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Das Rollenspiel >> Reisen und Quests durch die Immerlande >> Die "Windkind"
(Thema begonnen von: Galrin am 02. Nov. 2003, 10:07 Uhr)

Titel: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. Nov. 2003, 10:07 Uhr
Der Tag der Entscheidung ist da. In der Nacht haben Galrin und seine Gefolgsleute das Windschiff fertiggestellt, die Galionsfigur in Gestalt eines Falken grüßt vom Bug und Jolanthe hat das elegante Windschiff getauft.
Wie ein Titan steht die "Windkind" nun vor ihnen und wartet im Licht der kühlen Mittagssonne darauf, endlich ihrem Element übergeben zu werden.
Jolanthe, Galrin und Gunnar klettern an Bord und lassen ihre Blicke über das Deck schweifen. Das helle, blankgescheuerte Holz knarrt leise unter ihren Füßen, als der Schiffsbauer mit seiner Liebsten und seinem Knecht die Treppen zur Ruderplattform empor steigen. Fast zärtlich legt Galrin seine rechte Hand auf das große Rad, welches über einen Kettenzug mit dem Ruder am Heck verbunden ist.
Nachdem auch die übrigen Arbeiter das Windschiff betreten haben, werden die beiden Türen in der Reling geschlossen.
Als Galrin den magischen Mondstein in eine dafür vorgesehene Fassung an der Rudersäule einsetzt, geht ein Zittern durch das Schiff. Sanft wie eine Daunenfeder hebt sich der schlanke Rumpf vom Boden empor. In dreißig Schritt Höhe verharrt die "Windkind" und die Männer begeben sich zum Gangspill. Mit vereinten Kräften werden der untere Mast aufgerichtet und die Wanten festgezurrt. Anschließend wird der Anker aufgeholt, so daß das Windschiff, aller irdischen Fesseln ledig, nun frei in der Luft schwebt.
Als die Segel fallen und der Wind die weißen Tuchbahnen bläht, setzt sich das fliegende Schiff in Bewegung. Leichtfüßig wie eine Gazelle und doch kraftvoll wie ein Büffel beschleunigt die "Windkind", gewinnt an Höhe und läßt die Werft weit hinter sich zurück. Nachdem die Besatzung die Segel in die richtige Position zum Wind gebracht hat, stürmen alle an die Reling und sehen hinunter.

Der Blick ist atemberaubend.
Wie ein blauer Edelstein auf grünem Samt liegt der Ildorel, umrahmt von den Wäldern des Larisgrün, etwa dreihundert Schritt unter ihnen. Sanft gleitet das Windschiff bei mäßigem Wind nach Osten, schwebt hinweg über die glitzernden Wellen des großen Sees und passiert einen Fischkutter, der gerade vom morgentlichen Fang in den Hafen von Talyra zurückkehrt. Der Fischer fällt fast aus seinem Kahn, als er das Schiff wie einen großen Schwan über sich hinwegziehen sieht.

In einer Höhe von etwa fünfhundert Schritt über den blau leuchtenden Wassern des Ildorel übergibt Galrin das Ruder an Gunnar, der bis dahin gebannt auf das Umland geblickt hat. Zunächst fürchtet sich der erste Knecht davor, das Windschiff zu lenken, doch wird er von dem Normander beruhigt, der ihm versichert, daß nichts passieren könne. Vorsichtig, als würde er, statt ein zweihundertachtzig Tonnen schweres Schiff zu steuern, ein rohes Ei auf der Fingerspitze balancieren, lenkt Gunnar die "Windkind" durch den strahlend blauen Herbsthimmel.
Nachdem sich der Schiffsbauer davon überzeugt hat, daß sein Knecht das Schiff im Griff hat, begibt er sich an die Reling, wo Jolanthe mit einem Lächeln im Gesicht steht und auf die Immerlande hinunter blickt. Als er sie von hinten umarmt, legt Galrin seinen Mantel um sich und seine Liebste, damit sie nicht friert und sich eventuell abermals erkältet. Dann fragt er leise: "Nun? Was denkst Du? Gefällt es Dir hier oben?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 03. Nov. 2003, 03:15 Uhr
"Es ist... atemberaubend, undbeschreibbar...es ist..., ein Gefuelhl von, ich weiss nicht, leicht, aber sicher,...frei, Freiheit! Es ist ein wunderscheones Gefuelhl von unendlicher Freiheit!
Die Welt liegt uns zu Fuessen, Galrin!", sagt sie begeistert und sie kann ihre Augen nicht von dem bunten Teppich der Landschaft unter ihr abwenden.

Als das Schiff startete, waere sie beinah gefallen und musste sich an Galrin festhalten. Ihr war ein wenig mulmig und sie gingg vorsichtig, Schritt fuer Schritt, zur Reling hinueber und  traute sich erst gar nicht, runter zu schauen.

Doch wie sie dann hinab sah, war sie ueberwaeltigt von dem Panorama. Der Fluss war ein silbernes Band im samtenen gruenen Kleid der Huegel. Und alles wirkte wie Spielzueg. Die HAeuser, die Menschen, die staunend, erschrocken und ueberrascht zu ihnen hinauf schauten-und sie konnte nicht anders und winkte ihnen froehlich zu- und die Tiere. ALles war so winzig und irgendwie niedlich.

Joalnthe stand auf der Rehling und sah nun gerade aus und nach oben in das undendlich auzurblaue Meer des Himmels. Der Wind wehte durch ihre langen, blonden, offenen Haare und sie streckte ihm das Gesicht entgegen und genoss das Farbenspiel und die Liebkosungen des Windes.

In diesem Moment wird sie von Galrin liebkost und sie laechelt, dreht sich aber nicht um, sie die Aussicht weiter geniessen mochte.

"Du hattest von einer langen Reise erzaehlt, mein Baer. Wohin geht diese Reise? Wie lange wird sie dauern und... warum, willst du so lange soweit weg von Zuhause sein?", fragt sie und sieht Galrin jetzt aufmerksam und neugierig an.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Nov. 2003, 06:56 Uhr
Galrin lächelt und schüttelt den Kopf.

"Keine Bange, meine Liebste. Ich sprach davon, daß wir etwas Großes vorhätten, und damit meinte ich, daß wir dieses Schiff fliegen lassen. Eine längere Reise habe ich nicht vor... noch nicht."

Der Nordmann blickt hinaus und deutet dann lachend auf einen Schwarm von Krähen, der neben dem fliegenden Schiff einher gleitet. Asa läuft in die Kombüse und kehrt nach kurzer Zeit mit einigen Scheiben Schiffszwieback zurück. Als sie kleine Stücke davon abbricht und sie den Krähen zuwirft, zeigt sich, wie geschickt diese Vögel sind. Es ist ihnen ein Leichtes, die Leckerbissen im Flug zu fangen.

"Asa, wenn wir sie nicht mehr loswerden, ist es Deine Schuld.", sagt der Schiffsbauer aus Normand mit einem Grinsen.
"Das macht nichts, Herr. Ich werde mich schon um sie kümmern.", gibt das Mädchen unbekümmert zurück.

Galrin wendet sich um, und bedeutet Gunnar, das Ruder nach Backbord zu legen. Gleichzeitig scheucht er die Männer an die Arbeit, um die Segel des Schiffes zu brassen.
Majestätisch beschreibt das Schiff einen großen Halbkreis nach links und kreuzt langsam gegen den Wind Richtung Talyra zurück.

"Ein gelungener Test.", brummt Galrin zufrieden und wendet sich dann an Jolanthe, "Mein Liebling, gibt es irgendeinen Ort, an dem Du jetzt sein möchtest? Dann sag es mir, wir fliegen hin."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 04. Nov. 2003, 14:44 Uhr
Jolanthe ueberlegt, doch ihr faellt kein Ort ein, an dem sie im Moment lieber waere, als hier.
"Mir faellt kein Ort ein. Wie gut kennst du dich hier aus? SO lange bist du ja auch noch nicht hier, aber vielleicht koenntest du mir die Stadt und ihre Umgebung zeigen.", sagt sie.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 05. Nov. 2003, 22:34 Uhr
"Gern, Liebste.", antwortet der Schiffsbauer.

Langsam arbeitet sich die "Windkind" nach Westen voran. Für die Mannschaft beginnt nun harte Arbeit. Immer wieder müssen die Segel gebrasst werden, um das fliegende Schiff im Zickzack-Kurs gegen den Wind zu lenken. Nach einer Stunde taucht unter dem Windschiff die Nordwestküste des Ildorel auf.

"Sieh mal, dort unten."

Galrin deutet nach unten. Die "Windkind" gleitet, von Nordosten kommend über Ninianes Baum hinweg, dann überfliegt das Schiff mit seinen Passagieren die Stadtmauer. Talyra sieht von oben aus wie die Spielzeugstadt eines Kindes. Manch einer bleibt in den Gassen stehen und sieht zu den Leuten hinauf, die dort oben an Bord des Windschiffes stehen und zu den Menschen am Boden herab winken.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 07. Nov. 2003, 00:52 Uhr
Gebannt sieht Jolanthe auf die kleine Stadt unter ihr und kann sich vor Freude nicht zurueckhalten und winkt den Leuten unter ihr zu. Manche winken sogar zurueck, besonders die Kinder jubeln ihr von unten zu, doch manch einer bleibt einfach nur mit offenem Mund stehen und schaut unglaeubig zu ihnen nach oben.
Jolanthe muss lachen.
"Alles sieht so klein aus, von hier oben. Wie Spielzeug", sagt sie.

Sie schaut sich um und da entdeckt sie etwas.
"Sieh doch! Da unten!", ruft sie und nimmt Galrin am Arm, "Ist das nicht die Goldene Harfe? Dort haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Das ist erst ungefaehr drei Wochen her und mir kommt es vor, als wuerde ich dich schon Jahre kennen!", meint sie, laechelt und schaut Galrin tief in die  sanften graublauen Augen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 07. Nov. 2003, 07:50 Uhr
Galrin beobachtet seine Liebste, als diese den Menschen auf der Straße zuwinkt und sich offensichtlich freut, hier oben gemeinsam mit ihm durch den Himmel zu gleiten.
Als die zierliche Halbelfe ihn auf die Goldene Harfe aufmerksam macht, nickt der Schiffsbauer lächelnd und sagt: "Da hast Du recht. Das ist sie. Mir ist, als ob es erst gestern gewesen wäre, aber trotzdem vertraue ich Dir, als ob wir uns seit Kindertagen kennen."

Mit nachdenklichem aber zärtlichem Gesichtsausdruck legt Galrin seine Arme um Jolanthe, die daraufhin abermals von seinem großen Mantel eingehüllt wird wie von einer warmen Decke.

Wie eine behäbige Wolke segelt das Windschiff langsam in Richtung der untergehenden Sonne. Als sich die ersten Sterne am Himmel zeigen, wendet die Crew abermals und hält auf die Werft zu.
In der letzten halben Stunde des Fluges schauen die Halbelfe und der Normander gemeinsam nach oben und betrachten die Sterne, die über ihnen funkeln.

Leise sagt Galrin:
"Nichts wollt' ich einst, als dieses Schiff,
und den weisend' Stern in der Höh.
Doch wenn mein Lieb' nicht bei mir ist,
wird's mir im Herze weh.
Auf Flügeln der Liebe gleite ich
hinein in Deinen Arm.
Und bläst der Wind uns kalt ins Gesicht,
so ist's im Herz uns warm."

Die Elfe sieht Galrin an, blickt ihm in die Augen und lächelt. Der Schiffsbauer kann gar nicht anders als sie zu küssen. "Ich liebe Dich, Jolanthe. Mehr als ich sagen kann."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 07. Nov. 2003, 20:17 Uhr
Wie verzaubert lauscht Jolanthe Galrins Gedicht und ihre Augen strahlen heller als die Sterne, als sie diese wunderschoenen Worte hoert.
Der Mond wirft sein silbernes Licht wie einen glitzernen Schleier ueber das ganze Schiff und laesst ihre langen, zum Zopf geflochtenen, Haare wie ein silbernes Band wirken.

Sie versinkt in seinen Armen und fuelht sich warm und geborgen. Schmeckt seine Lippen auf ihren, noch suesser als Nektar und Ambrosia. Sie vergisst alles um sie herum und das Mondlicht scheint die beiden wie eine schuetzende Huelle zu umgeben.
Ohne es zu merken, entspringt Jolanthes wenige Elfenmagie ihrer Seele, wie ein Wasserfall und waechst in der Liebe und mit einem Mal scheinen beide von einem himmlischen Gluehen umgeben.

"Ich haette nie gedacht, dass Liebe so stark sein kann, doch jetzt spuere ich, dass meine Liebe zu dir unermesslich gross und staerker als alles andere ist!", wispert sie sanft, "Wir brauchen keine Worte"
Und als sie dies sagt, waechst ihre Magie noch ein wenig mehr und mittels Telepathie uebermittelt sie Galrin ihre Gefuehle, die diesen wie einen Mantel warm umhuellen.
*Waerme, unermessliche Liebe, vollkommenes Vertrauen, Geborgenheit, Glueck*
Alle diese Gefuehle sind in Jolanthe so stark, dass sie, wenn sie eine Windboe waeren, alles auf der Welt umwehen wuerde.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Nov. 2003, 14:20 Uhr
Als Galrin von der Welle aus Liebe, Vertrauen und Glück getroffen wird, die Jolanthe ihm entgegenschickt, taumelt er und umarmt seine Gefährtin, um nicht zu fallen. Doch gleich darauf hat er sich wieder gefangen und küßt sie.

"Du hast recht, Liebste... wir brauchen keine Worte.", sagt der Schiffsbauer leise. Das sanfte Glühen um die Beiden haben auch die anderen Leute an Bord der "Windkind" bemerkt und manch einer der Mannschaft lächelt dem Liebespaar aufmunternd zu.

Inzwischen hat das Windschiff abermals die Stadt überflogen und nach Süden abgedreht, wo es nun auf die Werft zuhält. Das fliegende Schiff senkt sich langsam herab, bis es innerhalb der Palisade beinahe mit dem unteren Mast den Boden berührt. Dann wird der Anker gesenkt und die "Windkind" sicher an der Windmühle vertäut. Anschließend holt die Mannschaft den unteren Mast auf, so daß einer normalen Landung im weichen Sand nichts mehr im Wege steht.

Sanft setzt das Windschiff auf und senkt sich in den Sand. Als Galrin den magischen Mondstein aus seiner Halterung entfernt, scheint das Windschiff, als wäre es müde, sich noch ein wenig tiefer in den Sand zu setzen. Wie ein Greis, der sich in seinen Sessel bettet, liegt der schlanke Rumpf der Windkind am Strand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Dez. 2003, 23:27 Uhr
Die "Windkind" hat abgehoben und verläßt, stetig höher steigend, das Stadtgebiet von Talyra. Shyada, die ebenfalls an Bord ist, wird von der Besatzung ehrerbietig begrüßt und ihrem Stand entsprechend untergebracht. Doch es hält die Amazone nicht lange unter Deck. Die frische Luft, die ihr draußen um die Nase weht, lockt die Frau schnell wieder auf die Ruderplattform, wo Galrin den Kurs Richtung Liam Cailidh festlegt.

Das Knattern der Segel und Wimpel über ihr, das Rauschen des Windes in Shyadas Haar und die Schreie der Vögel, die das fliegende Schiff auf seinem Weg begleiten, tragen in sich den Klang der Freiheit.

Nach einer vierstündigen Reise befindet sich die "Windkind" bereits in der Nähe der Festungsruinen. Die Sonne hat ihren Höchststand bereits überschritten und obwohl ihr das Windschiff mit Siebenmeilenstiefeln hinterher jagt, neigt sich die goldene Himmelsscheibe schon wieder auf den Horizont hernieder. Prüfend und mit ein wenig Sorge im Blick schaut der Schiffsbauer zu seinem Fluggast hinüber. Die Amazone starrt auf das Umland hinunter um dort vielleicht schon Anzeichen der Narge oder des Pfades durch den Sumpf zu erkennen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Shyada am 02. Dez. 2003, 11:39 Uhr
Seit dem Moment wo Shyada den ersten Schritt auf das Schiff gemacht hat, wäre sie am liebsten wieder umgekehrt. Allein schon das Schaukeln während das Schiff sich nicht fortbewegte lässt den Magen der Amazone wild protestieren. Auf was zum Henker, habe ich mich da bloß eingelassen.

Auch wenn Shyada ein Zimmer zugewiesen bekommen hatte, so war die Amazone kurze Zeit später schon wieder an Deck zu sehen. Mit freier Sicht auf einem fliegenden Schiff zu sein, ist schon schlimm genug, aber dann auch noch eingesperrt in einem Raum, wo alles sich zu drehen scheint, ist nicht dass was sich jemand wünscht, dessen Magen an derlei Schaukeltouren nicht gewohnt ist. Mit den Händen irgendwo festen Halt suchend, steht die Amazone auf dem Deck und versucht sich an der Landschaft unter ihr zu orientieren- gleichzeitig aber auch sich von dem Schaukeln abzulenken. Trotz ihres Zustandes kommt Shyada nicht herum den Erbauer dieses Schiffes Respekt zu zollen. Was auch immer nötig ist, einen solchen Koloß durch die Lüfte zu bewegen, verdiente Anerkennung. Natürlich aber nicht laut ausgesprochen.

Als die Dämmerung allmählich einsetzt heben sich langsam graue Felsen zwischen den Bäumen hervor. Nur wenn man genauer hinsieht, kann man erahnen wo sich die Ruine Liam Cailidh befindet. Es ist ja nicht so, dass ich diese Gegend überhaupt nicht kenne. Nein, nun darf ich auch noch im dunkeln hier herumlaufen.... Wirklich behagen will Shyada der Gedanke nicht, aber vielleicht würde es auch von Vorteil sein. Was sie nicht sehen könnte, würde sie eventuell auch nicht sehen. Unmittelbar vor der Ruine stoppt die "Windkind" schließlich. Rötliches Licht überzieht den Horizont und taucht die Bäume unter dem Schiff in die Farben des Feuers. Schritte neben ihr, lassen die Amazone aufsehen.
"Was meint ihr? Wo könnt ihr eure Winde herunterlassen?" fragend sieht Shyada zu Galrin.
"Was einen möglichen Treffpunkt angeht, bin ich mir allerdings nicht wirklich sicher. Ich weiß nicht wo dieser Pfad sich befindet. Das heißt, dass ich eventuell eine lange Strecke zu Fuß zu gehen hab oder vielleicht direkt unter uns fündig werde."
Unschlüssig schweift der Blick der Amazone über das immer dunkler werdende Grün unter ihnen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. Dez. 2003, 18:43 Uhr
Als die Amazone ihn anspricht, schaut Galrin zu der Frau hinüber. Dafür, daß sie noch nie auf einem Windschiff gereist ist, hält sie sich erstaunlich gut und das nötigt dem Nordmann eine gewisse Bewunderung für die Amazone ab. Dann jedoch geht er auf ihre Frage ein.

"Wir können Euch absetzen, wo immer Ihr wollt, Shyada. Die Winde befindet sich hier oben im Schiff und überall, wo sich ein freier Platz von vier mal vier Schritt Größe befindet, können wir den Aufzugkorb hinunterlassen."

Prüfend blickt der Normander auf die Ruinen hinunter. Die uralten Steine, teilweise von Moos und Efeu überwuchert, zeugen trotz des desolaten Zustandes noch immer von der einstigen Wehrhaftigkeit des Bauwerkes. Schließlich deutet er auf das, was in früheren Zeiten offenbar der Burghof gewesen sein muß.

"Was haltet Ihr von diesem Platz dort unten? Der scheint mir geeignet zu sein."

Nach der Zustimmung der Amazone begeben sich Shyada und Galrin ins Vorschiff, wo beide mit dem hölzernen Aufzug in den Burghof abgelassen werden. Eigentlich ist der "Aufzug" nur eine nach oben offene Kiste mit einem Grundriß von vier mal vier Schritt, sowie einer Wandhöhe von anderthalb Schritt, die an vier starken Tauen hängt. Die Taue werden oben zu einem einzelnen, festen Tau, an dem die ganze Konstruktion befestigt ist und das an der Winde im Vorschiff hängt.
Immer wieder wirft der Kapitän der "Windkind" Blicke in alle Himmelsrichtungen, während der offene Korb mit den beiden Personen langsam auf den Boden zu gleitet. Dann deutet er mit grimmiger Miene auf eine dünne Rauchsäule, die weit entfernt im Westen aufsteigt.

"Ich denke, wir haben das Nachtquartier der Narge gefunden, Shyada. Aber das werden wir uns später ansehen. Selbst wenn die Narge sich beeilen, werden sie frühestens in sechs Tagen hier sein. Bis dahin müssen wir jedoch Lord Olyvar berichtet, die Truppen in Stellung gebracht und mit dem Versorgungstreck die Festung erreicht haben. Hoffentlich reicht die Zeit aus."

Mit einem dumpfen Rumpeln setzt der Aufzugkorb auf dem Boden auf. Eine Spitzmaus, die in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen des alten Burghofes nach Insekten gesucht hat, springt aufgeregt quiekend davon. Galrin öffnet die eine Seite des Aufzugkorbes und läßt die Amazone aussteigen. Ganz in der Nähe hat sich der Anker des Windschiffes in den Boden gegraben und hält das Fahrzeug sicher an seinem Platz.

"Ich könnte noch eine Weile in Eurer Nähe bleiben, wenn Ihr das wünscht. Oder aber wir treffen uns morgen um die Mittagsstunde wieder an diesem Ort, damit ich Euch mitnehmen kann.", überlegt Galrin, "Jedenfalls werde ich nicht ohne Euch zur Steinfaust zurückfliegen. Ich mag meinen Kopf gern an dem Platz, an dem er ist, doch sollte ich ohne Euch zurückkommen, würde ihn mir Lord Olyvar aller Wahrscheinlichkeit nach abreißen."

Der Schiffsbauer lächelt der Amazone aufmunternd zu und reicht ihr die Hand.

"Also tut Euch und mir einen Gefallen und gebt acht, daß Euch nichts geschieht."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Shyada am 02. Dez. 2003, 22:52 Uhr
Auch wenn selten etwas von Shyada Gesicht abzulesen ist, so kann man jetzt allzu deutlich sehen, dass sie sich wesentlich wohler fühlt, seit der Boden unter ihren Füßen nicht ständig schaukelt. Zumindest wäre da nicht die sich allmählich ausbreitende Dunkelheit.
Faeyris hätte mir ruhig etwas mehr Zeit geben können.
Auf dem verfallenen Burghof ist es fast totenstill. Über ihren Köpfen ist ab und zu das Knarren von Holz zu hören und um sie herum Blätterrrascheln. Mehr nicht.
"Die Narge dort hinten müssen nicht die Einzigen in der Gegend sein. Vielleicht haben sich welche entschieden, erst später ein Feuer zu entfachen..." Shyadas Worte sind nicht direkt für Galrin bestimmt, sondern dienen eher dazu, um sich selber darauf aufmerksam zu machen, dass nicht nur das offentliche gesehen wird.
Während sie spricht huscht ihr Blick über die Rest der Ruine. Trotz der ewigen Zeiten die es nun schon verlassen steht, bietet das Gebäude noch immer einen beeindruckenden Anblick. Wie es hier wohl früher ausgesehen hat?
Shyada merkt, wie ihre Gedanken abdriften und wendet sich dem Mann neben ihr zu.

Entgegen ihrem üblichen Auftreten Fremden gegenüber muss Shyada bei den Worten des Schiffsbauers lächeln. Vielleicht wäre Olyvar auch einfach nur froh, dass er mich endlich los ist.
"Also gut, dann sehen wir uns morgen zur Mittagszeit wieder. Ich werde hier irgendwo in der Ruine auf euch warten. Ihr seid ja nicht zu übersehen. Ich werde mich dann bei Zeiten bemerkbar machen. Falls ich nicht auftauche... nun dann müsst ihr wohl doch ohne mich los."
Shyada zuckt mit den Schultern, als sei dies eine Tatsache, die sie nicht weiter stören würde und durchaus zu beachten sei und reicht Galrin ebenfalls die Hand. Allerdings nicht sehr lange, denn solche Gesten hat die Amazone noch nie gemocht.
Schließlich trennen sich die Wege der beiden. In dem Moment wo Shyada die Ruine verlässt, befindet sich Galrin auch schon wieder auf seinem Schiff, um sich seinen Teil des Auftrags zu widmen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Dez. 2003, 00:51 Uhr
Keine Freundin von großen Abschiedsszenen, was? Daß Frauen wie sie niemals Schwäche zeigen wollen. Wie ich schon sagte... Narrenstolz.

Trotz der Kürze des Händedrucks gibt Galrin mit diesem Handschlag auch ein Versprechen ab: Das Versprechen, Shyada in jedem Fall wieder nach Hause zu holen. Er nickt der Amazone noch einmal zu und steigt dann wieder in den Aufzug, um sich wieder nach oben auf die "Windkind" schaffen zu lassen. Bei allem Vertrauen in die Fähigkeiten der Frau ist dem Schiffsbauer nicht wohl dabei zumute, sie alleine in den Sumpf gehen zu lassen. Kurz bevor der Aufzug im Rumpf des Windschiffes verschwindet, winkt Galrin noch einmal zu Shyada hinunter und ruft ihr zu: "Viel Glück und bis morgen." Dann schließt sich mit einem satten Klappen die Öffnung im Schiffsrumpf.

Kaum hat der Normander die Steuerplattform seines Schiffes betreten, breitet sich an Bord auch schon geschäftige Betriebsamkeit aus. Der Anker der "Windkind" wird aufgeholt und die weißen Segel blähen sich über den Männern und unten unter dem Kiel.
Sanft gleitet das fliegende Schiff durch die Lüfte und folgt der untergehenden Sonne nach Westen. Als das gleißende Tagesgestirn in tiefem Rot hinter dem Horizont verschwindet, hat sich die "Windkind" der Stelle bereits genähert, wo vorher das Feuer brannte.
Die unteren Segel werden eingeholt und gesichert, dann steuert der Kapitän sein Schiff tiefer, um so aus der Entfernung schlechter gesehen zu werden. Alle Fackeln an Bord des Windschiffes werden gelöscht und lautlos wie eine Eule schwebt  es durch die Nacht.

Galrin hat das Ruder an Gunnar übergeben und die Order erteilt, daß keiner an Bord zu sprechen habe.
Als das Windschiff den Brandort erreicht, stellt Galrin traurig fest, daß sie zu spät kommen. Ein verlassenes Gehöft, dessen Bewohner bereits vor einer Woche nach Talyra geflohen sind, ist nur noch eine rauchende Ruine. Die schwelenden Trümmer des Haupthauses ragen wie anklagende Finger in die Luft und scheinen auf das Windschiff und seine Besatzung zu deuten. Doch da... im Wald flackern mehrere Feuer.
Galrin hält es nicht mehr aus. Wie auf Zehenspitzen nähert sich das Windschiff dem Lager. Durch das Fernrohr etwas erkennen zu wollen ist aussichtslos, denn die Glaslinsen verschlucken zuviel des ohnehin äußerst spärlichen Lichtes. Als die "Windkind" sich noch etwas näher herantastet, kann Galrin jedoch einen Blick auf die Lagernden werfen.

Fast hätte der Schiffsbauer vor Zorn aufgeschrieen:
Narge. Dutzende... Hunderte von Nargen. Mindestens vierhundert dieser Kreaturen tummeln sich im Wald um das Gehöft, braten das Fleisch von gewilderten Tieren und schlagen sich den Wanst voll.
Während der Nordmann diese Freßorgie beobachtet, tritt sein erster Knecht nahe an ihn heran und flüstert: "Kapitän, was sollen wir tun? Sollen wir sie angreifen?"

Der Schiffsbauer schüttelt den Kopf, während er weiter das große Fressen unter sich betrachtet: "Nein, Gunnar. Dadurch wüßten sie, daß wir von ihrer Anwesenheit erfahren haben und würden eventuell ihre Taktik ändern."

Der Knecht schüttelt sich angewidert. Man sieht ihm deutlich an, daß er mit der Selbstbeherrschung ringt, um sich nicht zu übergeben: "Aber hat der Lord von Tarascon nicht von fünf- bis sechshundert Nargen gesprochen?"

"Das ist richtig. Aber Du vergißt, daß sie sicher überall Späher haben und eventuell einen Reservistentrupp gebildet haben, der im Falle einer Einkesselung den Gegner von hinten angehen soll. Wir müßten die beiden Trupps irgendwie zusammentreiben, wenn die Falle des Lord Commander funktionieren soll."

Galrin bedeutet dem Rudergänger, das Schiff in einem Bogen vom Narglager wegzuführen. Lautlos wie ein Schatten entfernt sich die "Windkind" von den unter ihr zechenden Nargen.

"Hoffen wir, daß Shyada Erfolg hat."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 04. Dez. 2003, 19:12 Uhr
Während das Windschiff über den nächtlichen Himmel kreuzt, blickt Galrin immer wieder nach unten. Ab und zu sieht er zwischen dem Geäst der Bäume dunkle Schatten umherziehen. Ob es sich dabei um Narge handelt, kann er nicht sagen, doch als in einiger Entfernung des großen Lagers noch einmal ein Feuer brennt, ist sich der Schiffsbauer sicher, noch einmal einen Unterschlupf der Kreaturen gefunden zu haben.

Mit besorgtem Blick schaut der Nordmann nach Osten, wo in etwa einer Stunde die Sonne aufgehen wird. Bis dahin sollte er wieder unterwegs sein und eine ausreichende Entfernung von den Nargen erreicht haben, da Shenrahs goldenes Auge dann die Gegenwart der "Windkind" mit gnadenloser Wahrheit offenbaren wird. Trotzdem bleibt das Windschiff an seinem Platz und die Besatzung beobachtet das Lager der schlafenden Narge.

"Noch einmal fünfzig Narge mehr. Die werden sicher bald zu dem Haupttrupp stoßen.", flüstert Gunnar seinem Herrn ins Ohr. Dieser nickt düster. Damit wächst die Anzahl auf vierhundertfünfzig bis fünfhundert an... kleinere Spähtrupps nicht mitgerechnet.

"In Ordnung, Gunnar. Wir haben genug gesehen. Zurück nach Liam Cailidh. Wir holen Shyada ab und dann nichts wie zurück nach Talyra."

Der Knecht dreht sich um und gibt durch Handzeichen Befehl, die Segel zu setzen. Lautlos wendet das Windschiff und nimmt Kurs auf die Festungsruine, wo die Amazone hoffentlich bereits wartet. Als das Tagesgestirn über dem Larisgrün aufgeht, atmet Galrin tief durch und betrachtet das Umland mit einem seligen Gesichtsausdruck.

Was für eine Wohltat, frei zu sein und das Leben genießen zu dürfen. Eine wahre Wonne... und ich darf diese Lust mit Jolanthe an meiner Seite genießen. Ich werde sie fragen, wenn ich nach Hause komme, ganz sicher.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 08. Dez. 2003, 17:13 Uhr
Als Galrin zusammen mit Lyn und Eliphas an Bord kommt, ruft er die Mannschaft auf dem Hauptdeck zusammen und begibt sich zusammen mit Jolanthe, den beiden Magiern und Gunnar auf die Ruderplattform. Dann spricht er zu der Besatzung:

"Freunde, wir haben hohen Besuch an Bord. Die beiden Herren, die neben mir stehen, sind Maester Eliphas Levi, Magus im Dienste des Lord Commander Olyvar von Tarascon, und Maester Lyn var Nyonoshior, ebenfalls Magier und Thaumaturg. Ich gehe davon aus, daß Ihr den hohen Herren an Bord die Ehre erweist, wie es sich für Herren Ihres Standes geziemt und wie ich es von Euch gewohnt bin. Sollte einer von den Beiden Euch um Hilfe ersuchen, Euch etwas fragen oder Euch sonstwie benötigen, erwarte ich, daß Ihr ihm nach bestem Wissen und Gewissen zur Hand geht oder seine Fragen beantwortet. Meine Herren..."

Mit den beiden letzten Worten wendet sich der Schiffsbauer an Lyn und Eliphas, denen er noch einmal die Hand schüttelt und nach Normander Tradition jedem einen kleinen Krug mit bestem (jedoch recht mildem) Waldhonig-Met reicht.

"... willkommen auf der 'Windkind'."

Galrin hebt seinen Krug und prostet den beiden Magiern zu. Als sie trinken, jubeln ihnen die Besatzungsmitglieder zu. Von diesem Moment an sind die beiden Zauberkundigen auch in den Augen der Mannschaft Teil der Besatzung des Windschiffes. Daß sie sich auf die Magie verstehen und erst vor wenigen Augenblicken an Bord gekommen sind, spielt keine Rolle mehr. In diesem Moment hebt der Nordmann die Hand und wendet sich wieder den beiden Magiern zu:

"Ich darf Euch kurz mit zwei Personen bekannt machen, mit denen Ihr häufiger zu tun haben werdet. Die junge Dame an meiner Seite ist Jolanthe, meine Lebensgefährtin und, wie ich hoffe, künftige Frau."

Ein Augenzwinkern zu Jolanthe macht endgültig klar, was Galrin mit dieser Äußerung gemeint hat. In seinem Blick sieht sie so viel Liebe und das Versprechen, daß diese Liebe andauern möge bis zum Ableben der beiden.

"Und dann möchte ich Euch noch Gunnar vorstellen, meinen ersten Knecht und Steuermann."

Mit diesen Worten weist der Schiffsbauer auf den großen Nordländer zu seiner Linken, der sich daraufhin artig verbeugt und den Magiern seine Aufwartung macht.
Schließlich werden Eliphas und Lyn zwei geräumige Kabinen zugewiesen, die sich im Unterdeck des Achterschiffes direkt unter der Kapitänskajüte befinden. Beide Räume sind einfach aber trotzdem geschmackvoll eingerichtet: Schnitzereien und Intarsien schmücken die Möbel und aus den Fenstern, die direkt rechts und links neben dem Steuerruder liegen, hat man einen guten Blick auf die Landschaft unter dem Windschiff.

Während die beiden Magier ihre Quartiere beziehen und sich häuslich einrichten, begibt sich Galrin in das Vorschiff und überwacht dort die Einrichtung eines provisorischen Krankenlagers für Verwundete, die vielleicht schnell nach Talyra gebracht oder aus der Gefahrenzone geschafft werden müssen. Zudem werden noch verschiedene Kisten mit Vorräten, Waffen, Troßausstattung und ähnlichen Gütern an Bord gehoben. Die beiden Matrosen im Laufrad strampeln den schweren Aufzugkorb immer wieder nach unten und nach oben. Obgleich die Übersetzung mittels Zahnrad die Sache erträglich macht, treibt es den Männern nach kurzer Zeit den Schweiß auf die Stirn. Auch Galrin hilft mit, dreht die Handkurbel und hilft, die heraufgeholten Sachen zu verstauen.
Schließlich ist das Windschiff beladen. Die Luke unter dem Aufzugkorb wird geschlossen und der Schiffsbauer schickt einen Mann an die Reling, auf daß dieser auf das Aufbruchssignal achten soll. Er selbst begibt sich in seine Kajüte und schließt die Tür hinter sich. Allerdings verriegelt er sie nicht, weiß er doch, daß Jolanthe nach der doch recht eindeutigen Andeutung sicher mit ihm sprechen will.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 08. Dez. 2003, 18:03 Uhr
Schon beim Betreten des Aufzugskorbes hatte Lyn seine magischen Sinne aktiviert und staunend die, sich nun vor seinen Augen auftuenden, Energielinien bewundert. Kraftvoll genug ein solch großes Schiff samt Besatzung und Ladung zu tragen und doch filigran in ihrer inneren Struktur bieten sie ihn ein prächtiges und gleichzeitig verwirrendes Farbspiel.

Erst als der Kapitän ihn und Eliphasas der Besatzung vorstellt und sie an Bord willkommen heißt kehrt er zu der normalen Wahrnehmung zurück. Ein wenig überrascht nimmt er den kleinen Krug entgegen und ist zuerst versucht daran zu schnüffeln lässt dies aber sein und leert stattdessen artig der Tradition gehorchend seinen Inhalt.
Die Besatzung jubelt und Lyn vollführt als Dank und Gruß freundlich lächelnd eine kleine Verbeugung. Auch die beiden separat Vorgestellten begrüßt er auf ähnliche Weise.

In der Kabine verstaut er die wenigen Sachen, die er mitgenommen hat. Etwas Kleidung zum wechseln und einige nützliche magische Artefakte aus seinem Fundus stellen neben der mit Ziegenblut und gerinnungshemmenden Kräutern gefüllten Feldflasche seine gesamte Ausrüstung dar.
Doch während Lyn noch dabei ist seine Utensilien einzuräumen spürt er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Magengegend. Stöhnend krümmt er sich zusammen und hält sich den Bauch. Das Hemd, welches er gerade in den Schrank hängen wollte entgleitet seinen Fingern. Rückwärts torkelt er auf Bett auf das er sich fallen lässt. Keuchend und stöhnend sitzt er eine Weile lang dort während ihm kalter Schweiß ausbricht. Was ist das nur? fragt er sich verzweifelt. Während Übelkeit ihn übermannt und seitlich auf das Bett kippen läßt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 08. Dez. 2003, 23:36 Uhr
Eliphas steht neben Lyn als der Kapitän des Schiffes, Galrin Ragnarsson, sie beide der Mannschaft  und wie es scheint, seinem Liebchen vorstellt.

" Ob sie mich so willkomen heissen würden, wenn sie wüssten, dass ich für die Schlacht die Toten aus ihren Gräbern holen werde?"

Nach dem Begrüssungsjubel reicht Galrin dem Hexenmeister und dem schwarzen dürren Mann  je einen Becher mit einem goldgelben Trank darin.
Eliphas nimmt einen tiefen Schluck. Sofort spürt er die Wärme, die durch seine Kehle fliesst und sich in seinem ganzen Körper ausbreitet.
Ahhh, dieser Met kann sogar Tote zum Leben erwecken  Eliphas denkt kurz über diese Metapher  nach, dann folgt er dem Kapitän und Lyn in das Innere des Schiffes, während die Mannschaft die letzten Vorräte an Bord holt.
Er und Lyn beziehen ihre Kajüten nicht unweit von der des Kapitäns.
Eliphas muss sich erst wieder daran gewöhnen, mit solchem Respekt behandelt zu werden wie es ihm hier auf dem Schiff wiederfährt. Nach der Flucht aus seiner ehemaligen Heimat und der Geschichte in Irem fühlte er sich oft mehr vogelfrei als gefürchtet, geschweige denn geachtet.
Eliphas legt das schwarze Bündel auf sein Bett und setzt sich daneben. Sobald die Reise beginnt wird er sich nahe des Bugs stellen und in die Ferne blicken ...bis zum Kampf ist sicher noch Zeit...die Aussicht würde herrlich sein.
Ich möchte den Frieden geniessen, solange ich noch kann

Eliphas Gedanken werden aprupt durch seltsame Geräusche unterbrochen....sie kommen aus Lyns Quartier. Es hört sich an, als würde jemand auf den Boden geworfen und dabei laut stöhnen.
Eliphas packt seinen Stab und rennt zur Tür hinaus, die zu Lyns Quartier stösst er grob mit dem Fuss auf, dass das die Scharniere ächzen.

Der Necromant sieht Lyn am Boden, gekrümmt wie ein Wurm , die Hände gegen den Leib gepresst und heftig würgend und atmend.

Eliphas ist kein Bader und kein Heiler, aber er erkennt wenn jemand zu ersticken droht.

Er packt den dünnen Mann am Kragen reisst ihn zu sich herum und presst seine Finger an dessen Lippen.
Als Lyn den Mund öffnet   irritieren seltsame lange Reisszähne Eliphas. Aber Lyn ist kein Vampier. Eliphas spürt Untote wenn er einem Gegenüber steht.
Eliphas schiebt seine Hand in Lyns Schlund, bis dieser sich zu schütteln und zu würgen beginnt .

Der Necromant kann nicht rechtzeitig aussweichen als sich Lyn  erbricht. Ein Schwall warmen Blutes spritzt Eliphas ins Gesicht.
Der Hexenmeister wendet sich ab, kurz mit seinem eigenen Brechreiz kämpfend, während Lyn nach hinten fällt, die Augen verdreht und in angewinkelter Haltung seinen Kopf in seinen Armen birgt ..unter ihm wird die Kotzlache grösser .

Eliphas wischt sich das Gesicht frei . Seine Hände sind dunkelrot und feucht.
Aber sein Gewand scheint  unversehrt geblieben zu sein ....nein ...das Blut, dass drauf gespritzt war wird wie von einem Schwamm in den  schwarzen Stoff? eingesaugt .....als ob er leben würde.

Eliphas überlegt kurz .......Seekrankheit? Aber sie sind noch nicht losgefahren.

Der Met Eliphas springt auf ....wollte Ragnarsson sie vergiften, trieb er ein doppeltes Spiel?
Aber er fühlt sich selbst weder vergiftet noch in einer anderen Art eingeschränkt und  er hatte seinen Krug bis zur Neige geleert.
Nein, er würde Galrin unrecht tun, aber was auch immer  mit Lyn geschehen ist, es muss ihm geholfen werden.

Eliphas stürmt an Deck.
"Ein Heiler ist ein Heiler an Bord ....Meinem Gefährten  geht es sehr schlecht."

Eliphas wundert sich kurz, dass er Lyn als seinen Gefährten ausgibt, kennt er ihn doch ebenso kurz wie den Kapitän des Schiffes, aber für grossartige Erklärungen ist keine Zeit, man würde schon verstehen, wer gemeint ist.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Dez. 2003, 00:01 Uhr
Der Schiffsbauer, der gerade mit seinem Knecht die vorläufige Reiseroute durchspricht, schreckt hoch, als er das Rufen des Nekromanten hört.

Lyn geht es schlecht? Was bei allen Dämonen...

In diesem Moment gerät das ganze Windschiff in helle Aufregung, die Galrin jedoch mit dem energischen Ruf: "Ruhe! Jeder bleibt auf seinem Posten! Ich werde Morgana holen." im Keim erstickt.

"Du und Du...", dabei deutet Galrin auf die nächsten beiden Besatzungsmitglieder, "...helft mir. Kommt mit."
Mit eiligen Schritten begeben sich die drei Männer ins Vorschiff, die Luke unter dem Aufzugkorb wird aufgerissen und der Nordmann springt förmlich in den offenen Kasten. Kaum werden die Bremsen gelöst, schießt der Korb schon nach unten. Gerade noch rechtzeitig, bevor der Kasten am Boden zerschellt, werden oben die massiven Bremsbacken gegen die Laufwelle der Winde gepreßt.
Galrin springt aus dem Aufzug und sucht nach Morgana.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Dez. 2003, 00:27 Uhr
Im Rekordtempo wird der Aufzug mit Galrin und Morgana wieder an Bord geholt. Der Schiffsbauer hebt die Heilerin aus dem offenen Kasten und führt sie eilig zu ihrem verletzten Gefährten, um den sich bereits der Magier kümmert.

"Ich weiß nicht, was er hat, Morgana, aber ich gehe davon aus, daß wenn jemand ihm helfen kann, Ihr es sein werdet."


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 09. Dez. 2003, 14:11 Uhr
Eliphas hat den  zuckenden Lyn auf das Bett gelegt.  Eine leichte Aufgabe, denn er wog fast nichts.
Als Morgana mit Galrin herinstürmt, geht es Lyn immer noch nicht besser.
Da Galrin ratlos scheint und Morgana nicht dabei war, liegt es an Eliphas zu erzählen was passiert ist.
In knappen Sätzen erzählt er von seinem Treffen mit Lyn in seinem Quartier, dem Weg zur "Windkind"  und dann die Geräusche aus Lyns Kabine.

" Ich kam herein, er lag auf dem Boden und  wand sich unter Krämpfen...ich liess ihn erbrechen, aber ich bin kein Heiler ..
liegt es vielleicht an seiner Rasse?
fragt er vorsichtig weiter ..:" ..an der Höhenluft?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 09. Dez. 2003, 17:55 Uhr
Nachdem Lyn seinen kompletten Mageninhalt von sich gegeben hat geht es ihm allmählich besser. Zwar wird er noch immer von schmerzhaften Krampfattacken heimgesucht, doch werden diese seltener und verlieren an Heftigkeit.
Schließlich gewinnt er einen schwachen Eindruck der Umgebung zurück. Mehrer Leute umgeben ihn. Seine Wahrnehmung wird langsam klarer und er kann Morgana erkennen. „Whassär“ keucht er. Nach kurzer Zeit wird ihm das gewünschte Nass gebracht und er trinkt es gierig in großen Schlücken. Der Schwindel und die Übelkeit flauen langsam ab. Schließlich tastet er nach seinen Sprachstein und wendet sich an seine Gefährtin, die ihn nun als Einzige verstehen kann. „Es tut mir leid, dass ich dich so in so großen Schreck versetzt habe. Ich weiß nicht was das war. Aber es scheint vorüber zu sein.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Dez. 2003, 18:22 Uhr
Galrin steht neben der Heilerin und betrachtet Lyn sorgenvoll. Noch nie hat der Nordmann jemanden an Bord seines Schiffes verloren und der Schiffsbauer denkt nicht daran, zu diesem Zeitpunkt damit zu beginnen.

"Er hat einen Schluck Met zu sich genommen, Morgana.", antwortet er und sieht die Frau fragend an, die neben Lyn auf dem Boden kniet, "Aber auch Meister Levi und ich selbst haben davon getrunken und keinem von uns ist etwas geschehen.
Und daß niemand von meiner Besatzung Lyn vergiften wollte, dafür lege ich die Hand ins Feuer."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Morgana am 09. Dez. 2003, 19:09 Uhr
Nachdem Lyn das Wasser getrunken hat und es ihm anscheinend besser geht, spricht er mit ihr und ein liebevolles Lächeln zeigt sich auf Morganas Gesicht. "Ist schon gut, so habe ich dich vor dem Aufbruch wenigstens noch einmal sehen können." Sie umarmt ihn kurz und gibt ihm einen sanften Kuss auf die Wange, was anderes traut sie sich im Beisein der Beiden Anderen nicht.

Als Galrin erklärt, Lyn habe Met getrunken, horcht Morgana auf. "Das könnte es gewesen sein."Sie wirft einen raschen Blick zu Lyn und als dieser nickt, wendet sie sich wieder Galrin zu. "Lyns Rasse trinkt nie Alkohol und er sagt immer, das wäre wie Gift für ihn, wahrscheinlich lag es an dem Met. Damit dürfte das geklärt sein." Erleichtert atmet sie auf, sicher das es nichts Schlimmeres ist, nun da die Sorge um Lyn abklingt, wird ihr wieder bewusst, wo sie sich befindet und ihr Gesicht wird wieder fahl und ihre Knie werden weich, zum Glück kniet sie noch, ansonsten hätten ihre Beine womöglich unter ihr nachgegeben. Sie wendet sich noch einmal zu Lyn. "Pass gut auf dich auf, ich will dich heil zurück haben und nicht in einem meiner Krankenbetten." Dann gibt sie ihm noch einen Kuss und wendet sich an Maester Levi."Auch euch wünsche ich viel Glück und das euch nichts geschieht." Sie nickt dem Necromanten einmal kurz zu und steht dann vorsichtig auf. Ihr ist es als hätte sie Pudding in den Beinen und sie hofft, das sie den Weg bis zum Korb schafft. "Galrin würdet ihr mich bitte wieder auf die Erde bringen, sonst fängt mein Magen an zu rebellieren." Der letzte Satz ist scherzhaft gemeint, obwohl es ihr selber fürchterlich ernst ist, sie will nichts lieber, als schnell wieder festen Boden unter den Füssen haben. Sie blickt noch einmal kurz zu Lyn, er weiss , dass Morgana Höhenangst hat und kann sie sicherlich verstehen. Von unten aus dem Hof sind laute Befehle zu hören und Shenrah neigt sich tief gen Westen, der Aufbruch ist sicherlich nah und Morgana möchte bei ihren Wagen sein und nicht auf diesem fliegenden Ungetüm.

Galrin nimmt sie an den Arm und begleitet sie zum Korb, Morgana wirft ihm einen flehentlichen Blick zu und der Nordmann versteht und fährt mit ihr zusammen nach unten. Als sie wieder festen Boden unter den Füssen hat, atmet sie erleichtert auf. "Ihr habt ein schönes Schiff und es ist wirklich interessant, aber seid mir nicht böse, wenn ich es niemals wieder betrete." Jetzt liegt ein Grinsen auf ihrem Gesicht, dann wünscht sie auch Galrin alles Gute und verschwindet in der Menge, um die Wagen der Heiler zu suchen, die im äusseren Hof stehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Dez. 2003, 19:29 Uhr
Galrin lächelt Morgana an und nickt leicht.

"Danke, daß Ihr ihn wieder zu sich gebracht habt, Morgana. Und danke auch Euch, Meister Eliphas. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen. Auf meinem Schiff ist noch nie jemand umgekommen. Und das soll auch so bleiben. Ich stehe in Eurer Schuld. Wenn es etwas gibt, das ich für Euch tun kann, dann zögert nicht, es beim Namen zu nennen."

Der Nordmann aus Dirholmar merkt jedoch, daß es für's Erste nichts gibt, was er dem Magier anbieten kann. So begnügt er sich damit, Morgana wieder auf den Boden der Tatsachen hinunter zu bringen, während Lyn sich ausruht, um wieder zu Kräften zu kommen.
Der Schiffsbauer bemerkt wohl die Unsicherheit Morganas, doch hütet er sich, darüber ein Wort zu verlieren. Auf dem Weg ins Vorschiff schärft er Gunnar ein, die Mannschaft über die Alkoholunverträglichkeit des Meistermagiers mit der dunklen Haut in Kenntnis zu setzen. Einen weiteren derartigen Zwischenfall soll es schließlich nicht geben.

Im Vorschiff fallen Morgana die provisorischen Strohlager und die vielen weißen Leinentücher auf. Wasserfässer und Feuerschalen mit darüber aufgehängten Kesseln erinnern ganz an die Ausrüstung, die die Heilerin auch auf ihrem Wagen mitführt.
Auf einen fragenden Blick Morganas erklärt Galrin, daß er sicherheitshalber hier eine Art fliegendes Krankenlager habe einrichten lassen, falls Verletzte vom Kampfschauplatz schnell zu den Heilern gebracht werden müßten.

Als Morgana und Galrin schließlich im Aufzug nach unten fahren, erkundigt sich der Kapitän beiläufig nach den Vorbereitungen, was die Wagen der Heiler angeht. Das Geplauder soll Morgana etwas von den vierzig Metern freier Luft unter sich ablenken, während der offene Korb mit den beiden Menschen auf den Burghof zu sinkt.
Schließlich setzt der Aufzug mit dumpfem Rumpeln auf dem Boden auf und Galrin kann Morgana gar nicht so schnell die Hand reichen, wie die Heilerin aus dem Korb geklettert ist.
Morgana dreht sich noch einmal um und versichert dem Schiffsbauer, sie werde niemals wieder einen Fuß auf die "Windkind" setzen. Und während Morgana in der Menge verschwindet und der Aufzug mit Galrin darin wieder an Bord gezogen wird, schmunzelt der Nordmann: "Sagt niemals nie, Heilerin."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 09. Dez. 2003, 21:56 Uhr
Eine Weile ruht sich Lyn aus. Solang bis der Schwindel so weit nachgelassen hat dass er wieder in der Lage ist zu stehen und vorsichtig zu gehen. Dann macht er sich auf einen Wischmob und zwei Eimer Wasser aufzutreiben um die Spuren seiner Übelkeit beseitigen zu können.

Auch wenn er Grunde nichts dafür kann ist ihm der Vorfall peinlich. Man hatte ihn nur freundlich willkommen heißen wollen und er verursachte so eine Aufregung. So war es das mindeste, dass er wenigstens den Dreck, den er verursacht hatte beseitigte.

Als sein Zimmer wieder einigermaßen sauber war, hatte das Schiff auch schon abgelegt und schwebte über den Wipfel des Larisgrün seinem Ziel entgegen. Die Natur wird schon was damit anzufangen wissen überlegt sich Lyn während er den ersten Eimer mit den schmutzigen Putzwasser aus dem Fenster kippt.

Mit dem Wasser aus einen zweiten Eimer von Schweiß und Schmutz befreit sowie mit frischen Sachen neu eingekleidet macht er sich auf die Suche nach dem Kapitän um ihn seine Entschuldigung auszusprechen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 10. Dez. 2003, 01:45 Uhr
Der Met.... Alkohol! Natürlich! Das muss es gewesen sein.
Wahrscheinlich trank er den Met aus einer Geste der Höflichkeit heraus, um den Kapitän und dessen Gebräuche an Bord nicht zu beleidigen


Die Heilerin kniet über dem liegenden Lyn und es gelingt ihr tatsächlich nach einiger Zeit, dessen Zustand zu stabilisieren.
Den Kaptitän der Windkind trifft keine Schuld. Wie soll man bei den ganzen verschiedenen Rassen, die sich hier in der Steinfaust gegen den gemeinsamen Feind zusammen gezogen haben , die einzelnen Gewohnheiten und Abneigungen überblicken?

Lyn liegt ruhig auf seinem Bett und atmet wieder normal.
Das sowohl der Heilerin als auch dem Kapitän ein Stein vom Herzen fällt ist nicht zu übersehen.

>Und danke auch Euch, Meister Eliphas. Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen. Auf meinem Schiff ist noch nie jemand umgekommen. Und das soll auch so bleiben. Ich stehe in Eurer Schuld. Wenn es etwas gibt, das ich für Euch tun kann, dann zögert nicht, es beim Namen zu nennen." <

Ein Lächeln stiehlt sich in das graue Gesicht des Totenbeschwörers.

" Unsere Reise beginnt erst .....ich werde auf euer Angebot zurückkommen  Kapitän Galrin Ragnarsson wer weiss, vielleicht eher als ihr denkt

Der Kapitän nickt ihm kurz zu und begleitet die Heilerin Morgana zurück auf den festen Erdboden.

Lyn bleibt schlafend in der Kajüte zurück.


Als Eliphas das Deck betritt, ist Morgana im Exerzierhof der Steinfaust abgesetzt und die Matrosen wieder dabei, den Korb mit ihrem stämmigen Kapitän darin  nach oben zu ziehen.
Bald würde sich das Schiff, von welcher Magie auch immer getrieben,  in Bewegung setzten.... dem Feind entgegen.

Eliphas steht mit zusammengekniffenen Augen an der Reling und sucht den Horizont ab...aber auch der Blick über die Stadt ist atemberaubend.
Und trotz der bevorstehenden Schlacht, die Schmerz und Tod über viele bringen würde, die unter ihm, winzig klein, die letzten Vorbereitungen in der Steinfaust treffen, fühlt sich Eliphas wohl

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 10. Dez. 2003, 14:29 Uhr
JOlanthe steht auf dem Deck des Schiffes und lässt sich den Wind durch die Haare wehen und denkt an die letzte Nacht zurück.
Auf Galrins Frage hin, hatte sie sich noch enger an ihn gekuschelt und ihm ins Ohr geflüstert: "Für immer ist eine sehr lange Zeit...
Doch ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als diese Zeit mit dir zu verbringen!Mein Bär, ich liebe dich!"

Noch immer klingt dieses zärtliche Gespräch in ihren Ohren nach und verträumt steht sie an der Reling und sieht auf die kleine Landschaft unter ihr hinunter.
War das die Frage, die Alwine gemeint hatte?
Einerseits könnte sie es sich vorstellen, andererseits war ihre Anwort auf Galrins Frage für sie schon lange selbstverständlich gewesen und sie hätte nicht gedacht, dass Galrin daran zweifeln würde.
Sie verscheucht diese Gedanken aus ihrem Kopf und konzentriert sich auf die schöne, ins helle Morgenlicht getauchte Landschaft unter ihr.

Irgendwann sieht sie wieder hoch und schaut sich auf dem Schiff um. Viele Fremde sieht hier. Galrin hatte anscheinend viele Freiwillige aufmuntern können. Sogar eine Frau entdeckte sie, die ebenso tatkräftig mit anfasste, wie die Männer.
Dies erinnerte Jolanthe daran, dass sie auch etwas tun sollte und nicht den ganzen Morgen vor sich hinträumen sollte.

Doch es war noch zu früh um sich ums Essen zu kümmern und sich um eventuelle Heilungsmaßnahmen zu kümmern brauchte sie anscheinend auch nicht, denn sie hatte Morgana heute Morgen gesehen, die ja auch mitfuhr. Aber vielleicht könnte sie ihr später helfen.
Jetzt war ihr erst mal eingefallen, dass sie ja überhaupt nicht wusste, wo es genau hinging.
Also ging sie nach unten, um Galrin zu suchen und ihn zu fragen.

Galrin stand in seiner Kajüte und beugte sich über eine Karte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Um den Tisch herum standen noch ein paar andere Leute und waren in ein Gespräch miteinander vertieft.
Joalnthe blieb schüchtern leise an der Tür stehen. Sie würde warten, bis die Männer mit der Besprechung fertig waren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 10. Dez. 2003, 17:49 Uhr
An der Kapitänskajüte angekommen klopft Lyn an die Tür. Nach einem Zuruf von innen tritt er ein. Der jungen, zierlichen Frau gleich neben der Tür, offenbar eine Elfe oder ein Mischwesen, so genau kennt er sich in diesem Punkt nicht aus, nickt er freundlich grüßend zu ehe er sich an Galrin wendet. Da er mit seinem Sprachstein zu ihm spricht kann nur er ihn verstehen während alle anderen nur die in seiner fremdartigen Sprache gesprochenen Worte hören. “Verzeiht mir bitte meine Unpässlichkeit. Ich hoffe ich habe nicht zu viel Unruhe über das Schiff gebracht. Auch tut es mir leid, dass ich eure freundliche Begrüßungsgeste auf solch unangemessener Art und Weise begegnet bin und hoffe euch damit nicht beleidigt zu haben. Denn ich hege größte Bewunderung für euer Schiff und die gewaltige Leistung derer es gewiss bedurft hat es zu erschaffen und die es noch immer bedarf um es zu steuern und kontrolliern.“ An die Worte knüpft Lyn eine Verbeugung die sowohl Entschuldigung als auch Hochachtung ausdrücken soll.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Dez. 2003, 19:36 Uhr
Kaum daß die Segel gefallen sind, steigt die "Windkind" in den klaren Nachthimmel empor. Galrin, der neben Eliphas an der Reling steht, beobachtet den Magier, der den Horizont mit scharfem Blick absucht. Mit einem Lächeln reicht der Nordmann seinem Passagier ein messingbeschlagenes Fernrohr mit einer Lederummantelung. Auf den golden glänzenden Teilen des optischen Instrumentes sind feine Ziselierungen und Gravierungen zu erkennen. Normandische Runen und Tierfiguren zieren auch das feine Hirschleder, das verhindern soll, daß man sich bei Kälte am Metall des Fernrohres Erfrierungen holt.

"Hier, Meister Levi. Damit wird Euer Blick noch weiter reichen, als er es ohnehin schon tut."

Nach diesen Worten dreht sich der Schiffsbauer um, geht in seine Kajüte zurück und wirft wieder einen Blick auf die Lederkarte, die ihm der Lord Commander gegeben hat. Schweigend mißt er nochmals die Entfernungen ab, die das Heer von Liam Cailidh trennen. In diesem Moment tritt Lyn an den Nordmann heran und murmelt eine Entschuldigung. Galrin runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Seine Stimme deutet an, wie zerknirscht er ob dieses Vorfalles ist.

"Ich bin ja wohl der, der sich entschuldigen muß. Von Eurer Empfindlichkeit gegenüber dem Alkohol war mir leider nichts bekannt. Und da ich Euch für einen Elfen hielt, wurde ich auch nicht mißtrauisch. Bitte vergebt mir meine Unachtsamkeit. Es wird nicht mehr vorkommen."

Galrin deutet eine kleine Verbeugung an und reicht dem Mann, der ihm gegenüber steht, die Hand.

Anschließend spricht er weiter: "Für Euer leibliches Wohl ist jedenfalls gesorgt. Wir haben Wasser in Hülle und Fülle an Bord und wenn Euch nach Fruchtsaft gelüstet, ist auch das kein Problem. Immerhin ernähren auch wir uns nicht ausschließlich von Alkohol."

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht bespricht Galrin mit Lyn, Gunnar, Asleif und Thialfi die weitere Reise.

"Hier... wenn wir diese Flußbiegung erreichen und der Wind immer noch so gleichmäßig bläst, werden wir gute Fahrt machen können. Wir müssen dann die Segel etwas reffen, damit wir dem Heertroß nicht davon fliegen."

Als Jolanthe in der Kabinentür auftaucht, unterbricht sich der Schiffsbauer und lächelt seine Liebste an.

"Welch Glanz in diesem Zimmer.", begrüßt der Nordmann seine Gefährtin, "Komm doch bitte herein und mach die Tür zu. Danke."

Die Anwesenden verneigen sich vor Jolanthe und erweisen ihr damit den Respekt, den sie auch schon in der Werft demonstriert haben. Keiner von den Besatzungsmitgliedern würde im Ernstfall zögern, Jolanthes Order zu folgen, wenn Galrin etwas zustoßen sollte.

"Das wäre es vorläufig.", meint Galrin noch zu seinen Gesprächspartnern, "Gunnar, laß den Ausguck doppelt besetzen und paßt auf, daß wir in der Nacht nicht den Anschluß an das Heer verlieren. Wir können es uns nicht leisten, das Heer stundenlang suchen zu müssen, nur weil wir beim Navigieren nicht aufgepaßt haben."

Nach diesen Worten verlassen die vier Männer die Kajüte und lassen die beiden Liebenden allein.
Jolanthe setzt sich neben ihren Liebsten und fragt ihn, wohin die Reise geht. Der Nordmann erklärt es ihr anhand der Karte:

"Sieh mal, mein Herz, zunächst begeben wir uns gemeinsam mit dem Heer unten auf der Erde nach Liam Cailidh. Das ist eine alte Festung, die so günstig liegt, daß die Narge daran vorbei ziehen müssen. Dort wird ein Teil des Heeres unter Lord Falcon Silberstern die Narge erwarten."

Galrins Finger deutet auf ein schraffiertes Gebiet, neben dem die Bemerkung "Sümpfe von Nedserd" eingetragen ist.

"Durch diese Sümpfe hier führt ein Pfad, der so gut verborgen ist, daß die Narge ihn sicher nicht gefunden haben. Auf diesem Pfad werden Lord Commander Olyvar und seine Truppen den Nargen in die Flanke fallen. Wir selbst werden mit einer Gruppe von Reitern und Lanzenträgern weiter nördlich ausharren, sie an dieser Stelle..."

Abermals weist der Finger des Schiffsbauers an einen Punkt der Karte.

"... über den Fluß transportieren und schließlich gemeinsam mit ihnen von Norden her die Zange schließen. Das gibt einen schönen Käfig für die Narge.", spöttelt Galrin, doch Jolanthe, die ihn kennt, weiß, daß ihr Gefährte sich lange nicht so sicher fühlt, wie er tut. Mit einem Seufzer läßt sich der Nordmann auf das große Bett fallen und schaut Jolanthe schläfrig an. Doch dann reißt er die Augen auf.

"Jetzt hätte ich fast etwas vergessen... und dabei wollte ich das unbedingt noch erledigen, bevor die Nacht vorüber ist."

Der Schiffsbauer öffnet die Truhe, die neben seiner Betthälfte steht und holt ein winziges Kästchen heraus. Es ist mit normandischen Schnitzereien verziert und mit einem zierlichen Bronzeverschluß geschlossen. Eine Weile dreht er es in den Händen und druckst herum. Dann reicht er es Jolanthe. Diese öffnet das Kästchen und ihr Blick fällt auf einen sehr fein gefertigten Goldring, der ihr genau passen düfte.

Abermals versucht Galrin, etwas zu sagen, doch bringt er keinen rechten Ton heraus. Schließlich faßt er sich ein Herz und sagt:

"Du hast ja vorhin schon mitbekommen, daß ich zu Eliphas und Lyn sagte, ich hoffte, Du würdest eines Tages meine Frau werden. Das war kein sinnloses Geschwätz, wie Du es vielleicht sonst von mir gewohnt bist, sondern völlig ernst gemeint. Darum frage ich Dich jetzt... Möchtest Du mich heiraten?"

Jolanthe wird von dieser Frage völlig überrumpelt, so daß sie zunächst gar nichts sagt. Dieses Schweigen mißdeutet Galrin als stumme Ablehnung. So spricht er hastig weiter:

"Ich weiß, allzuviel kann ich Dir nicht bieten. Das Leben an der Seite eines Schiffsbauers... und auch an der eines Kapitäns, ist nicht immer eitel Freude und Sonnenschein. Da wird es manchen Sturm geben, durch den wir segeln müssen. Bildlich und wortwörtlich gesprochen. Aber ich verspreche Dir, Dich treu zu lieben und an Deiner Seite zu sein, wann immer Du mich brauchst."

Mit bangem Blick beobachtet der Nordmann seine Gefährtin und wartet auf ihre Reaktion.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 11. Dez. 2003, 10:06 Uhr
Galrins Hinweis, dass sie sich nicht ausschließlich von Alkohol ernähren würden entlockt Lyn ein Schmunzeln. Wasser und Fruchtsaft würde ihn nicht ausreichend ernähren können, aber er hatte ja noch die Feldflasche die, sparsam verwendet sicher ein paar Tage lang halten könnte.

Aufmerksam lauscht er den Plänen des Kapitäns, entfernt sich dann aber auch mit den anderen als dessen Geliebt eintrifft. Ein wenig unschlüssig steht er noch auf Deck herum ehe er sich wieder in seine Kabine begibt. Noch immer fühlt er sich ein wenig flau, da würde ihn ein wenig Schlaf sicher guttun.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 11. Dez. 2003, 16:15 Uhr
Als Galrin das Kästchen öffnet, sie den goldenen Ring sieht und seinen Antrag hört, ist sie erst mal sprachlos.
Sie hatte es geahnt, nein mehr, sie hatte es gehofft und doch ist sie vollkommen überrascht und einfahc überwältigt vor Freude und Glück.

Doch als sie Galrins weitere Worte hört und seine zweifelnden Blick bemerkt, sagt sie, erst ein wenig neckisch: "Du kannst mir nur so wenig bieten?...
Dabei würde mir doch sogar die Hälfte davon reichen! Ich liebe dich über alles Galrin und das Wichtigste ist deine Liebe und alles andere ist mir egal! Wenn ich die Frau an deiner Seite werden darf, so bin ich die glücklichste Frau der Welt! Durch dich habe ich ein Zuhause gefunden und noch nie habe ich in meinem Leben so viel Glück und Liebe erfahren!
Und außerdem bist du doch kein einfacher Schiffsbauer, du hast immerhin ein fliegendes Schiff!"
Diese Worte sprudeln so schnell und doch so voller Liebe aus ihrem Mund, dass sie fast ein bisschen ausser Atem kommt.
Und um der Antwort noch den richtigen Abschluss zu geben und sie nochmals zu bestätigen, küsst sie Galrin.

Galrin legt das Kästchen mit dem Ring enben sich auf dem Tisch ab. Und das ist gut so, denn Jolanthes Kuss ist so heftig und voller Leibe, dass sie prompt auf dem wackeligen Stuhl das Gleichgewicht verliert, im Kuss geegn Galrin fällt, ihn somit auch umwirft und beide immer noch küssend auf dem Boden landen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Dez. 2003, 18:31 Uhr
Jolanthe schaut Galrin so voller Liebe an, daß es dem Schiffsbauer fast schwindlig wird. Dieses Glücksgefühl und die Leidenschaft seiner Gefährtin sorgen dafür, daß der Nordmann und die Halbelfe mit einem Plumpsen auf dem Boden landen.
Aber das stört keinen von Beiden. So küssen sie eben auf dem Boden weiter... lange, liebevoll, zärtlich. Als sich die Elfe und der Schiffsbauer wieder voneinander lösen, steckt Galrin seiner Liebsten mit einem glücklichen Lächeln den goldenen Verlobungsring an den Finger.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 12. Dez. 2003, 17:27 Uhr
Eliphas nimmt das Fernrohr entgegen um die höflichen Geste von Galrin  nicht auszuschlagen.  Sobald der Kapitän  den Platz neben ihm verlassen hat und in den Schiffsbauch zurücksteigt, schiebt  Eliphas die einzelnen Rohrstücke wieder zusammen  und legt  es neben sich auf die Reling.
Er hatte nicht vorgehabt nach dem Feind Ausschau zu halten, dafür gab es die Späher, die der Lord Commander vorausgeschickt hatte.  .
Eliphas wollte einfach nur in die Ferne blicken, seine Gedanken auf keinen bestimmten Punkt richten und die Ruhe geniessen, die bald von Schlacht- und Todesschreien
zerrissen werden wird.
Am Horizont zog sich langsam  Nebel zusammen und es wurde spürbar kälter

Eliphas Atem gefriert an der Luft und  erzeugt Dampfwölkchen die wieder in seinem Bart kondensieren  und ihn mit feinen Eiskristallen überziehen.

Während sich die Mannaschaft der Windkind  in wärmende Pelze hüllt  beäugt sie misstrauisch, wie Eliphas, einer Basaltsäule gleich, an der Reling steht ...unbeweglich, als würde er meditieren , keine Anzeichen von Kälte zeigt, obwohl er nur ein schwarzes eher dünnes Gewand trägt, dass sich  ganz atypisch dem Fahrtwind entsprechend  bewegt.  



Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 12. Dez. 2003, 21:13 Uhr
Unter der Windkind bahnt sich der Zug des Heeres seinen beschwerlichen Weg durch die  Wälder

Eliphas erkennt einen der hühnenhaften Nordländer auf seinem ebenfalls hühnenhaften Schlachtross, dahinter einer unermüdlicher Treck an Ochsen und Eselskarren und tapfer dahinmarschierendem Fussvolk.

Als die Truppen unter ihm ihr Lager für die Nacht errichten , Feuer entzünden, Zelte aufbauen, stoppt auch die Windkind. Sie setzt allerdings nicht zu Landung an, sondern verweilt wie ein fliegender Wachposten in der Luft.

Eliphas steht immer noch unbeweglich am Rand des Schiffes, doch als ihm einer der  Besatzungsmitglieder, eher dem guten Ton wegen, als aus Sympathie einen Becher warmen Met reicht , so scheint es, erwacht der Necromant aus seiner Erstarrung.

Während er das heisse Getränk Schluck für Schluck die Kehle  herunterrinnen lässt und dabei seinen Blick über die Geschehnisse unter ihm schweifen lässt , weckt etwas  sein Intresse.
Er kann nichts genaues erkennen, doch noch immer liegt das zusammengeklappte Fernrohr neben ihm .
Eliphas lächelt. Jetzt würde er es doch tatsächlich brauchen.

Als er hindurchblickt, wird er eines kleinen Jungen gewahr, der aufgeregt mit den Armen winkt und zu rufen scheint.

Eliphas stutzt, doch dann wird ihm klar, dass die Windkind gemeint ist.

Greift der Feind an ? Was könnte passiert sein?
Eliphas dreht sich von der Reling weg, greift seinen Stab und  geht schnellen Schrittes in das Innere des Schiffes.

Da seine Kabine nicht unweit von der des Kapitäns entfernt liegt, hat Eliphas auch keine Schwierigkeiten, diese zu finden.

Er klopft hart und bestimmend an die Holztür

" Kapitän Ragnarsson .....wir werden von dem Heer unter uns gerufen... es scheint dringend zu sein"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 13. Dez. 2003, 10:38 Uhr
Der Schiffsbauer, der soeben eine Aufstellung der Lagerbestände und des Platzes an Bord des Windschiffes durchgesehen hat, hört das laute Klopfen an seiner Tür. Eliphas' Stimme dringt zu ihm und der Nordmann springt auf. Eilig öffnet er die Tür und sieht den Nekromanten fragend an.
Dieser setzt Galrin davon in Kenntnis, daß unten ein Junge zur "Windkind" heraufwinkt und ruft.

"Danke für Eure Aufmerksamkeit, Meister Levi.", nickt der Normander und klopft Eliphas auf die Schulter. Dann stürmt er hinaus.

"Aufzug klarmachen... schafft mich auf den Boden hinunter. Wird's bald?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 13. Dez. 2003, 12:20 Uhr
Etwas verloren steht Jolanthe noch da, als Galrin mit einem  Mal so stürmisch die Kajüte verlässt. Dann betrachtet sie lächelnd den wunderschönen Ring an ihrem Finger.
Doch als sie von draußen Lärm und tulmult hört, will sie auch wissen was los ist und eilt nach draußen.
Der Wind schlägt ihr kalt entgegen und fröstelnd zieht sie den Umahng enger um ihre Schultern.
Kirion balanciert auf der Reling und schaut nur kurz auf, als er sie kommen hört und schaut dann wieder hinunter.

Sie tritt zu ihm an die Reling, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und sieht nach unten.
Doch sie kann nicht viel erkennen, nur unscharfe Schämen des Heeres, die durch den Nebel verdeckt sind.

Kannst du etwas genaueres erkennen, Kirion?

Nein, nicht viel. Das Heer scheint aufgeregt zu sein, aber ich seher weder Narge noch irgendwelche anderen Gefahren.

Jolanthe sieht nun, wie Galrin unten ankommt und heftig gestikulierend mit dem Hauptmann spricht. Gern würde sie wissen, was dort unten besprochen wird, doch der Wind trägt die Stimmen davon, so dass noch nicht mal Kirion etwas verstehen kann.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 14. Dez. 2003, 21:21 Uhr
Nachdem Galrin sich mit dem Commander besprochen hat, wird der Aufzug bereits wieder nach oben geschickt. Aber was sind das für Leute, die darin liegen? Grausam zugerichtete Verwundete, die zwar verbunden aber trotzdem immer noch sehr schwach sind, werden an Bord der "Windkind" gebracht. Die Matrosen helfen den Verletzten, den wackeligen Aufzugkorb zu verlassen und betten sie auf die zu diesem Zweck im Vorschiff aufgeschütteten Strohsäcke.
Mit der dritten Fuhre an Verletzten wird auch eine junge Frau, der Tracht nach eine Novizin der Anukis, nach oben geholt, welche sich offenbar um die Verletzten kümmern soll. Sie tritt an Jolanthe heran und lächelt sie schüchtern an:

"Verzeiht, hohe Dame, aber seid Ihr die Gefährtin Kapitän Ragnarssons?"

Als Jolanthe das bestätigt, stellt sich die Novizin kurz vor: "Ich bin Alena Dergelstedt. Euer Verlobter hat mich angewiesen, Euch bei der medizinischen Versorgung der Verwundeten beizustehen."

Nachdem sich die beiden Frauen angefreundet haben, machen sie sich an die Arbeit, holen Wasser und Essen für die Patienten und lagern sie so bequem es eben geht. Kurz darauf kommt der Aufzug ein letztes Mal nach oben. Galrin steigt aus dem Korb, lächelt seiner Verlobten zu und begibt sich eilends auf die Ruderplattform. Von dort tönt seine Stimme über das Deck:

"Segel setzen, Kurs Ostnordost! Auf nach Talyra!"

Der Rumpf der "Windkind" dreht sich langsam und das Windschiff nimmt Fahrt auf. Majestätisch zieht das große Schiff durch den Himmel davon und mit sorgenvoller Miene steht Galrin am Heck. Dem Nordmann ist nicht wohl dabei, den Lord Commander und die Kämpfer allein zu lassen, aber es geht wohl nicht anders. So konzentriert sich der Kapitän auf die Aufgabe die vor ihm liegt. Und diese lautet: Schnellstmögliche Fahrt nach Talyra.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 14. Dez. 2003, 23:29 Uhr
Als Eliphas von den Plänen des Lord Commanders erfährt, die Windkind mit den Überlebenden des Massakers zurück nach Talyra zu schicken um ihnen dort die bestmöglichste Pflege zu gerwährleisten, erklärt Eliphas Galrin knapp, von Bord zu gehen, denn hier sei er nicht  von Nutzen.  Der Kapitän erwiedert mit einem kurzen Kopfnicken, aber zu mehr hat er nicht die Zeit, die Verletzten mussten aufs Schiff gebracht und unermüdlich versorgt werden.

Eliphas blickt sich um. Einige die jetzt nach Talyra geflogen werden, würden diese Reise nicht überleben ..Sitechs Schatten ist allgegenwärtig spürbar.

Aber der Totenbeschwörer schweigt, denn  die Heiler sollten nicht an der Ausweglosigkeit der Dinge verzweifeln und sich und ihre Fähigkeiten in Frage stellen ..ihnen zu sagen, wer sterben würde und wer nicht, wäre allen Beteiligten gegenüber unmenschlich.

Eliphas schwingt sich auf die Gondel, die ein letztesmal nach unten gebracht wird, dann gesellt er sich zu den lagernden Heerscharen.

Einige Soldaten stecken die Köpfe zusammen und tuscheln. Sie wittern ein schlechtes Zeichen, wenn Sithechs Schwarzröcken ihnen zu nahe sind, deswegen hält sich Eliphas im Hintergrund.
Als er den Kopf hebt, sieht er über sich die Windkind  dahintreiben...aus  Luken und Öffungen dringt der helle Schein von Öllampen.

Wie ein gewaltiger Glühwurm ...  

Nachdenklich wendet sich Eliphas ab, die Fahrt war viel zu kurz gewesen, hoffentlich hatte er bald noch einmal die Gelegenheit mit dem fliegenden Schiff zu reisen... und dann in friedlicheren Zeiten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 15. Dez. 2003, 07:00 Uhr
Galrin hört dem Magier zu, dann nickt er.

"Ich verstehe, Meister Levi. Bitte gebt auf Euch acht. Es war mir eine Freude, Euch dabei zu haben und ich hoffe, daß ich Euch während der Schlacht wieder an Bord wissen darf. Und an Bord seid Ihr stets willkommen."

Dann nickt er den Männern zu, die den Korb mit dem Magier wieder nach unten auf den Erdboden bringen.

Schließlich segelt die "Windkind" mit den Verwundeten und ihrer Besatzung davon.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 15. Dez. 2003, 08:27 Uhr
Jolanthe hat alle Händ voll zu tun, als die Verletzten an Bord gebracht werden und sie ist froh, dass Alena ihr hilft.
Die Verletzungen bei manchen sind sehr schwer und Jolanthe ist verzweifelt, weil sie nicht besser helfen kann. Sie spürt, dass einige von ihnen nur noch sehr wenig Lebensenergie haben und wahrscheinlich sterben werden.
Doch sie will nicht, dass jemand stirbt. Unermüdlich versucht sie mit ihren Kräutern und ihrem Wissen dagegen anzukämpfen. Sie kämpft gegen den Tod.
Doch wie es scheint, fast aussichtslos.

"Herrin!, Schnell, hier rüber!", ruft Alena ihr zu.
Jolanthe wischt sich den Schweiß von der Stirn und eilt zu Alena, die neben einem Verletzten liegt, der Blut hustet.
Sie hockt sich hin und nimmt den Kopf des Verletzten stützend auf ihren Schoß. "Ich brauche ein Tuch mit kaltem Wasser, schnell!", sagt sie zu Alena und dise eilt, eines zu holen.
Jolanthe streicht beruhigend, wie einem kranken Kind, das ur ein bisschen Fieber hat, dem Mann über den Kopf. "Ganz ruhig. Es wird alles gut", beruhigt sie ihn. Er kann nichts darauf erwidern, da er die ganze Zeit von Hustkrämpfen geschüttelt wird, und er sieht sie nur mit seinen flehenden großen grünen Augen an.
Mit einem Mal bäumt sich der Körper in ihren Armen auf, wird ein letztes Mal vom Krampf geschüttelt und sackt dann leblos in ihren Armen zusammen.

Eine einzelne Träne rollt Jolanthes Wange hinab.

Behutsam legt sie den Leichnam beiseite und breitet eine Decke über den starr werdenden Körper.
Als ALena mit dem Tuch wieder kommt, schüttelt Jolanthe nur stumm den Kopf und Alena versteht.

Die Narge haben ihr erstes Opfer in diesem Krieg gefunden...  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 15. Dez. 2003, 12:41 Uhr
Galrin hat den Befehl gegeben, so schnell wie möglich Talyra zu erreichen und die Mannschaft gibt ihr Bestes. Jeder Fetzen Segel wird gehißt, um auch die kleinste Brise zu nutzen, die Vendis dem Windschiff schenkt. Gleich einem Schwan, der zu seinen Nistplätzen aufbricht, jagt die "Windkind" hinter den Wolken her und trotzt dabei selbst einem Schneegestöber, das ihren Weg kreuzt. Als das Windschiff auf Kurs liegt, begibt sich der Schiffsbauer wieder ins Vorschiff und trifft dort seine Gefährtin an, die gerade eine Decke über das Gesicht eines älteren Mannes legt. Mit starren Augen beobachtet der Kapitän diese Szene, sieht die traurigen Augen der Halbelfe und das verzweifelte Gesicht der Heilerin, die eben noch ein kaltes Tuch auf die heiße Stirn des soeben Verstorbenen legen wollte.

Nun ist tatsächlich jemand auf einem Schiff, das ich kommandiere, gestorben. Ich wußte, daß das früher oder später passieren würde, aber so bald... es ist gerade einmal die dritte Fahrt dieses Schiffes und schon stirbt jemand. Warum lassen die Götter so etwas nur zu?

Die beiden sitzenden Frauen schauen zu Galrin auf und ihr Blick trifft den seinen. Mit tonloser Stimme ruft der Nordmann Halla und Beinar herbei, deutet auf den Leichnam und sagt leise: "Bringt ihn bitte in den hinteren Frachtraum und bahrt ihn dort auf. Wir werden ihn später den Sithechdienern übergeben, damit sie ihn mit allen Ehren bestatten. Ich will ihn nicht hier zwischen den Verletzten liegen lassen."

Als der Schmied und seine Frau zögern, schaut sie Galrin mit ernstem Blick an.

"Na macht schon.", knurrt der Kapitän, "Und wenn ihr ihn nach unten gebracht habt, dann seht zu, daß wir mehr Fahrt machen. Wenn nötig, dann nagelt Bettlaken an den Mast. Ich will so schnell wie möglich nach Talyra und so schnell wie möglich zurück."

Der Satz mit den Bettlaken ist selbstverständlich nicht ernst gemeint, aber Beinar und Halla verstehen auch so, was gemeint ist. Kaum ist der Tote im Laderaum aufgebahrt, werden die Segel nochmals nachgetrimmt und die "Windkind" erhöht ihre Geschwindigkeit noch einmal. Mit gut vierzig Knoten schießt der schlanke Segler durch die Lüfte und nach einiger Zeit kommt am Horizont Talyra in Sicht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 15. Dez. 2003, 23:27 Uhr
Nachdem die Verwundeten und der Tote von Bord gebracht wurden, kehren Alena und Galrin mit dem Aufzug wieder an Bord zurück. Schon schallt die Stimme des Nordmannes über das Deck.

"Wird dieser Kahn jetzt endlich gesegelt, oder muß ich noch länger warten? Wir haben unsere Aufgabe erledigt. Also zurück zum Heer. Generalkurs Westsüdwest! Vorwärts, Ihr flügellahmen Seemöven!"

Das befreite Lachen der Mannschaft nimmt der traurigen Situation etwas von ihrer Melancholie. Rasch werden die Segel gesetzt, das Schiff gewendet und Fahrt aufgenommen. Wieder einmal steht Gunnar am Ruder, der inzwischen das Führen des Windschiffes recht gut beherrscht.

Der Schiffsbauer jedoch begibt sich in seine privaten Räumlichkeiten und setzt sich neben seine Verlobte. Jolanthe hat sich, erschöpft von der Arbeit mit den Patienten, in die Kapitänskajüte zurückgezogen, um dort auf ihren Liebsten zu warten. Gedankenverloren streichelt sie Kirion, der sich zu ihren Füßen niedergelassen hat und schaut dabei immer wieder aus dem Fenster. Die Nacht bricht herein und das Licht einer einzelnen Öllampe, die in der Kajüte brennt, spiegelt sich in dem feinen Fensterglas.

Eine Zeitlang sieht Galrin seine Liebste einfach nur an, dann umarmt er sie schweigend und küßt sie. Als sie sich kurz darauf gemeinsam unter die Decke des bequemen, breiten Doppelbettes kuscheln, drückt sich die zierliche Halbelfe eng an ihren Verlobten, legt die Arme um ihn und zieht ihn an sich, als wolle sie ihn nicht mehr loslassen. Auch Galrin erwidert ihre Zärtlichkeit und hält Jolanthe fest, als gäbe es nur noch sie beide auf der Welt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 17. Dez. 2003, 21:27 Uhr
Als Lyn aus seinem Schlaf erwacht ist es bereits helllichter Tag. Er fühlt sich hungrig aber ausgeruht und von der erlittenen Vergiftung geheilt. Mit knurrenden Magen holt er die Feldflasche hervor und trinkt einige lange Schlücke. Mit dem wohligen, warmen Gefühl, welches der Lebenssaft in seinem Magen ausübt verschließt er die Feldflasche wieder ehe er sie verstaut.

Gut gelaunt verlässt er seine Kabine und begibt sich an Deck. Doch dort trifft er ein Vielzahl von verängstigen und verwundeten Flüchtlingen, denen sein Anblick in helle Panik versetzt. Scheint sie alleine schon der Umstand sich auf einem Schiff, dass sich durch die Luft bewegt an die Grenze des für sie Akzeptablen und darüber hinaus zu fürhen.

So zieht sich Lyn in seine Kabine zurück, darauf wartend, dass die Flüchtlinge schließlich irgendwo abgeliefert werden. Das Luftschiff kehrt zur Stadt zurück und kehrt dann zu seinen ursprünglichen Kurs zurück. Erst jetzt wagt Lyn sich wieder aus seiner Kabine. Die Flüchtlinge, die er so in Angst und Schrecken versetzt hat sind verschwunden, abgesetzt in einem Tempel der Stadt während sich das Schiff bemüht wieder zur Truppe aufzuschließen.

Neben den Flüchtlingen ist aber auch Meister Levi verschwunden. Obwohl er ihn noch kaum kennt fühlt sich Lyn in seiner Gegenwart mehr akzeptiert als in der ihn zwar respektvoll akzeptierenden, aber doch eher distanzierten Schiffsbesatzung.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Dez. 2003, 10:29 Uhr
"Meister Lyn", ertönt eine Stimme, als der Angesprochene gerade in seiner Kabine verschwinden will. Sich umdrehend, erblickt der Magier den Kapitän, der auf ihn zukommt und ihn freundlich anlächelt.

"Ich wollte mich erkundigen, ob Ihr während der bevorstehenden Schlacht Hilfe oder sonstige Unterstützung benötigt. Kann ich Euch irgendwie helfen, möchtet Ihr etwas wissen oder liegt Euch etwas auf dem Herzen? Ihr gehört derzeit zur Mannschaft und seid mit den anderen Besatzungsmitgliedern gleichgestellt. Insofern könnt Ihr Euch jederzeit an mich wenden, wenn Ihr etwas braucht."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 18. Dez. 2003, 21:32 Uhr
"Besten Dank' für euer Angebot" antwortet Lyn dem Kapitän. "Ich benötige eigentlich nichts weiter. Außer vielleicht etwas gegen die schneidende Kälte" fährt er fort wobei die letzte Bemerkung eigentlich ein Witz sein sollte. Doch fehlt ihm tatsächlich die passende Kleidung um längere Zeit zur Beobachtung auf Deck auszuharren. In seiner Heimat sind solche Temperaturen wie sie zur Zeit herrschen nicht bekannt. Und trägt er bereits mehrer Lagen Hemden, Westen und Mäntel übereinander um der Kälte zu begegnen.
“Wie werden wir weiter vorgehen“ wechselt er das Thema. “Ich schätze mal, dass diese Ruinen hier unten die Heimat der Flüchtlinge ist, die wir kürzlich aufgenommen hatten. Die Feinde müssten also nicht mehr allzu weit sein“ fügt er mit einem Blick auf das zerstörte Tiefwald hinzu.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Dez. 2003, 22:00 Uhr
Galrin lacht tief und herzhaft, während er die Tür zu seiner eigenen Kabine öffnet.

"Nun, mein Freund, gegen die Kälte hier oben kann man etwas unternehmen. Eurem Frieren werden wir schon abhelfen."

Der großen Truhe neben seinem Bett entnimmt Galrin einen dicken, grauen Wollballen und eine golden schimmernde Fibel, deren Enden zwei schwere Dreiecke mit normandischer Knotenornamentik bilden. Der Ballen aus Wolle entpuppt sich beim Auseinanderbreiten als Rechteckmantel, der für Lyns schmale Gestalt fast schon zu groß ist.
Prüfend mustert der Kapitän seinen Gast und ein spitzbübisches Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit.

"Ich hoffe, Ihr reagiert auf Wolle nicht ähnlich wie auf Alkohol. Aber wenn Euch kalt ist, werdet Ihr ein solches Kleidungsstück wohl zu schätzen wissen. Mit der Fibel könnt Ihr den Mantel verschließen. Und wenn Ihr eine Kapuze braucht, müßt Ihr den Mantel nur so falten..."

Galrin demonstriert die Vorgehensweise an seinem eigenen Mantel und zeigt Lyn, daß er sich zur Not völlig in die weiche, warme Wolle einwickeln kann.

"... und habt eine Kapuze, die Euch vor Wind und Kälte schützt. Übrigens braucht Ihr auch keine Angst zu haben, daß Ihr bei Regen oder Schnee naß werdet. Es dauert sehr lange, bis sich normandische Wolle vollsaugt. Normalerweise perlt Regen einfach ab. Und krank sollt Ihr mir nicht werden an Bord."

Als Lyn nach der weiteren Vorgehensweise fragt, wird der Schiffsbauer wieder ernst. Er zeigt seinem Gast, bei dem er immer noch nicht genau weiß, um welche Rasse es sich handelt, den weiteren Weg auf der Karte, die aufgeschlagen auf dem Tisch in der Kapitänskajüte liegt. Der Zeigefinger des Nordmannes gleitet über das gegerbte Leder und skizziert auf diese Weise den weiteren Kurs des Windschiffes.

"Nun, wir werden wohl Lord Caewlin und seine Mannen bis zu diesem Punkt begleiten. Dort werden wir landen und die Fußtruppen sowie die Reiter mit ihren Pferden über diesen Fluß transportieren. Er ist dort zu tief, als daß man ihn zu Fuß durchqueren könnte. Und Schwimmen würde bei dieser Bärenkälte den sicheren Tod bedeuten."

Mit einem Seitenblick auf Lyn in seiner dünnen Kleidung fügt der Kapitän lächelnd hinzu:

"Wie übrigens auch das Aufhalten an Deck in unpassenden Gewändern. Wenn Ihr meinen Rat hören wollt, dann zieht, sobald ihr das warme Schiffsinnere verlaßt, den Mantel an. Es nützt uns nichts, wenn Ihr krank auf dem Lager liegt und Euch die Lunge aus dem Leib hustet."

Dann fährt der Kapitän mit seinen Erläuterungen fort. Abermals weist der Finger auf der Karte den Weg, den das Heer und die "Windkind" nehmen werden.

"Inzwischen werden die Narge bei Liam Cailidh angekommen sein und sich mit Falcon, Cron und deren Kämpfern eine Schlacht liefern. Wir kommen von Norden, Lord Olyvar von Süden und dann machen wir den Sack zu. Im Schiffsrumpf befinden sich mehrere Luken, aus denen ihr einen guten Blick nach unten habt. Normalerweise kann man daraus Steine oder Pfeile auf Gegner schleudern. Ihr könnt das Gleiche mit Eurer Magie tun."

Galrin blickt den Magier an und nickt ihm aufmunternd zu. Die eisblauen Augen des Kapitäns glänzen leicht und seine Stimme ist sanft und doch voll Kraft, als er Lyn auf die Schulter klopft: "Ich verlasse mich auf Euch, Lyn."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 18. Dez. 2003, 23:07 Uhr
Erfreut nimmt Lyn den Wollmantel in empfang. Auf den Hinweis einer möglichen Wollallergie schüttelt er nur lächelnd den Kopf und fährt wie als Bestätigung dessen über das weiche Material. Oh! Schön warm und weich. Und sogar mit Kapuze. Perfekt! freut sich der Vathyrn über die Leihgabe.

Aufmerksam folgt Lyn den Ausführungen des Nordmannes. Die Pläne hatten sich also geändert wie sie das in einen echten Feldzug wohl immer wieder tun müssen. Kein Stoßtruppunternehmen mit dem Ziel den feindlichen Schamanen zu beseitigen, sondern ein Eingreifen in eine bereits bestehende Schlacht. Die Narge sind anscheinend schneller vorgekommen als befürchtet aber ein offenbar ausgewogener Schlachtplan steht und das fliegende Schiff auf ihrer Seite wird ihnen gewiss einen unschätzbaren Vorteil liefern. Wenn es dann noch gelingt den Schamanen frühzeitig auszuschalten werden, so glaubt Lyn, die Chancen für einen Sieg nicht schlecht stehen.

Der Hinweis mit den Luken findet Lyn sehr hilfreich. Vom Oberdeck aus sind die Interferenzen der Kraft, die das Schiff in der Luft halten zu stark, als das Lyns magischen Sinne entferntere Magie erkennen können. Von Bodenluken kann das schon ganz anders aussehen. “Sehr interessant!“ kommentier er das gesagte. “könntet ihr mir bei Gelegenheit eine dieser Luken zeigen? Ach, ja da fällt mir noch etwas ein, was ich sehr gut gebrauchen könnte. Wenn ihr vielleicht einen Bogen und Pfeile, vorzugsweise mit Metallspitzen, für mich hättet könnte ich vielleicht etwas bewerkstelligen, das eine Kombination aus Magie und herkömmlichen Geschossen bildet und einen recht guten Effekt haben könnte. Wenn ihr zudem noch alchemistische Komponenten entbehren könntet bin ich mir sicher etwas basteln zu können, dass Nargen eine böse Überraschung bereiten kann. Wie wird eigentlich das zu erwartende Gelände sein? Waldig? Dann müsste man wohl mit Feuermagie vorsichtig umgehen.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Dez. 2003, 09:20 Uhr
"Selbstverständlich kann ich Euch die Luken zeigen. Bitte folgt mir.", antwortet Galrin, während er noch aus einer Ecke seiner Kajüte einen langen, dünnen Gegenstand mitnimmt, der in weißes Leinen gehüllt ist.

Während die beiden Männer durch den Schiffskörper nach unten gehen, schweigt der Kapitän, da er weiß, daß es nunmehr langsam ernst wird. Am Kiel des Windschiffes angekommen, zeigt der Nordmann Lyn die sechs Luken, die sich leicht öffnen und trotzdem wasser- und winddicht verschließen lassen.
Galrin löst die Verschalung einer Luke und deutet nach unten. Unter ihnen brennen die Feuer des Lagers, Menschen gehen herum und einige Blaumäntel schaffen einen Mann mit einem Sack über dem Kopf in das ehemalige Gasthaus. Für einen Moment lang runzelt Galrin die Stirn, bevor er weiterspricht:

"Von hier aus habt Ihr einen guten Blick auf die Narge, wenn wir später über sie hinweg fliegen. Bitte gebt acht, daß Ihr nicht verletzt werdet. Die Öffnungen im Rumpf sind zwar recht klein und wir werden sicher nicht in nächster Nähe über diese Biester hinwegsegeln, aber ein gezielter oder zufälliger Treffer auf jemanden, der hier ausharrt, ist nicht völlig auszuschließen."

Der Schiffsbauer streicht sich über seine unrasierte Wange. Schon seit zwei Tagen ist er nicht mehr dazu gekommen. Die Aufregung um die Verwundeten auf Tiefwald und der Wunsch, Talyra so schnell wie möglich zu erreichen, hat ihn fast pausenlos am Ruder festgehalten.

Schließlich spricht der Kapitän weiter: "Sollten diese Bastarde mit Brandpfeilen auf uns schießen und tatsächlich einen Pfeil hier herein bringen, so findet Ihr dort drüben Wasserfässer, aus denen Ihr Euch zum Trinken oder auch zum Löschen jederzeit bedienen könnt. Der Rumpf selbst ist aus Steineiche gebaut, was ihn so gut wie unentflammbar macht. Aber die inneren Verstrebungen und auch die Inneneinrichtung sind aus brennbareren Materialien."

Schließlich wickelt Galrin den Gegenstand aus, den er mit sich getragen hat, seitdem Lyn und er die Kapitänskajüte verlassen haben. Zum Vorschein kommt ein schlanker Langbogen, der aus drei Holzschichten, einer dunklen und zwei hellen, besteht und in der Mitte am Griff mit Hasenfell verziert ist. Fast zärtlich streicht der Schiffsbauer über das Holz, das sich unter seinen Fingern weich wie Samt anfühlt und doch die Kraft spüren läßt, die in der eleganten Waffe steckt. Dann wendet sich der Schiffsbauer wieder an Lyn und lächelt.

"Das ist mein eigener Bogen. Bisher habe ich noch kaum einen Schuß mit ihm nicht ins Ziel gebracht. Ihr werdet keine bessere Waffe an Bord finden, wenn Ihr die Narge mit Pfeilen eindecken wollt. Was die Pfeile angeht..."

Mit diesen Worten dreht sich Galrin um und weist auf mehrere, beinahe einen Schritt lange, weiße Gebilde, die in einer Ecke des Laderaums liegen. Die Pfeilsäcke, denn um solche handelt es sich, wirken fast etwas wie weiße Maden, aber ein jeder von ihnen enthält fünfzig Pfeile mit messerscharfen Metallspitzen.

"... so bedient Euch dort drüben.
Das Schlachtfeld wird sich wohl nicht im Wald befinden, denn dort sind die Narge gegenüber unseren Leuten im Vorteil. Außerdem hat man Liam Cailidh so angelegt, daß ein ganz passables Schußfeld für Bogenschützen auf der Festung exisitiert. Das heißt, freie Bahn für Pfeile und Bolzen. Trotzdem solltet Ihr, werter Lyn, mit Feuermagie zumindest vorsichtig sein. Obwohl... bei dem derzeitigen Wetter würde es mich wundern, wenn am Boden überhaupt etwas brennt."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 21. Dez. 2003, 19:10 Uhr
Bevor Lyn den Kapitän folgt schlüpft er in den weiten Wollmantel. Er ist um einiges zu groß und der Vatyhrn scheint regelrecht darin zu versinken, doch er gibt gut warm und würde ihn den weiteren Aufenthalt in der Kälte mit Sicherheit erträglicher machen. Von der Länge her passt er ganz gut und für de Rest würde ein Gürtel sicher Abhilfe schaffen.

Galrin führt Lyn nach unten und zeigt ihm die erste der Luken. Unten zeichnen sich im Schein der Lagerfeuer deutlich die Zelte des Heerlagers und das Treiben darin ab. Ein gefesselter und mit einem Sack über den Kopf verhüllter Mann wird in eines der Zelte geführt. Der Kapitän runzelt die Stirn und auch Lyn überlegt sich was wohl dort unten geschieht. Ein erster Kriegsgefangener kann es kaum sein. Zwar ist von dem Mann nicht viel zu erkennen aber der Vathyrn hat bereits einmal eine Narg gesehen und jene war weitaus größer und kräftiger als jener hier. Das die männlichen Vertreter wesentlich kleiner und schwächlichere als ihre Frauen sein sollen kann sich Lyn nicht vorstellen.

Die Worte des Kapitäns, der mit seiner Führung fortfährt reißen Lyn aus seinen Gedanken. Das Los dieses Gefangenen ist im Grunde nicht meine Angelegenheit, vielmehr das jener Menschen, deren seltsame Sitten und Gebräuche ich noch immer nicht richtig kenne entscheidet er und lauscht stattdessen den Ausführungen Galrins.

Nachdem der Kapitän geendet hat wickelt er den Gegenstand, den er mit sich geführt hat aus und enthüllt ihn damit als einen prächtigen Langbogen. Mit einem Lächeln erklärt er, dass es sich dabei um seinen eigenen Bogen handeln würde und überreicht ihn Lyn. Überrascht und ehrfürchtig nimmt dieser ihn entgegen. Für einen Moment ist er versucht zu sagen, dass dies zu viel der Ehre sei, doch würde sich der Nordmann dadurch vielleicht in seiner Ehre verletzt fühlen und zum anderen wäre er wohl während eines Kampfes wohl mehr als genug mit der Steuerung und der Kontrolle des Luftschiffes beschäftigt um in der Verlegenheit zu kommen selbst einen Bogen abfeuern zu können. “Habt Dank! Ich werde mich bemühen der großen Ehre gerecht zu werden“ bedankt er sich stattdessen mit einer tiefen Verbeugung vor dem Kapitän.

Bei dem Hinweis auf die Pfeile wirft Lyn einen Blick auf die Bündel in denen sie verstaut sind während er, während den Bericht über das zu erwartende Gelände, aus einer der Luken auf das Lager blickt. Der Gefangene mit dem Sack über den Kopf wird aus dem Zelt wieder hinaus und zu einer kleinen Grube geführt in die er hineingeworfen wird. Dort versucht er eine halbwegs bequeme Position zu erringen. Folter um ihn für ein Verhör gefügig zu machen? fragt sich der Vathyrn, ruft sich dann aber wieder ins Gedächtnis zurück, dass ihm dies eigentlich nicht angeht.
So wendet er sich wieder Galrin zu um seine Gedanken zu vertreiben. “Ich werde mich wohl hauptsächlich auf Luftmagie stützen. Zumindest was die Präparation von Pfeilen angeht“ verkündet er bevor er sich bei dem Nordmann noch einmal für die Führung und die großzügige Leihgabe bedankt. Nach einem kurzen Blick auf den Gefangenen der noch immer in seinen Erdloch nach einer halbwegs akzeptablen Position sucht verschließt er die Luke und nimmt sich eines der Pfeilbündel um sie in seine Kajüte mitzunehmen wo er sie arakenen Zeichen und magischer Energie zu versehen gedenkt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Dez. 2003, 09:27 Uhr
Mit einem Nicken quittiert Galrin die Antwort des seltsamen Mannes mit den katzenartigen Augen:

"Ich bin sicher, das werdet Ihr, Meister Lyn. Ich halte Euch für einen guten Schützen und würde mich, in friedlicheren Zeiten, geehrt fühlen, einmal gemeinsam mit Euch unsere Geschicklichkeit beim Bogenschießen zu erproben."

Nachdem Lyn in seiner Kabine verschwunden ist, schaut Galrin dem Vatyhrn noch eine Weile sinnend hinterher. Anschließend begibt sich der Nordmann ins Vorschiff, um sich mit dem Aufzug auf dem Boden absetzen zu lassen. Schließlich sollte er Meister Levi wieder an Bord holen. Und falls es Neuigkeiten gab, würde der Schiffsbauer sie in seinem zwischen Himmel und Erde aufgehängten Schloß nicht erfahren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 22. Dez. 2003, 15:14 Uhr
Als sich Eliphas dem Luftschiff  nähert, dass wie ein träger Wal , nicht im Wasser , sondern in der Luft über ihm schwamm, sieht er  wie der Korb an der Seilwinde herunter gelassen wird. Die kräftige Gestalt darin ist leicht zu bestimmen, auch wenn Eliphas wegen der Dunkelheit keine Details erkennen kann.

Der Korb setzt knirschend auf, Käptn Ragnarsson kommt auf Eliphas zugestapft und eröffnet ihm, wieder an Bord zu können, da die Krankentransporte beendet seien.

Sehr gut, damit erspare ich mir, als schwarzer Rauch  nach oben zu fliegen und auf dem Schiff zu landen. Das würde die Besatzung nur unnötig beängstigen, wenn ich mich wie aus dem Nichts auf dem Deck manifestiere


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 22. Dez. 2003, 20:18 Uhr
Jolanthe steht, erschöpft vom Versorgen der vielen Verletzten, an der Reling und späht hinunter ins Dunkle.
Ihre Augen, die die Nachtsicht einer Elfe besitzen, spähen hinunter auf den Korb, in dem ihr geliebter Galrin hinunter auf den Boden gelassen wird, um Meister Levi wieder an Bord zu holen.
Sie hat ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn sie an diese düstere Gestalt denkt.
Er ist so undurchschaubar und furchteinflößend. Und obwohl sie ihn bisher immer nur höflich und freundlich erlebt hat, scheint ihn immer eine düstere mystische Aura zu umgeben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Dez. 2003, 20:26 Uhr
Als der Nekromant und der Schiffsbauer schließlich in dem offenen Kasten wieder nach oben gefahren werden, sieht Galrin den Magier mit einem Gesichtsausdruck an, der zwischen Neugier und ein wenig Angst pendelt. Der letzte Satz Meister Eliphas' an Lord Olyvar von Tarascon bezüglich des gefangenen Mörders geht dem Nordmann nicht mehr aus dem Kopf.

"Nehmt meine Worte nicht als entgültige Entscheidung für euer Urteil.", hatte der Magier gesagt, "Denn die Lebenden sollten über die Schuld der Lebenden in dieser Welt urteilen, so wie es die Toten in der ihren tun."

Galrin weiß, daß sich Meister Levi mit der Totenbeschwörung und ähnlichen dunklen Künsten befaßt. Aber daß sich der Magus selbst als "tot" bezeichnet, macht dem Kapitän sichtlich Kopfzerbrechen. Allerdings sagt er nichts, sondern führt seinen Gast wieder in die Kabine, die bereits von Anbeginn der Fahrt für ihn reserviert war.

"Ich habe Euch, ebenso wie Meister Lyn, einen Mantel kommen lassen. Es hat begonnen zu schneien, und wenn Ihr Euch an Deck begebt, könnte Euch das Kleidungsstück eine gute Hilfe sein.", lächelt der Normander, während er auf ein großes, anthrazitfarbenes Stoffstück weist, welches ordentlich über einen Stuhl in der Kabine gehängt wurde.

"Solltet Ihr noch irgendetwas benötigen, dann zögert nicht, Euren Wunsch mir oder der Besatzung vorzutragen.", fährt der Kapitän fort, "Überdies findet Ihr dort eine Kanne mit heißem Met. Nach der Bärenkälte draußen werdet Ihr vielleicht ein wenig Wärme von innen als angenehm empfinden."

Bevor Galrin den Magier allein läßt, kontrolliert er noch einmal das kleine Kohlebecken, das den Raum mollig warm werden läßt, dreht sich dann zu Eliphas um und sagt: "Es erfüllt mich mit Freude, Euch wieder an Bord zu haben, Meister Levi. Seid abermals willkommen."

Schließlich verläßt der hünenhafte Kapitän die Kabine und begibt sich ins Vorschiff, wo seine Liebste auf ihn wartet. Sie umarmt ihn schweigend und er gibt ihr einen langen, zärtlichen Kuß, in dem sich die beiden Liebenden einmal mehr verlieren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 22. Dez. 2003, 23:51 Uhr
Eliphas lässt sich von Galrin bereitwillig in seine Kabine zurückführen.
In den Gesichtern der Besatzungmitglieder spiegelt sich nicht gerade Wiedersehnsfreude, als der schwarze, hochgewachsene, schlanke Mann  die Bolen der Windkind betritt.  Aberglaube und Misstrauen sitzen tief aber Eliphas ist es schon seit jeher gewohnt es zu ignorieren, so gut es ging, denn wer konnte es den Leuten verübeln?

Eliphas nickt Jolanthe zu, die fest in einen Umhang gehüllt an der Reling steht um Galrin zu begrüssen ....auch in ihrem Gesicht spiegelt sich Sorge wieder. Ob sie Eliphas galt oder ihre Gedanken noch bei den Toten weilten, die sie nicht zu retten vermochte da sie nicht schnell genug Talyra erreichen konnten, ist nicht genau zu sagen.

Der Kapitän legt Eliphas einen Mantel zurecht.  Aus dickem Bärenfell mit Lederstriemen zwiefach zusammengenäht und einer ausladenen Kapuze. Die Knöpfe  aus Walbein sind ebenso ein Prädikat für einen  echten Nordmannmantel, wie auch das Innenfutter vom Fell nordischer Wollschafe.

Eliphas bedankt sich  und als der Kapitän die Kabine verlässt, giesst sich Eliphas von dem heissen Met ein, der auf einem Beistelltisch bereit steht.
Zwar braucht Eliphas weder das Kohlebecken, noch den warmen Wintermantel, aber die Geschenke des Kapitäns auszuschlagen wäre unhöflich gewesen.

Eliphas legt sich auf das Bett. Langsam spürt er wie die Müdigkeit in seine Glieder kriecht.
Die Magie des schwarzen Gewandes wird schwächer, er wird sie beizeiten auffüllen .....jetzt wollte er nur noch schlafen .
Hier , hoch oben in der Luft ist das unablässige Wispern  in Eliphas Ohren leise...leiser als sonst ..und er geniesst diese Ruhe.

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OT : ich bin ab jetzt bis zum 29 weg ....schöne Feiertage  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Dez. 2003, 14:21 Uhr
Der Wind heult um die Rahen des Windschiffes, treibt den Schnee wirbelnd um die Masten und zerrt am Ankertau der "Windkind".
Alwine, die Magd, trägt einen Eimer mit Abwaschwasser aus der Kombüse zur Reling und schüttet die schmutzige Flüssigkeit hinunter, nachdem sie sich davon überzeugt hat, daß unten gerade niemand steht. Anschließend zieht sie sich rasch wieder ins Warme zurück.
Beinar, der Schmied, ist zur Zeit als Wache eingeteilt und blickt mürrisch auf das Lager hinunter, das gut sechzig Schritt unter ihm im Morgengrauen liegt. Die Feuer der Nacht sind erloschen und die letzte Etappe der Reise wird wohl bald anbrechen. Mit klappernden Zähnen wickelt sich Beinar wieder in seinen Mantel, den ein Windstoß aufgeweht hat. Doch weiß er, daß es ihm hier oben immer noch besser geht als den Männern und Frauen unten auf dem Boden, die in ihren Zelten frieren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 24. Dez. 2003, 19:33 Uhr
Die halbe Nacht über hat sich Lyn damit beschäftigt arkane Runen in Pfeilspitzen und Schäfte zu ritzen und magische Energien einfließen zu lassen. Die Wirkung würde sich nach ein paar Tagen wieder verflüchtigen, aber bis dahin würde die Schlacht sicher schon stattgefunden haben. Die Pfeile könnten dann ihre eingespeisten magischen Effekte entfalten wobei er selbst nur einen Bruchteil der sonst üblichen Energien einsetzen müsste, und damit effektiver wäre.
Die kräftezehrende Wirkung dieser Tätigkeit geht jedoch nicht spurlos an ihm vorüber und so legt er sich hin und fällt auch gleich in einen tiefen Schlaf.

Nachdem Lyn wieder erwacht ist der Vormittag bereits fortgeschritten und das Luftschiff wieder in Bewegung. Der Vathyrn hüllt sich in den geliehenen Mantel und begibt sich an Deck um nachzusehen wie der Stand der Dinge ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Dez. 2003, 15:31 Uhr
Mit dem Hornschall, der den neuerlichen Aufbruch des Heeres ankündigt, beginnt auch auf der "Windkind" die Betriebsamkeit. Mit straff gespannten Segeln gleitet das Windschiff abermals über den am Boden Marschierenden dahin, leicht und luftig wie eine Sommerwolke.
Galrin steht neben Jolanthe am Ruder und lächelt seine Verlobte verliebt an. Das Knarren der Seile und Planken, das Pfeifen des Windes in der Takelage... all die vertrauten und doch ständig neuen Geräusche umspielen Galrins Ohr.

Nach einer Weile übergibt der Schiffsbauer das Ruder an einen Matrosen und holt aus seiner Kajüte die Harfe hervor. Während er sich wieder nach oben auf Deck begibt, prüft er die Tonlage der einzelnen Saiten. Seinem zufriedenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat sich die Harfe nicht wesentlich verstimmt. So setzt sich der Nordmann auf eine Stufe der Treppe, welche hinauf zur Ruderplattform führt und entlockt seinem Instrument eine fröhliche Seemannsmelodie. Die Matrosen sehen sich zu ihrem Kapitän um, hören zu, und da das fliegende Schiff ausgezeichnet im Wind liegt, können sie es sich sogar leisten, die "Windkind" eine Weile sich selbst zu überlassen und mitzusingen.
Bald darauf tönt folgendes Seemannslied über das Deck:

"Ach, ein Seefahrer, der geladen hat,
der erlebt ja so allerlei, mit'm Weibervolk in der Hafenstadt,
die Nacht ist lau,
und der Maat ist blau.
Was einem da passieren kann,
das trifft den stärksten Mann.

Das war Schmuggel-Sanna, meine Braut im fernen Ambar.
Sie war treu mir, denn sie liebt' mich, das war glasklar.
Doch auf einmal, ich war vor Wut ganz toll...
Hör gut zu und paß mal auf, sie nahm nen Mann vom Zoll.

Ja, ein Seefahrer, der geladen hat,
der erlebt ja so allerlei, mit'm Weibervolk in der Hafenstadt,
die Nacht ist lau,
und der Maat ist blau.
Was einem da passieren kann,
das trifft den stärksten Mann.

Das war Haifisch-Haja, meine Braut dort in Talyra.
Wenn sie küßt' mich,ging vor Freud' das Herz mir über.
Doch auf einmal, da wurde mir ganz flau.
Hör gut zu und paß mal auf, sie war des Käptens Frau.

Ja, ein Seefahrer, der geladen hat,
der erlebt ja so allerlei, mit'm Weibervolk in der Hafenstadt,
die Nacht ist lau,
und der Maat ist blau.
Was einem da passieren kann,
das trifft den stärksten Mann.

Das war Kneipen-Karla, ach die war so mies und gräßlich,
Lippen wie'n Fischmaul, eine Nase dick und häßlich.
Seit sie mich einst, ganz zärtlich hat geküßt,
kein Nargenheer mich noch erschreckt und sei es noch so wüst!
"

Mit dem Lachen der Mannschaft löst sich viel von der Anspannung, die die Frauen und Männer in den letzten Tagen befallen hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 26. Dez. 2003, 18:06 Uhr
Mit ihrer hellen Stimme fällt auch Jolanthe irgendwann in den Refrain mit ein. Mit glockenhellem Lachen beendet sie das Lied und gibt Lächelnd ihrem Verlobten einen Kuss. Er will die Harfe aus der Hand legen, um sie richtig zu küssen, doch sie schüttelt lächelnd den Kopf, legt ihm den Zeigefinger auf die Lippen und vertröstet ihn lächelnd auf später. Die Männer sind schon wieder an die Arbeit gegangen und auch Jolanthe hat gerade etwas anderes im Sinn.
Deswegen macht sich auch Galrin mit etwas wehmütigem Blick zu Jolanthe wieder an die Arbeit. Jolanthe unterdessen, steuert auf Lyn zu.

Sie glaubt ihn schon einmal gesehen zu haben. Dort, in der Goldenen Harfe, wo sie auch Galrin dann getroffen hatte. Schon dort hatte sie seine magische Aura deutlich gespürt, und auch jetzt weider spürt sie diese mächtige Aura, die von ihm ausgeht.

Sie interessiert sich sehr für Magie, da sie von ihrem Ziehvater etwas davon gelernt hatte und selber eine Halbelfe ist. Vielleicht könnte sie ja sogar noch etwas von Lyn lernen.

Lyn steht an der Reling und sieht auf die weite Landschaft hinunter.
Etwas schüchtern tritt Jolanthe von hinten an ihn heran.
Doch entweder hat er sie gehört, oder ihre Anwesenheit gespürt. Aufjedenfall dreht er sich zu ihr um, bevor sie ihn ansprechen konnte.
Sie wird etwas rot und meint dann nach kurzem Zögern: "Sagt, habe ich euch nicht schon vor ein paar Monaten in der Goldenen Harfe gesehen?"  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 26. Dez. 2003, 20:36 Uhr
Mit einem Kopfschütteln begibt sich der Schiffsbauer wieder ans Ruder, nachdem er der Segelmacherin Asa die Harfe in die Hand gedrückt und sie gebeten hat, das Instrument wieder in Jolanthes und seine Kajüte zu legen.
Mehr zu sich selbst als zu seiner Verlobten brummt der große Mann aus Normand: "Da ist man mit der schönsten Frau unserer Welt verlobt und darf sie nicht einmal küssen. Das wird mir keiner glauben, wenn ich es in Dirholmar erzähle."

Galrin legt abermals die Hände auf das große Holzrad und korrigiert den Kurs der "Windkind". Das gewaltige Ruder des Windschiffes schwenkt leicht nach rechts, so daß das Fahrzeug einen Bogen nach Steuerbord beschreibt. Anschließend blickt Galrin einmal mehr durch das Fernrohr. In weiter Ferne sieht der Schiffsbauer schon die Erhebung, auf der die Feste Liam Cailidh steht.

Na bitte, nicht mehr lange, dann haben wir es geschafft.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 26. Dez. 2003, 21:45 Uhr
In den geliehenen Mantel wirkt Lyn fast wie ein Gespenst, so sehr flackert der weite Stoff um ihn und auch die hochgezogene Kapuze verstärkt diesen Eindruck noch. Der Gürtel, welcher den Stoff an seiner Taille zusammenhält gibt der Erscheinung eine sanduhrenähnliche Form.

Von der Reling aus beobachtet der Vathryn den Heerzug über den sie sich fortbewegen. Das bald darauf einsetzende Seemannslied stellt einen starken Kontrast zu den Wagen und Marschkolonnen auf dem Boden unter ihm wieder. Das Lied in den Ohren erinnert ihn daran, dass sie sich auf einen Schiff befinden, der Anblick, der sich seinen Augen hingegen bietet erinnert ihm daran, dass sie sich nicht auf einen Gewässer wie man es von Schiffen her kennt, befindet sondern hoch in der Luft über einer verschneiten Landschaft.

Das Lied verstummt, doch bleibt der unwirkliche Charakter des Ganzen, den es heraufbeschworen hat, noch immer bestehen. Für einem Moment lang betrachtet Lyn noch denn Heerbann unter sich eher er sich wieder abwendet. Warum weis er selbst nicht genau, doch bemerkt er die Frau, welche ihn schon als Gefährtin des Kapitäns vorgestellt worden war. Ihre Wangen röten sich, ein Zeichen von Verlegenheit, wie der Vathyrn schon herausgefunden hat. Aufmunternd lächelt er ihr zu, wobei er darauf achtet nicht zu viel von seinem, oft als beängstigend empfundenen, Gebiss zu zeigen. Ob als Reaktion auf diese Geste oder aus eigenen Antrieb spricht sie ihn schließlich doch an. Sie fragt, ob sie ihn nicht vor ein paar Monaten in der goldenen Harfe gesehen hat. Lyn überlegt einen Moment lang, doch kann er sich nicht an sie erinnern.
“Es tut mir leid“ antwortet er mithilfe seines Sprachsteines wobei er hofft, dass sie sich nicht davor erschreckt gleichzeitig seine, in fremder Sprache gesprochenen, Stimme und gleichzeitig die Worte in ihrem Kopf in der Sprache in der sie normalerweise ihre eigenen Gedanken formt zu hören. “Ich kann mich nicht an euch erinnern. Wahrscheinlich war ich abgelenkt oder die Ereignisse der letzen Zeit haben die Erinnerung an euch verdrängt. Wie ihr vielleicht wisst lebe ich bei der Heilerin Morgana und dort ist immer recht viel los. Außerdem, verzeiht mir wenn ich das sage, wirken viele Leute hier noch immer ziemlich ... ähnlich. Weil ... na ja die Unterschiede zwischen ihnen sind kleiner als die zwischen mir und ihnen, wenn ihr versteht was ich meine.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 29. Dez. 2003, 20:32 Uhr
Jolanthes Verlegenheit verflüchtigt sich fast vollkommen, als Lyn sie so offen und freundlich anlächelt.

Sie streicht sich die wehenden Haare aus dem Gesicht und sieht Lyn offen in die augen, während sie mit ihm redet: "Ich denke, ich verstehe zumindest zum Teil, wie Ihr fühlt, denn ich selber bin kleiner als die meisten anderen und neu in dieser Stadt. Und auch habe ich durch meine Reisen schon viele Fremde und merkwürdige, ich will mal sagen, "Lebewesen" gesehen. Somit erscheint Ihr mir nicht sehr fremd, Herr."

Sie schweigt kurz, doch dann fällt ihr auf, was Lyn eben gesagt hat. "Ihr lebt bei der Heilerin Morgana? Oh, soie ist eine wunderbare, mächtige Frau! Sie hat meinem Verlobten vor gar nicht so langer Zeit das Leben gerettet.
Eine Aura kraftvoller Magie umgibt sie, ich konnte es spüren." Ihre Stimme wird wieder leiser, las sie nun auf den wahren Grund kommt, warum sie Lyn angesprochen hat. Sie senkt ihr Augen, als sie den nächsten Satz sagt:"Und auch Ihr habt eine große Macht in Euch."
Sie sieht ihm in die Augen, und Bewunderung spiegelt sich in diesen wieder.
Den letzten Satz flüstert sie fast, so dass er im Wind kum zu hören ist: "Ich wünschte, ich könnte auch nur annähernd so gut mit Magie umgehen, wie Ihr."  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 29. Dez. 2003, 23:33 Uhr
“Oh! Ihr seid viel gereist?“ greift Lyn den Gesprächsfaden auf. “Dann seid ihr zu beneiden mein Volk lebt sehr zurückgezogen. Ich bin der erste seit Generationen, der unsere Inseln verlassen hat“

Bei der Erwähnung seiner Macht und Jolanthes Wunsch die Magie auf die gleicht Weise wie er benutzen zu können und der unüberhörbaren Bewunderung die dabei in ihrer Stimme mitschwingt erwidert er “mein Volk ist seit alters her eng mit der Magie verbunden und wir lernen die arkanen Künste im gleichen Alter in dem wir Schreiben lernen. Wie ich erfahren musste ist die Magie dieser Orts nicht so angesehen, ja es scheint sogar, als ob die Mehrheit sie sogar fürchten würde. In so fern freut mich eure Einschätzung. Aber wie ist es bei euch? Gibt es keine Schulen in der die magischen Künste gelehrt werden?

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Dez. 2003, 11:17 Uhr
Während Jolanthe und Lyn sich unterhalten, hat der Heerzug Liam Cailidh erreicht. Die drei Türme der alten Festungsanlage ragen wie hohle Zähne im Mund eines alten Weibes in den Himmel.
Der untere Mast der "Windkind" wird eingeholt und das fliegende Schiff setzt sanft auf dem Boden auf, woraufhin sich die Besatzung aufmacht, das umliegende Areal zu sichern. Auch Galrin geht von Bord, nachdem er Eliphas von der Ankunft informiert und den Beiden an der Reling stehenden Personen lächelnd zugezwinkert hat.

Nachdem der Rest des Heeres eingetroffen ist, werden größere und kleinere Steine als Wurfgeschosse und Munition für die acht Katapulte des Windschiffes an Bord genommen. Die Ballisten, die sich im Mitteldeck befinden, verschießen ihre Steinkugeln aus Luken in der Seitenwand des Schiffes, und können bei einem Treffer einen Narg glatt in Stücke reißen.
Die Steine, welche sich als Munition eignen, werden neben den Torsionsgeschützen gelagert, um schnell griffbereit zu sein, wenn das Windschiff sich gegen seine Gegner behaupten muß. Alle anderen Bruchsteine, die zu groß sind, um von den Ballisten verschossen zu werden, werden im Kielraum neben den Abwurfluken verstaut.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 30. Dez. 2003, 12:29 Uhr
Eliphas wird durch ein sanftes Schaukeln geweckt.
Er setzt sich ruckartig auf. Er hatte länger geruht, als er eigentlich vorgehabt hatte.
Ein tiefer traumloser Schlaf seit langem, aber für den bevorstehenden Kampf sicher nicht von Nachteil.
Der Necromant erhebt sich greift nach seinem Stab und will an Deck gehen, als er kurz zögert.
Dann greift er zu dem dicken Wintermantel, den Galrin ihm geschenkt hatte und streift ihn über. Er will der Besatzung nicht wieder einen Grund zum wundern geben.

Als Eliphas an Deck geht, sieht er in nicht all zu weiter Ferne drei nackte Türme in den Himmel ragen. Sie müssten zu Liam Cailidh gehören.
Wir haben also unser Ziel erreicht

Die Windkind neigt ihren Bug zur Landung und setzt behutsam wie eine Feder auf der Erde auf. Eine Meisterleistung der Besatzung.
Galrin hat Eliphas bemerkt  und  eröffnet ihm, dass er nun die Möglichkeit hat von Bord zu gehen.

Eliphas erinnert sich, dass der Lord Commander ihm aufgetragen hatte, sich den Gefangenen den man in **** gemacht hatte, vorzunehmen.

" Ich danke euch Kapitän Galrin, aber ihr werdet eine zeitlang wieder ohne mich reisen müssen, denn der Lord Commander hat den Wunsch geäussert mich in Liam Cailidh zu sprechen.
Er legt Galrin kurz eine Hand auf die Schulter und nickt ihm freundlich zu, dann verlässt er in gemässem Schritt die Landungsbrücke und macht sich auf den Weg zu Olyvars Zelt.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Dez. 2003, 13:35 Uhr
Galrin erwidert den freundlichen Gruß des Necromanten in gleicher Weise und läßt ihn dann von Bord gehen. Mit nachdenklichem Gesichtsausdruck sieht der Schiffsbauer dem Magier nach, als dieser die Landungsbrücke hinunter geht und dann in Richtung des Zeltes von Lord Olyvar verschwindet.

Kurz darauf meldet der Knecht Helger, daß das Windschiff nun ausreichend mit Munition für seine schweren Ballisten versorgt sei. Die beiden Brücken an Backbord und Steuerbord werden aufgeholt, die Türen in der Reling geschlossen und das Windschiff erhebt sich abermals in die Lüfte.
Wohl ist es noch immer am Boden vertäut, doch ist es dem Kapitän wohler zumute, wenn er in einem Notfall nur noch den Anker aufzuholen und die Befestigungsleinen zu kappen braucht, anstatt zunächst den unteren Mast aufrichten zu müssen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 01. Jan. 2004, 15:45 Uhr
"Ich weiß nicht, wie es in den großen Städten aussieht. Ich bin bei einem alten Zauberer aufgewachsen, der abgeschieden im Wald lebte. Er hat mir ein bisschen was beigebracht und durch mein bisschen Elfenblut besitze ich ein bisschen Magie. Aber ich habe nicht viel gelernt.  Ein paar nützliche und unterhaltsame Dinge", -bei diesen Worten schließt sie die Faust und wie sie sie wieder öffnet, flackert eine kleine Flamme in ihr. Sie schließt die Faust wieder und Wassertropfen tropfen aus ihrer geschlossenen Hand- "Mein Ziehvater meinte, ich wäre zu jung für richtige Magie. Doch er kam nicht mehr dazu mich in dieser Art Magie zu unterrichten...
Die letzten zwei Jahre bin ich dann durch die Immerlande gewandert.
Bis ich dann vor ein paar Monaten hier mein Zuhause gefunden habe." Lächelnd sieht sie zu Galrin rüber.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 01. Jan. 2004, 16:48 Uhr
"Unterhaltsam in der Tat" kommentiert Lyn Jolanthes Vorführung. "Aber etwas worauf sich aufbauen lässt. Immerhin beherrscht ihr damit ja schon einmal grundlegende Prinzipien die natürlich verfeinert und für den Gebrauch von größerer Menge an magischer Energie angepasst werden müssten. Ein wenig ungewöhnlich allerdings die Kombination solch gegensätzlicher Elemente wie Feuer und Wasser."

Als sie darüber berichtet dass ihr Ziehvater nicht mehr dazu gekommen wäre sie in der Magie zu unterrichten huscht ein Spur von Mitgefühl über Lyns Gesichtszüge. Ist er gestorben oder gab es andere Gründe warum sie ihn verlassen musste? Als sie dann berichtet dass sie eine neue Heimat gefunden hat zeigt sich dann wieder ein warmes Lächeln. "Und das bei einem solch fürsorglichen Mann. Da habt ihr es wirklich gut getroffen. Da er das Schiff gebaut hat muss er auch recht fundierte Kenntnisse über Magie besitzen. Schließlich ist die Technik die es in der Luft hält wirklich beeindruckend. Ich hoffe doch, dass wenn der Feldzug vorbei ist, es sich Gelegenheit ergibt sich mit ihm einmal über die genaue Methode des Auftriebes zu unterhalten. Natürlich nur, falls es kein wohlgehütetes Geheimnis ist."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 02. Jan. 2004, 19:17 Uhr
"Oh, ", antwortet Jolanthe, "ich weiß nicht, ob es ein Geheimnis ist. Ich weiß wie und warum es fliegt. Aber am Besten fragt Ihr Galrin lieber selber. Ich weiß nicht, ob er möchte, dass ich darüber spreche."
Dann kommt sie nochmal auf das vorige Thema zurück. "Dann, ", sagt sie, wieder etwas zögerlicher, "würdet Ihr mich unterrichten? Es wäre mir eine große Ehre, wenn ich von Euch lernen dürfte und ich bezahle Euch natürlich auch." Verlegen hatte sie dieses sehr schnell gesagt und hatte Lyn dabei nicht angesehen, doch jetzt sah sie ihm hoffend und bittend zugleich in die Augen.
Sie wollte nicht aufdringlich sein.

Sie blickte zum Horizont und gewahrte nun Liam Cailidh.
"Nun sind wir also da", murmelte sie mehr für sich selbst und ihre Miene verfinsterte sich.
Schon setzte das Schiff sanft auf dem Boden auf.
Nun würde es bald beginnen, das Grauen. Die Schlacht.
Es würde Verletzte geben... und noch mehr Tote.
Und auch ihr geliebter Galrin würde in die Schlacht ziehen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 02. Jan. 2004, 22:32 Uhr
"Oh! Ihr wisst was das Schiff in der Luft hält?" ruft Lyn verblüfft aus. Ihre nachfolgenden Worte bringen ihn jedoch wieder auf den Boden zurück. "Euch unterrichten? Nun, wenn es mir  möglich ist" antwortet er. "Ich würde es zumindest gerne versuchen. Und als Bezahlung wäre mir der Unterricht in der Gemeinsprache Lohn genug."

Auf Joanthes Bemerkung hin, dass sie nun da seien blickt auch Lyn sich um. Er schaut über die Ruinen der Befestigung an der sie haltmachen. Der Heerzug liegt hinter ihnen und die Festung ist verlassen. Was als Vorteil anzusehen ist. Denn obwohl eine Ruine bietet das Gemäuer doch noch immer gute Verteidigungsmöglichkeiten, die sich vor allem bei den morastigen Umfeld als vorteilhaft erweist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 05. Jan. 2004, 16:43 Uhr
Nachdem sich die Nachricht von der Rauchsäule am Horizont wie ein Lauffeuer im Lager verbreitet hat, werden auf der "Windkind" wieder die Segel gesetzt.
Eine Weile folgt das Windschiff dem Damm und damit den Kämpfern um Cron von Tronje, dann dreht das fliegende Schiff ab und schwebt in Richtung des Flusses davon.

Der Schiffsbauer steht am Ruder und blickt mit angespannter Miene nach vorn. Kurz zuvor hatten sie den Necromanten Eliphas Levi wieder an Bord genommen, um seine magischen Kräfte gegen die Narge einzusetzen. In langen Kreuzschlägen kämpft sich die "Windkind" gegen den Wind voran, der den Passagieren und den Besatzungsmitgliedern die Schneeflocken wie eisige Nadeln ins Gesicht treibt. Der metallbeschlagene Rammsporn des Windschiffes ist bereits mit Eiskristallen überzogen und auch das Gefieder des hölzernen Falken oberhalb des Rammsporns ist bereits durch den Schnee weiß gefärbt. Nur die Laternen an Bug, Seite und Heck des Schiffes erleuchten das Deck.

Nach zwei Stunden Flugzeit landet das Windschiff an einer gut zugänglichen Stelle am Ufer des Flusses, wo es auf die überzusetzenden Kämpfer des Caewlin von Sturmende warten soll.

"Laßt die Laternen nicht ausgehen, Leute.", knurrt der Kapitän, "Egal wann Caewlin und seine Männer hier eintreffen, sie müssen uns sehen. Aber laßt die Türen in der Reling geschlossen und die Brücken gehoben. Sollten einige Narge..."

In diesem Moment ertönt ein Brüllen und aus dem Wald stürmen ein Dutzend grobschlächtige Gestalten mit unförmigen Waffen in ihren Fäusten.

"Achtung! Narge! Sie haben uns aufgelauert!", kreischt Alwine, die soeben im Ausguck sitzt. Im Nu werden Bögen und Haumesser an die Besatzung verteilt. Der Kapitän zieht sein Schwert und deutet mit der Spitze der Klinge auf die Monstren.

"Tötet sie! Sie dürfen es nicht schaffen, an Bord zu kommen!", brüllt er der Besatzung zu. Und an Jolanthe, Lyn und Eliphas gewandt, sagt der Schiffsbauer: "Nun könnt Ihr Euch beweisen, meine Freunde. Ich verlasse mich auf Euch."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 05. Jan. 2004, 19:04 Uhr
Der kalte Wind, der die bislang harmlos tanzenden Schneeflocken in eisige Nadeln verwandelt unterbricht das Gespräch von Jolanthe und Lyn und lässt sie vor dem frostigen Unbill Schutz suchen. Vom warmen Schiffsinneren aus beobachten sie den Flug durch das Schneegestöber. Ihr Gesprächsthema wendet sich klimatischen Erscheinungen zu, denn solches Wetter ist den Vathryn dessen Heimat eine in subtropischen Gefilden gelegene Inselkette ist unbekannt.

Nach zwei Stunden Flugzeit erreicht das fliegende Schiff sein Ziel. Hier sollen sie auf die eigenen Truppen warten. Doch wer glaubte dass diese Wartezeit von einem bloßen Ausharren bestimmt würde wird getäuscht. Denn kaum, dass das Schiff seine Position erreicht hat ertönt auch schon ein Alarmruf vom Ausguck her.
Einerseits erschreckt aber andererseits auch entschlossen seiner ersten Feuerprobe an Bord zu bestehen stürmt Lyn an Deck. Jolanthe tut es ihm gleich und auch Levi ist zu entdecken, als er das freie erreicht. "Nun könnt Ihr Euch beweisen, meine Freunde. Ich verlasse mich auf Euch" ruft ihnen Galrin zu.

Mit einem kurzen Blick analysiert Lyn die Situation um dann für einen Moment in tiefer Konzentration zu versinken. Die magischen Energien sammeln sich und zwischen den Händen des Vathyrn bildet sich eine rötlich leuchtende Kugel. Er legt seine Damen aneinander und richtetet seine Hände mit ausgestreckten Fingern in Richtung der anstürmenden Gegner. Mit einer kurzen Stoßbewegung schickt er die Kugel auf den Weg. Zielstrebig saust sie vorran um zwischen zwei nahe laufenden Nargen in einem Feurball zu explodieren. Getroffen stürzen die beiden zu Boden und wälzen sich im Schnee um die Flammen zu ersticken. Einer der beiden kommt schnell wieder auf die Beine. Lediglich Ärmel und Schultere seiner Lederrüstung sind verschmort und auch die darunter liegende Haut ist in Mitleidenschaft gezogen. Doch der Schmerz lässt ihn nur noch aggressiver werden und mit lauten Brüllen stürmt er entschlossener denn je voran. Sein Kamerad jedoch hatte weniger Glück. Er steht fast gänzlich in Flammen. Kreischend wälzt er sich herum und als es ihn schließlich gelungen ist das Feuer nieder zu ringen sind seine Bewegungen langsamer und nur mehr schmerzerfülltes Stöhnen verlässt seine Kehle.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 05. Jan. 2004, 19:52 Uhr
Eliphas kann nur einen kurzen Blick auf den Gefangenen werfen, der gefesselt auf dem spärlich mit Stroh bedecktem Boden liegt.
Die Soldaten des Lord Commander sind nicht gerade zimperlich mit dem schwarzhäutigen Fremden umgegangen, davon zeugt eine geschwollene Stelle an dessen Stirn, aber Eliphas  sieht, dass Olyvar ihn bis jetzt noch nicht gefoltert hatte.
Die Ähnlichkeit mit Lyn , dem Magier auf der Windkind, liegt wohl nur bei der dunklen Hautfarbe. Im Gegensatz zu der dürren schlaksigen Figur des Magiers wirk der Mann am Boden kleiner und graziler , aber durchtrainierter. Vielleicht gehört er dennoch zum selben Volk wie Lyn.

Aber noch bevor Eliphas etwas sagen kann, stürmt einer der Pagen  mit fliegenden Rockschößen herbei, die Etikette völlig vergessend, da er nicht einmal damit wartet dass ihm das Wort erteilt wird, sondern schon von weitem aufgeregt ruft.
„ Rauch ......Rauch am Himmel!“

Die Situation ändert sich schlagartig.  Der Lord Commander um einen kühlen Kopf bemüht unterbricht die folgende Diskussion der Soldaten um ihn herum und gibt klare Befehle.

Eliphas soll auf die Windkind zurückkehren, der Gefangene wird  zu einer anderen Zeit verhört, jetzt galt es, sich zum erstenmal den Nargen in den Weg zu stellen.

Eliphas nickt dem Lord Commander zu und verlässt schnellen Schrittes die Halle.

Die Windkind hatte schon abgehoben und liess sich vom Wind in die  Richtung treiben, in der man das Nargenheer vermutete.

Die Überlegung wie Eliphas nun auf die Windkind kommen soll, wird dadurch zerstreut, dass sich, obwohl in Fahrt , der Aufzugskorb des Luftschiffes senkt, wobei es der Wind hin und herschaukeln lässt.

Ihr glaubt wohl ein Hexenmeister ist gegen alles gefeit...auch gegen Übelkeit bei so einem Geschaukel  
Er lächelt grimmig und  schwingt sich geschickt auf die Gondel.

Eliphas muss sich gut festhalten, denn beim Hochziehen streift sein Käfig einige Baumwipfel, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um sensibel zu werden.
An der Reling begrüsst ihn Galrin Ragnarsson.
„ Es sieht so aus Kapitän, als würde ich mich nie entscheiden können wo ich bleiben möchte ...der Lord Commander sendet mich mit freundlichen Grüssen unverzüglich zurück an Bord „
Eliphas grinst  und obwohl der Eiswind an seinem Bart zerrt wirkt sein Gesicht bleich und dunkel wie eh und je.

Als ob die Götter ihre Lage noch verschlimmern wollten,  nimmt der Eisstrum an Stärke zu.

Eliphas steht am Bug des Schiffes wie ein schwarzer Nachtmahr und blinzelt in die weisse Gischt aus Schneeflocken  die ihnen entgegen fliegen und gleichermaßen an Segel und Gewänder zerren.

Nach 2 Stunden, die wie eine Ewigkeit erscheinen senkt sich die Windkind zur Landung.
Die Stelle ist gut gewählt, da sie grossflächig  neben einem Fluss verläuft und deswegen von den Bodentruppen des Lord Commanders leicht gesehen werden kann, aber andererseits kann das dichte Unterholz jenseits der Uferböschung mehr in sich verbergen, als den Männern zu diesem Zeitpunkt noch lieb ist.
Als Galrin seiner Besatzung gerade Instruktionen für den Bodenaufenthalt geben möchte, durchbricht eine schrille Stimme vom Ausguck die sowieso schon angespannte Atmosphäre an Bord.

> „Achtung Narge! Sie haben uns aufgelauert!“<

Die Stimmung an Bord  gleicht plötzlich einem Ameisenhaufen ....und über allem ist das Brüllen von Galrin zu hören, der seinen Männern Beine macht und ihnen den Befehl gibt das Schiff zu verteidigen, koste es was es wolle.

Eliphas hatte auf seinem Weg nach Talyra einige Begegnungen mit Nargen gehabt. Doch die Wüstennarge auf die er getroffen war, waren viel kleiner gewesen, als die Narge, die da johlend und voller Mordlust wie eine Büffelherde  auf sie zugerannt kommen.  
In Eliphas Augen waren die beiden Nordmänner, die Olyvar begleiteten, grössenmässig in die Mittelmässigkeit abgedriftet würde man sie mit den Ungetümen vergleichen, die sich keulen- und axtschwingend  in unverminderter Schnelligkeit dem Windschiff näherten.

Eliphas will gerade von Bord springen, als er hinter sich die Stimme des  Kapitäns vernimmt.

>Nun könnt ihr euch beweisen meine Freunde ..ich verlass mich auf euch...<

Kurz bevor die Narge das Schiff erreichen fächern sie auf ...es ist vielleicht nur ein Dutzend aber kräftemässig können sie es gut und gern mit fünfzig Männern aufnehmen.

Eliphas  hat seinen Stab fester gepackt.
Plötzlich dreht einer der Angreifer ab und hält genau auf den Necromanten zu .
Es ist ein gewaltiger Bursche. Sein flacher Echsenkopf wird von einem mächtigen Helm geschützt, der Rest seines Körpers wird von einem Plattenpanzer bedeckt, der zwar rostig und verbeult aussieht  unter dessen Gewicht aber jeder normale Mann zusammenbrechen müsste.
und dieses Wesen bewegt sich dennoch wie ein Windhund?

Die Arme liegen frei und selbst bei der schlechten Sicht sieht Eliphas die Muskeln und Adern pulsieren und hervortreten . Der Narg schwingt einen gewaltigen, schartigen Bihänder und als er Eliphas erreicht hat holt er aus und lässt mit einem Triumphgeheul das Schwert herunterkrachen.
Noch nie hatte Eliphas so einen Schlag abfangen müssen. Er hat das Gefühl, als würden ihm die Schlüsselbeine brechen und die Kugelgelenke seiner Oberarme aus der Fassung springen. Er hatte seinen Stab hochgegrissen um den Schlag des Narg abzufangen und bereute es auf der Stelle.
Eliphas  knickt ein , der Stab, zwar ungebrochen, wird ihm dennoch aus der Hand geprellt.

Keuchend versucht sich Eliphas  wieder aufzurichten. Er gewinnt wertvolle Sekunden, da auch der Narg ungläubig auf das Geschehene blickt. Es kommt wohl nicht oft vor, dass so ein Schlag  ein Opfer nicht sofort in zwei Hälften teilt.

Doch dann hat sich Koloss wieder gefangen und teilt weiter wuchtige Hiebe aus, denen Eliphas allerdings  leicht ausweichen kann. Der Narg vor ihm setzt im Moment auf pure Kraft  anstatt auf Schnelligkeit. Sein Schwert hämmert zwar kleine Krater in den Boden  doch Eliphas kann er mit so was nicht beikommen ....dummerweise treibt ihn der Narg aber damit immer weiter von seinem Stab weg.
Dann eben anders du Ungetüm

„Fragmentum ossis“   ruft Eliphas , während er sich weiter abduckt und den Narg ins Leere  schlagen lässt.
In der Hand  des Necromanten schwebt ein kleiner Totenschädel, der rasch zu der Grösse eines menschlichen Schädels  heranwächst .

Zwischen zwei Schlägen wirft er dem Narg den Schädel entgegen, der  in der Luft zu schweben scheint und in der Augenhöhe des Narges plötzlich verharrt.  Der Narg lässt verdutzt sein Schwert sinken  und während sich Eliphas zu Boden wirft und sein Gesicht mit seinem Gewand bedeckt streckt der Narg neugierig die Hand aus.  
Und es wird ihm die letzte Lehre seines Lebens sein.

Bevor der Narg den Schädel berühren kann gibt es einen ohrenbetäubenden Knall.
Winzige Knochensplitter  dringen durch die schmalen Sehschlitze,  reissen die freie Haut  der ungeschützen Arme auf und bohren sich in das Fleisch.

Der Narg heult auf , lässt sein Schwert fallen reisst sich den Helm vom Kopf und presst beide Hände an sein flaches Echsengesicht. Dunkles Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor das schnell den weissen Schnee um ihn herum rot färbt.
Der Riese strauchelt und fällt nach hinten.

Eliphas ist wieder auf den Beinen und stemmt das Schwert hoch, dass der Narg fallengelassen hat.
Er setzt es dem wimmernden Narg an die freie Stelle  zwischen Brustpanzer und Kinn die ungeschützt ist und rammt es ihm mit einem Ruck in die Kehle.
Als ob er in einen prallgefüllten Weinschlauch gestochen hätte schiesst das Blut in einer hohen Fontäne aus dem Nargenhals und spritzt Eliphas in die Augen.

Während sich Der Necromant das Gesicht abwischt zuckt der Narg noch etwas, dann entspannen sich seine Muskeln und er stirbt, während das Blut aus der angeschnittenen Halsschlagader immer noch fröhlich plätschernd wie ein Gebirgsbach heraustritt und im Schnee versickert.

Eliphas nähert sich dem Kadaver und streckt seine Hand aus..
„ Was meinst du würde deine Freunde sagen wenn wir dich zurückschicken und du auf einmal die Seiten gewechselt hast“?

Eliphas Finger und seine Hand schimmern blau, als er den Brustkorb des Nargs berührt ...sie gleitet durch das Metal, durch die Nargenhaut, durch die Knochen des Brustkastens wie durch Wasser ....

„ Ich gebe dir Leben zurück ....und deswegen gehorche mir, denn du wirst jetzt meine Waffe sein ...mein Schwert...!“

Plötzlich zuckt der Narg mit den Fingern, seine Augen öffnen sich  und er wendet den Kopf,.
Er zieht sich mit einem Ruck das Schwert aus dem Hals und kommt taumelnd wieder auf die Beine.
„ Und nun geh  und vernichte meine Feinde“ Eliphas zeigt in die Richtung in der die anderen Narge mit der Windkindbesatzung kämpfen .

Der Narg dreht sich wie eine ungelenke Marionette herum schwingt sein Schwert und
trabt mit stetig fester werdendem Schritt auf seine ehemaligen Kameraden zu .....während er immer noch eine Blutspur hinter sich her zieht.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 06. Jan. 2004, 11:52 Uhr
Mit schreckgeweiteten Augen beobachten die Luftfahrer die heranstürmenden Narge, brechen dann jedoch in Jubel aus, als der Feuerball des Vathryn gleich zwei der monströsen Wesen vorübergehend außer Gefecht setzt. Die Besatzung setzt sich mit Pfeilen zur Wehr, da es niemand wagt, das Schiff zu verlassen. In diesem Moment setzt Maester Levi über die Bordwand und springt, von seinem schwarzen Gewand umflattert, wie ein düsterer Racheengel auf den Boden hinunter.
Das Windschiff, gerade schon im Abheben begriffen, verharrt in einer Höhe von etwa drei Metern und die Matrosen starren gebannt auf den großen Mann mit dem Stab, der einen eleganten, aber nichtsdestoweniger tödlichen Tanz mit seinem Gegner aufführt. Wieder und wieder scheppert die Klinge des Bidenhänders auf den gefrorenen Boden und wieder und wieder weicht Eliphas geschickt den Streichen des Nargen aus. Plötzlich wirft der Necromant dem Ungeheuer, das ihm gegenübersteht, etwas entgegen, das wie eine weiße Kugel aussieht. Das Monster mit dem echsenähnlichen Schädel hält in seiner Bewegung inne, die, so fürchtet Galrin, den Magier im nächsten Moment zu einem blutigen Haufen aus Fleisch hätte werden lassen.
Dieses Zögern wird dem Narg zum Verhängnis. Mit einem lauten Krachen, dergleichen noch keiner an Bord jemals gehört hat, explodiert der Totenschädel vor dem Gesicht der Kreatur und blendet sie. Der Necromant packt das Schwert seines Gegners und rammt es ihm in die Kehle... der Kampf ist vorüber.

Von dem Knall des explodierenden Totenschädels noch etwas benommen, greift die Besatzung wieder in die Schlacht ein. Abermals sirren Pfeile durch die Luft, treffen auf Rüstung und, den Göttern sei dank, zum Teil auch auf Fleisch. Hier und da bricht ein Narg getroffen zusammen, doch es sind immer noch mehr als ein halbes Dutzend dieser Kreaturen, die sich in Richtung des Windschiffes bewegen. Ein neuerlicher Feuerball aus Lyns Händen verwandelt eine dieser Monströsitäten in eine lebende Fackel und als sich das Wesen auf dem Boden wälzt, um die Flammen zu ersticken, fällt ein Schatten auf sein Gesicht. Mit ungläubigen Augen sieht der Narg nach oben und erblickt seinen Kameraden, dem immer noch das Blut aus der häßlichen Wunde am Hals tropft.  Mit einem erstickten Grunzen hebt der Untote seinen Zweihänder und spaltet dem am Boden Liegenden den Schädel, bevor der vermeintliche Verräter von den Äxten und Klingen seiner früheren Kameraden zu Fall gebracht wird.

Der Vormarsch der Narge gerät ins Stocken und dies ist der Moment, auf den der Kapitän gewartet hat. Nur mit einem Segel an ihrem oberen Mast gleitet die "Windkind" langsam, drei Meter über dem Boden, auf Eliphas zu, der sich seinen Stab wieder geholt hat und damit einem Narg das Fell gerbt. Zwei Pfeile jagen aus dem Boden des Windschiffes hervor und treffen Eliphas' Gegner in den Rücken, so daß dieser einen Moment lang von dem Necromanten abgelenkt ist.
Da streckt sich eine Hand aus dem gähnenden Loch im Schiffsrumpf, aus dem normalerweise der Aufzug herabgelassen wird, und eine Stimme ruft: "Meister Levi... reicht mir Eure Hand! Schnell!"
Eliphas erkennt die Stimme eines Knechtes,  Pettjar ist sein Name, der mit einem Lächeln im Gesicht dem Magier nach oben helfen will.  Doch in diesem Moment erstarrt das Gesicht des Matrosen: Zwei Nargen ist es gelungen, das Windschiff zu erreichen und nun klettern sie an der Außenwand des Fahrzeuges empor.
Die Nachricht davon, daß zwei Narge an der Bordwand hängen, erreicht selbstverständlich auch die Besatzung im Vorderschiff. Und dort handelt man innerhalb eines Augenblicks. Eine Luke öffnet sich in der Seitenwand, aus der man normalerweise wohl die Landschaft betrachten kann. Einer der Narge hat das Loch im Schiffsrumpf entdeckt und klettert gewandt wie ein Affe darauf zu. Doch als sein Schädel an der Öffnung auftaucht, blickt er direkt auf die Abschußschiene einer schweren Ballista, die von Beinar und seiner Frau bedient wird. Mit einem Klatschen, das an den Aufschlag von frischem Teig auf den Tisch des Bäckers erinnert, löst sich der Schuß und die schwere Steinkugel reißt dem Narg den Kopf von den Schultern. Der leblose Körper fällt zu Boden und hätte fast Eliphas' Gegner getroffen, der von dem flinken Necromanten geradezu an der Nase herumgeführt wird.
Wut ist ein schlechter Ratgeber im Kampf, so hat Galrins Vater Ragnar seinen Sohn gelehrt. Und diese Weisheit bewahrheitet sich auch hier.  Der Narg hackt in blinder Wut immer wieder mit seiner Axt nach dem Magier, doch dieser weicht mit Leichtigkeit den Schlägen aus, die einen Ochsen spalten könnten.

Inzwischen hat der zweite Narg das Oberdeck erreicht und steht nun brüllend mit gezogenem Schwert auf der Reling. Das stabile Holz hält das aus, doch die Besatzung zieht sich ängstlich vor dem unheimlichen Wesen zurück. Abermals werden Bögen gespannt, doch den Nahkampf mit dem Narg mag keiner so recht beginnen, hat man doch gesehen, was die Narge mit den Bewohnern Tiefwalds angestellt haben.
"Jolanthe, Lyn!", ertönt die Stimme des Kapitäns über das Deck, der auf den Narg deutet. Das Ruder loslassend, sprintet Galrin die Treppe hinunter, während er sein Schwert aus der Scheide reißt. Der glänzende Stahl blinkt im Sonnenlicht, aber seine Liebste und der Vathryn sind näher an dem Gegner und können ihn vor Galrin erreichen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 06. Jan. 2004, 13:46 Uhr
Todesmutig springt Eliphas von Bord und stürzt sich in den Nahkampf mit den Nargen. Bei allen Geistern kann man denn so verrückt sein? schießt es Lyn dabei durch den Kopf. Doch ob verrückt oder nicht, der Nekromant schlägt sich mit Erfolg.

Das weitere Vorrücken der Angreifer reißt den Vathyrn aus seinen Gedanken. Die Narge haben sich aufgefächert, so dass es nicht mehr möglich ist zwei mit einem Zauber zu treffen. So wählt er einen Einzelnen als Ziel für den nächsten Feuerball. Auch dieser Überlebt, wenn auch schwer angeschlagen den Zauber. Meine Güte, was für eine Konstituion, dass er das lebendig übersteht. Den Geisern sei dank, das ich hier in einer sicheren Postion und nicht dort unten stehe
Doch kaum gedacht kommt auch schon der Ruf, das zwei Narge dabei sind sich die Bordwand hochzuhangeln. Auch ihre Kameraden auf den Boden kommen näher und schwingen Wurfhaken um ebenfalls an Bord zu kommen. Einer schleudert seinen hinauf und die Stahlklaure bohrt sich nahe bei Lyn in die Reeling. Mit einem Feuerball bringt dieser den Narg von seinem Vorhaben ab und wirft den Wurfhaken samt Seil wieder nach unten. Schon will er sich nach einen neuen Ziel umsehen als ihn der Warnruf Galrins erreicht. Einer der beiden, die sich schon an der Bordwand befunden haben ist auf Deck gekommen und stürmt auch schon mit gezogenen Schwert auf sie zu.

Ein Feurball hätte den Gegner sicher ausser Gefecht gesetzt aber auch das hölzerne Schiffsdeck in Mitleidenschaft gezogen. Also entscheidet sich Lyn für einen anderen Zauber. In tiefer Konzentration versunken erwartet er das herrannahen des Feindes. Erst als er auf knapp drei Meter herran ist streckt er geschwind seine Hände vor und aus seinen Fingern bewegen sich blaue Lichtbögen auf den Narg zu. Der Getroffen kreischt vor Schmerzen auf und verfällt in willde Zuckungen. Dessen ungeachtet setzt er aber seinen Vormarsch fort und führt einen wuchtigen Hieb gegen den Vathyrn aus der diesen gewiss bis zur Hüfte gespaltet hätte. Doch unterschätzte der Narg die Schmächtigkeit seines Gegner und anstelle von Fleisch teilt er nur Stoff. Dank einer Ausweichbewegung im letzen Moment verliert Lyn nur einen Teil der Schulter und den halben Ärmel von seinem Mantel. Die Konzentration jedoch ist dahin und der Zauber ist nicht mehr. Von den peinigenden Blitzschlägen befreit brüllt der Narg halb wütend, halb thriumphierend auf und führt einen kräftigen Scherthieb gegen den Vathyrn aus, der diesen sicher in hüfthöhe gezweiteilt hätte, wäre dieser nicht zurückgewichen und auf dem, vom Schneetreiben glitschigen, Boden ausgerutscht. Doch der Hieb ins Leere bringt den Angreife nicht aus dem Gleichgewicht er setzt seinem Opfer nach und sticht nach ihm. Lyn weicht zwar erfolgreich aus, doch folgen weitere Angriffe. Nur mit Mühe kann er, ständig rückwärtskrabbelend den Hieben und Stößen ausweichen. An Zaubern ist in seiner Situation gar nicht zu denken. Er ist schon froh, dass ihn der nächste Angriff nicht trifft, was ihn zunehmend schwerer fällt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 06. Jan. 2004, 15:18 Uhr
Eliphas überlässt den untoten Narg nun seinem Schicksal. Dieser würde sich jetzt von selbst durch seine Kameraden hacken, bis entweder keiner mehr von ihnen stehen würde oder man ihn selbst wieder zu Fall gebracht hat.

Der Necromant holt seinen Stab und kann in der Zwischenzeit einen Blick auf das Kampf geschehen werfen.

Ein Surren erfüllt die Luft, ein mannsgrosser Feuerball fliegt  schräg an ihm vorbei  und schlägt zwischen zwei Nargen ein, die  jaulend zu Boden sinken und versuchen die Flammen auf ihrer Haut zu ersticken.

Eliphas blickt zum Schiff zurück und sieht Lyn, der an der Reling steht und seltsame Zeichen mit seinen Händen vollführt. Als sich plötzlich ein Flammenstrahl von dessen Fingern löst weiss er bescheid.

Diese Unterstüzung ist wahrlich nötig  

Die Windkind hatte in der zwischenzeit abgehoben und schwebte in etwa zehn fuss Höhe über dem Schlachfeld.

Man ruft seinen Namen und  unter dem Schiff sieht Eliphas eine Luke, aus der sich eine Hand und dann auch ein Kopf hervorstreckt und eindeutige Zeichen macht an Bord zu gehen.

Eliphas macht kehrt  und will zurück rennen, als er plötzlich taumelt, als hätte man ihm ein Messer in den Rücken gerammt.

Sieht so aus, als hätte  der Narg nun entgültig das zeitliche gesegnet

Eliphas stand stets in mentalem Kontakt zu den Untoten, die er beschwor ....starben sie erneut, so spürte er deren entgültigen Tod wie den eigenen, denn da er sie durch seine eigene Lebensenergie erweckte wurde sie ein Teil von seinem Bewusstsein.

Eliphas rappelt sich auf  und streckt seine Hand  aus um die des jungen Mannes in der Bootsluke zu ergreifen.

Aber noch jemandem hatte die Angeschlagenheit des  Necromanten bemerkt  und folgt dem Schiff mit grosser Geschwindigkeit  

Eliphas  will sich an Bord ziehen , doch der junge Mann  ist nicht mehr in der Luke zu sehen.
Der Hexer sieht auch den Grund .
Zwei Narge krabbeln flink wie Spinnen die Längsseite des Schiffes hinauf. Ihre Schwerter hatten sie sich zwischen ihre fleischlosen Lippen geklemmt um die Hände frei zu haben.

" Mögen die Götter Galrin und die Besatzung an Bord nicht im Stich lassen "

Eliphas lässt die Kante des Schiffes los fällt zurück in den Schnee und dreht sich schnell auf die Seite, bevor ihn die Keule eines Narges pulverisieren konnte.

Das Vieh hatte ihn  hängen sehen und war ihm gefolgt .

Der Narg kämpfte helmlos , seine Halsschlagadern pumpten wie Blasebälge und aus seinen flachen Nüstern dampfte der Atem wie bei einem wilden Stier
Im Gegensatz zum ersten Narg, den Eliphas in Sithechs Reich geschickt hatte, schlägt dieses Echsengesicht nicht blindlings und mit roher Kraft zu sondern verhält sich viel geschickter in dem er gezielt Eliphas vor sich hertreibt..zu schnell, als das Eliphas den Trick mit dem Schädel wiederholen könnte.
Dem Narg stecken zwar 3 Pfeile in der Brust , aber das scheint ihn in keinster Weise zu behindern.
Der Necromant  geht zum Gegenangriff über und verpasst dem Narg zwei schnelle Stabhiebe auf dessen empfindliche Ohrlöcher.
Der Narg zuckt schmerzverzehrt und ein feiner Blutfaden  läuft an seiner linken Gesichtshälfte herunter......das mindert seine Angriffsgeschwindigkeit  nicht ...im Gegenteil .

Ich muss mehr Distanz zwischen uns bringen
Eliphas merkt, wie er müde wird . Lange könnte er den geschickten Schlägen nicht mehr ausweichen. Er duckt sich ab und hämmert seinen Stab an dessen Kniescheiben , dass genügt  um den Narg kurz einknicken zu lassen. Mit einer Rolle ist Eliphas drei Schritte von ihm entfernt , dreht sich um  und...

" Serpentes illunatio regei"
Er schleudert dem Narg seinen Stab entgegen.
Noch in der Luft geschieht das unglaubliche.
Der Stab aus starrem Material scheint plötzlich zu leben . Er hält direkt auf den Kopf des Narg zu und als er ihn erreicht hat, schlingt er sich wie ein Seil um dessen Hals.
Der Narg röchelt und versucht sich den Stab vom Hals zu reissen , doch  er schafft es nicht .....mit lauten Knacken  kippt der Kopf des Echsengesichtigen zur Seite und er fällt mit dem Gesicht nach unten in den Schnee.
Der Totenschädel auf dem Stab scheint zu grinsen ..dann versteift sich das Material und wird wieder hart und leblos.

Eliphas packt ihn und zieht sich endlich  die Luke  hinauf zurück in die Windkind

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 06. Jan. 2004, 20:58 Uhr
Die wütenden Angriffe des Nargs bringen Lyn mehr und mehr in Bedrängnis. Obwohl sein Angreifer noch immer ein wenig zittrig von fahrig von den magischen Blitzschlägen ist, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein bis einer seiner wuchtigen Hiebe den Vathryn trifft. So lange will die Besatzung der Windkind jedoch nicht warten und attackiert ihrerseits den Narg, der unter den kombinierten Angriffen mehrer Besatzungsmitglieder einen raschen Tod findet.

