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(Thema begonnen von: Ragna am 24. Juni 2008, 17:40 Uhr)

Titel: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 24. Juni 2008, 17:40 Uhr
Barsa, der 03. Eisfrost 506

Als Ragna-Rana erwacht verspürt sie zuerst einen dumpfen, pochenden Schmerz, der ihr das Gefühl gibt, ihr Schädel könne jeden Moment zerbersten. Vorsichtig versucht die erst 16 Winter zählende Menschenfrau ihre Augenlider zu öffnen. Doch diese Bewegung wird nur mit einem stechenden Schmerz belohnt. Vorsichtig versucht sie sich auf dem harten Untergrund zu drehen. Noch während sie versucht sich zu bewegen, merkt sie, dass irgendetwas sie an ihrer Bewegung hindert. Was war überhaupt geschehen? Sie versucht sich zu erinnern. War sie gestürzt? Nein, das war es nicht… Nur mühsam schafft sie es sich voll und ganz auf ihre Gedanken und ihre Erinnerung zu konzentrieren, so sehr schmerzt ihr der Kopf. Dann nach mehreren Versuchen erhascht sie endlich bruchstückhafte Erinnerungsfetzen: Jagd…. Erfolg…. Beute….. Geräusch….. Dumpfer Schmerz….
Sie war also auf Jagd gewesen und hatte mit ihrer neuen Schleuder einen der Winterhasen erlegt. Es war die erste Beute mit der neuen Schleuder. Die alte zerbrach und keine Schleuder gleicht der Anderen, so dass sie erst mit der neuen Waffe, die sie selbst gefertigt hatte, üben musste. Sie war sehr stolz auf die Beute und nachdem die Schleuderkugel das kleine Wildtier betäubte, eilte sie hin, hockte sich vor die Beute und tötete sie mit einem einzigen schnellen Kehlenschnitt ihrer Knochenklinge. Dann war da dieses Geräusch hinter hier. Sie drehte sich um. Doch noch während sie sich blitzschnell dem Geräusch zuwandte, hörte sie einen dumpfen Knall und merkte wie ihr langsam die Sinne schwanden. Ihr Sichtfeld wurde kleiner, bis es schließlich ganz verdunkelte. Dann, erinnerte sie sich an nichts mehr, bis sie eben vor wenigen Augenblicken aufwachte.

