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(Thema begonnen von: Liya am 21. Nov. 2002, 08:25 Uhr)

Titel: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 21. Nov. 2002, 08:25 Uhr
Der Morgen zieht hell und klar herauf und sogar der Nieselregen lässt nach, bis er schließlich nur noch ein Nebelstreif ist, der zwischen den Bäumen hängt. Sogar die Sonne lugt zwischen den ziehenden Wolken hervor und der Tag versprach gut zu werden, ganz im Gegensatz zur nassen Kälte der letzten Wochen. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen. Ludd's Atem steht in weißen Wolken in der Luft und sein Fell ist dunkel und glänzt im Morgentau.

Die beiden ziehen in gebührendem Abstand an den grauen Stadtmauern vorbei, so dass diese nur eine Ahnung im Osten zwischen den Bäumen sind. Sie würden viele Sonnenläufe unterwegs sein, ehe sie ihr Ziel im Süden erreichten. Es ist spät im Jahr, aber nach Süden hin würde es wärmer werden. Im Laufe des Tages will Liya auf die Straße treffen, die nach Osten führte und sich dann nach Westen, Norden und Süden verzweigt.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 21. Nov. 2002, 16:11 Uhr
Der Tag verläuft ruhig und sogar das Wetter scheint den beiden Reisenden wohlgesonnen zu sein, denn Shenrah blickt freundlich auf das Land hinab. Aber trotz des Sonnenscheins ist es kalt. Liyas Wangen sind rotgefärbt. Das ungewohnte Sitzen auf dem breiten Rücken des Ponys macht sich bemerkbar, aber sie will keine Pause einlegen. Gegen Mittag erreichen sie den Fuß der Hügelkette, die den Westen der Weltenstadt flankiert. Heidekraut überzieht die Hänge wie ein violetter Teppich und der Himmel bildet einen strahlenden Kontrast zu den graubraunen Felsen. Ein kleiner Bach schlängelt sich munter durch Gestein und Buschwerk hindurch ins Tal und der moosige Boden lädt zum Verweilen ein. Ludd wird von selber langsamer und bleibt schließlich stehen, während er den Kopf umwendet und seine Reiterin auffordernd anblickt. Liya steigt von seinem Rücken und verzieht erst einmal das Gesicht. An das ungewohnte Fortbewegungsmittel mußte sie sich erst noch gewöhnen. Aber dazu hatte sie in den kommenden Tage alle Zeit. Sie verzichtet darauf, Ludd das Gepäck abzunehmen, aber sie nimmt ihm den Zaum ab, und sofort macht sich das Pony über das letzte saftige grüne Gras am Bachufer her.

Liya kniet nieder, schlägt die Kapuze zurück und erfrischt sich an dem eiskalten Wasser. Hunger hat sie keinen, aber sehr wohl Zweifel, ob es richtig war, so unvorbereitet aufzubrechen, ohne jemandem bescheid zu geben. Aber wen hätte es schon interessiert ob du nun hier bist oder dort, oder ganz woanders. Möglicherweise war da jemand, aber wenn, dann konnte sie sich weder an Gesichter noch Namen errinnern. Sie streckt sich auf dem feuchten aber weichen Moos aus, legt eine behandschuhte Hand unter den Nacken und richtet den Blick in das unendliche Blau des Himmels, versucht, an nichts zu denken. Aber es gelingt ihr nicht. Was mochte sie erwarten in der Heimat? Kannte man sie dort überhaupt noch, war sie dort überhaupt willkommen? Warum hatte sie sie überhaupt verlassen? Bald würde sie Klarheit haben. Der Gedanke spornt sie an, und so vergeht nicht viel Zeit, ehe sie sich wieder auf Ludd's Rücken quält und weiterreitet.

~~~~~

Die Sonne steht schon tief, noch ehe der Nachtmittag vollständig in den Abend übergegangen ist. Obwohl die Weltenstadt von dichtem Mischwald umgeben ist, stehen hier doch vorwiegend Nadelbäume, Fichten, Tannen, Kiefern, und der Duft von Harz und Honigtau hängt in der Luft. Mit den Schatten kommen auch die Bodennebel, die wie seidene Wesen aus jedem Spalt und Winkel des Waldbodens hevorkriechen und des Waldboden mit einem weißen Gespinst überziehen. Die Wegkreuzung mußte nah vor ihnen liegen. So wird Liya mutiger und drückt ihre Fersen vorsichtig in den weichen Bauch des Ponys, woraufhin Ludd an Tempo zulegt und trotz der zunehmenden Dunkelheit zielsicher Huf vor Huf setzt. Überhaupt mochte man beinahe glauben, dass das Pony durch die Befreiung aus dem engen, dreckigen Stall und von dem schmierigen Kerl, der es besessen hatte, neu aufgeblüht war. Sah es in der Nacht zuvor noch schmutzig und müde aus, so scheint es nun voller Tatendrang und aus seinen Augen spricht die blanke Lebensfreude.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Nov. 2002, 18:32 Uhr
Der Winter schickt seinen frostigen Atem seiner Ankunft voraus und es ist nicht zu leugnen, dass der Herbst dem Ende zugeht. Die Straße ist mit einem Teppich aus altem Laub übersät und der aufkommende Nebel erstickt alle Geräusche ringsum.

Die große Wegkreuzung liegt leer und verlassen vor den beiden. Die Nacht lässt die Bäume zu einer Ansammlung von schlanken, schwarzen Gestalten werden und so entscheidet Liya, dass es besser wäre, die Straße zu nehmen, anstatt quer durch den Wald zu reiten, der zu dieser Zeit voller Stolperfallen und anderer Gefahren war. Liya schlingt den Umhang enger um sich. Auch Ludd lässt müde den Kopf hängen und so beschließt sie zu rasten. Sie ist froh, ein etwas anderes Kälteempfinden als die Menschen zu haben, sonst würde sie wohl noch erbärmlicher frieren als ohnehin schon.

Etwas abseits der Straße, auf einer kleinen, mondbeschienen Lichtung nimmt sie Ludd den Sattel und den Zaum ab und deponiert beides im weichen Gras. Das Holz, das sie sammelt, ist zwar feucht, aber es ist kein Problem, es mit etwas magischer Hilfe zum Brennen zu bringen und so lodern die Flammen bald und verbreiten eine wohlige Wärme. Liya ist froh, genug Decken mitgenommen zu haben und lässt sich erschöpft darauf nieder. Der Wein wärmt ihre Kehle und macht ein warmes Gefühl im Magen. Erst, als sie den Proviant, bestehend aus Dörrfleisch und Brot auspackt, merkt sie, wie hungrig sie ist, während das Pony zufrieden auf der Lichtung im Mondlicht grast.

Der Wald ist erfüllt von nächtlichen Geräuschen und Nebel hüllt die Schatten mit seinem weißen Schleier ein.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Nov. 2002, 19:02 Uhr
Die Geräusche hatten sie aufgeschreckt. Sie war einfach eingeschlafen ohne sich vorher abzusichern.
Hoch oben in einem Baum über der Lichtung saß sie und blickte nun der Gestalt entgegen, sie sich ihr näherte. Vielleicht würde das Pferd sie spüren, aber es war wohl unwahrscheinlich das es auch auf sie reagieren würde. Wozu auch, sie gab keinen Laut von sich und saß Regungslos in eine Decke gehüllt auf dem Baum.

Das Rauschen des Waldes kam ihr zugute, als sich Yori auf ihrem Baum umdreht und die Decke mit gekonnten Bewegungen zusammenwickelt und schließlich an ihrer Tasche befestigt.
Mal sehen, ob ich heute abend etwas Gesellschaft habe.
Geräuschlos klettert Yori von dem Baum herunter. Beinah wäre sie abgerutscht, denn der Nebel hatte die Rinde mit Wassertropfen benetzt.
Gerade noch so konnte sich Yori fangen und in einer etwas seltsam anmutenden Bewegung landet sich schließlich etwas lauter als gewollt auf dem Boden. Innerlich fluchte sie lautstark, aber hoffte, dass es nicht so laut war, wie es für die geklungen hatte.

Mit einer hastigen Bewegung sitzt sie anschließend hinter einem Busch, von welchem sie die nächtlichen Wanderer aus beobachtet.
Wie es aussieht ist es eine Frau. Und ich dachte immer die Reisen nicht allein. Ja ich weiß ich bin auch eine Frau, aber was solls. Bei mir is das was anderes... Denke ich.
Yori bemerkte wie sie sich schon wieder mit sich selber unterhielt- nun ja was sollte man machen, wenn man immer alleine reiste- und so konzentrierte sie sich wieder auf die Person vor sich.
Gegen ein wärmendes Feuer hätte ich auch nichts einzusetzen.
Erschrocken stellt Yori plötzlich fest, dass sich das Pferd auf sie zubewegt. Nun ja, es war wohl doch eher nur ein Pony, aber das Maul welches soeben jene Äste anknabberte die sich genau vor ihrem Gesicht befanden, ließ in jenem Moment keine Zeit um eine genauere Untersuchung hinsichtlich der Art zu machen.
Die Hände auf den Boden gestützt krabbelt Yori zwei Schritt nach hinten und hüllt sich in ihr Cape.
Stillschweigend hockt sie nun da und beachtet weiter was passiert. Vor lauter Aufregung hatte sie nämlich vergessen auf die Frau zu achten.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Nov. 2002, 20:03 Uhr
Nachdem sie gegessen hat, zieht Liya die Beine dicht an den Körper und schlingt die Arme darum. Ihr Blick ist in die Flammen gerichtet, die wie lebendige Wesen zucken, umeinander tanzen, nur um dann wieder loszulassen. Dann und wann fliegen Funken durch die Luft und das Holz knackt.  Die Elfe hängt ihren Gedanken nach, die schon viel weiter im Süden sind, als sie selbst. Diese Reise war wie der Aufbruch in ein neues Leben, voller Ungewissheit. Die Vergangenheit schien ihr immer einen Schritt voraus zu sein, so dass sie sie nie zu fassen bekam, aber Liya ist entschlossen nicht aufzugeben. Was auch immer sie ... Ein Knacken reißt sie aus ihren Gedanken und ein Prickeln läuft über ihren Nacken. Sie sammelt all ihre Sinne und lauscht in die Nacht hinein, aber nichts ist mehr zu hören. Wahrscheinlich ein Tier im Gebüsch. Aber ein Gefühl bleibt zurück, das Gefühl beobachtet zu werden. Ihr Magen zieht sich zusammen. Sie war völlig allein hier draussen, zwar nicht ganz hilflos, aber einem Schwert hatte sie nichts entgegen zu setzen, wenn sie hier hinterrücks angegriffen wurde. Die Handelsstraßen waren zwar sicher aber nicht so sicher, dass man beliebig reisen konnte, so wie man wollte. Die Gilden taten zwar ihr Möglichstes, aber die Gesetzlosen, die die Lande unsicher machten, waren unmöglich jemals völlig in den Griff zu bekommen.

Wie zufällig sieht sie sich um und lässt ihre Augen den Rand der Lichtung absuchen. Aber Nebel und Dunkelheit verhüllen, was auch immer sich dort verbergen mochte.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Nov. 2002, 20:33 Uhr
Durch das Gebüsch und an dem Pony vorbei kann Yori erkennen, das die Frau etwas bemerkt haben mußte. Sie wirkt angespannt und so als ob sie die Gegend nach etwas absuche.
Ich bin so ein Tölpel. So ein Idiot.
Wie mit einem kleinen Kind schimpft Yori in Gedanken mit sich selber. Kein Wunder, dass ich schon lange nichts ordentliches mehr gestohlen habe.
Langsam kriecht die Diebin wieder zu dem Busch herüber und hockt sich dahinter. Es scheint als habe die Elfe- war sie denn wirklich eine?- nichts verräterischeres bemerkt und läßt von ihrer Suche ab.
Ein Grinsen stielt sich in das kindliche Gesicht von Yori.
Naja vielleicht bin ich doch nicht so schlecht... Oder? Ach quatsch, ich bin so gut. Warum sollte man auch nicht der Ursache nachgehen, wenn man Geräusche hört.
Yori mußte sich nun entscheiden, was als nächstes zu tun war, schließlich wollte sie an ein wärmendes Feuer, aber wie anstellen? Sie konnte wohl schlecht einfach so zu der Elfe spazieren und fragen, ob sie sich zu ihr setzen könnte.
Andererseits, warum nicht? Yori grübelt noch eine Weile über andere Möglichkeiten nach, aber kommt mit einem Achselzucken zu dem Entschluß, dass ihr nichts besseres einfallen würde.
Auch wenn es nicht ihrer Art entspricht, steht sie langsam im Schatten auf. Möglicherweise kam ihr zugute, dass das Feuer die Schatten außerhalb der Lichtung dunkler werden läßt.
Mit entschlossenem Schritt tritt sie schließlich auf die Lichtung. Die beste Unschuldsmiene zu der sie fähig war aufgelegt, verbeugt sie sich vor der Fremden.
"Guten Abend! Habt ihr etwas dagegen, wenn ich euch Gesellschaft leiste?"
Mit einem erwartenden Lächeln sieht sie der Elfe entgegen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Nov. 2002, 20:51 Uhr
Liya schreckt auf, jemand war da im Schatten der Bäume und dann tritt eine junge Frau auf die Lichtung. Das Mondlicht glänzt silbern auf ihrem dunklen Haar und der Nebel lässt ihre Gestalt noch zierlicher wirken, als sie in Wirklichkeit wohl war. Mit einer fließenden Bewegung kommt Liya in die Höhe und stellt fest, dass sie die Frau – oder war es noch ein Mädchen – fast um einen Kopf überragt. Was tut sie hier um diese Zeit? Von ihr drohte keine Gefahr, vorausgesetzt, sie war allein. Misstrauisch blickt Liya sich um, aber da ist nichts ausser den Tieren des Waldes, die in der Dunkelheit durchs Unterholz streifen. Ludd schnuppert interessiert an der Hand der Fremden und bläst ihr den warmen Ponyatem auf die Haut.

„Meinen Gruß. Kommt her und setzt Euch ans Feuer. Und erlaubt mir die Frage, wer Ihr seid und warum Ihr um diese Zeit durch die Wälder streift.“

Unbewußt hatte sich Liya Hand um den Griff des Dolchs an ihrer Seite geschlossen, doch nun löst sie sie wieder. Es scheint keine Gefahr von der Fremden auszugehen und sie atmet etwas auf.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Nov. 2002, 21:16 Uhr
Yori bemerkt durchaus, das der Blick der Elfe das Gebüsch hinter ihr absucht.
"Seid unbesorgt, ich reise normalerweise allein. Aber da ihr mich schon so unsanft aus dem Schlaf geweckt habt und ein wärmendes Feuer euer Eigen nennen könnt, hab ich gedacht ich dürfte mich zu euch setzen. Und wie es aussieht habe ich Erfolg."
Ein freudiges Lächeln liegt in Yoris Gesicht, als sie auf die Frau zutritt.
Dem Pony streicht sie dabei kurz über den Kopf und reicht anschließend der Frau die Hand.
"Man nennt mich mich Yori. Ich bin mehr oder weniger auf der Durchreise. Ich durchquere die ganze Welt, weil ich viel sehen möchte."
Entschlossen setzt sich Yori ans Feuer und reibt sich die Hände.
"Tja und wie bereits erwähnt habt ihr mich geweckt. Ich habe dort oben auf dem Baun geschlafen."
Mit einer Hand zeigt Yori auf einen Baum in der Nähe.
"Keine Sorge ich tue euch nichts."

