Beiträge von Sigourny

    Zum letzten, aber gefühlt 137sten Mal blickt Sigourny sich in den Carnossa Spiegel, der mittlerweile seinen Weg aus dem Pfirsich nach Taresnar gefunden hat. >Ihr seht wunderbar aus Madame!< Die junge Frau dreht sich um und sieht sich einer lächelnden Adele gegenüber. Die oberste Magd hat es sich nicht nehmen lassen, ihr höchstpersönlich beim Zurecht machen zu helfen. Sigourny atmet tief durch. Ja, sie freut sich unbändig auf diesen Abend, gleichzeitig ist sie aber auch unsagbar nervös und aufgeregt: Sie, ein Kind der Unterstadt wird heute am Arm ihres Seemannes einen der legendären Bälle des Seeviertels besuchen, sie, in Mitten der Oberschicht Talyras. Sie macht sich nichts vor, einem Teil der anwesenden Gäste wird sie durch ihre Tätigkeit im Pfirsich bekannt sein und manch vornehmes Näschen wird sich wohl über ihre Anwesenheit pikiert rümpfen. Aber sie würde den Dunklen tun, sich den Julball verderben zu lassen.


    Jorindel legt ihr eben noch das weiße Pelzcape um die Schultern, dann ist soweit. Ihr Kleid, selbst aus Einzelteilen von Kleidern Shalhors Frau und Tochter zusammengesetzt, schimmert in allen Blautönen des Ildoriel. Nicht protzig aber doch einen zweiten Blick wert, einfach weil es anders ist, als das, was wohl in der Regel beim Meister Dornenbeutel zu erstehen ist. Die blonden Locken sind kunstvoll hochgesteckt und selbst die schlichten Flussperlen wirken so nach „mehr“. Die Krönung ist aber jene Libellenbrosche, die ihr Seemann ihr geschenkt hat, wie ein echtes Wesen aus Licht sitzt diese an ihrer linken Schulter.


    Die kalte Abendluft nimmt ihr für einen Moment den Atem und sie ist froh um die Kohlenpfanne, die Xilian in weiser Voraussicht in der Kutsche deponiert hat. Lächelnd lässt sie sich von ihrem Seemann in das Wageninnere helfen, die Schlanken Finger in weiße Handschuhe gehüllt. Und doch kann sie ein leichtes Zittern nicht unterdrücken, Vorfreude gepaart mit Aufregung. Kurz nachdem sich der Schlag der Kutsche geschlossen hat, gibt es einen sanften Ruck und selbige setzt sich in Bewegung. Es ist nicht weit und doch kämme keiner auf den Gedanken zu Fuß zu einem solch wichtigen gesellschaftlichen Ereignis zu erscheinen. Noch einmal kommen ihr die grunzenden Schweine und die hüllenlosen Adeligen in den Sinn und unwillkürlich muss sie kichern, was ein klein wenig von der Spannung vertreibt. „Ich bin schon gespannt. Aber du hast mir gar nicht gesagt, bei wem dieses Fest gefeiert wird.“ Neugierig blickt sie aus dem Fenster, wohin sie denn fahren.

    Von einem Moment zum anderen schwappt eine Welle der Traurigkeit über ihn. Er sagt nicht warum, sind es die Schuhe, ist es der anstehende Tanz, hält sie nur im Arm. Sie kennt ihn mittlerweile gut genug, um nicht in ihn zu dringen, streicht ihm nur beruhigend über den Rücken, sein Hafen und Anker. Die Aussage, dass es sich ohne Musik schlecht tanzen ließe, quittiert sie mit einem Lächeln, weiß sie doch, dass es nur eine Ausflucht ist, ein Schutzschirm den sie jedoch mühelos durchschaut. Aber sie spricht es nicht aus, fährt nur sanft mit der Aussenseite ihres Zeigefingers die Kontur seiner Kinnpartie nach und haucht ihm einen Kuss auf dieses, Versprechen für ihn da zu sein, auch wenn er nicht sagen kann, was ihn in diesem Moment quält. „Machen wir!“ beantwortet sie nur unverfänglich seine Vorschläge und nur wenige Bruchteile eines Glockenschlages sind die Sachen in seinem Arbeitszimmer. Während Shalhor anspannen lässt, zieht sie sich rasch um, warme Strümpfe, sowie wärmere Oberbekleidung wollen es bei diesem Temperaturen schon sein. Noch einen kurzen Blick zum Welpi und seiner Pflegemutter, die beide zufrieden im Fensterrund liegen, dann eilt sie nach unten. Im Vorhaus schlüpft sie noch in die warmen Stiefel und den Mantel und als sie nach draussen tritt, wird sie schon erwartet. Xilians Vertretung wirkt etwas nervös und ihr wird ihr „Geschäft“ von letzter Nacht bewusst. Im Pfirsich würde sie sich Tane fassen und ihn auf die Suche nach den ehemaligen und bald neuen Kutscher suchen lassen, ihr Ziehbruder ist gut darin, jemanden aufzustöbern, vor allem wenn dieser sich nicht wirklich zu verstecken sucht, was sie von Xilian nun nicht erwartet. Gleichmässig rumpelt die Kutsche durch die Gassen Talyras, im Inneren des Gefährts lehnt sich die junge Frau an die Schulter ihres Gefährten. Irgendwie hat sie das Gefühl als würde heute ein neuer Lebensabschnitt für sie beginnen.

