Der Kupferkessel

    • Offizieller Beitrag

    Der Kupferkessel


    Im Gegensatz zur "Harfe", dem "Pfirsich", dem "Zeughaus" oder dem "Grünen Aal" im Hafenviertel, sieht der "Kupferkessel" wenig einladend, fast schäbig aus: Das hohe, schmale Speicherhaus mit seinem Natursteinfundament und gemauertem Erdgeschoss liegt nördlich des Marktplatzes, direkt am unteren Rand des verwirrenden, undurchsichtigen Labyrinths der Tausendwinkelgassen - und sieht dabei so windschief und krumm aus, als wolle es jeden Moment auf eine Seite kippen, könne sich aber nicht entscheiden, auf welche. Sein Giebel neigt sich so weit vor über die Straße, dass er weit überhängt und ist mit altersdunklem Fachwerk versehen. Die Fenster sind aus gelblichem Glas, bleigefaßt, klein und viereckig und stets dringt warmer Feuerschein und Kerzenlicht hindurch. Über der uralten Eingangstür, die mit allerlei zauberkräftigen Runen gegen dieses oder jenes geschützt wird, hängt ein Kupferkessel, seltsamerweise so glänzend und poliert, dass er sich stets wie neu ausmacht - nur quietscht er erbärmlich, wenn ein Windhauch ihn bewegt.


    Im Inneren des Kupferkessels herrscht die anheimelnde Gemütlichkeit eines wirklich alten Hauses, und jeder, der das Gasthaus zum ersten Mal betritt, fragt sich verwundert, wie die Räumlichkeiten so groß sein können, wenn das Haus von außen doch so schmal aussieht. Die Fensterbänke sind so breit, dass sie getrost als Sitzbänke dienen könnten (was sie gelegentlich auch tun), und die Tische, Bänke und mit rostrotem Leder oder plüschigem Samt bezogenen Armlehnstühle sind ein wirres Sammelsurium verschiedenster Stile, Epochen und Zeitalter – nur scheint kein einziges Einrichtungsstück jünger als mindestens dreihundert Jahre zu sein. Zwischen kunstvoll geschnitzten Stützpfeilern sind verschwiegene, dunkle Ecken, nur von Öllampen oder Bronzelaternen erhellt, und fast die gesamte Stirnseite der Gaststube wird von einem gewaltigen Kamin eingenommen. Sein Feuer spendet auch das meiste Licht im Raum und sein Rahmen ist mit allerlei handgeschnitzten Verzierungen versehen: Banner und springende Hirsche, geflügelte Seharim, Einhörner, Ranken und Rosen, Vögel mit Bändern im Schnabel und derlei mehr. Die Wände sind mit Mooreiche und Kupfer vertäfelt und an der linken Wand (wenn man hereinkommt) befinden sich Haken in Massen für Mäntel, Umhänge und Hüte. An der rechten Wand ist eine Theke, die beinahe ebenso mit Schnitzereien überladen ist wie der Kamin, obwohl hier in den Abbildungen Vögel, Greife und andere geflügelte Wesen vorherrschen. Hinter dieser Theke findet sich meistens der Wirt: Euron Zaubererschreck ist ein Kobold und gerade mal eine Elle groß. Sein Haar ist saphirblau, seine Augen sind ebenso wässrig-hell und seine Haut dunkel wie Firnis. Trotz seiner geringen Größe ist er eine Respekt einflößende Person und man munkelt, er sei früher ein Abenteurer und Vagabund gewesen. Tatsache ist, dass Euron Zaubererschreck (niemand weiß, wie er an diesen Namen kam) ein Hohemagier des Elements Erde von beträchtlichem Können ist.


    Das beste am Kupferkessel ist jedoch - neben den hervorragenden Pilzgerichten (schließlich ist der Wirt ein waschechter Kobold) und der hausgemachten Sülze - die Tatsache, dass im Hinterhof, wohin man durch einen kaum auffallenden Durchgang neben dem gewaltigen Kamin gelangt, der einzige hochoffizielle Zugang zu den Tausendwinkelgassen verborgen liegt. An deren langen Pflasterstraßen reihen sich die verlockendsten Zauberläden Talyras aneinander, und so ist es wenig verwunderlich, dass die meisten Gäste des "Kupferkessels" irgendetwas mit Magie zu tun haben. Einfache Kräuterhexen vom Lande, die in die Weltenstadt kommen, um ihre Vorräte aufzufüllen, finden sich hier ebenso ein wie Erzmagier, Hebammen, Kräuterweiblein, Priester, Hexenmeister, Alchemisten, Schamanen und Druiden, Feen, andere Kobolde und sonstige magische Wesen. Euron Zaubererschreck hält immer ein gemütliches Zimmer und die neuesten Neuigkeiten für die Beherrscher der arkanen und sonstiger magischer Künste bereit - und für alle anderen auch, solange sie ihn nicht verärgern.

    Me? I'm dishonest, and a dishonest man you can always trust to be dishonest. Honestly. It's the honest ones you want to watch out for, because you can never predict when they're going to do something incredibly... stupid.
    Captain Jack Sparrow

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