Der Westflügel der Steinfaust

  • Im Westflügel des Bergfrieds der Steinfaust liegen die Privatgemächer des Lord Commanders und seiner Familie. Der gemeinhin schlicht als "Westflügel" bezeichnete Trakt der Burg befindet sich direkt über der Großen Halle der Festung und erstreckt sich über zwei Stockwerke; außerdem verfügt er über einen niedrigen und eher zur Zier, als zur Wehr gedachten, achteckigen Turm, einen nach Norden gelegenen Balkon und einen hochgelegenen, ummauerten Garten zwischen dem Westflügel und dem Ost-Trakt des Bergfrieds.


    Der Eingang besteht aus einer zweiflügeligen Tür aus eisenbeschlagener Steineiche. In der Mitte jedes Türflügels prangt ein eiserner Anklopfer in Form eines Löwenhauptes und hinter ihnen liegt ein Vorraum, dessen Wände halbhoch mit Kassetten aus Steineichenholz verkleidet und darüber mit eisernen Haken in geschwungenen Formen für Umhänge oder Mäntel versehen sind. Über den Haken befinden sich Wandborde und Ablagen, die sich mit durchbrochenen Laternen aus dunkler Bronze abwechseln. An den Längswänden stehen je zwei Bänke aus dunklerem Holz, die mit weichen Lammfellen und Kissen ausgelegt sind. An der kurzen Westwand ist ein tief gesetztes, kleines Fenster, das über das Larisgrün westlich der Stadt hinausblickt, an der gegenüberliegenden Wand des Vorraums findet sich ein begehbarer Schrank, in welchem Kleidung und Schuhwerk der Westflügel-Bewohner Platz findet. An der Wand gegenüber dem Eingang ist eine weitere Tür aus hellem, mit Intarsien verziertem Steineichenholz.



    Die Große Halle des Westflügels


    Hinter dem Vorraum gelangt man in die Halle des Westflügels, die eine perfekte Nachbildung der Großen Halle der Steinfaust unter ihr darstellt – abgesehen von der Tatsache, dass sie deutlich kleiner ist und ihre acht Säulen sowie die hohe Gewölbedecke nicht aus Stein, sondern aus Steineichenholz bestehen. Die Kapitelle der massiven, mit ineinander verschlungenen Schnitzereien verzierten Säulen gehen nahtlos in die Hammerbalkenkonstruktion des offenen Dachgebälks über, die ebenfalls über und über mit rankenden Mustern, geschnitzten magischen Wesen und Tieren versehen ist. Der Boden der Halle ist mit hellen Natursteinplatten ausgelegt, die zwischen den Säulen und vor den beiden Kaminen mit dicken azurianischen Teppichen in warmen Rost- und Bronzetönen bedeckt sind. Durch mehrere, tief gesetzte, hohe Bogenfenster mit spitzen Bögen an der westlichen Längsseite der Halle fällt genug Licht ein, so dass der Raum trotz der Säulen mit ihren Schnitzereien und dem Gebälk des Daches immer hell und offen wirkt.


    Die Halle hat schon wegen ihrer Größe zwei imposante Kamine, einen sehr breiten in der Wand der Stirnseite gegenüber dem Eingang, und einen etwas Kleineren an der rechten Längswand. Beide Kamine besitzen verschwenderisch üppig gestaltete Rahmen aus hellem Stein und spiegeln in ihren Verzierungen die Schnitzereien der Säulen und Dachbalken wieder; Ranken und Rosen, Weinlaub, Seharim, Magische und Älteste Wesen, springenden Hirsche, Feen, Kobolde und allerlei Getier - ein wenig skurril und absonderlich im Detail, vor allem da die Kobolde mit den merkwürdigsten Dingen beschäftigt sind -, aber durchaus schön anzusehen.


