Tŷ ar y Llyn

  • Tŷ ar y Llyn


    Home is not where

    you are from,

    It is where

    you belong (Beau Taplin)



    Blickt man vom Smaragdstrand am Ildorel noch weiter hinauf nach Norden, kann man dort, etwa zweieinhalb Tausendschritt von der Stadtmauer entfernt, eine kleine, geschützte Bucht erspähen, flankiert von zwei bewaldeten Landzungen mit grauweißen Felsen. Hier liegt die Feenwasserbucht, wo der gleichnamige Fluss in den gewaltigen See mündet. Die Feenwasser – im alten Tamaraeg der Herzlande lautet ihr Name Tylwyth teg dŵr – ist kein sonderlich großer und auch kein tiefer Fluss, und misst an ihrer Mündung vielleicht acht Schritt Breite. Sie entspringt weit nordwestlich der Stadt in den Runabergen des talyrischen Fürstentums Rhayader und windet sich von dort aus als schnelles, sprudelndes Flüsschen in einem felsigen Bett durch das Larisgrün bis zum Ildorel und in die Feenwasserbucht. Cilfach Emrallt, die smaragdene Bucht, wird dieser Ort auch genannt, denn sein seichtes Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann, so klar, dass alles schwerelos auf ihm zu schweben scheint. Der sandige Strand zwischen den Felsen ist weich und hell, und schiefergraue oder grauweiße Steinformationen jeder Größe, vom Wind und den Jahrtausenden rund geschliffen, säumen das Ufer oder liegen wahllos verstreut in der Bucht unter Wasser. Der Wald reicht hier bis dicht an den See heran, doch er ist licht und besteht fast ausschließlich aus alten, knorrigen Silberkiefern, ein paar uralten Lebenseichen von beeindruckenden Ausmaßen und mächtigen Douglasien, in denen der Wind rauscht. Es gibt kaum Unterholz zwischen den sandigen Wegen tiefer hinein ins Larisgrün, nur niedrige Preiselbeeren und hier und da ein paar Waldreben oder Rotbeerensträucher. An den Ufern der Feenwasser lichtet sich der Wald noch mehr und macht sanften Wiesen und Uferweiden Platz. Hier gedeihen auf den sonnengesprenkelten Lichtungen unter den ausladenden Baumkronen, die mit ihren verzweigten Ästen grüne Baldachine bilden Diamant- und Smaragdgräser, Fuchsschwänze, Wiesenschwengel, Schilfgräser und langfaserige Rispen, dazwischen himmelblaue Wegwarte, würziger Spitzwegerich, Wiesenblumen, wilder Thymian, Kerbel und Bibernellen. Ein schmaler Saumpfad, von Süden und dem Smaragdstrand herkommend, quert die seichte Furt der Feenwasser mit ihren uralten, flachen Trittsteinen und schlängelt sich nicht weit vom Seeufer entfernt unter den Bäumen entlang, bis er irgendwo im Wald verschwindet, und nach Westen, zur Großen Nordstraße hin, wird die gesamte Bucht von hohen, bewaldeten Hügeln mit verwunschenen Felsformationen an ihren Hängen abgeschirmt.


    Alles Land zwischen der Mündung der Feenwasser und der gleichnamigen Bucht, der großen Nordstraße im Westen, dem Ildorel im Osten und nach Norden hinauf bis zu dem uralten Steinkreis und den Feldern von Forgan an der Mündung des Trollbachs gehört seit dem Sommer des Jahres 517 des Zeitalters der Heilung Kalam Chelain und seiner Frau Karamaneh: mehrere hundert Tagwerk vollkommen unberührtes – sieht man von einer kleinen Köhlerstätte nahe Forgans und einer versteckten Schwarzbrennerei einmal ab, die von ihren verdatterten Eigentümern auch weiterhin betrieben werden dürfen – hügeliges Waldland mit einer (bewohnten) Bärenhöhle, mehreren Quellen und stillen, schilfgesäumten Teichen, auf denen im Sommer gelbweiße Seerosen blühen, mit verborgenen Lichtungen, Lagerstätten von Lehm in kühlen, kleinen Felsschluchten und verwitterten Sandsteinformationen hier und dort… und mit etwa zwölf Tausendschritt teils von schroffen Felsen, teils von unberührten Stränden gesäumtem Seeufer.


    Die Nebengebäude:


    Nicht weit hinter der Furt durch die Feenwasser mit ihren hellen Trittsteinen beginnen die Koppeln von Tŷ ar y Llyn, die sich in mehreren Abschnitten über die Weiden am Fluss und durch den lichten Baumbestand der Birken ziehen. An ihrem Rand entlang schlängelt sich der Pfad auf die obere Landzunge, wo das Haus steht und in ihrer Mitte erhebt sich der Pferdestall mit der angrenzenden Scheune. Das Fundament des rechteckigen Gebäudes ist etwa sechs Fuß hoch aus behauenen, grauen und sandfarbenen Flusssteinen gemauert, die Wände und der der Dachstuhl aus geschälten, geölten Lärchenstämmen errichtet und das Dach mit seinen je drei Gauben auf der West- und Ostseite mit dunklen Schindeln gedeckt. Die beiden großen Tore an den Giebelseiten, die Fensterrahmen und sonstige Türen und ihre Rahmen sind dunkelbraun gebeizt.