Erneut versucht sie ganz langsam und vorsichtig ihre Augen zu öffnen. Ein Stück vor ihr baumelt eine Laterne, sonst ist alles finster. Sollte wirklich dieser kleine Lichtschein für den Schmerz ihrer Augen verantwortlich sein? Muss wohl so sein, eine andere Lichtquelle gib es hier nirgendwo stellt Ragna fest. Dann wendet sie ihren Blick von der Lampe ab und dem Boden zu. Schwere Holzplanken befinden sich unter ihr. Auch die Wände ringsherum sind aus Holz. Sie lässt ihren Blick durch den Holzraum schweifen. Andere Gestalten liegen herum, ausschließlich Frauen. Die Meisten schlafen. Nur einige wenige weinen stumm vor sich hin. Allesamt sehr jung an Jahren, benahe noch Kinder. Dann bemerkt Ragna, die Fesseln. Sie sind gefangen. Entsetzt bemerkt Ragna, weshalb sie sich nicht bewegen konnte. Auch sie ist gefesselt. Ein schwerer Eisenring umschlingt ihren Hals. Auch um die Fußgelenke und die Arme befinden sich Eisenringe. Eine schwere Kette verbindet diese mit einem Ring in der Wand. Vorsichtig setzt Ragna sich auf. Die Bewegung ist schwer, da die Ketten nahezu jede normale Bewegung unmöglich machen. Daher schiebt sie ihren Rücken an die Holzwand und dann die Wand hinauf. Endlich geschafft. Ragna sitzt und fragt sich wo sie wohl seien mag. Erneut lässt sie ihren Blick durch den Raum gleiten. Dann sieht sie einige Taue aufgerollt in einer schmuddeligen Ecke liegen. Daneben stehen einige Fässer. Ihr Blick gleitet erneut zu den Wänden. Irgendwas an ihnen ist merkwürdig. Ragnas Kopf brummt noch immer, als würde eine ganze Rentierherde hindurchtrampeln und sie versucht sich mühsam zu konzentrieren. Dann fällt ihr auf, was sie stutzen ließ: Die Wände sind nicht gerade. Sie scheinen leicht gewölbt. Mit einem Mal wird ihr klar wo sich befindet. Jegliche Farbe weicht aus ihrem Gesicht. Sie war auf einem Schiff. Das hieß man brachte sie irgendwohin. Das war nicht gut. Irgendwohin mit dem Schiff bedeutete fort von Barsa, fort von ihrer Familie, fort von ihren Freunden. Entsetzen und Panik macht sich in ihr breit. Empört rüttelt und zerrt sie wie ein wildes Tier an ihren Ketten. Doch so sehr sie sich gegen die Ketten schmeißt und an ihnen zerrt und zieht, sie sind zu stabil und lösen sich nicht. Kein einziges Glied scheint sich lösen zu wollen. Dennoch hört Ragna gegen jede Vernunft nicht damit auf sich hin und her zu schmeißen, in der Hoffnung ein Glied würde brechen. Nichts geschieht. Vor Wut nahezu blind, verliert sie gänzlich die Beherrschung und ein grollendes, dunkles Knurren entrinnt ihrer Kehle. Sie ist und bleibt gefangen.
Erst nachdem sie beinahe alles an Kräften aufgebraucht hat, lässt sie sich erschöpft auf den Boden sinken. Ihr Blick folgt den Kettenlauf und inspiziert jedes einzelne Glied auf mögliche Schwachstellen. Doch sie findet nichts. Enttäuscht sackt sie zusammen. Das alles kann nur eines bedeuten. Sie befindet sich auf einem der gefürchteten Schiffe der Schwarzpiraten. Hass und Wut steigt in ihr auf und sie merkt wie sich etwas in ihrem Inneren regt und kraftvoll versucht auszubrechen. Es fühlt sich an, als würde eine enorme Kraft an ihren Knochen, Muskeln und Sehnen ziehen, um sie auseinander zu reißen. Ragna spürt, wie die Fessel um ihren Hals enger wird und ihr beinahe die Luft abschnürt. Panisch versucht sie die Kontrolle zurückzuerlangen und das Tier in ihrem Innern zu bändigen. Doch es mag ihr nicht gelingen und die Fessel um ihren Hals wird Stück um Stück enger. Erst als sie wirklich keine Luft mehr bekommt, scheint das Tier in ihrem Innern zu begreifen, dass es keine Flucht geben wird. Ein enttäuschtes Schnaufen rinnt über Ragnas Lippen. Dann sackt sie kraftlos, leblos und hoffnungslos zusammen. Eine Träne der Enttäuschung rinnt über ihre Wange und platscht auf das Holz des Plankenbodens. Ragna-Ranas Augen blicken ins Leere. Sie nimmt nichts um sich herum mehr wahr. Einzig ihre Wut, ihre Trauer und ihre Angst waren noch geblieben. Schier grenzenlose Verzweiflung überschwemmt sie und reißt sie mit. Ein leiser winselnder Wimmerlaut dringt aus ihrer Kehle. Dann herrscht Stille. Verzweiflung, Angst und Stille.

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 29. Juni 2008, 16:19 Uhr
08. Eisfrost 506