    Alle Möbelstücke der Halle sind aus demselben, fein gemaserten, goldbraun schimmernden Holz: hohe Kassettenschränke flankieren zu beiden Seiten die Eingangstür und stehen - in etwas schmälerer Ausführung - sowohl links und rechts des Kamins an der Längswand als auch an der gegenüberliegenden Hallenseite zwischen den Fenstern. Vor dem Kamin an der Stirnseite der Halle findet sich eine lange, imposante Tafel mit passenden, hochlehnigen Stühlen, die Platz für gut ein Dutzend Leute bieten. Einziger Schmuck dieses Tisches sind zwei Kerzenlüster aus Hirschgeweihstangen, deren Enden zu samtigem Elfenbeinglanz poliert wurden. Die tiefen Fensterbänke sind alle mit weichen Lammfellen in warmen, hellen und dunklen Brauntönen und mit azurianischen Kissen ausgelegt, und an den Wänden finden sich neben durchbrochenen Bronzelaternen, die warmes Licht spenden, wenn sie entzündet sind, auch einige Waffen und Schilde als Schmuck: zwei zueinander passende elbische Caid'Loathes mit Griffen und Scheiden aus Ebenholz, die mit Einlagen aus Mondsilber verziert sind, ein azurianischer Talwar mit einem Griff aus grüner Jade oder eine eindeutig nordische Axt, deren schweres Blatt und langer Stiel mit normandischen Ornamenten versehen sind. Der Raum lässt es dank der Teppiche in ihren satten, warmen Farben, der Holzmöbel und weichen Pelze zwar nicht an Behaglichkeit fehlen, strahlt jedoch mit voller Absicht etwas formelles, halboffizielles aus und weniger Intimität - wenn man so will. Seit dem Sommer des Jahres 518 FZ nutzen die Tarascons die Halle wieder in ihrem ursprünglichen Sinn: als Empfangshalle für kleinere Gesandtschaften oder hochrangige Gäste der Stadt, die in der Großen Halle der Festung zu verloren wirken würden, für halb- oder inoffizielle Besuche oder schlicht für Besucher Talyras, denen man ein besonders warmes, persönlicheres Willkommen bereiten will - aber auch für festliche Anlässe im Kreis aller Steinfaustoffiziere oder so vieler Freunde, dass die rein privaten Räumlichkeiten der Familie einfach nicht genügend Platz bieten würden. An der Stirnseite der Halle, ein ganzes Stück links neben dem Großen Kamin, geht eine weitere Tür ab, an der rechten Längswand der Halle zu beiden Seiten des Kamins befinden sich ebenfalls zwei Türen, welche in die angrenzenden Räume des Westflügels führen.



    Die Privatgemächer des Westflügels


    Die Tür an der Stirnseite der großen Kaminhalle führt über eine kurze Steintreppe, von der links und rechts zwei Türen in kleine Kammern abgehen, in denen Wäsche, Decken, Felle und Winterkleidung aufbewahrt werden, hinauf ins Jagdzimmer, so benannt wegen der Malereien an seiner hohen, gekreuzten Gewölbedecke, die Jagdszenen auf Hirsche, Branbüffel, Schwarzwild, Bären und Wölfe im talyrischen Umland in zarten Farben zeigen. Die Wände dieses Raums sind halbhoch mit Holz verkleidet, die Rahmen aller tief gesetzten Fenster – eines an der Nordseite, eines im Erker der Südseite, zwei an der westlichen Längswand – sind verschwenderisch mit Schnitzereien verziert, die vornehmlich Blattornamente und Ranken aufweisen und ihre bleigefassten Butzenscheiben sind in der Mitte mit Einlegearbeiten aus Bernstein geschmückt. Auch hier sind die Fensternischen so breit, dass man bequem in ihnen sitzen kann - mit Kissen und Pelzen ist allerdings nur die Fensterbank im Norderker ausgelegt, in allen anderen stehen blühende Pflanzen in glasierten Tongefäßen. An den Wänden finden sich neben Wandborden, die etwa zwei Dutzend kostbare Bücher jeder Form und Größe beherbergen, halbhohe Kassettenschränke und Kommoden mit zierlichen, schmiedeeisernen Beschlägen, ein Webstuhl und ein Nähschrank, vor dem Nordfenster auch ein Schreibtisch mit einem Armlehnstuhl. Die dunklen Bodendielen werden von einem azurianischen Nainteppich in gedämpften Grün-, Braun- und Beigetönen bedeckt und links neben dem Kamin befindet sich ein Durchgang zum nächsten Raum.


