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(Thema begonnen von: Tiramur am 07. Sept. 2009, 19:38 Uhr)

Titel: Reise von Denmarch in Brioca nach Talyra
Beitrag von Tiramur am 07. Sept. 2009, 19:38 Uhr
Auf dem Weingut Meringvar an den Südosthängen von Vendiskrone nahe Denmarch am Nachmittag des 30. Sturmwinds

An Tiramurs 25. Geburtstag - der wie gewöhnlich an zwei Tagen vom 30. Sturmwind auf den 1. Grünglanz, also am Inarifest, mit der näheren Verwandschaft gefeiert wird - nimmt sein Vater Ildaror ihn bei der Hand und eröffnet ihm schmunzelnd und nicht ohne Stolz, dass er den Traum seines Erstgeborenen mit einem "kleinen" Geschenk unterstützen wolle. Sein Vater kommt Tiramur in diesem Moment mehr wie ein kleiner Junge vor als sein Vater.
Er führt ihn um das, von Lebenseichen und kleineren Obstbäumen umringte, Haus herum und Tiramur traut seinen Augen nicht als er auf der, dem Berg zugewandten Seite des Hauses ein mit Planen verhülltes, riesiges Etwas erblickt, dass sich noch dazu an einem Ende verdächtig zu bewegen scheint.
Sein Vater schaut ihn mit großen, erwartungsvollen Augen an und fragt übermütig:
"Na... was ist?
Gefällt er dir.... na?
Und wie findest du ihn?
...sag doch was!"
Tiramur steht einfach nur nur da wie angewurzelt, seine Kinnlade hat ein Fast-Rondevouz mit seinem Brustbein und er bringt keinen Ton über seine Lippen.
Schließlich ringt er sich zu einem halb fragenden, halb zustimmenden "Jaaa?!" durch.
Was mag das wohl sein??
In diesem Moment erreicht der Rest der Verwandtschaft aus dem Garten die andere Seite des Hauses, allen voran seine Mutter Sinalla,
die sofort beginnt auf Ildaror einzureden: " Ich habs dir doch gesagt, niemand, wirklich niemand verpackt ein Geschenk dieser Art!
- das Gehört sich einfach nicht - und außerdem was ist mit dem... mit dem armen Tier? Bekommt es überhaupt Luft unter ...unter diesem Ding??
Es war nicht gerade billig! Also lass es gefälligst um der Zwölfen Willen nicht unter den Planen in der Sonne ersticken du..."
in diesem Moment Fällt Sinalla ein, wie wichtig dieser spezielle Geburtstag für Tiramur ist, schweigt ausnahmsweise einmal
und unterbricht ihre Schimpftirade -
verzeih Inari verzeih - während Milatras, Tiramurs kleiner Bruder, geistesgegenwärtig bereits auf das verhüllte Etwas zugeht,
die rauhe Lederplane an einer Ecke packt und geschickt von dem zum vorscheinkommenden Planwagen und dem dazugehörenden Zugpferd zurückschlägt.
Wofür das Pferd Milatras einen Blick zuwirft aus dem jeder noch so große Narr schließen könnte, wie dankbar es für die gewonnene Atemluft und das Licht ist.
Das Pferd schnaubt zufrieden  und beginnt zu grasen.
Nun steht nicht nur Tiramurs Mund weit offen sondern auch seinen Augen haben ihre Größe wohl um gut die Hälfte vergrößert,
was ihn nun doch etwas lächerlich aussehen lässt. Sein kleiner Bruder kann es sich nicht verkneifen und bekommt spontan einen ausgewachsenen Lachanfall, wodurch der überrumpelte Tiramur seine Fassung nach der kurzen Entgleisung seiner Gesichtszüge relativ schnell wieder erlangt und sich zu seiner erwartungsvoll dreinschauenden Verwandtschaft wendet als ihm beim Anblick seines "kleinen" Geschenks klar wird , dass wohl jeder von ihnen einen nicht gerade unbeträchtlichen Teil seinens Vermögens beigesteuert hat, um ihm diesen Planwagen einschließlich Pferd zum Geschenk zu machen.
Tiramur sinnt  kurz nach wie er seine Gefühle in eine angemessene sprachliche Form bringen kann und entschließt sich kurzerhand für ein überschwingliches:
"Danke, danke; ich danke Euch so sehr, ich weiß gar nicht was ich sagen soll!" und umarmt seine Verwandschaft einen nach dem anderen, was den etwas zarter gebauten Familienmitgliedern das Blut in ihre Köpfe schießen lässt und die Luft nimmt.
Er kann sich nun nicht mehr halten und umrundet seinen neuen Wagen mehrmals, begutachtet die Machart der Wagenräder , der Achsaufhängung und kommt ins Staunen als er Schnitzerein am Kutschbock entdeckt, die verdächtig denen seines Vaters für Prunkfässer ähneln -
"Das hast du also so heimlich in den letzten Wochen in der alten Scheune getrieben!"
ruft Tiramur seinem überglücklichen Vater zu, der bereits dabei ist den besten Wein aus seinem Privatkeller in die Bäuche und Köpfe der gesammten Verwandschaft zu befördern. Als Antwort erhält er nur noch im Chor :
"Ein Hoooch auf Tiramur!" in diesem Moment wird ihm klar -  Vater hat den schweren Festwein geöffnet - aber es ist schließlich Inarifest - mein Geburtstag.
Tiramur widmet sich noch kurz dem Pferd, das ihn aus vertrauensvollen Augen fragend ansieht, zu, klopft ihm den Hals, löst die Verbindung zum Wagen und führt es in den Schatten ins etwas höhere und saftige Graß näher am Haus.
Tiramur dreht sich um und läuft nun zielstrebig auf den Tisch mit Bechern und dem Festweinfass zu.
- na denn mal los bevor es leer ist -
Er wird auf dem kurzen Weg nochmals von jedem seiner Verwandten persönlich beglückwünscht und als er nach endlosem Händeschütteln und Umarmen den Eichentisch mit Wein erreicht, kommt sein Vater auf ihn zu, reicht ihm einen, selbst für Weinbauernverhältnisse, riesigen Festpokal aus fein gearbeitetem Steineichenholz gefüllt mit bestem Meringvanischem Festwein und fordert ihn auf:

