht über ihre Lippen, doch der Kuss den er ihr dann gibt, hat nichts sanftes mehr an sich. Er hatte sie so lange nicht mehr geküsst, zumindest nicht so, nicht richtig und die Vertrautheit ihres Geschmackes überrascht und wärmt ihn. Seine Hände beginnen von selbst, über ihren Körper zu wandern und als er Keas warme Haut berührt, setzt sein Herz für einen Augenblick einfach aus. Er schiebt sie nach Luft schnappend ein winziges Stück von sich um ihr in die Augen sehen zu können und das Rauschen seines Blutes dröhnt ihm in den Ohren. "Versprich es mir, Kea." Sie sieht ihn an,offensichtlich unsicher, was sie hiervon halten soll und ihr Stirnrunzeln entlockt ihm ein Lächeln, ehe er sie wieder an sich zieht. Sein Kuss ist Versprechen und Forderung in einem und er lässt sie auch dann nicht los, als sie ihm schließlich atemlos verspricht, ihn nicht allein zu lassen.

Der Abschied von Lavenia fällt wärmer und herzlicher aus, als einer der vier es sich bei ihrer Ankunft vorgestellt hätte und selbst mit Ierás scheint die alte Frau ihren Frieden gemacht zu haben. >Wenn ihr wieder zurück reist, kommt ruhig wieder her, ihr findet hier immer ein Plätzchen.< Die Wirtin hat ihnen riesige Proviantbeutel gepackt und als Kea ihren kaum zwei Stunden nach ihrem Aufbruch öffnet, bricht sie in haltloses Kichern aus. >Seht es euch selbst an. Sie hält ihnen den Jutebeutel hin, in dem sich lediglich Honigfinger und Zuckergebäck in Unmengen, ein dickes Stück Speck, das den Stoff, der es umhüllt schon jetzt durchgefettet hat und ein ganzes Bündel dicker Brühwürste. "Sie hatte wohl Angst, dass du Edanwen mit deinen spitzen Knochen den Rücken durchbohrst." Kea gibt einen entrüsteten Laut von sich und Ierás kann ihre Hand gerade zwanzig Sekhel vor seinem Gesicht abfangen. Er zieht sie ein Stück zu sich heran und küsst ihre Handfläche wobei er ihr einen übertrieben glutvollen Blick zuwirft, was die drei Frauen in Gelächter ausbrechen lässt.
Der Weg nach Torhof ist zwar nicht mehr weit, aber sie benötigen doch mehr Zeit, da sie, sobald Kea auch nur das kleinste Anzeichen eines Rückfalls zeigt, rasten. Der Beutel mit dem Cinchona ist zwar schon merklich weniger geworden, aber die Rinde reicht noch weit bis nach Torhof. Shunjalinn opfert auf dem Markt der Karawanserei ein Paar Obsidian- Ohrringe um einen weiteren kleinen Beutel Cinchona zu erstehen und Ierás ertappt sich bis weit in die Jorsanes hinein dabei, sie in seinen Gedanken, Kizumu zu nennen.
Der Riatyr ist bereits seit Torhof am Horizont in Sicht und mit jedem Schritt den sie zurücklegen, werden die beiden Elbinnen nervöser und unaufmerksamer. Auf Keas Frage, welche Sprache eigentlich im Riathar gesprochen wird, verstummt Shunjalinn inmitten einer Beschreibung des flammenden Waldes. >Shidar.. naja, ein Dialekt davon. Wieso?< Während Kea und Ierás die Elbin entgeistert ansehen, bricht Sefra in leises, ungläubiges Lachen aus. >Du hast ihn deine eigene Sprache nicht gelehrt? Oh Shunjalinn, wirklich. Du kannst doch nicht alles anderen überlassen. Wir bringen es euch bei, zumindest die Grundzüge solltet ihr können. Oder ihr seid schauspielerisch begabt.<
Das erlernen einer Sprache ist ein durchaus brauchbarer Zeitvertreib für eine lange Reise auf dem Pferderücken und so beherrschen Kea und Ierás als sie den Rand des Waldes erreichen, das Shidar in seinen Grundzügen; wobei Kea die fremde Sprache deutlich schneller begriffen hat, als Ierás.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kizumu am 26. Juli 2007, 22:48 Uhr
Shunjalinn setzt sich unbewusst an die Spitze ihrer kleinen Gruppe, als sie sich endlich dem Fuß des Berges nähern. Sefra bleibt mit einem Lächeln dicht hinter ihrer Schwester. "Nein, nein. Der Weg lief doch hier entlang.." Shunjalinns leises Murmeln ist lange das einzige, gesprochene Wort. Kea und Ierás sind verstummt, seit sie in den Schatten der feuerrot belaubten Bäume geritten sind und jetzt schauen sie sich mit großen Augen um. Wege, über denen sich das rote Laub wie in einem Tempel weit über ihnen spannt wechseln sich mit schmalen, kaum erkennbaren Pfaden ab, auf denen sie nur hintereinander und manchmal sogar nur zu Fuß, vorankommen.
Als sie den Berg schließlich erreichen ist es weit nach Mittag. Sie zügeln die Pferde und lassen ihren Blick an der Wand aus Fels und Vulkangestein emporwandern. >Was machen wir jetzt mit den Pferden?< Es ist Kea, die das Schweigen bricht und während Shunjalinn noch immer gebannt den Gipfel anstarrt, antwortet Sefra der jungen Hufschmiedin. >Mitnehmen. Der Weg den wir nehmen werden ist nicht sehr steil. Aber wir müssen sie hoch führen, denke ich.<

Die Stufen, die sich flach an der Wand des Berges emporwinden, wirken, als wären sie von Wind und Wasser über Jahrhunderte in den Stein gehauen worden und als würden sie nirgends hinführen. Die Pferde folgen ihren Reitern zögernd, doch es ist keine ganze Stunde vergangen, als der Weg vor ihnen abrupt abbricht. Doch Shunjalinn führt Prins mit einem strahlenden Lächeln hinter einen riesigen Felsbrocken und Sefra folgt ihr ohne zu zögern. Kea und Ierás wechseln einen langen Blick, ehe sie den beiden Elbinnen folgen. Der Gang hinter dem Felsen ist schmal, doch auch Edanwen und Nigrés passen bequem hinein. Bereits nach wenigen Meter ist das wenige Licht, welches durch die versteckte Öffnung hindurch fällt, von der Dunkelheit verschluckt worden. Die beiden Halbelben können sich nur noch auf die Schemen und die zielstrebige Führung Shunjalinns und Sefra´s verlassen. Es ist bis auf das Geräusch von Pferdehufen auf knirschendem Stein völlig still. Während Shunjalinn sich ganz auf das konzentriert, was vor ihr liegt und Sefra immer wieder mit den Händen über die Wände streicht, lassen sich Ierás und Kea vom nervösen Schnauben der Pferde anstecken und als sich der Gang nach etwa zweihundert Schritt endlich verbreitert, atmen sie erleichtert auf.
>Kommt man hier immer einfach so herein?< Ierás Flüstern wirkt unnatürlich laut in der kleinen Höhle, die sich vor ihnen auftut. "Nein, normalerweise ist hier immer ein Wachtposten." Shunjalinn tauscht einen besorgten Blick mit ihrer Schwester. "Die Pferde können wir erstmal hier lassen." Sie deutet auf eine halbhohe Steinwand, hinter der sich eine Art Paddock befindet. Ein kleiner Haufen Heu ist auf dem Boden verstreut, als hätte ihn noch vor wenigen Stunden eine hungrige Pferdenase auseinandergeschoben. Sie satteln die Pferde ab und lagern ihre Sättel außerhalb der Reichweite der Tiere. >Woher kommt das Heu?< Kea schiebt die Heureste zusammen und beobachtet, wie die vier Pferde sich sofort gierig daran zu schaffen machen. "Oh, von den Lichtungen im Wald um den Berg herum. Eigentlich wird es nur im Winter gebraucht, wenn kein frisches Gras mehr geholt werden kann." Sie deutet auf zwei große Kiepen, an denen noch frische Grashalme hängen. Die kleine Halle wird durch einen schmalen Lichtschacht beleuchtet, und auch der Gang dem sie jetzt folgen ist nicht mehr so stockfinster wie der erste. Doch auch hier ist der Eingang in einer unauffälligen Felsspalte verborgen.

Sie folgen dem Gang um einige Kurven und ein Stück bergab, dann wird es hinter einer letzten Biegung plötzlich weit und hell. Es dauert einen Augenblick, ehe Shunjalinn sich an die Helligkeit gewöhnt hat, doch als sie die Augen schließlich ganz öffnet, blickt sie in vier erstaunte Gesichter. Einige Augenblicke lang herrscht völlige Stille, ehe Amrielrela, einer goldblonden Elbin ein leises >Oh.< entfährt. Auf Shunjalinns Gesicht breitet sich ein strahlendes Lächeln aus, als sie die anderen Elben erkennt und mit einem lauten Freudenschrei stürmt sie auf den hageren Arisryn zu. "Onkel!" Der Elb erwidert ihre Umarmung mit einem mehr als überraschtem Gesichtsausdruck. >Shu...Shunjalinn. Und Sefra! Bei allen Göttern, ihr seid zurück.< Rhanee, ihr Sohn Imalayan und Amrielrela treten näher und umarmen die beiden Elbinnen der Reihe nach, ehe sie sich Ierás und Kea zuwenden. "Oh, entschuldigt. Ierás, mein Sohn, seine Gefährtin Keandra. Ierás, Kea, das sind Amrielrela, Rhanee, Arisryn und Imalayan." Shunjalinn ignoriert das Erstaunen der anderen bei ihren Worten, doch als das Erstaunen sich plötzlich in Schrecken wandelt, wird die Elbin stutzig. "Was ist los?" >Ihr müsst sofort mitkommen.< Arisryn packt Sefra und Shunjalinn fest am Handgelenk und läuft ohne ein Wort der Erklärung in einen weiteren Gang hinein. Kea und Ierás, die eher den Tonfall als die Worte in Shidar verstanden haben, folgen den sechs Elben durch einen langen, gewundenen Gang, der schließlich in einer hohen Halle mündet.
Etwas geht gerade furchtbar schief. Die Luft in der Halle scheint zu summen, obwohl keiner der anwesenden Elben spricht. Vor der Wohnhöhle ihrer Eltern haben sich alle Bewohner des Berges versammelt und sie alle tragen weiße Gewänder. Nein. Arisryn hält noch immer die Hände der beiden Schwestern und die letzten Schritt muss er die zwei regelrecht ziehen. Der Eingang der Wohnhöhle ist hell erleuchtet; mehrere leicht rußende Fackeln sind in Felsspalten befestigt, doch alles was Shunjalinn wahrnimmt ist die hochgewachsene, ganz in weiß gekleidete Elbin. "Enris. Was ist geschehen?" Sie spürt Sefras Hand, die nach ihrer tastet und dann die federleichte Berührung an ihrer Wange. >Shunjalinn, Sefra. Es erfüllt mein Herz mit Freude, euch beide gesund wieder zu sehen.< Die Augen der Elbin sind dunkel von Trauer und sie nimmt schließlich die Hände der Schwestern in ihre. Mit einem kleinen Nicken lässt Arisryn die zwei los und tritt zu seiner Frau Aiáles.
In der Höhle ihrer Eltern hat sich auf den ersten Blick nur wenig verändert; die überraschend glatten Wände werden von kleinen, steinblütenüberzogenen Bögen und mit steinernen Ranken geschmückte Säulen unterbrochen, kleine, aus dem Stein geformte Borde und Einbuchtungen für Haushaltsgegenstände und Kerzen tragen deutlich die Handschrift Sefras.Einige verschlissene Wandteppiche verdecken den kühlen Fels und auf dem Boden finden sich einige Felle. Enris führt die beiden Schwestern langsam in den hinteren Bereich des Raumes, wo eine mit weißem Tuch bedeckte Gestalt auf einem provisorischen Podest ruht. Auristhuadis steht am anderen Ende des Podestes, genau unter dem Schacht, der etwas Licht in die Halle lässt. Das rostbraune Haar fällt ihr glatt und lang über den Rücken und ihre Augen werden groß, als sie ihre Töchter erkennt. "Eama?" Shunjalinns Stimme klingt erstickt und erst Sefras zögerliche Schritte auf das Podest zu reißen sie aus ihrer Erstarrung. Mit einem lauten Schluchzen stürzt sie sich in die Arme ihrer Mutter. "Eama, Eama.  Ia  îhiot amenaer? Eamo? Isquo?" Vater, nein, bitte nicht. Das kannst du nicht tun, Vater. Lass mich nicht... Lass es nicht umsonst gewesen sein. Auristhuades streicht ihrer jüngsten Tochter sanft das Haar aus dem Gesicht und versucht, ihr auch die Tränen fortzuwischen. >Shunjalinn, min Nar. Sefra, Diotima. Es ist so gut, euch zu sehen.< Sanft schiebt die Elbin ihre Töchter von sich, um sie zu betrachten. >Und ihr seid gesund, den Göttern sei Dank.< "Eama. Was ist geschehen?" Shunjalinn deutet mit einer hilflosen Geste auf den Leichnam ihres Vaters. Ihre Mutter will gerade antworten, als eine Elbin mit silbergrauem Haar und dem Zeichen der Faêyris auf der Stirn an sie heran tritt. >Auristhuadis, es tut mir Leid, euch zu unterbrechen, aber wir sollten beginnen. Die Nacht bricht bald herein.< Shunjalinn starrt die Hochelbin neben sich einen Augenblick verwirrt an, ehe die Erinnerung an ein Gesicht an ihrem Geist zupft. Es dauert einige Sekunden, ehe sie sich die silbrig schimmernden Augen in einem sanften Honiggold vorstellt. Besser gesagt, ein Auge. Selket. Nein. Riaril. Bevor sie die Hohepriesterin jedoch auf ihre Tochter ansprechen kann oder sich wenigstens noch einmal ihrem Vater zuwenden kann, zieht Auristhuadis ihre beiden Töchter von dem Podest fort. >Ihr braucht etwas weißes, Kinder.< Die beiden Elbinnen folgen ihrer Mutter einige Schritt, ehe Shunjalinn sich ihres Sohnes und seiner Gefährtin errinnert, die noch immer am Eingang der Wohnhöhle stehen. "Mutter, warte. Bitte, Mutter, ich muss dir noch jemand vorstellen." Auristhuadis sieht ihre jüngste Tochter einen Moment verwirrt an, ehe ihr Blick auf die beiden fremden, jungen Leute in ihrem Heim fällt. Kea und Ierás treten auf Shunjalinns Winken zögernd näher. "Eama. Mein Sohn Ierás und seine Gefährtin Keandra. Ierás, deine Großmutter." Die Augen ihrer Mutter werden groß, doch nach einem kurzen Moment wird ihr Lächeln strahlend und sie zieht den jungen Mann in eine kurze Umarmung. >Willkommen, Ierás, Kea.< Auch Kea findet sich in einer kurzen Umarmung wieder, ehe Auristhuadis ihnen einfache, weiße Kleidung für die Trauerzeremonie heraussucht.
Sefras Blick huscht suchend über die Elben, die jetzt langsam die Wohnhöhle betreten und mit einem kurzen Seufzen entspannt sie sich und ist keinen Herzschlag später schon verschwunden. Sie sucht ihren Mann und die Kinder... Shunjalinn schüttelt den Kopf, als wolle sie die Gedanken in eine angenehmere Reihenfolge bringen, aber es hilft nichts gegen das Gefühl der Unwirklichkeit, das sie einhüllt. Ierás und Kea nehmen jeder eine von Shunjalinns Händen und die Elbin versucht ihre Gedanken mit tiefen Atemzügen irgendwie zu ordnen.

Die Dämmerung bricht gerade herein, als sie den Berg hinter der von Heron, Arisryn, seinem Sohn Nôrthar und Yaêlnar getragenen Bahre verlassen. Der Weg ist steil, doch dank Herons umsichtiger Führung gelangen die Träger und ihre Bürde sicher bis an den Fuß des Berges und zu einer kleinen Lichtung. Die Baumwipfel wispern im Abendwind, doch Shunjalinn bemerkt davon und von dem blutroten Himmel über ihnen nichts. Die Männer setzen die Bahre mit dem Toten in der Mitte der Lichtung auf einem hölzernen Podest ab und treten zurück. Heron kommt zu ihnen herüber und umarmt erst Auristhuadis, dann Shunjalinn. >Es tut mir leid.< Sie hat nur ein Nicken für ihn; ihr Blick wird von dem Körper auf dem Holzstapel festgehalten.
Schließlich betritt die silberhaarige Hohepriesterin den Kreis. Alle Flammen bis auf eine einzige Fackel in Auristhuadis Händen werden gelöscht und Lyres’peris stimmt ein leises Lied an. Die Melodie trägt sich über die Lichtung und zu den Baumwipfeln empor, es umhüllt die Trauernden und wird mit jedem Wort eindringlicher. Sie hört ihre Mutter neben sich seufzen und als sie sich zu ihr wendet, erkennt sie silbern schimmernde Tränen auf den Wangen der Elbin. Sie lässt Ierás Hand los und greift nach der ihrer Mutter und deren winziges Lächeln tröstet Shunjalinn mehr, als diese ganze Zeremonie es könnte. Das Lied endet in einem leisen Flüstern und Lyres´peris spricht ein kurzes Gebet in die sich senkende Dunkelheit.
>Rynrela, Li ca Naî'rela îr Sarniseldor nim to Comari'ye Shunjarela, is nadior tes Ayares ti an isdior îr lis Natsai an adilior.< Rynrela, Sohn von Naî'rela und Sarniseldor aus dem Haus schattentanz, wir bitten die Götter, dich zu behüten und uns Trost zu spenden.
Lyres’peris tritt von dem Holzpodest zurück, die Hände vor ihrem Bauch verschränkt und einen Moment ist es vollkommen still auf der kleinen Lichtung. Schließlich tritt Auristhuadis mit der Fackel in der Hand vor und tritt mit gemessenem Schritt zum Leichnam ihres Gemahls. Sefra und Shunjalinn folgen ihr langsam und legen die Hände ebenso langsam um das Holz der Fackel. Shunjalinn fühlt sich, als wate sie durch zähflüssigen Honig und sie ist sich nicht sicher, ob dies alles nicht doch nur ein böser Traum ist. Vater...
> Ayae min Diome hjir ti, min Phidaê.< All meine Liebe für dich, mein Segen. Die Worte ihrer Mutter begleiten das Senken der Fackel in das trockene, mit Harz durchtränkte Holz. Die Flammen fressen sich nur langsam vorwärts, als würden sie zögern den Körper des Elben anzutasten, doch schließlich brennt das Holz und die Elbinnen treten zurück in den Kreis. Ierás Augen sind weit und sein Blick ist auf den brennenden Holzstapel und die von den Flammen verborgene Gestalt darauf gerichtet. Er hält Kea an sich gedrückt und nimmt seine Mutter fest in den Arm, als sie zu ihnen tritt.
Solange das Feuer brennt herrscht Stille unter den Elben; es dauert trotz des vielen Harzes bis in die frühen Morgenstunden, ehe es erlischt. Ein Aufatmen geht durch die Menge und ein leises Murmeln erhebt sich, während der Wind beginnt, die Asche mit sich fort zu nehmen.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 06. Aug. 2007, 23:58 Uhr
Eben sind sie noch über weichen Waldboden geritten, unter Bäumen mit roten Blättern und die Abendsonne hatte alles in ein goldenes Licht getaucht. Ganz Roha ist Kea märchenhaft erschienen, als sie langsam auf Edanwens Rücken dem Feuerberg entgegen geritten ist. Ierás ist ständig neben ihr und obwohl auch er sich interessiert umsieht, fällt sein Blick immer wieder besorgt auf seine Gefährtin. Kea fühlt sich blendend, aber sie weiß selbst, dass sie noch nicht wieder so kräftig ist wie vor ihrer Krankheit und sie sind seit Torhof an keinem einzigen Tag so lange unterwegs gewesen wie an diesem. So lange der Riathar noch vor ihr gelegen hat, hatte die Aufregung Kea wach gehalten und sie glauben lassen, dass sie kein bisschen Müdigkeit empfindet. Keas Nervosität hat ihren Gipfel erreicht als sie sich plötzlich in einer ganzen Gruppe Feuerelben wieder findet und obwohl sie gedacht hatte Shidar schon ganz passabel zu beherrschen versteht sie kaum ein Wort von dem Gesprochenen. Sie versteht überhaupt nicht worum es eigentlich geht, warum man ihr andere Kleidung gibt und was der ganze Aufruhr eigentlich bedeutet, bis sie sich vor einer Bahre wieder findet und in das wächserne Gesicht eines toten Elben sieht und endlich versteht, dass sie mitten in eine Bestattungszeremonie hinein gestolpert sind. Sie kann sich schließlich zusammen reimen, dass der Tote Kizumus, oder Shunjalinn wie man sie hier nennt, und Sefras Vater ist, aber bis auf Auristhuadis die man ihnen schon vorgestellt hat, kann sie keinem der betrübten Gesichter um sie herum einen Namen zu ordnen. Sie lauscht den Worten der Hohepriesterin die sie nicht versteht und sieht dann zu wie Rynrelas Frau und seine Töchter den Holzstapel und damit die Leiche in Brand setzen. Natürlich tut es ihr sehr leid für diese Familie und sie ist traurig für Kizumu, dass die Elbin nicht mehr die Möglichkeit hatte sich von ihrem Vater zu verabschieden, aber sie selbst fühlt keinen Verlust. Das einzige Gefühl das sich langsam einschleicht ist bleierne Müdigkeit und sie kann nur mühsam ein Gähnen unterdrücken als sie in die Flammen starrt und versucht so unauffällig wie möglich von einem Bein aufs andere zu treten. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgefallen und eingeschlafen, aber der Respekt gegenüber den Elben und die Liebe zu Kizumu und natürlich Ierás verbieten ihr etwas davon nach außen dringen zu lassen. Ihr Rücken und ihre Beine schmerzen als sie mit ihren Fingern Ierás Arm umschließt um so besser stehen zu können. Sie glaubt keinen Moment, dass sie ihre Müdigkeit vor ihm verbergen kann und so versucht sie nicht ihm Tapferkeit vorzuspielen als er sie sanft an sich drückt und sie etwas stützt, obwohl auch er sich vermutlich kaum noch aufrecht halten kann. So an ihn gedrückt kann sie seine Knochen unter dem weißen Hemd spüren und eine Welle von Schuldgefühlen überkommt sie, dass sie ihm solche Sorgen gemacht hat, dass er sein eigenes Wohl völlig vernachlässigt hat.

Als die Flammen endlich erlischen hat Kea das Gefühl all die Elben um sie herum nur noch durch einen Schleier wahr zu nehmen und sie ist sehr erleichtert als das Schweigen gebrochen wird und jeder Teilnehmer der Zeremonie in den Feuerberg zurück geht. Sie alle haben jemanden der sie bei der Hand nimmt, niemand muss hier alleine gehen, kann seine Trauer mit jemandem teilen. Beim besten Willen könnte Kea schon nach wenigen Minuten den Weg den sie durch die Gänge des Berges gehen nicht mehr beschreiben, alles kommt ihr furchtbar groß und verwinkelt vor und hätte Ierás sie nicht bei der Hand gehalten, sie hätte sich wie ein trotziges Kind einfach auf den Boden geworfen und wäre keinen Schritt mehr weiter gegangen. Irgendwann stehen sie dann tatsächlich in der Höhle der Familie Shunjarela zu der Kizumu gehört und Kea hofft nur, dass sie erst schlafen darf bevor sie sich den schwierigen Gesprächen in Shidar stellen muss. Dabei hatte sie sich schon darauf gefreut ihre wenigen Sprachkenntnisse noch zu erweitern und vor allem auch anzuwenden. Kizumu wünscht ihnen noch eine gute Nachtruhe, umarmt sie beide und zieht sich dann in ihren Höhlenraum von früher zurück, während Auristhuadis den beiden jungen Leuten Sefras alte Höhle bereit macht. Die Elbin gibt ihnen Decken, Kissen, richtet ihnen sogar noch Waschschüsseln und bedenkt sie nebenbei immer wieder mit einem liebevollen Lächeln und einem freundlichen Blick aus rauchgrauen Augen, die Kea sehr an Kizumus erinnern.
Sie muss furchtbar traurig sein über den Tod ihres Mannes und dennoch schafft sie es zu lächeln während ich hier nur noch wie ein Häufchen Elend in der Ecke hänge.
In dem Moment schämt sich Kea schrecklich für ihre Selbstsüchtigkeit und wann immer Auristhuadis sie dann noch ansieht, lächelt Kea freundlich zurück. Sie sprechen kaum, wünschen sich nur noch eine gute Nacht und bevor Ierás sich umdrehen kann liegt Kea schon im Bett, immer noch in dem schlichten weißen Baumwollkleid das sie für die Bestattung bekommen hat und ihre regelmäßigen Atemzüge zeigen dass sie eingeschlafen ist.

Als Kea erwacht und sich in der Höhle umsieht, kann sie nicht sagen wie spät es ist, denn schließlich dringt kein Licht in den Berg an dem sie die Uhrzeit abschätzen könnte. Kerzen erhellen den Raum und lassen Schatten über die mit Blütenranken verzierten Wände tanzen an denen Kea erst nach und nach die Abbilder von Feen und Kobolden erkennt. Kommoden und in den Stein geschlagenen Stauraum gibt es genug, aber nichts davon wird momentan zu diesem Zweck genutzt. Das Bett neben ihr ist zerwühlt, aber schon kalt, von Ierás ist nichts zu sehen. Kea kuschelt sich noch einmal fest in die Decken, versucht die Augen wieder zu schließen und noch etwas zu schlafen. Ausschlafen... ein Luxus den sich die Schmiedin schon seit langem nicht mehr gegönnt hat, jedenfalls nicht abseits davon sich von einer äußerst langwierigen Krankheit zu erholen.
Bei dem Gedanken an die Monde die sie unter schlimmen Fieberschüben zwangsweise im Bett verbracht hat, vergeht Kea der Wunsch noch länger liegen zu bleiben und mit einem schnellen Schwung ist sie aufgestanden. Sie schwankt kurz, schließt die Augen, weil ihr schwarz davor wird und steht dann gerade. Sie sieht sich um und findet ihre Sachen fein säuberlich gestapelt auf einem Stuhl neben dem Bett. So angenehm ihr das weiche weiße Kleid auch ist, es ist für eine Feuerbestattung gedacht gewesen und mal abgesehen davon, dass es nach Rauch riecht, scheint Kea das wirklich keine Kleidung für den alltäglichen Gebrauch zu sein. Sie zieht sich also eines ihrer selbstgenähten Leinenkleider über, legt noch einen Gürtel um und dreht sich dann in Richtung „Türe“. Die Räume der großen Wohnhöhlen sind nicht wie man vielleicht erwartet hätte mit normalen Holztüren von einander getrennt, sondern durch einfache Fellvorhänge und als Kea sich eben diesem vorsichtig nähert, hört sie leise Stimmen aus der Wohnhalle an die ihr Zimmer anschließt. Etwas zögernd schiebt sie das große Fell zur Seite und sieht Ierás und Auristhuadis neben dem Feuer an einem Tisch sitzen und sich leise unterhalten. Kea lächelt bei dem Anblick von Ierás der, mit Händen und Füßen, versucht sich verständlich zu machen da seine Großmutter kein Wort der Allgemeinsprache versteht und der junge Mann immer noch etwas Mühe mit Shidar hat. Er versucht gerade von Talyra zu erzählen, der Größe der Stadt, wo sie leben und was sie so tun, aber es fehlen ihm immer wieder Worte und so versucht er, gerade als Kea den Raum betritt, das Schmiedehandwerk pantomimisch darzustellen, was nicht nur Kea, sondern auch Auristhuadis leise lachen lässt.
Großmutter und Enkel sehen auf als sie die Hufschmiedin bemerken und Kizumus Mutter lädt Kea ein sich zu ihnen zu setzen.
>Hast du Hunger, möchtest du etwas essen?< fragt sie, natürlich auf Shidar und Kea ist froh, dass sie sofort versteht und nickt erleichtert. Mit gutem Appetit macht sie sich über ihr „Frühstück“ her und staunt nicht schlecht als Auristhuadis fest stellt, dass das Mädchen lange geschlafen hat, denn es ist schon Avianar, Abend. „Ich war sehr müde“, sagt Kea vorsichtig, unsicher ihres Shidars wegen. Doch Auristhuadis lacht sie nicht aus sondern nickt nur verstehend und mit einem Lächeln in Richtung Ierás sagt sie, dass der Junge ihr gerade von Talyra erzählt und bringt so das Gespräch wieder in Gange.
Ierás erzählt weiter und manchmal hilft im Kea mit Wörtern aus, bis sie eine Geschichte erzählt und er ihr manchmal hilft und wenn sie beide nicht weiter wissen helfen sie sich mit Händen, Füßen oder senden Bilder um sich zu erklären.
„I mia don ises Caleynes rilaer!” Ich muss nach unseren Pferde sehen! sagt sie schließlich irgendwann als ihr einfällt, dass sie Edanwen gestern Abend einfach so in irgendeiner Höhle zurück gelassen hat, die sie ohne Hilfe nie wieder finden würde. Die große Elbin führt sie durch die Gänge und Kea folgt ihr, wobei sie versucht sich den Weg und alle Abzweigungen so gut wie möglich einzuprägen. Unterwegs treffen sie auf andere Elben, die sie alle freundlich grüßen und schon zu wissen scheinen wer sie sind, denn die Nachricht von der Rückkehr von Shunjalinn und Sefra hat sich wie ein Lauffeuer im Riathar verbreitet. Kea vermeint einige Gesichter am Vorabend bei der Zeremonie gesehen zu haben, aber sicher ist sie sich nicht, weil sie einfach schon zu müde gewesen ist.

Bei den Pferden angekommen, wiehert Edanwen ihr etwas ungehalten zu, als wolle er sie dafür zurecht weisen, dass sie ihn einfach so stehen hat lassen und nicht zurück gekommen ist um nach ihm zu sehen. Jetzt bin ich ja da... beschwichtigt sie ihn und streicht ihm sanft über die weiche Nase die er zu ihr nach unten steckt. Sie tastet auch seine Beine ab, stellt zufrieden fest, dass sie kühl sind und ihnen die Anstrengung der letzten Wochen nicht geschadet hat. Nigrés hat den Kopf auf Ierás Schulter liegen, die Augen halbgeschlossen, seine kraulenden Hände hinter ihrem Ohr genießend als wäre sie ein zu groß geratener Schoßhund. Mit einem prüfenden Blick über den runde Bauch der schwarzen Stute rückt Kea näher an Nigrés heran und legt ihre Hände sanft auf eine Ausbuchtung an Nigrés Bauchdecke.
„Es dauert nicht mehr lange“, stellt sie fest „Lor Caleyn...“ sagt sie auf Shidar, weil sie weder das Wort für Fohlen, noch das für Kind kennt, aber Auristhuadis versteht sie auch so und hilft ihr mit dem passenden Vokabular aus. Während Kea ihr Ohr noch an Nigrés dicken Fohlenbauch gedrückt hält, steht Caristo schon hinter ihr, frech wie eh und je und verlangt nach Aufmerksamkeit.
Nachdem Kea sich ausgiebig mit den Pferden beschäftigt hat, sicher ist, dass es ihnen gut geht und der Versuchung widerstanden hat dem schwachen Lichtschein der über die Treppen fällt nach draußen zu folgen und die Nase in die Sonne zu strecken, gehen sie zurück in die Höhlen um nach zu sehen ob Shunjalinn ihr Zimmer schon verlassen hat.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kizumu am 20. Aug. 2007, 22:31 Uhr
Der Morgen ist heraufgezogen und das Feuer, das den Leichnam ihres Vater in Staub und Asche gewandelt hat, erlischt. In ihrem Kopf ist nichts als ein hohles Summen, das keinen Platz für Gedanken oder Gefühle lässt. Ierás stützt sie auf dem Rückweg in den Berg; Shunjalinns Rechte hat sich um die Hand ihrer Mutter geschlossen. Sie spürt die Müdigkeit Kea´s sehr deutlich neben sich, aber sie hat nicht die Kraft, zu dem Mädchen aufzusehen. Sie verabschiedet sich von ihrer Mutter, Kea und Ierás und schließlich auch von Sefra, die ohne Mann und Kinder noch einmal zu ihnen gekommen ist, um sich dann wie ein Stein in ihr altes Bett fallen zu lassen. Ihr Kopf hat kaum die Kissen berührt, da ist sie auch schon in ihre Trance hinübergeglitten.
Als sie erwacht ist alles für einige, wundervolle Herzschläge einfach, gut und richtig; sie ist im Riathar bei ihrer Familie, Kea ist gesund, Ierás ebenfalls und Vater ist tot. Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag in den Magen und es raubt ihr im ersten Moment den Atem. Sie hat keine Tränen, dafür bekommt sie viel zu wenig Luft. Sie kann leise Stimmen aus dem Wohnraum hören und erkennt sie als die ihrer Mutter, Kea´s und Ierás´ die sich in stockendem Shidar unterhalten. Immer wieder dringt leises Lachen herüber und ihr Magen verkrampft sich. Schließlich entfernen sich die drei und Stille legt sich über die Wohnhöhle.
Shunjalinn rollt sich zusammen, schlingt die Arme um ihre Knie und schließt die Augen. Vater, was ist nur geschehen? Sie ahnt, dass sie das nur herausfinden wird, wenn sie aufsteht, hinausgeht und mit ihrer Mutter spricht. Es dauert eine Weile, ehe die Elbin sich dazu aufraffen kann, aufzustehen. Zuerst ist ihr schwindlig als sie sich aufsetzt und das Knurren ihres Magens erinnert sie daran, seit dem gestrigen Morgen nichts mehr gegessen zu haben. Doch der Schwindel verfliegt und sie steht auf und kleidet sich in ihre weiche Hose und ein weit fallendes Hemd. Das Fell, dass ihre Kammer vom Wohnraum trennt hatte sie selbst gegerbt und als sie ihre Hand darum legt, schleicht sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sefra hatte es befestigt und ihr Vater war sehr stolz auf seine beiden Mädchen gewesen an diesem Tag. Shunjalinn schließt die Augen, um die Erinnerung an diesen Tag und das Gesicht ihres Vaters aufrecht zu erhalten. Aber sie verfliegt und mit einem Seufzen schiebt die Elbin das Fell beiseite und betritt den leeren Wohnraum.

