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Das Rollenspiel >> Reisen und Quests durch die Immerlande >> Die Große Südstraße
(Thema begonnen von: Liselle am 17. Aug. 2004, 10:58 Uhr)

Titel: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 17. Aug. 2004, 10:58 Uhr
Ein leichter Wind fährt über das Larisgrün, dessen Bäume bedächtig rauschen, die frische Brise wirbelt sacht Blätter und Sand auf und lässt beides an anderer Stelle wieder fallen. Die kleinen Kiesel knirschen leise unter den Sohlen. Und senkt man den Blick, erkennt man, dass viele, viele vor einem selbst diese Kiesel formten und mit Füssen traten.
Die grosse Südstrasse führt Händler mit ihren Karren und Waren aus weit entfernten Ländern in die Weltenstadt. Arme und reiche Reisende, Flüchtlinge, Verbrecher, Soldaten und Söldner- sie alle passierten diese Strasse und gaben ihr ihre markanten Züge.
Tiefe Rinnen haben sich gebildet, wo die Wagenräder Sand, und kein Pflaster fassten. Und viele Spuren, die von Füssen und von Hufen gleichermassen entstanden.

Der Weg führt vorbei an Höfen und an Herbergen, die jedem mit ein wenig geprägtem Metall im Säckel ein Lager für die Nacht und etwas warmer Brühe mit Brot und Käse versorgen. Mit etwas Glück findet so manch einsamer Reisender in einigen Schenken sogar eine Gespielin für die Nacht. Doch auch viele dunkle Gestalten treiben ihr Unwesen auf der Handelsstrasse. Wegelagerer können sich über lukrative Beutezüge nicht beschweren: Viele Karawanen und reiche Reisende fallen gerade des Nachts den Räubern zum Opfer.

Einige kleine Dörfer haben sich um die Strasse herum gebildet, in denen sich schon vor der Nyzamia viele Händler treffen, um die Preise festzulegen und eventuell Informationen auszutauschen. Man trinkt in der Dorfschenke warmen Met und redet viel über das Wetter, wann wo eine Karawane geplündert wurde und was man für diese oder jene Ware nehmen könnte. Gerade viele Bauern und alte Menschen leben in diesen kleinen Dörfern.

So zieht sich die Grosse Südstrasse bis nach Brioca hin, vorbei an Marmel und über den Briocagrund, bis tief in den Süden der Immerlande.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 17. Aug. 2004, 18:02 Uhr
Ein kleiner Falter sitzt auf einem Stein, mitten auf der Strasse und nimmt begierig die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf. Als dicht neben ihm ein schwerer Huf auf die Erde trifft, entschlisst er sich vorsichtshalber sein Sonnenbad an anderer Stelle fortzusetzen und flattert etwas schockiert tiefer ins Larisgrün, vorbei an der seltsamen Gruppe, die sich aus einer hochgewachsenen, dunkelhaarigen Frau und einem Pferd, auf dem ein kleines, eher schmächtig wirkendes Mädchen sitzt, besteht.

Schmunzelnd beobachtet Liselle dieses kleine Schauspiel und verspürt fast so etwas wie Schuldgefühle, den kleinen Schmetterling in seiner Ruhe gestört zu haben. Sie, Azra und das Pferd (das inzwischen von Liselle den passenden Namen "Pfeffermühle" bekommen hatte) waren nun schon seit dem frühen Nachmittag auf dem Weg nach...Ja, wohin überhaupt? denkt die junge Schellentänzerin unvermittelt und hebt eben so abrupt den Kopf, als wäre ihr erst jetzt klar geworden, dass sie wirklich ausserhalb der schützenden Mauern der Weltenstadt sind.
Azra, die sich endlich von ihrem Schal und der Kapuze befreit hatte und nun anscheinend auch ein wenig Freude am Reiten fand, schaut Liselle unsicher an. Ihr Gesicht verrät, dass sie weiß, dass nun das Unvermeidbare geschehen musste: Die Frage, vor was oder wem sie so überstürzt geflohen war. Warum ein kleines Mädchen solche unbändige Angst vor den Wachen der Stadtgarde hat, ist Liselle ein Rätsel.

So also holt sie tief Luft und fragt: "Azra, verrätst du mir nun, was da passiert ist? Es ist schon sehr ungewöhnlich, was da auf dem Platz der Händler geschehen ist. Und wenn du weiter mit mir reisen willst frag mich bloss nicht, wohin.., dann musst du mir sagen, was dir passiert ist und warum." Sie sagt dies sehr leise und ohne jegliche Drohung, aber mit solch einer Eindringlichkeit, dass Azra spürt, dass sie sich entscheiden sollte.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 18. Aug. 2004, 15:21 Uhr
Diese Gegend, alles ist ihr so vertraut und dann doch wieder nicht. Was wohl daran liegt, das sie das letzte Mal in absoluter Dunkelheit hier hindurch gerannt ist, mit panischer Angst im Nacken und durch die Verletzungen nicht sonderlich auf die Umgebung achtend.
Nun aber huschen ihre Augen, welche riesig sind vor Staunen nur so umher, von dem grünen Bäumen mir ihren riesigen Krondächern, zu den Wildblumen, welche am Wegesrand wuchern bis hin zu den kleinen Tierchen, auf welche sie einen Blick erhaschen kann. So schön ist es hier, sie hält es kaum für möglich und kann nicht damit auffhören nach allem zu starren was ihr über den Weg kommt.
Auch das Reiten ist nicht mehr so unangenehm wie zuvor, auch wenn sie es immer noch nicht wagt die Mähne loszulassen, dafür schaukelt es nun doch gar zu fest. Immerhin sitzt sie aufgerichtet und kann ihren Oberkörper drehen und wenden ohne gleich auf die Seite hinabzurutschen, was ihr auch schon einige Male beinahe passiert wäre.
Der Braune scheint jedoch ein ganz ruhiger zu sein und irgendwann zeigt sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht, nun durch den Schal noch verdeckt. <<Wie es hier wohl riechen mag?
Und ohne weiter zu überlegen streift sie die Kapuze zurück und zieht den Schal unter ihr Kinn, den Duft der frischen Luft genüsslich in ihre Lungen einsaugend. << Ahhhh... So guuut! "Wie schön...", murmelt sie leise vor sich hin und lässt den lauen Sommerwind, welcher gerade herrscht, über ihre Wangen streifen. Beinahe vergisst sie, dass sie sich hier auf einer öffentlichen Strasse vefindet und jederzeit Jemand des Weges kommen könnte, doch schliesslich sieht sie sich doch immer wieder sorgfälltig um, immer mit der Angst im Hintergrund erkannt zu werden.

Plötzlich hält der Braune unvermittelt an und Azra wäre beinahe über die rechte Seite hinabgerutscht, kann sich jedoch gerade noch halt und hieft sich stückenweise wieder hinauf. <<Was ist denn lo..
Weiter jedoch muss sie nicht fragen, als sie Liselles Blick sieht und sofort versucht sie irgendwo anders hinzusehen, bloss nicht in diese Augen. Vielleicht würde das mit dem Ignorieren auch klappen, wenn Liselle, die Frage, welche in ihren Augen leuchtet nicht auch noch laut aussprechen: "Azra, verrätst du mir nun, was da passiert ist? Es ist schon sehr ungewöhnlich, was da auf dem Platz der Händler geschehen ist. Und wenn du weiter mit mir reisen willst frag mich bloss nicht, wohin.., dann musst du mir sagen, was dir passiert ist und warum"

In Azra breitet sich ein mulmiges Gefühl aus, gemischt mit Furcht und Angst. Zweimal schluckt sie leer, bevor sie ihren Blick zu Boden wendet und leise meint: "Ich hatte Angst, dass... Das mich die Wachen gefangen nehmen würden, wenn sie erkennen würden was ich bin." Wenn sie weiterhin mit der jungen Frau reisen will, muss sie es wohl oder übel erklären und die Tänzerin scheint ihr nicht böse gesinnt zu sein, wenn sie ihr auch nicht ganz vertraut. Kurz huschen ihre Augen wieder zu Liselle und als sie den fragenden Ausdruck in ihren Augen bemerkt, ist sie selbst überrascht. Liselle weiss nicht was sie ist?
Augenlicke lang starren sie sich einfach an, bevor Azra schliesslich kleinlaut hinzufügt: "Ich bin eine halbe Blutelbe."

Und noch bevor Liselle reagieren könnte, rutscht Azra ungelenk über die rechte Seite des Pferderückens hinunter, wobei sie direkt auf ihrem Hinter landet. Schnell jedoch erhebt sie sich wieder und tritt rückwärts zwei Schritte von dem Braunen und seiner Besitzerin weg, bevor sie schliesslich mit ängstlichen und misstrauischen Blick fragt: "Habt ihr etwas gegen halbe Blutelben?"

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Nguyen am 19. Aug. 2004, 06:47 Uhr
Ein leises Pfeifen auf den Lippen passiert der Wanderer zwei Reisende auf der Strasse. Im Gegensatz zu den meisten die dieser Tage auf der Südstrasse unterwegs sind scheint der Weg der Beiden von Talyra weg zu führen. Einen kurzen Moment lang mustert der Mann das seltsame Päarchen. Eine hübsche junge frau führt ein Pferd auf dem ein verhülltes Mädchen sitzt. Kaum zu erkennen ist sie auf dem Ross und mit dem verdeckten Gesicht. Kurz ist dem Wanderer so als würde etwas unnatürlich helle Haut aufblitzen unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze. Doch dann sind die Beiden auch schon an ihm vorbei. Er schaut sich noch kurz nach ihnen um, doch verwirft den gedanken umzukehren und ihnen zu folgen. So würde er sicherlich das sommerfest in Talyra verpassen, der eigentliche Grund, nein... das ist nicht wahr, einer der Gründe... warum er, wie so viele andere, den beschwerlichen Weg dorthin unternommen hatte.

Monate der Reise und endlich kann ich die Mauern der großen Stadt sehen. Viel hab ich von dir gehört, Oh Talyra, und nun endlich ist es mir vergönnt Dich mit eigenen Augen zu sehen, auf Deinem Grund zu wandeln und Deine Luft zu atmen. Ich hoffe Du wirst den Geschichten gerecht die man sich von Dir erzählt...

Mit halb sehnsüchtigen Augen blickt er zu den Zinnen der Wehrtürme empor, welche die Stadtmauern säumen. Irgendwo zwischen ihnen kann er vereinzelte Wächter ausmachen. Um ihn herum herrscht geschäftiges Treiben. Unzählige Reisende, darunter viele Händler mit Karren und Gespannen, und auch Spielleute und Zigeunervolk, suchen die große Stadt zu erreichen, genau wie er. Das sommerfest lockt allerlei Volk an. Menschen, und andere Wesen, mit den verschiedensten Zielen. Die einen wollen eine schöne Zeit verbringen, mit Wein, Weib und Gesang, die anderen hoffen auf schnelle und lukrative Geschäfte, und wieder andere sind einfach nur auf der Durchreise und treffen rein zufällig zu dieser Zeit hier ein.

Als der Wanderer den Blick von den Zinnen wieder senkt kann er schon die ersten Stände und Zelte sehen die in und um einen alten verwitterten Bau errichtet wurden. Trotz seines nunmehr sehr baufälligen Zustandes erkennt er das dieses Gebäude einst sehr stolz gewesen sein muss. Noch immer haftet ihm eine fast greifbare Aura der Größe an. Und aus seinem Inneren trägt der Wind ihm aberhunderte Stimmen entgegen von Händlern aus den verschiedensten Regionen der Immerlande. Sie rufen, feilschen, streiten und erfüllen die nähere Umgebung mit jedem Schritt den er auf sie zu macht mehr.

Fest umgreift er seinen Wanderstab, dessen Äußeres diese Bezeichnung Lügen straft. Prächtig anzusehen ist der alte Stab und noch prächtiger der Drache der auf dessen Spitze thront, als würde er gleich dem alten Holz entspringen und seine Flügel ausbreiten. Seine smaragdenen Augen funkeln in der Sonne. Fast wirkt es als würde er mit drohendem Blick auf eine zukünftige Beute schauen. Doch ist er nur aus Holz und trotz aller Detailtreue ist dies offensichtlich und klar.

Für die letzten Meter nimmt sein Schritt nocheinmal an Tempo zu, nun da das Ziel so nah vor Augen ist....



Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 24. Aug. 2004, 13:17 Uhr
Liselle starrt sie an. „Du sollst eine Blutelbin sein? Na, die hab ich aber anders in Erinnerung. Zumindest die, die ich auf meiner Reise nach Talyra kennenlernen durfte. Die waren nicht nett, nein, ganz und gar nicht. Und du bist nett, und vor allem ängstlich. Das waren die nicht.“ Entschlossen sieht sie zu dem kleinen Mädchen hinab. „Du hast zwar recht helle Haut, aber das wars dann auch schon. Also, was genau ist dir in der Stadt geschehen?“ Während sie weiterschlendern, erzählt Azra ihr ihre ganze traurige Geschichte und was ihr im Zimmer der Harfe angetan wurde.
So wandern die Beiden weiter Richtung Süden, bis die Abenddämmerung die beiden überrascht. Sie schlagen etwas abseits von der grossen Strasse ihr Nachtlager auf und essen etwas von Liselles Vorräten.
Leise sagt sie:„Hab keine Angst mehr, ich werde auf dich aufpassen, Azra. Weißt du, ich weiß, wie es ist, nicht erwünscht zu sein und sich nirgendwo daheim zu fühlen.“ Als sie den überraschten Blick der kleinen Blutelbin sieht, beschliesst sie, auch ihr ihre traurige Vergangenheit anzuvertrauen. Sie erzählt von ihrem Vater, von der grausamen Gilde. Sie zeigt dem entsetzten Mädchen ihre vernarbten Fußsohlen und erzählt, wie die Schellen an ihren Füßen entstanden. Schliesslich kuscheln sich die beiden in eine Decke und schlafen an dem langsam niederbrennenden Feuer ein.

Am nächsten Morgen erwacht Liselle und gibt der verbliebenen Glut neue Nahrung. Während sie trockene Tannenzweige in die aufzüngelnden Flammen wirft, beobachtet sie das in die Decken gewickelte Mädchen, die völlig friedlich schläft. Es erscheint Liselle völlig unsinnig, dass dieses kleine Wesen irgendjemandem wehtun könnte.
Sie macht etwas Kräutertee und legt einige von den Fladenbroten aus ihrem Beutel auf die noch warmen Steine. Schnell verbreitet sich ein lieblicher Geruch auf der kleinen Lichtung, von dem auch Azra erwacht.
„Guten Morgen“, begrüsst sie Liselle. „Na, hast du gut geschlafen?“ Der verwirrte Blick Azras gibt Liselle zu verstehen, dass sich der Blondschopf wohl erst einmal erinnern  muss, was da alles geschehen war. Verdutzt nimmt sie die dampfende Teeschale und das Brotstück entgegen, was ihr da wortlos, aber mit einem liebevollen Lächeln gereicht wird.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 24. Aug. 2004, 21:10 Uhr
Blutelben waren anders als sie? Sie war also doch nicht so wie die Anderen? Aber sie hatte doch die Heilerin angegriffen? Natürlich, das wusste Liselle nicht und trotzdem war die Tänzerin bereit sie weiterhin mit sich zu nehmen ohne auf ihr Blut zu achten, welchen allen Anderen sogleich wie Gift ins Auge sprang. Mit einem Male hatte sie Sehnsucht nach ihrem kleinen Zimmerchen, nach dem Zwergen und der Mogbarfrau. Die waren nun bestimmt wütend auf sie.
Azra erzählte Liselle was in der Goldenen Harfe geschehen war, wie sie dorthin gekommen war, wie man sie aufgenommen hatte, ihre Wunden gepflegt hatte und so weiter, bis hin zu dem Seher und wie sie die Heilerin angegriffen hatte. Sie redet und erzählt und Liselle unterbricht sie kein einziges Mal, worüber Azra sehr froh ist. Beide bemerken nicht, das es schnell dunkel wird und sie sich plötzlich im Abend wiederfinden.
Sogleich schlagen sie ein Nachtlager auf und nun beginnt plötzlich Liselle zu erzählen, was ihr in ihrem Leben bereits alles wiederfahren ist. Azra's Augen werden währendem die Tänzerin erzählt stetig grösser und ihre Kinnlade rutscht immer weiter hinunter. Als Liselle ihr schliesslich die Schellen an ihrem Fuss zeigt, kann sie ein entsetzes Keuchen nicht unterdrücken und fragt sich leise murmelnd wie man so grausam sein kann. Da verdunkeln sich für einen Augenblick ihre Gedanken und sie erinnert sich an Momente in denen sie ebenfalls grausame Dinge miterleben durfte.
Schliesslich jedoch ist es bereits finster geworden und Liselle holt eine Decke hervor und Beide mümmeln sich zufrieden darunter ein. Die Nacht ist angenehm kühl und Azra bleiben etwaige Alpträume ersparrt, oder aber sie kann sich nicht mehr daran erinnern.

Ein angenehmer Geruch steigt Azra in die Nase und verschlafen öffnet sie die Augen, blinzelt ein wenig, durch den hellen Sonnenschein geblendet, bevor sie erst richtig etwas erkennen kann. Leichte Verwirrung zeigt sich in ihrem Gesicht, denn für einen Augenblick kann sie sich nicht erinnern, wo sie denn nun ist, bevor ihr schliesslich der ganze gestrige Tag wieder einfällt und sie mit einem Male kerzengerade dasitzt, die Schellentänzerin aus weitaufgerissenen Augen anblickend. Liselle jedoch reicht ihr bloss stumm mit einem lieben Lächeln ein Stück Fladenbrot und einen Kräutertee, welchen Azra nach einigem Zögern animmt.
Vorsichtig schnuppert sie an dem heissen Getränk und ein fröhliches Lachen dringt aus ihrem Mund, bevor sie schliesslich ein Schluck davon nimmt und sich dabei sogleich die Kehle verbrennt. Hustend und spuckend versucht sie so wenig wie möglich von dem Tee zu verschütten und gleichzeitig den Becher auf eine zumindest etwas ebene Fläche zu stellen, bevor sie sich die Schmerzenstränen aus den Augenwinkeln wischt und wieder lacht. Liselle scheint zuerst erschrocken, fängt dann jedoch ebenfalls an zu lachen und schliesslich erfüllt das frohe Gelächter die morgendliche Stille und bringt einige Vögel dazu entsetzt aufzufliegen.

Es dauert nicht lange bis sie wieder auf dem Weg sind und diesmal läuft Azra ebenfalls neben dem Pferd, den Hals des ausgemergelten Tieres manchmal ein wenig streichelnd und dabei das Gefühl des seidigen Felles unter ihrer Hand geniessend. Schliesslich zupft sie zaghaft an Liselles Arm und fragt mit unschuldigem Blick: "Wohin gehen wir eigentlich? Und warum reist du von Talyra weg?"
Zwar wartet sie auf eine Antwort, dreht jedoch gleichzeitig den Kopf in die Richtung in welche sie gehen, denn aus der Ferne ist Hufgetrappel zu vernehmen, doch noch sieht man nichts.


Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 27. Aug. 2004, 21:46 Uhr
Varin und seine beiden Begleiter hatten es schliesslich irgendwie geschafft aus dem Getümmel auf dem Platz der Händler zu entkommen. Varin steht ein leichter Schweissfilm auf der Stirn, und hier auf der Südstrasse brennt Shenrah noch mehr auf sie herab als unter den schützenden Sonnensegeln der Stände. Varins Blick schweift über die Strasse, dei sich wie ein langes Band vor ihm schlängelt, und die er nun wohl entlang reiten muss, obwohl er viel lieber wieder auf dem Sommerfest wäre Zwar nicht in dem ärgsten Gedrängel, aber dennoch. Lieber hätte er jetzt in jedem Arm ein Mädchen, einen kühlen Krug Bier vor sich und liesse die Seele baumeln und sich von den Mädchen verwöhnen. Aber Olyvar und die kleine Blutelbin hatten ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Weile gehen sie noch zu Fuss auf der Strasse weiter, doch dann lässt Varin seine Untergebenen anhalten, setzt sich selber auf einen Stein, der am Wegesrand liegt und wischt sich erst einmal den Scheiss von der Stirn.

Es hatte keinen Zweck jetzt weiter zu Fuss zu gehen und sich zu Tode zu laufen ehe Geoff mit den Pferden da wäre. Sie hatten ausser den Waffen nichts dabei, kein Wasser und keine Verpflegung , die würde erst mit den Pferden und Geoff eintreffen. Ohne Wasser liess sich nun eimal schlecht laufen, besonders wenn einen jetzt schon der Staub der Strase in der Kehle brannte. Varin fragt sich auf was er sich da wohl eingelassen hat und ob er die Blutelbin überhaupt fnden würde. Warum muss ich ihr eigentlich hinterher, sie hat Talyra verlassen aus welchen Gründen auch immer. Es ist nicht mehr unser Problem, wenn sie in Brioca aufgeschlitzt wird, das sollen die dort ansässige Stadtgarde machen. Warum krieg ich nur immer solche Aufträge. Die anderen und ganz Talyra feiert und ich sitze hier auf der staubigen Strasse und jage einer Blutelbin hinterher.Grmpf!

Den anderen Beiden scheint es nicht anders zu ergehen als ihm, denn sie blicken mit sehnsüchtigem Blick zurück zum Platz der Händler und der feiernden Menge, von deren Lärm nur ganz wenige Fetzen noch ihre Ohren erreichen. Als sie Varins Blick bemerken, ändert sich ihr Gesichtsausdruck wieder und wird ernst und einem Blaumantel im Dienst angemessen. Endlich hört man aus der Ferne Hufgetrappel und kurz darauf erkennt man auch im Flimmern der Sonne, den Reiter, der noch drei Pferde mit sich führt. Varin atmet auf, wenigstens mussten sie jetzt nicht mehr laufen. Geoff erreicht sie und jeder greift nach dem Zügel seines Pferdes und mit der anderen Hand umgehend zu dem Wasserschlauch, der am Sattel befestigt ist. Ehe sie aufsteigen, trinken sie erst einmal und machen sich dann auf den Weg nach Brioca.

Geoff wendet sich an Varin. "Ein Botenjunge hat mich noch aufgehalten, der von Rhordri geschickt wurde, nachdem ich ihm mittgeteilt hatte, wohin wir wollen. Wie es scheint ist diese Schellentänzerin, die bei Dancy arbeitet auch verschwunden, meint ihr es könnte die zweite Frau sein?" Varin überlegt einen Moment und schüttelt dann unmerklich den Kopf, warum sollte die Schellentänzerin sich mit einer Blutelbe abgeben und nach Brioca flüchten. Sie hatte bei Dancy eine gute Stelle. Aber ganz auszuschliessen ist es nicht. "Ich kann es euch nicht sagen Geoff, wir werden es wohl erst wissen, wenn wir sie gefunden haben." Dann drückt er seinem Pferd leicht die Schenkel in die Flanke und das Pferd setzt sich auch augenblicklich in Bewegung.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 29. Aug. 2004, 20:38 Uhr
Liselle überlegt kurz, wie sie Azras Frage wohl am besten beantworten könnte und sagt dann lächelnd:" Ich wollte einfach mal wieder aus der Stadt heraus, weisst du? Ich wollte wieder Wälder sehen, wie auf meiner Reise nach Talyra damals. Hm...ich denke, wir müssten bald vorm Briocagrund..." weiter kommt sie nicht, denn Azra stösst einen entsetzten Schrei aus und Liselle dreht ihren Kopf in die Richtung, in die Azra starrt.

Zehn bis an die Zähne bewaffnete Männer stürzen auf sie zu und schreien dabei triumphierend etwas in Liselles Heimatsprache, das ihr das Blut in den Adern gefriert. "Oh, Shenrah am Himmel- tu mir das nicht an. Sie WISSEN, dass..." Ihr Blick trifft den des ersten Reiters und die Zeit scheint einen Moment stehen zu bleiben, als sich Bruder und Schwester ansehen. Liselle wird kreidebleich, die Angst kriecht ihr bis in die Kehle und löst dort einen heftigen Würgereiz aus.  
Noch während sie den bitteren Gallegeschmack herunterschluckt, greift sie sich Azra und zieht sie in den Wald. Fest umschliesst sie die kleine Hand der Blutelbin, dann lässt sie sie unvermittelt los und stutzt.
Ich bin so dumm, bringe sie noch in Gefahr!!
Dann schaut sie atemlos auf und in Azras entsetztes Gesicht. Sie flüstert: "Lauf weg, Azra. Sie wollen mich, wenn du dich versteckst, lassen sie dich..." Azras Augen werden riesig und sie stösst einen erstickten Schrei aus, als sich ein bedrohlicher Schatten über Liselle legt.

Sie dreht sich langsam um, sieht noch die gehässig blitzenden Augen ihres Halbbruders und spürt einen dumpfen Schmerz an ihrer linken Schläfe, bevor sie schwer zu Boden fällt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 29. Aug. 2004, 22:08 Uhr
Obwohl sie den Worten Liselles lauscht, sieht sie doch in Richtung des Hufgetrappels und mit einem Male weicht der Rest jeglicher Farbe aus ihrem Gesicht und sie stösst einen erstickten Schrei aus.
Erschrocken wendet sich Liselle ebenfalls um und auch sie gleicht einen Moment später mehr einem weissen Laken als einem gesunden jungen Frau.
Zehn sind es an der Zahl, alles Männer, lautstark etwas rufend, was Azra nicht versteht. Aber der Ausdruck auf ihren Gesichtern ist ihr Wort genug, doch sie ist starr vor Schreck, und blickt ihnen mit weit aufgerissenen Augen entgegen.
Ein schmerzhaftes Rucken geht durch ihren Körper als Liselle sie plötzlich mit sich reisst, von dem Weg hinunter in das dichte Gestrüpp hinein entlang dem Waldweg. Azra versucht so gut es geht mit ihr Schritt zu halten, die Tänzerin ist flink und hat den Vorteil der längeren Beine, doch Azra hat nicht vor DIESEN Männern in die Hände zu fallen. Die Wärme von Liselles Hand gibt ihr den Mut auch noch den letzten Rest ihrer Lungekraft dazu zu bringen ihre Beine schneller zu bewegen, bis die junge Frau Azra plötzlich loslässt und stutzt. Völlig verängstigt und verwirrt blickt Azra sie an, will bereits wieder nach ihrer Hand greifen und sie mitziehen, ihr sagen, dass sie nicht stehen bleiben darf, als die Tänzerin meint sie solle fliehen. Mit starrem Blick sieht sie die Tänzerin an, und diese Augenblicke welche vergehen kosten sie ihre Freiheit. Denn noch bevor Liselle sie wegscheuchen kann, erkennt Azra, zu spät, einen Schatten welchen sich ihnen genähert hat und eine Gestalt manifestiert sich im Halbdunkel der Bäume. Zwei grausame Augen funkeln auf und dann sinkt Liselle plötzlich von der Faust des Fremden übel getroffen zu Boden. Ungläubig verfolgt Azra den Fall ihres Körpers, wie er langsam zu Boden gleitet, sich noch einmal um sich selbst windend und schliesslich mit einem dumpfen Laut zum erliegen kommt. Es kommt ihr vor wie den Bruchteil der Ewigkeit, doch alles spielt sich innerhalb eines Momentes ab.
Langsam sieht Azra wieder auf, zu den boshaft glänzenden Augen, die mit grausamer Vorfreude auf den bewusstlosen Körper der Tänzerin blicken, als würden sie ihn mit Raubtierzähnen verschlingen.
Dieser Blick lässt Azra einen Schauer über den Rücken laufen und sie verliert die Uebersicht über die Gestalten welche dem ersten folgen, sie sieht nur noch die Kälte in seinem Gesicht und mit einem Male scheint er wie ihr Spiegelbild. Ihre Miene wird starr, in den Augen hält die Kälte des Eises einzug und ihr ganzer Körper spannt sich an. Von dem ängstlichen, kleinen Mädchen ist nichts mehr übrig, nicht einmal mehr ein Funke ihres Verstandes, denn die goldene Kugel in ihrem Geist, welche das Blut ihres Vaters gefangen hielt, ist zebrochen in tausend einzelne Teile, die wie Glassplitter durch ihre Inneres flogen, die Wände aufkratzten und den Zorn in ihr anfachten.

Ihre Fäuste sind geballt und urplötzlich greift sie den Mann an, jedoch nicht ungelenk wie sonst, sondern flink und wendig. Er scheint sich so an dem Bild der Bewusstlosen ergötzt zu haben, dass es ihn für den ersten Augenblick überrascht, was da für eine Furie auf ihn loskommt. Gerade noch kann er ihren kleinen Fäusten geschmeidig ausweichen und blickt sie dann ersteinmal verwundert an, sieht die hässliche Fratzte, zu welchem ihr kindliches Gesicht geworden ist, verzerrt in Zorn und Wahnsinn. Doch viel Zeit um zu überlegen lässt sie ihm nicht, denn bereits schnellt sie wieder vor, die scharfen Nägel ihrer Hände ausgestreckt um ihn des Augenlichtes zu berauben... Als sie plötzlich über etwas stolpert und längs zu Boden fällt. Die Zeit um aufzustehen bleibt ihr nicht, denn bereits spürt sie wie ihre Hände gewaltsam auf den Rücken gezerrt werden, ohne Vorsich darauf ob ihre Knochen brechen könnten. Ein zorniges Fauchen dringt über ihre Lippen, das klingt wie das Jammern eines Jagdtieres, welchem die Beute entflohen ist. Doch auch diese Laute werden unterbunden, indem man ihr kurzerhand einen Knebel in den Mund stopft. Sie versucht sich so gut es geht zu wehren, doch die starken Männerhände können sich dabei nur lustig über sie machen, bis sie schliesslich hochgezerrt wird und dem Mann, welcher Liselle niedergeschalgen hat, direkt in die kalten schwarzen Augen blickt. Doch welche Augen kälter sind, oder wahnsinniger blitzen von ihren Beiden lässt sich nicht feststellen. Der Mann mustert sie, bevor er irgendetwas auf einer fremden Sprache sagt und die Männer in Lachen ausbrechen. Bevor sie sich überhaupt ein wenig wehren kann, wird sie von einem der Männern, einem Hünen  mit so grossen Händen wie Tellern, auf die Schulter gehieft. Heftig sträubt sie sich dagegen doch unter seiner Hand ersterben ihre Versuche sich loszureissen schon bald, besonders nachdem man auch noch ihre Füsse gebunden hat.
Die Pferde kommen in Sicht, un nun kann Szra auch endlich wieder einen Blick auf Liselle erhaschen, doch es scheint als würde die kleine Blutelbin die Tänzerin gar nicht wahrnehmen, als wäre sie in einem Blutrausch gefangen, kämpft sie noch immer gegen den Knebel in ihren Mund an.