    Das Kaminzimmer des Westflügels besitzt einen ungewöhnlichen Schnitt: während seine Nordseite mit einem der beiden Kamine – daher auch der Name - in ihrer Mitte und den beiden hohen Türen hinaus auf den steinernen Balkon zwei rechtwinklige Ecken besitzt, ist seine Nordseite mit dem zweiten Kamin des Raumes abgerundet. Hier sind die mächtigen Steinwände nicht mit Holz vertäfelt, sondern verputzt und bis etwa eine Handbreit unter die hohe Kreuzgewölbedecke in einem satten, gedämpften Orange gestrichen, was dem hohen, recht großen Gemach schon allein durch seine Farbe viel Wärme verleiht. Die dunklen Bodendielen werden von einem einzigen azurianischen Kermanteppich in Rost-, Beige- und Sandtönen bedeckt. In der abgerundeten Hälfte des Raums stehen niedrige, doch ausladende südländische Diwane, bezogen mit rotbraunem Kamelleder und belegt mit weichen, hellen Pelzen um einen kniehohen Tisch mit nach innen gebogenen Füßen und Intarsien aus Elfenbein. An den Wänden bieten Holztruhen und geflochtene Schließkörbe Platz für die Utensilien des Alltags, und auf dem breiten Kaminbord steht neben Zierrat wie mit Silber beschlagenen Kästchen und Kerzenhaltern ein kostbares Spiel der Könige aus Ebenholz, Elfenbein und Perlmutt. Kunstvoll bemalte, helle Kharsifziegel schmücken hier die Wände, dazu einige Holz- und Knochenschnitzereien, die eindeutig aus der Hand des Hausherren selbst stammen, etwa ein Büffelschädel, dessen bleiche Knochen über und über mit durchbrochenen Mustern verziert wurde. Links und rechts des Kamins an der Nordwand dieses Gemachs führen zwei hohe Sprossentüren mit bleigefassten Butzenscheiben hinaus auf einen breiten, halbrunden, steinernen Balkon, der auf die Rundstraße entlang der Stadtmauern zum Verder Tor und weit über das Larisgrün hinausblickt. Hier finden sich lasierte Pflanzkübel und geflochtene Weidenkörbe jeder Form und Größe, in denen im Frühjahr, Sommer und Herbst Waldreben und Storchschnäbel, Drillingsblumen, Lilien, hängende Wunderblumen oder Seharimfanfaren zwischen allerlei wohlduftenden Kräutern blühen und gedeihen. In einem sehr großen Kübel, der aus einem alten, halbierten Weinfass besteht, wächst ein beinahe mannshoher Rosenlorbeer. Ein schlichter Tisch mit Bänken und Stühlen aus von Alter und Witterung grau-silbern gebleichtem Lärchenholz stehen vor der offenen Feuerstelle an der Rückseite des Kamins.


    Der Durchgang in den nächsten Raum führt vom Kamin- ins Esszimmer des Westflügels. Hier findet sich kein Teppich auf den dunklen Dielen und die Wände sind wieder halbhoch mit schlichten, quadratischen Kassetten aus Steineichenholz verkleidet, die jedoch ebenso dunkel lasiert wurden, wie der Boden. Im oberen, recht quadratisch geschnittenen Teil des Raums finden sich an den Wänden Schränke und Kommoden, in denen Steingut, kostbare Glaswaren, Geschirr, Kelche, Tafelsilber, Tischwäsche und ähnliches aufbewahrt werden, der größte Teil des Raumes wird jedoch von einer langen, breiten Tafel eingenommen. Eine Anrichte gegenüber dem Kamin, Truhen unter den Fenstern und ein paar Wandborde vervollständigen die Einrichtung. Auch hier stehen in den tiefen Fensternischen Pflanzen in hellen Tontöpfen oder Kerzenständer aus gedrehtem Holz und Silber. Alle Möbel dieses Raums sind aus massiver Pinie und in herzländischem Stil mit klaren Linien, geriffelten Fronten und kräftigen Formen gehalten und die einzigen des Westflügels - abgesehen von den eindeutig azurianischen Stücken und den Möbeln der Küche - die Olyvar von Tarascon nicht selbst getischlert hat. Sie bilden einen wundervollen Kontrast zu den dunklen Wänden und Dielen, und stammen allesamt aus der Schreinerei Wulfor & Söhne. Einziger Schmuck des Tisches ist ein massives Stück dunklen Wurzelholzes, das in seiner natürlichen Form belassen wurde und von der Hausherrin je nach Anlass mit Mittwintergrün, Nüssen und Tannenzapfen, Moos und Frühlingsblumen, Herbstlaub und Kastanien oder ähnlichem dekoriert werden kann – nur Halterungen für dicke Stumpenkerzen wurden darauf angebracht.