Wieder lächelte sie die Fremde an.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Nov. 2002, 21:34 Uhr
Die Fremde bewegt sich gewandt und geschmeidig. Liya ergreift ihre Hand, die schmal und schlank ist und ihr Händedruck ist kräftig. „Mein Name ist Riafinya... aber nennt mich Liya, das ist wohl einfacher.“ Sie erwidert Yoris Lächeln. Ihr Gesicht ist glatt und wirkt jung und ihre Augen sind lebhaft und glänzen im Licht des Feuers.

„Was macht Ihr hier in den Wäldern? Seid Ihr auf der Durchreise?“ Sie überlegt kurz und kramt dann in einer der Taschen, aus der sie Brot herauszieht. „Möchtet Ihr etwas essen?“ AlsYori nickt und dankbar das Brot entgegennimmt, reicht ihr Liya den Weinschlauch und sieht lächelnd zu, wie Yori sich hungrig über beides hermacht. Wie lange hat sie nichts gegessen? Ist sie auf der Reise oder auf der Flucht?

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Nov. 2002, 22:04 Uhr
"Ihr seid eine Elfe oder? Ich bin bisher nicht vielen begegnet, aber etwas an euer Ausstrahlung sagt mir, dass ihr eine sein müßt."
Ohne viel Drumherumgerede erzählt Yori drauf los, als ob sie Liya schon ewig kennen würde.
Sie scheint kein Misstrauen gegenüber der Fremden zu haben und egal was sie tut alles scheint offen, zeitweise etwas zu vertrauensselig.

"Ich versuche vieles kennenzulernen und reise einfach so wie es mir beliebt. Manchmal bleibe ich länger auf einem Flecke und dann ziehe ich einfach wieder durch die Gegend ohne länger als einen Tag irgendwo zu bleiben."
Während Yori erzählt beißt sie immer wieder von dem Brot ab. Es war schon etwas länger her, als sie das letze Mal ordentlich gegessen hatte und so nahm sie das Brot schneller zu sich als es ihr gut tat.
Plötzlicher Husten läßt sie innehalten und nach Luft schnappen. Als Liya Anstalten macht Yori zu helfen winkt diese ab und lächelt ihr kurze Zeit freudestrahlend entgegen.
"Ist schon wieder ok. Ich sollte langsamer essen."
Doch als hätte sie es eben nicht selber gesagt, giert Yori sofort weiter bis das Brot alle ist.
"Ich danke dir. Darf ich übehaupt dir sagen oder soll ich dich siezen? Ich weiß ja nicht was dir lieber ist."

Mit einigen hektischen Bewegungen entfernt Yori die Krümel von ihrer Kleidung und verteilt diese in ihrer unmittelbaren Umgebung.
"Was machst du eigentlich allein hier? So wie du dich erschrocken hast, scheinst du mir nicht dafür geeignet zu sein." Ein breites Grinsen ziert Yoris Gesicht und wird kurz von einem Augenzwinkern unterbrochen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Nov. 2002, 22:18 Uhr
So kann man sich auch aus der Affäre ziehen.. Das wäre der erste Mensch, der mir begegnet, der heimatlos glücklich ist. Aber sie behält ihre Gedanken für sich. Yoris hektische Art scheint so gar nicht zu jemandem zu passen, der die Einsamkeit der Wanderschaft einem Leben in vertrauter Gesellschaft vorzog.

„Natürlich darfst du ‚du’ sagen. Und ja, ich bin wohl eine Elfe.“ Liyas Gesicht ist unbewegt, sie hatte es vor langer Zeit gelernt, ihre Gedanken und Gefühle für sich zu behalten. „Es mag sein, dass das Reisen nicht das ist, was ich mir erträumt habe, aber manchmal ist es nötig und es ist dabei nicht zu umgehen, die eine oder andere Nacht in der Einsamkeit zu verbringen. Aber du solltest selbst wissen, dass die Straßen nicht sicher sind. Es zieht genug übles Volk durch Ildorien. Bist du auf dem Weg nach Talyra?

Das Feuer ist heruntergebrannt und Liya legt aus dem Reisighaufen, den sie vorher zusammengesammelt hatte, einige Äste und Scheite nach. Die Flammen fressen sich gierig in das Holz und lassen es dunkel glühen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Nov. 2002, 22:44 Uhr
Yori scheint mit ihrem Grinsen gar nicht mehr aufhören können, als Liya dem 'du' zustimmt und freudig nickt sie der Elfe entgegen.
Es entgeht der Diebin nicht, dass die Elfe verschlossen gegenüber Fremden ist. Oder lag es nur an ihr? Etwas war an der Frau mit den feuerroten Haaren was seltsam auf Yori wirkte.
"Warum wirkst du so betrübt? Nein eher nachdenklich. Mir scheint als hättest du viele Sorgen?!"
Fragend blickt Yori ihr Gegenüber an.

Als Yori nach Talyra gefragt wird, überlegt sie einen Moment und schüttelt dann ihren Kopf, so das die Haare wild hin und her fliegen.
"Nein, ich kenne nicht mal einen solchen Ort. Wo liegt dieser?" Yori macht eine kurze Pause und fährt dann fort.
"Ich reise ohne bestimmte Ziele. Einfach dahin wo mich mein Weg hinführt oder wenn andere meinen, dass sich der Besuch eines Ortes lohnt, so kann es auch passieren das man mich dort antrifft. Ist Talyra eine schöne Stadt?"

Yori setzt sich in Schneidersitz hin und wippt dann eine ganze Weile rum.
Aufmerksam betrachtet sie Liya als diese etwas Reisig in das Feuer wirft.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 25. Nov. 2002, 11:42 Uhr
Liya kommt die Fröhlichkeit ihrer neuen Bekanntschaft ziemlich aufgesetzt vor. Wie kann es sein, dass man Ildorien durchwandert, ohne jemals von Talyra gehört zu haben? Selbst die Elben in den tiefsten Wäldern kennen die Weltenstadt, obwohl sie sie niemals zu Gesicht bekommen haben...

"Talyra liegt im Osten, nicht einmal allzu weit weg von hier, ein Tagesmarsch etwa." Sie beschließt die Bemerkung hinsichtlich ihrer "Probleme" zu ignorieren. "Ich komme selbst aus der Weltenstadt und bin auf dem Weg in den Süden, zu den Erikarbergen und noch weiter. Dies ist tatsächlich meine erste Nacht unter freiem Himmel, weswegen ich etwas beunruhigt bin." Sie lächelt ihr Gegenüber zaghaft an.

Ein leichter Wind kommt auf und die Kälte dringt durch schützdende Decken und Kleidung, während der Geruch nach Eis und Regen fast greifbar ist. "Ist dir nicht kalt?" Das Feuer strahlt zwar eine angenehme Hitze aus, aber Liyas Rücken ist eiskalt. "Ich möchte nicht noch eine Nacht im Freien verbringen, möglicherweise ist es gut, wenn ich morgen abend in Liedberg bleibe und mir dort ein Zimmer nehme. wohin wird dich dein Weg jetzt führen, Yori?"

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 25. Nov. 2002, 13:55 Uhr
Sie misstraut mir. Aber warum? Seh ich denn so unglaubwürdig aus oder hab ich etwas an mir, was sie annehmen läßt, mir nicht trauen zu können?
Yori grübelt eine Weile und wippt derweil auf ihren Beinen hin und her.

"Hört sich an, als wenn du eine lange Reise vor dir habt. Aber warum allein? Sicherlich ich reise auch allein. Zumindest die meiste Zeit. Aber warum du?" Etwas verständnislos wandert der Blick der zierlichen Diebin über das Gesicht der Elfe.
"Mit Talyra kann ich allerdings tatsächlich nichts anfangen. Ich habe bisher nur wenige Karten der Immerlande gesehen und auch selten mit meinem Begegnungen über Städte oder dergleichen geredet. Außerdem komm ich aus einem kleinen Dorf, wo man froh ist, wenn man den Weg in die nächste Stadt kennt."

Hm mir scheint, als hat sie Angst zuviel von sich preiszugeben. Naja muß sie wissen.
"Kalt? Naja ich bin es gewohnt bei solchem Wetter zu reisen. Es ist zwar nicht unbedingt angenehm, aber es läßt sich noch aushalten. Ich bin einiges gewöhnt."
Stolz hebt Yori die Brust und nimmt eine Siegerpose ein, so als würde ihr gleich ein Preis überreicht werden. Mit einem Lächeln sackt sie wieder in sich zusammen.
"Ist Liedberg weit entfernt? Ich glaube dort war ich auch noch nicht und gegen ein ordentliches Bett hätte ich auch nichts einzuwenden."

Yori macht eine Pause und zieht nun das Cape doch etwas enger um sich.
"Würdet ihr mich dort mit hinnehmen? Naja natürlich nur, wenn es euch nichts ausmacht, wenn ich euch begleite."

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 25. Nov. 2002, 14:17 Uhr
Obwohl Yori sagt, dass ihr das Wetter wenig ausmacht, zieht sie ihr braunes Cape enger um sich, und Liya greift ins Gepäck, um ihr eine Decke hinüber zu reichen. "Hier, die ist übrig und ehe sie nutzlos herumliegt, kannst du sie genauso gut umlegen." Die Decke ist aus fester, dicker Wolle und würde sie sicherlich wärmen.

"Ja, es ist eine weite Reise, aber ich denke, wenn ich weiterhin so gut vorankomme wie heute, dann sollte ich in einer guten Woche an meinem Ziel sein. Und warum ich allein reise.. weißt du, es gibt Wege, die man allein gehen muß.." Sie mustert Yoris Gesicht und diese blickt sie mit großen, neugierigen Augen an, so dass Liya sich einen Ruck gibt. "Ich gehe zurück in meine Heimat, in die wandernden Wälder, an der östlichen Grenze der Elbenlande." Und wer sollte mich dorthin schon begleiten? Wiederum greift sie in das Bündel neben ihr und zieht vorsichtig eine Karte aus Pergament heraus. die Linien sind kunstvoll geführt aber leicht verblasst. Die Karte mußte sehr alt sein, aber sie war von einem Könner gemacht worden, das war deutlich zu erkennen. "Das hier ist eine Karte von Ildorien und den Ländern im Westen. Siehst du, wir sind in etwa hier." Liya deutet auf eine Stelle etwas nordwestlich der großen Wegkreuzung und ein Stück weiter links kann Yori eine kleine Ortschaft erkennen. "Dort liegt Liedberg. Es ist nicht allzu weit entfernt und wir sollten es bis morgen Nachmittag problemlos erreich, wenn wir im Morgengrauen aufbrechen.

Der Kreis aus Nebel umschließt die Lichtung nun vollends und der abnehmende Mond ist hinter schwarzen Wolken verschwunden, so dass es beinahe stockdunkel ist um den Lagerplatz herum. Selbst Ludd ist vor der Dunkelheit dicht ans Feuer zurückgewichen und legt Liya den schweren Ponykopf auf die Schulter. "Na Ludd? Sorg dich nicht, hier gibt es nichts, was dir Angst machen braucht." Wie um ihre Worte zu verhöhnen erklingt in einiger Entfernung Wolfsgeheul. "Sie sind hungrig... Der Sommer war lang und heiß und sie fürchten den Winter..." Trotz ihrer ernsten Worte läuft Liya ein Schauer über den Rücken, wie als ob eine Errinnerung versuchen würde zum Vorschein zu kommen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 25. Nov. 2002, 21:14 Uhr
Dummes Kind. Es wirkt nicht sehr überzeugend, wenn man das Gegenteil von dem tut was man eigentlich sagt.
Etwas unsicher blickt Yori zu Liya, aber nimmt die Decke dann dankbar an. In seltsam anmutenden Bewegungen rollt sich Yori schließlich in die Decke, so dass nur noch ihr Kopf herausguckt, der durch den Feuerschein erhellt wird.

Aufmerksam hört Yori den Erklärungen Liyas zu. Es schien als habe die Elfe sich jede Menge vorgenommen. Yori kommt sich fast vor als habe sie sich bei einer alten Geschichtenerzählerin eingefunden um sich kurz vor dem zu Bett gehen noch mit einer Geschichte unterhalten zu lassen. Mit freudigem Gesicht blickt sie Liya auffordend an, so dass diese weitererzählen möchte.
"Ja ich glaube schon dass man Wege alleine gehen sollte. Ich tu das auch, aber wieso gänzlich ohne Gesellschaft? Selbst wenn man sich vor anderen verschließt kann man gemeinsam reisen und sei es nur zweckmäßig."
Yori kam sich etwas seltsam bei ihren Worten vor, denn sie selber reiste meist allein und ihre gesprochenen Sätze ließen annehmen, dass sie lieber Gesellschaft hätte.
Als Liya eine Karte rausholt, werden Yoris Augen immer größer. Sie hatte bisher nur wenige gesehen und die meisten davon waren nur noch ein Stück Pergament mit jeder Menge Flecken.
"Eine wunderschöne Karte!" Sie rutscht etwas dichter an Liya heran um ihr auch genau folgen zu können.

"Also darf ich dich begleiten?" Lächelnd sieht Yori Liya an, deren Haare ein seltsames Eigenleben zu haben scheinen. Aber das möchte auch nur am dem Feuerschein liegen und der Tatsache, dass die Haare der Elfe selber wie Feuer wirkten.
Hm ich glaube mit solchen Haaren könnte man kein Dieb werden.

Yori hatte nicht bemerkt, wie der Mond verschwunden und die Nebel dichter geworden waren, so sehr war sie ins Gespräch vertieft gewesen. Ein Gähnen überzeugt sie davon, dass es wohl doch schon recht spät war.
Das Wolfsgeheul nimmt Yori nur noch beiläufig war.
Sie hatte es sich bereits bequemer gemacht und war schon dabei in den Schlaf zu sinken.
"Solange das Feuer brennt, haben wir nichts zu befürchten." Sind ihre letzten Worte bevor sie schließlich einschläft. Sofort hat sie sich zu einer Kugel gerollt und schläft friedlich. Es scheint als würde sie es nicht weiter stören, dass sich somit der Elfe ausliefern würde, falls diese böse Absichten hätte.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 25. Nov. 2002, 23:54 Uhr
Lächelnd betrachtet Liya die schlafende Yori. Sie musste auch nach menschlichen Maßstäben noch sehr jung sein. Wie weit mag sie gereist sein? Welche Beweggründe treiben einen so jungen Menschen dazu, seine Heimat zu verlassen? Das nussbraune Haar bedeckt Yoris Gesicht wie ein seidiger Schleier und ihr Gesicht entspannt sich, während der Schlaf sie überkommt.Was für seltsame Begegnungen das Schicksal bereit hält, während die Welt sich weiterdreht, als würde nichts geschehen...

Das Heulen der Wölfe verstummt, möglicherweise hatten sie Beute gefunden. Das Larisgrün muss für sie ein Paradies sein.. Einen Moment lang fühlt sie sich hineinversetzt in die wilde Kraft, die diese Tiere vorwärts treibt, streift durch den Wald, spürt Astwerk an sich vorbeistreifen, während sie mit dem Rudel jagt. Messerscharfe Zähen bohren sich in zuckendes Fleisch, aber das Reh hat keine Chance. Als die Wölfe es zerreißen, spürt es schon nichts mehr.  Liya wischt die Szenen mit einer Handbewegung weg, aber sie spürt deutlich, wie selbst in der Nacht das Leben im Wald pulsiert, niemals zum Stillstand kommt und niemals schläft. Solang sie sich hier draußen dessen bewusst waren, konnte ihnen nichts Unerwartetes passieren.

