Beiträge von Arwen

    Sorry für die viel zu späte Meldung 8-;

    Ich würde gerne kommen, kann aber noch nicht abschätzen, ob ich im Juli Urlaub bekomme und kann im Juli gar nicht.

    Große Südstraße


    Die Große Südstraße von Ildala am Südufer des Ildorel bis Talyra an seinem Nordwestufer ist zweifellos die prächtigste und eine der landschaftlich schönsten Imperialen Reichsstraßen überhaupt. Auf einer Länge von insgesamt 2370 Tausendschritt schließt sie sich in Ildala an den von Süden aus Caer Torrelobar heraufkommenden Sandweg an und führt westlich durch die Freien Fürstentümer Wolfsmark, Sûrmera und Brioca bis nach Talyra, wo sie auf dem Platz der Händler auf den Frostweg trifft und nördlich der Stadt schließlich auf die Große Nordstraße. Breit und durchgehend gepflastert, gut instandgehalten und über weite Strecken auch recht sicher, ist sie die Hauptverkehrsader für alle Händler und Kaufleute, die in großen Handelszügen und Karawanen von Azurien oder den südlichen Immerlanden nach Norden hinaufziehen und dabei über Land reisen wollen, für all jene, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind und natürlich auch für alle südichen und westlichen Fürstentümer und Freien Städte der Herzlande selbst.


    Die Große Südstraße führt von Ildala aus nach Westen, überquert die beiden Arme des Term bei Termenés und Gougolôn, der Stadt der Gaukler, in zwei wundervollen steinernen Brücken, und verläuft über Rhedae und Nuberon weiter in die Wolfsmark. Über die Wolfswasser gibt es eine Fährverbindung, ebenso wie über die in ihrem Delta recht breite Marmel bei Sûrmera. Sowohl über den Féale, als auch über die Morava und die Rotwasser führen massive Steinbrücken, ebenso wie über die Sarthe im Umland von Talyra. Die Große Südstraße ist eine Imperiale Reichsstraße, in ihrer heutigen Form erbaut zu Zeiten Ûrs, als die heutigen Lande rund um den Ildorel die imperiale Provinz Ildorien waren. Ihr Unterhalt – und Erhalt – dieser Straße obliegt den jeweiligen obersten Landesherren der Reiche, durch die sie führt. In Ildala, der Wolfsmark, Sûrmera und Brioca sind dies die Fürstenhäuser, in Talyra der Stadtrat. In Ildala, Brioca und Talyra wird die Große Südstraße, weil sie zumindest in Teilen auch ein Pilgerweg ist, zudem von Templern ortsansässiger Orden bewacht – in Ildala sind dies vor allem Inari- und Faêyristempler, in Brioca Vendistempler und in Talyra Shenrahtempler.


    Es gibt nur wenige – selbst große – Handelsstraßen, die so gut mit Gasthöfen, Herbergen, Karawansereien, Stellmacher und Schmieden ausgestattet sind, wie die Große Südstraße. Neben mehreren großen, geschichtsträchtigen und bedeutsamen Städten säumen auch zahllose kleine Dörfer diese alte Handelsroute und blühen und gedeihen in ihrer Peripherie. Eines der bekanntesten Gasthäuser entlang der Großen Südstraße steht in Ildala selbst, nämlich 'Taraslans Einkehr' (das, ganz nebenbei, auch ein 'Tatze, Kralle, Schwinge'-Haus ist), in Gougolôn steht die 'Narrenkappe', das beste 'Gasthaus' der Gauklerstadt, das allerdings aus einer verwirrenden Ansammlung schreiend bunter Zelte besteht, in seinem Inneren jedoch bestens ausgestattet ist). Das 'Trunkene Kamel' und die gleichnamige, große Karawanserei liegen im westlichen Ildala zwischen Nuberon und Amarvirin in der benachbarten Wolfsmark. Zwischen Liyonês und Serraval liegt außerdem das größte Gasthaus an der Großen Südstraße überhaupt, das 'Federfass', das Platz für sechshundert Menschen und andere Wesen und über tausend Stück Vieh bieten kann. Zwischen Morayfurt und Dartanjan in Brioca hingegen liegt – angeblich – eines der besten Gasthäuser an dieser Handelsstraße, namentlich der 'Tropfende Krug'. Konkurrenz was diesen Ruf angeht macht dem 'Tropfenden Krug' allerdings der 'Alte Weidenmann' einen Tagesritt nördlich der Stadt Brioca im gleichnamigen Fürstentum gelegen. Und dann gibt es natürlich noch die Nyzemia selbst, die große Karawanserei von Talyra vor dem Händlertor der Stadt, die von den durchreisenden Südländern auch gern Khan al-Umdan, die 'Karawanserei der Säulen' oder 'Herberge der Säulen' genannt wird und in ihren Stallungen sogar hohe Gewölbe für Elefanten hat.


    Trotz ihrer im Allgemeinen als recht gut angesehenen Sicherheit, gibt es auch auf der Großen Südstraße ein wenig Gefahr. Zwar ist man in den im Vergleich zu anderen Gegenden viel dichter besiedelten Landen, durch die sie führt, vor Monstern und gefährlichen Kreaturen – sieht man von Unfug treibenden Irrlichtern einmal ab – weitgehend sicher, und auch vor Raubtieren wie Silberwölfen und Schattenkatzen muss man sich nur selten fürchten, doch ganz ohne Wegelagerer kommt auch dieser Handelsweg nicht aus. Allerdings haben selbst die Banditen der Großen Südstraße eine romantische Ader, denn die Fröhlichen Gesellen samt ihrer mysteriösen Anführerin, der (oder dem?) Dieb von Brioca, auch genannt Elster, stehlen nur von reichen Pfeffersäcken und wohlhabenden Händlern und Kaufleuten, und teilen ihre Beute freigiebig mit den Ärmsten der Armen, weshalb sie im einfachen Volk so beliebt sind (und so viel Unterstützung erhalten), dass die Obrigkeit praktisch keine Chance hat, ihrer irgendwie habhaft zu werden. Die Große Südstraße ist ganzjährig zu bereisen – die Winter sind nur in ihrem äußersten Norden, im nördlichen Brioca und Talyra mitunter schneereich.



    Streckenabschnitte der Großen Südstraße


    Ildala - Termenés: 160 TS
    Termenés - Gougolôn: 150 TS
    Gougolôn - Rhedae: 195 TS
    Rhedae - Nuberon: 190 TS
    Nuberon - Amarvirin: 190 TS
    Amarvirin - Liyonês: 320 TS
    Liyonês - Serraval: 210 TS
    Serraval - Sûrmera: 90 TS
    Sûrmera - Nérac: 220 TS
    Nérac - Morayfurt: 150 TS
    Morayfurt - Dartanjan: 220 TS
    Dartanjan - Brioca: 145 TS
    Brioca - Caernavon: 100 TS
    Caernavon - Talyra: 30 TS




    (c) immerlan.de

    "Du kannst uns natürlich gerne begleiten. Allerdings werden wir das Gewirr nehmen. In Anbetracht der späten Stunde und meiner kleinen Schlafmaus hier, möchte ich auf dem schnellsten Weg nachhause. Und ich vermute, dass Cassandra schon ungeduldig mit dem Essen wartet." Schon bei ihrem Angebot, sie durch das Gewirr zu begleiten, kann sie spüren und Aneirin ansehen, dass ihm der Gedanke an das Gewirr offenbar nicht wirklich behagt. Und so neigt sie nur verstehenden den Kopf. "Komm einfach vorbei, wenn es bei Dir passt. Wir freuen uns jederzeit über Deinen Besuch. Und ich könnte mir vorstellen, dass Du in nächster Zeit das eine oder andere um die Ohren haben wirst."