Schliesslich wird sie gleich Liselle über ein Pferd gelegt, ein schönes schwarzes Tier, für dessen Schönheit sie jedoch momentan keinen Nerv hat. Die Tänzerin ist ebenfalls auf brutale Art und Weise gefesselt und liegt vor dem Fremden auf dem Pferd, welcher sie niedergeschlagen hat, auf seinem hübschen dämonischen Gesicht glüht Triumph.
Sogleich reiten sie los, jedoch nicht dem Weg entlang, sondern etwas abseits durch den Wald, damit Niemand sie entdeckt, denn zwei verschnürrte Frauen würden bestimmt Aufmerksamkeit erregen. Das braune Pferd lassen sie zurück, haben sie scheinbar völlig vergessen in ihrer Freude über was auch immer.
Azra jedoch hängt nun ruhig über dem Sattel, die farblosen Augen sind leer und stumpf, auch aus ihnen spricht Grausamkeit und sie scheint nicht mehr unterscheiden zu können, wem der Hass in ihr gilt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 01. Sept. 2004, 20:08 Uhr
Das Rucken bereitet ihr Übelkeit, doch es ist nichts gegen die kalte Flamme des Hasses, welches beginnt sie mehr und mehr zu verzerren. Die Lieder ihrer Augen sind halb gesenkt, was ihr etwas gefährliches gibt, doch Niemand achtet darauf, am Wenigsten der Hüne von Mann, welche hinter ihr im Sattel sitzt. Er scheint schon beinahe vergessen zu haben, das er da noch wen vor sich auf dem Pferd trägt, denn immer wieder schlägt Azras Kopf gegen seine Beine, ohne das es ihn scheinbar etwas kümmert. Nur manchmal, wenn es scheint als würde abzurutschen drohen, packt er sie kurz an dem Hemd und zieht sie unsanft wieder in die richtige Lage zurück. Azra lässt dies alles mit sich geschehen, wie ein nasser Sack hängt sie über dem Pferd, beinahe scheint es schon so, als wäre sie ebenfalls bewusstlos. Doch in ihrem Kopf arbeitet es stetig, wenn auch nicht an einem Fluchtgedanken, nein, ganz anderes nistet sich in ihrem Kopf ein. Wie ein Schatten  schleicht es herein, verdrängt das Licht und lässt ihre Lippen zu einem eisigen Lächeln werden.
Doch noch ist nicht die zeit um völlig die Beherrschung zu verlieren, und noch ist nicht alles Licht verschwunden, denn irgendwo in einer kleinen Ecke ihres Bewusstseins steht das kleine Mädchen und kämpft zum ersten Mal gegen die Dunkelheit an.
Der Ritt ist unangenehm, bald schon schmerzt jede Stelle am Körper und Azra glaubt ihre Knochen neu sortieren zu müssen. Keiner der Männer redet, nur ihre Pferde treiben sie so schnell wie möglich durch das Unterholz, scheinbar haben sie es eilig wieder zurückzukommen, wohin das auch sein mag.
Ein paar wirre Gedanken huschen Azra durch den Kopf, Fragen stellen sich ihr, doch sie weiss zumindest wer die Männer sind, aber was sie hier zu suchen haben?
Sind sie wirklich hier um Liselle dorthin zu bringen wo sie „hingehört“?
Wie von weit entfernt dringt ein Rufen an Azras Ohr und sie merkt wie die Schnelligkeit des schönen schwarzen Tieres unter ihr nachlässt, bis es schliesslich mit einem Schnauben zum Stillstand kommt und noch ein paar Mal unruhig mit den Hufen scharrt. Schaum klebt an seinen Nüstern, das Fell glänzt vor Schweiss, so heiss ist es. Auch die Männer schwitzen, keuchen leicht, denn scheinbar war dieser Ritt doch auch für sie anstrengend und erst jetzt bemerkt Azra, das die Nacht bereits dabei ist Einzug zu halten und Shenras Angesicht vom Firmament zu verdrängen. Viel jedoch bekommt Azra nicht mit, was um sie herum geschieht, denn die Pferde werden ein wenig abseits gebracht und von dort aus ist nicht mehr viel von dem Geschehen zu erblicken, welches die Männer veranstalten. Schon schwer genug ist es sich keuchend leicht aufzurichten, damit man überhaupt etwas sieht.
Es dauert eine Zeit lang, in der auch die letzten Sonnenstrahlen den Kampf gegen die Dunkelheit aufgeben, bis Azra urplötzlich von zwei grossen starken Händen vom Pferd gehoben wir und auf einer Schulter landet, die ihr wohl bekannt ist. Sogleich fängt sie wieder an zu strampeln, schreit so laut es geht, wenn auch das Meiste davon von dem Knebel verschlungen wird und die hand, welche auf ihrem Rücken liegt, erledigt den Rest mit dem starken Druck, welchen sie ausübt.
Gerade will sie noch einmal aufmucken, als sie in hohem Bogen durch die Luft fliegt und unsanft am Ende eines Baumstamms zu liegen kommt, keuchend und röchelnd nach Luft schnappend, und versuchend das Schwarz vor den Augen nicht gewinnen zu lassen. Noch bevor sie sich einigermassen wiederbelebt hat, schlägt ihr auch schon eine Hand ins Gesicht und ein glühender Schmerz fährt über ihre Wange. Vor Zorn brodelnd sieht sie mit glühenden Augen auf und blickt direkt in das sonnengebräunte Gesicht des Mannes, welcher Liselle niedergeschlagen hat. Er weißt eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit ihr auf und diese Eingabe fährt wie ein Blitzt in Azra.
„Wer bist du?!“ Eine schöne Stimme, Liselles Stimme... zumindest bis auf den Unterschied das sie ein wenige rauer und tiefer klingt. Er steht hocherhoben vor ihr, doch Azra wendet den Blick ab und versucht Liselle ausfindig zu machen, kann sie jedoch auf den ersten Moment nicht sehen und da schlägt er ihr bereits wieder ins Gesicht: „Antworte mir!“
Sie hat das Gefühl als würden Sternchen um ihren Kopf kreisen, als sie diesen abermals erhebt und den Mann trotzig anblickt, die Lippen fest aufeinandergepresst, als Beweis dafür, was sie davon hält überhaupt mit ihm zu reden. Für einen Augenblick sieht es so aus, als würde der Mann vor Zorn noch einmal zuschlagen, doch dann lacht er hämisch auf und geht geschmeidig vor ihr in die Knie, bevor seine hand vorschnellt und sie an dem Hemd packt und zu sich heranzieht. Plötzlich ist sein Gesicht keine Handbreit mehr von ihrem entfernt und hätte sie nun keinen Knebel im Mund gehabt, dann würde sie ihn sogleich in seine gerade, schöne Nase beissen.
Aus seinen  schwarzen Augen glänzt der Hohn, welche er ihrer Situation entgegenbringt und sie erwidert ihn so spöttisch es ihr möglich ist. Schliesslich scheint er genug von dem Spielchen Wer-ist-hier-der-Mächtigere zu haben und schlägt sie hart und grausam an den Stamm zurück, so dass sie richtig spüren kann, wie die knorrige Rinde ihr am Hinterkopf die Haut aufschabt. Doch mehr wird ihr nicht angetan, der Mann wendet sich von ihr ab und geht zu einem kleinen Feuerkreis, indem züngelnde Flammen sich an einem Stapel Holz hoch fressen. Für einen Augenblick starrt Azra gebannt auf das spiel von roten und orange Licht, bevor sich ein grosser Schatten dazwischenschiebt und sie fragend aufblicken lässt. Da steht der Hüne und grinst boshaft auf sie hinunter, bevor schliesslich kurzerhand nach ihren Armen greift und diese schmerzvoll nach oben reisst. Ein Stöhnen entringt ihr und schon wieder schlägt ihr Kopf gegen das raue Holz. Ihre Hände werden über ihrem Kopf festgebunden, so dass sie gerade nicht mehr bequem zu sitzen vermag, sondern einige Zentimeter über dem Boden hängt. Jedoch rutscht ihr durch eine ungelenke Bewegung plötzlich der Knebel über die Lippen und genau in dem Moment will der Hüne nach ihren Kinn greifen.
Ein irres Flackern macht sich innerhalb einer Sekunde in ihren Augen breit und sogleich schnellt sie vor, vergräbt ihre scharfen Zähne so weit es geht in dem weichen, jedoch schwieligen Fleisch. Das Blut rinnt ihr in den Mund und noch fester beisst sie zu, will noch mehr von dem süssen Geschmack auf ihrer Zunge, als ein stechender, alptraumhafter Schmerz durch ihren Körper fährt und sie spuckend und hustend die Hand freigibt, die höllischen Schmerzen in ihrem Bauch versuchend zu verdrängen. Der Hüne brüllt sie an und schlägt noch einmal zu, tritt sie in die Magengegend, und lässt seinen ganze Wut an ihr aus, in einer ihr unbekannten Sprache dabei wahrscheinlich fluchend.
Sie weiss nicht wie lange er noch auf sie eingeprügelt hat, doch als sie ihre augen wieder aufmacht ist es still um sie herum, das Feuer brennt nur noch zaghaft. Vorsichtig versucht sie ihren Kopf zu bewegen, zuckt jedoch sogleich zusammen und schmeckt dann wieder Blut im Mund. Ihr Kopf fühlt sich an, als hätte sich ein Schwarm Wespen dort eingenistet, immer wieder zustechend ihr keine Minute Ruhe gebend.
Irgendwie tanzen immer wieder Lichte vor ihren Augen und sie vermag  ihre Umgebung nur schemenhaft zu erkennen. Sie kann kaum ihre Lippen bewegen, sie fühlen sich ungewöhnlich dick an und so verharrt sie regungslos, versuchend so etwas in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Nun kann sie auch eine zweite Gestalt, auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers ausmachen, die auf die gleiche Art und Weise an einen Baumstamm gefesselt ist, die dunkelbraunenschwarzen Locken hängen über ihr Gesicht.
Einen Moment später verschwimmt die Realität wieder vor Azra’s Augen!

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 01. Sept. 2004, 20:44 Uhr
Varin und seine Männer sind ein gutes Stück in zügigem Tempo geritten, als Varin die Männer anhalten lässt, weil er eine frische Feuerstelle entdeckt hat. Varin steigt vom Pferd und betrachtet sich die Feuerstelle genauer. Er ist mit Sicherheit kein Waldläufer, aber einiges sieht und erkennt er doch. Diese Feuerstelle ist noch nicht lange kalt und höchstwahrscheinlich erst heute morgen noch benutzt worden. Sicher kann es auch eine Feuerstelle eines x- belibigen Reisenden gewesen sein, aber irgendwas sagt Varin, dass er hier auf dem richtigen Weg ist.

Er steigt wieder auf sein Pferd und sie reiten weiter, diesmal etwas langsamer um nicht hinter der nächsten Wegbiegung auf die beiden zu treffen. Gar nicht weit von der Feuerstelle lässt er wieder anhalten, weil er die Spuren von meheren Pferden erkennt die ganz frisch sein müssen. Die Erde der Strasse ist leicht aufgewühlt, als wären die Pferde fast aus vollem Galopp in den Stand geraten. Varin lässt die drei Blaumäntel mit einer Handbewegung ebenfalls absteigen. "Durchsucht das Gelände und auch das Unterholz am Wegesrand. Irgendwas ist hier passiert. Entweder sie sind auf ein paar Strauchdiebe getroffen oder ein paar Männer dachten zwei Frauen alleine auf Reisen könnten männliche Begleitung gut gebrauchen." Er braucht nicht mehr zu sagen, die Männer wissen auch so was Varin meint und sie beginnen damit das Unterholz zu durchsuchen. Es dauert nicht lange und Geoff ruft Varin und die anderen zu sich. Er deutet auf eine Stelle wo Zweige abgeknickt sind und deutlich zu sehen ist, dass dort jemand versucht hat durchs Unterholz zu laufen. Als sie den abgeknickten Zweigen folgen, treffen sie bald auf eine Stelle wo noch mehr Zweige abgeknickt sind und die verschiedensten Fussabdrücke sich in den lockeren Boden gedrückt haben. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass hier etwas stattgefunden hat, das einem Kampf ähnlich kommt.

Plötzlich hält Varin inne und geht dann zu etwas, das sich in einem Ast verfangen hat. Vorsichtig löst er die Strähne Haar aus dem Ast und betrachtet sie sich genauer.Wie war das noch? Blutelben hatten doch besonderes Haar und das hier sieht mir ganz danach aus. Er dreht die Strähne ein paarmal hin und her und ist sich dann sicher, dass sie dem Blutelbenmischling gehören muss. Er zeigt sie den anderen Blaumänteln und auch sie sind sich einig, dass es sich um die Blutelbin handeln muss und dass hier irgendetwas passiert ist. Leise untersuchen sie die Stelle weiter und finden etwas abseits davon Hufspuren im Boden von etwa acht oder zehn Pferden, genau kann Varin das nicht sagen, da die Spuren ziemlich durcheinander sind. Allerdings führt keine Spur zurück zur Südstrasse sondern weiter durch das Unterholz, geradeso als wolle jemand nicht entdeckt werden. Varin schickt Geoff die Pferde holen, die sie an der Strasse hatten stehen lassen, und so leise wie möglich folgen sie dann den abgebrochenen Ästen und den Spuren auf dem Waldboden.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 02. Sept. 2004, 17:19 Uhr
Graue Nebelschwaden waberten um das Lager, ausserhalb von Brioca. Leises und lautes Schnarchen tönt aus dem dichten Dunst und hinterlässt einen leichten Grusel. Inmitten des Nebels hängen eine junge Frau und ein Mädchen an zwei Bäumen- zwischen ihnen ein Lager mit etwa zwanzig betrunkenen Männern. Ein kleines Zelt bietet dem Anführer der Gruppe Schutz vor der Witterung und schirmt vor neugierigen Blicken ab.

So nebelig es vom Briocagrund heraufzog, so nebelig und verschwommen war Liselles Erinnerung. Nachdem sie erwacht war und die durch Schmerz verursachte Übelkeit niederkämpfte, schaute sie sich nun in dem nach Alkohol stinkenden Lager um. Jetzt fällt ihr alles wieder ein und ihre Erinnerungen an den Zusammenstoss mit ihrem Bruder und dessen Mannen stechen ihr scharf ins Gedächtnis. Sie hebt den Kopf und entdeckt Azra auf der anderen Seite des Lagers. Ihre Haare sind blutverklebt und um ihren Mund herum hat sich eine rotbraune Kruste gebildet, die ihr ein makaberes Äusseres verleihen. Entsetzt starrt sie die junge Blutelbin an und nacktes Grauen packt sie.
Was ist hier geschehen? Was haben sie mit ihr gemacht? Ihre Gedanken rasen und sie wird von dem tiefen Wunsch getrieben, dem kleinen, blutenden Wesen zu helfen. Doch eine leichte Bewegung der Arme hat nur zur Folge, dass sich das rauhe Seil nur noch fester in ihr Fleisch zerrt. Sie hebt den kopf und starrt auf den Knoten, um dessen Machart zu erkennen. Ein dyriacisischer Henkersknoten, wie passend, Brüderchen! denkt sie sarkastisch. Na, mal sehen, ob mir meine Gelenkigkeit hier weiterhilft... Sie packt mit einer Hand das Seil, dass sie an den Baumstamm fesselt und zieht fest daran. Ein Blick nach oben verrät ihr, dass der Ast über ihr stark genug ist, um ihr Gewicht zu tragen. Sie holt Schwung und umschliesst mit einem Bein den Ast. Stückweise rutscht sie nach vorne, bis ihre Fingerspitzen ihren Gürtel erreichen, den sie vorsichtig öffnet. In dem dicken Leder ist ein flache Klinge versteckt, die Liselle normalerweise als Allzweckmesser nutzt. Heute bedeutete diese Klinge ihre einzige Chance zur Flucht vor dem sicheren Tod. Sachte zieht sie die leicht stumpfe Klinge aus dem Lederfutteral, würde sie zu Boden fallen, wäre alles vorbei. Als das kalte Metall jedoch sicher in ihrer Hand liegt, atmet sie auf und beginnt das kratzige Hanfseil zu zertrennen. Ihr Atem geht schnell und Angstschweiss tritt ihr aus jeder Pore. Hastig blickt sie auf und entdeckt, dass Azra erwacht ist und sie anstarrt. Ihr Augen blitzen in unheimlicher Kampfeslust und ihre Fingernägel krallen sich in das dicke Seil über ihr. Sie hat auf einmal so gar nichts mehr von einem Kind... Ein kalter Schauer läuft der Schellentänzerin über den Rücken als sie Azras Blick auffängt, doch sie wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Seil zu, dass nun zu einem Virtel zertrennt langsam zerfasert. Plötzlich flackert Licht in dem Zelt ihres Halbbruders auf und das Klackern von Feuersteinen verrät, wie eine Kerze angezündet wird. Entsetzt scharrt Liselle schneller an dem zähen Seil herum. Da hört sie auch schon die Stoffklappe des Zeltes rascheln und ihr Bruder tritt aus dem Dunkel des Zeltes. Zu ihrem Erstaunen beginnt Azra, ihn sogleich zu beschimpfen und er geht auf sie zu und redet leise und drohend auf sie ein, wobei er seine verbundene Hand hochhebt und ihr mit der anderen ins Gesicht schlägt. Sie lenkt ihn ab!!!Meine Güte...halte durch!! Immer schneller bewegt sie das Messer durch die Fasern und betet inständig, dass Azra seinen Blick lange genug von ihr selbst ablenken könne...

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 04. Sept. 2004, 16:45 Uhr
Was sie aufgeweckt hat, weiss sie nicht mehr, nur das sie plötzlich kerzengerade, oder so gut wie das eben möglich ist, auf dem harten Boden sitzt und über das Feuer in Richtung Liselle starrt. Diese weist plötzlich eine erschreckende Ähnlichkeit mit einem Affen auf, zumindest aus den Erzählungen des Wanderers. für einen Augenblick fragt sich Azra was sie da macht, doch dann zieht sie zornig an ihren Fesseln. Die Tänzerin ist schuld, dass sie nun hier sitzt, mit Schmerzen am ganzen Leib, die Hände gefesselt und Blutgeschmack im Mund. Ganz alleine ihre Schuld... Und nun versuchte diese feige Maid zu entkommen, ohne ihr zu helfen!
<<Halt, nun denkst du zu weit. Noch glaubt sie du wärst mit ihr gut Freund, nutze dies aus. Hilf ihr sich zu befreien, dann wird sie dir helfen...>>
Kurz huscht ein boshaftes Lächeln über Azras angeschwollene Züge, bevor sie schliesslich Liselles Vorgehen verfolgt, bis... Sie plötzlich ein Klacken vernimmt, welches eindeutig als Feuersteine identifiziert werden kann. Fragend blickt Azra zu dem Zelt hin, in welchem nun Licht seltsam verzerrte Schatten an die Wände wirft und sie erkennt das Jemand dabei ist, hinauszukommen. Da! Bereits sind Kopf und Schultern sichtbar und sie zögert keinen Augenblick, sonst wäre ja ihr ganzer schöner Plan zerstört! "Ihr seid ein verfluchter Mistkerl! Wieso tut ihr uns das an?! Was haben wir euch getan?! Lasst uns gefälligst gehen ihr etwas von einem Möchtegernbarbaren!!!" Das Grinsen auf seinem Gesicht beweisst ihr, das er sich bloss köstlich über sie amüsiert, doch sie versucht ihren wahren Zorn im Zaum zu halten, versucht sich wie ein kleines Kind zu geben, welches sich darüber aufregt, dass man ihm sein Spielzeug geklaut hat.
Beinahe schon gemächlich erhebt er sich schliesslich und... wirft KEINEN Blick in Richtung Liselle sondern kommt direkt auf sie zu. Liebend gerne würde sie erleichtert ausatmen, doch das würde seinem klugen Kopf wahrscheinlich sogleich verraten was sich hier abspielt.
Die Flammen werfen hässliche Schatten auf sein Gesicht, machen es zu der Maske eines Monsters... Was er ja eigentlich auch ist. Seine Augen, seine Aura, sein auftreten, alles erinnert an ein Monster. Man kann wohl von Glück reden, das er noch nicht im Blutrausch ist.
Er kommt mit einem kalten Lachen auf sie zu, dass das Blut aufhört durch ihre Adern zu strömen und sich ihre Nackenhaare aufstellen.
Wirklich nur für einen Bruchteil eines bereits vergangenen Moments flacktert Angst in ihren Augen auf, doch er bemerkt es und flüstert leise: "Eine Blutelbin..." "Na und?!! Und wenn schon, immerhin besser als sowas wie ne Mischung zwischen Monster und dem Hinter eines Pferdes, oder?!" Dies hat nun sogar er begriffen und es vergeht nicht eine Sekunde, bevor sein Handrücken auf ihre Wange niedersaust und bereits verkrustete Wunden wieder aufreisst. Erneut läuft Blut ihre Kehle hinunter, doch sie glaubt nicht das Liselle die Zeit genügt und daher spricht sie weiter, so viel Spott in ihre Stimme legend wie sie nur vermag: "HA! Du verträgst nicht einmal ein wenig Kritik?! Bist du vielle..." Ein erneuter Schlag bringt sie zum Schweigen, denn ihr Hinterkopf prallt hart gegen den Baumstamm und sie muss sich schwer darauf konzentrieren nicht sogleich ohnmächtig zu werden. Ein Rucken verspürt sie und wie Jemand sie an ihrem Hemd nach Vorne zieht, ihr dabei die Luft abschnürt.
Ganz nah an ihrem Ohr ertönt seine Stimme, leise, ruhig und gefährlich und doch nimmt Azra sie nur entfernt wahr: "Sieh her Süsse, deine Lebenszeit ist sowieso nur begrenzt, da wir für dich keine Verwendung haben, also solltest du deine Klappe nicht so weit aufreissen und die letzten Momente deines kümmerlichen Lebens geniessen." Noch einmal verstärkte er den Druck und Azra ist es, als würde sie bereits jetzt das Ende ihres Lebens erreichen, denn kleine Sternchen tanzen vor ihren Augen.
Dann jedoch lässt er plötzlich von ihr ab und sie zieht schmerzhaft die kühle Nachtluft in ihre Lungen ein, muss ein zweimal husten und hört dann plötzlich seinen Schrei, doch was er schreit versteht sie nicht mehr.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 07. Sept. 2004, 21:44 Uhr
Eine ganze Weile sind Varin und seine Männer den Spuren gefolgt. Wer immer auch die Frauen gefangen genommen hat, hatte zwar die Strasse gescheut, aber hier im Unterholz nur wenig Acht darauf gegeben seine Spuren zu verwischen. Varin ist nicht ganz wohl bei der Sache. Immerhin sind es mindestens acht oder zehn Pferde gewesen und mit Sicherheit auch ebensoviele Reiter. Er und seine Männer sind gerade mal vier, sicherlich alles geübte und kampferprobte Blaumäntel, aber Varin hat keine Ahnung was ihn dort erwartet, wenn er die Reiter eingeholt hat, und selbst vier Blaumänteln, würden zehn schlecht ausgebildete Leute Probleme machen, alleine schon wegen der Überzahl. Sind es noch gut ausgebildete und im Kampf erprobte Männer, dann wäre ein Angriff auf sie ohne diesen vorher zu planen und zu überdenken, sicherlich nicht sehr vorteilhaft für Varin und seine Männer. Einen Vorteil haben sie allerdings, vielmehr sogar zwei. Erstens rechnen diese Leute sicher nicht damit, dass sie verfolgt werden und Zweitens haben Varin und seine Männer das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.

Mit den Gedanken bei dem, was ihn erwartet, gehen die Männer so lautlos wie möglich durch den Wald. Shenrah senkt sich nieder und im Wald wird es noch eher dunkel als auf der Strasse. Noch vorsichtiger bewegen sich die Männer durch die einsetzende Dunkelheit bis Varin anhält und sofort seinen Männern ein Zeichen gibt, ebenfalls still stehen zu bleiben. Leise dringen Geräusche an Varins Ohr und Stimmen, die sich nicht viel Gedanken machen, ob sie gehört werden oder nicht. Varin deutet seinen Männern an zurück zu bleiben und pirscht selber so lautlos wie möglich näher an das Lager. Durch einen dichten Strauch verdeckt kann er einen Blick auf das Lager werfen. Er zählt zehn Mann, mit Sicherheit gut ausgebildete Leute, die um ein Feuer sitzen und trinken. [i] Gut. Trinkt ihr nur, am besten bis ihr bewusstlos seid, das kann uns nur helfen.[i/] Dann entdeckt er die beiden Frauen, die an einem Baum festgebunden sind und er braucht nur einen Blick um zu sehen, dass es sich wirklich um die Blutelbin handelt und auch um Liselle, so wie er es vermutet hat. Jetzt kann er noch nichts ausrichten, denn noch sind die Männer wach, wenn auch schon leicht angeheitert, aber dadurch noch unberechenbarer. Varin schüttelt leicht den Kopf, nein eine Befreiungaktion wäre jetzt nicht das richtige und er hofft, das sie den Frauen jetzt nichts antun werden, denn zimperlich scheinen sie nicht mit ihnen umgegangen zu sein, was Varin an den Verletzungen der Frauen deutlich sehen kann. Langsam schleicht er wieder zurück immer bedacht auf keinen morschen Ast zu treten oder sich sonst irgendwie zu verraten.

Bei seinen Männern angekommen, erklärt er ihnen die Lage und berät sich dann mit ihnen. Schliesslich schickt Varin Geoff zu dem Platz und lässt ihn die Männer beobachten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergeben würde und das Gros der Männern eingeschlafen ist. Er selbst und die beiden anderen Blaumäntel setzen sich auf einen entwurzelten Baum, essen und trinken was und beratschlagen weiter, wie sie vorgehen sollen. Faeyris ist längst am Himmel erschienen und überall aus dem Wald dringen Geräusche von nachtaktiven Tieren an ihre Ohren und auch das ausgelassene Gejohle der Männer drüben auf der kleinen Lichtung. Irgendwann wird es aber ruhiger und nur noch vereinzelt hört man Stimmen durch den Wald. Es dauert nicht lange und Geoff gibt das vereinbarte Zeichen, ein Käuzchenruf, und Varin macht sich mit seinen Männern auf zu der Lichtung.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 07. Sept. 2004, 22:04 Uhr
Geoff berichtet leise, dass wohl nun alle schlafen und er glaubt, dass es nun sicher sei, wenn sie schnell und leise genug sind. Aus den Augenwinkeln bemerkt Varin eine Bewegung und sieht wie Liselle versucht sich zu befreien, im gleichen Moment hört er Geräusche aus einem Zelt und bald darauf taucht auch ein Mann aus diesem auf, dessen Gesicht man im fahlen Mondlicht gut erkennen kann und der Liselles ziemlich ähnlich sieht. Dann geht alles sehr schnell. Die Blutelbin versucht wohl den Mann abzulenken und Varin wittert seine Chance. Die betrunkenen Männer würden jetzt kein allzu grosses Problem mehr darstellen und er legt es nicht unbedingt auf einen Kampf mit ihnen an. Varin macht ein kurzes Zeichen mit der Hand und laustlos bewegen sich die vier Blaumäntel auf das Lager zu, teilen sich auf und schalten die schlafenden Männer aus, ehe sie wissen was mit ihnen geschieht. Varin selbst hat sein Schwert und seinen Dolch gezückt und geht leise auf den Mann vor der Blutelbin zu. Dieser ist so mit der Frau vor sich beschäftigt, dass er wohl alles um ihn herum vergessen hat, auch der Alkohol begünstigt wohl seine Unachtsamkeit und auch, dass er sich hier einfach sicher fühlt. Noch ehe er weiss, wie ihm geschieht hat Varin ihn erreicht und ihm das Schwert an den Hals gelegt und den Dolch in seine Seite gedrückt, nicht so, dass er ihn verletzt, aber immerhin so, dass der andere den Dolch deutlich spühren kann.

"Es wäre besser ihr würdet euch nicht bewegen, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch entweder die Kehle durchschneide oder ihr die Spitze des Dolches zwischen den Rippen habt." Varins Stimme ist eisaklt und der Ton darin lässt keien Zweifel daran das er seine Worte wahr machen wird. Varin hat nicht damit gerechnet, dass der Mann still halten würde, aber eine solche Schnelligkeit hatte er dem Mann nun auch nicht zuegtraut. Für einen Moment verwünscht er seine eigene Überheblichkeit, denn mit einer fliessenden Bewegung dreht der Mann sich um und Varin kann gerade noch zurück springen, um dem Dolch auszuweichen, den der Mann in den Händen hält und der ansonsten Varins Bauch getroffen hätte. Varin kann nur hoffen, das Geoff und die anderen schnell genug waren und sie sich nicht plötzlich einer Überzahl an Männern gegenüber sehen. Aber viel Zeit zum nachdenken hat er nicht, der Mann vor ihm greift erneut an und hält ausser dem Dolch nun auch ein Schwert in der Hand. Varin muss sich auf sein gegenüber konzentrieren. Schlag auf Schlag erfolgt und Varin sieht sich einem geübten Kämpfer gegenüber, der ihm kaum eine Atempause gönnt. Einige kleinere Kratzer hat Varin schon abbekommen, aber ebenso blutet auch der andere aus verschiedenen Wunden, aber dieser lässt nicht locker. Kalte Wut scheint den Mann anzutreiben und Varins Atem geht schnell und er muss immer mehr Kraft aufwenden um die Schläge des anderen parieren zu können und selbst einen Treffer zu landen. Doch dann ist plötzlich Geoff neben ihm, nickt ihm nur kurz zu, was für Varin ein Zeichen ist, dass die anderen Männer gut verschnürt irgendwo in Gewahrsam sind. Zusammen schaffen sie es den vor Wut schnaubenden Mann zu überwältigen und ihm Fesseln anzulegen, aus denen er sich nicht so schnell würde befreien können.

Geoff bringt ihn zu den andern Männern und Varin wendet sich zu den Frauen zu. Sein Atem geht schnell udn Schweiss steht dem Blaumantel auf der Stirn, der sich mit Blut vermischt, als er als erstes Liselle von  ihren Fesseln befreit und dann zu der Blutelbin geht. Irgendetwas in seinem Inneren lässt ihn vorsichtig werden. Zu viele gruselige Geschichten hatte ihm seine Grossmutter über diese Elben erzählt und das Funkeln in den Augen der Frau, oderr vielmehr ist sie fast noch ein Mädchen, lassen ihn Vorsicht walten. Langsam geht er auf sie zu, jeden Muskel gespannt. "Ich werde euch jetzt von dem Baum befreien, aber nehmt es mir nicht übel, die Fesseln muss ich euch glaube ich dran lassen, ich trau euch nicht."

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 08. Sept. 2004, 07:44 Uhr
Das Kreischen von Stahl auf Stahl dringt zu ihrem Ohr und heftig zuckt sie zusammen, denn dieses Geräusch verursacht bloss noch heftigere Schmerzen in ihren, soweiso bereits dröhenden Schädel.
Doch als sich ihr Blick langsam klärt, verschwindet das eiskalte Funkeln in ihren Augen für einen Augenblick und macht offener Verwirrung platzt. WAS war hier los?
Die schlafenden, betrunkenen Männer am Boden konnten nicht mal so schnell sehen, wie sie niedergeschlagen wurden, geschweige denn reagieren. Und Liselles Bruder, welcher ihr gerade noch die Kehle zugedrückt hatte, kämpfte verbissen gegen einen weiteren Mann, welcher völlig in Blau gekleidet war. Beide schienen gute Kämpfer und es schien nicht ersichtlich wer den Kampf gewinnen würde. Dieser bekam Hiebe, dann wiederum der Andere einige Kratzer, doch Keiner der Beiden schien auf irgeneine Art und Weise nachgeben zu wollen. Schliesslich kam dem einen in Blau gekleideten Mann ein weiterer zu Hilfe und nun schafften sie es den Bruder mit Müh und Not zu bändigen und in Fesseln zu zwingen.
Heftig zerrte Azra an ihren Fesseln, was ihr einen grellen Schmerz durch den Körper jagte, doch nun wo der Bruder so ungeschützt am Boden lag, wollte sie nur eines... Ihm ihre Schmerzen heimzahlen, und danach würde die Tänzerin an der Reihe sein, welche gerde von ihren Fesseln befreit wurde. Mit dem Blick eines hungrigen Wolfes, wartete sie darauf, dass sie ebenfalls befreit wurde, daher fiel ihr das leichte Zögern des kräftigen Mannes nicht auf, welcher auf sie zukam. Erst als er sie ansprach, kehrten ihre Gedanken ins hier und jetzt zurück, doch was er sagte, gefiel ihr überhaupt nicht. "Bindet mich los..." Ob es nun der gefärhlich ruhige Unterton, oder aber das irre Funkeln in ihren augen war, konnte sie selbst nicht beurteilen, doch er blieb bei dem was er gesagt hatte.
Mit aller Vorsicht band er sie von dem Baum los, wobei er ihren Fusstritten ausweichen musste, liess jedoch ihre Handfesseln an, was ihr Zetern nur noch verstärkte. Doch er hatte keine Mühe damit, sie einfach an zwei andere Männer der Gruppe weiterzureichen, denn ihr geschundener Körper machte ihr doch alle Mühe sich richtig bewegen zu können. Ruckartig waren ihre Bewegungen und stets gefolgt von einer Flut von Schmerzen, was ihr hie und da ein leises Keuchen oder Stöhnen entlockte.

Die Männer bedachten sie mit argwöhnischen Blicken, was vielleicht das getrocknete Blut um ihre Mundwinkel herum betraf, welches immer noch von der Hand des Hünen stammte. Schliesslich begann sie damit ihre Fesseln durchbeissen zu wollen, was sie jedoch bald aufgab, da die Stricke eindeutig zu fest sassen.
Du musst Geduld haben. Zeige ihnen wie verwundbar du bist, beweise ihnen deine Schmerzen, dann binden sie dich los...
Ohne weiter darüber nachzudenken befolgte sie was die Stimme in ihrem Innern ihr befahl und sank kraftlos in den Armen der beiden Männer zusammen, welche keine Mühe hatten sie aufzufangen. Eigentlich kein Schauspiel, denn sie fühlte sich wirklich nicht im Stande noch sehr viel länger auf ihren Füssen zu bleiben. Unsicher was sie tun sollten, blickten sie die Blaumäntel an. Keiner der Beiden würde es wagen der Blutelbin die Fesseln abzunehmen, ohne das es Varin erlaubt hätte.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 08. Sept. 2004, 20:40 Uhr
Die kleine Blutelbin strampelt noch schlimmer als dieser fürchterliche Gnom als Varin sie vom Baum losbindet, und er ist froh, dass er ihre Fesseln nicht abgenommen hat. Er mag Blutelben nicht, sie sollen verschlagen und gemein sein und boshaft , hinterlistig und was weiss er sonst noch. Zwar ist das strampelnde und fauchende Bündel vor ihm nur eine halbe Blutelbe aber sie scheint ihrer Rasse alle Ehre machen zu wollen. Er beschliesst für sich, dass er ihr die Fesseln nicht würde abnehmen, solange er nicht sicher mit ihr in der Steinfaust ist. Geoff und einer der anderne Blaumäntel nehmen sich der kleinen Furie an und plötzlich gibt sie auf und lässt die Schultern hängen. Na was ist das denn für eine  neue Taktik, Mitleid? So nicht meine Liebe. Varin grinst und tritt etwas näher an sie heran. "Wir haben dich gesucht und ich bringe euch jetzt zurück nach Talyra und dann sehen wir was mit dir geschieht."

Die Tänzerin hat sich auf einen Baumstumpf gesetzt und starrt auf irgendeinen Punkt und hat bisher noch keinen Ton über die Lippen gebracht, was Varin noch schlimmer findet, als das Gefauche der Blutelbin. Wenigstens danke hätte sie ja sagen können, aber sie war in Pfirsich schon so abweisend, wer nicht will der hat schon.Pfffft Varin zuckt mit den Schultern und überlegt kurz was er mit den zehn Männern machen soll, die gut verschnürt auf dem Waldboden liegen. "Packt die Blutelbin auf mein Pferd, dann schaut, das ihr die Männer auf ihre Pferde bringt, öffnet die Fesseln soweit, dass sie sich oben halten können, sich aber nicht befreien können , wenn das alles getan ist, reiten wir zurück nach Talyra."

Er weiss das seine Männer müde sind, und auch er fühlt sich ausgelaugt und der Schweiss, der in die kleinen Wunden dringt, brennt und stört ihn gewaltig. Das war nun mein Sommerfest, wirklich ein tolles Fest. Er hilft seinen Männern alle auf Pferde zu verfrachten. Geoff nimmt Liselle zu sich aufs Pferd und als alle Pferde so miteinander verbunden sind, das keines einen Alleingang machen kann, lässt er Geoff und einen anderen Blaumantel an das Ende des Zuges gehen und er selbst geht mit dem übriggebliebenen Blaumantel an die Spitze. Die Blutelbin sitzt schon auf seinem Pferd und er blickt ihr ins Gesicht und ein Lächeln umspielt seinen Mund. "Das war heute nicht mein bester Tag und du tätest gut daran dich zu benehmen, ansonsten führe ich möglicherweise fort, was dieser Kerl dahinten angefangen hat." Ein charmantes Lächeln folgt seiner Rede und führt diese fast ad Absurdum, dann schwingt er sich hinter die Blutelbin auf sein Pferd und greift nach den Zügeln. Mit einer Hand gibt er den Befehl loszureiten und der kleine Trupp setzt sich in Bewegung, in Richtung Talyra. Sie können nicht schnell reiten und so werden sie einige Zeit brauchen ehe sie Talyra erreichen werden.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 08. Sept. 2004, 21:23 Uhr
Liselle hatte das ganze Scharmützel mit unterschiedlichen Gefühlen betrachtet- sie hatte Azra befreien und ihrem grausamen Bruder ihren stumpfen Dolch zwischen die Rippen treiben wollen. Sie war geschockt von dem Ast gefallen und hing nur noch ein ein, zwei der Fasersträngen und schaute entsetzt zu, wie der schöne Blaumantel aus dem Pfirsich, dem sie so eiskalt den Rücken gezeigt hatte, nun kraftvoll und sehr geschickt mit ihrem Bruder kämpfte. Beschämt senkte sie den Kopf und Tränen traten ihr in die Augen, aus Wut über ihren Vater und Bruder, aus Scham vor Varin und aus Trauer, weil sie sich ungeliebt fühlte.
Ich hätte nicht aus der Stadt wegrennen brauchen- in Wirklichkeit war es eine Flucht vor mir selbst...
Als sie Varin auf sich zukommen sieht, versteckt sie ihre verweinten Augen unter ihren dichten Locken und lässt sich wortlos von ihm befreien. Sie sieht unter ihrem Lockenvorhang wie er sie kurz anblickt, und dann enttäuscht den Blick senkt.  Überwältigt von der Angst und der Erschöpfung setzt sie sich schwankend auf einen Baumstamm und wartet schweigend. Sie sieht, dass etwas mit der kleinen Azra geschehen war- sie war nun wie berauscht und das Verhalten, dass sie an den Tag legte, war dem einer Blutelbin nicht mehr unähnlich. Sie holte sich ihre paar Habseligkeiten aus dem Zelt, dass bereits von den Blaumänteln untersucht worden war und wurde dann auf ein Pferd gesetzt. Varin nahm Azra, die schnaufend und zeternd die Behandlung über sich ergehen liess, vor sich aufs Pferd.