Doch damit ist der Kampf noch nicht vorbei, denn weitere Narge hatten in der Zwischenzeit ihre Wurfhaken eingesetzt und hangeln sich nun an Bord. Die Windkind gewinnt an Höhe, so dass keine weitere Verstärkung nachrücken kann, doch vier Narge haben ihren Weg auf das Oberdeck gefunden. Ein Bogenschütze, dessen beherzter Einsatz dafür gesorgt hat, dass es vier und nicht fünf sind ist das erste Opfer als er von einen der Angreifer gepackt und über Bord geschleudert wird. Die Besatzung sammelt sich zum Gegenangriff und im Handumdrehen sind heftige Kämpfe im Gange.
Lyn ist noch nicht im Kampfgeschehen und er gönnt sich eine kurze Atempause um wieder auf die Beine zu kommen und einen Zauber zu wirken. Seine Blitze hatten nicht gewünschte Wirkung erzielt gehabt. Bei allen Geistern das hätte sogar ein Pferd umgebracht was müssen diese Narge für eine Konstition haben. So entscheidet er sich für etwas anderes. Er konzentriert sich auf die magischen Ströme, und murmelt die arkanen Worte die ihn bei Formung der Energie behilflich sind. In seiner linken Hand formt sich eine Klinge aus Flammen in der Größe eines Bastardschwertes.
Mit dieser Waffe stürzt er sich in die erbittert geführten Kämpfe. Sein erstes Ziel ist ein Narg, der gerade seine schwere Axt hebt um einen am Boden liegenden Mann in Stücke zu hacken. Lyn schwingt das Schwert aus Feuer. Der Helm lenkt die Flammen ab, doch als die Klinge den Sichtschlitz erreicht dringt sie ein und der Geruch von verbrannten Fleisch breitet sich aus. Schreiend lässt der Narg seine Waffe fallen und hält sich die Hände vor das Gesicht. Der vor ihm liegende Mann rappelt sich auf bereitet seinen geblendeten Gegner ein rasches Ende. Ein weiterer Narg, der gerade seinen Gegner durch Enthauptung entledigt hat  greift nun Lyn an. Mit einem wuchtigen Hieb seines massigen Schwertes versucht er den Vathyrn die Waffe aus der Hand zu schlagen. Doch seine Waffe dringt widerstandslos durch die immaterielle Klinge. Lyn geht nun seinerseits zum Gegenangriff über. Reflexartig reißt sein Feind die Waffe hoch um zu parieren doch wieder züngeln die Flammen nur um die Waffe und über die Rüstung bis sie eine ungeschützte Stelle treffen. Erschreckt versucht der Narg noch Auszuweichen, mit dem Erfolg, dass er nur ein Auge anstatt beider verliert. Vor Wut und Schmerzen aufbrüllend hackt er mit seiner Waffe nach dem Vathyrn doch ein rascher Seitwärtssprung von diesem lässt den Angriff ins Leere gehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 06. Jan. 2004, 23:46 Uhr
Eliphas schliesst die Luke unter sich.
Die Windkind hatte inzwischen erheblich an Höhe gewonnen, aber sicher ist sicher, wer weiss, vielleicht konnten diese Teufel auch noch höher springen, wenn sie denn schon übermenschliche Kräfte hatten.

Eliphas hört dumpfen Kampflärm durch die Bohlen über sich.

Er hatte zwei Narge nach oben klettern sehen , doch vielleicht war es noch weiteren gelungen, das Schiff zu entern.

Der Hexer  eilt die Holzstiegen nach oben.  Er muss gebückt laufen um sich bei seiner Hast nicht den Schädel anzuschlagen,  denn die Windkind ist nicht als Sprintbahn gedacht und an manchen Stellen recht eng gebaut.

Als er das Deck fast erreicht hat, stolpert einer der Besatzungsmitglieder durch die Hauptluke nach unten.

Sein Gesicht ist schmerzverrzert und er hält sich die linke Seite.  In der Lederrüstung klafft ein dicker Schnitt , nicht nur das stetig Blut aus der Wunde sickert, der Mann scheint auch einige gebrochene Rippen davongetragen zu haben die sich nun in die Lunge bohren , da er sich seltsam abknickte und unregelmässig atmete, als würde ihn das mehr schmerzen als die Verwundung.

Verdammt  ich bin kein Heiler und ich habe keine Zeit

Eliphas berührt ihn vorsichtig an der Schulter und als dieser den Kopf wendet, kann er den Schrecken in den glasigen Augen des Mannes sehen.

" Wo ist Galrin? Wieviele sind es ?"
Aber der Mann antwortet nicht, sondern kneift die Augen zusammen und stöhnt.

Eliphas reisst ihm ein Stück Stoff aus dem Beinkleid.

" Hier!  Presse das auf die Wunde ....ich werde mich nach Hilfe umsehen !"

Er lehnt den Mann vorsichtig gegen die Schiffswand  und erklimmt die letzten Stufen zum Deck.

Er hört Geschrei, aber da das mittlere Segel gespannt ist, ist die Sicht zum Bug hin versperrt .

Als er sich umdreht nimmt er am Heck die Gestalt eines Nargs wahr und hinter diesem die schmale Siluette von Lyn.  
Obwohl es wie ein ungleicher Kampf erscheint, schlägt sich der Schwarzhäutige wacker und die tiefen Kerben an der Relingskante zeigen, dass der Narg schon öfter ins Leere geschlagen hatte.

Eliphas ist mit wenigen Schritten  bei dem ungleichen Kampfpaar und rammt dem Narg seinen Stab in den Nacken.

Der Kerl merkt zu spät, dass er nun an zwei Fronten kämpft  und während er sich zu Eliphas umdrehen will, schiessen, so scheint es kleine  Flammen aus Lyns Waffe, die den Echsenkopf einhüllen wie eine Corona.
Erst auf den zweiten Blick erkennt Eliphas, dass die Waffe selbst aus Feuer besteht.

Der Narg heult schmerzgepeinigt auf  und es bedarf nur eines weitern Schlages vom Necromanten, dass der Koloss die Orientierung verliert und haltsuchend über die Reling und dann nach unten kippt.
Eliphas blickt ihm nach und obwohl das Luftschiff sicher schon 30 Fuss Höhe erreicht hat, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen.
Jeder normale Mann hätte sich mit diesem Gewicht  und der der Rüstung das Genick brechen müssen .....doch der Narg liegt am Boden und seine Glieder zucken  wie eine auf den Rücken geworfene Schildkröte.

Sicher ist er schwer verletzt, aber wenn er am Leben bliebe, dann könnte er von seinen Kameraden gefunden werden und ihnen von dem Windschiff berichten und das darf nicht sein.

" Das Schiff ist schon zu hoch um abzuspringen ..aber er darf nicht überleben ......Lyn, wenn ihr etwas tun könnt, dann rasch  ....denn " Und Eliphas fällt der verletzte Mann unter Deck ein..."  eiilt euch ....ich habe einen Verletzten geborgen ...er braucht dringend Hilfe die ich ihm nicht geben kann, ihr wohnt doch bei Morgana der Heilerin, vielleicht könnt ihr etwas tun! "


 




Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 07. Jan. 2004, 00:49 Uhr
Nach dem ausweichenden Sprung gerade eben wieder gelandet setzt Lyn zu einem erneuten Angriff an. Seine Flammenklinge fegt über den Hals des Nargs. Dort wo zwischen seinen Brustpanzer und dem Helm ungeschützte Stellen versengt die magische Waffe die Haut. Der Getroffene heult vor Schmerzen auf, doch stachelt dieser Treffer eher noch seine Wut an, als dass er ihn wesentlich behindert. Doch noch bevor der Narg zu einen weiteren Angriff übergehen kann bekommt der Vathyrn Unterstützung in Form von Eliphas welcher seinen Gegner einen Stoß mit seinen Stab auf frische Brandwunde im Nacken verpasst. Reflexartig wendet sich der Narg seinen neuen Gegner zu was von Lyn sofort ausgenutzt wird indem er seine Flammenklinge über die ungeschützten Teile des Gesichtes seines Gegners gleiten lässt. Ein weiter Hieb mit dem Stab des Nekromanten lassen ihn schließlich wanken und über die Rehling abstürzen.

Obwohl das Luftschiff gut und gern 30 Fuß Höhe gewonnen hat ist der Narg offenbar immer noch nicht tot. Eliphas fordert ihn auf für ein schnelles Ende zu sorgen da er sie sonst verraten könnte. Außerdem spricht er von einen Verletzten welcher dringender Hilfe bedarf. Ein wenig unschlüssig schaut Lyn zwischen Eliphas und dem Narg hin und her bevor er sich letzteren zuwendet. Ein kurzes Sammeln der Energien, dann saust ein feuriges Geschoss hinab um das Schicksal des schwer Verletzten zu besiegeln. Danach wendet sich der Vathyrn wieder den Nekromanten zu und bedeutet ihn, ihn zu den Verwundeten zu bringen. Die Kämpfe sind abgeflaut aber noch nicht immer nicht vorbei. So will er lieber kampfbereit bleiben und nicht nach seinen Sprachstein suchen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 07. Jan. 2004, 01:05 Uhr
Mit einem schrillen Schrei stürzt der Bogenschütze über die Bordwand und außer Sicht. Wie erstarrt steht Galrin auf der Ruderplattform, doch dann brüllt er auf wie ein wütender Stier und stürzt sich mit dem blanken Schwert ins Kampfgetümmel.
Von einem Besatzungsmitglied hört er, daß es vier Narge an Bord geschafft haben und daß sie bereits einen seiner Leute verwundet haben. Die Besatzung schlägt sich wacker, doch ohne Eliphas und Lyn wäre die Sache wohl verloren gewesen. Die beiden teilen Schläge und Magie aus und haben im Nu gemeinsam mit Galrin und Jolanthe drei der Narge erledigt. Der vierte Narg stürzt über die Bordwand und damit sollte wohl jedes Monster im Umkreis tot und verdorben sein.

Das glaubt zumindest Galrin, der sich über die Reling lehnt und hinunter blickt. Dort entdeckt er zu seiner großen Freude den Bogenschützen, der sich verzweifelt an die Rahe des unteren Segels klammert. Während der Mann, der großes Glück im Unglück hatte, wieder an Bord zurückgehievt wird, deutet Eliphas auf den am Boden liegenden Narg, der sich immer noch bewegt. Lyn beendet mit einem weiteren Feuerball das Leid des Nargen. Obwohl das Ungeheuer vermutlich in Kürze sein Leben aushauchen wird, läuft der Kapitän mit grimmigem Gesichtsausdruck zurück zur Steuerplattform, wo er das Ruder ergreift. Der Bug des Windschiffes schwingt herum und knirschend setzt die "Windkind" mit dem ganzen Gewicht ihres zweihundertachtzig Quader schweren Rumpfes auf dem unglücklichen Narg auf. Noch einmal zucken die Beine auf, dann liegt der Leichnam still.

Stille legt sich über den Kampfplatz. Auf Seiten der Besatzung gibt es mehrere Verletzte, davon einer recht schwer. Doch Lyns Heilkunst, von der Galrin schon gehört hat, sollte auch diesen Mann wieder zu Kräften bringen. Von den Nargen hat keiner überlebt und ihre zerschmetterten Leiber liegen wie zerbrochenes Spielzeug rund um die "Windkind" auf dem schneebedeckten Boden. Die Leichen der Angreifer, die noch auf dem Oberdeck liegen, werden über Bord geworfen, während das Windschiff sich in sichere Höhen zurückzieht und dort dem Erscheinen der Truppen des Caewlin von Sturmende harrt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 07. Jan. 2004, 14:59 Uhr
Als der Narg in Flammen aufgeht, kann Eliphas die Hitzewallung bis nach oben spüren .
Doch das irre Winseln des  brennenden Ungetüms verstummt rasch.

Auch der übrige Kampflärm verebbt. Anscheind haben Galrin und seine Mitstreiter den restlichen Nargen an Bord den Gar ausgemacht.
Er sieht flüchtig den Käptn zum Ruder eilen und das Schiff zur Landung bringen ....der Kampf ist vorbei und die Windkindbesatzung hatte gewonnen auch wenn es Verluste gegeben hatte.

Doch bevor Eliphas mit Galrin sprechen kann, muss er zuerst Lyn zu dem Verletzten bringen, sicher einer von vielen, aber irgendwo galt es zu beginnen.

Während sich der Magier um den Verwundeten kümmert,  geht Eliphas wieder an Deck.

Die Windkind landet direkt auf dem Schlachtfeld und dort, wo vor kurzem noch die Kampfschreie dröhnten, herrscht nun Totenstille.

Hinter der Furt scheint sich etwas zu bewegen.
Aber es sind keine Narge  und Eliphas erkennt ein gewaltiges Schlachtross mit einem der Nordländer darauf.
Eliphas erblickt auch an ihnen die Spur eines Kampfes,  die Bodentruppen mussten  ebenfalls  Nargen begegnet sein, aber ihr Erscheinen zeigt, dass das Kampfglück auf ihrer Seite war.  

 


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 07. Jan. 2004, 17:25 Uhr
Das fliegende Schiff setzt abermals zur Landung an und bettet sich, sanft wie eine Jungfrau sich zur Ruhe legt, in den weichen Schnee. Die Rampen an der Backbord- und Steuerbordseite des Windschiffes werden herabgelassen und die Menschen und Tiere unter dem Kommando Caewlin von Sturmendes begeben sich an Bord. Dort wird ihnen von Alwine zunächst eine heiße Suppe und andere nahrhafte Dinge serviert, damit die Verteidiger Talyras für die Schlacht gegen die Narge bei Kräften sind.
Nachdem Galrin mit Caewlin gesprochen hat, dreht die "Windkind" ab und segelt in Richtung des Dammweges davon, wo Cron die Narge anlocken will. Offensichtlich gefällt dem Sturmlord das sanfte Dahingleiten über die verschneite Welt, was man jedoch von einem Teil seiner Leute nicht sagen kann. Diese haben sich mit grünlicher Gesichtsfarbe in das Innere des Windschiffes zurückgezogen, um sich ja nicht darüber im Klaren sein zu müssen, daß sich zwischen ihnen und gut einhundert Schritt freier Luft nichts befindet als einige wenige, wenn auch stabile, Holzplanken.
Andere Soldaten freuen sich jedoch über die ungewöhnliche Art zu reisen und können sich an dem Bild der verschneiten Landschaft gar nicht sattsehen.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtet der Kapitän den Herrn von Sturmende und meint dann: "Wenn Ihr wollt, seid Ihr und Eure Familie herzlich eingeladen, jederzeit wieder mitzufliegen, Mylord. Es ist mir eine Ehre und eine Freude, Euch an Bord zu haben."

Nachdem das Windschiff Caewlin, seine Leute und ihre Tiere am Zugang zur Schlucht abgesetzt hat, steigt die "Windkind" wieder empor und eilt, von einem kräftigen Westwind getrieben, den Ruinen von Liam Cailidh entgegen. Jedoch hält der Kapitän seine "Zauberwolke", wie das Schiff von einigen Kämpfern Caewlins genannt wurde, außer Sichtweite der Narge, damit diese keinen Verdacht schöpfen.

Beim Lager der Heiler angekommen, werden die Segel gerefft, der Anker geworfen und die Verletzten mit Hilfe des Aufzuges wieder auf den Boden hinuntergebracht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 07. Jan. 2004, 19:12 Uhr
Noch während Lyn Eliphas zu den Verletzen folgt nehmen die Kämpfe ab und enden schließlich als auch der letzte Narg besiegt ist. Da nun keine Gefahr mehr besteht lässt er seinen Zauber fallen und sein Flammenschwert löst sich in Luft auf. In seinen Taschen kramt er nach den Sprachstein, den er auch findet nachdem der Nekromant ihn zu den Verwundeten Geführt hat.

Lyn lässt seine Magie wirken, zuerst um zu erfahren welcher Art die Verletzungen sind mit denen er es zu tun haben wird. Die Wunde in der Seite wird er heilen können, doch gegen die gebrochenen Rippen wird er nichts tun können. Würde er es versuchen würde das nur bewirken, dass sie mit der Lunge in die sie eingedrungen waren verwachsen würden. Sie müssten zuerst ordentlich gerichtet werden bevor er agieren könnte wollte er nicht mehr Schaden anrichten als zu nützen. So kümmert er sich zuerst um die Wunde in der Seite. Die Blutung wird gestoppt und das Fleisch wächst wieder zusammen, doch fordert diese Heilung ihren Tribut von Lyn. So mühelos wie seine Magie während des Gefechtes auch auf einen Beobachter gewirkt haben mag, so hatte sie doch ihren Preis gefordert. In Kombination mit der anstrengenden Heilung kann er sich nun kaum noch auf den Beinen halten. Sich immer wieder an den Schiffswänden abstützend torkelt er mit dem Verwundeten zu den Heilern wo ihm die Hilfe zuteil werden kann welche der Vathryn nicht geben kann. Er hatte den Verletzten erklärt dass vor einer weiteren Behandlung seine Rippen gerichtet werden müssten, es aber selbst den Heilern zu sagen bringt er nicht mehr fertig. Stattdessen sackt er auf einen leeren Stuhl zusammen und versucht sich in seiner meditativen Trance zu kurieren. Zusammengesunken in dem viel zu weiten Mantel mit der abgetrennten Schulter und den halbierten Ärmel gibt er sicher ein befremdliches Bild ab. Die Ankunft der Bodentruppen mit weiteren Verletzen bemerkt er gar nicht. Zu tief ist er in seine Trance versunken.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 10. Jan. 2004, 14:14 Uhr
Als die narge das Schiff stürmten, war Jolanthe entsetzt vor ihnen geflüchtet und hatte sich in ihrer Kabine verbarrikadiert.
Sie saß auf dem Boden der Kabine und die Erinnerungen stürtzten auf sie ein.
Feuer - Schreie - viele Narge die die Menschen abschlachteten, wie Vieh - Qualm, Rauch - die ängstlichen Schreie ihrer Mutter - die Rufe ihres Vaters, sie sollte sich in SIcherheit bringen... Erdrückende Stille...

Die Kampfgeräusche verebben und auch ihre Erinnerungen verblassen wieder. Schließlich steht sie auf und schellt sich einen Feigling. Sie hat die anderen im Stich gelassen.
Entschlossen greift sie ihren Dolch und tritt hinaus auf's Deck. Doch dort sind die Kämpfe schon vorbei und Lyn und die anderen kümmern sich um die Verletzten. Sie steckt ihren Dolch in den Gürtel und holt ihre Kräuter.
Dann hockt sie sich neben Lyn, der einen Krieger versorgt und hilft ihm dabei.
"Wie geht es Euch?", fragt sie Lyn, sieht ihn dabei nicht an. "Es tut mir leid. Ich war feige. Ich wollte euch nicht im Stich lassen, aber die Angst hat mich überwältigt.
Doch das ist keine Entschuldigung.", sagt sie leise reumütig.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Lyn am 10. Jan. 2004, 19:15 Uhr
OOC: Rückblende zu der Zeit nach dem ersten Gefecht der Windkind mit den Nargen und vor dem Eintreffen der Bodentruppen.


Lyn hatte sich gerade den Verletzten abgeliefert und sich, noch erschöpft von der Heilmagie, auf den Stuhl fallen lassen als ihn Jolanthe anspricht. "Sehr erschöpft" antwortet er und beginnt auch gleich von den Verwundeten zu erzählen, dass er seine Wunde in der Seite geheilt hat und die Rippen erst gerichtet werden müssten ehe weitere Heilmagie gewirkt werden könne. Doch dann geht ihn auf was sie ihm eigentlich gesagt hat. Im Stich gelassen? Sicher sie war nicht bei denen gewesen, die ihn vor dem Narg gerettet hatten als er auf den Boden liegend seinen Angriffen ausgewichen war nachdem sein Blitzzauber nicht die erwartete Wirkung gezeigt hatte. Aber so hatte er das bislang gar nicht aufgefasst. Schießlich war es nicht der einzige Narg gewesen der an Bord gekommen war und er hatte sie bei der Abwehr der übrigen geglaubt.
"Ihr braucht euch nicht zu entschuldigen" antwortet er schließlich. "Manchmal ist es besser seiner Furcht zu folgen als sich aus falsch verstandenen Ehrgefühl heraus, in unnötige Gefahr zu bringen. Nicht jeder ist zum Krieger bestimmt aber nur deswegen ist man noch nicht weniger wert."



Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Jan. 2004, 07:57 Uhr
OOC: Rückblende

Galrin hat nach der Schlacht alle Hände voll zu tun, Caewlins Reiter und Fußsoldaten auf dem Windschiff unterzubringen, um sie zum Dammweg zu bringen.

Ich habe das Gefühl, als flöge ich sie direkt an die Tore von Sithechs Reich und in den sicheren Tod., denkt der Nordmann bedrückt, gibt aber den Befehl, heiße Suppe und Brot zu bringen, damit die Kämpfer gestärkt in die Schlacht ziehen.

Nachdem die "Windkind" abgehoben und Fahrt aufgenommen hat, begibt sich der Kapitän ins Unterdeck, wo er auf Jolanthe und Lyn trifft, die sich um die Verletzten kümmern. Als er die Beiden anspricht, sieht Jolanthe nicht zu ihm auf, sondern verbindet weiterhin das Bein eines Besatzungsmitgliedes mit gesenktem Blick, als hätte sie Angst vor ihrem Verlobten. Lyn tastet nach seinem Sprachstein, als er den Schiffsbauer ansieht und wieder einmal klingt die Stimme in Galrins Kopf: "Sie fühlt sich schuldig, weil sie vor dem Kampf geflohen ist und sich eingeschlossen hat."

Der Nordmann nickt, kniet sich dann neben Jolanthe und umarmt sie schweigend. Als sie ihm daraufhin ihr Gesicht zuwendet, hebt er mit unendlich zärtlicher Hand ihr Kinn etwas an und küßt sie direkt auf ihre roten Lippen. Es ist kein besonders langer Kuß, aber in ihm liegen so viel Liebe und Verlangen, so daß diese Gefühle Jolanthe einhüllen wie eine warme Decke.
Schließlich erhebt sich Galrin und sagt leise: "Wenn Du hier fertig bist, komm bitte in unsere Kabine. Ich möchte mit Dir reden." Dann verläßt der Nordmann den Raum.

Mit zielgerichtetem Schritt läuft er durch das Unterdeck, vorbei an den Pferden und den Soldaten Caewlin von Sturmendes, die es sich im Schiffsbauch so bequem wie möglich gemacht haben und von denen einige essen, andere schlafen und die dritten sich unterhalten.
Für so manchen hat der Kapitän ein freundliches Wort oder auch nur ein Schulterklopfen übrig, bevor er wieder eine Treppe ins Mitteldeck hinaufsteigt und seine Kajüte betritt. Dort setzt er sich an den breiten Tisch, seufzt, holt Feder und Tintenfaß und beginnt zu schreiben.
Als Jolanthe nach Abschluß ihrer Arbeiten zu ihm in die Kajüte kommt, streut der Nordmann gerade Sand über das Pergament, um die Tinte zu trocknen.

"Was schreibst Du da?", fragt die Halbelfe mit einem Lächeln, während sie zögerlich auf ihren Liebsten zugeht.
"Meinen letzten Willen, für den Fall, daß ich in der kommenden Schlacht... Du weißt schon.", antwortet Galrin leise, während er das Pergament zusammenrollt und es seiner Verlobten aushändigt, "Hier."

Jolanthe nimmt das Pergament entgegen und entrollt es. In schön geschwungenen Buchstaben steht darauf:

Ich, Galrin Ragnarsson, Sohn von Ragnar Eriksson und seiner Frau Freydis Ingvarsdottir, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, tue hiermit meinen letzten Willen kund und wünsche, daß dieser im Falle meines Todes unbedingt erfüllt werde.
Der Erbanspruch auf die Drachenschiffe "Große Schlange" und "Sturmvogel" gehen auf meinen Bruder Sven Ragnarsson über. Er ist zwar etwas ungestüm, doch bin ich sicher, daß er mit diesen Schiffen seine Bestimmung erreicht.
Meiner Schwester Anadis vermache ich meinen Gedichtband "See und Sterne", von dem ich weiß, daß sie ihn sehr liebt, zusätzlich zu einer jährlichen Leibrente von fünfhundert Goldstücken, damit sie ihre Studien an einer Magierakademie ihrer Wahl erfolgreich zum Abschluß bringen kann.
Meinen übrigen weltlichen Besitz, einschließlich der Werft in Talyra, des Langhauses in Dirholmar und des Windschiffes "Windkind", vermache meiner Verlobten Jolanthe. Sie war mir in den letzten Wochen und Monaten die treueste Gefährtin und jeder soll wissen, daß ich sie geheiratet hätte, wäre ich aus dieser Schlacht zurückgekehrt.

Per aspera ad astra.

Gegeben auf der Windkind im Winter des Jahres der Nargenschlacht bei Liam Cailidh,

Galrin Ragnarsson

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 11. Jan. 2004, 08:20 Uhr
Jolanthe steigen die Tränen in die Augen, als sie dies liest und ungläubig sieht sie Galrin an, als sie fertig ist, mit Lesen.
Dann wirft sie das Pergament auf den Tisch. Setzt sich auf Galrins Schoß und umarmt ihn, so fest, als wolle sie ihn nie mehr wieder loslassen. Ihr Gesicht ist tränenüberströmt. Sie nimmt Galrins Gesicht in ihre schmalen Hände sieht ihm verzweifelt in die Augen und schluchtzt: "Warum hast du solche Gedanken? Vielleicht ist es richtig, aber..., aber... du wirst nicht sterben, du darfst nicht sterben! Die Götter können nicht so grausam sein!"

Langsam beruhigt sie sich wieder und fasst einen Entschluss: Wenn dies die letzten Stunden mit ihrem geliebten Galrin sein sollten, dann sollen es die schönsten sein!
Sie küsst ihn. Leidenschaftlich, zärtlich und voller Liebe. Er soll wieder Mut fassen und seine Hoffnung nicht aufgeben.

Sie fasst auch noch einen zweiten Entschluss: Sie wird ihre Angst überwinden. Und beim nächsten Angriff wird sie mitkämpfen. Das ist sie Galrin und den anderen schuldig.
Sie kann jagen und somit mit Pfeil und Bogen und Dolch umgehen und sie hat sich schon oft genug gegen wilde Tiere verteidigt. Also wird es ja wohl nicht so schwer sein, gegen die Narge zu kämpfen!  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Jan. 2004, 08:39 Uhr
"Ich weiß, mein Herz.", antwortet Galrin mit sanfter Stimme, "Es ist ja auch nur zur Sicherheit... falls doch etwas passieren sollte."

Als sich Jolanthe auf seinen Schoß setzt, wird der Nordmann etwas rot und sie fühlt etwas Festes an ihrem Unterleib. "Verzeih, Liebste.", flüstert Galrin, "Aber ich bin immerhin nur ein Mann, dem eine schöne Frau nicht einfach so auf den Schoß springen darf, ohne daß das gewisse Reaktionen zur Folge hat."

Noch nie hat der Schiffsbauer seine Gefährtin so begehrt wie jetzt, doch er hält sich zurück, weil er diesen Zauber zwischen ihnen nicht zerstören will. Zudem haben sie noch nie miteinander geschlafen und der Nordmann möchte abwarten, bis auch die liebliche Halbelfe bereit ist, Inaris Tanz mit ihm gemeinsam zu begehen.

"Liebste, ich möchte, daß Du eines weißt: Wenn wir aus dieser Schlacht zurückkehren, werden wir eine weite Reise unternehmen. Wir werden uns die Welt ansehen und viele Wunder entdecken, die vor uns noch niemand erblickt hat.
Aber ich möchte diese Reise als Dein Ehemann antreten und Dich daher bitten, in eine baldige Heirat mit mir einzustimmen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 11. Jan. 2004, 17:45 Uhr
"Wenn es möglich wäre, würde ich dich noch heute heiraten!", sagt Jolanthe und lächelt.
Hitze steigt ihr ins Gesicht, doch nicht nur ihr Gesicht ist heiß. Mit einem Mal scheint ihr ganzer Körper zu glühen.
Glücklich spürt sie, dass auch sie Galrin begehrt. Sie spürt: jetzt ist der Moment gekommen.
Wie immer, wenn sie aufgeregt oder nervös ist, streicht sie sich durch die Haare.
Doch dann küsst sie Galrin. Diesmal leidentschaftlich und fordernd...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Jan. 2004, 22:40 Uhr
Die Leidenschaft treibt die Halbelfe und den Nordmann hinweg und gemeinsam sinken die Beiden auf das große Bett, das in der Kajüte steht. Zärtlich und unendlich langsam entkleiden sich die Liebenden und verlieren sich in Wärme und Liebe, Berühren und Streicheln, Fühlen und Gefühltwerden.
Voll Liebe und Verlangen küssen sich Jolanthe und Galrin, tauschen Zärtlichkeiten aus, und als sie schließlich eins werden, drehen sich in Galrins Geist glühende Feuerräder. Glücklich schmiegt sich der Nordmann an seine Verlobte, bedeckt ihren Körper mit vielen kleinen Küssen und liebkost sie voll Sehnsucht und Leidenschaft.

Als das Paar nach dem Liebestanz gemeinsam unter der weichen Daunendecke liegt, hält Galrin seine Jolanthe in den Armen, als wolle er die zierliche Halbelfe niemals wieder weiter als einen Zoll von sich selbst wissen. Glücklich schlafen die Verliebten ein, wissend, daß sie nach Abschluß des Feldzuges nicht mehr lange auf ihre eigene Hochzeit warten müssen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 12. Jan. 2004, 13:01 Uhr
Als Jolanthe am nächsten Morgen aufwacht durchströmt sie ein Gefühl von vollkommenem Glück und Zufriedenheit. Sie schmiegt sich eng an Galrin und streicht dem Schlafendem leicht und liebevoll über's Gesicht. Und eine große Welle von Liebe durchflutet sie, als sie an die vergangene Nacht zurück denkt.
Er war so zärtlich gewesen und so vorsichtig, dass es überhaupt nicht wehgetan hatte. Sie hatte jede einzelne seiner Berührungen genossen und sich gewünscht, dieser Moment würde nie vorrüber gehen.

Sie träumt noch ein bisschen weiter, aber dann fällt ihr ein, dass sie hier nicht weiter so müßig liegenbleiben kann. Sie muss nach den Verletzten sehen und, wenn ihr dazu Zeit blieb, beim Frühstück machen helfen.
Alle hatten einen schweren Tag hinter sich und sie brauchten unbedingt Stärkung.
Also verlässt leise dass Bett, ohne Galrin aufzuwecken, nicht ohne ihm vorher noch einen leichten Kuss auf die Wange zu geben, und zieht sich an.
Sie hat zwar auch ein Kleid mit, doch ohne zu überlegen, zieht sie ihre Hose, die festen Stiefel und das Oberteil an und bindet sich den Umhang um.
In diesen Sachen fühlt sie sich wohler und hat auch wesentlich mehr Bewegungsfreiheit. Und sie ist sich sicher, dass sie diese heute noch brauchen wird.

Sie tritt hinaus auf's Deck. Es ist stürmisch und der Wind fährt ihr durch die Haare, die sie zu einem geflochtenen Pferdeschwanz zusammengefasst hat.
Sie entdeckt Eliphas an der Reling. Unheimlich sieht er aus, wei er dort an der Reling steht, mit seinem großen schwarzen Mantel, der sich im Wind bauscht.
Doch Jolanthe schiebt ihre Vorunrteile beiseite, fasst sich ein Herz und geht auf Eliphas zu.
"Guten Morgen Meister Eliphas", begrüßt sie ihn und deutet einen Knicks an, "ich hoffe Ihr habt eine erholsame Nacht hinter Euch."
Am liebsten würde sie gleich ihre Bitte vortragen, doch sie will nicht unhöflich sein. Und wer weiß, vielleicht konnte sie mit ihm auch ein gutes gespräch führen, wenn sie erst mal ihre Scheu überwunden hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 12. Jan. 2004, 23:18 Uhr
Viel Zeit bleibt Eliphas und Jolanthe nicht für ihre Unterhaltung. Kurz nachdem die "Windkind" Caewlins Truppen abgesetzt hat, zieht das Windschiff gemeinsam mit den Männern des Sturmlords und der Reiterei des Herrn von Tarascon in den Kampf.
Eliphas wird auf das Schlachtfeld hinuntergebracht, das Cron und seine Leute hinterlassen haben und belebt einige der Narge wieder, die er gegen ihre ehemaligen Brüder in den Kampf schickt. Die Besatzung des fliegenden Schiffes jedoch rüstet sich zum Kampf gegen die Bestien.
Und was für ein Kampf wird das: Schwere Felsbrocken stürzen aus dem Bauch des Giganten auf die Narge hernieder, zerschmettern Glieder und Leiber der Echsenwesen und reißen gemeinsam mit den schweren Ballisten große Lücken in die Reihen der Angreifer. Lyn, Jolanthe und die Bogenschützen lassen den gefiederten Tod auf die ungeschlachten Monster herabschwirren und grüne Flammen schießen empor, als der Zauber des Vathyrn den Streitwagen der Narge verzehrt.

Als schließlich einer der Narge auf die Idee kommt, das Schiff zu erklettern, überläßt der Kapitän dem treuen Gunnar das Ruder und liefert sich auf der Rah des unteren Segels, siebzig Schritt über dem gefrorenen Boden, einen verbissenen Kampf, den der Nordmann knapp gewinnt.
Kaum ist er wieder sicher an Bord, wird Galrin von Jolanthe in die Arme geschlossen. Sie hat den Kampf von der Aufzugluke aus mitverfolgt und Todesängste um ihren Verlobten ausgestanden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 14. Jan. 2004, 00:03 Uhr
Nachdem die Schlacht vorüber ist, läßt Galrin das Windschiff über dem Kriegsschauplatz ankern und verläßt mit einigen Besatzungsmitgliedern die "Windkind". Auf Bahren und in Tragetüchern werden viele Verletzte vom Schlachtfeld zum Aufzug geschafft und in das fliegende Schiff gebracht.
Anschließend werden die Segel gesetzt und das Windschiff eilt zu den Zelten der Heiler, um dort Hilfe für die Verwundeten zu holen.
Jolanthe kümmert sich wieder um ihre Patienten an Bord, wäscht und verbindet Wunden und macht es den Kämpfern, die während der Verteidigung Liam Cailidhs verwundet wurden, so bequem wie möglich.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 15. Jan. 2004, 07:53 Uhr
Nachdem die "Windkind" das Lager der Heiler erreicht und die Verwundeten in die fürsorgliche Hilfe der Frauen und Männer auf dem Boden übergeben hat, kehrt die Besatzung, diesmal allerdings ohne Lyn, an Bord zurück.
Galrin selbst begibt sich in seine Kajüte und entkleidet sich. Nachdem er sich gewaschen und mit einer frischen Tunika versehen hat, wirft sich der Schiffsbauer auf das große Bett und starrt schweigend zu der Holzdecke über seinem Kopf hinauf.

So viele Tote, so viele Verwundete. Kaum einer der Bodentruppen hat keine Verletzung davongetragen, während ich hier oben liege und putzmunter bin. Werden das die Leute als Feigheit deuten?

Der Kopf des Kapitäns dröhnt wie ein Bronzegong, so sehr hat er sich in den letzten Stunden, seit dem zärtlichen Zusammensein mit Jolanthe, verausgabt.

Sobald wir wieder in Talyra sind und ein paar Tage haben verstreichen lassen, werden wir die lange Reise mit der "Windkind" antreten. Aber wohin? Jolanthe meinte, sie wolle Dirholmar einmal sehen und mir auch ihr Heimatland zeigen. Warum nicht?

Galrin erhebt sich und geht zu seinem Schreibtisch, wo er eine Karte der Immerlande entrollt und sie mit nachdenklichem Blick mustert. Immer wieder vergleicht der Schiffsbauer dabei Entfernungen und Richtungen, mißt und rechnet, und wird dabei immer schläfriger, bis er schließlich, den Kopf auf den Armen, am Tisch zusammensinkt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Jan. 2004, 00:35 Uhr
Der schlafende Galrin schnarcht leise und die Feder auf seinem Schreibtisch, mit der er kurz zuvor noch Entfernungen und Reisezeiten auf einem Stück Pergament aufgeschrieben hat, bewegt sich sanft im Atemrhytmus des Kapitäns.

Plötzlich hämmert der junge Haldan an die Tür der Kapitänskajüte. Mit unwilligem Grunzen erhebt sich der Nordmann und öffnet. Kaum scheint auch nur ein dünner Lichtspalt aus der Kajüte in den Vorraum, da stößt Haldan die Tür auf und berichtet Galrin, was er gehört hat. Die Worte sprudeln nur so aus dem Mund des Jungen heraus, wobei sich immer wieder die Bruchstücke "Olyvar" "verletzt" und "Morgana" wiederholen.

Galrin verliert keine Zeit. Mit nackten Füßen rennt der Schiffsbauer zum Aufzug und läßt sich eilends auf die Erde hinunter schaffen. Nach nicht einmal fünf Minuten ist der Kapitän wieder da und scheucht die Mannschaft mit lauten Rufen an die Arbeit. Das Windschiff nimmt Fahrt auf und wendet den Bug in Richtung Morgensonne. Weit im Osten liegt Talyra, wo sie Loba die Wölfin aus dem Faeyris-Tempel holen sollen, um Lord Olyvar zu retten.
Mit geblähten Segeln rauscht das Windschiff über die Wipfel des Larisgrüns. Der Sturm, der den kühnen Luftfahrern in den letzten Tagen das Leben so schwer gemacht hat, ist zu einem kräftigen Wind geworden, der jedoch gleichmäßig bläst und daher eine rasche Fahrt der "Windkind" ermöglicht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Jan. 2004, 18:13 Uhr
Nachdem die "Windkind" die Priesterin Loba an Bord genommen hat, eilt das schlanke Schiff abermals in Richtung Liam Cailidh.
Der Kapitän hat die Frau in eine Kabine am Heck bringen lassen, so daß sie einen guten Ausblick auf die vorbeiziehende Landschaft hat. Auch hat er ihr etwas zu essen bringen lassen, denn Galrin ist der Meinung, daß nur in einem satten und zufriedenen Körper ein gesunder Geist steckt. Überdies hat der Nordmann seinem Passagier einen Wollmantel bereitgelegt, damit Loba nicht friert, wenn sie den Wunsch verspüren sollte, auf das Deck hinauszugehen.

Mit sanftem Rauschen schwebt das Windschiff in etwa zweihundert Schritt Höhe dahin. Die nun, im Winter, weitestgehend blattlosen Bäume des Larisgrüns scheinen mit ihren Ästen nach dem fliegenden Giganten greifen zu wollen, doch unbeirrt zieht die "Windkind" ihre Bahn. Die schneeweißen Segel fangen den Wind ein und knarren leise, das Ruder führt das Fahrzeug sicher durch die Lüfte und obwohl der Himmel bedeckt ist und immer wieder Schnee und Regen einander abwechseln, kümmert sich die Mannschaft darum, das Windschiff schnellstmöglich wieder nach Liam Cailidh zurückzubringen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Niniane am 19. Jan. 2004, 20:50 Uhr
Niniane stützt die Hand auf die Hüfte und sieht den Nordmann von der Höhe ihrer Jagdstute herab gelassen an. "Laß es schaukeln, Nordmann," erwidert sie mit ihrem Katzengrinsen. Mag er in das geschmolzene Gold ihrer Augen hineinlesen, was er will.
Anarvendis steht so still wie eine Statue im Aufzugskorb und auch Prins macht eher den Eindruck gelangweilter Neugier auf vier Ponyhufen, als daß er irgendwelche Nervosität zeigte - ganz anders als Kizumu, doch ihre Unruhe zielt in eine völlig andere Richtung. Anders als auf die Pferde kann Niniane jedoch auf die Feuerelbin nicht beruhigend einwirken - wissen die Götter, sie hatte es versucht. Auf dem Schiff angekommen werden die Pferde unter Deck geführt, und Niniane bleibt mit Kizumu an der Reling stehen. Wind fährt in ihr Haar und zerrt an ihrem Umhang. Sie legt die Hände schützend um ihren Leib. So, hat sich also schon herumgesprochen, daß ich die Gefährtin des Tronjers bin. Ich frage mich nur, wie lange es dauert, bis auch die ganze Stadt von dem Kind weiß... Noch ist nicht viel zu sehen, aber in den letzten Wochen hatte ihr Leib sich doch merklich gerundet und für jemanden, der seine Augen benutzte und zwei und zwei zusammenzählte, war es offensichtlich.
Sie legt ihren Arm um Kizumu neben ihr, um ihr Trost und Halt zu geben und dabei selbst Nähe suchend. Olyvar verletzt... und schwer verletzt, so sparsam wie alle darüber sprechen. Und Cron? Nein.... wenn ihm etwas schlimmes zugestoßen wäre, wüßte ich es. Ich wüßte es!
"Loba ist bei Olyvar, Kizumu. Du hast Ragnarsson gehört. Sie ist die beste Heilerin Rohas, sie wird ihm ganz bestimmt helfen können.... und du bist bald bei ihm."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Kizumu am 19. Jan. 2004, 22:42 Uhr
Während sie in dem Aufzugskorb zum Schiff hinauffahren, zieht sie sich wieder zurück, sucht die Kraft, die sie braucht, wappnet sich, um Olyvars Verletzungen zu begegnen. Irgendetwas an Ragnarssons Antwort hatte sie einen Moment irritiert, doch sie hatte sich lieber auf die aufkeimende Hoffnung gestürzt. Er muss leben..
Die Pferde werden von zwei Knechten unter Deck geführt und sie und Niniane bleiben an der Reling stehen, den Blick auf die entschwindenden Dächer Talyras gerichtet. Doch sie nimmt kaum etwas von dem berauschendem Anblick wahr, sondern hängt ihren Gedanken nach. Der erste Kuss vor der Inarinacht, als sie Ierás betrunken vor dem Katei gefunden hatten, die Nähe die davor, im Grünen Aal zwischen ihnen geherrscht hatte, seine Hände auf ihrer Haut, sein Lächeln, die kleinen Narben auf seinem Körper... >Loba ist bei Olyvar, Kizumu. Du hast Ragnarsson gehört. Sie ist die beste Heilerin Rohas, sie wird ihm ganz bestimmt helfen können.... und du bist bald bei ihm.< Ninianes sanfte Stimme reißt sie aus ihren Gedanken und zum ersten Mal fällt ihr die Höhe in der sie schweben auf. "Ja..Loba." Sie hatte die Hohepriesterin lange nicht gesehen und sie weiß nicht, wie oft ihr Sohn bei ihr war im letzten halben Jahr. "Ich hoffe, er wartet auf mich." Die Feuerbergelbin nimmt die Unterlippe zwischen die Zähne um die Tränen daran zu hindern, aus ihren Augen zu quellen und versucht ein Grinsen. Der Wald unter ihnen eilt dahin, die Windkind hat Fahrt aufgenommen, die Segel gebläht und Ragnarsson steht stolz und sicher am Steuerrad. Es dauert seine Zeit, bis die Ruinen endlich in Sicht kommen und diese Zeit vergeht in Schweigen. Niniane... min Ija. Sie kommt nicht weiter, das Kreisen über dem Lazarett lenkt ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich, doch diese drei Worte drücken tiefe Dankbarkeit aus, sie ahnt, dass sie die letzten Stunden nicht alleine heil überstanden hätte.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 19. Jan. 2004, 22:44 Uhr
Mit einem spitzbübischen Lächeln blickt Galrin der Elfe in ihre goldschimmernden Augen und schüttelt den Kopf: "Ich fürchte, ich kann Eurem Wunsch nicht ganz entsprechen. Zumindest nicht, solange wir die Pferde und Eure Begleiterin an Bord haben. Und ich bin mir sicher, im Sommer werdet Ihr eine solche Schaukelpartie auch besser genießen können."

Nach einem kurzen Augenzwinkern begibt sich der Kapitän auf die Ruderplattform, wo er das Ruderrad ergreift und den Befehl zum Ablegen gibt.
Die beiden Frauen bleiben an der Reling stehen, während die Segel gesetzt werden und das Schiff auf Kurs geht. Die "Windkind" läßt die Stadt hinter sich, steigt langsam höher und zieht über die Wipfel und Täler dahin. Immer wieder sehen die Tiere des Waldes zu dem fliegenden Schiff hinauf, als wüßten sie, daß die Protektorin des Larisgrüns sich dort befindet.

Während die "Windkind" mit ihren Passagieren dahinfliegt, läßt sich der Kapitän von einem Knecht seine Harfe bringen. Mit nachdenklichem Gesicht setzt er sich auf die Stufen zur Ruderplattform, schlägt einige Saiten an und spielt dann eine sehr sanfte Melodie, die wie in weiten, langen Wellen über das Deck des Schiffes schwebt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Jan. 2004, 09:06 Uhr
Als die "Windkind" die Ruinen von Liam Cailidh erreicht, läßt Galrin die Segel reffen und das Schiff langsam tiefer sinken. Der untere Mast wird aufgeholt und das Windschiff setzt zur Landung an.
Mit sanftem Rumpeln legt sich der hölzerne Koloß auf den Boden, die seitlichen Türen an der Reling werden geöffnet und die Rampen zum Boden hinabgelassen, mit denen man das Schiff sicher verlassen kann. Zunächst werden die beiden Pferde aus dem Schiffsbauch hervorgeholt und ihren Reiterinnen wieder übergeben, dann tragen die Männer und Frauen der "Windkind" die Vorräte und das Verbandsmaterial von Bord.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Jan. 2004, 13:26 Uhr
Schließlich kehrt Galrin an Bord des Windschiffes zurück. Es ist schon dunkel und die Laternen auf der "Windkind" erleuchten das Deck und die nähere Umgebung. Für die Nacht werden die Rampen an der Reling nach oben gezogen und die Pforten geschlossen.
Der Schiffsbauer begibt sich derweil in seine Kajüte, wo er Jolanthe in einem Sessel schlafend vorfindet. Die liebliche Halbelfe hat offenbar auf ihn gewartet, doch war sie dann eingeschlummert. Unendlich vorsichtig, um seine Verlobte nicht zu wecken, hebt der Nordmann das zarte Wesen auf seine Arme und trägt Jolanthe zum Bett hinüber. Ihre Schuhe und die Hose zieht er ihr aus, ebenso das lange Übergewand, das die Halbelfe noch trägt. Mit liebevollem Blick deckt Galrin sie zu und legt sich dann, nachdem er sich ebenfalls entkleidet hat, an ihre Seite.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 22. Jan. 2004, 10:47 Uhr
Jolanthe regt sich unruhig, wie Galrin sie ins Bett legt, doch sie wird nicht wach. Sie ist viel zu erschöpft und schlummert, eng an ihren Geliebten gekuschelt, weiter.

Als sie am nächsten Morgen aufwacht, wundert sie sich erstmal, dass sie entkleidet, im Bett neben Gakrin liegt. Sie hatte doch auf dem Sessel gesessen und auf ihr gewartet, sie musste wohl eingeschlafen sein.
In diesem Moment regt sich Galrin neben ihr und schlägt die Augen auf.
"Guten Morgen mein lieber Bär", sagt sie leise und liebevoll und gibt ihm einen Kuss.
Galrin gähnt und fragt schließlich:"Warum hast du denn gestern noch so lange auf mich gewartet?"
"Das weißt d doch ganz genau!", schmunzelt Jolanthe und küsst ihn leidenschaftlich.
Sie spürt ihre Lust und prompt wird sie rot. Doch Galrin nimmt sie sanft in die Arme. Sie zieht ihre Unterklammotten aus und überlässt sich ihrer Lust.
So holten sie nach, was sie letzte Nacht versäumt hatten.

Später steht Jolanthe schließlich auf. Galrin war wieder eingeschlafen. Zärtlich sieht sie ihn an, zieht sich an und geht dann in die Kombüse des Schiffes, um Frühstück zu machen. Es muss noch sehr früh sein, denn viele schlafen noch und auch die Kombüse ist leer.
Der einzige, der dort steht und sie erwartungsoll anblickt ist Kirion.
Freudig begrüßt sie ihn und er umstreicht schnurrend ihre Beine und lässt sich von ihr verwöhnen.

Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht um dich gekümmert habe, mein Lieber! Wie geht es dir und wo warst du während des Kampfes? Ich hoffe du bist nicht verletzt!
Mir geht es gut. Ich war,...Hab mich versteckt. Die sind so groß!
Auch ich war feige, auch ich hab mich versteckt. Obwohl ich hätte Rache nehmen sollen!
Du hattest Angst!

Dankbar streicht sie Kirion über den Kopf, da sie weiß, dass er sie versteht. Doch sie wundert sich. Sie muss sich erstmal hinsetzen. Die Thelepathie hatte sie angestrent. Das war normal, aber es hatte sie wesentlich mehr angestrengt, als sonst. Sie hatte nur abgebrochene kurze Sätze ihm "senden" können, und von ihm auch nicht viel verstanden.
Kirion strich ihr nun bettelnd um die BEine und sie schob den GEdanken beiseite.
Sie gab ihm siene Schcüssel Milch und bereitete dann das Frühstück für sich und Galrin zu.

Dann brachte sie es Galrin ans Bett und weckte ihn sanft. GAlrin frühstückte wie immer mit einem Bärenhunger und  Jolanthe fütterte ihn teilweise liebevoll. Doch sie selber trank nur ein bisschen und mochte nichts essen.
"Was ist los mit dir, Geliebte?", fragte Galrin besorgt, "Wirst du krank?"
"Ich wieß nicht", antwortete sie, "Ich bin glaub ich einfach noch zu erschöpft, vom Versorgen der vielen Kranken. Ich werde später etwas essen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Jan. 2004, 12:14 Uhr
Nachdem Galrin gegessen hat, beobachtet er seine Liebste mit sorgenvoller Miene. Er weiß nicht genau, was er von ihrer Appetitlosigkeit halten soll, doch dann nickt er.

"Wenn Du müde bist, mein Herz, solltest Du noch etwas schlafen. Du hast Dich wirklich überanstrengt und ich möchte nicht, daß Du wieder krank wirst. Habe ich Dir heute übrigens schon gesagt, daß ich Dich liebe?"

Jolanthe blickt den Nordmann prüfend an, denkt einen Augenblick nach und schüttelt dann den Kopf, was Galrin dazu veranlaßt, sie nochmals in die Arme zu nehmen.

"Dann wird es Zeit, das nachzuholen: Ich liebe Dich, mein Schatz."

Die Halbelfe kuschelt sich in die Arme ihres Verlobten, erwidert seine Küsse und seufzt traurig auf, als er sie schließlich doch loslassen muß und sich ankleidet.

"Ich habe noch etwas zu erledigen, Liebste. Aber keine Sorge, ich bleibe nicht lange."

An der Tür angekommen, dreht Galrin sich nochmals um und zwinkert seiner Verlobten zu, bevor er sich in den Laderaum begibt. Dort schlafen die Besatzungsmitglieder, wobei jedoch einige davon bereits wach sind und sich leise unterhalten. Der Schiffsbauer begrüßt seine Leute mit freundlichen Worten und lädt sie ein, sich heute einen Tag "an Land" zu gönnen. Es ist unwahrscheinlich, daß die "Windkind" heute benötigt wird, da die Vorräte herangeschafft, die Verletzten nach Talyra gebracht und die Narge besiegt worden sind. So soll lediglich eine "Kernbesatzung" an Bord bleiben, während der Rest der Mannschaft die Umgebung erkunden kann.

Galrin selbst geht zu einem Holzverschlag im Laderaum, aus dem ein Kratzen zu hören ist. Als er die Tür öffnet, springt ihm mit einem Jaulen Garok, Kaneys Hund, entgegen. Das Tier hatte zwar immer wieder Futter und Wasser bekommen, doch ist es für den Hund, der bis dahin sogar kaum Häuser kannte, unnatürlich, in einem Schiffsrumpf eingesperrt zu sein.
Der Kapitän bindet dem Hund ein Seil locker um die Schultern, so daß sich Garok nicht erwürgen kann und führt ihn an dieser provisorischen Leine durch den Schiffsrumpf hinauf zum Oberdeck. Über eine der Rampen, die Galrin zuvor herabläßt, erreichen der Schiffsbauer und der Hund den festen Boden. Mit einem Lächeln im Gesicht gibt der Nordmann Garok einen Klaps und fordert ihn auf: "Los, mein Junge, such Kaney."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Jan. 2004, 07:43 Uhr
Schließlich kehrt Galrin wieder auf sein Schiff zurück. Die "Windkind" liegt so still da, als wäre sie ein Fels. Langsam geht der Kapitän die Rampe hinauf und setzt sich, in seinen Mantel gewickelt, auf die Stufen zur Ruderplattform. Der stechende Geruch der Totenfeuer weht zu dem Schiffsbauer herüber, doch Galrins abwesender Blick zeugt davon, daß er den Gestank nur wie aus weiter Ferne registriert.

Wieviele Kämpfer mögen wohl hier ihr Leben gelassen haben?, denkt der Nordmann traurig, Wieviele Söhne und Töchter Talyras sind ausgezogen, die Narge zu bekämpfen und steigen nun als Rauch zu den Göttern empor?

Mit einem Seufzer erhebt sich der Kapitän und kehrt in das Innere des Schiffes zurück.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 27. Jan. 2004, 14:06 Uhr
Als Galrin mit einem nachdenklichen, etwas trübsinnigen Gesicht zur Kajüte hineinkommt, vertreibt Jolanthe ihm diese trüben Gedanken, indem sie ihm einen zärtlichen Kuss gibt.
Dann setzt sie sich auf die Bettkante und deutet him sich enben sie zu setzen. Sie hat den ganzen Tag auf dem schiff gearbeitet und nun, da die Schlacht vorbei ist und man in die Zukunft schauen kann, hat sie ein Gedanke den ganzen Tag nicht mehr losgelassen:
Galrins und ihre Hochzeit.
So kommt sie denn auch ohne Umschweife zur Sache, indem sie fragt: "Wie werden bei euch eigentlich Hochzeiten gefeiert? Und wie hast du dir unsere vorgestellt, Galrin?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Jan. 2004, 18:55 Uhr
Der Schiffsbauer wird, als er in die Kajüte unter dem Achterdeck zurückkehrt, von seiner Jolanthe empfangen. Zunächst ist Galrin sehr schweigsam und verschlossen, gedenkt er doch immer noch der Toten, die im Krieg gegen die Narge gefallen sind. Viele Familien werden in Talyra trauern, wenn das Heer zurückkehrt. Es war nötig, die Narge aufzuhalten, doch die Menschen haben dafür einen bitteren Preis bezahlt.

Nach einiger Zeit gelingt es jedoch der Halbelfe, ihren Liebsten aus seiner Lethargie zu reißen. Und als sie ihn bittet, von den Hochzeitsbräuchen in Normand zu erzählen, lächelt er ein wenig und schildert ihr die Hochzeitsriten seines Heimatlandes in den buntesten Farben. Dabei vergißt er weder die Brautkrone, welche die Braut als Zeichen ihrer Hochzeit trägt, noch den "Brautlauf", ein Wettrennen zwischen den Angehörigen und Freunden der Braut und der Familie des Bräutigams. Dieser Wettlauf wird nach der Trauung auf dem Weg vom Altar zur Festtafel ausgetragen. Die Partei, die ihn verliert, muß beim folgenden Festmahl ihre Gegner mit Bier versorgen, was meist mit Lachen und Scherzen gern in Kauf genommen wird.

Bei der Erwähnung ihrer Angehörigen wird das Gesicht der Halbelfe etwas melancholisch. Der Nordmann merkt das sehr wohl, legt seinen Arm um die Schultern Jolanthes und drückt sie sanft an sich. Immerhin weiß er, daß die Eltern seiner Verlobten nicht mehr leben. Allerdings fällt ihm eine Lösung ein. "Es ist nicht nötig, so zu heiraten.", lächelt Galrin verschmitzt, "Doch hat es einen gewissen Reiz. Und ich bin sicher, in meiner Familie und auch in den Menschen in Talyra werden sich genug Personen finden, die gern den Platz Deiner Sippe einnehmen werden. Meine Schwester wird es sich nicht nehmen lassen, ihre künftige Schwägerin tatkräftig zu unterstützen. Und Alwine wird sicher ebenfalls für Dich laufen wollen, wenn es darum geht, mich als 'Bediensteten' zum Bierausschenken zu verdonnern."

Bei den letzten Worten hellt sich Jolanthes Gesicht deutlich auf und Galrin gibt ihr einen Kuß.

"Aber die Frage, die Du mir gestellt hast, möchte ich zurückgeben: Wie hast Du Dir unsere Hochzeit vorgestellt, Liebste? Wen möchtest Du einladen und wo möchtest Du heiraten?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 31. Jan. 2004, 19:29 Uhr
Jpolanthe lächelt.
"Ich freue mich schon darauf deine ganze Familie kennenzulernen!", sagt sie, "Tja, und da sind nur zwei, die ich kenne, die ich gerne dabei haben würde: Lyn, ich glaube in ihm habe ich einen Freund gefunden und von ihm kann ich noch viel lernen.
Und Morgana. Schließlich wäre ohne sie unsere Hochzeit gar nicht möglich..." Lächelnd, doch gleichzeitig mit einer Gänsehaut erinnert sie sich daran, wie Morgana Galrin damals das Leben gerettet hatte.
Dann kommt der Halbelfe eine Idee und ihre Augen leuchten bei der Vorstellung.
"Was hältst du davon, wenn wir auf der Windkind heiraten? Mitten in der Luft! Unter uns die blühende Landschaft der Immerlande."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Feb. 2004, 17:11 Uhr
Galrin hört seiner Verlobten aufmerksam zu und nickt schließlich, als sie vorschlägt, doch auf der "Windkind" zu heiraten. Die Idee gefällt ihm und in seinem Kopf spuken Gedanken von einem geschmückten Windschiff herum.

"Das ist eine meiner Meinung nach sehr gute Idee, Liebste. Aber Morgana wirst Du dazu überreden müssen, daß sie nochmals einen Fuß auf dieses Schiff setzt. Die gute Frau hat mehr Höhenangst als ein liebeskranker Regenwurm und steigt wohl freiwillig nicht höher als auf einen Teppich."

Die letzten Worte hat der Schiffsbauer mit einem Lächeln um die Lippen gesprochen und dabei den Kopf ein wenig schräg gelegt, wie immer, wenn er gute Laune hat oder ihn eine angenehme Vorstellung beschäftigt.
Mit einigen Schritten ist der Nordmann an der Tür, stellt sich in Positur und imitiert einen hochgestellten Priester, der zwei Liebende in den Hafen der Ehe führt.

"Liebe Brautgäste,", sagt er, "wir haben uns heute zusammengefunden, um Jolanthe aus dem Elbenreich und Galrin, den Sohn von Ragnar Eriksson, im Bunde der Ehe zu vereinen. Damit jedoch jene Frau sich der Unterstützung dieses Mannes sicher sein kann, so sei ihm für jetzt und immerdar beschieden, ihr treu und redlich zu dienen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen."

Galrin hat sich bemüht, sich das Lachen zu verbeißen, doch bei dem Treuegelöbnis bricht sich seine Erheiterung mit Macht ihre Bahn. Mit einem befreiten Lachen läßt sich der Schiffsbauer wieder auf das Bett plumpsen und streckt sich nach Herzenslust. Die eisblauen Augen des Nordmannes ruhen voll Liebe auf Jolanthe, die seinen Blick zärtlich erwidert.

"Ich liebe Dich, Jolanthe.", sagt er mit weicher Stimme und eine einzelne Träne rollt über seine rechte Wange, "Was wäre nur, wenn ich nicht an diesem Abend in der Harfe gewesen wäre?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 04. Feb. 2004, 10:38 Uhr
Bei Galrins kleinem Schauspiel muss Joalnthe grinsen und an sich halten, dass sie nicht anfängt zu lachen.
Als er sich neben ihr auf's Bett fallen lässt und eine Träne des Glücks ihm die Wange runterrollt, gibt sie ihm einen langen zärtlichen Kuss.
"Dann wären wir uns irgendwo anders begegnet, da bin ich mir sicher!", antwortet sie auf seine Frage.

Es ist spät geworden und schließlich gehen die beiden ins Bett. Und nur der Mond sieht, was geschieht, bevor Jolanthe schließlich glücklich in Galrins Armen einschläft.

Feuer, Schreie, Narge, überall Narge...
Blut, Rauch...
"Jolanthe, bring dich in Sicherheit! Lauf!"
"Mama! Papa!"
"Hilfe!"
"Lauf Jolanthe, lauf!"
Sie kann sich nicht von der Stelle rühren.
Hitze, beissender Qualm, und Schreie, immer wieder Schreie, Todesschreie...


Keuchend wacht Jolanthe auf. Sieht sich panisch um.
Alles ist düster. Es war wieder nur ein Traum. Neben ihr liegt Galrin und schläft ruhig.
Ihr ist heiß und sie schwitzt. Ihr Herz klopft wie verrückt.
Leise steht sie auf, um Galrin nicht zu wecken.
Sie geht zum Fenster.
Sie versucht sich zu beruhigen, doch der Albtraum lässt sie nicht los.
Sie schaut durchs Fenster.
Dunkler Himmel, der Mond scheint.
Irgendwo das Licht eines Feuers.

Und wieder stürtzt alles auf sie ein. Der Albtraum scheint zum Leben zu erwachen.
Sie schreit vor Entsetzen auf, krümmt sich und bricht weinend zusammen.
Eng zusammengekauert liegt sie weinend und schluchzend auf dem Boden.
Sie hält sich die Ohren zu und hat die Augen fest geschlossen. Doch die Schreie und die Erinnerungen sind zu stark.
Sie stürmen auf Jolanthe ein.
Sie liegt auf dem Boden und betet, dass es endlich aufhörne möge.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 04. Feb. 2004, 14:32 Uhr
Galrin erwacht, als er ein Schluchzen hört. Mit einem Ruck setzt er sich im Bett auf und sieht sich um. Durch das Fenster scheint, fahl wie ein Leichentuch, das Mondlicht herein und beleuchtet eine Gestalt, die mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegt und zu unhörbaren Worten die Lippen bewegt.

"Jolanthe!"

Mit diesem gellenden Schrei fliegt der Schiffsbauer förmlich unter den Decken hervor, eilt auf seine Liebste zu und umarmt sie. Zunächst wehrt sie sich und versetzt dem Nordmann einen Kinnhaken, der seine Zähne schmerzhaft aufeinander knirschen läßt. Schließlich merkt die Halbelfe jedoch, daß es Galrin ist, der sie umarmt und der sie trösten will. Sie klammert sich an ihn und verbirgt ihr Gesicht an seiner Brust. Langsam verstummen die Schreie in ihrem Kopf und es herrscht Stille. Nur das Pochen von Galrins Herz dringt noch an ihre Ohren und für den Nordmann ist ein gelegentliches Schluchzen seiner Liebsten das einzige Geräusch, das hörbar ist.

Ganz leise, wie ein Vater zu seinem Kind, spricht der Nordmann zu seiner Gefährtin: "Shhhhh... Du hast geträumt, mein Schatz. Ich bin bei Dir, hörst Du? Ich bin bei Dir und Dir wird nichts geschehen." Dabei wiegt der große Mann die zierliche Frau in seinen Armen, bis sie sich endgültig beruhigt hat. Dann hebt er sie auf seine Arme, trägt sie zum Bett und deckt sie fürsorglich zu.
In diesem Moment klopft es leise an der Tür. Gunnar, der Galrins Schrei gehört hat, steht draußen und fragt vorsichtig, ob etwas geschehen sei. Der Schiffsbauer will zunächst den Kopf schütteln, sagt dann aber: "Hol ein paar Leute an Deck... wir heben ab. Ich will auf jeden Fall mindestens zwanzig Meter Luft zwischen uns und dem Boden haben."

Kurze Zeit später schwebt das Windschiff, von seinem Anker gehalten, wieder hoch in der Luft, die Mannschaft ist wieder im Schiffsbauch verschwunden und Galrin liegt neben Jolanthe im Bett. Mit sanfter Hand streicht er seiner Verlobten über das Haar und die Wange, küßt sie zärtlich auf die Stirn und blickt mit seinen eisblauen Augen direkt in ihre himmelblauen.

"Wir fliegen wieder, mein Herz. Niemand kann Dich erreichen, der Dir etwas Böses will. Hab keine Angst."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 08. Feb. 2004, 14:32 Uhr
Als der Morgen über dem Lager hereinbricht, schwebt die "Windkind" schon wieder in sicherer Höhe über den Zelten. Weiß glitzern die Segel im ersten Licht des neuen Tages und die bunten Flaggen wehen leicht im Wind.
Der Kapitän des fliegenden Giganten hat es sich nicht nehmen lassen, die aufgehende Sonne zu begrüßen. Galrin hat sich auf den Vordersteven des Windschiffes gesetzt, seine Harfe zur Hand genommen und stimmt eine fröhliche Melodie an. Drei Matrosen, unter ihnen der Schmied Beinar, die soeben das Deck sauber gemacht haben, hören ihrem Herrn zu und singen lachend mit, als der Nordmann den Refrain anstimmt:

"Heyho, ein Feuerlein brennt...
und vorbei ist die Schlacht für die Narge!
"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 10. Feb. 2004, 11:21 Uhr
Jolanthe wacht am Morgen mit Kopfschmerzen auf. Mit Grauen erinnert sie sich an die vergange Nacht.
Doch spürt sie auch noch die Gebrogenheit von Galrins Armen und die Sicherheit. Sie beschließt es ihm zu erzählen. Vielleicht würde es ihr besser gehen, wenn sie mit jemandem darüber sprechen würde.
Sie seufzt, steht auf und zieht sich an.
Von draußen schallt Galrins fröhlicher Gesang zu ihr herein und schon hebt sich ihre Laune ein bisschen.

Sie tritt hinaus an Deck und begrüßt Galrin mit einem Kuss. Er singt fröhlich sein Lied weiter. Sie setzt sich kurz neben ihn, doch kurz darauf steht sie auf und geht zur Reling.
Der Wind fegt ihr durch die Haare und sie schaut in die Ferne.

Galrin merkt, dass es seiner Geliebten immer nochnicht so gut geht und geht zu ihr und legt ihr fürsorglich den Arm um die Schultern.
Sie lehnt sich an ihn und anch einer Weile beginnt sie zu erzählen:
"Ich glaube, ich war sechs Jahre alt, es ist lange her. Ich wuchs in einem kleinen Dorf am Rande eines Waldes auf.
Es war ein heißer trockener Sommertag.
Meine Mutter, sie war eine Elfe, musste gespürt haben, dass etwas nicht stimmte. Sie verbot mir an diesem Tag in den Wald zu gehen.
Gegen Mittag kamen sie...", sie stockte, doch dann erzählte sie weiter,
" Die Narge überfielen unser Dorf. Es kam überraschend, ohne Vorwarnung. Sie plünderten und Schnitten allen die Kehle durch, die nicht schnell genug flüchten konnten.
Sie steckten die Häuser in Brand.
Wir hatten uns in unser Haus geflüchtet und waren eingeschlossen.
Die Narge durchbrachen die Tür...
Mein Vater kämpfte, doch... Sie stießen ihn nieder, aber sie töteten ihn nicht gleich, es machte ihnen Spaß ihn zu quälen...
Meine Mutter versuchte sich zu wehren, doch sie verge...", sie schluckte, "vergewaltigten sie vor meinen und meines Vaters Augen.
Dann setzten sie das Haus in Brand und schlossen uns darin ein.
Meine Eltern rührten sich nicht mehr und schrie nur noch vor Angst.
Es war der Zauberer, der mich schließlich  mit Hilfe seiner Magie rettete..."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Feb. 2004, 14:07 Uhr
Während Jolanthe von den Erlebnissen ihrer Kindheit berichtet, hört Galrin nur zu. Doch seine Miene spricht Bände. Die Augenbrauen des Nordmannes kriechen über den Augen herab, bis sie pelzigen Raupen ähneln, und die Lippen des Schiffsbauers werden schmal und weiß, so fest preßt er sie aufeinander.

"Ich verstehe.", knurrt Galrin mit zusammengebissenen Zähnen. Dann weist er mit der Hand in die Richtung, in der das Schlachtfeld von Liam Cailidh liegt: "Vielleicht waren die Narge, die Deine Eltern getötet haben, draußen bei dem Angriff dabei und vermodern nun auf dem Schlachtfeld. Vielleicht waren sie es auch nicht. Wir können immerhin versuchen, sie ausfindig zu machen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 12. Feb. 2004, 17:00 Uhr
Noch während Galrin mit Jolanthe spricht, späht der Schiffsbauer über die Reling in die Tiefe. Unten entdeckt er Caewlin, der zum Zelt der Heilerin Morgana hinüber geht. Plötzlich scheint dem Kapitän etwas einzufallen und er erhebt sich von der Reling, auf der er bislang gesessen hat. Nach einem innigen Kuß, den er seiner Verlobten gibt, lächelt er Jolanthe an: "Ich muß kurz mit Lord Caewlin sprechen. Bin sofort zurück." Dann verschwindet er mit dem Aufzug nach unten.

Nach etwa zehn Minuten ist der Schiffsbauer wieder da. Galrin ruft die Mannschaft zusammen und läßt sie auf dem Mitteldeck antreten, während er selbst von der Ruderplattform zu den Männern und Frauen spricht:

"Meine Freunde, wie Ihr vielleicht wißt, ist für heute abend eine kleine Siegesfeier angekündigt worden. Zeit also für Euch, Euch vom Kampf zu erholen und mit den anderen, die für die Freiheit Talyras gestritten haben, zu zechen. Doch Lord Caewlin, und wie ich gestehen muß auch ich, machen uns Sorgen um die Sicherheit der Novizinnen und Heilerinnen, die dort unten zwischen den Soldaten sitzen. Allzu leicht könnte ein betrunkener Soldat über eine der Frauen herfallen und dann hätten wir einen Toten mehr.
Daher haben Caewlin von Sturmende und ich beschlossen, die Heilerinnen auf die "Windkind" zu schaffen, um sie dem Zugriff der Soldaten zu entziehen. Darüber hinaus werden die wirklich schwer verletzten Streiter ebenfalls auf das Schiff gebracht. Einen Transport auf den Ochsen- und Pferdekarren zurück nach Talyra würden sie wohl nicht überleben."

Galrin macht eine Pause und läßt seinen Blick von einem zum anderen wandern. Dann spricht er weiter:

"Wer also vor hat, sich bei der Feier heute abend von Met und Bier nicht fernhalten zu lassen, der darf auf dem Boden feiern und trinken, was ihm beliebt. Derselbe Matrose muß aber damit klar kommen, daß man ihn bis Sonnenaufgang nicht auf das Schiff lassen wird. Wer also hier oben schlafen will, bleibt dem Alkohol fern. Verstanden?"

Zustimmendes Gemurmel unter den Gefolgsleuten Galrins ist die Antwort. Nachdem der Schiffsbauer seinen Leuten erklärt hat, daß sie niemanden, auch ihn selbst nicht, bis zum Sonnenaufgang auf das Schiff zu lassen haben, gibt er abschließend den Befehl, das Schiff für die Unterbringung der Heilerinnen sowie der Schwerstverletzten vorzubereiten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Schilama am 12. Feb. 2004, 19:58 Uhr
Schilama hatte noch eine Weile auf dem Strohballen gesessen, bis Morgana kurz Zeit für sie hatte. Das Gespräch war relativ kurz, aber dafür war die Entscheidung um so klarer, ich werde mich um die Schwerverletzten kümmern, die auf das Windschiff gebracht werden. Als es dunkel wird, schaut sie sich mit ein paar Novizinnen noch mal die Patienten in ihrem Zelt an, drei der Verwundeten würden auf jeden Fall schon vor dem Fest mit nach oben kommen, da sie diese auf keinen Fall allein lassen wird, in ihrem Zustand, aber natürlich gibt es noch einige andere, für die ein Wagentransport außer Frage steht, aber diese können zur Not auch noch morgen zum Windschiff gebracht werden. Nachdem sie ein paar Männer gefunden hat, die gerade nichts zu tun haben, lässt sie die drei Verwundeten zu der Stelle tragen wo das Windschiff hoch über dem Boden schwebt, mahnt die Männer dabei aber dauernd, auch ja vorsichtig zu sein. Mistress sieht sie auch irgendwo bei den Novizinnen und auch von Morganas Zelt kommen ein paar Männer mit Verwundeten an, die wohl ebenfalls auf Windschiff gebracht werden sollen. Als der Korb vom Luftgiganten heruntergelassen wird, steigt sie erstmal mit drei Novizinnen ein, um zu überprüfen, ob oben in der Luft alles da ist, was sie für die Patienten brauchen. Ein wenig komisch ist es schon, aber wenn man das erste mal fliegt, ist das wohl kein Wunder und sie kann nicht sagen das es ihr unangenehm ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 13. Feb. 2004, 08:36 Uhr
Als der Aufzug quietschend nach oben gezogen wird, schaukelt er leicht im kalten Wind. Eine Novizin, die sich mit Schilama zunächst an Bord umsehen will, preßt die Lippen zusammen und kneift die Augen zu. Aber die Hand Schilamas auf ihrer Schulter beruhigt das Mädchen soweit, daß sie nicht aufschreit.

Schließlich erreicht der offene Holzkasten die "Windkind" und verschwindet in der Luke im Vorschiff. Unter dem Korb wird der Holzdeckel geschlossen , so daß niemand hinunterstürzen kann, selbst wenn eine der Heilerinnen beim Verlassen des Aufzugs stolpern sollte.
Galrin, der in dem Aufzugsraum gewartet hat, tritt auf Schilama und die Novizinnen zu und schüttelt ihnen lächelnd die Hand: "Seid gegrüßt, meine Damen. Willkommen an Bord. Ich freue mich, Euch zu sehen." Mit der rechten Hand weist der Nordmann auf eine zierliche Frau, die neben ihm steht und nun ebenfalls die Neuankömmlinge begrüßt.
"Das ist Jolanthe, meine Verlobte und während meiner Abwesenheit die Kommandantin der 'Windkind'."

Der Schiffsbauer führt die vier Frauen durch die Räume der Windkind und zeigt ihnen die Vorbereitungen, die er für die Heilerinnen selbst und die Schwerverletzten hat treffen lassen. Im Unterdeck sind Strohsäcke und weiche Wolldecken ausgelegt worden, um den Frauen und ihren Schützlingen angenehme Schlafstätten zu bieten. Auch frisches Wasser, frisches Leinen zum Verbinden sowie heilende Salben sind zu finden. Zudem haben die aufgestellten Kohlebecken den Raum mollig warm werden lassen und nach der feuchtkalten Luft, die den Frauen draußen ins Gesicht wehte, ist es geradezu eine Wohltat, nun im Warmen zu sein.
Nach der Besichtigung des als Schlafraum umfunktionierten Frachtraumes führt Galrin seine Gäste in den gemeinschaftlichen Speisesaal im Mitteldeck. Dort sind bereits Fässer, Flaschen aufgestellt worden, aus denen man Wasser, Säfte und ähnliche "leichte" Getränke bekommen kann. Die Kombüse, die der Magd und Köchin Alwine untersteht, bereitet sich bereits auf die hungrigen Novizinnen und ihre Patienten vor zu den Privatkabinen, von denen er eine dem Lord Commander und seiner für die Rückreise zur Verfügung stellen will.  

Während die vier Heilerinnen noch das Schiff besichtigen, wird der Aufzug bereits wieder hinunter gelassen und die ersten Verwundeten zusammen mit zwei der Mädchen aus Morganas Gefolge an Bord gebracht. Die Matrosen, die normalerweise zupacken wie Bären, schaffen die Verwundeten behutsam wie rohe Eier in den Schlafraum hinüber, und betten sie dort auf ihre Strohsäcke.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 13. Feb. 2004, 19:40 Uhr
Jolanthe begrüßt Schilama und die andern Novizinnen freundlich und hilft ihnen, ihre Sachen an ihren Platz zu bringen.
"Wenn Ihr Hilfe braucht oder sonst etwas anderes wünscht, lasst es mich wissen. Ich werde erstmal in die Kombüse gehen und dort das Essen vorbereiten. Denn wenn die Männer unten feiern sollen auch wir es ein bisschen gemütlich haben!", wendet sie sich an Schilama.
Sollten doch Galrin und die andern Männer unten ihren Spaß haben. Sie würde dafür sorgen, dass es auch hier oben gemütlich werden würde.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Schilama am 13. Feb. 2004, 19:51 Uhr
Als Schilama erstmals auf der Windschiff ist staunt sie nicht schlecht und kann sich an Deck, einen Blick über die Reling nach unten, trotz allem Ernst nicht verkneifen. Nach der Begrüßung von Galrin und Jolanthe, stellt sie sich ebenfalls, wie auch die Novizinnen und dann schauen sie sich das Schiff an. Es ist für alles gesorgt und zwar von forn bis hinten, hier ist es für die Männer sogar teilweise besser, als im Lager. Die Elbin ist wahrlich erleichtert, als alle Schwerverwundeten erstmal oben sind und auf den provisorischen Betten liegen. Sie überprüft jeden Patient nochmal persönlich, um sicher zu gehen, das während des kleinen Transportes nichts passiert ist. Ein paar von den Verwundeten kennt sie nicht, da sie aus Morganas Zelt stammen, aber das ist auch nicht weiter von Nöten, da eine der Novizinnen aus Morganas Zelt, sie über die Verwundungen der Männer informiert. Als Schilama damit fertig ist, wendet sie sich kurz an Galrin, "eure Männer waren sanft wie Lämmer", scherzt sie, "es geht allen den Umständen entsprechend."

Nach und nach werden auch die Novizinnen und anderen Frauen herauf geschafft und das Lager unter ihnen scheint langsam mit dem Fest zu beginnen. Als Jolanthe sie anspricht, nickt sie und lächelt kurz, "danke, ich werde darauf zurückkommen wenn ich etwas brauche", das Lächeln reicht allerdings nicht ganz bis zu ihren Augen. "Ihr entschuldigt mich...", sagts sie sowohl zu Galrin, als auch zu seiner Verlobten und geht dann auf das Deck. Es ist merkwürdig, auf einem Schiff zu sein, zusätzlich noch auf einem das fliegt, aber es ist schön. Sie geht wieder zu der Reling und schaut nach unten, ich hoffe einer der Rossknechte kümmern sich noch um Destrefin und noch mehr hoffe ich, dass Morgana auf sich aufpasst...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 14. Feb. 2004, 07:20 Uhr
Galrin nickt Schilama lächelnd zu, sieht ihr eine Weile nach und dreht sich dann zu Jolanthe um:

"Mein Herz, ich werde jetzt mit den anderen Männern das Schiff verlassen. Beinar und Thialfi werden bei Euch bleiben. Beinar wegen seiner Frau und seiner Tochter, Thialfi..."

In diesem Moment unterbricht sich der Schiffsbauer selbst und grinst zum Vorderdeck hinüber, wo der soeben erwähnte Seiler Thialfi gerade an Alwine vorbei geht. Die Beiden tauschen verliebte Blicke aus und die Luft knistert geradezu zwischen ihnen. Galrin zwinkert Jolanthe zu und spricht weiter:

"... nun, Du siehst es ja selbst. Die Beiden haben striktes Alkoholverbot und ich verlasse mich darauf, daß Du es durchsetzt."

Der Schiffsbauer umarmt seine Liebste noch einmal, küßt sie innig auf Mund und Wangen und begibt sich dann gemeinsam mit den anderen Männern, die am Boden zechen wollen, zum Aufzug.
Entgegen seiner vorherigen Ankündigung hat der Nordmann zusätzlich zu seiner Decke, unter der er am Boden schlafen will, die Harfe mitgenommen. Dreimal muß der Aufzug der "Windkind" auf und ab rattern, bevor alle feiermütigen Männer auf dem Boden abgesetzt sind.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Mistress Neun am 15. Feb. 2004, 20:23 Uhr
Der Tag ist bereits weit fortgeschritten, als sie sich endlich fertig macht um die Nacht auf dem Schiff zu verbringen. Die Männer, die keiner Obhut bedürfen wurden von ihren Kameraden nach draussen ans Feuer gebracht und die anderen zwei Patienten sind bereits auf dem Weg zum Schiff. Das Zelt ist wie ausgestorben, selbst Iseac haben sie mit nach draussen genommen, samt Pritsche.
Noch einmal lässt sie den Blick durch das Zelt wandern, dann schnappt sie sich ihr Bündel und verlässt es mit einem Seufzer. Sie folgt einigen aufgeregten Novizinnen zu dem Aufzug, vorbei an bereits angeheiterten Männern, die ihr grinsend hinterher schauen. Von irgendwo her dringen Lieder an ihr Ohr und auch weht für einen Moment der Geruch von gebratenem Schwein an sie heran. Am Aufzug angekommen tritt sie direkt mit ein paar Novizinnen in den Korb und lässt sich nach oben verfrachten. Das Schiff wirkt wie ein Geisterschiff, bis auf zwei Mann und einer kleinen Halbelfe ist von der Besatzung niemand mehr da. Sie folgt dem Strom der jungen Mädchen bis auf das Deck, wo sie auch Schilama findet. Lächelnd tritt sie zu der Heilerin und begrüßt sie. Ohne großen Umschweif lässt sie sich von Schilama auf den Stand der Dinge, was die Verletzen angeht, bringen und lässt sich auch gerade den Weg zu den Schlafplätzen weisen. Als sie ihr Bündel dort verstaut hat, macht sie sich auf direktem Weg in die Kombüse. Dort sind schon einige Novizinnen damit beschäftigt, alles für ihre kleine Feier hier oben vorzubereiten. Achim war so frei auch für sie alles zu richten. So duftet es im Schiff bereits schnell nach gebratenen Hühnchen und Schweinefleisch. Sie geht den Mädchen etwas zur Hand und so ist auch bald ein Raum für das Fest fertig.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 17. Feb. 2004, 11:09 Uhr
Jolanthe bereitet mit den anderen in der Kombüse das Festmahl vor und unterhält sich lachend mit den Novizinnen.
Dann tragen sie das Essen auf, bringen auch den Verletzte, die auf ihren Lagern bleiben müssen, etwas zu Essen und alle setzten sich an den Tisch, um zu schmausen.
Lachend unterhalten sich alle und es herrscht eine fröhliche Stimmung.
Jolanthe sitzt neben Schilama und einer anderen Frau. Die beiden unterhalten sich fröhlich und scheinen gute Freunde zu sein.
Gut gelaunt beobachtet jolanthe die gemeinschaft um sie herum. Doch sie kennt außer Alwine und ein ganz paar anderen keinen und kann sich irgendwie nicht richtig in ein Gespräch miteinfügen.
Sie würde gerne die anderen besser kennenlernen, doch sie will nicht aufdringlich sein und schaut deshalb schweigend mit einem Lächeln auf den Lippen in die Runde.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Schilama am 17. Feb. 2004, 12:16 Uhr
Schilama steht noch eine Weile am Deck und lauscht der Nacht und auch dem Fest unter sich. Mistress kommt kurz vorbei und sie sagt ihr mit einem Lächeln wo sie was finden kann. Nachdem selbige weg ist, wohl um ihre Sachen zu verstauen, will die Elbin gerade reingehen, als sie das Lied von Galrin hört, der das ganze mit den schönsten und lustigsten Fersen ausschmückt. Bei einen paar Strophen grinst sie breit, wobei ihre Sorgen beinahe gänzlich verfliegen und bei der letzten ist sie sogar ein wenig Stolz, wird dafür aber auch ein wenig rot. Mir hätte es völlig gerreicht zu "dem Rest" zu gehören, denkt sie.

Nachdem sie noch etwas Luft geschnappt hat, geht sie zu den anderen, die wohl auch alle gelauscht hatten und still gewesen sind, bis das Lied vom Schiffsbauer zuende war, den hier oben war es nur noch schwach zu hören und für die menschlichen Ohren erst recht. Sie setzt sich zu den anderen und feiert mit, soweit sie etwas von feiern versteht. Sie unterhält sich mit Mistress über das was unten alles passiert ist und ein paar mal sind auch etwas lustigere Sachen dabei , die die Stimmung heben.
Dann setzt sich die Verlobte von Galrin, Jolanthe, eine, Halbelfin, wie sie gerade erst richtig bemerkt, zu ihnen. Sie hatte voher nicht auf viel mehr als auf die Unterkunft und die Medikamente geachtet. "Kapitän...", sagt sie mit einem scherzhaften Lächeln und einem Augenzwinkern zu der Halbelfin, hatte sie doch mitbekommen, dass der Nordmann sie in seiner Abwesenheit dazu gemacht hatte. "

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Hedwig am 17. Feb. 2004, 15:14 Uhr
Einige der Novizinnen und die Halbelbin die der Nordmann als seine Verlobte vorgestellt hatte, machen sich daran, das Essen zuzubereiten, während die anderen Tische und Bänke heran holen oder sich um die restlichen Verwundeten kümmern. Hedwig hilft gemeinsam mit Marian dabei, Sitzgelegenheiten heranzutragen und ist ganz froh über diese Ablenkung. So hat sie Gelegenheit ihre Gedanken wieder zu ordnen.
Als schließlich alles vorbereitet ist, setzen sich alle an die langen Tische und das Festessen beginnt. Die Mädchen unterhalten sich, sprechen über ihre Erfahrungen in den Zelten, schwärmen von einigen der jungen Soldaten oder reden über die baldige Rückkehr nach Talyra. Hedwig hat sich etwas von dem Hühnchen genommen, dessen Kruste goldgelb glänzt und lauscht den Gesprächen um sie herum. Nicht weit entfernt erkennt sie Schilama, die Elbin die wie sie bei Morgana arbeitet, daneben Mistress Neun, eine der Freiwilligen und schließlich die Halbelbin Jolanthe. Ob sie in einem der anderen Zelte gewesen ist? Oder war sie die ganze Zeit hier oben. Als sie bemerkt, dass sie die Verlobte des Kapitäns schon eine ganze Weile anstarrt, senkt sie erschrocken den Blick und wendet sich wieder ihrem Hühnchen und dem Gespräch auf ihrer anderen Seite zu.
Endlich scheinen die Musiker unten zu einer Einigung das Lied betreffend gekommen zu sein und wenig später können sie alle das Loblied Galrins hören. Die Frauen sind still geworden um besser zuhören zu können und trotzdem ist das Lied nur leise zu verstehen.
Nach dem Essen sehen einige der Novizinnen nach den Verwundeten, wechseln Verbände und reichen Wasser, während die anderen sich, auf dem Schiff hin und her geheng oder über die Reling auf die feiernden Männer herunter sehend, unterhalten. Hedwig hält sich jedoch aus dem meisten Trubel heraus, noch immer hängen ihre Gedanken bei der Begegnung mit Richard und auch wenn sie sich über den Sieg und die ungebrochene Lebenslust dort unten freut, will ihr kein richtiges Lachen gelingen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 20. Feb. 2004, 09:18 Uhr
Lachend antwortet Jolanthe Schilama: "Und das, wo ich nicht das geringste von Navigation verstehe, geschweige denn ein Schiff steuern kann. Also, wenn Ihr gehofft habt einen kleinen Rundflug zu machen, so muss ich leider enttäuschen. Da müsst Ihr schon warten, bis mein Verlobter nüchtern wieder an Bord ist."
Sie grinst. Von unten ist deutlich das Lied zu hören und sie hört auch Galrins warme sanfte, aber kräftige Stimme heraus.

Später, wie die anderen wieder an die Arbeit gehen und sie die Reste des Festmahles mitabräumt, wendet sie sich nochmal an Schilama.
"Wenn Ihr Hilfe benötigt, so sagt bescheid, auch ich verstehe mich ein wenig auf die Heilkunst. Vielleicht nicht so gut wie Ihr, doch es hat schon manchen das Leben retten können."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Schilama am 20. Feb. 2004, 11:55 Uhr
Schilama lächelt, als sie die Antwort von Jolanthe hört, "ich denke dann lassen wir das Schiff lieber da wo es ist, sonst findet euch euer Verlobter wohlmöglich nicht mehr wieder und das wollen wir ja nicht", erwidert sie nur scherzhaft. Sie und die Halbelfin unterhalten sich während des Festes noch ein wenig. Die Windelbin trinkt und isst noch eine Weile und dann hilft sie beim abräumen des Festmahls und ein paar andere, schaun schonmal nach den Patienten. "Das werde ich, danke." Bei den Männern unten am Boden scheinen aber nur die wenigsten an aufräumen und schlafengehen zu denken, denn man hört von unten immernoch grölende Lieder.
Die meisten Töne die man von unten hört, klingen aber nicht mehr wie ein Lied, als Schilama und die anderen nach den Verwundeten geschaut hat und die Tische vom Festmahl gänzlich abgeräumt sind. Einer der Sänger krächzt sogar, trotz des vielen Mets heiser, als wenn er einen Raben verschluckt hätte und Schilama grinst dabei über beide Ohrenspitzen, jetzt weiß ich wieso mein Gesang als gut und angenehm betrachtet wird, obwohl ich bei den Windelben nicht so gut war, denn gegenüber ihm singe ich ja wie ein Engel.

Als sie auf den Weg zu ihren Schlafquartier ist, begegnet sie Hedwig, das ist sie doch oder?, sie hatte Hedwig noch nicht so oft gesehen und zum Reden blieb bei dem Feldzug ja nicht sehr viel Zeit. Aber dafür hatte Schilama sehr wohl bemerkt, dass das Mädchen bei der Feier nicht unbedingt so fröhlich war, wie die anderen. So entschließt sie sich kurzerhand Hedwig anzusprechen, "ist mit euch alles in Ordnung?", fragt sie trotzdem nur knapp, sie will das Mädchen ja auch nicht bedrängen.    

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 23. Feb. 2004, 08:24 Uhr
Nach der langen Feier geht auch Jolanthe schließlich irgendwann ins Bett.
Dort liegt sie noch eine Weile wach und denkt an Galrin.
Ihr Geliebter liegt jetzt dort unten im Kalten. Sie hätte ihn jetzt gerne bei sich gehabt, aber er hatte es so gewollt und wie man gehört hatte, hatten die Männer unten auch viel Spaß gehabt.
Sie musste lächeln, Morgen würden sie alle stöhnen, wegen ihrer Kopfschmerzen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Mistress Neun am 23. Feb. 2004, 09:24 Uhr
Lange sitzen sie noch am Tisch und unterhalten sich, so wie es Frauen untereinander tun. Doch irgendwann gehen die ersten wieder an die Arbeit und langsam löst sich das Beisammensein auf. Sie hilft der Halbelfin, Jolanthe wie sie aus den Gesprächen erfahren hat, beim Ab- und Aufräumen und begibt sich dann mit einigen Anderen auf das Deck, wo sie über die Reling hinweg die Männer und das Treiben unter ihnen beobachten. Sie scherzt mit einigen Novizinnen über die Männer herum, und nicht nur einmal lauschen sie gespannt den Gesängen, die zu ihnen aufsteigen. Doch die Nacht schreitet schnell voran und immer mehr Mädchen verschwinden in dem Schiffsbauch, um sich schlafen zu legen. Auch bei ihr macht sich langsam die Müdigkeit bemerkbar, auch wenn sie noch gerne eine Weile den Männern am Feuer zugesehen hätte. So macht sie sich auf den Weg eine Lagerstätt für die Nacht zu suchen. Sie findet einige Novizinnen bereits schlafend in der Nähe der Verletzten vor. Leise nimmt sie sich eine Decke und gesellt sich zu ihnen, und schläft fast sofort ein.

Früh wird sie wieder wach, und überraschender Weise fühlt sie sich wirklich ausgeruht. Im Gegensatz zu dem Zelt unten, ist es hier oben angenehm warm und überhaupt nicht stickig. Leise steht sie auf, richtet sich etwas und geht hinauf auf das Deck. Die Luft ist angenehm kühl und leichter Nebel liegt über dem Lager. Sie wirft einen Blick über die Reling und sieht, das unter ihr bereits reges Treiben herrscht. Einige Soldaten sind damit beschäftigt, die restlichen Zelte abzuschlagen und auf die Wagen zu verladen. Leichte Aufregung macht sich bei dem Anblick in ihr breit. Es geht nach Hause.

Eiligen Schrittes macht sie sich auf den Weg zu den Anderen. Sie weckt die Novizinnen mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen und weist ihnen an, alles fertig zu machen, um das Schiff wieder zu verlassen. Die beiden Besatzungsmitglieder richten bereits den Transportkorb und die ersten Mädchen verlassen das Schiff um unten im Lager beim Aufbruch zu helfen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Feb. 2004, 15:01 Uhr
Wieder einmal rattert der Aufzug nach oben und bringt, neben zwei Verwundeten, auch Galrin an Bord zurück. Die im Vorderschiff wartenden Novizinnen, die bereits ihre Decken zur Rückkehr auf den Boden mitgebracht haben, hält er kurz auf:

"Meine Damen, erlaubt mir, kurz das Wort an Euch zu richten. Wie Ihr wißt, befinden sich auf diesem Schiff eine Anzahl an Schwerverletzten, die weiterhin medizinisch versorgt werden müssen. Gemäß der Aussage von Morgana reichen zur Versorgung der Leichtverletzten auf den Ochsenkarren fünf bis maximal zehn von Euch aus. Aber für die schwerer verletzten Männer hier oben benötigen wir nach wie vor Eure Hilfe. Ich will niemanden von Euch zwingen, an Bord zu bleiben. Aber ich bin für jede helfende Hand dankbar, die meiner Verlobten sowie Alwine und Asa während der Heimreise zur Seite steht."

Ohne zu zögern treten zwei der Novizinnen vor und bieten an, bis zur Ankunft in Talyra an Bord zu bleiben. Eine weitere schließt sich kurz darauf an. Man kann immerhin nicht behaupten, daß die Nacht im warmen Schiffsrumpf auf einem bequemen Lager besonders unangenehm gewesen war.
Schließlich sind die jungen Frauen ausgewählt, die an Bord bleiben und der Rest verschwindet mit dem Aufzug nach unten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Schilama am 23. Feb. 2004, 17:02 Uhr
Die Nacht auf dem Windschiff war durchaus bequem, zu eng erschien es ihr auch nicht, aber das liegt wohl daran, dass das Windschiff eben aus Holz ist und nicht aus Stein, wie die meisten Häuser. Am Morgen frühstücken sie noch alle miteinander, aber dann treffen Galrins Leute ein und es herrscht Trubel auf der Windkind. Sie verabschiedet sich noch von Jolanthe und den anderen und  fährt dann mit dem Aufzug auf den Erdboden hinunter.
Schilama wäre wahrscheinlich auf dem Windschiff geblieben, wäre da nicht ihr Pferd, um das sie sich kümmern muss, außerdem kann ich ruhig laufen. Zumal ich ein wenig nach Morgana schaun sollte, sie denkt lieber nicht daran, was das letzte mal passiert ist, als die Heilerin sich überanstrengt hat, auch wenn das wohl kaum wieder passieren würde. Dann setzt der Aufzug auf den Boden aus und die Elbin macht sich ebenfalls zum Aufbruch fertig.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Feb. 2004, 08:12 Uhr
Bei der zweiten Fahrt des Aufzugkorbes nach unten, fährt auch Galrin wieder mit. Er hat sich vorgenommen, den Lord Commander Olyvar von Tarascon persönlich an Bord zu begleiten. Nachdem der hölzerne Kasten auf dem Boden angelangt ist, wird der Hauptmann der Stadtwache kurzerhand samt Kizumu in den Fahrstuhlkorb getragen und dort auf seinem Feldbett so sicher als irgend möglich abgestellt.
Auch die Reittiere der Beiden und der Knappe Olyvars betreten den schwankenden Korb, bevor Galrin den Männern im Schiff ein Zeichen gibt und sich das schwankende Vehikel wieder in Bewegung setzt. Der Knappe, der sich nach Kräften darum bemüht, Prins und Bayvard ruhig zu halten, späht ab und zu ängstlich über den Rand des Korbes in die Tiefe. Aber nichts passiert und schließlich schließt sich die hölzerne Luke unter dem Aufzug und die Passagiere können aussteigen.

Die Fortbewegungsweise des Lord Commanders auf der "Windkind" ändert sich nicht wesentlich zu der, die er auf dem Boden praktiziert hat. Von zwölf kräftigen Nordmannshänden gepackt, wird das Feldbett mit Lord Olyvar und Kizumu hochgehoben und mit viel Gelächter und großem Hallo in eine der Gästekabinen am Heck des Schiffes gebracht. Der Knappe und die beiden Reittiere finden ihren Platz im Unterdeck, wo bereits zwei provisorische Pferdeboxen für Bayvard und Prins, sowie ein weiches Lager für den Gefolgsmann Lord Olyvars auf sie warten. Der Strohsack des Knappen liegt nicht weit von der Treppe entfernt, die zur Kabine des Commander hinauf führt. So kann der Knappe problemlos die Stimme seines Gebieters hören, wenn dieser nach ihm verlangen sollte.

Vorsichtig wird Olyvar von seinem bisherigen Lager auf das breite, mit normandischen Schnitzereien verzierte Bett  hinübergehoben. Der gesamte Raum macht einen sehr sicheren und gemütlichen Eindruck. An der Wand steht ein großer Kleiderschrank, der mit feinen Intarsien geschmückt ist. Die Einlegearbeiten zeigen verschiedene Handwerksszenen aus Normand, wie beispielsweise den Bau eines Langschiffes, das Schmieden einer Klinge, das Aussäen von Korn auf dem Feld und die Jagd auf einen Wal in den Gewässern vor der Küste.
Neben dem Bett stehen zwei Truhen nach Normander Machart, in denen man wohl persönliche Habseligkeiten unterbringen kann. Zwei Kohlebecken spenden Wärme und die Talglichter in den sechseckigen Laternen erhellen den Raum, wenn es draußen dunkel ist. Doch zur Zeit sind die Laternen nicht nötig, denn durch die großen Glasfenster hinter dem Bett dringt mehr als genug Licht herein. Blickt man aus diesen Fenstern hinaus, so schaut man über die Weiten des Larisgrüns, erblickt die Türme von Liam Cailidh und kann in der Ferne das Schlachtfeld ausmachen.

Mit einer kurzen Verbeugung verabschiedet sich Galrin von seinen Gästen und sagt: "Mylord, Mylady... wenn Ihr irgendetwas brauchen solltet, so ruft, und es wird Euch nach besten Möglichkeiten geholfen. Ich wünsche Euch einen angenehmen Aufenthalt an Bord."
Dann schließt der Schiffsbauer die Tür und läßt die beiden Liebenden allein.

Schnurstracks geht der Nordmann anschließend die Treppe zu seiner eigenen Kajüte hinauf und öffnet die Tür. Jolanthe, die soeben aus dem Fenster gesehen hat, und sich nun umdreht, wirft mit einem Jubelschrei die Arme empor, umarmt ihren Liebsten und bedeckt sein Gesicht mit Küssen. Zwischen zwei Zärtlichkeiten kann Galrin gerade noch murmeln: "Ihr Götter... ich liebe sie."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Feb. 2004, 00:46 Uhr
Nach einer schier ewig dauernden Umarmung, Dutzenden von Küssen und anderen Liebkosungen, gibt der Schiffsbauer seine Liebste wieder frei. Mit einem Lächeln hält er sie trotzdem noch immer fest und betrachtet sie von Kopf bis Fuß.

"Ich stelle fest,", so sagt der Nordmann mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck, "daß Du von Tag zu Tag schöner wirst, mein Herzblatt."

In diesem Moment ertönen von draußen die Hörner, die zum Aufbruch mahnen. Der Nordmann faßt seine Verlobte am Arm und zieht sie mit sich hinaus auf das Deck und hinauf auf die Ruderplattform. Dort wirft Galrin einen prüfenden Blick zu dem Wimpel hinauf, der oben am Masttop flattert, und einen über die Reling nach unten, wo sich der Heerzug formiert hat, um nach Talyra zurückzukehren.

Das "Segel fallen! Anker auf! Klar zum Ablegen!" des Kapitäns schallt über das Deck. Noch während der schwere Eisenanker von vier Matrosen am Gangspill herauf gezogen wird, blähen sich über dem Deck und unter dem Kiel des Windschiffes schon die schneeweißen Segel.
Langsam, um gerade so eben mit dem Heerzug Schritt zu halten, nimmt das Windschiff Fahrt auf. Es ist weder Galrins Wunsch, noch Sinn und Zweck der Fahrt, den Gefährten am Boden davonzufliegen. Stattdessen gleitet die "Windkind" mit verhaltener Kraft über dem Heertroß dahin. Das Letzte, was die Luftfahrer, und auch Olyvar von Tarascon in seiner Kabine, von Liam Cailidh sehen, ist der Königsturm, der in der Sonne glänzt wie ein seltener Diamant.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 26. Feb. 2004, 22:06 Uhr
Kizumu und er werden auf die Windkind gebracht, mit dem schwankenden Korb nach oben gezogen - wobei er sich grübelnd fragt, ob hier vielleicht Magie im Spiel ist, denn wie sonst könnten drei Menschen und zwei Pferde an Seilwinden nach oben gebracht werden? - und in einer Kabine am Heck untergebracht. Ihre Pferde verschwinden im Bauch des Windschiffes, ebenso wie Mattis, der fröhlich verkündet, schon für alles zu sorgen. Irgendwie hatte den Jungen der Höhenkoller erwischt, er kann seine Nase gar nicht weit genug in den Wind halten. Galrins Knechte tragen das Feldbett in die Kabine und heben ihn trotz seiner Proteste von der harten, unbequemen Pritsche hinüber auf ein breites, wundervoll weiches Bett. Nach dem wochenlangen Lagerleben des Feldzuges in seinem spartanischen Zelt  - und das mitten im Winter - ist die Unterbringung auf der Windkind eine Wohltat. Wenn auch nicht groß, ist der Raum, den Galrin ihm und Kizumu überlassen hat, warm und behaglich. Das wuchtiges Bett - mit einer richtigen Matratze anstatt Strohmatten und weichen Daunendecken - nimmt den meisten Platz darin ein und ein Schrank mit Schnitzereien die gegenüberliegende Wand. Es gibt verzierte Truhen und, als Gipfel des Luxus, hinter dem Bett ein niedrig gesetztes, breites Fenster mit bleigefaßten Glasscheiben. Ihm wird allein vom Hinaussehen schwindlig. Kaum hat Galrin sie allein gelassen, kuscheln sie sich unter den Decken aneinander wie junge Kätzchen im Nest und schlafen beinahe sofort wieder ein. Ihrer beider Nacht war zu kurz und er hat immer noch Fieber und ist entsetzlich schwach. Das letzte, das er hört, ist Galrins tiefe Stimme, die irgendetwas von fallenden Segeln und ablegenden Ankern brüllt, und dann hat er plötzlich das Gefühl, im Traum zu schweben: Leicht wie eine Feder und geschüttelt vom Fieber trägt ihn eine unsichtbare Hand höher und höher und höher hinauf.

Von den nächsten Tagen bleiben ihm auch nach Jahren nur unzusammenhängende Bildfetzen in Erinnerung - das Fieber setzt sich in seiner Brust fest und der letzte klare Gedanke, den er hat, ist der, daß Morgana ihn bestimmt ausschimpfen würde, wenn er den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr erlebt. Er nimmt nichts mehr wirklich wahr: nicht das Schiff, nicht seinen Flug, nicht den Raum um ihn her, nur daß er bei jedem Atemzug buchstäblich zu ertrinken scheint - die Luft gurgelt in seiner Lunge und dringt nur röchelnd und stoßweise aus seiner Kehle. Manchmal meint er Kizumu zu sehen, die an seinem Lager sitzt, ihn zwingt, Tee zu trinken und seine schweißnasse Haut mit gekühltem Pfefferminzwasser abwäscht. Es verwandelt sich auf seinem fiebrigen Körper so schnell in Dampf, daß der ganze Raum davon erfüllt ist. Ab und an taucht das besorgte Gesicht Galrins aus verschwommenen Schatten, dessen Mund lautlose Wörter formt, die er nicht verstehen kann.  Ab und an sieht er Mattis, der mit brennenden Talglichten spielt und bei ihm wacht. Ein endloses Meer vereister Baumwipfel, zieht tief unter ihm hinweg und einmal Männern in blauen Mänteln, klein wie holzgeschnitzte Spielfiguren. Kizumu, die sich, als der Schüttelfrost seinen Körper vor Kälte zucken läßt, unter ein halbes Dutzend Decken zu ihm legt, um ihn mit ihrem eigenen Körper zu wärmen. "Verlaß mich nicht," hatte er in ihr Haar gemurmelt, den Geruch von Apfelblüten in der Nase. Aber er stirbt nicht, als das Windschiff über Tiefwald vor Anker geht und auch nicht, als sie über die Feste Drotian hinwegsegeln - und als sie den Kreuzweg erreichen ist er immer noch am Leben.
Er wacht auf und um ihn her ist nichts als pechschwarze Finsternis - nicht einmal durch das Fenster fällt das Licht von Mond oder Sternen. Seltsam. Seine Kehle ist so ausgedörrt wie die Wüste zur Trockenzeit und seine Gliedmaßen fühlen sich allesamt an wie wacklige Sülze, aber dennoch geht es ihm alles in allem irgendwie besser - auch wenn er einen Moment braucht, bis er begreift, daß das Fieber endlich gesunken ist. Noch immer fühlt sich seine Haut warm an - zu warm - aber wenigstens glüht er nicht mehr. Plötzlich flammt eines der Talglichter neben dem Bett auf und in seinem Licht kann er blinzelnd Kizumus übernächtigtes Gesicht sehen. Sie fragt ihn, wie er sich fühle und er antwortet prompt: "Hungrig. Mo cridhe," krächzt er. "Gib mir Wasser."  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Feb. 2004, 08:48 Uhr
Als das fliegende Schiff mit seinen Passagieren den Kreuzweg erreicht, ist es bereits wieder Nacht. Mit nachdenklichem Blick lehnt der Schiffsbauer an der Reling und blickt auf das lagernde Heer hinab. Unten brennen einige Feuer und die Soldaten versuchen, so eng als möglich zusammenzurücken, um sich vor der Kälte zu schützen.
Plötzlich berührt eine Hand den Kapitän an der Schulter. Als er wie ein erschrecktes Eichhörnchen herumfährt, erblickt er Gunnar, der hinter Galrin steht und mit ernster Miene meldet, man habe kaum noch Feuerholz an Bord, benötige aber welches, um das Abendmahl zuzubereiten.

Galrin nickt: "In Ordnung, Gunnar. Nimm Dir drei Leute und holt welches. Im Wald gibt es sicher noch genug davon."

Wenig später setzt sich der Korb unter dem Windschiff erneut in Bewegung. Abwärts geht es ganz leicht, doch der Weg zurück nach oben wäre ohne das Übersetzungsgetriebe nicht zu schaffen. Einmal mehr dankt Galrin im Stillen dem mächtigen Schmied Sil und seinem Gehilfen Maekar, die mit solcherlei Wundern das Leben für die Menschen vereinfachen.

Als Galrin schließlich noch einen Rundgang über sein Schiff unternimmt, und an der Kabine des Lord Commander und seiner Liebsten vorbei kommt, fragt er sich in Gedanken, ob Lord Olyvar wohl in der Lage wäre, die Stadt Talyra als der ruhmreiche Feldherr zu begrüßen, den Galrin in ihm sieht.
Loba die Wölfing und Morgana hatten alles Erdenkliche für den Lord Commander getan und Galrin schickt ein stummes Dankesgebet zu den Göttern empor, daß der Commander seinen Lebenswillen wiedergefunden hat und bald wieder für Ordnung in Talyra sorgen kann.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 27. Feb. 2004, 13:50 Uhr
Jolanthe tritt auf die Reling und begrüßt ihren Verlobten mit einem zärtlichen Kuss.
"Ich bin froh, dass jetzt alles vorbei ist.", sagt sie und sieht verträumt in die Ferne.
Dann spricht sie das Thema an, was sie schon länger beschäftigt.
"Duu,", sagt sie zögerlich aber mit einem lockenden Strahlen in der Stimme, "Wann wollen wir denn heiraten? Und wen nehmen wir überhaupt als Trauzeugen?"
Von unten herauf schaut sie ihm in seine graublauen Augen

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 27. Feb. 2004, 15:22 Uhr
Eliphas hatte sich frühzeitg von der geselligen Runde verabschiedet.  Er bereute es nicht , denn der Aufbruch erfolgte am nächsten morgen sehr früh, und obwohl man dem einen oder anderen ansah, dass ihm der Met noch in den Knochen steckte wurde das Lager in erstaunlich schneller Zeit aufgelöst und der Tross machte sich auf einen beschwerlichen und langen Rückweg. Es schien, als hätten sich nach den Nargen nun auch die Elmente gegen sie verschworen, denn es schneite und stürmte und sowohl die Windkind in der Luft , als auch die Truppen am Boden kamen mehr schlecht als recht voran.

Eliphas blieb die meiste Zeit unter Deck in seiner Kammer. Obwohl die Windkind bis zum Bersten mit Menschen, Waffen und Dingen jeglicher Art angefüllt war, hatte Eliphas die Kabine nach wie vor für sich allein.

Wenn er ab und zu über das Schiff ging, fing er das ein oder andere Gespräch auf. Anscheinend ging es dem Lord Commander wieder schlechter. Die ganze Stimmung an Bord hatte etwas Bedrückendes und das Wetter tat sein übriges um ihnen einen schnellen Heimweg  zu erschweren.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Feb. 2004, 17:08 Uhr
Galrin lächelt seine Liebste an, als diese sich zu ihm auf die Ruderplattform gesellt. Den Kuß, den sie ihm gibt, erwidert er liebevoll und nickt, als sie ihrer Freude darüber Ausdruck verleiht, daß nun der Krieg vorbei sei.

"Damit hast Du recht, mein Lieb'. Es ist gut, zu wissen, daß es nun wieder heimwärts geht und daß die Bedrohung für Talyra abgewendet ist. Nicht mehr lange, dann sind wir zuhause."
Als die zierliche Halbelfe auf die bevorstehende Hochzeit zu sprechen kommt, zwinkert ihr der Nordmann zu und antwortet verschmitzt: "So bald als möglich. Ich werde nach unserer Rückkehr meine Familie benachrichtigen und dann.... tja, dann heißt es warten, bis sie hier sind. Vermutlich werden wir uns noch ein paar Siebentage gedulden müssen, Liebste. Was die Trauzeugen angeht, überlasse ich die Auswahl gern Dir. Doch sei sicher, daß die Heilfrau Morgana sicher keinen Fuß auf dieses Schiff setzen wird. Und Ihr Gefährte Lyn ist, wie Du vielleicht weißt, verschwunden. Niemand weiß, wohin er gegangen ist. Aber wir werden wohl auch auf ihn verzichten müssen."

Die letzten Worte spricht der Nordmann mit bedrückter Stimme, hatte er den seltsamen Mann doch für seine Schießkunst mit dem Bogen achten gelernt und auch sonst für sein stilles, freundliches Wesen gemocht.
Doch dann blickt Galrin über das Ruder der "Windkind" nach hinten und sein Blick verdüstert sich.
"Da zieht ein Schneesturm auf. Die Segel müssen runter."

Im Nu schallt Galrins Stimme über das Deck und die Segel werden eingeholt. Keine Sekunde zu früh, denn nach kurzer Zeit bricht ein Sturm los, der den Schnee wie Eisnadeln vor sich hertreibt und an Mast und Rumpf zerrt. Die meisten der Männer verschwinden im sicheren Schiffsbauch und auch Jolanthe wird von ihrem Verlobten unter Deck gescheucht. Wer nicht unter Deck gehen kann oder will, bindet sich mit Sicherungsleinen an der Reling und am Mast fest, um nicht über Bord zu gehen. So auch Galrin, der am Ruder stehen bleibt und keinem anderen die Verantwortung über sein Schiff und die Menschen an Bord übertragen will.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 27. Feb. 2004, 17:49 Uhr
Plötzlich gibt es einen scharfen Ruck und Eliphas  hat das Gefühl, als würden ihm die Beine unter dem Leib weggezogen.  Er fällt, kann sich aber ohne allzu grosse Mühe abrollen. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er gesagt, die Windkind sei auf ein Riff gelaufen, doch hier in der Luft gab es keine derartigen Hindernisse und Berge waren meilenweit entfernt.  Eliphas richtet sich auf  und sein Blick fällt auf das Bettgestell. Er sieht, dass es mit Metallstäben in der Schiffswand verankert  und auch  am Boden mit grossen Zimmermansnägeln  unverrückbar fixiert ist.  Selbiges gilt für den kleinen Tisch und den Stuhl daneben. Wie ein richtiges Schiff zum Spielball nicht kontrollierbarer Wellengänge werden kann, so kann auch die Winkind  den unterschiedlichen Luftströmungen ausgeliefert sein  und Stürme waren in der Luft ungleich schwerer als auf dem Wasser. Von einem Bett oder einem Tisch erschlagen zu werden wäre da nichts Unwahrscheinliches.

Eliphas erinnert sich an die besorgten Blicke der Mannschaft, als er das letztemal an Deck war. Manche murmelten, dass sich ein Sturm zusammenbrauen würde und blickten ängstlich in den grauen Himmel.

Ein Strum auf See ist nicht zu unterschätzen, aber wie steht es mit einem Luftschiff, schliesslich ist der freie Fall in die Tiefe nicht mit einem Sturz ins Wasser vergleichbar. Holz schwimmt, aber nicht in der Luft.

Eliphas stoplert aus seiner Kajüte. Die Windkind schwangt wie ein waidwundes Tier und mehr als einmal schlägt Eliphas hart an die Bordwand , dass es ihm die Luft aus den Lungen treibt. Von oben ist Geschrei zu vernehmen und es ist nicht nur das Heulen des Sturms allein

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Feb. 2004, 23:35 Uhr
"Nun habe ich aber genug!", knurrt der Schiffsbauer zwischen den Zähnen hervor, während er das fliegende Schiff mit dem spitzen Rammsporn in den Wind dreht, "Wir haben die Narge überstanden und dann werden wir auch vor einem Sturm nicht kneifen."

Wie ein Spielball wird das Windschiff durch die Luft geschleudert, ächzt und knarrt mit Spanten und Planken wie ein lebendes Wesen und kämpft gegen Sturm und die peitschenden Schneekristalle.

"Alle verfügbaren Mann an die Winde! Wir ziehen den Mast ein und setzen auf dem Boden auf!", ruft der Kapitän seinem ersten Maat zu. Gunnar nickt und hetzt den Niedergang hinab, wobei er fast Eliphas über den Haufen rennt, der die Treppe herauf kommt. Flink wie ein Wiesel drückt sich der Knecht an dem Totenbeschwörer vorbei und scheucht die übrigen Matrosen an die Arbeit. Mit allerlei Stoßgebeten zu Vendis wird der untere Mast eingeholt, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und eine Landung vorzubereiten.
Zwar vertraut der Schiffsbauer auf das Werk seiner Hände, aber er sorgt sich um die Verletzten an Bord, um Lord Olyvar von Tarascon, um seine Verlobte Jolanthe, um den Magier Eliphas und um die Besatzung... Kurz, um die Menschen, die ihm anvertraut sind.

Plötzlich trifft der Sturm das Windschiff schräg von unten, der Bug hebt sich und der schnittige Schiffsleib schießt, wie vom Bogen geschossen, in die Höhe. Die "Windkind" knarrt, als wäre sie gegen einen Berg geprallt, doch der Rumpf aus Immerfroster Steineiche hält. Im Kielraum halten sich die Matrosen an Spanten und Querverstrebungen fest, das Kreischen der Heilerinnen übertönt das Heulen des Sturmes und klirrend gehen einige Tonflaschen mit Säften und Wasser zu Bruch.
Geistesgegenwärtig faßt Eliphas, der den Niedergang in den Kielraum hinabgestiegen ist, nach einer tönernen Schüssel, die anderenfalls auf eine der Anukisnovizinnen hinabgestürzt wäre. Die junge Frau blickt den düsteren Mann dankbar an und lächelt ihm kurz zu, dann kümmert sie sich wieder um den vor ihr liegenden Patienten und sorgt dafür, daß er nicht von seinem Lager herunterrollt und gegen die Schiffswand prallt.

"Den Mast wieder raus, wir müssen den Kahn stabilisieren.", brüllt Galrin gegen das Heulen des Sturmes an. "Aye, Kapitän!", schreit Gunnar zurück und mit vereinten Kräften wird der untere Mast wieder senkrecht gestellt. Auch Eliphas packt mit an und kurbelt, was das Zeug hält. Den Matrosen nötigt die Kraft, die in dem schlanken Mann steckt, gehörigen Respekt ab und mehr als nur einmal wird ihm ein aufmunterndes Wort geschenkt.

Derweil ist auf dem Oberdeck buchstäblich die Hölle los. Die bunten Wimpel an den Masten und den Flaggenstangen hat der Sturm längst abgerissen oder läßt sie in Fetzen von ihren Aufhängungen flattern.
"Die Götter zürnen uns, weil wir die Narge getötet haben!", wimmert einer der Männer, "Oder weil der Feuerpfeil des Elben ein unheiliges Feuer über unsere Leute gebracht hat! Wir haben bestimmt Unschuldige getötet und deshalb müssen wir sterben!"
In diesem Moment klatscht dem Unglückspropheten eine saftige Ohrfeige mitten ins Gesicht. Wütend fährt Asleif seinen Kameraden an: "Reiß Dich zusammen! Wir sterben nicht! Keiner von uns. Und wenn Du noch einmal solchen Unsinn daherredest, werfe ich Dich höchstpersönlich über Bord!"

Die "Windkind" steigt weiter und weiter. Nach kurzer Zeit hat sie die Wolkendecke erreicht, schaukelt und schwankt, aber sie beschützt ihre kostbare Fracht wie eine Glucke, die sich um ihre Küken sorgt. Als das Windschiff in die Wolken eintaucht, wird es noch kälter auf dem Oberdeck. Aber gleichzeitig bemerkt Galrin, daß der Wind innerhalb der Wolken nachläßt. Also läßt er das fliegende Schiff weiter steigen, bis es auch die obere Grenze der Wolken durchstößt. Und plötzlich... Stille.
Das Heulen des Sturmes ist nur noch ein fernes Rauschen, das Stampfen, Schlingern, Schaukeln  und Rollen des Windschiffes hat ein Ende.

Mit zitternden Händen hält der Kapitän das Ruder seines Schiffes fest, doch dann schallt seine Stimme über das Schiff: "Alle Besatzungsmitglieder an Deck! Vorwärts!"
Nach kürzester Zeit haben die Männer und Frauen der "Windkind" Aufstellung bezogen und schauen zu Galrin hinauf, der ihnen zunickt.

"Schiffskameraden, wir haben diesen Sturm bezwungen. Es ist nicht leicht gewesen, aber wir haben es geschafft. Ich bin stolz auf Euch. Überprüft das Schiff und seht nach, ob wir Schäden davongetragen haben. Meine Nase sagt mir, daß der Sturm unter uns nicht lange anhalten wird. Spätestens mit dem Morgengrauen legt er sich zur Ruhe und wir können wieder hinunter."

Nach einer geraumen Zeit gehen die Meldungen bei Galrin ein. Abgesehen von dem zerbrochenen Geschirr, einer blutigen Nase bei einem der Matrosen und einem leckgeschlagenen Wasserfaß hat die "Windkind" keinen Schaden genommen. Nur die bunten Wimpel sind buchstäblich vom Wind verweht worden. In knapp dreitausend Schritt Höhe gleitet der hölzerne Gigant so ruhig dahin, als wäre er ein Ruderboot auf einem stillen Waldteich.

Als am Morgen die Sonne aufgeht, zerreißen die letzten Wolkenfetzen unter der "Windkind" und die Weite des Larisgrüns wird sichtbar. Im Osten, fast zum Greifen nahe, glänzt der Ildorel im Morgenlicht und die Sturmwolken der Nacht sind nur noch eine hauchzarte Erinnerung am fernen Horizont.
Die ersten Strahlen von Shenrahs Auge finden den Kapitän am Bug seines Schiffes stehend, wo er den Blick auf die Landschaft genießt. Still tritt der Magier hinter den Nordmann und als Galrin Eliphas bemerkt, dreht er sich um und lächelt ihn an.

"Nun, Meister Eliphas... So findet sich die Schönheit im Sturm. Ohne das Unwetter heute nacht wären wir nie so hoch gestiegen und hätten diesen Sonnenaufgang niemals so erlebt, wie wir ihn nun erblicken dürfen."

Sinnend schaut der Schiffsbauer wieder auf die Landschaft hinunter. Dann wendet er sich abermals an Levi:

"Wie ich gehört habe, seid Ihr heute nacht tatkräftig an der Rettung des Schiffes beteiligt gewesen. Mein Dank galt und gilt nach wie vor auch Euch."

Mit diesen Worten reicht Galrin dem Necromanten die Hand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Feb. 2004, 15:47 Uhr
Nachdem Galrin die Hand des Magiers geschüttelt und sich nochmals für dessen Hilfe während der Sturmesnacht bedankt hat, blickt der Schiffsbauer abermals in die Tiefe. Im Gegensatz zu der fast panisch zu nennenden Angst der Heilerin Morgana, ist Galrin nur wenig Respekt vor der Höhe anzumerken.
Plötzlich stutzt der Nordmann und späht mit zusammengekniffenen Augen angestrengt nach unten... nur um erschreckt zurückzuprallen, als ein großer Rabe auf der Reling landet. Das Tier zeigt keine Scheu vor dem Menschen und als der bärbeißige Kapitän näher kommt, hebt der Vogel seinen Fuß, um sich Caewlins Botschaft abnehmen zu lassen.

Der Sturmlord - Galrin grinst bei diesem schon fast prophetischen Namen - erkundigt sich, ob es Verluste an Menschen oder Tieren gab, ob das Schiff beschädigt sei und ob den Verwundeten etwas geschehen sei. Mit einem Lächeln läßt sich der Kapitän Federkiel und Tintenfaß sowie ein Stück Pergament bringen und verfaßt eine kurze Notiz an den Nordmann auf dem Boden. Darin ist zu lesen, daß es glücklicherweise keine Verluste gab, daß das Schiff bis auf abgerissene Wimpel und ein zerfetztes Segel gänzlich unbeschädigt sei und daß blaue Flecken und eine blutige Nase die schlimmsten Verletzungen seien, die die Besatzung auf dem Windschiff zu verbuchen habe.

Diese Nachricht wird dem Vogel ans Bein gebunden und abermals schwirrt der schwarze Bote durch die Luft, hinunter zu Caewlin.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Eliphas am 28. Feb. 2004, 17:25 Uhr
Die Windkind schraubt sich wie ein grosser brauner Vogel immer höher in den Himmel.  Der Sturm nimmt immer mehr zu und wirbelt das tonnenschwere  Schiff herum, als sei es eine Nussschale, die in einen reissenden Fluss gefallen war.  Das Holz ächzt bedenklich.

Was tut Galrin bloss...er wird uns alle umbringen, er fliegt direkt in das Auge des Sturms

Eliphas war von Deck wieder zurück in den Kielraum gestiegen, wo sich die Anukisnovizinen ängstlich zusammengedrängt hatten. Wer sich nicht festhielt wurde unweigerlich von einer zur anderen Seite geworfen, so auch eine junge  Novizin, die auf dem schlüpfrigen Holz den Halt verliert und nach hinten stürzt. Geistesgegenwärtig schiesst Eliphas nach vorne und kann sie gerade noch auffangen und zur Seite ziehen bevor ungesicherte Ladung dort aufprallt wo beide noch zuvor gestanden waren.

d-d-danke stottert das verstörte Kind und Eliphas versucht  sich in einem Lächeln um dem Mädchen wenigstens die unmittelbare Angst zu nehmen.

Auf einen Schlag tritt Ruhe ein.  Es ist plötzlich so still geworden, dass Eliphas sein eigenes Herzklopfen vorkommt wie ein dreunendes Uhrwerk.
Der Sturm ist verstummt.
Eliphas geht an Deck und wird von einer weissen Wand empfangen. Als er die Hand ausstreckt merkt er, dass es sich um Myriaden von einen weissen Wassertröpfchen handelt.

Ein Gesicht schiebt sich durch diesen glitzernden feuchten Vorhang und Eliphas erkennt einen der Matrosen.Ein Mann mit einer schroffen Nase und kleinen blitzenden Augen. Er grinst Eliphas an und kratz sich über das stoppelige Kinn.
" Er hats mal wieder geschafft, der alte Fuchs .........kommt ruhig heraus Herr, der Strum ist erstmal keine Gefahr mehr, wir sind über den Wolken..."

über den Wolken? und wie auf Kommando öffnet sich die Wolkenwand und überrascht den Necromanten mit einem atemberaubenden Anblick. Eine strahlende  Sonne verwandelt die Wolken um das Schiff herum  in eine   Gebirge aus Gold.

" Wahrlich, die Götter können sich glücklich schätzen  hier zu leben..."

Galrin, der an der Reling steht dreht sich zu Eliphas um, als er dessen Stimme vernimmt.

>"Nun, Meister Eliphas... So findet sich die Schönheit im Sturm. Ohne das Unwetter heute nacht wären wir nie so hoch gestiegen und hätten diesen Sonnenaufgang niemals so erlebt, wie wir ihn nun erblicken dürfen
 
>"Wie ich gehört habe, seid Ihr heute nacht tatkräftig an der Rettung des Schiffes beteiligt gewesen. Mein Dank galt und gilt nach wie vor auch Euch.<

Eliphas winkt lächelnd ab, aber er erwiedert den Händedruck des bulligen Nordmannes.

" Fast bin ich geneigt zu sagen, der Sturm kam gerade richtig, sonst wäre mir dieser Anblick nie offenbart worden. Hoffen wir, dass unsere Freunde am Boden ebenso unbeschadet davongekommen sind wie wir."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Kizumu am 28. Feb. 2004, 19:03 Uhr
Sie werden in einem kleinen, aber gemütlichen Zimmer Kajüte heißt das wohl in der Schifffahrt.. untergebracht und Olyvar wird auf das weiche, gefederte Bett gelegt, während sie es sich auf einem kleinen Hocker an die Wand gelehnt halbwegs bequem macht.
Schon gegen Abend des ersten Tages steigt sein Fieber und Kizumu hat alle Hände voll zu tun, um es nicht noch höher steigen zu lassen. Eine junge Novizin bringt ihr Pfefferminzwasser und sie wäscht seinen Körper stundenlang damit ab, flößt ihm den Tee ein, den die Mädchen ihr zubereiten und fühlt sich furchtbar hilflos. Sie kann nicht mehr tun, als ihm Tee einzuflößen und zu hoffen, dass er sie nicht verlässt. In diesen Tagen hat die Elbin viel Gelegenheit, um über das Gespräch in der Nacht vor ihrem Aufbruch von Liam Cailidh nachzudenken. Die Dinge die er gesagt hatte, haben sie verwirrt und verängstigt und sie weiß nicht, was sie ihm erwidern sollte, wenn sie dieses Gespräch fortführen würden. Wenn... Mit einem mürrischen Kopfschütteln verjagt sie die düsteren Gedanken und konzentriert sich darauf, nicht daran zu denken, wo sie sich befanden. Höhe machte ihr im Normalfall wenig aus, wenn ihre Sicherheit in ihren eigenen Händen lag.
Irgendwann in einer der Nächte, sie weiß nicht mehr, wieviel Zeit vergangen ist, seit sie Mattis hinausgeschickt hatte, bekommt Olyvar zu allem Überfluss noch Schüttelfrost und ihr bleibt nichts weiter übrig als zu ihm unter einen riesigen Deckenhaufen zu kriechen, während er in einer eigenen Welt weilt.
Der Morgen kommt grau und nebelverhangen als Olyvar das erste Mal seit Tagen erwacht. Sie beugt sich über ihn, streicht ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht und versucht zu lächeln. "Wie geht es dir?" Er beantwortet ihre Frage mit einem schiefen und völlig misslungenem Grinsen und einem leisen Schnauben. >Hungrig. Mo cridhe. Gib mir Wasser.< Sie reicht ihm einen irdenen Becher in dem sich noch abgekühlter Tee befindet und atmet erleichtert auf, als er, zwar immer noch zittrig und schwach, den Becher eigenhändig an die Lippen führt. "Ich werde etwas Suppe bringen lassen." Mit wenigen Schritten ist die Elbin an der Tür und spricht leise mit Mattis, der sich auf der Türschwelle ein Lager gebaut hatte. Die Wartezeit verbringen die beiden schweigend und sie kann ihm ansehen, dass es ihn Kraft kostet, wach zu bleiben. Als Mattis mit einer Schale Suppe kommt, die beinahe so fleischlos ist wie die, die er nach seinem Aufwachen im Feldlager gegessen hatte, füttert sie ihn, aus Angst er könnte den Löffel fallenlassen. Schließlich fällt er wieder in einen, diesmal gesunden Schlaf und Kizumu hat selbst etwas Zeit, die Augen zu schließen.

Mitten in der Nacht wird sie durch heftiges Schlingern und laute Rufe vom Oberdeck geweckt. Mit einem lauten Fluch springt sie vom Hocker auf und macht die zwei winzigen Schritte auf Olyvars Bett zu. Er ist wach und blickt sie verwirrt an. Kizumu tastet nach seiner Stirn, sie ist warm, aber das Fieber scheint zu sinken. "Wie war das nochmal mit dem angenehmer reisen als auf einem Ochsenkarren." Sie grinst ihn gequält an und kichert, als er die Augen verdreht, muss sich dann aber festhalten um nicht durch die Kajüte geschleudert zu werden. Sie keucht als sie sich wieder aufgerappelt hat und nimmt Olyvars Hand.
Die Zeit vergeht in wildem Geschaukel und Geruckel und mehr als einmal muss sie ihn festhalten, damit er nicht aus seinem Bett fällt. Schließlich wird es ruhiger und die lauten Rufe von oben werden leiser und verklingen dann ganz. "Was das wohl war?" Sie prüft mit ihrer Hand seine Stirn und beißt die Zähne aufeinander, als sie die wieder erwachende Wärme spürt. "Verdammt Olyvar." Sie beginnt wieder damit, ihn mit den Resten des Pfefferminzwassers abzureiben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 28. Feb. 2004, 22:56 Uhr
"Nein, hör auf. Hör auf, es geht mir gut." Er nimmt ihre Hand und schiebt sie von sich fort. Den Geruch nach Pfefferminze würde er den Rest seines Lebens verabscheuen. Er fühlt sich matt, schwach und hungrig - die fleischlosen Suppen, mit denen Morgana und jetzt auch Kizumu ihn traktieren, kann er nicht mehr sehen und er würde auch keine einzige mehr essen - zerschlagen und krank, aber nicht mehr fiebrig und auch nicht mehr kraft- und willenlos. "Ich habe kein Fieber mehr, es... es geht schon."

Er lächelt matt, aber er sieht sie nicht an und als sie von ihm abläßt, rollt er sich im Bett zusammen wie eine Katze. Die Laken sind schweißfleckig, feucht und stinken nach Pfefferminz, was ihm fast Übelkeit verursacht, aber er kann es nicht ändern und zwingt sich, an etwas anders zu denken. Den Sturm der vergangenen Nacht hatte er nicht einmal wirklich bewußt erlebt - nur ein Schlingern und Stampfen und das unbestimmte Gefühl, jeden Augenblick den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Kizumu, ich würde gern eine Weile allein sein," murmelt er schließlich. "Warum gehst du nicht ein wenig an Deck an die frische Luft oder schläfst? Du siehst müde aus. Du mußt nicht hier bei mir wachen und ständig an meiner Seite sein."

Er sieht sie nicht an. Er will nicht in ihre Augen sehen und dort am Ende Pflichtgefühl entdecken - das nicht. Sie hatte kein Wort über ihr Gespräch verloren. Er war vielleicht die letzten Tage nicht wirklich bei sich gewesen, aber sie war bei ihm geblieben, Stunde um Stunde. Sie hatte sich um ihn gekümmert, ihm im Fieber Kühlung verschafft und ihn gewärmt, wenn der Schüttelfrost ihn hatte zittern lassen. Sie hatte ihm Wasser, Tee und Suppen eingeflößt und dennoch... irgendetwas scheint nicht in Ordnung, scheint falsch, ohne daß er sagen könnte, was es ist. Und das liegt nicht daran, daß wir darüber gesprochen haben, irgendwann der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen... Irgendwie wirkte sie wie jemand, der eine Aufgabe erfüllt, die er zwar tun will, aber doch mit dem Herzen nicht mehr bei der Sache ist.

Und das war schon immer dein Problem,  Tarascon, was? Du willst keine halben Sachen. Ganz oder gar nicht und wenn du das nicht haben kannst, dann nimmst du lieber nichts, nicht wahr?
Allein mit den Gedanken und einer schneeweißen Welt hinter trüben Glasscheiben, zahllose Klafter tief unter ihm, bleibt er zurück und verfällt in dumpfes Grübeln. Die Dämmerung kommt und geht und breitet den Mantel der Nacht über den Wald unter ihm und immer noch setzt die Windkind ihren langsamen Flug fort und er findet lange keinen Schlaf.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Kizumu am 29. Feb. 2004, 13:54 Uhr
Er rollt sich zusammen wie eine Katze, murmelt etwas von "es geht" und vermeidet jeden Blick in ihre Augen. >Kizumu, ich würde gern eine Weile allein sein. Warum gehst du nicht ein wenig an Deck an die frische Luft oder schläfst? Du siehst müde aus. Du mußt nicht hier bei mir wachen und ständig an meiner Seite sein.< Ihre Hand krallt sich um den Waschlappen und Pfefferminzwasser tropft auf ihre Hose und den Boden. Am liebsten hätte sie mit dem Stück Stoff auf ihn eingeschlagen, doch alles was sie tut ist Nicken, was er nicht sehen kann und langsam aufzustehen. Sie wirft den Waschlappen auf den Boden, wo er mit einem satten Platschen liegen bleibt und geht die winzigen Schritte zur Tür. Ihr Blick hängt an seinem Haar, das schweißnass um seinen Kopf liegt und sie schluckt den Kloß in ihrem Hals hinunter. Die Tür öffnet sich viel zu leise für ihren Geschmack. Auf dem Gang ist alles still, sogar Mattis ist nicht da und sie zieht die Tür geräuschvoll hinter sich zu. Einen Moment steht sie nur da, an die Tür gelehnt und Tränen brennen in ihren Augen, die sie mit einer ruppigen Geste wegzuwischen versucht. "Scheißkerl.." Ihr liegen noch andere Worte auf den Lippen, doch sie schluckt sie herunter, wischt sich ärgerlich die Tränen aus dem Gesicht und stößt sich von der Türe ab.
Mit langen, auf den Holzbohlen laut hallenden Schritten geht sie die Gänge des Unterdeckes entlang, die Hände im Rücken verschränkt und gesenktem Kopf. Sie ist froh, dass das Unterdeck momentan völlig ruhig ist und sie mit niemandem reden muss. Du mußt nicht hier bei mir wachen und ständig an meiner Seite sein. Sie äfft ihn in Gedanken nach und tritt beiläufig gegen die Wand, vor der sie gerade steht. Sie kann seine Gedanken verstehen, dass ihn der Gedanke, daran was nach seinem Tod mit ihr geschieht; und ob sie ihn vergessen und mit jemand anderen glücklich würde; ängstigt und schmerzt, doch was sollte sie denn tun um ihm diese Sorgen zu nehmen. Sie fühlt sich so hilflos wie selten zuvor, bisher hatte sie immer eine Lösung gefunden und sich selbst helfen können, doch diesmal ist es völlig anders. Kizumu lehnt sich gegen die Wand und rutscht langsam daran herunter. Sie umschlingt ihre Beine mit den Armen und legt ihre Stirn auf die Knie. "Verdammter Scheißkerl.. verdammt, verdammt, verdammt!" Ihre Stimme ist heiser und hallt durch den leeren Gang. Die Elbin zieht die Nase hoch, starrt an die gegenüberliegende Wand und steht schließlich, sie weiß nicht genau, wie lange sie hier sitzt, wieder auf.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 01. März 2004, 22:20 Uhr
Er weiß nicht, wieviel Zeit vergeht, während er im Bett liegt, aus dem Fenster starrt, verloren und gefangen im sachten Auf- und Ab des Schiffes. Sind es Stunden oder Tage... oder doch nur wenige Augenblicke? Er kann es nicht sagen und irgendwie ist es ihm auch einerlei. Einen langen, einsamen Moment voller Verzweiflung wünscht er sich sogar, nie mehr aus dem grauen Nichts und den dunklen, widerhallenden Tunneln voller Blut aufgewacht zu sein. >Habt keine Angst, Junge,< hatte der kleine Petyr gesagt, die Augen schon milchig und trüb, während das letzte Blut aus seinen Armstümpfen gepumpt war, rote Strudel, die der kalte, schlammige Boden aufgesogen hatte. >Habt keine Angst. Es tut nicht weh, wenn man stirbt.< Er rollt sich noch mehr zusammen, ein Fötus im Mutterleib, fröstelnd unter den Decken trotz des leichten Fiebers.  
>Ihr seid ein Mensch, sie ist eine Elbin. Ihr seid nur ein Moment in ihrem Leben,< wispert Silvers Stimme, unablässig, so sehr er ihr auch Schweigen gebietet. Draußen zieht ein weiterer Tag vorbei und weitere Sterne und der Schmerz wühlt in ihm. >Was sollen wir nur tun?< Hatte er gefragt und sie hatte ihm ihren Körper angeboten. Eine gute Antwort - in diesem Moment. Die einzige Antwort, die sie für ihn hatte? Das genügt ihm nicht. Es hatte nie genügt. Er weiß genau, was er will, aber er weiß auch, daß es ein hoffnungsloses Wollen ist. Ich kann dir die Ewigkeit nicht geben, mo cridhe, und du mir nicht dein Leben. Er hatte gedacht, daß er etwas von der Liebe wüßte, aber er findet keine Antworten auf die Fragen, die in ihm brennen und nichts löscht den Zweifel in seinem Herzen aus. Sie ist nicht die erste Frau, mit der er zusammen war, aber auf eine tiefe Bindung hatte er sich nie eingelassen und jetzt läßt ihn die Erkenntnis nicht mehr los, daß Liebe allein nicht genügte. Alle Liebe der Welt war nicht genug, um eine solche Last zu tragen. Ein anderer Mann hätte sie vielleicht sein Leben lang geliebt und dabei sein Glück gefunden - und sie dann, wenn seine Zeit gekommen war, freigegeben und verlassen - aber er ist kein anderer, und so sehr er es sich wünscht, er kann an seinen Gefühlen nichts ändern. Er kann nicht mit dem Wissen leben, nur ein Moment in ihrem Leben zu sein - und irgendwann nicht mehr, als nur eine Erinnerung. Ja, verdammt nochmal, ganz oder gar nicht! Er kann sich hundertmal wünschen, sie wäre ein Mensch oder er ein Elb, keiner von ihnen kann sein Wesen ändern. Mattis bringt ihm Wasser, das er gierig trinkt, und Suppe, die er beinahe quer durch den Raum geschleudert hätte. "Bring mir Brot," hatte er den Jungen angefahren und dann hatte er gegessen. Er hatte sich nicht übergeben und sein Knappe hatte nicht noch einmal versucht, ihm weitere Brühe anzubieten. So dämmert und grübelt und verzweifelt er, von seiner Schwäche und seinen verheilenden Wunden an dieses Bett gefesselt, bis er überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Erst, als die Landschaft sich unter ihnen ändert, die Wälder zurückweichen und das offene Ackerland mit seinen kleinen Hainen und verschneiten Feldern das Bild bestimmt, erwacht er langsam aus seiner Lethargie. Wir müssen Talyra bald erreichen...
Er schickt Mattis, ihm Wasser zum Waschen und frische Kleidung zu bringen, dann rasiert, wäscht und zieht er sich mit der Hilfe seines Knappen um - und steht dann langsam auf. Es geht überraschend gut, obwohl sich seine Beine gleichzeitig steif wie Stelzen und wacklig wie Schlachtsülze anfühlen. Mattis hüllt ihn fürsorglich in einen warmen Umhang und gestützt auf den Arm des Jungen wankt er aus seiner Kabine und hinaus aufs Deck. Wie ein alter Mann... Der Wind ist warm, warm wie der Frühling und er riecht auch danach. Die halbe Mannschaft der Windkind hängt an der Reling, feixt grinsend nach unten und brüllt ein nordisches Lied hinab, von dem er kein Wort versteht, außer "Mannelig" und von unten dringt undeutlich das "Teufelsweib" herauf. Mattis beobachtet das Spektakel grinsend, doch Olyvar hat kein Ohr dafür. Er starrt über den Wald und das weite Land und fühlt sich sehr, sehr seltsam.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. März 2004, 08:14 Uhr
Die Tage des Winters scheinen langsam dem Frühling zu weichen und mit der Wärme kehrt auch die Ausgelassenheit der Männer zurück. Das Windschiff, das in leisem Flug über dem Heerbann dahingleitet, ist von Singen, Lachen und Übermut erfüllt. Es geht heimwärts und das ist der Besatzung ein Grund, immer wieder das Leben zu feiern.

Als der Heerzug Steinmühle wieder verläßt, liefern sich die Besatzungsmitglieder der "Windkind" mit den Soldaten am Boden ein Singduell, dergleichen der stille Frostweg wohl niemals zuvor vernommen hat. Von unten schallt das "Teufelsweib" herauf und von oben wird mit der "Ballade vom Ritter und der Bergtrollin" geantwortet. Jeder der beiden Chöre gibt sich redliche Mühe, den anderen zu übertönen und weithin schallt das Gelächter und der Gesang durch das Larisgrün.
Der Kapitän freut sich, daß seine Leute solch gute Laune haben. "Nur ein Schiff, dessen Mannschaft fröhlich ist, ist ein glückliches Schiff.", hat Galrins Vater stets gesagt. Und daß das Schiff unter den Füßen des Schiffsbauers fliegen kann, ändert nichts an der Wahrheit dieser Faustregel.

Irgendwann jedoch bemerkt der Nordmann, daß Olyvar von Tarascon verbittert an der Reling steht und nicht lächelt. Mit einem Wink ruft Galrin seinen Steuermann herbei, gibt im leise einige Anweisungen, was den Kurs betrifft, und geht schließlich zu dem Lord Commander der Steinfaust hinüber.

"Nun, Mylord, dauert es nicht mehr lange, bis wir Talyra erreichen. Seht... da vorn ist schon der Ildorel.", sagt Galrin mit freundlicher Stimme, während er über den Bug hinweg nach Osten deutet. Dann wendet der Schiffsbauer den Blick zu Olyvar und blickt ihn von der Seite an: "Und doch macht Ihr mir nicht den Eindruck eines siegreichen Feldherren, der Ihr zweifellos seid. Was ist mit Euch? Kann ich irgendetwas für Euch tun?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 02. März 2004, 16:04 Uhr
Olyvar steht an der Reling und genießt den leichten, warmen Wind auf seinem Gesicht. Chinook nennen ihn die wilden Stämme des Nachtwaldes in den Ostlanden, den Wind der das Ende des Winters bringt. Der Tag ist winterlich weiß, ebenso die glitzernde Welt unter ihnen, die Sonne golden und der Himmel so tief und blau wie er sonst nur im Carsairmond war. Die Windkind gleitet in einer Spur aus Licht dahin und Olyvar hebt sein Gesicht der Sonne entgegen. Für einen Augenblick wärmt und durchdringt sie ihn, erhellt die Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern und lindert seine Verzweiflung. Der Moment kommt und geht. Als Galrin zu ihm tritt, ist er so tief in Gedanken versunken, daß er den Schiffbauer nicht einmal hatte kommen hören. >...da vorn ist schon der Ildorel.< Olyvar späht in die Richtung, die ihm die ausgestreckte Hand des Kapitäns weist und nimmt eine verschwommene, blaue Linie am Horizont war. "Das ist der Ildorel? Er sieht so klein aus von hier." Er blinzelt in den Himmel. Die Sonne steht hoch, aber ihr Weg ist noch immer weit. "Dann kehren wir also heute noch zurück." Einen Moment lang blickt er hinaus, versucht, die Entfernung zu schätzen und in seinen Augen zeigt sich der Anflug eines Lächelns. "Wenn die Sonne untergeht." Eine Weile schweigen sie beide. "Ich würde gern hier an Deck bleiben, wenn das geht. Ich verspreche auch, nicht umzufallen oder Euch die Planken vollzukotzen," meint er mit einem bitteramüsierten kleinen Schnauben. Galrin nickt nur, aber seine nächste Frage läßt Olyvar beinahe zusammenzucken. Sieht man es mir so leicht an? Er versucht ein Lächeln, aber es gerät zur Grimasse. "Siegreicher Feldherr?" Er sieht an sich herunter. Eingewickelt in den dicken Winterumhang im dunklen Blau der Stadtgarde mag man es nicht sehen, aber er ist schrecklich dünn geworden und überall mit Verbänden zugepflastert. An seinem Hinterkopf ist noch immer eine Beule, so groß wie ein Hühnerei, und er ist entsetzlich schwach vom Wundfieber. Ein Wunder, daß er es bei der  kraft- und saftlosen Brühenkost überhaupt geschafft hatte, aufzustehen. "Ach, Galrin, ich bin Kommandant einer Stadtwache, kein Feldherr... und ich fühle mich auch nicht sehr siegreich." Seine Augen verengen sich, als er wieder über die unter ihnen hinweggleitenden Wälder in ihrem glitzernden Kleid hinaussieht. >Was ist mit Euch?< Ja, was ist mit mir? Ich verliere die Liebe meines Lebens, weil ich ein verdammter, sturer Sterblicher bin, der sich nicht mit ihrem Herzen und ihrem Körper für die Dauer eines Lebens zufrieden geben kann, weil er ihre Seele ebenso haben muß. Ansonsten bin ich nur noch tödlich verwundet und durch Magie Sithech wieder abgetrotzt worden, und habe mich fast selbst auf dem Rückweg von den Purpurnen Flüssen verloren. Mein Pferd ist ein Krüppel. Fällt mir noch etwas ein? Ach ja. Mein bester Freund hat seine halbe Hand verloren und Männer, die ich von klein auf kannte, wurden vor meiner Nase in Stücke gehackt. Ich nehme an, ich habe wohl kein Recht, mich einfach nicht wie ein siegreicher Feldherr zu fühlen...
"Galrin, Eure Verlobte... Mein Knappe sagt, sie sei eine Halbelbin?" Der Schiffbauer nickt und in seinem Gesicht geht die Sonne auf. "Mattis hat mich gründlich über Euch informiert," erklärt Olyvar mit einem schwachen Lächeln und Nachsicht über die Neugier Zwölfjähriger in der Stimme. "Ich habe gehört, Ihr wollt heiraten, meinen Glückwunsch." Der Kapitän der Windkind strahlt und wieder wird es zwischen ihnen eine Weile still. Über ihnen wispert der Wind in den Segeln und die Taue knarren ihr rhythmisches Lied. "Ihr seid ein Mensch und sie ist unsterblich. Glaubt Ihr, daß wird Euch je Schwierigkeiten machen? Wenn Ihr...eines Tages sterbt, dann wird sie zurückbleiben. Sie wird sich nicht mit Euch verändern, sie wird nicht an Eurer Seite altern. Und nach Eurem Tod werdet Ihr sie nie wieder sehen....'Die Sterblichen, und allein die Sterblichen, segeln mit dem Weißen Schiff davon und verlassen die Kreise der Welt, um für immer zu den Götten zu gehen. Und die Unsterblichen wandern in Sithechs Hallen, bis die Welt sich gewandelt hat...'" zitiert er die Lehren des Zwölfsgötterglaubens. "Also gibt es für eine sterbliche und eine unsterbliche Seele keine Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits der Purpurnen Flüsse..." endet er leise.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Kizumu am 02. März 2004, 17:50 Uhr
Sie läuft noch einige Minuten in den engen Gängen herum, die Schritte jetzt leise und gemäßigt, doch ihr Herz hämmert wild. Die Luft unter Deck ist beinahe warm aber auch ein wenig stickig, aber aus irgendeinem Grund wagt sie sich nicht an Deck um frische Luft zu schnappen. Mit einem tiefen Seufzer wendet die Elbin sich schließlich um und sucht den Weg hinunter in den Frachtraum um nach Prins und Bayvard zu schauen.
Der Geruch nach Pferd und Mist schlägt ihr entgegen als sie die Tür zum Frachtraum öffnet und sie atmet tief ein. Prins begrüßt sie mit einem tiefen Brummeln und reckt ihr über die Boxenwand hinweg den Kopf entgegen. sie streicht ihm lächelnd über die seidigweichen Nüstern und krault die breite, weiße Blesse auf seinem Nasenrücken.  Leise öffnet Kizumu die Tür zur Box, streicht dem Pony über Hals und Brust und tastet seine kurzen, stämmigen Beine ab. Dann lässt sie sich in eine Ecke der Box sinken. Prins, über die unerwartete Gesellschaft hocherfreut dreht sich zu ihr um, beugt den Kopf zu ihr herunter und stößt sie sanft nach Leckereien an. Sie schiebt seinen Kopf mit einem Lächeln beiseite und zupft an seiner Unterlippe.
Der Tag vergeht, sie merkt nicht wie es draussen dunkel wird, sondern starrt nur Prins an, der sich in Ermangelung von Leckereien wieder dem Stroh zugewandt. Erst als die Stimmen an Deck lauter werden, steht sie auf, klopft sich das Stroh von der Hose und geht langsam an Deck.
Das Licht ist hier, trotz der späten Abendstunde viel heller als im Frachtraum und sie bleibt blinzelnd in der Tür zum Oberdeck stehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. März 2004, 19:00 Uhr
>Ach, Galrin, ich bin Kommandant einer Stadtwache, kein Feldherr... und ich fühle mich auch nicht sehr siegreich.<

Bei diesen Worten des Kommandanten lächelt Galrin und schüttelt den Kopf: "Mein Vater hat einmal etwas gesagt, das mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist. Er sagte: 'Versuche nicht, ein großer Mann zu sein. Sei einfach ein Mann, und lasse die anderen ihr Urteil fällen, ob Du ein großer Mann gewesen bist.'"

Versonnen blinzelt der Schiffsbauer zu den weißen Segeln empor, die sich über ihnen spannen. Dann wendet er sich wieder an den Lord Commander:

"Wißt Ihr, Mylord, für mich seid Ihr ein großer Mann. Ein siegreicher Feldherr. Ein ausgezeichneter Kämpfer und ein guter Kommandant. Und bei allem Respekt, Ihr schätzt Euch selbst bei weitem zu niedrig ein. Niemand anderes als Olyvar von Tarascon hätte genug Lebenswillen aufgebracht, um die Verwundungen, die Ihr erlitten habt, zu überstehen. Und niemand anderes als Olyvar von Tarascon hat die Verteidiger Talyras in die Schlacht gegen die Narge geführt und so die Bedrohung der Menschen und Elben in den Mittellanden abgewendet. Also sprecht nicht so schlecht von ihm."

Während der letzten Sätze zwinkert der Nordmann schelmisch mit seinem rechten Auge. Doch als der Lord Commander nach Jolanthe fragt, lächelt Galrin sehr sanft und so, wie nur jemand es kann, der Renayhas Geschenk in sich fühlt. Auch als Olyvar den Kapitän auf seine eigene Sterblichkeit und die Unsterblichkeit der Halbelfe hinweist, schwindet Galrins Lächeln kein bißchen:

"Ich weiß, daß meine Zeit hier begrenzt ist. Eines Tages werde ich fortgehen und Jolanthe wird bleiben. Doch wer mag's wissen, ob nicht wir Sterblichen aus Sithechs Reich zu denen zurückkehren können, die wir lieben, und ihnen beistehen können?
Die Götter sind im Allgemeinen nicht grausam, Mylord. Und uns von denen auf ewig zu trennen, die uns am Herzen liegen, ist sicher nicht im Sinne der Ewigen."

Abermals blickt Galrin hinunter auf die Landschaft, die im Sonnenschein liegt wie grüner Samt. Dann spricht er weiter:

"Vielleicht steht gerade der Elbenlord, den Ihr gekannt habt, für unsere Augen unsichtbar neben uns und hört uns zu. Oder Eure Ahnen haben in den Nächten des Fiebers und der Schmerzen Eure Hand gehalten.
Allein, es liegt an uns, die Zeit, die uns hier gegeben ist, mit Freude und Liebe zu füllen. Und das Leben ist für uns Menschen zu kurz, als daß es Sinn machen würde, es mit trübsinnigen Gedanken zu vergeuden. Ich werde das Leben mit meiner unsterblichen Gefährtin genießen, solange es mir gegeben ist. Und ich werde nach meinem Tod in ihren Gedanken und, vielleicht, als ihr unsichtbarer Beschützer weiterleben. Ist das nicht eine beruhigende Vorstellung?"

Mit einem nachdenklichen Blick bleibt der Schiffsbauer neben dem Lord Commander stehen. Dann formen seine Lippen Worte, und es scheint nicht Galrin zu sein, der dort spricht, sondern ein anderer Nordmann, ein Ahn Galrins, der lange vor dem  gewesen ist und der durch die Lippen seines Nachfahren spricht:

"Das Ende ist alles; Selbst jetzt steht Sithech an den Purpurnen Flüssen und wartet. Das Leben verrinnt, und ich muß scheiden, des Endes gewärtig.
Doch nicht in Elend und Trauer, sondern mannhaften Herzens."


Als ein roter Haarschopf am Niedergang auftaucht, erscheint das verschmitzte Lächeln auf Galrins Gesicht wieder und ein leichtes Nicken des Nordmannes in Kizumus Richtung läßt den Lord Commander zu ihr hinüber blicken.

"Ich nehme an, Eure Gefährtin sehnt sich nach Euch, Mylord. Und ich bitte Euch: Gedenkt meiner Worte. Genießt die Zeit, die Euch gemeinsam gegeben ist. Denkt nicht an Eure Fahrt auf des Fährmanns Kahn und seid der Mann, der Ihr bestimmt seid, zu sein. Es liegt mir viel daran, Euch leben zu sehen."

Mit diesen Worten legt der Kapitän dem Kommandanten der Stadtwache noch einmal die Hand sanft auf die Schulter, dann dreht er sich um und tritt zurück ans Ruder.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Olyvar von Tarascon am 02. März 2004, 19:59 Uhr
Bei der Lobeshymne, die Galrin auf ihn anhebt, schießt ihm das Blut ins Gesicht. "Nay, Ihr beschämt mich, Galrin. Ich glaube nicht, daß ich mich zu niedrig einschätze. Ich bin ein großer, starker Junge. Ich kann viel aushalten. Aber das hier," er macht eine weitausholende Geste mit der Hand, die das Windschiff, den endlosen Himmel, den Heerbann unter ihnen - und das was hinter ihnen liegt - gleichermaßen einschließt. "Das hier hätte ich niemals ohne die Hilfe und die Männer bewerkstelligen können, die ich hatte. Cron. Caewlin. Ihr selbst. Maester Eliphas. Die vielen helfenden Hände, die da waren... sie haben alle dazu beigetragen, daß dieses irrsinnige Unterfangen ein Sieg war. Und was für einer." Er schüttelt sacht den Kopf, bereut es aber sofort. Solche Bewegungen verzeiht ihm sein summender Schädel noch immer nicht.  
Als die Rede auf seine Braut und ihre Unsterblichkeit kommt, antwortet Galrin gelassen:  >Ich weiß, daß meine Zeit hier begrenzt ist. Eines Tages werde ich fortgehen und Jolanthe wird bleiben. Doch wer mag's wissen, ob nicht wir Sterblichen aus Sithechs Reich zu denen zurückkehren können, die wir lieben, und ihnen beistehen können?<

Dann blickt der Kapitän der Windkind wie Olyvar über die verschneite Welt zu ihren Füßen hinaus: grün und weiß, glitzernd vor Frost und grün voll tiefschattiger Geheimnisse liegt das Larisgrün unter ihnen und zieht stetig vorüber. Olyvar hört die ruhigen Worte Galrins und wünscht sich, ebenso denken zu können wie der Schiffbauer. >Ich werde das Leben mit meiner unsterblichen Gefährtin genießen, solange es mir gegeben ist. Und ich werde nach meinem Tod in ihren Gedanken und, vielleicht, als ihr unsichtbarer Beschützer weiterleben. Ist das nicht eine beruhigende Vorstellung?<
"Nein," erwidert er langsam, aber sehr entschieden und auf einmal sehr blaß. "Ganz und gar keine beruhigende Vorstellung. Ich wünschte..." er ballt die Rechte, die den Umhang über seiner Brust zusammenhält, um den schweren Wollstoff zur Faust. "Ich wünschte, ich könnte so fühlen wie Ihr... aber meine Liebe scheint mir... ahm... weit weniger selbstloser und reiner Natur, Galrin. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, sie unglücklich zu sehen, aber noch viel weniger ertrage ich es, sie mit einem anderen Mann glücklich zu sehen, selbst wenn ich tot bin. Sehr selbstlos, nicht wahr?" Fügt er voller Selbstironie hinzu und unterdrückt ein Schnauben. "Und ich habe auch meinen Stolz. Soll ich neben ihr altern und immer kraftloser werden, bis ich irgendwann nur noch ein Schatten meiner selbst bin? Ein sabbernder Greis, den sie füttern und waschen soll, während sie immer jung und schön bleiben wird..." Seine Augen sind so hell und kalt wie gehämmertes Silber. "Das kann ich nicht."
Als sich kurz Kizumus Kopf zeigt, empfiehlt sich Galrin mit einem zweifellos gut gemeinten Rat, der Olyvars finstere Gedankenkreise jedoch keineswegs besänftigt und zieht sich wieder ans Ruder zurück. Seine Augen folgen dem Blick des Schiffbauers, doch außer einem kurzen Aufblitzen von Kupfergold, Zimt und Feuer ist nichts im Niedergang zu sehen. Vermutlich hat sie mich gesehen und ist sofort wieder umgedreht... schön! Dann sei feige!
Er dreht sich um und starrt weiter in den Horizont, ohne irgendetwas zu sehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. März 2004, 23:23 Uhr
Galrin hört die aus der Tiefe eines liebenden Herzens kommenden und doch so verbittert klingenden Worte wohl, doch verstehen kann er sie nicht so recht.

Warum versucht er, sich gegen das Unvermeidliche zu stellen? Menschen sterben, doch die Liebe vergeht nie. Warum also sie nicht genießen, solange es geht?

Trotzdem zieht sich der Kapitän zurück, um dem Lord Commander nicht lästig zu werden. Stattdessen korrigiert er den Kurs der "Windkind" etwas nach Backbord, um das fliegende Schiff genau auf Talyra zuhalten zu lassen.
So vergehen Stunden. Thialfi, der im Ausguck steht, hält Ausschau, um der erste zu sein, der die Weltenstadt am Horizont auftauchen sieht. Die Sonnenscheibe sinkt tiefer und taucht die weißen Segel in rotes Gold. Und plötzlich schallt von oben der Ruf herab: "Talyra in Sicht!"
Diese drei Worte wirken Wunder. Im Nu stürzt jeder an Bord, der laufen kann, an Deck und blickt nach Osten. Und wirklich... in der Ferne glänzen die Dächer der Weltenstadt im Abendsonnenschein.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. März 2004, 19:40 Uhr
>Segel voran und bring ihn nach Hause, Galrin!<, hatte der Sturmlord geschrieen, als sie Talyra erreicht hatten. Dem Schiffsbauer bleibt nicht viel Zeit, eine Antwort hinunter zu rufen und so läßt er es ganz. So tief es nur möglich ist, schwebt das Windschiff über dem Heertroß dahin. Alle Lichter und Laternen an Bord werden entzündet und das fliegende Ungetüm erstrahlt im Schein der Lampen wie ein riesiges Glühwürmchen.

Von weitem mußten die Bewohner der Stadt schon die "Windkind" entdeckt haben, denn als das Fahrzeug über den Platz der Händler hinweg segelt, drängt sich das Volk zwischen den umgebenden Mauern. Eine Landung inmitten der jubelnden Menge hätte in einem Massaker geendet, da kaum jemand auf dem Boden genug Platz hat, um sich umzudrehen, geschweige denn, dem aufsetzenden Windschiff auszuweichen. So beläßt Galrin es dabei, den Lord Commander im Vorüberflug seinen Bewunderern zu zeigen. Das fliegende Schiff steigt wieder höher und hält auf die Steinfaust zu, wo Galrin sich einen sicheren Landeplatz erhofft, um die Verletzten problemlos von Bord zu bringen und auch dem Commander und seiner Gefährtin die Möglichkeit zu geben, das Schiff sicher zu verlassen.

Eine zierliche Frau, die den Lord Commander zu kennen scheint, winkt Olyvar lachend zu, als die "Windkind" an den Mauern der Stadtwachenfestung vorbei fliegt, um im Hof zu landen. Mit einem satten Rumpeln landet das Windschiff und die Rampen werden herabgelassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Mai 2004, 10:33 Uhr
Zusammen mit der Mannschaft und Galrins Familie begeben sich Jolanthe und ihr Liebster an Bord der "Windkind". Seit der Rückkehr vom Feldzug gegen die Narge hat sich das Windschiff nicht mehr vom Fleck gerührt. Fast scheint es so, als würde sich der hölzerne Gigant strecken und die müden Glieder lockern, als sich das Ungetüm langsam in den strahlend blauen Himmel über dem Ildorel erhebt. Galrin selbst hat sich ans Ruder gestellt und gibt der Besatzung Order, den unteren Mast aufzurichten und die Segel zu setzen. Kaum ist dieser Befehl ausgeführt, da schießt die "Windkind", wie vom Katapult geschleudert, davon. Neben dem Schiffsbauer stehen Jolanthe und Galrins Vater, die die Fahrt mit dem abenteuerlichen Gefährt sichtlich genießen.