    Im Süderker des Esszimmers führt eine steinerne Treppe hinab in einen Gang, welcher rechterhand in die Große Halle des Westflügels zurückführt und linkerhand zur Küche. An der gegenüberliegenden Wand dieses Ganges finden sich drei weitere Türen und die Nordtreppe hinauf in den Turm. Am östlichen Ende des Gangs liegt eine weitere Treppe, die erst scheinbar endlos in die Tiefe führt und dort dann vermeintlich ziemlich abrupt im Nirgendwo endet. Kennt man den geheimen Mechanismus und betätigt ihn, öffnet sich allerdings eine Geheimtür, die den Zugang zu einem ebenso geheimen Tunnel preisgibt, der tief unter der Erde bis weit ins Larisgrün hinein reicht. Geheimtür und Tunnel sind nur dem Lord Commander, seiner Familie und einigen wenigen Auserwählten bekannt.


    Die Küche des Westflügels ist ein höhlenartiger, rechteckiger Raum mit rauen, unverputzten Steinwänden, einem Boden aus lasierten Natursteinfliesen und zwei hohen Sprossenfenstern an der Nordseite, die auf ein Eck des ummauerten Gartens hinausblicken. An der schmalen Ostwand ist zudem eine eisenbeschlagene Tür, die über eine Holzstiege in den Garten führt. An der gegenüberliegenden Innenwand befinden sich zwei angrenzende, fensterlose Vorratskammern, von denen die hintere mit einer gewaltigen Eichentruhe ausgestattet ist, deren Innenwände vollständig mit fingerdicken Platten aus milchweißem, von gräulichen Adern durchzogenen Kenenor ausgekleidet wurden, um ihr Inneres beständig kalt zu halten. Auf den Wandborden und in den Regalen, mit welchen die Vorratskammern darüber hinaus versehen sind, lagern in Säcken und Schließkörben, Kisten, Krügen, Schalen und fest verschließbaren Tongefäßen Vorräte wie Gewürze, Mehl, Korn, getrocknete Linsen, Dörrobst, Honig und allerlei Eingemachtes, kostbarer Zucker von den Sommerinseln, Cofea und Cocoa, Teekräuter, Reis, Korn, getrocknete Pilze und vieles mehr. Unter den Fenstern an der Nordseite der Küche ist eine lange Anrichte mit einem Spülstein und einer Handpumpe, die aus einer Regenwasserzisterne im Garten Wasser fördert; die Südwand, in welcher mittig der Eingang zur Küche liegt, wird rechts davon beinahe vollkommen von einer offenen, ummauerten Feuerstelle mit einem kupfernen Rauchabzug darüber und einem Holzherd mit gusseiserner Ofenplatte, Wasserschiff und Backröhre eingenommen. Zwischen Herd und Feuerstelle ist fein säuberlich Brennholz aufgestapelt und eine Kiste mit Kienspänen und Zunder hat hier ihren Platz. In der Mitte der Küche steht ein langer, robuster Arbeits- und Esstisch, flankiert von zwei Bänken; über ihm baumeln von einem schmiedeeisernen Gestell allerlei Kupfertöpfe, Kessel, Pfannen, Bräter und sonstige Kochgerätschaften, daneben geflochtene Zwiebel- und Knoblauchzöpfe oder getrocknete Kräuterbündel. An den übrigen Wänden finden sich Kabinett-Schränke aus hellem Holz mit Läden und Auszügen, Tellerborden, Gewürzfächern und Schütten oder geflochtenen Weidenkörben, die perfekt in die dafür vorgesehenen Aussparungen passen, alle aus demselben, robusten, honigfarbenen Holz, das gut zum hellen, grauen Stein der Wände passt und im gleichen herzländischen Stil wie die Einrichtung des Esszimmers gehalten ist, nur dunkler. Auch die Küchenmöbel stammen samt und sonders aus der Schreinerei Wulfor & Söhne.


    Vom Gang südlich der Küche gehen drei Türen und eine Treppe ab. Die beiden schmalen Türen links und rechts der steinernen Stufen, welche ins Turmgemach hinaufführen, sind Zugänge zu kleinen, fensterlosen Lagerräumen, die mehr begehbaren Wandschränken ähneln. Die östlichste Tür nahezu am Ende des Ganges führt jedoch in eines der beiden größeren Gastgemächer des Westflügels.