    „Bist du dir sicher, also mit dem Arbeitszimmer?“ Leicht skeptisch sieht sie ihn an, weiß sie mittlerweile doch, wie wichtig ihm seine Ordnung ist. „Ich würde gern aber … ich warne dich, ich kann nicht garantieren das es ordentlich bleibt. Ich räum zwar dann auf aber während der Arbeit ….“ Mit einiger Verzögerung war er auch ihrem Schuhgedankensprung gefolgt und irgendwas scheint durch sein Elbenhirn zu geistern, denn er durchsucht alle möglichen Ecken und interessiert sieht sie ihm zu. Dieser Dachboden ist eine wahre Fundgrube und in diesem Moment ist sie nur froh, dass sie ob des Verkaufs der Kranich nichts von diesen Schätzen veräußern müssen. Oh wie würde sie Freude dabei haben all diese Schätze zu entdecken, am besten mit ihrem Seemann gemeinsam. Nun hat sie sich am Diwan niedergelassen und beobachtet sein Treiben. Die Schachtel, die er ihr dann entgegen hält ist, trotz seiner Staub weg pust Aktion immer noch mehr grau als sonst irgendetwas und als sie vorsichtig den Deckel anhebt, wirbeln immer noch Wölkchen hoch. „Hatschiiiii“. Erst mal Nase kratzen aber dann guckt Sig neugierig hinein. „Ohhh….“ Entfährt es ihr. Darin liegt, geschützt von einem Stück Leinenstoff, ein Paar wunderhübsche Schuhe. Sie besitzen nur einen kleinen Absatz und das gesamte Oberteil ist mit feinsten Stickereien in Form von Muscheln und Seesternen verziert. Das Grundmaterial ist von hellem blau, die Verzierungen hingegen sind dunkel vom selben Farbton gehalten. Und wenn man genau schaut bilden die Muscheln, die oberhalb des Rists sitzen, jeweils ein Herz. Ehrfürchtig fährt sie über das weiche Leder, ehe sie sie anprobiert. Ganz vorsichtig schlüpft sie hinein, doch sie passen wie angegossen. Sogar mit der Schiene geht es sich aus und als sie einige Schritte macht ist es, als wären sie ihr auf den Fuß geschneidert worden. „Sie sind wunderbar!“ lächelt sie Shalhor an, ehe sie einen kleinen Knicks macht. „Wollen wir sie vielleicht in einer ersten kleinen Tanzstunde einweihen?“

    Interessiert beobachtet sie ihren Seemann, der nun seinerseits Hand anlegt und eine hübsche Spitzenborte in diversen Blautönen an der Kleiderpuppe drapiert. „Stimmt, das passt. Aber ich glaube sie sollte ein wenig tiefer sitzen, also um die Taille und nicht unter der Brust. Schau mal …“ Sie schiebt das Fundstück etwas nach unten, dass es wie ein Gürtel sitzt. Nun ist die Linie des Mieders nicht unterbrochen und der aparte Blickfang würde ihre schmale Figur betonen. „Wenn ich von den Unmengen an eingenähten Unterröcken den einen oder anderen noch rausnehme, fällt es wohl auch leichter und nicht so pompös …“ überlegt sie weiter und zupft prüfend an den Unmengen Stoff, die den Rock bauschen. Als die Rede auf den Schmuck kommt muss sie schlucken. „Die Libelle, ja natürlich, die passt sicherlich. Zum Beispiel hier auf die Schulter und Meine Haare alle auf die andere Seite. Dann können die auch die Narbe etwas kaschieren, sollte die doch durch die dünnen Ärmeln durch scheinen.“ Sucht sie etwas von Saphiren und sonstigen Geschmeiden abzulenken. Sie besitzt neben eben jener Libellenbrosche nur den Ring ihres Vaters und einige Stücke aus billigen Steinen und Flussperlen. Sie würde sie vom Pfirsich mitnehmen und in einem ruhigen Glockenschlag zum Kleid probieren. Weiße Flussperlen wären zwar schlicht, würden farblich aber sicher passen.


    „Denkst du, Ademas könnte mir die Puppe nach unten bringen? Ich … ich denke im Gästezimmer wäre sie die kurze Zeit am wenigsten im Weg und ich könnte arbeiten, ohne dich zu stören … oder das Schlafgemach beziehungsweise dein Arbeitszimmer in ein Chaos zu verwandeln.“ Bei dem Gedanken, wie sie sich mit ihrer Buchhaltung breit gemacht hat, beißt sie sich verlegen auf die Unterlippe. „Ich bring das eh noch in Ordnung versprochen. Aber … aber ich brauch bei der Buchhaltung einfach ziemlich viel Platz weil … weil ich‘s sonst nicht wirklich verstehe, also wenn ich nicht alles nebeneinander liegen habe.“


    Und da fällt ihr noch etwas ein. „Schuhe!“ Sein etwas irritierter Blick ob des Themenwechsels ist Gold wert. „Ich hab ja noch immer diese vermaledeite Schiene am Knöchel und auch wenn es schon viel besser ist: Dar erwürgt mich, wenn ich sie zu früh ablege und oder in hochhackigen Schuhen herum renne und wieder etwas passiert!“ Die eine Auseinandersetzung mit ihrem Pfuscher ist ihr nur zu gut in Erinnerung und da war es nur darum gegangen, dass sie mit der Vergiftung in ihr eigenes Bett wollte und nicht länger in einem der Zimmer im ersten Stock zu bleiben gedachte. „Und ausser den Stiefeln und den hier …“ bei diesen Worten hielt sie ihm ihren Fuß mit den zwar hübschen Halbschuhen unter die Nase, die aber nicht recht für den festlichen Anlass eines Balles passen würden. „… hab ich im Moment nicht wirklich etwas was ich tragen kann. Alles zu eng oder zu hoch. Hast du hier noch irgendwo Schuhwerk auch?“

    Schrank freigeräumt? Für einen Moment sieht sie ihn mit großen Augen an. Die Schränke in seinem Schlafgemach sind riesig, vermutlich braucht sie nur einen Bruchteil davon, denn manche Dinge würden im Pfirsich verbleiben, zumindest vorerst. „Da...danke!“ haucht sie und gibt nun ihm ihrerseits einen Kuss, ehe sie die Dachbodentreppe erklimmt. Auch ihr erster Impuls bei der Farbwahl war blau und zufrieden, dass sie sich da einig sind, landet das rote Teil wieder in einer der Truhen. Als Shalhor ihr aber dann das Nähkästchen seiner verstorbenen Frau präsentiert, bleibt ihr zuerst einmal die Luft weg. Beinahe ehrfürchtig gleiten ihre Finger über die feinen Garne. Das ist etwas ganz anderes, als der Zwirn, der ihr im Pfirsich zur Verfügung steht. Ob ich mit sowas überhaupt umgehen kann? fragt sie sich. Sicher, sie hat ein gewisses verstecktes Talent, kombiniert mit einigen Kniffen die erst Maura, dann Briant ihr beigebracht haben aber von einer Könnerschaft ist sie ihrer Meinung nach doch entfernt wie eine Kuh vom Tanzen. Aber sie würde ja nichts Neues nähen sondern nur aus zwei Teilen eines machen, das hat sie schon öfter getan, geboren aus der Not, nicht immer neue Stoffe oder Kleider für die Pfirsichmädchen kaufen zu können.


