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(Thema begonnen von: Nazaya am 31. Juli 2003, 13:58 Uhr)

Titel: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Nazaya am 31. Juli 2003, 13:58 Uhr
Endlich können die beiden Schwestern Verd am See verlassen, wofür Nazaya nicht undankbar ist. Der Aufenthalt dort hatte sich als wenig lukrativ erwiesen, nur wenige Menschen hatten ihre Kräuter und Tränke gekauft, von einem interessanten Auftrag ganz zu schweigen.
Trotzdem ist die junge Halbelbin recht guter Stimmung, ihr Weg sollte weiter nach Westen gehen, nach Talyra, die größte Stadt in dieser Gegend, und dort, so hoffte sie zumindest, würde ihr Leben wieder angenehmer werden.

Nun führt die Geschwister der Weg also aus den Stadttoren Verds hinaus. Der temperamentvolle graue Hengst  tänzelt unruhig neben Nazaya, die, verhüllt in einen dunklen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, den schmalen Pfad entlang wandert. Das Pferd ist mit allerlei Taschen und Beuteln bepackt, die das Hab und Gut der Schwestern enthalten, trotzdem hatte Lithiel zwischen all dem Gepäck noch Platz gefunden. Von der Zeit her beobachtet Nazaya sie, wie sie so kerzengerade und geschmeidig auf dem Rücken des Grauen thront. Ein warmes Gefühl der Zuneigung durchströmt sie, die Schwester ist wohl das einzige Geschöpf, für das sie so etwas wie Liebe empfindet. Lithiel erwidert den Blick kurz, und mit einem leichten Lächeln macht sie deutlich, dass sie genau weiß was in ihrer Schwester, deren Durst nach Abenteuern niemals zu stillen war, vorgeht.

Nazaya wendet sich ab, und beginnt, die Landschaft rechts und links des Weges zu betrachten. Noch war der Wald recht licht, vor allem aus Laubbäumen bestehend, doch ein Blick nach vorne sagte ihr, dass der Pfad bald von den Schatten, die die Bäume warfen, verschlungen werde würde.  Die Halbelbin ist ausgesprochen dankbar, so wenigstens für eine Weile der brennden Sonne zu entkommen.
Es ist noch früh am Morgen, und die Zwillinge waren zeitig aufgebrochen, weil sie nicht länger als 5 Tage bis Talyra brauchen wollten. Dies bedeutete aber auch ein strammes Tempo, und gegen Mittag würde Nazaya ihren Platz mit Lithiel tauschen, um die müden Füße ein wenig auszuruhen.
Doch noch sind alle drei, die Schwester und das Pferd, voller Energie, und so wandern sie für einige Zeit still den Weg entlang.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 31. Juli 2003, 15:18 Uhr
Es bedarf nicht vieler Worte, Blicken alleine genügen, um zu wissen, was in Nazaya vorgeht. Lithiel hat sie dafür immer schon bewundert.  Schon wieder so unbändig und neugierig... Aufmerksam verfolgt sie jeden ihrer Schritte. Der Weg führt sie durch unbekanntes Land und auch wenn der Weg ungefährlich erscheint, man kann nie genug auf der Hut sein..
Die Worte des Eremiten klingen heute noch, viele Jahre nach seinem Tod, bedrohlich. Nazaya war immer schon viel zu unbändig, als das sie auf Worte viel gegeben hätte, sie wollte Taten. Immer wieder taucht sie im Dickicht unter, um dann einige Schritte weiter wieder auf den Weg zurückzukehren. Seit ihrem Aufbuch von Verd haben sie kaum ein Wort gewechselt. Lithiel weiß, dass Nazaya sich sehr viel erwartet hat, doch nichts von alledem ist eingetreten. Die wenigen Wertsachen in ihren Beuteln würden kaum reichen, um in der Stadt Talyra Fuß zu fassen. Doch das beabsichtigen sie auch nicht. Große Menschenansammlungen meiden sie beide. Ein Leben in Abgeschiedenheit... Man vermeint ein wenig Wehmut in Lithiels Blick wahrzunehmen. Sie liebte den Wald, doch es war notwenig die Heimat zu verlassen.  Der Abschied fiel nicht leicht und die Ungewissheit, was sie nun erwarten würde, nagte ständig an ihr. In einigen Tagen werde sie diese Stadt erreichen. Vieles hatten sie darüber vernommen und sie scheint die beiden regelrecht anzuziehen.
Kein Anzeichen von Müdigkeit zeigt sich in den Gesichtern der Schwestern und dennoch wechseln sie kaum ein Wort. So liebevoll die Blicke auch waren, die sich beide am Anfang ihres Weges zuwarfen, Lithiel hat das Gefühl, dass ihre Schwester etwas zu beschäftigen scheint. Mit sanfter Gewalt treibt sie den Hengst etwas an, um zu Nazaya aufzuschließen, welche gerade wieder aus dem Dickicht heraus kommt. Diese will schon wieder weitergehen, doch Lithiel legt ihre Hand auf deren Schulter. Der Hengst bleibt stehen. Fragend sieht sie ihre Schwester an. Keine Regung zeigt sich auf deren Gesicht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 31. Juli 2003, 16:00 Uhr
Bald werden sie völlig von der Dunkelheit des Waldes verschluckt, und eigentlich hätte dies für Nazaya angenehm sein müssen, doch etwas ist anders als sonst. Eine unbestimmte Ahnung, dass diese Wälder nicht so harmlos sind, wie sie scheinen, lässt die Halbelbin unruhig werden. Immer wieder durchsucht sie die Büsche am Wegrand nach Spuren von möglichen Feinden, doch nichts deutet darauf hin, dass ihnen jemand auflauern könnte.
So beginnt sie bald, sich zu fragen, ob die Ursache ihrer Sorgen nicht der Wald, sondern sie selbst ist.
Natürlich weiß Lithiel bald um den Seelenzustand ihrer Schwester, und als Nazaya in ihr schönes Gesicht blickt, fühlt sie sich plötzlich sicher und geborgen.
Worte sind zwischen den beiden schon lange nicht mehr nötig,  
Irgendetwas beunruhigt mich, aber ich vermag nicht zu sagen, ob es etwas mit diesen Wäldern, oder mit den Gedanken zu tun hat, die mich schon seit Tagen plagen.
Lithiel nickt, und treibt dann den Hengst wieder an. Kein Grund zur Panik, aber doch ein Grund zur Besorgnis. Sie wusste um die Albträume, die ihre Schwester schon seit einiger Zeit des Nachts hochschrecken ließen, aber sie konnte sich doch die Ursache nicht erklären.
Nazaya geht wieder einige Schritte voran, bleibt diesmal jedoch auf dem Weg. Der stille Austausch, der eben vonstatten gegangen war hatte ihr Gemüt ein wenig beruhigt, trotzdem konnte sie den Schatten der über ihrer Seele hing nicht völlig fortwischen.
Sie hatte oft geträumt in den letzten Nächten, obwohl sie doch für gewöhnlich kaum schlief, geträumt das ihr ihre Schwester entrissen würde.
Nazaya dreht sich um, nur um sich zu vergewissern das Lithiel noch hinter ihr reitet.
Vielleicht werde ich langsam verrückt, was soll nur passieren, wenn wir uns eines Tages wirklich trennen müssen?
Sie bleibt stehen, bis der Hengst mit ihr auf einer Höhe ist, und weicht während des weiteren Weges nicht mehr von der Seite ihrer Schwester.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 31. Juli 2003, 19:24 Uhr
Lithiels sorgenvoller Blick ruht immer wieder auf Nazaya, die nun nicht mehr von ihrer Seite weicht. Wieder liegt Schweigen über den beiden. Wenn ich nur wüßte, was dieser Traum zu bedeuten hat? Wie soll ich ihr helfen? Aber so kann es nicht weitergehen. Zu sehr lastet es auf ihren Schultern. Es muß eine Erklärung dafür geben. Träume erzählen uns etwas über die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft.

Völlig in Gedanken versunken bemerkt sie nicht, dass der Weg hinter der nächsten Biegung ein jähes Ende nimmt. Wie aus dem Nichts scheint der Fels plötzlich an der Stelle der Erde zu ragen, wo der Weg weitergehen sollte. Sie steigt herab und vergewissert sich gemeinsam mit Nazaya, dass sie sich hier wirklich alleine befinden. Aufmerksam wandern ihre Blicke auf dem Boden und den Bäumen entlang, können jedoch keinerlei Spuren entdecken. Die Sonne hat den Zenit bereits überschritten, eine Rast wäre von Vorteil. Der Platz hier scheint geeignet.
Nach einem Blick hinauf durch die Baumkronen gen Himmel, nimmt sie einen der Beutel vom Rücken des Hengstes herunter öffnet das Lederband, mit dem er sorgfältig verschlossen wurde. Dann reicht sie ihrer Schwester ein Stück Brot. Länger als nötig bleibt ihr Blick an diesem Gesicht hängen. So lange kennt sie es nun schon, und doch gibt es ihr immer wieder Rätsel auf. Bleicher als sonst erscheint es im Sonnenlicht, dass diese zu meiden versucht.
Mit einem leichten Druck der Hand gegen den Rücken ihrer Schwester deutet sie ihr sich zu dem mächtigen Baum, in seinen kühlen Schatten zu setzen. Nachdem Lithiel den Hengst, dem sie immer noch keinen Namen gegeben haben, an einem naheligendem Baum angebunden hat, geht sie zu Nazaya und lässt sich neben ihr auf dem Boden nieder. Eine Weile sitzen sie schweigend nebeneinander. Nur das leise Singen des Windes ist zu vernehmen. Dann beginnt Lithiel leise zu sprechen: "Lass uns ihr etwas verweilen. Ich habe die Einsamkeit des Waldes so vermisst. Wir werde die Stadt früh genug erreichen und in den ersten Tagen werde wir uns anpassen müssen." Die ersten Tage in einer neuen Stadt fielen ihnen beiden immer schwer. Sie fühlten sich unsicher, auch wenn nach Außen Nichts davon dringt. Was würde sie in Talyra erwarten? Lithiel schiebt den Gedanken schnell beiseite. Sie ringt sich ein Lächeln ab und lenkt das Gespräch in eine andere Richtung:" Dieser Hengst ist ein sehr gutes Pferd. Ein wahrer Glücksgriff. Sein Herr wird ihn wohl vermissen. Doch wird er sein Fehlen zu spät bemerkt haben. Sonst würden wir hier nicht so einsam sitzen. Doch wir sollten ihm einen Namen geben." Ihr Blick wandert zu dem schönen Tier. Einen etwas verwahrlosten Eindruck vermittelt es auf den ersten Blick. Doch wagt man einen zweiten Blick, erkennt man seine Würde und seinen Stolz.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Feranc am 31. Juli 2003, 20:03 Uhr
Wie lang er schon unterwegs ist, weiss Feranc nicht genau; nach einer nächtlichen Rast einige Stunden von Verd entfernt ist er nun wieder auf dem Weg nach Talyra, der Stadt die ihm so heimisch geworden ist und dennoch stets geheimnisvoll und fremd auf ihn wirkt. Während er sein Kaltblut vorsichtig durch den eng bewachsenen Wald vorantreibt, fragt er sich was wohl Liselle sagen wird, wenn er plötzlich wieder vor ihrer Tür beim Faranden steht nach all den Tagen und Wochen.
Mit Sicherheit würde sie enttäuscht sein, und vielleicht hat sie längst sein Hab und Gut aus ihrem Gästezimmer entfernt. Irgendwie hofft er genau auf das Gegenteil. Er hatte ihr ja versprochen ihr zu helfen, und dennoch....ist etwas in Verd dazwischen gekommen...etwas...
Mit einem kurzen Laut jagt er Bren ein Stück mehr voran, und versucht krampfhaft nicht an Verd zu denken. Die Nacht wird ihm sehr willkommen sein, ihre Dunkelheit und ihre kühlen Schatten. Noch zwei oder drei Monde und er würde in Talyra ankommen, solang ihn nichts anderes aufhält.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 31. Juli 2003, 21:05 Uhr
Als plötzlich ein Stein ihnen den Weg versperrt, wird Nazaya, deren Gemüt sich schon fast wieder beruhigt hatte, nervös. Doch auch eingehendere Untersuchungen der Umgebung lassen nichts Zutage treten. So stimmt sie Lithiel Vorschlag, eine Rast zu machen, zu, denn nach dem langem Marsch schmerzen auch der geübten Läuferin die Füße .
In der hellen Sonne die von dem Stein noch reflektiert wird, schmerzen ihre Augen, und erst als sie neben ihrer Schwester an eine mächtige Buche gelehnt im Schatten sitzt, entspannt sie sich ein wenig.
Mit halbgeschlossenen Augen, und langsam ein Brot kauend, lauscht sie Lithiels Worten.
Sie wäre gerne schon eher in Talyra eingetroffen, doch sie beugte sich dem Wunsch ihrer Schwester. Nazaya wusste, dass dieser Ortswechsel immer schwer fielen, und in den letzten Jahren waren sie fast nur noch gereist. Zumindest für ihre Schwester hofft sie, dass dies nun die letzte Station auf ihrem Weg ist, obwohl ihr das Umherstreifen zugesagt hatte.
"Vielleicht finden wir ein wenig außerhalb der Stadt einen Unterschlupf im Wald, wo wir eine Weile bleiben können."
Sie ergreift die Hand ihrer Schwester und genießt für einen Moment die sanfte Wärme, die davon ausgeht. Unsere Reise neigt sich dem Ende zu, und ich fürchte mich davor, genau wie du.
Ihr Blick bleibt auf dem stolzen Grauen hängen. Er war in der Tat ein sehr gutes Pferd, und es war so einfach gewesen, ihn mitzunehmen. Ein kleines Ablenkungsmanöver, und das Tier war in ihrem Besitz übergegangen. Wie er jetzt so das steht, das helle Fell im Licht glänzend, erinnert Nazaya sich an ein Wort aus der Sprache ihrer Mutter, dass ihr als Name für diesen Hengst geeignet scheint.
"Alca. So wie er in der Sonne leuchtet, erscheint mir dies ein würdiger Name zu sein."
Sie erhebt sich von dem kühlen Platz, und bindet das Pferd von dem Baum los. Sanft streichelt sie ihm den edlen Kopf, und flüstert ihm seinen Namen ins Ohr.
So sehr Nazaya die Menschen auch verachtet, ihre Liebe zu den Tieren ist tief.
Sie steigt auf seinen Rücken, und blickt zu Lithiel, die sich ebenfalls erhoben hat. Durch einen kleinen Wink macht sie deutlich, dass sie bereit ist, weiter zu gehen.
Die Halbelbin lenkt Alca am Stein vorbei ins Unterholz, denn auch wenn der Weg zu Ende ist, ist die Richtung doch die Richtige. Welche Wohltat war es doch, auf dem Pferderücken zu sitzen, anstatt sich von ein paar langsamen Füßen tragen lassen zu müssen. Sie wirft einen mitleidvollen Blick zu ihrer Schwester, die sich hinter ihr ihren Weg durch das Gestrüpp bahnt.
Wie schade, dass wir kein zweites Pferd bekommen haben.
Aber auch Nazayas Glück zu Pferde währt nicht lange, denn bald wird der Wald so dicht, dass sie absteigen muss, um nicht von herabhängenden Zweigen getroffen zu werden. Dieser Teil des Weges ist alles andere als angenehm, Dornen zerschneiden die ungeschützten Hautstellen, und immer wieder verharkt sich die Kleidung an Ästen.
Bald darauf sollen jedoch die Mühen der Drei belohnt werden, denn nun lichtet sich der Wald, und vor ihnen tut sich eine kleine Lichtung auf. Auf dieser wachsen zahlreiche Kräuter, einige von ihnen recht selten, und so sind die Zwillinge bald emsig damit beschäftigt, sie zu pflücken.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Feranc am 31. Juli 2003, 23:11 Uhr
Nach einiger Zeit bemerkt Feranc, dass die Bäume lichter werden und Bren immer besser voran kommt, da ihn kaum noch Unterholz beim Galopp behindert. Schließlich prescht er auf eine Lichtung hinaus, welche nicht besonders groß ist, jedoch Bren einen weiteren Schub nach vorne gibt, da der Hengst nun freie Sicht nach vorne hat und instinktiv einen Deut schneller wird.
Das plötzliche, grelle Licht der Sonne durch den ungeschützten Himmel blendete Feranc für einen Moment, und hastig bremste er den Hengst mit Zügel und Hacken, worauf dieser ein Wiehern hinausstößt. Im nächsten Moment antwortet ein anderes Wiehern, und Feranc blickt sich suchend um und erspäht schließlich einen grauen Hengst am Rande der Lichtung, und nach einiger Zeit macht er auch zwei weibliche Gestalten aus, welche ihn ebenfalls bemerkt zu haben scheinen. Während Bren mit seinen wuchtigen Hufen Staub aufwirbelt, lenkt Feranc ihn schnell zu den beiden Frauen hin, und er hält misstrauisch in einiger Entfernung zu ihnen an.
"Seid gegrüßt!"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 01. Aug. 2003, 21:03 Uhr
Die Sonne senkt ihr vollends Haupt darnieder, just in dem Moment, wo sich Elvellon wieder von seiner kleinen Rast erhebt. Er erhebt sich von dem Platz, welchen er unter einer hohen Birke mit schmutzigweißer Rinde ausgesucht hat, und lauscht der Natur, welche sich langsam auch auf die Nacht vorbereitet. Die Eichhörnchen kommen langsam, wenn sie sich sicher genug fühlen, von den Bäumen herab, auf der Jagd nach Futter für die Nacht.

Die Eulen und Kauze erheben so allmählich ihre leisen Rufe, während sich Waldbewohner wie Rot- und Dammwild langsam auf eine geruhsame Nacht vorbereiten. Durch diese unruhige Ruhe hindurch schreitet der Elb Elvellon gemäßigten Schrittes, immer in Richtung Talyra, seinem Ziel.

Seit vielen Tagen nun schon hat er die Elbenlande verlassen und war nach Norden gegangen, zu dem Reiche Fa'Sheels. Von dort sind neue Eindrücke von der Welt außerhalb der Elbenlande hinzugekommen, welche der Elb bereits in einem Buch in Gesangsform abgelegt hat.

Nachdem er Verd gesehen hat, mit seinen Bewohnern und dem landwirtschaftlichen Herzen der Ortes, ist er nun seit vier Tagen in Richtung Talyra unterwegs. Er nimmt sich Zeit, da er sie zur genüge besitzt, Zeit, in welcher er sich neue Lieder auszudenken gedenkt und alte wieder ins Gedächtnis zurückholt. So schreitet er zufrieden durch den Wald, wo er alsbald die Lichtung erreicht, auf welcher sich schon einge Personen befinden.

Er bleibt im Schatten der Bäume stehen, das schwarze Haar im Winde von sich strebend, und beobachtet die Situation. Dabei verhält er sich so ruhig, das nicht einmal die Pferde Witterung aufnehmen. Er befindet sich gegenüber den beiden Frauen, den Mann nebst Pferd links von sich.

Als dann jedoch der Mann auf dem Pferd die beiden Frauen grüßt, bewegt sich auch Elvellon aus dem Schatten heraus und ruft in seiner tieferen Stimme: "Genauso seid Ihr gegrüßt."

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 02. Aug. 2003, 12:41 Uhr
Die Stille, die über dieser Lichtung liegt mag für einen Menschen beinahe unheimlich anmuten, doch für die beiden Schwestern bedeutet sie Schutz und Sicherheit.
Schweigend betrachtet Lithiel die Kräuter die unter den Bäumen gedeihen. Einge pflückt sie und packt sie dann sorgfältig in den vorgesehen Beutel.

Noch während sie wieder zurück zu Alca geht, macht sich plötzlich eine Unruhe in ihr breit. Sie sollte sich nicht täuschen, dann kurz darauf schallt ein Wiehern durch die Stille, welches von Alca begrüßt wird.

Beinahe selbstverständlich wandert Lithiels Hand zu ihrem Bogen. Auch Nazaya hat sich nun erhoben und blickt in die Richtung aus der das Wiehern zu ihnen drang. Jede Faser ihrer Körper erscheint angespannt und bereit, sich zu verteidigen.
Wie es scheint, sind diese Wälder nicht so verlassen, wie sie auf den ersten Blick anmuten mag.

Kaum hat sie diesen Gedanken zu Ende gedacht erscheint auch schon ein Mann auf einem Pferde. In einigem Abstand hält er sein stolzes Ross an und grüßt die beiden Schwestern. Lithiel, die zwischen ihm und ihrer Schwester steht, umfasst den Bogen etwas fester und wendet den Blick nicht von diesem Mann. Sie kennt die Scheu und die Verachtung, die Nazaya gegenüber Menschen hegt, doch der Mann scheint nichts Böses zu wollen. Dennoch erscheint Lithiels Gesicht kalt und unnahbar, als sie seinen Gruß erwidern will. Doch die Stille wird erneut durchbrochen. Unvermittelt wendet sie den Blick nun geradeaus und aus dem Schatten sieht sie einen weiteren Mann treten. Doch kein Mensch ist er, sondern ein Elb.

Sie nickt den beiden zu und beobachtet abwechselnd jede ihrer Regungen, versucht aus ihren Gesichtern zu lesen, was sie hierher führt. Doch kann sie keinerlei Gefahr darin erkennen. Nichts Böses führte die beiden her. Für einen Moment vergießt sie, welche Gabe die Elben besitzen und erst der Blick des Elben, macht sie auf diesen Fehler aufmerksam.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 02. Aug. 2003, 13:43 Uhr
Plötzlich kommt Unruhe auf der Lichtung auf, wo Lithiel und Nazaya so friedlich Kräuter gepflückt hatten. Ein schweres Pferd stürmt auf die Lichtung, und wird dann hart gezügelt.
Die Augen zu Schlitzen verengt beobachtet Nazaya den Reiter. Ein Mensch, zudem auch noch ein schwer bewaffneter. Unauffällig tastet sie unter ihrem Gewand nach ihrem Dolch, den Mann dabei keine Sekunde aus den Augen lassend. Obwohl er sie freundlich grüßt, misstraut sie dem Fremden. Die Abneigung gegen Menschen hatte auch im Laufe der Jahre nicht weichen wollen, eher war sie noch verstärkt worden.

Doch bevor einer von ihnen etwas sagen kann, betritt ein weiterer Mann die Lichtung. Nazaya sieht ihren schlimmsten Befürchtungen über einen Hinterhalt schon bestätigt, als sie das schöne Antlitz und die strahlende Aura wahrnimmt.
Kein Mensch, ein Elb.
Ihre Gesichtszüge werden ein wenig weicher, und sie tritt einige Schritte vor, bis sie neben ihrer Schwester steht, die zwischen sie und den Menschen getreten war, wohl wissend, welche Gedanken Nazaya gegen ihn hegte.
Es fällt ihr schwer, Lithiels Überzeugung, dass beide nichts im Schilde führten zu teilen, zumindest im Bezug auf dem Mann.
Traue den Elben, doch niemals den Menschen.

Ihre nachtblauen Augen mustern den Reiter kalt, herausfordernd, ungeduldig auf eine Erklärung für sein Auftreten wartend. Auch auf dem Elben ruht ihr Blick, wenngleich sie ihn wesentlich freundlicher mustert. Mit einem fast unmerklichen Nicken begrüßt sie ihn, wendet sich dann aber wieder dem Mann zu.
"Nun denn, sprecht, was ist euer Anliegen?"
Ihre Stimme ist hart, lässt jedoch keinerlei Gefühlsregung erkennen. Auch wenn es ihr bisweilen schwer fiel, Selbstbeherrschung zu wahren, hat sie sich in diesem Moment doch unter Kontrolle.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 02. Aug. 2003, 18:34 Uhr
Elvellon schaut beide musternd an und versteht ihr Mißtrauen gegen die Unruhe, welche sich nun über die Lichtung gelegt hat. Doch hat er auch die Gedankengänge der beiden erfahren und versucht sie zu beruhigen.

Doch traue auch den Menschen, denn Sie sind es Wert.

Er hebt langsam die Hand zum Gruße, sowohl zu den beiden Frauen als auch zu dem Reiter. Dann spricht er alle an, mit seiner tieferen, sanften Stimme: "Es freut mich, nach vielen Tagen der Wanderung, wieder Personen zu begegnen."

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Feranc am 02. Aug. 2003, 19:29 Uhr
Als er schließlich den Mann bemerkt, welcher sich nun zu ihnen gesellt, legt Feranc unauffällig seine Hand auf den Knauf seines Zweihänders und schätzt den Mann für einen Moment ein; es ist eine Angewohnheit seinerseits sofort bereit zu sein, falls eine Situation ausser Kontrolle gerät. Und das tat sie hiermit, denn den Mann hatte er weder vorher bemerkt noch scheint er zu den beiden Frauen zu gehören.
Eine der beiden Frauen fragt ihn nach seinem Anliegen, während ihr kühler Blick musternd auf ihm ruht. Feranc blickt ruhig zurück, die Hand jedoch immer noch an seinem Schwert. Noch einmal blickt er zu dem Mann hinüber, welcher für seinen Geschmack etwas seltsam gekleidet ist, dann zuckt er mit den Schultern.
"Ich bin Euch weder gefolgt noch habe ich nach Euch gesucht, Mylady. Dies ist Teil meines Weges zurück nach Talyra, und da ich nicht oft zwei Damen in dieser Gegend sehe, blieb ich um nach dem Rechten zu sehen."
Er schweigt und blinzelt etwas, als ihn die Sonne zu sehr blendet, und beobachtet die beiden ohne eine Regung auf seinem Gesicht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 02. Aug. 2003, 19:53 Uhr
Lithiel weiß, dass der hochgewachsene Elb recht hat. Doch würde ihre Schwester dies ebenso sehen? Sie scheint gefasst zu sein und ihre Stimme hat denselben sicheren Klang wie immer.

Sie sind es wert, wie jedes Lebewesen, welches hier wandelt. Auch ihr seit mir gegrüßt.

Nur mit einem Blick unterstreicht sie ihre Worte, die sie an den Elben richtet, dessen Blick so undurchdringbar, wie der Nebel zu sein scheint.

Dann wendet sie sich wieder dam anderen Mann zu. Die Antwort des Fremden bestätigt ihr Gefühl, dass keine Gefahr von ihm ausgeht. Lithiel geht einige Schritte auf ihn zu. Ihre Hand hat den Bogen nun verlassen und ruht an ihrer Seite. Ihre blauen Augen mustern den Fremden eindringlich, doch lässt sie ihn spüren, dass auch sie ihm nichts Böses will. Doch macht es sie innerlich unruhig, seine Hand an dem Schwerte zu sehen.

"Habt Danke für eure Mühen. Doch wie ihr seht, bedürfen wir keiner Hilfe." Dass sie den selben Weg zu gehen scheinen, behält sie noch für sich.


Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 02. Aug. 2003, 20:20 Uhr
Die Worte des Elben und ihrer Schwester besänftigen Nazaya nur wenig, zumal der Mann deutlich macht, dass er ihnen ebenso wenig traut wie sie ihm.
Doch sie hält sich im Hintergrund, wohl wissend das es um das diplomatische Geschick Lithiels um einiges besser bestellt ist als um ihr eigenes.

Stattdessen schenkt sie dem Elb ihre Aufmerksamkeit. Der Klang seiner Stimme hallt noch in ihrem Kopf wieder, tief und angenehm war sie gewesen. Seine Worte hatten sie verärgert, als sei sie nicht in Lage gewesen, ein eigenes Urteil zu fällen. Auch dies war eine Eigenschaft, die einzige Eigenschaft, die sie an ihrer Schwester wirklich störte, die Zurechtweisungen, als sei sie ein unmündiges Kind. Nazaya wusste wohl, dass sie nicht selten sehr hart reagierte, doch hatte sie in kritischen Situationen stets einen kühlen Kopf bewahrt. Was ihre Abneigung gegen die Menschen betraf, so hatte sie sich von Lithiel mehr Verständnis erhofft, die doch wusste, woher dies rührte.

Und nun also der schöne Elb, der meinte, dass die Menschen es wert seien, ihnen Vertrauen zu schenken, und der sich freute, jemanden zu treffen. Merkwürdig erscheinen ihr diese Worte, hatte sie selbst immer die Einsamkeit der Gesellschaft, mit Ausnahme der ihrer Schwester, vorgezogen.
Trotzdem ist ihr Blick nicht unfreundlich, er scheint, trotz seiner, ihn Nazayas Augen, seltsamen Nasichten, kein unangenehmes Geschöpf zu sein.
Wohin führt euch euer Weg?

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Feranc am 02. Aug. 2003, 20:43 Uhr
Als eine der beiden Frauen näher an sein Pferd herankommt, erkennt er nun auch, dass es sich hierbei scheinbar nicht um Menschen handelt. Es wäre ihm auch eher egal gewesen, dennoch versucht er jede Waffe an ihrem Körper auszumachen. Mit Ausnahme des Bogens fällt ihm nichts beunruhigendes auf, und so zögert er einen Moment, ehe er langsam von seinem Pferd absteigt.
Er wollte einfach nicht wie ein herrischer Fremder wirken, welcher von oben auf sie herab blickt, und der direkte Blickkontakt ist ihm lieber. So geht er an die Frau heran und wirft dabei einen prüfenden Blick zu dem Mann und der anderen Frau. "Ich bin erleichtert zu hören, dass Ihr wohlauf seid. Hier, ausserhalb der Stadt, lauern des öfteren Landstreicher und Halunken und warten auf Opfer, die sie ausbeuten können."
Er mustert die Frau vor sich für einen Moment, dann greift er wieder nach dem Zügel seines Hengstes. "So werde ich Euch nicht länger aufhalten...wohin seid Ihr unterwegs?"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 02. Aug. 2003, 21:58 Uhr
Auch Elvellon sieht die Hand an dem Schwert des Reiters und desen Vorsicht. Der Elb versteht diese Vorsicht, muß innerlich jedoch leicht den Kopf schütteln.

Keine willkommene Begrüßung, meint Ihr nicht?

Diese Gedanken waren den beiden Halbelben gewidmet. Er schaut der Situation entgegen, als die eine Elbin sich auf den Reiter zubewegt, welcher sich seines Pferdes entledigt, und ihn erneut grüßt. Dabei fällt Elvellon der Blick der anderen Elbin auf, welche ihn eindringlich, aber freundlich, wie es scheint, mustert. Er erwidert ihren Blick kurz, nickt ihr freundlich, fast unmerklich zu und hört dann ihre Stimme in seinem Kopf, worauf er kurz antwortet:

Auf dem Weg nach Talyra, wo sich, wenn ich mich nicht täusche, auch Euer Weg hinführt.

Dann wendet er sich jedoch wieder dem Gespräch der anderen beiden zu und harrt der Dinge, die dort noch kommen werden.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 02. Aug. 2003, 23:07 Uhr
Nein, wahrlich keine willkommene Begrüßung.

Der Gedanke des Elben spricht ihr aus der Seele, auch wenn Lithiel dies nach außen hin niemals zeigen würde. So als würde auch der Fremde diesen Gedanken erahnen können, nimmt er seine Hand von dem Schwert, steigt von seinem stolzen Pferd und geht einige Schritte auf die Halbelbin zu. Aufmerksam mustert sie jede Regung seine Gesichtes.

Seltsam dunkel erscheinen seine Augen, beinahe wie die Nacht.

Die junge Frau stellt hierzu einen starken Kontrast dar, als sie sich nun gegenüberstehen. Lithiel spürt die prüfenden Blick, welche Nazaya immer noch verächtlich auf diesen Fremden wirft. Doch weiß sie, dass sie ihre Schwester nicht besänftigen kann.
Seltsam muten die Worte des Menschen an. Besorgnis scheint aus ihnen zu sprechen. Doch darauf geht Lithiel nicht ein. So vertraut ist sie mit den Menschen nicht. Dazu scheint zuviel zwischen ihnen zu liegen.

"Wir danken euch für euren Hinweis und werden achtsam sein. Wohin uns unser Weg führt ist uns überlassen. Und wie ihr auch erwähnt, treiben sich viele Lanstreicher und Halunken herum. Der Weg, denn wir einzuschlagen gedenken, werde ich nicht kundtun, auch nicht euch gegenüber, der ihr ehrliche Besorgnis habt sprechen lassen. Gehabt euch denn wohl und achtet auf euren Weg."

Lithiel verneigt sich leicht und betrachtet ihn noch einen Moment lang.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 02. Aug. 2003, 23:33 Uhr
Kurz verweilt der Blick des Elben auf ihr, bevor er seine Augen auf den Fremden und Lithiel richtet.
Nazaya tut es ihm gleich, erneutes Misstrauen keimt in ihr auf  als der Mann vom Pferd steigt, und einige Schritte auf ihre Schwester zugeht. Zwar wirkt er auf dem Boden weniger bedrohlich als vom Pferderücken aus, doch kommt er so recht nah an Lithiel. Die Halbelbin überlegt noch, dazwischen zu gehen, als er schließlich stehen bleibt, und einige Worte, die zumindest freundlich klingen, an sie richtet.

Zu ihrer Erleichterung ist ihre Schwester heute misstrauischer als sonst, und verrät nichts über ihren Weg und ihr Ziel, wenn auch es das gleiche das Menschen ist. In diesem Moment ist es Nazayas sehnlichster Wunsch, er möge sich auf sein Pferd schwingen, und von dannen reiten. Während sie beide stumm die Szene beobachten, nimmt Nazaya über ihre Gedanken wieder Kontakt mit dem Elben auf.

In der Tat, unser Ziel ist das selbe, doch werdet ihr auch den gleichen Weg einschlagen wie wir?

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Feranc am 03. Aug. 2003, 00:15 Uhr
"Natürlich." Feranc neigt seinen Kopf und lächelt ein wenig, zu Lithiel blickend. "Solltet Ihr eines Tages in die Stadt Talyra einkehren, so werden wir uns vielleicht ein zweites mal begegnen."
Somit steigt er auf sein Pferd, welches seelenruhig dasteht, und blickt noch einmal zu der anderen Frau und dem Mann hinüber. Die Frau, deren abschätzenden Blick er die ganze Zeit über bemerkt hatte, sieht nur starr zurück. Und der Mann erweckt in ihm eine gewisse Art von Abneigung, nicht weil er nicht vielleicht nett ist, sondern weil seine Art recht merkwürdig erscheint.
Feranc lächelt noch einmal Lithiel zu. "Auf dann, wohl Gemut." Dann lenkt er sein Pferd langsam von den drei Fremden weg, und läßt Bren schließlich über die Lichtung traben, bis er wieder in den Wald einkehrt. Das sofortige Kühl der Schatten der Baumwipfel lässt ihn erleichtert aufatmen, und auch Bren schnaubt auf als wäre er froh, nicht mehr in der Sonne stehen zu müssen. Einen Moment denkt Feranc noch über die Begegnung nach, und dabei muss er leicht den Kopf schütteln.
Die Amaroq sind ja schon mißtrauisch, aber so etwas misstrauisches habe ich lang nicht gesehen...
Er treibt sein Pferd weiter voran durch den Wald, nun in Vorfreude auf seine Heimat Talyra. Wie sehr würde er sich auf einen Krug voll kühlem Ale freuen, und auf eine warme Mahlzeit, vielleicht ein Bad und etwas Ruhe.
Hoffentlich verzeiht mir Liselle....

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 03. Aug. 2003, 06:32 Uhr
Stumm schaut Elvellon dem Reiter hinterher, welcher seinem Pferd die Sporen gebend, im Walde verschwindet. Er schaut und hört ihm noch eine ganze Weile hinterher, die Arme auf dem Rücken verschränkt, bevor er sich wieder den beiden Halbelbinnen zuwendet. Er bleibt dort stehen, wo er sich schon die gesamte Zeit aufgehalten hat, und fragt dann freundlich: "Ist es mir vergönnt, Eurem Lager näher zu treten? Wie ihr rasch feststellen werdet, trage ich keine Waffen bei mir, welcher Eurem Gemüt Sorge verleihen dürfen!? Außerdem interessiert es mich, ob ihr denselben Weg nach Talyra einschlagen werdet, wie ich."

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Lithiel am 03. Aug. 2003, 12:15 Uhr
Doch so freundlich der Fremde auch zu sein scheint, vermag Lithiel es nicht, sein Lächeln zu erwidern.

Sollten sich unsere Weg noch einmal treffen, dann hoffe ich unter anderen Umständen.

Es erscheint ihr nicht recht, diesen Mann so abzuweisen. Doch den Weg nach Talyra würde sie lieber alleine gehen wollen, ohne die Begleitung eines Fremden, der in Nazaya nur Unruhe hervorrufen würde. Denn diese spürt sie nun wieder deutlich. Sie steht nur wenige Schritte von ihr entfernt. Lithiel wendet sich zu ihr um und blickt in ein von Misstrauen gezeichnetes Gesicht. Langsam geht sie einige Schritte auf diese zu und legt ihre Hand auf deren Arm. Mit einem liebevollen Blick gibt sie ihr zu verstehen, dass keinerlei Gefahr bestanden hat und auch ihr Misstrauen unbegründet war. Zwar hatte auch sie die Hand am Schwert bemerkt, doch Menschen neigen zu oft dazu, zum Schwert zu greifen, ohne die Verteidigung durch die Sprache auch nur versucht zu haben. Erst die Stimme des Elben lässt sie aus ihren Gedanken wieder erwachen. Sie dreht sich zu ihm um und erst jetzt kann sie seine Gestalt vollends erkennen. Nazaya schien ihn schon die ganze Zeit beobachtet zu haben, denn immer noch ruht ihr Blick beinahe gefesselt auf dem Gesicht dieses Mannes.
So ergreift Lithiel das Wort.

"Tretet näher. Dies soll auch euer Lager sein, wenn ihr es denn wünscht." Mit einer kaum merklichen Armbewegung deutet sie ihm näher zu treten. Alca hielt sich die ganze Zeit über im Hintergrund, doch nun kommt der Hengst ein wenig näher und stößt Lithiel leicht an.
Sie tätschelt ihn und führt ihn dann an den Zügeln zurück zu einem der Bäume am Rande der Lichtung. Doch ist er nun eine Weile beschäftigt, denn saftiges Gras gedeiht dort. Dann kehrt sie mit einem Wasserschlauch und dem Proviantbeutel zurück zu den beiden.
Sie nimmt auf dem weichen Gras Platz und gebietet ihrer Schwester, als auch Elvellon sich zu setzen, der immer noch vor Nazaya steht.

"Eure Reise führt euch auch gen Talyra? Dann scheinen wir den denselben Weg zu gehen. Würdet ihr uns euren Namen verraten? Doch verzeiht. Dies ist Nazaya, meine Schwester und ich bin Lithiel."  








Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 03. Aug. 2003, 12:48 Uhr
Als der Fremde endlich auf sein Pferd steigt, und davon reitet, weicht der Schatten von Nazayas Gesicht.
Gemeinsam mit ihrer Schwester und dem Elben kniet sie im Gras nieder.
Während Lithiel mit dem Mann ein Gespräch beginnt, hängen ihre Gedanken noch bei dem Menschen.
Vielleicht war ihr Misstrauen unberechtigt gewesen, doch war es nicht besser, dem Unbekannten vorsichtig gegenüber zu treten, als allzu schnell Vertrauen zu fassen? In dieser Hinsicht sorgte sie sich oft um ihre Schwester, die, zumindest Nazayas Meinung nach, oft zu schnell zu offen war.

Lithiel reicht einen Wasserschlauch, und hartes Reisebrot herum. Nachdem sie ihren Durst gestillt hat, beginnt Nazaya langsam zu essen. Hunger verspürt sie, wie so oft in den letzten Tagen, kaum.
Als sie ihre kleine Mahlzeit beendet hat, legt sie ihre Hände den Schoß, und wendet sich schließlich doch dem Elben und ihrer Schwester zu. Lithiels Angebot sich zu ihnen zu setzen, und auch die zwanglose Vorstellung, waren für sie nicht unerwartet gekommen, auch wenn in diesem Fall keine Vorsicht angebracht zu sein scheint, erstaunt sie doch die Offenheit ihrer Schwester immer wieder. Oft war es ihr Wunsch gewesen, ebenso zu sein, offen und herzlich, eine Person, die vielen auf Anhieb sympathisch war,  wenn auch nur oberflächlich. Ihre wahren Gedanken enthüllte Lithiel nur ihrer Schwester, und trotzdem wirkte sie auf andere immer Ungemein zugänglich. Nazaya dagegen wirkte stets verschlossen, unnahbar und vielleicht auch geheimnisvoll, obwohl sie nicht weniger von sicher verriet als ihre Schwester.

So auch jetzt, während Lithiel zwanglos mit dem Elb plaudert, sitzt sie stumm daneben, sich Gedanken über ihre Reise und den weiteren Weg nach Talyra machend, jedoch weiterhin das Gespräch verfolgend.
Der Mensch hat von Halunken und Landstreicher gesprochen. Auch wenn ich ihm ansonsten nicht vertraue, sollten wir diese Warnung ernst nehmen. Zumindest ein gewissen Maß an Vorsicht ist angebracht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 03. Aug. 2003, 19:31 Uhr
Elvellon nimmt das freundliche Angebot der einen Elbin gern an und setzt sich zu ihnen. Als man ihm Brot und Wasser anbietet, lehnt er freundlich ab mit den Worten, das er erst vor kurzer Zeit Wegesnahrung zu sich genommen hat.

Nachdem man sich gegenseitig vorgestellt hat, beginnen Lithil und Elvellon eine angeregte Unterhaltung über ihrer beiden Herkunft. Dabei verrät der Hochelb, das er aus der Hafenstadt Grünhafen stammt und die Stadt Talyra aufsucht, um für seine Stadt beim bald beginnenden Bardenwettbewerb aufzutreten und die Ehre Grünhafens so zu verteidigen. So möchte er jedoch auch wissen, was die beiden Schwestern hierher treibt, soweit fort von sicheren Gestanden in den Elbenlanden.

Während des Gespräches fällt Elvellon auch der etwas abwesende Blick Razayas auf sowie ihre nur sehr selten eingeworfenen Sätze, welche sie relativ teilnahmslos verteilt. Er wirft ihr nur einige Male einen kurzen Blick zu, um dem Gespräch weiterhin volle Achtung entgegen zu bringen. So erfährt er vorerst nicht, was das Herz Razayas bedrückt. Doch denkt er sich seinen Teil, das sie der Begegnung mit dem Menschen nicht hat beiwohnen wollen.

Warum vertraut Ihr den Menschen nicht, das Ihr Euch vor ihnen fürchtet?

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 04. Aug. 2003, 16:12 Uhr
Langsam wurde es Mittag, Caidyaêllinn hatte bei Tagesanbruch seine Reise unterbrochen um sich auszuruhen und bei Sonnenuntergang wieder aufbrechen zu können. Sein Lagerplatz war etwas abseits der Straße auf einem kleinen, mit Büschen bewachsenen Hügel, welcher sonst vollkommen baumfrei war, hergerichtet und er hatte zum zusätzlichen Schutz noch einen kleinen Zauber gesprochen, der ihn zumindest vor Tieren oder unaufmerksamen Humanoiden verbarg, wenn auch jeder mit nur einem Tropfen elbischem Blut im Leibe die Sichtbarriere sofort spüren musste. Caidyaêllinn hatte vor, sich in einiger Zeit in die Ruhephase zu begeben, aber im Moment lag er träge im Schatten und biß missmutig in ein Stück trockenes, altbackenes Brot, welches er 3 Tage zuvor in Verd gekauft hatte und würgte es mit einer Handvoll Beeren und einem Schluck lauwarmen Wasser hinunter.

"Igitt..." fuhr ihm angewidert durch den Kopf, aber seine Fähigkeiten zur Jagd waren gleich null und so musste er sich von dem ernähren, was er tragen konnte und dem, was der Wald auch so hergab. Nachdem Hunger und Durst fürs erste gestillt waren, zog er ein altes, abgewetztes Buch hervor und begann, seinen letzten Eintrag nocheinmal zu überlesen, den er vor etwas über einem Jahr verfasst hatte, als er noch in Serathie war. Seitdem hatte er sein Buch immer und immer wieder hervorgeholt und seine Aufzeichnungen immer und immer wieder studiert. Er hatte zwar einige magische Rituale und Zaubersprüche zusammengetragen, die er ausprobieren wollte und schon einige nützliche Utensilien, aber irgendwie schaffte dies alles nicht, ihn wirklich zu reizen. Er lachte innerlich, als ihm bewußt wurde, das genau dieser Ehrgeiz und diese Ungeduld es waren, die ihn überhaupt erst auf diese Reise getrieben hatten, aber das war schon einige Zeit her und er hing nicht oft in Gedanken über "die alte Zeit". Caidyaêllinn klappte das Buch zusammen, machte es sich ledilich bequem und schloß die Augen um in Trance zu verfallen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 05. Aug. 2003, 11:56 Uhr
Während es Gespräches, dass hauptsächlich zwischen Lithiel Elvellon abläuft, fühlt Nazaya sich überflüssig, und so mischt sie sich selten ein. Die beiden schienen sich gut zu verstehen, und sie wollte sie durch ihre eigene Stimmung nicht beeinträchtigen.
Auch da Elvellon ihr wenig Beachtung schenkt, hält sie es nicht für nötig, sich mit ihm zu unterhalten. Umso überraschter ist sie, als sie plötzlich seine Stimme in ihrem Kopf hört.

Ich fürchte die Menschen nicht, ich misstraue ihnen nur. Zuviel schlechtes ist aus ihren Taten gewachsen, als das ich sie verstehen, oder gar mögen könnte. Ich meide den Umgang mit ihnen, und wenn ich sie doch treffe, lasse ich Vorsicht walten. Aber ich fürchte mich nicht vor ihnen, denn sie sind schwach, unbeherrscht.

Ihr Blick ruht kurz auf ihm, es ist ein harter Blick, der keinerlei Regung in ihren Zügen erkennen lässt, dann erhebt sie sich, auch, um ihm ihre Gedanken zu entziehen.
"Lasst uns aufbrechen, auch wenn wir es nicht eilig haben, sollten wir heute doch noch Stück Weg hinter uns bringen, schließlich sind es noch mindestens fünf Tagesmärsche bis Talyra."

Sie bindet Alca von dem Baum los, und nach dem sie dem stolzen Schimmel kurz das grau schimmernde Fell gestreichelt hat, beginnt sie, ihn wieder mit den Vorräten, die Lithiel ihm abgenommen hatte, zu bepacken.
Nun werden wie also unsere Reise zu dritt weiterführen. Wir werden sehen, was der weitere Marsch noch an Überraschungen zu bieten hat.
Nazaya schwingt sich auf den Rücken des Hengstes, und wartet dann darauf, das Lithiel und der Elb sich ebenfalls erheben.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 11:06 Uhr
Vier Tage nun waren sie bereits zusammen unterwegs in Richtung Talyra, und nur noch eine Nacht trennt die drei von dieser, in vielen Worten umschriebenen, schönen Stadt. Hier im Larisgrün, unweit der Stadttore, welcher man kurz vor Sonnenuntergang schon von weitem gesehen hat, nehmen die drei elbisch abstammenden einen letzten Ruheplatz für eine Nacht ein.

Wie sich herausstellt, gibt es nur wenig zu essen. Für die Halbelbinnen hätte das Essen sicherlich die Tage überdauert, doch da sie Elvellon gern auf ihrer Reise als Begleiter sahen, schrumpft der Vorrat von Mahlzeit zu Mahlzeit. Da ihnen auch der Geschmack von altem Brot und Wasser leid ist, wird Elvellon heute Abend die nahen Waldbereiche durchstreifen, um Beeren und Honig zu ergattern.

Kaum, das er sich für den Aufbruch bereit gemacht hat, schaut er sich mit seinen scharfen Augen aufmerksam um, um schon einmal eine geeignete Richtung ausfindig zu machen. Sein Blick bleibt an einem kleinen, mit Büschen gewachsenen Hügel hängen, an welchem er etwas merkwürdiges bemerkt. Er schaut noch genauer hin, strengt sich an, kann aber den Grund nicht erkennen, wodurch seine Neugier gesteigert wird. Seinen beiden Begleiterinnen jedoch sagt er davon nichts, sondern meint nur, aufbrechend: "Ich werde in Kürze zurück sein. Ich erhoffe, der Nahrung des Waldes hold zu werden. Macht Euch keine Sorgen, denn der Wald scheint sicher. Gehabt Euch wohl!"

Er verneigt sich leicht in beide und schaut dabei Nazaya etwas länger, liebevoller an. Sie ist ihm ans Herz gewachsen, doch kann er nicht erklären, woran dies liegt. Sie hatten die vergangenen Tage nicht sehr viel miteinander gesprochen, und nachdem Elvellon den Mißmut Nazayas erfahren hat, welchen sie gegenüber Menschen hegt, hat er sie darauf nicht weiter angesprochen. Mit Lithiel spricht er auch weiterhin sehr viel und erfährt so einige Sachen, welche die Fassade der beiden Frauen untermauern. Doch irgendwie ist ihm gerade die ruhige Nazaya ans Herz gegangen, sodaß er seinen Blick längere Zeit auf ihr ruhen läßt.

Noch bevor er geht, erhält er von Lithiel einen Gedanken. Habt Ihr es auch gesehen, Elvellon, der Zauber auf dem Hügel vor uns?

Elvellon schaut ihr noch einmal in die Augen. Ja, und ich werde zu ergründen versuchen, woher dieser Zauber rührt. Habt keine Angst und sprecht nicht vor Nazaya davon. Wenn es ein Mensch ist, wird sie das beunruhigen.

Dann geht er leicht in die Richtung des Hügels davon.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 11:12 Uhr
Nach einer guten halb verlaufenen Stunde und mehreren gepflückten Beeren und Pilzen erreicht der leichtfüßige Elb den Fuß des Hügels. Er hat während seiner Suche nach Nahrung diese Stelle auf dem Hügel nicht außer Acht gelassen, und nun spürt er die Sichtbarriere, welche jemand dort errichtet hat.

Langsam steigt Elvellon den Hügel hinauf, wobei er sich nicht anzustrengen braucht aufgrund der Leichtfüßigkeit seines Volkes. Als er die Stelle zwischen den Büschen erreicht, es ist fast vollständig erdunkelt, erspäht er einen Mann, welche tief schlafend darnieder liegt. Er macht eine friedlichen Eindruck, sodaß Elvellon sich zu ihm setzt und auf sein Erwachen wartet. Leicht schmunzelnd sitzt er dem Schlafenden gegenüber und summt ein kleines, leises Lied.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 06. Aug. 2003, 12:19 Uhr
Er hatte eine ganze Weile in Trance geruht, als eine gewisse Unruhe sich in Caidyaêllinn ausbreitete. Langsam löste sich der "Traumzustand" um ihn herum auf und er bemerkte den Grund für seine Empfindung, eine fremde Aura weilte neben ihm und  ein leises Lied schwirrte zwischen den Zweigen des ruhiger gewordenen Waldes umher, ein Lied, dessen seltsame Melodie unverkennbar elbischen Ursprungs war.

"So, so, Besuch.", fuhr es Caidyaêllinn durch den Kopf. "Und höchstwahrscheinlich Elbischer!"  kam es ihm gleich danach in den Sinn. Er kannte ja die Schwäche seines Zaubers, hatte sie aber in Kauf genommen, da er hier mit wenig Elben gerechnet und er von ihnen auch keine Bedrohung erwartet hatte. Aber er wollte sich nicht bewegen oder sprechen, man konnte nie wissen, ob sich noch jemand hier versteckt hielt oder ob eine plötzliche Bewegung für ihn, wider allen Erwartungen, eine negative Bedeutung haben könnte. Ruhig bleib er sitzen und suchte mentalen Kontakt zu seinem Besucher.

"Seid mir gegrüßt, ich heiße euch in meinem kleinen Lager willkommen, nur wüßte ich gerne, was euch bewog, hier so unversehener Dinge hineinzuschauen?"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 13:14 Uhr
Elvellon schaut seinen Gegenüber ruhig an, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er entgegnet mit mentaler Stimme dem, was man ihn gefragt hat.

Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, denn ich komme allein, falls Euch dies beunruhigen sollte. Doch spürte ich Eurem Zauber nach, welcher mit ins Auge gefallen ward, und so bin ich interessiert, wer sich dahinter versteckt.

Doch dann erhebt Elvellon seine leise, feine Stimme und spricht: "Doch möchte ich mich Euch vorstellen. Mich nennt man aus dem Lande, von welchem ich stamme, Elvellon. Ich danke Euch für die Einladung in Euer Lager und entschuldige mich, Euch derart gestört zu haben."

Mehr sagt er vorerst nicht, sondern wartet geduldig auf eine Reaktion seines Gegenübers.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 06. Aug. 2003, 13:42 Uhr
Caidyaêllinn öffnet seine Augen und mustert seinen Gegenüber. Er scheint älter zu sein, als er selbst, viel älter. Allerdings scheint er keine Bedrohung darzustellen, zumindest kann Caidyaêllinn an ihm keine Waffen entdecken. Entgegen seiner sonstigen Neigung, lieber in Stille zu verharren, beschließt er, eine kleine Unterhaltung zu führen, vielleicht kann er ja erfahren, was der Fremde vorhat und wohin er unterwegs ist.

"Nun, wahrscheinlich ist es euer gutes Recht zu erfahren, wer sich hier in Straßennähe aufhält. Ich bin euch nicht böse, dass ihr in mein Lager eingedrungen seid. Ich habe diesen Zauber zu meinem Schutz errichtet, in dieser Gegend streunen wilde Tiere und auch Räuber treiben ihr Unwesen, ihr könnt euch vorstellen, dass ich nicht gerade auf eine Begegnung mit derartigem Gesindel erpicht bin."
Während Caidyaêllinn  diese Worte spricht, lässt er seinen Blick über das kleine Lager streifen und bemerkt zufrieden, dass scheinbar noch alles an seinem Platz ist. Er blickt den anderen Elben an.
"Doch nun zu euch, wo kommt ihr her und was treibt euch in diese Gegend?"

Elvellon ist etwas irritiert, sein Gegenüber sieht nicht nur anders aus als die meisten Elben, auch sein Verhalten scheint nicht so wie er es gewöhnt ist, allerdings kann er nicht genau sagen, woran das liegen könnte. Es ist einfach ein Gefühl der Fremdartigkeit  welches Elvellon beschleicht, obwohl der andere eindeutig ein Elbe ist.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 14:22 Uhr
Ja, Elvellon ist tatsächlich irritiert über das doch für Elben etwas seltsame Gebaren und Aussehen. Doch läßt er sich nicht anmerken. Ein guter Beobachter, welcher über seine Empfindungen Bücher und Lieder verfaßt, darf sich die innere Unruhe nicht anmerken lassen, die man empfindet, wenn etwas Neues im Leben erscheint.

Elvellon beantwortet die Fragen Caidyaellinns in ruhigem Ton: "Ich höchstselbst entstamme der Stadt Grünhafen, aus dem grünen Tal von Erryn. Dort schätzt man neben den anderen Eigenschaften unseres Volkes auch die Sangeskunst, aus welchem Grunde ich auch nach Talyra unterwegs bin, um dort am morgigen Gesangswettstreit teilzunehmen."

Er schaut ein wenig in die verdunkelte Umgebung und fragt dann Caidyaellinn: "Und was ist Euer Begehr? Seid Ihr ebenso auf dem Weg in diese herrliche Stadt?"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 06. Aug. 2003, 15:06 Uhr
Grünhafen, er kommt also direkt aus den Elbenlanden...
Bei dem Wort Gesangwettbewerb horcht Caidyaêllinn auf. Er mochte Musik, jedoch hielt er das Erlernen von Instrumenten und die Ewigkeiten, bis man ein anständiges Lied zusammenhatte, für verschwendete Zeit. Aber jedem das seine, ihm sollte es recht sein.
Auf die Frage, ob er auch nach Talyra wollte, verkniff er sich den Kommentar, dass sich die Schönheit, oder besser, die Nützlichkeit, der Stadt noch herausstellen musste, und antwortete mit einem höflichen:
"Ja, durchaus, Talyra war das Ziel meiner Reise, ich hoffe, die Stadt hält an Schönheit, was der Barde verspricht." Die Sonne war in der Zwischenzeit weiter gesunken und bis auf das Zirpen einiger Grillen war fast vollständig Ruhe in die duftende Luft zwischen den Stämmen eingekehrt. Caidyaêllinn spürt, dass er aus dieser Unterhaltung so leicht nicht mehr herauskommen würde, er hatte den anderen Elben wohl neugierig gemacht, noch dazu war dieser wohl ein Barde, die sowieso ihr Mundwerk nie halten konnten und immer mehr wissen wollten, als von Zeit zu Zeit gut für sie war. Caidyaêllinn beschließt aber, sich nichts anmerken zu lassen, er will niemanden verärgern, schon gar keinen anderen Elben.
"Wollt ihr heute noch weiterreisen, oder sucht ihr einen Platz zum übernachten? Ich hatte vor des Nachts zu wandern, um die Stille des Waldes zu genießen und dem Lauf des Mondes zwischen den Zweigen zu folgen. Ihr könnt euch mir gerne anschließen, zu zweit reist es sich immer noch sicherer, vor allem in diesen unsteten Zeiten."

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 15:21 Uhr
Elvellon gefällt dieser andere Elb. Wie bei Nazaya, so ist auch dieser voller ungelöster Geheimnisse, und Elvellon kann sich nicht selbst erklären, woran es liegt. Wahrscheinlich die Geheimnisse, welche um solcher Leute ranken, und ihre daraus resultierenden interessanten Geschichten.

Nunja, er ist dem Elben vor ihm wohlgesonnen und führt ein für ihn angenehmes Gespräch. Als nun die Frage auf die weitere Reise kommt, antwortet der Hochelb: "Nun, verzeiht, das ich auf diesem Wege nicht mit Euch reisen kann. Zu meiner Gesellschaft zählen zwei Damen, Halbelben, welche sich ebenso auf den Weg in die Stadt gemacht haben. Sie warten in unserem Lager, welches gut zwei Meilen entfernt liegt, auf die Nahrung, welche ich ihnen bringe. So sagt, seid Ihr neugierig darauf, weitere Stimmen elbischer Herkunft zu vernehmen? Kann ich Euch für unsere Reise erwärmen?"

Elvellon hebt beide Hände hin zum Gesicht legt die Hände wie zum Gebet zusammen und wartet auf die Antwort Caidyaêllinns.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 06. Aug. 2003, 17:19 Uhr
Er war also nicht allein. Caidyaêllinn überdenkt schnell die Vor- und Nachteile. Sollte der andere Elb ihm irgendwie schaden wollen, so könnte er ihn ganz bequem in die Falle locken. Allerdings hätte er ihn auch in Trance töten können falls er dies gewollt hätte. Caidyaêllinn verwirftf den Gedanken, dass ihm sein Gegenüber würde Schaden zufügen wollen. Es war nicht mehr weit bis Talyra, jedoch konnte man nie wissen, wem man begegnete und eine Reisegruppe war da nicht die schlechteste Lösung, auch wenn es entgegen seiner Gewohnheit bedeutete am Tag und damit in Sonnenglut zu wandern, außerdem kann Caidyaêllinn eine kleine Neugier auf die beiden Halbelbinnen nicht verleugnen. Und vielleicht hatten sie etwas Proviant oder konnten jagen, er war das inzwischen bestimmt auch madige, trockene Brot reichlich leid.

"Es würde mich freuen, die beiden kennenzulernen und mich eurer Gesellschaft anschließen zu dürfen."
Caidyaêllinn steht auf und macht eine etwas umständliche Verbeugung.
"Übrigens lautet mein Name Caidyaêllinn, Caidyaêllinn Faêrsirifis!"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 06. Aug. 2003, 17:38 Uhr
Auch Elvellon erhebt sich, um einer kleinen Verneigung nachzukommen, während er spricht: "Es freut mich, das Ihr Euch zu unserer Gruppe gesellen wollt. So bitte ich Euch, mir zu folgen. Auf dem Weg zu unserer Gruppe sollte uns keines Leides werden, denn ich habe auf dem Weg hierher nichts verdächtig erfahren."

Er hebt die Ledertasche mit den Nahrungsvorräten auf, legt sie an und schaut dann dem anderen Elb zu, wie jener seine Siebensachen zusammenpackt.

Wenige Minuten später sind beide bereits dem Hügel entronnen und auf direktem Wege zum Nachtlager der drei Gesellen, wo sicherlich schon Luthiel und Nazaya warten werden: sowohl auf das Essen als auch auf ihren Begleiter.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Nazaya am 07. Aug. 2003, 12:43 Uhr
Während Elvellon auf dem Weg ist frische Nahrung zu beschaffen, haben Nazaya und Lithiel in einer Bodensenke ein kleines Feuer entfacht. Die Flammen werden möglichst niedrig gehalten, um das Anlocken von eventuellen Feinden zu vermeiden.
Trotzdem bittet das Feuer ein wenig Wärme und Sicherheit, so dass die Schwestern sich dicht nebeneinander daran gesetzt haben, ein wenig der knappen Nahrung zu sich nehmend.

Als zwei Gestalten aus der Dunkelheit ins Licht des Feuers treten, erkennt Nazaya, das Elvellon nicht allein zurück gekehrt ist, sondern ein weiterer Elb ihm folgt. Sie hatte auf unerklärliche Weise Vertrauen zu ihrem Reisebegleiter gefasst, obwohl sie nur wenig miteinander gesprochen hatten, und er seine Aufmerksamkeit meist Lithiel schenkte, war sie sich doch sicher, dass von dem Fremden  keine Gefahr ausging, da Elvellon ihn an ihr Lager geführt hatte.

"Seid gegrüßt."

Fragend blickt sie Elvellon an, auf eine Erklärung wartend. Der Feuerschein spiegelt sich in ihren blauen Augen wieder, und ihr Gesicht leuchtet in einem warmen Ton.
Nazaya mustert den Fremden eindringlich. Er hatte etwas dunkles, geheimnisvolles an sich, dass ihr gefiel. Wie er jedoch so neben dem anderen Elb steht, wirken sie wie hell und dunkel, wie Licht und Schatten. Und obwohl es Nazaya stets ins Dunkle zog, konnte sie auch dem Leuchten Elvellons etwas abgewinnen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 07. Aug. 2003, 13:23 Uhr
Nun zurück am Feuer verbringen die vier eine ruhige Nacht beeinander. Es wird kaum gesprochen, nur hier und da bemächtigt sich Caidyaêllinn eines Stück Holz oder einiger Zweige, um das kleine Feuer entfacht zu halten. Lithiel und Nazaya schlafen, so gut es ihnen möglich ist, in Richtung Feuer schauend, während Elvellon etwas weiter abseits an einen Baum gelehnt steht, von Feuerschein nur wenig erfaßt. Dort steht er und summt leise elbische Lieder und Melodien.

Er schaut nicht in die Richtung des Lagers, sondern nimmt mit seinen Sinnen die Ruhe der Nacht in sich auf. Dabei ruht seine recht Hand in Höhe des Oberschenkels auf einem unter dem Umhang versteckten Buch; seinem großen Schatz. Während er dort so steht, fällt ihm das freundliche Lied eines wandernden Halblings ein, welcher ihm auf seiner Reise nach Verd begegnet ist. Er beginnt, dieses Lied wieder gedanklich in den Vordergrund zu rücken und alsbald leise zu singen.

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Weit über Land, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fußes nach,
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Die Straße gleitet fort und fort
Weg von der Tür, wo sie begann,
Zur Ferne hin, zum fremden Ort,
Ihr folge denn, wer wandern kann
Um einem neuen Ziel sich weih'n.
Zu guter Letzt auf müdem Schuh
Kehr ich zur hellen Lampe ein
Im warmen Haus zur Abendruh'.



Kaum, das er endet, setzt er sich mit einem Lächeln an den Baum gestützt herab und fällt, mit Freude erfüllt, in einen ruhigen Schlaf.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Caidyaellinn am 07. Aug. 2003, 14:34 Uhr
Elvellon hatte ihn zum Lager geführt, wo sich Caidyaêllinn kurz vorstellte und Elvellon ein paar erklärende Worte abgab. Sonst hüllte man sich in Schweigen, was ihm nur recht war. Caidyaêllinn hatte schon geruht und blickte in der Himmel und hing seinen Gedanken nach, er dachte an früher und an Shunjalinn. Shunjalinn, wo sie nur sein mochte. Es war nicht sein erklärtes Ziel, sie zu suchen, aber trotzdem hatte er überall nach ihr gefragt, völlig erfolglos, was ihn aber nach der Zeit nicht wirklich überraschte. Sie war mit großer Wahrscheinlichkeit die einzige seiner Art in diesen Landen, zu den meisten anderen Elben spürte er trotz der engen Verwandschaft eine gewisse Distanz, er war nicht wie sie und sie waren nicht wie er, aber andererseits legte er auch keinen Wert darauf, so zu sein wie sie. Er stand kurz auf, um neues Feuerholz zu suchen und kehrte nach wenigen Minuten zum Schein des kleinen Feuers zurück. Elvellon stand noch immer da, und summte fortwährend eine einfache Melodie, welche trotz aller Fröhlichkeit auch ein ganzes Stück Wehmut beinhaltete. Caidyaêllinn wandte den Blick zum Himmel, zu den Sternen und zum Mond. Ihm fielen die Gebete zur Mondfrau wieder ein und leise begann er einen alten Sing Sang zu Ehren von Fayris, allerdings ohne starke Überzeugung. Für ihn war es ein altes Lied, ein Lied, dass er von Zeit zu Zeit aus Gewohnheit oder Schwermut sang und manche vielleicht als Gebet ansehen mochten.

Die Nacht verging ruhig, wofür Caidyaêllinn dankbar war, und am anderen Morgen, während er die Überreste des Feuers mit Steinen und Zweigen bedeckte, suchten die anderen Drei ihre Sachen zusammen und beluden das Pferd.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Elvellon am 07. Aug. 2003, 14:51 Uhr
Die Nacht ist sehr ruhig. Es geht ein laues Lüftchen, welches die aufgeheizte Erde und den Wald etwas abkühlen kann. Elvellon hat einen ruhigen Schlaf, welcher ihn auch auf den morgigen Tag vorbereitet, welchen er schon längere Zeit heransehnt.

Am nächsten Morgen weckt er seine Mitstreiter, abgesehen von Caid, recht früh, um bald aufzubrechen und keine Zeit zu vergeuden. Auch heute ist wieder nicht das Wort Hauptbestandteil ihrer Reise, man schweigt sich eher an. Für manchen scheint es so besser zu sein, für manch anderen verfällt darauf kein Gedanke.

So kommen sie gut voran und werden, die letzten Reste der nahrung zu sich nehmend, gegen Mittag die Stadt erreichen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Cedric Fitzroy am 21. Nov. 2003, 12:12 Uhr
Kaum hatten sie die Stadttore hinter sich gelassen, hatte Cedric seinen Braunen in einen zügigen Trab getrieben und Doug war ihm ohne weitere Fragen zu stellen gefolgt. Ihm war aufgefallen, dass sein Vorgesetzter das teuer aussehende Schwert trug, das er sonst lediglich in seiner Kammer aufbewahrte.
Einige Zeit reiten sie im Trab, ehe Dougs Pferd zu schwitzen beginnt und der Junge es zügelt. Cedric bleibt noch einen Augenblick im Trab ehe auch er seinen Braunen zügelt. Er lässt Doug zu sich aufschließen und bis zum Abend lassen sie die Tiere Schritt gehen.
Die Nacht im Larisgrün ist dunkel und kalt und auch wenn beide wissen, dass ihnen hier, so nahe der Stadt nicht viel passieren wird, halten sie doch die Augen offen. Cedric hat die ganze Zeit geschwiegen und selbst als sie, spät in der Nacht, endlich ihr Lager aufschlagen redet er nur das nötigste, so dass Doug sich bald in seine Decken wickelt und seinem Vorgesetzten die erste Nachtwache überlässt. Es dauert nicht lange und der junge Blaumantel ist eingeschlafen und Cedric kann das tiefe Atmen auch auf der anderen Seite des Feuers hören. Er lächelt und versucht, nicht an das bevorstehende Treffen mit seinem Bruder zu denken und bereut es, das Schwert doch noch mit genommen zu haben. Er wird wieder der Meinung sein, dass ich es ihm unter die Nase reiben möchte. Lange Zeit hatte er sich gefragt, was sein älterer Bruder gegen ihn hatte und erst, als er zum ersten Mal von der Steinfaust nach Hause gekommen war, hatte er es begriffen. Roy, als ältester Sohn, hatte nie eine Wahl sein späteres Leben betreffend gehabt. Seit seiner Geburt stand fest, dass er den Hof würde übernehmen müssen und so hatte er dem jungen Cedric seine Träume, später ein tapferer Soldat zu werden, geneidet. Und er hat es mich spüren lassen.. Er braucht sie nicht zu sehen, um sich an die vielen kleinen Narben auf seinem Rücken, den Schultern und auf dem Bauch zu erinnern.
Der nächste, grau- diesige Morgen findet ihn, noch immer grübelnd am halb herunter gebrannten Feuer. Er hatte Doug schlafen lassen, was nützte es, wenn der Junge Wache halten musste und er selbst wach in seinen Decken lag. Noch bevor es richtig dämmert, weckt er den schlafenden Jungen. Nachdem dieser sich aus den Fellen und Decken geschält hat, steht Cedric etwas mühsam auf, streckt sich und schlägt sich ins Dickicht. Als er wiederkommt, hat Doug das Feuer bereits geschürt und erwärmt etwas Hafer und Wasser in einem kleinen Topf. Es fällt seinem Vorgesetzten nicht leicht, angesichts dieser Gemütsruhe gelassen zu bleiben und so scheucht er den jungen Soldaten zur Eile, sattelt, während dieser isst die Pferde und treibt sein Pferd, als sie sich wieder auf dem Weg nach Verd befinden wieder in einen raschen Trab.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Cedric Fitzroy am 25. Nov. 2003, 11:11 Uhr
Je näher die beiden Reiter dem kleinen Städtchen Verd kommen, um so verschlossener wurde Cedrics Miene. Doug hatte sich die ganze Zeit schräg hinter ihm gehalten, hatte geschwiegen und die Gegend aus wachen Augen beobachtet. In der zweiten Nacht hatte der junge Blaumantel den größten Teil der Nachtwache gehalten, denn Cedric hatte tief und fest geschlafen, kaum dass er sich in seine Decken eingewickelt hatte.
Cedric hatte vor einer halben Stunde die Straße von Verd nach Talyra verlassen und jetzt folgen sie einem kaum einen Schritt breiten Pfad, der sie am späten Nachmittag bereits an den ersten Gehöften Verd´s vorbeiführt. Die weiten Hopfenfelder sind abgeerntet, hier und dort ziehen kleinere Kuh- und Schafherden darüber um den Boden für das nächste Jahr zu düngen. Auf einem Hügel zügelt Cedric seinen Braunen und blickt auf den schon von weitem sichtbaren Verdsee und die Stadt an seinem Ufer hinunter. Der Himmel ist grau, doch das macht die Landschaft auf seltsame Art und Weise anziehend und Cedric atmet tief durch, ehe er dem Braunen die Schenkel in die Flanken drückt. In leichtem Trab folgen sie dem schmalen Pfad den Hügel hinab und es dauert nicht mehr lange, bis sie die ersten Weiden des kleinen Gestütes erreichen. Cedric´s Brauner fällt in einen gestelzten Trab als er der Stuten gewahr wird und wölbt mit lautem Brummen den Hals. Sein Reiter hält ihn sicher im Zaum, bis sie den Hof erreichen.
Doug lässt sich erleichtert aus dem Sattel gleiten und Cedric folgt seinem Beispiel, sobald der Hengst sich wieder beruhigt hat. Der Hof liegt still da, nur aus dem Stall dringen die üblichen Geräusche, wie Eimerklappern herüber. Cedric reicht seinem Begleiter die Zügel in die Hand und geht langsam auf das weit geöffnete Stalltor zu. Doch er kommt nicht weit, denn ein leiser Jubelschrei vom Haus lässt ihn sich umwenden. Agnes, seine jüngere Schwester läuft auf ihn zu, eine Rübe in der Hand und als sie ihn erreicht, umarmt sie ihn lachend. "Meine Güte, du musst geflogen sein, wir haben dich erst morgen erwartet." Er drückt Agnes kurz an sich und hält sie dann ein Stück von sich entfernt, um sie eingehend zu betrachten. Sie war in den letzten Monaten wieder ein Stück gewachsen, und wie er zu seinem Bestürzen feststellen muss, zu einer jungen Frau geworden. Was glaubst du..sie ist beinahe fünfzehn. Er versucht, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen, sondern lächelt das Mädchen lediglich an. "Achso, das da ist Doug, er hat mich begleitet. Doug, Agnes, meine Schwester." Er betont die letzten beiden Wörter so, dass der junge Blaumantel ihn einen Augenblick irritiert anblickt, ehe er das Mädchen mit einer leichten Verbeugung begrüßt.  Agnes errötet zwar leicht, als Doug sie begrüßt, fasst sich jedoch gleich wieder. "Roy und Mutter sind im Stall und die Kleinen sind im Haus." Cedric bedeutet Doug ihm mit den Pferden in den Stall zu folgen und streicht Agnes im Vorbeigehen über den Kopf, was ihm eine Grimasse einbringt.
Im Stall ist es dämmerig, doch er braucht keine halbe Minute um seine Mutter in dem schummerigen Licht zu erkennen. Es sind nur wenige Schritte an leeren, geöffneten Boxen vorbei und er steht vor ihr. Cedric muss hinabschauen um seiner Mutter ins Gesicht sehen zu können und er küsst sie auf die Stirn. "Du bist früh." Mehr sagt sie nicht, sie war noch nie eine Frau großer Worte gewesen und ihre Kinder sind diese auf den ersten Blick wenig herzliche Begrüßung gewohnt. Doug nickt sie lediglich kurz zu. Aus einer der Boxen tritt nun auch Roy heraus und wie immer wenn sich die beiden Brüder sehen, messen sie einander mit Blicken und das Gesicht des älteren wird zu einer düsteren Maske, ehe er knapp nickt. Nichtmal ein Wort.. Anne, die das Verhalten ihrer Söhne mittlerweile gekonnt ignoriert, hakt sich bei jedem von ihnen ein und führt sie ins Haus. Cedric dreht sich noch einmal kurz zu Doug um und für einen Moment erscheint sein mutwilligstes Grinsen. "Versorg die Pferde und komm nach."  

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Cedric Fitzroy am 04. Dez. 2003, 16:38 Uhr
"Wir werden morgen früh gleich aufbrechen, Mutter. Ich muss zurück in die Steinfaust und Doug auch." Das Feuer im Herd brennt hell, Guthric hat sich auf seinem Schoß zusammengerollt und schläft und Agnes sitzt zu seinen Füßen, den Kopf auf sein Knie gelegt. Roy sitzt ihm gegenüber, zieht an seiner Pfeife und im flackernden Schein des Feuers meint Cedric, einige weiße Strähnen im Haar seines Bruders zu sehen. "Du und Agnes werdet in meiner Kammer schlafen, die Kleinen können bei den anderen Botenkindern schlafen und für die Pferde ist allemal Platz." antwortet er auf die ungestellte Frage seiner Mutter. Roy gibt ein spöttisches Grunzen von sich, verfällt aber wieder in Schweigen, als Cedric ihn fragend ansieht. Doug´s Blick schweift zwischen seinem Vorgesetzten und seinem Bruder hin und her und fühlt sich sichtlich unwohl. Agnes, die sich in dem Moment aufrichtet, grinst ihn unfroh an, steht auf und nimmt Cedric den schlafenden Jungen ab. "Ich bringe die Bande ins Bett und werde unsere Sachen packen." Sie lächelt und verschwindet in eine Ecke des Raumes, in der sich das Lager der Kinder befindet. Roy blickt ihr mit einem düsteren Blick nach, doch Cedric ist sich sicher, dass sich seine aufgeweckte Schwester nicht an dem mürrischen Wesen seines Bruders stört. Er grinst hinter seinen vor dem Kinn verschränkten Händen und Roy, der es bemerkt, steht unvermittelt auf. "Gute Nacht." Seine Stimme ist leise und er blickt weder seine Mutter, noch Doug und schon gar nicht Cedric an, bevor er zu seiner Kammer hinübergeht und die Tür gerade leise genug schließt, um die Kinder nicht zu wecken. Anne wirft Cedric einen ausdruckslosen Blick zu, ehe auch sie sich erhebt. "Wir stehen vor Sonnenaufgang auf und werden noch bei der Stallarbeit helfen, dann brechen wir auf." Sie lächelt Doug kurz zu, ehe sie zu der zweiten Kammer geht, in der sie schläft. "Schlaft gut." Die Tür schließt sich leise und es wird still in der Halle des Hauses. "Wir sollten auch schlafen, Doug." Cedric erhebt sich aus dem Lehnstuhl und greift nach seinem Bündel. Er rollt seine Decken nahe des Herdes aus und Doug tut es ihm nach. Das Feuer brennt langsam herunter und es wird dunkel in der Halle.