    Und so kommt es, dass sie sich noch im Sithechhain voneinander verabschieden. Eine Weile schaut Arúen dem jungen Mann noch hinterher, als der sich mit dem geschulterten Rucksack auf den Weg quer durch die Weltenstadt zu seinem Haus und der Bäckerei macht. Dann spricht sie leise die Worte, mit denen sie die ihr anvertraute Magie formt. Sacht umhüllt schimmernder Nebel sie, als sich das Portal wie eine überdimensionale Blüte raschelnd vor ihnen öffnet. An diesem Tag ist der Weg durch das Gewirr der wilden Herrin wie stets eine Ansammlung aller Grüntöne, die die Götter je ersonnen haben und auch die Wildheit der Großen Jägerin ist unterschwellig zu spüren, aber ansonsten ist es ein sanfter Pfad, wie ein Wildwechsel im sanften Licht der Inarsonne. Und er führt sie zwischen zwei Herzschlägen in die Halle Vinyamars, kaum dass sich der Zugang hinter ihnen geschlossen hat.

    "Ja, es gibt Deine Bäckerei noch", beruhigt Arúen den jungen Bäckermeister mit einem Lächeln, während sie das müde Elbenkind auf ihrem Arm sacht wiegt. "Anfangs war die Innung nicht allzu begeistert, dass ein Geselle alleine eine Bäckerei führt, aber mittlerweile hat Falk sich den verdienten Respekt erarbeitet. Meister Brachinger und ich haben für sie gebürgt und Falk hat sich sehr gut geschlagen. Er hätte sogar schon sein Meisterstück liefern können, aber er weigert sich hartnäckig. Das würde er nicht tun, ehe Du wieder zurück bist. Stell Dich darauf ein, dass auch Eolora und er sehr froh sein werden, dass Du zurück bist."


    Rialinn unterbricht ihre Mutter. "Es tut mir Leid, ich würde gerne noch länger bleiben, aber ich muss los, Mama, sonst bin ich nicht rechtzeitig zur Abendandacht zurück im Tempel." Die junge Frau drückt kurz ihre kleine Schwester und Mutter in einer geneinsamen Umarmung und nickt ihrem Bruder zu. Dann wendet sie sich auch noch an Aneirin. "Ich bin so froh, dass Du heil wieder hier bist. Es gab in letzter Zeit viel zu wenig gute Neuigkeiten." Sie winkt allen noch einmal kurz und macht sich dann auf den Weg zurück zum Tempelviertel im Norden der Stadt.


    "Du weißt, dass ich immer Zeit für Dich habe, Aneirin. Du kannst uns jederzeit besuchen, im Tempel oder auf Vinyamar, ganz wie Du magst. Ich bin vormittags immer bis zur Mittagsmahlzeit im Tempel, manchmal auch länger. Aber spätestens zum Abendessen bin ich eigentlich so gut wie immer zurück auf Vinyamar. Wenn Du magst, komm zu uns zum Essen und wir können hinterher in Ruhe am Kamin sitzen und uns unterhalten."

    Es ist kein Fremder, der dort am Grab steht. Doch es ist Rialinn, die ihn als erste erkennt – und sofort losläuft um ihn zu begrüßen. "Aneirin!" Es ist tatsächlich der junge Bäckermeister. Seine Kleidung ist eher geeignet für eine längere Reise als für das Stadtleben, aber das ist ja auch kaum anders zu erwarten. Als sie mit den beiden Kindern näher kommt und Rialinn nicht mehr wie eine Klette an dem jungen Mann klebt, kann sie unter einem grauen Reisemantel mit Kapuze Hosen und Stiefel aus braunem Leder erkennen. Dazu eine olivgrüne Wolltunika über einem gebleichten, leinenen Untergewand, die von einem breiten, braunen Gürtel gehalten wird.


    Kurz vor Aneirin bleibt sie stehen, stellt Ileanna auf den Boden und mustert aufmerksam das Gesicht des Freundes. Es ist verändert und das liegt nicht nur an dem ungewohnten Bart. Es sind vor allem seine Augen, die ihr nun entgegen sehen und das Lächeln seines Gesichtes widerspiegeln. Die feinen Lachfältchen um die Augen sind noch immer dort. Aber der Schalk, der früher so typisch für ihn gewesen ist, der fehlt in seinem Blick. Doch dafür ist die dumpfe Verzweiflung aus seinem Blick gewichen, die ihn vor drei Zwölfmonden noch gefangen gehalten hat und dafür dankt Arúen den Göttern ebenso stumm wie erleichtert.


    Ileanna ist der ihr fremde Mann offenbar nicht ganz geheuer, sie drängt sich eng an die Elbin. Und Tuloan ist wie stets der Beschützer der kleinen Schwester. Auch wenn er selber in der sicheren Nähe Arúens bleibt, so steht er doch dicht hinter seiner Schwester und hat seine Hände auf deren Schultern gelegt als Aneirin näher kommt und Arúen erst nur schweigend ansieht, ehe er sie dann umarmt. Eine Umarmung, die die Elbin umgehend erwidert. >Den Göttern sei Dank, ihr seid wohlauf.< "Und Du auch… Götter, Du hast so lange nichts mehr von Dir hören lassen… Wir haben schon das Schlimmste befürchtet." Das Lächeln, das ihre Worte begleitet, nimmt den Worten jeden Hauch eines Vorwurfs.


    Als nächstes wendet Aneirin seine Aufmerksamkeit nun den beiden Kindern neben Arúen zu, denen man nur zu gut ansehen kann, dass sie noch nicht so recht wissen, was sie von dem fremden aber wohl doch nicht so fremden Mann halten sollen. Doch seine ruhige Stimme und die Art wie er nicht aus sie herunter schaut, sondern in die Hocke geht um auf Augenhöhe zu sein, scheint ihnen zumindest die erste Angst zu nehmen. >Grüße, ihr zwei. Euch kenne ich noch nicht. Ich bin Aneirin.< "Khel Anar, ich bin Tuloan und das ist meine Schwester Ileanna." Der Junge erwidert die Geste mit der Hand über dem Herzen, sieht dann aber fragend zu Arúen, als wäre er unsicher ob er noch mehr sagen soll oder muss. "Meine Kinder", ergänzt sie also an seiner Statt mit einem Lächeln. Dass die beiden zu alt sind um ihre leiblichen Kinder zu sein, ist für Aneirin, der bis vor drei Jahreskreisen in Talyra gelebt hat so offensichtlich, dass sie dazu kein Wort verliert. Und genau genommen verwendet sie auch nicht wirklich einen Gedanken darauf, denn wie die meisten Elben macht sie keinen Unterschied zwischen leiblichen und angenommenen Kindern.


    "Îhio sa'cur… " Ileanna reibt sich dauernd die immer kleiner werdenden Augen und streckt ihr schließlich die Arme entgegen. "Eama, Tur." Ein Wunsch, dem Arúen umgehend entspricht und sie wieder hochnimmt. "Oh ja, das sehe ich. Na dann komm mal her, meine Kleine."


