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(Thema begonnen von: Ragna am 24. Juni 2008, 17:40 Uhr)

Titel: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 24. Juni 2008, 17:40 Uhr
Barsa, der 03. Eisfrost 506

Als Ragna-Rana erwacht verspürt sie zuerst einen dumpfen, pochenden Schmerz, der ihr das Gefühl gibt, ihr Schädel könne jeden Moment zerbersten. Vorsichtig versucht die erst 16 Winter zählende Menschenfrau ihre Augenlider zu öffnen. Doch diese Bewegung wird nur mit einem stechenden Schmerz belohnt. Vorsichtig versucht sie sich auf dem harten Untergrund zu drehen. Noch während sie versucht sich zu bewegen, merkt sie, dass irgendetwas sie an ihrer Bewegung hindert. Was war überhaupt geschehen? Sie versucht sich zu erinnern. War sie gestürzt? Nein, das war es nicht… Nur mühsam schafft sie es sich voll und ganz auf ihre Gedanken und ihre Erinnerung zu konzentrieren, so sehr schmerzt ihr der Kopf. Dann nach mehreren Versuchen erhascht sie endlich bruchstückhafte Erinnerungsfetzen: Jagd…. Erfolg…. Beute….. Geräusch….. Dumpfer Schmerz….
Sie war also auf Jagd gewesen und hatte mit ihrer neuen Schleuder einen der Winterhasen erlegt. Es war die erste Beute mit der neuen Schleuder. Die alte zerbrach und keine Schleuder gleicht der Anderen, so dass sie erst mit der neuen Waffe, die sie selbst gefertigt hatte, üben musste. Sie war sehr stolz auf die Beute und nachdem die Schleuderkugel das kleine Wildtier betäubte, eilte sie hin, hockte sich vor die Beute und tötete sie mit einem einzigen schnellen Kehlenschnitt ihrer Knochenklinge. Dann war da dieses Geräusch hinter hier. Sie drehte sich um. Doch noch während sie sich blitzschnell dem Geräusch zuwandte, hörte sie einen dumpfen Knall und merkte wie ihr langsam die Sinne schwanden. Ihr Sichtfeld wurde kleiner, bis es schließlich ganz verdunkelte. Dann, erinnerte sie sich an nichts mehr, bis sie eben vor wenigen Augenblicken aufwachte.

Erneut versucht sie ganz langsam und vorsichtig ihre Augen zu öffnen. Ein Stück vor ihr baumelt eine Laterne, sonst ist alles finster. Sollte wirklich dieser kleine Lichtschein für den Schmerz ihrer Augen verantwortlich sein? Muss wohl so sein, eine andere Lichtquelle gib es hier nirgendwo stellt Ragna fest. Dann wendet sie ihren Blick von der Lampe ab und dem Boden zu. Schwere Holzplanken befinden sich unter ihr. Auch die Wände ringsherum sind aus Holz. Sie lässt ihren Blick durch den Holzraum schweifen. Andere Gestalten liegen herum, ausschließlich Frauen. Die Meisten schlafen. Nur einige wenige weinen stumm vor sich hin. Allesamt sehr jung an Jahren, benahe noch Kinder. Dann bemerkt Ragna, die Fesseln. Sie sind gefangen. Entsetzt bemerkt Ragna, weshalb sie sich nicht bewegen konnte. Auch sie ist gefesselt. Ein schwerer Eisenring umschlingt ihren Hals. Auch um die Fußgelenke und die Arme befinden sich Eisenringe. Eine schwere Kette verbindet diese mit einem Ring in der Wand. Vorsichtig setzt Ragna sich auf. Die Bewegung ist schwer, da die Ketten nahezu jede normale Bewegung unmöglich machen. Daher schiebt sie ihren Rücken an die Holzwand und dann die Wand hinauf. Endlich geschafft. Ragna sitzt und fragt sich wo sie wohl seien mag. Erneut lässt sie ihren Blick durch den Raum gleiten. Dann sieht sie einige Taue aufgerollt in einer schmuddeligen Ecke liegen. Daneben stehen einige Fässer. Ihr Blick gleitet erneut zu den Wänden. Irgendwas an ihnen ist merkwürdig. Ragnas Kopf brummt noch immer, als würde eine ganze Rentierherde hindurchtrampeln und sie versucht sich mühsam zu konzentrieren. Dann fällt ihr auf, was sie stutzen ließ: Die Wände sind nicht gerade. Sie scheinen leicht gewölbt. Mit einem Mal wird ihr klar wo sich befindet. Jegliche Farbe weicht aus ihrem Gesicht. Sie war auf einem Schiff. Das hieß man brachte sie irgendwohin. Das war nicht gut. Irgendwohin mit dem Schiff bedeutete fort von Barsa, fort von ihrer Familie, fort von ihren Freunden. Entsetzen und Panik macht sich in ihr breit. Empört rüttelt und zerrt sie wie ein wildes Tier an ihren Ketten. Doch so sehr sie sich gegen die Ketten schmeißt und an ihnen zerrt und zieht, sie sind zu stabil und lösen sich nicht. Kein einziges Glied scheint sich lösen zu wollen. Dennoch hört Ragna gegen jede Vernunft nicht damit auf sich hin und her zu schmeißen, in der Hoffnung ein Glied würde brechen. Nichts geschieht. Vor Wut nahezu blind, verliert sie gänzlich die Beherrschung und ein grollendes, dunkles Knurren entrinnt ihrer Kehle. Sie ist und bleibt gefangen.
Erst nachdem sie beinahe alles an Kräften aufgebraucht hat, lässt sie sich erschöpft auf den Boden sinken. Ihr Blick folgt den Kettenlauf und inspiziert jedes einzelne Glied auf mögliche Schwachstellen. Doch sie findet nichts. Enttäuscht sackt sie zusammen. Das alles kann nur eines bedeuten. Sie befindet sich auf einem der gefürchteten Schiffe der Schwarzpiraten. Hass und Wut steigt in ihr auf und sie merkt wie sich etwas in ihrem Inneren regt und kraftvoll versucht auszubrechen. Es fühlt sich an, als würde eine enorme Kraft an ihren Knochen, Muskeln und Sehnen ziehen, um sie auseinander zu reißen. Ragna spürt, wie die Fessel um ihren Hals enger wird und ihr beinahe die Luft abschnürt. Panisch versucht sie die Kontrolle zurückzuerlangen und das Tier in ihrem Innern zu bändigen. Doch es mag ihr nicht gelingen und die Fessel um ihren Hals wird Stück um Stück enger. Erst als sie wirklich keine Luft mehr bekommt, scheint das Tier in ihrem Innern zu begreifen, dass es keine Flucht geben wird. Ein enttäuschtes Schnaufen rinnt über Ragnas Lippen. Dann sackt sie kraftlos, leblos und hoffnungslos zusammen. Eine Träne der Enttäuschung rinnt über ihre Wange und platscht auf das Holz des Plankenbodens. Ragna-Ranas Augen blicken ins Leere. Sie nimmt nichts um sich herum mehr wahr. Einzig ihre Wut, ihre Trauer und ihre Angst waren noch geblieben. Schier grenzenlose Verzweiflung überschwemmt sie und reißt sie mit. Ein leiser winselnder Wimmerlaut dringt aus ihrer Kehle. Dann herrscht Stille. Verzweiflung, Angst und Stille.