Der nächste Morgen beginnt lange vor der Dämmerung. Roy ist der erste der erwacht und er weckt Cedric mit einem Fußtritt. "Steh auf, Faulpelz." Agnes ist schon auf den Beinen, schürt das Feuer im Herd und beobachtet ihre Brüder mit gerunzelter Stirn. Doch Ced wirft ihr nur ein spitzbübisches Grinsen zu, auch wenn ihm die Behandlung durch seinen Bruder nicht gefällt.
Die Arbeit geht schnell voran, zwei weitere Paar Hände machen einen großen Unterschied aus und so sind sie kurz nach Sonnenaufgang; zumindest wird es hell, was auf einen Sonnenaufgang hinter den Wolken und dem dichten Nebel schließen lässt; bereits fertig. Die Pferde sind rasch gesattelt und angespannt und bald schon ist die ganze Familie vor dem Haus versammelt. Agnes, Caedmon, Russell und Guthric würden reiten und Anne würde mit der kleinen Edith auf dem Wagen fahren. Guthric, gerade sechs Jahre alt, streicht seinem zähen, kleinen Pferd über die Ramsnase und tritt dabei von einem Fuß auf den anderen, er würde bald das erste Mal die große Stadt Talyra sehen. Die wenigen Habseligkeiten, die sie in der Stadt brauchen werden, sind auf der Kutsche verstaut. Roy steht abwartend neben der Kutsche und blickt finster auf die Vorbereitungen seiner Familie. Schließlich ist alles verstaut und die Kinder beginnen, sich von Roy zu verabschieden. Bis auf Agnes ist keinem von ihnen bewusst, warum sie auf einmal den großen Bruder besuchen dürfen und so fällt der Abschied beinahe fröhlich aus.
"Wenn es hier zu brenzlig wird, nimm dir das schnellste Pferd und komm nach Talyra, Roy." Cedric´s Miene ist ernst und echte Sorge steht in seinen Augen. "Es wird hier nicht brenzlig." Roy blickt verächtlich auf seinen jüngeren Bruder, dieser zuckt lediglich mit den Schultern und steigt in den Sattel. Ohne Roy noch einmal anzusehen lenkt er das Pferd aus dem Hof heraus und führt seine Mutter, seine Geschwister und Doug zurück nach Talyra.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Cedric Fitzroy am 04. Dez. 2003, 21:18 Uhr
Die Kinder sind vergnügt und ihre Stimmen schallen durch den Wald. Cedric, Doug, Anne und Agnes reiten schweigend und Cedric genießt die Anwesenheit seiner fröhlich schwatzenden Geschwister. Doug und er selbst teilen sich die Nachtwachen, doch nichts und niemand nähert sich ihnen.
Die ersten zwei Tage vergehen ohne irgendwelche Vorkommnisse, sie kommen Cedric wie ein kleiner Urlaub vor und er schiebt den Gedanken an die ihm bevorstehenden Tage weit von sich. "Wir sollten uns um einen Ehemann für Agnes kümmern." Die Stimme seiner Mutter reißt den jungen Blaumantel aus seinen Gedanken und er starrt seine mutter mit offenem Mund an. "Ja, was denkst denn du? Sie ist bald fünfzehn und ein hübsches, gesundes Mädchen, warum sollte ich sie nicht einem geeignetem jungen Mann zur Frau geben." Cedrics Blick gleitet nach hinten, wo seine Schwester den Wagen lenkt und gleichzeitig Edith beruhigt. Seine Mutter hatte Recht, sie war hübsch und sah auch gesund aus, aber der Gedanke dass seine kleine Schwester...Er wagt nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Anne beobachtet ihren Sohn aufmerksam, ein leises Lächeln auf den Lippen. "Wann bringst du eine Braut mit heim?" Unwillig blickt Cedric seine Mutter an. "Ist nicht zuerst Roy dran? Er wird doch den Hof vererben." Annes Gesicht wird für einen Moment düster, dann schüttelt sie den Kopf ohne zu antworten. Er fragt nicht weiter, doch seine Gedanken kreisen in der folgenden, langen Pause wieder einmal um seinen Bruder.
Der Tag vergeht und Cedric ist froh, als die Mauern Talyras in Sicht kommen. Er hatte seine Familie in Sicherheit gebracht und wenn er von diesem Feldzug zurückkehrte würden sie noch einige schöne Tage in der Stadt verbringen. Wenn du zurückkommst.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 29. Aug. 2004, 12:12 Uhr
Auf dem Roßsteingut bei Verd

Nachdem Uuma in die Krone der Linde geklettert ist bindet sie sich sicherheitshalber ihr Wurfseil um ihren Oberschenkel, damit sie nicht runterfallen kann, wenn sie einschlafen sollte. Ihre Gedanken kreisen immer wieder um Henry. Uuma war so glücklich, daß er sich um sie gekümmert hat, doch dann kam er nicht mehr.  
Uuma erinnert sich an die Worte ihres Großvaters, dass außerhalb des Dunkelwaldes die Sitten anders sind als bei ihnen im Stamm. Henry haben Frau und nicht dürfen sein bei Uuma... redet sie sich ein, aber es macht sie nur noch trauriger, denn sie vermisst seine warme Stille, wenn er nah bei ihr ist.  
Leise hört Uuma sich schluchzen, doch wenn Henry nicht mehr ihre Hand halten wird, sie nie mehr in den Arm nimmt und immer Yohn oder Bassu schickt, dann will sie auch nicht mehr in seiner Nähe sein. Das seien schlimmer als nicht sehen Henry, denkt sie traurig und bald schläft sie doch müde in dem sanft schaukelnden Baumwipfel ein, der ihr ein vertrautes Gefühl der Geborgenheit schenkt, während alles um sie herum so wunderbar nach Lindenblüten duftet und die Vögel so fröhlich um sie herum singen und zwitschern.

Die Sonne hat sich schon zur Erde geneigt als Uuma aus ihrem traumlosen Schlaf erwacht und sie feststellt, dass die Windkind nicht mehr da ist und sie wundert sich, dass sie nicht vom Einladen der Pferde aufgewacht ist, andererseits ist sie froh, dass sie nicht mitbekommen hat, wie sie vielleicht nach ihr gesucht haben. Auch wenn Uuma großen Durst verspürt, so bleibt sie doch oben, denn noch laufen zu viele Mägde und Knechte auf dem großen Hof herum, die sie mehr hört als sieht, denn die Linde ist zu dicht, um sie zu sehen. Wenn schlafen alle Uuma klettern von Linde und trinken von Wasser und schleichen in Wald... nimmt sie sich vor und ihr Herz schlägt bei dem Gedanken freudig schneller. Bald Uuma seien in Wald bei Mutter Erde und Uuma finden Kraft in Wurzeln, Blättern und auf Moos... und Uumas Gedanken schweifen wieder ab in ihre Wildnis und sie träumt von ihren Streifzügen während sich langsam der Tag verabschiedet.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 30. Aug. 2004, 01:39 Uhr
Irgendwo schlägt eine Türe zu und Uuma erwacht von diesem Geräusch. Bis auf die Öllampen, die rundherum an den Häusern brennen ist es dunkel, nur der fahle Mond erhellt ein wenig die Nacht.
Uuma lauscht in alle Richtungen, doch außer dem Gezirpe der Grillen und den Rufen der Käuzchen ist nichts zu hören und so klettert sie langsam von der Linde herunter. Trotzdem hat Uuma ein Gefühl, als wäre jemand in der Nähe und sie wartet lange regungslos am Stamm des Baumes, doch nichts rührt sich, so daß sie vorsichtig den Schutz des Baumes verlässt und zum Weg schleicht, der zu den Wäldern führt. Immer wieder blickt sie sich um, aber es ist so dunkel, dass sie nur die Umrisse der Bäume erkennt.

Erst am Waldrand sinkt sie auf die Knie und ruht sich aus. Das Gras ist feucht vom Abendtau und ihr fällt auf, daß sie vergessen hat, ihren Durst an der Tränke zu stillen, doch jetzt will sie nicht wieder zurück und hofft, dass sie bald einen Bach findet. Das feuchte Gras am Wegesrand ist erfrischend und immer wieder streicht sie mit den Händen darüber und erfrischt ihr Gesicht, während nur die äussere Schicht ihrer Echsenlederkleidung feucht wird.

Wieder blickt Uuma sich um, horcht und blickt hinter sich den Weg entlang in die Dunkelheit, denn wieder hatte sie das Gefühl, als würde ihr jemand folgen, aber sie hört und sieht niemanden. Uuma sehen Gespenster, denkt sie kopfschüttelnd und bewegt sich weiter am Wegesrand entlang, tiefer in den Wald, der einen großen Bogen in östliche Richtung macht. Zum ersten Mal vermisst sie ihren MoM, der sie sonst immer auf seinem Rücken getragen hat, außer wenn sie Lust hatte selber zu laufen oder durch das Dickicht zu schleichen. Nicht mehr weit tragen Uuma ihre Füße und sie setzt sich wieder neben den Weg müde ins Gras und lauscht in die Nacht.
Seit dem Morgen hatte sie nichts mehr gegessen und sie hat Hunger. In der Morgendämmerung müsste sie sich etwas Eßbares suchen, doch für den Moment rupft sie sich ein paar breite dicke Grashalme, lehnt sich an einen Baum und kaut immer schläfriger werdend darauf herum.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 30. Aug. 2004, 21:07 Uhr
Uuma beißt noch immer auf den Gräsern herum und saugt ihren Saft aus, während ihr schmerzlich bewusst wird, dass ohne MoM die Wildnis nie mehr so sein wird, wie sie sie in Erinnerung hat. Nie wieder wird sie unbeschwert im grünen Moos liegen, während MoM wachsam in ihrer Nähe  das Gras aus dem Boden rupft und sie vor Gefahr warnt und mit einem Schlag begreift sie, dass sie alleine ist, mutterseelenalleine in einem fremden Land.

Henry hatte sich von ihr distanziert, der ihr MoMs Wärme für ein paar Stunden ersetzt hatte und selbst Mutter Erde schien sich plötzlich unter ihr zu verschließen und Uuma beginnt leicht zu schaudern. Kälte ergreift sie und während sie zu zittern beginnt rinnen ihr dicke Tränen über die Wangen. "Mooommm!" kommt ihr leiser verzweifelter Ruf über ihre Lippen, aber nirgends hört sie sein leises Schnauben als Antwort auf ihren Ruf... nichts ist da... oder doch?
Sie hatte sich ins Gras geworfen, doch nun hebt sie den Kopf und lauscht in die Nacht und erschrickt, als sie plötzlich neben sich eine Gestalt erblickt. "Du bist nicht allein kleine Uuma," vernimmt sie die ersten Worte einer vertrauten Stimme. "Glaubst du wirklich, ich würde dich alleine in die Nacht laufen lassen?" hört sie Bassu leise weitersprechen und starrt ihn überrascht an, während er sie von der Erde aufhebt und auf den Weg trägt.

Ein leiser Pfiff und Pferdegetrappel nähert sich und das sanfte Schnauben eines Pferdes an seinem Gesicht lässt sie seinen Schwarzen erkennen, was sie schlagartig an MoM erinnert, doch es tut nicht mehr weh. Irgendwie ist der Schmerz weg und sie ist nur noch glücklich, nicht mehr alleine im Gras zu sitzten, in der Dunkelheit eines ihr fremden Waldes und schon liegt sie auf einem weichen dicken Schafsfell auf dem Rücken des Schwarzen und ihre Hände streichen  über den Pferdeleib, der sich genauso warm anfühlt wie der von MoM, wenn er auch nicht so zottelig ist...

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 31. Aug. 2004, 11:56 Uhr
Uuma liegt glücklich auf dem großen Pferderücken, wie sie es bei MoM immer gemacht hat, doch ihr Zittern will nicht aufhören und plötzlich greift Bassu nach ihrer Hand, als hätte er ihre Gedanken gehört. "Du frierst!" stellt er fest und bleibt stehen während er gleichzeitig zu dem Trinkschlauch greift und ihn ihr reicht. Uuma setzt sich auf und trinkt gierig den Heiltee mit viel Wein darin und schüttelt sich anschließend. Mit geübtem Griff löst sie ihre warme Felldecke vom Rücken und zieht sie sich über die Schultern. Als sie sich wieder auf dem weichen Fell ausstreckt und sich an den warmen Pferdekörper schmiegt zieht Bassu die Decke ganz über sie und geht dabei weiter Richtung Gut.
Uumas Magen knurrt bei dem Gedanken an das feine Essen dort hörbar, dass sie leise kichern muss und auch Bassu lacht leise. "Wann hast du zuletzt etwas gegessen?" fragt er und Uuma überlegt. "Uuma essen wenn Bassu Uuma stehlen Fleisch von Brett," antwortert sie müde und stellt fest, dass es ihr schwerfällt die Worte deutlich auszusprechen und muss darüber wieder leise kichern, doch dann wiegt sie das Schaukeln auf dem Pferderücken langsam aber sicher in wohligen Schlummer.

Irgendwann bleibt der Schwarze plötzlich stehen und sie hört im Halbschlaf die alte Erra aufgeregt sprechen, bekommt mit, wie Bassu sie vom Pferd hebt und in Leonhards Haus in die Kammer trägt, denn es ist der Geruch der Kammer den sie erkennt, aber sie ist viel zu müde, um die Augen zu öffnen und hat den Verdacht, dass der Wein aus dem Trinkschlauch sie sich so schwummerig fühlen lässt. Sie wehrt sich auch nicht dagegen, als ihr die Echsenlederkleidung abgestreift wird und die Alte sie mit feuchtheißen Tüchern abreibt und wieder in die wollenen Sachen steckt und unter warmes Bettzeug packt. Sie will sich auch bei der alten Erra bedanken, aber irgendwie will ihre Zunge ihr nicht gehorchen und es kommt nur unverständliches Gemurmel bei dem Versuch heraus, dass die Alte Bassu vorwirft, dass er sie betrunken gemacht hätte, was Uuma ein belustigtes glucksiges Kichern entlockt.

Uuma muss zwischendurch eingeschlafen sein, denn sanfte Klapse auf ihre Wange wecken sie und Bassu hält sie unnachgiebig damit wach, bis sie soviel warme Suppe geschluckt hat, bis sie Erra sagen hört, dass es genug wäre und während Uuma schon wieder in das Land der Träume sinkt hört sie die Stimme von Henrys Vater besorgt mit seiner Magd sprechen und leise stöhnt sie auf, weil bei ihrem Klang die Erinnerung an Henry sie schmerzhaft durchfährt, doch gleich darauf fühlt sie Bassus Hand ihre ergreifen und weil er sie mit seinen Fingerspitzen sanft in der Hand kitzelt schläft sie zuletzt doch lächelnd ein.

Uuma bekommt nicht mehr mit, wie die alte Magd Bassu Vorwürfe macht, dass es gefährlich war, sie losziehen zu lassen, doch Bassu erklärt ihr, dass es nötig war und nimmt die alte Magd liebevoll in den Arm, die seine Mutter damals mit Leonhard mitgeschickt hat, damit sich immer jemand gut um ihren Sohn kümmert. Bassu kann sich noch gut an die hübsche Frau erinnern, die nur wenig älter war als er selber, als sein Bruder Leonhard ihr gemeinsames Zuhause, das Haus von Rheydt in Brioca, verlassen musste, nur weil er sich der Anweisung seines Vaters widersetzte und nicht die Frau heiraten wollte, die er für seinen Sohn ausgesucht hatte. Doch durch Erra und ihre Botentauben wusste seine Mutter immer wie es Leonhard ging und sein Vater tat, als würde er es nicht bemerken. Bassu schüttelt den Kopf über soviel Sturheit und Unnachgiebigkeit des Mannes, der ihn immer wie seinen eigenen Sohn behandelt hatte, obwohl sein leiblicher Vater der Mann war, der seine Frau auf ihrer Hochzeitsreise in die Ostlande für zwei lange Jahre in seinen Stamm entführt hatte.
Bassu blickt Erra fest in die Augen. "Ich liebe diese kleine Wilde Erra. Ich will sie. Keine andere Frau hat mich so in ihren Bann gezogen, wie diese Uuma hier. Sieh nur wie unschuldig sie in ihrem Wesen ist. Hast du sowas schonmal bei den Frauen hier gesehen?" Erra starrt ihn entgeistert an. "Sie ist doch noch ein Kind!", doch Bassu lächelt nur. "Du weisst, daß mein elbischer Anteil über meine Mutter recht stark ist, ich werde sie sehr wahrscheinlich noch überleben... leider," murmelt er gedankenverloren vor sich hin.
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Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 01. Sept. 2004, 14:26 Uhr
Uuma hört weder das Krähen des Hahnes in der Frühe noch dringen die Geräusche des regen Treibens auf dem morgendlichen Gut bis zu ihrem Bewusstsein. Uuma schläft sich rundum aus und erwacht erst, als die Sonne schon den Zenit überschritten hat, durch das Klappern, das Erra mit dem Tablett verursacht, von dem ein verführerischer Duft aufsteigt und neugierig öffnet sie die Augen. Sie blinzelt in das Tageslicht, das durch das weit geöffnete Fenster herein strömt und auch die Wärme eines sonnigen Tages erfüllt mit Vogelgzwitscher die Kammer. "Du Ausreißer!" ist das Erste, was Erra zu ihr sagt. "Wie kannst du einer alten Frau nur so viel Kummer machen Kind?" Uuma schaut mit großen Augen zu der Alten, die sich liebevoll zu ihr hinunter beugt und ihre Stirn befühlt. "Na wenigstens hast du alles gut überstanden. Ich habe mir heute Nacht solche Sorgen um dich gemacht, du warst ganz kalt... und betrunken..."

Uuma will gerade antworten, da kommt Bassu in die Kammer und seine dunklen Augen funkeln wieder spitzbübisch und unternehmungslustig, doch Erra scheucht ihn hinaus, bevor er noch etwas sagen kann. "Glaub mir Kind, Bassu hat immer nur Unsinn im Sinn. Schon als Kind hat er immer irgend etwas angestellt." "Bassu immer seien fröhlich und lustig," verteidigt Uuma ihn und lacht leise über Erra. Uuma erzählt der alten Frau mit einem Male die Gründe, warum sie in die Wildnis wollte, wie Bassu sie im Wald gefunden, und sie zurück gebracht hat und daß sie jetzt heilfroh ist, wieder bei ihr zu sein. Sie erzählt ihr auch von Henry und was in Talyra passiert ist, mit MoM und mit ihr, und wie gut Henry zu ihr war, aber dass er sich nicht mehr um sie gekümmert hat, schlichtweg alles, was sich in den Tagen in ihr angestaut hatte.

Schweigend hatte die alte Erra ihr im Bett aufgeholfen und ihr das Tablett auf die Bettdecke gestellt und dabei ihren Worten gelauscht. "Wenn du gegessen hast, dann erzähle ich dir von unserem Land und unseren Sitten und Bräuchen, damit du alles besser verstehst, also iss jetzt schön, damit du erstmal zu Kräften kommst," und streicht ihr über den Kopf und verlässt sie lächelnd. Die Türe steht wie immer weit offen, daß sie hören kann, wenn in der Stube gesprochen wird, doch alles ist still und so beginnt Uuma zu essen, langsam und genüsslich, bis sie alles aufgegessen hat und fühlt sich rundum satt und trinkt auch ohne Murren den Tee aus, der schön warm ist und ihr ohne Wein viel besser schmeckt.
Sie hat lange gebraucht und stellt nun das Tablett auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett ab und rutscht wieder unter die Decke und streckt sich wohlig aus. Aufmerksam lauscht sie mit einem Ohr ins Haus, doch es ist so still, dass sie irgendwann wieder einschläft und gar nicht hört, wie die allte Erra herein kommt, zufrieden lächelt, leise das Fenster schließt und wieder hinaus geht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 02. Sept. 2004, 01:08 Uhr
Uuma erwacht von einem Duft, der sie an Henry erinnert und schlägt verwundert die Augen auf, doch da sitzt Henrys Vater auf einem Stuhl neben ihrem Bett und raucht seine Pfeife. Uuma bekommt einen gehörigen Schrecken und sieht ihn unsicher an, denn er wirkt so ernst, doch als er bemerkt, dass sie erwacht ist lächelt er sie so freundlich an, dass sie erleichtert durchatmet.

"Du hast Henry einen ordentlichen Schrecken eingejagd," spricht er ruhig und stützt seine Ellebogen auf seine Kniee und beugt sich neben ihrem Bett vor und betrachtet sie aufmerksam. "Henry...?" fragt sie nur verwundert, denn sie versteht das nicht. "Ja, Henry wollte dich schon aus der Baumkrone holen, aber Orga hat ihn davon überzeugen können, dass du deine eigenen Wege gehen dürfen musst. Es ist ja glücklicherweise alles gut gegangen," fährt er fort und lächelt Uuma wieder freundlich an und drückt sanft zu ihrer Beruhigung ihren Arm.
"Ich habe Henry eine Nachricht mit einem der Boten mitgeschickt, damit er weiss, dass es dir gut geht. In etwa fünf Tagen wird er mit der Windkind noch einmal herkommen, um die Stuten abzuholen, dann kannst du mit ihm und Bassu zurück nach Talyra fliegen. Ich denke ja, dass du nun nicht wieder alleine in die Wildnis willst...?" und lächelt sie wieder freundlich an. "Wenn es nach der alten Erra geht, würdest du hier bei uns bleiben, bis du wieder richtig gesund bist, aber ich denke, bis die Windkind hier ist, wird es dir schon wieder wesentlich besser gehen, so wie ich Erra kenne."

Ein warmes Lachen begleiten Leonhards letzte Worte und Uuma blickt Henrys Vater aufmerksam an, denn seine ruhigen Worte haben sie wieder zuversichtlich gemacht.  "Uuma danken Leonhard für Herberge in Haus von Leonhard," sagt sie, während ihr Kopf bei den Worten leicht eine Verbeugung andeutet, was gar nicht so einfach ist im Liegen.

"Uuma kaufen kleines Haus an Bach in Talyra," erzählt sie Henrys Vater begeistert. "Uuma lieben kleines Haus und Uuma auch finden langes Boot in Schilf vor Haus. Uuma können mit Boot fangen Fische auf See und machen Streifzüge... wenn Uuma haben wieder Kraft..." und mit den letzten Worten wird ihre Stimme leiser und etwas unsicher, denn sie erinnert sich an ihren Ausflug in den Wald. Leonhard sieht sie die ganze Zeit ruhig an und drückt wieder sanft ihren Arm. "Es wird schon wieder Uuma, mach dir keine Sorgen. Henry und Orga werden sich so lange um dich kümmern, wie du ihre Hilfe brauchst, du wirst sehen, es wird alles gut."

Plötzlich steht Bassu im Türrahmen. "Und ich bin ja auch noch da. Ihr habt mich wohl ganz vergessen... hm?" gibt er scheinbar beleidigt von sich, doch dann leuchten seine Augen. "Ich wollte schon lange einmal mit einem Boot auf den See paddeln. Hoffentlich kommt Henry bald mit der Windkind zurück..." und Uuma muss bei seinen fröhlichen und scheinbar ungeduldigen Worten vor Lachen glucksen, und Leonhard erhebt sich kopfschüttelnd. "Mein Bruder hat sich nicht ein bischen verändert und man sollte doch meinen, dass er mit dem Alter vernünftiger geworden sein sollte..." und mit einem letzen leichten Druck seiner Hand auf ihren Arm verlässt er lächelnd das Zimmer.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 02. Sept. 2004, 11:44 Uhr
Uuma ist wieder voller Zuversicht, was ihre nächsten Monde betrifft und guckt Bassu spitzbübisch an, als er sich auf den frei gewordenen Stuhl neben ihr Bett setzt. "Uuma denken, Henry nicht mehr wollen Uuma, aber Uuma nicht denken richtig," stürzt sie sich gleich auf den schmunzelnden Bassu. "Uuma wollen fliegen mit Windkind nach Talyra, wenn Henry wieder seien da. Bassu auch kommen mit?" fragt sie mit etwas mißtrauischem Blick und Bassu nickt. "Aber ja, ich werde doch meine kleine Uuma nicht alleine mit diesem Pferdezüchter mitfliegen lassen..."

Uuma muß bei seinen Worten lachen, doch dann wird Bassu etwas ernster. "Erzähl mir doch mal, wie das bei deinem Stamm ist, wenn ein Mann ein Mädchen zur Frau nehmen will." Uuma schaut Bassu mit großen Augen an und wundert sich über die Frage, aber erzählt dann doch.

"Hm - Mann gehen zu Oberhaupt von Stamm und sagen, Mann wollen Frau und sagt Name von Frau. Stammesoberhaupt entscheiden. Wenn Oberhaupt sagen, Blut passen, dann Mann dürfen nehmen Frau. Mädchen müssen dann nehmen Mann. Darum Uuma verlassen Stamm," und Uma nickt bekräftigend, doch dann fällt ihr ein, wie sie die Verbindung eingehen.

"Mann und Frau stehen in Mitte von Platz und alle von Stamm stehen um Mann und Frau und hören, wenn Mann rufen Geist von Wind," und Uuma streckt die Hände in die Luft und spricht etwas lauter mit ganz tiefer Stimme: "Mann rufen Geist in Wind und versprechen, immer beschützen Frau und Kinder von Frau, wenn Geist in Wind beschützen Mann." Uuma lächelt Bassu an.

"Dann Frau fallen auf Erde und rufen Mutter Erde," und wieder wird Uumas Stimme lauter: "Frau rufen Mutter Erde und versprechen, Frau werden immer geben Mann warme Stelle bei Frau und für Kinder, wenn Mutter Erde geben Frau Stelle für Familie," und wieder lächelt Uuma.
"Uuma nicht wissen richtige Worte in Sprache von hier, aber Mann und Frau dann tanzen um Feuer und Mann singen Lied von Wind und Frau singen Lied von Mutter Erde. Gesang seien stark, Vögel alle singen mit in Wald. Dann singen Stamm Lied von Stamm und Gesang noch seien stärker. Uuma lächelt Bassu wieder an, doch dann blickt sie wie durch ihn durch und ihre Augen werden feucht.

Plötzlich sitzt Bassu neben ihr auf der Bettkante und zieht sie zu sich in seine Arme und streichelt ihr über den Kopf, während er leise flüstert. "Willst du wieder zurück in den Dunkelwald?", doch Uuma schüttelt heftig den Kopf und stemmt ihre Hände gegen seine Brust und drückt sich ein Stück von ihm ab, dass sie ihn ansehen kann. "Uuma nicht wollen in Dunkelwald. Uuma wollen lernen machen Wolle und wollen lernen machen Stoff. Uuma sehen das in Wegesend bei Tochter von Wirt. Uuma wollen viel lernen und auch stricken Kleider," und Uuma zeigt auf die Wolle am Fußende. "Uuma lernen schon machen ...Maschen," und beugt sich zu ihren Füßen und holt die langen Hölzer mit dem Stückchen Gestrickten. "Bassu müssen fühlen, ganz weich seien das," und hält es ihm vor die Nase, dass er es sehen muss.

Mit einer Hand stützt er ihren Rücken noch immer und mit der anderen befühlt er die Wolle und mit einem Mal wird sein Blick fast so warm und weich wie die Wolle. "Ich werde dir bei alledem helfen, denn...." doch dann spricht er nicht weiter, nimmt seine Hand von ihrem Rücken und zieht und zupft an dem Gestrickten herum, dass sie es vor ihrem Körper in Sicherheit bringt. "Bassu nicht dürfen ziehen an Wolle! Bassu machen noch kaputt ...Maschen!" und lacht belustigt über den Unsinn den er macht. "Jetzt Uuma wissen was Leonhard sagen..." lacht sie und lässt sich zurück auf das Kissen fallen und kann gar nicht aufhören mit Lachen, weil er immer wieder ihre Abwehr durchbricht und es doch schafft, an ihrem Gestrickten zu zupfen, bis sie es schließlich unter der Decke unter ihren Beinen versteckt und sie seine Hände einfängt und über der Decke festhält. Weil sie ihm nicht traut lässt sie sie auch nicht los, auch nicht, als sie nach dem vielen Reden und Lachen wieder müde die Augen schließt...

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 04. Sept. 2004, 02:34 Uhr
Das Gekrähe eines Hahnes schreckt Uuma aus dem Schlaf und sie bemerkt, dass sie den Abend und die Nacht durchgeschlafen hat. Sie ist hellwach, eigentlich unruhig wach und wälzt sich von einer Seite auf die andere und seufzt immer wieder, weil sie schon ganz kribbelig ist.
Als die Morgendämmerung heraufkriecht hält sie es nicht mehr aus und steigt aus dem Bett. Da es recht kühl ist hängt sie sich die Decke um die Schultern und schleicht in die Stube, wo ihr Blick auf den Schaukelstuhl fällt und sofort ist ihr Interesse geweckt. Vorsichtig setzt sie sich auf das weiche Polster darin, zieht die Beine an und beginnt zu schaukeln. Das leise Geräusch, das die Kufen verursachen ist lustig und Uuma verstärkt die Bewegung und kichert leise, denn das Geschaukel bereitet ihr ausgesprochenes Vergnügen. "Guten Morgen Uuma," hört sie Leonhards Stimme plötzlich hinter sich und erschrickt derart, dass sie mitten in der Rückwärtsbewegung aufspringt, der Stuhl dabei nach hinten kippt und Henrys Vater sie gerade noch zu packen bekommt, dass sie nicht nach hinten stürzt.

Leonhard stellt sie auf die Füße, doch sie ist noch ganz zittrig von dem Schreck, dass er sie auf den nächstbesten Sessel setzt. "In einem Schaukelstuhl schaukelt man nur sachte hin und her..." belehrt er sie und stellt ihn wieder auf die Kufen und Uuma ist froh, dass er nicht kaputt gegangen ist. "Uuma nicht können schlafen und Stuhl seien lustig," entschuldigt sie sich, während sie sich in die Decke kuschelt und ganz klein macht. Auch Bassu und Erra sind von dem Lärm aufgeschreckt in die Stube geeilt, doch Henrys Vater beruhigt sie. "Ich werde mal das Frühstück bringen," ergreift Erra das Wort und kurz darauf hört man ihr Geklapper im Haus.

"Dann habe ich heute ja einmal Gesellschaft beim Frühstücken," unterbricht Leonhard die Stille und lächelt sie freundlich an während er in seine Stiefel steigt. Erra kommt mit dampfender Milch, Brot, Butter, gebratenen Eiern und Käse auf einem großen Tablett herein und Leonhard holt aus einem Schrank Holzbretter, Becher und Messer und auch Erra setzt sich zu ihnen an den runden Tisch. Uuma freut sich über die heiße Milch und schlürft gleich vorsichtig davon und Henrys Vater schiebt ihr Brot hin, Butter und gibt ihr von den köstlich duftenden Rühreiern auf das Brot und fordert sie immer wieder auf, sich richtig satt zu essen, auch als er sich erhebt und sich von ihnen verabschiedet, weil er sich um die Pferde kümmern muss.

Kaum ist Leonhard draußen, erscheint wieder das spitzbübische Lächeln auf Bassus Gesicht. "Wie wäre es mit einem morgendlichen Ritt durch die Wiesen und Felder zum See?" fragt er sie und blickt sie spitzbübisch an und Uuma blickt fragend zur alten Erra, als müsste sie erst ihren Segen dazu geben. "Aber nur schön warm in die Decke gewickelt und keinen Trab oder wilden Galopp," ermahnt sie die beiden und Uuma strahlt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 04. Sept. 2004, 14:42 Uhr
Schnell ist das Frühstück beendet und Uuma wickelt sich die weiche Wolldecke um und schaukelt noch ein wenig sacht auf dem Schaukelstuh, wie Leonhard ihr das gesagt hat, während Bassu seinen Schwarzen holt.
Zu Uumas Überraschung stehen zwei Pferde vor der Türe und Bassu hebt Uuma auf seinen Schwarzen, auf dem nur das schöne weiche Schafsfell liegt, während er einen Fuchs besteigt. Sofort legt sich Uuma wieder auf den Bauch und stützt ihren Kopf auf ihre Arme, die sie gemütlich vor sich legt und genießt wieder das vertraute Schaukeln. "Idee seien wunderbar!" ruft sie Bassu zu, der neben ihr reitet und sie vergnügt ansieht. In gemütlichem Schritt geht es in der Nähe der Ställe vorbei auf den Weg zum See.
Leonhard kommt aus einem der Ställe, als er die Hufe der Pferde hört und ruft ihnen etwas zu, aber Uuma versteht nicht was er sagt, aber weil er mit gestrecktem Arm zum Himmel gen Westen zeigt folgt sie der Richtung und sieht ganz oben am Himmel die feinen Zeichen einer Wetterveränderung. Die langgezogenen haarähnlichen Wolkengebilde ziehen scheinbar langsam dahin, aber Uuma weiss, dass das nur durch die Höhe so aussieht. Bassu lacht jedoch und nickt nur zu Leonhard und weiter geht es den gleichen Weg, den sie in der Dunkelheit gelaufen war.

Uuma verwundert Bassus Gelassenheit. Bassu nicht kennen Zeichen von Sturm? fragt sie sich besorgt und versteht jetzt auch ihre Unruhe, die sie vor Anbruch des Tages erfasst hatte. Viel Sturm kommen... den Tag noch, ist sich Uuma ganz sicher. "Bassu Sturm kommen den Tag, viel Sturm. Bassu nicht reiten weiter viel...!" spricht sie ihn besorgt an, doch er lacht nur. "Es ist nicht mehr weit zum See. Es ist wunderschön dort und vom Ufer aus können wir auch sehen, wenn das Wetter schlechter wird," will er sie beruhigen, doch Uuma bleibt misstrauisch.

Trotzdem ist der Weg zwischen den großen alten Bäumen, die in vollem Laub stehen, eine Wohltat und Uuma ist glücklich. Der Hauptweg macht bald eine Biegung nach links Richtung Westen, doch ein breiter Reitweg führt nach Osten und als sie diesen eine Weile geritten sind öffnet sich der lichte Wald und sie sehen den großen Verdsee vor sich liegen. Uuma richtet sich auf. "Oh Bassu! Das seien wunderschön!" Uuma riecht in die Luft und der Geruch des Sees ist mit einem Mal viel stärker und sie treibt den Schwarzen an, doch erst als Bassu leicht mit der Zunge schnalzt läuft er schneller. Bassu hält ihre Höhe und lacht vergnügt an ihrer Seite über ihr verblüfftes Gesicht.

Unter einer riesigen Weide, die unten direkt am See steht, steigen sie von den Pferden und Uuma schlüpft aus den wollenen Beinlingen und geht bis zu den Knien in das erfrischende Wasser. Da sie noch ihren Lendenschurz trägt ist es für sie vollkommen harmlos und sie lockt Bassu in den See, der aber nur seine Stiefel auszieht und die Hosenbeine hochkrempelt. Übermütig spritzt sie ihn nass und wie die Kinder spielen sie mit dem Wasser und suchen bald schöne weiße Steine aus dem seichten Uferbereich. Plötzlich wird es mucksmäuschen still und Uuma druchfährt ein Schrecken. Uuma vergessen Wetter... und ihr Kopf fliegt nach Osten und sie erschrickt. Riesige dicke Wolken haben sich am Horizont aufgetürmt, die sie im Licht des herrlichen Sonnenscheins über ihnen nicht gesehen hat.

Uuma ergreift Bassus Hand. "Schnell! Bassu schnell! Wetter seien gleich da! Schnell Bassu!" und sie zieht an seiner Hand, der aber nur lacht, sich dann aber doch umsieht, weil sie wild mit dem Arm nach Osten zeigt. Wie ein Blitz schnappt er sie und rennt mit ihr zu den Pferden. Der Fuchs zieht unruhig an den Zügeln, während der Schwarze nur im Sand scharrt und warnend schnaubt. "Uuma können reiten auf Schwarzen, schnell," ruft sie Bassu zu, der sie hinaufschwingt und selber, ohne die Stiefel noch überzuziehen, die er am Ufer stehen gelassen hat, den Fuchs besteigt und in gestrecktem Galopp jagen sie den sanften Hügel hinauf, den sie vorher zum See hinuntergeritten sind.

Gerade in dem Augenblick schlägt ein Blitz irgendwo im See ein und der Donner lässt sein Pferd scheuen und Bassu verliert den Halt und fliegt im hohen Bogen den Hang hinunter. Uuma muss nichts tun, sofort bleibt der Schwarze stehen und läuft zu seinem Herrn, der regungslos auf dem Boden liegt. "Bassu!" kommt es ängstlich rufend von Uumas Lippen und schnell rutscht sie vom Pferderücken. Er ist bewusstlos, aber atmet gleichmäßig, und während der Sturm losbricht versucht sie Bassu an den Armen zur Weide zu ziehen, doch er ist zu schwer. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Decke über sie beide zu breiten und ihn vor dem prasselnden Regen und den herumfliegenden Ästen mit der Decke und ihrem Körper zu schützen. Immer wieder stopft sie die Decke unter ihn, weil der Wind daran zerrt und sie herausreißt und Uuma merkt, dass es sie immer mehr anstrengt, sich gegen den Sturm zu stemmen, obwohl sie direkt neben Bassu auf dem Boden kauert, einen Arm über sein Gesicht gewölbt, um die Decke ein Stück über seinem Gesicht zu halten, damit er nicht erstickt, denn sie ist schnell regendurchtränkt und drückt schwer nach unten. Mutter Erde! Bitte Mutter Erde retten Bassu! Mutter Erde nicht lassen sterben Bassu! und mit einem Mal wird ihr bewusst, wie sehr sie ihn mag. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hat, war er immer in ihrer Nähe und war einfach für sie da. Zärtlich streicht sie zwischendurch die Regentropfen aus seinem Gesicht, die durch die Decke drängen und sie merkt gar nicht, wie sie selber über den ganzen Rücken die pitschnasse Decke liegen hat.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 05. Sept. 2004, 03:58 Uhr
Der Sturm tobt um sie herum und Blitz und Donner erfüllt die Luft und Uuma hält mit eisernem Willen die Decke über sie und hängt schon halb über Bassu, weil sie den Arm nicht mehr länger über ihn halten konnte. Ab und zu fliegen kleine Zweige auf die Decke, die der Sturm von der Weide abreißt, als Uuma aufhorcht. In dem Tosen des Sturmes meint sie etwas gehört zu haben und lauscht, doch dann schlägt wieder ein Blitz in der Nähe ein und der Donner ist ohrenbetäubend. "Uuma! Bssu!" hört sie plötzlich Leonhards Stimme in der Nähe, und das laute Wiehern von Bassus Schwarzem. Nur wenige Augenblicke später wird die schützende Decke von ihr herunter gezogen und sie sieht Henrys Vater sich zu ihnen beugen. "Bass..assu  fall..llen von Pfe..herrd," kommt es über Uumas Lippen und erst jetzt merkt sie, dass ihr die Zähne vor Kälte klappern und sie schaut Leonhard ängstlich an, der sich gleich zu seinem Bruder beugt und seinen Hinterkopf befühlt und nickt. Zwei weitere Knechte sind von ihren Pferden gestiegen und Leonhard ruft ihnen zu, dass sie Bassu vorsichtig auf sein Pferd legen sollen, während er ihr das pitschnasse Oberteil einfach über den Kopf zieht und sie in die trockene Decke wickelt, die er aus der Satteltasche zieht und dann noch einen merkwürdigen Umhang um sie legt, von dem das Wasser abperlt. Auch Bassu wickeln sie in einen solchen Umhang und Leonhard setzt sie vorne auf ihr Pferd und sie reiten quer durch die Felder zurück zum Gut, wobei sich die starken Rösser durch den Sturm kämpfen, wiehernd und ihre schweren Hufen sicher auf den Boden aufsetzend, denn sie haben die großen Wagenpferde genommen, um sie zu holen, nachdem der Fuchs ohne Reiter zum Gut zurückgekehrt war.