    Über die Steintreppe gelangt man hinauf ins Turmzimmer, dem Schlafgemach Olyvars und Ællas von Tarascon. Der Rundturm des Westflügels ist zwar sehr viel niedriger als der Branturm, in dessen Schatten der aufragt, doch er liegt um einiges höher als die übrigen Räume dieses Trakts des Bergfrieds. Das Turmzimmer besitzt sowohl an der Nordseite als auch nach Süden hin einen Zugang und darüber hinaus fünf hohe Fenster und einen breiten, offenen Kamin mit einem wuchtigen Sims und ebensolchen Rahmen, der in Form einer Vielzahl ineinander verschlungener magischer und sonderbarer Wesen gestaltet ist: Drachenleiber und Sphingen, Phönixe und Einhörner, Windpferde, Lindwürmer, Irrlichter, Basilisken und Mantikora, ganze Schwärme winziger Lytlingwhíds, Gischtrösser und Mondwölfe. Über dem Kamin hängt ein seidener Wandteppich, der das Wappen Tarascons zeigt, einen springenden, silberweißen Hirsch auf tiefblauem Grund. Zwischen den Fenstern stehen Kommoden und schmale Schränke an den steinernen Wänden, und in der Mitte des achteckigen Raumes hat ein schlichtes, breites Bett mit hohen, geschnitzten Pfosten seinen Platz. An den Wänden sind zudem Halterungen für Waffen und Schilde angebracht, und einer der Schränke wird von zwei mannshohen Holzständern flankiert, die Olyvars Plattenrüstung aus indigoblau und rauchgrau emailliertem Wyrmstahl oder die leichtere Leder- und Kettenrüstung des Lord Commanders tragen, wenn er nicht eine von beiden trägt. Auch hier ist der Boden aus dunklen Holzdielen, bedeckt mit samtweichen Wolfspelzen und einem großen, silbergrauen Fell vor dem Kamin, die hohe Decke des Turmgemachs jedoch reicht bis hinauf unter das Dach, wo das offene verstrebte Gebälk dort mit Schnitzereien geschmückt ist, die denen das Kamins gleichen. Neben dem Bett steht die alte, geschnitzte tarasconsche Wiege bereit, ausgekleidet mit weichen, geschorenen Lammfellen.


    Im südlichen der beiden Gänge, welche von der Großen Halle abgehen, finden sich neben zwei weiteren Lagerräumen links und rechts des dortigen Aufgangs zum Turmgemach, die übrigen Räume des Westflügels: das Zimmer von Olyvars Knappen, das zur Zeit von Brenainn Blutaxt bewohnt wird, ein weiteres Kinderzimmer und die Räume Njálls, Connavars und Fianryns. Am Ende dieses Ganges ist eine Holztür mit Eisenbeschlägen und einem runden, bleigefasstes Bernsteinglasfenster, die zu einer überdachten, holzgeschnitzten Laube führt, die auf einem allseits ummauerten, grünen Burggarten blickt. Die Laube ist klein, hängt wie ein Bienennest am Mauerwerk und ihre wundervollen Schnitzereien sind zu zwei Dritteln umrankt von Blauregen. An der linken Seite der Laube lässt sich eine Wand öffnen und eine lange, von Witterung und Alter verblichene Holzstiege mit Handlauf geht in den ummauerten Garten hinab.


    Das Knappenzimmer des Westflügels liegt zu Beginn des Ganges neben der Großen Halle; es ist quadratisch geschnitten und verfügt über ein tief gesetztes Fenster, das nach Süden hin auf den Inneren Zwinger der Steinfaust hinausblickt. Die dunklen Bodendielen werden von hellen Flickenteppichen bedeckt und die Einrichtung ist schlicht, doch gemütlich: es gibt ein Bett, einen Nachttisch, ein Schrank und eine Truhe aus honigfarbenem Holz mit eisernen Beschlägen, einen kleinen Tisch unter dem Fenster und Haken und Borde an den Wänden; dazu Halterungen für Schild und Schwert, sowie einen Ständer für eine Rüstung.