Die Gruppe reitet, alle mit ähnlich finsteren Gesichtern Richtung Talyra zurück. Liselle ahnt, dass ihr nun einiges bevorstehen würde, aber momentan konzentriert sich ihr Verstand einzig und alleine auf die Gestalt, die vor ihr gefesselt auf dem Pferd sitzt. Ihr Halbbruder.  
Glutäugig starrt sie auf den verhassten Rücken und spielt mit etwas in ihrer Hand, bis der Reiter vor ihr aufschreit. Ihr Bruder fällt winselnd vom Pferd und zittert am ganzen Leibe...
Ja, ja...es hat funktioniert und jetzt wirst DU leiden, Feyneac Kynar!! Mit einem wilden Schrei stürzt sie sich vom Pferd und auf die eher hilflos am Boden liegende Gestalt. Mit aller Kraft schleudert sie ihre Fäuste in das verhasste Gesicht, tritt in den verhassten Leib und bricht die verhassten Rippen um sie ihm mit Druck in das verhasste Herz zu bohren. Doch bevor es zu diesem äussersten Schritt kommt, wird sie von hinten an den Armen gepackt. Sofort treten ihr Tränen in die Augen und sie wimmert: "Nein, lasst ihn mich töten, er ist böse, bitte...Ihr Götter...er ist ihm der Liebste gewesen...er soll leiden, so wie ich...bitte."  Sie schwankt und schmeckt Blut bevor der Tränenfilm vor ihren Augen schwarz wird und die Erschöpfung ihren Tribut verlangt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Azra am 08. Sept. 2004, 22:34 Uhr
"Das war heute nicht mein bester Tag und du tätest gut daran dich zu benehmen, ansonsten führe ich möglicherweise fort, was dieser Kerl dahinten angefangen hat."
Es ist wohl eine Drohung die sehr wohl Fuss und Boden hatte, trotzdem grinst sie ihn weiterhin boshaft an, das blutverkrustete Haar hängt in ihr Gesicht, auf welchem sich bereits einige blaue Flecken zeigen. Ihr Kiefer fühlt sich völlig bewegungsunfähig an und wenn sie es auch nur wagt grossartig Grimassen zu ziehen, hat sie das Gefühl als würde er ihr weggerissen werden.
Schliesslich schwingt sich der Blaumantel hinter ihr aufs Pferd und greift nach den Zügeln, von ihren Augen genau beobachtet. Seine Hände sind frei von Schutz, ein gutes Ziel, doch noch ist es zu früh. Sie spürt seine Näher und nur noch mehr Hass lodert in ihr auf. Zurück nach Talyra, was soll sie da? Wieder bei diesem Zwergen, der so scheinheilig ist wie der Seher, der ihr diese Schmerzen zugefügt hat, obwohl sie ihm vertraut hat? Sie sind doch alle gleich, alle zusammen Monster! Eine Schmerzwelle lässt sie zögern, kurz aufkeuchen und fest drückt sie auf ihren Leib. Wahrlich voller blauer Flecken muss sie sein, aber das ist unwichtig. Irgendwie muss sie von hier wegkommen, oder aber ihre Rache an diesen verfluchten Wesen vollbringen kann. Immer weiter treiben ihre Gedanken sie an den Abgrund des Wahnsinns und nur das kleine Mädchen in ihr hält es noch zurück, hält einen winzigen Funken ihres Verstandes schützend in ihren Händen und versucht mit Tränen gegen die Übermacht anzukommen.

Die Männer blicken alle verbissen drein, sie alle scheinen nur einen Wunsch zu haben und zwar auf schnellstem Wege zurück nach Talyra zu kommen. Die Kühle der Nacht schleicht um sie herum, lässt die Umgebung noch bedrückender wirken. Die Äste der Bäume biegen sich in leichten wind und das Rascheln der Blätter erzeugt ein unheimliches Rauschen.
Plötzlich fährt ein Schrei durch die Stille, welche nur durch regelmässiges Hufgetrappel unterbrochen wird.
Azra spürt auf ihrer Haut, wie der Blaumantel zusammenzuckt und in ihrem Innern macht es klick, als sie merkt, wie er sich bereits aus dem Sattel schwingt. So dumm, sie einfach mit den Pferd stehen zu lassen, ist er jedoch nicht, sondern er ruft bereits einen fremden Namen. Doch solange wartet Azra nicht, sondern bereits lässt sie sich auf der gegenüberliegenden Seite des Pferdes auf den Boden gleiten, die Schmerzen welche beim Aufprall auf den Boden entstehen, versuchend zu unterdrücken. Es ist als würde sie gelenkt, und das direkt in die Büsche hinein, wo sie vielleicht in der Dunkelheit zu entwischen vermag. Was auch immer den Blaumantel aufgehalten hat, zumindest erhält sie einen kleinen Vorsprung, bevor sie hinter sich bereits das Laub rascheln hört.
Ihre Miene verzerrt sich unweigerlich, als sie ruckartig einem Baum ausweichen muss, den sie in der Dunkelheit nicht gesehen hat.
Sie hört wie die Schritte hinter ihr näher kommen und von weitem hört sie auch noch aufgeregtes Hufgetrappel, einige wütende Rufe und Schreie.
So entkommst du nicht... Denk nach!
Hastig blickt sie sich um, ihre Lungen fühlen sich an, als würden sie gleich zerreissen, das Blut fliesst rasend durch die Adern.
Was soll ich tun? Hilf mir...
Doch bevor die Stimme antworten kann, spürt sie plötzlich ein Ziehen an ihrem Hemd und dreht sich mit hoher Geschwindigkeit um, sogleich mit ihren Beinen zutretend. Ein Schmerzenslaut dringt an ihr Ohr, der Griff lockert sich, jedoch nicht genug lange und bevor sie sich versieht wird sie bereits fest an den Armen gepackt. Sie erkennt durch ihren Zorn hindurch gerade noch, das es derselbe Blaumantel ist, welche hinter ihr auf dem Pferd sass und welcher ihr die Fesseln nicht abgenommen hat, bevor dieser sie beginnt mit Mühe zu den Pferden zurückzuschleppen. Sie schreit, zetert, faucht ihn an und versucht ständig ihn entweder zu beissen, oder aber zu treten. Beides will ihr jedoch nicht so recht gelingen, denn sein Griff ist zu stark.
Hilf mir!
Doch die Stimme in ihrem Kopf bleibt stumm und da sind sie auch bereits wieder an dem Platz der Aufruhr angekommen. Dieser scheint sich einigermassen beruhigt zu haben, denn es ist nicht mehr all zu laut.
Azra hat nicht einmal mehr die Zeit irgendwas zu sagen, als sie bereits einem andern Blaumantel übergeben wird. Einige Worte wie: Verschnüren... und Pferd kommen ihr zu Ohr, was ihre Wehr nicht gerade mindert. Doch auch der Blaumantel, welcher sie nun hält, scheint nicht ungeübt damit zu sein Flüchtende im Griff zu behalten und kommt seiner Aufgabe auch sogleich nach. Irgendwie schafft er es sie festzuhalten und gleichzeitig weitere Seile aus den Satteltaschen herauszufischen, wobei er nicht ohne einige Kratzer davonkommt. Bereits läuft ihm der Schweiss von der Stirne, als würde Shenras Angesicht umbarmherziger denn je auf ihn herniederscheinen. "Halt endlich still du Mistgör."
Oh ja, sie macht ihn seine Aufgabe zur Hölle, doch schliesslich geht auch ihr immer mehr die Kraft aus und er schaffte es doch noch ihr schliesslich die Hände auf den Rücken zu fesseln und auch ihre Beine so zu verschnüren, das Treten beinahe unmöglich wird. Schnaufend betrachtet er sie kurz, wie sie windend daliegt und schnappt sie sich dann mühelos. Sie gleicht mir ihrem Gewicht mehr einer Feder als einem lebendigen Wesen.
Und sie landet dort, wo sie landen soll, auf dem Pferd von dem sie doch eigentlich runter wollte. Nochmals versucht sie dem Blaumantel das Leben schwer zu machen, indem sie versucht hinunterzurutschen, doch wohlweislich diese Versuche berücksichtigend, stellt er neben das Pferd und hält sie mit einer Hand oben, worauf sie nach einiger Zeit nachgibt. Erschöpfung macht sich breit und die Stricke schmerzen an ihren Handgelenken.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 10. Sept. 2004, 10:42 Uhr
Sie sind noch nicht lange geritten und die Blutelbin vor ihm sitzt alles andere als sicher auf dem Pferd, als plötzlich ein dumpfer Aufprall und ein Schrei durch die Nacht gellt, der ihm für einen Moment einen Schauer über den Rücken jagt Was zum Henker..., aber da ist Varin schon vom Pferd und hat nach Eric gerufen, der sich um die Blutelbin kümmern soll, der er eigentlich keinen Wimpernschlag lang traut. Kaum hat er der kleinen Wildkatze den Rücken zugedreht, gleitet sie auch schon vom Pferd er kann nur schemenhaft erkennen, was hinten am Ende des kleinen Zuges vor sich geht, aber er sieht wie Geoff schon reagiert. Er kann sich jetzt nicht um das kümmern was dort geschieht, Geoff müsste damit alleien fertig werden, denn die Blutelbin ist schon fast im Wald verschwunden. Was für ein beschissener Tag, denkt er noch ehe er der Blutelbin hinterher läuft. Die Kleine ist trotz ihrer Verletzungen schnell und er muss sich wirklich anstrengen sie einzuholen, obwohl sie ihre Hände immer noch auf dem Rücken gebunden hat. Jeder Muskel in seinem Körper scheint ihn zu schmerzen, bedingt durch den Kampf und nun auch noch der Verfolgung dieser kleinen Hexe. Schliesslich schafft er es doch, sie zu packen und dreht sie zu sich um. Eiskalte Wut liegt in ihren Augen und hätten Blicke töten können, wäre er wohl auf der Stelle tot umgefallen. Zum Glück geht das nicht. Er nimmt sie bei den Armen und bringt sie zurück zur Strasse und den Pferden, während er leise vor sich hinflucht. Das kostet Olyvar einiges an Uisge für mich, und sowas soll mein Sommerfest gewesen grmpf! Bei den Pferden angekommen, übergibt er Eric die Blutelbin und schärft ihm ein sie keinen Moment aus den Augen zu lassen, sie wie ein Paket zu verschnüren und hinten auf sein Pferd zu legen.

Dann stapft er mit wütenden Schritten zum Ende des Zuges, wo Geoff Liselle an den Armen hält, die wie ein Häuflein Elend dort steht und Marvin sich gerade um den Mann kümmert, der der Anführer zu sein scheint und der am Boden liegt. In Varins Gesicht steht Wut geschrieben und mühsam kämpft er sie soweit zurück, das seine Stimme einigermassen ruhig klingt, aber der eisige Ton der in ihr liegt, sagt mehr aus, als hätte er laut losgebrüllt. Er tritt vor Liselle hin und hebt mit der Hand unter ihrem Kinn ihr Gesicht an und blickt ihr in die Augen. "Würdet ihr mir verraten, was das sollte? Woltet ihr ihn töten, dann hätte ich es mir ersparen können euch zu befreien, denn dann würde euer Kopf auch bald nicht mehr auf euren Schultern sitzen. Die Kerle werden ihre gerechte Strafe bekommen, auf Entführung steht eine hohe Strafe, die Köpfe der Kerle die Lady Morgana entführt haben, stecken jetzt auf Stangen über dem Tor zur Steinfaust. Lasst andere diese Arbeit machen und macht euch eure schönen Hände nicht schmutzig mit Blut von jemandem, der es nicht wert ist." Ihre Augen flackern hin und her und sie meidet ihn direkt anzusehen, was ihm aber im Moment auch ziemlich egal ist. Dann blickt er Geoff an. "Fessel auch sie, ich möchte nicht das noch einmal so etwas wie das hier passiert, und mit dir habe ich nachher auch noch ein Hühnchen zu rupfen, hatte ich nicht gesagt, du sollst sie zu dir aufs Pferd nehmen?"

Der Blick, den er Geoff zuwirft sagt alles weitere. Varin weiss, dass seine Männer müde sind , genauso wie er, nachdem sie nun schon fast einen ganzen Tag und eine Nacht wach waren, aber solche Fehler dürfen nicht passieren, egal wie müde man ist, sie könnten tödlich enden. Trotz das er weiss, wie müde und geschafft seine Männer sind, lässt er keine Rast machen, denn das wäre noch gefährlicher, die Möglichkeit zur Flucht wäre dann wesentlich grösser. So wartet er bis alle wieder auf den Pferden sind und gut gefesselt sind. Diesmal überzeugt er sich selber, dass alle Fesseln fest sind und sich keiner aus ihnen befreien kann, etwas was er eben auch hätte tun sollen und was ein grober Fehler war, es nicht zu tun. Aber jetzt sind alle gut verschnürt und er geht zu seinem eigenen Pferd auf dem die Blutelbin wie ein Paket hinter dem Sattel liegt. Auch hier überzeugt er sich, das die Fesseln fest sind, und sie so an den Sattel gebunden ist, dass sie selbst bei einer schnelleren Gangart nicht vom Pferd rutschen würde. Vorsichtig hebt er ihr Gesicht an und das Funkeln in ihren Augen verrät ihm, dass sie noch längst nicht aufgegeben hat.Na das kann ja noch heiter werden "Mach keine Dummheiten mehr, sonst muss ich dich übers Knie legen und dir den Hintern versohlen, wie kann in so einem jungen Mädchen nur soviel Hass sein?" Er schüttelt leicht den Kopf und steigt dann auf sein Pferd und gibt das Zeichen zum Aufbruch. Wenn er sich nicht täuscht würden sie bei Tagesanbruch in Talyra sein, wenn nicht noch irgendetwas unvorhergesehenes passiert. Varins Arm beginnt zu Schmerzen, etwas was er bisher noch nicht bemerkt hat, weil seine Nerven zu sehr angespannt waren, er betrachtet seinen linken Arm, wo der Ärmel des Umhangs einen Riss aufweist, um den sich dunkelrotes Blut angesammelt hat und die Wunde darunter brennt wie Feuer, der Stoff reibt über die offene Wunde, aber er hat keine Zeit sich jetzt darum zu kümmern, er will nur noch zurück nach Talyra, ein Bad nehmen, aus den dreckigen Klamotten heraus und dann einen Krug eiskalten Met trinken und sich von einer weichen warmen Frau in dne schlaf wiegen lassen. Ein leichtes Grinsen huscht kurz über sein Gesicht, als er daran denkt vielelicht in den Pfirsich zu gehen, aber erst einmal müssen sie Talyra erreichen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 10. Sept. 2004, 12:56 Uhr
Sie starrt Varin an.

Wie kann er so handeln? Er hat keine Ahnung, wer oder was Feyneac ist. Er denkt, er wäre ein einfacher Räuber? Ein HANDLANGER? Entführung wird hart BESTRAFT? Hat er eine Ahnung davon, wer dieser Mann wirklich ist und warum er mich "entführen" sollte? Nein, er weiß es nicht, für ihn ist das hier nur eine weitere lästige Aufgabe, die er eigentlich viel lieber für einen Krug Met im Pfirsich eintauschen würde. Ich kann mich also in ihm nicht allzu sehr getäuscht haben- er ist genauso arrogant, wie alle Männer, die...

Ihr Gedanken werden unterbrochen, als Geoff, der rechte Arm Varins, sie vorsichtig fesselt und dabei flüstert: "Fräulein Liselle, verzeiht mir, dass ich euch fesseln muss, aber Herr Varin hats befohlen. Ich wäre sehr traurig, wenn ihr nicht mehr für uns tanzen würdet." Mit glänzenden Augen schaut der Mann die Tänzerin an und die ist für einen Moment so geschockt, dass ihr der Mund offen steht. "Wie könnt in einem Moment wie...." doch dann wird ihr klar:
Sie sehen mich als das, was ich mache und darstelle in der Stadt. Für sie bin ich die fröhliche Tänzerin, mehr nicht. Aber hier und heute habe ich die Chance, die Ungerechtigkeit, die mir und meinen Schwestern, mögen sich die Götter ihrer annehmen, angetan wurde zu bereinigen. So also lächelt sie Goeff an und sagt leise: "Natürlich werde ich wieder für euch tanzen."

Derweil wurden ihr die Hand- und Fußgelenke gefesselt und Geoff nimmt sie mit kräftigem Zug vor sich auf die braune Stute. Dann siehr sie, dass es wieder Schwierigkeiten mit Azra gegeben haben muss. Wenn sie nicht bald wieder zur Vernunft kommt, wird sie entweder aus der Stadt verbannt oder muss ihr Leben in einem von Borgils Zimmern verbringen, wenn nicht noch Schlimmeres..."

Sie gibt Geoff ein kleines Handzeichen und bittet ihn, ihr Pferd neben das von Varin zu führen.  Sie sieht ihn an und spürt deutlich seine Wut. Hinter ihm, wie ein Paket verschnürt, liegt Azra und giftet sie mit Blicken an und knurrt seltsam durch ihren Knebel hindurch. Schreckliche Schuldgefühle beuteln die junge Tänzerin- hatte sie ihr doch versprochen, ihr zu helfen, und nun das.  
Liselle schaut der Blutelbin direkt in die hasserfüllten Augen, die sie fixieren. Dann wispert sie Azra zu: "Es tut mir Leid, Azra. Ich habe dir wehgetan und diesen anderen Teil von dir wieder hervorgebracht. Aber bitte glaube mir, ich wollte es nicht und konnte es auch nicht wissen. Erinnere dich, als wir zusammen gefrühstückt haben und ich dir erzählt habe..." einen Moment wird der Blick Azras benommen und in ihr scheint ein Kampf zu toben, doch dann richtet sie den Blick von Liselle ab und ignoriert sie.

Seufzend sieht sie nun Varin an, der sie erst keines Blickes würdigt, dann aber kurz hinüberschielt, um entsetzt festzustellen, dass die ach so stolze Liselle einem Häufchen Elend gleicht.
"Es tut mir Leid, ich habe nicht nachgedacht. Ich..." ihre Worte quälen sie."Ich muß Euch das alles hier erklären, vermute ich. Aber zuert einmal...Danke, Varin."
Und dann erzählt sie mit knappen Worten, dass der Mann, der sie entführt hatte, ihr Bruder ist und das sie eigentlich schon seit ihrer Geburt dazu verurteilt war, zu sterben und warum eine junge Blutelbin sie auf dieser seltsamen Reise begleitet hat.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 10. Sept. 2004, 13:51 Uhr
Kaum das sie wenige Schritte geritten sind, lenkt Geoff sein Pferd neben Varins, was eigentlich wieder gegen seine Befehle verstösst, aber ein rascher Blick auf Geoff und dessen Blick auf Liselle, verrät ihm, dass der Blaumantel wohl nicht anders handeln konnte. Mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht schüttelt Varin seinen Kopf, was ihm sofort wieder Schmerzen bereitet. Liselle beachtet er vorerst nicht, diese wendet sich auch an das gut verschnürte Paket hinter ihm. Warum sollte sie sich auch bedanken, schliesslich habe ich sie wohl von etwas abgehalten, was sie nur zu gerne zu Ende geführt hätte. Schon im Pfirsich hat sie mir die kalte Schulter gezeigt, warum sollte sich das geändert haben. Er ignoriet die Frau neben ihm weiter und richtet seinen Blick stur auf die Strasse vor sich. Nahdem Shyada die Satdt verlassen hatte, hatte er sich geschworen, sich nie mehr auf solche Frauen einzulassen und Liselle war eine von ihnen, auch wenn es ihn reizen würde sie zu zähmen. Darum verhält sich Varin auch ganz anders, als er sich normalerweise Frauen gegenüber verhält.

Trotzdem kann er es nach einer Weile nicht lassen und schaut hinüber zu ihr. Sie sitzt wirklich wie ein Häuflein Elend vor Geoff auf dem Pferd und hält den Blick auf den Boden gerichtet, der langsam an ihnen vorbeizieht. Doch dann blickt sie wieder hoch zu ihm und ihre Augen scheinen ihn ehrlich anzusehen. Die Entschuldigung die dann folgt, kommt für Varin überraschend. Na sieh einer an, es geht also doch, hast du doch kein Herz aus Stein? Das vor blinder Rache nur noch sich selber sieht? Er spricht nichts davon aus und hört schweigend der Erklärung von Liselle zu. Was er hört macht ihn wütend, weil es einfach grausam ist, und er solche Dinge veranscheut. Trotzdem hatte sie nicht das Recht das Schicksal ihres Halbbruders selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem sie geendet hat und ihren Blick von seinem Gesicht weg wendet, sieht er sie wieder an. Ein hübsches Gesicht nun mit Dreck und Blut beschmiert  in die Tränen ihren Weg gezeichnet haben.

Seine Stimme ist sanft als er ihr antwortet und die Kälte ist daraus verschwunden. "Ihr habt Schlimmes durchgemacht und ich kann euren Hass verstehen, aber euer Bruder wird ein gerechtes Urteil bekommen, das kann ich euch versprechen. Es wäre falsch gewesen, wenn ihr dies selbst in die Hand genommen hättet, dann wäret ihr keinen Dut besser als er selber und hättet euer Leben damit ebenfalls aufs Spiel gesetzt, denn dann hättet ihr nicht zurück kehren können, weil euch sonst auch der Richtblock erwartet hätte." Er hält einen Moment inne und ein leichtes Lächeln schleicht auf sein Gesicht, was seine Kratzer etwas schmerzen lässt und seine nun leicht angeschwollene Lippe, die Liselle Bruder mit dem Schwertknauf getroffen hat." Danken braucht ihr mir nicht, eigentlich sollte ich nur die kleine Blutelbin finden und ehe ihr etwas passiert nach Talyra zurück bringen, dass daraus etwas mehr geworden ist..." Er zuckt kurz mit seinen Schultern."Es war meine Pflicht euch zu helfen, aber es ist auch meine Pflicht, diese Leute dahinten in die Steinfaust zu bringen und sie einer gerechten Strafe zuzuführen. Ausserdem hätte ich es äusserst bedauernswert gefunden, wenn ich euch nicht mehr beim Tanzen im Pfirsich hätte zu sehen können." Das Lächeln auf Varins Gesicht wird eine Spur breiter und er nickt Liselle kurz zu. Ehe er seinen Blick wieder gen Norden wendet, wo er hofft bald die Mauern Talyras sehen zu können.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Liselle am 10. Sept. 2004, 19:48 Uhr
Varins letzte Bemerkung liess Liselle unweigerlich das Blut in die blut- und dreckverkrusteten Wangen steigen und sie schafft es tatsächlich, mit tränenfeuchten Augen Varin soetwas wie ein liebevolles Lächeln zu schenken.
Danke...sagt ihr Blick, den sie jedoch bald auf die blutende Wunde an Varins Arm senkt. Erschrocken stellt sie fest, dass der Schnitt beginnt, sich an den Rändern zu röten und zu wässern.
Sie sagt leise zu Geoff: "Schaut einmal in den Beutel, der hinter euch über dem Pferd hängt, da müssen ein paar saubere Stofffetzen obenauf liegen. Gebt sie Varin, sonst könnt ihr euch bald einen anderen tüchtigen Kommandanten suchen." Geoff schaut sie erschrocken an, bis er das schelmische Blitzen in ihren Augen sieht und merkt, dass sie es nicht ganz erst meinte.
Varin schaut erst ärgerlich, als Geoff nochmals neben ihn reitet, nimmt dann aber die Stoffstreifen an.

Nachdem sie sich wieder hinter ihm eingereiht hatten, wird Liselle langsam klar, dass sie beinahe ihr Leben verwirkt hatte. Wie dumm von mir...auch wenn er es verdient hätte. Ich wäre keinen Deut besser gewesen als er oder mein Vater.

"Wohin werden wir gebracht?" fragt sie kleinlaut. Und Geoff antwortet promp:"Zur Steinfaust, wohin sonst. Da wird euch der Lord Commander mächtig den Hin...ähm, ihr werdet ziemlichen Ärger bekommen, Mylady."
Mit dieser Antwort hatte sie gerechnet. Müde versucht sie sich noch etwas länger gerade zu halten, aber das stetige Schaukeln des Pferdes schläfert sie langsam ein, bis ihr Oberkörper ganz schlaff wird und ihr Kopf gegen Geoffs Schulter fällt, was dieser mit einem zufriedenen Grinsen quittiert.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Varin am 10. Sept. 2004, 20:56 Uhr
Varin will schon etwas sagen, als Geoff erneut neben ihm auftaucht, doch dann überreicht er Varin ein paar saubere Leinenbinden, die Varin sich mit Hilfe seiner Zähne um die Wunde am Arm bindet. Der Stoff scheuert dadurch nicht mehr über die Wunde und es ist so weitaus angenehmer. Er will noch Danke sagen, aber Geoff hat sich schon wieder an seinen Platz begeben. Eine ganze Weile reiten sie schweigend, nur die kleine Wildkatze hinter ihm gibt ab und zu seltsame Laute von sich, aber kein weiterer Zwischenfall stört ihren Weg zurück nach Talyra. Irgendwann steigt dünner Nebel aus dem Unterholz und dem Wald auf und die Strasse wird ein wenig breiter. Der Himmel im Osten färbt sich schon leicht rosèfarben und Shenrah würde bald aus seinem Bett gestiegen sein.

Als sie die nächste Wegbiegung hinter sich haben kann Varin im Licht der aufgehenden Sonne die ersten Schemen der Stadmauer sehen und ein  erleichtertes Seufzen kommt aus seinem Mund. Er lässt sein Pferd in einen leichten Trab fallen und gibt seinen Männern ein Zeichen es ihm gleich zu tun. Die kleine Blutelbin wird nun zwar ein wenig durchgerüttelt, aber das ist Varin egal. Er will so schnell es geht Talyra erreichen und das noch bevor die Sonne weiter steigt und ihre Ankunft von zu vielen neugierigen Augen verfolgt wird. Varin überlegt kurz, ob er über den Platz der Händler reiten soll und durch das Tor dort in die Stadt, aber er entscheidet sich dagegen, weil es einfach zu viel Aufsehen erregen würde und er nicht will, dass zu viele Leute sehen, das er eine Halb-Blutelbin gut verschnürt in die Stadt bringt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 05. Mai 2006, 23:48 Uhr
irgendwo weit abseits der Strasse in einem Bauernhaus


Die Zeit scheint wie zäher Sirup dahin zu fliessen, schon nach den ersten Tagen hatte Morgana jegliches Zeitgefühl verloren, da ihr Raum die meiste Zeit dunkel war und sie nur zu den Essenszeiten Licht bekam. Oft wandern ihre Gedanken zu Mael und Ian, von denen sie nicht weiss, wie es ihnen geht, und die sie beide schmerzlich vermisst, der Streit mit Mael, wenn es denn einer war, ist längst vergessen, und sie hofft, dass es ihm gut geht. Versorgt wurde sie gut, das Wasser war nicht faulig und die Lebensmittel von guter Qualität, und man hatte ihr auch noch kein Haar gekrümmt, was sie zuerst befürchtet hatte. Zu den beiden Männerstimmen war bald eine Frauenstimme gekommen, und Morgana hatte die Pläne, die sie hatten, alle gehört. Sie wusste, dass Mael einen Erpresserbrief bekommen hatte und das ein hohes Lösegeld gefordert wurde. Nach dem Überbringen des Briefes allerdings wurde ihr erneut ein Leinensack über den Kopf gestüplt, und die Heilerin wurde aus dem Haus gebracht, auf einen Wagen geladen, gefesselt und diesmal auch geknebelt, und wurde weggefahren. Wohin sie gebracht wurde, konnte sie nicht einmal erahnen. Es drangen zwar die Geräusche der Stadt an ihre Ohren und sie merkte auch, dass ein Stadtor passiert wurde, und sie dann in ländlichere Gefilde kamen, aber wo genau dies alles sein könnte, davon hatte sie keine Ahnung.

Sie konnte auch die Zeit schlecht einschätzen, die sie gefahren war, ehe sie vom Wagen gehoben wurde und erneut in ein Haus verfrachtet wurde. Als man Morgana den Leinensack vom Gesicht zog, blendete sie erst der Schein einer Kerze, die den Raum spärlich beleuchtete, aber für die, an die Dunkelheit gewöhnten Augen der Heilerin, war es, als würde sie direkt in die Sonne sehen. Nach einiger Zeit konnte sie die Räumlichkeiten genau erkennen. Sie schien in einem Bauernhaus zu sein, die Möbel waren recht gut, und auch das Bett, auf welches man sie warf, war in weitaus besserem Zustand, als der Strohsack vorher. Man nahm ihr den Knebel ab und die Handfesseln, allerdings fesselte man sie mit einer langen Kette an einen Ring in der Wand. So konnte sie sich einigermassen frei im Raum bewegen, aber an eine Flucht war nicht zu denken.

Aber auch in dieser angenehmeren Umgebung ging es Morgana nicht besser, die Kopfschmerzen waren vergangen, die Übelkeit aber geblieben und die Tage zogen sich auch hier nur schwerlich dahin. Morgana lauschte auf jedes Gespräch, das sie mithören konnte. So konnte sie auch erfahren, dass die Entführer von den Formoraig erfahren hatten, die Morgana vor Jahren entführt hatten. Und anscheinend wollten sie mit ihnen Kontakt aufnehmen. Morgana hatte das Herz bis zum Hals geschlagen, denn sie wusste was das bedeuten würde. Ausserdem hatte Morgana den Gesprächen entnehmen können, das Mael Zeit bis zum Inarifest hatte um das Geld zu besorgen, allerdings hofften die Entführer auch darauf etwas von Barsa zu hören, denn es war gut möglich, dass die Formoraig ein höheres Kopfgeld zahlen würden, als Mael es je aufbringen konnte. Morgana fragte sich eh, wie Mael an all das Geld kommen wollte, und je länger sie darüber nachdachte, umso weniger gefielen ihr seine Möglichkeiten. Er wusste zwar um die Schätze, die Morgana besass, und die sicher aureichen würden dies alles zu bezahlen, aber sie kannte Mael auch gut genug, dass er nicht an diese Schätze gehen würde.So zogen die Tage ins Land und Inari stand kurz bevor, zumindest glaubte Morgana das, wenn sie den Inhalten der Gespräche glauben konnte. Und sie spürte, dass die Entführer immer unruhiger wurden, denn noch war keine Antwort aus Barsa angekommen, was nicht verwunderlich war, denn Barsa ist weit entfernt von Talyra.

An diesem Morgen ist Morgana erneut mit Übelkeit aufgewacht und die Entführer scheinen heute besonders nervös und erregt. Bald erfährt Morgana auch warum, heute ist Inari und noch immer keine Nachricht aus Barsa. Morganas eigene Aufgeregtheit steigert sich nun auch von jedem Wimpernschlag auf den nächsten, denn natürlich steigt nun ihre Hoffnung auf eine baldige Befreiung. Diese wird aber gegen Mittag zerschlagen, als sie wieder einem Gespräch lauschen kann, dass die Entführer führen. Anscheinend wollen sie die Geldübergabe heute Abend platzen lassen, erstens ist es der Frau wohl doch zu gefährlich das Geld am Marktplatz entgegen zu nehmen, zu viele Blaumäntel und zu viele neugierige Augen und ausserdem ist sie sich nicht mehr sicher, ob Mael nicht doch die Stadtwache informiert hatte, immerhin hatte er kurz nach der Entführung mit einem Blaumantel geredet. In Talyra selbst kursieren zwar die Gerüchte, dass Morgana zu einem schweren Krankheitsfall gerufen worden sei und deshalb nicht in Talyra verweilen würde, aber diese Gerüchte konnten auch absichtlich in die Welt gesetzt worden sein, um die Entführer in Sicherheit zu wiegen. Ausserdem will die Frau auch die Nachricht aus Barsa abwarten, auch wenn es scheint, als hätte sie eine alte Rechnung mit Mael zu begleichen, so ist ihr ein höheres Kopfgeld wohl doch noch lieber als eine Rache.

Die Zeit bis zum Abend will einfach nicht vegehen und Morgana läuft immer wieder unruhig in ihrem Zimmer auf und ab, und wartet darauf das irgendwas geschieht, aber nichts tut sich, im Zimmer nebenan ist es still, aber sie spürt, dass die Entführer noch nicht aufgebrochen sind, um nach Talyra zu gehen. Der Abend kommt, was Morgana durch die Spalten des vernagelten Fensters sehen kann und im Nebenraum entbrennt erneut eine Diskussion zwischen den Entführen, die darin endet, dass sie sich entschliessen, heute nicht nach Talyra zu gehen. Morgana hat das Gefühl als würden ihr die Beine unter dem Körper weggezogen, sie war einer Befreiung so nah gewesen, doch dies war nun hinfällig und was würde nun mit Mael sein, wie würde er Neuigkeiten erfahren, und was würde geschehen, wenn er heute auf dem Fest sein würde und die Entführer nicht kamen. Tränen rinnen lautlos über die Wangen der Heilerin, sie lässt sich auf das Bett fallen und es hätte ihr in dem Moment auch nichts ausgemacht, wenn die Immerlande im Meer versunken wären. Barsa, immer wieder Barsa, und die Formoraig, irgendwann würde sie sich dieser Bedrohung stellen müssen, besonders auch wegen Ian, auf den die Prophezeihung genauso zutrifft, wie auf sie selber. Aber im Moment kann sie gar nichts tun, sie ist irgendwo ausserhalb von Talyra, gefesselt an eine Wand, und mit einer Kette, die sie niemals würde zerstören können, um sich selbst zu befreien. Verzweiflung steigt in ihr auf und sie zieht die Decke, die nach Pferd riecht, weit über ihren Kopf und lässt den Tränen freien Lauf.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 21. Mai 2006, 10:39 Uhr
in dem alten Bauernhaus


Der Geruch nach Pferd, der aus der Decke entströmt, umhüllt Morgana, während die Tränen ohne schluchzen, langsam aus ihren geschlosenen Augen rinnen. Der Schlaf will nicht kommen und sie fühlt ihr Herz bis zum Hals schlagen. Zerstörte Hoffnungen lassen die Tränen nicht versiegen. Heute hätte sie glücklich an einer Festtafel beim Inarifest sitzen sollen, in einem Brautkleid, ihre Hochzeit und ihren Jahrestag feiernd, einen lachenden fröhlichen Ian neben sich, und den Mann, den sie liebt an ihrer Seite. Aber die Götter haben es, wie so oft in ihrem Leben, anders gewollt. Was habe ich nur an mir, was habe ich den Göttern getan, dass es mir einfach nicht gelingen will das Glück fest zu halten. Jede Beziehung ging irgendwie schief, egal welche, es scheint fast so als wollten die Götter, dass ich alleine bleibe. Im nächsten Moment schilt sie sich selber eine dumme Kuh, die Beziehung mit Mael war noch nicht gescheitert, auch wenn ihr seltsames Verhalten bei Madam Pileh vor einigen Monaten sicher nicht förderlich gewesen war und zu dem ganzen Schlamassel geführt hat, aber wahrscheinlich wäre es so oder so passiert, irgendwann wenn diese seltsame Frau aus Maels Vergangenheit Morgana alleine erwischt hätte. Morgana schlägt die Decke zurück, der süßliche Geruch nach Pferd ruft Überlkeit in ihr hervor.