Ludd drängt sich noch immer so nah wie möglich an die zuckenden Flammen und die Furcht vor der Dunkelheit lässt ihn die Vorsicht und die Angst vor den Flammen vergessen. Die Wolken am Himmel ziehen weiter und geben Faeyris’ strahlendes Auge frei, das auf die Erde hinabblickt. Der Nebel hat die Lichtung nun sanft in seiner Umarmung umfangen und ohne es zu bemerken, schläft Liya ein, obwohl sie über Yoris Schlaf wachen wollte....

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Flöle am 26. Nov. 2002, 16:15 Uhr
Drei Punkte erscheinen am Horizont, sie kommen näher, und näher bis man erkennen kann, des es sich um Vögel handelt. Schließlich lassen sich diese vor den beiden Wanderinen nieder. Zwei schneeweiße Tauben, und ein Vogel aus dem Süden. An ihren linken Beinen trägt jeder einen zusammengerollten Brief, aus dünnem Papier.

"Eûna" steht auf dem einen; "Vater" auf dem anderen; und auf dem dritten in großen Buchstaben: "Riafinya"

Und in dem Brief mit der Aufschrift "Riafinya" steht folgendes:

Schwester, Riafinya, Liya, Feuergeküsste,

Nun hörte ich, dass du die Stadt verlassen hast, in den Süden reist, wo unsere Ursprünge liegen. Es ist nicht von Bedeutung, wer mir dies sagte, denn man kennt dich, und auch ich kenne manchen, der mir von dir zu berichten wusste.

Drei Briefe habe ich geschrieben, einen für Vater, der nicht verzweifeln soll, denn auch ich werde eines Tages heimkehren; und einen für Eûna, die ich liebte, doch nicht mehr lieben kann; und einen für dich, du hältst ihn in deinen Händen.

Nun ist es bald ein Jahr her, dass wir uns wieder fanden, inmitten einer Stadt, die unelbischer kaum sein könnte. Wir hatten uns vergessen, doch die Erinnerung an eine gemeinsame, wundervolle Kindheit, die lang zurück liegt, legte alte Gedanken frei, und ich war glücklich dich zu sehen. ER kam, und du schlugst IHN in die Flucht. Dann war Stille, denn viel beschäftigte mich, und noch weit mehr wohl dich. Es betrübt mich, das wir uns nicht mehr sehen konnten, denn vieles wollte ich dir so gerne noch sagen, doch nun muss dieser schlichte Brief genügen.

Ich hoffe, du wirst glücklich in den Wandernden Wäldern, denn ich nehme an, dass dein Weg dich dorthin führen wird. Erinnere dich nicht an die schlechten Tage, denn immer haben sie dich geliebt, die Schönste von allen, die mit den feuerroten Haare.

Wenn ich zurückkehre, dann wohl, so mag es sein, mit der Frau, die ich liebe, denn sie existiert, und ich bin glücklich. Und der Tag wird kommen, mögen die Götter ihn in ferner Zukunft geschehen lassen, dass ich, Flothemil Eornindo, den Platz einnehmen werde, den ich einnehmen muss, doch wir werden uns an diesem Tage wieder sehen, und du wirst meine Gemahlin kennen lernen. Ich freue mich nicht auf diesen Tag, denn er bedeutet mehr, als ich erahnen kann, doch unser Wiedersehen wird mir Mut geben.

Mögest du mir verzeihen, dass ich einst ungerecht zu dir war, und mich auf unsres Vaters Seite stellte; und als du gingst, hat niemand bittere Tränen vergossen als ich.

Die Hälfte meines Herzens gehört immerzu dir, geliebte Schwester, auf bald, und wenn es in den Hallen Sithechs sein wird...

Dein Bruder Flothemil,
der dich nie vergisst


Und wenn man den Vögeln die drei Briefrollen abgenommen hat, so werden sie von dannen fliegen, dorthin, von wo sie entsand wurden.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 27. Nov. 2002, 19:21 Uhr
Der Morgen zieht trüb und feucht herauf, so wie der Tag zuvor geendet hatte. Noch ehe die Dämmerung den Morgen angekündigt hatte, war Liya wach gewesen und in die Glut gestarrt, deren klägliche Reste nur die Ahnung eines Feuers überbrachten. Irgendwann mußte sie dann doch eingenickt sein, mit eiskalten Schultern und Händen, während Yori sich an an die Feuerstelle gedrückt in mehrere Decken gewickelt hatte. Aber auch sie schien zu frieren. Dennoch schlief sie ruhig.

Irgendwann wird die Nacht heller. Liya blickt in den Himmel, der noch immer grau und wolkenverhangen ist. Es würde auch an diesem Tag nicht heller werden als am vorherigen. Dann kneift sie die Augen zusammen. Drei Punkte erscheinen am Horizont, sie kommen näher, und näher bis sie erkennen kann, des es sich um Vögel handelt. Nichts aussergewöhnliches, doch dann erkennt sie zwei reinweiße Tauben, begleitet von einem dunklen, großen Vogel, dessen Art ihr fremd ist. Ja tatsächlich, begleitet. Die drei steuern zielgenau ihren Lagerplatz an, obwohl der Wald dicht ist und die Bäume sich an die Lichtung schmiegen.

Botenvögel? Bei den Göttern, wer... Voller Zutrauen lässt es die Taube, die sich am nächsten niedergelassen hat, zu, dass Liya ihr sanft über das Gefieder streicht, das so weiß ist wie frisch gefallener Schnee. Am linken Fuß des Vogels ist eine kleine Pergamentrolle befestigt, gerade so groß, dass sie das Tier nicht beim Fliegen behindert. Verdutzt trennt Liya die Nachricht ab und rollt sie auf.

Ihre Augen blicken ungläubig, Erkennen zuckt kurz auf. Sie drückt das Pergament an sich und ihre Augen werden feucht. Habe ich wirklich vergessen, dass ich einen Bruder habe?

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 01. Dez. 2002, 18:51 Uhr
Geräusche holten Yori langsam aus dem Schlaf und verkündeten ihr, dass Liya schon wach sein mußte. Mehrmals blinzelnd öffnet sie schließlich ihre Augen. Noch immer liegt sie völlig regungslos- nunja wenn man das Zittern ihres Körpers wegdenkt. Erst als Yori Liya ausmachen kann, hebt sie leicht den Kopf und pellt sich aus der Decke.
Ihre Glieder tun weh und sind ein wenig steif, von ihrer seltsamen Schlafhaltung. Die Decken sind ebenso feucht wie ihr Haar.
Als Yori schließlich ganz steht, lächelt sie Liya freudig an.
"Guten Morgen!" Dann hüpft sie anschließend mehrmals im Kreis um munter zu werden.
"Dir auch einen guten Morgen Pferd."
Nachdem die Diebin ihr seltsames Morgenritual beendet hat, bllickt sie zum Himmel. Es würde kein schöner Tag werden. Vermutlich ein typischer Vorbote des bald kommenden Winters. Ihr fröstelt bei den Gedanken, aber schiebt ihn dennoch weit in eine dunkle Ecke ihres Bewußtseins.
Erst jetzt betrachtet Yori Liya genauer und kann sehen, dass ihre Augen seltsam feucht sind.
"Was ist mit dir?" fragt sie vorsichtig nach. Yori fühlt sich unsicher, denn es war noch nie ihre Stärke gewesen auf andere einzugehen. Was das der Grund warum sie meist alleine reiste?
Sie geht einige Schritte auf Liya zu und wartet deren Reaktion ab.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 04. Dez. 2002, 10:36 Uhr
In ausgerechnet diesem Augenblick rührt sich Yori, öffnet die Augen und steht auf, um den Tag mit einem seltsamen Ritual zu begrüssen. Verstohlen wischt sich Liya über die Augen, um verräterische Spuren zu beseitigen. "Guten Morgen, Yori." Irgendwie bringt sie ein Lächeln zustande. "Es ist nichts, es ist nur sehr früh am Morgen. Es ist ja noch nicht einmal richtig hell." Geschäftig rappelt sie sich auf und streckt sich, aber der eisige Morgen lässt sie sich schnell die Arme um den Körper schlingen und nach einer Decke greifen. "Was möchtest du tun? wollen wir so bald wie möglich aufbrechen nach einem Frühstück? Was meinst du?" Wie schon am Abend zuvor legt sie Reisig auf die  erkaltete, schwarze Feuerstelle. Das Holz glänzt silbrig vom Rauhreif, der es überzieht. Dennoch genügt eine schnelle Handbewegung, um die Glut neu zu entfachen und bald strahlt das Feuer eine angenehme Wärme aus. Liya lächelt Yori entschuldigend an. "Ich habe leider nichts, womit ich Essen bereiten oder Wasser erwärmen könnte, somit wird es wohl kein anständiges Frühstück geben." Ludd hat sich zu den beiden gesellt und der Pferdeatem steht weiß vor seinen Nüstern.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 05. Dez. 2002, 21:23 Uhr
Yori ist sich ziemlich sicher, dass Liya nur von irgendetwas ablenken will, also beschließt sie nicht näher drauf einzugehen. Wenn Yori eins gelernt hatte, dann war es nicht zuviele Fragen zu stellen. Das konnte manchmal schlimme Folgen haben. Ein kurzes Grinsen huscht über ihr Gesicht als sie an so einige Verfolgungsjagden zurückdenkt, die sie in letzter Zeit hatte.
Als Liya die Decken zusammensammelt springt Yori zu ihr rüber.
"Laß mich dir helfen!" Ohne auf eine Antwort zu warten, packt sie mit an und hilft das Nachtlager weitgehens zusammenzuräumen.
"Ich denke je eher wir aufbrechen, desto mehr Weg haben wir hinter uns, wenn es wieder dunkel wird und Faeyris ihr Auge auf uns wirft."
Yori legt ihren Kopf schief und denkt nochmal über ihre Worte nach, so als überprüfe sie, ob sie richtig waren. Schließlich nickt sie bestätigend.
Verblüfft blickt sie auf das Feuer, dass Liya soeben aus dem Stehgreif gezaubert hat.

"Woah. Wo hast du denn sowas gelernt?" Fasziniert starrt Yori in die Flammen und dann zu Liya. Ihre Augen funkeln anerkennend, aber auch vom Lichtschein der Flammen.
Als Yori sich wieder beruhigt hat, verzieht sie ihr Gesicht. "Was hast du denn alles da? Ich könnte uns ein paar Stöcker holen und zu Spießen machen, so dass wir etwas warmes zu essen kriegen? Hier sollte genug brauchbares Geäst dafür rumliegen!"

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 09. Dez. 2002, 12:00 Uhr
Innerlich aufgelöst versucht sich Liya auf den Gedanken an gebratenen Speck und hartem Brot zu konzentrieren. Reiß dich zusammen und gewöhn dich daran, dass du von nun an Gesellschaft hast.

Kurze Zeit später liegt der würzige Duft des kargen Frühstücks in der Luft, aber dennoch fühlen sich die beiden danach satt, der würzige, schwache Wein tut sein übriges und wärmt von innen. Dann sind Decken und sonstiges auf Ludd's Rücken verstaut. Beide können sie nicht auf seinem Rücken reiten und so beschließen sie, sich abzuwechseln oder beide zu laufen. Selbst zu Fuß sollte das Gasthaus leicht bis zum Nachmittag zu erreichen sein.

Obwohl der Tag alles andere als freundlich beginnt kommen sie doch gut voran und Yoris unablässiges Geplapper bringt Liya zum Schmunzeln. Schließlich beschließt sie, dass es doch keine schlechte Entscheidung war, der Reisebegleitung zuzustimmen, obwohl sie kein Wort über Art und Dauer dieser Gemeinschaft verloren hatten. Yori schien ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit nicht unbedingt ehrlichen Taten zu verdienen, aber sie kam weit herum und erzählt mit leuchtenden Augen von den Ländern im Osten, dort, wo einstmals die Drachen auf die Menschen trafen und wieder packt Liya leichte Wehmut beim Gedanken an die Heimat.

Als am späten Nachmittag die Schatten Gestalt annehmen zwischen den Bäumen und den Wald in ein düsteres Zwielicht taucht, erreichen sie einen gefestigten und scheinbar oft genutzten Weg, der laut der Karte direkt zum Schwarzen Stute führen mußte. Der arme Ludd scheint müde und Liya gräbt ihre Hand in die dichte Ponymähne.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 09. Dez. 2002, 22:36 Uhr
Allmählich scheint Liya sich mit der Reisebegleitung abzufinden. Zumindest hatte es für Yori den Anschein. Anfangs hatte die Elfe kaum etwas gesagt oder eine Regung gezeigt, doch während ihres Marsches kamen sie des öfteren ins Gespräch und sogar Liya erzählte von sich- wenn auch zögerlich.
Es fiel Yori auch auf, dass Liya Geschichten von ihren Reisen gerade zu aufsagte und so redete sie den ganzen Vormittag frei weg.
Die meiste Zeit gingen sie damit sie ein gleiches Schritttempo hatten und Ludd nur das Gepäck tragen mußte.
Selbst als es Mittag wurde zeigte die Sonne sich nicht. Ab und zu schien sie durch die Wolkendecke, aber die Strahlen waren ohne Wärme, sondern ließen das Grau noch tiefer wirken, welches den Himmel bedeckte.
Um die Mittagszeit herum hatten sie kurz eine Rast eingelegt um etwas zu essen und waren denn weitergereist. In dieser Zeit war Yori etwas ruhiger geworden und hatte nur ab und zu weitererzählt.

Sowohl Liya als auch Yori waren die Erleichterung anzusehen, als sie auf einen Weg stoßen. Endlich brauchten sie nicht mehr auf das Gehölz des Waldes und den unebenen Boden dort achten.
Sowohl die beiden Reisenden als auch das Pony waren erschöpft und schleppten sich nur mühselig vorwärts. Doch trotzallem kamen sie nun schneller voran, denn Bäume versperrten ihren Weg nun auch nicht mehr.
"Ich hoffe, dass wir endlich bald ankommen. Diese Waldreisen bringen mich nochmal um. Kann denn niemand dort mal aufräumen."
Mit einem unglücklichen Lächeln schaut Yori an sich runter. Überall hingen Pflanzenreste und waren Flecken. Auch in Ludd`s Schweif und Mähne war allerhand Blattwerk und Geäst zu sehen.

Weitere Stunden vergingen und mit jeder wurden die Reisenden müder und erschöpfter.
Doch war dort nicht in der Ferne schon der Umriss eines Hauses zu sehen?
"Liya?" Ohne drauf zu achten ob die Elfe zu Yori guckte, deutete die Diebin mit der Hand nach vorne.
"Ist das Liedberg?" Erst jetzt dreht sich Yori zu Liya und blickt diese erwartungsvoll an.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 12. Dez. 2002, 08:35 Uhr
"Endlich. Nein, das ist nicht Liedberg, bis dorthin haben wir noch eine Tagesreise vor uns. Das dort ist die Schwarze Stute." Sie wirft einen Seitenblick auf Yori, aber sie zeigt keine Reaktion. "Vielleicht ist es angebracht dir vorher zu sagen, was uns dort vielleicht erwarten könnte. Wenn wir Glück haben, dann werden wir dort sehr gut essen und eine Nacht in herrlich weichen Betten verbringen. Allerdings treibt sich dort oftmals finstres Volk herum, auch wenn du dort den ein oder anderen Edelmann sehen wirst. Aber die kommen sicher nicht zum essen hierher, wenn du verstehst."

Trotz dieser Aussichten tut es gut den warmen Feuerschein durch die Fenster fallen zu sehen, während der Wald dunkler und dunkler wird. Am Haus angekommen macht Liya Ludd fest und wendet sich dann zu Yori um. "Fertig?"

Titel: Zurück aus der schwarzen Stute...