"Trink mein Sohn auf einen Zug,
so ergehts dir auf der Reise  gut,
denn wie wir seit jeher wissen,
ohne Wein ist es besch...        "

sein Vater bricht in prustendes Gelächter aus, was auch die Luft in der Umgebung in den Genuss des Festweins kommen lässt, stößt mit Tiramur an und leert seinen Becher um ihn sofort aufs neue zu füllen. Tiramur, der seinen mächtigen Holzpokal auf einen Zug geleert hat  und auch bereits wieder gefüllt, geht nun in die Offensive und erwidert:

"Wasser macht weise,
lustig der Wein.
Drum trinken wir beides,
um beides zu sein."

Beide leeren ihre Becher, umarmen sich lachend und wenden sich dem allgemeinen Treiben im Garten der Meringvars zu, während die Sonne bereits langsam Orange- und Violetttöne annimmt und durchs vom Wind sacht bewegte Laub der Lebenseichen an den unteren Hängen Von Vendiskrone schimmert.
Die Festivitäten dauern bis spät in die klare,vom Mond erhellte Nacht an. Die ersten Gäste liegen bereits selig oder unselig betrunken unter Tischen und Obstbäumen oder wer es geschafft hat, in der zum Schlafsaal umfunktionierten Scheune, als sich auch Tiramur mitten während eines weiteren Trinkspruchs, durch ein rückwärts von der Bank Kippen für jeden offentsichtlich ins Reich des Schlafes verabschiedet.

Am nächsten morgen erhebt sich die Verwandschaft Meringvar langsam, stöhnend und wehklagend - es erinnert Milatras sehr an die Geschichten von Untoten, die man sich am Lagerfeuer erzählt um ein wenig Angst unter den Zuhörern zu verbereiten;er schmunzelt in der Morgensonne.
Tiramur ist auch schon seit einer Weile wieder auf den Beinen und sitzt neben seinem kleinen Bruder auf einem Stamm einer gefällten und grob bearbeiteten Eiche und verfolgt das von seiner Verwandschaft aufgeführte Schauspiel interessiert und sehr belustigt.
Das hab ich zum Glück schon hinter mir und ich weiß wenigstens wo die nächste Quelle zu finden ist.
Er wendet sich nach links zu Milatras um und fragt ihn beiläufig: "Hast eigentlich du unsern Brunnen so hübsch mit Halbverdautem verziert?"
"Nein nun wirklich nicht!" entgegnet Milatras lachend. "Ich war bei der Quelle oben am Hang wie du wahrscheinlich auch.
Als ich unseren Brunnen gesehen hatte erschien mir klares kühles Quellwasser als ein Geschenk Inaris und der kurze Weg bergauf störte mich nun wirklich nicht!"
Auf den Gesichtern der beiden Brüder breitet sich ein zufriedenes Lächeln aus, beide lehnen sich zurück, schließen die Augen und genießen die Morgensonne,den Gesang der Vögel und den kühlen Wind der um die Flanke des Berges zu wehen beginnt.
Diese Harmonie wird durch einen jähen Schrei zerissen:
"Bei den Zwölfen DAS habt ihr in einer Nacht fertiggebracht?
- habt ihr Vendis persönlich eingeladen!? -
... und Oh nein! Der Brunnen...  wie kann man den nur so etwas...."
Die zwei Brüder haben, mit aus Vorsicht immer noch geschlossenen Augen, den gleichen Gedanken Ach Mutter es ist eben Inarifest
In diesem Moment torkelt Ildaror um die Ecke des Hauses und will seine Frau beruhigen:
"Ach Schatss iss dooch gaar nixss erienr disch maal an uuunsre Hoochseit"
- Es klatscht so Laut, dass ein Dutzend Gäste sich fragend in die Richtung Sinallas und Ildarors drehen, doch sofort verschämt den Blick senken  -
Jetzt muss der gerade eben erst aus seinem Rausch erwachte Ildaror in seinem Zustand den brennenden Schmerz in seinem Gesicht und dazu den eisigen Blick seiner Frau ertragen in dem urplötzlich etwas animalisches zu liegen scheint, was ihn noch mehr verstört als er es in diesem Moment eh schon ist.
Tiramur und Milatras spüren beide ein leichtes Kribbeln auf der Haut, bemühen sich schlafend auszusehen und ihre Mienen nicht zu einem Grinsen zu verziehen.
"Heh ihr Zwei - ich weiß genau das ihr wach seit also tut blos nicht  so unschuldig!"
erreicht beide prompt die Standtpauke ihrer Mutter.
Und beide brechen unvermittelt in ein - wohl auch durch Festwein mitbedingtes Gelächter aus - worauf Sinalla sich wutentbrannt umdreht und fluchend im Haus verschwindet.