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 29. Juni 2008, 16:19 Uhr
08. Eisfrost 506

Inzwischen hat Ragna jegliches Zeitgefühl verloren. Längst wissen weder sie noch die anderen Gefangenen mehr, wie lange sie schon auf dem Schiff weilen – dass es sich um ein Schiff handelt, daran besteht hingegen kein Zweifel, denn die Hölzer unter ihnen wanken und schaukeln arg hin und her, was nur auf die See deuten kann. Hin und wieder öffnet sich eine Luke und einer der verhassten Piraten klettert in ihr Verlies, das sich wohl im Bauch des Schiffes befinden muss. Er wirft ihnen trockenes Brot zu, die einzige Nahrung auf ihrer Reise. Ragna kaut missmutig auf ihrem Stück Brot herum. Zu gerne würde sie der Wildheit in ihrem Innern nachgeben, sie ausbrechen lassen und fliehen. Doch davon ab, dass ein schwerer Metallring um ihren Hals sie davon abhält, wüsste sie ja nicht einmal wo sie sich befanden. Sie waren schon lange unterwegs. Vermutlich waren sie irgendwo auf hoher See. Wie sollte sie da entkommen. Selbst wenn sieeinem Ufer nahe sind, so ist das Eismeer definitiv zu kalt um über Bord zu springen und so zu fliehen. Wie Ragna es auch wendet, ihre Lage bleibt aussichtslos. Inzwischen hat sie sich auch mit den anderen Gefangenen unterhalten. Allesamt gehörten den Stämmen Barsa an. Sie waren entweder wie sie selbst vom Stamm der Wolfsbrüder, gehörten dem Federgrasstamm oder dem Pferdeclan an. Alle diese Stämme lagen sehr nahe beieinander. Ragna vermutete, dass die Truppe nur kurz an Land und nur nahe ihrem Schiff auf Sklavenjagd ging. Ragna nahm weiterhin an, dass die Schwarzpiraten sehr vorsichtig vorgingen und ihre Opfer gezielt aussuchten. Besonders großen Wert legten sie vermutlich darauf, dass sich die Opfer möglichst weit abseits ihrer Familie befanden, um einen großen Kampf zu vermeiden. So konnten die Jäger mit ihrer Beute über das Meer davon segeln, noch ehe die Clans aufmerksam wurden.

Wut steigt in Ragna auf. Sie spürt es förmlich körperlich wie es in ihrem Innern zürnt und brodelt. Schon oft hat sie vom Verschwinden einiger Stammesmitglieder gehört. Sie erinnert sich an die Worte ihres Vaters „Sei immer achtsam, wenn du alleine reist.“ Es tut mir leid, Vater. Es tut mir so leid dich enttäuscht zu haben. antwortet sie ihm in Gedanken. Was würden ihre Eltern nun denken? Ihr älterer Bruder ging fort, zu den Eisgehern und ihre kleine Schwester war gerade mal 11 Winter alt. Nachdem ihr Vater sich bei einer Jagd diese schwere Verletzung zuzog, war es an ihr, seiner statt zur Jagd zugehen. Sicher, der Stamm würde für ihre Familie sorgen und dennoch hat sie das Gefühl ihre Familie durch ihre Unachtsamkeit im Stich gelassen zu haben. Kurzzeitig gibt sie sich närrischen Selbstzweifeln und Schuldzuweisungen hin, doch dann wird sie abrupt aus ihren Gedanken gerissen. Die Luke öffnet sich. Einer der Piraten beginnt Schritt um Schritt seiner dicken Stiefel die Leiter hinab zu steigen und zieht die Luke hinter sich zu. Als er die Leiter hinter sich lässt und wieder die Planken unter seinen Füßen hat, lässt er seinen Blick lüstern über die Gefangenen gleiten. Als sein Blick Ragna trifft, verharrt er. Ragna spürt wie Angst in ihr aufsteigt. Die dunklen Augen der kräftigen großen Gestalt wirken nicht einfach nur dunkel. Auf Ragna wirken sie unendlich finster und böswillig. Der Formorag macht einige Schritte auf Ragna zu. Er taumelt leicht und je näher er ihr kommt umso deutlicher nimmt sie den Geruch hochprozentigen Alkohols wahr. Vielleicht ist es Rum oder ähnliches. Das weiß Ragna jedoch nicht. Sie kennt sich mit Alkohol nicht aus. Sie weiß nur, dass es Teufelszeug ist, das den stolzesten Krieger in ein wimmerndes Etwas verwandeln kann und dazu führt, dass der geschickteste Jäger sein Ziel verfehlt. Auch die weisesten Leute sollen bei Verzehr größer Mengen Alkohol nur noch wirres Zeug vor sich hinbrabbeln. Aber darüber hinaus ist ihr nichts über das Zeug bekannt. Aber der Geruch des Gebräus zieht ihr beißend entgegen.

Vor ihr bleibt der Pirat stehen, dann hockt er sich nieder. Seine Augen blicken lüstern in ihre. Ragna spürt wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinunter jagt und sie leicht zu zittern beginnt. Panische Angst steigt in ihr auf. Unfähig sich zu rühren, zu schreien oder sonst wie zu reagieren starrt sie den Piraten einfach nur an. Dieser streckt die Hand nach ihr aus und reißt ihr ihren Fellumhang herunter. Dann beginnt sich seine Hand unter ihr ledernes Hemd zu schieben. Seine Hand beginnt unsanft nach ihrer Brust zu greifen und sie zu quetschen. Neben dem Geruch und der grenzenlosen Angst ist dies mehr als die junge Frau ertragen kann. Panik steigt in ihr auf und sie spürt, wie sie das Tier in ihrem Innern nicht länger zu bändigen vermag. Während sie panisch versucht die Wildheit, die sich aufbäumt und mit Kraft nach Außen drängt zurückzuhalten schiebt der Pirat ihren Rock hoch und öffnet seine Hose. Die anderen Mädchen, die das Treiben des Piraten mitverfolgt haben, beginnen zu schreien. Panik gepaart mit Machtlosigkeit ergreifen die Gefangenen. Ragna hingegen merkt kaum noch etwas um sich herum. Sie spürt, wie sie beinahe gänzlich die Kontrolle verliert und die Kraft mit der sie sonst das Tier in ihrem Innern zurückhält, schwindet. Als sie gänzlich die Kontrolle zu verlieren droht, öffnet sich die Luke und ein weiterer Pirat steckt seinen Kopf hindurch. Wie durch Watte vernimmt Ragna seine brüllende Stimme. Sie schien den anderen Formorag zurechtzuweisen. Und dies scheinbar sehr erfolgreich, denn der Pirat lässt von der Gefangenen ab, schließt seine Hose und wendet sich murrend der Leiter zu. Sein Kumpane – wenn man ihn denn so nennen kann – grollt: „Du weißt, dass du die Gefangenen in Ruhe zu lassen hast. Schmäler ja nicht ihren Kaufpreis!“ Dann verschwinden Beide über die Leiter und knallen die Luke energisch und lautstark hinter sich zu. Ragna zittert und bebt inzwischen am ganzen Leibe. Wäre der zweite Pirat auch nur wenige Herzschläge später dazu gestoßen, sie hätte das Tier nicht länger zurückhalten können, gleichgültig ob es sich dann direkt selbst stranguliert hätte. Ragna greift nach dem Umhang, den der Pirat achtlos auf den Boden geschmissen hat. Sie zieht das Fell zu sich heran und krallt ihre Hände in das feste Leder des Umhangs. Ihren Kopf in das Fell pressend beginnt sei langsam vor sich hinzu wippen… Vor und zurück.. Vor und zurück… Immer wieder…
Sie weint keine Träne, schluchzt nicht einmal tränenlos in das weiche Fell. Sie wippt nur auf und zurück, als ob diese monotone Bewegung ihr die Angst und die Erinnerung an das, was beinahe hätte geschehen können, nehmen würde.

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 05. Aug. 2008, 14:03 Uhr
15. Eisfrost 506

Weitere Tage und Nächte streichen dahin. Irgendwann kommen die Männer und nehmen einige der Gefangenen mit sich. Ragna vermutet, dass sie irgendwo angelegt waren. Sie selbst wird jedoch nicht mit hinausgeführt. Sie verbleibt mit den restlichen Gefangenen unter Deck. Die Reise wird fortgesetzt. Wieder verstreichen Tage. Ragna weiß nicht wie lang sie inzwischen von ihrer Heimat fort ist.