Der Eindruck vom gestrigen Abend, dass sich hier nichts verändert hat, bestätigt sich, als sie sich näher umsieht. Das Herdfeuer, dass sich etwa in Hüfthöhe befindet, ist vor kurzem frisch geschürt worden und in einem Topf, der mittels eines Schwenkarmes von der Hitze des Feuers ferngehalten wird, findet sie einen einfachen Eintopf. Shunjalinn schwenkt den Topf zurück über das Feuer, um dessen Inhalt zu erwärmen. Ihr Blick verliert sich, als sie an die Wand hinter dem Herd starrt und ihre Gedanken drehen sich unaufhaltsam im Kreis. Den Gedanken an die Nacht, in der sie Talyra verließen schiebt sie beiseite, zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an Olyvar und die Kinder und zum ersten Mal bekommt sie eine Vorstellung davon, wie sehr sie ihre Eltern verletzt haben musste. Und wie sehr diese sie vermisst haben mussten.
>Ah, Shunjalinn, du bist wach.< Ihre Mutter spricht Shidar, doch ein Blick zu Kea und Ierás zeigt ihr, dass die zwei sie dennoch verstanden haben. Den Göttern sei Dank, verstehen sie wenigstens ein wenig Shidar. Sie erwidert die Umarmung ihrer Mutter und behält die Hände der Elbin in ihren. "Oh Eama, ich habe euch so vermisst." Auristhuadis lächelt ihre Tochter an, dann fällt ihr Blick auf den über dem Feuer hängenden Topf. >Du hast den Eintopf schon gefunden, das ist gut. Wir haben gerade nach den Pferden gesehen. Es sind wirklich schöne Tiere, die ihr da habt.< Während sie spricht, hat die Elbin nach einem Löffel gegriffen, den Eintopf mehrmals umgerührt und nach einer Schale gegriffen. >Setzt euch, Kinder. Erzählt mir von Talyra. Kea und Ierás haben mir schon von ihrer Arbeit in der Hufschmiede erzählt.< Sie schiebt Shunjalinn in Richtung des Tisches, stellt die gefüllte Schale vor ihre Tochter und setzt sich an den Tisch. Kea setzt sich zu ihnen, während Ierás sich eine Schale füllt und das nachsichtige Lächeln seiner Großmutter mit einem breiten Grinsen beantwortet. Kea, die ihm grinsend den Bauch tätschelt, als er sich neben sie setzt, erntet ein ebenfalls ein Grinsen, ein Schulterzucken und einen raschen Kuss auf die Wange dazu, dann setzt sich der junge Mann dicht neben sie. >Soviel Zeit ist vergangen, seit du gegangen bist. Was ist in all den Jahren geschehen, Shunjalinn? Wo bist du gewesen und was hast du... Wer ist Ierás Vater und warum ist er nicht hier?< Auristhuadis sieht lächelnd von ihrer Tochter zu ihrem Enkelsohn, bemerkt den raschen Blick zwischen Mutter und Sohn dabei aber nicht. Sie hatten sich schon auf der Reise darauf geeinigt, zuerst nichts von Olyvar und den Kindern zu erzählen und Ierás´wirklichen Vater zu verschweigen, war allen dreien schon in Fleisch und Blut übergegangen. Shunjalinn legt den Löffel beiseite und sieht ihre Mutter lächelnd an. "Eama, es ist so viel Zeit vergangen und so viel ist passiert. Ich verspreche, dir Rede und Antwort zu stehen, aber zuerst muss ich wissen, was mit Vater geschehen ist. Verstehst du, ich habe alles stehen und liegen gelassen, als deine Nachricht uns erreichte und dann kommen wir an und..." Shunjalinn macht eine vage Geste, die den ganzen Raum umfasst. Der warme Eintopf kommt zwar nicht gegen das hohle Gefühl in ihrem Inneren an, aber er bietet ihren sich im Kreis jagenden Gedanken zumindest einen Mittelpunkt und Anker. Sie ahnt, dass ihre Frage an der mühsam aufrecht erhaltenen Selbstbeherrschung ihrer Mutter zerrt, aber sie muss einfach Bescheid wissen. Auristhuadis sieht ihre jüngste Tochter einen Augenblick schweigend an, greift nach Shunjalinns Hand und beginnt mit leiser Stimme zu erzählen. >Es.. Nein, ich muss anders beginnen. Weißt du, Sefra und Heron, sie haben lange gezögert, ehe sie sich ihre Liebe eingestanden haben und es hat beinahe genauso lange gedauert, bis sie schließlich die Gelübde abgelegt haben. Du kennst deine Schwester, Liebes. Sie hat sich Vorwürfe gemacht, auch wenn jeder ihr gesagt hat, dass das völliger Unsinn ist. Das ist es doch, Shunjalinn?< Auristhuadis klingt beinahe flehend und sie kann ihre Erleichterung nicht verbergen, als Shunjalinn nickt. "Es war... überraschend, aber ich habe mein eigenes Leben gelebt und die beiden sind glücklich." Sie lächelt ihre Mutter an und ist selbst überrascht, dass es sich so wahr anfühlt.
>Deinen Vater... du weißt, dass er dich geliebt hat und er hat deinen Fortgang nie verwunden. Aber das habe ich dir geschrieben, nicht wahr? Ich.. ich habe es schon lange geahnt. Er hat sich zurück gezogen, ist verbissen geworden, bitterer. Und egal, was ich tat oder sagte, irgendwann war der Tag gekommen, an dem ich nicht mehr zu ihm durchgedrungen bin. Und dann ist Sefra gegangen.< Die Stimme der Elbin klingt belegt und sie ist gegen Ende hin immer leiser geworden und der Kummer in ihren Augen schmerzt Shunjalinn. Ihre Mutter erzählt, als ginge es um irgendeine Geschichte, aber sie kennt Auristhuadis noch immer gut genug um zu wissen, dass dies blanke Fassade ist. >Das hat er nicht verkraftet. Er hat aufgegeben. Einfach so aufgegeben; nichts mehr gegessen, nur noch wenig getrunken und als er dann nicht mehr an den Waffenübungen teilgenommen hat...< Die Elbin verstummt und löst ihre Hände aus Shunjalinns, um sich verstohlen über die Augen zu wischen. >Mir fiel nichts anderes ein, als euch eine Nachricht zu schicken. Ich gab sie dem jungen Yaêlnar, er war der Schüler eures Vaters und.. er ist der einzige, der immer wieder rasch in den Berg zurückkehrt, wenn ihn seine Abenteuerlust wieder verlassen hat.< Das Lächeln ihrer Mutter dringt ihr bis ins Mark und die Elbin muss schwer schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen. Der Tod ihres Vaters war ihr bis zu diesem Augenblick unwirklich erschienen; so als wäre alles nur ein schlechter Scherz und die ganze Zeit hatte sie darauf gewartet, ihn die Wohnhöhle betreten zu sehen. Aber er ist gestern verbrannt. Du warst dabei.. Mit einem Mal sitzt ihr der Eintopf quer und es kostet sie Mühe, ihn bei sich zu behalten. Ohne ein Wort steht sie auf und verlässt die Wohnhöhle. Die rauchige, warme Luft und die Wiedersehensfreude ihrer Mutter sind im Moment einfach zu viel für sie.

Die nächsten Tage und Wochen vergehen im geruhsamen Rhytmus des Riathar und Shunjalinn nutzt die freie Zeit; die sie im Gegensatz zu Kea und Ierás zur Genüge hat; um mit ihrer Mutter zu sprechen. Drei Tage nach ihrer Ankunft, erzählt die Elbin ihrer Mutter mit leiser Stimme von Olyvar, ihren Kindern und den Problemen ihrer Ehe. Ierás und Kea verbringen den Abend bei Sefra und Heron um bei den Vorbereitungen für das in einem Siebentag stattfindende Inarifest zu helfen. "Weißt du, als wir heirateten habe ich wirklich geglaubt, meinen Platz gefunden zu haben. Alles war perfekt, alle meine Freunde waren da und dann sagte Morgana uns, ich sei schwanger." Ihre Finger fahren durch Grau´s Zottelfell und der Rüde rollt sich schließlich grunzend auf den Rücken, um auch seinem Bauch ein paar Streicheleinheiten zukommen zu lassen. Lächelnd fährt Shunjalinn fort, den Hund zu kraulen. "Meine Schwangerschaft war, im Gegensatz zur Geburt recht einfach. Ich.. ich wäre beinahe gestorben, aber Conn und Fian sind es wert. Himmel, ich vermisse sie so furchtbar. Es tut mir leid, Eama, dass ich euch diesen Schmerz nicht ersparen konnte." Mit einer schiefen Grimasse zieht Shunjalinn die Nase hoch und wischt sich fahrig über die Augen. Die warme Hand ihrer Mutter auf ihrem Gesicht ist tröstlich, auch wenn es sie viel Beherrschung kostet, nicht völlig in Tränen auszubrechen. >Oh Liebes, hätte ich das gewusst..< Shunjalinn schüttelt schniefend den Kopf und sieht Auristhuadis ein paar Herzschläge lang einfach nur an. "Nein, Mutter. Es war gut, dass du uns gerufen hast. Ich vermisse meine Kinder furchtbar... und auch Olyvar fehlt mir. Aber unsere Ehe.. sie war nicht glücklich. Wir haben uns geliebt, ja, aber es war nie das, was wir beide uns voneinander gewünscht hätten. Sieh dir Kea und Ierás an, sie lieben sich und sie haben keine Geheimnisse voreinander. Sie kennt ihn, seine dunklen Seiten und er kennt sie... das ist mehr, als ich von irgendeinem meiner Gefährten und mir jemals behaupten könnte." Sie seufzt, streicht sich durch das Haar, das ihr in wilden Strähnen um den Kopf steht und fährt mit leiser Stimme fort. "Wir wären nicht glücklich miteinander geworden... und ich könnte es nicht ertragen, sein Leben in einer freudlosen Ehe zu vergeuden. Das hat er nicht verdient."

Inarianar wird in diesem Jahr noch geruhsamer als in anderen Jahren gefeiert; sie sitzen alle in der großen Halle, essen und erzählen sich Geschichten. Kea und Ierás wechseln sich mit Erzählungen über die Inarifeste in Talyra ab und sie hat den Eindruck, dass die zwei mit jedem Tag besser Shidar sprechen. Ihre Nichte Siranria hängt förmlich an den Lippen der beiden und Shunjalinn schmunzelt über den verzückten Gesichtsausdruck der jungen Elbin, als Kea die mit Blüten bedeckten Straßen und die unwirkliche Atmosphäre auf dem Marktplatz beschreibt. Schwesterherz, ich fürchte, die Kleine kommt auf ihre Tante.
>Shunjalinn?< Aus ihren Gedanken gerissen verschüttet sie etwas von dem Honigwein über das einfache Kleid, das sie zur Feier des Tages trägt. >Entschuldige, es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken.< Yaêlnar lächelt entschuldigend zu ihr hinab, dann setzt er sich, nachdem Auristhuadis ein Stück zur Seite gerutscht ist, neben sie. >Ich wollte dir noch einmal mein Beileid aussprechen. Ich wollte eigentlich schon in den letzten Tagen vorbei kommen, aber ich dachte, ihr habt euch sicher eine Menge zu erzählen.< Shunjalinn nickt mit einem Lächeln und tupft an den Weinflecken herum. "Oh, ja, danke. Ja, wir hatten eine Menge zu besprechen. Wie geht es dir, Yaêlnar? Es ist so gut, euch alle wieder zu sehen und ich hatte noch gar keine Gelegenheit mit allen wenigstens ein paar Worte zu wechseln." Yaêlnar nimmt einen Schluck aus seinem Becher und folgt dann ihrem Blick, der über die versammelte Menge gleitet. >Ach, naja, dein Vater fehlt mir furchtbar, aber... Komm, lass uns von etwas anderem sprechen an diesem Abend. Möchtest du mir von deinen Reisen erzählen?< Wieder erhellt ein Lächeln das Gesicht des dunkelhaarigen Elben und Shunjalinn kann nicht anders, als dieses Lächeln zu erwidern. "Oh, um ehrlich zu sein, lieber nicht. Wie macht sich Kea?" Yaêlnar folgt ihrem Blick zu der jungen Hufschmiedin hinüber, die gerade einen tiefen Blick mit Ierás tauscht. >Sie ist talentiert. Wirklich talentiert und es scheint ihr Spaß zu machen.< Shunjalinn wirft dem Elben neben sich einen kurzen Blick zu, doch seine Miene ist ernst und wohlmeinend. Mit einem leisen Seuzfen sieht sie wieder zu ihrem Sohn und seiner Gefährtin hinüber. "Das ist gut. Ich mache mir manchmal wirklich Sorgen um die beiden. Ierás hat.. naja, irgendwie sind wir nie dazu gekommen, ihm einen richtigen Beruf zu suchen. Etwas womit er sich seinen Lebensunterhalt verdienen kann." >Meinst du, sie werden bleiben?< Die Elbin sieht Yaêlnar überrascht an. An die weitere Zukunft hatte sie bisher noch nicht gedacht; die ganze Reise über hatte sie nur an den Riathar und nach vorn gedacht. Sie zuckt ratlos mit den Schultern und nippt am Honigwein. "Ich weiß es nicht. Nein, vermutlich nicht, auch wenn es hier sicherer für die beiden wäre. Sie gehören nach Talyra, und jetzt, wo sie die Stadt erst einmal verlassen haben, werden sie sich wohl noch ein wenig umsehen wollen, fürchte ich." Sie grinst schief und leert ihren Becher in einem Zug.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 07. Nov. 2007, 22:12 Uhr
>Komm herein, Ierás, keine falsche Scheu.< Enris´leise Stimme dringt durch das weiche Fell, das ihr als Tür dient. Die große Halle hinter ihm ist völlig leer und bis auf wenige Fackeln dunkel, aber in Enris´Wohnhöhle schimmern Kerzen hinter Milchquarzscheiben und es ist angenehm warm. >Ich habe auf dich gewartet, Junge.< Die Elbin lächelt und Ierás atmet mehrmals tief ein und aus.
Während Kea in den letzten Tagen ständig mit diesem Yaêlnar über irgendwelchen Schmuckstücken gebrütet hatte, hatte er zuerst viel Zeit bei seinem Vetter und den beiden Basen verbracht. Das der ehemalige Schüler seines Großvaters sie so bereitwillig in die Kunst des Silberschmiedens einweist, freut ihn ja für Kea, aber dass er sie deshalb den ganzen Tag über nicht zu sehen bekommt, freut ihn wesentlich weniger. Und er ahnt, dass sie in der nächsten Zeit auch nicht mehr Zeit miteinander verbringen werden.
Es ist kurz nach Inari, das selbst nach den Maßstäben der Riathar´ya sehr ruhig ausfällt; zu sehr bedrückt der Tod Rynrela´s  die unsterblichen Elben des Berges. An dem Abend, als alle sich in der großen Halle versammelt hatten, hatte Enris sämtliche Fackeln und Kerzen in der Halle mit einer winzigen Geste entzündet, was Kea auf die Lösung ihres Magie- Problems gebracht hatte. >Sie ist eine Magierin, Ierás. Frag sie, ob sie dich lehrt.< Die Halbelbe hatte den zögernden Ierás den ganzen Abend gut zugeredet und war schließlich selbst zur hohen Dame gegangen. Nicht das Ierás diese Chance nicht nutzen will, doch die uralte Elbin ist ihm unheimlich. Sie wird mich erkennen. Es ist ein unbestimmtes, vermutlich unsinniges Gefühl, aber er wird es einfach nicht los. Enris hatte ihn über Kea, die sie selbst im Sitzen um einen halben Kopf überragt, hinweg eindringlich und ernst angesehen, hatte unmerklich genickt und Kea dann mit einem strahlenden Lächeln zugestimmt.
>Setz dich, Ierás. Erzähl mir von dir. Kea hat nur gesagt, dass du über Magietalent verfügst und bisher keinen Lehrer hattest.< Sie lächelt ein warmes Lächeln, das ihr Gesicht erstaunlich jung wirken lässt und Ierás ein wenig von seiner Nervosität nimmt. "Da fragt Ihr mich was. Ich.. hm, mein Vater war wohl so etwas wie ein Magier und von ihm habe ich es offensicht geerbt." Der junge Mann zuckt mit den Schultern und nimmt in einem der bequemen, hochlehnigen Stühle den Enris ihm zuweist Platz. Er überlegt, wieviel von seiner Herkunft er preisgeben soll. Auf der einen Seite bedeutet jeder Eingeweihte eine Gefahr für Kea und ihn, aber auf der anderen Seite hatte diese Elbin den Berg seit vielen Jahrhunderten nicht verlassen. Es fällt ihm nicht leicht, zu entscheiden, was das Beste in dieser Situation ist und schließlich hört er einfach auf sein Bauchgefühl. Vermutlich kann sie ihm nur helfen, wenn sie genau weiß, womit sie es zu tun hat. "Mein Vater.. war Ruan Dracayren." Egal was Enris erwartet hatte, dies hier sicher nicht. "Seht Ihr, Ki.. Shunjalinn.. Sie haben.. sich kennengelernt und..äh..." Der unverwandte Blick der Elbin verrät nichts über ihre Gedanken, aber Ierás hört sie mehrmals tief ein- und ausatmen. Er räuspert sich und fährt dann hastig fort. "Es fing vor fast vier Jahren an, ich war alleine zu Haus und es ist jemand eingebrochen. Ich habe ihn überrascht und er hat mich verprügelt." Ierás stockt; diese Erinnerungen sind nicht seine schönsten und seine eigene Hilflosigkeit ist ihm peinlich. "Und irgendwann dachte ich nur noch Brenne und.. tja, er hat gebrannt. Von innen heraus." Er hat bei der Erinnerung die Augen geschlossen und als er sie wieder öffnet, blickt er direkt in ein Paar himmelblauer Augen. Für einen Moment spürt er die Präsenz der Elbin; wie vorsichtig tastende Finger, die seinen Geist sanft berühren. Im ersten Augenblick ist er überrascht, doch er lässt es zu; bis zu einem gewissen Punkt. Mit einem beinahe unschuldig wirkendem Lächeln zieht sich Enris zurück, sobald sie seinen Widerstand spürt. >Entschuldige, ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Aber ich musste einfach wissen, ob deine Worte wahr sind. Weißt du, was deine Herkunft bedeutet?< Ierás nickt und nachdem Enris ihn noch einmal sehr genau gemustert hat, nickt sie erneut. Mit einem Seufzen schließt die Elbin die Augen, doch als sie sie wieder öffnet liegt eindeutig Belustigung darin. >Weißt du, Shunjalinn war mir von allen Kindern des Berges immer eine der Liebsten. Sie war noch nie besonders zuverlässig und verantwortungsbewusst. Aber dass... dieser Leichtsinn übertrifft wirklich alles.< Sie macht eine vage Geste mit der linken Hand und fährt dann mit ernster Stimme fort. >Egal, es gibt jetzt wichtigeres zu besprechen. Wo beginne ich am besten?< Für einige Herzschläge ruht ihr sinnender Blick auf Ierás, ehe sie noch einmal tief Luft holt und zu sprechen beginnt.

Der Sommer vergeht, während die alte Elbin Ierás beibringt, seine Magie mit Hilfe von Konzentrationsübungen und Meditaionen zu erkennen, sie zu bändigen und schließlich auch, sie anzuwenden. Die Übungen zehren an seinen Kräften; oft schläft er, kaum das sein Kopf das Kissen berührt und er wird erschreckend mager. Kea, seine Mutter und Großmutter bemühen sich nach Kräften, ihn zu mästen; zumindest fühlt es sich jedesmal so an, wenn sie ihm eine weitere, großzügig bemessene Portion auftischen.
Enris kann ihm kein übliches Studium mit Unmengen Schriftrollen, alten Büchern und vielen, ehrwürdigen Lehrern bieten; die einzige Schrift die sie über Magie besitzt ist nichts für Magieanfänger wie ihn, doch diesen Mangel gleichen beide mit ihrem Eifer aus. Sie wissen beide, dass ihm nicht viel Zeit bleibt, denn irgendwann würden Kea und er wieder nach Talyra aufbrechen und so stürzt er sich mit großem Ehrgeiz in die Übungen, die Enris ihm aufgibt. Und das sind nicht wenige.
Die Elbin lehrt ihn jedoch nicht nur alles, was sie über die Grundlagen der Magie weiß, sie erzählt ihm auch von seinem Vater. Sie schafft es, bei den Fakten zu bleiben, auch wenn selbst die Fakten nicht gerade für Ruan sprechen. Doch sie verschweigt ihm auch nicht, wie die meisten Elben über seinen Vater denken. Und dennoch tut es ihm gut, etwas über seine Wurzeln zu erfahren. Mit Shunjalinn über seinen Vater sprechen zu wollen, war irgendwann beinahe unmöglich geworden, und dass, was er weiß, weiß er von Loba. Doch auch die Hohepriesterin hatte ihm nichts über die Fähigkeiten sagen können, über die er durch das Dracayrenblut verfügt. Schon in ihrem ersten, langen Gespräch hatte Enris festgestellt, dass Ierás dem Pfad der Schule der Energie folgt, gleichzeitig aber durch sein Erbe über andere Fähigkeiten verfügt. >Du kennst die Fähigkeiten, die du von Ruan hast bereits, aber um sie anzuwenden, musst du auch sie entwickeln. Deine Übungen werden dir dabei helfen, deine Magie und dein Erbe zu beherrschen.< Ihr Lächeln hatte ihm Mut gemacht.

Hinter seiner Stirn hämmert eine ganze Schwadron Zwergenschmiede auf ihren Ambossen herum und Schweiß steht ihm auf der Stirn. Es fällt ihm schwer, sich auf die Übung zu konzentrieren, die Enris ihm aufgegeben hat. Eine etwa walnussgroße Lichtkugel schwebt in Augenhöhe vor ihm. Sie wirft einen flackernden Schein auf sein angestrengtes Gesicht während sie ihre Größe stets um wenige Sekhelrin verändert. Zuerst wird sie immer kleiner, doch dann packt Ierás der Ehrgeiz und sie vergrößert ihren Umfang; beinahe zögerlich zwar, aber deutlich erkennbar. Ierás Atem geht schwer und er spürt sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen hämmern. Für einen Moment erinnert er sich an die Anwesenheit seiner Mutter und er spürt förmlich, wie die Kugel in sich zusammenschrumpft, doch als er sich wieder voll auf die schwebende Lichtkugel konzentriert, verschätzt er sich. Die Lichtkugel zerbirst in einem grellen Blitz und das plötzliche Versiegen des Magiestroms hinterlässt einen kupfrigen Geschmack in seinem Mund.
>Du musst lernen, die Magie gleichmäßig fließen zu lassen, Ierás. Du schwankst zu sehr und.. Mäßige dich, du willst zu viel auf einmal.< Enris lächelt ihn aufmunternd an und reicht ihm einen Becher mit Wasser. >Aber das hast du vermutlich geerbt.< Sie zwinkert; etwas, dass ihn immer wieder irritiert und wirft einen raschen Blick zu Shunjalinn hinüber, die sehr still in ihrem Sessel sitzt und ihren Sohn unverwandt ansieht. Die Elbin war eigentlich auf dem Weg zur Jagd gewesen und hatte nachsehen wollen, ob Ierás sie vielleicht in die spätsommerliche Dämmerung begleiten würde, doch ihren Sohn Magie wirken zu sehen, fasziniert sie jedes Mal aufs Neue. Bei den letzten Worten der hohen Dame verzieht sie das Gesicht, aber im Prinzip kann sie Enris nur Recht geben. >Wenn ihr wieder in Talyra seid, solltest du mit Arúen sprechen. Ich glaube, sie hat einige Übung in Sachen Geduld. Ohne hätte sie den Fluch wohl auch nicht brechen können.< Shunjalinn spricht sehr leise und beinahe zu sich selbst, aber Ierás hat jedes Wort verstanden und nickt, ehe er den Becher an die Lippen führt. "Ich hoffe, ich muss nicht so viel Geduld aufbringen..." Seine Worte bringen ihm einen nachsichtigen Blick seiner Mutter ein und sie grinsen sich flegelhaft an, ehe ihnen auffällt, dass Enris ihrem Wortwechsel mit großen Augen folgt. >Arúen? Ein Fluch?< Die Elbin sieht von einem zum anderen und wirkt mit einem Mal nicht mehr so gelassen wie sonst. >Ah, ja. Eine Freundin von mir, Arúen Liasiranis. Es ist eine lange Geschichte, ihre Mutter wurde von einem Dämon verflucht und mit ihr ihre ungeborene Tochter Arúen. Aber es ist ihr gelungen, den Fluch zu brechen und jetzt hat sie selbst eine gesunde kleine Tochter.< Auf Enris Gesicht breitet sich ein strahlendes Lächeln aus, das Shunjalinn und Ierás verwirrt. >Arúen Liasiranis aus dem Hause Mitarlyr? Ist es diejenige die du meinst? Meine Nichte.<

Wenn Ierás nicht meditiert oder mit Enris über das Mana, das Netz der Magie oder die fünf Wege der Magie spricht, verbringt er viel Zeit mit Riafian; meist streifen die zwei durch den Wald und stöbern hier und da Wild auf und Riafian beginnt, seinen Vetter das Bogenschießen zu lehren. Die Abende verbringt er hingegen mit Kea, seiner Mutter und Großmutter. Die junge Halbelbin verbringt ihre Zeit mit Yaêlnar in dessen Schmiede und wenn sie von den Fortschritten ihrer Arbeiten erzählt, leuchten ihre Augen. Wann immer ihre schmal bemessene Zeit es zu lässt, stehlen Kea und Ierás sich mit den Pferden aus dem Berg und an manchen Tagen gelangen sie bis an den Rand des großen Waldes.
Der Herbst kommt und die Blätter der hohen, schlanken Bäume beginnen, sich zu verfärben und es gelingt ihm manchmal nicht mehr, seine Unruhe beiseite zu schieben, um sich tief genug in seine Meditationen zu versenken. Oft verschiebt er dann seine Übungen, sucht seinen Vetter oder streift allein durch den flammenden Wald. Er ahnt, dass auch Kea der Herbst und der nahende Winter nicht ruhen lässt, aber er weiß nicht, wie er ihr helfen kann.

Begleitet von lautem Ästeknacken und dem protestierenden Rascheln der dunkelrot verfärbten Blätter auf dem Boden, bricht Ierás durch das Dickicht, dicht gefolgt von seinem Vetter und einem wütenden Wildschwein, über dessen Schwanzwurzel ein schlecht gezielter Pfeil steckt. Ierás hatte sich unter Riafians Anleitung im Bogenschießen geübt und eigentlich nur auf einen markierten Baum zielen sollen. >Erinnere mich daran, dir nie wieder einen  Bogen in die Hände zu geben!< Riafians Atem geht keuchend, diese Wildsau hinter ihnen beweist eine erstaunliche Konstitution und er verdreht die Augen, als Ierás sich grinsend zu ihm umwendet. "Was? Immerhin habe ich etwas getroffen!" >Pass...< Riafian kommt nich weiter, denn in diesem Moment läuft Ierás, der immer noch nach hinten blickt, gegen einen der hohen, schlanken Bäume. Sein Vetter ist nur zwei Schritt hinter ihm und noch ehe Ierás wirklich zu sich kommt, ist Riafian schon bei ihm. >Hoch! Los!< Die Panik in Riafians Stimme lässt Ierás aufsehen. Sein Blick geht an den Beinen seines Vetters vorbei und trifft auf den der Wildsau, die keine zehn Sekhel vor seinem Gesicht abrupt zum Stehen kommt, als wäre sie vor eine unsichtbare Wand gelaufen. Einen Moment bleibt das Tier verwirrt stehen, ehe seine Hinterläufe einknicken und es sich auf sein Hinterteil fallen lässt. Ierás schließt die Augen für den Bruchteil eines Herzschlages, und als er sie wieder öffnet, steckt ein Pfeil in der Flanke des Tieres.
>Das hätte ins Auge gehen können, Jungs.< In der Stimme seines Onkels schwingt zwar leise Belustigung mit, doch er bemüht sich um ein ernstes Gesicht. Die Wildsau sackt langsam in sich zusammen, während Riafian seinem Vetter auf die Beine hilft. "Danke, Heron." Die beiden nicken einander zu, dann tritt Heron näher und sie beugen sich zu dritt über die verendende Sau. Plötzlich reicht Heron Ierás sein Jagdmesser und deutet mit dem Kopf auf das liegende Tier. >Erlös es.< Ierás zögert einen Moment; er hatte gerade erst mit dem Bogenschießen begonnen und bisher noch keine Gelegenheit, auch tatsächlich ein Tier zu erlegen. Doch er nimmt den Dolch, beugt sich hinunter, dreht den massigen Kopf und schneidet der Wildsau die Kehle durch. Herons Messer ist von guter Qualität und gut gepflegt und es geht leichter, als er erwartet hat. Entschuldige. Aber Danke. Er verdreht die Augen über seine Gedanken; dem Schwein würde das auch nicht mehr viel helfen. Aber er fühlt sich besser damit.
Heron hilft Ierás beim Ausweiden und lässt die beiden jungen Männer ihre Beute in den Berg tragen. Sie bringen das Tier in die Halle seiner Großmutter. Shunjalinn und Auristhuadis machen sich sofort daran, dem Schwein das Fell abzuziehen und das Fleisch zu verarbeiten. Kea ist noch bei Yaêlnar und als er bemerkt, dass sie nicht da ist, wird er mit einem Mal sehr still. Die letzten Tage hatte sie beinahe vollständig in der Schmiede verbracht und sie kehrt jeden Abend  mit einem stillen Lächeln zurück und antwortet ausweichend auf seine Fragen. Er beschließt, noch heute mit ihr darüber zu reden. Doch als Kea am Abend in die Halle zurück kommt, scheint sie vor Freude beinahe zu summen, doch bis auf ein verschmitztes Grinsen bekommt er nichts aus ihr heraus. Sie hört sich seine Geschichte lachend an, doch an der Stelle, an der er stürzt, weiten sich ihre Augen vor Schreck und er sieht ihren Blick rasch über ihn hinweg huschen, auf der Suche nach Verletzungen. "Nein, nein. Uns ist nichts passiert... Ich habe ein Schutzschild aufbauen können! Das muss ich Enris morgen erzählen." Er zieht sie in seine Arme, wird aber von seiner Großmutter unterbrochen, ehe er Kea einen herzhaften Kuss geben kann. >Komm Junge, lass das Mädchen erstmal Luft holen und hilf mir lieber dabei, den Tisch zu decken.< Mit einem tiefen Seufzer und nicht ohne Kea doch noch zu küssen löst er sich von ihr.
Für den Abend hatten sich Sefra und Heron mit ihren Kindern angemeldet und sie kommen erst spät in der Nacht in die kleine Höhle, die ihnen als Schlafzimmer dient. Ieràs spannt das Fell vor die Türöffnung und als er sich zu Kea umwendet, steht sie mit erwartungsvollem Gesicht vor ihm. "Wa.." Sie streckt ihm die Hände entgegen und als er darauf hinunter blickt, öffnet sie ihre Fäuste. >Das habe ich für dich gemacht.< Im dämmrigen Licht der Talglichter kann er ein einfaches Lederband sehen, an dem ein kleiner, silberner Anhänger hängt. Als er erkennt, was dieser Anhänger darstellt, werden seine Augen weit. "Oh. Kea. Danke!" Ihr Lächeln ist strahlend, als er die kleine Figur vorsichtig in die Hand nimmt, um sie näher zu betrachten. Das Auge des auf drei Beinen stehenden Drachens ist ein kleiner Obsidiansplitter und auch die Zunge und die Klauen sind fein herausgearbeitet. >Yaêlnar hat mir dabei geholfen. Ich habe lange überlegt, ob ich das wirklich machen soll, aber...< Sie zuckt mit den Schultern und wirkt mit einem Mal sehr unsicher. "Er ist wunderschön. Wir werden ihn einfach gut verstecken." Sie tauschen ein kleines Verschwörerlächeln und Ierás hängt sich das Lederband um den Hals und lässt den Anhänger unter seinem Hemd verschwinden. "Ich danke dir, Neýa. Und ich dachte schon, du wärst böse mit mir." Kea sieht ihn einen Moment verwirrt an, dann schüttelt sie den Kopf und ihr Lächeln wärmt ihm das Herz. "Hast du Sehnsucht nach Talyra?" Der Gedanke kommt ihm plötzlich, aber er selbst hatte in den letzten Tagen oft an ihre Heimatstadt gedacht. Als sie nickt, nimmt er sie in den Arm und atmet ihren Duft ein. "Wenn du möchtest.. Also.." Er räuspert sich und schließt die Augen, ehe er weiter spricht. "Wir sollten bald aufbrechen, wenn wir vor dem Winter reisen wollen." Es kostet ihn überraschende Mühe, die Worte auszusprechen. Als die ersten Blätter im Luriori Sarnis sich blutrot verfärbt hatten, war ihm klar geworden, dass sie ohne seine Mutter würden gehen müssen. Kein Abschied für immer.. aber für so lange Zeit. Ihr Blick ruht unverwandt auf ihm und als sie langsam nickt, dauert es einen Augenblick, ehe er die Bedeutung dieses Nickens begreift.