    „Ob das was taugt? Das …das ist wunderbar, ich meine … ich … ich hatte noch nie so feine Fäden in den Fingern, immer nur einfache Garne.“ Bei diesen Worten wird ihr wieder bewusst, aus welch verschiedenen Welten sie doch kommen und eine feine Röte zieht sich über ihre Wangen. Nicht, weil sie sich vor ihm schämt, das hat sie seltsamerweise nie getan aber bei manchen Dingen kommt sie sich einfach unwissend vor. Um von ihrer Verlegenheit, wissen die Götter wo die herkommt, abzulenken, beginnt sie vorsichtig, den oberen Teil des Kleides abzutrennen. Es geht relativ rasch, natürlich muss sie dann noch die Fädenreste sauber entfernen, aber jetzt will sie sich einmal ansehen, ob ihre Idee überhaupt umsetzbar ist.


    Sie ist es. Einen knappen Glockenschlag später trägt die Kleiderpuppe die Bluse, deren rechteckiger Ausschnitt, besetzt mit feiner Spitze, einen schmalen Rand am oberen Ende des Kleides bildet. Einige Nadeln halten das ganze provisorisch zusammen. Obgleich sie vermutet, dass die Puppe nach den Massen seiner Frau gefertigt wurde, würden Jorindel oder Adele den genauen Sitz noch direkt an ihr anpassen müssen, ehe sie das ganze endgültig näht. Aber in ihren Augen sieht das Ganze nicht schlecht aus, zugegeben, vielleicht ein wenig schlicht aber vielleicht fällt ihr noch etwas ein, um ein wenig mehr Glanz darauf zu zaubern. Fragend sieht sie zu Shalhor hinüber, der es sich am Diwan gemütlich gemacht und sie keinen Moment aus den Augen gelassen hat. „Was hältst du davon?“ will sie von ihrem Seemann wissen. Während sie seiner Antwort harrt, pustet sie sich eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht, die sie an der Nase kitzelt.

    „Hmmm …“ gespielt nachdenklich tippt sie sich auf seine Frage ob sie nicht jemanden kenne an die Unterlippe. Ob ihm das schelmische Blitzen in ihren Augen wohl bewusst ist? „Mouratabak … naja ich denke .. ja schon dass ich jemanden kenne. Ist dir vielleicht auch bekannt, so ein recht ansehnliches Frauenzimmer, die aber schon vergeben ist, an so einen gewissen Elb, der ihr nach allen Regeln der Kunst den Kopf verdreht hat.“ Dann kann sie sich beim besten Willen nicht mehr halten und kichert los. „Ich hab noch welchen im Pfirsich. Das graue Kabinett hab ich dazumals ja nur auf Drängen der Lady Shin eingerichtet, es wirft ein bisschen was ab aber der Mouratabak geht nicht besonders, das heißt da ist sicher noch genug da. Und bevor du anfängst: Das wird als ‚Eigenverbrauch‘ gebucht und geht somit aufs Haus.“ Bei dem Gedanken wie die Zwillinge wohl bei der nächsten Inventur schauen würden, wenn Tabak als Eigenverbrauch geschrieben ist gluckst sie vor sich hin, hat sie um diesen Teil ihrer Lasterhöhle doch bis jetzt einen großen Bogen gemacht.


    Mit einem frechen Grinsen haucht sie ihm einen Kuß auf die Nase, ehe sie die von ihm herabgelassene Bodentreppe hinaufklettert. Es geht schon deutlich besser was den Knöchel angeht und so ist sie auch sehr zuversichtlich, was tanzen angeht. Oben versucht sie gar nicht erst, den Diwan zu viel anzusehen, kämme sie sonst doch wohl nur auf dumme Ideen. Stattdessen zieht sie die Kleiderpuppe hervor und ein dunkelblaues Kleid aus einer der Truhen. Es muss dem Schnitt nach seiner Frau gehört haben und wenn sie den dem Mieder unterlegten hochgeschlossenen Leib heraustrennt ist es einmal ein Anfang. Allerdings wäre es dann für die feine Gesellschaft fast wieder zu freizügig. Nachdenklich kräuselt sich ihr Näschen. Sie hat kein Problem damit aber sie will ihren Seemann auch nicht in Verlegenheit bringen. Ausserdem wäre das wohl zu kalt für den Jul und ihre Narbe am Oberarm wäre nur zu deutlich ersichtlich. Aber wenn sie was anderes darunter näht? Oder vielleicht muss sie gar nicht nähen, wenn das Mieder eng genug sitzt um nicht zu rutschen … gedankenverloren kramt sie sich weiter durch und hinterlässt dabei das für sie so typische Chaos. Dann dreht sie sich zu ihrem Seemann um, der, oh Wunder, wieder am Diwan sitzt. Sie hat zwei der Blusen seiner Tochter im Arm, locker geschnitten, so dass sie ihr eigentlich passen müssten. „Was denkst du ist besser, eisblau oder lieber hellrot?“

    „Ja!“ Schnell leert sie auch noch letzten Rest Coffea, ehe sie ihm erneut auf den Boden folgt. Wenn sie sich gestern nicht getäuscht hat, steht in einer Ecke eine Kleiderpuppe. Ideal um Änderungen an einem der Kleider vorzunehmen. Oder vielleicht könnte sie auch aus zwei Kleidern eines machen? Allerdings ist sie sich nicht ganz sicher, ob sie es hinbekommt, ein Ballkleid ist doch etwas anderes als die Alltagskleider der Pfirsiche.