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    Khel Anar = Guten Abend

    Îhio sa'cur = Ich bin müde

    Tur = Arm

    Als sie auf dem Sithechacker ankommen und aus dem Gewirr zurück in die Gefilde Rohas treten, ist es schon später Nachmittag und das Tageslicht schwindet bereits merklich. Nur auf wenigen der Gräber flackern Totenlichter, angezündet von trauernden Verwandten oder Bekannten. Ganz anders sieht dies in jenem Teil des Sithechackers aus, in dem in den vergangenen Zwölfmonden die Asche all jener in Sammelgräbern beigesetzt worden war, die die Rote Seuche gefordert hatte und die entweder keine Angehörigen oder nicht genügend Mittel besessen hatten, um in einer eigenen Grabstätte ihre letzte Ruhe zu finden. Auf diesem Gräberfeld flackern unstete Flammen um die Dochte vieler Totenlichter. Zu vieler.


    Vor einem dieser Sammelgräber stehen auch Tuloan und Ileanna. Ihre Eltern waren nicht aus Talyra gewesen. Sie waren silberelbische Händler, die erst kurz vor dem Ausbruch der Seuche nach Talyra gekommen waren um sich hier niederzulassen. Das wenige, dass sie gehabt hatten, hatte gerade gereicht um die ersten Monde der stadtweiten Quarantäne und des unterbundenen Handels zu überbrücken, um für Mietzins und Essen aufzukommen. Und dann hatte das Schicksal zugeschlagen und beide Eltern waren erkrankt. Erst nur leicht, wie die meisten Elben, es war kaum mehr als ein fiebriger Schnupfen gewesen. Doch nach einer kurzen Erholung, als sie schon dachten es sei überstanden, kam es zurück und diesmal so schnell und so schwer, dass die Heiler und Anirani ihnen nicht mehr hatten helfen können. Die beiden Kinder hatte man unter Quarantäne gestellt, aus Sorge, sie könnten sich bei ihren Eltern angesteckt haben. Doch den Göttern sei Dank, war das nicht geschehen. Die Anirani konnten bei ihnen nicht die geringsten Anzeichen für eine Erkrankung feststellen.


    Das war in den ersten Wintertagen des Jahres 519 gewesen. Ygerne Silberlied, die Hohepriesterin des Sithech hatte sie in jenen Tagen gebeten, sich der beiden verwaisten Kinder anzunehmen. Als Arúen die zwei zum ersten Mal gesehen hat, war das genau hier gewesen. Und genau wie heute hatten die zwei an der Grabstelle gekniet und sich schweigend aneinander festgehalten. Die Trauer, die von den beiden ausgeht nicht mehr ganz so scharf und beißend wie damals, aber sie ist noch immer da.


    Arúen und Rialinn haben sich etwas abseits auf eine Bank unter einer Nurmweide zurückgezogen und lassen den Geschwistern alle Zeit, die sie wollen. Ganz so wie jedes Mal, wenn sie hierher kommen. Anfangs ist das fast täglich gewesen, und ist in den Zeiten der Seuche nur möglich gewesen, weil Arúen die Kinder mit sich durch das Gewirr genommen hat. Doch in dem Maße, wie sie sich auf Vinyamar in ihrer neuen Familie eingelebt haben, ist das zurückgegangen. Im Moment sind zweimal in jedem Siebentag hier.


    Und da bietet es sich an, an den Tagen da sie ohnehin hier sind auch gleich das Grab von Brianna zu besuchen und sich darum zu kümmern. Vor der Seuche haben sich viele Freunde darum gekümmert, doch für viele Monde ist es für die meisten schlicht nicht möglich gewesen, einmal quer durch Talyra zu laufen. Also haben Arúen und Rialinn das die meiste Zeit übernommen.


    Nachdem Tuloan und Ileanna mit ihrer kleinen Andacht fertig sind und ihren Eltern alles erzählt haben, was sich so in ihrem Leben abspielt, kommen sie zu den beiden Elbinnen an der Nurmweide. "Gehen wir jetzt noch zu dem Grab von dem kleinen Mädchen? Zu Brianna? Lea und ich haben noch ein neues Totenlicht für sie mitgebracht." "Ein neues Totenlicht? Das ist gut! Ich habe vergessen eins mitzunehmen." "Dauert das lange, Eama? Ich bin müde und mir ist kalt." "Nein, min Lora, das dauert nicht lange. Wir schauen nach, ob da Verblühtes ist, das wir wegmachen müssen und zünden euer Totenlicht für Brianna an. Und dann gehen wir nachhause. Cassandra hat das Abendessen bestimmt schon fast fertig wenn wir kommen."


    Mit dem müden Kind auf dem Arm macht Arúen sich mit den beiden anderen auf den Weg über den Sithechacker hinüber zum Familiengrab der Gylstens, in dem auch Brianna ihre letzte Ruhe gefunden hat. Als sie näher kommen, können sie sehen, dass dort jemand steht. Ein Mann, den Kopf ein wenig in den Nacken gelegt und den Weiden zugewandt. Sie Statur kommt der Shida'ya irgendwie vertraut vor, aber er steht mit dem Rücken zu ihnen und sie kann sein Gesicht nicht sehen. Tuloan hat den Mann auch bemerkt. "Ama? Da steht wer fremdes bei Brianna."

    Im Blätterfall 521


    <-- Anukistempel


    Der Weg zum Faêyristempel ist nicht weit, aber für Ileanna scheint er doch zu lange zu dauern. Ungeduldig zieht das Mädchen Arúen an der Hand hinter sich her. "Kommt doch… ihr seid alle sooo langsam." Tuloan quittiert die Ungeduld seiner Schwester mit einem halb verkniffenen Schmunzeln. "Wir kommen noch früh genug bei den Heilern an, Syllayolí. Warum bist Du denn so ungeduldig?" Die Frage bringt das kleine Mädchen tatsächlich dazu, kurz stehen zu bleiben und die anderen einen nach dem anderen anzusehen, und das fast schon ein wenig empört über so viel Begriffsstutzigkeit. "Aber die Heilfrau schaut doch heute wieder in den Bauch von Eama! Ich will auch wissen, wie groß die Babys schon sind… und am liebsten würde ich auch in Eamas Bauch gucken können." Der Wechsel von empört in die Seiten gestemmten Hände zu schmollender Schnute vollzieht sich binnen Herzschlägen. "Und die anderen Kinder haben erzählt, man kann fühlen, wie die Babys sich bewegen, wenn man die Hand auf den Bauch legt. Aber Eama hat noch nie gesagt, dass sie sich bewegen. Ich will wissen, warum!" Oh je, so langsam schein Ileanna sich auch dem kleinkindlichen Frageeifer ihrer großen Schwester anzunähern, schmunzelt Arúen in sich hinein, ehe sie vor dem Kind in die Hocke geht um Rede und Antwort zu stehen. "Ich verspreche Dir, sobald sie sich bewegen, sage ich es Dir, min Lora. Aber das wird wohl noch ein bisschen dauern, sie müssen erst noch etwas älter werden und wachsen. Und ich würde auch gerne in meinen Bauch schauen können, genau wie Du. Das ist aber etwas, das nur die Anirani können. Wir anderen müssen alle warten, bis die beiden geboren sind, ehe wir sie ansehen können." "Und wann ist das? Wie lange muss ich warten?" Bei so viel Frageeifer, der Arúen frappierend an Klein-Rialinn erinnert, muss sie unwillkürlich schmunzeln. "Noch sechs Zwölfmonde, im nächsten Inar, dann ist es soweit." "Sooo lange?" Entgeistert aufgerissene Augen quittieren diese Auskunft. "Ja, min Lora, soo lange noch. Komm, wir müssen weiter. Die Anirana wartet bestimmt schon aus uns."