>Übe, Junge. Das ist das einzige, dass ich dir noch mit auf den Weg geben kann. Such dir jemanden, der dir deine Fragen beantworten kann und dir hilft, dich weiter zu entwickeln. Vergiss nicht, dass es die größte Sünde eines Imras ist, seine Studien nicht fortzuführen. Vergrab dich in dieser wundervollen Bibliothek, die ihr dort in Talyra habt.< Enris himmelblaue Augen ruhen auf ihm, wie schon unzählige Male zuvor, doch die Wehmut darin ist neu. >Und grüß meine Nichte von mir.< Jetzt schleicht sich ein Lächeln über das Gesicht der alten Elbin, dass Ierás nur erwidern kann. Er und seine Mutter hatten ihr alles über Arúen und Rialinn erzählen müssen, immer und immer wieder und die Sehnsucht in den Augen der alten Elbin geht Ierás nicht mehr aus dem Kopf. Wird Mutter wirklich hier bleiben? Für immer vor der Welt versteckt und doch nicht sicher vor ihren eigenen Erinnerungen.
Als Kea und er ihren Entschluss verkündet hatten, hatte seine Mutter zuerst nur geschwiegen, während Auristhuadis die beiden nach dem Wann und Warum ausgefragt hatte, aber später am Abend hatten sie ein langes Gespräch geführt. Sie hatte ihm Ratschläge gegeben, sie beide ermahnt, vorsichtig zu sein, sich bei Olyvar zu melden, seine Halbgewschwister nicht zu vergessen und ein bisschen auf die drei aufzupassen. Doch irgendwann war die Elbin verstummt und nach einigen stumm hin und her gewanderten Blicken, waren Kea und Ierás bedrückt in ihre Schlafkammer gegangen. Shunjalinn hatte noch lange in dem bequemen Sessel gesessen, an die gegenüberliegende Wand gestarrt und war schließlich mit Tränen auf den Wangen in ihre Trance geglitten.
Alle Bewohner des Berges haben sich in der großen Halle der hohen Dame versammelt und jeder einzelne will sich von ihnen verabschieden. Der Abschied von Heron und Riafian fällt Ierás sehr schwer und er ahnt, dass Kea der Abschied von Yaêlnar ebenso zu schaffen macht. Sie hatte viel von dem Silberschmied gelernt, doch es würde noch einige Zeit dauern, bis sie dieses Handwerk so gut beherrscht wie er. >Machs gut, Vetter. Und üb dich im Bogenschießen.. oder im Hindernislauf, je nachdem.< Die zwei jungen Männer grinsen sich an, umarmen sich kurz und schließlich steht Ierás erneut vor seiner Mutter. >Leb wohl, mein Sturm. Passt auf euch auf. Versprich mir das. Sei vorsichtig.< Sie sieht vielsagend auf den Punkt auf seinem Hemd, unter dem sie den durchaus gefährlichen Anhänger weiß. Ierás nickt und plötzlich stehen ihm Tränen in den Augen. "Leb wohl, Mutter. Versteck dich nicht." Sie nickt leicht und er reißt sich von ihrem Anblick los, zurrt an den letzten Gurten ihres Sattelzeuges und führt Nigrés in den langen Gang, der aus dem Berg hinausführt.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 11. Nov. 2007, 22:11 Uhr
Schon nach kurzer Zeit die Kea und Ierás durch den Feuerwald reiten blickt sich die Halbelbin immer wieder um, denn die erlebte Zeit kommt ihr schon jetzt wie ein Traum vor. Sie freut sich zurück nach Talyra zu kommen und doch, sie wird den Riathar und all seine Bewohner vermissen, besonders natürlich Kizumu, die sie jetzt schon viele Jahre kennt und die sie tief in ihr Herz geschlossen hat. Aber auch Yaêlnar, der ihr so viel beigebracht hat und ihr ein geduldiger Lehrmeister und Freund gewesen ist. Bei dem Gedanken an den Silberschmied fasst sie wehmütig an den Beutel der an ihrem Gürtel hängt und kann die scharfen Kanten eines Steines darunter spüren. An ihrem letzten Tag in der Silberschmiede hat Yaêlnar ihr den Obsidian geschenkt aus dem auch die Splitter stammen die Kea für Ierás Anhänger gebraucht hat. >Er soll dir gehören, aber benutze ihn nur für besondere Dinge, außerhalb des Riathars wirst du nicht so leicht an so einen Stein gelangen!< hatte der Elb gesagt und ihr den wertvollen Stein in die Hand gedrückt. Überwältigt hatte Kea ablehnen wollen, doch Yaêlnar hatte nur den Kopf geschüttelt und keine Widerworte gelten lassen.
„Wie kann ich dir jemals danken?“ fragt die Halbelbin ihn und umarmt ihren Lehrmeister zum Abschied, der ihr nur sagt, dass es ihm eine Freude war sie für diese kurze Zeit zu unterrichten.
Über die letzten Siebentage hat Yaêlnar ihr nicht nur die Feinheiten seines Handwerks näher gebracht, sondern ihr auch die Grundzüge des Lesen und Schreiben gelehrt. Der Elb war sehr verdutzt gewesen als er Kea aufgetragen hatte einige Pergamente und Schriftrollen über Silber und die Schmiedekunst zu lesen und das Mädchen ihm mit hochroten Ohren und gesenktem Blick gestehen musste, weder lesen noch schreiben zu können. >Na gut<, hatte er erwidert, >dann fangen wir eben damit an!< Es war Kea sehr unangenehm gewesen ihr Unwissen zuzugeben, immerhin empfand sie es schon als große Gefälligkeit, dass Yaêlnar ihr überhaupt etwas beibringen wollte. Umso eifriger hat sie sicht dann jedoch diese Fertigkeit angeeignet und manchmal den ganzen Tag nichts anderes gemacht als zu lesen. Nur ein Schriftstück, ein ganz spezieller Brief, liegt immer noch versiegelt in ihrem Gepäck, welches im Gegensatz zu ihrer Hinreise beträchtlich gewachsen ist. Die Elben des Berges haben Ierás und Kea einige Dinge mit auf den Weg gegeben, warme Kleidung aus Fellen und Leder, falls der Winter sie zu früh überraschen sollte, Geld und Steine, damit es ihnen auch an ja nichts fehlen würde und natürlich eine Menge guter Ratschläge, die sich aber nicht auf die Schwere ihres Gepäcks auswirken.

Die blutroten Blätter fliegen, vom Wind getragen, über das Paar hinweg als sie schweigsam nebeneinander her reiten. Es dämmert schon, sie haben den Wald schon beinahe hinter sich gelassen und Edanwen kann immer noch kaum einen ruhigen Schritt machen. Der Hengst spürt, dass etwas anders ist als sonst, fühlt die stille Aufregung und Vorfreude seiner Reiterin. Nigrés hingegen ist die Ruhe selbst, sie lässt sich nicht von diesen Eskapaden anstecken, ganz im Gegensatz zu ihrem Sohnemann. Caristo findet diesen Ausflug einfach fabelhaft, immer wieder läuft er voraus und springt wie ein zu groß geratener Hund in einen roten Blätterhaufen den der Wind zusammen geschoben hat. Das Farbenspiel das ihnen das Abendrot in diesem Wald bietet ist überwältigend, trotzdem wäre Kea froh, wenn sie die Nacht nicht hier verbringen müssten, sondern in einer Herberge übernachten könnten. Doch so lange ist ihre Ankunft im Riathar noch nicht her und Kea kann sich erinnern, dass das nächste Gasthaus mehr als eine Tagesreise vom Feuerberg entfernt ist und dass ihnen deshalb nichts anderes übrig bleiben wird als im Freien zu übernachten. Zum Glück ist es eine sternenklare Nacht und auch am nächsten Morgen meint es das Wetter gut mit ihnen und sie kommen gut voran. Sowohl Kea als auch Ierás wollen sich nicht mit ewigen Rasten und unnötigen Umwegen den Weg länger machen als notwendig. Sie haben sich entschlossen erst in Richtung Osten zu reiten, da das der schnellste Weg auf die Nord-Südstraße ist und sie dort noch schneller voran kommen würden. Schon in ihrer ersten Nacht im Wald hat Kea wieder einmal kaum ein Auge zu getan, sich hin und her gewälzt und damit auch immer wieder Ierás geweckt. Aus diesem Grund sind sie beide sehr froh, als sie schon die nächste Nacht in einer kleinen Taverne verbringen können. Außer ihnen sind dort nicht viele Leute, aber es ist freundlich und sauber und mehr verlangen die beiden Reisenden auch gar nicht. Auch am nächsten Tag passiert ihnen nichts aufregendes, wofür Kea sehr dankbar ist, denn eine sehr lange Krankheit, ein Besuch bei den Faunen und einmal beinahe sterben waren ihr wirklich genug für einen Jahreslauf. Trotzdem ist der Spielmannstrupp den sie nach 2 Wochen einholen eine willkommene Abwechslung. Es ist nur eine kleine Gruppe, die von Cap Ardun auf den Weg in den Süden ist, eine Reise die sie jedes Jahr machen, denn im Norden wollen sie nicht Überwintern, da sei es ihnen zu kalt und das Wandern im Schnee zu anstrengend. Die drei Wagen mit denen die Spielmänner unterwegs sind, werden andauernd von Flötenklängen begleitet und immer wieder stimmt einer von ihnen mit fröhlichem Gesang ein. Kea und Ierás werden natürlich sofort als Elben erkannt, die hier im Norden, obwohl der Riathar noch so nahe ist, nicht häufig gesehen werden. Sofort werden die beiden in ein Gespräch verwickelt, hören Geschichten über die vielen Reisen dieser Arduner-Spielmänner, die sowohl fesselnd als zum Teil auch sehr unglaubwürdig sind und erzählen selbst ein wenig woher sie kommen und wohin sie gehen.
Die Spielmänner sind auf dem Weg nach Torhof und als sie hören, dass auch Kea und Ierás dort hin wollen, laden sie die beiden spontan ein sich doch ihnen anzuschließen, schließlich ist es zu zweit ohnehin viel zu gefährlich hier. Sie kommen jedoch gar nicht bis nach Torhof, als einer der Männer ein trauriges Lied aus seiner Heimat anstimmt. Sie haben schon bemerkt, dass die wenigsten der Arduner-Spielmänner tatsächlich aus Ardun kommen, aber dieses eine spezielle Lied überrascht sie dann doch etwas. Er singt von Lair Draconis, das er schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat und von einer Frau die er einst dort zurück lassen musste. Die Frau interessiert Kea kein bisschen, aber über Lair Draconis würde sie gerne mehr wissen und nun sitzt tatsächlich jemand vor ihr, der diese Stadt, die sie Kea so fasziniert und die sie gleichzeitig fürchtet, schon gesehen hat. Um den Schein zu wahren fragt sie völlig bläuäugig nach, wo Lair Draconis denn überhaupt liegt, wie es dort aussieht und bringt mit ihrer Fragerei den Mann völlig ins Schwärmen. Er erzählt jedoch nicht nur von der heutigen Zeit, seinem Elternhaus in Hochwald und immer wieder von der geliebten Frau, die seine Liebe nicht erwidert und einen anderen geheiratet hatte, sondern auch von dem Glanz von früher, als die Drachenkönige noch den Osten beherrschten. Kea kitzelt jedes noch so kleine Detail aus dem Mann heraus, das er über die Drachenkönige zu wissen meint, wobei er auch zugeben muss, das einige von ihnen wohl einen etwas schwierigen Charakter hatten und auch, dass es ihnen jetzt ohne Drachenkönige nicht all zu schlecht geht, dass man in seiner Familie diese goldenen Zeiten nie vergessen hat.

An diesem Abend in der Herberge in der Kea, Ierás und auch die Spielleute unterkommen, ist Ierás recht still. Kea hingegen kann gar nicht aufhören im Raum auf und ab zu laufen und darüber zu plappern was der Mann nicht alles erzählt hat. „Wenn der wüsste“, kichert sie immer wieder, ganz leise natürlich. Erst nach einiger Zeit fällt ihr auf, dass ihr Gefährte ihren Enthusiasmus scheinbar nicht zu teilen scheint. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragt sie, unterbricht sich damit selbst mitten im Satz und legt Ierás, der im Gegensatz zu Kea ruhig am Tisch sitzt, eine Hand auf die Schulter. Verwirrt, da sie ihn scheinbar aus seinen Gedanken gerissen hat, sieht er zu ihr nach oben, lächelt leicht und nickt dann. Trotzdem lässt Kea das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Sie streicht ihm durch das lange Haar, gibt ihm einen Kuss auf den Scheitel und verharrt kurz so. „Du denkst über die Drachenlande nach, nicht wahr?“ fragt sie und trifft damit natürlich ins Schwarze. Ierás braucht gar nichts zu erwidern, Kea weiß auch so, dass sie recht damit hat. Vorsichtig streckt sie ihren Geist nach ihm aus und spürt, nicht zum ersten Mal, den Wunsch die Stadt zu sehen die die Heimat seiner Vorfahren ist. Am liebsten würde sie sich umdrehen und so tun als hätte sie nichts gespürt, als wüsste sie nicht was ihn beschäftigt, denn dann könnte sie ruhigen Gewissens nach Talyra reiten und keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwenden, dass ihr Gefährte leider lebensmüde ist und sich eine Reise an einen Ort wünscht, wo ihn die Hälfte der Bevölkerung vermutlich am liebsten töten würde und die andere, was fast noch schlimmer wäre, auf einen Thron setzen und zum König machen würde.
„Nein“, sagt sie also – obwohl Ierás kein Wort darüber geäußert hat, dass er anstatt nach Talyra zu gehen die Reise nach Lair Draconis antreten will – und schüttelt vehement den Kopf. „Das kannst du vergessen, wir werden dort nicht hingehen. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, weißt du nicht, dass das wahnsinnig ist. Sie werden uns finden bestimmt und selbst wenn nicht, weil sie ja nicht wissen, dass du überhaupt existierst und ja auch nicht rumbrüllst, dass du ein Dracayren bist, dann ist das viel zu weit weg. Wir wollten doch nach Hause, nach Talyra, wir sind schon so lange fort. Ja ich weiß, wenn wir erst einmal in Talyra sind, werden wir so schnell nicht wieder fort gehen und die Gelegenheit in den Osten zu reisen bietet sich dann vermutlich erst wieder in vielen Jahren, wenn überhaupt, aber bald ist Winter und im Winter zu reisen kann sehr beschwerlich sein und stell dir vor wir müssten dann dort bleiben, nun gut, wir müssten bestimmt nicht dort bleiben, irgendeinen Weg würden wir schon finden.“ Kea redet in einer Tour vor sich hin, lässt Ierás gar nicht zu Wort kommen und endet schließlich damit, dass sie „Nun gut!“ sagt und ihrem Gefährten vorwirft, dass er unendlich stur ist, obwohl dieser bis dato noch immer kein einziges Wort in die Diskussion einfließen hat lassen, sondern Kea nur mit großen Augen beobachtet und sich vermutlich langsam zu fragen beginnt ob sie nicht vielleicht verrückt geworden ist. Schließlich steht er doch auf, nimmt Keas Hände in seine und hilft ihr so, sich erst einmal wieder zu beruhigen. >Willst du das wirklich? Wenn nicht,…wir…du bist schon bis hier her…< Bevor er weiter sprechen kann legt ihm Kea einen Finger auf die Lippen. „Es ist leichter so zu tun als würde ich mit dir streiten, wenn ich in Wahrheit mit mir selbst uneins bin. Ein kleiner Teil von mir will schon immer sehen wonach du dich sehnst, aber ein Teil von mir fürchtet sich auch und wünscht sich zurück nach Talyra. Aber wann werden wir gehen wenn nicht jetzt?“ Nun ist es Ierás der Kea unterbricht und zwar mit einem Kuss, der sich lange ausdehnt, sie in das knarrende Herbergenbett bringt und sie ihre Müdigkeit noch für eine Weile vergessen lässt.

Am nächsten Morgen verabschieden sich Kea und Ierás von ihren Spielmannsfreunden, erst wollen sie ihnen nicht erzählen wohin sie gehen werden und warum sich ihre Pläne geändert haben, doch schließlich erklären sie, dass all die Geschichten über die Drachenlande sie so begeistert und fasziniert haben, dass sie sie nun selbst sehen möchten und sich dort hin auf den Weg machen werden. Der Hochwalder Spielmann, fällt ihnen beiden um den Hals und nimmt ihnen ungefähr zehn Mal das Versprechen ab wenn sie denn in Lair Draconis sind, der Stadt zu sagen er würde wieder kommen. Das kommt Kea zwar etwas seltsam vor, sie verspricht es aber dennoch und winkt den Spielleuten noch lange zu, als diese nur noch kleine Pünktchen sind und ihre allgegenwärtige Flötenmusik schon längst verklungen ist.
Ihre eigene Reise setzen die beiden nicht weiter auf der Straße fort, sondern halten sich nun etwas östlicher, auch wenn das bedeutet, dass sie nicht mehr jeden Tag in einer Herberge nächtigen werden können, sondern wieder mit dem harten Boden Vorlieb nehmen müssen.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 26. Dez. 2007, 21:24 Uhr
~Aus Ardun, durch das Tamarlonische Meer bis nach Lair Draconis; Herbst und Winter~


Ihr Weg führt sie erneut nach Osten, nachdem sie sich von den Spielleuten verabschiedet haben und sie begegnen nur wenigen anderen Reisenden. Aber das stört weder Kea, noch Ierás; sie würden sich vermutlich noch früh genug nach der Ruhe und Einsamkeit auf den Straßen zurücksehnen, wenn sie erst einmal in Lair Draconis sind. Jeder von ihnen ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, während sie sich dem Kaírthralhs nähern und sich um sie herum die Landschaft verändert. Die flache Tundra mit dem harten Gras und den rauen Winden geht langsam und fließend in die hügeligen Obsthaine über, wo der Wind deutlich an Schärfe verliert.
Als sie sich der Stadt Branda nähern, wehen ihnen schon von weitem die alkoholischen Dämpfe der Brennereien der Stadt entgegen. >Hier wird man ja schon vom atmen betrunken.< Kea grinst schief, doch sie beschließen beide, dass sie hier, in der einzigen größeren Stadt vor dem tarmalonischen Meer, eine längere Rast einlegen um den Pferden und sich selbst etwas Erholung zu gönnen. Sie finden eine kleine, ordentliche Herberge etwas abseits des Stadtzentrums, deren einzige weitere Gäste ein älteres Ehepaar aus Edola und ein ärmlicher Landritter zu sein scheinen.
Gleich am ersten Morgen überrascht Nigrés Kea und Ierás mit einem zweiten, dunkelbraunen Hengstfohlen und so verlängert sich ihre Pause um eine ganze Woche. Ierás bietet dem Wirt an, für einen kleinen Preisnachlass im Haus und bei der Stallarbeit auszuhelfen. Shunjalinn hatte ihnen zwar beinahe ihre ganze, nicht unbeträchtliche Barschaft mit auf die Reise gegeben, aber ihr ungeplanter Umweg erfordert Sparsamkeit.  Während die Pferde also einige ruhige Tage genießen, beschlägt Kea beim Schmied auf der anderen Seite des Marktplatzes die Pferde der Destillerie und Ierás hackt Holz, macht Feuer und mistet die handvoll Boxen im Stall der Herberge.

Sein Blick ruht auf Kea´s Rücken und es kostet ihn einige Mühe, Nigrés nicht neben Edanwen zu treiben um seine Gefährtin auf den breiten Rücken der Stute zu ziehen. Vor beinahe drei Siebentagen waren sie aus Branda aufgebrochen, aber weit waren sie noch nicht gekommen. Das Hengstfohlen, das sie auf den Namen Gaerem getauft hatten, hält sie immer wieder auf um sich auszuruhen und zu trinken. Im Moment springt es allerdings putzmunter neben seiner Mutter her, die sich von den Kapriolen ihres Jüngsten jedoch nicht aus der Ruhe bringen lässt. Ierás wirft dem Fohlen einen belustigten Blick zu, ehe sein Blick sich wieder auf seine Gefährtin richtet. Während an den Tagen noch halbwegs milde Temperaturen herrschen, sind die Nächte bereits empfindlich kalt. Dies und der in lang anhaltenden Schauern fallende Regen hat zur Folge, dass sie am Abend bekleidet und rasch unter den Fellen und Decken verschwinden. Drei Siebentage und du benimmst dich wie ein eben aus jahrelanger Haft entlassener.. Er unterdrückt ein belustigtes Schnauben, während er sich ihre warme, weiche Haut unter seinen Händen vorstellt. Das nächste Herbergsbett ist unseres. Edanwens trompetenartiges Wiehern reißt ihn aus seinen lüsternen Gedankengängen und er treibt Nigrés in einen raschen Trab um zu Kea und den beiden Hengsten aufzuschließen.
Kaum fünfhundert Schritt vor ihnen, etwas abseits der Silberstraße können sie eine Ansammlung von bunt- bemalten Wagen erkennen und von dort erklingt auch die Antwort auf Edanwens Ruf. Kea hat alle Hände voll damit zu tun, den roten Hengst zu halten und Ierás nimmt ihr rasch den Strick ab, mit dem sie Caristo als Handpferd geführt hatte.
Die Besitzer der bunten Wagen haben sie ebenfalls entdeckt, was aber auch kein Wunder ist, bei dem infernalischen Getöse, das Edanwen und der fremde Hengst veranstalten. Mehrere Reiter brechen gerade von der Wagenburg auf und kommen ihnen im leichten Trab entgegen. Sie tragen Bögen und den ein oder anderen Spieß, doch Ierás kann keinerlei Feindseligkeit in ihren Mienen erkennen. "Benimm dich, Caristo." Der junge Hengst tänzelt nervös an der Seite seiner Mutter, die das ganze Theater zwar interessiert beobachtet, sich jedoch nicht weiter von den Allüren Edanwens oder Caristos beeindrucken lässt. "Bleiben wir dabei?" Ierás sieht Kea fragend an und die Halbelbin versteht sofort, was er meint. Bereits, als Branda noch mehrere Tagesritte vor ihnen lag, war Ierás ein Gedanke gekommen. Bei den Spielleuten hatten sie sich lediglich als Keandra und Ierás vorgestellt und es hatte einiger sehr deutlicher Gesten bedurft, um den Männern klar zu machen, dass Kea zu ihm gehört. Und dann war ihm eingefallen, dass er jetzt einen Namen hat. Ein Name, der einen nicht in tödliche Gefahr bringt, wenn man ihn trägt. Ein Name für uns.. Shunjarela, das Haus seiner Mutter. Er hatte erst gemerkt, wie wichtig ihm solch ein Name ist, als Auristhuadis ihn als ihren Enkelsohn willkommen geheißen hatte. Seine Mutter hatte gelächelt wie eine satte Katze und er selbst war für einen Augenblick auf Wolken gegangen. In Talyra war ein Nachname nicht wichtig; Shunjalinn hatte den ihres Hauses nie außerhalb des Berges geführt und später war sie zu Lady von Tarascon geworden, der Frau des Lord Commander und er war immer ihr Sohn gewesen. Erst auf ihrer Reise zum Riathar hatte er gemerkt, dass sich das Verhalten der Menschen denen sie begegneten immer ein wenig verändert hatte, hatten sie sich mit vollem Namen vorgestellt. Und so hatte er Kea vorgeschlagen für die Dauer ihrer Reise diesen Namen zu benutzen. Sie hatte ihn einen Augenblick nachdenklich angesehen und dann genickt.
Die fünf Reiter bleiben etwa fünfzig Schritt vor ihnen auf der Straße abwartend stehen und sowohl Kea als auch Ierás bemühen sich um freundliche, vertrauenserweckende Gesichter.

Die alte Zemfira schenkt den beiden ein dreizähniges Lächeln, als sie an ihr Feuer treten. >Ihr wollt uns morgen verlassen, ja?< Kea nickt, doch ihr Blick wird von der alten Frau fort, auf einen der buntgescheckten Welpen gezogen und es ist an Ierás, der Matriarchin zu erklären, warum sie von ihrer Gastfreundschaft nicht mehr Gebrauch machen können. „Ja. Wenn wir jetzt die Straße verlassen, sparen wir eine Menge Weg ein und je eher wir an unserem Ziel ankommen, um so besser.“ In den zwei Siebentagen, die sie mit den roten Resande die Silberstraße in Richtung Frithland gezogen sind, hatte sich das Wetter deutlich verändert. Der Regen hatte nachgelassen und war eisigen Winden gewichen; am Morgen fanden sie die Weite links und rechts der Straße oft mit einem weißen Hauch überzogen. Die alte Resande nickt und ihr Blick ruht einen langen Augenblick auf Ierás. >Dann vergesst nicht, was ich euch über die Thundrassar und die Tharndrakkhi erzählt habe. Euer Weg birgt einige Gefahren, junger Magoi.< Ihm bleibt nicht viel als zu nicken und erst das leise Lachen Keas zerreißt die Anspannung zwischen der alten Frau und ihm. Der Welpe den sie gerade auf dem Arm hat, eine dreifarbige Hündin mit einem blauen und einem braunen Auge, leckt der Hufschmiedin gerade trotz ihres Protestes quer über das Gesicht. Zemfira beobachtet die Halbelbin und den Welpen mit einem warmen Lächeln. >Das war der letzte Wurf meiner Lieblingshündin. Einen der Welpen werde ich für mich behalten, aber wenn ihr möchtet... Ich würde euch beiden gerne ein Geschenk mit auf den Weg geben. Such dir einen aus, Keandra, Liebes. Und du auch, Magoi. Auf das unsere dreifarbigen euch Glück bringen.< Kea strahlt die hutzelige Alte an, legt die Arme besitzergreifend um den Welpen, den sie gerade hält und Ierás erwidert das Lächeln Zemfiras, während er den Kopf neigt. „Das ist sehr großzügig von Euch, Zemfira. Habt vielen Dank.“
Dieses unerwartete Geschenk ist eine von vielen Gesten, mit denen die alte Matriarchin ihnen ihr Wohlwollen gezeigt hatte; man hatte ihnen einen der bunten Wagen überlassen, dessen Bewohner sich so lange auf die anderen Wagen verteilt hatten, sie waren der alten Frau zu jeder Zeit an ihrem Feuer willkommen gewesen und bereits am zweiten Tag hatten die Resande ein wildes Fest für sie veranstaltet. Es war weder Kea noch Ierás schwer gefallen, den Platz auf dem Pferderücken zumindest für ein paar Stunden am Tag mit dem Platz auf dem Kutschbock zu tauschen und auch sonst hatten die lebenslustigen Resande es ihnen nicht schwer gemacht, sich bei ihnen wohl zu fühlen.
>Setz dich, Magoi und iss etwas.  Eine der jungen Enkelinnen Zemfiras hält ihm einen großen Teller mit dampfenden Teigfladen hin und erst jetzt, als ihm der Geruch in die Nase steigt, bemerkt Ierás wie hungrig er ist. Mit einem Lächeln greift der junge Mann zu, beißt von dem auf einem Blech gebackenen Teigfladen ab und schließt mit einem leisen Seufzen die Augen. Ihm tut jeder einzelne Knochen im Leib weh, da er seit den frühen Morgenstunden im Sattel gesessen hatte und er hat die Befürchtung, dass ihm nie im Leben wieder warm wird, aber als er Kea leise zu Zemfira sprechen hört, lächelt er zufrieden. Sie sind zwar schon lange unterwegs und noch lange nicht wieder zuhause und das, was Zemfira ihnen über die Bewohner des Gräsernen Meeres erzählt hat, ist nicht gerade zu seiner Beruhigung geeignet, aber sie sind zusammen. Und das ist alles was zählt. Und außerdem kann ich nun wirklich nichts dafür, was irgendeiner meiner Vorfahren oder sonst ein Magier hier mal getrieben hat..  Als Zemfira ihn bei seinen täglichen Konzentrationsübungen entdeckt hatte, war sie sehr ernst geworden. >Hier bei uns bist du willkommen, Magoi, aber gerade die Tharndrakkhi sind Magois wie dir nicht freundlich gesinnt. Wenn dir an ihrem und deinem Leben gelegen ist, vertagst du deine Übungen auf später, wenn ihr das Gräserne Meer sicher durchquert habt.< Und danach hatte sie ihm ihren großen Schatz gezeigt, ein uraltes Buch über die Magie, wundervoll verziert und ein Erbstück der Alten. Sie hatte ihm erlaubt, darin zu lesen und die nächsten vier Tage hatte er in ihrem Wagen gesessen und gelesen. Er hatte nicht alles verstanden, aber versucht sich alles zu merken, um später in Talyra im Haus der Bücher noch einmal nachzuschlagen.

"Ruaidh, komm hierher." Der junge Rüde, den Ierás sich aus den Welpen der alten Zemfira ausgesucht hatte, ist von seinem Platz auf Nigrés breiter Kruppe gesprungen und mit einem leisen Wuff im hohen Gras verschwunden. Ierás nimmt den Fuß aus dem Steigbügel, wirft Kea einen augenrollenden Blick zu und folgt seinem Hund in das hohe Gras. "Ruaidh!" Von weiter vorn kann er das schrille Wiehern eines erschreckten Pferdes hören, gefolgt vom Platschen von Wasser und aufgeregtem Bellen. Mit einem Fluch hastet er in die Richtung aus der die Geräusche kommen. Was hat dieser Hund jetzt wieder angestellt? Es ist nicht das erste Mal, dass Ierás, wenn auch eher halbherzig, bereut, ausgerechnet den jungen Rüden ausgesucht zu haben. Zemfira hatte zuerst gezögert, doch dann hatte sie Ierás den Welpen mit einem Grinsen in die Hände gelegt. >Pass auf den Kleinen auf, er hat es nicht leicht gehabt bisher. <
"Ruaidh, komm sofort hierher." Kea hat die Geräusche gehört und folgt ihm mit den Pferden, ihre Hündin Miya brav auf Edanwens Kruppe. "Warum nimmt sich dieser Hund kein Beispiel an ihr?"  Ierás biegt das Gras, das ihm hier bis zum Haaransatz reicht, beiseite und legt nach wenigen Metern den Blick auf ein kleines Wasserbecken frei, das einer der kleineren Ausläufer des Narthak hier gebildet hat. Auf der anderen Seite des etwa drei Schritt messenden Tümpels steht ein schwarzes Pony und sieht ihn verdutzt an. Es ist gezäumt, das erkennt er, ehe das Platschen des Wassers seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Oh, verdammt!" Mit einem Sprung, der das Pony auf der anderen Seite erschrocken zusammenzucken lässt, ist Ierás im Wasser. Das Becken ist nicht tief; das Wasser reicht ihm gerade bis zum Bauchnabel und Ierás ist mit zwei Schritten bei dem wild um sich schlagenden Menschen. Er greift nach der Hand die sich über die Wasseroberfläche streckt und erst als er sie in seiner Hand hält, fällt ihm auf, wie winzig sie ist. Bei allen Göttern. Ein kleines Kind! Er zieht das Kind mit einem Ruck über die Wasseroberfläche und in seine Arme. "Schsch..Es ist gut. Hey, alles ist gut. Atme!" Um die Panik des Kindes einzudämmen drückt Ierás es fest an sich und versucht ihm beruhigend zuzureden. Als das Kind schließlich still hält, lockert Ierás seinen Griff. "Kea, wir brauchen Decken." Die Halbelbin ist schon von Edanwens Rücken geglitten und zerrt an ihrem Bündel, während Ierás langsam ans Ufer watet. >Gib es her.< Ierás hebt das Kind ans Ufer, wo Kea es sofort in eine der dicken Decken hüllt und klettert dann selbst aus dem eiskalten Wasser. Kea hat auch für ihn eine Decke herausgezerrt und er wickelt sich zähneklappernd darin ein, während seine Gefährtin das Kind trockenreibt. Sie gibt leise, beinahe gurrende Geräusche von sich und etwas an dem Bild das seine Gefährtin und das in die Decke gehüllte Kind bieten, lässt ihn innehalten. Das schwarze Haar fällt ihr glatt über den Rücken, sie hat die Handschuhe ausgezogen und wiegt das weinende Kind hin und her. Er vertreibt den Kloß in seinem Hals mit einem Räuspern, das sie aufsehen lässt und er beantwortet ihren Blick mit einem leicht dümmlichen Grinsen. Es kostet ihn einige Überwindung, sich von ihrem Anblick loszureißen, aber das Pony steht noch immer auf der anderen Seite des Wasserbeckens und harrt der Dinge die da kommen mögen.
>Wo sind nur deine Eltern, kleiner Mann?< Kea scheint einen richtigen Narren an dem kleinen Jungen gefressen zu haben und Ierás sieht ihr verzückt dabei zu, wie sie das Kind in eine trockene Decke wickelt. "Ich weiß es nicht. Aber sehr weit können sie eigentlich nicht sein; er ist doch höchstens vier." Er schneidet eine Grimasse und der Junge kichert. "Wenigstens hat er den Schrecken schon überwunden." Kea streicht dem Jungen über das dunkelblonde Haar und ihr Blick ruht in seinem. Einige Herzschläge verstreichen, ehe sie den Blickkontakt abbricht und zur anderen Seite des Tümpels blickt. >Er wird wohl aus der Richtung dort gekommen sein. Das Gras ist zwar teilweise wirklich hoch, aber wenn er aus unserer Richtung gekommen wäre, hätten wir ihn sehen müssen.<  Ierás nickt, während er Ruaidh die Ohren krault. "Wir sollten eine Weile in diese Richtung reiten, ich schätze seine Eltern werden sich schon furchtbare Sorgen um ihn machen."
Es dämmert bereits als ihnen eine berittene Schar entgegenkommt und sie mit gezückten Krummdolchen umringt. Kea hat den kleinen, in die Decken eingehüllten Jungen vor sich auf Edanwens Rücken, während Ierás das Pony, neben Caristo als Handpferd führt. Für einen langen Moment ist er sich sicher, dass dies ihre letzten Minuten auf Rohas weitem Rund sein werden, denn die Männer sehen sie so feindselig an, als trügen sie den Kopf des Kindes auf einer Lanze vor sich her. Einer der Männer treibt sein Pferd dicht an Ierás heran und reißt ihm die Zügel des Ponys aus der Hand. >Wo ist der Junge?< Der Akzent des Mannes ist beinahe unverständlich, doch Kea schlägt rasch die Decken zurück um den Männern, offensichtlich ein Suchtrupp, das friedliche Gesicht des schlafenden Kindes zu zeigen. "Wir haben ihn gefunden." Weiter kommt Ierás nicht, denn der Mann der jetzt die Zügel des Ponys hält, drängt sein Pferd erneut an Nigrés heran und greift nach ihren Zügeln. Ein zweiter greift nach Edanwens Zügeln und es kostet Kea einige Mühe den Hengst ruhig zu halten. Gaerem wiehert schrill, als eines der Pferde des Tharndrakhi nach ihm schlägt und Ierás hält die Luft an, während sein Blick den des anscheinenden Anführers sucht. "Wir kommen mit." Der Mann nickt und gibt seinen Leuten ein Zeichen. Kea behält zwar das Kind auf dem Arm, ihre Zügel bekommen die beiden jedoch nicht zurück.