Nur langsam wird das Zähneklappern weniger, doch sie zittert immer noch am ganzen Leibe, auch wenn Leonhard seinen Arm um sie gelegt hat und sie fest an sich drückt. Erst jetzt, wo ihr Rücken an Leonhards Körper lehnt, spürt sie wie eiskalt er ist. Während die Knechte Bassu vorsichtig ins Haus tragen bringt Henrys Vater sie in ihre Kammer wo Erra sie warm einpackt und immer wieder neu, feuchte heiße Tücher auf ihren Rücken legt. Uuma spürt, wie die heißen Tücher die Kälte aus ihrem Rücken ziehn. Sie hätte gedacht, dass die Wärme in ihren Körper gehen würde, aber es war genau umgkehrt und während das Zittern immer weniger wird und die Kälte mehr und mehr in die heißen Tücher geht schläft sie langsam ein. "Schläft Uuma schon?" hört sie Leonhard noch fragen und kurz darauf fühlt sie seine Hand auf ihrem Kopf und seine Stimme direkt an ihrem Ohr. "Bassu ist wach geworden Uuma. Es geht ihm bis auf einen Brummschädel gut, also mach dir keine Sorgen, hörst du?" Uuma bringt noch ein "hhm" heraus und dann ist sie eingeschlafen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 06. Sept. 2004, 08:11 Uhr
In einem Traumgesicht sieht Uuma Bassu lächelnd über dem Verdsee im Nebel immer kleiner werden und sie streckt die Hände nach ihm aus und ruft verzweifelt seinen Namen, doch er wird immer kleiner und dann ist da nur noch Nebel und Leere...
"Uuma aufwachen! Kind du träumst..." Jemand rüttelt an ihrer Schulter und Uuma sieht Erras Gesicht im Flackern einer Öllampe in ihrer Hand. "Bassu? Seien Bassu... Bassu leben?" fragt sie ängstlich und die Alte lacht leise, denn aus einem der Nebenzimmer hört sie Stimmen. "... hat nur geträumt," redet Leonhard offensichtlich auf Bassu ein, der irgendetwas antwortet, was sie nicht versteht, aber es hört sich irgendwie nicht gut an. Wie ein Blitz ist sie aus dem Bett geschlüpft und huscht an der erstaunten Erra vorbei, dorthin wo sie die Stimmen hört und steht wenige Augenblicke später im Türrahmen eines größeren Zimmers, in dem Bassu mit einem Tuch auf der Stirn liegt und von Leonhard am Aufstehen gehindert wird.

"Bassu nicht dürfen aufstehen, wenn Bassu fallen mit Kopf auf Erde!" spricht sie vorwurfsvoll und ist schon bei ihm. Sie registriert erst bei den verblüfften Blicken der beiden Männer, dass sie nur in ein Tuch gewickelt ist, das stark nach Kräutern duftet und ihre Arme und Beine unbekleidet sind. Erra kommt mit der Decke hinter ihr her gelaufen und  hüllt sie darin ein und Uuma kichert nur und zieht die Decke vor sich zusammen. So eingehüllt geht sie ganz zu Bassu und fühlt seinen Kopf und nickt beruhigt. "Uuma seien froh, Bassu leben!" gibt sie besorgt und leicht vorwurfsvoll von sich. "Wie können Bassu fallen von Pferd und machen Uuma so großen Schrecken!" Uuma kommt nicht dazu weiter zu sprechen, denn er schlingt seine Arme um sie und zieht sie samt Decke zu sich auf das Bett. "Warum bist du nicht zum Gut zurückgeritten? Du hättest dir den Tod holen können!"

"Dann Bassu jetzt wären tot," widerspricht sie energisch und sie hört Leonhard seufzend sagen: "Komm Erra, wir gehen schlafen. Hörst du, sie reden schon wie ein altes Ehepaar," und lachend verlässt er das Zimmer und zieht Erra an der Hand mit hinaus und Bassu sie unter seine warme Federdecke und Uuma kichert leise über Leonhards Worte.
"Mein Bruder hat mir erzählt wie tapfer du warst... und wie eiskalt... das war leichtsinnig..." Uuma sagt nichts mehr, denn sie will nicht mit ihm streiten und außerdem ist das Sprechen nach dem Sturz sicher nicht gut für ihn und so kuschelt sie sich nur an ihn, doch sie findet keine Ruhe.
"Uuma nicht können schlafen," sagt sie schießlich. "Uuma haben Hunger und müssen trinken," und sie schlüpft wieder aus seinem Bett, aber ermahnt ihn noch, ja nicht aufzustehen. Immer noch in ihre Decke gehüllt geht sie wieder in ihr Zimmer zurück und findet dort ein Tablett mit Köstlichkeiten, die Erra wohl in der Zwischenzeit da abgestellt hat und schleppt es zu Bassus Nachttisch.

"Erra machen Essen für Uuma. Bassu auch wollen trinken und essen?" fragt sie ihn, doch er erklärt ihr, dass er schon gegessen hat. Uuma greift nach dem Tablett, um es wieder in ihr Zimmer zurück zu bringen, doch er hält sie am Arm zurück. "Bleib doch hier Uuma! Komm setzt dich zu mir aufs Bett und iss bei mir, ja?" und Uuma tut wie er sagt und verspeist alles bis auf den letzten Brocken und trinkt den noch warmen Heiltee, der wieder eine wohlig entspannende Wirkung hat. Als Uuma immer müder wird zieht er sie wieder unter seine Decke und sie freut sich, bei ihm zu sein, auch wenn es nicht MoMs vertrauter Körper ist oder Henrys stille Wärme, aber sie fühlt sich nicht mehr so allein und seine große Hand auf ihrem Rücken schenkt ihr ein Gefühl der Geborgenheit, das sie so bisher nicht kennt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 06. Sept. 2004, 19:36 Uhr
Es muss einige Stunden vor Morgengrauen sein, als Uuma von Bassus leisem Stöhnen wach wird. Sie schaut ihn an, aber er schläft, während sein Kopf sich unruhig bewegt. Bassu müssen haben Schmerzen in Kopf... denkt sie und tastet seinen Hinterkopf ab und fühlt deutlich eine Schwellung am oberen Hinterkopf.

Schnell nimmt sie den Wickel um ihren Hals ab, taucht ihn in die Wasserschüssel, die auf dem kleinen Tisch am Fenster steht und lässt ihn eine Weile darin, bevor sie ihn auswringt und unter die Schwellung legt, wobei sie seinen Kopf vorsichtig anhebt, damit er nicht wach wird. Uuma wiederholt den Vorgang immer wieder, bis der Hahn kräht und Bassu wach wird. "Warum sitzt du im Bett Uuma?" fragt er sie überrascht und Uuma lächelt nur still, hebt seinen Kopf wieder an und nimmt den wieder warm gewordenen Lappen unter seinem Kopf weg und hält ihn wedelnd vor ihn. "Uuma kühlen Kopf von Bassu weil Bassu stöhnen," antwortet sie und geht zur Schüssel, um den Lappen wieder kalt zu machen.  

"Soso," antwortet er und lässt sich wieder das feuchtkalte Tuch unter den Kopf legen, aber hält dann Uuma in ihrer Decke umfangen, die sie sich irgendwie vor dem Hals verknotet hat, dass sie wie ein Umhang um sie hängt und zieht sie an sich. "Meine kleiner Retterin!" flüstert er nahe bei ihrem Gesicht und lächelt sie dabei an, dass Uuma erst lachen will, aber dann steigt plötzlich Angst in ihr hoch und sie weiss im ersten Moment nicht warum. Bassu muss es sofort bemerken, denn er löst augenblicklich die Umarmung, schiebt sich seine Hände unter den Kopf und holt scheinbar überrascht das Tuch hervor. "Es ist schon wieder ganz warm! Machst du es wieder kalt ja?" und Uuma nickt nur und geht zur Waschschüssel. Sie lässt sich viel Zeit und versucht ihre verwirrten Gefühle in den Griff zu bekommen und reicht es ihm dann unsicher, denn mit einem Mal ist ihre Unbefangenheit wie vom Erdboden verschwunden.

"Uuma komm zu mir und erzähl mir, was mit dir ist. Warum hat dich das eben so erschreckt? Ich wollte dir gewiss nichts tun," und hält seinen Arm so, dass er sie einläd zu ihr zu kommen, obwohl sie direkt neben ihm vor dem Bett steht. Ein Fluchtimpuls ist alles, was in ihr hoch steigt, doch bevor sie auch nur einen Schritt tun kann hat er ihr Handgelenk ergriffen. "Scht scht, ganz ruhig Uuma, ich tue dir nichts...schhhht." Uuma starrt ihn an und zwischen dem Gefühl zu fliehen und dem Wunsch bei ihm Geborgenheit zu finden schwankt sie hin und her. "Sag es mir Uuma, sonst kann ich dir nicht helfen... und ich bin jetzt wieder dran mit Helfen..." und lacht leise, dass sich ihre Starre löst und sie sich zu ihm legt. Bassu nicht seien wie dicker Händler... Bassu nicht werden Uuma ..., sie will den Gedanken nicht weiterdenken und atmet tief durch. Eine ganze Weile liegt sie nur still da und will die Erinnerung verdrängen, doch dann beginnt sie doch zu erzählen.

"Uuma nur haben Kind, weil Uuma trinken von Wein von Inari bei Fest," beginnt sie. Bassu sagt nichts, doch seine Hand liegt beruhigend auf ihrem Kopf und  sie erzählt fast schon schläfrig, was ihr auf der Reise in die große Stadt passiert ist und wie sie fast tot von einem Mann mit spitzen Ohren vom Karren des dicken Händlers gerettet wurde.  
"Daher sind die langen feinen Narben," sagt Bassu leise, denn er hatte sie am See unten gesehen. "Ich werde dich beschützen kleine Uuma und ich werde dir niemals Gewalt antun, aber ich denke, das weisst du." Uuma nickt nur und will ihm noch einmal das Tuch erneuern, aber er hält sie davon ab. "Der Kopf schmerzt kaum noch, er fühlt sich schon viel besser an. Schlaf jetzt meine Kleine, schlaf dich aus. Du musst dich auch noch von unserem Abenteuer da draußen am See erholen," und Uuma nickt und dreht sich müde zur Seite und schläft fast augenblicklich ein und merkt nicht, wie er sie an sich zieht und sein warmes Federbett über sie legt, um möglichen Nachwirkungen von ihrer Unterkühlung am See entgegen zu wirken.
     

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 08. Sept. 2004, 02:00 Uhr
Uuma blinzelt in das helle Tageslicht, das in Bassus Kammer dringt, geweckt von Erras Wortgefecht mit Bassu. "Siehst du, nun hast du sie geweckt!" gibt er in scheinbar vorwurfsvollem Ton von sich. "Sie soll ja auch wach werden damit ich ihr den Wickel neu machen kann!" gibt Erra entsprechend zurück und fordert Uuma auf, in ihre Kammer zu gehen.

Uuma verlässt den kuscheligen Platz an Bassus Seite und tut wie Erra sagt und bald darauf duftet sie wieder stark nach Kräutern, die in dem Schweineschmalz sind, mit der sie ihr den ganzen Rücken dick eingerieben hat und die Brust und den unteren Rippenbogen. Kaum hat Erra sie auch wieder fest in das lange Tuch gewickelt, dass nur noch die Arme und Beine rausgucken ruft Bassu nach ihr, doch Erra besteht darauf, dass sie in ihrem Bett bleibt, damit sie auch wirklich Ruhe hat. Uuma kichert leise und fügt sich, denn auch diesmal ist die alte Magd unnachgiebig und schüttelt nur den Kopf über Bassu.

Weil sie sich noch immer müde fühlt trinkt sie nur noch die heiße Milch, die ihr Erra bringt und dreht sich auf die Seite und schlummert vor sich hin. Als die alte Magd in ihr Zimmer kommt, um nach ihr zu sehen, ruft sie Erra leise zu sich und nimmt sie liebevoll in den Arm. "Danke Erra für helfen Uuma," flüstert sie ihr ins Ohr und die Alte schaukelt sie kurz in ihren Armen und streicht ihr über den Kopf. "Das tu ich doch gerne Kind, ich habe schon lange nicht mehr so was Liebes wie dich verwöhnen können. Am liebsten würde ich dich hierbehalten..." und verlässt fröhlich lachend die Kammer.

Seit Uuma aus dem Stamm im Dunkelwald weg ist hat sie sich nicht mehr so geborgen gefühlt, wie hier in diesem Haus und ihr geht es eigentlich wie Erra, sie würde am liebsten auch noch hier bleiben, denn sie weiss, dass es nur noch Tage sind bis Henry mit der Windkind zurück kommt und sie mit nach Talyra nimmt. Wohlig dreht sie sich wieder auf die Seite und schlummert weiter vor sich hin und lauscht den Worten, die Erra ab und zu mit Bassu wechselt und muss jedesmal schmunzeln. Bassu auch mögen Erra... hört sie aus den Neckereien, die er mit ihr macht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 09. Sept. 2004, 08:23 Uhr
Stiefelschritte... köstlicher Duft... und Uuma ist hellwach, denn sie hat wieder Hunger. "Die Frauen haben draußen den großen Topf mit deftigem Eintopf über dem Feuer hängen, da habe ich dir eine Schale mitgebracht, damit du mir nicht verhungerst," kommt es lächelnd über Leonhards Lippen und Uuma setzt sich erwartungsvoll in ihrem Bett auf. "Uuma haben viel Hunger," erwiederd sie nickend, setzt sich auf und zieht leicht bibbernd die Decke um sich.

Leonhard runzelt die Stirn. "Dir ist kalt!?" Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage und Uuma nickt wieder und greift nach der Schale und beginnt gleich die duftende Suppe zu verspeisen. "Ich mache dir ein Ulmenfeuer im Kamin und schiebe dir den Schaukelstuhl davor. Da setzt du dich rein... dann wird das wieder. Das hilft immer wenn man kalt geworden ist..." Leonhard geht hinaus und Uuma hört ihn in der Stube werkeln. Schnell hat sie die heiße Suppe ausgelöffelt, die von innen schon etwas wärmt und schnappt sich die Decke. Kurze Zeit später sitzt sie vor dem knisternden Feuer, dessen Wärme sie angenehm einhüllt und schaukelt gemütlich hin und her, doch lange sitzt sie nicht alleine da, denn Bassu kommt um die Ecke geschlichen, als befürchtet er, Erra könnte ihn sonst hören.

"Das kommt davon, wenn du alleine im Bett liegst," hört sie ihn leise sagen und schlägt wieder die Augen auf, denn sie war schon fast wieder eingeschlafen. "Uuma immer seien müde," sagt sie nur besorgt, denn sie meint, dass sie langsam wieder kräftiger sein müsste, doch Bassu versucht sie zu beruhigen. "Das wird schon wieder, sei nicht so ungeduldig Uuma. Du bist dem Tode von der Schaufel gesprungen, da braucht dein Körper eine Weile, um sich davon ganz zu erholen und gestern hast du dich ja auch wieder übernommen." Uuma hat so den Wunsch sich an Bassu zu kuscheln, dass sie es ihm sagt und er sie einfach aus dem recht großen Schaukelstuhl hebt, sich selber hineinsetzt und sie auf seinen Schoß nimmt. "Ich habe es heute früh schon gespürt, dass du Wärme brauchst, aber Erra meint ja immer alles besser zu wissen..." und schauckelt sacht hin und her.

Es tut ihr so gut, an ihn gekuschelt zu ruhen und sie macht sich wieder Gedanken um die nächsten Monde. "Wenn müde sein seien länger, ...MoM nicht seien da..." sagt sie leise. "Uuma leben auf MoM..." Sie weiss nicht, ob Bassu das versteht, aber sie vermutet doch, denn er legt seine warme Hand auf ihren Kopf und drückt sie sanft an sich. "Ich bin ja jetzt da..., mach dir keine Gedanken mehr meine Kleine..." und beginnt plötzlich leise zu lachen. "...Bis du mich davonjagst," und Uuma muss leise kichern und erhebt ihren Kopf und schaut ihn aufmeksam an, um zu erkennen, ob er wirklich meint, was er sagt, auch wenn sie es eigentlich schon weiss, während sie ihre Hand sanft auf seine Wange legt. "Uuma haben kleines Haus am Bach..."sagt sie fast geheimnisvoll und bedächtig nickend. Bassu lächelt sie mit so warmen Augen an, dass ihr plötzlich ganz warm wird. "...Und ich ein Gut bei Brioca..." antwortet er leise und lacht, dass sie auch kichern muss und sich wieder an ihn kuschelt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 10. Sept. 2004, 02:26 Uhr
Irgendwann in den Abendstunden wird Uuma von einem merkwürdigen Klackgeräusch wach und als sie sich umblickt sieht sie Henrys Vater neben Bassu sitzen und zwischen ihnen einen kleinen Tisch mit Kästchen darin. "Na du kleine Schlafmaus, auch mal wieder wach?" spricht Henrys Vater sie an und lacht vergnügt. Uuma liegt bei Bassu, von seinem linken Arm gehalten, während er mit dem rechten ab und zu eine Holzfigur auf dem Tischchen bewegt und zwischendurch aus einem schönen Glaskelch trinkt, von dem auch Leonhard eines vor sich auf dem Tisch stehen hat.

Leonhard ruft Erra, damit sie ihr etwas zu essen und zu trinken bringt und Uuma schaut auf die Figuren und kichert. "Männer spielen mit Puppen!" und sie kann sich kaum wieder einkriegen vor Kichern.  "Das Spiel heißt Schach," erklärt Leonhard schmunzelnd und meint, dass das gar nicht so einfach wäre, wie es aussieht und beginnt zu erklären, wie man die einzelnden Figuren setzt und hautsächlich warum.
Uuma beobachtet die beiden Männer und kichert trotzdem jedesmal, wenn sie eine Figur setzten, denn sie findet es einfach zu lustig. Als Erra das Abendbrot mit heißer Milch bringt stürzt sich Uuma gleich darauf und verschlingt den in Scheiben geschnittenen kalten Braten mit Heißhunger auf Brot mit Butter und schlürft die heiße Milcht begierig, dass Bassu lacht.

Die Stube wird immer noch von dem Kaminfeuer gemütlich warm gehalten und nach einem Spiel auf diesem dicken Holzbrett mit den vielen Kästchen beginnt Uuma es zu begreifen. Wieder stellen die beiden Brüder die Figuren neu auf das Brett und Uuma setzt sich auf ein dickes Kissen auf dem Boden und beobachtet über dem niedrigen Tischrand, wie sie ein neues Spiel beginnen. Einmal bewahrt sie Bassu davor, einen Fehler zu machen und er schaut sie überrascht an. "Das hast du aber schnell gelernt..." und blickt sie wieder mit so großen warmen Augen an, dass sie sich am liebsten gleich wieder bei ihm einkuscheln würde, doch dann lenkt Leonhard sie mit seinem nächsten Zug ab und so geht das Zug um Zug. "Du spielst ja einen richtigen Räuberschach!" lacht Leonhard, denn Bassu wirft ständig Spielfiguren von Leonhards Seite aus dem Spiel und er muss das dann auch tun und Uuma hat Mühe, ihrem Spiel zu folgen.

Bald bringt Erra ihr einen Becher mit dem Kräutertee und davon wird Uuma dann doch wieder langsam müde und mit einem fragenden Blick zu Bassu und ein Nicken von ihm kuschelt sie sich in ihre Decke gehüllt wieder bei ihm ein. Bassu hat angefangen, sachte den Schaukelstuhl zu bewegen und von irgendwo klingt aus einem der Fenster der Ruf eines Käuzchens, während sie in leichten Schlummer fällt, aber doch mitbekommt, wenn Bassu leise über einen erfolgreichen Schachzug lacht oder Henrys Vater. Bald jedoch ändert sich die Stimmung und sie sprechen vom Gut bei Brioca und ihren Eltern, bis sie spürt wie Bassu den Kopf schüttelt und Leonhard plötzlich über Pferde spricht. Bassu legt im gleichen Moment die Hand auf ihren Kopf und sie merkt nur noch, wie sie augenblicklich mit einem tiefen Atemzug in richtigen Schlaf fällt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 10. Sept. 2004, 23:25 Uhr
Ein heranpreschendes Pferd... Gewieher und laute Stimmen vor dem Haus reißen Uuma aus ihrem tiefen Schlaf und sie öffnet irritiert die Augen, als Bassu sie gerade in ihr Bett legt. "Schlaf Uuma, es ist nur ein Vorreiter, der meine Mutter ankündigt. Ich sehe nachher wieder nach dir, jetzt schlafe meine Kleine..." und er gibt ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und schließt leise die Türe hinter sich. Warum Bassu machen zu Türe?, fragt sie sich verwundert und so, wie Bassu und Leonhard vorher über ihre Eltern auf dem Gut bei Brioca gesprochen haben spitzt Uuma ihre Lauscher.

Es dauert nicht lange und Uuma hört eine Kutsche vor das Haus rollen und die Pferde schnaufen schwer. Tiere seien ganz kaputt, denkt sie mitfühlend, doch dann sind Menschen zu hören, schwere Stiefel und Uuma schleicht zur Türe und öffnet sie einen winzigen Spalt und schlüpft wieder unter die Decke, denn in ihrer Kammer ist es nicht so warm wie in der Stube. Kaum liegt sie wieder im Bett hört sie Erra ins Zimmer kommen. Sie hat die wollenen Sachen dabei und wickelt sie nervös aus dem Tuch und hilft ihr in die Sachen und schließt auch die Türe hinter sich, nachdem sie ihr gesagt hat, dass sie im Zimmer bleiben soll. Was hier laufen? fragt sich Uuma immer neugieriger werdend und schleicht wieder die Türe einen winzigen Spalt aufmachen und huscht schnell unter die Decke und kichert leise, denn langsam findet sie es fast lustig.

Das Kichern vergeht ihr aber schnell, als sie die Worte aufschnappt, die laut genug gesprochen werden, dass Uuma sie aus der Stube hören kann. "...Leonhard du solltest ....  jüngeren Bruder aufpassen, ....verliebt sich ... kleine Wilde hier..." Uuma schluckt, denn sie versteht nicht, warum die Frau mit der klaren hellen Stimme, die wohl Bassus und Leonhards Mutter ist, etwas dagegen hat, wenn Bassu sie mag, doch dann wird ihre Stimme plötzlich streng, nachdem Bassu etwas erwiedert, was sie aber nicht versteht, weil er es so merkwürdig leise spricht. "... du auch hier bleiben.....auf dem Gut nicht gebrauchen..." Während Uuma noch dabei ist den Sinn zu verstehen hört sie Leonhard so laut sprechen, dass sie zusammenfährt. "Ist das der Grund warum du nach vierzig Jahren hier auftauchst?, Bassu zu drohen, ihn zu enterben? Ich höre Vater sprechen, offensichtlich ist meine Mutter vor vierzig Jahren gestorben. Die Kleine ist das Beste was Bassu passieren konnte, denn sie ist genauso ein reizendes Geschöpf, wie meine Frau, aber euch scheinen Adelstitel und Ansehen in euren Kreisen ja wichtiger zu sein als Menschlichkeit..." Einen Moment ist Stille, dann hört sie wieder die Stimme der Frau. "Wenn sie .... Geliebte halten, ...auch Kinder.... aber sie wird keine von Rheydt. ... letztes Wort." Dann herrscht Stille. Uuma hat genug gehört und beginnt zu begreifen, auch wenn sie es nicht verstehen kann.

Wie ein Fisch durch das Wasser, schnellt Uuma aus dem Bett und steht im Türrahmen der Stube und spricht mit einer Würde und einer Kraft, wie man sich ein Stammesoberhaupt vorstellen würde, was alle verblüfft aufschauen lässt. "Uuma nicht werden eine ...von ..Rheydt" bemüht sie sich das Wort richtig auszusprechen, kerzengerade und als würde sie über einen weiten See blicken, ohne dabei Verachtung in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. Dann geht sie zu Bassu und drückt seine Hand kurz liebevoll und das kindliche Lächeln huscht kurz über ihr Gesicht, auch wenn sie innerlich noch immer erstarrt ist. Sie weiss instinktiv, dass sie verhindern muss, dass Bassu aus seinem Stamm gestoßen wird und Leonhard sich von seine Mutter ganz abwendet. "Uuma nicht wollen das..." wiederholt sie leiser und  geht dann zu Leonhard und drückt auch seine Hand. "Vater von Henry nicht dürfen sein böse mit Mutter... Mutter immer wollen Richtige für Kinder..." und sie wendet sich mit einem Ruck von ihnen ab, ohne noch einmal die Frau anzusehen und schafft es noch, die Stube weiterhin kerzengerade und in der gleichen würdevollen Haltung zu verlassen, doch dann wirft sie sich auf ihr Bett. "MoMmmm!  ruft sie leise in ihr Kissen und sehnt sich mit jeder Faser ihres Wesens nach seinem warmen zotteligen Rücken, auf ihm zu liegen, unbeschwert mit ihm durch die Wälder zu streifen und während sie sich im Geiste zu ihm hin kämpft verliert sie jegliches Gefühl. Sie spürt nicht mehr, wie Bassu sie in seine Arme hebt und sie hört auch nicht wie er sie ruft, im Geiste hat sie MoM gefunden und spielt mit ihm auf der Lichtung an dem kleinen See in der Nähe ihrer Höhle, ihrem Lieblingsplatz, in der Sonne.  

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 12. Sept. 2004, 00:47 Uhr
Im Haus ist es still geworden. Leonhard sitzt bei Uuma und wacht über sie, nachdem Bassu die ersten Stunden der Nacht bei ihr war. Orgas Bruder hatte seine Mutter eingeladen im Haupthaus zu übernachten und Leonhard hatte Uumas Bitte entsprochen und war seiner Mutter verständnisvoll begegnet, auch wenn er sie am liebsten davongejagt hätte, nachdem was sie angerichtet hatte.

Eine ganze Weile grübelt er über das Geschehene, pafft bedächtig seine Pfeife, als Uuma plötzlich aufsteht. "Schön, dass du wach geworden bist, hast du Hunger?" fragt er ruhig, doch Uuma scheint ihn gar nicht zu hören und geht schlafwandelnd durch die Stube, hinaus auf den Hof und tabst auf ihren nackten Füßen zu der Koppel mit den großen Verder Kaltblutstuten und steigt auf den Koppelzaun."MoM!" ruft sie leise zu der Stute, die in der Nähe über die Herde wacht und die Stute trottet zu Uuma, stubst sie mit ihrem großen Kopf an und schnaubt leise, was Uuma leise lachend begrüßt.
Leonhard schüttelt nur den Kopf und beobachtet, wie Uuma auf dem oberen Balken, am Hals der Stute entlang, sich an ihrer Mähne haltend, auf den Rücken des riesigen Tieres klettert und sich dort oben gemütlich auf ihren Rücken legt. Lange streicht sie mit ihren Händen beinahe zärtlich über den Leib des Pferdes, das ruhig, aber wachsam die ganze Koppel in alle Richtungen abklappert. Würde Leonhard das nicht mit eigenen Augen sehen, würde er es nicht glauben. Irgendwann scheint Uuma jedoch eingeschlafen zu sein und Leonhard schickt den Knecht, der die Nacht Wache hält los, seine Felljacke und Uumas Decke aus seinem Haus zu holen und hat einige Mühe, da oben auf der riesigen Stute die Decke über Uuma zu legen.
Bis kurz vor Morgengrauen sitzt Leonhard auf einem umgedrehten Wasserkübel und beobachtet die Beiden, doch dann geht er zu dem Pferd und mit beruhigenden Worten lässt die Stute zu, dass er Uuma von ihrem Rücken holt. Bei der ganzen Aktion ist Uuma nicht aufgewacht und er legt sie gerade zurück in ihr Bett und packt sie wieder warm ein, als Bassu zu ihm kommt und fragt, wo sie gewesen wären. Leonhard erzählt ihm leise von Uumas Ausflug und legt dann seinem Bruder die Hand auf die Schulter, der schon neben dem Bett auf dem Stuhl sitzt. "Sie hat sich geholt, was sie gebraucht hat. Sie muss ihren kleinen Gefährten sehr vermissen." Leonhard schweigt und geht wenig später in sein Zimmer, er hatte noch ein paar Stunden Schlaf nachzuholen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 12. Sept. 2004, 16:46 Uhr
Uuma erwacht am Morgen, als die Sonne sich im Osten über die Baumwipfel erhebt, wieder vom Geklapper Erras, die etwas auf ihrem Nachttisch abstellt, das so wunderbar durftet, dass Uuma die Alte anstrahlt. "Was seien das? Das duften! Hmmm... Uuma nicht kennen Duft," und sie streckt sich in die Höhe und blickt verwundert auf etwas Rundes, das aussieht wie Brot, aber kleine Klumpen sind darauf verstreut. "Ich habe dir Apfelkuchen gebacken Uuma," antwortet Erra und Uuma sieht ihr bedrücktes Gesicht. "Warum Erra gucken traurig, wenn Erra machen ..Apfelkuchen," fragt sie verwundert die alte Magd, doch dann fällt ihr ein, was am Abend vorher passiert ist. "Oh... Erra machen, dass Mutter von Bassu und Leonhard kommen?" fragt sie und Erra nickt. "Asi, die Mutter von den beiden, ist meine Herrin und als Leonhard das Gut in Brioca verlassen musste hat sie mich mitgeschickt," flüstert die alte Magd leise Uuma zu. "Sie hat mir Botenvögel mitgegeben und ich habe immer alles berichten müssen, was mit Leonhard war. Sie wollte alles wissen. Ich habe auch von dir und Bassu geschrieben," dabei verschweigt sie, dass Bassu ihr gesagt hat, dass er Uuma zur Frau will, "und da ist sie sofort angereist gekommen, aber das wollte ich nicht Uuma. Es tut mir so leid Kleines, so leid," und die Alte setzt sich zu Uuma auf das Bett und streicht über ihren Arm.

Uuma schaut Erra eine Weile an, die wirklich ganz zerknirscht aussieht und dann auf den Apfelkuchen. "Uuma können essen Apfelkuchen?" und ihre Augen leuchten verlangend nach dem nach Karamell und heißer Butter riechendem runden Gebäck. Erra nickt wieder fröhlicher und Uuma schneidet sich ein Stück davon ab und genießt den noch fast heißen Kuchen, der genauso gut schmeckt, wie er riecht. "Erra müssen Uuma sagen, wie Erra machen das..." gibt sie wissbegierig von sich, während sie noch kaut, denn sowas Köstliches hat Uuma noch nie gegessen. Erra nascht ein kleines Stück und nickt zufrieden. "Das mache ich Kleines, ich werde dir das in der Küche zeigen, so lernst du das am besten," und nickt erleichtert, denn die alte Magd hatte sich schreckliche Sorgen gemacht, nachdem sie sah, wie Bassu Uuma nicht wach bekam und dann von ihrem Schlafwandeln hörte.

Uuma genießt jeden Brocken, doch sie schafft nur den halben Kuchen und trinkt noch von der Milch, die Erra dazu gestellt hat und streckt sich wohlig aus, doch dann nimmt sie das Brett mit dem Kuchen und schleicht zu Bassu, der in seinem Zimmer auf und ab geht. "Bassu müssen essen von Apfelkuchen," sagt sie fast befehlend, denn so unruhig hat sie ihn noch nie gesehen. "Bassu auch müssen noch legen Kopf auf Kissen. Bassu fallen böse von Pferd!" und zieht ihn an seiner Hand zum Bett und schubst ihn vorsichtig hinein, dass er dort sitzt und leicht irritiert aussieht, ohne sie jedoch wirklich zu sehen. "Bassu riechen nicht Apfelkuchen? Erra machen frisch!" spricht sie auf ihn ein und hält ihm den Kuchen unter die Nase, doch er blickt sie nur aus Augen an, die irgendwo sind, nur nicht bei ihr und dem Apfelkuchen, dass sie ein kleines Stück vom Kuchen nimmt und ihm in den Mund steckt. "Und?" Uuma schüttelt ihn energisch an der Schulter. "Bassu?" ruft sie und langsam scheint er von irgendwoher zurück zu kommen. "Uuma! Kleines!" stürzt er sich auf sie, dass ihr fast der Kuchen vom Brett rutscht und drückt sie an sich, dass sie noch gerade schafft, die leckere Beute auf dem Nachttisch in Sicherheit zu bringen. "Bassu träumen mit Augen offen!" kichert sie leise und lässt zu, dass er sie an sich drückt. "Bassu nicht drücken Uuma, dass Uuma nicht mehr haben Luft!"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 13. Sept. 2004, 10:36 Uhr
Uuma ist froh, dass Bassu wieder normal ist und von ihrem Apfelkuchen isst. "Der ist wirklich köstlich," schwärmt Bassu zwischen zwei Bissen, streckt sich wieder auf seinem Bett aus und Uuma setzt sich mit überkreuzten Beinen neben ihn. "Uuma fühlen besser, Uuma wieder haben Kraft," verkündet sie Bassu glücklich und befühlt dabei seinen Hinterkopf, an dem sie nur noch eine leichte Schwellung fühlt. "Kopf von Bassu auch seien besser, aber Bassu noch müssen ruhen und nicht laufen in Zimmer wie Bär in Käfig," sagt sie und nickt spitzbübisch, doch dann nimmt Bassu ihre Hände und wird ernst.

"Uuma geht es dir wirklich gut meine Kleine?, wegen der Worte meiner Mutter, die gestern hier plötzlich angerauscht kam?," und schaut Uuma besorgt an. Uuma kuschelt sich an ihn und ist eine ganze Weile still. "Mutter nicht wollen, Uuma werden eine von Rheydt" sagt sie unbekümmert und dann setzt sie sich auf und blickt Bassu von oben spitzbübisch an. "Bassu auch seien zuviel alt für Uuma," und lächelt auf Bassu herab, der aber so laut loslacht, dass sie ihn verblüfft anstarrt. "Dann muss ich dir jetzt verraten, meine kleine Uuma, dass ich wahrscheinlich noch älter werde, als du es je werden kannst."

Uuma fühlt besorgt seine Stirn. "Kopf von Bassu nicht seien heiß," meint sie nur und runzelt die Stirn, doch dann schiebt Bassu seine schönen gewellten schwarzen Haare zur Seite und zeigt Uuma seine Ohren, die nicht normal aussehen, aber auch nicht richtig spitz sind und erklärt ihr, dass über seine Mutter elbisches Blut in ihm wäre und er zwar nicht mehr jung aussehen würde, aber er seit vielen Jahren nicht mehr körperlich altere und dass er ganz sicher, mindestens zwei Menschenalter leben werde. Uuma schaut ihn verblüfft an, denn sie hatte schon gehört, dass die Wesen mit den spitzen Ohren unsterblich sein sollen, was sie aber nicht geglaubt hat.

Uuma betrachtet Bassu nachdenklich und blickt ihn dann fragend an. "Wann sterben Mutter von Bassu?" Erst schmunzelt Bassu, doch dann seufzt er und Uuma versteht. "Mutter von Bassu nicht wollen, dann Bassu nicht dürfen nehmen Uuma zu Frau." Uuma klopft sanft seine Wange, denn er beginnt schon wieder so in Nichts zu gucken. "Mutter von Bassu nicht sagen, Bassu nicht dürfen haben gerne Uuma," und sie kuschelt sich wieder an ihn. "Uuma haben gerne Bassu und Uuma haben Haus bei Bach. Uuma nicht brauchen Haus von Bassu in Brrr.. oca?" Uund damit war das für Uuma geklärt.

Uuma wird immer klarer, dass Bassu es mit ihr richtig ernst zu meinen scheint, doch sie hatte nicht vor, ihr ganzes Leben fern von ihrer Heimat, dem Dunkelwald, zu leben und ihr Stamm erwartet, dass sie nach einigen Sonnenläufen zurück kommt, genau wie ihr Großvater das gemacht hat. "Uuma kommen in Stadt, weil Uuma wollen lernen Sachen. Immer leben in Stadt Uuma nicht können. Uuma müssen zurück zu Stamm," erklärt sie Bassu ruhig und mit ernster und ungewohnt tiefer Stimme, auch wenn sie bisher nur mit ihm gescherzt und gekuschelt hat, das war jetzt doch etwas anderes.


Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 14. Sept. 2004, 01:08 Uhr
Bassu erwiedert nichts auf Uumas erklärende Worte, er zieht sie nur sanft in seine Arme. Lange liegen sie einfach nur so schweigend beieinander, als Leonhard an den Türrahmen klopft und sie anspricht. "Was haltet ihr von einem Mittagsmahl bei Orgas Familie? Orgas Schwägerin hat uns eingeladen, auch dich Uuma." Misstrauisch hebt Uuma den Kopf und richtet sich ganz auf. "Das können sein Falle von Mutter," kommt es offen über ihre Lippen, denn sie empfindet Leonhard und Bassu seit ihre Mutter hier ist wie zwei Verschworene. "Wir sollten Uuma nicht ins offene Messer rennen lassen Leon," erwiedert Bassu nur knapp. "Es wäre aber Orgas Familie gegenüber sehr unhöflich," gibt Leonhard zu bedenken und hat einen Vorschlag. "Wir können ja auf unsere Kleine aufpassen und wenn unsere Mutter Spitzen verteilen sollte Uuma, dann kannst du sagen, dass du dich wieder hinlegen musst. Das ist in ihren Kreisen Gang und Gebe," und er lacht über die Vorstellung, sie notfalls mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Uuma kichert bei dem Gedanken und überzeugt Bassu, dass es wirklich unhöflich wäre und er stimmt nur widerwillig zu. "Ich will nicht, dass sie dich mit überheblichen Worten verletzt Uuma," sagt Bassu besorgt, schlingt seine Arme wieder um sie und zieht sie rücklings zu sich aufs Bett, dass Leonhard schmunzelnd den Kopf schüttelt. "Uuma aber tragen Echsenleder, wenn Uuma gehen zu Essen," gibt sie entschlossen von sich und Leonhard nickt und holt die Sachen aus seinem Zimmer. "Auch Gürtel und Lederbeutel!" bittet Uuma Leonhard, denn dass er ihr die Waffen nicht geben würde, da ist sie sich sicher.
Uuma staunt über ihre schön eingeriebenes Echsenleder und Leonhard erklärt ihr, dass Erra es mit Pferdefett gepflegt hat. "Seien gut, Pferdefett," sagt sie, aber dann begreift sie was sie sagt und ihr wird ganz anders. Menschen töten schöne Pferde für Fett? fragt sie sich und denkt lieber nicht weiter darüber nach und ist froh, dass MoM im Garten von Henry begraben liegt und nicht Pferdefett aus ihm gemacht wurde.