    Während Ileanna mit Rialinn vorausgeht, nun an der Hand ihrer großen Schwester, verlangsamt Arúen ihren Schritt und lässt sich zu Tuloan zurückfallen, der ein wenig zögerlich hinter ihnen allen her trottet. "Alles in Ordnung mit Dir? Du grübelst schon den ganzen Tag vor Dich hin." Für einige Augenblicke herrscht einvernehmliches Schweigen zwischen ihnen und Arúen lässt dem Jungen Zeit, sich zu überlegen, ob er über was auch immer mit ihr reden will - oder eben auch nicht. Seine ersten Worte sind so leise, dass ein Mensch sie vermutlich kaum gehört hätte. "Was wird, wenn die Babys da sind, Ama?" Ileanna hat die Trauer um ihre verstorbenen Eltern ebenso wenig schon überwunden wie ihr Bruder. Aber im Gegensatz zu ihm hatte sie schon nach wenigen Monden begonnen Arúen Eama, Mama, zu nennen. Tuloan hatte sich erheblich schwerer getan und Arúen kann ihn nur zu gut verstehen. Selbst wenn sie ihre Mutter nie kennengelernt hatte, sie wüsste nicht ob sie eine neue Frau ihres Vaters je als Eama, als Mutter oder gar Mama angesprochen hätte. Irgendwann hatte der Junge dann für sich die Lösung gefunden, sie mit dem Ayaron-Wort für Mutter anzusprechen. Zugegeben, so für sich alleine betrachtet eine recht förmliche Anrede. Aber Arúen glaubt die Überlegung zu verstehen, die dahintersteht. Einerseits eine familiäre Bindung aufzubauen, auch Nähe zuzulassen und gleichzeitig die besondere Stellung seiner natürlichen Eltern zum Ausdruck zu bringen.




    "Wie… was soll dann werden?" Überrumpelt von der Frage bleibt die Elbin stehen und weiß erst einmal nicht, worauf der Junge hinaus will. "Naja, wenn die Babys da sind, was wird dann mit Ileanna und mir? Müssen wir dann weg?" Der Gedanke ist Arúen so fern, dass sie einige Herzschläge braucht um zu begreifen, dass er ernsthaft befürchtet, dass er und seine Schwester nicht bleiben dürfen, wenn die Babys da sind. "Um aller Götter Willen… Nein! Ihr müsst natürlich nicht weg, auf gar keinen Fall! Wie kommst…. egal… Ich verspreche es Dir Tuloan, ihr beide, Ileanna und Du, ihr müsst nicht weg. Ihr bleibt bei mir und Rialinn, so lange ihr wollt." Schweigend nehmen sie ihren Weg wieder auf und gehen nebeneinander her. "Weißt Du noch, als wir im Sommer in der Stadthalle waren und der Rechtsgelehrte die Urkunde aus dem Tempel geprüft und die Gültigkeit mit dem Stadtsiegel bestätigt hat?" Der Junge nickt. "Ja, das war der Tag, als Du und die Hohepriesterin aus dem Sithechtempel uns gefragt habt, ob wir weiter Deine Mündel bleiben wollen, oder ob wir lieber richtig Deine Kinder sein wollen?" "Genau. An dem Tag haben wir die Urkunde für die Adoption unterzeichnet und gesiegelt. Damit seid ihr beide vor den Gesetzen der Götter, Elben und Menschen meine Kinder. Ganz genau wie Rialinn. Und meinem Vater in Lomirion habe ich eine Abschrift geschickt, damit er es auch bei sich in den Archiven und dem Familienbuch eintragen lässt. Ihr seid meine Kinder und niemand kann das anzweifeln." Sie kann dem Jungen regelrecht ansehen, wie die Anspannung von ihm abfällt und das Lächeln in sein Gesicht zurückkehrt. "Und nun sollten wir einen Schritt zulegen, damit wir die beiden Mädchen wieder einholen. Sonst schimpft Ileanna mit uns, weil sie warten muss." Jetzt wird aus dem Lächeln Tuloans tatsächlich ein Lachen. "Ja, sie kann die Babys kaum erwarten."


    Sie schaffen es tatsächlich, die beiden Mädchen noch vor den blau verzierten Mauern des Faêyristempels einzuholen. Gemeinsam steigen sie die breiten, schneeweißen Stufen zum Hauptportal hoch. Bewundernd lässt Ileanna ihre Finger über den Lapislazuli und die Einlegearbeiten aus schimmerndem Wahrsilber, Mondstein und Perlmutt wandern. Die Torflügel drehen sich fast lautlos in ihren Angeln und geben ihnen den Weg in das ewige Dämmerlicht des Tempelinneren frei. Wie stets wenn sie einen Tempel betreten, ganz gleicher welcher der Zwölf Mächte er geweiht ist, gehen Arúen und Rialinn zur Statue der Mondfrau um dieser ihren Respekt zu erweisen. Und wie selbstverständlich folgen Ileanna und Tuloan ihnen. Im Schatten der Archonenstatuen führt Arúen ihre kleine Familie anschließend zu einer Priesterin, die dort gerade ausgebrannte Kerzen gegen neue austauscht und bittet die Frau, sie zu Maestra Aedith zu führen. Die Anirana würde sie erwarten.


    Die Anirana hat tatsächlich direkt Zeit für sie, kein Notfall ist dazwischen gekommen. Zusammen mit einer schüchternen Hebammenschülerin, die von den drei anwesenden Kindern ziemlich irritiert scheint, helfen sie Arúen ihre Gewänder bis auf das Unterkleid abzulegen. Dass Arúen mehrfach betont, dass sie das auch sehr gut alleine könne - immerhin sei nur schwanger und nicht siech - wird geflissentlich ignoriert. Die Untersuchung dauert nicht lange und wie erwartet ist alles in bester Ordnung, sowohl mit Arúen als auch den Ungeborenen. Während Arúen sich wieder ankleidet, kann Ileanna ihre Neugier nicht mehr bezähmen und fragt die Anirana über den goldenen Schimmer um deren Hände aus und was die alles mit 'Aniras Auge' sehen kann.


    Nachdem Arúen mit der Anirana vereinbart hat, dass sie erneut kommen würde, sobald sie spüren könne, dass die Kinder sich bewegen und den Lohn der Anirana beglichen hat, verlassen sie den Tempel wieder. Wie die Elbin den Kindern am Morgen versprochen hat, soll es jetzt noch zum Sithechacker gehen. Da der Weg einmal quer durch die Stadt für die kurzen Beine Ileannas viel zu weit ist und auch Arúen sich einen so langen Fußmarsch gerne ersparen will, nehmen sie kurzerhand den Pfad durch das Gewirr der Wilden Herrin, damit die Kinder wie geplant zum Grab ihrer Eltern kommen. Einige Worte und Gesten später öffnet sich vor den Vieren der Zugang zum Gewirr wie eine überdimensionale Blüte und sie treten hinein.


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    Syllayolí (Shidar) = Schwesterchen

    Eama (Shidar) = Mutter / Mama

    min Lora (Shidar) = meine Kleine

    Ama (Ayaron) = Mutter/ Mama

    Im Blätterfall 521



    Es ist früher Nachmittag, die Sonne ist nur ein blasser Schemen hinter dünnen Schleierwolken, die sich hartnäckig weigern Schimmer im Licht von Shenrahs Auge zu vergehen. Wie an manchen Tagen der vergangenen Monde steht Arúen gedankenverloren neben dem Schreibtisch in ihren Räumen und sieht gedankenverloren hinaus in den Garten des Tempels. An Tagen wie heute, wenn ihre Pflichten bereits nach dem Hochgebet und dem gemeinsamen Essen der Tempelangehörigen erledigt sind, gehören die restlichen Stunden des Tages alleine ihr und ihren Kindern. Da die aber noch nicht da sind, hat sie ihre Gedanken noch für einige kostbare Momente ganz für sich alleine und lässt ihre Gedanken wandern, während sie die Handflächen um die Teeschale schließt, der Wärme und dem Duft hinterher spürt.