Titel: Re: Reise von Denmarch in Brioca nach Talyra
Beitrag von Tiramur am 05. Okt. 2009, 16:08 Uhr
Am ersten Grünglanz gegen Nachmittag sind der Garten und auch der Brunnen der Meringvars wieder gesäubert und die meisten Gäste wieder den Umständen entsprechend nüchtern. Die Sonne scheint durch die vom Wind zerwühlte Wolkendecke und lässt ein Wechselspiel von Licht- und Schattenflecken über die Hänge von Vendiskrone und die Wiesen und Felder rund um Denmarch huschen, als Tiramur gerade aus seinem Mittagsschlaf erwacht.
Er richtet sich auf und blickt nach oben durch die raschelnden Blätter einer der großen Lebenseichen in den vom Wind bewegten, wolkenverhangenen Himmel.  Sinalla hat sich wieder einigermaßen beruhigt, doch ihr sonst sonniges Lächeln ist einem schmalen Strich gewichen; auf ldarors linker Gesichtshälfte leuchtet ihr Handabdruck noch wie am Vorabend in stechendem Rot. Tiramur rafft sich auf um sich ein Bild von dem Inhalt seines Planwagens zu machen und stellt dort angekommen erfreut fest, das die wichtigsten Werkzeuge, ein wenig Holz  und sogar eine kleine, mobile Werkbank gekonnt im hinteren Bereich seines Wagens untergebracht worden sind. Milatras erscheint am hinteren Teil des Wagens und lugt zwischen den  Planen hindurch. Er grinst seinen Bruder an, der gerade einen Rundhobel zurück an seinen Platz an der Wand des Wagens hängt und eröffnet Tiramur nicht ohne Stolz: "Dachte mir schon das dir das besonders gut gefällt. War meine Idee mit der Werkstatt im Wagen, dachte mir es könnte sein, dass du vielleicht bereits auf dem Weg Aufträge bekommst und dir ne' goldene Nase an den Händlern verdienst die sonst immer versuchen uns den Wein so billig abzuschwatzen. Wir müssen den Spieß einfach mal umdrehen!" fügt er lächelnd hinzu.  "Werde es auf jeden Fall versuchen Bruderherz. Diese Halsabschneider haben ja immer mehr als genug in ihren Geldkatzen." entgegnet ihm Tiramur mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht. "Und vor allem haben sie meistens Termine einzuhalten - da kannst du dann wenigstens ordentlich überhöhte Preise nennen!“ entgegnet ihm sein Bruder.
Ich wusste doch schon immer das er besser fürs Geschäftemachen geeignet ist als ich
„Ach ja  schau dir das hier noch an! Das hast du bestimmt noch nicht entdeckt!" erklärt Milatras, bevor  er sich in den Wagen zu seinem Bruder hinaufschwingt. "Was meinst du? Hier ist doch nichts weiter als Holz, Werkzeug und die Werkbank – was sollte ich hier denn sonst noch so finden!" wendet sich Tiramur mit hochgezogenen Augenbrauen um zu Milatras.