Die großen Feuer sind schon von weitem sichtbar. Kein Wunder...das müssen tausende sein. Das Lager zu dem die Männer sie bringen reicht bis weit in die angebrochene Nacht hinein und Ierás bleibt, trotz des Angstknotens in seinem Bauch der Mund offen stehen. Er wirft Kea einen raschen Blick zu und sieht das gleiche Staunen auf ihrem Gesicht, wie er auf seinem vermutet. Die Reiter führen sie tief in das Lager hinein und als sie vor einem prächtigen Zelt stehenbleiben hat sich hinter ihnen schon eine richtige Menschenmenge angesammelt. Und keiner sieht auch nur irgendwie freundlich aus.. Ein hoher Schrei reißt Ierás aus seinen Gedanken und er sieht mit Staunen eine blonde Frau auf sie zulaufen. Ihr Gesicht trägt eine Mischung aus panischer Angst und Hoffnung und ihre Stimme überschlägt sich, als sie in der seltsamen Sprache der Tharndrakhi mit den Männern spricht. Der Mann, der zumindest ein wenig die Gemeine Sprache spricht, deutet auf Kea und das immer noch schlafende Kind in ihrem Arm und die Frau ist mit wenigen Schritten bei seiner Gefährtin. Wieder schlägt Kea die Decke zurück und reicht den Jungen dann zu seiner Mutter herunter. >Wir haben ihn gefunden, er ist in den Fluss gefallen. Er hat ihn gerettet.< Kea spricht schnell und deutet dabei auf Ierás, dem vor Erleichterung beinahe schlecht wird, als die blonde Frau von ihm zu Kea und wieder zu ihm sieht und sich ein dankbares Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitet. >Bei allen Göttern. Ich danke Euch!< Mühelos wechselt die blonde Frau von der Allgemeinsprache in die Sprache der Windreiter und die Mienen der Männer wandeln sich zögerlich von offener Feindseligkeit zu allgemeiner Wachsamkeit. Sie bekommen die Zügel zurück und dann steht plötzlich ein großer, dunkelhäutiger Mann vor ihm. Er trägt nur eine Hose, das schwarze Haar fällt ihm lang und glatt über den Rücken und die kleinen Holzperlen die darin eingeflochten sind, klicken leise, als er den Kopf zu der blonden Frau dreht. Er scheint ihr eine Frage zu stellen und sie hält ihm den gerade erwachten Jungen hin. Das Lächeln des Mannes lässt ihn beinahe freundlich wirken und er hört der blonden Frau aufmerksam zu. Wieder tauschen Kea und er einen raschen Blick und als er das nächste mal zu dem großen Tharndrakhi sieht, fühlt er, wie ihm schon wieder die Zügel abgenommen werden. Die junge Frau sieht mit einem Lächeln zu ihnen auf, den Jungen fest an sich gedrückt. >Mein Name ist Erelieva von Cardossa, ich bin die Gemahlin des Sabragh Khan. Seid an unseren Feuern willkommen.< Kea und Ierás wechseln einen raschen Blick, ehe sie absteigen, die Pferde an zwei junge Männer weiter reichen und Erelieva in das Innere des großen Zeltes folgen. Er greift nach der Hand seiner Gefährtin, die sich immer wieder nach den Pferden umdreht und versucht, sein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Sie werden uns nichts tun, wir haben den Kleinen gerettet, sie werden uns nichts tun..

"Bei allen Göttern, das ist ja riesig!" Obwohl die Stadtmauern von Lair Draconis noch gut einen Tausendschritt entfernt sind, ragen sie und die Stadt auf ihren drei Hügel hoch über ihnen auf. Kea zügelt Edanwen, sortiert die Leinen der drei Stuten, die sie als Handpferd führt und pfeift leise durch die Zähne. >In diesen Menschenmassen wird dich niemand erkennen.< Sie spricht aus, was er denkt und sie verharren einige Minuten staunend.
Sie hatten die Gastfreundschaft der Tharndrakhi nicht ablehnen können; die Khatuna hatte viel Zeit mit ihnen verbracht, offenbar erfreut sich mit jemanden in der Allgemeinsprache unterhalten zu können und sie hatten die Abende am Feuer des Khans verbracht. Der Khan selbst hatte sich auf die ihm eigene Art und Weise für die Rettung seines Erstgeborenen bedankt und sie mit wertvollen Geschenken überhäuft, die sie nur schwer hatten ablehnen können.
Unter der Führung und dem Schutz Sabragh Khans hatten sie den Rest des gräsernen Meeres durchquert und am Ende war es ihnen sogar gelungen, die Menge der ihnen geschenkten Pferde auf sechs Stuten zu reduzieren. Ich weiß immer noch nicht, wie Kea das angestellt hat, ohne den Khan zu beleidigen.. Aber mit diesen Stuten hier können wir unsere Reise finanzieren und haben in Talyra dann gleich Kapital. Auf dem Weg zwischen Tuathbailémór und Harcha hatten sie wilde Pläne geschmiedet, was sie mit dem Geld, das sie mit dem Verkauf des Schmuckes und vier der Stuten verdienen würden, anstellen könnten. >Wenn wir ein paar Stuten behalten, könnten wir mit ihnen, Edanwen und sogar Caristo züchten. Wir können ja nicht immer nur Nigrés die Arbeit machen lassen, mit Caristo sowieso nicht..< In Harcha hatten sie bereits eine ganze Menge der Schmuckstücke verkaufen können und sich etwa einen Siebentag in einem kleinen Gasthaus ausgeruht. Die Stadt war mehr als beeindruckend gewesen und sie hatten mehrere Tage damit verbracht, durch die Straßen zu streifen und sich alles anzusehen.
Ierás räuspert sich und zwingt den Kloß in seinem Hals zurück. „Wir sollten losreiten, damit wir vor Einbruch der Dämmerung an den Stadttoren sind. Ich habe wenig Lust, noch eine Nacht unter freiem Himmel zu verbringen.“ Kea nickt und treibt Edanwen und die Stuten in einen schnellen Schritt, während Ierás sich einen kurzen Kampf mit Caristo, seinen drei Stuten und den Stricken liefert, ehe er ihr folgen kann.
Trotz der relativ späten Stunde sind noch eine Menge Menschen auf der Straße unterwegs; Esel- und Ochsenkarren überholen die ganz am Rand gehenden Fußgänger und die einzelnen Reiter drängen sich an den Fuhrwerken vorbei. Ihnen bleibt mit ihren Pferden jedoch nur, sich hinter einem Fuhrwerk einzureihen und sich dem Tempo anzupassen. „Vielleicht sollten wir die Pferde außerhalb der Stadtmauern zurücklassen, was meinst du? Da vorn ist ein Gasthaus, lass uns dort einkehren.“ Er muss ihr nicht erklären, dass ihm bei den Gedanken, dort hinter den hohen Mauern die Nächte zu verbringen mehr als unwohl ist. Kea nickt und als der breite Weg zu dem Gasthaus abzweigt lenken sie beide ihre kleine Herde in diese Richtung.

Der nächste Morgen findet Ierás wach und auf den Beinen; er steht am Fenster, sein Blick ist unverwandt auf die Mauern gerichtet, die keine fünfhundert Schritt vor ihnen in den dämmrigen Morgenhimmel ragen. Dies war als Lair Draconis, die Stadt seiner Vorfahren, der Ort vor dessen Toren sein Onkel gestorben war. Und Ruan das erste von vielen Malen.. Ierás runzelt die Stirn; der Gedanke an seinen Vater behagt ihm hier noch viel weniger als in Talyra. Kea seufzt im Schlaf und dreht sich auf die andere Seite, was ihn für einige Augenblicke aus seinen mehr als düsteren Gedanken reißt. Doch der Moment verfliegt, seine Gefährtin atmet tief und gleichmäßig und die Mauern der Stadt ziehen seinen Blick wieder magisch an. Den Gedanken, dass dies hier Sein ist, schiebt er weit, weit fort, auch wenn ein winziger Teil von ihm sich dagegen sträubt. Denk nicht drüber nach.
Die Wachen am Tor würdigen sie keines weiteren Blickes und winken sie einfach hindurch. Ierás hat die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen, aber da die Männer sie so einfach durchwinken, schiebt er sie ein wenig nach hinten um sich besser umsehen zu können. Die Stadt ist das, was man einen Augenöffner nennt und die beiden lassen sich eine ganze Weile von der Menge mitreißen. Gegen Mittag, sie befinden sich auf der halben Höhe eines der drei Hügel, kaufen sie bei einer der vielen Garküchen zwei Brotlaibe, die mit einem deftigen Eintopf gefüllt sind und suchen sich für eine Weile ein Plätzchen am Straßenrand. Die Menschen auf den Straßen eilen geschäftig hin und her und es ist Kea, der das besondere Datum einfällt. >Heute ist Sithechnacht, Ierás!< Der Schreck und die Traurigkeit in ihrer Stimme versetzt ihm einen Stich. So lange waren sie schon aus Talyra fort und bisher konnte keiner von ihnen sagen, wie lange es noch dauern würde, ehe sie beide ihre Heimat wiedersehen würden. Er zieht Kea auf die Beine und die Straße hinunter, zu einem der vielen Marktplätze. „Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier. Pass auf dich auf!“ Mit diesen Worten verschwindet Ierás in der Menschenmenge. Ihm ist zwar nicht ganz wohl bei dem Gedanken an seine Gefährtin ganz allein in dieser Stadt, aber er beruhigt sich damit, dass sie ihren Dolch trägt und auch nicht das erste Mal in einer großen Stadt unterwegs ist.
Er braucht eine ganze Weile, ehe er findet, was er sucht; einen Stand mit Kleidern, Hosen, Hemden und Mänteln. Einige Augenblicke steht er unschlüssig vor der Menge an Gewändern, ehe die junge Frau, die zu diesem Stand gehört seine Notlage erkennt und ihm zu Hilfe kommt. Sie wühlen sich durch die Kleider und es dauert nicht lange, bis Ierás das in Händen hält, was er sich vorgestellt hat. Ein ungewöhnlich elegant geschnittenes Unterkleid in einfachem Wollweiß, das in der Mitte von einem breiten Band aus dem gleichen Stoff gehalten wird und dessen weit fallende Ärmel von einer goldfarbenen Borte gesäumt sind. Das Überkleid ist aus dunklem, moosgrünem Laiginer Leinen, dass, so verspricht ihm die Händlerin, seine Trägerin gut wärmen wird. Und es wird wundervoll an ihr aussehen. Es ist das erste Mal, dass ihm wirklich bewusst wird, das sie jetzt zwar nicht unsagbar reich, aber doch weitaus wohlhabender sind, als sie sich das je haben träumen lassen. Wir haben wirklich verdammt viel Glück gehabt im letzten Zwölfmond. Der wenig gottesfürchtige Gedanke, dass sie sich dieses Glück nach der schweren Krankheit Kea´s aber auch verdient hatten, geistert ihm durch den Kopf, aber er schiebt ihn kopfschüttelnd von sich. Man sollte es nicht herausfordern. Eine erschreckende Menge Münzen wechselt den Besitzer, denn Ierás hat sich noch für einen schweren Mantel in demselben Grünton entschieden. Die Händlerin schlägt das Kleid und den Mantel in weiches Leder ein und reicht ihm das Bündel dann mit einem Lächeln und guten Wünschen.
Auf dem Rückweg zu ihrem Treffpunkt kommt er an einem Schmuckstand vorbei, an dem er schon auf dem Hinweg einen Augenblick stehen geblieben war. Kea Schmuck zu schenken kommt ihm zwar angesichts ihrer neu erworbenen Schmiedekenntnisse irgendwie albern vor, aber eines der Schmuckstücke hat dennoch seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nach kurzem Zögern greift Ierás noch einmal tief in seinen Geldbeutel, wo er dann auch den eben erstandenen Gegenstand verwahrt.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 04. Jan. 2008, 15:12 Uhr
Kea ist froh gewesen noch eine Nacht vor den Toren von Lair Draconis verbringen zu können um sich so noch ein wenig Zeit zu verschaffen und sich an den Gedanken zu gewöhnen hier zu sein. Doch am nächsten Morgen hält sie nichts mehr auf, oder wenigstens hält Ierás nichts mehr auf. Ihr Gefährte ist schon wach bevor Shenrahs Strahlen auch nur das kleinste Zeichen ihrer Anwesenheit verlautbaren lassen und als auch Kea mit dem ersten Hahnenschrei munter wird, drängt er sie sofort los zu gehen.

Sie haben keine Probleme damit durch das Stadttor zu treten, kein Blitz der auf sie hinunter fährt, kein Wächter der Ierás sofort als Dracayren enttarnt, und auch sonst kein anderes der vielen schrecklichen Szenarien die Kea sich insgeheim ausgemalt hatte. Eine Zeit lang wandern sie gemeinsam durch diese riesige Stadt, wobei Kea öfter vor Staunen mitten in der Bewegung verharrt und sich erst wieder bewegt als Ierás sie an der Hand sanft nach vorne zieht. Ganz allgemein wirkt der junge Mann etwas hektisch und überrascht Kea ziemlich damit als er plötzlich >Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier. Pass auf dich auf!< sagt. Er gibt ihr noch einen Kuss auf die Wange und ist schon in der Menge verschwunden ehe Kea noch mehr als „Ab…“ erwidern kann. Als sie ihm hinterher sieht, spürt sie wie ihr langsam die Tränen in die Augen treten, dass sie sich hilflos und schrecklich verlassen fühlt wie ein kleines Kind das man alleine in einer fremden Stadt ausgesetzt hat. Da hilft es auch nicht, dass sie versucht rational zu sein und sich selbst zu Vernunft zu rufen. Sei nicht lächerlich Kea, du bist erwachsen, du kannst ja nun wirklich selbst auf dich aufpassen und wenn du dich verläufst fragst du eben nach dem Weg. Es dauert allerdings eine kleine Weile ehe sie sich aufmacht und überhaupt los geht. Sie hat nur eine Stunde die sie sich alleine vertreiben muss, das reicht weder um bis zur Burg zu gehen, was sie alleine allerdings ohnehin nicht machen würde, noch um dem Fluss bis zum Osthügel hin zu folgen. Sie wandert also recht ziellos durch die Straßen der Drachenstadt, durch breite und enge Straßen, unter Baumkronen und unter freiem Himmel, aber immer umgeben von einer schieren Unmenge an Menschen.
Angesichts genau dieser Erwartung haben sie und Ierás sowohl Edanwen und Nigrés als auch ihren Hundezuwachs in dem Gasthaus gelassen in welches sie eingekehrt sind. Jetzt wo sie alleine ist, wünscht sie sich aber nichts sehnlicher, als dass ihr Hengst doch bei ihr wäre und sie fern von all den boxenden Ellenbogen auf seinem Rücken sitzen könnte und von dort aus die Stadt in Sicherheit erkunden. Doch Edanwen steht vermutlich dösend oder fressend im Stall des Gasthauses und ist froh sich nicht zwischen den Leuten hindurch schlängeln zu müssen. Den Umhang den sie trägt – obwohl es nicht sehr kalt ist – fest um sich geschlungen wandert Kea ziellos weiter. Sieht sich links um und rechts um, ist froh, dass sie nicht so in Eile ist wie einige andere Leute um sie herum und ist ganz in ihren eigenen Gedanken versunken, bis sie plötzlich fast in einen riesigen Marmorsockel läuft.

Erschrocken bleibt Kea stehen, blinzelt einige Male und neigt dann den Kopf langsam in Richtung Himmel nur um festzustellen, dass zu diesem Marmorsockel vor allem auch noch eine Statue gehört. Ohne den Blick von der Statue abzuwenden geht sie einige Schritte rückwärts, läuft dabei gegen zwei Passanten und wird beinahe von einem fluchenden Kutschenfahrer überfahren. Selbst die scheuenden Pferde neben ihr nimmt sie kaum wahr, denn ihr Blick ist fest an das majestätische Gesicht der Statue geheftet. Die Statue hat einen äußerst strengen Blick den sie quer über die vor ihr liegende große Straßenkreuzung wirft, einen etwas verkniffenen Mund und sie trägt königliche Kleidung, inklusive einem riesigen Schwert, aber einmal ganz abgesehen davon, trägt sie ganz eindeutig Ierás Züge. Die Augen, die Nase, das gleiche scharf geschnittene Gesicht, sogar die Augenbrauen und nicht zu vergessen seine Ohren, all das kann Kea wieder erkennen. Sie spürt nichts davon wie ein heftiger Windstoß über den Platz fegt und einigen Leuten die Hüte von den Köpfen reißt, sondern merkt erst, dass sie schreckgebeutelt dasteht als eine Frau sie anspricht die einen kleinen Wagen vor sich her schiebt und gerade versucht hat ihr etwas daraus zu verkaufen. Überrascht blickt sie noch einmal zwischen der Frau und der Statue hin und her, wobei ihr Blick auf den eingemeißelten Namen fällt, Ciryaeron Flammenschlag steht dort und ohne auch nur ein Wort zu der fremden Frau zu sagen, läuft Kea zurück zu der Stelle wo Ierás und sie sich wieder treffen wollen.
Sie läuft eine ganze Strecke durch kleine und große Gassen, über Pflastersteine und durch aufgeweichte Erde, links und rechts, hin und her, fängt, weil es auch noch bergauf geht, bald zu keuchen an und weil Kea nun einmal nicht mehr Orientierungsvermögen als eine Topfpflanze hat, verläuft sie sich immer mehr. In ihrer Vorstellung haben sie Ierás längst entdeckt, erkannt und in irgendeiner Seitengasse hinterrücks erschlagen und sie selbst ist ganz allein in dieser großen Stadt, ohne auch nur eine winzige Ahnung wo sie sich gerade befindet und zu wissen wo Ierás ist und somit unfähig ihrem Gefährten zu Hilfe zu eilen.
Es ist mehr Zufall als Orientierung, dass Kea schließlich den richtigen Weg einschlägt und es ist ein etwas besorgter Ierás, da Kea einige Zeit zu spät ist, der sie dann entdeckt.
>Kea!< sendet er ihr zu und unter Tränen wirft sie sich ihm an den Hals. Minuten lang versucht Ierás aus ihr heraus zu bekommen was los ist, fragt ob ihr jemand weh getan hätte oder jemand etwas schreckliches zu ihr gesagt hätte, aber von Kea kann er sich erst mal gar keine Antwort erwarten. Es bleibt dem armen Kerl also nichts anderes, als ihr leicht besorgt übers Haar zu streichen und sie erst damit zu beruhigen, dass er ihr sagt sie würden jetzt sofort zurück ins Gasthaus gehen.

„Gehen wir, sofort!“ sagt Kea und mit plötzlicher Energie und versiegendem Tränenstrom zieht sie Ierás hinter sich her in Richtung Stadttor. Erst als sie die Türe hinter sich schließt kehrt wieder etwas Ruhe ein. >Was ist denn los mit dir?< Ierás Frage lässt Kea etwas betreten zu Boden sehen. Sogar ihr fällt auf, dass sie sich gerade wie ein irrationale Wahnsinnige benommen hat und die Erklärung die sie dafür hat kommt ihr plötzlich bei weitem nicht mehr so gut vor wie vorhin in der Stadt. Ihre kleine Hündin Miya sitzt mit begeistert wedelndem Schwanz vor ihr und blickt zu ihr hoch, während Ierás kleiner Rüde an seinem Herren hochspringt und ihn ins Hosenbein beißt.
„Da war eine Statue, von dir, also nicht von dir, aber sie sah aus wie du, eine Dracayrenstatue und… Ich hatte Angst sie würden dich finden und fangen und umbringen oder noch irgendetwas Schlimmeres, ich weiß auch nicht und dann wollte ich zurück aber ich wusste nicht mehr wo ich war. Ich…es tut mir leid, aber ich hätte es jetzt keinen Moment länger in dieser elenden Stadt ausgehalten. Sie ist riesig, laut, eng und sie stinkt!“
Ierás sieht sie mit einem Blick an, der nichts anderes sagt als: Du spinnst! was er aber tatsächlich sagt ist: >Komm schon Neya, lass uns etwas essen gehen und danach ruhen wir uns etwas aus, in Ordnung?<

Es ist schon dunkel als sie zurück in ihre Kammer gehen und Ierás Kea verrät, dass er ihr etwas vom Markt mitgebracht hätte. Kea setzt sich aufs Bett und muss sofort Miya davon abhalten zu versuchen sich an der Bettdecke nach oben zu ziehen um auf ihren Schoß zu klettern, denn die Hündin liebt es von oben auf ihren Bruder hinunter zu sehen. Am Boden, wo sie auf gleicher Höhe sind, ist er der Chef, aber sobald Miya aus Keas Armen auf Ruaidh hinunter sieht fühlt sie sich als Gewinnerin und knurrt und bellt ihn fortwährend an. Ierás reicht ihr ein verschnürtes Lederbündel und Kea zieht und zerrt erst kurz daran ehe die Schnur nachgibt und sie es aufklappen kann. Zum Vorschein kommt etwas, das auf den ersten Blick nur wie zwei Stoffe aussieht, doch als Kea es auseinander faltet, sieht sie, dass es ein fertiges Kleid ist. Beide Stoffe sind ganz weich unter ihren Händen, sodass die Schmiedin unentwegt darüber fährt. Das Kleid ist ganz anders als jedes andere das sie bis jetzt besessen hat. Es ist weit eleganter geschnitten, der Stoff ist viel edler und bestimmt nicht dazu gedacht um jemandem zu gehören, der den ganzen Tag in der Schmiede steht und ständig mit Pferden und heißer Asche hantiert.
Sie bedeutet Ierás, dass er sich sofort umdrehen muss, damit er erst das fertig angezogene Kleid sieht. Das neue Kleid hat noch einen entscheidenden Vorteil, es hat eine Schnürung vorne an der Brust. Das ist deswegen gut so, da Keas Oberweite sich in der letzten Zeit drastisch vergrößert hat. Ihre Brüste kommen der Halbelbin riesig vor und seit einigen Tagen wartet sie darauf, dass sie bald platzen werden. Ierás hingegen hat noch nichts zu dieser Entwicklung gesagt. Es muss ihm aber doch aufgefallen sein… bestimmt hat er mir das Kleid nur gekauft weil er schon jetzt denkt, dass ich zu dick geworden bin für meine alten. Das ist natürlich falsch und wenn Kea darüber nachdenken würde, müsste ihr das auch einfallen, denn im Gegensatz zu ihr selbst, hat Ierás nicht die geringste Ahnung davon, dass Kea schwanger ist.
Die Schmiedin weiß es schon seit dem das zweite Mal ihre Blutung ausgeblieben ist und ahnt es schon viel länger. Anfangs hatte sie es sich gar nicht erklären können, denn immerhin hat sie weiterhin das Linnesmôr genommen, doch vermutlich lag es an der geringeren Dosierung die Kea in anbetracht dessen genommen hat, dass sie eine weite Reise vor sich haben und das Kraut langsam immer weniger wird. Seit über einem Mondlauf schleppt Kea dieses Geheimnis also schon mit sich herum und schiebt es immer wieder vor sich her Ierás die Wahrheit zu sagen. Ihre erste Ausrede war, dass sie es ihm nicht vor Lair Draconis sagen kann, weil er dann vermutlich auf der Stelle zurück nach Talyra gehen würde und das könnte Kea ihm nicht antun, da er sich schon lange wünscht die Stadt seiner Vorfahren einmal zu sehen und so nah kämen sie ihr nicht so schnell wieder.
Jetzt wo sie aber hier sind hat sie einen anderen Grund gefunden um noch etwas damit zu warten, immerhin hatte ihre Mutter ihr gesagt, dass es in den ersten drei Monden relativ häufig ist, dass eine Mutter ihr Kind ohne Grund verliert. Wenn dem natürlich so ist, möchte Kea Ierás nicht grundlos aufregen. In Wahrheit hast du nur Angst, dass er sagt es wäre deine Schuld, oder dass er sich nicht darüber freut…
„Du kannst dich jetzt umdrehen!“ sagt sie und Ierás beteuert ihr sogleich wie wunderschön sie aussieht. Mit wenigen Schritten ist er bei ihr, legt seine Arme um sie und küsst sie. Sanft und doch etwas fordernd, denn sie haben das Lager nun schon seit einigen Siebentagen nicht mehr geteilt weil sie kein Bett zu Verfügung gehabt haben und die erste Nacht in der Herberge einfach zu müde gewesen waren. Trotzdem, als er jetzt über ihr Haar streicht, sich sogleich an der Schnürung ihres neuen Kleides zu schaffen macht und ihr ins Ohr haucht sie solle es ausziehen ehe es völlig verknittert ist, hat sie überhaupt keine Lust. Sie windet sich aus seiner Umarmung, streicht sich das Haar wieder glatt und während sie in ihr weites Nachthemd schlüpft sagt sie ganz nebenbei: „Ich bin müde, lass uns einfach schlafen gehen!“
Ierás gibt noch einige leicht verzweifelte hohe Töne von sich, fügt sich dann aber seinem Schicksal und legt sich neben sie ins Bett. Eng kuschelt er sich an sie, legt einen Arm über ihren Oberkörper, den Kea aber sofort wieder zur Seite schiebt. „Ich möchte wirklich schlafen, jetzt!“
Dabei schläft sie in letzter Zeit nicht mehr so gut, egal wie sie versucht zu liegen, ihre Brüste sind ihr im Weg und überhaupt kann sie keine so richtig angenehme Schlafposition finden und wenn sie dann doch einmal einschläft, träumt sie. Für jeden anderen ist das vermutlich nichts ungewöhnliches, doch für die Halbelbin, die normalerweise in die elbische Trance fällt anstatt zu schlafen ist es aufwühlend.

Für den nächsten Tag haben Ierás und Kea beschlossen zur Burg und den größeren Marktplätzen der Stadt zu gehen um jemanden zu finden der vielleicht vier von ihren sechs neuen Stuten kaufen möchte. Doch am Morgen hängt Kea würgend über dem Abtritt und hat nicht die geringste Lust sich zu bewegen, geschweige denn hoch zur Stadt zu gehen. Ierás ist besorgt, fragt ob sie sich sonst noch irgendwie krank fühlt, sich zurück ins Bett legen möchte, ob er ihr etwas bringen soll und Kea sieht sofort die gleiche Angst in seinen Augen die sie auch schon gesehen hat als sie vor einem Jahreslauf krank gewesen ist. Also versucht sie ihre Übelkeit so weit es geht zu verdrängen und zu lächeln. „Es geht schon, es ist nicht schlimm, gib mir noch ein paar Minuten und dann gehen wir los!“
Zum Glück geht es ihr wirklich schnell besser und sie zieht sich das neue Kleid an, damit die Händler sie auch ernst nehmen und nicht für arme Schlucker halten, die das Geld dringend nötig haben. Die Stuten hat Ierás schon am Morgen, während Kea sich ihr Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen hat lassen, gestriegelt, gekämmt und auf Hochglanz poliert. Es sind alle sechs wunderschöne Tiere, aber sie haben sich entschieden sowohl die einzige Schimmelstute als auch eine der Fuchsstuten zu behalten. Mit Hilfe der Frau des Khan haben die beiden die Namen Savah und Fayza bekommen. Ans Herz gewachsen sind Kea natürlich alle sechs und nicht einmal hat sie den Satz „könnten wir nicht alle sechs...“ begonnen nur um dann wieder zu verstummen, da sie weiß, dass es ihnen völlig unmöglich ist weitere sechs Pferde in dem kleinen Stall und dem kleinen Garten neben der Schmiede unterzubringen.
So gehen sie, jeder mit zwei Pferden zur Stadt hoch, haben diesmal sogar einen richtigen Grund zu nennen als sie der Torwächter anspricht was sie in denn in der Stadt wollen und betreten so zum zweiten Mal ungehindert Lair Draconis.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 07. Jan. 2008, 00:40 Uhr
"Hmpfm. So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt." Er spricht sehr leise zu Ruaidh, der sich dicht an ihn heran gedrängt hat. Ierás sitzt auf dem Boden, krault seinem Hund das weiche, rote Fell und schmollt. Er hatte dieses Kleid gesehen und sich sofort Kea darin vorgestellt und er hatte sich darauf gefreut, sie langsam, Stück für Stück zu entkleiden und jeden Sekhel ihrer weißen, weichen Haut dabei frei zu legen und.. Ach, hör auf, sonst fällst du noch über sie her, während sie schläft. Ihre doch recht schroffe Abfuhr verwirrt ihn sehr; am gestrigen Abend waren sie beide viel zu müde gewesen um auch nur näher darüber nachzudenken und so hatte er sich schon auf den Abend, ein warmes, weiches, breites Bett und auf seine Gefährtin gefreut. "Tja, und jetzt sitze ich hier und blase Trübsal, weil meine Liebste sich nicht mehr für mich interessiert. Ruaidh, versteh einer die Frauen." Der junge Rüde blickt ihn aus seinen blauen Augen treuherzig an, aber eine Antwort bleibt er seinem Herrn schuldig. Dieser kommt schließlich zu dem Entschluss, dass Keas seltsame Verhalten nur an Lair Draconis liegen kann. Sie beide hatten einige Bedenken gehabt, hierher zu kommen und diese Bedenken hatten sicherlich auch zu Keas Ausbruch am Nachmittag geführt. Eine Statue die aussieht wie ich.. Wer das wohl ist? Ierás seufzt leise, fährt Ruaidh noch einmal durchs Fell und steht auf. Müde ist er eigentlich nicht, aber sie hatten morgen eine ganze Menge vor, so dass es sicher nicht schlecht ist, ein wenig zu schlafen. Er kann es dennoch nicht lassen, noch einmal aus dem Fenster zu sehen. Die Mauern der Stadt ragen immer noch genauso in den Himmel wie schon den ganzen Tag lang und so klettert er schließlich wieder ins Bett zurück. Diesmal gelingt es ihm beinahe, Kea in seine Arme zu ziehen, doch die Halbelbin windet sich erneut aus seiner Umarmung und so rutscht er schließlich ein Stück von ihr ab. Mit auf dem Bauch ineinander verschränkten Händen liegt Ierás noch eine ganze Weile wach, ehe ihn schließlich eine leichte Trance umfängt.

Er ist wieder weit vor Sonnenaufgang wach, dreht eine lange Runde mit den Hunden und bestellt ein gutes Frühstück, ehe er schließlich Kea weckt. Es dauert seine Zeit, ehe er sie schließlich zumindest dazu bewegen kann, die Augen zu öffnen, doch dann ist sie mit einem Satz aus dem Bett und auf dem Abtritt. "Wa.." Er sieht ihr besorgt nach und reicht ihr, als sie aus dem Abtritt kommt, rasch einen Becher Wasser. "Geht es? Himmel, du bist kreideweiß. Willst du dich hinlegen? Fühlst du dich krank? Wir haben hier irgendwo noch Cinchona." Kea verdreht müde die Augen und schüttelt den Kopf, doch das beruhigt Ierás keineswegs. "Ich lasse dir Wasser aufsetzen, dann können wir dir einen Aufguss bereiten." Er kramt in den Taschen und Bündeln, fördert den Beutel zutage und eilt dann ohne noch etwas zu sagen aus dem Zimmer.
Die Wirtin ist freundlich und bringt ihm rasch eine ganze Kanne heißen Wassers, in das er die getrocknete Rinde gibt und ungeduldig darauf wartet, bis das Gebräu durchgezogen ist. Vorsichtig balanciert er das ganze dann wieder nach oben und drängt Kea dazu, auch etwas davon zu trinken. Als er sieht, dass Kea sich soweit erholt hat, nimmt er sie noch einmal fest in die Arme und eilt dann hinunter, die vier Stuten, die sie nicht behalten würden vorzubereiten. Die Angst, dass sich ein neuer Schub des Sumpffiebers ankündigt, ballt sich kalt in seinem Magen zusammen, aber er ist bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, als Kea schließlich, in das neue Kleid gekleidet in die Gaststube hinunter kommt. Sie ist nicht mehr ganz so blass wie vorhin, aber er kann deutlich erkennen, dass irgendetwas sie bedrückt. "Neyá, wenn es dir nicht gut geht, bleib hier. Ich verkaufe die Pferde und bin dann sofort wieder hier." Vorsichtig zieht er sie in seine Arme und ist erleichtert, als sie sich an ihn lehnt. >Nein, ich komme mit. Kann dich doch nicht allein da hin gehen lassen.< Sie hat ihr Gesicht an seiner Schulter geborgen und so verzieht er ungesehen das Gesicht bei ihrem etwas abwertenden Ton. "Na dann komm, bringen wir die vier Hübschen hier unters Volk." Es soll locker und unbeschwert klingen, aber auch ihm fällt es nicht leicht sich von den Stuten zu trennen. Schließlich sind es Geschenke und Geschenke sollte man nicht verkaufen müssen. Aber selbst mit ihren neuen finanziellen Möglichkeiten wäre es einfach zu teuer, alle Pferde mit nach Talyra zu nehmen. Ganz zu schweigen davon, sie dann dort auch ordentlich unterzubringen.

Diesmal werden sie von den Wachen am Tor angehalten und Ierás hält mit klopfendem Herzen den Atem an. Doch nichts passiert. Nachdem Kea den Männern ihr Vorhaben erläutert hat, winken diese sie durch und wünschen ihnen viel Erfolg. "Ich glaube, ich lasse mir einen Bart stehen. Wenn diese Statue mir wirklich so ähnelt..das hält ja kein Mensch aus." Kea schenkt ihm ein Lächeln, das erste an diesem Tag und es erleichtert Ierás ungemein.
Es dauert eine geschlagene Stunde, ehe die beiden mit den vier Feuerpferdstuten an den Hand den Viehmarkt finden. Sie hatten einen Händler gefragt, der ihnen auch bereitwillig und eigentlich ausführlich Auskunft gegeben hatte, doch irgendwie waren sie dann doch vom Weg abgekommen. >Das reinste Irrenhaus hier, wie finden sich die Leute hier nur zurecht?< Kea schimpft wie ein Rohrspatz und endlich ist auch ein wenig Farbe auf ihre Wangen zurückgekehrt. Sie streicht der zierlichen Rappstute liebevoll über die weichen Nüstern, während sie einen jungen Mann dabei beobachten, wie er sich gekonnt durch die Menschenmassen schiebt und dabei seine Waren anpreist. Den Göttern sei Dank sorgen die vier tänzelnden Stuten für genügend Bewegungsfreiheit, so dass sie relativ zügig voran kommen.
Die Sonne hat ihren Zenit bereits erreicht, ehe sie die kleine Rappstute als letzte verkauft haben. Sie hatten beide versucht, die Tiere in gute Hände zu geben und als die junge Frau mit der Stute in der Menge verschwindet, stehen sie einen Augenblick etwas verloren nebeneinander. "Tja." Ierás zuckt mit den Schultern und zupft die Kapuze zurecht. "Hast du Hunger? Wollen wir hier etwas essen oder im Gasthaus?" Er erwartet eigentlich, dass Kea sich sofort auf den Weg aus der Stadt hinaus machen möchte, doch die Halbelbin schüttelt nur den Kopf. >Nein, lass uns noch etwas bleiben.< Sie versucht sich an einem Lächeln, doch es misslingt und Ierás zieht seine Gefährtin mit einem Seufzen fest an sich. "Neyá, was ist los, hm?" Die Halbelbin zuckt halb mit den Schultern, halb schüttelt sie mit dem Kopf und diesmal gelingt ihr das Lächeln besser. Diese eher unbefriedigende Antwort beruhigt Ierás zwar in keiner Weise, doch er ahnt, dass Kea schon zu ihm kommen würde, wenn sie ihr Problem erst einmal mit sich selber abgeklärt hatte. Er seufzt, tastet nach dem unter seinem Hemd verborgenen Geldbeutel und schiebt Kea ein Stück von sich. "Ich liebe dich." Sie sieht ihn einen Moment aus großen Augen an als wolle sie sagen, dass sie das doch wisse und als zweifle sie kurzzeitig an seinem Gedächtnis. "Ich wollte es nur noch einmal sagen." Er grinst, dann greift er nach ihrer Hand, küsst jeden Finger einzeln und zieht sie dann hinter sich her auf den Rand des Viehmarktes zu.

