Emmets Haus:
Am westlichen Rand der Gärten des Mogbarviertels erhebt sich ein Haus, welches man so vielleicht weit draußen auf dem Land, idealerweise am Ufer eines schilfbestandenen großen Sees, nicht aber inmitten einer brodelnden Stadt, wie Talyra erwarten würde. Aus Natur- und Bruchstein erbaut und außen wie innen mit weißem Kalk verputzt, sowie mit einem dicken Reetdach gedeckt, erweckt das zweigeschossige Haus mit seinen ausnahmslos runden Fenstern einen beinahe vollkommen idyllischen Eindruck, aus dem tagein, tagaus fröhliches Lachen von Kindern, wie Alten schalt und nicht selten finden sich zwei verliebte Bewohner des Hauses etwa bei der Regentonne in trauter Eintracht. Nur beinahe vollkommen idyllisch, ist das Haus vor allem Anderen deshalb, weil schräg, dem abstehenden Daumen einer flach auf ebenem Untergrund liegenden Hand vergleichbar, ein neuerer Anbau aus dem älteren Gebäudeteil heraus ragt Ein Anbau, dessen schindelgedecktes Dach den speziellen Anforderungen an diesen Gebäudeteil zwar vollkommen zugute kommt, den Gesamteindruck aber ein wenig… nun ja, schmälert. Der Erbauer dieses Teils des Hauses nämlich ist der alte Mogbar Jarl Emmet, seines Zeichens Apotheker. Tatsächlich sind fast alle Mitglieder dieses Hauses dem Heilerberuf in der einen oder anderen Art zugetan. Jarls Frau Arja etwa, ist eine hochangesehene Hebamme und von ihren vielen Kinder sind nicht wenige bei ihren Eltern in die Ausbildung gegangen, oder haben bereits ausgelernt und eigene Wege gar beschritten. So etwa Lira Emmet, die älteste Tochter Jarls und Arjas, die unter den Mogbar dieser Stadt als herausragende Naturheilerin gilt und die Herrschaft über den, dem Haus zugehörigen, Garten mit all den darin befindlichen Arzeneymittelpflanzen ausübt, oder auch Ogen Emmet, der als Drittgeborener auf einem guten Weg ist, sich als Geistheiler über die Grenzen der Familie hinaus einen Namen zu machen. Doch Jarl ist seines Zeichens nun einmal ein Apotheker und ein guter wohl. Doch auch dem fähigsten Heilkundigen mag sein Laboratorium einmal um die Ohren fliegen und auch die nachsichtigste aller Mütter, Hebamme ihres Zeichens, und liebevollste aller Ehefrauen Rohas, könnte dann schon einmal fordern, dass in einem Haus voller Kinder und Alter auch… die wirklich gefährlichen Sachen eher nichts doch verloren haben!
Also, um wieder auf diesen winzig kleinen Kratzer am ansonsten so vollkommen wohl gewesen währenden Idyll zurückzukommen, entstand darum schließlich »der Anbau«!
Der Anbau:
Während nun also im allgemein zugänglichen Teil des Hauses stets das Leben tobt, herrscht im Anbau, in dessen Erdgeschoss die Apothekenräume, in dessen Keller das Laboratorium und in dessen Obergeschoss das Arzeneymittellager der Emmets sich findet, des Tags meist geschäftige Ruhe (wenn nicht doch mal eines oder mehrere der Kinder sich hereinzuschleichen vermögen) und des Nacht aber beinahe schon vollkommene Stille. Selbst die anderen, verborgen in diesem Hause lebenden, Fírbergan finden wenig Gefallen an diesem eher funktionalen, explosions- wie brandsicher errichtetem Gebäudeteil, sodass sich von diesen niemand daran störte, als der damals noch in der Ausbildung sich befindende Erle dort niederließ und für die kleinen Leute das wurde, was die Emmets für die Mogbargemeinde und die anderen Großen waren: Die erste Anlaufstelle bei allen größeren oder kleineren Wehwehchen. Dass Erle ab dessen, die meiste Zeit zurückgezogen auf dem Dachboden über dem Arzeneymittellager lebte, wohl tauschte was er brauchte, aber ansonsten eher für sich blieb – es mochte die anderen Fírbergan erstaunen, ja verwundern gar. Doch insgeheim waren sie es ganz froh so, hatte er doch nie den Hauch derer abgelegt, die im nahen Sitechtempell lebten, einen Hauch den selbst die dortigen Fírbergan nicht verbergen konnten und Erle… Nun ja – Erle: Auf eine nicht wirklich bedrohliche, wohl aber bisweilen beunruhigende Art und Weise, schien er wie ein von Sarurnir Berührter – wenngleich ihm wohlgesonnenere Stimmen eher eine Nähe zu Sheilair, dem Träumer doch beschieden. Fest stand auf jeden Fall, dass er… seltsam war und dass man ihn darum besser in Frieden ließ, wenn man denn nichts von ihm wollte und ihn aber aufsuchte, wenn es angeraten denn war. Schließlich hielt er es, also Erle jetzt, genauso doch mit den Anderen auch. So war der Anbau, soweit es die Fírbergan betraf, sein Reich drum, wie es Jarls Refugium etwa war, wenn man die Langbeine denn dazu befragt hätte.