    Auf der Galerie begegnen sie einer reichlich bleichen Gesine, die beim Anblick der Herrschaften so erschrocken zusammenfährt, als würde der dreizehnte leibhaftig hinter ihnen stehen. >bitte…bitte… verzeiht ich wusste nicht ich meine … < stammelt das Mädchen und nur mit Mühe kann sie die Tränen zurückhalten. Sigourny kann nicht anders, sie hat Mitleid mit der Kleinen. „Schon gut, ist ja … fast … nichts passiert. Aber in Zukunft keine unbekannten Blätter ins Feuer werfen. Und jetzt geh abräumen … und trink reichlich heute, das bessert die Kopfschmerzen.“ Gesine knickst schniefend ehe sie regelrecht in das Esszimmer flüchtet. Sigourny ist dabei nicht entgangen, dass die Küchenhilfe es nicht gewagt hat ihnen ins Gesicht zu sehen, ja jeglichen Blick auf ihren Seemann zu vermeiden. „Sie schämt sich ja zu Tode. Aber sag …“ bei diesen Worten hängt sie sich bei Shalhor unter „…was wolltest du eigentlich mit dem Tabak? Ich hab dich noch nie rauchen gesehen?“

    Kurz vor dem Julfest 518


    Sigourny nippt an ihrem Coffea während sie ihren Seemann beobachtet, der sich seinem Frühstück widmet. Er hat die Kranich verkauft! Für sie! Der Gedanke kreist in einer Dauerschleife durch ihren Kopf. Verschiedene Gefühle streiten nach der ersten Euphorie durch ihr Herz: Erleichterung aber auch Schuldgefühle. Wenn sie es richtig verstanden hat, hat ihm der Bau dieses Schifffes in der schwersten Phase seines Lebens Halt gegeben und nun gibt er es auf. Sie schickt ein Stoßgebet zu Göttern, er möge es nicht eines Tages bereuen, die Kranich für sie geopfert zu haben. Gedankenverloren fahren ihre Finger das zarte Blütenband um ihr Handgelenk nach. Könnte sie ihm je nur einen Bruchteil davon zurückgeben, was er ihr in den letzten Siebentagen gegeben hat? Reicht es, sein Hafen zu sein? Sein Leuchtturm? Doch als sich ihre Blicke treffen weiß sie, dass es für den Moment alles ist, was zählt, was nötig ist.


    „Denkst … denkst du es ist heute noch mal Zeit auf den Boden hoch zu steigen?“ Verschmitzt zwinkert sie ihrem Seemann zu. „Nicht dafür … ich meine um noch mal nach einem Kleid zu suchen. Ich werde sicher, egal was wir finden, etwas ändern müssen und dafür brauch ich ein wenig Zeit.“ Wobei … das andere ‚dafür‘ von gestern war trotz der abrupten Unterbrechung durch Kaya nicht zu verachten gewesen. Schnell nimmt sie noch einen Schluck Coffea, um das nun doch ein bischen rot gewordene Näschen zu verstecken.

    Der Pfirsich


    Das Gebäude

    Linkerhand, gleich hinter dem Verder Tor mit seinem mächtigen Vorwerk und Torhäusern, liegt dicht an die starken, grauen Stadtmauern geschmiegt, der "Pfirsich", das drittgrößte Gasthaus - und meist besuchte Bordell - der Stadt. Der alte Gasthof ist ein gedrungenes, zweistöckiges Gebäude mit zwei hervorspringenden Erkern an der Frontseite und einem hohen Dach mit zahlreichen kleinen Gaubenfenstern. Sein Fundament ist ganz aus hellgrauem Flussstein erbaut, über den Fenstern des Erdgeschosses ist er jedoch mit dunkelgrün lasiertem Holz verkleidet und sein Dach ist aus silbrig-grauem Reet. Über der bogenförmigen Eingangstür, zu der drei breite Stufen hinaufführen, hängt ein Holzschild, auf das ein Pfirsich gemalt ist, von dem jemand ordentlich abgebissen hat. Direkt neben dem Pfirsich ist eine Wagnerei mit einem langen Mietsstall und Remisen für Kutschen und Karossen, wo Gäste die länger zu bleiben wünschen, ihre Tiere gegen ein geringes Entgelt unterstellen oder sich - sofern es ihre Geldkatze erlaubt -, auch Fuhrwerke samt Pferden und Kutscher mieten können.


    Der Schankraum:

    Im Inneren des Pfirsichs ist die große Gaststube, die die gesamte Breite des Hauses und fast das ganze vordere Erdgeschoss einnimmt. Gegenüber der Eingangstür ist ein langer, holzgeschnitzter Tresen. Vor der Schanktheke, im vorderen Bereich der Gaststube stehen Tische mit Bänken und Stühlen aus glattem, rötlich dunklem Holz, das an Lehnen und Beinen mit allerlei Schnitzereien anzüglicher Posen, nackter Frauen, Maskentänzern oder anderen unzweideutigen Gestalten verziert ist. Im hinteren Teil des Schankraums und zwischen dem mächtigen Stützgebälk der Wände sind kleine Nischen eingerichtet, die mit schweren Samtvorhängen abgetrennt werden können. In jeder Nische finden sich bequeme Sessel oder Liegen und kostbarere Tische aus Zedern oder Ebenholz, bedeckt mit samtenen Kissen und weichstem Pelz. Vor jeder dieser Nischen steht ein kleiner Hocker, auf dem ein Schankjunge oder -mädchen darauf wartet, den Herrschaften im Inneren die Wünsche zu erfüllen – allerdings nur und ausschließlich die Wünsche kulinarischer Art – sowie ihnen beim Essen aufzuwarten, Schüsseln mit warmem Wasser zum Waschen der Hände zu reichen oder ihnen den ein oder anderen Pfirsich zur Auswahl zu rufen. Vom Schankraum aus führt ein halbhoch mit Holz getäfelter und ansonsten weiß verputzter Gang in den hinteren Bereich des Pfirsichs, wo neben dem Grauen Kabinett auch der Arbeitsraum der Pfirsichwirtin und kleinere Wirtschaftskammern liegen. Linkerhand findet sich das Graue Kabinett, rechter Hand Sigourny Al'Meres Kontor. Am Ende des Ganges führt eine Treppe in die Obergeschosse zu den Gemächern der Pfirsiche im zweiten Stock.