Im Nebenraum ist es till und Morgana ist im Moment nicht fahig ihre Empathie einzusetzen, um zu erspüren, ob die Entführer noch im Raum sind oder ihn verlassen haben.Silbriges Mondlicht dringt durch die Ritzen des vernagelten Fensters und lässt Staubkörner in seinem Strahl tanzen. Die Heilerin steht auf und tritt in den Strahl Mondlicht, der für sie wie ein Hoffnungsschimmer wirkt und wie ein kleines Geschenk ihrer Göttin, die ihr damit Mut machen will. Sie kniet sich nieder und setzt sich auf ihre Fersen, verschränkt die Hände in ihrem Schoss und schliesst die Augen. Ihre Stimme ist sehr leise, kaum mehr ein Flüstern, als sie ihr Gebet an Faeyris beginnt.
"Faeyris, ich habe mich vor langer Zeit in deine Hand gegeben und dir immer treu gedient, auch wenn ich nicht immer eine gute Priesterin war und du hast mir immer geholfen, hilf mir auch nun. Gib mir die Kraft, dies alles hier zu überstehen  und eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Gib mir die Möglichkeit meinen Sohn wieder zu sehen und Mael und alle die Freunde, die mir wichtig sind. Ich habe damals gedacht, als ich von Barsa fliehen musste und immer weiter nach Süden gewandert bin, zusammen mit Lupin, auf versteckten Wegen, ich hätte meinen Problemen davon laufen können, aber ich hatte sie wohl immer im Gepäck und ich weiss, ich muss mich irgendwann der Bedrohung aus Barsa stellen, entweder um die Prophezeiung zu erfüllen, oder um heraus zu finden, dass sie mich gar nicht betrifft. Aber es ist wie so oft, die Bedrohung ist weit weg und man vergisst nur zu schnell, wenn nichts geschieht, was einen wach rüttelt. Aber um all das tun zu können, muss ich frei sein. Gib mir die Möglichkeit, dass zu tun, wozu ich bestimmt bin und zeig mir meinem Weg." Eine Weile sitzt Morgana noch still in dem schmalen Streifen Mondlicht und wartet auf eine Antwort. Oft hatte ihr die Göttin geantwortet, aber heute bleibt sie still, vielleicht kann sie Morganas Bitten einfach nicht erfüllen oder Morgana übersieht nur die Zeichen, die sie ihr schon längst gesendet hat. Die Kette um ihren Fuss rasselt leise, als Morgana sich wieder erhebt und Stimmen der zurückkehrenden Entführer im Nebenzimmer laut werden.

Die Entführer scheinen gute Laune zu haben und sehr ausgelassen zu sein, wahrscheinlich haben sie irgendwo in der Nähe Inari gefeiert und plötzlich steigt Wut in Morgana auf. Ihnen war und ist es vergönnt zu feiern, ausgelassen zu sein, während sie hier in diesem kleinen Zimmer sitzt und trüben Gedanken nachhänkt. Die Wut schürt ihren Kampfgeist und drängt das Selbstmitleid, welches sie mit sich hatte zur Seite. Sie tritt so nah wie möglich an die Tür um jedes Wort zu verstehen, was die Leute reden, vielleicht könnte es ihr nützlich sein. Die Entführer reden über das viele Geld und wie sie dann feiern könnten, wenn die Formoraig bezahlen würden, was ja noch gar nicht sicher ist, da noch keine Nachricht aus dem hohen Norden gekommen ist und Morgana hofft, dass diese Nachricht auch noch einige Zeit auf sich warten lassen würde, denn dies würde die Möglichkeit vergrössern, dass man sie vorher findet. Es müsste doch längst aufgefallen sein in Talyra, dass Morgana fehlt, doch dann fällt ihr ein, dass die Entführer Mael sicher gedroht haben und der Elb irgendeine Geschichte erfunden haben wird, warum Morgana nicht in Talyra weilt. "Verdammt!", kommt es gepresst aus ihren Lippen, doch ehe ihre Wut überhand nimmt, werden die Stimmen wieder lauter im Nebenzimmer. Sie reden davon, dass sie sich mit einigen Informanten in der Unterstadt Talyras in Verbindung setzen müssten, um herauszufinden, was Mael möglicherweise nun unternimmt, damit sie das Versteck rechtzeitig verlassen können, falls er es je entdecken sollte.

Kontakt in die Unterstadt! Genau das könnte eine Möglichkeit sein. Mael kennt sich in der Unterstadt aus, hat dort "Freunde" und vielleicht wendet sich genau diese Entscheidung, die die Entführer eigentlich schützen sollte, gegen sie. Ein kleines zaghaftes Lächeln huscht über Morganas Gesicht, denn sie hatte eigentlich gedacht, die Entführer würden sich nun ganz auf die Formoraig konzentrieren. "Danke Faeyris!" Es war eine Chance, eine geringe Chance, aber immerhin blieb der Kontakt nach Talyra bestehen und auch somit die Möglichkeit der Entdeckung. Auch wenn sich damit nicht alle Sorgen Morganas in Luft auflösen, so schöpft sie nun doch wieder Kraft um all dies durchzustehen und irgendwann glücklich und befreit Ian im Arm zu halten und in die unergründlichen grünen Augen schauen zu können, in denen die Goldsprenkel tanzen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 07. Aug. 2006, 17:56 Uhr
Die Straße nach Süden führt lange schnurstracks geradeaus und Klein-MoMs Trott ist schnell genug, dass Uuma die Entführerin Morganas nicht aus den Augen verliert. Nicht nur einmal hat diese sich während des Rittes im Sattel umgedreht und Uuma ist es klar, dass sie nicht unbemerkt geblieben ist, auch wenn noch genügend Händler mit ihren Karren talyrawärts dahinrumpeln und immer wieder Reiter und Wanderer diesen Weg in den Norden oder Süden benutzen. Wiesen und Felder ziehen an Uuma vorüber, kleine Höfe, denen man das schwere Leben ihrer Pächter oder Besitzer ansehen kann, aber auch stattliche Anwesen weiter zurückgesetzt in parkähnlichen Wiesen und mit alten Baumbeständen tauchen ab und zu auf. Noch immer ist die Reiterin weit vorne vor Uuma, doch sie hat sie im Blick. Nach der ersten Wegbiegung, die große Bäume säumen und mit lichtem Waldgelände auf beiden Seiten, ist die Entführerin jedoch wie vom Erdboden verschwunden und Uuma muss den Impuls anzuhalten unterdrücken, denn ihr Jagdinstinkt sagt ihr, dass das eine Falle ist. So blickt sie unauffällig links und rechts in die Landschaft, aber es ist nirgends ein ausgetretener Pfad oder gar ein Weg zu erkennen, der auf ein Haus deutet. Innerlich grinst Uuma und dann kommt ihr noch ein Hirte mit seiner Herde zugute, der rechts am Straßenrand an einen Baum gelehnt steht und einen Augenblick zu lange zu der Baumgruppe mit Gestrüpp blickt, die rechterhand an einem Bachlauf ein fast undurchdringliches Dickicht bilden.

Uuma grinst in sich hinein. Das seien geschickt von Frau denkt sie und lässt Klein-MoM in unverändertem Trott weiterlaufen. Der leichte Wind aus Norden trägt kurze Zeit später die Hufgeräusche des Pferdes an Uumas Ohr, in dem sie den forschen Trab der Entführerin wiedererkennt und bald überholt diese sie auf ihrem unauffälligen Braunen. Uuma spürt ihren Blick, aber lässt sich nicht aus ihrer scheinbaren Ruhe bringen. Erst als die Dunkelwäldlerin die Frau weit vor sich ihren Braunen rechts in einen Weg lenken sieht, wird sie nachdenklich. Wenn Uuma reiten da rein und das seien Falle, dann Frau wissen, Uuma folgen... Uuma erreicht den Weg, der über eine kleine Brücke gleich in ein Waldstück führt, aber wegen der Dichte des Waldes kann sie keine klaren Schlüsse daraus ziehen. Nur kurz sucht die Dunkelwäldlerin nach einer Lösung, dann wendet sie sich ein paar Schritte weiter auf der Straße zum Bach, um Klein-MoM an einer seichten Stelle trinken zu lassen. Der Bach fließt hier direkt hinter einer Mulde an der Handelsstraße nach Süden entlang, so würde das nicht weiter auffallen, wenn sie da ihr Pferd tränkt.

Das Wasser plätschert munter über die Steine und Uuma beugt sich zum Trinken hinunter. Fröhlich neckt sie Klein-MoM mit Wasserspritzern, dass wenn die Entführerin sie hier beobachten sollte, sicher nicht auf den Gedanken kommen würde, dass Uuma sie verfolgt. Da hat sie sich jedoch getäuscht, wie sie schnell feststellt. Als sie gerade wieder ihren Kopf hebt schnaubt ihr Hengst warnend, doch da steht die Entführerin auch schon mit geladener Armbrust auf der anderen Seite des Baches und zielt auf sie. Erschrocken fährt Uuma hoch. "Was machst du hier Kleine? Du folgst mir schon den ganzen Weg aus Talyra?" Uuma starrt sie an und spielt das erschrockene Unschuldslamm und greift sich dabei scheinbar vor Schreck an die Brust. "Uuma nicht folgen Frau, Uuma wollen in Stadt in Süden!" gibt sie leicht trotzig zurück und schüttelt dabei energisch den Kopf. "Uuma nicht kennen Frau! Warum Uuma dann sollen folgen!" Mit der linken weist sie großzügig über das Land. "Das seien große Straße in Süden und das seien Wasser für alle, die wandern auf Straße!" Vorwurf klingt in ihrer Stimme, aber ansonsten bleibt sie wie angewurzelt stehen und kratzt sich am Hals und entfernt dabei unauffällig den kleinen Korken am Ende des Blasrohres. Selbst im Fallen könnte sie die Frau auf dieser kurzen Entfernung noch treffen, sollte sie den Hahn am Abzug drücken. Uumas Blick ruht in den kalten Augen der Frau, die bereit ist jeden Moment den tödlichen Bolzen abzuschießen. Jene scheint ihr nicht glauben zu wollen, aber auch ihren Argumenten nichts entgegenbringen zu können. Mit einem Nicken schickt sie sie weiter und Uuma atmet unmerklich erleichtert auf, geht jedoch rückwärts zu Klein-MoM und will gerade auf den Rücken ihres Hengstes steigen, als sie zurückgerufen wird. >>"Halt! Bleib stehen!"<< Ein misstrauischer Blick der Frau auf ihre Brust begleitet die Worte und Uuma will kein Risiko eingehen. Mit einem Satz zur Seite macht sie eine Hechtrolle und nachdem der Bolzen in die feuchte Erde eingeschlagen ist liegt Uuma still im saftigen Gras und setzt das kleine Blasrohr an die Lippen. Mit einem gezielten Schuss sitzt der winzige Betäubungspfeil im Oberschenkel der Angreiferin, die nicht  einmal mehr dazu kommt das gezückte Messer nach Uuma zu werfen. Sie kippt wie ein nasser Sack vornüber und bleibt reglos liegen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 07. Aug. 2006, 22:16 Uhr
Die Inarinacht ist vorbei gezogen, wie ein dunkler Schatten. Nichts hatte sich wirklich getan, die Entführer waren ausgelassen gewesen und wohl auch angetrunken, aber zum Glück hatte sich keiner der beiden Kerle an Morgana vergehen wollen. Sie hatten wohl ihr Vergnügen in einer nahen Ortschaft oder in Talyra gehabt. Aber genau das kann Morgana nicht sagen, sie weiß nicht, wo sie genau ist, und welche Stadt am nächsten liegt, sie kann keinen Tagesritt von Talyra entfernt sein, dessen ist sie sich sicher, dafür war die Fahrt auf dem Wagen zu kurz, aber wie weit weg sie von Talyra weg ist, und in welche Richtung, vermag sie nicht zu sagen. Die Inarinacht hat sie zwischen Wut und Verzweiflung auf ihrem nach Pferd stinkenden Bett verbracht, immer in der Hoffnung, die Rettung würde nah sein, aber nichts ist geschehen, gar nichts. Bei allen Göttern was macht Mael denn? Er hatte sich mit der Entführerin getroffen, soviel war klar, aber warum war er ihr nicht gefolgt und stand längst in dieser verdammten Tür, um sie zu befreien. Irgendwann hat der Schlaf dann doch seinen Tribut gefordert und die Inarinacht war vorbei, ganz und gar nicht so, wie die Heilerin sich das vorgestellt hatte.

Irgendwann am nächsten Morgen war sie aufgewacht, so wie jeden Morgen. Die Fesseln scheuerten ihre Haut auf, und da man ihr ihren Gürtel abgenommen hatte, in weiser Voraussicht, konnte Morgana nicht einmal eine Salbe auf die sich langsam entzündete Haut tun. Die Tage vergingen ohne dass irgendetwas geschah. Morgana erhielt zwar ausreichend Nahrung, aber das war das einzige, was die Entführer ihr gönnten. Tageslicht hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, nur den Schimmer von Shenrahs Antlitz huschte kurz hinter den vernagelten Fenstern durch, um ihr wenigstens zu sagen, dass nun Tag war.

Heute ist sie nach einer schrecklichen Nacht aufgewacht, geplagt von Träumen, die ihr auch jetzt noch im Geist herumspucken. In der Stube neben an hört sie die Geräusche, der erwachenden Entführer, und kurz darauf wird die Tür geöffnet und jemand bringt ihr einen Kanten trockenes Brot, etwas Käse und einen Krug Wasser. Am liebsten hätte sie all diese Sachen gegen die Wand geworfen, aber dann hätte sie Hunger und Durst schieben müssen, also zwängt sie sich das trockene Brot, mit etwas Wasser weich gemacht, und den harten Käse herunter. Ihre Stimmung ist schwankend, und sie ist sich nicht sicher, sollte Mael jemals hier auftauchen, ob sie ihn umarmen, oder ihm lieber den Hals umdrehen sollte, weil er solange gebraucht hat, um sie zu befreien. Aber Morganas Hoffnung auf eine Befreiung sinkt jeden Tag mehr, zulange ist die Zeit schon dahingeflossen und nichts hat sich getan. Die Bedrohung aus Barsa hängt wie dicker Nebel weiter in der Luft, und jeden Augenblick kann der Botenrabe aus Barsa eintreffen und ihr Schicksal besiegeln. Nach dem Mahl geht sie weiter unruhig im Zimmer umher, das Rasseln der Ketten hört sie schon nicht mehr, und die Schmerzen der Fesseln gehen irgendwo in ihrem Denken unter.

Barsa, Barsa, geht es ihr immer wieder durch den Kopf, und sie hat das Gefühl langsam den Verstand zu verlieren, was würde aus Ian werden, wenn sie nach Barsa kommen würde, würde sich jemand um ihn kümmern, was war mit Mael und all ihren anderen Freunden, verdammt warum machte sich niemand Sorgen um sie. Tausende immer wiederkehrende Gedanken verwirren ihren Geist, und sie vermag nicht ihnen Einhalt zu gebieten. Immer wieder geht sie all ihre Priesterzauber durch. Mächtige Zauber ganz sicher, aber keiner wirklich dafür geeignet sich aus einer solchen Situation zu befreien. Ketten aus Eisen kann man eben nicht so einfach mit einem Fingerschnippen durchtrennen. Und selbst wenn ihr dies gelänge, wäre sie noch lange nicht an den Entführern vorbei. Wieder einmal ärgert sie sich, keine Kämpferin zu sein, so wie Niniane es ist. Mael hatte ihr versprochen sie im Kampf zu unterrichten, aber auch dazu waren sie nie wirklich gekommen, Raven hatte es ihr auch einmal angeboten, sie zu unterrichten, aber auch daraus ist irgendwie nie etwas geworden. Ja Morgana ist eine Hohe Priesterin der Faeyris, aber im Moment fühlt sie sich hilflos wie ein kleines Kind. Wenn doch nur irgendwer kommen würde, egal wer, und sie zurück könnte nach Haus Alvineyard, zu Ian. Mael... ihr Herz scheint zerspringen zu wollen, und sie weiß einfach nicht, was sie von diesem Tunichtgut und Tagedieb halten soll. Sie liebt ihn, dessen ist sie sich sicher, aber ob das reicht, das fragt sie sich immer wieder. Bisher hat er nichts unternommen um sie zu finden, zumindest nichts für sie ersichtliche, und das obwohl er gesagt hatte, er würde für sie sterben. Vielleicht ist er es sogar und Morgana wartet verzweifelt auf Hilfe. Die Wimpernschläge, die Augenblicke, die Atemzüge und jeder Schritt schleichen dahin, weicher Karamell scheint sie umfangen zu haben, sie festzuhalten in der Zeit, so das jeder Wimpernschlag sich zu einer Ewigkeit ausdehnt.

Die Entführer scheinen sich getrennt zu haben, und nur einer der Männer scheint noch im Haus zu sein, wo die anderen sind, kann Morgana nicht sagen, sie hofft nur immer, dass sich die Entführer irgendwann verraten werden, einer der Blaumäntel etwas mitbekommt, einer ihrer Freunde Lunte riecht und sie irgendwann aus diesem Grauen befreit wird, dass sie in den Wahnsinn zu treiben scheint. Ihre Haare sind mittlerweile vollkommen verfilzt und sie kann sich selber nicht mehr riechen, sie stinkt, nach Pferd, nach Schweiß, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit, und sie würde all ihre Schätze dafür geben, sich all diesen Mist von der Haut zu waschen. Aber noch kann sie davon nur träumen und sich weiter ihrem Schicksal ergeben, was immer da kommen mag.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 08. Aug. 2006, 16:01 Uhr
Máel atmet erleichtert auf, als Glaeunn den Stand des Händlers hinter sich zurück lässt, ohne weiteres Aufsehen erregt zu haben. In einem scheinbar zufälligen Zickzackkurs bewegt sich die ehemalige Diebeskollegin des Elfen durch die langen Reihen der Stände. Doch Máel weiß es besser. Der Weg ermöglicht es ihr, unauffällig hinter sich zu schauen, ob ihr nicht doch jemand folgt, was ihn dazu zwingt, mehr Abstand als beabsichtigt zu lassen. Doch dann stockt er. Glaeunn wird verfolgt, nicht nur von ihm. Eine kleine Frau in Echsenlederkleidung lässt Glaeunn nicht aus den Augen, was Máel einen lautlosen Fluch entlockt. UUMA! Am Liebsten würde er sich die zierliche Jägerin schnappen, doch sie scheint völlig in ihrem Element zu sein. Geschickt folgt sie Ihrer Beute, als wäre sie nicht mitten auf einem lauten Marktplatz in Talyra, sondern zwischen den immergrünen Bäumen ihrer Heimat. MoM, ihr Pony, führt sie am Zügel. Auf verschlängelten Umwegen erreicht Glaeunn schließlich die Nyzemia, wo sie in den Ställen verschwindet, und zu Máels Befürchtung kurz darauf mit einem Pferd wieder auf das Pflaster des Platzes tritt. Na fantastisch!, geht es dem Spitzohr enerviert durch den Kopf, und er richtet seinen Blick kurz gen Himmel. Jetzt scheint es die Entführerin plötzlich eilig zu  haben, denn kaum dass sie aufgesessen ist, lenkt sie ihr braunes Reittier zügig in Richtung Stadttor. Uuma ist ihr immer noch auf den Fersen, während Máel auf die Ställe zuläuft. Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd!

Vor dem lang gestreckten Stallgebäude ist eine weiße Stute angebunden. Gesattelt. Perfekt., denkt sich Máel, auch wenn ihn die beiden Burschen neben dem schönen Tier ein wenig bei seinem Vorhaben stören. Seine Hand verschwindet in seiner Hosentasche und fördert einen der Edelsteine aus seiner Diebesbeute zu Tage, mit er Morgana eigentlich auslösen wollte, und forsch tritt er auf die beiden jungen Männer zu. Den direkt neben dem Tier spricht er an. "Ein wunderschönes Tier. Ich kaufe es! Mit Sattel!" Verblüfft mustert ihn der Blondschopf und hebt abwehrend die Hände. Der Elf fakelt nicht lange, und drückt ihm statt einer weiteren Antwort den Edelstein in die Handfläche. >>Aber...<<, will der junge Mann erneut protestieren, da hat er auch schon den zweiten Stein in der Hand. Bei weitem mehr, als man selbst für ein ordentliches Pferd wie dieses bezahlen müßte. "Habt Dank!", ruft Máel ihm noch zu, als er bereits im Sattel sitzt, und es durch die Menge in Richtung Tor treibt. >>Da hast Du ein gutes Geschäft gemacht. So viel war Dein Pferd selbst mit Sattel nicht wert!<<, richtet der Begleiter des Blondschopf sein Wort an seinen Freund und klopft dem immer noch verdatterten Mann kräftig auf die Schulter. >>Aber...das war gar nicht mein Pferd...<<, kommt es stockend über seine Lippen, während er als letztes die blauschwarzen Haare des Elfen in der Menge verschwinden sieht.

Als Máel das Stadttor passiert, ist Glaeunn bereits recht klein am Horizont geworden, aber Uuma kann Máel immer noch gut zwischen den Karren und Wanderern ausmachen, die über die große Südstraße auf Talyra zuströmen oder sich von den mächtigen Stadtmauern entfernen. Sie ist ebenfalls ein gutes Stück voraus, und der Elf hält den Abstand zu ihr bei. Auf einer gute Wegstrecke zweigt kaum ein Pfad von der Straße ab, bis zum Waldrand verläuft sie dazu noch beinahe kerzengerade. Kaum eine Möglichkeit also, Glaeunn und Uuma aus den Augen zu verlieren. Zumindest sollte man das meinen, aber als der Elf die erste Wegbiegung erreicht, mit der sich die Straße zwischen die Baüme des Larisgrüns schlängelt, sind beide verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Nur ein Hirte mit seinen Schafen ist zu sehen, und er schimpft Máel derb hinterher, als dieser ohne groß langsamer zu werden, seinen frisch erworbenen Schimmel durch die Herde lenkt, die gerade die Straße kreuzt. Die Bäume geben ihm den Blick nach vorn frei, doch noch immer ist keine Spur von den beiden zu sehen. Mist. Máel zügelt sein Pferd und gleitet aus dem Sattel. Zahllose Spuren bedecken den Staub der Straße und machen es unmöglich, aus ihnen zu lesen. Getrieben vor Sorge, zwingt der Elf sich zur Ruhe und wandert am Straßenrand entlang, um Hufandrücke zu erkennen, die sich von ihm entfernen.

Er passiert einen Weg zu seiner Rechten, der bald nach seiner Abzweigung über eine Brücke führt. Über einen Bach, soweit Máel das erkenne kann. Verdammter Mist! Wo lang jetzt?!, steigern sich seine geistigen Flüche langsam, weil ihm schwant, dass dieses ganze Vorhaben unter keinem guten Stern zu stehen scheint. Er entscheidet sich, der großen Straße weiter zu folgen, und kann das leise Rauschen des Baches vernehmen, der paralell neben ihm fließt. >>Halt! Bleib stehen!<<, ertönt es auf einmal einige Schritt neben im aus dem Unterholz, zu weit entfernt, um ihm selbst zu gelten. Aber die Stimme kennt er nur zu gut. Glaeunn! Schnell wie der Blitz eilt er auf die Stelle zu, wo er den Ursprung der Stimme vermutet, und dann ist das Singen einer Armbrustsehne zu hören, gefolgt vom Zischen eines Bolzens. Nein! Uuma! Er jagt zwischen Farnwedeln hindurch, Ein dünner Zweig peitscht seine Wange und hinterlässt einen blutigen Striemen, den er nicht mal wahrnimmt. Dann spuckt ihn der Wald aus, der unweit des Bachufers endet. Klein-MoM scharrt aufgeregt mit den Hufen, und neben ihm liegt die kleine Jägerin. Am gegenüberliegenden Ufer kann er Glaeunns reglosen Körper ausmachen, der teils im Wasser liegt. Keine Gefahr fürs erste. Auf Knien schliddernd kommt er neben Uuma zum Halten und lässt den gebogenen Dolch fallen, den er beim Laufen gezogen hatte. Und zu seiner Erleichterung ist Uuma nicht verwundet. Der Bolzen steckt knapp neben ihr im Waldboden. "Soris sei Dank! Du bist unverletzt!" Uuma kommt kaum dazu, ihre Überraschung über Máels auftauchen zu zeigen, wo er doch tagelang verschwunden war, als der Elf aufspringt, um mit einem langen Satz den Bach zu überqueren und das andere Ufer zu erreichen, wo Glaeunn immer noch kein Lebenszeichen von sich gibt.

Hinter ihm rappelt sich Uuma gerade wieder auf, als er die Entführerin auf den Rücken dreht.Irritiert sieht er danach auf seine Hand, die in einem satten Rotton leuchtet.Einen Farbton, den Máel nur zu gut kennt. Blut. Ein Messer steckt bis zum Heft zwischen Glaeunns Rippen. "Nein!" Mit einem Ruck zieht er es heraus, und presst seine Linke auf die Wunde, aus der unaufhörlich Blut sickert. "Du stirbst mir jetzt nicht, Hörst Du! Mach die Augen auf...Miststück!" Wut und Verzweiflung mischen sich in seiner sonst so melodischen Stimme. Die Schritte von Uuma, die sich ihm von hinten nähert, bekommt er kaum mit. Ein letztes Atmen entströmt Glaeunns leicht geöffneten Lippen. Dann liegt sie still. Gestorben an einer unglückseeligen Verletzung durch die eigene Klinge. Wutentbrannt wirft er das Messer auf einen Nahe stehenden Baum, wo es zitterndert stecken bleibt. Dann lässt er sich mit dem Rücken ins moosdurchsetzte Gras an der Böschung des Bachlaufs sinken. Über ihm leuchtet blauer Sommerhimmel und Máel presst seine blutigen Hände gegen seine hämmernden Schläfen. Was jetzt?!

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 08. Aug. 2006, 18:38 Uhr
Uuma atmet erleichtert auf und lässt das Blasröhrchen los, dass es wieder am Lederband auf ihrer Brust baumelt, dann lässt sie mit einem Siegesgrinsen ihren Kopf auf das weiche Gras sinken, denn jetzt hätte sie eine Weile Ruhe vor der Frau. Sie würde die nächste Stunde keinen Mucks mehr von sich geben. Kaum entspannen sich Uumas Muskeln bekommt sie einen fürchterlichen Schrecken, denn wie aus dem Nichts kommt etwas auf sie zugeschliddert und als sie sich blitzschnell umwendet blickt sie in Schlankers grüne Augen.  >>"Soris sei Dank! Du bist unverletzt!"<< Was? ...Schlanker!? ...wie... Uuma starrt in das zerschrammte Gesicht des Elben, der kaum dass er Luft geholt hat, gleich weiter zu der Entführerin hetzt. Uuma schüttelt von seinem plötzlichen Auftauchen überrascht ihren Kopf. "Wo kommen her Schlanker?", spricht sie mehr zu sich selber, denn schon bückt er sich zu der Frau hinunter.

Uuma will schon ihrer Empörung Luft machen, dass er erst so lange kein Lebenszeichen von sich gegeben hat und sie nun mit seinem plötzlichen Auftauchen fast zu Tode erschreckt hat, und stemmt ihre Fäuste schon in die Hüften, da hält sie inne, denn irgendwas stimmt in der Haltung des schlanken dunkelgekleideten Mannes nicht, der schon damals in ihrem Häuschen, bei dem Überfall des Piratenpacks, mit seinem spitzbübischen Lächeln und seiner lebensfrohen Art, einen Platz in ihrer Welt erobert hat. So schnaubt sie kurz den Schwung an Luft aus, mit dem sie ihn bombadieren wollte und beugt sich beruhigend und erklärend zu ihm hinunter. Es ist mehr das Neigen des Kopfes, denn in der Hocke ist er fast genauso groß wie sie im Stehen. "Uuma schießen Pfeil auf Frau, der lassen schlafen alle. Das noch dauern bis...." Wieder hält Uuma inne und starrt auf Maels Hand, die voller Blut ist.  >>"Nein!"<< kommt im gleichen Moment der Aufschrei des Elben, der so voller Qual und Verzweiflung klingt, dass Uuma fassungslos auf die reglose Person vor Mael starrt. "Das... das... das müssen passieren wenn Frau fallen mit Messer in Hand von Pfeil von...." bringt sie stockend und entsetzt hervor, während Schlanker das Messer herauszieht, aber er scheint sie die ganze Zeit überhaupt nicht wahrzunehmen, so ist er auf die am Boden Liegende fixiert.

>>"Du stirbst mir jetzt nicht, Hörst Du! Mach die Augen auf...Miststück!"<< Erst ist Uuma verzagt, sie fühlt sich schuldig, dann steigt Zorn in ihr auf, denn sie wollte doch nur Morgana suchen, wie sie es dem Spitzohr hier vor ihr versprochen hatte. Wie konnte sie ahnen, dass diese Frau, die Mael offensichtlich sehr nahe stand, wenn auch zur Zeit offensichtlich sehr negativ, in ihr eigenes Messer fallen würde? Sie ist tot, das kann Uuma an ihrem Gesichtsausdruck erkennen und an der eindeutigen Reaktion des Elben.

Kurz ist es totenstill um sie herum, doch dann zwitschern wieder die Vögel in den Bäumen und eine Forelle huscht zwischen den Steinen bachaufwärts, dass Uuma den dicken Fisch am liebsten gefangen hätte, trot des gebratenen Vogels, den sie vor einigen Stunden verspeist hatte. Das Leben pulsiert um sie herum und schert sich nciht darum, dass die einzige Person, die den Weg zum Versteck der Heilerin kennt, gerade ihr Leben ausgehaucht hat. Mit einem mitfühlenden Blick schaut Uuma auf Schlanker, dessen Sorge um seine Gefährtin ihn zur Verzweiflung zu treiben droht. Das muss Uuma mit aller Macht verhindern. Sie müssen eben ohne sie weitersuchen und vielleicht würde es ihm helfen, wenn sie ihm ihre Beobachtungen mitteilt.  "Frau erst stellen Uuma Falle... aber jetzt Frau wollen hier sehen, Uuma folgen Frau oder nicht, weil Uuma nicht gehen in Falle ein Stück weiter oben bei Weg. Versteck müssen sein hier in Nähe, da Uuma seien ganz sicher." Schlanker scheint ihr zuzuhören, denn die Hände an seinem Kopf entspannen sich sichtlich. Sie weiß auch nicht warum, aber ihr schießt mit einem Mal ein ganz anderes Bild in den Kopf und gleich liegt es auf ihrer Zunge. "Uuma nicht wollen töten Frau, das Uuma werden sagen von Tarascon..." Ein Kopfschütteln, dann ein kräftiges Nicken begleiten ihre Worte, denn Uuma macht das ordentlich zu schaffen, dass durch sie die Frau gestorben ist, wenn sie auch eine Entführerin war. In diesem Land herrschen andere Gesetzte, als in ihrem Dunkelwald, was sie sehr verunsichert, wenn sie wie jetzt Schuld an dem Tod eines Menschen ist, denn sie liebt ihre Freiheit über alles. Uuma sieht schon im Geiste das unbewegliche Gesicht des Anführers der Stadt, wie er manchmal guckt, wenn sie ihm das berichten muss. Ein Seufzer kommt aus der Tiefe ihrer Brust, dann lässt sie sich zu Mael ins Gras plumpsen und wechselt abrupt das Thema. "Mael nicht dürfen seien ohne Mut! Uuma finden Morgana, da Uuma seien ganz sicher. Heilerin nicht seien weit!"  Mit ihrer Rechten schüttelt sie Schlankers Arm. "Uuma mässen jagen Pfeil in Bauch von Schlanker, dass Schlanker auch schlafen und Uuma suchen  Heilerin alleine?" Der Gedanke hat etwas lustiges und sie nestelt schon an ihrem Köcher, um einen heraus zu holen, während sich ein vergnügtes Grinsen auf ihrem Gesicht breit macht.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 10. Aug. 2006, 17:16 Uhr
>>Versteck müssen sein hier in Nähe, da Uuma seien ganz sicher.<< Uumas Einwand löst Máel ein wenig aus seinem Gedankenkarussel. Im Geist spielt er hundert und eine Möglichkeit durch, um die Spur der Entführer wieder aufnehmen zu können, ohne so viel Zeit dabei zu verlieren, dass sie Glaeunns Tod bemerken und Morgana vielleicht etwas antun könnten, um ihre Spuren zu verwischen. Dass es Morgana gut geht, soweit man das in ihrer Lage sagen kann, davon ist er überzeugt. Glaeunn war nicht dumm gewesen. Egal ob sie Máels Lösegeld akzeptiert hätte oder das der Formoraig, beide Parteien würden die Heilerin unverletzt in ihre Obhut nehmen wollen, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Ja, sie müssen in der Nähe sein, sonst hätte Glaeunn nicht versucht Uuma zu stellen, sondern sie hätte erst noch versucht, die Dunkelwäldlerin doch noch abzuschütteln! Der Gedanke verströmt neue Zuversicht, die wie ein warmer Schauer durch die Adern des Elfen fließt. >>Uuma nicht wollen töten Frau, das Uuma werden sagen von Tarascon...<< Diese Aussage von Uuma wirkt hingegen wie ein Schwall eiskalten Wassers aus einem Eimer. Oly wird mir den Kopf nachträglich abreißen und auf der Zinne der Steinfaust auf einen Spieß stecken, wenn ich ihm erklären muss, dass ich Morgana alleine befreien wollte. Und vermutlich würde ich ihm dann auch erklären müssen, wie ich das genau hätte anstellen wollen! Nein, das ging auf keinen Fall!

Gerade will er gegen Uumas Vorhaben protestieren, als er ihre Hand auf seinem Arm spürt, und sie ihm beinahe anbietet, ihn zu betäuben, damit sie ungestört nach Morgana suchen kann! Ja, sie nestelt bereits an ihrem Köcher herum und trägt dabei ein Grinsen auf dem Gesicht, das alles bedeuten könnte. "Das wagst Du nicht!" Maél rollt zur Seite und kommt mit einer fließenden Bewegung auf die Füße. Ein schelmisches Funkeln glitzert im tiefen Grün seiner Mandelaugen, und er wackelt drohend mit seinem Zeigefinger. "Alles nur das nicht!" Aber der Schabernack währt nur kurz, dann wird Máel wieder ernst. "Wir müssen sie finden, Uuma, und zwar schnell. Wenn Glaeunns Gehilfen bemerken, dass ihre Anführerin tot ist, und das wir ihnen so dicht auf den Fersin sind, werden sie ohne Zeugen fliehen wollen. Und was das bedeutet, brauche ich Dir wohl nicht zu erklären." Der ehemalige Dieb wirft einen letzten Blick auf Glaeunns reglosen Körper. Ihr Blut hat eine große, dunkle Lache auf den Moos der Uferböschung hinterlassen und da wo es bis zum Wasser gesickert ist, färbt es das klare Nass in einem sanften Rosarot. Die Dunkelwäldlerin folgt seinem Blick, und ihr macht der Gedanke wohl mehr zu schaffen, dass sie am Tod der Frau Schuld trägt. "Sie hat nichts besseres verdient und würde nur einen Gedanken an Dich verschwenden, wenn ihr Bolzen Dich getroffen hätte, nämlich wie sie Deine Leiche schnell und unauffällig los wird!" Máel schnappt sich die Zügel des braunen Pferdes, mit dem Glaeunn bis hier her geritten war, und drückt sie Uuma in die Hand. "Hier. Wenn wir Morgana finden, können wir ein Pferd mehr gut gebrauchen." Sanft schiebt er sie in Richtung von Klein-MoM, wo er seinen Dolch vom Boden aufhebt."Ich werde mein Pferd holen. Warte kurz hier."