Dann wird es erneut unruhig auf dem Schiff. Sie hört das Trampeln von Füßen über sich. Schwere Sachen werden über den Boden gezogen. Dann – endlich – öffnet sich die Luke erneut und einige Männer steigen hinab. Sie reden miteinander, doch zu leise und zu undeutlich, als das Ragna etwas verstehen könnte. Kurz darauf gehen die Männer zu einer Gefangenen nach der Anderen und lösen die Ketten von den Wänden. Auch Ragnas Ketten werden gelöst. Die schweren Ringe, welche die Gefangenen um Hals, Arme und Beine tragen, werden jedoch nicht abgenommen. Stattdessen werden sie zur Leiter geschoben und mit einem schroffen „Rauf“ nach oben dirigiert. Einzeln schicken sie so die Gefangenen die Leiter hoch. Auch Ragna wird von einem der Männer zur Leiter geschoben. Ihre Beine tun weh, zulange hat sie diese nicht genutzt. Dennoch schafft sie es irgendwie die Leiter hinauf. Beinahe oben angekommen wird sie vom grellen Licht des Morgens geblendet. Wie lange ist es her, dass diese Augen tageslicht sahen? Ragna blinzelt und kneift dann kurz die Augen ganz zusammen. Ihre Hände halten sich an der Leiter fest. Doch kräftige Hände umschließen ihre Arme und ziehen sie schroff hoch. Dann werden erneut Ketten an die Fesseln gelegt. Diese sind mit den anderen Gefangenen verbunden. Ängstlich geweitete Augen huschen über das Schiff. Auch Ragnas Blick zeigt deutliche Spuren der Angst. Wo würden sie nun hingebracht?

Als auch die letzten Gefangenen aus dem Bauch des Schiffes nach oben geführt waren und an die anderen Gefangenen gekettet wurden, geht es weiter. Die Männer dirigieren die Gefangenen über einen Steg in einen Hafen. Von dort geht es weiter. Der Weg führt über schäbige Wege ins Innere der Hafenstadt. Vor einem großen Gebäude hält der Trupp. Dann kommen aus dem Haus Männer. Begutachtet gehen sie an den Gefangenen vorbei und beraten sich. Auf einige der Mädchen zeigen sie mit dem Finger. Diese werden von den Anderen gelöst und an die Fremden übergeben. Geld wechselt den Besitzer und die ausgesuchten Mädchen – unter ihnen auch Ragna – werden zum Haus geführt. Dort werden dann auch die Metallfesseln entfernt und ein Mädchen nach dem Anderen wird in das Haus gebracht. Dann ist Ragna an der Reihe. Die Fesseln werden entfernt und einer der Männer packt sie grob am Arm um sie mit ins Haus zu zerren. Ragna kann keinen klaren Gedanken fassen. Sie spürt einzig, wie Angst in ihr aufsteigt. Was auch immer aus ihr werden soll, in dieses Haus würde sie nicht gehen. Der Mann zerrt sie weiter. Dann flammt ein Kampf- und Überlebenswille in der jungen Frau auf. Doch statt sich gegen den Mann zu richten bricht Ragna von Krämpfen überschüttet zusammen. Der Mann lässt sie kurz los. „Die ist krank – die nehmen wir nicht!“ kam noch über seine Lippen, dann steht pures Entsetzen in seinem Blick. Der Körper der sich unter Krämpfen auf dem Boden wälzt, verändert sich. Kleidung reißt in Fetzen und aus den Schmerzensschreien der Frau werden Laute, die keine menschliche Kehle zu formen vermag. Der Mann reißt sein Schwert aus der Scheide, doch noch ehe er auf Ragna einschlagen kann, hat sie ihre Verwandlung vollendet. In der Gestalt einer weißen Wölfen steht sie knurrend vor dem Mann. Dieser weicht einen Schritt zurück, dann fängt er sich und hebt drohend die Waffe. Auch die anderen Männer haben nun ihren schock überwunden und greifen nach den Waffen. Doch die Wölfin, die eben noch Ragna war, springt behände zur Seite und jagt davon. Einige der Männer versuchen ihr zu folgen, doch zu Fuß sehen sie bald ein, dass sie die Wölfin nicht mehr einholen werden. Ragna hingegen jagt weiter und weiter. Immer nur vorwärts. Sie lässt die Hafenstadt hinter sich und rennt und rennt...  

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 29. Aug. 2008, 16:12 Uhr
16. Eisfrost 506

Erst nachdem Ragna einen großen Abstand zwischen sich und die Sklavenhändler gebracht hat, hält sie inne und beginnt zu hecheln. Ihre Beine zittern leicht. Nachdem sie kurz zu Atem gekommen ist schlendert sie weiter, die Nase dicht am Boden um immer mal wieder interessante Gerüche zuordnen zu können. Zielstrebig geht sie auf eine kleine Waldsiedlung zu. Wohlbedacht, im Schutz der Sträucher zu laufen. Witternd hält sie die Nase in den Wind. Vorsichtig schleicht sich die weiße Wölfin durch das kleine Dorf. Stets zieht sie hinter den Hütten vorbei und hält sich von den wenigen Menschen die ihr unterwegs begegnen fern. Hinter einer Hütte findet sie wonach sie gesucht hat. Eine Leine ist dort gespannt auf der ein einfaches Baumwollkleid hängt. Behände springt die Wölfin hoch und schnappt mit den Zähnen nach dem Kleid. Sie zieht es von der Leine und verschwindet kurz danach wieder im Dickicht. Dort im Schutz der Pflanzen lässt sie das Kleidungsstück zurück und macht sich auf, nach etwas Essbaren zu suchen. Schnell nimmt sie die Fährte eines Rehes auf. Sie macht sich an die Verfolgung. Doch das Reh scheint schon weiter weg. Dabei roch die Spur so intensiv. Ragna schnuppert weiter und all diese vielen intensiven Gerüche die auf sie Eindringen faszinieren sie. Sie folgt mal der Fährte und mal einer Anderen, ohne jedoch wirklich ihre Beute zu erhaschen. Dann erblickt sie unweit von sich, ein Kaninchen. Langsam schleicht sie sich an. Als das Kaninchen vorsichtig schnuppernd den Kopf hebt, hält Ragna inne und drückt sich eng auf den Boden. Erst als das Kaninchen wieder an einigen Gräsern zupft, richtet sich die Wölfin vorsichtig auf. Langsam setztt sie einen Schritt vor den Anderen. Nach jedem Schritt hält sie kurz inne und wartet ab. Als sie glaubt, nahe genug an dem Kaninchen heran gekommen zu sein, macht sie einen Satz nach vorne und sprintet los. Auch das Kaninchen springt auf und versucht mit wilden Haken davon zu kommen. Doch die Wölfin ist schneller. Mit einem großen Satz landet sie über dem kleinen Tier. Ihre Fänge graben sich durch das Fell und die Haut in das warme blutige Fleisch der Beute. Ein kurzer Biss und das Kaninchen baumelt reglos aus ihrem Maul.

Ragna macht sich gar nicht erst die Mühe ihre menschliche Gestalt anzunehmen und ihre Beute zu zubereiten. Stattdessen reißt sie mit ihren Zähnen Stücke heraus und schlingt diese gierig hinunter. Erst als sie gesättigt und von dem Kaninchen nur noch die Knochen übrig sind, verscharrt sie die Reste ihres Males und macht sich zurück zu dem Kleid. Dort angekommen kauert sie sich nieder. Dann laufen Schauer über ihren Körper. Der ganze Körper bebt und zittert. Knochen knirschen und bersten dann mit splittrigem Laut um sich kurz darauf in neuer veränderter Position erneut zusammenzufügen. Muskeln und Sehnen reißen und auch sie nehmen neue Gestalt an. Nach und nach bildet sich das Fell zurück und die anfangs noch jaulenden Schmerzenslaute der Wölfin gehen immer deutlicher in jammernde Menschenlaute über. Nachdem die Verwandlung abgeschlossen ist, bleibt die nackte menschliche Gestalt noch wenige Augenblicke zusammengekauert und zitternd liegen. Nachdem sie die Nachwirkungen der Wandlung überstanden hat, streift sie sich, mit noch immer zittrigen Händen, ungeschickt das Kleid über. Danach wandert sie in menschlicher Gestalt weiter durch den Wald. Der Boden ist kalt. Obgleich trotz der winterlichen Jahreszeit kein Schnee liegt, beginnt sie schnell zu frieren. Dennoch läuft sie so wie sie ist, barfüßig, weiter.