Inzwischen hat Ragna jegliches Zeitgefühl verloren. Längst wissen weder sie noch die anderen Gefangenen mehr, wie lange sie schon auf dem Schiff weilen – dass es sich um ein Schiff handelt, daran besteht hingegen kein Zweifel, denn die Hölzer unter ihnen wanken und schaukeln arg hin und her, was nur auf die See deuten kann. Hin und wieder öffnet sich eine Luke und einer der verhassten Piraten klettert in ihr Verlies, das sich wohl im Bauch des Schiffes befinden muss. Er wirft ihnen trockenes Brot zu, die einzige Nahrung auf ihrer Reise. Ragna kaut missmutig auf ihrem Stück Brot herum. Zu gerne würde sie der Wildheit in ihrem Innern nachgeben, sie ausbrechen lassen und fliehen. Doch davon ab, dass ein schwerer Metallring um ihren Hals sie davon abhält, wüsste sie ja nicht einmal wo sie sich befanden. Sie waren schon lange unterwegs. Vermutlich waren sie irgendwo auf hoher See. Wie sollte sie da entkommen. Selbst wenn sieeinem Ufer nahe sind, so ist das Eismeer definitiv zu kalt um über Bord zu springen und so zu fliehen. Wie Ragna es auch wendet, ihre Lage bleibt aussichtslos. Inzwischen hat sie sich auch mit den anderen Gefangenen unterhalten. Allesamt gehörten den Stämmen Barsa an. Sie waren entweder wie sie selbst vom Stamm der Wolfsbrüder, gehörten dem Federgrasstamm oder dem Pferdeclan an. Alle diese Stämme lagen sehr nahe beieinander. Ragna vermutete, dass die Truppe nur kurz an Land und nur nahe ihrem Schiff auf Sklavenjagd ging. Ragna nahm weiterhin an, dass die Schwarzpiraten sehr vorsichtig vorgingen und ihre Opfer gezielt aussuchten. Besonders großen Wert legten sie vermutlich darauf, dass sich die Opfer möglichst weit abseits ihrer Familie befanden, um einen großen Kampf zu vermeiden. So konnten die Jäger mit ihrer Beute über das Meer davon segeln, noch ehe die Clans aufmerksam wurden.

Wut steigt in Ragna auf. Sie spürt es förmlich körperlich wie es in ihrem Innern zürnt und brodelt. Schon oft hat sie vom Verschwinden einiger Stammesmitglieder gehört. Sie erinnert sich an die Worte ihres Vaters „Sei immer achtsam, wenn du alleine reist.“ Es tut mir leid, Vater. Es tut mir so leid dich enttäuscht zu haben. antwortet sie ihm in Gedanken. Was würden ihre Eltern nun denken? Ihr älterer Bruder ging fort, zu den Eisgehern und ihre kleine Schwester war gerade mal 11 Winter alt. Nachdem ihr Vater sich bei einer Jagd diese schwere Verletzung zuzog, war es an ihr, seiner statt zur Jagd zugehen. Sicher, der Stamm würde für ihre Familie sorgen und dennoch hat sie das Gefühl ihre Familie durch ihre Unachtsamkeit im Stich gelassen zu haben. Kurzzeitig gibt sie sich närrischen Selbstzweifeln und Schuldzuweisungen hin, doch dann wird sie abrupt aus ihren Gedanken gerissen. Die Luke öffnet sich. Einer der Piraten beginnt Schritt um Schritt seiner dicken Stiefel die Leiter hinab zu steigen und zieht die Luke hinter sich zu. Als er die Leiter hinter sich lässt und wieder die Planken unter seinen Füßen hat, lässt er seinen Blick lüstern über die Gefangenen gleiten. Als sein Blick Ragna trifft, verharrt er. Ragna spürt wie Angst in ihr aufsteigt. Die dunklen Augen der kräftigen großen Gestalt wirken nicht einfach nur dunkel. Auf Ragna wirken sie unendlich finster und böswillig. Der Formorag macht einige Schritte auf Ragna zu. Er taumelt leicht und je näher er ihr kommt umso deutlicher nimmt sie den Geruch hochprozentigen Alkohols wahr. Vielleicht ist es Rum oder ähnliches. Das weiß Ragna jedoch nicht. Sie kennt sich mit Alkohol nicht aus. Sie weiß nur, dass es Teufelszeug ist, das den stolzesten Krieger in ein wimmerndes Etwas verwandeln kann und dazu führt, dass der geschickteste Jäger sein Ziel verfehlt. Auch die weisesten Leute sollen bei Verzehr größer Mengen Alkohol nur noch wirres Zeug vor sich hinbrabbeln. Aber darüber hinaus ist ihr nichts über das Zeug bekannt. Aber der Geruch des Gebräus zieht ihr beißend entgegen.