"Gehts wieder?" Mit besorgter Miene beugt Ierás sich zu Kea, die ihn jedoch mit einer unwilligen Geste fort scheucht. Sie befinden sich auf halber Höhe des Osthügels, kaum hundert Schritt trennen sie von den ersten Tempelgebäuden und Kea hat sich gerade ihres eher kärglich ausgefallenem Mittagessens entledigt. Er hatte sie dazu überreden zu können, von seiner heißen Pastete zu probieren, aber mehr als ein paar Bissen hatte sie nicht hinunter bekommen. Etwa zehn Schritt von ihnen, in einer kleinen Gasse kann er einen öffentlichen Brunnen entdecken. "Bin gleich wieder da." Ierás zieht den Eimer aus dem Brunnen, schöpft mit einem ausgehöhltem Kürbis, der auf dem Brunnenrand liegt, Wasser und geht damit dann zu seiner Gefährtin. "Komm, spül dir den Mund aus. Willst du zurück gehen?" Langsam macht ihn Keas ganzes Verhalten erhebliche Sorgen und er legt ihr sanft die Hand an die Stirn. "Kein Fieber.. Noch nicht. Kea, mir wäre es wirklich lieber, wir würden ins Gasthaus zurück gehen. Dort kannst du dich hinlegen, etwas ausruhen und vor allem haben wir da den Cinchona- Sud."

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 07. Jan. 2008, 16:36 Uhr
„Es geht mir gut!“ faucht Kea ihren lediglich besorgten Gefährten etwas zu scharf an als er schon wieder seine Hand auf ihre Stirn legt. „Ich will dieses bittere Cinchonagesöff nicht mehr trinken, ich brauche es auch nicht, weil es kein Sumpffieber ist!“ Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht während sie sich gleichzeitig mit einem Schluck Wasser den Mund ausspült. „Es tut mir leid“, sagt sie als sie hochsieht und Ierás verwirrtem Blick begegnet. „Das Sumpffieber ist zu lange weg, es kommt nicht wieder und selbst wenn es das könnte… ich habe kein Fieber, mir ist nur etwas übel, das vergeht. Lass uns wenigstens noch hoch zu den Tempeln gehen, wenn wir schon hier her gegangen sind, gut?“ Händeringend und Augen verdrehend gibt Ierás schließlich nach, aber nur unter der Bedingung, dass sie nach dem sie die Tempel gesehen haben sofort nach Hause gehen würden und sie zur Sicherheit etwas von dem Rindensud trinken würde. Um des lieben Frieden willens verspricht Kea sich an diese Abmachung zu halten, dabei ist ihr im Moment überhaupt nicht danach irgendetwas zu sich zu nehmen und auch Ierás liebevoll gemeinten Gesten wie ihre Hand zu halten, seinen Arm um sie zu legen oder ständig seine Handfläche auf ihre Stirn zu legen um zu fühlen ob sie vielleicht doch Fieber bekäme, kann sie gerade schlecht aushalten. Anstatt sich an ihn zu schmiegen würde sie ihn lieber schütteln und rufen: Und das ist alles deine Schuld, Lustmolch!
Eher schweigsam gelangen sie dann schließlich an den ersten Tempel. Es ist der Amitaritempel, bei dessen Anblick sich Keas Stimmung sogleich um einiges verbessert. Um zu dem eigentlichen Tempelgebäude zu gelangen muss man erst durch einen Garten gehen der sogar jetzt, im Winter schön und grün anzusehen ist. Bei jedem Schritt den sie in dem Garten tun, hellt sich Keas Miene etwas auf, lässt sich bald gerne von Ierás an der Hand nehmen und nur kurze Zeit später tut es ihr schrecklich leid wie grob sie zu ihm war, wo er sich doch nur um sie sorgt und ja keine Ahnung hat was sie bedrückt.
Wie soll ich dir das aber denn nur sagen? Ihr Gefährte bemerkt, dass Keas Blick auf ihm ruht, sieht zweifelnd zu ihr hinüber und lächelt etwas schief. Sie hebt ihre umschlungenen Hände an, küsst seinen Handrücken und lächelt aufmunternd zurück. „Ich liebe dich auch!“

Nach dem sie jeden einzelnen Tempel besucht und sowohl von innen, als auch von außen besichtigt haben, machen sie sich wie abgemacht zurück auf den Weg ins Gasthaus um dort etwas zu essen, in Ierás Fall und Cinchonasud zu trinken, in Keas Fall. Unterwegs müssen sie über einen großen Marktplatz, wo sie es sich nicht nehmen lassen hier und da einmal an einem Stand Halt zu machen. An einem großen Stand, zu dem einige Händler gehören die mit Argusaugen über ihre Wahre wachen, steht ein etwas rundlicher, aber sehr großer Mann in feiner Kleidung und schreit der Reihe nach alle zum Stand gehörenden Händler an. Ob sie wollen oder nicht, da sie gerade selber die an dem Stand angepriesenen Schmuckwaren zu begutachten, sind Ierás und Kea gezwungen dem Gespräch zwischen dem Mann und den Händlern zu belauschen. Er schreit, dass ihre Ware der reinste Mist wäre und die Preise eine grenzenlose Frechheit. Der Händler der ihm direkt gegenüber steht, ein mittlerweile völlig verschreckter Südländer, versucht ihn zu beschwichtigen, wird aber gänzlich ignoriert. >Was sucht Ihr denn Herr? Wir haben hier doch alles an Schmuck und Edelsteinen was der Süden hergibt, es gibt nichts in Azurien was wir nicht anbieten, also was wollt Ihr denn noch?< Der Händler ist um einen ruhigen Tonfall bemüht, aber der unzufriedene Kunde brüllt ihn nun schon etwas länger grundlos an und reizt ihn damit bis aufs Blut.
>Dieser wertlose Plunder ist also alles was Azurien hergibt? Ich benötige ein ordentliches Geschenk für meine Frau, etwas ausgefallenes, von diesem Türkis und Silberzeug hat sie so viel, dass keiner mehr weiß wohin damit. Ich suche etwas besseres!<

Bei diesen Worten schweifen Keas Gedanken zu ihrem äußerst schweren Reisegepäck. Für die Rettung seines Jungen, hatte ihnen der Sabragh Khan nicht nur sechs seiner wunderschönen Feuerblutstuten geschenkt, sondern sie auch noch mit wertvollen Geschenken, vor allem Schmuck der verschiedensten Arten beschenkt. Schmuck für den sie beide eigentlich keine Verwendung haben, außer wenn sie ihn zu Geld machen würden und als Kea den Mann neben sich nach einem etwas außergewöhnlicheren Geschmeide verlangen hört, kommt sie nicht umhin daran zu denken ihm etwas zu verkaufen.
Hast du das gehört? sendet sie Ierás zu und meint natürlich das nicht zu überhörende Streitgespräch. Ierás antwortet ihr lediglich mit einem verwirrten ‚war ja nicht zu überhören’ Blick und einem >Ja und?<
Wir haben doch jede Menge Schmuck den wir los werden wollen, jede Menge ausgefallenen und teuren Schmuck und der hier… dabei macht sie eine eindeutige Nickbewegung in die Richtung des dicklichen Mannes, sieht nicht gerade arm aus.
Zugegeben, er sieht auch nicht gerade nach einem angenehmen Zeitgenossen aus, aber nach dem sie heute alle vier Stuten für einen guten Preis verkauft haben ist Keas Geschäftssinn endgültig erwacht. Keas Geschäftssinn macht sie aber noch lange nicht zu einer guten Händlerin und deswegen bleibt es an Ierás hängen den Fremden anzusprechen. Überrascht wendet sich der Mann zu ihnen um und blickt erst von Ierás zu Kea, dann wieder zu Ierás zurück und kurz vermeint Kea zu sehen wie sich seine Augen bei Ierás Anblick verengen.
>Sind wir uns schon einmal begegnet werter Herr?< Er unterstreicht seine Frage in dem er noch einen Schritt auf Ierás zu macht und ihm etwas genauer ins Gesicht blickt, so dass er den Göttern sei Dank nicht merkt wie Kea neben ihrem Gefährten immer kleiner wird und sich selbst einen Idioten schimpft. Einen edlen Herren in Lair Draconis anzusprechen, du musst verrückt gewesen sein auch nur daran zu denken! Wenn einer die Bilder und Statuen der Drachenkönige kennt, dann so einer! Doch als Ierás verneint scheint auch der Fremde nicht mehr weiter darüber nach zu denken wo er den jungen Mann schon einmal gesehen haben könnte.
Nach dem sie ihm kurz erklärt haben welcher Art die Schmuckstücke die sie bei sich haben denn so sind, willigt der Mann bald ein sich ihre Besitztümer anzusehen. Um sie zu treffen jedoch, gedenkt er keinen Augenblick daran einen Fuß vor die Stadt zu setzen und sie im Gasthaus zu treffen, nein. Sollte ihnen denn daran gelegen sein etwas zu verkaufen, so müssen sie hoch zum Drachenstein gehen und ihn dort ansuchen. Er nennt ihnen seinen Namen und eine Uhrzeit zu der er sie erwartet und macht sich dann sogleich auf und davon.

Etwas später sind Kea und Ierás wieder in ihrer Kammer im Gasthaus. Sie haben noch schnell eine Runde mit den Hunden gedreht und sitzen sich jetzt an einem kleinen Holztisch gegenüber. In ihren Händen hält Kea einen Becher mit dampfendem Cinchonasud von dessen Geruch alleine ihr schon wieder übel wird.
„Der Drachenstein also“, ist das erste was sie nach einiger Zeit von sich gibt und Ierás nickt nur. Natürlich, sie beide wollten die Burg von Anfang an sehen, aber gleichzeitig hat es keinen richtigen Grund dafür gegeben, ganz im Gegensatz zu jetzt. Am nächsten Abend, noch vor Sonnenuntergang würden sie oben vor den Toren der Festung stehen, ganz legitim, eingeladen von einem ihrer Bewohner.
>Es wird schon nichts passieren!< Ierás versucht sie aufzumuntern, aber Kea entkommt nicht mehr als ein etwas deprimiertes Seufzen. Was habe ich mir auch nur dabei gedacht? Am liebsten würde sie die ganze Sache einfach vergessen und nach Hause gehen, gleich jetzt, sofort und auf der Stelle. Anstatt dem Cinchonasud weitere Aufmerksamkeit zu schenken steht sie auf und setzt sich auf Ierás Schoß. Kurz legt sie ihre Stirn gegen seine und sieht ihm dann etwas wehmütig lächelnd in die Augen. „Ich vermisse Talyra, die Schmiede, die Leute und Kizumu. Wir bleiben nicht mehr lange hier, nicht wahr?“
>Nicht mehr lange!< bestätigt Ierás ihr und erleichtert lehnt Kea sich wieder an ihn. Sie hat das Gefühl so unsagbar müde zu sein, dass sie es nicht einmal mehr vom Stuhl bis zum Bett schaffen kann, ohne unterwegs im gehen einzuschlafen.
„Können wir schlafen gehen?“ Ihre Stimme ist nur sehr leise zu hören, weil sie das Gesicht in Ierás Halsbeuge vergraben hat.
>Wir könnten aber auch…<
„Schlafen!“ Mit diesem einzigen, leisen, aber sehr nachdrücklichen, gehauchten, Wort erstickt sie jegliche in Ierás aufkommende Hoffnung nach etwas Liebe und Zärtlichkeit sofort im Keim. >Ja, wir gehen schlafen!< Er klingt etwas resigniert, hebt sie aber nichtsdestotrotz wir ein kleines Kind auf und trägt sie hinüber zum Bett.  

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 12. Jan. 2008, 19:02 Uhr
Als sie sich auf seinen Schoß setzt, schlingt er zufrieden seine Arme um ihre Hüfte und erwidert ihren Blick mit einem kleinen Lächeln. >Ich vermisse Talyra, die Schmiede, die Leute und Kizumu. Wir bleiben nicht mehr lange, nicht wahr?< Die Wehmut in ihrer Stimme versetzt ihm einen nadelfeinen Stich. "Nicht mehr lange!" Ihre Erleichterung ist ihr mehr als deutlich anzusehen und eine Weile genießen sie einfach nur die Nähe des anderen. Kea birgt das Gesicht in seiner Halsbeuge und ihr Atem streicht warm über seine Haut. >Können wir schlafen gehen?< Er spürt die Vibration ihrer Stimme mehr als das er sie hört, so leise spricht sie. Er wagt einen schwachen Versuch, den sie jedoch sofort im Keim erstickt. Ierás holt tief Luft und steht mit ihr gemeinsam auf, um sie ins Bett hinüber zu tragen. Er legt sie sanft auf die Bettdecke, wo sie sich mit einem Geräusch, das beinahe wie das Schnurren einer Katze klingt, zusammenrollt. Einen Augenblick sieht er liebevoll auf sie hinab, streicht ihr das schwarze Haar aus dem Gesicht und tritt dann, wie immer wenn sie im Zimmer sind, ans Fenster. Der Anblick der Stadtmauern wühlt ihn jedesmal aufs Neue auf, aber er kann es auch nicht lassen. Und morgen gehen wir zur Burg hinauf. Der Gedanke an den Drachenstein, die Burg seiner Vorfahren jagt ihm einen Schauer über den Rücken und am liebsten wäre er jetzt sofort dorthin aufgebrochen. Kurz wandern seine Gedanken zu seiner Mutter im Riathar und die Sehnsucht nach ihr nimmt ihm einen Augenblick den Atem. Er hatte nur genickt, als seine Gefährtin davon sprach, wen oder was sie alles vermisst, doch in den letzten Monden hatte er oft darüber nachgedacht, was Kizumu zu ihrem Reiseziel sagen würde. Nichts gutes vermutlich. Ierás grinst sein verzerrtes Spiegelbild flegelhaft an, doch als Kea sich mit einem leisen Seufzen im Schlaf umdreht, verschwindet der übermütige Ausdruck von seinem Gesicht. Das Verhalten seiner Gefährtin macht ihm langsam wirklich Sorgen, auch wenn er nicht entscheiden kann, worüber er sich mehr Sorgen machen soll; ihre dauernde Müdigkeit, ihre Übelkeit oder ihre teilweise grauenhafte Laune.

Auch am nächsten Morgen ist Ierás weit vor Kea wach. Er macht einen langen Spaziergang mit Miya und Ruaidh, der ihn weit an den Stadtmauern entlang führt, seine Aufregung jedoch nicht lindern kann. Als er in das Gasthaus zurückkehrt, findet er eine blasse, nervöse Kea auf dem Bett sitzend vor. "Neyá, ist alles..." Er bricht abrupt ab, denn er erinnert sich an ihre ruppige Reaktion vom gestrigen Tag und so belässt er es bei einem fragenden Blick aus sicherer Entfernung. Miya springt sofort zu ihrer Herrin, die der jungen Hündin die Arme um den Hals legt und Ierás ein etwas schiefes Lächeln schenkt. >Lass uns losgehen, vielleicht hilft mir ja die frische Luft, mich besser zu fühlen.< Sie trägt wieder das neue Kleid und einen Moment ruht sein Blick anerkennend auf ihrer Figur. Während sie auf der Straße unterwegs gewesen waren, war es ihm gar nicht aufgefallen, doch seit er sie das letzte Mal nackt gesehen hatte, war sie eindeutig runder, irgendwie weicher geworden. Aber es steht ihr wirklich gut. Als er den Blick hebt, sieht er ihr direkt in die Augen, in denen für einen winzigen Moment pure Verzweiflung aufflackert, ehe sie den Kopf ein wenig senkt. Er wagt nicht, seinen Geist nach ihr auszustrecken, aber dieser Ausdruck in ihrem Blick macht ihm Angst. "Kea, was ist los? Seit Tagen bist du schon so.. seltsam. Habe ich dich mit irgendetwas was ich gesagt, oder getan habe, verletzt?" Ierás macht zwei Schritt auf seine stocksteif dastehende Gefährtin zu, hebt kurz die Hände, als wolle er sie umarmen, lässt sie jedoch unverrichteter Dinge wieder sinken. "Neyá, wenn du willst, verkaufen wir heute Abend den Schmuck, packen dann unsere Sachen und reisen morgen ab. Aber... schweig mich nicht so an, Neyá, das ertrag ich nicht." Sie antwortet ihm nicht, steht einfach mit gesenktem Kopf vor ihm und es tut ihm beinahe leid, sie darauf angesprochen zu haben, doch als ihre Schultern zu beben beginnen und zwei Tränen von ihrem Kinn tropfen, fühlt er sich hundsmiserabel. Oh bei allen Göttern.. "Nicht. Nein, nicht weinen, Neyá, Liebste. Bitte, bitte nicht weinen." Weil er nicht weiß, was er sonst tun soll macht er rasch den letzten Schritt auf sie zu und zieht sie in seine Arme. "Schsch, Neyá." Er wiegt sie sanft hin und her und ihr Schluchzen treibt ihm beinahe selbst die Tränen in die Augen. "Kea..schsch..bitte, beruhige dich doch. Ich.. ich wollte..das wollte ich nicht." Da er das Gefühl hat, dass sie ihm sowieso nicht wirklich zuhört, beschränkt er sich für die nächsten Minuten mit tröstenden Geräuschen und sanften Küssen auf ihr Haar und versucht sich daran zu erinnern, was er wie zu ihr gesagt hat.
Als sie sich schließlich langsam beruhigt, schiebt er sie ein kleines Stück von sich, hebt ihr tränennasses Gesicht vorsichtig an und sucht ihren Blick. Irgendwann gibt die Schmiedin es auf, ihm auszuweichen und ein kleines Lächeln legt sich auf seine Lippen. "Neyá. Ich wollte nur, dass du weißt, das ich für dich da bin, hörst du? Wenn dich etwas bedrückt und du jemanden brauchst, der dir zuhört, dann.. dann sprich mit mir, bitte. Ich liebe dich und egal was es ist... Wenn du Angst vor etwas hast..dann.. lass mich dich beschützen." Kea hat die Lippen zwischen die Zähne gezogen, doch nach einem kurzen Zögern nickt sie schließlich. Ierás streicht ihr beruhigt die Tränen von den Wangen und zieht sie noch einmal an sich. >Wir müssen morgen noch nicht aufbrechen..Du willst doch hier noch soviel sehen. Sie schnieft und versucht ein Lächeln, das strahlend wird als Ierás es erwidert.

"Der sieht aus wie ich? Wirklich?" Sie stehen Hand in Hand vor der Statue Ciryaeron Flammenschlags und Ierás wirft seiner Gefährtin einen zweifelnden Blick zu. Kea nickt während sie sich immer wieder umsieht, ob auch niemand auf sie aufmerksam wird. Ierás runzelt die Stirn; er hatte sich noch nicht sehr häufig in einem Spiegel gesehen und Fensterscheiben, Pfützen oder Tränken zeigen einem auch kein wirklich zuverlässiges Bild. "Steht hier noch etwas zu dem Kerl?" Er zieht seine Gefährtin einmal rund um die Statue herum, doch es findet sich kein Hinweis darauf, für was dieser König hier bekannt gewesen ist. Denn dass dieser Ciryaeron hier einer seiner Vorfahren ist, das scheint zumindest laut Kea, nicht zu übersehen zu sein. Sie hatten einige Zeit gebraucht um her zu finden, denn Kea hatte sich den Weg nicht gemerkt. Aber dafür haben wir eine Menge von der Stadt gesehen. Er grinst Kea an und zieht sie noch einmal auf die Vorderseite der Statue, um dem Mann noch einmal ins Gesicht zu sehen. Mit der freien Hand tastet er sein eigenes Gesicht ab, aber viel Ähnlichkeiten kann er damit leider nicht feststellen. Kea, die sich immer noch ein wenig nervös umsieht, beobachtet ihn kopfschüttelnd. >Lass uns weitergehen, schau mal, die da vorne guckt so komisch.< Sie zieht an seiner Hand und deutet mit dem Kopf in Richtung einer alten Frau, die ihnen von ihrem Stand aus zusieht. Ierás wirft der Frau nur einen raschen Blick zu, verzieht das Gesicht und zieht Kea dann noch ein letztes Mal um die Statue. "Dann lass uns schauen, wie weit wir auf diesen Westhügel da rauf kommen!"
Im Gegensatz zu Kea, der das ganze Gedränge sichtlich auf die Nerven geht, genießt Ierás ihren Streifzug durch die Stadt in vollen Zügen. Die Menschen hier sind ganz anders als in Talyra, aber er fühlt sich wohl unter ihnen. An einer der Garküchen kaufen sie zwei Pasteten und wechseln, während sie essen, einige Worte mit der Verkäuferin. >Auf den Westhügel zur Drachenhöhle? Ah.. verstehe, Ihr wollt die Kleine beeindrucken, hm?< Die Frau stößt Ierás vertraulich den Ellenbogen in die Rippen und bricht in ein grunzendes Lachen aus, welches Ierás mit einem raschen Blick zu Kea und einem unsicheren Grinsen erwidert. >Na, Ihr müsst einfach der großen Straße hier folgen. Ist ein gutes Stück zu Fuß, aber es lohnt. Da oben hat man meistens seine Ruhe.< Sie zwinkert wild, als wäre ihr etwas ins Auge geflogen und lenkt nun auch Keas Aufmerksamkeit auf sich. "Danke! Kea.. ähm, da lang, wir müssen..also da lang." Er verzieht kurz das Gesicht zu so etwas wie einem Lächeln, nickt der Pastetenverkäuferin kurz zu und zieht seine Gefährtin hinter sich her. Himmel, was hat die denn für eine schmutzige Fantasie. Er zieht Kea weiter die Straße hinauf und zieht sie nach wenigen Schritten an eine Häuserfront, um einigen Reitern aus dem Weg zu gehen. Ihre Hand liegt warm und fest in seiner und als ihre Blicke sich treffen, schleicht sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Wobei es eigentlich keine schlechte Idee ist..
Als sie endlich vor der Drachenhöhle ankommen, haben sie einen weiteren, großen Teil Lair Draconis eher ungewollt besichtigt. Natürlich hatten sie sich verlaufen, denn das "einfach dieser großen Straße folgen" hatte sich als gar nicht so einfach herausgestellt. Die Straße hatte sich sicher hundertmal verzweigt und irgendwann waren sie einfach falsch abgebogen. Sie beide sind völlig erschöpft vom Anstieg und er schwitzt trotz des kühlen Windes, aber die riesige, mit Toren aus Wyrmsilber verschlossene Öffnung der Drachenhöhle verschlägt ihm die Sprache. "Das ist ja... gigantisch." Er versucht, möglichst alles auf einmal zu sehen und kaum bekommt er etwas Luft, läuft er wieder los. Kea folgt ihm langsamer, aber nicht weniger erstaunt. "Kea, sieh doch!" Er hat gerade die tiefen Kratzspuren im Felsboden entdeckt und winkt seine Gefährtin aufgeregt näher. Die Vorstellung, wie groß die Drachen, die diese Spuren hinterlassen haben, gewesen sein müssen, jagt ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Waren das Dracayren in ihrer Drachengestalt? Kurz schießt ihm der Gedanke durch den Kopf, wie es wohl ist, sich zu wandeln. Als sein Blick auf Kea fällt erinnert er sich an das Gespräch, das sie vor Jahren einmal über das Fliegen geführt hatten. Damals hatte er ihr gezeigt, was es heißt, Dracayrenblut in sich zu tragen und zumindest der Gedanke an das Fliegen hatte sie entzückt. Vielleicht, wenn ich lange genug übe.. Ich weiß, das ich mich wandeln könnte.. Mit einem leisen Seufzen nimmt er sich vor, seine Studien wesentlich zu vertiefen. Keas kalte Hand schiebt sich in seine und er zieht sie fest in die Arme.

Der Nachmittag ist bereits weit voran geschritten, als die beiden mit wild klopfendem Herzen vor dem Tor des Drachensteins ankommen. Die gepflasterte Straße ist belebt und Kea und Ierás halten sich dicht am Rand, um nicht unter Hufe oder Räder zu kommen. Die Wachen am Tor kontrollieren jedes Fuhrwerk und befragen Fußgänger und Reiter nach ihrem Begehr. Sie beobachten das Treiben am Tor einige Minuten, ehe Ierás sich mit einer frustrierten Geste durchs Haar fährt. "Das ist ja schlimmer als in die Steinfaust zu kommen. Meinst du.. werden sie mich erkennen?" Mit einem Mal kommt ihm die Idee quasi in die Höhle des Löwens einzudringen ziemlich lebensmüde vor. Wenn sich jemand an die Gesichter der Dracayren erinnert, dann die Leute auf dieser Burg. Sie wechseln einen zweifelnden Blick, ehe Kea ihm vorschlägt, vielleicht zu schielen oder einen Überbiss vorzutäuschen, damit die Männer auch ja nicht auf die Idee kommen, ihn mit den Drachenkönigen in Verbindung zu bringen. "Hey.." Er stützt in gespielter Entrüstung die Arme in die Seiten, aber er kann das Lachen nicht unterdrücken. "Naja, dann lass es uns versuchen. Mehr als uns festnehmen können sie schließlich nicht." Keas entsetzter Blick erwidert er mit einem schiefen Grinsen, dann setzt er die Kapuze so auf, dass es nicht zu auffällig wirkt. Als sie sich schließlich in die Schlange einreihen, die sich vor dem Tor gebildet hat, versucht er sich an einer unverbindlichen Miene.
>Euer Name und Begehr.< Ierás stockt kurz der Atem, ehe er mit möglichst ruhiger Stimme antwortet. "Die Zwölf zum Gruße, Keandra und Ierás. Wir haben einen Termin mit Devor von Solimariaca." Der Wachmann mustert sie eingehend, befragt schließlich eine lange Liste und gibt ein leises Grunzen von sich, als er ihre Namen findet. Mit einer knappen Geste ruft er einen etwa siebenjährigen Knaben heran und gibt ihm den Auftrag, sie zum Schatzmeister der Sturmschwerter zu bringen. Der Junge verneigt sich, dreht sich um und führt sie über den äußeren Zwinger in einen der Rundtürme.
Ierás streicht beim Laufen mit der Hand über die Wand aus blauschwarzem Stein und ein wohliger Schauer rieselt ihm den Rücken hinunter. Jeder Erker, Fenster- oder Türrahmen an dem sie vorbei gehen ist in Form von Einhörnern, Harpyien, Phönixen und vor allem Drachen gehalten und die Figuren wirken, als wären sie direkt aus dem Stein gewachsen. Der Junge führt sie Treppen hinauf, lange Gänge entland und Treppen wieder herunter und Ierás hat schon bald die Orientierung verloren. Hoffentlich führt uns auch wieder jemand heraus, sonst irren wir auch in hundert Jahren noch durch diese Burg. In seine Gedanken versunken tastet Ierás nach dem Beutel, in dem sich die außergewöhnlichen Schmuckstücke des Khans befinden und blinzelt verwirrt, als sie vor einer schweren Holztür zum Stehen kommen. Kea drückt sacht seine Hand und er versucht seine Nervosität in Schach zu halten. Der Junge bedeutet ihnen kurz zu warten, klopft an der Tür und als ein gedämpftes >Herein!< erklingt, öffnet er sie einen Spaltbreit und schlüpft hindurch. Ierás spitzt die Ohren aber der Junge spricht sehr leise und so wechselt er einen nervösen Blick mit Kea. Dann ist der Junge auch schon wieder da, verneigt sich erneut vor ihnen und öffnet die Tür dann ganz.
Sie betreten einen großen, viereckigen Raum, der von einem großen Schreibtisch aus Kirschholz und einem großen Kamin mit einem prasselnden Feuer darin, beherrscht wird. Devor von Solimariaca tritt hinter seinem Schreibtisch hervor und kommt ihnen mit einem Lächeln entgegen. Seine Laune scheint wesentlich besser zu sein als am gestrigen Tage, auch wenn er nichts von seiner Überheblichkeit verloren hat. Ierás atmet erleichtert auf; mit solchen Leuten hatten Kea und er oft genug zu tun, um zu wissen, dass ihnen mit einigen schmeichelnden Worten, der ein oder anderen angedeuteten Verneigung und allgemein sehr höflichem Auftreten beizukommen ist. Der Schatzmeister kommt auch sogleich zur Sache und als Kea und Ierás die mitgebrachten Stücke vor ihm ausbreiten, leuchten seine Augen begehrlich auf. Kea muss jedes der Diademe, jeden Halsreif und jede Brosche anlegen, damit der Adlige sich ein Bild von den Schmuckstücken machen kann. >Ihr habt mir wirklich nicht zu viel versprochen, junger Mann.< Der Mann betastet gerade ein Diadem und sieht Ierás dabei mit zusammengekniffenen Augen an. >Ihr kommt mir wirklich sehr bekannt vor, aber ihr kommt nicht aus Lair Draconis?< Damit jagt der Adlige ihm einen gehörigen Schrecken ein und er hofft, dass seine Stimme halbwegs normal klingt, als er ausweichend antwortet. "Nein, wir.. äh kommen aus Ardun." Anscheinend reicht dem Mann diese schlechte Ausrede und noch während er nickt, wendet er sich wieder den Schmuckstücken zu. Lügen haben kurze Beine, aber besser er reist nach Ardun, wenn er auf die Idee kommt, wem ich ähnlich sehe.
Die Selbstverständlichkeit, mit der der Mann den Preis, den sie schließlich für vier der Stücke aushandeln, bezahlt, verschlägt Ierás die Sprache und so findet er keine Widerworte, als Devor sie kurz darauf einfach hinauskomplimentiert. >Ihr findet doch von selbst hinaus, nicht wahr? Ich habe noch furchtbar viel zu erledigen. Gehabt Euch wohl. Noch ehe die beiden etwas dazu sagen können, schließt sich die Tür vor ihrer Nase und sie stehen wieder auf dem langen Gang. "Äh..." Einen Augenblick herrscht Stille, in der sie sich nur verdattert ansehen, ehe sie gleichzeitig in haltloses Kichern ausbrechen.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 13. Jan. 2008, 21:25 Uhr
Mit großen Augen stehen Kea und Ierás vor der verschlossenen Türe und schauen sich an. Rund um sie ist es völlig still, kein Laut dringt durch die dicke Eichentüre und auch aus den umliegenden Gängen sind keine Schritte oder Stimmen zu vernehmen. Zu sehen ist natürlich auch niemand und in beide Richtungen sieht ihre Umgebung völlig gleich aus. Kea dreht sich um ihre eigene Achse, macht erst einen Schritt nach rechts, dann doch nach links, steht damit wieder auf ihrem Ausgangspunkt und zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht so recht, ich glaube… nein doch nicht, kamen wir nicht von… nein ich weiß nicht.“ Während sie spricht deutet sie immer in eine andere Richtung und so sehr sie auch versucht sich zu erinnern, sie weiß einfach nicht mehr von wo sie gekommen sind. „Wir müssen noch einmal anklopfen und fragen wie wir hier heraus kommen!“ Sie hat ihre Hand schon gehoben, aber in diesem Moment biegt ein stattlicher Mann eiligen Schrittes um die Ecke. Er würdigt weder Ierás noch Kea eines Blickes, drängt sich einfach mit wehendem Umhang an ihnen vorbei und öffnet die Türe des Schatzmeisters ohne auch nur zu klopfen.
„Das hätte sich dann auch erledigt…“ stellt Kea fest, als sie ihre Sprache wieder findet und nicht mehr dasteht, den Mund auf und zu klappend wie ein Fisch auf dem Trockenen. >Wir nehmen einfach den Weg von dem auch der Herr eben kam, ich glaube sowieso das wir daher kamen, wir finden uns schon zurecht und wenn nicht fragen wir jemanden unterwegs!< Nickend, wenn auch nicht ganz überzeugt, stimmt Kea Ierás zu und gemeinsam machen sie sich auf den Weg aus dem Labyrinth welches sich Drachenstein nennt.
Sie laufen die erste Treppe hinab, die zweite ebenso, müssen die dritte dann wieder nach oben steigen und kommen währenddessen an gefühlte 1000 Möglichkeiten in zwei verschiedene Richtungen zu gehen, ohne dabei auch nur die geringste Ahnung zu haben wohin sie eigentlich müssen. Zum Glück begegnen sie auf dem vierten Treppenaufgang einem jungen Pagen den sie aufhalten um ihn nach dem Weg nach draußen zu fragen. Dem Jungen fällt auf der Stelle die Hälfte der Pergamentrollen die er auf dem Arm hat hinunter und schüttet auch noch den Tee, den er auf einem Tablett balanciert darüber. Leicht verzweifelt und entnervt blickt er zu Ierás hoch, der ihm hilft die Pergamentrollen wieder auf seinen Armen zu stapeln. >Ihr müsst den Gang zurück nehmen, die erste Treppe links, dann gerade aus, den zweiten Gang rechts, die Treppe hinauf, von dort den dritten Gang links und dann die erste Treppe wieder hinunter. Von da an immer hinunter und Ihr könnt es nicht verfehlen.< Er wartet gar nicht ab ob die beiden sich alles gemerkt haben, sondern eilt weiter und versucht nur nichts zu verlieren, als er um die nächste Kurve biegt.