Kaum ist das Windschiff über der Stadt, läßt der Nordmann die Segel reffen und das fliegende Schiff in den frisch blasenden, frühlingshaft milden Wind drehen. Unter den kühnen Luftfahrern werden im Tempelbezirk die letzten Vorbereitungen abgeschlossen, die den bevorstehenden Festumzug betreffen. Eilig werden die Luken im Boden des Windschiffes geöffnet. Galrin führt seine Verlobte und seine Angehörigen zur Reling und blickt mit versonnenem Gesichtsausdruck auf das bunte Treiben hinunter. Seine Rechte hat zärtlich Jolanthes Hand ergriffen und hält sie sanft fest.

Dann ist es soweit: Der Festzug setzt sich unter dem Klang verschiedenster Musikinstrumente in Bewegung. Während die Tänzer, Musiker, Priester und natürlich auch der Prunkwagen der Göttin Inari selbst sich durch die Straßen bewegen, werfen eifrige Hände bunte Blüten aus dem Bauch des Windschiffes hinaus. Sachte wie Federn gleiten die Blumen abwärts, senken sich auf die feiernden und tanzenden Menschen hinab und bedecken die Straße mit ihrem duftenden Teppich.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Juli 2004, 12:36 Uhr
Um die dritte Morgenstunde, gut drei Stunden vor Sonnenaufgang, ist es endlich soweit. Die Besatzung der "Windkind" ist an Bord gegangen, die Zugangsrampen sind eingezogen worden und das fliegende Schiff steigt, nachdem der Anker eingeholt wurde, dem schwarzblauen Himmel entgegen.

"Kurs Nordwest zu Nord, Gunnar.", weist Galrin seinen Knecht an, "Asa, nach vorn an den Bug mit Dir und sag mir, sobald das Roßsteinsche Anwesen auftaucht. Schließlich wollen wir nicht jemanden anderes mitnehmen, sondern Henry und seine Lieben."

Langsam richtet die "Windkind" ihren Bug in Richtung Talyra. Und während das Windschiff lautlos durch die laue Sommernacht gleitet, werden die Laternen an Bord entzündet. Schließlich sollen die Passagiere beim Betreten des fliegenden Schiffes nicht im Dunkeln stehen. Nur ein Segel ist gesetzt, denn warum sollte man viel Fahrt machen, wenn man doch ohnehin nur eine kurze Strecke zurücklegen will? Bei den letzten Fahrten von und nach Liam Cailidh glich der rasche Flug des Windschiffes einem schnellen und wilden Schlachtgesang. Doch das sanfte Dahinschweben über der Weltenstadt erinnert eher an eine zarte, sanfte Melodie, die ein Verliebter seiner Herzdame singt.

Während das hölzerne Ungetüm mit seiner Besatzung über die Stadtmauer Talyras hinweg segelt, laufen an Bord die letzten Vorbereitungen: Noch einmal werden alle Fenster und Luken geöffnet, um frische, kühle Nachtluft durch die Räume strömen zu lassen. Im Laderaum kontrolliert Beinar die Befestigung der Wasserfässer, und unter der Leitung von Alwine wird in der Kombüse das Frühstück für die Gäste und die Crew vorbereitet. Wurst, Schinken, Fruchtmus und frische Butter werden bereitgestellt, dazu Radieschen, sowie einige eingelegte Gurken. Und noch bevor die "Windkind" über dem Haus derer von Roßstein die Segel streicht und den Anker fallen läßt, zieht der Duft von frisch gebackenem Brot durch die Kombüse.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 21. Juli 2004, 11:24 Uhr
Nachdem die Reisegesellschaft an Bord der "Windkind" gegangen ist, macht der Kapitän seine Gäste zunächst mit den Räumlichkeiten an Bord vertraut. Zwei  Gästekabinen befinden sich im Vorschiff über dem Geschützdeck. Der Ausblick aus den Fenstern ist schon von hier aus atemberaubend, doch kann man aufgrund der Bauform des Schiffes (http://www.magiewelten.de/images/windkind.jpg) nicht direkt nach vorn sehen.
Der Blick aus den beiden hinteren Passagierkajüten ist jedoch, mit Ausnahme des Seitenruders, von keinem Hindernis verstellt und läßt das Herz höher schlagen. Auch zu den Seiten bieten die großen Fenster einen ungehinderten Blick ins Freie.

Im Mitteldeck befindet sich sowohl der Speisesaal und die Kombüse, als auch ein Teil der Mannschaftsquartiere und des Laderaumes. Auch die acht schweren Ballisten sind, zur Verteidigung des Schiffes, hier untergebracht. Das Unterdeck ist mit dem Rest des Laderaumes, dem Aufzug im Vorschiff und der Latrine ausgestattet.

Nach einem Willkommenstrunk, der den Gästen von dem treuen Knecht Gunnar gereicht wird, tritt Galrin an Henry heran, lächelt und sagt: "Wenn Ihr möchtet... wir sind aufbruchsbereit."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 21. Juli 2004, 12:25 Uhr
Henry mag die stille Freundlichkeit des Sehers, doch bei seinen Worten schwingt etwas mit, was ihn aufhorchen läßt und sein Blick geht wieder zu Asrai, die sich besorgt nach Uuma erkundigt, doch da bittet Galrin sie schon, ihn zum Windschiff zu begleiten und er lächelt Asrai vertröstend an, nun gings erstmal an Bord.
Henry wartet bis Orga mit Asrai und Sethai über die Planken nach oben geht, um dann als Letzter vor dem Kaptän das Schiff zu betreten, wobei er vosichtig seine Füße setzt, denn mit Uuma auf seinen Armen sieht er nicht so recht, wo er hintritt. Auf Deck blickt er sich ersteinmal staunend um und wieder hat er das Gefühl, wie in eine andere Welt einzutauchen, etwas anders als die in der Festung des Nordmannes, aber ähnlich. Nur über die Reling hinunter auf den Marktplatz zu blicken ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Wie wird es wohl sein, wenn wir erst da oben in den Lüften schweben?, und Henrys Blick wandert nach oben zum Nachthimmel, der schon das kommende Morgengrauen erahnen lies.
Kaum haben sie jedoch das Deck betreten herrscht Aufbruchsstimmung und Henry muß ein paar Schritte zur Seite gehen, weil die Mannschaft mit aufgekrempelten Hemdsärmeln beginnt, die Planken einzuziehen, wobei der Kapitän tatkräftig mit anpackt. Verflixt, denkt Henry, das Schiff ist so riesig und trotzdem scheine ich es zu schaffen, den Männern immer im Weg zu stehen. Auf Henrys Gesicht erscheint ein breites Grinsen.  Mal sehen wie sie sich auf dem Pferderücken machen... und folgt dann einem der Männer, der ihn höflich, aber mit einem Schmunzeln zu den Kajüten führt und er hat das unheimliche Gefühl, daß der Bursche seine Gedanken gelesen hat, doch dann schüttelt er den Gedanken ab. Henry reiß dich zusammen, wenn das so weiter geht, siehst du noch Gespenster! ...Mir fehlt eindeutig eine Nacht Schlaf, entscheidet er dann für sich.  

Sie steigen gerade die steile Treppe nach unten, wo er sich von dem jungen Nordmann helfen läßt, denn er will Uuma nicht aus den Händen geben, da sieht er den kleinen Hund durch den Gang flitzen und blickt den Nordmann fragend an, denn er weiß nicht, ob der Kapitän den Hund an Bord duldet, doch der nickt nur und so gehen sie weiter.
Henry wird zu den beiden hinteren Kabinen geführt, wo in ihrer, schon die Wiege für die Kinder steht und Marie legt die schlafende Anna hinein. Gerda wird noch einmal ermahnt, das kleine Mädchen nicht aus den Augen zu lassen und dann bringt der Nordmann sie zum Vorschiff, wo er Uuma in ihr vorbereitetes Bett legt. Marie schließt hinter ihnen die Türe und Henry weiß, daß sie gut auf Uuma achten würde.
Galrin Ragnasson erwartet sie schon zu einem Rundgang durch das Schiff und führt sie - Orga, Asrai, Sethai, ihn und  Yohn - durch das prächtige Schiff, wo er überall wieder die gleichen liebevoll geschnitzten Elemente erblickt, wie zuvor auf der Werft, die dem Schiff diese Atmosphäre verleihen, die an die Sagen der Nordmannen erinnert. Henry kann nur immerwieder staunen und er vergißt vollkommen, daß sie noch auf dem Marktplatz stehen, erst als Galrin nach einem Willkommenstrunk lächelnd vor ihm steht und meint, daß sie zum Aufbruch bereit wären, wird es ihm wieder bewußt. Henry lacht leise und wenn auch etwas ungewohnt kommt es unternehmungslustig über seine Lippen: "Stechen wir in Luft!" und er erhebt sein Trinkgefäß.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 21. Juli 2004, 13:20 Uhr
Mit einem Augenzwinkern bestätigt Galrin den Ausspruch Henrys, hebt ebenfalls seinen Becher und prostet dem Pferdezüchter zu. Nach dem Trinkspruch betritt Galrin die Ruderplattform, legt die Hände ans Ruderrad und streicht mit der Rechten sanft über den polierten Mondstein am Ruderhorn. Einen endlosen Augenblick ruht die "Windkind" noch, dann hebt sie ab und beginnt, dem Morgenhimmel entgegen zu steigen.

Kaum spürbar ist der Ruck, mit dem sich der schwere Schiffsleib vom Steinpflaster des Marktplatzes löst. Das seltsame Gefühl, zu stehen und sich trotzdem zu bewegen, ergreift von den Passagieren Besitz und das leichte Kribbeln im Magen tut sein Übriges. Im Nu ist das Windschiff fünfzig Schritt über den Boden hinaus und verhält in dieser Höhe, um die letzten Vorbereitungen für die Reise zu treffen: Der untere Mast muß aufgerichtet und die Segel gesetzt werden. Die Matrosen werfen sich förmlich ins Gangspill und mit leisem Knarren und Ächzen stellt sich der zuvor eingeklappte, zwanzig Meter lange Mastbaum senkrecht. Daraufhin fallen die Segel, der frische Wind wird von ihnen eingefangen und strafft das weiße Segeltuch.

Von Vendis Atem angeschoben beginnt das fliegende Schiff, sich vorwärts zu bewegen. Die Villa Roßstein, die Goldene Harfe, die Stadthalle... wie am Faden aufgereiht ziehen die Gebäude der Stadt langsam an den Passagieren vorbei und wirken, aus der ungewohnten Vogelperspektive, noch einmal so stattlich und schön.
Indem Galrin das Ruder des Windschiffes nach Steuerbord legt, dreht der Bug des hölzernen Adlers gen Osten, wo der Ildorel liegt und wo in Kürze Shenrahs Auge aus dem See aufsteigen wird. Mit einem Ausdruck des Bedauerns blickt Galrin zu dem Seher Sethai hinunter, der, zumindest seines Wissens nach, blind ist. Daß der Elb den Ausblick auf den Ildorel, das Glitzern der tausend und abertausend Wellen im Morgenlicht und die aufziehende Morgenröte nicht sehen kann, erfüllt das Herz des Nordmannes mit Traurigkeit, doch versucht er nach Möglichkeit, sich nichts davon anmerken zu lassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 21. Juli 2004, 13:55 Uhr
Jolanthe liebt den Morgen auf der Windkind. Sie steht an der Reling und lässt sich den Wind durch die offenen Haare wehen.
Der Fluss unter ihnen erscheint wie ein silbernes Band und bald sind sie so hoch, dass alles unter ihnen aussieht, wie feingewebtes Tuch.

Sie lächelt Galrin zärtlich zu, der auch an der Reling steht und für einen kurzen Moment die morgendliche Stille genießt. Sie stellt sich neben ihn und schmiegt sich an ihn. Sie ist so froh nach der letzten Nacht, in der sie endlich sicher sein konnte, dass Galrin ihr verziehen hatte.

Viele fremde Leute sind auf dem Schiff, was Jolanthe wiederum wieder in ihre Schüchternheit zwingt, obwohl sie, mit Galrins Hilfe schon ein bisschen offener geworden ist.

In dem Moment streicht ihr etwas um die Beine, doch es ist viel größer als Kirion.
Ein Hund.
Erfreut beugt sie sich zu dem HUnd runter, der freudig mit dem Schwanz wedelt und sie spielerisch ankläfft.
Jolanthe lacht.
"Hallo mein Freund!", sagt sie und knuddelt den Hund. Dieser schleckt ihr sofort die Hand ab und wedelt wie verrückt mit dem Schwanz.
Wieder einmal zeigt sich, wie gut Jolanthe mit TIeren umgehen kann.
Doch sie muss auch an ihren armen Kater Kirion denken, der von dem Hund bestimmt nicht begeistert ist. Und tatsächlich ertönt, fast wie abgesprochen, ein protestierendes Mauen von oben.
Der KAter hockt auf dem untersten Mast und blitzt mit wütenden Augen und gesträubtem Fell den Hund an.
Jolanteh sieht hoch und lacht.
"Sei nicht böse Kirion! Es sind doch nur ein paar Tage", ruft sie ihm lachend zu.
Er wird danach zwar einige Zeit beleidigt, sein, aber das gab sich meistens genauso schnell wieder.

Sie sieht hoch und erblickt Henry, anscheinend gehört der Hund ihm.
"Wie heißt er?", wendet sie sich an ihn.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 21. Juli 2004, 14:18 Uhr
Der Kapitän ist Asrai sehr sympathisch. Sicher würde sie ihn noch so einiges, sein Schiff betreffend, fragen. Auf der Windkind sieht Asrai sich neugierig um. Das Schiff begeistert sie mehr, als sie erwartet hatte. Lächelnd nimmt sie den Willkommenstrunk von Gunnar entgegen und es dauert nicht mehr lange, da geht es auch schon los. In Asrais Magen beginnt es ungewohnt zu kribbeln, als die Windkind sich in Bewegung setzt und mit großen Augen beobachtet Asrai, wie sie den Marktplatz hinter sich lassen.

Neben dem Kapitän kann Asrai wenig später eine junge Frau ausmachen, die kaum größer ist als sie selbst und die Gefährtin des Kapitäns zu sein scheint. Der kleine Hund, den Henry mit auf das Schiff gebracht hat, scheint sich sogleich mit ihr anzufreunden. Asrai lächelt der Frau freundlich zu.
Es gibt auf dem Schiff so viel zu sehen. Die Mannschaft läuft geschäftig auf der Windkind hin und her und Asrai beobachtet sie genau und zieht jedes Mal verwundert die Augenbrauen hoch, wenn ein Matrose etwas tut, was sie nicht wirklich versteht. Später, wenn alles wieder etwas ruhiger werden würde, würde sie einen von der Mannschaft nach den verschiedenen Arbeiten ausfragen.

Irgendwann gleitet ihr Blick wieder über die Reling und zu Sethai gewandt, der neben ihr steht, spricht sie: "Schade, dass du all dies nicht sehen kannst. Es ist so ungewohnt und wunderschön. Nur runterfallen möchte ich hier nicht." Sie schmunzelt. Für Asrai ist dies alles wirklich sehr ungewohnt. Ihr eigentliches Element ist das Wasser und nun befindet sie sich in der Luft. Doch auch am Wasser war sie schon lange nicht mehr und eigentlich ist es ihrer Meinung nach eine Schande, dass sie sich noch als Wasserfee bezeichnet, wo sie doch nur noch das Aussehen jener Wesen besitzt und dem Wasser schon lange fern geblieben ist. Sie kann sich kaum noch vorstellen, im Wasser zu leben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 21. Juli 2004, 15:13 Uhr
Orga folgt Henry durch das Innere der Windkind und neben dem warmen Schein der Öllampen in den Gängen fällt ihr der angenehme Duft nach Holz auf, der sie an die Wälder ihres Gutes bei Verd erinnert. Jetzt fehlt nur noch Henrys Pfeifenkraut, denkt sie vergnügt und genießt die so einmalige Gelegenheit, mit diesem geheimnisvollen Schiff auf Fahrt zu gehen. Es war eine wunderbare Idee von Henry. Er schafft es doch immerwieder, mich zu überraschen, denkt sie in ihrer gehobenen Stimmung. Nach dem Begrüßungstrank schreitet sie nochmals mit Henry durch das Innere des Schiffes, um sich alles nocheinmal einzuprägen, doch dann gehen sie an Deck und genießen einen Sonnenaufgang, den sie nie vergessen wird.

Am östlichen Himmel erscheint in wunderschönsten Farben langsam die Sonne über dem Ildorel als glänzende Scheibe, die das Wasser in flüssiges Silber taucht. Möwen kreisen unter ihnen über dem Wasser und ihr Schrei macht die Stille lebendig, die sie umgibt. Das Geräusch, daß die gefüllten Segel ab und zu machen, wenn eine Brise in sie hineinschlägt unterbricht das Pfeifen des Windes in den Seilen, das wie eine Melodie über ihnen in der Luft klingt.
Orga beugt sich vorsichtig über die Reling, aber ihr wird nicht schwindelig, wie sie befürchtet hatte. Wahrscheinlich liegt es an dem herrlichen Anblick, der sie viel zu sehr vereinnahmt und den sie mit Henry genießt, der diesen Zauber genauso still bewundert wie sie.
Der Kapitän steht am Ruder und hin und wieder ruft er Befehle aus, aber sonst ist es still und so friedlich, daß sie nur himmlisch denkt und sich mit dem Rücken an Henry lehnt, der seine Arme um sie schlingt und seinen Kopf an ihren lehnt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 21. Juli 2004, 18:30 Uhr
Henry sieht sich mit Orga den herrlichen Sonnenaufgang an und er muß gestehen, daß der Kapitän gewußt hat, warum er vor Sonnenaufgang mit ihnen los wollte. Zärtlich hält er Orga vor sich in seinen Armen und ihr Blick schweift bis zum Horizont über das schier endlose Wasser, als Henry leise zu sprechen beginnt.
"Liebes, heutenacht habe ich die Truhe aufgebrochen." Henry spürt wie Orgas Muskeln sich kurz anspannen und schaukelt sie vor sich leicht hin und her. "Keine Sorge, es ist nur ein Vermögen darin." Henry lacht leise. "Die halbe Truhe war mit Goldmünzen gefüllt und die andere Hälfte besteht aus goldenen Kelchen, einem kunstvollen Dolch und einer kleinen Schatulle mit diesem Stein hier drin," und Henry zieht aus seinem Lederwams einen grünen Stein auf dem eine Figur herausgearbeitet ist, um die sich eine Schlange windet, die sich hinter ihrem Rücken teilt und sich um die Arme zu den offenen Handflächen weiterschlängelt, auf denen je ein Schlangenkopf ruht, aus dem eine lange gespaltene Zunge züngelt.
Henry hält den Stein, der etwas größer als ein Medallion ist, vor Orga hin, daß sie die Figur erkennen kann. Eine goldene Einfassung mit einer Öffnung, durch die man ein Band ziehen könnte ist rundherum regelrecht auf und in den Stein gearbeitet. Henry senkt seine Hand wieder und spricht weiter. "Was hälst du davon, wenn wir ihn Uuma schenken? Vielleicht hilft es der Kleinen leichter über ihren Verlust hinweg. Das Grün ihrer Augen ist das gleiche, wie das des Steines. Er fühlt sich an wie ein Speckstein, fühl mal!" Henry reicht Orga den Stein. " Was meinst du Liebes?"
Henry lehnt sich seitlich an die Reling, dreht Orga zu sich hin, schlingt seine Arme um ihre Mitte und blickt sie liebevoll an und lacht dann leise. "In meiner Umhängetasche habe ich einige Lederbeutel mit diesen Goldmünzen." Er blickt Orga mit seinem jungenhaften Lächeln an. "Wenn Galrin Ragnarsson einverstanden ist, daß wir Pferde auf dem Rückweg mitnehmen, werde ich gute Verder Kaltblüter einkaufen, du kennst doch sicher den Freund meines Vaters, den nun sicher ebenfalls alten Korran, der mit der Kaltblutzucht auf der anderen Seite des Sees?, weißt du noch?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 21. Juli 2004, 20:23 Uhr
Sethai spürt als die Windkind abhebt. Es ist das erstemal das sein Körper den Boden verlässt. Sein Geist ist schon oft über Talyra und die Welt gereist, doch niemals war bisher sein Körper dabei. In seinem Inneren kribbelt es ein wenig und er hat das Gefühl als würde etwas auf ihn von oben einwirken. Dann jedoch ist es bald vorbei und der Wind der ihn umspielt entschädigt gut für den kurzen Anfall von Übelkeit.

Asrai bringt dem Schiff und seiner Crew unterdessen große Bewunderung entgegen, etwas das Sethai nicht nachempfinden kann. Er akzeptiert die Dinge der Welt als gegeben und wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es eben. Nur in den seltensten Fällen würde Sethai nach dem wie und warum fragen (wohl auch da er es meist schon vorher weiß). Trotzdem lächelt er als er ihren wissensdurst spürt und ihre Begeisterung.

„Oh..... ich sehe genug von hier aus. Es ist einfach wunderbar den Strom der Emotionen von hier oben zu sehen, wie alles ineinander fließt. Es ist einfach atemberaubend. Aber dennoch würde ich viel drum geben nun zu sehen was Du siehst. Ich erinnere mich dann den Sonnenaufgang in der kurzen Woche in der ich sehen konnte und von hier oben muss er wahrlich wunderbar sein. Vielleicht wird es mir ja noch irgendwann einmal vergönnt sein das zu erleben...“

Sanft legt er Ihr die Hand auf die Schulter, nicht zu aufdringlich, doch schon anders als ein reiner freund es tun würde. Er spürt genau was Asrai fühlt und was Ihr solche Sorgen macht. Die Berührung soll Ihr mitteilen das sie nicht allein ist und das der Elf zu seinem Versprechen stehen wird mehr auf die Bedürfnisse und Sorgen der Wasserfee zu achten.

Ich habe viel wieder gut zu machen und ich nehme es nicht auf die leichte Schulter... ich hoffe Du erkennst das bald... ich hoffe Du verzeihst mir meine Unbedachtheit.
Diese Worte nun auszusprechen wäre unangebracht. Später wird genug Zeit zum Reden sein. Und Reden, das ist es was geschehen muss....

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 21. Juli 2004, 22:19 Uhr
Orga hört auf, als Henry von dem Aufbrechen der Truhe berichtet und einem Schatz. Ich habe es geahnt, denkt sie während Henry die Dinge aufzählt, die er darin gefunden hat und betrachtet eingehend den Stein, den er ihr schließlich in die Hand legt. "Es ist eine wunderschöne Arbeit," kommt es bewundernd über ihre Lippen. "Der Stein wird Uuma sicher gefallen. Sie ist eine Frau, wenn auch eine Kleine." Lächelnd hat sie die Worte gesprochen und schaut Henry tief in die Augen, doch er ist in Gedanken schon wieder bei seinen Pferden.
Henry hat ihr von dem Gespräch mit dem Lord Commander erzählt und ihr war klar, was das bedeutet, Henry muß gute Stuten einkaufen, um das gesteckte Ziel zu erreichen und mit dem Fund würden ihm keine Grenzen gesetzt, dies schnellstmöglich zu erreichen.

Orga hält den Stein in der Hand und streicht darüber und nimmt ein Kribbeln in den Fingerspitzen wahr. Merkwürdig, denkt sie, aber dann reicht sie Henry den Stein wieder zurück und fragt sich, wem er wohl einmal gehört haben mag und wessen Vermögen sie dort unten in der Erde gefunden haben, das nun rechtmäßig ihnen gehört, weil es auf ihrem Grundstück lag.
Henrys Erwähnung von Korran läßt Orga schmunzeln. Sie kennt den Mann, denn von ihm sind die meisten starken Wagenpferde auf dem Gut. "Ja, ich kenne Korran, er hat nochimmer die Zucht auf der anderen Seite des Sees," und sein Sohn hat sich gut als sein zukünftigen Nachfolger eingearbeitet, denkt Orga, aber spricht es nicht aus, um Henrys alte Wunde nicht zu berühren. "Geh doch zu Uuma und gib ihr den Stein, dann kannst du gleich sehen, wie es ihr geht. Ich warte hier auf dich und genieße solange den herrlichen Anblick," und gibt ihm einen zärtlichen Kuß auf seine weichen Lippen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Juli 2004, 00:27 Uhr
Mit stolz geblähten Segeln gleitet das Windschiff der Sonne entgegen, die mit wunderbarem Farbenspiel quasi aus dem Ildorel aufgetaucht ist. Sowohl die Gäste als auch die Mannschaft genießen dieses Schauspiel, freuen sich an dem prachtvollen Bild und saugen die Schönheit der Natur praktisch in sich auf.

Als Shenrahs Auge schon etwas höher gestiegen ist, läßt der Kapitän das fliegende Schiff wenden und kreuzt, etwas langsamer als zuvor, Richtung Talyra zurück. Abermals zieht die Stadt unter der "Windkind" vorbei. Zunächst der Perlenhafen, der Marktplatz mit dem Heim von Henry und Orga, die Villa aus der Asrai ein Armenheim machen möchte, und schließlich die trutzigen Mauern der Steinfaust, die aus der Luft nicht weniger imposant aussieht, als sie auf dem Boden wirkt. Diesmal jedoch hält das Windschiff nicht an. Vielmehr geht es flott gen Westen, vor der Sonne her und über die Weiten des Larisgrüns hinweg. Wie ein endloser grüner Ozean wirkt der alte Wald, der sich von Talyra bis kurz vor Verd am See erstreckt. Doch da die Passagiere nicht nur grüne Wipfel sondern auch kahle Gipfel sehen wollen, dreht die "Windkind" ihren Bug nach Süden und hält auf die Erikarberge zu.

Soeben schwebt der hölzerne Koloß über den Pferdehof derer von Roßstein hinweg. Weiße, braune und schwarze Pferde tummeln sich wie lebende Edelsteine auf grünem Samt. Mit einem Lächeln im Gesicht erinnert sich Galrin daran, daß Henry ihn und Jolanthe ja zu einer Reitpartie eingeladen hat. Der Nordmann selbst ist zwar ein leidlicher Reiter, doch ein Könner wie der Herr von Roßstein ist er sicher nicht.
Da werde ich mich schön blamieren., denkt der Schiffsbauer grinsend, während er das Ruder nach Steuerbord legt und wieder nach Westen auf die Erikarberge zuhält. Währenddessen steigt die "Windkind" noch etwas weiter, bis sie schließlich in gut zweihundert Schritt Höhe über die Bäume und Pfade des Larisgrün dahinsegelt.

Eine Glocke ruft die Gäste und den Teil der Mannschaft, der gerade Freiwache schiebt, zum Essen. Alwine hat sich alle Mühe gegeben, einen schönen Frühstückstisch herzurichten, denn schließlich haben die hohen Herrschaften mit Ausnahme des Willkommenstrunkes noch keinen Bissen an Bord zu sich genommen. Und die gutherzige Magd ist der festen Ansicht, daß nur in einem satten Körper auch ein wacher Geist steckt.

Einmal mehr zeigt sich, daß die Verlobte des Kapitäns, die dieser seinen Gästen mit einem Augenzwinkern als "Jolanthe, meine Verlobte und Kapitänin meines Herzens" vorgestellt hat, ausgezeichnet mit Tieren umzugehen versteht. Der kleine Hund des Herrn von Roßstein hat rasch Freundschaft mit ihr geschlossen und die Frage nach dem Namen des Vierbeiners kommt so selbstverständlich, als sei der Hund bereits fester Bestandteil an Bord.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 22. Juli 2004, 00:50 Uhr
Henry beobachtet eine neugierige Möwe, die sich bis zu dem Windschiff heraufgeschwungen hat und muß über das Tier lachen. Es sieht aus, als würde es sich wundern, daß hier noch etwas anderes fliegt als ihre Artgenossen.
Henry hört zu seiner Freude, daß der Züchter noch lebt und die Zucht betreibt und begibt sich dann unter Deck, um nach Uuma zu sehen, wie Orga es ihm rät.
Leise klopft er an die Türe der Kajüte und wartet bis Marie öffnet, die sofort hinauseilt und ihm versichert, daß sie gleich wieder zurück ist. Henry nickt und findet Uuma noch verschlafen in ihrem Bett liegen, aber es ist ihr anzusehen, daß sie sich über seinen Besuch freut. Er fragt ob es ihr schon besser gehe und als sie nickt zieht er den Stein aus seiner Tasche hervor und legt ihn auf ihre Bettdecke. "Orga und ich möchten dir diesen Stein schenken, er war in der Truhe, die Yohn gestern in der Erde gefunden hat. Er hat die Farbe deiner Augen," sagt er lächelnd.
Uumas Hände gleiten wie Orgas über den Stein und Henry muß an ihre Worte denken und lächelt. Orga hat recht, sie ist nur eine etwas kleinere Frau, und beobachtet noch einen Moment, wie Uuma ihn in den Händen hält und von allen Seiten betrachtet und verabschiedet sich wieder von ihr. Uumas Bett steht so, daß sie aus einem  der kleinen Fenster schauen kann und er ist sich sicher, daß sie in ihren Wachzeiten nichts andres tun wird.
Henry geht wieder zu Orga an die Reling und lächelt. "Uuma ist wohl gerade erst aufgewacht. Sie hat sich über den Stein gefreut. Ich glaube sie hat noch gar nicht das Fenster entdeckt und nach draußen geschaut. Sie wird sicher den ganzen Tag ihre Nase an die Scheibe drücken." Henry lacht leise bei der Vorstellung. "Es ist gut, daß wir sie auf die Reise mitgenommen haben, so ist sie den ganzen Tag beschäftigt und abgelenkt."
Orga nickt nur und Henrys Blick geht zum Kapitän als er der Mannschaft einen Befehl zurufen hört und beobachtet einen der Nordmänner, wie er ein Stück am Mast hochklettert und spürt im gleichen Moment, daß der Wind auffrischt und schon ändert das Schiff seinen Kurs und Orga bemerkt, daß sie zurückfliegen. Es kommt Bewegung in die Windkind und sie fliegt nun schräg zum Wind, mal rechts, mal links den Wind von der Seite und Henry legt spontan den Arm um Orga, weil es Henry vorkommt, als würde das Schiff leise ächtzen.

Er geht mit Orga ganz nach vorne auf das Deck und es ist ein berauschender Anblick und ein herrliches Gefühl, von dort Talyra immer näher kommen zu sehen, bis sie über die Stadt schweben, sogar seine Pferde kann er von oben ausmachen als sie über den Pferdehof fliegen und Henrys Gedanken eilen voraus.  Während Orga immer wieder erkennend auf dies und jenes zeigt weilen seine Gedanken mehr bei riesigen Pferdeleibern, Hengstfohlen, leeren Stallungen der Steinfaust und guten jungen Kaltblutstuten, die es zu beschaffen gilt, bis ein Gong ihn aus seinen Gedanken reißt.

Henry erkennt schnell was die Glocke bedeutet und auf dem Weg zum Frühstück spricht ihn ein zierliches weibliches Wesen an, daß ihm bei seiner Versunkenheit noch gar nicht aufgefallen ist und fragt ihn, wie der kleine Hund heißt, als sich auch schon der Kapitän zu ihnen gesellt und die zierliche Frau als seine Braut vorstellt. Henry verbeugt sich galant und grüßt sie und beantwortet auch gleich ihre Frage, mit einem Schmunzeln, das ein warmer Blick begleitet. "Der Hund ist mit Uuma, unserem kleinen Gast, mit an Bord gehuscht," sagt er, während er sich zu dem Herzensbrecher beugt und ihn streichelt. "Uuma nennt ihn nur "Kleiner". Sie hat ihn draußen auf dem Weg nach Norden irgendwo verletzt im Wald gefunden."

Henry folgt mit Orga am Arm dem Kapitän hinunter in das Innere des Schiffes und er versucht verzweifelt, nicht an die Erzählung des Lord Commanders zu denken und sich nicht vorzustellen, wie diese zierliche kleine Person im Hochzeitskleid von Bord gesprungen ist und Galrin hat erneut sein ganzes Mitgefühl, doch kann er sich auch gut vorstellen, wie diese zierliche kleine Frau bei soviel hühnenhaften Nordmännern in Panik geraten ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 22. Juli 2004, 13:56 Uhr
Uuma träumt von einer schaukelnden Baumkrone, in der sie sitzt, als ein klopfendes Geräusch sie aus ihrem Traum holt. Noch verschlafen erblickt sie Henry, der sich zu ihr auf das Bett setzt. Sie braucht eine Weile um sich an alles zu erinnern, doch das kleine Zimmer aus lauter Holz ist ihr fremd, aber freudig überrascht über das vertraute Gefühl von Holz blickt sie sich um. Zu Henrys Frage nickt sie und staunt dann nicht wenig, als er ihr einen grünen Stein auf die Decke legt und sagt, daß er in der Truhe war, die sie aus dem Garten gegraben haben und daß er für sie wäre, wie Orga und er entschieden hätten.

Uuma erinnert sich an Marianns Erzählung und sie nimmt den Stein vorsichtig auf und sofort hat sie ein kribbeliges Gefühl in der Hand und hätte ihn beinahe fallen lassen, doch die eingearbeitete Figur erweckt ihre Neugierde. Ihre Fingerspitzen ziehen die Linien nach und ein wohliges Gefühl stellt sich in Uuma ein, das sie sich nicht erklären kann, denn es ist grüne Jade, wenn auch von wunderschönem dunklen satten Grün. In ihrem Stamm ist Mutter Erde aus der gleichen Jade und wie alle anderen Mädchen hat sie oft genug heimlich die mollige Statue berührt, aber bei ihr kribbelte es nie.
Uuma blickt kurz auf als Henry sich verabschiedet und den Raum wieder verläßt und die Frau aus dem Garten mit einem großen Tablett hereinkommt, das mit lauter köstlichen Sachen vollgestellt ist. "Uuma haben großen Hunger," gibt sie gleich mit hungrigen Augen von sich und setzt sich im Bett auf, als sie dabei das kleine Fenster erblickt und krabbelt sofort zur Mitte des Bettes und schaut hinaus. "Uuma fliegen! Uuma fliegen!" kommt es begeistert über ihre Lippen und Marie lacht und schaut aus ihrem eigenen Fenster. Die Betten, die wie zwei offene Schränke nebeneinander stehen haben eine kleine Schiebetür über dem Bettende, die Marie zur Seite geschoben hat, damit sie Uuma von ihrem Bett aus sehen kann.

Während bei Uuma aber doch der Hunger siegt und sie die leckeren Sachen verdrückt, die Marie ihr auf einem Holzbrett auf das herunterklappbare Tischchen stellt, kramt Marie in ihrem großen Leinensack herum und zieht dann ein dünnes Lederbändchen hervor und hält es wie eine Beute vor sich in die Höhe und reicht es dann Uuma mit den Worten: "Damit du deinen schönen Stein nicht verlierst."
Während zweier Bissen fädelt Uuma das Bändchen durch das Loch in der goldenen Umrandung und kurze Zeit später hängt der Stein an ihrem Hals. Einen Moment hält Uuma den Atem an, um dann tief auszuatmen, denn wieder hat sie das wohlige Gefühl, in das sie augenblicklich regelrecht eingehüllt wird und Uuma lächelt Marie an. "Stein seien guter Stein!" und nickt bekräftigend zu ihrer Feststellung.

Irgendwann läßt sich Uuma dann doch wieder in das dicke Kissen zurückfallen, wenn auch der Anblick sie begeistert. Sie kennt den Ausblick von den Wipfeln der Bäume aus, von hohen Felsen, aber jetzt fühlt sie, daß sie schwebt und das ist so neu für sie und so erhebend, daß sie sich erst wieder hinlegt, als ihr fast die Augen zufallen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 22. Juli 2004, 18:39 Uhr
Jolanthe fühlt sich mal wieder gar nicht wohl, als Galrin sie den Gästen vorstellt und alle Augen auf sie gerichtet sind. Andererseits freut sie sich über Galrins wiederholten Beweis, dass er ihr verziehen hat.
Doch alle scheinen sie anzusehen und sie versucht so unscheinbar wie möglich zu wirken.
Wer weiß, wie weit sich es herumgesprochen hatte, dass sie Galrin so verraten und blamiert hatte! Alle Augen scheinen sie strafend anzuschauen und Jolanthe errötet und senkt ihren Blick.

Doch der Moment der Peinlichkeit ist bald vorbei und eine junge Frau, die nicht viel kleiner ist, als sie, lächelt ihr sogar zu. Erfreut lächelt Jolanthe zurück. EIn Wesen wie sie, hat Jolanthe noch nie gesehen: ihre Haut ist hell und fast durchsichtig und sie hat schöne blaue Augen. Auch ist sie recht zart und überhaupt sehr schön, wie Jolanthe auffällt. Und was ihr noch auffällt, ist, dass diese Frau eine magische Aura umgibt. Eine Aura mit einer sehr alten, sehr ursprünglichen Magie. Sie muss einem sehr altem und naturverbundenem Volk angehören.

Von Henry erfährt sie, dass der Hund Uuma gehört und von ihr "Kleiner" genannt wird.
"Nun "Kleiner" ", sagt sie zu dem kleinen Hund, der jetzt wärend des Essens zu ihren Füßen hockt, "du hast bestimmt schon viel erlebt! Erst im Wald, dann mit Uuma umhergereist und jetzt auf einem fliegenden Schiff. Kein Wunder, dass du bei so viel Aufregung Hunger bekommst!"
Und da sie den großen, treuen Augen nicht wiederstehen kann, lässt sie ein paar Wurstscheiben unterm Tisch verschwinden.
Zwar fällt das keinem auf, da sie durch ihre Übung mit kleinen Zauberkunsttücken flinke Hände hat, doch unterm Tisch ist nun das zufrieden Schmatzen des kleinen Hundes deutlich zu hören und Jolanthe muss grinsen.

Uuma. Wer war Uuma? Wahrscheinlich die kleine drahtige Frau, die mit Henry und Orga an Bord gekommen war. Soweit Jolanthe es mitbekommen hatte, hatte Henry sie vorhin in eine Kajüte gebracht, sie hatte auf seinen Armen geschlafen.
Jetzt kann Jolanthe sie nicht entdecken. Wahrscheinlich schläft sie noch.
Viel konnte Jolanthe nicht erkennen von ihr, da sie in Decken eingehüllt war, aber sie hatte diese natürliche Aura gespürt, die von vielen aussgeht, wenn sie sehr mit der Nature verbunden sind.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Juli 2004, 08:53 Uhr
Mit gemischten Gefühlen registriert Galrin die Reaktion seiner Liebsten auf die vielen Leute um sie herum. Den gesenkten Blick, das schüchterne Erröten und die deutlich anzumerkende Verlegenheit hat der Nordmann von der mißglückten Hochzeit in Erinnerung und er hofft inständig, daß Jolanthe nicht wieder zu fliehen versucht. Den letzten Sprung von der "Windkind" hatte sie überstanden und Galrin dankt den Göttern dafür. Doch hier sind es nicht acht Schritte bis zum Boden, sondern über einhundert! Und obwohl der Schiffbauer großes Vertrauen in die Gelenkigkeit und Kraft hat, die in dem schlanken Frauenkörper steckt, wäre ein Fall aus dieser Höhe mit Sicherheit der Tod für Jolanthe und ihr gemeinsames Kind.
Das weiß sie auch., beruhigt sich Galrin selbst, Schließlich ist sie nicht dumm und schon öfter mit mir gereist Also mach' Dir keine Sorgen.
Doch trotz dieser Gedanken faßt der Kapitän nach der Hand seiner Verlobten, drückt sie sanft und zeigt ihr damit, daß sie nicht allein ist, daß sie ihm vertrauen kann und daß er sie liebt.

In diesem Moment läutet Alwine zum Frühstück. Mit großem Appetit machen sich die Gäste und die Besatzung über das Mahl her, das die Magd und Köchin im Gemeinschaftsraum aufgebaut hat.Auch Uuma wird eine Portion gebracht, denn offenbar ist sie noch geschwächt und soll das Bett hüten, während sich die Anderen zu Tisch setzen.
Und was für ein Frühstück ist das: Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt den Gästen als erstes in die Nase. Dazu gibt es gesalzene Butter, Käse, Wurst und Fruchtmus. An jedem Platz steht außerdem ein Schälchen mit Rührei und gebratenem Speck, dessen Geruch den Hungrigen ebenfalls die Nasenflügel erbeben läßt. Auf dem Tisch stehen des weiteren Krüge mit gepreßtem Saft, verdünntem Wein und Met.

Der Raum, in dem gegessen wird, ist gut acht Schritt lang und derer sechs breit. An den Wänden sind niedrige Schränke für Geschirr und ähnliche Utensilien aufbewahrt. Auch hier finden sich, wie überall auf dem Schiff, die liebevoll ausgeführten Schnitzereien im normandischen Stil. An einem Ende des Raumes, neben dem Eingang zur Kapitänskajüte, ist jedoch, ganz entgegen dem sonstigen Bild, eine kunstvolle Intarsienarbeit eingesetzt: Das Holzbild zeigt einen normandischen Fjord, in dem ein Dorf liegt. Einige Drachenschiffe kehren von See heim, ein Fischer holt sein Netz an Land, Frauen scheren Schafe und stellen Skyr her. Kinder spielen mit einem Hund, laufen um die Wette und üben sich im Knattleikr. Das Bild ist so detailverliebt dargestellt, daß man immer wieder etwas Neues entdeckt, sobald man sich längere Zeit damit befaßt: Die vorwitzige Möve, die dem Fischer einen Teil seiner Beute stibitzt, das kleine Kind in seiner Wiege... All das lädt zum Stehenbleiben und Betrachten ein.

Während des Essens tauschen sich die Luftfahrer über die verschiedensten Themen aus: Henry berichtet Galrin von seinen Gütern in Verd und davon, daß er sich dort nach Zuchttieren umsehen will. Der Kapitän gibt einige Geschichten aus dem Nordland zum Besten, und Asa, die Tochter von Beinar und Halda, erzählt, daß sie sich an diese Strecke erinnert: Man sei auf direktem Weg Richtung Liam Cailidh, dem Ort der Nargenschlacht. Bei diesen Worten der Segelmacherin verengen sich die Augen Galrins zu Schlitzen und seine Stimme nimmt einen rauhen Unterton an: "Tja, diese Fahrt haben wir wohl oft genug gemacht. Zu oft, möchte ich fast sagen. Doch inzwischen sollte nichts mehr von dem ehemaligen Schrecken dort zu erblicken sein, Henry. Wenn Ihr wollt, können wir uns die Walstatt ansehen."

Nach dem Frühstück erheben sich die Besatzungsmitglieder, wünschen den Passagieren noch einen angenehmen Tag und bringen ihre Teller in die Kombüse, bevor sie sich an die Arbeit machen. Die Freiwache ist vorüber und die Männer, welche bislang das Schiff gesteuert haben, haben ebenfalls Hunger, nehmen jedoch ihre Mahlzeit im Mannschaftsquartier ein. Galrin selbst bleibt am Tisch sitzen, erkundigt sich, ob es den Gästen auch geschmeckt habe und nickt lächelnd, als man die Kochkünste Alwines lobt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 23. Juli 2004, 12:17 Uhr
Erst als es zum Frühstück läutet, wendet Asrai den Blick vom Himmel und von Talyra, das sie langsam hinter sich lassen, ab und schmunzelt, als sie ihren Magen knurren hört. Sie lächelt Sethai aufmunternd zu, so wie sie es immer tut, wenn sie mit ihm zusammen irgendwo hin möchte. Sie kann es sich nicht abgewöhnen, obwohl sie weiß, dass Sethai es nicht wirklich sehen kann. Sie weiß aber, dass er sehen kann, was sie in dem Moment fühlt und allein das genügt ihr schon. Als sie zusammen in den Gemeinschaftsraum gehen, nimmt Asrai diesmal doch Sethais Hand. Diese Reise gibt ihr wieder das Gefühl, der Zusammengehörigkeit und sie hofft, dass, wenn sie wieder in Talyra sind, wieder alles wenigstens halbwegs gut ist.

Während des Essens bleibt Asrai recht still, aber sie lauscht neugierig den Gesprächen am Tisch. Vor allem interessiert sie alles, was mit der Windkind zu tun hat. Und irgendwann beginnt sie einen von der Besatz mit Fragen zu überstürmen. Der Mann muss schmunzeln, als die Wasserfee ihm Fragen über Dinge stellt, die für ihn selbstverständlich sind und die wohl so ziemlich jeder weiß. Doch Asrai schämt sich nicht für ihre Fragen. Als sie mit dem Essen fertig ist, greift sie wieder nach Sethais Hand und lächelt ihm nochmal zu. Die Traurigkeit ist noch nicht ganz aus ihren Augen verschwunden, aber sie ist nicht mehr so stark zu erkennen wie noch am Anfang. Uuma sitzt nicht am Tisch und Asrai nimmt sich vor, Henry später noch einmal zu fragen, was genau denn überhaupt passiert ist, während sie mit Orga in der Goldenen Harfe saß und mit Borgil über ihr Armenhausprojekt gesprochen hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 23. Juli 2004, 12:45 Uhr
Es ist als würde ein Stein von ihm abfallen als Asrai auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum seine Hand ergreift. Zwar ist ihm klar das es noch sehr lange dauern würde bis er das wieder gutgemacht hat was die kleine Wasserfee so verletzt hat, doch diese kleine Geste trägt soviel in sich, die Bereitschaft es weiter zu versuchen, die Gefühle die sie noch immer für den seltsamen Elfen hegt, das ihm die Erleichterung anzumerken ist. Auch auf seinem Gesicht zeigt sich ein Lächeln und sanft erwidert er den Druck. Ihre Nähe allein hat einen beruhigende und aufmunternde Wirkung auf Sethai.
Ich werde mehr für Dich da sein...

Hand in Hand gehen sie dann in den Gemeinschaftsraum, wo die anderen Gäste und ein Teil der Crew schon sitzen. Ein angenehm duftendes Frühstück erwartet alle.
Von den Verzierungen und Kunstarbeiten im Raum bekommt Sethai wie immer nur die Gefühle mit die der Künstler in seine Arbeit gesteckt hat und die nun den Werken anhaften und so konzentriert er sich mehr auf die am Tisch befindlichen Leute. Er registriert die Trauer und den Schmerz einiger als die kleine Frau, die zuvor unbemerkt von den meisten einen kleinen Zaubertrick vollführt hat um den Hund etwas Wurst zukommen zu lassen, den Ort der Nargenschlacht erwähnt.

Asrai unterdessen unterhält sich mit einem Besatzungsmitglied und fragt es über das Schiff und den Alltag der Crew aus. Ihre kindliche Neugier erfrischt Sethai und er lauscht einfach nur ihren Worten und denen des Mannes.

Als Asrai dann wieder nach Sethais Hand greift ist der Elf fast schon überrascht, denn er hatte sich so sehr auf die Konversation seiner Gefährtin konzentriert, dass seine übrige Wahrnehmung nur noch im Hintergrund ablief. Noch immer ist die Trauer über sein Handeln in Ihr zu spüren und sei würde sicher auch noch einige Zeit erhalten bleiben...

Ich habe Dir versprochen mich zu bessern und ich werde zu meinem Wort stehen... Die Worte lässt er still in ihrem Kopf entstehen während er Ihre Hand leicht streichelt und mit seiner anderen umschließt. Lass uns wieder an Deck gehen wenn Du hier fertig bist. Du sagtest wir sollten reden und ich stimme Dir darin völlig überein. Lass uns reden. Das haben wir viel zu lange nicht getan.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 23. Juli 2004, 14:26 Uhr
Orga freut sich, daß Henry so schnell von seinem Besuch bei Uuma zurück ist und als das Schiff sich in einer sanften Kurve zurück nach Talyra wendet gehen sie zum Bug des Schiffes und blicken hinunter. Während Orga voller Begeisterung immer wieder auf die Dächer der Stadt zeigt merkt sie schnell, daß Henry mit seinen Gedanken irgendwo anders weilt und schmunzelt.
Als sie schon über dem herrlich satten Grün des Larisgrün dahinfliegen ertönt ein Gong und ruft zum Frühstück. Auf dem Weg stellt der Kapitän ihnen seine Braut vor und man sieht ihm die tiefe Liebe zu der zierlichen Frau an, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Asrai besitzt, aber auch meint sie eine leichte Unruhe bei ihm zu spüren und fragt sich, ob vielleicht irgendetwas mit dem Schiff nicht in Ordnung sei, doch der Gedanke verfliegt als sie in dem geräumigen Raum unter Deck ankommen, wo ein so köstliches Frühstück angerichtet ist, daß ihr das Wasser im Mund zusammenläuft.

Bei Tisch stellt sie auch fest, daß Asrai und Sethai lockerer wirken, als noch zuvor an Land und freut sich für Asrai. Sie hat noch nie ein solches Brot gegessen, wie das, das ihnen würzig-kräftig entgegenduftet, daß Orga Alwine, die für das köstliche Mahl verantwortlich ist, wie sie erfährt, um das Rezept bittet. Die ganze Stimmung ist bei Tisch von der nordischen Mentalität der Mannschaft gewürzt und trägt nicht nur einmal zur Erheiterung bei. Während Henry und der Kaptän über den Transport von Kaltblütern fachsimpeln betrachtet Orga die wunderschöne Arbeit an der Stirnwand des Raumes; sie kann ihren Blick gar nicht davon abwenden und ihre Fingerspitzen, die immerwieder darüber gleiten, doch Alwine kommt zu ihr und erklärt ihr, wie sie das Brot backt und Orga löst sich von der Betrachtung.
Sie merkt sich alles ganz genau und als Henry und der Kapitän sich erheben, um sich den Ort der Schlacht aus luftiger Höhe anzusehen steigt sie an Henrys Seite mit hinauf an Deck. Orga sieht man es zwar nicht an, aber ihr ist das Ganze gruselig und sie hofft, daß die Spuren vom Grün des Waldes gnädig überwachsen sein mögen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 23. Juli 2004, 15:47 Uhr
Henry läßt sich das gute und reichhaltige Frühstück schmecken. "Euer Brot ist köstlich!" wendet er sich anerkennend zu der Nordmännin, die offensichtlich für das gute Frühstück gesorgt hat und strahlt, als Orga nach dem Rezept fragt. Frederik hat sich zwischen Orga und ihm niedergelassen und langt kräftig zu und Yohn sitzt bei den anderen Nordmännern, die ihn in ihre Mitte genommen haben. Henry schmunzelt. Er kommt ja richtig aus sich raus, denkt er, denn er hat ihn selten so vergnügt gesehen. Ich sollte ihn mehr in die Harfe schicken, der Mann braucht offensichtlich mehr Gesellschaft... Er vermißt sicher auch seine Freunde auf dem Gut... und Henry kann ihn nur zu gut verstehen, aber sein Schwager hat ihn noch immer zu Orga abkommandiert.

Henry wird aus seinen nachdenklichen Grübeleien bald durch nordische Geschichten gerissen, und man sieht der Mannschaft an, daß es ihnen Vergnügen bereitet, den Immerländern auf diese Weise von ihrem Volk zu erzählen. Der Raum, der wie eine geräumige große Höhle aus Holz wirkt, mit seinen überall hinein und herausgeschnitzen nordischen Elementen, unterstützt die Stimmung und Henry beobachtet Frederiks Mimik, während der Junge gespannt lauscht und schwer beeindruckt zu sein scheint.

Henry spricht auch irgendwann den Transport von Zuchtstuten an und Galrin Ragnarsson winkt gleich verstehend ab und erklärt sich bereit, mit dem Windschiff soviel Pferde mitzunehmen, wie das Schiff tragen könnte, was eine Menge wäre. Henry muß lachen, aber so unrecht hatte der Nordmann gar nicht, es waren eine Menge...

Henry hätte nicht von dem kräftigen Met trinken sollen stellt er zuspät fest, als er sich ertappt, wie er von dem Gut in Verd schwärmt, von den sanften grünen Hügeln und den großen alten Kastanienbäumen, die überall, selbst auf den Koppeln zu finden sind.  Er beobachtet aber auch aus dem Augenwinkel Asrais Begeisterung für die Schifffahrt, aber es verwundert ihn nicht, wo die junge Frau eine Wasserelfe ist. Erst als die Aufmerksamkeit auf die Gegend gelenkt wird, über die sie fliegen, wird die Stimmung etwas gedrückt, aber die Möglichkeit sich den Ort anzusehen, wo Talyra siegreich, wenn auch mit großen Verlusten, aus der Schlacht gegen die Nargen hervorgegangen ist, möchte er sich dann doch nicht entgehen lassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 23. Juli 2004, 18:52 Uhr
Uuma wälzt sich unruhig hin und her bis sie von dem Gefühl aufwacht, nicht genug Luft zu bekommen. Vergebens versucht sie das kleine Fenster zu öffnen, denn sie findet nicht heraus, wie der Schließmechanismus funktioniert. Marie schnarcht leise in ihrem Bett, sitzend, hinten in der Ecke ihres Bettes an die Wand gelehnt.
Vorsichtig schiebt Uuma die Beine über den Bettrand und merkt bei den ersten Versuchen, daß sie stehen kann und weil sie in dem weißen weiten Hemd, in das sie gekleidet ist nicht aus dem Zimmer möchte und nicht weiß, wo ihre Sachen sind schlingt sie sich die dunkelbraune Decke ein paarmal um den Leib, die sie bis unter die Achseln einhüllt.
Vorsichtig und insbesondere leise tapst sie zur Türe, lauscht und öffnet sie. Luft! denkt sie nur und schließt sie ebenso leise. Langsam - an die Wand gelehnt, schiebt sie sich in die Richtung, von der sie frische Luft spürt und bleibt augenblicklich erstarrt stehen, wie sie es im Wald tut, wenn ein großes Tier ihr zu nahe kommt, damit es sie vielleicht nicht wahrnimmt, als ein großer blonder Mann summend um die Ecke des Ganges kommt, wo sie hin will.
Schon denkt sie, er sieht sie nicht, doch dann bleibt er abrupt stehen und zieht überrascht eine Augenbraue hoch und schaut sie dann lächelnd an, doch bevor er auch nur einen Ton von sich geben kann, er macht gerade Anstalten, etwas zu sagen, macht sie "Pssst!!", preßt den Zeigefinger auf die Lippen und blickt ängstlich zur Zimmertüre, ob Marie von seinen Schritten aufgewacht ist, doch es bleibt still.

Mit offenem Haar lehnt Uuma an der Wand des Ganges und die Hoffnung, daß der riesige Mann einfach weiter geht erfüllt sich nicht. Er beugt sich plötzlich zu ihr hinunter und fragt flüsternd mit einem Blick von dem sie nicht weiß, ob er sich über sie lustig macht, sie anlächelt oder nur versucht ernst zu bleiben, wohin sie möchte. "Uuma brauchen Luft!" kommt es über ihre Lippen, während sie mit einer Hand das Ende der Decke vor sich festhält und mit der anderen Hand sich an der Wand hält, denn so ganz sicher fühlt sie sich noch nicht auf den Beinen. Uuma ist sicher, daß sie rot wird, als der Mann sie leise fragt, ob er sie nach oben tragen darf, aber sie nickt nur und kurze Zeit später findet sie sich auf dem Deck des großen Schiffes wieder, atmet tief die frische Luft ein und zeigt sofort auf eine lange Kiste, die offensichtlich auch Sitzfläche ist, an der Seite des Aufbaues und ist heilfroh als er sie dort absetzt und mit einer angedeuteten Verbeugung lächelnd verläßt.
Sofort zieht Uuma die Beine an und ist froh, daß niemand sonst in ihrer Nähe ist, denn sie fühlt sich überhaupt nicht gut. Zittrig und unruhig ist sie und weiß nicht warum sie so abgrundtief traurig ist. Sie trauert nicht um MoM, sie hat wunderbares Essen bekommen, einen wunderschönen Stein von Henry, sie ist nicht alleine, Marie kümmert sich um sie und auch Henry weiß sie in ihrer Nähe, und trotzdem fühlt sie sich zum Heulen.

Uuma schaut hinauf in den blauen Himmel, legt dann ihren Kopf auf die Beine, die sie umschlingt und ist froh, daß sie frische Luft atmen kann. Trotzdem laufen ihr plötzlich ein paar einsame Tränen über die Wangen und am liebsten würde sie jetzt durch Bäume in ihrer Heimat jagen, eine Baumkatze verfolgen oder in den kleinen See bei ihrer Höhle springen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 23. Juli 2004, 19:15 Uhr
Jolanthe tritt auf das Deck hinaus und immernoch begleitet sie "Kleiner". Doch, wo er vorher ihr nicht von der Seite gewichen ist, springt er jetzt kläffend auf ein ein kleines gekrümmtes, braunes Bündel zu.
Jolanthe sieht genauer hin und erkennt eine kleine Person zwischen den Decken. Braune lange Haare, das Geischt gebeugt. Jolanthe folgt  dem "Kleinen" und tritt zu der kleinen Frau hin, die jedoch nicht viel kleiner ist, als sie selbst. Das muss Uuma sein.

Das Mädchen, bzw. die junge Frau hebt den Kopf, als "Kleiner" sie  anspringt und erblickt Jolanthe.
Jolanthe sieht, dass sie weint, doch jetzt dreht Uuma schnell den Kopf weg. Sie scheint ihren Schmerz nicht teilen zu wollen.
Doch Jolanthe gluabt ihr helfen zu können. Denn sie hat in Uuma das gleiche erkannt, was sie auch von sich so gut kennt: dieses unbedingte Bedürfnis nach Freiheit.
Sie spürt die Naturverbundenheit dieser Frau.
Still setzt sie sich neben sie.
Wartet einen MOment.
Dann ergreift sie Uumas Hand und erhebt sich wieder.
Uuma sieht sie überrascht und etwas misstrauisch und unwillens an.
Jolanthe sieht sie an und sagt nur leise: "Komm"

Widerwillig steht Uuma auf und Jolanthe führt sie, leicht stützend zum Bug des Schiffes. Dort platziert sie Uuma direkt in den Bug und stellt sich neben sie und lässt sich den Wind durch die Haare fahren.
Dies ist das schönste Gefühl der Freiheit, dass sie kennt und sie schließt die Augen.

Nach kurzer zeit öffnet sie die Augen wieder. Dann klettert sie kurzerhand über die Reling und klettert ganz vorne bis zum Ende der Bugspitze.
Der Wind zerzaust ihre Haare und mit lachendem Gesicht schaut sie zu Uuma zurück und fordert sie mit einer Handbewegung auf ihr zu folgen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 23. Juli 2004, 19:34 Uhr
Als alle mit dem Frühstück fertig sind, entfernt sich Asrai mit Sethai aufs Deck. Ein bisschen unwohl fühlt sie sich dabei schon, schließlich sind sie von Henry und Orga eingeladen worden und da ist es sicher nicht richtig, sich von ihnen abzusetzen, aber Asrai weiß auch, wie wichtig dieses Gespräch mit Sethai ist. Vielleicht würde es entscheiden, ob die beiden weiterhin zusammen leben werden oder nicht. Am Deck atmet Asrai tief die frische Luft ein. Wenig später kommen auch die anderen nach oben, um sich das Schlachtfeld anzusehen. Asrai reizt dieser Blick nicht gerade. Daher möchte sie auch nicht wirklich hinsehen. Ihr reichen die Erzählungen. Also wendet sie sich Sethai zu.

"Wie fangen wir am besten an?", fragt Asrai ein wenig ratlos. Sie weiß nicht genau, wie sie das Gespräch beginnen soll. "Fest steht, dass wir eine Lösung brauchen. Ich möchte wissen, wo du bist und wann du zurückkehrst. Wenn du länger fort bleibst, dann muss es doch eine Möglichkeit geben, dass du mir eine Nachricht zukommen lässt. Ich kann nicht immer auf dich warten und hoffen, dass du noch lebst. Nachdem du vor längerer Zeit so schwer verletzt vor meiner Tür lagst, habe ich einfach unheimliche Angst um dich. Was ist, wenn du irgendwann nicht mehr zu mir zurück kommst...?" Wieder steigen Asrai Tränen in die Augen, aber sie versucht sie zurück zu halten. Hier auf dem Schiff soll sie niemand weinen sehen.

Als sie an Sethai vorbei sieht, erkennt sie Jolanthe und Uuma am Bug des Schiffes. Sie findet es ein wenig beängstigend, wie Jolanthe zum Ende der Bugspitze klettert und hofft, dass sie dort nicht runter fällt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 23. Juli 2004, 19:37 Uhr
Uuma schaut überrascht auf als der kleine Hund an ihr hochspringt, denn sie wußte nicht, daß er mit an Bord gegangen ist, doch dann setzt sich plötzlich eine kleine Frau zu ihr. Sie blickt sie überrascht an, denn sie ist, seit sie den Dunkelwald verlassen hat, keiner Frau begegnet, die ihr so ähnlich ist wie sie.

Nur zögernd folgt sie ihrer Auforderung, aber nur weil sie weiß, daß sie noch nicht viel Kraft hat und sich sicherer fühlt, wenn sie sitzt.
Die kleine Frau geht mit ihr ganz nach vorne zur Spitze des Schiffes und Uuma versteht - es ist herrlich! Zum erstenmal sieht sie direkt von der Reling nach unten, über Wälder, sieht einen kleinen Fluß und einen Bussart vor ihnen und unter ihnen in der Luft seine Kreise ziehen.

Als die kleine Frau plötzlich über die Reling klettert und auf dem schmalen Holz nach vorne klettert wäre sie gerne mit, aber sie fühlt sich einfach noch nicht kräftig genug und ohne ihr Wurfseil würde sie das auch nicht machen, und das hat sie nicht dabei.  
Uuma macht sich auch Sorgen um die kleine Frau, sie spürt zwar, daß sie keine Probleme mit Höhe hat und ihr in Geschicklichkeit ebenbürtig ist, aber ohne Wurfseil ist das selbst für Uuma  leichtsinnig und sie beginnt sich Vorwürfe zu machen, daß sie sie nicht davon abgehalten hat.

Fieberhaft überlegt sie, doch die Aufregung macht sie schwindelig, ihre zittrigen Beine halten sie nicht mehr und sie geht in die Knie und bittet Mutter Erde, daß die kleine Frau wieder heil zu ihr zurückkommt.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 23. Juli 2004, 20:37 Uhr
Sethai hört den Worten seiner Gefährtin schweigend zu. Er versteht was sie meint. Zwar stellt sich ihm selber diese Frage nicht, hat sich noch nie gestellt, da er fast immer weiß wie es anderen Menschen geht, ja er es ignorieren muss um nicht ständig stimmen zu vernehmen, doch für sie muss es wirklich ein unerträglicher Zustand gewesen sein. Natürlich sorgt sie sich u ihn wenn er nicht da ist. [Wie konnte ich nicht daran denken....[/i]
Er nickt am als sie verstummt und auf eine Antwort von ihm wartet. Statt sofort zu sprechen greift er in seine Tasche, die er noch immer umgehangen hat. Er muss bis ganz unten vordringen. Das was er sucht ist nun schon lange wieder darin und viel Neues liegt darüber, verdeckt es und lässt es fast in der Vergessenheit verschwinden. Dann hat er es gefunden, umschließt es mit seiner Hand und bringt es erneut ans Tageslicht. Mit der anderen Hand öffnet er sanft Asrais Rechte und legt das was er gerade aus der Tasche geholt hat darauf.

Ein Stein, oder viel mehr Kristall, kommt zum Vorschein. Im Licht der Sonnenstrahlen funkelt er bläulich-lila und in seinem Inneren scheint ein schwaches Licht zu glühen, das leise flackert und ihn mit einem inneren Leben erfüllt. Auf der Handfläche fühlt er sich erst kalt an, doch bei längerem Kontakt scheint eine sanfte Wärme von ihm auszugehen.

„Vielleicht erkennst Du den Stein. Ich hab ihn vor langer Zeit an Deliah verschenkt, doch sie hat ihn mir zurückgegeben.... Er sollte Ihr damals helfen. Sie wollte es jedoch nicht. So hat er seinen Weg zu mir zurück gefunden. Vielleicht ist er ja ein Teil der Lösung die Du anstrebst. In diesem Stein ist ein teil von mir, ein Teil meines Geistes gebunden, nur ein Funken, aber doch etwas von mir. Ich möchte ihn Dir jetzt geben damit Du immer weißt wo ich bi und wie es mir geht...  und damit Du mit mir Kontakt aufnehmen kannst.
Dieser Stein stellt eine direkte Verbindung zu mir und zu meiner Lebenskraft dar. Je schwächer die Flamme in seinem Inneren flackert um so schlechter geht es mir, je heller sie leuchtet um so mehr lebe ich. Außerdem kannst du durch ihn jederzeit mit mir Kontakt aufnehmen. Wenn Du ihn in Händen hältst und an mich denkst kannst Du mit mir reden. Deine Gedanken werden mich erreichen wo ich auch bin.
Außerdem verspreche ich – wie ich es heute schon einmal versprochen habe – mehr für Dich da zu sein. Ich muss erst noch lernen wie es ist das Leben mit jemandem zu teilen, ich war so lange für mich alleine. Aber ich bin lernfähig.“

Dann wartet er auf Asrais Reaktion, ob sie den Stein annimmt der nun in ihrer Hand liegt und sanft glüht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 23. Juli 2004, 21:58 Uhr
Ungläubig sieht Asrai Sethai an, als sie plötzlich den kristall in den Händen hält, den er einst Deliah geschenkt hat und unheimlich viele Erinnerungen kommen mit einem Mal in ihr auf. Sie erinnert sich an Garak, ihre erste Liebe und an den schwarzen Ring, den er ihr von einer seiner Reisen mitgebracht hat und an die vielen traurigen Stunden, die sie mit Warten auf ihn verbracht hat. Sie trägt den Ring schon lange nicht mehr. Er liegt in einer Schublade ihres Schreibtisches. Sie erinnert sich auch an den Stein, den sie einst von Razoreth, einem Magier bekam und der sie vor allem Bösen schützen sollte. Diesen trägt sie immer bei sich und noch niemand außer ihr hat ihn zu Gesicht bekommen. Ihr fehlt dieser liebevolle Magier und sie weiß, dass sie ihn, wie auch Garak niemals wiedersehen wird. So vieles hat sich in den letzten Jahren in ihrem Leben verändert und die ganzen Erinnerungen scheinen sie in diesem Augenblick zu erdrücken.

"Danke...", flüstert sie nur. Dann beginnt sie doch leise zu weinen und schließt die Arme um Sethai. Sie weiß, dass er genau weiß, wie es ihr jetzt geht und dieses wissen tut gut, denn sie würde nicht alles erzählen wollen, was jetzt in diesem Augenblick in ihr vor geht. Die Hoffnung, dass sie hier niemand so sieht, bleibt bestehen und so versucht sie, sich schnell wieder zu beruhigen und wischt sich die Tränen fort, als sie Sethai wieder los lässt. Ihr wird klar, dass er nicht wissen kann, wieviel Angst sie davor hat, wieder eine geliebte Person zu verlieren.

"Es wird sicher alles wieder gut.", sagt Asrai und versucht zu lächeln. "Nun solltet wir uns aber wieder Henry und Orga widmen, schließlich haben sie uns eingeladen und ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Vor allem bin ich Orga dankbar, dass sie mich so lieb dabei unterstützt, aus der Villa ein Armenhaus zu machen." Jetzt fällt ihr auf, dass sie Sethai noch einiges zu erzählen hat, aber das ließe sich ja Stück für Stück erledigen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 24. Juli 2004, 05:57 Uhr
Henry geht mit Orga am Arm, und von Galrin Ragnarsson geführt, nach oben auf Deck zu einer seitlichen Reling, wo sie das Gebiet überblicken können, wo sich alles abgespielt haben soll, laut den Worten des Kapitäns.
Henry sucht gerade mit den Augen den Weg, den das Heer genommen hat, als ihn eine Bewegung am Bug des Schiffes dort hinschauen läßt, und was er dort sieht kann er erst nicht glauben.
Was macht Uuma denn da? ....Und bei allen Göttern, was macht Galrins Frau auf der Bugspitze?...in dieser Höhe?... Henry hält kurz die Luft an und stößt Galrin leicht in die Rippen, denn ihm fehlen kurz die Worte und rennt los. Wir dürfen sie da vorne nicht mit unserem plötzlichen Auftauchen erschrecken, geht es ihm während der ersten Schritte durch den Kopf und er verlangsamt sein Tempo und geht langsam auf Uuma zu, die schwankend auf dem Boden hockt.
Henry hebt sie behutsam auf und trägt sie vom Bug weg und sieht Galrin zu seiner Liebsten starren, dessen braungebranntes Gesicht mehr einer frisch gestrichenen Kalkwand gleicht.

Henry weiß, daß er ihm nicht helfen kann und so trägt er Uuma zurück in ihre Kajüte, wo Marie gerade durch sein Eintreten erwacht. Henry ist zwar etwas verärgert, aber er weiß, daß die alte Magd sich die Nacht kaum Ruhe gegönnt hat, als es Uuma nach der Fehlgeburt so schlecht ging und er ist ihr nicht wirklich böse und fragt nur in strengem Ton nach Uumas Medizin. Marie stammelt, daß sie vergessen hätte, den Tee zu machen und eilt mit fliegendem Rock und einem Leinensäckchen hinaus.

Uuma zittert noch immer leicht in seinen Armen und ist nur halb da und behutsam legt er sie in das große weiche Kissen auf ihr Bett und setzt sich mit einem Schemel zu ihr, doch erst einmal öffnet er das kleine Fenster über dem Bett, denn die Luft in der Kajüte ist verbraucht. Gleich  strömt frische Luft in das Zimmer und er ahnt, warum das Mädchen das Zimmer verlassen hat. Auch wenn Uuma sich offensichtlich übernommen hat und Marie versäumt hat, ihr die Medizin von Morgana zu geben, sie würde es überleben und er hofft inständig, daß Galrins kleine Frau es auch würde. Wie kann sie nur so leichtsinnig sein... grübelt er. Ein starker Windstoß und der Ruck könnte sie in die Tiefe reißen... Henry mag gar nicht daran denken, und was der Kapitän gerade durchmacht...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Juli 2004, 09:17 Uhr
"Bei den Zwölfen!", entfährt es dem Kapitän, als er seine Zukünftige auf dem Rammsporn der "Windkind" herumturnen sieht, als wäre es eine Sitzbank in der Goldenen Harfe und als wären nicht zweihundert Schritt Luft zwischen ihr und den grünen Wipfeln des Waldes unter ihr.

Tausend Gedanken jagen Galrin innerhalb eines Augenblickes durch den Kopf, während er versucht, eine klare Entscheidung zu treffen: Was will diese Frau eigentlich? Will sie mir etwas damit beweisen? Oder jemandem anderen? Weiß sie nicht, daß sie damit nicht nur sich gefährdet, sondern auch das Kind? Und daß sie damit jedem hier an Bord Angst macht? Denkt dieses Weib nur an sich? Und dann auch noch andere mit hineinreißen! Welcher Dämon hat Jolanthe geritten?

In diesem Moment durchfährt den Nordmann die gleiche Erkenntnis wie Henry: Würde er Jolanthe rufen, dann würde sie vor Schreck vielleicht abrutschen und in den Tod stürzen. Und so trifft der Kapitän seine Entscheidung: Statt zu versuchen, Jolanthe zur Rückkehr zu bewegen, läßt Galrin die Segel bergen und den unteren Mast einklappen. Noch während dieser Aktion streicht der Nordmann über den Mondstein am Ruderhorn: Nach unten. Rasch nach unten.

Und das Windschiff gehorcht seinem Herrn: Wie ein angeschossener Vogel sinkt die "Windkind" tiefer und tiefer. Sie macht kaum noch Fahrt voraus, und doch pfeift der Fahrtwind den Gästen in den Ohren, als der hölzerne Gigant auf das Larisgrün zu rauscht. Kurz über den Baumwipfeln hat jedoch die Fahrt nach unten ein Ende. Sanft stößt das Windschiff mit dem Rammsporn gegen einen Baum, so daß ein Häher wütend keckernd Reißaus nimmt. Selbst wenn Jolanthe nun noch abrutschen würde, würde der Baum unter ihr sie sanft auffangen und verhindern, daß sie sich die Knochen bricht.

Als der Nordmann wieder am Bug auftaucht und auf die Spitze hinunter sieht, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Da hockt seine Liebste immer noch still vergnügt unter den Schwingen der Galionsfigur und lacht zu ihm hinauf.
Die Stimme des Kapitäns ist sanft und doch rauh, als er Jolanthe anspricht: "Komm bitte wieder an Bord zurück. Der Rammsporn ist glatt, Du könntest abrutschen. Das möchte ich nicht. Und ich würde später gern einige Worte mit Dir wechseln."

Mit langsamem Schritt geht Galrin wieder ans Ruder zurück, hält sich daran fest und atmet zehnmal tief ein und aus. Für den Schrecken, den Jolanthe ihm, den Passagieren und auch der Mannschaft eingejagt hat, würde er sie am Liebsten in den Vorratsraum sperren lassen und sie erst am Ende der Reise wieder frei geben. Doch er weiß, daß die Sehnsucht nach Freiheit in Jolanthes Herzen pocht und daß sie dadurch eingehen wird wie eine Blume ohne Wasser.

Ist Dir Deine Liebe all diese Mühen wert?, fragt eine Stimme in Galrins Kopf verbittert, Sie hat Dich am Traualtar stehen lassen und Dich vor allen Hochzeitsgästen zum Narren gehalten. Sie spielt mit ihrem Leben und dem Leben Eures ungeborenen Kindes, will auch noch das Leben von Anderen gefährden und gibt Dich auf Deinem eigenen Schiff der Lächerlichkeit preis. Was willst Du mit dieser Frau, die alles dafür tut, daß Du ins Unglück gestürzt wirst? Wäre Uuma ihr nachgeklettert und abgestürzt... was hättest Du Henry gesagt? Oder Orga? Wirf sie raus! Bring sie nach Talyra zurück oder setz' sie hier im Larisgrün ab, aber trenn Dich von ihr, bevor sie noch mehr Angst und Schrecken verbreitet.

Doch dann wischt Galrin, beinahe schon erschrocken von diesen Gedanken, die Zweifel weg: Du hast gewußt, worauf Du Dich einläßt, Sohn von Ragnar Eriksson. Du liebst Jolanthe und Du liebst Euer Kind, auch wenn es noch nicht geboren ist. Du hast ihr Treue geschworen und an diesen Schwur wirst Du Dich, das weißt Du sehr gut, auch halten. Egal was kommt, Ihr seid füreinander bestimmt und nichts und niemand wird daran etwas ändern.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 24. Juli 2004, 11:06 Uhr
Den Stein in Händen haltend, beginnt Asrai leis zu weinen. Sethai spürt das unheimlich viele Erinnerungen in Ihr in diesem Moment hochkommen, Erinnerungen an Dinge die waren und die schmerzhaft für die kleine Wasserfee sind. Er sieht jedoch nicht welche es sind. Schon vor langer Zeit hat er dafür gesorgt das er Asrais Gedanken nicht wahrnehmen kann. Ein kleines persönliches Geschenk an seine Gefährtin da jeder seine Geheimnisse braucht, auch – oder vielleicht besonders – vor demjenigen dem er seine Liebe geschworen hat. Zwar schaffen es vereinzelte besonders starke Gedanken doch zu ihm durch zu hallen, aber der grossteil bleibt dem Seher verborgen.
Dann beugt sie sich nach vorne zu Sethai und schließt – endlich... – die Arme um ihn. Er drückt sie sanft an sich, streichelt Ihr über den Rücken und vergräbt sein Gesicht in ihrem wunderbar duftenden Haar. Nur kurz dauert dieser zärtliche Moment an, viel zu kurz, aber auf dem Windschiff sind sie nicht alleine und auch ohne ihre Gedanken zu lesen ahnt Sethai das sie nicht möchte das die anderen sie weinen sehen.

.... Immer denkst du an Andere..., doch kein Vorwurf liegt in diesem Gedanken und er bewirkt das sich ein Lächeln in Sethais Gesicht schleicht.
„Du hast recht... Lass uns zu den beiden gehen. Immerhin verdanken wir ihnen diese Reise ... und diese Gelegenheit. Außerdem gibt es an Bord noch viele die uns unbeannt sind. Es wäre doch eine Schande sie nicht auch kennen zu lernen.“

Mit diesen Worten auf den Lippen erhebt sich der Seher und hilft seiner Gefährtin aufzustehen. Zwar ist das unnötig, da Asrai nicht schwach oder verletzt ist, doch im Moment nutzt er jede Gelegenheit um Kontakt zu Ihr zu haben. Dann gehen sie los um Ihre beiden Gönner zu finden....

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 24. Juli 2004, 12:41 Uhr
Noch während Sethai spricht, spürt Asrai, wie das Schiff sich dem Boden nähert. Dann kommt Henry an ihnen vorbei, mit Uuma auf dem Arm und Asrai erkennt am Bug, dass Jolanthe dort noch immer in einer sehr gefährlichen Position sitzt. Dem Kapitän ist anzusehen, wieviel Sorgen er sich um seine Zukünftige macht. Sicher würde es ein Donnerwetter geben, wenn die Frau wieder heil aufs Schiff zurückkehren würde. Aber noch sieht es nicht so aus, als würde die Frau sich bewusst werden, in was für einer Gefahr sie schwebt. Asrai kann gut mit dem Kapitän mitfühlen. Gern würde sie helfen, aber sie weiß nicht, wie.

"Jolanthe sieht nicht im geringsten ängstlich aus.", murmelt Asrai, während sie die Frau beobachtet. Asrai und Sethai nähern sich Orga, die auch gebannt auf die kleine Frau starrt. "Hoffentlich passiert ihr nichts.", flüstert Asrai und scheint Orgas Gedanken auszusprechen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 24. Juli 2004, 18:05 Uhr
Uuma jagd die Sorge um die kleine Frau noch im Kopf herum, als sie Henry wahrnimmt, der sie aufhebt und davonträgt. Sie will nicht wieder unter Deck in das stickige Zimmer, aber sie bringt kein Wort über die Lippen. Henrys Wärme spürt sie wie bei MoM, wenn sie sich auf ihn gekuschelt hat und für einen Moment fühlt sie sich geborgen, doch dann legt er sie auf das Bett und erst als er das kleine Fenster öffnet und frische Luft zu ihr strömt gibt sie ihren Widerstand gegen das Zimmer auf und atmet die erfrischende Luft ein und entspannt sich, doch dann spürt sie, daß das Schiff sinkt, und sie befürchtet, daß die kleine Frau runtergefallen ist.

"Nein!" kommt es entsetzt über ihre Lippen, sie will sich aufrichten, doch sie kriegt nichtmal die Augen auf. Auch wenn Henry beruhigend über ihren Kopf streicht und seine warme Hand auf ihre legt, die immernoch zittrig ist, wie sie dabei spürt, fällt sie wieder in abgrundtiefe Traurigkeit.
Irgendwann gibt es einen leichten Ruck und das Schiff liegt still und sie hört Marie ins Zimmer stürmen, doch sie will keinen Tee, keinen Henry, sie will nur noch alleine sein. Doch der schiebt seinen Arm unter ihren Rücken, richtet sie auf und läßt ihr keine Ruhe, bis sie einen ganzen Becher von diesem warmen Kräuterwasser runtergeschluckt hat. Schon beim letzten Schluck merkt sie, wie sie wohlige Müdigkeit überkommt und noch in seinem Arm sackt sie weg.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 24. Juli 2004, 18:54 Uhr
Orga bekommt erst gar nicht mit, warum Henry plötzlich davonstürmt, doch dann bleibt ihr vor Schreck fast das Herz stehen. Kind! denkt sie nur als sie Galrins Braut auf der Spitze des Schiffes entdeckt und fragt sich, wie Uuma auf Deck und vorne zum Bug gekommen ist. Ich denke Marie ist bei ihr...? Ängstlich sieht sie sich nach Frederik um, ob der Junge vielleicht auch gerade unbeobachtet irgendeinen Unsinn anstellt, doch der steht mit Jana am Heck des Schiffes und blickt über die Reling zurück, über das weite Larisgrün hinter ihnen. Erleichtert atmet Orga auf. und sieht Henry gerade noch mit Uuma unter Deck verschwinden.
Im gleichen Moment ruft der Kapitän den Nordmännern einen Befehl zu und stürzt zum Ruder und die Windkind beginnt plötzlich zu sinken, daß sie sich an der Reling festhält und ihr kurz etwas schwindelig wird, als sie Asrai und Sethai zu ihr rüberkommen sieht, der auch die Sorge um die Braut des Kapitäns im Gesicht geschrieben steht.

Orga bewundert den hühnenhaften Nordmann, der - kaum kommt das Schiff wie durch Zauberhand zum Stehen - zum Bug geht und die Kapitänin seines Herzens ins Schiff zurück ruft. Er muß sie unendlich lieben... denkt Orga und hofft, daß der Nordmann Verständnis für seine Liebste aufbringt, denn Orga erkennt, daß sie offensichtlich in einer anderen Welt zuhause ist.

Da Uuma mit in die Sache verwickelt ist geht Orga hinüber zum Kapitän, der sich noch nicht ganz von dem Schrecken erholt zu haben scheint und legt ruhig eine Hand auf seinen Arm und blickt ihn an. "Bitte, ...seid nicht zu streng mit ihr. Jeder von uns lebt in seiner Welt..., ...und daß Uuma nicht in ihrer Kajüte geblieben ist, ...dafür sind wir verantwortlich," und Orga drückt leicht den Arm des Mannes.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Juli 2004, 12:11 Uhr
Galrin sieht Orga aus eisblauen Augen an. Sein Blick ist müde, doch es steckt auch eine Spur Erleichterung darin. Und noch etwas Anderes, das die Roßsteinerin nicht zu ergründen vermag.

Der Kapitän senkt den Kopf, doch dann hebt er den Blick wieder und sagt spröde: "Ich hätte trotzdem besser achtgeben müssen. Und was Jolanthe getan hat, war nicht in Ordnung. Ich bin mir dessen bewußt, daß ein jeder Mensch... oder Elb... in seiner Welt lebt. Doch wenn man heiratet... oder es vor hat... sollte man lernen, sich eine gemeinsame Welt zu schaffen. Und dazu ist Jolanthe offenbar nicht bereit. Ich bin sicher, Ihr habt bereits erfahren, was geschehen ist, als wir heiraten wollten?"

Orga nickt langsam. Henry hat ihr davon berichtet und sie kennt zumindest die Version, die der Lord Commander ihrem Mann erzählt hat. Der Blick Galrins wird hart wie ein Fels, als er leise weiter redet: "Damals habe ich ihren Freiheitsdrang verstanden und habe ihr vergeben, obwohl ich damit vermutlich zum Gespött der halben Stadt geworden bin. Und nun macht sie hier weiter, gefährdet sich und andere... Was soll ich davon halten? Ist ihr nicht klar, daß sie damit nicht nur ihren Ruf ruiniert, sondern auch meinen? Daß sie die Leute an Bord und den Mann, der sie liebt, ängstigt und verärgert? Denkt sie nicht an Andere?"

Mit einem Blick zum Bug vergewissert der Nordmann sich, daß Jolanthe diese Worte nicht gehört hat. Anschließend sieht er Gunnar an: "Sobald meine Verlobte wieder an Bord ist, segeln wir weiter. Mast aufrichten, Segel setzen, Kurs auf die Erikarberge. Ich bin in meiner Kajüte."

Bevor Galrin sich zu seiner und Jolanthes Kabine begibt, sieht er noch einmal zu Orga hinüber: "Redet mit ihr, wenn Ihr könnt. Vielleicht versteht sie Euch besser. Oder Asrai. Mich will sie wohl nicht verstehen."

Ohne ein weiteres Wort geht der Kapitän zu der Holztür, die unter Deck führt, öffnet sie und verschwindet dahinter.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 25. Juli 2004, 14:14 Uhr
Orga hört schweigend den Worten des Nordmannes zu und kann seinen Schmerz verstehen. Sie kann auch verstehen, daß ihm seine Ehre viel bedeutet, doch kann sie auch die noch so junge Frau verstehen, für die das Herumspatzieren auf dem Bugspitz die absolute Erfüllung zu sein scheint und die sich darauf auch sicher bewegt, genauso sicher wie ein Seiltänzer auf seinem noch dünneren Seil.

Orga fragt sich immer mehr, was der Grund dafür war, daß die junge Frau Uuma zum Bug geholt hat und sie nimmt sich vor, das zu ergründen. Vielleicht weiß ja Henry mehr, wenn er von Uuma zurückkommtt... überlegt sie und nickt bei Galrins Bitte, mal mit Jolanthe zu sprechen und folgt dem Nordmann von der Ruderplattform hinunter und geht zu Asrai und Sethai, die noch der Seite des Schiffes an der Reling auf sie warten, denn sie kamen direkt auf sie zu, bevor sie da hoch ist.

"Verzeiht, daß ich euch stehen lies, aber ich mußte einfach ein paar Worte mit  Galrin sprechen." Orga blickt Asrai nun direkt an, während sie weiterspricht. "Der Nordmann erhofft sich, daß wir vielleicht seiner Braut begreiflich machen können, was sie ihm antut. Ich weiß nicht, ob ihr schon wisst, daß sie bei der Hochzeitszeremonie panikartig von Bord gesprungen ist und nun das, er nimmt sich das sehr zu Herzen."
Orga blickt Asrai fragend an und wendet sich dann an Sethai. "Wißt ihr nicht eine Antwort? Seht ihr mit euren Fähigkeiten vielleicht eine Möglichkeit der jungen  Frau zu helfen?"
Orga kann nur von Frau zu Frau mit Jolanthe sprechen, aber vielleicht kann Sethai herausfinden, warum sie solche Dinge tut, die ohne Zweifel bei aller Freiheitsliebe doch etwas spontan und unüberlegt über sie zu kommen scheinen.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 25. Juli 2004, 14:36 Uhr
Jolanthe spürt, wie mit einem Mal das Schiff langsamer wird und an Höhe verliert.
Verwundert sieht sie auf und erblickt Galrin über sich.
Mit wütendem Blick fordert er sie auf wieder hoch zu kommen.
Erschrocken bemerkt sie, wie wütend er ist. Das würde noch ein Nachspiel haben! Sie ordnet seine Wut seiner Sorge um sie und das Kind zu und von daher kann sie ihn auch verstehen.
Sie hatte Uuma nur helfen wollen.
Und auch wenn diese wieder in ihre Kajüte gebracht worden war, so hatte Jolanthe gesehen, dass ihre Traurigkeit aus den Augen verschwunden war.
Seufzend kletterte sie, leichtfüßig, als wär es das Selbstverständlichste von der Welt, wieder auf das Deck.

Sofort wurde sie von allen bestürmt. NUr im Hintergrund nimmt sie wahr, dass Galrin unter Deck verschwindet. Und Trotz regt sich in ihr. 'Mir konnte gar nichts passieren! Aber davon wusste Galrin nichts und die andern auch nicht', schießt es ihr durch den Kopf. Beschwichtigend muss sie immer wieder versichern, dass ihr nichts passiert war. Und es gibt auch so manche, die sie für ihr Benehmen tadeln. Sie hätte sich in und andere gefährdet und alle in Aufruhr gebracht.
Jolanthe schüttelt etwas verständnislos den Kopf.
"War ich es, oder ihr", erwidert sie und Trotz schwingt in ihrer Stimme mit, "die dort vorne saß. Keiner von euch musste, oder hätte mir hinterher klettern müssen! Und auch Uuma habe ich nicht gefährdet! Sie weiß selber sehr gut, was sie kann und was nicht! Fragt sie selbst."

Dann wendet sie sich etwas ruhiger an Henry, der gerade aus der Kajüte gekommen war. "Wie geht es Uuma? Ich hab nur gesehen, dass sie zusammengebrochen ist und dann stand auch schon Galrin an der Reling.
ich wollte ihr helfen, nicht sie gefährden! Weder sie, noch einen von euch", fügt sie schließlich leiser und reuig hinzu.

Nun steht ihr noch das Gespräch mit Galrin bevor. Aber diesmal regte sich Trotz in ihr. SIE war es nicht, die immer alles falsch machte! Er musste ihr auch trauen, Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Selbsteinschätzung haben!
Nein, diesmal würde sie nicht um Verzeiuhng betteln.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 25. Juli 2004, 15:01 Uhr
Asrai sieht Orga hinterher, wie sie zum Kapitän geht und mit ihm spricht. Jolanthe befindet sich noch immer in einer äußerst gefährlichen Position. Asrai kann nicht verstehen, über was sich Orga und Kapitän Ragnarsson unterhalten, aber der Kapitän scheint verärgert und traurig zu sein und das bestätigt sich, als er, nachdem er kurz mit Gunnar gesprochen hat, sich zu seiner Kajüte begibt. Bedrückt sieht Asrai ihm hinterher. Dann kommt Orga wieder zu ihnen.

"Von Bord gesprungen?", fragt Asrai ungläubig. Sie hatte nichts von der misslungenen Hochzeit gewusst. Nun kann sie Galrin noch besser verstehen. Orga kommt nicht dazu, Asrai genaueres zu erzählen, denn da klettert Jolanthe endlich an Bord zurück. Es erschreckt Asrai, dass Jolanthe so aufgebracht scheint. Sie findet dieses Verhalten nicht gerade angemessen. Henry gegenüber, der gerade wieder an Deck kommt, verhält sie sich um einiges freundlicher. Als sie sich dann auf zu Galrins Kajüte machen will, hält Asrai sie zurück. "Ihr solltet ihn wenigstens einen Augenblick zur Ruhe kommen lassen. Wenn ihr jetzt zu ihm geht, dann wird es in einem Streit enden, weil beide Seiten noch sehr erhitzt scheinen. Wenn sich alle etwas beruhigt haben, dann redet es sich viel besser. Ihr habt eurem Verlobten wirklich viel Sorge bereitet, das solltet ihr nicht vergessen. Überlegt einmal, was ihr an seiner Stelle gefühlt hättet. Es ist nicht auszuschließen, das ihr hättet fallen können. Das dies nicht passiert ist, macht es nicht weniger gefährlich. Ich bitte euch, wartet noch einen Moment, ehe ihr zu ihm geht." Asrai schenkt Jolanthe ein bittendes Lächeln.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Juli 2004, 15:07 Uhr
Gunnar, der Jolanthe hilft, über die Reling zu klettern, blickt seine Herrin mit gemischten Gefühlen an. Daß Jolanthe nichts passiert ist, sieht er selbst und lächelt sie an. Doch er deutet auf die Tür, durch die der Kapitän soeben verschwunden ist und weist die Halbelbe leise darauf hin, daß ihr Verlobter sich große Sorgen gemacht habe. Und nicht nur er, sondern auch die übrige Crew sowie die Passagiere seien in Sorge um sie und Uuma gewesen.

>War ich es, oder ihr die dort vorne saß. Keiner von euch musste, oder hätte mir hinterher klettern müssen! Und auch Uuma habe ich nicht gefährdet! Sie weiß selber sehr gut, was sie kann und was nicht! Fragt sie selbst!<, faucht Jolanthe, wie eine in die Enge getriebene Katze. Der Nordmann zieht sich glatt einen Schritt zurück und stammelt, daß er nicht vorhabe, ihr Vorwürfe zu machen. Doch es sei, seiner Meinung nach, doch recht gefährlich gewesen, in zweihundert Schritt Höhe auf den ungesicherten Rammsporn zu klettern. Ein Blick Jolanthes bringt den Knecht zum Schweigen, er verneigt sich kurz und murmelt, der Herr habe ihn angewiesen, nach der Rückkehr der Herrin wieder weiterzusegeln.

Nach kurzer Zeit schwebt die "Windkind" abermals in der Luft und segelt, leicht nach Backbord geneigt, in Richtung der Erikarberge.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 25. Juli 2004, 15:15 Uhr
Asrais Worte machen Jolanthe betroffen.
"Ja, vielleicht hast du recht. Und ich versteh ihn ja auch. Aber er muss mich auch verstehen. Er muss vor allem mehr Vetrauen zu mir und meinen Fähigkeiten haben. Mir wäre bestimmt nichts passiert. Ich weiß was ich tue. Er kann nicht immer auf mich aufpassen. Und ich habe zwei Jahre alleine in den Wäldern gelebt und gelernt auf mich selbst aufzupassen.
Ich habe Galrin schon lächerlich gemacht und verraten.
Glaub mir, das war der größte Fehler meines Lebens! Und ich bin wahnsinnig froh, dass er mir verziehen hat.
Meinst du ich hätte es darauf angelegt, dass er schon wieder wütend ist?" Ihre Stimme ist nun leise und sie seufzt. Wer hätte geahnt, dass ihr Tun so etwa auslösen könnte?! Musste sie doch wieder nachgeben und um Verzeihung bitten? Ihr Stolz widersprach dem. Und außerdem sah sie sich auch ein bisschen im Recht.
Doch auf keinen Fall wollte sie Galrin verlieren! Nein, dann würde sie ihn lieber auf Knien um Verzeihung betteln.
Ihr wurde klar, dass sie es um seinetwillen sogar zulassen würde, dass er sie auf Schritt und Tritt "verfolgte". Sie könnte nicht ohne ihn leben.
Doch wenn er sie so liebte, wie sie wahr, dann musste er ihr auch vertrauen!
In Gedanken legte sie sich schon Argumente für das bevorstehende Gespräch zurecht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 25. Juli 2004, 15:39 Uhr
"Natürlich glaube ich nicht, dass ihr ihn absichtlich verärgern wolltet.", antwortet Asrai der jungen Frau. "Ihr müsst wohl lernen einzuschätzen, was ihm Sorge bereitet und was nicht. Genauso wie er lernen muss, euch eure Freiheiten zu gewähren. Das alles lernt man mit der Zeit und es ist nur natürlich, dass Fehler passieren, doch nur aus Fehlern lernt man." Asrai legt lächelnd ihre Hand auf Jolanthes Schultern.

Sethai steht ruhig neben ihr und hört den beiden Frauen zu. Asrai würde gern wissen, was er zu der Sache denkt, aber sie ist sich recht sicher, dass er es ihr später erzählen würde. Vielleicht folgt er ja gerade Orgas Bitte, etwas darüber herauszufinden, warum sich die junge Frau so verhält und dabei möchte Asrai ihn nicht stören.

Noch während sich die Frauen unterhalten, setzt sich die Windkind wieder in Bewegung und die Reise nach Verd geht weiter.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 25. Juli 2004, 15:57 Uhr
Jolanthe ist dankbar für Asrais Worte.
Das Schiff fliegt nun weiter und Jolanthe stellt sich an die Reling.
Eine zeit steht sie da und lässt sich den Wind durch die Haare wehen. Sieht auf die Landschaft unter sich, vorbei fliegen. Die Landschaft wechselt immer wieder. Fließt davon unter ihren Füßen. Galrins Wut würde nicht so schnell vergehen, das wusste sie. Und sie war traurig über die bevorstehende Auseinandersetzung.
Sie wollte sich nicht mit ihm streiten. Doch das gespräch musste geführt werden, da gab es keinen Weg dran vorbei. und lieber jetzt, als später.
Sie stand schon eine ganze Weile an der Reling. Galrin hatte genug Zeit gehabt sich zu beruhigen.

Also begab sie sich unter Deck zu ihrer Kajüte. Sie zögerte kurz, doch dann klopfte sie an. Sie wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Tür und trat ein.
Galrin hockte auf dem Bett und sah sie mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte.
Sie schloss die Tür hinter sich. Erst wollte sie sich an die WAnd lehnen, doch dann fand sie das nicht nett, Galrin gegenüber.
Stattdessen nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich rückwärts auf den Stuhl, so dass die Rückenlehne zu Galrin zeigte, ihm gegenüber.
"Nun, du wolltest mit mir reden", sagte sie. Ihre Stimme klang freundlich, doch weder Trotz, noch Reue war darin zu spüren. Sie wollte erst hören, was Galrin zu sagen hatte.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Juli 2004, 16:26 Uhr
Mit versteinertem Gesicht ist Galrin in der Kajüte verschwunden, hat sich dort auf das gemeinsame Bett geworfen und, mit sich selbst hadernd, die Decke angestarrt. Nach einer Weile klopft es an die Tür, doch der Nordmann schweigt. Es ist auch nicht nötig, etwas zu sagen, denn Jolanthe tritt ein und setzt sich ihm gegenüber auf einen kunstvoll geschnitzten Stuhl und sieht ihn an.

"Mich würde interessieren, welche Pläne Du hast.", eröffnet Galrin das Gespräch ganz harmlos, sodaß seine Verlobte im ersten Moment nicht weiß, was sie von dieser Frage, wenn es denn eine ist, halten soll. Doch bereits der nächste Satz des Normanders macht klar, aus welcher Richtung der Wind weht: "Denn ich gebe zu, daß ich nicht weiß, welchen Stellenwert Du Deinem Leben und dem unseres Kindes beimißt."

Galrin setzt sich auf und sieht seine Liebste an. Sie ist ihm selten so schön vorgekommen wie jetzt, da sie ihn mit offenem Blick ansieht und ihm zuhört. Doch die tiefblauen Augen der Halbelbe, in denen er am liebsten versinken möchte, werden ihn diesmal nicht fesseln, damit er zu allem "Ja" sagt. Zumindest nimmt der Schiffsbauer es sich fest vor.

"Hast Du gemerkt, daß wir gegen den Wind kreuzen?", fragt Galrin weiter. Seine Stimme ist nicht zornig, sondern eher traurig und hilflos. Er weiß nicht, wie er zu Jolanthe vordringen soll und wie er ihr die Sorgen begreiflich machen kann, die ihn gepackt haben. Doch der Nordmann bemüht sich, ruhig zu bleiben und auch seine Stimme nicht laut werden zu lassen. Ein wütender und schreiender Kapitän, der die Beherrschung verliert, würde weder seiner Verlobten, noch den Passagieren und der Mannschaft, noch der Sicherheit an Bord nützen.

"Vielleicht ist Dir auch aufgefallen, daß bei einem solchen Manöver das Schiff sich immer wieder von einer Seite zur anderen neigt. Und daß auch jemand, der so flink und geschickt ist wie Du, sich auf einem metallbeschlagenen Rammsporn nicht überaus gut festhalten kann, sollte jedem einleuchten. Vor allem, wenn Du weder mir noch einem anderen Besatzungsmitglied von Deinen Übungen erzählst, damit man das Schiff ruhig hält."

Galrin faßt nach Jolanthes Hand und hält sie fest. Er befürchtet, sie würde sie ihm entziehen, doch noch ruht die Hand seiner Liebsten in der Pranke des Nordmannes: "Ich liebe Dich, Jolanthe. Ich habe Dir die Treue geschworen und auch, wenn wir nicht verheiratet sind, bist Du das Liebste für mich. Und die Tatsache, daß Du unser Kind unter dem Herzen trägst, ist nur noch ein zusätzlicher Ansporn dafür, Dich zu lieben.
Aber kannst Du mir verraten, was diese Kletterpartie für einen Sinn haben sollte? Wenn Du vom Schiff herunter willst und um Dich nichts als Luft haben möchtest, dann gibt es immer noch den Aufzugkorb, in dem man Dich bis zu einhundertfünfzig Schritte vom Schiff wegbringen kann. Aber auf den Rammsporn zu klettern, von dem Du jederzeit hättest abstürzen können, ist eine Narretei."

Mit zitternder Hand fährt sich Galrin durch die blonden Haare, als er abermals an den Moment zurückdenkt, in dem er Jolanthe auf der äußersten Spitze des Schiffes reitend vorgefunden hat. Dann spricht er weiter.

"Noch ein Punkt: Du hast Uuma, einen Passagier aufgefordert, Dir auf Deinen schwankenden Hochsitz zu folgen. Glücklicherweise hat sie es nicht getan, was ich ihrer Vernunft zuschreiben muß. Aber es würde mich doch interessieren, warum Du das getan hast. Uuma hat, zumindest hat man mir das berichtet, vor kurzem ihr Kind verloren und ist ziemlich schwach. Nicht genug also damit, daß Du Dein eigenes Leben und das unseres gemeinsamen Kindes aufs Spiel setzt... Du verführst auch andere Leute dazu, das Gleiche zu tun."

Galrin atmet tief durch, während er auf Jolanthes Antwort wartet.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 25. Juli 2004, 16:46 Uhr
Henry versucht Uuma zu beruhigen, die sich mit ihrem Ausflug an Bord ordentlich übernommen hat, doch ihr piepsiges "Nein!" kann er nicht recht zuordnen und so ist er froh, als Marie mit der Medizin von Morgana erscheint.
Etwas verwundert stellt er fest, daß Uuma sich gegen die Medizin sträubt, doch er ist in solchen Dingen unnachgiebig und nach einigem Widerstreben schluckt sie sie doch und rutscht ihm nach dem letzten Schluck vollends eingeschlafen fast vom Arm. Warum war sie so widerspenstig? fragt er sich, doch dann überläßt er sie Maries Obhut und sagt der Magd, daß sie immer für frische Luft in der Kajüte sorgen soll, damit das nicht wieder passiert, denn er ist sicher, daß Uuma die Luft zu stickig war.

Henry ist kaum an Deck, erblickt er zur seiner Freude die Braut des Kapitäns wohlauf, die ihn sofort anspricht. "Bin ich froh, euch wieder an Deck zu sehen!" ist das Erste, was er von sich gibt und legt seine Hand beruhigend auf den Arm der jungen Frau, die ihm ganz aufgewühlt erklärt, daß sie Uuma nur helfen und nicht gefährden wollte.  

"Keine Sorge," versucht er Jolanthe zu beruhigen. "Uuma hat sich nur übernommen, aber sie schläft jetzt. Die Magd war eingeschlafen und hat nicht aufgepaßt. Die Luft in der Kajüte war verbraucht und Uuma ist eine kleine Wilde aus dem Dunkelwald und braucht frische Luft."

Henry hätte gerne noch mit Jolanthe darüber gesprochen, wie und wo sie Uuma gefunden hat und warum sie Uuma mit ihrer Kletterei helfen wollte, aber es zieht sie wohl zu ihrem Bräutigam und so verschiebt Henry das auf später.

Während er über das Deck schlendert um sich ein gemütliches Plätzchen zu suchen wo er seine Pfeife in Ruhe rauchen kann, sieht er Fredrik am Heck der Windkind die Wildnis unter sich betrachten und er muß lächeln. Den Flug wird er sicher sein Lebtag nicht vergessen. Henry pafft seine Pfeife und läßt seine Gedanken los, nachdem er sich auf eine Kiste gesetzt hat. Sie waren früh aufgestanden und nun ging es auf Mittag zu und so lehnt er sich an den Schiffsaufbau, an dem unverrückbar diese Kiste steht, die gleichzeitig eine Sitzbank zu sein scheint und genießt die Luft, den Himmel und das sanfte Schlagen der großen Segel und das Pfeifen des Fahrtwinds in den Seilen bis sich der kleine Hund von Uuma zu ihm gesellt und nach dem Duft des Pfeifenkrauts schnuppert  und Henry muß leise lachen. "Du bist wirklich ein netter kleiner Kerl," und klopft dem Hund den Rücken und läßt seine Hand darauf liegen. Vielleicht bist du ja auch nicht mehr der Jüngste und suchst ein ruhiges Plätzchen zum Dösen..., "oder bist du nicht gern allein?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 25. Juli 2004, 16:53 Uhr
Jolanthe hört Galrin aufmerksam zu und lässt ihn ausreden. Sie wundert sich fast, dass er nicht aufbraust. Wahrscheinlich muss er sich sehr dafür zusammenreißen. Und das bewundert Jolanthe.

Doch ein bisschen hört sie auch den Vorwurf und es ärgert sie, dass er meint, sie würde ihr Leben und vor allem das des Kindes leichtsinnig auf's Spiel setzten.
Ihre Stimme ist zwar noch ruhig, aber sehr bestimmt und etwas verteidigend.
"Vielleicht war es eine Narretei, aber muss denn immer alles einen Sinn haben, was ich tue?! Und glaube mir, ich habe Uuma nicht eine Sekunde gefährdet. Sie ist mir sehr ähnlich und sie kann ihr Können und ihre Kraft sehr gut selber einschätzen.
Sie war es, der ich helfen wollte, auch wenn das in deinen Ohren komisch klingen mag. Und ich habe ihr helfen können, das weiß ich.
Sie ist genauso freiheitsliebend wie ich und fühlte sich auf diesem Schiff eingesperrt. Ich habe sie zum Bug geführt, um ihr zu ziegen, dass man gerade hier die Freiheit besonders spüren kann."
Sie macht eine kurze Pause und sieht dann Galrin aber genau an.

"Doch das ist es doch nicht, worum es hier geht, das wissen wir beide.
Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Das wollte ich nicht und das tut mir auch leid.
Aber, ich habe weder mich, noch andere gefährdet!", und jetzt nimmt ihre Stimme einen trotzigen Klang an, "Ich weiß, du willst mich beschützen. Aber warum traust du mir nicht zu, dass ich auch auf mich selber aufpasen kann! Ich habe zwei Jahre alleine im Wald gelebt. Ich habe gelernt meine Fähigkeiten und mein Könnnen sehr gut einzuschätzen, weil es überlebenswichtig war!
Soll ich dich jedes Mal um Erlaubnis fragen, wenn ich auf einen Baum steigen will, um einen Apfel zu pflücken?
Denn nichts Anderes war dies für mich.
Und ich will dir zeigen, warum mir nichts passiert wäre, auch wenn ich gefallen wäre!
Das wusstest du vielleicht nicht, aber du musst mir doch vertrauen!"

Jolanthe steht auf und schiebt den Stuhl ein Stück zur Seite. Dann streicht sie über ihr rechtes Handgelenk und murmelt ein kurzes Wort, das Galrin nicht versteht.
Blitzschnell taucht ein festes Seil auf, das eine Ende hat sich in einer Schlaufe um Jolanthes Hand gewunden, das andere Ende rauscht mit einer rasenden Geschwindigkeit an die Decke der kajüte und wickelt sich um einen Balken.
Dann wird Jolanthe, die sich an dem Seil zusetzlich festhält, langsam hochgezogen.
Oben angekommen, macht sie eine Armbewegung nach unten, am Seil entlang und murmelt wieder etwas und wird langsam und sicher wieder zu Boden gelassen, wo dann das Seil wieder verschwindet.

Sie setzt sich wieder auf den Stuhl.
"Das war das Erste, was ich damals gelernt habe. Denn schon als Kind bin ich sehr gerne auf sehr hohe Bäume geklettert."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Juli 2004, 17:51 Uhr
Der Schiffbauer läßt seine Verlobte ausreden, auch wenn es in ihm kocht. Auch bei dem Zauber mit dem seltsamen Kletterseil verzieht der Nordmann keine Miene, hat er doch gelernt, daß Jolanthe allerlei kann, was er als Kaum-Magier nur teilweise nachzuvollziehen vermag.

Doch als er antwortet, hat Galrins Stimme einen leicht spöttischen Unterton: "So... Und wie gut kennst Du Uuma? Ich für meinen Teil habe sie hier auf dem Schiff das erste Mal kennengelernt und ich will sicher nicht behaupten, daß ich sie gut einschätzen kann, so wie Du das offenbar für Dich in Anspruch nimmst. Es gibt Menschen, vielleicht hast Du das schon einmal gesehen, die überschätzen sich rasch. Und es gibt auch Menschen, die, weil ihnen irgendetwas vorgemacht wird, es nachmachen müssen."

Eine wohldosierte Pause später läßt Galrin sich wieder vernehmen: "Was meinst Du, was passiert wäre, wenn Uuma Dir nachgeklettert wäre und sich, aufgrund ihrer Schwäche, nicht so geschickt verhalten hätte wie Du? Was hätte ich Henry oder Orga erzählen sollen? 'Tut mir leid, aber meine Verlobte war der Meinung, es sei besser, mit zerschmetterten Gliedern im Larisgrün zu liegen, als in diesem Schiff eingesperrt zu sein.' Ist es das, was ich ihnen hätte sagen sollen?"

Galrin stützt den Ellenbogen auf den Oberschenkel und sieht Jolanthe fragend an, die ihm zunächst keine Antwort gibt. Ob nun aus Verlegenheit, aus Nichtwissen oder aus Trotz, kann er nicht sagen. Und so entschließt sich Galrin dazu, weiter zu sprechen:

"Wenn Uuma sich hier eingesperrt fühlt, dann steht es ihr jederzeit frei, das zu äußern. Und auch Dir ist es jederzeit gestattet gewesen, zu sagen, daß Du nicht mit mir auf Fahrt gehen willst. Mit dem Aufzug wärt Ihr zwei Naturkinder in wenigen Augenblicken auf dem Boden gewesen und hättet Euch da austoben können, solange Ihr gewollt hättet. Mir ist das gleich, denn ich vertraue Dir. Aber ich bin umgekehrt auch kein solcher Narr, daß ich Risiken eingehe, wo sie völlig unnötig sind. Und verzeih, aber die Kletterpartie auf den Rammsporn war unnötig."

Das Wort "war" betont der Nordmann deutlich und Galrin steht auf, gießt sich aus dem, auf einem Tischchen stehenden, Krug mit Apfelmost einen Becher voll ein und sieht Jolanthe fragend an, ob diese ebenfalls Durst hat. Doch die Halbelbe schüttelt den Kopf. Nach einem Schluck Most, der ihm die Kehle schmiert, setzt Galrin sich erneut und redet weiter:

"Dieser Meinung bin im Übrigen nicht nur ich, sondern auch Orga, Henry und wenn ich Asrai, Sethai und den Rest der Mannschaft befragen würde, kämen sicher noch ein paar Leute dazu, die derartige Angelegenheiten für unnütz und im höchsten Maße riskant halten. Es geht mir nicht darum, daß Du Uuma aus der dunklen Kabine heraus geholt und sie mit an den Bug genommen hast. Im Gegenteil, das befürworte und schätze ich. Was mich geängstigt und, das will ich gern gestehen, in Rage gebracht hat, ist Deine Kletterpartie und die Aufforderung an Uuma, bei dieser Torheit mitzumachen.

Die Tatsache, daß Du Dich mit Deinem Zauberseil an einem Holzbalken festhalten kannst, ist erstaunlich und für Magier nachvollziehbar. Aber vielleicht glaubst Du mir als jemandem, der von Kindesbeinen an auf Schiffen war und mit Holz und Metall gearbeitet hat, wenn ich Dir sage, daß Dir Dein Seil bei einer glatten Metalloberfläche wie dem Rammsporn nicht viel nützt.
Dieses Zauberseil klebt nicht, wie es Spinnfäden oder Birkenrindenteer tun. Und ein Seil rutscht über glatte Oberflächen schnell ab. Noch dazu, wenn derjenige, der daran hängt, nicht ruhig steht, wie gerade eben, sondern fällt."

Abermals nimmt der Kapitän einen Schluck aus seinem Becher und dreht das Gefäß in den Händen hin und her: "Und selbst wenn Du diesen Zauber beherrschst, selbst wenn Du Dein Zauberseil hast, selbst wenn Du noch so geschickt bist, ist eine solche Kletterpartie immer mit einem Risiko verbunden. Ein Risiko, welches nur Sithechsüchtige und Dummköpfe freiwillig eingehen."

Galrin seufzt und deutet auf den Ring an Jolanthes Finger, den er ihr im Larisgrün wieder angesteckt hatte, als sie sich nach der Hochzeitseskapade wieder versöhnt hatten: "Ich bin eigentlich davon ausgegangen, daß meine künftige Frau nicht dumm ist und so etwas weiß. Ich möchte Dir nicht als Kapitän des Schiffes befehlen müssen, sondern appelliere an Deine Vernunft und bitte Dich darum, solche Kunststücke künftig sein zu lassen. Auch liegt es mir fern, Dich zu bemuttern. Und ich habe Vertrauen in Deine Fähigkeiten als Magierin, ebenso wie in Deine Liebe. Jedoch..."

Der folgende Satz des Hünen beginnt mit einem harmlosen 'Jedoch' und seine Stimme wird auch nicht viel lauter. Doch die Nachricht an Jolanthe ist unmißverständlich: "Jedoch weise ich Dich darauf hin, daß wenn ich Dich noch einmal dabei erwischen sollte, daß Du ein solches Risiko unnötigerweise eingehst, ich wende, Dich höchstpersönlich zurück nach Talyra bringe und Dich in einen Xhinaoha-Tempel stecke, damit Dir die Archonin der Weisheit zumindest ein wenig Grips in Deinen Dickschädel geben soll." Man merkt deutlich, daß der Nordmann die letzten Worte nicht ernst meint und daß diese "Drohung" einem liebenden Herzen entspringt. Doch trotzdem ist dem Kapitän anzumerken, daß er dererlei akrobatische Einlagen nicht mehr sehen will, und, falls sie wieder geschehen würden, nicht tolerieren wird.

"Und noch etwas...", fügt Galrin mit sanfterer Stimme noch hinzu, "das Kind in Deinem Leib kann am Allerwenigsten etwas dafür, daß seine Mutter eine verhinderte Zirkusartistin ist. Wenn Du also schon Dein eigenes Leben leichtfertig aufs Spiel setzt, dann denk wenigstens ab und zu darüber nach, was mit dem kleinen Wurm ist, den Du in Dir trägst. Es ist auch mein Kind, und ich will weder es selbst noch seine Mutter verlieren, weil das die beiden Menschen sind, die mir auf dem weiten Weltenrund am Meisten bedeuten. Habe ich mich in dieser Hinsicht klar ausgedrückt?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 25. Juli 2004, 17:58 Uhr
Orga erkennt an Asrais Staunen, daß sie noch nichts von der mißlungenen Hochzeit von Galrin und Jolanthe weiß. Henry hatte es nur kurz erwähnt, damit sie nicht irgendeine unpassende Frage stellt.

Während die Aufmerksamkeit auf dem Bug des Schiffes ruht, wo Jolanthe wieder über die Reling steigt spürt Orga Müdigkeit von ihr Besitz ergreifen und sie überkommt heißes Verlangen nach einem Tee mit Honig und Sahne, den sie gerne mal zwischendurch zur Stärkung trinkt. Sie will sich gerade entschuldigen, da sieht sie Henry wieder auf Deck kommen und beobachtet sein Gespräch mit Jolanthe.
Ihr tut die junge Frau leid und als Asrai sie auf dem Weg zu ihrem Bräutigam aufhält betrachtet sie die Sache mit gemischten Gefühlen und hält sich aus dem Gespräch der beiden jungen Frauen heraus, entschuldigt sich und huscht unter Deck. Sie hat Henry seine Pfeife zücken sehen und weiß, daß er sich irgendwohin zurückzieht um sich zu entspannen und da will sie ihn nicht stören.

Orga wird freundlich von einer jungen Nordmännin empfangen, die in der Kombüse hantiert und hat kurze zeit später einen feinen schwarzen Tee vor sich stehen und genießt die stärkende Wirkung mit jedem Zug. Hin und wieder kommt jemand von der Mannschaft und trinkt etwas, doch man merkt ihnen allen an, daß sie der Zwischenfall mit Jolanthe bedrückt und sie hoffen, daß die Sache gut endet. Orga macht sich da weniger Sorgen, denn sie spürt die tiefe Liebe der beiden zueinander und soetwas gehört in jeder Ehe mit dazu. Natürlich ist der Kapitän des sicher einmal sagenumwobenen Windschiffes kein normaler Mann, aber ein Mann und Jolanthe eine ganz süße kleine Frau.

Orga gefällt nach dem Aufenthalt in windiger Höhe das gemütliche Sitzen in diesem großen Raum mit seiner warmen Austrahlung und so unterhält sie sich noch ein wenig mit der jungen  Frau, die sie auch fragt, was mit Uuma ist. Bereitwillig erzählt Orga, woher Uuma kommt und was mit ihr geschehen ist, denn es würde nicht schaden, wenn alle auf diesem prächtigen Schiff wissen, daß es nicht schaden kann, ein bischen auf die kleine Wilde aufzupassen und sie hauptsächlich richtig einzuschätzen, denn sie kann sich immernochnicht vorstellen, daß Uuma die Treppe nach oben auf Deck alleine hochgekommen ist.
Orga genießt das entspannte Sitzen nach dem vielen Stehen an Deck und hofft, daß Sethai Asrai vielleicht auch zu einem erfrischenden Getränk herunterführt und so streckt sie die Beine unter dem Tisch unauffällig aus und erfährt auch, daß Gerda mit der kleinen Anna zwischenzeitlich da war und die kleine eine große Portion Brei mit Begeisterung verputzt hat - und schon ist Orga mit der Nordmännin in ein angeregtes Austauschen nordischer und immerländischer Esßgewohnheiten und der dazugehörigen Küche versunken und vergißt alle Zeit...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Juli 2004, 19:09 Uhr
Alwine Olafsdottir, wie sich die Frau aus den Nordlanden der Dame von Roßstein vorgestellt hat, unterhält sich mit Orga, während diese genießerisch ihren Tee mit Honig trinkt.

Als die Frau Uuma erwähnt, nimmt der Gesichtsausdruck der Magd einen nachdenklichen Zug an: "Ich erinnere mich daran, daß ich vor kurzem Thialfi, das ist der Seiler, gesehen habe. Und ich könnte schwören, er hätte eine Person auf den Armen hinauf auf's Oberdeck getragen. Bei dieser Person kann es sich nur um Eure Freundin Uuma gehandelt haben."

Die Magd schüttelt bekümmert den Kopf: "Oje... das wird dem Kapitän gar nicht gefallen. Wenn der erfährt, daß Thialfi das Mädchen verbotenerweise... vielleicht sogar gegen ihren Willen... hinauf gebracht hat, dann geht es dem Jungen schlecht."

Die Symphatie, die Alwine für den jungen Seiler empfindet, ist unverkennbar.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 25. Juli 2004, 19:45 Uhr
Während ihre Sprache wieder auf Uuma zurück kommt, weil Alwine wissen möchte, wie es um Uumas Essgewohnheiten steht, muß Orga bekennen, daß sie nur auf der Hinfahrt zu ihrem Haus gesehen hat, daß Uuma ein einfach gebratenes Kanninchen, zerteilt in einer Schale für die Kinder dabei hatte.
Orga holt nun doch etwas weiter aus und erzählt der Frau von Henrys ursprünglichem Zuchtplan und alles, was sie von Uuma und ihrem kleinen verstorbenen kleinen Hengst weiß.

Plötzlich erzählt Alwine von dem Nordmann, der eine Person auf das Oberdeck getragen hat und daß das sicher Uuma war. Orga hört ungläubig die Vermutungen der jungen erschrockenen Frau und schüttelt dann den Kopf. "Unmöglich, Uuma würde niemand gegen ihren Willen nach oben tragen, eher würde sie beißen und kratzen," und Orga muß leise lachen. "Da Marie sie niemals alleine hoch gelassen hätte vermute ich eher, daß die Gute eingeschlafen ist und Uuma versucht hat, alleine nach oben zu kommen, aber warum weiß ich nicht. Vielleicht wollte sie zu Henry, er ist die einzige Person der sie wirklich vertraut." Orga schüttelt wieder den Kopf. "Macht euch da mal keine Gedanken, sicher hat er sie erwischt, als sie durch die Gänge schlich und ihr geholfen."

Orga muß bei der Vorstellung lachen, wie die Kleine sich erschreckt haben muß, als sie plötzlich einem von diesen großen blonden Nordmännern gegenüberstand. "Ich möchte nicht wissen, wer sich mehr erschreckt hat, die Kleine mit ihrer langen offenen Mähne oder Thialfi," und Orga muß noch mehr lachen, daß auch Alwine mit einstimmt und das Lachen tut nach der bedrückenden Stimmung an Bord richtig gut.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 26. Juli 2004, 01:41 Uhr
Jolanthe begibt sich nun doch zur Kajüte des Kapitäns. Henry hat sich einen gemütlichen Platz an Deck des Schiffs gesucht, um in Ruhe seine Pfeife zu rauchen und Orga befindet sich unter Deck. "Na, wir können wenigstens nicht sagen, dass die Reise langweilig ist.", sagt Asrai schmunzelnd zu ihrem Gefährten. Sie hofft, dass sich zwischen Jolanthe und dem Kapitän alles klären wird und dass es nicht zu einem großen Streit kommen wird. Ein wenig genießen Sethai und Asrai noch den kühlen Wind, doch irgendwann wird es ihr zu frisch, denn ihr Umhang befindet sich in ihrer Tasche.

"Lass uns schauen, was Orga so treibt. Mir wird es etwas zu frisch hier.", sagt Asrai zu Sethai. Vielleicht würde sie mit Orga noch ein wenig über die Villa sprechen können und auch interessiert sie noch immer die Sache mit der misslungenen Hochzeit, von der sie bislang nur kleine Burchstücke kennt. Unter Deck ist es nicht ganz so frisch und Asrais Gänsehaut verschwindet langsam. Früher hat ihr die Kälte nicht so viel ausgemacht, aber inzwischen hat sie immer mehr das Gefühl, menschliche Eigenarten anzunehmen. Irgendwann wird nur noch ihr Aussehen daran erinnern, dass sie eine Wasserfee ist. Asrai bedauert es, die schöne Aussicht nicht länger genießen zu können, aber es ist ihr lieber hier unten zu sein, als sich eine Erkältung zu holen.

Lautes Lachen weißt Asrai und Sethai den Weg und bald haben sie Orga in der Kombüse entdeckt. "Ich hoffe, wir stören nicht.", sagt Asrai lächelnd. "An Deck wird es mir allmählich zu frisch." Als wolle sie diese Aussage unterstreichen, reibt sich Asrai die Arme und schmunzelt. Als sie auf Orgas Tasse sieht, fügt sie hinzu: "Eine Tasse Tee wäre jetzt wirklich genau das Richtige." Dann setzen sich die beiden zu Orga an den Tisch.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 26. Juli 2004, 04:30 Uhr
Orga hört Schritte und dreht sich zur Eingangstüre des Speise- und Gemeinschaftsraumes um und stellt sich gerade vor, wie hier alle beinander sitzen, wenn Sturm und Regen über Deck peitschen, die ja auch mal eine Fahrt begleiten können und freut sich die Beiden zu sehen.
"Asrai und Sethai! Schön daß ihr kommt! Es ist so gemütlich hier und der Tee ist köstlich." Orga freut sich, daß sie sich zu ihr setzten und kurz darauf steht auch vor ihnen dampfender Tee.
"Ich bin ja schon so auf die Erikaberge gespannt. Ich habe gehört, daß dort Edelsteine und Kristalle gefunden werden. Habt ihr auch davon gehört Alwine?" wendet sie sich fragend an die Nordfrau, die ab und zu in der Kombüse verschwindet, wie sie die Küche an Bord nennen, in der sie weitere fleißige Hände und Schritte hört.  Ab und zu zieht auch Essensduft in ihre Nase und sie wundert sich, daß er ihr nach diesem guten Frühstück in der Frühe schon wieder  Appetit macht, aber sicher ist die frische Luft daran Schuld in der sie sich den ganzen Vormittag bewegt hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 26. Juli 2004, 09:02 Uhr
Alwine liegt die Bemerkung auf der Zunge, daß jemand, der zu schwach sei, die breite Treppe zum Oberdeck hinauf zu kommen, vermutlich auch gegen einen Nordmann nicht viel ausrichten könne. Doch sie verbeißt sich den Satz, allein schon deshalb, weil sie daran glauben will, daß Thialfi der kleinen Wilden nur geholfen hat. Der Kapitän ist zwar nicht dafür bekannt, daß er leichtfertig eine Bestrafung ausspricht, doch wenn er es tut, dann steht anzunehmen, daß diese nicht milde ausfallen wird.
Die Bemerkung Orgas, wer sich wohl mehr erschrocken habe - Uuma oder Thialfi - bringt Alwine dann doch wieder zum Lachen. Und während die Magd und Köchin einen kleinen Weidenkorb mit frischem Obst auf den Tisch stellt, damit sich jeder bedienen kann, der Hunger verspürt, unterhalten sie und Orga sich über die Unterschiede der Kochkünste in Ildorien und Normand.

Nach einiger Zeit betreten Asrai und Sethai den großen Gemeinschaftsraum mit seiner beruhigenden Holzvertäfelung, den blakenden Öllichtlein und den angenehmen Geruch. Alwine beeilt sich, auch der jungen Frau und ihrem Begleiter einen Tee zu bringen. Gesüßt mit Honig wirkt das heiße Gebräu wahre Wunder beim Aufwärmen unterkühlter Wasserfeen, verfrorener Halbelben und ähnlich kälteempfindlicher Personen. Überdies schmeckt der Tee auch ausgezeichnet, was noch zusätzlich zum Wohlbefinden der Passagiere beiträgt.

Ruhig und sicher setzt das Windschiff seinen Weg fort. Fast könnte man glauben, daß man in einem normandischen Langhaus auf dem Erdboden sitzt. Nur am Tee in den Bechern, welcher manchmal nach links und manchmal nach rechts schwappt, erkennen die Gäste, daß die "Windkind" nach wie vor gegen den Wind ankreuzt und sich dabei immer wieder leicht nach Backbord oder Steuerbord neigt.
Auf dem Oberdeck und auf der Ruderplattform herrscht noch immer geschäftiges Treiben. Immer wieder gibt es etwas zu tun und keiner an Bord kommt dazu, sich zu langweilen. Gunnar, der zur Zeit am Ruder steht, sieht mit einem Lächeln zu Fredrik hinüber. Dieser macht ständig Jana auf verschiedenste Begebenheiten der Landschaft aufmerksam und hat gar nicht genug Finger, um all die Wunder zu zeigen, die sich ihm hier oben in der Luft offenbaren.
Als der Junge sich für das Ruderrad und die Steuerung der "Windkind" interessiert, nimmt ihn der gutmütige Gunnar kurzerhand auf die Schultern und zeigt ihm, wie man das Ruder bedient. Mit lautem Lachen und großem Eifer dreht der Junge das Rad, doch hört er aufmerksam zu, wenn ihm Gunnar erklärt, wann und wie weit er steuern muß. "Nun bist Du der Kapitän.", grinst Jana, die das Geschehen belustigt verfolgt und vor Stolz auf ihren Schützling fast platzt.

Doch als es kühler wird, fröstelt die junge Frau und zieht ihren Umhang enger um sich. Auch Fredrik zittert leicht, aber um nichts in der Welt würde er seinen verantwortungsvollen Posten als Steuermann aufgeben wollen. Sein Protest, als er von Gunnars Schultern geholt wird und nun ebenfalls unter Deck verschwinden soll, ist über das ganze Schiff zu hören und endet erst, als Gunnar ihm verspricht, daß er morgen, auf der Fahrt von den Erikarbergen nach Verd, wieder steuern darf.
Jana wirft dem Knecht einen dankbaren Blick zu und schafft es schließlich, den immer noch aufgeregten und zappeligen Fredrik unter Deck mitzunehmen, wo Orga, Asrai und Sethai bereits im Aufenthaltsraum sitzen. Der Junge berichtet stolz davon, daß er soeben die "Windkind" gesteuert hat... "Ganz allein!", wie er versichert und wie von Jana auch bestätigt werden muß. Die Erwachsenen lächeln und freuen sich an dem Enthusiasmus des jungen Mannes.

Kurze Zeit später beginnen zwei Knechte und die Segelmacherin Asa gemeinsam mit Alwine damit, den Tisch für das Mittagsmahl zu decken. Die Düfte, die aus der Kombüse herüberwehen, sind verführerisch und umschmeicheln die Nasenflügel wie zarte Feenfinger.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 26. Juli 2004, 09:39 Uhr
Henry genießt mit dem kleinen Hund neben sich die Fahrt durch die Lüfte, bis er Frederik hört, aber ihn nicht sieht, denn er sitzt mit dem Rücken an der dicken Holzwand, über dem Frederiks Protestlaute zu vernehmen sind. Auch der Hund spitzt die Ohren und macht einmal "wuff", aber ihm scheint der Sinn auch mehr nach Dösen zu stehen und so streckt er sich wieder aus und liegt neben Henry.

Irgendwann ist das Pfeifenkraut verpafft, der Duft von ihm umgibt Henry wie ein herbes Duftwasser und lächelnd geht er nach unten in den Gemeinschaftsraum wo er Orga, Asrai, Sethai, Fredrik und Jana vorfindet, die helfen, die Teller auf dem Tisch an ihre vorbestimmten Plätze zu rücken und kaum hat er sich auch neben Orga niedergelassen erscheint Anna mit ihrem Kindermädchen. Gerda sieht man immerwieder durch das Fenster äugen und Henry erkennt, daß das Mädchen noch nicht an Deck war und so nimmt er ihr Anna ab, setzt sie sich auf den Schoß und nickt dem Mädchen zu. Gerda ist wie der Blitz wieder aus der Türe und man hört nur noch ihre eiligen Schritte nach oben, und die Tür zum Oberdeck zuklappen. Henry schmunzelt.

"Gemütliche Runde," meint er beiläufig, greift zu einem roten Apfel und beißt hinein, denn er liebt Äpfel. Nebenbei bemerkt er Orga, wie sie wieder den Duft des Pfeifenkrautes einsaugt und sieht sie liebevoll an und legt seinen Arm auf den oberen Rand der Bank. Seine Hand ist gerade in der richtigen Höhe, um sie Orga auf ihre Armkugel zu legen. Gleich lehnt sie sich wohlig zurück und kuschelt sich an ihn und für einen Moment sehen sie sich glücklich an, auch ohne Worte wissen sie, daß sie gerade beide die herrliche Fahrt genießen, sich beide freuen in der Gemeinschaft dieser gastfreundlichen Nordmannen so herzlich aufgenommen worden zu sein. Beinahe gleichzeitig geht ihr Blick zu Asrai und Sethai, die auch schon viel vergnügter aussehen.

Henry lauscht den Beschreibungen über Steine in derem Innern sich Kristalle verbergen und über Edelsteine, wenn man sie findet machnmal gar nicht erkennt, daß man einen in der Hand hält und fragt sich, ob sie auf der Spitze des höchsten Berges landen werden, denn er war noch nie auf einem richtig hohen Berg und stellt sich das auch sehr beeindruckend vor, aber ansonsten ruht er wieder mehr in sich selbst und vefolgt das Geschehen und die Gespräche der Anderen und beobachtet hin und wieder, wie sich der Tee in den Trinkgefäßen mal dem einen und dann wieder dem anderen Rand nähert und muß jedesmal schmuneln.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 26. Juli 2004, 16:31 Uhr
Hatte Galrin Jolanteh mit diesen Worten vielleicht beschwichtigen wollen, so hatte er das genaue Gegenteil bewirkt.
Jolanthe wird bei seinen Worten nun wütend, lässt ihn aber ausreden.
Doch seine abschließende Frage ignoriert sie einfach.
"Es war vielleicht überflüssig, das gebe ich zu!
Aber, wenn man, wie Uuma jahrelang in der WIldnis überlebt hat, dann überschätzt man sich nicht einfach, denn das ist dort überlebenswichtig! Die Erfahrung habe ich selber oft genug machen müssen!
Und außerdem habe ich Uuma auch nicht an Deck gebracht, ich habe sie an der Reling vorgefunden."

Jolanthe macht kaum eine Pause und jetzt ist sie wirklich wütend und hat sich in Rage geredet. So kennt der Kapitän seine kleine zarte Gefährtin gar nicht.
Doch wenn es etwas gibt, was Jolanthe nicht leiden kann, dann, wenn jemand sie ohne Grund beleidigt und ihr droht. Und in diesem Moment hat sie Galrins Worte so ausgelegt. Ihre Stimme ist nun ziemlich laut, fast schreit sie.
"Und gut dann war es ein Fehler, mal wieder! ABER, bezeichne mich nicht als dumm!
Und behaupte nie, hörst du, NIE wieder, dass ich das Leben unseres Kindes leichtfertig auf's Spiel setzte! Das Kind, es ist ei teil von mir! Genauso gut könnte ich Selbstmord begehen, wenn ich das Kind einem unnötigen Risiko aussetzen würde!
Und glaube nicht, mein lieber Galrin, dass du mir drohen kannst!
Du drohst mir und ich..."

Mit einem Mal wird ihre Stimme leise, die Wut ist so schnell verraucht, wie sie gekommen ist und nun macht sich Verzweiflung in Jolanthe breit.
Ihre Stimme zittert und hat einen leicht verzweifelten Ton.
"Du drohst mir,..., nie wieder,... drohe mir nie wieder!"
Sie zieht die Beine hoch und umschlingt sie mit ihren Armen. Eine Träne läuft ihr die Wange hinab. Wütend wischt sie sie weg, doch die nächste rollt schon herab.
"Du drohst mir, wo ich eben noch....", ihr nächster Satz ist unterbrochen von Schluchzern, "...wo ich eben noch gedacht hab.... ich würd mich sogar von dir auf Schritt und Tritt verfolgen lassen...damit du mich beschützen kannst,... auf mich achten kannst,...nicht mehr wütend bist... denn ohne dich kann ich nicht leben,... auch du bist ein Teil von mir."
Sie verbirgt den Kopf in den Armen und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, die nun wie Bäche fließen.
Wie konnte eine so kleine Sache nur solche Wellen schlagen?!
Und wenn Uuma nun doch etwas passiert war, sie war so schwach, wenn nun die paar Schritte an Deck doch zu viel gewesen waren?!
Jolanthe schluchzte leise. Das hatte sie alles nicht gewollt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 26. Juli 2004, 17:09 Uhr
Als Jolanthes Wutausbruch über ihn hinweg gerollt ist, braucht es eine Weile, bevor Galrin wieder sprechen kann. In diesem Moment ist Jolanthe zwar seine Frau, doch ungeachtet der Liebe, die die Beiden füreinander empfinden, ein Besatzungsmitglied der "Windkind" wie jedes andere auch. Vielleicht mit einem wesentlichen Unterschied: Hätten Thialfi oder Beinar sich einen derartigen Gefühlsausbruch vor ihrem Kapitän erlaubt, wäre dieser sich nicht zu fein gewesen, den "Rebellen" mit einem rechten Schwinger wieder zur Raison zu bringen.

Die Stimme des Nordmannes klingt seltsam distanziert und seine Augen glitzern wie das Eis der Fjorde, als er die Schluchzende ansieht: "Schreie mich bitte nicht an, Jolanthe. Ich verstehe Dich sehr gut und schreie selbst auch nicht." Doch im selben Moment legt sich ein Schatten über die Augen des Normanders. Er hatte Jolanthe weder verletzen, noch ihr in irgendeiner Weise drohen wollen. Daß die Situation eskaliert war, war weder seine noch Jolanthes Absicht gewesen. Doch geschehen war geschehen, und nun durfte Galrin buchstäblich zusehen, wie er das Schifflein namens Liebe wieder aus dem Eisfeld der Mißverständnisse heraus lenken konnte, ohne dabei Schiffbruch zu erleiden.

"Ich habe Dich nicht als dumm bezeichnet und habe das auch nicht vor.", sagt der Nordmann. Seine Stimme wird wieder weich und dunkel, wie Jolanthe es von ihm kennt und an ihm schätzt: "Ich habe lediglich gesagt, daß nur ein Narr eine solche Aktion wiederholen würde. Und für so dumm halte ich Dich eben nicht. Verstehst Du?"

Die Halbelbe nickt leicht und sieht ihren Verlobten unter tränenbenetzten Wimpern hervor an.
Galrin hatte sich eigentlich vorgenommen, sich nicht von den blauen Augen seiner Gefährtin einfangen zu lassen, doch dieser Vorsatz schmilzt dahin wie Butter auf dem warmen Ofen, als er die zierliche Frau in den Arm nimmt und ihr zärtlich über das Haar streicht. Er wischt ihr vorsichtig mit seinem Mantelsaum die Tränen ab und haucht ihr einen Kuß auf die Stirn, bevor er weiterspricht: "Bitte vergib mir. Ich hatte einfach fürchterliche Angst um Dich und das Kind. Und ich wollte Dir auch nicht drohen. Denkst Du denn wirklich, ich brächte Dich in einen Tempel? Am Ende wirst Du noch eine Priesterin und jagst mich davon, weil Du ein Keuschheitsgelübde ablegen mußt."

Die letzten Worte haben einen Unterton, den Jolanthe von ihrem Liebsten sehr gut kennt: Heiter, mit einem zwinkernden Auge und einem Lächeln im Mundwinkel gesprochen. Galrin geht wohl nicht davon aus, daß die Halbelbe ihn verläßt, doch die Nachricht ist angekommen: Ich brauche Dich auch., lautet sie, Wenn Du mich verlassen würdest, wäre das mein Untergang.

So viele Dinge hatte Galrin seiner Liebsten noch sagen wollen.
Daß es eben Menschen gab, die, obwohl sie normalerweise ihre Kräfte gut einzuschätzen vermochten, im Angesicht der eigenen Schwäche einen verhängnisvollen Schritt zuviel getan hatten.
Daß weder Jolanthe noch Galrin zu sagen vermochten, ob Uuma sich ihrer Schwäche bewußt war.
Daß Galrin, ob es ihm nun paßt oder nicht, für die Menschen an Bord verantwortlich ist und sich dieser Verantwortung weder entziehen kann noch es will.
Doch im Angesicht der schluchzenden Jolanthe, die weich und warm in seinem Arm liegt, erscheinen dem sonst nicht eben zimperlichen Schiffsbauer die Worte hart, unpassend, verletzend und ganz und gar unnötig.

Und so hält Galrin seine Liebste einfach nur fest, breitet einen Teil seines großen Rechteckmantels über sie, damit sie nicht friert und damit sie weiß, daß er für sie da sein wird, wenn sie ihn braucht.
Ganz leise und sanft ertönt noch einmal seine Stimme: "Glaubst Du mir, wenn ich Dir sage, daß ich Dir gern auf Schritt und Tritt folgen würde? Nenn' es meinetwegen altmodisch oder einen Anfall von männlicher Selbstüberschätzung. Aber ich wäre gern Dein Beschützer, Dein Halt, Dein Fels zu dem Du Dich zurückziehen kannst, wenn es Dir schlecht geht."

Galrin blickt seiner Verlobten in die Augen und lächelt: "Eine sehr weise junge Frau hat mir mal gesagt, daß auch der freieste Vogel zu seinem Nest zurückkehrt. Das ist doch eine beruhigende Vorstellung, oder?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 26. Juli 2004, 21:41 Uhr
Auch Sethai lauscht den Beschreibungen über die Erikaberge, ihr Reiseziel. Doch seine Gedanken sind noch immer bei der Szene auf dem Oberdeck. Jolanthe wie sie auf dem Bug des Schiffes herumbalanciert und das Mädchen Uuma auffordert es ihr gleich zu tun. Er spürt die Emotionen des Streites zwischen dem Kapitän und der kleinen Frau bis zu sich wallen und hört deren Gedanken in seinem Geist. Die kleine Frau ist zwar überzeugt davon das ihr nichts hätte passieren können, aber Sethai . mit seiner besonderen Wahrnehmung – hatte in dem Moment einige der möglichen Zukünfte gesehen. Und in mehr als einer davon war die Frau dem Boden und damit ihrem eigenen Tod entgegengestürzt. Er kann die Sorge des Nordmannes um seine Gefährtin sehr gut nachvollziehen und schlag artig wird ihm klar welche Sorgen Asrai sich um ihn gemacht haben muss. Die Situation ist zwar eine andere gewesen, aber ihre Gefühle sicher dieselben. Erst jetzt erkennt er das genaue Ausmaß dessen was er seiner Gefährtin angetan hat.

Langsam nimmt er unter dem Tisch ihre Hand und streicht Ihr über den Handrücken und die Finger. Seine Berührungen sind sanft und getragen von den tiefen Gefühlen die er für die Wasserfee hegt. Gleichzeitig greift er aus in ihren Geist und stellt vorsichtig und behutsam Kontakt zwischen ihren Gedanken her.

Es tut mir leid, Asrai. Die Situation und die Ängste in die Jolanthe den Kapitän vorhin gebracht hat.... sie unterscheiden sich kaum von denen die Du um mich hattest. Ich verstehe nun was ich Dir angetan hab. Ich weiß nicht ob es Zufall oder ein Zeichen war das wird das miterlebt haben, aber ich habe zumindest daraus meine Lektion gelernt.
Bevor er den Kontakt ebenso behutsam wieder löst wartet er noch ab ob sie ihm antworten möchte.

Unterdessen richtet er sein Wort gleichzeitig an Orga und Henry.
„Es tut mir leid das ich nicht anwesend sein konnte als Ihr geheiratet habt. Aber in letzter Zeit bin ich nicht ganz ich selbst gewesen, so scheint es mir zumindest. Ich hoffe Ihr seht es mir nach. Ich freue mich das Ihr uns auf diese Reise eingeladen habt. Ich denke wir hatten es beide bitter nötig einmal aus dem Alltag der Stadt heraus gelöst zu werden. Danke.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 26. Juli 2004, 23:45 Uhr
Orga unterhält sich gerade mit den Anwesenden über Edelsteine, da kommt Jana mit dem aufgeregten Frederik herein, der erzählt, daß er das Schiff gesteuert hat und kaum hat sich der Junge bei einem warmen Fencheltee wieder etwas beruhigt kommt auch Henry zu ihnen unter Deck in die gute Stube.
Orga nimmt gleich den Duft wahr, der ihn umgibt und freut sich, daß sie sich an ihn kuscheln kann und genießt diese Losgelöstheit vom normalen Alltag in Talyra in dieser windigen Höhe, während es im Raum immer gemütlicher wird und bald hat Henry auch noch Anna auf dem Schoß. Die Kleine wird aber bald recht unternehmungslustig und krabbelt auf und ab, hin und her und erst als der kleine Hund plötzlich unter dem Tisch auftaucht hat sie das passende Spielzeug gefunden und ist beschäftigt.

Sethais Worte holen Orga aus ihren Gedanken und erstaunt blickt sie auf. "Dann habt ihr noch gar nicht gehört, daß wir auf dem Gut in Verd geheiratet haben Sethai? Es liegt an uns, euch um Verzeihung zu bitten, denn eigentlich wollten wir euch zu der Hochzeit einladen."
Orga lächelt entschuldigend. "Henrys Vater hatte den Wunsch geäußert und wir konnten ihm seine Bitte einfach nicht abschlagen, kurzfristig auf dem Gut zu heiraten, so daß wir keine Zeit mehr hatten, Asrai und euch einzuladen."  Orga lächelt noch einmal entschuldigend und blickt dann zur Türe, wo gerade Gerda zurückkehrt, um sich der kleinen Anna wieder anzunehmen.

Als Sethai über die Reise mit dem Windschiff spricht lächelt sie wieder glücklich. "Es geht mir auch so, die Reise ist eine wunderbare Idee von Henry." Orga schaut Henry liebevoll an. "Sie tut uns sicher allen gut." Orga blickt wieder zu Sethai und Asrai. "Neben dem wunderbaren Erlebnis des Fliegens kommt nun aber auch noch die Sache mit den Pferden dazu. Henry will im größeren Umfang Kaltblüter züchten. Falls Henry gute Stuten bei einem befreundeten Züchter auf der anderen Seite des Sees bekommt, könnte es eine recht lebendige Rückreise werden. Die Sache mit den Pferden kam überraschend und wir sind froh, daß der Kapitän so hilfsbereit und entgegenkommend ist und Henry dabei unterstützen will."

Orga findet es besser, wenn Asrai und Sethai darauf vorbereitet sind, daß der Einkauf und der Transport von den riesigen Kaltblütern noch recht aufregend werden kann. "Die Verder Kaltblüter sind riesige Tiere und ich hoffe, daß es hier keine Probleme mit ihnen gibt. Aber was ich so vom Feldzug gehört habe, soll Galrin Ragnarsson einen ganzen Trupp Reiter mit Pferden über einen Fluß gesetzt haben..."

Plötzlich geht ein leichter Ruck durch das Schiff und Orga schaut überrascht und etwas verunsichert auf.  Was war das...?

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 27. Juli 2004, 17:29 Uhr
Jolanthe schmiegt sich eng in Galrins Arme und verbirgt ihren Kopf in seinem Schoß.
Sie ist erleichtert, dass der Streit vorbei ist, doch sie weiß auch welche Fehler sie gemacht hat. Sie weiß, dass Galrin es nicht so gemeint hatte, doch sie war so wütend gewesen.
Langsam versiegen ihre Tränen und bei Galrins letzten Worten schaut sie auf und schaut ihn mit einem unheimlich zärtlichen und liebevollen Lächeln an und antwortet:"Und ich habe das schönste und beste Nest auf der ganzen Welt! Auch wenn es schon ein paar Stürme hat überstehen müssen. Vielleicht ist es gerade deswegen nochmal so schön!"

"Ich verspreche dir, dass ich in Zukunft solche Kletterpartien sein lassen werde! Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst. Und Uuma... Uuma!", plötzlich ist die Sorge um das Mädchen wieder da und Jolanthe springt auf,"Ich muss sofort zu ihr. Ich muss wissen wie es ihr geht. Wenn ihr was passiert ist, und das meine Schuld war...", sagt sie leise, "das könnte ich mir nie verzeihen!"
Liebevoll gibt sie Galrin noch schnell einen Kuss auf die Stirn"Ich fühle mich geehrt, dass du dir so viel Sorgen um mich machst!", flüstert sie ihm noch ins Ohr und schon ist sie zur Tür hinaus.

Sie will schon zu Uumas Kajüte laufen, da fällt ihr Henry ein. Vielleicht sollte sie ihn vorher fragen. Sonst wäre er vielleicht verärgert.

Auf Deck ist er nicht mehr zu finden und sie erfährt von einem Matrosen, dass einige unter Deck in der Kombüse seien und dass auch Henry unter ihnen sein könnte.

Jolanthe betritt die Kombüse ud erblickt die kleine Runde, unter ihnen auch Henry. Die Blicke wandern sofort zu ihr und nervös streicht sie sich die verzottelten Haare ein wenig zurecht. Dann geht sie zu Henry und fragt ihn leise: "Wisst Ihr, wie es Uuma geht? Es tut mir so leid, das hab ich nicht gewollt. Ich würde gerne zu ihr, aber ich wollte Euch erst fragen." Nervös streicht sie sich eine Strähne aus dem blassen Gesicht, die Augen sind noch leicht rot, vom Weinen, was sie jedoch zu verstecken versucht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Juli 2004, 18:50 Uhr
Nach der Versöhnung mit Jolanthe hat sich Galrin auf das Bett fallen lassen und schaut abermals hinauf zu der Holzdecke. Diesmal jedoch nicht mit ernstem Gesicht, sondern mit einem breiten, glücklichen Lächeln. Die graublauen Augen des Kapitäns strahlen wie Sterne und er freut sich, daß seine Liebste und er sich wieder so gut verstehen, wie sie es voneinander gewohnt sind und wie sie es beide möchten.

Plötzlich geht ein Ruck durch das Schiff. Nicht stark zwar, aber doch deutlich spürbar. Das Lächeln des Kapitäns erlischt wie eine Kerze ohne Luft und er stürzt zum Fenster.
Da hat man den Sturm der Gefühle überstanden, und dann steht einem schon der nächste Sturm ins Haus!, denkt der Nordmann mit verkniffenem Gesichtsausdruck, während er aus dem Heckfenster starrt.
Nun ist es also doch passiert: Der Sturm, der Talyra bereits die ganze Zeit geplagt hat, bricht auch über die "Windkind" herein. Zwar handelt es sich nicht um einen solch üblen Schneesturm wie den, der das fliegende Schiff während der Heimreise von Liam Cailidh gebeutelt hat, doch die Gewalt der Elemente ist immer noch stark genug, das Windschiff deutlich schwanken und schaukeln zu lassen.

In Windeseile ist die ganze Mannschaft auf den Beinen und Halda, die Frau von Beinar, hämmert an die Tür der Kapitänskajüte: "Herr! Bitte kommt schnell! Der Wind hat aufgefrischt und da kommt eine Wolkenfront auf uns zu, die schwärzer ist als die Nacht!"
Kaum sind die Worte der Frau verklungen, als auch schon die Tür aufgerissen wird und Galrin erscheint.
"Folge mir.", faucht der Kapitän und läuft, so schnell ihn seine Beine tragen, zur Treppe hinüber, die auf das Oberdeck führt. Als der Nordmann die Luke nach oben öffnet, schlagen ihm bereits die ersten Regentropfen entgegen und der Wind heult in den Rahen und Wanten wie ein Chor von Sirenen. Ein Maul aus gigantischen Kumuluswolken scheint die Shenrahscheibe verschlingen zu wollen und insgeheim muß Galrin der Gemahlin seines Schmiedes recht geben: Die schwarze Wolkenwand wirkt wie ein wahrer Höllenschlund. Noch bevor er endgültig auf das Oberdeck steigt, wendet sich Galrin nochmals an Halda:
"Bleib' Du gleich unten. Sag' den Gästen und meiner Frau, was hier los ist. Wer nicht unbedingt an Deck muß, soll nach Möglichkeit unten bleiben."

Die Frau nickt und schließt die Luke wieder, nachdem der Hüne hindurch gehuscht ist. Dann begibt sie sich eilends zum Aufenthaltsraum, wo sie sowohl auf Asrai, Orga, Sethai, Henry und die Kinder trifft, als auch der Verlobten des Kapitäns begegnet. Mit freundlicher, schüchterner Stimme wendet sich die Nordfrau an die Anwesenden: "Wir segeln gerade durch einen Sturm. Der Kapitän bittet darum, daß diejenigen, welche nicht nach oben müssen, unter Deck bleiben. Eine Gefahr besteht nicht, doch ist es draußen recht kühl und naß geworden, so daß man sich leicht einer Erkältung holen kann." Man merkt deutlich, daß es Halda schwer fällt, ihre Worte an die hohen Herrschaften zu richten, denn normalerweise hat sie nur mit den Werftarbeitern zu tun.
Alwine indes schüttelt nur den Kopf: "Da sieht man es mal wieder. Man betet für guten Wind und eine ruhige Fahrt, und der Herr Vendis meint es mit dem Wind ein wenig zu gut. Nun, die Damen und Herren oben werden das schon regeln." Kaum hat Alwine diese Worte ausgesprochen, dreht sie sich um und verschwindet wieder in ihrer Kombüse, wo das noch nicht ganz fertige Mittagessen seiner Vollendung harrt.

Inzwischen werden droben auf dem Oberdeck und unten, am unteren Mast, die Vorbereitungen getroffen, das Schiff sicher durch den Sturm zu bringen. Ein Teil der Segel wird geborgen, die Sicherheitsleinen werden ausgegeben und festgezurrt, damit niemand über Bord fallen kann. Während die "Windkind" sich ihren Weg durch den Sturm bahnt, während der Sturm über das Deck heult und während das Windschiff langsam höher steigt, um den Auswirkungen von Vendis' Wut zu entgehen, hat die unerschrockene Alwine sich nicht davon abbringen lassen, den Gästen das Mittagessen zu servieren. Zur Sicherheit wurden auf dem großen Tisch sogenannten Schlingerleisten angebracht, die verhindern sollen, daß sich Teller und Schüsseln selbstständig machen.

Irgendwann lassen die Stöße und Schläge nach, mit denen der Sturm die "Windkind" peinigt. Junker Frederik drückt mit verwirrtem Gesichtsausdruck die Hände gegen die Ohren, denn das fliegende Schiff ist über die Wolken gestiegen und der niedrige Luftdruck macht sich durch schmerzende Ohren bemerkbar. Doch die fürsorgliche Jolanthe weiß Rat: Etwas Wasser zu trinken und kräftig zu schlucken hat sich als Mittel gegen dieses Problem zuverlässig bewährt. Und als sich zeigt, daß der Trick funktioniert, kehrt bei Frederik alsbald der Hunger zurück.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 27. Juli 2004, 20:17 Uhr
Plötzlich geht ein Ruck durch das Schiff und Jolanthe stolpert und stützt sich am Tisch ab.
Kurz darauf kommt Halda herein und erzählt von dem Unwetter, das draußen tobt.
Jolanthe merkt, dass der Sturm doch stärker ist, als Halda behauptet. Doch sie weiß wie gut Galrin mit dem Schiff umgehen kann und hat keine Angst, da sie ihm vertraut.

Bald sind sie über den Wolken und die Fahrt wird wieder ruhiger. Jolanthe merkt, dass manche mit dem Druck zu kämpfen haben und auch ihre eigenen Ohren sind dicht.
Sie trinkt einen Schluck Wasser und schluckt kräftig, was auch gut hilft. Dieses rät sie auch den anderen, wobei der Rat dankend angenommen wird.

Durch den ganzen Tumult war ihre Frage an Henry unbeantwortet geblieben.
Einige melden nun, dass sie Hunger hätten und auch Jolanthes Magen knurrt. Sie denkt an Uuma und beschließt ihr etwas zu Essen mitzubringen. Doch zuvor muss sie Henry nochmal fragen.
"Henry", wendet sie sich an ihn, "sagt, kann ich zu Uuma, oder ist das schlecht? Ich würde ihr auch gern etwas zu Essen bringen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 27. Juli 2004, 21:24 Uhr
Henry pflichtet Orga nickend bei, als sie über die plötzliche Hochzeit auf dem Gut in Verd spricht und muß sich ein Schmunzeln verkneifen, wie Orga die Pferde einschätzt, die sie hoffen, erstehen zu können. Sie hat noch immer Respekt vor den Großen, denkt er und erinnert sich an ihre gemeinsame Jugendzeit.
Ein ein plötzlicher Ruck geht durch die Windkind und Henry murmelt vor sich hin: "Bevor ich unter Deck kam hatte es schon merklich abgekühlt und Wolken waren in der Ferne zu sehen, das Wetter scheint sich zu verändern. Vielleicht erleben wir ja einen richtigen Sturm...? und die Vorstellung gefällt ihm sogar, wenn es nicht zu heftig wird...

Liebevoll drückt er Orga etwas mehr an sich um sie zu beruhigen, denn die Windkind beginnt sich tatsächlich mehr zu bewegen als noch zuvor. In dem Moment kommt Jolanthe zu ihnen und wendet sich direkt an ihn, unruhig und mit verweinten Augen.

"Macht euch keine Sorgen, wenn Uuma geschlafen hat geht es ihr sicher wieder besser. Sie hätte nicht aufstehen dürfen, aber Marie war eingeschlafen und die Luft in der Kajüte verbraucht, da ist sie sicher raus."
Henry will gerade weitersprechen, da kommt eine Nordfrau hereingestürmt und berichtet von einer heraufziehenden Front und daß möglichst niemand an Deck kommen soll. Henry wäre jetzt am liebsten genau dort hingegangen, aber er will den Kapitän mit seiner Anwesenheit nicht herausfordern, denn er würde sicher seine ganze Aufmerksamkeit für Schiff und Mannschaft brauchen.

Er wendet sich wieder Jolanthe zu und nickt. "Ich vermute zwar, daß sie noch tief und fest schläft, aber selbstverständlich könnt ihr sie besuchen gehen und bestimmt freut sie sich, euch zu sehen und ist froh, daß ihr wieder heil zurück seid."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juli 2004, 08:49 Uhr
Nach einer Weile kehrt Galrin ebenfalls unter Deck zurück. Als der Nordmann den Gemeinschaftsraum betritt, richten sich die Augen der Anwesenden auf ihn und die Gespräche verstummen. Ein jeder hängt an den Lippen des Kapitäns, doch dieser läßt sich einen Moment Zeit. Während er sich an seinen Sitzplatz begibt, zwinkert Galrin Henry zu und schließlich lächelt der Schiffsbauer die Anwesenden an: "Wir haben es geschafft. Der Sturm ist unter uns und wir selbst sind über den Wolken. Im Übrigen wünsche ich allseits einen guten Appetit"

Nach diesen Worten setzt sich der Normander an den Tisch, läßt sich ebenfalls von der Speise auftragen, die die Anderen bereits genießen. Es gibt eine "Cyve", eine Art Rindergulasch mit Sauce. Das Fleisch ist so zart, daß es buchstäblich im Munde zergeht und die Damen und Herren im gemütlichen Hauptraum der "Windkind" lassen es sich schmecken. Zur Hauptspeise gibt es allerlei Gemüse und Salate, die Alwine in der Kombüse zubereitet hat, sowie wieder etwas von dem köstlichen Brot, das man schon beim Frühstück gekostet hat.
Orga hatte bereits die Gelegenheit, einen Blick in das kulinarische Zentrum zu werfen und ist nun erst recht erstaunt, daß man auf so wenig Raum und mit so spartanischen Mitteln ein solches Mahl zubereiten kann. Schließlich ist der Wirkungsbereich von Alwine im Schiff deutlich kleiner als die Küche im Roßsteinschen Anwesen.

Während des Essens unterhalten sich Gäste und die Angehörigen der Mannschaft, wie es sich gerade trifft und wie es gefällt. Orga und Alwine tauschen sich über Kochrezepte aus Ildorien und Normand aus, Asrai erhält die Möglichkeit, den Seiler Thialfi zu verschiedenen Segelmanövern zu befragen, Jolanthe bringt Uuma ihr Essen ans Bett und Frederik verkündet ein ums andere Mal, daß er morgen wieder das Windschiff steuern darf. Während dieser Unterhaltung sind auch Henry und Galrin nicht untätig. Eifrig wird darüber diskutiert, wie man die Pferde wo innerhalb des Schiffsleibes unterbringen kann und wieviel Futter für die Tiere während der Rückreise benötigt wird.

Draußen hat die Sonne inzwischen den höchsten Stand überschritten und die Wolken, die von unten so düster und lebensfeindlich aussahen, sind von oben weiß, luftig und wirken wie ein riesiger Haufen Wolle nach der Schafschur. Das ruhige Dahinsegeln des Schiffes ist eine Wohltat für die gebeutelten Matrosen, die während des Sturmes kaum einen Augenblick Ruhe finden konnten. Golden scheint Shenrahs Auge auf die "Windkind" und die Wolken unter ihr herab, und das Windschiff zieht gemächlich seine Bahn.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 28. Juli 2004, 11:26 Uhr
Ein wenig Angst hat der aufkommende Sturm der kleinen Wasserfee schon gemacht. Schließlich hat sie sich bei einem Unwetter noch nie auf einem Schiff befunden. Doch im Gegensatz zu normalen Schiffen, wäre es hier wohl nicht möglich, dass Wasser aufs Schiff kommt und man gegen das Ertrinken kämpfen müsste (wobei es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Wasserfee ertrinkt). Während des Sturms hält Asrai Sethais Hand ganz fest. Vor aufkommender Übelkeit muss sie sich jedoch nicht fürchten. Sie hat schon ganz andere Stürme im Wasser durchgemacht, früher, als sie dort noch gelebt hat.

So hat sie nach dem Sturm kein Problem damit, Nahrung zu sich zu nehmen. Im Gegenteil, der aufkommende Duft des Mittagessens lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der angekündigte Pferdetransprot hat Asrai überrascht, aber sie ist gespannt, wie das ablaufen wird und auch während des Essens bekommt Asrai mit, wie sich Galrin und Henry darüber unterhalten. Asrai jedoch unterhält sich lieber mit Thialfi über die verschiedenen Segelmanöver und Asrai lauscht gespannt seinen Erklärungen. Wer weiß, vielleicht würde die Wasserfee irgendwann auch mal auf Wasser segeln.

"Alwine, ihr seid eine wahre Meisterin der Kochkunst.", sagt Asrai lächelnd, als sie mit dem Essen fertig ist. Sie fühlt sich kugelrund und zufrieden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 28. Juli 2004, 12:53 Uhr
Jolanthe lächelt erleichter bei Henry Worten.
Kurz darauf ist auch schon das Essen fertig. Galrin und die anderen kommen zum Essen herein.
Als sie Galrin sieht, stiehlt sich ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen. Sie ist so froh, dass sie sich weider vertragen haben. Und vielleicht war das Gespräch nötig gewesen. Jolanthe hat das Gefühl, dass sich nun einiges zwischen ihnen geklärt hat.

Doch Jolanthe hat jetzt keine Ruhe, sich zu den anderen zu setzen.
Also lässt sie sich von Alwine drei Portionen auf einem Tablett geben. Eine davon für Marie, die andern beiden für Uuma und sie selbst.
Sie umrundet den großen vollbeladenen Tisch und als sie bei Galrin vorbeikommt gibt sie ihm noch einen Kuss auf die Wange und flüstert ihm ein "Ich liebe dich" ins Ohr.
Dann verschwindet sie durch die Tür und geht zu Uumas Kabine.

Dort angekommen klopft sie an die Tür. Eine weibliche Stimme fordert sie auf herein zu kommen.
Jolanthe öffnet die Tür und balanciert das Tablett und sich durch die Tür, die hinter ihr ins Schloss fällt.
In der Kabine ist es gemütlich. In einem Sessel sitzt eine Frau und begrüßt Jolanthe. Das muss Marie sein.
Uuma liegt in dem Bett am Fenster und hat ihr den Rücken zugedreht, so dass Jolanthe nicht sagen kann, ob sie schläft oder nicht.

Sie stellt das Tablett auf dem kleinen Tisch ab, der in der Mitte des Raumes steht. "Ich habe euch ein bisschen zu Essen gebracht. Und Ich wollte mich erkundigen, wie es Uuma geht." Verlegen senkt sie den Blick und verschrenkt die Hände hinter dem Rücken.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 28. Juli 2004, 13:48 Uhr
Uuma spürt im Halbschlaf Bewegung, die sie auf ihrer Unterlage einmal fast zur Seite kullern läßt und öffnet gerade müde die Augen als ein Schwall voller dicker Regentropfen durch das kleine Fenster sich über sie ergießt, das mit der starken Regenböe aufschwingt.