Mit dem Rücken seiner Hand wischt er sich das angetrocknete Blut von der Wange, wo ihn der dünne Ast getreift hatte, während er sich dem Waldsaum nähert, der den Bach von der Straße trennt. Da! Ein leises Knacken und Stimmen! Máel erstarrt mitten in der Bewegung, als sein scharfes Elbengehör die Geräusche vernimmt, die das Murmeln des Baches fast völlig überdecken. Wir haben nicht viel Zeit! Hastig und so lautlos wie möglich, kämpft er sich zur Straße zurück, wo der gesattelte Schimmel immer noch brav auf ihn wartet. Kurz taucht eine glücklich lachende Morgana vor seinem geistigen Augen auf, die zusammen mit Ian im Sattel sitzend auf ihn herab sieht, während er das Pferd am Zügel zu der kleinen, verträumten Lichtung führt, die Morgana ihm vor einigen Monden im Larisgrün gezeigt hatte. Das soll die Zukunft sein, und nur über seine Leiche würde sich eine andere ergeben! Als er zurück ist, sind die Stimmen bereits viel näher, und auch Uuma hat sie schon vernommen und winkt ihm aufgeregt. Er muss ihr nicht andeuten, das sie leise sein soll, denn sie ist selbst erfahren genug in der Jagd, um zu wissen, wann man sich still verhalten muss. So schnell es geht überquert Máel das kleine Gewässer, um Glaeunns Leichnam vom Boden aufzuheben, und ihn quer über den Sattel ihres Pferdes zu hieven. "Wir müssen uns ein Versteck suchen!", flüstert er der Jägerin zu, die eifrig nickt und auf eine dichte Baumgruppe deutet, die sich ein Stück Bach abwärts zusammen drängt. "Ok, dann los!", zischt der Elf ihr zu und hofft, die Entführer würden nicht über die vielen Hufspuren stolpern. ...oder über die Blutlache!, denkt er beunruhigt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 11. Aug. 2006, 12:24 Uhr
>>"Das wagst Du nicht!"<< Uumas Blick folgt der Bewegung Schlankers, mit der er von ihr flüchtet und kichert leise in sich hinein. Jetzt Mael wieder seien richtig, denkt sie zufrieden, aber sie nimmt den winzigen Pfeil trotzdem langsam heraus, jedoch nur, um ihn in ihr Blasrohr zu schieben, das sie auch sogleich wieder sorgsam verschließt. Schräg von unten grinst sie Schlanker dabei an, der sich einen Moment nicht sicher war, ob Uuma es vielleicht ernst gemeint hat und das gefällt ihr. Durch ihr kleines Mannöver ist Mael auf jeden Fall wieder ganz der Alte, spitzbübisch und unternehmungslustig, wie sie ihn nicht anders kennt. Seine geäußerten Bedenken bezüglich einer Flucht von Morgans Bewachern, und was das für die Heilerin bedeuten würde, leuchten Uuma ein und wieder ernst geworden folgt sie seinem Blick zu der am Boden Liegenden. Die Tote macht sie etwas nervös, aber nur, weil sie nicht weiß, was das für sie bedeuten wird, wenn es raus kommt. >>"Sie hat nichts besseres verdient und würde nur einen Gedanken an Dich verschwenden, wenn ihr Bolzen Dich getroffen hätte, nämlich wie sie Deine Leiche schnell und unauffällig los wird!"<< Uuma schweigt, die Frau ist tot und auch sie mussten sehen, was sie mit ihrer Leiche machen, während sie weiter nach Morgana suchen.

Das braune Pferd scheint der Frau schon länger zu gehören, denn es nähert sich vorsichtig und leise schnaubend. Dass Schlanker die Frau offensichtlich hier einfach liegen lassen will gefällt Uuma nicht, denn er schiebt sie zu ihrem kleinen Hengst, nachdem er ihr die Zügel des Braunen in die Hand gedrückt hat. Uuma nimmt sie nur widerwillig an, aber andererseits wäre es nicht gut, wenn es davonläuft, denn wenn das Versteck irgendwo in der Nähe liegt würde es reiterlos zurücktrotten und sicher Alarm schlagen. >>"Hier. Wenn wir Morgana finden, können wir ein Pferd mehr gut gebrauchen."<< Uuma schüttelt kaum merklich den Kopf. Sie glaubt nicht, dass die Heilerin nach einer so langen Gefangenschaft in der Lage sein würde, sich alleine auf einem Pferd zu halten, das sagt ihr ein Gefühl, das mehr einer Ahnung gleicht. Auch wenn Schlanker sie behutsam weiterschiebt, es gefällt ihr nicht; er wirkt ungeduldig und das könnte ihn unvorsichtig werden lassen. >>"Ich werde mein Pferd holen. Warte kurz hier."<<  Nachdenklich nickt Uuma und beobachtet Mael, wie er seinen Dolch aus dem Gras aufhebt und ihr wird klar, dass er keinen Fehler machen wird, so wie er sich bewegt, vorsichtig wie eine Wildkatze auf Samtpfoten, mit nur eingezogenen Krallen.

Plötzlich stockt er mitten in seiner Bewegung und Uuma fährt herum. Angestrengt lauscht sie in alle Richtungen, aber erst kurz bevor er mit einer weißen Stute zurückkehrt hört sie verdächtige Stimmen. Männer seien auf Weg, der gehen über Brücke... vermutet Uuma und lauscht angespannt. >>..nee das waren die Hufen von ihrem Pferd!<<, lässt sich der eine offensichtlich von seiner Meinung nicht abbringen, der andere scheint den Worten nicht glauben zu wollen. "Hast` wieder zuviel gesoffen! Hier is keiner! Ja ja, ich geh schon zur Straße und du guckst im Wald, wenn du meinst, dasses ihr Gaul war!"<< und ein überhebliches Schnauben ist noch zu hören. Uuma winkt Schlanker zu, dass sie sie auch gehört hat. Flink wie ein Wiesel ist Mael wieder bei ihr und holt die Tote vom Bach weg, um sie auf den Rücken ihres eigenen Pferdes zu legen, das unruhig geworden ist.  >>"Wir müssen uns ein Versteck suchen!"<< Uuma kann nur nicken und hofft, dass die Hufen der Pferde wegen des günstig stehenden Windes und des weichen Erdbodens nicht zu hören sein werden. In geduckter Haltung zwängt sie sich schnell durch das Gestrüpp der naheligenden Baumgruppe und verschwindet mit Klein-MoM und dem Braunen, samt seiner toten Reiterin, von dem offenen Gelände, bindet das fremde Pferd an einen Ast, während Schlanker Uuma wie ein Schatten in das Dickicht folgt. Keinen Augenblick zu früh sind sie darin verschwunden,  denn schon tritt ein stark gebauter, aber schäbig gekleideter Kerl einige Schritte von ihrem Kampfplatz entfernt unter den Bäumen hervor.

Eine Idee, den anderen schnell aus dem Verkehr zu ziehen, schießt Uuma durch den Kopf und sofort geht sie an die Ausführung. "Uuma reiten über Brücke und sagen, Uuma haben Nachricht für Männer von Glaeunn.... Das seien Name von Frau, richtig?" Mael schüttelt den Kopf, nickt dann aber, weil sie sich den Namen wohl richtig gemerkt hat und will sie noch zurückhalten, aber da ist Uuma schon unter einem tiefhängenden Ast weggetaucht und ihr kleiner Hengst schiebt sich zwischen sie beide. Auf der Straße steigt Uuma auf Klein-MoMs Rücken und trottet  die breite Straße zurück nach Talyra, um in den Weg mit der kleinen Brücke einzubiegen. Einer der Männer steht gelangweilt am Brückenpfosten und kaut auf irgendwas herum, hält aber überrascht damit inne, als Uuma von der Straße auf die Brücke zureitet. Kaum sind Klein-MoMs Hufe auf den dicken Holzbohlen des Steges zu hören spricht sie unbefangen, wie eines der Botenkinder, drauflos. "Das seien Brücke von Haus von Glaeunn?" Der dürre lange Kerl mit rotem Haar und Bart sieht in der kleinwüchsigen merkwürdig gekleideten Frau scheinbar keine Gefahr, blickt Uuma aber mit wachsamen Misstrauen an, während er dabei irgend etwas ins Gras spuckt. >>Was geht dich das an?"<<, fährt er Uuma bissig an, aber Uuma tut nur leicht verstimmt. "Uuma haben Nachricht von Glaeunn für Männer von Glaeunn. Mann seien einer von Glaeunn?" fragt sie drängender und ungeduldig. "Uuma nicht wollen reiten ganzen Tag rum für Frau mit Narbe über Auge aus Stadt!" mosert sie und greift unter ihr Echsenleder oben am Hals und löst dabei den kleinen Korken. Wenn der Rothaarige auch noch immer misstrauisch dreinguckt und sich suchend umblickt, ob sie wirklich alleine gekommen ist, so ist er offensichtlich neugierig geworden. Zwei Schritte vor ihm bringt Uuma Klein-MoM zum Stehen, zieht etwas unter ihrer Echsenlederkleidung hervor, das der Kerl im ersten Moment für eine zusammengerollte Nachricht hält, aber blitzschnell liegt das kleine Blasrohr an ihren Lippen, dass der vollkommen überraschte Mann nicht einmal zu einer einfachen Abwehrreaktion kommt, so schnell sitzt der Pfeil in seinem Hals. Nur einen Schritt zurück bringt er in seinem Schreck noch zustande, was ihn glücklicherweise seitlich zur Böschung umkippen lässt, denn eine Gruppe von Reitern prescht kurz darauf auf der in den frühen Nachmittagsstunden ruhig daliegenden Handelsstraße Richtung Talyra an ihnen vorbei.

Uuma seien richtig! Uuma seien richtig! rutscht sie vergnügt auf dem Rücken ihres kleinen Hengstes herum. Voller Freude wartet sie, bis das Hufgetrappel langsam verklingt und zieht dann den Kerl an einem Fuß ein Stück weiter die Böschung runter, damit der andere ihn nicht gleich sieht, falls Schlanker ihn nicht erwischen sollte. Aus langen Binsen, die üppig aus dem feuchten Grund wachsen, stellt Uuma mit schnellen Handgriffen fieses dünnes Geflecht her, das scharf ins Fleisch schneidet und fesselt den Mann damit so stramm sie kann. Wenn er auch erstmal eine ganze Weile schlafen würde, befreiende Bewegungen würden ihm beim Erwachen schnell vergehen. Zuletzt stopft sie ihm noch Huflattichblätter in den Mund, damit er nicht schreien kann und betrachtet dann zufrieden ihr Werk. Uuma macht sich Gedanken, was Mael mit dem naderen Mann gemacht hat, aber außer Vogelgezwitscher und dem Geräusch des sanften Wind in den Weiden ist nichts zu hören. Uuma hofft, dass Schlanker es geschafft hat, den anderen Burschen auszuschalten, doch dann kommt ihr ein Gedanke. Oh nein! Flink klettert sie die kleine Böschung wieder hoch.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 15. Aug. 2006, 15:36 Uhr
Uumas Feuereifer, mit dem sie sich daran macht, ihren Plan in die Tat umzusetzen, ist nicht zu stoppen, und als sie auf Klein-MoMs Rücken sitzt, um auf der großen Südstraße wieder in Richtung Weggabel zu reiten, ist es auch zu spät dafür, wenn Máel sie nicht verraten und sie damit beide in Gefahr bringen will. Voreiliges Weibsbild!, sendet er ihr mit zusammengekniffenen Lippen hinterher, wohlwissend, das sie ihn nicht verstehen kann. Es gibt nicht viele Menschen, die das Senden der Elben empfangen können. Morgana ist eine von ihnen, und kurz keimt in Máel die Hoffnung, sie wäre vielleicht nahe genug, um ihn hören zu können. Halt aus Liebes, Uuma und ich sind ganz in Deiner Nähe! Der Impuls ist kurz und stark, doch da Morgana nicht gleichfalls Senden kann, bleibt eine erlösende Antwort aus. Viel wichtiger ist, dass sie mich hören kann und weiß, dass sie bald da raus kommt., denkt Máel sich grimmig und verfolgt mit Argusaugen den Schurken, der sich für den Geschmack des Elfen viel zu sorgfälltig am Bachufer umsieht. Um sie alle herum geht das Leben seinen ruhigen Gang. Vögel zwitschern und der Wind fährt kühlend zwischen den rauschenden und wogenden Blättern hindurch, und trägt den feuchterdigen Geruch von Waldboden mit sich. Nichts deutet darauf hin, dass hier vor wenigen Minuten eine Frau ihr Leben gelassen hat...und dass ihr gleich vielleicht noch mehrere in Sithechs Reich folgen werden.

Máel lauscht angestrengt, aber aus Uumas Richtung erklingt kein verdächtiges Geräusch, das Anlaß zur Besorgnis geben würde, so dass sich der ehemalige Dieb völlig auf seine eigene Aufgabe konzentrieren kann. Lautlos nähert er sich Glaeunns Pferd, über dessen Rücken die Leiche der jungen Frau liegt, um sie aus dem Sattel zu hieven. Vorsichtig lenht er sie mit dem Rücken gegen einen kräftigen Baum, kreuzt die Knöchel ihrer ausgestreckten Beine in einer bequemen Haltung übereinandern und verschließt ihren Umhang über der klaffenden Wunde. Aus toten, gebrochenen Augen sieht sie ihm vorwurfsvoll dabei zu, bis Máel ihr mit einem sanften Streicheln seiner Handfläche die Lider schließt. Glaeunn fühlt sich bereits kühl an, doch noch ist nicht alle Körperwärme aus ihren Gliedern gewichen. Fast sieht sie aus, als schlafe sie nur, wäre da nicht diese Blässe, die ihre Haut fast so durchscheinend macht wie Milchglas. Das wird reichen müssen, um den Kerl in die Falle zu locken. Geschickt wie ein Eichhörnchen klettert Máel in die Baumkrone, um sich dort zwischen dichtem Laub und dicken Ästen zu verstecken. Genau über Glaeunn. Seine Hand verschwindet in seiner Tasche und fördert eine dünne Metallsaite zu Tage, die sonst einer ganz anderen, musikalischen Kunst dient, doch in den Händen des ehemaligen Diebes wird der haarfeine Draht zu einer tödlichen und vorallem lautlosen Waffe. Die Enden der Saite sind um Holzgriffe gewickelt, und Máel rollt sie soweit ab, dass er eine Schlaufe bis dicht über Glaeunn baumeln lassen kann. Dann wirft er eine Münze auf das Gesäß des braunen Pferdes, das sofort unwillig aufschnaubt.

>>Wer ist da?<<, ertönt auch prompt die kehlige Stimme von Glaeunns massigen Handlanger, und kurz darauf kann Máel seine stampfenden Schritte hören, mit denen er sich nähert. Von seinem Versteck aus kann der Elf sehen, wie sich das Unterholz teilt, und der bullige Mann betritt das kleine Rund, das neben Glaeunn noch ihrem Pferd und Máels weißem Schimmel Platz bietet. Misstrauisch mustert der Kerl die Lage. Kurz geschorene, rote Haare bedecken einen pockennarbigen Schädel mit einem Gesicht, das nur eine Mutter lieben kann. Allzu oft wird er das allerdings sicher nicht zu hören bekommen, denn schon seine muskulösen Arme würden durchaus bei anderen Menschen als Bein durchgehen. Blassblaue Augen stieren wütend aus tiefliegenden Höhlen und verleihen seinem ganzen Auftreten das Gehabe eines wütenden Stiers. Dann entdeckt er Glaeunn und entspannt sich ein wenig. >>Glaeunn, verdammt nochmal! Was lässt Du uns so lange warten, und dann pennst Du hier auch noch ein!<< Sein Blick fällt kurz auf den Schimmel, als er sich der vermeintlich Schlafenden nähert, und ihr mit dem Fuß grob gegen den Stiefel tritt. Glaeunns Kopf rollt zur Seite und langsam rutscht ihr Oberkörper nach links. >>Was zum..<< Der Rest seines Satzes geht in einem erstickten Röcheln unter, als sich mit einem brutalen Ruck die Metallschlinge um seinen Hals legt uns zuzieht.

Verzweifelt bemüht sich der Hüne die Finger zwischen Hals und Draht zu scheiben, doch er spürt nur das warme Blut, das beinahe augenblicklich durch die aufgerissene Haut sickert, in die sich das Metall tief eingeschnitten hat. Erbamungslos nutzt Máel einen massiven Ast als Flaschenzug und zieht soweit an, dass dem zappelnden Mann die Augen aus dem Höhlen quellen, und er japsend auf den Zehenspitzen zu balancieren versucht, um dem nahen Erstickungstot zu entgehen. In dieser Position fixiert Máel die straff gespannte Saite, um dann in Seelenruhe hinunter zu klettern. "So, wir kenne also beide Glaeunn, wie ich soeben feststellen konnte." Die Stimme des Elfen klingt kalt und mitleidslos wie Eiswasser. "Ich möchte wetten, dass wir dann noch mehr Frauen in unserem gemeinsamen Bekanntenkreis haben. Wo ist Morgana?" Die Frage ist drohend leise, doch als Antwort kann er nur ein schwaches >>Luft<< von den Lippen seines Gefangenen. Luft. Mit diesem Element hatte Máel immer Morgana verbunden, seit er im Ildorel tauchend nach der Antwort gesucht hatte, ob Menschen und Elben sich miteinander mischen sollten. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass Morgana ihm ebenso wichtig war, wie das nichtgreifbare Lebenselexier. "Du bekommst Luft, wenn ich Morgana bekomme. Wo ist sie?!" Der Ohnmacht Nahe deutet der Hühne mit zitterndem Arm tiefer in den Wald. "Weit weg?" Ein gehauchtes >>Nein<<, reicht Máel als Antwort. "Wie viele seid ihr?" Vier Finger sagen genauso viel wie Worte. Flehend streckt sich die Hand des Erstickenden nach Máel aus, der die Zügel der Pferde greift und sich abwendet. Dann zögert er kaum merklich. Lass ihn hängen. Er muss sterben, oder Du hast einen Todfeind mehr., raunt ihm eine flüsternde Stimme in seinem Inneren zu, und mit dem festen Wissen, dass der Mann sich ohne fremde Hilfe nicht aus der tödlichen Falle wird befreien können, wendet sich Maél sich dem Ort zu, an dem er Uuma vermutet.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 17. Aug. 2006, 19:29 Uhr
Ein ungutes Gefühl treibt Uuma am Ufer des Baches entlang, wo sie die hohen Gräser meidet, deren Bewegungen sie verraten könnten. Schlanker, die Pferde im Schlepptau, kommt ihr schon auf halbem Weg entgegen, todernst und auf ihren fragenden Blick erhält sie nur ein Kopfnicken in die Richtung, aus der die beiden Männer gekommen sind. Anderer seien nicht mehr Gefahr..., denkt Uuma nachdenklich und würde zu gerne wissen, was Schlanker mit dem Mann gemacht hat, aber seine Haltung lässt sie die Frage lieber nicht stellen. Wenn Mael nicht sagen, was seien mit Mann aus Wald, dann Uuma auch nicht sagen, was seien mit Mann bei... Uuma grinst kruz bei der Vorstellung und berichtigt sich, unter Brücke...

Auch wenn Uuma Maels Blick kurz auf sich ruhen spürt, als sie sich gemeinsam zum Weg aufmachen, der irgendwo zwischen den vielen Bäumen zu dem Haus führen muss, in dem Morgana gefangen gehalten wird, so bleibt sie schweigsam und konzentriert sich auf die Umgebung. Als sie in der Nähe der Brücke auf ihn stoßen kommt Klein-MoM zu ihr getrottet und Uuma freut sich, dass der Kleine sich ganz ruhig verhält, als würde er wissen, dass sie auf der Pirsch sind. Er hatte in den wenigen Ausflügen ins Larisgrün doch mehr gelernt, als sie erst befrüchtet hatte. Brav bleibt er ein Stück hinter ihr und hält so auch einen Sicherheitsabstand zu den beiden Großen seiner Art. Der Braune von Glaeunn scheint schon zu wissen, wohin sie gehen, denn er drängt ungeduldig vorwärts, dass Schlanker ihn beruhigen muss. "Brauner wittern Pferde. Haus müssen sein nah.", spricht Uuma leise Mael an und nimmt ihm fragend nickend die Zügel der Tiere aus der Hand. "Uuma binden Pferde an Baum und Mael gehen gucken, wo seien Haus?! Uuma hier warten, oben in Baum." Mit dem Finger zeigt sie in die Krone des stattlichen Baumes, dessen weit auslandene Äste ein grünes Dach bilden, unter dem die weiße Stute gleich den Kopf zu den zarten Blattknospen streckt, um sie genüsslich abzurupfen.

Schlanker scheint mit dem Vorschlag einverstanden zu sein, denn er nickt kurz, während sie mit ihrem Blasrohr vor ihrer Brust herumwedelt, damit er weiß, was sie vorhat, sollte einer der Entführer den Weg herunterkommen und die Pferde sehen, denn Uuma glaubt nicht, dass die beiden Männer  die Heilerin ohne Bewachung zurückgelassen haben.  Wie ein Schatten verschwindet Schlanker am Rande des Weges im Dickicht und Uuma schwingt sich schonmal auf den untersten Ast des Baumes. Besser Uuma klettern mehr hoch, überlegt sie und greift über sich, um den nächsten dicken Ast zu erreichen, da kreischt ein Vogel über ihr auf und macht ein Spektakel, als würde Uuma ihn am lebendigem Leibe rupfen. Da seien Nest!, stellt Uuma verärgert fest und schnellt in die Hocke zurück, damit der Vogel sich wieder beruhigt, aber er hat die Pferde schon aufgescheucht. Lautes Wiehern durchdringt den sonst friedlich daliegenden Wald und das aufgeregte Gestampfe der Hufe ist auch nicht zu überhören. Was Uuma jetzt machen? In Windeseile geht sie die Möglichkeiten im Kopf durch, aber sie würde den Vogel nicht kriegen, der die Pferde nur noch mehr verückt machen würde. Es bleibt Uuma nichts anderes übrig, als sich ganz still zu verhalten und in ihrer grünlichen Echsenlederkleidung mit dem Stamm und den dicken Ästen des Baumes zu verschmelzen.

Da! Eine Türe wird irgendwo hinter der Wegbiegung aufgestoßen, Stimmen sind zu hören, wieder zwei Männerstimmen, die sich nicht die Mühe machen leise zu sein. Männer sicher denken, das seien Glaeunn mit Männer, vermutet Uuma, denn von einem sind Schritte zu hören, die sich ihr nähern. Das Blasrohr liegt schon an Uumas Lippen als der Mann um die Ecke kommt, jedoch wie erstarrt stehen bleibt und mechanisch nach seinem Messer greift als er den reglosen Frauenkörper über dem Braunen entdeckt. Mann müssen kommen näher... näher... denkt Uuma beschwörend und lauert reglos im Blätterdach, doch der Kerl scheint in seinem ersten Schreck noch vollkommen gefangen zu sein. Uuma kann nur beobachten, wie er krampfhaft zu überlegen scheint, was er tun soll, als ein Schatten hervorschnellt und ihn blitzschnell ohne den geringsten Laut ins Dickicht zieht, dass Uuma verblüfft auf die Stelle starrt, wo der Mann verschwunden ist. Schlanker seien schnell auf Erde, wie Falke in Luft..., denkt sie stolz, denn der Elbe war immerhin ihr Jagdgefährte. Die Besitztümer der Menschen bedeuten Uuma nicht viel, auch wenn sie sie schätzen gelernt hat, besonders im Winter, wenn man sich im Kamin oder auf dem heißen Ofen leckere Sachen brutzeln kann, aber schnell zu sein wie ein Falke, das beeindruckt sie.

Die andere Stimme reißt Uuma aus ihren Gedanken, denn sie ruft und fragt, was los ist. Uuma reagiert blitzschnell. Zwei Männer an Bach, einer bei Baum, das seien drei Männer... Vielleicht da seien nur ein Mann noch..? Das seien nicht seien gut für Heilerin, wenn Mann gehen zurück in Haus... Uuma muss an Schlankers Bemerkung am Bach denken, blitzschnell laufen die Bilder vor ihrem geistigen Auge ab und mit einem Satz ist sie auf Klein-MoMs Rücken. Wie der Teufel kommt sie um die Wegbiegung geprescht. Uuma müssen lenken ab Mann an Haus!, ist ihr einziger Gedanke, als sie das heruntergekommene Gebäude entdeckt, vor dem eine weitere genauso heruntergekommene Gestalt steht, die bei ihrem Anblick ihr Langmesser ergreift und sich behäbig drohend vor ihr aufbaut, aber wegen ihrer kleinwüchsigen Gestalt nicht gerade vor Angst erzittert, da sie auch ohne Waffen zu sein scheint. Eine Pferdelänge vor dem Kerl bringt Uuma Klein-MoM zum Stehen und japst scheinbar außer Atem: "Uuma... Uuma..." ....was Uuma sollen sagen...?, fragt sie sich innerlich händeringend.

Ihr fällt überhaupt nichts ein, was sie sagen könnte, doch dann kommt ihr die wahnwitzige Idee, einfach die Wahrheit zu sagen. "Uuma müssen sprechen mit Morgana, die seien hier!" kommt es mit voller Überzeugung über ihre Lippen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 17. Aug. 2006, 20:45 Uhr
Der Tag schleicht wie jeder Tag dahin, den die Götter geschaffen haben. Nichts hat sich geändert an Morganas Lage, die Entführer gehen ein und aus im Haus, manchmal ist Morgana sich gar nicht mehr so sicher, wie viele es nun sind. Es ist nur eine Frau, dessen ist sie sich sicher, aber was die Anzahl der Männer angeht, ist sie das schon lange nicht mehr. Es waren zwei Männer bei der Frau gewesen, als sie Morgana entführt hatten, doch es scheinen mit der Zeit ein oder zwei mehr geworden zu sein, ob dies allerdings richtig ist, weiss Morgana nicht. Es ist immer derselbe schäbige Kerl, der ihr das Essen bringt und dies ist auch der Einzige, dessen Gesichtszüge sie wirklich kennt, und diese haben sich in ihr Gedächtnis eingegraben.

Wie jeden Tag läuft sie unruhig im Zimmer auf und ab und hat das Gefühl langsam wahnsinnig zu werden. Sie fühlt sich wie ein Tier im Käfig, dem man die Freiheit geraubt hat, und wenn es etwas anderes ausser Ian und Mael gibt, was Morgana noch über alle Massen liebt, dann ist es ganz gewiss ihre Freiheit. Nicht dorthin gehen zu können wohin sie will, und das zu tun wonach ihr der Sinn steht, ist schon fast die schlimmste Folter, die ihr die Entführer antun konnten. Mitten im Schritt bleibt sie plötzllich stehen, die Fussfesseln dringen unangenehm in ihre entzündete Haut ein, aber das spürt sie nicht. Wie ein Blitz schiessen Worte durch ihren Kopf und eine Stimme, auf die sie so lange gewartet hat.<<Halt aus Liebes, Uuma und ich sind ganz in Deiner Nähe!>> "Mael", entfährt es ihr laut, und sofort schlägt sie sich die Hand vor den Mund, was, wenn die Entführer das gehört haben, und sie diese nun unbeabsichtigt gewarnt hat. Drüben in der Stube rührt sich auch etwas. Schritte nähern sich der Tür, verharren davor und der Mann scheint zu lauschen. Morgana geht ganz ruhig wieder einige Schritte, ein Geräusch, welches die Entführer zur Genüge kennen müssten, und es verfehlt seine Wirkung nicht, der Mann geht wieder von der Tür weg.

Morganas Gedanken überschlagen sich. Wo ist der verflixte Kerl? Wie weit können Elben senden? Und bis auf welche Entfernung kann ich das Senden empfangen? Sind er und Uuma schon in der Nähe, oder doch noch weit entfernt? Und warum meldet sich dieser verdammte Dieb erst jetzt? 'Wahscheinlich weil er erst jetzt daran gedacht hat' meldet sich eine leicht ironische Stimme in Morganas Kopf."Männer!", sagt sie leise vor sich hin, während sie auf jedes Geräusch lauscht, das sie hören kann. Sie wünschte sie hätte elbische Ohren und sie wünschte sie selber könnte senden, dann wäre sie erst gar nicht so lange in dieser Situation gewesen. 'Du solltest froh sein, dass du als Mensch überhaupt das Senden der Elben verstehen kannst', meldet sich die Stimme erneut und Morgana muss ihr Recht geben. Sie ist mittlerweile so unruhig und angespannt, dass sie am liebsten wie wild durch das Zimmer laufen möchte, irgendetwas tun will, dass Uuma und Mael helfen würde sie zu finden, aber ihr mag beim besten Willen nichts einfallen und hier wild durch das Zimmer laufen, würde ihr auch nicht viel bringen, ausser, das ihr etwas entgehen könnte, was wichtig ist. So versucht sie mit aller Macht sich zur Ruhe zu zwingen, tritt an das vernagelte Fenster und versucht zum tausendsten Mal etwas durch die winzigen Ritzen erkennen zu können.

Und wieder muss sie warten, und sie ist das Warten so leid. Nichts geschieht, überhaupt nichts! Bei allen Götter , wo bleiben die beiden denn nur? Ich soll noch aushalten? HaHa! Ich möchte mal wissen, wie es Mael gehen würde, wäre er in meiner Lage!Pft! Unruhig tritt sie von einem Bein auf das andere, und dann endlich, endlich scheint sich irgendwas zu tun, sie hört in der Ferne Gewieher von Pferden und das laute Tschilpen eines Vogels, aber das kann alles und nichts bedeuten. Doch auch die Entführer scheinen aufgeschreckt zu sein. Zumindest hört Morgana wie sie die Haustür öffnen und ins freie Treten. Und dann geschieht irgendwie alles ganz schnell und Morgana weiss nicht was draussen wirklich geschieht, Hufgetrappel erklingt, Stimmen sind zu hören und dann hört sie Uumas Stimme, ganz nahe und ziemlich ausser Atem, die anscheinend versucht irgendwas zu sagen aber nicht mehr als 'Uuma' heraus bekommt. Morgana könnte lachen und gleichzeitig die Augen verdrehen, und als sie hört, was die kleine Wilde dann sagt, hätte die Heilerin sich fast vor Staunen auf den Hintern gesetzt.<<"Uuma müssen sprechen mit Morgana, die seien hier!">> Bei Shenrah und Faeyris, was soll das denn für eine List sein, der Entführer wird sie auf der Stelle töten, die können keine Leute gebrauchen, die wissen wo ich bin Morgana sieht ihre eigene Befreiung schon wieder in weite Ferne gerückt, wenn Uuma und Mael nicht eine ganze Armee Blaumäntel mitgebracht haben, sie ahnt ja nicht einmal annähernd, das die Frau schon längst tot irgendwo im Gras liegt, und alle anderen bis auf den vor der Tür auch ausgeschaltet sind. So hofft sie nur, dass die Frau nicht von ihrem "Ausflug" zurück kommt und nicht plötzlich irgendwo aus dem Nichts heraus eine Unmenge an Entführern auftaucht. Sie weiss sie übertreibt, aber in so einer Situation durchspielt ihr Kopf die unmöglichsten Szenarien.

Morgana steht ganz still und angespannt wie ein Bogen am Fenster und harrt der Dinge, die womöglich auf sie zukommen. Sie sucht nach Zaubern, die ihr helfen könnten, aber in der Aufregung will ihr keiner spontan einfallen. Das ist wieder so typisch für mich, mit einem Dämon leg ich mich an, naja gut da war ich auch nicht alleine, aber um meine eigene Haut zu retten, fällt mir noch nicht einmal der simpelste Spruch ein. Sie könnte auf sich den Tarnkappenzauber anwenden, damit die Entführer sie nicht finden und doch noch wegbringen, aber dann würden Mael und Uuma sie auch nicht sehen, dazu kommt noch, das Morgana alle Zauber verwerfen muss, für die sie das Ziel sehen muss, dann sind die Zauber teilweise an die Reichweite gebunden, und sie kann nicht sehen, ob der Feind in dieser Reichweite ist."Verflucht noch eins!", grummelt sie vor sich hin und gibt sich dann geschlagen, sie würde erst zaubern können, wenn sie aus diesem Raum raus wäre, und dann bräuchte sie keinen Zauber mehr, ausserdem ist sie sich nicht sicher, wieviel Kraft sie überhaupt hat, um Zauber zu wirken, ihr Körper ist angeschlagen und auch ihre ihre geistige Gesundheit hat gelitten unter dieser Einzelhaft. So bleibt sie weiter stehen, auch wenn ihr das gar nicht gefällt, und hofft auf die Götter, die hoffentlich ein glückliches Ende dieser Geschichte geplant haben.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 22. Aug. 2006, 12:33 Uhr
Das Gezeter des Vogels zerreißt die anmutige Stille des Waldes und hätte selbst einen Tauben aufsehen lassen. Was bei allen neun Höllen treibt sie da?!, fragt sich Máel stirnrunzelnd, während er mit seinem Blick die Baumkrone zu durchdringen versucht, die Uuma als Versteck dient, als auch schon die Türe des Gebäudes aufgestoßen wird, in dem sie Morgana und die restlichen Entführer vermuten.Der Elf verschmilzt mit den Schatten, bis nur noch seine Augen frei sind, die sich jedoch mit ihrem Grünton nahtlos in das Blätterwerk eines Busches einfügen, der ihm als Deckung dient. Endlose Sekunden verstreichen bis zwei Stimmen zu hören sind. Und dann Schritte, die sich über den Weg auf ihn und auf Uumas Versteck zu bewegen. Verdammt! Er wird die Pferde entdecken, und dann Alarm schlagen, wenn er Glaeunns Leiche entdeckt hat!, schießt es Máel durch den Kopf und fieberhaft sucht er seine Umgebung ab, wo er den Mann abfangen kann, bevor er mit seinem Warnschrei Morgana in Gefahr bringen kann. Ein dicker Baum am Wegesrand erscheint im ideal. Geduckt huscht er leise wie eine Maus hinüber zu seinem neuen Versteck und zieht dabei seinen Dolch. Die Klinge glitzert hungrig, als giere sie nach frischen Blut.

Máel presst sich gegen den Stamm der alten Eiche und kann durch den dünnen Stoff seines Hemdes die borkige Rinde spüren. Der Baum ist sicher um viele Jahre älter als er selbst, und es bedarf 3 oder gar 4 Männer, um den mächtigen Stamm zu umklammern. Weit ausladende Äste ragen über den gesamten Weg, so dass man ihn überqueren könnte, ohne den Boden berühren zu müssen. Máel verharrt bewegunslos und lauscht angespannt auf die Schritte, die immer näher und näher kommen. Sie werden kurz vor seinem Versteck langsamer und die Augen des Elfen verengen sich zu Schlitzen, als der Mann doch zögernd weiter geht. Er passiert den Baum, ohne Máel zu bemerken. Lautlos wie eine Eule auf der Jagd nach Beute stürzt der Elf hervor, schlingt von hinten seinen Arm um den völlig Überrumpelten und presst seine Hand fest auf dessen Mund. Überrascht reißt der Mann die Augen auf, und für winzigen Moment kommen Máel Zweifel, ob er vielleicht einen Unschuldigen vor sich hat. Vielleicht den Vater einer kleinen Familie, oder einen harmlosen Waldbauern. Keine Zeit für solche Überlegungen!, erklingt es mahnend ins seinem Kopf, Wichtig ist nur der Auftrag! Fast ohne Widerstand durchdringt die gebogene Klinge Kleidung, Haut und Muskeln, als Máel sie geübt zwischen die Rippen des Brustkorbs seines Kontrahenten fädelt, um dort tief in die Lunge einzudringen. Kein Schrei verlässt die Kehle des tödlich Verwundeten, doch Máel kann den warmen Lebenssaft zwischen den Fingern spüren, die noch immer auf dem Mund des Mannes liegen. Es steigt aus der zusammenfallenden Lunge auf und erstickt jeden Hilferuf, während Máel den Sterbenden wieder in die Deckung des Baumes zieht. Das verschafft uns ein paar Sekunden. Besten Falls,, bewertet Máel kühl die neue Situation und überlegt sich den nächsten Schritt, als Uuma ihm diese Mühe abnimmt.