Sie schaffen es seinen Anweisungen soweit zu folgen, doch irgendwo beim dritten Gang links müssen sie sich doch geirrt haben, oder der Junge hat sich einfach verzählt. Es hilft ihnen nämlich kein bisschen immer den Treppen nach unten zu folgen, einmal ist das sogar unmöglich, denn sie landen in einem, bis auf einige verschlossene Türen, blind endenden Gang. „Diese elende Burg! Diese ganze verfluchte Stadt! Wären wir nur nicht her gekommen!“ Kea fuchtelt mit den Armen herum und tritt schließlich knapp neben einer Türe gegen die Wand. Es tut sich natürlich keine Geheimtüre auf, die Erleuchtung kommt ihnen dadurch auch nicht, dafür tut jetzt Keas Zeh weh. Die Tränen steigen ihr schon wieder in die Augen und sie schiebt Ierás wütend von sich, als der sie tröstend in die Arme ziehen will. Völlig unerwartet öffnet sich plötzlich hinter ihnen die Türe, die Kea mit ihrem Tritt knapp verfehlt hat und heraus tritt eine junge Frau. Ihre Haut ist hell wie Alabaster, ihre grauen Augen von langen dunklen Wimpern umrahmt und ihr Mund voll und schön geschwungen. Auffällig an ihr sind aber vor allem ihre indigofarbenen langen Haare, die sie kunstvoll mit silbernen Spangen nach oben gesteckt hat und deren Farbe von ihrem taubenblauen Seidenkleid noch unterstrichen wird.
>Was ist denn hier los?< fragt sie, ihr Blick bleibt dabei an Ierás hängen und auch wenn der verwirrte Ausdruck aus ihren Augen nicht ganz verschwindet, spielt doch ein kleines Lächeln um ihre Lippen. >Verzeiht Mylady, wir haben uns verlaufen und finden den Weg nach draußen nicht mehr!< Ierás hat die Antwort schnell parat und verneigt sich auch ein wenig vor ihr, was ihr ein glockenhelles Lachen entlockt.
>Ich werde Euch den Weg zeigen, macht Euch keine Sorgen!< Die junge Frau fragt sie nach den verschiedensten Sachen, woher sie kommen, ob sie hier bleiben, wohin sie gehen und unterhält sich dabei ausschließlich mit Ierás. Kea geht etwa zwei Schritte hinter ihrem Gefährten und der indigo Lady und erdolcht diese mit wütenden Blicken. Während Kea schon den Morgen mit quälender Übelkeit begonnen hat, seit Tagen nichts ordentliches gegessen hat, nun seit Stunden durch diesen Irrgarten läuft und dementsprechend aussieht - mit vom Weinen roter Nase und Augen, Ringen unter den Augen, etwas zu bleich und struppigem Haar - sieht diese Frau aus als wäre sie eben dafür gemacht worden Keas Gefährten zu stehlen. Auch wenn Ierás gar nicht darauf eingeht, Kea bemerkt es jedes Mal wenn ihre Hand die seine streift, sie zuckersüß errötet, die Augen niederschlägt oder das zu ihrer Porzelanhaut passende Lachen hören lässt wenn Ierás etwas gesagt hat. Als die Fremde eher beiläufig erwähnt, dass es jetzt nicht mehr weit wäre, drängt Kea sich von hinten zwischen sie und Ierás. „Danke, dann finden wir den restlichen Weg auch alleine.“ Sie versucht nicht unhöflich zu sein, aber ihre Stimme hat ganz eindeutig einen zischenden Unterton. Sie lassen sich noch den weiteren Weg erklären, der doch noch um einiges schwieriger klingt als Kea angenommen hat und Ierás verabschiedet sich höflich, Kea mit zusammengekniffenen Augen und einem kurzen Nicken von der jungen Lady.

Sie haben ihr Zeitgefühl längst verloren, als sie, schon wieder völlig verirrt, irgendwann in einem langen Gang stehen, dessen Ende eine breite offene Flügeltüre darstellt. Sie folgen dem Gang, dessen Wände mit Bildern von Mitgliedern der Dracayrenfamilie behängt sind und gelangen durch die Türe, wie erwarten nicht nach draußen, sondern in die hohen Räume der Burgbibliothek. Es ist völlig still hier, obwohl einige Leute in weichen Armstühlen sitzen, doch sie sind alle völlig in ihre Lektüre vertieft und sehen nicht einmal auf als Kea und Ierás eintreten. Beim Anblick der Sessel bemerkt Kea ihre vom Laufen schmerzenden Füße und ihre Müdigkeit wieder.
Wir könnten uns etwas umsehen und eine Pause machen, etwas später weiter gehen, bestimmt hat niemand etwas dagegen wenn wir hier kurz bleiben. Sie traut sich nicht laut zu sprechen um niemand auf sie aufmerksam zu machen und so suchen sie sich einen Platz zum Hinsetzen. Während Kea sich ausruht, den Kopf zurück legt und die Augen schließt, wandert Ierás zwischen den Regalen umher und sieht sich die Bücher an. Als er wieder kommt, einen dicken Wälzer in beiden Händen haltend, schreckt Kea hoch. Sie ist kurz eingeschlafen und schafft es nur schwer zu lächeln als er sich neben sie setzt und ihr das Buch zeigt. Chronika Dracayris steht auf dem Ledereinband in geschwungenen Lettern geschrieben. Keas Finger hinterlassen Spuren in der Staubschicht als sie darüber fährt und es vorsichtig öffnet.
Sie haben nicht die Zeit das ganze Buch zu lesen, also blättern sie, nach dem sie die erste Seite des Einleitungstextes überflogen haben weiter und gelangen zu einer Auflistung der Drachenkönige. Jedem König ist ein eigenes Kapitel in dem Buch gewidmet das mehrere Seiten lang ist. Sie verbringen mehr Zeit als geplant in der Bibliothek, finden dafür aber Dinge über die Dracayrens heraus, die ihnen bis jetzt niemand und wenn nur ansatzweise erzählt hat. Sie lesen von dem Bau des Drachensteins, dessen genaue Errichtung ein Geheimnis ist und von Vhaerago dem Grausamen, der ein mächtiger Eroberer war, aber leider auch völlig geisteskrank. Er starb durch die Hand seines Sohnes, vermutlich weil er geplant hatte die gesamte Stadt nieder zu brennen.
Nach einiger Zeit finden sie auch Ciryaeron Flammenschlag und Ierás ist erleichtert, dass der Vorfahre dem er so ähnlich sieht, keiner der geisteskranken sondern einer der geachteten Könige war. Die Zusammenfassung der Drachenkönige endet mit Rhuduor und seinen Söhnen Rhagad und Ruan. Diesem Kapitel lassen sie besondere Aufmerksamkeit zukommen, doch viel Neues erfahren sie nicht, bis auf die Tatsache, dass sowohl Rhagad als auch Ruan verheiratet gewesen sind und Kinder hatten, die eigentlichen Erben des Drachenthrons. Doch im Gegensatz dazu wie Kea gedacht hätte, sind diese nicht eindeutig im Krieg gestorben, sondern verschollen und nur wahrscheinlich gestorben. Es könnte sein, dass es noch andere Verwandte von dir gibt. Immerhin ist Ruan auch nicht dort gestorben wo die Schreiber dieses Buches annehmen!

Die Chronika Dracayris hinterlässt sie nachdenklich, aber trotz alledem stellen sie das Buch zurück an seinen Platz und nach dem sie noch kurz zwischen den Regalen umher gestreift sind machen sie sich wieder auf den Weg nach draußen zu finden.
>Auf ein Neues.< Aufmunternd lächelt Ierás Kea an und hebt sanft ihr Kinn mit seiner Hand an. >Geht es dir gut? Wir haben es sicher bald geschafft.< Kea nickt tapfer, auch wenn es ihr gar nicht so gut geht. Ihr Magen dreht sich scheinbar gerade wieder im Kreis und eigentlich wäre sie am liebsten an Ort und Stelle umgefallen und hätte sich zum Schlafen nieder gelegt.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 14. Jan. 2008, 00:29 Uhr
Der Gedanke, dass er vielleicht noch irgendwo Halbgeschwister, Vettern und Basen, Tanten und Onkel hat, lässt ihn nicht los. Als sie die Frau mit dem indigofarbenen Haar getroffen hatten, hatte er sich nicht viel dabei gedacht, auch wenn diese Haarfarbe eigentlich den Dracayren zugeschrieben wird. Vielleicht war das eine Urururururururenkelin von Rhagad... oder Ruan. Sein Schritt stockt bei dieser Erkenntnis kurz, aber das leise Würgegeräusch, das Kea von sich gibt, lenkt seine Aufmerksamkeit auf seine Gefährtin zurück. "Wa..? Ist dir schlecht? Herrje!" Sie stehen in einem langen, geraden Gang und Ierás blickt sich hektisch suchend um. Ein Abtritt! Hier muss doch irgendwo ein verdammter Abtritt sein! "Halt durch!" Er nimmt seine Gefährtin, die mit großen Augen eine Hand auf ihren Mund presst, an der freien Hand und beginnt, sie hinter sich herziehend zu rennen. "Halt durch, bitte..." Während Ierás sich immer wieder panisch zu seiner Gefährtin umsieht und alle zwölf Götter um ihren Beistand anfleht, damit ihnen hier in dieser sauberen, ordentlichen Festung kein Missgeschick passiert. Der Gang verzweigt sich mehrmals und er folgt ihm blind, stößt immer wieder Türen auf, nur um festzustellen dass es in der ganzen Burg anscheinend keinen Abtritt gibt. Oder wir sind einfach zu blöd für diese Festung... Himmel, meine Ahnen müssen Gedär...Na endlich! Aus der hintersten Ecke des kurzen Ganges in den sie gerade eingebogen sind, dringt der typische Geruch eines Abtrittes. Mit einem irgendwie erleichtert klingendem Würgen drängt Kea an ihm vorbei, öffnet die Tür und zieht sie sofort hinter sich zu. Ihm bleibt nicht viel mehr zu tun, als sich gegen die blauschwarze Wand zu lehnen, sich in der Betrachtung eines Fackelhalters in Form eines jungen Drachens zu verlieren und darauf zu warten, dass die Würgegeräusche aus dem Inneren des Abortes verstummen. Er runzelt besorgt die Stirn und überlegt krampfhaft, was für eine Krankheit seine Gefährtin da nur erwischt haben kann. Wir haben in den letzten Tagen immer dasselbe gegessen und selbst wenn sie etwas nicht vertragen hätte, müsste das doch nach drei Tagen ausgestanden sein. Auf den Gedanken, dass seine Gefährtin ein Kind unter dem Herzen trägt, kommt er einfach nicht. Er gähnt und fährt bei dem Geräusch seiner knackenden Kiefer zusammen; der Tag war wirklich lang und ereignisreich gewesen und es wird wirklich Zeit, in ihr Gasthaus zurückzukehren. Aber vielleicht habe ich irgendwo tatsächlich noch eine Familie.. Auch wenn er nicht viel Wert auf seine Herkunft, schon gar nicht auf die Möglichkeiten die sich ihm dadurch bieten, legt, wärmt ihn der Gedanke an weitere mit ihm verwandte Personen.
Es vergehen einige Minuten, ehe Kea die Tür öffnet und blass, mit rotgeweinten Augen und dunklen Ringen unter den Augen auf den Gang hinaus tritt. Auf ihren Wangen schimmern Tränen, doch sie lässt sich, wieder einmal, nicht von ihm in den Arm nehmen. >Können wir jetzt bitte gehen? Ich ertrage diese Festung nicht mehr!< Ierás runzelt die Stirn und greift wieder nach ihrer Hand. "Ja, den nächsten den wir treffen, zwingen wir dazu, uns nach draußen zu führen. aber ich fürchte, hier werden wir auf niemanden treffen." Sie nickt müde, schließt für einen Augenblick die Augen und als Kea sie wieder öffnet, schimmern neue Tränen darin. "Oh Kea..." Ierás führt ihre Hand an seine Lippen, dann machen sie sich gemeinsam wieder auf den Weg.

"Also wirklich Kea, morgen suchen wir einen Heiler, da kannst du dich sträuben, wie du willst." Sie biegen gerade nach rechts in einen schmalen, aufwändig verzierten Gang ab und Ierás wendet sich kurz zu seiner Gefährtin um. Die Halbelbin verdreht die Augen, aber noch während er sie ansieht, werden ihre Augen groß vor Staunen. Er folgt ihrem erstaunten Blick und einen Augenblick steht ihm der Mund offen. Alles was er erkennen kann ist die Rückseite eines hochlehnigen Thrones und es dauert einen Moment, ehe Ierás begreift, dass das kein knochenförmiges, geschwärztes Holz ist, sondern tatsächlich Knochen. Die miteinander verwachsenen Knochen glänzen matt im Fackelschein und die hohen Armlehnen sind reich verziert und Ierás überlegt kurz, wer denn auf die Idee kommt, einen Thron; den Sitzplatz des Königs aus Knochen bauen zu lassen. Die Dracayren waren wohl wirklich nicht ganz klar im Kopf. Die große, hohe und bis auf diesen schwarzen Knochenthron unmöblierte Halle ist voller Menschen, die in kleinen Gruppen beieinander stehen und leise miteinander sprechen.
"Ich fürchte, hier sind wir nicht richtig, aber vielleich..." Weiter kommt er nicht, denn plötzlich erklingt aus der Richtung des großen, knöchernen Throns ein langgezogenes Stöhnen und die umstehenden Menschen verstummen erst für einen Herzschlag, ehe sie in kopflose Panik ausbrechen. Geschrei erklingt, aber die tiefe, tragende Stimme übertönt alles. Nach und nach kann Ierás eine Melodie erkennen und auch wenn er nicht jedes Wort versteht, fühlt sich dieser laute Gesang gut an. Irgendwie richtig. Ein eiskalter Schauer jagt seinen Rücken hinauf und wieder hinunter und Ierás fragt sich kurz, warum er die Worte verstehen kann. Es fühlt sich an, als seien Stunden vergangen, dabei sind kaum hundert Herzschläge vergangen, ehe er sich wieder an seine völlig erstarrte Gefährtin erinnert, die mit schreckgeweiteten Augen auf die wogende Menge vor ihnen starrt und sich vermutlich gerade sämtliche Horrorszenarien ausmalt.
Ierás hat das Gefühl, als würde sich vor ihm alles sehr, sehr langsam abspielen und als könne er alles gleichzeitig wahrnehmen. Durch die hohen Doppeltüren auf der anderen Seite der langen Halle stürmen mehrere bewaffnete Wachen des Sturmschwerter- Ordens und bemühen sich vergeblich darum, Ordnung in die panische Menge zu bringen und gleichzeitig zu entdecken, was bei allen neun Höllen hier eigentlich los ist. Seine ganze Aufmerksamkeit ist auf das Geschehen vor ihm gerichtet und er spürt Keas Hand, die schlaff in seiner liegt, nur vage und am Rande. Und auch die ganz in nachtblaue Gewänder gehüllte Gestalt, die plötzlich neben ihnen auftaucht, bemerkt er zuerst gar nicht. Erst als sich ihm eine Hand vorsichtig auf den Arm legt, zuckt er erschrocken zurück, lässt Keas Hand los und hat die Hand an seinem Dolchgriff, ehe er die Person ungläubig erkennt. "Loba!"

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Loba die Wölfin am 17. Feb. 2008, 21:46 Uhr
>Loba!< Tarnaloba Caleya Bretowen von Kap Taret starrt in das erschrockene Gesicht von Ieras und ihr Griff um seinen Arm wird fest und zielstrebig. "Heilige Faêyris, Mutter im Himmel, hat man Euch das Gehirn zu den Ohren herausgezogen?!" Gehetzt blickt sich die Faêyrishohepriesterin in dem ganzen durcheinander rufenden, wimmelnden Chaos um, in das sich der so beschauliche Thronsaal des Drachensteins mit einmal verwandelt hat. "Was bei allen Göttern, ihren Archonen und sämtlichen Heiligen, die uns hoffentlich gleich beistehen werden, macht Ihr hier zum Kuckuck?" Loba hat keine Zeit, eine Antwort, ganz gleich, wie sie ausgefallen wäre, abzuwarten, denn immer mehr Wachen, Burgbewohner und Ordensritter strömen im Thornsaal zusammen und erstarren angesichts des singenden Hochsitz aus schwarzen Drachenknochen. Sie zerrt Ieras - und damit auch Kea, die ihnen eilig folgt, entschlossen hinter sich her, zwischen ein paar Säulen hindurch, hinter einen schweren Wandbehang, als ein paar blausilbern gewandete Sturmschwerterkrieger den Gang entlang poltern und von dort aus weiter direkt in den engen Abtritt, in dem die beiden kurz vorher erst gewesen waren, auch wenn Loba davon nichts wissen kann. "Hier herein, schnell!" Kaum haben sie sich alle drei in dem winzigen Kämmerchen verschanzt, richten sich Lobas strenge, goldgelbe Eulenaugen auf Ieras noch immer ein wenig fassungsloses Gesicht. "Wie konntet Ihr hierher kommen ohne eine Armee im Rücken? Wenn Ihr den Thron Eurer Vorväter besteigen wollt, dann doch nicht mit einem... oh, seid gegrüßt, Kea... dann doch nicht mit einem Mädel als Gefolge!" Aufgebracht schüttelt Loba den Kopf, begreift aber bei Ieras erschrockenem Gesicht, dass der Erbe Ruans wohl gar nicht die Absicht gehabt hatte, irgendwelche Ansprüche zu erheben - und wohl auch nichts davon gewusst hatte, dass der Thron ein solches Spektakel veranstalten würde, kaum dass er in seine Nähe käme. Das Blut wird zum Blute singen... oh ja, und wie! "Oh..." schnappt sie, noch immer aufgebracht und vielleicht auch ein ganz klein wenig enttäuscht, doch sie hat sich rasch wieder in der Gewalt. "Oh... nun denn. Dann sehen wir einmal zu, wie wir euch hier heraus bringen, nicht wahr?" Kea murmelt etwas von Alptraum und sieht erschreckend blass aus, Ieras hingegen zappelt herum, als sei er immer noch ein kleiner Junge und habe eine Ladung Kröten unter dem Hemd.

"Still," zischt Loba. "Ich überlege. Und ich muss mich konzentrieren. Wo logiert Ihr? In einem Gasthaus? Sie werden die ganze Stadt abriegeln und jede Hütte viermal auf den Kopf stellen... sie werden... oh, Ihr habt wirklich keine Ahnung, was Ihr angerichtet habt!" Ieras schüttelt nur benommen den Kopf und Loba fasst einen gewagten Entschluss. "Fasst euch an den Händen." Sie nimmt die schmale, aber erstaunlich kräftige Hand des Mädchens in ihre Linke und reicht Ieras die Rechte, was nicht ohne gewisse Verrenkungen vonstatten geht, so eng wie es in dem eindeutig überfüllten Abtritt mit ihnen allen darin geworden ist. "Ich werde Euch aus der Stadt bringen, denn auf den Straßen haben wir vermutlich keine Chance, durchzukommen. Sie werden alle Tore schließen und jeden kontrollieren, der Lair Draconis verlassen will und Ihr, Mylord, seht mit Verlaub aus wie Eure Ahnen. Vermutlich würden sie Euch auf der Stelle... ach, ganz gleich. Nichts wie weg hier. Konzentriert Euch und seid still, das hier wird nicht..."
"Nein," es ist Kea, die sie ein wenig atemlos unterbricht. "Wir müssen in den "Drachenwächter." Das Gasthaus an der Straße vor dem Westtor. Unsere Pferde, die Hunde, das..."
"Was? Ich versuche, Euch..."
"Bitte! Wir können die Tiere unmöglich zurücklassen, das geht nicht."
"Also schön... in den Drachenwächter. Wenigstens weiß ich, wo ich hin muss... Ruhe jetzt."
Loba atmet ein paar Mal tief und zischend ein und aus - was in dem Abtritt, stolze Herrscherburg hin oder her, nicht gerade konzentrationsfördernd ist, und beginnt, mit tiefer Stimme zu summen. Es sind keine verständlichen Worte, die aus ihren halbgeöffneten Lippen dringen, eher ein sanftes, an und abschwellendes Vibrieren, als brumme irgendwo ein Bienenschwarm. Irgendwo zwischen ihnen - und sie bilden so gut es in der bedrückenden Enge eben möglich ist, ein vages Dreieck - beginnt die Luft zu flimmern, so wie manchmal an heißen Tagen der Horizont in der Hitze der Sonne verschwimmt, dann zu glühen. Gelbgoldenes Licht breitet sich zu ihren Füßen aus, eine Art schimmernder Dunst, der aufsteigt wie Nebel, sie einhüllt und festhält, sie hochhebt und auf sanften Schwingen davonträgt - und dort, wo sie eben noch im Abtritt des Drachenstein standen, zittern nur noch die Staubkörnchen in den leeren Sonnenstrahlen, die durch ein schmales Fenster einfallen.

Schwindlig, außer Puste und ein wenig beschwipst, als hätten sie alle drei zu tief ins Glas geschaut, erscheinen Loba, Ieras und Kea zum Schrecken der verdutzten Schankmaid mitten im Gastraum des "Drachenwächters". Doch da Loba auch im Ordensland bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund und man allerorts bestens über ihre magischen Kräfte bescheid weiß, gibt es kein allzu großes Geschrei, schon gar nicht, als die Hohepriesterin dem Schankmädel nahe legt, den Mund zu halten, wenn sie den Rest ihres Lebens nicht in einem Einmachglas mit Leiter verbringen will. Im Zimmer der beiden angekommen, lässt Loba sich mit schmerzenden Knochen, sie ist einfach nicht mehr die Jüngste, auf einen Stuhl am Kamin fallen und versucht, wieder zu Atem zu kommen. Magie zu wirken mag leicht und unbeschwert aussehen, in Wahrheit ist es Knochenarbeit, ein solcher Zauber allemal. "Packt all Eure Habe, bezahlt den Wirt und sucht Euer Vieh zusammen," murmelt sie. "Und lasst etwas zu Essen für mich heraufschicken, seid so nett. Ich muss mich stärken. Fürs Erste seid Ihr hier noch sicher - es wird Stunden dauern, ehe sich die Stadt wieder soweit beruhigt hat, dass nicht mehr das größte Durcheinander herrscht. Aber spätestens morgen werden sie auch das Umland absuchen, und mit den Gasthäusern fangen sie an... Ihr müsst das Ordensland so rasch wie nur irgend möglich verlassen, Ieras. Heute noch."

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 18. Feb. 2008, 11:10 Uhr
>Loba!< Loba? Es dauert einen Augenblick ehe Kea realisiert, dass Loba hinter ihr steht und nicht in der immer größer werdenden Meute Sturmschwerter zu finden ist.
>Heilige Faêyris, Mutter im Himmel, hat man Euch das Gehirn zu den Ohren herausgezogen?!< lässt sie aber dann doch den Kopf wenden und in gelbe Augen sehen in denen eine Mischung aus Unglauben und Erzürnung zu sehen ist. Kea wirft noch einen angstvollen Blick über ihre Schulter in den Thronsaal und wird im nächsten Moment schon von Loba und Ierás mitgezerrt. Sie landen schon wieder in dem Abtritt in dem Kea vor kurzem erst ihre letzte Mahlzeit wieder ans Tageslicht befördert hat, was zu dritt schon sehr ganz schön eng ist.
>Wie konntet Ihr hierher kommen ohne eine Armee im Rücken? Wenn Ihr den Thron Eurer Vorväter besteigen wollt, dann doch nicht mit einem... oh, seid gegrüßt, Kea... dann doch nicht mit einem Mädel als Gefolge!<
Bei den Worten Armee und Thron werden Keas Augen groß und wie Loba eben, schüttelt sie den Kopf. Thron? Ierás? Das will er niemals! Sie wendet sich ihrem Gefährten zu und findet ihn – zu seinem Glück – mit einem ebenfalls äußerst erschrockenem Gesichtsausdruck vor.
>Oh... nun denn. Dann sehen wir einmal zu, wie wir euch hier heraus bringen, nicht wahr?< Loba hat Ierás Gesicht wohl ebenfalls richtig gedeutet und bietet ihnen zum Glück ihre Hilfe an um diesen Wahnsinn zu beenden. Kea nickt zustimmend und äußerst dankbar, während sie leise vor sich hin murmelt. „Diese Reise ist ein Albtraum!“
Loba hält sie beide an still zu sein, was Ierás ebenfalls erstarren lässt und stellt fest, dass die beiden ja gar keine Ahnung hätten worauf sie sich eingelassen haben. Da kann Kea ihr allerdings nur Recht geben. Natürlich hatte sie gewusst, dass es nicht ganz ungefährlich war nach Lair Draconis zu gehen, aber wer hatte wissen können, dass die Dracayrens seit Anbeginn ihrer Linie praktisch alle das gleiche Gesicht haben, dass diese Verrückten einen singenden Thron bauen – wobei Kea immer noch keine Ahnung hat warum dieses Monstrum eigentlich plötzlich solche Laute von sich gegeben hat – und schon gar nicht hatten sie vorgehabt dem Thronsaal überhaupt so nahe zu kommen, geschweige denn, dass sie einmal probe sitzen wollten.
Sie reichen sich, als Loba einen Entschluss fasst, alle an den Händen und die Hohepriesterin erklärt noch schnell, dass sie sie vor die Stadt bringen würde und dass sie von dort aus fliehen könnten. Ja fliehen ist gut, einfach fort von hier, heim nach Talyra.. Moment! Wir…
„Nein!“ Kea sieht Loba etwas entschuldigend und beschämt an. Jetzt bekommen sie schon Hilfe wie Kea es nie erwartet hätte und da muss sie dann auch noch dazwischen funken, weil sie, und auch Ierás, da ist sich Kea sicher, ihre kleine Herde nicht hier zurück lassen würden. „Wir müssen in den Drachenwächter!“ Sie erklärt Loba nur kurz, dass es wegen der Tiere sei und obwohl Loba nicht sonderlich begeistert scheint, stimmt sie zu.
Vor Keas Augen beginnt die Luft zu flimmern, goldgelbes Licht breitet sich aus und obwohl Kea sich ein wenig fürchtet, wagt sie keinen Schritt zu machen oder auch nur eine der beiden Hände los zu lassen die sie hält.
Im nächsten Moment stehen sie im Schankraum des Drachenwächters wo Kea erst einmal die Augen schließt um die Welt die sich wie verrückt um sie dreht zum Stillstand zu zwingen. Diese Reise hinterlässt das Gefühl als hätten all ihre Eingeweide sich in ihrem Körper durcheinander fallen lassen und würden nun ihren Weg zurück an ihren Platz suchen. Während Loba fest an ihrem Platz steht und Ierás nur einen taumelnden Schritt macht, ganz so als wäre er etwas angetrunken, stürzt Kea so schnell es geht die Treppe in ihr Zimmer nach oben. Sie stolpert dabei über die Stufen, kommt halb auf den Knien, halb auf Händen an ihre Zimmertür, reißt diese auf und schafft es wie durch ein Wunder noch auf den Abtritt. Übergeben kann man das was Kea dort tut schon eigentlich gar nicht mehr nennen, denn mittlerweile ist wirklich nichts mehr in ihr drinnen was noch hinaus wollte. Sie spuckt etwas Galle, mehr nicht, und bleibt kurz sitzen um sich wieder zu fangen. Als sie, schon wieder recht gefasst, den Abtritt verlässt kommen gerade Loba und Ierás in den Raum. Ierás wirkt besorgt, Loba eher etwas verwundert, sagt aber nichts zu der seltsamen Szene, sondern setzt sich hin und schickt sie ihre Sachen zu packen und ihr etwas zu Essen bringen zu lassen.
Während Kea, von Miya und Ruaidh begeistert umsprungen, schon beginnt die Sachen im Zimmer zusammen zu packen, geht Ierás um Essen zu bestellen, den Wirten zu bezahlen und die Pferde schon mal zu satteln. All zu viel einzupacken haben die beiden ohnehin nicht mehr. Kleidung, aber die ist schnell in Bündeln verschnürt, den Schmuck den sie von den Tharndrakhi bekommen haben, aber auch davon ist schon nicht mehr so viel über, denn einiges davon haben sie ja an Devor von Solimariaca verkauft und nicht zu vergessen Holzschüssel, Pfannen, Löffel, Messer, Felle, Decken und eine einfache Zeltplane die sie ebenfalls von den Tharndrakhi bekommen haben. Kea verstaut einiges davon in den Satteltaschen, als auch schon Ierás ins Zimmer kommt, den Stapel an Fellen und Decken schnappt und ihr hilft die Sachen hinunter in den Stall zu tragen. Edanwen brummelt ihr freundlich entgegen und auch die anderen Pferde heben die Köpfe und kommen an die Boxenwände um zu sehen was denn jetzt passiert. Recht schweigsam befestigen sie die Satteltaschen und schnüren die Decken fest, was zum Glück kein Problem mehr ist seit sie nicht nur Edanwen und Nigrés, sondern auch die beiden Feuerblutstuten besitzen. Aus Edanwens Box kommend, öffnet Kea Savahs Box in der Ierás steht und noch einmal überprüft ob auch wirklich alle Riemen fest sitzen. Von hinten legt sie ihm beide Arme um den Bauch und den Kopf gegen den Rücken um sich für sie beide einen kurzen Moment der Ruhe zu stehlen.
„Jetzt geht es endlich nach Hause!“ Sie unterstreicht ihre Worte in dem sie ihn zwischen die Schulterblätter küsst und sich zum ersten Mal seit Tagen wieder etwas entspannt fühlt. Ierás dreht sich zu ihr um und sieht sie mit einem so wunderbaren Lächeln im Gesicht an, dass Keas Herz ganz automatisch schneller zu schlagen beginnt. „Ich liebe dich!“ flüstert sie und drückt ihn fest an sich. >Ich liebe dich auch!< Sanft möchte Ierás ihr Kinn anheben um sie zu küssen, aber mit etwas beschämtem Lächeln wehrt Kea ab. Sie legt eine Hand vor den Mund und schüttelt den Kopf. „Lieber nicht, ich hab doch…“ Es ist ihr unangenehm, dass Ierás sie küsst, wenn sie doch den ganzen Tag nichts anderes getan hat als sich zu übergeben. Ihr Gefährte errät scheinbar ihren Gedanken, lächelt zurück und streicht ihr übers Haar. >Loba ist doch Heilerin, wir könnten sie fragen ob sie dir nicht helfen kann!<
An das hatte Kea noch gar nicht gedacht, aber zu einer Heilerin kann sie nicht gehen, denn der würde sie nichts vorspielen können, schon gar nicht wenn diese Heilerin Loba ist und sie mit einem einzigen strengen Blick zum Reden bringen würde.
„Ich… mir geht es gut!“ Versucht sie noch einmal es abzuwehren, aber Ierás Blick verfinstert sich sofort. >Erzähl mir nichts, wir werden sie fragen, gleich wenn wir noch etwas weiter fort sind!<  
Jetzt oder nie, er wird schon nicht wütend sein. Vielleicht freut er sich ja sogar, auch wenn wir kein Kind haben sollten, schon gar nicht nach diesem Wahnsinn heute im Thronsaal. Wie sollen wir auf ein Kind aufpassen wenn wir nicht mal auf uns selbst achten können?
Seufzend sieht sie zu ihm nach oben, greift dabei nach einer seiner Hände und hält sie fest.
„Mir fehlt nichts, ich… ich hätte dir das schon früher sagen sollen, aber ich wollte dich nicht beunruhigen so lange wir hier sind.“ Na das ist dir ja auch bestens gelungen! „Ich bin schwanger!“  

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 21. Feb. 2008, 12:28 Uhr
>Heilige Faêyris, Mutter im Himmel, hat man Euch das Gehirn zu den Ohren herausgezogen?< Seine rechte Hand schnellt zu seinem Ohr empor, bevor sein völlig überrumpeltes Gehirn die wahre Bedeutung von Lobas Worten verarbeitet hat. Noch ehe er irgendetwas erwidern kann, fährt die Hohepriesterin mit Schimpfen fort, fleht die Götter und ihre Archonen um Beistand (und vermutlich auch um eine Menge Geduld mit diesem unwissenden jungen Mann vor sich) an und zieht Kea und ihn dann aus dem Thronsaal hinaus und in den altbekannten Abtritt hinein. >Wie konntet Ihr hierher kommen ohne eine Armee im Rücken? Wenn Ihr den Thron Eurer Vorväter besteigen wollt, dann doch nicht mit einem... oh, seid gegrüßt, Kea... dann doch nicht mit einem Mädel als Gefolge!< Ierás Augen werden groß und er öffnet bereits den Mund, um der Faêyrispriesterin zu erklären, das er ganz sicher nicht die Absicht hatte, hier irgendetwas für sich zu beanspruchen, aber das leicht enttäuschte >Oh.< Lobas unterbricht ihn. Noch einmal setzt er zum sprechen an, doch wieder kommt er nicht weiter, als Luft zu holen und den Mund zu öffnen. >Oh... nun denn. Dann sehen wir einmal zu, wie wir euch hier heraus bringen, nicht wahr?<
Die Luft im Abtritt ist nicht die beste und Ierás wechselt einen zwischen Verwirrung und unfreiwilliger Belustigung schwankenden Blick mit seiner Gefährtin, ehe er Lobas Hand ergreift. Nach Kea muss er nicht extra fassen, denn sie hält er ja ohnehin umklammert, als gelte es das liebe Leben. Dem kurzen Wortwechsel zwischen Kea und Loba folgt er mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen. Die Pferde.. unser ganzes Kapital. Den Göttern sei Dank scheint vor der Stadt fürs erste weit genug vom Drachenstein entfernt zu sein und er hat, als er die Augen wieder öffnet gerade noch Zeit einen letzten Blick auf die nackten Steine der Abtrittwand zu sehen, dann findet sein Blick auch schon Keas und dann fühlt er sich von dem goldgelben Licht eingehüllt und angehoben.