    Das Graue Kabinett:

    Hinter der Schankstube, gegenüber von Sigournys Kontor, liegt ein Raum, den die Pfirsiche und ihre Gäste gemeinhin nur das "Graue Kabinett" nennen, wohl wegen den aromatischen Rauchschwaden, die hier in allen Grau-, Anthrazit- und Blautönen durch die Luft ziehen. Weiche Diwane und gepolsterte Liegen laden zum Verweilen ein, derweil bronzene Kohlebecken in Form von Schwänen in den kalten Monden Wärme spenden. Durchbrochene Laternen aus Bronzedraht und blinkendem Messing baumeln von den wuchtigen Deckenbalken und verbreiten angenehmes Licht, denn durch die kleinen, bleigefassten Fenster dringt nur wenig Helle herein. Bauchige Wasserpfeifen und kunstvoll verzierte Shishas stehen hier für die Rauchgenüsse der endlosen azurianischen Wüsten bereit, ebenso wie die langstieligen Tschibuks der Ostlande mit Rohren aus Jasmin und Mundstücken aus Bernstein oder Meerschaumpfeifen in jeder Form und Größe. Kostbare Tabake für jedweden Rauchgenuss und auch weitaus stärkere Rauschmittel können gegen genug Silber im Pfirsich erworben werden.


    Das Kontor:

    Gegenüber des Grauen Kabinetts liegt das Kontor der Hausherrin, ein kleiner, gemütlich, aber praktisch eingerichteter Raum, in welchem die Bücher geführt und die Geldgeschäfte erledigt werden. Der Raum ist jedoch, wenn sich niemand darin befindet, stets gut verschlossen, besitzt aber ein kleines Fenster zur Hinterseite des Pfirsichs hinaus. Zum Schutz gegen Einbrecher und allzu neugierige Naseweise ist es mit schweren, schmiedeeisernen Gittern versehen. Ein Schreibtisch mit verschließbaren Laden, ein Kassettenschrank und ein halbhohes Regal in dem mehrere ledergebundene Mappen die Bücher des Pfirsichs enthalten, sowie einige Pergamentrollen stellen die einzige Einrichtung des Kontors dar.


    Die Küche:

    Die Küche des Pfirsichs ist vom Schankraum aus durch eine Tür hinter der Theke zu erreichen. Sie ist ein gewaltiger Raum, in dem zwei noch gewaltigere Herde (mit Wasserschiffen) und eine Feuerstelle, die ausreichen würde ein ausgewachsenes Wildschwein darüber zu rösten, für genügend Wärme sorgen, um das ganze Haus eingeschlossen allen Warmwassers damit zu heizen. Die Pfirsichküche hat sich innerhalb kürzester Zeit einen hervorragenden Ruf in Talyra (zumindest bei den Männern Talyras) erkocht (was vor allem am Geschick der Köchin liegt, auch wenn sie nach eigener Aussage, nicht an die der Harfe heranreicht) und ist außerordentlich gut ausgestattet. Nicht nur, dass sie über zahlreiche Vorratskammern verfügt, nein, sie nennt auch einen Eiskeller ihr Eigen - und einen Spülstein mit moderner Wasserpumpe, in dem man einen Ochsen am Stück abschrubben könnte. Die Wände blinken vor Kupfergeschirr, in allen Töpfen und Kesseln brodelt und brutzelt es, Zwiebelzöpfe und Kräutergebinde baumeln von den Deckenbalken und an wuchtigen Tischen und Anrichten entlang der Wände reihen sich Arbeitsflächen an Teigbretter, werden Speisen angerichtet, wird gebacken und geschnitten, gerührt und bemehlt, was das Zeug hält. Neben der Köchin Annest tummeln sich hier in den Hochzeiten auch noch ein gutes Dutzend Spüljungen und Küchenmägde, doch nur die Köchin besitzt die Schlüssel für die Gewürzschränke oder die Schränke mit den erlesenen Kostbarkeiten. Im Pfirsich werden nicht nur allerlei feine Gerichte, sondern auch wirkliche Raritäten oder ausgefallenste kulinarische Wünsche erfüllt, die an Dekadenz höchstens noch von azurianischen Freudenhäusern überboten werden können. Von der Küche aus führt eine Tür auf die Gasse hinter dem Pfirsich, wo Fleisch, Eier und Gemüse oder sonstige Vorräte angeliefert werden. Außerdem ist in der hinteren östlichen Ecke der Küche eine schmale Stiege, die von hier aus direkt ins Dachgeschoss führt, wo die Gesindekammern, die Privatgemächer der Pfirsiche sowie die Räume Sigourny Al'Meres selbst liegen.

    Außerdem liegen im Erdgeschoss auch noch die Wäschekammern und der Waschraum im Anschluss an die Küche.


    Der erste Stock:

    Neben einem guten Dutzend einfacher, aber sauberer und verhältnismäßig gut eingerichteter Gemächer mittlerer Größe für zahlende Gäste, die einfach eine Bleibe im Pfirsich mit oder ohne körperlicher Kurzweil suchen, liegen hier auch die verruchten Edelgemächer der kostbarsten Pfirsiche, die Lady Al'Mere zu bieten hat. Die Edelgemächer der Huren liegen alle vier auf der Südseite des Pfirsichs, zur Straße hin, die Gästezimmer gehen nach Norden.