    Im Inneren des Stalls befinden sich auf der Ostseite mehrere, nur durch massive Balken voneinander getrennte Laufboxen, auf der Westseite eine Sattel- und Geschirrkammer, ein Futterlager und Platz für weiteres Kleinvieh oder allerlei Wirtschaftsgeräte. Das luftige, doch wetterfeste Dachgeschoss des Stalls dient als Heu und Strohlager. Die sandige Lichtung rund um den Stall ist als täglicher Auslauf für die Pferde eingezäunt, und die Türen zu den Laufboxen des Stalls auf der Ostseite stehen tagsüber sommers wie winters offen, so dass die Tiere aus- und eingehen können, wie sie wollen. Nach Süden hin reicht der Paddockzaun bis ans Flussufer, wo auf ein paar Schritt Länge ein vielleicht eine Elle breiter und eine Handbreit tiefer Kanal gemauert wurde, der in einem leichten Bogen durch den Auslauf fließt, wieder zum Fluss zurückführt, und als Tränke dient.


    Das Haus:


    Auf der oberen, nördlichen Landzunge in der Feenwasserbucht, erhebt sich zwischen den Silberkiefern, uralten Lebenseichen und mächtigen Douglasien, die dort wachsen, zwischen den Schwertlilien, dem wilden Salbei und der niedrigen Beerensträucher ein großes Haus. Die Südseite liegt näher am Strand der Landzunge mit ihrem weißen Sand und den weißgrauen, runden Felsen, die überall verstreut im klaren Wasser liegen, und wird von einer breiten, teilweise überdachten Terrasse aus hellen Natursteinfließen und Lärchenholz umgeben. Auf der langen Nordseite liegt der überdachte Haupteingang von Tŷ ar y llyn. Der Keller, das Fundament und die zahlreichen Kamine und Schornsteine wurden aus hellem, graugoldenem Flussstein errichtet, das Dach mit seinen langen, klaren Linien und verwinkelten Flächen ist mit Schindeln gedeckt, doch das Haus selbst wurde aus ganzen Baumstämmen erbaut: mächtige Lebenseiche und beständige Lärche, schimmernde Douglasie und Wehrholz aus dem Norden, naturbelassenes Holz und Naturstein. Trotz seiner Größe wirkt das Haus durch seine massigen Balken, die vielen Dachgauben, Erker und Vorsprünge, Balkone und tiefgezogenen Dachtraufen massiv und unverrückbar, und hat etwas Geheimnisvolles, Elementares an sich - als stünde es schon immer hier, fest verwachsen mit der Erde und den Felsen der Landzunge. Die vielen hohen Sprossenfenster, langen, kühnen Linien, und das hohe Dach verleihen ihm gleichzeitig jedoch etwas Einladendes und mildern den Eindruck urtümlicher Wucht.


    Auch im Inneren dominieren rustikales Holz und warmer Stein, auch wenn hier und dort Innenwände mit Lehm verputzt und in sanften Wüstenfarben gestrichen wurden – fedriges Grün, lichte Sandtöne, warmer Ocker. Manche Bereiche des Hauses reichen vom Erdgeschoss bis hinauf in den offenen Dachstuhl zu dessen sichtbaren Balken und Verstrebungen, andernorts wechseln sich hohe, offene Räume, die ineinander übergehen, mit gemütlichen Gemächern und Kammern ab. Das Haus besitzt viele Räume, für jetzige wie zukünftige Familienmitglieder, für Gäste und Besucher - allein zwölf Schlafgemächer im Erdgeschoss und elf weitere im Obergeschoss, dazu noch die Wohn- und Arbeitsräume, die große Küche und deren Vorratskammern, in denen auch der Zugang zum Keller liegt, ein geräumiges Bad und eine Waschküche, über ein Dutzend Kamine und eine eigene, heiße Quelle. Durch die vielen hohen Sprossenfenster wirken die Räume trotz Holz und Stein sehr licht und hell, und es in beinahe allen Zimmern des Erdgeschosses, die zur Seeseite hin gehen, führen Türen hinaus auf die breite Terrasse. Zwei Drittel des Haupthauses sind unterkellert, ein überdachter Laubengang neben der ebenfalls überdachten Sommerküche verbindet es mit dem Anbau auf der Südwestseite, und auf der Westseite befindet sich ein Nebeneingang. Auf der Terrasse rund um die südliche See- und westliche Landseite des Hauses stehen hier und dort Pflanzkübel im Schatten der Douglasien und Lebenseichen ringsum, es gibt ummauerte Feuerstellen, überdachte Freisitze im Schatten duftender Silberkiefern, azurianische Diwane, die zum Verweilen einladen und einen wundervollen Ausblick über die gesamte Feenwasserbucht mit ihrem türkisschimmernden Wasser.