>Bei allen Zwölfen!< Die Stimme der Schankmaid des Drachenwächters reißt ihn aus seiner Betrachtung Keas wundervoller Wimpern. Kurz hat er das Gefühl als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag in den Magen verpasst, doch er macht einen kurzen Schritt nach hinten und atmet tief ein und das Gefühl verschwindet. Dafür reißt Kea sich mit einem Würgen von ihm los und stürzt so schnell sie kann die Treppen hinauf. Er war gerade dabei gewesen, den Mund zu öffnen um Loba begeistert nach diesem Trick zu fragen, aber so schließt er ihn wieder und findet sich damit ab, heute einfach nicht mehr dazu zu kommen, irgendetwas zu sagen.
Loba legt dem Schankmädchen noch nahe, den Mund zu halten und dann folgen sie der Hufschmiedin in ihr Zimmer hinauf. Die Hohepriesterin wirkt erschöpft und Ierás muss sich davon abhalten, nach ihrem Arm zu greifen um ihr die Stufen hinauf zu helfen. Oben angekommen lässt Loba sich in einen Stuhl fallen und gibt ihnen mit leiser Stimme Anweisungen. Das sie hier fürs erste in Sicherheit sind, beruhigt das nervöse Kribbeln in seinem Bauch ein wenig. Er hat zwar noch immer nicht so richtig begriffen was da im Thronsaal eigentlich geschehen ist, aber dass es ihn, oder vielmehr das Blut in seinen Adern verraten hat, das hat er begriffen. >Ihr müsst das Ordensland so rasch wie nur irgend möglich verlassen, Ieras. Heute noch.< Er nickt beklommen, wirft einen raschen Blick zu seiner blassen Gefährtin hinüber und geht dann wieder in den Gastraum hinunter.
Er erklärt dem Wirt nicht viel, bezahlt die Rechnung, legt noch etwas für den Schreck oben drauf und bestellt noch eine letzte Mahlzeit. "Gut gesüßten Tee, bitte." Er hatte die Erfahrung gemacht, dass etwas Süßes dieser bleiernen Erschöpfung nach dem Wirken eines Zaubers auf wundersame Weise entgegen zu wirken scheint und er hofft, dass es Loba ebenso hilft, sich zu erholen. Was für eine Magie dahintersteckt... Er hatte es gespürt, in jeder Faser seines Körpers und er hat das Gefühl, als erfülle dieses Flirren, Ziehen und Reißen ihn immer noch völlig. Jetzt fange ich schon an, völlig wirres zeug zu denken... Ist Wahnsinn ansteckend?
Die Pferde begrüßen ihn mit freudigem Schnauben und er streicht Savah und Fayza im vorbei gehen über die Nüstern. Er sattelt Nigrés und Edanwen und eilt dann wieder ins Zimmer hoch, um Kea beim heruntertragen ihrer Sachen zu helfen. Da er keine wirkliche Vorstellung davon hat, auf welchem Weg Loba sie alle aus dem Ordensland hinaus schaffen will, nimmt er Kea einen Großteil des Gepäcks ab. So kann Loba Fayza nehmen, ohne das sie zu viel trägt. Er klopft der Fuchsstute leicht den Hals, als Kea hinter ihn tritt, die Arme um ihn legt und sich an seinen Rücken schmiegt. >Jetzt geht es endlich nach Hause!< Ierás holt tief Luft, ehe er sich zu ihr umdreht. Auf der einen Seite freut er sich natürlich auf Talyra, auf ihr Zuhause und darauf, endlich nicht mehr jeden Tag weiter zu müssen. Doch auf der anderen Seite wäre er so gern noch länger geblieben, hätte die Stadt erkundigt und so etwas über seine Wurzeln erfahren. Aber jetzt geht das ja sowieso nicht mehr... Also lächelt er seine immer noch blasse Liebste strahlend an und antwortet ihr mit leiser Stimme. "Ich liebe dich auch!" Er ist froh, das sie von der eher spröden Stimmung der letzten Tage ganz offensichtlich wieder abgekommen ist, doch als er sie küssen will, weicht sie ihm wieder aus. >Lieber nicht, ich hab doch…< Ihre einleuchtende Erklärung lässt ihn lächeln und er streicht ihr sanft das Haar aus dem Gesicht, als ihm eine Idee kommt. "Loba ist doch Heilerin, wir könnten sie fragen ob sie dir nicht helfen kann!" Ierás spürt, wie sie sich in seinem Arm versteift und als sie ausweichend beteuert, es gehe ihr doch gut, wird er wütend. "Erzähl mir nichts, wir werden sie fragen, gleich wenn wir noch etwas weiter fort sind!" Eigentlich ist es nicht seine Art, ihr Vorschriften zu machen, doch man muss kein Heiler zu sein, um zu sehen, dass es Kea eben nicht gut geht und er versteht nicht, warum sie sich so heftig gegen einen Heiler sträubt. Sie seufzt, greift nach seiner Hand und wirft ihm dabei einen so flehendlichen Blick zu, dass er einfach gar nichts mehr versteht. >Mir fehlt nichts, ich… ich hätte dir das schon früher sagen sollen, aber ich wollte dich nicht beunruhigen so lange wir hier sind. Ich bin schwanger!<

Einen Moment sieht er sie nur weiter mit einer Mischung aus Ungeduld, Sorge und einem Hauch Wut an, ehe ihm der Sinn ihrer Worte aufgeht. Und prompt hat er das Bild einer leichenblassen Kizumu in blutigen Laken vor sich, die um ihr Leben und das ihrer Kinder ringt. Er starrt Kea mit großen Augen an und erst als er den Schmerz und die Angst vor seiner Reaktion in ihren Augen erkennt, schafft er es, irgendetwas zu tun. "Oh Kea!" Er zieht sie fest an sich und birgt ihr Gesicht an seiner Schulter, um sich einige kostbare Augenblicke zu stehlen. Schwanger. Sie ist schwanger. Ein Kind.. von mir..
Er freut sich, daran kann es gar keinen Zweifel geben, aber gleichzeitig spürt er die Angst um sie, merkt wie sie sich von hinten anschleicht und sich dann in ihm einnistet. Kea schluchzt an seiner Schulter und er schiebt sie rasch ein winziges Stück von sich, so dass er sie ansehen kann. "Neyá, das.. das ist wunderbar! Egal was alle anderen sagen, hörst du?" Sie schnieft, murmelt etwas von Loba, Olyvar und dem Orden und das sie sie mit ihrer Unachtsamkeit alle in Gefahr bringen würde und er legt ihr rasch einen Finger über die Lippen. "Schsch. Hör mal, wer von uns beiden hat hier das Gespräch mit Olyvar gehabt, hm? Es gehören immer zwei dazu, ein Kind zu zeugen... Oh Kea!" Die Freude hat in diesem Moment die Oberhand gewonnen und er hebt sie mit einem Jauchzen hoch und wirbelt sie einmal im Kreis, was Savah dazu bringt einen mehr als panischen Satz zur Seite zu machen. Doch Ierás bemerkt das entrüstete Schnauben der Stute gar nicht, alles was er sieht sind Keas Augen, aus denen langsam die Angst weicht und ungläubiger Freude Platz macht. Er küsst sie allen Einwänden zum Trotz gründlich und lange und es gelingt ihm, seine eigene Angst fürs Erste aus seinem Denken zu schieben.
Sie atmen beide schwer, aber sie strahlen um die Wette, als sie sich voneinander lösen. Mein Kind. Ich werde Vater.. Ihm ist ein wenig schwindelig und er hat das Gefühl, als wäre dieser Tag eigentlich viel zu kurz für all die bisherigen Ereignisse. Er hält sie immer noch fest im Arm und die vage Idee, die er vor ein paar Tagen auf dem Markt in Lair Draconis gehabt hatte, nimmt konkrete Formen an. Er stellt Kea wieder auf ihre eigenen Füße, drückt ihr noch einmal einen Kuss auf die Lippen und lässt sie mit einem knappen "Warte hier." in Savahs Box stehen.
Nigrés trägt bereits sein persönliches Gepäck und er braucht nich lange um zu finden, was er sucht. Mit einem triumphierenden Lächeln schließt er die Hand darum, nestelt die Tasche wieder fest, schließt die Boxentür hinter sich und zieht Kea aus der Box der Fuchsstute. "Komm mit." Sein Gesicht trägt einen zu allem entschlossenen Ausdruck und verliert ihn auch nicht, als Kea die Füße in den strohbedeckten Boden der Stallgasse stemmt. >Wo willst du denn hin? Wir müssen doch packen!< Er bemerkt ihre offenkundige Verwirrung über sein Tun und auch wenn er jetzt vor Aufregung am liebsten rennen würde oder ganz einfach die Zeit vorspulen, hört er auf, an Keas Arm zu zerren und sieht ihr einen Moment tief in die Augen. "Wir müssen zu Loba. Sie kann uns sicher noch trauen, bevor wir aufbrechen müssen." Kea sieht ihn an, als hätte er den Verstand verloren und es braucht einen Augenblick, ehe sie ihre Stimme wiederfindet. >Trauen? Wie trauen?< "Verheiraten, den Bund fürs Leben schließen, du weißt schon." >Verh.. Verheiraten? Wie verheiraten?< Ierás rollt kurz mit den Augen, ehe er seiner nun völlig verwirrten Gefährtin antwortet. "Na, wie wohl. Ich sag Ja, du sagst Ja, Loba sagt, wir sind Mann und Frau. Verheiraten halt." Auf seinem Gesicht breitet sich ein strahlendes Lächeln aus, so als hätte er ihr gerade das mehr als einfach zu erratende Geheimnis des Lebens verraten. >Verheiraten? Äh.. Und wann dachtest du daran, mich überhaupt erstmal zu fragen?< Das Lächeln wird kleiner und versteckt sich vorerst in seinen Mundwinkeln, als er eine Hand hebt und ihr eine Strähne des rabenschwarzen Haares aus dem Gesicht streicht. "Wenn du es genau wissen willst, an dem Tag, als wir uns das erste Mal geküsst haben. Aber das erschien mir ein wenig zu früh. Und dann vor ein paar Tagen... und jetzt kann ich mir sicher sein, dass du nicht Nein sagst. Äh... Du sagst doch nicht Nein, oder?" Kurz verschwindet das Lächeln ganz von seinem Gesicht. Einer plötzlichen Eingebung folgend, sinkt er vor ihr auf ein Knie nieder und greift sanft nach ihrer linken Hand. Der Ring, den er in seiner Hand hält ist aus kunstfertig geschmiedetem Wyrmstahl; ein Stahl von dem er weiß, dass ihm das Feuer ihrer Esse nichts anhaben kann. In filigranen Linien schmiegen sich zwei stilisierte Drachen umeinander und um einen winzigen, blaugrün schimmernden Edelsteinsplitter, von dem Ierás annimmt, der Grund für den horrenden Preis zu sein. Die goldene Nachmittagssonne die durch die weit geöffnete Stalltür fällt, blendet ihn, aber er wendet den Blick nicht von ihrem Gesicht ab."Willst du meine Frau werden, Kea?"

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 21. Feb. 2008, 15:06 Uhr
Besorgt starrt Kea in Ierás Augen, abwartend was für ein Ausdruck sich darin zeigen würde. Erst geschieht nichts, rein gar nichts und diese Zeit kommt Kea quälend lange vor, obwohl sie vermutlich nur wenige Sekunden anhält. Plötzlich ändert sich etwas in einem Blick und ein >Oh Kea!< entflieht seinem Mund, ehe er sie an sich zieht. Er braucht gar kein Wort zu sagen und Kea muss auch nicht ihren Geist nach dem seinen ausstrecken, denn sie spürt es wie eine Welle die sie unerwartet überrollt, dass er sich freut und im Augenblick dieser Erkenntnis steigen ihr schon wieder die Tränen in die Augen. Sie schluchzt wie ein kleines Kind vor Freude und Erleichterung, all die aufgestaute Angst und Sorge bricht aus ihr heraus und hinterlässt einen tränennassen Fleck an Ierás Hemd. Er schiebt sie ein Stück von sich und versichert ihr, dass das eine wunderbare Nachricht wäre, egal wer etwas anderes behaupten würde. Unter einem immer noch nicht versiegten Tränenstrom versucht sie ihm klar zu machen, dass das nicht so einfach ist, was Olyvar wohl sagen wird und Loba und überhaupt, was wenn die Sturmschwerter sie in die Finger bekommen, was für eine Gefahr das wäre und dass alles ihre Schuld ist.
>Schsch. Hör mal, wer von uns beiden hat hier das Gespräch mit Olyvar gehabt, hm? Es gehören immer zwei dazu, ein Kind zu zeugen... Oh Kea!<
Ganz plötzlich hebt er sie hoch, wirbelt sie durch die Luft, reißt sie mit seiner Freude mit, sodass auch Kea langsam aufhören kann zu weinen, stellt sie wieder ab und küsst sie ohne auf einen ihrer Einwände Rücksicht zu nehmen. Als er sie endlich wieder zu Atem kommen lässt, kann sie das breite Grinsen, das auf ihrem Gesicht auftaucht nicht mehr zurück halten. Sie strahlt ihn an, weil er ihr gerade kein schöneres Geschenk hätte machen können, lacht zwischen durch, legt die Hand über den Mund um sich zu beruhigen, aber das Lächeln will einfach nicht verschwinden. >Warte hier!< Noch ein schneller Kuss und Ierás ist schon wieder verschwunden, hinterlässt eine etwas perplexe Kea, kommt zurück, packt sie bei der Hand und zieht sie aus der Box, ihre Verwirrung dabei noch um einiges steigernd. „Wo willst du denn hin? Wir müssen doch packen!“ Mit der Hand die Ierás nicht wie ein Schraubstock umklammert hält, greift Kea nach der Boxenwand um sich gegen seine Versuche zu stemmen sie quer durch den Stall nach draußen zu schleifen.
>Wir müssen zu Loba. Sie kann uns sicher noch trauen, bevor wir aufbrechen müssen.<
Was? Trauen? Wer traut sich was?
„Trauen? Wie trauen!“
>Verheiraten, den Bund fürs Leben schließen, du weißt schon.<
Keas Augen werden immer größer, runder und nehmen einen immer noch mehr verwirrten Ausdruck an als noch im Augenblick zuvor, was irgendwann schon kaum noch möglich ist.
„Ver… Verheiraten? Wie Verheiraten?“ Hat er wirklich heiraten gesagt? Wir? JETZT?
>Na, wie wohl. Ich sag Ja, du sagst Ja, Loba sagt, wir sind Mann und Frau. Verheiraten halt.<
Sein Lächeln ist strahlender als jeder blank polierte Goldpokal, aber Keas Mundwinkel sinken immer weiter hinunter und mit einem Mal entreißt sie ihm ihre Hand und schüttelt aufgebracht den Kopf. „Verheiraten? Äh.. Und wann dachtest du daran, mich überhaupt erstmal zu fragen?“ Sie macht einen Schritt von ihm zurück, aber Ierás folgt ihr, streicht ihr übers Haar und seine Antwort besänftigt, rührt und verärgert sie beinahe in gleichen Maßen.
> Wenn du es genau wissen willst, an dem Tag, als wir uns das erste Mal geküsst haben. Aber das erschien mir ein wenig zu früh. Und dann vor ein paar Tagen... und jetzt kann ich mir sicher sein, dass du nicht Nein sagst. Äh... Du sagst doch nicht Nein, oder?< Er fällt in einem Anfall von Vaterschaftsfreuden und Romantik auf die Knie und streift ihr einen wunderhübschen feinen Ring über den Finger. >Willst du meine Frau werden Kea?<
Lange starrt Kea auf den Ring auf ihrem Finger, die zierlichen Drachen, den schönen Stein, während seine Worte in ihrem Kopf widerhallen Jetzt kann ich mir sicher sein, dass du nicht Nein sagst. Und überhaupt, dass er es erst jetzt über sich bringen kann sie zu fragen, jetzt wo es ihm praktisch sein Pflichtbewusstsein befiehlt, wo seine Liebe vorher nicht gereicht hat. Dass er den Ring ja schon vorher, ohne etwas von ihrer Schwangerschaft zu ahnen gekauft hat, bedenkt Kea dabei nicht.
„Nein!“ bricht es aus ihr heraus, sie wendet den Blick von dem filigranen Wyrmstahlgebilde ab, das ihr gerade nur wie ein Käfig für ihren eigenen Finger vorkommt und sieht in Ierás Augen die unweigerlich einen verletzten Ausdruck annehmen. Schon als sie es gesagt hat tut es ihr auch gleich wieder Leid, aber zurücknehmen will sie es auch nicht. „Hör zu, ich glaube du bist dir nicht sicher, du willst das nur, weil du jetzt glaubst zu müssen, wegen dem Kind, aber du musst nicht!“
Jetzt spiegelt sich in Ierás Gesicht zusätzlich auch noch geballter Unglauben wieder, er wirkt als müsse er fast lachen als er aufsteht und sanft wieder nach ihrer Hand greift.
>Was? Nein! Ich hab doch grad gesagt, dass ich darüber schon vorher nachgedacht habe. Ich liebe dich und du liebst mich und… Himmel wir sind jetzt beinahe fünf  Jahre ein Paar, da werden wir doch beide Ja sagen können, oder?<
Ja, können tun sie natürlich schon, aber trotzdem sieht Kea weiter zweifelnd aus, auch wenn sie ihrem Gefährten nicht sofort wieder ihre Hand entreißt.
„Natürlich können wir, aber nichts zwingt uns dazu, es war doch gut so wie es war bis jetzt. Wir lieben uns doch, was brauchen wir da irgendein Gelübde, so was haben wir doch gar nicht nötig!“
>Olyvar hat gesagt, ein Mann muss dafür grade stehen, wenn er ein Mädchen in Schwierigkeiten bringt... und was bringt ein Mädchen mehr in Schwierigkeiten als ein Kind von mir.<
Das entlockt Kea doch ein etwas heiseres Lachen. „Na das sind ja wunderbare Aussichten!“ sagt sie und sie spürt wie er sich entspannt weil er sofort erkennt als ihre Gegenwehr langsam erstirbt. Trotzdem wagt sie noch einen letzten Vorstoß um ihn von diesem überstürzten Vorhaben abzubringen. „Aber so hab ich mir das nicht vorgestellt!“ Ihre Stimme ist jetzt leise und nicht mehr so aufgebracht. Es stimmt, sie hat eigentlich rein gar nichts gegen eine Hochzeit mit Ierás einzuwenden, im Gegenteil, sie wartet ebenfalls schon seit ihrem ersten Kuss auf seine Frage, doch in ihren Fantasien sind sie dabei am Ufer des Ildorels, sanftes Rauschen der Wellen und der gesamte Himmel in rotes Licht getaucht. „Ich will nicht heiraten wenn wir auf der Flucht sind, mein Mund schmeckt nach Erbrochenem und ich wollte ein richtiges Hochzeitskleid. Ich wollte eine Feier so schön wie die von Kizumu…Nicht ein paar eilig gesprochene Worte nur um dann wieder davon laufen zu müssen!“
Sie sieht Ierás erwartungsvoll an, doch der junge Mann verliert nichts von seiner Entschlossenheit. Sanft streicht er mit dem Daumen über ihren Handrücken und genauso weich klingt sein Tonfall als er zu ihr spricht. >Das Fest können wir nachholen, aber ich wünsche mir, dass dieses Kind… richtig zur Welt kommt. Ich will dich als meine Frau, Kea. Nicht weil du unser Kind unter deinem Herzen trägst, sondern weil es sich so richtig anfühlt. Und ich will nicht warten, Kea, ich habe Angst, das wir es, wenn wir erst wieder in Talyra sind, auf die lange Bank schieben und es dann einfach untergeht. Hey, ich kenn uns beide doch. Ich will, dass jeder weiß, dass du und dieses Kind zu mir gehört, dass ihr Mein seid und das jeder, der euch beiden ein Haar krümmt es mit mir zu tun bekommt. Ich will eine Familie, Neyá. Meine Familie. Ich will dich. Für immer.<
Ihr Blick wandert noch einmal zwischen dem Ring, der ihr jetzt kein bisschen mehr einengend vorkommt, und seinem Gesicht hin und her und erst will ihr keine passende Antwort einfallen. Sie will ihn auch, wollte ihn schon immer, mit jedem Atemzug, jeder Bewegung und das am besten bis zum Ende aller Tage. Kea weiß gar nicht mehr warum sie sich eigentlich überhaupt dagegen gewehrt hat, als sie schließlich erst zögerlich, dann immer enthusiastischer und stürmischer „Ja“ sagt.
„Also gut, ja! Ja, ja… tausendmal JA!“ Schon wieder stiehlt sich dieses, nicht los zu werdende breite Grinsen auf ihr Gesicht und diese elenden Tränen in ihre Augen als sie Ierás um den Hals fällt und ihm noch einige Male ihre „ja“ ins Ohr flüstert. Er nimmt ihr Gesicht in beide Hände, sieht sie kurz an, ehe er sie küsst, erst sanft und leicht, wie das Streicheln einer Feder und dann immer fordernder. Kea hat immer noch beide Arme um seinen Hals geschlungen, vergräbt ihre Finger in seinem Haar, drängt ihren Körper so dicht wie es nur geht an seinen und schiebt dann doch sein Gesicht ein Stück von sich fort. „Wir müssen damit aufhören!“ Ihre Stimme ist rau und sie schluckt ehe sie sich doch wieder in einem seiner Küsse verliert. „Wirklich!“ sie löst ihre Lippen etwas widerwillig von seinen und legt ihm eine Hand auf den samtweichen Mund, wo er sofort beginnt ihre Finger zu küssen. „Wenn Loba kommt und… wir haben uns heute wirklich schon genug geleistet!“ Er nickt, aber Kea kann ihm ansehen, dass er sie nun viel lieber gepackt hätte und in die nächste Box verfrachtet um Inaris Tanz gleich hier in Heu und Stroh zu vollziehen. Tatsächlich, sie kommen nicht einmal bis zur Stalltüre, da kommt Loba ihnen schon entgegen, Ruaidh und Miya – begeistert hüpfend – im Schlepptau und fragt was sie denn so lange hier machen. Sie erklären, dass sie gerade fertig geworden sind und hoch gehen wollten, um sie zu holen. Irgendwie hat Kea angenommen, dass Loba sie wieder auf die gleiche schnelle Art und Weise transportieren würde wie sie sie eben aus dem Drachenstein gebracht hat. Die Halbelbin hat keine Ahnung von Magie und schon gar nicht von der Kraft die ein solcher Zauber kostet und wie viel mehr Kraft von Nöten ist um sechs Pferde, dreieinhalb Leute und zwei kleine Hunde, mitsamt einem Haufen Gepäck verschwinden und wo anders auftauchen zu lassen. Sie ist deswegen etwas überrascht, als Loba ihnen mitteilt, dass sie zu Pferde reisen werden. Ierás hat es wohl schon geahnt und hat die Schimmelstute Fayza für die Hohepriesterin gesattelt.

Die Zeche ist bezahlt, vom Wirt haben sie sich verabschiedet, den Schlüssel für ihr Zimmer zurück gegeben und so verlassen sie auf dem Rücken der Pferde den Stall des Drachenwächters. Kea auf Edanwen hat Miya vor sich, sowie Ierás, der auf Nigrés reitet Ruaidh hält. Gærem folgt seiner Mutter zum Glück immer noch recht brav, obwohl er mit 6 Monden schon einiges an Abenteuerlust entwickelt hat, Caristo ist mit einer Führleine an Edanwen gebunden, der sich nicht davon beeindrucken lässt wenn der junge Hengst keine Lust mehr hat weiter zu gehen, seitlich ausbrechen möchte oder sogar an Tempo zuzulegen versucht. Savah hält Ierás an einem Führstrick und die Fuchsstute folgt ihnen den ganzen Weg brav mit erhobenem Kopf und gespitzten Ohren.
Doch schon als sie los reiten geht vor ihnen am Horizont die Sonne unter und bald ist es stockfinster. Auf ihrer ganzen Reise bis nach Lair Draconis sind Ierás und Kea nur bei Tag geritten und es lässt Kea einen kalten Schauer über den Rücken laufen, als sie daran denkt, dass sie sich wie Diebe bei Nacht davon stehlen müssen um keine Zeit zu verlieren und entdeckt zu werden. Zum Glück ist die Straße nach Westen gut, das Wetter trocken und die Nacht sternenklar, sodass sie keinen kompletten Blindflug vor sich haben. Trotzdem müssen sie langsam reiten und immer wieder fallen Kea, die sich sanft von Edanwens wiegendem Schritt schaukeln lässt, die Augen zu. Miya hat sich fest zusammengerollt und schläft tief und fest, lässt sich nicht von ihrem etwas unbequemen Lager stören, ganz so als wäre sie schon am Pferderücken geboren.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Ieras am 18. Mai 2008, 18:47 Uhr
Es ist weit nach Mitternacht, als sie die erste Pause einlegen und Ierás hilft Kea vorsichtig vom Pferd. Sie tauschen ein kleines Verschwörerlächeln, als sie Loba´s leises Ächzen hören. Die Hohepriesterin hatte ihnen im Stall des Drachenwächters nur einen prüfenden Blick aus gelben Eulenaugen zugeworfen, um dann die schlanke Schimmelstute zu mustern. Mit einem schicksalsergebenen Seufzen hatte sie ihm die Zügel aus der Hand genommen, der Stute einen aufmunternden Klaps auf den Hals gegeben und sich dann, überraschend elegant und schnell in den Sattel geschwungen. Aber das ist schon Stunden her.
Sie lösen die Sattelgurte der Pferde und Loba, die sich in dieser Gegend gut auszukennen scheint, zeigt ihnen einen kleinen, nicht zugefrorenen Bach, an dem sie die Pferde tränken können. Kea wickelt sich fröstelnd in ihren Mantel und ist, kaum das sie sich hingesetzt und an einen Baumstamm gelehnt hat, eingeschlafen. Ierás wechselt einen kurzen Blick mit Loba, ehe er eine Decke aus ihrem Gepäck holt um seine Verlobte damit zu zudecken. Meine Frau.. bald. Er kann nicht verhindern, bei diesem Gedanken in ein breites Grinsen auszubrechen. Mein Kind. Als er sich wieder aufrichtet, bemerkt er Lobas Blick, der unverwandt auf ihm ruht. Für einen Moment ist Ierás versucht, ihrem Blick auszuweichen, doch dann atmet er tief ein und wieder aus, hält den Augenkontakt und ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. "Würdet ihr uns trauen, Loba?" Seine Stimme ist leise, beinahe ein Flüstern und er muss ein wenig über sich selber lächeln. Eine kleine Lichtung, Mondlicht das durch die Äste schimmert und ein murmelnder Bach... ich hätte sie hier fragen sollen.
Keas Zögern im Drachenwächter hatte ihn verletzt, mehr als er jemals zugeben würde, doch er hatte auf ihrem Ritt durch die Nacht genug Zeit gehabt, über ihre Worte nachzudenken. Er versteht ihre Bedenken und ihre Angst, nur wegen des Kindes geheiratet zu werden; doch er hatte jedes Wort so gemeint und den Ring ja wirklich schon Tage zuvor und zu diesem Zweck gekauft. Und es hatte nicht viel Einfühlungsvermögen gebraucht um zu verstehen, warum sie so lange gezögert hatte, es ihm zu sagen. Ihm war ja selbst sehr flau geworden, bei der Vorstellung Vater zu werden. Selbst wenn man diese ganze Dracayren- Thron- Geschichte einmal weglässt... Loba mustert ihn einige Herzschläge, ehe sie mit einem winzigen Lächeln nickt. "Nicht hier, nicht jetzt. Wir müssen vermutlich bald weiter, oder? Wenn wir in Sicherheit sind und.. irgendwo, wo es schön ist und in Ruhe. Ich will, dass sie schöne Erinnerungen an unsere Hochzeit hat, wenn wir schon so weit weg von Talyra sind." Die Hohepriesterin nickt, immer noch lächelnd und verspricht ihm einen wundervollen Ort für eine Hochzeit.
Es kann kaum eine Stunde vergangen sein, als er Kea weckt und sie dazu ermuntert etwas von ihrem Proviant zu essen, während er die Pferde für den Aufbruch vorbereitet und kurz darauf sind sie auch schon wieder unterwegs.

Vor Anbruch der Dämmerung machen sie noch einmal eine kurze Rast, wieder ein ganzes Stück abseits des Weges und mittlerweile kann keiner von ihnen mehr seine Müdigkeit und Erschöpfung verbergen. Doch während Kea und Ierás immer wieder auf dem Pferderücken eindösen, bleibt Loba wach, führt sie auf kleinen, menschenleeren Wegen oder gleich abseits der Straße und sieht sich, je weiter Shenrahs Auge über den Himmel wandert, vermehrt nach möglichen Verfolgern um. Bei ihrer zweiten Rast hatte Loba ihnen erklärt, dass die Männer des Sturmschwerterordens zuerst Lair Draconis durchsuchen würden. Aber so langsam werden sie dahinter gekommen sein, das wir nicht mehr dort sind.
Gegen Mittag führt Loba sie von dem schmalen Waldweg in das dichte Unterholz und gönnt ihnen endlich eine längere Pause. Die beiden Frauen wickeln sich, kaum das die Pferde versorgt sind, in ihre Mäntel und suchen sich eine halbwegs bequeme Position zum schlafen. Ierás hält sich die nächsten drei Stunden wach und warm, indem er im Kreis um die Pferde und die schlafenden Frauen herum geht. Ruaidh, der das ganze für ein wunderbares Spiel hält, folgt ihm auf Schritt und Tritt. Als Kea dann aufwacht, bietet sie ihm gähnend und immer noch müde ihren Platz an und übernimmt die Wache. Ierás wacht nur unwillig wieder auf und es wundert ihn nicht, das kaum zwei Stunden vergangen sind. Loba und Kea haben die Pferde schon wieder gesattelt, doch obwohl Loba so müde aussieht, wie er sich fühlt, drängt sie die zwei zu einer hastigen Mahlzeit und dann wieder auf die Pferde.
Keine halbe Stunde später zeigt sich, dass die Nervosität der Hohepriesterin mehr als begründet ist. Sie erreichen den Waldrand und vor ihnen liegt eine sanfte Hügellandschaft die von einem im Sommer sicherlich rauschenden Bach durchschnitten wird. Der Weg dem sie folgen führt nahe des Bachufers entlang und verschwindet immer wieder hinter Hügeln oder kleinen Baumgruppen. Ein Stück voraus, gerade noch in Sichtweite kreuzt er eine etwas breitere Straße. Loba atmet tief ein und auch Kea und Ierás holen tief Luft. "Ziemlich unübersichtlich, oder?" Kea und Loba antworten lediglich mit einem leisen Schnauben und sie sind kaum zehn Schritt aus dem Wald heraus, als an der Wegkreuzung mehrere blausilbern gewandete Reiter auftauchen. Loba entfährt ein Fluch, der Ierás die Augen aufreißen und sich auf die Lippen beißen lässt, dann wendet sie sich zu ihnen um. >Zieht eure Kapuze tief ins Gesicht. Schweigt und reagiert nicht auf die Fragen der Männer.< Ierás, dem das Herz in der Kehle zu schlagen scheint, befolgt ihre Anweisung und beugt sich zusätzlich nach vorn, um es den Männern zu erschweren, unter seine Kapuze zu blicken. Loba treibt Fayza entschlossen voran und er kann noch einen kurzen Blick auf Keas wachsweißes Gesicht erhaschen, ehe sie Edanwen vor Nigrés gehen lässt. Die Reiter, offensichtlich Männer des Sturmschwerterordens, haben sie ebenfalls entdeckt und kommen ihnen rasch entgegen. Als sie nur noch zwanzig Schritt von ihnen entfernt sind, erkennen die Männer Loba und zügeln ihre Pferde. Auch Loba hält an und Ierás hält Nigres möglichst weit von den Männern entfernt. So kann er zwar nicht genau hören was die Männer mit der Hohepriesterin besprechen und durch die tief ins Gesicht gezogene Kapuze auch nicht viel außer Nigrés Widerrist sehen, aber das ist wohl ein kleiner Preis für ihrer aller Sicherheit. Ihr Götter, bitte lasst sie ihr glauben und nicht nachfragen.

Es scheint, als hätten die Götter Ierás stummes Gebet erhört, denn die Männer werfen nur noch einen prüfenden Blick auf ihn, entbieten der Hohepriesterin ihren Gruß und wünschen ihnen dann noch eine gute Reise. Loba erwidert den Gruß gelassen und treibt Fayza in einen leichten Trab.
Bis sie Airtefurt erreichen, begegnen ihnen noch drei solcher Patrouillen, doch nur bei zweien kommen sie mit ihrer Geschichte von der jungen Novizin und dem stummen, etwas dämlichen Diener ungestraft davon. Einer der Männer aus der dritten Gruppe nimmt seine Pflicht ernster als die anderen. Lobas begründet empörtem Protest zum Trotz zwingt er Ierás mit vorgehaltenem Schwert sein Gesicht zu zeigen. Ierás fügt sich mit klopfendem Herzen in sein Schicksal, schiebt mit beiden Händen die Kapuze nach hinten und hebt dann mit verschlossener Miene den Kopf. Er sieht kurz in Keas bleiches, völlig erstarrtes Gesicht, ehe der Mann mit dem Schwert seine ganze Aufmerksamkeit einnimmt. >Bei allen Göttern!< Ierás wundert sich selbst über das winzige Lächeln, das er auf seinen Lippen spürt, was ihn jedoch nicht wundert ist, wie sehr ihn die Furcht vor dem Kommenden lähmt. Es ist Kea die mit einem entsetzt klingenden Schrei Edanwen und Caristo zwischen Ierás und den Ritter treibt und so die Starre löst, die über der Gruppe liegt. Das Pferd des Ritters scheut durch den plötzlichen Ansturm und macht drei Schritte nach hinten und vom Weg herunter. Ierás erhascht einen kurzen Blick auf Loba, die mit ihren Händen komplizierte Gesten vollführt. Geistesgegenwärtig greift er nach Keas Zügel und treibt Nigrés rüde zu Loba hinüber. Der Ritter hat nicht lange gebraucht, um sein Pferd wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch er hat es kaum wieder zurück auf den Weg getrieben, als er plötzlich mitten in der Bewegung innehält. Loba stellt Fayza quer auf den Weg um Kea und Ierás an einer kopflosen Flucht zu hindern und es dauert einen Augenblick, ehe die beiden begreifen, dass von den Männern dort momentan keine Gefahr ausgeht. "Was? Loba, kommt schon, die Chance müssen wir nutzen." Doch die Hohepriesterin macht keine Anstalten zu flüchten, sondern bringt Fayza zwischen die vier Männer des Ordens. Sie beginnt eindringlich mit den Männern zu sprechen; was sie genau sagt verstehen Kea und Ierás nicht, aber die leeren Gesichter der Männer entlocken Kea ein hysterisches Kichern. Ierás greift nach ihrer Hand und versucht, seinen Magen, der gemeinsam mit seinem Herz für einige Augenblicke irgendwo in seinem Hals gesessen zu haben scheint, dazu zu überreden, sich wieder an seinen angestammten Platz zu begeben. Götter im Himmel, so knapp. Zu knapp. Sie beobachten wie die Hohepriesterin in die Richtung zeigt, aus der sie gerade kommen und wie die Männer ihre Pferde wenden und in schnellem Galopp in die gewiesene Richtung reiten.
Sie überqueren den Airte nach einer kurzen Rast und ohne viel Aufsehen zu erregen. Er ärgert sich immer noch, dass er nicht vorher auf die Idee gekommen war, sich zu wandeln. Das einzige, was Ruan mir beigebracht hat und ich vergesse es einfach. Loba hatte ihn einen langen Augenblick nur angesehen und sich dann ohne ein Wort zu verlieren wieder in den Sattel geschwungen. Es fehlt nur noch ein Schnurren.. Mit einem Grinsen beobachtet er die Hohepriesterin, die gerade mit einem fliegenden Händler spricht, ehe sein Blick auf die spiegelnde Oberfläche eines Wassereimers fällt. Diesen Zauber aufrecht zu halten ist, solange er nicht zu viel darüber nachdenkt, nicht zu viel spricht und sich auch sonst nicht ablenken lässt recht einfach, auch wenn ihm der Schlafmangel der letzten Tage dabei wirklich zu schaffen macht. Viel hatte er nicht verändert; die Stirn breiter und wuchtiger, dafür weniger hoch; die Nase kürzer und wesentlich breiter und das Kinn länger, aber ebenfalls breiter, doch es hatte ausgereicht um selbst seine Gefährtin zu verwirren. Er hatte sich bei ihrer Pause vor der Überquerung des Airte ein Stück von den beiden Frauen zurückgezogen um sich zu sammeln und der Blick, den Kea ihm bei seiner Rückkehr zugeworfen hatte, war beruhigend irriert gewesen. Panik hatte darin gelegen und es hatte einige Herzschläge gedauert, ehe sie ihn anhand seiner Kleidung und seinen beruhigenden Worten erkannt hatte. Kein Dracayrengesicht, nichts wonach es sich zu suchen lohnt..