    Das Serail

    Dieser Raum ist eingerichtet, als wäre er einem Wüstenmärchen entsprungen. Der süße, schwere Duft fremdländischer Blumen erfüllt das ganze Gemach, alle Wände sind mit kostbaren Teppichen oder zarten Schleiern verhangen und ein riesiger Diwan unter weinrotem Gaze, auf dem sich die Seidenkissen in allen Farben der Sagora und Sacaleynda türmen, bildet das Herz des Zimmers. Filigrane Tischchen aus Bronze mit elfenbeinernen Füßen oder duftendem Rosenholz tragen Fruchtschalen aus Palmenbast und Amphoren aus dunklem Porphyr, Kelche und Trinkschalen aus zart gehämmertem Silber besetzt mit Türkisen für Hamadat oder Palmenwein und Duftlampen in Form sich windender Schlangen aus Obsidian oder glänzenden Metallen. Das Serail ist das Reich Aniandras, genannt Nia, dunkel wie die Nacht und heiß wie Feuer. Aniandra ist eine glutäugige, Azurianerin, schlank, langbeinig und geschmeidig wie eine Gazelle. Ihre pechschwarzen Haare reichen ihr bis zum Gesäß und sind meist zu unzähligen dünnen Zöpfen geflochten.


    Die Kemenate

    Dieser Raum ist eingerichtet wie das Gemach einer adligen Herzländerin, besteht jedoch im Wesentlichen aus einem gewaltigen Himmelbett mit gedrehten Pfosten, kunstvoll geschnitzt in Gestalt vierer Damarias-Abbilder, zu deren Füßen sich Schattenkatzen aus Achat winden. Mitternachtsblaue Sammitvorhänge, bestickt mit tausenden funkelnder Sterne aus Goldgarn, können das ausladende Bett in einen Raum im Raum verwandeln und vermitteln einem beinahe das Gefühl, unter freiem Himmel zu liegen. In glasierte Tonschalen in dunklem Blau wachsen Zitronen- und Orangenbäumchen und verbreiten ihren zarten Duft, es riecht nach Lavendel aus Sûrmera, süßen Briocellen, Rosen aus Draingarad und Mandelblüten aus Ildala. Die Möbel sind aus Zedern- und Lledonerholz im Stil der alten Herzlande mit geraden Linien und geschmackvollen, niemals überladenen Schnitzereien oder Einlegearbeiten aus Perlmutt und Schildpatt. Kobolde, Feen und allerlei andere Wesen zieren Tischfüße, Stuhlbeine und Truhendeckel, Kissen und Teppiche sind aus feinster Schafwolle oder kostbarem, seidenweichen Ziegenhaar. Irdene Schalen feinsten Steinguts und Kelche aus Terebinthenholz stehen hier für die Köstlichkeiten der Herzlande bereit - und das sind nicht wenige. Hier herrscht Ide, die rothaarige Ildorerin, stets edel gekleidet, wohlgerundet und berühmt für ihre zarte, opalschimmernde Magnolienhaut sowie für ihr unvergleichliches Haar.


    Das Wintergemach:

    Das Gegenstück des Serails ist der nächstgelegene Raum. Im Wintergemach sind die Wände mit dunklem Holz getäfelt, auf dem sich verschlungene Drachen in Rot und Gold Kämpfe mit furchtlosen Kriegern liefern, wo Wolfsmeuten gewaltige Hirsche hetzen und wilde Pferde mit noch wilderen Reitern dahin stürmen. Die Armlehnstühle sind wuchtig und mit Leder bezogen, die Truhen aus Schwarzkiefern und Rotzedern sind mit Bronze und Eisen beschlagen, und die Tischbeine haben die Form gewaltiger Bärenpranken. Die Lampen hier sind aus dem Elfenbein von Walrosszähnen, Schalen und Kelche darauf aber aus kostbarem Bernstein oder glänzend poliertem Horn. Das Bett ist breit, die Laken sind aus feinem Kammgarn, die Decken aus weichsten Pelzen von Zobel, Haithwolf und Schneeluchs, und auf dem Boden vor dem offenen Kamin, der in kalten Winternächten anheimelnde Wärme verströmt, liegt ein gewaltiges Branbärenfell. Die schöne Tashjana aus Ardun ist jedoch die größte Kostbarkeit dieses nordischen Gemachs. Blond wie der Sommer, mit rauchgrünen Augen und unzähligen Sommersprossen auf ihrer zarten, schneeweißen Haut sieht sie so verrucht aus wie eine Elbin, die unter die Schleiertänzerinnen gegangen ist und lässt sich ihre Mühen fürstlich entlohnen.


    Inaris Bad

    Der Mittelpunkt dieses größten der vier Edelgemächer ist ein gewaltiges, ovales Becken, schneeweiß wie Alabaster, das frei im Raum auf vier pechschwarzen Füßen in Form von Elefanten steht. Diese Wanne besitzt weder einen Ablauf, noch irgendwelche Wasserhähne, und doch ist sie wundersamer weise auf den Wunsch zahlender Kunden hin wie durch Zauberhand jederzeit mit ausreichend warmem oder gar heißem Wasser gefüllt… in den heißen Sommermonden natürlich auch mit erfrischend kühlem… das sich fortwährend in lustig blubbernden Luftbläschen kräuselt und nicht einen Herzschlag still zu stehen scheint. Ein Kobold und Wassermagier zeichnet sich verantwortlich für das Bad samt den sprudelnden Wassern darin und das ist auch der einzige Daseinszweck, den er im Pfirsich erfüllt. Ringsum das steinerne Becken sind entlang der Wände, die mit irisierend schimmernden, blaugrünen Kacheln geschmückt sind, vier kleine Gemächer angeordnet, in denen sich zahlende Gäste anregenden und wohligen Massagen, Knetkuren (oder noch ganz anderen Dingen) hingeben können. Der Boden besteht aus einem edlen Mosaik wie man sie aus den Wassergärten der Südlande kennt, das die schimmernden Leiber kaum bekleideter Wasserfeen zeigt, die sich innig umschlingen. Hier herrscht die schwarzhäutige Amitaba, eine ehemalige Sklavin, die auf langen, abenteuerlichen Wegen dereinst nach Talyra kam. Ihr Haar ist kraus und kurzgeschoren, doch ihre Beine sind lang, ihre Brüste voll und ihr Körper geschmeidig wie der einer Savannenkatze. Sie ist wohl geschult in den verruchtesten Künsten Inaris und ihr Preis ein kleines Vermögen. Will ein reicher oder adliger Gast den gesamten Raum für sich oder seine Gesellschaft allein haben und mehrere Pfirsiche auf einmal beschäftigen, ist dieses Vergnügen verständlicherweise noch sehr viel mehr Wert.