Vor ihr bleibt der Pirat stehen, dann hockt er sich nieder. Seine Augen blicken lüstern in ihre. Ragna spürt wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinunter jagt und sie leicht zu zittern beginnt. Panische Angst steigt in ihr auf. Unfähig sich zu rühren, zu schreien oder sonst wie zu reagieren starrt sie den Piraten einfach nur an. Dieser streckt die Hand nach ihr aus und reißt ihr ihren Fellumhang herunter. Dann beginnt sich seine Hand unter ihr ledernes Hemd zu schieben. Seine Hand beginnt unsanft nach ihrer Brust zu greifen und sie zu quetschen. Neben dem Geruch und der grenzenlosen Angst ist dies mehr als die junge Frau ertragen kann. Panik steigt in ihr auf und sie spürt, wie sie das Tier in ihrem Innern nicht länger zu bändigen vermag. Während sie panisch versucht die Wildheit, die sich aufbäumt und mit Kraft nach Außen drängt zurückzuhalten schiebt der Pirat ihren Rock hoch und öffnet seine Hose. Die anderen Mädchen, die das Treiben des Piraten mitverfolgt haben, beginnen zu schreien. Panik gepaart mit Machtlosigkeit ergreifen die Gefangenen. Ragna hingegen merkt kaum noch etwas um sich herum. Sie spürt, wie sie beinahe gänzlich die Kontrolle verliert und die Kraft mit der sie sonst das Tier in ihrem Innern zurückhält, schwindet. Als sie gänzlich die Kontrolle zu verlieren droht, öffnet sich die Luke und ein weiterer Pirat steckt seinen Kopf hindurch. Wie durch Watte vernimmt Ragna seine brüllende Stimme. Sie schien den anderen Formorag zurechtzuweisen. Und dies scheinbar sehr erfolgreich, denn der Pirat lässt von der Gefangenen ab, schließt seine Hose und wendet sich murrend der Leiter zu. Sein Kumpane – wenn man ihn denn so nennen kann – grollt: „Du weißt, dass du die Gefangenen in Ruhe zu lassen hast. Schmäler ja nicht ihren Kaufpreis!“ Dann verschwinden Beide über die Leiter und knallen die Luke energisch und lautstark hinter sich zu. Ragna zittert und bebt inzwischen am ganzen Leibe. Wäre der zweite Pirat auch nur wenige Herzschläge später dazu gestoßen, sie hätte das Tier nicht länger zurückhalten können, gleichgültig ob es sich dann direkt selbst stranguliert hätte. Ragna greift nach dem Umhang, den der Pirat achtlos auf den Boden geschmissen hat. Sie zieht das Fell zu sich heran und krallt ihre Hände in das feste Leder des Umhangs. Ihren Kopf in das Fell pressend beginnt sei langsam vor sich hinzu wippen… Vor und zurück.. Vor und zurück… Immer wieder…
Sie weint keine Träne, schluchzt nicht einmal tränenlos in das weiche Fell. Sie wippt nur auf und zurück, als ob diese monotone Bewegung ihr die Angst und die Erinnerung an das, was beinahe hätte geschehen können, nehmen würde.

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 05. Aug. 2008, 14:03 Uhr
15. Eisfrost 506

Weitere Tage und Nächte streichen dahin. Irgendwann kommen die Männer und nehmen einige der Gefangenen mit sich. Ragna vermutet, dass sie irgendwo angelegt waren. Sie selbst wird jedoch nicht mit hinausgeführt. Sie verbleibt mit den restlichen Gefangenen unter Deck. Die Reise wird fortgesetzt. Wieder verstreichen Tage. Ragna weiß nicht wie lang sie inzwischen von ihrer Heimat fort ist.