    Abgesehen von ihrer nächtlichen Ruhetrance sind Momente wie dieser die einzigen Augenblicke des Tages, in denen sie nicht auf ihre Mimik und ihre Augen achten muss, nicht aufpassen muss, dass jemand hinter die Maske schaut, von der sie nicht einmal mehr weiß, wann sie sie wieder angelegt hat. Nein…] ruft sie sich selber zur Ordnung, sie weiß ganz genau, seit wann sie ihre Maske wieder trägt. Sie weiß es auf den Tag genau. Und wenigstens sich selber gegenüber will sie ehrlich sein. Und wo sie gerade bei ehrlich zu sich selber sein ist, muss sie sich auch eingestehen, dass sie mit jedem Tag unsicherer ist, ob ihre Entscheidung aus dem Frühsommer wirklich die richtige gewesen ist. Die Zweifel melden sich mit jedem Tag mehr zu Wort, während sich die Argumente die dafür sprechen sich nicht ignorieren lassen. Ein klassisches Dilemma…


    In manchen Momenten scheint es der Elbin, als seien die vergangenen Zwölfmonde zugleich schneller und langsamer vergangen als andere vor ihnen. Und jetzt ist so ein Moment. Soviel war geschehen und nur weniges davon war schön oder auch nur eine frohe Erinnerung wert: Die abgesagte Hochzeit, Briannas Tod und was mit Aneirin geschehen war, ihr eigener Zusammenbruch und die Monde danach, als sie lange gebraucht hatte um einen Weg zurück ins Leben zu finden. Der erneute Seuchenausbruch, der dieses Mal auch Talyra erreicht und sie so schließlich zurück ins Leben gezwungen hatte. Die Pflichten im Tempel und im Stadtrat, die ihr trotz des schrecklichen Grundes Halt gegeben und ihr geholfen hatten, wieder im Leben und im Alltag Fuß zu fassen. Alles schreckliche Erinnerungen, die ihr noch heute das Herz schwer machen.


    Aber es hatte auch schöne Momente gegeben: Die Geburten von Olyvars Kindern und die Freundschaft, die sich zwischen Arúen und Ælla entwickelt hat. Das letzte Inarifest und das Leben, das seither in ihr wächst. Und natürlich Tuloan und Ileanna


    Wobei… die Erinnerungen an den ersten Anblick der beiden Geschwister ist eine eher ambivalente Erinnerung. Immerhin fällt der Tod ihrer Eltern bestimmt nicht unter schöne Erinnerungen, auch wenn Arúen sie persönlich nie kennengelernt hat. Aber dass die beiden Kinder ihr vertraut hatten und einverstanden gewesen waren, zu ihr zu kommen und Teil ihrer kleinen Familie zu werden ist für die Elbin durchaus eine schöne Erinnerung. Sie hatte sich immer eine Familie mit vielen Kindern gewünscht, und wenn das Muster ihres Schicksalsfadens nur Rialinn enthält, dann würde sie eben diesen beiden Kindern eine Familie und einen Platz neben Rialinn in ihrem Leben und ihrem Herzen geben.


    Und das ist es vorbei mit der Ruhe und dem wandern durch Gedanken und Erinnerungen. Das Getrappel von Kinderfüßen vor der Zimmertür kennt sie inzwischen sehr gut und es zaubert binnen Herzschlägen ein Lächeln in das Gesicht der Elbin und lässt ihre Augen strahlen. Ileanna hat mindestens so viel Energie wie Rialinn in deren Alter (stellt aber glücklicherweise noch nicht ganz so viele Fragen). Über den raschen, kleinen Kinderschritten kann sie die Stimme von Tuloan hören, der sich mit jemandem unterhält. Rialinn… weiß Arúen im nächsten Moment, als sie auch die Stimme ihrer Tochter hören kann, Dann sind wir ja komplett. Ein kurzes Klopfen und im nächsten Augenblick stehen die drei auch schon vor ihr.


    Tuloan und Rialinn tragen schon ihre Mäntel und sind aufbruchsbereit. Klein-Ileanna dagegen ist atemlos und hat hochrote Wangen, als wäre sie bis eben wo auch immer herumgetobt und ihr Mantel hängt über dem Arm von Rialinn. "S'Ijea ihr Drei." Rialinn erwidert die Begrüßung mit einem ebenso strahlenden Lächeln und einer Umarmung, während Tuloans Lächeln etwas zurückhaltender ist. Und Ileanna steigt unruhig von einem Fuß auf den anderen. "Wie ich sehe sind wir aufbruchsbereit… naja… fast aufbruchsbereit… Ileanna, du musst noch Deinen Mantel anziehen. Draußen ist es nicht mehr so warm wie im Sommer." "Aber Du hast auch keinen Mantel an", kommt es mit voller kindlicher Logik zurück. "Nein, habe ich nicht, das stimmt. Ich habe auf euch gewartet und ziehe jetzt meinen Mantel an." Und kaum, dass die älteste der anwesenden Elbinnen ihren Mantel angelegt hat, ist auch das jüngste Familienmitglied an der Reihe und bekommt seinen Mantel angezogen.



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    Die Bewohner



    Der Haushalt besteht neben Arúen Liasiranis, ihrer Tochter Rialinn (*504 FZ) und den adoptierten silberelbischen Geschwistern Tuloan ( Junge, *511 FZ ) und Ileanna (Mädchen, *517 FZ ) noch aus 10 Personen



    Cassandra (SC)

    Geboren 478 FZ, Oberste Magd auf Vinyamar, der fürsorgliche "Hausdrache". Weder besonders groß noch klein, Durchschnitt eben, mittelbraunes Haar, meistens hochgesteckt, graublaue Augen. Trägt meistens einfache Leinenkleider, oder Rock, Hemd und fast immer eine Schürze. Wacht über ihre Herrin wie eine eifersüchtige Glucke.
    Ihre Tochter Natie (*498 FZ) starb im Nebelmond 520 FZ an der Roten Seuche


    Gerion

    Geboren 490 FZ und ein Neffe Ullmars, von kräftiger Gestalt, braune Haare, graue Augen, Stallknecht, hat einen guten Draht zu Tieren im Allgemeinen und Pferden im Besonderen, kann beim Schlachttag kein Blut sehen. Ist stolz auf seine Anstellung in einem Elbenhaushalt.


    Ullmar

    Geboren 479 FZ, groß und kräftig gebaut, der Großknecht, ein Vetter Gerions. Er macht Cassandra seit Jahr und Tag den Hof, auch wenn er sich eine Abfuhr nach der anderen abholt


    3 Knechte (Tolan, Orean und Nathan), vornehmlich für die Feldarbeit (die aber auch bei den schwereren Gartenarbeiten einspringen) und für das Vieh


    Außerdem noch 2 Mägde (Daira, Nuala), die für die Arbeiten in Küchengarten, Gemüsebeeten, Obstbäumen und -Sträuchern etc, und die schwereren Hausarbeiten zuständig sind und 1 Lehrmädchen, das hauptsächlich im Haus das Putzen, Waschen etc. übernimmt und Cassandra in der Küche zuarbeitet.