Mühsam dreht sie sich auf die Seite, um an das Fenster zu gelangen und es zuzudrücken, als schon Marie angelaufen kommt und das übernimmt. Sie ist noch immer müde und nachdem Marie ihr das Gesicht mit einem Tuch getrocknet hat, ihr das nasse Kopfkissen und die nasse Decke gegen trockene Sachen ausgewechselt hat fällt sie auch schon wieder in einen leichten Schlaf. Nur am Rande nimmt sie das Tosen des Sturmes wahr, der das große Schiff hin und her schaukelt und sie fühlt sich beinahe wie in den Baumkronen, in denen sie so gerne sitzt und über das Land blickt.

Irgendwann, der Sturm scheint vorbei, denn Uuma spürt wie zuvor nur noch das sonderbare Gefühl des Nicht-auf-der-Erde-Seins, da hört sie ein Klopfen und anschließend Stimmen und sie durchfährt die Erkenntnis: Kleine Frau leben!

Uuma dreht sich so schnell sie es vermag in ihrem Bett um und öffnet die Augen und sieht die kleine Frau, wie sie ein voll beladenes Tablett auf dem Tisch abstellt. Uuma nicht haben richtig Hunger, stellt sie fest, denn sie fühlt sich noch viel zu müde zum Essen, aber sie freut sich, daß die kleine Frau nicht von der Spitze des Schiffes runtergefallen ist und lächelt sie beinahe spitzbübisch an.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 28. Juli 2004, 14:33 Uhr
Schnell bekommt Orga mit, was es mit dem Ruck auf sich hat und auch wenn Henry sie zu beruhigen versucht, so bleibt doch eine gewisse Anspannung in ihr. Sie sagt den beiden Mädchen, daß sie unter allen Umständen im Gemeinschaftsraum bleiben sollen, nachdem eine der Nordfrauen ihnen allen beinahe atemlos und mit zerzausten Haaren berichtet, daß sie in ein Unwetter fliegen und bewundert die kleine Frau des Kapitäns,  als sie mit einem vollbeladnene Tablett den Raum verläßt. Ich hätte einen der Nordmänner bitten sollen, ihr das Tablett zu tragen, wirft sie sich vor, während ihre Blicke die junge Frau begleiten. Aber Orga ist Gast auf dem Schiff und hält sich zurück.

Die Schaukelei geht schneller vorüber, als Orga vermutet hatte und sie erfährt den Grund vom Kapitän: Sie fliegen über die Wolkenfront hinweg. So hoch? wundert sie sich und sie kann es sich nicht verkneifen, kaum ist das köstliche Mahl eingenommen, hinauf auf Deck zu gehen. Das muß ich mir einfach von der Reling aus ansehen, und sie entschuldigt sich und will gerade den Raum verlassen, da hängt sich Frederik bei ihr ein und will mit. Lächelnd nickt sie und sie suchen ersteinmal ihre Kajüte auf um sich ihre Felljacken überzuziehen, die in einer der Kleidertruhen verstaut sind, denn Orga vermutet, daß es in so luftiger Höhe wesentlich kälter ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 28. Juli 2004, 14:54 Uhr
Henry ist von dem was Alwine auf den Mittagstisch bringt begeistert. "Ich habe noch nie ein so zartes Fleisch gegessen," lobt er die nordische Küche und die Kochkünste der Nordfrau und langt auch wieder kräftig nach dem Brot, das es ihm angetan hat. Nebenbei registriert er, daß die Bewegungen des Schiffes schon fast wieder normal sind und während er mit dem Kapitän über den Pferdetransport fachsimpelt und allgemein wieder fröhliche Stimmung an Bord herrscht bedauert er es, nicht die ganze Zeit an Deck gewesen zu sein, denn eine solche Gelegenheit würde sich ihm sicher kein zweites Mal bieten, aber er läßt sich nichts anmerken.

Als Orga sich jedoch unmittelbar nach dem Essen entschuldigt, um an Deck zu gehen, hält es ihn auch nicht länger unter Deck und er entschuldigt sich ebenfalls, weil er seine geliebte Gattin begleiten müsste und seinen Kleinen und nur an seinen strahlenden Augen ist zu erkennen, daß er genauso voller Erwartung ist, wie Frederik, der sie nur nicht so gut verbergen kann.

Henry überlegt sich, daß es besser wäre, sich seine warme Felljacke überzuziehen und Orga auch ihre fellbesetzte Reitjacke mit an Deck zu nehmen und auch Frederiks Pelz und schmunzelt, als er die beiden in der Kajüte trifft. Schön warm eingepackt stürmen sie an Deck und müssen über ihre Eile laut lachen und nach dem köstlichen Essen und der gemütlichen Wärme im Schiffsbauch ist es herrlich, sich wieder oben an Deck den Wind um die Nase wehen zu lassen. "Hoffentlich kommen Asrai und Sethai auch noch hoch, es ist atemberaubend in dieser Höhe!" und Henry schaut nach unten, wo alles so klein ist, daß ihm fast schwindelt. Immerwieder jagen große Wolken an ihnen vorbei und die Landschaft liegt fast erschreckend tief unter ihnen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juli 2004, 14:54 Uhr
Der Kopf von Alwine, die immer noch im Aufenthaltsraum sitzt, hat die Farbe eines reifen, roten Apfels angenommen, da sie von Asrai und Henry so gelobt wird. Die Köchin lächelt schüchtern und sagt: "Ich freue mich, daß es Euch geschmeckt hat, Mylady und Mylord. Ich befürchtete schon, es sei zu wenig gewürzt gewesen." Immer noch verlegen und mit schüchtern gesenktem Blick verschwindet Alwine hurtig in der Kombüse, wo man alsbald das Klappern von Holztellern vernimmt, die abgewaschen werden.

Auf dem Oberdeck indes ächzt leise die Takelage, rumoren die Balken und flattern Wimpel und Segel, während die "Windkind" mit ihrer Besatzung durch das endlose Himmelsmeer reist.
Ringsum türmen sich noch immer die Kumuluswolken und ein aufmerksamer Betrachter kann verschiedenste Figuren und Formen darin erkennen. Gerda, die Zofe der Roßsteinerin und Asa, die Tochter des Schmiedes und seiner Frau, haben es sich an der Reling gemütlich gemacht und spielen gemeinsam: "Wer entdeckt die lustigsten Gesichter in den Wolken."

Eine besonders schwere und behäbige Regenwolke, die träge an dem fliegenden Schiff vorbei treibt, hat nach Gerdas Meinung eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Harfenwirt Borgil. Eine anderer, bedeutend kleinerer und luftigerer Wattebausch wird von Asa als genaues Ebenbild der Wasserfee Asrai gedeutet. Und einstimmig küren die beiden jungen Frauen das dickste und größte der umherfliegenden Gebilde zur Galrin-Ragnarsson-Wolke. Das Gelächter der beiden Damen schallt über das Oberdeck und entlockt so manchem Matrosen ein Schmunzeln, während er in der Takelage und auf dem sicheren Deck seiner Arbeit nachgeht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 28. Juli 2004, 15:33 Uhr
Orga freut sich, Henry zu sehen und glücklich begibt sie sich mit den beiden Männern an Deck. Wie lange war ich schon nicht mehr so ausgelassen, denkt sie voller Freude an der Reling, doch dann bekommt sie einen gehörigen Schrecken: Gerda, das Kindermädchen von Anna vergnügt sich mit Asa an Deck beim Wolckenbetrachten.

So schnell, wie man es Orga gar nicht zugetraut hätte ist sie bei Gerda und fragt sie, wo sie Anna hätte? Erst als sie verlegen erklärt, daß Jana während Annas Mittagsschlaf auf das Mädchen aufpaßt entspannt sich Orga wieder und lächelt Gerda verstehend zu. "Das ist nett von Jana, daß sie dich ablöst. Sicher hat sie genug vom Wind und ist froh, daß sie unter Deck bleiben kann, aber sag nächstens bescheid." Orga legt die Hand auf Gerdas Arm und lächelt den beiden großen Mädchen zu und wendet sich wieder zu Henry, der nochimmer mit Frederik die Wolken und das Land unter ihnen betrachtet.

Auf einmal sieht sie eine Wolke, die wie Henrys Pfeife aussieht, wenn er sie pafft und nun beginnen auch sie das Spiel, das sie bei den beiden kurz zuvor beobachtet hatte, als sie zu Gerda eilte. Orga kann sich vor Lachen manchmal kaum halten, die ulkigsten Dinge entecken sie und nicht nur einmal muß sie sich ihren Bauch vor Lachen halten. Sie betrachtet Henry zwischendurch und tiefes Glück breitet sich in ihr aus. Wie lange war er nichtmehr so fröhlich...
Plötzlich hört sie vertraute Schritte hinter sich und Yohn gesellt sich zu ihnen, den sie Stunden nicht mehr gesehen haben, doch er berichtet mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen, daß er die ganze Zeit mit der Mannschaft zusammen war und einiges über die Segelei gelernt hat und fügt dann hinzu... "für den Fall, daß meine Herrschaften nach dem Flug auch Lust auf das Segeln bekommen"..... und grinst dabei vielsagend als wollte er andeuten, "der Kapitän ist auch Schiffsbauer..."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juli 2004, 18:55 Uhr
Nachdem er sein Mahl beendet und eine zärtliche Liebeserklärung seiner Verlobten empfangen hat, hilft Galrin mit, den Tisch abzuräumen. Offensichtlich ist dies an Bord Gang und Gebe, da sich niemand von der Besatzung darüber zu wundern scheint.
Nachdem auch der letzte Teller vom Tisch verschwunden und die große Holzplatte abgewischt worden ist, lächelt der Kapitän freundlich zu Asrai und Sethai hinüber, die noch immer am Tisch sitzen und einander an den Händen halten.

Die Beiden sind ein richtig glückliches Paar., schießt es dem Nordmann durch den Kopf, Und obwohl sie zuvor fast ein wenig traurig zu sein schienen, segeln sie nun wieder in gutem Wind miteinander. Das ist wohl in einer jeden Buhlschaft so. Egal ob Ehe oder nicht, man versteht sich meistens, aber es gibt auch dunkle Wolken am Himmel und Stürme, durch die man segeln muß. Wer wüßte das besser als ich.

Galrin wendet leicht den Kopf und blickt zu der Tür hinüber, durch die Jolanthe zuvor verschwunden ist, als sie Marie und Uuma ihr Essen bringen wollte. Doch dann sieht er seine beiden Gäste wieder an: "Ich bitte Euch, mich ebenfalls zu entschuldigen. Ich werde an Deck gebraucht. Sollte Euch der Sinn danach stehen, einmal die Wolken von oben zu sehen, so seid Ihr herzlich dazu eingeladen." Mit der Rechten weist Galrin auf die Kombüsentür: "Sollte es Euch draußen zu kalt sein, dann wendet Euch bitte an Alwine. Es sind mehr als genug große Umhänge aus Normander Wolle vorhanden. Und die größten..." Bei diesen Worten schmunzelt der Kapitän. "... reichen auch für zwei."

Mit einer leichten Verbeugung und einem schelmischen Augenzwinkern verschwindet Galrin nach oben. Dort trifft er sowohl Orga und Henry, als auch einen Großteil der Besatzung an, die auf die Wolken hinunter sehen und sich an den Vergleichen ergötzen, welche die "Spieler" des Wolkenspiels heranziehen. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht, tritt auch Galrin an die Reling heran und sieht zu Henry hinüber, dessen Freude über die Fahrt über den Wolken getrübt zu sein scheint. Nicht wesentlich zwar, aber der Herr von Roßstein hat einen leicht melancholischen Zug um die Augen, als hätte man ihn um eine schöne Erfahrung gebracht, die er sich erhofft hatte.

Es ist die Art der Nordleute, offen und frei zu sprechen, wenn ihnen etwas mißfällt oder auffällt, daß einem anderen etwas mißfallen könnte. Und der Kapitän der "Windkind" bildet da keine Ausnahme, als er den Pferdezüchter anspricht: "Verzeiht, Henry, aber Ihr seht traurig aus. Ist Euch das Essen nicht bekommen oder steht Euch der Sinn nach etwas Anderem? So sagt es nur frei heraus und wir werden schon sehen, daß wir Abhilfe schaffen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 28. Juli 2004, 19:46 Uhr
Mit einem Mal stürmt Orga davon und als er sich umwendet und sieht, wohin sie eilt macht er sich auch Gedanken und ist froh, als er von ihr hört, daß Jana bei Anna ist. Auch wenn ein so kleines Mädchen sicher allen sofort aufgefallen wäre, wenn es alleine durch die Gänge stiefelt, möchten sie die Kleine nicht unbeaufsichtigt wissen.

Orgas aufgefangenes Spiel mit den Gestalten in den Wolken bringt ihn immerwieder zum Schmunzeln und Lachen und er weiß nicht, wie lange sie nicht mehr so herzhaft gelacht haben, sogar Yohn läßt sich anstecken, der eine verlockende Anspielung macht und Henry beinahe verleitet, sich ernsthaft über ein Segelschiffchen Gedanken zu machen, daß für ein paar Leute Platz hätte, doch dann tut er das schmunzelnd ab.

Kurze Zeit später taucht auch der Kapitän auf Deck auf und als er ihn anspricht schaut Henry ihn erst verdutzt an, aber dann kommt ihm eine Vermutung. "Das Essen? - Nein das war köstlich!" antwortet er spontan und lächelt dann etwas verlegen. "Galrin, ihr scheint Gedanken lesen zu können," fährt er fort und lehnt sich mit den Unterarmen auf die Reling, was der blonde Nordmann ihm gleich tut und lächelt, während er in die Weite des Himmels blickt und dann dem hünenhaften Nordmann in die Augen, die blau wie der Himmel auf ihn gerichtet sind.

"Ihr habt recht Galrin, ich wäre vorhin beim Aufkommen des Sturmes gerne oben an Deck gewesen, aber ich wollte euch nach der ganzen Aufregung mit eurer Braut mit meiner Anwesenheit nicht zusätzlich belasten, oder sagen wir besser ablenken. Ich kann mir vorstellen, daß ihr alle Hände voll zu tun hattet und nicht noch einen neugierigen Gast gebrauchen konntet, der nur im Wege steht."
Henry muß wieder an den Beginn der Reise denken wo er den Nordmännern ständig im Wege stand und muß schmunzeln.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juli 2004, 20:26 Uhr
Verwundert hebt der Schiffsbauer die linke Augenbraue. Konnte es wirklich sein, daß jemand einen Sturm hautnah miterleben wollte und sich darauf auch freute? Noch dazu jemand, von dem er nicht gedacht hatte, daß dieser schon einmal einen Fuß auf ein Schiff gesetzt hatte, geschweige denn ein fliegendes? Doch dann wandert ein Mundwinkel des Nordmannes nach oben und Galrin nickt.

"Gunnar!" Der Ruf des Kapitäns schallt über das Deck und ruft alsbald den Steuermann auf den Plan, welcher mit fragendem Gesichtsausdruck seinen Herrn ansieht. Dieser wirft Henry einen schelmischen Blick zu, bevor er dem Steuermann einige rasche Anweisungen in seiner Heimatsprache gibt, die der Knecht zunächst mit aufgerissenen Augen und danach mit einem kurzen "Aye" quittiert, bevor er wie von Furien gehetzt unter Deck verschwindet, um Ladung, Vorräte und andere Gegenstände sichern zu lassen.

Drei kurze Worte klingeln in den Ohren des Herrn von Roßstein, die man ihm kaum übersetzen muß: "reið að stormur" -  Sturmfahrt!

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 28. Juli 2004, 22:00 Uhr
So langsam verlässt jeder den Tisch und fast alle verschwinden aufs Deck, um sich die Wolken anzusehen. Asrai muss schmunzeln, als Galrin erwähnt, dass sich Sethai und Asrai einen Wollumhang von Alwine holen können, der auch für zwei reicht. "Vielen Dank.", sagt Asrai lachend. Dann geht auch der Kapitän an Deck. "Ich möchte mir auch gern die Wolken ansehen.", sagt Asrai lächelnd. Von Alwine lässt sie sich einen Umhang geben, weil ihrer wirklich zu dünn ist. Allerdings einen für sich allein. Dann geht sie mit Sethai an Deck.

Der Anblick ist atemberaubend. Noch nie war Asrai den Wolken so nah und sie fühlt sich wie ein Vogel. Das Spiel, das an Deck gespielt wird, findet die kleine Wasserfee sehr amüsant und auch sie erkennt die verschiedensten Bilder in den Wolken. "Ein Pferd.", sagt sie mit strahlenden Augen, als auch sie ein Bild in den Wolken erkennt. Diese Reise ist wirklich das Schönste, das sie in den letzten Monaten erlebt hat und Asrai blüht richtig auf. Für sie ist dieses Erlebnis noch um einiges intensiver als für die anderen, weil ihr Element das Wasser ist.

Sie sieht, wie Henry sich mit dem Kapitän unterhält und jener seinem Steuermann Befehle erteilt. "Hm, was der wohl plant...", spricht Asrai eher zu sich selbst als zu Sethai. Irgendwie hat sie dabei ein eher ungutes Gefühl und sie zieht den warmen Umhang fester um ihren Körper.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 28. Juli 2004, 22:42 Uhr
Orga ist Henry so nahe, daß sie seine Worte fast alle vernimmt, die er mit Galrin Ragnorsson spricht. Etwas irritiert schaut sie jedoch dem Verhalten des Nordmannes zu und als sie seine letzten Worte hört bekommt sie einen gehörigen Schrecken, denn sein Gesichtsausdruck und die Worte die er befehlend an die Mannschaft richtet haben ganz offensichtlich etwas mit "Sturm" zu tun.
Orga nimmt Frederiks Hand fest in ihre und hält sich an der Reling fest und überlegt fieberhaft. Ist Annas Wiege gut genug befestigt?...Was ist mit Uuma und Marie? Orga bekommt, obwohl eigentlich noch nichts Ungewöhniches passiert, plötzlich weiche Knie und schilt sich überzureagieren, aber es ändert nichts.

"Henry ich geh mit Frederik unter Deck," wendet sie sich an ihren Gatten, haucht ihm einen Kuß auf die Wange und steigt mit ihm hinunter und geht in ihre Kajüte wo Jana auf die schlafende Anna aufpaßt, die aber auch lieber unter Deck bleibt und so harren sie der Dinge, die da kommen mögen. Auf jeden Fall fühlt sie sich jetzt wieder besser und hofft nur, daß Henry nicht zu leichtsinnig ist, denn sie hat schon Galrin Ragnorssons Blick gesehen, der sie an einen großen Jungen erinnerte, der irgendeinen Streich aushecken will.
Männer... denkt sie schmunzelnd. Einerseits freut sie sich für Henry, daß der Kapitän ihrem Mann diese Freude bereiten möchte, aber andererseits.... ...als wenn vorhin das Geschaukel noch nicht gereicht hätte.... Aber sicher weiß der Kapitän weiß was er tut, tröstet sie sich wieder und muß sogar leise über die versteckte Abenteuerlust ihres Mannes schmunzeln. Ich habe gar nicht gewußt, daß sowas in Henry schlummert ....

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juli 2004, 23:00 Uhr
Während Orga mit Frederik die Treppe hinunter geht, welche in das Schiffsinnere führt, klettern die Matrosen schon in die Wanten, um die Vorsegel zu bergen und festzuzurren. Die Wimpel und Flaggen, welche normalerweise lustig knatternd von den Masten wehen, werden eingeholt und ebenfalls verstaut, damit der Wind sie nicht abzureißen vermag. Die Luken im Schiffsrumpf werden geschlossen und mit Riegeln gesichert, um zu verhindern, daß sie aufgerissen werden. Am Mast werden Sicherheitsleinen angebracht, mit deren Hilfe die Personen, die an Deck bleiben, verhindern können, über Bord geweht zu werden, oder bei einem Überholen des Schiffes über die Reling zu stürzen.

Nach knapp zehn Minuten kehrt Gunnar zu seinem Herrn zurück und meldet mit ernstem Gesichtsausdruck: "Wir sind bereit, Kapitän."
Ein knappes Nicken und ein angedeutetes Lächeln sind Galrins Reaktion auf diese Information, und während Gunnar sich wieder nach vorn an den Bug begibt, um dort nach eventuellen Gefahren Ausschau zu halten, tritt der Schiffbauer selbst wieder ans Ruder, um sein Schiff durch den Zorn der Elemente zu leiten und seinem Gast den Wunsch nach einer Fahrt in den Sturm zu erfüllen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 29. Juli 2004, 02:17 Uhr
So sehr es sich Sethai auch wünscht an dem Spiel teilzuhaben das auf Deck gespielt, wird, so sehr bleibt es ihm dennoch verwehrt. Denn um die Bilder in den Wolken erkennen zu können braucht es das Augenlicht und genau das ist es was Sethai fehlt. Dennoch trauert er dem nicht nach oder missgönnt den Anderen Ihre Freude. Vielmehr erfreut er sich an ihrem Rufen und ihrer sowohl leisen als auch lauten Freude. Die warmen Energien und Emotionen die das Deck erfüllen sind wie ein erfrischendes Bad für ihn, Besonders die Gefühle Asrais wirken auf ihn ein und verstärken das Lächeln noch das er seit geraumer Zeit auf den Lippen trägt.

Das wird auf dieser Reise wohl zum Dauerzustand. Asrai tut dies alles unheimlich gut. Ich hoffe sie kann von all der Freude die sie hier erlebet einiges mitnehmen auch wenn die reise dann schon vorbei ist. Die Erinnerungen an dies sollen sie wärmen und erfreuen.
In solche und ähnliche Gedanken gleitet der Seher ab während die anderen weiter Ihr Spiel fortführen.

Dann jedoch gleitet seine Wahrnehmung wieder aus seinem Inneren hervor und er wird dessen gewahr was um ihn herum geschieht. Anscheinend braut sich ein Sturm zusammen. Alle Anzeichen deuten daraufhin. Der Kapitän bellt einige Befehle und schon herrscht hektische Aktivität an Deck. Die Männer machen sich bereit das Schiff sturmtauglich zu machen und alles das was lose ist wird festgezurrt oder unter Deck geschafft. Auch Orga verlässt die Position neben Henry um unter Deck nach dem rechten zu sehen und dem Sturm dort zu entfliehen. Henry selbst bleibt jedoch neben Dem Kapitän. Seine Freude ist unverhohlen über dieses Abenteuer.

„Asrai, wir sollten vielleicht auch nach unten gehen und den Sturm dort abwarten. Mir wäre wohler wenn du dort in Sicherheit bist. Außerdem können wir Orga oder jemand anderem dort vielleicht zur Hand gehen....“

Fragend schaut er seine Gefährtin an, in Erwartung ihrer Entscheidung, entweder den Sturm mitzuerleben oder Schutz hinter den dicken Planken des Schiffes zu suchen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 29. Juli 2004, 07:58 Uhr
Auf seine Worte meint Henry Verwunderung in Galrins Blick zu erkennen, doch dann wandelt er sich ins Unergründliche, um dann mit einer überraschenden Entschlossenheit und einem wissenden Lächeln Befehle über Deck zu rufen, die Henry erst nach einer Weile begreift, als er ein Wort hört, daß wie "Sturm" in seinen Ohren klingt.
Orga scheint das alles viel schneller begriffen zu haben und eilt mit Frederik unter Deck und wieder erfaßt Henry dieses Kribbeln. Henry lacht sein jungenhaftes Lachen und verfolgt mit gespannter Aufmerksamkeit das Geschehen an Deck, als könnte er es immer noch nicht glauben.  Galrin Ragnarsson will mit ihm mit seinem Geisterschiff in den Sturm fliegen! Die freudige Erwartung verdrängt alle Stimmen der Vernunft, die ihm am liebsten einflüstern wollen, daß er den Nordmann mit seiner kindlichen Abenteuerlust zu einem unmöglichen Unternehmen verleitet und.. und... und..., doch dieses eine Mal wischt Henry sie beiseite, wie Herbstlaub vom Gartentisch.
In ihm verlangt alles nach der Kraft der Elemente, als würde er ahnen, daß dort etwas ist.... auf das er schon lange gewartet hat... sein ganzes Leben... tief in seinem Innern, dem er nie erlaubt hatte, ans Tageslicht zu kommen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 29. Juli 2004, 08:43 Uhr
>Wir sind bereit, Kapitän.<, hatte Gunnar gesagt und Galrin hatte dazu genickt. Er weiß, daß er sich auf seinen ersten Knecht und Steuermann verlassen kann. Wenn Gunnar sagt, die Mannschaft sei bereit, dann ist die "Windkind" für den Sturm gerüstet.

Mit kurzen Worten und anhand seiner eigenen Sicherheitsleine demonstriert Galrin all jenen, die auf Deck bleiben, wie man das lebensrettende Seil an den Belegnägeln rund um den Mast befestigt. Der Knoten ist einfach, hält gut und ist bei Bedarf schnell zu lösen. Schon manch einen Matrosen haben diese Leinen davor bewahrt, während eines Sturmes ein feuchtes Grab in den Wellen des Meeres zu finden. Und auch an Bord der "Windkind" leisten sie gute Dienste.

In der Zwischenzeit hat sich der hölzerne Koloß immer mehr den Unwetterwolken genähert und beginnt bereits, sanft im stärker werdenden Wind zu schwanken. Zwar krachen keine Blitze mehr durch die Düsternis der Wolken, aber die Temperatur fällt deutlich, so daß man davon ausgehen kann, im Inneren der Wolken vom Regen durchnäßt zu werden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 29. Juli 2004, 10:34 Uhr
Von weitem kann Asrai schon die dunklen Wolken erkennen und Sethais Worte tun ihr übriges. Nichts hält Asrai jetzt noch an Deck und schnell klettert sie mit Sethai ins Schiffsinnere. "Sie fahren absichtlich dorthin. Warum nur?" Asrai versteht das ganze nicht so ganz. Doch dann bekommt sie von Orga erklärt, dass Henry sich diese Sturmfahrt gewünscht hat, da er einen Sturm auf Deck miterleben möchte. "Euer Mann ist wirklich sehr abenteuerlustig.", sagt Asrai schmunzelnd und hofft trotzalledem, dass ihm nichts passiert.

Unter Deck gibt es nicht mehr viel zu helfen. Die Mannschaft hat dafür gesorgt, dass alles gut festgebunden ist und es somit nicht gefährlich wird. Asrai zieht den Umhang aus und legt ihn beiseite. Dann setzt sie sich an den Tisch, an dem sie beim Essen schon gesessen haben. Gern würde sie jetzt noch einen Tee trinken, aber da sie schon ahnt, dass diese Sturmfahrt in einem riesigen Geschaukel enden wird, lässt sie dies lieber. Asrai hofft, dass die Fahrt durch die Gewitterwolken nicht zu lange dauern wird und der Kapitän es nicht übertreibt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 29. Juli 2004, 11:56 Uhr
Mit geblähten Segeln und einer Besatzung, die fest entschlossen ist, selbst in die Anderwelt hinüberzufahren, wenn es Not tut, rauscht die "Windkind" den Sturmwolken entgegen.
War man zuvor noch sicher und hoch oben über den Wolken, so sinkt das Windschiff nun langsam tiefer, bis es die grauschwarzen Riesen streift und in sie eintaucht.

Die erste Sturmböe trifft das fliegende Schiff wie der Faustschlag eines Titanen. Der Bug wird nach oben gedrückt und selbst der Kapitän klammert sich an sein Ruderrad, um nicht auf das Deck zu fallen. Auch im Schiffsinneren sieht es nicht besser aus. Wäre der massive Tisch im Aufenthaltsraum nicht festgeschraubt und unverrückbar fixiert, so würde er nun vermutlich ohne Halt im Raum hin und her rutschen. Die Stühle jedoch, und die Personen, die darauf sitzen, haben nicht dieses Glück. Manch ein Sitzplatz gerät bedrohlich ins Schwanken. Hätte Asrai nicht die Gewandtheit und das Geschick ihrer Vorfahren geerbt, so wäre sie vermutlich samt ihrer Sitzgelegenheit durch den Essensraum gepurzelt.

Auf Deck beginnt es inzwischen zu regnen, als würde Amur sein größtes Faß genau über der "Windkind" ausschütten. Nach wenigen Augenblicken sind die Segel so durchnäßt, als hätte man sie in einen Waschzuber gesteckt und das Wasser schießt in wahren Sturzbächen zwischen den Pfosten der Reling hindurch. Sich auf dem Deck zu bewegen wird zu einem Balanceakt, da der Regen das Holz rutschig gemacht hat und mehr als einmal muß sich ein Matrose an der Reling, am Mast oder auch an der Sicherungsleine festhalten, damit er nicht zu Boden stürzt und unkontrolliert über das Deck schliddert.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 29. Juli 2004, 14:24 Uhr
Galrin Ragnarsson führt an seinem Sicherheitsseil vor, wie man es anlegt und während Henry zum Mast geht sieht er Asrai und Sethai unter Deck huschen.

Henry schnappt sich eines der Seile, die an den Belegnägeln vor dem Mast befestigt sind und schlingt es sich genauso um den Bauch und sichert es mit dem speziellen Knoten. Noch mit dem Prüfen seiner Standfestigkeit beschäftigt, während er das Seil um das linke Armgelenk schlingt sieht Henry nicht die pechschwarze Front, die erst mehr unter ihnen liegt und in die sie gerade eintauchen und so trifft ihn die erste Sturmböe vollkommen unerwartet.

Der Ruck, mit dem das Schiff sich aufrichtet wirft ihn nach hinten und während er mit der Linken das Seil umklammert versucht er mit der Rechten nach dem Mast zu greifen, der aber viel zu glatt ist, als daß er sich daran halten könnte und so verdankt er es nur dem Winkel, in dem er nach hinten fliegt, daß das Seil ihn ein Stück hinter dem Mast auffängt und er auf den Beinen bleibt. Donner, Blitz und Hagelkern, schießt es durch Henrys kopf, jetzt hätt´s mich beinahe von den Socken geholt.

Mit aller Kraft zieht er sich an dem Seil wieder nach vorne und umrundet den Mast. Jetzt hat sich das Seil einmal mit ihm um den Mast gelegt und er triumphiert, denn nun würde er den besten Halt auf dem ganzen Schiff haben, denkt er.

Keine Sekunde zu früh ergreift er wieder das Seil, als ein Wolkenbruch sich plötzlich über dem Schiff ergießt, daß er zwischen dem herunterlaufendem Wasser an seinem Gesicht nach Luft schnappt und gleichzeitig fühlt er eine ungeheure Freude dabei, sich mit aller Kraft gegen den Sturm zu stellen.

Ein Knarren und Zittern des Mastes an seinem Rücken läßt ihn kurz erstarren. Wenn der Mast bricht...!? Nur kurz durchzuckt ihn dieser Gedanke, dann lächelt er wild entschlossen, sich nicht von Befürchtungen unterkriegen zu lassen.

Plötzlich gibt es einen Stoß, der das Schiff sich ächtzend zur Seite neigen läßt und der ihm mit einem Ruck das Seil aus der Hand reißt, doch noch ist es halb um den Mast geschlungen, den er gerade noch zum Halten seines Gleichgewichts mit der Linken erreicht. Jetzt bloß nicht wieder einen Ruck mit dem Bug nach oben, rast es durch seinen Kopf, denn dann würde er nur noch von dem Seil gehalten, über das nasse Deck nach hinten schliddern.

Henry erkennt, daß er mit der bloßen Kraft seiner Hände bei solchen Sturmböen nicht das Seil halten kann, obwohl er durch die Arbeit mit den Pferden nicht schwach ist und blitzschnell überlegt er, ob er das Seil kurz lösen soll um es direkt um den Mast und sich zu binden.....

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 29. Juli 2004, 15:35 Uhr
Obwohl der Sturm nicht so schwer und unberechenbar ist, wie der, den die tollkühnen Luftfahrer im Winter durchgemacht haben, unterschätzt der Kapitän die Kraft des Windes und der Wolken keineswegs. Knarrend legt sich die "Windkind" einmal mehr schräg und in der Kombüse geht klirrend ein Krug mit Alwines Selbstgebranntem zu Bruch.

Wie ein flügellahmer Sperling dreht sich das fliegende Schiff, aber mit eiserner Gewalt zwingt die Besatzung ihr Luftfahrzeug abermals in den Wind, sodaß es noch einmal an Geschwindigkeit zulegt. Und während unten im Leib des Windschiffes so manch ein Stoßgebet zu den Göttern geschickt wird, genießen die an Deck gebliebenen Männer die rasende Fahrt, die durch die vorbei huschenden Wolkenfetzen erst richtig zur Geltung kommt. Mit übermütigem Lachen machen sich die Matrosen, der Kapitän und auch Henry einen Spaß daraus, "Wolkenschafe" zu jagen, eine besonders dicke Regenwolke mit dem Rammsporn aufzuspießen und die "Windkind" in abenteuerlichen Kurven durch das Wolkengebirge zu treiben.

Beinar, der Schmied, welcher am nächsten zu Henry steht, grinst den Roßsteiner an und bemüht sich, den Sturm zu überbrüllen: "... Fahrt, wa..?"

Doch bei aller Schaukelei bewegt sich das Schiff noch immer sanft genug, daß niemandem schlecht wird oder sich auch nur einen blauen Fleck holt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 29. Juli 2004, 18:35 Uhr
Genau im richtigen Moment kommt einer der Nordmänner ihm zur Hilfe und Henry bindet sich am Mast fest und kann so gesichert erst richtig den Sturm genießen. Er merkt, daß er nicht die Standfestigkeit der Mannschaft besitzt, aber das schmälert nicht sein Vergnügen, dem er sich nun ungehindert hingibt.
Der Regen hat aufgehört und der Kapitän jagd das Schiff durch den Sturm hinter Wolken her, daß Henry immerwieder die Arme ausstreckt, sich gegen den Sturm lehnt und mehr als einmal kommen Ausrufe des absoluten Vergnügens aus seiner Brust.

Immer wenn der Kapitän die gejagte Wolke aufgespießt oder das Schiff über sie hinweggesteuert hat gibt es stürmischen Beifall von der Mannschaft. Der Nordmann war die ganze Zeit bei ihm am Mast geblieben und auch wenn er nun gut gesichert war, begrüßt er die Nähe des erfahrenen Matrosen, der keine Mühe hat, sich bei dem Sturm auf den Beinen zu halten.

Henry kennt das Gefühl, wenn sich der Pferdekörper in gestrecktem Gallop unter ihm dehnt und die Kraft des Tieres ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit hervorruft, doch in den Lüften mit diesem Schiff ist es eine ganz andere Art der Freiheit, da es die ungeheure Kraft eines Sturmes ist, die er erfährt und die ihn ganz und gar durchdringt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 29. Juli 2004, 21:54 Uhr
Jolanthe bemerkt, dass Uuma wach ist. Erfreut lächelnd setzt sie sich neben Uuma.
"Wie geht es dir?", Fragt sie Uuma etwas verlegen, "ich wollte nicht, dass dir etwas passiert! Es tut mir leid!", sagt sie und wird rot.

Mit einem Mal fängt das Schiff wieder kräftig an zu schaukeln und es regnet zum Fenster rein. Schnell schließt Jolanthe das Fenster und setzt sich wieder hin.
Der Sturm scheint schlimmer zu werden, doch noch ist Jolanthe nicht beunruhigt. Sie hofft nur, dass Uuma und auch sonst keiner seekrank wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 29. Juli 2004, 23:52 Uhr
Uuma freut sich über Jolanthes Besuch und schüttelt nur leicht den Kopf als sie hört was die kleine Frau sagt. "Uuma nicht dürfen gehen aus Bett. Uuma müssen warten bis Kraft wieder seien da," antwortet sie leise auf Jolanthes Frage und dann leuchten ihre Augen, weil sie sich an das Gefühl vorne an der Spitze des Schiffes erinnert. "Seien schön vorne auf Schiff..." und nickt bestätigend mit dem Kopf.

Der Duft aus den Schalen erfüllt mehr und mehr den Raum und als Marie ihr hilft sich aufzusetzten und ihr eine Schale in die Hand drückt probiert sie ein wenig und es schmeckt so gut, daß sie doch Appetit bekommt.
So sitzen die drei Frauen gemütlich in der Kajüte und essen genüßlich das feine Essen und als Uuma fertig ist läßt sie sich glücklich in das Kissen zurückfallen. "Essen waren gut, Essen sei....," da klopft es an der Türe und der blonde Mann, der sie nach oben getragen hat steckt den Kopf zur Türe herein. "Wir fliegen in einen Sturm, gut festhalten die Damen," und lächelt mit einem Lächeln, das sie wohl beruhigen soll, doch gleichzeitig geht sein Blick durch die Kajüte um zu sehen, ob es etwas gibt, was es zu befestigen gilt.

Mit einer höflichen Geste nimmt er ihnen die leeren Schalen aus der Hand, stellt sie auf das Tablett und verstaut alles in eine kleine Truhe hinter der Türe, die Uuma noch gar nicht gesehen hat. "Gut festhalten," wiederholt er noch einmal lächelnd und schon ist er wieder aus dem Raum verschwunden und Uuma schaut Jolanthe fragend an. "Sturm?," doch da verändert sich nach ein paar sanften Bewegungen mit einem Mal die Lage des Schiffes und Uuma breitet spontan die Arme aus und hält sich an beiden Seiten des Bettes fest, während Marie erschrocken "huch!" ausruft.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 30. Juli 2004, 00:50 Uhr
Asrai hat ganz schön damit zu tun, sich festzuhalten. Ohne ihr großes Maß an Geschicklichkeit wäre sie sicher schon gestürzt oder hätte sich einige blaue Flecken zugezogen. Ihr behagt dieser Sturm überhaupt nicht und sie kann nicht verstehen, weshalb Henry unbedingt durch einen Sturm fliegen wollte. Asrai kämpft sich schwankend zu Uumas Kajüte durch, um zu sehen, ob es der kleinen Wilden gut geht. Henry hätte daran denken sollen, dass Uuma noch krank ist und so ein Sturm sicher nicht allzu gut für sie ist. Dieser Teil der Reise gefällt Asrai wirklich nicht. Marie und Jolanthe befinden sich ebenfalls bei Uuma.

"Ah, hier seid ihr also alle.", sagt Asrai lächelnd und ihr fällt der erschrockene Blick der Wilden auf. "Der Sturm ist sicher gleich wieder vorbei." Jedenfalls hofft Asrai das. Ihr wäre es lieber, wenn die Reise friedlich weiter gehen würde. Damit sie nicht hin und her schwankt, hält sich die Wasserfee an Uumas Bett fest.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 30. Juli 2004, 03:38 Uhr
Kaum ist Orga mit Fredrik in ihrer Kabine bei Jana und Anna, die nach dem Essen ihr Mittagschläfchen hält, als auch Gerda aufgeregt hereingestürzt kommt und  erzählt, daß überall alles gut verstaut würde weil sie in den Sturm fliegen würden.
Orga will gerade etwas erwiedern, da kommt einer der Nordmänner herein, teilt ihr höflich mit, daß sie in den Sturm fliegen würden, wobei er ein Funkeln in den Augen des Mannes entdeckt. Vielleicht haben sie Henry nur angesteckt?, fragt Orga sich langsam, denn auch in dem jungen blonden Hünen erkennt sie die blanke Abenteurerlust aus seinen Augen sprühen, wenn er auch höflich erklärt, daß er die Wiege besser noch sichert, damit sie nicht ..."verrutschen könnte."

Auch wenn sie sich vor den beiden Mädchen und Frederik nichts anmerken läßt, langsam wird ihr ganz anders. Kurzerhand sagt sie ihnen, daß sie sich alle in ihr Kojenbett an die Wand setzten sollen und nimmt Anna aus der Wiege und setzt sich zu ihnen. So könnten sie sich gegenseitig Halt geben, falls nötig - und es wird nötig...

Kaum ist der blonde Nordmann wieder draußen, da geht es auch schon los. Als dann Regen mit aller Wucht an die Fenster schlägt überkommt Orga aber doch große Sorge wegen Henry und sie betet, daß ihm nichts passieren möge. Sie darf gar nicht daran denken, daß Henry vollkommen durchnässt bei diesem Sturm auf Deck steht...

An die Wand gekauert, die Bettdecke um sie alle geschlungen spürt Orga, wie sie mit dem Schiff durch den Sturm brausen, der um sie tobt, daß es mal hoch, mal runter und mal rechts und links sich neigt. Besonders wenn es mit ordentlicher Fahrt nach unten zu jagen scheint wird ihr ganz anders, aber nach einer Weile stellt sie entsetzt fest, daß es ihr sogar ein bischen gefällt, wenn es nicht zu arg ist und den beiden Mädchen scheint es ähnlich zu gehen und Frederik jauchzt schon längst vor Freude, wenn es richtig rauf oder runter geht, daß sie bald alle "huhhh" rufen, wenn es wieder besonders wild ist und irgendwann löst sich die angestaute Spannung in fröhlichem Gelächter.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Juli 2004, 07:40 Uhr
Nach einer knappen Viertelstunde ist die rasende Fahrt wieder zu Ende.
Die "Windkind" hat die Zone des Sturmes durchquert und segelt nun, abermals unter strahlend blauem Himmel, den Erikarbergen entgegen. Nur noch einzelne Wolkenfetzen, hingestreut wie Pergamentfetzchen in der Stube eines Schreibers, ziehen über das samtige Hellblau über dem Windschiff dahin. Und der Nachmittagssonnenschein erleuchtet die umliegende Landschaft wieder mit seiner Pracht.
Das Schaukeln und Bocken, bei dem das große Schiff eher an ein Wildpferd erinnert hatte, ist verstummt und das sanfte Dahingleiten hat sich wieder eingestellt, das die Reisenden bereits gewohnt sind und für das sie die Fahrt mit dem Windschiff so schätzen. Keine Stöße mehr, keine raschen Drehungen des Schiffes... nur noch das Gefühl, zu schweben und keine Gefahr zu laufen, abzustürzen.

An Deck sind Henry, Galrin und die Matrosen völlig durchnäßt, aber froh, dabei gewesen zu sein. So manch ein Mitarbeiter Galrins zieht die Tunika aus und wringt sie aus, um sich nicht bis zur längst fälligen Wachablösung noch den Tod zu holen.

"Gut gemacht, Leute.", schallt die Stimme des Kapitäns über das Deck, "Ich bin stolz auf Euch."
Die Mannschaft quittiert die Äußerung Galrins mit lautem Jubel und emporgereckten Fäusten. Sie haben dem Sturm die Stirn geboten und sich von ihm nicht unterkriegen lassen. In diesem Moment fühlen sich die Matrosen wie nach einer gewonnenen Schlacht: Unbesiegbar und euphorisch.

"Sicherheitsleinen lösen, die Freiwache an Deck und seht zu, daß Ihr aus den nassen Sachen herauskommt. Ich will nicht riskieren, daß mir einer von Euch für die nächste Zeit ausfällt, weil er sich bei diesem Spaß einen Schnupfen geholt hat."

Der Normander, der die ganze Zeit neben Henry geblieben war, blickt den Herrn von Roßstein fragend an, doch dieser hat genau aufgepaßt und weiß, wie man die Knoten der Sicherheitsleine löst. Mit einem zufriedenen Nicken verabschiedet sich Beinar von Henry und verschwindet unter Deck, von wo alsbald der Rest der Crew auftaucht, um das Schiff zu übernehmen und in Richtung der Erikarberge weiterzusegeln.

Galrin hat ebenfalls seine Tunika ausgezogen und wringt das tropfnasse Kleidungsstück aus. Ein Sturzbach von Regenwasser rauscht auf das Deck und fast könnte man meinen, man sei noch im Sturm. Doch ist es nur das Wasser, das sich aus der Kleidung des Schiffsbauers ergießt. Außerdem gibt Galrin Anweisung, den Damen und Herren unter Deck Bescheid zu sagen, daß der Sturm vorbei sei. Doch anschließend tritt er auf Henry zu, der soeben seine Sicherheitsleine zusammenrollt und sie an den entsprechenden Belegnagel hängt, an den sie gehört.

"Nun, Henry, wie hat Euch unsere Fahrt durch die Elemente gefallen? Mir scheint, von Luft und Wasser habt Ihr mehr als genug abbekommen. Vielleicht solltet Ihr Euch auch umziehen. Besser wäre es wohl."
Das Lächeln des Nordmannes ist unverkennbar verschmitzt, als er auf die durchnäßte Kleidung Henrys deutet, aber auch Galrin strahlt die Freude über die letzten Minuten noch aus den Augen.

Ein Klopfen an der Zimmertür läßt Orga, Asrai und die anderen Anwesenden im Zimmer aufhorchen. Die Tür wird geöffnet und Asa streckt den Kopf herein: "Der Kapitän bat mich, Euch zu bestellen, der Sturm sei vorbei und niemand sei ernstlich verletzt worden oder gar über Bord gegangen. Nur..."

In diesem Moment hört man einen empörten Aufschrei von Alwine, der aus der Kombüse dringt. Asa wendet sich kurz um und fährt dann im Flüsterton fort: "...nur zwei Krüge von Alwines Selbstgebranntem sind zerbrochen. Das waren unsere einzigen Verluste. Wenn die hohen Herrschaften also möchten... Ihr seid an Deck willkommen und die Sonne scheint herrlich auf das Umland."

Wie zur Bekräftigung deutet die junge Segelmacherin, sie zählt etwa siebzehn Lenze, auf das Fenster des Raumes, durch den wieder heller Sonnenschein hereinfällt, obwohl außen am Glas noch ein paar Wassertropfen nieder rinnen. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet sie sich dann und schließt die Tür hinter sich.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 30. Juli 2004, 12:31 Uhr
So stark der Sturm auch war, die Fahrt hindurch währte nicht lange. Henry ist noch gar nicht wieder richtig aus dem Gefühl wieder aufgetaucht, da wringen sich die Nordmänner schon ihre Klamotten aus, die vollkommen durchnässt sind und lösen ihre Sicherheitsleinen. Seine Schafsfelljacke ist von außen auch pitschnaß und er spürt die Feuchtigkeit auf der Haut, aber durch die Wolle innen fühlt es sich nicht kalt an. Sie wird eine ganze Weile brauchen, bis sie wieder ganz trocken ist, weiß er, aber er wringt sie nicht aus - so macht er es immer, aber seine Hosen triefen und er streicht das Wasser aus ihnen.

Als der Kapitän die Mannschaft lobt wendet er sich persönlich an jeden und schüttelt ihnen die Hand und bedankt sich für diese herrlichen Minuten, besonders dem blonden Hünen, der an seiner Seite gestanden hat, auch wenn sie ihm lachend versichern, daß es ihnen auch ein Vergnügen gewesen wäre.
Zu Galrins Worten nickt Henry lachend. "Das war das Stärkste, was ich je erlebt habe," und streckt Galrin Ragnarsson die Hand erhoben entgegen und sie schlagen ein, denn jedes Wort wäre zuviel, aber seine Augen drücken seine Freude und Dankbarkeit aus, daß der Nordmann ihn diese Erfahrung hat machen lassen.

"Zum Glück bin ich es gewöhnt, naß zu werden," erwiedert Henry auf die besorgten Worte des Kapitäns und lacht dann vergnügt auf," aber Trockenes wäre mir jetzt auch lieber." So stapfen sie beide, noch immer eine nasse Spur hinter sich lassend, unter Deck.

Orga reißt ihm beinahe die Klamotten vom Leib und schmunzelnd kommt es eindeutig im Flüsterton über seine Lippen, die Kinder mit den Mädchen sind ihm schon im Gang entgegengekommen und sie sind alleine: "Hast du es so eilig Liebes?" und löst mit der Linken die Spangen aus ihrem Haar und mit der Rechten dreht er den Schlüssel im Schloß um.

Er weiß, es gibt keinen geeigneteren Weg, um sie an seinem noch immer herrlichen Gefühl der Freiheit, die er gerade dort oben an Deck erlebt hat, teilhaben zu lassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 30. Juli 2004, 13:17 Uhr
Frederik bedauert es, als die rasante Fahrt durch den Sturm zuende ist und sie wieder still im Himmelsblau dahingleiten, doch Orga atmet erleichtert auf. Die Mädchen sind noch immer etwas aufgekratzt, als Asa den Kopf durch die Türe steckt und ihnen versichert, daß die Sturmfahrt vorüber ist. Die Bemerkung über den einzigen Verlust an Bord läßt Orga schmunzeln aber auch Mitgefühl für Alwine empfinden, denn sie weiß, wieviel Arbeit, Zeit und Liebe man in solch ein kostbares Getränk steckt, aber da stürmen auch schon alle hinaus um an Deck vielleicht doch noch etwas Aufregendes zu erspähen und Gerda nimmt auch Anna mit hinauf und verspricht Orga gut auf sie aufzupassen.

Die schweren Schritte, die sich kurz darauf der Kajüte nähern künden Henry an und sie erschrickt bei seinem Anblick. "Du bist ja vollkommen durchnässt! Du kannst dir den Tod holen, daß ihr Männer immer so leichtsinnig sein müsst!" und zieht Henry hastig die Felljacke herunter und hängt sie über einen Stuhl. Damit nicht der ganze Raum vollgetropft wird stellt sie die Waschschüssel darunter und hilft Henry beim Aufknöpfen seines Hemdes, als er plötzlich eine Andeutung flüstert und ihr die Spangen aus dem Haar löst und gleichzeitig hört sie ein Klacken an der Tür.

"Henry!" will sie protestieren, doch schon liegen seine nassen Sachen auf dem Boden und sie auf ihrem breiten weichen Bett. Orga erwischt einen Zipfel der warmen Daunendecke und zieht sie über Henrys kühlen Körper, doch dann ertrinkt sie schier in der Intensität seiner Liebe. "Henry! Henry!" versucht sie zweimal nach Atem ringend, ihn zu stoppen, doch er reißt sie mit sich und sie fühlt sich  ...wie ein Schiff im Sturm, gehalten nur von seiner tiefen Liebe zu ihr...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Juli 2004, 14:50 Uhr
Nachdem sich Henry unter Deck begeben hat und das Schiff in ausgeruhten und nicht durch den Sturm gebeutelten Händen liegt, erlaubt sich nun auch Galrin selbst eine Ruhepause. Auf dem Weg nach unten begegnet der Nordmann seiner Köchin und Magd, welche wort- und gestenreich ihrem Unmut über die zerbrochenen Krüge mit Zwetschgenschnaps Luft macht. Immerhin sei der gute Schnaps ja selbstgemacht gewesen, habe sowohl in Fruchtform am Baum als auch in flüssiger Form viel Mühe gekostet und sei zu kostbar, um dergestalt verschwendet zu werden.

Geduldig hört sich der Kapitän die Klage Alwines an, bevor er behutsam damit beginnt, die Frau zu beruhigen und ihren Ärger zu dämpfen. Als Galrin schließlich die Tür seiner Kajüte hinter sich schließt und sich aufatmend dagegen lehnt, hat er das Gefühl, es würden sich glühende Metallschlangen in seinen Ohren winden.
Die schmerzenden Muskeln massierend, blickt der Schiffsbauer zum Heckfenster hinaus. Das Unwetter liegt weit hinter ihnen und ist fast nur noch eine Erinnerung am östlichen Horizont, während die "Windkind" weiter gen Westen eilt und auf die Erikarberge zuhält... die nächste Station der Reise nach Verd.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 30. Juli 2004, 20:35 Uhr
Normalerweise sitzt Uuma im Baum, wenn es so schaukelt, darum braucht sie eine ganze Weile, bis sie sich im Liegen daran gewöhnt hat. Wenn sie auf dem Bauch liegen würde wäre es auch noch etwas anderes, aber so ist es gewöhnungsbedürftig.

Zu ihrer Überraschung kommt Asrai herein, die junge Frau, die mit Henrys Frau im Garten war und lächelt sie freundlich an. Asrai nicht sehen aus wie Frau die mögen Sturm, überlegt sie, denn sie hält sich an ihrem Bett fest und wirkt etwas grimmig, auch wenn sie alle freundlich begrüßt hat.

"Uuma grüßen Asrai," erwiedert sie ihren Gruß und wendet sich wieder an sie. "Asrai besser sitzen auf Bett," rät sie ihr und zieht leicht an ihrer Hand.
Der kleinen Frau, die mit ihr vorne zum Bug gegangen ist, scheint das Geschaukel und Auf und Ab nichts auszumachen. Uuma erinnert der Blick der kleinen Frau an die Erzählungen des Stammes von kleinen Feen, die immer lieblich lächeln sollen und ständig mit ihren Flügeln leicht schlagen und sie muß bei diesem Gedanken leise kichern, denn sie könnte sich bei ihr gut zarte Flügel vorstellen.

Ein starker Windstoß wirft plötzlich das Schiff auf die Seite und Marie schreit laut auf. Uuma muß noch mehr kichern und weil sie noch immer sehr schwach ist fehlt ihr die Kraft sich festzuhalten und wäre beinahe aus dem Bett gefallen, hätten die beiden Frauen sie nicht festgehalten. Darüber muß Uuma nochmehr lachen, daß ihr schließlich Tränen über die Wangen laufen und sie gar nicht aufhören kann zu lachen, es war einfach zu ulkig...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 30. Juli 2004, 22:38 Uhr
Als Uuma sanft an ihrer Hand zieht, kommt Asrai dem Vorschlag der kleinen Wilden nach und setzt sich zu ihr aufs Bett. Das erweißt sich auch als äußerst praktisch, da Asrai die kleine Frau festhalten kann, als diese bei einem starken Windstoß aus dem Bett zu fallen droht. Uuma bekommt sich kaum noch ein vor Lachen. Erst sieht Asrai sie verwirrt an, doch dann muss sie schmunzeln und letztendlich setzt sie in das Lachen mit ein. Die ganze Situation auf dem Schiff ist einfach zu komisch.

Nach einer viertel Stunde ist der ganze Spuk vorbei. Von Asa erfahren sie, dass niemandem etwas passiert ist und nur zwei von Alwines Krügen zu Bruch gegangen sind. Man hört Alwine sich lauthals beschweren. "Na, das war ja was.", sagt Asrai schmunzelnd. "Das reicht mir für heute auch an Abenteuer." Asrai fühlt sich müde, von der vielen frischen Luft und auch von der Sturmfahrt. Soviel Abenteuer ist sie einfach nicht gewohnt. Für gewöhnlich führt sie ein sehr einfaches und nur selten aufregendes Leben. Asrai macht sich auf die Suche nach Sethai und findet ihn in der Kombüse, wo ihm gerade zwei Tassen Tee gereicht werden. "Du denkst wirklich an alles.", sagt Asrai lächelnd. "Der ist jetzt genau das Richtige."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 31. Juli 2004, 01:15 Uhr
Noch in dem Gefühl des erlebten Sturmes liebt Henry seine Frau mit solcher Leidenschaft, daß sie sich danach glücklich in den Armen liegen. Orga ist von dem ganzen Tag jedoch so geschafft, daß sie nicht lange wach bleibt und bald tief und fest schläft und Henry sich leise aus dem Bett stiehlt. Schmunzelnd legt er seine nassen Sachen zur Seite und sammelt Orgas Kleidungsstücke zusammen und hängt sie über einen Stuhl.

Leise öffnet er die Kleidertruhe und wählt eine warme Hose aus feinem wollenen Tuch und greift auch nach seinem warmen Lederwams unter das er ein ebenso wärmendes Hemd zieht. So ganz in Dunkelbraun gekleidet verläßt er leise die Kajüte und schaut erstmal in den Gemeinschaftsraum, wo er Asrai und Sethai bei einem Tee sitzen sieht.
"Hallo ihr beiden!" begrüßt er sie auf seine wieder ruhige und bedächtige Art und lächelt Asrai beinahe verlegen an. "Ich hoffe, die Fahrt durch den Sturm war unter Deck nicht zu unangenehm," und setzt sich zu ihnen.

Die Nordmännin bedenkt ihn sofort mit einem prüfenden Blick und meint dann schelmisch: "Nach so einem Erlebnis gibt es etwas ganz Besonderes," und schon ist sie in der Kombüse verschwunden und kommt eine Minute später mit einem Getränk zurück, daß stark nach Rum riecht und wie Tee aussieht und auch so dampft. "Das ist für euch, damit ihr euch nicht noch eine Erkältung holt." Henry schmunzelt, während er seine Nase schnuppernd über den irdenen Becher hält, den Alwine vor ihn auf den Tisch gestellt hat. "Hm...! Das ist jetzt genau das Richtige," erwiedert er fröhlich und gibt Honig hinein, den sie mit auf den Tisch gestellt hat und schlürft genüßlich von dem Aufwärmer.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 31. Juli 2004, 14:53 Uhr
Als der Abend über dem Wald hereinbricht und die Sonne sich anschickt, zu versinken, kehrt Galrin wieder an Deck zurück und tritt an den Bug. Als er in Richtung Westen der untergehenden Shenrahscheibe hinterher schaut, erblickt er in wenigen Meilen Entfernung die Ausläufer der Erikarberge, welche nach kurzem in ein gewaltiges Felsmassiv von achthundert bis tausendfünfhundert Schritt Höhe übergehen.

Schweigend betrachtet der Nordmann die Bergriesen, die im Glanz der untergehenden Sonne rotgolden erstrahlen. Der Knecht Halfdan, der in diesem Moment an Galrin vorbei kommt, wird angewiesen, die Passagiere über das Schauspiel zu informieren, welches sich den Augen der Betrachter hier bietet. Und während sich die "Windkind" langsam den Bergen nähert, fliegen Galrins Gedanken fort in den Norden, zu den Fjorden um Dirholmar und zu der einsamen Bucht am kalten Ozean, wo er aufgewachsen ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 31. Juli 2004, 19:46 Uhr
Vollkommen entspannt liegt Orga in Henrys Armen. Sein Körper ist wieder warm und sie genießt jedes Stückchen Haut von ihm, das sie auf ihrem Körper spürt, doch schneller als ihr lieb ist merkt sie, daß sie die Müdigkeit übermannt und gibt Henry noch einen zärtlichen Kuß auf seine weichen Lippen. "Ich werde noch etwas ruhn Henry," flüstert sie ihm schon verschlafen zu und freut sich, daß er nicht einen fingerbreit von ihr wegrückt, sondern sie noch fester an sich zieht und seine Hand zärtlich über ihren Kopf und ihren Rücken wandert.

Ein eigenartiges Licht scheint durch die Kajütenfenster als Orga die Augen nach einem erholsamen Schlaf wieder aufschlägt. Oh! Es scheint, als würde die Sonne schon untergehen," durchfährt es sie und sie reibt sich den Schlaf aus den Augen. Schnell hat sie ihr Haar gekämmt und zu einem Zopf geflochten, ihre Sachen wieder übergestreift und sie fragt sich, wo Gerda mit Anna ist, denn es wird langsam Zeit für das kleine Mädchen.

Orga nimmt den Aufgang nahe ihrer Kajüte nach oben auf Deck und blickt sich um. Anna ist nirgends zu sehen, auch Frederik und Henry nicht, nur der Kapitän steht am Bug und schaut ..zu den Bergen....! Orga ist überrascht und überwältigt von dem Anblick der sich ihr bietet und geht langsam zu ihm nach vorne an die Reling. "Das sind schon die Erikaberge?" stellt sie mehr fest, als daß sie fragt und stützt sich auf dem Holz ab, doch einen Moment später bereut sie es schon, ihn angesprochen zu haben, denn er scheint in Gedanken versunken zu sein.
Rot und golden erstreckt sich der Himmel im Westen vor ihnen und ein Frieden liegt über den bewaldeten Hügeln unter ihnen, wie man ihn nur am Abend findet, wenn der Tag langsam ausklingt. Auf dem Gut hat sie diese Stimmung immer in sich aufgesaugt, wie Nahrung und ihr wird immer bewußter, wie sehr sie in den Mauern des Hauses in Talyra eingesperrt lebt. Auf dem Gut brauchte sie nur aus der Haustüre zu treten und das weite Land mit seinen lieblichen Hügeln erstreckt sich zu ihren Füßen, aber in Talyra... Wieso muß ich bei dem Anblick solcher Schönheit Trübsal blasen? fragt sie sich seufzend und schüttelt schnell die wehmütigen Gedanken ab. "Es ist wunderschön!" kommt es nunmehr über ihre Lippen und sie wünschte sich Flügel mit denen sie in das Abendrot fliegen könnte und lacht dann leise. Ich fliege doch schon...!

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 31. Juli 2004, 21:16 Uhr
Der Sturm hatte das Schiff ganz schön durchgeschaukelt.
Doch als Uuma in Lachen ausgebrochen war, hatte sie auch Jolanthe angesteckt und sie hatte mitgelacht. Das kräftige Schaukeln hatte auch ihr Spaß gemacht.

Nun sitzt sie auf einem Stuhl vor Uumas Bett. Asrai war wieder aus der Kabine verschwunden. Das ist Jolanthe ganz recht, denn sie will noch mit Uuma reden. Auch über ihren törichten Balanceakt und das ist ihr schon peinlich genug, da ist ein Paar Ohren weniger ganz gut.

Sie erinnert sich an Uumas Worte von vorhin.
"Dir gefiel das vorne auf dem Schiff? Wirklich? Du hast so traurig ausgesehen und ich dachte das würde dir vielleicht helfen... Hat es das?", fragt Jolanthe sie, "Wenn es dir wieder besser geht, können wir das ja "wiederholen", wenn du möchtest", fügt sie noch hinzu. Wiederholen war nicht ganz das richtige Wort. Uuma konnte ja jederzeit alleine zum Bug gehen.
Doch Jolanthe hoffte ihr dabei Gesellschaft leisten zu können.
Sie fühlte sich Uuma irgendwie verbunden, sie waren sich ähnlich.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 01. Aug. 2004, 00:03 Uhr
Mit dem Aufhören des Schaukelns wird Uuma auch wieder ernster. Es hat ihr gefallen mit den beiden Frauen so viel Spaß zu haben, aber dann verläßt Asrai die Kajüte und auch Marie, die ihr aber versichert, daß sie gleich wiederkommt. Sie liegt mittlerweile wieder in dem dicken weichen Kissen und hört die Worte der kleinen Frau und lächelt.
"Vorne auf Schiff Uuma waren wie Vogel in Wind." Uumas Augen spiegeln die Erinnerung wieder, doch dann wird sie wieder ernst. "Lange Spitze von Schiff seien gefährlich, Uuma haben Angst, kleine Frau fallen..." und Uuma nickt kräftig, um ihr zu zeigen, daß es wirklich gefährlich war.

Dann erinnern sie die Worte der kleinen Frau an ihre abgrundtiefe Traurigkeit, die sie selber nicht versteht. "Uuma nicht wissen, warum Uuma seien traurig, Uuma nie seien traurig, Uuma nicht kennen sein traurig..." und Uuma fragt sich selber, warum sie so tieftraurig war, aber sie kann es sich nicht erklären.
Uuma weiß jetzt, daß sie noch nicht alleine zum Bug gehen kann und sie will das auch nicht wieder versuchen, auch kann sie jetzt ihr Fenster öffnen, daß es nicht mehr nötig wäre, um genug frische Luft zu bekommen. "Uuma gerne wollen an Bug," und Uuma bemüht sich das für sie neue Wort richtig auszusprechen, daß ihr Marie erklärt hat, "aber Uuma nicht haben Kraft," und sie blickt jetzt nur traurig drein, weil sie nicht einfach aufstehen kann, um nach vorne zu gehen. Sie will sich aber nicht wieder übernehmen und Henry erschrecken, der sie mitgenommen hat, damit sie nicht alleine ist, auch wenn es schön war, als er sie getragen hat und sie sich kurz geborgen gefühlt hat an seinem warmen Körper, wie auf MoM.

Uuma ergreift die Hand der kleinen Frau und spricht ganz ernst mit ihr. "Kleine Frau nicht wieder gehen auf Spitze von Schiff...?" und schüttelt ernst den Kopf und blickt ihr eindringlich in die Augen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 01. Aug. 2004, 01:31 Uhr
„Ich dachte mir schon das der Tee Dich nach der aufregenden Sturmfahrt wieder etwas beruhigen würde.“, antwortet der Seher auf die Worte seiner Gefährtin. Er reicht Asrai eine der beiden Tassen an, dann nimmt er selbst eine entgegen und trinkt von dem warmen und wohltuenden Tee. Die stärkende Flüssigkeit tut ihm gut und er genießt das Gefühl wie sie langsam in ihm hinabrinnt und ihn von Innen heraus mit Wärme erfüllt. Kurz entflieht er in dieses Gefühl, dann kehrt er jedoch wieder zurück ins hier und jetzt.

„Allerdings verwirrt es mich etwas das der Kapitän das Risiko eingegangen ist in den Sturm zu fahren, wo er doch so viele unerfahrene . und in einem Fall sogar geschwächt und verletzt -  Gäste an Bord hat. Zwar ist diesmal alles gut verlaufen, dennoch halte ich die Risikobereitschaft die dieses Verhalten zeigt für ein wenig bedenklich. Ich hoffe das dieser Sturm das einzige Abenteuer dieser Art bleiben wird.“

Die vorangehenden Worte hatte er möglichst leise gesprochen damit die anwesenden Crewmitglieder sie nicht mitbekommen. Es ist keineswegs in seiner Absicht gewesen über den Kapitän lästerlich zu sprechen. Aber seine Gedanken dazu will er Asrai nicht vorenthalten. Nachdem dies gesagt ist, fährt er in einem normalen Tonfall und in etwas lässigerem Plauderton dann fort.

„Du warst bei Uuma... wie geht es Ihr? Ich habe sie bisher zwar noch nicht kennen gelernt, aber sie scheint eine interessante Person zu sein.... überhaupt interessiert mich was Du in der Zeit in der ich abwesend war erlebt hast. Willst Du es mir erzählen? Ich denke im Moment dürften wir ein wenig Zeit dafür haben. Alle an Bord scheinen ihren eigenen Dingen oder dem Schiffsbetrieb nachzugehen... ...Falls Dir ein anderer Zeitpunkt jedoch lieber ist...

Den letzten Teil lässt Sethai unausgesprochen. Asrai ist sich sicher dessen bewusst das er nicht von ihr erwartet hier und jetzt zu sprechen, sondern das ihm jeder Zeitpunkt genehm ist an dem sie dazu bereit ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 01. Aug. 2004, 11:12 Uhr
Jolanthe findet es rührend, dass Uuma sich solche Sorgen um sie macht.
"Nein, nein", beruhigt sie sie, "es war eine törichte Idee und ich hab mir dadurch ganz schön Ärger eingehandelt. So was mach ich bestimmt nicht noch mal."

Als Uuma meint, dass sie eigentlich nie traurig ist, überlegt Jolanthe und meint: "Du bist hier in einer völlig anderen Umgebung, als sonst. Kennst du Henry und die andern schon lange? Ich weiß nicht, aber vielleicht hast du einfach Heimweh.
Du hattest vorne am Bug das gleiche Gefühl wie ich: frei wie ein Vogel. Vielleicht fehlt dir diese uneingeschränkte Freiheit. Ich kenne das...
Ich kenne das nur zu gut, ich habe..."
Beinah hätte sie Uuma von ihrer misslungenen Hochzeit erzählt, doch sie verstummt. Freiwillig von dem größten Fehler ihres Lebens erzählen! Nein! Es wussten bestimmt schon genug Leute. Und was würde Uuma von ihr denken?!

Doch woher kam es, dass sie so kurz davor gewesen war es ihr zu erzählen. Sie weiß es nicht. Sie hatte sich einer Fremden ein bisschen geöffnet, sonst war sie nie so offen. Doch jetzt zeigt sich wieder ihre alte Schüchternheit und sie weiß nicht, was sie sagen soll.
ZUm Glück kommt in diesem Moment Marie wieder und mit ihr eine kleine Ablenkung, die Jolanthe durchaus willkommen ist.

"Kleiner" kommt mit durch die Tür getapst und als er Jolanthe und Uuma sieht rast er schwanzwedelnd und freudig kläffend auf die beiden zu. Er springt Jolanthe auf den SChoß, leckt ihr die Hände ab.
Dann springt er rüber auf das Bett und schlabbert Uuma das Gesicht ab.
Nun setzt er sich schwanzwedelnd und hechelnd mit großen Augen nebn Uuma und schaut von einem zum Anderen.
Jolanthe muss herzhaft lachen, wie der "Kleine" so angestürmt kommt.
"Du hast einen netten kleinen Begleiter, Uuma. Wir habenuns vorhin auf dem Schiff schon kennengelernt. Nur mein Kater Kirion ist natürlich nicht so begeistert von seiner Gesellschaft. Aber da muss er durch", meint sie lachend und streicht dem "Kleinen" über den Kopf.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 01. Aug. 2004, 14:42 Uhr
Mit Sethai setzt sie sich an den Tisch und zusammen trinken sie ihren Tee. "Hm...für ein wenig bedenklich habe ich diese Sturmfahrt auch gehalten. Aber natürlich weiß ich auch nicht, wieviel Erfahrung der Kapitän mit solchen Dingen hat." Als Sethai dann nach Uuma fragt, antwortet sie: "Sie scheint noch sehr geschwächt zu sein, aber die Sturmfahrt hat ihr sichtlich Spaß gemacht. Ihr Lachen war jedenfalls sehr ansteckend." Asrai schmunzelt. "Jolanthe ist jetzt bei ihr. Ich denke mal, sie werden sich noch über den Vorfall am Bug unterhalten."

Asrai weiß nicht, ob es jetzt der rechte Augenblick ist, sich über die vergangenen Tage zu unterhalten. Jedenfalls scheint es bald wieder etwas zu essen zu geben. "Wollen wir uns oben den Sonnenuntergang ansehen?" Asrai weiß, dass Sethai ihn nicht wirklich sehen kann, aber sie möchte ihns ich trotzdem gern ansehen. Sie legt sich wieder den Umhang um, den Alwine ihr gegeben hat und dann klettern die beiden an Deck.

An Deck möchte Asrai ihrem Gefährten eigentlich von der Villa und von dem Gespräch mit Borgil erzählen, aber der Anblick der Berge und der Farbenpracht des Sonnenuntergangs verschlägt ihr die Sprache. Kapitän Ragnarsson und Orga befinden sich ebenfalls an Deck. "Es ist so wunderschön. So einen Anblick sieht man nicht alle Tage." Asrais meerblauen Augen leuchten und die Wasserfee schmiegt sich eng an ihren Gefährten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 01. Aug. 2004, 19:53 Uhr
Henry trinkt seinen Tee mit Rum bis auf den letzten Tropfen genüsslich aus, während er sich mit Alwine unterhält, die nur nebenbei von seinem Pferdekauf gehört hat, aber die das Ganze sehr interessiert und alles Mögliche wissen möchte, während Asrai und Sethai in ihrer Zweisamkeit versunken zu sein scheinen.

Das Getränk hat nebenbei eine angenhem durchwärmende Wirkung, daß er mit Alwine über Pferde richtig ins Plaudern kommt. Als jedoch irgendwann einer der Nordmänner den Kopf in die Türe steckt und von einem Gebirge und von Sonnenuntergang spricht rät Alwine ihm, das Schauspiel nicht zu verpassen und verschwindet in der Kombüse. Asrai und Sethai haben den Raum schon verlassen und so erhebt er sich, um sich das anzusehen.

Henry stapft in seinen schweren Lederstiefeln zum Aufgang, denn die anderen sind noch von der Sturmfahrt feucht, da kommen ihm die beiden Kindermädchen samt Frederik und Anna entgegen, die von Asa auch von dem Sonnenuntergang gehört haben und zusammen gehen sie an Deck.  Wo die Kinder vorher wohl gesteckt haben? fragt er sich, denn  er hatte sie auf dem Deck vermutet.

Henry ist total überrascht, als er oben plötzlich das Bergmassiv ´Schiff voraus´sieht, das in reinstem Gold und  in sämtlichen Rot- bis Lilatönen schimmert.
Berge! tönt es durch seinen Kopf. Ich sehe doch tatsächlich in meinem Leben noch einmal die Berge! Das, wovon Henry bisher nur gehört hat, weil er einfach nicht zum Herumreisen kam, sieht er nun in dem wunderschönsten Licht vor sich erstrahlen und bleibt überwältigt stehen, doch Frederik zieht ihn an der Hand mit sich zu Orga, bis sie auch bei den Anderen am Bug stehen.

Zärtlich legt er seinen Arm um Orgas Mitte und nickt dem Kapitän lächelnd zu, aber dann wendet er seinen Blick wieder den Bergen zu, bis Frederik mit auffallend ernstem Ton von sich gibt, daß da wo er herkommt noch höhere Berge wären, viel höhere. Henry blickt bestürzt auf den Jungen,  daran hatte er überhaupt nicht gedacht, daß der Junge mit Erinnerungen konfrontiert werden könnte und er nimmt ihn auf den Arm, während er einige Schritte von der Reling zurück tritt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 01. Aug. 2004, 22:08 Uhr
Uuma atmet erleichtert aus, als die kleine Frau beteuert, daß sie nicht wieder auf die Spitze klettern wird, aber Uuma kann nicht verstehen, warum sie Ärger bekommen haben sollte und schüttelt leicht verwundert den Kopf.
Über ihre Worte, warum sie vielleicht traurig ist, denkt sie nach und sagt, was ihr gerade in den Sinn kommt. "Uuma immer seien zusammen mit MoM, kleiner Hengst von Uuma," erklärt sie den Namen. "MoM sterben in Garten von Henry, weil MoM seien alt," und dann wird sie ganz leise, damit es nicht doch noch jemand hört. "Henry tragen Uuma in Stall und Uuma können sein bei MoM, wenn MoM gehen zurück in große Leben ...Uuma fühlen das, ...MoM seien glücklich da," und sie nickt kräftig und beteuernd mit dem Kopf und blickt der kleinen Frau dabei in die Augen.
"Uuma nicht kennen Henry viele Tage, Henry wollen haben kleine Pferde von MoM, mit Pferde von Henry, aber MoM jetzt seien tot," und  sie zuckt mit den Schultern. "Henry seien guter Mann, haben warmen Körper wie MoM," und Uuma kichert leise.

Als die kleine Frau dann von Freisein spricht kann sie das nicht ganz nachvollziehen, denn sie fühlt sich eigentlich immer frei, auch wenn das vorne am Schiff besonders schön war und wundert sich, warum sie plötzlich mitten in ihrem Sprechen abbricht und ergreift wieder ihre Hand, aber diesmal schüttelt sie sie sacht, als wollte sie sie auffordern weiter zu sprechen, doch da kommt Marie herein und mit ihr der kleine Hund. Wie verrückt tut und macht er und Uuma kann sich kaum gegen seine Abschleckattacke wehren und gleich darauf kommt Marie mit dem Tee. "Oh..., Tee machen Uuma müde..., Uuma dann müssen schlafen..." und sie schaut zu der kleinen Frau, aber Marie läßt nicht locker und erklärt ihr, daß Henry mit ihr schimpft, wenn sie ihren Tee nicht trinkt.

Uuma nimmt kleine Schlucke und möchte so gerne mehr von dem Kater der kleinen Frau erfahren. "Ki-ri-on?," fragt sie. "Kirion seien guter Kater?" Uuma hat schon die Hälfte ausgetrunken und merkt tatsächlich wieder, daß sie müde wird und atmet tief aus und läßt den Becher sinken, doch Marie nimmt ihn und hält ihn an ihre Lippen, daß sie nur noch schlucken muß.
Wie zuvor bei Henry wird sie wieder ganz müde von dem Tee, aber sie kann sich noch wach genug halten, um den Kleinen zu streicheln, doch auch nicht mehr lange, sie merkt wie sie langsam wegdöst und schaut die kleine Frau nochmal leise kichernd an, bevor ihr dann doch die Augen zufallen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Aug. 2004, 22:44 Uhr
Mit beinahe zärtlich zu nennender Eleganz schiebt sich die "Windkind" näher an die Berge heran und bald schon erscheinen die Felstürme, die Hochwälder und die flachen Rücken der Bergriesen zum Greifen nahe. Mit aufmerksamer Miene hält der Kapitän vom Bug aus Ausschau nach einem Ort, an dem das Windschiff und die Leute an Bord die Nacht sicher verbringen können.
Schließlich findet sich dieser Ort in Gestalt einer Felsnadel, welche etwa zehn Schritt von dem Hauptmassiv entfernt am Rand einer langgezogenen Senke thront. Behutsam manövriert das fliegende Schiff, bis es genau über dem einsamen Wächter steht. Der Anker fällt und bohrt sich mit einer Zacke in den dürftigen Erdboden, der die Felszinne bedeckt wie das dürre Haupthaar den fast kahlen Schädel eines Greises.

Als das Schiff schließlich still liegt und die letzten Segel geborgen worden sind, werden die Lichter an Bord des Windschiffes entzündet. Denn obwohl Shenrahs Auge noch immer über das Land blickt und die Berge erhellt, liegen einige Senken der zerklüfteten Landschaft bereits im Schatten und es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Nacht über das Land senkt.

Der Blick schweift in dieser Höhe weit über Ildorien und das Umland des Bergmassivs hinaus. Dort, irgendwo im Norden, liegt Verd an dem gleichnamigen See.
Drei Matrosen treten auf Galrin zu und unterhalten sich kurz mit ihm, wobei einer von ihnen, es handelt sich um den Seiler Thialfi, auf einen kleinen Gebirgsbach zeigt, der jenseits der Felszinne zu Tal rauscht. Der Kapitän nickt zustimmend und die drei Männer begeben sich unter Deck, wo sie sich vermutlich mit Wasserfässern in den Aufzug begeben und die Wasservorräte auffrischen wollen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 02. Aug. 2004, 15:13 Uhr
Orga steht mit dem Kapitän nicht lange allein am Bug. Erst kommen Asrai und Sethai an Deck und dann Henry mit den Kinder und den Mädchen. Henrys sanfter Griff um ihre Mitte erinnert sie an seine leidenschaftlichen Minuten unter Deck und sie schmiegt sich an ihn, doch Frederik unterbricht jäh den Moment mit seiner leicht verbittert und traurig klingenden Bemerkung.
Seine Trauer währt jedoch nicht lange, denn seitlich voraus auf kargem Fels sieht er eine Herde Gemsen und will sofort von Henrys Arm und rennt zur Seite des Schiffes, wo man die Tiere besser beobachten kann. Viele kleine Gemsen sind in der Herde und es ist ein schöner Anblick die Tiere dort herumspringen zu sehen.

Immer näher kommen sie dem Felsmassiv, bis Galrin Ragnarsson über einem Felsen stoppen läßt, der aussieht wie ein steinerner Finger und dann hört man schon den Anker hinunterrasseln.  Etwas unsicher schaut Orga an der steilen Felswand empor, die sie nach Süden vor Wind und Wetter schützen würde. Hoffentlich fallen keine Steine von oben auf uns herab, befürchtet sie mehr als sie zugibt, denn die Wand erhebt sich einen guten Steinwurf entfernt von der Windkind steil in die Höhe.

Frederik ist mit Henry zum Heck des Schiffes gegangen, wo sie weiter die Gemsen beobachten können und der Junge hat glücklicherweise die kurz aufflackernde Erinnerung an sein verlorenes Zuhause vergessen. Auch Anna wackelt auf ihren kleinen Beinen hinter ihrem Bruder her und will unbedingt seine Hand haben, als hätte sie den Kummer in seinem Herzen gespürt.
Orga kann nicht anders, sie folgt ihnen zum Heck und nimmt das kleine Mädchen auf ihren Arm und drückt es an sich und liebkost und streichelt es und kurz darauf schläft die Kleine mit dem Kopf auf ihrer Schulter ein. Sie behält sie trotzdem bei sich, setzt sich jedoch auf die lange Bank am mittleren Schiffsaufbau und singt leise ein Schlaflied, das sie als Kind immer gerne gehört hat, während sie das Mädchen auf ihrem Schoß sanft schaukelt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 02. Aug. 2004, 21:10 Uhr
Henry ist erleichtert als Fredrik von einer Herde Gemsen abgelenkt wird und sie nicht mehr aus den Augen läßt, selbst als die Windkind über einem bizarr anmutendem Felsen vor Anker geht. Es ist wunderschön am Heck das Land unter der Windkind zu betrachten, das im Licht der untergehenden Sonne einen ganz besonderen Reiz ausstrahlt und vom Vogelgesang erfüllt ist, der bis zu ihnen herauf klingt, wie er im Sommer abends immer zu hören ist. Henry nimmt diese Stimmung in sich auf und ist dem Leben, das er schon lange nicht mehr so intensiv um sich herum wahrgenommen hat dankbar, daß es ihm so wunderbare Momente in einer solchen Fülle von Schönheit schenkt.

Immer wieder gleitet sein Blick auch über den Berg zu ihrer Linken, der fast bedrohlich wirkt, so nah, wie das fliegende Schiff in seinem Schatten schwebt, aber er ist sich sicher, daß der Kapitän genau weiß, wo sie alle für die Nacht gut aufgehoben sind.
Henry blickt von seinen Gedanken auf und entdeckt Orga mit Anna auf dem Arm und einen kurzen Moment bedauert er es, daß Orga nicht ihr eigenes Kind in den Armen hält, doch er sagt sich in solchen Momenten immer, daß er glücklich sein kann, daß sie beide wieder zueinander gefunden haben, denn seit er mit Orga wieder zusammen ist fühlt er sich wieder ganz.

Henry zieht seine Pfeife aus dem Lederwams und ist froh, daß das Pfeifenkraut nicht naß geworden ist während des Sturms und stopft sich seine Pfeife, während er wieder zum Bug geht und die Sonne beobachtet, wie sie sich im Westen als roter Ball langsam zu den Baumwipfeln senkt, immer tiefer, bis sie dahinter mit einem letzten goldenen Strahl versinkt. Auf dem Schiff sind die Nachtlichter schon entzündet und ihr Schein ist nur mehr ein kleines Leuchten, aber bald schon würde ihr warmer Schein das Deck bei Nacht erhellen und die Motten würden um sie herumschwirren.
Henry geht zu Orga, die ganz versunken in ihren Gesang ist, setzt sich zu ihr auf die Bank und stimmt mit seiner warmen tiefen Stimme in das Wiegenlied mit ein.... "der Wald steht schwarz und schweiget und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar. Wie ist die Welt so stille....." und für einen Moment ist er wieder der Junge, der mit Orga auf dem Gut mit allen unter den Bäumen sitzt, wo sie so oft die Abendlieder sangen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 02. Aug. 2004, 21:34 Uhr
Still ruht das fliegende Schiff über der Wiese in den Erikarbergen. Die Lampen, welche inzwischen auf der "Windkind" entzündet worden sind, erhellen mit ihrem sanften, goldenen Schimmer das Deck. Auch auf den umliegenden Felsen ist das flackernde Licht zu sehen und so können die Männer, welche inzwischen die Wasserfässer gefüllt haben, zumindest sehen, wohin sie treten. Nachdem die Matrosen ihre Fässer wieder zum Aufzug gebracht haben, wird der große Holzkasten mit der Winde im Vorschiff zur "Windkind" empor gezogen.

Inzwischen hat es sich Galrin auf der Steuerplattform gemütlich gemacht. Der sternenübersäte Himmel über seinem Kopf zwingt immer wieder den Blick des Nordmannes nach oben. Und als schließlich Jolanthe an ihren Liebsten herantritt und sich in seine Arme schmiegt, halten die beiden Liebenden einander fest und blicken gemeinsam empor zu dem schwarzen, silbergesprenkelten Samt über ihnen. Engumschlungen genießen die Halbelbe und der Nordmann ihre Liebe, den kühlen Nachtwind und die Nähe des Anderen.

Leise klingt vom Bug das Wiegenlied herüber, das Orga für das kleine Mädchen singt, das sie auf dem Schoß hält. Und unwillkürlich streicht Galrins Hand zärtlich über Jolanthes sanft gewölbten Bauch, in dem ihr gemeinsames Kind heranwächst, wohlbehütet von der Liebe seiner Mutter und seines Vaters.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 03. Aug. 2004, 09:27 Uhr
Als Uuma einschläft bleibt Jolanthe einen kurzen Moment noch sitzen. DAnn verabschiedet sie sich leise von Marie und geht wieder auf's Deck.
Verwundert bemerkt sie, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es ist schon fast dunkel.
Es ist ruhig auf dem SChiff geworden und sie sieht Asrai und Sethai und auch Orga und Henry, die die Zweisamkeit in der sanften Stille der Nacht genießen.

Sie blickt sich suchend um und entdeckt Galrin auf der Steuerplattform.
Sie geht zuihm und schmiegt sich an ihn.
Sie fühlt sich geborgen bei ihm, wie er so zärtlich seinen Arm um sie legt.
Der Moment ist so schön und die Zeit scheint still zu stehen. Sie hält diesen Moent fest in ihren Erinnerungen.
DIe Sterne funkel über ihnen und bilden eine schützende Decke, die alle Mühen und Sorgen des Tages verhüllt.

Galrin legt seine Hand auf Jolanthes sichtlich runder werdernden Bauch und sie legt die ihre sanft dadrüber.
Sie sieht zu Henry und Orga hinüber und enddeckt den kleinen Jungen, der sich in Hernys Schoß schmiegt.
So ähnlich wird auch ihr Kleines mal aussehen.
Ob es wohl ein Mädchen wird, oder ein Junge?
Jolanthe spürt das kleine tief in ihr, doch sie weiß es nicht und es ist ihr auch nicht wichtig.
Doch da fällt ihr etwas ein.
"Wie wollen wir es denn eigentlich nennen?", flüstert sie , um die sanfte Stille nicht zu unterbrechen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 03. Aug. 2004, 09:42 Uhr
Asrai genießt die Stille an Deck, die niemand unterbrechen zu wollen scheint. Es wird langsam dunkel und für Asrai wirkt dieser Moment einfach magisch. Eng kuschelt sie sich in Sethais Arme und fühlt sich ihm das erste mal seit Wochen wieder richtig nah. Und obwohl sie sich sonst in der Dunkelheit fürchtet, hat sie heute keine Angst. Doch verspürt sie mit einem Mal auch Heimweh. Nicht, nach ihrem Haus in Talyra, welches sie nun schon seit einigen Jahren bewohnt, sondern nach ihrem See im Wald, wo sie mit ihrer Familie vor vielen Jahren lebte. Asrai kann es sich einfach nicht erklären, warum sie ihn nie wieder gefunden hat. Ob es was mit dem gebrochenen Fluch auf sich hatte? Hatte sie dafür eine Erinnerung zurücklassen müssen? Asrai versucht diese Gedanken zu verdrängen und die Reise einfach weiterhin zu genießen.

Die kleine Wasserfee beobachtet die anderen an Deck. Jolanthe und den Kapitän, Henry und Orga und sie muss schmunzeln. Fast nur Päärchen an Deck... Diese Reise wird auch vorerst die Letzte für Asrai sein. In einiger Zeit würde sie nur noch für das Armenhaus leben. Aber Asrai bereut ihre Entscheidung nicht. Sie ist froh, endlich eine Aufgabe zu haben. Und diese Aufgabe ist alles andere als unnütz.

"Ich bin froh, dass ich dich habe.", flüstert Asrai ihrem Gefährten leise zu und küsst ihn zärtlich. Dann lauschen sie gemeinsam Orgas Wiegenlied.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 03. Aug. 2004, 10:18 Uhr
Das letzte Licht des Tages schwindet und die Nacht hüllt sie in den Duft, den das Land nur des nachts verströmt. Auch die Geräusche der Nacht sind zu hören, Käuzchen rufen und antworten und sogar das Zirpen der Grashüpfer erfüllt die Luft. Orga wünschte sich, sie könnte die Zeit anhalten, doch sie verrinnt und das Mädchen in ihren Armen muß ins Bett.
"Ihr könnt nun auch schlafen gehen, ich kümmere mich um Anna," wendet sie sich an die beiden Mädchen und erhebt sich mit Henry, der ihr zunickt und ihr mit dem eingeschlafenen Frederik auf dem Arm nach unten folgt. "Gute Nacht," wünscht sie vernehmlich an Deck und sie ziehen sich in ihre Kajüte zurück.
Die Kinder sind nicht aufgewacht und schlafen nun in der großen Wiege und bald liegen sie eng aneinandergekuschelt in dem bequemen Bett. Orga spürt, daß Henrys Gedanken sich schon mit dem nächsten Tag beschäftigen und so stört sie ihn nicht und bald schläft sie eingehüllt in seine Wärme ein, während durch das offene Kajütenfenster von irgendwo aus der Ferne der Gesang einer Nachtigal an ihr Ohr dringt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Aug. 2004, 19:45 Uhr
>Wie wollen wir es denn eigentlich nennen?<, vernimmt Galrin die Stimme seiner Liebsten leise an seinem Ohr. Der Nordmann lächelt und schüttelt den Kopf: "Ich weiß es nicht, mein Herz. Dafür müßte man ja auch wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, oder?" Nach diesen Worten verbreitert sich das Grinsen des Kapitäns noch etwas und er flüstert: "Außerdem wird es ja, das hoffe ich zumindest, nicht unser einziges Kind bleiben. Wir können ja dem Kind einen Namen geben, der den Klang des Nordwindes in sich trägt, während der Namen für unser zweites Kind elbischen Ursprungs ist. Was meinst Du dazu?"  

Noch während Galrin diese Frage an die liebliche Halbelbe stellt, die sich in seinen Arm kuschelt, verabschiedet sich Orga mit der kleinen Anna unter Deck, und mit einem kurzen Winken erwidert Galrin den Gruß.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 03. Aug. 2004, 20:26 Uhr
Henry begleitet Orga unter Deck, denn langsam ist er hundemüde, das extrem frühe Aufstehen, der Sturm und davor eine Nacht auch nicht richtig geschlafen, das alles zusammen reicht, daß er sich geschafft auf dem mit nordischen Schnitzereien verzierten Bett ausstreckt. Orga kuschelt sich an ihn und ist gleich eingeschlafen, doch er läßt noch einmal den Tag im Geiste an sich vorüber ziehen.

Irgendwann eilen seine Gedanken voraus - zum Gut, zu seinem Vater und zu Orgas Bruder, der das Familiengut weiterführt, doch dann schweifen seine Gedanken zu seinen Kaltblütern, zu den zwei Dutzend, die er hat und sieht im Geiste die Stuten, die er noch braucht, um die Steinfaust die kommenden Jahre mit der Anzahl Streitrösser zu versorgen, die der Lord Commander ihm genannt hat. Kaltblüter gibt es genug, aber er braucht die besten, die stärksten.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 03. Aug. 2004, 20:57 Uhr
Uuma erwacht in einem stockdunklen Zimmer, nur durch das kleine Fenster kommt etwas Licht herein, das von einer Felswand reflektiert wird. Uuma krabbelt nahe zum Fenster und sieht nichts als Fels und atmet erst einmal tief durch, während sie sich irritiert fragt, wo sie sind. Sie spürt immer stärker Unruhe in sich aufsteigen, die von der fast greifbaren Felswand vor ihrem Fenster ausgeht. Uuma wälzt sich von einer Seite zur anderen, doch es hilft nichts. Uuma nicht können schlafen hier, Uuma müssen raus aus Zimmer.... schreit alles in ihr. Sie kennt die Geborgenheit ihrer Höhle im Dunkelwald, aber die Felswand neben ihr und das Zimmer, in das zwar Luft kommt, aber das ihr auf einmal wie eine Falle vorkommt erträgt sie nicht länger.

Leise schlüpft Uuma aus dem Bett, wickelt sich die Decke nur um Bauch und Rücken, damit sie auf allen Vieren krabbeln kann, um Kraft zu sparen, denn sie will nicht wieder umfallen. Marie schläft so tief und fest, daß sie nicht wach wird als sie aus dem Zimmer krabbelt und die Türe leise schließt. Langsam krabbelt sie weiter, sie weiß den Weg noch und macht zwischendurch Verschnaufpausen, bis sie endlich die Stufen nach oben erreicht. Lange horcht sie, doch nichts ist zu hören und so zieht sie sich die Stufen hoch und schiebt sich mit ihrem Körper durch die Türe, die sie auch wieder ganz langsam und leise anlehnt.

Sofort entdeckt Uuma den Berg, den sie schon von ihrem Fenster gesehen hat. Wie ein riesiger dunkler Schatten hebt er sich gegen den Nachthimmel ab und Uuma atmet erleichtert auf, denn über ihr in alle anderen Richtungen ist der sternenübersäte Himmel offen, weit und grenzenlos, daß sie gleich wieder voller Freude ist. Uuma nicht wollen schlafen in Zimmer, denkt sie entschlossen und krabbelt weiter um die Ecke, wo sie die ihr vertrauten Sterne des nördlichen Himmels  erkennt und legt sich in ihre Decke gekuschelt aufs Deck.

Uuma kann nicht genug zu den Sternen sehen und kurz ist ihr, als hätte sie MoM gefühlt, als wäre er in ihrem Geist vorbeigehuscht und sie hätte seine warmen Nüstern an ihrem Kopf gefühlt, sein leises Schnauben gehört, nur in ihrem Innern, aber doch gegenwärtig. Uuma ist glücklich und rollt sich hin und her auf dem Deck und genießt die Bewegungsfreiheit auf dem schlichten Holzboden und muß leise jauchzen vor Vergnügen, ist dann aber wieder mucksmäuschenstill, denn sie möchte nicht, daß sie jemand entdeckt. Sie genießt es, wieder unter freiem Himmel zu liegen und langsam kommt auch wieder der Schlaf zu ihr.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 04. Aug. 2004, 09:38 Uhr
Jolanthe lächelt  bei Galrins Vorschlag. "Ja", antwortet sie, immer noch leise, "das ist eine schöne Idee"
Sie kuschelt sich in seine Arme und schaut in den klaren Sternehimmel und übers Deck in die Ferne.

MIt einem Mal nimmt sie im Augenwinkel eine kleine Bewegung wahr. Ein Schatten, der über's Deck huscht.
Erst meint sie es ist Kirion oder vielleicht der kleine Hund. Dann ist der SChatten auch schon in einer Ecke verschwunden.
Doch mit einem Mal vernehemen ihre scharfen Ohren einen kleinen Laut.
verwundert und aufmerksam blickt sich Jolanthe um. Fragend sieht Galrin sie an. "Warte", flüstert sie und geht langsam und leise hinunter auf's Deck. Neugierig schaut sie umher.
Orga und Henry waren inzwischen mit den Kindern unter Deck verschwunden.
Das war kein tierischer Laut gewesen. Es hatte geklungen wie, ja, wie ein leises Juchzen.

Leise schleicht Jolanthe über's Deck in die Richtung, in die der Schatten gekrochen war. Beinah stolpert sie über das kleine Bündel, was in einer Ecke vor ihr auf dem Boden liegt.
Verwundert sieht sie nach unten.
Und sie muss schmunzeln.
Vor ihr auf dem Boden liegt Uuma, fest zusammengerollt und friedlich schlummernd.

Leise schleicht sie zurück. Sie winkt Galrin von unten zu und bedeutet ihm kurz zu warten und oben zu bleiben.
Schnell huscht sie unters Deck und kommt kurz darauf mit einer Wolldecke wieder nach oben.
Leise, um Uuma nicht aufzuwecken geht sie zu ihr und breitet die Decke über sie.
Eigentlich sollte Uuma nicht hier sein, doch Jolanthe kann sie so gut verstehen. Es gibt nichts Schöneres, als bei solchem Sternenhimmel im Freien zu schlafen.
Vielleicht hilft es ihr sogar, schneller gesund zu werden.
Damitsie aber nicht friert, deckt Jolanthe sie warm zu. Mit einem Mal hört sie ein leises Tapsen hinter sich und da kommt "Kleiner" angetapst. Er sieht kurz zu ihr hoch und kuschelt sich dann an Uuma.
Lächelnd streicht Jolanthe ihm über den Kopf.
"Schlaft gut ihr zwei", flüstert sie und geht dann wieder zurück zu Galrin.
Geheimnisvoll lächelt sie ihm zu.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 04. Aug. 2004, 10:36 Uhr
Nach kurzem hält es der Nordmann nicht mehr auf seinem Sitzplatz aus. Die Neugier hat ihn gepackt und so geht er langsam zu der Treppe hinüber, welche auf das Zwischendeck unterhalb der Ruderplattform hinunter führt. Als er dann hinunter blickt, traut Galrin seinen Augen kaum: Da liegt Uuma zusammengerollt wie ein kleines Tier und schläft unter freiem Himmel.

"Tztztz...", entfährt es dem Kapitän, während er zusieht, wie seine Liebste eine Decke über die friedlich schlafende Uuma breitet. Ein Kopfschütteln und ein Lächeln sind außer diesem Zungenschnalzen die einzige "Äußerung" des Nordmannes, bevor er sich wieder zu seinem Platz zurückzieht und abermals zu dem Sternenhimmel empor blickt, der sich groß und weit über dem Schiff spannt.
Schließlich kehrt Jolanthe wieder an die Seite ihres Verlobten zurück und schmiegt sich erneut an ihn. Nach kurzer Zeit verraten die tiefen, gleichmäßigen Atemzüge der Halbelbin, daß auch sie in Trance eingeschlummert ist. Sehr behutsam, um sie nicht zu wecken, trägt der Nordmann seine Liebste in die Kajüte hinunter und legt sie auf das große Bett, wo beide alsbald dem Morgen entgegen dösen.


Als sich, am zweiten Tag der Reise, die Morgendämmerung über den Bergen ausbreitet, erwacht Galrin sehr früh. Die sanfte Müdigkeit des Vortages, die ihn nach den Strapazen des Sturmes und Jolanthes Kletterei auf dem Rammsporn gepackt hatte, ist verschwunden und der Nordmann fühlt sich ausgeruht und unternehmungslustig.
Mit liebevollen Küssen bedeckt er die Haut seiner Liebsten, die neben ihm noch in tiefer Trance ruht. Durch die Liebkosungen ihres Verlobten erwacht die Halbelbe jedoch alsbald und erwidert die Zärtlichkeiten Galrins mit einer Leidenschaft, die diesen mit sich reißt wie ein wilder Strom im Gebirge.

Nach dem gemeinsamen Liebesspiel halten sich die beiden Liebenden noch eine ganze Weile fest im Arm, küssen einander immer wieder, streichen sich über Haare und Haut und flüstern einander Liebesworte ins Ohr.
Doch auch der freieste Vogel kehrt immer wieder in sein Nest zurück - Und ich habe das schönste Nest der Welt., klingen die Worte Jolanthes durch Galrins Gedanken und er lächelt. Nicht nur Du, mein Schatz... Nicht nur Du.

Das Rumoren in der Kombüse kündet davon, daß sich Alwine schon wieder daran macht, das Frühstück vorzubereiten. Doch so gut das Essen ist, welches die Magd auf den großen Tisch im Gemeinschaftsraum des Windschiffes bringt... Mit Jolanthe hier liegen zu bleiben erscheint dem Schiffsbauer bei weitem ansprechender und erstrebenswerter.
Durch die geöffneten großen Fenster in der Rückwand des Raumes dringt der Gesang der Morgenvögel herein, welche draußen auf der Felszinne und in den umliegenden Sträuchern und Wiesen sitzen und den neuen Tag begrüßen. Die frische Gebirgsluft, würzig duftend nach Bergkräutern und Kiefernnadeln, zieht in den Raum und erfüllt bald das ganze Schiff mit ihrem Geruch.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 04. Aug. 2004, 11:04 Uhr
Schon im Morgengrauen, als die ersten Vögel den neuen Tag mit ihrem Gesang begrüßen, erwacht Uuma aus einem erfrischende Schlaf. Nach ausgiebigem Recken und Strecken und einigen Malen Hin- und Herrollen legt sie die dicke Wolldecke zusammen und auf die Bank neben sich.  Wer Uuma geben Decke? fragt sie sich und macht sich wieder auf den Weg nach unten. Wie zuvor hinauf, krabbelt sie jetzt hinunter und begegnet dabei niemandem und schlüpft wieder ins Bett. Marie schnarcht leise, aber vernehmlich und hat sie noch nicht vermißt.
Bei Tageslicht wirkt die Felswand nicht mehr so bedrohlich auf sie und Uuma streckt sich glücklich aus. Uuma wieder haben Kraft, stellt sie zufrieden fest und in ihr keimt der Gedanke, das Schiff zu verlassen und in der ihr vertrauten Wildnis schnell wieder richtig gesund zu werden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 04. Aug. 2004, 11:11 Uhr
Sanft erwiedert der Seher den zarten Kuss, innerlich jauchzend. Es ist der erste Kuss seit Ihrem Gespräch und sowohl dieser als auch ihre leis gesprochenen Worte künden davon wie sehr Asrai doch noch für ihn empfindet. Leicht streichelt er über ihre Schultern während sie weiter die Atmosphäre des Decks genießt. Stille und Dunkelheit haben sich über das Schiff gesenkt und nichts ist mehr von dem hektischen Treiben zu spüren das noch während des Sturms alle ergriffen hat. Auch hat der Sturm keine offensichtlichen Schäden an dem stolzen Schiff verursacht.

Mit der Zeit gehen alle unter Deck und schließlich verschindet sogar der Nordmann mit seiner Frau nach unten, so dass Sethai und Asrai ganz alleine sind. Nur der Wind und die, heimlich aufs Deck gekrabbelte und nun schlafende, kleine Uuma sind noch zugegen.

Das wieder vereinte Pärchen verharrt noch eine gute Weile beinahe regungslos dort an der Reling und schaut in die Nacht. Aber schließlich schläft auch Asrai sanft in Sethais Armen ein. Die Anstrengungen des Tages, das Gespräch am Morgen, die Aufregung der reise und des Sturmes, all dies hat die kleine Fee ausgelaugt und nun in dieser Stille und der warmen Umarmung ihres Gefährten bricht die Müdigkeit über sie herein.

Sanft lässt Sethai sich mit Asrai immer noch im Arm zu Boden Sinken, den Rücken der Reling zugewandt als Stütze. Die Wasserfee gleitet ohne zu erwachen in seinen Schoß. Liebevoll wickelt er sie etwas enger in die Decke die sie sich mitgenommen hat und breitet auch noch einen Teil seines löchrigen Mantels über sie, der trotz seiner lumpenartigen Qualität mehr Fläche besitzt als es den Anschein hat.

Die Nacht ist mild und ruhig und Sethai beschließt an Deck zu bleiben, nicht nur da ihnen noch keine Kabine und kein Schlafplatz gezeigt worden sind, sondern auch um Asrai nicht zu wecken. Wie sie so in seinen Armen liegt, ein glückliches Lächeln auf den Lippen, diesen Moment möchte er nicht zerstören indem er sie vielleicht weckt.

So schläft auch er einige Zeit später ein, Asrai noch immer sicher haltend, das auch keine plötzliche Böe sie aus dem sicheren Hafen seiner Umarmung lösen kann. Ihre warme Nähe zaubert auch auf seine Züge ein glückliches Lächeln, hat er gerade diese stillen Momente doch so sehr vermisst.

Am nächsten Morgen weckt ihn dann der angenehme Duft des Frühstücks und der kleine Sturm der Emotionen aus den Gemächern des Nordmannes. Lächelnd küsst er zärtlich die Wange seiner Gefährtin und flüstert ihr liebevoll ins Ohr.
„Aufwachen, mein kleiner Stern. Der Duft des Frühstücks lockt....“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 04. Aug. 2004, 12:16 Uhr
Henry erwacht früh am Morgen, ausgeruht und in freudiger Erwartung auf den Anblick einer aufgehenden Sonne über den Wäldern. Die vom Sturm durchnässten Sachen sind noch immer etwas feucht, darum streift er die dunkelbraunen wieder über und ist kurz danach leise aus der Kajüte verschwunden, in der Orga und die Kinder noch tief schlummern.

Henry reckt und streckt sich erst einmal kräftig und atmet die würzige Luft ein und entdeckt dabei Asrai und Sethai an der Reling gelehnt, mit seiner gerade erwachenden Asrai. Mit wenigen Schritten ist er bei ihnen. "Bei den Göttern, ihr Beiden, habt ihr hier draußen geschlafen?" Henry kann es nicht glauben, aber es sieht ganz so aus.

Nachdenklich nimmt er seine grüne Mütze vom Kopf, fährt sich mit der Hand durchs Haar und weiss nicht, was er sagen soll. "Ihr wisst doch sicher, dass ihr die Kajüte im Heck neben unserer habt?" fragt er etwas unsicher mit fragendem Blick, denn ihm fällt jetzt erst auf, daß er sie dort noch nicht hat hinein oder herauskommen sehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 04. Aug. 2004, 14:02 Uhr
Schöner kann man nicht geweckt werden!, denkt Jolanthe als sie von Galrin mit zärtlichen Küssen geweckt wird. Sanft erwidert sie seine Zärtlichkeiten und genießt das Liebesspiel und die Gerborgenheit in seinen Armen.

Sie möchte noch gar nicht aufstehen, doch sie hört Alwine in der Küche rumoren und ihr Pflichtgefühl sagt ihr, dass sie helfen sollte. Bei so vielen Leuten hat Alwine bestimmt viel zu tun.
Außerdem hat Jolanthe großen Hunger. Ihr Hunger war viel größer in letzter Zeit geworden, doch das war ja auch kein Wunder, schließlich muss sie für zwei essen.

Seufzend endwindet sie sich aus Galrins Armen und küsst ihn noch einmal sanft. "Ich sollte Alwine helfen und außerdem hat hier jemand Hunger", sagt sie und streicht sich lächelnd über den gewölbten Bauch.

Sie zieht ihr blaues leichtes Leinenkleid an. Das ist zum Glück sehr dehnbar, denn in ihre alte Jagdkleidung passt sie schon nicht mehr hinein, aufgrund des Bauches.
Sie kämmt sich schnell ihre langen goldenen Haare und flicht einen Zopf.
Sie lächelt Galrin nochmal zu und verschwindet dann durch die Tür.
In der Küche ist Alwine schon reichlich am Werkeln. Und obwohl Alwine Jolanthe sagt, sie solle sich schonen und sie würde das auch alleine schaffen, packt Jolanthe kräftig mit an.
Und schnell steht ein duftendes leckeres Frühstück auf dem Tisch.

Schnell strömen die Besatzung und die Gäste, angelockt von dem köstlichen Duft in die Kombüse und staunen über die große Auswahl.
Die frischgebackenen Brötchen, der Kaffee und der Tee duften verführerisch. Auf dem Tisch locke Honig, verschiedene Marmelade, Butter, Milch, Wurst, Käse und sogar gekochte Eier gibt es.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 04. Aug. 2004, 14:32 Uhr
"Alwine kommt doch sicher alleine zurecht. Und dem Kind darfst Du sagen, daß es sich mit dem Essen noch ein wenig gedulden soll.", schmollt Galrin, als sich seine Liebste vom Bett erhebt und ihm einen Kuß auf die Lippen setzt. Während Jolanthe sich ankleidet, stellt sich Galrin hinter sie und streicht ihr zärtlich über Hals, Rücken und Schultern. Auch andere Bereiche von Jolanthes Haut erfahren seine Beachtung und Liebkosung, bis die liebliche Halbelbe schließlich "verpackt" und frisiert ist und sich in Richtung der Kombüse aufmacht.

Mit einem Seufzer wendet sich auch der Kapitän seinem Tagewerk zu, schlüpft in Tunika und Hose, zieht die bequemen Stiefel an und tritt auf das Deck hinaus, während Jolanthe und Alwine für das leibliche Wohl der Gäste und der Crew arbeiten, was das Zeug hält.
Draußen auf Deck trifft der Schiffsbauer auf Henry, der bereits die kühle Morgenluft genießt und mit Asrai und Sethai spricht. Nachdem der Nordmann sich erkundigt hat, wie die Gäste geschlafen haben, tritt er an die Reling heran und sucht mit einem großen Fernrohr den Horizont in Richtung Norden ab. Es gilt, den Kurs für die Weiterfahrt nach Verd festzulegen, und dem zufriedenen Gesichtsausdruck Galrins zufolge, hat der Nordmann einen Weg ausgemacht, der zwar reich an schönen Felsformationen und atemberaubenden Ausblicken in die Schluchtenlandschaft der Erikarberge ist, gleichzeitig aber kaum scharfen Bergrücken aufweist, an denen sich der Wind brechen und Turbulenzen verursachen kann.

Nachdem der Kapitän seine Beobachtungen in Sachen Kursbestimmung abgeschlossen hat, schiebt er das Fernrohr wieder in sein ledernes Futteral, welches das kostbare optische Instrument schützen soll. Anschließend begibt sich Galrin hinunter zum Aufenthaltsraum, denn von dort hat es zum Frühstück geläutet - ein Ereignis, das der Hungrige keinesfalls verpassen will.

In der Kombüse hätte Alwine ihrer "Küchenhilfe" namens Jolanthe inzwischen am liebsten einen Platzverweis erteilt. Schließlich ist die zierliche Halbelbe die Frau des Kapitäns, und obendrein auch noch schwanger! Doch alles Sträuben und Bitten nützt nichts.
Auch die Befürchtung der Köchin, Jolanthe könne eine Fehlgeburt erleiden, wenn sie sich zu sehr anstrenge und dann würde der Herr Galrin sie, Alwine, ganz sicher zur Verantwortung ziehen, fruchtet nicht. Die Beteuerungen und Bitten der Magd, daß Jolanthe sich schonen möge, reißen nicht ab.
Schließlich fügt Alwine sich in ihr Schicksal: Die Halbelfe läßt sich das Helfen nicht ausreden und so versucht die Köchin wenigstens, ihrer Herrin die leichten und nicht so anstrengenden Arbeiten zuzuschieben. Das klappt auch soweit ganz gut und Alwine beruhigt sich zum Teil.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 04. Aug. 2004, 15:56 Uhr
Leises Truhendeckelklappen und tapsende Füße wecken Orga aus ihrem Schlaf und kurz darauf klopft es zaghaft an der Türe und die beiden Mädchen erscheinen. "Guten Morgen Kinder," kommt es noch etwas verschlafen von ihren Lippen und lächelt Frederik zu, der schon wieder ganz unternehmungslustig ist.
"Das Frühstück ist gleich fertig Herrin,"  hört sie Jana sprechen, bevor sie wieder mit Frederik aus der Kajüte stürmt. Diese Kinder! denkt sie schmunzelnd und hört Gerda die verschlafene Anna frisch wickeln. Wenigstens Anna ist noch genauso verschlafen wie ich und hat keine Lust richtig aufzuwachen..., denkt sie amüsiert.

Der Gedanke, daß alle am Frühstückstisch sitzen und sie im Bett liegt läßt sie dann aber auch aufstehen und sich frisch machen und ankleiden, doch diesmal wählt sie einen weiten dunkelgrünen Reitrock aus weichem dünnen Wollstoff und eine sandfarbene Bluse mit Schalkragen und der zum Rock zugehörigen Weste. Schnell steckt sie ihre Haare mit den einfachen Hornspangen hoch, legt wieder die Bernsteinkette um und huscht in den Gemeinschaftsraum. Zu ihrer Überraschung sind Henry und Asrai, sowie Sethai noch nicht da.  

Yohn begrüßt sie freundlich und auch Jolanthe kommt fröhlich aus der Kombüse und begrüßt sie und Orga stellt erfreut fest, daß die junge Frau nicht mehr so schüchtern ist. Der Frühstückstisch steht voller köstlicher Sachen und so hilft Orga noch eben mit, die Frühstücksbretter, Becher und die Messer auf dem großen Tisch zu verteilen, bis alles an seinem Platz ist, was man zum Essen braucht. Frederik sitzt schon startbereit neben ihr, aber Orga muß kein Wort sagen, er weiss auch so, dass er warten muß bis alle da sind. Auch der Kapitän erscheint bald und setzt sich auf seinen Platz und grüßt die Anwesenden und Orga lächelt den hochgewachsenen Nordmann an. "Ich bin schon so gespannt, wie die Fahrt weitergeht."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 04. Aug. 2004, 20:23 Uhr
Uuma war wieder in dem weichen Bett eingeschlafen und erwacht als Asa in das Zimmer kommt und ein Tablett mit köstlich duftendem Essen auf den Tisch stellt. Uuma setzt sich auf und wünscht Marie und Asa einen guten Morgen und blickt dann Marie nachdenklich an. "Marie Uuma brauchen Echsenleder von Uuma und andere Sachen von Uuma. Marie haben Sachen in Sack?, oder Henry haben Sachen?"
Marie fährt herum, sie war gerade dabei sich die Schürze umzubinden und fragt Uuma besorgt, was sie damit will. "Uuma wollen anziehen Sachen," gibt sie kurzerhand zur Antwort, doch Marie schüttelt den Kopf und meint, daß es noch zu früh wäre zum Aufstehen für sie. "Uuma wollen haben Sachen von Uuma," sagt sie mit ernstem Blick, daß Marie spürt, daß sie es durchaus ernst meint und wirkt plötzlich ganz durcheinander und Uuma lächelt sie wieder freundlich an, denn sie mag die Frau und wollte nur, daß sie sie auch ernst nimmt.
So geht es hin und her, ist Uuma freundlich, dann versucht Marie sie zu beruhigen, guckt sie ernst, ist sie verwirrt, bis Uuma das zu anstrengend wird. "Marie geben Uuma bitte Sachen oder müssen Uuma erst machen Schrei von Stamm?" und blickt sie mit spitzbübischen Augen an, doch Marie antwortet ihr darauf nur, daß sie Henry fragen muß, daß sie sonst Ärger bekommen würde und läuft hinaus.

Marie läuft schnurstracks zum Eßraum, weil sie Henry dort vermutet und kommt aufgeregt herein und wendet sich an Orga, weil sie Henry nirgends entdeckt und spricht so leise es geht über Frederik gebeugt zu Orga. "Uuma will ihre Sachen haben und aufstehen, das geht doch nicht, was soll ich machen?" Man sieht Marie an, daß es ihr peinlich ist vor versammelter Mannschaft zu sprechen, wenn sie im Haus von Roßstein auch das Sagen bei den Mägden hat, wenn auch mehr mütterlich, aber das Sagen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 04. Aug. 2004, 23:06 Uhr
Orga blickt überrascht auf als Marie plötzlich in den Raum geeilt kommt und ihr erklärt, daß Uuma ihre merkwürdige Lederkleidung haben möchte. Orga blickt Marie ungläubig an und überlegt, was zu tun ist. Kann die Kleine nicht einfach brav im Bett liegen bleiben und sich erholen? Ich war gleich dagegen, daß sie mitkommt...
Orga läßt sich ihre Gedanken nicht anmerken und vertröstet ihre Köchin. "Sag Uuma sie soll sich eine Weile gedulden. Wenn Henry gefrühstückt hat kommt er zu ihr und wird mit ihr sprechen," und Orga nickt einmal bekräftigend zu ihren Worten und schaut Marie nach, die gleich wieder aus dem Raum eilt, um zu Uuma zu laufen. Hoffentlich macht das Mädchen keine Schwierigkeiten an Bord... Orga seufzt. Henry überschätzt Uuma, sie ist und bleibt eine Wilde...


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 05. Aug. 2004, 08:05 Uhr
>Ich bin schon gespannt, wie die Fahrt weitergeht.<, sagt Orga, nachdem sie den Kapitän begrüßt und dieser ihren Gruß erwidert hat. Der Angesprochene lächelt und nickt: "Das bin ich auch, Herrin. Die Fahrt nach Verd am See wird gut vonstatten gehen, davon bin ich überzeugt. Doch war ich bislang erst einmal hier in der Nähe, und auch ich freue mich darauf, Neues zu sehen, wenn wir dorthin fliegen."

Galrin lehnt sich leicht zurück, während er auf das Erscheinen der restlichen Gäste und, das würde er jedoch niemals zugeben, auf den Beginn des Frühstückes wartet. Dabei sieht er Orga an und richtet abermals das Wort an sie: "Euer Mann sagte mir, daß er am südlichen Ufer des Verdsees Pferde kaufen möchte. Da das auf unserer Strecke liegt, wäre es eine Kleinigkeit, die Tiere bereits auf unserer Fahrt von hier nach Verd mitzunehmen. Oder wünscht Ihr Euch zunächst ein paar ruhige Tage auf dem Gut, bevor Ihr die Pferde abholen wollt?"

Bevor Orga antworten kann, erscheint Marie, die Orga von Uumas Wunsch berichtet, ihre Kleider anzulegen und das Bett verlassen zu dürfen. Der leicht mißbilligende Gesichtsausdruck, den diese Frage auf das Antlitz der Roßsteinerin legt, entgeht Galrin nicht. Orga vertröstet die Köchin auf später und Marie verläßt eilends den Raum in Richtung der Kabine, in der sie gemeinsam mit Uuma wohnt.
Der Kapitän runzelt die Stirn, während er der Frau nachblickt. Seine Stimme ist leise, aber dennoch deutlich hörbar, als er seinen Gedanken Ausdruck verleiht: "Der nächste junge Adler, der unbedingt seine Schwingen entfalten will. Ich will Euch keine Vorschriften machen, Mylady, denn schließlich ist Uuma Euere Bekannte. Und das, was ich am wenigsten wünsche, ist, mir Euren oder Uumas Unmut zuzuziehen."

Während der Kapitän weiterspricht, versucht er, Orga davon zu überzeugen, daß er Uuma nichts Böses will, jedoch im Sinne ihrer eigenen Sicherheit, und der der anderen Menschen an Bord, keine weiteren Eskapaden zulassen kann: "Doch wenn ich abermals eine Frau davor bewahren muß, vom Bugsporn in die Tiefe zu stürzen, werde ich mir die Freiheit nehmen, die betreffende Person bis zur Ankunft in Verd wie ein kleines Kind bewachen und nötigenfalls in die Brigg sperren zu lassen."

Galrin streicht sich durch das volle Blondhaar und seufzt, bevor er abermals das Wort an die Roßsteinerin richtet: "Wenn es Uuma an Bord nicht gefällt, bin ich der Letzte, der sie dazu zwingen wird, hier zu bleiben. Aber Zirkuseinlagen sollte man Artisten und Gauklern überlassen."
Der Blick Ragnarssons ist ernst und gleichzeitig mitfühlend. Er weiß nur zu gut, welchen unbändigen Freiheitsdrang Naturkinder im Allgemeinen haben - und weibliche Halbwilde und -elben im Besonderen. Doch entspricht es Galrins Ideal und seiner persönlichen Philosophie, daß er, indem er als Kapitän ein Schiff befehligt, die Verantwortung für die Leute an Bord hat. Und der Nordmann hat nicht vor, sich abermals auf der Nase - oder, noch schlimmer, auf dem Rammsporn der "Windkind" - herumtanzen zu lassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 05. Aug. 2004, 09:46 Uhr
Orga macht sich noch Gedanken über Uumas Wunsch und während sie auf Henry, Asrai und Sethai warten antwortet sie Galrin Ragnarsson. "Hm," macht Orga erst nur und überlegt. "Soweit ich weiss möchte Henry so viele gute Zuchtstuten von dort mitnehmen, wie er bekommen kann und," Orga lächelt den Kapitän mit einem leicht fragenden Blick an, "so viele, wie es möglich ist, mühelos mit der Windkind zu transportieren."
Orga kennt den Züchter der Verder Kaltblüter am Südufer, war aber nur einmal um den See mitgefahren, um sein Gut zu besuchen. "Henry wird es sicher kaum abwarten können, den alten Korran dort aufzusuchen um zu erfahren, ob er überhaupt Pferde verkauft. Wenn ja, dann kann es allerdings Stunden dauern..." Orga sieht Galrin nachdenklich an. "Auf unserem Gut ist Platz genug die Pferde solange auf eine Weide zu geben, bis wir weitersegeln. Ich vermute, daß Henry sich auch mit seinem Vater auf dem Verder Pferdemarkt wird umsehen und umhören wollen. Sein Vater ist ein wunderbarer Mann...."

Orga schweift in Gedanken ab und wird von Galrins Worten wieder an den Tisch zurückgeholt und Orga muß beinahe laut über seine Worte lachen, auch wenn sie sieht, daß er sich Sorgen wegen Uuma macht. "Ich denke, da müßt ihr euch keine Sorgen machen. Uuma ist eine Wilde und sie hat ihren Willen, aber sie ist nicht unberechenbar, zumindest habe ich diesen Eindruck von ihr. Ich denke eher, daß sie unnachgiebig auf etwas beharrt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, aber sie ist nicht leichtsinnig... nein, daß ist sie sicher nicht."  Aber Henry kann noch sturer sein..., denkt sie schmunzelnd und lächelt den Kapitän an. "Ich denke Henry wird schon mit ihr umzugehen wissen. Er scheint für sie eine Art Stammesoberhaupt zu sein..." und Orga muß nun doch lachen. "Was immer das auch in ihrem Stamm bedeuten mag... ich hoffe es bleibt im Rahmen unserer, ähm kulturellen..." und sucht nach dem richtigen Wort, aber ihr will einfach keins einfallen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 05. Aug. 2004, 16:59 Uhr
Am nächsten Morgen wird Asrai sanft von Sethai geweckt. Es wundert sie, dass sie an Deck übernachtet haben, aber die frische Luft hat ihr gut getan und auch die Decke war warm genug. Henry, dem sie zuerst an Deck begegnen, scheint ebenfalls sehr verwundert darüber, dass Asrai und Sethai die Nacht nicht in ihrer Kabine verbracht haben. Sicher hat sie gewusst, wo ihre Kabine sich befindet, doch sie hat gar nicht gemerkt, wie schnell sie an Deck eingeschlafen ist.

"Nun, eine Nacht an der frischen Luft ist gut für die Gesundheit und härtet für den Winter ab.", sagt Asrai schmunzelt zu Henry. Sie steht auf, rückt sich ihre Haare und ihr Kleid zurecht. "Bevor ich frühstücken komme, mag ich auf jeden Fall noch etwas anderes anziehen.", entschuldigt sie sich bei Henry und Orga. Ihr Kleid sieht wirklich sehr zerknittert aus und etwas frisches Wasser im Gesicht hat sie bitter nötig, wie sie meint.

Doch es dauert nicht lange, da trifft auch Asrai am Frühstückstisch ein und wünscht allen lächelnd einen guten Morgen, bevor sie sich dazu setzt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 05. Aug. 2004, 19:12 Uhr
Henry ist sichtlich erleichtert und nickt. Einen Moment bleibt er noch an der Reling stehen und läßt seinen Blick über das weite Land rundum schweifen, aber seine Aufmerksamkeit wendet sich nach Norden, wo irgendwo in der Ferne Verd am See liegt. Er freut sich vor allem, seinen Vater wiederzusehen. Ich bin ja mal gespannt was er sagt, wenn er hört, was ich vorhabe... Henry schmunzelt in sich hinein und stapft in seinen schweren Stiefeln über das Deck, doch einer Eingebung folgend, will er erstmal schnell nach Uuma sehen, denn er hat den Eindruck, daß er sie durch seinen Sturmdrang am Tag zuvor etwas vernachlässigt hat.

Leise klopft er an die Türe und Marie öffnet sofort von innen. "Einen guten Morgen," grüßt er mit etwas überraschter Stimme, denn es wundert ihn, Uuma auf der Bettkante sitzend vorzufinden. "Wenn ich gerade störe komme ich später wieder," hebt er schon mit einer Geste die Hand, aber Marie bestürmt ihn gleich damit, daß Uuma nach ihren Sachen verlange und sie das unvernünftig findet.

Henry betrachtet Uumas Reaktion, aber die Kleine bleibt ganz ruhig sitzen und beobachtet seine Reaktion und er muß herzlich lachen. Sie ist erstaunlich, die Kleine, für ihr Alter... Henry setzt sich auf den Stuhl, der neben ihrer Koje steht und reicht ihr die Hand und sie legt ihre kleine Hand in seine und blickt ihn noch immer abwartend an und sagt kein Wort. "Hast du denn schon etwas gegessen?" fragt er, obwohl er sieht, daß das Frühstück noch nicht angerührt ist und schnuppert Richtung Tisch, doch sie schüttelt den Kopf. "Marie geh bitte den Tee von Morgana machen, ich bleibe solange bei Uuma," und er lächelt die Kleine freundlich und offen an, während Marie hinauseilt.

"Das sieht gut aus, ich bekomme Hunger, wenn ich das sehe. Wollen wir zusammen essen? Ich werde Marie das Essen stibitzen, sie kann dann im großen Raum bei den anderen essen." Henry lacht leise über das Gesicht, das Marie sicher machen wird, wenn sie das hört. "Komm doch Uuma und leiste mir Gesellschaft!" fordert er sie erneut auf, denn sie blickt ihn an, als ob sie noch nicht wisse, was sie von seinem Vorschlag halten solle.

Henry hat sich erhoben und seinen Stuhl mitgenommen und an den Tisch für Uuma gestellt und sich auf Maries Platz gesetzt. Er hilft ihr absichtlich nicht, denn so könnte sie sich selber am besten ein Bild davon machen, wie standfest sie schon ist ....und wie sinnvoll es wäre, sich anzukleiden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 05. Aug. 2004, 21:04 Uhr
Uuma muß nicht lange warten, da kommt Marie zurück und vertröstet sie. Uuma hört sich Maries Worte ruhig an und nickt. Die kühle Morgenluft dringt durch das Fenster und ihr wird es langsam etwas kühl, nur so im langen Nachthemd auf dem Bett zu sitzen und legt sich die Decke um und hört auch bald darauf schwere Schritte im Gang. Henry kommen... ist sie sich ganz sicher und freut sich, als sie ihn im Türrahmen sieht und auch noch so fröhlich ist.
Aufmerksam beobachtet Uuma jede seiner Regungen, aber er wirkt nicht böse, nur überrascht und sie hat das Gefühl, daß er noch nicht wusste, daß sie ihre Sachen will, bevor Marie es gesagt hat. Als er sich zu ihr auf den Stuhl setzt und ihr seine Hand reicht schlägt Uumas Herz etwas schneller und dann gleich wieder langsamer, denn seine Hand tut ihr gut und wieder fühlt sie die Wärme, die sie so an ihm mag. Wie MoM...denkt sie wieder, doch dann steht er plötzlich auf und sagt was von Essen und dann will er auch noch, daß Marie den Tee macht, der sie immer einschlafen läßt. Uuma nicht trinken Tee, der machen Uuma müde, nimmt sie sich fest vor und ist etwas irritiert, daß Henry sie zum Essen an den Tisch bittet, womit sie überhaupt nicht gerechnet hat.

Zögernd steht sie auf, hüllt sich in die Decke, denn es ist ihr so zu kühl und tapst barfuß die paar Schritte zum Tisch. Nur einmal schwankt sie etwas, hält sich aber gleich am Stuhl fest und setzt sich. Erst jetzt merkt sie, daß sie einen Riesenhunger hat und macht sich eines dieser köstlichen Brotscheiben voll mit Butterschmalz und kaltem Braten und beißt genüsslich hinein. Marie kommt in das Zimmer, einen Becher mit Tee in der Hand und Uuma lächelt sie mit großen Augen unschuldig an, aber Henry schickt sie zum Essen in den Raum zu den anderen und wieder sitzt sie mit ihm alleine da, aber er hat sich auch ein Brot gemacht und scheint voll damit beschäftigt zu sein, es einfach nur zu essen und lächelt sie ab und zu an.

Uuma merkt erst jetzt, wie angespannt sie durch das Hin und Her mit Marie war und nicht nur einmal atmet sie tief aus und fängt an mit den Füßen hin und her zu schaukeln und auch die lästige Müdigkeit stellt sich langsam wieder ein, weil sie nicht gewohnt ist so zu sitzen.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 06. Aug. 2004, 15:29 Uhr
Der Kapitän nickt als Antwort, obwohl sie den Eindruck hat, daß er noch nicht ganz überzeugt ist und dann kommt Asrai in den Raum und begrüßt sie gutgestimmt und setzt sich zu ihnen an den Tisch. Kaum hat sie sich niedergelassen kommt Marie herein und eilt in die Kombüse. Wo Henry nur bleibt? fragt sie sich und reicht den großen Krug mit dampfendem Kräutertee weiter, der die Runde macht. Einer der Nordmänner sucht seinen Kapitän auf und sie sprechen über Dinge, die das Schiff betreffen, doch kaum ist der junge Mann wieder draußen, wünscht Galrin Ragnarsson guten Hunger und das Frühstück beginnt. Fröhliches Geklapper erfüllt den Raum, die Sachen auf dem großen Tisch werden hin und her geschoben, damit jeder sich von dem nimmt, wonach ihm gelüstet und Yohn erzählt zu ihrer Verwunderung lustige Begebenheiten vom Gut, die selbst sie schmunzeln lassen.
Marie war zwischenzeitlich mit einem dampfenden Becher wieder hinausgeeilt und erscheint nun wieder in der Türe und sucht sich schweigend ein freies Plätzchen neben Yohn, der ihr gleich Tee einschenkt und greift zu. "Ist Henry bei Uuma?" fragt sie Marie überrascht und sie nickt nur. Na dann brauche ich mir ja nicht länger Gedanken zu machen, geht es ihr erleichtert durch den Kopf und genießt erstmal in Ruhe das herrliche Frühstück.

Nachdem der größte Hunger gestillt, ein Teil der Mannschaft schon wieder aufgebrochen ist um ihren Pflichten nachzugehen spricht der Kapitän davon, daß sie eine Fahrt über die Ausläufer der Erikaberge erwartet, während sie im großen Bogen nach Norden zum Verder See segeln. Orga hat vor, sich die Gegend genau anzusehen und sich von nichts davon abhalten zu lassen und legt bald gesättigt das Messer auf das Holzbrett und trinkt den Rest ihres Tees.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 06. Aug. 2004, 22:53 Uhr
Uuma erhebt sich und schafft es gerade so, aufrecht zu ihm an den Tisch zu kommen. Ihre langen schwarzen Haare hängen ihr etwas wirr um das zierliche Gesicht, das noch immer sehr blaß ist, aber sie greift ordentlich zu und hat offensichtlich Hunger. Marie schickt er zum Frühstücken zu den anderen und so kann er Uuma in Ruhe beobachten, während er selber seinen Bärenhunger stillt.
Je länger sie in Ruhe essen um so mehr entspannt sich Uuma ihm gegenüber und ihre Augen beginnen schon kleiner zu werden und er muß im Stillen lächeln. Sicher war sie beim Erwachen voller Tatendrang und gleich merkt sie selber, wie geschwächt sie noch ist.

"Heute erreichen wir noch einen großen See, wo Orgas Familie auf einem riesigen Gut wohnt und Pferde züchtet," beginnt er, damit Uuma weiss, was auf sie alle zukommt. "Mein Vater hat dort ein Haus und ich werde ein oder auch zwei Tage bei ihm wohnen um große starke Pferde in der Gegend zu kaufen. Ich würde dich gerne mit in sein Haus nehmen, damit ich dich in meiner Nähe habe, aber es ist dir überlassen, wo du dich erholen möchtest, ob mit uns unten auf der Erde oder hier oben in der Windkind. Auf dem Gut gibt es viele nette Leute und jede Menge Kinder. Da kannst du draußen unter den Bäumen liegen, wie bei uns im Garten in Talyra und den Kindern beim Spiel zuschauen. Es wird dir bestimmt gefallen."

Uuma hat mittlerweile fast drei Stücke Brot verputzt und schaut ihn plötzlich aus ganz müden Augen an, während ihre Hand beim Heben des Bechers mit angenehm duftendem Kamillentee ihr mit einem Mal den Dienst versagt. Die Erschöpfung kommt so plötzlich, daß sogar er überrascht ist und mit einem Schritt ist er neben ihr und hebt sie aus dem Stuhl, in dem sie zusammengesackt sitzt und trägt sie zum Bett. Behutsam legt er sie in das weiche Kissen und wickelt sie erstmal aus der Decke. Da sie sich kühl anfühlt legt er die wärmere Daunendecke über sie und setzt sich neben sie auf den Kojenrand.

Henry ist sich seiner beruhigenden Wirkung auf Mensch und Tier bewußt und so nimmt er Uumas Hände in seine und schaut still in zwei grüne Augen, in denen er hinter der Müdigkeit etwas entdeckt, was ihm einen Stich versetzt. Er kennt dieses Gefühl, es erinnert ihn an die erste Zeit in Talyra, wo er beraubt der Menschen, die er liebte, alleine in der Fremde lebte, wobei kein Hauch von Selbstmitleid oder Verbitterung bei ihr zu entdecken ist und doch ist da dieses Gefühl der Leere, wo vorher Fülle war.  Sie würde jetzt noch einige Monde mit ihrem kleinen MoM glücklich in ihrem Haus am Bach leben und ihr Kind würde in ihrem Leib heranwachsen, wenn ich nicht auf die Idee gekommen wäre, ihren Hengst zum Züchten von Ponys einzuspannen... Henry muß einmal tief durchatmen und drückt sanft die kleinen Hände und fährt mit seinen Daumen über ihren Handrücken. "Ein paar Schlucke von Morganas Heiltrunk solltest du aber doch noch zu dir nehmen Uuma. Er hilft deinem Körper, und deinem Gemüt. Morgana ist eine sehr gute Heilerin und wir sollten auf sie hören."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 07. Aug. 2004, 15:02 Uhr
Während des Frühstücks erzählt Asrai ihrem Gefährten von ihren Plänen mit der Villa. Weil Sethai so lange fort war, weiß er kaum etwas darüber. "Orga unterstützt mich bei diesem Projekt", sagt Asrai lächelnd. "Ich habe schon einen großn Teil der 'überflüssigen' Möbel verkaufen können. Ein großer Teil ging an den Antiquitätenladen in Talyra und einen anderen Teil haben Orga und Henry mir abgekauft." Bei diesen Worten schenkt Asrai Orga ein dankbares Lächeln. "Neulich waren Orga und ich bei Borgil in der Harfe und haben mit ihm über unser Projekt gesprochen. Er will es bei der nächsten Ratssitzung ansprechen und wenn wir Glück haben, unterstützt uns die Stadt dabei noch mit ein bisschen Geld. Brauchen könnten wir es allemal. Wenn wir wieder zuhause sind, dann geht es langsam ans Umbauen und ich will schauen, ob ich nicht irgendwo noch mehr Unterstützung herbekommen kann." Asrai Pläne erfüllen sie mit Stolz. Nun endlich hat sie eine Aufgabe. Und sowas hat ihr schon lange gefehlt. Schließlich geht sie keinem Beruf nach.

Neugierig sieht Asrai ihren Gefährten an. Seine Meinung ist ihr sehr wichtig und vielleicht würde er auch noch ein paar Ideen dazu haben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 07. Aug. 2004, 17:22 Uhr
Sethai sitzt schweigsam wie so häufig am Frühstückstisch. Er hört den Gesprächen der anderen zu und verspeist dabei langsam ein stück des noch duftenden Brotes. Zwar wird ihm eine große Auswahl an möglichen Nahrungsmitteln geboten mit denen er die großzügig geschnittene Scheibe belegen könnte, doch bleibt er dabei sie beinahe pur zu verzehren. Das einzige was seinen Weg auf die Scheibe findet sind ein paar seltsame Kraute die er aus seiner Tasche holt und etwas Butter. Alle sonst am Tisch sind in ihre kleinen Gespräche vertieft und zum teil auch noch nicht ganz wach. Der Sturm des vergangenen Tages scheint an den Gemütern einiger etwas gerüttelt zu haben. Andere machen sich schon wiedr Gedanken über die weitere reise.

Schließlich kommt auch Asrai an den Tisch. Sie hat sich in der Kabine etwas frisch gemacht und nun treibt auch sie der Hunger. Nachdem sie erst etwas gegessen hat beginnt sie dann damit Sethai von ihrem Projekt zu berichten. Sie erzählt von dem Treffen mit Borgil um Unterstützung vom Rat zu bekommen und wie sie die ersten unnützen Teile der Einrichtung zu Geld gemacht hat um Ihren Traum zu finanzieren.

„Das erinnert mich...“, spricht der Seher an dieser Stelle,“... ich habe in meiner Abwesenheit einiges an Geld gesammelt durch meine Arbeit. Ich brauche nicht allzu viel davon. Du kannst gerne den größten Anteil davon bekommen. Ich denke jede Münze bringt Dich ein stück weiter mit Deinem Umbau und der Finanzierung. Es ist nicht wirklich viel, aber immerhin....“

Als sie schließlich mit ihrem kleinen Vortrag zu Ende ist, schaut sie ihren Gefährten erwartungsvoll an.

„.. ich bin Dir gerne in allem behilflich. Jedoch beim Umbau selbst und der Einrichtung des Gebäudes werde ich wohl eher fehl am Platz sein. Doch sicher hast Du in dem Bereich schon tatkräftige Hilfe.“ Bei diesen Worten schaut zu Orga und ihrem Mann hinüber. Die beiden würden schon dafür sorgen das genügend kräftige Männer daran beteiligt wären. Und wenn Borgil wirklich den Stadtrat zur Mitfinanzierung überzeugen könnte, dann sollte zumindest dafür auch genug Geld zur Verfügung stehen.

„Falls du jedoch dennoch etwas weißt das ich tun könnte..... Ansonsten glaub ich das meine Hilfe erst einsetzen kann wenn das Haus dann fertig ist und die ersten Bewohner eintreffen. Denn Du alleine kannst die kleine Schar dann sicher nicht bewältigen. Dabei stelle ich mich Dir dann sehr gerne zur Verfügung.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 07. Aug. 2004, 18:55 Uhr
Jolanthe hat sich neben Galrin gesetzt, genießt das Frühstück und hört den munteren Gesprächen im Raum zu. Zwischendurch bekommt sie mit, dass Henry im Moment bei Uuma ist und sie nimmt sich vor sie nach dem Frühstück auch noch zu besuchen. Hoffentlich geht es ihr schon besser.

Sie lauscht weiter den Gesprächen und bekommt auch ein wenig mit, was Asrai und Sethai besprechen. Die hübsche Frau mit den weißblonden Haaren scheint ein großes Projekt zu planen. Ein großes Haus, welches sie umbaut und in dem später Leute einziehen sollen. Aber was für Leute? Mehr kann Jolanthe nicht raushören. Und dass sie noch Hilfe suchen.
Jolanthe würde gern helfen, doch schon in ein paar Wochen wird sie mit ihrem Bauch Schwierigkeiten bekommen sich zu bewegen, sie war jetzt schon leicht eingeschränkt. Nun, der kleine Wurm in ihr brauchte halt Platz. Bei diesem Gedanken muss sie lächeln.
Nun und mit diesem Bauch könnte sie wohl kaum helfen, zumal das Galrin wohl kaum zulassen würde, denkt sie schmunzelnd.

Bei den Gedanken an das Kind, das in ihr heranwächst, fällt ihr mit einem Mal etwas ein. Und sie ist so verwundert, dass sie da nicht früher drangedacht hat, dass sie leise auflacht.
Galrin sieht sie fragend an. Jolanthe schluckt das Stückchen Brot hinunter, das sie gerade im Mund hatte und meint: "Mir ist nur gerade eingefallen, dass das Kleine ja uach etwas zum Anziehen braucht! Ich kann leider nicht stricken oder häkeln, nur nähen. Aber ich werde Alwine mal fragen"

Und nachdem alle so langsam mit dem Frühstück fertig sind, hilft Jolanthe noch ein bisschen mit, das geschirr wegzuräumen und spricht bei der Gelegenheit gleich Alwine an.
"Sag mal Alwine, kannst du eigentlich stricken oder häkeln?", fragt sie, während sie ein paar Teller neben dem Spülbecken aufstapelt, "Und könntest du es mir vielleicht beibringen? Das Kleine brauch ja auch etwas zum Anziehen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 07. Aug. 2004, 20:28 Uhr
Orga hört zu was Asrai ihrem Gefährten vom Armenhaus berichtet und nickt so manches Mal zu ihren Worten, auch Sethais Bemerkung bekräftigt sie mit einem kräftigen Nicken und einem aufmunternden Lächeln. Yohn und Tharonn können tagsüber die nötigen Arbeiten in der Villa verrichten, nachdem sie sich um die Pferde im Stall gekümmert haben, überlegt sie und bemerkt plötzlich das Lachen von Jolanthe und hört, was sie über die Kleidung sagt und muß schmunzeln. Na, sie hat ja noch genug Zeit... denkt sie und überlegt, ob sie ihr anbieten soll, ihr das Stricken zu zeigen, denn sie hat als junges Mädchen gerne gestrickt, auch wenn ihre Mutter das nicht gerne gesehen hat, weil es sich für eine Adelige nicht ziehmte, wie sie meinte.

Der Kapitän erhebt sich und verläßt den Frühstückstisch, während sie noch am Tisch sitzen bleiben und alle Hände noch das Geschirr zusammenstellen und zum Rand des Tisches schieben, wo Alwine alles in die Kombüse schafft. Auch wenn Jolanthe Alwine schon gefragt hat wendet sich Orga an die junge Frau.

"Jolanthe es würde mir ausgesprochen Freude bereiten, euch das Stricken beizubringen. Ich habe als junges Mädchen viel gestrickt und in Verd kenne ich einen Wollhändler, der traumhafte Garne verkauft. Da könnten wir gleich mit der Kutsche hinfahren, sobald wir ankommen. Ich liebe es, in Verd einzukaufen" und ihr Blick richtet sich in Erinnerung an ihre Einkaufsbummel in der Gegend um den Markt schwärmerisch in die Höhe. "In Verd ist mir jeder Winkel und jeder Laden vertraut. Vielleicht mag Alwine ja auch mit?" und lächelt Alwine aufmunternd an und wendet sich auch an Asrai. "Wie wäre es Asrai, hättet ihr auch Lust mitzukommen? Verd ist ein nettes Städtchen, ganz anders als Talyra, viel gemütlicher..."

Ein kleiner Ruck geht durch das Schiff und man hört wie die Ankerkette hochgezogen wird und spürt das Schiff, wie es sich sanft zur Seite neigt und in Bewegung gerät. "Wollen wir uns an Deck weiterunterhalten?" wendet Orga sich an die Frauen und schaut fragend in die Runde, denn sie würde gerne die Aussicht auf die Berge genießen.



Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 07. Aug. 2004, 20:36 Uhr
Asrai weiß nicht so recht, ob sie Geld von Sethai annehmen soll. Was war mit dem Haus, dass er sich einrichten wollte? Sie hatten seit langer Zeit nicht mehr darüber gesprochen, ob Sethai nun bei Asrai wohnen bleibt oder nicht. Und jetzt würde sie dann ja sogar vielleicht ins Armenhaus ziehen. "Ich denke, über das Geld sprechen wir einfach nochmal, wenn ich alles zusammengerechnet habe.", tut Asrai diese Angelegenheit ab. "Es wird sich sicher eine Aufgabe für dich finden, wenn du helfen möchtest.", sagt sie dann lächelnd zu ihrem Gefährten.

Dann lauscht sie, wie Orga und Jolanthe über das Stricken und Häkeln sprechen. Sie selbst beherrscht diese Handarbeiten auch. Sie hat es schon sehr früh gelernt. Doch da Orga der jungen Frau schon ihre Hilfe anbietet, bleibt Asrai still. Vielleicht könnte sie Jolanthe ja zur Überraschung etwas für das Kind stricken und dann irgendwann vorbei bringen. Zeit würde sie dafür sicher finden. "Gern gehe ich mit euch in Verd einkaufen. Ich war bislang nur einmal dort und da ging es um eine...dringende Angelegenheit und ich war nur auf der Durchreise, so dass ich keine Zeit hatte mich umzusehen." Asrai denkt dabei an ihr "Abenteuer" in Kirklitz und an Deliah. Lange hat sie das Mädchen und auch Jock schon nicht mehr gesehen.

Als Orga dann vorschlägt, an Deck zu gehen, nickt Asrai. "Es ist draußen so herrlich, dass es eine Schande wäre, wenn wir noch länger hier unten bleiben würden." Auch Asrai möchte die Aussicht auf die Berge genießen und kurz darauf klettern alle an Deck. Oben atmet Asrai tief durch. Sie liebt diese Luft, die so weit über dem Boden noch viel frischer und weicher erscheint.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 07. Aug. 2004, 20:42 Uhr
Erfreut über das offene freundliche Angebot von Orga lächelt Jolanthe. Doch ihre Schüchternheit schiebt sich dazwischen. "Ich weiß nicht,...ich... ähm", stottert sie. Sie kennt Orga doch gar nicht. Und Alwine kennt ise so gut, und... Doch dann schalt sie sich in Gedanken als feige. Orga ist doch so nett und freundlich und schließlich überwindet sie sich. "Ja,... doch, ja, gerne", sagt sie und lächelt schüchtern.

Auf Orgas Vorschlag draußen ihr Gespräch weiterzuführen, nickt sie und folgt ihr auf's Deck. Auch sie möchte gerne den Anblick der Berge genießen und den Wind in ihren Haaren spüren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 07. Aug. 2004, 21:26 Uhr
Uuma genießt das frische Brot und der Kamillentee schmeckt nach frisch gepflückten Blütenköpfchen und rinnt ihr immerwieder wohlig durch ihre Kehle. Zwei Scheiben hat sie schon gegessen und noch immer hat sie Appetit und macht sich eine dritte.
Henry beginnt von einem See zu erzählen und von seinem Vater und einem Gut und Uuma vermutet, daß Orga aus einer mächtigen Familie stammt. ...und wo schlafen Frau von Henry? fragt sie sich, doch der Gedanke, daß Henry sie in seiner Nähe haben möchte macht Uuma Freude. Eigentlich wollte sie ihre Kleidung und ihre Sachen, um in die Wildnis zurückzugehen, um dort schneller wieder Kraft zu schöpfen, aber das was Henry erzählt gefällt ihr.

Uuma merkt, wie sie das Essen anfängt anzustrengen und will nur noch einen Schluck Tee trinken, um sich dann wieder hinzulegen, als sie von einem Moment auf den anderen im Sitzen wegnickt. Erst als Henry sie aus der Decke wickelt merkt sie, daß er sie zum Bett getragen hat. Noch irritiert und durcheinander nimmt sie seine Hände wahr, die ihre halten und blickt in seine Augen, die durch sie durchzublicken scheinen und nickt auf seine Bemerkung zu der Medizin von der Heilfrau Morgana. Den halben Becher trinkt sie leer, den Henry ihr hält und sagt ihm dann leise, was sie möchte. "Uuma erst wollen runter in Wald und wollen werden gesund bei Mutter Erde." Sie merkt wie die Müdigkeit wieder nach ihr greift und flüstert nur noch, während aber ein glückliches Lächeln über ihr Gesicht huscht. "Uuma aber mehr wollen sein bei Henry, in Haus von Vater von Henry und liegen in Garten unter Bäume... seien leichter für Uuma..."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 07. Aug. 2004, 21:59 Uhr
Jolanthes Verlegenheit läßt Orga die junge Frau freundlich anlächeln und bald hat sie sie soweit überwunden, daß sie zustimmt und Orga bringt ihre Freude darüber zum Ausdruck indem sie ihre Hand ergreift und freudig drückt.
Als Asrai dann von Verd spricht erinnert sich Orga an Henrys Reise zum Gut und wie er mit Asrai und Sethai zurückgeritten kam...und mit Petroff. Asrais Zustimmung läßt sie schon in Gedanken die Kutsche anspannen und sie vom Gut aus gleich bei ihrer Ankunft nach Verd fahren. ...daß ich mich so auf Verd freue hätte ich gar nicht gedacht, wundert sich Orga über sich selbst, aber dann geht sie mit den beiden Frauen nach oben an Deck, wo Frederik schon mit Jana die Berge von oben bewundert.

Sie gleiten gerade über eine Schlucht, in der man tief unten ein Wildwasser zu Tal stürzen sieht. "Was für ein herrlicher Anblick!" entfährt es Orga, die mit den Frauen an der Reling steht und Sethai, der seine Asrai wie ein stiller Schatten begleitet, und hinunterblickt. Der Kapitän folgt der Schucht und sie können sehen, wie sich das Wildwasser seinen Weg durch die tiefsten Stellen der Schlucht sucht und seitlich hinter einem Felsen in die waldige Gegend nach Norden schlängelt, während er das Schiff in weitem Bogen noch etwas in westliche Richtung lenkt, weiter über felsige Bergrücken auf denen sie immer wieder Gemsen entdecken.
Es ist einfach traumhaft schön, denn die Sonne scheint von einem schönen blauen Sommerhimmel und hier oben ist es richtig angenehm, nicht zu warm, aber auch nicht mehr kühl, wie am Tag zuvor. Der Kapitän scheint die Fahrt auch zu genießen und sich an der Gegend zu erfreuen, denn ab und zu hört man ihn ein Lied pfeifen und dann hört man die Nordmänner mal pfeifend und mal singend einstimmen in die Melodie und Orga wundert sich, wo die jungen Männer stecken, denn von oben aus den Segeln und aus allen möglichen Ecken kommen ihre Stimmen. Es ist eine fröhliche Fahrt und Orga fragt sich langsam, ob die  kleine Wilde Henry schafft oder Henry sie.... und muß bei dem Gedanken leise lachen, wird dann aber wieder ernst, weil sie weiss, wie verantwortungsbewusst Henry ist und dass er sich den Tod des kleinen Hengstes sehr zu Herzen nimmt, aber sie kann ihm dabei nicht helfen. Henry weiss, dass ich ihn verstehe...und ihn über Alles liebe...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 08. Aug. 2004, 01:58 Uhr
Henry ist heilfroh, daß Uuma sich nicht wieder gegen die Medizin sträubt und den Becher halb leer trinkt. Während er ihn noch zurück auf den Tisch stellt hört er wie der Anker eingezogen wird und spürt, wie sich das Schiff in Bewegung setzt. Langsam zieht die Felswand an ihnen vorüber, was er durch das kleine Fenster hinter Uumas Bett beobachten kann, doch dann traut er seinen Ohren kaum. Sie wollte in die Wildnis abgesetzt werden...? Er hatte geglaubt, daß sie lediglich in ihrer Echsenlederkleidung an Deck sein wollte, aber daß sie in ihrem Zustand das Schiff verlassen wollte, damit hatte er  nicht gerechnet, darum atmet er unmerklich erleichtert auf als sie ihm erklärt, daß sie lieber bei ihm bleiben wolle und bemerkt auch ihr glückliches Lächeln.

Bin ich froh, daß ich nach ihr geschaut habe. Ich muß mich wirklich mehr um sie kümmern... Uumas Verhalten bestätigt ihm, daß sie einsam war und dorthin wollte, wo ihr Vertrautes begegnet, die Wildnis, in der sie sich zuhause fühlt. Henry ist froh, daß Uuma ihm soviel Vertrauen entgegenbringt und daß sie erkennt, daß es so für sie leichter ist, denn das hätte er ihr auf keinen Fall erlaubt. Henry nickt lächelnd. "Das freut mich Uuma und du wirst sehen, auf dem Gut wird es dir gefallen." Henry streicht sanft mit seinen Daumen über Uumas Handrücken, worauf sie wieder mit einem entspannten Ausatmen reagiert und langsam gleitet sie in das Land der Träume.

Erst als gleichmäßige Atemzüge davon zeugen, daß sie tief und fest schläft erhebt er sich und streicht ihr liebevoll über den Kopf. "Schlaf dich gesund Kleine und nachher wird Yohn dich auf Deck bringen, damit du bischen was von der Landschaft siehst..." Leise verläßt Henry das Zimmer und sagt Marie in der Kombüse bescheid, die Alwine beim Abwasch hilft und spricht mit Yohn, den er auf Deck findet.

Henry schlingt bald glücklich seine Arme um Orga, die mit den anderen am Bug steht und "Schiff voraus" die Gegend betrachtet und erst jetzt sieht er die zerklüfteten Felsen unter ihnen und die Sturzbäche, in denen das Wasser die Berge hinabschießt und schon hat auch ihn die Faszination der Bergwelt unter ihnen gepackt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 08. Aug. 2004, 20:47 Uhr
Gebannt von der Schönheit der Schlucht unter ihr und dem azurblauen Fluss unter ihr betrachtet Jolanthe die traumhafte Landschaft.
Sie stützt die Hände auf die Reling und atmet tief ein. Sie kann den Sommer riechen: der starke, würzige Geruch der Bäume, die Frische des Wassers und der leichte, ihre Nase kitzelnde Duft von Sommerblumen.
Und ihre guten Ohren erlauschen das ausgelassene Tirilieren der Vögel.
Sie liebt dieses Gefühl der Blüte und der Naturverbundenheit.
Sie kann ihre Begeisterung nicht für sich behalten.
"Fühlt ihr den Sommer?!", fragt sie leise Asrai und Orga.

Auch die Mannschaft scheint den Sommer zu spüren. Alle sind fröhlich. Auch Galrin pfeift fröhlich vor sich hin und sie schenkt ihm ein strahlendes Lächeln, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dieser traumhaften Landschaft widmet.
Kirion kommt angeschliechen, streicht ihr um die Beine und springt dann mit einem eleganten Satz auf ihre Schulter. Auch er genießt den Wind und die Aussicht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 08. Aug. 2004, 22:33 Uhr
Orga lächelt glücklich, endlich war Henry aufs Deck gekommen und sie lehnt sich wohlig an ihn. Sein Körper fühlt sich wie immer sanft und weich an, auch wenn seine Kleidung ihn polstert. Sie liebt es, ihm nahe zu sein und die Fahrt über diese wunderschöne Landschaft in windiger Höhe mit ihm zu genießen läßt sie fast schweben. Jolanthe scheint auch von dem Zauber gefangen zu sein. "Ja, es ist so intensiv hier oben, unbeschreiblich nichtwahr?" antwortet sie auf die Frage der jungen Frau.

Die Täler und Hügel ziehen unter ihnen dahin und die felsigen Gründe gehen immer mehr in sanfte Hügel über, bis sich wieder satte Wälder unter ihnen erstrecken und sie weit in der Ferne die Ahnung eines Glitzerns erkennen können. "Henry! Da, siehst du in der Ferne?, das ist der Verder See! Oder ist das eine Täuschung?"

Angestrengt gehen Orgas Augen in die Ferne wo sie im Norden meinte etwas glitzern gesehen zu haben. Im nächsten Moment lenkt jedoch ein Kater ihre Aufmerksamkeit ganz nah neben sich ab und sie erschrickt beinahe, als das Tier auf Jolanthes Schulter springt, doch dann lächelt sie.  Der Anblick ist einfach zu schön. "Ein schönes Tier," spricht sie Jolanthe an, die plötzlich aufblüht und Orga kann richtig spüren, wie sich die kleine Frau freut und auch der Kater schnurrt und reibt seinen Kopf an ihrem Hals.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 09. Aug. 2004, 02:17 Uhr
Uuma erwacht und wundert sich als erstes, daß die Berge schon so weit fort sind. Uuma schlafen lange... denkt sie und wundert sich dann, daß Marie ihr die Haare bürsten will, aber läßt sie machen. Sie gibt ihr sogar das Band mit dem sie ihre Haare immer zusammenbindet und nach einigem Bemühen hat sie ihre altgewohnte Frisur wieder und wundert sich, daß Marie fröhlich lächelnd aus dem Zimmer verschwindet, um kurz darauf mit Yohn wiederzukommen.
"Wenn es euch recht ist Uuma trage ich euch auf Deck, wie es Henry wünscht," spricht sie Yohn an und Uuma starrt erstmal überrascht in das Gesicht des Mannes und überlegt, aber nach einer Weile nickt sie, rutscht aus dem Bett und wickelt sich die braune Decke um und läßt sich von Yohn nach oben tragen. Er trägt sie so, daß sie beinahe in seinen Armen sitzt und sie freut sich riesig über den Anblick auf Deck. Gleich sieht sie Henry mit seiner Frau, Asrai und die kleine Frau vorne an der Reling, aber auch ein eigenartig aussehnder schlanker Mann steht bei Asrai und ein merkwürdiges Gefühl beschleicht Uuma, fast, als würden sich ihr die Haare aufstellen und sie ist kurz irritiert.

Yohn hält genau auf die Gruppe zu und Uuma entdeckt den Kater auf der Schulter der kleinen Frau und schaukelt mit den Beinen, als wollte sie zu ihr hin und Yohn hält auch kurz vor ihr. "Das seien Ki-ri-on?" fragt sie die kleine Frau, doch dann sieht sie die Wälder und einen breiten Bach, eigentlich einen kleinen Fluß sich unten durch den Wald schlängeln und kann gar nicht nah genug an die Reling ran. "Oh! Oh!" Mehr kann Uuma gar nicht sagen und sie blickt hinunter, saugt den Anblick in sich auf und die frische Luft, die ihr sanft um das Gesicht weht und ist so glücklich wieder draußen zu sein. Immerwieder geht ihr Blick auch zu dem Kater der kleinen Frau, der es sich auf ihrer Schulter gemütlich gemacht hat.

Einmal guckt Uuma auch zu dem Mann an Asrais Seite, aber die Augen sind ihr unheimlich und der ganze Mann fühlt sich unheimlich an und sie schottet ihr Gefühl vor ihm ab und rückt innerlich von ihm weg, denn auch wenn er hinter Asrai steht, die hinter der kleinen Frau steht, beunruhigt Uuma die Nähe des Mannes, obwohl er nur ganz still dasteht; ihr Instinkt rät ihr Abstand zu ihm.




Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Aug. 2004, 11:58 Uhr
Die treue Alwine hat Jolanthe selbstverständlich zugesagt, ihr das Stricken und Häkeln beizubringen, war aber gleichermaßen überrascht und erfreut gewesen, als Orga angeboten hatte, der Halbelbe dererlei Handarbeiten beizubringen. Mit einem Schmunzeln wendet sich die Köchin an die Verlobte des Kapitäns und flüstert: "Nun, ein solches Angebot würde ich mir nicht entgehen lassen, Herrin. Immerhin ist die hohe Dame von Roßstein eine Adelige und, wie man hört, auch in anderen Dingen nicht ungeschickt. Einen Versuch wäre es doch immerhin wert. Und wenn sie sich für das Stricken und das Häkeln auch nur halb so gut begeistern kann, wie für ihren Mann, dann ist sie eine wahre Künstlerin."
Leicht errötend verschwindet Alwine wieder in der Kombüse und bald hört man von dort das Klappern des Geschirrs. Auch Marie gesellt sich zu ihr und geht ihr zur Hand, so gut es geht. Denn auch wenn Marie ursprünglich vielleicht ein wenig skeptisch war, mit einem ganzen Schiff in die Luft zu gehen, so hat sie längst ihre anfängliche Scheu der "Windkind" und ihrer Besatzung gegenüber abgelegt. Und welche Köchin (abgesehen von Alwine) kann sonst schon behaupten, in einer fliegenden Küche den Abwasch gemacht zu haben?

Nachdem alle gesättigt und der Tisch abgeräumt worden ist, geht die Fahrt weiter. Ruhig und lautlos, wie ein großer Vogel, gleitet die "Windkind" über das Gebirge dahin und fügt sich mit ihrem sanften Schweben in die Natur ringsum harmonisch ein.

Orga, Asrai, Jolanthe und Sethai haben die frische Luft an Deck der Wärme im Schiffsrumpf vorgezogen. Auch die Mannschaft genießt es, hier zu sein, den Wind im Gesicht und in den Haaren zu spüren und die Landschaft an sich vorbei ziehen zu sehen. Galrin selbst hat das Ruder zunächst noch selbst geführt, es inzwischen jedoch wieder einmal dem verläßlichen Gunnar überlassen, der inzwischen so sicher mit dem hölzernen Giganten umzugehen vermag, wie mit dem Schnitzmesser oder dem Kurzbeil.
Seine Verlobte im Arm, steht der Schiffsbauer an der Reling und freut sich darüber, wie sehr Jolanthe den Flug über das Bergmassiv genießt. Die zierliche Halbelbe lacht über das ganze Gesicht, freut sich über einen Habicht, der sich in einem warmen Aufwind neugierig zu den Luftfahrern heraufbegeben hat, und ihre Augen strahlen mit den glitzernden Wassern eines Gebirgsbaches um die Wette.

Nach einer Weile kommt Kirion auf samtenen Pfoten angeschlichen, landet mit einem eleganten Sprung auf Jolanthes Schulter und legt sich, wie ein lebender Pelzkragen, um den Hals seiner Herrin, was sowohl Orga als auch einem Teil der Mannschaft ein Lächeln entlockt. Schließlich ist die innige Zuneigung der Halbelfe zu ihrem vierbeinigen Freund auf der Werft wohlbekannt. Auch der Kapitän selbst kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und pfeift übermütig ein kleines Liedchen, welches bald von der Mannschaft aufgegriffen wird. Mit Belegnägeln und Arbeitsmessern werden Fässer, Eimer und andere Gegenstände zu "Rhythmusinstrumenten" umfunktioniert und bald schallt aus vielen Kehlen ein Lied, das Galrin vor kurzem erdacht hat. Der Kapitän selbst fungiert dabei als Vorsänger und die Mannschaft fällt lachend und singend in den Refrain ein.

Bleibt unser Schiff nur in dem Hafen,
sollen uns die Götter strafen.
Vor Reiselust woll'n wir nicht schlafen.
Segeln in den Morgen.


Hey-ho... wir sind Normander,
fahren in ferne Lande,
hey-ho... wir sind Normander,
segeln in den Morgen.


Unser Schiff trotzt allen Wellen,
Woll'n uns Amurs Wogen stellen,
Fahren auf des Stromes Schnellen.
Segeln in den Morgen.


Hey-ho... wir sind Normander,
fahren in ferne Lande,
hey-ho... wir sind Normander,
segeln in den Morgen.
*

So nimmt das Lied seinen Lauf und mit Gesang und Lachen entfernt sich das Windschiff von den Erikarbergen und richtet seinen Bug nach Norden, wo in weiter Ferne schon das Glitzern des Verdsees zu sehen ist.