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 23. Sept. 2008, 22:14 Uhr
Inzwischen sind einige Wochen vergangen. Anfangs hat Ragna, wenn der Hunger sie dazu trieb, ausschließlich in der Gestalt der Wölfin gejagt. Doch schnell hat sie davon wieder abgelassen, zu groß war der Schmerz, den jeder Gestaltwechsel mit sich brachte. So nahm sie einen scharfkantigen Knochen ihrer Beute und bearbeitete ihn mit Steinen so lange, bis er eine gute Klinge abgab. Dann suchte sie sich ein passendes Holzstück als Griff und band die Klinge sorgsam auf den Stock auf. Auch eine neue Schleuder fertigte sie sich. Als sie dann besser ausgerüstet war um endlich auch wieder in menschlicher Form zu jagen, kümmerte sie sich um neue Kleidung. Erst nähte sie mit einem langen dünnen Knochensplitter und dünnen Sehnensträngen Felle in das bereits vorhandene Baumwollkleid, doch dieses Improvisorium half nur bedingt. So gab Ragna bald ihr Alleinsein in den Wäldern zumindest kurzfristig auf um Felle und Fleisch in kleinen Dörfern gegen bessere Kleidungsstücke zu tauschen. Nach und nach stellte sie so eine dem Wetter angepasste Bekleidung zusammen.

Ihre neue Kleidung besteht aus einer hellen festen Lederhose und einem ebenfalls hellen Lederhemd aus weicherem Material. Dazu hat sie weiße gefütterte Lederstiefel erworben. Gegen die Kälte schützt sie sich mit einem hellen Umhang, der mit weißem Fell gefüttert ist. Es war für sie nicht immer leicht die Kleidungsstücke in hellen Tönen zu bekommen, da doch meist der natürliche Braunton angeboten wurde. Da es ihr aber sehr wichtig war, helle Winterkleidung zu tragen, machte sie sich die Mühe etwas länger nach den richtigen Stücken zu suchen. Im Winter – davon war sie überzeugt – musste die Kleidung hell und der Umgebung angepasst sein. Im Sommer, da konnte man braune Töne tragen. Aber im Winter empfand sie es einfach als falsch, sich farblich von dem Weiß um sie herum abzuheben.

In ihren neuen Kleidern ist die Reise nun weit angenehmer. Längst friert sie nicht mehr und mit den Stiefeln fällt ihr das Wandern in der weißen Landschaft um einiges leichter. So streichen weitere Tage und Nächte dahin. Einige Monate ziehen so ins Land. Ragna sucht die Nähe anderer Menschen nur, wenn es notwendig wird und sie sich etwas ertauschen muss. Ansonsten streift sie für sich alleine durch die ihr immer fremder werdende Umgebung. Irgendwann auf ihrem Weg hatte sie in einem Dorf erfragt wo sie sich befinde. Doch die Antwort hatte sie schnell wieder vergessen. Die Namen der hiesigen Ortschaften sind ihr einfach zu fremd, als dass sie sich diese merken könnte. So hat sie in späteren Besuchen anderer Dörfer und Ortschaften gar nicht mehr danach gefragt. Irgendwo würde sie schon sein und irgendwo würde sie auch hinkommen. Was sagt der Name einer Stadt schon großartig aus.

Zwischenzeitlich ist es auch wärmer geworden und Ragna hat sich erneut Kleidung ertauschen müssen. Ihre Sommerkleidung besteht aus ledernen Mokassins und einem einfachen braunen Wildlederkleid, dass vorne mit einer Lederschnürung zusammengehalten wird. Sie hat sich ganz bewusst für dieses Kleid entschieden. Wenn sie ihre Gestalt wechseln will, braucht sie nur die Schnürung lösen, aus dem Kleid schlüpfen und kann sich problemlos der Wandlung hingeben. Auch ist es leichter ein Kleid alleine wieder zuzuschnüren, wenn die Riemen gut erreichbar auf der Vorderseite platziert sind. Ihre Winterkleidung hat Ragna zusammen gerollt und in den Umhang geschlungen, den sie nun als Bündel über der Schulter tragend mit sich führt.

Noch immer weiß sie nicht wohin ihre Reise gehen soll. Anfangs hat sie sich über ihr Ziel keine Gedanken gemacht, weil sie einfach nur weg wollte. Fort von den Sklavenhändlern. Jetzt macht sie sich keine Gedanken um ein Ziel, weil es ihr einfach gleich ist. Manchmal bleibt sie länger an einem Ort, neulich hat sie eine Flussbiegung gefunden und blieb dort einige Tage. Dort schnitzte sie sich mit ihrem Knochenmesser einen einfachen Speer, befestigte eine scharfkantige Steinspitze daran und fing Fische im Fluss. Doch nach einer Weile zog sie wieder weiter.

Obgleich sie nicht weiß, was genau sie vorwärts treibt, ist es ihr unvorstellbar an einem Ort zu verweilen. Vielleicht ist es die Einsamkeit, die sie dazu verleitet stets beschäftigt, stets in Bewegung zu bleiben. Doch genau kann sie selbst es nicht benennen. Sie macht sich auch keinerlei Gedanken darum. Irgendwann würde sie einen Ort finden – einen Ort der zum Bleiben einlädt.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 24. Sept. 2008, 12:38 Uhr
Immer mehr Zeit zieht dahin. Die Umgebung hat sich inzwischen deutlich verändert. Ragna-Rana ist umgeben von riesigen Graslandschaften, deren Gras so hoch wächst, dass es sie selbst überragt und sie somit kaum erkennen kann wohin sie zieht. Nie zuvor hat sie solche hoch wachsenden Gräser gesehen. Wie auch? Die Gräser in ihrr Heimat sind zwar sehr robust und widerstandsfest, aber hoch wachsen sie nicht. Auch die Farne und Moose ihrer Heimat bedecken eher den Boden, als dass sie in die Höhe wachsen. Obgleich diese neue Gegend gänzlich anders ist, als alles was sie bisher kennt, zieht es sie weiter durch die Fremde. Mühevoll bahnt sie sich ihren Weg durch die gigantischen Gräser.

Erschöpft von den Anstrengungen der Wanderung beschließt sie sich auszuruhen und lässt sich zu Boden sinken. Ihr aus dem Umhang und der Winterkleidung bestehende Bündel benutzt sie als Kopfkissen. Dann beginnt sie auch schon bald ein wenig zu dösen. Hier und da kitzelt sie eines der Gräser, so dass sie kurz wieder erwacht. Doch genauso schnell wie sie aus dem Schlaf hochschreckt, gleitet sie auch wieder in ihn hinein. Dann plötzlich vernimmt sie einen Lärm, der ihr gänzlich fremd erscheint. Nie zuvor hatte sie solch Geräusche vernommen. Was immer diese Töne von sich gibt, es muss sehr groß sein. Erschrocken springt Ragna auf. Wie automatisch schließt sich ihre Hand fest um ihren Speer. Sie hört ein trampeln, dass so gar nicht in die Landschaft zu passen scheint. Sie hört wie viele große Tiere durch die Gräser rennen und vernimmt die Leute, die zur Seite peitschendes Gras von sich gibt. Ragna stellt sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was dort vor sich geht. Wie sie sich dort höher schiebt um über die gigantischen Halme des Grases zu blicken, kommen die Geräusche immer näher. Es klingt als würde jemand auf einem kaputten Horn zu blasen versuchen. Welch seltsame Geräusche und dann sieht sie, was das Gras niedertrampelt. Eine Herde riesiger Tiere rennt auf sie zu. Ihre Beine sind stämmig und kräftig, das Fell ist zottelig und ihre Nasen viel zu lang. Irgendetwas muss die Herde aufgeschreckt haben und nun rennen diese gigantischen Tiere mit den riesigen Stoßzähnen direkt auf Ragna zu. Für einen kurzen Moment ist sie wie gelähmt, doch dann geht alles ganz schnell. Sie greift sich ihren Beutel und rennt. Schnell begreift sie, dass diese großen Tiere trotz den stämmigen Körpers durchaus schnell werden können. Die Tiere sind dicht hinter ihr. Als die Herde immer näher kommt, wirft Ragna sich zur Seite, rollt und purzelt durch das Gras. Nur wenige Schritte entfernt rennt die aufgebrachte Mammutherde an ihr vorbei. Mit weit aufgerissenen Augen starrt Ragna den Tieren nach. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass es solch große Tiere gibt. Wer weiß, was es hier noch so alles gibt? Ragna beschließt die Umgebung näher zu erkunden und nach Spuren Ausschau zu halten. Sie wollte sich zumindest ein Bild davon machen, welche Gefahren hier noch so lauern könnten. Zugegeben, sie erwartete nach der Begegnung mit diesen absolut fremdartigen Tieren nicht, besonders schlau aus den Spuren hier werden zu können, aber so kann sie sich wenigstens über die Größe der anderen hiesigen Tiere ein Bild machen. Und dann sollte sie schneller weiter wandern, um diese merkwürdige Gegend hinter sich zurücklassen zu können. Ragna sehnt sich nach einer Landschaft, die man überblicken kann. In diesen großen Gräsern konnten so viele Gefahren lauern und sie wäre nicht einmal im Stande sie rechtzeitig zu sehen.