>>Was ist da los, Gardon?!<<, ertönt es vom Haus aus, und Máel späht aus seiner Deckung den Weg hinunter, als Uuma auf Klein-MoM  wie ein Wirbelwind vorbei stiebt. "Was...", kann er noch halblaut von sich geben, als die zierliche Dunkelwäldlerin schon um die Wegkehre in Richtung der Stimme verschwunden ist. FRAUEN! Mit einem Kopfschütteln und einem grimmigen Grinsen auf dem Gesicht, schlägt er einen kleinen Bogen, um sich möglichst von hinten dem Ort zu nähern, wo sie Morganas Gefängnis vermuten. Alles dauert dem Elfen viel zu lange, doch er zwingt sich zur Vorsicht. Sein Überraschungsmoment ist vielleicht der letzte Trumpf, den sie noch haben. Vor ihm taucht ein 2 stöckiges Bauwerk auf. Die Fenster eines Zimmers im 1. Stock sind vernagelt, was Máels Herz einen erleichterten Sprung machen lässt. Sieht nach einem provisorischen Gefängnis aus!. An die Hauswand gepresst umrundet er das Gebäude, wobei er unter den Fensternbänken des Erdgeschossen hinweg taucht. Ein kurzer Blick zeigt ihm einen Schlafraum mit Strohsäcken, eine Art Schankraum und eine Küche. Vermutlich ist es ein verlassener Gasthof, der durch seine Nähe zu Talyra kaum Kundschaft angezogen hat. Einen halben Tagesritt von der Stadt entfernt, würde wohl niemand für eine Nacht einkehren. Máel erreicht in dem Moment die Hausecke, vor der er den Eingang vermutet, als er Uumas Stimme hören kann.


>>Uuma... Uuma...Uuma müssen sprechen mit Morgana, die seien hier!<< Máel ist beinahe so fassungslos wie der stämmige Mann, der sich zwischen der Eingangstür und Uuma wie ein Bollwerk aufgebaut hat. Der Elf hat seine Überraschung ein wenig schneller überwunden und schleicht aus seiner Deckung in den Rücken des Mannes, der seine Fäuste in die Hüften stemmt. >>Das sagt wer?<<, dröhnt sein Bass mit einem gefährlichen Unterton. Nur noch 5 Schritte trennen Máel von seinem nächsten Opfer. Wir sind schon fast..., sendet er erneut eine kurze Nachhricht an seine Verlobte, doch mitten im Satz unterbricht ihn das leise Knacken eines trockenen Asts unter dem Absatz seines Stiefels. Verdammt! Dann geht alles ganz schnell. Der Schurke vor ihm wirbelt herum, erkennt den blutigen Dolch in Máels linker Hand und will sich augenblicklich auf den ehemaligen Dieb stürzen. Uumas Instinkte arbeiten auf Hochtouren. Schon liegt ihr Blasrohr an ihren Lippen, und sie zielt auf den breiten Rücken des verbliebenen Gegners. Sie schießt. Und der Kerl stolpert! Dicht über seine Schulter hinweg saust das Geschoß auf Máel zu, der nur noch seine Augen aufreißen kann. Die Ausweichbewegung kommt nicht mehr rechtzeitig, und mit einem Pieksen wie der Stich einer Pferdebremse, bohrt sich der winzige Pfeil in seine Brust. Irritiert kann er ihn zwar noch wie ein lästiges Insekt von seinem Hemd fegen. Doch es ist zu spät. "Farben...", säuselt er noch mit einem albernen Grinsen auf dem Gesicht, als seine Knie auch schon nachgeben und er zu Boden geht. Der Schurke rappelt sich wieder auf und dreht sich zu Uuma um. >>Danke!<< Seine Stimme klingt höhnisch, als er sich auf die Dunkelwäldlerin zu bewegt, die eilig versucht, einen neuen Pfeil aus ihrem Köcher zu nesteln.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 23. Aug. 2006, 10:22 Uhr
>>Das sagt wer?<< Uuma blickt in die düsteren Augen des Mannes, die sie unter dicken Augenbrauenwulsten vor dem Haus in der Luft festzunageln scheinen wollen. Da! Eine Bewegung an der Hausecke... Schlanker! Wie ein Schatten kommt er lautlos im Rücken des Mannes langsam näher. Innerlich jubelierend und äußerlich grimmig entrüstet, nur auf den Mann vor ihr starrend, will Uuma gerade etwas sagen, da hört sie ein: "Knacks!" Es ist keine lautes Geräusch, aber es lässt augenblicklich den stämmigen Burschen herumfahren und sich auf den Elben stürzen, mit einer Geschwindigkeit, die Uuma dem Kerl nicht zugetraut hätte. Uuma grinst in sich hinein und schießt, bevor der Kerl Mael erreicht hat, blitzschnell eines ihrer Betäubungspfeilchen auf den Stiernacken des Mannes ab, doch dann erstarrt jede Faser ihres Körpers. "Nein!" Mit Entsetzen beobachtet sie, wie der Oberkörper des Mannes durch ein trotteliges Stolpern nach vorne schnellt und ihr Pfeil in Maels Brust eindringt.

Uuma wird den Gesichtsausdruck des Elben niemals vergessen, wie er  entgeistert das kleine leichte Geschoss aus seiner Brust zieht und sein sonst so schelmisches Lächeln entgleist, während er, von was auch immer entzückt, in die Knie geht. Der Kerl war zwar ins Straucheln geraten, aber er fängt sich schnell genug, um zu sehen, was mit dem Elben passiert und legt noch an Tempo zu. Er schnellt zu Uuma herum und wirft aus dieser Bewegung heraus ein Messer nach ihr. Mehr reflexartig weicht sie dem grauen Eisen aus und hechtet dabei vom Pferderücken und während Uuma noch ihren Seitwärtssprung abfängt trifft sie der Stiefel des Mannes unter dem Schulterblatt. Einen leises Aufstöhnen kann sie nicht unterdrücken, während sie auf die Knie sinkt und ihr Oberkörper sich nach hinten durchstreckt, so verbiegt sie die Wucht des Stoßes. Augenblicklich erschlafft ihr linker Arm und Uuma schnappt verzweifelt nach Luft. So sehr sie auch danach ringt, sie kann nicht mehr durchatmen. Panik steigt in ihr auf und Sternchen beginnen vor ihren Augen zu tanzen. Ihr Peiniger beobachtet sie mit Genugtuung und als Uuma schon schwarz vor Augen wird spürt sie einen flachen Tritt vor ihre Brust, der sie rücklings in den Staub wirft. Der wesentlich leichtere Aufprall ist jedoch genau das, was ihre Lungen aus der Verkrampfung lösen und gierig saugen sie sich sich wieder voll.

Am liebsten würde Uuma auf der Stelle liegen bleiben und sich zusammenrollen, einfach nur atmen, aber sie hört und spürt den Kerl über sich. Breitbeinig und mit einem ganz anderen Funkeln, als zuvor in den Augen, mustert er sie siegessicher von Kopf bis Fuß. "Jetzt werde ich doch noch meinen Spaß kriegen..." Einen Blick in die Gegend rundherum werfend, besonders auf den reglos daliegenden Elben, und der Entführer scheint vor Siegesfreude überzuquillen. Nein! Das können Mann vergessen! funkelt sie mit wiederkehrenden Lebens- und Kampfgeistern zurück und wälzt sich vorsichtig zur Seite, dass es aussieht, als würde sie vor ihm davonrollen wollen. Uuma krümmt sich vor Schmerz, aber auch, um unauffällig mit ihrem beweglichen rechten Arm einen neuen Betäubungspfeil aus ihrem Köcher zu nesteltn. Uuma nicht dürfen machen wieder Fehler, unterschätzen Mann... arbeitet es in ihrem Hirn dabei, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell ist.

Sein Atem streift schon ihren Kopf, als er sich breitbeinig über sie kniet und sich zu ihr herunterbeugt, um sie auf den Rücken zu drehen. Sein Griff ist hart und wieder stöhnt Uuma auf, als er ihre Schulter packt. Das scheint ihm zu gefallen, denn sein Atem geht schneller, ...aber auch abzulenken. Der kleine Pfeil in Uumas Hand schnellt blitzschnell herauf und trifft den Mann zwischen die Rippen, dass er einen Atemzug später mit seinem ganzen Gewicht auf ihr zusammenbricht. Mit der geprellten Schulter konnte Uuma einfach nicht schnell genug zur Seite rutschen. Mit aller Kraft schiebt sie ihre Rechte unter die Brust des Mannes und stemmt den Körper so weit hoch, dass sie ihren Kopf zur Seite weg schieben kann, um wieder richtig Luft zu bekommen. Jede Bewegung mit dem Gewicht auf ihr ist eine Qual und jetzt, wo die Gefahr vorüber zu sein scheint, denn kein Mucks, außer den Geräuschen des Waldes ist zu hören, will sich bleierne Müdigkeit in ihr ausbreiten. >>Uuma müssen weg von Kerl.. Mael schlafen bis Sonne gehen... und was seien, wenn...<< Uuma denkt den Gedanken lieber nicht zuende, doch den schweren Körper des Mannes bekommt sie, nur mit ihrem rechten Arm, auch nicht von sich heruntergehoben oder weggeschoben und rausrutschen kann sie mit der geprellten Schulter nicht. Jeder Versuch, sich unter dem Gewicht zu bewegen lässt nach kurzem Bemühen Sternchen vor ihren Augen tanzen und droht ihr die Sinne zu rauben. "Morgana?" ruft sie leise Richtung Haus. "Morgana seien in Haus und hören Uuma?" Uuma lauscht angestrengt, zu groß ist ihre Angst, dass vielleicht doch noch einer der Männer da drin ist, vielleicht seinen Rausch ausschläft und von ihrem Rufen wach werden könnte. Das nicht seien gut.. Uuma müssen kommen frei..., und wieder versucht sie mit aller Kraft sich des Körpers auf ihr zu entledigen, denn die wenige Luft, die ihre Lungen so eingequetscht aufnehmen können, machen sie schon schläfrig, aber sie schafft es nicht. Uuma müssen bleiben wach! Noch einmal wagt sie zu rufen, diesmal etwas lauter: "Morgana seien da und können hören Uuma?"

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 23. Aug. 2006, 13:40 Uhr
Zum Glück oder auch zum Pech, dauert es nicht lange bis sich unten wieder etwas tut. Es dauert nur einige Wimpernschläge ehe sich der Entführer gefasst hat und Uuma antwortet <<" Das sagt wer?">> Kurz darauf dringt ein erneutes Senden des Elben in ihren Kopf << Wir sind schon fast..Verdammt! >> Morgana eilt mit wenigen Schritten zum Fenster und presst ihr Ohr an eine der Ritzen zwischen den Brettern und sie kann Mael leise etwas sagen hören, aber es ist zu leise um zu verstehen, was er sagt, und dann ertönt ein hämisches ' Danke!' von dem Entführer. Morgana stockt für einen Moment das Herz und sie könnte wahnsinnig werden, weil sie nicht sehen kann, was da unten grade passiert ist. Kein erneutes Senden des Elben, auch kein Ton von Uuma, und einen Moment scheint es ihr als würde pure Stille sie umgeben. Die Heilerin steht ganz starr vor Schreck und der schlimmste Gedanke, den sie sich vorstellen kann, schwirrt durch ihren Kopf Er ist tot! Sie ist viel zu aufgeregt um ihre empatischen Fähigkeiten einzusetzen und nachzufühlen, ob Mael noch lebt. Panik steigt in ihr hoch und sie rüttelt wie wild an einem der Bretter, um es vielleicht lösen zu können. Ein Versuch den sie schon zigmal unternommen hat, und der auch jetzt wieder erfolglos bleibt.

Durch ihr erfolgloses Rütteln an dem Brett bekommt Morgana erst einmal gar nicht mit, dass sich unten wieder was rührt, doch nun dringen die Geräusche an ihr Ohr, aber was sie bedeuten, weiss sie nicht und sie könnte aus der Haut fahren, weil sie selber nichts tun kann, um vielleicht Mael zu retten oder Uuma zu helfen. Noch ein paar Mal zerrt sie vergeblich an ihren Ketten, aber die sitzen felsenfest in der Wand und bewegen sich nicht einen fingerbreit. Dann bleibt sie wieder wie erstarrt stehen, als sie die tiefe Stimme des Entführes hören kann. <<"Jetzt werde ich doch noch meinen Spaß kriegen...">> Morgana kann sich sehr gut denken was das heissen soll, sie selbst hatte keiner angerührt, weil die Frau es ihnen verboten hatte, aber wegen Uuma würde sich keiner Sorgen machen, und der Mann würde mit ihr tun können, was er wollte. Wieder steigt Panik in ihr auf, wenn Mael tot ist und Uuma nun auch gefangen sein würde, oder gar nachher von dem Kerl umgebracht würde, dann würde sie weiter hier festsitzen und Hoffnung auf eine Rettung wäre dann fast ein Unterfangen, das sinnlos wäre. Bei allen Göttern, bitte helft, lass ihn nicht tot sein, und Uuma müsst ihr helfen..BITTE! Noch immer sind Geräusche von draussen zu hören, leise Geräusche, von denen Morgana nur entfernt ahnen kann, was sie zu bedeuten haben. Morgans Panik und ihre Angst machen sie langsam wütend über ihre ganze Situation und sie könnte so losheulen, weil sie nichts, aber auch gar nichts tun kann, ausser dumm in dieser Kammer zu stehen. Schwer würgt sie die Tränen hinunter. Heulen bringt jetzt auch nichts, versuch einen klaren Kopf zu bekommen, damit du vielleicht eine Lösung findest. Nocheinmal schluckt sie schwer schliesst die Augen und atmet einmal tief durch, und nocheinmal ,und dann stockt ihr wieder der Atem als sie eine Stimme von unten hört. <<"...ana.......gana.....ei......aus.....ren.....ma?">> Es ist eindeutig Uumas Stimme, soviel kann Morgana erkennen, aber was sie sagt, kommt nur in Bruchstücken bei Morgana an und die Heilerin hat keine Möglichkeit diese Bruchstücke zu entziffern.

Noch während Morgana darüber nachgrübelt, ob Uuma sie damit warnen wollte, oder ihr sagen wollte, dass sie Hilfe braucht, oder ob sie schon im Sterben liegt, ertönt Uumas Stimme noch einmal, diesmal lauter und nun kann Morgana sie auch verstehen. << "Morgana seien da und können hören Uuma?">> Morgana könnte lachen, schreien, heulen und vor Freude wild umeinander hüpfen, als sie hört was Uuma sagt und ihr ist es egal, ob noch irgendwo ein Entführer ist oder sonst was, und sie ruft zurück. "Uuma, ich höre dich!" Und dann bricht es aus ihr heraus, wie ein Vulkan, der zu lange unter Druck gestanden hat. "Was ist mit Mael? Wie geht es dir? Wo sind die Entführer, es sind mehrere! Bist du verletzt? Ich komme hier nicht raus! Ich bin angekettet. Bei den Göttern, tut das gut eine bekannte Stimme zu hören....." Urplötzlich verstummt sie, als ihr klar wird, das Uuma all diese Fragen gar nicht so schnell wird beantworten können, und das es viel wichtiger ist, so schnell wie möglich von hier weg zu kommen, oder das sie ersteinmal überhaupt von diesen Ketten befreit wird. Und schon schwindet ihre Hoffnung wieder. Mael hätte die Schlösser der Fesseln sicher aufbekommen, aber von ihm ist noch immer kein Laut zu hören, was Morgana erneut einen Stich im Herz versetzt. Uuma würde die Fesseln sicher nicht öffnen können, sie ist keine Diebin nur eine Jägerin. Morgana würde hier nie wegkommen und ihr Mut und ihre Hoffnung, die sie eben noch hatte, schwinden. Vermutlich ist Uuma verletzt und Morgana weiss nicht einmal wie schwer. Sie würde ihr noch nicht einmal helfen können, genauso wenig wie sie Mael helfen kann. Ein Bild von einem bewusstlosen langsam verblutenden Mael steigt in ihr auf, und Tränen schiessen ihr in die Augen, sowas hatte sie schonmal erlebt, bei Phelan, und noch einmal würde sie das nicht durchstehen.

Doch dann reißt sich die Heilerin wieder zusammen, ehe sie nicht mitbekommt, dass Uuma wieder etwas gesagt hat, und aus Angst Uuma in ihrer Panik überhört zu haben, ruft sie noch einmal nach ihr: "Uuma, bist du noch da und geht es dir gut?" Mit zitternden Händen, weichen Knien und einem Magen, der sich grade um sich selber dreht, steht sie am Fenster, hat ein Ohr wieder an eine der Ritzen gelegt, damit sie auch ja alles hören kann, wenn Uuma etwas sagt.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 23. Aug. 2006, 15:18 Uhr
Uuma wird es immer schwummeriger, sie kann nicht richtig durchatmen und sucht verzweifelt nach einer Lösung, als sie unverkennbar Morganas Stimme hört, leise, aber sie hört sie. >>"Uuma, ich höre dich!"<< Sie hatten es beide vermutet, Schlanker und sie, aber jetzt die Stimme der Heilerin zu hören treibt Uuma fast Tränen der Erleichterung in die Augen. Morgana leben und seien hier! Eine Welle der Hoffnung durchpulst Uuma, doch noch ungeschoren aus dieser verrückten Situation heraus zu kommen und erneut versucht sie den tief schlafenden Entführer von sich herunter zu wälzen, aber ohne Erfolg, ihr wird nur wieder schwarz vor Augen.

>>"Was ist mit Mael? Wie geht es dir? Wo sind die Entführer, es sind mehrere! Bist du verletzt? Ich komme hier nicht raus! Ich bin angekettet. Bei den Göttern, tut das gut eine bekannte Stimme zu hören....."<< Erst muss Uuma grinsen, denn sie weiß, Schlanker schläft nur, aber dann wird sie wieder ernst und schnappt nach mehr Luft. An Kette? Uuma hat es selber auf dem Schiff erlebt und ihr graust bei dem Gedanken, doch dann lächelt sie glücklich, denn ihr geht es genauso. "Uuma auch seien froh, hören Morgana!" Sie wählt ihre letzte Lautstärke, weil sie sich noch nicht sicher fühlt und hört dann leises Kettenrasseln von oben. "Mael bekommen ab Pfeil von Uuma und schlafen!" Uuma fühlt sich schuldig, auch wenn sie nicht damit rechnen konnte, dass der Kerl gerade in dem Moment strauchelt. Sie beißt sich auf die Lippen, sicher wird Morgana jetzt böse auf sie sein, aber sie hört nichts mehr von oben und holt erneut Luft. "Uuma liegen unter Was und nicht kommen raus, Uuma versuchen weiter!"

Klein-MoM, neugierig zurück von seinem kurzen Scheuen, als Uuma von seinem Rücken gesprungen ist und vor dem stämmigen Kerl, schnobert an ihrem Gesicht, als wollte er fragen, warum sie nicht aufsteht. Die weiße Mähne ihres kleinen Hengste fällt ihr kitzelnd ins Gesicht und Uuma greift geistesgegenwärtig nach ihr. "Klein-MoM müssen gehen, ziehen Uuma raus hier!" Mit der rechten Faust das Mähnenbüschel fest umschlossen, stubst sie dem Hengst auffordernd gegen den Hals. Er scheint zu begreifen, zögert aber noch. Erst mehrmaliges erneutes Auffordern des noch so jungen Tieres lässt ihn folgen und langsam, ganz langsam zieht er Uuma mit sich. Der massige Körper des Mannes auf ihr rutscht jedoch mit, doch dann feuert Uuma ihren Hengst an, dass er sich mehr ins Zeug legt, aber durch ihre Schmerzenslaute hält er immer wieder inne. "Klein-MoM müssen laufen! Los!" Noch einmal schlägt sie gegen seinen Hals, fest und fordernd, dass er einen Satz nach vorne macht und wenn ihr auch die Tränen in die Augen schießen, sie gibt keinen Laut mehr von sich ... und ist die Last nach ein paar weiteren Sprüngen des Pferdchens los.

Nur kurz wälzt Uuma sich auf dem Boden zur Seite, lässt den befreienden Tränen ihren Lauf und rappelt sich dann auf. Mit jedem Stückchen, das sie sich mehr aufrichtet kehrt Leben in ihren Arm zurück, bis nach ein paar tiefen Atemzügen die Taubheit so gut wie verschwunden ist. Uuma würde einen schönen blauen Flecken bekommen, aber das wäre auch alles. Behutsam setzt sie ihre Füße, bloß nicht stolpern, und lässt sich bei Schlanker auf die Knie sinken. Seine Stirn fühlt sich normal an und sein Lebenssaft pulst am Hals wie der eines Schlafenden und Uuma nickt. "Das Uuma nicht wollen. Uuma nicht wieder machen Scherz wie an Bach." Leise murmelt sie es vor sich hin und lässt den Elben weiterschlafen, um das Messer vom Boden aufzuheben, das sie verfehlt hatte.

Jeden Raum sucht sie unten auf leisen Sohlen ab, steigt dann die Treppe nach oben, immer seitlich an der Wand entlang, da wo die Stufenbretter aus dem groben Balken kommen, denn da knarren sie nicht. Das Rasseln der Ketten ist schon auf der Treppe zu hören, aber Uuma verhält sich trotzdem ganz leise. Erst geht sie in die anderen Zimmer, aus denen sie kein Geräusch hört, dann öffnet sie die Türe der Heilerin.

Uuma hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem Anblick. Uumas Augen weiten sich ungläubig, denn die Frau vor ihr ist kaum noch als die Frau wiederzuerkennen, die Uuma in der Erinnerung hat. Das Haar steht wild um ihren Kopf, stumpf und verstaubt, das Gesicht ist nicht minder schmutzig und ihre Kleidung ist heruntergekommen, mehr noch, als die ihrer Entführer. "Morgana!?" haucht Uuma unsinniger Weise, denn niemand anderes würde dort an der Wand an Ketten gefangen gehalten, dann stürzt sie auf die Frau zu und gibt ihrem Drang nach, sie behutsam in die Arme zu schließen. Hart muss Uuma schlucken, denn sie sieht hinter ihr an der Wand die Eisen, die frisch da rein geschlagen sein mussten, das kann sie am Stein erkennen, der an den Rändern nicht die Farbe des Mauerwerks rundum hat.

Mit einem sanften Ruck löst Uuma sich wieder. "Mael nur schlafen unten vor Haus..." Unruhig blickt sie sich um. "Uuma müssen suchen Schlüssel für Ketten bei Männer..." Grübelnd stockt sie in der Bewegung und steht kurz unschlüssig vor Morgana, die glücklich und beschämt zugleich ist und nur noch raus will. "Glaeunn liegen tot auf Pferd, Stück weg von Haus, ...zwei Männer liegen bei Bach, einer leben und seien in Fessel, adere Mael machen ...und ...einer liegen hier vor Haus und auch schlafen..." Kaum hat sie den letzen erwähnt schießt es ihr siedend heiß durch und durch. "Uuma müssen fesseln Mann unten! ..auch wenn Leute schlafen lange von Saft in Pfeil, seien mehr sicher!" und nickt schon fast panisch bei dem Gedanken, dass er aus irgendeinem Grund früher aufwachen könnte.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 25. Aug. 2006, 10:28 Uhr
Es dauert für Morgana eine kleine Ewigkeit, ehe Uuma antwortet. Die Kleine Wilde spricht grade so laut, dass Morgana sie verstehen kann.<< "Uuma auch seien froh, hören Morgana!">> Den Göttern sei Dank! Morgana lässt ihre Hände sinken, die sie  an die Bretter gelegt hatte, die Ketten rasseln und sie atmet einmal auf. Der Gedanke an Mael schiesst ihr durch den Kopf, dazu hatte Uuma noch nichts gesagt, vielleicht weil sie Morgana nicht ängstigen will, und wie es Uuma geht, hatte sie auch noch nicht gesagt, aber ehe sie den Gedanken auch nur zu Ende denken kann, hört sie Uumas Stimme erneut. <<"Mael bekommen ab Pfeil von Uuma und schlafen!">> Morgana braucht mindestens zwei Wimpernschläge ehe sie begreift was Uuma da grade gesagt hat, ehe ihr einfällt, das Mael einmal erzählt hat, dass Uuma mit Betäubungspfeilen aus ihrem Blasrohr schiesst, und die Gegner so außer Gefecht setzt. Und dann ist der Gedanke auch bis in den letzten Winkel hineingedrungen. Ein Stein, eher ein Fels, oder nein, ein ganzes Gebirge scheint von ihrem Herzen zu purzeln. Er lebt und schläft nur! Danke Faeyris, Danke! Doch kaum will sich die Freude darüber breitmachen, und kaum, dass sie den Gedanken hat bald nach Talyra und zu Ian zurück zu kehren, klingt Uumas Stimme noch einmal.<< "Uuma liegen unter Was und nicht kommen raus, Uuma versuchen weiter!">> Verdammt, wodrunter kann sie nur liegen, es muss schwer sein, wenn sie nicht rauskommt, und wenn sie nicht rauskommt? Wie lange schläft man von so einem Pfeil? Wir müssen hier weg, was wenn nicht alle Entführer ausgeschaltet sind, oder die die genau wie Mael nur betäubt sind, wach werden und sich befreien können? Erneut schleicht leichte Panik in ihr hoch und sie lauscht angespannt ob Uuma noch etwas sagt. Das tut sie auch, doch Morgana kann es nicht genau verstehen. Sie hört das aufgeregte Schnauben eines Pferdes und dann Schmerzenslaute von Uuma. Was passiert da unten denn nur? Unruhig geht Morgana wieder einige Schritte, dass über ihren rechten Fuss mittlerweile Blut läuft, weil die Fesseln die entzündete Haut nun endgültig durchgescheuert haben , merkt sie nicht einmal.

Als Morgana wieder stehen bleibt ist draussen alles still, bis auf die wenigen üblichen Geräusche aus den Bäumen, die an dem Haus stehen müssen. Morgana traut sich nicht nach Uuma zu rufen, weil sie keine Ahnung hat was da unten nun geschehen ist, ob sich doch noch Entführer angeschlichen haben und Uuma überwältigt haben. Erneut scheinen sich Sekunden zu Minuten und Stunden auszudehnen, bis sie endlich den Schlüssel an ihrer Tür hört. Morgana hält den Atem an, weil sie nicht genau weiss, wer nun in dieser Tür erscheinen wird, aber als sie Uuma sieht, lässt sie ihren Atem mit einem tiefen Seufzer hinaus. Das Gesicht von Uuma verwirrt Morgana allerdings. Uuma starrt die Heilerin an, als sei sie ein Fabelwesen aus irgendeinem Märchen und fragt unsinnigerweise, ob sie Morgana sei. Dann endlich begreift Morgana ihr Erstaunen, als sie kurz an sich herunter blickt. Morgana muss einen elenden Anblick darbieten, so wie sie jetzt aussieht. Aber ehe Morgana noch etwas dazu sagen kann, fühlt sie die schlanken Arme der Dunkelwäldlerin um sich und wird herzlich aber auch vorsichtig gedrückt. Morgana erwidert die Umarmung und es tut unendlich gut Uuuma zu sehen und auch zu spüren, so dass Morgana sich sicher ist, ihre Rettung ist nah.

Nachdem Uuma sich mit einem sanften Ruck aus der Umarmung befreit hat, beginnt sie zu erzählen, was geschehen ist, alles in kurzen Sätzen, die mit dem Satz enden: <<"Uuma müssen fesseln Mann unten! ..auch wenn Leute schlafen lange von Saft in Pfeil, seien mehr sicher!" >> Uuma nickt heftig nach dem letzten Satz und ehe Morgana noch etwas sagen kann, wirbelt Uuma herum und ist aus ihrem Zimmer verschwunden. Die Verblüffung in Morganas Gesicht hätte sicher andere zum Lachen verleitet, aber Morgana schaut der kleinen Wilden nur hinterher. "Uuma?", fragt sie völlig ungläubig, aber sie ist schon längst aus dem Haus raus. Am liebsten hätte Morgana Uuma ja gar nicht mehr weggelassen, so froh war sie endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen, aber nach ein paar Wimpernschlägen begreift sie, dass Uuma den Schlüssel nun einmal suchen muss, ohne den sie die Fesseln niemals aufbekommen würde und dafür musste sie nun einmal notgedrungen das Zimmer verlassen in dem Morgana ist. Der Fuß der Heilerin beginnt zu schmerzen und sie blickt ihn sich an. Die Schwellung um die Fesseln ist grösser geworden und an einigen Stellen quilt Blut aus der Haut, weil die Fessel sich in Fleisch gedrückt hat. Das Fleisch um die Wunde herum ist heiss und fühlt sich gar nicht gut an. Die Fesseln waren nicht sauber und Morgana kann im Moment nur hoffen, dass sie sich keinen Wundbrand oder ähnliches zugezogen hat. Der Schmerz ist nun deutlich zu spüren, da ihre Anspannung etwas nachlässt, und jagt ihr Bein hinauf und scheint es mit einem inneren Feuer zu verbrennen. Mit zusammen gebissenen Kiefern richtet sich Morgana auf, für einen Moment jagt ihr Herz und sie traut sich nicht einen Schritt zu gehen, weil die Schemrzen dann sicherlich schlimmer würden. Das andere Fussgelenk und ihre Handgelenke sind zwar auch entzündet, angeschwollen und rot, aber sie sind noch nicht aufgerissen und bluten nicht.

Die Anspannung lässt immer weiter nach, als sie von unten hört, wie Uuma den Mann fesselt und ihn durchsucht, und langsam aber sicher werden ihr ihre Knie weich, dass alles war dann jetzt wohl doch ein wenig viel für sie. Trotz der Schmerzen im Bein hinkt sie hinüber zu ihrem Lager und setzt sich darauf hin, und wartet darauf, dass Uuma mit dem Schlüssel wiederkehrt und sie diesen unglückseeligen Ort endlich verlassen können. Ausserdem möchte sie Mael sehen, auch wenn er schläft, sie muss ihn einfach sehen, mit eigenen Augen erkennen, dass es ihm gut geht. Für einen Moment schliesst sie die Augen und sieht sein Gesicht mit dem verschmitzten Lächeln, welches sie so liebt und den grünschimmernden Augen in denen die Goldfunken tanzen. Sie seufzt einmal auf und bleibt dann in ihrem Haar hängen, welches vollkommen verfilzt und dreckig ist, und erbärmlich riechen muss, genauso wie alles an ihr dreckig und stinkend ist. SO kann ich auf keinen Fall zurück nach Talyra, ich will mich waschen und mir wenigstens ein wenig die Haare kämmen, falls das noch gelingt und ich sie nicht abschneiden muss, ich will diesen ganzen Dreck so shcnell wie möglich los werden, ich ekele mich ja schon vor mir selber...und Ian sollte mich so ganz sicher nicht sehen. Weil sie nichts anderes zu tun weiss und sie wieder unruhig wird, nestelt sie mit ihren Fingern in ihrem Haar herum, versucht Knoten zu lösen, aber es gelingt ihr nicht wirklich. Von draussen ist nichts mehr zu hören, Uuma sucht nach dem Schlüssel, den Glaeunn sicher bei sich trägt und Mael scheint immer noch zu schlafen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 25. Aug. 2006, 11:56 Uhr
Mann fesseln!, schießt es Uuma wiederholt durch den Kopf und schnell eilt sie die Treppe wieder runter, schnappt sich eines der dort rumhängenden groben Hemden vom Haken im Flur und läuft gerade an Schlanker vorbei, da stockt sie. Mael machen Bewegung...? Uuma beobachtet den schlafenden Elben genauer, aber er liegt ganz still da. Irritiert schüttelt sie den Kopf und wendet sich dem Schwergewicht zu. Die Durchsuchung seiner Hosentaschen bringt nur ein paar Kupfermünzen und einen Lappen zum Vorschein, wie ihn sich Männer oft beim Arbeiten um den Hals binden. Flink zerreißt Uuma das Leinenhemd, damit sie mit den Streifen die Beine und Handgelenke des Mannes fest verschnüren kann, doch erstmal rollt sie ihn auf den Bauch, denn sie bindet seine Beine und Hände extra noch mit dem Rest des Hemdes zusammen, dass er sich kaum noch rühren können würde, wenn er aufwacht. Das seien Rache für liegen auf Uuma..., grinst sie befriedigt und macht sich auf den Weg, auch Glaeunns Kleidung zu durchsuchen. "Uuma gehen suchen Schlüssel bei Glaeunn! Uuma machen schnell! Uuma nicht lange seien weg!" Sie lässt Morgana und Schlanker nur ungern hier alleine zurück, aber es bleibt ihr keine Wahl.

Die beiden Pferde haben sich längst wieder beruhigt, nur Glaeunn ist vom Rücken ihres Braunen gerutscht. Das seien gut, dann Uuma nicht müssen ziehen Frau von Pferd, aber auch in den wesentlich kostbareten Kleidungsstücken Glaeunns findet Uuma keinen Schlüssel, auch nicht um ihren Hals oder sonstwo an ihrem Körper ist er. Das nicht dürfen sein! Grübelnd steht Uuma da, denn sie hatte ganz fest damit gerechnet, dass die Frau den Schlüssel bei sich tragen würde.  Es nützt nichts, sie müsste die anderen beiden Entführer auch noch durchsuchen. Klein-MoM, der hinter ihr her getrottet war, trägt sie schnell den Waldweg zurück zur Brücke, doch auch die Durchsuchung des von Uuma gefesselten Mannes bringt keinen Schlüssel zum Vorschein. Die Binsen haben jedoch schon ihren Zweck erfüllt und schneiden feine Striemen in die Haut und Uuma ist sich sicher, dass auch er ihnen keine Probleme machen würde, wenn er erwacht. Jetzt wird es Uuma mulmig, denn der Blick des Elben war so finster-verschlossen, dass Uuma nur ungern nach dem von Mael versorgten Entführer gucken geht. Wieder nimmt sie den Weg an der Böschung des Baches entlang, überquert ihn in Höhe ihres Kampfplatzes und wendet sich dann der Baumgruppe zu. Uumas Atem stockt als sie das Dickicht durchdringt und dahinter den Mann entdeckt. Sie hat schon einige getötete Männer gesehen, aber dieser ist das grausigste Exemplar. Sein Hals ist rundum tief eingeschnitten und Uuma schaudert es, den Mann zu durchsuchen. Schnell und ganz vorsichtig, fingert sie in seinen zwei Hosen- und Hemdtaschen herum, die viel tiefer sind, als normale, aber sie findet auch bei ihm nicht das gesuchte metallene Objekt.

