Der Anukistempel
Im Tempelviertel, inmitten der weitläufigen, lichten Haine, die sich um den Faêyristempel erstrecken, liegt ein kleiner Wald mit dichterem Baumbestand. Schwarzkiefern und mächtige Buchen sind ungewöhnlich hoch und bilden ein undurchdringliches Laubgewölbe, das den Himmel fast völlig verdeckt. Ein schmaler Pfad führt etwa fünfzig Schritt tief in den Wald hinein und mündet dann unvermittelt in eine Lichtung. Zwei Wolfsstatuen flankieren das Ende dieses Weges zu beiden Seiten, eine aus milchweißem, andere aus mattschwarzem Marmor. Ihre Augen aus Bernstein und Jett scheinen den Pfad mit funkelnder Wachsamkeit zu beobachten - Nachtjäger und Schwarzfell, die steten Begleiter der Anukis, Göttin der Wälder, der Wildtiere, der Jagd, der Kobolde und Feen.
Hinter ihnen erhebt sich das steinerne Rund des Anukistempels: die Außenwände sind mit wundervollen Steinreliefs geschmückt, die in eindrucksvollen Bildern von den Legenden künden, die sich um Anukis und ihre Archonen ranken und sich rund um das ganze Gebäude ziehen. Der Eingang zum Tempel selbst führt über drei flache, breite Stufen hinauf zu einem Tor, das von zwei schlanken Goldbuchen aus gelbgoldenem Erikarmarmor gebildet wird, deren Kronen sich als hochgewölbter Torbogen ineinander verschlingen.
Das Innere des Tempels ist ein einziger, hoher runder Raum. Er hat keinen Boden, doch duftendes, stets blühendes Smaragdgras bewächst ihn. Schlanke, wie Bäume geformte Säulen tragen das gewölbte Dach, umrankt von weißblühenden Lianen mit herzförmigen, dunklen Blättern. Handtellergroße Schmetterlinge in leuchtenden Farben schwirren in dem Säulenwald umher und saugen Nektar von den großen Blütenkelchen der Lianen. Stets herrscht im Inneren des Anukistempels grünes Zwielicht und goldener Dunst.
Inmitten dieser Lichtung thront die Statue der Anukis, ganz in ein Gewand aus Laub, Lianen und Blütenranken gehüllt. Ihre Augen sind aus faustgroßen, rundgeschliffenen Smaragden und der weiße Alabaster ihrer Haut ist mit Goldstaub überpudert. Zu ihren Füßen, die sich zwischen Gräsern und Farnen verlieren, erhebt sich ein Schwarm Schmetterlingsfeen, die Flügel aus bunter Jade und Kobolde aus Bronze und Stein sind um sie her. So erhaben diese Statue wirkt, sie hat dennoch etwas Wildes, Geheimnisvolles an sich und stets ist ihr smaragdener Blick wachsam und tief.
Im Rund der Mauer um den Säulenwald sind die Schreine ihrer Archonen eingelassen und deren Abbilder stehen in Wandnischen über kleineren Opferaltären - Nimrod Schattenjäger mit seinem mächtigen Bogen und dem gewaltigen Jagdhorn, daneben Sechmet, deren Unterleib einem Skorpion gleicht, die Herrin der Insekten und Gifte. Hinter Anukis zur Linken der Schrein Tapios, des Herren der Tiere, dessen Bronzestatue einen gewaltigen Höhlenbären zeigt. Neben Tapio, rechts hinter der Göttin, steht Wer, der Wandler mit den gelben Raubtieraugen und schließlich, winzig klein unter den anderen, die Statue von Schnellzunge, Königin der Kobolde und Feen, einem kleinen geflügelten Wesen mit riesigen Augen.
Wichtige Priester und Tempeldiener im Anukistempel:
SC:
Lady Arúen
Hohepriesterin der Anukis, Vorsteherin des Tempels und Abgesandte des Klerus im Rat der Stadt. Eigentlich Arúen Liasiranis aus dem Haus Mitarlyr, eine Hochelbin aus Lomirion im Grünen Tal von Erryn in den Elbenlanden
NSCs:
Eluna
Anukisdienerin im Rang einer Priesterin und Novizenmeisterin, freundlich und grauhaarig sorgt sie mit sanfter Strenge für Zucht und Ordnung in den Reihen der Novizen, Mündel und Winterkinder des Tempels.
Padraig
Ein Geweihter Anukis' und Kräutermeister des Tempels ist lange vor der Zeit ergraut und trägt inzwischen weißes Haar, was ihn deutlich älter wirken lässt als er ist. Er hat ein eher langweiliges Gemüt und blüht (im wahrsten Sinne des Wortes) erst in seinem Kräutergarten, dem Botanikum des Tempels und den botanischen Aufzeichnungen auf.
Ymbert
Er ist ein Gesegneter der Anukis und nicht nur der Cellerar des Tempels. Seiner Aufsicht unterstehen auch jene Novizen und Winterkinder, die über das normale Schreiben hinaus in der Kunst der Scriptoren unterweisen werden, entsprechend hütet er auch die Archive des Tempels.
Melaína
Die Laienschwester ist die Rechte Hand des Cellerars und Scriptorin für diesen ebenso wie für Lady Arúen. Entgegen all ihrer Hoffnungen hat sie nie der Ruf der Wilden Herrin erreicht. Sie stammt aus Tiefwald und gehörte zu den wenigen Überlebenden jenes Dorfes, die nach einem Narg-Überfall im Jahr 503 in den Anukis-Tempel zu Talyra gebracht wurden.
Galbert,
ein etwas ängstlicher Anukisdiener im Rang eines Bruders mit haarlosem Kopf und rosigem Mäusegesicht.
Halyn,
ein Novize mit dem Hang impertinente Fragen zu stellen und leicht zu erröten.und noch etwa zwanzig weitere Priester und doppelt so viele Novizen und Tempeldiener.