So kommt es, dass Ragna zunächst die Umgebung ganz genau inspiziert. Sie betrachtet das niedergetrampelte Gras, durch das die Herde zog um sich die Spuren der Mammuts genauer anzusehen. Dann zieht sie, nach anderen Spuren Ausschau haltend, weiter. Um einiges wachsamer als zuvor bahnt sie sich ihren Weg durch das hohe Gras. So wandert sie Tag um Tag weiter, stets in der Hoffnung, dieses unliebsame Gelände und die vom Wind peitschenden Gräser endlich hinter sich lassen zu können.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 25. Sept. 2008, 11:34 Uhr
Inzwischen kommt es Ragna wie eine halbe Ewigkeit vor, in der sie nichts als gigantische Gräser gesehen hat. Die Reise wird immer mühsamer. Oftmals peitscht ihr der Wind die riesigen Grashalme entgegen, was ihr Vorwärtskommen nicht nur erschwert sondern teilweise auch vollständig unterbinden. Nicht selten muss sie ihre Reise unterbrechen und unter dem schützenden Umhang abwarten bis der Wind sich beruhigt hat und die Gräser nicht mehr wie Peitschen auf sie zujagen.

Dann, nach weiteren Tagen der Wanderung wird die Gegend zusehend sumpfiger. Das Vorwärtskommen ist hier noch schwerer und oftmals droht Ragna im Morast stecken zu bleiben, doch zum Glück hat sie sich immer wieder befreien und ihre Reise fortsetzen können. Am Ende der Sümpfe erstreckt sich erneut ein schier endloses Grasmeer. Ragna beginnt inzwischen vollständig zu verzweifeln und sehnt sich nach dem Meer und ihrer Heimatinsel. Mit den Gedanken an ihre Heimat flammen auch Gedanken an ihre Familie auf. Doch schnell verdrängt sie die Gedanken. Sie möchte nicht anfangen zu weinen, möchte sich nicht ob ihres Schicksal bemitleiden. Sie möchte weiter. Irgendwo in dieser Fremde muss es doch eine Gegend geben, in der es sich leben lässt. Und so zieht sie weiter und kämpft sich erneut ihren Weg durch die Gräser.

Endlos und eintönig vergehen die Tage. Manchmal begegnen ihr Büffelherden und ganz selten trifft sie erneut auf die gigantischen Steppenmammuts. Einmal hat sie sogar einen Steppenlöwen erblickt. Noch nie sind ihr solche Katzen begegnet und sie hofft auch, dass sie die Wege dieser Jäger so schnell nicht mehr kreuzt. Die Tiere dieser Gegend sind für Ragna nach wie vor erschreckend und faszinierend zu gleich und obwohl die Reise und das endlose Grasmeer eintönig erscheint, lernt sie nahezu jeden Tag etwas neues kennen. Ragna ernährt sich von Erjagtem, dass sie meist an einem der Flüsse erlegt, denn das Jagen in den gigantischen Gräsern mag ihr noch nicht so recht gelingen. Zu spät sieht sie die mögliche Beute und zu schnell reagieren die Beutetiere und verschwinden auf Nimmerwiedersehen zwischen den Gräsern. Auch wenn sie nicht gerade häufig Beute macht, so ist die Beute, die sie hier erlegen kann, doch groß genug um sich mehrere Tage davon zu nähren. So kommt sie trotz der unwegsamen Gegend und der erschwerten Jagd mehr oder weniger gut zurecht.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 26. Sept. 2008, 10:25 Uhr
Mit der Zeit nehmen die Graswälder zusehends ab und die Landschaft beginnt felsiger zu werden. Ragna überwindet Berge und Hügel und je weiter sie reist, desto mehr ändert sich die Umgebung. So kommt die junge Frau des Nordens durch Wälder und über Wiesen an Flüssen vorbei, um erneute Berg- und Hügellandschaften zu erreichen. So wechseln sich die Gegenden immer wieder ab und nie zuvor erblickte Ragna eine solch vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Nicht nur der Artenreichtum überwältigt die junge Jägerin, sondern auch das üppige Jagdangebot läutet bessere Zeiten ein.

Auch kommt Ragna wieder öfter an menschlichen Siedlungen und Städten vorbei, so dass sie handeln kann. Nahe einer Stadt lässt sie sich dann für eine längere Weile nieder. Ein ortsansässiger Lederschneider wird zu ihrem wichtigsten Handelpartner. Sie überlässt ihm Felle und Leder und er fertigt ihr im Austausch einen Lederbeutel für ihre Schleuderkugeln und einen größeren Beutel mit Schulterriemen für ihre Winterkleidung. Besser für die Weiterreise ausgestattet verlässt sie die Ortschaft wieder und zieht weiter ihrer Wege. Immer wieder trifft sie hier während ihrer Reise auf andere Menschen, die jedoch allesamt gänzlich anders sind als jene Menschen, die sie aus den Stämmen kannte. Auch mit den Formorag scheinen die Menschen dieser Region kaum etwas gemein zu haben. Zwar nutzen auch sie Waffen aus Eisen, dennoch unterscheiden sie sich deutlich von den Piraten ihrer Heimat.

Ewigkeiten vergehen und das Klima wird immer wärmer. Eigentlich, so ist sie sich sicher, müsste inzwischen der nächste Winter kommen, doch je weiter sie zieht um so mehr beginnt sie daran zu zweifeln, dass der Winter noch einbrechen wird. Das Klima wird immer mediterraner und Ragna beginnt langsam wirklich zu glauben, dass sie ihre Winterkleidung gar nicht mehr brauchen wird. Dennoch trägt sie die Winterkleidung vorsichtshalber weiter mit sich, um nicht doch noch von der aufkommenden Kälte überrascht zu werden. Weiter wechseln sich Hügel, Berge, Ebenen, Wälder, Wiesen und Flusslandschaften ab und an einem der Flüsse sammelt Ragna neue Schleuderkugeln. Sie verwendet kleine kiesartige Steinchen. Sorgfältig sucht sie sich geeignete Munition für die Jagd. Trotz dass diese Gegend nahezu alles bietet, zieht es Ragna noch immer weiter. Die Menschen hier in ihren Städten sind ihr einfach zu fremd. Sie scheinen teilweise die Verbindung zur Natur immer mehr verlernt zu haben und obgleich Ragna viele nette Personen auf ihrer Reise getroffen hat, wird sie doch nicht ganz warm mit den hiesigen Einwohnern. So kommt es, dass es sie nach wie vor weiter gen Süden zieht.

Irgendwann muss sie ein wenig von ihrer Route abgekommen sein, denn sie erreicht die Küste. Ein Lächeln huscht über Ragnas Gesicht und sie läuft eilig zum Strand. Dort angekommen schlüpft sie aus den Mokassins und taucht ihre nackten Füße in das kühle Nass des Meeres. Ihr Blick gleitet über die Wellen bis hin zum Horizont. Irgendwo dort draußen muss ihre Heimat sein. Irgendwo dort in der Ferne liegt Barsa. Ein wehmütiger Laut entkommt Ragnas Lippen und sie spürt wie ihr Tränen in die Augen steigen. Sofort kämpft sie die Tränen nieder, verlässt das Wasser und schlüpft wieder in ihre Mokassins. In naher Ferne hat sie eine Ortschaft erspäht. Dort will sie hin.