In ihrer Echsenlederkleidung kommt Uuma in die Stube, wo Bassu und Leonhard schon warten und Bassu besteht darauf, dass er sie wenigstens bis zum Haupthaus trägt. Uuma hat die Haare mit Erras Hilfe gekämmt, hochgebunden und die Lederbänder um ihr langes Haar gewickelt und sie ist mit ihrem Äußeren zufrieden.  Orgas Schwägerin begrüßt sie schon an der Türe des Haupthauses und geht mit ihnen in einen riesigen wunderschönen Raum, in dem viele Sachen aus gedrehtem glänzenden Holz stehen und der Bruder von Orga begrüßt sie freundlich lächelnd und dann setzten sie sich alle an einen runden wunderschön gedeckten Tisch, nicht an die lange Tafel, die seitlich fast die ganze Länge des Raumes  einnimmt.

Leonhard und Bassu haben Uuma zwischen sich genommen, dass Uuma schmunzeln muss, aber sonst beobachtet sie mit wachsamen Augen, was die anderen, wie machen und für sie ist es ein Spiel, ein lustiges Spiel und sie nimmt sich vor, möglichst nicht über was zu lachen, was ihr lustig vorkommt, denn auch wenn alle freundliche Gesichter machen, irgendwie ist alles anders als sie es kennt, allein schon die blanken Teller mit den aufgemalten Blümchen und die glitzernden Gläser. All die Dinge würde sie am liebsten in die Hand nehmen, würde sie erst einmal von allen Seiten genau anschauen, mit dem Finger über die Blümchen fahren, um zu erkunden, wie sie sich anfühlen, doch Uuma bleibt ganz ruhig sitzen und schaut sich unauffällig um, so als würde sie plötzlich im Wald einem Wild gegenüber stehen und tun, als würde sie es nicht sehen, und aus den Augenwinkeln beobachtet sie, dass Bassus und Leonhards Mutter genau das selbe mit ihr macht und schon kann Uuma sich ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen. Uuma hat sich das schöne Amulett, das Henry ihr geschenkt hat über ihre Kleidung gehängt und mit einer Hand fährt sie verspielt mit den Fingerspitzen über die feinen Linien und meint, wieder dieses feine Kribbeln zu verspüren, das ihr glücklicherweise sofort eine wohlige Ruhe vermittelt und sie angenehm von dem Gesellschaftsspiel ablenkt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 14. Sept. 2004, 21:51 Uhr
Uuma betrachtet, angetan von der Schönheit des silbrigglänzenden Kerzenständers, den Kerzenschein auf dem edlen Metall, fährt dabei noch immer mit den Fingern über ihren tiefgrünen Stein an ihrem Hals, als Bedienstete das Essen auftragen, das herrlich duftet und für Uuma aus fremdartigen runden Klößen und Bratenscheiben mit einer dunkelbraunen Soße und Gemüse besteht, das köstlich duftet.

Uuma kann gut Gerüche unterscheiden und riecht sofort Reh in dem Braten und wendet sich an Bassu. "Fleisch  seien junges Reh," und Bassu blickt sie überrascht an, doch Orgas Schwägerin nickt. "Ja, es ist Reh, ein junges Reh Uuma. Woran hast du das erkannt?" Uuma lächelt die Frau mit den freundlichen Augen an. "Fleisch riechen nach Reh, Uuma kennen Duft von Reh," erwiedert sie nickend und greift wie die anderen zu Messer und Gabel, die aus schwerem Silber sind und piekst mit der Gabel in den Kloß und will ein Stück abschneiden, aber der Teller ist so glatt, dass das größere Stück des Kloßes wie ein Geschoss vom Teller saust. Uuma kichert, denn es ist zu ulkig, wie fast die ganze Kugel davonschießt und legt Gabel und Messer auf den Teller zurück und sieht Bassu hilfesuchend an. "Fisch aus Bach pieksen seien leichter, als essen rundes Ding auf Teller," gibt sie amüsiert von sich und Leonhard lacht herzlich über ihre Worte und alle, bis auf seine Mutter, lachen fröhlich mit, während eine Bedienstete herbeieilt und den Kloß von der schönen weißen Decke entfernt und eine Serviette über den Fleck legt.

"Ich schneide dir mal eben die Klöße klein, die sind nämlich wirklich rutschig auf den glatten Tellern," wendet sich Leonhard an sie und zerkleinert mühelos die beiden Köße, die sie noch auf dem Teller liegen hat. Uuma nickt erleichtert und genießt anschließend das köstliche Essen, denn beim Fleisch hat sie kein Problem, es klein zu schneiden und es bereitet ihr auch nicht die geringste Mühe, mit Messer und Gabel zu essen.

Die Aufmerksamkeit geht während des Essens zu Bassus und Leonhards Mutter Asi, die erst von ihrem Gut bei Brioca erzählt und dann von einem Abenteuer in den Ostlanden, als sie mit ihrem Mann nach ihrer Vermählung zu einer Reise in das ferne Laigin unterwegs war. Sie erzählt, wie sie mit einer Karawane vom Hafen in Blurrant aus, die weiten Tamarlonischen Grasebenen durchquert haben, erzählt von den weißen Kühen, die in riesigen Herden über die Ebene wandern, wie auch die kleinen Herden wilder Pferde, von denen sie vielen begegnet sind und sie beschreibt die weiten Grasebenen, über die immer ein leichter Wind weht, dass es sich anhört, als flüsterten unzählige Stimmen im Gras.

Uuma ist ganz angetan von der Beschreibung und kann sich das alles lebhaft vorstellen, doch dann macht Asi eine Pause, nippt am Wein, isst von den Klößen und dem Fleisch und fährt dann mit ihrer Erzählung fort. "Als wir die Wispergrasebene durchquerten geschah es dann, dass eine Schar Reiter auf kleinen Steppenpferden mit fröhlichem  "Ahurr!" und blinkenden Säbeln an der Karawane vorbeijagte und wir befürchteten schon das Schlimmste, denn im Hafen von Blurrant hatte man uns vor den Tharndraki-Nomaden gewarnt, die gelegentlich in dieser Gegend Reisende überfielen, sie ausraubten und die Beute als Weggeld bezeichneten." Asi kommt richtig in Wallung und die Worte sprudeln aus ihr heraus. "Einer der Reiter sah mich in der Kutsche und der Blick seiner schwarzen Augen ging mir durch Mark und Bein, doch sie jagten bald davon und wir zogen erleichtert weiter, nicht ahnend, was uns bevorstand."

Asie hat mit ihrer Erzählung alle in ihren Bann gezogen und auch Uuma lauscht gespannt, während sie die überraschend gut schmeckenden Klöße mit dem köstlichen Braten verspeist, nur Bassu und Leonhard wirken angespannt und sie drückt erst Bassus Hand sanft, und dann Leonhards, denn sie versteht ihre unterdrückte Unruhe nicht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 16. Sept. 2004, 00:09 Uhr
Uuma hört nur die leisen Essensgeräusche der Anwesenden, während Asie fortfährt, von ihrem Abenteuer zu berichten. Sie erzählt, wie sie die nächste Nacht aus dem Lager geraubt wurde. "In der darauf folgenden Nacht erwachte ich, als sich eine Hand auf meinen Mund legte und jemand mich mit kräftigem Arm an sich zog und ein zweiter Schatten meine Füße schnappte. Die Wachen in der Nähe des Feuers sah ich bewusstlos am Boden liegen und das Schnarchen einiger Männer und das Knistern des Feuers waren die einzigen Geräusche, neben dem Flüstern des Windes und dem gelegentlichen Schnauben der Pferde. Die Männer waren leise wie Schatten und niemand erwachte, als sie mich vom Lager wegtrugen. Lange liefen sie mit mir über die Ebene, bevor wir die wartenden Pferde erreichten."

Orgas Schwägerin und Bruder blicken bedrückt über das Gehörte zu Asi und Uuma ist gespannt, wie sie wieder zurück gekommen ist, denn wie sie es beschreibt, muss der Ort des Geschehens sehr weit von Talyra entfernt sein. Sie erzählt weiter, wie sie nach langem Ritt ein großes Zeltlager erreichten, um dessen Feuer sich unzählige große und kleine Zelte gruppierten. Sie erkannte in ihrem Entführer dort auch den Mann, dessen Blick sie in der Kutsche getroffen hatte, Abusalla, einen Tharndraki-Nomaden-Fürst, wie sie bald erfuhr. Asi erzählt, wie sie als Frau dieses Mannes im Zelt der Frauen lebte, der sie wegen ihrer blonden Haare und blauen Augen abgöttisch liebte.

Dann wird sie plötzlich ganz ernst. "Ich habe es bisher niemandem erzählt, aber heute will ich es," erhebt sie wieder leise ihre Stimme. "Ich entkam den Nomaden, schwanger mit einem Jungen, den mein Mann als seinen eigenen Sohn annahm, doch meinen ersten Sohn, einen blonden Lockenkopf von fast zwei Jahren musste ich zurücklassen." Man sieht Asi noch immer den Schmerz bei ihren Worten an, auch wenn sie sich bemüht, ihn zu verbergen.

Leonhard und Bassu sitzen wie erstarrt da und dann kommt etwas über die Lippen ihrer Mutter, mit dem sie in einem solchen Zusammenhang jedoch nicht gerechnet hatten. "Ich möchte nicht erleben, dass ein Kind, auch wenn es von meinem Sohn ist, mir ans Herz wächst und dann irgendwo im Dunkelwald auf nimmer wiedersehen verschwindet. Das würde ich nicht noch einmal ertragen," und sieht erst Bassu an und dann Uuma.

Uuma braucht einen Moment, um ihre Worte zu verstehen, doch dann starrt sie auf die Frau, während alle Farbe aus ihrem Gesicht weicht und im gleichen Moment legt sich Bassus Hand auf ihre Linke und Leonhards auf ihre Rechte und sie atmet erst einmal tief durch, denn sie hatte die Luft angehalten, als sie begriff, was die Frau da sagte.

"Ich hätte auch dort bei den Nomaden bleiben können, aber dann wäre ich zugrunde gegangen," spricht Asie weiter und man hört den Zwiespalt in ihrer Stimme. "Immer nur die endlosen Ebenen, kein Baum, kein plätschernder Bach, keine Wälder, nicht einmal sanfte Hügel. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie man Wälder und Seen und plätschernde Bäche vermissen kann," spricht sie mehr zu sich selbst. "Uuma wird irgendwann zurück in ihre Heimat gehen Bassu und ich weiss wie es ist, irgendwo ein Kind zu haben und nicht bei ihm sein zu können."

Uuma ist von ihrem Mitgefühl für die Frau und ihrer Empörung, das vor allen so zu sagen, hin und her gerissen, doch dann erinnert sie sich an Leonhards Worte und steht auf, entschuldigt sich, dass sie sich wieder ausruhen muss und verlässt von ihren widersprüchlichen Gefühlen ganz durcheinander den Raum und hört an den Schritten hinter sich, dass Bassu ihr folgt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 16. Sept. 2004, 22:10 Uhr
Uuma hat die Eingangstüre des Hauses erreicht und tritt in das helle Tageslicht. Ihre Schritte wurden von den dicken Teppichen verschluckt und doch hat sie Bassus Schritte hinter sich gehört, der sie mit wenigen Schritten aufgeholt hat und neben ihr steht.

Unschlüssig steht sie da, sie möchte eigentlich nicht wieder ins Bett, da sieht sie Henrys Stuten, die nicht weit vom Eingang in der großen Koppel satt und zufrieden dösen und nimmt Bassus Hand und führt ihn zu den großen Falben. Während sie auf den Koppelzaun steigt ruft sie "komm!" zu der riesige Stute, die eine ganz helle Mähne hat und nicht wie die meisten eine schwarze.

Uuma weiss nicht, dass es die Stute ist, auf der sie schon die Nacht gelegen hat und die sie nun mit vertrautem Schnauben begrüßt. "Stute seien gute Stute und schöne Stute," spricht sie leise und streicht dem Pferd über die große Stirn und schmiegt sich an ihren Hals und klettert auf dem oberen Balken entlang auf ihren Rücken, legt sich darauf und streicht wieder mit ihren Händen über ihren kräftigen Leib. "Bassu auch kommen auf Stute," lockt sie ihn, denn sie nimmt gerade mal eben ein Drittel des Pferderückens ein und Bassu kann sich bei ihren Worten ein spitzbübisches Grinsen nicht verkneifen und macht es tatsächlich, er steigt über den Koppelzaun zu ihr auf das Pferd und sitzt nach wenigen geschmeidigen Bewegungen ein Stück hinter ihr, ohne Sattel und Zaumzeug und Uuma lacht.

Uuma hat ihre aufgewühlten Gefühle am Koppelzaun zurück gelassen und auch Bassu scheint in dem Moment, als er auf die Stute kletterte, den ganzen Ärger hinter sich zu lassen und sie lachen beide aus voller Kehle, als würde es das einzig Richtige sein, nach dem, was kurz zuvor im Speisesaal abgelaufen war.

Die Stute ist einige der wenigen, die kein Fohlen hat und sie scheint auch etwas älter zu sein als die anderen und nur ihre Ohren spielen bei dem Gelächter und langsam trottet sie vom Zaun weg und bewegt sich durch die große Koppel, dass Uuma bei der Bewegung des Pferdekörpers wohlig schnurrende Geräusche von sich gibt. "Pferd geben Uuma Kraft, Uuma brauchen Pferd. Uuma werden kaufen Pferd von Henry, wenn Henry können geben Uuma Pferd, und nicht brauchen Pferd für kleine Pferde," meint sie sehnsüchtig, während ihre Hände noch immer über den großen Pferdeleib streichen.

"Uuma nicht seien arm, Uuma haben Geld für kaufen Pferd..." sagt sie schmunzelnd, während sie ihren Kopf nach hinten zu Bassu dreht und ihn verschmitzt ansieht. "So so," kommt es nur als Anwort, aber seine Augen glitzern unternehmungslustig und schon treibt er das Pferd mit seinen Beinen an, dass es in leichten Trab geht und Uuma hell auflacht und ihr Gleichgewicht auf dem breiten Pferderücken finden muss, doch Bassu zieht sie sicher zu sich hoch und bringt das Pferd wieder in Schritt. "Henry wird dir sicher die Stute überlassen," spricht er leise neben ihrem Ohr und legt dann verspielt seine Wange an ihre. "Und wie soll die Stute heißen?" Uuma lacht und sagt: "Komm!" und beugt sich nach vorne und lacht und lacht... und kann gar nicht mehr aufhören mit Lachen.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 19. Sept. 2004, 18:14 Uhr
Bassu setzt Uuma quer über das Pferd und zieht sie dabei liebevoll in seine Arme. "Wenn du wüsstest, wie gerne ich dich habe!" sagt er leise und schaukelt sie hin und her, soweit das auf einem Pferderücken möglich ist und Uuma kichert und hebt die Arme wie ein Gespenst. "Buhh buhhh! Böse wilde Uuma, Bassu wissen was Mutter sagen von Uuma, buhhh!" und wieder kugelt sie sich vor Lachen und sieht dabei aus einem Augenwinkel, dass Leonhard aus der Türe des Herrenhauses kommt und winkt ihm fröhlich zu.

Während er zu ihnen auf die Koppel kommt registriert Uumas geübtes Auge auch noch eine Bewegung hinter einem der Fenster und hat fast im gleichen Augenblick das Gefühl, als würde etwas in ihrem Kopf sein, was da nicht hingehört. Dann durchfährt sie ein Impuls, Bassu von sich weg zu stoßen und ihm ein Wort zu sagen, von dem sie gar nicht weiss, was es bedeutet. "Bastard!" klingt es in ihrem Kopf, immer wieder und wieder und der Impuls, der sie zwingen will, dieses Wort gegen Bassu zu schleudern wird immer stärker. Mit aller Kraft wehrt sie sich kopfschüttelnd dagegen und mit einem Satz flieht sie aus seiner Umarmung und gleitet über die Vorderhand der Stute auf die Erde und läuft ein paar Schritte vom Pferd weg.

Uuma drückt ihre Hände auf ihr Herz und ihren Magen und stöhnt leise auf, doch dann ist Leonhard bei ihr und stützt sie. "Was ist mit dir Uuma? Sag doch was!" fordert er sie auf, doch Bassus Worte lassen Uuma entsetzt zu Bassu aufblicken, der wie versteinert und blaß wie eine Kalkwand auf dem Pferd sitzt und zum Haus blickt. "Das ist Mutter! Welcher Dämon ist in sie gefahren?" und er reitet zum Koppelzaun und verschwindet mit großen Schritten im Haus.

"Uuma nicht sagen das, nein....!!" mit diesen geflüsterten Worten krallt sie sich in Leonhards Hemdsärmel und vergräbt ihren Kopf an seiner Brust, doch dann ist das Gefühl mit einem Male fort und sie lehnt nur noch erschöpft an ihm. "Jetzt seien weg Stimme in Kopf," meint sie müde. "Leonhard tragen Uuma in Kammer, bitte," sagt sie leise und schläft auf dem Weg zum Haus schon auf seinen Armen ein.

Uuma hat lange geschlafen, denn die Dunkelheit hört sich ganz still an, wenn auch im Zimmer eine kleine Öllampe brennt und Leonhard beruhigend ihre Hand in seine nimmt, als sie unruhig aus einem Traum erwacht. "Schhht... keine Angst Uuma, sie ist fort. Sie wird dich nicht mehr erschrecken, schlaf weiter Kleines, schlaf schön weiter," hört sie Henrys Vater sagen, doch das ist leichter gesagt als getan. Unruhig wälzt sie sich von einer Seite auf die andere und blickt dann in Leonhards ruhige Augen. "Bassu auch seien weg?!" fragt sie leise, aber so als wüsste sie es längst und Leonhard nickt ernst. "Ja Uuma, Bassu begleitet unsere Mutter nach Brioca zurück und hält sie von dir fern. Er hat dich zu lieb, als dass er es riskieren will, dass sie dir noch einmal zu nahe kommt."

Uuma sieht in Gedanken Bassu vor sich, sein Lachen und seinen spitzbübischen Blick und Tränen laufen ihr über die Wangen, aber trotzdem hat sie das Gefühl, dass er bei ihr ist und in Gedanken streichelt sie seine Wange. "Was seien, Bastard?" fragt sie Leonhard mit einem Male leise und sieht seinen sich verdunkelnden Blick und hört ihn kurz darauf  tief durchatmen. "Das ist kein schönes Wort Uuma und du hättest Bassu damit tief getroffen, denn er ist der Sohn von diesem Abusalla, von dem sie bei Tisch erzählt hat. "Bastard" bezeichnet einen Menschen als das Kind einer Mutter oder eines Vaters, der in der Gesellschaft verachtet wird. Ich bin froh, dass du gegen ihren geistigen Einfluss ankämpfen konntest, denn auch wenn Bassu weiss, dass es nicht aus deinem Innern gekommen wäre, es wäre über deine Lippen gekommen."

Uuma versteht was Leonhard meint und nickt trotzdem traurig, doch dann entdeckt Uuma ihren Teebecher auf dem Nachttisch und stürzt durstig den Inhalt in sich hinein, denn sie hatte seit dem Mittagessen nichts mehr getrunken. "Bassu kommen zu Uuma in Haus an Bach...., nicht den Mond...., einen Mond Bassu kommen besuchen Uuma," spricht sie mehr zu sich selber und kuschelt sich dann in ihr warmes Bett und ihr Blick geht immer wieder zu Henrys Vater, der sie ab und zu anlächelt, aber auch immer wieder die Augen schließt und ruht, aber nicht schläft, das merkt sie genau und lächelt dankbar. Auch wenn die Frau abgereist ist, aber noch ist sie irgendwie nicht ganz weg, wie auch Bassu noch bei ihr ist und auch Leonhard scheint das zu spüren.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 24. Sept. 2004, 09:01 Uhr
Die Sonne schickt ihre Strahlen schon in ihre Kammer, als Uuma mit einem Blinzeln den Tag begrüßt. Nach einer Morgenwäsche begibt sie sich mit ihrer Decke in die Stube und legt ein paar Scheite Holz auf das Feuer im Kamin, das sonst ausgehen würde und macht es sich auf dem Schaukelstuhl gemütlich, der mit leisem "Knrk Knrk" ihr sanftes Schaukeln verrät.

Draußen auf dem großen Hof des Gutes, in der Nähe der Feuerstelle bei der großen Linde, stehen große Kübel mit dampfendem Wasser und Frauen waschen darin Wäsche, wie sie bald erkennt. Uuma sieht auch Seile, die zwischen den Bäumen gespannt sind und auf denen schon einige große Tücher im leichten Wind flattern. Schon einmal hat sie sowas beim Vorbeireiten auf einem Bauernhof gesehen und sich damals gewundert, was das ist. Heute weiss Uuma, dass es Tücher für die Betten oder für die Tische sind.

"Meine Kleine du bist ja schon wach!" begrüßt Erra sie und Uuma lächelt sie freundlich an. "Frauen waschen Sachen in Hof," sagt sie begeistert und zeigt mit dem Finger aus dem Fenster zu den Bäumen. "Ja, heute ist Waschtag, wenn du gegessen hast kannst du dich nach draußen setzen und ihnen zuschauen. Im Dunkelwald braucht ihr das sicher nicht," erwiedert die alte Magd lachend und schon ist sie wieder verschwunden und klappert in der Küche mit Essgeschirr herum.
Uuma denkt an die Höhle ihres Stammes, während ihre Augen die Frauen bei der Arbeit beobachten und als Erra mit dem Frühstück zurückkommt erzählt ihr Uuma von ihrer Lebensart, von den Fellen auf denen sie schlafen und der Lederkleidung, die sie tragen, dass Erra sie groß anschaut, aber sie sagt nichts.

"Vielleicht heute kommen Henry mit Windkind," meint sie zwischen zwei Bissen, denn Erra hat sich zu ihr gesetzt, trinkt einen Tee und Uuma erzählt ihr, was am Tag zuvor geschehen ist. "Vergiss am besten Bassu und such dir einen netten jungen Mann in deinem Alter," meint Erra. "Elbenblut bringt mit seiner Langlebigkeit nur Unglück über die Menschen, die sie lieben, oder glaubst du es ist schön, wenn man alt wird und mitansehen muss, wie der geliebte Partner jung bleibt? Nein mein Kind!" meint Erra kopfschüttelnd. "Sobald die Menschen alt werden ist es für beide schlimm, sehr schlimm. Dann beginnt das Leiden. Stell dir nur vor, Bassu bleibt so, wie er jetzt ist, noch länger als ein Menschenalter und du wirst immer gebrechlicher, was du dir jetzt nicht vorstellen kannst...?"

Uuma hat Erras Worten gelauscht und schaut sie nachdenklich an und lacht dann. "Bassu machen Spaß mit Uuma, bis Uuma gehen in großen Geist in Wind," meint sie, während sie kichert. "Uuma immer haben Spaß mit Bassu, Bassu nicht können sein anders..." und sie weiss, dass sie  sein spitzbübisches Lächeln und den fröhlichen Glanz in seinen Augen vermissen wird und seufzt leise.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Dror am 25. Sept. 2004, 12:56 Uhr
Schilama und Dror lassen das Verder Stadttor schnell hinter sich und laufen die Strasse entlang, welche von Talyra aus in die Strauchberge führt. Die Sonne ist mittlerweile unter die Gipfel der hochstehenden Bäume gesunken und kann den Weg nur noch schwach erleuchten. Hin und wieder kommen ihnen Reisende entgegen, manche mit großen Wagen, die darauf schliessen lassen, dass sie Händler sind und ihre Waren in der Weltenstadt verkaufen wollen, andere wiederum zu Fuß, die mit beschleunigtem Schritt versuchen das Stadttor noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen.
Dror fühlt sich ein wenig an die Zeit erinnert, als er selbst zu jenen gehörte und am Ende des Tages immer nach einer Siedlung oder einem Gasthaus am Wegesrand Ausschau gehalten hat, um die Nacht nicht in der Wildnis verbringen zu müssen. Er hatte zwar gelernt, sich zu versorgen und oft genug ein Nachtlager unter den Bäumen aufgeschlagen, doch hatte er jederzeit die Sicherheit von gemauerten Wänden vorgezogen.

Der Weg zum Haus der Elbin ist länger als der Baumeister gedacht hat. Wenn sie jedesmal, um auf den Markt zu gelangen so eine weite Strecke zurücklegen muss, ist es kein Wunder das sie so gut zu Fuss ist, denkt er sich, als Schilama mal wieder, ihr Pferd am Zügel führend, einige Schritte voraus gelaufen ist und nun auf ihn wartet.
Doch als Dror erneut zu ihr aufschliesst, geht sie nicht weiter, sondern zeigt in den Wald hinein. "Hier müssen wir die Strasse verlassen und noch ein Stück in diese Richtung. Dann werden wir direkt auf mein Haus stossen."
Dror nickt, etwas ausser Atem, und schaut sich dann um, ob er irgendwo eine auffällige Markierung der Stelle finden kann, welche er auch beim nächsten Mal, wenn er hier vorbeikommt, wiedererkennen würde.

Die Strasse selbst zeigt hier keine Besonderheiten und auch die Böschung auf dieser Seite ist lediglich mit, einen Schritt großen, Fichten zugewachsen, welche sich so weit das Auge reicht, zwischen Strasse und Waldsaum ausgebreitet haben. Auf der anderen Seite bedeckt lediglich Gras und Himbeergestrüpp den schmalen Streifen zwischen den Bäumen und dem Fahrweg, wobei hin und wieder die rosa Blüten des Fingerhutes darüber hinausragen. Direkt vor den hohen Kiefern steht ein großer Baumstumpf, welcher wahrscheinlich selbst einmal einen Stamm getragen hat, der soweit hinaufreichte, wie seine Nachbarn. Er ist fünf oder sechs Handbreit hoch und mehr als zur Hälfte mit Moos bewachsen. Auf der runden Fläche hat sich allerdings im letzen oder vorletzen Frühjahr eine junge Kiefer festgesetzt und wächst nun selbst hoch hinaus, die Wurzeln fest in das morsche Holz des Stumpfes gegraben.
Als Drors Blick daran hängen bleibt, ist er sich sicher, dass er diesen Baum wiedererkennen würde und so wendet er sich schliesslich Schilama mit einem "Wir können weiter." zu.

Der Baumeister läßt die Elbin und ihr Pferd vorausgehen und folgt ihnen durch die Böschung in den Wald. Als sie die ersten Bäume passiert haben, hält Schilama noch einmal an und dreht sich um: "Passt auf, wo ihr eure Füsse hinsetzt. In letzter Zeit suchen Wilderer das Larisgrün heim und überall Fangeisen auszulegen."
Der Frostzwerg schaut sich um und seufzt. Nicht genug damit, ich mich jetzt hier durch das Unterholz quälen muss, denkt er sich, nein, es kann auch noch passieren, dass ich möglicherweise in eine Falle trete. Und der nächste Heiler ist so weit entfernt, dass ich ihn wohl kaum mit einem Fangeisen am Bein erreichen kann.
Er versucht aufmerksam den vor ihm liegenden Boden zu inspizieren, doch seitdem sie unter das Blätterdach des Waldes gelangt sind, ist auch noch der Rest des schwachen Tageslichtes verschluckt worden, so dass der Zwerg kaum die natürlichen Fussangeln aus Ästen und Zweigen, geschweige denn die absichtlich ausgelegten, erkennen kann. Deshalb hält er sich schliesslich hinter Schilama und ihrem Reittier und fragt sie: "Was sind das für Wilderer? Ist es nicht üblich, in diesem Wald Wildtiere zu fangen, um sie, zum Beispiel in Talyra, zu verkaufen?"

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Schilama am 25. Sept. 2004, 19:01 Uhr
Schilama legt die Strecke mit Dror schweigend zurück und erst als sie an die Stelle kommen wo sie in den Wald einbiegen, bricht sie das Schweigen. Nachdem Dror sich nach irgendetwas umschaut und nach einem Augenblick sagt, dass er soweit ist, verlassen sie die Straße und verschwinden im Larisgrün. Als sie schon ein Stück im Wald sind, erinnert sich die Elbin wieder daran, dass sie vorhatte den Zwerg über die Wilderer zu informieren und tut dies dann auch. Es ist zwar nicht gut wenn sich dass zu sehr herumspricht, denke ich, aber das letze was ich will ist das mir der Zwerg jetzt in eine Falle tappt während ich ihm zu meinem Haus führe.

>"Was sind das für Wilderer? Ist es nicht üblich, in diesem Wald Wildtiere zu fangen, um sie, zum Beispiel in Talyra, zu verkaufen?"< Überrumpelt von dieser Frage stockt sie in ihrem Schritt und bleibt einen Moment lang stehen, sagt dann aber mit ernster Stimme und ohne sich umzudrehen: "Nein, zumindest nicht auf die Art wie es die Wilderer tun." Schilama geht weiter und nach ein paar Schritten fährt sie fort. "Die Wilderer legen Fallen und zwar keine harmloseren Fallgruben oder gar Schlingfallen, sondern Fangeisen mit messerschafen Zähnen und die Tiere erleiden darin einen qualvollen Tod. Mal abgesehen davon, wird damit auch manches gefangen, was sie gar nicht haben wollen, weil es ihnen nichts oder nicht viel einbringt und diese Geschöpfe sterben darin dann ohne Sinn und Zweck."

Nach ihren Worten beschleunigt sie unbewusst das Tempo, aber kaum merklich und Dror kommt immer noch mit, wie sie sieht, als sie sich mal wieder nach ihm umschaut. Es dauert nicht lang und eine große Tanne kommt in Sicht, "hier ist es", und das einzige was Dror in dem Moment sieht, ist eine kleine Feurstelle und eine Rankenleiter am Baum die hinauf führt...

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 27. Sept. 2004, 00:51 Uhr
Auf dem Gut von Roßstein bei Verd

Uuma hat das Frühstück verdrückt und die heiße Milch getrunken. Erra ist auch wieder verschwunden und Uuma streift sich ihre Echsenlederkleidung über. Gemütlich geht sie über den großen Hof, an der Wassertränke entlang, doch als sie bei den dampfenden Waschkübeln angelangt ist grüßt sie nur die Mägde freundlich und geht weiter zu der großen Pferdekoppel mit den Kaltblutstuten, denn immer stärker wächst in ihr das Verlangen nach einem vertrauten Pferderücken, auch wenn es nicht mehr MoM ist, aber es ist die Kraft der edlen Tiere nach der sie sich sehnt, die, seit sie denken kann, ein Teil ihres Lebens ist.

Wieder kommt die Stute mit der sandfarbenen Mähe zu ihr und lässt sie auf ihren Rücken klettern und Uuma genießt es auf dem warmen Pferdekörper zu liegen. Langsam gleiten ihre Hände über den Pferdeleib, über den starken Hals und vergraben sich ab und zu verspielt in der Mähne, während Uuma in ihrer Stammessprache leise der Stute von MoM erzählt, von ihren Streifzügen durch die Wildnis und den langen Reisewegen in die große Stadt. Immer leiser werden ihre Worte, die in dem wellenartigen Rhytmus ihrer Sprache über ihre Lippen fließen, bis sie wohlig in leichten Schlummer fällt. Der vertraute Pferdekörper unter ihr, das Schnauben der Pferde um sie herum, das alles erfüllt sie mit Kraft, die sie aufsaugt wie der Wald den Regen.

Die Knechte haben zwischendurch den Pferden frisches Wasser gebracht und die Heuraufen gefüllt. Sie kennen  Uuma und schmunzeln nur über die kleine Wilde, die sich wieder auf ihre Stute gelegt hat um mit den Pferden zu dösen, bis auf die Fohlen, die ab und zu übermütig herumspringen. Leonhard hat eine ganze Weile bei den Stallungen, an den Koppelzaun gelehnt gestanden, Uuma beobachtet und setzt sich nun auf eine der Holzbänke und beobachtet Uuma weiter und auch die Stuten mit ihren Fohlen, während er seine Pfeife raucht.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 30. Sept. 2004, 23:25 Uhr
Eines der Fohlen berührt mit seinen Nüstern Uumas Bein und knabbert an ihren Beinlingen, was Uuma sofort wach werden lässt und sie kichert leise über das Geknabber. "Kleines Pferd kitzeln Uuma!" ruft sie aus und kichert amüsiert, während sie ihr Bein nach oben zieht und sich aufsetzt. Die Stute war während ihres Schlummerns zum Koppelzaun gegangen, hinter dem Leonhard seine Pfeife raucht und Uuma zieht den Duft des Krautes ein. "Pfeife riechen wie Pfeife von Henry," sagt Uuma, während sie vom Pferdrücken gleitet und durch den Koppelzaun klettert und sich zu ihm auf die Bank hockt.

"Das riecht gut nicht?" fragt Leonhard schmunzelnd und Uuma nickt. "Uuma gerne wollen reiten zu See; Sonne scheinen und nicht Sturm kommen," erwiedert sie und ihr Blick ruht erwartungsvoll auf Henrys Vater, der sie ruhig ansieht. "Du möchtest sicher auf deiner großen Stute reiten, stimmt´s?" Uuma nickt eifrig. "Uuma nicht brauchen Sattel und Zügel," meint sie, doch Leonhard schüttelt den Kopf. "Das Zaumzeug muss ich ihr anlegen. Die Pferde sind es so gewöhnt. Du musst es ja nicht benutzen, wenn du nicht möchtest," und Uuma nickt.

Zwei große Balken werden von einem herbeigerufenen Knecht zur Seite gehoben und Leonhard streift das Zaumzeug über den großen Kopf der Stute, hebt Uuma auf das Pferd und drückt ihr die Zügel in die Hand, doch sie legt sie vor sich hin und lenkt sie mit dem Druck ihrer Hände auf ihrem Hals in die gewünschte Richtung und treibt sie mit ihren Beinen an, dass sie aus der Koppel trottet. "Stute seien kluge Stute!" meint Uuma glücklich und mit dem gleichzeitigen Druck beider Hände, bleibt das große Pferd wieder stehen.

Einer der Knechte bringt auch Leonhards Pferd, schon gesattelt und gezäumt, und im Schritt geht es den Weg Richtung See. Der sanfte Wind rauscht in den Bäumen und lässt das Laub über ihren Köpfen rascheln, während sie sich mehr und mehr dem Weg nähern, wo es dann rechts den See entlang geht, wo sie an Wiesen und Feldern entlang reiten. Eine Lerche singt ihr Lied, immer höher hinauf in den Himmel steigend und Uuma zeigt auf den kleinen Vogel, der so schön singt. "In Dunkelwald nicht leben der Vogel,"  ruft sie Leonhard fröhlich zu und beobachtet noch eine Weile die Lerche, doch dann kommt die große Weide in Sicht und Uuma treibt die Stute an.

Am Ufer bleibt die Stute stehen und senkt ihren Kopf zum Wasser und trinkt und Uuma gleitet vom Pferd und streift ihre Beinlinge ab. Vergnügt läuft sie bis zum Knie im Wasser herum und planscht mit ihren Händen vergnügt in dem großen See. "Uuma lieben Wasser! Uuma schwimmen wie Fisch," meint sie lachend und blickt zu Leonhard, der sich auf einen großen Stein gesetzt hat und an einem angeschwemmten Wurzelholz herumschnitzt.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Uuma am 03. Okt. 2004, 14:20 Uhr
Mehrere Male geht Uumas Blick zum Himmel. Sie beobachtet dort die weißen harmlosen Wolken und schaut auch, ob nicht vielleicht die Windkind von Osten durch die Lüfte herangerauscht kommt, denn sie erwartet Henry mit den Nordmännern zurück.

Mit vier kleinen weißen Kieselsteinen stapft sie planschend zum Ufer zurück, denn sie liebt es, zwei der kleinen runden Steine in der Hand kreisen zu lassen und setzt sich neben Leonhard ins Gras, der immer noch schnitzt. "Was Leonhard machen aus Wurzel?" fragt Uuma neugierig und schaut auf das gebogene Holz. "Was meinst du, wozu man das gebrauchen kann?" fragt er nur und hält die gebogene starke Wurzel vor sie hin. "Sehen aus wie Haken für Sachen," antwortet Uuma und Leonhard nickt. "Durch das Loch da kann man einen Nagel treiben und den Haken damit an einen Balken schlagen. Du hast doch ein Haus an einem Bach, sagst du..."  und lächelt Uuma freundlich an. "Da kannst du deine Sachen dran aufhängen. Die Wurzel ist stark. Sie wird auch Schweres tragen."

Uumas Augen leuchten. "Dann Uuma haben Erinnerung an Leonhard," meint sie glücklich und befühlt das vom Wasser glattgeschliffene und von der Sonne gebleichte knochenharte Holz, das er ihr in die Hand gedrückt hat. Leonhard lächelt, erhebt sich und ruft seinen Rotfuchs. "Komm Uuma, reiten wir heim," und hebt Uuma aus dem Gras und mit einem Schwung auf die riesige Stute, die ihr Grasen unterbricht und sanft schnaubt.

Es ist ein wunderschöner Spätsommertag und im Schritt geht es zum Gut zurück.

Titel: Re: Der Weg von Verd nach Talyra
Beitrag von Schilama am 28. Okt. 2004, 15:35 Uhr
Nachdem sie das Handwerkerviertel verlassen und Talyra hinter sich gelassen haben, ruckelt der Wagen gemütlich über den Weg. Es herrscht ein Schweigen, dass ihr anfangs etwas unangenehm vorkommt, aber schon nach kurzer Zeit ändert sich das wieder, denn sie ist hier vom Wald umgeben und diese Art von Ruhe - mit Vögeln, raschelnden Blättern und anderen typischen Geräuschen - fand sie noch nie unangenehm. Eine Weile rattert und zuckelt der Wagen noch so weiter, bis Schilama links neben einen Baum deutet und dabei sagt, dass sie so noch ein Stücken näher heran kämen, wenn auch nicht viel, der Wald ist eben einfach nicht für Wagen gemacht, besonders nicht, wenn der Wald so dicht ist wie dieser.