" Sieh mal hier Tiramur!" belehrt ihn sein kleiner Bruder und zieht an einem kurzen und dünnem Stück Strick, das unscheinbar ein wenig aus einem Astloch in den Bodenbrettern hervorsteht. Daraufhin öffnet sich eine Lücke im Boden des Wagens in der einige bereits fertige Teile liegen, die für die häufigsten Reparaturen an Wagenrädern und Fuhrwerken gebraucht werden. Tiramur betrachtet überrascht den Inhalt des Verstecks in seinem Wagen und erblickt neben einigen Eisenbändern, Nieten, Nägeln und allen möglichen Formen von hölzernen Speichen und Ronden auch eine recht ordentlich gefüllte Geldkatze. Mit einem Ausdruck von Überraschung und Freude im Gesicht blickt er seinem triumphierend blickenden kleinen Bruder in die Augen und stellt fest: "Ihr habt doch wirklich an alles gedacht, sogar an Geld für Reisekosten und die erste Zeit nach meiner Ankunft und dazu noch an einen halbwegs sicheren Ort  um es aufzubewahren. Ich dachte schon ich müsste mir alles was ich so brauche von Anfang an selbst erarbeiten. Danke! So muss ich mich wenigstens zu Beginnn meiner Reise nicht vor Wegstrecken fürchten auf denen es mal nichts zu tun für mich gibt.
Beim Verlassen des Wagens fragt Tiramur Milatras nebenbei: "Hat das Pferd eigentlich einen Namen oder muss ich ihr noch einen geben?" "Es hat bestimmt einen aber den kennt es nur selbst nehme ich an." Entgegnet  Milatras mit einem unterdrückten Lachen. "Was soll dass nun wieder bedeuten?" fragt Tiramur sichtlich etwas verwirrt. "Na das was ich gesagt hab! Gib ihr einfach einen Namen der dich anspricht, dann wird er sicherlich auch dem Pferd gefallen!
Also manchmal werde ich wirklich nicht schlau aus ihm!?  ...Ich sollte langsam Reisevorbereitungen treffen damit ich spätestens morgen Vormittag von hier wegkomme!  Tiramur geht auf sein neues Pferd zu, das den Kopf kurz hebt um sich zu vergewissern wer da gerade auf es zukommt und grast gemächlich nach einem zufriedenen Schnauber weiter. Arthfael  ...was war Das...war es das Pferd?  ...nein das kann nicht sein... ich muss es selbst gewesen sein - aber ist ja auch nicht so wichtig - Milatras ist mitunter  ja auch sehr seltsam. Tiramur klopft ihr liebevoll den Hals und flüstert seinem Pferd ausdrucksvoll zu:" Dein Name lautet ab heute Arthfael. "Arthfael wiehert leise und blickt Tiramur aus ihren ruhigen braunen Augen an. Tiramur meint in Arthfaels Blick zu erkennen, dass ihr der neue Name durchaus gefällt. Als sie noch ein weiteres Mal zufrieden schnaubt ist er der festen Gewissheit den richtigen Namen für sein Pferd gewählt zu haben.
Ildaror, der bereits wieder den einen oder anderen Becher an diesem Tag geleert hat, spricht ihn kurz vor der Haustür an:" Na min Junge! Wussste gar nich daz du Gäule einem Bechr gutm Wein vortsiehst. Reicht ihm ein Handabdruck im Gesicht nicht aus? will er vielleicht der Symmetrie halber...
Sich an die Szenen des gestrigen Tages erinnernd erwidert  Tiramur  nur: "Es ist ein Geschenk! Und Geschenke soll man in Ehren halten oder etwa nicht?  Und lass dir bloß nicht einfallen dich in dem Zustand im Haus blicken zu lassen...!" "Waarumm dasss denn? Es ist meyn Hauß!!" Entgegnet ihm sein Vater gereizt.   "Erinner dich doch mal an den vergangen Tag - oder noch besser - fass dir mal auf die linke Backe. Geh einfach nicht so ins Haus! Verstanden? Mutter hat sich gerade erst wieder einigermaßen beruhigt! Du willst doch sicherlich auch das das Essen heute Abend schmeckt?!"
predigt Tiramur seinem Vater wobei er sich ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen kann und begibt sich, nachdem er dem wankenden Ildaror noch kurz nachschaut, um sich zu vergewissern das sein Vater das Haus nicht betritt, selbst ins Haus. Als er seine Mutter nicht in der Küche findet überlegt er kurz und sucht sich kurzerhand drei Karotten für Arthfael, geht anschließend in seine Kammer und packt dort seine sieben Sachen zusammen, holt das Kurzschwert seines Großvaters, schnallt es sich an seinen Gürtel und macht sich auf den Weg wieder hinaus zum Wagen.
Er muss abermals an der Küche vorübergehen, in der jetzt seine Mutter gerade das Abendessen zubereitet und erwartet schon eine Rüge wegen der fehlenden Rüben, die jedoch ausbleibt. Glück gehabt - Mutter hat die fehlenden Rüben wohl nicht bemerkt... grübelt Tiramur als er sich, hinter seiner Mutter vorbei, wieder hinausschleicht. Sinalla steht mit einem vielsagenden Schmunzeln und einer Träne auf der linken Wange in der Küche und schneidet gerade die verbliebenen Karotten. Irgendwann kommt auch bei ihm noch der Zeitpunkt –ich hatte nur gehofft ich könnte es noch hier erleben und es ihm wenigstens etwas leichter machen! sagt Sinalla zu sich selbst.
Tiramur geht ums Haus herum zurück zum Wagen um dort sein Hab und Gut zu verstauen als er fast mit seinem Vater, der im selben Moment wie er um die Ecke des Hauses biegt, zusammenstößt: “Kanscht duu nisch bessar aufpassn ?!“ lallt ihm sein Vater entgegen, woraufhin Tiramur ihn am Arm packt und mit in die andere Richtung zerrt und ihm dabei schroff mitteilt: „Leg dich in die Scheune und schlaf dich gefälligst aus!! Man kann es auch übertreiben! Bis zum Essen dauert es sowieso noch eine Weile“. Er lässt nun Ildarors Arm los,woraufhin sein Vater leicht irritiert, aber mehr  oder  weniger zielstrebig auf die Scheune zusteuert.

Nun wendet sich Tiramur Arthfael zu, die bereits die Karotten in seiner rechten Hand  bemerkt zu haben scheint und schon auf ihn zukommt um die Rüben in Empfang zu nehmen. " Ich dacht  mir ich tu dir noch was Gutes, bevor morgenfrüh die Reise beginnt" erklärt er Arthfael liebevoll, während diese sichtlich zufrieden die Rüben vertilgt. Tiramur steht noch ein Weilchen bei ihr und sieht ihr beim Fressen zu, bevor er sie wieder sich selbst überlässt und sich zur Feuerstelle ein  gutes Stück oberhalb des Hauses am Hang aufmacht.
Das ist der letzte Abend den ich hier Zuhause verbringen werde… grübelt Tiramur halb melancholisch, halb voll Freude auf den neuen Tag während er Holz für ein kleines Feuer  sammelt. Als er eine ausreichende Menge Holz gesammelt und die Feuerstelle für die Nacht vorbereitet hat, macht er sich auf den Rückweg zum Haus um pünktlich beim Abendessen wieder unten auf dem Gut Meringvar zu sein. Als Tiramur die Quelle am Weg erreicht, die er und sein  Bruder am vorherigen Tag dem Brunnen vorgezogen hatten, kniet er sich dort hin und wäscht sich das Grünbraun vom Holz und Moos von Händen und Unterarmen.
Er erhebt sich  wieder  und betrachtet sich kurz in der spiegelnden, von der Dämmerung bereits dunkel gefärbten, unruhigen Wasseroberfläche des kleinen Kiesbeckens. Er erkennt  sein, von den Wellen, die sich noch nicht wieder gelegt haben, stark verzerrtes Spiegelbild und wundert sich selbst über sein neues Aussehen mit Kurzschwert an seinem Gürtel. Bleibt noch einen Moment vor der Quelle stehen, hebt seinen Blick und schaut verträumt ins Abendrot zwischen den Bäumen am Wegrand. Nach einer Weile reißt er sich von dem Anblick rot-orangener Wolkenfetzen los und macht sich auf den Weg zurück zum Haus.
Ich will noch vor Einbruch der Dunkelheit bei einem warmen Abendbrot mit meiner Familie am Tisch sitzen. Es sollte doch einen Festbraten geben...überlegt Tiramur und beginnt mit dem restlichen kurzen Stück des Abstiegs.