Beitrag von Liya am 17. Jan. 2003, 13:13 Uhr
Der Weg bis zur Hauptstraße ist beschwerlich, denn der Schnee liegt kniehoch. Liya runzelt die Stirn, denn es ist merklich anstrengend, sich durch den Schnee vorzuarbeiten, obwohl sowohl Yori als auch Ludd sichtlich Freude an dem kalten Weiß haben. Der Schnee schmilzt sich in Kleidung und Stiefel und nach kurzer Zeit ist Liyas Kleid bis zu den Oberschenkeln nass und klebt und behindert zusätzlich.

Aber das Wetter ist wirklich herrlich. Der Himmel erstreckt sich wie ein Ozean aus hellem Blau über die weiß-dunklen Wipfel der Bäume und die Sonne zaubert kleine Kristalle überall in den Schnee.

Nach einer kleine Ewigkeit taucht endlich die große Straße vor ihnen auf. Und tatsächlich waren auf ihr schon früh am Tag Wagen durchgekommen, so dass der Schnee hier festgetreten und auch von der Straße geschoben ist.  Liya atmet hörbar auf.

"Wenn das Wetter und die Straße das halten, was sie gerade versprechen, dann sollten wir heute, wenn wir zügig gehen, bis nach Liedberg kommen." Sie betrachtet skeptisch den Himmel, aber dieser spannt sich weit und blau über ihren Köpfen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 17. Jan. 2003, 20:31 Uhr
Immer wieder tobt Yori durch den Schnee und bewirft Ludd, der dies ab und zu mit einem Wiehern erwiedert und am liebsten auch lostoben würde, wenn ihn Liya nicht am Zaumzeug führen würde.
Doch irgendwann sind ihre Sachen teilweise nass und es wird ihr kühl, so dass sie beschließt sich lieber nicht mehr soviel durch den Schnee zu wälzen.

Von Zeit zu Zeit blendet die Sonne so stark, dass Yori ihre Hand vor Augen halten muß, um überhaupt etwas sehen zu können.
Der Schnee wirkte nicht nur weiß, sondern fast schon rein, denn nur selten war die Schneedecke durch Fußspuren oder dergleichen zerstört oder verunreinigt.

Kaum hat Liya ihre Bedenken ausgesprochen läuft Yori einige Schritte und spingt im Kreis umher.
"Das Wetter ist heeeeeeeeerrlich." ruft sie laut in die Gegend hinaus und blickt dann kichernd zu Liya.
"Ich denke schon, dass wir das schaffen sollten. Das Wetter ist einfach super und wir haben einen Weg vor uns."

Gegen Mittag beschließen die beiden eine Pause zu machen. Ein Stück des Waldes war hier in der Nähe des Pfades und man konnte deutlich spüren abzweigen sehen. Yori wirft einen verwunderten Blick in Richtung Wald aber kümmert sich nicht weiter darum.
"Da!" schreit sie plötzlich und zeigt mit ihrem Finger nach vorne. Kaum guckt Liya in ihre Richtung, läuft Yori auch schon los und hüpft auf einer Stelle, als sie eine Art Picknickplatz gefunden hat.
Vermutlich hatten sich hier Reisende des öfteren eine Verschnaufpause gegönnt.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 18. Jan. 2003, 22:48 Uhr
Tatsächlich mußten schon früh am Morgen Leute hier gewesen sein. Der Schnee ist festgetreten und Abdrücke weisen auf Decken und Schlafsäcke hin. Liya schaudert bei dem Gedanken, eine Nacht bei dieser Eiseskälte im Wald verbringen zu müssen, aber möglicherweise waren es Wesen gewesen, denen die Kälte nicht so viel ausmachte wie den Menschen. Während Yori durch den Schnee tobt - Sogar sie muß doch irgendwann einmal müde werden..? - sucht Liya Äste zusammen, die sie aufeinander schichtet. Obwohl das Holz nass und gefroren ist, beginnt es zu brennen, als die Elfe ihre Hände darüber hält. Zufrieden betrachtet sie einen Moment die Flammen, dann öffnet sie den Sack, der an Ludd's Sattel hängt und zerrt einige Handvoll Heu heraus, über das sich das Pony auch sofort hermacht.

Nachdem sie etwas des Proviants ausgepackt hat, ist es auch nicht mehr nötig Yori herzuwinken und so gibt Liya ihr Schinken und Brot, ehe sie auch den Weinschlauch aus dem Gepäck löst. Sie beobachtet Yori, wie diese sich über das Mittagessen hermacht, dann bricht sie das Schweigen. "Was war eigentlich heute Nacht? Hattest du Erfolg?"

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 19. Jan. 2003, 18:38 Uhr
Während Liya das Feuer entzündet läuft Yori weiterhin vergnügt durch den Schnee und bewirft immer wieder einen Baum, der ihr als Zielscheibe dient.
Irgendwann wird ihr dies jedoch zu langweilig, so dass sie zu Liya zurückkehrt. Diese hatte gerade das Essen aus den Satteltaschen geholt und gibt Yori sowohl vom Brot als auch vom Schinken etwas.
Beide essen eine Weile schweigend, doch dann ist es an Liya dies zu unterbrechen.

Yori zuckt deutlich bei dieser Frage zusammen und verschluckt sich erst einmal ordentlich. Nachdem sie einigermaßen wieder Luft kriegt, setzt sie ein unschuldiges aber gleichzeitig auch betrübtes Lächeln auf.
"Nun ja... " beginnt Yori drucksend.
"Also da war ja dieser Mann und ich war auch bei ihm im Zimmer... und... also..."
Yori läßt ihre Schultern hängen und blickt dann zu Liya. Ihre Augen sind groß wie die eines Kindes, das um Verzeihung bittet.
"Der Kerl hat mich erwischt. Ich hab gedacht, dass er schläft, aber er hat nur so getan." Etwas missmutig blickt Yori die Elfe von sich an, aber sie scheint nicht wirklich sauer auf die Diebin zu sein.
Erleichtert fährt Yori fort. In ihrer Stimme schwingt anfangs ein grimmiger Unterton mit, der dann aber abflacht.
"Naja und dann hat mich dieser Lüstling erst angemacht und auf sein Bett geworfen. Aber dann plötzlich einfach losgelassen und meinte ich solle gehen. Er hat nichts gemacht, aber schien mir irgendwie seltsam drauf zu sein."
Yori zuckt kurz mit den Schultern, so als sei die Sache nun abgehackt und sofort vergessen und beißt dann in ihr Brot.
Sich wieder zu ihrem Zielbaum umschauend kaut sie genüßlich das Essen und verhält sie wie ein kleines Kind, das gerne spielen möchte, aber noch aufessen muß.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 23. Jan. 2003, 10:11 Uhr
Liya verschluckt sich fast an einem Stück Schinken. "Er hat dich angemacht? Du lieber Himmel, Yori! Du weißt selbst, was mit Dieben geschieht und du weißt, dass niemand viel Aufhebens darum gemacht hätte, wenn er dich..." Sie will den Gedanken nicht aussprechen. Bei den Göttern, wie naiv muß man sein, um sich über die Tatsache aufzuregen, dass er sie auf das Bett geworfen hat... was wohl bei jedem anderen Kerl passiert wäre, der ein Mädchen nachts in seinem Zimmer beim klauen erwischt, darüber will ich gar nicht nachdenken. Ihre Achtung vor dem Fremden, der ihr so bekannt vorkam, steigt einen unsinnigen Moment lang. Aber er würde schon seine Gründe gehabt haben. Aber Yoris Aufmerksamkeit liegt schon wieder bei dem Baum, den sie vorhin mit fast kindlichem Eifer mit Schneebällen beworfen hat. Liya schüttelt unmerklich den Kopf und es ist ihr ein Rätsel, wie ein Mädchen wie Yori so lange unbeschadet allein unterwegs sein konnte. Ein Verdacht kommt in ihr auf, der Verdacht, dass Yori vielleicht gar nicht die selbstständige Diebin ist, für die sie sich ausgibt.

Ehe Yori sich wieder zu sehr in ihre Beschäftigung mit dem Schnee vertiefen kann, beginnt Liya sich für die Weiterreise fertig zu machen. Sie hat wirklich keine genaue Ahnung, wie weit es noch bis Liedberg sein mußte und es ist besser gleich aufzubrechen als zu spät. Ludd scharrt ungeduldig im Schnee, bis die kleine Gruppe sich schließlich auf das nächste Stück des Weges begibt.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 27. Jan. 2003, 23:53 Uhr
Der Weg nach Liedberg offenbart sich weiter als erwartet. Wenn Liya schon der Meinung war, dass reiten anstrengend ist, dann ist sie spätestens am Abend, als zwischen den hohen Tannen die Lichter von Liedberg auftauchen, eines Besseren belehrt. Selbst Yori scheint sich verausgabt zu haben. Den Nachmittag über war sie noch immer herumgetollt wie ein junges Pferd, so dass Liya mit den Gedanken die meiste Zeit allein war. Und sie war froh darüber. Langsam aber sicher hatte sie die Hälfte des Weges hinter sich gebracht und die Ungewissheit über das, was sie in ihrer Heimat erwartete, nagt mit stetem Zahn an ihr. Sie hat den Traum nicht vergessen, der ihr in der letzten Nacht einen Besuch abgestattet hatte und immer und immer wieder ruft sie sich die Bilder und Empfindungen ins Gedächtnis, die sie in diesem Wald, an dieser Quelle verspürt hat.

Gegen Abend hatte der Wind zugenommen und Wolken mit sich gebracht, die er wie eine Herde störrisches Vieh über den Himmel trieb. Dann war es dunkel geworden. Und noch immer heult der Wind zwischen den Bäumen und wirbelt den Schnee der Vornacht auf. Liyas Blick wandert besorgt zum Himmel. Keine Sterne sind dort zu sehen, nur dann und wann eine bleiche Mondsichel, die hinter grauschwarzen Wattebäuschen hervorblinzelt. Und etwas ist in dem Wind, das sie unabhängig von Kälte und Frost zittern lässt.

Liedberg erweist sich als eine freundliche kleine Stadt, eingebettet zwischen sanftgeschwungenen, bebaumten Hügeln, und sie sitzt dort, als wäre diese Talmulde für sie gemacht worden. Die einzige Taverne der Ortschaft ist dank ihrer hellerleuchteten Butzenglasscheiben leicht auszumachen und so überlassen Yori und ihre Begleiterin Ludd dem angebauten Stall, wo er vor der ärgsten Kälte geschützt ist und sich auch sogleich über das Heu hermacht, mit dem die Krippen gefüllt sind.

Die Wärme, die den beiden entgegenschlägt, als sie die Türe des Gasthauses öffnen, ist gleichzeitig erstickend und willkommen zugleich. Liya massiert die langen Finger, nachdem sie sich an einem Tisch in der Nähe des buntgemusterten Kachelofens niedergelassen haben. Yori streckt sich wie eine Katze und genießt die Wärme sichtlich. Die Wirtsleute sind zwei pausbäckige Mogbars und sie sind sehr angetan von dem weitgereisten Besuch. Sie drängen auf Neuigkeiten aus Talyra und lächelnd gibt Liya einige Geschichten zum Besten, die nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Wie sollten sie das auch? Und sie ist dankbar, als Yori das Gespräch übernimmt und die beiden mit allen möglichen Scherzen zum Lachen bringt. Irgendwann lässt sie sich ein Kartenspiel geben und führt Tricks vor, die teilweise wirklich verblüffend sind.

Liya kann nicht sagen, ob das Starkbier schuld ist, als ihr Blick seltsam unscharf wird. Sie kneift mehrmals die Augen zusammen und öffnet sie wieder, aber der Eindruck bleibt: Aus dem Feuer des Kamins scheinen sie zwei Augen anzustarren, Wolfsaugen. Wenn ihr eben noch angenehm warm war, so treten jetzt kleine Schweißperlen auf ihre Stirn und mit einer fahrigen Bewegung streicht sie das feuerrote Haar aus dem Gesicht. Dann ist der Moment vorbei und die Scherze ihrer Tischgesellen klingen wieder laut und klar und aus nächster Nähe an ihre Ohren, obwohl sie einen Augenblick vorher noch das Gefühl hatte unter Wasser zu treiben. Sie ist dankbar, dass niemand darauf aufmerksam geworden ist. Die Müdigkeit.. selbst Elfen müssen ruhen.. und hast du gedacht, das wäre ein Spaziergang mitten im Winter? Fast muß sie über sich selbst den Kopf schütteln, ehe ein Gefühl durch ihr Innerstes fährt, so dass sie sich mit aller Gewalt beherrschen muß, um sich nicht zu krümmen wie unter einem fürchterlichen Schmerz. Ihr Blick verschwimmt und dann ist da diese Stimme in ihrem Kopf, so alt, so vertraut, wie ein Teil ihrer Gedanken.

"Ayis miat englorior... die Sternenkinder ziehen zum Horizont... "

Sie ringt nach Luft und nimmt nur am Rande Yoris besorgtes Gesicht wahr, fühlt nur am Rande, wie Yori ihren Arm ergreift. Und dann weiß sie mit unerschütterlicher Gewißheit, dass Niniane etwas zugestoßen ist.. die Waldläuferin, ihre Freundin, Teil ihrer Vergangenheit. Die Empfindungen strömen durch ihren Geist und sie gibt den Versuch auf, sich dagegen zu stemmen.

Îhioris Linnes ten Lyres, mari yi te Vendis, valon yi t'Ayantis îr shyad yi t'Anar...

Und ein Name erklingt wie das helle Läuten einer Glocke in ihrem Kopf: Yuna. Dann ist es still und Liya lässt sich dankbar in die Dunkelheit fallen, die sie sie mit willkommener Leere empfängt.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 28. Jan. 2003, 00:22 Uhr
Yori ist mehr als nur froh, als sie endlich die Wärme der Taverne umfängt und sie die Kälte draußen und somit hinter sich lassen kann.
Anfangs hatte ihr es keine Schwierigkeiten gemacht umherzuwandern, aber je länger sich die Stunden hinzogen, desto erschöpfter war auch Yori. Wie genau sie bis hierher gekommen ist, hätte sie beim besten Willen nicht sagen können. Aber Yori war heilfroh das sie es geschafft hat.

Eine ganze Weile unterhält sich Yori mit den Tavernenbesitzern und zeigt ihr Können. Sehr zum Wohlgefallen, der beiden Mogbars.
Plötzlich scheint Liya jedoch etwas abwesend.
"Was ist mit dir?" wendet sich die Diebin an Liya. Es folgt keine Reaktion. Die Elbe starrt weiterhin in die Flammen. Auch als Yori sie am Arm fäßt kommt keinerlei Reaktion von Seiten Liyas.
Ratlos blickt Yori zu den beiden Mogbars, aber deren Gesichter verraten ebenso, dass sie keine Ahnung haben, was hier los ist.

Gerade will Yori sich wieder Liya zuwenden, als sie aus den Augenwinkeln wahrnimmt, wie die rothaarige Frau in sich zusammensackt. Sofort hält Yori Liya fest und lehnt sie leicht gegen sich.
"Liya? Ey, was wird das?"
Yori weiß nicht sorecht was sie tun soll. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie wußte nicht was Liya hatte und eigentlich schien es auch nicht so, als wenn sie krank war.
"Wir brauchen ein Bett... und jemanden der Liya dort hinträgt!"
Yori hätte das Gewicht von Liya, obwohl diese weiß Shenra nicht schwer war, beim besten Willen nicht tragen können.

Schließlich befindet sich Yori zusammen mit Liya in einem kleinen, etwas muffig riechendem Zimmer. Mit einem nassen Lappen wischt Yori Liya immer über die Stirn. Was auch immer mit der Elbe war, es schient nichts gutes zu sein. Zumindest war ihr Gesichtsausdruck irgendwie angespannt. So als kämpfe sie in Gedanken oder auf einer anderen Ebene einen inneren Kampf.