    Der zweite Stock:

    Hier befindet sich neben einer kleinen Wäschekammer ein weiteres gutes Dutzend Gästezimmer. Eine Handvoll davon ist von mittlerer Größe und Ausstattung, was bedeutet es gibt ein Bett, einen Waschtisch, eine Truhe oder einen kleinen Schrank für Kleidung und Gepäck, strohgefüllte Matratzen und saubere Federbetten, doch die meisten sind eher klein und günstiger. Hier ist die Ausstattung einfacher, doch sie sind sauber und die Wolldecken der Betten sind warm und weich.


    Das Dachgeschoß:

    Unter dem hohen Dach des Pfirsichs mit seinen zahlreichen kleinen Gaubenfenstern liegen die Privaträume der Pfirsiche, der Mägde, Schankburschen und Küchenmädchen, der Köchin und anderer Bediensteter, sowie die Gemächer Sigourny Al'Meres selbst. Die Hausherrin nennt zwei Räume ihr Eigen, ein Schlafgemach und eine Kemenate, die dem Aufenthalt in ihren wenigen Mußestunden dient. Beide sind einfach, aber geschmackvoll eingerichtet und wohnlich ausgestattet. Im Schlafgemach finden sich neben dem Bett noch eine Kommode mit einem kostbaren und seltenen cardosser Spiegel, sowie drei Truhen, in denen Lady Al'Mere ihre Gewänder aufbewahrt. In der Kemenate stehen eine gemütliche Bank, ein Tisch und drei Stühle, außerdem ein Bücherschrank, in dem sich sogar vier ledergebundene Schriftwerke befinden. Neben Sigournys Räumen liegt Tanes Kammer, in den weiteren Zimmern unter dem mächtigen Dachgebälk mit seinen silbrig schimmernden Reetgarben schlafen die Schankburschen und Mädchen in Gemeinschaftsräumen getrennt nach Geschlechtern, hat die Köchin ihr Refugium, der Pfirsichwächter Rogen und auch der Koboldmagier Dobesto, der einen kleinen Kobel zwischen den Dachbalken sein Eigen nennt. Auch im Dachgeschoss befindet sich eine Wäschekammer mit kleiner Nähstube unter einem Fenster, wo die Kleider und Gewänder der Pfirsiche ausgebessert oder gefertigt werden können.


    Die Herrin des Pfirsichs:

    Sigourny Al'Mere, neuerdings die "Königin der Nacht" genannt, ist gertenschlank, etwa 1 Schritt und 70 Sekhel groß und geschmeidig wie eine Katze. Ihr weißblondes Haar reicht ihr bis zu den Hüften und ihre Haut ist weiß und schimmernd wie Porzellan. Seit dem Taumond 510 FZ ist sie die neue Herrin des Pfirsichs.


    NSC's:

    Die Edel-Pfirsiche:

    Aniandra, genannt Nia, eine glutäugige, temperamentvolle Azurianerin mit pechschwarzem Haar, das sie meist zu langen, dünnen Zöpfen geflochten trägt. Sie ist langbeinig, schlank und geschmeidig wie eine Raubkatze. Die Schöne Südländerin hat ihren Preis, residiert sie mit ihren Freien doch zumeist im Serail.


    Tashjana aus Ardun ist mittelgroß und sehr blond, mit blasser Haut und rauchig grünen Augen. Unzählige Sommersprossen und ihre schlanke, zarte Gestalt machen sie zu einer kühlen Schönheit, außerdem reicht ihr das feine, aber dichte weißblonde Haar bis weit über das Gesäß und besitzt seinen ganz eigenen Zauber. Tashjana bedient ihre betuchten Kunden im Wintergemach und ist glaubt man den zahlreichen Gerüchten so berauschend wie ein sonniger Wintermorgen.


    Ide aus Draingarad ist der dritte der edlen Pfirsiche und mit ihren üppigen, wohlgerundeten Formen, ihrer hellen Magnolienhaut und den dichten, langen feuerroten Locken ein wahrer Augenschmaus für jeden echten Mann. Sie ist nicht sehr groß, aber ihr Körper ist weich und biegsam, sie ist rund und gut zu nehmen und weiß das auch sehr genau. Vom Feuer geküsst heißt es über sie und genauso würden ihre süßen roten Lippen auch schmecken. Ide nennt die Kemenate ihr Eigen, wo sie im breiten Himmelbett keine Wünsche offen lässt, heißt es.


    Amitaba, genannt die "Schwarze Perle"

    Amitaba ist wohl der exotischste der edlen Pfirsiche. Die ehemalige Nandésklavin hat eine Haut so schwarz und schimmernd wie Onyx, Augen so schwarz wie Jett, Zähne weiß wie Schnee und Haar so dicht und kraus wie weichstes Lämmervlies. Sie beherrscht die Künste allerlei verruchtester berauschendster Massagen und verwöhnt ihre zahlenden Kunden meist in Inaris Bad.


    Weitere Pfirsiche und Lustknaben:

    Briant ist eine Mogbarhure, klein, drall und wohlgerundet, an allen wichtigen Stellen gut gepolstert mit ausladenden Hüften und schwingenden Brüsten versprüht sie ihren ganz eigenen Charme. "Briant die Lächelnde" wird sie auch genannt, was an ihrer unverwüstlichen Fröhlichkeit und ihrem guten Herz gleichermaßen liegen muss. Ihre offenherzigen Reize und ihre freundliche Art sind genau das Richtige für all jene, die ein einfaches, warmherziges Schäferstündchen erleben oder einfach nur ihr Herz ausschütten wollen.