    Rechts neben dem Knappenzimmer ist ein Kinderzimmer für den jüngsten Nachwuchs der Tarascons eingerichtet worden. Hier bedecken weiche Lammfelle und helle, bunte Flickenteppiche den dunklen Holzboden, die Truhen, das Kinderbett und die Kommoden sind aus hellem Holz und die Wände über den Holzvertäfelungen verputzt und darüber mit bunten Malereien in sanften Farben verziert: zart schillernde Feen und grinsende Kobolde, Perledur von Caerleon in glänzender Rüstung auf seinem weißen Pferd, dreizehn Zwerge auf fetten Ponies, die durch liebliche, grüne Hügellande reiten, die Dheremaja, die mit geblähten Segeln schwerelos durch ein Meer von Wolken am Himmel gleitet, einen riesenhaften Baum, umflogen von lächerlich klein aussehenden Drachen, ein verwunschenes Schloss, überwuchert von blühenden Rosen und noch andere Szenen und Gestalten aus der Welt immerländischer Sagen, Märchen und Legenden.


    Njàlls Raum liegt auf der anderen Seite des Kinderzimmers und hat ein dunkler Boden mit bunten Flickenteppichen, halbhoch mit Holz verkleidete Wände, die darüber sandfarben gestrichen wurden und dazu helle Möbel. Die Einrichtung besteht im Wesentlichen aus einem Bett samt Nachttisch, einer Kleidertruhe am Fuß des Bettes und einem Kassettenschrank. Dazu gibt es hier allerdings noch allerlei Kisten und Körbe, in denen eigentlich das bunte Sammelsurium an Spielzeug und Krimskrams aufbewahrt werden sollte, das Njáll sein Eigen nennt: Stock-und-Ball, ein Peitschenkreisel, Glasmurmeln, kleine Tiere aus Kastanien, Wollbäuschen und anderen Nüssen, bemalte Holzritter, ein Satz Diamantrückenkarten, von denen jedoch ein Drittel fehlt, Pétanque-Kugeln, Knochenwürfel (zu denen es irgendwo auch einen Lederbecher gibt), Holzschwerter, kleine Tonpfeifen in Form fetter Vögel oder lustiger Schnecken, und derlei mehr. Für gewöhnlich ist all das jedoch nicht in den dafür gedachten Behältnissen, sondern kreuz und quer im Raum verstreut, wahlweise unauffindbar oder in einem Zustand kosmischer Auflösung begriffen. Dazu gesellen sich noch allerlei andere für einen halbwüchsigen Jungen furchtbar wichtige Dinge wie mumifizierte Frösche, leere Vogelnester, mehrere Schleudern jeder Form und Größe, Schneckenhäuser, angefangenes Schnitzwerk in jedem Stadium der Nicht-Vollendung und ähnliches.


    Connavars Zimmer liegt zwischen dem Njálls und dem Raum seiner Zwillingsschwester Fianryn. Wie alle Räume dieser Flucht besitzt auch seines ein Südfenster, das über den Inneren Zwinger der Steinfaust hinwegblickt, dunkle Bodendielen und zur Hälfte mit Steineiche verkleidete Wände. Die Decken sind hoch, verputzt und hell-sandfarben getüncht, besitzen jedoch kein Kreuzgewölbe, nur ab und an sichtbare, wuchtige Balken. Die Möbel in Connavars Zimmer vereinen ebenso wie die im Raum seiner Schwester elbisch geschwungene Linien mit klaren, kräftigen Formen und sind – auf den Wunsch der Kinder hin – ebenso dunkel lasiert wie die Bodendielen, ihre schlichten, eleganten Griffe und Beschläge aus poliertem Horn und versilbertem Metall. Die Einrichtung besteht aus einem breiten Bett mit mannshohen, gedrehten Pfosten, einer Kleidertruhe mit Silberbeschlägen und einem Kassettenschrank mit hellen Intarsien. Vor dem Fenster findet sich zudem ein Tisch mit zwei Stühlen. Die Wände zieren in eigens dafür angebrachten Halterungen gut ein Dutzend Dolche und noch einmal so viele Wurfdolche jedweder Machart, Form und Größe – ein ildorischer Hirschfänger neben einem nordischen Langmesser, elbische Caid'Loathes mit einfachen, aber wunderschön polierten Holzgriffen und Scheiden, mehrere Scheibendolche, ein azurianischer Krummdolch mit wundervollen Verzierungen und – seit Connavars vier-und-zehntem Namenstag – zwei zueinander passende Khukuris der Tharndrakhi der östlichen Steppen mit Silberbeschlägen auf ihren dunklen Lederscheiden. Auf einem Rüstungsständer in der Ecke zwischen Kamin und Tür kann außerdem eine leichte, beschlagene Lederrüstung aufbewahrt werden.