Es ist schon spät in der Nacht als Yori ihre Augen nicht mehr offen halten kann und auf ihrem Stuhl sitzend einschläft. Hände und Kopf befinden sich zu Liyas rechten auf dem Bett.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 09. Apr. 2003, 22:09 Uhr
Die Tage in Liedberg verschwammen mit den Nächten zu einem dämmrigen Grau, während die Zeit verging und mit ihr der Schnee. Yori hatte sich in der Taverne nützlich gemacht, als den beiden das Gold ausging und das Mogbar-Ehepaar waren über die Hilfe mehr als dankbar gewesen. So klein Liedberg auch sein mochte, scheinbar hatte es zu diesem Julfest alles Volk aus dem Umland hierher gezogen und der Gastraum war jeden Abend gut gefüllt gewesen.

Der Zusammenbruch hatte Liya einige weitere Tage der Errinnerung gekostet und sie hatte sie in einem der Gastzimmer verbracht, während sie abwechselnd die Wand angestarrt oder geschlafen hatte. Immer wieder hörte sie das Heulen des Wolfes, es hallt in ihrem Kopf wieder und wieder, wie ein nimmerwollendes Echo. Yori hatte sich rührend um sie gekümmert, aber die Elfe hatte jedes Essen mit entschlossener Gleichgültigkeit verweigert. Eines Morgens erwachte sie, das Julfest mußte lang vorüber sein, von schwachen Sonnenstrahlen, die durch die graue Dämmerung ins Zimmer fielen und der alte Wille war wieder da. Und das Bewußtsein, dass, was auch immer geschehen sein mochte, nun ausgestanden war und wieder in Ordnung.

Sie war aufgestanden, hatte sich gewaschen, angezogen und war durch das noch stille Gasthaus hinausgeschlichen. Liedbergs Dächer waren von einer Schicht aus blütenweißem Schnee überzuckert gewesen, aber der Wind war nicht mehr so schneidend kalt wie zu Beginn ihrer Reise. Sie hatte den Stall betreten und Ludd hatte seine warmen, feuchten Nüstern in ihre Handfläche gegraben, während die dunklen Augen sie besorgt zu mustern schienen. Seit diesem Tag war sie nun wieder auf den Beinen und mit jedem Sonnelauf wurde ihr das eigentliche Ziel und der Grund ihrer Reise wieder bewußter. Es wäre ein Leichtes gewesen in Liedberg zu bleiben. Yori fühlte sich hier so wohl, es schien ihr zu einer Art zuhause geworden sein und die Mogbars hatten sie wie eine Tochter in ihr Herz geschlossen. Es tat Liya weh, dass der Aufbruch nun bald und unabwendbar bevorstand.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 14. Apr. 2003, 16:16 Uhr
Ihre Reise ins Nirgendwo hatte durch Liyas Zustand ein jähes Ende gefunden. Den ganzen Winter über hatte Yori in Liedberg verbracht und das obwohl es sie sonst immer drängte weiter zu ziehen. Hier aber war es anders gewesen. In der Zeit wo Liya bewußtlos war, hatte Yori angefangen sich nützlich zu machen und ihre Zeit immer damit verbracht den Leuten, denen das Gasthaus gehört, zu helfen wo es nur ging.
Obwohl die beiden Mogbars ein Stück kleiner als Yori waren, so hatte sie doch immer wieder das Gefühl, dass sie fast eine Familie gefunden hatte. Die beiden Wesen kümmerten sich liebevoll um sie- aber auch um Liya und ließen sie den ganzen Winter bei sich. Selbst in den Zeiten, wo das Gasthaus zu bersten drohte.

Als Liya irgendwann erwacht war, hatte Yori sich richtig befreit gefühlt. Es war fast so gewesen, als wäre ihr eine Last von den Schultern gefallen, denn obwohl sie Liya noch nicht wirklich lange gekannt hatte, waren die beiden doch recht gut befreundet.

Das etwas in Liya vorging war Yori Diebesaugen nicht entgangen. Sie fragte sich, was es war, dass Liya so viel Kummer bereitete. Aber da die Elfin immer mehr Zeit mit Ludd verbrachte, war dies eigentlich nicht schwer zu erraten. Yori spürte den Reisedrang in Liya, aber komischerweise nicht mehr in sich selber.

Schließlich fast sich Yori ein Herz und tritt an Liya heran, welche gerade damit beschäftigt ist Ludd zu striegeln.
"Ich... irgendwas ist mit dir oder?" beginnt Yori vorsichtig. Wohl wissend, dass man ihr ansehen konnte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte.
Ihr sonst so fröhliches Gesicht wirkt traurig.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 24. Apr. 2003, 13:20 Uhr
Staub und Haare kitzeln Liya in der Nase, während sie in gleichmässigen Zügen über Ludds Fell streicht. Der Braune hatte sich über den Winter einen beachtlichen Bauch angefressen und schaut ihr jetzt mit zufriedenen Augen bei der Arbeit zu. Es ist offensichtlich, dass er genießt, was ihm sein Vorbesitzer wohl nicht allzu oft zukommen ließ.

Leise Schritte kündigen an, dass jemand in den Stall gekommen war und dann tritt Yori neben die beiden und streichelt Ludds weiche Nüstern. Ihr Gesicht wirkt bekümmert, als sie das Wort an Liya richtet.

Liya lässt die Hand sinken und überlegt einen Moment. Dann blickt sie Yori ernst ins Gesicht, während die Linke einzelne Ponyhaare aus dem Striegel zupft. "Der Winter geht vorüber und Liedberg ist wirklich ein schönes Städtchen... Du scheinst dich hier wohl zu fühlen.. heimisch. Und ich wünschte, ich könnte sagen, auch ich finde hier ein Zuhause." Sie hält einen Moment inne um Yoris Reaktion abzuwarten. "Du weißt selbst, dass dieser Ort nicht Ziel meiner Reise war. Und ich fürchte, es ist an der Zeit weiterzuziehen. Der Frühling kommt und ich möchte die Wälder meiner Heimat sehen, noch ehe der Schnee völlig getaut ist. Ich werde schon sehr bald aufbrechen, Yori, möglicherweise schon morgen. Und ich wollte dir sagen, dass du, wenn du es nicht möchtest.. dass es nicht nötig ist, diesen Ort zu verlassen, an dem du dich so wohlzufühlen scheinst."

Sie blickt der jungen Diebin erwartungsvoll entgegen und sie ist sich keineswegs sicher, wie deren Entscheidung ausfallen wird.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 02. Juni 2003, 08:21 Uhr
Es war für Yori gewiß keine leichte Entscheidung gewesen und Liya hatte ihr angesehen, welchen Kampf sie in ihrem Inneren gekämpft hatte.
Letzendlich hatte aber doch die Reiselust gesiegt. Liya schien erleichtert aber auch ein wenig verunsichert was das Ergebnis betraf. Yori hatte jemanden gefunden, bei dem sie sich nach langer Zeit der Reise wohl fühlte und auch die Mogbars zeigten sich sichtlich traurig, als sie davon erfuhren, dass Yori wieder aufbrechen würde.
Aber Yori ging nicht einfach. Sie versprach dem Ehepaar, dass sie wann immer sie in der Gegend vorbeikommen würde, sie besuchen würde. Oder natürlich einfach mal so ein paar Tage hier verleben.

Kaum hatte sich Yori die Entscheidung abgerungen wurden auch schon die Sachen gepackt. Der nächste Tag würde der des Aufbruchs sein. Das Wirtsehepaar hatte für die beiden Frauen und auch für Ludd ordentlich Proviant zusammengesucht und diesen mit einem Lächeln und vielen mahnenden Worten, was Gefahren betraf übergeben.
Früh am nächsten Morgen machten sich die drei Gefährten schließlich wieder auf den Weg. Der Abschied war nur kurz, aber trotzdem beklemmend. Dennoch kam auf dem einen oder anderen Gesicht ein Lächeln zustande, denn  man hatte sich ja versprochen, dass man sich wieder sehen würde.

Der Beginn der Reise verlief schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher und keiner wollte den anderen dabei stören. Doch bereits gegen Mittag heiterten sich die Gemüter auf und die trüben Gedanken an den Abschied waren verdrängt- aber nicht vergessen. Yori zeigte sich wieder mit ihrer kindlichen Neugier und betrachtete entsprechend ihr Umland, während Liya gemeinsam mit Ludd stets auf den Wegen ging und Yori von Zeit zu Zeit ermahnte, dass sie aufpassen solle.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 03. Juni 2003, 09:49 Uhr
Ein Sonnenlauf verstreicht, während das Larisgrün wie ein dunkler Ozean voller goldener Sonnenstrahlen an der kleinen Truppe vorbei zieht. Ja tatsächlich, manchmal beschleicht Liya das Gefühl, als würden nicht sie sich bewegen, sondern die alten, hohen Bäumen zu ihrer Linken und ihrer Rechten. Die Anhöhe, auf der Liedberg liegt senkt sich langsam aber stetig zum letzten sanft geschwungenen Tal, ehe die Landschaft in die Ausläufer der Erikarberge übergeht und ermöglicht so den Blick auf die Berge in den Süden, wenn die Bäume weit genug beiseite treten um die Sicht in die Ferne freizugeben. Hin und wieder zweigen Wege und Pfade von der Straße ab. Manche nicht mehr als ein Wildwechsel, andere ausgetretener und gut erkennbar. Irgendwann erreicht die Reisegruppe eine kleine Kreuzung, die diesen Namen eigentlich nur wegen dem verwitterten Holzschild verdient, das mit brüchigen Buchstaben die südliche Richtung als "Erikarberge" ausweist. Ein kleiner Unterstand, kaum mehr als ein windschiefer Schuppen ist hier errichtet und die Spuren darin deuten darauf hin, dass schon andere, die vor ihnen hier durch kamen, diesen als Unterschlupf bei Nacht und Wetter benutzt hatten. Obwohl die Sonne noch am Himmel steht ist es zwischen den hohen Bäumen schon dämmrig und so beschließen sie ihren Weg morgen in südlicher Richtung fortzusetzen. Kaum dass Ludd seine Traglast los ist springt er auch schon bockend über die kleine Waldwiese, die den Schuppen umgibt, um sich dann ausgiebig im nadeligen Boden zu wälzen und sich über das frisch sprießende Gras herzumachen. Yori macht sich derweil daran ein Feuer zu entfachen, während Liya den Proviant begutachtet, den die Mogbars ihnen so großzügig mit auf den Weg gegeben hatten. Räucherfleisch, Zwieback und Winteräpfel duften verlockend, während die ersten Flammen wärmend und rotgolden auf der Feuerstelle zucken.

Verstohlen betrachtet Liya ihre Begleiterin, während diese sich über das Abendmahl hermacht. Sie hat deutlich an Gewicht zugelegt und wirkt um einiges kräftiger als am Anfang, als die beiden sich das erste Mal begegneten. Kein Wunder bei so fürsorglichen Gastgebern. Ein wehmütiges Lächeln überzieht ihr Gesicht als sie an das warme Kaminfeuer zurückdenkt, welches sie vor nicht einmal einem Tag zurückgelassen hatten um weiterzuziehen. Es fror zwar nicht mehr aber es war doch noch empfindlich kalt über Nacht. Aber auch daran hatte die betagte Mogbardame gedacht und die beiden mit mehreren zusätzlichen dicken Woll-  und sogar zwei federgefüllten Steppdecken versorgt, die die Kälte des Bodens abhalten sollten. Der Met, den sie in dicken Weinschläuchen an Ludds Bauch vorgefunden hatten tut sein übriges, um auch die Stimmung der kleinen Gesellschaft zu erwärmen. Und während Füchse und anderes Waldgetier leise rascheld durchs nächtliche Gehölz ziehen, fällt Yori schließlich nach allerhand Schabernack in eine tiefen, ruhigen Schlaf, während Liya mit geschlossenen Augen leise vor sich hin döst.

Der Wald ist still, zu still, als Liya hochschreckt. Irgendetwas war hier, schlich am Rande der kleinen Wiese entlang, gerade immer so, dass der Lichtschein des ersterbenden Feuers nicht ausreicht um den nächtlichen Besucher zu enttarnen. Der zunehmende Mond war längst untergegangen und die stillsten und dunkelsten Stunden der Nacht waren bereits angebrochen, stellt die Elbe nach einem kurzen Blick fest. Ihre scharfen Augen suchen die Schwärze ab, die sich tagsüber das Gewand von Bäumen anlegt. Und dann bleibt ihr Blick an einer Bewegung hängen. Etwas tritt aus dem Wald hinaus, ein großer Schemen löst sich und tritt langsam und mit erhobenem Kopf auf die Lichtung um dort zu verharren. Liyas Augen weiten sich und sie hält den Atem an.

Es ist ein riesiger, silbrig schimmender Wolf, der sie aus leuchtenden Bernsteinaugen genaustens zu mustern scheint.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 12. Juni 2003, 23:25 Uhr
Liya versteift und blickt dem riesigen Tier entgegen, das dort leuchtend hell wie der volle Mond am Nachthimmel auf der Lichtung steht. Ihre Hände suchen im feuchten Gras nach einer Waffe und ihre Sinne tasten dem Tier vorsichtig entgegen. Aber so sehr sie auch sucht, von der Wölfin - und sie weiß dass es ein Weibchen ist - geht keine Bedrohung aus. Der Blick aus den goldenen Augen liegt ruhig auf ihr, abwartend, fast auffordernd. Und ein seltsames Erkennen kommt in Liya auf, ein Gefühl der Vertrautheit und langsam, so sacht wie Morgennebel erklingt eine Stimme in ihrem Kopf, umschmeichelt ihre aufgebrachten Gedanken und beruhigt ihr rasendes Herz.

Errinnerst du dich an den Wald,
den dunklen Wald bei Nacht?
Errinnerst du dich an das Lager,
das Lager der sterbenden Mutter,
aus dem du mich bargst,
weil die Götter es so wollten?

Errinnerst du dich an die, die dein Herz berührten,
wann immer sie dir ihre Gedanken offenbarten?

Errinnere dich an den Dämonen,
der dir Kleidung gab,
errinnere dich an die Kinder,
die Kinder mit der geschuppten Haut,
errinnere dich an die goldenen Augen,
welche die Sonne über dir waren,
wenn der Mond unterging,
errinnere dich an die Flügel,
die sie niemals zeigt,
errinnere dich... errinnere dich...


Leise plätschernd wie eine Quelle, dann stärker fließend wie ein kleiner Bach dringen Bilder in ihre Gedanken und Erkennen macht sich auf ihrem erstaunten Gesicht breit, als sie das zarte Fell des Wolfswelpen auf ihrem Arm und an ihrem Gesicht zu spüren meint und die klugen, goldenen Augen des kleinen Wesens zu sehen glaubt, die sie unschuldig und doch so wissend anblicken. Es ist so lange her und doch war es erst gestern... Ihre Fingerspitzen streichen vorsichtig über die hellen roten Linien, die Schultern und Arme überziehen, kaum zu sehen, verblasst, beinahe vergessen.

Eine Bewegung am Rand ihres Blickfelds reißt sie aus dem Bann, in dem sie versunken war.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 15. Juni 2003, 21:22 Uhr
Wirre Träume hatten sie im Schlaf aufgewühlt. Obwohl sie lange Zeit still lag, so zuckte ihr Gesicht doch unabläßlich. Jetzt wo sie die Augen aufhatte, konnte sich Yori nicht mehr als die winzigste Kleinigkeit erinnern. Alles was sie noch von diesem Alptraum weiß, ist das er schrecklich war. Seltsame Gestalten waren darin... Wesen die sie noch nie vorher gesehen hatte.