* Melodie: "What shall we do with the drunken sailor"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 09. Aug. 2004, 12:54 Uhr
Immer weiter geht es nach Nordwesten, bis sie ganz nach Norden segeln. Zwischenzeitlich hat Yohn Uuma auf das Deck gebracht und Henry freut sich über das Vergnügen der kleinen Wilden an dem herrlichen Erlebnis, über das Land zu fliegen. Auch Galrin Ragnarsson gesellt sich zu ihnen und die Stimmung auf dem ganzen Schiff spiegelt den sonnigen Tag und das Gefühl der Freiheit hier oben in den Lüften wieder, das alle ergriffen hat, das sich in einem vergnügten Lied der Nordmänner Ausdruck verleiht.

Orga hat sich an ihn gekuschelt und er kann fühlen, wie sie ihm beinahe seelig in dieser berauschenden Höhe davonfliegt und drückt sie etwas fester an sich und riecht den Duft von Sandelholz in ihren Haaren, den sie so liebt und der in allen ihren Sachen gegenwärtig ist, mit diesem Hauch von Jasmin, der dem herben Duft des Holzes eine unbeschreibliche Lieblichkeit verleiht. Vielleicht ist es das womit sie mich seit jeher verzaubert," denkt er und schmunzelt in sich hinein.

Orgas Bemerkung über ein Glitzern läßt ihn von seiner Träumerei aufblickend den Horizont absuchen und er sieht es auch, das Glitzern, den Verder See. Bald sind wir da, schießt der Gedanke mit einer leichten Welle der Erregung durch seinen Körper, die Orga offensichtlich mitbekommen hat, denn sie wendet sich an ihn und berichtet ihm von dem Vorschlag des Kapitäns, zuerst am südlichen Ufer beim alten Korran Halt zu machen. Henry läßt sich den Gedanken eine Weile durch den Kopf gehen, nickt dann aber. "Wenn es niemanden stört, daß es ein paar Stunden Aufenthalt dort werden können, dann würde ich das begrüßen" sagt er vernehmlich. Henry nickt dem Kapitän zu, der sich zu ihnen umgedreht hat, als Orga darüber sprach. "Das würde uns sicher eine Menge Zeit sparen...  Sein Hof liegt östlich am Südufer des Sees," gibt er eine genauere Beschreibung ab, denn der Verder See liegt langgestreckt von Westen nach Osten in dieser Landschaft voller sanfter grasbewachsener und nur leicht bewaldeten Hügel auf denen überwiegend Korn angebaut wird, wobei das Südufer im Westen auch dichtere Wälder aufweist, die teilweise bis an den See reichen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 09. Aug. 2004, 16:23 Uhr
In der Ferne glänzen schon die Wogen des Verdsees, als Henry an Galrin herantritt und sich mit ihm kurz bespricht. Prüfend blickt der Nordmann zum Himmel empor und versucht, die Tageszeit abzuschätzen. Nach kurzem Nachdenken kommt der Schiffsbauer zu dem Schluß, daß Shenrahs Auge seinen höchsten Stand noch nicht ganz erreicht hat, und daß es bei dem guten Wind und der raschen Fahrt des Schiffes nicht lange dauern wird, bis sie das Südostufer des Sees erreichen. Somit sollte genug Zeit vorhanden sein, um Henry seine Geschäftsgespräche führen zu lassen und noch bei Tageslicht die Stadt Verd zu erreichen.
So nickt Galrin bestätigend und korrigiert den Kurs, so daß der Bug des Windschiffes wie eine gigantische Speerspitze nach Nordnordost zeigt, wo, bislang noch für die Augen unsichtbar, das Ziel der Reise liegt.

Nach einer guten Stunde Flug läßt der Kapitän die Segel kürzen und das fliegende Schiff in den Wind drehen. Unter dem unteren Mast liegen die Stallungen und Koppeln von Korrans Pferdezucht. Doch die einstmals stolzen Gebäude und gepflegten Zäune sind in einem bedauernswerten Zustand. Überall zeigen sich Spuren des Verfalls. Nicht nur der Sturm, durch den die "Windkind" noch vor kurzem geflogen war, hat den Dächern zugesetzt, Schindeln abgerissen und Weidezäune schief gedrückt. Das ganze Gut macht den Eindruck von Verwahrlosung und Vernachlässigung, obwohl auf den grünen Koppeln gutgenährte Pferde stehen und aus dem Kamin des Haupthauses Rauch aufsteigt. Offenbar kocht dort unten jemand soeben sein Mittagessen.

Mit hochgezogenen Brauen blickt der Nordmann Henry an, der fassungslos auf das verwahrloste Gut hinunter sieht. "Mir scheint, Euer Bekannter hält nicht eben viel davon, seine Gebäude in Ordnung zu halten, oder sie wieder instand zu setzen, nachdem der Wind sie beschädigt hat.", knurrt Galrin, während die "Windkind" den Anker fallen läßt und die Segel geborgen werden. Gemeinsam mit Orga, Jolanthe und Henry begibt der Kapitän sich zum Aufzug, der die Vier sicher auf den Boden hinunter bringt. Wieder feste Erde unter den Füßen zu haben ist nach anderthalb Tagen des Dahinschwebens und -gleitens ein etwas ungewohntes Gefühl, doch daran gewöhnen sich die Füße schnell wieder und man begibt sich hinüber zum Gut des alten Korran.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 09. Aug. 2004, 17:59 Uhr
Orga war die letzten Stunden nicht von Henrys Seite gewichen und hatte die Gespräche der beiden Männer verfolgt und ihre Pläne. Da sie den alten Korran gut kennt und auch den Hof und die Stallungen in tadellosem Zustand in Erinnerung hat trifft sie der Anblick von der Windkind aus wie ein Eimer mit kaltem Wasser. "Das ist doch nicht möglich," stammelt sie beinahe und blickt Henry entsetzt an. "Was ist da passiert? Vor Jahren war ich hier und es war einer der schönsten Höfe hier in der Gegend?" und nickt bedrückt zu den Worten des Nordmannes.

Orgas Unruhe wächst mit jeder Minute und sie hält sich an Henrys Arm fest, denn ihr ist ganz und gar nicht wohl bei dem Anblick, eine dunkle Wolke schwebt über allem und keinem bleibt der verwahrloste Zustand der Gebäude verborgen. Voller Ungeduld, aber auch mit Unbehagen betritt sie an Henrys Seite mit dem Kapitän und Jolanthe ein hölzernes Etwas, mit dem sie nach unten auf die Erde gelassen werden, wo schon einige Knechte und Mägde unter Staunen und manche eingeschüchtert bei dem Anblick des fliegenden Schiffes, zusammengelaufen sind.

Orga geht auf den ersten Knecht zu, dessen Namen sie vergessen hat, der sie aber sofort erkennt und voller Respekt begrüßt. "Wir möchten mit Korran sprechen. Ist er  da?" Orgas Stimme hat hier den Ton, den man von ihr als Herrin des Gutes von Roßstein erwartet und sie werden in das Haus geführt, wo Korran in einem gepolsterten Schaukelstuhl sitzt, die Augen abwesend auf etwas gerichtet, das nicht in dieser Welt zu sein scheint. Der Knecht meldet sie, aber erst nach mehrmaligem Ansprechen scheint der alte Mann, dessen Gesicht eingefallen ist, mit den ehemals klaren Augen langsam in das Hier und Jetzt zurückzukehren.

"Korran! Was bei den Göttern ist passiert? Wo ist euer Sohn?", denn die beiden waren stets zusammen und sie kann ihn nirgends sehen. Ein trauriger Blick richtet sich auf Orga und Korran braucht enorm lange, bis er die Worte findet. "Bennor ist tot Lady von Roßstein, er ist vor Monden beim Heueinfahren zu Tode gestürzt... Alles ist vorbei, alles wofür ich die vielen Jahre gelebt habe... alles umsonst..." grummelt er immer leiser werdend in sich hinein.

Orga weiss nicht was sie sagen soll, doch dann gebietet ihr die Höflichkeit, ihre Begleitung vorzustellen. "Korran, ich bin untröstlich und ich kann meinen Kummer nicht in Worte fassen... weiss ich doch, wie...." Orga kann nicht weitersprechen, denn die Erinnerung an den kräftigen fröhlichen Mann in den besten Jahren, in Henrys Alter, war eine Seele von Mensch und sie muß sich zusammenreißen. "Bitte laßt mich euch meinen Mann vorstellen, Henry, Leonhard von Reydts Sohn und hier an meiner Seite das ist Galrin Ragnarsson, der Kapitän der Windkind, von der ihr sicher schon gehört habt und seine Frau."

Orga nimmt den alten Mann, einer Eingebung folgend, einfach bei der Hand und zieht ihn kurzerhand aus dem Schaukelstuhl hoch. "Kommt Korran, kommt nach draußen guter Mann, wir haben ein Anliegen an euch und hier drinnen soll eure Magd ersteinmal lüften und den Schrubber zur Hand nehmen." Mit der freien Hand scheucht Orga zwei andere Mägde resolut los, Besen, Schrubber und einen Eimer mit Wasser zu holen und an die Arbeit zu gehen, die nicht wagen ihr zu widersprechen.

Henry hat sich mitlerweile auf die andere Seite des Mannes begeben und stützt ihn und gemeinsam gehen sie vor das Haus und setzten sich dort auf die Bank und die Stühle, die alle aus wunderschönem Wurzelholz gearbeitet sind und den Glanz des ehemals herrschaftlichen Anwesens verraten. Orga entschuldigt sich bei den Männern und geht wieder ins Haus und schaut, daß die Mägde spurten, denn hier fehlte offensichtlich eine starke Hand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 09. Aug. 2004, 19:15 Uhr
Henry sieht mit wachsender Erwartung den See immer näher kommen und erkennt sofort, daß da unten etwas nicht so ist wie es sein sollte und stimmt Orga und Galrin zu und sieht Jolanthes traurigen Blick über den Hof gleiten. Henry war nie zuvor hier  gewesen, aber daß da unten ein Hof dabei ist zu verkommen, das sieht er sofort.

Orga hält sich geradezu an seinem Arm fest, aber schreitet zur Tat, wie er es von ihr von früher kennt und wäre nicht diese düstere Stimmung überall um sie herum, würde er darüber schmunzeln. In der guten Stube spricht sie einen Mann an, der nur entfernt die Ähnlichkeit mit dem Manne besitzt, den er früher als Korran kannte, damals, als er ihnen auf der anderen Seite des Sees hin und wieder die Wagen- und Zugpferde brachte. Bald erfährt er, warum der Mann gebrochen dasitzt und sich nicht mehr um sein Gut kümmert und der Gedanke läßt ihn die Luft schwer einziehen. Bennor ist tot...? Er war in seinem Alter und sie verstanden sich damals als junge Burschen gut und jagten mit den flinken roßsteinschen Pferden jedesmal zum See, wenn er seinen Vater begleitet hatte... Henry spürt Orgas kurze Erschütterung, doch sie fängt sich schnell wieder und schreitet zur Tat. Sie ist eben eine geborene Gutsbesitzerin... Henry hilft, den alten Mann hinaus zu begleiten, der kaum noch alleine gehen kann. Wer weiß wie lange er schon in diesem Stuhl sitzt und sich nicht von der Stelle rührt... denn er hat etwas Sehniges, was nicht den Eindruck erweckt, daß er normalerweise ein kraftloser alter Mann ist.

Schon als Orga sie vorstellte, blitzte etwas in Korrans Augen auf und verschwand nicht wieder, ein Funkeln, als wäre etwas in ihm erwacht. Daß Orga sie wieder verläßt, nachdem sie sich alle nach draußen in die Laube gesetzt haben gefällt Henry nicht, er würde sie lieber im Auge behalten, denn noch irgendetwas anderes stimmte hier nicht.

Zu seiner Überraschung beginnt Korran zu sprechen. "Du bist Henry?, Leonhars Sohn?" und seine Augen werden wässrig. "Ich erinnere mich an dich Junge..." Eine Magd bringt Tee, Wasser und Wein und stellt das Tablett schüchtern auf den Tisch und verschwindet wieder. Henry nickt und antwortert ihm. "Ja das bin ich. Von Bennors Tod zu hören betrübt mich und ich weiß nicht was ich sagen soll Korran," und Henry blickt den Mann tief mitfühlend an, der ihn aufmerksam mustert. "Es ist wohl ein ungünstiger Augenblick für mein Anliegen," fährt Henry fort und blickt Korran nachdenklich an, der ihn aber auffordert weiterzusprechen und man merkt, daß ihr Besuch ihn aus seiner Isolation lockt, daß seine Haltung und sein Blick immer mehr die Stärke des Mannes wiederspiegeln, die sein ganzer Körper vermuten läßt.

Henry berichtet ihm von seinem Auftrag für die Steinfaust Kaltblüter zu züchten und seiner Suche nach geeigneten Stuten und daß er als Erstes ihn aufsuchen wollte und gehofft hätte, daß er ihm Stuten verkauft, weil er die besten hätte. Das Lachen des alten Korrans trifft ihn so unvorbereitet, wie ein Blitz am strahlend blauen Himmel und alle blicken verwundert auf und befürchten, daß er nun durchdreht, doch ganz das Gegenteil ist der Fall. Der Mann streckt sich, richtet sich zu voller Sitzhöhe auf und donnert los. "Junge, du bist der Einzige neben deinem Vater, dem ich meine guten Mädchen mit ruhigem Gewissen anvertraue. Wieviel willst du haben?"
Henry starrt Korran entgeistert an, doch dann spürt er die harte Entschlossenheit eines Mannes der sich entschieden hat, die ihn mit ganzer Wucht trifft. Es braucht keiner Worte mehr um zu erkennen, daß Korran seine Zucht aufgeben will und so antwortet Henry ehrlich: "Soviel, wie ihr mir gebt."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Aug. 2004, 10:45 Uhr
Während Orga, Henry, Jolanthe und der Kapitän selbst das Gut betreten, wird der hölzerne Aufzug bereits wieder nach oben gezogen, um bei Bedarf auch Asrai und Sethai zum Boden hinunter zu bringen. Sicher ist nun einmal sicher, und ob die Wasserfee und der Seher ebenfalls das Gut des alten Korran betreten wollen, vermag außer den beiden selbst niemand zu sagen.
Inzwischen hat die Reisegesellschaft das Haupthaus erreicht. Orga wird von den anwesenden Knechten und Mägden ehrerbietig begrüßt und die Scheu vor den Luftfahrern verschwindet zögerlich. Ab und zu trifft ein verstohlener Blick die Dame von Roßstein, ihren Mann oder auch die Elbe mit dem langen Blondhaar und ihren Begleiter. Fast könnte man meinen, die Bediensteten suchen nach Flügeln oder einem ähnlichen Zauberwerk, mit dessen Hilfe sich die Leute auf ihrem fliegenden Untersatz halten konnten. Doch nichts dergleichen ist zu sehen und so tun die Mägde und Knechte Korrans dieses Wunder mit einem Achselzucken ab.

Korran selbst wirkt auf Galrin wie ein alter Hund, der seinen Herrn wiedererkennt, welcher lange Zeit in der Fremde gewesen ist. Und obwohl die Muskeln und der Körperbau verraten, daß Korran sicher noch nicht die siebzig Lenze erreicht hat, erscheint er dem Nordmann wie ein klappriger Greis von hundert Jahren. Jolanthe, die sich bereits die ganze Zeit an Galrins Arm gehalten hat, klammert sich bei dem traurigen Anblick, den der Pferdezüchter bietet, schmerzhaft an den Oberarm ihres Verlobten. Mitleid durchfährt die zierliche Halbelbe wie ein Blitz und eine einzelne Träne schimmert in ihrem rechten Auge, als sie erfährt, daß der Sohn Korrans vor einigen Monaten ums Leben kam.
Orga stellt sowohl Henry als auch Jolanthe und Galrin vor. Der Pferdezüchter nickt langsam und zunächst scheint es so, als ob er die übrigen Anwesenden nicht bemerken würde. Doch dann klären sich seine Augen ein wenig und das Wiedererkennen zeigt sich in Korrans Blick. Nachdem man den alten Mann nach draußen gebracht hat, beginnt die Roßsteinerin damit, den Hof wieder in Schuß zu bringen. Die Mägde werden an die Arbeit geschickt, zwei Knechte beauftragt, Holzschindeln zu fertigen und das Dach auszubessern und auch die übrigen Bediensteten erhält die Order, sich gefälligst zu tummeln.

Als Henry die Pferde erwähnt und dabei berichtet, daß er für die Steinfaust Zuchtstuten und -hengste benötigt, lacht Korran plötzlich über das ganze Gesicht. Dem Schiffsbauer und seiner Verlobten bleibt, ebenso wie auch Henry, bei diesem Anblick glatt die Spucke weg. Zuvor war der alte Pferdezüchter noch niedergeschlagen gewesen, hatte sein Lebenswerk vernichtet gesehen und alle Anzeichen einer Trauer gezeigt, aus der er nicht mehr auftauchen könne. Doch der Korran, der Henry nun lachend anbietet, ihm seine Pferde zu überlassen, keine Ähnlichkeit mit dem, der zuvor gebrochen in der dunklen Stube gesessen hat.

"Kommt mit, seht sie Euch an.", lächelt er unternehmungslustig. Im Nu sind vier Pferde herbei gebracht worden, gesattelt und (im Gegensatz zum Rest des Hofes) offenbar in bestem Zustand. Mit ein wenig Besorgnis blickt Galrin auf Jolanthe, denn das Pferd vor ihr überragt sie mit seiner Kruppe um einige Fingerbreit. Und was hatte er ihr erst kürzlich über Kletterpartien in ihrem derzeitigen Zustand gesagt?
Doch der Kapitän beißt sich auf die Lippe und verkneift sich einen Kommentar, besonders nun, da sich die zierliche Halbelbe ohne Mühe in den Sattel schwingt und ihm mit lachendem Gesicht zuwinkt. Das Grinsen des Nordmannes gerät ein wenig schief, als er sein Pferd neben das von Jolanthe lenkt und ihr zuflüstert: "Paß bitte auf Euch beide auf." In diesen Worten schwingt so viel Liebe mit, soviel Zärtlichkeit und Zuneigung, daß die Stimme Galrins leicht zittert. Und selbst ein Narr würde erkennen, daß der Schiffsbauer mit der Mehrzahlform nicht Kirion meint, der immer noch auf Jolanthes Schulter sitzt.
Doch dann drückt der Nordmann seinem Roß leicht die Fersen in die Flanken und reitet, scheinbar sorglos, neben Korran und Henry her zum Hof hinaus.

Nach einer kleinen Weile erreicht man die Koppeln. Die einstmals so stattlichen Zäune aus den Stämmen junger Birken haben, ebenso wie auch die Gebäude des Gutes, unter den Wettereinflüssen gelitten und sind teilweise in einem äußerst desolaten Zustand. Seit der Sohn Korrans gestorben ist, hat es niemand für nötig befunden, die Zäune in Ordnung zu halten. Doch die Zuchtstuten, welche sich in dem großen Areal tummeln, sind munter und wohlgenährt. Galrin hebt die Brauen und nickt zu Jolanthe hinüber. Noch nie hat er so stolze Pferde gesehen, und obwohl er Schiffsbauer und kein Pferdezüchter ist, erkennt er edle Tiere, wenn er sie sieht.
Die nächsten Koppeln mit den Jährlingen und den Fohlen entlocken vor allem der Tierfreundin Jolanthe wahre Begeisterung. Die Jungtiere sind ausgelassen und frisch, keines von ihnen wirkt lethargisch oder gar krank und einige von ihnen sind so zutraulich, daß man es ohne Gefahr, gebissen zu werden, wagen kann, ihnen vorsichtig die Nase zu streicheln oder sie an den Ohren zu kraulen. Durchweg ist der Wuchs der Fohlen phantastisch. Die schlanken, sehnigen Beine und der elegante Körperbau nötigt jedem Pferdekenner Respekt ab. Und auch Galrin kommt nicht umhin, dem Züchter seine Anerkennung für die Tiere auszusprechen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 10. Aug. 2004, 11:27 Uhr
Orga war wieder ins Haus geeilt und hat sich davon überzeugt, daß die beiden jungen Mägde die Stube lüften und ordentlich reinigen. In der Küche findet sie die Köchin, die ihr, erleichtert über einen Menschen, der hier wieder das Ruder in die Hand nimmt, von den Begebenheiten seit Bennors Tod berichtet. Demnach war Korran seit jenem Tage nicht einmal mehr zu den Pferden rausgeritten, hatte seinen Fuß nicht mehr aus dem Haus gesetzt, hockte nur noch auf seinem Schaukelstuhl und wollte niemanden sehen.
Orga erfährt, daß das alles nicht so schlimm wäre, wenn nicht der Knecht Murgan, der noch nicht lange auf dem Hof wäre,  mit seiner gewalttätigen Art das Sagen bei den anderen Knechten an sich gerissen hätte. Selbst auf Ogmar, die rechte Hand des verstorbenen Herren, würden einige Knechte nicht mehr hören, aus Angst vor diesem Murgan. Orgas Zorn auf diesen unverfrorenen Knecht wächst von Minute zu Minute und ihre Rechte spielt mit der Peitsche in ihrer Rocktasche.

Orga läßt alle Mägde in der großen Eßküche zusammenrufen, die betrübt das Gleiche berichten, daß sie sich nicht trauten, außerhalb des Hauses ihren Arbeiten wie bisher nachzugehen. Orga kann es nicht fassen und läßt Ogmar zu sich kommen, der ihr  die Aussagen der Mägde bestätigt und meint, daß er immer gehofft hatte, daß Karron wieder aus seiner Trauer kommt und den Knecht vom Hof wirft, weil wirklich alle ihn fürchteten und er kein Blutbad unter den Knechten wollte. Orga will sich gerade an Henry wenden, als sie sieht, wie er mit Korran und Galrin und sogar Jolanthe aus dem Hof in Richtung der Koppeln reitet.

Dann werde ich das selber in die Hand nehmen, denkt sie festentschlossen und geht hinaus auf den Hof und weist Ogmar an, ihr den Knecht zu holen und kurze Zeit später kommt ihr ein Mann entgegen, der eher einem Piraten ähnelt, als einem Knecht und Orga versteht. "Ihr seid Murgan?" und der Mann nickt mit einem schrägen Grinsen. Dir wird das Grinsen noch vergehen.... ist das der einzige Gedanke, der Orga im Moment beseelt. "Ihr solltet wissen, daß ich nach dem Brauch der Nachbarschaftshilfe jedem auf dem Hof Anweisungen geben kann..." Orga wartet einen Moment, damit ihre Worte von diesem Kerl verdaut werden können und fährt dann fort. "Nehmt eure Sachen und verschwindet von diesem Hof! Auf der Stelle!"

Orga hat ihre Rechte in der Rocktasche und ihre kleine Peitsche fest im Griff, als sie der Bursche schallend auslacht. Die Knechte, die sich verstohlen in der Nähe herumdrücken und einerseits erleichtert, aber auch nervös zu sein scheinen hören wie sie, die Worte dieses Murgan. "Karron hat mich engestellt und nur er kann mich entlassen, aber kein hergelaufenes Weib."

Orga geht ein paar Schritte auf den Knecht zu, so daß sie in der richtigen Reichweite steht und ihre Worte kommen ruhig, aber in einem Ton über ihre Lippen, daß jeder andere Knecht sofort wüsste, daß er ihr besser Folge leistet. "Nehmt eure Sachen und verlasst auf der Stelle den Hof!" Wieder ertönt das herablässige Lachen und er steht breitbeinig vor ihr, als Orga so blitzschnell die Peitsche aus ihrer Tasche zieht und sie ihm quer über das Gesicht zieht, daß der Mann zurückweicht und seine Hand auf den blutigen Striemen drückt. Das ist erst einmal für deine Unverschämtheiten...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Aug. 2004, 11:47 Uhr
Der Knecht Murgan, ein bulliger Mittdreißiger mit dichtem, schwarzen Haar und einem gewaltigen Schnurrbart, preßt die Hand gegen seine blutige Wange. Der Schnitt, den die Lederschnur hinterlassen hat, ist nicht tief, geschweige denn lebensgefährlich. Doch als der Knecht seine Hand wegnimmt und das Blut daran sieht, knurrt er wie ein bissiger Straßenköter. Die schiefe Nase, die ihm wohl bei einer Schlägerei mindestens einmal gebrochen worden ist, zuckt wie die eines gereizten Wolfes und die geballten Fäuste des Knechtes sprechen Bände.

Doch bevor es Orga nötig hat, abermals ihre bewährte Peitsche gegen den Unhold einzusetzen, stehen, wie aus dem Boden gewachsen, plötzlich zwei Nordmänner hinter dem feisten Knecht und halten ihn fest. Bei den beiden handelt es sich um den treuen Gunnar, der es an Bord nicht mehr ausgehalten hat, und den Schmied Beinar, der gemeinsam mit dem Steuermann auf den Boden herunter gefahren ist.
Kurzerhand packen die Beiden den zornschnaubenden Murgan und drehen ihm die Arme auf den Rücken. Der Knecht ist ein kräftiger Mann und hatte auf dem Gut bisher niemanden zu fürchten. Doch gegen die vereinte Kraft des Schmiedes und seines Kameraden kommt er nicht an.

Grinsend liest ihm Gunnar die Leviten. Man behandle eine Frau nicht so, schon gar nicht die Herrin von Roßstein. Und außerdem gehöre es zum guten Ton, daß man sich verbeuge, wenn man hohen Besuch empfange.
Mit diesen Worten tritt der Steuermann der "Windkind" Murgan die Beine unter dem Rumpf weg, so daß dieser mit einem häßlichen Krachen auf dem Boden landet. Blut schießt dem tyrannischen Knecht aus der Nase und es ist anzunehmen, daß diese noch schiefer werden wird, als sie es ohnehin schon ist. Der Schmied Beinar hält Murgan am Boden fest und sieht mit einem milden Lächeln zu Orga auf: "Was sollen wir mit ihm machen, Herrin?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 10. Aug. 2004, 12:15 Uhr
Orga will gerade die Peitsche um das Bein des Knechtes schwingen, als zwei Nordmänner von der Windkind so plötzlich hinter dem Mann stehen und ihn überwältigen, daß sie nur anerkennend  nicken kann, noch viel zu angespannt ist sie.
Die Knechte und Mägde klatschen stürmisch Beifall und jubeln den beiden Nordmännern zu und umringen sie freudig, auch einige wütende Worte hagelt es auf diesen Murgan, dessen Einfluß hier ein für alle Mal vorbei ist.
"Bindet ihn, daß er sich nicht mehr rühren kann und sperrt ihn ein. Wir werden sehen, ob Korran wieder in der Lage ist, darüber zu entscheiden, sonst nehmen wir ihn mit nach Verd und übergeben ihn den Wachen. Er hat sich einiger Vergehen strafbar gemacht und kommt nicht ungeschoren davon."
Orga lächelt den beiden Nordmännern dankbar zu, die noch zwei Dolche unter den Ärmeln des Knechtes zum Vorschein gebracht haben und läßt die Knechte des Hofes ihren Peiniger mit starken Seilen binden, während die Nordmänner ihn halten. Die Augen des Mannes funkeln sie an, daß sie das ungute Gefühl hat, daß dieser auf Rache sinnt und sie nimmt sich vor, ihrem Bruder davon zu berichten.

Erst als der Knecht gebunden in eine Kammer gesperrt ist geht Orga zu den Nordmännern, dankt ihnen und bittet sie, sie an Bord zu bringen, denn so ganz spurlos ist die Aufregung doch nicht an ihr vorbei gegangen, aber es war die Sache wert gewesen. Auf dem Hof würden die fleißigen Hände schnell wieder alles in den Griff bekommen, denn Ogmar ist ein guter Knecht, der sich in ihren Augen richtig verhalten hat. Wer weiss, was passiert wäre, wenn einige der Knechte aus Furcht vor Murgan auf dessen Seite gekämpft hätten...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 10. Aug. 2004, 13:42 Uhr
Henry kann es noch immer nicht ganz glauben, obwohl er mitlerweile auf einer der vier prächtigen Verder Kaltblutstuten sitzt, auf denen sie aus dem Hof reiten. Auch Galrin Ragnarsson und seiner schwangeren Frau, der man auf den ersten Blick die Schwangerschaft nicht ansieht, wurde eines der gesattelten Pferde gegeben und Henry beruhigt nur die Tatsache, daß die Verder Kaltblüter im Grunde ausgeglichene Tiere sind.  
Die Kraft die er unter seinem Sattel spürt übertrifft noch bei weitem die von Ramsnase, obwohl er auch ein kräftiges Roß ist. Ein gutes Gefühl, auf ihnen zu sitzen, sicher und stark... geht es ihm während des leichten Trabes hinaus zu den Koppeln durch den Kopf und er genießt dieses bodenständige vertraute Gefühl des Reitens nach dem Aufenthalt in luftiger Höhe.

Henry begutachtet die teilweise, von sich reibenden Pferdeleibern, eingedrückten Koppelzäune und bemerkt Korrans harten Blick, der offensichtlich zum ersten Mal seit Monden hier entlangreitet, denn sein Blick spricht Bände. Seine Haltung ist die eines starken Mannes, der aus einem Albtraum erwacht ist. Henry kann sich trotz der Trauer des Mannes nicht erklären, warum die Knechte alles so vernachlässigt haben... Henrys Aufmerksamkeit wird jedoch duch den Anblick riesiger und gut genährter Stuten von seiner Grübelei abgelenkt, um die putzmuntere junge Fohlen springen. Es sind prachtvolle Tiere, denen es glücklicherweise an nichts mangelt. Er zählt gut vierzig Muttertiere auf der großen Koppel mit ihren Fohlen. Und zwei Drittel etwa sind Hengstfohlen... hat Henry mit geübtem Blick schnell erkannt und zwar starke kleine Burschen in ihrer typischen Gangart und sein Herz schlägt immer kräftiger in seiner Brust.

Auf einer anderen großen Koppel finden sie an die dreißig Jährlinge,  fast voll ausgewachsene Pferde, die hier ein sorgloses Dasein mit genug Futter und Auslauf führen und entsprechend gesund und kräftig aussehen. "Korran es sind prachtvolle Tiere..." und ihr wollt sie wirklich aufgeben? Henry kann den Schmerz nur erahnen, den ein Mann dazu treiben kann, sowetwas zu tun, der sein Lebtage nur diese prächtigen Pferde gezüchtet hat.  
"Meine beiden Töchter wollen von Pferdezucht nichts wissen. Der eine Mann ist Schneider, der andere ein Schreiner." Hart und verbittert kommen die Worte über die Lippen des Mannes, der nahe an seiner Seite reitet. "Henry, all die Jahre habe ich deinen Vater immer wieder gesehen und wusste von seinem Kummer, dich nicht auf dem Gut zu haben, jetzt erst kann ich ihn verstehen... " Henry spürt wie es ihm die Brust zusammen zieht und hört dem trauernden Mann weiter zu. "Ich habe ein Haus auf der anderen Seite des Sees. Dahin nehme ich mir meinen  Hengst und zwei Stuten mit und werde mich zurückziehen. Alles sonst hier verkaufe ich, sobald es wieder in einem ordentlichen Zustand ist. Nimm du die Pferde Junge und züchte sie weiter. Wir werden uns schon über den Preis einig werden," und Korran beugt sich zu ihm rüber und klopft ihm auf die Schulter.  

Galrin Ragnarsson ist durch Jolanthes Begeisterung mit ihr zurückgefallen und ihre beiden Pferde stehen am Koppelzaun, an dem sich neugierige Jährlinge versammelt haben und Henry nickt dem Kapitän kurz zu, während sie langsam an ihm vorbeireiten, zurück zum Hof, um die Sache zu besiegeln, nach altem Brauch.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Aug. 2004, 15:13 Uhr
"Es ist uns ein wahres Vergnügen gewesen, Herrin.", lächelt Beinar, als Orga sich bei ihm und Gunnar bedankt. Die wütenden und schmähenden Worte der Mägde und Knechte hatten Murgan getroffen. Doch kein Wort hatte ihn so geschmerzt wie die gebrochene Nase und die Tracht Prügel, die der Knecht noch empfangen hatte, bevor man ihn gefesselt und eingesperrt hat. Der lodernde Blick Murgans ist ein brennendes Versprechen, Rache zu üben. Doch die harte Hand des Schmiedes weist dem Unhold unmißverständlich seinen Weg in eine fensterlose Kammer, in der er gefesselt und geknebelt liegen muß, bis Korran zurückkehrt.
Schließlich ist die Sache ausgestanden und die beiden Nordmänner eskortieren Orga zurück auf die "Windkind", wo ihr Alwine einen wohlschmeckenden Tee serviert. Beim gemütlichen Beisammensein fällt die Anspannung langsam von der Roßsteinerin ab, wie welke Blätter von einem Baum im Herbst.

Inzwischen haben auch Jolanthe und Galrin ihre Pferde gewendet und sprengen den beiden Pferdezüchtern nach, sodaß sie beinahe gleichzeitig mit Henry und Korran beim Gut ankommen. Dort wird soeben gewerkelt und instand gesetzt, daß es nur so eine Art hat. Mit Eifer und Fleiß sind die Knechte und Mägde bei der Arbeit. Mit traurigem Blick betrachtet Korran sein Heim, das ihm lange Jahre mehr als nur ein Dach über dem Kopf war: "Wie konnte ich das Gut nur so verkommen lassen. Warum hat da keiner etwas dran getan? Was ist geschehen?"
Ein Knecht, der vorbei kommt, berichtet seinem Herrn davon, daß Murgan die übrigen Bediensteten schikaniert und regelrecht daran gehindert habe, ihren Verpflichtungen nachzukommen, und abermals schüttelt der Pferdezüchter traurig sein ergrautes Haupt: "Murgan also... bei diesem Tagedieb konnte ja nichts herauskommen. Aber was mache ich nun mit ihm?"
Langsam richtet sich der Blick Korrans auf Henry: "Hast Du einen Vorschlag, mein Junge?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 10. Aug. 2004, 16:16 Uhr
Henry reitet an Korrans Seite auf den großen Platz vor dem Haus und wundert sich über das geschäftige Treiben und die fröhlichen Gesichter, wie ausgewechselt wirkt die Stimmung rundum. Henry bemerkt aber auch die sich wieder verändernde Stimmung des alten Mannes und ist besorgt, daß er wieder in seine Trauer zurück fällt und als er die Worte des Knechtes hört, den Korran mit Ogmar anspricht, wird er erst nur nachdenklich, aber dann wird er blaß und fragt besorgt nach Orga. Der Knecht schafft es, ihn mit einem freundlichen Lächeln und klar gewählten Worten zu beruhigen und Henry ist der Mann sofort sympathisch.

"Was ich tun würde?" wiederholt Henry ruhig die Frage des Pferdezüchters, aber in seinem Innern brodelt der Zorn, daß ein Knecht es gewagt hat, Orga so respektlos zu behandeln, die niemals ungerechtfertigt jemanden vor die Türe weisen würde, was sich in der Erzählung Ogmars bestätigt hatte. "Kommt mit uns auf das Gut Korran. Besucht meinen Vater und findet Abstand zu allem. Wenn ihr in einem Mond zurückkehrt wird Ogmar mit den Knechten und Mägden alles gerichtet haben. Den Rebellen lassen wir drüben vom Gut aus zwischen zwei Pferden bis nach Verd zu den Wachen laufen, daß alle seine Schande sehen."
Jetzt ist es Henrys Hand, die sich auf die Schulter des alten Mannes senkt und dort verweilt, bis sich Korran einen Ruck gibt und zustimmt. "Der Flug mit der Windkind wird euch gefallen," muntert er Korran ein wenig auf, der mit ihnen zum Tisch zurück geht und dann eine Magd beauftragt, seine Truhe zu holen.
Die Köchin hat in der Zwischenzeit eine dickbauchige Flasche mit Pflaumengeist geholt und schenkt ihnen allen ein, denn woher auch immer sie es wissen, sie wissen, daß Korran ihm die Zucht verkauft und Henry schlägt in Korrans Hand ein und sie kippen den Inhalt mit einem Zug hinunter. "Kapitän, werdet ihr die Pferde zum Roßsteingut bringen?" wendet sich Korran an den Nordmann und der Gedanke an die Reise zaubert wieder Unternehmungslust in die Augen des alten Mannes.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 10. Aug. 2004, 16:52 Uhr
Als sie das Gut erreichen ist Jolanthe entsetzt. und schlagartig ändert sich ihre vorige Fröhlichkeit in ein tristes, leeres Gefühl.
Hoffentlich sehen wenigstens die Pferde besser aus, als der Rest des Hofes!, hofft sie.
Schüchtern hält sie sich an Galrins Arm fest, als der Gutsbesitzer auftaucht.
Als sie erfährt, was geschehen ist, wird sie von einer tiefen Traurigkeit ergriffen und sie hat Mitleid mit dem alten gebeugten Mann.

Henry spricht mit ihm und Jolanthe bekommt gar nicht richtig mit wie, doch mit einem Mal strahlt Korran und will ihnen dann die Pferde zeigen.
Ihm bereiten diese Tiere genausoviel Freude, wie mir!, erkennt Jolanthe und auch sie strahlt. Sie hat lange nicht mehr auf einem Pferderücken gesessen, doch das würde kein Problem sein.
Sie gehen zu den Stellen und Jolanthe bekommt eine hübsche Stute.
Sie macht sich mit dem Pferd vertraut und dieses reibt vertrauensvoll den Kopf an ihrer Schulter und prustet ihr sanft ins Haar.
Jolanthe lacht und schwingt sich in den Sattel.
Sie bemerkt Galrins Blick und auf seine Worte hin meint sie: "Auf dieser Stute bin ich genauso sicher, wie du auf der Windkind. Schau" Und sie macht die Augen zu, hält sich mit den händen in der Mähne fest und die Stute geht weich im Schritt einen perfekten Kreis.
Fast scheint es, als würde Jolanthe nichts tun, doch der genaue Beobachter kann erkennen, dass sie ihre Füße, ganz leicht gegen den Körper des Pferdes legt, je nachdem, in welche Richtung.

Dann öffnet sie wieder die Augen, lacht Galrin an und sie reiten zur Koppel der Jährlinge und Fohlen.
Begeistert von diesen traumhaften Tieren springt Jolanthe ab und knuddelt die Tiere, die sich fast alle um sie schaaren.

Schließlich reiten sie zurück zum Gut. Als Jolanthe erfährt, was passiert ist, erschirckt sie. Doch Orga scheint es ja gut zu gehen. Und Jolanthe bewundert sie für ihren Mut. Sicher, sie könnte sich auch verteidigen, doch jemanden einfach so behandeln, die Auseinandersetzung provozieren...!
Sie freut sich, als sie erfährt, dass Galrin die schönen Pferde mitnehmen möchte.
"Ich werde mich auf jeden Fall auch gerne um sie kümmern!", sagt sie zu Galrin und grinst dann", aber keine Angst, eine Reitpartie auf Deck ist mir dann doch ein bisschen zu wackelig!"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 10. Aug. 2004, 17:45 Uhr
Orga betritt mit den beiden Nordmännern wieder das hölzerne Etwas, das sie sanft und stetig nach oben trägt. Das "Vergnügen" hat sie den beiden kräftigen Männern angesehen und sie muß dann doch schmunzeln.
An Deck ist sie ohne ihr bewußtes Zutun plötzlich mit den Nordmännern im Gemeinschaftsraum angekommen, wo Alwine schon weiss was geschehen ist und macht ihr einen erfrischenden Tee. "Ich muß auch gleich mal hinunter blicken und schauen, wie gut man von hier oben alles sieht und hört," wendet sie sich schelmisch an die Nordfrau.

Nach ein paar ordentlichen Schlucken und tiefen Atemzügen geht es Orga wieder besser. "Vielleicht hätte ich warten sollen bis Henry und der Kapitän wieder zurück gewesen wären, aber mir schien es in jenem Moment das einzig Richtige..." Orga seufzt leicht. "In unserem Haus in Talyra wurde ich von einem enorm langen schmierigen Kerl in meinem Schlafgemach überfallen als Henry früh morgens schon aus dem Haus war. Als dieser Kerl da unten nicht den Hof verlassen wollte und so hämisch gelacht hat stieg in mir für einen kurzen Moment dieser unbändige Zorn gegen solche Kreaturen in mir auf." Orga schüttelt den Kopf und trinkt schweigend ihren Tee weiter. Nein, sie hatte richtig gehandelt, wer weiss, wie sich der alte Mann aufgeregt hätte..., für den im Moment Aufregung reinstes Gift wäre, in seinem geschwächtem Zustand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Aug. 2004, 20:37 Uhr
Der Pferdezüchter lauscht Henrys Worten und schließlich entlockt die "Vorgehensweise", die der Herr von Roßstein für den verräterischen Knecht vorsieht, dem alten Korran sogar ein Lächeln.

Die Frage, ob der Kapitän die Pferde mit auf das Roßsteinsche Gut bringen kann, beantwortet dieser mit einem Nicken: "Wir werden nicht darum herum kommen, mehrfach nach Talyra zu segeln, um alle Tiere zu Eurem Pferdehof zu bringen. Und ich bin sicher, wir haben mindestens eine Person an Bord, die alles daran setzen wird, daß es den Pferden an nichts mangelt."
Den letzten Satz spricht der Nordmann mit einem belustigten Seitenblick zu Jolanthe, die sogleich beteuert, auch keinen Ausritt an Bord unternehmen zu wollen.

"Das hoffe ich sehr.", erwidert Galrin mit einem breiten Grinsen, "Du bist bereits auf dem Rammsporn der 'Windkind' geritten und ich bevorzuge es, wenn Du Dich an Bord auf Deinen eigenen Beinen bewegst."

Nach diesen Worten wendet sich der Schiffsbauer wieder an Henry: "Wenn Ihr wollt, können wir draußen bei den Koppeln landen und die Tiere anschließend an Bord bringen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 10. Aug. 2004, 22:07 Uhr
Da Korran der Überstellung des rebellischen Knechtes an die Verder Stadtwache zustimmt bittet Henry Ogmar noch die wesentlichen Punkte seines Verhaltens auf einem Pergament niederzuschreiben, damit Korran sie abzeichnen kann. Sie würden diese Aussage bei der Ausliferung des Mannes benötigen.

Henry reibt sich anschließend nachdenklich das Kinn und meint nach Galrins schalkhafter Anspielung über reitende Frauen an Bord: "Mir wäre es am liebsten, wir würden die Pferde erst einmal alle zu Orgas Bruder auf die andere Seite des Sees bringen. Auf dem Roßsteinschen Gut bei Verd ist genug Platz für alle, denn ich muß erst noch Vorbereitungen auf dem Pferdehof bei Talyra treffen." Korran pflichtet ihm bei als würde er sich freuen seine Tiere noch eine Weile drüben auf dem Roßsteingut um sich zu haben und er gibt einem älteren Knecht Anweisungen, schonmal die Einjährigen für einen Tranport auf der offenen Koppel zusammen zu treiben.

Korran vertraut Ogmar noch einen Beutel mit Münzen für das nötige Ausbesserungsmaterial an und dann geleiten Galrin mit seiner Jolanthe und Henry den alten Mann zu dem offenen Kasten, der sie nach oben in die Windkind befördert. Korrans Augen beginnen vergnügt zu funkeln je höher sie kommen. Henry hatte mit der Reaktion gerechnet und freut sich für den Alten, der dem Reiz der Landschaft aus dieser Höhe auch nicht widerstehen kann.
Galrin ruft Befehle aus und langsam bewegt sich das Schiff in die Richtung, in die Korran zeigt und bald schwebt das stolze fliegende Schiff lautlos über der Koppel mit den Einjährigen.

Während das Schiff sich in Bewegung setzt sucht Henry Orga auf, die sich in ihre Kajüte zurück gezogen hat und nimmt sie liebevoll in die Arme. Er braucht sie nicht zu fragen wie es ihr geht, denn er spürt sofort ihre Unruhe, auch wenn sie sich bemüht ruhig zu wirken und ihn anlächelt. "Wir bringen ihn nach Verd zur Stadtwache, auf die alte Art wie ein Rebell es verdient," und Henry weiss, daß Orga der alte Brauch bekannt ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 10. Aug. 2004, 23:13 Uhr
Orga war nach einem Gespräch unter Frauen, das sie mit Alwine geführt hat in ihre Kajüte gegangen. Ausgestreckt liegt sie auf dem bequemen Bett und genießt es, sich vollkommen zu entspannen, wenn auch eine gewisse innere Unruhe einfach nicht von ihr weichen will. Die Kinder sind oben an Deck und sie genießt die Ruhe.

Zu ihrer Freude kommt Henry nach einer kurzen Weile herein und nimmt sie liebevoll in die Arme und berichtet ihr, was mit dem Knecht geschehen wird. Nach dem alten Brauch? Orga ist überrascht, sie kann sich nicht erinnern, daß in der Zeit in der sie in Verd auf dem Gut gelebt hat, jemand von dieser Art der Bestrafung Gebrauch gemacht hat. "Ich war so wütend als ich die eingeschüchterten Mägde gesehen habe und Ogmar mir das bestätigt hat, was die Mägde sagten. So ein Hundesohn, wie kann er es wagen... Er hatte Glück, daß die Nordmänner ihn sich geschnappt haben, ich hätte ihm das Hemd in Stücke gepeitscht, ich war außer mir vor Zorn über die Unverschämtheit dieses Schurken..."

Orga ist aufgesprungen und läuft hin und her und würde noch weiter schimpfen und sich noch mehr in Rage reden, aber Henry zieht sie so fest an sich und beruhigt sie, daß das leichte Zittern, das sie ergriffen hat langsam wieder aufhört. Henry lenkt sie immer weiter ab, indem er ihr erzählt, daß Korran ihm die gesamte Zucht verkauft hat und Orga starrt ihn an. "Alle Pferde?" fragt sie ungläubig und Henry nickt schmunzelnd. "Du willst sie erst zu meinem Bruder auf das Gut bringen, nichtwahr?" und Henry bestätigt das mit einem stillen Nicken.
Zu ihrer Überraschung und auch Freude berichtet ihr Henry, daß er den alten Korran überreden konnte sich einen Mond bei Henrys Vater zu erholen und sie freut sich für den Alten. Orga kuschelt sich an Henry und atmet seine Ruhe ein, die ihn umgibt, seit sie denken kann. "Es war gut, daß wir gerade heute hier bei ihm aufgetaucht sind. Er wäre zugrunde gegangen, wenn er noch länger in diesem Zustand verharrt hätte," spricht sie ganz leise und Henry stimmt ihr zu, doch dann zieht er sie auf die Beine und jagd sie aus der Kajüte. Er will, daß sie dabei ist, wenn sie über "ihren" See fliegen und über die weiten Koppeln des Gutes von Roßstein.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 11. Aug. 2004, 01:26 Uhr
Asrai und Sethai waren den anderen aufs Deck gefolgt und hatten ebenfalls eine lange zeit an der Reling verbracht und sowohl den Ausblick als auch den Sommer genossen. Für eine kurze Zeit kommt die kleine Uuma zu der Gesselschaft und Sethai bemerkt ihr Unbehagen genau. Sie scheint sich von seiner Gegenwart bedroht zu fühlen.

Sie ist sehr mit der Natur verbunden. Ich bin zum Teil das genaue Gegenteil dessen was sie verkörpert. Ich muss wirklich abstoßend auf sie wirken. Ich darf sie auf keinen Fall berühren. Die Folgen einer solchen Berührung könnten für uns beide äußerst unangenehme Folgen haben....

Diese Gedanken betrüben den Seher ein wenig, aber er lässt sich äußerlich nichts anmerken. Irgendwann ist die kleine Waldfrau dann auch wieder verschwunden und mit Ihr die dunkle Stimmung. Um wieder auf andere Gedanken zu kommen wendet sich Sethais Aufmerksamkeit wieder den Strömen des Landes zu.

Die Weiten der Landschaft unter ihnen – Wälder, Gewässer, Ländereien und Gehöfte – wechseln sich in Windeseile ab während sie dahinfliegen und sich ihrem vorläufigen Ziel nähern, dem Verder See, der sich mit jeder Minute die verstreicht mehr nähert. Erst ist er nur ein Schimmern am Horizont, dann wird er größer und schließlich erstreckt sich eine weite große Fläche silbernen Wassers vor ihnen. Von hier oben ist gut die kleine Stadt zu erkennen die sich an das eine Ufer schmiegt und ebenso die zahlreichen kleinen Güter die sich um das Gewässer scharen.

Eines dieser Güter ist Ihr Ziel. Doch als sie sich ihm langsam nähern bemerkt auch Sethai das dieser Ort nicht mehr das ist was er mal war. Zwar fehlt es ihm am Augenlicht und er kann den heruntergekommenen Zustand der Gebäude kaum erkennen, doch dringt die inherente Trostlosigkeit dieses Ortes bis zu ihm empor. Irgend etwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung. Der Schatten des Todes klebt an den Gebäuden und den Menschen hier. Aber es ist nicht der einfache, der körperliche Tod. Bei dem Übel das von dem Hof Besitz ergriffen hat handelt es sich um den Tod des Geistes und der Seele, um Furcht und Angst und den Verlust der Hoffnung.

Der Seher nimmt seine Gefährtin in den Arm, die auch von dem Anblick des Hofes mitgenommen scheint. Sanft streicht er Ihr über den Rücken und flüstert leise aber mit zuversichtlicher Stimme.

„Es wird hier wieder besser werden sobald der rechte Geist an den Ort zurückgekehrt ist. Henry und Orga tragen den Samen dieses Geistes in sich und ich denke das ihre Präsenz die Schatten vertreiben werden die diesen Ort beherrschen. Er wird wieder erblühen....“

Während er das sagt machen sich die beiden frisch Vermählten auch schon auf den weg nach unten und wenig später spürt Sethai die ersten Anzeichen von dem was er eben noch gesagt hat. Ein wenig Hoffnung scheint auf das Gehöft zurückgekehrt zu sein. Das Entfernen des tyrannischen Knechtes allein hatte viel bewirkt aber noch etwas scheint sich geändert zu haben. Henry´s Ankunft und seine Energie haben dem alten Mann, der hier vor sich hin vegetierte wieder ein wenig Lebenskraft zurückgegeben.

Es fängt schon an....

Wieder erscheint ein Lächeln auf dem Lippen des hageren Elfen. Überhaupt lächelt er sehr viel seit er das schiff betreten hat.
„Ja, auch mir tut diese Reise sehr gut....“, sagt er mehr zu sich selbst als zu irgend jemand anderem an Bord.  

„Und nun, mein kleiner Stern... wollen auch wir ein wenig von Bord gehen und uns die Beine an Land vertreten. Irgendwo dort unten ist ein See und ich weiß nicht wie schnell es für uns wieder die Gelegenheit gibt ein Bad in frischem Wasser zu nehmen...“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 11. Aug. 2004, 10:18 Uhr
Eine ganze Weile kann Uuma den kleinen Fluß unter ihnen mit den Augen verfolgen, doch dann schweben sie fort von ihm, über einen Wald mit riesigen alten Bäumen, die auf einer Anhöhe stehen und sie vermutet dort einen besonders kraftvollen Ort. Meistens sind es hohe uralte Bäume, an denen man solche Orte in der Wildnis erkennt und Uumas Gedanken eilen zurück in ihre Heimat wo es viele dieser Stellen gibt.

Ein Glitzern in der Ferne kündet bald von einem langgestreckten großen See, doch Uuma kann kaum noch die Augen offen halten und so bittet sie Yohn, sie wieder zurück in ihr Zimmer zu tragen. Nach dem langen Ausflug an Deck ist sie wieder richtig glücklich, sich in dem Bett ausstrecken zu können und trinkt unaufgefordert den Rest des Heiltees vom Morgen. Angenehm ist die Schläfrigkeit die sich daraufhin wieder einstellt und im Halbschlaf bekommt sie die sich verändernden Bewegungen des Schiffes mit und die Geräusche, die ihr zeigen, daß sie irgendwo gehalten haben.

Uuma bleibt in ihren Schlummer eingehüllt wie in einer Wolke, sie weiss, daß Henry sie holen würde, wenn sie auf dem Gut seiner Frau angekommen sind und bei dem Haus von Henrys Vater. Henry hatte ihr das versprochen und sie vertraut ihm. Das Schiff setzt sich wieder sanft in Bewegung, um kurz darauf wieder anzuhalten und Uuma wird langsam neugierig, denn wiehernde Pferde, Hufgetrappel und das Stampfen von schweren Leibern und Rufe von Männern sind zu hören.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 11. Aug. 2004, 11:50 Uhr
Der Anblick des verkommenen Hofes stimmt Asrai traurig. Sicher sah hier alles mal viel prunktvoller aus. Die kleine Wasserfee ist so betrübt, dass sie eine ganze Weile überhaupt nichts sagt. Als Sethai sie dann fragt, ob sie auch von Bord gehen wolle, nickt sie. Doch auf ein Bad verspürt sie nicht die rechte Lust. Im selben Moment kommt ihr das sehr seltsam vor. Früher wäre sie nie ums Wasser herum gegangen, hätte sie kein Bad entgehen lassen und nun spürt sie nicht einmal mehr das Verlangen, in die Nähe eines Sees zu kommen. Diese Tatsache entsetzt Asrai. Würde sie ihre Verbundenheit zu ihrer Vergangenheit nun langsam ganz verlieren?

"Ja, lass uns von Bord gehen.", sagt Asrai lächelnd und gemeinsam verlassen sie das Schiff. Es ist ein seltsames Gefühl, wieder auf festem Boden zu stehen und im ersten Augenblick hat Asrai das seltsame Gefühl, dass auch der Boden zu schwanken scheint und sie muss schmunzeln. "Seltsam, wieder auf festem Boden zu stehen und so ungewohnt.", sagt sie. Den See finden sie schnell und Asrai setzt sich einfach nur ans Ufer und streckt ihre Beine ins Wasser, während Sethai ein Bad nimmt. In diesem Moment fühlt sich Asrai einfach schrecklich unglücklich.

Als Sethai sein Bad beendet hat, drängt es Asrai daher wieder zurück aufs Schiff. Und wieder erscheint die kleine Wasserfee noch stiller und bedrückter als sonst. Sie hofft, dass Henry und Orga auf dem Hof nicht auch nur trauriges erleben. Zurück auf der Windkind erfährt Asrai, dass Orga und Henry auch schon wieder an Bord sind. Da Asrai sie allerdings nirgends entdecken kann, vermutet sie, dass sie sich in ihrer Kajüte befinden. Zu gern würde Asrai wissen, was auf diesem traurig aussehenden Hof vorgefallen ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 11. Aug. 2004, 13:25 Uhr
Henry wundert es nicht, daß Orga sich wieder aufregt, hatte sie sich doch einem Mann gestellt, vor dem sogar die Knechte sich gefürchtet hatten. Henry ist Orgas Temperament bekannt und schmunzelt innerlich. Ich habe ganz sicher meine alte Orga wieder... amüsiert er sich erst über ihre Beschreibung, was sie am liebsten mit ihm gemacht hätte und ist froh, daß die Nordmänner sie vor diesem Schurken beschützt haben, denn er ist sich sicher, daß Orga sich in der Situation überschätzt hat.
Als Orga jedoch leicht zu zittern beginnt macht er ihrer Empörung ein Ende und hält sie einfach nur liebevoll fest umfangen, daß sie sich nicht mehr rühren kann und sich wieder beruhigen muß, während er ihr erzählt, was sich bei ihrem Ritt zu den Koppeln ereignet hat.
Henry wusste, daß sie nun mit ihm die nächsten Schritte planen würde und läßt sie ihre aufgestaute Energie in diese Richtung einsetzten. Er jagt sie übermütig an Deck, wo sie Asrai und Sethai begegnen, wobei der Seher aussieht, als hätte er ein Bad genommen und bemerkt aber auch Asrais betrübtes Aussehen.
"Eine gute Idee! Wenn wir die Pferde drüben haben reiten wir alle zum See und stürzen uns ins Wasser!" Henry würde nach den Ereignissen gerne ein erfrischendes Bad nehmen, und Orga stimmt freudig zu. "Ach ihr beiden wisst ja noch nicht," er berichtigt sich mit einem schmunzelnden Blick zu Sethai, "Asrai du weisst sicher noch nicht das Neueste! Der Pferdezüchter hat mir die gesamte Zucht verkauft," und fügt betrübt hinzu, "auch wenn der Anlass kein erfreulicher ist, sein Sohn ist tödlich verunglückt, der die Zucht übernehmen sollte."

Henry führt Asrai und Sethai zu dem alten Pferdezüchter an die Reling, der gerade der Verladung seiner Pferde zuschaut und macht die Drei miteinander bekannt. Sie stellen sich zu ihm und hören, wie er beginnt, erst zögerlich, aber dann immer heiterer, Begebenheiten aus vielen Jahren Pferdezucht zum Besten zu geben, über die er immer wieder schallend lacht. Es macht den Eindruck, als würden die schönen  Erinnerungen endgültig über die Trauer siegen, die ihm beinahe seinen Verstand und seinen Lebensmut geraubt hätte.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Aug. 2004, 14:52 Uhr
Brav, wie ein treuer Hund, folgt die "Windkind" den Befehlen ihrer Mannschaft. Der schlanke Schiffsrumpf gleitet auf unsichtbaren Schwingen durch die Luft, und das fliegende Schiff erreicht nach kurzer Fahrt die Weide der Jährlinge. Dort wird, wie schon so oft, der untere Mast der "Windkind" umgeklappt, bevor das Gefährt auf dem Boden aufsetzt. Einige der Pferde geraten ob des großen Schattens in helle Aufregung, so daß die Knechte all ihre Fähigkeiten aufbieten müssen, um die Tiere daran zu hindern, in Panik zu fliehen und die ohnehin teils beschädigten Weidezäune einfach niederzurennen.

Doch alles geht gut. Nachdem das Windschiff still liegt, und sich auch die Jährlinge wieder beruhigt haben, werden die Rampen an den Seiten der "Windkind" herabgelassen. Mit dumpfem Dröhnen erklingt der Schiffsrumpf, als die schweren Tiere von den Knechten und den Matrosen unter Deck gebracht werden. Bald ist der Laderaum des Schiffes von Wiehern und Stampfen erfüllt, daß man glauben könnte, man befände sich auf einem Pferdemarkt.
Als der hölzerne Riese schließlich abhebt, und seinen Kurs nach Norden nimmt, befinden sich gut fünfzig Pferde im Bauch des Schiffes. Dabei handelt es sich vorwiegend um Fohlen und Jährlinge, die Henry zuerst auf dem Gut wissen will. Während des Fluges, an dem auch einige Knechte Korrans teilnehmen, bleibt Jolanthe an der Seite der Tiere, die sich jedoch recht schnell in das ungewohnte Umgebung zurechtfinden. Ganz im Gegensatz zu einem Knecht des Pferdezüchters, dem die Luftreise wohl nicht so gut bekommt und der sich buchstäblich auf unkonventionelle Art entleert, bis sein Magen nichts mehr hergibt.
Die Luftkrankheit des Knechtes ruft alsbald Alwine auf den Plan, die dem Ärmsten mit Schiffszwieback und Kamillentee wieder auf die Beine hilft. Ob dieser Behandlungsmethode steigt das Mitleid der Besatzung für den Mann noch, denn sich nur von diesen beiden Nahrungsmitteln ernähren zu dürfen, gilt an Bord schon beinahe als Strafe.

Silbern glitzern die Wogen des Verdsees zu den Luftfahrern herauf. Ein paar Fischerkähne, die mit gefüllten Netzen in den Hafen von Verd zurückkehren, scheinen mit ihren weißen Segeln zu dem Windschiff hinauf zu grüßen. Den Menschen in Verd jedenfalls fallen bei dem Anblick, den die "Windkind" bietet, fast die Augen aus dem Kopf. Zwar hat man hier, spätestens nach dem Feldzug im Winter, schon von dem fliegenden Schiff gehört. Doch tatsächlich gesehen hat es bisher kaum ein Stadtbewohner.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 11. Aug. 2004, 20:11 Uhr
Orga ist von Henrys Vorschlag angetan, nach allem Trubel ein Bad im See zu nehmen, doch erst werden sie von Korran mit alten Geschichten zum Lachen gebracht und das Verladen der Jährlinge erweist sich als recht anstrengend für die Männer. Orga gefällt es nicht, daß die schwangere Jolanthe so nah den Kontakt mit den schweren und jungen unerfahrenen Pferden sucht, die durch die ungewohnte Umgebung aufgeregt sind und versteht Galrin Ragnarsson nicht, der ihr das erlaubt. Pferde sind Fluchttiere und unberechenbar, bei all ihrer Schönheit..., doch sie hält sich zurück, denn es ist sein Schiff und seine Frau. Vielleicht hat sie ja eine besondere Gabe durch ihr elbisches Blut... hofft sie im Stillen.

Die Fahrt über den See ist wunderschön und die Luft ist erfüllt von dem Duft der Heimat. Nachdem der Kapitän ein Stück über Verd geflogen ist und die Menschen dort unten die Windkind mit ihren leicht geblähten großen Segeln in Echt erleben konnten, nicht nur vom Hören und Sagen, geht es in sanftem Bogen am nördlichen Rand des Sees entlang Richtung Osten, denn das Gut liegt einige Tausendschritt östlich von Verd in der Nähe des Sees.
Mit leichter Fahrt nähern sie sich dem weitläufigen Gut und der Kapitän läßt die Windkind etwas tiefer über das Land gleiten, daß sie unten die Menschen gut erkennen können, die zu ihnen hinauf winken, weil sie sie, Henry und Yohn an Bord erkennen. Auf dem höchsten der sanften Hügel sehen sie das in einer Art Park mit hohen Bäumen stehende stattliche Herrenhaus, doch Orga zeigt weiter östlich zu einer großen leeren Koppel in der Nähe der beiden langen, sich gegenüberliegenden Stallungen und Galrin Ragnarsson nickt verstehend.

Während sie über den großen Platz vor dem Haus fliegen gibt es ein ungäubiges Staunen, Winken und Rufen und alles ist in heller Aufregung, die auch ihren Bruder mit Familie aus dem Haus lockt und schon von oben begrüßen sie sich freudig. Henrys Vater hat wohl als Erster den Ort erahnt, zu dem sie fliegen wollen und schreitet kräftig zu der Wiese aus und einige Knechte folgen ihm von den Stallungen. "Willkommen auf dem Gut von Roßstein bei Verd!" ruft Orga fröhlich aus und umarmt Henry, Asrai, Sethai, winkt dem Kapitän zu und sie kann es gar nicht erwarten, daß sich das Schiff senkt und die Planken ausgelegt werden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 11. Aug. 2004, 20:31 Uhr
Henry erklärt Asrai und Sethai, was auf dem Hof vorgefallen ist und macht sie mit einem Menschen namens Korran bekannt. Lächelnd reicht Asrai dem Mann die Hand. Neugierig hört die Wasserfee seinen Geschichten zu und stimmt immer wieder in das Lachen mit ein, dass von allen Besitz ergreift. Auch sieht Asrai zu, wie die Pferde verladen werden und Asrai kommt die Reise gleich noch viel abenteuerlicher vor. Jetzt fehlen nur noch Piraten, denkt Asrai, wohlwissend, dass sie davor wohl keine Furcht haben müssen und grinst breit.

Als die Tiere verladen sind, geht die Fahrt weiter zum Gut von Roßstein und Asrai wird immer aufgeregter, weil sie sich so sehr auf Henrys Vater freut. Viel zu selten sieht sie diesen liebevollen Menschen. Dann endlich sind sie da und Asrai  kann Leonhard schon von weitem mit einigen Knechten herannahen sehen. Die kleine Wasserfee erwidert Orgas Umarmung fröhlich lachend. Auch sie kann es kaum erwarten, dass das Schiff landet.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 12. Aug. 2004, 08:52 Uhr
In eiligem Flug hat das Windschiff sowohl den See als auch die Stadt Verd hinter sich gelassen und das Roßsteinsche Gut erreicht. Während des Fluges hat Jolanthe immer wieder beruhigend auf die recht wilden jungen Pferde eingewirkt und dabei ihre besondere Gabe für den Umgang mit Tieren ausgespielt. Doch nun steht sie an der Reling, eingekuschelt in die Arme ihres Verlobten, und blickt voll Freude auf die Güter der Familie von Roßstein hinunter.
Die grünen Weiden und das prachtvolle Herrenhaus sind ein wahrer Genuß für die Augen. Offenbar ist man unten ähnlicher Meinung, was das fliegende Schiff angeht. Denn das Winken und die fröhlichen Rufe wollen gar kein Ende nehmen, werden sie doch von oben mit ebensolcher Begeisterung erwidert.

Auf Anweisung von Orga lenkt Galrin die "Windkind" zu den Stallungen und den breiten Koppeln hinüber. Wieder werfen sich die Matrosen ins Gangspill, um den unteren Mast aufzuholen. Knarrend und ächzend klappt das zwanzig Schritt lange Monstrum ein und die "Windkind" senkt sich tiefer, bis sie mit dem schweren Rumpf knirschend auf dem Boden aufsetzt.
Nachdem der hölzerne Gigant sicher innerhalb der Umzäunung gelandet ist und sich die Rampen gesenkt haben, verlassen Orga und Henry als erste das fliegende Schiff und werden von Orgas Bruder und seiner Familie stürmisch begrüßt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 12. Aug. 2004, 10:34 Uhr
Henry weiss noch, wie erstaunt er zum Himmel gesehen hat, als er zum ersten Mal das fliegende Schiff über Talyra gesehen hat und versteht das Staunen der verder Stadtbewohner beim Anblick der Windkind, wie es majestätisch über einen Teil der Stadt Verd schwebt, mit geblähten Segeln und flatternden Wimpeln.

Der Flug von Korrans Hof über den See und Verd zum Roßsteingut geht wegen des angenehmen Windes über dem See recht schnell und bald kommen die ersten Felder des Gutes in Sicht und dann sieht er den Hügel mit dem Herrenhaus und die Stallungen, Scheune und die kleineren Häuser des Gesindes und auch das Haus seines Vaters ist gut zu erkennen. Henry muß laut lachen als er die Aufregung auf dem großen Hof (http://www.wegwarte.de/VerderGut.jpg), in dem sich das Leben der Mägde zum größten Teil abspielt, beobachtet. Nur im Winter wird im Haus gekocht, gewaschen und geflickt, während im Sommer diese Arbeiten unter den Bäumen bei der dick gemauerten Pferdetränke, die sich bis fast zum Eingang des Hofes entlangzieht, erledigt werden. Große Waschschüsseln stehen auf dem breiten Rand des fast auf Hüfthöhe gelegten Wasserlaufs, die kleinen Kinder sitzen auf den kleinen Stegen, über die man auf die jeweils andere Seite gelangt oder planschen nackt im Wasser und der große Topf, für den alle jeden Tag ein deftiger Eintopf gekocht wird, der bis zum Abend reicht, so groß ist er, steht auf einem Eisengestell auf einer gemauerten Feuerstelle nahe der Linde, die rundum von Bänken umstellt ist, wie auch der größte Teil der breiten Tränke.
Henry sieht all die Dinge von oben, was ihn unweigerlich an seine Kindheit erinnert, doch es stellt sich kein Schmerz mehr ein, es ist reine Freude, das alles jetzt wiederzusehen und begrüßt auch von oben schon mit Winken und Rufen die Leute unter ihnen.

Orga hat einen guten Platz gewählt, die Händlerkoppel, die ihren Namen daher hat, daß die Pferde zum Vekauf dort vorgeführt werden. An normalen Tagen dient sie den Stallpferden zum Auslauf, die nicht auf den Koppeln gehalten werden.

Langsam senkt sich das große Schiff hinab und die Planken werden ausgelegt und er geht begleitet von Orga erst einmal hinunter, begrüßt freudig seinen Vater und Orgas Familie. Asrai, die mit Sethai folgt, wird von seinem Vater herzlich umarmt und begrüßt und auch Sethai wird fröhlich empfangen, aber immer mit der Distanz, die er selber ausstrahlt. Dann kommen Galri Ragnarsson und Jolanthe von Bord.

Orgas Bruder ist der Respekt förmlich anzusehen, den er von dem Kapitän hat und Henry scheint, daß er ihn für einen großen Magier hält. Henrys Schwägerin allerdings begrüßt den Nordmann herzlich und freut sich offensichtlich über den Anblick eines so blonden gut aussehenden Mannes und begrüßt auch Jolanthe mit der gleichen Herzlichkeit. Die halbwüchsigen Kinder sind eher etwas zurückhaltend, wobei das Mädchen unbefangener auf die Gäste zugeht. Wie ihre Mutter, denkt Henry amüsiert, doch dann ergreift er das Wort.

"Wir haben einen besonderen Gast an Bord!" und winkt zu Korran hinauf. "Korran hat uns begleitet, nachdem er mir die Zucht verkauft hat. Ich habe ihn eingeladen, hier einen Mond zu verweilen, damit er sich erholen kann, er war dem Tode näher als dem Leben." Man sieht an den Gesichtern der Anwesenden, daß alle wissen, was mit seinem Sohn passiert ist. Henrys Schwägerin betritt mutig die Planken und Henry folgt ihr mit seinem Vater Leonhard, dem Zuchtmeister des Gutes, und gemeinsam helfen sie dem alten Mann an Land. Freudig wird er von allen begrüßt und Leonhard läd ihn ein, bei ihm im Haus zu wohnen, wo er sich am ehesten wohlfühlen wird, in Gesellschaft eines Pferdezüchters, der wie er, nichts als die Zucht von Pferden im Kopf hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 12. Aug. 2004, 12:16 Uhr
Während des Fluges kümmert sich Jolanthe natürlich um die aufgeregten Pferde. Erst stampfen sie noch nervös auf den Boden und schnauben und legene die Ohren an. Doch nach ein paar beruhigenden Worten von Jolanthe gibt sich das langsam und es kehrt etwas Ruhe in die große Truppe ein. Nur ein paar besonders hartnäckige, bockige Hengste hören nicht auf um sich zu keilen und den Kopf hoch zu werfen.
Ohne ANgst geht Jolanthe auf jedes dieser einzelnen Tiere zu und flüstert ihnen sanft ein paar elbische Worte ins Ohr und streicht ihnen beruhigend über das Fell.
Und schon sind die kleinen Teufel, sanft wie Lämmer unter Jolanthes geübter Hand.

Plötzlich hört sie Rufe und hört die Aufregung an Deck. Soe sind in Verd angekommen! Sie wirft noch einen kurzen Blick auf die Pferde, die nun aber alle ruhig sind und läuft dann zur Reling. Aufgeregt blickt sie hinunter und sieht die große Stadt.
So viele Menschen, so viele Häuser, Straßen,...
Sie lehnt sich gegen Galrin, der neben ihr steht und er umfasst sie sanft mit seinen Armen. Jolanthe kann ihre AUgen nicht von dem Trubel dort unten lasse. Es erfasst sie eine erwartende Spannung, eine Vorfreude auf die vor Leben pulsierende Stadt. Doch gleichzeitig die leicht Angst, das ungtue Gefühl des unbekannten, fremden.

Schließlich kommen sie auf dem Gut von Orga an und werden von ihrer Familie begrüßt. Schüchtern hält sich Jolanthe bei Galrin und wird fast umgeworfen von der Herzlichkeit mit der sie Orgas "Mutter" begrüßt. Ihr ist die Frau auf Anhieb symphatisch, doch sie lächelt nur schüchtern als Antwort.
Sie sieht die Kinder und die Kleinen, die genauso schüchtern blicken wie sie und lächelt ihnen zu.
Kirion, der mal wieder auf ihrer Schulter sitzt, springt hinunter ud läuft zu den Kindern und lässt sich von diesen schnurrend streicheln.
"Wie heißt er?", fragt eines der Kinder.
"Er heißt Kirion", antwortet Jolanthe und lächelt.

Sie riecht den Geruch der Tiere und der Ställe und liebt diesen Geruch. Obwohl das Gut so dicht an der großen Stadt leigt, wachsen auch hier viele Bäume und es ist sehr grün. Es riecht nach Kräutern, nach Blumen, nach Stall und Tieren, nach Bäumen... Jolanthe fühlt sich wohl hier.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 12. Aug. 2004, 13:25 Uhr
Als sich das Schiff wieder sacht in die Luft erhebt, was Uuma durch den leichten Ruck und das Gefühl des Schwebens bemerkt, wird Uuma wieder ruhiger, auch wenn sie deutlich das Stampfen und Wiehern der Pferde hört. Henry kaufen Pferde... denkt sie und schläft durch das sanfte Schaukeln des Schiffes bald wieder ein.

Ein Klopfen an der Türe weckt sie und Yohn spricht mit Marie, die in die Hände klatscht und sich riesig zu freuen scheint und die ganz aufgeregt hin und her läuft, was bei dem Zimmer gar nicht so leicht ist und Uuma muß leise lachen. Yohn erzählt, daß sie gleich auf dem Gut bei Verd landen und Henry ihn beauftragt hätte, Uuma in das Haus ihres Vaters zu bringen.
Uuma ist hellwach und verlangt vehement nach ihrer Echsenleiderkleidung, daß Marie auf Yohns schiefes Grinsen nachgibt. Schnell schlüpft sie in ihre Beinlinge und das Oberteil, das ihr fast bis zum Knie reicht und fühlt sich wieder angezogen, auch wenn Marie ihr nicht einmal ihr Blasrohr und den Gürtel mit dem Köcher gibt. Yohn besteht darauf sie hinaus zu tragen und sie willigt ein, weil er sich nicht vom Fleck rührt und sie merkt, daß er noch sturer als sie ist.

Auf Deck blickt sich Uuma neugierig um und sie hat noch nie ein so hohes Haus gesehen und einen so großen Hof. Lange Pferdeställe kann sie vom erhöhten Deck aus sehen, eine riesige Scheune und was ihr am meisten gefällt ist das Wasser, das sie in einer niedrigen breiten Mauer entdeckt. Sie ärgert sich, daß sie noch so schwach ist, wie gerne würde sie zu den Bäumen gehen, wo viele halbierte Baumstämme als Bänke am Wasser entlang stehen. "Uuma wollen zu Bank, bitte Yohn!" überredet sie ihren Träger und freut sich riesig, als er sie ziemlich am Ende der Mauer, nahe des hübschen Häuschens in das Henry mit einem alten Mann verschwunden ist, absetzt.
Sofort erfrischt sie sich an dem Wasser und steigt auf den Mauerrand und steckt auch ihre Füße hinein und jauchzt vor Freude, während sie darin herumpanscht und sich immer wieder das Gesicht naß macht.
Schnell sind einige der Kinder bei ihr und wollen ihre Kleidung befühlen und staunen über ihre Echsenledersachen, doch lautes Wiehern und Stampfen, das vom Schiff kommt, lenkt Uumas Aufmerksamkeit zur Windkind und sie beobachtet, wie die Nordmänner und Knechte große starke Pferde aus dem Schiff führen, die am unteren Ende der Rampe losgelassen werden und erstmal wild herumspringen. Uuma bedauert es von Minute zu Minute mehr, daß sie nicht einfach überall hinlaufen kann, denn sie traut sich nicht, Yohn zu bitten, sie zu zu der Koppel zurück zu tragen, der in ihrer Nähe mit ein paar Mägden spricht, die ihn und Marie umringen.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 12. Aug. 2004, 13:56 Uhr
Asrai verlässt mit den anderen das Schiff. Sie fühlt sich als wäre sie auf dem Weg zu einem großen Fest. Herzlich wird sie von Henrys Vater umarmt und ebenso herzlich erwidert sie die Umarmung. Sie registriert, wie vorsichtig sich alle Sethai gegenüber benehmen. Wenn die wüssten, was für ein liebervoller Mann er doch ist. Aber ich verstehe sie und es wird höchste Zeit, dass ich mit ihm zum Schneider gehe. Einfach, damit er nicht mehr so viel Abweisung und Vorsicht erfahren muss. Und wenn er nicht mitkommt, muss er eben damit klar kommen, dass ich etwas für ihn aussuche. Asrai schmunzelt bei dem Gedanken und sie hofft sehr, dass sie den anderen irgendwann richtig zeigen kann, wie lieb Sethai doch in Wirklichkeit ist und wie wenig Angst man vor ihm zu haben braucht. Doch jetzt machen vor allem die Kinder einen großen Bogen um ihn.

So langsam verstreut sich die Menge dann. Uuma sitzt mit einigen Kindern am Wasser, Korran wird von den anderen umrundet und freudig begrüßt und wieder andere machen sich an die Arbeit, die Pferde aus dem Inneren des Schiffes nach draußen zu treiben. Die restlichen Kinder umrunden Jolanthes Kater und überschütten ihn mit Streicheleinheiten. Es ist wirklich wie auf einem großen Fest.

Asrai beschließt, sich zu Uuma ans Wasser zu setzen und auch ihre Füße finden den Weg ins kühle Nass. "Wie geht es dir, Uuma?", fragt Asrai die kleine Wilde. Auf der Reise hat die kleine Wasserfee bislang nicht sehr viel von Uuma mitbekommen, da diese sich meist in ihrer Kajüte befand. "Es ist schön hier, oder? Ich bin vor längerer Zeit schon einmal hier gewesen." Munter lächelt Asrai Uuma an.

Der Himmel ist strahlend blau und Asrai fühlt sich wie im Paradies. Die Pferde rennen übermütig über die Wiese und  genießen es scheinbar sehr, wieder gewohnten Boden unter den Hufen zu haben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 12. Aug. 2004, 17:55 Uhr
Uuma sieht zu ihrer Freude Asrai zu ihr kommen und sie hat genauso Spaß daran, die Füße ins Wasser zu strecken wie sie und übermütig spritzt sie Asrai ein wenig naß. "Uuma haben wieder mehr Kraft, aber Uuma schnell werden müde," antwortet sie mit kurz traurigem Blick auf Asrais Frage, während sie immer wieder Kindern zunickt, daß sie ihre Kleidung berühren dürfen. "Seien schön hier, sehr schön" sagt sie mit einem Blick in die Runde.

"Frau von Henry seien mächtige Frau. Orga seien Oberhaupt von Stamm hier?" fragt sie neugierig, doch die Kinder fangen an zu lachen und klären sie auf, daß sie die ältere Schwester vom Herrn des Gutes wäre und noch nicht lange in Talyra lebt. Danach verstreut sich die Kinderschar, sie haben die Neue befühlt und sich über ihre komische Art zu sprechen gewundert und laufen nun zu den großen neuen Pferden.

"Asrai nicht haben Angst vor Gefährten?" fragt Uuma plötzlich vorsichtig leise und nickt mit dem Kopf zu Sethai, der sich ein Stück weiter auf einem Stein niedergelassen hat. "Uuma fühlen Gefahr, wenn Uuma stehen bei Gefährten. Uuma nicht wissen was das seien" und schüttelt verständnislos den Kopf, denn eigentlich kennt sie das nur bei wilden Tieren, die ihr gefährlich werden können, aber selbst da ist es noch etwas anders, da ist nicht das unheimliche Gefühl dabei. "Uuma nicht wollen sprechen schlecht von Gefährten, Asrai wissen vielleicht Antwort?" Fragend blickt sie die zarte junge Frau an und hofft, daß sie eine Antwort weiss, wenn sie doch mit ihm zusammen ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 12. Aug. 2004, 19:44 Uhr
Als Uuma sie nass spritzt, muss Asrai lachen und planscht mit ihren Füßen munter im Wasser. "Das wird mit der Zeit wieder besser werden.", sagt Asrai lächelnd, als Uuma ihr erzählt, dass sie schnell müde wird. "Wer viel schläft wird schnell wieder gesund." Auch Asrai betrachtet neugierig Uumas Kleidung, als die Kinder immer wieder fragen, ob sie die Kleidung mal berühren dürften. Unter den vielen Kindern fühlt Asrai sich sehr wohl. So viele fröhliche Menschen auf einem Haufen.

Dann spricht Uuma sie auf Sethai an. Es gefällt Asrai, dass Uuma sie so offen fragt, was es mit Sethais Art auf sich hat. So kommt die kleine Wasserfee wenigstens mal dazu, die Angst der kleinen Wilden etwas zu mildern und Sethais Verhalten und seine Ausstrahlung zu erklären. "Ja, Sethai ist recht furchteinflößend, weil er so anders ist, aber ich habe keine Angst vor ihm. Ich weiß, dass er eine sehr sehr liebevolle Person ist. Er ist ein Seher. Er kann ein wenig in die Zukunft sehen, fühlt, was woanders passiert und er kann auch Gedanken lesen. Aber keine Angst, sowas tut er normalerweise nicht unerlaubt oder wenn es nicht lebenswichtig ist." Asrai sieht sich kurz zu Sethai um, der bei den anderen steht. "Sethai ist blind. Das ist sehr traurig, doch er nimmt dafür alles auf eine andere Art wahr. Was er nicht sehen kann, das fühlt er. Er weiß sofort, ob du fröhlich oder traurig bist." Asrai hofft, dass Uuma mit diesem Wissen nicht noch mehr Angst vor Sethai bekommt, denn das ist absolut nicht Asrais Absicht.

"Vor Sethai brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Er hat einfach nur andere Gaben als andere und ist etwas stiller und zurückhaltender. Aber trotz alledem ist er eine wahnsinnig liebe Person, auf die man sich verlassen kann." Asrai schenkt Uuma ein aufmunterndes Lächeln.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 12. Aug. 2004, 20:37 Uhr
Orga wird von ihrem Bruder und seiner Familie herzlich begrüßt, wie auch Henry, Asrai und Sethai und mit besonderer Aufmerksamkeit der Kapitän des Windschiffs. Nachdem sich alle kennengelernt haben spricht sie kurz mit ihrem Bruder, erzählt ihm von dem rebellischen und tyrannischen Knecht auf Korrans Gut und wie er sich verhalten hat und was Henry vorgeschlagen hat, was sie mit ihm machen sollten, und daß Korran der Art der Bestrafung und der Auslieferung an die Stadtwache zugepflichtet hätte. Ihr Bruder ruft gleich zwei Knechte herbei und läßt alles für den Marsch nach Verd vorbereiten.

Orgas Schwägerin kümmert sich derweil um das leibliche Wohl ihrer Gäste, läßt einen langen Tisch und Bänke unter die Linde stellen und kühle Getränke auftischen, nebst Brot, Butter Käse, Schinken, kalten Braten, schlichtweg alles, was auf die Schnelle an so einem heißen Tag den Hunger stillt und den Durst löscht. Orga sieht, wie einer der Knaben zum Schlachter läuft und sie schmunzelt, es wird alles für einen großen Braten über dem Feuer vorbereitet. Das wird den Nordmännern sicher gefallen.. und Orga denkt an die fröhlichen Abende mit Fiedel und Zieharmonika, wo keiner, ob jung ob alt, still sitzen bleiben kann.

Orga sieht Leonhard den alten Korran in sein Haus bringen, dann kommt Yohn mit Uuma die Planken von der Windkind herunter, die er zu Leonhards Haus zu tragen scheint und gleich darauf werden die Pferde ausgeladen. Orga sieht erst jetzt die prächtigen Einjährigen und die etwas größeren Fohlen dieses Jahres und staunt nicht schlecht. Es sind die typischen Verder Kaltblüter, sandfarben mit schwarzer Mähne mit eher kurzen stämmigen Beinen, nicht so riesig wie die Cardosser, aber stark, zäh und immernoch wesentlich größer als die warmblütigen Streitrösser. Es sind mutige Tiere, die ihre Herren überall hin tragen werden... denkt Orga bei dem Anblick der Pferdeleiber, doch dann fällt ihr Blick auf Murgan, der mit verbundenen Augen von zwei Nodmännern vom Schiff geführt wird und sieht ihren Bruder mit dem Kapitän oben auf dem Schiff sprechen. Sie wollen ihn so schnell wie möglich loswerden, beruhigend... denkt Orga, die dem Burschen nicht traut.

Es ist kein schöner Anblick, wie der Mann an beiden Händen so an den Sattelgurt zwischen zwei starken Wagenpferden gebunden wird, daß er nur in gebückter Haltung gehen kann und in Fußfesseln, die ihn daran hindern, die Pferde mit Tritten wild zu machen und ihm womöglich dadurch eine Flucht gelingt, denn die Stricke würden sie nicht so binden, daß sie beim Scheuen der Tiere sich nicht lösen, denn sie wollen den Mann ja nicht umbringen. Zwei der Knechte reiten auf roßsteinschen Pferden im Schritt voraus, jeder eines der Wagenpferde am Seil hinter sich führend und alle verstummen kurz und es macht unter dem Gesinde die Runde, was der Knecht auf Korrans Gut angerichtet hat, daß er Orga beschimpft hätte und ihrer Anweisung nicht gefolgt wäre, das Gut zu verlassen, was für den Knecht eine geringere Strafel gewesen wäre.

"Was hat er sich eigentlich gedacht? Meinte er den Hof übernehmen zu können, wenn der alte Korran gestorben wäre?" fragt sie verständnislos den Kopf schüttelnd zu ihrem Bruder und dem Kapitän, die zu ihr unter die Linde getreten sind.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 12. Aug. 2004, 21:13 Uhr
Mit einem Lächeln beobachtet der Kapitän, wie die Pferde wieder aus dem dunklen Schiffsbauch herausgeführt und zu der Koppel gebracht werden. Dort springen sie alsbald munter herum, als wären sie niemals in dem fliegenden Schiff durch die Lüfte gereist.

Orga stellt die Anwesenden vor und die Luftfahrer, Galrin und Jolanthe eingeschlossen, erwidern die freundliche Begrüßung mit derselben Herzlichkeit, mit der sie gegeben wurde.
Jolanthe und Kirion sind schnell von Kindern umringt und der schwarze Kater zieht die Aufmerksamkeit der jüngeren Gutsbewohner auf sich, wie ein Magnet. Abermals stiehlt sich ein Lächeln auf die Züge des Nordmannes.

Die Familie Henrys läßt auffahren, was Küche und Keller hergeben, um die Gäste zu verwöhnen. Doch bevor der Junge, den der Hausherr losgeschickt hat, wieder vom Schlachter zurück ist, wendet sich Galrin erneut an Henry: "Ich schlage vor, Ihr findet Euch hier zurecht, begrüßt Eure Verwandten, bereitet das Mahl vor und werdet hier wieder heimisch. Ich für meinen Teil werde ans Südufer zurückfliegen, einige Knechte mitnehmen und die übrigen Pferde holen. Es war wichtig, daß Jolanthe bei dem ersten Flug dabei war, um die jüngeren und wilderen Tiere ruhig zu halten. Bei allen weiteren Flügen haben wir es mit ruhigeren Pferden zu tun. Und ich lasse mir ungern die Aussicht auf ein Festmahl dadurch trüben, daß ich anschließend noch Arbeit zu tun habe."

Bei den letzten Worten grinst Galrin und zwinkert mit dem rechten Auge.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 12. Aug. 2004, 21:45 Uhr
Henry hatte dem einen der Knechte das von Korran unterschriebene Pergament mitgegeben, das er kurz überflogen hatte und wo noch etwas von zwei Mägden stand, die Ogmar anvertraut hatten, was Murgan ihnen angetan hatte. Das würde reichen, den Mann für eine Weile hinter Gittern zu bringen und als die Männer den Hof mit Murgan verlassen haben geht er zu Orga und dem Kapitän hinüber.

Henry lächelt bei Galrins Worten und schüttelt den Kopf. "Die Leute machen das hier schon und vor dem Abend ist das Kalb nicht durchgebraten, ich werde euch begleiten. Das wäre ja noch schöner wenn ich euch die Arbeit mit den Pferden alleine machen lassen würde..." und lacht den Nordmann an und wendet sich mit ihm Richtung Windkind, um den nächsten Schwung Pferde von Korrans Gut zu holen.
Ich werde mir keine Sekunde Flug mit dem Schiff entgehen lassen, denkt er dabei spitzbübisch und blickt Galrin Ragnarsson an, daß er eigentlich sehen müsste, daß ihm das Fliegen viel zu viel Vergnügen bereitet, als daß er an Land bleibt.

Auf dem Weg zur Windkind wiegt Henry nachdenklich den Kopf hin und her. "Es war nicht ungefährlich für eure Frau da unten bei den Pferden, über welche Gaben sie als Elbe auch verfügen mag, aber es ist gut gegangen und ich bin der Letzte, der nicht die Liebe zu Pferden versteht..."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 12. Aug. 2004, 21:55 Uhr
Uuma hört Asrais Worten konzentriert zu, denn manche Worte kennt sie nicht und erahnt den Sinn mehr im Zusammenhang, doch daß er blind ist, daß er ein Seher ist und daß er Gedanken lesen kann versteht sie.

"Uuma nicht stören Aussehen. Uuma kennen Menschen die nicht haben gute Kleider," erklärt sie Asrai, denn das Aussehen stört sie nicht. "Uuma fühlen Gefahr, nicht haben Angst vor Aussehen von Sethai," benutzt sie jetzt den Namen des Mannes, von dem sie spricht.

Plötzlich werden alle rundherum still und Uuma blickt sich verwundert um und sieht dann, warum es so still geworden ist: Ein Mann wird zwischen zwei starken Pferden gebunden, aus dem Hof geführt. "Warum Männer so Mann bringen weg?" fragt Uuma leise, denn sie erschreckt der Anblick des Mannes, aber auch die ganze Sache und fühlt sich ohne ihr Blasröhrchen und ihre Betäubungspfeile plötzlich unangenehm ungeschützt.
     

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 12. Aug. 2004, 22:11 Uhr
Asrai kann nicht verstehen, was das für eine Gefahr sein soll, die Uuma von Sethai ausgehen fühlt. Sie selbst hat noch nie Gefahr in seiner Nähe gespürt und sie weiß, dass Sethai nie jemandem etwas zuleide tun würde. "Sethai würde nie jemandem was tun.", sagt Asrai daher nur mit einem gequälten Gesichtsausdruck. "Ich weiß nicht, was das für eine Gefahr sein soll, die du da fühlst."

Dann folgt Asrai Uumas Blick und auch sie merkt, dass alle um sie herum still geworden sind. Der Anblick des Mannes, der zwischen zwei starken Pferden gebunden vom Hof geführt wird, weckt ein bedrückendes Gefühl in ihr. "Von diesem Mann geht viel mehr Gefahr aus, als von Sethai.", murmelt sie. "Er hat auf dem Hof, von dem wir die Pferde geholt haben, viel Schaden angerichtet. Was genau er getan hat, das weiß ich nicht, aber er wird diese Strafe wohl verdient haben." Irgendwie zerrt dieses Ereignis an Asrais guter Stimmung. Als der Mann fort ist, dreht die Wasserfee sich wieder zu den anderen um. "Möchtest du noch hier sitzen bleiben, oder mit zu den anderen an den Tisch kommen? Es scheint bald etwas zu Essen zu geben. Ich sage dann Yohn bescheid, dass er dich holen kommt." Fragend sieht Asrai die kleine Wilde an. Sie selbst würde nun gern zu den anderen und vor allem zu Sethai gehen. Als sie sich nochmal zu den anderen umsieht, kann sie sehen, wie sich der Kapitän mit einem Teil seiner Mannschaft und mit Henry wieder auf den Weg zur Windkind macht. Sicher wollen sie noch die anderen Pferde holen. Hoffentlich verpassen sie so das Essen nicht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 12. Aug. 2004, 22:51 Uhr
Uuma würde gerne mit an den Tisch kommen und auch etwas essen, denn sie hat schon wieder Hunger und nickt. Asrai ruft Yohn herbei, der sie zu den anderen trägt. Auf dem Weg dahin ist Uuma traurig, daß sie Asrai nicht besser verständlich machen kann, daß es etwas mit Sethai ist, das in ihr das Gefühl auslöst. Sie kann sich auf ihr Gefühl verlassen, das weiss sie. Uuma müssen sprechen mit Sethai und Mann fragen. Sethai seien Seher und müssen wissen Antwort, nimmt sie sich vor und hofft, daß sie einen günstigen Moment dafür findet.

Auf dem Tisch sind lauter feine Sachen und einige der Nordmänner, die an Land geblieben sind, sitzen am Tisch und auch Orga und ihre Familie. Uuma wird neben Fredrik gesetzt, der gleich munter drauflos erzählt und dem der kleine Hund auf Schritt und Tritt folgt. "Hund wollen sein bei Frederik," stellt Uuma lächelnd fest und erzählt dem Jungen, wo sie den Kleinen gefunden hat und was der Harfenbesitzer ihr vom Schellentommy gesagt hat, bei dem der Hund vorher war. "Uuma nicht wissen, wie Kleiner kommen in Wald, aber nun Kleiner seien Hund von Fredrik." Uuma ist nicht traurig darüber, eher erleichtert, denn sie würde sich die nächste Zeit nicht um den Hund kümmern können, denn sie merkt, daß die Schwäche ziemlich tief in ihr steckt und ohne MoM könnte sie nur am Bach Fische fangen.

Uuma ist ganz begeistert, als sie plötzlich Milch auf dem Tisch in einem großen Krug entdeckt und bittet Yohn, ihr davon etwas in den Becher zu geben. Überrascht stellt sie fest, daß sie auch kalt gut schmeckt. Uuma langt nach dem Brot und legt sich feine Sachen darauf, während Frederik ihr erzählt, was er alles von Bord der Windkind gesehen hat. Der Junge kommt ihr vor wie ein kleiner Bruder.

Mitten beim Essen überfällt sie plötzlich wieder diese Müdigkeit und sie schafft es gerade noch Yohn zu bitten, sie in das Haus von Henrys Vater zu bringen. Er hilft ihr gleich von der Bank auf und trägt sie dort hin, wo ein älterer Mann mit den gleichen ruhigen Augen sie begrüßt. "Ihr müsst Uuma sein. Henry hat mir schon von euch erzählt, aber Yohn soll euch erst einmal in eure Kammer tragen, ihr könnt ja kaum noch die Augen offen halten. Ich bin Leonahard," und lächelt dabei so nett, daß Uuma sich gleich angenommen und wohl fühlt. Uuma erwiedert das Lächeln und kaum liegt sie auf dem Bett, da fallen ihr die Augen zu und sie ist auf der Stelle eingeschlafen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 13. Aug. 2004, 03:28 Uhr
Auch der Seher ist mit den anderen von Bord gegangen als das Gut von Roßstein erreicht ist. Während sich die meisten in kleine Gruppen aufteilen um ihren eigenen Dingen nachzugehen – Begrüßungen, kleinere Gespräche und Vorstellungen und natürlich dem Ausschiffen der Pferde – setzt er sich jedoch auf einen kleinen Findling der neben einem Buch auf dem Gelände des Hofes steht. Von diesem Punkt aus kann er alles „im Auge“ behalten.
Seine besondere Aufmerksamkeit gilt jedoch Asrai und der kleinen Uuma die sich ein wenig vom Rest der Anwesenden entfernt haben und dort ein Gespräch führen. Das Thema ist: Sethai.

Anscheinend bereitet der kleinen Frau die Anwesenheit des Sehers einiges an Unbehagen. Gleichzeitig jedoch scheint ein gewisses Interesse an Sethais Gestalt in Ihr geweckt. Sie löchert Asrai zwar nicht mit Fragen, dennoch sucht sie so viel als möglich zu erfahren. Doch kann sie sich der Wasserfee nicht wirklich verständlich machen.
Asrai im Gegenzug versucht  Ihr Sethais gute Seiten nahe zu bringen. Sie berichtet Ihr von seiner Sanftheit und von all dem was sie an ihm mag.

...Es ist schön zu hören das sie so gut von mir denkt, das sie mir Edelmut und Großherzigkeit zuschreibt....
Gleichzeitig jedoch erschreckt es ihn ein wenig das sie ihm nichts Böses zutraut und das sie glaubt das von ihm kaum oder keine Bedrohung für ausgeht.


>>"Von diesem Mann geht viel mehr Gefahr aus, als von Sethai."<<, diese Worte richtet sie an Uuma und Sethai würde gerne glauben das sie der Wahrheit entsprechen. Doch er weiß genau zu was er fähig wäre.

Ich könnte Euch alle auslöschen.... und nicht nur Eure Körper... Euren Geist selbst könnte ich vernichten, formen und ersetzen. Und sollte mein Alptraum jemals wahr werden....
Doch schnell verdrängt er diesen Gedanken. Nicht nur da er ihm nicht gerne nachgeht, sondern auch da allein dieses kurze abdriften in diese Region seines Geistes Auswirkung auf seinen Körper zeigt. Ein kleiner Blitz fährt von seiner Hand zu Boden und trifft eine kleine Pflanze dort die fast augenblicklich zu Asche zerfällt. Es kostet ihn nur einen kleinen Augenblick um wieder Kontrolle über sich zu erlangen und er hofft das niemand es gesehen hat, aber alleine die Tatsache das es geschehen ist bereitet ihm Sorgen.

Doch kaum ist er mit diesem Gedanken fertig, da erheben sich auch Asrai und Uuma wieder und auch die anderen machen sich auf den Weg, alle in dieselbe Richtung. Anscheinend ist es Essenszeit. Der Seher schließt sich lächelnd seiner Gefährtin an, jedoch bedacht darauf Uuma nicht zu nahe zu kommen. Zusammen erreichen sie die große Tafel auf der allerlei herrliche Speisen aufgereiht sind.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 13. Aug. 2004, 04:41 Uhr
Gemeinsam mit Henry geht Galrin hinüber zur "Windkind". Aus dem Augenwinkel erblickt der Nordmann ein kurzes Aufflackern, doch als er Sethai ansieht, ist der kurze Lichtblitz schon wieder verschwunden. Nur ein Aschefleck auf dem Boden läßt erahnen, daß dort soeben etwas geschehen ist, was nicht mit rechten Dingen zuging. Mißtrauisch hebt der Nordmann eine Augenbraue, tut dann jedoch das Ereignis mit einem Achselzucken ab und kümmert sich stattdessen wieder um seine eigenen Angelegenheiten.

Das Windschiff knarrt leise, als es, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, wieder in den Himmel empor steigt. Der untere Mast wird wieder aufgerichtet und die Segel gesetzt. Langsam zunächst, dann immer schneller werdend, eilt der hölzerne Riese über das Land dahin, dreht schließlich ab und jagt, einem überdimensionalen Pfeil gleich, hinaus auf den See. Der Wind ist frisch, kommt fast genau aus Westen und so ist es für die Leute an Bord der "Windkind" kein Problem, den Flug über den großen See in durchaus passabler Zeit zurückzulegen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 13. Aug. 2004, 06:40 Uhr
Henry genießt die kurze Fahrt über den See zurück zum korranschen Hof wieder mit jedem Atemzug. Da sie dieses Mal nur die Pferde holen wollen, fegt die Windkind nur so über den See. Die Knechte des Hofes zeigen sich erstaunt, daß sie schon wieder zurück sind und haben die Zeit genutzt, die Stuten mit ihren jungen Fohlen auf die große Koppel zu bringen.
Auch wenn die schweren Tiere unruhig werden, es geht viel ruhiger zu, als bei den Jährlingen. Auch im Schiffsbauch gibt es kein Schlagen und Gestampfe, nur ab und zu hört man ein unruhiges Wiehern.

Henry berichtet dem obersten Knecht Ogmar davon, daß Murgan schon unterwegs nach Verd sei und sie sich sicher keine Sorgen machen müssen, daß er noch einmal auf dem Hof auftaucht. Henry sagt dem Knecht auch, daß er die Leute, die keine Arbeit mehr haben, wenn Korran den Hof verkauft hat, bei sich in Talyra auf seinem Pferdehof anstellen würde, da sie sicher an den Pferden hängen und er Leute brauchen würde, was Ogmar mit einem Aufleuchten in seinen Augen zu Kenntnis nimmt und Henry für das Angebot im Namen aller dankt.

Über die Hälfe der schweren Zuchtstuten, teilweise mit Fohlen, sind an Bord und Henry freut sich schon wieder auf den Rückflug und hilft mit, die Planken einzuziehen. Langsam sind ihm diese einfachen, wenn auch körperlich nicht leichten Arbeiten an Bord vertraut.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 13. Aug. 2004, 10:57 Uhr
Wenig später sitzt Asrai mit den anderen am großen Tisch, Sethai direkt neben sich, dem sie einen sanften Kuss auf die Wange drückt. Das Gespräch mit Uuma hat sie ein wenig durcheinander gebracht und sie hofft, dass man es ihr nicht so sehr ansieht. Reisen macht hunrig und so kann auch Asrai ihre Finger nicht von all den leckeren Sachen lassen, die vor ihr auf dem Tisch stehen. "Holen der Kapitän und Henry die restlichen Tiere?", fragt Asrai nochmal in die Runde, um sicher zu gehen und als ihr das bestätigt wird, lächelt sie. "Ich würde auch nicht in einer so netten Runde sitzen wollen, wenn ich genau weiß, dass danach noch Arbeit auf mich wartet."

Jolanthes Kater hat sich inzwischen auf dem Boden unter dem Tisch eingerollt und genießt die Ruhe während des Essens. Die Kinder sind nun schließlich mit anderen Dingen beschäftigt und vielleicht würde für ihn ja das ein oder andere abfallen.

Asrai bekommt mit, wie Uuma dem kleinen Frederik ihren Hund schenkt und das strahlende Gesicht des kleinen Mannes wärmt ihr Herz. Dann wird Uuma von Yohn ins Haus gebracht. Die Müdigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Leonhard fehlt am Tisch, was Asrai ein wenig bedauert. Sie hat einen Narren an diesem Mann gefressen und bewundert ihn für seine ruhige und gelassene Art. Zu gern hätte sie sich ein wenig mit ihm Unterhalten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 13. Aug. 2004, 12:25 Uhr
Auf dem Roßsteingut bei Verd

Orga läßt ihren Blick über den Tisch schweifen und stellt fest, daß ihre Schwägerin sich schon bestens um das leibliche Wohl gekümmert hat und sie sitzt mit ihrem Bruder an dem langen Tisch und unterhält sich angeregt mit den Nordmännern. Eine große Suppenschüssel mit Eintopf macht die Runde und über der Feuerstelle auf der anderen Seite der Linde wird schon das starke Eisengestell aufgebaut, auf das der lange Eisenspieß mit dem geschlachteten Kalb eingehängt wird.

Henry und Galrin Ragnarsson sind wieder losgesegelt und würden bald mit der zweiten Fuhre Pferde kommen und Orga sieht Leonhard mit den Knechten die Koppel neben den Jährlingen für die Stuten vorbereiten. Frederiks angeregtes Gespräch mit Uuma entgeht ihr nicht und daß sie ihren kleinen Hund so einfach dem Jungen schenkt, weil er sich die letzten Tage an seine Versen geheftet hat. Sie kann das in Uumas Zustand gut verstehen, doch wird sie erst einmal abwarten, was Henry dazu meint, denn sie bezweifelt, daß er sie ihren letzten Gefährten einfach so hergeben läßt.

Asrai wirkt seit sie am Tisch sitzt etwas traurig und sie freut sich, daß sie wenigstens ordentlich zulangt. "Ja, sie holen jetzt wohl die Stuten mit den kleinen Fohlen," antwortet sie ihr gleich auf ihre Frage, doch dann kommt Leonhard an den Tisch und setzt sich auf das Stückchen freien Platz neben Asrai und Yohn auf der anderen Seite rückt gleich mit einem freundlichen Nicken zur Seite. "Hoffentlich halten die Koppelzäune die übermütigen Jährlinge," begrüßt Orga Leonhard gleich mit einer Frage, der lacht und meint, daß sie ja genug Platz zum Austoben hätten und dann nicht an die Zäune gingen, außer um sich das Fell zu kratzen, was allgemeines Gelächter verursacht.

"Wie geht es euch Asrai? Ich hoffe ihr genießt die Reise mit einem so geheimnisumwitterten Schiff?" und Leonhard lächelt die junge Frau vergnügt an und nickt Sethai ebenfalls lächelnd zu, als wäre er nicht blind, was Frederik verwundert von Leonhard zu Sethai blicken läßt, der das wohl beobachtet hat.

Orgas Aufmerksamkeit geht zu Jolanthe, die ohne ihren Kapitän recht still geworden ist und neben ihr sitzt. "Ich hoffe es schmeckt euch Jolanthe, kann ich euch noch etwas reichen? Braucht euer Kater vielleicht ein Schälchen Milch?" Kaum hat sie die Worte ausgesprochen ruft sie eines der älteren Kinder herbei und schickt es, eine kleine irdene Schüssel zu holen, damit ihr kleiner Gast nicht Durst leiden muß, wenn auch Wasser im Überfluß da ist, so weiss sie doch, wie gerne die Tiere Milch schlecken und es würde Jolanthe vielleicht wieder ein bischen fröhlicher stimmen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 14. Aug. 2004, 08:52 Uhr
Uuma erwacht noch immer müde in dem auffallend stillen Haus von Henrys Vater. Bett auch seien bequem, ist der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf geht, während sie sich wohlig räkelt und dabei feststellt, daß sie nicht mehr ihre Echsenlederkleidung trägt. Überrascht schaut sie zu ihren Armen, ihrem Körper und stellt fest, daß sie ein sandfarbenes, herrlich weiches Strickkleid aus federleichter glänzender Wolle, oder was das auch immer sein mag, am Leibe trägt, daß ihr bis zu den Füßen reicht.

Uuma schaut durch die offene Tür, doch sieht sie nur ein Stück Flur von dem die Geräusche aus dem Hof nur wenig an ihr Ohr dringen, doch plötzlich flitzt die alte Magd am Zimmer vorbei, die sie vorher schon hier in dem Haus gesehen hat, die plötzlich stehen bleibt, zurück kommt und ins Zimmer schaut. "Uuma, na Kindchen, bis du wieder wach? Daß du mir ja liegen bleibst, Marie hat mir alles erzählt. Du gehörst ins Bett!" So freundlich die Worte auch gesprochen waren, sie glichen einem Befehl und Uuma kichert erst leise, doch dann stellt sich leichter bis mittlerer Trotz bei ihr ein. Uuma wissen, wann Uuma können aus Bett... grollt sie etwas, aber hat doch einen gewissen Respekt vor der alten Frau, wie sie es aus ihrem Stamm her kennt, denn die alten Frauen hatten dort das Sagen.

Zum Glück kann Uuma vom Bett aus aus dem Fenster schauen, wo sie lauter Obstbäume sieht, die sich scheinbar über einen leicht abfallenden Hang hin weiter hinter dem Haus erstrecken und sieht plötzlich die Windkind am Himmel und ihr Herz beginnt schneller zu schlagen, denn sie hatte gesehen, wie Henry mit dem Kapitän wieder das Schiff betreten hatte. Henry bringen Pferde... geht es ihr voller Unruhe im Kopf herum, denn sie möchte die Pferde sehen, doch da kommt die Magd mit dem Heiltee herein, den Uuma schon von weitem riecht und stellt ihn auf einem kleinen Schränkchen neben dem Bett hin. "Der wird ausgetrunken!" und nach einem liebevollen strengen Blick geht die Alte lächelnd wieder hinaus. Uuma weiss instinktiv, daß sie bei der alten keine Chance hat und fügt sich in ihr Schicksal, aber im Stillen hofft sie, daß wenn Henry kommt, er sie doch mit nach draußen nimmt, wie er ihr das versprochen hat und Uuma grinst spitzbübisch... und schlürft den Tee.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 14. Aug. 2004, 12:55 Uhr
Henry ist langsam so hungrig, daß ihm unüberhörbar der Magen knurrt und er ist äußerst glücklich, daß sich die Windkind unter Galrins geheimnisvollem Tun langsam auf den großen Hof senkt und die Nordmänner das Schiff für das Ausladen der Stuten vorbereiten. Die Tiere werden von den Nordmännern herausgeführt und von den Knechten entgegengenommen, die schon vor dem Schiff warten und ein fröhliches Gewieher ist von den jungen Fohlen zu hören, die mit den Einjährigen mit der ersten Fuhre schon in der Koppel herumspringen und ihre Mütter begrüßen.

Es ist ein schönes Bild, wie die anderen Fohlen ihren Müttern aus dem Schiffsbauch folgen und übermütig herumspringen. Für die Kinder auf dem Gut ist es ein aufregendes Erlebnis, soviele von den starken stämmigen Kaltblütern auf einem Haufen zu sehen und insbesondere die kleinen stämmigen Fohlen. Eine nach der anderen Stute erreicht mit ihrem Fohlen die große Koppel neben den Jährlingen und gleich machen sich die Pferde über das Wasser her, das in großen Holzkübeln schon innerhalb der Koppel bereit steht.

"Jetzt lasst uns erstmal etwas Essen!" ruft Henry den Nordmännern zu. "Bis zum Abend sind es noch ein paar Stunden, vorher ist der Braten nicht durch!" und alle können die Richtigkeit seiner Worte beim Anblick des frisch geschlachteten Kalbes auf dem Spieß über dem Feuer nur bestätigen. Henry setzt sich zu seinem Vater an den Tisch, nachdem sich auch Galrin niedergelassen hat und schöpft dem Nordmann und sich von dem deftigen Eintopf in die Teller. "Ich habe einen Bären hunger," spricht er seinen Vater lachend an und beginnt zu essen, doch der scheint plötzlich mit  seiner Aufmerksamkeit einen Punkt am Eingang des Hofes zu fixieren. Henry folgt seinem Blick und sieht einen schwarzhaarigen Mann auf einem ebenso schwarzhaarigen Roß das breite Tor passieren. "Das ist doch nicht etwa.....Bassu..?" hört er seinen Vater ungläubig sagen, der sich im Schneckentempo erhebt, sich bei Asrai kurz entschuldigt und hinter die Bank zurück tritt, um mit schnellem Schritt dem Mann entgegen zu eilen. "Bassu? Kennst du den Mann?" fragt er Orga, die ihm gegenüber sitzt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 14. Aug. 2004, 15:19 Uhr
Irgendwann kommt auch Leonhard zu ihnen an den Tisch und Asrais Augen beginnen zu strahlen. "Es geht mir wunderbar.", antwortet sie dem alten Mann, auch wenn es nicht hundert prozentig der Wahrheit entspricht. "Die Reise ist wundervoll. Von dort oben sieht alles so anders und viel friedlicher aus. Und man kommt so schnell von einem Ort zum anderen." Ihr fröhlicher Blick unterstreicht ihre Begeisterung für die Reise mit der Windkind. "Ich hoffe, dass es euch ebenso gut geht, Leonhard."

Dann haben auch endlich die anderen ihre Arbeit erledigt und Henry holt mit dem Kapitän und dessen Besatzung die Fohlen mit ihren Müttern aus dem Inneren des Schiffes. Dann können auch endlich sie etwas essen und die Runde um den Tisch wird immer größer. Plötzlich richten sich die Blicke auf einen Reiter am Eingang des Hofes. Asrai kennt ihn nicht, aber sie kennt sowieso kaum jemanden aus Verd. Leonhard jedoch scheint ihn zu kennen und die Wasserfee hofft, dass er bald erklären würde, wer dieser Mensch ist. Doch erst einmal geht Leonhard ihm entgegen und Asrai verfolgt neugierig das Geschehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 14. Aug. 2004, 23:37 Uhr
Orga freut sich, daß Leonhard zu ihnen an den Tisch kommt und auch Asrai ist die Freude über sein Erscheinen anzusehen. Kurze Zeit später sind auch Henry und Galrin Ragnarsson zurück und die Pferde ausgeladen, so daß die Nordmänner endlich zu einem Teller Eintopf kommen.

Jolanthes Kater hat sein Schälchen mit Milch erhalten und schleckt sich zufrieden das Mäulchen, das Feuer unter dem Spieß ist entzündet und ein Junge dreht langsam den Dreharm am Ende des Eisens, während die Magd eine Schale unter die tiefste Stelle des Bratens auf das Eisengitter stellt, wo das Fett hineintropfen wird.

Leonhards Verwunderung über einen Reiter, eines offensichtlich unerwarteten Besuchers, läßt Orga aufhorchen und sich neugierig umdrehen. Der Mann ist vom Pferd gestiegen und begrüßt Henrys Vater fröhlich, doch Leonhards Haltung ist dabei merkwürdig zurückhaltend und Orga ist verwundert, daß er ihn nicht an den Tisch bittet, sondern mit ihm in sein Haus geht. Wer mag das nur sein? Vielleicht ein Händler, der unpassend kommt?, doch eine innere Stimme sagt ihr, daß er kein Händler ist, daß sich die beiden besser kennen...

Orga dreht sich wieder zum Tisch um und blickt dann Jolanthe und Asrai fragend an. "Wie wäre es, wollen wir noch mit der Kutsche nach Verd fahren? Bis die letzten Pferde von Korran hier sind und der Braten fertig ist könnten wir wieder zurück sein." Orga hat Jolanthes Strickwünsche nicht vergessen und sie hat großes Verlangen, den kleinen Abstecher in die Stadt zu unternehmen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 15. Aug. 2004, 01:44 Uhr
Ohne Zwischenfall hat die brave "Windkind" die Fohlen und Stuten über den Verdsee hinweg getragen. Manch ein Knecht an Bord hätte um ein Haar seine Pflicht vergessen und das Gefühl des Fliegens auf Deck genossen, statt im Schiffsbauch auf die Grundsteine von Henrys Kaltblüterzucht aufzupassen. Doch zuletzt erinnert sich ein Jeder an seine Aufgabe und sorgt auf seine Weise dafür, daß die Pferde sicher an ihr Ziel kommen.

Als das Windschiff mit seiner Fracht schließlich zum zweiten Mal das Roßsteinsche Gut anfliegt, knurrt nicht nur Henry der Magen. Seit dem Frühstück hat keiner der Reisenden einen Bissen mehr zu sich genommen, der größer gewesen wäre, als ein Apfel oder eine Birne. Und darum ist es Galrin und den anderen Normandern ganz recht, daß der Herr von Roßstein eine Essenspause vorschlägt.

>Jetzt lasst uns erstmal etwas Essen! Bis zum Abend sind es noch ein paar Stunden, vorher ist der Braten nicht durch!<, gibt Henry zu bedenken. Der Kapitän nickt und entläßt die Mannschaft für die nächsten zwei Stunden aus ihren Diensten.
Als der schwarzhaarige Reiter auftaucht, erhebt sich Henrys Vater, um den Mann, der offenbar Bassu heißt, willkommen zu heißen. Der fragende Blick Henrys entgeht Galrin nicht, doch der Schiffsbauer ist der Meinung, daß ihn die privaten Angelegenheiten von Leonhard nichts angehen. So bleibt er sitzen und läßt sich den vorzüglichen Eintopf schmecken. Doch immer wieder hebt der Nordmann den Blick und sieh Leonhard nach. Sollte dieser Bassu böse Absichten hegen, so nimmt sich Galrin vor, nicht untätig zuzusehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 15. Aug. 2004, 10:11 Uhr
Uuma trinkt artig den Tee, wie die Alte es ihr befohlen hat und wie zu erwarten wird sie wieder schläfrig und döst vor sich hin. Irgendwann hört sie Stiefelschritte und freut sich schon, daß Henry sie holen kommen will, doch sie hört die Stimme von Henrys Vater Leonhard und noch eine andere tiefe, aber nicht unangenehme Stimme, die immer wieder scheint, Henrys Vater beruhigen zu wollen. "... schon lange her..." hört Uuma aus der Stube und "....wusste ich..... paar Monden nicht..." und Uumas Neugierde ist geweckt.

Was Mann nicht wissen...? Uuma spitzt ihre Ohren so gut sie kann, hört aber immer nur Bruchstücke, weil Leonhard und der Mann immer wieder zwischendurch leise sprechen.  "....bin dein Halbbruder.... alte Roßstein.... tot...." Uuma vermutet, daß da etwas Geheimnisvolles geschieht, von dem die Männer nicht wissen, daß Uuma es hört. Hoffentlich nicht Wissen seien gefährlich für Uuma... denkt sie kurz erschrocken und schließt schnell die Augen, damit sie denken, daß sie tief und fest schläft, aber niemand kommt um nach ihr zu schauen.

"...meine Tochter!" sagt der Fremde wieder lauter und dann hört sie Leonhards Stimme wieder: "...leise, Gast im Haus....stör nicht ihren Frieden... Bassu!" Mann kommen? fragt sich Uuma erschrocken bei Leonhards Worten, denn sie hat nicht einmal ihr Blasrohr und die Betäubungspfeile, um sich zu schützen..., doch dann entfernen sich die Stiefelschritte und Uuma atmet erleichtert auf.

Kaum liegt Uuma eine Weile still in dem kuscheligen Bett, kommt leise die Alte ins Zimmer und lächelt sie wissend an und streicht ihr über den Kopf. "Steck dein Näschen nicht in anderleuts Angelegenheiten! Ein Rat von einer alten Frau," und nickt freundlich, aber Uuma sieht die Sorge in den Augen der Alten, die seufzend wieder aus dem Zimmer geht, um ihr vom Eintopf zu holen, wie sie im Hinausgehen noch murmelt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 15. Aug. 2004, 10:47 Uhr
Jolanthe hatte neben Galrin gestanden und ein bisschen seiner Unterredung mit Henry zugehört, als sie auf einmal auf Sethai aufmerksam geworden war. Sie hatte es nur aus dem Augenwinkel gesehen, doch vielmehr hatte sie den Lichtblitz und die vernichtende Macht gespürt. Sie hatte sich erschrocken, doch dieses gut zu verbegen gewusst und hatte Sethai nicht angesehen. Doch seitdem beschlich sie ein ungutes Gefühl.

Diese Begebenheit beschäftigt sie immer noch, als sie beim Essen sitzt. Galrin ist dabei die andern Pferde zu holen und Jolanthes Gedanken hängen bei der merkwürdigen Begebenheit von vorhin und sie bekommt kaum mit, was um sie herum geschieht. Sie kann es sich nicht erklären. Nie hätte sie gedacht, dass sie vor Sethai Angst haben würde. Doch genau das hat sie jetzt. Und es ist noch mehr, es ist nicht nur Angst, sondern das gewisse Gefühl einer unbestimmbaren, aber doch vorhandenen Gefahr, die von ihm ausgeht. Zuvor war er ihr etwas unheimlich gewesen und sie hatte seine starke magische Aura gespürt, doch das Gefühl jetzt ist ein anderes.
Sie guckt zu Asrai rüber, doch sie wagt es nicht Sethai anzusehen. Ob sie davon weiß? Doch das kann Jolanthe sich nicht vorstellen. Aber wie, sie versteht es nicht, kann Sethai sich so gut verstellen? Sie hatte vorher ja auch nichts bemerkt. Doch,...
Und wenn es alles nur Einbildung ist?
Ja, das war es wahrscheinlich.

Und als sie indem Mometn Roga anspricht, schiebt Jolanthe die Gedanken an Sethai beiseite. Sie war wahrscheinlich einfach wieder überängstlich!.
Sie dankt Orga für die Milch und sagt: "Ich möchte gerne mit nach Verd. Ich sag nur eben Glarin bescheid."

Sie geht zu Galrin rüber, legt den Arm um ihn und erzählt ihm, dass sie in die Stadt wollen. Doch immer wieder streichen ihre Blicke ungewollt rüber zu Sethai...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 15. Aug. 2004, 11:27 Uhr
"Gern komm ich mit nach Verd.", antwortet Asrai lächelnd und sieht BJolanthe hinterher, die zu Galrin hinüber geht, um ihm bescheid zu sagen. Sethai schenkt ihr einen Blick, der ihr sagt, dass es vollkommen in Ordnung ist, dass sie mit Orga und Jolanthe nach Verd fährt. "Vielleicht bring ich dir ja was Schönes mit.", sagt Asrai schmunzelnd.

Der erste Hunger ist gestillt und Asrai hofft, dass die Fahrt in der Kutsche nach Verd sie wieder hungrig machen wird, denn zu gern würde sie etwas von dem Braten probieren. Leonhard und der Fremde sind inzwischen ins Haus gegangen und Asrai rechnet nicht mehr damit, zu erfahren, um wen es sich handelt und warum Leonhard so ungläubig ausgesehen hat, bevor die Frauen in die Stadt fahren.

Das Wetter sieht noch recht gut aus, doch trotzdem nimmt Asrai ihren Umhang mir, da sie weiß, wie schnell sie friert und es doch langsam ein wenig kühler wird. Vielleicht würde Asrai ja auch etwas in der Stadt finden, dass sich für das Armenhaus eignen würde.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 15. Aug. 2004, 16:33 Uhr
Orga freut sich, daß es den Nordmännern und ihrem Henry schmeckt und als Asrai und Jolanthe auch Lust verspüren, mit ihr nach Verd zu fahren ist sie hocherfreut und nickt Yohn zu, damit er ihnen die Kutsche anspannt. Die Frauen erheben sich, Jolanthe sagt ihrem Mann bescheid, Orga wechselt kurz ein paar Worte mit ihrer Schwägerin und ihrem Bruder und schon steht sie Kutsche vor dem Herrenhaus bereit.
Bevor Orga sich ganz zu dem Vehikel wendet stellt sie sich hinter Henry und schmiegt sich an ihn. "Wir Frauen machen einen Einkaufsbummel Liebster. Wir bleiben nicht lange," und Henry lacht leise, als er ihre Worte hört. "Wir bleiben wirklich nicht lange," lacht Orga dann auch und schon geht sie vergnügt das Stück zur Kutsche, wo Yohn ihr und den beiden Frauen die Türe offen hält und sie einsteigen läßt. "Es freut mich Yohn, daß du uns fährst," bemerkt sie mit einem Blick aus dem Fenster der Kutsche und kurz danach rollt der Wagen los.

Sie fahren gerade auf der gegenüberliegenden Seite von Leonhards Haus vorbei, als Henrys Vater dem schwarzhaarigen Mann folgt, der aus dem Haus getreten ist und auf Leonhards Rufen hin lacht und weitergeht. Was ist das für ein Mann? denkt sie wieder verwundert und ihr fallen wieder die Haare auf. Orga schüttelt den Kopf und munter geht die Fahrt aus dem breiten Tor hinaus, zwischen Wiesen und Feldern auf denen das Korn zur Ernte reif hochgewachsen steht. Der ganze Weg nach Verd ist gesäumt von alten Bäumen, die angenehm Schatten spenden und einmal ruft Yohn ihnen zu, ob sie links das Wild sehen würden, doch Orga erkennt im letzten Moment, daß er sie nur von den Pferden ablenken wollte, die sie gerade im weiten Bogen überholen. Yohn wollte uns den Ablick ersparen... denkt sie dankbar, denn sie hatte kaum den Mann wahrgenommen, der zwischen den Pferden sich langsam der Stadt näherte.

Die Fahrt dauert nicht lange, bis sie durch die breite Straße, die von Osten nach Westen die Stadt durchzieht, in Verd einfahren. An dieser Straße liegt rechts und links ein Laden neben dem anderen und in der Mitte der Stadt öffnet sie sich zu einem großen Platz, wo Yohn die Kutsche anhält und ihnen wieder beim Aussteigen hilft. Sie stehen direkt vor dem dickwandigen alten Brunnen, der die Mitte der Stadt kennzeichnet und wo die Kinder immer an der langen Tränke für die Pferde herumplanschen.

"Gehen wir zuerst zu dem Laden mit der Wolle? Danach können wir dann noch ein wenig bummeln gehen," und Orga lacht Asrai und Jolanthe fröhlich an. Doch kaum sind sie aus der Kutsche ausgestiegen wird sie von allen Seiten höflich und respektvoll begrüßt, nach ihrem Befinden gefragt, daß sie nur langsam zum ersehnten Wolladen, ein Stück den Platz hinauf, kommen. Jedesmal stellt sie die Frauen als Freundinnen aus Talyra vor, denen ebenso höflich und respektvoll begegnet wird und Orga kann sich vorstellen, daß Asrai und Jolanthe die Art der Begrüßung teilweise etwas steif und auch fremd ist.

Die Ladentüre des recht kleinen Wolladens öffnet sich mit einem lustigen Gebimmel und Orga hat den Frauen nicht zuviel versprochen, überall liegen in den Regalen die verschiedensten Sorten von Garnen aus Wolle, Seide und Mischungen der beiden Arten. Da sie nicht die einzigen Besucherinnen sind haben sie Zeit, sich in Ruhe umzusehen und bald findet Orga das Garn, das sie meinte, aber sie läßt Asrai und Jolanthe sich selber umsehen, denn sie möchte Jolanthe nicht ihren Geschmack aufzwingen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 15. Aug. 2004, 20:10 Uhr
Schon recht bald machen sich Yohn und die Frauen mit der Kutsche auf den Weg. Schließlich wollen sie rechtzeitig zum Essen zurück sein. Asrai genießt die Fahrt in der Kutsche. So wahnsinnig oft sitzt sie auch nicht in so einem Gefährt. Die kleine Wasserfee kommt sich vor wie eine Prinzessin. Erst die wundervolle Reise mit dem Windschiff, jetzt die Fahrt in einer Kutsche nach Verd, um dort einzukaufen... In Verd angekommen werden sie alle sehr höflich begrüßt und Orga stellt die beiden Frauen als Freundinnen aus Talyra vor. Asrai bemerkt die neugierigen Blicke, die sie mustern. Einerseits ist sie es gewohnt, so angesehen zu werden. Schließlich ist ihre Art sehr sehr selten geworden. Doch andererseits fühlt sie sich unbehaglich, so bestürmt zu werden und Asrai fragt sich, ob Orga wohl immer so bestürmt wird und ob ihr das gefällt. Momentan macht sie jedenfalls nicht den Eindruck als würde es ihr missfallen. Sie ist ja auch von ganz anderem Stand als ich.

Irgendwann schaffen die Frauen es endlich, das Geschäft zu betreten. Hier drinnen ist alles etwas ruhiger und da sie nicht die einzigen Kunden sind, werden sie von dem Verkäufer auch nicht sofort bestürmt, so dass sie Luft holen können. Neugierig sieht sich die kleine Wasserfee um und während sie die verschiedenen Garne und Wollknäule in allen erdenklichen Farben bestaunt, kreisen ihr lauter Kleidungsstücke im Kopf herum, die man aus diesen Garnen herstellen könnte und zieht es in Erwägung, sich Wolle für einen dicken Winterrock mit nach hause zu nehmen. Lange hat sie nicht mehr gestrickt und jetzt, da es für Jolanthe und Orga Thema zu sein scheint, findet auch die Wasserfee wieder Gefallen daran.

"Es war eine wunderbare Idee von euch, hierher zu kommen, Orga. Jetzt, wo ich all dies sehe, bekomme auch ich gleich wieder Lust zu stricken und auch, wenn das Wetter jetzt noch gut ist, der Winter naht doch.", spricht Asrai Orga lächelnd an.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 15. Aug. 2004, 21:19 Uhr
Henry kann sich das Lachen nicht vernkeifen als Orga ihm sagt, daß sie bald wieder zurück wären. Er glaubt es einfach nicht. Yohn nimmt sich der Kutsche an und die Nordmänner greifen noch kräftig zu, denn eine Fuhre Pferde müssten sie noch holen und das macht bis zur Dunkelheit wieder hungrig.

Der Kutsche hinterher schauend sieht Henry seinen Vater mit dem schwarzhaarigen Mann, etwas älter als sein Vater scheint ihm, langsam auf sie zu kommen und er blickt ihnen unauffällig entgegen. Als sie am Tisch angelangt sind legt sein Vater die Hand auf die Schulter des Mannes und wendet sich hauptsächlich an Orgas Schwägerin, ihren Bruder und an ihn, während er die Nordmänner kurz mit seinem Blick streift. "Wir haben unerwartet Besuch bekommen, mein Halbbruder Bassu aus Brioca..."

Henry verschluckt sich, daß ihm buchstäblich der Bissen im Halse stecken bleibt und ist dem Kapitän dankbar, daß er ihm kräftig auf den Rücken klopft. Henry starrt seinen Vater an. Du hast einen Halbbruder...? Henry sieht den ernsten Blick seines Vaters, der vor allem Orgas Bruder gilt, doch der erhebt sich, reicht dem Mann die Hand und begrüßt ihn freundlich und überrascht. "Seid willkommen auf dem Gute von Roßstein und speist und trinkt mit uns. Ich muß euch ehrlich sagen, ich wusste bis heute nicht, daß es euch gibt." Henry beobachtete, wie sein Vateer sich unauffällig, aber für ihn erkennbar, entspannt und seine Haltung lockerer wird. Was ist hier los Vater? denkt er, während sich ihre Blicke treffen, doch er weiss, daß er ihn jetzt nicht darauf ansprechen kann.

Da Henry seinen Hunger gestillt hat und auch die Nordmänner mit ihrem Essen fertig sind erhebt sich Henry. "Wir müssen noch eine Fuhre Pferde holen, ich denke wir haben später noch genug Zeit uns vorzustellen," wendet er sich freundlich, aber mit einer gewissen Distanz an den neuen Verwandten und verläßt die Tafel, um sich zur Windkind zu begeben. Dieser Bassu hat meinen Vater mit seinem Besuch überrascht, das ist sicher..., aber warum? Henry geht schweigend und nachdenklich neben dem Kapitän die Rampe zur Windkind hinauf und blickt noch einmal zurück...  Ihn stört das Auftauchen des Mannes, oder vielleicht nur die Art, wie er aufgetaucht ist? Henrys unbeschwerte fröhliche Stimmung ist wie weggewischt. Am liebsten würde er den Mann am Kragen packen, auf sein Pferd setzten und davonjagen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Aug. 2004, 07:52 Uhr
Leicht wie eine Sommerwolke steigt das Windschiff abermals in die Lüfte, nachdem Galrin, Henry und die Mannschaft des Schiffes an Bord gegangen sind. Kaum jemand spricht ein Wort, denn das plötzliche Auftauchen des Schwarzhaarigen war doch jedem etwas unheimlich gewesen. Und die Enthüllungen, die der Vater von Henry offenbart hatte, hatten die Stimmung nicht eben gehoben.

Der Kapitän hat die "Windkind" inzwischen auf Kurs gebracht und steht, die Arme auf die Reling gestützt, am Heck des Schiffes. Galrin sieht zu, wie langsam Verd hinter ihnen verschwindet, und hängt seinen eigenen Gedanken nach, bis plötzlich Henry neben ihm steht. Der Herr von Roßstein muß nichts sagen, denn der Schiffsbauer kann sich auch so vorstellen, was in dem Manne vorgeht. So blickt Galrin wieder auf die Wogen des Verdsees weit unter ihnen hinab, streicht sich den Bart und murmelt: "Familienzuwachs, was?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 16. Aug. 2004, 08:14 Uhr
Orga fühlt sich genauso inspiriert wie Asrai und nickt. "Mir geht es genauso und ich frage mich, ob Uuma vielleicht auch das Stricken erlenrnen möchte?, dann hätte sie eine Beschäftigung und ihr würde das Ruhen leichter fallen."

Orga bleibt bei einer weichen dicken Wolle, die verschieden stark gesponnen ist und deutlich das feine Haar von weißen Angorakanninchen enthält und wendet sich laut nachdenkend an Asrai, die gerade neben ihr steht: "Ob die dunkelbraune Wolle mit dem Weiß darin Uuma gefallen würde? Irgendwie sieht die Wolle lebendig aus mit den zwei verschiedenen Farben... Ich glaube ich nehme sie für Uuma mit. Wenn sie die Wolle nicht mag kann ich immer noch Anna was daraus stricken," und lächelt Asrai glücklich an, denn sie liebt diesen Laden.

Jolanthe stöbert auf der anderen Seite des Raumes in einer Truhe herum und scheint etwas Interessantes gefunden zu haben. Orga ruft den Verkäufer herbei und läßt sich genug von der braunen Wolle für Beinlinge und Oberteil für Uuma einpacken, mitsamt vier hölzernen  langen Stricknadeln. Bei einem Fach mit weichen zarten Seidenwollmischungen greift sie auch noch einmal zu und denkt dabei an Anna und an das Kleine, daß Jolanthe unter dem Herzen trägt. Für das Garn läßt sie sich etwas dünnere und kürzere Holznadeln einpacken und geht dann zu Jolanthe. "Habt ihr etwas gefunden, was euch gefällt Jolanthe?" fragt sie, während ihr Blick zu dem Garn in der Hand der jungen Frau geht und dann zu ihren leuchtenden Augen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 16. Aug. 2004, 08:42 Uhr
So sehr wie Henry sich gefreut hat auf dem Gut zu landen so froh ist er dieses Mal, als sich die Windkind erhebt und über den See davonsegelt. Galrin Ragnarssons Worte holen ihn aus seinen Grübeleien und er nickt. "Schon merkwürdig, wenn man in den Vierzigern erst erfährt, daß man noch einen Halbonkel hat." Henry streicht sich durch das Haar. "Aber das ist es nicht, irgend etwas stimmt nicht und ich weiss nicht was und das läßt mir keine Ruhe." Henrys Blick schweift über den See und das nördliche Ufer wird immer kleiner.

"Mein Vater ist in seiner Jugend mit meiner Mutter, die genauso eine Adelige ist wie er selber, auf das roßsteinische Gut als Zuchtmeister gekommen, weil sein Vater ihn enterbt hatte, so erzürnt war er, weil er nicht eine andere Frau heiraten wollte, die er für seinen Sohn bestimmt hatte. Das hat mein Vater mir schon als Junge erzählt und damit konnte ich leben."

Henry dreht sich langsam zu Galrin um und blickt ihm in die Augen. "Vielleicht sollte ich es positiv sehen und mich freuen, daß ich wohl doch noch etwas mehr über meine Wurzeln erfahre" und lacht kurz auf. Eine Weile stehen die Männer an der Reling und blicken über den See, der friedlich daliegt. "...Wie ist es in eurer Heimat? ...Wie leben dort die Familien? Ich habe einmal gehört, daß bei den Normandern die Sippe eine starke Rolle im Leben eines Mannes spielt, ist das so?" Henry ist dem Kapitän dankbar, daß er ihn von seinen Grübeleien ablenkt. Darüber zu sprechen hat Henry gut getan und er kann über seinen kurz aufflackernden Zorn schon fast wieder lachen. Henry zieht seine Pfeife aus dem Wams, denn sie würden noch eine Weilche brauchen bis sie drüben den korranschen Hof erreichen und die vier schweren Hengste und die letzten Stuten an Bord holen würden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 16. Aug. 2004, 12:13 Uhr
Asrai bezweifelt ein wenig, dass Uuma sich für das Stricken interessieren würde. Jedoch könnte sie sich auch irren und fragen, ob sie es lernen möchte, kostet ja nichts und ein Nein wäre nicht der Weltuntergang. "Fragen kann man sie auf jeden Fall. Vielleicht steckt es sie ja an, wenn auch wir anderen Stricken." Die kleine Wasserfee lächelt. Zusammen in diesem Laden kommt es ihr vor, als wären sie eine kleine verschworene Frauengemeinschaft und sie stellt sich schon vor, wie sie auf der Rückreise alle in der Windkind sitzen, mit Wollknäulen auf dem Schoß und Stricknadeln in den Händen. Bei dieser Vorstellung muss Asrai grinsen.

Neugierig betrachtet Asrai die Wolle, die Orga für Uuma wählt. "Die Farben würden auf jeden Fall zu ihr passen. Ich weiß aber nicht, ob die Kleine Kleidungsstücke aus Wolle tragen würde. Ihr Kleidung ist ja nun schon etwas besonderes." Asrai erinnert sich daran, wie die Kinder Uuma gefragt haben, ob sie die Kleidung mal berühren dürften und wie sie sie bewundert hatten. "Aber wie ihr schon selbst sagt, etwas machen lässt sich daraus auf jeden Fall."

Dann sieht Asrai sich selbst noch ein wenig um und ist froh, dass sie genug Geld eingesteckt hat. Warum sie es eingesteckt hat, das weiß sie allerdings nicht. Mit einem Einkaufsbummel in Verd hatte sie eigentlich gar nicht gerechnet. Wahrscheinlich fange ich jetzt schon an, immer auf alles vorbereitet zu sein. Letztendlich entscheiden sich Asrai für einige Knäule in einem blassgrün, die für einen warmen Winterrock reichen dürften und lässt sich dazu noch genug hellbraune Wolle für eine Strickjacke und dazu einige Stricknadeln einpacken. Auf ihren Lippen ist nun ein zufriedenes Lächeln zu entdecken. Nun ist sie gespannt, für was sich Jolanthe entscheidet und auch sie geht zu der jungen Frau hinüber.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Aug. 2004, 14:49 Uhr
Mit gemischten Gefühlen hört der Schiffsbauer dem Pferdezüchter zu, als dieser von seiner Vergangenheit berichet. In der Heimat des Nordmannes sind die Familienbindungen meist recht eng, und solche Dinge wie das Verstoßen eines anerkannten Sprosses der Sippe käme einem Skandal gleich, der an Unerhörtheit kaum zu überbieten ist.

Auf die Verhältnisse in Normand angesprochen, lächelt Galrin und nickt: "Ihr habt recht. Die Familie zählt in Normand sehr viel. Und ich will Euch auch sagen, warum das so ist: Es geht ganz einfach nicht anders."

Galrin blickt zunächst zum Himmel empor, wo über dem Windschiff die weißen Wolken dahin schweben, dann hinab zum See, auf dem ein kleiner Fischerkahn seine Bahn zieht. Das Blau des Wassers tief unter ihnen erinnert den Nordmann an die Fjorde Normands und er seufzt tief. Nach seiner Hochzeit mit Jolanthe würden seine Eltern und Geschwister wohl bald wieder nach Normand aufbrechen und wer weiß, wieviel Zeit verstreichen würde, bis man sich wiedersieht.
Dann jedoch spricht der Schiffsbauer weiter: "Normand ist ein rauhes Land. Die Winter sind lang und kalt, die Sommer meist kühl und kurz. Die See ist den Nordländern sowohl Ernährer und Freund, als auch todbringender Gegner. Daher braucht man einen festen Halt, auf den man sich verlassen kann. In den meisten Fällen ist das die Familie. Sie ist demjenigen, der vom Unglück geplagt wurde, schützender Hort und verspricht demjenigen Hilfe, der diese Hilfe benötigt."

Asa, die Tochter des Schmiedes, erscheint an Deck und tritt mit einem Korb voll rotwangiger Äpfel und saftiger Birnen auf Henry und Galrin zu. Der Nordmann entscheidet sich für einen Apfel, und beißt herzhaft hinein. Nachdem er die ersten Bissen vertilgt hat, wendet er sich wieder Henry zu.

"Ein Beispiel: Die Schiffe Normands sind berühmt für ihre Haltbarkeit und Schnelligkeit. Aber niemand könnte diese Wunderwerke alleine fahren, unterhalten oder gar herstellen. Daher ist es üblich, daß die im Nordland üblichen Großfamilien gemeinsam ein solches Schiff betreiben. Manchmal schließen sich sogar mehrere Familien zusammen. Diese Schiffsgemeinschaften nennen wir 'Drakkarsbund', denn die langen Drachenboote meiner Heimat heißen in unserer Sprache Drakkare."

Abermals beißt Galrin von seinem Apfel ab und betrachtet das abgenagte Kerngehäuse in seiner Hand für einen Moment interessiert, bevor er es über Bord wirft. Anschließend fährt er fort:

"In vielerlei Hinsicht sind die Frauen in Normand freier als die Frauen hierzulande. Käme ein talyranischer Patrizier auf die Idee, seine Frau zu mißhandeln, sie zu schlagen oder anderweitig Gewalt an ihr zu üben, würden viele Frauen wohl stillhalten und, weil sie um ihren guten Ruf besorgt wären, die Mißhandlungen ertragen. Im Nordland ist das anders. Die Auflösung einer Ehe kann auch von der Frau ausgehen und beinhaltet für sie keinerlei Schande, so wie es hierzulande teilweise gehandhabt wird. Und obwohl es auch in Normand Ehen gibt, welche aufgrund von politisch gewünschten Verbindungen geschlossen wurden, sind sie doch eher die Ausnahme."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 16. Aug. 2004, 20:29 Uhr
Henry beobachtet Galrin Ragnarssons Reaktion auf seine Frage unauffällig, aber ihm fällt sofort die Veränderung an ihm auf. Es ist, als würde er im Geiste davonfliegen und wieder umgibt ihn dieses gewisse Etwas, das Henry als Freiheit und Abenteuerlust bezeichnen würde, könnte man es in Worte fassen.
Auch das, was er selber bisher in der Person seines Vaters gesehen hat, seine Wurzel, die ihm Halt und Kraft gegeben hat, nur durch das Wissen, daß er exestiert, spürt er bei der Beschreibung des Kapitäns seiner Familie, seiner Sippe und was sie für den Einzelnen im Norden bedeutet.

Henry greift, Asa dankend, nach einer saftigen Birne und genießt die Süße der Frucht. Galrins Erzählung über die Drachenboote, Drakkare, ruft wieder dieses Gefühl des Fernwehs in ihm wach, das er zum ersten Mal auf Galrins Werft erlebt hat und seine Erzählung läßt Bilder in ihm aufsteigen von langen Schiffen und fröhlicher Mannschaft, von Fischfang und spritzender Gischt.

"Mir ist bei meinem ersten Besuch bei euch aufgefallen, daß euer Volk anders ist. Der Zusammenhalt untereinander wirkt ehrlicher, aufrichtiger und das scheint eure Stärke zu sein, eine vereinte Kraft, die ich sonst noch nirgends so deutlich gespürt habe wie bei euch Nordmännern. Es ist erstaunlich und wenn das der Lohn für euer hartes Leben im Norden ist, dann ist er von unschätzbarem Wert für jeden Einzelnen von euch." Henry blickt nach Süden wo sich das Ufer in Windeseile auf sie zubewegt und bald sieht er die Dächer des Hofes.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 17. Aug. 2004, 05:21 Uhr
Orga bemüht sich, Jolanthe ihre Fragen über die benötigte  Menge an Wolle zu beantworten, die sie für dies und jenes braucht, so gut sie kann, doch dann kommt der Verkäufer und hilft der jungen Frau fachkundig weiter. Während dessen läßt Orga ihren Blick weiter über die Regale schweifen und entdeckt dabei besonders feine rotbraune Wolle von Mohairziegen, die locker gestrickt eine herrlich warme Tunika ergeben würde und bittet eine Gehilfin im Laden, ihr die Wolle extra einzupacken. Damit will sie Alwine überraschen. Seid Orga von ihr das Rezept von dem köstlichen Brot bekommen hat, das Henry so schmeckte, hat sie die Frau mit den klaren blauen Augen in ihr Herz geschlossen und freut sich schon darauf, ihr auch eine Freude machen zu können, denn sie wüsste die wärmende Eigenschaft dieses besonderen Garnes sicher zu schätzen.

Durch die kleinen Fenster des Ladens nimmt Orga plötzlich Menschenauflauf wahr, der sich langsam auf dem Platz weiter die Straße hinauf bewegt. Wegen der vielen Leute kann sie nur die Männer auf den Pferden vom Gut sehen und die Rücken der großen Wagenpferde und sie ist dankbar dafür, denn sie möchte nicht unbedingt den Mann zwischen den Pferden noch einmal sehen.
Selbst in den Laden kommt eine Kundin gelaufen und erzählt einer Nachbarin, was sie über den Mann gehört hat und Orga wundert sich, daß die Erzählung sogar den Tatsachen entspricht. Orga stellt beruhigt fest, daß die Menschen eher mit dem Kopf nicken und das für eine angemessene Strafe halten, wo der Knecht sich doch auch an Mägden des Pferdezüchters vergriffen haben soll und Orga horcht auf, denn davon weiss sie nichts und sie fragt sich, ob das nun nur Gerede ist oder ob das der Wahrheit entspricht.

Die Reiter sind jedoch bald an dem Laden vorbeigezogen und halten auf das Hauptgebäude der Stadtwache am anderen Ende der Stadt zu und Orga ist froh, als sich die Aufregung langsam wieder legt und lenkt ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Einkäufe und langsam kommt auch die Vorfreude wieder auf das Stricken. Sicher sitzen wir heuteabend noch am Feuer und klappern mit den Hölzern... denkt sie wieder vergnügt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 17. Aug. 2004, 12:48 Uhr
Während sich die anderen am Tisch neben dem Essen auch unterhalten, schweigt Sethai wieder nur. Die Leute sind ihm fremd, ihre Art ist ungewohnt und seine Gedanken schweifen in letzter Zeit öfter ab als ihm lieb ist. Asrais Kuss beantwortet er mit dem leichte drücken ihrer Hand unter dem Tisch und dem leisen Senden einer gedanklichen Umarmung an Asrai. Die warmen Gefühle umspielen vorsichtig ihren Geist, jedoch nicht soweit das sie in ihn eindringen würden. Der Seher hat sich einmal vorgenommen nicht mehr in die Gedanken seiner Gefährtin vorzudringen. Jeder braucht das ein oder andere Geheimnis vor seinem Partner. Sethai, für den es kaum ein Geheimnis gibt, versteht das vielleicht besser als sonst jemand.

Kurz darauf gesellt sich Leonhard zu ihnen an den Tisch und grüßt beide, einen Gruß den der Elf durch leichtes Nicken erwidert. Dann vertieft der Mann sich in eine Unterhaltung mit Asrai und Sethai konzentriert sich wieder auf sich selbst und die anderen am Tisch.
Die Ankunft eines Reiters scheint dann plötzlich eine gewisse Unruhe zu verbreiten, die jedoch mehr unterschwellig ist als wirklich spürbar. Der Mann wird sofort ins Haus geführt, wo sich für alle anderen unhörbar ein Gespräch ergibt. Kurz verdunkelt ein unangenehmes Lächeln die Züge des Elfen, denn ein Blick ins Haus, und in die Vergangenheit haben ihm dinge offenbart die besser nicht zur Sprache kommen sollten. In die Zukunft zu sehen vermeidet er nun, denn er möchte noch nicht erfahren was sich aus dem gerade erspähten ergibt.

Während er dort sitzt und spiest entgeht es ihm auch nicht das sich Jolanthe, die Gefährtin des Nordmannes, laute und sehr offensichtliche Gedanken um seine Person macht. Sie hat offenbar den kleinen Ausbruch von vor dem Essen mit angesehen und nun ist ihr die Gestalt Sethais nicht nur mehr unangenehm, sondern sie hat richtiggehend Angst vor dem Seher und vor dem was er tun könnte.

Aus einer unerklärlichen Laune heraus lächelt er Ihr entgegen, hebt seinen Weinkrug und prostet Ihr still zu. Dabei rutschen die Stofffetzen über seinem Arm hinab und sie kann bei der Abwärtsbewegung einen kurzen flüchtigen Blick auf die Runen werfen die den unteren Teil seines Handrückens und, unerkennbar, den Rest seines Armes bis zur Schulter bedecken. Just in diesem Moment, züngelt auch einer kleiner Blitz an ihnen entlang den Arm hinauf, so das sie kurz aufblitzen.

Kurz darauf ertappt sich Sethai dabei was er gerade gemacht hat. Er beißt schnell in eine Scheibe Brot um die Verwirrung zu überspielen die ansonsten seine Züge bedeckt hätte.
Warum habe ich das jetzt getan? Was sollte das... Verliere ich die Kontrolle die ich mir in den letzten Jahren so hart erkämpft habe....
Doch auch diese Gedanken scheucht er schnell beiseite und verbringt den Rest des Mahles schweigend und dem Gespräch von Asrai und Leonhard lauschend.

Nach dem Essen gehen wieder alle Anwesenden ihrer eigenen Wege. Asrai, Orga und Jolanthe beschließen in die Stadt zu fahren um ein wenig Wolle zu kaufen, Henry und der Nordmann besteigen das Windschiff um eine weitere fahrt zu unternehmen.
Sethai selbst geht hinab zum wasser und setzt sich dort auf einen alten Baumstamm. Er beschließt die Zeit bis zu Asrais Rückkehr hier zu verbringen und dem Treiben auf dem See und im Umland zuzuschauen. Langsam gleitet seine Aufmerksamkeit aus seinem Körper und sein Geist treibt ruhend aber beobachtend über den See, über Verd und das umgebende Land.

Kurz fällt sein Blick auch auf den Knecht der von Orga vom hof verbannt und zu Stadt gebracht worden ist. Er sieht wie er von der aufgebrachten Menge an den Pferden um die Stadt getrieben wird. Sie wollen von ihm hören das er seine Taten bereut, die despotische Herrschaft über den hof und die Vergewaltigungen die er nicht nur an den Mägden begangen hat. Doch der dumme, aber willensstarke Mann bleibt hart. Schließlich leutet das sein ende ein, denn irgendwann hängt er nur noch leblos in den Seilen.

Sethai beobachtet wie sein Geist den Körper verlässt. Aber er geht nicht ins Nichts über, dorthin wo die anderen Seelen Ruhe finden. Er wird in dieser Welt bleiben, als ruheloser Geist, eine ewige Sühne für seine Schandtaten, ständig auf Erlösung hoffend.

Schweigend wendet er sich ab von dem, in gewisser Weise bedauernswerten Mann, dreht noch eine Runde um den See und an den Menschen und Lebewesen vorbei, bis er schließlich wieder in seinen Körper schlüpft. Dann erhebt er sich und geht langsam zurück zum Hof, die Rückkehr der Frauen und seiner Gefährtin erwartend.



Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 17. Aug. 2004, 21:04 Uhr
Als Orga Jolanthe fragt, ob sie was gefunden habe, war Jolanthe ganz in Gedanken und schreckte hoch. Sie hatte ein sehr schönes, moosgrünes Garn gefunden, welches leicht mit braun durchwebt war. Verd kommt ihr sehr fremd vor und das mit dem fremden Mann und dass er gefoltert wurde war ihr sehr fremd und sie mochte gar nicht dran denken. Doch das hatte sie auch kaum. Sie hatte sich auch gewundert über den Respekt den man ihnen und vor allem der Lady Orga entgegen brachte.
Doch das war alles nur nebenbei geschehen. Eigentlich war sie die ganze Zeit mit ihren Gedanken bei Sethai gewesen.

Die Situation beim Essen hatte sie sehr verwirrt. Sie hatte nicht gewagt ihn anzusehen, doch er hatte sie angelächelt und ihr zugeprostet und in dem Moment erschien er ihr wieder symphatisch und sie hatte leicht und schüchtern gelächelt.
Doch dann hatte sie den Blitz beobachtet, der von seinem Arm ausging und die Runen gesehen und erneut durchfuhr sie ein Schreck.
Sie konnte die Runen nicht genau erkennen, dazu saß sie zu weit weg, aber irgendwie kamen sie ihr bekannt vor. Aber sie wusste weder, wo sie sie schon mal gesehn hatte, noch was sie bedeuteten. Aber sie merkte, dass von ihnen eine ungeheure Kraft ausging.
Doch diesmal war es anders. Die Kraft war so stark, dass sie fast die Luft vor magischer Energie zittern fühlen konnte. Kam es ihr nur so vor, oder beherrschte diese Kraft? Jolanthe fühlte sich für einen kurzen Moment von ihr in Bann genommen und fragte sich, wie es bei Sethai selbst aussah. Konnte es sein, dass er die Kräfte selbst nicht unter Kontrolle hatte?
Diese Gedanken beschäftigten sie die ganze Kutschfahrt hindurch. Sollte sie Asrai danach fragen? Nein, Jolanthe wusste nicht wieviel sie davon wusste und sie wollte sie nicht beunruhigen. Sie hatte Angst davor, doch gleichzeitig war sie zum einen neugierig und zum anderen hatte sie auch das unbestimmte Bedürfnis sich damit zu befassen, heißt, mit Sethai zu reden. Es würde ihr sehr schwer fallen, doch aus welchem Grund auch immer, sie spürte, dass sie mit ihm reden sollte. Und zwar noch heute! Und das nahm sie sich auch fest vor.
Was konnte er ihr schon tun? Sie hatte gelernt sich auch gegen gewisse magische Angriffe zu schützen und außerdem waren viele Menschen auf dem Hof und Galrin, der sie beschützte. Sie hat nicht viel Erfahrung mit der Ausübung von Magie, doch sie hat ihre Intuition und ihr magisches Gespür. Wer weiß, vielleicht konnte sie ihm sogar helfen?

NUn, da Orga sie anspricht, schiebt sie die Gedanken beiseite. "Hier, das Garn ist wunderbar! Fühlt einmal, wie weich es ist! Und die Farbe ist wunderbar, außerdem schient das Garn robust. Was meint ihr?"
Sie sieht auch das Garn in Orgas Hand: "Oh, das ist auch schön das Garn, das Ihr da habt. Wofür würde es sich gut eignen? EIne Jacke? Oder eine Hose? Und woraus mache ich eigentlich SChuhe? Soll ich zum Schuhster gehen, oder die auch stricken?", bestürmt Jolanthe Orga mit Fragen.
Asrai, die sich dazustellt, lächelt sie zu.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 18. Aug. 2004, 01:39 Uhr
Orga hat nun endgültig die Wolle für die verschiedenen Sachen ausgesucht und nähert sich wieder Jolanthe, die mit ihren Gedanken ganz vertieft in die Wolle zu sein scheint und die ihr ein sehr feines weiches Garn zeigt und sie kann der jungen Frau nur bestätigen, das es etwas Besonderes ist. "Es scheint mir, daß die Wolle einen hohen Anteil von dem feinen Haar ganz junger Bergtiere hat, die die Wolle so kostbar macht und so unbeschreiblich weich."
Orga lächelt. Sie hat die feinste Wolle, die ich jemals gesehen habe herausgeangelt... und antwortet auf die Frage nach ihrem Garn: "Das braun-weiße Garn habe ich für Uuma gedacht, falls sie auch stricken möchte. Das rotbraune... das wollte ich Alwine mitbringen," und Orga lacht leise vergnügt. "Und das ist für unsere Kleinen," sie zeigt dabei auf ein Wolle-Seidengemisch, das besonders fein ist und sich ganz zart anfühlt.

Jolanthes Frage zeigt Orga, daß sie sich noch sehr unsicher fühlt und antwortet ihr liebevoll: "Also wenn sie noch ganz klein sind würde ich warme kleine Schühchen stricken. Erst wenn sie mit dem Laufen beginnen haben wir den Kindern weiche Ledersohlen unter dicke Strümpfe genäht." Orga überlegt einen Moment, bevor sie weiterspricht. "Für obenrum würde ich feine langärmelige Leibchen, die man über dem Rücken übereinander schlägt, aus ganz feinem Seidengarn stricken und für darüber ein Jäckchen nach Geschmack. Ein kurzes Wollhöschen aus Wolle, die noch das Wollfett enthält würde ich direkt über die Windeln ziehen und darüber dann normale weiche bequeme Strampelhöschen." Orga hat den Eindruck, daß Jolanthe noch keine Erfahrung mit Neugeborenen hat, aber die Nordfrau würde ihr sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen. Orga lässt sich noch einfache Wolle mit dem natürlichen Wollfett einpacken, wobei sie aber auch auf eine feine Qualität achtet und dann bezahlt sie. Da sie zusammen gekommen sind hat der Verkäufer die Garne und Nadeln in  einen großen einfachen Leinenbeutel gegeben, den Yohn zur Kutsche trägt und dort in der abschließbaren Reisekiste verstaut.

Orga spaziert mit Asrai und Jolanthe noch an einigen Ständen vorbei und lenkt ihre Schritte dabei zu einem Laden, der fertige Kinderbekleidung führt. Nicht nur Jolanthes Herz scheint bei den vielen kleinen Hemdchen, Jäckchen und Höschen höher zu schlagen. Auch Asrais Blick schweift verträumt über die Waren in den kleinen geschnitzen Truhen, wo sie nach Alter der Kinder sortiert liegen. Orga sucht von jeder Art Hemdchen, Jäckchen und Höschen ein Teil heraus und läßt es sich eingeschlagen in eine dünne Stoffwindel von der Ladenbesitzerin gegen ein paar Silbermünzen geben. "Es ist viel leichter, wenn man sieht, was man stricken möchte," meint sie lächelnd und nach einer kleinen Ewigkeit verlassen sie den Laden mit ihren "Mustern".

Es ist doch später geworden, als Orga es geplant hatte und so besteigen sie etwas ermüdet, aber glücklich die Kutsche. Orga setzt sich mit ihnen zusammen auf eine  Bank und ermutigt sie, wie sie die Füße auf die andere Bank gegenüber zu legen und schwer beschäftigt rollen sie die Strecke zurück, denn den Leinenbeutel haben sie auf ihrem Schoß liegen und die Garne gehen von einer zur anderen, wieder und wieder die verschiedenen Garne befühlend und die kleinen Hemdchen und Höschen betrachtend. Erst als sie das breite Tor des Gutes  erreichen stopfen sie schnell alles wieder in den Beutel und verlassen fröhlich lachend die Kutsche.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Aug. 2004, 10:24 Uhr
Lächelnd hört Galrin dem Pferdezüchter zu, als dieser seine Meinung zu den Familien- und Sippenbanden der Nordleute kund tut. Dann nickt er.

"Ihr habt recht, Henry. Die Gemeinsamkeit und das füreinander Einstehen liegen vielen Menschen aus den kalten Landen im Blut. Doch man sollte auch die Gegenseite nicht außer Acht lassen. Immer wieder kommt es auch innerhalb der Familien und Sippen zu Auseinandersetzungen. Zwar enden sie selten blutig, aber es kommt vor. Und denjenigen Mann aus Talyra oder Verd, Ildala oder jeder anderen Stadt Ildoriens möchte ich sehen, der solche Familienstreitigkeiten mit Schwert und Schild austrägt."

Der Schiffsbauer wendet sich kurz um und gibt dem am Ruder stehenden Gunnar Befehl, das Ruder einige Grad nach Backbord zu legen. Schließlich wollen die Leute an Bord der "Windkind" zum Pferdehof des alten Korran segeln und nicht in der Weite der Herzlande herumgondeln. Das Windschiff legt sich leicht nach links, wo in der Ferne die Dächer des Hofes auftauchen.
Erneut werfen sich die Matrosen ins Gangspill und ziehen den unteren Mast nach oben, so daß das fliegende Schiff sicher landen kann. Sanft und vorsichtig, wie ein Rosenblatt auf einen stillen Teich, senkt sich der hölzerne Koloß herab und setzt auf dem Boden auf.

Bei dem Verladen der Tiere haben die Nordmänner und die Knechte Henrys inzwischen Übung. Die Stuten und Hengste finden sehr rasch ihren Platz im Schiffsbauch. Die Pferde werden angebunden und so daran gehindert, im Rumpf umher zu laufen, was die "Windkind" aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Nicht einmal eine halbe Stunde dauert es, da ist der Riese schon wieder bereit, erneut nach Verd zu eilen. Und als das Windschiff abhebt und die verwaisten Koppeln unter sich zurück läßt, fühlt Galrin einen leichten Stich im Herzen. Schließlich trägt sein Schiff das Lebenswerk eines Mannes von seinem angestammten Platz zu einem neuen. Und obwohl er Henry zutraut, Korran ein würdiger Nachfolger zu sein, ist dem Nordmann zumute, als würde er einen alten Baum verpflanzen müssen.
Schließlich verschwinden die düsteren Gedanken des Kapitäns wieder. Der helle Nachmittagssonnenschein, die gute Luft über dem See und das lustige Flattern der Wimpel und Fahnen an Masten und Stangen tun ihr Übriges.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 18. Aug. 2004, 12:58 Uhr
Asrai bewundert sie Wolle, die sich Jolanthe ausgesucht hat. "Wunderhübsch.", sagt sie lächelnd. Sie selbst ist mit ihrer Wolle sehr zufrieden und freut sich schon aufs Stricken. Die kleine Wasserfee fragt sich, warum sie nicht schon letztes Jahr ans Stricken gedacht hatte. Letzten Winter hatte ihr so ein warmer Wollrock gefehlt. Daher nimmt Asrai sich vor, nun öfter auf dem Mark nach solchen Ständen ausschau zu halten. Sie weiß gar nicht so recht, ob es in Talyra auch so einen Laden gibt.

Die verpackten Waren werden zur Kutsche gebracht und dann geht es auch wieder weiter. Vor einem Laden mit Kinderkleidung bleiben sie stehen und wenig später betreten sie ihn. Ein wenig wehmütig betrachtet Asrai all die Kleidung. Sethai und sie hatten noch nicht über Kinder nachgedacht. Ein bisschen sehnt sie sich nach einem Kind, aber wenn das Armenhaus erst fertig wäre, hätte sie für ein Kind gar keine Zeit. Doch sicher werden auch Kinder den weg ins Armenhaus finden, denkt sie ein wenig bedrückt. Sie selbst kauft in diesem Laden nichts. Wozu auch?

Nach ihrem Einkaufsbummel landen die drei Frauen erschöpft in der Kutsche und Asrai tut es Orga nach und legt ihre Füße hoch. Noch einmal werden die Einkäufe bewundert und dann finden sie sich wieder auf dem Hof ein und Asrai läuft lächelnd auf Sethai zu und nimmt ihn fest in den Arm. "Erfolgreich eingekauft.", sagt sie lachend. Vielleicht würde sie ja für Sethai auch etwas für den Winter stricken.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 18. Aug. 2004, 13:50 Uhr
Henry nickt bekräftigend zu Galrins Worten und spricht seinen Gedanken über Streitigkeiten mit einem seufzenden Schmunzeln aus. "Seine Freunde kann man sich aussuchen, aber seine Verwandten nicht."