Titel: Re: Reise von Denmarch in Brioca nach Talyra
Beitrag von Tiramur am 16. Feb. 2010, 01:38 Uhr
Als Tiramur das letzte Stück des Hangs hinunter zum Haus schlendert  trägt ihm der Wind bereits den Duft von gebratenem Fleisch mit dem Rauch der Feuerstelle aus dem Schornstein entgegen. Als er den Weg hinter dem Haus erreicht verstummen allmählich die letzten Vögel  in den  Kronen der Lebenseichen.
Er hält inne und für ein Weilchen lauscht er dem schwindenden Gesang, der langsam den Geräuschen der Nacht weicht, bevor er weiter pfeifend in Richtung Tür ums Haus herum schlendert. Dort angelangt öffnet er die schwere, mit Eisenbändern beschlagene, Tür und tritt in den Flur. Ein Schwall aus Gelächter, Bratenduft und Weindunst umhüllt ihn wie eine  zähe Decke.
Nachdem er aus der kühlen Nachtluft  ins warme Haus kommt, erscheint  es ihm im Innern stickig und erdrückend. Er hält kurz inne und geht dann weiter in die Stube, in der die gesamte Familie Meringvar am Tisch sitzt und bereits isst. Als Tiramur den Raum betritt sehen alle erwartungsvoll vom Tisch auf zur Tür. Aus dem Mundwinkel seines Vaters hängt ein Stück Fleisch und sein Bruder trinkt gerade Wein aus einem Tonbecher. Seine Mutter lächelt ihn an und winkt Tiramur zum Tisch. Er setzt sich zwischen seinen Bruder und Vater, greift sich einen Tonbecher und eine Entenkeule und beginnt wortlos zu Essen.
Seine Mutter mustert ihn eindringlich, lehnt sich zu ihrem Sohn hinüber und fragt: "Du bist dir unsicher ob du gehen solltest hab ich Recht? Mach dir keine Sorgen, Tiramur, es wird alles seinen Weg gehen - genau wie du es wirst.“ Tiramur blickt zu ihr auf und entgegnet nach einem Moment des Schweigens: "Es ist so seltsam zu wissen, dass alles schon morgen ganz anders sein wird. Es ist nicht beunruhigend, und Sorgen mache ich mir eigentlich auch keine, doch ich habe mein ganzes Leben hier bei Denmarch und Vendiskrone verbracht. Doch in wenigen Stunden werde ich von hier weggehen… – Es wirkt einfach so fern, so unreal.“
Milatras, der das kurze Gespräch mit verfolgt hat, wendet sich an Tiramur und füllt dabei seinen Tonbecher mit Wein aus der Karaffe: "Hier trink! Der Wein ist köstlich und wird deine Zweifel schon vertreiben. Und ich habe schon ein kleines Fäßchen für heute Nacht am Lagerfeuer aus dem Keller geholt.“ Nach dem Festmahl, das sich Tiramur ganz anders vorgestellt hatte, tritt er allein hinaus in die nun merklich kälter gewordene Nacht und sieht durch die im Wind wiegenden Eichen zum klaren Sternenhimmel auf. Einen Augenblick später tritt auch Milatras hinaus auf den kleinen Vorplatz des Hauses und schlägt Tiramur freundschaftlich auf die rechte Schulter: "Also brechen wir jetzt auf?" Ja-  ein letztes Mal brechen wir auf… "Ja! Hast du dein Zunderzeug bei dir? Wir sollten auch etwas trockenen Reisig mitnehmen –ich fürchte das Holz oben an der Feuerstelle ist etwas feucht geworden", antwortet ihm Tiramur gedankenversunken.
Milatras macht kehrt und kommt kurz darauf mit einem Arm voll Reisig zurück: “Dann lass uns losgehen. Ich habe alles.“ „Ich nehme dir das Fäßchen ab!“, erwidert Tiramur lachend und die beiden Brüder machen sich auf den Weg hinauf zur Feuerstelle. Die relativ dunkle Nacht erschwert den beiden den Aufstieg, doch der abnehmende Mond spendet noch ausreichend Licht um den Weg zu erkennen.
Wie oft ich diesen Weg schon gegangen bin…vielleicht ist das das letzte Mal.
Als sie die Quelle, die an einer kleinen Ausbuchtung am Wegrand liegt, erreichen, hält Tiramur kurz inne und setzt sich anschlißend auf den feuchten Lehmboden vor dem Kiesbecken der Quelle. „Ist alles in Ordnung? Du wirst doch wohl nicht jetzt schon schlapp machen?“ "Nein! geh ruhig schon voraus ich möchte hier nur kurz allein sein“, antwortet ihm Tiramur. “Na gut dann bis später an der Feuerstelle", entgegnet Milatras fröhlich und geht weiter. Als Tiramur so allein vor der Quelle sitzt, in der das fahle Mondlicht verzerrte Echos der Umgebung erzeugt, malt er sich den morgigen Tag aus und grübelt über verschiedene mögliche Ereignisse, die ihn auf seinem Weg ereilen könnten.
Was, wenn mich auf dem Weg Räuber oder wilde Tiere angreifen, was, wenn ich mich verirren sollte – ja DU wirst dich sicher auf einem Weg wie der Südstraße verirren… Wann werde ich meine Familie das nächste Mal wiedersehen?
Mit diesen Gedanken spielend steht Tiramur wieder auf und geht weiter. Er hält noch einmal inne, dreht sich zurück zur Quelle überlegt kurz, fasst in seine Tasche, spürt eine kalte Münze, greift danach und legt sie in das kleine Kiesbecken unter einen etwas größeren Stein. Danach macht er sich auf und steigt weiter den Weg hinauf. Als er eine Weile gegangen ist, sieht er bereits Feuerschein durch die die Feuerstelle umgebende Baumreihe.
War ich wirklich so lang bei der Quelle? Als er nach einem kurzen Weg endlich die Feuerstelle erreicht, hebt sein Bruder den Arm und grüßt ihn mit einem lauten Rülpsen, woraufhin beide in Gelächter ausbrechen. Tiramur setzt sich neben seinen Bruder auf den Baumstamm: “Wie in alten Zeiten – was Milatras?“ „Ja wie in alten Zeiten – nur das ich jetzt genauso stark zurückschlagen kann!“, erwiedert der lachend. "So und jetzt wird ordentlich getrunken – wie in alten Zeiten!“, antwortet Tiramur und reicht seinem Bruder das kleine Weinfass.
„Auf dass uns kein Waldschrat am Feuer Gesellschaft leistet!“ „Und darauf, dass du morgen einen nicht allzu großen Kater hast, wenn du auf dem Kutschbock sitzt“, stichelt Milatras freundschaftlich. „Hör mir bloß mit Waldschraten auf – trink lieber - ich hoffe du hast keinen gesehen?“ So verbringen die beiden Brüder die Nacht, genauso wie sie es in ihrer Jugend oft getan hatten.
Tiramur schläft irgendwann weinselig neben dem schon schnarchenden Milatras ein. Er träumt von Überfällen, von hübschen und willigen Reisebegleiterinnen, von heruntergekommenen Rasthäusern, von verzweifelten Händlern mit zerstörtem Fuhrwerk und von einem Waldschrat, der ihn verfolgt – dann erwacht er schweißgebadet. Die Sonne klettert gerade den Horizont als schmaler roter Strich empor und wirft die ersten Strahlen auf die Flanke des Berges Vendiskrone, als die Vögel des Waldes ihr Morgenkonzert beginnen.