Beim abladen der Materialien, wird ihre Hilfe, wie schon im Handwerkerviertel, abgelehnt, was sie langsam zu der Frage bringt, wieviel sie den beim Bau des Kamins helfen kann oder darf und was sie lieber dem Baumeister überlassen sollte. Nach einer Weile sind die drei Kisten Lehm und die vielen Klinkersteine abgeladen und der Wagenfahrer macht sich auf den Rückweg, während Dror und sie, die Sachen auf ihr Pferd verladen, zumindest soviel, dass es dem Hengst nicht zuviel wird und auch noch gut über Stock und Stein laufen kann. Als sie Destrefin vollgepackt haben, ohne ihn zu überladen, steht fest, sie werden wohl noch zwei oder drei Furen brauchen, bis sie alles bei ihrer Tanne haben. Die Sachen die sie zurücklassen müssen, werden noch für den Fall der Fälle mit ein paar Ästen abgedeckt, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass zufällig jemand gerade so von dem Hauptweg zwischen Verd und Talyra weggeht, dass er hier ankommt.

Auf den Weg zu ihrer Tanne, fällt Schilama nochmal das Thema ein, wie sehr sie sich am Bau beteiligen soll oder darf. "Dror, ich hätte da noch eine Frage. Wie ihr ja inzwischen wisst, kenne ich mich in eurem handwerklichen Berreich nicht sonderlich aus, oder sagen wir besser, so gut wie gar nicht, aber ich weiß auch, dass vier Hände mehr arbeiten können als zwei. Daher wollte ich fragen, ob und wenn wieviel ich mich an der Bauarbeit beteiligen soll, schließlich will ich euch auch nicht ins Handwerk pfuschen..."

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Dror am 29. Okt. 2004, 19:00 Uhr
Dror ist etwas überrascht, dass sich die Elbin, trotz ihrer zierlichen Gestalt, beim Entladen erneut ihre Hilfe anbietet. Als sie schliesslich die Baumaterialien durch den Wald zum Fuß von Schilamas Tanne transportieren und seine Auftraggeberin ihn fragt, ob sie ihm beim Bau des Kamins zur Hand gehen kann, antwortet der Zwerg: "Wenn ihr mir noch helft die Steine und den Lehm in die Hütte zu bringen, habt ihr genügend getan. Erstens bezahlt ihr mich ja dafür, dass ich euch den Kamin baue und zweitens ist es eine Arbeit, die ein einzelner recht gut alleine erledigen kann. Es gibt wirklich kaum eine Möglichkeit dabei zu gemeinsam daran zu arbeiten, um so schneller voranzukommen."

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Uuma am 30. Okt. 2004, 19:46 Uhr
Auf dem Gut von Roßstein bei Verd

Uuma reitet auf der mächtigen Stute, die sie "Komm" nennt, an Leonhards Seite Richtung Roßsteingut. Mit einem Blick zurück über den ruhig im Sonnenschein liegenden See starrt sie plötzlich konzentriert auf einen Punkt, denn das was da mit dem Wind aus Osten kommt kann kein Vogel sein, zu ruhig schwebt es in der Luft. "Da! Daaa...! Fliegende Schiff!" ruft Uuma aus und zeigt nach Osten.

Voller Freude rutscht sie auf dem Pferderücken herum und auch Leonhard hat den Punkt am Himmel entdeckt und ein stilles Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. "Dann mal zurück zum Gut," meint er lächelnd zu Uuma, "sonst sind sie noch vor uns da," und lacht leise, während er seine Fuchsstute antreibt, daß sie sich wieder in Bewegung setzt.

"Henry kommen mit Nordmänner!" Uuma ist zu aufgeregt um still und schweigend zum Gut zu reiten, immer wieder geht ihr Blick zurück zum östlichen Himmel. Da sie über die gemähten Felder zurückreiten, kann sie die Windkind schnell größer werden sehen und blickt voraus zum Gut, das noch ein ganzes Stück vor ihnen liegt. Ob kleine Frau auch seien auf Schiff?, fragt sie sich und freut sich schon, Jolanthe wiederzusehen. Daß Henry an Bord ist, dessen ist sie sich sicher und ihr Herz schlägt etwas schneller bei dem Gedanken, ihn wieder zu sehen.

"Uuma seien gerne hier und Uuma seien gerne bei Henry," drückt sie ihre widersprüchlichen Gefühle aus, die in ihr aufsteigen, denn sie weiß, daß es nun heißt, vom Gut Abschied zu nehmen und von Leonhard und Erra, die so gut zu ihr waren. "Vielleicht können Uuma reiten mit "Komm" nach hier, in Mond, wenn Schnee sinken in Erde und machen Besuch bei Leonhard und Erra," meint sie mit großen Augen, die schon zeigen, daß sie beide vermissen wird. "Das würde mich freuen Uuma. Du bist immer ein willkommener Gast in meinem Hause und Erra wird es ebenso freuen, sie mag dich sehr..." antwortet er mit einem freundlichen Nicken und einem fast zärtlichen Seitenblick zu ihr.

Dann endlich biegen sie schräg auf den Weg, der sie direkt an den Ställen vorbei und zu der Koppel mit Henrys Kaltblutstuten führt und immer näher kommt die Windkind, daß Uuma schon deutlich die aufgeblähten Segel erkennen kann, die über und unter der Windkind im Sonnenlicht leuchten. "Wir seien schneller!" jubiliert Uuma und springt mit den Füßen auf den Pferderücken und hopst auf dem Hinterteil der Stute herum und winkt dem fliegenden Schiff entgegen, so ausgelassen als würde sie in ihrem Stamm mit ihrem Stammestanz beginnen, daß die Knechte von ihrer Arbeit aufschauen und schmunzeln und auch die Mägde blicken herüber und lachen und winken mit ihr dem Schiff entgegen, an dessen Masten gerade die Segel gerafft werden. "Schiff fliegen schnell!" ruft Uuma Leonhard plötzlich besorgt zu, der die Zügel von "Komm" in die Hand genommen hat, aber die Stute läßt Uumas Gehopse ruhig über sich ergehen, auch wenn sie ab und zu befremdet zu Uuma nach hinten blickt und leise schnaubend den Kopf schüttelt.



Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Uuma am 05. Nov. 2004, 00:11 Uhr
Als die Windkind über dem Gut zum Stehen kommt hat Uuma sich schnell vom Pferderücken auf den Erdboden gleiten lassen und wartet ungeduldig darauf, daß der Kasten Henry, Jolanthe und ihren Kapitän auf die Erde herunter bringt. Leonhard begrüßt das Kapitänspaar und seinen Sohn und als Henry sie zur Begrüßung herumwirbelt muß Uuma leise kichern und freut sich riesig, wieder in Henrys Nähe zu sein. Kaum wenden sich die Männer jedoch ihren Angelegenheiten zu, zieht Uuma Jolanthe unternehmungslustig zu den großen Pferden.

"Jolanthe wollen sehen Stute, die Uuma wollen haben?" fragt sie die junge Frau spitzbübisch und am Gatter zeigt sie zu der Stute mit der hellen Mähne, denn ein Knecht hatte sie wieder in die Koppel zu den anderen Pferden geführt. "Das seien Stute, die Uuma lieben," und Uuma ruft das riesige Pferd, das daraufhin langsam zu ihr herüber kommt und wieder leise schnaubt als Uuma liebkosend mit ihrer Hand sanft über die Nüstern streicht.

"Jolanthe auch wollen sitzen auf Stute?" fragt sie und lächelt die kleine Frau an, während sie auf die dicken Balken klettert, um auf den Rücken des Pferdes zu gelangen. Im gleichen Moment hört sie Henry ihr zurufen, daß er mit seinem Vater und dem Kapitän nach Verd fliegen wird, um Steine dort einzukaufen und Uuma nickt verstehend und wendet sich wieder der Stute zu.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Bianca am 05. Nov. 2004, 12:15 Uhr
JOlanthe hatte Uuma lächelnd begrüßt und dann die freundliche Stute betrachtet, die ihr freundlich schnaubend die Schnauze hinstreckte.
Nun streckt sie die Hand aus und streicht ihr leicht über die Nüstern.
Sie lächelt Uuma an und meint: "Ich fürchte, mein Mann würde das in meinem Zustand nicht so gerne sehen" Sie deutet auf ihren runden Bauch und zwinkert Uuma zu.
"Wo lebst du denn jetzt eigentlich?", fragt sie Uuma.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Uuma am 05. Nov. 2004, 16:41 Uhr
Uuma klettert gerade auf den Rücken der Stute als Jolanthe sie auf ihren Bauch aufmerksam macht und Uuma nickt. "Seien mehr sicher, Jolanthe nicht klettern mit Bauch auf Pferderücken," pflichtet sie der jungen Frau bei und kichert leise, als sie mit einem Blick zum Kapitän schaut, ob er vielleicht gehört hat, daß sie seine Braut auf das Pferd locken wollte. Sichtlich erleichtert sieht sie jedoch, daß die Männer schon mit dem Aufbruch beschäftigt sind und atmet erleichtert auf, denn sie möchte nicht, daß der große Nordmann böse mit ihr ist.

So läßt sich Uuma auch wieder von der Stute gleiten und sie schauen beide nur auf das Gatter gestützt den Pferden zu. Über Jolanthes Frage muß Uuma grinsen. "Uuma leben bei Vater von Henry. Leonhard seien guter Mann und Uuma reiten am Morgen mit Leonhard zum See." Uuma streckt die Wurzel zu Jolanthe hin. "Das arbeiten Vater von Henry für Haus von Uuma," und sie lacht fröhlich und schaut mit einem warmen Blick auf das bleiche Holz. "Wurzel liegen am Ufer von Sturm und Leonhard schneiden mit Messer an Holz und Uuma spielen in Wasser."

Uumas Augen leuchten, denn nach den vielen Tagen des Ruhens hat ihr der Ausflug gut getan. Nach einer nachdenklichen Pause blickt Uuma Jolanthe an. "Uuma kommen mit nach Talyra und wohnen in Haus von Uuma am Bach. Uuma haben Schafe auf Wiese, hoffentlich," lacht Uuma dann. "Vielleicht Schafe von Uuma schon laufen weg, weil Uuma nicht seien da." Uuma grinst und schüttelt den Kopf. "Uuma nicht wissen ob Menschen stehlen Schafe wenn Uuma nicht seien bei Haus?"

Das Flattern der Segel über ihnen und das Knarren des Holzes des großen Schiffes über ihnen lenkt ihre Aufmerksamkeit zum Himmel und sie winken den Männern nach, die schnell Richtung Westen davonsegeln.

"Jolanthe wollen kommen mit Uuma zu Erra? Erra können machen Kuchen, der seien soooo gut," und Uuma fährt mit ihren Händen sanft und genüßlich über ihren Mund bis hinunter zu ihrem Magen. "Erra können sagen Jolanthe, wie Erra machen Kuchen. Uuma nicht haben Zeit lernen machen Kuchen und Uuma nicht können schreiben..." Dabei zuckt Uuma kurz mit den Schultern, denn sie würde gerne schreiben und lesen können. Nur ihren Namen hat ihr Großvater ihr beigebracht, weil er meinte, daß das wichtig sei.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Bianca am 06. Nov. 2004, 11:45 Uhr
Jolanthe freut sich, dass Uuma mit nach Talyra kommen will. Doch jetzt freut sie sich erstmal über die Einladung mit zu Erra zu kommen und stimmt Uuma zu: "Ich komme gerne mit. So wie du ihn beschriebst, darf ich mir den Kuchen nicht entgehen lassen!", sagt sie lachend, "Das Rezept kann ich mir aufschreiben, das ist kein Problem. Und in Talyra kann ich dann den Kuchen für dich backen."
Und dann kommt ihr eine Idee: "Bleibst du länger in Talyra?", fragt sie Uuma, "Dann könnte ich dir lesen und schrieben beibringen, wenn du möchtest. Dann kannst du in zukunft selber so leckeren Kuchen backen und neue Rezepte aufschreiben. Außerdem könntest du dann jederzeit Briefe nach Verd schreiben, an Leonhard und Erra und die anderen."

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Uuma am 08. Nov. 2004, 00:37 Uhr
Uuma nimmt Jolanthe an die Hand und geht mit ihr an der langen Tränke entlang zum Haus von Henrys Vater und planscht dabei ab und zu im kühlen Wasser der Rinne, daß sie beide ihren Spaß dabei haben.
In Leonhards Haus begrüßt Erra die Braut des Kapitäns freundlich und schenkt ihnen in der Küche gleich einen heißen Tee ein und holt dann die dicke Holzschüssel aus dem Regal und zeigt ihnen, wieviel Mehl da hinein kommt. Anschließend holt sie einen Becher und zeigt ihnen, wieviel Zuckersirup sie mit wieviel Eiern kräftig schlägt, um das dann als schäumende Masse in das Mehl zu geben. Sogar Uuma kann sich das so merken und Erra erklärt ihnen auch noch genau wie der Teig aussehen muß, bevor sie ihn auf das Blech gibt und da rein dann die Apfelschnitzel drückt.

Uuma macht große Augen als sie hört, wie Erra die Krümel für den Kuchen macht und muß lachen, als die alte Magd die Hände über den gedachten Kuchen bewegt, als würde sie die Streusel darüber verteilen. "Uuma werden versuchen machen Apfelkuchen," meint sie dann mit dem Kopf nickend. Irgendwie würde sie das in ihrem Kamin schon hinkriegen. Vielleicht findet sie auf dem Markt einen Kasten aus Eisen, den sie in den Kamin stellen kann zum Backen von so feinen Sachen und das erzählt sie dann auch den beiden Frauen.

Mit viel Lachen und Erzählen von Geschichten vergeht die Zeit schnell und Uuma wird langsam müde. "Wollen Jolanthe kommen mit Uuma in Stube?, auf Stuhl, der können schaukeln?" fragt sie Jolanthe, denn da ist noch so ein weiches gemütliches großes Sofa in der Stube, auf das sie sich gerne kuscheln würde, auf das sie auch beide bequem Platz hätten.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Sarin am 12. Nov. 2004, 15:01 Uhr
Eisige Kälte lies Sarins finger halb taub werden, während er die Armbrust weiter fest umklammerte. Immer wieder wehte der kalte Wind ihm die Zweige des Wacholderbusches, hinter dem er sich versteckt hielt, in sein Gesicht. Es war selbst für diese Jahreszeit untypisch finster, was ihm einen geringen Vorteil seiner Beute gegenüber brachte. Die klirrende Kälte hingegen arbeitete gegen ihn, kaum hatte er sich wieder auf ein paar Meter an das Reh herangeschlichen wurde es von dem Geräusch brechender Blätter oder vereister Äste aufgescheucht. Doch diesmal hatte er sich eine halbe ewigkeit Zeit gelassen hinter diesen Busch zu gelangen, er versuchte schon garnichtmehr nahe genug an das Reh heranzukommen. Langsam ,immer bedacht kein Laut von sich zu geben, beugte er seinen Kopf leicht über die Armbrust. Dort stand es das Ziel, seine Mahlzeit für den Tag. Die Bäume verhinderten das der leichte Schneefall, der heute Morgen schon recht früh eingesetzt hatte, bis zu Sarin oder dem Reh durchdringen konnte. Das Reh stand an einem kleinen Büschel Gras welches noch nicht unter der dünnen Schneeschicht verschwunden war.
Dein Herz schlägt nicht, du bist ein Baum... du bist ein Baum, du atmest nicht!
Sarin erinnerte sich nur noch Wage an den alten Mann der ihm diese beruhigungs Formeln beigebracht hatte, damit er selbst ohne Fallen seine Nahrung fangen konnte.

Irgendwas lies das Reh plötzlich aufschrecken,
Nicht schon wieder, so langsam vergeht mir die Lust hieran
Fast schon reflexartig zog er den Abzug der Armbrust durch, die Sehne schnäpperte mit einem lauten Knall gegen das Hartholz der Armbrust als der Bolzen mit einer unglaublichen geschwindigkeit durch die Luft schoss. Das Glück sollte auf seiner Seite sein, das Reh hatte kaum eine Chance dem Bolzen  auszuweichen. Er bohrte sich mit solch einer wucht in die Brust des Tieres, das es niedergeworfen wurde. Im bitteren Todeskampf versuchte das Tier immer wieder aufzustehen, irgendwie tat es Sarin leid das er nicht den Hals oder den Kopf getroffen hatte. Er Schulterte die Armbrust wieder und sprintete zu dem qualvoll verendenden Tier. Ein griff an seinen Gürtel brachte seinen, fast ein Fuß langen, Dolch zum vorschein. Sarin stach 2 Mal durch die Kehle des Tieres um das Gehirn zu treffen, endlich war es still und von seinem Leid erlöst.
Sarin machte sich garnicht die Mühe den Bolzen zu retten, zu tief stecke er in dem armen Geschöpf, also brach er ihn einfach ab und warf das Stück weg.

Mit ein paar Handgriffen hatte er das Reh an den Hufen zusammen gezurrt und von der Lichtung gezogen. Er hasste es soviele Spuren zu machen, eine große Rote Larche wo er das Reh erlegt hatte und die große Schleifspur des Reh's.

Heute Abend würde er sich auf den Weg in die Stadt machen, vieleicht gab es dort Arbeit für ihn, zu lange hat er jetzt schon auf der Reise  verbracht. Sein Ziel war Talyra doch vor Sonnenuntergang würde er sich nicht unter Menschen wagen also würde er wohl den Rest seines Tages damit verbringen die Wälder und den Weg nach Talyra zu erkunden.

Plötzlich hörte er Pferdehufen auf den harten Wegboden hämmern, verschrocken schlich er sich in Richtung des Lärmes. War er wirklich so nahe an den Weg geraten ?

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Bianca am 18. Nov. 2004, 16:23 Uhr
JOlanthe schreibt sich das Rezept für den Kuchen auf und geht dann mit Uuma ins Wohnzimmer und setzt sich dort in einen gemütlichen Schaukelstuhl. Ein Kaminfeuer brennt und es knistert und knackt beruhigend vor sich hin. Es riecht nach Kohle undein warmes Glühen vom Feuer streift ihnen über das Gesicht. Jolanthe erfüllt eine angenehme Müdigkeit und sie schaukelt sanft mit dem schaukelstuhl hin und her, während sie sich mit Uuma über alles Mögliche unterhält. Dem kleinen Wesen in ihrem Bauch scheint das Schaukeln zu gefallen und sie spürt wie es sich leicht rekelt in ihrem Bauch und dann auch zur Ruhe kommt. Sie lächelt und legt ihre hand auf den Bauch.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 17. Jan. 2005, 18:10 Uhr
Feranc, Halag und Thorir reiten nebeneinander auf dem breiten Waldweg von Verd nach Talyra; vor ihnen sind die zwei Händler auf ihren Fuhrwagen, sowie zwei Karren mit Handelsgut, neben denen jeweils ein Knecht herläuft, um die Zugochsen zu halten und anzutreiben. Die drei Söldner sind wieder einmal als Personenschutz unterwegs, und nun reiten sie gemächlich nebeneinander her und reden amüsiert über das letzte Trinkgelage in Verd´s Stammtaverne.
Doch Feranc´s Gedanken schweifen ab, während Halag und Thorir über einen ihrer typisch schlechten Witze laut loslachen. Er wendet sein Gesicht von den beiden Söldnergefährten ab und blickt in die Ferne, dorthin wo sich nun Wald mit Feld und brachliegendem Ackerland abwechselt; der Schnee liegt immer noch in einer gleichmäßigen weißen Decke auf den Feldern, nur vereinzelt liegen frisch gehäufte Misthaufen der kleinen einzelnen Bauernhöfe, welche hier und da über das Land verstreut und völlig abgeschieden von den großen Städten liegen, an den Wegrändern und zeichnen sich dunkel von dem hellen Grund ab. Krähen fliegen krächzend durch den grauen Winterhimmel und landen weit entfernt auf dem Acker, wo sie sich scharen und nach Aas suchen.
Laute Schreie, der Himmel ist schwarz, der verschneite Boden der Schneebene von Blut getränkt....Mein Gegner geht in die Knie, kracht zu Boden, und als er gurgelnd auf dem Rücken liegt, stecke ich mein Schwert in seine Brust, ziehe es heraus und wische die Klinge an meinem Umhang ab......Kiarr steht neben mir, und als ich aufhorche, ist es totenstill....
>Es ist vorbei, Herr< höre ich ihn sagen, erschöpft und keuchend.
Ich blicke ihn an, emotionslos. "Wieviele..?"
Sein Blick ist unsicher, aber aufrichtig...>Alle, vielleicht ein dutzend sind geflohen, zu den Bergen<
Klirrend stecke ich mein Schwert zurück in die Scheide, die Augen auf den Horizont gerichtet, an dem tausende tote Leiber verstreut liegen....der Preis für den Sieg der entscheidenen Schlacht war hoch...doch für das Wohl des Königs und des Volkes war es notwendig...Meine Stimme ist kalt als ich sage: "Nehmt die Verfolgung auf," und Kiarr´s Atem stockt, doch er hat den Befehl auszuführen....

Feranc wird aus seinen Erinnerungen gerissen, als Halag ihn anspricht. >Wir werden nach vorne reiten,< sagt er, und Feranc nickt nur schweigend und sieht zu, wie die beiden Söldner die Fuhrwagen der Händler überholen, um vorne an der Spitze die Position einzunehmen. Vielleicht einen Tag noch, und sie würden in Talyra eintreffen; bis dahin werden sie die Händler beschützen und aufpassen, dass keine Landstreicher ihnen gefährlich werden könnten. Alles was ihn bei den Händlern hielt war der, für den Moment, fürstliche Lohn, den er im Moment nötig hat. Die Händler zahlten die Hälfte im Vorraus, was die Moral jedoch nur kurzzeitig anheben konnte. Der einzige Grund warum sie soviel zahlten lag auf der Hand: Wer wollte schon während des Dunkeltiefs unterwegs sein?

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 23. Jan. 2005, 16:14 Uhr
Nahe der Stadt Talyra, abseits des Weges


Ein schriller Aufschrei fährt durch den nächtlichen Wald nahe Talyras. Die silberne Scheibe des Mondes wirft seinen Schleier über die dunklen Bäume, die alt und bedrohlich wirken auf die junge Menschenfrau, welche in diesem Augenblick unter ihnen weilt. Aylen blickt erschrocken empor. Hoch oben zieht ein großer Vogel seine Kreise. Verwundert verfolgt die kleine Gestalt seinen Weg über das nächtliche Himmelszelt.

Der Schrei ist längst verklungen und der Adler aus ihrem Blickfeld entschwunden, als Aylen ihren Blick wieder senkt. Nach einem langen Tag der Wanderung gen Westen, hat sie endlich einen Platz gefunden, der ihr, zumindest allem Anschein nach, ein wenig Sicherheit in den unbekannten Gefielden bieten kann. Ein niederes Felsplateu, welches nach Westen hin den Blick freigibt – gen Osten durch eine Wand aus Bäumen und Sträuchern geschützt. Schritte, die sich ihren Weg durch dieses Dickicht bannen würde, blieben nicht ungehört und Aylens Ohren sind in all der Zeit ihrer Wanderung sehr aufmerksam geworden. Dennoch kommt sie nicht zur Ruhe, findet auch nicht den so nötigen Schlaf. In der Ferne kann sie schwache Lichter ausmachen, die sie auf eine Siedlung oder eine Stadt schließen lassen. Wohin soll sie sich jetzt wenden? Der Weg zurück ist versperrt. Mein Gefühl  mag mich trügen, aber mein Weg hierher ist nicht unbemerkt geblieben. Was wenn sie kommen? Was wenn sie mich strafen, für das was ich tat? Doch was habe ich getan?

Nur ungern denkt sie zurück an die Vergangenheit, die sich mit jedem weiteren Schritt von ihr entfernt. Tief in ihrem Herzen ist das Aylens Hoffnung – ihre Wanderung eine einzige Flucht vor dem was war. Ich habe nur mein Recht eingefordert, nur mein Recht… “Ich bin es leid!“ Mittlerweile hat sich die hagere Gestalt erhoben und geht auf dem Plateu auf und ab. Immer wieder schweifen ihre Blicke hinab, dort wo die schwachen Lichter sich ihren Weg durch die Dunkelheit suchen. Ihre Fäuste ballen sich, während Aylen einen Kampf mit ihren Gefühlen, ihrem Verstand, ihren Hoffnungen und Ängsten ausfechtet. Bis jetzt sind ihre Erfahrungen in Städten nur negativer Natur gewesen. Zuviele Menschen, zuviele fremde Blicke, eingesperrt sein in seltsamen Mauerwerk – auf all das kann sie gut und gerne verzichten. Was soll sie schon dort? Irgendwann würde ihre ‚Reise’ ein Ende haben, aber sicherlich nicht hier, dessen ist sie sich sicher. Trotz all dieser Erfahrungen, ist es vorallem ihr Verstand der sie mahnt, vorsichtig zu sein und ihren Entschluss zu überdenken. Die Möglichkeiten in dem Getümmel von Menschen unterzutauchen, sind schier unbegrenzt und sie würde dabei wohl kaum Spuren hinterlassen. Zu unscheinbar ist ihre Gestalt, als dass sie groß Aufmerksamkeit auf sich lenken würde und sich jemand ihrer erinnern würde. Was ist nun das geringere Übel? Aylen vermag es nicht zu sagen und so streift sie die lästigen Gedanken erst einmal ab und widmet sich den wenigen Dingen, die sie mit sich trägt.

Aus dem Wasserschlauch nimmt sie einen Schluck des kühlen Wassers und aus ihrem Bündel isst sie das letzte Stück Trockenfleisch. Ein Gehöft, welches vernab von jeglicher Siedlung stand, wurde damals um einige Nahrungsmittel ärmer. Zwar hatte Aylen nur einen schwindend geringen Teil mit sich genommen, doch für ihre Maßstäbe war es viel. So musste sie sich zumindest einige Tage lang keinerlei Gedanken darüber machen, woher sie ihre Tagesration an Essen beziehen soll und sie konnte einiges an Zeit sparen, die sie sonst für die Nahrungsbeschaffung im Wald aufwenden hätte müssen.
Nun ist zumindest die Leere in ihrem Magen gefüllt, jene in ihrer Seele bleibt. Ihr Blick hat mit einem Male etwas Trauriges, während sie den Wasserschlauch wieder verschließt und ihren Umhang sorgsam über den weichen Waldboden ausbreitet. Ihren Kopf bettet sie auf eine Wurzel, die von weichem Moos überwuchert ist und blickt wieder hinauf an das Himmelszelt. Direkt über ihr leuchtet ihr das Sternbild des ‚Einsamen Jägers’ entgegen. Sie kennt es, hatte sie es doch schon oft gesehen, doch es zu benennen vermag sie nicht. Und dennoch war es in den einsamen und kalten Nächte immer ‚ihr’ Sternbild gewesen. Es hatte etwas Vertrautes und vorallem Beständiges und dieser Gedanke hat etwas sehr Tröstliches.

Mittlerweile sind die Nächte merklich kühler geworden und diese Tatsache, lässt Aylens Verstand wieder arbeiten, während sie den Himmel betrachtet. Vielleicht wäre die Stadt wirklich das kleinere Übel. Wer weiß schon, wie sie beschaffen ist, wer darin lebt... Doch gibt es genügend Winkel, die ich für mich nützen könnte. Oder einen Unterschlupf, ganz nahe an der Siedlung, aber dennoch in Freiheit? Eine Möglichkeit, die ich nicht ausser Acht lassen sollte. Wenn ich nur wüsste, wer meine Spur aufgenommen hat, dann wüsste ich, was ich zu tun habe. Verärgert über ihre Gedanken schüttelt sie den Kopf. "Sei nicht albern, Aylen! Selbst wenn du es wüßtest, könntest du nichts dagegen ausrichten. Denkst du, du würdest den Verfolger erkennen? Nicht einmal, wenn er vor dir stehen würde, nein, nicht einmal dann." Diese unbekannte Gefahr macht ihr von Stunde zu Stunde mehr zu schaffen. Was, wenn sich alles nur als Irrtum herausstellt und sie unbehelligt ihren Weg fortsetzen könnte, irgendwo hin, wo sie das Gefühl hat sicher zu sein, fernab von neugierigen Augen, die sie gierig betrachten, vielleicht ein neues Opfer in ihr sehen. In manchen Momenten fühlt sie sich wie ein Tier, das verzweifelt versucht seine Freiheit wieder zu finden. Es mag wie ein Widerspruch anmuten, denn ist Aylen nun nicht in 'ihrer' Freiheit? Immer wieder tanzt sie mit einem unsichtbaren Feind um ein unsichtbares Feuer, welches ständig droht sie in seinen gierigen Flammen zu vernichten. Doch irgendwann würde sie diesen Kreis durchbrechen und könnte dies alles abstreifen. Irgendwann… Der letzte Gedanke, bevor ein dünner Schleier aus Tränen ihr den Blick auf die leuchtenden Sterne verschließt. Wie ein geprügelter Hund lässt sie sich auf die Seite rollen und krümmt sich zusammen. Leise trägt der Wind sein nächtliches Lied an ihr Ohr, während sie langsam in einen leichten und unruhigen Schlaf hinübergleitet.  

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 26. Jan. 2005, 10:15 Uhr
Als sich die Nacht rasch und plötzlich über die Dämmerung legt, sind die Händler und ihre Leibwache noch immer unterwegs. Der Wagen vorne wird nunmehr von einer Fackel erhellt, und es gewährt ihnen dass sie sich in der Dunkelheit nicht verlieren. Mittlerweile sind sie wieder in den Wäldern eingekehrt, und je nachdem wie man es sieht, ist dies ein Schutz oder aber ein Nachteil.
Vorn auf dem kleinen Weg, mehr nur ein Trittpfad mit Spurrinnen in dem schneebedeckten Boden, ist kaum noch etwas zu sehen; die Dunkelheit verschluckt alles, und Feranc ist dankbar für die Fackel des Händlers, deren Flammen lodernd im kalten Wind flackern. Feranc ist beruhigt, dieses mal Kappe und Helm zu tragen, denn es ist sehr kalt geworden, und es schützt ihn gut vor dem Wind, welcher unheilvoll durch die Baumwipfel weht. Seinen Umhang um Schultern und Oberkörper gewickelt, reitet er achtsam hinter den Händlern her, Stunde um Stunde. Schließlich hört er Halag vorne pfeifen, und sie halten an. Feranc lenkt sein Pferd nach vorne zu den beiden Söldnern, und während sie sich absprechen, steigen die Händler von ihren Wagen und bereiten alles für eine kurze Nacht vor.
"Wir sollten das Dunkeltief durchreiten, wenn wir nicht gerade die Gefahr eines Überfalls riskieren wollen," gibt Feranc besorgt an, an Halag und Thorir gerichtet. Thorir schüttelt den Kopf, während er nervös von den Händlern zu seinen Söldnergefährten blickt. Auch Halag schüttelt mit dem Kopf. >Wir benötigen etwas Schlaf, sonst würden wir für einen Überfall nicht gewappnet sein.<
Feranc runzelt die Stirn, und nachdenklich blickt er zu den Händlern hinüber, welche wohl in der Dunkelheit die Planen über ihre Wagen spannen. Sollte es einen Zwischenfall geben, so wären sie zumindest nicht überrascht. Er würde ohnehin die Nachtwache übernehmen... So steigen Halag und Thorir von ihren Pferden und suchen sich einen Platz nahe des kleinen Feuers, welches nun abseits des Weges lodert. Feranc ist nicht allzu begeistert davon, doch er weiss, dass sie Schlaf brauchen, um gestärkt zu sein. Er führt sein Pferd langsam zu den Wagen und bleibt dort stehen, die Augen aufmerksam in die Dunkelheit gerichtet. Die Männer sind still und scheinen nach einer Weile einzuschlafen, in ihre langen Umhänge gewickelt und auf Stroh und Leinen sitzend. Von den Händlern auf ihren Wagen ist nichts zu sehen. So vergeht eine Weile, ehe Feranc absteigt und sie wieder aufweckt, dass sie sich wieder auf den Weg machen können.
"Los, Talyra ist nicht mehr fern," ruft er Thorir zu, als dieser verschlafen blinzelnd auf sein Ross steigt. Feranc ist erleichtert, wenn sie endlich das Stadttor erreicht haben werden, und die Aussicht auf ein warmes Lager und einen warmen Eintopf feuern ihn und die anderen Söldner an, die Händler voranzutreiben und zur Eile zu bewegen.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 05. Feb. 2005, 14:04 Uhr
Langsam kriecht die Kälte in ihren hageren Körper und nicht nur einmal schreckt Aylen in den nächtlichen Stunden hoch. Doch nicht das Rascheln der Blätter, die einen möglichen Eindringling in ihr Versteck ankündigen, sondern dunkle Träume, die sie immer wieder heimsuchen und die Vergangenheit zu lebendig machen, sind die Ursache für ihren rastlosen Schlaf. Doch als sie nun aufwacht, sind es nicht mehr die Sterne, die ihr leuchten, sondern die wunderschönen Farben der morgendlichen Dämmerung. Aylens dunkle Augen betrachten ehrfürchtig dieses Farbenspiel. Der letzte Sonnenaufgang liegt schon Wochen zurück, denn oftmals führte ihre Weg durch dunkle, tiefe Schluchten oder auch Wälder, deren Blätterdach zu dicht war, als, dass sich ein Sonnenstrahl bis auf den Boden herab verirren hätte können.
Doch noch etwas hat sich verändert. Kleine, weiße Flocken tanzen vom Himmel herab und bedecken den Boden mit einer weichen, weißen Decke. Zögernd richtet sich Aylen auf und streicht mit ihrer Hand die weiße ‚Decke’ von ihrem Umhang und ihrem Körper. Trotz des Schnees hatte sie ihr Lager gut gewählt, denn der Baum hat ihr gute Dienste geleistet und einiges von dem kalten Schnee abgehalten - aber eben nicht alles. Und so friert Aylen mehr als zuvor, als sie sich erhebt und den Blick aufmerksam über das weiß bedeckte Land vor sich gleiten lässt. In der Ferne kann sie Rauch aufsteigen sehen, dort, wo sie in den nächtlichen Stunden Lichtschein ausmachen konnte.

Sie hat sich immer noch nicht entschieden, wohin sie ihr Weg führen soll und dennoch weiß sie, dass die Zeit drängt. Sie könnte nicht den ganzen Winter ruhelos umherirren und in den Wäldern nächtigen. Wenn, dann würde sie sich niederlassen und ein winterfestes Lager errichten müssen. Und wie komme ich zu Nahrung? Der Weg hierher was einsam und kein Haus war zu sehen. Die Siedlung dort... ja, ich komme immer wieder auf ein und dieselbe Lösung zurück. Warum nicht und weshalb sollte ich meiner Angst nachgeben? Wenn ich verhungert oder erfroren bin, dann wären der ganze Kampf, die Flucht und all die Jahre, die nun hinter mir liegen umsonst gewesen. Alleine der Gedanke daran, verfinstert ihre Miene. Niemals würde sie es zulassen, dass all dies umsonst gewesen wäre. Und eines Tages würde sie vielleicht Rache üben können, an jenen, die ihr die liebsten Menschen genommen haben. Doch der Tag ist noch fern, das weiß Aylen.

Sie bindet ihr Bündel wieder zusammen und legt es über ihre Schulter. Die Kälte sitzt immer noch tief in ihren Knochen, die eilig getanen Schritte haben daran nichts geändert. Und so verlässt sie beinahe lautlos und mit einem letzten Blick zurück, ihr Versteck unter den alten Bäumen und sucht sich ihren Weg durch das Dickicht. Selbst hier, im Innern des Waldes liegt dünner Schnee auf dem Waldboden. Ein Umstand, der Aylen Sorgen bereitet. Sie kann ihre Spuren nun nicht mehr verwischen, muss auf ihre Sinne vertrauen. Und diese lassen sie auch nicht im Stich. Nach einiger Zeit dringen Stimmen zu ihr herüber. Aylens Körper spannt sich augenblicklich an und ihre Hand tastet sorgsam nach dem Dolch. Doch ihre Augen können niemanden ausmachen und so setzt sie ihren Weg lautlos fort, in Richtung der Stimmen.