Dann wird es erneut unruhig auf dem Schiff. Sie hört das Trampeln von Füßen über sich. Schwere Sachen werden über den Boden gezogen. Dann – endlich – öffnet sich die Luke erneut und einige Männer steigen hinab. Sie reden miteinander, doch zu leise und zu undeutlich, als das Ragna etwas verstehen könnte. Kurz darauf gehen die Männer zu einer Gefangenen nach der Anderen und lösen die Ketten von den Wänden. Auch Ragnas Ketten werden gelöst. Die schweren Ringe, welche die Gefangenen um Hals, Arme und Beine tragen, werden jedoch nicht abgenommen. Stattdessen werden sie zur Leiter geschoben und mit einem schroffen „Rauf“ nach oben dirigiert. Einzeln schicken sie so die Gefangenen die Leiter hoch. Auch Ragna wird von einem der Männer zur Leiter geschoben. Ihre Beine tun weh, zulange hat sie diese nicht genutzt. Dennoch schafft sie es irgendwie die Leiter hinauf. Beinahe oben angekommen wird sie vom grellen Licht des Morgens geblendet. Wie lange ist es her, dass diese Augen tageslicht sahen? Ragna blinzelt und kneift dann kurz die Augen ganz zusammen. Ihre Hände halten sich an der Leiter fest. Doch kräftige Hände umschließen ihre Arme und ziehen sie schroff hoch. Dann werden erneut Ketten an die Fesseln gelegt. Diese sind mit den anderen Gefangenen verbunden. Ängstlich geweitete Augen huschen über das Schiff. Auch Ragnas Blick zeigt deutliche Spuren der Angst. Wo würden sie nun hingebracht?

Als auch die letzten Gefangenen aus dem Bauch des Schiffes nach oben geführt waren und an die anderen Gefangenen gekettet wurden, geht es weiter. Die Männer dirigieren die Gefangenen über einen Steg in einen Hafen. Von dort geht es weiter. Der Weg führt über schäbige Wege ins Innere der Hafenstadt. Vor einem großen Gebäude hält der Trupp. Dann kommen aus dem Haus Männer. Begutachtet gehen sie an den Gefangenen vorbei und beraten sich. Auf einige der Mädchen zeigen sie mit dem Finger. Diese werden von den Anderen gelöst und an die Fremden übergeben. Geld wechselt den Besitzer und die ausgesuchten Mädchen – unter ihnen auch Ragna – werden zum Haus geführt. Dort werden dann auch die Metallfesseln entfernt und ein Mädchen nach dem Anderen wird in das Haus gebracht. Dann ist Ragna an der Reihe. Die Fesseln werden entfernt und einer der Männer packt sie grob am Arm um sie mit ins Haus zu zerren. Ragna kann keinen klaren Gedanken fassen. Sie spürt einzig, wie Angst in ihr aufsteigt. Was auch immer aus ihr werden soll, in dieses Haus würde sie nicht gehen. Der Mann zerrt sie weiter. Dann flammt ein Kampf- und Überlebenswille in der jungen Frau auf. Doch statt sich gegen den Mann zu richten bricht Ragna von Krämpfen überschüttet zusammen. Der Mann lässt sie kurz los. „Die ist krank – die nehmen wir nicht!“ kam noch über seine Lippen, dann steht pures Entsetzen in seinem Blick. Der Körper der sich unter Krämpfen auf dem Boden wälzt, verändert sich. Kleidung reißt in Fetzen und aus den Schmerzensschreien der Frau werden Laute, die keine menschliche Kehle zu formen vermag. Der Mann reißt sein Schwert aus der Scheide, doch noch ehe er auf Ragna einschlagen kann, hat sie ihre Verwandlung vollendet. In der Gestalt einer weißen Wölfen steht sie knurrend vor dem Mann. Dieser weicht einen Schritt zurück, dann fängt er sich und hebt drohend die Waffe. Auch die anderen Männer haben nun ihren schock überwunden und greifen nach den Waffen. Doch die Wölfin, die eben noch Ragna war, springt behände zur Seite und jagt davon. Einige der Männer versuchen ihr zu folgen, doch zu Fuß sehen sie bald ein, dass sie die Wölfin nicht mehr einholen werden. Ragna hingegen jagt weiter und weiter. Immer nur vorwärts. Sie lässt die Hafenstadt hinter sich und rennt und rennt...  