    Fianryns Gemach am Ende des Ganges besitzt zwei Fenster, eines nach Süden zum Inneren Zwinger hin, eines nach Osten, das über den grünen Burghof hinwegblickt und in den halbrunden Erker hineingebaut ist. Bis auf den anderen Grundriss gleicht ihr Raum dem ihres Bruders: mit Holz vertäfelte Wände, dunkle Holzdielen, sandfarben gestrichene Decken mit teilweise sichtbaren Balken und dunkle, halb elbische, halb herzländische Möbelstücke. Ihr Bett besitzt jedoch Baldachine aus leichtem, rostrotem Gazestoff, die tiefgesetzten Fensternischen sind mit weichen Kissen und Pelzen ausgelegt und auf den Wandborden und Kommoden finden sich weit mehr Dinge einfach nur um ihrer Schönheit willen, als bei ihrem Bruder – eine Kaurimuschelschale, Kerzenständer aus poliertem Horn, Schmuckschatullen aus Rosenholz mit wundervollen Perlmuttintarsien, von ihr selbst gegerbte Felle kleinerer Beutetiere, eine kleine Anukisstatuette aus grüner Jade und derlei mehr. An der Wand ist eine Halterung für einen Bogen, und ein Köcher mit Pfeilen steht stets am Fußende des Bettes bereit. Auf einem Rüstungsständer in der Ecke zwischen Kamin und Tür kann außerdem eine leichte, beschlagene Lederrüstung aufbewahrt werden, die der ihres Bruders sehr ähnelt, aber natürlich an ihre weiblichen Formen und zudem an die Bedürfnisse einer Bogenschützin angepasst ist.


    Die beiden Gastgemächer des Westflügels liegen östlich unterhalb des Turms und blicken auf den ummauerten Garten hinaus. Eines kann vom oberen Gang östlich der Halle erreicht werden, das andere vom unteren Gang aus. Beide sind schlicht, doch elegant und wohnlich eingerichtet: weiche, helle Wollteppiche und flauschige Lammfelle bedecken die dunklen Bodendielen, die Wände sind halbhoch mit Holz vertäfelt, darüber weiß verputzt und von einigen verblichenen Wandfresken geschmückt. Jeweils ein Bett mit halbhoch geschnitzten Pfosten, je eine Kommode und ein Wäscheschrank aus warmem, rötlichem Holz, je ein Waschtisch und je zwei geflochtene Korbtruhen aus verschiedenfarbigen Gräsern vervollständigen ihre Einrichtung.


    Der mehr oder weniger quadratisch geschnittene Burggarten liegt zwischen dem West- und Ostflügel, den beiden Trakten des Bergfrieds. Er ist nicht sehr groß, aber auch alles andere als klein. Lange Zeit kaum mehr als eine mit Gras bewachsene Fläche, der ein paar alte, ungepflegte Obstbäume Schatten spendeten, hat sich der ummauerte Hof des Westflügels im Lauf der Jahre 518 und 519 in einen über und über grünenden und blühenden Garten verwandelt. In die obere Nordwestecke wurde eine rankende Kinsbror-Rose gepflanzt, die sich fleißig daran macht, die steinernen Mauern zu erklimmen, nördlich der Küche wurden Kräuter- und Gemüsebeete angelegt, fein säuberlich durch einen Zaun aus geflochtenen Weidenruten vom übrigen Garten getrennt. Entlang aller übrigen Mauern wurden Sträucher, vielfarbige Gräser, dazwischen Rotbeer- und Sonnenbeerensträucher sowie Blumen aller Art gepflanzt, die Himbeeren winden sich nun um zierliche Spaliere, in einem alten Holzbottich, der mit Wasser gefüllt wurde, blüht eine Seerose und an sämtlichen Erkern und Vorsprüngen wurden weitere Beete angelegt, die sich im Frühjahr, Sommer und Herbst zu duftender Pracht entfalten. Am Fuß der Holztreppe hinauf zur Küche wurden außerdem ein gepflasterter Freisitz um eine Feuerstelle geschaffen.

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