Am Bach muss Uuma sich erst einmal gründlich waschen, um das grausige Gefühl los zu werden. Sie hatte sich überlegt, ob sie den Mann runterholt, aber es war Maels Werk und was immer der Grund für diese Todesart war, es war seine Sache. Nur langsam kann Uuma sich auf dem Rückweg zum Haus wieder auf das Nächstliegende konzentrieren, aber irgendwann ist der Aufgehängte aus ihrem Sinn und sie fragt sich, was sie tun soll, wenn sie auch im Gebäude keinen Schlüssel findet. Uuma sicher finden Schlüssel in Haus, ...irgendwo... Uuma nur müssen suchen... Das hofft Uuma zumindest, denn es drängt sie, diesen Ort zu verlassen, mit Morgana und Schlanker, und wenn sie ihn schlafend auf ihren kleinen Hengst packen müsste und mit einem Schürhaken die Eisen aus der Wand hauen, aber sie will vor Sonnenuntergang wieder auf der Straße nach Talyra sein.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 31. Aug. 2006, 08:53 Uhr
Máel blinzelt. Abendrot ist das Erste was er erkennt, als er die Augen einen Spalt öffnet. Wie lange war ich weg? Er schließt die Augen wieder und regt sich nicht. Alle seine Sinne arbeiten auf Hochtouren. Was war geschehen? Uumas Projektil hatte ihn getroffen. Daran kann er sich erinnern. Alles danach versinkt in einem schwarzen Loch, aus dem nur undeutbare Geräusche herauszufiltern sind. Angestrengt lauscht er, aber um ihn herum ist es still. Seine Hände und Füße sind frei, also ist er nicht gefesselt. Wenn Uuma auch überwältigt worden wäre, würde ich wohl nicht so unbewacht hier liegen., schlußfolgert er und wagt es, sich leise aufzustützen. Nicht weit von ihm entfernt liegt der Mann, der sich ihnen als letztes in den Weg gestellt hatte. Er ist mit seinem eigenen Hemd verschnürt wie in Rollbraten, was Máel schmunzeln lässt. In der kleinen Dunkelwäldlerin steckt ein ernstzunehmender Gegener, den man nicht unterschätzen sollte. Dann überolt ihn eine Woge der Sorge. MORGANA! Fast hätten seine emphatischen Fähigkeiten seine Gedanken mit der Macht eines Sgnalhorns in die Welt hinaus posaunt, und er springt mehr vom Boden auf, als dass er aufsteht. Eine Aktion, die Máel mit einem heftigen Schwindel bezahlt, und er muss sich kurz auf seine Knie stützen. Sein Dolch liegt genau vor seinen Füßen, und er hebt ihn auf. Dann kann ihn nichts mehr zurück halten. Er muss ins Haus. Muss nachsehen, ob alles in Ordnung ist, auch wenn er Morganas Anwesenheit inzwischen deutlich spüren kann. Sie lebt, aber er muss sie mit seinen eigenen Augen sehen, um die bohrende Angst in seinem Herzen zu beruhigen.

Als Máel die Eingangstüre durchschreitet, empfängt ihn die dämmrige Atmosphäre einer verlassenen Schankstube. Trübe Fensterscheiben filtern das verblassende Licht zu einem fahlen Schein, der kaum bis in die hinterste Ecke reicht. Dunkel ballen sich die Schatten zusammen, und es wäre nicht schwer für jemand Geübten, sich hinter einem der umgestürzten Tische oder der langen Theke zu verbergen. Doch für das alles hat der Elf kaum einen Blick. Oben. Die vernagelten Fenster sind im ersten Stock! Er wendet sich zu der Treppe rechts neben ihm, und nimmt zwei, drei Stufen auf einmal. Sie endet auf einer Gallerie, die den Schankraum umringt, und von der zahlreiche Türen abgehen. Sie sind alle geschlossen. Bis auf eine. Und genau das muss die richtige Tür sein! Máel weiß es einfach. So sicher, als wäre er schon mal hier gewesen. Mit ein paar langen Sätzen ist er heran und stürzt sich fast ins Zimmer. Ein kurzer Blick genügt. Keine Gefahr. Auf einem abgewetzen Bett sizt zusammengesunken eine Frau, die ihn ein wenig erschreckt ansieht.Ihre langen, von farbigen Strähnen durchwirkten Haare sind strohig und ungepflegt und verraten nicht mehr sehr viel von dem lebendigen Glanz, der ihnen sonst anhaftet. Das Kleid, das sie trägt, ist schmutzig, und der Duft, der von ihm ausgeht sagt eindeutig, dass es mindestens ebensolange kein Wasser gesehen hat, wie seine Trägerin. Die junge Frau wirkt bläßlich, angespannt und verzweifelt, soweit man das unter der Maske aus Staub und Schmutz feststellen kann. Große, graublaue Augen sehen ihn an, als hätte er ein verängstigtes Reh vor sich, dass man in einer viel zu kleinen und vorallem viel zu dunklen Höhle an eine Wand gekettet hat. Ein jämmerlicher und trauriger Anblick, und doch hat Máel nie eine schönere Frau gesehen, als Morgana in diesem Moment. Seine Morgana!

Vor seiner stürmischen Art zuckt sie ein wenig zurück, und er geht langsam vor ihr auf die Knie, als sie ängstlich die Hände hebt, um das Gesicht des Elfen zu berühren, als wäre er ein flüchtiges Traumbild. Eine eiserne Kette verbindet Ihre Handgelenke und ebenso die Knöchel ihrer schönen Beine, doch von dort aus verbindet ihre Beine dann jeweils eine weitere Kette mit einem eingeschlagenen Ring hinter ihr an der Wand über dem Bett. "Was...", Máel muss schlucken und seine Finger gleiten über das stumpfe Metall der Glieder, "Was haben sie Dir angetan?!" Eine stumme Träne rinnt aus Morganas geschlossenen Lidern und zieht eine russige Spur über ihre Wange. "Warte." Sanft befreit er seine eigenen schlanken Finger aus den ihren und fördert aus seinem Hemdkragen die lange Nadel zum Vorschein, mit der er schon so manches Schloß geknackt hat. Seine Hände zittern einen Moment, als er das entzündete Fleisch ihrer Handgelenke berühren muss, um die Manschetten in eine Position zu drehen, in der er an den Schließmechanismus gelangen kann, und Morgana dabei zischend die Luft einzieht. "Gleich vorbei." Lieber hätte er sich selbst seinen Dolch durchs eigene Fleisch gezogen, als Morgana weiter Qualen zu bereiten, aber nach ein paar Sekunden klickt das erste Schloß und die erste Hand ist frei. Ihre Arme fliegen nach vorne um seinen Nacken, wobei die Kette klimpert, die noch immer an dem anderen Handgelenk baumelt. >>Wo warst Du so lange, Du verfluchter Elf?!<<, kann er ihre Stimme an seinem Hals spüren, während er Morganas bebenden Körper an sich drückt. "Ich bin ein alter Mann und Du läufst verdammt schnell!", die Erleichterung ist mit jeder Silbe aus seinen Worten herauszuhören, "Wehe Du versetzt mich noch mal so in Angst und Schrecken." Die Last der letzten 7 Wochen fällt mit einem Mal von ihm ab, jetzt, wo er Morgana wieder in seine Arme schließen kann. Máel möchte noch für Stunden das Gefühl genießen, sie lebend an sich zu spüren, aber wer weiß schon, wie viel Zeit sie haben. Vielleicht gehören zu Glaeuns Bande noch mehr Halsabschneider? Vielleicht sind die Formoraig schon unten vor der Tür? Sie müssen hier weg. Schnell!

"Wir müssen gehen, Schatz!", flüstert der Elf Morgana zu, und auch wenn er sie nicken spürt, kann Máel deutlich merken, wie sich alles in ihr sträubt, ihn jetzt loszulassen. "Ian wartet sicher schon." Unter seinen Handflächen, die über den zierlichen Rücken der hübschen Frau streicheln, kann er spüren, wie Ians Name neue Kraft in sie fließen lässt, wie sich ihre Muskeln anspannen und sie sich aufsetzt. Auffordernd hält Morgana ihm die andere Hand hin, die noch immer in Ketten liegt. Ein Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, und während Máel vor ihr kniend ein weiteres mal sein Diebeswerkzeug bemüht, streicht sie sanft mit einer Hand duch seine blauschwarzen Haare. "So kommen wir nie hier weg.", neckt er sie mit einem Augenzwinkern, bevor er sich zu ihren Füßen beugt, um auch dort die Fesseln zu lösen. Schnapp. Mit einem metallischen Geräusch springt das Metallband um Morganas rechtes Bein auf, dessen Knöchel mehr gelitten hat als der des linken Beins. "Gleich geschafft." Kling. Das war ein anderes Gräusch und Morgana kann sehen, wie sich Máels Körper versteift, und er einen unterdrückten Fluch murmelt. Als er sich aufrichtet, hat er eine abgebrochene Metallspange in der Hand. "Aller Guten Dinge sind eben drei und nicht vier.", beantwortet er ihren fragenden Blick ein wenig sarkastisch, während er mit einer Hand an der Kette rüttelt, die das letzte Metallband um Morganas Körper nun noch immer mit Wand verbindet. Suchend schaut er sich um, bis seine Augen an den vernagelten Fenstern hängen bleibt, und sich seine Mine aufhellt. "Das müsste gehen." Mit ein paar kraftvollen Tritten entfernt er die Bretter, und mit dem Restlicht des Tages strömt kühle, frische Abendluft ins Zimmer. Sie trägt einen Funken Hoffnung und Freiheit in sich, den Morgana mit geschlossenen Augen in sich aufsaugt wie ein vertrockneter Schwamm. "Ich muss schnell etwas besorgen." Sie nickt ihm zu, als er zur Türe geht. Seinen Dolch hat er neben ihr gelassen, damit sie sich im Notfall würde verteidigen können. "Und lauf ja nicht weg!", grinst er ihr entgegen, bevor er aus Morganas Blickfeld verschwindet, uns sie ihm am Liebsten etwas hinter her geworfen hätte. Aber immerhin hat seine Bemerkung für ein Schmunzeln auf ihrem Gesicht gereicht. Das erste seit Wochen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 07. Sept. 2006, 09:51 Uhr
Nach einer kurzen Weile hat Morgana aufgegeben ihre Haare zu entwirren, es hatte so keinen Zweck, sie müssten erst gewaschen werden. Ihr Fuss tut noch immer höllisch weh, und je mehr die Aufregung und Anspannung nachlässt, umso stärker werden die Schmerzen. In dem Kopf der Heilerin brauen sich schon wieder dunkle Gedanken zusammen, als Uuma nach einer Weile nicht zurückkehrt und dann hört sie unten Geräusche und jemand stürmt die Treppen hoch, voller Schreck glaubt Morgana es sei einer der Entführer, denn die Schritte sind zu schwer für die kleine Jägerin, aber ehe sie diesen Gedanken wirklich umsetzen kann, steht Mael im Zimmer und die Heilerin weiss nicht, ob sie lachen oder weinen soll. Sie könnte zerspringen vor Freude diesen verrückten Elben wieder zu sehen und sie könnte heulen vor Glück und Erleichterung, dass ihm wirklich nichts passiert ist. Der Elb kniet sich vor ihr nieder und vorsichtig berührt sie sein Gesicht, so als wäre es ein Traum, der wie eine Seifenblase bei der leichtesten Berührung zerplatzen könnte, um dann kurz darauf seine Hände mit ihren Fingern zu umschliessen. Dann sieht Mael die Ketten, die leise rasselnd jeder Bewegung Morganas folgen, und sein Gesicht bekommt einen Ausdruck, der Sorge aber auch Wut zeigt, über das, was man der Heilerin angetan hat.

Morgana kann nicht antworten, sie möchte soviel sagen, ihm alles erzählen, ihn umarmen, sich an ihn kuscheln und sich behütet und geborgen fühlen, aber Mael befreit schon seine Hände aus den ihren, holt rasch aus seinem Hemdkragen eine lange dünne Nadel hervor, und macht sich an den Fesseln der Handgelenke zu schaffen. Es schmerzt als er die Fesseln drehen muss, und Morgana zieht die Luft einmal heftig in ihre Lungen, bis der Schmerz nachlässt und im gleichen Augenblick die erste Fessel in ihren Schoss fällt. Jetzt endlich kann sie ihn umarmen, ohne ihm dabei die Luft mit der Kette abzuschnüren, und genau das tut sie auch. Ihr Kopf liegt in seiner Halsbeuge als sie ihm leise etwas sagt."Wo warst du so lange du verfluchter Elf?!" Sein Geruch umgibt sie und Morgana nimmt ein paar tiefe Züge dieses ihr so vertrauten Geruchs, der Sicherheit, Wärme und Liebe verspricht. Sein Atem streicht sanft über ihren Nacken und die Wärme seiner haut vertreibt die Kälte der Einsamkeit und der Angst. Und genau in diesem Moment weiss sie, dass alle ihre Sorgen und Gedanken umsonst waren, und dass wenn sie beide nur zusammen sind, nichts unmöglich erscheint. Seine Worte rauschen an ihr vorbei und sie nimmt sie zwar wahr, aber ihren Sinn nicht wirklich, bis er ganz nah an ihrem Ohr flüstert, dass sie gehen müssen. Morgana weiss das er recht hat, aber um gehen zu können müsste sie ihn loslassen, und das ist etwas was sie gar nicht möchte, am liebsten möchte sie jetzt und hier auf diesem dreckigen Bett in seinen Armen einschlafen, einfach nur schlafen und wissen sie ist in Sicherheit, während Mael über ihren Schlaf wacht.>> "Ian wartet sicher schon.", diese Worte rütteln Morgana schliesslich wach. Sie will zu ihrem Sohn, ihn sehen, ihn in die Arme schliessen, und sein Gesicht abküssen. Und so löst sie die Umramung um den Elfen, küsst ihn einmal sanft und hält ihm die andere Fessel hin, an der Mael sich schleunigst zu schaffen macht. Für einen kurzen Augenblick bewundert Morgana Maels Fähigkeit, die er schnell und geschickt einsetzt, auch wenn sie weiss, dass er diese Fähigkeit eher dazu braucht unrechtliches zu tun, was ihr wiederum gar nicht gefällt, aber jetzt und in diesem Augenblick sind ihr seine Fähigkeiten sehr willkommen.

Die zweite Fessel ist schnell geöffnet, und während Morgana sein Haar verwuschelt, macht Mael sich an der ersten Fussfessel zu schaffen, und auch diese öffnet sich schnell und Morgana spürt wie der Druck auf den Knöchel nachlässt und auch der Schmerz weniger wird. Kling dies war ein anderes Geräusch und Mael Muskeln in seinem Nacken versteifen sich urplötzlich unter ihrer Hand. Sein Werkzeug scheint abgebrochen zu sein, und seine Worte bestättigen Morganas Vermutung. "Und nun?", fragt Morgana den Elben der sich suchend im Zimmer umsieht und mit einem 'Das müsste gehen' ans Fenster tritt und die Bretter mit einigen Tritten entfernt, an denen Morgana zigmal gerüttelt hatte. Abendlicht fällt ins Zimmer, aber selbst dieses sanfte Licht blendet Morganas Augen für einen Moment, die Licht seit mehreren Siebentagen nicht mehr gesehen haben, aber selbst mit geschlossenen Augen spürt sie das Licht und die Wärme, die von ihm ausgeht, als Mael ihr sagt, er müsse noch etwas besorgen, nickt sie deshalb nur still. >>  "Und lauf ja nicht weg!" Schneller als sie gedacht hat sind ihre Augen offen und erst will sie empört antworten, muss dann aber doch schmunzeln und ruft ihm, als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden ist, hinterher:" Und brauch du nicht wieder eine halbe Ewigkeit!", und in Gedanken fügt sie noch hinzu: Menschen haben nicht soviel Lebenszeit wie Elben! Kopfschüttelnd, aber immer noch lächelnd, hebt sie langsam den Fuss, der schon von den Fesseln befreit ist, und betrachtet sich die Verletzungen genau. Die Wunde muss dringend gereinigt werden und vielleicht sogar an der ein oder anderen Stelle ausgebrannt werden, um einen Wundbrand zu verhindern. Sie seufzt kurz auf, blickt sich in dem Zimmer um, ob sie vielleicht irgendetwas zum verbinden findet, aber ausser der dreckigen Decke auf ihrem Lager, gibt es nichts, und dieses dreckige Zeug würde sie sich sicher nicht um diese Wunde binden. Also stellt sie den Fuss wieder sanft auf den Boden und wartet erneut. Wie ich diese Warterei hasse!!

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 07. Sept. 2006, 21:02 Uhr
Uuma kommt um die letzte Wegbiegung und bleibt erschrocken stehen. Wo seien Schlanker? Der Entführer liegt noch immer reglos an der gleichen Stelle, aber von Mael keine Spur. Uumas angestrengtes Lauschen lässt sie auch nicht schlauer werden, nur die auf dem Boden liegenden Bretter verraten nach einem Blick nach oben zum vorher vernagelten Fenster, dass jemand bei Morgana gewesen sein muss. Mael schon seien wach? Uuma kann es kaum glauben, denn normalerweise schlafen die Menschen viel länger von ihren Betäubungspfeilen. Mael nicht seien Mensch!, schießt es ihr durch den Kopf und mit einem breiten Grinsen geht sie weiter auf das Haus zu. Aus Gewohnheit schlüpft sie leise durch die halb offen stehende Türe und spürt nur einen Atemzug später jemanden hinter sich, als sie gerade die Treppe hinauf will. Mitten in der Bewegung hält sie inne, doch da tritt Schlanker schon aus dem Schatten hervor. Ein leicht vorwurfsvoller Blick trifft den Elben mehr schelmisch, als wirklich böse und dann schüttelt Uuma nachdenklich den Kopf, denn gleich ist sie wieder eifrig darauf bedacht, mit den beiden das Haus möglichst schnell zu verlassen. "Uuma nicht können finden Schlüssel von Eisen, die halten fest Heilerin in Zimmer oben. Schlüssel nicht seien bei Glaeunn, wie Uuma denken und nicht seien bei Männer vorne bei Bach." Ein leichtes Schaudern durchfährt Uuma, als sie dabei an den Aufgehängten denken muss. Leise hat Uuma gesprochen, als fürchtete sie, es könnte doch noch irgendwo einer der Entführer lauern, der sich vielleicht bisher nur verborgen gehalten hat.


Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Mael Duinc am 12. Okt. 2006, 08:49 Uhr
Máels Schritte sind schnell und zielgerichtet. Morgana ist immer noch mit einem Fußgelenk an die Wand des Hauses gefesselt, und ihnen bleibt vielleicht nicht viel Zeit, um das zu ändern. Seil. Ich brauche Seil, denkt er mit gerunzelter Stirn. Im Stall müßte sich doch welches finden lassen! Als er fast die halb geöffnete Haustür erreicht hat, durch deren Spalt das letzte Aendlicht sickert, hören seine feinen Elbenohren Schritte. Es muss eine kleine Person sein, denn die Schritte klingen leicht und federnd. Eine Frau? Uuma vielleicht? Máel beschließt, lieber auf Nummer sicher zu gehen und verschmilzt mit dem Schatten hinter der Tür. Sein Dolch liegt schon in seiner Hand, als ein schlanker Körper sich durch den offenen Türspalt schiebt. Erleichtert atmet der ehemalige Dieb lautlos aus. Diese zeirliche Gestalt ist eindeutig seine Freundin aus verschiedenen Abenteuern. Uuma, die Jägerin aus dem Dunkelwald. Dann bemerkt sie ihn, und nach dem ersten Schreckmoment in ihren moosgrünen Augen, weicht der Ausdruck einem leichten Vorwurf, weil der Elf sie so erschreckt hat. Aber Máel erkennt, dass sie in Wirklichkeit erleichtert ist, nicht einen der Schurken sondern ihn hier zu sehen. >>Uuma nicht können finden Schlüssel von Eisen, die halten fest Heilerin in Zimmer oben. Schlüssel nicht seien bei Glaeunn, wie Uuma denken und nicht seien bei Männer vorne bei Bach.<< Das Schaudern, dass die Jägerin bei dem Gedanken an ihre Suche durchfährt, kann Máel eher mit seiner Emphatie spüren, als wirklich mit seinen Augen erkennen. Zweifellos hat sie den Aufgehängten gefunden und ebenfalls durchsucht. Sicher alles andere, als eine schöne Aufgabe.

"Den Schlüssel werden wir nicht brauchen, wenn wir Seil finden. Ich hoffe, im Stall ist welches. Drei der Fesseln habe ich schon öffnen können, aber bei der letzten ist mein Werkzeug abgebochen. Geh doch schon hoch zu Morgana, damit sie nicht alleine ist und warte am Fenster, damit ich Dir das Seil hochwerfen kann.", setzt Máel Uuma ins Bild, und sie nickt eifrig, bevor sie fast lautlos die Treppe nach oben huscht. Schmunzelnd sieht er ihr einige Sekunden nach und fragt sich, woher sie in allen Situationen immer die Kraft nimmt, um so lebensfroh zu wirken. Dann begibt er sich zum Stall. Auf seinem Weg kontrolliert er den noch immer regungslos auf dem Boden liegenden Entführer, aber er ist immer noch bewußtlos und die Fesseln sitzen fest. Ein zufriedenes Grinsen liegt auf Máels Gesicht, als er sich wieder erhebt, um das Stallgebäude zu betreten. Ein unverkennbarer Duft von Stroh, Leder und Pferd liegt in der Luft, an dem Máel auch mit verbundenen Augen erkannt hätte, in was für ein gebäude er getreten ist. Das Dämmerlicht reicht seinen elbischen Augen aus, um alles glasklar zu erkennen. Leere Boxen reihen sich zu seinen beiden Seiten aneinader. Geschirre hängen von Balken, und in einer Ecke liegt ein Berg modrigen Strohs, in dem es vielsagend raschelt. Ratten. Da habt ihr euch passende Gesellschaft ausgesucht!, flüstert Máel halblaut, während er die Reihe der Pferdeboxen abschreitet, und nach Seil Ausschau hält. Am Ende der Reihe, als er die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, findet er eine Box, in der sich alles mögliche in einem unordentlichen Haufen stapelt. Auch eine Menge Seil, aber es dauert eine endlos erscheinende Weile, bis er zwei lange Stücke aus dem Gerümpel entwirrt hat.

Er hängt sich die beiden Rollen jeweils über eine seiner beiden Schultern und macht sich auf den Rückweg. Vor dem Haus stehen ihre Pferde. Unruhig scharrt sein erst heute erworbenes Tier mit den Hufen, während Uumas stämmiges Pony wie der ruhige Pol wirkt. Mit geschickten Fingern besfestigt er die Seile am Sattel seines Tieres, und sieht zu Uuma hoch, die wie verabredet am Fenster steht, und ihm verstehen zusieht. Als Máel sich davon überzeugt hat, dass sein Knoten hält, tritt er unter das Fenster und wirft Uuma das Seil zu, das sie geschickt auffängt. Er muss ihr nichst erklären. Sie verschwindet kurz vom Fenster, und als sie zurückkehr, signalisiert sie ihm mit einem Zeichen, dass das Seil am Ring der Kette befestigt ist, der sie mit der Wand verbindet. Máel nickt verstehend und wendet sich seinem Pferd zu. "Na dann zeig mal, wie stark Du bist!", und mit einem kleinen Stoßgebet zu Soris, der Archonin des Glücks, treibt er das Tier mit einem Klaps aufs Hinterteil an.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Uuma am 19. Okt. 2006, 20:33 Uhr
>>"Den Schlüssel werden wir nicht brauchen, wenn wir Seil finden. Ich hoffe, im Stall ist welches. Drei der Fesseln habe ich schon öffnen können, aber bei der letzten ist mein Werkzeug abgebochen. Geh doch schon hoch zu Morgana, damit sie nicht alleine ist und warte am Fenster, damit ich Dir das Seil hochwerfen kann." Uuma ist erst irritiert, weil der Schlüssel nur noch irgendwo im Haus sein  konnte, aber dann beschäftigt sie die Frage, wie Schlanker die Eisen auf gemacht hat, aber das würde sie ihn später alles noch fragen können. Er würde ihr das auch zeigen müssen, das war einfach zu interessant für Uuma, deren Neugierde erwacht ist, auch wenn sie nickt und nach oben eilt, um am Fenster bereit zu stehen. Nebenbei geht ihr Blick an den Wänden entlang und über den großen Tisch, ob nicht vielleicht doch noch die Schlüssel irgendwo zu entdecken sind, aber im Haus ist es einfach schon zu dunkel.

Mael müssen machen schnell, Nacht schon kommen... Oben lächelt Uuma die Heilerin zuversichtlich an, als sie die Betrachtung ihres freien Fußes abbricht und zu ihr aufschaut. "Mael wollen reißen mit Seil Kette aus Wand, Uuma glauben." Eigentlich sollen Uumas Worte aufmunternd klingen, aber beim Anblick des starken Eisenringes, der mit einem dicken Eisenstift in der Wand steckt, klingt ihr Zweifel doch mit. Uuma kann Morganas Gedanken nicht einschätzen. Die Heilerin scheint in mehrere Richtungen gleichzeitig zu denken, so begibt sie sich ans Fenster und beobachtet Schlanker bei seinem Tun. Hoffentlich das gehen., denkt sie wieder skeptisch. Auch wenn Uuma lieber das ganze Haus nach diesem Schlüssel auf den Kopf stellen würde und lieber mit dem Schürkhaken vom Kamin ein Loch in die Wand schlagen würde, so geht sie doch erst einmal auf Maels Versuch ein. Sie könnten ja noch immer den Schürhaken nehmen.

Das Seil ist schnell eingefangen, das Mael ihr geschickt nach oben wirft und Morgana bindet es um den Ring an der Wand fest, während sie das Seil hochhält und anschließend stramm zieht. Ein paar Rucke noch, die Uumas Zweifel nur verstärken, dann läuft sie wieder zum Fenster und nickt. "Uuma passen auf und rufen, wenn Eisen werden locker!", ruft sie zu Mael hinunter, der genauso ungeduldig aussieht wie sein Pferd tänzelt. Pferd spüren Spannung von Mael..., geht es ihr kurz durch den Kopf, dann geht sie die paar Schritte zu Morgana zurück. Sie wissen alle drei, dass es nicht ungefährlich ist, wenn der Eisenstift wirklich aus der Wand brechen sollte, denn es ist dann nicht viel Spiel zwischen dem Rausbrechen des Stiftes und dem Zerren der Kette an Morganas Bein. Darum setzt Uuma sich zur Heilerin auf das Bett und krallt ihre Finger in die dicken Glieder der Kette und stemmt ihre Füße in einen breiten Spalt zwischen zwei Holzbohlen, um etwas von dem Schwung der Kette abzufangen, sollte Maels Unterfangen gelingen.

In diesem Moment sieht Uuma durch das Fenster die glutrote Scheibe der Sonne langsam hinter einer Anhöhe versinken. Uuma blinzelt ins Licht und durch ihre fast geschlossenen Augen, gefiltert durch ihre langen schwarzen Wimpern, glitzern die letzten goldenen Sonnenstrahlen in unzähligen rotgrünen, rotgelben und immer wieder goldenen Strahlen, wie unzählige winzige Regenbogenstückchen, durch die goldene Strahlen blitzen und funkeln. Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmt sie, wie zuhause im Dunkelwald, wenn sie so mit der untergehenden Sonne gespielt hat. Es ist ein Gefühl der Ewigkeit, der Ruhe, der Kraft, des Glücks, vollkommen lebendig und doch könnte sie augenblicklich nach hinten fallen und darin versinken...

Ein Ruck geht durch ihre Hände und Uuma reißt die Augen auf.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Morgana am 27. Okt. 2006, 10:39 Uhr
Anstelle von Mael, erscheint nach einer kleinen Weile Uuma im Türrahmen und erzählt ihr mit knappen Worten was Mael vorhat. Morgana nickt nur und betrachtet skeptisch den Haken in der Wand. Sicher sie würde dann frei sein und dieses Haus endlich verlassen können, aber die Fussfessel, und ebenso die Kette daran, wäre sie dadurch noch lange nicht los. Sie seufzt kurz auf, und im Grunde ist alles andere egal, wenn sie nur endlich aus diesem Zimmer und dem Haus könnte, raus in die frische Abendluft. Mael scheint ein Seil gefunden zu haben, denn Uuma fängt es geschickt auf, und während sie es festhält, bindet Morgana das Seil an den Haken und sendet ein Stossgebet zu Faeyris, dass sich der Knoten nicht lösen wird.

Uuma gibt Mael ein Zeichen und klammert sich dann um die Eisenkette um wohl auch noch zusätzlich daran ziehen zu können. Morgana selber bleibt nichts anderes übrig, als ihren Fuss still zu halten und erneut zu warten, obwohl sie lieber unruhig auf und ab laufen würde.  Das Seil spannt sich an, schürft über den Fensterrahmen und knirscht gefährlich, als sich die Fasern unter dem Druck strecken. Die Sonne taucht das Zimmer in ein blutrotes Meer, in dem es nur dunkelgelbe, orangene und rote Töne gibt. Morgana starrt auf den Haken an der Wand, so als wäre sie eine Schlange und wolle den Haken hypnotiesieren, damit er von selber aus der Wand springt, aber der Haken rührt sich erstmal nicht und Enttäuschung macht sich auf Morganas Gesicht breit. Es geht nicht, ich werde wohl nie hier weg kommen....

Das Seil lockert sich und schürft erneut über den Fensterrahmen , um kurz darauf ruckartig wieder unter Spannung gesetzt zu werden. Dieser Vorgang wiederholt sich noch einige Male, ehe Morgana meint, dass der Haken sich bewegen würde. "Uuma hast du das auch gesehen, er hat sich bewegt oder habe ich mir das nur eingebildet?" Uuma nickt nur, vor lauter Anspannung, kann sie wohl nichts sagen. "MAEL! Weiter so, der Haken löst sich!" Am liebsten wäre Morgana vor Freude durch das Zimmer gehüpft, aber noch muss sie still stehen. Es dauert noch einige weitere Versuche ehe der Haken beim nächsten Ruck aus der Wand springt, Uuma zum Glück im selben Moment nach hinten kippt und der Haken sie nur ein kurzes Stück verfehlt.

Endlich ist Morgana frei und nun hält sie nichts mehr auf, mit flinken Fingern löst sie das Seil vom Haken, wirft einen Blick auf die schwer atmende Uuma, lächelt und sagt dann:" Ich muss hier raus Uuma, entschuldige." Kaum hat sie die Worte ausgesprochen, wirbelt sie auch schon herum und ist durch die Tür des Zimmers verschwunden. Die Kette rasselt hinter ihr her, aber das stört Morgana nicht, ein kurzer Blick und sie hat die Treppe entdeckt und stürmt auf sie zu. Die letzten Stufen der Treppe stolpert sie mehr, als das sie läuft, weil sich die Kette mit dem Haken, die sie hinter sich herschleift kurz irgendwo verfangen hat, aber auch das kann Morgana nicht mehr aufhalten. Die offene Haustür ist nah und scheint der einzige schwache rotglühende Punkt in der Dunkelheit zu sein, fast so wie das Licht am Ende eines Tunnels. Und dann ist sie draussen, die kühle Luft der Abenddämmerung umgibt sie und die letzten Strahlen der Sonne färben ihr Gesicht in allen Rottönen. Für einen Moment bleibt sie stehen und atmet tief ein und aus. "Frische Luft, endlich frische Luft!" Ein kurzer Blick fällt auf einen ihrer Peiniger, der gut verschnürt in der Nähe der Tür liegt und sie ist versucht ihm einen kräftigen Tritt ind die Magengrube oder andere Weichteile zu geben, lässt es dann aber und läuft hinter das Haus zu Mael, der gerade das Seil vom Sattel löst. Da Morgana dank der Kette nicht zu überhören ist, dreht sich der Elb um und lächelt ihr entgegen und sie fliegt förmlich in seine Arme." Danke min hjarta, danke." Sie küsst ihn erst einmal lange und ausgiebig und sprüht plötzlich vor Unternehmungsgeist.

"Wir müssen hier weg, und meine Fessel muss auch ab, ich muss Waser haben, frisches Wasser, irgendwo, und ich will mich waschen, meine Wunden reinigen und ich will nach Hause, in MEIN Bett. Ist es weit bis nach Talyra?" Ein breites Grinsen zieht über das Gesicht des Elben und ruhig beantwortet er ihre Frage, und sagt ihr wo sie einen Bach finden werden, an dem sie sich waschen kann. Er bittet Morgana allerdings noch ein wenig Geduld zu haben, denn er will sich noch um die verschnürten Entführer 'kümmern'. In dem Moment erscheint auch Uuma um die Hausecke und gesellt sich zu ihnen. "Was hast du mit den Entführern vor? Ich denke wir sollten sie mit nach Talyra nehmen und dort der Stadtwache übergeben." Der Vorschlag gefällt Mael überhaupt nicht, der eher dafür ist, die Männer entweder ihrem Schicksal zu überlassen, oder sie kurzer Hand über die purpurnen Flüsse zu schicken. Eine kurze Diskussion entbrennt, in der Uuma und Morgana versuchen Mael zu überzeugen, dass es besser ist nach den anderen Toten nicht noch mehr Männer zu töten und die Steinfaust die beste Lösung ist. Etwas murrend lässt der Elb sich anschliessend breitschlagen und nachdem die beiden Männer weiterhin gut verschnürt auf dem Rücken eines Pferdes Platz gefunden haben, steht ihrem Aufbruch nichts mehr im Wege. Uuma besteigt ihr Pony und Mael hievt Morgana auf den Rücken eines Pferdes und setzt sich dann selber hinter sie, nachdem er die Zügel des Packpferdes am Sattelknauf befestigt hat.

Die Sonne hat ihre letzten Strahlen versendet, als der kleine Trupp den Waldrand erreicht und im Dunklen verschwindet. Morgana lehnt sich an Maels Brust und schliesst die Augen, atmet die kalte Wladluft ein und hört den Geräuschen des nächtlichen Waldes zu, bis sie das Plätschern des Baches hört, kurz bevor sie eingenickt wäre. Mondlicht spiegelt sich im Wasser des kleinen Baches und Morgana lächelt kurz, als sie den Gruß ihrer Göttin sieht. Noch ehe Mael zupacken kann, springt sie vom Pferd, wird in ihrem Sprung gebremst, als die Kette sich am Sattelknauf verheddert und landet unsanft auf allen Vieren. Erst ist sie ein wenig verdutzt und dann muss sie plötzlich lachen, ein absolut befreiendes Lachen, das eine geraume Zeit andauert, während sie auch dem weichen Waldboden liegt. Als das Lachen nachlässt, rappelt sie sich auf und geht hinüber zum Wasser. Das Wasser ist kalt, aber das ist Morgana egal, so schnell es geht entledigt sie sich der schmutzigen Kleidung, die Gänsehaut ignorierend, die die Nachtluft auf ihre Haut zeichnet und betritt das Bachbett. Das Wasser reicht ihr gerade bis zu den Knien und nach einem einmaligen tiefen Luftholen setzt Morgana sich in das Wasser und beginnt sich zu säubern. Ihr Haare bekommt sie allerdings nicht entfilzt, aber zumindest sind sie wieder einigermassen sauber. Zähneklappernd und schlotternd vor Kälte steigt sie nach einiger Zeit aus dem Wasser und schlüpft in Ermangelung von frischer Kleidung in die schmutzigen Kleider. Trotzdem fühlt sie sich besser, viel besser sogar. Als Mael fragt, ob sie hier eine Weile rasten wollen, schüttelt Morgana nur energisch den Kopf. "Nein, ich will nach Hause und das so schnell es geht."