Wieder senkt sich die Windkind wie ein Geist hinab und Henry geht zuerst zu den Hengsten, die schon längst die Veränderung spüren, die Stille um sie herum, die sonst mit den Lauten von ungestümen Einjährigen und den kleinen Fohlen und ihren Stuten erfüllt ist. Henry gibt jedem der vier prächtigen Burschen von den Kräutern, die sie etwas beruhigen, denn er möchte nicht riskieren, daß sie steigen und auskeilen und womöglich noch ausbrechen. Sie sind so stark, daß sie sie kaum würden halten können und er möchte möglichst darauf verzichten, ihnen Fußfesseln anlegen zu müssen.

Henry wendet sich noch einmal an Ogmar, der mit den Knechten und Mägden zum Abschied die Windkind umringt und versichert den Leuten, daß er die Knechte und Mägde, die mit der Aufgabe des Hofes ihre Anstellung verlieren, gerne in Talyra auf dem Pferdehof hätte und manch ein trauriger Blick wird wieder zuversichtlicher, von denen viele sie beim endgültigen Verlassen des nun fast unheimlich stillen Hofes begleiten. Ogmar dankt ihm und versichert ihm, daß er die Knechte dazu ermutigen würde und Henry verspricht ihm, zwei der Heuwagen des Hofes mit den Pferden zu kaufen, auf denen sie dann mit ihrem Hab und Gut, sowie Frau und Kind nach Talyra reisen könnten. So hellen sich die Blicke merklich auf, denn es war sicher, daß Korrran nur wenige Mägde und Knechte zu seinem Haus auf der anderen Seite des Sees mitnehmen würde.

Auf dem Rückweg gleitet die Windkind wieder majestätisch  über dem glitzernden See dahin, zurück zum Roßsteinischen Gut und die Hengste werden dort gleich in die Stallungen gebracht, wo sie sich in ihren großen Boxen über das frische Heu und das Wasser hermachen.
Henry erfüllt Freude und ein gewisser Stolz beim Anblick dieser Stammhengste, sie würden die Väter der meisten der Streitrösser sein, die in den nächsten Jahren die noch leeren Reihen in den hohen Gewölben der Steinfauststallungen füllen würden. Schon die achtzehn stattlichen einjährigen Hengste schienen das Kalieber zu besitzen und sich für Streitrösser zu eignen. Henry würde sie sich auf seinem Pferdehof genauer ansehen, bevor er sie dem Lord Commander empfiehlt.

Henry verläßt gerade den Stall, als die Kutsche durch das Tor rollt und vor dem Herrenhaus drei fröhliche Frauen dem Wagen entsteigen und auf die Bäume zuhalten unter denen sich alle versammelt haben. Auch seinen Vater sieht er wesentlich fröhlicher mit seinem Halbbruder plaudern, der ein guter Unterhalter zu sein scheint, so wie man Orgas Bruder und Schwägerin immer wieder lachen hört.

Vielleicht ist er ja gar nicht so übel... denkt Henry, durch den Flug mit der Windkind und die Erleichterung, nun alle Pferde auf dem Roßsteingut zu haben, mit mehr Abstand zu dem Auftauchen des Verwandten, wesentlich entspannter. Als Nächstes würde er jedoch lieber erst einmal zum alten Korran und mit ihm über den Preis einig werden und für diese Verhandlung wäre ihm die Anwesenheit seines Vaters angenehm, weil er die hiesigen Preise kennt, obwohl er nicht vermutet, daß der Alte ihn übers Ohr hauen wollte, nicht bei der Freundschaft seines Vaters zu ihm, die schon fast ein Menschenalter währt, aber Pferdezüchter heißt auch Pferdehändler... und Henry schmunzelt bei dem Gedanken. Er geht noch einmal zur Windkind, in ihre Kajüte, holt aus einer der Truhen  seine alte Ledertasche und hängt sich das schwere Ding um, um kurz darauf seinem Vater die Hand auf die Schulter zu legen und ihn zum alten Korran zu bitten.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 18. Aug. 2004, 15:01 Uhr
Orga freut sich, daß die Windkind mit den letzten Pferden auch wieder zurück ist und ein Blick auf das zu einem köstlichen Braten geschrumpfte Kalb über einem flackernden Feuer taucht den beginnenden Abend in eine fast romantische Stimmung.

Die Mannschaft der Windkind nebst Galrin und Jolanthe hatten sich zu einer Ruhepause auf das Schiff zurückgezogen, Henry war mit seinem Vater in dessen Haus verschwunden und auch die Mädchen mit dem vom Toben müden Frederik und der schlafenden Anna waren auf das Schiff gegangen. Nur Orga saß mit Leonhards Halbbruder Bassu und seiner Schwägerin noch am Tisch mit Yohn, der ihnen Gesellschaft leistete. Bassu erzählt von dem Landgut bei Brioca, über die Ländereien, die überwiegend aus Getreidefeldern und Wiesen bestehen und von seiner und Leonhards Mutter Asi, in deren Blut sich vor Generationen Elbenblut gemischt hätte und ihrem verstorbenen Mann Perdon von Rheydt, Leonhards, aber nicht seinem Vater, der vor einigen Sonnenläufen in sehr hohem Alter verstorben sei.

Orga erfährt zum ersten Mal die ganze Geschichte über Leonhards Familie, aus der Henry entstammt und freut sich darüber. "Und wer ist euer  leiblicher Vater?" fragt Orga interessiert. Bassu schmunzelt und erzählt ihnen die Geschichte, wie er sie von seiner Mutter kennt, wonach Asi auf ihrer Hochzeitsreise mit Leonhards Vater in die Ostlande entführt wurde und zwei Jahre bei einem Tharndrakistamm gelebt hat. Er ist das Kind eines gewissen Abusallas, des Stammesoberhauptes, mit dem Asi schwanger fliehen konnte. Bassu spricht noch von einem Bruder, den Asie bei Abusalla lassen musste und den er nie gesehen hat.

Orga ist über diese Dinge sehr überrascht und ihr gefällt der fröhliche Bassu, der so unbeschwert und vergnüglich erzählen kann und alle in seinen Bann zieht. Schnell vergeht die Zeit und als sich die Nacht über sie senkt beginnt ein Knecht nach getaner Arbeit mit seiner Fiedel beschwingte Weisen zu spielen und schnell füllt sich der Platz beim Feuer mit den Mägden und Knechten des Gutes. Auch die älteren Kinder tauchen auf, unter ihnen Frederik und Jana, angelockt von der fröhlichen Musik.

Orgas Schwägerin läßt Brot und Käse, Getränke und vielerlei köstliches Gebäck auf den Tisch bringen und einen ganzen Stapel Holzteller- und Brettchen liegen mit Messern bereit. Ein Knecht, der das Drehen des Spießes übernommen hat steht mit einem großen scharfen Messer bereit, um jedem das Gewünschte vom Braten abzuschneiden und bewegt wippend die Klinge und seinen Fuß zu den Klängen der Fiedel und pfeift dazu. Ein großer Gong ertönt, der unauffällig in der großen Linde hängt und unüberhörbar den Beginn des Abendschmauses kündet. Bevor die Gäste jedoch nicht alle eingetroffen wären, würde der Braten nicht angeschnitten werden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 18. Aug. 2004, 17:28 Uhr
Jolanthe freut sich, dass sie ein so gutes Gespür hatte beim Gar aussuchen.
Bei dem Laden mit der Kinderkleidung betrachtet sie die Sachen mit leuchtenden Augen und stellt sich vor, wie das Kleine in ihnen aussehen würde. Sie weiß zwar nicht, ob es ein Junge, oder ein Mädchen wird und wie es aussehen wird, aber sie kann sich gut vorstellen, wie es seine ersten tapsigen Schritte darin macht, fröhliches Gekreische von sich gibt, oder einfach friedlich schläft.
Bedächtig streicht Jolanthe über ihren gewölbten Bauch.
Sie ist dankbar für Orgas Tips, denn sie hat wirklich keine Erfahrung mit Babys.

Als sie zurückkommen, ist die Windkind auch schon wieder da und Jolanthe begrüßt Galrin fröhlich und bestürmt ihn regelrecht. Sie zeigt ihm begeistert die Wolle und die Muster und erzählt von ihrem Ausflug in die Stadt.

Abends auf der Windkind genießt sie die Ruhe und bei den Liedern erhebt sich ihre helle Stimme in die Nacht und fließt mit der Melodie.

Später, als sie dann auf das Essen warten, geht ihr Blick erstmals wieder bewusst zu Sethai hinüber. Doch schnell sieht sie wieder weg, als er sie anblickt. Sie kann sich ihr Gefühl selbst nicht erklären, doch sie fühlt sich gleichzeitig unwohl in seiner Gegenwart und trotzdem ist er ihr sympathisch. Da muss noch mehr hinterstecken. und sie nimmt sich fest vor, ihn noch heute Abend anzusprechen, sobald sie ihn irgendwo alleine fand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 18. Aug. 2004, 19:02 Uhr
Leonhard geht mit Henry zum alten Korran, der in dem bequemen Schaukelstuhl in der Stube sitzt und erklärt ihm, daß er den Kauf mit der Bezahlung der Pferde abschließen möchte, nachdem er nach Uuma, seinem kleinen Gast geschaut hat. Uuma liegt nur leicht verschlafen in ihrem Bett, begrüßt ihn aber mit strahlenden und erwartungsvollen Augen, doch er vertröstet sie auf später und erklärt ihr, daß er erst noch im Nebenzimmer den Pferdkauf abschließen müsste und verlässt Uuma lächelnd.

Es dauert seine Zeit, bis der Verkauf abgeschlossen ist. Drei pralle Lederbeutel Gold wechseln den Besitzer und Henry unterzeichnet mit Korran ein Pergament, daß seinen Kauf der Verder Kaltblut-Zuchtpferde beurkundet. Der erfahrene Pferdezüchter erklärt ihm noch, worauf er beim Züchten der Verder Kaltblüter besonders achten sollte und Henry erhebt sich, für das letzte Zuchtbuch dankend, das ihm Korran überlassen hat, um Uuma wie versprochen zu holen, da hält ihn der Mann mit ernster Miene zurück. "Henry warte, dein Vater sollte endlich mit dir über etwas sprechen, wovor er sich bei euren letzten Begegnungen erfolgreich gedrückt hat. Aber jetzt wo Bassu hier ist...Du solltest es von deinem Vater erfahren..."
Henry bleibt wie angewurzelt stehen und blickt erst Korran an, dann seinen Vater, dem das mehr als unangenehm zu sein scheint und Korran einen tadelnden Blick zuwirft, doch dann holt sein Vater Becher und schenkt von dem guten Roten ein, den Henry auch in Talyra immer vorrätig hat und ...schweigt, ebenso Korran und Henry, der immer ungeduldiger wird, bis sein Vater langsam zu sprechen beginnt.

"Ich habe es von Orgas Mutter erfahren, die sich bei mir oft Rat geholt hat, als sie noch jung war und sich in der Familie von Roßstein noch fremd fühlte. Ich habe ihr geraten, es zu verheimlichen, aber vielleicht war es ein Fehler..." Henry versteht immer noch nicht. "Was war ein Fehler Vater?" Leonhard blickt seinen Sohn aus müden Augen an. "Orgas leiblicher Vater ist nicht der alte Roßstein, es ist Bassu. Er hatte mich damals hier besucht und Orgas Mutter war sofort in den schwarzhaarigen Mann bis über beide Ohren verliebt, denn die Ehe war von  ihrer beider Eltern gewünscht. Der alte Roßstein hat ihn deswegen nach drei Tagen gebeten, das Gut zu verlassen und nie wieder hier aufzutauchen, denn er wollte seine Frau nicht verlieren. Darum war ich entsetzt, als ich Bassu heute nach den vielen Jahren zum ersten Mal hier wiedersah. Er wusste bis vor wenigen Monden nichts von seiner Tochter..."

Henry starrt seinen Vater entgeistert an. "Ich bin mit Orga verwandt?", doch dann fängt er sich wieder. "Du weisst was Orga durchgemacht hat, sie hat bei mir in Talyra Monde gebraucht, um den Verlust unseres ersten Kindes richtig zu verarbeiten... Sie...sie wird das nicht verkraften.. Sie darf es nicht erfahren... noch nicht..." Henry stürzt aus dem Haus und sieht Orga fröhlich mit ihrem wirklichen Vater, ihrer Schwägerin und Yohn in heiterer Stimmung unter der Linde sitzen. Es ist mittlerweile dunkel und ihre Gesichter leuchten im Schein des Feuers und der Pechfackeln, die rundum in Eisenhalterungen stecken und Henry atmet erleichtert aus. Sie weiss es noch nicht...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 19. Aug. 2004, 03:07 Uhr
Als die drei Frauen von ihrer Einkaufsfahrt mit der Kutsche wieder auf dem Hof eintreffen sitzt Sethai nicht sehr weit entfernt von ihnen wieder auf dem Findling. Die Asche der kleinen Pflanze war inzwischen verweht und nichts deutet mehr darauf hin das hier etwas ungewöhnliches vorgefallen ist. Zwar kann er ihre Gestalten nicht wahrnehmen, nur ihren Geist, doch trotzdem dreht er sein Gesicht in die Richtung der absteigenden Frauen. Orga und Jolanthe gehen beide jeweils ihrer Wege, Asrai jedoch kommt auf ihn zu, im Arm die „Beute“ des Einkaufs, Garn und Wolle. Sie wirkt ausgelassen und fröhlich und der Elf spürt ihre Wärme bis über die ganze Strecke vom Wagen bis zu sich.

Kurz bevor die Wasserfee ihn erreicht hat erhebt er sich um Ihr ein stück entgegen zu gehen und sie auch in die Arme schließen zu können, was er dann auch tut. >>Erfolgreich eingekauft.<< lauten Ihre knappen, jedoch frohen Worte und in Ihrer Stimme schwingt die Heiterkeit mit die sie momentan beherrscht.

Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst haben, greift Sethai sacht in Ihre Einkäufe und lässt die Hand über dieselben fahren. „Zumindest meine Finger sagen mir das Du gut gewählt hast? Und was hast du nu damit vor mein Stern? Was möchtest Du daraus erschaffen?“
Die Worte sind leicht heiter, mit einem neckischen Unterton gesprochen und er drückt Ihr dabei sanft die Schulter.

Die beiden Gefährten sitzen dann noch eine kurze Zeit auf einer hölzernen Bank, gefertigt aus einem halben Baumstamm, im hof und Asrai berichtet von dem was sie in der Stadt gesehen und erlebt hat. Sethai vermeidet es Ihr vom Schicksal des tyrannischen Knechtes zu berichten, weiß er doch das seine Gefährtin selbst der Tod eines solchen Menschen  mitnehmen würde. Stattdessen beschränkt er sich auf das Zuhören. Seinerseits berichtet er Ihr von der stillen Schönheit des Sees und des umgebenden Waldes, betrachtet aus seiner Wahrnehmung.

„Die Strömungen der Natur, des Waldes, des Wassers und des Windes vermischen sich hier auf harmonische Weise mit denen der Menschen. Hier herrscht noch, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, Einklang zwischen Land und Leben. Die Stadt und die umliegenden Höfe und Gehöfte fügen sich beinahe nahtlos in die bestehende Ordnung ein. Hier wird kaum etwas verdrängt und alles regelt sich noch auf einfache und harmonische Weise. Es ist ein schöner Ort. Ich kann verstehen das die Gedanken von Henry und Orga oft hierher zurück treiben. Ich sehe nur Ihre Gefühle, du kannst Ihre Gesichter sehen. Sicherlich zeigt sich auch auf ihnen sie Freude die sie empfinden. Auch wirken sie gleichsam gesünder hier als in Talyra. Ich wünsche ihnen das sie sich diesen Frieden den sie noch spüren im Herzen und in der Seele bewahren, das sie was auch immer an dunklem Ihre Zukunft für sie bereithält an den Erinnerungen die sie hier haben und die sie noch erleben werden festhalten.“

Nach diesen Worten haucht er Asrai einen flüchtigen Kuss auf die weichen Lippen und hilft Ihr danach sanft und galant auf, denn einige Meter weiter wird auch schon das Abendessen angerichtet. Der Duft des Bratens und der anderen Speisen und Getränke beherrscht die Luft und die Unterhaltungen der Bewohner und Gäste des Hofes erfüllen die Luft als sich langsam alle einfinden.

Als sie schließlich sitzen bemerkt Sethai wieder Jolanthes Blicke auf sich ruhen und er „schaut“ zu Ihr herüber, Doch sie wendet Ihren Blick ab. Einen Moment zu spät um es nicht zu bemerken für jemanden der Sehen kann. Für Sethai jedoch ist eine so fokussierte Aufmerksamkeit kaum zu übersehen. Überhaupt schreien Ihre Gedanken förmlich in sein Bewusstsein. Die meisten Menschen lernen in ihrer Lebenspanne nicht die Kunst die oberflächlichen Gedanken abzuschirmen, sehr wenige nur solch starke Gedankengänge zu verbergen. Und wenn man dann noch so empfänglich ist wie Sethai, für den es fast keine Grenze gibt, fast keinen Geist der ihm verschlossen bleibt, dann könnte sie es fast schon laut aussprechen.

Er spürt Ihr Bedürfnis mit ihm zu reden, ehr über ihn zu erfahren. Und gleichzeitig herrscht eine innere Furcht über sie. Auch sie spürt das Sethai genauso gut eine Bedrohung darstellen könnte. Sie hat den Untergang des Gewächses mitbekommen. Und obschon es nur ein kleines Pflänzchen war, so hätte es ebenso ein Lebewesen sein können.

Falls sie ein Gespräch wünscht werde ich es Ihr nicht verweigern. Ich bezweifle jedoch das sie von dem was ich Ihr sagen kann ruhiger wird schlafen können.... Wer erfährt schon das er ein offenes Buch für jemanden ist... noch dazu eins in dem sogar die Kapitel klar zu lesen sind die noch gar nicht geschrieben wurden...

Dann widmet der Seher sich jedoch erst einmal wieder dem Abendessen und seiner Gefährtin.
Das Essen duftet herrlich, doch noch sind nicht alle am Tisch anwesend, so dass der herrliche Braten noch warten muss...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 19. Aug. 2004, 10:05 Uhr
"Einen Winterrock, eine Strickjacke und vielleicht auch etwas für dich.", antwortet Asrai schmunzelnd auf Sethais Frage, was sie aus dem Garn schaffen möchte. "Es ist zwar noch warm, aber Stricken braucht auch so seine Zeit und ich denke, dass ihr uns Frauen auf der Rückreise alle an einem Fleck antreffen werdet...mit Strickzeug in der Hand." Asrai strahlt, während sie daran denkt. In letzter Zeit war sie nicht viel mit Freunden unterwegs und es tut ihr auch leid, dass sie Thram so lange nicht mehr besucht hat und genau deshalb tut ihr diese Reise so gut. Mit Orga versteht sie sich bestens, auch mit den anderen und daher denkt sie, dass es eine gute Entscheidung war, Orgas Hilfe anzunehmen, was die Villa betrifft.

Seinen Kuss erwidert sie sanft. Dann gehen sie zum Tisch und leckerer Duft nach Braten steigt Asrai in die Nase und schon wieder bekommt sie Hunger. "Wenn das so weiter geht, sehe ich irgendwann aus wie ein Wildschwein.", murmelt sie so leise, dass es niemand hören kann. Doch von solchen Gedanken lässt sie sich das gute Essen nicht verderben. Am Tisch fehlen noch Leonhard, Henry und Uuma, wobei Asrai nicht weiß, ob Uuma schon wieder wach ist. Den fremden Mann am Tisch betrachtet sie neugierig. Orga scheint recht fasziniert von ihm zu sein und Asrai bekommt so langsam mit, was er mit der Familie Roßstein zu tun hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 19. Aug. 2004, 15:12 Uhr
Die Alte hält ihr Versprechen und bringt Uuma eine kleine Schüssel voll köstlichem Eintopf und Brot, mit kühler Butter dick bestrichen, und einen Becher kalte Milch. "Oh! Uuma lieben das!" ruft sie erfreut aus. Sie hat die alte Magd innerhalb der wenigen Male, die sie mit ihr Kontakt hatte in ihr Herz geschlossen, wahrscheinlich, weil sie Uuma mochte, denn immer wärmer wurde ihr Lächeln.

Im Haus von Henrys Vater ist es wieder ruhig, nur das Schnarchen aus einem Nebenzimmer zeigt Uuma, daß dort ein alter Mensch schläft, doch das Geräusch ist gedämpft genug, daß es sie nicht stört. Uuma verputzt alles und trinkt auch die kühle Milch, um sich danach wieder wohlig auszustrecken und zu schlummern.
Als sie Henry durch die offene Türe der Kammer kommen sieht freut sie sich schon, endlich wieder zu den anderen zu dürfen, doch er vertröstet sie und sie hört wieder einige Brocken von dem, was Henry mit seinem Vater und dem anderen Pferdezüchter spricht. Sie ist schon fast wieder eingeschlafen, als sich die Stimmung schlagartig verändert, das spürt sie mehr, als daß sie es an den wenigen Worten hört, die sie versteht und diesmal erfasst sie Unruhe, denn Henrys Stiefel hört sie aus dem Haus eilen... Am liebsten würde sie ihn laut rufen, daß er sie mitnehmen soll, aber sie schweigt und hofft, daß er sie nicht vergessen wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 19. Aug. 2004, 15:33 Uhr
Orga lauscht einem Moment einer Weise, die sie als Kind schon gern gehört hat und blickt dann in die Runde der hungrigen Gesichter, auch sie verspürt mittlerweile Hunger. "Wo bleiben die Männer?" fragt sie verwundert. "Ich werde mal nach Henry und seinem Vater sehen. Jolanthe, vielleicht ist euer Mann eingeschlafen? Bevor er nicht zu uns herunter kommt wird sicher auch keiner der anderen Nordmänner hier erscheinen. Wollt ihr mal nach ihm sehen, bevor der Braten noch verkohkelt," und Orga lacht fröhlich.

Mit raschelndem Rock eilt sie zu Leonhards Haus und sieht Henry mit ernstem Gesicht in der Türe stehen. "Henry? Wo bleibt ihr denn? Habt ihr den Gong nicht gehört? Auf ihr Männer, der Braten verdirbt sonst noch... Sowas, wo ihr Männer sonst nicht abwarten könnt bis er durch ist...." Orga lacht und geht zu Uuma in die Kammer.
"Hallo Uuma, schön, daß ihr wach seid. Jetzt gibt es feinen Braten draußen unter der Linde... Oh! Das Gestrickte von Henrys Mutter steht euch aber gut. Es sieht aus wie eure Echsenlederkleidung, nur aus Wolle... Das könntet ihr anlassen, denn im Licht der Fackeln und des Feuers fällt es nicht auf."
Orga lächelt Uuma freundlich an und nickt ihr zu. Sie sieht, daß die Kleine schon sehnsüchtig darauf wartet, wieder nach draußen zu können. Henry war ihr gefolgt und hatte ihr seine Hand auf die Schulter gelegt und  hebt Uuma wie ein Kind von ihrem Lager und gemeinsam gehen sie zurück zur Linde, wo bis auf die Nordmänner sich alle versammelt haben. Auch Orgas Bruder ist wieder unten und begutachtet den Braten und unterhält sich mit dem Knecht, der schon darauf wartet, saftige Stücke aus dem duftenden Koloss zu schneiden, der von einer Magd immer wieder mit dem Bratenfett begossen wird, damit er nicht austrocknet, während über ihnen in der lauen Sommernacht ein strahlend schöner Sternenhimmel funkelt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 19. Aug. 2004, 18:06 Uhr
Noch während sich Orga und Henry, gemeinsam mit Uuma zur Linde begeben, nähert sich von Bord der "Windkind" die Besatzung zusammen mit Jolanthe und Galrin. Die Normander haben die Zeit bis zum Festmahl genutzt, um das Schiff und insbesondere den Laderaum auf Vordermann zu bringen. Alwine hat die Speisekammer einer gründlichen Inventur unterzogen und sich, gemeinsam mit Marie, ebenfalls auf den Weg nach Verd gemacht, wo sie Fehlendes beschafft und Mangelndes ergänzt hat.

Nun, da das Schiff zur Weiterreise gerüstet ist, kann sich die Mannschaft guten Gewissens den herrlich duftenden Braten schmecken lassen, welcher sich am Spieß über dem Feuer dreht. Nachdem die Gäste sich gesetzt haben, wird aufgetragen und alsbald hebt ein Schmausen an, das noch lange seinesgleichen suchen wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 19. Aug. 2004, 19:00 Uhr
Henry sieht Orga auf das Haus zueilen und bei ihnen angekommen fordert sie die Männer auf ihre erfrischende Art auf, sich endlich zur Linde zu bewegen. Henry ist erst einmal nur beruhigt, daß dieser Bassa sich ihr noch nicht als ihr leiblicher Vater zu erkennen gegeben hat und folgt Orga zu Uuma, die sich freut, mit hinaus zu dürfen.

Auch Galrin Ragnarsson ist mit seiner Frau und seiner Mannschaft bei der Linde eingetroffen und Henry begrüßt sie freudig und auch Alwine die gute Seele der Windkind, die zu Henrys Freude auch unter ihnen ist. Uuma setzt er zu den anderen Jugendlichen in einen der mit Stroh gefüllten Sitzsäcke, die überall unter den Bäumen bereitliegen und bringt ihr ein saftiges Stück Braten und Brot, sowie einen Becher mit kühler Milch. "Laß es dir schmecken Uuma und sag, wenn du etwas brauchst. Auf so einem Strohsack kannst du dich besser ausruhen als am Tisch." Henry lächelt ihr noch einmal freundlich zu und setzt sich dann zu Orga an den Tisch.
Nachdem für die Gäste und die Gutsbesitzer ordentlich Fleisch abgeschnitten und aufgetragen wurde holen sich die Mägde und Knechte und die jungen Burschen und Mädchen ihre Stücke und rundherum hört man fröhliches Gelage.

Bald sieht man auch wieder den Fiedler unter der Linde seinen Bogen über sein Instrument ziehen und er spielt zum Tanz auf. Die jungen Leute sind zuerst dabei und drehen sich gemeinsam im Kreis, klatschen mit den Händen, stampfen mit ihren Holzpantoffeln auf den Boden und die Stimmung wird immer fröhlicher, denn auch roter Wein geht die Runde, Met und Dunkles.

Henry hält es auch nicht lange am Tisch und er fordert Jolanthe lächelnd zum Tanze auf, denn Leonhart wendet sich gerade an Asrai, ihn in den Kreis der Tanzenden zu begleiten und fröhlich reihen sie sich in den immer größer werdenden Kreis, in den sich der Fiedeler gestellt hat und fleißig einen Lauftanz fiedelt. Da es sich um einen Kreistanz handelt, wo man nicht unbedingt einen Partner braucht, sieht er die Nordmänner sich auch mehr und mehr in den Kreis eingeben und Henry fühlt sich wieder in seine Jugendzeit versetzt. Die Schrittfolge ist so einfach, daß man gar nichts verkehrt machen kann und immer wieder gehen die Schritte mal rechts herum, dann wieder links herum und dann im Laufschritt in die Mitte, um wieder rückwärts zurück zu laufen zum Ausgangspunkt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 19. Aug. 2004, 22:03 Uhr
Irgendwann sind alle versammelt und es wird Zeit, den Braten anzuschneiden. Als Asrais Magen lauthals zu knurren beginnt, errötet die kleine Wasserfee und einer der Männer legt ihr schnell ein großes Stück Fleisch auf den Teller und alle müssen lachen. Langsam wird Asrai müde, doch noch ist keine Zeit zum Schlafen. Immer wieder wird ihr Krug erneut mit Met gefüllt und langsam merkt sie, wie ihr der Alkohol zu Kopf steigt. Munter und ausgelassen baumelt sie mit ihren Beinen zum Takt der Musik.

Irgendwann wird sie von Leonhard gefragt, ob sie nicht tanzen möchte. Das lässt sich die Wasserfee nicht nehmen und zusammen mit Leonhard fügt sie sich in den tanzenden Kreis mit ein. Asrai hat noch nie in so einer Runde getanzt, aber die Schrittfolgen sind wirklich nicht schwer und bald schon hat Asrai sie drauf und kann munter mittanzen. Es wundert Asrai, wie schnell sich doch so ein großes Fest ergeben kann, aber es freut sie sehr, dass es so ist. Erst, als sie kaum noch mithalten kann, hört sie auf und setzt sich völlig außer Atem zu den anderen an den Tisch zurück. Ihren Durst löscht sie nun aber lieber mit einem Glas Milch. Ihrer Meinung nach ist sie schon betrunken genug und bei so einer feinen Gesellschaft mag sie keinen schlechten Eindruck machen. Zwar glaubt sie nicht, dass es ihr einer an einem Tag wie heute übel nehmen würde, doch will sie diese Leute schließlich noch öfter besuchen, ohne jedesmal einen hochroten Kopf zu bekommen.

Irgendwann machen die Kräfte der kleinen Wasserfee nicht mehr mit. Als sie nur für einen kurzen Moment, an ihren Gefährten gelehnt, die Augen zu machen möchte, ist sie kurzerhand von einem Moment auf den anderen eingeschlafen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 20. Aug. 2004, 00:55 Uhr
Eine kurze Weile später hört Uuma Orgas Stimme und freut sich riesig als sie zu ihr herein gestürmt kommt und sie anspricht. Bei Erwähnung ihres wollenen Nachtanzuges lächelt sie etwas verlegen und nickt dann aber und schaut Henry aufmerksam an, als er sie aus dem Bett hebt und zu den anderen unter die Linde trägt. Henry setzt sie dieses Mal aber auf einen mit Stroh gefüllten Sack, der herrlich bequem ist und in dem sie halb liegt. Ein großes Stück Fleisch bringt er ihr noch auf einem Holzteller und ihre Augen leuchten. Es erinnert sie an ihre auf dem Feuer gebratenen Kanninchen in der Wildnis. Auch das Sitzen an der frischen Luft bei dem Geruch des Feuers und dem weiten Sternenhimmel unter den großen alten Bäumen tut ihrem Gemüt richtig gut.

Uuma genießt die Stimmung, alle sind fröhlich und verzehren mit Heißhunger die köstlichen Stücke. So gut hat ihr noch nie Fleisch geschmeckt und sie nimmt sich vor die alte Magd zu fragen, wie sie das so hinkriegen. Uuma hört an der Stimme des Mannes, der mit dem Gesicht zu ihr sitzt, daß er der Mann ist mit dem Henrys Vater im Haus gesprochen hat und sie schaut ihn sich genau an und sie erkennt sofort die Ähnlichkeit mit Orga. Mann mit schwarzen Haaren seien Vater von Orga.... stellt sie mehr fest, als daß sie sich das fragt.
Plötzlich schaut der Mann sie an und sie weiss, daß er es bemerkt, daß sie es weiss, doch Uuma lächelt ihr unschuldigstes liebstes Lächeln und wendet sich den jungen Leuten neben sich zu, die untereinander scherzen und die sie einfach mit in ihre Runde einbeziehen. Als sie kurz danach wieder zu ihm schaut treffen sich ihre Blicke wieder und dann erhebt sich der Mann plötzlich und kommt zu ihr herüber. Uuma bleibt vor Schreck fast das Herz stehen, aber er fragt höflich, ob er ihr einen Weile Gesellschaft leisten darf und Uuma würde am liebsten mit dem Kopf schütteln, aber nickt dann wie von selbst.

"Bist du der Gast, den Leonhard erwähnt hat?" fragt er sie, nachdem er sich auch einen Sitzsack geholt hat und sich neben sie gesetzt hat. Uuma blickt ihn schräg von der Seite an und fragt sich, ob es schlimm war, daß sie fast alles gehört hat, aber nickt dann mit Herzklopfen, daß sie das Gefühl hat, daß dieser Mann neben ihr es hören müsste, doch er lacht nur leise. "Dann teilen wir ja jetzt ein Geheimnis kleine Frau." Wieder lächelt er ihr freundlich zu und fragt sie dann nach ihrem Namen, woher sie kommt, weil sie so fremdartig aussieht und beginnt ein so fröhliches Gespräch mit ihr, daß sie bald alle Scheu ablegt und ihm von ihr erzählt, vom Dunkelwald, von MoM, von der weiten Reise nach Talyra und auch von MoMs Tod und was sie gefühlt hat und vieles mehr, bis sie müde wird und er sie mit seinen dunklen Augen noch einmal freundlich anlächelt und ihr schöne Träume wünscht.  Orga haben fröhlichen Vater... denkt sie noch beruhigt, bevor sie in das Land der Träume gleitet, während hinter der Linde jemand Musik spielt und die Frauen und Männer zu tanzen beginnen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 20. Aug. 2004, 01:15 Uhr
Sethai beobachtet die Ausgelassenheit mit der Asrai an den Tänzen teilnimmt. So fröhlich hat er sie noch nie gesehen. In ihrem Leben hat dieses einfache Glück bisher gefehlt. Und immer wieder zwischendurch trinkt sie einen Krug Met nach dem Nächsten. Und dennoch schafft sie es sich selbst soweit noch einzuschätzen das das letzte was sie trinkt nicht weiterer Alkohol ist, sondern ein einfaches Glas voll Milch. Danach stürzt sie sich wieder ins Getümmel.

Der Elf bedauert es ein wenig daran nicht teilnehmen zu können, doch sich in etwas derart Emotionales wie diesen Tanz zu stürzen, umgeben von Menschen deren Gefühle hochkochen; er ist sich sicher keiner der Anwesenden würde die Folgen erleben wollen. So bleibt er sitzen und genießt einfach nur den „Anblick“ seiner Gefährtin.

Schließlich kommt sie wieder zu ihm, eigentlich nur um sich kurz bei ihm auszuruhen. Doch kaum hat sie ihren Kopf an seine Schulter gelehnt, das sackt sie auch schon weg und fällt in einen erschöpften schlaf. Vorsichtig nimmt er sie zur Seite, erhebt sich von der Bank ohne sie weggleiten zu lassen und hebt sie dann sachte auf seine Arme. Er entschuldigt sich bei den Anwesenden dafür das sie das Fest schon verlassen müssen, dann geht er, Asrai sicher tragend, zurück in Richtung „Windkind“.

Schnell betritt er das Windschiff und findet zielsicher die Kabine die dem Päarchen zugedacht ist. Dann setzt er die Wasserfee vorsichtig auf dem Bett ab,  entkleidet sie flink und geschickt und bettet sie dann sanft zur Ruhe. Schließlich schlüpft auch er aus seinen Fetzen die in Ihrer Vielfalt so etwa wie eine Robe bilden und legt sich neben sie ins Bett, zärtlich an sie gekuschelt. Er streicht Ihr noch kurz über die Stirn und flüstert leis „Ich leibe Dich...“, was Ihr jedoch nur ein kurzes Grunzen entlockt. Dann schläft auch sein Körper ein.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Aug. 2004, 20:52 Uhr
Nachdem Henry die Verlobte des Kapitäns zum Tanzen aufgefordert und sein Vater die Wasserfee Asrai wirbelnd in die Tanzreihe geschwungen hat, läßt Galrin sich ebenfalls nicht lange bitten.

Mit einer vollendeten Verbeugung greift der Kapitän nach Orgas Hand, lächelt ihr zu und fort geht es in einem Hui, daß die Haare der Dame von Roßstein nur so fliegen. Die Schrittfolge ist einfach, der Rhythmus mitreißend und so wird getanzt, daß der Boden bebt. Der Takt des Liedes schwenkt hin und wieder um, gleicht manchmal einem munter plätschernden Bächlein, manchmal einem trägen Strom, und manchmal auch einer Seemannsweise, die Galrin aus seiner nordischen Heimat kennt.
Erst als sowohl Orga als auch Galrin außer Atem sind, entläßt der Kapitän seine Tanzpartnerin wieder und setzt sich lachend an den Tisch, wo ein großer Humpen würzigen Verder Dunkels auf ihn wartet.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 21. Aug. 2004, 01:47 Uhr
Orga freut sich über den guten Hunger ihrer Gäste, die wunderschöne laue Sommernacht, das Gezirpe der Grillen rundherum in den Wiesen und Grasbüscheln entlang der gemauerten Wassertränke und über die fröhliche Stimmung. Asrai und Sethai sehen glücklich aus, wie sie die beiden vorher noch nicht zusammen sah, Jolanthe und ihr Liebster scheinen sich auch wohl zu fühlen und Marie sitzt mit Alwine und Yohn zusammen, der sich fröhlich mit den Frauen unterhält.
Orga ist über Uumas Blick verwundert, der zwischen ihr und Leonhards Halbbruder hin und her wandert und noch überraschter, als sich Bassu zu der kleinen Wilden setzt. Wie gut er mit Uuma umzugehen weiss, denkt sie bei sich, als sie ihn beobachtet und lächelt ab und zu zu ihm hinüber. Das wird ihr gut tun. So offen habe ich sie noch nie erlebt... fällt ihr auf, doch dann lenkt der Fiedler ihre Aufmerksamkeit zu den jungen Leuten, die sich mehr und mehr hinter der Linde zum Tanze zusammenfinden.

Henry holt sich Jolanthe und Leonhart Asrai zum Tanze und ehe sie sich versieht ergreift Galrin Ragnarsson mit seinem unverkennbaren Charme nach ihrer Hand und bittet sie ebenfalls zum Tanze. Die meisten der Nordmänner schließen sich an und bald wirbeln sie herum, bewegen sich alle im Kreis auf so harmonische Weise miteinander, daß es sie an die Wellen des Meeres erinnert, die mal vor und dann wieder zurück wogen. Das Licht des Feuers flackert in den lachenden Gesichtern rundum, läßt die fliegenden Röcke und Zöpfe der Frauen mal größer, mal kleinere Schatten hinter sie werfen und selten hat sie die Leute auf dem Gut so ausgelassen gesehen, wie an diesem Abend, wo Männer aus dem fernen Norden mit ihnen im Kreise tanzen.
Orga läßt sich ganz und gar von dieser Welle tragen, bis sie irgendwann erschöpft ist und der Kapitän sie zum Tisch zurück führt. Glücklich setzt sie sich und sieht gerade noch Sethai hinter den Bäumen seine Asrai zur Windkind tragen.

Irgendwann ist der Tanz vorüber und sanftere Weisen erklingen zur Erholung und zum Ausklang des Abends. Auch Henry kommt mit Jolanthe zum Tisch zurück, die am leichtfüßigsten von ihnen getanzt hatte. Henry holt sie jedoch noch einmal lächelnd hinter die Linde und tanzt mit ihr im Wiegeschritt eng umschlungen, bis sie sich müde an ihn kuschelt und er sie zurück zum Tisch führt.

Das Tanzen hat sie freudig gestimmt, aber auch müde, und so verabschieden sie sich nach und nach von ihrer Schwägerin, die allen eine gute Nacht wünscht.  Während Henry, begleitet von Bassu und Leonhard, die schlafende Uuma in das Haus seines Vaters trägt, geht sie zu ihrer Kajüte in die Windkind und wünscht den Nordmännern an Deck lächelnd eine gute Nacht. Frederik und Anna schlafen tief und fest in der großen Wiege und auch Orga fällt auf ihrem Bett augenblicklich in tiefen Schlaf.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 21. Aug. 2004, 12:42 Uhr
Jolanthe genießt den Tanz und ihre Füße gleiten leichtfüßig über die Wiese und lassen sich von der musik leiten.
Nun hat sie sich erschöpft, aber zufrieden und glücklich in Galrins Arme gekuschelt und über all der Aufregung, dem Neuen und der Freude, Sethai ganz vergessen.
Irgendwann schläft sie einfach in Galrins Armen sanft ein.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 21. Aug. 2004, 14:54 Uhr
Die Mannschaftsmitglieder, die auf der Windkind geblieben sind und dort den nächtlichen Himmel und die laue Sommernacht genossen haben, entbieten Orga ihren Gruß, als die Roßsteinerin sich zu ihrer Kajüte begibt, und wünschen ihr eine gute Nacht und angenehme Träume.

Während sich Henrys Frau in ihrem Bett noch einmal umdreht und schließlich einschläft, haben Henry und Leonhard die bereits fest schlafende Uuma ins Haus gebracht und ihr dort ebenfalls ein Nachtlager bereitet. Langsam kommt das Fest zur Ruhe und auch Jolanthe, die zuvor mit Henry getanzt hat, lehnt sich schläfrig an ihren Verlobten. "Die nächste, die dem Traumland entgegen schlummert.", lacht Galrin leise, als die vom Tanzen und der frischen Luft müde gewordene Halbelbe in seinen Armen einschläft. Zuvor sind bereits Asrai und Sethai auf der Windkind verschwunden, kurz darauf hatte sich ihnen Orga angeschlossen und nun ist auch die Liebste des Kapitäns so weit, daß sie dringend ein Bett benötigt.
Um sie darauf nicht lange warten zu lassen, hebt Galrin die federleichte Gestalt hoch, trägt sie zum Schiff hinüber und erklimmt, Jolanthe auf den Armen, die Rampe zum Oberdeck. Nach einem kurzen Nicken zu seinen Gefolgsleuten tritt Galrin in seine und Jolanthes Kajüte, legt die zarte Gestalt auf das Bett und schließt anschließend die Tür hinter sich. Vorsichtig entledigt der Nordmann die Halbelbe ihrer Kleider, deckt sie behutsam zu und haucht ihr noch einen Kuß auf die Stirn, bevor er sich selbst entkleidet und sich neben Jolanthe unter die Decke legt.


Am nächsten Morgen erwacht Galrin von einem seltsamen Laut, den er an Bord der "Windkind" noch nie gehört hat: Eindeutig das Krähen eines Hahnes. Verschlafen kratzt sich der Kapitän am Kopf, bis er realisiert, wo er sich befindet. Das Windschiff liegt auf dem Pferdehof von Roßstein, unweit von Verd. Und das Untier, welches den Normander aus seinem Schlaf gerissen hat, gehört zweifelsfrei zu dem Tierbestand dieses Hofs. Also bequemt sich Galrin, immer noch schlaftrunken, aus seinem Bett, gibt der immer noch schlafenden Jolanthe einen Kuß auf die nackte Schulter, die unter den Decken hervorlugt, und kleidet sich an, um die Zubereitung des Frühstücks durch Alwine zu veranlassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 21. Aug. 2004, 15:02 Uhr
Jolanthe ist eine bezaubernde Tänzerin und beinahe vorsichtig dreht er sie im Kreise mit den anderen herum, denn er möchte nicht, daß sie sich in ihrem Zustand zu sehr anstrengt, doch sie bewegt sich so leicht und mühelos, daß er sich bald keine Sorgen mehr macht. Die Fröhlichkeit, die von den Nordmännern ausgeht ist so mitreißend, daß er alle seine Sorgen vergisst und die Ausgelassenheit genießt.
Doch auch die schönsten Minuten vergehen und nach dem ereignisreichen Tag stellt sich bald allgemeine Müdigkeit ein und einer nach dem anderen verläßt die traute Runde und Henry winkt Galrin Ragnarsson fröhlich zu, der mit seiner schlafenden Jolanthe im Arm und in Begleitung einiger Nordmänner und Alwine die Rampe zur Windkind hinauf geht. Henry trägt die schlafende Uuma wieder zurück in das Haus seines Vaters, wo sie sich in ihrem Bett zur Seite dreht und weiterschläft. Der alte Pferdezüchter hatte sich schon eine ganze Weile vor ihnen zurückgezogen und so findet er nun die Ruhe und die Zeit, sich mit seinem Vater und seinem Halbonkel zu unterhalten, obwohl auch er hundemüde ist, aber das war jetzt wichtiger als aller Schlaf der Welt.

Henry hört Bassu schweigend zu, der von seinen Großeltern erzählt, von dem Gut in Brioca, von seiner letzten Reise hierher zum Gut vor über vierig Jahren und von seiner eigenen Herkunft. Auch sein Vater erzählt ihm nun endlich was geschehen war, als Orga zur Welt kam und daß Orgas angeblicher Vater sofort die Ähnlichkeit seiner Tochter zu dem Nebenbuhler Bassu erkannte, aber sie trotz ihres Seitensprungs nicht verlieren wollte.  
Henry erkennt die vielen Verwicklungen, die offensichtlich auch den alten Roßstein dazu gebracht haben, Orga das Kind zu nehmen. Henry seufzt nur still und macht Bassu dann unmissverständlich klar, daß er Orga noch nichts davon erzählen darf, weil er sicher ist, daß sie das nicht verkraften würde, daß er selber sehen will, wie er ihr das schonend beibringt und Bassu verspricht ihm, solange zu warten. Henry fällt ein ganzer Felsbrocken vom Herzen. Er kann den Wunsch des Mannes gut verstehen, sich Orga erkennen geben zu wollen, aber nicht so plötzlich von einem Moment auf den anderen. Irgendwie musste er sie darauf vorbereiten. Es würde ihm schon was einfallen...

Bevor er sich von den beiden verabschiedet spricht er mit seinem Vater noch über den Ritt, den er gerne mit den Nordmännern nach dem Frühstück unternehmen möchte und er klopft ihm auf die Schulter und verspricht ihm, sich darum zu kümmern. Auf Deck wünscht er den beiden Nordmännern, die dort Wache halten, eine gute Nacht und ist schon eingeschlafen bevor er richtig seinen Kopf neben Orga auf das weiche Kissen gelegt hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 21. Aug. 2004, 15:37 Uhr
Asrai träumt von fliegenden Schiffen, von Pferden, großen Festen und von Tanzen. Doch als sie am nächsten Morgen recht früh durch das Krähen eines Hahnes geweckt wird, hat sie dies alles wieder vergessen, aber fühlt sich durchaus wohl und ausgeschlafen. Ein wenig schmerzt ihr Kopf vom ungewohnt vielen Alkohol, doch Asrai beschließt, sich einfach abzulenken und an der frischen Luft würden die Kopfschmerzen bald wieder verschwinden.

Sanft drückt sie Sethai einen Kuss auf die Stirn. "Wach auf mein Liebster, es ist ein neuer Tag.", flüstert sie schmunzelnd und streichelt ihm sanft über die Wange, als er die Augen öffnet. Zur Belohnung bekomm er noch einen Kuss und dann steht sie auf, um sich anzukleiden. "Ich werde mal sehen, ob die anderen schon wach sind.", spricht sie lächelnd zu Sethai, der noch dabei ist sich anzukleiden und dann ist sie auch schon zur Tür hinaus verschwunden.

Da es wirklich noch recht früh ist, beschäftigt sich Asrai damit, das Schiff zu erkunden. Auf ihrer Erkundungstour begegnet sie Alwine, die schon fleißig am Arbeiten ist und das Frühstück vorbereitet. An Deck grüßt sie einige der Nordmänner, die ebenfalls mit ihrer Arbeit beschäftigt sind. Der Himmel ist klar und die Sonne kitzelt Asrais Nasenspitze. So langsam kommt Betrieb aufs Schiff. Als Asrai wieder unter Deck kommt, begegnet sie dem Kapitän und wünscht auch ihm einen guten Morgen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 21. Aug. 2004, 15:44 Uhr
Uuma erwacht, als noch nicht einmal das Morgengrauen sich am östlichen Himmel zeigt, von dem Gefühl, MoM wäre bei ihr. Sie ist sich sicher, daß sie seine Nüstern an ihrem Kopf gespürt hat und sein sein leises Schnauben gehört hat, doch als sie die Augen verschlafen öffnet sieht sie eine schwarze Katze um ihren Kopf herum schleichen und blinzelt. "Oh! Was machen Katze auf Bett von Uuma?" flüstert sie leise, um das Tier nicht zu erschrecken und streichelt über das weiche seidene Fell, daß sie anfängt zu schnurren und sich ihr auf den Bauch legt.
Uuma fühlt sich erst wohlig bei dem Schnurren, das sie bis in den Bauch hinein fühlt, doch während sie noch das weiche Fell streichelt kommen ihr plötzlich die Tränen und sie beginnt leise zu schluchzen, bis sich die Schleusen öffnen und sie heult wie ein alter Schloßhund. Die alte Magd kommt im Nachtgewand zu ihr geschlurft und versucht sie zu beruhigen, aber vergebens. Die Katze scheint sich davon überhaupt nicht beeindrucken zu lassen und beginnt nur noch zusätzlich auf ihrer Brust zu tatzen und ihre Krallen in der Decke vor und zurück zu ziehen, bis der Mann mit den schwarzen Haaren auftaucht und das widerstrebende Tier von ihrer Decke nimmt. Uuma dreht sich von ihm weg, doch er nimmt sie einfach in den Arm und streichelt sie beruhigend, bis sie von der Heulerei erschöpft, damit aufhört.

"Uuma nicht wissen, warum Uuma machen das," entschuldigt sie sich verlegen, doch da kommt die Alte mit einem dampfenden Becher und sie riecht wieder von weitem, was das ist. Ein Blick von der alten Magd läßt sie jedoch wortlos horchen und den Tee langsam ausschlürfen. "Das Kind bleibt mir jetzt im Bett, bis sie wieder wirklich gesund ist!" donnert sie wie ein Gewitter und auch Leonhard, der mittlerweile besorgt im Türrahmen steht versichert seiner alten Magd, daß er mit seinem Sohn sprechen wird und der Schwarzhaarige lächelt sie verschmitzt an, daß sie ihn über den Becherrand anlächeln muß.
Uuma hört die Alte draußen mit Leonhard sprechen, daß sie eine strenge Hand bräuchte und daß sie sich um sie kümmern würde. Sie sollten sie hier auf dem Gut lassen, damit sie unter ihrer Obhut wieder auf die Beine käme, denn so wie Henry das machen würde, ginge das nicht. "Ihr Männer versteht nichts davon und laßt euch nur von der Kleinen um den Finger wickeln!" hört Uuma noch ihre Worte und muß leise kichern, als Orgas Vater über die Worte der Magd köstlich lacht, der aber kurz darauf von der Magd mit strengem Blick hinausgeworfen wird.
"Kindchen, du bleibst jetzt hier bei der alten Erra. Ich habe bisher alle wieder auf die Beine gekriegt." Uuma lächelt Erra an, die sich neben sie auf den Bettrand gesetzt hat und ihren Arm streichelt, doch bald gleitet sie wieder in das Land der Träume und hört nicht mehr, was die alte Magd weiter zu ihr spricht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 21. Aug. 2004, 17:12 Uhr
Das Rumpeln neben ihr läßt Orga müde den Kopf heben und den kleinen Frederik erkennen, der sich in seine Sachen kleidet und mit Jana die Kajüte verläßt, die bei der Türe still auf ihn gewartet hatte. Überall auf dem Schiff sind Geräusche zu vernehmen und auch aus dem Fenster dringen die Stimmen eines neuen Tages in ihr Bewusstsein, von den Vögeln rundherum in den Bäumen, von den Mägden und Knechten und den Pferden auf den Koppeln.
Ich habe doch noch gar nicht angefangen zu schlafen, denkt sie und kuschelt sich näher zu Henry, der mit freiem Oberkörper auf dem Rücken liegt. Verspielt geht ihre Hand über seine warme Haut, fährt das Brustbein entlang, doch dann schnappt er sie und Orga lacht. "Ich war mir sicher, du schläfst noch Liebster," sagt sie beinahe vorwurfsvoll und sie weiss gar nicht, wie sie müde wie sie ist, ein solches Verlangen nach ihm haben kann. Dieses Mal schleicht sie zur Türe und dreht den Schlüssel herum, damit sie nicht von Annas Kindermädchen überrascht werden können.  Auch wenn sie beide noch müde sind, so lieben sie sich mit aller Innigkeit.

Doch es hilft alles nichts, der Duft des Frühstücks zieht bis in ihre Kajüte und immer deutlicher stellt sich Hunger ein, obwohl sie sich noch an den Geschmack des saftigen Bratens am Vorabend erinnert. Orga wählt aus ihrer Truhe ein leichtes luftiges Sommerkleid mit bunten Blumen auf lindgrünem Grund und läßt sogar ihre Peitsche und ihren Lederbeutel in der Truhe. Bis sie wieder weitersegeln, würde sie die Dinge nicht brauchen und so geht sie barfuß  aus der Kajüte, in der Henry noch immer müde ausgestreckt im Bett liegt. Er muß spät schlafen gegangen sein, so wie er aussieht, und sie fragt sich, was er noch gemacht hat.

Auf dem Gang trifft sie Gerda, die Anna frisch wickeln geht und sie trägt ihr auf leise zu sein, damit Henry noch ruhen kann. Im Gemeinschaftsraum hilft Orga wieder am Tisch die Brettchen und Becher an die Plätze zu stellen und setzt sich neben Jolanthe. Den Beutel mit der feinen Wolle für die Hemdchen und Höschen hatte sie mitgebracht und holt nun ein Gebinde heraus und beginnt, das Garn zu einer Kugel aufzuwickeln, wobei ihr die junge Frau hilft, indem sie mit ihren Händen den Wollstrang auseinander drückt. Ab und zu tauschen sie und bald ist die Wolle fertig aufgewickelt.
Sie sind noch früh und es fehlen noch einige zum Frühstück und so zeigt Orga Jolanthe schon einmal ganz langsam, wie man die Maschen aufnimmt und wie man die ersten Reihen strickt. Es dauert nicht lange und Jolanthe nimmt die Holznadeln in die Hand und strickt ihre ersten Maschen an dem kleinen Musterstück, das Orga für sie begonnen hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 21. Aug. 2004, 17:50 Uhr
Jolanthe erwacht von einem ständigen Stupsen an ihrem Kopf. Verwundert öffnet sie die Augen und erblickt Kirion, der schnurrend sein Köpfchen an ihr reibt.
Sie lächelt und streicht ihm über den Kopf.
"Guten Morgen, Kirion!", begrüßt sie ihn lächelnd.
Seine goldenen Augen blinzeln erwidernd.
Waldkind traurig
Sie versteht ihn. Uuma!, denkt sie, ihr fehlt ihr Pony.
Sie beschließt, Uuma gleich nach dem Frühstück aufzusuchen. Nach dem Frühstück, wo sie schon wissbegierig mit Orga Stricken geübt hat und ihre ersten, etwas unbeholfenen Maschen gestrickt hat, geht sie zu Uumas Kajüte. Kirion begleitet sie.


Leise klopft sie an und nachdem Erra sie aufgefordert hat reinzukommen, betritt sie die Kajüte.
Uuma scheint noch zu schlafen und Jolanthe tritt leise an ihr Bett. Doch als Kirion auf das Bett springt und Uuma leicht anstupst, schlägt diese sofort die Augen auf.
Immer noch liegt ein truariger Schleier auf ihnen.
"Guten Mogen!", sagt Jolanthe und lächelt. Sie nimmt Uumas Hand und drückt diese tröstend. Sie setzt sich auf einen Stuhl vor Uumas Bett und nach kurzem Schweigen meint sie leise: "Dir fehlt dein Pony,oder? Und den Kleinen hast du auch nicht mehr...
Kirion war heute morgen bei dir, aber er konnte dich auch nicht trösten."
Sie schweigt kurz, dann kommt ihr eine Idee.
"Was hälst du davon, wenn wir, sobald du weider gesund bist, dir einen neuen Tierfreund suchen?! Entweder im Wald, oder auch in der Stadt, vielleicht können wir ein Tier vor irgendeinem grausamen Besitzer retten, oder so", sagt sie und lächelt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 21. Aug. 2004, 19:25 Uhr
Uuma wird von einem sanften Stubsen an ihrer Wange geweckt und sieht die Katze vom Morgen wieder vor sich, doch auch gleich Jolanthe. Sie hat die kleine Frau gar nicht reinkommen hören und ist überrascht über den Besuch, aber freut sich sehr darüber.
Ihre Worte überraschen Uuma und sie spricht ohne groß nachzudenken drauflos. "MoM seien gegangen in großes Leben....aber Uuma hören MoM, wenn Uuma kommen aus Schlaf...Uuma nicht fühlen alleine." Uuma kommt nicht auf die Idee, daß sie MoMs Körper vermisst, weil sie ihn noch immer in ihrem Herzen bei sich hat und bisher nicht wirklich aufstehen konnte, um seine körperliche Anwesenheit zu vermissen. "Uuma nicht wissen, wie Uuma leben, wenn Uuma wieder seien stark" sagt sie dann noch nachdenklich.

"Uuma nicht wollen suchen Tier..." schüttelt sie bei der Idee der kleinen Frau den Kopf. "In Dunkelwald MoM kommen zu Uuma und Uuma nicht wissen was kommen nächsten Tag und Tage nach nächsten Tag." Uuma drückt Jolanthes Hand, denn ihr widerstrebt der Gedanke, nach einem Tier zu suchen, freut sich aber, daß Jolanthe zu ihr gekommen ist, um mit ihr zu sprechen.

"Erra wollen, Uuma bleiben bei Erra bis Uuma seien stark." An ihrem flüsternden Ton kann man hören, daß sie nicht möchte, daß die alte Magd das hört. "Uuma wollen sein bei Henry und wenn Uuma wieder seien stark Uuma wollen leben in Haus an Bach...in Haus von Uuma." Sie schaut sich um, aber Erra scheint nirgends in der Nähe zu sein und blickt dann Jolanthe unsicher an, denn vor der resoluten Alten hat sie gehörig Respekt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 21. Aug. 2004, 19:50 Uhr
Weil das Frühstück noch etwas auf sich warten lässt, beginnt Orga Jolanthe das Stricken beizubringen. Asrai schaut interessiert zu. Zwar kann sie selbst stricken, aber sie findet es immer wieder schön, wenn andere es lernen. Schließlich ist es eine recht wichtige Handarbeit und Asrais Meinung nach sollte jede Frau sie beherrschen. So lässt sich jedenfalls eine Menge Geld für Kleidung sparen. Momentan hat sie keine Lust zum Stricken. Auf der Rückreise würde sie es sicherlich tun. Doch im Moment fühlt sie sich einfach zu aufgekratzt. Sethai kommt zu ihnen in den Raum und Asrai drückt ihm noch einen Kuss auf die Wange.

Dann wird es endlich Zeit zum Frühstücken. Inzwischen sind alle wach und anwesend und Alwine hat den Tisch gedeckt. Asrai bestreicht sich eine Scheibe Brot mit Honig und beißt hungrig hinein. Am Tisch wird noch über den vergangenen Tag geredet und alle Gesichter sehen fröhlich und ausgelassen aus, so, wie es Asrai am liebsten hat. Nach dem Frühstück verschwindet Jolanthe gleich zu Uuma. Die anderen bleiben noch eine Weile am Tisch sitzen um den Tag zu besprechen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 22. Aug. 2004, 03:21 Uhr
Als Asrai die Kajüte verlässt beginnt der Seher gerade damit sich anzukleiden. Es ist eine kleine Kunst die Stoof- und Lumpenteile so zusammenzufügen das sie weder herabfallen noch zu eng sitzen oder gar verrutschen und der Prozeß erfordert seine Zeit. So kommt Sethai erst einige Zeit nach Asrai in den Frühstücksraum. Er registriert die Anwesenheit der beiden anderen Frauen und das Orga anscheinend versucht der Frau des Nordmannes, Jolanthe, das Stricken beizubringen.

Kaum hat Sethai den Raum betreten kommt auch seine Gefährtin schon zu ihm und haucht ihm einen Kuss au die Wange. Ein Lächeln huscht sofort über sein gesicht, denn die innige Nähe der letzten Nacht und diese freudige Begrüßung hatten ihm schon schmerzlich gefehlt. Als Erwiederung umarmt er sie kurz und streicht Ihr sanft über den Rücken.

Dann ist es auch schon Frühstückszeit und wieder versammeln sich alle am großen Tisch um gemeinsam zu speisen. Die stimmung ist wohlgelaunt und bei vielen der Anwesenden ist das kleine fest und der anz des Vorabends noch Gespräch und Thema. Sethai selbst beteiligt sich wieder kaum an den Unterhaltungen und es spricht ihn auch keiner an. Stattdessen speist er ausgiebig. Schon lange hat er nicht mehr so eine große Auswahl gehabt und acuh die Nahrung in der letzten Zeit bestand wenn überhaupt aus Brot und Suppe. Deshalb nutzt er diese Gelegenheit, wie auch schon die Essen der vergangenen Tage, dazu um kräftig zuzuschlagen. Wer weiß. vielleicht bekomme ich ja so auch mal etwas auf die Rippen..., scherzt er innerlich mit sich selbst.

Als das Frühstück dann seinem Ende zugeht erhebt sich Jolanthe als Erste um nach der kleinen Uuma zu sehen, die anderen bleiben bei Tisch. Sethai lauscht aufmerksam dem was nun dort besprochen wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 22. Aug. 2004, 09:57 Uhr
Henrys Bewusstsein nimmt es meistens wahr, wenn Orga sich nachts auch nur umdreht und so auch am Morgen ihr Erwachen und daß sie ihn berührt. Es bereitet ihm immer wieder Vergnügen, sie damit zu überraschen. Er ist zwar noch hundemüde, aber er geht auf ihre Wünsche ein und macht sie glücklich, denn auch wenn sie über ihre Großmutter miteinander verwandt sind, ein gemeinsames Kind würde keinen Schaden nehmen und auch nicht die Kindeskinder.

Es hilft alles nichts und so erscheint er nicht viel später nach Orga im Gemeinschaftsraum, nachdem er seinen Kopf ersteinmal draußen in die breite Wasserrinne getaucht hat, was ihn wieder richtig wach macht, wo er auch aus dem Augenwinkel seinen Vater von weitem bei den Ställen sieht, der wohl schon die Pferde heraussucht, mit denen sie nach dem Frühstück ausreiten werden.  
Mit der Vorfreude auf einen gestreckten Galopp schmeckt das Frühstück noch köstlicher als es ohnehin schon ist, da Alwine wieder ihr unübertreffliches Brot gebacken hat. Mit genüsslichem "hmm" und beinahe in Katermanier schmaust er und verdreht immer wieder die Augen und zeigt Alwine wie gut ihm das Brot schmeckt. Die Heiterkeit an Bord ist einfach ansteckend und die Müdigkeit wie weggefegt.

Das morgendliche Mahl ist fast beendet da erhebt sich Henry schmunzelnd und verkündet für die Männer eine fröhliche Jagd auf den Roßsteinpferden an und daß die Pferde bei den Ställen schon gesattelt werden, worauf es noch fröhlicher zugeht und Begeisterungsrufe laut werden und die Frauen lächelnd die Köpfe schütteln über ihre fast kindliche Begeisterung bei dem Gedanken, sich auf die Pferderücken zu schwingen und durch die Gegend zu jagen.
     

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 22. Aug. 2004, 12:50 Uhr
"Wie du möchtest", antwortet Jolanthe und lächelt. Sie ist zwar etwas enttäuscht, dass ihr Vorschlag keine Zustimmung gefunden hat, aber sie kann Uuma auch ein bisschen verstehen.
Andererseits ist sie nun vollkommen ratlos, was Uumas Traurigkeit angeht. Vielleicht würde sie wieder vergehen, wenn Uuma wieder kräftiger war und nach draußen durfte.
"Wenn du möchtest, besuche ich dich. Dann langweilst du dich nicht so", sagt sie, dann grinst sie verschmitzt und flüstert Uuma ins Ohr"denn ich glaube nicht, dass diese alte, etwas zu fürsorgliche Schreckschraube eine unterhaltsame Genossin ist!"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Aug. 2004, 15:52 Uhr
Das allgemeine Lob, welches Alwine ob ihrer Kochkunst einmal mehr entgegenschlägt, läßt die normandische Köchin wieder einmal erröten. Nicht, daß sie nicht schon von der Belegschaft der Werft oftmals Lob erhalten hätte. Doch diese Anerkennung hatte sie bislang jedes Mal auf die Solidarität unter den Bewohnern der Schiffswerft geschoben. Es hier bestätigt zu finden, ist für Alwine eine besondere Ehre und Freude.

Der Ausritt, der dem Frühstück folgt, gestaltet sich ganz nach Galrins Geschmack. Mit dem kräftigen und ausdauernden Pferd unter sich, reitet der Nordmann an der Seite Henrys und Leonards nach Herzenslust über Wiesen und durch blühende Auen. Mit beherztem Sprung setzt man über kleinere Bächlein hinweg, prescht einen Karrenweg entlang und sollte dabei stets achtgeben, daß man sich den Kopf nicht an niedrig hänenden Ästen anschlägt.
Auch Gunnar und Thialfi, zwei Angehörige der Schiffsbesatzung, haben sich der Jagdgesellschaft angeschlossen. Der Großteil der Männer in Galrins Dienst jedoch ist des Reitens nicht mächtig und vertreibt sich daher die Zeit auf dem Hof bei einer Partie Knattleikr (http://www.hurstwic.org/history/articles/daily_living/text/knattleikr.htm), während Asa, Halda und Alwine sich gemeinsam mit den Damen Jolanthe, Asrai und Orga der Strickkunst hingeben.

Indes haben die Männer auf ihren Pferden das bevorzugte Jagdgebiet des Roßsteiners erreicht. Galrin hat seinen Bogen vom Schiff mitgenommen und an seiner Seite hängt, gefüllt mit gänsefedergeschmückten Pfeilen, der Lederköcher. Suchend späht der Nordmann nach möglicher Beute aus, während seine Knechte ihre Saufedern fester packen und sich darauf vorbereiten, gegebenenfalls vom Pferd zu springen, um ein mögliches Wildtier anzugehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 22. Aug. 2004, 16:51 Uhr
Es sind weniger Nordmänner, als Henry gedacht hat, die sich mit ihm zu den Pferdeställen aufmachen, wo sein Vater schon die edlen Tiere gesattelt bereitstehen hat. In leichtem Trab reiten sie auf dem Seitenweg hinaus Richtung See, jagen über frisch gesenste Wiesen und Felder und Henry wirft nicht nur einmal den Nordmännern einen anerkennenden Blick zu, denn sie halten sich gut in den Sätteln.

Henry schwenkt zum See und reitet an einer besonders seichten Stelle durch das Wasser, daß es nur so spritzt und sie jauchzen vor Freude, denn es ist an diesem schönen Sommermorgen einfach ein besonderes Vergnügen, das feuchte Naß auf der Haut zu spüren.
Als sie in einen alten Laubwald reiten, in dem die Wildschweine sich das Jahr besonders stark vermehrt haben, wie ihnen sein Vater vor der Jagd mitteilte, hoffen sie auf Jagdglück. Wo der Wald dichter wird, wenn auch das Reiten noch keine Mühe bereitet, haben sie ein Rudel Wildschweine aufgeschreckt und auch wenn die Jungen schon fast ausgewachsen sind, so ist die Gefahr, die von alten mächtigen Keilern ausgeht, nicht zu unterschätzen.

Es ist keine Frage, daß sie die zarten Jungtiere erlegen werden und bald surren die Pfeile durch die Luft. Den ersten erlegt Galrin Ragnarsson und den zweiten erwischt Thialfi, bevor das Rudel hinter einem Dickicht verschwindet und das gedämpfte Getrappel sich entfernt. Thialfi und Gunnar befestigen gerade die erlegten Tiere hinter ihren Sätteln, da lenkt Leonhard sein Pferd schräg zu der Richtung, wo das Rudel verschwunden ist, seinen Bogen spannend. "Der Keiler kommt zurück!" ruft er warnend aus und schon hören sie alle das Rascheln hinter den etwa zwanzig Schritt entfernten Büschen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 22. Aug. 2004, 17:12 Uhr
Die Männer machen sich nach dem Frühstück für eine Jagd bereit. Asrai, die selbst eher schlecht als recht reiten kann, trauert dem nicht nach und bleibt zusammen mit den anderen Frauen auf dem Schiff. Nachdem der Tisch abgedeckt ist, holen die Frauen ihr Strickzeug herbei. Noch einmal werden die verschiedenen Garne bewundert und diskutiert, wofür sie sich wohl am besten eignen. Asrai möchte zunächst mit ihrem Winterrock beginnen. Der würde einige Zeit in Anspruch nehmen und Asrai weiß nicht, ob sie, wenn sie wieder in Talyra wären, oft zum Stricken kommen würde.

"Man sollte den Frauen im Armenhaus auch das Stricken beibringen. Das dürfte sich nicht allzu schwierig gestalten. So wäre jedenfalls für Kleidung gesorgt und Wolle ist günstiger als ein Besuch beim Schneider.", sagt Asrai zu Orga. Auch auf dieser Reise geht ihr das Projekt Armenhaus nicht aus dem Kopf und immer wieder hat sie neue Ideen und versucht diese in Gedanken auszuarbeiten. Sicher, an erster Stelle würde die Villa erst einmal umgebaut werden müssen, doch trotzdem kann sie sich schonmal um die Dinge, die danach auf sie zukommen werden, Gedanken machen. Da fällt ihr ein, dass Borgil ihnen nicht gesagt hat, wann die nächste Ratssitzung stattfinden wird und sie nun nicht weiß, wann sie mit Nachricht von Borgil rechnen kann. Ein bisschen enttäuscht sie das.

Es wird gestrickt und munter geplappert und Asrai fühlt sich wie unter einem Haufen von Freundinnen. Vor allem Orga ist ihr in der letzten Zeit eine liebe Freundin geworden. Die anderen würde sie sicher noch genauer kennenlernen. Vorrausgesetzt, sie verloren sich nach dieser Reise nicht aus den Augen. Doch das glaubt Asrai nicht. Jolanthe würde sie jedenfalls ganz sicherlich Kleidung für das Kind vorbeibringen, wenn es soweit war. Asrais Kopfschmerzen sind durch die viele Ablenkung fast vollkommen verschwunden und so können ihre Augen nun auch wieder wie gewohnt strahlen, während sie sich ihrer Strickarbeit widmet.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 22. Aug. 2004, 19:42 Uhr
Orga genießt das reichhaltige und köstliche Frühstück an Bord wie den Tag zuvor und dem Tag ihrer Abreise von Talyra und muß über Henry schmunzeln, der noch ganz nasse Haare hat. Wo er nur heute nacht noch war? Die Frage lässt ihr keine Ruhe, aber dann zieht die Fröhlichkeit bei Tisch sie wieder ganz in ihren Bann. Daß die Männer auf die Jagd gehen wollen läßt sie schmunzeln, aber auch ein bischen Sorge aufkommen, denn ganz ungefährlich war das nicht.
Sie hat schon als Kind den Erzählungen gelauscht und sie weiss, daß zu starker Wildschweinbestand die letzten Jahre für Schäden auf den Feldern gesorgt hat und dieses Jahr soll es besonders schlimm sein, doch es beruhigt sie, daß sich mehrer Männer nach dem Frühstück zur Jagd aufmachen.

Asrai holt ihr Strickzeug heraus und beginnt mit ihrem Rock und auch Orga nimmt nun das feine Garn und die dünneren Strickhölzer und beginnt ein Leibchen mit dem ungefärbten Garn. Sie beginnt vom unteren Rand des Leibchens, Vorderteil und Rückenteil, und würde später die Ärmel einfach dranstricken, so kann keine Naht das Wohlbefinden des Kleinen stören.

"Das ist eine gute Idee Asrai," antworter sie auf ihren Vorschlag mit dem Stricken im Armenhaus, denn einfache Wolle ist nicht teuer. "Dann könnten wir doch eigentlich auch Schafe halten und die Wolle selber verspinnen, das wäre dann noch günstiger und es muß hinter dem Haus das Gras nicht mit der Sense geschnitten werden," und Orga lacht bei der Vorstellung.

Nach einer Weile fehlt Uuma die frische Sommerluft. "Gehen wir doch runter an den Tisch unter die Bäume, da ist es schön schattig." Gesagt getan, sie schnappen sich das Garn und gehen hinunter und staunen nicht schlecht, als sie die Nordmänner, die nicht mit auf die Jagd gegangen sind, mit langen Knüppeln irgendetwas Rundes durch die Luft schlagen sehen. Sie sind so vergnügt, daß Orga immer wieder von ihrer Strickerei aufschaut und lachen muß. "Ich schau mal eben nach Uuma, ob sie nicht auch stricken möchte. Dann kann sie bei uns sitzen und ist nicht so alleine." Orga erhebt sich, legt ihr Strickzeug auf den Tisch und nimmt die braune Wolle und die stärkeren Strickhölzer mit und bittet Yohn ein paar Sitzsäcke heraus zu holen und dann zu Uuma zu kommen.

Freudig, in ihrem luftigen lindgrünen Sommerkleid und barfuß, läuft sie das Stück zum Haus und findet Jolanthe bei Uuma. "Schön daß du wach bist Uuma. Schau die Wolle habe ich dir mitgebracht, falls du mit uns stricken möchtest. Fühlst du dich wach genug um dich mit uns unter die Linde zu setzten?" Sie wendet sich dann auch an Jolanthe, die sich scheinbar gerade zum Gehen geschickt hatte, als sie hereinkam. "Jolanthe was ist mit euch? Wollt ihr auch mit uns noch ein wenig stricken? Unter dem Baum ist es herrlich," und schaut auch die Frau des Kapitäns fragend an.



Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Aug. 2004, 07:45 Uhr
>Der Keiler kommt zurück!<, hatte Henrys Vater geschrieen und das war sicher kein schlechter Scherz gewesen. Beharrlich wie ein angreifender Bulle und so dick wie ein großes Weinfaß bahnt sich das wütende Wildschwein seinen Weg durch das Unterholz. Zweige, Äste und sogar ein junger, umgestüzter Baum werden einfach beiseite geräumt, als das Tier auf seine Peiniger zustürmt.

Schnell wie die Eichhörnchen und gewandt wie Katzen haben sich die Nordmänner aus den Sätteln geschwungen, lassen die Bögen am Sattelknauf hängen und greifen stattdessen zu Langspieß und Langmesser. Bevor der erboste Keiler seine Hauer noch in das Bein eines Pferdes versenken kann, hat ihn Gunnar bereits mit seinem Spieß erwischt und so zum Taumeln gebracht, daß Henry seine Stute gerade noch zur Seite tänzeln lassen kann. Dem Roßsteiner bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen.
Abermals geht der Keiler auf sein Pferd los, grunzt und schnaubt wütend und tut sein Möglichstes, um Henrys Pferd zu verletzen oder doch zumindest zur Flucht zu bewegen. Doch der Pferdezüchter hat in seinem Leben mehr Zeit auf dem Rücken von Pferden verbracht als die drei Nordmänner zusammen. Und somit konnte er ausreichend Erfahrung sammeln. Scheinbar gleichmütig bleibt Henry auf seinem Pferd sitzen.

Inzwischen haben Galrin, Gunnar und Thialfi es geschafft, den Keiler mit Rufen und Stampfen soweit von Henry abzulenken, daß dieser nach seinem eigenen Bogen greifen kann. Als der Herr von Roßstein den Pfeil auf die Sehne legt und diese bis zum Ohr zurückzieht, spürt Henry die Kraft, die in dem feinen Holz steckt. Einen kurzen Moment visiert er am Pfeil entlang - dann läßt er los. Mit leisem Pfeifen rast das gefiederte Geschoß auf den Keiler zu und bohrt sich kurz hinter dem Ohr des Tieres in seinen Nacken. Das schrille Quieken durchschneidet die Ruhe des Waldes. In diesem Moment springt Galrin noch einmal nach vorn und jagt dem großen Wildschwein die Saufeder bis zum Schaft in die Seite. Dann... Stille. Die Jagd ist vorbei. Für diesen Moment zumindest. Der Keiler liegt still wie ein Fels und Galrin zieht keuchend den scharfen Stahl aus seinem Fleisch. Dann wendet er sich an Henry: "Ein guter Schuß, Henry. Meine Hochachtung."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 23. Aug. 2004, 17:50 Uhr
Uuma kichert leise auf Jolanthes Worte über die alte Erra, auch wenn sie die alte Magd eigentlich mag. Als Henrys Frau in den Raum gerauscht kommt und sie fragt, ob sie mit unter die Linde möchte strahlt sie schon, doch dann kommt Erra... "Herrin bitte, das Kind muß im Bett bleiben. Heute früh hat sie fürchterlich geweint und das zeigt, daß sie viel Ruhe braucht... Sie vertut immer gleich ihre Kraft, kaum daß sie wieder grade sitzen kann. Das ist nicht gut," und sieht Orga resolut kopfschüttelnd an, auch wenn sie in ihrer Haltung zeigt, daß sie sich der Anordnung ihrer Herrin unterordnen würde.

Uuma sieht Jolanthe mit großen Augen an, dann die alte Erra, die liebevoll kopfschüttelnd zu ihr hinunter guckt, doch dann geht Uumas Blick zur Wolle, die Henrys Frau unter den Arm geklemmt hat und den beiden Strickhölzern. "Uuma gerne wollen lernen Stricken..." kommt es fast schüchtern über ihre Lippen und blickt Orga begeistert an.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 23. Aug. 2004, 19:03 Uhr
Henry fährt auf seiner Stute herum als sein Vater sie vor dem Eber warnt und schon tänzelt seine Stute und weicht geschickt dem Angriff des wütenden Tieres aus. Henry ist heilfroh, daß der flinke und mutige Gunnar währenddessen dem Eber seinen Spieß in den Körper rammt, doch der zähe Bursche gibt noch nicht auf, wieder versucht er seine Stute anzugreifen, warum auch immer er sich gerade sein Pferd ausgesucht hat, und lockert die Zügel.
Henry gerät dabei zwischen den Eber und seinen Vater, so daß dieser seinen Pfeil nicht abschießen kann, doch zum Glück lenken die Nordmänner das Wildschein mit Stampfen und Rufen ab und er kann mit seinem alten Jagdbogen einen guten Treffer erzielen. Galrin Ragnarsson beendet mit einem kräftigen, mutig gesetzten Stoß in die Seite des schweren Tieres das Leben des Ebers, der in die Enge getrieben seinen schweren Kopf rasend vor Schmerz um sich wirft.

"Wenn ihr den Burschen nicht so schön ruhig gehalten hättet, wer weiss wo der Pfeil hingegangen wäre," mildert er das Lob des Kapitäns," und lacht erleichtert und mehr zu sich selber fügt er schmunzelnd hinzu: "Dann haben die Schießübungen während der Nargbedrohung ja doch noch einem guten Zweck gedient," und die Männer brechen in wildes Gelächter aus.
Gemeinsam hieven sie das schwere Tier hinten auf Leonhards Pferd, das das stärkste von allen ist und reiten mit ihrer Beute langsam aber fröhlich und glücklich, daß keiner verletzt wurde, zum Gut zurück, wo sie jubelnd von den Knechten und Mägden empfangen werden. Wieder würde ein alter Eber weniger die Gegend unsicher machen.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Aug. 2004, 23:04 Uhr
"Na... ruhig gehalten ist wohl übertrieben.", lacht Galrin, während er seinen Jagdgefährten hilft, die Beute auf die Pferde zu laden. Der Keiler ist ein prachtvoller Kerl, in den besten Jahren und mit Hauern, die einem Menschen problemlos den Schenkel aufreißen können. Für das Jagdzimmer derer von Roßstein gibt der Schädel des Tieres sicher eine prächtige Trophäe ab.

Während die Männer den Rückweg antreten, unterhalten sich Henry und Galrin über die Geschehnisse während der Schlacht bei Liam Cailidh. Der gemurmelte Ausspruch Henrys über seine Schießübungen während der Nargenbedrohung sind dem Nordmann nicht entgangen. Und so schildert er dem Pferdezüchter seine Erlebnisse im Kampf gegen die Narge, indes dieser von den Geschehnissen in Talyra während des "Nargenwinters" berichtet.

Nach einer halben Stunde Ritt erreicht man wohlgemut die Koppeln des Pferdehofes und die Stallungen. Als man schließlich beim Herrenhaus eintrifft, wird die Ausbeute der Jagd gebührend bestaunt und das Jagdglück der Herren von Roßstein sowie ihrer Begleiter von allen Seiten gelobt. Rasch werden der Keiler und die beiden Frischlinge in die Küche geschafft, wo ihnen buchstäblich das Fell über die Ohren gezogen und das Fleisch zum Kochen bzw. Braten vorbereitet wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 24. Aug. 2004, 10:35 Uhr
Orga bleibt bei den Worten der guten Erra verblüfft stehen und schaut die Frauen an und ist für einen Moment ratlos, denn sie weiss, wie gerne Uuma draussen an der frischen Luft ist, weiss aber auch, daß die alte Magd genau weiss wovon sie spricht.
Orga steht noch da und überlegt, als Bassu sich unter die Frauen mischt und für Uuma das Wort ergreift. "Uuma kann draußen im Sitzsack genauso gut ruhen wie in ihrem Bett."  Er nimmt die alte Magd bei den Schultern und schaut sie freundlich an. "Ich werde auf das Mädchen aufpassen, keine Sorge gute Frau," und trägt Uuma unter die Linde, wo Yohn gerade einen Sitzsack abstellt.
Auch Orga beruhigt die alte Magd, die sich ein Kopfschütteln verkneift und wieder an ihre Arbeit geht und Orga vermutet, daß Bassu die kleine Wilde am Abend ins Herz geschlossen hat. Männer! denkt sie schmunzelnd und folgt mit Jolanthe dem schwarzhaarigen Halbbruder Leonhards und bemerkt zum ersten Mal, daß er die gleichen Haare hat wie sie. So ein Zufall...

Uuma stellt sich so geschickt an, daß sie nach wenig Übung schon einfach rechts stricken kann, nur bei den linken Maschen stochert sie noch etwas ungeduldig mit den Hölzern in dem Gestrickten herum, daß Orga schmunzeln muß. "Das kommt mit der Übung Uuma. Streng dich nicht so an, schön langsam, die Wolle läuft nicht weg," und lächelt sie beruhigend an, denn Uuma schien das alles zu langsam zu gehen. Auch wenn Erra nicht mit Uumas Aufenthalt im Freien einverstanden war, sie bringt ihr ein reichhaltiges Frühstück nach draußen und schaut beinahe stolz auf Uumas Strickerei und nickt dem Mädchen lächelnd zu. Es ist ein Jammer, daß diese Frau nicht selber Kinder zur Welt gebracht hat... denkt Orga bei sich, aber sie hatte ihren ganzen Dienst Leonhard und seiner Familie gewidmet und jeden Freier abgewiesen.

Die Sonne steht schon fast über ihnen als sie die Pferde von weitem hören und Orga lässt vor Schreck das fast fertige Leibchen sinken, als sie den alten Eber auf Leonhards Pferd sieht. "Bei den Göttern, sie haben einen alten Burschen erwischt," und mit einem genauen Blick auf die Männer erforscht sie, ob auch niemand verletzt wurde, doch sie steigen munter von ihren Pferden und Orga atmet erleichtert auf.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 24. Aug. 2004, 13:06 Uhr
Orga verschwindet für eine Weile im Haus, um nach Jolanthe und Uuma zu sehen und Uuma anzubieten, auch ihr das Stricken beizubringen. Asrai bleibt derweil mit den anderen unter der Linde sitzen und genießt sie frische, sommerliche Luft. Die Maschen gelingen ihr sehr gleichmäßig, obwohl sie lange nicht mehr gestrickt hat und sie ist froh, so feine Hände zu haben, denn die helfen bei solchen Handarbeiten sehr. Selbst das Tempo, in dem sie strickt, überrascht sie selbst. Wenn ich so weiter mache, werde ich doch weniger Zeit brauchen, als ich erwartet habe.

Nach einer ganzen Weile kommt Orga wieder nach draußen, Jolanthe und Bassu, der Uuma auf den Armen trägt, im Schlepptau. Yohn stellt der kleinen Wilden einen Sitzsack bereit, auf der Bassu sie niederlässt. Uuma sieht sichlich zufrieden aus, hier an der frischen Luft und versteht schnell, was Orga ihr zeigt und Asrai lobt die Kleine. Auch Asrai ist die Ähnlichkeit von Bassu und Orga aufgefallen, doch da ihr öfter Menschen begegnen, die sich sehr ähneln und trotzdem nicht miteinander verwandt sind, macht sie sich nicht weiter Gedanken darum. Bei ihr würden wohl nie mehr Ähnlichkeiten mit einem anderen Wesen festgestellt werden können, denkt sie ein wenig bedrückt.

Mit einem Mal ist lautes Hufgeklapper zu hören und Asrai hebt den Blick von ihrer Strickarbeit. "Sie sind zurück.", sagt sie fröhlich, nachdem auch sie registriert hat, dass wohl niemand verletzt ist. Sie legt ihre Strickarbeit nieder, um zu den Männern zu gehen und die Beute zu bewundern. Doch viel Zeit bleibt ihr da nicht, den riesigen Eber anzusehen, denn schon bald wird der Fang in die Küche gebracht. "Da habt ihr ganze Arbeit geleistet.", sagt sie bewundernd und einer der Nordmänner hebt stolz dir Brust, was ihr ein freches Grinsen entlockt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 24. Aug. 2004, 13:50 Uhr
Nachdem Frühstück teilt sich die Gruppe der Reisenden wieder einmal auf. Während die meisten der Männer auf Jagd gehen, bleiben die Frauen zurück und beginnen unter einigen alten Bäumen zu stricken und dabei leichte Konversation zu betreiben. Auch Uuma wird dazugeholt und bald sind fast alle Frauen des Schiffes dort versammelt. Diejenigen denen das Stricken noch fremd ist erweisen sich als überraschend begabt und alle haben eine schöne Zeit.

Sethai selbst jedoch schließt sich keiner der beiden Gruppen an. Beim stricken würde er sicherlich stören und außerdem wollen die Frauen wohl unter sich bleiben. Auch hätte er keine Themen mit denen er sich am Gespräch beteiligen könnte.
Die Jagd auf der anderen Seite geht ihm völlig ab. Zwar würde er es noch schaffen zu reiten, einfach indem er dem Pferd die Kontrolle überlässt und es mit den richtigen kleinen Gedankenstößen lenkt, aber wenn es dann zum Erlegen der Beute geht, dort würde er nur stören. Außerdem liegt für ihn keine Freude darin Leben auszulöschen, auch nicht das von Tieren und er will vermeiden das es vielleicht einmal dazu kommen könnte das er Freude daran empfindet.

Wer weiß was dann geschieht...

Also zieht er sich an Bord der „Windkind“ zurück, jedoch an die Reling, so das Asrai ihn sehen kann und ihm ein Zeichen geben kann sollte sie nach ihm verlangen. Dort steht er, entspannt und ruhig und schaut in die Ferne; nicht die Ferne jedoch die mit dem Auge zu sehen ist, sondern die Ferne die nur Sethai und einigen anderen offen steht.

So verbringt er die Zeit, genießt es wie der wind durch sein Haar und seine Kleider fährt, und betrachtet den Fluss der Gedanken und Emotionen der Welt. Am Rande bekommt er das Geschehen der Jagd mit, spürt das verlöschen dreier Leben als die Tiere erlegt werden, sowie die Erregung und die Freude der Jäger.

Nach einiger Zeit dann kehrt die Gruppe stolz mit dem alten Eber zurück. Die Frauen, die bis dahin noch immer gestrickt haben,  begrüßen sie fröhlich und es kommt so etwas wie leicht feierliche Stimmung auf ob der prächtigen Jagdtrophäe. Sicherlich gibt es am Abend ein besonders leckeres Mahl. Dieser eine Aspekt der Jagd ist der den selbst Sethai gutheißt. Denn ein gutes Essen auf dem Teller schätzt er genau wie jeder andere hoch.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 24. Aug. 2004, 14:02 Uhr
Orgas Schwägerin ist aus dem Herrenhaus zu ihnen geeilt und beglückwünscht sie zu der erfolgreichen Jagd und schickt gleich einige Mägde und Knechte los, das gesamte Fleisch für ein Wildgulasch zu zerkleinern, denn die älteren Kinder des Hofes waren in die Pilze gegangen und hatten zwei Körbe voll Wiesenchampignons und die ersten Maronenröhrlinge und Pfifferlinge im moosigen Wald in der Nähe gesammelt, der außer Kanninchen kein Wild beherbergt, aber dafür jede Menge Pilze.

Henry läuft das Wasser im Mund zusammen bei der Vorstellung und sie gehen zu den Frauen an den Tisch, zu dem die Mägde schnell Krüge und Becher bringen, damit sich die Jäger erfrischen können. Zu seiner Überraschung sieht er auch Uuma mit zwei Holznadeln herumhantieren und lächelt sie an. Orga ist aufgestanden und umarmt ihn glücklich und er weiss, dass sie beim Anblick des Ebers froh ist, dass sie heil zurückgekommen sind. Auch Asrai lächelt ihm freudig zu und Leonhard spricht die junge Wasserfee neugierig an, während er sich leicht über das Gestrickte in ihrer Hand beugt. "Was wird das Schönes?" Dann schaut er wieder in Asrais Augen. "Wenn ihr etwas Zeit übrig habt möchte ich euch etwas zeigen, im Haus in der Truhe," und ein warmes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

Henry setzt sich auf die Steinmauer neben Uuma und steckt seine Füße in das Wasser, während er Bassu freundlich zunickt, der neben Uuma in einem Sitzsack ruht und das Blätterdach der alten Linde über sich betrachtet, durch das sich kleine Sonnenstrahlen stehlen. Bis das Essen fertig ist haben sie noch Zeit und darum schlüpft er nach dem erfrischenden Fußbad wieder in seine Stiefel und geht mit Orga zu den beiden großen Koppeln auf denen ihre Kaltblüter stehen.
Neugierig kommen die Einjährigen zu ihnen und Henry nimmt aus der Kiste, die mit Sand und Möhren gefüllt immer am Gatter bereit steht, ein paar Möhren. Ohne Zögern holen sich die starken Pferde die Leckerbissen und zeigen keine Scheu vor ihnen, wenn sie auch neugierig beäugt werden. Die schwarzen Mähnen auf dem sandfarbenen Fell bilden einen schönen Kontrast und bald werden sie mit leisem Schnauben aufgefordert, ihnen mehr von den Leckerbissen zu geben. Orga streicht immer wieder über die lange Stirn der riesigen Köpfe.

Auch zu den Stuten mit ihren noch kleineren Fohlen gehen sie und füttern die riesigen Tiere mit den Leckerbissen. Die Fohlen halten jedoch hinter ihren Müttern Abstand zu ihnen und Henry sieht sich jede Stute genau an, spricht mit ihnen und fährt liebvoll über ihre Hälse. "Jetzt gehört ihr mir, ihr Schönen." Leise spricht er mit ihnen, nimmt erstmals in Ruhe Kontakt mit ihnen auf. Die Stuten haben sich an ihre neue Umgebung gewöhnt, bekommen duftenden Heu vom ersten Schnitt und immer wieder wird frisches Wasser in die Tränken gegossen, es geht ihnen gut. "Ihr werdet hier noch eine ganze Weile bleiben, bis ich für euch drüben alles vorbereitet habe, hört ihr, also benehmt euch, wenn ich nicht hier bin..." So und ähnlich spricht er mit ihnen, daß sie sich an seine Stimme gewöhnen.

Die Zeit vergeht wie im Flug und bald kommt Orgas Schwägerin zu ihnen.  "Ihr Verder Kaltblutzüchter," spricht sie sie fröhlich an. "Bereitet euch langsam auf das Mittagessen vor. Wir wir werden im Haus essen," und rauscht zum Tisch unter der Linde weiter, um dort die Gäste langsam zu Tisch zu bitten und Henry läuft erneut das Wasser im Munde zusammen. "Komm Frau, du solltest dir deine Sandalen anziehen..." und schaut belustigt auf ihre nackten Füße. "Oder willst du deinen Bruder schockieren?" und lacht sein spitzbübisches Lachen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 24. Aug. 2004, 15:21 Uhr
Bald sitzt auch die muntere Jagdgesellschaft bei den Frauen unter der Linde und alle freuen sich schon auf das bevorstehende Essen. So wirklich gefallen tut es Asrai nicht, dass Sethai sich so abgrenzt, aber sie kann ihn auch verstehen. Sicher hat er bei den Frauen das Gefühl gehabt zu stören und das Jagen wäre nichts für ihn gewesen, da er zum einen nicht besonders gut reiten kann und es wohl zum anderen nicht zu seinen Interessen gehört. Asrai weiß gar nicht genau, für was sich ihr Gefährte interessiert. Für Freunde wohl vor allem... Asrai nimmt sich vor, mit ihm demnächst Morgana einmal wieder zu besuchen. Sie weiß, wie sehr Sethai an seiner Freundin hängt.

Asrai muss schmunzeln, als sich Leonhard neugierig über ihre Strickarbeit beugt. "Das wird ein Rock für den Winter.", antwortet sie lächelnd. "Es ist gut, Winterkleidung so früh wie möglich anzufangen, damit man dann in der Jahreszeit nicht frieren muss." Ihr gefällt es, dass der alte Mann ihr so direkt in die Augen sieht.

Als er andeutet, dass er ihr etwas zeigen möchte, kribbelt es in ihrem Bauch vor Neugier. "Für euch habe ich immer Zeit.", antwortet sie, legt ihre Strickarbeit zur Seite und folgt Leonhard ins Haus. Sethai würde schon wissen, wo sie sich aufhält. Das ist das Schöne, dass ich mich nicht abzumelden brauche und er mich trotzdem findet, wenn irgendetwas sein sollte.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 24. Aug. 2004, 21:44 Uhr
Jolanthe sitzt mit den Orga, Asrai und Uuma unter dem Baum und strickt. Langsam bekommt sie Übung und die Maschen gelingen ihr immer gleichmäßiger. Sie hat beschlossen, als erstes ein Paar Söckchen zu stricken, da ihre das am Einfachsten erschien.
Dann kommen die Männer von der Jagd zurück. Sie erschrickt, als sie den riesigen Keiler mit seinen scharfen Hauern sieht und sofort bangt sie um Galrin, doch im gleichen Moment erblickt sie ihn in der Gruppe und atmet erleichtert auf.
Erfreut springt sie auf und umarmt Galrin strmisch, die Stricksachen noch im Arm.

"Da hattet ihr aber großes Glück! Ich wusste gar nicht, dass ich einen so guten Jäger zum Mann habe!", lobt sie ihn und gibt ihm einen Kuss. Der Keiler tut ihr leid, denn es ist ein Tier mehr, das getötet wurde. Doch sie verbirgt dieses gefühl, denn er wurde nicht nur zum Spaß getötet. Auch wenn es Jolanthe widerstrebt, dass die Jäger durchaus Spaß dabei hatten. Doch es war ein altes Tier und Jolanthe will den Männern nicht ihren Spaß verderben.
Begeistert zeigt sie nun Galrin ihre bisherige Arbeit:
"Schau, das soll mal ein Söckechen werden. Die Maschen sind noch etwas ungleichmäßig, aber so langsam geht es ganz gut. Orga ist eine wunderbare Lehrerin."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Aug. 2004, 23:57 Uhr
Mit beinahe andächtigem Interesse begutachtet Galrin die zierlichen Maschen und Knötchen, aus denen sich das Strickwerk Jolanthes zusammensetzt. So gut er selbst mit Holz und Metall umgehen kann, so wenig Talent hat er für die Bearbeitung von Wolle und Garn. Gerade, daß der Kapitän ein Loch in seiner Tunika noch selbst flicken kann. Doch bei der hohen Kunst des Häkelns oder gar Strickens versagt seine angeborene Fingerfertigkeit den Dienst.

So bleibt dem Schiffsbauer, nachdem er seine Frau liebevoll umarmt und innig geküßt hat, nur die Bewunderung für ihr Werk und ein großes Lob sowohl für die Künstlerin selbst als auch für ihre Lehrmeisterin Orga. Plötzlich jedoch rutscht Jolanthe das kunstvolle Strickwerk mit einem Ruck aus den Händen. Als sie und Galrin verdutzt nach unten sehen, stellen sie fest, daß Kirion das Wollknäuel als Katzenspielzeug zweckentfremdet hat und sich einen Spaß daraus macht, das weiche Ding mit Tatzenschlägen vor sich her zu treiben. Der Kapitän kann nicht anders und prustet los, während Jolanthe mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln ihr angefangenes Stricksöckchen rettet und dem Kater das Spielen mit der Wolle für's Erste untersagt.

Kurzerhand hebt Galrin den vierbeinigen Gefährten hoch, setzt ihn in einen leeren Sitzsack und streichelt ihn noch einmal, damit der schwarze Kater für die nächste Zeit erst einmal dort bleibt. Dann jedoch wendet er sich wieder seiner Verlobten zu und läßt sich von dieser zeigen, wie gestrickt wird. Zwei rechts, zwei links, eine fallen lassen... Es dauert nicht lang und Galrin summt der Kopf, so daß er sich bei Jolanthe entschuldigt und, statt weiterhin Strickunterricht zu nehmen, beim nahegelegenen Bachlauf erfrischt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 25. Aug. 2004, 00:58 Uhr
Uuma ist glücklich als Bassu ihr zur Hilfe eilt und sie mit nach draußen unter die Bäume nimmt. Sie fühlt sich tatsächlich irgendwie nicht richtig gut und sie weiss, daß Erra recht hat, aber draußen ist es einfach schöner. Bassu bleibt die ganze Zeit neben ihr, auch als Orga ihr zeigt wie man strickt und schaut ihr dabei aufmerksam auf die Finger. Immer wieder muß sie kichern, wenn er ihr sagt, "drunter durch, Faden holen, auf das rechte Holz schieben - drunter...." Er hat so eine lustige Art, daß sie sich in seiner Nähe mitlerweile richtig wohl fühlt.
Erra hatte ihr kalten Braten, Brot und Milch gebracht und Bassu mobst ab und zu vom Braten kleine Stücke weg. Uuma muß jedesmal kichern, denn er tut so, als würde er es heimlich machen, wenn sie gerade wieder konzentriert auf ihre Maschen schaut. Irgendwann legt Uuma das Strickzeug auf ihren Schoß auf die Decke und sie liegt mehr gemütlich als daß sie sitzt, als Henry mit dem Kapitän, seinem Vater und den Nordmännern zurück auf den Hof geritten kommt. Henrys Augen strahlen und sie freut sich, daß er ihr zulächelt, doch gleichzeitig beginnt sie sich zu fragen, wann sie wieder ihre eigenen Wege gehen können wird.
Seufzend legt Uuma müde ihren Kopf zurück und schließt die Augen. Sie schlummert schon als sie Bassus Hand spürt, die leicht ihre umschließt und die Andeutung eines Lächelns huscht über ihr Gesicht. "Es wird alles gut Uuma..." hört sie seine leise geflüsterten Worte nah an ihrem Ohr, dreht sich aber schon schlaftrunken auf die Seite, zieht ihre Beine an und kuschelt sich ohne groß nachzudenken zu ihm hin, wenn sie auch dabei auf ihrem Sitzsack bleibt. Schon fast im Schlaf schweifen ihre Gedanken zurück in die Wälder, zu den Seen und Baumwipfeln und Uuma fühlt sich zuhause...., sogar MoMs sanftes Schnauben spürt sie an ihrem Kopf und beinahe leise kichernd kommt es über ihre Lippen..."MoM!",  während ihre Hand nach ihrem Gefährten langt, aber nur die schwarzen Haare des Mannes streift, der sich bei ihrem Gemurmel über sie gebeugt hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 25. Aug. 2004, 13:05 Uhr
Während Henry seinen ersten wirklichen Kontakt mit seinen neuen Kaltblütern aufnimmt leistet sie ihm Gesellschaft und streichelt die schönen gepflegten Tiere, die gutmütig wirken und bei dem Sonnenstand recht dösig herumstehen. Nur die Einjährigen sind trotz der Sonne lebendig und können nicht genug von den Möhren bekommen. Die großen kräftigen Stuten sind Orga schon fast unheimlich groß. "Henry gib nur gut bei den Hengsten acht, die Tiere sind ja riesig," bittet sie ihren Liebsten, der sie nur anlächelt und nickt.

Ihre Schwägerin eilt mit wehendem Seidenrock zu ihnen und dann weiter zur Linde, um sie alle in den Speiseraum zum Essen einzuladen und Henrys Bemerkung auf ihre Füße lässt sie laut lachen. "Das habe ich schon gar nicht mehr gemerkt. Ich wäre wirklich barfuß ins Haus gegangen."
Während sie  zur Windkind eilt geht Henry unter die Linde. "Hallo Sethai!" grüßt sie Asrais Gefährten auf Deck beschwingt. "Ist es euch in der Sonne nicht zu heiß?" Besorgt bleibt sie bei Sethai stehen und bittet Jana, die gerade mit Frederik in ihre Kajüte will, ihr die Sandalen mitzubringen.
"Es ist ein herrliches Land, nichtwahr?" Orga lächelt Sethai freundlich an und hofft, daß sie ihn nicht bei inneren Betrachtungen gestört hat, doch da ertönt auch schon der Gong, der sie alle zum Essen ins Haus ruft. Dann komme ich ja doch gerade richtig...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 25. Aug. 2004, 18:49 Uhr
Henry tritt gerade unter die Linde, als sein Vater mit Asrai in sein Haus geht und folgt den beiden, denn er will noch die Jagdbögen ins Haus bringen. Unter den Bäumen herrscht gemütliches Beisammensein und Henry atmet tief den Duft des blühenden Baumes ein.

Leonhard führt Asrai in eine Kammer, in der eine schöne dunkle Truhe steht, die mit feinen Schnitzereien versehen ist. Er lächelt die junge Frau an und öffnet langsam den schweren Deckel. "Hier drinnen lagern Kleidungsstücke, die nie getragen wurden." Leonhard reibt sich verlegen das Kinn. "Es sind gute Sachen, aber für die Mägde zu fein und Orga hat ihre eigenen und auch einen anderen Stil. Auch gute Hosen und Hemden sind darin, die für Henry zu schmal sind. Meine Frau ließ immer wieder mal etwas für ihn schneidern, falls er doch wieder zum Gut zurück käme...
Wenn ihr irgend etwas daraus verwenden könnt, dann bitte nehmt es. Ich weiss nicht, wem ich vielleicht sonst damit eine Freude machen kann... Es sind wirklich gute Sachen." Leonhard hat sich am Aussehen von Asrais Begleiter nicht gestört, denn er achtet den schweigsamen Mann, aber seiner Gefährtin zuliebe sollte er sich wirklich etwas besser kleiden denkt er, wenn er auch nicht ein Wort darüber verlieren würde oder sich sonst etwas anmerken lässt. Leonhard lächelt Asrai noch einmal an und zieht sich dann zurück, damit sie sich den Inhalt der Truhe ungestört und unbeobachtet ansehen kann.
Henry ahnt, wohin Leonhard Asrai geführt hat und lächelt nur als sein Vater zu ihm in die Stube kommt. "Wie lange wird Bassu bei dir bleiben?" fragt Henry seinen Vater, der ihn verwundert anschaut. "Hat er dich noch nicht darauf angesprochen? Er würde gerne mit euch zurück nach Talyra fliegen und dann nach Brioca weiterreiten. Er scheint ja einen Narren an der kleinen Wilden gefressen zu haben..." gibt sein Vater zur Antwort und schaut ihn amüsiert an.
Henry schenkt sich einen Becher Roten ein und reicht auch seinem Vater einen. "Ich kann mich nicht so um Uuma kümmern, wie sie es bräuchte. Ich möchte auch nicht, daß sie sich zu sehr an meine Person bindet, auch wenn Orga ihr das nachsehen würde..." Während Henry noch spricht ertönt der Gong, der alle zum Essen ruft.


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 26. Aug. 2004, 16:12 Uhr
Der melodische Klang des Essensgongs erschallt und reißt sowohl Jolanthe und Galrin als auch die restliche Besatzung der "Windkind" aus ihrer jeweiligen Beschäftigung. Dumm für Beinar, den Schmied. Denn dieser wollte soeben mit seinem Schläger den Ball beim Knattleikr-Spiel schlagen. Durch den Gong abgelenkt, blickt er in Richtung des Herrenhauses und wird von dem mit Leder ummantelten Filzball an der Schläfe getroffen. Mit einem Grinsen reibt er sich den schmerzenden Kopf.

Indes legt Jolanthe das Strickzeug weg und hakt sich bei Galrin ein, der seine Liebste ohne weitere Umschweife zum Haupthaus hinüber führt. Im Haus selbst ist bereits eine große Tafel gedeckt worden. Die Bediensteten haben ganze Arbeit geleistet. Der Duft von gebratenem und gesottenem Fleisch, Gemüse und anderen Köstlichkeiten durchzieht das Haus.
Während man sich zu Tisch setzt, herrscht weitestgehend Schweigen am Tisch. Doch kaum daß das Essen aufgetragen worden ist und die Hausherrin das Signal zum Beginn des Mahles gegeben hat, greift man zu und läßt es sich bei munterer Unterhaltung schmecken. Zwischen zwei Bissen vom Wildschweinbraten erwähnt Galrin leise gegenüber seiner Verlobten, daß er Orga und Henry bereits zur Hochzeit eingeladen habe. Schelmisch grinsend fügt er noch im Flüsterton hinzu, daß er sich ja von Henry einen zuverlässigen Strick ausleihen könne. Der Pferdezüchter wisse sicher, welche Art von Seil nicht nur junge Pferde, sondern auch junge Halbelbinnen zuverlässig an der Flucht hindert.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 26. Aug. 2004, 16:50 Uhr
Jolanthe genießt das Essen und hört den Unterhaltungen um sich herum ein bisschen zu, als Galrin erwähnt, dass er Orga und Henry zu ihrer Hochzeit eingeladen hat.
Jolanthe sieht auf und bei seinen folgenden Worten zuckt sie doch kurz zusammen, obwohl die Worte überhaupt nicht böse gemeint waren.
Sie grinst zwar, doch es ist eher ein gequältes Grinsen, aber sie versucht sich nichts anmerken zu lassen. "Meinst du nicht, dass mein Versprechen mich genug bindet? Und außerdem ist da noch jemand, der unbedingt einen Vater braucht!", sagt sie mit einem leicht scherzhaften Ton und greift vertrauensvoll seine Hand und blickt ihm tief in die Augen.
Doch man merkt ihr an, dass sie das Thema durchaus nicht lustig findet. Sie ist sicher, dass auch Galrin dies nicht tut, doch dieser kann es besser verbergen.

Sie schiebt diese düsteren Gedanken beiseite. "Für wann hattest du den die Hochzeit gedacht? Gleich, wenn wir zurückkommen? Und können wir auch Uuma einladen?", fragt sie. Doch jetzt stralen ihre Augen begeistert bei der Vorstelung von der bevorstehenden Hochzeit. Sie ist sich sicher, das sie nun soweit war und dass dies der richtige Zeitpunkt sein würde. Es würde der schönste Tag ihres Lebens werden.
Aber hatte sie diesen nicht schon erlebt, als sie Galrin kennenlernte? Doch, eigentlich schon, nur wusste sie es damals noch nicht!


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 26. Aug. 2004, 23:43 Uhr
"Schschschschsch... Das war nur ein Scherz, in Ordnung?", lächelt Galrin und gibt seiner Liebsten einen Kuß auf die roten Lippen, "Ich weiß, daß Du es mir versprochen hast, ich weiß, daß Du mich liebst, und ich weiß auch, daß unser Kind sowohl mit Vater als auch mit Mutter aufwachsen soll. Also kein Grund zur Aufregung."

Während des Essens fragt Jolanthe ihren Verlobten, für wann die Hochzeit geplant sei, und ob man nicht auch Uuma einladen solle. Der Nordmann legt den Kopf schräg und scheint angestrengt nachzudenken. Dann nickt er.

"Von mir aus gern. Ich weiß zwar nicht, ob Uuma eine solche Zeremonie mag, aber Du kannst sie gern danach fragen. Ich bin sicher, Du kannst das besser als ich.
Wenn Du möchtest, darfst Du Dein Glück auch gern bei Asrai und Sethai versuchen. Wenn die Braut die Einladung ausspricht, wird man ihr sicher mehr Gehör schenken als einem normandischen Brummbären."

Mit einem feinen Lächeln greift Galrin abermals nach Fleisch und Brot, legt auch seiner Liebsten abermals vor und reicht dann die Kanne mit verdünntem Wein an Henry weiter, der sich einen Becher davon eingießt. Nachdem der Roßsteiner einen Schluck getrunken hat, wendet sich der Kapitän an ihn: "Nun... wie habt Ihr Euch unsere Weiterreise vorgestellt, Henry? Mit den Pferden an Bord wird es wohl das Beste sein, wenn wir nicht mehr den Umweg über die Sonnenhügel nehmen, sondern direkt nach Talyra fliegen. Wieviele Pferde möchtet Ihr denn mitnehmen und wann wünscht Ihr, aufzubrechen? Wir stehen zu Euren Diensten."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 27. Aug. 2004, 14:25 Uhr
Henry wartet noch eine Weile auf Asrai, doch dann geht sein Vater zu der jungen Frau, um sie zum Mittagsmahl zu begleiten und Henry geht schon einmal vor und winkt zu Sethai und Orga, die noch auf Deck der Windkind stehen und ruft ihnen zu, daß das Essen schon aufgedeckt sei und schüttelt unmerklich den Kopf. Was machen die beiden da oben nur? fragt er sich.
Als er an der Linde vorbei kommt überredet er Bassu noch, ihn zu begleiten, der sich nur widerstrebend von Uumas Seite löst und Henry lächelt ihm aufmunternd zu. "Sie schläft und hier geschieht ihr nichts," ermuntert er seinen Verwandten und gemeinsam erreichen sie die anderen im Speisessaal, die gerade mit dem Essen beginnen. Den fragenden Blick seiner Schwägerin beantwortet er mit einem hilflosen Achselzucken und setzt sich zu Galrin und Jolanthe, die sich wohl zu fühlen scheinen, wie auch die Nordmänner.

Das Pilzgulasch ist köstlich und reichlich und so isst Henry es mit den frischen jungen Kartoffeln und hört nebenbei den Unterhaltungen zu und schmunzelt bei Galrins Worten still in sich hinein. Sicherer wäre es..., oder er stellt rundum Nordmänner ab, die es zur Not verhindern können, falls sie doch wieder Panik ergreift... Dann kommen auch die Nachzügler an den Tisch und es wird kräftig von der Jagdbeute geschmaust.

Auch Henry hat sich gefragt, ob es nicht besser ist mit den Pferden gleich nach Talyra zu fliegen und daher zögert er nicht mit seiner Antwort. "Das habe ich mir auch schon überlegt. Das Beste wäre, gleich zum Pferdehof zu fliegen und was die Pferde betrifft, ich denke zuerst die entwöhnten Fohlen und die Einjährigen. In Talyra dürfte das Sommerfest begonnen haben, da kann ich die Stutfohlen sicher zu einem guten Preis verkaufen und die Hengste sind für die Steinfaust. Ich muss sie mir zwar erst noch genau ansehen, aber die meisten dürften als Schlachtrösser geeignet sein. Dann habe ich mehr Platz für die Stuten, die auf dem Hof bleiben." Henry überlegt einen Moment. "Es wäre gut, wenn wir auch die vier Hengste schon mitnehmen könnten. Wird der Platz reichen?" Mit einem Blick zu Bassu fährt er fort. "Mein Vater sagte mir, ihr möchtet gerne mit nach Talyra reisen, dann käme noch sein Schwarzer dazu..."
Bassu fragt ob Uuma wieder mit nach Talyra reist und Henry freut sich im Stillen und nickt. Bassu lässt sich seine Freude ebenso nicht anmerken, nur seine Augen strahlen und nickt ihm zu. "Dann würde ich vorschlagen wir fliegen nach dem Essen gleich zurück. Mein Vater hat auch noch ein paar Säcke Holzspähne zum Ausstreuen..." und Henry weiss, daß er den Worten nichts zufügen muss.




Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 27. Aug. 2004, 19:17 Uhr
Uuma träumt von tiefen Wäldern, stillen kleinen Seen und Bächen und Flüssen und als sie erwacht ist sie efüllt von der Kraft von Mutter Erde und sie weiss, was sie tun muss. Wie eine Katze schleicht sie geduckt die niedrige Mauer entlang und schlüpft auf die Windkind in ihre Kabine. In Maries Leinensack findet sie ihre Sachen und streift sich ihre Echsenlederkleidung an, bindet ihren Gürtel mit ihrem Langmesser und Köcher um. Ihren Bumerang steckt sie auch wieder hinten in den Gürtel, während sie sich ihre Felldecke quer über den Rücken bindet. Die schönen gestrickten Sachen legt sie auf die Koje, dann würde Marie schon wissen, wo sie hin gehören. Sie will nie wieder von dem Tee trinken, der sie so müde und schlapp macht und sie will alleine sein bis ihr Körper wieder stark ist, auch wenn sie Bassus lustige Art vermissen wird.

Nach einer kurzen Erholungspause schleicht sie wieder hinaus, runter von der Windkind und klettert hinauf bis in die Spitze der alten Linde. Hier wird sie warten bis die Nacht kommt und dann in die Wildnis zurückkehren. Die Linde steht voll in Blüte und das Blätterdach ist so dicht, daß sie da oben niemand finden wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Aug. 2004, 20:41 Uhr
Nach dem ausgezeichneten Essen wird die "Windkind" erneut zu einem fliegenden Stall umfunktioniert. Die Pferde werden an Bord geführt und sicher im Unterdeck untergebracht. Der gesamte Laderaum ist mit Stroh und Holzspänen ausgelegt worden, um die Verschmutzung in Grenzen zu halten und den Pferden größere Trittsicherheit zu geben.

Nachdem an die fünfzig Pferde - dreißig Jährlinge sowie einige Fohlen und die fünf Hengste - an Bord gebracht wurden, ruft Galrin seine Mannschaft zusammen und scheucht die Nordleute auf ihre Plätze, um das Windschiff zur Abfahrt bereit zu machen.
Keine Viertelstunde später hebt das Schiff ab und schwebt, nur von seinem Anker gehalten, in etwa vierzig Schritt Höhe über dem Pferdehof. Der untere Mast steht bereits wieder und die "Windkind" wartet nur darauf, wieder pfeilschnell den Himmel zu durcheilen.

Doch als Galrin seine Passagiere mit dem Aufzug abholen möchte, stellt er fest, daß eine Person fehlt: Uuma ist verschwunden. Niemand an Bord der "Windkind" hat sie gesehen und auch als man Marie fragt, scheint diese nicht zu wissen, wo die wilde Frau geblieben ist.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 28. Aug. 2004, 04:23 Uhr
Sethai genießt weiter den Fluss der Welt, als Orga ihn unvermittelt anspricht. Innerlich ist er überrascht das er sich nicht kommen gespürt hat, doch lässt er sich davon nichts anmerken. Stattdessen schaut er weiter aufs Land hinaus und wartet eine kurze Weile bevor er antwortet, genau lang genug das der Essensgong dazwischen tönt und alle zum Mahl zusammenruft. Dann dreht er sich zu der Frau um und spricht sie seinerseits an. Sie kann dabei genau sehen das leichte Blitze über seine Augen flackern, nur für einen Moment, dann sind sie verschwunden, aber sie waren da. Irgendwo tief in ihrem Inneren weiß Orga das dies kein gutes Zeichen ist, warum kann sie jedoch nicht in Gedanken, geschweige denn Worte fassen.

„Ja, Ihr habt recht Orga, das ist es... und trotz des Menschen noch urtümlich und beinahe unberührt in seinem Energiefluss.“ Für einen kurzen Moment klingt seine stimme noch fremdartiger als sonst, dann jedoch ist sie wieder normal, soweit normal in irgendeiner Beschreibung des fahlen Elfen zutreffend ist. Wahrscheinlich war es nur eine Einbildung.
„... aber lasst uns doch zum essen gehen. Wenn ich nicht irre war das die Glocke die uns zu rufen gedacht ist. Ich bin mir sicher heute gibt es ein wirklich gutes Mahl. Nicht das das Gestrige schlecht gewesen wäre, aber irgend etwas sagt mir das heute besonders viel Herzblut in der Zubereitung liegt.“

Während er das sagt gehen Orga und er von Bord und in Richtung der reich gedeckten Tafel im Innern des geräumigen Hauses. Dort sind bereits beinahe alle anderen versammelt. Zuerst herrscht relative Stille, doch als endlich das Essen gebracht wird, und es ist eine große Menge herrlich duftenden Essens, bricht das Schweigen urplötzlich und überall entstehen kleine Konversationen.

Zum Essen hin haben Orga und Sethai sich wieder getrennt. Sie sitzt bei ihrem Mann und der Elf neben seiner Gefährtin, die ihn verschmitzt anschaut, was er nur spürt. Kurz kichert sie sogar Leonhart etwas zu, was Sethai jedoch nicht versteht. Einem Moment tendiert der Seher dazu der Versuchung  zu erlegen seinen Grundsatz zu brechen und doch in Asrais und seine Zukunft zu sehen, aber er beschließt das es Ihr gegenüber nicht fair wäre und unterlässt es dann doch. Wenn sie ihn mit irgend etwas überraschen will, dann will er Ihr diese Überraschung nicht verderben indem er es schon vorher erfährt.

Auch die anderen Tischgäste unterhalten sich und nur Sethai scheint wieder der einzige zu sein der beinahe stumm isst, außer ein paar kleinen Worten die er mit seiner Gefährtin wechselt.

Dann ist das Essen auch irgendwann vorbei und die meisten der Speisenden verschwinden in Richtung „Windkind“. Auch Orga und Henry machen sich auf dorthin.
Sethai beugt sich kurz zu Asrai und flüstert leise: „Geh Du schon mal vor aufs Schiff, ich habe noch eine Kleinigkeit mit Orga zu besprechen und ich denke es kann nicht warten.“
Das sie weiß das Sethai so etwas nie leichtfertig sagen würde tut sie was er sagt, einen leicht verwunderten Ausdruck im Gesicht, doch wissend das er Ihr später genau erzählen wird worum es sich handelt. Dann greift er aus in Orgas Geist um Ihr eine kleine Nachricht ungehört von den Anderen zu senden.

Orga.... Ich muss mit Euch reden. Es eilt.

Da sich seine Stimme auch beim Senden nicht anders anhört als würde er normal sprechen erkennt sie Sethai sofort. Sie bittet Henry sie kurz zu entschuldigen und kommt schnell zu dem blinden Elfen, der noch immer in der Nähe des Eingangs zum Gutshaus steht.
Kaum ist sie bei ihm angekommen spricht Sethai auch schon leise, aber verständlich.

„Dreht euch nicht plötzlich um bei dem was ich Euch jetzt sage und reagiert nicht zu plötzlich. Bald wird irgendjemand feststellen das einer der Passagiere verschwunden ist. Die Kleine Uuma hat sich abgesetzt, aus Gründen die wir sicher beide kennen und verstehen. Doch vielleicht stimmt Ihr mir überein das sie in ihrem Zustand nicht unbedingt alleine in die Wildnis sollte. Wohl wird sie mir noch weitaus mehr Misstrauen entgegenbringen wenn sie je erfährt das ich sie verraten habe. Aber ich denke es ist das Beste für sie.
Sicherlich werden Galrin oder Henry bald unter jedem Stein und in jedem verschlag suchen lassen. Um uns allen Zeit und Aufregung zu ersparen verrate ich Euch nun das Folgende:
Uuma sitzt in der Baumkrone der alten Linde dort drüben, gut verborgen vor den Augen aller. Niemand hätte sie dort gefunden. Ich vertraue Euch diese Information an da Ihr sicherlich die beste Entscheidung treffen werdet.
Ob Ihr sie gehen lasst oder wieder einsammelt liegt nun bei Euch. Ihr wisst wo sie ist, haltet sozusagen Ihr Schicksal in Händen. Wählt gut, es ist keine leichte Entscheidung.“

Mit diesen Worten lässt Sethai die nach diesen Informationen wohl etwas verwirrte Orga an Ort und stelle zurück und folgt Asrai zurück zum Schiff, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, weiß er doch jetzt schon wie Orgas Entscheidung sein wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 28. Aug. 2004, 09:59 Uhr
Orgas Blick liegt lächelnd auf Sethai als plötzlich kleine Blitze über seine Augen zucken, daß sie erschrocken etwas zurückweicht, sich aber gleich wieder fängt. Er ist ein Magier, nicht nur ein Seher... wird ihr schlagartig bewusst und sie fragt sich, über welche Fähigkeiten er wohl verfügt.
Sethais Worte verwirren sie etwas, aber sie hat gelernt, sich ihre Gefühle sich äußerlich nicht anmerken zu lassen, doch seine Stimme klingt plötzlich so anders, daß sie nun doch verwundert drein blickt. "Ja, sicher habt ihr bei eurer Gabe mit euren Worten recht," antwortet Orga leise lachend, wobei sich auch ihre leichte Anspannung wieder löst.
Frederik kommt mit Jana vorbeigelaufen, die ihr ihre Sandalen reicht und gemeinsam gehen sie zum Herrenhaus. Auch Leonhard mit Asrai gesellen sich zu ihnen und das Essen ist wirklich köstlich. Daß Henry schon gleich nach dem Essen wieder nach Talyra will betrübt Orga etwas, denn sie hatte gehofft, daß sie erst den nächsten Morgen wieder zurückkehren, aber sie kann Henry verstehen. Wenn er die Stutfohlen noch auf dem Markt in Talyra vekaufen will, dann wäre es besser gleich aufzubrechen. Fröhlich und angenehm satt verlassen sie die Tafel und treten in den Sonnenschein und das Vogelgezwitscher rundum und Orga hört plötzlich Sethais Stimme in ihrem Kopf und muss sich wirklich bemühen, nicht vor Schreck wie angewurzelt stehen zu bleiben und ihn anzustarren. "Dieses Kind!" bringt sie nur überrascht und besorgt hervor, als Sethai ihr sein Wissen anvertraut. "Danke Sethai, ja es hätte eine große Aufregung gegeben..." Sie überlegt im Weitergehen, was sie tun soll und da kommt ihr auch schon ein rettender Gedanke, der auch Uumas Wunsch entgegen kommen würde.

Leichtfüßig eilt sie unauffällig zu Bassu und erzählt ihm, was Uuma getan hat, der sie mit großen Augen anschaut und dann in ein erheiterndes Gelächter ausbricht und nickt. "Ich werde hierbleiben und sie nachbringen," kommt es schmunzelnd über seine Lippen und Orga fällt ein Stein vom Herzen. Nachdem sich alle bei ihrem Bruder und ihrer Schwägerin verabschiedet haben besteigen sie die Windkind und Orga tritt zum Kapitän. "Sethai, unser Seher, hat mir anvertraut, daß Uuma durch die Wildnis möchte. Sie hat sich in der Linde versteckt. Bassu wird hier bleiben und sich um sie kümmern. Sie kann dann ihren Freiheitsdrang behütet ausleben..." Orga verdreht die Augen. Ich wusste doch, daß uns die Kleine nur Ärger macht... Noch einmal wendet sie sich zu Galrin. "Uuma hat ein Häuschen am Bach in Talyra. Ich vermute, daß sie  dahin zurück will. Wir werden sehen..." und schüttelt den Kopf, denn Uuma hätte so bequem dorthin zurück können.

Orga braucht eine Weile bis sie Henry davon überzeugt hat, daß Uuma ihre Freiheit braucht und Bassu schon mit ihr zurecht kommen würde, aber dann sind alle für den Abflug bereit und langsam hebt sich die Windkind in die Lüfte, während noch kräftig gewunken wird. Orga wäre so gerne noch den ganzen Tag dort geblieben, wenigstens noch den einen Tag....

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 28. Aug. 2004, 11:34 Uhr
Bald hat ihn das köstliche Pilzgulasch rundum satt und zufrieden gemacht und zum Abschied wirbeld er seine Schwägerin in seinen Armen herum und drückt ihr einen Kuß auf die Wange. Orgas Bruder steht lachend daneben und verabschiedet sich seinerseits von seinem Schwager, der Henry nun für ihn ist. Frederik und Anna sind mit ihren Kindermädchen schon auf der Windkind und er will mit Orga folgen, als diese sich noch einmal zurück zu Sethai wendet und mit ihm spricht, doch da kommt Leonhard mit einem Knecht und trägt die dunkle Truhe zur Windkind und Henry lächelt wissend und er freut sich, daß Asrai die Sachen angenommen hat, allein schon, weil die Kleidung seiner Mutter ihr wunderbar passen und stehen müssen. Seine Mutter hatte die Größe und auch das blonde helle Aussehen, wie Asrai, auch wenn sie keine Wasserfee war.
Dieses Mal verabschiedet sich Henry von seinem Vater leichter, weiss er doch, daß sie bald wieder zurück kommen und mit einem Nicken ist alles gesagt, auch, daß er sich solange gut um die Stuten und ihre Fohlen kümmern wird.

Henry nimmt Orga fröhlich in die Arme, als sie kurz nach Sethai den Korb betritt, doch dann erklärt sie ihm, daß Bassu auf dem Gut bleibt, weil Uuma sich in der Linde versteckt hält um in die Wildnis zu entfleuchen. Orga muß all ihre Überredungskünste aufbringen, damit er Uuma nicht persönlich da runter holt und auch Bassu versucht ihn zu beruhigen, aber es gefällt ihm nicht, Uuma hier zu lassen. Ich hätte mich doch mehr um sie kümmern müssen, Orga hätte es verstanden. Warum habe ich auch auf meinen Verstand gehört anstatt auf mein Gefühl. Henrys Mine wird zu einer undurchdringlichen Maske und als sie oben in der Windkind ankommen geht er zu den Pferden, doch er findet nicht wirklich Ruhe.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 28. Aug. 2004, 18:13 Uhr
Als Jolanthe oben auf der WIndkind erfährt, dass Uuma sich abgesetzt hat, muss sie schmunzeln. Das hätte sie sich eigentlich denken können! Und hätte sie nicht an Uumas Stelle genauso gehandelt?!
Und sie ist froh, als sie hört, dass man sie nicht zurückholt, sondern, dass sich Bassu um die Kleine kümmern würde. So brauchte sie sich keine Sorgen um sie zu machen und Uuma verlor ihre Freiheit nicht.

Nun geht sie zu den Pferden. Die Pferde sind, obwohl sie schon einmal geflogen sind, doch etwas unruhig, doch als Jolanteh zwischen sie tritt, wirkt sich ihre beruhigende Wirkung schnell aus und die Tiere werden schnell ruhiger. Sie erblickt Henry in einer Ecke und lächelt ihm begrüßend zu.
Dann geht sie zu einem Hengst. Ein Einjähriger Fuchs. Feuerrot von der Mähne bis in die außersten Spitzen des Schweifes. Er sieht noch etwas ungelenk aus. Doch man erkennt schon seine kräftigen Hinterbeine und seinen schlanken eleganten Wuchs. Der Kopf ist edel geformt.
Jolanthe hat den Hengst besonders ins Herz geschlossen. Er ist genauso feurig, wie er aussieht. Doch unter Jolanthes Händen wird er sofort zahm. Er begrüßt sie mit einem freudigen Schnauben und stupst sie sanft mit dem Kopf an. Sie streichlet ihm über den Nasenrücken und lehnt sich an ihn. Er hebt den Kopf ein Stück und pustet ihr in die Haare. Jolanthe muss lachen.
"Schlingel", sagt sie. Doch gerade für diesen Vertrauensbeweis mag sie ihn. Sie traut sich nicht, ihm einen Namen zu geben. Das würde sie nur zu fest binden. Und sie wusste, dass der Hengst mit zur Steinfaust gehen würde. Sie hoffte nur, dass er dort einen feinfühligen Reiter finden würde.
Natürlich ist Jolnahte noch nicht auf ihm geritten, aber sie spürt, dass er jede ihrer Bewegungen wahrnimmt und sie genau beobachtet. Er brauchte nur winzige, ganz leichte Hilfen, das wusste sie. Ein harter Reiter, der durch starkes Zügelziehen und Grobheit versuchte ihn zu zügeln, würde nur das Gegenteil erreichen. Oder er würde ihn irgendwann brechen und er würde nur noch vor sich hinvegetieren.
Sie seufzt und nimmt seinen Kopf sanft in die Arme.
Sollte sie Galrin darum bitten ihn behanlten zu dürfen? Nein. Das ging nicht. Sie würde ihn sowieso die nächsten Monate nicht reiten können. Bzw. Galrin würde sie nicht reiten lassen! Er hatte es auf henrys Hof schon nicht gern gesehen. Was sie ja auch verstehen konnte! Und außerdem war es teuer ein Pferd zu unterhalten.
Sie würde veruschen, dass der feuerrote Hengst ein gutes Zuhause in der Steinfaust bekam! Dass man sich um ihn kümmerte! Mehr konnte sie nicht tun.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Aug. 2004, 22:53 Uhr
Galrin zuckt die Achseln, als Orga ihm von Uumas Plänen erzählt.
Der Kapitän ist weder enttäuscht, daß die Frau sich abgesetzt hat, noch besonders überrascht. Das Einzige, worum es ihm leid tut, ist, daß auf diese Weise Uuma wohl auch nicht bei der Hochzeit dabei sein kann, was Jolanthe sich wohl gewünscht hätte. Doch wenn die Wilde mit ihm und den Anderen Versteck spielt, statt einfach zu sagen, daß sie aussteigen will, so scheint ihm diese Verhaltensweise weder besonders klug, noch dem Vertrauen angemessen, welches Orga und Henry Uuma entgegen gebracht haben. Für ihn ist Uuma eine Närrin. Und wenn sie den Weg zurück nach Talyra in ihrem geschwächten Zustand unbedingt zu Fuß zurücklegen will, so ist er weder in der Stimmung noch in der Lage, ihr hierin Einhalt zu gebieten.

So wendet sich Galrin um, nickt Gunnar zu und sagt: "Uuma bleibt hier. Wir fahren weiter. Segel setzen, Kurs Ostsüdost. Der Wind ist frisch genug, um uns rasch nach Talyra zu tragen."
Nach diesem Befehl verschwindet der Nordmann unter Deck und kümmert sich um seine Angelegenheiten.
Zu diesen Angelegenheiten gehört es unter Anderem, daß Galrin sich einmal mehr um die lebende Fracht kümmert und dafür sorgt, daß die Pferde sowohl Wasser als auch Heu haben, gut festgebunden sind und auch sonst keinen Mangel leiden. Schweigend geht der große Mann die Treppe in den Laderaum hinunter, wo die Tiere untergebracht sind. Am Eingang zu dem großen Raum, der sich fast über die ganze Länge des Schiffes zieht, bleibt er jedoch stehen. Sowohl Henry als auch Jolanthe befinden sich hier und kümmern sich um die Pferde. Galrins Verlobte streichelt einen schönen Fuchs, welcher sich diese Behandlung augenscheinlich gut gefallen läßt. Auch ohne jedes magische Gespür merkt der Kapitän, wie sehr seiner Zukünftigen der Hengst gefällt. So nimmt er sich vor, den Pferdezüchter beizeiten zu fragen, wieviel er für dieses Tier verlangen würde, wenn er es der Steinfaust verkauft und ob er es, quasi als "Vorkäufer" für seine Frau erwerben kann.

Leise wie ein Mäuschen verschwindet der Nordmann wieder nach oben, tritt auf die Ruderplattform hinaus und übernimmt dort selbst die Steuerung des Schiffes. Den Wind um die Nase, das sachte schwankende Deck unter ihm und das prall gespannte Segel über ihm sind die einzige Freiheit, die er braucht.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Orga am 29. Aug. 2004, 00:51 Uhr
Orga sieht Henry unter Deck gehen und begibt sich selber zu Frederik und Jana an die Reling, denn sie weiss, daß er jetzt seine Ruhe braucht. Orga kann Henry nicht helfen. Für Henry wäre es besser gewesen, er hätte Uuma vom Baum runter geholt und sie würde in ihrer Kajüte wohlbehütet mit nach Talyra fliegen, doch sie ist sich sicher, dass es für Uuma so besser ist. Orga hat gespürt, dass Henry ihr zuliebe Distanz zu Uuma aufgebaut hatte, aber dass beide so darauf reagieren zeigt ihr, dass es so richtig war.
Irgendwann musste Uuma sich wieder ohne MoM zurecht finden und der unverheiratet Bassu hatte offensichtlich die Zeit und die Freude, sich um Uuma zu kümmern, daß sie keinen Schaden bei der Sache erlitt.

Orga genießt die Fahrt über das schier endlose Larisgrün und noch bevor sich die Sonne in ihrem Rücken der Erde entgegen senkt sieht sie in der Ferne die große Stadt und ist noch einmal mehr von der Windkind begeistert, die sie so schnell und angenehm von Verd nachhause getragen hat und winkt dem Kapitän fröhlich zu.

Galrin Ragnasson lenkt sein Schiff mit den prächtigen weißen Segeln über die Stadt hinweg und das Treiben dort unten verschlägt ihr fast den Atem. Das Sommerfest ist in vollem Gange und in den Straßen wimmelt es von Menschen und auch auf dem Platz der Händler drängen sich die Menschen. Bei den Göttern! Hoffentlich kann uns der Kapitän nach dem Ausladen der Pferde in unserem Garten absetzten.... Orga blickt Galrin Ragnarsson an, dem es scheinbar großes Vergnügen zu bereiten scheint, den Menschen dort unten noch eine weitere Attraktion mit dem Erscheinen der Windkind zu bieten und Orga lacht und winkt hinunter zu den Menschen, Elben, Zwergen und was auch immer noch dort unten zum Sommerfest sich zusammengefunden hat und auch Asrai hat sich zu ihr gesellt und Jolanthe, sogar Henry war kurz vor Talyra wieder an Deck erschienen und wirkte wieder gelassener. Die ausgelassene Fröhlichkeit unter ihnen hatte etwas Ansteckendes und viele Besucher aus der Ferne sieht man erstaunt und verblüfft nach oben schauen, während die Leute aus Talyra fröhlich und heiter hinaufwinken, für die die Windkind schon längst zu ihrer Stadt gehört und ihr Kapitän zu ihrem Held.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 29. Aug. 2004, 12:42 Uhr
Erst kann Asrai die Truhe, die ihr Leonhard zeigt, nur mit großen Augen ansehen, doch dann lächelt sie und umarmt den alten Mann stürmisch. So schöne Kleider würde sie sich in der nächsten Zeit nicht leisten können und so ist sie noch viel dankbarer, als sie sowieso gewesen wäre. Leonhard lässt sie allein, während sie die Truhe durchstöbert. Drei der Kleider findet sie besonders hübsch und selbst für Sethai findet sie etwas, was ihm passen dürfte. So müssen wir in der nächsten Zeit nicht zum Schneider, denkt sie schmunzelnd, denn sie hätte sowieso nicht damit gerechnet, dass Sethai in der nächsten Zeit beim Schneider auftauchen würde. Asrai bedankt sich noch einmal herzlich bei Leonhard und dann lässt sie sich von ihm zum Tisch begleiten.

Das Essen läuft genauso fröhlich und vergnügt ab, wie das am gestrigen Tag, nur dass es heute schon so langsam während des Essens ans Abschied nehmen geht. Nach dem Essen sorgt Leonhard dafür, dass die Truhe an Bord gebracht wird. Asrai möchte Sethai damit überraschen und erzählt ihm deshalb nichts davon. Er weiß, dass er ihre Gedanken nicht liest. Während die Pferde an Bord der Windkind gebracht werden, verabschiedet Asrai sich von Leonhard. Der Abschied fällt ihr nicht leicht, hat sie doch den alten Mann so sehr ins Herz geschlossen.

Weil Sethai noch einma mit Orga sprechen möchte, begibt sich Asrai allein an Bord der Windkind. Später erfährt sie, dass Uuma sich wohl auf einem Baum versteckt hat und allein nach Talyra reisen möchte.Hoffentlich geschieht ihr nichts. Sie scheint wirklich noch ein Kind zu sein. Mit der Windkind zu reisen, wäre so viel angenehmer.
Die Rückreise geht schneller von statten. Diesmal machen sie keinen Umweg über die Berge und schon bald können sie in der Ferne die Stadt sehen. Asrai gesellt sich zu Orga an die Reling und bald stehen auch alle anderen Reisenden um sie herum. "Eine wunderbare Reise war das.", sagt Asrai leise, während sie den Anblick der Stadt bewundert. Das Sommerfest ist noch immer im vollen Gange und es wundert Asrai, dass sie dieses Fest total vergessen hat.

Die kleine Wasserfee ergreift Sethais Hand und drückt sie sanft. Diese Reise hat uns wieder einander näher gebracht, denkt sie glücklich und winkt dann den Leuten zu, die zur Windkind herauf blicken und ihnen zuwinken. Bald beginnt der Alltag wieder und dann geht es an die Arbeit. Es gibt so unheimlich viel zu tun.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 29. Aug. 2004, 13:21 Uhr
Henry sitzt eine Weile auf einer Kiste im langgestreckten Laderaum der Windkind als Jolanthe hereinspaziert und sich unter die Pferde mischt. Sie ist genauso unvernünftig wie Uuma... denkt er noch immer bedrückt über die Tatsache, daß Uuma ihre eigenen Wege gehen will, denn er hat das Bedürfnis das Mädchen zu beschützen, nachdem es durch seine Schuld frühzeitig ihren Gefährten verloren hat und ihr Kind... und er weiss, daß er wieder einen Fehler gemacht hatte, als er sich von ihr distanzierte. Warum mache ich bei Uuma nur immer alles falsch... fragt er sich, doch er findet nicht wirklich eine Antwort.

Henrys Augen verfolgen währenddessen aufmerksam Jolanthes Bewegungen, jederzeit bereit, ihr beizustehen, falls einer der Hengste zu stürmisch wird, doch Jolanthe scheint die kräftigen Tiere zu verzaubern. Warum nur können zierliche kleine Frauen Lebewesen so in ihren Bann ziehen? fragt er sich seufzend und muss dann aber lächeln.

Jolanthe scheint besonders an dem Hengst gefallen zu finden, den er schon in Erwägung gezogen hat, als Stammhengst zu behalten. Er hat zwar nicht die die so massige Statur wie die anderen Verder Kaltblüter, aber sein Fell hat einen so schönen Rotschimmer, den die anderen nicht besitzen, der auch Henry sehr gefällt. Er tritt zu Jolanthe und spricht sie leise an um sie nicht zu erschrecken. "Er ist ein besonders schöner Bursche... und er scheint euch genauso zu mögen, wie ihr ihn..." Henry schmunzelt und verwirft den Gedanken, die Farbe heraus zu züchten, denn ein anderer Gedanke kommt ihm, der Jolanthe mehr auf dem Schiff bei ihrer Hochzeitszeremonie halten würde als alle Seile Talyras und ein verschmitztes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

Die Zeit unter Deck verfliegt bei den Pferden ebenso schnell wie auf Deck und Jolanthe verabschiedet sich fast wehmütig von ihrem Hengst und Henry begleitet sie nach oben auf Deck, wo bald Talyra in Sicht kommt. Das Gewimmel verschlägt Henry von hier oben fast die Sprache, so hat er es noch nie gesehen. Die Fahrt über die Stadt, über diese Menschenmenge, ist beeindruckend und es bereitet ihm Vergnügen, die vielen Einzelheiten zu betrachten, besonders über dem Platz der Händler, über den sie langsam hinwegfliegen, um weiter südlich auf dem Pferdehof zu landen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 29. Aug. 2004, 16:37 Uhr
Strahlend weiße Segel, rote und blaue Wimpel und Flaggen, brauner Schiffsrumpf, metallen glänzender Bug. Farbenfroh und glänzend wie ein Eisvogel gleitet die "Windkind" über die Stadt am Ildorel, als wollte sie ihre Heimkehr ganz auskosten.
Das bunte Treiben unten in der Stadt erinnert einmal mehr an einen Bienenschwarm oder einen Ameisenhaufen. Sanft wie eine Wolke schwebt das Windschiff über den Platz der Händler hinweg, dreht eine Runde über der Steinfaust und wendet dann den Bug gen Süden, wo sich der Pferdehof der von Roßsteins befinden soll. Doch bevor das Schiff die Stadt abermals hinter sich läßt, wendet sich Galrin an Asrai und Sethai, die neben Orga, Henry und den Kindern an der Reling stehen und den Blick auf die Stadt hinunter genießen:

"Verzeiht mir, wenn ich Euch störe, doch ich möchte Euch fragen, ob wir Euch, Asrai, und Euch, Sethai, noch mit zum Pferdehof nehmen dürfen und Euch anschließend zurückbringen sollen. Oder möchtet Ihr bereits jetzt das Schiff verlassen? Es wäre mir eine große Freude, Euch noch eine Weile an Bord zu haben, doch Euch, vielleicht gegen Euren Willen, hier festzuhalten, liegt mir fern."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 29. Aug. 2004, 20:32 Uhr
Als von sie von draußen lautes Rufen und gejubel hört, drückt Jolanthe den Hengst noch einmal an sich. Sie sind jetzt in Talyra. Sie würde sich nicht weiter um die Pferde kümmern. Galrin würde das schon richten. Und so hatte sie nur einen kurzen Abschied.
"Lass dich niemals brechen. Viel Glück!", flüstert sie dem Hengst noch ins Ohr und er stupst sie, wie zur Antwort aufmunternd an. Sie streicht ihm noch einmal über das seidige Fell, dann wendet sie ihm den Rücken zu und eilt auf Deck, an die Reling, zu den anderen.

Der Abschiedsschmerz verflüchtigt sich angesichts der jubelnden Menge unter ihnen. Das Fest ist wunderbar anzusehen. Alles ist bunt und überall liegen Musik und unendliche Gerüche in der Luft. Jolanthe wird von dieser fröhlichen Stimmung angesteckt.
Die Männer stimmen angesichts der Heimatstadt ein fröhliches Lied an. Und Jolanthe steht neben Galrin, klatscht im Takt in die Hände und wiegt sich zur Musik. Sie lacht Galrin zu.

Als Galrin schließlich Asrai und Sethai fragt, wo er sie absetzen soll, sieht Jolanthe Sethai an. Sie hat es immer wieder vor sich hergeschoben. Sie wollte mit ihm reden. Doch entweder hatte sie ihn nicht alleine erwischt, oder..., ach irgendwas war immer dazwischengekommen.
Nein, sie wr einfach zu feige gewesen. Sie hatte nicht gewusst, wie sie anfangen sollte.
Auch jetzt beschleicht sie ein ungutes Gefühl, doch gleichzeitig scheint sie die magische Aura Sethais zu faszinieren und anzuziehen.
Sie wird wieder still.
Sie spürt das Magische. Ein Gefühl, sie kann es nicht beschreiben... Sie weiß nicht was sie drängt, doch der Gedanke schießt ihr durch den Kopf:'wenn es bei Kirion geht... er hat so ein starke Aura...' Denn sie traut sich nicht, ihn so zu fragen. Doch mehr als vorher ist jetzt das Bedürfnis da, mit ihm zu sprechen. Dabei weiß sie nicht einmal, was sie sagen soll!
Doch fast, als würde das magische, die fesselnde Aura Sethais es selbst hervorrufen, versucht sie ihre thelepatischen Fähigkeiten bei ihm.
Ich muss mit Euch sprechen, formuliert sie fast von selbst in Gedanken.
Sie kann sich nicht erklären, warum sie das macht, erschrickt fast vor sich selbst. Bisher hatte es nur bei Kirion funktioniert, nie war sie auf die Idee gekommen es bei Menschen auszuprobieren... doch bei Sethai ist es etwas anderes.
Sie kann die Kraft seiner Macht nur erahnen und ein Schauer läuftf ihr über den Rücken.

Sie sieht Sethai durchdringlich an. Dann geht sie, so unauffällig wie möglich  ein Stück weiter die Reling entlang und lehnt sich, als würde sie die Menge unter sich betrachten, auf die Reling. Doch aus den Augenwinkeln beobachtet sie Sethai und ihr Herz klopft.
Was hab ich denn grad getan?! Ich weiß doch gar nicht was ich sagen soll?! Ich kann ihn doch nicht einfach fragen: <Was habt ihr für Runen auf eurem Arm?> und <Übt ihr euch in schwarzer Magie?> !
Sie hat einen Kloß im Hals und nervös streicht sie sich die Strähnen aus der Stirn.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Asrai am 30. Aug. 2004, 01:08 Uhr
Als der Kapitän zu ihnen kommt und Asrai und Sethai fragt, ob die noch mit zum Pferdehof oder jetzt schon heim möchtet, lächelt Asrai und antwortet: "Gern kommen wir noch mit zum Pferdehof. Ich war schon sehr lange nicht mehr dort und zudem genieße ich jede Minute mit diesem herrlichen Schiff." Sie weiß nicht, ob es Sethai genauso geht, aber dann antwortet auch er, dass er gern noch mit dem Pferdehof kommen würde.

Zwar wartet viel Arbeit auf Asrai, doch ob sie sie nun einen Tag früher oder später in Angriff nimmt, das würde keinen großen Unterschied machen. Diesen Tag würde sie noch genießen und ausspannen. Henry und Orga, die ihre Antwort gehört haben, freuen sich, dass Sethai und Asrai sich entschieden haben, noch mit zum Pferdehof zu kommen. Da fällt Asrai auf, wie durchdringlich Jolanthe Sethai anblickt und die Wasserfee runzelt leicht verwirrt die Stirn.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Sethai am 30. Aug. 2004, 02:05 Uhr
Bevor Sethai noch selber etwas sagen kann antwortet auch Asrai schon auf die Frage des Kapitäns der „Windkind“ ob sie beide noch mit zum Pferdehof kommen wollen oder er sie schon vorher in Talyra absetzen soll.  >> "Gern kommen wir noch mit zum Pferdehof. Ich war schon sehr lange nicht mehr dort und zudem genieße ich jede Minute mit diesem herrlichen Schiff."<< Da Sethai dem nichts hinzu zu fügen hat, nickt er einfach nur lächelnd und spricht selber nicht mit dem Nordmann.

Unterdessen konzentriert sich die Gefährtin des Kapitäns fast völlig auf Sethai. Schon vorher hat der Seher Ihr eindringliches Interesse an seiner Person bemerkt. Doch diese offensichtliche Zuschaustellung sorgt nun für eben das Lächeln das seine Mundwinkel momentan beherrscht. Auch Asrai bemerkt Ihr Starren, wie sicherlich auch jeder Andere der momentan an Deck sich befindet. Die Wasserfee ist davon offensichtlich irritiert und Sethai legt Ihr sanft die Hand auf die Schulter.

Die Verlobte des Kapitäns scheint einen Narren an mir gefressen zu haben., sendet er Ihr sanft ein, nur unterschwellig und mit einem kleinen Echo von Wärme. Sie fragt sich wer ich wirklich bin und was ich kann. Aber offensichtlich traut sie sich nicht einfach zu fragen.... Möchtest du sie nicht einmal zu dir nach Hause einladen. Vielleicht können wir dann so einen netten Abend verbringen und gleichzeitig Ihrem Wissensdurst Linderung verschaffen.

Da er Asrai nicht mehr lesen kann hofft er das er richtig damit zu liegen das die Wasserfee die junge Verlobte des Nordmannes leiden kann und an so einem Abend Freude haben könnte.

An Jolanthe sendet er ebenfalls einige kleine Worte. Auch hier fließt Wärme und Freundlichkeit mit ein. Aber es ist nicht dieselbe wie bei der Botschaft an Asrai. Nur seiner Gefährtin sind diese Gefühle vorbehalten.

Ich kann Euch hören, Jolanthe, auch wenn Ihr es weniger offensichtlich macht. Ich kann Euch sogar hören wenn Ihr es nicht so angestrengt versucht. Ich kann jeden hier an Bord hören wenn ich es möchte. Wieso stellt Ihr Eure Fragen nicht einmal? Aber nicht hier und jetzt. Es wird sicher ein besserer Zeitpunkt, ein besserer Ort dafür kommen...

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Aug. 2004, 07:37 Uhr
Nachdem Galrin die Antwort Asrais vernommen und auch das Nicken Sethais gesehen hat, gibt er seinen Leuten Order, die Segel zu brassen und direkten Kurs auf den Pferdehof der von Roßsteins zu nehmen. Gehorsam legt die "Windkind" gehorsam einige Knoten an Fahrt zu und gleitet rasch über Talyra dahin. Indes haben die Matrosen einmal mehr das von Galrin geschaffene Lied angestimmt, und singen aus voller Kehle: "Hey ho, wir sind Normander!" Jolanthe klatscht den Takt dieses mitreißenden Stückes mit und dreht sich lachend zu Galrin um, der sich von dieser Fröhlichkeit nur zu gern anstecken läßt. Kurzentschlossen tritt er auf Jolanthe zu, faßt ihr um die langsam rundlich werdenden Hüften und tanzt mit seiner Verlobten ausgelassen zum Gesang seiner Besatzung über das Deck - ein Quell großer Erheiterung sowohl für Passagiere als auch für die Besatzung selbst. Asa, die Tochter des Schmiedes, kann vor Lachen nicht mehr weitersingen und auch der Matrose Halfdan hat alle Mühe, zwischen seinen Lachsalven den Takt des Liedes zu halten.

Immer wieder winken auch die Leute an der Reling zu denen auf der Straße hinab und der Gruß wird oftmals erwidert. Denn auch wenn das fliegende Schiff inzwischen bereits ein fast schon vertrauter Anblick am Himmel Ildoriens ist, so freut man sich doch immer wieder darüber, wenn das Windschiff über den Gassen und Straßen der Stadt auftaucht. Einige der Städter sind sogar der Meinung, es bringe Glück, die "Windkind" zu sehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 30. Aug. 2004, 15:54 Uhr
Wie ein Schlag treffen Jolanthe Sethais Worte. Er weiß alles, was sie gedacht hat! Ihr wird klar, dass er all ihre Überlegungen mitbekommen haben muss! Sie wird knallrot im Gesicht und es ist ihr furchtbar peinlich.
Sie streicht sich nervös die Strähnen aus dem Gesicht, dann dreht sie sich um. "Ich muss mich um die Pferde kümmern", murmelt sie leise, nur um vom Deck zu kommen und eilt, ohne irgendeinen anzusehen wieder unter Deck.

Bei den Pferden und dem ruhigen Fuchs findet sie Ruhe und sie beachtet nun auch die Freundlichkeit, die in Sethais Senden mitgeschwungen hatte.
Ja, sie würde sein Angebot annehmen. Zumahl sie gerne mit Asrai zusammen ist.
Aber trotzdem ist es ihr unangenehm, wenn sie sich vorstellt, was Sethai möglicherweise alles von ihr weiß!
Und das schlimmste ist, sie weiß nicht, wie sie verhindern soll, dass er weiter ihre Gedanken ließt. So etwas hatte sie nie gelernt.
Doch, wenn er weiter ihre Gedanken lesen wollte, sie im Prinzip 'belauschen' wollte, dann hätte er ihr doch nicht gesagt, dass er das kann! Oder?
Sie hofft ihr Misstrauen ablegen zu können, doch das ist gar nicht so einfach!

Nach einiger Zeit geht sie doch wieder an Deck, nimmt ihren ganzen Mut zusammen und geht zu Sethai und Asrai.
"Ich würde euch gerne besuchen kommen. Oder ihr könntet auch mal zu uns kommen.
Asrai, du strickst doch auch, dann können wir doch zusammen stricken, außerdem kann ich von dir auch gut lernen", sagt sie und lächelt noch etwas zaghaft.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 01. Sept. 2004, 13:22 Uhr
Alle haben ordentlich zugelangt und die Magd freut sich, denn das ist das beste Zeichen, dass allen der Apfelkuchen geschmeckt hat und Henry schreitet an Galrins Seite zur Windkind, es war Zeit, die wunderschöne Reise zu beenden, damit jeder wieder in sein Nest schlüpfen kann. Bei den Gedanken lächelt er, denn es erinnert ihn an Jolanthes Worte und mit ihnen gehen auch alle anderen an Bord und der Kapitän lässt das Windkind sich wieder in die Lüfte erheben.

Henry versucht gar nicht zu verstehen, wie der Kapitän das jedesmal macht, aber es ist wieder ein berauschendes Gefühl, wie beim ersten Mal und langsam blähen sich die Segel und die Windkind schwebt durch den nun schon abendlichen Himmel Richtung Talyra. Der schlanke lange Schiffsrumpf steht bald über der Wiese zwischen Stall, Kastanie und Stall des roßsteinischen Anwesens in der Stadt und die Nordmänner helfen die Truhen und das andere Gepäck und die Wiege auf die Plattform zu bringen. Henry nimmt den Kapitän kurz zur Seite, während die Nordmänner und Yohn das erledigen.

"Galrin Ragnasson, nehmt meinen Dank für die herrliche Reise und eure Hilfe bei dem Transport der Pferde," und reicht ihm einen gewichtigen Lederbeutel aus seiner ledernen Umhängetasche. Sie schütteln sich die Hände und wechseln einige kameradschaftlichen Worte und lassen die letzte Fahrt, mit der sie noch die Stuten holen wollen, offen. "Ich melde mich, sobald ich die Hengstfohlen bei der Steinfaust abgeliefert habe," sagt er Galrin zu, und das würde die nächsten Tage erfolgen.

Asrai und Sethai besteigen mit ihm, Orga, den Kindern, Yohn und den Mägden den Aufzug und Galrin begleitet sie mit hinunter und bald stehen sie auf der Wiese und winken dem Kapitän und der Mannschaft nach, die wieder an Bord, langsam durch die Lüfte entschweben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Sept. 2004, 14:33 Uhr
Mit nachdenklichem Gesicht steht Galrin an der Reling seines Schiffes, das sich langsam und elegant in den Nachthimmel erhebt. Die Besatzung der "Windkind" ist ihm in den letzten Tagen mehr denn je ans Herz gewachsen. Und auch den Passagieren - Asrai, Orga, Sethai und Henry - fühlt sich der Kapitän nach den vier gemeinsamen Tagen auf dem Windschiff und auf dem Gut in Verd freundschaftlich verbunden.
Auf dem Tisch in der Kajüte liegt der schwere Lederbeutel, prall gefüllt mit Gold- und Silberstücken, den Henry dem Nordmann auf der letzten Fahrt vom Pferdehof zurück nach Talyra ausgehändigt hat.

"Segel reffen, Gunnar. Wir sind schon fast da.", ruft der Kapitän seinem Steuermann zu, bevor er sich wieder an die Reling lehnt und in den rasch dunkler werdenenden Abendhimmel hinaus sieht. Nachdem Henry die Einjährigen und die Hengstfohlen in der Koppel untergebracht hatte, hatte Galrin nachgefragt, ob er den roten Junghengst für seine Frau erstehen könne. Doch der Herr von Roßstein hatte nur gezwinkert und ihm mitgeteilt, er solle für seine Frau als Hochzeitsgeschenk einen besonders schönen Sattel besorgen. Über den Hengst würden sie sich schon einig.
Alles Nachfragen bezüglich des Pferdes hatte nichts gefruchtet, doch Henry hatte den Kapitän beruhigt und gesagt, niemand außer ihm und Jolanthe solle das Tier haben, er wolle es ihm jedoch nicht hier und jetzt verkaufen. Sie würden beizeiten wieder darüber sprechen. Und so hatte sich Galrin mit dieser Antwort vorerst zufrieden gegeben.

Still gleitet die "Windkind" über die bereits im Dunkeln liegende Werft. Der Anker fällt und das Schiff dreht den Bug in den Wind, bevor es, wie ein gigantischer Drachen an seiner Drachenschnur, über der Werft zum Stehen kommt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 02. Sept. 2004, 10:45 Uhr
Auch Jolanthe hatte den Apfelkuchen genossen und war dann wieder mit den anderen auf's Schiff gegangen um zurück nach Talyra zu segeln.
Nun ist sie recht müde, da der Tag doch recht anstrengend gewesen war.
Es stimmt sie ein wenig traurig, dass die Reise schon zu Ende ist, denn sie hat in Asrai, Orga und Uuma(auch wenn diese schon nicht mehr an Bord war) gute Freundinnen gefunden. Doch sie würde sie ja wiedersehen und konnte sie jederzeit besuchen.
NUr den Hengst würde sie nicht wiedersehen.
Jolanthe seufzt, doch inzwischen hat sie sich schon damit abgefunden.
Sie geht nun unter Deck, um sich noch ein wenig hinzulegen, bevor sie in Talyra ankommen und bekommt so auch nicht  das Geringste von dem mit, was Galrin und Henry bereden.
Sie schläft schließlich so fest, dass sie erst aufwacht, als die Windkind an der Werft landet und auch dann ist sie so müde, dass sie sich nur noch ins Bett schleppt und bis zum Morgen durchschläft.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Okt. 2004, 18:11 Uhr
Flink und elegant wie der Falke, dessen nachgeschnitzter Kopf den Bug der "Windkind" ziert, gleitet das Windschiff über die Stadt Talyra. Allzuviel ist noch nicht auf den Straßen los. Hier ein Händler, der auf dem Bock seines Ochsenkarren seine Pfeife raucht, dort eine Magd, die beim Bauern frische Milch holen geht. Doch überall sieht man Rauch aus den Schornsteinen steigen, der davon kündet, daß dort geheizt wird und der Winter nicht mehr fern ist.

Auch die Luftfahrer haben sich in warme Mäntel beziehungsweise Umhänge gekleidet, um der kühlen Luft in der Höhe entgegenzuwirken. Das fliegende Ungetüm steigt langsam höher und dreht über dem Marktplatz und dem Haus derer von Roßstein nach Westen ab, wo der Pferdehof liegen muß.
Nachdem auch die Steinfaust und die Stadtbefestigung hinter ihnen liegt, dehnen sich unter dem Kiel des Windschiffes die Weiten des Larisgrün wie ein gefleckter Teppich. Die meisten Bäume tragen ihr Herbstkleid, einige Nadelbäume sind noch immer grün und an manchen Stellen haben die Bäume bereits ihre Blätter verloren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 28. Okt. 2004, 02:13 Uhr
Henry kann die Sorge Galrins um seine schwangere Jolanthe gut verstehen. Er beobachtet trotzdem leicht amüsiert Galrins und Alwines Bemühungen, die junge Frau zur Schonung zu bewegen. Henry grüßt Alwine herzlich und wendet sich dann Jolanthe zu. "Uuma wird sich sicher freuen, wenn sie euch bei unserer Ankunft in Verd sieht."

Doch dann geht es an Bord und Henry ist froh, seine warme Felljacke über seinem Wams zu tragen und seine Fellmütze dabei zu haben, denn schon oben in der Windkind weht der Wind ein wenig kühler und kräftiger als unten auf dem Erdboden. Henry wird von der Mannschaft fröhlich begrüßt und er entdeckt auch in den blauen Augen der Nordmänner Freude, als sich die Windkind majestätisch in Bewegung setzt und über die Stadt davon schwebt. Der Ildorel liegt jetzt wie ein glitzerndes Band im Osten und bald dreht sich der Bug nach Westen und sie überfliegen das Larisgrün, über dessen Baumwipfel der Schatten der Windkind immer ein Stück vor ihnen her eilt.  

Henry steht am Bug und beobachtet den vorauseilenden Schatten und auch seine Gedanken eilen voraus, denn auf dem Pferdehof stand eine Menge Arbeit an. Die nächsten Tage würde ein Bauer mehrere Wagenladungen Stroh bringen und ein anderer hatte ihm mehrere Fuhren Heu zugesagt, die auch eingefahren werden wollten. Auch die Koppelzäune sollten vor dem ersten Frost wieder in die Erde und die Abende waren schon recht kühl.

Henry weiß nicht wie lange er so in Gedanken versunken am Bug steht, als ihn die Kälte in seinem Gesicht unter Deck treibt, wo er sich zum Gemeinschaftsraum begibt, in dem ein paar der Nordmänner bei einem Aufwärmer sitzen und ihm auch einen einschenken, als er sich zu ihnen an den Tisch setzt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Nov. 2004, 18:05 Uhr
Die "Windkind" rauscht, von einem mächtigen Ostwind getrieben, gen Westen, dem Verdsee entgegen. Der vertraute Gesang des Windes in den Tauen und Segeln wirkt beinahe wie ein Wanderlied und treibt die Gedanken der Frauen und Männer an Bord hinaus über die Wipfel des Larisgrüns.

Wie eine Mutter ihr Kind wiegt, so trägt der Wind das fliegende Schiff, führt Jolanthe, Henry und Galrin gemeinsam mit ihren Knechten und Gefährten in Richtung Verd. Als Henry irgendwann unter Deck verschwindet und sich dort einem Aufwärmtrunk hingibt, folgen die Halbelfe und der Schiffsbauer ihm. Im gemütlichen Gemeinschaftsraum unterhält man sich lange und ausgiebig über die Fahrt nach Verd, über das bevorstehende Hafenfest und die Hochzeit von Jolanthe und Galrin. Auch die Pferdezucht Henrys und der Auftrag für die Stadtwache findet Beachtung. Galrin gibt seinen Zweifeln darüber Ausdruck, wofür der Lord Commander denn soviele Pferde bräuchte. Schließlich könne man in manchen Gassen der Stadt ohnehin nicht reiten und auch auf überfüllten Plätzen wie dem Marktplatz sei ein Pferd doch eher hinderlich als nützlich.

Es dauert nicht lange, da nähert sich das Windschiff bereits der Stadt am Verdsee. Daß zwei Reiter den fliegenden Riesen schon von weitem kommen sehen und eilends zum Roßsteingut zurück reiten, bemerken die Luftfahrer aus dem Norden zunächst ebensowenig wie der Herr von Roßstein selbst. Doch als die Matrosen um Galrin die Segel kürzen und das Schiff in den Wind drehen, winken ihnen bereits sämtliche Bewohner des Gutes entgegen. Darunter befinden sich, wie Jolanthe und Henry glücklich bemerken, auch Leonhard und Uuma, die neben ihren Pferden stehen und nun zuschauen, wie der Anker des Schiffes fällt.