In der kleinen Stadt angekommen, schlendert die Nordische durch die Straßen und Gassen bis zum Hafen. Dort hält sie inne und betrachtet das bunte Treiben. Es ist früher Morgen und einige Seemänner sind dabei ihre Boote zu vertauen. Auch Marktstände gibt es hier, auf denen die Frauen der Fischer die letzten Fänge anpreisen. Seemöven kreisen über den Ständen und versuchen immer wieder einige der Fische zu stehlen, ganz zum Ärger der Marktfrauen. Diese schimpfen und versuchen immer wieder die stehlenden Vögel zu verjagen. Nachdem Ragna all das kurz auf sich wirken gelassen hat, schlendert sie weiter.

Ein Handelsschiff hat gerade angelegt und die fahrenden Händler beginnen mit Hilfe von Tagelöhnern, welche im Hafen auf Arbeit hoffen, die Waren auszuladen. Auch Ragna schließt sich an und beginnt beim Entladen zu helfen. Vielleicht, so hofft sie, kommt sie mit einem der Seemänner ins Gespräch und kann ihre Reise für eine Weile mit dem Schiff fortsetzen. Den halben Tag sind sie zugange. Ragna erfährt, dass ein ortsansässiger Händler auf diese Waren wartet. Und so kommt es dass die Kisten den Besitzer wechseln. Weiter erfährt Ragna, dass das Schiff nur eine Nacht hier im Hafen weilen wird, um dann wieder weiter gen Süden zu segeln. Sofort ergreift Ragna ihre Chance und beginnt um eine Mitreisegelegenheit zu verhandeln. Nur zu gerne würde sie über die Meere segeln und die gegen das Schiff peitschenden Wellen beobachten. Ihre bisher einzige Schifffahrt hat sie als Gefangene im Bauch eines Piratenschiffs verbracht. Dort gab es nichts zu sehen, denn sie konnte das Deck nie betreten. Vielleicht, so denkt sie, würden sie Inseln finden, die an ihre eigene Heimat erinnern. Vielleicht gäbe es dort auf dem Meer ein neues zuhause für sie und so verhandelt sie mit den Händlern weiter um eine Mitfahrgelegenheit. Irgendwann hat sie es dann auch geschafft. Sie wird einfache Tätigkeiten an Deck verrichten und den Seeleuten helfend zur Hand gehen. Ragna willigt erfreut ein. Zum Morgengrauen soll sie sich am Schiff einfinden und so zieht Ragna erst einmal ein wenig durch sie Gassen und Straßen um sich die Zeit zu vertreiben.

Die Nacht hat Ragna am Hafen verbracht. Hinter einigen Fässern hat sie ihren Umhang ausgebreitet und sich zur Ruhe gebettet. Es war sehr ungewöhnlich und sie hat kaum Schlaf gefunden. In einer Stadt war es selbst nachts nicht wirklich still und immer wieder kamen betrunkene Seeleute vorbei und taumelten laut redend durch die Straßen.

Noch vor der Morgendämmerung packt Ragna ihren Umhang zurück in den Schulterbeutel und schlendert zu dem Schiff. Dort herrscht schon wildes Treiben und die Seeleute beginnen alles für den baldigen Aufbruch vorzubereiten. Schon als Ragna ankommt, wird sie direkt mit eingespannt. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, werden die Taue gelöst und die Reise beginnt. Ragna hat kaum Zeit sich an den Winden und den Wellen zu erfreuen. Es gibt so viel zu tun und schon wieder ruft ihr einer der Schiffsjungen zu, dass sie herüber kommen soll. Und so vergeht der erste Tag wie im Fluge. Den ganzen Tag hat sie gearbeitet und abends fiel sie völlig übermüdet und erschöpft zwischen einigen Säcken und Fässern im Lagerdeck in tiefen Schlaf…

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 30. Sept. 2008, 20:47 Uhr
Die nächsten Tage und Wochen vergehen ähnlich geschwind, wie der Erste. An Bord gibt es nahezu immer etwas zu tun und Ragna hätte nie gedacht, dass die Arbeit an Bord so anstrengend sein kann. Schon bald sehnt sie sich danach, endlich wieder festen Boden unter ihren Füßen zu spüren. Hier und da halten sie zwar kurz in einem Hafen um Vorräte aufzufüllen und andere Teile der Handelsware abzuliefern, doch die meiste Zeit verbringen sie auf hoher See.

So vergeht immer mehr Zeit und Ragna kann gar nicht mehr sagen wie lange sie schon von zuhause fort ist. Monate? Jahre? Sie weiß es wirklich nicht. Sie weiß nur, dass die Jahreszeiten längst hätten wechseln müssen. Als sie einen der Seemänner darauf anspricht, lacht dieser nur. „Hier gibt’s kein Winter, Mädchen,“ brummt er, „wie sind zu südlich“. Ragna versteht zwar nicht, warum es hier keinen Winter geben soll, aber wagt es nach seinem Gelächter auch nicht erneut nachzufragen. Überhaupt scheinen die Seeleute sich sehr über sie zu amüsieren, wenn sie irgendwelche Fragen stellt. Hier und da bemerkt sie, wie die Seemänner reden und prompt inne halten, wenn sie selbst in ihre Nähe kommt. Ragna bekommt immer mehr das Gefühl hier fehl am Platze zu sein. So beschließt sie alsbald das Schiff wieder zu verlassen und ihrer Wege zu ziehen.
Als sie dann erneut Festland erreichen und zum Handeln anlegen, nimmt Ragna ihr Bündel, verabschiedet sich von den Männern und zieht von dannen. Die Männer starren ihr nur nach und tuscheln. Sie vernimmt Worte wie „komisches Mädchen“ und: „Wo will sie denn hier hin?“. Doch sie interessiert sich nicht länger für das Gerede der Männer und zieht einfach ihrer Wege.

Es ist arg warm und die Wälder, die sich vor ihr ausbreiten wirken fremd und völlig zugewuchert. Vorsichtig sucht Ragna sich ihren Weg durch die grünen Wände hindurch. Die Bäume wirken nahezu gigantisch groß und der Boden ist feucht und nass. Zusammen mit der Wärme ergibt sich ein recht schwüles Klima. Wachsam streift sie durch den Wald. Und die feuchte, schwere Luft macht ihr deutlich zu schaffen. An einem kleinen Bach hält sie inne. Ihr Bündel lässt sie fallen und dann schlüpft sie aus ihren Mokassins um sich das Wasser um die Beine fließen zu lassen. Die erhoffte Kühlung bleibt aus. Das Wasser ist handwarm. Dennoch wartet Ragna weiter durch den morastigen Untergrund. Dann plötzlich sieht sie wie sich eine Schlange vom Ufer in das Wasser windet. Sofort verlässt Ragna fluchend das Nass. Nicht, dass sie etwas gegen irgendein Tier hätte, sie schätzt alle Kinder der Erdmutter, dennoch behagt es ihr nicht, solch ein vielleicht sogar giftiges Tierchen um ihre Beine schwimmen zu haben. Also schlüpft sie lieber wieder in ihre Mokassins, schnappt sich ihr Bündel und zieht weiter.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 01. Okt. 2008, 16:17 Uhr
So dringt Ragna immer weiter in das Inselinnere vor. Hier und da suchen sich kleinere Flüsse ihren Weg durch das Grün. So kommt es, dass Ragna erneut an einem Fluss inen hält und ihr Bündel unter einen Baum legt. Sie nimmt ihren Speer und wartet ein Stück ins das Wasser. Dann bleibt sie reglos stehen und beobachtet die kleineren Strömungen. Doch Fische kann sie, in dem morastigen Untergrund, keine entdecken. So sehr sie sich auch bemüht, es will hier nicht gelingen. Die wenigen Fische, die sie sieht, sind klein und schnell, so dass sie hier keine Beute findet. Nach mehreren Stunden gibt Ragna schließlich auf und zieht weiter.

Das Gelände ist unwegsam. Wege gibt es keine und immer wieder muss sie die Richtung ändern, da der Wald zu dicht wird und ein Vorwärtskommen unmöglich macht. Am Abend ist Ragna erschöpft und breitet ihren Mantel unter einem Baum aus um sich zur Ruhe zu legen. Doch der Regenwald scheint des Nachts nicht zu ruhen. Alle möglichen, fremden Geräusche hallen von den Bäumen herab, so dass Ragna kaum Schlaf findet.