    Das Vieh



    3 Reit-pferde: Arúens Grauschimmel Shur, Rialinns kleine Stute Kima, dann eine kleine braune Stute, die leichtere Wagen ziehen kann oder als Lasttier taugt


    2 schwere Zugpferde für die Feldarbeit, zum Ziehen von Fuhrwerk, Heuwagen, Pflug, Egge etc.


    Schweine, Hühner, Gänse und Enten für den Eigenbedarf


    2 weiße Jagdfalken (die einstigen Hochzeitsgeschenke von So'Tar Blaufalke)


    1 Steinadler-Weibchen, Sûlmae, die gelegentlich mal auftaucht wenn Arúen ihn ruft. Sie fand sie als kaum flüggen Jungvogel mit gebrochener Schwinge, und seit jener Zeit folgt er sie als Freundin und Wächterin mal nah mal fern, wenn sie ihr nicht gerade als Botenvogel dient


    2 Faêntjares (elbische Goldhunde), Auris und Nevis, die Arúen von ihrem Aufenthalt in Lomirion mitgebracht hat und die sowohl Jagd- als auch Schutzhunde für die Elbin und ihre Tochter sind

    Der Garten



    Das ganze Haus ist von Blumen umkränzt: Ein dichter Teppich von Blütentrauben, Ähren und Quasten, Strängen und Polstern, von Blumen in Rispen und Dolden oder mit großen offenen Gesichtern der Sonne zugewendet. Ihre vielen Gerüche verlieren sich in der Luft und vereinigen sich zu einem einzigen mächtigen Duft von wunderbarster Harmonie, doch ihre Tönungen und Farben sind verstreut oder vereinigt, scheinbar wie der Zufall oder ein glückliches Wachstum es gefügt haben. Wege aus kurz gemähtem Rasen führen zwischen der Vielzahl der Blumen durch den Garten.


    Unzählige Vögel zwitschern in den Dachtraufen des Hauses und singen in den Zweigen eines alten Apfelbaumes, der in der südlichen Ecke der Mauern steht; mächtig an Umfang und uralt, ist die Erde rund um seinen Stamm zu einem breiten Sitz aufgeschichtet, weich und grasbedeckt.


    An der Nordmauer des Anwesens finden sich Hochstämmchen mit roten und schwarzen Johannisbeeren, die mit Blaubeerbüschen unterpflanzt sind. Die Him- und Brombeeren sind an Holzspalieren an der Südwand des Hauses gebunden.


    Kirschen, Äpfel und Birnen ebenso wie die Pflaumenbäume befinden sich im weitläufigen Garten zwischen Stallungen und Strandmauer, bunt verteilt zwischen blühenden Büschen und alten und jungen Bäumen in ihrem grünen Blätterkleid. Die Aprikosen stehen direkt an der Strandmauer. Küchen- und Kräutergarten ist von einem halbhohen Zaun aus geflochtenen lebenden Weiden umgeben, der mit rankender Corbinskresse, Schwarzäugiger-Susanne und anderen Rankpflanzen bewachsen ist.


    Es gibt ein Beet an der Grenze zwischen Gemüsegarten und Blumenbeeten, in dem Arúen Shenrah-Fackeln angepflanzt hat. Aufstrebende, schlanke Horste aus schlanken dunkelgrünen Blättern die bis zu einem Schritt hoch wachsen und von den Blütenhalmen noch überragt werden. Diese Blütenfederbüsche leuchten in den Farben des Feuers und der Sonne, selbst an wolkenverhangenen Tagen.


    Der Garten insgesamt ist nicht so angelegt wie bei den Sterblichen üblich, also mehr oder minder rechtwinklige Beete mit schnurgraden Pflanzreihen, sondern eher verschlungen. Die Beete und Pflanzen scheinen Muster zu ergeben, die man nur erkennt, wenn man lange genug hinsieht. Alles wächst scheinbar durcheinander, also der Knoblauch zwischen den Erdbeeren, Ringelblumen zwischen den Kohlsorten und so weiter und so weiter. Bevorzugt wachsen scheinbar auch nicht die gewöhnlichen Sorten sondern buntblättrige Varianten, wie z.B. Mangold mit roten oder gelben Stielen, Blauschoten, Feuerbohnen neben den grünen Bohnen und so fort. Dabei bleibt aber immer unterschwellig der Eindruck erhalten, jemand hätte der Natur freien Lauf gelassen und allenfalls mit sanfter Hand eingegriffen. Und so finden sich Feldfrüchte wie Kartoffeln, Kraut, Rüben, Kürbisse, Zwiebeln, Mangold und ähnliches nicht auf abgegrenzten, rechtwinkligen Hausfeldern sondern als Bestandteil des Gartens von Vinyamar zwischen Blumen und Büschen.

    ~ Vinyamar: Das Ulmenanwesen ~




    Haus und Wirtschaftsgebäude



    Das Grundstück ist umgeben von einer übermannshohen Mauer aus hellen behauenen Steinen, deren Krone mit Moosen, Gräsern, Glockenblumen und gelben Maßliebchen bewachsen ist. Dort, wo man das Tor erwarten würde, wird der Eingang von zwei großen, uralten Ulmen flankiert, die ihre Äste wie ein Dach über dem Eingang zum Grundstück ineinander verschränken und Wächtern gleich das Anwesen zu hüten scheinen.


    Über einen Weg, der mit feinem, hellem Kies belegt und immer säuberlich gerecht ist, gelangt man zu einem gerundeten Platz vor dem Haus selber. Es hat zwei Stockwerke und ist ganz aus hellen unbehauenen Steinen gebaut und mit dunklen Schieferschindeln gedeckt. Doch seine Wände und das Dach sind so überwachsen mit Moosen und Dachwurz, Efeu und vielen seltsamen, blühenden Kletterpflanzen, dass im prächtigen Übermaß der Farben, ob golden, rostbraun, purpurn, blau, weiß oder grün nicht mehr zu erkennen ist, woraus das Haus einst erbaut wurde.

    Das ganze Haus ist von Blumen umkränzt: ein dichter Teppich von Blütentrauben, Ähren und Quasten, Strängen und Polstern, von Blumen in Rispen und Dolden oder mit großen offenen Gesichtern der Sonne zugewendet. Ihre vielen Gerüche verlieren sich in der Luft und vereinigen sich zu einem einzigen mächtigen Duft von wunderbarster Harmonie, doch ihre Tönungen und Farben sind verstreut oder vereinigt, scheinbar wie der Zufall oder ein glückliches Wachstum es gefügt haben. Wege aus kurz gemähtem Rasen führen zwischen der Vielzahl der Blumen durch den Garten. Unzählige Vögel zwitschern in den Dachtraufen des Hauses und singen in den Zweigen eines alten Apfelbaumes, der in der südlichen Ecke der Mauern steht; mächtig an Umfang und uralt, ist die Erde rund um seinen Stamm zu einem breiten Sitz aufgeschichtet, weich und grasbedeckt.


    Der Kiesweg führt direkt auf die vordere Veranda zu, deren dunkles Holz im Wechsel unzähliger Jahreszeiten einen silbernen Schimmer angenommen hat. Die geschnitzten Säulen aus dem gleichen Holz, die bis zum Dachvorbau empor reichen sind unter einem dichten Netz aus Blauregen, Efeu und Goldregen nur noch zu erahnen, sehen kann man sie nicht mehr. Wenn man vom Weg auf die Veranda tritt, gelangt man direkt vor den Eingang des Hauses, eine Doppelflügeltür aus poliertem schwarzen Holz. Auf jedem Türflügel befindet sich ein eiserner Knauf, der einen Ring hält und gleichzeitig Anklopfer und Türgriff ist. Erst wenn man durch die Tür tritt, bemerkt man, dass die Wände des Hauses fast drei Fuß stark sind. Sie halten im Sommer die drückende Wärme fern und sperren im Winter die Kälte aus.