Schließlich liegt die "Windkind" still und der Aufzug bringt die schöne Halbelfe, ihren Verlobten und den Pferdezüchter auf den Boden hinunter.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 02. Nov. 2004, 00:52 Uhr
Während Henry im Inneren des Schiffes einen Tee mit Rum genießt und sich mit dem Kapitän und Jolanthe unterhält erwähnt Galrin auch die Streitrösser für die Steinfaust und Henry blickt ihn nachdenklich an. "Wenn man an die Schlacht bei Liam Cailidh denkt und die hohen Verluste dort, dann vermute ich mal, daß der Lord Commander für derartige unerwartete Herausforderungen über eine starke Reiterschaft verfügen können möchte. Ich bin in solchen Fragen nicht sehr bewandert, aber wer weiß was noch alles auf uns zukommen kann?" meint Henry nachdenklich.

Henry betrachtet immer wieder Jolanthe, die ab und zu eine Bemerkung einwirft und deren Austrahlung sich verändert hat. Sicher ist es das Ungeborene, das sie unter dem Herzen trägt, das sie so strahlen läßt, denkt er im Stillen und dann ist es soweit. Sie fliegen schon über den Verdsee und Henry zieht es an Deck. Vergnügt begeben sie sich an die Reling und Henry erkennt bald in der Ferne seinen Vater, der mit Uuma vom See zu kommen scheint und kurz darauf schweben sie über dem Gut und er winkt zu ihnen hinunter und auch zu den Mägden und Knechten, die sich unter der Windkind versammeln und sie herzlich begrüßen.

Henry steigt mit Galrin und Jolanthe in das Vehikel, das sie nach unten bringt und er begrüßt seinen Vater und auch Uuma, die er einmal zur Begrüßung herumwirbelt und dann wieder auf die Füße stellt. Sein Vater heißt den Kapitän und seine Braut herzlich willkommen und während Uuma und Jolanthe  zu der Koppel mit den Kaltblutstuten gehen, zeigt Leonhard auf die Stute, die Uuma in ihr Herz geschlossen hat.

Als Henry von seinem Vater erfährt, daß die Ziegelbrennerei in Verd mitsamt dem Vorrat an Steinen an einen neuen Besitzer verkauft wurde, wendet sich Henry an den Kapitän, denn auf ein Handzeichen Leonhards hin eilen Knechte schon mit einem kleinen Pferdewagen herbei, der mit Sägespänen beladen ist und für den Frachtraum der Windkind bestimmt ist. "Was meint ihr Galrin, wollen wir jemand nach Verd reiten lassen, um erst sicher zu gehen, ob dort die Ziegel für den Kamin vorrätig sind oder wollt ihr gleich hinfliegen?" Henry blickt den Kapitän fragend an und sieht den überaschten Gesichtsausdruck seines Vaters auf ihm ruhen. Henry lacht und berichtet ihm von ihrem Bauvorhaben, worauf sein Vater dem Nordmann anerkennend zunickt. "Das würde ich mir ja auch zu gerne ansehen Kapitän," meint sein Vater zu Galrin gewandt und man merkt, daß er ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich den Bau des Hauses wirklich nicht entgehen zu lassen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Nov. 2004, 23:46 Uhr
"Ich schlage vor,", antwortet Galrin nach kurzem Nachdenken, "daß wir nach Verd fliegen und dort bei der Ziegelei nachfragen. Denn wenn wir die Ziegel dort bekommen, können wir sie gleich mitnehmen und im Bugladeraum verstauen. Sie durch das Schiff zu tragen, wenn wir bereits die Pferde an Bord haben, wäre unklug, denn damit würden wir die Tiere nur scheu machen."

Das Windschiff wartet geduldig hoch über dem roßsteinschen Gut. Und als Henrys Vater erwähnt, daß er sich gerne den Hausbau ansehen möchte, lächelt der Nordmann.

"Das stellt doch kein Problem dar, Mylord. Wenn Euch die Höhe nichts ausmacht, könnt Ihr gern mit uns nach Talyra fliegen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 04. Nov. 2004, 15:51 Uhr
Henry stimmt kopfnickend in Galrins Vorschlag ein, die Ziegelbrennerei gleich mit der Windkind anzufliegen und meint schmunzelnd an den Kapitän gewandt: "Mein Vater hat noch nie das Gut länger als unbedingt nötig verlassen,  denn er ist für die Pferdezucht hier verantwortlich, aber ich würde mich sehr freuen, wenn er mitfliegen würde. Auch eine Hochzeit nach nordmännischer Sitte würde ihm sicher gefallen," und Henry zwinkert Galrin zu.
Leonhard horcht auf. "Das sind wahrlich zwei überzeugende Gründe, da muß ich mit nach Talyra kommen. Ich nehme eure Einladung dankend an Kapitän," gibt Leonhard fröhlich von sich, klopft Henry auf die Schulter und deutet eine Verbeugung vor dem großen Nordmann an.
"Erst einmal begleite ich euch aber besser mit nach Verd, denn ich kenne die Ziegelei und mich interessiert der neue Besitzer." Henrys Vater gibt den Knechten noch einige Anweisungen, Henry ruft Uuma zu, daß sie nur kurz zur Ziegelei nach Verd fliegen und dann besteigen sie den hölzernen Kasten, der sie nach oben ins Schiff trägt.

Der Wagen mit den Sägespänen bleibt vorerst unten stehen, denn sie haben später noch genug Zeit, den Laderaum damit auszustreuen. Henrys Vater ist es trotz seines stillen Wesens anzusehen, daß ihn der Transport hinauf in die Windkind befremdet, doch der Aufenthalt auf der Windkind, hoch über dem Gut, lassen seine Augen vergnügt funkeln. "Es ist ein prächtiger Blick über das Land Vater, nichtwahr?" Leonhard nickt und Henry freut sich für seinen Vater, die Windkind so hautnah zu erleben und kaum sind sie an Bord lässt der Kapitän auch schon das Schiff über das Gut Richtung Verd durch die Lüfte schweben.

Die grauen Dächer von Verd sind schon über dem Gut in der Ferne zu sehen und Leonhard zeigt bald auf ein langes Dach am nördlichen Rand der Stadt, die Ziegelei.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 05. Nov. 2004, 12:17 Uhr
JOlanthe hatte nach ihrer Ankunft Uuma begrüßt und redete nun mit ihr, während sich die Männer anderwietig aufhielten (OT: Weg von Talyra nach Verd)

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Nov. 2004, 07:20 Uhr
"Dann soll es mir eine Ehre und Freude sein, auch Euren Vater zu der Hochzeit einzuladen.", lächelt der Nordmann. Henry und Leonard freuen sich sichtlich über diese Einladung.

Mit vollen Segeln und rascher Fahrt gleitet die "Windkind" über das Land und in Richtung Verd davon. Es ist merklich kühler geworden und Galrin blickt sorgenvoll zum Himmel empor. Immerhin hat er Yohn Humperknie versprochen, daß er die Wettkämpfe auf dem und um den Ildorel organisieren wird. Und das Wetter ist für ein solches Vorhaben nicht von geringer Bedeutung.
Doch hat der Kapitän nicht die Zeit, sich über diese Dinge nun den Kopf zu zerbrechen. Immerhin gilt es, ein Schiff zu steuern und es sicher zur Ziegelei nach Verd zu bringen. Und wenn auch das Windschiff so leicht dahin schwebt wie eine Sommerwolke, so ist es doch alles andere als eine Kleinigkeit, das luftige Fahrzeug auch dort hinzubringen, wo es hin soll.

Schließlich erreichen die Herren von Roßstein und die Nordleute die Stadt Verd am See und die Ziegelei. Aus den Brennöfen des Betriebes steigt Rauch auf und zeigt an, daß dort auch jetzt, im beginnenden Winter, immer noch der Arbeit nachgegangen wird und Ziegel gebrannt werden.
Nachdem die "Windkind" einmal mehr ihren Anker hat fallen lassen, fahren Galrin, Henry und Leonhard mit dem Aufzug auf den Boden hinunter, um dem Besitzer des Anwesens ihre Aufwartung zu machen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 12. Nov. 2004, 22:49 Uhr
Henry sieht mit gemischten Gefühlen zur Stadt Verd hinuntern als die Windkind wie ein Geisterschiff über sie dahin schwebt und an ihrem Rande über einem großen Hof stehen bleibt. Einige Freunde hatte er damals in der Stadt, doch als er nach Talyra ging brach der Kontakt zu ihnen ab und er weis nicht einmal, ob sie noch leben. "Du warst schon lange nicht mehr hier, mein Sohn," spricht ihn sein Vater an und Henry nickt. "Du kannst noch immer meine Gedanken lesen," lacht Henry leise und konzentriert sich dann aber auf die Sache, die sie hierher geführt hat.

Ein hagerer älterer Mann mit seinem Sohn begrüßt sie höflich und führt sie in die Brennerei, wo sie sich die Steine  ansehen. In Mannshöhe sind sie hochgestapelt und zu Henrys Freude können sie sich die Steine aussuchen, die sie für den Kamin verwenden wollen. Der Besitzer erklärt ihnen etwas über den verwendeten Lehm und der daraus entstandenen unterschiedlichen Farben und Henry gefallen die dunkleren Steine. Mit einem fragenden Blick schaut er zu Galrin, der sich ebenfalls interessiert das angebotene Material ansieht. "Was meint ihr? Können wir diese hier für den Kamin verwenden? Sie gefallen mir," und Henry wiegt einen der Steine in der Hand.

Sein Vater hält sich im Hintergrund und scheint sich den Besitzer und die Knechte genauer anzusehen, wenn auch unauffällig und Henry schmunzelt im Stillen, denn ihnen scheint der Anblick der Windkind, die noch immer über ihnen schwebt, ordentlich Respekt einzuflößen. Vielleicht haben sie Angst, daß sie ihnen doch noch auf den Kopf fällt? und Henry kann sich bei dem Gedanken nur schwer ein vergnügtes Lachen verkneifen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Nov. 2004, 16:09 Uhr
Die Ziegel, die Henry sich aussucht, sind von vollendeter Form und auch der Brand scheint überaus gelungen zu sein. Keine Risse durchziehen den gebrannten Ton, keine Ecken sind abgeschlagen oder unsauber geschnitten. Und so bleibt dem Schiffbauer nichts anderes zu tun, als die Augenbrauen zu heben und anerkennend zu nicken, nachdem Henry ihm auf der flachen Hand einen der Steine hingehalten hat.

"Das ist ausgezeichnete Arbeit, Henry. Und daraus wird sich bestimmt ein schöner, wärmender Kamin für Euer Haus bauen lassen. Ich bin sicher, auch Eurer Frau wird es gefallen."

Die Männer werden sich schnell handelseinig. Zunächst wechselt etwas Geld den Besitzer, dann packen alle mit an, um die benötigten Tonziegel in den Aufzug der "Windkind" zu laden. Es ist eine ganze Menge, die auf diese Weise im Bauch des Windschiffes verschwindet. Als die offene Holzkiste schließlich wieder in die Höhe gezogen wird, sind die Seile straff gespannt und im auffrischenden Wind schwankt der Aufzugkorb um keinen Zoll.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 20. Nov. 2004, 13:49 Uhr
Während Henry hilft, die Steine in das Schiff zu verladen, unterhält sich sein Vater mit dem neuen Besitzer der Ziegelbrennerei. Erst mit der letzten Fuhre kommt er mit an Bord und Galrin lenkt seine Windkind gegen den Wind kreuzend wieder zum Gut zurück, wo sie schon von den Knechten mit den Sägespänen erwartet werden.

Jetzt zieht es Henry mit aller Macht zu seinen Pferden auf die große Koppel und nachdem er sich die Tiere genau angesehen hat führt er die Stute heraus, die das Sagen in der Herde hat und bringt sie als erste zum Schiff, das vor der Koppel auf der Erde aufgesetzt hat und gleich eilen die Knechte herbei und führen die anderen Stuten eine nach der anderen in den großen Schiffsbauch.
Galrin zeigt während des Verladens zum Himmel und macht sie darauf aufmerksam, daß sich das Wetter ändert und sie möglichst bald wieder zurücksegeln sollten und zügig geht die Arbeit vonstatten und die Pferde werden vorsorglich gut im Innern festgebunden.

Orgas Bruder bedauert es, daß sie nicht zu einem Mittagsmahl bleiben wollen, doch er sieht mit einem Blick nach Westen ein, daß es besser ist, schnell aufzubrechen und er bittet Leonhard noch einige Dinge aus Talyra mitzubringen, die es vielleicht auf dem Platz der Händler gibt und Henry schmunzelt.  "Wo sind eigentlich die beiden Frauen, die auch mit zurück wollen?" fragt er in die Runde und schaut erst Galrin belustigt an und dann mit einem fragendem Blick zu seinem Vater.  Ein Knecht berichtet ihnen jedoch gleich, daß sie in Leonhards Haus gegangen wären.

Seite an Seite schreitet Henry mit seinem Vater und dem Kapitän zum Haus und sie schmunzeln als sie die beiden jungen Frauen dort gemütlich in den Kissen finden.
"Uuma aufwachen Kleines!" ruft er leise, auch wenn er sie am liebsten einfach nur aufheben und aufs Schiff tragen würde. "Erra sammele Uumas Sachen zusammen, wir brechen nach Talyra auf," hört er seinen Vater sagen und einen Seuftzer von Erra, die gleich davoneilt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 21. Nov. 2004, 03:20 Uhr
Uuma erwacht als sie ihren Namen hört und schlägt überrascht die Augen auf. Henry! Er ist so nah bei ihr und seine blauen Augen ruhen so sanft auf ihr, daß sie am liebsten ihre Hände um seinen Hals schlingen würde, wie sie es bei ihrem Großvater immer getan hat, doch sie nickt nur auf seine Worte hin. Da kommt Leonhard mit einer großen Ledertasche in die Wohnstube und reicht ihr ein Bündel. "Da sind deine Sachen drin Uuma, auch deine Strickerei," und lächelt."Erra hat sie noch mit dazu gepackt."

Bei dem Gedanken, Erra zu verlassen wird Uuma beinahe traurig, doch dann erinnert sie sich an Leonhards Worte, daß sie jederzeit zu Besuch kommen kann und ihr Abschied fällt ihr nicht mehr ganz so schwer. Als sie über den Hof zum Schiff gehen erfährt sie, daß auch Henrys Vater mitfliegen wird und sie würde am liebsten ihrer Freude Ausdruck verleihen, doch die Männer unterhalten sich und darum schweigt sie, bis sie oben auf Deck sind. Erst dann wendet sie sich an ihn. "Leonhard können kommen in Haus von Uuma und machen Haken an Wand?" fragt sie zaghaft und hält dabei die Wurzel vor ihn hin.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 25. Nov. 2004, 19:25 Uhr
Da jeder der Matrosen kräftig zupackt, und trotz Widerspruch des Kapitäns auch Henry es sich nicht nehmen läßt, Steine zu schleppen, ist die Ziegelsteinfracht rasch in den Aufzug verladen und die "Windkind" wieder abfahrbereit. Der Himmel hat sich merklich verdunkelt und der Wind ist stärker geworden. Die Landung bei der Koppel ist nicht eben einfach, da das Schiff abgetrieben zu werden droht. Aber dennoch schafft es die Mannschaft, das Windschiff auf den Boden hinunter zu zwingen und die Rampen herabzulassen. Wie eine brave Schafsherde trotten die großen Kaltblutstuten auf das Schiff und hinunter in den Laderaum. Dort ist vorsorglich schon der ganze Boden mit Stroh und Heu ausgelegt worden. Und noch während die letzten Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen werden, verabschieden sich die Luftfahrer von dem Gut in Verd und seinen Bewohnern. Doch nicht allen: Wie bereits angekündigt, möchte auch Leonhard von Roßstein mit nach Talyra reisen. Die brave Alwine reißt sich fast ein Bein aus, damit die Kabinen rechtzeitig wieder bezugsfertig sind.

Jolanthe und Uuma haben inzwischen das Wetter draußen vor der Tür gelassen und es sich im Salon gutgehen lassen. Als man jedoch zum Aufbruch ruft, liegt auf den Gesichtern der beiden jungen Frauen ein Hauch von Melancholie. Auch Jolanthe gefällt es auf dem Gut, obwohl sie nichtsdestoweniger froh ist, wieder bei ihrem Verlobten zu sein.

Schließlich erhebt sich der gigantische Schiffsrumpf wieder in die Lüfte. Von einem kräftigen Westwind getragen, gleitet das fliegende Schiff Richtung Talyra. Wer an Deck bleibt, der lernt den Vorteil warmer Kleidung alsbald zu schätzen. Der Wind pfeift in der Takelage, heult am Bugsporn und faucht durch die Speigatten, während der fliegende Riese über dem Land dahin zieht. Alwine serviert eine ihrer Spezialitäten: Heiße Fischsuppe mit gebackenen Brotwürfeln und Kräutern, wie auch Yohn Humperknie sie wohl kaum besser zubereiten könnte.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Henry am 26. Nov. 2004, 07:26 Uhr
Die Schlechtwetterfront hat sich dem Gut schnell genähert und so sehr Henry das letzte Mal das Unwetter in den Lüften genossen hat ist ihm mit der voll beladenen Windkind diesmal gar nicht nach Sturmfahrt, aber der Kapitän lächelt ihm beruhigend zu, als würden ihm seine Gedanken im Gesicht geschrieben stehen.

Henry freut sich über Uuma, die sich mit ihrer eigenen ruhigen und doch kindlichen Art an seinen Vater wendet, dessen Herz für die kleine Wilde offensichtlich sperrangelweit offen steht und schmunzelt in sich hinein. Dann geht es nicht nur mir so, und er läßt die beiden in dem immer heftiger werdenden Wind stehen und geht unter Deck, schaut noch einmal bei den Pferden vorbei, um sich dann in die gemütliche Stube zu begeben, wo sich langsam alle versammeln.

"Alwine ihr seid eine Zauberin!" ruft er schwärmerisch aus als er von der Fischsuppe kostet. "So etwas Köstliches!" Henry genießt jeden Bissen und lächelt immerwieder zu Alwine hinüber, die jedesmal leicht errötet. Das Schaukeln hält sich zu Henrys Überraschung in Grenzen und eigentlich wundert er sich nicht. Er ist ein verflixt guter Kapitän, der Nordmann. Lange hält es Henry jedoch nicht unter Deck und bald stapft er mit seinen schweren Lederstiefeln an Deck und genießt, von der gut gewürzten Fischsuppe erwärmt, das letzte Stück Fahrt nach Talyra an der frischen Luft, wo der Wind ihm fast seine dicke Fellmütze vom Kopf zerrt.

Die Mauern Talyras sind in der Ferne vom Grau des Himmels kaum zu unterscheiden und die Stadt liegt fast düster da. Sie haben Glück, daß es nicht regnet und so erreichen sie trocken den Pferdehof, wo Galrins Befehle nur so durch den Wind dröhnen und die Mannschaft mit viel Geschick die Windkind auf den Boden bringen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 26. Nov. 2004, 10:51 Uhr
"Vater ich gehe nochmal nach den Pferden schaun, du bist bei Uuma ja in den besten Händen," meint Henry, als er sie auf Deck stehen läßt und schmunzelnd nach unten stapft. Uuma kichert leise und wartet noch auf Leonhards Antwort, während sie noch immer die Wurzel vor ihn hin hält. "Aber gerne Uuma. Ich bin schon ganz gespannt auf dein kleines Haus am Bach. Wann immer du willst können wir das machen." Uuma genießt an Leonhards Seite noch den weiten Blick über das Land und entdeckt dabei ihre Stelle am Ufer. "Da unten ist Stelle, wo Leonhard und Uuma waren an Wasser!" ruft sie, geht aber eine Weile später mit ihm mit, als er unter Deck geht. Dabei läßt Leonhard sich von ihr den Weg in den Salon des Schiffes zeigen, das Uuma erst bei dieser Fahrt richtig bewundern kann. Uuma sieht jetzt erst bewußt die vielen Schnitzereien überall an den Balken, die Leonhard sich genau ansieht und hin und wieder staunend bewundert.

Nach einer leckeren Suppe, in der große Fischstücke dicht gedrängt schwimmen wird Uuma müde. Sie sitzt noch eine Weile neben Jolanthe und zeigt ihr auch ihre Strickerei, doch dann fragt sie Alwine, wo sie sich etwas ausruhen kann. "Uuma du kannst wieder in die Koje steigen in der du auf der Hinfahrt schon geschlafen hast," ist Alwines freundliche Antwort und Leonhard horcht neben ihr auf. "Wenn du gestattest begleite ich dich Uuma. Ich würde mir gerne das Schiff noch weiter ansehen und auch ein kleines Mittagsschläfchen halten."

Uumas verblüfftes Gesicht läßt Henrys Vater lachen, doch sie nickt und hakt sich in seinen Arm ein, den er ihr reicht und gemeinsam gehen sie durch das Schiff zu der Kabine, die er sich überrascht ansieht und etwas von gemütlich und größer als er dachte spricht. "Würde es dich stören wenn ich mich auf der anderen Koje ausstrecke?" fragt er lächelnd und Uuma schüttelt kichernd den Kopf, denn es ist nicht das erste Mal, daß er im Zimmer ist wenn sie ruht und muß an die Nacht denken, in der Bassu das Gut verlassen hat.

Sie weis nicht wie lange sie geschlafen hat, aber sie fühlt sich wieder besser als sie aufsteht und nach Leonhard schielt, der ausgestreckt, aber wach in der Koje liegt, in der Marie auf der Hinfahrt geschlafen hat. "Leonhard nicht schlafen?" fragt sie mit einem vielsagenden Blick und kichert wieder.

Sie kommen noch früh genug an Deck, um gemeinsam mit Henry die immer näher kommenden Stadt Talyra zu sehen. Uuma schaut dabei immer wieder in die Segel über ihr, die voll aufgebläht den Wind einfangen, der in den Seilen Pfeift und an den großen weißen Segeln zerrt. Manches Mal knarrt und ächzt das Holz des Schiffes, aber der Kapitän scheint den heulenden Wind voll zu nutzen und mit einer scheinbaren Leichtigkeit das Schiff zurück nach Talyra zu steuern. Uuma sieht jedoch an dem Gesicht des Nordmannes die Konzentration mit der er seine Augen mal zu der dunklen Front, mal zu den Segeln und dann wieder zu seinem großen Steuerrad wendet, hinter dem er steht und immer wieder Befehle durch den Wind brüllt, die aus irgendeiner Ecke des Schiffes oder vom Mast, von einem seiner Männer wiederholt werden. Es ist für Uuma mächtig beeindruckend.

Schnell nähern sie sich der Stadt, die selbst von hier oben groß aussieht und die Dächer sind bald deutlich zu sehen. Ein großer Bau fällt ihr besonders auf, mächtig und mit dicken Mauern und Türmen und auf den Mauern oben gehen Männer hin und her und Uuma fragt sich, was das ist, doch dann schwenken sie nach Süden und bald sieht sie Henrys Pferde unten auf den Koppeln. "Da! Da!" ruft sie aus. "Da seien Pferde von Henry!" Ihre Begeisterung ist nicht zu bremsen und am liebsten würde sie sich beim Aufsetzten des Schiffes mit ihrem Seil hinunter auf den Boden schwingen, aber sie weis, daß es die Männer nicht gerne sehen würden und verkneift es sich schweren Herzens, denn sie möchte niemanden erschrecken oder gar verärgern.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 05. Mai 2005, 00:01 Uhr
Die letzte Fahrt Orga von Roßsteins mit der "Windkind" ist eine traurige, nichtsdestotrotz aber sehr erhabene Reise. Das Windschiff trägt seine Passagiere sicher über die Weiten des Larisgrün, das sich wie ein grüner Teppich schier endlos vor seinem Bug erstreckt.

Der Nordmann steht sinnend an der Reling und denkt an das letzte Mal, da er diese Fahrt zusammen mit seiner Frau, mit Orga und Henry und der übrigen Besatzung gemacht hat. Damals hatte ebenfalls die Sonne auf das Larisgrün herabgeschienen, hatte es in seinen grüngoldenen Glanz getaucht und die Glieder der Reisenden mit ihren Strahlen erwärmt. Doch für Orga von Roßstein war diese Fahrt nach Verd die letzte große Reise gewesen, die sie hatte erleben dürfen. Zwar gleitet ihre sterbliche Hülle abermals auf unsichtbaren Schwingen dahin, aber ihre Seele befindet sich längst in einer anderen Welt. Sie kann den Wind nicht mehr auf ihren Wangen fühlen, nicht mehr das sanfte Auf und Ab des großen Schiffes spüren, nicht mehr den Wolken nachsehen, die über das Land segeln. Und mehr als einmal entringt sich Galrin ein tiefer Seufzer, als ihm seine eigene Vergänglichkeit bewußt wird.
Jolanthe weicht während der ganzen Fahrt kaum einmal von seiner Seite. Immer wieder huscht der Blick des Nordmannes zu seiner Gattin, die das gemeinsame Kind unter dem Herzen trägt. Und mehr als einmal nimmt Galrin seine Frau in den Arm, hält sie fest und wünscht sich von Herzen, sie wären schon wieder in Talyra.

An Bord geht sonst alles seinen gewohnten Gang, doch die Mienen der Männer und Frauen sind ernst, und selten spricht jemand mehr, als nötig ist. Die Mannschaft ist aufeinander eingespielt, meist bedarf es nicht einmal eines Wortes, sondern man verständigt sich mit Gesten. Jeder Knecht weiß, wann er welche Arbeit zu tun hat, und jeder verrichtet sie gewissenhaft.
Neben dem Sarg der Lady von Roßstein halten stets zwei Matrosen die Totenwache, diese Order hat Galrin seinen Mitarbeitern gegeben. Die gute Bekanntschaft, wenn nicht gar Freundschaft, die seine Frau und ihn mit Orga verbunden hat, überdauert den Tod und zeigt sich in diesen Stunden noch einmal mit aller Macht.

Als schließlich Verd am See in Sicht kommt, senkt sich die "Windkind" langsam, bis sie schließlich nur noch dreißig Schritt über dem Boden schwebt. Ihr dunkler Schatten kriecht langsam über die Koppeln und Gebäude des Verder Gutes. Schließlich bleibt das Windschiff stehen und wirft Anker. Mit einem hohlen Geräusch, als falle ein silberner Pokal zu Boden, bohrt sich der schmiedeeiserne Haken in den Boden. Ein letztes Spannen des Ankertaus, dann liegt der hölzerne Gigant still.

Auf dem Gut selbst hat man bereits durch einen Botenvogel erfahren, was geschehen ist. Die Mägde und Knechte auf dem Gut erwarten das Windschiff in stiller Trauer, und als sich die Bodenluke öffnet, um zunächst Jolanthe, Leonhard und Galrin, anschließend die vier Normander und den Ebenholzsarg auf den Boden hinabzusetzen, bricht so mancher Untergebener der Familie von Roßstein in Tränen aus.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 06. Mai 2005, 22:28 Uhr
Das Schiff steigt in die Luft, Jolanthe steht an der Reling und lässt sich den Wind durch die Haare wehen. Tränen fließen stumm über ihre Wangen und werden vom Wind in die Weite getragen. Nur kurz hat Jolanthe Orgas Leiche gesehen, doch der Anblick hat sich tief eingebrannt. Sie hat Orga so sehr gemocht, immer war diese so freundlich zu ihr gewesen. Und nun... nun sollte sie sie nie wieder sehen, nie mehr mit ihr sprechen... Der Kloß in ihrem Hals wollte nicht verschwinden und trübsinnig stützt sie die Arme auf die Reling und schaut in die grauen Regenwolken am Horizont. In diesem Moment ist ihr Kind besonders bewusst. Ein Leben zieht dahin, das andere ist auf dem Weg... Sie hofft nur, dass Orga ihren Frieden gefunden hat.
Sie hört Galrins Schritte hinter sich, dreht sich aber nicht um. Als er liebevoll und tröstend die Arme um sie legt seufzt sie und lehnt sich an ihn. Sie dreht sich um und vergräbt ihren Kopf in seiner wärmenden Schulter. Ihre Tränen benetzen seine Kleidung. Zärtlich schließt er seine Arme um sie und wie so oft in den letzten tagen denkt sie: "Ich bin so froh, dass ich dich habe! Ich möchte dich nie verlieren!" In ihrem tiefsten Innern weiß sie, dass auch Galrin einmal sterben wird und zwar höhst wahrscheinlich vor ihr. Fast verflucht sie ihre elbischen Gene, die sie langsamer altern lassen als normale Menschen. Sie hat angst vor dem unsagbaren Schmerz, könnte sie die Trauer überhaupt ertragen? Doch sie verdrängt den Gedanken und schmiegt sich noch dichter an ihren Mann und ist dankbar für jede Minute die ihr mit ihm geschenkt wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 08. Mai 2005, 05:42 Uhr
Mit derselben Disziplin wie in Talyra, und ebenso schweigsam wie zu Beginn der Fahrt, tragen die vier Normander den Sarg aus dem Aufzug und zum Hauptgebäude hinüber, wo er ebenfalls noch einmal aufgebahrt wird. Ein jeder der vier Sargträger verneigt sich noch einmal vor dem schwarzen Ebenholzgehäuse mit seinen goldenen Verzierungen, und erweist der Herrin von Roßstein damit die letzte Ehre, bevor sie das Haus verlassen und zur "Windkind" zurückkehren.

Für Orga ist diese letzte Reise mit dem Windschiff vorbei. Doch die Rückfahrt steht Galrin und Jolanthe noch ins Haus. Mit Rücksicht auf seine Frau entscheidet sich der Kapitän gegen ein weiteres Verweilen auf dem Verder Gut. Er möchte nicht, daß die empfindsame Halbelbe zusehen muß, wie man den Sarg mit ihrer Freundin darin in den Boden versenkt.
Doch bevor er und Jolanthe mit dem Aufzug wieder nach oben fahren, übergibt der Nordmann dem Vater Henrys ein schwarzes Tuch: Die Trauerflagge der "Windkind", die während der Fahrt von Talyra nach Verd am Masttop wehte.

"Wenn Ihr wollt, so behaltet die Flagge.", sagt Galrin mit bedrückter Stimme, "Wenn Ihr das nicht wollt, so legt sie zu Eurer Schwiegertochter, oder verbrennt das Tuch, damit es in den Himmel steigen soll, frei wie Orgas Seele. Ich überlasse es Euch. Was Ihr damit auch anfangt, es wird das Richtige sein."

Ein letzter Händedruck, ein kurzes Nicken. Der Nordmann weiß genau, was in Leonhard von Roßstein in diesem Moment vorgeht, und so will er ihm diesen Abschied nicht auch noch schwer machen. Auch Jolanthe steigt, nachdem sie Leonhard Auf Wiedersehen gesagt hat, in den hölzernen Aufzugkorb, der anschließend mit ihr, ihrem Mann und den vier Knechten wieder zu dem fliegenden Schiff empor gezogen wird. Kurz darauf fallen die Segel der "Windkind", und der hölzerne Riese dreht den Bug gen Osten, wo hinter Hügeln und Wäldern die mächtige Stadt Talyra liegt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 08. Mai 2005, 22:57 Uhr
Still wie ein großer Vogel gleitet das Windschiff über die Stadt Talyra hinweg. Obwohl nach der Fahrt nach Verd keinem an Bord der Sinn danach steht, das Inarifest noch ausgelassen zu feiern, so möchte die Mannschaft doch einen Blick auf die Feiernden werfen. In den Straßen und auf den Plätzen brennen bei Einbruch der Dunkelheit Hunderte und Aberhunderte von Fackeln und Kerzen, Öllampen und Laternen, und erhellen die Gassen und Wege Talyras mit flackerndem Schein.

Der Blick von der Reling streift, soweit er reicht, über ausgelassene Menschen hin. Vergnügtes Rufen, Lachen und Musik steigt zu den Luftfahrern herauf und macht denen, die um Orgas Tod wissen, die Herzen schwer. Jolanthe und Galrin stehen zusammen am Bug des fliegenden Schiffes, halten einander im Arm und versuchen sich gegenseitig Trost und Wärme zu spenden. Die Gegenwart der geliebten Partnerin ist für den Nordmann auf eine wunderbare Weise beruhigend, und tief in seinem Inneren weiß er, daß sein Hiersein für Jolanthe ganz ähnlich wirkt.
Nachdem die "Windkind" zwei große Kreise über der Stadt beschrieben hat, dreht sie ihren Bug gen Süden und schwebt mit gebrassten Segeln auf die Werft zu. Dort landet das Windschiff schließlich sicher im Sand.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 27. Juni 2005, 13:25 Uhr
<- Die Schiffswerft am Ildorel

So schnell er kann, klettert Novo die Ankerkette hinauf. Bevor er jedoch die Reling des Vorderkastells erreicht, bemerkt er einen schwarzen Kater, dessen goldene Augen ihn anfunkeln und der die Stelle, an der sich der Junge hochziehen will, besetzt.
"Los mach dich weg", flüstert er ihm zu, doch der Kater rührt sich nicht und Novo wird langsam unruhig, da er Stimmen sich nähern hört.
"Nun mach schon" sagt der Junge eindringlicher, doch als der Vierbeiner sich wieder nicht rührt, versucht er ihn mit einer Hand beiseite zu schieben, um Platz zu schaffen. Der Kater faucht und schlägt mit einer Pfote nach ihm, bevor er zur Seite springt.
"Auuh" schreit Novo auf, als die Krallen rote Spuren auf seiner Haut zurücklassen. Er verliert fast den Halt, als er den Arm zurückzieht, doch bekommt er gerade noch rechtzeitig die Reling zu fassen und zieht sich daran hinauf. Endlich oben angekommen, hält er seinen verletzten Arm und schaut sich nach dem Kater um. Als er ihn erblickt, starrt er ihn düster an. Vorsichtig geht der Junge auf ihn zu, um einen weiteren Angriff des Katers vorherzusehen.
"Du Biest, ich werde dich..." sagt er, doch weiter kommt er nicht, denn die Stimmen, die er gehört hat, sind jetzt so nah, dass er sich hinter die Reling duckt, um nicht von unten gesehen zu werden. Während er die Werftarbeiter durch die Pfosten der Reling beobachtet, sieht Novo seine Chancen, dass Schiff zu erkunden, schwinden.
Sie haben mich bestimmt auf der ganzen Werft gehört. Warum muss auch gerade jetzt, wo alles so gut läuft, dieses Katzenvieh auftauchen?
Er dreht seinen Kopf ein wenig,  um zu schauen, was sein Angreifer im Moment gerade macht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 27. Juni 2005, 20:15 Uhr
Inzwischen hat sich die Lage auf dem Vorderkastell zugespitzt. Novo hat mit seiner Vermutung durchaus recht. Der Schmerzensschrei des Jungen, als die Krallen des Katers seine Haut geritzt hatten, war laut genug gewesen, um die Besatzung aufzuscheuchen. Bargan, der bullige Geschützmeister der "Windkind", hat gerade mit zwei weiteren Männern Dichtungsmaterial an Bord gebracht, um den Innenraum des Schiffes gegen Regen und Zugluft zu schützen. Als die Stimme des Jungen über das Deck hallt, zögert der Mann nicht, denkt er doch, daß ein Kamerad in Schwierigkeiten ist. Umsomehr sind er und die beiden anderen Knechte, Asleif und Josko, erstaunt, als sie neben der Reling des Vorderkastells einen jungen Mann erblicken. Dieser hält sich den Arm und bedenkt den Kater Kirion mit einer finsteren Miene. Der Katze scheint der blinde Passagier ebenfalls nicht vertrauenswürdig. Mit hoch erhobenem Schwanz, Katzenbuckel und gesträubtem Fell beobachtet das Tier jede Bewegung des Jungen. Die Szene erscheint so surreal, daß Bargan nicht anders kann und in prustendes Lachen ausbricht.

"Seht Euch das an, Freunde!", lacht der Nordmann, "Wir haben einen blinden Passagier, und der Kater der Herrin hat ihn in die Enge getrieben." Währenddessen haben auch seine beiden Begleiter den erhöhten Standplatz auf dem Vorderkastell erreicht und mustern den Jungen mit ungeteilter Aufmerksamkeit und Neugierde. Mit einem kurzen Blick über die Reling überzeugt Novo sich davon, daß inzwischen auch unten neben der Ankerkette zwei Matrosen stehen, die ihm den Rückweg abgeschnitten haben. Gefangen. Der einzige Weg würde über die Takelage führen, aber es sind gut dreißig Schritt am Seil bis hinauf zum Mastkorb. Keine leichte Kletterstrecke, wenn auch möglicherweise zu schaffen.

In den Augen Bargans blitzt der Schalk, als er den tollkühnen Kletterer und Schoßlöwenbändiger anblickt und fragt: "Was hast Du hier an Bord verloren? Wolltest Du mitreisen oder etwas mitgehen lassen?"
Noch ehe der Junge antworten kann, hebt der Geschützmeister die Hand und für einen Moment verschwindet sein Lächeln, als er etwas Ernstes hinzufügt: "Überleg' Dir Deine Antwort gut, Junge. Ich kann Dir vieles verzeihen, aber keine Lüge."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 28. Juni 2005, 10:56 Uhr
Mit einem Mal hört Jolanthe Lärm und Gerufe von der Windkind. Leicht besorgt, aber vor allem neugierig eilt Jolanthe zum Schiff. Als sie das Schiff betritt, sieht sie die Mannschaft in einer Ecke um einen fremden jungen herum stehen. Kirion kommt ihr erhobenen Kopfes entgegen und springt auf ihre Schultern. Durch ihre gute Beobachtungsgabe nimmt sie sofort die Schramme an dem Arm des Jungen wahr und muss lächeln. Jolanthe weiß aber noch nicht, was sie von der Situation halten soll und hält sich unauffällig im Hintergrund und beobachtet einfach nur.

Der Junge scheint sich auf das Schiff geschlichen zu haben. Aufmerksam beobachtet sie ihn. Er wurde in die Ecke gedrängt und wirkt wie ein eingesperrter Vogel. Sie spürt mitleid mit ihm und Erinnerungen steigen in ihr auf. So war sie auch gewesen. Ein Leben in der Wildnis und in den Städten möglichst unauffällig, immer misstrauisch anderen menschen gegenüber und sich von keinem die Freiheit nehmen lassen!
gespannt beobachtet sie die Szene und fragt sich, was der Junge wohl machern wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 28. Juni 2005, 14:00 Uhr
Plötzlich hört Novo Geräusche im Rumpf des Schiffes und drei Männer betreten das Deck. Im ersten Moment starrt der Junge die breitschultrigen Nordmänner nur an und vergißt dabei sogar, auf den Kater zu achten. Enttäuschung macht sich auf seinem Gesicht breit.
Jetzt geht alles schief. Dabei bin ich doch so gut über die Werft gekommen und hatte es fast geschafft.
Als die Matrosen laut loslachen, glaubt Novo, noch eine Möglichkeit zu haben, zu fliehen. Er schaut über die Reling und stellt fest, dass der Weg zurück auch versperrt ist. Bevor er weiter darüber nachdenken kann, kommt jedoch einer der Männer auf ihn zu und fragt ihn, was er hier zu suchen hat.
Was soll ich ihm sagen? Das ich mir das Schiff anschauen und herausfinden wollte, warum es fliegen kann?
Sein Gegenüber scheint nicht allzu verärgert zu sein, doch wer kann das schon genau wissen.
Vielleicht will er mich auch nur dazu bringen, dass ich selbst sage, dass ich hier eingedrungen bin, damit es alle anderen auch hören und er mich zur Steinfaust bringen kann.
Novo überlegt hin und her. Hier auf dem Schiff kann er nicht davonlaufen. Irgendetwas muss er sich überlegen, damit dieser Nordmann nicht wütend wird und ihn ziehen läßt.
"Ich,..." beginnt er schliesslich, "ich, äh... muss eine Nachricht zum Kapitän bringen."
Als er noch einmal in Gedanken wiederholt, was sein Mund gerade ausgesprochen hat, ist der Junge genauso überrascht, wie es die anderen wahrscheinlich auch sind. Das war es eigentlich nicht, was er sagen wollte.
Aber es bringt mir Zeit, um mir etwas besseres zu überlegen.
Falsar hatte ihm einmal den Kapitän des fliegenden Schiffes aus der Ferne gezeigt. Er war keiner von den Männern vor ihm und soweit er sich erinnern kann, hat er ihn auch auf der Werft nicht gesehen.
Er schaut langsam zu dem bulligen Mann vor ihm auf, dann zu den beiden Matrosen neben diesem und fügt vorsichtig hinzu: "Aber wenn er nicht da ist, komme ich auch gerne ein andernmal wieder."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 28. Juni 2005, 17:07 Uhr
In diesem Moment betritt Jolanthe das Deck der "Windkind". Das unsichtbare Band, das sie mit Kirion verbindet, hat sie mit untrüglicher Sicherheit hierher geführt. Nun wartet die Halbelbe ab, wie es dem Jungen ergeht.
Dieser ist zur Zeit wirklich in einer unangenehmen Lage: Um sich herum vier Besatzungsmitglieder des großen Schiffes, der Rückweg über die Ankerkette durch zwei weitere Matrosen versperrt, und noch mehr Nordmänner auf dem Weg hierher. Auch wenn es zur Zeit nicht danach aussieht, als würde man ihn sofort an der Rahnock des Großsegels aufknüpfen, ist die Situation doch ziemlich heikel.
So versucht er es mit einer Notlüge.

Bargans Gesicht verdüstert sich, denn diese Geschichte schreit geradezu nach Ausrede. Wenn er etwas nicht ausstehen kann, dann ist es, für dumm verkauft zu werden. Und wenn das außerdem auch noch so ein halbes Hemd wie dieser Junge da versucht, dann bringt dies das Blut des Geschützmeisters erst recht in Wallung. Doch bevor er losbrüllen kann, was dem Rotzlöffel einfällt, hier das Märchen von Pyke und dem Feuerfuchs zu erzählen, steht Jolanthe neben ihm. Die Anwesenheit seiner Herrin bringt den aufbrausenden Nordmann rasch zur Besinnung und er verbeugt sich vor der Frau, die beinahe zwei Kopf kleiner ist als er.

"Herrin, Euer Kater hat diesen Eindringling aufgestöbert. Offenbar hat er sich an Bord geschlichen und behauptet nun, er habe eine Nachricht für Euren Gemahl."
Bargan blickt Novo und seine nasse Kleidung mißtrauisch an und knurrt: "Wobei mich jedoch stutzig macht, warum dieser... Bote... dann nicht einfach am Tor nach dem Herrn gefragt hat, sondern es nötig hat, auf der Seeseite durch den Ildorel zu schwimmen, um das Werftgelände zu betreten."

Jolanthe weiß, daß Bargan sehr wahrheitsliebend ist. So gutmütig er normalerweise ist: Wenn ihm jemand ins Gesicht lügt, und anschließend auch noch erwartet, damit durchzukommen, ist mit dem Geschützmeister der "Windkind" nicht mehr gut Kirschen essen.
Josko ist bei dieser Aktion bedeutend ruhiger geblieben und wendet sich nun seinerseits an die schöne Halbelbe: "Was sollen wir mit ihm machen, Herrin?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 30. Juni 2005, 11:13 Uhr
Jolanthe beobachtet den Jungen genau. Sie weiß genauso gut wie Bargan, dass der Junge lügt. Doch sie weiß auch, dass er das hier vor den Männern nie zugeben würde und dass sie so nie den wahren Grund erfahren würden. Sie überlegt. In Menschenjahren gesehen ist der Junge gar nicht so viel jünger als sie. Vielleicht fünf Jahre oder so. Und obwohl der junge den Männern trotzig entgegen blickt, sieht sie doch die Angst in seinen Augen. Es ist eine Notlüge, nicht kalte Berechnung.
Und wieder erinnert sie sich an Momente, in denen sie in ähnlichen Situationen gewesen war. Dies und ein bisschen Mitleid bringen sie dazu, dem Jungen ein wenig Zeit zu verschaffen. "Mein Mann ist im Moment nicht im Haus, müsste jedoch bald zurückkehren", wendet sie sich an den Jungen, "Du kannst solange im Haus mit mir auf ihn warten. Josko, begleite uns bitte", sagt sie dann mit einem bedeutungsvollen Blick an den Nordmann. Sie glaubt nicht, dass sie Schwierigkeiten mit dem Jungen haben wird, aber so ist jeglichem Fluchtversuch und Angriff vorgebeugt und sie fühlt sich sicherer.

Josko begleitet Jolanthe und den Jungen zum Haus, während sich die anderen Männer, teilweise etwas murrend über die milde Entscheidung der Herrin, wieder an die Arbeit machen.
Zwar hatte Jolanthe eben einen etwas kalt-höflichen Ton angeschlagen, doch dies nur, um sich vor Allem vor den Nordmännern Respekt vor ihrer Entscheidung zu verschaffen.  Nun, auf dem Weg zum Haus, lächelt sie dem Jungen aufmunternd zu und schlägt einen freundschaftlicheren Ton an: "Mein Name ist Jolanthe. Das hier ist mein Kater Kirion", stellt sie sich vor und zeigt auf Kirion, der immer noch auf ihrer Schulter sitzt und den Fremden misstrauisch beäugt. "Mit ihm hast du ja schon Bekanntschaft gemacht, wie ich sehe", meint sie lächelnd mit einem Blick auf seinen Kratzer, "Aber mach dir nichts draus. Er verteidigt gerne sein Revier und ist Fremden immer misstrauisch gegenüber.
Und wie heißt du?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Aug. 2005, 23:31 Uhr
Dem Jungen ist deutlich anzumerken, wie sehr er sich freut, mit ihnen allen auf Reisen gehen zu dürfen. Das Fernweh hat ihn gepackt, und zu unbekannten Ufern aufzubrechen, erscheint ihm als die Erfüllung seiner Träume.

Der Kartographin wird eine der beiden Kabinen im Bug, unmittelbar über dem Geschützdeck, zur Verfügung gestellt, Novo hingegen muß, zumindest solange die Familie Galrins mit an Bord ist, mit einer nichtsdestoweniger bequemen Hängematte im Mannschaftsraum vorlieb nehmen. Allerdings ist durch die Luken und Geschützpforten im Leib der "Windkind" die Sicht nach draußen möglich.

Kaum haben die beiden letzten Mitreisenden ihr Gepäck verstaut, da hebt auf dem fliegenden Koloss ein geschäftiges Treiben an. Taue werden aufgerollt, die Bodenluke des Aufzugraumes wird geschlossen und der Anker des Schiffes aufgeholt.
Ulfgar, der (aufgrund Gunnars Abwesenheit) für diese Reise den Posten des ersten Steuermanns und Galrins Stellvertreters übernommen hat, meldet das Schiff "klar zum Auslaufen". Und so setzt sich die "Windkind", nachdem ihre schneeweißen Segel gefallen sind und sich mit Wind gefüllt haben, langsam und majestätisch in Bewegung.

Die Werft wird rasch kleiner, man winkt von Deck und vom Boden aus den Daheimgebliebenen beziehungsweise den Reisenden zu, und während das Schiff über Talyra hinweg zieht, bemächtigt sich Galrins ein überaus erhabenes Gefühl: Wir sind wieder unterwegs, unterwegs zu neuen Gestaden, und wer weiß, wohin wir kommen und was uns dort erwartet.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 04. Aug. 2005, 22:31 Uhr
Maus ist freudig überrascht, eine Kabine ganz für sich alleine zugewiesen zu bekommen. Der Raum ist zwar klein, beinhaltet aber alles Nötige; eine schmale aber bequem aussehende Koje, darüber eine Tischplatte zum ausklappen und davor ein Stuhl, dessen Beine fest mit dem Boden verschraubt sind. An den Wänden über der Bettstatt sind niedrige Schränke angebracht, die man mit starken Riegeln sichern kann. Ragnarsson hat wohl nicht übertrieben, als er behauptete, dass die Windkind sich in etwa wie ein Schiff auf dem Wasser verhält. Bin mal gespannt, was passiert, wenn wir in einen Sturm geraten. Auch die Truhe, die sie vor Tagen schon zur Werft geschickt hatte und die in der Hauptsache warme, fellgefütterte Winterkleidung beinhaltet, wartet hier auf sie.

Sie hat gerade noch Zeit, ihren Seesack in einer Ecke zu verstauen, als von draußen Geräusche an ihr Ohr dringen, die darauf hindeuten, dass das Schiff gleich – nun -  in Luft! -  stechen wird. Sie verlässt eilig die Kabine und gesellt sich, da sie der eifrig tätigen Mannschaft nicht unnötig im Weg stehen möchte, zu der kleinen Gruppe von Passagieren, hauptsächlich Mitgliedern der Familie Ragnarsson, die sich am Heck des Schiffes eingefunden haben, um der Werft einen letzten Abschiedsgruß zu entbieten. Als sich die großen, weißen Segel entrollen, scheint ein kurzes Zittern die Windkind zu überrollen, dann setzt sich das Schiff mit der Eleganz einer reifen Matrone in Bewegung.

Für eine kurze Weile gibt sie sich dem unbekannten und, wie sie zugeben muss, erregenden Gefühl des Fliegens hin. Dann reißt sie sich widerwillig von dem atemberaubenden Ausblick auf die immer kleiner werdende Landschaft unter ihr los. Denk an Deine Pflicht! Ein kurzes Seufzen, dann kräuseln sich ihre Lippen zu einem reizenden, kleinen Lächeln, das ihre Grübchen voll zur Geltung bringt. Derart bewaffnet und mit einem neugierigem, stauenden Ausdruck in den Augen beginnt sie, die Mannschaft der Windkind näher in Augenschein zu nehmen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 05. Aug. 2005, 14:17 Uhr
Derselbe Nordmann, der Kilara und ihn zum Kapitän gebracht hat, führt Novo nun unter das Deck. Der Mannschaftsraum ist voll und laut, als dem Jungen eine Schlafgelegenheit zugewiesen wird. Ganz hinten, an einer Ecke am Heck kann er den Seesack, den ihm Kilara mitgegeben hat, an einem Haken unter der Hängematte befestigen. Seine alten Stiefel und die Decke hängt er ebenfalls daran.
"Hey", spricht ihn der Seemann an, der neben ihm nächtigen würde, "bist  bist du der neue Junge vom Smutje?"
"Nein, ich bin ein Passagier", antwortet Novo etwas überrascht.
"Wenn das nicht wieder nach einer Lüge riecht", hört er plötzlich eine Stimme von etwas weiter hinten brummen. "Den Alten und seine Frau magst du vielleicht um den Finger wickeln können, doch hier unten wird es dir nichts nützen Märchen zu erzählen." Es wird etwas leiser in dem Raum, als der grimmmig dreinschauende Mann etwas näher herantritt. Sofort erkennt Novo das Gesicht des Geschützmeisters Bargan wieder.
"Ich habe nicht gelogen", antwortet Novo trotzig. Obwohl das stimmt, sieht er sich trotzdem nach einem Fluchtweg hinauf auf das Deck um. Wie soll ich nur die Reise überstehen, wenn ich ihm ständig über den Weg laufen werde.
"Also ich glaube ihm", kommt ihm sein Nachbar allerdings zur Hilfe, bevor der Geschützmeister etwas sagen kann. "Schau ihn dir doch an, Bargan. Hat bestimmt sein letztes Hemd gegeben, um mitkommen zu dürfen." Ein Lachen läuft durch den Raum, nur die Miene des Angesprochenen bleibt wie versteinert und seine Augen bleiben auf den Jungen gerichtet.

Dann jedoch ertönt plötzlich von oben ein "Alle Mann an Deck" und Bewegung kommt ihn die Mannschaft. Schon nach kurzer Zeit bleibt Novo allein zurück. Doch auch er zögert nicht lange damit hinaufzugehen, schliesslich will er die Abfahrt der Windkind nicht verpassen.
Wieder an Deck schaut er sich in dem hektischen Treiben kurz um. Doch dann geht er zum Bug des Schiffes. Dort auf dem Vorderkastell würde er die beste Sicht haben auf alles Neue, an dem sie vorbeifliegen würden.
An die Reling gelehnt, hört Novo hinter sich die Rufe der Mannschaft, das Surren der Taue und das Flattern der Segelbahnen. Träge wiegt sich das Schiff im Wind, während Novo hinunterschaut. Den Hafen kann er dort erkennen und den Strand und ein Stück weiter die Stelle an der er Jorun getroffen hat.
Für einen Moment denkt er an die junge Frau und fragt sich, ob sie gestern Erfolg bei ihrer Suche nach Arbeit gehabt hat. Doch schon bald wird Novos Aufmerksamkeit wieder von dem Ausblick gefangengenommen. Höher und höher steigt die Windkind. Auf der einen Seite sieht der Junge den Ildorel, dessen Wasser in der Sonne glitzert. Auf der anderen Seite dagegen erstreckt sich das Larisgrün und ausser dem, auf einem Hügel liegenden, Talyra ist bis zum Horizont nichts weiter als das endlose Grün der Bäume zu erkennen. Er ist sich sicher, dass er diesen Wald nie zu Fuss hätte durchqueren können, doch nun würde er sehen, welche Länder dahinter liegen.
Obwohl Novo schon immer davon geträumt hat, einen solchen Überblick über das Land zu haben, kribbelt es doch jetzt in seinem Bauch. Ob es die Angst vor der Höhe ist, oder die Freude darauf, was ihn in den nächsten Tagen erwarten wird, kann er jedoch nicht sagen. Angestrengt hält er Ausschau nach allem Neuen, was am Horizont auftauchen könnte.

Irgendwann, der Junge kann nicht genau sagen, wieviel Zeit vergangen ist, fällt plötzlich ein Schatten auf ihn. Er bemerkt, dass jemand neben ihn getreten ist und wendet den Kopf. Kilara steht neben ihm. Nur kurz schaut er sie an und blickt dann wieder auf das Land unter ihnen. "Findest du, dass es nicht einfach wundervoll ist?", sagt er schliesslich. "Ein bisschen fehlt mir das Wasser, aber wie weit man hier schauen kann..." Einen Moment schweigt er, doch dann fährt er fort: "Kennst du die Namen von all den Flüssen und Wäldern und Bergen dort unten? Wie heisst der da unten?" Er zeigt auf ein grünblaues Band, welches sich träge Richtung Ildorel schlängelt. Dabei fällt ihm allerdings noch etwas anderes ein. Es ist alles so schnell gegangen. Gestern wußte ich noch nichts davon und jetzt bin ich schon mit dem fliegenden Schiff auf Reisen. Dabei weiß ich doch das wichtigste noch gar nicht. Er wendet sich zu der Frau neben ihm und stellt eine weitere Frage: "Wo fliegen wir eigentlich hin?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 05. Aug. 2005, 22:47 Uhr
Für eine erste Einschätzung der Mannschaft reicht ihr ein kurzer Spaziergang über das Vorderdeck. Sie registriert jeden Blick, ob nun freundlich, verächtlich oder auch nur gelangweilt, den man ihr zuwirft und in ihrem Kopf nehmen die noch wagen Umrisse eines Planes Gestalt an. Eine Zeitlang verweilt sie in der Nähe des dunkelhaarigen Normanders, Ulfgar mit Namen, der am Steuer der Windkind steht. Der Mann winkt sie freundlich näher und erlaubt ihr sogar, ihre Hände auf das herrlich gemusterte, glatte Holz des Steuerrades zu legen. Für einen Augenblick löst er seinen eigenen Griff und Maus schwelgt in dem herrlichen Gefühl, das Luftschiff eigenhändisch zu lenken. Vielleicht sollte ich es doch besser klauen denn zerstören!

Die Anwesenheit einer Frau wie ihr könnte auf einem Schiff voller ardunischer Männer verheerende Folgen haben, doch das Blut in den Adern ihrer östlichen Nachbarn fließt kälter oder vielleicht sind sie auch einfach pflichtbewusster als die sinnesfrohen Menschen an den Küsten Arduns. Sie wird hier vorsichtiger vorgehen, vielmehr die Ritterlichkeit  und den Beschützerinstinkt der Männer ansprechen müssen als ihr Begehren, um ihre Sympathie und Unterstützung zu erringen. Aber mach Dir nichts vor, Maus. Wenn sie je erfahren, wer und was du bist, werden sie dich zerreißen wie wilde Tiere! Maus verabschiedet sich mit einem kleinen Lächeln von dem baumlangen Nordmann und macht sich auf die Suche nach Novo.

Sie findet ihn schließlich auf dem Vorderkastell, wo er mit einem entrückten Gesichtausdruck dem Horizont entgegen starrt. Als sie sich neben ihn stellt, blickt er auf und die Gedanken, die ihm wohl seit dem frühen Morgen im Kopf herumspuken, sprudeln über seine Lippen und gipfeln in der einen Frage, der wichtigsten überhaupt >> Wo fliegen wir eigentlich hin?<<

Maus lächelt und ertappt sich bei dem Wunsch, dem Jungen über den zerzausten Schopf zu streichen. „Wir fliegen nach Norden, Novo, in Richtung  meiner Heimat und von dort aus immer weiter, bis über die Grenzen der bekannten Welt hinaus.“ Zumindest ist das Ragnarssons Plan. Mal sehen, wie weit ich ihn kommen lasse!. Sie blickt ihm in die Augen, in denen sich Erstaunen mit ein klein wenig Furcht mischt. „Schau mich nicht so an wie ein Kaninchen in der Falle den Jäger. Ich passe schon auf dich auf! Hast du den Inhalt des Seesackes gesichtet, den ich Dir gegeben habe? Darin findest du alles für den Augenblick notwendige. Und bevor wir die kälteren Regionen erreichen, haben wir noch hinreichend Gelegenheit, deine Ausrüstung zu vervollständigen.“  Sie beugt sich weit vor über den Rand der Reling hinweg. „Siehst du dort unten, dass ist immer noch das Grünwasser der nördlich von Talyra fließt aber wir werden bald nach Osten abbiegen und dem Nordufer des Ildorel bis ganz hinauf zur Großen Nordstraße folgen. Dann geht es weiter nach ....  “  Mit ruhiger Stimme fährt sie fort, Novo die Stationen der Reise zu erklären, wie sie ihr von Ragnarsson beschrieben wurden. Langsam verschwindet der blasse Ausdruck um seine Nase und die unverwüstliche Neugierde des Jungen gewinnt wieder die Oberhand. Mit leuchtenden Augen folgt er ihren Ausführungen und Maus kann förmlich sehen, wie er sich die fremden Städte und Länder ausmalt, von denen sie ihm erzählt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 08. Aug. 2005, 14:54 Uhr
Über die Grenzen der bekannten Welt hinaus? Novo weiss nicht so richtig, was er davon halten soll. Es klingt gefährlich, viel gefährlicher als er es sich wünscht, für sein erstes großes Abenteuer. Eigentlich würde es mir reichen, wenn wir die bekannte Welt einmal überfliegen würden. Die großen Städte, Wälder und Gebirge, gibt es da nicht genug zu sehen? Unsicher, ob es richtig war, auf diese Reise mitzukommen, blickt er zu Kilara. Dann jedoch erzählt sie ihm, was sie demnächst erwarten wird. Er stellt sich die dichten Wälder vor und die schneebedeckten, feuerspeienden Berge. Es gefällt ihm, Kilara zuzuhören, während sie alles erklärt. Er glaubt, dass er nach ihren Beschreibungen bestimmt alles wieder erkennen wird. Und fast scheint es ihm, als würde sie ganz Roha kennen, wenn sie hier und da eine kurze Erklärung oder eine kurze Geschichte zu einem bestimmten Ort erzählt. Nur das Meer sieht in seinem Kopf genauso aus wie der Ildorel. Kann er sich doch nicht die hohen, an die Küste schlagenden Wellen vorstellen.

Als Kilara aufgehört hat zu reden, hängt Novo noch einen Moment seinen Gedanken nach. Schliesslich fällt ihm auf, dass die Frau einen Punkt der Reise nicht beschrieben hat.
Er weiß, dass sie bereits viel erzählt hat und dass es deshalb vielleicht besser wäre mit der Fragerei aufzuhören. Trotzdem wendet er den Kopf in ihre Richtung, um noch einmal zu einer Frage anzusetzten, überlegt es sich dann aber anders. Einen Moment später rückt er aber doch damit heraus: "Was gibt es denn hinter den Grenzen der Welt, dass wir dorthin müssen? Können wir nicht einfach irgendwo unterwegs anlegen und dort bleiben? Zum Beispiel in Ardun. Da könntest du mir zeigen, wo du aufgewachsen bist. Meine Heimat im Hafen von Talyra kennst du ja schon."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 09. Aug. 2005, 22:46 Uhr
Maus hatte eigentlich gedacht, dass Novo gerade das Unbekannte, Abenteuerliche an der Reise fesseln wird, aber stattdessen redet er von Ankommen und von Heimat. Dinge, von denen der Bengel ihrer Meinung nach kaum etwas wissen kann. Und wieder spürt sie die altbekannte Mischung aus Sehnsucht und Wut in sich aufsteigen, die sie immer überkommt, wenn sie an Ardun denkt.

Heimat! Pah!

Ein kleines elendes Fischerdorf im äußersten Osten Arduns, über das ewig der Geruch von gedörrtem Fisch liegt. Wo die salzige Luft sich wie eine Kruste über die Gesichter der Menschen legt und sie weit vor ihrer Zeit altern lässt. Wo man ausgeliefert ist der Willkür der Gezeiten, der Stürme, der Strömungen und dem Landadel dies- und jenseits der Grenze, der sich einen Spaß daraus macht, kleine, feingliedrige Fischermädchen zu jagen…

Oder aber ist es Cap Ardun. Stolze Stadt mit goldverzierten Kuppeln, die selbst der Sonne Konkurrenz machen. In der jedes Beisammensein ein Fest und jedes Fest ein Ereignis ist und wo getanzt und gelacht und geschäkert wird um die Leere zu übertönen, die im Herzen wohnt. Wo kleine, feingliedrige Fischermädchen zu exotischen Schönheiten avancieren. Wo das Herz des Reiches schlägt hinter den hohen Mauern der Herrscherburg …

Die Steppe vielleicht. Endlose Weiten sich wiegendes Gras unter jagenden Wolken. Wo die Pferdeherren mit ihren Herden ziehen und ein Fohlen aus nobler Zucht weit mehr zählt als ein Menschenleben …

Oder doch eher die fruchtbaren Bergtäler Edolas. Dort wo Apfelbäume sich schwer unter ihrer Last beugen und der Bernsteinwein in der Dunkelheit der Kavernen reift. Wo das Leben schön und die Staatsmacht fern ist. Wo Verrat geplant wird unter Sommerranken und wo kleine, feingliedrige Fischermädchen …Nein! Schluss damit!

Mit einer bewussten Willensanstrengung drängt Maus die düsteren Bilder zurück. Das alles ist Ardun und doch – soviel mehr! Musik und Tanz und Wärme. Der Geschmack von Binjad und frischem Jambek. Menschen, die es verstehen, den Augenblick zu leben ohne Gedanke daran, was war und was kommen wird. ´Sas´trow´-´Ich lebe noch´ als Gruß, als Trinkspruch, zu jeder Gelegenheit. Kann man überhaupt leben außerhalb von Ardun?  

Nein, sie ist sich nicht so sicher, ob sie ihre Heimat nun liebt oder hasst. Das einzige was sie weiß ist, dass sie ihr Land schützen wird mit jeder Faser ihres Seins und um jeden Preis.

Endlich wendet sie sich müde lächelnd an Novo. „Es ist Essenszeit, denke ich. Du bist doch bestimmt schon hungrig, Novo. Lass uns schauen, wo die anderen geblieben sind.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 10. Aug. 2005, 13:23 Uhr
Die Landschaft wirkt wie ein bunter Teppich, als das Windschiff mit seiner Besatzung darüber hinweg segelt. Felder und Wiesen liegen ausgebreitet da, und der Händler, der mit seinem Fuhrwerk von Talyra aus nach Norden rumpelt, sieht von oben so klein wie ein Spielzeug aus.
Das fliegende Schiff folgt der Straße in Richtung Wegesend, leicht wie eine Frühlingswolke und doch mit der Unbeirrtheit einer ziehenden Heerschar. Und immer wieder kann man von hier oben die wunderlichsten Dinge entdecken. Die Menschen auf der Straße und die Tiere im Larisgrün sind ja nun nichts Besonderes. Doch die moosbewachsene Ruine eines längst vergessenen Turmes mitten im Wald, die wie ein warnender Finger zu den Luftfahrern emporragt, übt besonders auf Novo eine geradezu magische Anziehungskraft aus.

Schließlich erreicht die "Windkind" Wegesend, und auch wenn Galrin weiß, daß der Handelsweg am Nordufer des Ildorel häufiger benutzt wird, ist ihm doch so, als würde er einen Teil der ihm so lieb gewordenen Zivilisation hinter sich zurücklassen. Das Ruder wird nach Steuerbord gelegt, und vom kräftigen Westwind geschoben gleitet der hölzerne Riese nach Osten.
Inzwischen hat sich Alwine in ihrem Kombüsenreich darum gekümmert, ihren Mitreisenden eine kräftigende Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Der Duft, der durch den Speiseraum im Zwischendeck zieht, läßt der Mannschaft das Wasser im Munde zusammenlaufen. Gebackene Forellen, die vor kurzem noch munter im Grünwasser schwammen, kommen auf den Tisch. Dazu gibt es Hirseküchlein und eine würzige Sauce.

Während sich die Freiwache, zu der auch Kilara und Novo gehören, schon zu Tisch setzt, halten sich Jolanthe und ihr Mann noch in ihrer Kajüte auf. Die Halbelbe sitzt, Cianna an der Brust und Kirion zu ihren Füßen, in einem bequemen Sessel, während Galrin mit Erik auf den Armen durch das Zimmer geht und sich bemüht, seinen Sohn zum Einschlafen zu bewegen. Unglücklicherweise denkt der Letztgenannte gar nicht daran, seinem Vater diesen Gefallen zu tun. Stattdessen wird munter drauflos gekräht und mit den Ärmchen gerudert, als wolle der junge Erik Galrinsson davonfliegen. Erst als der Kapitän, als letztes Mittel in der Not, ein Kinderlied aus seiner Heimat anstimmt, beruhigt sich der Zappelphillip auf seinem Arm. Sinnend betrachtet Galrin seinen Sohn, bevor er seine Frau ansieht: "Er hat sich in den Schlaf geflüchtet, um meinem Gesang zu entgehen. Das hat es also mit den Wiegenliedern auf sich."

Jolanthes glockenhelles Lachen läßt auch den Nordmann schmunzeln, bevor er, Erik mit dem rechten Arm haltend, den Zeigefinger der Linken an den Mund legt: "Schschsch... Ich habe es grade geschafft, daß der Quälgeist mal eingeschlafen ist. Also lassen wir ihn schlafen und gehen selbst essen. Ich habe Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf."
Die Halbelbe nickt, während sie die inzwischen gesättigte Cianna in ihre Wiege legt. Auch ihr Sohn wird in seinem Bettchen untergebracht, bevor Jolanthe sich lächelnd bei Galrin einhängt, ihrem Mann einen Kuß gibt, und anschließend gemeinsam mit ihm zum Speisesaal geht. Kirion indes rollt sich auf dem Bett der Beiden zusammen und döst. Als Schiffskater, dessen bevorzugte Tätigkeit die nächtliche Jagd auf Mäuse im Laderaum ist, kann er sich tagsüber ein wenig Müßiggang leisten.

Im Zwischendeck angekommen, wird das Paar von den Anwesenden begrüßt. Einer der Männer gibt einen Bericht über die derzeitigen Windverhältnisse und den genauen Kurs ab. Der Kapitän nickt dazu, bevor er sich die Mahlzeit schmecken läßt, die Alwine zubereitet hat. Zwischen zwei Bissen wendet er sich an Novo, der neben Kilara sitzt, und fragt: "Nun? Ist das Reisen so, wie Du es Dir vorgestellt hast?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 10. Aug. 2005, 21:52 Uhr
Als er sie nach ihrer Heimat fragt, scheint für Kilara der Augenblick gekommen den Blick in gedankenverloren in die Ferne zu richten. Als er in ihr Gesicht blickt, kann der Junge erkennen, wie sich die wechselnden Gefühle darauf wiederspiegeln. Doch dann sagt sie lediglich:„Es ist Essenszeit, denke ich. Du bist doch bestimmt schon hungrig, Novo. Lass uns schauen, wo die anderen geblieben sind.“

Etwas enttäuscht nickt Novo. Dann verlassen die beiden das Vorderkastell, um hinab in das Unterdeck zu steigen. Hier hat sich bereits der Teil der Mannschaft versammelt, welcher gerade nicht beschäftigt ist. Einige Hängematten wurden abgehängt um etwas Platz zum sitzen zu schaffen. Schnell sind die Teller von Alwine und einem blonden Küchenjungen gefüllt, so dass sich alle an die Tische setzen können.

>>Im Zwischendeck angekommen, wird das Paar von den Anwesenden begrüßt. Einer der Männer gibt einen Bericht über die derzeitigen Windverhältnisse und den genauen Kurs ab. Der Kapitän nickt dazu, bevor er sich die Mahlzeit schmecken läßt, die Alwine zubereitet hat. Zwischen zwei Bissen wendet er sich an Novo, der neben Kilara sitzt, und fragt: "Nun? Ist das Reisen so, wie Du es Dir vorgestellt hast?"<<

"Also ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich es mir vorgestellt habe", antwortet der Junge mit vollem Mund. "Ich dachte es würde irgendwie, wie ein Schiff segeln. Und das macht es ja auch. Naja zumindest ein bisschen. Nur das es alles so hoch oben sein würde, hätte ich nicht gedacht." Während er spricht, befreit er die Forelle geschickt von den Gräten. Nur ab und zu setzt er das Messer dazu ein. Seine Finger füllen Stück für Stück seinen Mund, der trotzdem ausgelassen weiter erzählt: "Auf jeden Fall hat man einen guten Ausblick von hier oben. Ich hoffe wir fliegen bald mal über ein paar Berge. Ich habe noch nie welche von nahem gesehen, aber ich hab schon ein paar Leute ihm Aal gehört, die gesagt haben, dass sie sehr schön sind." Er wischt seine Hände kurz an Hose und Hemd ab, greift jedoch bald wieder zu dem Fisch, um ein Stück davon in die Soße zu tunken, bevor er es verschlingt. Es freut ihn, dass er nette Zuhörer gefunden hat und so erzählt er munter weiter: "Ausserdem wäre es schön irgendwann auch mal da hinunter zu gehen. Alles kann man ja doch nicht von hier aus sehen, vor allem wenn auf dem Boden Wald ist. Da verdecken ja die Bäume alles. Mit diesem Korbdings ist das doch kein Problem, oder? Vielleicht können wir dann auch ein paar wilde Tiere entdecken, Bären oder Wölfe, wenn es die hier gibt..."

Obwohl Novo die meiste Zeit erzählt, seit sie sich gesetzt haben, ist sein Teller plötzlich leer. Nur ein paar Gräten und ein paar Reste der Soße sind übrig geblieben. Einmal mehr reinigt er seine Hände an seinem Hemd und schaut sich um. Als er in der Kombüse ein weiteres Tablett mit Hirseküchlein sieht, springt er auf. Schnell eilt er hinüber, um sich noch etwas Nachschub zu holen. Als er vor dem Blech zum Stehen kommt, springt plötzlich der blonde Küchenjunge auf und ruft ihm verärgert zu: "Hey, nimm die Finger weg, die sind für die zweite Wache." Er ist nicht viel größer als Novo und wahrscheinlich nur ein wenig jünger. Deshalb kümmert sich der schwarzhaarige Junge nicht weiter darum. "Ich hab aber noch Hunger", sagt er zur Entschuldigung und wendet sich zum Gehen. Der andere reisst ihn allerdings, am Arm festhaltend, zurück. "Leg das sofort wieder hin." Verärgert gibt Novo dem Blonden einen Stoß, so dass er in die von einem Querbalken herunterhängenden Pfannen und Töpfe stolpert. Im Geklapper geht Novos "Was soll das, sind doch genug da." fast unter.
Wieder kommt Novo nicht weit, als er endlich gehen will. Denn plötzlich stürzt sich etwas von hinten auf ihn und umschlingt ihn mit den Armen. Der Hirsekuchen landet auf den Boden. Wütend darüber versucht Novo sich zu befreien. Recht schnell verlieren die beiden Streithähne das Gleichgewicht und landen auf dem Boden. Einer versucht den anderen nun so festzuhalten, dass er sich nicht mehr bewegen kann. Doch da beide etwa gleich stark sind, wechselt das Schlachtenglück immer wieder, so dass sich mal der blondhaarige und mal der schwarzhaarige Junge obenauf befinden.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 10. Aug. 2005, 23:08 Uhr
Fisch! Ich hasse Fisch! Maus stochert lustlos in ihrer Forelle, als sie auf einmal durch ein lautes Scheppern aus ihrer Ruhe gerissen wird. Nach der Ursache für den Lärm Ausschau haltend, bemerkt sie, dass sich um den Eingang zur Kombüse eine Wand aus Leibern gebildet hat, die ihr jedwede Sicht versperrt. Die Geräusche, die aus dieser Richtung dringen, sind indes eindeutig Kampfeslärm. Nun, da scheint unser werter Kapitän ja doch noch einige Probleme mit der Disziplin an Bord zu haben  denkt sie mit einer Spur von Schadenfreude während sie sich ohne Hast erhebt, um die Angelegenheit näher in Augenschein zu nehmen. Irgendwie scheint sie hier jeder auf dem Schiff, ausgenommen vielleicht der Frau des Kapitäns und ihrer Babys, um mindestens eine Haupteslänge zu überragen. Aber manchmal ist geringe Körpergröße auch von Vorteil und so kann sie sich wie ein kleines Wiesel durch die aufgebrachte Menge quetschen. Als sie das letzte Hindernis, einen Normander in dem sie Ulfgar, den Steuermann erkennt, endlich umrundet, bietet sich ihr ein Anblick, auf den sie liebend gern verzichtet hätte.

In einem verschlungenen Knäuel von Armen und Beinen sieht sie Novo und einen blonden Jüngling, den Küchenjungen vermutlich, miteinander ringen, umkränzt von etwas, was aussieht wie die Überreste einer stattlichen Anzahl von Hirseküchlein. „NOVO! AUFHÖREN SOFORT!“ Ihrer Stimme gelingt es, zwar nicht ohne Mühe aber immerhin, das Keuschen der Jungen und das Gegröle der Männer ringsherum zu übertönen. Der so Angesprochene reagiert instinktiv und wendet seinen Kopf in ihre Richtung. Nur sein Gegner, der blonde Küchenjunge scheint wohl von der schwerhörigen Sorte zu sein und nutzt die Gelegenheit, Novo kräftig ins Ohr zu beißen. Der Junge heult daraufhin auf und beginnt seinerseits aufs Neue, seinen Gegner mit Faust- und Fußtritten zu traktieren. In Ordnung – so geht es also nicht! Anstatt noch mal die Stimme zu erheben, zieht Maus mit einer fließenden, durch die Jahre geübten Bewegung das Messer hervor, das sie unter ihrer Tunika in einer Lederscheide trägt. Sie wartet einen Augenblick, bis die Köpfe der am Boden Raufenden nur wenige Handbreit voneinander entfernt sind, dann wirft sie die Klinge, die sich zwischen den beiden Gesichtern einen ganzen Fingerbreit tief in das Holz des Bodens eingräbt.

Jetzt hat sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden Jungen, ebenso wie die aller anderen Anwesenden. In die plötzlich einsetzende Stille erklärt sie mit ruhiger, beinahe sanfter Stimme „Novo, du gehst jetzt sofort in meine Kabine und wartest da auf mich. Was Dich angeht junger Mann“ sie wendet sich nun an den Küchenjungen „es wäre ratsam, das nächste Mal genauer zuzuhören, wenn ich Dich um etwas bitte.“ Für einen Moment hält sie seinen Blick gefangen und gibt ihm damit Gelegenheit, die Eiskristalle ihrer Augen auf sich wirken zu lassen. Dann geht sie kurz in die Hocke, um das Messer mit ein paar ruckartigen Bewegungen aus dem Holzboden zu lösen und wieder an seinen angestammten Platz verschwinden zu lassen. Als sie sich dem Ausgang zuwendet, bemerkt sie seitlich des Einganges Ragnarsson. „Ich bedauere vielmals das Betragen meines Begleiters, Kapitän. Seid versichert, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird!“ Sie macht einen Schritt auf den Ausgang zu und sogleich bildet sich eine Gasse. Während sie den Speisesaal durchquert, spürt sie die Blicke der Männer mit einer Mischung aus fassungslosem Staunen und widerwilligem Respekt auf sich ruhen. Na ja, es war eh erforderlich sich hier ein wenig Ansehen zu verschaffen! Bevor sie den Speisesaal verlässt, wendet sie sich noch einmal in Richtung des Kapitäns „Was mein Verhalten anbelangt - ihr müsst wissen, ich hatte eine schwere Kindheit.“ Ungefähr jetzt kann sie sich ein Lächeln dann doch nicht mehr verkneifen.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Aug. 2005, 07:26 Uhr
Eine steife Brise treibt das Windschiff vor sich her, und der Himmel ist nicht mehr strahlend blau wie zuvor, sondern hat sich in eine bleigraue Substanz verwandelt, die von Kälte und baldigem Regen kündet.
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen steht Galrin am Ruder. Kurz zuvor hatte er Novo noch erklärt, daß man in einigen Tagen den Feuerbogen passieren würde, ein gewaltiges Gebirge, das den Dunkelwald von Ardun trennt, und daß er sich dann an Bergen satt sehen könne, soviel er wolle. Doch der Lärm, der aus der Kombüse zu ihm herauf dringt, läßt die fröhlichen Gedanken alsbald schwinden.

"Was in aller Welt..."

Galrin beendet seinen Satz nicht. Vielmehr befiehlt er einen Matrosen an das Ruder, um selbst nach der Ursache für den Krach zu fahnden. In der Kombüse und dem angrenzenden Speisesaal wird er schließlich fündig. Kilara kommt ihm zunächst entgegen und spricht davon, daß ihr Verhalten - der Kapitän weiß nicht, welches damit gemeint ist - in ihrer schweren Kindheit begründet liege. Doch die Aufklärung durch die übrige Mannschaft läßt nicht lange auf sich warten: Novo und Erlan, der blonde Küchenjunge, hätten sich geprügelt, weil Novo sich ungefragt von den Speisen für die zweite Wache genommen und Erlan ihm diese nicht zugestanden habe. Kilara habe daraufhin ein Messer zwischen die beiden geworfen, das hätte den Streit alsbald beendet.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht der Nordmann der Frau aus Ardun hinterher. Bei Vendis Atem, Kilara, war das Glück, ein meisterhafter Wurf, oder wolltet Ihr jemanden umbringen?, denkt der Schiffbauer, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Jungen zuwendet.
Halb zornig, halb belustigt blickt Galrin die beiden Streithähne an, die auf dem Boden sitzen und sich mühsam aufrappeln. Den Blessuren nach zu urteilen, die die beiden davon getragen haben, hat jeder sein Recht so teuer wie möglich verkauft. Dann sagt er: "Ich habe mehrfach gesagt, daß ich Zwietracht und gegenseitige Anfeindungen auf diesem Schiff nicht dulde. Das gilt für jeden, der mit mir segelt!"

Bei diesen Worten sieht der Kapitän seinen Geschützmeister an, der noch immer einen gewissen Groll auf Novo zu hegen scheint. Dieser kneift die Lippen zusammen, dann senkt er den Blick und nickt. Bei den nächsten Worten des Kapitäns ruhen seine Augen auf Erlan, der sich soeben ein Stück Hirsekuchen aus dem Blondhaar pflückt: "So arm, daß wir einem Hungrigen das Essen verweigern müssen, sind wir glücklicherweise noch nicht. Außerdem ist es mein Geld, das Ihr an Bord verfreßt, und nicht Deines. Nur eine Mannschaft, die satt ist, kann arbeiten. Verstanden?"

Erlan schluckt hart, dann nickt auch er. Indes wendet sich Galrin an den jungen Novo: "Und was Dich betrifft, mein Freund, so will Dir keiner auf dem Schiff verweigern, daß Du etwas ißt. Doch sollte klar sein, daß man zunächst fragt, bevor man sich etwas nimmt. Auch ich gehe nicht einfach an Deinen Seesack und stehle mir dort Deine Kleidung, nur weil mir grade kalt ist."
Für einen Moment heben sich die Lippen des Kapitäns zu einem Lächeln: "Außerdem würde ich sowieso nicht hinein passen." Dann jedoch wird der Schiffsbauer wieder ernst.

"Wenn nochmals Prügeleien an Bord vorkommen, wird derjenige, der den Streit angezettelt hat, mehr als genug Gelegenheit haben, sich die Tiere des Waldes aus der Nähe anzusehen, während er nach Talyra zurück läuft. Und dabei ist es egal, ob er nun schon zwei Jahre oder erst zwei Tage an Bord ist. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

Galrin wendet sich ab, doch für einen Moment dreht er sich noch einmal um und deutet auf die zerstampften Hirsekuchen: "Räumt diesen Saustall auf. Ihr seid auf der 'Windkind' und nicht auf einem verwanzten Fischerkahn." Dann verschwindet der Kapitän wieder nach oben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 11. Aug. 2005, 21:05 Uhr
Während er mit dem blonden Jungen ringt, hat Novo seine Umgebung völlig vergessen. Tritte und Schläge werden ausgeteilt und eingesteckt und er ist viel zu sehr damit beschäftigt nicht den Kürzeren zu ziehen. Erst als er endlich glaubt, die Oberhand zu gewinnen hört er plötzlich Kilaras Stimme, die "NOVO! AUFHÖREN SOFORT!" ruft. Er dreht sich um, doch als er deswegen seinen Kontrahenten aus den Augen läßt, nutzt dieser das sofort zu einer Attacke. Novo schreit auf, um sich erneut auf den Küchenjungen zu stürzen. Wieder wälzen sich die beiden auf dem Boden. Plötzlich zischt ein Messer durch die Luft und bleibt zwischen ihren Gesichtern im Boden stecken.
Novos Herz macht einen Sprung, denn er weiß, dass ihn das Messer sicher getroffen hätte, wäre es etwas früher oder später geflogen. Fast gleichzeitig lassen die beiden Jungen sich los und schauen ängstlich in die Richtung, aus der die Klinge kam.

>>Jetzt hat sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der beiden Jungen, ebenso wie die aller anderen Anwesenden. In die plötzlich einsetzende Stille erklärt sie mit ruhiger, beinahe sanfter Stimme „Novo, du gehst jetzt sofort in meine Kabine und wartest da auf mich. Was Dich angeht junger Mann“ sie wendet sich nun an den Küchenjungen „es wäre ratsam, das nächste Mal genauer zuzuhören, wenn ich Dich um etwas bitte.“ Für einen Moment hält sie seinen Blick gefangen und gibt ihm damit Gelegenheit, die Eiskristalle ihrer Augen auf sich wirken zu lassen. Dann geht sie kurz in die Hocke, um das Messer mit ein paar ruckartigen Bewegungen aus dem Holzboden zu lösen und wieder an seinen angestammten Platz verschwinden zu lassen. Als sie sich dem Ausgang zuwendet, bemerkt sie seitlich des Einganges Ragnarsson. „Ich bedauere vielmals das Betragen meines Begleiters, Kapitän. Seid versichert, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen wird!“ Sie macht einen Schritt auf den Ausgang zu und sogleich bildet sich eine Gasse.<<

Als Kilara geht, bleibt Novo betroffen stehen. Sie hätte mich treffen können. Vielleicht ein Auge ausstechen, oder schlimmeres. Erst jetzt bemerkt er, dass die ganze Mannschaft sich scheinbar versammelt hat, um ihnen zuzuschauen. Und die Hirseküchlein liegen alle auf dem Boden verstreut. Verlegen schaut er in die Gesichter, die ihn gar nichr freundlich betrachten. Schliesslich kommt auch noch Galrin Ragnarsson hinab, um nach dem rechten zu sehen. Mit gesenktem Kopf läßt Novo dessen Worte über sich ergehen. Er möchte besser nicht wissen, was der Kapitän jetzt über ihn denkt. Und auch nicht, ob er es schon jetzt bereut ihn, Novo, mit auf die Reise mitgenommen zu haben. Wahrscheinlich habe ich lediglich Glück, dass wir schon weit genug von Talyra entfernt sind, um noch umzukehren.
Er erinnert sich wieder daran, dass Kilara auf ihn wartet. Während der Rest der Mannschaft beginnt, die Ordnung wieder versucht herzustellen, bewegen sich Novos Füße nur langsam zum Aufgang. Er hatte die schwarzhaarige Frau bereits einmal verärgert gesehen und er hatte keine Lust es ein weiteres Mal zu erleben.
Als er schliesslich vor der Tür zu ihrer Kajüte steht, zögert er erneut, die Hand auf das Holz gelegt. Ihm kommt wieder das Messer in den Sinn und die Angst davon getroffen zu werden. Es hatte sich direkt vor seiner Nase ins Holz gegraben. Vorsichtig drückt er die Tür auf und tritt in den Raum.

Sie steht mit dem Rücken zu ihm gewandt, doch er schaut nur kurz zu ihr. Stattdessen starrt er auf ein Astloch in den Planken des Bodens, nachdem er die Tür geschlossen hat. "Du hättest mich umbringen können", murmelt er ganz leise, aber eigentlich will er gar nicht, dass sie ihn versteht. Er spürt, das etwas von seinem Ohr tropft und greift sich an die Stelle, wo der Küchenjunge ihn gebissen hat. Obwohl es nicht allusehr weh tut, bleibt eine kleine rote Spur zurück, als er die Hand wieder herunter nimmt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 11. Aug. 2005, 22:05 Uhr
Maus hört seine zögernden Schritte auf dem Gang, dann wird die Klinke zu ihrer Kabine langsam heruntergedrückt und ein kühler Lufthauch in ihrem Rücken verrät ihr, dass die Tür geöffnet wird und Novo den Raum betritt. >>"Du hättest mich umbringen können"<< nuschelt es leise hinter ihr.  Maus dreht sich langsam um und blickt streng auf den Burschen, der seinerseits gerade sein Interesse an der Maserung der Bodenplanken entdeckt hat. „Das war ja eine erbärmliche Vorstellung die Du da geliefert hast, Novo!“ knurrt sie ihn an. „Wirklich hundserbärmlich. Was im Namen aller Götter hast Du Dir dabei gedacht, Hä?“ Sie beginnt vor dem Jungen mit kleinen energischen Schritten auf und ab zu schreiten. „Schon der Anblick an sich war peinlich. Aber der Umstand, dass ich für Dich und das was Du tust verantwortlich bin - wie konntest Du mir dass nur antun! Nach allem, was ich für Dich getan habe!“ Der Junge scheint indes immer kleiner zu werden in dem vergeblichen Versuch, sich durch den Holzfußboden hindurch zu drücken. „Ich kann einfach nicht begreifen, wie ein Junge in Deinem Alter sich zu so einem unwürdigem Auftritt hat hinreißen lassen. Nein – wirklich nicht – ist mir unbegreiflich!“ fährt Maus gnadenlos fort.

Dann stellt sie ihr unruhiges hin und her Gerenne ein und baut sich vor Novo auf. „Ich möchte so etwas nicht wieder erleben! Ist das klar! Nie wieder! Und jetzt hör gefälligst genau zu.“ Einen Augenblick schweigt sie, atmet tief durch. „Also - wenn du mit einem gleichstarken Gegner in den Clinch gehst nützt es rein gar nichts, ihm unentwegt auf Schulter und Rücken zu tätscheln, wie Du es gemacht hast. Triff ihn hier.“ Sie deutet auf ihren Hals, da wo sich der Adamsapfel schwach durch die Haut abzeichnet. „Oder hier!“ Sie berührt kurz ihr Brustbein etwas unterhalb ihrer Brüste. „Du kannst auch auf die Nieren halten. Gelenke sind übrigens auch immer gut. Aber was du auch machst, Novo. Der erste Schlag ist der auf den es ankommt. Lege Deine ganze Wut und Kraft in den ersten Schlag und treffe deinen Gegner so hart du nur kannst.“ Sie mustert ihn kritisch „Du bist nicht für lange Schlagabtausche gebaut. Also sieh zu, dass du den Gegner gleich vom Anfang an in die Defensive drängst. Sei schnell!“ Sie wendet sich kopfschüttelnd ab. „Ich sehe schon, wir werden das üben müssen, sobald sich die Gelegenheit bietet.“

„Und jetzt komm her, du blutest mir da ja den ganzen Fußboden voll.“ Sie greift nach seiner Schulter und zieht in weiter in den Raum, da wo das Licht besser ist. „Und sag mir auch, wo du noch Schmerzen hast. Prellungen und so. Wag es jetzt bloß nicht, den Helden zu spielen.“ Sie wendet sich von dem Jungen ab und kramt in ihrem Seesack. Mit einem sauberen Lappen, ein paar Binden und einem kleinen Krug in der Hand dreht sie sich wieder zu ihm hin. „Hemd aus“ befiehlt sie grollend. Dann macht sie sich daran, Novo´s Wunden und Quetschungen zu versorgen, wobei ihre Hände durchaus sanft mit der geschundenen Haut umgehen.

„So, dass sollte erstmal reichen.“ sagt sie irgendwann befriedigt. Sie blickt dem Jungen in die Augen, aber es ist kein Zorn mehr in den ihren zu sehen. „Und Novo, du darfst noch nicht mal daran denken, dass ich dir hätte schaden oder dich gar hätte umbringen können. Ich zumindest weiß, was ich tue!“ sie lächelt verschmitzt „Meistens, jedenfalls!“ Mit einem kleinen Seufzen lässt sie sich auf die schmale Koje fallen und bedeutet Novo, sich auf den Stuhl davor zu setzten. „Abgesehen davon war es erforderlich, diesen Normandern mal ein paar Punkte, meine Person betreffend, klarzumachen und ich gebe zu, dass ich die Gelegenheit auch ein klein bisschen für diesen Zweck missbraucht habe. Aber wirklich nur ein bisschen, Novo.“ Sie räkelt sich in die Kissen und schließt kurz ihre Augen. „Jetzt wird zumindest niemand mehr auf dem Schiff auf die Idee kommen, ihre wäre leichte Beute und ich denke, auch Dich wird man mir zuliebe mit größerer Vorsicht behandeln. Ja – auch wenn Dir das jetzt ein bisschen peinlich sein sollte.“ neckt sie ihn.

Wieder sucht sie den Blick des Jungen. „Abgesehen davon sind hier an Bord so einige Dinge, von denen man uns nichts wissen lassen möchte. Und ich für meinen Teil bin sehr neugierig. Wie steht´s mit Dir?“ Ihr Lächeln wird verwegen „Was meinst Du, sollen wir das Geheimnis der Windkind auf dieser Reise lüften?“ Sie streckt im ihre rechte Hand entgegen. „Nur Du und Ich, Novo?“


Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Aug. 2005, 23:44 Uhr
Soso... das also ist der Grund gewesen, warum Ihr an Bord gekommen seid, Kilara., denkt Galrin.

Nach der Eskapade in der Kombüse hatte Galrin sich wieder an das Ruder gestellt und war seinen Gedanken nachgehangen. Doch der Kater Kirion, wie schon so oft auf der Suche nach Mäusen oder anderem Kleingetier, war unruhig durch die Gänge des Windschiffes geschlichen. Bei der Tür zur Kajüte Kilaras hatte die Katze verharrt und das Gespräch zwischen der Frau aus Ardun und dem Streuner aus dem Hafen mitangehört. Auf dem Umweg über Jolanthe hat die Information darüber, was dort gesprochen worden war, auch den Kapitän selbst erreicht, und ebendiese Information, läßt den Nordmann die Stirn runzeln. Pure Neugier also ist der Grund, daß Kilara auf der "Windkind" angeheuert hat, und die Heimlichtuerei paßt dem Kapitän überhaupt nicht.

Nun gut. Wenn Ihr es unbedingt so wollt, dann sollt Ihr es auch nicht anders haben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 12. Aug. 2005, 17:26 Uhr
Als Kilara ihn zurechtweist, blickt Novo betreten auf den Boden der Kabine. Er weiß, dass sie recht hat. Doch jetzt kommt ihm alles noch schlimmer vor, als in dem Moment, als er dem Kapitän gegenüberstand. Schliesslich hatte sie sich dafür eingesetzt, dass er mit auf diese Reise durfte. Am liebsten würde er jetzt davon laufen und sich in der dunkelsten Ecke des Schiffes verkriechen, um zu warten, bis ihn alle vergessen haben. In Talyra könnte ich jetzt wenigstens ins Krähennest gehen.
Doch da er im Moment nicht in Talyra ist, bleibt er weiter schweigend stehen. Er versucht ein paar Rechtfertigungen zu finden. Doch sie kommen ihm alle nicht gut genug vor, um vor dem strengen Blick der Frau vor ihm zu bestehen.

>>Dann stellt sie ihr unruhiges hin und her Gerenne ein und baut sich vor Novo auf. "Ich möchte so etwas nicht wieder erleben! Ist das klar! Nie wieder! Und jetzt hör gefälligst genau zu." Einen Augenblick schweigt sie, atmet tief durch. "Also -..."<<

Novo nickt kurz und erwartet, dass ihm nun erzählt wird, welche Strafe ihn erwartet. Vielleicht soll ich mich beim Kapitän entschuldigen und nach einer Aufgabe verlangen. Oder ich muss die Silbermünzen wieder zurückgeben. Oder...
Stattdessen beginnt Kilara ihm zu erklären, wie er den Kampf mit dem blonden Jungen viel schneller hätte zu Ende bringen können. Er blickt verständnislos auf. Da sie fast genauso groß ist, wie er, findet Novo immerhin schnell die Stellen an seinem Körper, die sie ihm zeigt. Er hat keine Ahnung, warum man gerade dorthin schlagen soll. Das mit den Nieren und Gelenken dagegen, kann er viel besser verstehen.
Kilara scheint zu merken, dass er mit ihren Ratschlägen noch nicht viel anfangen kann, doch scheint sie bereit zu sein, mit ihm zu üben.
Sie will mir beibringen, wie man besser kämpft? Fast wäre ein freudiges Lächeln über sein Gesicht gehuscht. Doch er ist sich nicht sicher, ob es bereits jetzt, so kurz nach ihrer Standpauke, gut ist, erfreut auszusehen. Ihre Worte versucht er sich jedoch zu merken. Sei schnell! Sei schnell! Sei schnell!

Als sie seine Verletzungen betrachten will, möchte er zuerst abwinken. Doch Kilara duldet, wieder einmal, keinen Widerspruch. Erst jetzt, als sie ihn daran erinnert, spürt er wieder das Stechen in der Seite, die Stellen, wo die Fäuste und Füße des anderen Jungen ihn getroffen haben und das Brennen an seinem Ohr. So folgt er ihrer Aufforderung und es fühlt sich angenehm an, als sie mit ihren Fingern über seine Haut streicht, um eine Salbe aufzutragen und die straffen Verbände verhindern schliesslich, dass er die wunden Stellen bei jeder Bewegung erneut berührt.

>>"So, dass sollte erstmal reichen." sagt sie irgendwann befriedigt. Sie blickt dem Jungen in die Augen, aber es ist kein Zorn mehr in den ihren zu sehen. "Und Novo, du darfst noch nicht mal daran denken, dass ich dir hätte schaden oder dich gar hätte umbringen können. Ich zumindest weiß, was ich tue!" sie lächelt verschmitzt "Meistens, jedenfalls!"<<

Jetzt, nachdem sie ihn versorgt hat, kommt es Novo völlig absurd vor, dass er angenommen hat, sie könnte ihm schaden wollen. Anscheinend kann sie wirklich gut mit dem Messer umgehen. Und vielleicht wird sie es mir ja auch noch beibringen. Er freut sich darauf, mit ihr zu trainieren. Und wäre er aufgrund der Bandagen nicht etwas eingeschränkt, würde er sofort damit beginnen. Wer weiß, wann ich Erlan wieder über den Weg laufe. Und vielleicht hilft es ja auch etwas, um Bargan zu entwischen. Ich muss nur schnell sein.
Dass die Mannschaft ihn jetzt vielleicht distanzierter behandeln würde, als am Anfang der Reise, ist ihm egal. Es reicht ihm völlig, Kilara in seiner Nähe zu wissen.

Als sie ihm von einem Geheimnis an Bord berichtet, weiß er zwar nicht, was sie meint, doch die Neugier packt ihn. Er greift nach ihrer Hand und umschliesst sie fest. Während er in ihre Augen blickt, wiederholt er ihre Worte: "Lass es uns versuchen, nur du und ich."

Erst möchte er wissen, worum es sich handelt, doch dann fällt ihm etwas anderes ein. Etwas, was ihn beschäftigt hatte, seit er die Windkind zum erstenmal gesehen hat.
Er beugt sich zu Kilara vor und sagt leise zu ihr: "Als ich in der Werft war, hat der Kapitän mir gesagt, dass die Windkind mit Luftmagie funktioniert, die das Schiff ganz leicht macht. Er meinte aber auch, dass es kein Mensch allein benutzten könnte. Es klappt nur mit dem Schiff zusammen."
Am Blick der schwarzhaarigen Frau erkennt er, dass es wohl nicht das Geheimnis ist, welches sie meinte. Doch seine Enttäuschung währt nur kurz. Schliesslich ist es genauso gut, noch etwas Neues zu entdecken. "Also was müssen wir tun?", fragt er gespannt, "wo könnten sie hier auf dem Schiff etwas versteckt halten?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 12. Aug. 2005, 22:55 Uhr
>>"Lass es uns versuchen, nur du und ich."<< willigt Novo ein und für einen Augenblick plagen Maus heftige Gewissensbisse. Loa, meine Göttin, was gibt mir das Recht, diesen Jungen für meine Zwecke zu benutzen? Er vertraut mir, MIR! Fast ist sie versucht, der Charade ein Ende zu machen, den Jungen unsanft bei den Ohren zu packen und ihm zu erzählen, worauf er sich mit ihr einlässt. Nur was passiert dann. Er wird zurück nach Talyra gehen und sein Leben damit vergeuden, am Hafen herumzustehen und darauf zu warten, dass ihm Amur eine dicke Perle schenkt. Ich habe ihm besseres zu bieten. Und früher oder später wird er sowieso alles erfahren. Dann wird er sich entscheiden müssen …

In Gedanken verloren, überhört sie fast die folgenden Worte des Jungen. >> Als ich in der Werft war, hat der Kapitän mir gesagt, dass die Windkind mit Luftmagie funktioniert, die das Schiff ganz leicht macht. Er meinte aber auch, dass es kein Mensch allein benutzten könnte. Es klappt nur mit dem Schiff zusammen."<< Als ihr die Bedeutung der Worte aufgeht, starrt sie Novo ungläubig an. Luftmagie? Kann es tatsächlich so einfach sein? Aber die Berater des Thane haben diese Lösung rundweg ausgeschlossen! Luftmagie, die leicht macht? Das würde ja bedeuten, dass alles, was sich auf dem Schiff befindet, die Proviantkisten, die Waren, ja selbst die Passagiere, ebenfalls leicht werden, in dem Moment, in dem sie auf das Schiff gelangen. Unwahrscheinlich! Was ist zum Beispiel mit einer Möwe die sich aus dem Flug heraus auf den Mast setzt? Wird die im Moment der Berührung auch leichter. Oder – ihre Züge nehmen einen leicht sarkastischen Ausdruck an -  bringt sie die stolze Windkind damit zum Absturz.

„Hm, überleg mal Novo, wenn es sich um eine bekannte Magieform handeln würde, die die Windkind am Himmel hält, dann hätten doch alle so ein praktisches Schiff und niemand würde noch per Pferd oder Wagen reisen.“ Bislang war die Windkind das einzige bekannte Flugschiff – und Maus betete inbrünstig dafür, dass es so blieb! „Aber ja – ich möchte schon gerne wissen, wie es funktioniert. Ich denke, dass ist sogar unser gutes Recht. Immerhin hängt auch unser Leben von der Windkind ab – oder nicht? Vielleicht gibt es hier an Bord ja irgendeine Vorrichtung, eine Apparatur, die uns Aufschluss darüber geben kann. Wir sollten uns hier mal gründlich umschauen, ob sich etwas Ungewöhnliches an Bord befindet. Dinge, die man normalerweise nicht auf einem solchen Schiff vorfindet. Wo weiß ich leider auch nicht.  Aber ich werde herauszufinden, was die Mannschaft darüber weiß.“ Sie wirft einen Blick hinüber zum Bullauge. „Es dunkelt schon!“ stellt sie überrascht fest „Ich muss los! Wir sehen uns morgen wieder Novo, in Ordnung?“

Hastig verlässt sie ihre Kabine und stolpert fast über einen vor der Tür lauernden Kater, in dem sie das Schoßtier von Ragnarsson´s Frau erkennt. „Dämliches Vieh“ zischt sie, als das Tier eilig davon springt. Ihr Widerwille gegen den Schleicher überrascht sie, mag sie Katzen doch im Allgemeinen gut leiden. Aber dieses Ungetüm verhält sich  -  nun, irgendwie anders, als sie es von den mageren Schiffskatzen kennt, die auf jedem ardunischem Schiff fester und geachteter Bestandteil der Mannschaft sind.

Als sie am Bug des Schiffes erreicht, verschwindet die Sonne gerade mit einem letzten Aufblitzen hinter dem Horizont. Sie setzt sich auf die Reling, wobei sie ihre Füße über den Rand ins Nichts baumeln lässt. Nach einiger Zeit hört sie hinter sich Schritte. Lächelnd dreht sie sich um „Ich habe schon geglaubt, auch Euch abgeschreckt zu haben, nach dem, was heute im Speisesaal geschehen ist.“ Die weißen Zähne des Mannes blitzen im Halbdunkel auf, als er grinsend erwidert „Mitnichten kleine Lady. Ich habe versprochen, Euch das Schiff zu zeigen und ein Normander steht zu seinem Wort!“ Den da könnte ich fast gern haben! denkt Maus, als sie den ihr angebotenen Arm des Steuermannes ergreift und sich zurück auf das Deck ziehen lässt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 14. Aug. 2005, 14:14 Uhr
Novo nickt nur, als Kilara sagt, dass sie los muss. Er weiss zwar nicht genau, wo sie auf dem Schiff hin will, doch hat er genug worüber er nachdenken kann, so dass er nicht weiter fragt.
Ihre Erklärung kann Novo nicht ganz verstehen, schliesslich sprechen sie von Magie. Wer kann schon so zaubern, dass er ein Schiff fliegen lassen kann. Der Junge ist sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt schon einmal einen Zauberer gesehen hat. Und Galrin Ragnarsson sieht auch nicht gerade wie einer aus. Bei dem Gedanken an den Kapitän überlegt er, ob es nicht am einfachsten wäre ihn zu fragen. Er hat ja schon einmal meine Frage beantwortet. Vielleicht ist es ja gar nichts geheimnsvolles. Doch nach den Ereignissen in der Kombüse wagt es Novo nicht, dem Schiffsherrn unter die Augen zu treten. Vielleicht sollte ich doch besser die Unterdecks absuchen. Das wollte ich ja sowieso machen, als ich auf die Windkind gekommen bin.
Er erhebt sich und will die Kajüte verlassen, als er stehenbleibt und sich noch einmal umblickt. Eine Truhe und Kilaras Seesack befinden sich hier und ihn packt die Neugier, was darin wohl zu finden ist. Wahrscheinlich nur Pergament und Tinte. Sie ist ja Schreiberin Doch dann zweifelt er daran. Sie kann gut mit dem Messer umgehen und sie will mir zeigen, wie ich besser kämpfen kann. Vielleicht hat sie ja auch noch andere Waffen dabei. Ausserdem braucht man doch keine so große Truhe um ein paar Federn mitzunehmen.

Auf Zehenspitzen geht er zu der Truhe. Vorsichtig öffnet er sie, doch kann er auf den ersten Blick nur Kleidung in ihr erkennen. Dicke Kleidung, die für den Winter gedacht ist. Vosichtig schliesst er den Deckel wieder. Zu schauen, was unter der oberen Schicht liegen könnte, traut er sich nicht. Schliesslich geht er zu dem Seesack. Er ist verschlossen. Für einen Moment hält Novo die beiden Enden des Taus in der Hand, welches durch die Schlaufen am oberen Ende des Sacks verläuft. Er lauscht, ob er Schritte vor der Tür hören kann. Sein Herz schlägt bis zum Hals, weil er erwartet, dass jeden Moment wieder die Tür aufgeht. Doch als nichts passiert, lockert er den Knoten ein wenig. Er wirft einen Blick hinein, während ihn die Angst, entdeckt zu werden, zittern läßt. Ausser zahlreichen Töpfen und anderen Werkzeugen, zwischen ihnen auch Schreibfedern, kann er jedoch nichts entdecken. Hier und da ist zwar metallischer Glanz zu sehen, doch keine Waffen,ob groß oder klein.
Mit einer schnellen Handbewegung verschliesst er den Seesack wieder, doch erst als er wieder an der Tür steht, beruhigt sich sein Atem etwas. Liegt alles noch so wie vorhin? Er blickt sich kurz um. Alles scheint unverändert an seinem Platz. Er hofft es zumindest. Schnell verläßt er die Kabine und begibt sich auf das Unterdeck.

An seinem Schlafplatz angekommen, bleibt er einen Moment an seinen Seesack gelehnt sitzen. Sie wird nichts bemerken. Sie wird nichts bemerken. ist alles, woran er denken kann. Erst nach einiger Zeit, ist die Aufregung verschwunden, jede Müdigkeit jdeoch auch. So entscheidet er sich, noch vor dem Schlafengehen hinab in den Bauch des Schiffes zu schauen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 14. Aug. 2005, 21:07 Uhr
Müde zieht Maus die Tür ihrer Kabine hinter sich zu. Nichts! Gar nichts! Nachdem sie Stunden damit zugebracht hatte, sich von Ulfgar, dem derzeitigen Steuermann der Windkind, durch das Schiff führen zu lassen, ist sie genauso schlau wie vorher. Ihr ist nichts Verdächtiges auf dem Schiff aufgefallen und vorsichtige Sondierungsversuche bei ihrem freundlichen Begleiter hatten ergeben, dass der Steuermann entweder genauso ahnungslos wie sie ist – oder aber ein Meister der Verstellung. Unsinn! Seufzend streift Maus ihre Kleidung ab und lässt sich auf die schmale Koje fallen. Du bist erst einen Tag auf der Windkind. Du hast doch nicht tatsächlich geglaubt, es ginge so schnell? Und vielleicht findet Novo ja etwas Interessantes.

Bei dem Gedanken an den Jungen muss sie unwillkürlich lächeln. Novo hatte so vollkommen verwirrt gewirkt, als sie ihn am frühen Abend verlassen hatte und seine widersprüchlichen Gefühle Maus gegenüber waren ihm allzu deutlich ins Gesicht geschrieben gewesen. Bald wird er anfangen, Fragen zu stellen. Was durchaus bedeuten kann, dass sie ihn wieder verliert. Mit einiger Überraschung stellt sie fest, dass sie dieser Gedanke traurig macht. Pah, ich bin bislang noch immer sehr gut ohne Hilfe ausgekommen! denkt sie wütend, während sie sich tiefer in die schwere Wolldecke vergräbt und wie, um sich selbst zu überzeugen, fügt sie ihren Gedanken trotzig hinzu  Er bedeutet mir nichts und ist jederzeit ersetzbar!

Was sie wieder zurück auf das Thema bringt, wie sie weiter verfahren soll. Wenn die Mannschaft nichts weiß, muss ich mir eben die Ragnarssons vorknöpfen. Wem könnte der Kapitän sein Geheimnis mitgeteilt haben. Seinem Vater vielleicht? Oder eher dem Bruder? Sie hat bislang noch nicht genug von der Familie mitbekommen, um beurteilen zu können, wem der Schiffsbauer besonders nahe steht. Aber ich wette ein Goldstücke gegen drei Kupfermünzen, dass seine Frau eingeweiht ist! Maus hat nicht vergessen, wie der Kapitän seiner Gattin die Entscheidung darüber überlassen hatte, ob Novo an Bord willkommen sei. Aber die Halbelbe über die Windkind auszufragen wäre unklug, falls die Frau die elbische Gabe besäße, die Gefühle anderer erspüren zu können.

Bliebe der Kapitän selber. Als letzte Möglichkeit würde sie das offene Gespräch mit ihm suchen müssen. - ein Gedanke, der Maus mit mehr als Unbehagen erfüllt, würde sie dieser Schritt doch weitgehend ihrer Tarnung berauben. Noch bin ich nicht so verzweifelt! Und es ist auch noch ein langer Weg bis Ardun. Dort wird sie Bericht erstatten und - so hofft sie -  neue Befehle erhalten. Wie überaus praktisch, dass die Windkind in Cap Ardun Station macht. Mit diesem angenehmen Gedanken fällt sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf während das Schiff sanft auf den Luftwogen schaukelt, als wiege es sich auf den Wogen eines freundlichen Meeres.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 15. Aug. 2005, 22:09 Uhr
Eigentlich ist es kein Problem vom Mannschaftsdeck hinab in den Lagerraum zu gelangen. Er glaubt nicht, dass jemand ihn aufhalten wird. Trotzdem zögert er, sich eine der Öllampen zu nehmen und hinabzusteigen. Wir wollen doch ein Geheimnis entdecken. Da kann ich doch nicht einfach so hinabgehen, dass es jeder sehen kann. So wartet er lieber, bis der Großteil der wachfreien Mannschaft sich zu Ruhe gelegt. Dann nimmt er eine die Lampe, die, am nächsten zu ihm, an einem Querbalken hängt. Barfuß fällt es ihm leicht, über das Deck zu schleichen. Er erreicht die Luke, welche hinunter führt und hebt sie an. Vorsichtig sucht er mit dem Fuß die Leitersprossen. Als er sie gefunden hat, schliesst er den hölzernen Deckel über sich.  Schnell gelangt er auf dem Boden an und lauscht einen Moment, ob ihm jemand folgen will. Nichts scheint sich auf dem Mannschaftsdeck zu bewegen und so beginnt Novo mit seiner "Inspektion".

Als der Junge das Deck einmal vom Bug zum Heck abgelaufen hat, ist er etwas enttäuscht. Ausser Fässern, Säcken und Kisten gibt es hier nichts zu finden. Alles scheint genau so zu sein, wie es auf jedem anderen Schiff vor einer Reise aussieht. Einen Moment überlegt er und öffnet dann einen der Säcke. Rüben rollen ihm entgegen und fallen polternd zu Boden. Novo flucht leise und packt sie schnell wieder hinein. Er betastet die anderen Säcke und glaubt, dass er nichts ungewöhnlicheres darin finden würde. So versucht er sich an einer der Kisten. Sie sind zugenagelt, doch gelingt es ihm, als er an dem Deckel von unten dagegen drückt, sie ein wenig anzuheben. In der Kiste befinden sich lediglich sauber aneinandergereiht und von Stroh getrennt einige Tonbehälter. Sie sind mit Öl gefüllt, wie Novo an einem zerbrochenen erkennt. Er wühlt ein wenig im Stroh, um zu sehen, ob darin etwas versteckt ist. Schliesslich findet seine Hand eine gläserne Phiole. Der Junge holt sie heraus und öffnet sie, um daran zu riechen. Der Geruch der weißen Flüssigkeit kommt ihm bekannt vor, doch er hat keine Zeit zu überlegen woher. Eine schwere Hand legt sich auf seine Schulter.

Erschrocken läßt Novo die Phiole wieder in die Kiste fallen und dreht sich um. Bargan steht vor ihm. Er schaut ihn ernst an, doch weniger grimmig als zu Beginn des Tages. "Die Abendwache hat bereits vier Glasen geschlagen. Es wird Zeit, dass du in deine Koje kommst." Novo nickt nur, denn er ist froh, dass sein Gegenüber anscheinend zu müde ist, um sich über das Gebot des Kapitäns hinwegzusetzen. So geht er voraus und kehrt, mit dem Geschützmeister im Rücken, auf das Mannschaftsdeck zurück. Dieser erweckt nicht den Eindruck, sich selbst schlafen zu legen, bevor er nicht Novo in seiner Hängematte schlummern sieht. So bleibt dem Jungen nichts weiter übrig, als sich hinzulegen und schon bald hat ihn das sanfte Schaukeln der Hängematte in Sheilairs Reich entführt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Aug. 2005, 07:23 Uhr
Nachdenklich auf den Boden hinunter blickend steht Galrin an der Reling der Ruderplattform, während die "Windkind" durch den dunklen Nachthimmel gleitet. Das fliegende Schiff macht gute Fahrt, und wenn die Berechnungen des Nordmannes stimmen, müßte kurz nach Sonnenaufgang die Abzweigung der großen Nordstraße in Sicht kommen. Dort soll das Windschiff nach Norden abdrehen, den Ildorel und die Kornkammer der Immerlande hinter sich lassen, und sich auf den Weg Richtung Torhof machen.

Wenn Vendis uns weiterhin seine Gunst so freigiebig schenkt, dann sollten wir Torhof in zwei weiteren Tagen erreichen., überlegt der Schiffsbauer. Eine der Laternen, die das Deck des Windschiffes erhellen, flackert deutlich. So bittet Galrin den mit ihm Wache gehenden Bargan, den bauchigen Fuß der Sturmlaterne wieder mit Lampenöl zu füllen. Dieser Bitte kommt der bullige Geschützmeister auch flugs nach.
Noch während der Mann mit seiner Aufgabe beschäftigt ist, erblickt der Kapitän ein recht seltsames Paar am Niedergang. Kilara und Ulfgar schlendern das Arm in Arm über das Deck, als seien sie zwei Frischvermählte auf der Hochzeitsreise. Diese Vorstellung läßt Galrin zunächst schmunzeln. Doch dann verschwindet das Lächeln wieder von seinen Lippen. Ein Seufzen entringt sich der Brust des Nordmannes, als er seinen Steuermann und die Kartographin sich unterhalten sieht.

Vermutlich versucht sie wieder, etwas über den Flugmechanismus des Windschiffes herauszufinden. Ach Kilara, warum habt Ihr nicht einfach gefragt, möglicherweise hätte ich es Euch einfach gesagt. Doch mit Euren Heimlichkeiten und der Geheimniskrämerei, die Ihr betreibt, verbaut Ihr Euch alle Wege.
Der Kapitän schüttelt nur traurig den Kopf, bevor er zum Ruder zurück geht und einen Blick auf den Kompaß wirft.
Der Himmel allein weiß, warum ich Euch trotzdem an Bord behalte und Euch nicht zusammen mit Novo buchstäblich an Land setze. Vielleicht deshalb, weil ich weiß, daß Eure Fragerei Euch nicht viel bringen wird, und abgesehen von meiner Frau, meinen Eltern und mir selbst keiner mehr an Bord ist, der um die Kraftquelle des Windschiffes weiß. Und die werden es Euch nicht sagen.
Doch wer weiß, vielleicht plant Ihr auch Schlimmeres. Möglicherweise wäre es das Beste für uns... und auch für Euch..., wenn ich Euch beim nächsten geplanten Halt in Torhof - oder allerspätestens in Cap Ardun - einfach "vergesse", wenn wir ablegen.


Der Nachtwind ist kühl, und der einsetzende Nieselregen macht das Deck des Windschiffes alsbald schlüpfrig. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zieht der Kapitän seinen Wollmantel enger um die Schultern und wirft die Kapuze über den Kopf, um sein Haar vor dem Naßwerden zu bewahren.

Nein, das ist auch nicht gut. Wer mit mir auf Fahrt geht, soll auch wieder mit mir nach Hause kommen. Das ist schon immer so gewesen und so soll es bleiben.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 17. Aug. 2005, 22:44 Uhr
Die nächsten Tage an Bord der Windkind vergehen langsam. Der Himmel hat sich getrübt und meistens regnet es leicht auf das Deck der Windkind. Am Anfang hat Novo noch die Regentropfen ignoriert. Auf dem Vorderkastell sitzend, hat er die in graue Schleier gehüllte Landschaft betrachtet. Doch da Shenrah nur noch selten durch die Wolken blickt, ist es nicht nur nass, sondern auch kalt geworden. So bleibt er die meiste Zeit des Tages in Kilaras Kajüte. Zumindest solange, bis sie ihn rauswirft, wenn seine Unruhe sie allzusehr ansteckt. Manchmal versucht sie ihm ein wenig beizubringen, wie er sich in einer Rauferei zu verhalten hat. Doch ist ihr Quartier zu klein und Novo zu wenig konzentriert, so dass das Üben nur wenig effektiv ist. Auch ihre Suche nach dem Geheimnis des fliegenden Schiffes kommt nicht so recht voran. Oder zumindest hat der Junge das Gefühl, denn er hat das Schiff in kurzer Zeit von oben bis unten abgesucht, ohne etwas zu finden. So läuft er die meiste Zeit auf dem Mannschaftsdeck auf und ab, verschläft den halben Tag, um dann in der Nacht wach zu liegen.

So wird der Flug mit der Windkind schon bald langweilig. Novo, der sonst die ganze Weltenstadt und den Ildorel hat, um den lieben langen Tag in Bewegung zu sein, hält es in der Enge des Schiffes einfach nicht mehr aus. Er vermisst den Strand und das Wasser und die Sonne, all das, was er in Talyra zurückgelassen hat. Nicht einmal die Aussicht, die feuerspeienden Berge zu sehen, kann ihn freundlicher stimmen. Wieso klingt es soviel besser, wenn jemand von so einer Reise berichtet? Es ist einfach nur öde. Seine Laune verschlechtert sich zusehends, je mehr er darüber nachdenkt, was er jetzt zuhause machen könnte. Er wird immer einsilbiger und wenn er spricht, so ist sein Umgangston immer unwirscher geworden.

Als schliesslich der Ruf ertönt, dass Torhof in Sichtweite ist, sitzt die Hälfte der Mannschaft gerade wieder beim Essen. Sofort beendet der Junge das lustlose Gestocher auf seinem Teller, springt auf und läuft hinauf auf das Oberdeck. Endlich kommen wir mal runter von der Windkind. Aufgeregt läuft er zur Reling, um die Stadt in Augenschein zu nehmen. Es braucht einige Zeit, bis er die Häuser sehen kann. Doch schliesslich liegt die Siedlung vor ihm und sie ist eine Enttäuschung. Das ist alles? Die paar Häuser? Das ist ja kaum mehr als ein Dorf? So schnell, wie er gekommen hinauf gekommen ist, so langsam schlurft er wieder hinunter. Er lässt sich auf seinen Platz fallen, wo das kaltgewordene Essen steht. "Ich hoffe wir bleiben hier nicht allzulange", sagt er mürrisch zu niemand bestimmtem, "wenn selbst die Städte hier im Norden so mickrig sind, bleibt ja überhaupt nichts, was interessant ist." Er schiebt seinen Teller noch weiter von sich. Wann sind wir denn endlich wieder zurück in Talyra? Das ist wenigstens eine richtige Stadt."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Aug. 2005, 05:29 Uhr
Der Kapitän, der zusammen mit Novo am Tisch sitzt, stößt ein belustigtes Schnauben aus: "Torhof ist doch keine Stadt. Das ist eine größere Karawanserei, mehr aber auch nicht. Ein Handelsposten, ein Fleckchen Zivilisation mitten im Nirgendwo, aber sicher keine Stadt."

Doch nun schiebt auch Galrin seinen Teller beiseite und blickt Novo ernst an.

"Übrigens ist es in Gronaland wahrscheinlich noch bedeutend trostloser als hier. Dort gibt es überhaupt keine Städte mehr. Wenn Du Dich hier schon langweilst, dann wirst Du dort sicher nicht glücklich."

Einen Moment lang stützt der Schiffbauer das Kinn in die Handfläche seiner Rechten und überlegt, bevor er weiterspricht.

"Ich mache Dir einen Vorschlag: Bis wir nach Talyra zurückkehren, werden schon noch ein paar Monate vergehen. Sollte es Dich nach dem Trubel in einer Großstadt gelüsten, dann kommen wir in zwei weiteren Tagen nach Cap Ardun. Das sollte eher Deiner Vorstellung von einer Stadt entsprechen. Wenn Du dort bis zu unserer Rückkehr bleiben willst, dann statten wir Dich mit etwas Geld und sonstigen Notwendigkeiten aus, damit Du bis zu unserer Rückkehr zurecht kommst. Auf der Heimreise sammeln wir Dich dann wieder auf, wenn Du nicht zuvor auf eigene Faust nach Talyra aufbrichst."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 18. Aug. 2005, 14:08 Uhr
„Einen Handelsposten nennt ihr Torhof?“ Maus hatte die Worte des Kapitäns gerade noch mitbekommen, als sie durch die Türe trat. „Wie kann ein Mann wie Ihr die Bedeutung Torhofs so gründlich missdeuten!“ Ihre Lippen kräuseln sch zu einem amüsierten Lächeln, während sie demonstrativ die Arme in die Hüften stemmt und sich vor Novo und ihm aufbaut. „Torhof ist der Schlüssel zum Reichtum Arduns, das Nadelör, durch das alle Waren und Güter über die Große Nord-Südstraße in die Nordöstlichen Königreiche gelangen. Auch Normand würde ohne Torhof nichts von den Wundern der Immerlande mitbekommen.“ Wär vielleicht auch besser so! fügt sie stumm hinzu. „Torhof ist der Pilgerort aller Händler.“ fährt sie fort und die Begeisterung in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Nirgendwo in den Immerlanden findet Ihr diese Vielfalt wir hier. Ob ihr nun wertvolle Hölzer von den Sommerinseln, zarte Seide aus den Ostlanden, oder kostbare Gewürze aus dem tiefsten Azurien sucht. In Torhof werdet Ihr bestimmt fündig! Zu jeder Tag- und Nachtzeit wird dort gehandelt, gefeilscht und Waren verschoben quer durch Roha. Seht es Euch an, dort unten ist eine weitaus größere Macht am Werk als Armeen und Schwerter sie bieten. Die Macht des Geldes!“ Sie schüttelt noch einmal heftig ihren Kopf, so dass ihr nachtschwarzes Haar nur so fliegt „Und ihr nennt es eine größere Karawanserei!“

Obwohl sie zu Ragnarsson spricht, gleitet ihr Blick immer wieder zu Novo, der bei ihren Worten wieder ein bisschen hoffnungsvoller in die Welt schaut. Sie ist sich nur allzu bewusst, wie sehr die letzten trüben Tage an seinen Nerven gezerrt haben und wie groß seine Enttäuschung war, als ihm bewusst wurde, wie langweilig Reisen sein kann. Leider kann ich Dir diese Erfahrung nicht ersparen, Junge! Aber jetzt sind wir in Ardun und da kann ich wenigstens für ein bisschen Abwechslung sorgen.

Abschließend wendet sie sich noch einmal an den Kapitän der Windkind „Ich habe übrigens Verwandtschaft in Torhof. Ein Cousin zweiten oder dritten Grades, wenn ich das richtig im Kopf habe. Er arbeitet für die Marktaufsicht. Wenn er mich sieht, wird er sicher darauf bestehen, mich und selbstverständlich auch Euch und Eure Familie zu einem  - äh – Nachtmahl einzuladen, seine Frau betreibt einen Gasthof gleich am Eingang zur Zeltstadt. Wir werden doch die Nacht in Torhof verbringen, oder?“

Sie zwinkert dem Kapitän vergnügt zu „Ich muss Euch allerdings warnen, falls ihr noch nie die Ehre hattet, an einem ardunischen Familienfest teilzunehmen. Man wird uns zwingen, unfassbare Mengen an Nahrung zu vertilgen und stark alkoholische Getränke aus viel zu großen Gläsern in uns hinein zu schütten. Dann gibt es Musik und Tanz und zwar solange, bis auch der Zäheste erschöpft unter dem Tisch liegt.“ Sie lächelt voller Vorfreude. Vielleicht wird diese gemeinsame Erfahrung den Kapitän etwas freundlicher stimmen! Er benimmt sich in den letzten Tagen mir gegenüber so abweisend, als hätte ich irgendetwas verbrochen. Hab´ich doch noch gar nicht!.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 18. Aug. 2005, 16:05 Uhr
Die Leidenschaft, mit der Kilara die Wunder Torhofs preist, hätte der Kapitän der sonst recht stillen Frau gar nicht zugetraut. Wie sie so in der Tür steht, die Hände in die Hüften gestützt, den Rücken gestrafft und stolz wie eine Amazone dreinschauend, könnte sie einem Kriegerinnengemälde entstiegen sein. Eine Vorstellung, die den Normander schmunzeln läßt. So läßt er die Frau erst einmal reden, während er abermals das Kinn in die Hand legt und ihr zuhört.

Als Kilara schließlich endet, hebt der Hüne beschwichtigend die Hand und grinst: "Gemach, Gemach, Kilara... Niemand will die wirtschaftliche Bedeutung Torhofs als Handelszentrum schmälern. Auch wir haben ja vor, dort zu kaufen und zu verkaufen. Doch werdet Ihr mir hoffentlich nicht widersprechen, wenn ich sage, daß man diese Ansammlung von Häusern dort unten nicht als Stadt bezeichnet werden kann. Sei sie auch noch so bedeutend für den Handel zwischen dem Norden und den Herzlanden."

Mit einer Handbewegung weist Galrin auf einen Stuhl neben dem seinen, womit er die Kartographin bittet, Platz zu nehmen. Während die Ardunerin sich setzt, blickt der Nordmann zwischen ihr und Novo hin und her. Dann spricht er weiter: "Wir werden selbstverständlich in Torhof übernachten, und gegen das ein oder andere Glas und eine gehörige Portion Fröhlichkeit ist sicher nichts einzuwenden. Doch bevor wir uns mit dem befassen, was auf dem Boden geschieht, möchte ich mit Euch darüber reden, was an Bord passiert ist und künftig passieren wird."

Galrin wirft einen Blick zu Alwine hinüber, die ihren Kopf aus der Kombüse herausgestreckt hat. Die hochgezogenen Augenbrauen des Normanders machen der Köchin allerdings rasch klar, daß diese Worte nicht für sie bestimmt sind, und so zieht sie sich rasch wieder in ihr Reich zurück.
Mit nachdenklicher Miene blickt der Nordmann seine beiden Gesprächspartner an. Außer den dreien ist niemand mehr im Raum, und so kann es sich der Nordmann leisten, frei zu sprechen, ohne daß die Ardunerin und der Junge irgendwelche unangenehmen Reaktionen der Mannschaft befürchten müßten.

"Kilara und Novo, Ihr habt es Euch, wie ich erfahren durfte, zur Aufgabe gemacht, das Geheimnis des Windschiffes zu erkunden."

Bereits die ersten Worte des Kapitäns lassen die Augen der Frau und des Jungen groß werden. Doch Galrin spricht mit ruhiger Stimme und äußerlich völlig entspannt weiter.

"Das ist an und für sich nichts Schlimmes, denn eine ganze Reihe von Menschen fragt sich sicherlich, wie ein über zweihundert Quader schweres Schiff einfach so fliegen kann. Die Vermutung einiger Hafenarbeiter und Fischer in Talyra, es sei etwas Magisches, hat mir ja Novo schon mitgeteilt, als er auf der Werft zu Gast war. Und ich möchte gar nicht wissen, welche Gerüchte sonst noch in den Kneipen und Schänken kursieren."

Bevor jemand antworten kann, hebt Galrin abermals die Hand.

"Vermutlich beneiden Euch gewisse Leute darum, was Ihr jetzt erfahrt.
Das Windschiff wird, das habe ich auch Novo bereits erzählt, von Luftmagie getragen. Magie in manche Gegenstände hinein zu bannen ist eine besondere Gabe, die ich während meiner Ausbildung beim Schiffbaumeister Halgor Einarsson entdeckte. Ich vermute, das kommt daher, weil meine Mutter eine Magierin ist."

Der Nordmann zuckt die Achseln. Genauere Gedanken hat er sich über seine besondere Befähigung nie gemacht. Sie war einfach immer da gewesen, manchmal stärker, manchmal schwächer, manchmal überhaupt nicht spürbar. Doch ein Teil seines Lebens.

"Ich habe damals schon einmal ein Windschiff erbaut. Die 'Albatros' hat in dem Krieg gegen Barsa hundertfach Tod und Verderben gesät. Aber nicht diese ausgelöschten Existenzen haben mich dazu veranlaßt, meine Heimat zu verlassen und die 'Albatros' zu verbrennen. Das hat der Tod eines einzelnen Mannes bewirkt... meines Lehrers, Halgor Einarsson, der mir das Windschiff geneidet hat und mich dafür umbringen wollte. Doch letzten Endes hat er sich damit selbst vernichtet."

Für einen Moment lang hängt dieses Wort im Raum wie eine Laterne, die sich bewegt, obwohl der Windhauch, der sie zum Schwanken gebracht hat, längst Vergangenheit ist. Doch als der Kapitän schließlich seinen langen Monolog mit einigen letzten Worten beendet, zittert seine Stimme ein wenig.

"Ich habe Euch bereits auf der Werft gesagt, Kilara, daß ich Leute brauche, auf die ich mich verlassen kann. Ich habe Euch gesagt, daß Dinge, die hinter dem Rücken von anderen geschehen, ein Schiff mindestens ebenso schnell in den Untergang reißen können, wie ein Sturm. Und darum frage ich Euch Beide: Kann ich mich auf Euch verlassen, wenn es hart auf hart kommt? Oder kann ich es nicht?"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 18. Aug. 2005, 23:03 Uhr
Der Kapitän nimmt ihre Einladung zu einem fröhlichen Gelage in Torhof mit freundlicher Miene an. Doch dann wird sein Gesicht mit einem mal wieder ernst, fast streng und deutlich ist ihm anzumerken, wie er innerlich mit einer Entscheidung ringt. > Bevor wir uns mit dem befassen, was auf dem Boden geschieht, möchte ich mit Euch darüber reden, was an Bord passiert ist und künftig passieren wird.< eröffnet er das Gespräch und Maus ist sich sicher, dass sie jetzt den Grund für sein merkwürdiges Verhalten der letzten Tage erfahren wird. Die Art, wie er sich jedoch vorsichtig vergewissert, dass niemand anderes dem Gespräch folgen kann, jagt ihr mit einem Mal einen kalten Schauer über den Rücken. Was in Loa´s Namen will er uns sagen?

>"Kilara und Novo, Ihr habt es Euch, wie ich erfahren durfte, zur Aufgabe gemacht, das Geheimnis des Windschiffes zu erkunden."< erhält sie gleich darauf die Antwort auf ihre stumme Frage. In ihrem Kopf überschlagen sich die verschiedensten Gedanken. Ein Teil von ihr will aufspringen und fliehen, während eine kalte Stimme sie davon in Kenntnis setzt, dass sie sich auf einem fliegenden Schiff befindet, von dem es kein Entkommen gibt. Dann möchte sie noch wissen, wer in des Teufels Namen sie bei dem Kapitän verpfiffen hat und sie wirft einen kurzen Blick zu Novo herüber, der aber mindestens genauso überrascht aus der Wäsche schaut wie sie.

Ragnarsson redet derweil weiter, behauptet doch tatsächlich, dass er ihr das Geheimnis der unheimlichen Kräfte, die der Windkind innewohnen, freiwillig verraten will. Atemlos lauscht sie seinen Worten bis hin zu seiner Erklärung, dass er derjenige ist, der eine besondere Art von Luftmagie wirken kann, die es möglich macht, dass die Windkind fliegt. Ist es möglich? fragt sich Maus und beobachtet jede Regung im Gesicht des Schiffsbauers, als er weiter von der unseligen Rolle redet, die sein erstes Flugschiff im Krieg von Barsa gespielt hat und wie er aufgrund des Todes seines ehemaligen Lehrmeisters seine Heimat verlassen hatte.

Ihre Gedanken kreisen noch immer um die Windkind wie eine wild gewordene Herde Sumpfgazellen um ein ausgetrocknetes Wasserloch als Ragnarrson schon wieder über die gegenwärtige Reise redet. Als er verstummt hält es Maus nicht mehr auf ihrem Platz aus. Sie springt auf und mit einem Mal fällt alles von ihr ab, was aus ihr Kilara gemacht hat. Alles was sanft und weich und freundlich war, verschwindet und es ist nur noch die Kundschafterin des Thane, die vor dem Erbauer der Windschiff wie eine gereizte Wildkatze auf und ab geht.

Jetzt reden wir also Klartext!

„Oh ja, Kapitän. Barsa ist genau das richtige Thema!“ beginnt sie ihre Erwiderung und blickt den Mann, der im Sitzen fast ebenso groß ist, wie sie im Stehen aus blitzenden, grauen Augen an. „Mit Barsa habt Ihr der ganzen Welt die militärische Bedeutung Eures Wunderwerkes geradezu unter die Nase gerieben. Dieses - Ding ist eine verdammte Waffe!“ bei den letzten Worte schreit sie beinahe. „Und seitdem steht auf der Wunschliste jedes Möchtegern-Eroberers, Aufwieglers oder Umstürzlers in jedem Winkel der Immerlande eine Armada Eurer erstaunlichen Kreationen an oberster Stelle.“

Sie reibt sich kurz die Schläfen und fährt, ruhiger jetzt, fort „Das ist Euch doch bewusst, oder? Aber ja, Ihr seid alles andere als ein Dummkopf. Aber vielleicht seid ihr auch zu sehr Normander um zu erkennen, wie verletzlich dies Euch macht.“ Sie hebt abwehrend die Arme, als der Kapitän Anstalten macht, darauf etwas zu erwidern, „Oh, bitte verschont mich mit Beteuerungen Eurer guten Absichten. Ich habe Euch in den letzten Tagen gut genug kennen gelernt, um sicher zu sein, dass ihr Euch lieber vierteilen lassen würdet, als zuzulassen, dass die Windkind für finstere Machenschaften missbraucht wird. Und ich denke, dass gerade das Euch bislang vor Übergriffen bewahrt hat.“  

Sie hält in ihrem unruhigen Gang inne und stützt die Arme auf den Tisch, um dem Schiffsbauer tief in die Augen zu starren. „Aber die Dinge haben sich geändert, Ragnarrson, nicht wahr? Ihr habt nun einen Familie, eine wunderbare Frau, zwei reizende Babys… Das macht Euch angreifbar, versteht ihr.“ Die Augen des Normanders verengen sich zu Schlitzen und Maus beschleicht mit einemmal die sehr realistische Angst, er könne sie auf der Stelle erschlagen. „Um der Gnade der Götter willen, ich bin es doch nicht, die Euch oder Eure Familie bedroht! Denkt nach, Ragnarrson, ich wäre wohl kaum die geeignete Person dafür, oder?“ Als der Mann sich wieder um ein weniges entspannt, seufzt sie tief auf und ergänzt „Nein, ich bin hier, um genau so etwas zu verhindern, ob Ihr das nun glauben mögt oder nicht! Und das kann ich nur, wenn ich genug Informationen darüber erhalte, warum dieses Flugschiff und Ihr keine – hm – wertvolle Beute -  darstellt. Also bitte Ragnarrson, ich flehe Euch an! Sagt mir, ob es mit Eurer – Kooperation, ob nun freiwillig oder unfreiwillig gewährt, möglich wäre mehrere solcher Schiffe zu erbauen und ob sie fliegen würden auch ohne Eure ständige Anwesenheit.“

Erschöpft wie nach einem schweren Lauf sinkt Maus zurück auf ihren Stuhl. „Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich mit diesen Worten mein Leben in Eure Hand lege, Ragnarrson. Aber bitte überdenkt diese meine Worte, bevor ihr entscheidet und denkt dabei an das Wohl Eurer Familie, so wie ich an das Wohl der meinen denke.“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 19. Aug. 2005, 10:40 Uhr
Wie schon zuvor bei der "Herabsetzung" Torhofs zu einem Handelsstützpunkt ist auch diesmal die Reaktion der Ardunerin weitaus heftiger, als der Kapitän angenommen hat. Genau genommen zuckt Galrin sogar zusammen, als die junge Frau förmlich explodiert, auf und ab läuft wie ein Gefangener in seiner Zelle, und ihn dabei fast schon anschreit.

Als gieße man Loas Öl in eine Kerzenflamme., denkt der Nordmann stumm, während er auf die Tischplatte vor sich blickt. Seine Hände, die bislang flach auf dem Tisch gelegen haben, verkrampfen sich, wollen sich zu Fäusten ballen, tun es doch nicht, krümmen die Finger doch soweit, daß sie Adlerklauen ähneln, und das Kratzen der Fingernägel auf dem polierten Holztisch ist neben Kilaras Stimme und ihrem keuchenden Atem das Einzige, was an Galrins Ohr dringt. Schließlich bleibt die Frau, die er als die Kartographin Kilara kennt, stehen und blickt ihn an. Ihre Augen funkeln, ob nun vor Zorn, Wißbegier, Angst oder aus einem anderen Grund. Einerlei, diese Sache wird nun zuende gebracht.

"Und welchem Möchtegern-Eroberer, Aufwiegler oder Umstürzler würdet Ihr das Schiff am liebsten in die Hand geben, Kilara?", fragt Galrin leise, "Einem Piratenkapitän an der Rubinküste? Einer Amazonenhorde aus dem Dunkelwald? Einer Echsenfresse und ihrer Nargenmannschaft aus Immerfrost?Vielleicht zieht Ihr ja einen sogenannten 'rechtmäßigen Herrscher' vor? Eurem ehrenwerten Thane in Cap Ardun vielleicht? Oder dieses Exkrement, das sich Flußlaird von Stenford schimpft? Wie wäre es mit seiner Majestät Teja von Kingsala? Ich gebe Euch Brief und Siegel darauf, daß sich jeder von denen zu einem Möchtegern-Eroberer mausern kann, wenn er nur eines dieser Schiffe in Händen hält. Macht korrumpiert, Kilara, und Macht, die man nicht selbst erschaffen, sondern gekauft oder geraubt hat, korrumpiert besonders."

Galrin sieht Kilara an, während sich seine Mundwinkel plötzlich heben und er ein schwaches Lächeln zustande bringt: "Aber wißt Ihr was? Ich pfeife auf die Wünsche dieser Herren und derer, die es werden wollen. Glaubt nicht, daß es bislang keine Angebote oder Drohungen gegeben hätte, mit denen gewisse Leute versucht hätten, sich in den Besitz eines fliegenden Schiffes zu bringen.
Ein guter Freund meines Vaters, bot mir Wagenladungen voll Gold, wenn ich ihm ein halbes Dutzend dieser Windschiffe bauen würde. Ich lehnte ab, weil ich, besser als ihr und die ganze Mannschaft zusammengenommen, weiß, was dieses Schiff anrichten kann, wenn es in die falschen Hände gerät.
Olf Wiegaldsson, Sohn von Wiegald Hylgersson und ein gewaltiger Krieger, hatte versprochen, meine Familie umzubringen und Dirholmar, meine Heimat, dem Erdboden gleichzumachen, wenn ich ihm die 'Albatros' nicht ausliefere. Er hat es mit seinem eigenen Leben bezahlt."

Krachend landet des Schiffbauers Faust auf dem Tisch, daß der Becher mit Apfelmost, der immer noch neben dem Kapitän steht, einen kleinen Sprung tut. In Galrins Gesicht ist keine Spur mehr der warmen Freundlichkeit zu finden, die ihn sonst auszeichnet. Die Augen des Mannes sind so kalt wie Eis und seine Stimme ist die reine Entschlossenheit: "Wer die Geschütze der 'Windkind' durch den Einsatz von Gewalt beherrschen will, gegen den werden sie sich richten. Sollte jemand auf die törichte Idee kommen, meine Familie als Druckmittel einsetzen zu wollen, um mich dazu zu bringen, das Windschiff in falsche Hände zu geben, unterschreibt dieser Jemand damit sein eigenes Todesurteil."

Die donnernde Rede des Schiffbaumeisters ist schon längst verhallt, bevor Galrins Gesicht wieder seine normalen, gutmütig-ernsten Züge zeigt, die man von ihm gewohnt ist.
"Um Eure letzte Frage zu beantworten, Kilara, so lautet die Antwort 'Nein.' Das Windschiff fliegt ohne meine Anwesenheit, es kann ohne meine Anwesenheit gesegelt werden, aber gelandet und gestartet werden kann  es nicht ohne seinen Erbauer. Wenn es auf dem Boden liegt und seine Kraft schlummert, so könntet Ihr ebenso versuchen, die Steinfaust zum Fliegen zu bringen. Doch sobald seine Kraft geweckt ist, kann ein Windstoß es ebenso schnell hinweg tragen wie ein Blütenblatt oder einen Spinnenfaden. Dieser Junge hier könnte die 'Windkind' mit einer Hand wegschieben, wenn es nötig wäre.  Und ein Windschiff, das niemals sicher gelandet werden kann, ist irgendwann ebenso verloren wie ein gewöhnlicher Kahn, der nie den sicheren Hafen erreicht."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 19. Aug. 2005, 22:20 Uhr
Eigentlich hat Novo gar keine Antwort erwartet, als seiner Enttäuschung über Torhof Luft macht. Umso erstaunter ist er, als der Kapitän ihm plötzlich den Vorschlag macht, dass er in Ardun auf die Rückkehr der Windkind warten soll. Und die Aussicht auf "Geld und sonstige Notwendigkeiten" läßt schon seine Fantasie blühen. Die Zeit in der fremden Stadt würde sicherlich zur schönsten seines Lebens werden. Doch noch bevor er sich an den Gedanken gewöhnen kann, erinnert er sich daran, dass Kilara auch in den Norden will. Und wenn sie...
Doch er hat keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, erscheint sie doch gerade selbst. Als sie von der Stadt erzählt, klingt es viel interessanter als das, was er gesehen hat. Und die Aussicht auf ein Fest am Abend läßt die schlechte Laune der letzten Tage noch weiter verschwinden.

Zufrieden will der Junge schon aufspringen, als Galrin plötzlich ernst wird und ihnen geradeheraus sagt, dass er weiss, was sie auf dem Schiff in den letzten Tagen gesucht habe. Novo sitzt wie erstarrt am Tisch und weiß nicht, was er sagen soll. Er schaut vorsichtig zu Kilara hinüber, doch sie scheint genauso überrascht, wie er. Als der Schiffsbesitzer anfängt vom Krieg und von seinem toten Lehrmeister zu reden, springt sie plötzlich auf. Die Schreiberin kann der Junge plötzlich gar nicht mehr in ihr erkennen und auch nicht die Frau, die so fürsorglich seine Wunden gepflegt hat. Und er fragt sich, warum sie plötzlich über Dinge wie Krieg, Eroberer und Waffen redet. Wieso ist das Schiff eine Waffe? Wie kommt sie darauf? Und unten auf dem Boden hat man doch nichts von einem Krieg gesehen. Sind wir deshalb in den Norden geflogen?

Je mehr Novo den beiden zuhört, desto unwohler fühlt er sich. Er kann nicht so richtig verstehen, worüber die beiden eigentlich streiten. Ausserdem hat er das Gefühl, dass sie vergessen haben, dass er anwesend ist und dass das, was er hört vielleicht gar nicht für seine Ohren bestimmt ist. Langsam versucht er sich vom Tisch zurückzuziehen, während Kilara und Galrin sich Auge in Auge gegenüberstehen. In einem günstigen Moment schlüpft er zu der Leiter nach oben auf das Deck. Obwohl es leicht regnet, geht er zur Bugspitze am Vorderkastell. Hier hört man die Stimmen der beiden unten auf dem Mannschaftsdeck kaum noch und alles rundherum ist angenehm ruhig. Nur die Kommandos der Mannschaft und das Knarren der Taue im Wind sind zu vernehmen. Selbst der Handelsposten unten, erscheint dem Jungen plötzlich richtig interessant. Vielleicht ein bisschen wie im Hafen. Und so versucht er das Treiben dort unten genauer in Augenschein zu nehmen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 20. Aug. 2005, 22:46 Uhr
Müde hört sich Maus die Erwiderung des Kapitäns an, die - wenig überraschend - heftig ausfällt. Aber im Grunde genommen wirkt er erstaunlich beherrscht und bestätigt damit ihre Einschätzung, dass es richtig war, offen mit ihm zu sprechen. Zumindest hat er sie weder niedergeschlagen noch solch wenig hilfreiche Dinge gesagt wie >>Elende! Ihr werdet dieses Schiff nicht lebend verlassen!<< Oder >> Schurkin! Sagt mir für wen ihr arbeitet!<< Eine Frau in ihrer Lage ist für solcherlei Kleinigkeiten dankbar…

Als er ihr jedoch mit dröhnender Stimme erklärt >> Sollte jemand auf die törichte Idee kommen, meine Familie als Druckmittel einsetzen zu wollen, um mich dazu zu bringen, das Windschiff in falsche Hände zu geben, unterschreibt dieser Jemand damit sein eigenes Todesurteil.<< muss sie doch ein wenig die Augen verdrehen. Es hört sich so – so normandisch an. Was nach ihrer Meinung meistens gleichbedeutend ist mit dumm!

Doch dann erklärt er weitere Einzelheiten über die Betriebsweise des Flugschiffes und sie hört aufmerksam zu. Das was er ihr sagt, beruhigt sie zumindest in einer Hinsicht, es scheint unmöglich zu sein, eine ganze Flotte von Flugschiffen vernünftig einzusetzen. Für die Windkind selber- so überlegt sie  – könnte es ebenfalls eine Lösung geben, die keiner Seite schadet und das Risiko auf ein vertretbares Maß reduziert. Nur - solange der Kapitän sich beharrlich weigert, die Bedrohung ernst zu nehmen, wird er wohl kaum bereit sein, ihren Vorschlägen zu folgen. Sie wird ihn also überzeugen müssen…

Als der Mann verstummt, nimmt Maus sich einige Herzschläge lang Zeit, um sich zu sammeln, bevor sie mit ruhiger und klarer Stimme antwortet. „Ihr habt da wahrlich eine gute Auswahl an machthungrigen Habichten für Euer Beispiel aufgeführt, Ragnarsson und ihr habt Recht damit, dass allzu große Macht unweigerlich in Missbrauch endet. Nur Euch nehmt Ihr anscheinend davon aus." Sie winkt ab, hat sie doch nicht vor, mit ihm darüber zu streiten. "Ich persönlich bin der Meinung, dass es schon genug Kriegswerkzeug auf Rohas weiter Fläche gibt, als dass man dieser erschreckenden Auswahl noch ein weiteres hinzufügen müsste, noch dazu eines das so tödlich und verheerend wirken kann, wie Euer Flugschiff.“ Kurz huscht ein bitteres Lächeln über ihr Gesicht, dann blickt sie dem Kapitän erneut in die Augen. „Ihr habt gesagt, der ihr um diejenigen Euer Feinde im Basra-Feldzug, denen Euer Schiff zum Verhängnis wurde, nicht trauert. Nun, Ragnarsson – ich tue es wohl! Und nicht, weil ich Euer Tun missbillige, sondern weil ich weiß, wie dumm, sinnlos und grausam Krieg – jeder Krieg! – letztendlich ist. In diesem Punkt mögen wir uns tatsächlich unterscheiden, Ragnarsson. Ich will die Windkind nicht und mir ist weit mehr daran gelegen, diese Gefahr zu bannen, denn sie nutzbar zu machen für wen auch immer. “ Sie schweigt kurz, um dem Mann Gelegenheit zu geben, über ihre Worte nachzudenken.

„Aber leider gibt es die Windkind nun einmal und auch wenn sie zerstört werden sollte, so könnt ihr jederzeit eine neue bauen – nicht wahr Kapitän?“ Ihr Blick wird fragend und der Schiffsbauer nickt grimmig. „Und Ihr seid davon überzeugt, dass Ihr Euch und Eure Familie gegenüber denjenigen schützen könnt, die Euch Übles wollen.“ Sie schüttelt heftig den Kopf „Aber ihr könnt nicht gegen die halbe Welt bestehen, niemand könnte das! Oh gut, ich glaube ja, dass ihr mutig und tapfer seid und dass ihr zu kämpfen versteht und auch, dass ihr starke und mächtige Freunde mit kampferprobten Truppen im Rücken habt, die Euch unterstützen würden. Aber was nützt Euch das? Wenn ihr Eure Familie nicht weg schließen wollt, wie es manche azurischen Stämme mit ihren Frauen zu tun pflegen, wird sich immer die Gelgenheit ergeben, dass man sie Euch raubt und gegen Euch einsetzt. Und was nützt Rache in so einem Fall, frage ich Euch?“

Dann scheint sie auf ihrem Stuhl noch weiter in sich zusammenzusacken und ihr Tonfall ist rauh vor Sorge, als sie fortfährt. „Galrin, Ihr seid ein guter Mann, einer der besten, den ich seit langer Zeit kennen gelernt habe, aber Ihr müsst einsehen, dass Euer Stolz und Eure Unbeugsamkeit Euch hier nur schaden können.“

Sie schluckt hart, so als habe sie Schwierigkeiten, die folgenden Worte heraus zu bringen. „Sie werden kommen und Euch Eure Familie wegnehmen und ihr werdet bereitwillig tun, was immer sie von Euch verlangen, wenn man Euch erst einmal gezeigt hat, was man ihnen alles antun kann."

"Seid ihr schon einmal gefoltert worden? Von jemanden, der sein Handwerk richtig gut versteht und der Spass an seiner Arbeit hat?“ fügt sie mit zitternder Stimme hinzu. Für einen Augenblick streift sie das breite Wollband von einem ihren Handgelenke und zeigt dem Kapitän das zerstörte Fleisch darunter, nicht einfach nur Narben sondern eine Verwüstung, die es fast schon unmöglich erscheinen lässt, dass sie die Hand noch schmerzlos bewegen kann. „Es gibt für jeden unter uns ein bestimmtes Maß an Schmerz, das er ertragen kann, bevor er zerbricht. Aber ich glaube, weitaus schlimmer muß es wohl sein zusehen zu müssen, wie dies und Schlimmeres einem Menschen angetan wird, den man liebt.“ Hastig verdeckt sie das Handgelenk wieder und schaut den Kapitän an, während in ihren Augen eine kalte Hölle lodert. „Lasst es nicht soweit kommen!“




Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 21. Aug. 2005, 10:50 Uhr
Der Schiffsbauer wirft einen Blick auf das malträtierte Handgelenk, das ihm seine Kartographin... oder sollte er sagen, seine strategische Beraterin wider Willen... offenbart. Und obwohl er die Augen abermals zusammen kneift, während er sich den Schmerz vorstellt, den solche Wunden hervorrufen, ist sein Blick anschließend doch wieder kühl und beherrscht. In seiner Stimme schwingt fast ein wenig Spott mit, als er antwortet:

"Und was soll ich Eurer Meinung nach tun, Kilara? Das Windschiff verbrennen, wie es schon mit seiner Schwester geschehen ist? Mich von meiner Familie lossagen, damit ich nicht mehr angreifbar bin? Es Euren edlen Händen übergeben, weil Ihr ja dererlei Bande nicht habt? Oder mich einem der Eroberer, der sogenannten 'rechtmäßigen Herrscher' oder irgendeinem anderen Speichellecker anschließen?"

Galrin schüttelt den Kopf und sieht Kilara mit einer Mischung aus Mitleid und Sorge an.

"Ich werde Euch verraten, warum ich mich von der Korrumpierung durch diese Macht ausnehme. Ich habe diese Macht selbst erschaffen! Und als derjenige, der sie selbst erschaffen hat, weiß ich, was dahinter steht und was ich dafür von mir selbst hergeben mußte, um sie zu erhalten."

Eine vage Handbewegung in Richtung Kilara ist für die Frau aus Ardun zunächst nicht zu deuten, doch die nachfolgenden Worte machen klar, was Galrin ansprechen will.

"In der Kombüse habt Ihr ein Messer zwischen Novo und den Küchenjungen Erlan geworfen. Ihr habt sie dabei nur um Handesbreite verfehlt, und ein unbedarfter Beobachter, wie ich, hätte der Meinung sein können, daß Ihr sogar einen der beiden Jungen hättet umbringen wollen. Aber das wolltet Ihr nicht. Ihr habt in der Zeit, in der Ihr Euch mit dem Messerwerfen befaßt habt, gelernt, Entfernungen, Geschwindigkeiten und Risiken abzuschätzen. Und dies habt Ihr dadurch gelernt, daß Ihr mit Disziplin und Ehrgeiz zu Werke gegangen seid und dafür viel von Euch selbst in Eure Kunst hinein gelegt habt. Deshalb benutzt Ihr diese Kunst auch nicht leichtfertig, oder um Euch selbst einen Vorteil zu verschaffen. Nun ja, zumindest keinen Vorteil, bei dem andere leiden müssen."

Der Kapitän trinkt den letzten Schluck Apfelmost aus seinem Becher, bevor er das Gefäß wieder auf den Tisch zurück stellt, und den Blick wieder zu Kilara hebt.

"Auch ich habe nicht vor, das Windschiff bei kriegerischen Handlungen einzusetzen. Wißt Ihr warum? Weil Ihr nämlich falsch damit liegt, wenn Ihr behauptet, daß mir die Toten im Krieg von Barsa nicht leid tun."

Kilara scheint etwas erwidern zu wollen, doch mit halb erhobener Hand hält der Nordmann sie zurück.

"Ich habe gesagt, daß diese Toten nicht der Grund für mich waren, die 'Albatros' zu verbrennen, doch leid tat mir jeder davon. Auch ich erachte kriegerische Handlungen für sinnlos. Doch nur, weil man etwas als Waffe gebrauchen kann, heißt das noch lange nicht, daß das auch so geschieht. Selbst wenn Ihr dieses Schiff und seine Geschütze als 'verdammte Waffe' einstufen wollt. Wollt Ihr einem Bauern seine Sense wegnehmen, weil er damit einen grausamen Verwalter seines Herrn erschlug, der drohte, seine Tochter zu vergewaltigen?"

Galrin schüttelt den Kopf: "Vermutlich werdet Ihr nun sagen, daß dies ja etwas völlig Anderes sei, der Bauer in Notwehr handelte und nur seine Familie beschützte. Doch ist es bei uns anders? Die 'Windkind' hat ihre Geschütze noch nie gegen jemanden eingesetzt, der nicht meine Heimat oder gar direkt mein Leben oder das meiner Angehörigen bedroht hätte. Ich habe also in Notwehr gehandelt. Nicht anders als der Bauer mit seiner Sense. Also wo liegt bitte der Unterschied?"

Während der Nordmann seinen Becher abermals mit Apfelmost füllt, blickt er Kilara stumm an. Die Ardunerin scheint jedoch zu fühlen, daß er noch etwas sagen will, und hält sich mit ihrer Antwort vorerst noch zurück, wofür ihr der Kapitän insgeheim ein Lob aussprechen muß.

"Ihr sagtet ja schon selbst, daß es gierige Habichte gibt, die das Windschiff gern in ihre Fänge bekämen, auch wenn es für mich und alle Anderen hier an Bord ein Handelsschiff ist. Mit Ausnahme von Euch, Kilara, die Ihr darin lieber eine Waffe sehen wollt.
Doch ich frage Euch, was wäre die Konsequenz, wenn ich sagte: 'Legen wir das Windschiff auf den Boden, lassen alle Leute von Bord gehen und stecken es anschließend in Brand.'?"

Die Kartographin reißt für einen kurzen Moment die Augen auf, bevor sie sich wieder fängt. Die ruhige Stimme Galrins läßt nicht erahnen, inwieweit er ernst meint, was er gerade sagt.

"Ich kann Euch sagen, was geschieht. Eure Habichte... wahrscheinlich wären es eher Geier..., würden sicher bald heranflattern, um nachzusehen, was übrig ist von diesem Wunderwerk. Und da fänden sie Euch, die Mannschaft, meine Familie und mich. Was würde zum Beispiel Euren Thane davon abhalten, Jolanthe und die Kinder in einen Kerker zu stecken und sie täglich auf die gleiche Art zu foltern, wie das mit Euch gemacht worden ist? Und das nur, damit ich ihm ein Windschiff baue? Denn Ihr habt ja selbst bereits gesagt, daß ich wieder eines bauen könnte, selbst wenn dieses hier in Flammen aufgeht."

Der Kapitän lehnt sich in seinem Stuhl zurück, faltet die Hände auf dem Tisch und sieht Kilara ruhig an:
"Ihr seht, das ist ein Kreis ohne Ausweg. Es sei denn, ich lasse mich von Euch mit Eurem Dolch da erstechen. Aber Ihr versteht hoffentlich, daß ich nicht vorhabe, diesen Weg zu wählen. Ebensowenig wie ich vorhabe, mich von meiner Familie zu trennen oder auch nur einen Gedanken daran verschwende, das Windschiff noch einmal zu zerstören."

Lächelnd wandert Galrins Blick durch den Raum, bleibt an den so liebevoll gestalteten Details der Deckbalken über ihm hängen, und der Schiffsbauer betrachtet sie einige Herzschläge lang, bevor er die Kartographin wieder anblickt.

"Wenn Ihr Kriegsmaschinerien vernichten wollt, Kilara, dann fangt mit den Waffen an, die dort unten in Torhof verkauft werden. Schmiedet ihre Schwerter zu Spaten um, macht aus ihren Lanzenschäften Brennholz und Kerzenhalter aus den Spitzen. Baut an ihren Streitwagen eine zweite Achse an und transportiert damit Handelswaren zwischen Cap Ardun und Talyra. Ändert die Haltung der Menschen, macht aus einem Soldaten einen Händler. Dann werdet Ihr mehr erreichen und mehr Menschenleben retten, als wenn Ihr die potentielle Gefährlichkeit der 'Windkind' anprangert."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 21. Aug. 2005, 23:09 Uhr
>>Und was soll ich Eurer Meinung nach tun, Kilara? Das Windschiff verbrennen, wie es schon mit seiner Schwester geschehen ist? Mich von meiner Familie lossagen, damit ich nicht mehr angreifbar bin? Es Euren edlen Händen übergeben, weil Ihr ja dererlei Bande nicht habt? Oder mich einem der Eroberer, der sogenannten 'rechtmäßigen Herrscher' oder irgendeinem anderen Speichellecker anschließen?<<

So spricht der Kapitän und Maus kann nur in stummer Verzweiflung zuhören, wie er damit all das, was sie zu ihm gesagt hat, in sein Gegenteil verdreht, um es dann entrüstet von sich zu weisen. Hat er mir überhaupt für einen Moment zugehört? fragt sie sich mit wachsender Panik.

Doch dann spricht er über die Gründe, die ihn davon abhalten, die Macht der Windkind zu missbrauchen und dies kann sie nachvollziehen. Als er dann aber die Windkind mit der geschärften Sense eines Bauern vergleicht, kann sie ein Aufstöhnen nur mühsam unterdrücken. Kein Gefühl für Größenmaßstäbe! Und hatte sie jemals der Befürchtung Ausdruck verliehen, Ragnarsson selber könnte sich mit Hilfe der Windkind zu einem machtlüsternen Kriegsherrn aufschwingen – nein, dass hatte nicht!

Aber es soll noch schlimmer kommen, fängt er doch an, den Thane, ihren Thane! ein solch bösartiges Verhalten zu unterstellen, dass ihr glatt die Spucke wegbleibt und sie kann sich nur mühsam davon abhalten, den Kapitän niederzuschreien. Was glaubst du normandischer Dickkopf eigentlich, warum ich hier bin. Hä? Wäre ich für Dich die erste Wahl, wenn es darum ginge, ein Schiff samt Besatzung zu kapern, zu zerstören oder dir sonstwie abspenstig zu machen? Nein – ich bin hier,  entgegen dem ausdrücklichen Rat seiner engsten Berater übrigens, weil der Mann, über den du so abfällig zu sprechen wagt, jemanden schicken wollte, der nicht an Gewalt als die einzig mögliche Lösung denkt! Er hat mich geschickt, um Dir eine verdammte Chance zu geben!

„Ragnarsson“ knurrt sie stattdessen „Warum müsst Ihr mich denn unbedingt missverstehen. Ich sage es Euch noch einmal. Erstens, ich will die Windkind weder für mich, noch für jemand anderen. Zweitens, die Zerstörung der Windkind ist unsinnig, da ihr jederzeit ein neues Flugschiff bauen könnt. Drittens, es ist absolut unerheblich, ob ihr und ich in der Windkind ein Handelschiff oder eine Waffe sehen und ob ich anfange, Ardun zu entwaffnen . Erheblich ist es vielmehr, was diejenigen denken, die sie Euch abnehmen wollen und dass es davon genug gibt, habt ihr selber zugegeben. Viertens und letztens ist es weder meine Absicht, noch mein Wunsch Euch oder Euer Familie Schaden zuzufügen oder zufügen zu lassen! Also, kann ich davon ausgehen, dass das bei Euch jetzt angekommen ist oder muss ich erst ein Bild malen!“

Einen Augenblick ist sie selber entsetzt über die Heftigkeit ihrer Worte, aber Geduld ist wahrlich noch nie ihre Stärke gewesen und der Kapitän hat sie auf eine Art und Weise gereizt, die sie die äußeren Umstände fast vergessen lassen. Entsprechend pikiert ist dann auch sein Blick, aber immerhin versucht er weder, sie zu unterbrechen noch das Gespräch – auf unschöne Weise wohlmöglich - zu beenden.

Der Ausbruch hat auf sie zumindest eine heilsame, beruhigende Wirkung und mit einem beinahe reumütigen kleinen Lächeln fährt sie fort „Bitte, ich will Euch nicht ärgern, aber Ihr und ich  - wir sind so verschieden, dass es schwierig ist, eine gemeinsame Sprache zu finden – nicht wahr?“ Bei diesen Worten nickt der Mann grimmig. Immerhin, der erste Punkt, in dem wir uns einig sind!