Titel: Re: Reise von Denmarch in Brioca nach Talyra
Beitrag von Tiramur am 28. Nov. 2010, 02:31 Uhr
Als Tiramur am nächsten Morgen von der Sonne geweckt wird, hat er das Gefühl als hätte er die Nacht über auf einer sehr staubigen, nach Tabak und abgestandenem Bier schmeckenden Ausgabe von „Brioca – ein Führer der Besten Weingüter für (ahnungslose) Reisende“  herumgekaut. Er richtet sich schlaftrunken auf, um augenblicklich  einen stechenden Schmerz im Kopf zu spüren. Daraufhin lässt er sich wieder zurück auf den Rücken sinken, um sofort wieder diesen übelgelaunten Golem zwischen seinen Schläfen nur noch ärgerlicher zu machen.
Er beschließt doch aufzustehen und blickt sich etwas desorientiert nach seinem Bruder um, den er jedoch nirgends  sehn kann. Langsam rollt er die Decke auf , die in der Nacht als sein Lager gedient hatte, sucht den Boden nochmals kurz nach anderen Dingen ab, stellt aber fest, dass Milatras alles, auf dem er nicht geschlafen hat, bereits mitgenommen haben musste als er sich auf den Weg gemacht hatte. Tiramur klemmt sich seine Decke unter den Arm und macht sich, so schnell es der schmerzender Schädel zulässt, auf den Weg zur Quelle. Dort angekommen erblickt er seinen Bruder, der schon viel weiter vorne den Berg hinunterwandert.
„He! Morgen! Wenn du schon so aufgeweckt  bist hattest du gestern nicht genug!“ Diese verdammten Kopfschmerzen!
Milatras dreht sich kurz um und blickt zu seinem Bruder hinauf, er lacht, schüttelt seinen Kopf und geht nach einer abfälligen Handbewegung weiter. Tiramur legt die Decke ab und zieht sein Hemd über den Kopf und wäscht sich das Gesicht und den Oberkörper mit dem  frischen, kühlen Quellwasser. Dann folgt er, deutlich munterer, seinem Bruder den Weg hinunter zu seinem Elternhaus. Dort angekommen sieht er seinen Wagen mit dem angespannten Arthfael davor, der sich gemächlich über das saftige Gras hermacht, und seine Famile vor dem Haus stehen.
Er kommt auf sie zu, umarmt alle wortlos und setzt sich auf den Kutschbock. Über das lächelnde Gesicht seiner Mutter huscht für einen Augenblick ein Anflug von Traurigkeit, weshalb Tiramur ihr gefasst in die Augen blickt und zuversichtlich lächelt. Sie tritt langsam an den Kutschbock heran, lehnt sich zu ihm hin, flüstert etwas Unverständliches in sein Ohr und gibt ihm ein in weißes Tuch eingeschlagenes Brot, das verführerisch duftet und ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Sein Vater tritt jetzt auch an den Wagen heran und überreicht seinem Ältesten einen Satz seiner besten Schnitzmesser und eine Flasche Bernsteinwein.“Für die – hoffentlich seltenen- einsamen Nächte auf deiner Reise.“ Gerührt dankt Tiramur seinemVater für die wertvollen Geschenke. Als Letzter tritt sein Bruder heran und sagt: „Wehe wenn du nicht ab und an mal hier vorbeikommst und mir einen ausgibts!! Und hier haste noch was damit du mich nicht so schnell vergisst.“ Tiramur blickt Milatras fragend an. Sein Bruder holt aus und schlägt Tiramur mit der Faust in die Seite. Tiramur hustet lachend und antwortet: „Jetzt kannst du dir sicher sein, dass ich zurückkomme!“
Tiramurs Blick schweift nocheinmal übers Haus, den Garten und die Hänge hinauf zum Gipfel von Vendiskrone. Er  lässt die Peitsche knallen, Arthfael  galoppiert überrascht los und langsam verstummen die Abschiedsrufe als  Tiramur  auf den Weg Richtung Denmarch und Dartanjan einbiegt.