    Im Inneren:


    Die Eingangstür des Hauses unter dem quadratischen Vordach, getragen von mächtigen Balken und mit Schnitzereien verzierten Säulen, ist aus massivem Wehrholz aus dem hohen Norden, hart wie Stein und ebenso dauerhaft. Ihre Beschläge sind aus schwarzem Eisen und auf jedem Flügel befindet sich ein ebensolcher Türklopfer in Form eines Rabenkopfes, der einen massiven Ring im Schnabel hält. Hinter der Eingangstür liegt ein schmaler Windfang der ins Foyer übergeht, das links und rechts hinter dem Eingang zwei begehbare Schrankkammern aufweist und dessen Mitte von einer breiten Treppe eingenommen wird, die ins Obergeschoss hinaufführt. Das gesamte Foyer wird im Obergeschoss von einer Galerie umlaufen, seine Decke reicht bis hinauf unter das offene Dachgebälk. Hinter der Treppe geht die Eingangshalle nahtlos in den Hauptraum des Hauses über, eine breite, nahezu quadratische Halle, deren gesamte Giebelfront von Terrassentüren und hohen Sprossenfenstern eingenommen wird. An der linken Hallenwand befindet sich ein gewaltiger Kamin, die größte Feuerstelle des Hauses, mit einem breiten Sims und einem Rahmen aus Natursteinblöcken. Auch die Halle ist, ebenso wie das Foyer, das große Gastgemach am Westgiebel, das große Esszimmer, das Schlafzimmer Karamanehs und Kalams am Ostgiebel des Hauses und das angrenzende Babyzimmer nach oben hin offen. Über der Halle bildet das Dachgebälk, das von unten zu sehen ist, mit seinen Querverstrebungen und Balken luftige Wege, die eine große Katze geradezu einladen würden, dort oben herumzuschleichen. Tatsächlich befindet sich am Ende eines dieser Querbalkens dort oben, direkt neben dem Kaminschacht, ein kleiner Erker, in den eine Klappe eingesetzt wurde, groß genug, um einer Schattenkatze Einlass oder Ausgang zu gewähren.


    Zwischen dem Foyer mit der breiten Treppe ins Obergeschoss und der Kleinen Halle zweigen links und rechts leicht versetzt die Flure in West- und Ostflügel des Haupthauses ab. Im Westflügel liegen die Küche mit zwei Vorratskammern, dem Räucherkamin, einem großen Herd mit gusseiserner Platte, Wasserschiff und Backröhre, mit einer zusätzlichen offenen Feuerstelle und dem Kellerzugang; ferner das große Esszimmer, dominiert von einer langen Tafel mit zwei Dutzend hochlehnigen Stühlen, ein Windfang und Schmutzraum, der auch den Nebeneingang des Hauses beherbergt, Zalehs Zimmer am Westgiebel, die überdachte Sommerküche, das Schreib- und Arbeitszimmer mit seiner kleinen Bibliothek und eine Art Waffen- und Rüstkammer, in der sich neben allerlei Jagd- und Angelgerätschaften auch verschiedene Beutestücke, Trophäen, Waffen und Rüstungen aus den vergangenen fünfhundert Jahren befinden (etwa eine vollständige Rabanirüstung, eine Kettenrüstung aus Schwarzstahl, ein Harnisch, Arm- und Beinschienen aus dunkel gefärbtem Frostwurmleder, mitternachtsschwarze Môrgrinanpelze, laiginische Tartschen und ein schwerer Schild aus Eisenholz, eine schwere Armbrust und zwei leichte, alle aus zwergischer Manufaktur, ebenso die dazugehörigen Bolzen, mehrere Aurokhörner, eines davon ein mit nordisch aussehenden Ornamenten verziertes Jagdhorn, zwei Beduinenkandschare mit langen, gebogenen Klingen und silberziselierten Griffen, zwei schwere, zwergische Katar aus Schwarzstahl, ein Dutzend Jagdmesser und mehrere Schwerter verschiedener Machart und Herkunft). Ein Laubengang, der von der Sommerküche abgeht, verbindet das Haupthaus auf der Westseite mit dem Anbau, welcher ebenerdig aus einem breiten Flur, von dem links und rechts jeweils drei große Zimmer abgehen, von denen ein jedes mit einer Feuerstelle oder einem Kamin, sowie großen Sprossenfenstern ausgestattet ist. An der Ostseite des Anbaus befindet sich außerdem eine hölzerne Außentreppe, die zu den Räumen im ersten Stock führt.

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