Nachdem sie das Ordensland hinter sich gelassen haben, verlangsamt sich das Tempo ihrer Reise drastisch. Sie sind noch immer auf der Hut vor den Rittern des Ordens und wann immer die Kraft ihn verlässt, trägt Ierás wieder die Kapuze, aber sie machen deutlich längere Pausen, die sie alle auch dringend brauchen. Ierás bekommt von der winterlichen Belgraver Landschaft nur wenig mit, aber er hat nicht vor, Kea und Loba einer größeren Gefahr als unbedingt notwendig auszusetzen. Erst fünf Tage nachdem sie Lair Draconis verlassen haben, erlaubt Loba ihnen endlich eine lange, eintägige Rast in einem kleinen Hain, beinahe zweihundert Schritt abseits des Weges. Auch wenn die Hohepriesterin sie noch immer auf kleinen, abgelegenen Pfaden führt, schlagen sie sich doch auch regelmäßig fernab aller Wege durchs Unterholz und anderes, eher unwegsames Gelände. Ihr Proviant besteht aus trockenem Brot, einigen schrumpeligen Äpfeln und einem Rad Käse, alles von Kea auf einem abgelegenen Gehöft erstanden, während Loba und Ierás mit ihrer Menagerie am Rand eines Feldes gewartet hatten. Ein echt bunter Hund, unsere Loba. Beinahe jeder, dem sie unterwegs nicht aus dem Weg gehen konnten, hatte die Hohepriesterin erkannt und bei den beiden jungen Leuten regelmäßig den Herzschlag beschleunigt. Aber niemand hatte ihnen groß Beachtung geschenkt und sie hatten ihren Weg jedesmal in Ruhe fortsetzen können.
Nach acht langen Tagen im Sattel erreichen sie am frühen Nachmittag den Loch Torar und nähern sich im rotgoldenen Licht der langsam untergehenden Wintersonne Caistal Bára. Loba hatte ihnen von dem großen Schloss am Seeufer und seinen Bewohnern erzählt und sie hatte nicht übertrieben. Das trotz seiner Größe anmutig wirkende Schloss mit den vielen Türmen und Erkern steht keine hundert Schritt vom Seeufer entfernt und seine hellgrauen Mauern sind über und über mit Efeu bedeckt. Die sanft zum Seeufer abfallende Grasfläche, die im Sommer von Blumenbeeten durchdrochen wird, liegt unter einer dicken Schneeschicht, die das ganze noch friedlicher wirken lässt, als es ohnehin schon ist. Kea gibt ein leises Seufzen von sich und nicht nur sie stellt sich gerade ein warmes Feuer, eine warme Mahlzeit und ein weiches, warmes Bett vor. Sie brauchen die Pferde nicht mehr anzutreiben, sie scheinen den nahen Stall zu wittern und genauso sehnsüchtig zu erwarten wie ihre Reiter.
Die Burgbewohner haben ihre Ankunft zwar nicht erwartet, aber sie werden erfreut und herzlich begrüßt. Stallknechte kommen herbei, nehmen ihnen die Pferde ab und nicht einmal Kea, die an diesem Tag wieder einmal nur wenig von ihrem Essen bei sich behalten konnte, hat etwas dagegen einzuwenden, endlich aus der Kälte heraus zu kommen. Eine junge Magd bringt sie in die Halle, in der gerade ein Feuer im großen Kamin angefacht wird, muss ihnen aber mitteilen, dass der Burgherr und seine Gemahlin erst morgen von einer kurzen Reise zurück erwartet werden. >Aber ihr seid selbstverständlich gern gesehene Gäste. Wärmt euch erst einmal auf, während die Küche eine Mahlzeit herrichtet und wir uns um die Gastgemächer kümmern.< Sie schenkt ihnen ein kleines Lächeln und ist auch schon zur Tür hinaus. Loba lässt sich erschöpft in einen hochlehnigen Sessel fallen und auch Kea sinkt auf eines der bequemen Sitzmöbel, während Ierás an eines der ungewöhnlich großen Fenster tritt. Es erlaubt einen Blick auf den verschneiten Garten und das Ufer des Loch Torar und der Gedanke, der ihm gerade in den Sinn kommt, lässt ihn leise lächeln. Hier ist es richtig.
Das Essen das ihnen kaum eine halbe Stunde später serviert wird ist einfach, dafür aber warm und reichlich. Als sie ihre Mahlzeit beendet haben, kommt die junge Magd wieder und berichtet ihnen, dass die Gemächer jetzt bezugsfertig seien und das bereits Wasser für ein Bad erhitzt wird. Loba und auch Kea danken dem Mädchen mit leuchtenden Augen. Nur wenig später verlässt Loba die Halle in Richtung eines heißen Bades, während Kea und Ierás noch einmal in ihre mittlerweile trockenen und aufgewärmten Mäntel schlüpfen um nochmal nach den Pferden zu sehen.
Die Ställe des Schlosses sind hervorragend und die Stallburschen haben ganze Arbeit geleistet; alle sechs Pferde haben bereits eine große Portion Hafer bekommen und als Nachtisch reichlich Heu, auf dem sie jetzt friedlich und zufrieden kauen. Sie bleiben ein wenig in dem von den Pferden erwärmten Gebäude, genießen die Stille und das miteinander allein sein. Er zieht Kea sanft in seine Arme und will gerade zu sprechen beginnen, als ihm ihre letzte Unterhaltung dieser Art in einem Stall einfällt. "Komm mit." Vorsichtig nimmt er sie an die Hand und zieht sie aus der Box, aus dem Stall und in den winterlichen Schlossgarten hinüber. Das rotgoldene Licht der endgültig untergehenden Sonne zaubert weiche Reflexe auf Keas Haar. Er zieht sie vor einen immergrünen Strauch, dessen dickfleischige Blätter mit rotgolden schimmerndem Schnee bedeckt sind und geht vor ihr auf die Knie. "Neyá.. ich..ich wollte dich noch einmal richtig fragen, mit allem Drum und Dran... Willst du meine Frau werden?" Ihr Lächeln, zuerst verwirrt und dann warm und weich, lässt sein Herz endlich einmal wieder angenehm klopfen und als sie mit einem leisen "Ja" antwortet, springt er förmlich auf die Beine um sie in seine Arme zu ziehen und zu küssen. "Loba wird uns trauen..ich habe sie gefragt." Er flüstert die Worte in ihr Haar und schiebt sie dann ein winziges Stück von sich, so dass er ihr in die Augen sehen kann. "Was hältst du von diesem Ort, hier im Garten. Morgen, gebadet, satt, ausgeschlafen?"

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Kea am 21. Mai 2008, 23:59 Uhr
Als sie endlich die Burgmauern vor sich sehen und Loba verkündet, dass sie in Caistal Bára angekommen sind, kann Kea es fast nicht glauben. Kurz wartet sie darauf, dass sie gleich jemand aus diesem Traum reißt und sie in Wahrheit noch immer irgendwo im Nirgendwo sind und noch viele Tausendschritt vor sich haben. Zuweilen hatte sie geglaubt nie anzukommen, den Hintern schon beinahe mit dem Pferderücken verwachsen, zu müde um sich wirklich wach zu halten und zu ängstlich um zu schlafen. Einige Male war sie sich sogar sicher gewesen, dass jetzt ihr letztes Stündlein geschlagen hätte und dann waren sie doch noch davon gekommen oder erst gar nicht erkannt worden.
Was sie von der Aussicht auf ein heißes Bad und ein weiches Bett hält, steht Kea scheinbar ins Gesicht geschrieben als sie im Burghof einreiten, denn sie erntet ein paar mitleidige Blicke von einer jungen Magd die sie freundlich Willkommen heißt. Sie merkt kaum wie ein Stallbursche ein bisschen eilig nach Edanwens Zügeln greift und der Hengst kurz widerwillig den Kopf hoch wirft. Wie in Trance streicht sie dem Pferd über den Hals, murmelt irgendetwas sinnlos Beruhigendes und fällt dann beinahe wie ein Stein vom Pferderücken. Ihre Beine sind so steif, dass sie sich beinahe sicher ist, dass sie von jetzt an immer eine gewisse O-Form beibehalten werden während sie der freundlichen Magd in das Innere des Schlosses folgt.

Kea hört die Ausführungen der Magd über das Essen und die Gästezimmer schon nur noch mit einem halben Ohr und ist eingeschlafen ehe die junge Frau das Zimmer verlassen hat. Sie bemerkt nicht wie Ierás ihre Hand in seine nimmt und sanft darüber streicht oder den erneut mitleidigen Blick der Magd als sie herein kommt um den Tisch zu decken. Erst der Geruch von Suppe die gerade kochend heiß in die Halle getragen wird weckt sie auf. Zum ersten Mal seit Tagen hat sie nicht das Gefühl das gerade zu sich genommene sofort wieder zum Abtritt tragen zu müssen, sondern endlich auch einmal etwas bei sich behalten zu können. Als sie satt und aufgewärmt ist und schließlich auch noch ein Bad nehmen darf, kann Kea ihr Glück kaum fassen. Ihre Stimmung hebt sich praktisch sekündlich mit jedem steifen Muskel der sich im heißen Bad löst, beim Anblick des Federbettes und als sie schließlich in den warmen und getrockneten Mantel schlüpft um mit Ierás noch einmal nach draußen zu gehen und nach den Pferden zu sehen. Sie ist froh, dass ihr Gefährte ebenfalls gerne noch einmal nach den Tieren sehen will, denn Kea plagt ein wenig das schlechte Gewissen, dass sie sich nicht selbst um Edanwen gekümmert hat.
Der Hengst jedoch scheint es ihr kein bisschen übel zu nehmen, denn er ist eindeutig ganz wunderbar versorgt worden. Er hebt als Kea und Ierás den Stall betreten nur kurz den Kopf, das Maul voll mit Heu das ihm zu beiden Seiten über die Lippen hinaus steht und versucht den beiden dabei gleichzeitig freundlich zu zubrummen ehe er seine ganze Aufmerksamkeit wieder seinem Futter widmet.
>Komm mit!< gerade noch haben sie sich schweigend in den Armen gehalten, einander beim Atmen zugehört und ihren Herzschlag gespürt. Für ein paar kurze Augenblicke völlig allein auf Rohas weitem Rund, keine Sorgen die ihnen durch die Köpfe spuken und absolut glücklich und zufrieden mit sich und der kleinen Familie die sie bald sein werden.
Verwundert schaut Kea zu Ierás hoch als er sie sanft an der Hand nimmt und nach draußen führt. Shenrahs Strahlen verschwinden gerade hinter dem Loch Torar als Ierás plötzlich vor ihr das Knie in den kalten Schnee beugt.
>Neyá.. ich..ich wollte dich noch einmal richtig fragen, mit allem Drum und Dran... Willst du meine Frau werden?<
Mit einem zweiten Antrag hat Kea wirklich nicht gerechnet, immerhin hat sie schon einmal ja gesagt und obwohl sie zu dem Zeitpunkt etwas gestresst und nervös gewesen ist, hat sie ihre Antwort durchaus auch so gemeint wie sie sie gesagt hat. Die untergehende Sonne schimmert auf Ierás Haut und in seinen hoffnungsvollen Augen und diesmal ist Kea froh ihn nicht mit einem plötzlichen Anfall von Zweifel und Zickigkeit enttäuschen zu müssen.
„Ja!“ ist alles was aus ihrer vor Rührung zugeschnürten Kehle kommt und das Herz springt ihr vor Glück fast zum Mund heraus als Ierás aufspringt und sie in seine Arme zieht um sie zu küssen.
>Loba wird uns trauen... ich habe sie gefragt. Was hältst du von diesem Ort, hier im Garten. Morgen, gebadet, satt, ausgeschlafen?<
Sie streckt sich ein wenig um seinem warmen Atem zu folgen als er sich etwas von ihr weg beugt um sie ansehen zu können während er mit ihr spricht. Ein breites Lächeln liegt auf ihren Lippen als sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergräbt und ihm einen Kuss auf die weiche Haut drückt. „Mhm… ja…ja…jaja…! Siehst du, schon jetzt kann ich nichts anderes als ja zu dir sagen!“ Ihr Grinsen wird noch breiter als sie beide Arme um seinen Hals schlingt und sich so an ihm fest hält, dass ihre Füße gar nicht mehr den Boden berühren. „Ich kann gar nicht aufhören mit ja sagen!“ Ierás hält sie fest, dreht sich mit ihr um die eigene Achse bis Kea richtig lacht und als sie endlich wieder vor ihm zu stehen kommt strahlt sie immer noch über das ganze Gesicht. „Ich liebe dich und ich kann es gar nicht mehr erwarten, dass endlich morgen ist!“

Der Morgen kommt aber, wie jeden Tag, ganz von alleine, jeden Bewohner Caistal Báras mit herrlichem Sonnenschein im neuen Tag willkommen heißend. Mit dem ersten Hahnenschrei ist Kea schon auf den Beinen und versucht wie eine Verrückte die Spuren der Reise aus ihrem schönen neuen Kleid hinaus zu waschen, als sie von draußen ein Horn erklingen hört, das die Ankunft des Burgherren ankündigt.
Lord Orran Styr aus dem Haus Styr, der Herr von Arochar ist keinesfalls allein unterwegs, sondern reist mit einem Gefolge von Leuten so groß wie ein ganzer Hofstaat. Kea fährt sich durch das wirre Haar und streicht ihr Kleid glatt ehe sie sich aufmacht um den Burgherren zu begrüßen. Draußen am Hof stehen schon einige Mägde und so ziemlich jeder Stallbursche den die Burg zu bieten hat, aber auch Ierás und Loba kann Kea entdecken und schnell gesellt sie sich zu ihnen. Ierás war gleich nachdem er und Kea am Abend zuvor wieder in die Burg zurückgegangen sind zu Loba gegangen und hat sie gebeten ihnen hier in Caistal Bára das Eheversprechen abzunehmen. Loba hat lächelnd zugestimmt und ihnen sogar dabei geholfen diese Nachricht auch den Burgbewohnern zu überbringen die gleich Feuer und Flamme für diese Idee waren und dem Brautpaar eine Feier versprochen haben die sie ihr Lebtag nicht mehr vergessen. Hände werden geschüttelt, Leute fallen sich um den Hals, Pferde werden verstaut, Frauen geküsst, Kinder geherzt, lächelnd schaut Kea dem Treiben zu bis Lord Orran Styr schließlich auch vor ihnen steht. Er begrüßt Loba herzlich, die beiden kennen sich schon lange und schließlich begrüßt er auch Ierás und Kea so herzlich als wären sie schon längst gute Bekannte. Sie sind gerade dabei auch des Lords Schar an Töchtern und Enkeln zu begrüßen, da lässt irgendeine der Mägde schon das Wort Hochzeit fallen, das sofort von einer der Töchter aufgegriffen wird. >Hochzeit?< fragt sie nach und es dauert nicht lange, da sind zu mindestens die weiblichen Angehörigen des Hauses Styr Feuer und Flamme für die Idee einer Hochzeitsfeier heute Abend. Der Lord hat zum Glück auch nichts dagegen einzuwenden und schon sehen sich sowohl Kea als auch Ierás von Leuten umzingelt die sie mit Fragen über ihre Vorstellungen was die Feierlichkeiten angeht bombardieren.
Es teilt sich die Gruppe schon bald in ein weibliches und ein männliches Lager, die Küchenmägde werden von dem Koch in Richtung Küche gescheucht, damit abends auch ja alles fix und fertig ist und Kea winkt Ierás nur noch kurz verdutzt lächelnd zu als sie von ein paar Frauen in die Burg gezogen wird.

Frisch gebadet und einparfümiert steht Kea nur in ein großes Tuch gehüllt vor vier Enkelinnen des Lords, alle ungefähr in Keas Alter, zwei davon Zwillinge die Kea schon den ganzen Vormittag ständig verwechselt. Neben ihr liegt ihr hübsches Kleid das sie von Ierás geschenkt bekommen hat. Die Flecken hat sie sogar alle heraus gebracht, aber es ist immer noch nass und ein wenig verknittert, da Kea es bei der Ankunft des Burgherren und seines Gefolge nur rasch über eine Stuhllehne gehängt hat.
>Es ist schon hübsch!< stellt eine der Zwillinge fest. >Aber für deine Hochzeit brauchst du etwas Feierlicheres!<
>Hast du nichts Festlicheres?< fragt die nächste und Kea schüttelt den Kopf. Für sie ist es gar keine Frage gewesen, dass sie dieses Kleid tragen wird, immerhin ist es ihr schönstes und es ist von Ierás. Sie würde ihn auch nackt heiraten, aber das würde man hier dann vielleicht doch nicht so gerne sehen.
>Warte, das haben wir gleich! mit einem kurzen Blick scheinen sich die vier Mädchen untereinander völlig einig zu sein, verschwinden aus dem Raum und lassen die verdutzte Kea allein mit ihrem Handtuch und dem kalt werdenden Badewasser zurück. Es dauert aber gar nicht lange, da sind sie wieder da, jede mit ungefähr einem Dutzend verschiedener Kleider über dem Arm die Keas Augen groß werden lassen. Ehe sie es sich versieht steckt sie auch schon im ersten drinnen, einem Stoffmonster aus wunderbar weichem dunkelgrünem Samt mit Pelzbesatz und Goldstickereien.
>Zu dunkel!< stellt eines der Mädchen fest, die anderen nicken, streifen ihr das Kleid wieder über den Kopf und reichen ihr ein einfaches dunkelrotes Kleid mit schwerem goldenen Gürtel, das ihr aber viel zu lang und zu weit ist und in dem Kea einfach nur verloren aussieht.
Lachend befreien die jungen Frauen Kea wieder aus dem Kleid und reichen ihr schon das nächste. Anfangs traut sich Kea vor lauter Ehrfurcht gar nichts zu sagen, aber irgendwann taut sie auf, entscheidet sich gegen ein Kleid in sonnengelb und gegen einen über und über mit Blumen bestickten Schleier. Es scheint ihr wie ein Wunder, dass sie sich doch schließlich alle auf ein Kleid einigen können, das alle schön finden, passt und in dem Kea sich auch wohl fühlt. Die Houppelande besteht aus einem fast weißen Unterkleid und einem Traum von einem Überkleid aus taubenblauer Wildseide mit weiten Ärmeln, silbern bestickten Borten und Schärpe unter der Brust. Um sich auf eine Frisur zu einigen brauchen die fünf jungen Frauen beinahe eben so lange und nach einigem hin und her frisieren sie Keas Haar nur bis es ihr glänzend und glatt über den Rücken fällt und stecken ihr einen filigranen Silberreif auf die Stirn in dessen Mitte eine einzige weiße Perle sitzt.

Nervös reibt Kea mit dem Daumen über die Stelle an ihrem Ringfinger an dem die letzten Tage der schmale Drachenring gesteckt hat den sie von Ierás geschenkt bekommen hat. Ihr Finger fühlt sich irgendwie nackt an ohne den Ring. Mitten zwischen zwei unmöglichen Turmfrisuren war plötzlich wieder irgendeine der vielen Verwandten Lord Orrans ins Zimmer gerauscht und gefragt wo denn die Ringe wären und Kea damit ein wenig überrumpelt. Nach kurzem Zaudern hat die Schmiedin dann der fremden Frau ihren Ring ausgehändigt und zu genau diesem Zeitpunkt ist auch ein wenig Nervosität in Kea aufgestiegen. Den ganzen Tag hat Kea damit verbracht sich an und vor allem einkleiden zu lassen, Schleier, Blumen und Bänder in ihr Haar einzuflechten und schließlich doch wieder hinaus zu nehmen. Dass sie schließlich doch mit allem fertig geworden sind, grenzt praktisch an ein Wunder. Seit ein paar Minuten – die ihr allerdings wie Stunden vorkommen – steht Kea jetzt am Fenster und sieht der Sonne beim Untergehen zu. So sehr sie sich auch bemüht, aus dem Fenster lehnt und den Hals reckt und streckt, sie kann die Stelle an der die Zeremonie stattfinden wird von ihrem Fenster aus einfach nicht sehen. Wen sie ebenso wenig sehen kann, ist Ierás. Sie hat ihren Gefährten nicht mehr gesehen, seit sie beide heute Morgen am Innenhof von einander getrennt worden sind und Kea glaubt auch nicht, dass sie ihn noch einmal vor der Trauung zu Gesicht bekommen wird.
Ob ihm das Kleid gefällt?
Vorsichtig streicht sie mit den Händen über den feinen Stoff. Natürlich möchte Kea Ierás gerne gefallen, aber eigentlich war es auch egal, denn sie ist sich sicher, dass er sie auch in einem Kartoffelsack geheiratet hätte.
Er heiratet ja auch mich und nicht das Kleid!
Der Gedanke lässt sie zufrieden lächeln. Ihre Nervosität bezieht sich auch kein bisschen auf das bevorstehende Gelübde und die Zukunft mit Ierás, denn dass sie ihn liebt weiß sie sowieso, da ist sie sich sicher, sie fürchtet sich nur vor offiziellen Anlässen und davor an einer wichtigen Stelle etwas falsches zu sagen.
>Kea?< Die Halbelbin bemerkt gar nicht als hinter ihr die Tür geöffnet wird und eine der Zwillinge den Kopf ins Zimmer steckt. Sie lächelt als Kea überrascht zusammen zuckt. >Bist du bereit? Es ist alles fertig und sie warten schon alle!< Keas Kehle ist so zugeschnürt, dass sie nur nicken kann. Noch einmal wirft sie einen Blick auf den Loch Torar und die letzten der dahinter verschwindenden Strahlen Shenrahs. Vor nur 48 Stunden hätte sie nicht einmal davon zu träumen gewagt an diesem friedvollen Ort zu sein und endlich Ierás das Jawort zu geben. Immer wieder zwingt Kea sich zu einem gemäßigten Schrittempo, denn sonst wäre sie garantiert über das lange Kleid die Treppe hinunter gefallen. Als sie aus der Burg hinaus tritt und endlich den vorbereiteten Ort für ihre Hochzeitszeremonie sieht, bleibt ihr kurz einfach die Luft weg. Ein zwei Mal klappt sie, kein bisschen damenhaft, den Mund auf und zu, wendet sich Orrans Enkelin zu und dreht sich dann wieder zurück. Der gepflasterte Weg in Richtung See ist vom Schnee befreit worden und wird dafür jetzt von Fackeln gesäumt. Bedächtig folgt Kea der Fackelspur, an Bäumen vorbei die über und über mit Laternen und Lampions behängt sind in Richtung Loba und vor allem Ierás. Die Faêryshohepriesterin steht an der Spitze des Weges und seitlich von ihr alle Bewohner Caistal Báras, doch Kea hat nur noch Augen für Ierás. Der junge Mann sieht unbestreitbar gut aus in seinem einfachen weißen Hemd und der dunklen Hose, aber das schönste an ihm, findet Kea, ist der Blick mit dem er sie ansieht als sie auf ihn zu geht, denn der ist ganz allein für sie bestimmt.
Beim Anblick des Schnees war Kea doch froh gewesen, dass sie sich das schöne Kleid borgen darf und doch nicht nackt heiraten muss, doch als sie den schier endlosen Weg entlang geht, friert sie überraschender Weise kein bisschen. Im Gegenteil, als sie zwischen Fackeln und Sonnensteinen neben Ierás zu stehen kommt ist ihr nicht nur warm ums Herz, sondern auch in Fingern und Zehen. Kea legt ihre Hand in die von Ierás und mit einem erwartungsvollen Lächeln wendet sie sich Loba zu um zu signalisieren, dass sie bereit ist für den Beginn der Zeremonie.

Titel: Re: Ya'aria - Die Reise zum Riathar
Beitrag von Loba die Wölfin am 30. Mai 2008, 00:12 Uhr
Im lavendelfarbenen Abendlicht und dem warmen Schein von zahllosen Fackeln entlang des Weges und hunderter Laternen in den Bäumen erwartet Loba - und mit ihr Ieras und jeder Bewohner Caisteal Báras - die Braut. Ihr waren erst einige Bedenken gekommen, als man sie gebeten hatte, die beiden an diesem Winterabend im tiefsten Schnee am Ufer des Loch Torar zu vermählen, aber selbst sie muss zugeben, dass sich Kea und Ieras keinen schöneren Ort für eine Hochzeit im Langschnee hätten wünschen können: silberner Reif glitzert im Feuerschein an den Bäumen ringsum wie tausend Juwelen, die Luft ist klar und (dank einiger Zauberworte) mild genug, um nicht zu frieren, der See liegt glatt und dunkel wie ein geheimnisvoller, mitternachtsblauer Spiegel hinter ihnen und in den frostpelzigen Zweigen der Bäume schimmern zierliche Laternen aus durchbrochenem Bronzedraht und werfen goldenen Schein in die Abenddämmerung. Ganz Caisteal Bàra scheint versammelt und die Hälfte des kleinen, schmucken Dorfes zu Füßen der Burg hat sich offenbar dazugesellt, jedenfalls kann Loba sich nicht erinnern, gestern hier schon so viele Menschen, Kobolde, Mogbars und Feen gesehen zu haben, doch einerlei... Lord Orran Styr, dem Loba Ieras in Ermangelung einer besseren Alternative und weil der Junge ihr erzählt hatte, dass Olyvar ihm das Angebot einst gemacht hatte, als "Ieras von Tarascon" vorgestellt hatte, hatte sich als Vetter von Madulain Rossard, Olyvars verstorbener Mutter, erwiesen und damit Ieras und Kea erstens als gewissermaßen Verwandte ans Herz gedrückt und zweitens darauf bestanden, den beiden eine ordentliche Hochzeit auszurichten.

Ein Raunen in der Menge weiter hinten verrät die ungeduldig erwartete Ankunft der Braut, und als Kea im Schein der Fackeln über den schmalen, gepflasterten Weg, der sorgsam von Schnee befreit wurde, auf sie zuschwebt, wird aus dem Raunen andächtiges Wispern. Noch etwa zwanzig Schritt entfernt von Loba und dem innerlich vor Erwartung wohl zappelnden Ieras setzt von irgendwo her ein geisterhafter Chor ein, sanfte, unirdisch zarte Stimmen, die in der milden Abendluft eine langsame, getragene Melodie singen. Ehrfürchtige "Oohs" und "Aaahs" werden laut, als sich alle Augen auf sie richten und auch Ieras sich umdreht, um ihr entgegenzublicken. Das glänzend dunkle Haar des Mädchens fällt ihr offen über den Rücken, aus der Stirn gehalten nur von einem zarten Silberreif, und auf den langen Ebenholzflechten schimmert warm das goldgelbe Laternenlicht. Über einem Unterkleid aus feinem, perlenfarbenen Crepe trägt Kea eine Houppelande aus taubenblauer Ceresdorer Seide mit Silber- und Perlenstickereien am Ausschnitt, an den Säumen und den Enden der langen, weiten Schleppärmel. Loba sieht den jungen Mann diese feengleiche Erscheinung, die ihm entgegenschwebt, um an diesem Abend seine Frau zu werden, anblinzeln als sähe er sie zum ersten Mal und unterdrückt ein Lächeln. Gekleidet in den Sternenmantel einer Hohepriesterin der Faêyris, auf ihrem wettergegerbten Rauvogelgesicht einen Ausdruck erwartungsvoller Milde, wartet Loba, bis die beiden einander die Hand gereicht haben und vor sie getreten sind, ehe die Musik verstummt und sie mit ihrer warmen, dunklen Stimme Faêyris Segen anruft, um dann mit der Zeremonie zu beginnen:
"Heilige Faêyris, Mondmutter, weiseste der Frauen, Herrin der Sterne und Königin der Nacht, wir sind heute hier versammelt, um diese beiden, Keandra und Ieras, miteinander zu vermählen. Sie sind als Freie aus freien Stücken vor mich getreten, um ihren Bund im Angesicht der Götter und vor euch allen als Zeugen zu besiegeln, also frage ich: Wer wandelt auf dem Pfad des Mondes und steht vor dem Himmel um die heiligen Eide abzulegen?"

Kea macht einen gemessenen Schritt auf sie zu und erwidert leise, aber klar: "Keandra, die Tochter Evans".
"Und wer wandelt auf dem Pfad der Sonne und steht auf fester Erde um die heiligen Eide abzulegen?"
Ieras tritt an Keas Seite und antwortet mit ein wenig belegter, aber fester Stimme: "Ieras von Tarascon."
Loba nickt sacht und ihre Mundwinkel kräuseln sich in stillem Lächeln. "Wenn jemand einen Grund weiß, warum diese beiden nicht den Bund der Ehe miteinander eingehen sollen, so möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen." Nicht das allerkleinste Geräusch durchdringt die feierliche Stille des Augenblicks, noch nicht einmal ein Atemholen ist irgendwo zu hören und Loba fährt nach einer angemessenen Weile fort: "Ieras von Tarascon, nimmst du Keandra, die Tochter Evans, zu deiner rechtmäßigen Gemahlin? Willst du sie lieben und ehren, in den guten wie in den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, Freude und Leid? Willst du ihr die Treue halten und sie beschützen von diesem Tage an bis in alle Zeit?"
Die gelben Eulenaugen der Priesterin blicken bedeutungsvoll in Ieras schmales, ernstes Gesicht, als dieser nickt. "Ich will."
"Keandra, Tochter Evans, nimmst du Ieras von Tarascon zu deinem rechtmäßigen Gemahl? Willst du ihn lieben und ehren, in den guten wie in den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, Freude und Leid? Willst du ihm die Treue halten und ihm gehorchen von diesem Tage an bis in alle Zeit?"
"Ich will."

Loba reicht Ieras den Ring - einen breiten Reif aus dunklem Wyrmstahl, gebildet von sich windenden Drachenleibern, die einander fest umschlingen, dann wird es mucksmäuschenstill. "So legt denn eure Hände ineinander und leistet im Angesicht der Götter und vor den Völkern Rohas eure Gelübde," fordert die Faêyrispriesterin feierlich und Ieras nimmt Keas schmale Hand in seine, und streift ihr langsam den Ring über den vierten Finger der Rechten, während er spricht: "Keandra, Tochter Evans, ich nehme dich zu meiner rechtmäßigen Gemahlin vor den Göttern und allen Völkern Rohas. Was mein ist, soll auch dein sein. Mein Haus und mein Name sollen dir gehören. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Ich will dich nicht verlassen, noch von deiner Seite weichen. Ich will dich lieben, dich achten und dir die Treue halten, in den guten, wie den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in Freude und Leid, in diesem Leben und über den Tod hinaus."
Ein geräuschvolles Einatmen der Erwartung geistert durch die versammelte Menge zu beiden Seiten des Weges und alle Augen richten sich auf Kea, die Ieras warme Hände drückt, zwischen denen ihre Finger völlig verschwinden. Ihre Stimme zittert ein wenig, als sie beginnt, aber wohl eher vor Rührung und im Angesicht des feierlichen Augenblicks, als vor Kälte. "Ich, Keandra, nehme dich, Ieras von Tarascon zu meinem rechtmäßigen Gemahl vor den Göttern und allen Völkern Rohas. Was mein ist, soll auch dein sein. Zu Deinem Haus will ich gehören und Deinen Namen will ich tragen. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Ich will dich nicht verlassen, noch von deiner Seite weichen. Ich will dich lieben, dich achten und dir die Treue halten, in den guten, wie den dunklen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut, in Freude und Leid, in diesem Leben und über den Tod hinaus."

"Reicht mir eure Hände."
Loba schneidet beide mit ihrem silbernen Monddolch, nicht tief, doch fest, quer über den Daumenballen, dann legt sie Wunde auf Wunde, so dass sich Keas Blut mit dem von Ieras vermischt, und bindet die verschränkten Hände mit glatter, weißer Seide aneinander. "Sprecht mir nach: Is tu fuil ‘o mo chuislean, is tu cnaimh de mo chnaimh. Is leatsa mo bhodhaig, chum gum bi sinn ‘n ar n-aon. Is leatsa m’anam gus an criochnaich ar saoghal." Die beiden wiederholen murmelnd ihre Worte und ihre Zungen kämpfen ein wenig mit den ungewohnten Worten in Tamar, doch sie sprechen klar und verständlich. Du bist Blut von meinem Blut und Fleisch von meinem Fleisch. Ich schenke dir meine Seele, auf dass wir eins werden. Ich schenke dir meinen Körper, bis wir beide unser Leben aushauchen.
"Hiermit erkläre ich euch als Priesterin der Faêyris vor den Göttern und vor allen Völkern Rohas zu Mann und Frau. Ihr seid eins, ein Herz, ein Fleisch und eine Seele, möge Faêyris euch segnen jetzt und in allen Tagen, die vor euch liegen. Und mögen diese Tage so zahlreich sein wie die Sterne am Himmel. "Du darfst die Braut jetzt küssen," raunt Loba noch verschwörerisch in Ieras Richtung, dann brandet Beifall und Jubel in der Menge auf, Glückwünsche werden gerufen, Taschentücher gezückt und gerührt hineingeschnüffelt und am Ufer des Loch Torar bricht ganz allgemein begeisterte Hochstimmung aus.



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