    Die Eingangshalle ist geräumig aber die Wände unverputzt, nichts behindert den Blick auf den hellen Stein, aus dem das Haus errichtet wurde. Truhen aus dunklem Holz stehen an den Wänden unter prächtigen Gobelins, die Szenen aus der Geschichte der Elben und den Legenden um die zwölf Mächte und ihre Archonen zeigen. An den Wänden sind geschwungene und verzierte Kerzenhalter aus Bronze zu sehen, Rankgewächsen gleich, die statt Blüten Kerzen tragen. Von der Eingangshalle geht gleich links die Treppe in das obere Stockwerk ab, weiter hinten führen zwei Türen in den nördlichen Anbau, wo sich mit Küche und Wäschekammer die Wirtschaftsräume befinden. Von der Küche führt eine Luke im Boden in einen kühlen, unterirdischen Vorratskeller.



    In der Küche selbst wird eine Wand von Herd und Ofen eingenommen. Mitten im Raum steht ein großer Eichentisch mit blank gescheuerter Platte, auf dem verschiedene Holzbretter neben dem Holzblock mit den Küchenmessern liegen. Direkt über dem Tisch, unter der Decke, hängen an einem stabilen Holzgitter Töpfe, Pfannen, Durchschläge und Kessel in verschiedenen Größen und Formen. Über einen Seilzug an der Wand kann dieses Gitter herab gelassen werden um an die Töpfe zu gelangen. An der gegenüberliegenden Wand befinden sich die Schränke für Vorräte, Küchengeräte und Geschirr. Direkt davor führt eine Bodenluke zu den Vorratskellern. Hier befinden sich in Fässern, Kisten und Regalen die Amphoren und Krüge, Säcke und Körbe, Tiegel und Töpfe, Gläser und Flaschen mit den Vorräten.


    Rechterhand führt am Ende der Eingangshalle ein Gang in den südlichen Anbau. Hier sind die Steinwände hinter einer hölzernen Vertäfelung mit kunstfertigen Schnitzereien von Pflanzen und Tieren verborgen. Wenn man den Gang zur Hälfte beschritten hat gelangt man durch eine große Flügeltür in den eigentlichen Anbau mit dem Hauptraum, der von einem großen Kamin an der Stirnseite beherrscht wird, der eine steinerne Einfassung mit kunstvollen Ranken-Ornamenten aufweist. In den Steinornamenten verborgen befindet sich ein geheimer Mechanismus, der bei Betätigung den Zugang zu einer Treppe freigibt, die in einen Raum unter den Kellern von Vinyamar führt, dessen Boden mit dem prächtigen Mosaik eines Wasserdrachens verziert ist. Wozu der Raum den Erbauern diente, ist unbekannt, doch jetzt dient er den Elben von Vinyamar als gut gesicherte Kammer zur Verwahrung jener Truhen in denen sich neben Arúens Brautgabe auch die Barschaft der Herrin von Vinyamar befindet. Und außer ihr und Niniane weiß auch niemand, wie der Mechanismus, der den Zugang freigibt, zu betätigen ist.


    Die Wände des großen Kaminzimmers sind hell verputzt, die dunklen Bodendielen poliert und fast die ganze Längswand zur Terrasse hin wird von großen, deckenhohen Sprossenfenster-Türen eingenommen, an denen sich schillernde Seiden-Vorhänge befinden, die im Wandel der Jahreszeiten wechseln: die Farben des Waldes im Frühjahr, im Sommer die sanften Farben von Mondlilien und Shenrahsternen und im Herbst und Winter ein dunkles Rot, in dem sich der Schimmer von Kupfer, Bronze und Gold fängt. Erhellt wird der ganze Raum im Winter von dem rötlich-goldenen Licht des Kaminfeuers und dem flackernden Licht mehrerer geschwungener, vielarmiger Kerzenleuchter die an den Wänden stehen und kleinen efeuumrankten Bäumen gleichen, in deren Blättern die Kerzen ruhen.

    An der Fensterseite des Raumes befindet sich ein Tisch aus Buchenholz mit sechs hohen Stühlen. Hier, in der Mitte des Tisches hat ein Geschenk Ninianes seinen Ehrenplatz gefunden: Ein hoher, schlanker Kelch aus rauchig-milchiger Jade, seine geschwungenen Henkel sind zwei Ranken nachgeahmt und ringsum ist er mit sieben elbischen Gesichtern aus glänzenden Edelsteinen verziert. Sieben Gesichter für die Sieben Großen Häuser der Shida'ya, jedes Gesicht trägt das Wappen eines der Elbenhäuser: den Adler der Mitarlyrs, den weißen Wolf Dúnes, die strahlende Sonne des Hauses Relavendis, Neumond und Falke der Ariens und so fort. Ein gestickter Wandteppich ziert die Wand gegenüber der Fenster und zeigt die Wappen aller großen Elbenhäuser. Vor dem Kamin befindet sich ein kleiner runder Tisch inmitten hoher Lehnsessel mit Kissen aus dunkelrotem Tuch.


    Folgt man dem Gang im Südflügel allerdings bis zu seinem Ende, gelangt man durch eine Tür in das Empfangs- und Speisezimmer. Halbhohe Schränke und Vitrinen stehen vor der Wand der Stirnseite und ein großer Tisch aus rötlichem Buchenholz ist in der Mitte des Raumes platziert, umgeben von hochlehnigen Stühlen aus dem gleichen Holz, die mit Schnitzereien verziert sind und sich lebhaft von den dunklen Bodenmosaiken aus Marmor und Granit abheben.



    Im oberen Stockwerk befinden sich das Bad, die Gästezimmer und neben dem Kinderzimmer und den Gemächern der Hausherrin auch das Schreibzimmer und das private Kaminzimmer mit einem ähnlich großen Kamin wie im Hauptraum im Untergeschoss. Dieses Kaminzimmer ist der Hausherrin, ihrer Familie und engen Freunden vorbehalten. Einfache Gäste werden nicht hier herauf geführt.


    Am Ende des Raumes befindet sich ein Kamin, dessen Sims und Einfassung wie aus lebenden Ranken wirkt, und doch von einem Meister der Steinmetzkunst aus hellgrauem Stein bearbeitet wurde. Vor dem Kamin befindet sich ein niedriger ovaler Tisch aus Wurzelholz um den sich Felle, Decken und Kissen in sanften Farben und aus verschiedenen weichen und edlen Stoffen gruppieren. Ein Tisch mit hochlehnigen Stühlen findet sich auch hier, und eine Schale aus fein ziseliertem Silber, in der immer frisches Obst liegt, steht in der Mitte des Tisches.


    Tritt man durch die Tür in die Gemächer der Hausherrin, fällt der Blick als erstes auf das Bett, das in der Mitte des Zimmers steht, rechts und links flankiert von großen Sprossenfenstern mit Blick auf Garten und Ildorel. Gefertigt aus einem fast schwarzen Holz, lassen das polierte Holz, die Schnitzereien und Intarsien aus Perlmutt und anderen Hölzern es wirken wie aus Blüten und Ranken geflochten. Aus den Ranken erwachsen vier gedrehte Pfosten nach oben, die im Sommer vanillefarbene Gazeschleier gegen die Stechmücken halten. Ein Paravent versperrt den Blick auf Ankleidezimmer und Bad, und seine blattförmigen Einfassungen, Schnitzereien und Einlegearbeiten, die die Ranken und Blüten lebendig wirken lassen sind Meisterwerke der Schnitzkunst.