Yori streicht sich mit dem Zipfel einer Decke den Schweiß von der Stirn.

Als sie wieder aufblickt sieht sie Liya, die dort einige Schritte von ihr gehockt sitzt. Im ersten Moment scheint sie keine Notiz von Yori zu nehmen, doch dann zuckt sie kurz zusammen und blickt sich zu der Diebin um.
Kaum erspäht Yori, dass was sich dahinter befindet springt sie auf und greift nach dem erstbesten was sie finden kann- ihre Decke.
"Liya paß auf, da is ein Wolf!"

Kaum hat Yori ihre Worte geschrien, macht sie ein verdutztes Gesicht. Liya hatte scheinbar schon länger dort gesessen und der Wolf schien auch keine Anstalten zu machen irgendwen der beiden anzugreifen.
Mit einem Stirnrunzeln betrachtet Yori plötzlich die Decke in der Hand und zieht diese langsam mit rotem Kopf hinter den Rücken.
"Kennst du das Tier?"
Plötzlich war da wieder ihre kindliche Neugier, die mehr über diesen Wolf wissen wollte, der so friedlich vor der Elbin saß und sie aus klugen Augen musterte.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 15. Juni 2003, 21:30 Uhr
Das Zittern, das Liya beim Anblick des riesigen Tiers überkommen hat, ist weg, und stattdessen macht sich ein warmes Gefühl der Nähe und Wiedersehensfreude in ihr breit. Lächelnd blickt sie Yori an. "Du brauchst keine Angst haben. Du warst in größerer Gefahr ehe sie hier aufgetaucht ist." Einen Augenblick lang genießt sie grinsend Yoris verwirrten Blick. "Weißt du was Mondwölfe sind?"

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 15. Juni 2003, 21:53 Uhr
Also Liya sie anlächelt kommt sich Yori immer dämlicher vor. Ein leichter Rotton überzieht ihre Wangen und Yori hofft, dass Liya das nicht sieht. Angesichts der Schwärze um sie herum und den Schritten Entfernung war das sogar sehr wahrscheinlich.

Yori überlegt einen Moment angestrengt und schüttelt dann energisch den Kopf- ganz so wie es ein kleines Kind tut.
"Nein davon habe ich noch nie etwas gehört. Ist das da ein Mondwolf?"
Vorsichtig nähert sich Yori einige Schritte. Die Decke immer noch in ihrer Hand und hinter sich her schleifend.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 15. Juni 2003, 23:07 Uhr
Yori wirkt in diesem Moment wieder so jung wie ein kleines Mädchen und ein weiteres Mal fragt sich Liya, wie alt sie wohl wirklich ist; sie hatte sie in der ganzen Zeit nie gefragt.

Die Wölfin betrachtet die beiden aus leuchtenden Augen, dann kommt sie heran und ihr Gang ist stolz und ihr Kopf hochaufgerichtet. Yori bleibt stocksteif stehen, als das Tier dicht vor ihr stehen bleibt und dann den Kopf an ihre Hand drückt.

Liya fühlt sich in der Gegenwart der Mondwölfin seltsam lebendig, als wäre alles, was in den letzten Monaten geschehen war, nie passiert. Sie bleibt ruhig auf dem Boden sitzen, als sie Yori antwortet. "Ein Mondwolf ist das Gegenstück zu einem anderen Lebewesen. Mondwölfe werden geboren, um dieses Gegenstück zu finden und wenn das passiert ist, dann bleiben sie ein Leben lang bei ihm. Und sie", ihr Blick ruht auf Yuna, "sie fand mich vor langen Monaten und fast hätte ich vergessen, dass sie existiert."

Yori ist offensichtlich verunsichert. "Keine Angst, sie wird dir nichts tun. Ihr Name ist Yuna."

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 15. Juni 2003, 23:20 Uhr
Obwohl Yori bereits starr wie ein Stein auf die Wölfin, die sich immer weiter nähert, blickt, wirkt ihre Haltung noch steifer als sie die feuchte Nase an ihren Fingern spüren kann.

Einzig die Augen der Diebin bewegen sich. Yori kann spüren wie sich ein Krampf in ihrem Rücken ausbreitet. Erst nachdem Liya ihr nochmals versichert, dass keine Gefahr besteht löst sich Yori vorsichtig aus ihrer Haltung und fährt äußerst behutsam, verunsichert und nur sehr langsam über Yunas Kopf.
"Das... das ist ein schöner Name."
Yori blickt kurz zu Liya, wendet sich aber dann wieder Yuna zu.

Während sie sich in die Hocke setzt und den Wolf vor sich weiterhin wie ein kleines Kind bestaunt, spricht sie zu Liya ohne diese anzusehen.
"Heißt das, dass ich auch so einen Wolf haben könnte und nichts davon weiß?"
Yori zieht die Decke mit ihrer Hand hinter sich etwas glatt und läßt sich dann darauf plumsen. Schließlich ist sie mit Yuna auf gleicher Augenhöhe und starrt diese einfach nur in die Augen. Die Wölfin erwiedert das Starren gelassen. Gemeinsam blicken sich die beiden so eine Zeit lang an, bis Liya das Schweigen bricht und sowohl Yori als auch Yuna zu Liya sehen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 15. Juni 2003, 23:37 Uhr
In dieser Nacht schlafen weder Yori noch Liya. Stattdessen entzünden sie das Lagerfeuer erneut, denn ist genauso kalt wie dunkel und Kleidung und Decken sind feucht und klamm. Die Elbe erzählt Yori von den Legenden, die sich um die Mondwölfe ranken, während Yuna es sich schließlich neben der kleinen Diebin bequem gemacht hat und sich das dichte Fell kraulen lässt.

Als einige Stunden später die ersten Spuren der Morgendämmerung am Horizont zwischen den Bäumen zu erkennen sind, brechen sie das Lager ab und ziehen weiter Richtung Osten.

Es ist gegen Mittag, als Hufgeräusche die kleine Gruppe aufhorchen lässt. In einiger Entfernung taucht ein Reiter auf, dessen Pferd sich ihnen im vollen Galopp rasch nähert. Yuna verschwindet wie ein Schatten im Dickicht am Wegrand und Liya zieht Ludd auf die Seite, um dem Reiter auszuweichen. Dieser jedoch bringt sein Pferd zum stehen, das Schaum vor dem Mund hat und dessen Flanken vor Schweiß glänzen. "Heda, wenn ihr diesen Weg weiterziehen wollt, dann seid gewarnt, eine Horde Narge ist auf diesem Weg keine Stunde voraus. An eurer Stelle würde ich hier nicht allein weitergehen, wer weiß, was die Kerle vorhaben."

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 15. Juni 2003, 23:54 Uhr
Kaum hat der Fremde die Worte ausgesprochen, haut er seinem Pferd auch schon die Fersen in die Flanken und treibt es weiter. Staub wird aufgewirbelt und umhüllt Liya und Yori für eine Weile, ehe der Wind ihn fortweht.

Mit fragenden Blick wendet sich Yori an Liya. Diese sagt jedoch nicht viel und ihre Antwort auf den Reiter ist ihr auch von den Augen abzulesen.
Liya greift nach den Zügel von Ludd und lenkt diesen in den Wald- genau an der Stelle wo Yuna sich in das Grün begeben hat.
Schweigend folgt Yori der Elbin, aber nicht ohne sich vorher nochmal in alle Richtungen umzusehen. Vielleicht hatte der Reiter ja Unrecht gehabt und die Narge waren schon dichter.
Anfangs fällt es ihnen schwer sich durch das Unterholz zu kämpfen. Besonders mit Ludd an ihrer Seite war es kein Leichtes voran zu kommen. Immer wieder mußten sie aufpassen, dass sich das Pony nicht die Beine am tückisches Boden brach. Unter all dem Geäst, Moos und den Blätter lauerte so manche Stolperfalle und sie konnten es sich nicht wirklich leisten, dass Ludd sich verletzte.

Yuna ging während der ganzen Zeit immer einige Schritte vor ihnen und wies ihnen den Weg. So als wüßte sie genau wo sie hinmußten. Nach gut einer Stunde erreichten sie einen Wildpfad der breit genug war, dass Ludd ohne große Bedenken darauf gehen konnte und niemand genau auf Stöcker und Löcher im Boden achten mußte.
Von dort an kam der kleine Trupp nun auch schneller voran, wenngleich tiefhängende Äste immer wieder an ihren Sachen zerrten und sie festhalten wollten.
Erst jetzt war es auch an der Zeit, wo sie sich ein karges Mittagsmahl gönnten. Auf ein Feuer wurde diesmal verzichtet und so wurden nur einige Bissen heruntergeschlungen und etwas zum Nachspülen getrunken, ehe es wieder weiterging.

Da die Bäume im Wald hoch und dicht beieinander standen, ging die Sonne schon sehr viel früher für sie unter. Schwach konnte man die goldene Scheibe durch die Bäume erkennen, aber die Schatten breiteten sich immer mehr zwischen den Stämmen aus.
"Wollen wir hier im Wald rasten?"
Ihre Stimme klingt seltsam belegt. Den ganzen Tag über waren sie sehr schweigsam gewesen und hatten sich auf den Wald und mögliche Gefahren konzentriert. Überhaupt hatten sie bei jedem Geräusch immer damit gerechnet, dass ihnen gleich eine Horde Narge über den Weg laufen würde.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 16. Juni 2003, 23:49 Uhr
Der Wald erweist sich nicht gerade als beste Möglichkeit zügig vorwärts zu kommen, aber Liya sind die Stolperfallen im Unterholz um einiges lieber als eine Gruppe Narge, die auf zwei weibliche Reisende treffen. Obwohl sie Yuna an ihrer Seite spürt, will sie keine Konfrontation riskieren und das letzte Stück des Weges so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Die Mondwölfin ist den Tag über kaum zu sehen. Nur dann und wann huscht die Ahnung eines Schattens mühelos in einigem Abstand an ihnen vorbei, aber Yori und die Elbe haben genug damit zu tun, das Pony einigermaßen unbeschadet durch Gestrüpp und Astwerk zu lotsen. Am Abend wirkt nicht nur Ludd reichlich lädiert, auch  die beiden Frauen haben sich diverse Kratzer zugezogen.

Obwohl es noch heller Tag sein muß, ziehen um sie herum schon bald Nebelschwaden auf und die Finsterniss beginnt sich zwischen den Bäumen zu verdichten. Ein Blick zum Himmel lässt Liya annehmen, dass es noch mindestens zwei Stunden hell sein mußte, aber ein Wald, der so dicht und alt ist wie das Larisgrün, hat seine eigenen Gesetze. Als Yori zu sprechen beginnt merkt man ihrer Stimme deutlich die Anspannung an, unter der die Diebin den ganzen Tag gestanden hatte. Der Marsch durchs Unterholz und das gleichzeitige aufmerksame Achten auf die Umgebung hatten auch von ihr ihren Tribut gefordert. Liya selbst möchte sich am liebsten an Ort und Stelle hinlegen und schlafen, aber ihr Magen knurrt vernehmlich und die innere Unruhe, die sie seit dem Aufbruch aus Liedberg erfasst hat, scheint mit jedem Schritt, den sie Richtung der Elbenlande tun, zu wachsen.

Mit dem Handrücken wischt sie sich einige rote Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie fühlt sich in diesem Moment unwahrscheinlich müde. Gemeinsam und wieder in das gespannte Schweigen verfallen, satteln sie Ludd ab, der sich auch gleich daran macht, frisches Gras zwischen den alten Ästen zu finden, die überall zwischen den dunklen Tannen und Fichten am Boden liegen.

Als sie endlich fertig sind mit dem Herrichten der Nachtlager und einer kargen Mahlzeit - und sie entscheiden sich gegen ein Feuer, denn die Gefahr, die Umgebung in Brand zu setzen ist zu groß - lässt sich Liya erschöpft auf ihr Lager fallen. Die Decken der Mogarfrau fühlen sich in diesem Moment an wie ein Himmelbett. Auch Yuna ist wieder da und begrüsst erst Liya mit ihrer feuchten, weichen Zunge und lässt sich dann neben Yori nieder, wo sie den Kopf auf ihren Schoß legt und mit halb geschlossenen Augen genießt, wie die Diebin ihr das Fell krault.

Ihr Mund ist seltsam trocken und sie muss sich räuspern, ehe Liya zu Yori spricht. "Der Wald ist hier sehr alt... sehr alt.. spürst du das, Yori?" Liyas Augen wandern von den hohen Baumkronen ringsherum , wo die Dunkelheit sich wie ein Tier sprungbereit zwischen die Bäume zu ducken scheint. Und mit einem Mal weiß sie nicht mehr sicher, ob es nicht Schlimmeres gibt, als eine Begegnung mit einer Gruppe raufwütiger Narge auf einer einsamen Straße....

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 17. Juni 2003, 22:55 Uhr
Kaum dass Liya ihre Worte ausgesprochen schleicht sich der Wind wie ein Raubtier durch die Bäume und läßt Blätter leise rascheln. Mit einem Mal scheint die Dunkelheit noch ein Stückchen dunkler zu werden und Schatten verdichten sich.

Yori kann spüren, wie sich die Gänsehaut auf ihrem Rücken breit macht.
alt? eher unheimlich
Dennoch nickt die Diebin und blickt sich ein wenig verängstigt um. Ja die Bäume sind alt, aber wie alt, dass mochten wohl nur sie allein wissen.
Gruslige Gedanken streifen durch Yoris Kopf, als sie darüber nachdenkt, was diese Bäume schon alles gesehen haben mochten. Auch Geschichten fallen ihr wieder ein. Erzählungen von Monstern, Hexen und dergleichen.
Ohne ihr Zutun rutscht Yori immer dichter an Liya, bis sie diese mit ihrer Schulter berührt. Mit einem verlegenen Lächeln blickt die Diebin zu Liya.
"Hier... hier gibt es doch keine Monster oder sowas, oder?"
Ihr Blick ist ängstlich, als ihre Augen sich auf Liyas haften und nach einer Antwort suchen.
Yori konnte vieles ab, aber immer wenn sie an Gruselgeschichten und Monster dachte wurde sie wieder zu einem kleinen Kind, dass lieber bei seinen Eltern schlafen wollte.
Yuna folgt Yori missmutig, denn schließlich wollte die Wöfin nicht auf ihre Streicheleinheiten verzichten und so legt sie abermals ihren Kopf auf Yoris Schoß und blickt sie auffordernd an.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 18. Juni 2003, 08:31 Uhr
Liya muss lachen, als Yori "Monster" sagt, denn es klingt fast so, als würde jeden Moment ein Drache durch die Bäume brechen. Aber sie fühlt sich selbst nicht sonderlich wohl und so erstirbt das Lachen sehr schnell wieder. "Das, wovor wir uns am meisten fürchten müssen, lebt in unseren Köpfen.. zumindest im Augenblick." Und obwohl der Kommentar tröstlich gemeint war, so bleibt ihr Blick doch irgendwo wachsam in der Schwärze um sie herum hängen.

Nichtsdesttrotz bleibt es eine ruhige Nacht, fast zu ruhig, denn seltsamerweise ist auch von den Tieren der Nacht kaum ein Geräusch zu hören. Dafür ist es so finster, dass man kaum die Hand vor Augen sieht, nur Yuna schimmert wie ein Mondstein hell in der Dunkelheit. Ihre Anwesenheit ist zuletzt deswegen seltsam tröstlich. Doch auch diese nacht geht vorbei und als der Morgen grau über den Baumwipfeln heraufdämmert, brechen die beiden das Lager ab und machen sich zur Weiterreise bereit. Erstaunlicherweise sind beide, sowohl Yori als auch Liya, irgendwann in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen und als sie erwachen, fühlen sie sich relativ ausgeruht. Als sie sich aufmachen und weiterziehen, blicken ihnen viele Augenpaare aus dem Dickicht hinterher und scheinen ihnen einen stummen Gruß mit auf die Reise zu geben und zarte, winzige Flügel schillern zart im ersten Licht des neuen Tages.