Einer der Entführer wird langsam wach und grummelt von seinem unbequemen Platz auf dem Pferd zu ihnen rüber, aber die Sache ist schnell mit einem Handkantenschlag Maels erledigt und der Entführer verstummt wieder. Kurz darauf sitzen wieder alle auf den Pferden und verlassen bald den Wald um auf die grosse Südstrasse zu treffen, die um diese Zeit verlassen vor ihnen liegt. Morgana hat sich wieder an Mael gekuschelt und es dauert nicht lange und sie ist eingedöst. Wie lange sie so zwischen träumen und wachen ist, kann sie nicht sagen, aber sie ist sofort hellwach, als Mael ihr leise ins Ohr flüstert, dass man schon die Stadtmauern Talyras sehen kann.  Als Morgana die Augen öffnet und in die Richtung blickt in die Mael zeigt, sieht sie die dunklen Mauern von Talyra, auf denen in regelmässigen Abständen die Nachtfeuer zu sehen sind, und ein Lächeln zieht über ihr Gesicht. Endlich am Stadttor angekommen, halten sie an und übergeben den Wachen dort die beiden Entführer. Kurz geben sie eine Erklärung ab und bitten dann aber darum erst einmal nach Hause zu dürfen, sie würden dann morgen in die Steinfaust kommen und alles weitere erklären. Den Wachen scheint dies nicht recht zu sein, doch Morganas Anblick, ihre schmutzige Kleidung und ihr wirres Haar, lassen sie dann doch einlenken. Sie nehmen die Entführer entgegen und lassen Mael, Uuma und Morgana die Stadttore passieren.

Kurz hinter dem Tor halten sie aber noch einmal an, und Morgana fragt Uuma, ob sie noch mit nach Haus Alvineyard kommen möchte, aber Uuma schüttelt nur den Kopf und murmelt etwas davon, dass sie auch nach Hause möchte, wofür Morgana vollstes Verständnis hat. Nachdem Morgana und Mael sich nochmal bei Uuma für ihre Hilfe bedankt haben, und sich versprochen wird, sich so bald es geht wieder zu treffen, reitet jeder seiner Wege durch die nächtlich stillen Strassen der Stadt. Morgana ist sogar froh, dass es Nacht ist und die Strassen bis auf einige verinzelte Nachtschwärmer leer sind, Es wäre ihr sehr unangenehm gewesen hätten viele Leute gesehen, wie sie gerade aussieht. Sie lehnt sich wieder an Mael an und noch ehe sie Haus Alvineyard erreicht haben ist sie wieder in einen Dämmerschlaf gefallen.

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Calait am 03. Apr. 2012, 14:14 Uhr
~ Auf der Südstrasse ~
3. Voshor (Sturmwind) 512 d5Z


“Das Wandern ist der Resande Lust, das Wandern ist der Resande Lust, das Wandern! Das muss ein schlechter Resande sein, dem niemals fiel das Wandern ein, dem...“
Am Abend zuvor hatte Borgil noch versucht sie von ihrem Besuch bei Cinaed abzubringen, weil Krätze, ein einbeiniger, schmähbäuchiger Altmatrose, dessen gichtgeplagten Finger zwar schon lange keine schwere Arbeit mehr verrichten können, aber als Wettermelder jedem Frosch im Einmachglas Konkurrenz machen, den schlimmsten Sturm der letzten fünfzig Jahre prophezeit hat.
Seit Tagen weht kein Wind, nicht einmal ein laues Lüftchen das die ungewöhnliche Hitze der strahlenden Sturmwindsonne ein wenig lindern könnte – was vor allem im Hafen für ein paar besonders deftige Flüche sorgt, da sämtliche Segel schlapp und träge an den Masten hängen – und ausser einem trockenen Knistern in der Luft ist eine drückende, nahezu allgegenwärtige Stille in Talyra und den umliegenden Ländereien eingekehrt. Sogar das liebestoll Zirrpen der Grillen und das lautstarke Brautlockorchester der Frösche sind verstummt und Calaits Tiere haben sich in ihren Höhlen, Decken und Nischen verschanzt. Es herrscht die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
Die nach fast einem Siebentag am Mittag des dritten Sommersturmmonds ein Ende findet, als die Besatzungsmitglieder der Faulen Planke synchron die Köpfe in den Nacken legen, weil sich die lose hängenden Segel, die man zum Flicken gelöst hat, plötzlich aufblähen und straff gespannt verharren, bevor sie nur wenige Augenblicke später mit einem unscheinbaren Rascheln wieder in sich zusammensacken, als wäre nie etwas gewesen. „Bergt die Segel, kontrolliert die Taue und den Anker, bringt alle Ware unter Bord, sichert die komplette Ladung und schliesst die Luken.“ Recaredo Einhands Stimme schnarrt über das Deck hinweg und ohne zu zögern machen sich seine Männer ans Werk – sehr viel eiliger als normal, denn keinem entgeht die tiefe Sorgenfalte, die sich in die Stirn des Kapitäns gegraben hat. „Und dann runter vom Schiff.“

Calait passiert derweil leise singend die Abzweigung nach Nachtschatten. Um sich nicht gänzlich uneinsichtig zu zeigen – und Borgil die Schmach zu ersparen, sie um Vernunft anbetteln zu müssen... beziehungsweise ihn davon abzuhalten, sie einfach die nächsten paar Tage in der Besenkammer einzusperren, bis sie zur Besinnung gekommen ist – hat sie sich bereits auf den Weg gemacht, als der Himmel noch nachtdunkel war und der Tag nur ein vager, perlengrauer Schimmer am Horizont. Das besagter Horizont inzwischen schwarz ist wie das Schattenland der Hölle und sich mächtige Wolkentürme aus Finsternis und pulsierenden Lichtblitzen über den gerade eben noch klaren, lichtblauen Himmel in Richtung Talyra schieben, kann sie nicht sehen, weswegen sie abrupt im Schritt innehält, als es irgendwo in weiter Ferne – aber sehr viel näher als erwartet – leise donnert und ein dumpfes Grollen, wie der Nachhall einer schweren, abgenutzen Trommel, über die Baumwipfel rollt. Lauschend legt sie den Kopf leicht schief, bis das Schauspiel sich wiederholt. Sehr viel lauter, als gerade eben, und neben ihr beginnen die Hundebrüder leise zu knurren, derweil Shirin sich wispelnd an ihre Beine drängt und versucht ihre schmale Schnauze im Stoff der weiten Hose zu vergraben. „Schhh, meine kleiner Angsthase, ich bin ja bei dir.“ Wispert Calait und krault die ältere Hündin beruhigend zwischen ihren schlanken Zimtöhrchen, die ängstlich in Richtung des aufkommenden Gewitters zucken. Seit sie als Welpe während eines ausgewachsenen Spätherbstorkans von ihrer Mutter getrennt wurde und stundenlang alleine im peitschenden Regen durch die endlosen Weiten der Llelarebene geirrt ist, hegt sie eine tiefsitzende Abneigung gegenüber Stürmen jeglicher Art und verzieht sich am liebsten mit eingezogenem Schwanz in eine Ecke, von wo aus sie das Toben der Elemente aus sicherer Entfernung im Auge behalten kann.

„Kommt. Machen wir, dass wir nach Glyn-y-Defaid kommen bevor der Regen einsetzt.“ Zwar befindet sich in der mit bunten Holzperlen bestickten Umhängetasche aus aufgehelltem Büffelleder ein Umhang aus mit Öl bearbeiteter Schneeschafwolle, aber weder die dunkelgrünen Pluderhosen, die bis zu ihrer Taille hochreichen und dort von einem breiten, kunstvoll geflochteten Ledergürtel gehalten werden, noch die Bluse, deren Ärmel sie unordentlich bis zu den Ellbogen aufgerollt hat, sind regentauglich. Es ist nicht mehr weit.
Leider zu weit. Um genau zu sein hat sie keine dreihundert Schritt hinter sich gebracht, als der erste Tropfen mit einem lauten Platsch direkt vor ihren Füssen landet – und bevor sie auch nur die Schnallen der Tasche gelöst hat ist der Regen wie ein rauschender und brodelnder Sturzbach über sie hereingebrochen und hat binnen weniger Sekunden ihre komplette Kleidung durchtränkt. Fluchend lässt sie den Umhang in der Tasche, schüttelt dem Himmel ihre Fäuste entgegen, schreit noch etwas lauter Zeter und Mordio und setzt danach – brummelnd und grummelnd – ihren Weg fort. Die breite Strasse, eben noch festgetretene Erde, knirschender Kies und harter Stein, verwandelt sich unter ihren Sohlen in eine gefährlich glitschige Buckelpiste aus knöcheltiefem Schlamm und lachengrossen Pfützen und als es zum ersten Mal so nah donnert, dass der Blitz, der dem ohrenbetäubenden Krachen voraus geht, ein elektrisierendes Prickeln auf ihrer Haut hinterlässt, sind ihre Stiefel längst schwer wie Blei durch all die Drecksbrocken, die daran kleben, und sie muss mit ausgestreckten Armen darum kämpfen nicht bei jedem Schritt das Gleichgewicht zu verlieren, weil die Strasse an manchen Stellen unter ihrem Fliegengewicht einfach wegrutscht. Der Sturm, seit vielen Siebentagen eine dunkle Vorahnung in manchen Mägen und ein unangenehmes Ziepen in gichtkranken Gliedmassen, rast wie eine Flutwelle über das Larisgrün hinweg und ihm nach folgen mit geballter Kraft Blitz, Donner und Wind.
Es kracht und ächzt, es heult und raschelt, es trommelt und plätschert, es knistert und es knallt und Calait fühlt ihre Trommelfelle aufgrund  der Überlast schmerzvoll dröhnen. Verbissen presst sie die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein blutleerer Strich sind, hebt einen Arm schützend vor ihr Gesicht und kämpft gegen den Regen an, der ihr von allen Seiten, selbst von unten, entgegen spritzt. Und als ein starker Windstoss sie zwingt sich nach vorne zu lehnen, um nicht einfach rücklings von den Füssen geweht zu werden, rutscht sie aus, kann ihren Sturz, blind wie sie ist, nicht richtig auffangen, und landet der Länge nach im Dreck „Pfffrrt! Bwah! Pfwah! Bwwäähh...“ Spuckend und zischend kämpft sie sich auf ihre Knie und streckt ihr Gesicht dem tanzenden Geräuschespektakel über sich entgegen, damit das Wasser den gröbsten Schmutz abspülen kann. „Ein Sturm?“, gurgelt sie halb erstickt durch Schlamm und Sand in ihrem Mund und verzieht ihre Miene zu einer Grimasse: „ Nein, Borgil, ich habe keinen Sturm gesehen. Nicht einen einzigen Regentropfen, eh...“

Das aufgeregte Bellen der Hunde, die sich eben noch ganz besorgt um sie geschart und sie fast noch einmal in den Dreck gerissen haben, unterbricht ihre selbstironische Litanei und als sie durch das laute Rauschen eine wohlbekannte Stimme ihren Namen rufen hört, schickt sie ein Stossgebet an Ealara und müht sich hastig auf die Füsse zurück. Zumindest versucht sie es, aber der strömende Regen drückt zentnerschwer auf ihre Schultern und als sie endlich Halt gefunden hat, greift Cinaed bereits nach ihrem Arm und hilft ihr beinahe mühelos in die Senkrechte. „Aye,  alles in Ordnung“, kommt Calait dem Hochelben mit einem kleinen Lächeln zuvor, tastet nach seinen Fingern und drückt diese kurz: „Wirklich.“ Da er sie inzwischen halbwegs kennt und nicht nur um ihren Dickkopf, sondern auch ihre Ehrlichkeit weiss, begnügt er sich – vorerst... aye, auch sie hat ein paar Dinge über ihn gelernt, darunter, dass er sehr fürsorglich sein kann – damit, dirigiert sie mit schnellen, aber festen Schritten zum Wagen und hilft ihr auf die Ladefläche, nur um sie gleich darauf auch noch in einen Umhang aus festem Filz zu wickeln. „Uff, danke.“ Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie zittert wie Espenlaub und ihr reichlich kalt geworden ist. Borgil dreht mir den Hals um, geht es ihr durch den Kopf, während sie sich fester in das grobe Tuch wickelt, bis nur noch ihre Nasenspitze daraus hervorlugt, dann muss sie grinsen: Aber erst versohlt er mir den Hintern... und danach sagt er: Das hast du verdient, mir altem Zwergen so eine Angst einzujagen. Dann steckt er mich in warme Kleidung und gibt mir einen Teller von Sigruns deftigem Eintopf. Und DANN lacht er mich aus. Der Wagen kommt schwerfällig in Bewegung und ruckelt im Schrittempo über das Schlammdesaster, was von der grossen Südstrasse noch übrig ist, derweil die Hunde mit hängenden Köpfen daneben her trotten und der Sturm um sie herum mit wachsender Stärke tobt. Gerne würde Calait ein paar Worte mit Cinaed wechseln, aber durch den prasselnden Regen und das inzwischen fast durchgehende, ohrenbetäubende Donnergrollen würde er sie wahrscheinlich sowieso nicht hören, geschweige denn verstehen, weswegen sie sich einfach nur festhält und darauf konzentiert nicht bei einem unerwarteten Bodenloch, von denen inzwischen reichlich den Weg pflastern, vom Karren zu purzeln.
Ein leises Knacken ist die einzige Warnung, dann hört Calait Holz splittern und bevor sie sich versieht macht die feine Arlornerstute mit einem panischen Wiehern einen riesigen Satz zur Seite und reisst den Wagen, der für solch ein Manöver nicht gebaut ist, schlicht und ergreifend um. Instinktiv sucht Calait nach Halt, bekommt nur noch leere Luft zu fassen, wird durch das berstende Holz von der Ladefläche katapultiert und schlägt gleich darauf zum zweitem Mal unsanft im Schlamm auf. Der Aufprall treibt ihr die Luft aus den Lungen und röchelnd und jappsend ringt sie mehrere Sekunden lang um Atem, bis ihre Rippenbögen endlich wieder nachgeben und die Welt sich nicht länger wie ein wildgewordener Brummkreisel um die eigene Achse dreht. Cinaed! Bei allen guten Geistern. „Cin.. aed... Cinaed?!

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Cinaed am 03. Apr. 2012, 15:25 Uhr
« Glyn-y-Defaid
~ Auf der Großen Südstraße ~
Irgendwo nahe der Abzweigung nach Nachtschatten
3. Voshor (Sturmwind) 512 d5Z

Cináed hat Pech, Soris die Glücksmaid ist ihm an diesem Tag scheinbar nicht hold. Oder aber er hat sein Glück für diesen Tag bereits aufgebraucht. Egal, wie dem auch sein mag, das Unwetter naht weitaus schneller, als der Gutsbesitzer angenommen hat. Als sein Gespann rumpelnd den schmalen Bauernpfad, über den man nach Glyn-y-Defaid gelangt, verlässt und auf die Große Südstraße in Richtung Talyra abbiegt, ist der Himmel über ihm bereits tiefschwarz und der beständig zunehmende Sturmwind blässt ihm dicke Regentropfen ins Gesicht. Cináed flucht leise.  Catriona hatte ihn in den vergangenen Tag mehrfach davor gewarnt, dass etwas im Anmarsch sei wie sie sich auszudrücken pflegte. Die alte Frau spürt jeden noch so geringen Wetterumschwung bereits Stunden, stärkere Wetterwechsel sogar Tage vor ihrem eigentlichen Eintreten in ihren alten, gebrechlichen, Gicht geplagten Knochen. Cináed hatte ihre Worte ernst genommen, sehr ernst... nur leider nicht ernst genug. Ja, dass ein Unwetter nahte, hatte er ihr ohne weiteres abgenommen. Den Jahrhundertsturm, den Catriona ihm prophezeit hatte, und der sich nun über seinem Kopf tatsächlich zusammenbraut, hatte er allerdings leichtfertigerweise als die Übertreibung einer alten Frau abgetan. Abermals leise fluchend treibt er Áed noch etwas mehr zur Eile an.

Als Calait und ihre Hunde auf der Großen Südstraße in Sicht kommen, blitzt und donnert, stürmt und braust es nur so, und niemand – jedenfalls niemand mit Verstand – der nicht irgendwie dazu gezwungen ist, befindet sich jetzt noch im Freien. Der Regen gleicht einer wahren Flut und macht das Vorankommen des Pferdegespanns zu einem unsicheren Unterfangen. Das niederprasselnde Wasser spült Erde und Kies an den Rändern der Pflasterstraße fort und unterspült die schweren Steine, sodass sie sich lockern und ebenfalls fortrutschen. Überhaupt ist von dem gepflasterten Weg schon bald nichts mehr zu sehen. Das Wasser füllt jedes Loch und macht es Cináed unmöglich zu erkennen, welche Stellen er besser umfahren sollte. Holternd und polternd nehmen die Wagenräder daher jedes noch so große und tiefe Schlagloch mit, das sie finden können.
„CALAIT, hierher!“, schreit der Gutsbesitzer so laut er kann gegen das Tosen des Sturms an und lenkt seinen Wagen hastig auf die Resande zu. Es scheint ihr zur Gewohnheit zu werden ihm schmutz- und dreckverkrustet gegenüber zu tretten, denn offenbar ist sie auf dem unsichern Untergrund der Straße gestürzt und versucht sich mühsam aus einer Schlammpfütze zu erheben, als sie seinen Ruf vernimmt und sich dem Klang seiner Stimme zuwendet. Cináed bringt Áed zum Stehen, springt vom Kutschbock und eilt in wenigen Schritten an Calaits Seite. Er ergreift den Arm der jungen Frau mit sicherem Griff und hilft ihr mühelos auf. »Aye, alles in Ordnung«, kommt sie ihm zu vor und lässt sich dankbar hinüber zum Pferdegespann führen. »Wirklich.« Cináed hilft der jungen, bis auf die Knochen durchgeweichten Frau auf die Ladefläche und streckt sie anschließend ohne Umschweife in den zweiten Umhang, den er glücklicherweise mitgenommen hat. »Uff, danke.« Calait zieht den groben, schweren Stoff fester um ihre Schultern und kauert sich in einer Ecke hinter dem Kutschbock zusammen, während Cináed das Pferdegespann wieder in Bewegung setzt.

Das Tosen, Heulen und Brausen des Sturms macht eine Unterhaltung unmöglich. Das laute Donnern des Gewitters lässt einen das eigene Wort nicht mehr verstehen. Der Pferdewagen mit seinen beiden Passagieren und den Hunden, die beklommen daneben her trotten, rumpelt holpernd über Stock und Stein und stellt sich tapfer den Naturgewalten, die sich gegen ihn stellen.
Weit kommt das Gespann allerdings nicht. Eines der tückischen mit Wasser gefüllten Schlaglöcher und ein gewaltiger Donnerschlag wird ihm zum Verhängnis. Viel zu schnell poltert der Wagen in besagtes Loch. Ein Rad bricht, Áed, die Arloner Stute erschrickt und wird von dem nachfolgenden Donnergrollen dermaßen in Panik versetzt, dass sie durchgeht. Panisch wiehernd bringt das Tier den ganzen Wagen aus der Bahn, reißt ihn um und stürzt selbst blindlings davon. Den Kräften, mit denen er es in diesem Augenblick zu tun bekommt, hat Cináed nichts entgegen zu setzen.  Der Elb versucht sein möglichstes, um das Schlimmste zu verhindern, doch vergebens. Alles geht viel zu schnell und unerwartet von statten. Der Schwung des umstürzenden Wagens wirft ihn in hohem Bogen vom Kutschbock und er landet schmerzhaft auf dem ungemütlichen Untergrund der Straße. Keuchend schnappt er nach Luft und schüttelt benommen den Kopf.

Mühsam versucht sich der Shida'ya wieder aufzurappeln. Der stechende Schmerz in seinem Knöchel trifft ihn völlig unvorbereitet. Ein weiteres Mal an diesem Tag entfleucht dem Gutsbesitzer ein deftiger Fluch, was einiges heißen will, denn so oft wie heute flucht er für gewöhnlich nicht einmal in einem ganzen Mond. Calaits Stimme lässt ihn den Schmerz jedoch sogleich vergessen. »Cin... áed... Cináed?!« Langsam richtet er sich gerade auf. „Hier“, bringt er irgendwie heraus. „Alles... in Ordnung. Geht es dir gut, Calait? Bist du unverletzt?“ Besorgt humpelt der Elb zu ihr hinüber. Der Schmerz in seinem Knöchel ist unerträglich, aber er beißt die Zähne zusammen. Er schaut sich um. Áed ist fort, wohin auch immer sie verschwunden ist, wissen die Götter allein. Aber selbst wenn die Stute noch da wäre, der Wagen ist in seinem jetzigen Zustand nicht mehr zu gebrauchen. Immerhin, Calaits Hunde scheinen alle noch da zu sein, zumindest soweit Cináed das beurteilen kann.
„Wir müssen zu Fuß weiter“, stellt er schließlich bitter fest. „Der Wagen ist unbrauchbar und Áed ist über alle Berge. Uns bleibt nur, der Straße weiter zu folgen, so gut das geht...“ Keine verlockende Aussicht, aber ihnen bleibt keine andere Wahl. Ob sie umkehren und in Nachtschatten Unterschlupf zu finden versuchen oder ob sie weiter in Richtung Glyn-y-Defaid marschieren, macht keinen Unterschied. Von beiden Orten sind Calait und Cináed im Moment etwa gleich weit entfernt. Der Gutsbesitzer ergreift Calaits Arm, denn ohne seine Hilfe ist die junge Frau in diesem Sturm, blind wie sie ist, vermutlich völlig verloren. Tapfer stemmt er sich gegen den tosenden Wind und macht einen Schritt vorwärts. Und noch einen. Und noch einen. Dabei ignoriert er mit zusammen gebissenen Zähnen den bohrenden Schmerz, der ihm jedes Mal durchs Bein fährt, wenn sein linker Fuß den Boden berührt, und marschiert stoisch weiter und weiter.

Nur langsam kommt die kleine Gruppe voran. Nicht nur der Sturmwind, sondern auch der schlüpfrige, unsicher Boden macht das Vorankommen schwierig. Immer wieder rutschen Steine und Äste unter ihren Füßen fort oder sie treten in unter Unmengen von Regenwasser verborgene Löcher im Pflaster der Straße. Zudem behält Cináed angespannt die Bäume am Wegesrand im Auge. Noch befinden sich die Ränder des Larisgrüns an beiden Seiten der Großen Südstraße in einiger Entfernung, aber spätestens wenn sie den schmalen Bauernpfad nach Gly-y-Defaid erreichen, werden sie sich unmittelbar in den Wald hineinbegeben müssen und der Elb ist sich nicht sicher, ob er das gut finden soll oder nicht. Einerseits könnten ihnen die Bäume zumindest ein ganz kleinwenig Schutz vor Regen, Sturm und Gewitter bieten, andererseits besteht auch die nicht unerhebliche Gefahr dass entwurzelte, umstürzende Bäume ihnen gefährlich werden könnten. Cináed versucht nicht weiter darüber nachzudenken. Wenn sie nach Glyn-y-Defaid wollen, führt kein Weg am Larisgrün vorbei, es hat also keinen Sinn sich unnötig den Kopf zu zerbrechen.
Sein Blick wandert zu Calait und er ist dankbar für ihre Gegenwart. Gerne würde er etwas sagen, aber der Sturm ist so laut, dass es unsinnig ist, mehr als nötig zu sprechen. Ohnehin braucht er seinen Atem im Augenblick für wichtigere Dinge, da wäre es unklug ihn beim unnötigen Versuch gegen den Sturm anzubrüllen zu vergeuden.

Glyn-y-Defaid »

Titel: Re: Die Große Südstraße
Beitrag von Calait am 03. Apr. 2012, 23:02 Uhr
~ Auf der Großen Südstraße ~
Irgendwo nahe der Abzweigung nach Nachtschatten
3. Voshor (Sturmwind) 512 d5Z



Aber Ealaras Zorn scheint keine Grenzen zu kennen und wer auch immer sie verärgert hat, bekommt die volle Rechnung. Calait zählt ihre Schritte, um sich auf irgendetwas, aber nicht auf den Sturm zu konzentrieren, verliert allerdings immer wieder den Faden und muss von vorne anfangen. Ein Schritt. Zwei Schritte. Drei Schritte. Vier... Hin und wieder stolpert sie, weil sich ihre Füsse zwischen lockeren Pflastersteinen verfangen oder sie mit ihren glatten Sohlen auf Wasser und Schlamm ausrutscht und instinktiv hält sie sich an Cinaed fest, der sie widerstandslos gewähren lässt, obwohl es ihm spürbare Schmerzen bereitet Gewicht auf sein linkes Bein zu legen. Sein Fuss. Er muss sich den Knöchel verstaucht haben. Bitte, gute Geister der Winde, gewährt uns sicheres Geleit bis zu seinem Hof. Es ist nicht mehr weit... bitte... und WEHE Colevar reist HEUTE an! Der soll brav in seiner Burg sitzen bleiben, bis dieses Ungetüm von Frühlingsgewispert sich verzogen hat. Louan, mein Freund, geleite Colevar auf sicheren Pfaden! Die Wispergrasebene, wo sie und ihre Sippe vornehmlich umher gezogen sind, wird sowohl im Vorjahr, als auch im Herbst von heftigen und vor allem plötzlichen Unwettern heimgesucht, die weite Teile des Landes von einer Sekunde auf die andere in einen gelbbraunen Wirbel aus tosenden Windhosen, gleissendhellen Blitznetzen und atemnehmenes Donnern hüllen können, aber dort macht die endlose Weite aus Hügeln und Steppe dem Streit der Elemente Platz und die wenigen Bäume beugen sich der Übermacht respektvoll – hier im Larisgrün stemmen sich die mächtigen Eichen und alten Tannen trotzig dagegen und drohen dadurch gefällt zu werden wie schwache Jährlinge.
Calait kann sich des beklemmenden Gefühls nicht erwehren eingekesselt zu sein, was noch schlimmer wird, als sie das, was früher einmal der Trampelpfad zum Anwesen gewesen ist, erreichen und sich das Blätterdach über ihren Köpfen zu einem rauschenden Gewölbe schliesst. Überall kann Calait das helle Knacken von Ästen und das schwere, fast schon träge Ächzen von Stämmen hören, an denen der Wind umbarmherzig rüttelt und wäre nicht Cináed, der sie stoisch in eine Richtung bugsiert, hätte sie binnen weniger Augenblicke die Orientierung verloren.

Dieses Mal gibt es keine Warnung.
Der Himmel bäumt sich auf, bricht auseinander und eine wirbelnde Spitze aus heulenden Winden tanzt einen einzigen Herzschlag lang durch die völlige Stille, bevor sie auf dem Boden aufschlägt und eine drei Wagen breite Schneise in den Wald reisst.
Weder Calait, noch Cinaed sehen oder hören es kommen und als es da ist, wissen sie nicht, wie ihnen geschieht. Im einen Moment vernimmt Calait in weiter Ferne das dumpfe Barsten von Holz und den wuchtigen Aufschlag von etwas Grossem auf weichem Boden, der unter ihren Füssen anfängt zu beben wie Wackelpudding, im nächsten fegt die Windhose über sie hinweg und die Welt geht in einem Durcheinander an explodierenden Baumstämmen, sirrenden  Zweigen, feuchtem Laub und wildem Bellen unter. Calait wird schlicht und einfach von den Füssen gefegt, als wöge sie nicht mehr als eine Feder,  und findet nicht einmal die Zeit zu schreien, bevor Blätter, Äste und Strauchwerk auf sie hinab peitschen und sie zu Boden reissen. Ein hohles Knacken, Schmerzen, die ihre Sinne fluten, und dann wird es schwarz.
Als sie wieder zu sich kommt ist in ihrem Schädel eine ganze Zwergenarmee mit Spitzhacken zugange, ihr Gesicht und ihre Arme brennen wie Feuer, Luft holen durch die Nase fühlt sich an, als würde ihr jemand mit einem glühenden Eisenstab zwischen den Augen herumbohren, und der Rest ihres Körpers scheint aus einen wilden Durcheinander an unzusammenhängenden Knochen und Knorpeln zu bestehen. Ironisch genug gilt der erste, halbwegs klare Gedanke, zu dem sie fähig ist, Varin, dann erinnert sie sich, dass sie nicht unter ihrem eigenen Wagen, sondern dem halben Larisgrün liegt und nicht Varin, sondern Cinaed an ihrer Seite gestanden hat. Der Sturm... die Bäume...Cinaed!... uh... Jede Bewegung verursacht neue Schmerzen und der Versuch sich auf die Ellbogen abzustützen schlägt völlig fehl, da ihr rechter Arm ihr nicht richtig gehorchen will. Zitternd rollt sie sich halb auf den Rücken, über haufenweise Ast- und Blattwerk und spitze Steine hinweg, stösst zischend die Luft zwischen knirschend zusammengebissenen Zähnen aus und zwingt sich zu warten, bis zwischen ihren Ohren oben und unten wieder ihren angestammten Platz eingenommen haben, bevor sie einen erneuten Versuch wagt sich aufzurichten. Es will ihr nicht gelingen, denn, nachdem sie ihr Kinn immerhin einen halben Sekhel in die Höhe gereckt hat, zieht sich erst ein unangenehmes Ziepen über ihre Kopfhaut, dann bleibt sie hängen. Wimmernd langt sie mit der nicht verletzten Hand nach hinten, um herauszufinden, worin sich ihr Haar verwickelt hat – und wird weisser als ein frisch gebleichtes Totenlaken, als sie feststellen muss, dass nur ein Hauchbreit hinter ihr ein wuchtiger Baumstamm aufgeschlagen und bis zur Hälfte in dem regendurchtränkten Boden versunken ist. Und ihren Zopf unter sich begraben hat.

Ihr Vorstellungsvermögen macht sich selbstständig und obwohl sie alles daran setzt die Bilder im Keim zu ersticken, kann sie gar nicht anders, als sich ausmalen, was passiert wäre, hätte sie nur eine Elle weiter hinten gelegen und Panik greift mit langen Klauen nach ihr. Los. Steh auf! Mach was! Irgendetwas!! Nur lieg hier nicht rum wie eine faule Hure! Der Kloss in ihrer Kehle ist so sperrig wie ein nagelgespickter Balken, aber sie schluckt ihn tapfer hinunter, zerrt und zieht  an ihrem Mantel, bis sie an das kleine Messer an ihrem Gürtel gelangen kann, atmet einmal tief durch, renkt sich fast die Schulter aus, als sie den Arm nach hinten streckt, und setzt die Klinge so tief möglich an. Wenn es eines gibt, auf das sie immer sehr stolz gewesen ist, dann war es ihr Haar – aber in diesem Moment ist sie bereit noch ganz andere Dinge opfern, um sich zu befreien und diesem nasskalten Grab zu entrinnen. Lía, Colevar, Savva, Varin... Cináed! Der Munddolch gleitet durch die dicken Flechten wie durch geschmolzene Butter und endlich gelingt es ihr, wenn auch nur mühsam, sich aufzusetzen. Nach vorne gebeugt würgt sie faules Laub und Schlamm aus ihrem Mund, ringt röchelnd um Sauerstoff und erstickt fast an dem Schmerz, der sich zwischen ihre Rippen und in ihren Rücken frisst und sie an den Rand einer weiteren Ohnmacht treibt. Nicht... wach bleiben... Cináed... irgendwo... Verdammt, tut das weh. Tränen vermischen sich mit Blut und Dreck und malen ein bizarres Muster auf ihre Wangen, die unter der braunroten Masse weiss wie geronnene Milch sind. Gebrochen wispert sie Cináeds Namen, in der Hoffnung, dass der Elb sich in der Nähe befindet und es hören kann. Aber wieder ist es Shirin, die als erstes antwortet – mit einem ganz leisen und herzzerreissend kläglichen Jaulen, das Calait durch Mark und Bein dringt und den Schmerz fast gänzlich in den Hintergrund drängt. „Shirin?“ Erneut erklingen die tierischen Klagelaute, irgendwo über ihr, so gedämpft, als läge die Hündin unter einem Berge Erde begraben. Nein, ich bin diejenige, die unter dem halben Larisgrün liegt. Suchend streckt Calait ihre Hand aus, aber wohin sie auch greift, das Labyrinth aus Ast- und Blattwerk scheint sie wie ein Kokon einzuhüllen.
„Shirin...“ Immer und immer wieder wiederholt sie den Namen, sowohl um sich von dem qualvolle Knirschen ihrer Knochen und dem Wüten des Sturms abzulenken, als auch um die Resande zu ermuntern ihr jaulend und fiepsend den Weg aus dieser überdimensionalen Flechtmatte zu weisen.

Sie klettert, sie kraucht, sie robbt und sie kriecht, verdreht ihre Glieder, atmet schwer durch den Mund, weil jede einzelne Bewegung Hitze in ihren geprellten Knochen explodieren lässt und ihre Nase mindestens so dick ist wie eine pralle Birne, und hält trotzdem keine Augenblick lang inne, denn im Moment ist das Einzige, was zwischen ihr und der angenehmen Dunkelheit, die hinter dem gelegentlichen Schwindel lauert, steht, der Schmerz und die Sorge um dem Shada’ya – und ob Ersteres sie auf den Füssen halten wird, dafür kann sie nicht garantieren. Weiter. Einfach weiter. Abgebrochene Äste, hervorstehende Zweige, Wurzeln, Blätter, Sträucher aller Art, raue Rinde und gebarstete Holzsplitter schrammen über ihr zerkratzes Gesicht, zerren an ihrer reichlich zerfetzen Kleidung und schaben ihr Haut und Fleisch von den Händen, aber sie kommt vorwärts, Sekhel für Sekhel, die Zähne zusammengebissen und nichts als die wilde Entschlossenheit im Herzen von einem kümmerlichen Frühlingssturm nicht in die metaphorischen Knie gezwungen zu werden.
Irgendwann verliert sie den Mantel, auch einen Stiefel büsst sie ein und als sie schon glaubt nie einen Ausgang aus diesem Mikado für Riesenkinder zu finden wird die Geräuschkulisse deutlich schärfer und im nächsten Moment ist die Resande an ihrer Seite und stösst ihr ganz sanft die Schnauze in den Nacken, der leider nicht weniger weh tut, als der ganze Rest. „N... nicht...“, hustet Calait und tastet gleichzeitig nach der Hündin, um sich einen Moment lang an sie zu lehnen, das Gesicht in dem struppigen, vielscheckigen Fell zu bergen und Hoffnung aus der Wärme des kleinen Hundeleibes zu schöpfen. Gute Geister.... gebt mir Kraft.
„Shi, wo ist Cináed?... Cináed... wo ist er?“ Aber die Hündin, völlig ausser sich vor Erleichterung, dass ihr Frauchen noch lebt, weicht keinen Schritt von Calaits Seite – ob aus Unverständnis, oder Unwillen ist einerlei.
„Breur!... Traõn!...“ Ihr hilfesuchendes  Krächsen wird vom heulenden Wind fast zur Gänze verschluckt, aber von irgendwo her dringt ein schweres Blaffen zu ihr und mit Shirins Hilfe, die auf zittrigen Pfoten vor ihr hertappst und dabei fast genauso viel Mühe hat bei all dem Geröll nicht abzurutschen und in irgendeiner Kuhle stecken zu bleiben, findet Calait den Weg bis zu Breur. Der Karjakoira steht mit den Hinterläufen bis zu den Flanken im Schlamm und gräbt mit de Vorderpfoten Furchen in einen breiten Kieferstamm auf welchem, quer, eine nicht weniger wuchtige Buche gelandet ist. Calait tastet sich entlang des Hundes, bis zu dem Spalt, den er mit Krallen und Zähnen zu verbreitern versucht, schafft es aber nicht hindurchzulangen, weil er sogar für ihre kleinen Hände zu schmal ist. Ihr Herz stolpert. Gnädige Geister, wenn Cináed dort drunter liegt, dann...



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