Die wenigen Wortfetzen, die zu ihr durchdringen, klingen fremdartig und sie kann ihren Sinn nicht verstehen. Pferdegetrampel mischt sich zwischen die Stimmen. Zwischen den Stämmen der Bäume hindurch scheint es weiß herein und Aylen ist nicht mehr weit vom Waldrand entfernt. Langsam geht sie in die Knie und setzt den restlichen Weg mehr kriechend fort. Dürre Sträucher bieten ein wenig Schutz und in einiger Entfernung und dennoch gut sichtbar für Aylen, kann sie nun auf die Gruppe da draußen auf dem Weg blicken. Genauso fremd wie ihre Worte, ist auch ihr Aussehen. Große Männer, stattlich und zu Pferde. Ganz anders als die Männer aus der Nomadengemeinschaft. Ab und an streift der Blick eines Mannes über die Bäume und in Aylens Richtung und instinktiv zuckt dieses zusammen, macht sich noch kleiner, als ohnehin schon. Wer sind diese Männer und was tun sie hier? Suchen sie nach ihr? Sie können niemand aus meinem Volke sein. Niemals wurde so eine Sprache bei uns gesprochen, oder gar solch Kleidung getragen. Doch was tun sie hier… Langsam und beinahe lautlos kriecht Aylen näher. Die Neugier treibt sie und so will sie zumindest ein paar mehr Blicke auf die Gruppe erhaschen und sich vergewissern, dass es sich nicht um ihre Verfolger handelt. Ein gefährliches Spiel, das weiß sie. Mit ihren Pferden würden sie ihr jedoch nicht durch den dichten Wald folgen können und ihre Beine sind flink. Gefährlich bleibt es dennoch. Aylens Herz schlägt bis zu ihrem Hals, je näher sie kommt. Ein dürres Gestrüpp und ein paar Bäume trennen sie nun nur mehr von der Gruppe. Doch, als sie dieses schutzbietende Gewächs beinahe erreicht hat,  verheddert sich ein dürrer Ast an ihrem Bein und gibt ein lautes Knacken von sich, bevor er endgültig bricht und zu Boden fällt. Aylen zuckt zusammen und bleibt regungslos verharrend liegen…


Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 05. Feb. 2005, 18:59 Uhr
Das Grau der Morgendämmerung ist bereits gewichen, und der Tag beginnt trostlos und kalt; sachte fallen Schneeflocken vom wolkenverhangenen Himmel und bedecken mühelos den gefrorenen Boden. Bereits nach kurzer Zeit sind die Wege nur noch undeutlich an den leichten Spurrinnen unter dem Neuschnee zu erkennen.
Die Reisenden sind noch immer unterwegs nach Talyra, und beinahe sind sie schon da, denn wann immer sie aus dem Wald heraus und auf einer Anhöhe sind, glauben sie in der Ferne die mächtigen Stadtmauern ausmachen zu können. Feranc reitet wieder hinter den Händlerwagen her, diesmal zusammen mit Thorir, und er wünscht sich, noch an diesem Tage das Verder Tor Talyra´s passieren zu können. Thorir, welcher neben ihm herreitet und vor sich hinstarrt, scheint den selben Gedanken zu haben wie er. >Wenn es so weiterschneit, werden wir nicht einmal heute in der Stadt ankommen.<
Feranc blickt ihn kurz an, den jüngsten von ihnen, ein Söldner von vielleicht zwanzig Zwölfmonden, und auch wenn er noch nicht diese Lebenserfahrung hat, so scheint er doch seinem Alter voraus. Feranc nickt nach einer Weile, auch wenn Thorir ihn nicht ansieht. "Da dürftest du gewiß Recht haben. Ich bin auch nicht gerade erfreut darüber...der Lohn wird ansteigen müssen, wenn es noch mehr als eine Nacht dauert."
Feranc´s Brandschimmel schnaubt auf, und im selben Moment gerät die Gruppe etwas ins Stocken, als einer der Händlerwagen in einem gefrorenen Schlagloch hängenbleibt. Während einer der Händler lautstark seine Knechte antreibt, den Wagen zusammen mit dem Ochsen aus der Kuhle zu ziehen, stehen die beiden Söldner geduldig hinten an und beobachten Halag, wie er vorne bemüht ist, alles im Auge zu behalten.
>Er wird nicht erfreut sein darüber, wenn wir mehr Lohn verlangen. Vielleicht kann er ihn nicht einmal zahlen,< bemerkt Thorir und zeigt dabei auf jenen Händler, welcher ihnen die erste Hälfte der Bezahlung ausgehändigt hatte. Feranc folgt seinem Fingerzeig, und sein Gesicht scheint bei dem Gedanken etwas unterkühlt. "Er soll sich wagen dann etwas zu verweigern," ist alles, was er antwortet, als es auch weitergeht. Der Wagen scheint nicht beschädigt zu sein, das Rad ist heil, und so setzen sich erst die vorderen Wagen in Bewegung, ehe auch die beiden Söldner folgen. Allerdings zügelt Thorir seinen Rappen kurz darauf wieder, und auch Feranc tut es ihm gleich.
>Nein warte.<
"Was ist...?" fragt er etwas trocken, während Thorir lauscht und sich umsieht. Sein Pferd scheut leicht und tänzelt umher, und auch Feranc´s Blick wandert über die Büsche und Sträucher nahe des Weges. Thorir zuckt mit den Schultern. >Ich dachte nur...<
Einige Schritte kommen die Pferde weiter, als es im Unterholz knackt und beide Söldner gleichzeitig ihre Pferde zügeln und sie herumlenken, dorthin wo das Geräusch erklang. Die Händlerwagen ziehen derweil unbeirrt weiter, was jedoch kein Problem ist, denn die beiden Reiter würden sie schnell wieder einholen können. Misstrauisch zuckt Feranc´s Hand sofort an sein Schwert, welches am Waffengürtel an seiner Seite hängt, und sie erkennen hinter einigen Bäumen im Unterholz eine Gestalt, geduckt im schnee. Thorir greift herüber und will gerade sein Schwert ziehen, denn auch er hat die Gestalt am Boden erkannt, doch Feranc streckt seine Hand in seine Richtung und zeigt ihm, dass er innehalten soll. Thorir befolgt es irritiert, und Feranc reitet langsam voran. Die Gestalt liegt mitten im Schnee, gut auszumachen mit ihrer dunklen Kleidung in den neugefallenen Weiß, und im selben Moment fragt sich Feranc, was das alles bedeuten soll. Thorir reitet nahezu auf seiner Höhe, und sie sind nun durch die Bäume hindurch und scheinen die Gestalt etwas aufzuschrecken, denn sie kehren keineswegs wieder um. >Vielleicht sind noch mehr hier,< spricht Thorir leise in seine Richtung, wenngleich sie auch sonst niemanden erkennen können. Feranc nimmt sich vor, das gleich herauszufinden. "Zeigt Euch! Und versucht nicht uns anzugreifen, wir sind bewaffnet." Als er dies unmissverständlich klarmacht, führt er sein Pferd so nahe wie möglich heran und kann vor sich eine Frau oder ein Mädchen ausmachen. Schwarzes, wenn auch verschneites Haar und grüne Kleidung. Was zum Teufel macht sie hier bei diesem Wetter im Schnee...? fährt es ihm durch den Kopf, als ihm klar wird, dass sie wohl alleine ist.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 05. Feb. 2005, 20:42 Uhr
Aylen wagt nicht zu atmen, kein weiteres Geräusch mehr zu machen. Doch das Rauschen ihres Blutes und das Pochen des Herzens erscheinen ihr wie Donnergrollen in dem einsamen Wald, in dessen Schutz sie weiterhin hätte bleiben sollen. Die Zeit sich selbst zu schelten ist nun allerdings alles andere. Doch es dauert noch einen Augenblick, ehe Anzeichen an ihr Ohr treffen, dass sie Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Nur kurz hebt sie ihren Kopf hoch und muss mit Schrecken feststellen, dass ihre Vermutungen ganz und gar nicht richtig waren. Zwei Männer kann sie nach diesem kurzen Blick ausmachen, auf hohen Rössern und sie kommen in ihre Richtung. Die Huftritte der Pferde lassen den Waldboden, auf dem Aylens Kopf nun liegt, immer wieder erzittern und ihre Intensität nimmt mit jedem Schritt zu. Wieder fremde Stimme und noch mehr fremde Worte, deren Sinn die junge Menschenfrau nicht versteht. Ihr erster Gedanke gilt jenem der Flucht. Doch die Reiter würden ihr folgen. Im Dickicht wäre ich sicher, ich bin schnell und der Weg dorthin ist ihnen unbekannt. Doch ihre Pferde…

Sie kommt nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu denken, als eine eindringliche Stimme durch den stillen Wald zu ihr herüber getragen wird. Die Lautstärke und der Tonfall lassen für Aylen keinen Zweifel offen  - sie ist gemeint. Doch was soll sie mit diesen Worten und mit diesen fremden Menschen. Zumindest ihre Verfolger kann sie ausschließen, doch bedeutet dies keineswegs Vertrauen oder gar Sicherheit für diese ruhelose Seele. Wieder Schritte und Aylen kann förmlich spüren, wie sich fremde Blicke auf ihre Gestalt heften, ihren Umhang durchdringen. Die Hand, welche den beiden Männern abgewendet ist, gleitet leise und unauffällig zu Aylens Dolch und umschließt den Knauf des kalten Eisens fest. Doch noch zögert sie ihn zu ziehen. Noch ist es zu gefährlich ihren Trumpf und somit ihre Verteidigung zu offenbaren. Alle beiden Männer sind von großer und starker Statur – würde es zu einem Kampf kommen, würde auch der Dolch Aylen nicht retten.

Unmerklich beginnt ihr Körper zu zittern. Ob aus Angst oder Kälte ist schwer zu sagen, doch es nimmt zu und wird zu einem weiteren Unsicherheitsfaktor, der Aylen zu schaffen macht. Einen Moment lässt sie noch verstreichen, ehe sie sich langsam auf die Knie erhebt, den Kopf gebeugt, jedoch gerade so erhoben, dass sie den Mann zumindest schemenhaft wahrnehmen kann und auf ihn reagieren kann, wenn es notwendig sein sollte. Aus den Augenwinkeln heraus kann sie auch den zweiten Reiter ausmachen. Auch wenn ich alleine bin, sollten sie sich nicht auf der sicheren Seite wissen… , schießt es Aylen durch den Kopf. Doch sie weiß, dass sie keinerlei Chance haben würde. Sich ergeben? Was, wenn diese Männer gar nichts Böses wollen? Bei dem Gedanken daran, muss sie feststellen, dass sich zwischen ihre Angst und Unsicherheit auch noch etwas Anderes drängt. Etwas, dass bis jetzt noch nicht zu Tage getreten war. Und langsam blickt mit ihren dunklen und weit aufgerissenen Augen zu dem Mann, der eben zu ihr gesprochen hat. Ihre Blicke treffen sich und verharren einen Augenblick lang ineinander. Aylen wird unsicher und ihre Hand unter dem Umhang umgreift nur noch fester den Knauf des Dolches. Vorsichtig und mit bedacht kommt sie wieder zum Stehen. Ihre geringe Größe macht sicherlich alles andere als einen erschreckenden Eindruck auf diese beiden Reiter und ihre Pferde oder treibt sie gar in die Flucht. Aber genau das hat Aylen beabsichtig. Sollen sie nur denken, dass von ihr keinerlei Gefahr ausgeht. Wenn sie so schon keinerlei Ausweg aus ihrer Lage sehen kann, dann lässt sie der Gedanke an einen überraschenden Angriff aus Notwehr doch hoffen - aber nur, wenn es notwendig werden würde.

Immer noch zittert sie leicht, ihren Blick hat sie nun auf die Hände des Mannes gerichtet. Ein leichter Wind kommt auf und zieht gespenstisch seine Fäden um die kleine Gruppe. Der anfängliche Sonnenschein wurde von dunklen Wolken verschlungen, die nur noch mehr der weißen und weichen Flocken vom Himmel fallen lassen.
Aylens Füße warten nur auf einen Befehl, um loszulaufen und zu fliehen. Doch ihr Kopf sieht davon ab. Es wäre sinnlos, doch reagieren wird sie müssen. Und so hebt sie langsam ihre andere Hand, weit weg von ihrem Körper, damit sich die Männer auch nicht in Gefahr wissen, und schließt dann damit ihren Umhang enger. Dann lässt sie die Hand auf ihrer Brust ruhen. Leise und langsam formen ihre Lippen dann die Zeichen ihres Namens.
„A-y-l-e-n.“ Mehr kommt nicht über ihre Lippen, mehr würden sie nicht verstehen. Und so hofft sie, dass die Männer auch so verstehen, sie ziehen lassen oder aber ihr nicht antun. Sie würde es nicht auf einen Kampf ankommen lassen, aber sie ist scheu und in diesen Moment wie ein wildes Tier, welches kurz davor ist, Reißaus zu nehmen und alles niederzutrampeln, was sich ihm in den Weg stellt. Egal, ob es nun über genügend Kräfte verfügt oder nicht. Einzig das eigene Leben ist wichtig, und dieses gilt es zu schützen. Doch auch wilde Tiere wurden schon besänftigt und dieses seltsame Gefühl, dass sich beim Anblick der beiden Männer und dem Erklingen der Stimme bei Aylen eingestellt hat, wird stärker. Sie mahnt sich wachsam zu sein, nicht zu vertrauen, doch kann sie nichts Böses ausmachen, das die beiden Reiter hierher geführt haben könnte – und so bleibt sie, anstatt zu fliehen, vorerst.


Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 06. Feb. 2005, 00:15 Uhr
Die beiden Söldner schweigen, als die Fremde sie ängstlich anstarrt, ehe sie nach einer Weile schließlich doch langsam auf ihre Füße kommt. Ihre ganze Kleidung ist voll Schnee, und langsam schließt sie den Umhang fester, so als wolle sie keine falsche Bewegung machen. Feranc wundert sich etwas darüber, wie sie sich verhält. Es macht ihn etwas misstrauisch, doch würde er sie nicht als Gefahr einstufen. Er steht mit seinem Pferd einige Schritte von ihr entfernt, Thorir steht weiter hinter ihm, und Feranc scheint förmlich zu spüren, dass der Söldner ihm fragende Blicke in den Rücken bohrt.
Die Frau legt eine Hand auf ihre Brust, und während sie ihm direkt in die Augen blickt, sagt sie in überaus deutlichen Worten >A-Y-L-E-N<. Feranc´s Pferd steht ungeduldig da, wackelt zweimal mit dem Kopf, sodaß das Zaumzeug klappert. Die Situation wirkt fast schon irrsinnig, und Feranc kann nicht anders, als sie erst mit hochgezogenen Augenbrauen anzustarren. Er wirft einen Blick nach hinten zu Thorir, welcher ihn ratlos ansieht; dann wendet er sich wieder der Frau zu, die seiner Meinung nach den Eindruck macht, als würde sie dem Henker höchstpersönlich ins Auge blicken.
"Aylen? Euer Name ist Aylen...?"
Etwas anderes kann er sich im Moment nicht dabei denken, und eher ratlos überlegt er, was er nun tun sollte. Die Frau scheint nicht von hier zu sein, und ihr Misstrauen ist unübersehbar. Er hört wie Thorir sein Pferd etwas näher lenkt und blickt sich wieder nach ihm um. >Ich sage Halag Bescheid.<
Feranc nickt, und Thorir reitet hastig davon, den Händlern hinterher, welche nicht einmal mehr zu hören sind. Als die Hufschritte verklungen sind, schaut er wieder auf die Frau hinab, und er weiss dass er sie zumindest nicht so einfach stehen lassen kann. Er selbst war einmal ein Fremder in diesen Landen gewesen, vielleicht ist er das auch immer noch in gewisser Weise, und eine Frau würde er bei diesem tödlichen Wetter nicht alleine ziehen lassen.
"Wollt Ihr uns begleiten? Wir reiten in die nächste Stadt." Innerlich weiss er, dass sie ihn wohl nicht sonderlich versteht, und zum Nachdruck zeigt er noch einmal in die Richtung, in der Talyra liegt, in der Hoffnung sie würde wissen was er meint. Dann steigt er von seinem Pferd und geht vorsichtig einen Schritt auf sie zu. Sie wirkt als wolle sie jeden Moment davonrennen, und so bleibt er erstmal stehen, damit sie nichts falsches denkt.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 06. Feb. 2005, 13:28 Uhr
Das Klappern des Zaumzeuges lässt Aylen einen Schritt zurückweichen. Es hat etwas Bedrohliches, klingt wie Waffen, die aufeinander schlagen oder andere Mörderinstrumenten, die zu gerne dafür verwendet werden, andere Leben auszulöschen – zumindest in ihren Ohren und in just diesem Moment. Regung kommt in das Gesicht des Mannes, der zu ihr gesprochen hat und dies auch nun wieder tut. Aylen kann ihren Namen verstehen. Auch der Tonfall hat sich nun verändert, wirkt weit weniger harsch und bedrohlich. Aber dennoch versteht sie nicht was Feranc sagt. Ihren Namen jedoch hat er deutlich und richtig ausgesprochen und so nickt Aylen zögerlich mit ihrem Kopf, spricht noch einmal, wenn auch deutlich leiser ihren Namen.
Ihr Herz schlägt nun merklich ruhiger, doch dies ändert sich abrupt, als sich Thorir sich mit seinem Pferd nähert. Wieder weicht Aylen ein Stück weit zurück, den Umhang krampfhaft geschlossen haltend. Ihr Körper hat eine etwas gebückte Haltung eingenommen und ihr schwarzes Haar fällt in Strähnen vor ihr Gesicht. Doch der zweite Reiter kommt nicht näher, sondern verlässt Feranc und Aylen, nicht ohne sich wieder der fremden Sprache bedient zu haben.

Ungläubig starrt die junge Frau nun auf Feranc, welcher sie in Augenschein nimmt. Ihre Füße sind bereits eiskalt und sie zittert am ganzen Körper. Lange würde sie so nicht mehr stehen können. Ihre Kleidung und vor allem ihr Schuhwerk sind für solche Gefilde nicht geschaffen. Wie sehr würde sie sich nun nach einem warmen Feuer sehen, oder zumindest trockenen Kleidern. Doch die Stimme des Fremden bewahrt sie davor, sich diesen Träumen oder Wünschen gar hinzugeben. Fragend und hilflos blickt sie durch ihr Haar auf, durchstöbert ihre Erinnerungen nach Worten, die vielleicht ganz ähnlich klingen. Und sie wird fündig. „Sch-a-t?“ Doch was soll es bedeuten? Dann folgt ihr Blick dem Fingerzeig Ferancs. Widerwillig lässt sie seine Person aus den Augen und wendet sich ein Stück weit zur Seite. Doch dann macht Feranc eine neue Bewegung für Aylen und steigt von seinem Pferd. Aylen schreckt zurück, hebt abwehrend ihre Hand. Immer noch ruht die andere auf ihrem Dolch, sie würde ihn ziehen, wenn es notwendig wäre. Komm nicht näher, bitte. Bleib stehen, bleib stehen… Als würde er ihr Flehen hören können bleibt er tatsächlich stehen. Immer wieder hebt und senkt sie beschwichtigend ihre Hand und bedeutet ihm so, stehen zu bleiben. Unruhig  suchen ihre Augen Feranc ab, doch ausser seiner Nähe braucht sie im Moment nichts beunruhigen. Waffe hat er keine gezogen, doch wer weiß, ob er nicht ebenso sein verstecktes Spielt spielt, wie Aylen. Trotzdem blickt sie nun wieder in die Richtung, in die Feranc eben gezeigt hatte. Doch außer Bäumen und Wald ist hier nichts. Was meint er damit?

Aylen zuckt mit den Schultern, will sich ihm schon wieder zuwenden. Doch sie hält inne. Im Schnee kann sie zumindest Ansatzweise ihre eigenen Spuren erkennen und somit auch den Weg den sie hierher genommen hat. Dann blickt Aylen hinauf zu den Kronen der Bäume, die an warmen Tagen wohl von einem dichten Blätterdach geschützt sind. Doch die Sonne ist verschwunden, sie muss sich auf ihren Instinkt verlassen. Wieder betrachtet sie die Spur auf dem Boden und verfolgt im Geiste ihren Weg zurück zu ihrem Nachtlager. Und dann scheint sie zu verstehen. Langsam macht sie einen Schritt auf Feranc zu und denkt nach, wie sie ihm zu verstehen geben soll, was sie meint. Zitternd malt ihre Hand Rauchschwaden und den Tanz des Feuers nach. Doch wie soll jemand verstehen, der nicht weiß, was damit gemeint ist. Aylen gibt nicht auf, zeigt ein wenig aufgeregt wieder in die Richtung, wiederholt ihre Malerei immer und immer wieder. Sie sieht nicht, ob Feranc versteht, fährt einfach fort.
„Im gon do den Sch-a-t! Im gon do den Sch-a-t!“ Als würde sie den Verstand verlieren, fällt sie plötzlich wieder auf den schneebedeckten Boden und malt dort weiter. Neben die Rauchschwaden und die Feuerflammen malt sie Hütten, schemenhafte Menschen und Waffen. Zögernd hält sie dann inne und starrt auf das Bild. Das Zittern wird stärker, während ihre Hände sich in dem kalten nassen Schnee eingraben.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 06. Feb. 2005, 15:01 Uhr
Während all dies geschieht, weicht die Frau bei jedem Geräusch und jeder Bewegung zurück, und als Feranc so dasteht und daran ist, auf sie zuzugehen, ist er sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie vielleicht doch eine Waffe unter ihrem Unhang verbirgt. Leise sagt sie noch einmal >Aylen<, und während sie nickt, sieht er sich mit seiner Vermutung bestätigt, dass es ihr Name ist.
Doch damit ist es noch nicht getan; weiterhin ist er etwas ratlos, was er tun soll. Die Frau macht einen verwirrten Eindruck, vielleicht ist es aber noch die Angst und die Kälte, die sie so dastehen läßt, gebeugt und das Haar wirr in ihrem Gesicht. Auch wenn sie in ihren Umhang gehüllt ist, bemerkt er dass sie zittert, und bei einem Blick auf ihre Schuhe, die man im aufgewühlten Schnee erkennen kann, ist das auch bei weitem kein Wunder. Nachdem sie ihm hastig klargemacht hat, dass er nicht näher kommen soll, scheint sie angestrengt zu überlegen. Feranc steht immer noch still da, und etliche Schneeflocken haben sich bereits auf seinen Umhang und seinen Helm gelegt; Aylen kommt überraschender Weise etwas näher, mit ihrer Hand in die Luft malend, und sie zeigt aufgeregt in den Wald, malt wieder in der Luft, obwohl er nicht genau weiss, was sie damit meint.
>Im gon do den Sch-a-t! Im gon do den Sch-a-t!< sagt sie hastig, fällt wieder zu Boden auf ihre Knie, malt aufgeregt mit ihrem Finger im Schnee, so als wüsste sie plötzlich was er meint, und sie will es ihm so zeigen. Da Feranc jedoch einige Schritte entfernt steht, läßt er den Zügel in seiner Hand los und geht vorsichtig und langsam auf die Frau am Boden zu; die Hände im Schnee vergraben, knieht sie da und starrt hinunter auf die wüsten Abdrücke im Schnee, ihr schwarzes Haar hängt wirr herunter, und sie zittert mittlerweile wie Espenlaub. Feranc geht ganz langsam in die Hocke, so als würde er sich einem scheuen Tier nähern, und ist jetzt bei ihr angelangt. Er versucht zu entziffern, was sie dort in den Schnee gemalt hat, doch im Grunde ist es unwichtig, denn er ist sich sicher, dass sie die Stadt meint. Er nickt, damit sie weiss dass er versteht, und er gibt ihr mit der Hand zu verstehen, dass sie ihn ansehen soll. Dann weist er zurück und zeigt auf sein Pferd, welches immer noch dasteht und am Boden herumscharrt, in der Hoffnung unter dem Schnee noch etwas Gras zu finden.
"Das Pferd...ich nehme dich mit. Du brauchst keine Angst haben, ich tu dir nichts." Er versucht so beruhigend wie möglich auf sie einzureden, und auch wenn sie ihn nicht versteht, so würde sie doch wenigstens verstehen dass er ihr helfen will. Er streckt seine Hand nach ihr aus und wartet, dass sie diese Geste nicht falsch versteht, sondern ihm folgt. Würde sie es nicht tun, und seien ihre Erfahrungen auch noch so schlimm, dann wäre es bei der Kälte ihr Todesurteil.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 06. Feb. 2005, 17:06 Uhr
Immer noch starrt sie wie gebannt auf ihr Bild, als Feranc sich nähert und so hört sie ihn auch nicht kommen, gerät nicht wieder in Panik. Sie bemerkt nur den Schatten aus ihren Augenwinkeln heraus, verharrt jedoch wie erstarrt kniend in dem kalten Schnee. Aylen presst ihre Lippen aufeinander, um das Zittern zu unterdrücken, als Ferancs Hand in ihr Blickfeld kommt. Zwischen ihren Haaren hindurch folgt sie der Bewegung seiner Hand und blickt in die Richtung des fremden Mann, sieht deutlicher als vorhin seine Augen, die nun wieder auf ihr ruhen.

Sein Nicken beruhigt sie. Er versteht, er versteht, was ich ihm sagen will. Dort hinten ist eine Stadt und du kennst sie. Ja, du kennst sie. Dort ist es warm und geschützt… aber es sind auch Menschen dort. Menschen wie du? Bohrend wird Aylens Blick mit einem Male. Noch einmal stellt sie im Geiste diese Frage an Feranc und versucht während dessen aus seinen Augen zu lesen. Doch was sie darin findet ist für sie fremd, aber nicht beängstigend. „Förd“, wiederholt sie leise und dann, „nehm mi ângt.“ Ihre dunklen Augen blicken hinüber zu Ferancs Pferd, das ungeduldig auf seinen Herrn zu warten scheint, und dann wieder zu ihm. Die Entfernung zu ihm ist schon beträchtlich weniger geworden und es ist verwunderlich, dass Aylen dies zulässt. Die unsichtbare Grenze, welche sie sonst um sich zu ziehen pflegt, hat er schon lange überschritten und das erste Mal seit langer, langer Zeit spürt sie die Angst ein wenig weichen.

Aber noch ist sie vorhanden und so erschrickt Aylen im ersten Moment, als Ferancs Hand sich ihr nähert. Ihr Blick senkt sich sogleich und sie zieht ihren Kopf zwischen den Schultern ein. Hastig löst sie ihre Hände aus dem kalten Schnee und streicht fahrig über ihren Umhang. In einer Mischung aus Erregung, Neugier und Argwohn, betrachtet sie Ferancs Stiefel, seine Beinkleider und dann wieder seine Hand, die immer noch regungslos verharrt. Und dann tut Aylen etwas, dass sie selbst wohl am allermeisten überrascht. Zögernd hebt sie ihre Hand und führt sie in Richtung der Seinigen. Ganz leicht berührt sie damit die Kuppen seiner Finger und hält dann inne. Ihr Blick hat seine Augen wieder gesucht und liegt nun fragend auf ihm. Wenn sie ihm schon vertrauen soll, dann will sie wenigstens seinen Namen wissen. Doch was hat er überhaupt vor? Ihre andere Hand legt sie kurz auf ihre Brust, hebt sie wieder und zeigt dann auf Feranc.

„A-y-l-e-n, êmen oi nè tu?“ flüstert sie dann leise und immer noch zitternd. Es mögen nur einige wenige Augenblicke sein, in denen sich dies alles abspielt, doch für Aylen erscheinen sie wie die Ewigkeit. Schon lange war es her, dass jemand versucht hat ihr Vertrauen zu gewinnen und sie sich sicher war, dass dieser Mensch ihr nichts Böses will. Und dennoch meldet sich immer wieder ein leises Stimmchen, welches sie mahnt, trotz allem wachsam zu bleiben.    

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 06. Feb. 2005, 18:31 Uhr
Als Feranc versucht hatte ihr klar zu machen, was er meinte, hatte sie ihn mit ihren dunklen Augen fragend angesehen, ein Blick unschuldig und ängstlich zugleich aus zwei Augen fast so schwarz wie Ebenholz. Wieder hatte sie etwas gesagt in einer Sprache, die er nicht kennt, geschweige denn versteht. Und als er schließlich seine Hand ausstreckte, war da wieder diese Angst, die sie zu übermannen schien, als sie sogleich ihren Kopf zurückzog.
Doch Feranc streckt beharrlich seine Hand aus, und auch wenn sein Gesicht emotionslos wirkt, so sprechen seine dunklen Augen doch eine andere Sprache. >Vertrau mir< scheinen sie zu sagen. Aylen jedoch scheint innerlich zu kämpfen, hält ihm dann jedoch ihre Hand entgegen. Feranc spürt, wie ihre Finger sachte die Spitzen seiner Handschuhe berühren, und erst kann er nicht anders als auf ihrer beide Hande zu starren; doch sie blickt ihn wieder fragend an, nimmt dann ihre von der Kälte fast blaue Hand fort und legt sie sich auf die Brust. >A-y-l-e-n, êmen oi nè tu?< hört er sie zitternd flüstern.
Er läßt langsam seine ausgestreckte Hand sinken und senkt kurz den Kopf, eine hilflose Geste, da sein Vorhaben zumindest teilweise gescheitert ist. Dabei muss er kurz lächeln und deutet ein Kopfschütteln an, da ihm die Situation völlig fremd ist, und dennoch ist er so davon gefesselt, dass er nicht einfach aufstehen und sie hier sitzen lassen kann. Er ließ in der Vergangenheit zwar oftmals seine Gefühle beiseite, und er hatte bisher sicherlich nicht jedem geholfen, der seiner Hilfe bedurfte, doch dieses hier scheint ihm etwas anderes zu sein.
Er hebt wieder den Kopf und blickt sie ratlos an. Mädchen, ich verstehe doch nicht was du sagst... Doch schließlich, und nicht nur weil sie ihn noch immer fragend ansieht und scheinbar auf eine Reaktion wartet, legt auch er eine Hand auf seine Brust, wenn auch eher zögerlich, und hofft dass es das ist, was sie zu wissen verlangt. "Feranc...Dragan - Feranc.", antwortet er deutlich und fragt sich, ob sie ihm jetzt folgen würde. Die Händler würden nicht erfreut sein, und wenn er die Reise allzu lange aufhält, dann würde dabei am Ende kein Lohn mehr für ihn herausspringen. Er wendet sich noch einmal um und zeigt in Richtung des Hengstes. "Pferd. Ich nehme dich mit, auf dem Pferd."
Dann erhebt er sich aus seiner Hocke, blickt sie abwartend an und geht dann langsam zu seinem Brandschimmel, nimmt den Zügel des Pferdes und winkt dann erwartungsvoll zu Aylen rüber, mit der Aufforderung dass sie ihm folgen soll.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 13. Feb. 2005, 16:33 Uhr
Wieder mustert Aylen den fremden Mann eindringlich, als dieser seinen Kopf senkt. Sie folgt dieser Geste und beugt sich ein wenig nach unten, um seine Mimik zu sehen. Doch enttäuscht richtet sie sich wieder auf, als sie das leichte Kopfschütteln bemerkt. Warum nicht? Du weißt nun, wer ich bin. So nenne mir deinen Namen, Fremder. Mache dich nicht ebenso zu einem Namenlosen, von welchen es schon viele auf meinen Wegen gab.
Wie gerne würde sie ihm diese Worte sagen, ihm zu verstehen geben, weshalb ihr dies so wichtig ist. Doch so bleibt nur der Ausdruck in ihren Augen, deren Blicke bittend und flehend nicht von Ferancs Gesicht weichen.
Doch dann tut er es ihr nach und legt ebenfalls seine Hand auf seine Brust. Über Aylens Gesicht huscht der leise Anflug eines Lächelns, während sie auf Ferancs Lippen starrt und lautlos versucht, sein Gesagtes zu wiederholen. „Ferrank“, sagt sie dann leise und nickt. Dann zeigt Feranc in Richtung seines Pferdes und spricht wieder Worte, die sie nicht versteht. Sie blickt abwechselnd zwischen Feranc und dem Hengst hin und her, ehe Feranc sich erhebt und die wenigen Schritte zu seinem Pferd zurückgeht. Aylen verharrt in ihrer Stellung und blickt ihm traurig hinterher. So kurz sollte diese Begegnung also sein? Dabei verspürt sie das erste Mal seit langem so etwas wie Vertrauen, wenn sie überhaupt noch weiß, wie sich das besagte Gefühl definieren lässt oder gar anfühlt. Doch sein Blick ist ganz anders, zeugt nicht von Abschied. Und zögernd erhebt sich Aylen, klopft ein wenig den Schnee von ihren Beinen. Vorsichtig kommt sie auf Feranc zu und zeigt auf das Pferd. Dann dreht sie sich ein wenig seitlich zu ihm und zeigt in die andere Richtung, in die, aus der die beiden Reiter vor einiger Zeit zu ihr gekommen waren. Wenn er den Weg zu dieser Siedlung einschlägt… vielleicht könnte ich seinen Weg begleiten. Oder habe ich mich zu weit vorgewagt? Plötzlich wird sie wieder unsicher und blickt zu Boden. Spielt der Verstand ihr einen Streich, oder kann sie tatsächlich vertrauen? Sie sucht wieder die Worte zusammen, die Feranc eben zu ihr gesagt hat und überlegt angestrengt. Dann wispert sie leise vor sich hin.
„Färd, im gon do den Schat.“ Es ist die Kälte, die sich in ihrem Körper festgesetzt hat, die sie mehr und mehr zu einer Entscheidung drängt. Dann blickt sie wieder auf zeigt mit ihrer zittrigen Hand zuerst auf Feranc und dann auf sich. „Im gon do den Schat, men Ferrank. Emên den Aylen Ferank sen gud!“ Sie weiß nicht, dass Feranc das Angebot, sie mitzunehmen bereits gemacht hat, doch vermutet sie nun, dass ihr Wort ‚Färd’ für den Hengst steht und dass sie möglicherweise an Ferancs Seite ihren Weg fortsetzen könnte. Ihre Worte würden wohl nicht verstanden werden, aber vielleicht spricht Aylens Blick für sich, den sie Feranc schenkt und ihm so eine gewisse Zuneigung und aus dieser resultierend Vertrauen schenkt. Sie würde dankbar sein, wenn er sie begleiten würde - oder eben umgekehrt.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 14. Feb. 2005, 00:14 Uhr
Feranc nimmt den Brandschimmel beim Zügel, und mit einem Blick zu Aylen stellt er erfreut fest, dass sie ihm wohl folgen wird, als sie sich so den Schnee von den Beinen wischt und in Richtung Stadt zeigt. Sie kommt auf ihn zu, und der Hengst schnaubt kurz auf als würde er die fremde Person begrüßen wollen; Aylen zittert vor Kälte am ganzen Körper, und Feranc muss sich zusammenreißen, jetzt keinen falschen Schritt zu tun, um ihr zu helfen und sie nicht zu verschrecken.
>Im gon do den Schat, men Ferrank. Emên den Aylen Ferank sen gud!< sagt sie dann, und sie steht fast vor ihm, mit einem Blick in ihren Augen der sein Vorhaben sie aus diesem kalten Wetter zu bringen nur gerechtfertigt. Feranc nickt, obwohl er nichts von den Wörtern versteht. "Ja natürlich," sagt er schnell und geht dann an sie heran. Aylen weicht erst etwas zurück, doch sein beruhigender Blick scheint ihr nicht entgangen zu sein; er legt eine Hand leicht auf ihre Schulter und drückt sie vorsichtig aber bestimmt näher an das Pferd heran. Ihr Widerstand ist gering, wenn auch nicht unbemerkt. Feranc zieht den Schimmel etwas mehr heran, sodaß er nun direkt vor ihr steht mit der Längsseite zugewandt, und legt ihr wieder eine Hand an die Schulter. "Keine Angst...steig da hinauf."
Ich weiß, auch wenn es dir vielleicht unangenehm sein sollte...einen anderen Weg von hier wegzukommen gibt es nicht.
Er hilft ihr hinauf indem er sie absichert, als sie einen ihrer schneebedeckten Schuhe in den Steigbügel stellt, und eher umständlich kommt sie schließlich obenauf zum sitzen. Der Hengst bleibt geduldig stehen, wenn auch seine Ohren wachsam lauschen. Da Aylen nun weit genug vorne im Sattel sitzt, und zwar so wie es die Männer für gewöhnlich tun und nicht die Damen, steigt auch Feranc auf und sitzt direkt hinter ihr. Ihm selbst ist es fast schon unangenehm, denn er kann ihre Anspannung förmlich spüren, doch eine andere Lösung ist nicht gegeben. Als er nun einen Arm an ihre Seite legt und mit dieser Hand die Zügel hält, gibt er dem Hengst sachte die Sporen, und sie reiten los, wobei er hofft, dass sie sich am Sattel oder zumindest an der Mähne des Schimmels festhält. Bei jedem Galopp wehen ihre schneenassen Haare in sein Gesicht, und sie kann sich scheinbar kaum halten, sei es wegen der Kälte oder wegen des harschen Ritts durch den aufwirbelnden Schnee.
Feranc lenkt den Hengst auf den Weg, und es dauert eine Weile, ehe sie die Händler wieder siehen können. Die kleine Gruppe hatte längst Halt gemacht, und die anderen beiden Söldner stehen hinter den Wagen und blicken ihnen entgegen, als sie bei ihnen ankommen. Während Thorir eher überrascht aufgrund Feranc´s Begleitung wirkt, scheint Halag misstrauisch. Der Brandschimmel hält bei ihnen an, und Halag´s Gesicht spricht Bände. >Das ist nicht dein Ernst.<
Feranc´s Blick huscht flüchtig über die Händlerwagen; beisammen sind sie alle, und Händler wie auch Knechte mustern sie neugierig und mit fröstelnden Gesichtern. Dann erwidert er standhaft Halag´s Blick, und als er antwortet, tänzelt sein Pferd nervös umher. "Natürlich ist es mein Ernst. Aber sprich nicht weiter, ich will es nicht hören." Er lenkt den Hengst langsam vorbei, und bei den Händlerwagen steigt er ab und diskutiert kurz mit einem der Händler; dieser lässt sich schließlich überreden, Aylen mit auf den Wagen zu nehmen, und den Aufwand von seinem Lohn abzurechnen. Die Stimmung jedoch scheint etwas gedrückt, da er die Reise bereits viel zu lange aufgehalten hatte und der Schnee nicht minder vom Himmel rieselt. Feranc geht wieder zu seinem Pferd und schaut zu Aylen hinauf. Zumindest hatte er erreicht, dass sie nicht im Larisgrün erfriert, sondern vielleicht schon heute in der Stadt ankommt. Mit der linken Hand hält er wieder die Zügel, mit der rechten streicht er kurz über den Hals des Pferdes, ehe er sie wieder Aylen hinhält. "Ich helf´dir hinunter." Vertrauensvoll blickt er sie an, und auch wenn sie ihn nicht versteht, spricht er dennoch weiter, vielleicht nur um sie etwas zu beruhigen. "Du fährst am besten auf dem Wagen mit, das ist bequemer und du kannst etwas schlafen." Dass er sie nicht mehr höflich anredet, erscheint ihm in dieser Situation bedeutungslos; dass sie versteht was er meint ist in diesem Fall wichtiger.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 21. Feb. 2005, 16:17 Uhr
Alles was nun geschieht, passiert für die erschöpfte Frau, wie in einem ihrer Träume. Feranc geht behutsam vor, nutzt ihre Nähe nicht aus und lässt ihr Zeit. Soviel Zeit, wie eben für Aylen von Nöten ist. Erst zögert sie und will das alles nicht so recht mit sich geschehen lassen, dabei hatte sie ja bereits den Entschluss gefasst mit ihm in Richtung dieser Stadt zu gehen. Doch ohne Zwischenfall oder zerbrochenes Vertrauen sitzt Aylen nun vor Feranc auf dem Hengst und die gleichmäßigen Bewegungen wirken beruhigend, wenn auch der Ritt keineswegs sehr ruhig ist. Durch holprigen Weg im Wald, geht es hinaus den freien Weg nahe dem Waldrand. Anfangs war es seltsam gewesen und als Feranc Anstalten machte, seinen Arm an ihre Seite zu legen, will sie schon mit ihrer Hand abwehren. Doch nun ist sie froh darüber. Ist so doch gewährleistet, dass sie nicht einfach vom Pferd fällt. Ihre zitternden und von der Kälte bereits tauben Finger finden nicht sehr viel Halt in der Mähne des Pferdes. Doch mit jedem Schritt, welchen der Hengst die beiden näher zu der Händlergruppe bringt, von der Aylen noch nichts weiß, desto sicherer fühlt sie sich. Jetzt wo sie ihre eigenen Beine nicht mehr tragen müssen, fordert auch die Erschöpfung ihren Tribut und so kann sie nichts mehr dagegen tun, als sich ihr schmächtiger Körper gegen Feranc lehnt und sich ihre dunklen Augen immer wieder für den winzigen Bruchteil eines Momentes schließen.