    Auf dem Bett liegen bestickte und gesteppte Decken und Kissen aus edlen Stoffen in kräftigen aber gedeckten Farben, die wie Blüten auf der weißen Bettwäsche fast zu leuchten scheinen. Nicht, dass die Elbin wirklich des Schlafes bedürfte, doch auch zu den wenigen Stunden meditativer Ruhe zieht sie sich hierher zurück. Ein großes, gesticktes Bild über dem Bett zeigt die weißen Mauern und Türme Lomirions und wird von zwei bronzenen Kerzenwandhaltern flankiert, die in ihrer Erscheinung rankenden Lilien gleichen in deren Blütenkelchen die Kerzen ihren Platz gefunden haben.

    In den Fensternischen, die im Sommer von hellen Musselinschleiern und im Winter von dunkelgrünen Vorhängen aus weichem Tuch flankiert werden, stehen Vasen und Schalen mit duftenden Blumen, die an die Wiesen im Grünen Tal von Erryn und die Täler der Mondsichel erinnern. Und dazwischen vielarmige Kerzenleuchter, die bei Bedarf ein warmes, goldenes Licht spenden.

    Vor dem Kamin liegen Felle, Teppiche, Decken und Kissen in sanften Farben aus unterschiedlichen, edlen Stoffen neben einem kleinen niedrigen Tisch und gegenüber der großen rundgeschwungenen Lehnsessel mit Bezügen und Polstern aus dunkelrotem Samt. Auf dem Tisch befindet sich ein silbernes Tablett mit fein ziselierten Kelchen und einer Karaffe in der sich immer frisches Wasser befindet, sowie daneben eine Schüssel mit Obst, Haferkeksen oder anderem Kleingebäck.



    Eine weitere Tür führt von den Gemächern in das Kinderzimmer. Die Wiege ist längst von einem runden Kinderbett aus dunklem Holz abgelöst worden, das aussieht als habe jemand das Blatt einer Seerose zwischen vier umrankte Pfosten gehängt. Die Kleidung Rialinns findet ihren Platz in einem halbhohen Schrank, dessen Türen mit Einlegearbeiten aus hellem Holz verziert sind. Decken, Windeln und reines Linnen finden sich in einer Truhe mit bronzenen Beschlägen aus dem gleichen Holz. Leuchtend bunte Lilien in Schalen und flachen Töpfen aus schlichtem, rotem Steinzeug haben ihre Plätze auf den breiten Bänken vor dem Fenster gefunden und Leinenvorhänge davor fangen das helle Licht des Sommers.



    Das Schreibzimmer weiter den Flur im Obergeschoss hinunter wird von den Regalen aus Buchenholz beherrscht, in denen sich Bücher, Schriftrollen, Pergamente drängen. Dicke Folianten in ebenso dickem Leder liegen neben säuberlich zusammengerollten Pergamenten, die mit roten und schwarzen Schnüren zusammen gebunden sind. Die unterschiedlichsten Runen und Schriftzeichen finden sich auf den Bücherrücken und zeugen davon, dass die Hausherrin mehr als nur die Schriften des Shidar und der Gemeinsprache beherrscht. Unter dem Fenster steht ein großer Schreibtisch aus Wurzelholz in den runden, geschwungenen Formen wie sie für Elben so typisch sind. In seinen Laden finden sich Pergamente, Tintenfässchen und Federn zum Schreiben und ein Schälchen Löschsand. Eine Öllampe in der Fensternische spendet Licht in den dunklen Stunden des Tages, und in einer der Fensternischen steht die Glasskulptur eines Adlers mit gespreizten Schwingen, die Arúen einst auf dem Markt des Shenrahfestes erwarb.



    Eine schmale Stiege am Ende des Flures führt noch weiter nach oben auf den Dachboden wo im Herbst und Winter die Wäsche getrocknet wird. Der Dachboden dient zum Teil als Abstellkammer für ausgediente Möbelstücke. Doch über dem südlichen Flügel hat Arúen sich ein Botanikum eingerichtet, in dem sie ihre Kräuter und die Samen der Blumen aus dem Garten trocknen und aufbewahren kann. Die Bodendielen sind geglättet und geschrubbt, die Wände zwischen den Dachsparren mit Holz verkleidet. Große, mit ungebleichter Gaze bespannte Trockengestelle stehen an der einen Wand, an den massiven Dachbalken wartet eine Hakenreihe auf die zu trocknenden Kräuterbüschel und auf der gegenüber liegenden Wand stehen offene Regale mit durchlöcherten Böden, damit die Luft besser zirkuliert. Auf einem Tisch in der Mitte finden sich Mörser und Stößel, Mischgefäße und Löffel und ein Korb mit kleinen Leinensäckchen. Und wenn die erste Ernte der Kräuter ansteht, werden Rosmarin und Lavendel, Dost, Fenchel, Kamille und ihre Verwandten den Raum wieder in ihr unverwechselbares Aroma hüllen.




    Wenn man nördlich um das Haus herum geht, vorbei an Obststräuchern, die zwischen Wegen im Gras und wuchernden Blume ihren Platz haben, gelangt man durch den Kräutergarten und die Gemüsebeete an ein weiteres Gebäude. Dieses Haus ist ebenso wie das Haupthaus von Efeu und blühenden Kletterpflanzen überwuchert. Es grenzt direkt an das Pferdegatter und beherbergt neben den Boxen der Pferde zu ebener Erde im oberen Stockwerk die Vorräte an Heu und Stroh. Direkt daneben befindet sich ein Anbau, in dem sich das neu errichtete Schlachthaus und eine Räucherkammer befinden. Sowie die Ställe für das Kleinvieh, das auf Vinyamar zur Selbstversorgung gehalten wird. Im Schatten dieses Gebäudes befindet sich eine feste Remise, in der sich die Fuhrwerke und Heuwagen befinden.



    Der Stall von Vinyamar ist besser gebaut als manche Häuser, die in Talyra stehen. Boden und Wände sind aus Stein, das Dach ist aus festen Schindeln gefügt, geschnitzte Holzsäulen tragen den sauber gefegten Mittelgang und jede Box hat ein Glasfenster, einige außerdem eine teilbare Boxentür hinaus auf die Koppel. Durch die Fenster der einzelnen Boxen dringt genug Licht und Luft herein, um es im Inneren nicht düster, einengend oder bedrückend wirken zu lassen. Die Strahlen der Sonne dringen bei gutem Wetter mit langen, goldenen Fingern durch die Fenster und geöffneten, zweigeteilten Boxentüren und lassen die in der Luft tanzenden Staubkörnchen wie Goldstaub glitzern. Es riecht nach Heu und Stroh, nach großen, warmen Pferdeleibern, und aus der offenen Tür der Sattelkammer dringt der Geruch von Leder.


    Der Platz zwischen den beiden Flügeln des Haupthauses ist sorgfältig mit hellen Steinen gepflastert und wird des Sommers von weißen Sonnensegeln beschirmt. An ihn schließt sich eine mit Blumen übersäte Wiese an, die sanft bis zur Mauer an der Grundstücksgrenze abfällt. Dort findet sich auch eine hölzerne Mannpforte in der mit purpurnen Bougainvilleas überwachsenen Mauer, durch die man direkt an den Strand des Ildorel gelangen kann