„Lasst mich unser Problem kurz zusammenfassen. Der durchschnittliche Möchtegern-Kriegsherr möchte gerne eine kleine Flotte Euer netten Spielzeuge besitzen, um ordentlich rumstänkern zu können. Ist das so?“ Der Kapitän nickt wiederum. „In Ordnung, des weiteren ist davon auszugehen, dass dieser Möchtegern-Kriegsherr auch nicht vor Repressalien gegen Euch oder Eure Familie zurückschrecken würde?“ Hier hebt sie begütigend die Hand „Ich weiß, ich weiß – Ihr schätzt die Gefahr nicht besonders hoch ein, dass das jemandem gelingen könnte. Aber könnt ihr es tatsächlich ausschließen? Ich denke wohl nicht!“

Maus stemmt sich aus ihrem Stuhl und beginnt erneut vor dem Kapitän auf und ab zu gehen, diesmal aber nicht nervös sondern voller Energie, so als ob ihre galoppierenden Gedanken nach einem körperlichen Ausdruck verlangten. “Die beste Lösung müsste es demnach sein, diesem Möchtegern-Kriegsherrn klarzumachen, dass Flugschiffe für seine Zwecke nicht geeignet sind. Ist doch auch einsichtig, oder?“

Sie grinst jetzt und es ist ein verwegenes kleines Lächeln, das ihre Züge erhellt. „Ein Argument habt ihr ja schon genannt. Eine Armada dieser Schiffe in den Kampf zu schicken, ist nicht möglich. Wir bräuchten also nur dafür zu sorgen, dass unserer Möchtegern-Kriegsherr das auch weiß – oder? Damit bleibt uns also nur noch ein Flugschiff, um das wir uns sorgen müssen – die Windkind! Nein Kapitän, ihr braucht jetzt nicht Eure Augenbrauen derart bedrohlich zusammenzuziehen – ich schlage Euch nicht vor, euren kleinen Liebling zu zerstören. Aber man könnte doch – nun ja – Gerüchte in die Welt setzen, nach denen der Gebrauch der Windkind bestimmten Einschränkungen unterworfen sei.“ Ihre Stimme verwandelt sich in ein sanftes Schnurren. „Es könnte sich um eine Gottesgabe handeln. Habe ich da nicht ein Symbol Vendis in Eurer Kajüte hängen sehen. Der Windgott wacht mitunter eifersüchtig über seine Geschenke.“ Sie bleibt mit schelmisch blitzenden Augen vor dem Kapitän stehen, stützt ihre Arme auf die Tischplatte vor ihm und ergänzt „Ist die Wut des Gottes nicht auch der wirkliche Grund, dass ihr die Albatros nach Barsa zerstören musstet – Hm?“

Der Kapitän wirkt nicht gerade begeistert und so lächelt sie mitfühlend „Ach Ragnarsson, ich weiß, dass Euch ein solches Intrigenspiel nicht gefällt. Aber wäre dies nicht die einfachste und eleganteste Lösung für unser kleines Problem? Ich zumindest sehe nichts, was dagegen spricht – außer vielleicht Eurer Stolz – aber was bitte ist Stolz gegenüber Sicherheit für Eure Familie? Und ja Kapitän, bevor ihr diese Frage stellen müsst, ich kann dafür sorgen, dass diesen Gerüchten Glauben geschenkt wird. Und alles was Ihr dazu beitragen müsst, ist Stillschweigen und eine gelegentliche Bemerkung, die diese Version bestätigt – ohne das, wird es nicht funktionieren.“

So! Jetzt ist es raus. Bei Loa, ich habe getan was ich konnte. Wenn ich versagt habe und er ablehnt, werden wir alle mit den Folgen leben müssen!

"Es ist Eure Entscheidung, Kapitän!"

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Aug. 2005, 07:40 Uhr
Der Nordmann betrachtet die Frau, die ihm gegenüber steht, eine Weile, bevor er ihr antwortet: "Noch mehr Intrigen? Noch mehr Heimlichkeiten, noch mehr Geheimnisse? Und Ihr erwartet auch noch, daß Ihr damit durchkommt?"

Langsam schüttelt Galrin den Kopf. Auch er wirkt plötzlich müde und abgespannt, als hätte ihn das Gespräch angestrengt.

"Seht es ein, Kilara: Die Art von Leuten, die sich durch Geiselnahme und Folter Zugriff auf die 'Windkind' verschaffen wollen, werden das auch tun, wenn Ihr ihnen ins Ohr flüstert, die Zwölfe würden höchstpersönlich mitsegeln und jeden mit ihrem Zorn treffen, der auch nur die Hand an die Reling legt. Und wenn Ihr nicht glaubt, daß Euer geliebter Thane zu solchen Sauereien in der Lage ist, dann fragt die Bauern, die er jedes Jahr im Winter erfrieren und verhungern läßt. Fragt die Mädchen, die durch seine Bediensteten mißbraucht werden. Ich bin sicher, die werden Euch beredtes Zeugnis abliefern, was die Eigenheiten dieses Herrn angeht."

Mit einem Achselzucken geht Galrin über das Stirnrunzeln Kilaras hinweg, das sich bei dieser schon wieder überdeutlich zeigt: "Meinetwegen streut Eure Gerüchte, erzählt den Leuten was Ihr wollt. Meinen Segen habt Ihr dafür, und ich werde Eure Märchen auch nicht dementieren. Aber viele Hoffnungen würde ich mir an Eurer Stelle nicht machen. Ich jedenfalls werde mich weiterhin auf die Kraft meines Armes, meines Schwertes und nicht zuletzt der Mannschaft verlassen, wenn es darum geht, dieses Schiff und alle, die auf ihm segeln, zu schützen. Eine Klinge aus Stahl ist mir ein besserer Schutz als ein Gebäude aus Lügen. Das ist ein Bild, das Ihr mir nicht zu malen braucht. Das verstehe ich auch so."

Der Kapitän blickt in Richtung der Tür zum Niedergang, wo soeben ein leises Knarren herein dringt. Offenbar kommt jemand die Treppe herunter. So erhebt der Nordmann sich, geht an Kilara vorbei und zur Tür. Doch bevor er sie öffnet, sieht er sich noch einmal um: "Wir machen in wenigen Minuten fest. Wenn Ihr auf den Boden hinunter wollt, dann steht es Euch frei, den Aufzug zu benutzen. Ihr habt Landgang und könnt somit hingehen, wo es Euch beliebt."

Nach diesen Worten öffnet der Schiffsbauer die Tür und späht hinaus. Draußen klettert ein Matrose mit einer dicken Taurolle soeben den Niedergang wieder hinauf. Der Nordmann wechselt einige Worte mit seinem Helfer, erkundigt sich nach Windrichtung und Stärke, und begibt sich schließlich selbst nach oben zur Ruderplattform, um den Anflug auf Torhof selbst zu lenken.


Um Novo herum ist inzwischen eine hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Die Segel unter und über dem Windschiff werden gerefft, Taue eingeholt und auch der Junge muß mächtig anpacken, damit die "Windkind" ihren Ankerplatz erreicht. Der leichte Regen ist zwar nicht stärker geworden, aber nachgelassen hat er ebensowenig. Und so sind die Taue rutschig, an denen die regenschweren Segel hängen.

"Los Novo, hilf mir mal.", knurrt eine bekannte Stimme von links. Der Geschützmeister Bargan zerrt an einem Tau, das sich partout nicht lockern will, und sein hochroter Kopf zeigt, daß er beinahe am Ende seiner Kräfte ist. "Das Tau da oben hat sich verklemmt. Sieh mal zu, daß Du es locker kriegst. Aber beeil Dich. Meine Arme werden schon lahm." Ein Nicken mit dem Kopf macht Novo klar, was Bargan meint: Das dicke Seil hat oben, an der Rah des Großsegels, eine Schlaufe gebildet und ein anderes Tau eingeklemmt. Um das Segel gefahrlos aufholen zu können, muß jemand die Wanten hinauf klettern und das letztere Seil frei ziehen. Keine besonders kraftraubende Sache, aber gut fünfzehn Meter hoch über dem Deck doch ein akrobatischer Akt der besonderen Art.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 22. Aug. 2005, 22:05 Uhr
Maus ballt die Fäuste in hilfloser Wut, als der Kapitän einfach aufsteht und den Speisesaal verlässt. Du hattest von Anfang an keine Chance! denkt sie bitter, während sie ihm hinterher blickt. Der Kapitän hatte sich nicht nur standfest geweigert, ihren Gedanken auch nur im Ansatz zu folgen, nein - er hatte es darüber hinaus auch noch für angebracht gehalten, haltlose Beleidigungen dem Thane gegenüber auszusprechen. Soll er doch verrecken mitsamt seiner Brut! sagt sie sich trotzig, wenn auch ohne innere Überzeugung. Den Kopf in den Armen verborgen überdenkt sie kurz ihre wenigen noch verbleibenden Möglichkeiten, dann macht sie sich schweren Herzens zu ihrer Kabine auf, um ihre Sachen zusammenzupacken.

Das war´s dann wohl. Du hast hier nichts mehr verloren!  Langsam verstaut sie ihre persönlichen Habseligkeiten in den großen Seesack, während ihre Augen sich gründlich in dem kleinen Raum umsehen, der die letzten Tage ihr Zuhause gewesen war. Die schwere Kiste mit Winterkleidung wird sie einfach an Bord lassen. Soll der Kapitän sie doch meinetwegen an die Schneemonster in Gronaland verteilen!  Der Seesack ist schnell gefüllt und während von draußen schon das lärmende Treiben Torhofs an ihr Ohr dringt, verlässt sie die Kabine und überquert mit schnellen Schritten das Deck. Die Besatzung der Windkind hat das Flugschiff gerade sicher am Boden vertäut. Sie ignoriert den fragenden Blick Ulfgars, mit der er ihren schweren Seesack beäugt und hält stattdessen Ausschau nach Novo. Wo steckt der verflixte Bursche denn wenn man ihn mal braucht denkt sie gereizt und steigt wieder hinab zum untersten Deck, wo mittels eines Systems von Seilwinden der Aufzugskorb auf und ab gelassen werden kann, der die einzige Verbindung des Flugschiffes mit dem Boden darstellt. Ein Matrose betätigt keuchend das Tretrad und kurz darauf hört sie an dem leichten Knarren der Seilwinden, dass sich der Lastenkorb der Klappe im BOden nähert. Immerhin konnte ich doch einiges über die Funktion der Windkind herausfinden.. tröstet sie sich. Trotzdem wird sie das Gefühl nicht los, schrecklich versagt zu haben.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 23. Aug. 2005, 22:24 Uhr
Novo blickt zum Boden hinab, wo die wenigen Häuser von Torhof liegen. Aufgrund des schlechten Wetters sind nur wenige Menschen auf den Strassen zu sehen. Trotzdem bemerkt der Junge, dass der Ort weniger dem Hafen, als dem Platz der Händler in Talyra gleicht. Zahlreiche Zelte sind in immer weiteren Kreisen um die wenigen festen Behausungen angeordnet. Hier und dort kann man Stände erkennen, an denen die Händler bei besserem Wetter ihre Waren anbieten.
Novo erinnert sich an das, was Kilara erzählt hat: Seide aus den Ostlanden, Gewürze aus Azurien,... . Was es dort wohl alles zu sehen gibt? Vielleicht genauso viel, wie in Talyra, wenn die ersten Karawanen nach dem Winter in die Stadt zurückkehren. Er malt sich all die bunten Farben, Gerüche und Klänge aus, die dort unten auf ihn warten und versucht irgendetwas besonderes, ein paar dunkelhäutige Südländer, ihre seltsamen Reittiere oder einen Käfig mit sprechenden Vögel von den Sommerinseln zu erkennen.

Als Torhof fast unter ihnen liegt, ist es auf dem Deck der Windkind voller und lauter geworden. Schliesslich hört der Junge seinen Namen rufen und blickt sich um. Bargan winkt ihn heran, damit er ebenfalls seinen Teil beim Reffen der Segel beiträgt. Für einen Moment fühlt sich Novo wie auf einem der Fischerboote mit denen er ab und zu auf den Ildorel fährt, während er gemeinsam mit den anderen an den Tauen zieht.

>>"Los Novo, hilf mir mal.", knurrt eine bekannte Stimme von links. Der Geschützmeister Bargan zerrt an einem Tau, das sich partout nicht lockern will, und sein hochroter Kopf zeigt, daß er beinahe am Ende seiner Kräfte ist. "Das Tau da oben hat sich verklemmt. Sieh mal zu, daß Du es locker kriegst. Aber beeil Dich. Meine Arme werden schon lahm."<<

Für einen Moment blickt Novo nach oben zu der Stelle, die ihm der Geschützmeister zeigt. Auf einem normalen Schiff würde er sicherlich sofort hinaufsteigen. Doch hier zögert er. Er schaut über die Reling hinab auf den Boden, der weit unter ihnen liegt. Doch dann sieht er in das mürrische Gesicht Bargans und greift an die nächste Want, um sie hinaufzuklettern. Das feuchte Tau fühlt sich unangenehm an. Doch solange der Junge seine nackten Füße gegen die Knotenpunkte drückt, hat er genügend Halt. Vorsichtig legt er den Weg nach oben, um schliesslich die Stelle zu erreichen, an der die beiden Seile verknotet sind.
Novo klammert ein Bein und eine Hand um die Taue der Want damit er genügend Halt besitzt. Doch reicht die Länge seines Armes nicht aus, um das Problem zu beheben. Er blickt kurz hinab, wo noch immer der Geschützmeister wartet. Dann lockert er seinen Griff und versucht sich weiter zu strecken. Als der Wind im schliesslich für einen Moment das Seil entgegenweht, kann er es greifen. Ein kurzer Ruck reicht, um die Verknotung zu lösen. Gleichzeitig läßt die Bewegung Novos Hand am Tau der Want abrutschen. Er verliert den Halt und fällt nach vorne kippend hinab. Ich hab es gewusst. Es musste ja passieren.

Er hat nicht viel Zeit zum Nachdenken, als seine rudernden Arme das Tau erreichen, welches er gerade gelöst hat. Er greift zu und umklammert es so fest es geht mit. Die Hitze an seinen Handflächen treibt ihm die Tränen in die Augen. Doch Novo läßt nicht los, denn er bemerkt, dass es das einzige ist, was seinen Fall bremst. So saust er hinab, die Augen geschlossen, damit er nicht sehen muss, wo sein Fall enden wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Aug. 2005, 16:40 Uhr
"Ihr Frauen seid schon sonderbar.", erklingt eine Stimme von der Seite, während Maus auf den Aufzug wartet, der sie auf den Boden hinunter bringen soll, "Ihr rennt davon wie ein verschrecktes Reh, nur weil etwas nicht so verlief, wie Ihr es geplant hattet."

Die Ardunerin wendet den Kopf und erblickt Galrin, der, an einen verzierten Balken gelehnt, zu ihr herüber schaut. Eine kurze Handbewegung des Kapitäns macht den anderen Besatzungsmitgliedern im Raum klar, daß anderenorts im Schiff gerade eine wichtige Aufgabe auf sie wartet. So verlassen sowohl der Bremser an der Winde, als auch die beiden Männer im Tretrad, eiligst ihre Posten und ziehen sich zurück, nachdem sie den Aufzug gesichert haben, damit dieser nicht auf den Boden hinunter kracht. Auch Ulfgar verschwindet, nach einem kurzen Stirnrunzeln, aus dem Aufzugraum und schließt die Tür hinter sich.

"Was habt Ihr jetzt vor?", fragt Galrin weiter, "Ich glaube kaum, daß es zu einem normalen Landgang paßt, sämtliche Besitztümer mit sich zu schleppen. Also gehe ich davon aus, daß Ihr Euch aus dem Staub machen wollt. Habt Ihr plötzlich Angst bekommen, daß Ihr das Hasenpanier ergreift?"

Der Nordmann setzt sich auf einen Ballen gefärbtes Leinen, der seinem Transport hinunter auf den Boden harrt, und blickt abermals ernst zu Kilara auf: "Also was für einen Grund gibt es für Euch, davonzulaufen? Daß Ihr feige seid, nehme ich Euch nicht ab. Dafür habt Ihr zuviel Schneid bewiesen. So mancher Matrose hätte sich dreimal überlegt, ob er mir derartige Kommentare an den Kopf wirft. Und daß Ihr wissbergierig seid, ist ebenfalls umstrittig. Euer Interesse für die Windkind war nicht zu verleugnen. Reizt Euch nicht, mit eigenen Augen zu erforschen, was hinter dem Horizont liegt, und was wahrscheinlich bisher noch keine Handvoll Menschen der Immerlande überhaupt gesehen haben?"

Nachdenklich sieht Galrin Kilara an. Dann zuckt er die Achseln.

"Wenn Ihr unbedingt davon laufen wollt, dann werde ich Euch nicht aufhalten. Ihr seid frei, zu gehen, wohin Euch beliebt. Doch ich bitte Euch, bleibt. Ich denke, da wir wissen, woran wir miteinander sind, braucht es keine Spitzfindigkiten mehr. Ihr seid wertvoll für uns, und für Novo ganz besonders. Insofern kann ich Euch nichts Anderes bieten als das, was ich Euch angeboten habe, als Ihr auf der Werft wart: Ein Platz auf diesem Schiff, die Speise auf Eurem Teller, und das Vertrauen, das ich in Euch setzen will. Ob Euch das reicht, entscheidet diesmal Ihr, nicht ich."


Währenddessen auf dem Oberdeck

Wie ein Stein rast der Körper des Jungen auf die harten Eichenholzplanken zu, und ein Aufschrei gellt über das Deck des Windschiffes. Doch nach schier endlos scheinenden Herzschlägen stellt Novo fest, daß er nicht mehr den scharfen Fallwind in seinen Haaren spürt, sondern stattdessen etwa zwei Schritt hoch über dem Deck baumelt. Seine Handflächen fühlen sich an, als habe sie jemand gegen eine Schmiedeesse gedrückt, doch er lebt, hängt an dem Seil, das ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre, und blickt mit einer Mischung aus Schreck und Erleichterung auf Bargan hinunter. Diesem steht die Angst über den Absturz des Jungen noch immer ins Gesicht geschrieben. Doch der Geschützmeister fängt sich nach einigen Augenblicken wieder. Während Novo das letzte Stück des Weges auf das Deck bedeutend langsamer (aber auch sicherer) zurücklegt, greift der bullige Mann nach einem Eimer, der auf dem Deck herumgestanden und sich während des Regens mit kühlem Wasser gefüllt hat.

"Hier. Steck Deine Hände erst mal ins Wasser. Das kühlt, glaub mir.", brummt Bargan, "Und anschließend kannst Du zu Alwine gehen, die gibt Dir Salbe für Deine Hände, damit das Abgeschürfte schneller heilt. Gut gefangen, übrigens."

Ohne weitere Worte zu verlieren, dreht der Geschützmeister sich um und holt das Segel wieder auf. Doch ein neben Novo stehender Matrose zwinkert dem Jungen zu: "Der alte Brummbär ist noch nie gut darin gewesen, seine Anerkennung und seinen Dank auszudrücken. Mit dieser Aktion hast Du Dir seinen Respekt verdient. Sollte mich nicht wundern, wenn Du bei Bargan jetzt einen dicken Stein im Brett hast."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 24. Aug. 2005, 22:22 Uhr
Angespannt wartet Maus auf das Auftauschen des Lastenkorbes in der Bodenklappe. Nur noch eine kurze Weile, dann bin ich hier raus! Durnak wird mich schon erwarten, er hat das Schiff seit seiner Ankunft sicher keinen Augenblick aus den Augen gelassen. An die Informationen heran zu kommen ist mitunter der einfache Teil ihrer Arbeit, sich damit aus dem Staub zu machen ist nicht selten die Schwierigkeit. Und weil das, was sie in Erfahrung gebracht hat wertvoll ist, ist sie es auch, solange es sich nur in ihrem Kopf befindet. Deshalb ist sie so nervös. Ich kann nicht glauben, dass er mich so einfach ziehen lässt! Ihre Gedanken drehen sich immerzu im Kreise um diesen einen Punkt. Das Gespräch mit dem Schiffsbauer war nicht gut gelaufen. Sie hatte sich weiter aus ihrer Deckung gewagt, als sie es jemals geplant hatte und hätte damit beinahe die gesamte Mission in Gefahr gebracht. Anfänger! scheltet sie sich. Und fragt sich erneut, warum der Schöpfer der Windkind sie ziehen lässt.

So als gäbe er eine Antwort auf ihre stille Frage ertönt hinter ihr auf einmal die Stimme des Kapitäns. Ruckartig wendet sie den Kopf in seine Richtung, sieht seine hoch gewachsene Gestalt lässig an einem Balken gelehnt. Wie konnte er sich so einfach in meinen Rücken schleichen? fragt sie sich verwundert während der Schiffsbauer die anwesenden Mannschaftsmitglieder mit einer herrischen Geste vom Deck scheucht. Mit einem dumpfen Rumpeln, das ihr durch Mark und Bein dringt, stoppt der Lastenkorb, ihr Weg in die Freiheit, dann sind sie und der Kapitän alleine. Nun, es wäre auch fast zu einfach gewesen!

>Was habt ihr jetzt vor< sagt der Kapitän Eine kalte Gewissheit breitet sich in ihr aus. Er wird mich nicht gehen lassen! Sie unterdrückt ihre aufsteigende Panik und verlagert leicht ihr Gewicht, während ihre rechte Hand verstohlen nach dem Messer greift, das an ihrem Oberschenkel befestigt ist. Ragnarrson fährt fort zu reden, macht aber keine Anstalten, sich ihr zu nähern. Braucht er auch gar nicht, solange niemand die Winde bedient, bin ich hier ebenso gut festgenagelt, als wäre ich an eine Kerkerwand gekettet. Ihr Verstand weigert sich indes zu begreifen, was er da sagt. > …. reizt es Euch nicht, mit eigenen Augen zu erforschen, was hinter dem Horizont liegt, und was wahrscheinlich bisher noch keine Handvoll Menschen der Immerlande überhaupt gesehen haben?< fragt er sie und sein Gesicht wirkt dabei so grundehrlich, so als ob die Frage tatsächlich ernst gemeint wäre.

Dann blickt er sie erwartungsvoll an und sie kann vor lauter Verwirrung kaum einen klaren Gedanken fassen. „Äh – nun – ich meine Kapitän, also – ich glaube wirklich nicht. Was in aller Welt sollte ich denn in Gronaland?“ patzt es endlich aus ihr heraus „In Ordnung – da ist der Horizont, und der verhält sich ruhig! Ich meine, da ist doch niemand, der Ärger machen könnte ... „ Hilflos stammelt sie heraus, was ihr gerade in den Sinn kommt, während sie fieberhaft überlegt, was in Loa´s Namen der Kapitän eigentlich von ihr will.

„Ah!“ ruft sie irgendwann verstehend aus „Das ist es – Ihr seid Forscher! Mit Leib und Seele – Genau wie ich mit Leib und Seele – äh – etwas anderes bin!“ sie nickt heftig, endlich macht das seltsame Verhalten des Schiffsbauers einen Sinn. „Und darum wollt ich mich weiter dabei haben. Ich braucht jemand, der euch beim Karthographieren behilflich ist – so war es ja auch abgesprochen.“ Die Anspannung der letzten Minuten löst sich mit einem kleinen, leicht überspannten Lachen und mit unendlicher Erleichterung legt sie beide Hände über ihrer Brust zusammen, wodurch der Dolch in ihrer Rechten mit einem mal auch für Ragnarrson gut sichtbar ist „Oh, Entschuldigung“ murmelt sie verlegen und verstaut ihn eilig wieder dahin, wo sie ihn her hat. „Ja, Ihr habt Recht – Das bin Euch wirklich schuldig, nach dem Ihr mir so bereitwillig Auskunft über die Windkind gegeben habt.“ Kurz überlegt sie „Ihr wollt die Nacht ja in Torhof verbringen. Ich denke, ich kann bis morgen für einen entsprechenden Ersatz sorgen – einen richtigen Karthographen!“. Sie lächelt den Kapitän freudig an „Und ich dachte, ihr wolltet mich nicht gehen lassen, weil – ach, ich weiß das ist Euch gegenüber nicht fair, aber ich bin zuweilen etwas - misstrauisch!

Sie schüttelt ungläubig den Kopf, so dass ihr schwarzes Haar nur so fliegt. „Man trifft nur sehr selten auf einen Mann wie Euch, Galrin Ragnarrson!“ erklärt sie voller Staunen und ihr Lächeln ist von einer ganz anderen Art als das, was sie sonst der Welt als Lächeln verkauft.  "Und Novo. Also er kann hier auf der Windkind bleiben, sofern er das möchte und Ihr damit einverstanden seid. Oder ich nehme ihn wieder mit nach Talyra. Ich wollte das mit ihm absprechen wenn ich erst – äh – unten in Torhof bin.“

Sie atmet noch einmal tief durch, dann wird sie mit einem mal wieder ernst und in beinahe feierlichen Ton erklärt sie „Ich wünsche Euch Glück und den Segen der Götter für Euch und Eure Familie.“ kurz zögert sie, dann berühren ihre Hände in einer seltsamen rituellen Geste nacheinander Brust und Stirne „Solltet ihr jemals in Schwierigkeiten geraten- und ihr wisst, dass ich fest damit rechne -  könnt ihr auf meine Hilfe zählen. Ihr mögt meine Methoden nicht billigen, doch sie können sich hin und wieder als wirksam erweisen.“

Dann blickt sie in Richtung der Bodenklappe „Ich würde jetzt gerne nach Torhof herunter, wenn Ihr erlaubt. Wir sehen uns doch im Gasthof, meine Einladung zu der kleinen Familienfeier – Ihr erinnert Euch doch?“

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 26. Aug. 2005, 10:24 Uhr
Erst kurz vor dem Boden des Decks kommt Novo zum halten. Ausser Atem verharrt er einen Moment und schaut hinauf zum zu dem Punkt an dem er gerade eben noch gewesen ist. Doch seine Erleichterung währt nur kurz. Als er das letzte Stück hinabrutscht, kann er sich mit seinen aufgeriebenen Händen kaum am Tau festhalten.
"Ahhh..., das tut so weh", ist alles, was er mit Tränen in den Augen sagen kann, während der Geschützmeister ihm den Eimer hinstellt. Als er die Hände hineinhält, brennt das Wasser noch zusätzlich in seinen Wunden. Er beisst auf seine Unterlippe, um nicht aufschreien zu müssen. Erst mit der Zeit wird es ein wenig besser. Betäubt fühlen sich die Handflächen an, als er sie wieder aus dem Wasser hebt und betrachtet. Tiefrote Streifen sind dort zu sehen, wo er das Seil berührt hat.

>>Ohne weitere Worte zu verlieren, dreht der Geschützmeister sich um und holt das Segel wieder auf. Doch ein neben Novo stehender Matrose zwinkert dem Jungen zu: "Der alte Brummbär ist noch nie gut darin gewesen, seine Anerkennung und seinen Dank auszudrücken. Mit dieser Aktion hast Du Dir seinen Respekt verdient. Sollte mich nicht wundern, wenn Du bei Bargan jetzt einen dicken Stein im Brett hast."<<

Novo blickt den Matrosen verwundert an. Warum sollte ich mir damit Respekt verdient haben? Ist doch mal wieder alles schief gelaufen. Doch er denkt nicht weiter darüber nach. Das Pochen des Bluts unter seinen geschundenen Handflächen erinnert ihn an Bargans Rat, sich Salbe geben zu lassen. Er erinnert sich daran, dass Kilara ihm vor einigen Tagen damit, nach seinem Kampf mit dem Küchenjungen, versorgt hatte.
Er zögert einen Moment, ob er hinunter auf das Mannschaftsdeck gehen soll. Er ist sich nicht sicher, ob sie ihren Streit mit Galrin endlich beendet hat. Doch da er keine Stimme hinaufdringen hört, steigt er vorsichtig, die Hände möglichst wenig benutzend, hinab. Auf halbem Weg stellt er jedoch fest, dass es in der Kombüse leer ist. Sie muss in ihre Kajüte gegangen sein, als wir die Segel eingeholt haben. Kann mir vorstellen, dass sie jetzt ihre Ruhe haben will.

Wieder auf dem Oberdeck geht er zu ihrer Kabine und klopft an die Tür. Als er nichts hört, öffnet er sie langsam und wirft einen Blick hinein. Der Raum ist leer. Doch leerer als der Junge erwartet hat. Es fehlt nicht nur Kilara, sondern auch ihr Seesack. Wo ist sie hin? Seine Hände sind im Moment vergessen. Aufgeregt fragt er das nächststehende Mannschaftsmitglied: "Kilara, wisst ihr, wo sie ist?" Doch sein Gegenüber schüttelt nur verständnislos den Kopf. Er fragt noch einen und noch einen, bis er schliesslich Ulfgar vor sich stehen hat. "Ich hab sie zuletzt unten im Aufzugsraum gesehen." sagt dieser schliesslich, "sie wollte wohl hinunter nach Torhof?"
"Ohne mich?" fragt Novo, doch der Steuermann zuckt nur mit den Achseln.

Schnell steigt Novo wieder die Leitern in den Bauch des Schiffes hinab. Als er unten ankommt, sieht er nur den Kapitän vor sich stehen. Die Bodenluke neben diesem ist geöffnet und der Lastenkorb verschwunden. Als der Junge sicher ist, nichts übersehen zu haben, fragt er den Schiffsherrn: "Ist sie schon hinuntergegangen, um uns für das Fest anzumelden? Ich will auch hinunter, um mir alles anzuschauen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 29. Aug. 2005, 09:01 Uhr
Jolanthe kümmert sich gerade um die beiden Zwillinge. Nachdem sie getrunken haben, wickelt sie sie noch und spielt mit den beiden. Als Cianna mal wieder zu unruhig wird, nimmt sie sie und Erik auf den Arm und geht hinauf auf's Deck,um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Auf dem Deck kommt ihr Kirion entgegen und springt ihr kurzerhand auf die Schulter. "Hilfe!", protestiert sie,"Du willst also auch noch getragen werden. Ab, Kirion,du kannst selber laufen, die beiden können das nunmal nicht." Doch Kirion faucht nur in richtung der Zwillinge und bleibt demonstrativ auf seinem Platz auf Jolanthes Schultern liegen.
Da versteht Jolanthe, dass sie sich in letzter Zeit wohl ein bisschen zu wenig um Kirion gekümmert hatte. Seit die Zwillinge auf der Welt waren, hatte sie kaum etwas anderes im Kopf gehabt. Also lässt sie Kirion an seinem Platz und streichelt ihm das Köpfchen, dass er sich wieder beruhigt. Die schmunzelnden Blicke der Mannschaft entgehen ihr nicht, doch sie ignoriert sie geflissentlich oder lacht zurück. Wahrscheinlich gibt sie wirklich ein herrliches bild ab mit den beiden Kindern im Arm und Kirion auf der Schulter.
Als sie zur Reling gehen will,entdeckt sie ihren mann und Novo an der offenen Bodenluke. Sie wundert sich, Galrin hatte ihr gar nicht erzählt, dass er oder Novo einen Ausflug nach Torhof machen wollten.
Also geht sie hinüber und fragt: "Wollt ihr hinunter nach Torhof? Du hast mir ger nichts davon erzählt Galrin, ich würde gern mitkommen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 30. Aug. 2005, 07:16 Uhr
"Genau wie Ihr mit Leib und Seele was seid?", fragt Galrin nach, als die Ardunerin vor sich hin stammelt, als sei sie ein junges Mädchen bei ihrem ersten Treffen mit ihrem Märchenprinzen. Doch eine offene Antwort erwartet der Kapitän eigentlich nicht. Das ist auch nicht nötig, denn inzwischen kann er sich recht gut vorstellen, was Kilara an Bord getrieben hat, wenn er auch nicht mit letzter Gewißheit sagen kann, wer ihr Auftraggeber ist. So entscheidet er sich für einen Schuß ins Blaue.

"Ihr dachtet, ich würde Euch nicht gehen lassen, weil Ihr nun erfahren habt, was Ihr wissen wollt, und ich nicht wollen könnte, daß es jemand anderes erfährt, nicht wahr?"

Der Gesichtsausdruck Kilaras spricht Bände, als sie den Nordmann anblickt. Galrin schüttelt den Kopf und senkt den Blick: "Nun ja, wie dem auch sei. Ich habe gesagt, daß Ich Euch nicht an Bord einsperren werde, und ich stehe zu meinem Wort. Geht, wohin Ihr wollt und erzählt, wem Ihr wollt was Ihr wollt. Ich werde Euch nicht aufhalten."

Den Dolch, den Kilara gezogen hatte, nimmt der Schiffsbauer ebenso gleichmütig hin, wie die Bemerkung der Ardunerin, er sei ein Mann, von dessen Sorte man nur selten jemanden träfe. Doch etwas im Tonfall und der Mimik Kilaras zeigt Galrin, daß sie es diesmal ernst meinen könnte. So nickt der Nordmann nur stumm, bevor er wieder nach den drei Leuten ruft, die die Winde bedienen sollen.

>Ich wünsche Euch Glück und den Segen der Götter für Euch und Eure Familie.<, bemerkt die junge Frau, und Galrin sieht sie eine Weile schweigend an. Dann sagt er: "Das wünsche ich Euch auch. Den Segen, weil er Euch trägt, das Glück, weil es Euch leitet, und wahre Freundschaft, weil sie sehr selten ist."

Während Kilara in den Fahrstuhl steigt, und noch über diese Worte nachdenkt, antwortet der Schiffsbauer auf ihre letzte Frage: "Ja, ich erinnere mich. Wir sehen uns später beim Gasthof. Bis dann."


Kurz nachdem der hölzerne Aufzugkorb durch die Bodenklappe nach unten verschwunden ist, knarrt die Tür zu dem großen Raum, und Novo steht neben dem Nordmann. Suchend blickt der Junge sich um, wirft auch einen Blick in das gähnende Loch im Schiffsboden und wendet sich dann an Galrin: >Ist sie schon hinuntergegangen, um uns für das Fest anzumelden? Ich will auch hinunter, um mir alles anzuschauen.<

Galrin nickt: "Ja, Kilara ist bereits hinunter. Ich denke, Du findest sie in dem Gasthof am Rande von Torhof. Sie wollte ohnehin noch mit Dir sprechen."
Der Nordmann öffnet den Mund, um noch mehr zu sagen, doch erneut öffnet sich die Tür, und Jolanthe tritt in den Raum: >Wollt ihr hinunter nach Torhof? Du hast mir ger nichts davon erzählt Galrin, ich würde gern mitkommen.<

Der Schiffsbauer lächelt. Seine Frau hat ihn noch immer um den Finger gewickelt, und jeglicher Unmut, der sich in dem Herzen des Nordmannes aufgebaut hat, verfliegt wie ein Löwenzahnsamen im Sommerwind.

"Entschuldige, mein Lieb, daß ich Dich noch nicht habe rufen lassen. Kilara hat für uns ein Gasthaus ausgemacht, in dem wir heute abend feiern und fröhlich sein wollen. Novo und ich wollten auf den Boden hinunter, um es schon einmal anzusehen. Wenn Du uns begleiten möchtest, dann bist Du herzlich dazu eingeladen."

Inzwischen hat der Aufzugkorb den Weg nach oben wieder zurückgelegt. Als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan, springt Novo in den offenen Holzkasten und scheint es gar nicht erwarten zu können, Torhof zu erforschen. Jolanthe und Galrin folgen ihm etwas gemächlicher nach, und schließlich senkt sich der Fahrstuhl langsam dem Boden entgegen. Von hier aus sind die Ausmaße und die Geschäftigkeit Torhofs erst richtig erkennbar. Zahlreiche Händler und Einwohner wimmeln durch die Straßen, auf verschiedenen Plätzen werden Waren aus aller Herren Länder angeboten, und das Rufen und Gelächter in verschiedensten Zungen dieser Welt dringt zu den drei Luftfahrern in ihrem Korb herauf.

Schließlich setzt der Korb auf dem Boden auf. Galrin öffnet die hölzerne Tür und setzt zum ersten Mal seit langer Zeit seinen Fuß auf den Boden von Torhof. Über zwei Jahre ist er schon nicht hier gewesen. Das letzte Mal hatte er diesen Ort auf einem Ochsenkarren bereist, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit und mit dem Ziel, in Talyra ein neues Leben zu beginnen.
Der Nordmann sieht sich um, doch viel hat sich in den letzten Jahren nicht verändert. Nachdem er die Geruchsmischung aus Gewürzen und Gebratenem, aus Pferdehaar und Parfum eingeatmet hat, zwinkert er seinen Begleitern unternehmungslustig zu: "Nun denn, sehen wir uns um."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 30. Aug. 2005, 09:08 Uhr
Mit einem dumpfen Rumpeln setzt der Lastenkorb auf und einen Augenblick später steht Maus endlich wieder auf ardunischem Boden. Torhof ist eines der wichtigsten Handelszentren der Immerlanden und so ist ihre “Familie“ hier zahlreich vertreten. >“Kilara“< tönt es dann auch sogleich aus der Gruppe Marktaufseher, die staunend die Windkind umlagern. Ein mittelgroßer, kräftig aussehender Mann mit struppigen, rotem Haar stürmt auf Maus zu und reißt sie in eine enge Umarmung. >“Meine Lieblingscousine ist hier in Torhof! Ich freue mich ja so, Dich zu sehen!“< Er hebt die kleine Frau vom Boden hoch und wirbelt sie ein paar Mal im Kreis herum, wobei er etwas Abstand zu den Umstehenden herstellt, die die temperamentvolle Begrüßung schmunzelnd beobachten. >“Sheela und die Kinder werden begeistert sein! Lauf doch schnell rüber zum Gasthof, Du findet sie bestimmt in der Küche.“< Er drückt ihr Gesicht kurz an seine Wange und flüstert >“Stockfisch ist da, er will dich sprechen“< Dann hält er sie auf Armeslänge von sich entfernt und posaunt >“ Du bist zu mager! Bekommst Du eigentlich was zu essen auf diesem Normanderschiff?“< Maus kämpft sich lachend aus seiner Umklammerung <“Ist schon in Ordnung, Durnak, mir geht es gut, wirklich! Und ich freue mich ja auch riesig, Dich zu sehen.“ Und muss dabei noch nicht einmal lügen.

Ihren Seesack lässt sie gleich bei Durnak, dann läuft in Richtung des bezeichneten Gasthofes, einem großen Fachwerkbau, dessen Vorderfront durch aufgemalte Weinranken geschmückt ist. Sie betritt den im ewigen Dämmerlicht liegenden Schankraum, wo sie ein mürrisch blickender Mann zum Hinterzimmer durchwinkt. Lautlos schlüpft sie durch die Tür, die sie gleich darauf sorgfältig hinter sich verschließt, bevor sie sich dem Mann zuwendet, der mit dem Rücken zu ihr am Fenster steht.

Eigentlich ist es traurig! denkt Maus, während sie sich auf die bevorstehende Konfrontation einstellt. Der Mann vor ihr ist nicht viel größer als sie und trägt sein graumeliertes Haar kurz geschnitten. Obwohl er einfache Kleidung trägt, lässt seine aufrechte, fast steife Haltung den Militär erkennen. Ihr nomineller Vorgesetzter, ein Veteran des ardunischen Heeres, hat die Leitung der Sonderkundschafter nicht freiwillig übernommen und niemand weiß, wer das mehr bedauert, er selber oder seine eigensinnigen, aufsässigen Schäfchen, die ihn den Stockfisch nennen. >„Maus“< sagt er, sich zu ihr umdrehend in bellendem Tonfall >“Bericht“< . Immerhin hat er es aufgegeben, sie mit irgendeinem militärischen Rang anzusprechen, der ihr aufgrund der bürokratischen Gründlichkeit der ardunischen Heeresverwaltung sicher zusteht.

Maus verdreht kurz die Augen fängt aber dann an, ihm das wenige zu erzählen, was sie ihn wissen lassen möchte. <“Mager! Sehr mager“< kommentiert er ihre Worte und sieht dabei ungemein selbstzufrieden aus. >“Jetzt wissen wir also, dass es so nicht geht. In Ordnung. Maus!“er wendet sich an die dunkelhaarige Ardunierin „Ihr kehrt umgehend nach Cap Ardun zurück. Um das Problem Windkind werde ich mich von nun an persönlich kümmern!“< Was er damit meint, kann sie sich lebhaft vorstellen und für einen Moment ringt sie mit dem Bedürfnis, dem lächelndem Mann vor sich kräftig zwischen die Beine zu treten. Stattdessen erwidert sie „Nein!“. Der Mann ist im ersten Augenblick eher irritiert als wütend. >“Nein?“< fragt er vorsichtig, doch dann braust auf >“Ich habe Euch einen direkten Befehlt erteilt und ihr werdet gefälligst..< Maus fällt ihm ungeduldig ins Wort „Blas dich nicht so auf, Stockfisch. Der Thane hat mir in dieser Sache freie Hand gegeben, wie Du sehr genau weißt. Und ich sage Dir, dass ich nach Talyra zurückkehre und du die Finger von der Windkind lässt. Geh Dich doch beschweren, wenn Dir dass nicht passt!“ Entschlossen verlässt sie den Raum, den schäumenden Mann hinter sich lassend.

Der mürrische Kerl, der sie im Schankraum vor zufälligen Lauschern abgeschirmt hat, sieht sie an „Und?“. Maus verzieht schmerzlich das Gesicht „Ich brauche eine Kommandostrecke zum Ildorel und von dort ein schnelles Schiff zurück nach Talyra.“ Der Mann nickt zum Zeichen, dass er verstanden hat aber als er sich zum Gehen wendet, hält sie ihn noch zurück. „Vielleicht kommt noch eine zweite Person mit.“ ergänzt sie zögernd.

Sie schaut kurz bei Sheela vorbei, um mit ihr die Ankunft der Normander und die kleine „Familienfeier“ abzusprechen, dann macht sie sich auf die Suche nach Novo. Es wird dringend Zeit, dass ich mit dem Jungen rede!

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 01. Sept. 2005, 00:20 Uhr
Novo kann es kaum erwarten, als der Korb des Aufzuges endlich wieder seine obere Position erreicht hat. Schnell springt er hinein und wartet ungeduldig auf Galrin und Jolanthe, die ebenfalls mit hinab kommen wollen. Als sie endlich unten angekommen sind, springt er auch schon wieder hinaus, um davonzueilen. Geradewegs auf die nächsten Stände zu. Das Wetter hat sich nun etwas gebessert. Es sind noch zahlreiche Pfützen im aufgeweichten Boden zu sehen. Doch wenigstens nehmen die Händler ihre Geschäfte unter freiem Himmel wieder auf. So gibt es viel zu sehen für den Jungen und schon bald ärgert er sich, dass die Silberstücke zu Hause im Krähennest liegen. Das Schiff, welches sie ihm einmal kaufen sollen ist längst vergessen. Stattdessen ziehen ihn die Waren der Zuckerbäcker an, die in Honig eingelegten Früchte aus dem Süden oder die braune flüssige Köstlichkeit von den Sommerinseln. Lange bewundert er auch den ausgelegten Schmuck unter den wachsamen Auge eines gerüsteten Söldners.

An einem Stand, der von einfachen Messern bis hin zu zwei Schritt langen Schwertern alle Größen von Klingen zu führen scheint, betrachtet er die Auslage ebenfalls  genauer. So etwas wäre doch genau das richtige für mich. Ein Messer. Vielleicht nicht so groß, wie das von Kilara, aber trotzdem groß genug. In seinen Augen ist ein Funkeln zu sehen und er betrachtet die unterschiedlichen Formen des Stahls und die Griffe aus Holz, Bein oder Metallen genauer. Er kann nicht genau sagen, warum manche der Messer nur ganz dünn und schmucklos, andere dagegen kunstvoll verziert, mit einer leicht gebogene Klinge oder nach aussen stehenden Metallstücken am Schaft, gefertigt sind. Bei manchen hat Novo auch das Gefühl, es wären einfache Fleischermesser und das ist wirklich das letzte, was er mitnehmen möchte.

Etwas anderes hat plötzlich seine Aufmerksamkeit. Ein Messer oder Dolch mit einer dünnen, spitz zulaufenden Klinge, die vier scharfe Kanten besitzt. Der Griff ist aus dunklem Kirschholz und kreisrund und wie gemacht für die Hände des Jungen.
Vorsichtig schaut er sich nach dem Händler um und wartet bis dieser mit einem anderen Kunden in ein hitziges Gespräch über den Preis der Ware verwickelt ist. Dann streckt Novo eine Hand aus, um ein, über seinem Wunschstück liegendes, Messer genauer zu untersuchen. Erst als er die Hand wieder zurückzieht, ist der von seinem Arm verdeckte Dorn plötzlich verschwunden.
Langsam, als hätte er genug gesehen, dreht er sich um, um weiterzugehen. Doch er läuft direkt in eine graugekleidete Frau, die hinter ihm steht, hinein.
"Kilara", kann er gerade noch erstaunt ausrufen, als ein KLONG ertönt und der Dorn auf einem der wenigen Steine im schlammigen Boden gelandet ist.

Sofort hat Novo die Aufmerksamkeit des Händlers auf sich gezogen. "Hey Junge. leg das sofort wieder hin. Allein dafür, dass die Klinge schartig und dreckig geworden ist, bekomme ich ein Silberstück von dir. Wer soll mir denn das jetzt noch abkaufen."
Novo wirft Kilara einen bösen Blick zu, als er den Dorn wieder aufhebt, um ihm zurück zu legen. Ich war schon so gut wie weg. Wer kann denn schon ahnen, dass sie sich so an mich ran schleicht.
"Ich hab kein Silberstück", sagt der Junge zu dem Händler gewandt, "ich kann sowieso nix dafür. Jemand hat mich von hinten gestoßen. Ausserdem will das Zeug hier doch sowieso niemand kaufen."
"Werd bloss nicht frech, Kleiner", ruft der Händler ihm nach, als Novo sich von dem Stand entfernt, "du kannst froh sein, dass ich im Moment zu beschäftigt bin, um dir eine Tracht Prügel zu verpassen."
Erst als er eine sichere Entfernung zwischen sich und dem Klingenstand gebracht hat, hält der Junge wieder an, um auf Kilara zu warten.
Sie hat ihn kaum erreicht, als er sie auch schon vorwurfsvoll fragt: "Warum bist du einfach vom Schiff gegangen, ohne mich mitzunehmen? Du wusstest doch, dass ich auch hier runter wollte. Und ich dachte, du zeigst mir alles." Er macht eine kurze Pause, um zu sehen, wie seine Worte wirken. Dann fügt er vorsichtshalber noch hinzu: "Ausserdem hätte ich deine Hilfe gebraucht." Zur Bestätigung hebt er die Arme etwas und dreht die Handflächen so, dass Kilara sie sehen kann.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 01. Sept. 2005, 08:13 Uhr
Kaum berührt der Boden des Fahrkorbes den Grund, als Novo wie ein geölter Blitz aus dem offenen Holzkasten springt. Galrin kann gar nicht so schnell schauen, bevor der Junge zwischen den Händlern und anderem Volk, das die Straßen bevölkert, davon schießt. Mit einem belustigten Kopfschütteln blickt der Kapitän dem flinken Novo noch hinterher, bevor er sich wieder um seine Frau und die zu tätigenden Einkäufe kümmert.

Und was für Einkäufe sind das! Die Waren, die hier umgeschlagen werden, sind so zahlreich, daß es wirklich schwer wird, den Überblick zu behalten. Felle und Tücher, Gewürze und Keramiken, alkoholische Getränke und rotbackige Äpfel, Bernstein und Obsidian... eine wahre Schatzkammer ist dieser Markt in Torhof.
Die Einkaufslisten auf goldgelbem Pergament, die Galrin in einer Holzröhre mit sich trägt, werden ein ums andere Mal hervor geholt, Preise verglichen, Qualitäten geprüft, und mit der Zeit macht dem Schiffsbauer das Feilschen und Handeln großen Spaß. Dank Jolanthes verhandlerischem Geschick ersteht ihr Mann die Waren, die gekauft werden sollen, zu einem außerordentlich günstigen Preis, und macht auch bei dem Verkauf der Güter aus den Herzlanden ein vorteilhaftes Geschäft.

Schließlich werden die eingekauften Waren von der Mannschaft der "Windkind" zum Aufzug und von dort aus in den Schiffsbauch geschafft. Eine Menge Volk hat sich unter dem fliegenden Riesen versammelt und blickt teils neugierig, teils ehrfürchtig, teils mißtrauisch zu dem großen Schiff auf, das über ihnen in der Luft schwebt, als gäbe es nichts Natürlicheres auf der Welt. Währenddessen lehnt der Nordmann sich mit einem erschöpften Lächeln im Gesicht an eine Brunnenummauerung, gibt seiner Frau, die neben ihm steht, einen verliebten Kuß, und geht anschließend noch einmal seine Listen durch.

"Fünf Dutzend Kisten Papyrus, drei Kisten Obsidian, siebzehn Bronzebüffelfelle... davon kann sich dann Borgil das aussuchen, das ihm am besten gefällt..., fünf Fässer mit Moschus, zehn Quader ardunischer Edelhölzer, dazu die Ergänzung unserer Vorräte für die Fahrt nach Gronaland. Weiterhin vierzig Fässer mit Usige..."
So geht es eine ganze Weile weiter, bis Galrin schließlich seine Listen wieder zusammenrollt und Jolanthe anlächelt: "Ich denke, das hätten wir. Ein schönes Stückchen Gewinn haben wir auch noch gemacht, und damit das gebührend gefeiert wird, lade ich Dich und die Mannschaft in das Gasthaus ein, das Kilara uns empfohlen hat."

Kurz darauf betritt der Kapitän zusammen mit der zierlichen Halbelbe und fünfundzwanzig weiteren Frauen und Männern das Gasthaus. Der Rest der Mannschaft, darunter auch Alwine und die Kinder, ist an Bord geblieben. Immerhin soll die "Windkind" nicht allein gelassen werden, und die Aussicht auf Landgang nach der Rückkehr des Kapitäns schmälert die Enttäuschung darüber, daß man beim ersten Mal nicht dabei sein kann.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 01. Sept. 2005, 21:49 Uhr
Nun, da ist er ja endlich! Maus hat das Gefühl, schon den halben Tag damit zugebracht zu haben, den Jungen im Gewühl der Stände zu suchen. Sie war nach ihrer Auseinandersetzung im Gasthof erstmal zur Windkind zurückgekehrt, nur um dort zu erfahren, dass ihr junger Begleiter bereits gemeinsam mit den Ragnarssons das Schiff verlassen hatte. Und jetzt sieht sie ihn an einem Verkaufsstand mit Messern stehen. Interessiert beobachtet sie, wie er einen Arm scheinbar zufällig über den Tisch streckt, um in dessen Schutz mit der anderen Hand nach einem der ausgestellten Werkstücke, einem schön gearbeiteten Dolch, zu greifen. Überrascht zieht sie eine Augenbraue hoch Na so was! In dem Bengel schlummern ja Talente, von denen ich noch gar nichts mitbekommen habe? Leise tritt sie näher, was leider zu Folge hat, dass der Junge im nächsten Moment in sie reinstolpert und dabei seine Beute verliert Ts, ts, ts – auch das werden wir wohl noch üben müssen denkt sie amüsiert als der erschreckte Junge sich nach einer kurzen Auseinandersetzung mit dem Händler hastig entfernt.

Dann wendet sie sich an den Händler „Was wollt ihr für das Messer“ fragt sie, auf das Stück deutend, in das Novo sich offensichtlich verguckt hatte. „Neun arudnische Silberlinge, meine edle Dame“ erwidert der Händler mit einer kleinen Verbeugung und einem gewinnheischendem Lächeln. Maus schnaubt verächtlich „Ihr beliebt zu scherzen, Händler? Der Dolch ist aus minderwertigem Stahl und außerdem schartig und dreckig. Ich gebe euch fünf und das ist noch der reinste Wucher!“. Das Feilschen geht noch eine Weile weiter, dann wechseln einige Münzen und der Dolch seine jeweiligen Besitzer und Maus muß sich beeilen, um den Jungen einzuholen, der ihr schon ein ganzes Stück vorausgelaufen ist.

Bevor sie auch nur den Mund zu einer kurzen Begrüßung öffnen kann, fängt Novo schon an, mit vorwurfsvoll aufgeworfenen Lippen auf sie einzureden > Warum bist du einfach vom Schiff gegangen, ohne mich mitzunehmen? Du wusstest doch, dass ich auch hier runter wollte. Und ich dachte, du zeigst mir alles< Ihre Augen verengen sich drohend und ihr Blick wird zornig. Sie will gerade zu einer harschen Erwiderung ansetzen, als Novo, der angesichts ihres Gesichtsausdruckes nun doch beunruhigt wirkt, hastig hinzufügt  >Außerdem hätte ich deine Hilfe gebraucht< und zeigt ihr seine Handflächen. Maus zieht scharf Luft ein, als sie die zerschundenen Innenflächen betrachtet. Vergessen ist ihr Ärger und sie ergreift sanft seine Hände, um sie ins Licht zu drehen und den Schaden genauer zu untersuchen. „Das sieht mir nach Seilspuren aus“ sagt sie zögernd, als sie die typische Mischung aus Verbrennung, Quetschung und Abschürfung sieht. „Hast Du versucht, ohne den Lastenkorb von der Windkind herunter zukommen oder ist das so ein bescheuertes normandisches Mannbarkeitsritual, das diese Barbaren da von Dir verlangt haben – Hm? Aber ganz egal, wir müssen die Wunden auf jeden Fall versorgen, sonst werden sie sich entzünden.“ Sie schaut sich rasch um „Da drüben ist ein Stand mit Heilkräutern und Salben. Ich muss sowieso meine Vorräte auffüllen.“ Sie packt den Jungen am Oberarm und schleift ihn mit sich zu dem besagten Stand, der von einer älteren Frau in bunten Gewändern betreut wird. Nach einer kurzen Unterhaltung in schnellem, klangvollen Ardunik sucht die Frau einige Päckchen und Tiegel zusammen und verpackt alles in einen einfachen Jutesack, den Maus dankend entgegennimmt. „So Novo! Und jetzt suchen wir uns einen ruhigen Ort, wo ich deine Verwundung behandeln kann. „ Sie blickt den Jungen scharf an „Außerdem müssen wir reden!“

Sie führt den Jungen an den Rand der Zeltstadt, wo die Überreste einer alten Steinmauer einladend in der Sonne liegen. Während sie seine Wunden mit einer zähen braunen Paste bestreicht und die Hände anschließend mit einer Art fleischigem Seetang umwickelt, fängt sie mit leiser Stimme an zu sprechen „Novo, bitte sei so gut und hör mir jetzt einfach mal zu, in Ordnung? Also es ist so, ich – ich werde nicht weiter mit der Windkind nach Norden reisen.“ Bedauern liegt in dem Blick ihrer grauen Augen „Es tut mir leid, Novo, aber es war nie meine Absicht, diese Reise bis zu ihrem Ende mitzumachen und jetzt sind – gewisse Umstände - eingetreten die danach verlangen, dass ich die Windkind hier und heute verlasse.

Maus schließt kurz die Augen bevor sie fortfährt. Verdammt, wie mache ich es ihm nur begreiflich, ohne ihn zuviel wissen zu lassen? Und woher weiß ich überhaupt, wieviel er bei meinem Gespräch mit dem Kapitän schon mitbekommen hat – und noch wichtiger, wie viel er davon verstanden hat? „Also Novo, Du hast jetzt zwei Möglichkeiten.“ sie blickt dem Jungen direkt in seine leuchtend grünen Augen „Du kannst bei Kapitän Ragnarsson auf der Windkind bleiben. Das wäre wahrscheinlich die beste Wahl für Dich. Der Kapitän scheint einen Narren an Dir gefressen zu haben und wenn Du Dich bewährst, dann könnte es gut möglich sein, dass er Dir auf Dauer einen Platz in seiner Mannschaft einräumt. Du könntest ein gutes Leben auf der Werft führen." Sie wartet ein paar Augenblicke, um dem Jungen die Möglichkeit zu geben, über ihre Worte nachzudenken, dann fährt sie fort „Oder Novo, Du kommst mit mir!“ sie bricht ab, hat keine Ahnung, wie in Loa´s Namen sie es ihm begreiflich machen soll. „Ich werde von hier aus nach Talyra zurückkehren aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich dort lange bleiben werde. Und auch die Reise dorthin würde nicht einfach für Dich werden. Ich meine – mit mir zusammen zu sein ist mitunter nicht ungefährlich.“ Verdammt, verdammt, verdammt, in so was bin ich einfach nicht gut! „Aber eins kann ich Dir versprechen, solange Du bei mir bist, werde ich nach besten Kräften auf Dich acht geben. Ich werde Dich niemals im Stich lassen. Jetzt nicht und in Zukunft nicht solange Du bei mir bleiben willst.“ Was für ein mageres Angebot, also ich an seiner Stelle würde die Windkind vorziehen . Sie seufzt leicht auf und hebt ihre Hände zum Zeichen, das sie fertig ist mit dem, was sie zu sagen hat.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 02. Sept. 2005, 19:59 Uhr
Novo ist völlig davon überrascht, wie schnell ihn Kilara plötzlich am Arm packt, um ihn erst zum nächsten Kräuterstand und dann zum Rand des Handelsplatzes bringt. Im ersten Moment wehrt er sich dagegen, doch dann läßt er sie gewähren, denn es gefällt ihm, wie sie vorsichtig über seine Hände streicht, die Paste aufbringt und schliesslich alles mit grünen Pflanzen umwickelt.
Nur ihre ernste Miene macht ihm Sorgen und ihr "„Novo, bitte sei so gut und hör mir jetzt einfach mal zu, in Ordnung?" trägt nicht gerade dazu bei, dass er sich wohler fühlt.

Als sie ihm erzählt, dass sie beide nicht weiter mit nach Norden Reisen werden, spürt er ein wenig Enttäuschung. Sind wir nicht mitgeflogen, um ein richtiges Abenteuer zu erleben? Wir haben doch noch gar nicht die Feuerberge gesehen. Er wundert sich, warum sie als Kartographin nur bis hierher hatte fahren wollen. Wenn er nichts übersehen hat, war in den letzten Tagen kein einziges Stück Papier von ihr beschrieben worden. Er erinnert sich an die letzten Tage zurück, die wenig aufregend waren. Egal, eigentlich kann es nur gut sein, von dem langweiligen Schiff runter zu kommen. Wahrscheinlich ist es wegen dem Streit mit dem Kapitän.Er möchte fragen, wohin die Reise denn nun weitergehen soll, doch Kilara ist schneller.

Als sie spricht, versteht der Junge erst, was sie vorher gemeint hat. Sie will mich gar nicht mitnehmen. Sie will alleine gehen. Deshalb versucht sie mir zu erzählen, wie toll es auf der Windkind ist. Sein Bauch verkrampft sich und er schluckt schwer, während Tränen in ihm aufsteigen. Er kämpft dagegen an und so ist lediglich ein Glitzern in seinen Augen zu sehen. Einen Moment schweigt Kilara und der Junge hört kaum hin, als sie weiterredet. So schaut er verwirrt, als sie davon spricht, dass die Reise mit ihr für ihn gefährlich werden kann. Er muss erst überlegen, was sie vorher gesagt hat, bevor er begreift.
Sie ist kaum fertig mit sprechen als Novo seine Arme ausstreckt, um Kilara fest an sich drücken zu können. Seine Hände schmerzen zwar davon, doch ist ihm das egal.
"Warum soll ich denn nicht bei dir bleiben?", murmelt er, "Wenn du auf mich aufpasst, passiert mir bestimmt nichts."
Als er sich von ihr löst, schaut er sich noch einmal mit traurigen Augen an. "Mach mir nie wieder so Angst, ja? Ich hab doch sonst niemanden. Ich will nicht, dass du ohne mich irgendwohin gehst." Er wischt einige Tränen beiseite, die nun doch seine Wangen hinuntergerollt sind. Dann versucht er es mit einem Lächeln und sagt zu ihr: "Sollte heute nicht ein Fest sein? Vielleicht sollten wir losgehen, damit wir es nicht verpassen."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Maus am 02. Sept. 2005, 21:41 Uhr
Maus nimmt Novo´s Entscheidung, sie weiterhin zu begleiten, mit nicht geringer Verwunderung, aber auch echter Freude zur Kenntnis. Wobei sie letzteres nicht wenig beunruhigt! Den Rest des Nachmittages verbringen beide einträchtlich damit, den Markt und sein schier unerschöpfliches Angebot an Waren aus allen Winkeln der Immerlande zu erkunden. Gegen Abend schlendern sie schwer bepackt mit Einkäufen zurück zum Gasthof von Durnak´s Frau Sheela, in dem sich die Ragnassons und ein Gutteil der Mannschaft der Windkind bereits einquartiert haben.

Die angekündigte Familienfeier beginnt pünktlich bei Sonnenuntergang und schon bald tummeln sich die Gäste, hauptsächlich Arduner aber auch der ein oder andere Händler aus fernen Ländern, an den langen Tischen der Gaststube, die sich bereits jetzt biegen unter Bergen von Schüsseln, Töpfen und Schalen, aus denen appetitanregende Düfte in den Raum aufsteigen. Beim Eintritt der Gäste von der Windkind erhebt sich ein freundliches Geschrei und in den nächsten Minuten sind alle damit beschäftigt, die Neuankömmlinge zu begrüßen, die Männer mit begeistertem Schulterklopfen und die Frauen mit mehr oder weniger innigen Umarmungen. Dann bugsiert man sie zu den Ehrenplätzen an der mittleren Tafel an der auch die Gastgeber, der Marktaufseher Durnak und seine Frau Sheela sowie einige enge Freunde der Familie Platz nehmen. Weitere dampfende Schüsseln werden aufgetragen und das Festmahl beginnt unter lautem Gelächter und Geschwätz. Auch werden große Becher mit einem Gebräu verteilt, das schon auf einige Entfernung die Augen zum Tränen bringt. Gnadenlos hebt Durnak seinen Becher und bringt den ersten Trinkspruch des Abends zu Ehren seiner Gäste aus, den er mit einem lauten >sas´trow< und einem tiefen Zug von dem scharfen Getränk abschließt, dem sich die Gäste wohl oder übel anschließen müssen, wollen sie nicht unhöflich erscheinen.

Die Tischordnung löst sich alsbald auf und jeder streift mit Teller und Becher bewaffnet durch die Schankstube und lässt sich, wo immer es ihm beliebt, auf einen kurzen Schwatz und einem kleinen Imbiss nieder. Schon nachdem der erste Hunger gestillt ist, packen einige der Gäste ihre Instrumente unter den Tischen hervor und beginnen die mal wilden, mal einschmeichelnden Weisen Arduns zu spielen. Hier und da werden Tische zur Seite verschoben und es wird getanzt, notfalls auch auf den Tischen, während immer noch Küchenjungen mit geröstetem Fleisch an schweren Spießen herumlaufen und jedem, der mag, eine ordentliche Portion frisch auf den Teller schnetzeln. Zwischen den Tischen spielen die Kinder Fangen und ein paar Hunde mit lehmverschmutzten Pfoten, die es irgendwie geschafft haben, an der Türwache vorbeizukommen, vervollständigen das Durcheinander.

Natürlich werden auch lustige Anekdoten erzählt und manch ein Scherz geht aus gegebenem Anlass auf Kosten der östlichen Nachbarn Arduns „Woran erkennt man, dass ein Normander nachdenkt?“ fragt da beispielsweise ein junger, schwarzhaariger Arduner am Nebentisch der Ragnarssons „Nun, er bewegt die Lippen!“ ergänzt ein anderer und Maus wirft einen nervösen Blick zum Kapitän, der aber erstaunlich gelassen bleibt. Durnak, der nach unzähligen Trinksprüchen schon leicht glasige Augen hat, fühlt sich daraufhin ebenfalls bemüßigt, etwas zum Besten zu geben “Steht eine Gruppe Arduner um einen gewaltigen Obelisken herum und staunt. Kommt ein Normander vorbei und denkt sich – Hach, die werde ich jetzt mal schön ins Bockshorn jagen – und sagt mit einem breiten arroganten Grinsen – >>Also das was ihr da vor euch seht, ist ein Denkmal zu Ehren meines Vaters. Es stellt – nun ja sein edelstes Teil dar, wenn ihr versteht was ich meine!<< Die Arduner staunen nicht schlecht aber kurz darauf fassen sie sich an den Händen und umkreisen den Stein. Als der Normander verwirrt nachfragt, was das den nun zu bedeuten habe, erklären sie – >>Wir messen nur aus, wie groß dann deiner Mutter… <<“ Mit einem beherzten Satz kann Maus noch gerade rechtzeitig die Distanz zu ihrem Gastgeber überbrücken und ihn mit einem rauen Kuss zum Schweigen bringen. „Komm Durnak, ich will tanzen!“ sagt sie und es hört sich eher an wie – Jeder Widerstand ist zwecklos!, als sie ihn in Richtung der Musik zerrt, wo sie ihm erst einmal gründlich den Kopf ob seines Verhaltens wäscht.

Auf dem Rückweg zu ihrem Tisch bemerkt sie Novo, der wohl gerade unter dem Angriff einer unternehmungslustigen jungen Maid mit blitzenden schwarzen Augen schwankt Na hoffentlich bekomme ich den morgen rechtzeitig aus den Federn denkt sie amüsiert und zwinkert ihm aufmunternd zu. Da erhebt sich auf einmal ein lautes Gegröle aus Richtung des mittleren Tisches. Ulfgar ist aufgesprungen und erklärt mit belegter Stimme und kaum verhohlener Begeisterung „Das lasse ich mir von einem stinkendem Pferdetreiber nicht bieten!“ Sein Kontrahent, ein junger Bursche mit blitzenden blauen Augen und der Figur eines Bärenbändigers antwortet ebenso freudig „Nun, dann werden wir beide das wohl draußen vor der Türe unter uns ausmachen müssen!“ Beide schwanken in Richtung Ausgang wo sie von Maus mit unerbittlicher Miene zurück in den Schankraum gejagt werden. „Nein ich will gar nicht wissen, worüber ihr da gestritten habt“ lehnt sie kategorisch alle Erklärungsversuche der beiden ab, die sich daraufhin in Richtung Theke verkrümeln, um bei einem Becher Hochprozentigem gemeinsam über den spassverderbenden Charakter gewisser Frauen zu debattieren.

Aber trotz dieser und ähnlicher Szenen kommt auch Maus bei der Feier auf ihre Kosten, lacht und tanzt, lauscht den vertrauten Klängen der Musik und den Gesprächen in klangvollem Ardunik. Sas-trow denkt sie Meine Leute! und ihr Herz wird weich, als sie das Treiben ringsherum beobachtet und dabei eine tiefe Verbundenheit zu jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind verspürt. Denn obwohl die Feier offiziell einen Familienanlass zum Hintergrund hat, weiß sie doch, dass sich jeder hier anstrengt, um ihr, die sie doch so selten in ihrer Heimat sein darf, ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit zu vermitteln.

Viel zu schnell für ihren Geschmack brennen die an den Wänden angebrachten Fackeln herunter und verkünden das Ende der Feier. Einen Augenblick überlegt sie, die Nacht in den Armen eines Landmannes zu beschließen, sich noch ein wenig diesem so kostbaren Gefühl des Sich- Gehenlassens  hinzugeben. Dann schüttelt sie bedauernd den Kopf, morgen beginnt der lange Rückweg nach Talyra und sie muss zumindest einigermaßen frisch sein für die Reise.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 03. Sept. 2005, 08:31 Uhr
Die Familienfeier nimmt ihren Verlauf, und die gesamte Mannschaft nutzt diese Abwechslung vom Schiffsalltag, um dem Met und anderen Getränken gehörig zuzusprechen. Die Witze, die zwischen den Ardunern und den Normandern hin und her fliegen, sind vielleicht nicht wirklich dazu geeignet, die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern, aber zumindest erheitern sie die Gemüter, und so recht ernst nimmt ohenhin niemand die großmäuligen Sprüche.

Auch die Familie des Schiffbauers hat sich zu der illustren Gesellschaft begeben, und wer bislang noch dachte, Vertreterinnen der magischen Zunft würden dem Alkohol nicht zusprechen, der wird spätestens durch Anadis und Freydis eines Besseren belehrt. Als die Schwester des Kapitäns, bereits im Zustande hochgeistiger Seligkeit, ihr Ohr an die Schläfe des Gastgebers legt und um Ruhe bittet, wird es tatsächlich für einen Lidschlag fast völlig still in dem Gasthaus. Auf die Frage Durnaks hin, was sie denn da lauschen wolle, verkündet Anadis, sie wolle hören, wie die Erbse, die er als Hirn bezeichne, in seinem hohlen Ardunerschädel kreist. Im nächsten Moment bricht das Gelächter ringsum so laut wieder los, daß man nicht einmal gehört hätte, wenn ein Nargenheer zur Tür herein gebrochen wäre. Die Geschichte vom Normander und dem Obelisken macht die Runde, und als Ulfgar von seinem Kameraden Bargan mit bleischwerer Zunge gefragt wird, weshalb die Arduner so gerne Pferde und Hunde züchten würden, da treibt die Antwort des Steuermanns sogar dem Kapitän für einen Moment die Schamröte ins Gesicht. Doch glücklicherweise geht dies im allgemeinen Gejohle ringsum unter.

Man lacht, tanzt, musiziert und vergnügt sich ganz nach nordischer Art. Rasch werden Spiele organisiert, bei denen es nicht nur auf das Glück, sondern auch auf die Geschicklichkeit ankommt. Das "Kupferlingsschnickeln", das "Pfahltauziehen" oder auch die "Bärenhatz" finden bei den ardunischen Gastgebern großen Anklang. Wenn man sieht, wie verbissen zwei zuvor noch so wackere Zecher, auf kleinen Holzblöcken balancierend versuchen, den jeweiligen Gegner mit einem langen Seil von seinem wackeligen Standort herunter zu bugsieren, so lacht einem nicht nur das Herz im Leibe, sondern die Lippen lachen gleich mit.
Dreimal in Folge holt Jolanthe ihren Ehemann mit dem Seil von dem kleinen Holzpfahl herunter, bis der Normander mit einem Achselzucken meint, er habe wohl dem Met zu sehr zugesprochen: "Laß uns das noch einmal versuchen, wenn ich nüchterner bin, Liebste."

Kurz bevor das Gasthaus vor Gelächter, Gepolter, Musik, stampfenden Füßen und ähnlichen Geräuschentwicklungen in sich zusammenfallen kann, beendet die späte Stunde und die herabgebrannten Fackeln das fröhliche Treiben. Schließlich begibt man sich nach der allgemeinen Verabschiedungsrunde an Bord zurück. Novo und Kilara ziehen es vor, gleich am Boden zu bleiben, um am Morgen früh zurück nach Talyra aufbrechen zu können. Galrin nickt bei den Worten der Ardunerin und des Jungen nachdenklich, bevor er verspricht, die Habseligkeiten Novos, die sich noch auf der "Windkind" befinden, auf den Boden herunter bringen zu lassen.

Als schließlich der letzte Aufzug mit Jolanthe, Galrin, Sven und Anadis zu dem Windschiff empor steigt, blickt der Kapitän noch einmal zu den am Boden bleibenden Gestalten hinunter und hebt die Hand. Dabei denkt er: Gewogen und für zu leicht befunden, mein Junge. Nun ja, vielleicht wird irgendwann noch einmal ein Mann aus Dir. Doch ein Seemann gewiß nicht.

Schließlich schließt sich die Klappe unter dem Aufzug mit einem dumpfen Dröhnen, und mit mindestens ebenso stark dröhnendem Schädel begibt sich Galrin in seine Kajüte, wo er, Jolanthe an sich gekuschelt, alsbald einschläft.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Novo am 03. Sept. 2005, 12:42 Uhr
Am Morgen nach der Feier wird Novo von Kilara geweckt, als die Nacht dem Morgengrauen weicht. Es fällt ihm schwer aufzustehen, denn sein Kopf brummt und es ist merklich kühl so früh am Morgen. Er denkt viel lieber noch einmal an den gestrigen Abend zurück. Die bunte Feier mit Musik und Tanz, den Met, den er nicht gewohnt ist und an Layla, ihre helle Haut, die schwarzen, vor Lebenslust glitzernden Augen und die Wärme ihres Körpers.
Doch Kilara drängt darauf schnell aufzubrechen und so sammelt er seine Sachen zusammen, um sich reisefertig zu machen.

So findet er sich bald vor der Tür des Gasthauses im Morgennebel wieder. Er steht etwas abseits, während Kilara sich von ihren Verwandten verabschiedet. Er selbst hält nach Layla Ausschau, doch kann er sie unter den Anwesenden nicht entdecken. Er versucht nicht weiter darüber nachzudenken, sondern lauscht stattdessen den Worten in der fremden Sprache.
Die Pferde stehen bepackt bereit. Kilara hilft ihm auf seines hinauf und erklärt ihm kurz, dass er nicht steif sitzen, sondern der Bewegung des Pferderückens folgen soll, wie er die Zügel halten muss und die Stute zum stoppen oder galoppieren bringen kann. "Versuch einfach darauf sitzen zu bleiben", sagt sie am Schluss, "wenn ich vorrausreite, wird sie ohnehin folgen wollen."
Novo nickt müde. Ich habe schon so oft jemand reiten sehen. Es sieht nun wirklich nicht schwer aus.
Nach einem letzten Rucken an den Gepäcktaschen machen sie sich auf den Weg. Nur bis sie den Rand von Torhof erreicht haben, lassen sie die Pferde langsam gehen. Der Junge blickt sich noch einmal nach der Zeltstadt um und zu dem fliegenden Schiff, welches über ihr schwebt. Jetzt bedauert er es ein wenig, es so plötzlich verlassen zu haben, doch gleichzeitig freut er sich, dass erste Mal auf einem Pferd zu sitzen.
Kilara ruft ihm zu, dass es nun losgeht und im gleichen Augenblick beginnt sie schneller werdend davon zu galoppieren. Novos Stute folgt ihr sogleich und so reiten sie schon bald auf der breiten Handelsstrasse dahin.

Novo merkt schon bald, dass das Sitzen auf einem Pferd weniger angenehm ist, als es den Anschein hat. Glücklicherweise sind sie oft genug schnell unterwegs. Jedesmal wenn sie in Trab verfallen, hat der Junge das Gefühl ein Ball zu sein, der auf und ab springt. Und sein Hintern fühlt sich dann auch so an, als würde er ständig mit ihm auf der Strasse selbst landen.
Doch auch im Galopp läßt das ungewohnte Sitzen schon bald die Muskeln schmerzen. Ausserdem glaubt er ab und zu vom Pferd zu fallen. Mehrmals müssen die beiden Reisenden anhalten, weil er im falschen Moment an an den Zügeln gezogen hat, um sich festzuhalten und sein Pferd zum stehen kommt. Mit jedem Mal wird Kilara ungehaltener und so ist Novo froh, als sie gegen Mittag ein Gasthaus erreichen.

Doch der Junge hat sich getäuscht, als er glaubt, ausgiebig rasten zu dürfen. Stattdessen wechseln sie lediglich auf andere Pferde, die dort bereitstehen und reisen weiter. Novo versucht ein wenig Zeit herauszuschlagen, indem er auf seinen Hunger verweist, doch wird das nur mit einem knappen "Wir essen unterwegs" von Kilara beantwortet.
Erst abends als es bereits längst dunkel ist, halten sie wieder an einem Wirtshaus und Novo kann sich kaum auf den Beinen halten, als er von dem Pferd herunterrutscht. Es schmerzen nicht nur die Musklen seiner Oberschenkel. Deren Innenseiten sind auch rot und wundgescheuert, dort wo sie den ganzen Tag am Sattel vorbeigeglitten sind. Er hatte kaum etwas gegessen, war er doch zumeist damit beschäftigt gewesen sich auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Trotzdem verspürt er keine Lust, noch auf das Abendmahl zu warten. Stattdessen geht er direkt in die Kammer, die ihm zugewiesen wird, fällt auf den Strohsack und schläft wie ein Stein.

Er hat sich kaum hingelegt, als Kilara ihn auch schon wieder weckt. Jedenfalls kommt es ihm so vor. Ein Blick aus einem der Fenster zeigt ihm, dass es noch nicht richtig hell geworden ist. Er will sich noch einmal herumdrehen, doch als er nach der Decke greift, um sie sich über den Kopf zu ziehen, rutscht sie plötzlich in die entgegengesetzte Richtung weg. "Steh auf, Novo", knurrt Kilara, "ich werde nach den Pferden sehen und das Gepäck aufladen. Wenn ich wieder da bin, geht es weiter." Bevor der Junge etwas erwidern kann, landet plötzlich etwas mit einem lauten Klatschen vor seinem Gesicht. Er öffnet die Augen etwas, um zu erkennen, dass es sich um zwei dicke Scheiben Schinken handelt. "Binde das auf die wunden Stellen zwischen deinen Beinen, die du sicherlich hast", rät sie ihm, "dass macht es weniger schmerzhaft."
Sie verschwindet und läßt Novo allein zurück. Ich soll mir das unter die Hosen legen?, denkt er verwirrt. Ohnehin hat das Brennen an den Oberschenkelinnenseiten über Nacht nachgelassen. So isst er eine der beiden Scheiben und stopft die andere in die Tasche, in der sein restlicher Proviant wartet.

Erst als sie wieder auf den Pferden sitzen, weiß er, dass er einen Fehler gemacht hat. Eine kurze Berührung mit dem Sattel reicht, um alles wieder genauso brennen zu lassen, wie am Tag zuvor. Und es wird schlimmer, als sie schliesslich wieder im Galopp unterwegs sind. Den ganzen Vormittag denkt er an nichts anderes, als sich auf dem Pferd zu halten und dass es nicht mehr weit zum nächsten Gasthaus sein kann. Als sie endlich da sind, verschwindet er kurz im Wald. Er ist froh, dass er nicht auch die zweite Scheibe Fleisch am Morgen verdrückt hat und folgt nun dem Rat der Ardunerin. Schnell stopft er sich noch soviel es geht in den Mund, bevor er wieder zum Gasthaus geht, wo Kilara bereits ungeduldig auf seine Rückkehr wartet.

Der zweite Tag endet so, wie der erste und der dritte beginnt so, wie der zweite.
Von der Landschaft und den Menschen an denen sie vorbeireisen, bekommt der Junge kaum etwas mit. Tagsüber sieht er kaum mehr, als den Kopf seines Pferdes und das von Kilara, etwas weiter voraus. Und abends schafft er es gerade noch zur nächsten Schlafgelegenheit zu kommen und sich dort fallenzulassen. Novo ist müde und er kann seine Beine kaum spüren und er hat es satt, ständig von der Ardunerin zu hören, dass sie weiter müssen.

Irgendwo in einem kleinen Waldstück läßt er sein Pferd plötzlich anhalten und schreit "STOP!". Kilara vor ihm wird langsamer und wendet ihr Pferd, um ihn mit zornigem Blick anzuschauen.
"Ich brauch eine Pause. Ich..ich kann einfach nicht mehr", schreit er ihr wütend entgegen, als er ihren vorwurfsvollen Blick sieht. Er versucht abzusteigen. Dabei verdreht sich der Steigbügel, so dass er daran hängenbleibt und unsanft auf dem Boden landet.
"AHHH, ich hab genug von diesem Scheiß", flucht er, während er seinen Fuss, auf der Strasse liegend, befreit. Als er wieder steht, holt er zu einem Tritt aus, der einen Stein weit in den Wald befördert und sein Pferd erschreckt wiehern und zwei Schritte zurückgehen läßt.
Er folgt dem Stein, nicht wissend, was er sonst tun soll und setzt sich an den Rand der Strasse, den Kopf auf die Knie, zwischen die Arme legend. So ist es besser. Ich will einfach hier sitzenbleiben. Nur einfach nicht mehr weitermachen.

--> Die >>Rabenschwinge<<

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 04. Sept. 2005, 20:56 Uhr
Der Morgen graut, und die Vögel beginnen mit ihrem Gesang, als die "Windkind" ihren Anker lichtet und die Segel setzt. In raschem Flug entfernt sich das Windschiff von Torhof und folgt der großen Nordstraße weiter in Richtung Cap Ardun. Der Wind bläst kräftig und gleichmäßig, und der schwebende Koloss macht gute Fahrt, während er der großen Stadt an der Bernsteinstraße zustrebt.


Keine vier Tage später segelt die "Windkind" über den Wassern des Fjords von Kentyr. Der Kapitän blickt, Tränen der Wiedersehensfreude in den Augen, auf das Land seiner Vorfahren hinunter. Und als das fliegende Schiff um einen vorgelagerten Berghang biegt, und vor ihm das Dorf Dirholmar auftaucht, wird es sogar dem sonst so besonnenen und ruhigen Schiffsbauer zuviel: Lachend, weinend, jubelnd und ein ums andere Mal "Hallo!" rufend steht Galrin an der Reling des Vorschiffes. Irgendwann tut dem Nordmann vom Winken der rechte Arm weh, und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Frau mit dem linken Arm zu umfassen und vor Freude an sich zu drücken, während das luftige Fahrzeug über die Häuser und Felder von Dirholmar hinweg gleitet.

"Sieh mal, Jolanthe, dort unten... Das lange Gebäude dort, das mit Torfsoden gedeckt ist, ist das Skali, das Versammlungshaus der Einwohner von Dirholmar. Das kleinere Haus dicht daneben ist das Utibud, die Vorratshalle des Dorfes. Am Hafen die Bootshäuser und die Lagerhallen. Und das große Langhaus da, gleich neben dem Dorfplatz, ist das Haus meiner Familie."

Schließlich setzt die "Windkind" am Rande von Dirholmar auf, die Rampen werden herabgelassen und man verläßt gemeinsam das Windschiff. Die Dorfgemeinschaft begrüßt überschwänglich ihren Dorfvorsteher Ragnar und seine Familie, ganz besonders aber Jolanthe und Galrin. Letzterer kniet sich für einen Moment hin und berührt mit der Hand den sandigen Boden unter seinen Füßen.

Wie lange habe ich diesen Grund nicht mehr betreten?

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 10. Sept. 2005, 17:39 Uhr
Jolanthe steht neben Galrin und sieht mit leichtem Lächeln und Erstaunen seine Reaktion. So ehrfürchtig erlebt sie ihn nicht oft. Was ihm wohl soviel hieran bedeutet?, fragt sie sich. Doch Galrin würde es ihr schon erzählen, wenn er es wollte. Die beiden Kinder auf dem Arm, Kirion neben sich, blickt sie sich um.
Die letzten Tage waren sehr schön gewesen und die ganze Reise macht ihr viel Spaß. Doch heute morgen scheint alles so unwirklich, fast fühlt sie sich, als würde sie noch in einem Traum wandeln.
Doch schon wird sie wieder abgelenkt von Cianna, die mit lautem gicksen und glucksen um sich blickt und sehr zappelig auf ihrem Arm wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 11. Sept. 2005, 11:45 Uhr
Wieder einmal wird gefeiert, daß sich die Tische unter der Last der Speisen biegen, welche zu dem Fest aufgefahren werden. Die Rückkehr des Dorfvorstehers Ragnar Eriksson und seiner Familie ist eine Feier wert, die noch lange in Dirholmar und den anderen Dörfern am Fjord von Kentyr ihresgleichen suchen wird. Und hier, in seiner Heimat, ist der Schiffsbauer noch unbeschwerter, als er es in Torhof gewesen ist: Tanzen, Lachen, Zechen und Singen... selten sieht man den sonst so biederen Kapitän der "Windkind" so ausgelassen. Und als schließlich das Lied, das er selbst komponiert hat, in den dunklen Nachthimmel steigt, fühlt er sich, als wäre die ganze Welt sein.

"Heyho, wir sind Normander,
fahren in ferne Lande.
Heyho, wir sind Normander.
Segeln in den Morgen!"




Beinahe drei Wochen später segelt die "Windkind" tatsächlich über einem Land, das vor den Luftfahrern aus Talyra noch kaum ein Mensch zuvor gesehen hat: Gronaland! Die endlosen weiten Flächen der arktischen Landschaft wirken so, als habe jemand ein riesiges, weißes Tischtuch über den Kalten Ozean gebreitet. Galrin steht sinnend an der Reling und blickt auf die endlose Einöde hinunter, während er sich der vergangenen Wochen erinnert:

Nach dem Aufbruch von Dirholmar, wo Galrins Eltern und Geschwister zurückgeblieben waren, war man zunächst weiter nach Osten gesegelt und hatte der mächtigen Stadt Kingsala einen Besuch abgestattet. Als das Windschiff über der Königsstadt aufgetaucht war, hatte es mehr als nur einen Aufschrei gegeben. Teils vor Erstaunen und Begeisterung, weil keiner mehr damit gerechnet hat, jemals wieder ein solches Schiff zu sehen, teils aber auch vor Schrecken, denn beim letzten Mal war die Erscheinung der "Albatros" mit dem Krieg gegen Barsa einher gegangen.
Doch die "Windkind" hatte sich nicht mit einer Landung in dieser Metropole des Nordens aufgehalten, sondern war schnurstracks nach Tronje weiter gesegelt, wo man die weitgereiste Gesellschaft warm empfangen und, nach der Übergabe der Grüße und der Truhe Crons von Tronje, auch auf das Angenehmste bewirtet hatte. Zwei Tage hatte die "Windkind" hier verbracht, bevor sie, frisch ausgerüstet und beladen, die Reise nach Gronaland angetreten hatte. Auch hatte man Galrin für Cron von Tronje ebenfalls wieder eine Truhe und mehrere Pergamente von Verwandten und Freunden mitgegeben, die die "Windkind" mit nach Talyra nehmen solle.

Die Reise über das Nordmeer, an der Westküste Barsas vorbei und in das Unbekannte hinaus, war zwar recht ruppig, aber doch außerordentlich gut verlaufen. Das luftige Gefährt hatte hin und wieder einige massive Stöße von Windböen einstecken müssen, doch nichts davon hatte das fliegende Schiff von seinen gesteckten Zielen abbringen können. Zielstrebig war die "Windkind" nach Norden gesegelt und hatte schließlich das Land erreicht, von dem es heißt, hier würden Riesen hausen.

Einen Riesen hatte die Besatzung des Windschiffes in den beiden Wochen, die sie nun schon die Küsten Gronalands abfliegt, um es zu kartographieren, nie gesehen. Stattdessen war man auf andere Weise fündig geworden: Das Wrack eines Drachenschiffes, das vor Urzeiten an die steile, eisbedeckte Küste gespült worden war, hatte sich als Ruhestädte für Kostbarkeiten von großem Wert erwiesen.
Offenbar war es an Bord der Knarr zu einem Kampf gekommen. Wer gegen wen, war im Nachhinein nicht mehr festzustellen. Jedenfalls war Blut geflossen. Während dieser Auseinandersetzung hatten sich die Besatzungsmitglieder wohl gegenseitig ausgelöscht, und das Schiff war, herrenlos und ohne die Führung einer menschlichen Hand, hierher an den Rand des Nirgendwo getrieben worden.
In einer großen Truhe, welche der gefrorene Leichnam des Kapitäns noch im Tod umklammert hielt, hatte die Besatzung des Windschiffes Edelsteine, silberne und goldene Schmuckstücke, sowie filligrane Schnitzereien aus Bernstein gefunden. Gerecht aufgeteilt macht der Gewinn für jedes einzelne Crewmitglied einen solchen Reichtum aus, daß die Leute für eine lange Zeit nach ihrer Rückkehr in Talyra allen Sorgen auf Nahrung und Unterkunft enthoben sein dürften.

So segelt die "Windkind" nun schon seit gut zwei Wochen kreuz und quer durch den hohen Norden. Die Segel des Schiffes sind mit glitzernden Eiskristallen bedeckt, und auch die Planken des Decks funkeln im Licht der Shenrahscheibe wie ein Kristall. Obwohl es im Inneren des hölzernen Giganten - nicht zuletzt durch die Feuersteine Ninianes - angenehm warm ist, kann man das von der Luft draußen überhaupt nicht behaupten. Und so zieht der Kapitän fröstelnd seinen Mantel enger um die Schultern, während er zum Ruder zurück kehrt und einen prüfenden Blick auf den Kompaß wirft.

Noch zwei weitere Tage, dann segeln wir nach Hause zurück. Wir haben das Unsere zur Erforschung dieser Welt beigetragen. Unsere Karten sind vollständig, und wir haben Beute gemacht, die uns für lange Zeit ein angenehmes Leben sichern wird.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Bianca am 14. Sept. 2005, 09:11 Uhr
Die Luft ist eisig und glasklar und die Sonne lässt das Eis unter ihnen glitzern. Jolanthe betritt das Deck und streckt sich genüsslich und atmet lebensfroh die frische Luft. Sie tritt an die Reling und bestaunt den wunderschönen Anblick der Eislandschaft unter ihr. Die Kinder schlafen noch unter Deck. Galrin steht am Steuer und sie geht zu ihm hinüber und begrüßt ihn zärtlich mit einem Guten-Morgen-Kuss. Da kommt auch Kirion und holt sich seine Streicheleinheiten ab. Er springt auf ihre Schultern und Jolanthe lacht. "Ich glaube er möchte seine Milch", sagt sie, gibt ihrem Mann noch einen Kuss und geht dann mit Kirion wieder auf's Mitteldeck,doch dort an der Reling springt der Kater geschickt auf die Reling und blanciert darauf umher und betrachtet die Landschaft unter sich. Und wie Jolanthe ihm so über den Rücken streichelt, wird sie vom Übermut gefasst und spekulierend schaut sie zum Bug.
Sie hatte schon einmal auf dem Holzbalken vorne am Bug gesessen. Es war so ein schönes Gefühl gewesen, fast als würde man selber fliegen. Doch Galrin hatte sich furchtbar gesorgt und würde sie zurückhalten, wenn er es sehen würde. SIe blickte hinüber zu ihrem Mann. Aber er musste es ja nicht mitbekommen. Nur einmal kurz hinauf, nur ein zwei Minuten und dann ungesehen wieder hinunterklettern.
Galrin war gerade beschäftigt, diskutierte mit ein paar seiner Leute über den genauen Kurs.
Jetzt oder nie!
Leichtfüßig und leise sprintet sie hinüber zum Bug und mit ein paar geschickten Griffen ist sie auch schon über die Reling. Ein bisschen muss sie dabei aufpassen, denn durch die Kälte ist alles etwas vereist. Doch sie beachtet es nicht groß weiter. Schon sitzt auf dem Holzbalken und genießt die Aussicht. Der Wind weht ihr um die Nase, lässt ihre Haare fliegen. Ein Gefühl unglaublicher Freiheit und Weite erfasst sie und fesselt sie für einen Moment.
Doch der Zauber vergeht und sie erinert sich, dass sie zurück muss. Vorsichtig rutscht sie rückwärts. Dann steht sie auf, um sich wieder über die Reling klettern zu können. Der Holzbalken ist glatt vom Eis und vorsichtig dreht sie sich um ... Und blickt in Galrins gleichzeitig besorgtes und wütendes Gesicht.
Sie versucht ein Lächeln, was jedoch misslingt und senkt schuldbewusst den Kopf. Das würde eine ordentliche Standpauke geben!

Sie steht noch frei auf dem Holzbalken und will nun auf die Reling zu gehen, als sie mit einem Mal eine heftige Windboe erfasst.
Mit einem Schrei verliert sie das Gleichgewicht, rutscht ab.
Sie verliert den Boden unter den Füßen. Panisch versucht sie den Balken zu fassen. Doch er ist zu glatt! Mit vor Schrecken geweiteten Augen, sieht sie noch, wie Galrin versucht ihr zu helfen, doch ihre Hand rutscht ab.
Und sie fällt...
Sie weiß, dass sie diesen Sturz nicht überleben kann und eine einzelne Träne läuft ihre Wange hinunter und wird dann vom Wind davon getragen.
Sie schließt die Augen. Kurz verweilen ihre Gedanken noch bei ihrem geliebten Galrinund den Kindern, doch dann wird sie erfasst vom Zauber der Freiheit.
Sie weiß dass sie fällt, doch es fühlt sich an wie fliegen.

Den harten Aufprall bekommt sie gar nicht richtig mit, nur das Gefühl des Schwebens verstärkt sich.
In dieser schönen Zeit des leichten Schwebens und Fliegens, der unendlichen Freiheit, taucht nur einmal Galrins Gesicht auf. Sie lächelt und flüstert:"Diomas ti!"
Dann schleißt sie wieder die Augen und wird vom Wind davon getragen... hinaus in die Weite... in die Unendlichkeit... ins Licht!

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 14. Sept. 2005, 19:55 Uhr
"JOLANTHE!"

Als seine Frau den Halt verliert, gellt der Schrei Galrins über das Deck, hallt über das ewige Eis und verliert sich in der Weite Gronalands.

Das muß ein böser Traum sein! Das muß ein böser Traum sein!, versucht der Nordmann, sich immer wieder einzureden. Doch aus diesem Traum gibt es kein Erwachen. Wie in Zeitlupe sieht der Kapitän die schlanke Gestalt Jolanthes stürzen und fallen, bevor sie mit fürchterlicher Wucht auf dem Eis aufschlägt.

"Segel bergen und das Schiff in den Wind drehen. Runter mit dem Anker, los!", brüllt der Hüne seine Leute an, und es fehlt nicht viel, so hätte der Schiffsbauer seinen Steuermann am Kragen gepackt und geschüttelt, weil es seiner Meinung nach nicht schnell genug geht. Und so rennt Galrin, noch bevor die "Windkind" völlig zum Stillstand gekommen ist, wie von Furien gehetzt die Treppen hinunter und in den Bugraum, wo der Aufzugkorb bereit gemacht wird.

Zwei Knechte, die eine Trage dabei haben, begleiten ihren Herrn. Doch womöglich wünschen sie sich in dem Moment, in dem die Bremsen gelöst werden, sie wären sicher an Bord geblieben. Denn so rasant ist noch keiner von ihnen jemals in dem offenen Holzkasten abwärts gesaust. Nur wenige Handbreit über dem Boden bremsen die massiven Bremsblöcke an der Windenrolle den Fall des Aufzugs. Wie ein Derwisch springt Galrin heraus und rennt, mehrere Male beinahe ausgleitend, auf Jolanthe zu, die auf dem Eis liegt und nur schwach atmet. Neben dem Körper seiner Frau läßt sich der Schiffsbauer auf die Knie nieder und faßt nach ihrer kühlen Hand.

"Ich bin hier, mein Herz, bei Dir. Gib nicht auf. Ich bringe Dich zum Schiff zurück, dort wirst Du schnell wieder gesund."

So versucht der Nordmann seiner Frau - und sich selbst - Mut zuzusprechen. Doch in seinen Augen stehen Tränen. In diesem Moment erreichen auch die Begleiter Galrins mit der Trage ihre Herrin. Vorsichtig heben die Matrosen und der Kapitän den schlanken Frauenleib auf das aus Segeltuch und zwei langen Holzstäben zurechtgemachte Gerät, um Jolanthe zur "Windkind" zurück zu bringen. Nachdem der Schiffsbauer die Halbelbe mit seinem Mantel zugedeckt hat, damit sie nicht friert, heben die beiden Knechte die Trage an und schaffen sie, so schnell es ihnen mit der kostbaren Fracht möglich ist, zum Aufzug.

Kaum sind Jolanthe, ihr Mann und die beiden Knechte oben angekommen, da wird die Trage ausgeladen und in die Kapitänskajüte verbracht, wo die Ehefrau des Kapitäns behutsam auf das breite Bett gelegt wird. Ihr Mann hebt die beiden Kinder aus ihren Wiegen und legt sie zu Jolanthe unter die Daunendecken, die ihren zarten Körper wärmen sollen.

"Sieh mal, mein Herz, die Kinder sind auch da und möchten, daß Du bald auf die Beine kommst.", sagt Galrin leise, "Also komm mir nicht auf die Idee, nicht rasch wieder gesund zu werden, ja?"
So redet der Nordmann mit seiner Frau, doch seine Stimme klingt brüchig wie hauchdünnes Glas. Die treue Alwine betritt den Raum mit Verbandszeug, doch wird rasch klar, daß hier mit leinenen Tüchern und Salben nichts auszurichten ist.

Ganz leise dringt noch einmal Jolanthes Stimme an Galrins Ohr: >Diomas ti.<, sagt sie, und dem Schiffsbauer zerreißt es bei diesen Worten förmlich das Herz. Dann schließt Jolanthe, Waldläuferin und Zauberin, Ehefrau von Galrin Ragnarsson und Mutter von Cianna und Erik, zum letzten Mal ihre Augen.

Der Kapitän ist ein Mensch, der so leicht weder aus der Ruhe zu bringen, noch in Zorn oder Trauer zu versetzen ist. Doch nun weint er bittere Tränen über den Verlust seiner geliebten Frau. Eine Stunde oder länger bleibt Galrin neben ihr sitzen, blickt sie aus tränenblinden Augen an und streicht immer wieder über ihr Gesicht, das sogar im Tode noch lieblich und erhaben wirkt.

Erst als seine Tochter und sein Sohn sich mit quäkenden Lauten melden und seine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, regt sich der Nordmann wieder. Alwine, die inzwischen die Kajüte verlassen hat, wird abermals herbei gerufen, um sich um die Kinder zu kümmern, während der Kapitän seine geliebte Frau in ihr bestes Gewand kleidet, das sie eingepackt hatte, und sie mit Hilfe von zwei Knechten in einer der beiden Kabinen unter dem Vorderkastell aufbahren läßt.
Stumm nimmt die Mannschaft Abschied von der Toten. Manch ein Matrose murmelt ein Gebet für Jolanthe, andere verabschieden sich nur mit einem Kopfnicken. Nachdem ein jeder an Bord der Toten die letzte Ehre erwiesen hat, wird die Kabine verschlossen.

Lange Zeit steht Galrin noch vor der geschlossenen Tür, bevor er sich umwendet und zur Ruderplattform geht. Die Blicke der Männer richten sich auf ihn, und jeder weiß, wohin die Reise nun gehen wird.

"Südkurs. Wir segeln nach Hause."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 16. Sept. 2005, 07:37 Uhr
Zwei volle Wochen sind schon seit Jolanthes Tod vergangen, doch der Schmerz im Herzen des Nordmannes ist so frisch wie in der Stunde, da sie die Augen für immer geschlossen hat. Mit tränenbenetztem Gesicht liegt Galrin auf der Koje, die ihm ohne die Geliebte so groß und leer vorkommt, als sei das Bett so lang und breit wie der unendliche Ozean. Mit Hilfe des Schlafes sucht der Kapitän seine Erinnerungen zu bannen, doch gelingt es ihm nicht. Und so denkt er an die vergangene Zeit, an Jolanthes Bestattung und die Tage, die darauf folgten:

Die "Windkind" hatte noch am selben Tag, als Jolanthe gestorben war, Gronaland hinter sich gelassen, und war mit ihrer Mannschaft und ihrer verstorbenen Herrin über das Nordmeer hinweg nach Dirholmar geflogen, wo sie drei Tage später auch angekommen war. In dieser Zeit war der Kater Kirion auf dem Schiff umher geschlichen, als wäre er nur ein Schatten seiner selbst. Das Tier hatte sich von niemandem anfassen oder gar streicheln lassen, war stundenlang vor der verschlossenen Tür zur Bugkabine gesessen und hatte herzzerreißend gemaunzt, so daß der Kapitän schließlich ein Einsehen gehabt und den Kater zu seiner toten Herrin gelassen hatte. Seit diesem Zeitpunkt war Kirion zu den Füßen Jolanthes gelegen und hatte kein Wasser und kein Futter angerührt, bis er der Halbelbe schließlich gefolgt war.

Galrin hatte sich dafür entschieden, Jolanthe in seinem Heimatdorf Dirholmar beizusetzen. Und so hatten Anadis und Freydis die tote Schwägerin und Schwiegertochter gewaschen und für die Bestattung vorbereitet, während der Schiffsbauer zusammen mit seiner Mannschaft ein etwa fünfzehn Schritt langes, normandisches Drachenboot aus Fichten- und Eichenholz hergestellt hatte. Auf dem Deck dieses Schiffes hatten die Männer ein dachartiges Gebilde aufgestellt, groß genug für Jolanthe und ihre Besitztümer. Der Drakkar selbst war in eine große Grube verbracht worden, die man ein Stückchen außerhalb von Dirholmar ausgehoben hatte.

Schließlich hatte man Jolanthe auf das Grabschiff gebracht. In kostbare Pelze und feinste Wolle gekleidet, hatte die Frau des Kapitäns ihre letzte Reise angetreten, zu ihren Füßen liegend der treue Kirion, der auch im Tod seine Herrin nicht verlassen sollte. Die Flöte in ihren gefalteten Händen, der Bogen an ihrer Seite... ihr ganzer Besitz war Jolanthe mitgegeben worden. Und als Galrin zum letzten Mal an die Seite seiner Ehefrau getreten war, hatte er sie noch einmal geküßt und dem Himmel für die Jahre mit ihr an seiner Seite gedankt.
Nachdem die Grabkammer verschlossen worden war, hatten die Matrosen damit begonnen, das Langschiff mit Erde zu bedecken, bis schließlich nur mehr ein großer, kahler Hügel zu sehen gewesen war. Und Galrin - allein gelassen in einer Welt, die ohne Jolanthe jegliche Wärme verloren zu haben scheint - hatte zusammen mit seinen Verwandten und seiner Mannschaft den Rückweg nach Dirholmar angetreten.

Mehrere Tage hatte die "Windkind" noch in dem Heimatdorf ihres Kapitäns Station gemacht. Dann war man aufgebrochen, hatte den Bug gen Süden gerichtet und die Segel gesetzt, um nun, eine Woche nach dem Aufbruch aus Normand, am Horizont die Wellen des Ildorel im Licht der Shenrahscheibe glänzen zu sehen.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 19. Sept. 2005, 17:32 Uhr
Mit straff gespannten Segeln gegen den Wind ankreuzend, erreicht die "Windkind" die große Stadt am Ildorel. Doch Talyra bietet einen Anblick, der die Frauen und Männer an Bord des fliegenden Schiffes mindestens ebenso entsetzt, wie der Tod von Jolanthe vor zwei Wochen.

Die Stadt steht in Flammen. Schwarze und dunkelgraue Rauchwolken steigen in den Himmel, die Menschen fliehen in dichten Trauben aus den Toren, Schreie und Rufe klingen zu den Leuten auf dem Windschiff empor, und durch die Straßen bewegen sich Wesen, gegen die die Narge bei der Schlacht von Liam Cailidh teilweise wie Anukisnovizen gewirkt haben müßten.
Ein lauter Knall zerreißt dem Schiffbauer fast das Trommelfell, als eine vielfarbige Feuerfontäne in den Himmel steigt. Die "Windkind" wird durch die Druckwelle der Explosion einige Schritt weit versetzt geschleudert und legt sich mit knarrender Takelage zur Seite. Doch die Mannschaft des fliegenden Giganten ist inzwischen geübt darin, sich bei unerwarteter Schlagseite oder anderen heftigen Bewegungen des Schiffes, festzuhalten und sicheren Stand zu bewahren.

Mit den Geschützen des Windschiffes ist gegen die Monstren am Boden nicht viel auszurichten. Zu groß ist die Gefahr, Unschuldige mit den massiven Steinkugeln zu verletzen. Doch zur Feuerbekämpfung ist die "Windkind" so gut geeignet wie kaum ein anderes Fahrzeug. So dreht das Windschiff seinen Bug in Richtung des Ildorel, um dort Wasser aufzunehmen und zum Löschen herbeizuschaffen. Einige beherzte Männer steigen in den Aufzugkorb und dichten ihn notdürftig mit Werg ab. Dann schaffen sie Eimer und Kannen in den hölzernen Kasten, bevor er mit ihnen auf den See hinunter gelassen wird. Einem Sturzbach gleich schießt das Wasser in den schräg liegenden Aufzug hinein, und die Männer müssen sich mit aller Kraft festhalten, um nicht gleich hinaus gespült zu werden. Doch als der hölzerne Korb sich wieder hebt, stehen die Matrosen darin wie in einem gefüllten Waschzuber. Das Schiff steigt, bis die vier Männer in ihrem wackeligen Hochsitz etwa zehn Schritt hoch über den Dächern Talyras schweben. Dann greifen sie zu ihren Eimern und gießen das kostbare Naß von oben her in die Flammen.

Zunächst scheint es so, als würde Loas Element dem kühlenden Wasser trotzen wollen. Doch nach und nach zeigt das Löschwasser Wirkung. Das brennende Haus, über dem die "Windkind" soeben schwebt, ist zwar schwer mitgenommen und kaum noch zu retten, doch das Feuer greift wenigstens nicht mehr auf benachbarte Häuser über. Nachdem auch die Flammen in und auf einem zweiten Haus mit vereinten Kräften gelöscht worden sind, eilt das Windschiff zum Ildorel zurück, um frisches Wasser zu holen und weitere Menschen und Häuser vor dem Flammentod zu bewahren.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 07. Okt. 2005, 16:50 Uhr
Wie ein Greifvogel, der nach einer lohnenden Mahlzeit ausspäht, kreist das Windschiff über der Stadt, um Brände zu bekämpfen, wo immer sie sich zeigen mögen.
Lange suchen muß die Besatzung des fliegenden Schiffes nie nach ihrer "Beute": Immer noch brennt es in verschiedenen Stadtvierteln, und das Knistern und Knacken der Flammen ist nicht zu überhören. Doch plötzlich erschallt ein Ruf vom Boden her, der die Geräusche des Feuers übertönt: "Ahoi, Windkind!", schreit ein in blau gewandeter Mann zu dem Windschiff empor. Als der Kapitän näher hinsieht, stellt er fest, daß es sich bei dem Rufer um Vareyar handelt, den er aus der Steinfaust kennt.

"Ahoi, Vareyar.", brüllt Galrin zurück, "Wir sind schon beim Löschen. Amur wird Loa schon Herr werden!"

Der solcherart begrüßte Waffenmeister der Steinfaust schwenkt die Arme zu einem Gegengruß, deutet aber dann mit beiden Händen in Richtung Norden, wo immer noch schwarze und bunte Rauchwolken den Himmel verdüstern, bevor er abermals die Stimme erhebt: "Das ehrt Euch, aber könnt Ihr Euch um die großen Brände am Marktplatz und am Alchemistenlabor zuerst kümmern? Der Lord Commander befürchtet, der Wind könnte drehen, dann wären weitere Gebäude in Gefahr."
Statt einer verbalen Antwort hebt Galrin lediglich die linke Faust mit dem nach oben gerichteten Daumen, um dem auf dem Boden befindlichen Vareyar sein Einverständnis mitzuteilen. Anschließend dreht das Windschiff ab, um abermals Wasser zum Löschen herbeizuschaffen.

Am Hafen angekommen bietet sich ein Bild des Grauens: Ein Schiff, auf dem fünf Dutzend Einwohner der Stadt versucht hatten, vor dem Schrecken zu fliehen, ist in Brand geraten, und die Flüchtlinge springen in namenloser Panik über Bord. Doch während so mancher schwimmend das Ufer erreichen kann, gibt es auch Leute, die hilflos im Wasser zappeln und zu ertrinken drohen, nachdem sie dem Flammentod an Bord entronnen sind.

Zeit zum Zögern bleibt dem Kapitän nicht: Während der Aufzugkorb abermals als Wasserreservoir gefüllt wird, bemannen die Männer die beiden Beiboote der "Windkind" mit je zwei Matrosen und lassen sie auf die Wasseroberfläche hinunter. Dort angekommen rudern die Besatzungsmitglieder des Windschiffes ihre Boote zu den Unglücklichen, die sich alleine nicht ans Ufer retten können. So werden noch einmal einige Menschenleben gerettet, während der fliegende Koloss in Richtung Marktplatz davon segelt und sich dort zunächst um den Brand auf dem Anwesen der Familie von Roßstein kümmert. Dreimal muß die "Windkind" neues Wasser holen, bevor die lodernden Trümmer der einst so prächtigen Villa erlöschen.

Auch für das brennende Alchemistenlabor werden mehr als nur ein Wasserguß benötigt. Immer wieder bringen berstende Tonkrüge oder Glasflaschen neuen Brennstoff in die Flammen, und die "Windkind" segelt hin und her, hin und her, immer wieder, im Kampf gegen das rote Element.
Warum um aller Welt hat dieser Morholdrim seine ominösen Mixturen nicht vernichtet, bevor er sich nach weiß der Himmel wo aus dem Staub gemacht hat?, denkt Galrin wütend. Solch gefährliches Zeug unbeaufsichtigt zurückzulassen ist nach der Meinung des Schiffbauers eine Fahrlässigkeit der obersten Kategorie und kann nicht einmal mit der Zerstreutheit eines Zwergenalchemisten erklärt werden.

Doch schließlich ergibt sich auch hier das Feuer seinem Erzfeind, dem Wasser. Aus dunklem Qualm wird heller Wasserdampf, und als Galrin seinen Blick über die Stadt schweifen läßt, stellt er fest, daß auch an allen anderen Stellen die Brände erloschen sind. Der Aufzugkorb mit den völlig erschöpften Männern darin wird eingeholt und man kehrt zum Hafen zurück, wo das Flüchtlingsschiff selbst zwar verloren, seine Besatzung aber gerettet worden ist. Die Beiboote des Windschiffes werden wieder an Bord gehievt, und mit angekohlten Segeln und einer müden und ausgelaugten Besatzung gleitet das fliegende Schiff in Richtung Süden, wo sein Heimathafen liegt: Die Schiffswerft am Ildorel.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 20. Jan. 2006, 18:35 Uhr
Auf dem Ildorel (http://forum.weltenstadt.de/?board=stadtrpg;action=display;num=1105622440;start=60) <----

>>Uuma aber erst müssen gehen in Haus mit Bücher in Talyra und suchen was.<<, antwortet die Jägerin auf die Frage Galrins, ob sie sich auf die Fahrt in den Norden freut. Der Nordmann zieht die Augenbrauen hoch und blickt sie fragend an. Doch außer einem Kichern äußert sich Uuma nicht zu ihrem plötzlichen Lesedrang. Offenbar gehört diese Angelegenheit zu den Dingen, bei denen er ihr vertrauen soll, weil sie ihm darüber nichts sagen kann. Auf sein Stirnrunzeln hin fährt die Jägerin unbekümmert fort: >>Uuma danken Galrin für zeigen Karte und Uuma gerne wollen sehen mehr, aber jetzt Uuma seien müde und müssen ...waschen Hemd und dann Uuma gehen schlafen oben.<<

Diese Äußerung Uumas läßt Galrin die Stirn noch stärker runzeln. Uuma will oben schlafen? Das wäre ja noch schöner.
Während die Dunkelwalderin darum bittet, daß er sie bei der Abfahrt der "Windkind" weckt, nähert sich ihr der Normander wie eine Raubkatze auf der Pirsch. Uuma zwinkert ihn mit einem schelmischen Lächeln an, und ihr fröhliches Jauchzen, als der Nordmann sie unter den Armen faßt und sie, einer Statue gleich, auf sein Bett stellt, klingt wie Musik in Galrins Ohren.

Mit ernstem, aber sehr liebevollem Gesichtsausdruck, wendet sich der Schiffsbauer an die junge Frau, deren Kopf nun auf der gleichen Höhe wie der seine ist: "Da wir nun in etwa gleich groß sind und ich Dir in die Augen sehen kann, ohne mich bücken zu müssen, kann ich Dir von Angesicht zu Angesicht etwas mitteilen. Ich möchte gern, daß Du hier bleibst, bei mir. Ich liebe Dich, und warum sollte die Frau, die ich liebe, in einem anderen Bett oder gar einem anderen Zimmer schlafen als ich? Außerdem bist Du müde, und einer müden Frau kann ich jetzt weder gestatten, daß sie geliehene Kleidung wäscht, noch daß sie die Treppen zu den Passagierkabinen hinauf klettert. Wenn Du am Strand baden willst, dann kannst Du das genauso gut in der Nähe von Sûmera tun, wo wir bei günstigem Wind morgen Mittag anlegen werden."

Während der Normander spricht, hat er seine Arme um Uuma gelegt, ihr zärtlich den Rücken gestreichelt und ihr schwarzes Haar liebkost. Dann lächelt er sie plötzlich an: "Und wenn Du müde bist, und schlafen willst, dann solltest Du Dir etwas anderes anziehen als diese Tunika und das Männerhemd, das Du darunter trägst." Sehr vorsichtig öffnet Galrin den Gürtel, der die von Asa geborgte Frauentunika zusammenfaßt, und läßt den Lederriemen zu Boden gleiten. Anschließend streift er Uuma die weinrote Tunika ab, und befreit sie auch von Hackses Hemd, das sie immer noch darunter getragen hat.
Die Haut, die unter der Kleidung zum Vorschein kommt, ist samtweich, wie Galrin beim Darüberstreichen feststellen kann, und schimmert im Licht der Laternen im Raum bronzefarben. Liebevoll und behutsam streicheln die Finger des Schiffbauers, was so zärtlich geschieht, daß die Dunkelwalderin eine Gänsehaut bekommt. Als Uuma gerade die Augen geschlossen hat, und die Empfindungen bei den Liebkosungen des Nordmannes genießt, hören diese plötzlich auf. Die Jägerin öffnet die Augen und blickt den Schiffbauer fragend an, warum er denn nicht mit seinen Streicheleinheiten fortfährt. Da fühlt sie, wie plötzlich ein weiches, langes Kleidungsstück über ihren Kopf gezogen wird. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine von Galrins Untertunikas aus feinem Leinen, die so groß ist, daß sie Uuma bequem als Nachthemd tragen kann. Der Schiffbauer zwinkert Uuma, die inzwischen wieder ihre Augen geöffnet hat, schelmisch zu.

"Diese Kleidung ist für's Schlafen vielleicht etwas passender als Asas Tunika und das Hemd dieses Piraten.", schmunzelt Galrin, "Fehlt noch eins..."
Weil man unter einem Nachthemd auch keine Hose anhat, befreit der Nordmann die empört aufquietschende Uuma von dem schlaf-untauglichen Kleidungsstück, das er anschließend zusammen mit der Tunika und dem Hemd in einen Korb neben dem Bett wirft: "So, die Kleider können wir auch morgen noch waschen. Oder Asa macht das. Aber jetzt wird geschlafen."
Ein rasches Zugreifen sorgt dafür, daß Uuma auf Galrins Händen zu liegen kommt, und während sie ihre Arme um seinen Nacken legt, bettet sie der Nordmann vorsichtig auf die große Schlafstatt, wo er sie liebevoll zudeckt und schmunzelt: "So, hier liegst Du gut. Und ich denke, ich bin zumindest kein unerträglicher Bettnachbar. Ich schlafe zwar wie ein Bär, aber beißen tue ich deshalb noch lange nicht."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 20. Jan. 2006, 21:53 Uhr
Als Galrin plötzlich auf sie zugeschlichen kommt, weicht Uuma spontan zwei Schritte zurück, doch dann kichert sie und lässt sich fangen. Obwohl sie es hat kommen sehen, quietscht sie doch auf und sieht in seine blauen Augen, die irgendwie unternehmungslustiger aussehen, als sie es sonst tun und Uuma fragt sich, was der große Nordmann vor hat. Galrin stellt sie mit Schwung auf sein riesiges Bett und der schöne große weiße Vogel auf ihrer Schulter, der alles beobachtend, nur still und brav auf ihrer Schulter gesessen hat, wäre gegen die Vorhangstange geprallt, hätte er nicht schnell einen Satz auf sie drauf gemacht.  >>„Atackeee! - Atackeee!“ kommt es einige Male aufgeregt aus seinem Schnabel, aber KaDuDu merkt wohl, dass er im Moment damit keine Aufmerksamkeit erregen kann, doch es scheint ihm da oben gut zu gefallen, denn gleich beginnt er alles um sich herum zu beäugen. Hoffentlich nichts liegen auf Schränke, was Vogel können  machen kaputt mit Schnabel, denkt sie noch, da sieht sie Galrins ernstes Gesicht. Was jetzt kommen? denkt sie kurz unsicher, aber er blickt sie so liebevoll an, dass sie wieder ganz schwach wird und mit klopfendem Herzen seinen Worten lauscht.

>>......Ich möchte gern, daß Du hier bleibst, bei mir. Ich liebe Dich, und warum sollte die Frau, die ich liebe, in einem anderen Bett oder gar einem anderen Zimmer schlafen als ich?<<  Uuma blickt Galrin mit großen Augen an. Leicht wippt sie auf und ab mit ihren Füßen, denn irgendwas federt unter ihr, das hat sie gleich gemerkt, als er sie auf die große wollene Decke gestellt hat, die über ganz bestimmt, weichen Daunendecken liegt, wie sie vermutet. Doch als sie sich bewusst wird, was Galrins Worte wirklich bedeuten, wird ihr ganz anders. Galrin seien Kapitän von Schiff und Uuma sollen schlafen in Kajüte von Kapitän? Sie hat Galrin ab dem Moment, wo er um sie geworben hat, als einen Mann gesehen, einen Nordmann, wenn sie auch gewusst hatte, das er Schiffe baut und ihm die Werft gehört und die Windkind, aber trotzdem, hier in dieser prachtvollen Kajüte mit den schweren Sesseln, der großen Karte an der Wand, und den merkwürdigen Instrumenten, die überall auf seinem Tisch stehen , wird ihr mit aller Macht  bewusst, wem sie noch ihr Jawort gegeben hat. Uuma sollen schlafen hier? wiederholt sie in Gedanken und fühlt sich plötzlich nur als Jägerin aus dem Dunkelwald, wenn sie auch stolz darauf ist, aber sie weiß, dass die Menschen in Talyra sie nur als kleine Wilde sehen und Uuma fühlt sich mit einem Male unsicher. Bilder tauchen in ihr auf, die ihre Unsicherheit noch verstärken, auch wenn sie an Alwines Worte im Langhaus denken muss. Trotzdem, was würden die Leute sagen, wenn Uuma als Frau von Galrin in Talyra auftaucht?

Galrins Worte über das Wäschewaschen und das Schwimmen hört sie kaum, auch wenn sie unbewusst lächeln muss und dazu nickt. Seine Hände streichen sanft über ihren Rücken und die Geborgenheit, die er ihr mit seiner Haltung vermittelt, verdrängt mehr und mehr ihre Unsicherheit. >>Und wenn Du müde bist, und schlafen willst, dann solltest Du Dir etwas anderes anziehen als diese Tunika und das Männerhemd, das Du darunter trägst.“<< Von ihrem Rücken gleiten seine Hände zu ihrem Bauch und Uuma beobachtet Galrin mit wachsender Spannung bei seinem Tun. Besonders über die Art, wie er Asas Gürtel und ihre gute Tunika auf den Boden gleiten lässt, als würde er es genießen, sie von jedem einzelnen Teil befreit zu haben, entlockt ihr ein Lächeln. Als Galrin ihr auch das Hemd über den Kopf zieht, beginnt es in ihr zu kribbeln und sie schließt aufgeregt ihre Augen, während er mit zartesten Berührungen seiner Fingerspitzen über ihren Rücken streicht. Alles in in ihr verlangt nach mehr, auch wenn sie müde ist, doch dann  stellt sie enttäuscht fest, dass er ihren Körper wieder bedeckt, wenn auch mit feinem Linnenzeug.

>>"Diese Kleidung ist für's Schlafen vielleicht etwas passender als Asas Tunika und das Hemd dieses Piraten."<< Hackse nicht seien Pirat, nur Helfer von Magier! verteidigt sie ihren Entführer, doch im nächsten Moment ist sie mit ihren Gedanken wieder ganz bei Galrin, dessen Hände Uuma plötzlich an ihren Hüften spürt.  >>"Fehlt noch eins...“  Galrins Blick ist wie das eines Raubtieres, das sich auf seine Beute stürzen will und sie quietscht wieder auf, aber sie kann wegen seiner Hände, die sie halten, nicht zurückweichen und betont langsam streift er ihr die von Asa geliehene Hose vom Leib.

Galrin hat nur mit ihr gespielt, das wird Uuma klar, als er sie unter die warme Bettdecke packt, aber er war so liebevoll dabei, dass sie ihm nur halbe Rache schwört. Nach einem prüfenden Blick, dass der Vogel keinen  Unsinn macht, schließt sie die Augen und ist ein paar Atemzüge später in dem riesigen Bett tief und fest eingeschlafen. Irgendwann, es muss schon weit nach Mitternacht sein, wird sie von schwarzen Nebeln im Traum verfolgt und erwacht, als Galrins Hände sie daran hindern, sich kräftig gegen die Nebel zu wehren. „Uuma treffen Galrin?“ fragt sie noch halb in ihrem Traum gefangen, doch Galrin zieht sie, wohl selber gerade erst aufgewacht, nur irgendetwas brummend, an sich, dass sie in seinen Armen zu liegen kommt. Augenblicklich verschwinden die Nebel aus ihrem Kopf und Uumas Furcht vor ihnen, dass sie entsapnnt durchatmet und schon wieder eingeschlafen ist, bevor der nächste Atemzug  ihre Brust hebt.

 

 

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 21. Jan. 2006, 04:27 Uhr
Als die "Windkind" den Anker lichtet und nach Westen reist, schlafen Uuma und Galrin längst. Das fliegende Schiff eilt mit seiner Besatzung durch den dunklen Himmel, nur ab und zu von einem Mondstrahl angestrahlt, der durch die immer noch dichten Wolken blinzelt. Die Laternen, die an Bord des Windschiffes brennen, lassen den hölzernen Riesen von weitem wie ein riesiges Glühwürmchen erscheinen. Und die Besatzungen der wenigen Schiffe, welche der "Windkind" auf ihrer Reise nach Talyra begegnen, staunen nicht schlecht, als das leuchtende Ungetüm über ihnen dahin zieht und schließlich wieder in der Nacht verschwindet.

Währenddessen liegen die Jägerin und der Schiffbauer warm und geborgen unter ihren Decken in der Kapitänskajüte des fliegenden Schffes. Die Nacht verläuft ruhig, sieht man davon ab, daß Uuma einmal scheinbar ein Alptraum quält, und die Jägerin bei dem Versuch, die Schatten aus ihren Träumen zu verjagen, den Normander mehrfach in die Seite boxt.
Sowohl der Schiffbauer als auch Uuma erwachen bei diesen Träumen - Die Dunkelwalderin aufgrund der düsteren Gedanken, der Nordmann aufgrund seiner schmerzenden Rippen. Doch als Uuma sich besorgt erkundigt, ob sie Galrin getroffen hat, brummt dieser nur etwas von "Nichschlimm", "Kommhea" und  "Kainatudiawas", bevor er die Jägerin wieder in die Arme nimmt und sie liebevoll an sich zieht. In seiner Umarmung schmilzt sich die Furcht Uumas wie ein Eiskristall in der Sonne, woraufhin sie sich an ihn schmiegt und kurz darauf friedlich weiterschläft.


Am nächsten Tag, das erste Morgenrot blinzelt gerade durch die großen Heckfenster in die Kajüte, erhebt sich der Normander vorsichtig aus seinem Bett, um die schlafende Uuma nicht zu wecken. Auf bloßen Füßen tappt Galrin durch den Aufenthaltsraum auf dem Mitteldeck und betritt schließlich die Kombüse. Dort trifft er auf Asa, die bereits dabei ist, für die Morgenwache das Frühstück zuzubereiten. Nachdem der Normander mehrere Scheiben Brot, Wurst und Käse, dazu ein großes Stück Butter und ein Glas Honig auf einem Tablett untergebracht hat, reicht ihm Asa einen großen Krug mit heißer Milch darin.
Der Nordmann zwinkert der Segelmacherin zu, und diese erwidert sein Lächeln. Uumas Vorliebe für heiße Milch ist inzwischen auch bis zu Asa vorgedrungen, und so hat sie für die Jägerin bereits einen Krug davon bereit stehen.

Der Normander macht sich, nachdem er sich bei Asa bedankt und ihr einen Guten Morgen gewünscht hat, wieder auf den Rückweg zu seinem und Uumas Schlafraum. Dort angekommen, stellt er die Leckereien auf dem runden Tisch ab, an dem er normalerweise Gäste empfängt, die an Bord der "Windkind" reisen, bevor er zu Uuma geht und der immer noch Schlummernden ins Ohr flüstert: "Dein Frühstück wird kalt, Schatz."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 21. Jan. 2006, 13:28 Uhr
>>"Dein Frühstück wird kalt, Schatz."<< „Hm?“ Uuma blinzelt Galrin erwachend an, blickt sich um, sieht das Licht des fortgeschrittenen Morgens durch das Bullauge über dem Kopfende des Bettes, und fährt hoch. „Oh! Uuma schlafen lange!“ Trotzdem reibt sie sich müde die Augen und muss sich erstmal rekeln, bevor sie sich aus den Federn erhebt. Ihr überdehntes Bein spürt sie schon kaum noch und auch das unterschwellige Gefühl, das Eisen noch immer an ihrem Fuß zu haben, ist verschwunden. Mit einem schnellen Blick durch das kleine runde Fenster, sieht sie wie erwartet nur Wasser, auch der Blick hinten aus der großen Fensterfront ergibt das gleiche Bild. "Windkind fliegen schnell!" ist ihr Kommentar und sie mustert Galrin aufmerksam, aber nirgends ist eine Schwellung in seinem Gesicht zu erkennen und sie lächelt ihn spitzbübisch an. „Galrin nicht bekommen Schläge von Uuma in Traum?“ Sie streicht sanft an seinem Hals hinunter, über die Brust und zwickt ihm in die Seite, dass Galrin übertrieben aufstöhnt und sich scheinbar vor Schmerzen krümmt, dass sie kichert, aber er hat sie keinen Augenschlag später schon auf seine starken Arme gehoben und setzt seine zappelnde Fracht erst wieder in einem der schweren Sessel ab, dessen große Kissen mit einem Stoff bezogen sind, der aussieht, als hätte ihn jemand mit Fäden in den verschiedensten Grün- und Brauntönen bestickt, und die großen schönen Blumen in dem gleichen dunklen weinrot, wie der Vorhang. Uuma streicht gerade verträumt über die dicken dunkelgrünen Bommel an den Ecken der Kissen, da fällt ihr etwas ein.

„KaDuDu!“ ruft sie erschrocken aus und blickt sich hektisch um. >>“Meun! Meun!“ begrüßt das riesige Federknäuel sie von der Stange oben, die über der hohen Fensterfront angebracht ist. Uuma kichert, denn er schielt schon mit langem Hals auf die leckeren Sachen. Auch Uumas Blick schweift hungrig über das köstliche Frühstück und  bleibt an der heißen Milch hängen. „Oh! Hmmmm!“ Sie umarmt ihren Nordmann heftig und beißt ihm wieder übermütig ins Ohr, bevor sie ihre Lippen benutzt, um im sanften Spiel seine zu locken, aber sich dann auf die heiße Milch stürzt und ihren Nordmann mit seinen aufwallenden Gelüsten mit einem befriedigten Gesichtsausdruck sitzen lässt. „Das seien Rache!“ kichert sie und muss es dann aber doch über sich ergehen lassen, dass er ihr den Milchkrug aus den Händen nimmt und sich holt, was er haben will.

Der höchste Stand der Sonne ist nicht mehr fern und Uuma sitzt wieder in ihrem Sessel, den sie  mit  Galrins schmunzelndem Einverständnis noch während des Frühstücks als 'Uumasessel' in Anspruch genommen hat. Sie sitzt auf ihm zwar mit dem Rücken zum Kartentisch, aber sie kann durch die vielen aneinandergereihten Fensterscheiben den Blick auf den Himmel und das Wasser, bis zum Horizont genießen, den sie hinter sich zurücklassen und rechts durch die Bullaugen den Himmel sehen. Galrin hatte ihr eine Truhe gezeigt, in die sie ihre Sachen reingeben kann und nun sitzt sie mit den von Asa ausgeliehenen Stricknadeln da und klappert mit den langen dünnen Hölzern, dass es dem Vogel lauter lustige Laute entlockt. Asa hatte ihr erklärt, dass ihre Stränge ein dickfädiges Seiden-Wolle-Gemisch sind und der schwarze Faden darin von einer Mohairziege stammt, der sehr wärmt, wenn er alleine, locker verstrickt wird. Eine ganze Weile hatten sie sich im großen Gemeinschaftsraum über eine Möglichkeit unterhalten, wie sie ihre Vorstellung von ihrem Oberteil verwirklichen kann und nun sitzt sie da und reiht eine Masche an die andere, um zwei lange und ein, um den Halsausschnitt kürzeres Teil, zu stricken, die sie später aneinanderhäkeln muss. Uuma gefällt das, denn schmalere Teile lassen sich schneller stricken, wenn sie auch drei davon braucht. >>“klk – klk – klk“<< hört sie plötzlich den Vogel niedlich nuscheln und schaut auf. In dem Moment betritt Galrin seine Kajüte, nachdem er irgendetwas vor der Türe abgestellt hat.

Uuma spürt seinen warmen Körper über sich, als er ihren Kopf in seine Hände nimmt. Sie lehnt sich an das Polster zurück und blickt zu ihm auf. Das Strickzeug hat sie auf ihren Schoß gelegt, um ihn ganz zu sich herunter ziehen zu können. Uuma spürt seine Lippen auf ihrem Hals und würde das so gerne noch länger genießen, aber ein paar Gedanken haben sich bei ihr eingenistet und sie muss  mit ihm darüber sprechen. „Uuma müssen fragen Galrin was.“ Uuma spürt, dass Galrin merkt, dass es etwas wichtiges ist, doch er bleibt, wo er ist. „Uuma nur seien Jägerin und nicht können sprechen Sprache richtig und nicht können lesen Buchstaben gut, und schreiben.“ Sie macht kurz eine Pause und spürt, wie Galrin am liebsten gleich etwas sagen würde, aber er lässt sie aussprechen. „Was Leute sagen, wenn Uuma werden Frau von Galrin, die sehen in Uuma nur Wilde aus Dunkelwald? Uuma wissen, Menschen in Talyra das sagen von Uuma!“ Sie seufzt. „Galrin seien sicher, wollen Uuma?" Im nächsten Moment streckt sie ihren Rücken leicht durch. "Uuma seien stolz, seien Jägerin und aus Dunkelwald, Galrin aber seien in Stadt Mann mit ...Ruf!“ findet sie das Wort und schweigt.  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 22. Jan. 2006, 14:22 Uhr
Die Zweifel der Jägerin hört sich Galrin äußerlich völlig regungslos an. Doch in seinem Inneren ist der Normander aufgewühlt wie selten. Die Fragen, die sie ihm stellt, hat er selbst bereits in seinem Kopf gefühlt, während er in Talyra auf sie gewartet hat... während er gewartet hat, und sie bereits an Bord der Karavelle auf dem Weg nach Ildala war. Was würden die Leute in Talyra sagen, wenn er eine Wilde aus dem Dunkelwald ehelicht? Nach der Frage Uumas, ob er sich wirklich sicher sei, sie zu wollen, entsteht eine angespannte Pause zwischen den beiden. Der Schiffbauer blickt die Frau, die ihm gegenüber sitzt, ernst an, doch dann bemerkt sie, daß seine Mundwinkel nach oben wandern. Er ergreift ihre Hand und zieht sie am Tisch vorbei und auf seinen Schoß. Dort legt er seine Arme um sie und hält sie fest, während sie ihren Kopf an seine Schulter lehnt.

Ja, ich bin tatsächlich ein Mann mit Ruf., denkt der Nordmann, Ich bin ein Mann mit dem Ruf, Schiffe zu bauen, die jedem Sturm die Stirn bieten, aber meine erste Hochzeit habe ich nicht in den Hafen bringen können. Ich bin ein Mann mit dem Ruf, in die entlegensten Bereiche unserer Welt gesegelt zu sein, aber die Person, die mir damals am meisten bedeutet hat, kehrte aus dem Nordland nicht mehr lebend zurück. Ich bin ein Mann mit dem Ruf, verantwortungsvoll und besonnen zu sein, aber trotzdem hat man mir die Frau, die ich liebe, unter den Händen weg entführt und sie um ein Haar an einen Magier verschachert. Ich bin ein Mann mit dem Ruf, das Unmögliche zu vollbringen, und bei dem, was jedem Kind gelingt, zu versagen... Und da all die Lästerfratzen in der Stadt, ob sie nun Stadtrat Tallard, Mechthild Riethaus oder sonstwie heißen, behaupten würden, daß eine Ehe zwischen einem Nordmann und einer Dunkelwalderin ganz unmöglich sei, werde ich genau das tun, was sie von mir erwarten... Uuma heiraten.

Als Galrin zu sprechen beginnt, hebt Uuma ihren Kopf und sieht ihn wieder an. Die Miene des Normanders hat sich nicht geändert. Noch immer spielt ein Lächeln um seinen Mund, das sich mit dem Fortgang des Gesprächs in ein Grinsen verwandelt, das auch bei bestem Willen nicht anders als mit "spitzbübisch" bezeichnet werden kann.
"Ich weiß nicht, was die Leute sagen, wenn Du meine Frau wirst, Uuma. Aber ich bin sicher, wir werden es über kurz oder lang erfahren. Spätestens dann, wenn Alwine am Morgen nach unserer Hochzeit vom Markt zurückkehrt. Dann werden wir es wissen."
Die Jägerin blickt den Nordmann sorgenvoll an, aber ein Schimmer in ihrem Auge zeigt, daß sie wohl die Hoffnung schöpft.
"Ich bin mir sicher, daß ich Dich will, Uuma.", fährt Galrin leise fort, "Ich bin mir so sicher, daß ich am Liebsten auf den Halt in Sûrmera und in Talyra pfeifen und direkt von hier aus in den Dunkelwald segeln würde."

Der Kapitän streicht Uuma vorsichtig mit seiner Linken durch das volle, seidige Haar, bevor er weiter spricht: "Ich verstehe übrigens nicht, was Du im Haus der Bücher willst. Kannst Du das nicht machen, wenn wir aus dem Dunkelwald wieder zurück sind? Dann haben wir wahrscheinlich den Segen Deines Stammes zu unserer Hochzeit, und Du hast alle Zeit der Welt, in Büchern zu stöbern. Oder hat das wieder etwas damit zu tun, was Du mir nicht sagen kannst?"

Uuma schluckt und nickt. Der Normander kann ein Seufzen nicht unterdrücken, bevor er die zierliche Frau in seinen Armen wiegt und ihr schließlich einen Kuß gibt.

"Dann muß es wohl sein. Jedoch..."
Bei dem letzten Wort hebt Galrin gespielt drohend den Finger und grinst, während er ihr mit seinem rechten Auge zuzwinkert.
"Jedoch bitte ich Dich inständig, mich wenigstens mitzunehmen. Du kannst Dir dort ansehen, was Du willst, da werde ich Dir nicht hineinreden und Dich auch nicht beaufsichtigen. Aber auf dem Hin- und Rückweg werde ich jeden, der abermals vorhat, Dich nach Ildala, Blurraent oder auf die Sommerinseln zu entführen, daran nach besten Kräften hindern."

Der Normander deutet auf einen Stapel Pergament, der auf seinem Schreibtisch liegt: "Ich wollte ohnehin ins Haus der Bücher, um den Gelehrten dort eine Abschrift meiner Aufzeichnungen über Gronaland zu stiften. Da trifft sich das ganz ausgezeichnet."

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 22. Jan. 2006, 17:32 Uhr
Uuma beobachtet mit klopfendem Herzen, wie Galrin sich von ihr löst und sich auf einen der Sessel fallen lässt. Sein Blick ist so ernst, dass sie schon kaum noch zu atmen wagt, doch dann zieht er sie mit einem Lächeln zu sich, dass Uuma erleichtert aufatmet, als sie in seinen Armen zu liegen kommt. >>"Ich weiß nicht, was die Leute sagen, wenn Du meine Frau wirst, Uuma. Aber ich bin sicher, wir werden es über kurz oder lang erfahren. Spätestens dann, wenn Alwine am Morgen nach unserer Hochzeit vom Markt zurückkehrt. Dann werden wir es wissen."<<
Uuma braucht eine Weile, bis sie auch den leisen Humor in Galrins Worten versteht und nickt. Sie war schon oft genug auf dem Markt, wenn sie ihre Borten verkauft hat und dabei die Zeit mit dem Weben weiterer Borten genutzt hat, dass sie sich lebhaft vorstellen kann, was die arme Alwine da erwartet. Erst als Galrin ihr versichert, dass er sie trotz alledem zur Frau will, fühlt sie wirkliche Erleichterung und hofft, ihn niemals mit irgendeinem unüblichen Verhalten ihrerseits, den Entschluss bereuen zu lassen. Uuma weiß, dass sie eine gute Beobachtungsgabe besitzt und sie würde schon aufpassen, aber trotzdem eine Jägerin bleiben, denn sie würde weder die Jagd in den Wäldern noch das Fischen im See aufgeben.
>>"Ich verstehe übrigens nicht, was Du im Haus der Bücher willst. Kannst Du das nicht machen, wenn wir aus dem Dunkelwald wieder zurück sind? Dann haben wir wahrscheinlich den Segen Deines Stammes zu unserer Hochzeit, und Du hast alle Zeit der Welt, in Büchern zu stöbern. Oder hat das wieder etwas damit zu tun, was Du mir nicht sagen kannst?"<< Uuma hatte selber schon überlegt, ob sie keine Zeit verlieren sollte, die Tränen der Nacht zu holen und dabei auch gleich ihre Heiratspläne mit ihrer Mutter und der Stammesältesten zu besprechen, aber sie fürchtet, dass der Magier das mitkriegen könnte, wenn sie die Perlen hat und sie dann unter Druck setzt, sich sofort auf die Reise zu ihm zu begeben. Uuma will lieber gleich in Talyra in dem Haus, in dem, wie sie auf dem Markt gehört hat, alles nur Erdenkliche in Büchern stehen soll, auch die Informationen zu finden, die sie braucht, um besser abschätzen zu können, ob sie überhaupt verantworten kann, die Perlen aus dem Dunkelwald zu rauben, denn so empfindet sie ihr Vorhaben. Darum nickt Uuma und drückt sich noch inniger an die Brust des Nordmannes, der für sie seuftzt.

>>"Jedoch bitte ich Dich inständig, mich wenigstens mitzunehmen. Du kannst Dir dort ansehen, was Du willst, da werde ich Dir nicht hineinreden und Dich auch nicht beaufsichtigen. Aber auf dem Hin- und Rückweg werde ich jeden, der abermals vorhat, Dich nach Ildala, Blurraent oder auf die Sommerinseln zu entführen, daran nach besten Kräften hindern."<< Uuma fährt innerlich zusammen, denn das war genau das, was sie nicht wollte, doch sie begreift schnell, dass sie das vergessen kann, nachdem er auf ein paar Rollen zeigt, die er in dieses Haus bringen will.

Uuma erhebt sich vom Sessel und beginnt unruhig im Raum auf und ab zu gehen. Sie hat das Gefühl, jeden Moment herausschreien zu müssen, was sie nichtmal flüstern darf und kann, denn sie möchte seine Sorge zerstreuen, sieht und fühlt sie doch seine Angst um sie. Langsam nähert sie sich Galrin, doch sie tritt hinter ihn und kreuzt ihre Arme über seiner Brust, während sie ihren Kopf zärtlich an seinen schmiegt.  „Uuma wissen sicher, keiner werden rauben  Uuma. Galrin nicht mehr müssen denken das.“ Kaum hat sie es ausgesprochen, hören sie Stiefelschritte und ein Klopfen an der Türe. 'Sumera ist in Sicht', erfahren sie, nachdem Galrin gefragt hat, was los ist und kurze Zeit später stehen sie auf Deck. Uuma hat sich schnell ihren neuen Umhang um die Schultern geworfen und genießt bald einen traumhaften Anblick.
Bei soviel neuen Eindrücken kann Uuma nur staunen. Die Stadt wird von einem Fluss geteilt, über den große breite Brücken führen und viele prachtvolle Gebäude kann sie ausmachen und beim Anblick des riesigen Hafens schlägt ihr Herz schneller. „Uuma Stadt gerne wollen sehen viele Tage, wenn Uuma seien Frau von Galrin.“ Sie lächelt den Nordmann an ihrer Seite zuversichtlich an und zeigt runter auf einen langen großen Strand, hinter dem nur Häuser mit riesigen Gärten drumrum liegen. „Da Uuma können gehen schwimmen?“  

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 23. Jan. 2006, 19:10 Uhr
>>Uuma wissen sicher, keiner werden rauben Uuma. Galrin nicht mehr müssen denken das.<<, sichert die Jägerin dem Nordmann zu. Dieser nickt lächelnd und brummt: "Sicher ist sicher.", als draußen vor der Tür Schritte zu hören sind. Dies ist für sich nichts Besonderes, denn viele Matrosen, die von ihrem Quartier auf dem Geschützdeck hinauf zum Oberdeck gelangen wollen, verwenden dafür den achteren Niedergang. Doch diesmal verklingen die Schritte vor der Tür und keinen Herzschlag später klopft jemand.

Der Kapitän fragt vernehmlich, was los sei, und von draußen teilt ihm eine Stimme - es ist die von Beinar - mit, daß Sûrmera in Sicht sei. Uuma freut sich sichtlich, daß sie sich diesmal die Stadt ansehen kann. Immerhin hat man sie, als die Schmuggler mit der Karavelle die große Handelsstadt angelaufen hatten, eingesperrt, damit niemand der Einwohner die Jägerin zu Gesicht bekommen sollte. Nun kann sie den Blick von hoch oben über die ganze Stadt schweifen lassen, und das tut sie ausgiebig, nachdem die Dunkelwalderin sich ihren Umhang übergeworfen und zusammen mit Galrin das Oberdeck betreten hat.
>>Uuma Stadt gerne wollen sehen viele Tage, wenn Uuma seien Frau von Galrin.<<, bittet sie, und der Angesprochene grinst: "Das stellt kein Problem dar. Wenn Du willst, können wir nach der Hochzeit die ganzen Immerlande der Länge und der Breite nach abfliegen, Anker werfen, wo es uns gefällt, und dort bleiben, so lange uns beliebt."

Das Verlangen Uumas, zu dieser Jahreszeit und bei dieser Witterung im See schwimmen zu wollen, ist Galrin zwar völlig unverständlich, aber er läßt sie gewähren. Gegen Uumas Willen etwas unternehmen zu wollen ist zwecklos. So begeben sich die Jägerin und der Schiffbauer, nachdem die "Windkind" ein wenig außerhalb von Sûrmera festgemacht hat, zum Aufzug und fahren damit auf den Boden hinab. Uuma läßt es sich wirklich nicht nehmen, im kühlen Ildorel zu baden, und scheint diese Art von Duell mit der eigenen Widerstandskraft auch noch zu genießen. Indes bleibt der Normander lieber an Land und beobachtet die Dunkelwalderin mit einem lächelnden Kopfschütteln.
So vergeht eine ganze Weile, bis plötzlich die Jägerin nach Galrin ruft, der soeben den Blick über das schier unendliche Wasser hat schwseifen lassen. Als der Normander nachforscht, was Uuma ihm zeigen will, findet er sie am Rande eines Gartens vor, der von einem hölzernen Zaun eingefaßt wird. Hinter den Latten des Zaunes wächst eine Pflanze, die normalerweise in den Herzlanden nicht heimisch zu sein scheint. Nach allem, was Galrin über dieses Gewächs weiß, kommt es für gewöhnlich in südlicheren Breiten vor, wird Bambus genannt und ist dort als Baumaterial für Häuser und teilweise auch für Schiffe recht beliebt.

"Was ist denn mit dem Grünzeug?", fragt Galrin verwirrt, als Uuma ihm die seltsamen Gewächse zeigt. Sie teilt ihm rasch mit, daß sie sich gerne davon einige Jungpflanzen mitnehmen würde. Der Normander indes versteht die Welt nicht mehr. Zunächst möchte die Jägerin im Ildorel baden, als handle es sich um den Badezuber auf der "Windkind", und nun wünscht sie sich ein paar Bambusschößlinge. Doch solange sich ihre Wünsche so leicht erfüllen lassen wie diese, sieht der Kapitän keinen Grund, seiner Begleiterin ihr Begehren abzuschlagen. Und so finden sich bald in der Kajüte von Uuma und Galrin zwei mit sandiger Erde gefüllte Eimer, in denen junge Bambustriebe wachsen.

Am Abend, nachdem man in Sûrmera Handel getrieben und frische Vorräte für den Rückweg nach Talyra gekauft hat, setzt die "Windkind" wieder Segel. Und während die Sonne im Westen hinter dem Larisgrün versinkt, fliegt das Windschiff mit seiner Besatzung gen Norden davon - in Richtung der Weltenstadt, die es am nächsten Vormittag erreicht.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 23. Jan. 2006, 21:38 Uhr
>>"Das stellt kein Problem dar. Wenn Du willst, können wir nach der Hochzeit die ganzen Immerlande der Länge und der Breite nach abfliegen, Anker werfen, wo es uns gefällt, und dort bleiben, so lange uns beliebt."<<
Uuma ist glücklich. Zum Einen freut es sie, dass Galrin mit ihr viel reisen will, wenn sie seine Frau geworden ist und zum Anderen kann sie bald in die kühlen Fluten des Sees springen und darin herumschwimmen, bis sie richtig müde ist. Allerdings hat sie vom Wasser aus etwas erspäht, was sie sehr interessiert. Es sind riesige Bäume, die viele Schritt hoch erstmal nur aus einem dicken Stamm bestehen und oben aus dichtem und schlank nach oben gewachsenem Blättergrün, das herrlich im Wind raschelt. Uuma muss das erkunden und hat bald den Garten erreicht, aus dem das Geraschel bis zu ihr auf den See gedrungen war. Schnell hat sie die frischen, aber irgendwann im letzten Mond in ihrem Wachstum aufgehörten Ableger der Riesenbäume auch außerhalb des Gartens entdeckt und kann Galrin überzeugen, dass sie unbedingt davon einige mitnehmen muss zu ihrem Häuschen am Bach. Glücklich über das raschelnde Grün in der großen Kapitänskajüte, das Galrin 'Bamus' nennt, ist auch KaDuDu, der zu gerne im Sand spielt, dass Uuma ständig damit beschäftigt ist, mit Besen und Schaufel den Sand wieder in die Bottiche zurück zu befördern.

Aber ansonsten vergeht die Reise gemütlich. Jede Minute, die Uuma nicht mit Galrin verschmust, sitzt sie fleißig strickend an den Streifen für ihr Oberteil und als sie alle fertig gestrickt hat geht sie zu Asa in den Gemeinschaftsraum und lässt sich von ihr zeigen, wie man die drei Streifen zusammenfügt. Die junge Nordmännin wundert sich zwar, dass Uuma die so entstandenen Vorder- und Rückenteile seitlich nicht zusammennähen will, aber Uuma hat vor, sie locker mit Brettchen gewebten Borten an den Seiten zu verbinden. Solange tut es ein geflochtenes Band aus der gleichen Wolle, das sie um ihre Mitte bindet, was Asa auch gefällt und nach ihrer Meinung ruhig so bleiben könnte.
Uuma hatte von Galrin eines seiner einfachen Hemden erschnurrt, das sie vorhat, abwechselnd mit dem von Hackses unter ihrem neuen, ihr fast bis zu den Knien reichendem, warmen Oberteil zu tragen, das wie ein Surcot aussieht, wie Asas Vater Beinar es nebenbei bemerkte, als er sich zu einem heißen Grog bei ihnen am Tisch niedergelassen hatte. Uuma war neugierig gewesen und nach einem kleinen Glas von dem Tee mit  Rum war sie kichernd durch die Gegend gelaufen.

Jetzt ist es mitten in der Nacht, Galrin schläft tief und fest. Uuma ist immerwieder wach geworden und nun sitzt sie am runden Tisch, wo sie im Schein der kunstvoll gefertigten Messinglampe mit den bunten Gläsern, die nachts stets auf Sparflamme brennt, leise die rote Rose von der schwarzen Holzschatulle auf ihr Oberteil stickt. Immer wieder huscht ihr Blick zu Galrin, dessen gleichmäßige Atemzüge ihr schon so vertraut geworden sind und ein warmes Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht, während ihr bei jedem Stich ein Schauer durch den Körper läuft, aber die Rose muss genau da vorne in Brusthöhe und in die Mitte ihrer etwas eigenwillig ausgefallenen Tunika, das weiß sie, und sie weiß auch woher ihr Zwang kommt, sie genau da hinzuarbeiten. Die gestickten Linien werden perfekt und selbst der rote Tropfen, der von der Blüte fällt ist mit, ein genaues Abbild der Rose auf der Holzschatulle. Uuma ist, als würde sie etwas Verbotenes tun, und doch ist da ein Gefühl des Beruhigtseins, als sie das Ding endlich fertig hat, auch wenn sie sie niemals benutzen will. Leise räumt sie alles wieder weg und schleicht zurück unter die herrlich warme Daunendecke, um lange nicht einschlafen zu können, weil sie immer wieder und wieder ihr Vorhaben überdenkt.

Erst als der Tag im Osten schon zu erahnen ist, schläft sie müde ein und wird nicht wach, bis Galrin zum wiederholten Male zu ihr gekommen ist, um nach ihr zu schauen, wie er ihr teils besorgt, teils verwundert mitteilt und sie ihn daraufhin liebevoll anblickt. „Uuma tuen leid, aber Uuma nicht können schlafen in Nacht und sticken Rose auf Tunika!“ verkündet sie Galrin und schlüpft schnell in Hackses Hemd, in die neuen weichen ledernen Hosen, um Galrin dann ihr Werk am Körper zu zeigen, die Tunika mit der handtellergroßen Rose auf der Brust. Allerdings hält sie sich nicht lange damit auf, denn ihre Füße werden kalt, weil es kühler ist, als in Sumera und so streift sie auch die schwarzen ledernen Stiefel über ihre Füße und greift zu ihrem schönen fellgefütterten Umhang. „Schiff von Hackse schon seien da? Uuma gerne wollen wissen, Männer von Galrin finden Sachen von Uuma in Schiff?“ Mit dem Umhang über dem Arm stürzt sie zu Galrin und umarmt ihn innig. „Uuma sehen und hören Galrin schlafen in Nacht, wenn Uuma sticken. Uuma lieben das.“ Zärtlich beißt sie ihm wiedermal ins Ohr und lächelt ihn spitzbübisch an.

 

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Galrin am 24. Jan. 2006, 15:11 Uhr
"Uuma... Uuma! Hörst Du mich? Uuma...."
Wie durch einen samtenen Schleier dringt die Stimme Galrins an das Ohr der Jägerin, die zusammengerollt wie eine junge Katze unter der warmen Decke liegt und nur zögerlich wach wird. Offensichtlich hat sie die halbe Nacht mit ihrer Stickerei zugebracht, die jedoch wirklich ein Meisterwerk geworden ist, wie Galrin neidlos zugibt.
>>Schiff von Hackse schon seien da? Uuma gerne wollen wissen, Männer von Galrin finden Sachen von Uuma in Schiff.<<, erkundigt sich Uuma, und schickt mit einem liebevollen Lächeln hinterher: >>Uuma sehen und hören Galrin schlafen in Nacht, wenn Uuma sticken. Uuma lieben das.<<

Der Normander zwinkert ihr zu und gibt ihr einen Kuß auf die Nasenspitze, bevor er sich mehrfach redlich bemüht, mit seinen Lippen auch einmal ihr Ohrläppchen zu erhaschen:
"Die Karavelle... ...von diesen Schmugglern ist bereits... ...eingelaufen. Allerdings... ...ist das Schiff im Perlenhafen angekommen und... ...wir haben mit der 'Windkind' auf der Werft angelegt."
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, sich für das zärtliche Kneifen ins Ohr zu revanchieren, gibt der Schiffbauer sein Vorhaben auf, und er begnügt sich damit, Uuma an sich zu drücken und sie in seinen Armen zu halten. In diesem Moment klopft es an der Türe. Galrin blickt kurz an sich selbst und an Uuma herunter. Beide sind ausreichend gekleidet, so daß er den draußen Stehenden bedenkenlos mit einem "Herein!" ins Zimmer bitten kann.

Den treuen Gunnar zu sehen, hat der Schiffbauer aber dann doch nicht erwartet. Der Knecht und Steuermann, der die "Wellentänzerin" sicher nach Hause geführt hatte, tritt in die Kapitänskajüte, verbeugt sich kurz vor Uuma und anschließend vor seinem Herrn. Dieser lächelt breit, schüttelt seinem Untergebenen die Hand und begrüßt ihn: "Guten Tag, Gunnar. Es freut mich, Dich zu sehen. Seid Ihr mit dem Schiff gut zurecht gekommen?"
>>Guten Tag, Kapitän. Ja, Vendis' Atem war uns gewogen und wir haben schnell und sicher Talyra erreicht.<<, gibt der Knecht zurück, der, wie Galrin erst jetzt bemerkt, ein in blauen Stoff eingeschlagenes Bündel unter dem Arm trägt.
"Und was führt Dich her?", möchte Galrin weiter wissen, "Die Sachen da?"
Gunnar nickt: >>Ja, das haben wir in der Kapitänskajüte auf der Karavelle gefunden. Es sah nicht so aus, als ob es den Schmugglern gehört hätte. Darum dachte ich mir, es könne vielleicht von der jungen Dame sein, die wir befreit haben.<<
Bei diesen Worten nickt der Knecht freundlich in Richtung Uumas, die neugierig nach den Dingen späht, die Gunnar für ihr Eigentum hält.

Es handelt sich tatsächlich um die Besitztümer der Jägerin, die Gunnar da mitgebracht hat, das wird rasch klar. Die Echsenlederkleidung, das Blasrohr mit den Pfeilen, der Lederbeutel... alles ist da. Jedoch macht die Kleidung selbst einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Die Schuppen wurden hochgedrückt und überall Einschnitte gemacht, als habe man etwas unter den Schuppen in das Leder Eingearbeitetes gesucht. Bevor Galrin Uuma jedoch danach fragen kann, meldet sich Gunnar noch einmal zu Wort: >>Übrigens lagen auf dem Tisch neben der Kleidung einige Edelsteine. Es sah fast so aus, als ob die jemand aus der Kleidung entfernt hat. Ich wußte nicht genau, was ich damit anfangen soll, und so habe ich sie zu den Münzen in den Lederbeutel gesteckt.<<
Der Kapitän lächelt, bevor er Gunnar die Hand auf die Schulter legt: "Gut gemacht, Gunnar. Ich danke Dir vielmals, daß Du die Sachen gebracht hast. Was habt Ihr sonst noch an Bord des Schiffes gefunden?"
>>Einige Kisten mit Schmuggelgut.<<, gibt der Knecht zurück, >>Ich habe das dem Hafenmeister mitgeteilt, und er sagte mir, wir müßten uns an die Steinfaust wenden, um es dort zu melden.<<

Galrin nickt nachdenklich, dann lächelt er: "Dann werde ich wohl dem Herrn von Tarascon einen Besuch abstatten müssen. Mal sehen, was er dazu sagt, wenn ich ihm berichte, daß wir diesen Schmugglern Einhalt geboten haben. Danke, Gunnar."
Der Knecht verneigt sich abermals vor Uuma und Galrin, bevor er sich umdreht und die Kajüte der "Windkind" wieder verläßt.

Titel: Re: Die "Windkind"
Beitrag von Uuma am 25. Jan. 2006, 10:59 Uhr
Uuma kichert über Galrins Versuche, sie auch am Ohr zu erwischen, während er dabei von dem Schmugglerschiff erzählt und ihr auch verrät, dass sie zurück in Talyra sind, auf der Werft. Uuma nickt verspielt, während sie sich heftig umschlingen und sie seine Wärme genießt, die in ihr Gelüste nach mehr Galrin weckt. Ein Klopfen unterbricht ihre Schmuserei und bald hält Uuma ihr Sachen aus Echsenleder in den Händen, bei dessen Anblick sie erstmal schlucken muss. >>Übrigens lagen auf dem Tisch neben der Kleidung einige Edelsteine. Es sah fast so aus, als ob die jemand aus der Kleidung entfernt hat. Ich wußte nicht genau, was ich damit anfangen soll, und so habe ich sie zu den Münzen in den Lederbeutel gesteckt.<< Die Worte Gunnars beruhigen Uuma, auch wenn sie noch einige wenige Edelsteine in ihrem kleinen Haus am Bach versteckt hat, Uuma weiß, wie schnell die Münzen weniger werden, wenn sie etwas größeres kaufen oder machen lassen muss für ihr Häuschen, wie im letzten Winter ihr Dach.

Uuma dankt Gunnar mit einem freundlichen Lächeln, dann lässt sie die beiden Nordmänner bei der Türe alleine über Schiffsangelegenheiten sprechen und verzieht sich mit ihren Sachen zum runden Tisch, wo sie kurz danach nicht mehr hört, worüber die beiden Männer sprechen, weil sie mit ihrer Aufmerksamkeit ganz bei ihren Dingen ist. Erst stöbert Uuma in ihrem Lederbeutel herum, in dem sie mehr von ihren Steinen findet, als sie aufgrund Gunnars Worte vermutet hatte, dann geht ihr Blick zu ihrer Echsenlederkleidung, die vollkommen ramponiert aussieht. Hackse hatte zwar noch nicht sämtliche, der tief aus dem Leder gewachsenen Hornplättchen halb rausgeschnitten, aber genug, dass ihr bei dem Anblick dicke Tränen aus den Augen kullern. Uuma hatte immer nur mit der Spitze ihres Langmessers einen kleinen Schlitz unter die schuppenartigen Hornstücke geritzt, aber jetzt waren viele halb herausgelöst und nie wieder würden sie ihre alte Funktion wieder erfüllen, sie sicher vor Stößen und Schnitten zu schützen, weil sie sich durch ihre Bewegungen immer wieder lösen und verrutschen würden, selbst wenn sie sie mit dem Baumharz in das Leder drücken würde.

>>"Dann werde ich wohl dem Herrn von Tarascon einen Besuch abstatten müssen. Mal sehen, was er dazu sagt, wenn ich ihm berichte, daß wir diesen Schmugglern Einhalt geboten haben. Danke, Gunnar."<< Uuma hört Galrins Worte, nach denen sich der Nordmann auch von ihr verabschiedet und Uuma nickt ihm zu, aber die Enttäuschung über ihre zerstörte Kleidung ist ihr anzusehen. Sie wird die Schuppen mit Harz wieder ins Leder kleben, damit sie sie im Dukelwald wenigstens tragen kann, damit man sie sofort erkennt, aber für die Jagd ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Schweren Herzens legt sie die Teile zusammen und trägt sie in den Schlafbereich zu ihrer Truhe, wo sie die Sachen ganz unten reinlegt. Ihre Edelsteine sammelt sie, bis auf zwei Stück, aus ihrem Beutel und lässt sie in die schwarze Schatulle kullern und selbst ihr Blasrohr und ihren Köcher mit den kleinen Pfeilen verstaut sie in der Truhe, denn sie glaubt nicht, dass sie die in Galrins Begleitung brauchen wird. Einzig ihren Schlangenledergürtel, an dem ihr kleiner Lederbeutel baumelt, bindet sie sich um ihre selbstgestrickte Tunika, eine kleine Freude, die ihr bleibt, denn er passt gut zu ihrem Selbstgestrickten und es ist wenigstens ein kleines Zeichen ihrer Herkunft, die sie gar nicht denkt, zu verleugnen, nur weil sie sich entschieden hat, bei ihrem geliebten Nordmann zu bleiben.  

Galrin ist plötzlich neben ihr und zieht sie liebevoll an sich, aber Uuma fühlt sich alles andere als glücklich und so nimmt sie seinen Kopf in ihre Hände, steigt auf ihre stabile Holztruhe und blickt ihm tief in seine klaren blauen Augen, die sie so schwach machen können. „Uuma seien traurig, weil Echsenleder von Uuma nicht mehr seien gut für Jagd.“ Sie seufzt. „Uuma aber haben Silber für gehen Essen in Goldene Harfe und holen Klein-MoM.“ Sie klopft auf ihren klimpernden Lederbeutel an ihrer Seite und lächelt Galrin an. „Uuma gerne wollen gehen in Stadt. Nach Essen Uuma wollen gucken in Haus von Uuma, in Haus von Bücher und Uuma auch müssen tauschen Steine auf Platz von Händler und kaufen Langmesser. Das gehen?“ Bevor Galrin antworten kann hat sie sich jedoch schon von ihm gelöst, wirft ihren Umhang über die Schultern und entwischt ihm vergnügt lachend durch die Türe und läuft übermütig auf Deck, wo sie kaltes Schneegestöber empfängt.

Nur ein paar Atemzüge später gehen sie zusammen die Planken hinunter, während die Schneeflocken wild um sie herumwirbeln. Kichernd zieht sie die Kapuze über den Kopf und genießt das weiche Fell auf ihrem Hals und am Gesicht. Augenblicklich erinnert sie das an ihre Felldecke und sie nimmt sich vor, sobald wie möglich auf dem Schmugglerschiff nach ihr zu suchen. Kurz gehen sie ins Haus, wo Uuma Alwine herzlich begrüßt, doch dann holt Galrin das Pferd aus dem Stall und Uuma besteht darauf, bis zum Südtor hinter Galrin auf dem Pferderücken zu stehen und ihre Arme um seinen Hals schlingen zu dürfen, weil er ja doch nur im Schritt reiten kann bei dem hohen Schnee und kein Mensch sie bis dahin sehen würde und sie in der Stadt ja zu Fuß gehen könnten und das Pferd sie das Stück bis zum Tor bestimmt noch ohne Problem tragen würde.




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