Am nächsten Morgen fühlt Ragna sich erschöpft und kein Stück erholt. Dennoch zieht es sie weiter. Ein immer größer werdendes Hungergefühl breitet sich in ihr aus und Ragna beobachtet die Umgebung immer aufmerksamer ob potentielle Beutetiere zu erspähen. Hier und da sieht sie buntschillernde Vögel, die in den unterschiedlichsten Klängen vor sich hin trällern. Doch sie alle sind klein und schnell und würden wohl auch keine gute Mahlzeit abgeben. Überhaupt, kommt es Ragna, trotz des Hungers gar nicht erst in den Sinn, einen dieser wunderschönen Vögel zu verspeisen. Vielmehr wundert sie sich über die Schönheit, welche die große Erdmutter diesen schillernden Geschöpfen gab.

So läuft Ragna immer weiter und noch immer hat sie nichts erspäht, was sich als Beute eignet. Die Wälder sind zu dicht um weit sehen zu können und die meisten Tiere sind verschwunden, noch ehe Ragna sie überhaupt erblickt. Dann plötzlich verdunkelt sich alles. Ragna blickt empor, kann jedoch aufgrund des grünen Blätterdachs nichts erkennen. Unsicher hält Ragna inne. Dann beginnt es auch schon zu regnen, wenn man überhaupt noch von Regen sprechen kann. Es ist, als hätte der Himmel sämtliche Schleusen geöffnet und schier endlose Wassermassen jagen auf die Bäume nieder, um von dort durch die Blätter und über Baumfarne hinab zu strömen. Ragna hat während ihrer Reise viel gesehen und erlebt, was sie so nicht kannte. Sie hat in den Savannen ein Meer aus mannsgroßen Gräsern überwunden und Tiere, wie die Mammuts gesehen, die so gigantisch waren, dass es ihr den Atem raubte. Dennoch scheint es ihr jetzt, dass all das, was sie zuvor erlebt hat, nichts im Vergleich zu diesem Regen ist. Es ist ihr als würden alle Wasser der Welt von oben auf sie niederprasseln und noch ehe sie ihren Umhang aus dem Bündel geholt hat, ist sie schon vollständig durchweicht und nicht die winzigste Stelle ihres Körpers ist noch trocken.
Bei der großen Mutter, was geht hier nur vor? fragt sie sich. Dann breitet sie den Umgang wie eine Decke über sich aus und wartet ab. Nach einer Weile ebbt der Regen so schnell wie er gekommen ist auch wieder ab. Das Fell von Ragnas Umhang ist komplett durchweicht und braune Schlammspuren verdrecken den Pelz. Gerne würde sie ihn auswaschen und irgendwo zum Trocknen hinlegen. Doch trockene Flecken scheint es hier nicht zu geben. Erst durchquerte sie ein Land, das nahezu vollständig trocken war und nun befand sie sich in einem Land, dass zuviel Wasser hatte. Nun, die große Mutter wird sich schon etwas dabei gedacht haben.

Nachdem Ragna den Ärger über die Wassermassen überwunden hat, wringt sie ihren Umhang bestmöglich aus und bemüht sich, den Dreck aus dem Fell zu reiben, doch statt ihn zu entfernen reibt sie ihn nur tiefer hinein. Also versucht Ragna es nicht weiter, verstaut ihn nass wie er ist wieder in dem Bündel und zieht weiter. Sobald sie einen Platz gefunden hat, wo sie ihn zum Trocknen ausbreiten kann, so nimmt sie sich vor, wird sie das Bündel wieder auseinander nehmen. Doch bis dahin, muss es so gehen. Das Bündel ist nun durch die Nässe weit schwerer als vorher und doch kämpft sich Ragna weiter durch den unwegsamen Wald und noch immer hat sie nichts zu essen erspäht. Daher dauert es auch nicht lange und sie lässt ihr Bündel und die Waffen zurück. Dann schlüpft sie aus den Kleidern und beginnt mit der Verwandlung.

Lange hat sie die Gestalt nicht mehr gewechselt und wie sich nun die Sehnen dehnen und zerreißen, nur um sich in neuer Form wieder zusammen zubilden, schreit sie laut auf. Dann kippt sie auch schon vornüber und landet mit ihren Händen im Morast. Knochen verschieben sich und Muskeln verändern ihre Form. Blitze aus Schmerzen durchzucken Ragnas Körper und ihre Schmerzenslaute gehen langsam in ein animalisches Winseln über. Dann ist es vollbracht und sie macht sich in wölfischer Gestalt auf, die Gegend nach etwas essbaren abzusuchen. Mit ihrer Nase dicht über dem Boden nimmt sie all die neuen und aufregenden Gerüche wahr. Dann plötzlich sieht sie vor sich ein kleines Tier auf dem Boden sitzen. Sofort duckt sich die Wölfin und beobachtet das kleine Geschöpf. Es erinnert an einen winzigen Menschen mit Fell. Die Arme sind vielleicht etwas lang und die Augen wirken größer. Langsam schleicht sie sich vorwärts, unsicher ob man dieses Geschöpf als Beute einstufen kann. Der Geruch der von dem Wesen ausgeht ist deutlich animalisch und so ist die Wölfin davon überzeugt, dass auch dieses kleine Geschöpf in das Beuteschema passt. Schritt für Schritt pirscht sie sich näher. Dann springt sie vor, doch ehe ihre Zähne das kleine Geschöpf zu packen kriegen, klettert es flink einen Baum hinauf. Erstaunt folgt der Blick der Wölfin dem Geschöpf, dass mit solch einer Behändigkeit in dem dichten Grün der Bäume verschwindet.

Ein frustriertes Schnaufen von sich gebend, wendet die Wölfin sich von dem Baum ab und versucht ihr Glück anderswo weiter. So streift sie weiter schnüffelnd durch den Wald. Als sie ein kleines Baumhörnchen vor sich über den Boden huschen sieht, zögert sie nicht lange, mit einem großen Satz springt sie dem behänden Tierchen nach. Noch ehe das kleine Geschöpf im Dickicht verschwindet, schießt die Wölfin vor und ihre Zähne schließen sich um den kleinen Körper. Einen letzten Todesschrei von sich gebend, stirbt das Hörnchen zwischen Ragnas Zähnen. Sofort macht sie sich daran ihre Beute zu verspeisen. Doch das Tierchen war zu klein und ein Sättigungsgefühl will sich einfach nicht einstellen. So kehrt Ragna mit nach wie vor, knurrendem Magen, zu ihren Habseeligkeiten zurück. Dort nimmt sie erneut die Schmerzvolle Wandlung auf sich, um sich danach wieder anzukleiden.

So vergehen die ersten Tage in der neuen Landschaft. Jeden Tag aufs neue versucht sie Beute zu finden, doch obgleich sie nirgends solch einen Artenreichtum vorfand, hat sie kaum Jagderfolge zu verbuchen. Sie ist es gewohnt in offenen Landschaften zu jagen und der ganze grüne Wirrwarr um sie herum, schränkt ihre Sicht einfach zu sehr ein.

Doch dann, erreicht Ragna erneut das Ende des Waldes und die weite des Ozeans tut sich vor ihr auf. Endlos? Nein, nicht ganz, in nicht allzu weiter Ferne kann sie schon wieder Land erkennen.
Am Strand angekommen, breitet Ragna endlich ihre Kleidung und den Umhang zum Trocknen aus. Sie selbst nutzt das Meerwasser für eine Abkühlung und geht ein wenig Schwimmen. Später, zurück am Strand, kleidet sie sich wieder ein und beginnt die Umgebung zu erkunden. Im Waldrandgebiet, nahe des Sandstrandes findet sie ein verlassenes Dorf. Wenn sich die Ansiedlung von 5 Hütten überhaupt schon als Dorf bezeichnen lässt. Ragna beschließt sich das Ganze aus der Nähe anzusehen und erkundet die Hütten. Sie findet alte zerbrochene Krüge, aber die meisten Habseeligkeiten der einst hier lebenden Menschen sind alle fort. Doch als an diesem Tage erneut der Himmel seine Schleusen öffnet, hat Ragna ein Dach über dem Kopf, was ihre Laune deutlich verbessert. Nachdem der tägliche Regen, auch für den heutigen Tage vorüber ist, streift sie weiter zwischen den Hütten umher. Hinter einer dieser einfachen Behausungen findet sie ein altes Kanu und ein Paddel. Ein Freudenlaut gleitet über ihre Lippen und sie zieht das Kanu hervor. Sorgfältig prüft sie das Boot auf eventuelle Schäden. Doch es scheinen tatsächlich keine vorhanden zu sein.
„Ich danke dir, große Mutter“ bedankt sie sich bei der Erdmutter. Dann nach kurzer Pause ergänzt sie „und auch euch großen und kleinen Geister dieser Wälder“. Dann macht sie sich daran das Kanu zum Ufer zu ziehen. Vielleicht, so hofft sie, hat sie auf dem Land, dass sie vom Strand aus gesehen hat, mehr Jagdglück.