    Rhoyneera ist eine Amazone… behauptet sie jedenfalls. Niemand weiß, ob das der Wahrheit entspricht oder warum sie, wenn dem tatsächlich so ist, ihren Körper an Männer verkauft – und wem seine Unversehrtheit lieb und teuer ist, der fragt auch nicht. Doch wer die Gefahr nicht scheut und bereit ist, mitunter ein paar blaue Flecken und Prellungen mit zu nehmen, findet in ihren Armen seine Erfüllung. Sie ist groß, kräftig und schlank mit wenig weiblichen Formen aber einem ungeheuren Appetit.


    Gladez, genannt Gladez die Seherin ist eine Schellentänzerin der Blauen Resande. Mit ihren mandelförmigen Mahagoniaugen, den wilden schwarzen Locken, der bernsteinfarbenen Haut und den schlanken, aber üppigen Formen ist sie eine wirkliche Schönheit und hat die besten Chancen, wie einige der anderen Huren zum Edelpfirsich aufzusteigen. Neben ihrem Körper bietet sie den Männern auch ihre Dienste als Wahrsagerin an und tanzt gelegentlich in der Schankstube den Schleiertanz, den keine so gut beherrscht, wie sie. an der Roten Seuche der Jahre 519-521 verstorben


    Jehan ist einer der wenigen Lustknaben im Pfirsich, obwohl er das Knabenalter bereits weit hinter sich hat, auch wenn er immer noch aussieht, wie ein Junge. Blond und unschuldig bedient er sowohl Männer als auch die wenigen Frauen unter den zahlenden Gästen, doch er ist wandelbar und schnell von Begriff, was jedweden Wunsch der Gäste angeht.

    Ayol dürfte der Traum so manch einsamen Weiberrockes sein, der Traum schlafloser Nächte ist der junge Mann mit Sicherheit. Mitunter findet man ihn sogar in einem der berühmt-berüchtigten Edelgemächer des Pfirsichs. Gut gebaut, groß und sanft mit langem braunem Haar und braunen Augen findet er sogar hin und wieder den Weg in Lady Al'Meres Gemächer selbst, wie die Gerüchteküche zu wissen glaubt.


    Maya, Rocha, Priselle, Nest, Mirua, Dialdana, Ysa, Estela, Ionnia, Bured, Ledenia und Varvara – weitere Pfirsiche


    Mal, Orek, Fiebras und Rhufon – weitere Lustknaben im Pfirsich


    Nest und Orek sind an der Roten Seuche der Jahre 519-521 verstorben


    Sonstige Bedienstete des Pfirsichs

    Tane - Versteht sich als Sigournys älterer Bruder, zählt 5 Sonnenläufe mehr als die Wirtin. Weiberheld mit goldenem Herzen und Sigournys rechte Hand im Pfirsich. Hat sich mittlerweile von seinen kleinkriminellen Vorlieben (Heiratsschwindel, Taschendiebstahl, Falschspiel) ziemlich verabschiedet, auch weil Sigourny ernsthaft droht, ihn auf die Strasse zu setzen, wenn seine Gaunereien dem Pfirsich schaden.


    Annest - Köchin im Pfirsich, früher im Hause eines Lords angestellt. Obwohl schon etwas älter, ist sie hinter ihrer etwas prüde wirkenden Art doch tolerant. Kann einen Schwan ebenso zubereiten wie eine einfache Krautsuppe und führt die Küche mit eisernem, aber gerechtem Kochlöffel. an der Roten Seuche der Jahre 519-521 verstorben

    Ronan – Sigourny Al'Meres Leibwächter und Hüter der Pfirsiche, der Mann fürs Grobe. Er ist ein Schrank von einem Kerl, grobschlächtig, aber gutmütig mit einem weichen Herzen unter der rauen Schale. Im Pfirsich arbeitet er als Türsteher und Beschützer der Huren, Mädchen und Schankkinder.


    Perrin - Ronans Sohn, ein frecher Rotschopf mit abstehenden Ohren und Unmengen von Sommersprossen auf der Nase, kümmert sich im benachbarten Mietstall um die Pferde der Gäste


    Maddilille, genannt Maddi, Ronans Tochter, hat strohblonde Locken und eine Stupsnase. Beim Dämonenangriff auf Talyra vor einigen Jahren wurde sie in den Trümmern des Hauses verschüttet, was ihr eine Narbe an der rechten Schläfe eingebracht hat. Außerdem fürchtet sie sich seither im Dunkeln. Maddi hilft in der Küche des Pfirsichs und hat dort in Annest eine Art Großmutterersatz gefunden.

    Nach Annest Tod im Jahr 520 übernimmt die mittlerweile zum Backfisch gewordene Maddie das Küchenzepter


    Dorna und Beth – ehemalige Pfirsiche und Sorisgesegnete. Beide sind aus Dancys Tagen übergeblieben und kümmern sich nun um die Bücher. Obwohl die Zwillinge kaum mehr im horizontalen Gewerbe tätig sind, haben sie doch noch einige Stammkunden, die immer wieder ihre Dienste in Anspruch nehmen. Ansonsten stehen sie den jüngeren Huren bei allen Alltagswehwechen und Sorgen mit ihrer Erfahrung zur Seite und sind auch für Lady Al'Mere von großem Wert.


    Gurvan – Ronans rechte Hand und ebenfalls Rausschmeißer im Pfirsich. Ein schweigsamer Kerl mit einer Klappe über dem linken Auge. an der Roten Seuche der Jahre 519-521 verstorben

    Dobesto - ein Koboldmagier des Wassers, nicht sonderlich mächtig, aber einfallsreich was sein Auskommen angeht, verantwortlich für die Wasserspiele in Inaris Bad.


    Ein gutes Dutzend Schankmaiden und –burschen, die in der Schankstube bedienen oder die Nischen versorgen, sowie eine Handvoll Küchenjungen und –mägde, die Annest an den Herden zur Hand gehen.