Gegen Mittag gelingt es ihnen, wieder einen befestigten Weg zu erreichen und unterwegs treffen sie sogar zwei Kräuterweiblein, die, weitab von Haus und Hof, auf der Suche nach seltsamen und fremdartig klingenden Wurzeln sind. Eine Weile sitzen die vier beisammen, während Ludd das tut, was am liebsten macht, nämlich fressen. Yuna streift derweil lautlos und unbemerkt durch die nahe Umgebung. Die beiden Alten bieten den Reisenden einen starken, selbstgebrauten Tee an, der zwar seltsam riecht aber die Lebensgeister geradezu in die Knochen jagd. "Wie weit ist es noch bis zum Flusse Esynsar?" will die Elbe wissen und die beiden Alten wechseln einen raschen Blick. "Wenn Ihr diesen Weg weitergeht, dann seid ihr noch vor Einbruch der Nacht dort." Sie zögert und abermals treffen sich die AUgenpaare der beiden, wenn auch nur für einen raschen Moment. "Was wollt Ihr dort?" Die Frage ist offensichtlich auf Yori bezogen und es ist bekannt, dass die Elfen für gewöhnlich niemals Menschen in ihr Reich lassen. Auch Liya kommt der Gedanke in diesem Moment und sie überlegt einen Augenblick, während die Diebin unruhig auf dem Hosenboden herumrutscht. Sie hatte dem Mädchen so viel von der Schönheit der Heimat erzählt und hatte dabei völlig ausser Acht gelassen, dass Yori diese mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals zu Gesicht bekommen würde. Fast beschleicht Liya so etwas wie ein schlechtes Gewissen, dann schüttelt sie den Gedanken ab. Nicht sie hatte um Gesellschaft auf der Reise gebeten. Das aber ändert nichts an der Tatsache, dass ihr die Diebin mit ihrer unbeschwerten Art ans Herz gewachsen ist. Schon in Liedberg hatte sie gehofft, dass sie ihren Weg gemeinsam fortsetzen würden. Dann wendet sie sich mit einem Lächeln an die beiden alten Frauen. "Scheint es euch nicht allzu offensichtlich, dass ich auf dem Weg in die Heimat bin?" Sie lächelt, aber das Lächeln erstirbt, als sie ins Gesicht ihres Gegenübers schaut. "Heimat? Dann müsst Ihr sehr lang von dort fern geblieben sein. die Brücke ist besser bewacht als je zuvor. Man sagt, der Jäger sei vor einigen Mondläufen gesehen worden. Aber ich weiß nichts Sicheres und seitdem ist es ruhig geblieben." Die dunklen Augen der kleinen, gebeugten Frau blicken Liya abwartend und prüfend ins Gesicht. Aber das sieht Liya nicht mehr. Hinter ihrer Stirn beginnt es zu arbeiten, krampfhaft versucht, das plötzliche Erkennen einzuordnen und zu sortieren.

Dann sieht sie die kleine Stadt Verd vor sich, in Schutt und Asche und in Trümmern. Flothemil, ihren Bruder, der Junge, den sie so oft in ihren Träumen sah, verwundet. Alle Emotionen, die sie jemals mit dem Jäger verband, dringen wie ein wuchtiger Schlag auf einmal auf sie ein und sie ringt einen Augenblick um Luft. Erst einige Momente später spürt sie Yoris Hand auf ihrem Arm und als sie aufsieht, blicken Yunas goldene Augen aus der Entfernung in die ihren. Und ihr ist mit einem Mal klar, dass sie nicht nur in die Heimat zurückwollte, um sich im Schoß der Familie geborgen zu fühlen, sondern auch um abzuschließen mit dem, was damals geschehen war. Obwohl ihr die Momente unendlich lang vorkommen, so wirkt es doch auf die Umstehenden lediglich so, als wäre sie über ein normales Maß hinaus entsetzt über das Auftauchen des Jägers. Als sie sich wieder gefasst hat, erwidert sie: "Ich danke euch für diese Information. Ich war tatsächlich sehr lange weg und ohne Kontakt zur Heimat."

Sie setzen ihren Weg fort, Liya noch schweigsamer als zuvor und kaum sind sie ausser Sichtweite der beiden Alten, da ist Yuna wieder an ihrer und yoris Seite. Sie musste jetzt mit Yori reden, davon, dass sie sich selbst nicht mehr sicher war, ob die Elben ein Menschenmädchen in Zeiten wie diesen in ihren Reihen dulden würden.

Wo ich doch noch nicht einmal weiß, ob sie mich selbst noch dulden werden...

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 18. Juni 2003, 13:27 Uhr
Yori ist mehr als glücklich darüber, als sie endlich die beiden alten Frauen hinter sich lassen. Irgendwie passten die beiden Kräuterweiber perfekt zu der unheimlichen Umgebung des Waldes. Ihre Gesichter waren ebenso zerfurcht wie Rinden der Bäume gewesen. Ihre Augen schienen einen bis auf den Grund der Seele zu gucken und auch die Art wie sie sich bewegt hatten, ließ Yori noch immer einen Schauer über den Rücken laufen wenn sie daran zurückdachte.

Liya hatte sich seit ihrem Aufbruch zurückgezogen. Schon während des Gesprächs mit den Frauen schien so plötzlich verändert. So als würde sie sich langsam immer mehr in sich zurückziehen.
Mit einem Seufzen blickt Yori von Liya zu Yuna, welche daraufhin einen verzweifelten Laut von sich gibt, so als wisse sie genau wohin Yoris Gedanken gingen und das etwas mit Liya nicht stimmt.
Eine ganze Weile läßt Yori es zu, das Schweigen zwischen ihnen herrscht. Zum einen um Liya Zeit zum Nachdenken zu geben, zum anderen aber auch, um selber über das Gesagte und neu erfahrene nachzudenken.

"Liya?" durchbricht sie schließlich die Stille. Doch ihre Stimme ist nur ein Flüstern. Erst glaubt Yori, dass die Elbin sie wohl nicht gehört hat. Doch dann blickt diese doch zu ihr und sieht sie fragend an.
"Ich... ich weiß nicht ob ich dich sowas fragen darf oder ob du mir überhaupt antwortest, aber was ist ein Jäger?"
Yori wußte schon was ein Jäger an sich ist, aber sie ist sich sicher, dass es diesmal nicht um die Männer ging, die Tiere jagen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 18. Juni 2003, 13:58 Uhr
Die Nachricht der alten Frauen hat Liya völlig durcheiander gebracht. Sie war so froh gewesen, dass die Errinnerungen Stück für Stück wiedergekehrten, aber die dunklen Gedankenfetzen, die sie durchziehen, machen ihr Angst, Angst vor dem, was da noch begraben liegen mochte und vor dem, was sie vielleicht jemals getan hatte. Kann sich jemand selbst so fremd sein und mit klarem Verstand weiterleben? Yori's leiser Ruf unterbricht das Chaos in ihrem Kopf. Die Diebin kann es nicht wissen, aber für Liya selbst ist es mindestens genauso erschreckend, was sie ihr nun über den Jäger erzählt.

Liya berichtet Yori von Anfang an, und sie weiß selbst nicht, warum sie ihr alles erzählt. Vom Anfang ihrer Liebe zu dem Elfen bis hin zu der Dunkelheit, die schließlich einen Keil zwischen sie trieb. Von seiner Verbannung aus ihrer gemeinsamen Heimat und von seinen gewaltsamen Versuchen, sie zurück zu holen, auf die falsche Seite. Sie endet bei der Geschichte, die sich in Verd zutrug und die fast vollkommene Zerstörung des kleines Örtchens nach sich zog. Was ist richtig und falsch? Aber die Worte geben ihr ein Gefühl der Realität zurück und helfen ihr während des Erzählens ihre wirren Gedanken zu ordnen.

"Das ist der Jäger und ich möchte seinen Namen nie mehr aussprechen... es klingt so albern, aber ich habe das Gefühl, was man nicht sagt, das bleibt Fiktion." So harmlos und unbesorgt ihre Worte auch klingen, sie weiß in diesem Moment selbst, dass sie sich vor einem Wiedersehen mehr als fürchtet. Dann berichtet sie Yori über die Elbenlande und über die Wächter an der Brücke und sie entscheidet sich dafür, die Tatsache, dass sie sich möglicherweise bald trennen mußten, nciht zu beschönigen.

"Die Wachen sind streng, aber sie haben nur ihre Anweisungen. Allein das hat den Elben geholfen, all die Jahrhunderte ihre Kultur und ihr Volk zu bewahren. Und nachdem du nun die ganze Geschichte kennst, wirst du auch ahnen, dass ich nicht einmal selber weiß, ob sie mich noch hineinlassen, nachdem ich ihnen den Rücken gekehrt habe... und ihnen fast in selbigen gefallen wäre."

Die ganze Zeit ist ihr Blick starr auf den Boden gerichtet. Aber vielleicht auch deswegen, weil sie eher zu sich spricht als zu ihrer Begleiterin. Jetzt schielt sie vorsichtig hinüber zu der Diebin, die ein ganzes Stück kleiner ist als sie selbst. Und sie erkennt in diesem Moment, dass ihr die Meinung und Reaktion dieses Menschenmädchens wichtig ist.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 18. Juni 2003, 15:20 Uhr
Aufmerksam wie ein kleines Kind lauscht Yori den Worten der Elbin. Allesamt sind sie nicht erfreulich. Für Yori hört es sich eher alles wie eine schlechte Geschichte an, aber in Liyas Gesicht und Augen konnte die Diebin sehen, dass es weitaus mehr als nur das ist. Für einen Moment fühlt sich Yori hilflos und auch ziemlich verwirrt.
Wohl zum ersten Mal fragt sich Yori bewußt, wie alt Liya wohl sein könnte. Plötzlich hat sie das Gefühl unbedeutend zu sein. Ein kleiner Windhauch in einem gewaltigen Sturm, dem man normalerweise keine Beachtung schenkt.

Yori verzieht einen Mundwinkel. Als sie aber bemerkt, dass Liya sie von der Seite mustert, schleicht sich ein zaghaftes Lächeln in ihr Gesicht. Dann weitet sich dieses aber im Gesicht aus. Auch wenn Yori sich nicht wirklich glücklich bei diesen ganzen Worten fühlte, so wollte sie wenigstens versuchen etwas von Liyas Sorgen zu nehmen- auch wenn ein Lächeln allein vielleicht nicht reichen mag.
"Hey also dich müssen die schon reinlassen. Immerhin gehörst du doch zu denen!" Yori spielt die Entrüstete.
"Das wär ja so, als würde man eine einzelne Ameise aus einem Ameisenhaufen verbannen!"
Ihr Gesicht nimmt einen ernten Ausdruck an. Genau so wie kleine Kinder die versuchten erwachsen auszusehen.

Also Yori mit ihrem kleinen Theaterstück fertig is blickt sie wieder zu Liya.
"Hey..." beginnt sie leise. "Selbst wenn ich nicht bis zum Ende reisen kann, so sollten man dir schon den Wunsch gewähren, dass du zurückkehren kannst. Du bist eine Elbe und wirst auch eine bleiben. Daran ändert sich selbst dann nichts, wenn du längere Zeit fort warst. Die sollen sich mal nicht so haben..."
Yori versucht ihr Gesicht hoffnungsvoll aussehen zu lassen, aber tief in ihrem Inneren stimmt es die Diebin traurig, dass sie vielleicht schon bald den Menschen verlassen müßte, den sie im Stillen schon länger als ihren Freund bezeichnet.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 18. Juni 2003, 18:50 Uhr
Es entgeht Liya nicht, dass Yori ein missmutiges Gesicht macht, das sie aber schnell ablegt, als sie sich des Blickes der Elbin bewußt wird. Habe ich sie gelangweilt mit der Geschichte? Oder schlichtweg überfordert? Es muss für sie klingen wie ein böses Märchen... Die kleine Geste der Diebin hat sie tatsächlich verunsichert, aber sie wagt nicht nachzufragen. Vielleicht, weil sie die Antwort nicht hören will. Aber Yoris Lächeln dann ist echt und Liya fällt ein Stein vom Herzen und als Yori den Vergleich mit den Ameisen anbringt, muss auch sie mitlachen. Elben mit Ameisen zu vergleichen, das war ihr auch noch nicht untergekommen.

Yoris kindliche Unbeschwertheit ist ansteckend und wieder versetzt Liya der Gedanke, dass sie sich vielleicht bald trennen mussten, einen Stich. "Aber vielleicht muss es ja gar nicht so weit kommen. Man sollte nicht vom Schlimmsten ausgehen. Außerdem möchte ich dir so gerne zeigen, wo ich aufgewachsen bin, den wundervollen Wald, die Städte der Elben ..." Und als Liya so ins Schwärmen gerät, rücken die negativen Gedanken mit einem Mal weit fort von ihr.

Yuna drängt sich mit einem Mal zwischen sie und schaut zufrieden nach oben.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 24. Juni 2003, 16:58 Uhr
"Na wenn du mir das gerne zeigen möchtest, dann lassen wir uns doch nicht von so ein paar dummen Wachen abhalten- oder?"
Mit strahlendem Gesicht blickt Yori zu Liya und hüpft einige Schritte weit herum. Dann dreht sie sich zu Liya um und wartet, bis diese wieder zu ihr aufgeschlossen hat.
"Außerdem bin ich Diebin und somit ist es mir ein leichtes, mich an Leuten vorbei zu schleichen." Stolz reckt Yori ihre Brust vor und stolziert heldenhaft weiter.
Dass Elben über Fähigkeiten besitzen, die über ihre hinaus gehen, ist Yori dennoch bewußt und tief in ihrem Inneren zweifelt sie daran, dass es wirklich machbar wäre, aber diese Gedanken waren irgendwo tief in einer Ecke ihres Bewußtseins gedrängt, so dass sie sich nicht weiter darum kümmert. Sie sollte doch Liya von ihren Sorgen ablenken.

Bis zum Abend hin sind die beiden Frauen wieder unterwegs. Yuna verschwindet zwischenzeitlich immer wieder und taucht dann unverhofft zwischen den Gebüschen auf, um sie dann wieder zu Yori und Liya zu gesellen. Dunkle Wolken sind über dem Erikargebirge auszumachen, aber auf Yoris Frage hin, ob es regnen wird verneint Liya. Die Wolken waren noch weit weg von ihnen und würden sich wohl beim Gebirge ausregnen.
Die Sonne leuchtet wie ein Feuerball am Horizont und läßt alles ihn ihrem rötlich-gelben Feuer aufflammen. Ringsherum scheint alles zu brennen und sogar Yunas Fell ist mehr rot als weiß.
Lange dauert es bis das Rot vollkommen verschwunden ist und dem schwarz der Nacht Platz macht. Kaum dass der Mond am Himmel steht und die Wolken immer wieder sein Licht verwehren, sind auch einzelne Sterne zu sehen.