Titel: Re: Reise von Barsa nach Talyra
Beitrag von Ragna am 29. Aug. 2008, 16:12 Uhr
16. Eisfrost 506

Erst nachdem Ragna einen großen Abstand zwischen sich und die Sklavenhändler gebracht hat, hält sie inne und beginnt zu hecheln. Ihre Beine zittern leicht. Nachdem sie kurz zu Atem gekommen ist schlendert sie weiter, die Nase dicht am Boden um immer mal wieder interessante Gerüche zuordnen zu können. Zielstrebig geht sie auf eine kleine Waldsiedlung zu. Wohlbedacht, im Schutz der Sträucher zu laufen. Witternd hält sie die Nase in den Wind. Vorsichtig schleicht sich die weiße Wölfin durch das kleine Dorf. Stets zieht sie hinter den Hütten vorbei und hält sich von den wenigen Menschen die ihr unterwegs begegnen fern. Hinter einer Hütte findet sie wonach sie gesucht hat. Eine Leine ist dort gespannt auf der ein einfaches Baumwollkleid hängt. Behände springt die Wölfin hoch und schnappt mit den Zähnen nach dem Kleid. Sie zieht es von der Leine und verschwindet kurz danach wieder im Dickicht. Dort im Schutz der Pflanzen lässt sie das Kleidungsstück zurück und macht sich auf, nach etwas Essbaren zu suchen. Schnell nimmt sie die Fährte eines Rehes auf. Sie macht sich an die Verfolgung. Doch das Reh scheint schon weiter weg. Dabei roch die Spur so intensiv. Ragna schnuppert weiter und all diese vielen intensiven Gerüche die auf sie Eindringen faszinieren sie. Sie folgt mal der Fährte und mal einer Anderen, ohne jedoch wirklich ihre Beute zu erhaschen. Dann erblickt sie unweit von sich, ein Kaninchen. Langsam schleicht sie sich an. Als das Kaninchen vorsichtig schnuppernd den Kopf hebt, hält Ragna inne und drückt sich eng auf den Boden. Erst als das Kaninchen wieder an einigen Gräsern zupft, richtet sich die Wölfin vorsichtig auf. Langsam setztt sie einen Schritt vor den Anderen. Nach jedem Schritt hält sie kurz inne und wartet ab. Als sie glaubt, nahe genug an dem Kaninchen heran gekommen zu sein, macht sie einen Satz nach vorne und sprintet los. Auch das Kaninchen springt auf und versucht mit wilden Haken davon zu kommen. Doch die Wölfin ist schneller. Mit einem großen Satz landet sie über dem kleinen Tier. Ihre Fänge graben sich durch das Fell und die Haut in das warme blutige Fleisch der Beute. Ein kurzer Biss und das Kaninchen baumelt reglos aus ihrem Maul.

Ragna macht sich gar nicht erst die Mühe ihre menschliche Gestalt anzunehmen und ihre Beute zu zubereiten. Stattdessen reißt sie mit ihren Zähnen Stücke heraus und schlingt diese gierig hinunter. Erst als sie gesättigt und von dem Kaninchen nur noch die Knochen übrig sind, verscharrt sie die Reste ihres Males und macht sich zurück zu dem Kleid. Dort angekommen kauert sie sich nieder. Dann laufen Schauer über ihren Körper. Der ganze Körper bebt und zittert. Knochen knirschen und bersten dann mit splittrigem Laut um sich kurz darauf in neuer veränderter Position erneut zusammenzufügen. Muskeln und Sehnen reißen und auch sie nehmen neue Gestalt an. Nach und nach bildet sich das Fell zurück und die anfangs noch jaulenden Schmerzenslaute der Wölfin gehen immer deutlicher in jammernde Menschenlaute über. Nachdem die Verwandlung abgeschlossen ist, bleibt die nackte menschliche Gestalt noch wenige Augenblicke zusammengekauert und zitternd liegen. Nachdem sie die Nachwirkungen der Wandlung überstanden hat, streift sie sich, mit noch immer zittrigen Händen, ungeschickt das Kleid über. Danach wandert sie in menschlicher Gestalt weiter durch den Wald. Der Boden ist kalt. Obgleich trotz der winterlichen Jahreszeit kein Schnee liegt, beginnt sie schnell zu frieren. Dennoch läuft sie so wie sie ist, barfüßig, weiter.



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