Titel: Re: Reise von Denmarch in Brioca nach Talyra
Beitrag von Tiramur am 28. Nov. 2010, 14:41 Uhr
Tiramur erreicht nach etwa einer halbe Stunde die ersten kleineren, vorgelagerten Häuser von Denmarch. Auf der Strecke kommt er an einigen Höfen von Freunden und Stammkunden seiner Familie vorbei. Einige von ihnen, die auch auf dem großen Fest der Meringvars mitgefeiert hatten, rufen ihm nach: „Gute Reise! , Viel Glück !, Besuch uns mal!“ Er lenkt seinen Wagen weiter den Weg durchs Dorf entlang und verlässt, nachdem er beinahe einen laut fluchenden Knecht überollt hat, schließlich Denmarch in Richtung von Dartanjan.  Als er bereits einige Stunden auf dem Kutschbock sitzt und die Sonne schon hoch am Himmel steht,  beschließt er Arthfael und seinem Hintern zu liebe eine kleine Pause einzulegen. Tiramur sieht etwas weiter vorn auf dem Weg eine kleine Einbuchtung auf der rechten Seite, wo saftiges, langes Gras wächst und ein großer, schrägstehender Baum steht, unter dem sich eine kleine Feuerstelle und einige Baumstümpfe als Sitzgelegenheiten befinden. Er lenkt den Wagen an die Seite des Weges,  steigt von der Kutsche und löst das Zuggeschirr Arthfaels um ihn grasen zu lassen. Tiramur steigt hinten in seinen Wagen um sich etwas Essbares aus seinen Proviantvorräten zu beschaffen. Er entscheidet sich für einen Schinken, der an einem Haken zwischen seinen Werkzeugen an einem dünnnen Strick baumelt, und schneidet sich mit seinem Messer ein ordentliches Stück vom  Fleisch ab. Dann greift er nach dem frischen, duftenden Brot, dass ihm seine Mutter am Morgen mitgegeben hatte und schneidet sich ebenfalls zwei dicke Scheiben davon ab. Mit seiner Mahlzeit in der Hand lässt er sich auf einen von Moos überzogenen Baumstupf nieder und beginnt zufrieden zu essen.  Arthfael sieht kurz zu ihm hinüber um sich dann, nach einem kräftigen Schnauben,  sofort wieder  einem besonders großen und saftig aussehenden Grasbüschel zu widmen. Ich bin unterwegs – es fühlt sich ganz anders an als ich es mir vorgestellt hatte – irgendwie ... besser grübelt Tiramur kauend. In diesem Moment hört er in dem kleinen Wäldchen hinter sich ein Knacken und zuckt unvermittelt zusammen. Als er sich langsam umdreht, sieht er den Kopf eines Rehs, dass zwischen zwei Büschen hervorlugt  und, durch seine Bewegung auf ihn aufmerksam geworden, sofort kehrt macht und das Weite sucht. Arthfael hebt kurz den Kopf schaut in die Richtung und dann fragend zu Tiramur hinüber, der gerade aufsteht und auf den Wagen zugeht. Er nimmt Arthfael  ans Halfter und führt das darüber sichtlich nicht glückliche Pferd zurück vor den Wagen, um ihm wieder das Zuggeschirr anzulegen. Als das erledigt ist, besteigt Tiramur den Wagen wieder, setzt sich auf den Kutschbock und bedeutet Arthfael, dass es Zeit ist um wieder aufzubrechen.