Für heute Abend hatten sie sich wieder für ein Lagerfeuer entschieden. Ludd war einige Schritte neben ihnen und machte sich an der Grasdecke zu schaffen. Liya war dabei Yunas Fell zu kraulen, während Yori im Gras lag und versuchte Sternbilder zu erkennen und munter drauf los plapperte was sie über Sterne wußte. Das meiste davon war vermutlich falsch, weil sie etwas dazuerfand oder schlichtweg etwas vergessen hatte, aber das störte die Diebin nicht.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 25. Juni 2003, 00:29 Uhr
Obwohl Liya innerlich zum Zerreißen gespannt ist schläft sowohl sie als auch Yori bald ruhig neben dem Feuer. Nur Yunas helle Augen leuchten wachsam in der Nacht, aber auch sie legt sich bald zwischen die beiden nieder und döst bis zum Morgengrauen.

Eine weiche, warme Zunge weckt Yori und hinterlässt feuchte Spuren auf ihrem Gesicht und während sie mit Yuna herumbalgt, wacht auch Liya auf. Das Gras ist taufeucht und Dunst hängt über dem Wald. In wenigen Minuten würde die Sonne aufgehen und Liya ist froh so früh erwacht zu sein, denn in der Kühle des Morgens ließ es sich mittlerweile besser reisen als in der Mittagssonne, die bereits heiß vom Himmel strahlte. Yori ist wie gewöhnlich ausgelassen und ihre unbefangene Art macht Liya die Reise einmal mehr angenehmer. Bald brechen die vier auf. Der Wald beginnt sich zu lichten und nach einigen Meilen verzweigt sich die Straße. Nach Nordwesten hin scheint sie stärker befahren zu sein, aber das ist kein Wunder. Nach Westen hin liegt ihr Ziel - und kaum ein normaler Reisender würde diesen Weg einschlagen, der für andere ausser den Elben sowieso in einer Sackgasse enden würde. Leise Beklemmung und Spannung macht sich in der Elfe breit und sie kämpft einen Augenblick gegen das dumpfe Gefühl an.

Doch die Anspannung löst sich erst, als sie eine leichte Wegbiegung umrunden und der Wald mit einem Mal gänzlich endet. Vor ihnen liegt duftend und in der Morgensonne leuchtend das Tal des Esynsar. Beide bleiben wie auf einen stummen Befehl hin stehen und überblicken die plötzliche Weite, die sich ihnen auftut. "Sis te Slairis ca Faeyris..." Fast hätte sie völlig vergessen, wie wundervoll die Heimat war. Es sind nur wenige Meilen durch einen Wiesengrund, in dem sich eine Frühlingswiese hüfthoch im sanften Wind wiegt, bis zum Fluß, der hell glitzernd in seinem Bett fließt. Der Weg führt geradewegs auf die große Brücke zu, die die Lande der Elben mit denen der anderen Rassen verbindet. Auf der anderen Seite des breiten Stroms zeichnet sich ein endloses Meer an Bäumen ab, in deren Mitte ihr Ziel liegt: das Mondtor.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 29. Juni 2003, 23:19 Uhr
Beim Anblick dessen was vor ihnen liegt, bleiben Liya und Yori plötzlich stehen. Selbst Yuna scheint für einen Moment ehrfürchtig auf die Weite vor sich zu schauen.
Liya flüstert etwas auf elbisch, aber für Yori ergeben die Worte keinen Sinn. Die Sprache hatte etwas Fremdes und klingt noch eine Weile in Yoris Ohr nach.
Nur zögerlich setzt sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung.
Im hüfthohen Gras ist Yuna kaum mehr als eine Bewegung des Grases um sie herum. Von Zeit zu Zeit steckt die Wölfin ihre Nase und die Luft und schnuppert in alle Richtungen, aber mehr ist niemals von ihr zu sehen. Ludd läuft gemächlich hinter den beiden Frauen hinerher und versucht immer wieder die verschiedenen saftigen Gräser ins Maul zu bekommen. Irgendwann gibt er dieses Vorhaben jedoch auf und folgt Liya mit gesenktem Kopf.

Je näher sie dem Tor kommen, desto ruhiger und nervöser werden Liya und Yori. Anfangs war die Diebin noch durch das hohe Gras getollt oder hatte Blumen gepflückt, welche sie stolz Liya überreicht hatte, aber mittlerweile hämmerte ein Gedanke hinter ihrer Stirn, der ihr immer wieder sagt, dass sie Liya vielleicht gleich verlassen müsse. Genau dieser Gedanke ist auch Schuld daran, dass Yori schweigend neben Liya geht. Immer wieder hebt sie ihren Blick und schaut nach vorne zum Tor, welches sich in einiger Ferne vor ihnen befindet. Aber auch zu Liya fällt ihr Blick. Deutlich ist auch ihr die Anspannung anzusehen. Die Augen der Elbin wirken traurig und auch ein wenig ängstlich.

Während die sich Schritt für Schritt nähern, haben sowohl Yori als auch Liya das Gefühl, als wenn sie auf ein Urteil eines Richters warten. Dort vorne erwarteten sie zwei Wächter, die entscheiden würden, ob sie gemeinsam, gar nicht oder ob nur einer von ihnen in die Elbenlande dürfte.
Die Männer die nun immer mehr Konturen annehmen, blicken regungslos in die Weite. Gleichzeitig scheinen sie aber auch jede Bewegung der kleinen Gruppe zu registrieren. Beide Wächter sind hochgewachsene, schlanke Gestalten. Schwarze Capes umhüllen ihre Gestalten und lassen nur wenn der Wind mit ihnen spielt einen Blick auf die darunter versteckten Schwerter und Dolche werfen. Blonde Haare wehen im Wind und rahmen die misstrauisch blickenden Gesichter ein.
Ängstlich rückt Yori ein Stück näher an Liya und auch Yuna befindet sich gleich neben dieser.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 30. Juni 2003, 21:17 Uhr
Liya fühlt sich, als würde sie schweben anstatt zu gehen. Eine Mischung aus Freude und Zweifeln macht sich in ihr breit, umso näher sie der Brücke kommen. Auch Yori ist verstummt und blickt gespannt nach vorne. Die wundervollen Wiesen links und rechts verschwimmen zu einem einzigen, duftenden grünen Meer und der Esynsar glitzert vor ihnen in der Sonne. Und bald zeichnen sich auf der Brücke im morgendlichen Dunst zwei schlanke, hochgewachsene Gestalten ab, Wächter. Still und abwartend stehen sie dort in der Sonne und blicken Ihnen entgegen. Liya schluckt, als sie die Brücke betreten und sie bleibt kurz stehen. Nicht zuletzt um das wundervolle Bild zu erfassen, das sich vor ihnen auftut. Obwohl nur ein Fluß die beiden Gebiete trennt, scheint dort drüben ein verzaubertes Land zu liegen.

dann gibt sie sich einen Ruck und tut den ersten Schritt auf die Brücke und vielleicht in eine Zukunft, die gleichzeitig die Vergangenheit ist. Vor den beiden bleibt Liya auf wenige Meter Entfernung stehen, Yori und das Pony sind zurückgeblieben, aber Yuna ist an ihrer Seite. Die edlen, golden schimmernden Gesichter der beiden Wächter blicken ausdruckslos und doch scheint ein Funke des Erkennens in ihren Augen zu liegen. Sie blicken Ihr ruhig entgegen, aber sie sagen kein Wort. Liya schluckt und die Worte der alten Sprache kommmen flüssiger über ihre Lippen, als sie zu hoffen gewagt hat.

"Copria, Shaerlinnes. Ich verneige mich vor den Wächtern am Fluß. Ich bin Liya Riafinya und meine Gefährten und ich erbitten Einlass in die Elbenlande."

Ihre Stimme ist viel sicherer als sie vermutet hatte, und sie strafft die Schultern, bis sie völlig aufrecht vor den beiden ihres Volkes steht. Der Kleinere der beiden, der zu ihrer Rechten steht, geht einen Schritt vor und verbeugt sich tief vor ihr und als er sich wieder aufrichtet, liegt auf seinem Gesicht ein Lächeln.

"Copria Riafinya, Lia ca Farfar Kenerfyrl. Kaum einer hätte Euch jemals zurück erwartet. Zu lange wart Ihr verschwunden und zu viel ist geschehen, seit dem Tag, als Ihr mit den Llaikeda'ya gebrochen habt. Aber es steht mir nicht zu Fragen zu stellen." Seine goldbraunen Augen leuchten in der Morgensonne und Liya wird bewußt, dass sie vergessen hatte, welcher Art sie selbst war. "Der Weg möge eben sein zu Euren Füssen, wohin auch immer Ihr sie lenkt. Aber Ihr seid nicht allein gekommen. Wer ist die, welche dort hinter Euch steht?"

Liya wendet sich um und winkt Yori heran. Jetzt war der Moment der Entscheidung gekommen.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 30. Juni 2003, 21:45 Uhr
Fremde Worte werden gesprochen und Yori fühlt sich immer mehr fehl am Platz. Das hier ist das Tor zur Welt der Elben. Zu Geschöpfen denen so vieles nachgesagt wurde und die über erstaunliche Fähigkeiten besitzen sollen.  Sacht streicht der Wind über die Weite des Grasmeeres und spielt mit den Haaren der vier Personen. Die Elbenwächter blicken abwartet zu Yori. Auch Liya hat sich zur Diebin umgedreht und blickt sie erwartungsvoll an.

Eine Hand streckt die Elbin in ihre Richtung aus und nur zögerlich geht Yori Schritt für Schritt auf die Wächter zu.
Ihr Herz pocht hart gegen die Brust und jeder Schritt kostet der zierlichen Frau jede Menge Mut. Schließlich ist sie in Liyas Reichweite und ergreift verängstigt ihre Hand, wobei sie sich leicht hinter deren Rücken versteckt. Yori weiß nicht, was sie nun erwarten würde. Das was hinter dem Tor zu sehen ist, versprach wundervoll zu sein, doch vorher sind da noch die Wächter, die ihren Weg versperren.
Deutlich spürt Yori die Blick der Elben auf sich. Abschätzend mustern die Augen die Diebin immer und immer wieder. Eine ganze Weile schweigen sie und geben keinen Ton von sich, dann schließlich räuspert sich der eine.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 30. Juni 2003, 22:16 Uhr
Die Blicke der Wächter scheinen tiefer zu reichen als nur in Yoris Augen und Liya spürt, wie das Mädchen leicht zittert, wie eine Espe im Frühlingswind. Unwillkürlich drückt sie die kleine Hand in der ihren fester. Nichts ist zu hören als das ewige Murmeln des Flusses, bis der Linke, der bislang nichts gesagt hat, das Wort ergreift.

"Ihr kennt die Regeln, Riafinya. Und so gern wir es täten, nicht einmal für Euch könne wir sie brechen."

In diesem Moment würde Liya ihn für sein ausdrucksloses Gesicht am liebsten ohrfeigen, warum, weiß sie selbst nicht. Er tat nichts anderes als die Regeln zu befolgen, die seit so vielen Sonnen und Monden das Elbenland vor den Einflüssen der Immerlande beschützten.  Yuna gibt einen kleinen Laut von sich und als Liya hinunterblickt, schauen bernsteinfarbige Augen wissend in die ihren.

So weit war der Weg, Feuertochter, und du weißt, dass vor dir Möglichkeiten liegen und Erkenntnis. Doch wenn Shenrah sein Auge schließt, dann niemals für immer, vergiß das nicht.

Einen Moment lang verweilen die beiden Augenpaare ineinander und mehr als zuvor hat Liya das untrügliche Gefühl, dass die Mondwölfin mehr ist, als nur ihre Wegbegleiterin. Dann blickt sie nach vorne und zwischen den Wachen hindurch. Dort schimmerte das Oval des Mondtores silbern zwischen den Bäumen hindurch und es scheint abwartend zu verharren, während sie überlegt und einen Entschluß fasst.

"So soll es sein. Es ist an der Zeit Abschied zu nehmen." Sie spürt, wie Yoris Griff schwächer wird und gleich würde sie ihr die kleine Hand für immer entziehen. "Abschied von einem Traum der Vollkommenheit, wo Chaos herrscht und Ihr wisst das. Der Jäger ist zurück und ich werde ihm nicht den Gefallen tun, direkt in seine dunklen Arme zu laufen." Die Elben sind offensichtlich verwirrt und sie tauschen fragende Blicke aus.

"Ihr versteht richtig. Wo meine Freunde nicht sein können, da will auch ich nicht sein. Und wenn sie die Schönheit des wandernden Waldes nicht sehen soll, warum sollte es mir dann vergönnt sein? Die Zeit wird kommen und ich habe Zeit, mehr als genug." Mit diesen Worten lässt sie Yoris Hand los und dreht sich um und geht zurück zum Ufer, wo sie hergekommen waren, ohne auf den Ruf eines der beiden zu reagieren.

Yuna zögert, blickt Yori dann an und läuft ihrer Herrin dann hinterher, bis sie wieder an ihrer Seite ist.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Yori am 30. Juni 2003, 23:06 Uhr
Als Yori die Worte des Wächters in der allgemeinen Sprache vernimmt zieht sich ihr Herz unwillkürlich zusammen. Das können sie nicht! Liya will mir doch so vieles zeigen!.
Ganz sacht fängt sie an zu zittern und ihre Hand gleitet langsam aus der der Elbin. Diese tauscht einen langen schweigenden Blick mit Yuna aus und Yori ist sich sicher, dass sie auf eine ihr unbekannte Art und Weise kommunizieren.
Eine ganze Weile hallen Liyas Worte in Yoris Kopf nach, ehe sie registriert was sie bedeuten. Ohne dass sie es verhindern kann, sammelt sich Wasser in ihren Augen und schimmern feucht. Yori will etwas sagen, aber ein dicker Kloß sitzt ihr im Hals und hindert sie daran. Ewigkeiten scheint es ihr her zu sein, wo sie Liya kennen lernte.
Nein... bitte nicht...
Die Worte ihrer Freundin dringen nicht ganz zu ihr vor. Sie hört dass etwas gesagt wird, aber versteht den Sinn dessen nicht. Wie durch einen wässernen Schleier blickt sie die Welt um sie herum an. Die beiden Wächter, das Mondtor in der Ferne, Yuna die neben ihr steht und Liya, welche nicht durch das Tor schreitet, sondern den Wächtern den Rücken gekehrt hat.
Verwirrt schaut sich Yori um. Auch die sonst so regungslosen Gesichter der Wächter wirken überrascht. Goldene Augen blicken zu Yori auf und eine stumme Aufforderung liegt in ihrem Glanz. Als sich Yuna zu Liya begibt verharrt Yori noch einen Moment regungslos. Ludd befindet sich ebenfalls wieder an Liyas Seite.
Was?... aber...
Langsam erst wird Yori bewußt, was Liya da tut und ebenso langsam registriert sie, dass es keinen Abschied geben würde.

Ein letztes Mal schaut sie zu den Wächtern. Mit einem Ärmel ihres Gewandes wischt sie ihre ungeweinten Tränen fort und rennt plötzlich los. Auf Liya zu und umarmt diese schließlich keuchend. Zögerlich löst sich Yori von der Elbin und auch wenn ihr Mund noch immer keine Worte findet, so spricht ihr Gesicht Bände.

Titel: Re: Die Reise in den Süden
Beitrag von Liya am 30. Juni 2003, 23:20 Uhr
Liya schreckt im ersten Moment zurück, als die Diebin sie so plötzlich umarmt, aber irgendetwas in ihrem Inneren gibt in diesem Moment nach und glücklich drückt sie die Kleinere fest an sich. In diesem Moment weiß sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat - für den - Augenblick. Da war wieder ein Ziel und dieses Ziel hieß Heimat, die Heimat die nicht in ihrem Rücken liegt, sondern dort, woher sie gekommen war. Und in diesem Moment vermisst sie die, die sie dort ohne ein Wort des Abschieds zurückließ, schmerzlich. Es gab so viel zu sagen. Bald....

Der Wind weht aus Westen, als die Vier den weiten Heimweg antreten.



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