Doch zu dem angenehmen Geräusch der Hufe und somit der Tritte, mit denen sich der Hengst seinen Weg durch den Schnee bannt, mischen sich plötzlich Stimmen. Anfangs sehr leise und Aylen ist bereits viel zu erschöpft, als dass sie ihre Augen sofort geöffnet hätte. Doch die Stimmen werden lauter und erschrocken blickt sie auf. Sie nähern sich gerade der Händlergruppe, als Aylens Hand Ferancs Arm packt, mit dem er sie festhält. Unruhe beschleicht sie und auch wenn sie nach nur wenigen Blicken erleichtert feststellen kann, dass es sich nicht um ihre Verfolger handelt, bleibt Angst und Unsicherheit zurück. Unruhig wandern ihre Blicke umher, betrachten die fremden Menschen und deren Wägen. Mittlerweile geht ihr Atem stoßweise und nur zögernd gibt sie Ferancs Arm wieder frei. Mit einer beruhigenden Geste beginnt Feranc dann zu einem der Männer zu sprechen, doch Aylen versteht kein Wort. Nur der Blick des Mannes vermeint ihr Aufschluss darüber zu geben, was Feranc eben gesagt hat und sie wird nur noch ängstlicher. Sie kann nicht denselben freundlichen Ausdruck in den Augen dieses Mannes erkennen.

Ehe sie jedoch reagieren kann, lenkt er den Hengst zu einem der Wagen. Auch dieser Mann wirkt auf Aylen eher einschüchternd, als freundlich. Doch das ist kein Wunder für jemanden, der mit seinem Vertrauen sehr sorgsam umgeht. Sie blickt sich erschrocken um, als Feranc absteigt und beugt sich zu ihm, will ihn festhalten. Dabei wäre sie fast aus dem Sattel gefallen, findet dann jedoch noch genügend Halt. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, während die beiden Männer einige Worte wechseln und insgeheim überlegt Aylen, wie sie sich wohl in Sicherheit bringen könnte, falls es notwendig wäre. Sie beginnt wieder zu zittern und sieht sich erschrocken um. Die Blicke der anderen Männer durchbohren sie und sie meidet ihnen in die Augen zu blicken. Das Knirschen des Schnees verrät Ferancs Schritte und so sieht sie wieder zu ihm. Fragend und mit angsterfülltem Blick sieht sie ihn an. Ihre Lippen öffnen und schließen sich langsam, aber welche Worte soll sie schon formen. Erst als er ihr seine Hand hinhält, legt Aylen die ihre zögernd hinein. Noch einmal blickt sie zu dem anderen Mann, der bei dem Wagen wartet, dann wieder in Ferancs Augen. Er ermuntert sie mit seinen Blicken und seine Stimme ist noch immer so freundlich und eindringlich, wie bei ihrer vorherigen Begegnung.
Du würdest mich nicht in Gefahr bringen, nicht wahr? Aber was machen wir denn hier? Und warum soll ich absteigen? Keine Gefahr… nein. Wäre Aylen nicht so erschöpft, dann hätte sie wohl gesprochen, hätte Fragen gestellt, die niemand verstanden hätte, vielleicht wäre sie auch einfach davon gelaufen, oder hätte… es ist sinnlos darüber zu spekulieren.

Nur einen Moment später hilft Feranc ihr vom Pferd herab und sie kommt mit zittrigen Knien zum Stehen. Sogleich hält sie sich an seinem Arm fest. Gäbe es nicht so viele Eindrücke zu verarbeiten, wäre sie wohl einfach in seinen Armen eingeschlafen. Doch so gelingt es ihr doch noch, die wenigen Schritte zu dem Wagen zu tun, auf den Feranc ihr hinauf hilft. Immer wieder sieht sie ihn fragend und ängstlich an. Sie will nicht, dass er von ihrer Seite weicht, aber ihr Widerwillen ist im Moment einfach zu schwach und sie zu erschöpft. Am Boden des Wagens findet sie Platz, ihren Kopf lehnt sie dabei gegen die Wand. Sie kann so zumindest nach draußen blicken. Schützend schlingt sie ihre Arme um sich und vergräbt sich tief in ihrem Umhang. Er kennt diese Männer, Aylen, vertrau ihm. Er will dir nichts böses!, geistert es dann immer wieder in ihren Gedanken, als sie Feranc Hand noch einmal drückt, ehe er wieder zu seinem Pferd geht. Von ihrem Platz aus, würde sie ihn sehen können und das beruhigt sie.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 23. Feb. 2005, 03:26 Uhr
Als Aylen seine Hand nimmt und er ihr vom Pferd helfen kann, ist Feranc etwas erleichtert, denn er hatte nicht unbedingt damit gerechnet dass sie absteigt, nachdem sie bereits so misstrauisch gewesen war, und doch scheint sie ihm jetzt zu vertrauen, zumindest eher ihm als den anderen. Als sie mit vor Kälte steifen Gliedern auf ihren Füßen zum stehen kommt, hält sie sich an seinem Arm fest, als hätte sie nicht genügend Kraft, alleine zu stehen; er führt sie eilig zu dem Wagen, und während er die Klappe herunterläßt hält sie sich immer noch an ihm fest. Mit einem Blick auf ihr Gesicht erkennt er, dass sie friert, und ängstlich und misstrauisch blickt sie sich um. Dann steigt sie langsam auf und setzt sich auf den Wagen, und während sie sich in ihren Umhang wickelt und dasitzt wie ein verlorenes Kind, huscht sogar ein Lächeln über Ferancs Gesicht unter dem Söldnerhelm. Er nickt ihr kurz zu, so als wolle er ihr ohne Worte sagen dass es richtig ist was sie tut und dass es keineswegs ein Fehler ist, mit ihnen zu reisen.

Dann geht er zurück zu seinem Brandschimmel und steigt auf. Der vorderste Händlerwagen setzt sich zuerst langsam in Bewegung, die hinteren folgen, und Feranc wartet einen Moment bis die Wagen vorbei sind, ehe er sein Pferd anspurt und zusammen mit den anderen beiden Söldnern den Händlerwagen folgt. Niemand von ihnen spricht, nur das Rattern der Holzräder und das Klappern der Zuggeschirre durchbricht die winterliche Stille. Der Schneefall hatte bereits stark zugenommen, und bedeckt die Reisenden mühelos mit einer feinen weißen Schicht; Feranc hofft dass es nicht noch mehr zunehmen würde, denn ein Schneesturm wäre gerade jetzt das letzte was sie gebrauchen könnten. Er ist erleichtert, dass es überhaupt weitergeht, egal wie. Und Talyra sollen sie so schnell wie möglich erreichen.
Nach einer Weile bricht Thorir die Stille. >Wer ist sie überhaupt?<
Ich wusste, dass diese Fragen kommen würden.. Mit seiner Antwort läßt er sich etwas Zeit. "Ich weiß es selbst nicht genau. Sie sagte ihr Name ist Aylen."
Thorir wechselt einen Blick mit Halag, ohne zu antworten. Halag wiederum starrt Feranc mißmutig an, anscheinend immer noch wenig davon begeistert, eine Reisende mitzunehmen die nicht mit eingeplant war. >Du kannst froh sein dass Clovis es dir erlaubt hat, sie mit auf den Wagen zu nehmen. Es wäre sein gutes Recht gewesen sie fort zu jagen und dich ebenso.<
Feranc erwidert seinen herausfordernden Blick mit einem wütenden Funkeln in den Augen. "Warum sollte er es tun, er wäre sonst einen Begleitschutz los. In diesen harten Tagen ist es unmöglich, als Händler mit weniger als drei Schützern von einer Stadt in die nächste zu gelangen, ohne überfallen zu werden."
Halag lacht leise auf, sein graubärtiges Gesicht unter dem Helm zu einem Grinsen verzogen. >Das mag wahr sein, dennoch - warum sollte er sich mit einer Fremden belasten? Und jetzt da wir fast am Ziel sind, ist es auch kein großer Verlust, sollte er einen von uns loswerden.<
Feranc kann nur den Kopf schütteln, als er seinen Blick von den beiden Reitern neben sich abwendet; er muss sich jetzt nicht rechtfertigen, und er will nicht diskutieren, nicht jetzt.

Der Schnee fällt immer stärker, und es wird windiger. Bald schon sehen die Reiter und die Händlerwagen aus als hätten sie tagelang im Schneefall gestanden, so sehr sind sie mit Schnee bedeckt, und wann immer Feranc einen Blick zwischen die Wagen auf Aylen wirft, hofft er dass sie dort nicht erfriert. Auch sie ist mit Schnee bedeckt, genau wie die Händler und die Knechte.
Wir werden heute nicht mehr ankommen, ich weiß es...verdammt. Dieser verfluchte Winter! Und gerade jetzt muss er wieder mit seiner ganzen Macht zuschlagen. Im Wald waren sie noch einigermaßen vor Wind und Schnee geschützt, doch jetzt wo sie auf ein kurzes Stück Ackerland kommen, können sie kaum noch ihre Hand vor Augen sehen. Der Wind stürmt ohrenbetäubend auf sie ein, und der metertief verschneite Weg macht ein Weiterkommen unmöglich. Die Wagen bleiben stecken, und selbst die starken Zugochsen sind hier hilflos gefangen. Die Händler schreien laut durch den Schneesturm und steigen von den Wagen; auch die Söldner steigen ab, und sie alle schieben und ziehen mit aller Kraft jeden einzelnen Wagen zurück in den Wald. Feranc kommt es vor als würde es Stunden dauern, und oft scheint es aussichtslos die Wagen aus dem Schnee zu bekommen, als ihre Kräfte schwinden und die durchgefrorenen Glieder streiken. Doch sie schaffen es, und zurück im Wald suchen sie sich eine von uralten Tannen bewachsene Stelle, an der dank der mächtigen, bewachsenen Zweige nicht allzu hoher Schnee liegt. Die Wagen werden so gut es geht nebeneinander gestellt, die Planen abgenommen und einige Kisten abgeladen, und während der Wind noch immer tobt und die Dämmerung einbricht, werden zwei Zelte aufgebaut. Die Zelte sind eigentlich für den Markt gedacht, doch sie halten auch schlechtem Wetter stand. Diese Arbeit raubt ihnen auch die letzten Kräfte; riesige Eisenpföcke müssen in den steinhart gefrorenen Boden geschlagen werden, die schweren Pfosten aufgebaut und die Leinenplanen aufgespannt werden, was eine fast verzweifelnde Sache ist, denn der starke Wind macht jeden Versuch, den Aufbau zu Ende zu bringen, beinahe zunichte, weil er die Planen beinahe davonweht. Doch irgendwann, die Nacht ist längst hereingebrochen und die Fackeln entzündet, haben sie es doch noch geschafft.
Atemlos, müde und geschafft werden die Zelte eingeteilt; die drei Söldner, zwei Knechte und Aylen in das eine und die Händler und die zwei restlichen Knechte in das andere Zelt. Feranc ist sich erst unschlüssig, in welches der Zelte Aylen gehen soll, doch ihm ist klar, dass sie in dem anderen Zelt wahrscheinlich vor Angst sterben würde. So nimmt er sie vom Wagen, schlaftrunken und durchgefroren wie sie ist kann sie kaum gehen und stützt sich an ihn, als sie Wind und Schnee hinter sich lassen und in das Zelt schlüpfen, wo die anderen bereits platzgenommen haben. Zwei Fackeln erleuchten das Zelt, ehe einer der Knechte auch ein kleines Feuer gemacht hat, und schließlich sitzen sie alle drumherum und halten sich Füße oder Hände an den warmen Schein.
Aylen kauert etwas weiter abseits nahe Feranc, so als würde sie es fürchten zu nahe bei den fremden Männern zu sitzen, und Feranc blickt eine Weile zu ihr herüber und überlegt. Von dem wärmenden Feuer wird sie wohl nicht soviel genießen können wie die Söldner, doch er kann wohl kaum von ihr verlangen, sich direkt zu ihnen zu setzen. Er bezweifelt dass sie es tun würde; sie wirkt etwas verstört und sehr müde. Schattenhaft sieht man nur ein Stück ihres Gesichts im Feuerschein. Woher kommst du bloß, was hast du erlebt, dass du so misstrauisch und ängstlich bist..?
Er weiß dass sie ihm niemals eine Antwort auf die Fragen würde geben können, nicht bevor er ihrer Sprache mächtig wäre, was allerdings sehr unwahrscheinlich ist. Doch für Aylen zählt wahrscheinlich nur das hier und jetzt und nicht das, was war.
Wasserschläuche und einige Portionen Dörrfleisch machen die Runde, und Feranc kriecht vorsichtig zu Aylen hinüber und legt ihr schließlich den Wasserschlauch und einige Streifen Fleisch hin; er weiß dass sie hungrig sein würde und er hofft, dass sie nicht zu kraftlos zum Essen ist. Dann kriecht er wieder an das Feuer zurück, löst die Schnallen seines Helms und zieht ihn sich vom Kopf, befreit sich auch von seinen Handschuhen; dann isst er etwas Fleisch und wartet schließlich, bis die anderen eingeschlafen sind, bis auf Halag und Thorir. Auch Aylen scheint eingeschlafen zu sein. Damit ihm die Glieder nicht allzu sehr beginnen zu schmerzen und auch um sein Gewissen zu beruhigen, erhebt er sich noch einmal, nimmt eine Fackel zur Hand und verläßt das Zelt.
Der Wald ist pechschwarz und der Schneefall erleichtert die Sicht keineswegs, und so stapft Feranc mühsam durch den hohen Schnee, welcher ihm fast schon über die Knie reicht, zu den Händlerwagen und den Pferden, um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Eine Weile befreit er sein Pferd von dem Schnee, als etwas seine Aufmerksamkeit erregt und er sich wieder dem Zelt zuwendet. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, und mit einem unguten Gefühl geht er den Weg zurück; schon auf der Hälfte des Weges hört er Aylen, wenn sie es ist, dann stimmt etwas nicht. Er läßt die Fackel einfach fallen und läuft um nicht zu stürzen mit rudernden Armen durch Schnee und Wind. Als er hastig durch den Eingang des Zeltes stürzt sieht er Halag bei Aylen. Halag, Aylen....nur mühsam wird ihm bewußt, was dort eigentlich passiert. Erst als er sieht wie Halag sie zu Boden drückt und ihr den Mund zuhält, wie er ein Messer zieht und nun auch Thorir aufgebracht dazwischen ruft und die Knechte erschrocken zurückweichen, stürzt Feranc auf das Geschehen zu und reißt Halag -welcher sich Ferancs Anwesenheit scheinbar noch immer nicht bewußt ist- von Aylen herunter. Auch Thorir mischt sich nun ein, doch seine Unsicherheit läßt ihn weiterhin zögern, als Halag sich wütend gegen Feranc wehrt. Beide halten sich bei den Schultern gepackt, und da Halag immer noch nicht sein Messer fallenläßt, geraten sie in eine Art Taumel, stürzen zu Boden und rangeln noch immer um das Messer, ehe sie irgendwie draußen außerhalb des Zeltes landen. Halag erwischt Feranc mit seinem Messer an der Hand, und Feranc zuckt im ersten Moment zurück, ehe er es irgendwie schafft seinem Gegenüber das Messer aus der Hand zu schlagen. Halags Faust trifft Feranc mitten auf die Nase, und als dieser zu Boden stürzt, schmeißt sich Halag auf ihn. Wieder fliegen die Fäuste, und der Schnee um sie herum ist aufgewühlt als beide immer wieder auf die Füße kommen und sich doch wieder beinahe umschlagen. Als Thorir ebenfalls hinauskommt, scheint sich der Kampf wieder zu legen; keuchend stehen sich die beiden gegenüber und starren sich mit haßerfüllten Blicken an. "Sei froh dass ich nicht mein Schwert gezogen habe!" Blut läuft aus seiner Nase in seinen Mund, und er hat das Gefühl als würde es seine ganze Kehle ausfüllen. Hustend spuckt er etwas davon aus seinem Mund, ohne die Augen von Halag zu nehmen. Der allerdings hat nur ein hämisches Lachen übrig; auch er blutet im Gesicht, an Augenbraue und Mund. Feranc läßt ihn einfach stehen und geht in das Zelt zurück, ohne dass ihm Halag oder Thorir folgen. Da er nur den Wind hört scheinen die beiden nicht mehr in der Nähe des Zeltes zu stehen. Er sieht Aylen in der hintersten Ecke kauern, und er weiß dass er jetzt besser nicht zu ihr gehen sollte; nicht dass sie auch von ihm denkt, er wolle sie umbringen..oder was auch immer Halag vorhatte. Feranc setzt sich an das Feuer, und während er sich das Blut mit seinem Umhang von der Nase wischt blickt er zu den zwei Knechten auf, welche ihn schockiert anstarren und zu keinem Wort fähig sind. Feranc kümmert es nicht, und so versucht er erst einmal vor dem Feuer zur Ruhe zu kommen und auf Thorir zu warten.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Aylen am 27. Feb. 2005, 01:16 Uhr
Die letzten Stunden hat Aylen mehr gefroren, als jemals zuvor in ihrem Leben. Kein Wunder. Dort, wo sie aufgewachsen war, weiter südlich, gab es so gut wie nie Schnee und schon gar nicht diese Eiseskälte. Wenn sie gewusst hätte, was sie erwarten wird, dann hätte sie sich vermutlich besser ausgerüstet oder hätte sich einen wetterbeständigen Unterschlupf gesucht. Doch nun hat das Schicksal einen anderen Weg eingeschlagen.

Während sie auf dem Wagen des Händlers sitzt, blicken ihre dunklen Augen immer wieder zurück auf Feranc. Wild tanzen die Schneeflocken und irgendwann wird der Schneefall derartig dicht, dass sie ihren ‚Vertrauten’, wie sie ihn insgeheim nennt, nur noch schwer ausmachen kann. Ihren Umhang hat sich fest um sich gewickelt, unter ihrer Kapuze quillt ihr dunkles Haar hervor. Doch gegen den Schnee und die Kälte hilft das alles nichts. Sie hat es aufgegeben ihre Finger warm zu reiben, krümmt sich nun lieber noch enger zusammen und schließt die Augen und sinnt darüber nach, wie es wohl weitergehen wird. Völlig gegen ihre sonstige Verhaltensweise fremden Menschen gegenüber, hatte sie dieses Mal Vertrauen geschöpft – doch warum? In Aylens Kopf tauchen die Bilder der Begegnung wieder auf. Die beiden fremden Reiter, die Worte, die Gesten und Ferancs Blick. Nein, sie hatte dort nichts Böses sehen können, aber kann sie sich wirklich sicher sein? Sie schüttelt den Kopf und streicht sich mit ihrer Hand über ihre Stirn, so als könne sie damit die Zweifel wegwischen. Doch ein letztes Stück der Unsicherheit bleibt einfach zurück und die Frage, ob sie denn zuviel vertraut, schwirrt in ihren Gedanken umher, wie ein Schwarm Motten ums Licht. Doch ewiges Nachdenken macht müde. Es dauert nicht lange, bis sich Aylens Augen endgültig schließen und sie in einen leichten Schlaf fällt.

Doch dieser dauert nicht lange. Die Händler machen Halt, aufgeregte Stimmen dringen an ihr Ohr, doch sie ist einfach zu erschöpft, um ihre Augen zu öffnen. Sie bekommt von dem hektischen Treiben kaum etwas mit, bis auf ein paar flüchtige Wortfetzen, die sie aber ohnehin nicht zuordnen kann und ihr eher wie ein Detail aus einem Traum erscheinen. Erst als Ferancs Arm sie berührt und sie sachte wachrüttelt, schlägt sie erschrocken ihre Augen auf. Zitternd kommt sie mit seiner Hilfe auf ihren Beinen zum Stehen. Wieder liegt ihr Blick fragend auf seinem Gesicht, das von Anstrengung und der Kälte nur allzu deutlich gezeichnet ist. Doch es werden keine Worte gewechselt, sondern Feranc führt sie in ein Zelt hinein. Im ersten Moment scheut Aylen, erinnert sie dieses Zelt doch sehr deutlich an die Behausungen der Nomaden. Doch die Kälte treibt sie schließlich ebenfalls hinein. Unruhig wandern ihre Blicke über die anwesenden Männer. Einen dunklen Platz, etwas abseits im Zelt – dort findet sie ihr Lager, ganz in der Nähe von Feranc. Sie krümmt sich sogleich wieder zusammen und lässt ihre Blicke nicht von den fremden Männern, die sie immer wieder mustern. Aylen gefallen diese Blicke nicht, sie sind so anders, böse und nicht ehrlich. Völlig selbstverständlich legt sie ihre Hand über den Knauf ihres Dolches, den sie immer noch gut verborgen unter ihrem Umhang trägt.

Das kleine Feuer, das nun in der Mitte des Zeltes brennt bietet zumindest ein wenig Wärme und gerne wäre Aylen näher gekommen. Aber dazu fehlen ihr jeglicher Mut und auch die Kraft. Irgendwann jedoch siegt die Müdigkeit über ihren Willen wach zu bleiben. Ferancs Bemühungen und seine Fürsorge bekommt sie nicht mehr mit, auch wenn ihr der Geruch von Trockenfleisch in die Nase steigt. Nicht einmal die Aussicht auf Essen, lässt sie die Augen aufschlagen. Unruhig ist ihr Schlaf. Immer wieder wechseln Bilder der Begegnung mit denen ihrer Flucht, vermengen sich zu einem verzerrten Gebilde. Wortfetzen, fremde und bekannte Stimmen, Berührungen und Gesten, Gerüche…  Schweiß und gehetzter Atem… diese Stimmen…

Viel zu real wirkt alles und der Drang sich umzudrehen, die Schlafstellung zu wechseln wird größer – doch dem nachzugeben wird unmöglich. Ein fester Griff hat den schmächtigen Körper gepackt und erschocken schlägt Aylen ihre Augen auf. Sie starrt in Halags Augen, anfangs völlig regungslos. Ihr Körper ist angespannt, die Hand an ihrem Dolch wie festgewachsen. Doch Halags Griff wird fester und durch seine Hand, die sich fest auf ihren Mund presst, bekommt sie auch durch ihre Nase kaum Luft. Sein Körper drückt schwer auf den Ihren. Sie kann kaum noch atmen, reißt ihre Augen immer weiter auf, bis endlich Leben in ihren Körper kommt. Sie will sich losreißen, lässt den Dolch los, denn in dieser Situation, hätte sie ihn ohnehin nicht verwenden können. Doch daran denkt sie nicht. In diesem Moment steht sie Todesängste aus, als sie das Messer aufblitzen sieht, in dem sich der Schein des Feuers widerspiegelt. Aufgeregte Rufe, die sie wie durch Watte hindurch hört. Ihr Wehren und Winden scheint Halag nur noch mehr anzustacheln, während er mit seiner Messerspitze an ihrer Wange entlangfährt und Aylen sein dreckigstes Lachen zeigt. Lange hätte die junge Frau keinen Widerstand mehr leisten können, als Feranc dazwischen geht. Dann geht alles sehr schnell. Halag lässt von ihr ab und Aylen kommt wieder zu Atem. Erschrocken und betäubt von dem eben Geschehenen bekommt sie vom nun folgenden Kampf nichts mehr mit. Zitternd krümmt sie sich zur Seite und drückt dabei ihre Arme fest in ihren Bauch.
Nur nach und nach kommt sie zur ‚Ruhe’, versteht ihre Körper und vor allem ihr Verstand, dass es geschehen ist, der Vergangenheit angehört – in gewisser Weise. Die verkrampfte Haltung ihrer Hände löst sich und zögernd blickt sie über ihre Schulter zurück zu dem Schein des Feuers.

Zuerst sieht sie nur Ferancs Schatten und die beiden Knechte. Ängstlich und suchend hält sie Ausschau nach Halag, seiner dreckigen Fratze, die sich über sie gebeugt hatte und so schändlich mit ihr sein Spiel gespielt hatte. Doch er ist verschwunden, genauso wie der andere Fremde. Wieder schließt Aylen ihre Augen. War dies nun die Strafe, weil sie allzu schnell Vertrauen geschenkt hat? Kaum hörbar beginnt sie zu schluchzen. Doch ehe sich der Strom aus Tränen seinen Weg bahnen kann, streicht sie die ersten Tropfen mit ihrem Umhang weg. Nein, für diesen Menschen würde sie keinerlei Gefühl verschwenden – weder Gutes noch Böses. Es war geschehen…

So sehr es sie schmerzt, so gut beherrscht sie das Verdrängen. Damals hatte es ihr schon geholfen, warum sollte es jetzt anders sein. Ein letztes Mal streicht sie über ihr Gesicht und wischt die Tränenrücktstände fort. Dann blickt sie zögernd auf. Feranc sitzt auf der anderen Seite des Feuers und Aylen kann sein Gesicht sehen. Er starrt in die Flammen, die Blutspur ist immer noch auf seiner Haut zu erkennen. Was wäre besser geeignet, um das eigene Leid zu vergessen, als sich um jemand anderen zu kümmern. Die beiden Knechte haben sich mittlerweile wieder gesetzt und tuscheln leise miteinander. Doch Aylen beachtet sie nicht. Nur den Zelteingang behält sie ihm Auge, sie traut der Ruhe nicht. Doch dieses Mal würde sie vorbereitet sein, wenn Halag wiederkommen sollte. Langsam kriecht sie in Ferancs Nähe und betrachtet besorgt sein Gesicht. In Reichweite, hebt Aylen zitternd ihren Arm und berührt Ferancs Gesicht ganz leicht. Dann wischt sie vorsichtig mit dem Zipfel ihres Umhangs über die Blutspur, erst zögernd, dann jedoch bestimmt und sie würde sich auch nicht aufhalten lassen. Deutlich gibt sie das mit ihrem Blick zu erkennen, als sie bemerkt, dass Feranc sich anfangs dagegen verwehren will. Traurig blickt sie in seine dunklen Augen. Als von der Blutspur nun nichts mehr zu sehen ist, legt Aylen ihre Hand auf Ferancs Arm und drückt diesen leicht. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass Feranc nur ihretwegen so aussieht. Er war es, der Halag abgehalten hat, noch weiter zu gehen und sein Spiel zu Ende zu bringen. „Annon.“ flüstert sie dann leise, den Blick nicht von ihm wendend.


Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feranc am 01. März 2005, 16:29 Uhr
Feranc sitzt still da, seine Augen in das lodernde kleine Feuer gerichtet, und wie er so das Blut von Mund und Nase wischt, oder zumindest versucht es wegzuwischen, bemerkt er aus dem Augenwinkel einen Schatten, der vorsichtig näherkommt. Er hatte sie schluchzen gehört, ängstlich und erstickt, doch er saß noch immer da, denn damit war er fast schon etwas überfordert.
Die beiden Knechte flüstern, nur kaum hörbare Worte....der Söldner, der Barbar...und noch andere Dinge, als wäre er ein wildgewordenes Tier.... Feranc wendet seinen Blick von den Flammen ab und sieht nun in Aylens Angesicht, welche neben ihm sitzt, ihre Hand ausstreckt und sein Gesicht berührt. Ihre Finger sind immer noch etwas kalt, doch er kann nur wie gebannt ihren Blick erwidern. Als sie jedoch ihren Umhang nimmt und beginnt, damit den Rest Blut von seinem Mund zu wischen, zieht er kaum merklich seinen Kopf beiseite, so als wolle er dies verhindern. Er war es nicht gewohnt, dass sich eine Frau so um ihn kümmert; doch Aylen läßt sich nicht davon abbringen, und als er wieder in ihre Augen blickt, sieht er dort eine Willenskraft die ihn stillhalten läßt.
Als sie fertig ist, blickt sie ihn immer noch an, legt ihre Hand auf seinen Arm, und ihre Berührung tut ihm gut. >Annon<, wispert sie und schaut ihn immer noch an, und Feranc lächelt ein wenig und nickt leicht mit dem Kopf. Dann schaut er wieder ins Feuer und kurz zu den beiden Knechten, welche die Szene schweigend verfolgen. Als Feranc´s Blick sie trifft, schauen sie hastig beiseite, als hätten sie Angst er könnte ihre Blicke falsch verstehen. Feranc kümmert es nicht, und er schaut wieder zu Aylen. "Es tut mir Leid."
Seine gedrückte Stimme zeigt deutlich, dass er mit dem Geschehen nicht erfreut ist, und er wünschte er könnte ihr deutlich machen, dass es ihm leid tut. Doch er schweigt und lauscht dem knistern des Feuers und dem Wind, welcher an dem Zelt rüttelt. Nach einer Weile betritt Thorir das Zelt; als er die Plane öffnet und hereinkommt, weht ein kalter Strom herein und läßt Schneeflocken im Zelt herumwirbeln. Sein Haupt ist über und über bedeckt mit Schnee, und das Feuer tanzt heftig herum, bis die Plane wieder zufällt.
Feranc blickt ihm entgegen, als Thorir sich zu ihm setzt; Aylen weicht etwas zurück, scheint sich jedoch hinter Feranc zu verbergen.
>Halag ist in dem anderen Zelt.<
Feranc nickt kaum merklich, die Augenbrauen ernst zusammengezogen. "Halag ist wahnsinnig geworden...er sollte die Reise nicht fortsetzen."
Thorir scheint unsicher. >Er will gewiß die Reise fortsetzen; der Lohn ist ihm wichtig. Er bleibt jedoch in dem anderen Zelt.<
Ich habe es geahnt...wenn er es auch nur einmal wagt, Aylen anzufassen, wird er seinen Ruheabend nicht mehr erleben. "Dann wird er Abstand halten müssen bis zur Stadt. Dieses Mädchen ist auf meinen Schutz angewiesen; ich habe ihr versprochen auf sie Acht zu geben bis wir in der Stadt sind. Auf mein Wort wird sie sich verlassen können."
Thorir nickt, und er mustert den erfahrenen Söldner, wohl um zu sehen ob er sehr verletzt ist. Dann entledigt er sich seines Helms und Umhangs, und sie alle schweigen wieder. Feranc blickt kurz zu Aylen. Er streckt seine Hand aus und legt sie kurz auf die ihre. "Du solltest auch noch etwas schlafen. Thorir wird wachbleiben."
Somit starrt er noch eine Weile in das Feuer, die Schmerzen in seiner Nase ignorierend. Dann legt auch er irgendwann seine Arme auf sein Knie, legt seinen Kopf daran und schläft ein, müde von der Reise und dem Streit. Sein Schlaf ist tief und traumleer; irgendwann wird er wieder wach, und als er sich umsieht sind die anderen Männer ebenfalls wach. Thorir reicht ihm den Trinkschlauch. >Wir ziehen weiter, Feranc.<
Feranc nickt, und jetzt da er so geschlafen hat in seiner Kleidung, tun ihm die Glieder weh und es friert ihn. Doch unbeirrt nimmt er Helm und Handschuhe, kleidet sich ein und rüttelt dann vorsichtig Aylen wach. Das Feuer wird gelöscht, die wenigen Dinge zusammengesucht und verstaut, und schließlich verlassen alle das Zelt. Draußen ist es bereits wieder taghell, und zu Ferancs Erleichterung hat der Schnee aufgehört vom Himmel zu fallen, und auch der starke Wind ist verebbt. Die winterliche Landschaft liegt gespenstisch still vor ihnen. Das Blut des Kampfes am Zelteingang ist längst von Schneeschichten bedeckt. Händler und Knechte bauen die Zelte ab und zurren alles auf den Wagen fest, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Währenddessen achten die Söldner auf einen Fremden zu Fuß, welcher etwas weiter entfernt durch den Schnee watet und sie beobachtet. Halag kümmert sich um ihn und schickt ihn weiter, während die Gruppe nun wieder reisefähig ist und auch Aylen wieder auf dem Wagen platznehmen kann. Feranc sieht mit Wohlwollen dass sie bereits stark genug ist, um halbwegs alleine hinauf zu steigen.
Dann geht die Reise wieder los, und die Tiere kommen gut voran. Die Söldner schließen sich wieder hinten den Wagen an, wobei jedoch eisiges Schweigen zwischen ihnen herrscht und sich Feranc und Halag keines Blickes würdigen. Talyra ist nicht mehr fern, und jetzt da das Wetter eine gute Wende genommen hatte, würden sie schon bald die Stadt erreichen. Und als sie beim Verder Tor ankommen und alles mit den Wachen bereden, ist Feranc fast schon erleichtert. Endlich würde er sich ausruhen, ein Bad nehmen und etwas warmes essen können. So machen sie sich schließlich auf den Weg zum Marktplatz, wo die Endstation dieser Reise und des Arbeitsbündnisses sein wird.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Nochiel am 18. März 2005, 18:44 Uhr
Verder See


Durch die Stämme der Bäume  erblickt Nochiel ein kleines Stück des Sees vor ihr. Sie hatte geplant Verd im weiten Bogen zu umgehen, doch die Suche nach Mizrahel warf ihre Pläne über den Haufen. Die letzten Bäume weichen zur Seite und weiten sich zu einer kleinen Lichtung vor dem See, an dessen Ufer Nochiel zu stehen kommt. Langsam schweift ihr Blick über den See und ein kalter Wind lässt sie frösteln.
Seit Tagen war sie nun den Spuren Mizrahels gefolgt und Verd immer näher gekommen.  
Hier am Ufer des Sees sind die Spuren häufiger und sie hofft Mizrahel endlich zu finden. Sie setzt sich auf ihre Fersen und betrachtet die Spuren eingehender. Manche sind schon älter, mindestens 2 Tage schätzt Nochiel,  doch viele sind frisch. Wahrscheinlich kommt er hier immer zum Trinken her..  Heute war er schon hier. Ich werde bis morgen warten und hier in der Nähe ein Platz zum Schlafen suchen.
Nochiel war erst weinige Schritte im Wald verschwunden, als hinter ihr auf der Lichtung Zweige knacken. Erschrocken zieht sie sich weiter in die schützende Dunkelheit der Bäume zurück und spät zu der Lichtung hinüber. Doch als sie erkennt wer für dieses Geräusch verantwortlich ist, stiehlt sich ein kleines Grinsen auf ihr Gesicht und ihre Augen funkeln belustigt. Langsam fängt sie an in ihrer Muttersprache auf Mizrahel einzureden und kehrt vorsichtig zurück auf die Lichtung. „Ist ja gut,... komm her,... du kennst mich doch noch.“  

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feydor am 04. Mai 2005, 20:53 Uhr
Endlich liegt der Gestank der Stadt hinter ihm!
Feydor hatte sich von Caylith getrennt, nachdem sie endlich erfahren hatte, wohin sie musste.
Der Zentaur schüttelt noch immer den Kopf über die Tollheit, die die Talyraner in den letzten Tagen zu ergriffen hatte. Fast fluchtartig hatte er nach stundenlangem herumirren in den verwinkelten Straßen die Stadttore gefunden. Noch nie war er so froh gewesen, wieder Gras unter den Hufen zu spüren.

Der Zentaur nimmt erleichtert seinen Tragekorb mit den Bienenstöcken ab und stellt sie ein wenig abseits des staubigen Weges in das frische Gras. Feydor atmet tief ein und genießt den Geruch der Blumen, die überall aus der Erde hervorschießen. In der Stadt verpasst man den Frühlingsanfang ja komplett - kein Wunder, da besteht ja alles nur aus Stein, abgesehen von ein paar verkümmerten Grashalmen zwischen den Pflastersteinen.
Inzwischen kniet er umständlich nieder, nicht ohne sich vorher mit dem ihm eigenen Misstrauen versichert zu haben, das niemand in der Nähe ist; wenn ihn in dieser Position jemand angreifen würde, könnte er sich kaum wehren, denn seine effektivste Waffe, seine Hufe könnte er so kaum benutzen und das Aufstehen ist genauso langwierig wie das hinknien. Es wird wirklich Zeit, das ich mir wieder einen Speer besorge!
Vorsichtig öffnet der Zentaur den Weidenkorb und holt die beiden Stöcke heraus. "Es wird Zeit für euch, aufzustehen, meine Kleinen!" Mit einem der schmalen Fingerknöchel klopft er ein paar Mal gegen das Bienenhaus. Von drinnen ertönt ein leises Summen, das bald immer lauter und lauter wird. Schließlich zeigt sich am Einflugloch ein dicker Bienenkopf, der verschlafen die Fühler bewegte. "Na komm", lockt Feydor den Brummer weiter und lässt seine rauhe Stimme so sanft wie möglich klingen um sein Tierchen nicht zu erschrecken. Die Biene prüft noch einmal die Umgebung und schwirrt dann davon. Zufrieden geht der Zentaur zum anderen Stock, während aus dem ersten der ganze restliche Bienenschwarm fliegt. Dort wiederholt er das jährliche Ritual. Zufrieden steht Feydor wieder auf und sieht den kleiner werdenden Pünktchen nach, bis sie vor dem dunklen Hintergrund des Waldes verschwinden. Der Wald... sehnsüchtig blickt er zu den dicken Baumstämmen und den hellgrünen Kronen. Entschlossen stellt er seine Bienenheime hinter einen niedrigen Busch und bedeckt sie mit ein paar Zweigen. "Auch wenn ich eigentlich ja nicht glaube, dass jemand Bienenstöcke klaut... aber sicher ist sicher."
Nachdem er sich wieder aufgerichtet hat, stapft er auf das schattige Grün des Waldes zu. Vor lauter Zufriedenheit fällt Feydor bald in einen leichten Trab. Mit fliegenden Haaren stürmt der Zentaur über den dichten Grasteppich auf den Waldsaum zu und bleibt erst stehen, als er schon tief unter dem Schatten der Bäume ist.

Titel: Re: Der Weg zwischen Verd und Talyra
Beitrag von Feydor am 25. Aug. 2005, 15:37 Uhr
Gerade als er aus dem Wald kommt, lässt ihn ein beunruhigendes Geräusch fast wieder rückwärts in das schützende Grün zurücklaufen. Die Erde unter ihm zittert leicht.  Dann weicht das Geräusch einem rußigem Geruch, der den Zentaur zur Stadt hinsehen lässt. In der Ferne steigt eine dünne, aber pechschwarze Rauchsäule auf.  Unruhig zieht Feydor den Geruch von Feuer in seine Lungen. Brände in Städten sind immer gefährlich.
Ein Blick zu seinen Bienenstöcken sagt ihm, das auch seine Tiere sich bei dem kleinen Erdbeben gehörig erschrocken haben. Aus den beiden Behältern dringt ein emsiges Summen, die Bienen haben Schutz in ihrem Zuhause gesucht.
"Ich lasse euch wohl besser hier... die Stadt ist kein Ort für euch, und ich glaube kaum, das euch jemand klauen wird."
Vom nahen Wald holt er dennoch noch ein paar Zweige des dichten Buschwerks und tarnt somit seinen wertvollen Besitz. "Ich komme bald wieder...", verabschiedet er sich noch von ihnen und gallopiert eilig auf das Stadttor zu.



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