Zwei Tage später  sitzt Tiramur in eine warme Decke gewickelt, vor sich hin fluchend und durchnässt auf dem Kutschbock und schaukelt durch den vom Regen aufgeweichten Matsch des Wegs. Verfluchtes Wetter! Hrmpf –Ich würde diesem Regen sogar einen Räuberüberfall vorziehen! Doch selbst Räuber haben jetzt wahrscheinlich einen warmen und trockenen Unterschlupf... Als es zu dämmern beginnt lässt der Regen endlich etwas nach und Tiramur beschließt deshalb noch weiter zu fahren und nicht schon Rast zu machen. Einige Zeit später – die graue Regendecke ist aufgerissen, es scheint ab und zu die Sonne durch die Wolkenberge und  hier und da trocknet der Wind bereits die ersten Teile des Wegs – erkennt Tiramur weiter vorne auf seiner Strecke einen schräg stehendes Gefährt neben dem ein fluchender Mann in etwas feineren Gewändern, die allerdings auf einer Seite komplett mit Schlamm beschmiert sind, aufgeregt winkt.
Tiramur verlangsamt sein ohnehin schon gemächlich vorwärts schaukelndes Gefährt als er näher kommt und bleibt einige Schritt vor dem Wagen des Mannes stehen, der sofort anfängt wild auf Tiramur einzureden: „Schau dir das an! Meine Waren!?  Mein Zeitplan! Ich werde meinen Kunden Ersatz leisten müssen!“
„Was ist denn genau geschehen?“, fragt Tiramur vorsichtig.
„ WAS genau geschehen ist ? Es ist unglaublich! Dieser Tropf fragt mich ernsthaft was geschehen ist!“, ereifert sich der Südländer.
Etwas aus dem Konzept gebracht antwortet ihm Tiramur jetzt nicht mehr so freundlich: „Ich frage nur weil ich mich zufällig mit Holzarbeiten auskenne und dir vielleicht helfen könnte! Aber offentsichtlich benötigst du meine Hilfe nicht und wartest lieber bis die netten Leute aus dem Wald mit den Schwertern und Dolchen kommen um sich deiner Sache anzunehmen!“  
„Halt, halt! Bitte warte! Ich bin nur etwas in Wut geraten. Du sagst du kennst dich mit sowas aus? Hilf mir bitte wenn du es kannst! Ich bin Herith der Händler und  muss zumindest bis Dartanjan kommen um einen Boten zu meinen Geschäftspartnern nach Talyra zu senden.“ Sichtlich zufrieden über den bettelnden Tonfall des Mannes antwortet Tiramur: „Ich kanns mir ja mal ansehen. Aber  so wies aussieht hatte es da jemand wohl etwas zu eilig bei diesem Wetter.“
Tiramur steigt von seinem Wagen, krempelt sich die Ärmel hoch und geht zum linken Vorderrad der Händlerkutsche, das  fast einen Schritt tief in einem Schlammloch steckt, und betastet den nicht sichtbaren Teil des Rades. „Naja wie ich vermutet habe – es sind einige Speichen des Rads  gebrochen als Ihr in das Schlammoch geraten seid. Das muss ich mir genauer ansehen.“ Mit diesen Worten stemmt sich Tiramur gegen das Gewicht der Kutsche um sie etwas anzuheben, er bringt seine ganze Kraft auf, die Kutsche knackt kurz, in diesem Moment rutscht Tiramur auf dem matschigen Boden weg und liegt neben dem verunglückten Gefährt im Dreck. Er steht fluchend auf und geht nach hinten zu seinem Wagen um einen schweren, zwei Schritt langen Balken aus seinem Wagen zu holen. Herith  steht nur mit einem fragendem Gesichtsausdruck teilnahmslos daneben. Tiramur lehnt den großen Balken an die Kutsche und holt einige weitere kürzere Holzstücke und ein paar Keile,die er neben dem Rad der Händlerkutsche aufschlichtet. Jetzt schiebt er den Balken vorsichtig, kurz hinter der Vorderradaufhängung, einen halben Schritt unter die Kutsche,legt ihn auf den Holzstoß und belastet den Hebel mit seinem Eigengewicht – es knackt kurz und die Kutsche hebt sich wieder in eine gerade Position. Er bedeutet dem Händler das Pferd anzutreiben und die Kutsche so, von dem Matschloch weg, wieder auf sicheren Boden zu bewegen. Das Gefährt schiebt sich erst leicht schief,  dann immer schräger aus dem Loch. Als sie wieder auf festem Boden steht wiederholt Tiramur die Prozedur mit dem Balken und bockt die Kutsche auf um sich das zertörte Rad anzusehen. „Naja... das sollte in höchstens einer halben Stunde wieder fahrbereit sein. Schau! Das Rad selbst ist nicht gebrochen, die Teile sind nur etwas verrutscht als die Speichen gebrochen sind. Mit ein paar Nägeln durchs alte Eisenband und zwei neuen Speichen kommst du sicher bis nach Datarnjan.“
Mit diesem Worten geht Tiramur wieder nach hinten zu seinem Werkstattwagen und holt zwei Speichenrohlinge, eine Säge, einen Hammer, Nägel und einen Spreizer. Er sägt und hämmert eine Weile, passt die Speichen ein und als er fertig ist bringt er sein Handwerkszeug und das Holz wieder zurück in seinen Wagen. Herith, der sich etwas abseits ein kleines Feuer gemacht hat kommt auf Tiramur zu : „Komm her und setz dich mit ans Feuer, ich hab etwas Kaninchen gebraten und Wein hab ich auch. Außerdem müssen wir über deinen Lohn sprechen.“ Bei den Worten Kaninchen, Wein und vor allem Lohn wird Tiramur hellhörig und wendet sich Herith zu: „Gern ich hatte schon lang nichts mehr warmes zu Essen aber ich bestehe darauf das wir diesen Wein trinken.“ Er holt eines der kleinen,bereits geöffneten Fässchen und schlendert ans  Feuer hinüber.



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