Und so zieht sie das Kanu in das Wasser, wirft ihr Bündel und ihren Speer hinein. Selbst ins Wasser wartend, zieht sie das Kanu noch etwas tiefer in das blaue Nass. Dann steigt sie selbst ins Kanu und stößt sich mit dem Paddel ab. Langsam und bedächtig – ihre Kräfte sparend – beginnt sie mit dem Paddel, das Boot auf die nächste Insel zuzusteuern.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 01. Okt. 2008, 16:18 Uhr
Die nächste Insel scheint sich auf dem ersten Blick nicht von der vorherigen zu unterscheiden. Sie wirkt sehr groß, so dass Ragna vom Boot aus kaum die gesamte Größe der Insel überblicken kann. Ragna steuert auf das Ufer zu, legt das Paddel in den Bauch des Kanus und zieht ihr Boot auf den Strand. Das Strandgebiet ist sehr klein und geht beinahe direkt in einen weiteren Urwald über. Ragna geht einige Schritte in den Wald, besinnt sich dann eines Besseren und kehrt zum Boot zurück. Erneut zieht sie das Boot ins Wasser und macht sich auf, die Insel zu umrunden, um nach einer besser geeigneten Stelle für ihre Weiterreise zu suchen. Nach vielen mühsamen Ruderschlägen wird sie fündig: Ein Fluss bahnt sich seinen Weg vom  Inselinneren ins Meer. Zielstrebig hält Ragna auf den Fluss zu. Es ist anstrengend, gegen den Strom zu rudern, dennoch erscheint ihr dieser Weg geeigneter als es erneut zu Fuß mit diesen endlosen und vor Allem größtenteils nicht einmal begehbaren Wäldern aufzunehmen.

Von dem langen Paddeln ermüdet, beschließt Ragna  Rast zu machen. Sie hält auf das Ufer zu und zieht das Boot auf das Land. Dann lässt sie sich neben ihrem Kanu erschöpf auf den Boden sinken. Eine ganze Weile verweilt sie dort, ehe sie beschließt es erneut mir der Jagd zu versuchen. Sie braucht dringend etwas nahrhaftes und die Früchte der Bäume sind ihr zu fremd um sich daran zu versuchen. Fleisch ist Fleisch und Fisch bleibt Fisch. Also findet Ragna, dass dies wohl die beste Nahrung sei. Sie lässt ihr Bündel am Kanu zurück und zieht einzig mit ihren Waffen ein wenig am Fluss entlang. Vorsichtig und langsam bahnt sie sich ihren Weg durch das ewige Grün, ganz darauf bedacht, potentielle Beute nicht aufzuscheuchen. Der Fluss erscheint ihr für die Jagd am Besten geeignet. Immerhin kann man hier etwas weiter sehen, als in dem dichten Urwald. Hinzu kommt, dass jedes Tier irgendwann einmal trinken muss. Ragna hat zwar schon beobachtet, dass viele der hier einheimischen Tiere ihr Wasser einfach aus den trichterförmigen Blättern der vielen Pflanzen beziehen. Dennoch, einige würden sicher auch den Fluss aufsuchen und so streift sie vorsichtig im Schutz der Bäume am Fluss entlang. Lange Zeit versucht sie ihr Glück, doch bis auf eine kleine Echse, einem kleinen Hörnchen, dass geschwind im Schutz der Bäume verschwindet und einigen Vögeln findet sie nichts. Sie will schon aufgeben, als sie das knacken von Ästen vernimmt. Langsam duckt sie sich in das Grün und beobachtet. Inzwischen beginnt es langsam zu dämmern und der Ende des Tages bahnt sich an – ihre letzte Chance heute doch noch Beute zu machen. Ihre Finger schließen sich fester um ihren Speer und jeder Muskel ihres inzwischen deutlich ausgezerrten Körpers ist angespannt. Dann nimmt das Knacken deutlich zu und Ragna kann beobachten, wie sich eine große Raubkatze aus dem Dickicht schleicht. Sie scheint jedoch nicht auf dem Weg zum Wasser. Vielmehr scheint es als sei auch sie auf Beutesuche. Ragna hält für einen kurzen Moment den Atem an und macht sich ganz klein. Mit diesem Gegner wird sie es wohl, nur mit ihrem Speer und einer Schleuder bewaffnet, nicht aufnehmen. Ragna sendet eine kurze flehende Bitte um Beistand an die Geister dieses Waldes und verharrt reglos in ihrem Versteck. Doch die Katze zieht vorüber. Entweder sie hat Ragna nicht bemerkt oder die Anwesenheit dieses Menschen ist ihr einfach gleichgültig. Erleichtert atmet Ragna auf, als die Gefahr endlich vorüber ist. Ragna sitzt der Schock noch deutlich in den Knochen, als sie zurück zu ihrem Kanu geht. Für heute wird sie keine weiteren Jagdversuche mehr auf sich nehmen. Zum Einen ist es bereits viel zu dunkel und zum Anderen muss sie sich erst von der Begegnung mit der großen Katze erholen. Ragna empfand das Tier als wunderschön und im nachhinein betrachtet sah sie es als Geschenk der Mutter selbst an, dass sie ein solch imposantes Tier erblicken durfte. Dennoch ist sich Ragna der Gefahr die von einem solchen Raubtier ausgeht durchaus bewusst.
Nach wie vor hungrig, schlägt Ragna ihr Nachtlager am Flussufer auf. Zu gerne hätte sie sich ein Feuer entzündet, doch sie findet nur nasse Hölzer und auch der Untergrund ist zu feucht, so dass es ihr nicht gelingen will, ein Feuer zu entfachen. Ragna hofft, dass die Tiere der hiesigen Wälder ihr auch ohne schützende Flammen fern bleiben. Bisher war sie hier immer ohne Feuer ausgekommen, dennoch, nach der Begegnung mit der Großkatze ist ihr doch sehr mulmig zumute.

Titel: Re: Reise von Barsa ins Ungewisse
Beitrag von Ragna am 02. Okt. 2008, 10:59 Uhr
Am nächsten Morgen lässt Ragna das Kanu erneut zu Wasser um dem Fluss noch ein Stück weiter ins Inselinnere hinauf zu rudern. Nachdem sie den halben Tag mit Rudern verbracht hat, versucht sie es ein gutes Stück vor einer großen Flussbiegung erneut mit der Jagd. Das Kanu zieht sie, wie immer, an Land, damit es nicht fortgespült werden kann. Da sie in dieser Region bisher die größten Jagderfolge in Wolfsgestalt verbuchen konnte, beschließt sie auch nun die Gestalt zu wechseln.

Nachdem sie ihre Kleider, ihr Bündel und die Waffen beim Kanu zurückgelassen und die wölfische Gestalt angenommen hat, stapft sie auf ihren vier Pfoten durch den weichen Waldboden. Immer wieder schnuppert sie an den Bäumen und durch die Farne, um sich ein Bild davon zu machen, was für Tiere hier kürzlich lang kamen. Natürlich kennt sie die Tiere nicht und kann sie großenteils nicht zuordnen, aber Vogel richt nach Vogel und Wild nach Wild… Den Geruch von Wild kann sie jedoch nicht finden. Weiter durch die tropische Pflanzenwelt streifend zieht sie sich ins dichtere Dickicht zurück, ohne jedoch den Fluss, an dem sie sich noch immer die besten Jagdchancen erhofft, aus den Augen zu verlieren. Sie möchte sich nur selbst im Schutz der Pflanzen bewegen können, um nicht gleich entdeckt zu werden.

----> das ausgebrannte Uuma-Dorf



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